Von Suura 67 Das Königreich – Suura 77 Die Entsandten
Einführung zu Suura 67
Vierzehn Fünfzehntel des Qur'an sind jetzt abgeschlossen, und wir sind Schritt für Schritt der Entwicklung seiner Gedankengänge zum Aufbau der Umma oder Bruderschaft des Islam gefolgt.
Hier gibt es eine logische Unterbrechung. Das verbleibende Fünfzehntel besteht aus kurzen, spirituellen lyrischen Texten, größtenteils aus der makkanischen Zeit, in denen es in erster Linie um das innere Leben des Menschen geht und um seine individuellen Aspekte. Sie können ungefähr mit den Psalmen oder Hymnen in anderen religiösen Schriften verglichen werden. Aber diese kurzen Suuras enthalten eine ganz eigene Schönheit, Erhabenheit, mystische Bedeutung und eine starke Ernsthaftigkeit, wie sie auch der Zeit der Verfolgung entspricht. Mit ihrem Ursprung in den höchsten Himmelsregionen dringt ihr Licht in die finstersten Tiefen des Lebens ein, in die konkreten Fakten, die oft für die ganze Realität gehalten werden, obgleich sie nichts als ein vorübergehender Teil und völlig unbedeutend und oberflächlich sind. In Sprache und Gedanken liegt viel Symbolik, mit der das Spirituelle in Begriffen beschrieben wird, die uns verständlich sind.
Unsere Aufmerksamkeit wird hier auf den Kontrast zwischen den Schatten der Realität hier und der ewigen Realität gelenkt, zwischen der oberflächlichen Welt und der zugrunde liegenden inneren Welt.
Diese Suura, die aus 30 Ajas besteht, gehört in die mittlere makkanische Zeit unmittelbar vor Suura 69 und 70. Allah wird hier mit Seinem Namen Ar-Rachmaan (der Erbarmer) erwähnt, so wie Er in Suura 19 mit Seinen Namen Rabb (Herr und Erhalter) und Ar-Rachman erwähnt wird.
Das Königreich
Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen.
1. Segensreich1 ist Er, in Dessen Hand das Königreich liegt2, und Er hat die Macht alles zu tun3,
1. Was meinen wir, wenn wir Segenswünsche mit dem Namen Allahs verbinden oder wünschen, die ganze Schöpfung möge den Namen des Herrn segnen? Wir meinen damit, dass wir Seine Wohltaten uns gegenüber anerkennen und verkünden, denn alles Glück kommt durch Ihn und liegt "in Seiner Hand", in der Hand Dessen, Dem auch die Herrschaft und die Macht gehört. In unseren menschlichen Angelegenheiten sehen wir manchmal einen gravierenden Unterschied zwischen Herrschaft und Macht einerseits und Güte und Wohltat andererseits: in Allah erkennen wir, dass es da keine Trennung und keinen Gegensatz gibt. (Juusuf `Allii)
"Tabaaraka" تَبَارَكَ ist eine Superlativform von "Barakah". "Barakah" umfasst die Bedeutungen von Erhabenheit und Größe, Reichtum und Großzügigkeit, Dauerhaftigkeit und eine Vielfalt Tugenden und Vorzügen. Wenn davon die Superlative gebildet wird, bedeutet dies in diesem Zusammenhang, dass Allah endlich edel und groß ist; dass Er weit über allen Dingen außer Ihm steht, sowohl in Seinem Wesen als auch in Seinen Attributen und Handlungen; dass Seine Wohltaten unermesslich sind, und dass Seine edlen Eigenschaften dauerhaft und unbegrenzt sind. (Mauduudi)
2. Die Art und Weise, wie Allahs Segensreichtum hier in Verbindung mit Seinem Reich und Seiner Herrschaft erwähnt wird, weist darauf hin, dass dieser Segen auf Sein Reich überströmt und im gesamten Dasein zum Ausdruck kommt. (Qutb)
"Al-Mulk" الْمُلْك bedeutet Herrschaft, Souveränität, das Recht, Seinen Willen auszuführen oder alles zu tun, was Er will. Macht (im nächsten Satz) ist die Fähigkeit, Seinen Willen auszuführen, so dass nichts ihm widerstehen oder ihn neutralisieren kann. Güte wird hier völlig mit Herrschaft und Macht identifiziert, und dies wird im nächsten Aja weiter ausgeführt. Beachte, dass die Bedeutung des Wortes "Al-Mulk" hier sich von der Bedeutung des Wortes "malakut" in Suura 36:83 unterscheidet. Beide Wörter stammen aus derselben Wurzel, und ich habe beide mit "Herrschaft" übersetzt. "Malakut" bezieht sich jedoch auf die Herrschaft in der unsichtbaren Welt, während "Mulk" sich auf die Herrschaft in der sichtbaren Welt bezieht. ist der Herr beider. (Juusuf `Allii)
"In Seiner Hand liegt das Königreich" bedeutet, dass Er Eigentümer aller Macht und Autorität ist und niemand Anteil daran haben kann. (Mauduudi)
3. Er braucht nichts und ist von nichts abhängig. Nichts kann ohne Seinen Willen geschehen, und Er wird durch nichts eingeschränkt. Er erschafft, was Er will, und Er handelt nach Seinem Ermessen. (Qutb)
2. Der den Tod4 und das Leben5 schuf um zu prüfen, wer von euch besser handelt6, Und Er ist der Allmächtige, der Vergebende7
4. Mit "Tod" ist hier der leblose Zustand vor diesem Leben ebenso gemeint wie der darauf folgende Tod. (Qutb)
Der Tod wird hier dem Leben vorangestellt, und er ist erschaffen. Er ist daher nicht einfach ein negativer Zustand. In Suura 2:28 lesen wir: ,,... wo ihr doch leblos wart und Er euch das Leben gab. Dann lässt Er euch sterben (und) danach erweckt Er euch (am Jüngsten Tag wieder) zum Leben, worauf ihr zu Ihm zurückgebracht werdet." Auch in Suura 53:44 wird der Tod dem Leben vorangestellt. Der Tod ist demnach
1. der Zustand vor BeDschinn des Lebens, nämlich Nichtexistenz oder Existenz in einer anderen Form;
2. der Zustand, in dem das Leben, wie wir es kennen, aufgehört hat, aber die Existenz nicht aufhört, ein Zustand von "Barsah" (der Abtrennung, eine Schranke) nach unserem physischen Tod (vergleiche Suura 23:100); danach gibt es ein neues Leben, das wir mit dem Begriff "Ewigkeit" beschreiben. (Juusuf `Allii)
Dies widerspricht der jüdischen Auffassung, dass Allah den Menschen unsterblich erschaffen habe und erst durch den Neid des Teufels der Tod in die Welt gekommen sei. (Darjabaadi)
Da der Tod hier als "geschaffen" bezeichnet wird, kann er nicht identisch sein mit "Nichtexistenz", sondern muss offensichtlich einen eigenen positiven Realitätsgehalt haben. (Asad)
5. Auch der Begriff "Leben" bezieht sich hier auf das erst, diesseitige Leben und auf das zukünftige Leben, das Leben nach dem Tod. Sowohl Leben als auch Tod sind von Allah erschaffen, wie aus diesem Aja deutlich wird. (Qutb)
Sowohl der Tod als auch das Leben sind von den Polytheisten personifiziert und vergöttert worden. Im Islam sind sie nichts weiter als etwas Geschaffenes wie alles andere. (Darjabaadi)
6. Die Schöpfung ist somit nicht ein sinnloser Zeitvertreib oder ohne jeden Zweck hinsichtlich des Menschen. Den Zustand vor unserem gegenwärtigen Leben oder den Zustand danach können wir kaum begreifen. Aber unser gegenwärtiges Leben ist uns eindeutig gegeben worden, um uns in die Lage zu versetzen, durch gute Handlungen nach einem edleren Zustand zu streben. (Juusuf `Allii)
In diesem kurzen Satz wird auf eine Reihe von Wahrheiten angespielt:
1. Dass Leben und Tod von Allah verliehen sind und kein anderer sie geben oder nehmen kann.
2. Weder das Leben noch der Tod eines Geschöpfes wie des Menschen, dem die Macht gegeben wurde, Gutes und Böses zu tun, ist völlig sinnlos; der Schöpfer hat ihn zum Zwecke der Prüfung in diese Welt gesetzt; das Leben ist die Prüfungszeit und der Tod bedeutet, dass die Prüfung beendet ist.
3. Gerade zu dieser Prüfung hat der Schöpfer jedem Menschen Gelegenheit zum Handeln gegeben, so dass er in der Welt Gutes oder Böses tut und damit praktisch zeigt, welche Art Mensch er ist.
4. Der Schöpfer allein wird entscheiden, wer gut oder böse gehandelt hat; es steht nicht uns zu, Kriterien dafür festzulegen, sondern nur dem allmächtigen Allah; wer darum seine Prüfung bestehen möchte, muss herausfinden, was in Seiner Sicht die Kriterien sind.
5. Der Begriff der Prüfung selbst beinhaltet, dass jedem entsprechend seiner Handlungen vergolten wird, denn ohne dies wäre die Prüfung sinnlos. (Mauduudi)
7. All dies ist möglich, weil in Seiner Macht so erhaben ist, dass Er Seinen Willen und Plan verwirklichen kann, und Sein Plan ist Liebe, Barmherzigkeit und Güte gegenüber Seinen Geschöpfen. (Juusuf `Allii)
Dieses bedeutet zweierlei, und beides ist hier gemeint:
1. Er ist allmächtig; aber trotz Seiner Macht über alle Geschöpfe ist Er ihnen gegenüber barmherzig und bereit zu vergeben, nicht grausam oder ungerecht;
2. Er hat die Macht, die Bösen zu bestrafen, und niemand kann Seiner Strafe entgehen; aber Er vergibt den Reumütigen, die sich vom Bösen fernhalten und Ihn um Vergebung bitten. (Mauduudi)
3. Der sieben Himmel erschaffen hat, einen über dem anderen8. Du wirst in der Schöpfung des Erbarmers kein Missverhältnis9 erblicken. So lasse den Blick umherschweifen - siehst du irgendeinen Mangel10?
8. Vergleiche Suura 65:12 und die entsprechenden Fußnoten. Die Himmel, wie sie sich unseren Augen zeigen, scheinen in übereinander liegenden Schichten angeordnet zu sein. Was uns auffällt, ist die Ordnung und Schönheit des weiten Weltraums und der herrlichen Gestirne, die in diesen enormen Räumen der sichtbaren Welt regelmäßigen Gesetzmäßigkeiten der Bewegung folgen. (Juusuf `Allii)
"Übereinander" oder "in Harmonie". (Darjabaadi)
"In Einklang miteinander". (Asad)
9. "Tafaawut" تَفَاوُت bedeutet wörtlich Disharmonie, wenn also zwei Dinge nicht zueinander passen. Der Satz bedeutet also: „Du wirst keine Disziplinlosigkeit, Unordnung oder Disharmonie irgendwo im Universum feststellen können; nichts ist ohne Zusammenhang oder Proportion in dieser von erschaffenen Welt. Alle ihre Teile sind miteinander verknüpft und befinden sich in wunderbarer Harmonie und Ordnung." (Mauduudi)
10. Was in diesem und in den folgenden Ajas aufgezählt wird, ist eine nähere Erläuterung dessen, was im ersten Aja erwähnt wurde, und soll Macht und Herrschaft weiter veranschaulichen. Außerdem ist es eine Bestätigung des zweiten Ajas, in dem es um die Erschaffung von Tod und Leben geht, um zu prüfen. (Qutb)
Könntest du in Allahs 'Werken irgendeinen Mangel feststellen? Unsere Vernunft verlangt Regelmäßigkeit und Ordnung in den Dingen. Zufall und Willkür weist sie zurück. Sie kann in der Tat nur in einem Kosmos existieren, das heißt in einer geordneten Welt. Und eine solche findet sie zunächst in Sonne und Mond, in Pflanze und Tier, aber allem Anschein nach vermischt mit dem Unberechenbaren und Irrationalen. Je mehr sie jedoch weiß, umso mehr findet sie Grund für die Zuversicht, dass der Anschein des Unberechenbaren lediglich auf ihre Unwissenheit zurückzuführen ist. Die Natur ist durch und durch vernünftig und entspricht der Forderung der Vernunft nach Gesetz und Ordnung in allen Dingen. Diese Überzeugung von einer universalen Ordnung macht Wissenschaft erst möglich. (Darjabaadi)
4. Dann lass den Blick noch einmal prüfend umherschweifen11. - Dein Blick wird zu dir zurückkehren, matt und abgeschlagen12.
11. Wir kehren wieder zu der Symbolik der äußeren Welt zurück und werden aufgefordert, sie immer wieder zu studieren, so genau es uns unsere Fähigkeiten erlauben. Wie gründlich wir sie auch beobachten, wir werden keinen Mangel darin finden. In -der Tat erstreckt sich unser Forschungsgebiet so weit über unser Wahrnehmungsvermögen hinaus, dass unsere Augen selbst mit Hilfe starker Ferngläser letztendlich eingestehen müssen, dass sie nicht in die Tiefe der Geheimnisse eindringen können. Wir werden in Werken Allahs keinen Mangel finden, sondern finden, dass unsere eigenen Kräfte nicht über eine bestimmte Reichweite hinausgehen können. (Juusuf `Allii)
12. In ihrem Versuch, in die Geheimnisse des Universums einzudringen. (Asad)
5. Und Wir haben fürwahr den erdnahen Himmel mit Leuchten geschmückt13 und Wir haben sie bestimmt zur Vernichtung14 der Schaytaane15 und Wir halten für sie die Strafe der Feuerglut bereit.
13. Vergleiche auch Suura 37:6 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)
Nämlich mit Sternen. (Asad)
Allah dieses Universum nicht dunkel, trostlos und öde erschaffen, sondern mit Sternen geschmückt, deren Schönheit und Herrlichkeit den Menschen nachts in Erstaunen versetzen. (Mauduudi)
Die Schönheit ist genauso beabsichtigt bei der Schöpfung dieser Welt wie die Vollkommenheit. Sie sind beide zwei Erscheinungen des gleichen Tatbestandes. Infolgedessen macht der Qur'an uns auf die Schönheit der Himmel wie auf ihre Vollkommenheit aufmerksam. (Juusuf `Allii)
14. "Rudschuum" رُجُوم: wörtlich Sternschnuppen, Wurfgeschosse. (Anm. d. Übers.)
15. Die Schaytaane, die im untersten Himmel versuchen, die Gespräche der Engel abzuhören. (Darjabaadi)
In diesem Zusammenhang verweist der Begriff "Schayjaatiin" شَّيَاطِين in erster Linie auf die Schaytaane unter den Menschen, nämlich die Astrologen (Baidawi).
Der Begriff "radschm" bedeutet wörtlich "wie einen Stein werfen", das heißt aufs Geratewohl, und wird oft auch im Sinne von "blindlings drauflosreden" oder "herumrätseln" benutzt. (Asad)
Die Araber glaubten von den Wahrsagern, beziehungsweise die altarabischen Wahrsager behaupteten von sich selbst, dass sie die Dämonen kontrollierten oder mit ihnen in enger Verbindung ständen, so dass sie durch sie Nachrichten aus der unsichtbaren Welt empfangen und dadurch das Schicksal der Menschen vorhersagen konnten. Darum wird an verschiedenen Stellen im Qur'an betont, dass die Dämonen absolut keine Möglichkeit haben, zum Himmel aufzusteigen und zu lauschen. Was die Meteoriten betrifft, so hat der Mensch bis heute noch keine wirklich wissenschaftlich begründete Information. Aus den bis jetzt bekannten Tatsachen wird geschlossen, dass sie Bruchstücke von Planeten sind, die im Weltall herumfliegen und manchmal durch die Anziehungskraft auf die Erde fallen. (Mauduudi)
6. Und für diejenigen, die sich gegen ihren Herrn auflehnen16, ist die Strafe der Hölle. Was für ein schlimmes Ende!
16. Wir haben gesehen, dass das Feuer in den Sternen die Schönheit und Ordnung der äußeren Welt sichtbar macht, und dennoch kann es brennen und zerstören, wenn es auf Widerstand und Disharmonie trifft. So verhält es sich auch in der moralischen und geistigen Welt. Was kann ein größeres Zeichen von Bösem, Disharmonie und Rebellion sein, als den Schöpfer und Erhalter abzuweisen, von Dem unser Leben abhängt und von Dem wir nichts als Güte erfahren? In diesem Fall ist die Strafe das Feuer in höchster Intensität, wie aus den beiden nächsten Ajas deutlich wird. (Juusuf `Allii)
7. Wenn sie dort hineingeworfen werden, hören sie ihr Aufheulen17, wie es hervorbricht, -
17. Vergleiche Suura 11:106 und die entsprechenden Fußnoten. Dort wurde das Wort "sahiq" (Schluchzer) dem Wort "safir" (Seufzer) gegenübergestellt: im ersten Fall wird der Atem eingezogen und im zweiten ausgeblasen. Hier wird letzteres durch das Verb "fara" (hervorströmen) ausgedrückt. In Suura 11:40 wurde damit das Hervorströmen oder Emporflammen des Feuers der Strafe geschildert. Das Feuer wird personifiziert: es hat eine wilde Gier, was seine Aufnahmefähigkeit anbetrifft, und die Flammen, die es auswirft, haben eine wilde Aggressivität. Letztendlich ist das Böse mit seinen eigenen Auswirkungen konfrontiert, ob diese durch siedendes Wasser oder durch Feuer dargestellt werden. (Juusuf `Allii)
8. Fast will sie zerbersten vor Wut18. Jedesmal, wenn eine Gruppe hineingeworfen wird, werden ihre Hüter sie fragen: „Ist denn kein Warner zu euch gekommen?"19
18. "Rays" الْغَيْظ bedeutet intensive Wut. (Darjabaadi)
19. Dies ist keine Frage, sondern eher ein Vorwurf, mit dem sie darauf aufmerksam gemacht werden, dass ihnen mit dieser Strafe kein Unrecht geschieht. Sie müssen zugeben, dass Allah sie sehr wohl gewarnt und ihnen durch seine Gesandten den rechten Weg gewiesen hatte, aber sie hatten auf die Gesandten nicht gehört. (Mauduudi)
9. Sie werden sagen: „O doch, es ist sehr wohl ein Warner zu uns gekommen, aber wir erklärten ihn zum Lügner und sagten: 'Allah hat niemals etwas herabgesandt, ihr könnt euch nur in einem großen Irrtum befinden'"20
20. Sie hatten nicht nur eichen zurückgewiesen oder ihnen getrotzt, sondern ihre Existenz an sich geleugnet oder sogar ihre Möglichkeit. Rechtschaffene Menschen und geistige Lehrer aber wurden verfolgt und verspottet (vergleiche Suura 36:30). Sie wurden als Narren oder Besessene bezeichnet. (Juusuf `Allii)
10. Und sie werden sagen: „Wenn wir doch nur gehört und unseren Verstand gebraucht hätten21, dann wären wir(jetzt) nicht unter den Bewohnern der Feuerglut!"22 ,
21. Der Mensch hat selbst die Fähigkeit bekommen, Gutes von Bösem zu unterscheiden, und die Lehren der großen Gesandten oder Lehrer helfen ihm dabei. Wenn solche Lehrer nicht persönlich mit einer Generation oder einem Individuum in Verbindung treten, kann die wahre Bedeutung ihrer Lehren doch durch die Vernunft verstanden werden, die Allah jedem Menschen verliehen hat, um dadurch Entscheidungen treffen zu können. (Juusuf `Allii)
22. Richtig gebrauchte Vernunft führt den Menschen zur Erkenntnis von Allahs Existenz und damit der Tatsache, dass Seiner Schöpfung ein bestimmter Plan zugrunde liegt. Gleichzeitig folgt die Erkenntnis, dass bestimmte Aspekte des Plans Allahs besonders die Unterscheidung zwischen Richtig und Falsch - ständig durch die Offenbarungen enthüllt werden, die Allah Seinen Gesandten zukommen lässt. Diese angebotene "Verbindung mit Allah" (vergleiche Suura 2:27 und die entsprechenden Fußnoten) kann nur auf Kosten der geistigen Zukunft des Menschen abgebrochen werden, und die unausweichliche Alternative ist das Leiden im zukünftigen Leben. (Asad)
11. Also bekennen sie ihre Schuld. Doch hinweg mit den Genossen der Feuerglut23!
23. Sie sind durch das Feuer des Gerichts hindurchgegangen und ins Feuer der Strafe gelangt. Nicht nur ist ihnen jetzt die Realität deutlich, sondern sie können nach der Befragung durch die Engel nicht einmal mehr vorgeben, eine Entschuldigung zu haben. Sie werden ihre Fehler bereitwillig eingestehen. (Juusuf `Allii)
Also eine Reue, die zu spät kam. Sie nützt ihnen nichts mehr. (Anm. d. Übers.)
12. Wahrlich, diejenigen, die ihren Herrn fürchten, ohne Ihn zu sehen24, denen wird Vergebung und großer Lohn zuteil.
24. Der Ausdruck "bil rayb" بِالْغَيْب "im Verborgenen", "ungesehen") bedeutet sowohl die Furcht vor Allah. Den man nicht sehen kann, als auch Taqwa, während man selbst unbeobachtet ist. Das menschliche Herz ist mit Allah insgeheim und in Ehrfurcht verbunden: die ist der Maßstab für die Existenz des Gewissens. Die Verbindung mit ist die Grundlage, aus der Imaan stammt. (Qutb)
13. Haltet eure Worte25 geheim oder offenbart sie, - wahrlich Er kennt das Innerste der Herzen26,
25. Das Wort "qaul" قَوْل ("Rede" oder "Äußerung") wird oft im übertragenen Sinne von "Aussage" benutzt, beispielsweise einer Aussage im Islam einer Meinung, einer Lehre oder ähnlichem. Hier bezieht es sich allgemein auf die Aqida der Menschen, seien sie positiv oder negativ, daher auch die Pluralform in meiner Übersetzung. (Asad)
26. Er weiß, warum der eine an Ihn den Imaan verinnerlicht der andere Diins ablehnt. Er berücksichtigt voll die innersten Absichten, Fähigkeiten und Schwächen des Menschen. (Asad)
Dies richtet sich an alle Menschen, mu'min und kaafir. Der Muslim wird ermahnt, sich in seinem irdischen Leben immer daran zu erinnern dass nicht nur seine offenen und heimlichen Handlungen, sondern auch seine heimlichen Absichten und Gedanken Allah nicht verborgen bleiben. Für den ist dies eine Warnung davor, dass Allah nichts verborgen bleibt, was auch immer er tut. (Mauduudi)
14. Sollte Er etwa nicht (darum) wissen, Der (alles) erschaffen hat27? Er ist der Gütige28, der Allkundige.
27. Der Schöpfer muss notwendigerweise Seine eigenen Geschöpfe kennen. Damit wir aber nicht Sein Wissen an jenem unvollkommenen Wissen messen, das wir selbst besitzen, wird es weiter geschildert als Wissen um die feinsten Geheimnisse. Vergleiche auch Suura 22:63 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)
28. Das im Original verwendete Wort "Al-Latif" اللَّطِيف bedeutet sowohl "Der Gütige", "Derjenige Der auf unbemerkte, feine Weise wirkt" als auch "Derjenige, Der alle verborgenen Wahrheiten kennt". (Mauduudi)
Abschnitt 2
15. Er ist es, Der Euch die Erde dienstbar gemacht hat29; so wandert dahin durch ihre Gegenden und genießt Seine Versorgung30. Doch zu Ihm wird die Auferstehung sein31.
29. "Suluul" ذَلُول wird in Suura 2:71 für ein abgerichtetes und lenkbares Tier benutzt. Hier bezeichnet es die Erde. Es ist dem Menschen gelungen, Strassen durch Wüsten und Gebirge zu bauen, Flüsse und Meere durch Brücken und mit Schiffen zu überqueren, durch die Luft zu reisen und andere Kommunikationsmittel zu erfinden. Aber dies alles konnte er nur tun, weil Allah ihn mit der notwendigen Intelligenz ausgestattet und die Erde dieser Intelligenz dienstbar gemacht hat. (Juusuf `Allii)
Er hat es dem Menschen leicht gemacht, auf der Erde zu leben. (Asad)
30. Unsere Versorgung stammt ausnahmslos aus Seiner Schöpfung, und dies geschieht durch Seine Herrschaft über alles. Dieser Sachverhalt wird noch verdeutlicht durch die für Menschen verständliche Aufforderung, diese Versorgung zu genießen. Es ist nicht das Eigentum irgendeines anderen, sondern Allah hat die Erde so eingerichtet, dass alle versorgt sind. Ob Pflanze oder Tier oder Mensch, Allah hat jedem das zur Verfügung gestellt, was er braucht. (Qutb)
31. Während Allahs Gaben beschrieben werden und Seine Gnadenerweise und wachsame Fürsorge in unserem vorübergehenden irdischen Leben, wird gleichzeitig deutlich gemacht, dass das endgültige Ziel das zukünftige Leben ist, nämlich das Leben nach der Auferstehung. (Juusuf `Allii)
16. Seid ihr denn sicher, dass Der, Der im Himmel ist32, nicht die Erde unter euch versinken lässt, dann wenn sie erbebt33?
32. Dieser Ausdruck ist selbstverständlich rein metaphorisch, denn Allah ist in Raum und Zeit unbegrenzt. Hier soll er wahrscheinlich die unfassbare Eigenschaft Seiner Existenz und Macht ausdrücken, die jeden Aspekt Seiner kosmischen Schöpferkraft durchdringt und sich darin offenbart. Dies wird durch den Begriff "Himmel" symbolisiert. (Asad)
Dies bedeutet nicht, dass Allah im Himmel lebt, sondern es wurde so gesagt, weil der Mensch unwillkürlich zum Himmel aufblickt, wenn er sich an Allah wendet, und seine Hände zum Himmel hebt. (Mauduudi)
33. Vergleiche Suura und 28:76-82 und die entsprechenden Fußnoten. Wenn wir uns auf dem Lande sicher fühlen, liegt das daran, dass Allah diese Erde dienstbar gemacht hat (siehe oben Aja 15). Wenn wir aber trotzig entgegentreten und Sein Gesetz brechen, haben wir dann irgendeine Garantie, dass uns diese vergleichsweise unbedeutende Sicherheit in einer vergänglichen Welt erhalten bleibt? Vom rein physischen Standpunkt her gesehen - gibt es nicht furchtbare Erdbeben und Stürme? (Juusuf `Allii)
17. Oder seid ihr sicher, dass Der, Der im Himmel ist, nicht einen Sturm mit Steinhagel über euch kommen lässt34, dann werdet ihr wissen, wie (ernst) Meine Warnung ist35?
34. Vergleiche Suura 17:68 und 29:40 sowie die entsprechenden Fußnoten. Ein solcher Sturm zerstörte die lasterhaften Städte, die sich Luuts Warnungen widersetzten. (Juusuf `Allii)
Wörtlich: ein Sturm, der Steine vor sich her treibt. (Asad)
Eurer Überleben und Wohlergehen auf diese Erde hängt zu jeder Zeit von Allahs Gnade ab. Ihr stolziert nicht aus eigener Kraft auf der Erde einher. Ihr verdankt en Schutz in jedem Augenblick eures Lebens, den ihr hier verbringt; sonst könnte Allah sehr wohl ein solches Erdbeben geschehen lassen, dass die Erde nicht mehr eure Wiege, sondern euer Grab ist, oder einen Sturm, der eure Ansiedlungen hinwegfegt. (Mauduudi)
35. "Meine Warnung": nämlich die Warnung, die durch den Propheten und den Qur'an zu den kaafir Makkanern kam. (Mauduudi)
Wie wahr Meine Warnung war. (Darjabaadi)
Wie furchtbar Meine Warnung war. (Juusuf `Allii)
18. Schon diejenigen, die vor ihnen36 waren, wiesen Meine Zeichen zurück, leugneten (sie), und wie (schrecklich) war Meine Abrechnung37!
36. "Vor ihnen": Das Personalpronomen bezieht sich auf Menschen aller Zeiten, - so wie auch der ganze Abschnitt, der mit Aja 13 beDschinnt - die hier daran erinnert werden, was mit denen geschieht, die die Wahrheit leugnen. (Asad)
37. Dem Menschen wurde von Allah gewisse Macht verliehen. In Wirklichkeit verbleibt jedoch letztendlich dieses Dasein in der Hand seines Schöpfers, und Seine Gesetze bleiben gültig und zeigen dem Menschen seine Grenzen, wenn er übermütig wird und seine Macht missbraucht. (Qutb)
Vergleiche Suura 22:42-44 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)
19. Sehen sie denn nicht die Vögel über sich38, mit ausgebreiteten Schwingen und wie sie sie zusammenfalten39? Kein anderer hält sie (in der Luft) als der Erbarmer40. Fürwahr, Er ist aller Dinge gewahr41.
38. Der Flug der Vögel ist eins der schönsten und wunderbarsten Naturphänomene. Die Anordnung ihrer Federn und Knochen und ihr stromlinienförmiger Körper sind Beispiele zweckmäßiger Anpassung. Sie gleiten mit ausgestreckten Flügeln, vollführen Sturzflüge mit zusammengefalteten Flügeln, bewegen sich nach oben und nach unten oder fliegen in der Luft geradeaus und ruhen auf ihren Füssen aus. Dies alles hat dem Menschen viele Erkenntnisse für die Luftfahrt vermittelt. Aber wer hat die Vögel ihr wunderbares Verhalten gelehrt'? Niemand anderes als Allah, der in Seiner unendlichen Barmherzigkeit für jedes Geschöpf genau die Lebensbedingungen schafft, die für sein Leben am günstigsten sind. (Juusuf `Allii)
39. Im arabischen Original wurde dies auf so kunstvolle Weise formuliert, dass es nicht in einer Übersetzung wiedergegeben werden kann. "Saffaat" صَافَّات (ihre Flügel ausbreitend) ist in der Form des Partizip Aktiv ausgedrückt, womit das stetige Gleiten mit ausgebreiteten Flügeln angedeutet wird, während "jaqbidna" يَقْبِضْنَ (sie zusammenfalten) im Aorist steht, der auf das Flügelschlagen anspielt. (Juusuf `Allii)
40. Jeder Vogel, der in der Luft fliegt, tut dies unter dem Schutz des allmächtigen Gottes. Er hat jedem Vogel die Form und den Körperbau gegeben, die ihm das Fliegen ermöglichen; Er hat jeden Vogel das Fliegen gelehrt. Er hat die Luft solchen Gesetzmäßigkeiten unterworfen, dass das Fliegen überhaupt erst möglich wird. (Mauduudi)
41. Dies gilt nicht nur für Vögel, sondern für alles andere, was in der Welt existiert. Es existiert nur, weil Allah darüber wacht und es im Dasein erhält. Er allein sorgt für den Lebensunterhalt aller Dinge, und Er allein wacht darüber, dass alle Seine Geschöpfe alles Lebensnotwendige erhalten. (Mauduudi)
20. Oder wer sind die Soldaten, die euch zu Hilfe kommen könnten wider den Allerbarmer42? Doch die Kaafirs beharren in trügerischem Übermut43.
42. Auch die größte Armee, die der Mensch mobilisieren kann, nützt nichts gegen Allahs Zorn während Allahs wachsame saure Fürsorge für uns alles bedeutet und wir nicht ohne sie leben können. Wenn die Kaafirs anderswo als bei Allah Segen suchen, folgen sie einer Illusion. (Juusuf `Allii)
43. Wer außer Allah kann für euch eine Streitmacht sein und euch retten? (Darjabaadi)
21. Oder wer ist da, der euch versorgen könnte, wenn Er Seine Versorgung zurückhält44? Doch nein, sie verharren in Widersetzlichkeit45 und heftigem Abscheu46.
44. "Versorgung" oder "Lebensunterhalt" bezieht sich hier wie an anderen Stellen (beispielsweise in Suura 16:73; vergleiche. auch die entsprechenden Fußnoten) auf alles, was notwendig ist, Leben in aller Form zu erhalten und zu entwickeln. Allah ist der Ursprung aller unserer Versorgung. Wenn wir darauf bestehen, unsere Versorgung anderswo zu suchen, laufen wir einer Fata Morgana nach, und beim genaueren Hinsehen müssen wir feststellen, dass wir nur hartnäckigen Impulsen des Trotzes und der Rebellion folgen. (Juusuf `Allii)
45. Statt dem geraden Weg der Vernunft und des Islams zu folgen. (Darjabaadi)
46. Eine Flucht vor der Wahrheit. (Juusuf `Allii)
22. Ist also jemand, der mit gesenktem Kopf einhergeht47, besser geleitet48, als jemand, der aufrecht auf einem geraden Weg geht49?
47. Wörtlich: mit zu Boden gewandtem Gesicht. (Anm. d. Übers.)
Vergleiche Suura 27:90 und entsprechenden Fußnoten. Der Redliche geht gleichmäßig auf dem geraden Weg voran. Seine Füße werden durch Licht geleitet und sein Herz wird von Allahs Gnade gestärkt. Wer das Böse wählt, der kriecht mit nach unten gerichtetem Gesicht auf finsteren Pfaden herum, stolpernd und in ständigen Ängsten vor dem Bösen. Zwischen diesen beiden Menschen liegen Welten, obgleich sie auf derselben Erde leben, dieselben Zeichen sehen und von derselben Gnade Allahs im Dasein erhalten werden. (Juusuf `Allii)
Er sieht nur das, was unmittelbar unter seinen Füssen liegt, und ist völlig gleichgültig, wohin sein Weg führt. Dies ist ein Gleichnis für die geistige Abstumpfung, die einen Menschen daran hindert, sich um etwas zu kümmern, was jenseits seiner unmittelbaren irdischen Interessen liegt, und die ihn mit einem Wurm vergleichbar macht, der "auf seinem Gesicht kriecht-. (Asad)
48. Wird er vielleicht eher sein Ziel erreichen? (Darjabaadi)
49. Das ist derjenige, der sich dem Willen seines Allahs beugt und, Ihn lobend und preisend, in Harmonie mit der gesamten Schöpfung auf dem breiten und geraden Weg geht. (Anm. d. Übers.)
23. Sprich50: „Er ist es, Der euch erschaffen hat51 und euch das Gehör, das Augenlicht und das Herz52 gegeben hat. Wie wenig habt ihr Ihm gedankt53!“
50. Der Lehrer soll ununterbrochene Aufmerksamkeit auf Allah lenken, den Ursprung allen Wachstums und aller Entwicklung, Der die Fähigkeiten verleiht, die uns Urteilsfähigkeit ermöglichen und zu immer höherer geistiger Würde gelangen lassen. Und dennoch ist unsere Eigenwilligkeit so groß, dass wir diese Fähigkeiten missbrauchen und damit Allah Undankbarkeit entgegenbringen. (Juusuf `Allii)
51. Zu den Wundern der Schöpfung Allahs gehört, dass Er aus einem einzigen Menschen so viele von uns hervorgebracht hat, und jedes Individuum hat so viele verschiedene Anlagen und Fähigkeiten, und dennoch sind wir eine Einheit.
Dies betont die Einheit der Menschheit. Die verschiedenen Menschenrassen, so sehr sie sich auch unterscheiden mögen, haben dennoch denselben Ursprung und dieselben Ahnen. (Darjabaadi)
52. Das heißt mit Gefühl ebenso wie mit der Fähigkeit zum vernünftigen Denken. (Asad)
53. Es ist Undankbarkeit, sich von Ihm abzuwenden und Seine Gaben für falsche Ziele zu missbrauchen. (Darjabaadi)
24. Sprich: „Er ist es, Der euch auf Erden mehrte54, und zu Ihm werdet ihr versammelt werden55,"
54. Die Menschheit, die von ein und demselben Elternpaar abstammt, hat sich vermehrt und über die ganze Erde verteilt. Die Menschen haben sich nicht nur zahlenmäßig vermehrt, sondern sie haben unterschiedliche Sprachen und Charakteristika entwickelt, sowohl innerlich wie auch äußerlich. Aber am Ende der Zeiten werden sie alle wieder zu Ihm versammelt. (Juusuf `Allii)
55. Dieses Ende sollen wir uns immer vor Augen halten. (Darjabaadi)
25. Und sie fragen: „Wann wird dieses Versprechen in Erfüllung gehen, wenn ihr wahrhaft seid56?“
56. Die Kaafirs sind skeptisch, aber sie bekommen ihre Antwort in den nächsten beiden Ajas. (Juusuf `Allii)
Sie stellten diese Frage nicht, um den Zeitpunkt der Auferstehung zu erfahren, sondern sie hielten die Auferstehung für unmöglich und stellten diese Frage, um einen Vorwand für ihre ablehnende Haltung zu haben. (Mauduudi)
26. Sprich: „Wahrlich, das Wissen (darum) ist bei Allah57. Ich bin fürwahr nur ein deutlicher Warner58.“
57. Der Gerichtstag wird sicher kommen. Der genaue Zeitpunkt ist jedoch nur nett bekannt. Pflicht des Propheten ist es, dies offen und deutlich zu verkünden. Es ist nicht seine Aufgabe zu strafen oder die Strafe zu beschleunigen. Vergleiche auch Suura 22:47-49 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)
58. Ich soll nur die Tatsache verkünden, nicht den Zeitpunkt. (Darjabaadi)
Ebenso verhält es sich mit dem Augenblick des Todes. Jeder weiß, dass er einmal sterben muss, aber niemand weiß, wann. Die Kenntnis des Zeitpunktes ist auch irrelevant für die damit verbundene Warnung. (Mauduudi)
27. Doch wenn sie es nahe sehen, verzerren sich die Gesichter derjenigen, die (die Botschaft) zurückwiesen59 und es wird gesagt werden: „Dies ist es, wonach ihr zu verlangen pflegtet60?“
59. Die Erfüllung der Verheißung, den Tag des Gerichts. Wenn er tatsächlich unmittelbar bevorsteht, erkennen die Kaafirs, dass diejenigen, die sie ihres wegen verspottet hatten, recht hatten, und dass sie, die Skeptiker, sich furchtbar getäuscht hatten. (Juusuf `Allii)
60. Sie hatten sie trotzig herausgefordert. Jetzt, wo sie unmittelbar bevorsteht und es zu spät zur Umkehr ist, herrscht "Heulen und Zähneklappern". (Juusuf `Allii)
28. Sprich: „Überlegt doch - wenn Allah mich und die, die mit mir sind, sterben lassen oder sich unser erbarmen würde61 - wer könnte die Kaafirs vor schmerzlicher Strafe bewahren62"
61. Die Götzendiener, die die Botschaft Muchammads, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zurückwiesen, warteten nur darauf, dass er und seine wenigen Anhänger sterben würden und sie wären sie los. Sie dachten nicht daran, dass selbst das sie nicht vor der schmerzlichen Strafe schützen würde. (Qutb)
Die Skeptiker sagen vielleicht zu den Rechtschaffenen: „Wenn ein Unheil kommt, trifft es Gute ebenso wie Böse, so wie ihr ja auch sagt, dass Allah Gute und Böse versorgt." Die Antwort darauf lautet: „Macht euch keine Sorgen um uns; selbst wenn wir und alle Muslime vernichtet werden, kann das für euch kein Trost sein. Eure Kufr bringt euch Leiden, und niemand kann es abwehren. Wenn uns Leiden trifft, so nehmen wir es als etwas, das uns läutern soll, denn wir an Allahs Güte und vertrauen auf Ihn." Siehe auch den nächsten Aja. (Juusuf `Allii)
62. Als Unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in Mekka sein Wirken begann und Mitglieder verschiedener Sippen der Quraisch anfingen, den Islam anzunehmen, begann man allerorts, ihn und seine Gefährten zu verfluchen. Man versuchte, ihm durch Magie Schaden zuzufügen oder ihn zu töten. Hier soll er zu diesen Menschen sagen: „Was nützt es euch, ob wir sterben oder durch Gnade am Leben bleiben? Ihr solltet euch um euch selbst kümmern und überlegen, wie ihr euch vor Allahs Zorn retten wollt." (Mauduudi)
29. Sprich: „Er ist der Erbarmer63, Wir verinnerlichen den Imaan an Ihn und in Ihn setzen wir unser Vertrauen64 Bald schon werdet ihr wissen, wer (von uns) es ist, der sich in offenkundigem Irrtum befindet65,
63. Darauf beruht unser Wohlergehen im zukünftigen Leben. (Darjabaadi)
64. Deswegen können wir unsere Sorgen und Heimsuchungen in dieser Welt als Prüfung verstehen. (Darjabaadi)
65. „Unser Imaan lehrt uns, dass Allah uns vor allem Schaden errettet, wenn wir aufrichtig bereuen und ein rechtschaffenes Leben führen. Ihr habt keine solche Hoffnung. Wenn die wahren Werte wieder hergestellt werden, werdet ihr sehen, ob wir Unrecht hatten oder Ihr." (Juusuf `Allii)
30. Sprich: „Überlegt doch - wenn das Wasser eurer Brunnen in den Boden versickert, wer könnte euch dann frisches Wasser bringen66?"
