Von Suura 58 Das Streitgespräch –

Suura 66 Das erklären einer Sache für Haram

 

Einführung zu Suura 58

Dies ist die zweite der zehn madinansischen Suuras, von denen in der Einführung zu Suura 57 die Rede war. Thematisch geht es hier um die Klage einer Frau in eigener Sache und um eine Verurteilung aller heimlichen Ränke und Intrigen innerhalb der muslimischen Gemeinschaft. Chronologisch ist diese Suura in der Nähe von Suura 33 einzuordnen, also im Jahre 5 bis 7 nach der Hidschra.

Zusammenfassung:

Alle Anmaßungen, vor allem die, durch die die Würde einer Frau beeinträchtigt wird, werden ebenso verurteilt wie Ränke und Intrigen zwischen Menschen, durch die Unwahrheit, Bosheit und Streit verbreitet wird. (Juusuf `Allii)


Das Streitgespräch

 Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen.

 1. Allah hat sehr wohl die Worte derjenigen1 gehört, die mit dir über ihren Mann stritt und ihre Klage (auch) Allah vortrug2. Und Allah hörte euren Wortwechsel3. Denn Allah ist allhörend und allsehend4

1. Unmittelbarer Anlas der Offenbarung dieser Suura ist das, was Haula bint Talaba, der Frau von Aus ibn Samit geschah. Obgleich ihr Mann Muslim war, trennte er sich von ihr nach einem alten kaafir Brauch mit einer Formel, die als Sihar bekannt ist und aus den Worten besteht: "Du bist für mich wie der Rücken meiner Mutter." Dem kaafir Brauch entsprechend bedeutete dies eine Scheidung, die den Ehemann von allen mit der Ehe verbundenen Pflichten befreite, der Frau aber nicht ermöglichte, den Hausstand zu verlassen oder eine neue Ehe einzugehen. Dieser Brauch war für die Frau auf jeden Fall entwürdigend. Besonders schwierig war die Situation für Haula, denn sie liebte ihren Mann und klagte, das sie kleine Kinder habe, die der Mann sich unter diesen Umständen nicht verpflichtet sah zu unterhalten. Sie wandte sich mit ihrer Klage an den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und im Gebet an Allah. Ihre Klage wurde erhört, und der entwürdigende Brauch, der auf trügerischen Worten beruhte, wurde abgeschafft. Vergleiche auch Suura 33:4 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

2. Der Prophet hatte auf die Klo der Frau hin zunächst das Ehepaar für geschieden erklärt, aber Haula war damit nicht zufrieden und klagte bei Allah ihr Leid. (Darjabaadi)

In Anbetracht des Zusammenhanges sowie zahlreicher entsprechender Überlieferungen bezieht sich dieser Vers in erster Linie auf die Abschaffung von Sihar. Die absichtlich undeutlich ausgedrückte Anspielung auf „diejenige, die über ihren Mann klagte", scheint jedoch auf alle Fälle anzuspielen, wo eine Ehefrau Grund hat, über ihren Mann zu klagen, also nicht nur über eine ungerechtfertigte oder grausame Scheidung, sondern auch, wenn sie die Lösung aus einer untragbar gewordenen Ehe verlangt. Eine Scheidung auf Initiative der Frau hin (Hul) ist nach Suura 2:229 (vergleiche die entsprechenden Fußnoten) und gut belegten Überlieferungen vom Propheten völlig gerechtfertigt. (Asad)

3. Allah hört alles. Die beiden waren also bei ihrer Auseinandersetzung nicht allein, sondern Er war bei ihnen und hörte ihnen zu. Er hörte die Argumente der klagenden Frau bezüglich ihres Mannes und kannte den wahren Sachverhalt. (Qutb)

Allah ist gerecht und erlaubt nicht, das menschliche Bräuche und Anmaßungen die unveräußerlichen Rechte Seiner schwächeren Geschöpfe einengen. (Juusuf `Allii)

Er hörte gleichermaßen den Standpunkt sowohl der Frau als auch ihres Mannes und erfasste mit Seiner Weisheit die Absichten beider. Der Dual kann sich auch auf die Frau und den Propheten beziehen, der vor der Offenbarung dieser Suura die Scheidung durch Sihar zunächst für gültig erklärte. (Asad)

"Hauwla", auf deren Klage hin diese Ajas offenbart wurden, stand ihr Leben lang unter den Gefährten des Propheten in hohem Ansehen. (Mauduudi)

4. Er hört die Klage und sieht das Leid eines jeden und hilf ihm in seiner Not. (Darjabaadi)

 

2. Diejenigen von euch, die sich von ihren Frauen durch Sihar5 trennen6, - sie sind (keineswegs) ihre Mütter7. Ihre Mütter sind nur diejenigen, die sie geboren haben, und sie sprechen doch mit ihren Worten nur Abscheuliches und Falsches aus8. Aber Allah ist wahrlich Allverzeihend9 und Vergebend.

5. Vergleiche oben Fußnote 1. (Juusuf `Allii)

Dies kam gelegentlich im Laufe eines Familienstreites vor. "Du bist für mich wie der Rücken meiner Mutter" war gleichbedeutend mit "Geschlechtliche Beziehungen mit dir wären so wie geschlechtliche Beziehungen mit meiner Mutter", also tabu. Nach der Vorstellung der alten Araber war eine Scheidung durchaus rückgängig zu machen, Sihar jedoch nicht, da damit ein Tabu berührt wurde. Bis heute erklären unvernünftige Männer gelegentlich in einem Familienstreit ihre Frau zu ihrer Mutter, Schwester oder Tochter. (Mauduudi)

6. ... die sollten folgendes bedenken: ... (Asad)

7. Weder nach dem Gesetz noch in der Tat. (Darjabaadi)

Die schamlose Gleichstellung der Ehefrau mit der Mutter macht sie nicht zur Mutter. Nur diejenige ist die Mutter eines Menschen, die ihn geboren hat, und nur sie genießt die daraus resultierende Stellung. (Mauduudi)

8. Solche Worte sind in der Tat unwahr und unanständig, da sie der Frau gegenüber unfair und einer anständigen Gesellschaft unangemessen sind. (Juusuf `Allii)

Völlig entgegen jeder Vernunft. (Asad)

Sein Anspruch ist völlig falsch, denn Allah hat ihm nicht die Vollmacht gegeben, seine Frau als Ehefrau zu behandeln, so lange es ihm gefällt, und sie dann willkürlich als "Mutter" zu behandeln. (Mauduudi)

9. Vergleiche Suura 4:99 und 22:60 sowie die entsprechenden Fußnoten. Würde Allah in Seiner Barmherzigkeit nicht über unsere Schwächen und einige unsere Beweggründe hinwegsehen, dann wäre ein solches Verhalten unentschuldbar. In den nächsten Ajas weist Er uns einen Weg zur Wiedergutmachung, denn er möchte das Falsche von uns nehmen und uns durch Seine Vergebung eine Gelegenheit zur Besserung geben. (Juusuf `Allii)

Er vergibt uns, was in dieser Beziehung früher geschehen ist. (Qutb)

 

3. Diejenigen also, die sich von ihren Frauen durch Sihar trennen und dann zurücknehmen wollen, was sie ausgesprochen haben10 - die sollen einen Sklaven11 freilassen, bevor sie einander wieder berühren12, damit ihr dadurch ermahnt werdet13. Und Allah ist wohlvertraut mit dem, was ihr tut14.

10. Wenn Äußerungen wie Sihar einfach ignoriert würden, dann würde dies bedeuten, dass sie gedankenlos und unvernünftig immer wieder gesprochen würden. Sie werden deshalb ernst genommen, soweit es die Strafe betrifft, die der Mann verdient, während die Rechte der Frau gewahrt werden. Sie kann für sich und ihre Kinder Unterhalt verlangen, aber er kann seine ehelichen Rechte nicht ohne weiteres in Anspruch nehmen. Wenn seine Handlung unbedacht war und er sie bereut, kann er erst dann wieder seine ehelichen Rechte in Anspruch nehmen, wenn er die unten näher ausgeführte Strafe abgeleistet hat. Wenn sie ihn liebt, wie es in Haulas Angelegenheit der Fall war, kann sie auch von sich aus ihre ehelichen Rechte einklagen und von ihrem Mann verlangen, die Strafe abzuleisten und das Eheleben wiederaufzunehmen. (Juusuf `Allii)

Nachdem Sihar für verboten erklärt und scharf verurteilt worden ist, folgt nun eine Regelung zur Bereinigung eines solchen Vergehens: Allahs ermöglicht eine Wiedergutmachung. (Qutb)

11. Eines Sklaven oder einer Sklavin. (Darjabaadi)

Das heißt einen Gefangenen oder Sklaven befreien oder freikaufen. In der heutigen Zeit, wo die Sklaverei mehr oder weniger abgeschafft ist, kann dies meines Erachtens auch auf die Befreiung eines Menschen aus der Abhängigkeit durch Schulden oder Armut bedeuten. (Asad)

Heute ist die Sklaverei zwar überall der Mu'miniin und internationale Abkommen verboten. Es werden aber de facto ganze Völker unterjocht. Es ist eine Pflicht der Muslime, diese von ihrer Misere zu befreien. (Anm. d. Übers.)

12. Bevor sie das eheliche Leben wieder aufnehmen. (Darjabaadi)

13. Diese Strafe dient der Läuterung. Der Mann soll damit seine Reue zum Ausdruck bringen. (Darjabaadi)

Dies dient eurer eigenen Besserung und zur Ermahnung, so dass die Mitglieder der islamischen Gesellschaft Aberglauben und Unwissenheit aufgeben und nicht solche unvernünftigen Handlungen begehen. Wer mit seiner Frau streitet, kann dies in fairer Weise tun oder sich von ihr in fairer Weise scheiden. (Mauduudi)

14. Er kennt den wirklichen Sachverhalt. Er kennt das Ereignis selbst und Er kennt eure Absichten. (Juusuf `Allii) Vergleiche auch Suura 2:225 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

4. Wer aber keinen findet15, der soll zwei aufeinander folgende Monate lang fasten, bevor sie einander wieder berühren. Und wer dies nicht kann, der soll sechzig Arme speisen16, damit ihr Allah und Seinem Gesandten entgegenbringt17. Dies sind Allahs Schranken. Und für die Kuffar18 ist schmerzliche Strafe19 bestimmt.

15. Vergleiche Suura 4:92 und die entsprechenden Fußnoten. Die Sühne besteht darin, einen Sklaven zu befreien, also entweder einen eigenen Sklaven freizulassen oder einen fremden Sklaven freizukaufen. Wenn dies nicht möglich ist, kann man zwei Monate hintereinander auf dieselbe Weise fasten wie im Ramadan. Wenn dies nicht möglich ist, kann man sechzig Arme speisen. Vergleiche auch die nächste Fußnote. (Juusuf `Allii)

Wer keinen Sklaven findet, den er befreien kann. (Darjabaadi)

Wem die finanziellen Mittel fehlen, oder wer, wie Rasid Rida betont, in Zeiten lebt, in denen es keine Sklaverei gibt. (Asad)

16. Unter den Rechtsgelehrten gibt es vielerlei unterschiedliche Ansichten darüber, wie die Speisung der Armen näher zu spezifizieren ist. Es ist besser, den Text in seiner schlichten Ausdrucksweise zu verstehen und zu sagen, das ein Armer das bekommen soll, was für zwei Mahlzeiten am Tag ausreicht. Sechzig Arme an einem Tag zu speisen ist gleichbedeutend mit der Speisung eines einzigen Armen sechzig Tage lang, oder zweier Armer dreißig Tage lang und so weiter. Man braucht hier aber nicht zu weit ins Detail zu gehen. (Juusuf `Allii)

Das Fasten kann aus gesundheitlichen Gründen oder durch äußere Umstände unmöglich werden, beispielsweise durch schwere physische Arbeit oder Arbeit, die ständig viel Konzentration und Aufmerksamkeit verlangt. (Asad)

Es muss sich um Arme handeln, zu deren Unterhalt der Mann nicht ohnehin schon verpflichtet ist. (Mauduudi)

17. Allah will, dass wir oft an ihn denken und in unserem täglichen Leben und Verhalten beachte, dass Er uns sieht, dann werden wir bereitwillig Seine Gebote und Verbote respektieren. Das alles verstärkt unseren Imaan. (Anm. d. Übers.)

Indem aller kaafir Aberglaube abgelegt wird. (Darjabaadi)

Dass ihr die Haltung eines Mu'min annehmt. (Mauduudi)

18. Die sich den Geboten Allahs widersetzen und sie ablehnen. (Darjabaadi)

19. Dies bezieht sich allem Anschein nach auf die geistige Strafe im zukünftigen Leben für den Fall, dass man sich der hier geschilderten Läuterung nicht unterzieht. Der nächste Aja bezieht sich dann auf die größere "demütigende Strafe" allgemein für diejenigen, die sich Allahs Gebot widersetzen. (Juusuf `Allii)

 

5. Diejenigen, die Allah und Seinem Gesandten zuwiderhandeln, sind gedemütigt worden, so wie die vor ihnen gedemütigt wurden20. Und Wir haben schon deutliche Zeichen hinabgesandt21. Und auf die Kaafir wartet eine erniedrigende Strafe

20. …, die zu stolz sind, sich Gesetzen und seinem Gesandten zu fügen und selbst eigene Gesetze aufstellen wollen. (Anm. d. Übers.)

Sie wurden bereits in dieser Welt dafür bestraft, dass sie sich ihren Propheten widersetzt hatten. (Darjabaadi)

Immer wenn ein Volk seine eigenen Gesetze macht, die von Allahs Gesetz abweichen, oder fremde Gesetze übernimmt, ereilt es dasselbe Schicksal, indem es Allahs Gnade verliert und sein Dasein mit moralischen und gesellschaftlichen Missstände angefüllt wird, bis es in dieser Welt ein demütigendes Ende findet. (Mauduudi)

21. Die sie absichtlich zurückgewiesen haben. Dieser Abschnitt verbindet das Spezielle mit dem Allgemeinen und schlisst an die Bezugnahme auf alle, "die die Wahrheit leugnen" oben in Aja 4 an, nämlich auf alle diejenigen, die Offenbarung zurückweisen. (Asad)

 

6. An dem Tag, an dem Allah sie allesamt auferstehen lässt, und ihnen Kunde gibt von alldem, was sie getan haben22. Allah hat alles festgehalten während sie es vergessen haben, und Allah ist Zeuge über alles, (was geschieht).