66. Diese Suura schließt mit einer Parabel von einer lebenswichtigen Tatsache aus unserem physischen Leben, die uns hilft, unser geistiges Leben zu verstehen. Was würde in unserem Alltag geschehen, wenn wir eines Morgens aufwachten und feststellen müssten, dass alle Brunnen und Quellen versiegt sind und alles Wasser im Boden versickert ist? Nichts könnte unser Leben retten. Ohne Wasser können wir nicht leben. So verhält es sich im geistigen Leben. Seine Brunnen und Quellen sind in der Weisheit Allahs. Allah ist die wahre Quelle dieses Lebens und der Ursprung aller Lebensformen. Wir müssen nach Seiner Gnade und Barmherzigkeit streben. Seine Weisheit und Seine Barmherzigkeit ist wie frisches Quellwasser. (Juusuf `Allii)
Einführung zu Suura 68
Dies ist eine sehr frühe makkanische Offenbarung. Die allgemeine Ansicht der Muslime ist die, dass ein großer Teil davon in der zeitlichen Abfolge der Offenbarung an zweiter Stelle steht, während die Ajas 1-5 von Suura 96 die älteste Offenbarung ist.
Nachdem in der vorigen Suura die wahre Realität den von Menschen gemachten falschen Werten entgegengehalten wurde, wird dieses Thema hier durch tatsächliche historische Ereignisse veranschaulicht. Unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war der vernünftigste und weiseste aller Menschen. Wer ihn jedoch nicht begreifen konnte, bezeichnete ihn als verrückt oder besessen. So ist es in jedem Zeitalter, dass Wahrheit als Trug und Weisheit als Torheit bezeichnet wird, während andererseits Egoismus als Vorausplanung und Arroganz als Macht verherrlicht wird. Der Gegensatz zwischen diesen beiden Arten von Menschen und ihrem wirklichen inneren Wert wird hier herausgestellt. (Juusuf `Allii)
Zusammenfassung:
Die Guten sollen ihre Arbeit fortsetzen, trotz aller Beschimpfungen der Bösen; alle sollen sich an Allah erinnern, vor Dessen Gericht alle Menschen stehen werden. Wer oft an Allah denkt, der hat ein Herz für die Armen und genießt im Jenseits großen Lohn. (Ajas 1-33)
Das wahre Urteil geht von Allah aus und nicht von den falschen Normen und Werten der Menschen. (Ajas 34-52)
Die Schreibfeder
Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen.
1. Nuun1. Bei der Schreibfeder2 und dem, was sie (damit) niederschreiben 3, -
1. "Nun" نist ein arabischer Buchstabe. Vergleiche auch Suura 2:1 und die entsprechenden Fußnoten.
2. Chronologisch tritt hier zum ersten Mal einer der arabischen Buchstaben auf, die einer Anzahl von Suuras im Qur'an vorangestellt sind. Einige der frühen Kommentatoren, die bei Tabari ausführlich zitiert werden, nehmen an, dass der Buchstabe "nun" hier für das ebenso ausgesprochene Nomen steht, das einen großen Fisch oder ein Tintenfass bezeichnet. Dies wird jedoch aus grammatischen Gründen von anderen Autoritäten (beispielsweise Samachsari und Rasi) abgelehnt. (Asad)
2. Der Schwur Allahs bei der Schreibfeder und beim Schreiben unterstreicht ihre besondere Bedeutung für die Menschheit und ist gleichseitig ein Ansporn für die Anhänger dieser Religion, die zum größten Teil Analphabeten waren, das Schreiben zu lernen, um den Qur'an damit zusätzlich (zum Auswendiglernen - Anm. d. Übers.) festzuhalten und um den wertvollen Zweigen der menschlichen Wissenschaft einen großen Schub zu geben. (Qutb)
3. Bei den Aufzeichnungen, die die Menschen schreiben. Juusuf `Allii)
Die Engel registrieren den Ratschluss Allahs. (Darjabaadi)
Vergleiche auch Suura 96:3-5 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)
2. Du bist - dank der Gnade deines Herrn- kein Besessener4.
4. Die Leute bezeichnen gewöhnlich jemanden als verrückt, wenn seine Maßstäbe von den ihrigen abweichen. Abergläubische Menschen führen dies darauf zurück, dass der Betreffende von Dämonen besessen ist.
"Da gingen die Leute hinaus, um zu sehen, was geschehen war, und kamen zu Jesus und fanden den Menschen, von dem die bösen Geister ausgefahren waren, sitzend zu den Füßen Jesu, bekleidet und vernünftig, und sie erschraken". Lukas 8:35 (Juusuf `Allii)
Im weitesten Sinne besieht sich dies nicht allein auf den Propheten, sondern auch auf alle, die ihm nachfolgen, also auf alle, die ihre ethischen Werte mit ihrem an Allah und an das zukünftige Leben begründen. (Asad)
3. Und dir wird ganz bestimmt unendlicher Lohn zuteil5,
5. Nicht nur war der Mann Allahs nicht verrückt, sondern er wurde zu hoher geistiger Würde erhoben, ein Lohn, der nicht vergänglich ist wie irdische Belohnungen, sondern in seinem innersten Wesen verwurzelt war und nie von ihm genommen werden sollte. Sein Wesen und sein Charakter war über alles Leid und alle Trauer, alle Verleumdungen und Verfolgungen erhaben. (Juusuf `Allii)
4. Und du bist wahrlich von edlem Charakter6.
5. Bald schon wirst du sehen und (auch) sie werden sehen7,
6. Der Begriff "huluq" خُلُق bezeichnet den "Charakter", die "innere Anlage" oder die "Natur" einer Person im weitesten Sinne ebenso wie ihr "Verhalten", das hier zu einer "zweiten Natur" wird. Ich habe ihn mit "Lebensweise" übersetzt, denn Abdullah ibn Abbas setzt ihn hier mit "diin" gleich. Nach mehreren gut belegten Überlieferungen betonte A'ischa, wenn sie viele Jahre nach dem Tod des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, von ihm sprach, immer wieder, dass- seine Lebensweise (huluq) der Qur'an gewesen sei. (Asad)
7. Obwohl der Charakter unseres Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, diesen weit über den kleinlichen Trotz seiner Zeitgenossen hinaushob, wird hier an deren Vernunft appelliert und auf die Logik der Ereignisse Bezug genommen. Waren nicht in Wirklichkeit seine Verleumder besessen? Was geschah mit Walid ibn Mudschira oder Abu Dschachl oder Abu Lahab? Oder andererseits mit dem Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und allen, die seiner Rechtleitung folgten? Die Weltgeschichte antwortet darauf. Und dieser Appell richtet sich nicht nur an die Zeitgenossen des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sondern gilt für alle Zeiten. (Juusuf `Allii)
6. Wer von euch der Besessene ist.
7. Wahrlich, es ist dein Herr, Der am besten weiß, wer von Seinem Weg abirrt und Der die am besten kennt, die sich rechtleiten lassen8.
8. Der Mensch hat falsche Werte und Normen aufgestellt. Die wahren Werte sind Allahs Werte. Denn Sein Wissen ist vollkommen und allumfassend; Er erkennt verborgene Absichten ebenso wie Dinge, die den Menschen sichtbar sind; und Er kennt die vergangene Geschichte, in der die Wurzeln unseres gegenwärtigen Verhaltens liegen, ebenso wie die zukünftigen Folgen unseres Handelns. (Juusuf `Allii)
8. Darum gehorche nicht denen, die (Allahs Offenbarung) ablehnen9.
9. Die Feinde der Wahrheit Allahs täuschen sich oft selbst. Aber oft haben sie auch trotz ihres Wunsches, die Augen zu verschließen, eine vage Vorstellung von der Wahrheit. Dann schließen sie Kompromisse und hätten es gern, dass der Lehrer der unbequemen Wahrheiten auf ihre Kompromisse eingeht. Eine solche Einigung würden sie nur begrüßen. Dieser leichte Weg, aus beiden Welten das Beste zu machen, bringt den Besten von uns in Versuchung, wir müssen uns davor hüten, wenn wir zur Gemeinschaft der Rechtschaffenen gehören wollen, die ihr Leben Allahs Willen unterstellen. Abu Dschachl gehörte zu denen, die dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, immer wieder unmögliche Kompromisse vorschlugen. (Juusuf `Allii)
9. Sie möchten, dass du ihnen Entgegen kommen zeigst10, dann würden auch sie Entgegenkommen zeigen11.
10. Dass du ihnen Götzendienst und andere unehrenhafte Handlungen zugestehst. (Darjabaadi)
11. Sie würden dich dann nicht mehr beleidigen und verfolgen. (Darjabaadi)
10. Und gehorche nicht jedem verächtlichen12 Schwüremacher13,
12. Die im folgenden aufgezählten moralischen Verfehlungen werden selbstverständlich nur als Beispiele für die Charaktereigenschaften eines Menschen erwähnt, von dessen Sympathien und Antipathien man sich nicht beeinflussen lassen soll. (Asad)
13. Nur Lügner schwören bei jedem Anlass, denn keiner glaubt ihnen mehr auf ihr gewöhnliches Wort hin. Das Wort des Ehrlichen genügt. (Juusuf `Allii)
11. Jenem Verleumderischen, der umhergeht und üble Nachrede verbreitet14,
14. Man sagt, dass es sich hier um Walid ibn Murira handelt, dessentwegen auch Suura 74:11-26 offenbart wurde (vergleiche die Fußnoten dort). Von ihm sind viele Verleumdungen gegen unseren Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ausgegangen. (Qutb)
Diese einzelnen abscheulichen Eigenschaften sind nicht ungewöhnlich, aber ihre Verbindung macht einen Menschen abscheulich, wie es bei Walid ibn Murira der Fall war, dem Rädelsführer bei der Verleumdung des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, der nicht lange nach der Schlacht von Badr ein schlimmes Ende fand. (Juusuf `Allii)
12. der das Gute verhindert15, Übertretungen begeht und tief in Sünde verstrickt ist,
15. Das Wort "hayr" خَيْر wird im Arabischen sowohl für "Reichtum" als auch für „Gutes" benutzt. Auf Reichtum bezogen würde es hier bedeuten, dass der Betreffende knauserig und geizig ist und niemandem etwas gibt. Auf Gutes und gute Charaktereigenschaften bezogen würde es bedeuten, dass er sich guten Handlungen in den Weg stellt und die Menschen daran hindert, den Islam anzunehmen. (Mauduudi)
13. Von grobem Benehmen16 und überdies ein Taugenichts17
16. Neben dem, der sich selbst täuscht, und dem Leichtsinnigen gibt es hier einen noch niedrigeren Menschentypus. Er hat keine Vorstellung von Wahrhaftigkeit oder Aufrichtigkeit. Er ist bereit, jedem seine Freundschaft und jeder Sache seine Treue zu schwören. Gleichzeitig verleumdet er andere und verursacht Misstrauen zwischen guten, aber leichtgläubigen Menschen. Böses erscheint ihm gut und Gutes böse. Nicht nur verfolgt er selbst üble Wege, sondern er will auch andere daran hindern recht zu handeln. Wenn er daran gehindert wird, greift er zu Gewalt. In jedem Fall mischt er sich in Dinge ein, auf die er kein Anrecht hat, indem er vorgibt, Verbindung mit Kreisen zu haben, die sich in Wirklichkeit gern von ihm distanzieren würden. Er bildet sich etwas auf seinen Reichtum oder seine Anhängerzahl ein, und Religion ist für ihn nur alter Aberglaube. (Juusuf `Allii)
Der Begriff "’utul" عُتُل - von dem Verb "atala" („er schleifte jemanden oder etwas auf grausame und rücksichtslose Weise") -wird gebraucht, um eine Person zu bezeichnen, die in sich selbst die Eigenschaften von Gier und Grausamkeit vereinigt. (Asad)
17. Die Kommentatoren interpretieren den Begriff "sanim" زَنِيم auf unterschiedliche Weise. Allem Anschein nach ist es von "sanama" abgeleitet, womit die Kehllappen einer Ziege bezeichnet werden, die keine physische Funktion haben. Der Begriff "sanim" würde dann jemanden bezeichnen, der unerwünscht und nutzlos ist. Es ist daher anzunehmen, dass jemand gemeint ist, der im sozialen Sinne nutzlos, ist. (Asad)
Das Wort "sanim" wird auch für jemanden benutzt, der nicht wirklich einem Familienverband angehört. Nach einigen Kommentatoren bezeichnet es eine Person, die notorisch Böses tut. (Mauduudi)
14. Nur weil er Reichtum und Söhne besitzt18.
18. Dieses "weil" kann an das "gehorche nicht" in Aja 10 oder an das "grobe Benehmen" in Aja 13 oben anschließen. Im ersteren Fall würde es heißen: "Beachte nicht die Menschen mit einem solchen Charakter, nur weil sie über Reichtum und Einfluss verfügen." Im letzteren Falle würde es außen: Dieser Mensch ist gewalttätig und grausam, weil er sich etwas auf seinen Reichtum und Einfluss einbildet." Vor Allah ist ein solcher Mensch jedenfalls wertlos. (Juusuf `Allii)
15. Wenn ihm Unsere Zeichen vorgetragen werden19, sagt er (nur): „Das sind Fabeln der Alten20.“
19. Allahs Zeichen, durch die Er uns ruft, sind überall - in der Natur und in unserem eigenen Inneren. In der Offenbarung ist jeder Aja ein "Zeichen", das symbolisch für mehr steht als das, was er aussagt. "Zeichen" (Aja) wird somit zum Fachausdruck für einen Aja des Qur'an. (Juusuf `Allii)
20. Vergleiche Suura 6:25 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)
Der Begriff "Baluun" بَلَوْن (wörtlich: "Söhne") wird im Qur'an oft im übertragenen Sinne für Anhänger oder Arbeitskraft benutzt; in Verbindung mit dem Wort mal ("irdische Güter") soll es eine bestimmte Mentalität beschreiben, die Eigentum und Einfluss eine pseudoreligiöse Bedeutung gibt und diese sichtbaren Zeichen irdischen Erfolges als Beweis der "Rechtschaffenheit" einer Person wertet, die keine weitere Rechtleitung braucht. (Asad)
Da er so stolz auf seinen Reichtum und Einfluss ist, lehnt er Islam als "Fabeln der Alten" ab. (Mauduudi)
16. Bald schon werden Wir seine Nase21 brandmarken!
21. Wörtlich: "Rüssel", der empfindlichste Körperteil eines Schweines. Der Ungerechte macht sich selbst zum Tier und wird nun auf diese Weise unter Kontrolle gebracht. (Juusuf `Allii)
Alle Kommentatoren weisen darauf hin, dass dies ausschließlich im übertragenen Sinne verstanden werden muss: "Wir werden ihn mit unvorstellbarer Schande kennzeichnen." (Asad)
17. Wir haben sie fürwahr einer Prüfung unterzogen22, so wie Wir die Besitzer des Gartens geprüft haben23, als sie schworen, dass sie am Morgen alle Früchte ernten würden24.
22. Indem ihnen ein Wohlstand gewährt wird, der in keinem Verhältnis zu ihren moralischen Verdiensten steht. (Asad)
23. "Warum geht es den Bösen so gut?" ist eine Frage, die in allen Zeitaltern gestellt wird. Die Antwort ist nicht einfach. Sie muss sich auf folgendes beziehe
1. die Willensfreiheit des Menschen;
2 seine moralische Verantwortlichkeit;
3. die Notwendigkeit, seinen Willen mit dem Willen Allahs in Einklang zu bringen;
4. Langmut und Geduld, die den weitest möglichen Spielraum für
5. Seine Gnade lässt; und
6. schließlich auf die Natur der geistigen Strafe, die nicht einfach eine abrupte oder willkürliche Handlung ist, sondern ein langer, allmählicher Prozess, in dem es in jedem Stadium Gelegenheit zu Reue und Umkehr gibt.
Alle diese Punkte werden auf bemerkenswerte Weise in der Parabel von den Leuten im Garten veranschaulicht, wo auch die Gier, der Egoismus und die Rücksichtslosigkeit des Menschen aufgezeigt wird sowie seine Neigung, die Schuld anderen zuzuschieben, solange er nur einen Sündenbock finden kann. All dies wird verdeutlicht, aber die Gnade Allahs ist grenzenlos, und selbst nach den schwersten Verfehlungen und Strafen gibt es Hoffnung auf einen besseren Garten als den verlorenen, wenn nur die Reue aufrichtig sich der Betreffende völlig Allahs Willen unterstellt. Wenn es jedoch trotz alledem keine Unterordnung unter Willen gibt, dann ist die Strafe im zukünftigen Leben unvergleichlich größer als die kleineren Heimsuchungen in der Parabel. (Juusuf `Allii)
Vergleiche auch Suura 18:32-44. (Mauduudi)
24. Ausschließlich für sich selbst und ohne etwas davon abzugeben, wie es der Gewohnheit ihres Vaters entsprochen hatte. (Darjabaadi)
18. Und sie wollten nichts zurückhalten (für die Bedürftigen)25.
25. Bei allen unseren Plänen müssen wir immer daran denken, dass ihr Erfolg davon abhängt, wie weit sie mit Allahs Willen und Plan übereinstimmen. Sein allumfassender Wille steht über allen Dingen. Diese unvernünftigen Männer hatten sich heimlich vorgenommen, den Armen ihre legitimen Rechte vorzuenthalten, aber sie kamen in eine Situation, in der sie dies nicht mehr tun konnten. Was sie anderen vorenthalten wollten, blieb ihnen selbst vorenthalten. (Juusuf `Allii)
Dies knüpft an die rhetorische Frage in Aja 14-15 oben an. (Asad)
19. Da kam eine Heimsuchung von deinem Herrn über den Garten26, während sie schliefen.
26. Ein furchtbarer Sturm vernichtete ihre Früchte und Bäume. Der ganze Garten war nicht mehr wieder zu erkennen. (Juusuf `Allii)
20. So war er am Morgen wie bereits ab geerntet27.
27. Wie ein verlassener Ort, dessen Früchte bereits geerntet waren. (Juusuf `Allii)
21. Und als der Morgen anbrach, riefen sie einander zu:
22. „Geht hinaus zu eurem Feld, wenn ihr die Früchte pflücken wollt28!"
28. Als sie aufwachten, war ihnen nicht klar, dass der Garten bei dem nächtlichen Sturm zerstört worden war. Sie waren in ihre eigennützigen Träumereien verstrickt und glaubten, wenn sie nur früh genug gingen, dann könnten sie die Armen um ihren Anteil betrügen. Siehe auch die nächste Fußnote. (Juusuf `Allii)
23. So machten sie sich auf und redeten dabei im Flüsterton miteinander:
24. „Heute soll kein einziger Armer zu euch (in euren Garten) hineinkommen29."
29. Die Armen haben ein Anrecht auf einen Teil der Ernte. Die reichen Eigentümer dieses Gartens wollten ihnen ihre Rechte vorenthalten, aber ihre Gier wurde bestraft, so dass sie selbst einen viel größeren Verlust erfahren mussten. Sie wollten betrügen und hatten nicht einmal den Mut, den Betrogenen gegenüberzutreten. Durch ihre Handlung am frühen Morgen wollten sie den Anschein erwecken, sie seien sich der Rechte der anderen gar nicht bewusst. (Juusuf `Allii)
Da es sich hier um eine gesellschaftliche Verfehlung handelt, schließt dies an Aja 10-13 oben an. (Asad)
25. Und mit dieser Absicht gingen sie in der Frühe hinaus30.
30. In ungerechter Entschlossenheit. (Juusuf `Allii)
Das arabische Wort "hard" حَرْد steht für Vorenthalten. (Asfahani)
26. Doch als sie (den Garten)31 sahen, riefen sie aus: „Wir haben sicherlich den Weg verfehlt32!"
31. Er war völlig zerstört und hinweggeblasen. (Darjabaadi)
32. Alle ihre Träume waren dahin, als sie entdeckten, dass ihr Garten so zerstört war, dass man ihn kaum wieder erkennen konnte. Wo sie eine reiche Ernte erwartet hatten, gähnte ihnen eine Wildnis entgegen. Ihr erster Gedanke galt ihrem eigenen persönlichen Verlust, dem Verlust ihres Arbeitseinsatzes und dem Verlust ihres Kapitals. Sie hatten anderen einen Anteil an ihrer Ernte vorenthalten wollen, verloren sie nun aber selbst. (Juusuf `Allii)
27. Nein, uns sind (die Früchte unserer Arbeit) vorenthalten worden33!"
33. Wir haben die Früchte unserer Arbeit verloren. Vergleiche auch Suura 56:67 und die entsprechenden Fußnoten. Vergleiche auch die letzte Fußnote. (Juusuf `Allii)
28. Da sagte der Gerechteste von ihnen34: „Habe ich euch nicht gesagt: 'Ihr sollt Allah lobpreisen35?“
34. Dieser Mann war nicht notwendigerweise rechtschaffen, aber es gibt verschiedene Abstufungen der Schuld. Er hatte sie gewarnt, sich dann aber ihren ungerechten Plänen angeschlossen. (Juusuf `Allii)
35. Ihr hättet den Menschen gegenüber großzügig und Allah gegenüber demütig sein sollen. (Darjabaadi)
Vergleiche auch oben Aja 13 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)
29. Sie sagten: „Gepriesen sei unser Herr! Wir waren fürwahr ungerecht36!“
36. Erst jetzt, nachdem sie diese bittere Erfahrung haben machen müssen! (Qutb)
30. Und sie wandten sich einander zu und machten sich gegenseitig Vorwürfe37.
37. Wenn Gier oder Unrecht bestraft wird, neigen die Menschen dazu, die Schuld auf andere zu schieben. In diesem Fall hat vielleicht einer der Beteiligten gesehen, wohin Auflehnung gegen Allahs Willen führen würde, sich aber in der Hoffnung auf Profit an dem Unternehmen beteiligt, so dass er sich jetzt nicht der Verantwortung entziehen kann. (Juusuf `Allii)
31. Sie sagten: „Wehe uns, wir haben fürwahr das rechte Maß überschritten.
32. Hoffentlich gibt uns unser Herr etwas Besseres an seiner Stelle. Wahrlich, zu unserem Herrn wenden wir uns mit unseren Bitten38!"
38. Wenn die Reue aufrichtig war, bestand Hoffnung. Allah verwandelt nämlich oft großes Übel in Gutes für uns. Wenn die Reue nicht aufrichtig war, summierte sich diese Heuchelei nur zu ihren anderen Vergehen. (Juusuf `Allii)
Etwas besseres: nämlich Seine Vergebung. (Asad)
33. So ist die Strafe (Allahs)39. Doch fürwahr, die Strafe des Jenseits ist größer, wenn sie es nur wüssten40!
39. Mit der Allah einige Menschen in dieser Welt heimsucht. Dies schließt an den ersten Satz in Aja 17 oben an, der seinerseits eine Anspielung auf die in Aja 14-15 oben geschilderte Mentalität enthält. (Asad)
40. Schon in diesem Leben kommt die Strafe für Eigennutz, Rücksichtslosigkeit und Ungerechtigkeit plötzlich, wenn wir sie am wenigsten erwarten. Es bleibt jedoch immer die Möglichkeit für Allahs Barmherzigkeit, wenn wir aufrichtig bereuen. Wenn uns die Strafe in diesem Leben so furchtbar erscheint, um wie vieles schlimmer wird es im zukünftigen Leben sein, wenn die Strafe nicht nur eine vorübergehende Heimsuchung ist und die Gelegenheit zur Umkehr vorbei ist? (Juusuf `Allii)
Die Mekkaner, die die Botschaft Allahs, deswegen ablehnten weil sie wohlhabend und einflussreich waren, sollten die Lehre aus dieser Geschichte ziehen und sich von dem Reichtum und der Macht, die Allah ihnen zur Prüfung gegeben hatte, nicht blenden lassen. Die Strafe Allahs droht im Diesseits und noch mehr im Jenseits. (Qutb)
Abschnitt 2
34. Wahrlich, für die Mutaqis sind Gärten der Wonne bei ihrem Herrn41.
41. Alle Symbole der Freude, die in Begriffen der sinnlichen Wahrnehmung ausgedrückt werden, werden vergeistigt, indem sie auf Allahs Nähe bezogen werden. Ein Garten ist ein Objekt der Freude, aber die Freude des geistigen Gartens besteht in Allahs Gegenwart. (Juusuf `Allii)
35. Sollen wir denn die, die sich (Allah) hingeben, genauso behandeln wie die Sünder42?
42. Diese Frage enthält in sich schon eine Verneinung, denn das Ziel der einen ist anders als das Ziel der anderen, wie bereits aus den vorigen Ajas deutlich wurde. (Qutb)
Die geistige Arroganz, die den Imaan an Allah ablehnt, ist vielleicht die schwerste Verfehlung, denn damit macht man sich selbst für die göttliche Gnade unzugänglich, so wie Lehm nicht aufnahmefähig für Wasser ist. Sie setzt sich ihre eigenen Normen und stellt ihren eigenen Willen in den Mittelpunkt, aber wie kann sich der eigene Wille mit Allahs Willen messen? Sie setzt sich ihre eigenen Fetische - Idole, Priester und Gottheiten. Die Fetische können sogar solche gottgegebenen Fähigkeiten sein, wie der Intellekt oder die Wissenschaft, die zu Götzen erhoben werden. Wenn sie zur Seite gestellt werden, hinterfrage sie: Werden sie Allahs Geheimnisse enthüllen oder auch nur die Geheimnisse des Lebens und der Seele? (Juusuf `Allii)
Hier erscheint chronologisch zum ersten Mal der Ausdruck "Al-Muslimiin" الْمُسْلِمِين , den ich übersetze mit "Menschen, die sich hingeben". Wir sollten daran denken, dass der "institutionalisierte (rechtlich einwandfrei)" Gebrauch dieses Wortes - das heißt seine ausschließliche Anwendung für die Anhänger des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, - eine eindeutig nachquranische Entwicklung ist und bei der Übersetzung des Qur'an vermieden werden sollte. (Asad)
"Al-Muslimuun" kann auch heißen: die Frieden verbreiten. (Anm. d. Übers.)
36. Was ist nur mit euch? Wie urteilt ihr denn43?
43. Was ist mit euren Wertvorstellungen, euren Maßstäben und eurem Urteilsvermögen los? (Qutb)
Es würde jeglicher Vernunft widersprechen, wenn eicht zwischen gehorsamen Dienern und Rebellen einen Unterschied machen würde. (Mauduudi)
37. Oder habt ihr ein Buch, das ihr studiert44,
44. Eine himmlische Offenbarungsschrift. (Darjabaadi)
38. Damit ihr dadurch erhalten solltet, was ihr wünscht45?
45. Es widerspricht sowohl der Vernunft als auch der Gerechtigkeit, dass rechtschaffene Menschen dasselbe Ende finden wie die Ungerechten. Selbst in diesem Leben kann der Mensch nicht immer das verwirklichen, was er anstrebt, obgleich ihm eine gewisse Wahlfreiheit ermöglicht wurde. Wie kann er dies dann unter der Herrschaft vollkommener Wahrheit und
Gerechtigkeit erwarten? (Juusuf `Allii)
Nämlich eine moralische Rechtfertigung des Anspruchs, das für zweckmäßig Gehaltene sei eo ipso richtig. (Asad)
39. Oder habt ihr ein bindendes Versprechen von Uns, das bis zum Tag der Auferstehung reicht, dass ihr erhalten sollt, was ihr für richtig erachtet46?
46. Wenn es auch diesbezüglich keine verbindliche Offenbarungsschrift gibt, dann müsste es doch etwas ähnliches geben, worauf sie sich berufen können, etwa ein eigenes Versprechen , eine Garantieerklärung bis zum Jüngsten Tag. Aber es gibt weder das eine noch das andere. (Qutb)
Die Götzendiener können sich nicht auf ein besonderes Bündnis mit "berufen, das sie über andere Sterbliche heraushebt.
Auch die jüdische Vorstellung vom "Auserwählten Volk" wird verurteilt. Sicher ist es wahr, dass ein bestimmtes Volk oder eine bestimmte Menschengruppe aufgrund ihrer geistigen Haltung Allah auserwählt werden kann, um Seine Wahrheit
zu erhalten und zu verkünden. Dies ist aber dadurch bedingt, dass sie setz folgen. Sobald sie arrogant und egoistisch werden, verlieren sie diese Stellung. Sie haben keine dauerhafte, bedingungslose Garantie bis zum Tag der Auferstehung. (Juusuf `Allii)
40. Frage sie, wer von ihnen dafür bürgen kann47.
47. Letztendlich wird auch keiner von ihnen wirklich für diese Behauptung einstehen wollen, dass Allah ihnen einen solchen Freibrief gegeben habe. (Qutb)
Das arabische Wort "sa’iim" زَعِيم steht für einen Garanten oder Sprecher. (Mauduudi)
41. Oder haben sie (göttliche) Teilhaber? Dann sollen sie ihre Teilhaber herbei bringen, wenn sie wahrhaft sind48.
48. "Partner (Allahs)": wie beispielsweise in Trinitätslehre oder in jeder Form des Polytheismus. Eine solche Lehre zerstört die Hauptlehre von der Einheit Allahs. (Juusuf `Allii)
Eigene "Partner", das heißt weise Menschen, die ihre Ansichten teilen und demselben Lebensweg folgen. (Asad)
42. Am Tage, wenn das Verborgene49 enthüllt wird und wenn sie dazu aufgefordert werden, sich (vor ) niederzuwerfen, und sie dies nicht tun können50, -
49. Das heißt, wenn alle Geheimnisse offenkundig werden. Das Schienbein ist das Symbol des verborgensten Geheimnisses. (Juusuf `Allii)
Wörtlich: Wenn das Bein enthüllt wird. (Anm. d. Übers.)
Wenn offenbar wird, wie wenig sie wussten, wie ignorant sie waren. (Hamidullah).
50. Sie würden es gerne tun, können es aber nicht mehr, denn die Zeit dafür ist vorbei und sie verdienen es jetzt nicht. (Qutb)
43. Da werden die Blicke niedergeschlagen sein (und) Schande wird sie bedecken51, wurden sie doch vorher schon aufgefordert, sich anbetend niederzuwerfen, als sie noch wohlbehalten waren52.
51. Die Erinnerung an ihre Vergangenheit, verbunden mit ihrer gegenwärtigen Lage, erfüllt sie mit einem Gefühl der Verzweiflung und tiefen Demütigung. Vergleiche auch oben Fußnote 49. (Juusuf `Allii)
52. "Saalimuun" سَالِمُونَ : vollständig; im Vollbesitz ihrer Fähigkeit, zu entscheiden und zu wollen; nicht gezwungen wie jetzt angesichts der unmittelbar bevorstehenden Strafe. (Juusuf `Allii)
44. Darum lass Mich allein mit denen, die diese Worte zurückweisen53, - Wir wer den sie Schritt für Schritt in Verderben führen, ohne dass sie sich dessen bewusst sind54.
53. Beachte den Übergang vom "Mich" zum "Wir" in diesem Aja und dann wieder zum "Ich" und "Mein" im nächsten. Die erste Person Plural wird im Qur'an im Sinne von Plural Majestatis benutzt, ähnlich wie im Erlass eines Königs die erste Person Plural benutzt wird. Wenn die erste Person Singular benutzt wird, geht es um eine besondere persönliche Beziehung, entweder die der Gnade und Barmherzigkeit (wie beispielsweise in Suura 2:38 oder 2:150) oder die der Bestrafung wie hier. (Juusuf `Allii)
Mit denen, die Offenbarung Allahs an sich und insbesondere die Botschaft von der Auferstehung leugnen. Allah allein hat das Recht zu entscheiden, ob und wie sie bestraft werden sollen. (Asad)
54. Vergleiche Suura 7:182 und die entsprechenden Fußnoten. Wir sollen nicht ungeduldig werden, wenn wir zusehen müssen, wie es den Bösen gut geht. Vielleicht ist der Anschein ihres Wohlergehens schon ein Teil ihrer Strafe. Es kann auch eine Straf der Form eines Zusammenbruches geben, aber eine Strafe entwickelt sich ganz sicher daraus. Jedenfalls können wir Allahs Plan nicht durchschauen, und es steht uns nicht zu, ihn in Frage zu stellen. (Juusuf `Allii)
45. Und lasse sie eine Zeitlang genießen. Wahrlich, Mein Plan ist stark und dicht gesponnen.55
55. Der Begriff "kayd" كَيْدِي bezeichnet hier offensichtlich Allahs unerforschlichen Schöpfungsplan, von dem der Mensch nur Ausschnitte und nie seine Gesamtheit erfassen kann: ein Plan, in dem jedes Ding und jedes Ereignis eine bestimmte Funktion hat und nichts zufällig ist. Vergleiche auch Suura 10:5 und die entsprechenden Fußnoten. Indirekt spielt der obige Abschnitt auf die Frage an, warum Allah so vielen bösen Menschen Wohlstand ermöglicht und so viele gute Menschen leiden lässt. Die Antwort geht dahin, dass in diesem Leben der Mensch nicht immer völlig versteht, wohin scheinbares Glück oder Unglück letztendlich führt und welche Rolle sie in Allahs Schöpfungsplan spielen. (Asad)
Das ist eine Erklärung für die Muslime und eine deutliche Warnung für die Götzendiener, dass der Wohlstand, den sie auf Erden genießen, eine Falle für sie ist, die im Jenseits ihre Strafe noch vergrößert. (Qutb)
46. Oder verlangst du von ihnen einen Lohn, so dass sie von Schulden erdrückt sind56?
56. Vergleiche Suura 52:40 und die entsprechenden Fußnoten. Es kostet den Kaafirs nichts, dem Verkünder zuzuhören, denn dieser verlangt keinen Lohn und leidet sogar um ihretwillen. Er ist nicht einmal auf Anerkennung oder Bekehrung aus. In erster Linie ist hier der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gemeint, aber auch eine allgemeine Interpretation ist immer möglich. Ein rechtschaffener Mensch verlangt keinen Lohn für seine Ermahnungen oder sein Beispiel; wenn er dieses täte, dann wäre der Wert zu groß als dass ihn die Welt bezahlten könnte. (Juusuf `Allii)
47. Oder besitzen sie (Wissen über) das Verborgene, so dass sie es niederschreiben können57?
57. Die Kaafirs verhalten sich so, als ob sie Zugang zu den Geheimnissen des Unsichtbaren hätten, aber wenn sie auch nur versuchen würden, geistige Gesetzmäßigkeiten zu formulieren, würden sie versagen. (Juusuf `Allii)
Vergleiche Suura 52:41 und die entsprechenden Fußnoten. Das Verborgene liegt außerhalb unseres Wahrnehmungsbereichs und unserer Kontrolle. Wenn sie Zugang dazu hätten, dann könnten sie sehr wohl Dinge für die Rechtleitung ihrer selbst und anderer niederschreiben. So sollten sie lieber auf das hören, was Der, Der alle Dinge kennt, offenbart hat. (Juusuf `Allii)
Der hier vorliegende Abschnitt weist vor allen Dingen auf die Unhaltbarkeit des Trugschlusses hin, die Lösung aller Geheimnisse im Universum sei unmittelbar greifbar und anthropozentrische Wissenschaft - ausgedrückt durch das "Niederschreiben" - könne ihre Anhänger lehren, die "Natur zu besiegen", um das zu erlangen, was sie für ein gutes Leben halten. (Asad)
48. Ertrage also geduldig die Bestimmung deines Herrn58, und sei nicht wie der Gefährte des Fisches59, als er mit unterdrückter Stimme (um Hilfe) rief.
58. Die Zeit, in der Allah Sein Urteil über euren Erfolg und den Misserfolg eurer Gegner spricht, ist noch in der Zukunft. Bis dahin solltet ihr mit Geduld und Standhaftigkeit Leiden und Heimsuchungen ertragen, die mit der Verkündung des verbunden sind. (Mauduudi)
59. Damit ist Dun-Nun oder Juunus, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, gemeint; vergleiche auch Suura 21:87-88 und die entsprechenden Fußnoten. Vergleiche auch Juunus Suura 37:139-148 und die dortigen Fußnoten. Juunus, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hatte den Auftrag, den Leuten von Ninive zu predigen, einer lasterhaften Stadt. Sie reagierten darauf mit Feindseligkeiten und Verfolgungen, und er floh vor seinen Feinden und nahm ein Schiff. Als ein Sturm losbrach, wurde er ins Meer geworfen. Dort verschlang ihn ein Fisch oder Wal, aber in seinem lebenden Gefängnis empfand er Reue und erlangte Vergebung. Doch auch die Leute von Ninive, zu denen er wieder gesandt wurde, erlangten Vergebung, denn auch sie kehrten um. Dies ist ein doppeltes Gleichnis von Allahs Gnade und Vergebungsbereitschaft, und ein Gebot, standhaft und geduldig zu sein und sich Allahs Willen vollkommen hinzugeben. (Juusuf `Allii)
Auch der Prophet Muchammad - Friede sei mit ihm - wird durch dieses Beispiel aufgefordert, nicht seinem Zorn und seiner Frustration nachzugeben, sondern seine Aufgabe in Mekka standhaft weiterzuerfüllen. (Asad)
49. Wenn ihn nicht Gnade von seinem Herrn erreicht hätte, dann wäre er gewiss an einen kahlen Strand geworfen60 und schwer getadelt worden61.
60. Das heißt, er erinnerte sich an Allah und bereute sein Verhalten. (Asad)
Dies kann zweierlei bedeuten:
1. Juunus, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gehörte nicht zu den Menschen, die Allah vergessen, sondern er lobte Allah beständig;
2. als er sich im Inneren des Fisches befand, wandte er sich an Allah allein und lobte Ihn. (Mauduudi)
61. Während er noch mit seiner Verfehlung belastet war und noch nicht Vergebung erlangt hatte. Ohne Allahs Barmherzigkeit wäre er in diesem Zustand gestorben. (Asad)
50. Doch sein Herr erwählte ihn62, und dann machte Er ihn zu einem der Rechtschaffenen63.
62. Juunus war durch Allahs Gnade auserwählt worden, Sein Gesandter in Niniveh zu sein. Aufgrund menschlicher Schwäche verlor er vorübergehend die Geduld und wurde dafür bestraft, aber seine wahrhaftige und aufrichtig Reue und Anerkennung der Güte Allahs und Gnade rettete ihn vor physischer und seelischer Verzweiflung und vor der Verfinsterung des Licht Allahs in ihm. (Juusuf `Allii)
63. Vergleiche Suura 4:69 und die entsprechenden Fußnoten. In der schönen Gemeinschaft der Rechtschaffenen ist Platz für alle, für jeden Grad der spirituellen Entwicklung, vom höchsten bis zum gewöhnlichsten. Aber so wie in einer wirklichen Demokratie die Rechte und Privilegien jedes einzelnen Bürgers voll anerkannt werden, so verbindet in dieser Gemeinschaft das Band der Rechtschaffenheit, selbst wenn höhere Grade des Wissens und der Erfahrung vorhanden sind. (Juusuf `Allii)
51. Und diejenigen, die (deine Botschaft) zurückweisen, würden dich am liebsten mit ihren Blicken zum Straucheln bringen, wenn sie die Ermahnung hören und sie sagen: „Er ist gewiss besessen64 !"
64. Ein böser Mensch schaut einen guten an, "als ob er ihn fressen wollte", oder versucht, ihn aus dem Gleichgewicht oder aus der Ruhe zu bringen. Er gebraucht beleidigende Worte aller Art, "verrückt" oder "von bösen Geistern besessen" und so weiter. Vergleiche oben Aja 2 und die entsprechenden Fußnoten. Der Gute lässt sich dadurch jedoch nicht von seinem Weg abbringen. Allahs Botschaft ist wahr und wird überdauern, und sie richtet sich an die gesamte Schöpfung. (Juusuf `Allii)
52. Doch es ist nichts anderes als eine Ermahnung für alle Welten65.
65. Eine Botschaft, wie sie kein Verrückter oder Besessener aussprechen oder übermitteln kann. (Qutb)
Dies ist die äußerste Antithese zu dämonischer Besessenheit. Zu dem Begriff "die Welten" siehe auch Suura 1:2; es gibt astronomische und physische wie auch geistige Welten. (Juusuf `Allii)
Einführung zu Suura 69
Diese Suura gehört in die frühe mittlere makkanische Zeit. Hier werden die Gedankengänge von den Lehren vom Weltende verdeutlicht. Die absolute Wahrheit kann nicht fehlschlagen, sie wird sich durchsetzen. Darum soll sich niemand durch falschen Anschein in diesem Leben täuschen lassen. Die Offenbarung verweist auf die sichere und wahre Realität. (Juusuf `Allii)
Die Unvermeidliche
Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen.
1. Die Unvermeidliche1!
1. "Al-Haaqqa" الْحَاقَّة: die sichere Wahrheit; das Ereignis, das unvermeidlich eintreffen muss; der Zustand, in dem aller Trug und Schein verschwindet und die absolute Wahrheit offenbar wird. Die Fragen in diesen Ajas lassen eine Atmosphäre des Mysteriums entstehen. Die Lösung dazu wird anhand des Beispiels der Samuud und der Ad ausgedrückt und anderer Völker aus alter Zeit, die Allahs Wahrheit missachteten und schon in diesem Leben ein gewaltsames Ende fanden, das symbolisch den großen Untergang im zukünftigen Leben darstellt. (Juusuf `Allii)
Der Tag der Auferstehung, an dem der Mensch sich völlig der Qualität seines vergangenen Lebens bewusst wird und sich, befreit von aller Selbsttäuschung, als das sieht, was er wirklich war, mit der innersten Bedeutung aller seiner vergangen Handlungen und damit seines Schicksals im zukünftigen Leben. Vergleiche auch Suura 37:19; 39:68 und 50:21-22 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Asad)
2. Was ist die Unvermeidliche?
3. Und was lässt dich wissen, was die Unvermeidliche ist2?
2. Dies bedeutet, dass diese plötzliche Wahrnehmung der letztendlichen Realität über alles hinausgeht, was der Mensch sich vorstellen oder erwarten kann. Darum folgt auch auf diese rhetorische Frage keine Antwort. (Asad)
Die beiden Fragen in diesem und, im letzten Aja sollen die Aufmerksamkeit des Zuhörers um so mehr auf das folgende lenken, damit er die Wichtigkeit der Thematik begreift. (Mauduudi)
4. Die Samuud und die Ad3 verinnerlichten nicht den Imaan an die Niederschmetternde4 (Stunde).
3. Vergleiche Suura 7:73 und 7:65 und die entsprechenden Fußnoten, wo Näheres über diese beiden alten Völker ausgesagt wird. (Juusuf `Allii)
4. Dies ist eine weitere Schilderung des furchtbaren Gerichtstages. Das Wort "qaria" الْقَارِعَة erscheint auch als Überschrift der Suura 101. (Juusuf `Allii)
5. Was nun die Samuud angeht, so wurden sie durch einen schrecklichen Gewittersturm vernichtet5.
5. Die Samuud unterdrückten die Armen. Ihr Prophet Salich, Allahs Segen und Frieden auf ihm, predigte ihnen und brachte ihnen die wunderbare Kamelstute als Symbol für die Rechte der Armen, aber sie schnitten ihr die Kniesehnen durch. Vergleiche auch Suura 7:73 und die entsprechenden Fußnoten. Sie wurden durch eine große Katastrophe vernichtet, ein Erdbeben, das von gewaltigem Donner begleitet war. (Juusuf `Allii)
6. Und was die Ad angeht, so wurden sie durch einen rasenden kalten Wind von unwiderstehlicher Gewalt vernichtet6,
6. Die Ad waren ein ungerechtes Volk, dessen besondere Stärke es dazu verführte, die anderen Völker anzugreifen und grausam zu unterdrücken. Als Allah Seinen Propheten Huud, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu ihnen sandte, waren sie zu stolz, um ihm zu folgen und sich demütig vor Allah zu niederwerfen. Deshalb traf sie die geschilderte Strafe. (Qutb)
7. Den Er sieben Nächte und acht Tage ununterbrochen gegen sie wüten ließ, so dass du die Leute niedergestreckt dort hättest liegen sehen7, als ob sie hohle Stämme von umgestürzten Palmen wären8.
7. Wenn du dabei gewesen wärest. Damit ist der Leser angesprochen. (Darjabaadi)
8. Dies ist ein anschauliches Beispiel: Tote liegen überall herum wie hohle Baumstämme mit bloßen Wurzeln. Die Ad sollen von hoher körperlicher Statur gewesen sein. (Juusuf `Allii)
8. Siehst du etwa einen von ihnen, der übrig geblieben wäre9?
9. In dieser Katastrophe wurden die Ad gründlich vernichtet, und nach ihnen die Samuud, und nur die Sage von ihnen ist übrig geblieben. (Juusuf `Allii)
9. Und Pharao10 und die vor ihm waren11, und die untergegangenen Städte12 waren alle mit schweren Sünden belastet.
10. Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war der Gesandte, der zu Pharao geschickt wurde. Vergleiche die Geschichte in Suura 7:103-137 und die entsprechenden Fußnoten. Der Pharao war außerordentlich arrogant, und dementsprechend war sein Fall besonders tief und erstreckte sich auch auf seine Dynastie und sein Volk. (Juusuf `Allii)
11. Die Könige anderer Völker vor ihm, die arrogant und hochmütig waren, sich über die anderen Menschen erhoben und behaupteten, sie seien Götter. (Qutb)
12. Dies sind Sodom und Gomorrha, die Städte in der Ebene, zu denen Luut, Allahs Segen und Frieden auf ihm, geschickt worden war. Vergleiche Suura 9:70 und 7:80-84 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)
10. Und so widersetzten sie sich dem Gesandten ihres Herrn; und Er erfasste sie mit heftigen Griff.
11. Wahrlich, als das Wasser (alles) überflutete13, trugen Wir euch14 in der dahin treibenden (Schiff),
13. Es war eine weit verbreitete Flut. Vergleiche Suura 7:59-64 und 11:25-49 sowie die entsprechenden Fußnoten. Nuuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wurde für seine Vorbereitungen auf die Flut verspottet: vergleiche Suura 11:38 und die entsprechenden Fußnoten. Aber Matte ihm befohlen, das Schiff bauen, damit dadurch die Menschen in diesem Gebiet vor dem Untergang gerettet werden konnten. Da der Bau auf Allahs Geheiß hin erfolgte, wird hier gesagt: „Er trug euch in der dahin treibenden (Schiff)". (Juusuf `Allii)
14. Das heißt im übertragenen Sinne: „eure Vorfahren“. (Asad)
12. Um es zu einer Ermahnung für euch zu machen15 und damit (eure) Ohren es bewahren und beherzigen möchten16.
15. Dies war ein Beispiel für alle Zeiten, das zeigen sollte, dass Böses seine Strafe findet, die Guten jedoch durch Allahs Gnade gerettet werden. (Juusuf `Allii)
16. Vergleiche den biblischen Satz: „Wer Ohren hat zu hören, der höre." (Matthäus 11:15). Der Satz hier hat aber noch eine komplizierteren Bedeutung. Ein Ohr hört vielleicht, aber der Hörer ist möglicherweise nicht bereit, sich das Gehörte auch für die Zukunft zu merken, selbst wenn er vorübergehend davon beeindruckt ist, und daraus seine Lehren zu ziehen. Die Wahrheit muss viel feiner und tiefer eindringen, und das wird hier ausgedrückt. (Juusuf `Allii)
13. Und wenn in die Posaune gestoßen wird mit einem einzigen Stoss17, -
17. Wir kommen jetzt zu dem unausweichlichen Ereignis, dem Tag des Gerichts, der das Thema dieser Suura ist. Dies ist der erste Posaunenstoss, der auch in Suura 39:68 erwähnt und in den entsprechenden Fußnoten erläutert wird. (Juusuf `Allii)
14. Und wenn die Erde und die Berge emporgehoben und zerschmettert werden mit einem einzigen Schlag18, -
18. Unsere gesamte sichtbare Welt, wie wir sie kennen, vergeht, und eine neue Welt entsteht. Die Berge werden hier besonders erwähnt, weil sie für Festigkeit, Größe und Dauerhaftigkeit stehen. Sie werden "zu Staub zermalmt", das heißt sie verlieren ihre Form und ihre Existenz mit einem Schlag. (Juusuf `Allii)
15. An diesem Tag wird hereinbrechen, was hereinbrechen soll19,
19. Das Ende der Welt, wie wir sie kennen, gefolgt von der Auferstehung. (Asad)
16. Und der Himmel wird sich spalten20, und er wird an diesem Tag brüchig werden,
20. Der Begriff "As-Sama" السَّمَاء kann hier das sichtbare Firmament oder den "Himmel" im allegorischen Sinne bezeichnen, oder die Gesamtheit der kosmischen Systeme, wie sie in der Vorstellung von "Universum" enthalten sind. Das "Auseinandergerissenwerden" ist vielleicht ein Gleichnis für den völligen Zusammenbruch der kosmischen Ordnung. (Asad)
17. Und die Engel werden zu allen Seiten sein21, und acht werden an diesem Tag über ihnen den Thron deines Herrn tragen22.
21. Das Bild wird in plastischen, poetischen Einzeldarstellungen gezeichnet, was darauf hinweisen soll, dass dieses Ereignis nicht angemessen in Worten geschildert werden kann und unsere begrenzten menschlichen Fähigkeiten nicht alles begreifen. Der Himmel wird auseinander gerissen. Wir stellen uns vor, dass im Himmel die Engel leben. Wie sollen wir uns vorstellen, was aus ihnen wird? Sie werden sich an den Seiten versammeln, denn der Schleier, der Allahs Herrlichkeit verbirgt, ist fort, und diese Herrlichkeit ist der Thron, das Symbol Seiner Macht und Autorität, Seiner Gerechtigkeit und Wahrheit. Vergleiche auch Suura 39:75 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)
22. Vergleiche die letzte Fußnote. Die Engel repräsentieren Manifestationen der Herrlichkeit Allahs. Die Zahl 8 hat vielleicht keine besondere Bedeutung, es sei denn, sie wäre auf die Form des "Thrones" bezogen. Ein orientalischer Thron ist oft achteckig, und so müsste sich an jeder Ecke ein Träger befinden. Wenn es ein quadratischer Thron ist, müsste es vier Träger geben und weitere vier, um diese abzulösen, was eine Gesamtzahl von acht ergibt. Die ganze Beschreibung ist symbolisch und stellt die Herrlichkeit Allahs des Allerhöchsten dar. (Juusuf `Allii)
Da Allah sowohl im Raum als auch in der Zeit unendlich ist, hat offensichtlich der Begriff "Thron" eine übertragene Bedeutung und beschreibt Seine unermessliche, absolute Herrschaft über alles Existierende und Mögliche (vergleiche Suura 7:54 und die entsprechenden Fußnoten). Auch das "Tragen" Seines Thrones kann daher nichts anderes als ein Gleichnis sein, nämlich eine Anspielung auf die volle Manifestation Seiner Allmacht am Tag der Auferstehung. Der Qur'an schweigt darüber, wer oder was die "acht" sind, auf denen diese Manifestation ruht. Einige der frühen Kommentatoren nehmen an, dass es sich um acht Engel oder acht Grade von Engeln handelt; wieder andere geben freimütig zu, dass es unmöglich ist zu sagen, ob acht oder achttausend gemeint sind. Möglicherweise haben wir hier eine Anspielung auf acht (nicht näher bezeichnete) Eigenschaften er Aspekte Seiner Schöpfung. Aber wie der Qur'an anderswo bemerkt: niemand außer Allah kennt die endgültige Bedeutung. (Asad)
Die Gottesvorstellung im Qur'an befreit uns von der Vorstellung, Allah sei ein Wesen, das irgendwo residiert und von seinen Geschöpfen getragen wird. Um uns jedoch eine Vorstellung von Allahs Herrschaft zu vermitteln, wurde hier das Bild von einem irdischen König gezeichnet. Nur so können wir Seine Souveränität begreifen. Es ist jedoch keinesfalls richtig, dies buchstäblich zu verstehen. (Mauduudi)
18. An diesem Tag werdet ihr vorgeführt werden - nichts von eurem verborgenen (Tun) wird verborgen bleiben23,
23. An diesem Tag wird der Körper bloßgelegt, die Seele, das Gewissen, die Handlungen und die Zielsetzungen. Alles Verborgene wird offenkundig, auch die geheimsten Pläne und Absichten der Menschen. (Qutb)
19. Dann wird derjenige, dem sein Buch in die rechte Hand gegeben wird, sagen: „Da nehmt, lest mein Buch24!
24. Vergleiche Suura 17:71, wo die Gerechten als diejenigen beschrieben werden, denen ihre Aufzeichnungen in die rechte Hand gegeben werden. In Suura 56:27 und anderen Abschnitten werden die Gerechten als "diejenigen zur Rechten" oder "Gefährten der rechten Hand" bezeichnet. (Juusuf `Allii)
Aus dessen Aufzeichnungen hervorgeht, dass er auf der Erde ein rechtschaffenes Leben geführt hat. Vergleiche auch Suura 74:39 und die entsprechenden Fußnoten. Der linguistische Ursprung der Symbolik von "rechts" und "links" wird in den Fußnoten zu Suura 56:8-9 erläutert. (Asad)
20. Ich glaubte wohl, dass ich zur Rechenschaft gezogen würde25!“
25. Der Gerechte freut sich darüber, dass sein Glaube im irdischen Leben sich als voll gerechtfertigt erweist und sich nun sozusagen vor seinen Augen verwirklicht. Er hatte verstanden und daran geglaubt, dass Gutes und Böses letztendlich seine Folgen hat, wie sehr der oberflächliche Anschein auch im irdischen Leben dagegen sprach. (Juusuf `Allii)
Er hatte immer an die Auferstehung geglaubt und sich dementsprechend verhalten. (Asad)
21. Und er wird in einem Zustand höchster Zufriedenheit leben,
22. In einem hochgelegenen Garten,
23. Dessen Früchte zum greifen nahe sind.26
26. Die Symbolik ist die von reifen, saftigen Trauben, die so tief hängen, dass man sie leicht nehmen und in würdiger Weise genießen kann. Vergleiche auch Suura 55:54 und 76:14 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)
24. „Esset und trinket und lasst euch wohl bekommen (dies) um dessentwillen, was ihr in den vergangenen Tagen vor ausgeschickt habt28.“
28. Es wird eine völlig neue Welt geben, einen neuen Himmel und eine neue Erde, und die Gesegneten können erleichtert auf vergangene Zeiten zurückblicken. Vergleiche Suura 14:48 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)
25. Derjenige aber, dem sein Buch in die linke Hand gegeben wird29, wird sagen: „O wehe mir30! Wäre mir mein Buch doch nicht gegeben worden!
29. Dies steht im Gegensatz zu den Gerechten, die ihre Aufzeichnungen in die rechte Hand bekommen. Vergleiche Suura 69:19 und die entsprechenden Fußnoten. Die Gerechten freuen sich, wenn sie sich an die Vergangenheit erinnern, und ihre Erinnerung ist für sich schon wertvoll. Die Ungerechten geraten bei der Erinnerung an ihre Vergangenheit in Verzweiflung. Allein dies ist schon eine furchtbare Strafe. (Juusuf `Allii)
30. Hätte ich dies doch nicht in aller Öffentlichkeit bekommen; wäre ich doch heimlich bestraft worden! (Mauduudi)
26. Und hätte ich doch nie erfahren, wie (es um) meine Rechenschaft (steht)31!
31. Hätte mich doch nie jemand mit dem konfrontiert, was ich in der Welt getan habe! (Mauduudi)
27. Ach wehe! Hätte doch (der Tod) ein Ende (mit mir) gemacht32!
32. Der Tod nach dem irdischen Leben war nur ein Übergang in eine neue Welt. Sie wünschen sich, dass der Tod das Ende aller Dinge gewesen wäre, aber das ist nicht der Fall. (Juusuf `Allii)
28. Mein Reichtum hat mir gar nichts genützt.
29. Meine (einstige) Macht ist dahin33.
33. Er jammert in großer Verzweiflung und tiefer Trauer, dass weder sein Reichtum noch seine Macht, womit er auf der Erde prahlte, ihm heute im geringsten nützen. Er ist hoffnungslos verloren. (Qutb)
30. „Ergreift34 und fesselt ihn35, -
34. Folgender Befehl wird erklingen. (Juusuf `Allii)
35. Vielleicht auch: "Bindet seine Hände an seinem Nacken fest, um ihn daran zu erinnern, dass sie, während sie noch frei waren, sich vor allen Handlungen der Nächstenliebe und Barmherzigkeit verschlossen hatten." Vergleiche auch Suura 17:29 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)
Vergleiche auch Suura 13:5, 34:33 und 36:38 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Asad)
31. Dann setzt ihn der Feuersglut aus -
32. Dann legt ihn an eine Kette von siebzig Ellen Länge36.
36. Die Wirkungen des Unrechts werden in düsteren Farben gezeichnet.
1. "Ergreift ihn": die erste Phase des Ungerechten ist die, dass er seine geistige Freiheit verliert und ein Sklave von Leidenschaft, Vorurteil, Neid, Hass und anderen Übeln wird.
2. "Fesselt ihn": seine Hände werden an seinem Nacken festgebunden; alle seine Fähigkeiten, großzügig zu handeln, werden eingeengt, und seine Sympathien trocknen aus.
3. "Setzt ihn aus": er wird von den Flammen der Zerstörung verschlungen, die er selbst verursacht hat.
4. "Legt ihn an eine Kette": die Folgen des Bösen pflanzen sich fort und werden zu einer langen Kette, die ihn von verschiedenen Gesichtspunkten her festhält. "Siebzig Ellen" bedeutet unendlich lang, wie auch in Suura 9:80. (Juusuf `Allii)
„Legt ihn an eine Kette mit anderen ebenso Ungerechten." Vergleiche auch Suura 14:49 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)
33. Wahrlich, damals verinnerlichte er nicht den Imaan an Allah, den Erhabenen37,
37. Er hat selbst sein Herz vom Imaan an Allah abgewendet und von Seiner Barmherzigkeit gegen Seine Diener, während sonst alle Dinge den Imaan verinnerlichten und Allahs Lob verkünden, eingebettet in die Gesamtheit des Daseins. Nur er hat sich von Allah getrennt und gleichzeitig vom gottergebenen Universum. (Qutb)
Das Unrecht bekam den Ungerechten in den Griff, weil dieser verlassen hatte. Er lief seinem eigenen Wunschdenken nach und vergötterte seine eigenen Vorstellungen, oder er orientierte sich an Geschöpfen und vergaß den Schöpfer. (Juusuf `Allii)
34. Und er ermutigte nicht dazu, den Bedürftigen zu speisen38,
38. Vergleiche Suura 107:3 und 89:18 sowie die entsprechenden Fußnoten. Das praktische Resultat ihrer Rebellion gegen den barmherzigen bestand darin, dass ihr eigenes Mitleid versiegt. Nicht nur halfen sie selbst nicht den Bedürftigen, sondern sie hinderten auch andere daran, dies zu tun. Darum haben sie im zukünftigen Leben weder Freunde noch Sympathien (Nahrung). (Juusuf `Allii)
35. Darum hat er an diesem Tag hier keinen Freund,
36. Und keine Nahrung außer Eiter39,
39. Sie verletzten viele Menschen durch ihre Grausamkeit und Ungerechtigkeit in diesem Leben. Das Symbol der Vergeltung ist hier, dass sie den Eiter trinken müssen, der aus solchen Wunden fließt. (Juusuf `Allii)
37. Den niemand zu sich nimmt außer denen, die in Sünde lebten.
38. Nein, ich schwöre bei dem, was ihr seht40
40. Dies ist ein ähnlicher Schwur wie der in Suura 56:75; 70:40; 90:1 und an andere Stellen. Allahs Wort ist die Quintessenz der Wahrheit. Was aber, wenn jemand zweifelt, ob eine bestimmte Botschaft Wort ist, das durch einen Propheten verkündet wurde, oder nur eine fiktive Erzählung eines Dichters oder die leere Prophezeiung ein Wahrsagers? Wir müssen dies im Licht unserer höchsten geistigen Fähigkeiten untersuchen. Zeuge für das Wort ist das, was wir in der sichtbaren Welt kennen, wo der Trug auf lange Sicht der Wahrheit das Feld räumen muss, und das, was wir in der unsichtbaren Welt kennen und durch unsere höchsten geistigen Fähigkeiten erfahren können. Wir werden aufgefordert, auf jede Weise die Wahrheit zu untersuchen. Dies umfasst alle wahrnehmbaren Naturphänomene einschließlich des Menschen selbst und der organischen Bedingungen seiner eigenen Existenz sowie die menschliche Gesellschaft und die erkennbaren Gesetzmäßigkeiten ihres Wachstums und Verfalls. (Asad)
39. Und was ihr nicht seht41,
41. Die Existenz erstreckt sich auf vieles, was für Menschen nicht wahrnehmbar ist. Der Mensch und begreift nur einen geringfügigen Teil des Daseins, nämlich das, was diese Erde und seine Statthalterschaft Allahs darauf betrifft, wie es für ihn bestimmt hat. Selbst die ganze Erde ist für ihn nicht fassbar, die auch nur ein winziges Stück des großen Universums ist. Vergleiche auch Suura 6:59; 57:4; 35:11; 35:41 und 6:95-99 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Qutb)
"Das, was ihr nicht sehen könnt" bezieht sich auf die nicht unmittelbar greifbaren Wahrheiten, die der Intuition und den Instinkt des Menschen zugänglich sind, einschließlich er Stimme seines eigenen Gewissens. All dies legt Zeugnis davon ab, dass das Licht, das die Offenbarung Allahs auf die innersten Wahrheiten und die Zusammenhänge zwischen allem Existierenden wirft, objektiv existiert und insofern das Ergebnis echter Offenbarung ist, als es alles überschreitet, das der menschliche Intellekt je erreichen kann. (Asad)
40. Dies ist wahrlich das Wort eines ehrwürdigen Gesandten42,
42. "Der ehrwürdige Gesandte": der aufgrund der Reinheit seines Lebens der Ehre würdig ist, und auf den man sich verlassen kann, dass er nicht Dinge erfindet, sondern seine eigene innere Erfahrung der Offenbarung wiedergibt. (Juusuf `Allii)
Der Qur'an wird insofern hier als das "Wort des ehrwürdigen Gesandten" bezeichnet, als er durch seinen Mund hörbar wurde. Unten in Aja 43 wird weiter erläutert, dass es sich in Wirklichkeit um Allahs eigene Botschaft handelt. (Mauduudi)
41. Und nicht das Wort eines Dichters. Wenig ist das woran ihr den Imaan verinnerlicht43! -
43. Ein Dichter schöpft aus seiner Phantasie, und der subjektive Faktor ist dabei so stark, dass wir zwar viel von ihm lernen können, aber nicht alle die wunderbaren Dinge glauben können, die er erzählt. Und ein Dichter, der wenig Einsicht hat, verbreitet nur vulgäre Übertreibungen und Unwahrheiten. (Juusuf `Allii)
"Wenig ist, woran ihr den Imaan verinnerlicht" kann auch im Sinne von "ihr verinnerlicht an überhaupt nichts den Imaan" verstanden werden. (Mauduudi)
42. Und es ist (auch) nicht das Wort eines Wahrsagers. Doch wie wenig lasst ihr euch ermahnen44!
44. Ein Wahrsager gibt nur vor, die Zukunft vorauszusagen, und zwar Ereignisse ohne geistige Konsequenzen. Die meisten seiner Vorhersagen sind Täuschungen, und aus keiner von ihnen kann man eine wirkliche Lehre und Ermahnung entnehmen. Die Ermahnung aber ist die Aufgabe des ehrwürdigen Gesandten. (Juusuf `Allii)
43. (Es ist vielmehr) herabgesandt vom Herrn der Welten45.
45. Die heidnischen Araber konnten sehr wohl wahrnehmen, dass die Offenbarung von einem Mann überbracht wurde, der edel und sanftmütig war und keinerlei eigennützige Absichten verfolgte, und dass seine Anhänger eine Verwandlung erfuhren, wie es das Wort eines Dichters oder Wahrsagers niemals hätte bewirken können. Sie konnten anhand der Sprache sehr wohl feststellen, dass es sich nicht um Dichtung oder Orakelsprüche handelte, sondern um eine Botschaft, die mit nichts zu vergleichen war. Darüber hinaus konnten sie die wunderbaren Phänomene in der Natur beobachten, die vor ihren Augen abliefen, und die dort wirksamen Gesetzmäßigkeiten erkennen. Was sie jedoch nicht wahrnehmen konnten, war folgendes:.. all in ist der Schöpfer und Herr des Universums. Alle anderen Wesen sind lediglich Geschöpfe. Die Auferstehung muss unvermeidlich stattfinden, und Muchammad war wirklich als Gesandter beauftragt, ihnen den Qur'an zu übermitteln. (Mauduudi)
44. Und hätte er einige falsche Aussagen in Unserem Namen ersonnen,
45. Dann hätten Wir ihn gewiss bei der rechten Hand ergriffen46,
46. Die rechte Hand ist die Hand der Kraft und des Geschicks. Wer bei seiner rechten Hand ergriffen wird, wird damit daran gehindert, so zu handeln, wie er es will, oder seine Vorhaben auszuführen. Hier geht es darum, dass ein eventueller Hochstapler bald überführt würde. Er könnte seinen Betrug nicht unbegrenzt fortführen. Die Gesandten Allahs hingegen gewinnen Tag für Tag mehr Kraft, wie sehr sie auch verfolgt werden, wie es auch mit dem Propheten der Fall war, dessen Wahrhaftigkeit, Ernsthaftigkeit und seine Liebe zu allen erkannt wurde, je mehr sein Leben sich entfaltete. (Juusuf `Allii)
Es wäre für Allah ein leichtes, einen Hochstapler auszuschalten. (Qutb)
46. Danach hätten Wir ihm fürwahr die Herzader durchschnitten47,
47. Damit würde buchstäblich sein Lebensnerv abgeschnitten. (Juusuf `Allii)
47. Und niemand von euch hätte (Uns) von ihm abhalten können48.
48. Der Schutz, den Gesandte Allahs und den mutaqi Menschen unter allen Umständen genießen, ist Hochstaplern nicht zugänglich. (Juusuf `Allii)
48. Und wahrlich, dies ist eine Ermahnung für die Mutaqis49
49. Die an das den Imaan verinnerlichen was außerhalb der Reichweite menschlicher Wahrnehmung liegt. Vergleiche Suura 2:2-3 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)
Der Qur'an ist eine Ermahnung für diejenigen, die Unrecht und die damit verbundenen bösen Folgen vermeiden wollen. (Mauduudi)
49. Und Wir wissen fürwahr, dass es unter euch welche gibt, die sie ablehnen50.
50. Sie werden zu gegebener Zeit ihre Strafe erhalten. (Darjabaadi)
50. Doch wahrlich, (sie) ist ein (Grund der) Besorgnis für die Kaafirs51
51. Allahs Botschaft ist eine frohe Botschaft für alle, die an Ihn den Imaan verinnerlichen und Seinem Gesetz folgen, denn sie ist eine Botschaft der Gnade und Vergebung auf dem Weg der Umkehr. Für die Bösen ist sie jedoch ein Grund zur Besorgnis, denn sie verurteilt Unrecht und kündigt die Strafe für diejenigen an, die sich vom Übel nicht abwenden. (Juusuf `Allii)
51. Und sie ist die absolute Wahrheit52.
52. Die Wahrheit in sich ist sicher. Wie sie jedoch vom Menschen aufgenommen und je nach seiner psychologischen Lage verstanden wird, hat unterschiedliche Grade. Da ist die Wahrscheinlichkeit oder Gewissheit, die aus der Anwendung der menschlichen Urteilskraft und seiner richtigen Einschätzung des Beweismaterials entstammt. Dies ist "Ilm Ul-Jaqin", Gewissheit durch vernünftiges Nachdenken. Dann gibt es die Gewissheit, die entsteht, wenn jemand etwas mit eigenen Augen sieht. Dies ist "Ayn Ul-Jaqin", die Gewissheit durch persönliche Überprüfung. Vergleiche auch Suura 102:5-7 und die entsprechenden Fußnoten. Dann gibt es wie hier die absolute Wahrheit, wo keine Möglichkeit zu Irrtümern oder Sinnestäuschungen übrig geblieben ist. Dies ist "Haqq Ul-Jaqin", wie sie hier erwähnt wird. (Juusuf `Allii)
52. Darum preise den Namen deines Herrn, des Erhabenen53.
53. Da Allah uns durch Seine Offenbarung die absolute Wahrheit hat zukommen lassen, obliegt es uns, sie zu verstehen und Ihm dankbar zu sein. Wir sollen in Gedanken, Worten und Handlungen Sein Lob verkünden. (Juusuf `Allii)
Einführung zu Suura 70
Diese Suura ist eine weitere eschatologische Suura, die thematisch eng an die vorige anknüpft. Geduld und das Mysterium der Zeit zeigen die Wege auf, die zum Himmel führen. Böses und Gutes findet letztendlich je sein eigenes Ziel.
Chronologisch gehört diese Suura an den Anfang der mittleren makkanischen Zeit, möglicherweise bald nach Suura 69. (Juusuf `Allii)
Der Aufstieg
Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen.
1. Ein Fragender fragte über die Strafe1, die hereinbrechen wird
1. Mancher fragt vielleicht: „Wann kommt das Gericht?" Diese Frage drückt gewöhnlich Zweifel aus. Die Antwort lautet folgendermaßen: Das Mysterium der Zeit liegt außerhalb der menschlichen Möglichkeit zu begreifen. Es gibt jedoch etwas, das den Menschen unmittelbar angeht und sich auf sein Verhalten und sein zukünftiges Wohlergehen bezieht, und dies wird vier Punkten dargelegt.
1. Das Gericht kommt mit Sicherheit, und niemand kann es verhindern.
2. Es wird für die Kaafirs eine furchtbare Strafe bewirken, aber die Rechtschaffenen haben nichts zu befürchten.
3. Die Strafe kommt von Allah Der der Herr sowohl der Gerechtigkeit als auch der Barmherzigkeit ist, sie ist kein blinder Schicksalsschlag.
4. Wir werden an einen weiteren Namen Allahs erinnert: „Herr der Aufstiegswege", das heißt, obgleich Er hoch über seinem Thron Seiner Allmacht und Herrlichkeit erhaben ist, ist Er nicht unerreichbar, sondern Seine unendliche Barmherzigkeit hat Möglichkeiten des Aufstiegs zu Ihm vorgesehen. Vergleiche auch unten Fußnote 3. (Juusuf `Allii)
Historisch soll es sich hier um Nudar ibn Al-Harit oder Abu Dschachl gehandelt haben, die beide den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, herausforderten, die Strafe doch über sie zu bringen. (Darjabaadi)
Einige Kommentatoren haben das Verb "sa-aala" سَأَل im Sinne von "fragen" verstanden. Es ist hier aber auch oft im Sinne von "fordern" oder "verlangen" verstanden, also im Sinne einer Herausforderung; vergleiche auch Suura 8:32 und die entsprechenden Fußnoten. Auch an anderen Stellen im Qur'an ist von einer solchen Herausforderung die Rede. (Mauduudi)
2. Über die Kaafirs niemand vermag sie abzuwenden2,
2. Angesichts der Tatsache, dass es vielen Wahrheitsleugnern und folglich Ungerechten in dieser Welt gut geht, kann ein Zweifler wohl fragen, wann dieser Sachverhalt wirklich umkehrt und die wahren Werte zur Geltung kommen, wie es der Gerechtigkeit Allahs entspricht. Die Antwort auf die Frage „ob?" wird in diesem Aja gegeben, und die Antwort auf die Frage „wann?" unten in Aja 4. (Asad)
3. (Die) von Allah (kommt), dem Herrn des Aufstiegs3.
3. "Maaridsch": „Stufen; Aufstiegswege". In Suura 4:33 wird das Wort in seinem buchstäblichen Sinne verwendet. Hier hat es eine tiefe geistige Bedeutung. Können wir zu Allah hinaufgelangen? In Seiner unendlichen Gnade gewährt Er dieses Privileg den Engeln und geistigen Wesen, und zu letzteren gehört in seinem höchsten Aspekt auch der Mensch. Aber der Weg ist nicht leicht und kann auch nicht in kurzer Zeit zurückgelegt werden. Vergleiche auch die beiden nächsten Fußnoten. (Juusuf `Allii)
Es gibt verschiedene Wege, auf denen der Mensch zum Begreifen der Existenz Allahs "emporsteigen" und auf diese Weise geistige "Nähe" erlangen kann; daher auch die Pluralform. Es hängt vom Menschen ab, einen dieser Wege auszuwählen. Vergleiche auch Suura 76:3 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)
Allah erwähnt hier eine Seiner Hoheitseigenschaft nämlich, dass Er Aufstieg Seiner Hoheit vorgesehen hat, welche die Engel und der Geist (allen voran nutzen, um die Befehle Allahs zu empfangen, in Seiner Nähe zu sein, Bericht über ihre Werke und die Werke Seiner Diener zu erstatten, Zwiegespräch mit Ihm zu führen und um Vergebung für die Mu’mins auf der Erde zu bitten. (Qutb)
Außerdem steigen die guten Werke der Erdbewohner zu Ihm empor, allen voran das gut verrichtete Gebet. Die Seelen der Propheten und der Märtyrer steigen zu Ihm empor, sowie das Bittgebet eines in Not geratenen und eines zu Unrecht verfolgten Menschen, ob mit Imaan oder nicht (Hadiis). (Anm. d. Übers.)
4. Die Engel und der Geist4 steigen zu Ihm hinauf in einem Tag, dessen Dauer5 fünfzigtausend Jahre beträgt6.
4. Die Engel samt ihrem Befehlshaber Dschibriil steigen zu Ihm empor an einem Tag, der fünfzigtausend unserer Jahre andauert, nämlich am Jüngsten Tag. (Qutb)
"Al-Ruuch" الرُّوح : "Der Geist". Vergleiche Suura 78:38 und 97:4, wo "der Geist und die Engel" erwähnt werde n Suura 16:2 haben wir "Al-Ruuch" mit "Offenbarung" übersetzt. Einige Kommentatoren verstehen unter "Geist" den Engel Dschibriil. Ich bin aber der Ansicht, dass auch eine allgemeine Interpretation möglich ist und besser zu diesem Zusammenhang passt. Der Mensch ist mit Allahs Geist ausgestattet; vergleiche Suura 15:29. Im geistigen Reich werden wir alle zum Licht des göttlichen Angesichts emporgehoben, und Seine Herrlichkeit verwandelt uns. (Juusuf `Allii)
Vergleiche auch Suura 26:193 und 2:97 und die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)
5. Eine solche herrliche Verwandlung ist nicht ohne die größten geistigen Mühen zu erlangen, und wenn wir die Zeit so messen, wie wir sie auf der Ebene dieses Lebens empfingen, kann es Jahrtausende dauern. Auf der geistigen Ebene ist es vielleicht nur ein Augenblick. Vergleiche auch Suura 32:4-5 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)
6. Die Vorstellung von "Zeit" ist auf bezogen sinnlos, denn Er ist zeitlos und unendlich. Vergleiche auch Suura 22:47 und die entsprechenden Fußnoten. Zeit hat nur eine scheinbare Realität in Verbindung mit den geschaffenen Wesen, nicht mit dem Schöpfer. Im zukünftigen Leben hat sie auch für den Menschen keine Bedeutung mehr, und die Frage „wann?" ist sinnlos. (Asad)
5. Darum gedulde dich in vollem Vertrauen7.
7. Die Aufforderung zu Geduld und Standhaftigkeit gehört als wesentlicher Punkt zu jeder Botschaft und gilt für jeden Propheten ebenso wie für alle die ihm folgen. Sie ist notwendig, um immer die innere Ruhe und Zufriedenheit zu bewahren. Die hier von Allah an den Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gerichtete Aufforderung soll gleichzeitig sein Herz festigen gegenüber dem, was ihm von Seiten der Leugner begegnet. (Qutb)
Wenn ein Muslim verfolgt wird und Schwierigkeiten mit der Welt hat, soll er dennoch Geduld üben - nicht die Art Geduld, die mit unterdrückten Klagen einhergeht, sondern eine Geduld, die mit Allahs Ordnung der Welt zufrieden ist, denn er weis dass sie gut ist. Eine solche Geduld ist verwandt mit der Zufriedenheit mit Allah denn sie entsteht aus Imaan und Vertrauen auf Allah. (Juusuf `Allii)
6. Sie8 denken, er (dieser Tag) sei weit entfernt.
8. Nämlich die Menschen. (Asad)
7. Doch Wir sehen ihn (ganz) nahe9.
9. Böse Menschen sehen die Vergeltung für ihre Handlungen als so weit entfernt an, dass sie zweifeln, dass es eine solche überhaupt gibt. Aber vor Allah und nach dem Maßstab Seines allumfassenden Planes ist sie ganz nah. (Juusuf `Allii)
8. Der Tag, an dem der Himmel wie geschmolzenes Metall ist10,
10. Die den Menschen vertraute Umgebung aus blauem Himmel und friedlichen Bergen wird an jenem Tag furchtbar drohend erscheinen. (Qutb)
Vergleiche Suura 18:29 und 44:45 sowie die entsprechenden Fußnoten, wo geschmolzenes Metall die Speise der Verurteilten ist. Hier wird der Himmel mit geschmolzenem Metall verglichen oder nach einer anderen Übersetzung mit dem Bodensatz von Öl. Damit soll die Vorstellung übermittelt werden, dass der schöne blaue Himmel dahinschmilzt. (Juusuf `Allii)
Er verändert immer wieder seine Farbe. (Mauduudi)
9. Und die Berge wie Wollflocken11,
11. Vergleiche Suura 101:5, wo das Gleichnis von den gerupften Wollflocken benutzt wird. Die Berge, die gewöhnlich so stabil erscheinen, sind wie Wollflocken in der Hand des Kämmers. (Juusuf `Allii)
10. Und ein Freund nicht nach seinem Freund fragt12,
12. Die Welt, wie wir sie kennen, ist so vollständig vergangen, dass auch die Merkmale im Himmel und auf der Erde verschwunden sind. Darüber hinaus werden die menschlichen Beziehungen durch ihre Vergehen in etwas Abscheuliches und Furchtbares verwandelt werden. Wenn Sie Ungerechten mit ihrer persönlichen Verantwortung konfrontiert werden, werden sie so von Furcht überwältigt sein, dass sie ihre engsten Freunde im Stich lassen, denn selbst ihr Anblick vergrößert nur ihre Verzweiflung. (Juusuf `Allii)
11. (Obwohl) sie in Sichtweite zueinander gebracht werden13. Der Sünder würde sich von der Strafe an diesem Tag loskaufen wollen mit seinen Kindern14,
13. Sie lassen einander nicht im Stich, weil sie sich gegenseitig nicht sehen können, sondern jeder sieht den anderen in Verzweiflung, ignoriert ihn aber, weil er mit seiner eigenen Verzweiflung genug zu tun hat. (Mauduudi)
14. Der Ungerechte ist bereit, seine Kinder, seine Familie, seine Verwandten, die ihn geschützt und gefördert hatten, ja alles in der Welt als Lösegeld für sich selbst zu geben. So groß ist sein Egoismus und seine Verzweiflung. (Juusuf `Allii)
12. Und mit seiner Ehefrau15 und seinem Bruder,
15. "Saahiba" صَاحِبَ bedeutet wörtlich "Gefährtin". Partnerschaft ist eine wesentliche Voraussetzung für eine Ehe. (Darjabaadi)
13. Und mit seinen Verwandten, die ihn aufgenommen hatten16,
16. Kurz gesagt, mit jedem, der ihm im irdischen Leben nahe stand. (Darjabaadi)
14. Und mit allen Menschen auf der Erde, wenn es ihn denn nur retten würde17:
17. Was würde ein solcher Mensch nicht alles für seine Rettung geben! Aber nichts kann ihn retten. (Juusuf `Allii)
15. Doch nein! Es ist fürwahr das lodernde Feuer,
16. Das die Kopfhaut röstet und an ihr zerrt18,
18. Das Feuer verbrennt nicht nur seinen Körper, sondern gelangt bis in seinen Verstand, sein Herz (vergleiche Suura 104:7) und seine Gefühle. Mit anderen Worten wird die Strafe durch ein Feuer dargestellt, das bis in sein innerstes Wesen dringt. (Juusuf `Allii)
17. Es ruft den, der den Rücken kehrt und sich abwendet19,
19. Das Unrecht wird hier mit vier meisterhaften Strichen umrissen, von denen die beiden ersten sich auf den Willen oder die Psychologie des Ungerechten beziehen und die beiden anderen darauf, welchen Gebrauch er von den guten Dingen dieses Lebens macht.
1. Unrecht beDschinnt damit, dass man dem Recht den Rücken kehrt und aus Feigheit oder Gleichgültigkeit vor seinen Verpflichtungen wegläuft.