22. Am Gerichtstag werden diejenigen, die auf der Erde hochmütig waren und sich der Herrschaft rocht unterwerfen wollten vor allen Geschöpfen mit Erniedrigung bestraft. Denn Allah wird ihnen alle ihre Missetaten, die Er festhalten liea, und die sie selber vergaßen, vorführen. (Qutb)

Die Aussage: "Allah wird ihnen Kunde über die Wahrheit ihrer Handlungen (oder ihres Verhaltens) geben" erscheint oft. Vergleiche auch Suura 5:48; 5:105; 6:60; 9:94 und so weiter sowie die entsprechenden Fußnoten. In dieser Welt kann unsere geistige Sicht getrübt oder verzerrt sein. Wir sehen die Dinge von verschiedenen Standpunkten her und diskutieren darüber; wir verbergen unsere wirklichen Absichten und geben Tugenden vor, die wir gar nicht haben; vielleicht schreiben uns andere solche Tugenden zu, bis wir schließlich selbst daran glauben; wir empfinden Zuneigung und Abneigung ohne jeden Grund; wir vergessen, woran wir uns erinnern sollten, und erinnern uns an das, was wir vergessen sollten, und unsere Wertvorstellungen sind falsch. Am Tag der Abrechnung wird dies alles richtig gestellt. Nicht nur werden die wahren Werte wiederhergestellt, sondern wir erkennen auch den inneren Sinn der Dinge in unserem eigenen Leben, den wir nie zuvor gesehen haben. (Juusuf `Allii)

 

Abschnitt 2

7. Hast du nicht gesehen23, dass Allah alles weis24, was in den Himmeln und was auf Erden ist? Es gibt keine heimliche Unterredung zwischen dreien, bei der Er nicht der Vierte, und keine zwischen fünfen, bei der Er nicht der Sechste, und keine zwischen mehr oder weniger als diesen, bei der Er nicht bei ihnen wäre25, wo immer sie sein mögen. Am Tag der Auferstehung wird Er ihnen dann Kunde davon geben, was sie getan haben. Wahrlich Allah weis alle Dinge sehr wohl26.

23. Von hier bis Aja 10 folgen Vorwürfe gegen die Heuchler für ihre Haltung, die sie der muslimischen Gemeinschaft entgegenbringen. Obgleich sie dem äußeren Anschein nach dazugehörten, waren sie innerlich doch davon abgewandt. Die Muslime überraschten sie oft bei heimlichen Intrigen. Sie schmiedeten ständig Pläne, um Zwiespalt unter den Muslimen zu stiften, Angst zu verursachen und Unheil zu verbreiten. (Mauduudi)

24. Damit ist in erster Linie unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, angesprochen. (Darjabaadi)

25. Geheimhaltung ist ein relativer und begrenzter Begriff für uns. Nichts ist vor Allah verborgen oder Ihm unbekannt. Geheimhaltung geschieht meist aus Furcht und Misstrauen oder ist mit Verschwörungen und Unrecht verbunden. Vor liegt jedoch alles offen. (Juusuf `Allii)

Dies ist eine Wahrheit, die oft missachtet oder vergessen wird. (Qutb)

Er ist überall anwesend. (Darjabaadi)

Vielleicht stellt sich die Frage, warum hier drei und fünf erwähnt wurden statt zwei und drei. Die Kommentatoren haben auf diese Frage viele Antworten gegeben, aber unserer Ansicht nach ist die Ursache dafür die Wahrung des literarischen Stils im Qur'an. (Mauduudi)

26. Dies bedeutet, dass Allah alles weis, alles hört, alles sieht und allmächtig ist, nicht etwa, dass Er sozusagen in Seiner unsichtbaren Anwesenheit ihr heimlicher Verbündeter wäre! Hiermit soll den Menschen mitgeteilt werden, dass sie ihre Intrigen vielleicht vor der Welt geheim halten und verbergen oder auch irdischen Mächten entgehen können, nicht aber acht. (Mauduudi)

 

8. Hast du nicht gesehen, wie diejenigen, denen heimliche Absprachen verboten wurden, abermals tun, wovon sie Abstand nehmen sollen27, wobei sie sich heimlich miteinander absprechen zu Ungehorsam und Feindseligkeit und Auflehnung gegen den Gesandten28? Wenn sie zu dir kommen, dann verwenden sie nicht das Grußwort, mit dem Allah dich gegrüßt hat29. Unter sich selbst aber sprechen sie: „Warum straft Allah uns nicht für das, was wir reden30?" Eine ausreichende Strafe für sie ist das Höllenfeuer, in dem sie brennen werden. Welch ein schlimmes Ende!

27. Als die Gemeinschaft der Muslime in Madina stärker wurde und die Mächte, die sich gegen den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gewandt hatten, im offenen Kampf unterlegen waren, gingen die Bösen zu Intrigen und Doppelzüngigkeit über, daran Rädelsführer die Juden und Heuchler waren, von denen im Qur'an oft die Rede ist. Vergleiche beispielsweise auch Suura 2:8-16 und 4:142-145 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Bereits vor dar Offenbarung dieses Ajas hatte unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, dies den Mu'mins verboten; die Heuchler hatten jedoch dieses Verbot unterlaufen. (Mauduudi)

Dies bezieht sich wahrscheinlich auf Suura 4:114; vergleiche auch die entsprechenden Fußnoten. Obwohl kein Zweifel darüber besteht, dass sich dies - wie auch die klassischen Kommentatoren erklären - auf die Intrigen kaafir Zeitgenossen gegen unseren Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und seine Anhänger bezieht, hat dieser Abschnitt auch zweifellos allgemeingültige Bedeutung. (Asad)

28. Das heißt im weiter gefassten Sinne Ungehorsam gegen die ethischen Lehren des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm. (Asad)

29. Allahs Gruß ist "Frieden!" Jene Feinde jedoch, die nicht den Mut zur offenen Auseinandersetzung hatten, verdrehten oft die Worte, und indem sie ein Wort wie "Sam" ("Tod" oder "Vernichtung") benutzten statt "Salam" ("Frieden"), glaubten sie, heimlich ihrem Trotz Ausdruck verleihen und trotzdem den Anschein erwecken zu können, sie entböten einen freundlichen Gruß. Vergleiche auch Suura 2:104 und die entsprechenden Fußnoten, wo von einer ähnlichen Entstellung die Rede ist. (Juusuf `Allii)

Dia Bezugnahme auf die "Annäherung" an den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, das "Kommen zu ihm", hat eine zweifache Bedeutung. Einmal geht es um die ungläubigen Zeitgenossen das Propheten, und zum zweiten um eine intellektuelle "Annäherung" an seine Person und seine Lehren durch gegnerische Kritiker in späteren Zeiten. Dasselbe gilt offensichtlich auch für den nächsten Satz. (Asad)

30. Vergleiche die vorige Fußnote. Die Feinde genossen sichtlich ihren Streich entsprechend ihrer entarteten Mentalität. Sie fragten herausfordernd: „Warum straft Allah uns nicht?" Die Antwort folgt: "Es gibt eine Strafe, weit größer als ihr euch vorstellen könnt. Sie kommt zu ihrer Zeit, nämlich endgültig nach dem Gericht. Sie verzögert sich nur, um euch eine Gelegenheit zur Umkehr zu geben." (Juusuf `Allii)

Mit dieser Herausforderung brachten sie ihre Ansicht zum Ausdruck, dass Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nicht wirklich ein Prophet sein könne. (Mauduudi)

Mit diesen Ajas wollte Allah die Heuchler verunsichern indem Er alles, was sie heimlich taten und sprachen den Mu'min offen legte, und Er wollte gleichzeitig den Mu'min Vertrauen und Zuversicht einflößen. (Qutb)

 

9. O die ihr den Imaan verinnerlicht, wenn ihr vertraulich etwas miteinander absprecht31, dann verabredet euch nicht zu Ungehorsam, und Feindseligkeit und Auflehnung gegen den Gesandten32, sondern verabredet euch zu Wohltaten und zur Taqwa33 und fürchtet Allah, bei dem ihr alle (dereinst) versammelt werdet34.

31. Weil Grund zu Angst und Misstrauen besteht. (Darjabaadi)

32. Vergleiche oben Fußnote 28. (Asad)

33. Heimlichtuerei hängt gewöhnlich mit Handlungen zusammen, die sich der Mensch scheut, offen zu begehen; vergleiche auch den nächsten Aja. Es gibt jedoch auch gute Handlungen, die heimlich geplant und ausgeführt werden müssen, beispielsweise Wohltätigkeit oder die Verhinderung von Unheil oder auch die Abwehr böser Machenschaften. Die Absicht ist der ausschlaggebende Punkt. Tut der Mensch etwas Böses, will er seinem Trotz Ausdruck verleihen oder versucht er, einem rechtmäßigen Gebot ungehorsam zu sein? Oder tut er etwas Gutes, das er aus Bescheidenheit oder Demut nicht bekannt werden lassen möchte, oder setzt er sich für die Abwehr böser Machenschaften ein, die für ihn selbst größte Opferbereitschaft erfordert? (Juusuf `Allii)

34. Heimliche Besprechungen sind also nicht an sich verboten, sondern es hängt vom Charakter der Betreffenden, von den Begleitumständen und vom Inhalt dieser Besprechungen ab. Wenn Menschen heimliche Pläne machen, einen Streit zu schlichten, die Rechte eines anderen zur Geltung zu bringen oder sich für eine gute Sache einzusetzen, ist dies eher empfehlenswert. Nach der Lehre unseres Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ist es jedoch unhöflich, wenn zwei Menschen in Gegenwart eines dritten miteinander flüstern, denn dies könnte ihn verletzen. Dies bezieht sich auch darauf, dass zwei Menschen miteinander unnötigerweise in einer Sprache sprechen, die der dritte nicht versteht, vor allem, wenn sie dabei zu ihm hinüberblicken, so dass dieser das Gefühl bekommt, sie sprächen über ihn. (Mauduudi)

 

10. Heimliche Absprache (zum Schlechten) ist vom Teufel, um die Mu'mins zu betrüben. Doch er kann ihnen keinerlei Schaden zufügen, es sei denn mit Allahs Erlaubnis35, und auf Allah sollen die Mu'min vertrauen36.

35. Böses kann dem Guten nicht schaden, es sei denn

1. es geht um eine Prüfung nach Allahs allumfassenden Plan, und

2. was ein Schaden zu sein scheint, ist in Wirklichkeit Gutes.

Nichts geschieht ohne Allahs Willen und Erlaubnis. Wir sollen immer auf Ihn vertrauen, nicht unserer eigenen Klugheit oder irgendwelchen zufälligen Umständen, die uns vom Weg der Rechtschaffenheit abbringen können. In sich selbst und für sich selbst kann das Böse, hier in der Vorstellung von "Schaytaan" personifiziert, nichts ausrichten; vergleiche Suura 14:22 und 14:4 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

36. Mit diesem Gedanken sollen sich die Mu'mins trösten und nicht durch das Böse stören lassen. (Darjabaadi)

Dies soll ein Muslim bedenken, wenn er erleben muss, dass andere heimlich etwas bereden, dass gegen ihn gerichtet sein kann. Er soll sich dann nicht so verletzt fühlen, dass er auf der Grundlage des bloßen Verdachts einen Gegenangriff plant oder innerlich traurig, besorgt oder verärgert ist. Er soll verstehen, dass ohne Willen niemand ihm schaden kann. Diese Überzeugung sollte ihm so viel Zuversicht vermitteln, dass ihm viele nutzlose Sorgen und Ängste vor imaginären Gefahren erspart bleiben und er weiter friedlich und standhaft seinen Pflichten nachkommen kann. Ein Mu'min, der auf Allah vertraut, ist weder so mutlos, dass seine innere Ruhe durch jeden Zweifel und jedes Misstrauen gestört wird, noch so kleinmütig, dass er sich bei der Konfrontation mit Ungerechten selbst zu Ungerechtigkeiten hinreißen lässt. (Mauduudi)

 

11. O die ihr den Imaan verinnerlicht, wenn zu euch gesprochen wird: „Macht Platz in den Versammlungen!", dann macht Platz37. Allah wird euch (reichlich) Platz machen38. Und wenn gesprochen wird: "Erhebt euch!", dann erhebt euch39. Allah wird diejenigen, denen Wissen gegeben ward, um Rangstufen erhöhen40. Und Allah ist wohlvertraut mit dem, was ihr tut41.

37. Dieser Aja fordert die Mu'mins, die in einer Versammlung sitzen, auf, Platz für die Hinzukommenden zu machen, damit diese ebenfalls an der Versammlung teilnehmen können. Versammlungen der Mu'mins finden normalerweise in der Moschee statt, also in Allahs Haus, in dem für alle Platz sein soll. Die gegenseitige Liebe und der gegenseitig Respekt lassen die auf ein besonderes bequemes Sitzen verzichten, um für die anderen Platz zu machen. (Qutb)

Obwohl meist davon ausgegangen wird, dass sich dies auf die Versammlungen unseres Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, besieht, in denen sich seine Anhänger um ihn drängten und eifrig darauf bedacht waren, besser zu hören, was er sagte, oder auch allgemein auf Versammlungen in Moscheen in späteren Zeiten, bin ich (mit Rasi) der Ansicht, dass das im Plural stehende Nomen magalis hier im übertragenen Sinne zu verstehen ist und sich auf die Gesamtheit des menschlichen Gesellschaftslebens besieht. Füreinander Platz machen würde dann bedeuten, dass wir uns gegenseitig die Möglichkeiten zu einem anständigen Leben einräumen, ganz besonders für die bedürftigen und behinderten Mitglieder der Gesellschaft. Vergleiche auch die nächste Fußnote. (Asad)

38. Die gegenseitige Liebe und Rücksichtnahme werden von Allah belohnt, in der Weise, dass sie die vorübergehende Enge nicht so unangenehm empfinden, und (indem) Er als Ersatz die Engpässe sonst in ihrem Leben erweitert und das Leben erleichtert. (Qutb)

39. Wenn der Versammlungsplatz zu eng ist, um allen einen Sitzplatz zu bieten, so kann es notwendig sein, dass einige, vor allem die Jüngeren und Kräftigeren stehen müssen, um für die Älteren und Verantwortungsträger in der Gemeinde Platz zu machen. Das tun die betroffenen mit Verständnis und Liebe und Opferbereitschaft im Interesse der Gemeinschaft. (Anm. d. Übers.)