2. Das Gewissen und der Gerechtigkeitssinn wird versuchen, diese Flucht zu verhindern; Allahs Gnade begegnet dem Ungerechten überall und versucht, ihn zur Umkehr zu bewegen; der Verhärtete wird sich jedoch absichtlich davon abwenden und sie verspotten und zurückweisen.
3. Die Folge einer solchen Haltung ist die, dass er der Gier nachgibt, Reichtümer ansammelt und materielle Vorteile erwirbt, auf die er kein Anrecht hat; damit sind Heuchelei, Betrug und Verbrechen verbunden.
4. Wenn er materielle Güter erworben hat, ist sein nächster Schritt, andere davon fernzuhalten, den Reichtum an fruchtbarem Umlauf zu hindern und ihn vor Trotz oder Neid verborgen zu halten. Das ist negativer spiritueller Fortschritt. (Juusuf `Allii)
18. Und (Reichtum) anhäuft, den er zurückhält20.
20. Er sammelt auf unrechtmäßige Weise Reichtümer an. (Darjabaadi)
Vergleiche auch Suura 69:33-34 und die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)
19. Wahrlich, der Mensch ist von ungeduldiger Natur erschaffen21;
21. Dies ist die Verhaltensweise eines Kindes, die auch dem erwachsenen Menschen weiter anhaftet, wenn er nicht durch das Gebet zu besserem Verhalten geführt wird. (Qutb)
Der Mensch hat eine Neigung zur Rastlosigkeit, die ihn entweder zu fruchtbarer Vollendung oder zu chronischer Unzufriedenheit und Frustration treiben kann. Es ist mit anderen Worten die Art und Weise, mit der er diese gottgegebene Fähigkeit nutzt, die bestimmt, ob ein positives oder negatives Ergebnis dabei herauskommt. Die folgenden beiden Verse spielen auf letzteres an, während die Ajas 22-25 zeigen, dass ein wahres geistiges und moralisches Bewusstsein die angeborene Rastlosigkeit in eine positive Kraft verwandeln und damit innere Stabilität und Zufriedenheit herbeiführen kann. (Asad)
20. Wenn Schlimmes ihn berührt, so ist er verzweifelt22,
22. Das Partizip "Dschasuu" جَزُو verbindet die Vorstellungen "ungeduldig" und „über sein Schicksal lamentierend" und ist daher das Gegenteil von "Sabr" (Geduld). (Asad)
21. Doch wenn ihm Gutes widerfährt, ist er knauserig23.
23. Wenn er in Schwierigkeiten ist, klagt er und ist verzweifelt. Im Wohlstand wird er arrogant und vergisst sowohl die Rechte anderer als auch seine eigenen Schwächen. Vergleiche auch Suura 41:49-50. (Juusuf `Allii)
22. Ausgenommen diejenigen, die das Gebet verrichten24.
24. "Diejenigen, die beten" ist hier nur ein Aspekt von dem, was anderswo von den und Rechtschaffen ausgesagt wird. Gebet bedeutet dabei nicht eine bloße Anzahl formaler Riten. Es bedeutet völlige Hingabe an Allah. Das ist also eine ernsthafte Annäherung an die Erkenntnis der Gegenwart Allahs ("Standhaftigkeit im Gebet"), wohltätige Handlungen; der Versuch, dieses Leben auf das zukünftige hin auszurichten; wes Wohlgefallen zu suchen und Seinen Zorn zu vermeiden; Keuschheit; Wahrhaftigkeit und Aufrichtigkeit; und die Heiligkeit Seiner Gegenwart zu wahren (vergleiche unten Aja 34). (Juusuf `Allii)
Die sich Allah im Gebet bewusst zuwenden. Nicht das bloße rituelle Gebet ist hier gemeint, sondern die diesem zugrunde liegende Geisteshaltung und das spirituelle Bedürfnis. In diesem Sinne knüpft es an die Aussage oben in Aja 19 an, dass der Mensch rastlos erschaffen ist und richtig genutzte Rastlosigkeit ihn zu bewusstem geistigen Wachstum bringt und Befreiung von Selbstmitleid und Egoismus ermöglicht. (Asad)
Gebet bedeutet notwendigerweise, dass der Mensch an Allah glaubt und versucht, seinem Imaan entsprechend zu handeln. (Mauduudi)
23. Diejenigen, die ihre Gebete einhalten25,
25. Keine Trägheit, Bequemlichkeit oder anderweitige Beschäftigung hindert sie am regelmäßigen Gebet. Eine andere Bedeutung ist die, dass sie ihre Gebete in völliger innerer Ruhe und Demut verrichten, nicht als lästige Pflicht oder mit irrelevanten Gedanken. (Mauduudi)
24. Und diejenigen, in deren Vermögen ein anerkanntes Anrecht ist
25. Für den, der (um Hilfe) bittet und den Bedürftigen26,
26. Dies bezieht sich auf die Sakat und andere festgelegte Spenden. Die Armen haben nämlich ein Anrecht auf das Eigentum der Muslime. (Qutb)
Vergleiche Suura 51:18 und die entsprechenden Fußnoten. Wahre Freigebigkeit besteht darin, dass man herausfindet, wer wirklich etwas braucht, ob er darum bittet oder nicht. Bei den Bittenden handelt es sich nicht selten um Faulenzer, die nur auf Kosten anderer leben wollen. Auf jeden Fall sollen wir die Sache aber genau untersuchen, denn eine geringfügige Hilfe kann auch Verirrte wieder auf den rechten Weg bringen. Ein Mensch, der über Reichtum, Fähigkeiten oder Möglichkeiten verfügt, hat jedoch die Pflicht, diejenigen herauszufinden, die wirklich seine Hilfe brauchen, um zu zeigen, dass er alle Gaben Allahs ein anvertrautes Gut benutzt, um seinen Mitgeschöpfen zu dienen. (Juusuf `Allii)
"Saa'il" سَّائِل ist hier nicht ein Bettler, sondern jemand, der um Hilfe bittet Machrum ist jemand, der seinen Lebensunterhalt nicht oder nur unzureichend erwerben kann. Ihnen hilft der aus eigener Initiative und wartet nicht, bis sie um Hilfe bitten. (Mauduudi)
26. Und diejenigen, die den Imaan verinnerlichen an den Tag des Jüngsten27 Gerichts,
27. Imaan an den Tag des Gerichts ist ein wesentlicher Teil der Aqida an sich. Daran orientiert sich die Lebensweise sowohl bezüglich des Verständnisses als auch bezüglich des Strebens. Auch Werte und Maßstäbe hängen davon ab und damit die gesamte Handlungsweise. (Qutb)
Die nicht den Imaan verinnerlichen, sie seien ohne jede Verantwortung, sondern erwarten, dass sie dereinst von 4 zur Rechenschaft gezogen werden. (Mauduudi)
27. Und diejenigen, die die Strafe ihres Herrn fürchten28,
28. Dies ist ein weiterer Grad bezüglich des Imaans an Allah den Tag des Gerichts, nämlich die Feinfühligkeit, die Ehrfurcht und die Furcht vor der Strafe, die man sich vergegenwärtigt. So sagte der Gesandte Allahs im Bewusstsein dieser Abhängigkeit von Allahs Gnade: „Niemand kommt aufgrund seiner Handlungen ins Paradies." fragten ihn seine Gefährten: „Auch du nicht, o Gesandter“ Er antwortete: „Auch ich nicht, es sei denn, währt mir Seine Barmherzigkeit." (Qutb)
Taqwa ist die Furcht gegen Seinen heiligen und Sein Gesetz zu verstoßen, und ist mit Liebe zu Allah verwandt.. Sie stammt aus der Erkenntnis, dass aller Friede und alle innere Ruhe dadurch entsteht, dass wir unseren Willen mit Seinem allumfassenden Willen Einklang bringen und dass Unrecht Disharmonie, Verstimmung und Unzufriedenheit verursacht, mit anderen Wort Worten Allahs Zorn. (Juusuf `Allii)
28. Denn wahrlich vor der Strafe ihres Herrn ist niemand sicher29,
29. Die Unzufriedenheit ihres Herrn ist derart, dass es keine Sicherheit davor gibt. Das bedeutet, dass die Strafe für Unrecht jederzeit eintreffen kann, wenn man am wenigsten damit rechnet. (Juusuf `Allii)
Dies warnt vor aller Selbstgerechtigkeit, denn selbst ein "guter" Mensch kann immer Fehler machen und diese nachher vergessen. Die Warnung enthält einen Aufruf, immer bewusst zu handeln, denn die Versuchung tritt nicht nur an diejenigen heran, die die Wahrheit leugnen, sondern möglicherweise an Menschen, die sonst rechtschaffen sind. (Asad)
29. Und diejenigen, die ihre Scham hüten30,
30. Wörtlich: "ihre Geschlechtsorgane". (Anm. d. Übers.)
Die sich sexuellen Missbrauchs aller Art enthalten. (Darjabaadi)
30. Außer ihren Ehegattinnen und denen gegenüber, die sie besitzen 31, denn dann trifft sie kein Tadel,
31. Dies bedeutet Sauberkeit der Seele und der Gemeinde. In dieser Gemeinde weiß jedes Kind, wer sein Vater ist und schämt sich nicht seiner Herkunft. Der Besitz von Sklavinnen darf nur aus rechtmäßigem Grund entstehen (vergleiche Suura 47:4-5). (Qutb)
Ein rechtmäßiger Grund für "Sklaverei" ist heute praktisch nur noch die Kriegsgefangenschaft. (Anm. d. Übers.)
Kriegsgefangene können geheiratet werden (vergleiche Suura 4:25), aber ihr Status ist niedriger als der einer freien Ehefrau, solange sie nicht freigelassen sind. Diese Regelung ist jetzt überholt. Der niedrigere Status war mit der Gefangenschaft verbunden, nicht mit der Ehe. In der Ehe gibt es keine Rangunterschiede, es sei denn durch lokale Gebräuche, die der Islam nicht anerkennt. (Juusuf `Allii)
Vergleiche auch Suura 23:5-7 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)
31. Doch wer etwas darüber hinaus begehrt, das sind die Übertreter32,
32. Jede andere Form der Sexualität ist Unrecht. (Darjabaadi)
Vergleiche auch Suura 23:5-7 und die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)
32. Und diejenigen, die das ihnen Anvertraute bewahren und ihre Versprechen getreulich erfüllen33, -
33. Vergleiche auch Suura 5:1 und die entsprechenden Fußnoten, wo es um Verträge und daraus entstehende Verpflichtungen geht. Sie sind im gewöhnlichen Alltagsleben ebenso heilig wie in besonderen geistigen Beziehungen. Darüber hinaus sind unser Leben und unsere Fähigkeiten, sowie unser Eigentum anvertrautes Gut, und wir sollen die daraus resultierenden Verpflichtungen gewissenhaft einhalten. (Juusuf `Allii)
Dies gilt für Versprechungen sowohl Allah als auch den Mitmenschen gegenüber. (Mauduudi)
33. Und diejenigen, die aufrichtig und fest zu ihrer Zeugenaussage stehen34, -
34. Wenn wir von irgendeiner Angelegenheit den wahren Sachverhalt kennen, sollen wir davon Zeugnis ablegen, denn es geht um das Leben und die Interessen unserer Mitmenschen. Dabei sollen wir konsequent sein, nicht halbherzig, und ohne Furcht, selbst in Fällen, die uns Schwierigkeiten verursachen können oder durch die wir möglicherweise Freunde verlieren. (Juusuf `Allii)
34. Und diejenigen, die stets auf ihre Gebete achten35,-
35. Gebet und 'Ibaada umfassen auch ehrliche Arbeit, Freigebigkeit und jede gute Tat. Der Mensch hat die Pflicht, die Heiligkeit dieses Ideals zu wahren. Das bedeutet, ständig im Bewusstsein der Gegenwart Allahs zu leben. (Juusuf `Allii)
35. Das sind diejenigen, die hochgeehrt in Paradiesgärten weilen sollen.
Abschnitt 2
36. Was ist nur mit denjenigen, die die (Botschaft) abwiesen, dass sie um die Wette laufen36,-
36. Die Kaafirs verinnerlichten nicht den Imaan an ein zukünftiges Leben. Als der Segen des zukünftigen Lebens geschildert wurde, wie etwa im letzten Aja, spotteten sie darüber und taten so, als wenn sie dorthin ein Wettrennen veranstalten wollten. Im gleichen sarkastischen Tonfall werden sie hier getadelt. (Juusuf `Allii)
37. Von rechts und von links, in Gruppen37?
37. Auch dies knüpft an die Aussage oben in Aja 19 an, dass der Mensch rastlos erschaffen wurde. Die Menschen, die Wahrheit nicht sehen wollen und darum keine solide Grundlage haben, auf der sie ihr Weltbild aufbauen können, sind damit auch nicht in der Lage, Normen der persönlichen und gesellschaftlichen Ethik zu formulieren. Wenn sie daher mit dem Islam konfrontiert werden, laufen sie hin und her in geistiger Verwirrung und versuchen, mit vielseitigen und widersprüchlichen Argumenten die Grundlage diesem zu zerstören, um sich selbst intellektuell zu rechtfertigen. Da sie ihre gesamte Kraft aus der Konformität mit der öffentlichen Meinung beziehen, können sie dies nur "in Gruppen" tun. (Asad)
38. Erhofft sich denn jeder von ihnen, dass er in den Garten der Wonne eingehen wird38?
38. Denken sie etwa, dass sie trotz ihrer Abweisung der Botschaft Allahs trotz der Beleidigung seines Gesandten und der Verspottung der Offenbarungen bei Allah so wichtig sind, dass Er jedem von ihnen extra einen Paradiesgarten zur Verfügung stellt? (Qutb)
Allahs Paradies ist nur für die Rechtschaffenen, deren Eigenschaften oben in Aja 22-34 aufgeführt werden. (Mauduudi)
39. Doch nein! Wir haben sie ja fürwahr aus dem erschaffen, was ihnen bekannt ist39.
39. Die animalische Seite des Menschen ist nichts, worauf man stolz sein kann, und das wissen sie. Nur durch geistige Bemühungen und eine lange Vorbereitung durch ein gutes Leben kann sich ein Mensch über die animalischen Züge in sich selbst erheben und zu seiner Würde als geistiges Wesen gelangen und sein Ziel im zukünftigen Leben erreichen. (Juusuf `Allii)
Nämlich aus "Staub", das heißt aus denselben primitiven organischen und anorganischen Substanzen, die auch in der Erde zu finden sind. Nur geistiges Bewusstsein und Mühe kann den Menschen über die rein materielle Form seiner Existenz hinaus erheben und zu der inneren Erfüllung bringen, die durch den "Garten der Wonne" symbolisiert wird. (Asad)
Von der Substanz her, aus der sie erschaffen wurden, sind ansonsten alle Menschen gleich. (Mauduudi)
Von der verächtlicher Samenflüssigkeit, die sie genau kennen. Sie haben deshalb keinen Grund überheblich zu sein und die Zeichen Allahs in Hochmut zurückzuweisen. (Qutb)
40. Nein40! Ich schwöre bei dem Herrn des Ostens und des Westens41, Wir sind sehr wohl imstande, -
40. Vergleiche auch Suura 69:38 und 56:75 sowie die entsprechenden Fußnoten. Hier ist der Zeuge, den ins vorstellt, Seine eigene Macht und Herrlichkeit, wie sie sich in der Schönheit eines Sonnenaufgangs oder Sonnenuntergangs an jahreszeitlich verschiedenen Punkten manifestiert. (Juusuf `Allii)
41. Osten und Westen stehen im Plural - ein Hinweis darauf, dass Osten und Westen keine Fixpunkte sind, wie die Menschheit lange Zeit glaubte, sondern relativ, je nachdem an welchem Ort der Erdkugel man sich befindet (Anm. d. Übers.)
Vergleiche Suura 37:5. Wenn Allah die Macht hat, so wunderbare Phänomene hervorzubringen wie den Sonnenaufgang an verschiedenen Punkten, sollte er dann nicht auch euch Kaafirs durch bessere Menschen ersetzen können? (Juusuf `Allii)
Vergleiche auch Suura 55:17 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)
41. Ein besseres Volk an ihre Stelle zu setzen, und Wir können nicht (daran) gehindert werden42.
42. Allahs Plan kann nicht außer Kraft gesetzt werden. (Juusuf `Allii)
Es ist nicht Sein Wille, die "Kaafirs" in dieser Welt durch Muslime zu ersetzen, denn ein solcher Austausch würde nicht mit Seinem Plan einer vielfältigen menschlichen Existenz übereinstimmen, in der der Imaan immer durch den Kufr herausgefordert und geprüft wird und umgekehrt. (Asad)
42. Lass sie also reden und ihr Spiel treiben43, bis sie ihrem Tag begegnen, der ihnen angedroht ist44,
43. Ihr Herumphilosophieren über eine angeblich "unerschaffene" Welt und eine hypothetische "Entstehung des Lebens aus sich selbst" sowie ihre Weigerung, an ein zukünftiges Leben den Imaan zu verinnerlichen oder auch nur an die Existenz Allahs obwohl sie keinerlei Belege dafür haben. (Asad)
44. Ihr Gerede und ihre Skepsis sind sinnlos, denn alles geistige Beweismaterial spricht dagegen; es ist wie das unvernünftige Spiel von Leuten, die nicht ernsthaft nachdenken. Aber der furchtbare Gerichtstag und die Realität kommt, wie in den folgenden Ajas beschrieben. (Juusuf `Allii)
43. Der Tag, an dem sie aus ihren Gräbern hervorkommen werden in Eile, als ob sie einer heiligen Veranstaltung entgegenhasteten45,
45. Sie werden unweigerlich von unsichtbaren Kräften zum Weltgericht fortgerissen. (Qutb)
44. Mit niedergeschlagenen Blicken, (und) Schande wird sie bedecken. Dies ist der Tag, der ihnen oft genug 46 angedroht wurde.
46. Die Vorstellung von einem "immer wieder", das heißt in allen Zeitaltern durch aufeinander folgende Offenbarungen, wird durch das Hilfsverb "kanuu" كَانُوا ausgedrückt, das für Wiederholung und/oder Dauer steht. (Asad)
Einführung zu Suura 71
Dies ist eine weitere makkanische Suura, deren chronologische Einordnung keine Bedeutung hat. Thematisch geht es darum, dass das Gute, während es sich für Wahrheit und Gerechtigkeit einsetzt, sich irgendwann endgültig vom Bösen trennen muss, damit dieses nicht zersetzend wirkt. Dieses Thema ist im Gebet Nuuchs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, vor der Flut zusammengefasst. Die Geschichte von Nuuchs Leiden ist beinahe eine Parabel für die Verfolgungszeit des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in ihn Mekka. (Juusuf `Allii)
Nuuch
Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen.
1. Wir haben fürwahr Nuuch1 zu seinem Volk entsandt (mit dem Auftrag): „Warne dein Volk, bevor eine schmerzliche Strafe über sie kommt2.“
1. Nuuchs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Wirken wird an vielen Stellen erwähnt. Vergleiche besonders Suura 11:25-49 und die entsprechenden Fußnoten. Seine Zeitgenossen hatten sich von allen ethischen Normen völlig losgesagt. Eine Läuterung musste stattfinden, und diese geschah durch die große Flut. Dies gibt Nuuchs Volk in der Geschichte einen neuen Anfang, das heißt für die Übriggebliebenen, die im Schiff gerettet wurden. (Juusuf `Allii)
2. Das heißt wenn sie umgekehrt wären, hätten sie noch Allahs Gnade erlangen können. (Darjabaadi)
2. Er sagte: „O mein Volk! Ich bin wahrlich ein deutlicher Warner für euch3:
3. Deutlich in Bezug auf seine Argumente, weder mysteriös noch zweideutig, weder zögernd in der Aufforderung noch bruchstückhaft, und nicht vage in Bezug auf die Wahrheit, zu der aufgerufen werden soll. (Qutb)
Diese Warnung sollte sowohl klar (das heißt unzweideutig) als auch offen (das heißt öffentlich) sein. Beide Bedeutungen sind in dem Ausdruck "mubiin" مُّبِين enthalten. Sie sollten offensichtlich dahingehend gewarnt werden, dass sie durch Umkehr noch Barmherzigkeit erlangen konnten. (Juusuf `Allii)
3. Dass ihr Allah dienen4 und Ihn fürchten und mir gehorchen sollt5;
4. Unter Ausschluss eurer Götzen. (Darjabaadi)
5. Drei Aspekte der Pflichten des Menschen werden hier erwähnt:
1. wahrhaftigere aus ganzem Herzen und ganzer Seele;
2. Erkenntnis, dass alles Böse zur Selbstzerstörung führt und mit dem Gericht endet; und 3. dass man folglich umkehren und sein Leben ändern und auf den Rat guter Menschen hören soll. (Juusuf `Allii)
4. (Dann nämlich) wird Er euch eure Schuld verzeihen6 und euch Aufschub gewähren7 bis zu einer festgesetzten Frist. Wahrlich, wenn die von Allah festgesetzte Frist abgelaufen ist, gibt es keinen Aufschub - wenn ihr es nur wüsstet8!"
6. "Jarfir lakum min suunubikum" يَغْفِرْ لَكُم مِّن ذُنُوبِكُمْ bedeutet nicht, dass Allah einige ihrer Vergehen vergibt, sondern die korrekte Bedeutung ist folgende: „Wenn ihr die drei Dinge akzeptiert, die euch hier vorgelegt werden, wird Er euch alles vergeben, was ihr in der Vergangenheit getan habt." (Mauduudi)
7. Bis zur Zeit eures Todes. (Darjabaadi)
Vergleiche Suura 4:18 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)
8. Allah gewährt bereitwillig Aufschub, aber nur Er kann Aufschub gewähren. Sein Gebot ist entschieden und endgültig; weder der Mensch noch irgendeine Autorität kann Einfluss darauf ausüben. Wenn wir dies nur in unserem innersten Kern erkennen würden, dann würde dies zu unserem letztendlichen Glück führen. (Juusuf `Allii)
5. Er sagte9: „Mein Herr! Ich habe mein Volk bei Nacht und bei Tag aufgerufen,
9. Nachdem er sich lange bemüht hatte und enttäuscht war. (Darjabaadi)
6. Doch mein Aufruf hat sie nur darin bestärkt, (vor mir) zu fliehen10.
10. Wenn den Ungerechten überzeugende Argumente und Warnungen vorgelegt werden, gibt es zwei Arten der Reaktion. Wer weise ist, nimmt die Ermahnung, bereut sein Verhalten und handelt seiner Reue entsprechend, das heißt er ändert sein Leben und wendet sich zu Allah. Wer jedoch keine Warnung annimmt, versteht es als Tadel und entfernt sich immer weiter von der Gerechtigkeit und verschließt damit immer mehr die Kanäle, durch die heilende Gnade ihn erreichen kann. (Juusuf `Allii)
7. Und wahrlich, jedesmal, wenn ich sie aufrief (und erklärte,) dass Du ihnen vergibst11, steckten sie ihre Finger in ihre Ohren und hüllten sich in ihre Gewänder12, und widersetzten sich in Anmaßung und Hochmut13.
11. "Dass Du ihnen vergibst": dass sie ihre Haltung des Ungehorsams aufgeben und Allah um Vergebung bitten, denn allein auf diese Weise können sie Vergebung erlangen. (Mauduudi)
12. Buchstäblich verstanden würde dies bedeuten, dass sie ihre Finger in die Ohren steckten, damit die Stimme des Mahners sie nicht erreichen konnte, und dass sie ihren Körper mit ihren Gewändern bedeckten, damit das Licht nicht zu ihnen durchdringen und der Mahner sie nicht sehen konnte. Aber es gibt noch eine weitere, symbolische Bedeutung. Ihre "Kleider" sind ihre bösen Gewohnheiten, Bräuche und Traditionen und ihre Eitelkeit sowie ihre oberflächlichen Normen und Interessen. Sie zogen diese näher an sich, um zu verhindern, dass das Licht zu ihnen durchdringt. Sie wurden starrsinnig und versteiften sich auf selbstsüchtige Arroganz. (Juusuf `Allii)
Vergleiche hierzu auch Suura 74:4 und 7:26 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Asad)
Eine solche Haltung nahmen die makkanischen Götzendiener auch gegenüber dem Propheten Muchammad - Friede sei mit ihm - ein. (Mauduudi)
13. "Hochmut" bedeutet, dass sie es für unter ihrer Würde hielten, sich der Wahrheit zu beugen und die Ermahnungen des Gesandten Allahs anzunehmen. (Mauduudi)
8. Daraufhin habe ich sie öffentlich auf gerufen14.
14. Trotz ihrer Aversion habe ich in aller Öffentlichkeit zu ihnen gesprochen. (Darjabaadi)
9. Dann habe ich fürwahr offen und insgeheim mit ihnen gesprochen15,
15. Nuuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, machte von allen Mitteln Gebrauch, die ihm als Warner zur Verfügung standen. Er brachte ihnen Allahs Botschaft zu Gehör; er sprach auf öffentlichen Plätzen; er redete vertraulich mit Einzelpersonen und appellierte privat an sie; aber alles vergeblich. (Juusuf `Allii)
10. Indem ich (zu ihnen) sagte: „Bittet euren Herrn um Verzeihung. Er ist ja fürwahr der Allverzeihende16!
16. Indem ihr an Ihn den Imaan verinnerlicht und Seiner Rechtleitung folgt. (Darjabaadi)
11. Er wird reichlich (Regen) vom Himmel auf euch herabsenden17,
17. Das ist ein Gesetz dass für jedes Volk zu jeder Zeit gilt. (Qutb)
Vielleicht hatte es gerade eine Trockenperiode oder Hungersnot gegeben. Wenn sie die Botschaft in der richtigen Weise aufgenommen hätten, wäre der Regen ein Segen für sie gewesen. Sie widersetzten sich jedoch, und der Regen wurde ihnen zum Fluch, denn er überschwemmte das Land und ertränkte die böse Generation. Auf einer höheren Ebene war es dennoch ein Segen, denn der Regen reinigte die Welt und ermöglichte ihr einen moralischen und geistigen NeubeDschinn. (Juusuf `Allii)
Vergleiche Suura 11:52 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)
12. Und Euch an Vermögen und Kindern mehren und euch Gärten gewähren und Ströme für euch fließen lassen18,
18. Jede dieser Gaben - Regen und reiche Ernte, Reichtum und Arbeitskraft, blühende Gärten und reichlich fließende Flüsse - sind Anzeichen des Wohlstandes und haben nicht nur materielle, sondern auch geistige Bedeutung. Die reichlich fließenden Quellen machen den Wohlstand sozusagen dauerhaft: sie weisen auf eine sesshafte Bevölkerung hin, die ehrlich arbeitet und zufrieden ist und den Segen hier auf der Erde als Vorgeschmack der Freude im zukünftigen Leben genießen. (Juusuf `Allii)
13. Was ist (mit) euch, dass ihr nicht wollt, dass Allah geehrt wird19?
19. Dass ihr euch weigert an Allah den Imaan zu verinnerlichen. Einige Kommentatoren verstehen dies im Sinne von "Allah fürchten", was ja Imaan voraussetzt. (Asad)
14. Wo Er euch doch in verschiedenen Entwicklungsstufen erschaffen hat20?
20. In verschiedenen wunderbaren Phasen von der Samenflüssigkeit bis zum fein gebildeten lebendigen Embryo in der Gebärmutter, und nach der Geburt vom Kleinkind zum kräftigen Erwachsenen mit hoher Urteilskraft und Bildungsfähigkeit, dann möglicherweise zu einem schwachen Greis dessen Kenntnisse allmählich schwinden, wenn er nicht vorher schon stirbt. (Qutb)
15. Seht ihr denn nicht, wie Allah sieben Himmel, einen über dem anderen, erschaffen hat21?
21. Vergleiche Suura 23:17 und die entsprechenden Fußnoten. (Qutb)
Vergleiche auch Suura 67:3 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)
16. Und in ihnen den Mond zu einem Licht und die Sonne zu einer Leuchte gemacht hat22?
22. Vergleiche Suura 25:61, wo die Sonne als strahlende Leuchte des Himmels bezeichnet wird. (Juusuf `Ali)
Vergleiche auch Suura 10:5 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)
17. Und Allah ließ euch ähnlich der Pflanze aus der Erde heranwachsen23,
23. Vergleiche Suura 3:37, wo das Heranwachsen des Mädchens Marjam der Mutter ’Isas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, mit demselben Ausdruck "nabat" نَبَاتا bezeichnet wird, das man gewöhnlich für Pflanzen und Bäume verwendet. Das Gleichnis ist das eines ausgesäten Samenkorns, das keimt, wächst, stirbt und wieder in die Erde zurückkehrt. Beim Menschen gibt es dann den weiteren Prozess der Auferstehung. Vergleiche auch Suura 20:55 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)
Dies bezieht sich zunächst auf die Entwicklung des individuellen Menschenkörpers aus denselben organischen und anorganischen Substanzen, die auch in der Erde zu finden sind. Zweitens spielt es auf die Entwicklung der Menschen als Art an, die von primitiven Organismen auf der Erde zu immer höheren Formen voranschritt, bis schließlich diese Komplexität von Körper, Geist und Seele erreicht wurde, die in jedem Menschen sichtbar wird. (Asad)
18. Dann wird Er euch in sie zurückkehren lassen und euch schließlich aus ihr hervorbringen24.
24. Bei der Auferstehung. (Juusuf `Allii)
Aus den Gräbern. (Darjabaadi)
19. Und Allah hat die Erde zu einem (ausgebreiteten) Teppich für euch gemacht,
20. Auf dass ihr auf breiten Wegen dahin zieht26.
26. Der Ausdruck Wegen bezeichnet Gebirgspässe oder Straßen, die in Tälern entlangführen. Obgleich es auf der Erde ganze Gebirgsketten gibt, hat selbst in solchen Gebieten Täler und Kanäle angelegt, auf denen sich der Mensch bewegen kann. (Juusuf `Allii)
Er hat euch alle Möglichkeiten gegeben, auf dieser Erde zu leben: ein Hinweis darauf, dass wir dankbar sein sollten. (Asad)
21. Nuuch sagte27: „Mein Herr! Sie haben sich gegen mich aufgelehnt und sind jenem gefolgt, dessen Vermögen und Kinder ihm nur noch mehr Verderben brachten28.
27. Nachdem sich seine Geduld an der undankbaren Aufgabe erschöpft hatte, sein Volk zu ermahnen. (Darjabaadi)
28. Ungerechte fassen es immer als Vorwurf auf, wenn rechtschaffene Menschen sie zu ihrem eigenen Guten ermahnen. Sie ziehen Schmeichler vor und vergöttern Macht, auch wenn die Mächtigen Egoisten sind, die durch den Reichtum und das Personal, das ihnen zur Verfügung steht, weder sich noch anderen nützen. Sie vergessen, dass bloße materielle Dinge eine Täuschung und eine Falle sein können, wenn nicht ein moralischer und spiritueller Faktor sie heiligt. (Juusuf `Allii)
Darüber hinaus gibt es hier eine Anspielung darauf, dass ausschließliche Beschäftigung mit materiellem Wohlstand notwendigerweise auf lange Sicht alle ethischen Werte zerstört und so das Gewebe der Gesellschaft zersetzt. (Asad)
22. Und sie haben einen gewaltigen Plan geschmiedet29.
29. Da ihnen genügend Mittel zur Verfügung stehen, planen die Bösen, die Guten loszuwerden, deren Anwesenheit sie als Vorwurf empfinden. Zeitweilig scheinen ihre Pläne imposant zu sein und Erfolg zu versprechen, aber sie können Allahs Plan nicht durchkreuzen. (Juusuf `Allii)
23. Und sie haben (zueinander) gesagt: „Verlasst nie eure Götter30, und verlasst weder Wadd31 noch Suwa32, Jagut33, Jauq34 noch Nasr35,“
30. Das eigene nationale Pantheon. (Darjabaadi)
31. Die Gottheit "Wadd" (wörtlich "Freundschaft", "Zuneigung") wurde laut Qur'an von Nuuchs Zeitgenossen verehrt, aber zur Zeit des Propheten Muchammad bestand der Kult immer noch. Sie wurde in der Form eines Mannes dargestellt und repräsentierte die Manneskraft. (Darjabaadi)
32. "Suwa" wurde in der Form einer Frau dargestellt und repräsentierte Beweglichkeit und Schönheit. Die Bedeutung des Namens ist unbekannt. Ein Heiligtum befand sich in der Nähe von Hudail, und man nimmt an, dass es sich um eine Mondgottheit handelte. (Darjabaadi)
33. In der Götterwelt der alten Araber gab es einen Löwengott namens Jagut, der für Kraft und Gewalt zuständig war. (Darjabaadi)
34. Jauq soll der Gott der Hamdan oder der Muad oder beider Stämme gewesen sein. Er wird als Pferd dargestellt und repräsentiert Schnelligkeit. (Darjabaadi)
35. Nasr oder der Geiergott war der Gott der Himjariten. Er repräsentierte Scharfsicht und Einsicht. (Darjabaadi)
Nur die Gottheiten aus Nuuchs Volk werden hier aufgeführt, deren Kult bei den alten Arabern fortbestand. (Mauduudi)
24. Sie haben bereits viele irregeführt36 gib, dass die Ungerechten um so mehr in die Irregehen37."
36. Die Führer der Gesellschaft durch ihre Anordnungen und ihr Beispiel. (Darjabaadi)
37. Kaafir Aberglaube trägt nicht zum Wohlergehen der Menschen oder zu deren Wissen bei. Er vermehrt nur Irrtum und Unrecht. (Juusuf `Allii)
Dieses Bittgebet spricht Nuuch - Friede sei mit ihm - aus dem Herzen nachdem er lange Opfer gebracht und Spott, Beleidigungen und Arroganz ertragen hatte. Er kam schließlich zu der Überzeugung, dass diese Menschen keine Rechtleitung und keine Rettung verdienen. (Qutb)
25. Wegen ihrer Sünden wurden sie ertränkt, dann wurden sie ins Feuer geführt38, und sie fanden39 wider Allah keine Helfer40.
38. Die Strafe für Ungerechtigkeit ergreift die Seele von allen Seiten und in jeder Form. Wasser (Ertrinken) weist auf den Erstickungstod hin; es dringt in Nase, Ohren, Augen, Mund und Lunge ein. Feuer hat die entgegengesetzte Wirkung: es verbrennt die Haut, die Glieder, das Fleisch, das Gehirn und alle Körperteile. So ist unter jedem Aspekt die Vernichtung vollständig. Dennoch ist es kein Tod (vergleiche Suura 20:74), denn der Tod wäre eine barmherzige Erlösung von der Strafe: die ungerechte Seele hat sich jedoch jeden Zugang zur Barmherzigkeit verschlossen. Da verbleiben sie, "außer wie Allah will" (siehe Suura 6:128 und die entsprechenden Fußnoten). (Juusuf `Allii)
39. Die Vergangenheitsform weist auf die Unausweichlichkeit des noch bevorstehenden Leidens hin. (Asad)
40. Keine der Gottheiten, von denen sie Hilfe und Schutz erwarteten, rettete sie. Diese Warnung richtete sich auch an die Leute von Mekka, die den Propheten verfolgten. (Mauduudi)
26. Und Nuuch sagte: „Mein Herr! Lasse nicht einen einzigen von den Kaafirs auf Erden (zurück)41!
41. Die Flut sollte alles Unrecht hinwegwaschen. Nuuchs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Gebet ist kein Rachegebet. Es bedeutet einfach: „Schneide die Wurzel alles Bösen ab!" Siehe auch unten Fußnote 44. (Juusuf `Allii)
27. Denn fürwahr, wenn Du sie zurücklässt, werden sie Deine Diener irreführen und nur schamlose und undankbare (Nach kommen) zeugen42,
42. Sie erzeugen eine Atmosphäre des Kaafirs, des Hochmutes und der Undankbarkeit, so dass die Nachkommen keine Chance haben einen Lichtstrahl der Rechtleitung zu erblicken und daher in Irrtum und Kufr aufwachsen. (Qutb)
28. Mein Herr! Verzeih mir und meinen Eltern und allen, die mein Haus betreten als Mu'mins43 und allen mu'min Männern und mu’min Frauen, und mehre denen, die unrecht tun, nichts außer (ihrer) Vernichtung45."
43. Dies schließt auch seine Familienmitglieder aus. (Darjabaadi)
44. In der Tat betet er hier für sich selbst, seine Eltern, seine Gäste und alle, die sich Allah in ernsthaftem Imaan zuwenden, in allen Zeitaltern und an jedem Ort. Das Gebet um Vergebung für sie beinhaltet auch ein Gebet um Vernichtung des Unrechts. (Juusuf `Allii)
45. Dies unterscheidet sich geringfügig von Aja 24 oben; vergleiche auch die betreffenden Fußnoten. Siehe auch die vorige Fußnote. (Juusuf `Allii)
Die Vernichtung ihrer Zielsetzungen und damit des Bösen an sich. (Asad)
Einführung zu Suura 72
Dies ist eine späte makkanische Suura, deren Datierung relativ sicher feststeht, nämlich zwei Jahre vor der Hidschra, als unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, der in seiner Vaterstadt verachtet und verfolgt wurde, nach Taif ging, um dort die Leute zu lehren. Sie misshandelten ihn und töteten ihn beinahe; was ihm aber noch mehr Schmerzen verursachte, war die Misshandlung der bescheidenen und glaübigen Menschen, die mit ihm gegangen waren. Tabari hat sein Gebet des Glaubens und der Demut überliefert, das er auf seinem Rückweg nach Mekka in all seinem Leiden sprach. Da wurde ihm eine herrliche Vision zuteil - verborgene geistige Kräfte, die sich für ihn einsetzten - ihm noch unbekannte Menschen, die seine Botschaft akzeptierten, während sein eigenes Volk ihn immer noch ablehnte. Innerhalb der nächsten zwei Monate kamen zwei Fremde aus Medina, um ganz privat mit ihm zu sprechen und die Grundlage für die Hidschra zu legen, die das Schicksal Arabiens und die Weltgeschichte beeinflussen sollte. (Juusuf `Allii)
Die Dschinn
Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen.
1. Sprich: „Mir wurde offenbart1, dass eine Schar von Dschinn2 zuhörte3 und dass sie sprachen: 'Wir haben die Rezitation eines erstaunlichen Buches4 gehört,
1. Die Dschinn hatten offensichtlich Kenntnis von früheren Offenbarungen, nämlich der von Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, vergleiche Suura 46:30), und vom Irrtum des trinitarischen Christentums (vergleiche unten Aja 3). In dem Volk, aus dem sie stammen, gibt es gute böse Wesen aller Art, aber sie selbst sind entschlossen, die gute Botschaft der Einheit zu verkünden, zu der sie den Glauben gefunden haben. (Juusuf `Allii)
2. Vergleiche auch Suura 6:100 und die entsprechenden Fußnoten, wo der Begriff (Inn näher erläutert wird. Wir verstehen darunter Wesen, die normalerweise unsichtbar sind. (Juusuf `Allii)
3. Sie hatten der Rezitation des Qur'an zugehört. (Darjabaadi)
Das heißt, sie hatten sie gehört und akzeptiert, letzteres ist im obigen Zusammenhang die Bedeutung von "istamaa" اسْتَمَع. Dschinn werden im Qur'an in unterschiedlichem Zusammenhang erwähnt. In einigen Fällen wie auch in Suura 46:29-32 kann der Ausdruck auch "bisher unsichtbare Wesen" bezeichnen, nämlich Fremde, die nie zuvor mit denen in Verbindung gekommen waren, die den Qur'an kannten. (Asad)
Aus dem Text geht hervor, dass die Dschinn zu diesem Zeitpunkt dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nicht sichtbar waren, sondern er erst durch die Offenbarung über ihre Anwesenheit informiert wurde. (Mauduudi)
2. Er leitet zur Rechtschaffenheit. So haben wir daran den Imaan verinnerlicht an ihn5. Und wir werden unserem Herrn niemals etwas zur Seite stellen6.