"Erhebt euch" kann auch bedeuten, dass man nicht noch herumsitzen soll, wenn die Versammlung beendet ist. (Juusuf `Allii)

"Erhebt euch (für eure gute Handlung)". Dieser Einschub entspricht der Ansicht der meisten klassischen Kommentatoren, besonders der von Tabari, die Qatada zitiert: "Wenn ihr aufgerufen werdet, euch für gute Handlungen einzusetzen, dann antwortet diesem Aufruf." (Asad)

40. Das wird als Belohnung verstanden für diejenigen Mu'mins, die Rücksichtnahme und Liebe und Barmherzigkeit gegen über den anderen zeigen, vor allem gegenüber den Verantwortungsträgern und den Gelehrten. (Qutb)

Die Religion macht die Menschen in Allahs Reich gleich, was ihre Bürgerschaft dort betrifft. Es gibt jedoch eine Führerschaft und verschiedene Grade und Ränge, die mit mehr oder weniger Verantwortung verbunden sind. Dies hängt vom Wissen ab - dem wahren Wissen und der Einsicht, nach der die streben, um besser dienen und ihrer Verantwortung in Allahs Reich besser nachkommen zu können. Dort entspricht die Ehre dem Verdienst und kann nicht willkürlich beansprucht werden. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch die Aussage unseres Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm: "Der Vorzug eines Gelehrten gegenüber einem gewöhnlichen Muslim ist wie der des Vollmondes am Nachthimmel gegenüber allen anderen Gestirnen." (Asad)

41. Allah weiß wer das -von Herzen tut und wer widerwillig, und belohnt jeden entsprechend. (Qutb)

 

12. O die ihr den Imaan verinnerlicht wenn ihr euch mit dem Gesandten vertraulich besprechen wollt, dann schickt eurer Besprechung eine Spende (für die Armen) voraus42. Das ist besser und reiner für euch43. Wenn ihr aber keine (Mittel dazu) findet44, dann ist Allah fürwahr allverzeihend, barmherzig.

42. In Allahs Reich hat jeder Zugang zu Lehre und Beratung. Aber die menschliche Natur ist schwach. Einige Menschen möchten besondere Belehrung oder private Beratung von ihrem Lehrer, und zwar aus folgenden Gründen:

1. sie haben - oder glauben, es zu haben - ein besonderes Problem, das sie nicht vor ihren gewöhnlichen Mitmenschen ausbreiten wollen;

2. sie haben möglicherweise ein Ehrgefühl oder einen Feinsinn, der nur durch ein privates Gespräch befriedigt werden kann;

3. sie sind vielleicht so egoistisch, dass sie die Zeit des Lehrers ganz für sich allein beanspruchen wollen. Solche Absichten sind - in absteigender Ordnung - nicht empfehlenswert, aber mit Rücksicht auf die Schwäche der menschlichen Natur sollte man solche Menschen nicht völlig von jeder Möglichkeit einer Besserung ausschließen. Darum wird hier empfohlen, den ärmeren Mitmenschen eine Spende zu geben, bevor man solchen Schwächen nachgibt. (Juusuf `Allii)

So lehrt der Qur'an die Mu'mins gutes Verhalten gegenüber unserem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Seine wertvolle Zeit darf nicht rücksichtslos von einzelnen Personen beansprucht werden, sondern soll dem allgemeinen Wohl zugute kommen. Als Ersatz soll man bei privater Inanspruchnahme eine Spende geben. Dies sollte sie darauf aufmerksam machen, rücksichtsvoll mit der Zeit überhaupt und insbesondere mit der Zeit des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, umzugehen. (Anm. d. Übers.)

43. Die Spende ist eine Art Läuterung für verzeihliche Schwächen. Wer seinen bedürftigen Mitmenschen eine Spende gegeben hat, kann ihnen mit einem besseren Gewissen gegenübertreten, und die Spende selbst richtet die Aufmerksamkeit des Gebenden auf die Notwendigkeit, Absichten und Verhalten zu läutern. Gleichzeitig ist diese besondere Spende jedoch nicht zur Pflicht erhoben worden, damit arme Menschen nicht von der Möglichkeit ausgeschlossen sind, höhere Belehrung zu erlangen. (Juusuf `Allii)

44. Wenn man niemanden findet, dem man in diesem Augenblick eine Spende geben oder eine Freundlichkeit erweisen kann oder aus einem anderen Grunde daran gehindert ist. (Asad)

 

13. Bereitet euch die Spende vor einer vertraulichen Besprechung etwa Sorgen45? Wenn ihr nun nichts gebt und Allah euch davon entbunden hat, dann verrichtet das Gebet und zahlt, die Sakat46 und gehorcht Allah und Seinem Gesandten47. Allah ist wohlvertraut mit dem, was ihr tut48.

45. Die Pflicht, vor jeder privaten Unterredung mit dem Gesandten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, eine Spende zu leisten, galt nur für kurze Zeit, dann wurde sie wieder aufgehoben. Es wurden andere Maßnahmen zur Regelung der privaten Unterredungen ergriffen. Dabei blieb aber der erzieherische Hinweis, nicht nur an die eigene Person und die eigenen Probleme zu denken, sondern dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, genug Zeit zu lassen für die allgemeine Interessen und Probleme der Gemeinde. Das gemeinsame Gebet, die Entrichtung der Sakat und der Gehorsam gegenüber und Seinen Gesandten sind wichtige Mittel zur Förderung des allgemeinen Wohles. (Anm. d. Übers.)

46. Die regelmäßige Armensteuer (Sakat), die das Eigentum des Mu'min von Selbstsucht reinigen soll, wobei es kein Vergehen ist, wenn man nicht in der Lage ist, mehr zu geben. (Asad)

47. Wie gewöhnlich in allen anderen Angelegenheiten. (Darjabaadi)

48. Unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wies nie jemanden ab, der ihn um eine private Unterredung bat. Oft geschah es jedoch, dass Menschen ihn ohne wirklichen Grund darum baten. Manchmal, vor allem in Kriegszeiten, löste dies bei anderen den Verdacht aus, der Betreffende habe unsrem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Nachrichten von drohenden Angriffen überbracht, und führte zu einer Welle von Gerüchten. Es wurde auch von den Heuchlern ausgenutzt die behaupteten, der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sei leichtgläubig und höre auf jeden. Qatada berichtet, dass Menschen auf einer privaten Unterredung bestanden, um sich vor anderen hervorzutun. Aus allen diesen Gründen legte Allah den Menschen diese Einschränkung auf. (Mauduudi)

 

Abschnitt 3

14. Hast du nicht diejenigen gesehen49, die sich ein Volk zum Freunde nehmen, dem Allah zürnt50? Sie gehören weder zu euch noch zu ihnen51, und sie beschwören wider besseres Wissen eine Lüge52.

49. Dies bezieht sich auf die Heuchler von Madina, die vorgaben, Muslime zu sein, sich heimlich jedoch mit den Juden verbanden. Vergleiche auch oben Aja 8 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

50. Zu diesem Zeitpunkt waren die Juden in Madina und die jüdischen Stämme in der Umgebung dem Islam gegenüber aktiv feindselig eingestellt und wurden für ihr verräterisches Verhalten scharf verurteilt. (Juusuf `Allii)

Diejenigen, die Freundschaft mit  Menschen schließen, die verurteilt hat, das sind die Halbherzigen, die, obgleich sie undeutlich die Wahrheit von Allahs Existenz und rang wahrnehmen, nicht bereit sind, sich dieser Wahrheit unterzuordnen, aus Furcht, sich dadurch ihrer Kufr Umgebung zu entfremden und das zu verlieren, was sie als materielle Vorteile eines geistig nicht festgelegten Lebens betrachten. Dies ist die moralische Täuschung, auf die sich der letzte Satz dieses Ajas bezieht. Vergleiche auch den letzten Aja von Suura 60. (Asad)

51. Sie sind weder in ihrer Beziehung zu den Muslimen noch in ihrer Beziehung zu den Juden aufrichtig. die Beziehungen zu beiden liegen in ihrer Eigennützigkeit begründet. (Mauduudi)

52. Sie wussten, dass sie als Muslime eigentlich die Pflicht hatten, sich von den Intrigen der Feinde des Islam fernzuhalten und sich für den Islam gegen sie einzusetzen. (Juusuf `Allii)

Sie bekennen sich äußerlich zum Islam, während sie innerlich kaafir sind. (Darjabaadi)

 

15. Allah hat ihnen eine qualvolle Strafe bereitet. Schlimm ist fürwahr, was sie (im irdischen Leben) taten53.

53. Ihr Kufr und ihre Heuchelei: (Darjabaadi)

Die falschen Gerüchte, die sie unter den Mu'min verbreiteten, und die Verwirrung, Unsicherheit und Zwiespalt, die sie zu stiften suchten. (Qutb)

 

16. Sie haben ihre lügnerischen Beteuerungen als Deckung genommen54, und sie machen (die Menschen) von Allahs Weg abwendig55. Darum gibt es für sie eine erniedrigende Strafe.

54. In treuloser und verräterischer Absicht. (Darjabaadi)

55. Ein unehrlicher Mensch macht seine Betrügereien nur noch schlimmer wenn er schwört, er sei ehrlich. Er steht anderen Menschen im Weg und hindert sie, die Wahrheit anzunehmen. Er gibt Zynikern und Skeptikern eine Handhabe. (Juusuf `Allii)

Indem sie Zweifel in den Herzen anderer auslösen. (Asad)

Sie verursachen Verdächtigungen gegen den Islam und den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, indem andere ihre Aussagen für ein "Bild des Islam aus erster Hand" halten und sich in Abscheu davon abwenden. (Mauduudi)

 

17. Ihr Vermögen und ihre Kinder werden ihnen gegen Allah nicht das geringste nützen56. Sie sind Bewohner des Feuers; darin werden sie ewig bleiben.

56. Vielleicht prahlen sie mit Besitz, Einfluss und Anhängern. Was sind jedoch alle diese irdischen Vorteile vor dem Thron Dessen, Der die letzte Entscheidung in allen Dingen trifft? Sie gelangen in äußerstes Elend. (Juusuf `Allii)

 

18. An dem Tag, da Allah sie allesamt auferweckt, werden sie Ihm schwören57, so wie sie euch jetzt schwören, und sie werden meinen, sie könnten sich auf etwas stützen58. Aber nein, sie sind und bleiben Lügner59

57. Zum Zeitpunkt des Gerichts und bevor sie die Wahrheit erkennen müssen, glauben sie vielleicht (ebenso wie jetzt) noch, dass einige Schwüre oder Ausflüchte sie retten können. Aber bereits jetzt haben sie keine haltbare Grundlage, geschweige denn dann. Unwahrheit ist Unwahrheit und muss vergehen. Sie müssen die Wertlosigkeit ihrer Unwahrheit einsehen. (Juusuf `Allii)

In ihrer lebenslangen Gewohnheit, Unwahrheiten zu beschwören und Ausflüchte zu gebrauchen. (Darjabaadi)

Es ist ihre zweite Natur geworden. (Mauduudi)

58. Sie stellen sich vor, sie hätten eine feste Grundlage, die sie retten kann. (Darjabaadi)

Nämlich die Annahme, ihre Bevorzugung irdischer Vorteile gegenüber geistigen Zielsetzungen sei "vernünftig" und damit moralisch "gerechtfertigt". Auf diese Selbsttäuschung bezieht sich auch der nächste Aja. (Asad)

59. Der bestimmte Artikel "al" vor "kadibun" weist darauf hin, dass die hier dargestellten Menschen den äußersten Grad der Selbsttäuschung erreicht haben. (Asad)

 

19. Der Teufel hat sie beherrscht60 und sie Allahs Ermahnung vergessen lassen61. Sie sind die Partei des Teufels. Die Parteigänger des Teufels sind bestimmt die Verlierer.

60. Die ursprüngliche Natur des Menschen, so wies e erschaffen hat, ist gut; vergleiche auch Suura 30:30 und die entsprechenden Fußnoten. Nur dadurch, dass der Mensch trotz aller Warnungen, die er empfangen hat, dem Bösen erlaubt, Einfluss auf ihn auszuüben, vergisst der Mensch Allah und die Eigenschaften, die Allah ihm gegeben hat. Infolgedessen wird der Mensch zum Parteigänger des Bösen und verurteilt damit sich selbst zum Untergang. (Juusuf `Allii)

61. Indem der Mensch Seine Gebote außer acht lässt. (Darjabaadi)

 

20. Diejenigen, die Allah und Seinem Gesandten zuwiderhandeln, sind unter den Verworfensten62.

62. In der geistigen Welt gibt es verschiedene Grade der Demütigung. Die schlimmste Demütigung besteht jedoch darin, dass jemand zu den Elenden gezählt wird, die versucht haben, dem Unwiderstehlichen zu widerstehen. (Juusuf `Allii)

Dies ist eine Verheißung Allahs die in Erfüllung  und immer in Erfüllung gehen wird. (Qutb)

Denn der Imaan an Allah, den einzigen, obsiegte über Götzendienerin und Verleugnung der Wahrheit, so dass der über die Welt herrschte, und zwar nach der Überwindung aller Hindernisse des Kufrs und der Vielgötterei. Vorübergehender Sieg und gelegentliche Mach Machtergreifung der Frevler und Tyrannen ändern nichts an der Regel Allahs, dass letztendlich die Rechtschaffenen und Mutaqis über die Erde herrschen werden. (Qutb)

 

21. Allah hat festgelegt. Ich werde sicherlich (alle Anfeindungen) überwinden63, Ich und meine Gesandten. Allah ist fürwahr voll der Macht und Erhabenheit64.

63. Der Unwiderstehlich wird jeden Widerstand überwinden und Sich als unüberwindlich erweisen. Dies bezieht sich auch auf Seinen Gesandten und dessen Anhänger. (Darjabaadi)

64. Zur Bedeutung des Wortes "Asiis" عَزِيز vergleiche auch Suura 22:40 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Er kann Seinen Willen verwirklichen. (Darjabaadi)

 

22. Du wirst kein Volk finden, das an Allah und den Jüngsten Tag den Imaan verinnerlicht65 und(dennoch) diejenigen liebt, die Allah und Seinem Gesandten zuwiderhandeln66, selbst wenn es ihre Väter oder Kinder oder Geschwister oder Verwandten wären. Sie sind diejenigen, deren Herzen Er den     eingraviert hat und die Er mit einem Geist stärkte, der von Ihm kam67. Und Er wird sie68 in Gärten eingehen lassen, durch die Ströme fließen. Ewig werden sie dort verweilen. Zufrieden ist Allah mit ihnen, und sie sind mit Ihm69. Diese sind Allahs Partei70. die Parteigänger Allahs sind letztendlich bestimmt die Erfolgreichen71!