4. Qur'an bedeutet "das immer wieder zu Lesende". Die Dschinn benutzten das Wort hier wahrscheinlich in eben dieser Bedeutung und nicht als Fachausdruck für den Qur'an selbst. (Mauduudi)
"Agab" bedeutet hier eigenartig, fremdartig, nicht bekannt oder vertraut, Erstaunen im Herzen erregend. (Qutb)
Der Qur'an erschien ihnen als wunderbare Rezitation, sowohl inhaltlich als auch durch die Tatsache, dass er unter einer unwissenden und kaafir Nation offenbart worden war. (Juusuf `Allii)
5. Dies ist eine spontane Reaktion darauf, dass sie den Qur'an hörten, seine Gebote begriffen und seine Wahrheit erfassten, im Gegensatz zu denen, die die Botschaft ablehnten, die den Qur'an zwar hörten, dann aber nicht mu'min Wurden, sondern dem Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, vorwarfen, ein Dichter oder ein Besessener zu sein. (Qutb)
6. Nachdem wir uns jetzt durch diese Offenbarung haben leiten lassen. (Darjabaadi)
Dies beleuchtet verschiedene Sachverhalte:
1. dass die unsichtbaren Wesen nicht Allahs Existenz leugnen;
2. dass es auch unter ihnen Götzendiener gibt, die wie menschliche Götzendiener anderen Wesen als göttliche Eigenschaften zuschreiben;
3. dass es Prophetentum an sich unter den Dschinn nicht gibt, sondern dass diese sich an den Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, orientieren, die unter den Menschen erweckt werden. Vergleiche auch Suura 55, wo sowohl Menschen als auch Dschinn angesprochen werden. (Mauduudi)
3. Und hoch erhaben ist die Majestät unseres Herrn. Er hat Sich weder eine Gefährtin noch einen Sohn beigesellt7.
7. Sie sagen sich vom Götzendienst los und ebenso von der Lehre eines Gottessohnes, der eine Gefährtin Allahs voraussetzen würde, mit der er hätte gezeugt werden können. Vergleiche auch Suura 6:101 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)
Die Araber behaupteten vor dem Islam, dass die Engel Töchter Allahs seien, die durch Verschwägerung mit den Dschinn hervorkamen. (Qutb)
Allem Anschein nach waren diese Dschinn Anhänger einer früheren Schriftreligion und hatten durch das Hören dieses Qur'an gelernt zu differenzieren. (Mauduudi)
4. Und ein Tor8 unter uns behauptete immer wieder Dinge über Allah, die weit verfehlt sind9,
8. Dieser Ausdruck bezieht sich hier auf religiöse, nicht auf weltliche Angelegenheiten. (Darjabaadi)
Wenn sich dieser Ausdruck auf unvernünftige Individuen bezieht, schließt er auch Iblis mit ein. (Mauduudi)
9. Etwa Vaterschaft oder Sohnesschaft Allahs oder ähnliche Vorstellungen. (Darjabaadi)
5. Während wir der Meinung waren, dass weder die Menschen noch die Dschinn eine Lüge über Allah äußern würden10.
10. Niemand sollte falsche Vorstellungen von Allah pflegen. Indem wir nämlich in unserer Vorstellungswelt ändere Wesen zur Seite setzen, werten wir unsere Vorstellung von uns selbst ab. (Juusuf `Allii)
In diesem und im nächsten Aja bezieht sich der Begriff Dschinn offensichtlich eher auf "unsichtbare Kräfte" oder "okkulte Mächte" als auf die Beschäftigung des Menschen mit diese Ungeachtet der Fragestellung, ob diese "Kräfte" real oder bloße menschliche Phantasieprodukte sind, „lügen sie über Allah insofern, als sie ihre Verehrer veranlassen, phantastische, willkürliche Vorstellungen von Seinem Wesen und Seinen Attributen und Seiner Beziehung zum geschaffenen Universum zu pflegen, die sich in allen Mysterienreligionen, in verschiedenen gnostischen und theosophischen Systemen, im kabbalistischen Judentum und in davon abgeleiteten Lehren äußern. (Asad)
Erst durch den Qur'an sind wir darüber aufgeklärt worden, dass solche lügenhaften Vorstellungen überhaupt möglich sind. (Mauduudi)
6. Und es gab unter den Menschen immer wieder Männer, die bei Männern von den Dschinn Zuflucht suchten11. Doch es verstärkte nur ihre Bedrängnis12.
11. Eine weit verbreitete Vorstellung aus der Zeit der Unwissenheit war nämlich die, dass die Dschinn auf der Erde Macht über die Menschen hätten und Nutzen oder Schaden bewirken könnten. (Qutb)
"Zuflucht suchen" ist gleichbedeutend mit "sich an jemanden um Hilfe wenden", um Schutz oder um die Erfüllung spiritueller oder physischer Bedürfnisse, im obigen Zusammenhang wird offensichtlich auf die Hoffnung gewisser Leute angespielt, dass sie mit Hilfe okkulter Kräfte erfolgreich durch ihr Leben gelangen und damit nicht auf das Erscheinen eines neuen Propheten zu warten brauchten. (Asad)
12. Wenn Menschen glauben, sie könnten sich durch Verbindung mit irgendwelchen mysteriösen Geistern dem Kampf und Streben ihres eigenen Lebens und der Alltagswirklichkeit entziehen, irren sie sich gründlich. Es ist unvernünftig, den Pflichten entgehen zu wollen, die wir in unserer eigenen Umgebung erkennen, oder den Folgen des eigenen Handelns entkommen zu wollen. Dies tun nur solche Menschen, die nicht erkennen, dass sie sich letztendlich vor. Allahs Richterstuhl verantworten müssen und bereits in ihrem eigenen Gewissen warnende Stimmen vorhanden sind. (Juusuf `Allii)
Die vorislamischen Araber glaubten, unbewohnte Orte befänden sich unter der Kontrolle gewisser Dschinn, die, wenn man sich nicht ihrer Hilfe versicherte, jeden belästigten, der dort verweilte. Die gläubigen Dschinn hier sagen, dass der Mensch, der Statthalter Allahs auf Erden, anfing, sie ohne jeden Grund zu fürchten und Zuflucht bei ihnen zu suchen statt bei Allah dies sei aber die Ursache dafür, dass sie noch arroganter und böser wurden. (Mauduudi)
Die Bedrängnis bestand darin, dass diese Männer, die Zuflucht bei ihrem Feind nahmen und nicht bei ihrem Herrn, noch mehr in Unruhe, Verwirrung, Ratlosigkeit und Schwierigkeiten gerieten. (Qutb)
7. Und sie meinten so wie ihr, dass Allah niemals jemanden auferwecken werde13.
13. Sie glaubten nicht, dass Allah einen Propheten erwecken kann. Gerade dies hat Er aber getan, indem Er diesen Qur'an offenbarte, der zum Rechten leitet. Ebenso glaubten sie, Er könne die Menschen nicht zur Abrechnung auferwecken, denn sie leugneten die durch den Propheten verkündete diesbezügliche Verheißung. (Qutb)
8. Und wir suchten (Zugang) zum Himmel14, doch wir fanden ihn erfüllt von gewaltigen Wächtern und Feuer geschossen15.
14. Dies können wir verstehen, als die Neigung zur Astrologie, um die Zukunft vorauszusagen. Abgesehen davon und im allgemeineren Sinne ist das "Hinaufreichen zum Himmel" auch ein Ausdruck für die Geisteshaltung des Menschen, „sich selbst genug" sein zu wollen und dem Irrtum zu verfallen, er könne Herr seines eigenen Schicksals werden. (Asad)
15. Vergleiche Suura 15:17-18 und 67:5 sowie die entsprechenden Fußnoten. Die Sprecher hier haben sich vom Unrecht losgesagt, aber sie erkennen, dass es unter ihnen Böse gibt, die gern stehlen und heimlich lauschen; ihre finsteren Pläne werden jedoch von den wachsamen Hütern des Rechts durchkreuzt, deren Abwehr des Bösen durch die Lichtstrahlen der Meteoriten am Nachthimmel veranschaulicht wird. (Juusuf `Allii)
9. Und wir pflegten dort zu verweilen, um verstohlen zu lauschen16. Doch wer jetzt17 verstohlen lauscht, den wird dort ein Feuergeschoß treffen, das auf ihn lauert18.
16. Vergleiche oben Suura 67:5 und die entsprechenden Fußnoten. (Anm. d. Verf.)
17. Worauf bezieht sich das "jetzt"? Zunächst auf die frühmakkanische Zeit der Offenbarung. Es bedeutet, dass - was immer früher die Entschuldigung gewesen sein mag, in die verborgenen Geheimnisse des Himmels eindringen zu wollen - es jetzt keine solche Entschuldigung mehr gibt, denn der Qur'an hat die Botschaft der Einheit wiederhergestellt und die Religion von allen Spinngeweben, Mysterien und Halbwahrheiten gereinigt, mit denen die Priesterschaft und frommer Trug sie durchsetzt hatte. Infolgedessen finden die Sucher nach falschem Geheimwissen sich dem neuen flammenden Feuer des Qur'an konfrontiert, der wie die Lichtstrahlen der Meteoriten (vergleiche Aja 8) ihnen auflauert und solches Priestertum und schwarze Magie entkräftet. (Juusuf `Allii)
18. Wie die Abfolge zeigt (vergleiche auch Suura 15:18 und die entsprechenden Fußnoten), bezieht sich dies auf alle Versuche, durch Astrologie oder esoterische Berechnungen die Zukunft vorauszusagen oder auf okkulte Weise zu beeinflussen. (Asad)
10. Und wir wissen nicht, ob Unheil vorgesehen ist für die, die auf Erden sind, oder ob ihr Herr sie rechtleiten will19.
19. Jenen Geistern ist diese revolutionäre Botschaft noch neu und erscheint wie ein flammendes Schwert, das allen Trug zerstört und die Wahrheit schützt. Sie geben reumütig zu, dass sie nicht ganz verstehen, ob dies letztendlich als Barmherzigkeit für die Menschen gemeint ist oder eine Strafe dafür, dass sie Allahs Wege verlassen haben. Aber sie fühlen ganz richtig, dass es ein Segen sein muss, wenn alle Rechtleitung suchen. (Juusuf `Allii)
Wie in Aja 2 und 21 dieser Suura ist "Rechtleitung" oder "Bewusstsein für das Rechte" (raschad oder ruschd) mit dem Gegenteil von Unglück gleichgesetzt, nämlich mit Glück oder Glückseligkeit. (Asad)
11. Und unter uns sind manche, die rechtschaffen, und andere, die nicht so sind. Wir haben unterschiedliche Wege eingeschlagen20.
20. Wir sind verschiedenen Pfaden gefolgt; einige von uns waren muslim und einige kaafir. (Darjabaadi)
Mit diesen Worten wollen die muslim Dschinn ihre Artgenossen von der Notwendigkeit der Suche nach Rechtleitung überzeugen. (Mauduudi)
12. Doch wir meinen, dass wir Allah nie entrinnen können auf Erden, und dass wir uns Ihm (auch) nie durch Flucht entziehen könnten21.
21. Sie haben nämlich auf der Erde Macht über sie erfahren und ihre eigene Machtlosigkeit erkannt. (Qutb)
Vergleiche oben Fußnote 18. Jedenfalls wissen sie, dass Allahs Plan und Allahs Wahrheit letztendlich verwirklicht wird, und niemand sichten vereiteln kann. Warum sollten wir dann nicht unseren menschlichen Willen in Einklang mit dem Seinen bringen und Frieden finden, wie sie ihn durch den gefunden haben? (Juusuf `Allii)
13. Und wir haben als wir die Rechtleitung hörten, an sie den Imaan verinnerlicht22. Wer aber an seinen Herrn den Imaan verinnerlicht, braucht weder Einbuße noch Bedrängnis zu fürchten23.
22. So wie es jedem ansteht, der die Rechtleitung hört. Sie haben den Qur'an gehört, und zwar als die Rechtleitung, die er in Wirklichkeit ist. (Qutb)
23. Nach irdischen Maßstäben ist es möglich, dass ein Mensch seines wegen leidet. Er wird vielleicht verspottet, verfolgt und tatsächlich verletzt, innerlich oder äußerlich. Er wird jedoch dadurch nicht beunruhigt, sondern nimmt alles freudig hin, denn er weiß, dass er letztendlich, wenn das Wahre gegen das Falsche aufgewogen wird, einen Gewinn davonträgt. Sein sagt ihm, dass Allah gerechter Gott ist, Der Unrecht niemals zulässt und ihn nicht um seinen Lohn bringt. (Juusuf `Allii)
14. Und unter uns sind manche, die sich (in Allahs Willen) ergeben haben24 und manche, die (vom rechten Weg) abweichen. Und wer sich (in Willen) ergibt, das sind diejenigen, die für sich die Rechtleitung gewählt haben25.
24. Das heißt sie haben die Lehre des Qur'an akzeptiert. (Darjabaadi)
25. Jeder, der auf die Rechtleitung antwortet und seinen Willen Allahs hingibt, wird feststellen, dass er schnell auf dem Pfad des richtigen Verhaltens und richtigen Lebens voranschreitet. Er gewinnt immer mehr die Gewissheit, dass sein letztendliches Ziel der Garten der Glückseligkeit ist. (Juusuf `Allii)
15. Die aber (vom rechten Weg) abgewichen sind26, die werden Brennholz für die Hölle sein27;
26. Die von Recht und Gerechtigkeit abweichen. (Qutb)
27. Eine ungerechte Lebensführung bringt ihre eigene Verurteilung mit sich. Sie nützt weder dem Betreffenden selbst noch anderen. Sie trägt keine Früchte. Sie ist lediglich Brennstoff für das Feuer der Strafe. (Juusuf `Allii)
Mit dieser Versicherung endet nach Ansicht der meisten klassischen Kommentatoren das Bekenntnis zum Islam der Wesen, die am Anfang dieses Abschnitts als Dschinn bezeichnet werden. Aus dem Zusammenhang wird deutlich genug, dass es sich bei der "Rede" jener Wesen um eine Parabel der Rechtleitung handelt, die der Qur'an jedem anbietet, der ein "Bewusstsein für das Rechte" hat. (Asad)
16. „Wenn28 sie29 auf dem rechten Weg geblieben wären30, so hätten Wir ihnen Trinkwasser31 im Überfluss zuteil werden lassen,
28. Folgendes ist Allahs Botschaft. (Juusuf `Allii)
29. "Sie": die Götzendiener. (Juusuf `Allii)
30. Wenn sie - wie die Dschinn in diesem Beispiel - dem rechten Weg gefolgt wären. (Darjabaadi)
31. Wörtlich: "Wasser". (Anm. d. Übers.)
Vergleiche auch Suura? 1:10-11 und die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)
Hier wird ein Gesetz beschrieben, das besagt, dass jede Gemeinschaft, die dem geraden Weg folgt, mit Segen und Glück überhäuft wird. Das Wasser war und ist immer das Symbol für gesegnetes Leben. (Qutb)
17. Um zu prüfen, was sie damit anfangen32. Und wer sich von der Mahnung seines Herrn33 abwendet, den wird Er einer unerträglichen Strafe aussetzen.
32.
Um herauszustellen, wer von ihnen Allah dankbar ist und wer nicht. (Darjabaadi)
Ob sie Allahs Segen richtig gebraucht oder missbraucht haben. (Mauduudi)
33. Allahs gedenken bedeutet, Seine Gegenwart zu erkennen, Seine Güte anzuerkennen und Seiner Rechtleitung zu folgen. Wenn wir dies nicht tun, indem wir uns absichtlich abwenden, wird Er uns Seine Gnade entziehen, und dies ist in der Tat eine furchtbare Strafe. (Juusuf `Allii)
Das Allahs Segen ist nicht einfach eine "Belohnung" für Rechtschaffenheit, sondern eine Prüfung, ob der Mensch Allah gedenkt und daher Ihm dankbar ist. (Asad)
18. Und die Gebetsstätten34 sind (nur) für Allah bestimmt. Darum ruft niemand anderen an neben Allah35,
34. Dies ist eine Mekkanische Suura. Das Wort "Al-Masdschid" الْمَسَاجِد sollte daher also nicht in seinem späteren technischen Sinne als Moschee verstanden werden, sondern in seiner Grundbedeutung: ein Ort oder ein Anlass der Anbetung oder Niederwerfung in ’Ibaada.
Daraus folgt eine Anzahl verschiedener Bedeutungen:
1. kein Ort der Anbetung soll für die Anbetung anderer Wesen außer dem einzigen Gott benutzt werden. Die Kaba war voller Götzenbilder, aber weder sie noch ihre Verehrer hatten ein Anrecht auf diesen,,
2. ’Ibaada darf nicht mit sinnlosen Zielsetzung vermischt werden, sondern muss aufrichtig und ausschließlich Allah gewidmet sein.
3. Alle unsere Fähigkeiten stehen in Allahs Dienst. Darin eingeschlossen ist der Dienst an Seinen Geschöpfen. (Juusuf `Allii)
35. Hassan Basri sagte: „Die ganze Erde ist ein Ort des 'Ibaada, und dieser Aja bedeutet, dass nirgends auf der Erde begangen werden soll." (Mauduudi)
19. Doch als sich Allahs Diener erhob36, um Ihn anzurufen, da erdrückten sie ihn fast in der Menge37."
36. "Der Diener Allahs". damit ist in erster Linie der Prophet Muchammad gemeint. (Juusuf `Allii)
37. Dies bezieht sich in erster Linie auf die kaafir Quraisch, die damals die Kaaba in ihrer Macht hatten und dem Propheten der die Lehre von dem Einen wahren Gott verkündete und Götzendienst verurteilte, Hindernisse aller Art in den Weg legten. Sie stellten sich um ihn herum auf, verspotteten ihn und behandelten ihn, als wenn er ein Verbrechen begangen hätte. In weiter gefasstem Sinne bezieht sich dies jedoch auch auf die Tendenz der Welt, jeden auszusondern, der den gewohnten Pfad ihres Unrechts verlässt und sich ernsthaft für die Sache der Wahrheit und Gerechtigkeit einsetzt. (Juusuf `Allii)
Vergleiche auch Suura 19:73-74 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)
Dies kann sich auch auf die Dschinn beziehen, die den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, umringten, um sein Bittgebet besser zu hören. (Qutb)
Abschnitt 2
20. Sprich: „Ich rufe fürwahr (nur) meinen Herrn an und stelle Ihm nichts zur Seite38."
38. Der Aufruf zu Allah, ist nichts, wogegen etwas einzuwenden wäre und was die Leute mit Recht provoziert. Böse ist es allerdings, andere Wesen zur Seite zu stellen. Dies tue jedoch nicht ich, sondern diejenigen, die mich hier stören. (Mauduudi)
21. Sprich: „Wahrlich, es steht weder in meiner Macht, euch Schaden zuzufügen noch Rechtleitung aufzuzwingen39.
39. Dies liegt ausschließlich in den Händen Allahs. (Qutb)
22. Sprich: „Wahrlich, niemand kann mich vor Allah beschützen, und ich finde außer bei Ihm keine Zuflucht40,
40. Mein Auftrag ist von Allah, Ich kann nichts anderes tun als gehorsam sein. Er hat mich beauftragt, diese Botschaft zu überbringen, und wenn ich Ihm nicht gehorchen würde, dann würde ich selbst die Strafe auf mich ziehen, und niemand könnte mich retten. In Schwierigkeiten und Sorgen ist meine einzige Zuflucht bei Ihm. Seine Botschaft muss ich verkünden, sonst übe ich Verrat an der Aufgabe, die Er mir anvertraut hat. (Juusuf `Allii)
23. Es sei denn, ich verkünde, was mir von Allah offenbart wurde und übermittle Seine Botschaft; und wer sich Allah und Seinem Gesandten widersetzt, für den ist das Feuer der Hölle bestimmt. Dort werden sie ewig bleiben41.
41. Dies bezieht sich offensichtlich auf diejenigen, die die Wahrheit leugnen und damit ihre eigene spirituelle Identität zerstören. (Asad)
Dies bedeutet selbstverständlich nicht, dass jede ungehorsame oder falsche Handlung gleich die Höllenstrafe nach sich zieht, der Vers bezieht sich auf diejenigen, die die Einladung zur Lehre von der Einheit Gottes, wie der Gesandte sie verkündet, zurückweisen und weiterhin Götzen dienen. (Mauduudi)
24. Bis sie sehen42, was ihnen angedroht wurde, dann werden sie wissen43, wer die schwächeren Helfer hat und geringer ist an Zahl44.
42. Wenn das zukünftige Leben anbricht und die wahren Werte wiederhergestellt werden, werden sie deutlich sehen, dass Allahs Verheißung wahr ist und der Tod auf dieser Erde nicht das Ende aller Dinge ist. Sie werden dann sehen, dass diejenigen, die in dieser Welt für schwach gehalten worden waren, im Reich der Wahrheit die Starken sein werden. Wer hier sich selbst überlassen zu sein schien, befindet sich dort in der Gesellschaft der Großen und Aufrichtigen, die ihm helfen und ihn in den eigenen Reihen willkommen heißen. (Juusuf `Allii)
Vergleiche auch Suura 19:75 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)
43. Sie werden es selbst feststellen müssen. (Darjabaadi)
44. Die kaafir Quraisch, die unseren Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, belästigten und behinderten, hielten sich den wenigen Muslimen zahlenmäßig für weit überlegen. Sie werden hier vor der Zeit gewarnt, wenn sie selbst erfahren müssen, wer in Wirklichkeit ohne Freunde und ohne Hilfe dasteht. (Mauduudi)
25. Sprich: „Ich weiß nicht, ob es nahe ist, was euch angedroht worden ist, oder ob mein Herr dafür eine lange Frist gesetzt hat45.
45. Das Gericht kommt sicherlich. Den genauen Zeitpunkt kann jedoch niemand voraussagen. Allah allein kennt ihn. Selbst ein Prophet Allahs kennt nicht die Geheimnisse der verborgenen Welt, es sei denn, sie wären ihm in der Offenbarung mitgeteilt worden. Vergleiche auch Suura 6:50 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)
26. Er (allein) weiß um das Verborgene und Er enthüllt niemandem das, was bei Ihm verborgen ist46, -
46. Das "Verborgene" hat zwei Aspekte. Das relative "Verborgene" steht in Beziehung zu einer bestimmten Person, nämlich durch die dazwischentretende Zeit, durch räumliche oder andere Umstände. So kann ich das Haus, das ich voriges Jahr gesehen habe, jetzt nicht mehr sehen, weil es inzwischen abgerissen wurde. Ich kann auch nicht mit bloßem Augen, die Satelliten des Jupiter sehen, obwohl dies mit einem Fernrohr möglich, ist. Das absolute "Verborgene" oder Allahs Geheimnis ist etwas, das kein Geschöpf wahrnehmen kann, es sei denn, Allah offenbart es ihm. Allah offenbart solche Dinge insoweit, wie sie gut für die Menschen sind, durch Seine auserwählten Gesandten, deren größter Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ist. Die genaue Zeit des Gerichtstages ist nicht auf diese Weise offenbart worden, denn wir sollen nicht darauf warten, sondern so leben, als ob er in jedem Augenblick hereinbricht. Vergleiche auch die letzte Fußnote. (Juusuf `Allii)
27. Es sei denn einem Gesandten, der Ihm wohl gefällt47. Dann setzt Er vor und hinter ihm eine Wache ein48,
47. Vergleiche Suura 3:179 und die entsprechenden Fußnoten sowie die letzte Fußnote. (Juusuf `Allii)
48. Dies enthält eine tiefe mystische Lehre. Die Offenbarung ist nicht etwas Mechanisches oder Materielles. Sie muss vor Entstellungen durch Unwissenheit, Eigennutz oder den Einfluss der bösen Mächte bewahrt werden. Wie kann ihr Wert und ihr Schutz vor Entstellungen durch Missbrauch oder menschliche Unvernunft in verständlichen menschlichen Worten ausgedrückt werden? Wir stellen uns vor, dass ein sehr wertvoller Schatz irgendwohin überführt wird. Um ihn vor Räubern zu schützen, wird er von einer starken Eskorte begleitet, die vorn und hinten marschiert, um ihn von allen Seiten zu bewachen. Wenn er seinen Bestimmungsort erreicht, legt die Eskorte die Ausweise und Begleitschreiben vor und einen Lieferschein, aus dem hervorgeht, dass der Schatz abgeliefert worden ist. Dann weiß der Empfänger, dass er ihn unbeschadet bekommen hat, und ist zufrieden. So verhält es sich auch mit der geistigen Offenbarung. Der geistig orientierte Mensch erkennt die Beglaubigungsschreiben und vergleicht sie mit den Aufzeichnungen in seinem eigenen Herzen und Gewissen.
Er hat dann keinen Zweifel mehr, dass es sich um eine Botschaft von Allah handelt und die Überbringer wahre "Gesandte ihres Herrn" sind. (Juusuf `Allii)
Im vorliegenden Zusammenhang bedeutet dieser Satz, dass jeder Gesandte Allahs dadurch, dass er eine Offenbarung empfangen hat, geistig in allen Bereichen seines Lebens geschützt ist, ob er dies wahrnimmt oder nicht. (Asad)
Vergleiche oben Aja 8-9, wo von Schutzmechanismen im Himmel die Rede ist, die Allahs Botschaft vor den Einflüssen der Dschinn schützen. (Mauduudi)
28. Damit er wissen möge, ob sie auch die Botschaft ihres Herrn verkündet haben49. Und Er weiß genau alles50, was bei ihnen ist und Er weiß die feinsten Einzelheiten einer jeden Sache51.
50. "Sie": die Wächter. (Juusuf `Allii)
51. "Ahata" أَحَاطَ : Er umfasst, bewacht von allen Seiten, behält unter Seiner Kontrolle, lässt keinen Missbrauch und keine Entstellung zu. Vergleiche auch oben Fußnote 49. (Juusuf `Allii)
Im geistigen Reich wie in der Tat in allen Dingen umfasst Allahs Wissen, Weisheit und Plan alle Dinge, groß und klein. Nichts von allem, was wir tun, liegt außerhalb Seiner Wahrnehmung. (Juusuf `Allii)
Einführung zu Suura 73
Dies ist eine der frühesten Suuras, die offenbart wurden. Die erste war Suura 96:1-5 im vierzigsten Lebensjahr unseres Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ungefähr zwölf Jahre vor der Hidschra. Es gab dann eine Unterbrechung (Fatra), deren Dauer nicht mit Sicherheit bestimmt werden kann, da keine äußerlichen historischen Ereignisse damit verbunden waren. Gewöhnlich wird sie auf sechs Monate geschätzt, aber es kann auch ein Jahr oder zwei gewesen sein. Die zweite Suura in der chronologischen Folge war wahrscheinlich Suura 68 oder ein großer Teil davon, unmittelbar nach der Unterbrechungszeit. Um die gleiche Zeit kam diese Suura und Suura 74 und der Rest von Suura 96. Grob können wir diese Suura in das Jahr 11 oder 10 vor der Hidschra einordnen.
Thematisch geht es um die Bedeutung von Gebet und Demut im geistigen Leben und das furchtbare Schicksal derjenigen, die Islam und Offenbarung ablehnen. (Juusuf `Allii)
Der Eingehüllte
Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen.
1. O du, der du dich eingehüllt hastl!
1. "Al-Musammil" الْمُزَّمِّل: einige Kommentatoren verstehen hierunter jemanden, der "zum Gebet angemessen gekleidet ist" oder "in ein Tuch eingehüllt ist, um der Eitelkeit der Welt zu entsagen". Al-Musammil ist einer der Titel des Propheten Muhammad (Juusuf `Allii)
Die Berufung des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und die Art, wie diese durch den Erzengel vorkommen wurde (er wurde dreimal hintereinander von ihm fast zu Tode gedrückt) und das Erscheinen des Engels Dschibriil überall vor ihm im Himmel, wie er ihn in seiner gewaltigen wirklichen Existenz ansprach: „O Muhammad, du bist der Gesandte Allahs und ich bin Dschibriil", - das alles erfüllte Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wiederholt mit solcher Angst und Aufregung, dass er seine Frau Hadidscha bat, ihn warm zu bedecken und einzuhüllen. Der Barmherzige Allah nutzt diesen Rufnamen, um Seinen auserwählten Diener Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu beruhigen und ihm Vertrauen einzuflößen. (Qutb)
Dies kann auch im übertragenen Sinne verstanden werden als jemand, der "von Schlaf umfangen" oder "in sich selbst zurückgezogen" ist. Einige Kommentatoren ziehen die buchstäbliche Bedeutung vor, andere die metaphorische. Es besteht jedoch kein Zweifel daran, dass es sich um einen Aufruf zu erhöhter geistiger Aufmerksamkeit handelt. (Asad)
"Vorbei ist die Zeit des Schlafes. Du trägst jetzt die Last eines großen Auftrages, dessen Anforderungen und Verpflichtungen anders und wichtiger sind." (Mauduudi)
2. Stehe2 (im Gebet) während der Nacht3, bis auf ein weniges, -
2. Steh auf zu der großen Aufgabe, zu der du berufen bist. Steh auf, um zu streben, den Grund zu legen, zu Mühe und Last. (Qutb)
3. Unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hatte sich in der Höhle von Hira asketischen Übungen unterzogen, sowohl vor als auch nach seiner Berufung, wobei er Tage und Nächte in Gebet und Meditation verbrachte. Gebete und Meditationen nach Mitternacht werden mit dem Fachausdruck Tahadschud bezeichnet. Vergleiche auch unten Aja 20 und Suura 17:79 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)
3. Jeweils die Hälfte davon oder etwas weniger4, -
4. Samachsari bezieht das "illaa qalilan" إِلَّا قَلِيلاً auf das nachfolgende "nisfahu" نِصْفَهُ: "einen kleinen Teil der Hälfte davon". (Asad)
4. Oder etwas mehr, und trage den Qur'an besinnlich und mit schöner Betonung vor5.
5. Zu diesem Zeitpunkt gab es nur Suura 96; 68; die Eröffnungssuura Al-Faatiha und möglicherweise Suura 74. Aber das Herz des Gesandten hatte eine Erleuchtung erhalten, und dieses Licht fand allmählich Ausdruck in den Ajas des Qur'an. Für uns, denen jetzt der ganze Qur'an vorliegt, ist dieses Gebot besonders wichtig. Die Worte des Qur'an dürfen nicht hastig gelesen werden, einfach um damit fertigzuwerden. Wir müssen sie studieren und über ihren Sinn nachdenken. Sie sind in sich selbst so schön, dass sie liebevoll in schönen Klängen rhythmisch vorgetragen werden sollen. (Juusuf `Allii)
Lies den Qur'an langsam und deutlich, achtsam auf die Bedeutung konzentriert. Dies ist meiner Ansicht nach die Bedeutung von "rattil Al-Qurana tartilan" َرَتِّلِ الْقُرْآنَ تَرْتِيلاً. Der Begriff "tartil" bedeutet in erster Linie "etwas geordnet zusammensetzen, in wohl überlegter Ordnung und ohne Hast". Wenn wir dies auf die Rezitation eines Textes anwenden, bezeichnet es eine ruhige, gemessene Lesung mit überlegter Beachtung der Bedeutung des Gelesenen. Eine etwas andere Bedeutung ist in Suura 25:32 damit verbunden, wo es um die Art und Weise geht, in der der Qur'an offenbart wurde. (Asad)
5. Wahrlich, Wir werden dir ein gewichtiges Wort zukommen lassen6.
6. Der Qur'an ist insofern schwerwiegend, als er der Maßstab der Wahrheit ist, und durch die Spuren, die er im menschlichen Herzen hinterlässt. Vergleiche auch Suura 59:21 und die entsprechenden Fußnoten. (Qutb)
Den Qur'an, wie er nach der Unterbrechungszeit allmählich Schritt für Schritt vervollständigt wurde. Vergleiche auch die Einführung zu dieser Suura. (Juusuf `Allii)
6. Fürwahr, das Meditieren in der Nacht7 wirkt tiefer auf die Seele8 und die gelesenen Worte werden klarer9.
7. Während des Gebets. (Darjabaadi)
Zu dem Begriff "naaschiat Al-Lail" نَاشِئَةَ اللَّيْل sind die Kommentatoren unterschiedlicher Ansicht:
1. es bezeichnet die Person, die des Nachts aufsteht;
2. es bezeichnet die entsprechenden Nachtstunden;
3. es bedeutet das Aufstehen bei Nacht. (Mauduudi)
8. Das Wort "aschaddu watan" أَشَدُّ وَطْءاً ist so umfassend, dass es nicht in einem Satz erläutert werden kann. Eine Bedeutung ist folgende: Da das nächtliche Aufstehen und langes Gebet der Natur des Menschen widerspricht und sein Ego zu dieser Zeit nach Ruhe und Bequemlichkeit strebt, ist diese Handlung eine Übung, die effektiv das Ego kontrolliert und zügelt. Wer sich dadurch beherrscht und Kontrolle über Körper und Geist erlangt, kann um so wirkungsvoller arbeiten, um die Botschaft des Islams in der Welt zu verwirklichen. Die zweite Bedeutung ist folgende: Dies ist ein effektives Mittel, Herz und Zunge in Einklang miteinander zu bringen, denn um diese Zeit mischt sich niemand in die Beziehung zwischen Allah und Seinem Diener ein, und was der Mensch in diesem Zustand mit der Zunge ausspricht, ist die Stimme des Herzens selbst. Die dritte Bedeutung ist folgende: Dies ist ein wirksames Mittel, das Innere und das Äußere des Menschen miteinander Überreinstimmung zu bringen, denn wer in der Einsamkeit der Nacht auf seine Bequemlichkeit verzichtet und zum 'Ibaada aufsteht, kann dies nur aus Aufrichtigkeit tun; es kann keinen Faktor der Heuchelei darin geben. Die vierte Bedeutung ist folgende: Da dieses schwieriger ist als die am Tage, entwickelt sie Standhaftigkeit im Menschen; er kann fester auf Allahs Wegen voranschreiten und mit größerer Entschlossenheit die Schwierigkeiten dieses Weges tragen. (Mauduudi)
9. Zu Gebet, Meditation und Lobpreisung kann es kaum eine passender Zeit geben als die Nacht, wo Stille und Ruhe herrschen, die Stimmen des Marktes verstummt sind und die schweigenden Sterne ihre Beredsamkeit für die nachdenkende Seele ausschütten. (Juusuf `Allii)
Ibn Abbas hat dies folgendermaßen erklärt: „Die Nachtzeit ist am besten geeignet, über den Qur'an nachzudenken." (Mauduudi)
7. Wahrlich am Tage hast du ausreichend Zeit für deine Geschäfte10.
10. Ein Mutaqi hat als Mensch, als Mitglied seiner Familie oder als Bürger viele gewöhnliche Pflichten zu erfüllen. Sein Wirken wird vielleicht dadurch erschwert, dass er diejenigen schützen muss, die seinen Ermahnungen zuhören und aus diesem ( von der Welt belästigt und verfolgt werden. Während er alle Pflichten erfüllt, soll er dies so tun wie in Allahs Anwesenheit und sich immer und überall das Gefühl der Nähe Allahs erhalten. Sein Wirken findet auf der Erde statt, aber sein Herz ist im Himmel. (Juusuf `Allii)
8. So gedenke des Namens deines Herrn11 und widme dich ganz und gar Ihm12.
11. Zu jeder Zeit des Tages und der Nacht. (Darjabaadi)
12. "Tabattala illa-llah" َتَبَتَّلْ إِلَيْه bedeutet "sich von weltlichen Dingen lossagen und sich Allah widmen", "sich ausschließlich Allah widmen". (Darjabaadi)
9. Der Herr des Ostens und des Westens - es gibt keine Gottheit außer Ihm. Darum nimm Ihn zum Sachwalter13.
13. Allah ist der Herr aller Orte. Er regiert die Welt. Sei darum nicht durch die Machenschaften böser Menschen entmutigt. Überlasse Allah alles; vertraue Ihm; Er ist gerecht und wird Gerechtigkeit zur Geltung bringen. Wende dich nur von den Ungerechten ab, aber in einer würdigen und edlen Weise, das heißt indem du ihnen deutlich zu verstehen gibst, dass du keine Angst vor ihnen hast, sondern alles in Hände legst. Wenn wir die Welt von Norden nach Süden in zwei Halbkugeln teilen, umfasst "Osten und Westen" alle Himmelsrichtungen. (Juusuf `Allii)
"Wakiil" وَكِيل ist jemand, dem man völlig vertraut, so dass man ihm vollkommen beruhigt alle Angelegenheiten anvertraut. (Mauduudi)
10. Und ertrage geduldig, was sie sagen14 und meide sie auf angemessene Weise15.
14. Die gotteslästerlichen Äußerungen und die Beschimpfungen gegen dich selbst. (Darjabaadi)
15. Meide ihre Gesellschaft und vermeide es, innerlich freundschaftliche Gefühle ihnen gegenüber zu haben, aber auf passende Art und Weise. (Darjabaadi)
Das bedeutet selbstverständlich nicht, dass wir alle Beziehungen zu ihnen abbrechen und aufhören sollen, sie zum Guten aufzurufen. (Mauduudi)
Nimm Abstand von ihnen, ohne in Streitigkeiten mit ihnen zu geraten. (Qutb)
11. Und lass Mich allein mit denen, die die Offenbarung leugnen, die in Wohlstand leben16, und lass sie noch ein Weilchen gewähren17.
16. Menschen, die die guten Dinge des Lebens genießen, haben besonders Grund, dankbar zu sein, Der ihnen dies alles gegeben hat. Wenn sie sich jedoch in die Reihen Seiner Feinde stellen, kann niemand außer Ihm ihnen das zukommen lassen, was sie verdienen. (Juusuf `Allii)
Vergleiche Suura 74:11 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)
Lass Mich, ich werde selbst mit den Leugnenden abrechnen - du brauchst nur die Botschaft klar zu vermitteln, Ihre Bestrafung übernehme Ich, wie auch Ich ihnen bisher den Wohlstand gewährt habe. (Qutb)
17. Verlange nicht, dass sie unverzüglich ihre Strafe erhalten. (Darjabaadi)
Selbst wenn diese Frist ihr ganzes irdisches Leben andauern würde. Sie ist trotzdem zu-kurz, gemessen an der Ewigkeit des Jenseits. Allah gibt eine kurze Frist, dann aber bestraft Er peinlich. (Qutb)
12. Wahrlich, Wir halten schwere Fesseln und eine Feuerglut18 (für sie bereit),
18. Heute leben sie leicht und vergnügt, doch morgen werden sie sich verzweifelt mit den langen schweren Fesseln in der Feuerglut herumschlagen und vergebens versuchen, sich aus der Hölle zu retten. (Qutb)
13. Und eine würgende Nahrung und eine schmerzliche Strafe19.
19. Die einzige Nahrung, welche sie dort bekommen, bleibt ihnen im Hals stecken und verursacht ihnen zusätzliche grässliche Schmerzen. Der Hunger bleibt ungestillt und die Halsschmerzen sind unerträglich. (Qutb)
14. Am Tage, an dem die Erde und die Berge erbeben werden20, so dass die Berge sich in Haufen von losem dahin rinnenden Sand verwandeln21.
20. Die Berge, die allem Anschein nach so fest und unbeweglich dastehen, werden von Grund auf erschüttert. (Darjabaadi)
21. Wenn an jenem furchterregenden Tage die riesigen festen Berge sich vor Furcht in haltlose Dünen verwandeln, dann ist der winzig kleine Mensch bestimmt dem Zorn des Allmächtigen vollkommen hilflos ausgeliefert. (Qutb)
Vergleiche auch Suura 14:48 und 20:105-107 sowie die entsprechen Fußnoten. (Asad)
15. Wir haben wahrlich einen Gesandten zu euch22 geschickt, damit er Zeuge über euch sei23, so wie Wir zu Pharao einen Gesandten geschickt haben24.
22. Dies richtet sich in erster Linie an die makkanischen Götzendiener, die den Propheten unnachgiebig verfolgten. (Mauduudi)
23. Der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sollte die Menschen seiner Zeit warnen, zur Umkehr vom Unrecht bewegen und ein Zeuge für die Rechtschaffenen und gegen das Böse sein, wie es Muusa zu seiner Zeit tat. Zu Pharao, seiner Arroganz und seiner Strafe siehe Suura 10:75-92 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)
Dass der Prophet ein Zeuge Allahs ist, bedeutet
1. dass er für die Menschen ein Zeuge für die Wahrheit ist, und
2. dass er am Tag des Gerichts als Zeuge auftritt. (Mauduudi)
24. Dies ist wahrscheinlich die älteste Bezugnahme des Qur'an auf frühere Propheten, auf die historischen Kontinuität der religiösen Erfahrung der Menschheit und damit auf die Tatsache, dass der Qur'an keinen "neuen" Diin lehrt, sondern nur die endgültige grundlegende Aussage eines religiösen Prinzips darstellt, das so alt ist wie die Menschheit selbst, nämlich dass vor Allah die einzige Religion die Hingabe an Ihn ist (vergleiche Suura 3:19). (Asad)
16. Doch Pharao widersetzte sich25 dem Gesandten. Darum erfassten Wir ihn mit hartem Griff.
25. Der irdische König Pharao steht Muusa, dem Gesandten Allahs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gegenüber. Mit irdischen Augen gesehen war es Pharao, der Muusa nicht gehorchte. Auf der geistigen Ebene war es Pharao, der Muusa nicht gehorchte. Der Pharao repräsentierte ein uraltes Königreich einer langen Geschichte und einen Stolz auf Gelehrsamkeit, Wissenschaften, Künste, Organisation und Macht. Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, führte ein unterdrücktes Volk. Aber Allah Macht stand hinter ihm. Was wurde aus dem Wissen, der Macht und dem Heer Pharaos? Sie wurden auseinander gerissen, als ihre Zeit kam. (Juusuf `Allii)
17. Wie könnt ihr also, wenn ihr ablehnend bleibt, die Strafe eines Tages von euch abwenden, der Kinder grauhaarig macht26?