65. Wenn jemand an Allah und Seine Güte und Gerechtigkeit sowie das zukünftige Leben den Imaan verinnerlicht in dem alle wahren Werte wiederhergestellt werden, kann er niemals das Böse, das Unrecht oder die Rebellion gegen Allah lieben, selbst wenn dies in seinen nächsten Angehörigen zu finden ist. (Juusuf `Allii)

Die Bindungen des Blutes und der Verwandtschaft enden nämlich an den Grenzen, des Islams sobald der Konflikt entsteht, ob ein Mensch Allah oder dem Bösen Folge leistet. Im Falle einer Auseinandersetzung zwischen der Partei Allahs und der Partei des Bösen enden selbst die Pflichten von Kindern ihren, kaafir Eltern gegenüber. In der Schlacht von Badr wurde es auf diese Weise zum Beispiel unumgänglich, dass Abu Ubaida seinen kaafir Vater tötete und Abu Bakr willens war, seinen Sohn, der noch kaafir war, zu töten. (Juusuf `Allii)

Dies bezieht sich auf alle, die an aktiven Feindseligkeiten gegen Allahs Botschaft oder die Person oder die Lehren unseres Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, beteiligt sind. Was Beziehungen zu Kaafir betrifft, die den Islam nicht aktiv bekämpfen, so erlaubt der Qur'an diese ausdrücklich und ermahnt uns an vielen Stellen zu freundlichem Verhalten ihnen gegenüber. Vergleiche auch beispielsweise Suura 60:8-9 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

66. Der Imaan an Allah ist unauslöschlich in ihre Herzen eingeschrieben, und sie können Allah nie untreu werden. (Juusuf `Allii)

67. Vergleiche Suura 2:87 und die entsprechenden Fußnoten, wo gesagt wird, dass Allah Seinen Propheten ’Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, mit dem Heiligen Geist stärkte. Hier erfahren wir, dass alle guten und rechtschaffenen Menschen von Allah mit dem Heiligen Geists stärkt werden Hier ist die Redewendung sogar noch stärker formuliert: "Geist von Ihm". Immer, wenn jemand im sein Herz Allah anbietet, nimmt Allah es an, graviert diesen Imaan das Herz des Suchenden ein und stärkt ihn: (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 16:2 und die entsprechenden Fußnoten. Nach Samachsari kann sich das "minhu" مِنْهُ entweder auf Allah beziehen ("Geist" oder "Inspiration von Ihm") oder auf den Mu'mins selbst. ("Inspiration, die aus seinem Imaan fließt"). (Asad)

68. Im zukünftigen Leben. (Darjabaadi)

69. Das ist das strahlende Bild äußerster Seelenruhe der Mu'mins in einer hoch erhabenen Stellung und einer höchst angenehmen Umgebung. Ihr Herr ist mit ihnen zufrieden und sie sind mit ihrem Herrn zufrieden. Er hat sie in Seine Nähe gebracht und als geschätzten Gästen sich ihnen in Liebe, Barmherzigkeit und Zufriedenheit zugewandt. (Qutb)

70. Dies ist die Antithese zur Anhängerschar oder Partei des Bösen, die oben in Aja 19 erwähnt wurde. Diese Partei des Bösen wird vergehen während ihr in der gegenwärtigen Welt Spielraum gegeben ist, kann die Anhängerschar der Wahrheit auch Partei Allahs genannt werden, selbst wenn in einem anderen Sinne alle Geschöpfe Allah gehören. (Juusuf `Allii)

71. Es ist nämlich Seine Gemeinschaft, die Seiner Führung folgt, Seine Gebote verwirklicht und Seinen Willen auf der Erde zur Geltung bringt. (Qutb)

 

Einführung zu Suura 59

Dies ist die dritte aus einer Serie von zehn kurzen madinansischen Suuras, die jeweils einen bestimmten Punkt im Gemeinschaftsleben abhandeln. Vergleiche auch die Einführung zu Suura 57. Hier geht es vor allem darum, wie verräterisches Verhalten der Feinde gegenüber der Umma auf die Feinde selbst zurückfällt, während es die Verbindung zwischen den verschiedenen Gruppierungen der Umma selbst stärkt, Dies wird durch die Geschichte von der Vertreibung des jüdischen Stammes der Banu Nadir im Jahre 4 nach der Hidschra veranschaulicht. Damit ist auch die chronologische Einordnung der Suura festgelegt.

Zusammenfassung:

Die Vertreibung der verräterischen Juden aus der Nachbarschaft von Madina ging reibungslos vonstatten, ihr Vertrauen auf ihre Festungsanlagen und die Zuverlässigkeit ihrer Verbündeten bei diesem Verrat erwies sich als grundlos. Die inneren Bindungen der Umma wurden jedoch gestärkt. So entspricht es der Weisheit Allahs, des Herrn der schönsten Namen. (Ajas 1 - 24)

 

Die Zusammenführung

Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen

1. Was in den Himmeln und was auf Erden ist preist Allah1, und Er ist der Allmächtige, der Allweise2.

1. Dieser Aja diese Suura einleitet, ist derselbe wie in Suura 57:1. In beiden geht es thematisch um das wunderbare Wirken von Allahs Plan und Fürsorge. In dem einen Fall bezieht sich der Text auf die Einnahme von Makka und lehrt Demut. In diesem Fall bezieht er sich auf die Vertreibung der verräterischen Banu Nadir aus der Umgebung von Madina, von wo aus sie ihre Intrigen gesteuert hatten. Vergleiche auch den nächsten Aja und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Alles preist Allah bewusst oder unbewußt. (Darjabaadi)

2. Mächtig und stark, um Seinen Freunden beizustehen, und weise in Seinen Entscheidungen. (Qutb)

 

2. Er ist es, der die Kaafirs unter den Schriftbesitzern3 bei der ersten Versammlung4 aus ihren Häusern vertrieb. Ihr hattet nicht gedacht, dass sie ausziehen würden5, und sie hatten gedacht6, ihre Festungen würden sie vor Allah schützen7. Aber Allah kam über sie, von wannen sie es nicht vermuteten und warf Schrecken in ihre Herzen, so dass sie mit ihren eigenen Händen und den Händen der Mu’mins ihre Häuser zerstörten8. Das soll eine Lehre für euch sein, ihr Einsichtigen9!

3. Dies bezieht sich auf den jüdischen Stamm der Banu Nadir, deren Verrat und Intrigen der Sache der Muslime in der gefährlichen Zeit der Schlacht von Uhud im Sawwal des Jahres 3 nach der Hidschra beinahe ein Ende bereitet hätte. Vier Monate später wurden gegen sie Schritte unternommen. Sie wurden aufgefordert, die strategisch günstige Position etwa vier Kilometer südlich von Medina zu verlassen, die sie besetzt hielten und damit die Existenz der Umma in Medina gefährdeten. Zunächst weigerten sie sich, wobei sie sich auf ihre Befestigungsanlagen und auf ihr Bündnis mit den makkanischen Götzendienern und den madinansischen Heuchlern verließen. Als sich jedoch die Armee der Muslime zu einer Strafexpedition versammelte und sie auch wirklich einige Tage lang belagerte, rührten ihre Verbündeten keinen Finger zu ihrer Hilfe, und sie waren vernünftig genug, den Rückzug anzutreten. Die meisten von ihnen schlossen sich ihren Glaubensbrüdern in Syrien an, die sie aufnahmen, nachdem sie entwaffnet worden waren. Einige von ihnen gesellten sich zu ihren Glaubensgenossen in Haibar; vergleiche hierzu auch Suura 33:27 und die entsprechenden Fußnoten. Die Banu Nadir hatten eine Strafe reichlich verdient, aber ihr Leben wurde geschont, und sie durften ihre Waren und ihr Vieh mitnehmen. (Juusuf `Allii)

Ibn Ishaaq berichtete, dass der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nach der Schlacht von Uhud mit zehn seiner Gefährten zu dem Jüdischen Stamm der Banu Nadir ging. Sie wohnten südöstlich von Madina, und hatten einen militärischen Pakt mit dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, abgeschlossen, deshalb bat er sie, einen Teil eines Lösegeldes zu zahlen. Sie zeigten sich scheinbar dazu bereit und baten ihn, etwas zu warten. Statt aber das Geld zu holen, verschworen sie sich heimlich gegen den Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und schickten einen von ihnen, um einen großen Steinbrocken vom Hausdach auf ihn, der mit dem Rücken zur Hauswand saß, zu schleudern in der Absicht, ihn zu töten. Doch Allah, der seinen Gesandten vor solchen Verschwörungen schützte, tat ihm ihren Plan kund. Er kehrte sofort nach Madina zurück, und betrachtete diese Verschwörung als Vertragsbruch, zumal die Banu Nadir seit der Schlacht von Uhud heimliche Kontakte und Verabredungen mit den makkanischen Götzendienern pflegten und Verunglimpfungen des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, unter den Muslimen in Medina verbreiteten. Er rief die Mu’mins Kampf gegen die Banu Nadir, belagerte ihre Festungen und forderte sie auf auszuwandern. Nach 26-tägiger Belagerung gaben die Juden auf und verließen ihre Siedlungen. Sie durften alles mitnehmen, was sie mitnehmen konnten, außer den Waffen. Der Qur’an macht die auf die Lehren aufmerksam, die aus den begleitenden Ereignissen gezogen werden müssen. (Qutb)

In diesem Aja liegt die Betonung darauf, dass Allah Derjenige war, Der die Kaafirs aus ihren Häusern getrieben hat. Er ist der Urheber aller Dinge, handelt jedoch durch die Menschen und manchmal auch entgegen ihren Erwartungen. (Qutb)

Die Juden, die ansonsten Achl Al-Kitaab" ("Schriftbesitzer", Anhänger einer früheren Schriftreligion) sind, werden hier als "Wahrheitsleugner" bezeichnet, weil sie sich in verräterischer Weise gegen unseren Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wandten, obgleich sie vorher zugegeben hatten, dass er der Gesandte Allahs war, den ihre eigenen Schriften (vergleiche Deuteronomium 18:15 und 18) ihnen verheißen hatten. (Asad)

4. Das Wort "hasr" in diesem Text bedeutet eine Versammlung von verstreuten Individuen oder eine Musterung. Was damit genau gemeint ist, wird von den Kommentatoren unterschiedlich gesehen. nach einigen wird damit die Verbannung der Banu Nadir aus der Nachbarschaft von Madina bezeichnet, woraufhin die zweite Versammlung oder "Musterung" dann in der Zeit von ’Umar geschah, als Juden und Christen von der Arabischen Halbinsel verbannt wurden, und die endgültige Versammlung findet am Tag der Auferstehung statt. Andere beziehen das Wort auf die Musterung der muslimischen Armee zur Expedition gegen die Banu Nadir, wobei "bei der ersten Versammlung oder Musterung" hier bedeuten würde: "bevor Blut vergossen wurde". Sah Waliullah übersetzte: "Bei der allerersten Musterung der Truppen." Unserer Ansicht nach ist dies die Übersetzung, die am besten den Sinn dieser Worte wiedergibt. (Mauduudi)

5. Das heißt ohne tatsächliche Kampfhandlungen und ohne, dass das Blut von Muslimen vergossen wurde. (Juusuf `Allii)

Angesichts der starken Position der Gegner. (Darjabaadi)

6. Im Bewusstsein ihrer Machtposition. (Darjabaadi)

Die Banu Nadir waren seit Jahrhunderten dort fest etabliert. Ihre Siedlungen waren so befestigt, wie es in Gebieten mit ständigen Stammesfehden üblich ist. Zahlenmäßig waren sie so stark wie die Muslime, und in Madina selbst hatten sie Verbündete unter den Heuchlern. Die Muslime hatten also einen bereitwilligen, kampflosen Rückzug nach so kurzer Belagerung nicht erwarten können. Auch die Banu Nadir hätten sich nicht vorstellen können, dass irgendeine Macht sie dazu bewegen könnte, innerhalb so kurzer Zeit ihre Siedlungen zu verlassen. (Mauduudi)

7. Sie hatten ein doppeltes Spiel getrieben. Ursprünglich waren sie Verbündete der Muslime unter unserem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in Madina gewesen und hatten dies beschworen, dann aber heimlich mit den Götzendienern in Makka unter Abu Sufjaan und den madinansischen Heuchlern ein Bündnis geschlossen. Sie hatten sogar versucht, den Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu töten, als er sie einmal besuchte, womit sie sowohl das Gesetz der Gastfreundschaft als auch ihr eigenes beschworenes Bündnis brachen. Sie rechneten damit, dass die makkanischen Götzendiener und die Heuchler ihnen helfen würden, aber dies taten sie nicht. Im Gegenteil zeigte die Belagerung ihnen ihre eigene Hilflosigkeit. Ihre Versorgung war abgeschnitten; die näheren Umstände der Belagerung machten es notwendig, dass ihre Palmen gefällt wurden; die unerwartete Wende ihres Schicksals entmutigte sie. Ihre Herzen wurden von Angst ergriffen und sie kapitulierten. Sie verwüsteten jedoch ihre Häuser, bevor sie sich zurückzogen. Siehe auch die nächste Fußnote. (Juusuf `Allii)

Dies ist eine metaphorische Ausdrucksweise. Damit kommt die Vorstellung zum Ausdruck, dass sie damit rechneten, dass Allah nur aus der Richtung eine Armee gegen sie schicken könnte, wo sie durch ihre Befestigungsanlagen geschützt waren. Allahs Angriff kam jedoch auf eine ganz andere Weise, indem Er sie nämlich schwächte und von innen her ihre Widerstandskraft brach, so dass weder ihre Waffen noch ihre Festungen ihnen nützen konnten. (Mauduudi)

8. Ihr Leben wurde geschont, und sie bekamen eine zehntägige Frist, in der sie sich mit ihren Familien und aller Habe, die sie transportieren konnten, zurückziehen konnten. Um nichts den Muslimen zu hinterlassen, zerstörten sie ihre eigenen Häuser und vernichteten ihr Eigentum und vervollständigten damit die Zerstörung, die die Kampfhandlungen bereits verursacht hatten. (Juusuf `Allii)

Bereits durch ihren Verrat verwirkten sie ihr Recht auf Staatszugehörigkeit und ihr angestammtes Eigentum und zerstörten dies so "mit eigener Hand". (Asad)

9. Aus diesem Ereignis können wir vielerlei Lehren ziehen. Die Juden waren nichts anderes als die Anhänger früherer Propheten: sie glaubten an Gott, an die Schrift, an die früheren Propheten und an das zukünftige Leben und waren dementsprechend frühere Muslime (= Gottergebene). Als sie jedoch der Religion und der Moral den Rücken nur um eigennützigen Absichten und irdischen Interessen nachzugehen, und ihre Verträge brachen, wandte sich Allahs Gnade von ihnen ab. Durch dieses Beispiel werden vor allem die Muslime selbst gewarnt, ihr Schicksal zu bedenken und daraus zu lernen, sich nicht so zu verhalten, als ob sie von besonders bevorzugt wären und sich aufgrund dessen eine Missachtung von Religion und Moral leisten könnten, indem sie dem Missverständnis zum Opfer fielen, ihr Imaan an den letzten Propheten sei in sich selbst schon eine Garantie für ihre Straffreiheit. Auch diejenigen können aus diesem Beispiel lernen, die in der Welt bewusst die Wahrheit bekämpfen und sich auf Reichtum, Einfluss und Macht verlassen, indem sie glauben, dies könne sie vor Strafe Allahs bewahren. (Mauduudi)

 

3. Und hätte nicht Allah ihre Verbannung angeordnet, so hätte er sie sicherlich in dieser Welt qualvoll bestraft, und im Jenseits wartet die Strafe des Feuers10 auf sie.

10. Die Verbannung war eine vergleichsweise milde Strafe für sie, aber hatte in Seiner Fürsorge beschlossen, dass sie noch eine Chance bekommen sollten, obwohl sie eine verräterische Gruppe waren. Innerhalb von zwei Jahren zeigten ihre Glaubensgenossen, die Banu Quraisa, dass sie aus diesem Beispiel nichts gelernt hatten und man mit ihnen auf andere Weise fertigwerden musste; vergleiche Suura 33:26 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Er hätte sie sonst vernichten lassen. Ihre Männer wären im Kampf umgekommen, und ihre Frauen und Kinder wären gefangen genommen worden, ohne dass jemand sie hätte freikaufen können. (Mauduudi)

 

4. All das, weil sie sich gegen Allah und Seinen Gesandten aufgelehnt haben11. Und wer sich gegen Allah auflehnt - dann ist Allah fürwahr streng im Strafen.12

11. "Sie haben sich von Allah und Seinem Gesandten abgetrennt" oder "sie haben gegen Allah und Seinen Gesandten gestritten". (Asad)

Es ist keine unerwartete Wendung und auch kein purer Zufall, dass Allah der muslimischen Schar zum Sieg verhilft und ihren Feinden Schrecken einjagt und die Engel dabei zu ihren Verbündeten macht. Der Grund für all dies ist der, dass die Götzendiener sich gegen Allah auflehnten und ständig versuchten, die Menschen von Allahs Pfad abzubringen. (Qutb)

12. Die Banu Nadir wurden dafür bestraft, dass sie das unserem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gegebene Wort gebrochen und aktiv Allahs Botschaft bekämpft und seine Feinde unterstützt hatten, und damit hatten sie gegen Seinen heiligen Willen rebelliert. Die Strafe Allahs für einen solchen Verrat ist besonders schwer. (Juusuf `Allii)

 

5. Was ihr an Palmen gefällt habt13 und was ihr auf den Wurzeln habt stehen lassen14, es geschah mit Allahs Erlaubnis15, wodurch Er die Frevler demütigte16.

13. Damit sind die Muslime angesprochen. (Darjabaadi)

14. Unnötiges Fällen von Fruchtbäumen oder die Vernichtung der Ernte oder jede willkürliche Zerstörung im Krieg ist nach dem Gesetz des Islam verboten. Manchmal ist eine solche Zerstörung jedoch notwendig, um den Gegner unter Druck zu setzen, und in einem solchen Fall kann sie erlaubt sein. Soweit es jedoch mit der Zielsetzung einer solchen militärischen Operation vereinbar ist, dürfen solche Bäume nicht gefällt werden. Beide Prinzipien entsprechen Allahs Willen und wurden von den Muslimen bei dieser Expedition befolgt. (Juusuf `Allii)

Die Muslime hatten Palmen gefällt, die die Belagerung behinderten aber anderen Palmen stehengelassen. Die Banu Nadir und die Heuchler leiteten daher einen Vorwurf gegen den Propheten , Allahs Segen und Frieden auf ihm, ab, der das Fällen von Fruchtbäumen immer verboten hatte. Deswegen wird hier klargestellt, dass Zerstörungen, die im Kriegsfall notwendig werden, keine Willkür sind. "Unheil in der Welt stiften" würde vielmehr eine Armee, die in ein Territorium eindringt und ohne jeden Grund Bäume fällt, die Ernte vernichtet oder Häuser zerstört. (Mauduudi)

15. Die Banu Nadir mussten für ihre Arroganz eine Demütigung erfahren und ihre Macht, Unheil anzurichten, musste vernichtet werden. (Juusuf `Allii)

16. Die erste Demütigung bestand darin, dass sie hilflos zusehen mussten, wie die Palmen, die sie mit eigener Hand gepflanzt und seit Generationen besessen hatten, gefällt wurden. Die zweite Demütigung bestand darin, dass sie mit ansehen mussten, dass die Palmen, die stehen geblieben waren, in die Hände der Muslime fielen. (Mauduudi)

 

6. Was Allah Seinem Gesandten von ihnen gewährt hat17, ihr habt weder Pferd noch Kamel dafür aufgeboten18, sondern Allah gibt Seinem Gesandten Übermacht, über wen Er will, und Allah hat Macht über alle Dinge19.

17. Was Allah unserem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, vom Eigentum des Gegners kampflos gegeben hatte. (Darjabaadi)

Hier: von den Banu Nadir. (Asad)

Von hier bis unten Aja 10 wird erläutert, wie Ländereien und Besitz, der nach der Ausweisung der Banu Nadir dem islamischen Staat zufiel, zu verwalten sein sollte. Da dies der erste Fall war, wo gegnerisches Gebiet besetzt wurde, wurden hier die Umrisse eines diesbezüglichen Gesetzes gezeichnet. Aus dem Wortlaut geht hervor, dass diejenigen, die sich gegen Allah auflehnen, kein Recht auf das Land haben und auf das, was sich darauf befindet. Sie haben sich vielmehr wie ungehorsame Diener das Eigentum ihres Herrn angeeignet. Der wirkliche Zweck dieses Eigentums liegt darin, dass er im Dienst und Gehorsam gegenüber seinem wirklichen Herrn genutzt wird. (Mauduudi)

18. Weder mit Pferden noch mit Kamelen war bei dieser Belagerung Kavallerie eingesetzt worden, sondern der Gegner gab beim ersten Anmarsch nach. Vergleiche oben Aja 2 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Ihr habt nicht dafür kämpfen müssen; der Gegner hat sich kampflos ergeben. Der Begriff "fay" wird im Qur’an und in den Hadiisen ausnahmslos auf im Krieg erlangte Dinge angewendet, sei es Land, Tribut oder eine Kriegsentschädigung, die als Friedensbedingung vom Gegner gefordert wird, und zwar von einem Gegner, der sich ergeben hat, bevor tatsächlich Kampfhandlungen stattfanden. (Asad)

19. Allah erreicht Sein Ziel auf verschiedene Weise entsprechend Seinem Heiligen Willen und Plan. In einigen Fällen wird ein Kampf notwendig. In anderen Fällen erlangen die Mutaqis ihr Ziel und schüchtern ihre Gegner ein, ohne Gewalt anwenden zu müssen. (Juusuf `Allii)

Die Gesandten Allahs gehören zu Seiner Macht, mit der Er diejenigen bestraft, die Seine Strafe verdienen. (Qutb)

 

7. Was Allah Seinen Gesandten20 von den Bewohnern der Städte21 erben ließ, das gehört Allah22 und Seinem Gesandten23 und den nahen Angehörigen24 und den Waisen und den Armen und den Reisenden25, damit es nicht nur unter den Reichen von euch die Runde macht26. Und was euch der Gesandte27 gibt, dass nehmt, und was er euch verwehrt, darauf verzichtet28. Und fürchtet Allah. Allah ist fürwahr streng im Strafen.

20. Die Juden hatten um Madina Siedlungen mit eigener Regierungshoheit. Als unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nach Madina auswanderte, schloss er einen Bund mit ihnen, wonach beide Partner zusammen gegen jeden Angreifer vorgehen sollten. Die Juden aber liebäugelten verräterisch mit den makkanischen Götzendienern und handelten gegen das Bündnis mit dem Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm. (Qutb)

21. Die Städte waren die Siedlungen der Juden in der Umgebung von Medina, wo die Banu Nadir und möglicherweise auch andere Stämme lebten. Vergleiche auch die "Städte" unten in Aja 14. (Juusuf `Allii)

22. Grundsätzlich, und niemand aus der Gemeinschaft hat einen Anspruch darauf. (Darjabaadi)

23. Diese Beute wurde ohne Kampfhandlungen gemacht. Sie wurde deswegen anders verteilt. Unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, durfte einen Teil behalten, von dem er immer wieder für die gemeinschaftlichen Interessen bis zu seinem Tod ausgab. Nach seinem Tod ging sein ganzes Vermögen an die Staatskasse. Der Rest sollte wie weiter unten angegeben verteilt werden. (Qutb)

Nicht individuellen muslimischen Kämpfern. Wie so oft im Qur’an, so ist auch hier "Allah und Sein Gesandter" eine Umschreibung für die islamische Sache beziehungsweise für eine Regierung, die im Sinne der Gesetze des Qur’an und der Lehren des Propheten regiert. (Asad)

24. Für die Verwandten des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm. (Darjabaadi)

Die Verwandten des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, durften nichts vom Sakat (Almosen) nehmen. Dafür sollten sie - ähnlich wie der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, selbst - von dem Fay einen Teil bekommen, da sie zuvor besonders unter der Verfolgung hatten leiden müssen. Für die Angehörigen gefallener Muslime. (Asad)

25. Vergleiche Suura 8:41 und die entsprechenden Fußnoten, wo es um Beute geht, die bei tatsächlichen Kampfhandlungen gewonnen wurde, und von der ein Fünftel für die oben erwähnten fünf Menschengruppen zu reservieren ist. Im Gegensatz dazu wird "Fay" vollständig für sie verwendet. (Asad)

Die Fremden, die unterwegs sind, haben in dem fremden Ort keine Verwandten und keine Freunde, die ihnen in einer eventuellen Notlage helfen könnten. (Anm. d. Übers.)

26. Dies ist einer der wichtigsten Ajas im Qur’an, der die Grundprinzipien für die Wirtschaftspolitik einer islamischen Gemeinschaft und Regierung darlegt. Wohlstand sollte unter den Mitgliedern der gesamten Gemeinschaft zirkulieren und nicht nur unter den Reichen, damit nicht die Reichen immer reicher und die Armen immer ärmer werden. Aus dem gleichen Grund hat der Qur’an Wucher verboten, die Armensteuer zur Pflicht gemacht, angeordnet, dass ein Fünftel der Kriegsbeute den Armen zur Verfügung gestellt wird, die Muslime zu freiwilliger Freigebigkeit aufgefordert und verschiedene Formen der Sühne für Vergehen eingeführt, die den ärmeren Klassen der Gesellschaft Anteil am Wohlstand ermöglichen. Ebenso tragen die Erbgesetze dazu bei, dass Reichtum verteilt wird. Eine islamische Regierung soll mit ihren Geldern so umgehen, dass reiche und einflussreiche Leute kein Monopol über die Mittel haben, sondern diese in Umlauf bleiben. (Mauduudi)

27. Dies steht später für den islamischen Staat, der in diesem Sinne über den Anteil "Allah und Seines Gesandten" zu verfügen hat. (Asad)

28. Da der Wortlaut diese Gebots allgemein gehalten ist, kann er nicht auf "Fay" beschränkt bleiben, sondern die Muslime sollten in allen Dingen dem Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gehorchen. (Mauduudi)

 

8. (Es ist)29 für die armen Auswanderer30, die aus ihren Wohnstätten und von ihrem Hab und Gut vertrieben wurden, indem sie Allahs Gunst und Wohlgefallen anstrebten31 und Allah und Seinem Gesandten halfen. Dies sind die Wahrhaftigen.

29. In diesem Aja folgt eine Präzisierung der Gruppe von Menschen, denen von dem Fay gegeben werden soll, nämlich den armen Auswanderern ... (Anm. d. Übers.)

30. Die Muhadschiruun sind diejenigen, die ihr Heim und ihr Eigentum in Mekka verlassen hatten, um dem Propheten bei seiner Auswanderung nach Medina beizustehen. Ihre Hingabe und Aufrichtigkeit erwies sich zweifelsfrei in ihrer Selbstlosigkeit, und sie sollten nun belohnt werden. (Juusuf `Allii)

Diejenigen, die den Bereich des Bösen verlassen haben. (Asad)

Vor der Besetzung des Gebietes der Banu Nadir hatten die Auswanderer keine permanente Bleibe und keinen gesicherten Unterhalt. Deswegen wurde ihnen ein Anteil an "Fay" zugestanden, ebenso wie anderen Armen, Waisen und Reisende. Mit diesen Mitteln sollte all denen geholfen werden, die gezwungen waren, für die Sache Allahs und Seines Gesandten auszuwandern. Dies bezieht sich nicht allein auf diesen historischen Zusammenhang, sondern ist für alle Zeiten die Pflicht eines islamischen Staates. (Mauduudi)

31. Menschen mit Imaan die nicht von weltlichen Absichten getrieben werden. (Darjabaadi)

 

9. Und diejenigen, die vor ihnen in der Stadt wohnten32 und im Imaan (verwurzelt waren)33, lieben diejenigen, die zu ihnen auswanderten. Sie finden in ihren Herzen kein Bedürfnis nach dem, was (jenen) gegeben wurde. Sie geben ihnen den Vorzug vor sich selbst34, auch wenn sie selbst unter Entbehrun- - gen leiden. Und diejenigen, die vor ihrer eigenen Habgier bewahrt sind, denen wird es wohl ergehen35

32. Es soll auch den Armen unter folgenden Personen zur Verfügung stehen. (Asad)

33. Dies bezieht sich auf die Ans (die "Helfer"), die Leute von Madina, die den Islam annahmen, als er in Makka verfolgt wurde, und die den Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, einladen, ihr Führer in Madina zu werden. Aufgrund ihres guten Willens und ihrer großzügigen Gastfreundschaft wurde die Hidschra möglich. Sie nahmen den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, auf und alle seine Anhänger, die mit ihm kamen. Erstaunliche Bindungen der Bruderschaft wurden zwischen den Mitgliedern der beiden Gruppen geschlossen. Bis die islamische Gemeinschaft über eigene Mittel verfügte, waren die Helfer die Gebenden und die Auswanderer die Nehmenden. Die Helfer empfanden es als Privileg, den Auswanderern zu helfen, und selbst die Armen wetteiferten mit den Reichen in der Selbstaufopferung. Als das besetzte Gebiet der Banu Nadir verteilt wurde, ging ein großer Teil davon an die Auswanderer, wobei die Helfer keineswegs neidisch wurden. Sie freuten sich über das Glück ihrer Brüder. Ihrerseits wurden sie damit auch von Sorgen und Pflichten befreit. (Juusuf `Allii)

Vor der Ankunft derer, die "den Bereich des Bösen verlassen haben." (Asad)

Damit wird noch einmal unterstrichen, dass nicht nur die Auswanderer Nutzen von Fay haben, sondern auch die Helfer. (Mauduudi)

34. Geiz und Kleinmut stehen allem Guten im Wege. Gutes ist in jeder Hinsicht großmütig und freigebig. (Juusuf `Allii)

Dies bezieht sich in erster Linie auf Ansar ("Helfer") von Madina. In einem weiter verstandenen Sinne bezieht es sich aber auch auf alle aufrichtigen zu allen Zeiten, die in Freiheit und Sicherheit im Bereich des Islam leben und bereit sind, jeden mit offenen Armen zu empfangen, der seine Heimat verlassen muss, um den Erfordernissen seines entsprechend leben zu können. (Asad)

35. Gier, Geiz und Habsucht werden hier als Haupthindernisse zur Erlangung eines Glückzustandes in diesem und dem künftigen Leben herausgestellt. (Asad)

 

10. Und diejenigen, die nach ihnen kamen36, sprechen: „Unser Herr, vergib uns und unseren Brüdern, die uns im Imaan verinnerlichen vorangegangen sind, und lasse in unseren Herzen37 keinen Groll gegen die Mu’mins sein38. Unser Herr, Du bist fürwahr gütig und barmherzig."