26. Wenn ihr schon in diesem vergänglichen Leben Allah leugnet und Ihm nicht gehorcht, wie könnt ihr dann den Tag des Gerichts bestehen, den Tag der furchtbaren Realität? Dieser Tag wird in zwei Bildern beschrieben:
1. es wird eine so schreckliche Zeit sein, dass Kinder wie grauhaarige Greise werden;
2. was wir als den ewigen Himmel betrachten, wird auseinander gerissen; vergleiche Suura 82:1. (Juusuf `Allii)
Der metaphorische Charakter dieser Aussage ist offensichtlich, denn Kinder werden nach der Lehre des Qur'an als unschuldig betrachtet, das heißt sie sind für ihre Handlungen nicht verantwortlich und bleiben daher von den Ängsten des Gerichtstages unberührt. (Asad)
18. (An dem) der Himmel sich spalten wird! Seine Verheißung geht bestimmt in Erfüllung.
19. Wahrlich, dies ist eine Ermahnung27. Wer also will, möge den Weg zu seinem Gott nehmen28.
27. Dies ist keine leere Drohung. Es ist eine Ermahnung zu unserem Guten. Wenn ihr den Willen habt, könnt sofort zu Gnade und Barmherzigkeit kommen und sie erlangen. Reue und Umkehr sind der gerade Weg zu Nähe. (Juusuf `Allii)
28. Indem er Allahs Gesetz akzeptiert. (Darjabaadi)
Abschnitt 2
20. Fürwahr, dein Herr weiß ja, wie du manchmal fast zwei Drittel der Nacht (im Gebet) stehst, oder die Hälfte oder ein Drittel davon29, ebenso wie ein Teil von denen, die mit dir sind. Doch Allah, hat (Maß und Ziel von) Nacht und Tag bestimmt30. Er weiß, dass ihr dies nicht Tag für Tag tun könnt31. Darum hat Er sich (gnädig) euch zugewandt. Tragt also (vom Qur'an) vor, was euch leicht fällt32. Er weiß ja, dass es einige von euch geben wird, die krank sind, und andere, die auf Erden umherreisen, indem sie nach Allahs Gunst streben33, und wieder andere, die auf dem Weg Allahs kämpfen34. So tragt (vom Qur'an) vor, was euch davon leicht fällt, und verrichtet das Gebet und zahlt Sakat35 und gebt Allah ein schönes Darlehen36. Und was ihr an Gutem für euch vorausschickt37, das werdet ihr bei Allah (wieder) finden - ja sogar besser und größer an Belohnung! Und bittet Allah um Verzeihung. Er ist ja fürwahr allverzeihend, barmherzig38.
29. Vergleiche oben die Ajas 2-4. Der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und eine eifrige Gruppe seiner Anhänger durchwachten oft einen großen Teil der Nacht, indem sie auf den Schlaf verzichteten, beteten, Allah priesen und den Qur'an lasen. Ihnen wird hier gesagt, dass diese Belastung zu schwer für sie sei, vor allem wenn ihre Gesundheit angegriffen war, sie sich auf einer Reise befanden oder sich auf andere Weise für Allahs Sache einsetzten. Siehe auch die nachfolgenden Zeilen. (Juusuf `Allii)
30. Damit kehrt der Gedankengang zum Thema des zweiten Aja zurück, nämlich dem Wert nächtlichen Wachens. (Asad)
31. Allah bestimmt Tag und Nacht in angemessenen Anteilen für Ruhe und Arbeit und entsprechend den jahreszeitlichen Veränderungen. Für Gebet und Lobpreisung sind keine genauen Zeiteinteilungen notwendig. Wie weiter unten ausgeführt wird, können wir Allah auf vielerlei Weise dienen. Wir sollen aber etwas Zeit mit der Anbetung verbringen, wie es sich am besten mit unseren Lebensumständen wie Gesundheit, Reisen und verschiedenen Pflichten in Einklang bringen lässt. (Juusuf `Allii)
32. Man empfindet in diesem Aja Liebe und Anerkennung und gleichzeitig die Gnade Allahs. Er sieht und hört, wie der Prophet Muchammad - der Friede Allahs sei mit ihm - und eine Gruppe seiner Gefährten stundenlang auf den Schlaf in der Nacht verzichten und anbetend sich Allah zuwenden. Er hat es angenommen und wird sie reichlich belohnen. Doch brauchen sie das in dieser Form jetzt nicht weiter tun. Ihre Lebensumstände und die anderen Pflichten, die sie am Tage haben, würden es ihnen erschweren. (Qutb)
Das Qur'anlesen wird hier fast als gleichbedeutend mit Gebet und religiöser Verehrung erwähnt. Dies soll nicht zu einer fixen Idee oder einer Last werden. Vergleiche Suura 20:2. Wir sollen es mit ganzem Herzen tun, nicht als lästige, mechanische Pflicht. (Juusuf `Allii)
33. Auch an anderen Stellen im Qur'an wird Reisen zum Erwerb des Lebensunterhalts auf erlaubte Weise mit der Redewendung "Allahs Großzügigkeit suchen" umschrieben. (Mauduudi)
34. Dies bezieht sich auf den Dschihaad, den Kampf für Allahs Sache. Es gibt die Ansicht, dass dieser Aja in Medina offenbart wurde, lange nach dem größten Teil dieser Suura. Auch die Bezugnahme auf die kanonischen Gebete und Sakat stützt diese Annahme. (Juusuf `Allii)
Die Annahme, die Bezugnahme auf den Dschihaad weise darauf hin, dass dieser Aja erst in Medina offenbart wurde, ist nicht haltbar. Obgleich kein Zweifel besteht, dass der Dschihaad erst in Medina eine feste Einrichtung wurde, ist dieser Satz eindeutig in der Zukunftsform ausgedrückt und muss daher auch als Vorhersage zukünftiger Umstände verstanden werden. Insgesamt betont dieser Aja, dass Anbetung und Verehrung nicht übertrieben werden sollen. (Asad)
35. Dies ist die älteste Erwähnung des Begriffes Sakat. (Asad)
Siehe auch Suura 2, Aja 43, Fußnote 58. (Anm. d. Übers.)
36. Vergleiche Suura 2:245 und 57:18 sowie die entsprechenden Fußnoten. Das "schöne Darlehen" sollte unsere eigene Seele sein und wir sollen keine materielle Gegenleistung erwarten, denn dies ist nicht möglich. Aber der Lohn, den wir bei Allahs finden, ist unendlich größer und edler. Vergleiche auch den biblischen Ausdruck
"Schätze im Himmel sammeln" (Matthäus 6:20). (Juusuf `Allii)
37. Jede gute Handlung erhöht unseren eigenen geistigen Status und unsere Würde. Wir sollen nicht meinen, wenn wir von ’Ibaada oder Allahs Sache sprechen, ginge es um Handlungen zu Seinem Nutzen: Er ist unabhängig von sämtlichen Bedürfnissen. (Juusuf `Allii)
38. Dies betont die Notwendigkeit der Gnade Allahs. Was wir auch immer Gutes tun, es ist vergleichsweise gering. Allahs Gnade muss es erhöhen und unsere Mängel ausgleichen. Selbst in der Frömmigkeit kann eine Arroganz liegen, die ein Unrecht ist. Wir sollten immer in Demut Allahs Gnade suchen. (Juusuf `Allii)
Jeder Mensch versündigt sich laufend und Fehler. Deswegen soll er häufig um die Vergebung Allahs bitten. Andererseits ist Vergebung eine Eigenschaft Allahs, die Er gerne einsetzt, wenn Sein Diener Ihn darum bittet. Unser Muchammad Prophet - Friede sei mit ihm - hat gesagt: „Bittet Allah um Vergebung, denn ich bitte Ihn jeden Tag hundertmal um Vergebung." (Anm. d. Übers.)
Einführung zu Suura 74
Diese Suura stammt aus derselben Zeit wie die vorige. Auch die Thematik ist ähnlich: Gebet und Lobpreisung und die Notwendigkeit, in Zeiten geistiger Unterdrückung standhaft und geduldig zu sein. Die Ungerechten, die jetzt Leid und Sorge verursachen, werden selbst im zukünftigen Leben Verzweiflung erfahren. (Juusuf `Allii)
Der Bedeckte
Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen.
1. O du, der du dich (mit einem Mantel) bedeckstl!
1. Wie oft gibt es in diesen wunderbaren Versen einen zweifachen Gedankengang:
1. Es gibt eine Bezugnahme auf eine bestimmte Person oder einen bestimmten Anlass.
2. Es gibt eine allgemeine geistige Lehre.
Was 1. anbetrifft, so war unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, jetzt über das Stadium der persönlichen Meditation hinausgelangt, bei der er sich in seinem Mantel hinsetzte oder -legte; er sollte jetzt mutig hervortreten, seine Botschaft verkünden und öffentlich zu seinem Herrn aufrufen; sein Herz war immer gereinigt worden, aber jetzt sollten auch alle seine äußerlichen Handlungen Allah gewidmet sein, und der konventionelle Respekt vor überlieferten Bräuchen und Anbetungsformen musste abgelegt werden. Sein prophetisches Wirken war die größte Gabe, die von seiner Person ausging, aber er sollte von Seiten seines Volkes keinen Lohn und keine Anerkennung sondern sogar das Gegenteil; dies würde seine Geduld stark herausfordern, aber seine Zufriedenheit würde in Allahs Zufriedenheit begründet.
Was 2. betrifft, so entstehen ähnliche Situationen im Leben jedes guten Menschen, für das das Leben des Propheten eine allgemeines Muster ist. (Juusuf `Allii)
Rasi besieht diesen Begriff auf die Neigung des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zur Einsamkeit vor Beginn seines prophetischen Auftrages: er soll diese aufgeben, an die Öffentlichkeit treten und warnen. (Asad)
2. Steh auf2 und warne3,
2. Sei standhaft bei der Erfüllung deiner Pflicht, die dir jetzt auferlegt wurde. (Darjabaadi)
3. Damit beginnt das öffentliche Auftreten des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm,. Darjabaadi)
3. Und verherrliche deinen Herrn4,
4. Deinen Herrn allein, denn nur Er ist groß und verdient die Verherrlichung. Alles andere - jede Sache, jeder Wert, jede Wahrheit - ist klein gegenüber Ihm, dem wahrhaft Grossen. (Qutb)
Indem du Seine Einheit verkündest. (Darjabaadi)
Eine der wichtigsten Aufgaben des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in dieser Welt besteht darin, die Größe all derer für nichtig zu erklären nur Allah die unwissende Menschen für groß halten, und öffentlich zu verkünden, dass in diesem Universum wahre Größe nur Allah allein gehört. Aus diesem Grunde ist der Satz Allahu akbar (Allah ist der Größte) im Islam von besonderer Bedeutung. Der Ruf zum Gebet beginnt mit diesem Satz, und auch das Gebet selbst. (Mauduudi)
4. Und halte dein Gewand rein5,
5. Möglicherweise bezieht sich dies unmittelbar auf den Schmutz, den die Götzendiener auf unseren Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, warfen, um ihn zu beleidigen. (Asad)
Fast alle klassischen Kommentatoren weisen darauf hin, dass das Wort "tawb" und sein Plural "tiyab" oft auch im übertragenen Sinne auf das angewendet wird, was die Kleidung umschließt, nämlich den "Körper" eines Menschen oder im weitesten Sinne sein "Selbst" oder sein "Herz" oder sogar seinen "geistigen Zustand" oder sein "Verhalten". (Asad)
Sauberkeit von Kleidern und Körper und innerliche Reinheit sind miteinander verbunden und voneinander abhängig. (Mauduudi)
5. Und meide das Abscheuliche6,
6. "Ar-Rudsch" الرُّجْز oder "Ridschs": Abscheulichkeit; dies wird gewöhnlich auf den Götzendienst bezogen. Es ist sogar möglich, dass es einen Götzen dieses Namens gab. Aber es hat eine weiter gefasste Bedeutung, denn es umfasst den Geisteszustand, der wahre ’Ibaada entgegengesetzt ist, ein Zustand des Zweifels und der Unentschlossenheit. (Juusuf `Allii)
Abscheuliches bedeutet Schmutz aller Art, ob in den Gedanken, in der Moral oder in den Handlungen, am Körper, an der Kleidung oder in der Lebensweise. Der Aja bedeutet: halte dich frei von dem Schmutz, der in der dich umgebenden Gesellschaft vorherrscht; niemand soll dir vorwerfen können, dass du selbst mit den Übeln behaftet bist, die du andere aufforderst zu meiden. (Mauduudi)
6. Und bilde dir nicht ein, du könntest (je) zu viel (Gutes) tun7,
7. Was ein Muslim um Allahs Willen an Gutem tut ist immer zu wenig und nie zu viel, denn er kann seinem Herrn für Seine unzähligen Gaben nie genug danken. (Qutb)
7. Und sei geduldig und standhaft in (der Sache) deines Herrn8.
8. Unser Eifer für Allahs Gutes Sache erfordert, dass wir nicht ungeduldig sind und dass wir standhaften Einsatz für Seine Sache zeigen. Wir verinnerlichen den Imaan an Ihn und wissen, dass Er gut, allweise und allmächtig ist, und alles wird letztendlich gut. (Juusuf `Allii)
Ertrage geduldig alles, was dir infolge deiner Verkündigung widerfährt. (Darjabaadi)
8. Denn wenn in die Posaune gestoßen wird9,
9. Zur Versammlung am Tag der Auferstehung. (Darjabaadi)
9. Das wird ein Tag sein - ein misslicher Tag10!
10. Es wird hier der Fall des Ungerechten gezeigt. Jetzt mag der Ungerechte noch selbstzufrieden sein, aber was ist seine Position, wenn die Abrechnung kommt? Sie ist nicht leicht; es ist in der Tat ein Tag der Verzweiflung. (Juusuf `Allii)
Der Tag der Abrechnung der furchtbaren Realität. (Darjabaadi)
10. Ohne die geringste Erleichterung für die, die die Wahrheit leugneten11
11. Da hier zum ersten Mal im Qur'an (in der chronologischen Reihenfolge) das Wort "kaafir" erscheint, ist sein Gebrauch hier - und entsprechend auch im ganzen Qur'an - offensichtlich durch die Bedeutung bestimmt, die es im Sprachgebrauch der Araber vor dem Auftreten des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hatte. Das heißt der Begriff "kaafir" kann nicht einfach mit "Ungläubiger" im Sinne eines Menschen verwendet werden, der eine bestimmte Lehre ablehnt, auch wenn eine solche Gleichsetzung bei vielen muslimischen Theologen der nachklassischen Zeit und bei vielen abendländischen Qur'anübersetzern üblich war. Er muss eine weiter gefasste, allgemeine Bedeutung haben. Diese Bedeutung ist leicht fassbar, wenn wir uns erinnern, dass das Wort von der Wurzel "kafara" ("bedecken") herstammt; so wird beispielsweise in Suura 57:20 ein Ackerbauer als "kaafir" ("jemand, der bedeckt") bezeichnet, nämlich jemand, der Samenkörner mit Erde bedeckt. Auch von der Nacht wird gesagt, dass sie die Erde mit Dunkelheit „"bedeckt". Sowohl im konkreten als auch im abstrakten Sinne hat das Wort die Nebenbedeutung "etwas verbergen", was existiert, oder "etwas leugnen", das wahr ist. Deswegen ist im Qur'an ein "kaafir" immer jemand, der "die Wahrheit leugnet", im weitesten, geistig Sinne dieses Wortes, das heißt ungeachtet ob es sich um die Erkenntnis der höchsten Wahrheit, nämlich der Existenz Allahs handelt, oder um eine Lehre oder ein Gebot, das in der Offenbarungsschrift erklärt wird, oder um eine selbstverständliche ethische Forderung, oder eine Anerkennung und die Dankbarkeit für Gaben, die man erhalten hat. (Asad)
11. Überlass Mir den12, den Ich allein geschaffen habe13,
12. Wörtlich: "Lass mich allein mit dem ... " (Anm. d. Übers.)
Die Frage der Gerechtigkeit und der Strafe für Menschen liegt allein bei Allah. Der Mensch kann nämlich bestenfalls nur einen Teil der Wahrheit sehen, und nur ist allwissend. Er allein kann die Grenzen von Gerechtigkeit und Barmherzigkeit bestimmen. (Juusuf `Allii)
13. Die verschiedenen Vorteile des Menschen - Reichtum, Macht, Einfluss, Begabungen - sind nicht auf seine eigenen Verdienste zurückzuführen. Sie sind Gaben Allahs, Der ihn erschaffen hat. Er selbst kam nackt und allein zur Welt. (Juusuf `Allii)
Das "allein" kann auf Allah und auf den Menschen bezogen werden. Im ersten Fall betont es Seine Einzigartigkeit als Schöpfer. Im letzteren Falle betont es, dass der Mensch allein auf die Welt kommt und sie allein wieder verlässt (vergleiche Suura 6:94 und 19:80 sowie die entsprechenden Fußnoten). In beiden Fällen wird die völlige Abhängigkeit des Menschen von Allah deutlich. Darüber hinaus trägt der Satz eine weitere Bedeutung: „Überlass Mir die Entscheidung, was mit jemandem geschehen soll, der vergessen hat, dass Ich sein Schöpfer und Erhalter bin" - damit wird für Menschen ein Verbot ausgesprochen, die Wahrheitsleugner zu bestrafen. (Asad)
12. Und dem Ich Vermögen im Überfluss gegeben habe14,
14. Ohne jedes Verdienst seinerseits. Alles, was wir besitzen, kommt von Allah. (Darjabaadi)
13. Und Söhne, die bei ihm sind15,
15. Die Grossen dieser Welt mögen über Reichtum verfügen, über Anhänger, Kinder, die sich für sie einsetzen und ihnen gehorchen und Mannschaften, die ihnen im Kampf zur Seite stehen. Vielleicht verläuft das Leben für sie leicht und reibungslos. Sie sind jedoch gegenüber Allah verantwortlich. (Juusuf `Allii)
Walid ibn Al-Mudschira, auf den sich diese Verse historisch beziehen, hatte zwölf Söhne, die hier mit dem Eigenschaftswort "schuhuud" شُهُود ("anwesend") bezeichnet werden, das verschiedene Bedeutungen haben kann:
1. sie brauchen nicht auswärts ihren Lebensunterhalt zu verdienen, sondern haben zu Hause genug Versorgung und können daher immer dem Vater zur Verfügung stehen;
2. alle seine Söhne sind einflussreiche Leute und sitzen mit ihm in Versammlungen und Konferenzen; und
3. sie sind angesehene Leute und von hoher Position, so dass ihr Wort überall gilt. (Mauduudi)
14. Und dem Ich den Weg (zu Ruhm und Macht) geebnet habe16.
16. Durch leichten Zugang zu Macht und Würde. (Darjabaadi)
Dem Ich Möglichkeiten gegeben habe, die weit über die Möglichkeiten anderer Wesen hinausgehen. (Asad)
15. Trotzdem erwartet er, dass Ich ihm immer noch mehr gebe17.
17. Der Ungerechte Allahs Gaben, als ob er ein Anrecht darauf hätte. Je mehr er bekommt, um so mehr verlangt er. Dennoch ist er Allahs Zeichen und Offenbarungen gegenüber absichtlich taub und rebelliert sogar offen dagegen. Aber er bereitet nur den Weg für seinen eigenen Untergang. (Juusuf `Allii)
Nach Hassan Basri und einigen anderen bedeutet dies, dass er zusätzlich zu irdischer Macht und Einfluss auch noch das Paradies im zukünftigen Leben erwartet. (Mauduudi)
16. Mitnichten18! Er zeigte sich halsstarrig Unseren Zeichen gegenüber19.
18. Der Elende ist weiterer Gaben nicht würdig. Die Biographen des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Berichten, dass Walid nach dieser Offenbarung keinen Erfolg mehr im Leben hatte. (Darjabaadi)
19. Das Nomen "aniid" عَنِيد, abgeleitet von dem Verb "anada", bezeichnet jemanden, der "wissentlich etwas als wahr Bekanntes ablehnt". Der menschliche Starrsinn wird durch das Hilfsverb "kana" ausgedrückt, das in diesem Zusammenhang auf ein immer wiederkehrendes Phänomen hinweist, obwohl es in der Vergangenheitsform steht. Ich bin daher auch der Ansicht, dass die Ajas 18-24 in der Gegenwart gelesen werden müssen, obwohl sie in der Vergangenheitsform stehen. (Asad)
17. Ich werde ihm schwere Mühsal aufladen20.
20. Das drückt ein Gesetz Allahs aus: Diejenigen, die den geebneten bequemen Weg des Islams ablehnen, müssen sich auf dem schwierigen Weg des Trotzens im Leben quälen. (Juusuf `Allii)
In Verbindung mit dem Verb "urhiquhu" ("Ich werde ihn ertragen lassen") hat der Begriff "Sa’uud" صَعُود (wörtlich: "Aufstieg") die übertragene Bedeutung von einer extrem schwierigen Angelegenheit. Im obigen Zusammenhang ist es eine Anspielung auf den Verlust aller instinktiven Unschuld - und damit auf das individuelle gesellschaftliche Leiden - wie es unweigerlich folgt, wenn Menschen absichtlich moralische und geistige Wahrheiten (Allahs Botschaft) in dieser Welt vernachlässigen und damit ihre geistige Entwicklung in der zukünftigen Welt blockieren. (Asad)
18. Wahrlich, er überlegte und plante21.
21. Der verschworene Feind des Islam befasste sich mit dem Qur'an, um Mittel und Wege zu dessen Abwertung zu finden. (Darjabaadi)
19. Den Tod verdient er. Wie hat er nur geplant22!
22. Vergleiche Suura 51:10. (Juusuf `Allii)
Der Ausdruck "qutila"َقُتِلَ bedeutet wörtlich: "er wurde getötet" oder "möge er getötet werden!" Viele Kommentatoren verstehen dies in der Bedeutung "er ist von Allahs Gnade ausgeschlossen", das heißt "getötet" im geistigen Sinne durch seine eigene Haltung oder seine Handlungsweise, daher übersetze ich: "Er zerstört sich selbst". (Asad)
20. Und abermals: Den Tod verdient er! Wie hat er nur geplant!
21. Dann überlegte er (wieder und wieder)23,
23. Er verstrickt sich emotional, denn er hat innerlich den Verdacht, dass seine Argumente schwach sind. (Asad)
22.
Dann runzelte er die Stirn und machte ein finsteres Gesicht24.
24. Wie wenn er große Abneigung empfindet. (Darjabaadi)
23. Dann kehrte er den Rücken, gebärdete sich hochmütig25, -
25. Vergleiche Suura 96:6-6 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)
24. Und sagte26: „Dies ist nichts als über nommene Magie27.
26. Die Kommentatoren verstehen dies als auf Walid ibn Al-Mudschira bezogen, der ein einflussreicher Götzendiener und verschworener Feind des Propheten war. Er und Abu Dschachl taten alles, was sie konnten, um den Verkünder von Anfang an zu beschimpfen und zu verfolgen, seine Lehre zu verspotten und diejenigen zu verletzen, die daran den Imaan verinnerlichten. Aber die Bedeutung erstreckt sich viel weiter. In jedem Zeitalter gibt es einen Walid. Er kann die Offenbarung Allahs nicht verstehen und versucht, ihren wunderbaren Einfluss auf das Leben der Menschen mit Begriffen wie "Magie" wegzuerklären. (Juusuf `Allii)
27. Der Begriff "Sichr", der normalerweise mit "Zauberei" oder "Magie" übersetzt wird, bedeutet in erster Linie „Verwandlung einer Sache von ihrem natürlichen Zustand in einen anderen". Darum wird er auch auf die Faszination angewendet, die von dem Ungewöhnlichen ausgeht. Als Vorwurf wird es auch im Sinne von "absichtliche Täuschung" oder "Illusion" verwendet. (Asad)
25. Dies ist nichts anderes als das Wort eines (gewöhnlichen) Menschen28."
28. Innerlich war dieser Mann voll davon überzeugt, dass der Qur’an Wort war. Um jedoch seine Position als Führer seines Volkes nicht aufs Spiel zu setzen, war er nicht bereit, seine Überzeugung öffentlich zu erklären. Als er in der Versammlung gezwungen war, die Vorwürfe der Quraisch gegen den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, einzeln als unhaltbar zurückzuweisen, musste er selbst eine Anschuldigung gegen den Propheten indem, um ihn abzuwerten. Die Art und Weise, wie er gegen sein Gewissen ankämpft, wird hier lebhaft geschildert. (Mauduudi)
26. Bald schon werde Ich ihn in der Hölle brennen lassen29.
29. Der Starrsinn des Ungerechten kann nur im Höllenfeuer enden. Es dringt in sein eigenes Wesen ein. Vergleiche auch die nächste Fußnote. (Juusuf `Allii)
Dies ist zweifellos das erste Mal, dass der Begriff "saqar" ("Höllenfeuer") auftritt, einer der sieben metaphorischen Bezeichnungen des Qur’an für die Vorstellung des Leidens im zukünftigen Leben, das der Mensch durch Unrecht und absichtliche Taubheit in dieser Welt gegenüber geistigen Wahrheiten über sich bringt. Der allegorische Charakter aller im Qur’an enthaltenen Beschreibungen vom Zustand des Menschen und seinem Schicksal im zukünftigen Leben wird im folgenden Vers ebenso angedeutet wie unten in Aja 28ff. (Asad)
27. Und was lässt dich wissen, was die Hölle ist?
28. Sie lässt keinen aus und verschont niemanden30
30. Die menschlichen Organe werden bei furchtbaren Schmerzen verbrennen, dann bekommt der Mensch neue Organe, die wiederum mit furchtbaren Schmerzen verbrennen und so fort ohne Ende. (Alousi)
29. Eine sengende Flut für den Menschen31,
31. Sie zeigt sich den Menschen in bedrohlicher Form von weit her und erfüllt ihre Herzen mit großer Sorge und Furcht (Qutb)
30. Über ihr warten neunzehn auf32.
32. Das sind die Hauptwächter der Hölle, die Anweisung an tausende von Engeln gehen, die die verbrecherischen Menschen und Dschinn in die Hölle führen und dafür sorgen, dass sie nicht herauskommen, bis sie die gerechten Strafen abgebüßt haben. Nach dem Qur’an sind die Höllenwächter alle hart und grimmig und die Strafarten entsprechen nach Qur’an und Hadiis den Arten der Verbrechen, die von den Höllenbewohnern während ihres irdischen Lebens halsstarrig und ohne Reue verübt wurden. Die verschiedenen Strafen sind alle fürchterlich. weil die Straftaten fürchterlich waren. Das größte aller Verbrechen ist die feindselige Haltung gegenüber Allah und Seinen Gesandten. (Asad)
Wer sind diese Neunzehn? Und warum gerade diese Zahl? Die neunzehn Bewacher des Feuers sind symbolisch als die neunzehn Engel oder Fakultäten des Menschen zu verstehen. Imam Fahruddin Rasi nimmt Bezug auf eine Klassifizierung von neunzehn Fähigkeiten oder Kräften im Menschen, die bei richtigem Gebrauch seinen geistigen Fortschritt bewirken, jedoch zu seinem Untergang führen, wenn sie missbraucht werden. Diese Fähigkeiten oder Kräfte können sehr wohl mit Engeln verglichen werden, denn Engel sind die Kräfte des Handelns in der geistigen Welt. Rebellische Engel sind der Typus missbrauchter Fähigkeiten. (Juusuf `Allii)
31. Und Wir haben niemand anderen zum Wächter des Feuers gemacht als die Engel33. Und Wir haben ihre Anzahl nur zu einer Prüfung für diejenigen gemacht, die die Wahrheit leugnen - damit diejenigen, denen das Buch gegeben worden ist, Gewissheit erlangen,34 und damit dadurch diejenigen, die sind, an Imaan zunehmen35, und damit diejenigen, denen das Buch, gegeben worden ist und die Mu’mins keinen Zweifel hegen. Und damit diejenigen, die in ihrem Herzen eine Krankheit haben36, und die Kaafirs sagen: „Was will Allah mit diesem Gleichnis37. So lässt Allah irregehen, wen Er will, und leitet recht, wen Er will38. Und niemand kennt die Heerscharen deines Herrn außer Ihm39. Und dies40 ist nichts anderes als eine Ermahnung für die Menschheit.
33. Vergleiche Suura 66:6 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)
Indem Er betont, dass die Höllenwärter Engel sind, und ihre Zahl erwähnt, will Allah die Götzendiener bloßstellen, weil sie behaupteten, die Engel seien Töchter Allahs, und weil sie die Engel anbeteten, damit diese die Strafe Allahs von ihnen abwenden sollten, und weil sie darüber hinaus keine richtige Vorstellung hatten von der Allmacht Allahs und von der Macht, die Er Seinen Dienern geben kann, um Seine Befehle durchzuführen. (Qutb)
34. Die Schriftbesitzer, ob Juden oder Christen, haben dagegen eine Vorstellung von der Allmacht Allahs und von der großen Macht, die Er den Engeln, Seinen Dienern, gibt, und akzeptieren deswegen die angegebene Zahl. (Qutb)
35. An verschiedenen Stellen des Qur’an wird betont, den Prüfungen, wenn der Mu’min standhaft in seinem ein bleibt, Zweifel und Ablehnung hinter sich lässt, Ungehorsam und Treulosigkeit beiseitelegt und sich für den Weg des Islams, des Gehorsams und der Treue entscheidet, dazu beitragen, dass er mehr und mehr im Imaan gestärkt wird. (Mauduudi)
36. In dem Fall geht es um die Halbherzigen, die trotz aller ihrer Fähigkeit, zwischen richtig und falsch zu unterscheiden, zum Kufr neigen. (Asad)
Der Ausdruck "Krankheit des Herzens" bezieht sich auf die Heuchler. Da diese als Kategorie in Medina eine Rolle spielen, sind einige Kommentatoren der Ansicht, dieser Aja müsse in Medina offenbart worden sein. Diese Ansicht ist jedoch nicht haltbar. Der historische Hintergrund dieses Teils der Suura ist uns aus authentischen Überlieferungen gut bekannt. Er wurde in Verbindung mit bestimmten Ereignissen in Mekka offenbart. Bei der "Krankheit des Herzens" handelt es sich hier um Zweifel und Unentschlossenheit. Nicht nur im damaligen Mekka, sondern in der ganzen Welt verhält es sich so, dass nur sehr wenige Menschen Allah, das zukünftige Leben, die Offenbarung, das Prophetentum und so weiter absolut leugnen. Die Mehrheit der Menschen in jedem Zeitalter schwankt zwischen der Annahme dieser Sätze und ihrer Ablehnung. Gerade dieser Zweifel hat viele Menschen zum Kufr veranlasst. (Mauduudi)
37. Vier Arten von Menschen werden hier erwähnt:
1. Die Muslime, deren Imaan zunimmt, weil sie daran den Imaan verinnerlichen, dass alle Offenbarung, ob sie symbolisch zu verstehen ist oder sonst wie, von Allah kommt, Der barmherzig ist und das Gute für sie will.
2. Die Anhänger früherer Schriftreligionen, die analog frühere Offenbarungen erhalten haben, Juden und Christen, die sich in unzählige miteinander streitende Sekten gespalten haben, jetzt aber alle, wenn sie glauben, in einem weit gefassten symbolischen Verständnis der Schrift Ruhe vor den Kontroversen finden.
3. Diejenigen, in deren Herzen Krankheit ist (vergleiche Suura 2:8-10 und die entsprechenden Fußnoten), die Unaufrichtigen und Heuchler werden verwirrt, denn sie verinnerlichen nicht den Imaan und haben Gnade und Barmherzigkeit zurückgewiesen.
4. Die haben ganz offen dasselbe getan und müssen die entsprechenden Folgen tragen. (Juusuf `Allii)
Vergleiche den gleichlautenden Satz in Suura 2:26 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)
Dies bedeutet nicht, dass sie fragen, warum Allah etwas gesagt hat, sondern sie wollen es in Frage stellen, dass Allahs dies gesagt hat. (Mauduudi)
38. "Allah lässt irregehen, wen Er will, und leitet recht, wen Er will" oder: "Allah lässt den irregehen, der irregehen will, und leitet den, der sich leiten lassen will." (Asad)
39. Es ist eine notwendige Folge moralischer Verantwortlichkeit und Entscheidungsfreiheit des Menschen, dass er die Freiheit hat, auch auf Abwege zu kommen, wenn er sich dafür entscheidet, trotz aller Warnungen und Ermahnungen, die er empfängt. Allahs Möglichkeiten zu warnen und zu lehren - Seine geistigen Kräfte - sind unbeschränkt wie seine anderen Kräfte. Kein Mensch kann sie kennen. Aber diese Warnung und Erinnerung ist an die ganze Menschelt gerichtet. (Juusuf `Allii)
Niemand außer Allah kennt alle die verschiedenen Geschöpfe, die Er im Universum erschaffen hat, und weiß, welche Fähigkeiten Er ihnen gegeben hat und welche Dienste Er von ihnen erwarten kann. Wenn der Mensch, der auf dieser winzigen Erdkugel lebt und mit seiner begrenzten Sichtweise seine Umwelt betrachtet, dem Missverständnis zum Opfer fällt, Allahs Universum enthalte nichts als das, was er mit seinen Sinnen wahrnehmen kann, dann liegt dies nur an seiner Kurzsichtigkeit. In Wirklichkeit ist dieses Universum so unermesslich, dass es dem Menschen nicht gelingt, Wissen über alles und jedes zu erlangen, ganz zu schweigen von einem vollständigen Begreifen seiner Größe. (Mauduudi)
40. Wörtlich: "es" oder "diese" - abhängig davon, ob das arabische Pronomen hiya als Singular verstanden wird - dann würde es sich auf das Höllenfeuer beziehen - oder als Plural - dann würde es sich auf die Ajas beziehen. (Asad)
Es bezieht sich offensichtlich auf die Ajas überhaupt, Ursprung Allahs von den Götzendienern angezweifelt wurde. (Anm. d. Übers.)
Abschnitt 2
32. Doch Nein! Beim Mond41, -
41. In menschlicher Sprache ruft ein Schwur etwas zum Zeugen auf, das im Herzen heiliggehalten wird. Auch in Allahs Botschaft, die ja in menschlicher Sprache offenbart wurde, wird eine Sache feierlich betont, indem auf ein besonders eindrucksvolles Zeichen Allahs hingewiesen wird, das direkt das menschliche Herz anspricht. In jedem Fall hat das betreffende Symbol eine besondere Beziehung zu der folgenden Thematik. Hier werden wir aufgefordert, drei wunderbare Phänomene zu betrachten, die dann zu der Schlussfolgerung unten in Aja 38 führen.
1. Der Mond ist nach der Sonne der erstaunlichste Lichtkörper, der uns sichtbar ist. Obwohl er die Nacht beherrscht, sind seine Strahlen jedoch nur Reflexionen, und es fehlt ihnen an Wärme und lebensspendenden Eigenschaften. So befindet sich jede Seele, die bei einem bloßen Geschöpf Allahs ihr Heil sucht, in geistiger Finsternis und Irrtum, denn die wahre Quelle des Lichts Allahs und des Lebens ist bei Allah selbst und bei Ihm allein.
Zu 2. und 3. siehe die nächste Fußnote. (Juusuf `Allii)
Dies ist der erste Gebrauch des Schwurpartikels "wa" وَ im Qur’an im Sinne einer Bekräftigung, die einer nachfolgenden Aussage Gewicht verleihen soll hier geht es darum, dass ebenso wie die wechselnden Mondphasen und der Wechsel von Tag und Nacht Ergebnisse ergebener Naturgesetze sind, auch das Leiden der Ungerechten im zukünftigen Leben nur das natürliche Ergebnis seines absichtlichen Unrechts in dieser Welt ist. Vergleiche auch Suura 2:7. (Asad)
33. Und der Nacht, welche dahingeht42, -
42. Siehe auch oben Fußnote 41.
2. Wenn die Nacht vom Mond erhellt wird, ist sie in gewissem Sinne beleuchtet; in Wirklichkeit ist sie jedoch finster und muss
3. der Dämmerung weichen, die die Sonne bringt.
Wenn eine jede Seele in geistigen Dingen ihre eigene Verantwortung erkennt, wird auch sie immer weniger zu reflektierten Lichtern schauen. Durch die Schönheit eines dämmerungsgleichen Erwachens wird sie immer mehr auf die Herrlichkeit des Lichtes von Allah selbst vorbereitet, das Ziel des Himmels unserer Träume. (Juusuf `Allii)
34. Und dem Morgen, wie er aufleuchtet, -
35. Dies ist ganz bestimmt eines der größten (Zeichen)43,
43. Der Vollmond im klaren Himmel steht symbolisch für die früheren Bücher, die die Menschen von. Allah erhielten, während das Ende der Nacht und der Anbruch des Tages die Herabsendung des Qur'ans und die Menschheit symbolisiert. (Anm. d. Übers.)
Dies ist nur eins der mächtigen Zeichen. Es gibt zahlreiche Zeichen Allahs, zu denen auch das Gericht gehört und von denen es eins der mächtigsten ist. Es kann sich auch auf das Abnehmen des Mondes, das Vergehen der Nacht und den herrlichen Sonnenaufgang beziehen, die symbolisch für die Erneuerung der Welt stehen, wenn diese Welt vergangen ist. (Juusuf `Allii)
36. Eine Ermahnung für die Menschheit,
37. Für diejenigen von euch, die vorankommen oder zurückbleiben wollen44.
44. Die Berufung Muchammads, Allahs Segen und Frieden auf ihm, als letzten Gesandten Allahs zu den Menschen ist ohne Zweifel eins der größten Ereignisse. (Anm. d. Übers.)
Drei Interpretationen sind hier möglich.
1. Die Vorwärtsdrängenden sind die rechtschaffenen, während die Zurückbleibenden die sind, die Allahs liebevolle Fürsorge und Barmherzigkeit ablehnen.
2. Es kann sich auf Menschen mit verschiedenen Temperamenten beziehen, wovon sich die einen immer vorn an und die anderen im Hintergrund befinden. Allahs Botschaft ist für beide offen. Aber es gibt auch für beide Gefahren. Im einen Fall ist es vielleicht Übermut oder falsche Hoffnungen, im anderen Fall werden große Möglichkeiten versäumt, so dass ihr geistiges Leben flach und hohl wird. Extreme sollen vermieden werden.
3. Es kann auch bedeuten, dass Warnungen nur bei denjenigen wirksam sind, die sich vorwärts oder rückwärts bewegen wollen, nicht aber bei den Trägen oder Gleichgültigen. Zu unserem moralischen und geistigen Fortschritt müssen wir uns in einigen Fällen vorwärtsbewegen und in anderen von falschen Positionen zurückziehen. Ein hoffnungsloser Fall ist der des Starrsinnigen, dessen Herz so tot ist, dass er weder voranzuschreiten noch sich zurückzuziehen wagt. (Juusuf `Allii)
Es ist letzten Endes dem Einzelnen überlassen, seinen Lebensweg und damit auch das Endziel seines Lebens zu wählen. Die Gesandten amen nur. (Qutb)
38. Ein jeder haftet für das, was er getan hat45, -
45. Vergleiche Suura 52:21 und die entsprechende Fußnoten. Der Mensch kann nicht seine Verantwortung auf Retter oder Heilige übertragen. Seine Erlösung hängt von Allahs Gnade ab, nach der er ständig und von ganzem Herzen durch rechtes Verhalten streben soll. Wenn er dies tut, wird er gerettet und den Gefährten der Rechten beigesellt. (Juusuf `Allii)
Durch den Gebrauch seines Willens in seinem irdischen Leben. (Darjabaadi)
39. Außer denjenigen zur Rechten46, -
46. Vergleiche 56:3 und 56:27-38 sowie die entsprechenden Fußnoten. Die Gefährten der Rechten sind die Gerechten oder, diejenigen, die im zukünftigen Leben gesegnet sind. Ihr Verdienst ist Gebet, Spende, Ernsthaftigkeit und Imaan an Allah gerechtes Gericht: all dies liegt für den demütigen Suchenden in Reichweite. Sie sind Allahs Gnade tugendhaften Handlungen, sondern miteinander verbunden. Beim Gericht wird das Pfand ihrer Seele durch Allahs Gnade eingelöst. (Juusuf `Allii)
"Jamin" (wörtlich: "rechts") steht hier für "rechtschaffen" oder "Rechtschaffenheit" und infolgedessen für einen gesegneten Zustand. Dies ist wahrscheinlich die älteste solche Bezugnahme im Qur'an auf diejenigen, deren Verhalten im irdischen Leben Allahs Vergebung für alle vergangenen Fehler eingetragen hat. (Asad)
40. Die im Paradiesgarten (sein und) sich gegenseitig befragen werden47,
47. Mit anderen Worten, die "Gefährten" zur Linken werden für ihr Unrecht haftbar gemacht, während die "zur Rechten" ihre Schuld beglichen haben. (Mauduudi)
41. Nach den Sünden48:
48. An verschiedenen Stellen im Qur'an wird erwähnt, dass die Paradiesbewohner und die Höllenbewohner miteinander in Verbindung treten können. (Mauduudi)
42. „Was hat euch ins Höllenfeuer geführt?"