36. Der unmittelbare Bezug ist auf diejenigen, die später in Madina ankamen oder - verglichen mit den Auswanderern - später den Islam annahmen. Allgemein gefasst schließt es jedoch alle ein, die in späteren Zeiten sich dem Islam anschlossen. Sie beten nicht nur für sich selber, sondern für alle Geschwister im Islam, und vor allem bitten sie darum, dass ihre Herzen von allen Neigungen gereinigt werden, die guten Handlungen anderer Muslime gering zu schätzen oder über deren Erfolg oder Glück Neid zu empfinden. (Juusuf `Allii)

37. Ein Mensch. der Unrecht erlitten hat oder enttäuscht worden ist, hat vielleicht in seinem Inneren noch eine Bitterkeit, die gelegentlich in sein Bewusstsein dringt und einen Schatten auf sein Glück wirft. Dann ist die Erinnerung selbst schmerzhaft. Auch Trauer wird in der Erinnerung intensiviert. Aber dies gilt für unser vollkommenes Leben. Im vollkommenen Glück der Rechtschaffenen werden solche Gefühle ausgelöscht. Die Schatten der Vergangenheit werden sich im strahlenden Licht aufgelöst haben, und kein vergangenes Glück wird mit dem vollkommenen Glück vergleichbar sein, das sie erreicht haben. Auch kein Neid wird diese Glückseligkeit überschatten. (Juusuf  'Allii)

Groll. den sie vielleicht zu Lebzeiten gegeneinander gehegt hatten. Dieser wird durch vollkommene Liebe und Freundschaft ersetzt. In dieser Beziehung besteht ein scharfer Gegensatz zwischen den Bewohnern des Paradieses und denen der Hölle. deren Inneres voll ist mit Neid, Hass und Groll. (Darjabaadi)

Wenn es zwischen den guten Menschen in dieser Welt irgendwelche feindseligen Gefühle oder Missverständnisse gegeben hat. dann werden diese alle im zukünftigen Leben beseitigt. Ihre Herzen werden ganz frei von Feindschaft, und sie kommen als aufrichtige Freunde ins Paradies. Sie werden nicht einmal unangenehm berührt, wenn sie sehen, dass ihre Opponenten, Rivalen und Kritiker die Freuden des Paradieses mit ihnen teilen. Allah würde die guten Menschen nicht mit einem solchen Schatten auf ihrem Charakter ins Paradies kommen lassen, sondern sie durch seine Barmherzigkeit reinigen. (Mauduudi)

38. Die Mu'mins sind durch ihren Imaan miteinander verbunden, im Bewusstsein dar Barmherzigkeit und Freundlichkeit. (Qutb)

Wann der Imaan das Wichtigste in einem Menschenherzen ist, wünscht er unweigerlich allen denen, die seinen Imaan mit ihm teilen, das Basta. (Mauduudi)

 

Abschnitt 2

11. Hast du nicht von denjenigen erfahren, die Heuchler wurden39? Sie sprechen zu ihren Artgenossen von den Schriftbesitzern, die die Botschaft verleugneten40: "Wenn ihr vertrieben werdet, dann ziehen wir gewisslich mit euch, und wir werden niemals jemandem gegen euch Folge leisten, und wenn ihr angegriffen werdet, dann werden wir euch gewiss beistehen." Allah aber ist Zeuge, dass sie doch Lügner sind41."

39. Diejenigen, die ihre wirklichen Gefühle geheim halten. (Asad)

Aus dem Stil dieses Abschnittes ist ersichtlich, dass allem Anschein nach unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, den Banu Nadir eine Aufforderung zukommen ließ, Madina innerhalb von zehn Tagen zu verlassen, bevor er ihre Siedlungen belagerte. Zu dieser Zeit schickten Abdullah ibn Ubayy und andere Führer dar Heuchler ihnen eine Botschaft, die besagte, dass sie ihnen mit zweitausend Mann zu Hilfe kommen würden, so dass sie nicht vor den Muslimen kapitulieren müssten. Wenn die Muslime sie dennoch vertreiben würden, dann würden sie mit ihnen gehen. Daraufhin wurden diese Ajas offenbart. Dieser Abschnitt ist also früher offenbart worden als der erste. Die beiden Abschnitte sind wahrscheinlich deswegen ausgetauscht worden, weil die Thematik das ersten Abschnittes von größerer Bedeutung ist. (Mauduudi)

40. Die Heuchler von Madina hatten den Banu Nadir ihre Unterstützung zugesichert. Sie waren von dar Annahme ausgegangen, dass ihr eigener Verrat an dar Sache diese so schwächen würde, dass sie damit ihre Freunde würden retten können. Sie hätten jedoch niemals Maßnahmen ergriffen, die wirkliche Opferbereitschaft erforderten; wann sie ihren jüdischen Freunden geholfen hätten, dann hätten sie wahrscheinlich doch keinen Erfolg gehabt; wann sie sich wirklich an Auseinandersetzungen beteiligt hätten, dann hätten sie doch weder moralische Stärke noch den Mut gehabt, ihnen wirklich nützlich zu sein, und vor dar Disziplin, dem Ernst und dem Imaan der Muslime hätten sie bald die Flucht ergriffen. (Juusuf `Allii)

Dieser Abschnitt kann auch in einem weiter gefassten, zeitlosen Sinne verstanden werden und sich dann auf die Nutzlosigkeit und Sinnlosigkeit aller Bündnisse zwischen Menschen beziehen, die sich dar Wahrheit entgegenstellen, und Menschen, die halbharzig hin- und her schwanken und weder bereit sind, sich konsequent für eine Sache einzusetzen, noch moralisch stark genug sind, ihren Kufr einzugestehen. (Asad)

41. So geschah es auch wirklich. Sie rührten nie einen Finger für die Juden und hatten auch gar nicht die Absicht dazu. jedoch Allah kennt alle geheimen Absichten und Motivationen. Vergleiche auch Suura 47:26 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

 

12. Wenn Sie vertrieben werden, dann gehen sie doch nicht mit ihnen, und wenn sie angegriffen werden, dann stehen sie ihnen doch nicht bei. Und wenn sie ihnen auch beistünden42, sie würden doch (schließlich)43 die Flucht ergreifen, und von niemandem Hilfe bekommen44.

42. Um den Anschein aufrechtzuerhalten. (Darjabaadi)

43. Auf lange Sicht. (Darjabaadi)

44. Allah hilft immer dem Bedrängte Mild Ihn in seiner Not treu und ergeben um Hilfe ruft. Diesen aber kann nicht geholfen werden, weil sie sich gegen Seinen Gesandten auflehnten. (Anm. d. Übers.)

 

13. Wahrlich, sie empfinden in ihren Herzen größere Ehrfurcht vor euch als vor Allah45. Dies (ist der Fall), weil sie ein Volk sind ohne Verstand46.

45. "Ihr seid stärker (als sie) aufgrund der Angst in ihren Herzen, die von Allah (geschickt wurde)". Damit wird den Muslimen gesagt: "Selbst wenn ihr zahlenmäßig schwach seid oder sie sie scheinbare Vorteile haben, seid ihr in Wirklichkeit stärker als sie, denn sie haben in ihrem Inneren Angst, und Allah schickt in die Herzen der Ungerechten." Eine andere Satzkonstruktion würde folgende Bedeutung ergeben: „Da sie Kaafir sind, fürchten sie euch mehr als denn sie sehen eure Kampfkraft, während sie an Allah nicht den Imaan verinnerlichen" (Juusuf `Allii)

Die Heuchler und ihre Artgenossen unter den leugnenden Schriftbesitzern verinnerlichen nicht den Imaan an Allah und begreifen nicht Seine Hoheit und Seine Allmacht haben deswegen keine richtige Ehrfurcht vor Ihm. Sie kennen aber die Entschlossenheit und die Tapferkeit der Mu'mins und haben deswegen mehr Ehrfurcht vor ihnen als vor Allah. (Qutb)

Ihre Angst, euch offen gegenüberzutreten, ist nicht darin begründet, dass sie Angst vor Allah und vor ihrer Verantwortung Ihm gegenüber hätten, sondern sie sehen eure Liebe und Opferbereitschaft für den Islam und den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und die starke Einheit in euren Reihen und sind dadurch entmutigt. (Mauduudi)

46. Damit wird offenkundig, wie es im Inneren der Heuchler wirklich aussieht und im Inneren derjenigen unter den Anhängern früherer Schriftreligionen, die die Wahrheit nicht sehen wollen. (Qutb)

Insofern als sie nicht oder höchstens halbherzig an Allah den Imaan verinnerlichen, verursachen ihnen die greifbaren, materiellen Gefahren dieser Welt größere Angst als der Gedanke an Sein letztendliches Gericht. (Asad)

Ein vernünftiger Mensch weis, dass die wirkliche Macht bei Allah Liegt, nicht bei den Menschen. Er wird deswegen alles vermeiden, was Allahs Strafe heraufbeschwöre könnte, ob eine menschliche Macht ihn dafür zur Rechenschaft zieht oder nicht, und er wird alle Pflichten erfüllen, die Allah auferlegt hat, auch wenn er von allen Mächten der Welt dabei behindert wird. Ein unvernünftiger Mensch hingegen lässt seine Haltung und sein Verhalten durch menschliche Mächte statt durch Allahs Macht bestimmen, denn Allahs Macht ist für ihn nicht wahrnehmbar, während menschliche Macht sehr wohl wahrnehmbar ist. Wenn er etwas vermeidet, dann nicht aus Verantwortungsbewusstsein vor Allah, sondern aus Angst, eine menschliche Macht könnte ihn dafür zur Rechenschaft ziehen. Und wenn er etwas tut, dann nicht deswegen, weil ihm geboten hat, sondern weil eine menschliche Instanz es gutheißt oder befiehlt und ihn möglicherweise dafür belohnt. Das ist die Unterscheidung zwischen Vernunft und Unvernunft und es unterscheidet einen Mu’min von einem Kaafir. (Mauduudi) .

 

14. Sie würden nicht einmal alle gemeinsam bekämpfen47, es sei denn in befestigten Städten oder hinter Mauern. Stark ist (hingegen) ihr Kampfgeist untereinander48. Du hältst sie für eine Einheit, doch sind sie innerlich zerstritten. Dies weil sie ein Volk ohne Einsicht sind49

47. Die Leugner und die Schriftbesitzer haben nicht den Mut, in eine offene Schlacht gegen die Mu'minins zu gehen. Sie müssen sich in stark befestigten Siedlungen und hinter Mauern verstecken. Gegenseitig aber liefern sie sich verbissene Kämpfe und hassen sich und beneiden sich gegenseitig. Dar äußerliche Anschein, dass sie einheitlich sind, ist trügerisch. (Qutb)

48. Sie verfügen vielleicht über einen starken Kampfgeist, haben aber keine gemeinsame Sache und kein gemeinsames Ziel, für das sie sich einsetzen könnten. Die makkanischen Götzendiener wollen lediglich ihr ungerechtes System aufrechterhalten, die madinansischen Heuchler streben ihre eigene Vorherrschaft in Madina an, die Juden schließlich wollen ihre rassische Überlegenheit über die Araber unter Beweis stellen, auf deren wachsende Einigkeit und Kraft sie eifersüchtig sind. Ihr Bündnis kann weder im Sieg noch in der Niederlage irgendwelchem Druck standhalten. Wenn sie vernünftig wären, würden sie die Sache der Einheit, des Islams der Wahrheit annahmen. (Juusuf `Allii)

Während die Schwäche der Kaafirs in ihrer Feigheit besteht, indem sie Menschen mehr fürchten als Allah und nicht wie die Mu’mins ein höheres Ziel im Leben haben, für das sie sich einsetzen, besteht ihre zweite Schwäche darin, dass sie untereinander keine Gemeinsamkeiten haben außer der Heuchelei. Sie sind nur dadurch zusammengekommen, dass sie sich durch die Führerschaft des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und die menschliche Wärme unter seinen Anhängern gestört fühlen. Aufgrund dieser Eifersucht haben sie sich zusammengeschlossen und mit den Feinden des Islam verbündet, um diesem ein Ende zu setzen. Dabei strebte jeder nach seiner eigenen Macht, und niemand war aufrichtig; sie hegten vielmehr untereinander solche Feindschaft, dass sie weder ihre gegenseitigen Feindseligkeiten ruhen lassen noch davon absahen konnten, einander selbst angesichts des gemeinsamen Feindes Schaden zuzufügen. (Mauduudi)

49. Um das anzustreben, was gut für sie selbst ist. Das heißt, dass Menschen, die keinen Imaan und keine bestimmten moralischen Überzeugungen haben, untereinander niemals wirkliche Einigkeit erreichen können, sondern immer zu gegenseitiger Aggressivität neigen. (Asad)

 

15. Sie folgten dem Beispiel derjenigen50 vor ihnen51, die vor kurzem die schlimmen Folgen ihres Verhalten kosten mussten52, und es wartet eine schmerzliche Strafe auf sie.