43. Sie werden sagen: „Wir gehörten nicht zu denen, die beten49,
49. Das Gebet ist hier ein Symbol für den Imaan überhaupt, und damit wird die Bedeutung des Gebets unterstrichen. (Qutb)
44. Und wir gehörten (auch) nicht zu denen, die den Bedürftigen zu essen geben50,
50. Dies zeigt, was für ein großes Vergehen es nach islamischer Auffassung ist, einen Hungrigen zu sehen und ihm nichts zu essen zu geben. (Mauduudi)
45. Sondern wir schwätzten mit den Schwätzern.
46. Und wir leugneten den Tag des Gerichts,
47. Bis die (Stunde der) Wahrheit zu uns kam51."
51. Vergleiche Suura 15:99 und die entsprechenden Fußnoten. Die "Stunde, die sicher ist", ist gewöhnlich der Tod. Es hat aber auch noch eine algemeinere Bedeutung, die sich auf ein geistiges Stadium bei der spirituellen Weiterentwicklung bezieht. Wo kein ist, wird das Licht der Wahrheit ausgeschlossen oder von Zeit zu Zeit ausgeschaltet, bis eine Krise kommt, in der die Wahrheit nur allzu real wird, es aber für Umkehr zu spät ist und nur Raum für Verzweiflung und Bedauern bleibt. (Juusuf `Allii)
Dies bezieht sich auf die Todesstunde ebenso wie auf den Augenblick des Gerichts. (Mauduudi)
48. Dann wird ihnen die Fürsprache des Fürsprechers nichts nützen52.
52. Das heißt es gibt niemanden, der sich bei Allah für sie einsetzt. Zu der oft missverstandenen islamischen Vorstellung der Fürbitte vergleiche Suura 10:3 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)
49. Was ist also mit ihnen, dass sie sich von der Ermahnung abwenden53,
53. Der Tag des Gerichts ist unausweichlich, so dass es eigenartig ist, dass Menschen die Warnungen nicht beachten, sondern weiterlaufen, als seien sie törichte Esel die vor einem Löwen fliehen. Statt die Warnung zu befolgen, versuchen sie ihr auszuweichen. Sie haben Angst vor Allahs Wort. (Juusuf `Allii)
50. Als ob sie aufgeschreckte Esel wären,
51. Die vor einem mächtigen Löwen fliehen54?
54. Dies ist eine arabische Redensart, die an den Charakter von Wildeseln anknüpft, die kopflos vor dem Löwen davonlaufen. (Mauduudi)
52. Nein! Jeder von ihnen will, dass ihm offene Schriften gegeben werden55.
55. Vergleiche Suura 17:93 und die entsprechenden Fußnoten. Die Kaafirs gaben vor, sie würden den Imaan verinnerlichen, wenn eine besondere Botschaft jeweils individuell an sie gerichtet und auf wunderbare Weise überbracht würde. Dies ist eine Fehlentwicklung ihrer Herzen und ihres Verstandes. Die Warnung des Lehrers ist deutlich und genügt für einen vernünftigen Menschen, der bereit ist Allah zu suchen. (Juusuf `Allii)
Vergleiche auch Suura 2:118 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)
53. Doch Nein! Sie fürchten nicht das Jenseits56.
56. Der wirkliche Grund für ihren Kufr ist nicht darin zu suchen, dass ihre Forderungen unerfüllt blieben, sondern dass sie keine Furcht vor dem zukünftigen Leben haben. Sie halten diese Welt für Selbstzweck und haben keine Vorstellung von einem Leben nach dem Tod, in dem sie für ihr Verhalten Rechenschaft ablegen müssen. Darum ist ihnen die Frage nach Wahrheit oder Unwahrheit völlig sinnlos. (Mauduudi)
54. Nein! Dies ist wahrlich eine dringliche Mahnung57.
57. Der Qur'an selbst ist die Ermahnung - das letzte unter den Offenbarungsbüchern Allahs. Wenn der Mensch lernen will, wird er sich die Botschaft immer vor Augen halten, und Allahs Gnade wird ihm helfen, sie zu verwirklichen. (Juusuf `Allii)
55. Doch sie werden sich nur mahnen lassen, wenn Allah es will58.
58. Rechtschaffenheit und Vergebung haben ihren Ursprung in Allahs Willen. Die Rechtschaffenheit des Menschen hat keine Bedeutung außer in Beziehung zu seinem allumfassenden Willen. Zu dem Begriff Taqwa vergleiche auch Suura 2:2 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)
Er schenkt ihnen Seine Gnade, indem Er ihre Herzen für die Wahrheit empfänglich macht, so dass sie von innen her zur richtigen Entscheidung gedrängt werden. Vergleiche auch Suura 81:28-29 und 14:4 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Asad)
Der Mensch, der Diener Allahs, weiß nicht, was Allah mit ihm vorhat, denn das bleibt ihm verborgen. Er weiß aber wohl, was Allah von ihm will, denn das wird ihm dargelegt. Wenn er die ehrliche Absicht hat, Allah zu gehorchen, wird Allah ihm helfen und ihn rechtleiten. (Qutb)
56. Er ist es, Dem (alle) Ehrfurcht gebührt und von Dem (alle) Vergebung ausgeht.
Einführung zu Suura 75
Diese Suura gehört in die frühe makkanische Zeit, kommt aber chronologisch sehr viel später als die beiden letzten Suuras.
Thematisch geht es um die Auferstehung aus der Sicht des Menschen, und zwar des Menschen sozusagen im "Rohzustand", wie er jetzt ist und dann sein wird - um seine innere und psychologische Geschichte. (Juusuf `Allii)
Die Auferstehung
Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen
1. Nein! Ich schwöre beim Tag der Auferstehung1;
1. Vergleiche Suura 70:40 und die entsprechenden Fußnoten. Wir sollten zweierlei berücksichtigen:
1. dass über jede Handlung Rechenschaft abgelegt werden muss und Böses bei der Auferstehung vergolten wird; und
2. dass die Seele des Menschen selbst ein Gewissen hat, das ihn für Unrecht tadelt, wenn er diese innere Stimme nicht unterdrückt. (Juusuf `Allii)
Dadurch, dass der Tag der Auferstehung "zum Zeugen gerufen" wird, hier also so davon gesprochen wird, als sei er schon geschehen, soll dieser Satz seine Gewissheit betonen. (Asad)
Der Auferstehungstag ist ohnehin ein sehr wichtiger Stichtag, an dem das Schicksal jedes Menschen bestimmt wird, und trotzdem wollen sehr viele Menschen nicht daran den Imaan verinnerlichen. (Qutb)
Dass dieser Abschnitt mit "Nein!" anfängt, zeigt, dass er sich gegen einen bereits vorhandenen Einwand wendet. Die folgende Thematik macht deutlich, dass es um die Auferstehung und das Leben nach dem Tod ging, das die Leute von Mekka gleichzeitig leugneten und verspotteten. (Mauduudi)
2. Und (abermals) nein! Ich schwöre bei der Seele, die sich selbst anklagt2:
2. Hassan Basri sagt dazu: „Ein Muslim klagt sich selbst ständig an: Was habe ich da gesprochen, was habe ich gegessen, was habe ich mir eingebildet, während der Unzüchtige weiter sündigt ohne sich ein einziges Mal zu tadeln." Und Ikrama sagt: „Jeder macht sich Vorhaltungen, sowohl wegen des Guten als auch wegen des Bösen, und fragt sich, warum er dies oder jenes getan habe." (Qutb)
Unsere Gelehrten unterteilen die Entwicklungsstadien der Menschenseele folgendermaßen:
1. "ammara" (vergleiche Suura 12:53 und die entsprechenden Fußnoten), die zum Bösen neigt und - wenn sie nicht kontrolliert wird den Menschen ins Verderben stürzt;
2. "lawwama" (wie hier), der das Böse bewusst ist, die ihm Widerstand leistet, leistet, Allah um Gnade und Vergebung bittet und versucht, wiedergutzumachen, sie hofft auf Rettung;
3. "mutmainna" (vergleiche Suura 89:27 und die entsprechenden Fußnoten), das höchste Stadium, wenn sie volle Ruhe und Zufriedenheit erlangt. Unser zweites Stadium kann mit der Wirksamkeit des Gewissens verglichen werden, abgesehen davon, dass im deutschen Sprachgebrauch das Gewissen eine Fähigkeit ist und nicht ein Entwicklungsstadium. (Juusuf `Allii)
3. Meint der Mensch, dass Wir seine Knochen nicht wieder zusammenfügen können3?
3. Für die Götzendiener ist es schwierig zu begreifen, dass zerfallenes Gebein wieder zusammengesetzt werden kann, nachdem es längst in der Erde zerstreut war, so dass der Mensch lebendig wieder aufersteht. Für einige Menschen scheint dies bis heute schwierig zu sein. Der Qur'an antwortet darauf im nächsten Aja. (Qutb)
Vergleiche Suura 17:49 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)
4. Doch nein! Wir sind sehr wohl imstande, (selbst) seine Fingerspitzen (wieder) zu formen4.
4. Dies steht für die feinsten Teile des Körpers. (Juusuf `Allii)
So wie sie zuvor gewesen waren. (Darjabaadi)
5. Doch der Mensch will (einfach) weiter hin sündigen5.
5. Es ist schlimm genug, Vergangenes nicht zu bereuen. Aber der Ungerechte, der den Tag der Abrechnung leugnet und kein Gewissen hat, möchte seinen ungerechten Lebenswandel fortsetzen und auch seine Zukunft aufs Spiel setzen. (Juusuf `Allii)
Hier wird deutlich der Grund dafür genannt, dass diese Menschen den ein zukünftiges Leben ablehnen. Es geht nicht nur darum, dass sie ein solches für unmöglich halten, sondern der an ein zukünftiges Leben legt ihnen unvermeidlich Einschränkungen auf, die ihnen unangenehm sind. Ihr Wunsch ist es, ungehemmt in der Welt herumzustreifen und jede beliebige Ungerechtigkeit, Unehrlichkeit und Bosheit zu begehen, die ihn n in en Sinn kommt. Nichts soll ihre Freiheit einschränken und sie vor der Möglichkeit warnen, dass sie eines Tages vor Allah Rechenschaft über ihr Verhalten ablegen müssen. (Mauduudi)
6. Er fragt: „Wann - wenn überhaupt - ist der Tag der Auferstehung6?“
6. Die Frage ist spöttisch und herausfordernd gemeint. Der Fragende glaubt nicht, dass sein Verhalten im zukünftigen Leben Folgen hat. Er glaubt überhaupt nicht an ein zukünftiges Leben. (Juusuf `Allii)
Er fragt aus einer trotzigen Haltung heraus. (Darjabaadi)
7. Doch wenn das Auge (vor lauter Licht) geblendet wird7,
7. Im Augenblick des Gerichts leuchtet das volle Licht und die Herrlichkeit Allahs auf, so dass das Auge des Menschen geblendet wird. Denn die Welt; wie wir sie kennen, zerfällt, und eine neue Welt entsteht. (Juusuf `Allii)
Vergleiche auch Suura 14:42 und die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)
8. Und der Mond sich verfinstert8,
8. Nicht nur die Sehfähigkeit des Menschen wird geblendet, sondern auch die großen leuchtenden Himmelskörper verlieren ihre Leuchtkraft. Der Mond mit seinem gegenwärtigen reflektierten Licht hört auf zu leuchten. Alle reflektierte und relative Wahrheit oder Güte versinkt ins Nichts vor der wahren und einzigen Realität. (Juusuf `Allii)
9. Und Sonne und Mond zusammengefügt werden9,
9. Für den Mond ist die Sonne das Ursprungslicht, aber auch die Sonne selbst ist ein geschaffenes Licht und verschwindet zusammen mit dem Mond im Nichts. Beide sind wie leere Gehäuse, denn der Prototyp allen Lichtes erstrahlt in voller Herrlichkeit in einer neuen Welt. Vergleiche auch Suura 39:69 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)
Entweder durch den gemeinsamen Verlust ihres Lichts oder dadurch, dass der Mond mit der Sonne kollidiert. (Asad)
Vieles von dem, was hier geschildert wird, können wir heute noch nicht vollständig verstehen. (Mauduudi)
10. An diesem Tag wird der Mensch sagen: „Wohin könnte ich fliehen?"
11. Nein! (Heißt es dann) es gibt keine Zuflucht.
12. Von deinem Herrn wird an diesem Tag der Aufenthaltsort (eines jeden Menschen) bestimmt.
13. Jedem Menschen wird an diesem Tag verkündet, was er vorausgeschickt und was er aufgeschoben hat10.
10. Alle guten und bösen Handlungen, Positives und Negatives, das heißt alle aktiven und passiven Vergehen, aber auch alle guten Handlungen des Menschen und alle bösen, die er vermieden hat, alle Einflüsse, die er nach vorn ausstrahlte und die er zurückließ. (Juusuf `Allii)
Auch sein Beispiel, das von späteren Generationen befolgt wurde (Darjabaadi)
Wörtlich: „Was er vorausgeschickt und zurückgelassen hat." Das heißt: Was immer er an guten oder schlechten Taten getan oder versäumt hat. (Asad)
Einige guten Taten eines frommen Menschen wirken nach seinem Tod noch nach und vergrößern dadurch seinen jenseitigen Lohn. So zum Beispiel eine wohltätige Stiftung oder eine wissenschaftliche Arbeit oder rechtschaffene Nachkommen und das Bittgebet sprechen für ihn, wie der Prophet - Friede sei mit ihm - sagte. (Qutb)
14. Nein! Der Mensch wird Zeugnis über sich selbst ablegen11,
11. Vergleiche Suura 24:24 und die entsprechenden Fußnoten. Nicht was ein Mensch von sich selbst sagt oder was andere über ihn sagen bestimmt das Urteil über ihn, sondern das, was er in sich selbst ist. Seine eigene Persönlichkeit spricht für oder gegen ihn. (Juusuf `Allii)
15. Auch wenn er seine Entschuldigungen vorbringt12.
12. Vergleiche Suura 24:24; 36:65 oder 41:20-22 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Asad)
Ein ungerechter, unehrlicher Mensch kann die Stimme seines eigenen Gewissens unterdrücken, indem er die eine oder andere Entschuldigung erfindet, die sie zum Schweigen bringt. Trotzdem bleibt ihm jedoch seine Schuld bewusst, und er weiß am Tag des Gerichts, weswegen er vor seinem Richter steht. (Mauduudi)
16. Bewege deine Zunge nicht übereilt13.
13. Vergleiche Suura 20:114 und die entsprechenden Fußnoten. Die obige Suura ist eine frühere Offenbarung, und die Bedeutung ist hier etwas anderes. Die unmittelbare Bedeutung war die, dass unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, die Offenbarung in sein Herz einsickern lassen und nicht ungeduldig werden sollte: wurde sie sicherlich Seinem Plan entsprechend vervollkommnen und darauf achten, dass sie gesammelt und für die Menschen bewahrt wurde. Der Inspirierte sollte ihr folgen und sie so vortragen, wie sie ihm eingegeben wurde. (Juusuf `Allii)
Der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, befürchtete, die offenbarten Worte zu vergessen, wenn er sie nicht unmittelbar nach ihrer Offenbarung wiederholte. Der Vers hat jedoch auch eine weitere Bedeutung, die sich auf alle Muslime bezieht, die den Qur'an vortragen oder studieren. In Suura 20:114 werden wir aufgefordert, keine übereilten Schlussfolgerungen aus einzelnen Ajas oder Sätzen des Qur'an zu ziehen, denn nur das Studium der gesamten Botschaft kann uns die korrekte Einsicht vermitteln. Der hier vorliegende Abschnitt betont andererseits die Notwendigkeit, die Offenbarung Allahs langsam, geduldig aufzunehmen, jedes Wort und jeden Satz gründlich zu durchdenken und jene Hast zu vermeiden, die uns einfach nur mechanisch lesen lässt und darüber hinaus den Hörer oder Leser veranlasst, sich einfach mit dem schönen Klang zufrieden zu geben, ohne der Bedeutung Aufmerksamkeit zu schenken. (Asad)
17. Wahrlich, Uns obliegt die Sammlung und die Lesung des Qur'ans14.
14. Das heißt "es ist Unsere Sache, dafür zu sorgen, dass du dich daran erinnerst und es mit Herz und Verstand liest." Wie aus der vorigen Fußnote hervorgeht, kann der Qur'an nur verstanden werden, wenn er bedachtsam und aufmerksam gelesen wird wie ein organisches Ganzes und nicht wie eine bloße Sammlung von Grundsätzen, Geschichten oder Gesetzen. (Asad)
18. Doch wenn Wir ihn vortragen, dann folge seiner Lesung15,
15. Die Aufgabe des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, liegt darin, den Qur'an in seinem Herz zu bewahren und zu verkünden. Er soll sich keine Sorgen darum machen, dass ihm auch ein einziges Wort entgeht, sondern ruhig abwarten bis Dschibriil ihn vorgelesen hat, dann soll er ihn wiederholen. (Qutb)
Folge seinem Vortrag, wie seine Botschaft in Worten ausgedrückt wird. Da es Allah ist, Der den Qur'an offenbart und dem Menschen die Fähigkeit gibt, ihn zu verstehen, bezieht Er hier die "Rezitation" auf Sich Selbst. (Asad)
19. Danach obliegt Uns fürwahr seine Erläuterung16.
16. Wenn der Qur'an so gelesen wird, wie man ihn lesen sollte, ist er - laut Muchammad Abduh - sein eigener Kommentar. (Asad)
20. Doch nein17! Ihr liebt die Eile18,
17. Das Thema, das nach Aja 15 oben durch einen Einschub unterbrochen wurde, wird hier wieder aufgenommen. "Doch nein!" bedeutet: „Ihr leugnet das zukünftige Leben nicht deswegen, weil ihr den Schöpfer des Universums für unfähig haltet, eine Auferstehung zuwegezubringen, sondern aus anderen Gründen." (Mauduudi)
18. Vergleiche Suura 21:37. Der Mensch liebt Eile und eilige Dinge. Aus diesem Grund heftet er seinen Glauben vergängliche Dinge, die kommen und gehen, und vernachlässigt das Dauerhafte, das langsam kommt und dessen wahre Bedeutung erst- im zukünftigen Leben voll sichtbar wird. (Juusuf `Allii)
21. Und überseht das, was zuletzt kommt19.
19. Aja 20 und 21 kann auch heißen: Ihr liebt das Vergängliche und lasst das Jenseits außer Acht. (Anm. d. Übers.)
In Wirklichkeit war es der Genuss dieses materiellen Lebens und das Streben nach seinem Gewinn, das die Götzendiener veranlasste, sich der Lehre des Qur'an gegenüber feindselig zu verhalten. (Darjabaadi)
Vergleiche auch oben Aja 5 und die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)
22. Manche Gesichter werden an diesem Tag strahlend sein20,
20. Die Gesichter der Mu'mins. (Darjabaadi) .
Das zukünftige Leben, an das sie den Imaan verinnerlicht haben, erscheint vor ihnen so, wie sie es erhofft hatten. (Mauduudi)
23. Auf ihren Herrn werden sie schauen21.
21. In Freude und Hoffnung. (Darjabaadi)
Das ist dann das höchste Glück und die größte Freude und Genugtuung, wenn die Muslime Diener das unvorstellbar schöne Antlitz ihres Herrn, dem sie auf der Erde mit Ehrfurcht und mit Liebe dienten und auf den sie mit Recht vertrauten, lange genug anblicken dürfen und können. (Qutb)
Einige Kommentatoren haben dies im übertragenen Sinne erklärt, indem sie "auf jemanden schauen" mit "etwas von jemandem erwarten oder erhoffen" gleichgesetzt haben. Eine große Anzahl von Überlieferungen sprechen jedoch davon, dass die im zukünftigen Leben Allah tatsächlich sehen können. Dies geschieht allerdings nicht auf die Art und Weise, wie wir es auf der Erde gewöhnt sind, denn ein solches Sehen würde einen Abstand von Subjekt und Objekt und andere Faktoren voraussetzen, die dort nicht gegeben sind. In Allahs Reich gibt es zahllose Arten des Sehens, die wir uns jetzt nicht einmal vorstellen können. So ist ja auch "sehend", ohne von den diesbezüglichen physikalischen Bedingungen abhängig zu sein. (Mauduudi)
24. Und manche Gesichter werden an diesem Tag finster blicken22.
22. Die Gesichter der Kaafirs, in furchtbarer Angst. (Darjabaadi)
25. (Denn) sie ahnen, dass sie von einem schrecklichen Unheil getroffen werden.
26. Nein! Wenn (die Seele des Menschen) in die Kehle steigt23,
23. Dies ist eine symbolische Veranschaulichung der Todesangst. (Juusuf `Allii)
Wenn die Seele dabei ist, den sterbenden Körper zu verlassen und der Sterbende mit dem Tod ringt, während seine Angehörigen voller Sorge ratlos um ihn stehen. (Qutb)
27. Und gerufen wird: „Wer kann (jetzt) zaubern24?"
24. Der ihn am Leben erhält und in letzter Minute aus den Klauen des Todes rettet. (Darjabaadi)
Vergleiche auch Suura 28:71-72 und die entsprechenden Fussnoten. (Asad)
28. Und er ahnt25, dass es (die Stunde) des Scheidens ist,
25. Er: der Sterbende, auf dessen Seele Aja 26 oben Bezug nimmt. (Juusuf `Allii)
29. Und er in das Leichentuch gewickelt wird26
26. Wörtlich: Wenn Bein auf Bein gelegt wird. (Anm. d. Übers.)
Wenn die Seele fortgegangen ist, werden die Glieder so zusammengelegt, wie es sich bei der Vorbereitung zur Beerdigung gehört. "Saaq" السَّاق (wörtlich: "Bein") kann auch im übertragenen Sinne als Unheil verstanden werden: ein Unheil kommt zum anderen für die Seele des Ungerechten, denn seine Lebensgeschichte in dieser Welt ist jetzt abgeschlossen. Er muss unweigerlich vor Allahs Richterstuhl treten. (Juusuf `Allii)
30. Deinem Herrn wird er diesem Tag zugeführt27.
27. Er wird sich mit aller Kraft seinem Herrn zuwenden: nämlich in verspäteter Reue (vergleiche auch die nächsten Ajas). (Asad)
Abschnitt 2
31. Denn28 er schenkte weder (den Zeichen seines Herrn) Glauben, noch betete er29
28. Seine Reue ist jedoch nutzlos. Dieser Einschub ist notwendig für das Verständnis des Folgenden und beruht auf Suura 4:17-18. (Asad)
29. Seine Anklage in diesem und den folgenden Versen besteht aus vier Punkten:
1. er vernachlässigte das Gebet;
2. er vernachlässigte die tätige Nächstenliebe;
3. er redete Sinnloses; und
4. er leugnete den Tag des Gerichts (vergleiche Suura 74:39 und die entsprechenden Fußnoten). Die Wahrheit leugnen ist gleichbedeutend mit der Hinwendung zum Sinnlosen und einem Bund mit der Unwahrheit. Den Tag des Gerichts leugnen bedeutet, sich so zu verhalten, als ob keine Rechenschaft für unser Handeln gefordert würde. Einen zusätzlichen Aspekt finden wir unten in Vers 33; vergleiche auch die Fußnoten dort. (Juusuf `Allii)
Solange er lebte. (Asad)
32. Sondern er verwarf (die Wahrheit) als Lüge30 und wandte sich ab,
30. Er verleugnete die Botschaft und den Gesandten. (Darjabaadi)
33. Dann begab er sich zu seiner Sippe in stolzem Gang31.
31. Hochmut und Arroganz sind die Wurzeln vielen Unrechts. Sie verursachten Iblis' Fall: vergleiche Suura 2:34. (Juusuf `Allii)
Wörtlich: "zu seinen Leuten", das heißt zu den arroganten Vorstellungen, die im Materialismus seiner gesellschaftlichen Umgebung verwurzelt sind, dass nämlich der Mensch sich selbst genügt und daher keine göttliche Rechtleitung braucht. Vergleiche auch Suura 96:6 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)
34. Wehe dir, ja wehe dir32!
32. „(Und dennoch, o Mensch, dein Ende kommt stündlich) näher zu dir und näher." (Asad)
"Diese Art von Verhalten steht dir ja auch gerade zu!" Die Kommentatoren haben dem Ausdruck "aula laka" verschiedene Bedeutungen beigemessen: "wehe dir!" oder „schäme dich!" oder „vergehe!" oder ähnliches. Unserer Ansicht nach ist die passendste Übersetzung jedoch die von Hafis Ibn Katir: „Wenn du die Frechheit hast, deinen Schöpfer zu verleugnen, dann paßt ein solches Verhalten genau zu dir!" (Mauduudi)
35. Abermals: wehe dir, ja wehe dir!
36. Meint der Mensch etwa, dass er sich einfach selbst überlassen bleibt33?
33. "Sudan" hat viele Bedeutungen:
1. unkontrolliert, sich selbst überlassen;
2. ohne jede moralische Verantwortung; nicht für seine Handlungen verantwortlich;
3. sinnlos, nutzlos;
4. verlassen. (Juusuf `Allii)
Die Götzendiener, wie Abu Dschachl und seine Genossen, hatten keine richtige Vorstellung von der Weisheit und Gerechtigkeit Allahs und behaupteten deswegen, dass es nur das diesseitige Leben gibt. Hätten sie aber ein bisschen logisch nachgedacht, so wären sie selbst zu dem Schluss gekommen, dass das nicht der Fall sein kann. Der Mensch braucht ja nur an die Art und Weise denken, wie er zur Welt kommt (siehe die folgenden Ajas!). (Qutb)
37. War er denn nicht ein Tropfen Samenflüssigkeit, der ausgestoßen wurde34?
34. Vergleiche Suura 22:5, wo der Gedankengang detaillierter ausgeführt ist. Der kürzere Gedankengang hier kann wie folgt zusammengefasst werden: Sein niedriger tierischer Ursprung macht ihn nicht besser als ein wildes Tier; seine vorgeburtliche Entwicklung entspricht immer noch der eines Tieres; irgendwann kommt dann einmal das Stadium, wo er menschliche Gestalt annimmt; der göttliche Geist wird ihm eingehaucht, und er wird in genauem Ebenmass für ein höheres Ziel geschaffen. Trotzdem verbleibt das Geheimnis der Geschlechtlichkeit als ein Teil seiner Natur: wir sind lebende Seelen und dennoch Männer und Frauen. , er diese Wunder erschafft - sollte Er nicht auch die Macht haben, Tote aufzuerwecken? (Juusuf `Allii)
38. Dann wurde er zu einem Embryo und dann erschuf Allah ihn und formte ihn (in Vollkommenheit)35
35. "'alaqa" wörtlich: ein sich anklammerndes Teilchen - ein zutreffendes Bild für den Embryo. (Anm. d. Übers.)
Vergleiche auch Suura 87:2 und 91:7 und die entsprechenden Fußnoten. Demnach übersetze ich: ,,... und formte ihn entsprechend dem, was er werden sollte." (Asad)
39. Dabei schuf Er die beiden Partner, den Mann und die Frau.
40. Sollte Er also nicht imstande sein, die Toten wieder zum Leben zu erwecken36?
36. Er ist sehr wohl in der Lage, die Toten aufzuerwecken und die endgültige Entscheidung zu treffen. Der Mensch kann nur demütig sein vor dieser Wahrheit, die nicht bezweifelt werden kann. (Qutb)
Einführung zu Suura 76
Die Offenbarung dieser Suura geschah wahrscheinlich in der frühen makkanischen Zeit, möglicherweise mit der Ausnahme einiger Ajas, aber die Datierung ist nicht von Bedeutung.
Thematisch geht es um den Kontrast zwischen zwei Arten von Menschen, denjenigen, die sich für das Gute entscheiden, und denjenigen, die das Böse wählen, mit besonderer Bezugnahme auf die ersteren. (Juusuf `Allii)
Diese Suura beinhaltet eine herzliche Einladung zum Gehorsam gegenüber Allah und dazu, Zuflucht zu nehmen zu Ihm und so zu leben, wie es Ihm gefällig ist. Sie beschreibt die schöne Belohnung für die Rechtschaffenen, die oft und in Ehrfurcht an Allah denken und an den Tag des Gerichts. (Qutb)
Die Zeit
oder
Der Mensch
Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen.
1. Ist nicht über den Menschen1 ein langer Zeitraum2 hingegangen, in dem er nichts Erwähnenswertes war3.
1. Diese unbezweifelbare Tatsache wird in Form einer Frage ausgedrückt, die der Mensch nur mit ja beantworten kann. Es ist sicher, dass die physische Welt existierte, lange bevor an den Menschen überhaupt zu denken war, wie uns geologische Funde zeigen. Ebenso wahr ist es, dass die geistige Welt existierte, lange bevor der Mensch in Erscheinung trat: vergleiche auch Suura 2:30-31. Der Mensch ist hier als Artbezeichnung zu verstehen. (Juusuf `Allii)
2. "Ad-Dachr" الدَّهْر ist die Zeit an sich oder ein langer Zeitraum. (Juusuf `Allii)
3. Zu unbedeutend, um überhaupt erwähnt zu werden. (Darjabaadi)
Nichtexistent sogar als hypothetische Vorstellung. Dies richtet sich gegen die "anthropozentrische" Vorstellung, der Mensch und nicht ein Höchstes Wesen stehe im Mittelpunkt und sei die letztendliche Realität allen Lebens. (Asad)
Als Keimzelle, die so winzig ist, dass sie nur mit einem starken Mikroskop gesehen werden kann. (Mauduudi)
2. Wahrlich, Wir haben den Menschen aus einem Tropfen von gemischten Bestandteilen4 gemacht, um ihn zu prüfen, und Wir gaben ihm Gehör und Augenlicht5.
4. Eine Mischung aus der männlichen und der weiblichen Zelle mit den vielen Erbeigenschaften, wie die Genforschung zeigt. (Qutb)
Vermischt: die weibliche Eizelle muss von einer männlichen Samenzelle befruchtet werden, bevor neues Leben entstehen kann. Der Mensch hat wie das Tier einen niedrigen Ursprung. Ihm ist jedoch die Gabe höherer Fähigkeiten verliehen worden, so dass er lernen (umschrieben mit "hören") und zu intellektueller und geistiger Einsicht kommen (umschrieben mit "sehen") kann. Sein Leben hat darum einen Sinn: mit einem gewissen Spielraum an Willensfreiheit soll er Statthalter auf Erden sein (vergleiche Suura 2:30). Aber er muss ausgebildet und geprüft werden, und darin besteht die ganze Problematik menschlichen Lebens. (Juusuf `Allii)
Vergleiche Suura 86:6-8 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)
5. Wir haben ihn mit der Fähigkeit ausgestattet, Verantwortung zu tragen; er ist fähig, Anweisungen für seine Rechtleitung aufzunehmen und Lohn und Strafe zu verdienen, indem er sie akzeptiert oder ablehnt. (Darjabaadi)
Vernunft und Intelligenz. Die hier verwendeten Wörter für "Gehör" und "Augenlicht" können nicht auf Tiere angewandt werden, die sonst durchaus Augen und Ohren haben. (Mauduudi)
3. Und Wir haben ihm fürwahr den (rechten) Weg gezeigt6 - ob er (nun) dankbar ist oder undankbar (liegt bei ihm)7.
6. Zur Unterscheidung zwischen richtig und falsch durch den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm,. (Darjabaadi)
Vergleiche auch Suura 90:10 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)
7. Neben seinen Fähigkeiten erhielt der Mensch die Gabe der Rechtleitung durch die Offenbarung durch Menschen höchster geistiger Entwicklung. Wenn er dankbar ist, wird er die Rechtleitung annehmen, zu den Gerechten gehören und zu den Gesegneten zählen. Andernfalls weist er sein Ziel zurück, legt sich selbst in Ketten, verliert damit seine Freiheit, belastet sich mit Ungerechtigkeit und stürzt in das glühende Feuer der Strafe, die sein innerstes Wesen verzehrt. Siehe auch den nächsten Aja. Die Entscheidung hängt von seinem Willen ab. (Juusuf `Allii)
4. Für die Kaafirs8 haben Wir wahrlich Ketten, Fesseln und eine Feuerglut bereitet9.
8. In diesem Zusammenhang bezieht sich der Begriff "Kufr" allem Anschein nach darauf, dass der Mensch seine angeborene Allaherkenntnis unterdrückt (vergleiche Suura 7:172 und die entsprechenden Fußnoten) und seine eigene instinktive Wahrnehmung von Gut und Böse missachtet. (Asad)
9. Hierin liegt eine tiefe mystische Symbolik. Alles Unrecht bindet den Ungerechten mit Ketten aus Ursachen und Wirkungen, in denen er seine angeborene Freiheit verliert. Es legt ihm das Joch der Gewohnheit und des Aberglaubens auf, das wie eine Last auf seinem Geist liegt und seine feineren Instinkt erstickt. Es zündet das Feuer der Leidenschaften an, aus dem es schwierig ist, zu den erfrischenden Wassern der Gnade zu entkommen. Diese kommen ganz selbstverständlich zu den Gerechten. Vergleiche auch unten Fußnote 11. (Juusuf `Allii)
Hier wird kurz und zusammenfassend erwähnt, welch peinliche Strafe die Ungerechten erwartet. An ihren Füssen liegen schwere Ketten und an ihren Händen enge harte Fesseln, und so werden sie in die Feuerglut gestürzt. (Qutb)
5. Die Rechtschaffene10 aber werden für wahr (Wein) aus einem Becher trinken, dem Nektar11 beigemischt ist -
10. Das Wort "abrar" أَبْر im arabischen Original bezeichnet diejenigen, die ihrem Herrn gehorsam gewesen sind, ihre Pflichten treu erfüllt haben und sich von den verbotenen Dingen gewissenhaft ferngehalten haben. (Mauduudi)
11. "Kafur" bedeutet wörtlich Kampfer. Symbolisch repräsentiert er eine Quelle in der Wohnstätte der Glückseligkeit. Es ist eine Würze, die einem reinen Wein beigemischt wird, der nicht berauscht (vergleiche Suura 56:18-19 und die entsprechenden Fußnoten), und steht für alles, das wohltuend, angenehm und erfrischend ist. Kampfer ist kühl und erfrischend und wird in der orientalischen Medizin als linderndes Tonikum verabreicht. (Juusuf `Allii)
Das Wort "kafur" hat auch noch andere Bedeutungen, nämlich "der Blütenkelch der Trauben, bevor er voll aufgeblüht ist" oder auch "der Blütenkelch einer jeden Blume". Möglicherweise ist dies hier gemeint und nicht "Kampfer": eine Anspielung auf den süßen, extrem feinen Duft des symbolischen "Getränks" Wissens Allahs (vergleiche Suura 82:25-28 und die entsprechenden Fußnoten). (Asad)
6. Aus einer Quelle, aus der die Diener Allahs trinken, die unaufhörlich hervor sprudelt12.
12. Wörtlich: "sie lassen sie hervorsprudeln in reichlichem Sprudel", das heißt es steht immer zu ihrer Verfügung. (Asad)
Obgleich das Wort "ibadu-llah" عِبَادُ اللَّه (Diener Allahs) auf alle Menschen angewandt werden kann, denn jeder Mensch ist Allahs Diener, so bezeichnet es hier rechtschaffenen Menschen. Die Ungerechten, die sich aus ’Ibaada entfernt haben, verdienen nicht, dass Allah ihnen diesen Ehrentitel gibt. (Mauduudi)
7. Sie13 erfüllen das Gelübde14 und fürchten einen Tag, dessen Unheil sich bedrohlich ausbreitet15.
13. Sie: die Rechtschaffenen; sie werden im gegenwärtigen Leben an den Tugenden erkannt, die symbolisch in den Ajas 7-10 erwähnt werden, und im zukünftigen Leben wird ihnen die in den Ajas 11-22 geschilderte Glückseligkeit zuteil. (Juusuf `Allii)
14. Vergleiche Suura 22:29 und die entsprechenden Fußnoten. Dabei handelt es sich um Gelübde geistigen Dienstes, der den Dienst an der Menschheit mit einschließt, wie er im nächsten Aja erwähnt wird. Sie sind Diener-Allahs und müssen als solche alle Gelöbnisse und Verträge erfüllen (vergleiche Suura 5:1 und die entsprechenden Fußnoten). Gelöbnisse heidnischer Art, die nicht höhere Mächte sozusagen "bestechen" sollen, entsprechen nicht der islamischen Vorstellung. (Juusuf `Allii)
Ihre geistigen und gesellschaftlichen Verpflichtungen, die sich aus dem Islam ergeben. (Asad)
Nur solche Gelöbnisse dürfen erfüllt werden, die sich im Einklang mit Allahs Geboten befinden. Es kann auch kein Gelübde bezüglich einer Sache geben, über die man nicht verfügt oder die man nicht erfüllen kann. Unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hat auch ausdrücklich von Gelöbnissen abgeraten, die mit sinnloser Selbstkasteiung verbunden sind oder beinhalten, dass jemand seinen gesamten Besitz den Armen gibt. Die Rechtsgelehrten sind unterschiedlicher Meinung darüber, ob die Erben verpflichtet sind, die Gelöbnisse eines Verstorbenen zu erfüllen. (Mauduudi)
15. Das heißt sie bereiten sich auf das kommende Gericht vor, wo die Wirkungen des Unrechts nicht vorübergehend, sondern dauerhaft sind. (Juusuf `Allii)
Sie wissen um das Unheil dieses Tages, und haben große Angst, dass ihnen etwas von diesem Unheil widerfährt. Sie wissen genau, dass sie ihrem Herrn nie die Ihm gebührende Dankbarkeit erweisen können und sind deswegen schuldbewusst. (Qutb)
8. Und sie geben das, was sie selber begehren16 einem Bedürftigen, einer Waisen und einem Gefangenen17 zur Speise,
16. Vergleiche auch Suura 2:177 und 90:14-16 und die entsprechenden Fußnoten. "zu essen geben" bedeutet Hilfe aller Art leisten. (Asad)
Andere Interpretationsmöglichkeiten sind folgende: "Obgleich sie die Nahrung lieben und brauchen, unterstützen sie andere damit." oder "Sie tun dies aus Liebe zu Allah" Wir schließen uns der letzteren an. (Mauduudi)
17. Die Gefangenen: wenn wir dies auf den alten Sachverhalt beziehen, als die Kriegsgefangenen ihren eigenen Lebensunterhalt verdienen oder sich selbst freikaufen mussten, dann kam es vor, dass selbst gewöhnliche Gefängnisinsassen oft hungerten, wenn nicht Privatpersonen sie versorgten oder ihnen Verdienstmöglichkeiten einräumten. (Juusuf `Allii)
"Asir" bezeichnet auch im übertragenen Sinne jemanden, der ein "Gefangener äußerer Umstände ist, die ihn hilflos machen"; so sagte beispielsweise der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm: „Der Schuldner ist ein Gefangner; verhalte dich daher deinem Gefangenen gegenüber freundlich." Das Gebot bezieht sich auf Muslime und Kaafirs gleichermaßen. (Asad)
9. (Und sie sagen:) „Führwahr, wir speisen euch um Allahs willen, Wir wollen keine Belohnung von euch und keinen Dank18,
18. Diese Worte müssen nicht unbedingt ausgesprochen werden. Sie drücken nur die wahren Absichten hinter aufrichtiger Freigebigkeit aus. (Juusuf `Allii)
Dies bezieht sich nicht nur auf die Nahrung, sondern auf Hilfeleistungen aller Art. (Mauduudi)
Man schließt daraus, dass es in Mekka unter den Götzendienern keine echte Barmherzigkeit für die Bedürftigen gab. Es waren vielmehr Schauaktionen, welche der Angeberei und der Selbstdarstellung dienten. Die Muslime aber halfen den Bedürftigen aus ehrlicher Güte und Barmherzigkeit, ohne einen Gegenlohn dafür zu verlangen. (Qutb)
10. Wahrlich, wir fürchten (nur) von unserem Herrn einen finsteren, Unheil bringenden Tag19."
19. Es ist ein Tag des Zorns für Unrecht und Böses. Die wirklichen Gerechten sind nicht selbstgerecht. Sie fürchten innerlich Allah, Sie wissen, dass sie nur Menschen sind, und fürchten, vor Allah als mangelhaft befunden zu werden. Aber Allah in Seiner Barmherzigkeit gibt ihnen vielfältigen Lohn. (Juusuf `Allii)
Wir haben Ehrfurcht vor unserem Schöpfer und Erhalter. (Asad)
11. Doch Allah wird sie vor dem Übel dieses Tages bewahren und ihnen strahlendes Licht und Freude gewähren20,
20. Vergleiche oben Suura 75:22-23 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)
12. Und sie dafür, dass sie geduldig und standhaft waren, mit einem Garten und Seidengewändern belohnen21.
21. Vergleiche Suura 22:23 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)
Vergleiche auch Suura 18:31 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)
Das Wort "Sabr" صَبَر ("Geduld") ist hier in einem sehr umfassenden Sinne gebraucht. Das ganze irdische Leben eines Muslims wird in der Tat als ein Leben in Geduld und Standhaftigkeit bezeichnet. Von dem Zeitpunkt an wo ein Mensch vernünftig wird oder zum findet, muss er seine unerlaubten Wünsche beherrschen, sich an Allahs Gebote halten, seine Pflichten erfüllen, seine Zeit und andere Mittel opfern, Gier und Versuch meiden, Gefahren standhalten und Schwierigkeiten auf sich nehmen. Dies alles tut er in vollem Vertrauen auf Allahs Verheißung. (Mauduudi)
13. Behaglich werden sie dort auf Ehrensitzen lehnen22. Weder Sonnen(glut) noch schneidende Kälte werden sie dort spüren23.
22. Die Paradiesbewohner werden auf Ehrensitzen Platz nehmen wie die Könige in alter Zeit. Dies soll zeigen, dass sie wie die Könige dieser Welt geehrt werden, während ein Kaafir und böser König dort erniedrigt wird. (Mauduudi)
23. Das Leben und der Aufenthalt im Paradiesgarten ist im höchsten Maße angenehm. Bequeme und behagliche Sitz- und Liegeeinrichtungen, klimatische Verhältnisse, die weder störende Sonne noch Kälte kennen, und dazu noch wunderbare Früchte, die wunschgemäß greifbar nahe an den Bäumen hängen, gewähren den Paradiesbewohnern unvorstellbare angenehme Aufenthaltsbedingungen. (Qutb)
14. Seine Schatten24 werden sich über sie breiten und seine Fruchtbüschel sind nahe zur Hand25.
24. Vergleiche auch Suura 4:57 und die entsprechenden Fußnoten, wo von der allegorischen Bedeutung der Schatten die Rede ist. Es ist zu beachten, dass Schatten die Existenz von Licht voraussetzt, und letzteres ist in der Vorstellung vom Paradies ein wesentlicher Bestandteil. (Asad)
25. Sie fühlen sich wunderbar geborgen im Schutz seiner Schatten, nachdem sie gerettet wurden von der Hölle, und so weit vor ihr entfernt sind, dass sie ihr gewaltiges Brodeln gar nicht hören. Sie genießen die herrlichen Früchte im Paradies nach Herzenslust. (Qutb)
15. Und Trinkgefäße aus Silber und Pokale aus Kristall werden unter ihnen die Runde machen26, -
26. Vergleiche Suura 43:71, wo Schüsseln und Becher aus Gold erwähnt werden, und die entsprechenden Fußnoten. Da dies alles symbolisch dargestellt wird, spielt es keine Rolle, ob es sich um Gold, Silber oder Kristall handelt. Die Vorstellung, die hier vermittelt werden soll, ist die der Seltenheit, Kostbarkeit und fleckenloser Reinheit. (Juusuf `Allii)
Die Becher sind aus Silber. Sie sind aber durchsichtig wie Glas, was wir auf der Erde nicht kennen. Wie der Prophet - Friede sei mit ihm - sagt, sind im Paradies Gegenstände des Wohllebens, die keine Auge gesehen, kein Ohr gehört und an die kein Mensch im Traum gedacht hat. (Qutb)
16. Kristallgläser aus Silber27, deren Maß sie (selbst) bestimmen können28,
27. Weißes, poliertes Silber, das wie, ein Kristall strahlt. (Juusuf `Allii)
28. Sie können davon nehmen, soviel sie wollen. (Asad)
Vergleiche auch Suura 37:45-47; 47:15; 52:23 und 56:18 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)
17. Und ihr Durst wird gestillt aus Bechern, denen Ingwer beigemischt ist29,
29. Vergleiche oben Aja 5-6 und die entsprechenden Fußnoten, wo "kafur" erwähnt wird als Erfrischung und Kühlung für die Rechtschaffenen, die das große Ereignis des Gerichts erfolgreich bestanden haben. Das zweite Stadium ist in den Ajas 12-14 symbolisiert, wo sie den Garten in seidenen Gewändern betreten und fordern, dass ihre Demut in ihrem vergänglichen irdischen Leben in dieser neuen Welt mit Ehre belohnt wird. Das dritte Stadium ist dargestellt in den Ajas 15-21, wo sie sich in Glückseligkeit niederlassen, in Gewändern aus feiner Seide und schwerem Brokat, mit Schmuck und Juwelen, mit feinen Speisen und einem Becher "Sandschabiil" زَنجَبِيل. Dieses Wort bedeutet Ingwer. In der orientalischen Medizin wird Ingwer verabreicht, um den Körper zu wärmen und den Geschmack anzuregen. Im übertragenen Sinne ist er angemessen für ein königliches Festessen, wie es hier geschildert wird. (Juusuf `Allii)
18. Einer Quelle dort, die Salsabil genannt wird30.
30. Rein und bekömmlich und unbeschwert dahinfließend. (Qutb)
19. Und unter ihnen werden Jünglinge die Runde machen31, die ewig jung bleiben; wenn du sie siehst, wirst du sie für verstreute Perlen halten32.
31. Das heißt: Sie bleiben immer jung und frisch, altern nicht und verändern sich nicht mit der Zeit. (Alousi)
Es gibt verschiedene Ansichten darüber, wer diese jungen Leute sind. Einige Kommentatoren vertreten die Ansicht, es handle sich um die Kinder, die gestorben sind, bevor sie in der Lage waren zu unterscheiden, was gut und was böse ist. Andere wiederum sind der Meinung, es handle sich um die Kinder der Polytheisten. (Mauduudi)
32. Perlen stehen für Schönheit und Herrlichkeit, sie sind "verstreut" denn sie bewegen sich während dieses Mahles hin und her. (Juusuf `Allii)
20. Und wenn du umherblickst, wirst du Wonne und ein unermessliches Reich sehen33.
33. Auch jemand, der in dieser Welt arm und unbedeutend gewesen ist, lebt im zukünftigen Leben, wenn er aufgrund seiner guten Handlungen ins Paradies gekommen ist, als gehörte ihm ein herrliches Königreich. (Mauduudi)
21. Angetan sind sie mit grünen Gewändern aus feiner Seide und schwerem Brokat und sie sind mit Armreifen aus Silber geschmückt34, und ihr Herr wird ihren Durst stillen mit einem reinen Trank35.
34. Vergleiche Suura 18:31 und die entsprechenden Fußnoten. Die Armbänder hier sind aus Gold. Da dies alles ein symbolisches Bild ist, das die Vorstellung von Seltenheit und Kostbarkeit übermitteln soll, erfüllt sowohl "Gold" als auch "Silber" diesen Zweck. Vergleiche auch oben Fußnote 26. (Juusuf `Ali)
35. Dies scheint der Höhepunkt der Ehre zu sein, die den Gesegneten bei diesen königlichen Festmahl zuteil wird. Der "reine und heilige Wein oder Trank" ist in der Sprache der Sufis der Blick in Allahs Angesicht. (Juusuf `Allii)
Allah selbst wird ihren geistigen Durst löschen, indem Er ihr innerstes Selbst von allem Groll, allem Neid, aller Bosheit und alledem reinigt, das Schaden anrichtet und indem Er ihnen von Seinem Eigenen Licht "zu trinken" gibt. (Asad)
22. Dies ist eine wohlverdiente Belohnung für euch und ihr findet für euren Eifer Dank (und Anerkennung)36.
36. "Sai" ist das Lebenswerk eines Menschen in dieser Welt, die Handlungen und Absichten, auf die er seine Fähigkeiten und Kräfte verwendet hat. Dies wird von Allah angenommen. (Mauduudi)
Abschnitt 2
23. Wahrlich, Wir sind es37, Der dir den Qur’an nach und nach herabgesandt hat38.
37. Zuallererst wird hier betont, dass der Qur’an von Allah selbst ist. Es kann keinen anderen Ursprung dafür geben außer Ihm, und nichts anderes ist in diese Wahrheit hineingemischt. (Qutb)
38. Der Qur’an wurde schrittweise offenbart, wie es die Umstände erforderten, und diese Suura gehört immer noch sein frühes Stadium. Verfolgungen, Beleidigungen und falsche Anschuldigungen waren gegen den Gesandten gerichtet, aber er wird aufgefordert, standhaft seine Pflicht zu erfüllen. In gewisser Hinsicht gilt dies für alle, die für die Sache der Wahrheit leiden müssen. (Juusuf `Allii)
Das Wort "nassalnaa" نَزَّلْنَا drückt die allmähliche Offenbarung des Qur'an aus. (Asad)
24. Warte also geduldig auf die Entscheidung deines Herrn39 und gehorche keinem von ihnen, der ein Sünder oder ein Kaafir ist40 -
39. Sei standhaft und geduldig, bis die Verheißung erfüllt wird. Habe Geduld in allem Leiden und aller Bedrängnis. Stehe standhaft zu dem, was dir von der Wahrheit gegeben wurde, mit der der Qur'an zu dir herabgesandt wurde. (Qutb)
Dies schließt an die Erwähnung des zukünftigen Lebens an, wo die Gerechten Glückseligkeit erfahren und die Ungerechten leiden. (Asad)
40. Gib ihnen nicht nach, so dass du etwa aufhörst, ihnen den Islam zu verkünden; nimm keine Änderungen an deiner Überzeugung zugunsten der Wahrheitsleugner vor und ändere die ethische Lehre nicht zugunsten der Bösen. (Mauduudi)
Die Leugner, die zudem versuchten, den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, durch Verlockungen von seinem Weg Allahs abzubringen, waren entweder große Sünder, die ihr sündhaftes Leben nicht aufgeben wollten, oder Menschen von undankbarer Natur, die zu stolz waren, um dankbar und demütig gegenüber ihrem Herrn zu sein. Mit dieser Art von Menschen darf man keine Kompromisse schließen. (Qutb)
25. Und gedenke des Namens deines Herrn am Morgen und am Abend41,
41. Drei Arten des Gebets und des 'Ibaada des werden aufgeführt:
1. immer des heiligen Namens Allahs zu gedenken und ihn lobend zu erwähnen,
2. einen Teil der Nacht in demütigen Niederwerfungen zu verbringen; und
3. Ihn in den langen Stunden der Nachtwache zu loben und zu preisen.
Bei 1. bedeutet "Morgen und Abend" alle Zeiten unseres Lebens, die wir im wachen Zustand verbringen, aber in den besonderen Stunden des Morgens und des Abends verbindet sich die physische Welt um uns herum und unsere eigene innere Welt, und machen uns besonders empfänglich für geistige Einflüsse. "Name" hat eine mystische Bedeutung.
Der "Name" Allahs umfasst Seine Attribute, wie ein goldener Behälter kostbare Juwelen umschließt. Jeder kann den Behälter tragen, auch wenn er nicht würdig ist, mit den Juwelen umzugehen. Wer den Behälter trägt, ist potentiell im Besitz der Juwelen und hofft, eines Tages den Schlüssel zu finden, der ihm die Juwelen zugänglich macht. Wer Allahs Namen preist, hofft, eines Tages Allahs Angesicht zu sehen und den Segen Seiner Nähe zu erfahren. Siehe auch unten Fußnote 43. (Juusuf `Allii)
26. Und während der Nacht42, und wirf dich vor Ihm nieder und lobpreise ihn eine ganze Nacht lang43.
42. Zu allen Zeiten, die wir in wachen Zustand verbringen. (Asad)
43. Vergleiche oben Fußnote 41.
2. Demütige Niederwerfung vor Allah bedeutet eine sichtbare Art und Weise oder ein Symbol der Hingabe. Dies tun wir am besten des Nachts, wenn die Seele frei von allen weltlichen Beschäftigungen und mit ihrem Gott allein ist.
3. Die ermüdenden Nachtstunden sind, nicht länger ermüdend, sondern werden voller Bedeutung, wenn wir mit der ganzen Schöpfung in die Lobpreisung Allahs einstimmen; vergleiche auch Suura 57:1 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)
Wenn Unglück dich bedrückt und alles um dich herum finster auszusehen scheint. (Asad)
27. Jene aber lieben das Vergängliche und stellen einen schwerwiegenden Tag hintan44.
44. "Al-Adschila" الْعَاجِلَة: das vorüberfließende Leben: Vergleiche Suura 75:20 und die sprechenden Fußnoten. Das „sie" bezieht sich in erster Linie auf die heidnischen Quraisch und allgemein auf die Kaafirs in jedem Zeitalter. Sie lehnen den Gedanken an ein zukünftiges Leben ab zugunsten des vergänglichen Lebensgenusses. (Juusuf `Allii)
28. Wir haben sie erschaffen und ihren Körperbau kräftig gemacht45. Wenn Wir wollen, tauschen Wir andere ihresgleichen gegen sie ein46.
45. Die Kraft, die die Menschen besitzen, und die sie oft dazu verführt, sich gegen ihren Herrn aufzulehnen, ist ihnen von Dem, der sie geschaffen hat, verliehen worden. Er ist der Allmächtige, der sie leicht zerschmettern kann. (Qutb)
46. Wenn eine Gruppe von Menschen oder Einzelne trotz Allahs liebevoller Fürsorge ihre Fähigkeiten missbrauchen oder absichtlich setz nicht gehorchen, wird sie hinwegnehmen und andere an ihre Stelle setzen, die ähnliche Fähigkeiten haben. Allahs Gaben werden frei verteilt, aber niemand soll denken er könnte sie monopolisieren oder missbrauchen, ohne dafür zur Rechenschaft gezogen zu werden. Der Gesandte Allahs soll Sich nicht dadurch entmutigen lassen, dass zeitweilig die ganze Welt gegen ihn zu sein scheint. Allah kann in einem einzigen Augenblick alles völlig verändern. Entweder können dieselben Menschen, die ihn bekämpft haben, zu seinen eifrigsten Anhängern werden, er es, kann eine neue Generation heranwachsen, die sich bis zur Verwirklichung für die Sache der Wahrheit einsetzt. Allahs Wille und Plan wirkt zu seiner Zeit. (Juusuf `Allii)
29. Wahrlich, dies ist eine Ermahnung. Wer also will, der möge den Weg zu seinem Herrn einschlagen47.
47. Jeder, der seinen Willen dazu nutzt; jeder, der von seiner Entscheidungsfreiheit Gebrauch macht. (Darjabaadi)
30. Doch ihr werdet nicht wollen, außer wenn Allah will. Wahrlich, Allah ist Allwissend, Allweise48.
48. Der Mensch selbst ist schwach; er muss Allah Gnade suchen. Ohne diese kann er nichts tun, mit ihr kann er alles. Denn kennt alle Dinge, und Seine Weisheit erfasst das Gute in allem. (Juusuf `Allii)
Vergleiche Suura 81:28-29 und die entsprechenden Fußnoten. "Ihr könnt dies nicht, wenn nicht Allah euch diesen Weg zeigen) will" - mit diesem Einschub ergänze ich den elliptischen Satz hier entsprechend des Sinnzusammenhangs mit den beiden vorigen Ajas. (Asad)
31. Er lässt in Seine Barmherzigkeit eingehen wen Er will. Doch für die Frevler hat Er eine schmerzliche Strafe bereitet49.
49. Nämlich gemäß Seinem weisen und gerechten Plan. Wenn der Wille aufrichtig ist, erlangt der Mensch Allahs Gnade und Barmherzigkeit. Wenn er Allah ablehnt, erleidet er die Strafe dafür. (Juusuf `Allii)
Einführung zu Suura 77
Diese Suura gehört in die frühe makkanische Zeit, etwa in die Nähe von Suura 75. Auch die Thematik ist ähnlich. Sie schildert die furchtbare Strafe im zukünftigen Leben für diejenigen, die die Wahrheit leugnen. Der Refrain "Wehe an jenem Tag den Leugnern!" erscheint in dieser zehnmal in fünfzig Versen und weist auf das Leitmotiv hin. (Juusuf `Allii)
Die Entsandten
Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen.
1. Bei1 den in dichter Folge Entsandten2,
1. Diese sehr mystische Suura beginnt mit der Erwähnung von fünf Dingen, die auf die Aussage in Aja 7 hinweisen, dass der Tag des Gerichts unvermeidlich kommt und wir uns darauf vorbereiten müssen. Sie ist schwierig zu übersetzen, aber leicht zu verstehen, wenn wir in Erinnerung behalten, dass ein dreifacher Strang von Allegorien durch die Verse 1-7 verläuft. Die fünf Dinge, auf die hier Bezug genommen wird, lassen sich auf die Winde in der physischen Welt anwenden; oder auf die Engel in der geistigen Welt; und 3. auf die Propheten in der Menschenwelt, die diese mit der geistigen Welt verbinden. (Juusuf `Allii)
Windböen werden in dichter Folge hintereinander entsandt. Sie fangen sanft an, dann werden sie immer heftiger und verursachen gewaltige Stürme, die bedrohlich vorbeiziehen. Sie demonstrieren eindrucksvoll die Macht Gottes, Der hochmütige Völker, die seine klaren Zeichen leugneten, durch gewaltige Stürme vernichtete. (Qutb)
2. Wenn wir dies auf die Winde beziehen, können wir sehen, dass sie machtvolle Faktoren sind, die die physische Welt beherrschen.
1. Sie kommen als Vorboten der Segnungen des Regens und der Fruchtbarkeit (vergleiche Suura 15:22 und 30:48), aber
2. sie können auch als gewaltsame Stürme kommen, die entwurzeln und zerstören (vergleiche Suura 51:41-42); 3. sie können nah und fern Samen verstreuen;
4. sie können die Spreu vom Weizen trennen oder die Luft von Seuchen reinigen; und
5. übertragen sie buchstäblich Töne und damit Botschaften und im übertragenen Sinne machen sie Gottes Botschaft Hörern zugänglich, sei es durch Umkehr für den Reumütigen oder als Warnung für den Starrsinnigen. Alles dieses verweist auf Allahs Güte und Macht, und wir werden aufgefordert zu glauben, dass Seine Verheißung wahr ist. (Juusuf `Allii)
2. Dann ungestüm Dahinstürmenden3,
3. Wenn wir dies nicht auf den Wind, sondern auf die Engel bezogen verstehen, so sind diese Mächte in der geistigen Welt, die eine ähnliche Funktion haben, indem sie das Aussehen der Welt verändern.
1. Sie kommen sanft mit wohltätigen Aufträgen der Gnade.
2. Sie haben den Auftrag, Strafe für die Ungerechten herbeizuführen, wie es bei Luut der Fall war (vergleiche Suura 15:57-66).
3. Sie verteilen Allahs Gnadenerweise, so wie die Winde gute Samenkörner verteilen.
4. Sie trennen die Guten von den Bösen. 5. Sie sind die Vermittler, durch die' Allahs Botschaft und Offenbarung den Propheten überbracht wird. (Juusuf `Allii)
3. Und denen, die verbreiten und weiter tragen4,
4. Die Winde verteilen Wolken und verursachen Regen. (Darjabaadi)
4. Dann eine klare Trennung ziehen5,
5. Andererseits treiben die Winde segensreiche Wolken. Befehligt durch die Engel, welche ihrerseits ihre Befehle von Allah erhalten, teilen die Winde die Wolken in verschiedenartige Wolkenbereiche ein. Ein bestimmter Teil dieser Wolken ist regenschwer und entlässt Regengüsse auf die Erde hinab. (Qutb)
Sie vertreiben die Wolken, wenn der Regen vorüber ist. (Darjabaadi)
Auf die Botschaften weg bezogen: sie trennen richtig und falsch in aller Deutlichkeit. Vergleiche auch Suura 8:29 und 2:53 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Asad)
5. Dann die Ermahnung überbringen6,
6. Wenn wir dies als auf die Propheten oder Gesandten es bezogen verstehen oder auch auf die Ajas der Offenbarung, wie es besonders gut zu den Ajas 5-6 passen würde, bekommen wir ebenfalls eine befriedigende Lösung der Allegorie.
1. Die Propheten sind aufeinander gefolgt; auch die Ajas des Qur'an folgen einander, je nachdem wie sie gebraucht werden; in beiden Fällen geschieht dies zum geistigen Nutzen der Menschen.
2. Sie verursachen großen Aufruhr in einer geistig dekadenten Welt; sie reißen böse Einrichtungen mit den Wurzeln aus und ersetzen sie durch neue,
3. Sie verkünden ihre Wahrheit nah und fern, ohne Furcht und ohne Opportunismus.
4. durch sie werden wir in Muslime und Kaafirs unterteilt.
5. Sie vermitteln uns eine Botschaft, durch die gerechte Menschen durch Umkehr den Weg zur Gnade finden und Ungerechte vor den Folgen ihrer Vergehen gewarnt werden. Einige Kommentatoren entscheiden sich für eine dieser Allegorien, und einige wenden die eine auf einen Teil dieser Ajas an und die andere auf einen anderen Teil. Meiner Ansicht nach ist das Bild weit genug gefasst, um all dieses zum Ausdruck zu bringen, wie ich es umrissen habe. Ich wünschte, eine Übersetzung könnte der herrlichen Ausdrucksweise im Originaltext gerecht werden. (Juusuf `Allii)
6. Zur Läuterung oder zur Warnung7.
7. Die Regengüsse und der darauf folgende Pflanzensegen sind Mittel zur körperlichen und seelischen Reinigung. Sie danken ihrem Herrn und lobpreisen Ihn und spenden von dem, was Er ihnen geschenkt hat. Heftige Regengüsse sind andererseits eine Warnung an die Adresse der Frevler, denn sie können, wenn sie zu lange anhalten, eine Sintflut verursachen. (Qutb)
Das heißt sie zeigen auf, was zu Tadellosigkeit führt - mit anderen Worten die Grundsätze richtigen Verhaltens - und was ethisch verwerflich und somit zu meiden ist. (Asad)
7. Wahrlich, was euch versprochen worden ist, wird gewiss eintreffen8.
8. Die Auferstehung und das Gericht. (Darjabaadi)
8. Dann, wenn die Sterne verlöschen9,
9. In weiteren Ajas (Aja 8-11) wird uns - wiederum allegorisch, obwohl wir sie auch buchstäblich verstehen können - mitgeteilt, was in jenen letzten Tagen geschehen wird. Das Licht der Sterne verblasst und verschwindet schließlich (vergleiche auch Suura 81:2 und 82:2 und die entsprechenden Fußnoten), das Himmelszelt wird auseinander gerissen (vergleiche Suura 82:1 und 73:18). Die Berge werden entwurzelt und fliegen herum wie Staub (vergleiche Suura 69:14 und 81:3) und so weiter. Alle Merkmale der physischen Welt, wie wir sie kennen, werden hinweggefegt. (Juusuf `Allii)
9. Und wenn der Himmel sich spaltet10,
10. Wenn das System und die Disziplin des Himmels unterbrochen wird, nach der sich jeder Stern in seiner Bahn bewegt und alles seinen Gesetzmäßigkeiten folgt. (Mauduudi)
10. Und wenn die Berge davongetragen werden,
11. Und wenn für die Gesandten der Zeitpunkt festgesetzt wird11,
11. Die Auferstehung findet statt. In der Welt, die dann vergangen sein wird, sind zu verschiedenen Zeiten Propheten zu den Völkern geschickt worden. Nun werden sie alle an einer Stelle vor Allahs Richterstuhl versammelt, um Zeugnis abzulegen, was in ihrem Wirkungsbereich die Guten und die Bösen betrifft. Vergleiche auch Suura 39:69 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)
Vergleiche auch Suura 4:41-42; 5:109; 7:6 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)
12. Zu welchem Tag ist ihnen die Frist gesetzt worden?
13. Zum Tag der Entscheidung12.
12. Vergleiche Suura 37:21 und 44:40 sowie die entsprechenden Fußnoten. Dies ist der Tag des Gerichts oder der Tag der Entscheidung. Das Gute wird dann völlig vom Bösen getrennt. Menschen, die sich von der Wahrheit losgesagt und Unwahrheit verbreitet haben, haben in der Welt der Realität keinen Platz. Daher auch der Refrain in dieser Suura: "Wehe an jenem Tag den Leugnern!" (Juusuf `Allii)
Hier wird chronologisch zum ersten Mal der Ausdruck "Jaum Ul-fasl" يَوْمِ الْفَصْل benutzt, der sich ausnahmslos auf den Tag der Auferstehung bezieht. Vergleiche auch Suura 78:17 sowie die entsprechenden Fußnoten: eine Anspielung auf die im Qur'an oft wiederholte Aussage, dass bei der Auferstehung der Mensch vollkommene Einsicht in sich selbst erlangt. Vergleiche auch Suura 69:1 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)
14. Aber wie kannst du wissen, was der Tag der Entscheidung ist?
15. Wehe an jenem Tag den Leugnern13!
13. Die Leugner: jene, die die Botschaft von der bevorstehenden, Auferstehung als eine Lüge betrachteten und ihr irdisches Leben in der Illusion verbrachten, sie brauchten nie vor Allah Rechenschaft über ihre Handlungen abzulegen. (Mauduudi)
16. Haben Wir nicht die früheren Völker vernichtet14,
14. Allahs Gesetzmäßigkeiten sind unveränderlich. Unrecht und Unaufrichtigkeit führt zum Untergang. So verhielt es sich mit Nuuchs Volk. In der arabischen Überlieferung verhielt es sich so mit den Ad und den Samuud. In unserer eigenen Zeit sehen wir die Überreste untergegangener Kulturen: dort hatten Menschen mit wunderbaren Mitteln und Fähigkeiten gelebt, aber sie gingen dahin. Wenn unsere Generation, die so stolz auf ihre Wissenschaften und ihre Technik ist, gegen Allahs Gesetz verstößt ergeht es ihr sicherlich genauso. (Juusuf `Allii)
17. Und15 ihnen die späteren folgen lassen?
15. Der Partikel "summa" ثُمَّ, der hier mit "und" übersetzt worden ist, bedeutet, dass Leiden im zukünftigen Leben die Ungerechten späterer Zeiten befallen muss, selbst wenn Allah in Seiner unerforschlichen Weisheit sie in dieser Welt verschont. (Asad)
18. So verfahren Wir mit den Sündern16.
16. In früheren ebenso wie in heutigen Zeiten. (Darjabaadi)
19. Wehe an jenem Tag den Leugnern17!
17. In diesem Zusammenhang bedeutet der Satz, dass ihr Schicksal in dieser Welt noch nicht ihre endgültige Strafe ist; diese kommt am Tag des Gerichts. (Mauduudi)
20. Haben Wir euch nicht aus einer verächtlichen Flüssigkeit erschaffen18,
18. Vergleiche Suura 32:8 und die entsprechenden Fußnoten. Der Mensch schämt sich seiner physischen Entstehung. Dennoch ist er im Leben arrogant und missachtet die Zukunft. (Juusuf `Allii)
21. Die Wir an einen sicheren Ort brachten19,
19. Vergleiche Suura 23:13 und die entsprechenden Fußnoten. Das stille Wachstum im Mutterleib und der Schutz und die Versorgung, die das Kind dort erhält, sind in sich selbst schon Wunder der Schöpfung. (Juusuf `Allii)
22. Für einen festgesetzten Zeitraum20?
20. Die Zeit von neun Monaten und zehn Tagen ist mit vielen verschiedenen Steuerungsfaktoren verbunden. Sowohl im vorgeburtlichen als auch im nachgeburtlichen Leben gibt es wunderbare Regulierungen, die uns selbst nicht einmal bewusst sind. Sollten wir uns dann nicht in Liebe und Dankbarkeit unserem Schöpfer zuwenden? (Juusuf `Allii)
Der Ausdruck "qadarin malum" bedeutet nicht nur, dass der Zeitraum festgelegt ist, sondern auch, dass nur Allah allein weiß, wie lange das Kind dort verweilt. (Mauduudi)
23. (All dies) haben wir so bestimmt, und wie trefflich ist unsere Bestimmung21 !
21. Das Leben im Mutterleib in seinem Verhältnis zum Leben nach der Geburt ist vielleicht eine Allegorie für unser vergängliches Erdenleben in seiner Beziehung zum ewigen zukünftigen Leben. Vielleicht hat auch unser Aufenthalt im Grab gewisse Parallelen zum Leben im Mutterleib, nämlich mit seiner Beziehung zum zukünftigen Leben. (Juusuf `Allii)
Allah hat allem ein gerechtes Maß und harmonische Proportionen gegeben. (Darjabaadi)
Der Entstehungsprozess des Menschen weist eindeutig auf Schöpferkraft und damit auf Seine Existenz hin. Folglich ist fehlende Dankbarkeit beim Menschen gleichbedeutend mit dem, was der Qur'an als "die Wahrheit leugnen" bezeichnet. (Asad)
24. Wehe an jenem Tag den Leugnern22!
22. Trotz deutlicher Argumente für das Leben nach dem Tod spotten einige Menschen darüber. Wenn jedoch der Tag kommt, den sie heute leugnen, werden sie selbst erfahren müssen, dass es für sie ein Tag des Unheils und des Unterganges ist. (Mauduudi)
25. Haben Wir die Erde nicht zum Sammelort bestimmt23
23. Wörtlich: „ein Ort, in dem etwas zusammengehalten oder versammelt wird". Die Erde nimmt die Lebendigen und die Toten auf. (Darjabaadi)
26. Für die Lebenden und die Toten24,
24. Welch eine wunderbare Parabel! Die Erde ist ein Ort, wo Tod und Leben, Wachstum und Verfall, Grünes, Welkes und Brennstoff, Entartung und Läuterung nebeneinander existieren, wobei das eine oft in das andere übergeht. Das Drama, das wir mit eigenen Augen in dieser Welt beobachten, sollte uns in die Lage versetzen, die Wunder der geistigen Welt zu schätzen, wo die Verachteten und Verworfenen höchste Ehre erlangen. Lazarus ruht in Ibraahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Schoss, und der Pharao wird seiner Arroganz wegen in Ketten davongeführt. (Juusuf `Allii)
Dies ist auch eine Anspielung auf den immer wiederkehrenden Zyklus von Geburt, Wachstum, Verfall und Tod in aller organischen Schöpfung und somit ein Hinweis auf die Existenz des Schöpfers, Der "Lebendiges aus Totem hervorbringt und Totes aus Lebendigem". Vergleiche Suura 3:27; 6:95; 10;31 und 30:19 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Asad)
27. Und auf ihr festgegründete hochragende Berge geschaffen25, und euch frisches Wasser zu trinken gegeben26?
25. Vergleiche Suura 16:15 und die entsprechenden Fußnoten. Die festen Berge werden öfters erwähnt: vergleiche auch Suura 13:3. In diesem Gleichnis geht es darum, dass die Berge aus hartem solidem Felsgestein bestehen und dennoch wie ein Schwamm süßes und wohltuendes Wasser aufspeichern, das sie aufgrund ihrer Höhe durch die Schwerkraft auf tiefer liegendes Land verteilen oder in Quellen zutagetreten lassen. Wenn Allahs Weisheit und Macht solche Dinge vor unseren
Augen zuwege bringen kann, wie können wir dann Seine Lehre von einem noch wunderbareren zukünftigen Leben zurückweisen? (Juusuf `Allii)
26. Parallel zu dem Vorhergehenden bezieht sich dieser Aja auf Allahs Schöpfung der unbelebten Materie, womit der Gedankengang abgerundet wird, dass Er der Schöpfer des Universums in allen seinen Manifestationen ist. (Asad)
28. Wehe an jenem Tag den Leugnern27.
27. Hier bezieht sich dieser Satz auf diejenigen, die das zukünftige Leben leugnen, obgleich sie diese offenkundigen Zeichen Allahs sehen, und in der Welt ihrer Vorstellungen verharren. Am Tag, an dem dies entgegen aller ihrer Erwartungen stattfindet, müssen sie erkennen, dass sie sich durch ihre eigene Unvernunft ins Unglück gestürzt haben. (Mauduudi)
29. "Geht nun hin zu dem, was ihr zu leugnen pflegtet28,
28. Dies wird zu ihnen gesagt werden. (Juusuf `Allii)
Nach deutlichen Hinweisen auf das Kommen des Gerichts wird jetzt aufgezeigt, was dann mit den Leugnern tatsächlich geschieht. (Mauduudi)
30. Geht hin zum Schatten der drei (Rauch)säulen29,
29. Statt in kühlen Schatten zu ruhen, bekommen die Ungerechten nur glühendes Feuer zu sehen. Der einzige Schatten, den sie sehen, ist der des Rauches, der in Säulen rechts, links und über ihnen emporsteigt, das heißt sie völlig einhüllt. Er gibt jedoch weder Trost noch Kühlung. Im Gegenteil enthält er riesige Funken. Die dreifache Rauchsäule kann in der Allegorie mit dem schwarzen Fleck erklärt werden den die Leugner durch den Missbrauch ihrer Fähigkeiten auf ihr Leben warfen, indem sie Liebe in Hass, Vernunft in Unvernunft und Aberglauben und geistige Einsicht in irdische Gier verwandelten. Die Flamme ihres Unrechts ist kumulativ: die Rauchsäulen zeigen die Art der Vergehen, so wie in einem physischen Feuer verschiedene Brennstoffe verschiedene Arten von Rauch abgeben. (Juusuf `Allii)
Ein dreifacher Schatten aus Tod, Auferstehung und Gericht Allahs, die alle drei dunkle Schatten über das Herz des Ungerechten werfen. (Asad)
31. Die keinen (kühlen) Schatten spenden und nichts nützen gegen die Flammen,
32. Sondern vielmehr Funken werfen (hoch) wie eine Festung30,
30. "Qasr" الْقَصْر: eine Festung, ein großes Gebäude, ein Palast. Eine andere Lesart ist "qasar" (Plural von "qasarat") und bedeutet Holzbündel, die als Brennstoff verwendet werden. (Juusuf `Allii)
33. Als ob sie gelbe Kamele wären31."
31. Die gelben Funken, die hintereinander herfliegen, erinnern an Kamele, die schnell in einer Reihe dahinlaufen und auf die die Araber so stolz waren. Hierin liegt eine doppelte Allegorie. Sie bezieht sich nicht nur auf die Farbe und die schnelle Abfolge der Funken, sondern auf die Sinnlosigkeit irdischen Stolzes, als ob gesagt werden sollte: "Eure schönen gelben Kamele, auf die ihr in dieser Welt so stolz seid, sind nicht als Funken, die wegfliegen und im zukünftigen Leben nur noch wehtun." (Juusuf `Allii)
"Wie gelbe gedrehte Seile", wobei gelb die Farbe des Feuers ist. Vergleiche auch Suura 7:40 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)
34. Wehe an jenem Tag den Leugnern!
35. An diesem Tag werden sie kein Wort sprechen können32,
32. Sie sind nicht in der Lage, sie zu verteidigen oder zu entschuldigen. Die Tatsachen sprechen zu deutlich gegen sie. Sie versuchen vielleicht abzustreiten, dass sie jemals Götzen gedient haben (vergleiche Suura 6:23), aber ihre eigenen Zungen und Glieder legen Zeugnis gegen sie ab (vergleiche Suura 24:24). auch Streitigkeiten bezüglich der Lehrmeinungen bringen im zukünftigen Leben nichts (vergleiche Suura 39:31). (Juusuf `Allii)
36. Noch wird es ihnen erlaubt sein, Entschuldigungen vorzubringen33
33. Dies ist ihr endgültiges Stadium, bevor sie die Hölle betreten. Zuvor bei der Auferstehung gab es noch Ausflüchte aller Art und gegenseitige Vorwürfe. Wenn sie jedoch mit den Beweisen und Zeugen konfrontiert werden, bleibt ihnen nichts mehr zu sagen. (Mauduudi)
37. Wehe an jenem Tag den Leugnern!
38. Dies ist der Tag der Entscheidung! Versammelt haben Wir euch und die Vorfahren34.
34. Wir können uns vorstellen, dass dies in erster Linie zu den Quraisch gesagt wurde, die sich gegen den Propheten verschworen hatten. Ihr könnt alle eure Weisheit und die eurer Vorfahren einsetzen, aber ihr seid nicht in der Lage, Allahs Plan zu durchkreuzen. Siehe auch den nächsten Vers. (Juusuf `Allii)
39. Wenn ihr nun eine List kennt, so setzt sie gegen Mich ein35.
35. Die Verschwörungen gegen unseren Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, waren Verschwörungen gegen Allahs Wahrheit und damit gegen Allah Selbst. Können wir davon Nutzen erwarten? Könnte irgendjemand von uns Allahs Pläne durchkreuzen? Sie sollen es nur versuchen! Sie werden sich nur ruinieren, wie es die kaafir Führer taten. Wie wird es ihnen im zukünftigen Leben ergehen? "Wehe an jenem Tag den Leugnern!" (Juusuf `Allii)
40. Wehe an jenem Tag den Leugnern!
Abschnitt 2
41. Wahrlich, die Mutaqis werden inmitten von Schatten und Quellen weilen36,
36. Dies steht im Gegensatz zu dem dreifachen Schatten aus Rauch und Unrecht für die Ungerechten, der ihnen weder Kühle noch Schutz vor dem glühenden Feuer gibt. (Juusuf `Allii)
42. Und Früchte haben - was immer sie sich wünschen37.
37. Die Mutaqis werden an jenem Tag doppelt belohnt: Sie leben in Wonne und essen und trinken nach Herzenslust und sie werden außerdem ständig geehrt, indem ihre gute Werke auf der Erde hervorgehoben und gewürdigt werden. (Qutb)
43. „Esset und trinket und lasst es euch wohl bekommen um dessentwillen, was ihr zu tun pflegtet38."
38. Die Früchte der Rechtschaffenheit sind Zufriedenheit in diesem Leben und höchste Glückseligkeit im zukünftigen. (Juusuf `Allii)
44. Wahrlich, so belohnen wir die, die Gutes tun.
45. Wehe an jenem Tag den Leugnern39,
39. Während die Rechtschaffenen ins Paradies kommen, ist es für die Verurteilten um so schlimmer, dies mit ansehen zu müssen, nachdem sie die in ihrem irdischen Leben verspottet und verfolgt und für engstirnige, altmodische Leute gehalten hatten. (Mauduudi)
46. (O ihr Ungerechten:) „Esset und genießt eine kurze Weile, ihr seid fürwahr Sünder40!"
40. "Essen" steht natürlich symbolisch für die guten Dinge im irdischen Leben. Sie sind vielleicht nur als Prüfung verliehen worden. Da die Wünsche dieser Leute auf Falsches ausgerichtet sind, vermehren sich die Gelegenheiten zum Unrecht, denn der Antrieb zum Guten oder zum Bösen nimmt progressiv zu. Sie werden aufgefordert, glauben und umzukehren. Wenn sie dies jedoch nicht tun, sind sie trotz der guten Dinge dieses Lebens bedauernswert, denn sie finden im zukünftigen Leben ein böses Ende. (Juusuf `Allii)
47. Wehe an jenem Tag den Leugnern!
48. Und wenn ihnen gesagt wird: „Verneigt euch (vor Gott)", dann verneigen sie sich nicht41.
41. Die Verbeugung ist ein Symbol der Demut und des Verlangens, durch Gebet und ein gutes Leben Allah näher zu kommen. Wer sich weigert, diesen Pfad zu beschreiten, ist bedauernswert: wie wird es ihnen beim Gericht ergehen? (Juusuf `Allii)
Dies bedeutet nicht nur Anbetung, sondern auch Tran den Gesandten und Gehorsam gegenüber Gesetz. (Mauduudi)
49. Wehe an jenem Tag den Leugnern.
50. An welche Verkündigung wollen sie also glauben nach(dem sie)42 diese (abgelehnt haben)?
42. "Nach dieser" kann sich auf Aja 48 beziehen: ihnen wurde klare und deutliche Rechtleitung zuteil, aber sie weigerten sich, ihr zu folgen; was für eine Botschaft werden sie dann akzeptieren? Die Rechtleitung bezieht sich offensichtlich auf den Islam und den Qur'an. (Juusuf `Allii)