50. Beiden Arten von Gegnern muss unweigerlich das passieren, was vor ihnen anderen passiert ist. Dieser Einschub, der sich sowohl auf die Wahrheitsleugner als auch auf die Heuchler bezieht, ist durch den Gebrauch der Dualform in Aja 17 gerechtfertigt. (Asad)

51. Dia unmittelbare Bezugnahme ist offensichtlich auf den jüdischen Stamm der Qainuqa, der das Goldschmiedehandwerk betrieb und ebenfalls in einer befestigten Siedlung in der Nähe von Madina lebte. Auch er wurde wegen Verrats etwa einen Monat nach dar Schlacht von Badr in Verbannung geschickt. Die Banu Nadir hatten daraus offensichtlich nichts gelernt. Allgemein gefasst bedeutet dies, dass wir lernen müssen, uns vor den Folgen verräterischen Verhaltens zu hüten. Bündnisse mit anderen unaufrichtigen Menschen nützen nicht. (Juusuf `Allii)

52. Dies kann sich entweder auf die makkanischen Götzendiner in der Schlacht von Badr beziehen oder auf den jüdischen Stamm der Qainuqa. Aber im weiter gefassten Sinne, wie es auch aus den folgenden beiden Ajas hervorgeht, ist die Bedeutung keineswegs auf eine bestimmte Zeit oder bestimmte historische Ereignisse beschränkt. (Asad)

Die Heuchler und die Wahrheitsleugner unter den Schriftbesitzern können den Muslimen nur etwas antun, wenn diese uneins sind und nicht die oben beschriebene gegenseitige Liebe unter den zeigen. Wenn die Muslime an Allah den Imaan verinnerlichen auf Ihn vertrauen, werden sie einander lieben und das Lager ihrer Feinde zerbröckelt. (Qutb)

 

16. (Sie folgten dem Beispiel) des Schaytaans53, wenn er zu dem Menschen Spricht: „Verwirf die Zeichen Allahs" Und wenn dieser sie verwirft, spricht (der Schaytaan): "Ich habe nichts mir dir zu tun54. Ich habe große Furcht vor Allah, dem Herrn der Welten55.“

53. Ihre Verbündeten betrogen sie, wie der Böse ... (Juusuf `Allii)

Sie sind wie der Böse ... (Darjabaadi)

54. Dies ist ein passendes Gleichnis. Das Böse führt den Menschen auf jede erdenkliche Weise in Versuchung und täuscht ihn mit Versprechungen und Bündnissen, um ihn glauben zu machen, er sei vor den Folgen sicher. "Leugnet Allah" ist nicht nur eine Aufforderung zur Leugnung mit Worten, sondern auch zur Leugnung durch Taten - Ungehorsam gegenüber Seinem Gesetz, Abweichen vom geraden Weg. Wenn der Verführte ins Elend geraten ist, sagt das Böse zu ihm zynisch: „Wie kann ich dir gegen Allah beistehen? Siehst du nicht, dass ich selbst vor Ihm Angst habe? Alle unsere Bündnisse und Versprechungen waren rosa Wolken. Du musst nun die Folgen deiner eigenen Unvernunft ausbaden. (Juusuf `Allii)

55 Es ist eine typische Verhaltensweise von Führern einer schlechten Sache, sich von ihren Mitläufern loszusagen, wenn ihre Sache verloren ist, und sie im Stich zu lassen. Sie sehen die Folgen deutlicher als ihre Anhänger. Sie sind nicht schwachsinnig: sie kennen die Folgen von Allahs Zorn. Schaytaans "Furcht" vor Allah ist mit Hass verbundene Angst- genau das Gegenteil des Gefühls, das als Taqwa bezeichnet wird, nämlich der Wunsch, nichts gegen Allahs Willen zu tun, der auf Vertrauen Allahs und Liebe zu Allah begründet ist. (Juusuf 'Allii)

 

17. Das Ende beider56 wird sein, dass sie im Feuer ewig darin bleiben. Und das ist die Strafe für die Ungerechten.

56. Das Ende des Verführers und des Verführten. (Darjabaadi)

 

18. O die ihr den Imaan verinnerlicht, fürchtet Allah57, und jede Seele soll schauen, was sie für morgen vorausschickt58. Fürchtet Allah59. Allah weis sehr wohl, was ihr tut.

57. Taqwa ist etwas, das mit Liebe verwandt ist; es bedeutet die Furcht, Ihn zu erzürnen oder etwas Falsches zu tun, das Seine Zufriedenheit stört. Taqwa bedeutet Selbstbeherrschung, sich vor Bösem, Unrecht und Ungerechtigkeit hüten, und positiv Gutes tun. Vergleiche auch Suura 2:2 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Und lernt aus den Erfahrungen derjenigen, die gegen rebelliert haben. (Darjabaadi)

Auf Vorwürfe gegen die Heuchler folgt im Qur'an immer eine Ermahnung an diejenigen, in deren noch ein Lebensfunke vorhanden ist und die vielleicht ihr Verhalten und ihre Einstellung bereuen und aus Taqwa versuchen, aus der Grube herauszukommen, in die ihre Selbstsucht sie geworfen hat. Der ganze folgende Abschnitt ist eine solche Ermahnung. (Mauduudi)

58. Die positive Seite von Taqwa wird hier betont. Es ist nicht nur ein Gefühl oder eine Regung, sondern eine Handlung, das Tun von Dingen, die zur Vorbereitung und Wegzehrung für das zukünftige Leben werden, das hier als "morgen" bezeichnet wird im Gegensatz zum gegenwärtigen Leben, dem „heute". (Juusuf `Allii)

Auf diese Weise gibt Allah dem Menschen zu verstehen, dass es äußerst unvernünftig ist, alles heute zu verspielen und morgen ohne Nahrung und Kleidung dazusitzen; ebenso aber auch alles für das diesseitige Leben aufzuwenden und nicht auf das zukünftige Leben zu achten. Der Mensch muss sich selbst entscheiden, so dass er nicht seine eigene Zukunft ruiniert. (Mauduudi)

59. Diese Wiederholung betont beide Seiten der Taqwa: "Lasst eure Seelen fürchten, Böses zu tun, und bemüht euch um jede rechtschaffene Handlung, denn an Allah beobachtet sowohl eure Absichten als auch eure Handlungen, und in Seinem System der Dinge hat alles seine Folgen." (Juusuf `Allii)

 

19. Und seid nicht gleich denen, die Allah vergaßen60. Dann ließ Er sie sich selbst vergessen61. Diese sind die Frevler.

60. Die Heuchler denken wenig an Allah, während die Mu’mins oft an Ihn denken. Sie danken Ihm für die immer währende Barmherzigkeit, bereuen schnell ihr Sünden und bitten ihn um Vergebung, nehmen Zuflucht bei Ihm vor dem Schaytaan und flehen Ihn um Hilfe an. Wer nicht an Allah denkt, den verführen die Schataane und lassen von ihm nicht mehr ab. (Anm. d. Übers.)

Dies ist ein merkwürdiger Zustand, aber dennoch wirklich. Diejenigen, die in diesem Leben Allah vergessen und ihre Verbindung mit ihm abreißen lassen, vergessen nämlich damit auch ihre Vergänglichkeit, so dass sie nichts für ihre Zukunft vorausschicken. (Qutb)

So dass sie Böses für gut und Verlust für Gewinn halten. (Darjabaadi)

Wenn der Mensch vergisst, dass er allein Allahs Diener ist, dann dient er letztendlich jemandem, dessen Diener er nicht ist. Dies ist ein grobes Missverständnis, das sich auf das gesamte Leben auswirkt. (Mauduudi)

61. Indem sie absichtlich die Fähigkeit der Vernunft falsch anwenden, die Allah ihnen gegeben hat, und - in Unachtsamkeit ihm gegenüber - ihr eigenes geistiges Potential vergeuden. (Asad)

 

20. Die Bewohner des Feuers62 sind nicht gleich den Bewohnern des Paradieses63. Die Bewohner des Paradieses sind die Glückseligen64.

62. Aus dem vorigen Aja, folgt, dass diese Menschen Bewohner des Feuers sind. Ihre Verhaltensweise ist sicherlich anders als die der Mu’mins. (Qutb)

63. Weder ist ihr Verhalten gleich noch ihr letztendlicher Zustand. Sie sind nicht vergleichbar. (Qutb)

64. Sie haben den Preis gewonnen, nachdem sie die Prüfungen des Diesseits bestanden haben. Und welch ein Preis! (Anm. d. Übers.)

Die anderen, die Bewohner des Feuers, müssen feststellen, dass ihr Leben vergeudet ist und sinnlos war. Ihre Fähigkeiten werden wirkungslos und ihre Wünsche enden in Sinnlosigkeit. (Juusuf `Allii)

 

21. Hätten Wir diesen Qur'an auf einen Berg65 hinabgesandt, dann hättest du gesehen, wie er sich demütigte und aus Furcht vor Allah spaltete66. Solche Gleichnisse prägen Wir für die Menschen, vielleicht werden sie nachdenken?

65. Zwei Vorstellungen sind in der Phantasie des Menschen mit dem Berg verbunden, einmal seine Höhe und zum anderen seine steinige Härte. Hier setzt das Gleichnis an. Die Offenbarung trist so erhaben, dass selbst die höchsten Berge sich davor demütigen. Sie ist so machtvoll und überzeugend, dass sich selbst härteste Steine darunter spalten. Will dann der Mensch so arrogant sein, sich ihr überlegen zu fühlen, und so hartherzig, sich nicht davon berühren zu lassen? Für den unverdorbenen Menschen muss die Antwort "Nein" lauten. (Juusuf `Allii)

Dies ist ein Bild, das eine Wirklichkeit darstellt. Diesem Qur'an und seiner Macht und Autorität kann in Wirklichkeit nichts widerstehen. So fühlte sich auch beispielsweise ’Umar ibn Al-Hattab überwältigt, als die Suura At-Tur (Suura 52) vor ihm vorgetragen wurde, er lehnte sich an die Mauer, um nicht umzufallen, dann ging er heim und war einen Monat lang krank und wurde von seinen Freunden besucht. Und dies alles durch die immense Wirkung der Ajas! (Qutb)

66. Vergleiche Suura 7:143 und die entsprechenden Fußnoten, wo es darum geht, dass in der Geschichte Muusas der Berg in Staub zerfiel, als seine Herrlichkeit darauf offenbarte. Vergleiche auch Suura 33:72 und die entsprechenden Fußnoten, wo die Berge allegorisch für Stabilität stehen, sich jedoch weigern, die Verantwortung auf sich zu nehmen, weil sie sich selbst zu gering fühlen, um einer solchen Aufgabe gewachsen zu sein. (Juusuf `Allii)

Die Berge stehen hier geradezu im Gegensatz zu denen, die in ihrer Gleichgültigkeit gegenüber Allah und allen ethischen Erfordernissen geistig mehr tot sind als steiniges Gebirge. (Asad)

Der Gleichgültige bleibt beim Hören oder Lesen des Qur'an so ungerührt wie lebloses und gefühlloses Gestein, von dem man annehmen sollte, dass es nichts hört und versteht. (Mauduudi)

 

22. Er ist Allah67, außer dem es keinen Gott gibt68; Er kennt das Verborgene und das Offenbare69; Er ist der Erbarmer, der Barmherzige70.

67. Das ist der höchste Name Allahs, den alle Gesandten Allahs ihren Völkern lehrten. Wer ihn spricht, wobei sein Herz Ruhe verspürt, wird ins Paradies kommen. (Qutb)

68. Die nun folgenden Ajas erläutern, wie Allah ist und was Seine Attribute sind, der Allah, Der uns diesen Qur'an geschickt und diese Verantwortung auferlegt hat und Der uns schließlich für unsere Handlungen zur Rechenschaft ziehen wird. Dies gibt dem Menschen das Gefühl, dass er es nicht mit einem gewöhnlichen Wesen zu tun hat, sondern mit dem allmächtigen Allah. Obwohl im Qur'an Allahs Attribute auf einzigartige Weise erläutert werden, geben zwei Stellen eine deutliche Vorstellung von Allah, nämlich der Thronaja in Suura 2:255 und die hier folgenden drei Ajas. (Mauduudi)

Dem Bewusstsein des Menschen soll die Einheit des Islams, des 'Ibaada und des Handelns seit Anbeginn der Schöpfung bis zum Ende der Zeiten nahe gebracht werden. Auf dieser Einheit beruht nämlich die vollkommene Lebensweise, sowohl was Nachdenken und Begreifen betrifft als auch was das Streben des Menschen und seine Verbindung mit dem Dasein an sich und mit seinen Mitmenschen auf der Grundlage der Einheit Allahs angeht. (Qutb)        

Kein anderer verdient es, wie Allah angebetet und verehrt zu werden. (Mauduudi)

69. Damit wird dem Gewissen des Menschen verdeutlicht, dass Allah alles sieht und weis und also auch sowohl die Handlungen als auch die heimlichen Absichten kennt. (Qutb)

Vergleiche Suura 6:73 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Er weis, was den Geschöpfen verborgen und was für sie wahrnehmbar ist. Nichts im ganzen Universum ist Ihm verborgen. Er braucht auch kein Mittel, um dieses Wissen zu erlangen. (Mauduudi)

70. Damit wird der Mensch beruhigt; und der Barmherzigkeit Allahs vergewissert und seine Angst und Furcht gemildert, indem ihm mitgeteilt wird, dass nicht etwa Schlechtes oder Schlimmes will, sondern ihn rechtleiten und ihm helfen möchte. (Qutb)

Seine Barmherzigkeit umfasst das ganze Universum und segnet und fördert alle Dinge darin Die Barmherzigkeit aller anderen Wesen ist teilweise und begrenzt und auch so nur mittelbar, indem sie von Allah gegeben ist. (Mauduudi)

 

23. Er ist Allah, außer dem es keinen Gott gibt71, der König72, der Heilige73, der Friede74, der Gewährer der Sicherheit75, der Überwacher76, der Allmächtige77, der Zurechtrückende78, der Majestätische79. Gepriesen ist Allah und erhaben über alles, was sie Ihm beigesellen80.

71. Dieser Satz aus dem letzten Aja wird wiederholt, um uns dann zur Betrachtung einiger anderer Attribute Allahs zu führen, nachdem wir uns im vorigen Aja eine grundlegende Vorstellung haben machen können. Vergleiche auch dort die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

72. Dem Bewusstsein des Menschen wird hier eingeschärft, dass es keine Herrschaft außer Allahs Herrschaft geben kann, denn es gibt keinen Gott außer Ihm. Wenn jemand sich dessen bewusst ist, dass Allahs Herrschaft die einzige ist, dann kann es für ihn keine Herrscher außer Ihm mehr geben, an die er sich wendet. Ein Mensch kann nicht zwei Herren dienen, denn Allah hat nicht zwei Herzen in einer Brust geschaffen. (Qutb)

Vergleiche Suura 30:26; 32:5; 57:5; 25:2; 36:83- 85-,141 21:23;13:41; 23:88 und 3:26 sowie die entsprechenden Fußnoten. Aus diesen Erläuterungen wird deutlich, dass Allah nicht in einem begrenzten übertragenen Sinne Herrscher oder König ist, sondern wahrer König in vollkommenster Weise. Wenn außer Ihm jemand Herrschaft beansprucht, etwa in Form eines Königs oder Diktators oder auch einer Klasse oder Dynastie oder einer Nation, so kann dies keine wirkliche Herrschaft sein. (Mauduudi)

73. Mit diesem Namen soll dem Bewusstsein des Mu'mins die Reinheit Allahs verdeutlicht werden und somit die Notwendigkeit, sein eigenes Herz zu reinigen, um Ihm aufrichtig begegnen zu können. (Qutb)

"Al-Quddus" الْقُدُّوس ist ein Superlativ. Er besagt, dass Allah weit über alle Fehler oder Mängel oder Unvollkommenheiten erhaben ist; Er ist völlig rein und nichts Böses ist von Ihm vorstellbar. Allah ist Der Einzige, bei Dem Herrschaft und Heiligkeit nebeneinander stehen können, während menschliche Machtausübung meist mit Heiligkeit unvereinbar ist. (Mauduudi)

74. "Friede" oder "Heil". (Asad)

Dass Allah "As-Salam" السَّلَام genannt wird, bedeutet, dass Er Friede und Sicherheit personifiziert. (Mauduudi) im

75. Er ist sowohl der Geber der Sicherheit als auch der Geber des Imaans. Das Wort "Al-Mu'min" الْمُؤْمِن verdeutlicht dem mu'min Menschen den Wert seines Imaans der ihm von Allah geschenkt wird. (Qutb)

Allah gewährt Seinen Geschöpfen Sicherheit, nicht zuletzt auch vor der Furcht, Er könnte ihnen Unrecht tun, ihnen ihre Rechte vorenthalten, sie um ihren Lohn bringen oder Seine Verheißungen nicht in Erfüllung gehen lassen. Da der Begriff nicht weiter eingeschränkt ist, können wir daraus entnehmen, dass sich diese Sicherheit auf das gesamte Universum und alle Dinge darin bezieht. (Mauduudi)

76. Während die vorigen Namen auf Allahs Wesen bezogen sind, drückt dieser Seine Beziehung zum Dasein und zum Menschen aus. Dasselbe gilt für die folgenden. (Qutb)

Vergleiche auch Suura 5:48 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Das Wort "Al-Muhaymin" الْمُهَيْمِن hat drei Bedeutungen:

1. Beschützer und Bewahrer;

2. der Beobachter, der alles sieht, was jeder tut; und

3. ein Wesen, das die Verantwortung dafür übernommen hat, alle Bedürfnisse zu erfüllen.

Auch dieser Name bezieht sich uneingeschränkt auf alle Geschöpfe. (Mauduudi)

Wie kann ein Übersetzer die Feinheiten und die umfassende Ausdrucksweise der herrlichen arabischen Worte wiedergeben, die so viel in einem einzigen Symbol bedeuten?

1. Der König ist in unserer menschlichen Sprache jemand, der mit unangefochtener Autorität Befehle geben und Gehorsam fordern kann, die Macht, die Recht und Gesetz zur Geltung bringt.

2. Menschliche Autorität kann missbraucht werden, aber mit dem Namen "der Heilige" bezeichnen wir ein Wesen, das frei von allen Anwandlungen des Bösen und von höchster Reinheit ist.

3. Salam ist nicht allein die Vorstellung von Frieden irrt Gegensatz zum Krieg, sondern Ganzheit im Gegensatz zu Mangelhaftigkeit, daher auch die Übersetzung "Quelle des Friedens und der Vollkommenheit".

4. Mu'min ist jemand, der vertraut, der vertrauenswürdig und niemals das Vertrauen enttäuscht, das andere in Ihn setzen, daher auch die Übersetzung "der Gewährer von und Sicherheit".

5. "Der Beschützer", der vor aller Gefahr, aller Entartung und allem Verlust bewahrt. Dies sind die Attribute der Freundlichkeit und Güte; unten in Fußnote 79 werden die Attribute der Macht erläutert. (Juusuf `Allii)

Der Allmächtige, gegen Den sich niemand zu erheben wagt und Dem niemand widerstehen kann. (Mauduudi)

Das Wort "Al-Dschabbar" الْجَبَّار bezeichnet jemanden, der Gebrochenes (beispielsweise Knochen) wieder einrenkt. (Darjabaadi)

Er bringt etwas aus einem Zustand der Zerbrochenheit, Krankheit oder Unheil wieder in Ordnung und überwindet Böses. (Asad)

Er rückt die Dinge durch Einsatz von Kraft gerade. wird als Al-Dschabbar bezeichnet, weil Er das System Seines Universums durch Seine Macht aufrechterhält und Seinen Willen verwirklicht, so wie er Seiner Weisheit entspricht. Das Wort bezeichnet darüber hinaus jedoch auch jemanden, der herrlich und eindrucksvoll ist. (Mauduudi)

79. Das Wort "Al-Mutakabbir" الْمُتَكَبِّر hat zwei Bedeutungen:

1. jemand, der nicht wirklich groß ist, sich jedoch so stellt; und

2. jemand, der wirklich groß ist und um Seine Größe weis.

Ob es sich um den Menschen oder um Schaytaan handelt, der Begriff der Größe trifft nicht wirklich auf ihn zu, und wenn er sich selbst für groß hält, ist dies eine Anmaßung. Im Gegensatz dazu ist wirklich groß, und alles, was sich im Universum befindet, ist vor Ihm gering. Sein Bewusstsein von Seiner Größe entspricht also der Wirklichkeit und ist eine Erhabenheit, die niemandem außer Ihm zusteht. (Mauduudi)

Vergleiche auch oben Fußnote 76.

6. Leist nicht nur gut, sondern Er kann Seinen Willen auch verwirklichen.

7. Wenn Jemand versucht, Ihm zu widerstehen, wird sich dennoch Sein Wille durchsetzen;

8. Denn Er ist erhaben über alle Dinge und Geschöpfe. Damit kommen wir zu der Einheit zurück, wie sie oben in Aja 22 erläutert wurde. (Juusuf `Allii)

80. Da dies Allahs Attribute der Güte und Macht sind, wie kann der Mensch dann so unvernünftig sein, andere Wesen als Ihn zu verehren? Wer kann Ihm an Güte und Macht nahe kommen? (Juusuf `Allii)

 

24. Er ist Allah81, der planende, der durchführende Schöpfer der Gestalter82. Er hat die schönsten Namen83. Ihn preist, was in den Himmeln und auf Erden ist84, und Er ist der Allmächtige, der Allweise.

81. Nachdem wir von Attributen der Güte und Macht erfahren haben, hören wir hier von Seiner schöpferischen Kraft, von der drei Aspekte erwähnt werden; vergleiche hierzu auch die folgende Fußnote. Hier geht es darum, dass Er nicht einfach erschafft und die Geschöpfe sich selbst überlässt, sondern Er fährt fort zu formen und zu gestalten und neue Formen und Farben zu entwickeln und alle Fähigkeiten und Möglichkeiten zu entfalten, die Er in Seine Geschöpfe hineingelegt hat, entsprechend den von Ihm festgelegten Gesetzmäßigkeiten. (Juusuf `Allii)

82. Der Schöpfungsakt hat verschiedene Aspekte, und die in diesem Zusammenhang benutzten verschiedenen Begriffe werden auch in Suura 2:117; 6:94 und 6:98 sowie den entsprechenden Fußnoten erläutert. "Al-Halaqa" الْخَالِق ist ein allgemeines Wort für erschaffen, und der Urheber jeder Schöpfung ist "Al-Haliq". "Baaraa" الْبَارِئ wird für einen Prozess der Formung aus bereits existierender Materie oder aus einem bereits vorhandenen Zustand benutzt; der handelnde wird als "Al-Bari" bezeichnet. "Sawwara" الْمُصَوِّر bedeutet Formgebung und Färbung, so dass etwas entsteht, das einer bestimmten Zielsetzung dient oder einen bestimmten Sinn hat; daher kommt der Name "Al-Musawwir", der Gestalter, denn damit wird die Vervollkommnung der Schöpfung zum Ausdruck gebracht. (Juusuf `Allii)

83. Wenn wir über Allahs Wesen meditieren, können wir die schönsten uns vorstellbaren Namen gebrauchen, um Seine Eigenschaften zum Ausdruck zu bringen. Es gibt hundert solcher Attribute. In der ersten Suura sind diese durch einige kurze, prägnante Worte angedeutet, wie beispielsweise Rachmen (der Erbarmer), Rachiim (der Barmherzige), Rabb-ul-'alamiin (der Erhalter und Erzieher der Welten oder des Universums). Uns an diese Namen zu erinnern ist ein Teil unseres Gebets und unserer Lobpreisungen. Wir sollten jedoch von Menschen Abstand halten, die Allahs Namen schmähen, vergleiche Suura 17:110. (Juusuf ‘Allii)

Dies weisen die Lehren der alexandrinischen Schule der Philosophie und auch einiger jüdischer Denkrichtungen zurück. Philo lehrt beispielsweise, Gott sei ohne alle Eigenschaften und völlig unbegreiflich in Seinem Wesen. Er bezeichnete ihn als den Namenlos Existierenden. Gott als der Eine konnte seiner Ansicht nach nur negativ beschrieben werden. (Darjabaadi)

Dieser Aja knüpft an den vorigen an, wo von den "Gleichgültigen" die Rede ist, die von ihrer Vernunft keinen Gebrauch machen und Ihn nicht erkennen, der alle Eigenschaften der Vollkommenheit in sich vereint und deswegen die supraontologische Realität ist. Der Ausdruck "die schönsten Namen" erscheint im Qur’an viermal, nämlich in diesem Aja sowie in Suura 17: 110; 10:8 und 59:24. Der Begriff "Ism" ("Name") soll in erster Linie die Substanz oder die wirklichen Eigenschaften der Benannten bezeichnen. Der Begriff "Al-Husna" (plural von Al-Achsan) bedeutet "das, was am besten ist" oder "was am schönsten ist". Deswegen kann der Begriff "Al-Asma Al-Husna" auch mit "Eigenschaften der Vollkommenheit" übersetzt werden, ein Begriff, der im Qur’an Allah allein vorbehalten ist. (Asad)

Verschiedene Namen reflektieren verschiedene Vorstellungen von Ihm, die Menschen möglicherweise haben. Menschen benennen Objekte, um ihre Vorstellung von diesen zum Ausdruck zu bringen. Unvollkommenheiten in den Vorstellungen kommen in Unvollkommenheiten bei der Benennung zum Ausdruck. Außerdem hängt das Verhältnis des Menschen zu dem Benannten von seiner Vorstellung davon ab. Unvollkommenheiten in der Vorstellung führen zu einer unvollkommenen Beziehung. Dies gilt selbstverständlich auch für die Beziehung des Menschen zu Allah, wobei die Lebenseinstellung des Menschen völlig von seiner Vorstellung von Allah und seiner Beziehung zu Ihm geprägt ist. Deshalb offenbart Allah Seine schönsten Namen, die beispielsweise auf Seine Allmacht, Heiligkeit, Reinheit und Vollkommenheit hinweisen und geeignet sind, eine angemessene Vorstellung von Ihm zu geben und Ihn zu ehren. (Mauduudi)

84. So schließt die Suura mit demselben Ton, der bereits in Aja 1 Anklang. Der erste und der letzte Aja dieser Suura enthalten denselben Wortlaut mit dem Unterschied, dass das Verb "sabbaha" im ersten Aja der grammatischen Form nach eher übersetzt werden sollte mit "alles im Himmel und auf Erden soll Allahs Lob verkünden", während der hier vorliegende Satz, der auf die Veranschaulichung folgt, noch einmal bestätigt: "alles im Himmel und auf Erden verkündet Allahs Lob". (Juusuf `Allii)

 

Einführung zu Suura 60

Dies ist die vierte der zehn madinansischen Suuras, die sich mit je einem besonderen Thema im Leben der Gemeinschaft befassen.

Hier geht es um folgendes: Welche gesellschaftlichen Beziehengen mit Kaafirs sind möglich? Es wird unterschieden zwischen denjenigen, die die Muslime und den Islam verfolgen und zu vernichten suchen, und denjenigen. die keine solchen Absichten haben. Für die letzteren bleibt die Hoffnung auf Barmherzigkeit und Vergebung bestehen. Auch die Frage der Frauen und der Mischehe wird behandelt.

Chronologisch ist diese Suura nach dem Bruch des Vertrages von Hudaybiija durch die Götzendiener einzuordnen (vergleiche zu diesem Thema die Einführung zu Suura 48), also etwa um das Jahr 8 nach der Hidschra, nicht lange vor der Einnahme von Makka.

Zusammenfassung:

Die Feinde des Islams, die dich und den Islam vernichten wollen, verdienen deine Liebe nicht: folge Beispiel Ibraahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Mit den Kaafirs jedoch, die keine Feindseligkeiten zeigen, solltest du freundlich und gerecht verkehren. Ehen zwischen Mu’mins und Kaafir. (Ajas 1-13)

 

Die Prüfende

Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen.

1. O die ihr den Imaan verinnerlicht1, nehmt euch nicht Meinen Feind und euren Feind2 zu Verbündeten3, indem ihr ihnen Zuneigung entgegenbringt, obwohl sie die Wahrheit zurückwiesen, die zu euch gekommen ist4, und den Gesandten und euch selbst vertreiben5 weil ihr an Allah, euren Herrn, den Imaan verinnerlicht6. Obwohl ihr im Einsatz für Meine Sache und im Streben nach Meiner Zufriedenheit die Heimat verlassen habt, lasst ihr ihnen doch heimlich Freundschaftszeichen zukommen, während Ich besser weiß, als ihr selbst, was ihr geheim haltet und was ihr kundtut. Wer von euch dies tut, der ist gewiss vom rechten Weg abgeirrt7.

1. Die Suura beginnt damit, dass Allah, Der Seine Geschöpfe liebt, denen, die an Ihn den Imaan verinnerlichen im Namen des Imaans, den Er selbst ihnen geschenkt hat, die folgende Warnung offenbart. Er ruft sie zu Umsichtigkeit und Vorsicht auf. (Qutb)

2. Die Mu’mins sollen verstehen, dass sie von Ihm herkommen und für Ihn bestimmt sind. Sie sollen Sein Gesetz auf der Erde verwirklichen. Seine Feinde sind ihre Feinde. (Qutb)

"Meinen Feind und euren Feind" das bedeutet, dass Leute, die absichtlich Allahs Botschaft abweisen, damit gleichzeitig die Feinde derer sind, die daran den Imaan verinnerlichen. (Asad)

3. Im Geschichtsteil der Hadiissammlung des Bucharii wird ein Ereignis aufgeführt, das der direkte Anlass zur Offenbarung dieser Suura sein soll. Dieses Ereignis wird im Sahiich Muslim beschrieben. Unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, bereitete insgeheim die Eroberung von Makka vor, nachdem die makkanischen Götzendiener das Abkommen von Hudaybiija gebrochen hatten. Nur wenige Gefährten wussten von seiner Absicht, darunter der makkanische Auswanderer und Badr-Gefährten Hatib ibn Abi Baltan. Er schrieb einen Brief, in dem er die Absicht des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, den Makkanern preisgab ihn einer makkanische Frau mit, die in Madina um Unterstützung nachsuchte. Unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, der in einem Bittgebet Allah bat, Er möge seine Absicht den Makkanern nicht bekannt werden lassen erhielt von Allah Kunde über dies diesen Brief. Daraufhin sandte er drei muslimische Ritter hinter der Frau her. Sie holten sie ein an der Stelle, die der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ihnen beschrieben hatte, fanden den Brief trotz anfänglichen Leugnens bei ihr und brachten ihn dem Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zurück. ’Umar von dem Ereignis erfuhr, sagte er zum Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm. ,,Der Mann hat Verrat geübt, lass mich ihn töten!". Der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, fragte den Mann, was ihn dazu bewegt habe, worauf Hatib antwortete: „An meinem Imaan an Allah und Seinen Gesandten hat sich nichts geändert. Ich wollte nur den Makkanern eine Wohltat erweisen und hoffte, dass Allah sie durch diese Wohltat veranlasst, meine Angehörigen in Mekka nicht zu verfolgen. Deine Gefährten haben alle in Mekka Verwandte. durch die Allah die schlimmsten Verfolgungen ihrer (muslimischen) Angehörigen in Mekka abwendet." Der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sagte darauf "Er hat die Wahrheit gesagt. Ihr sollt nur Gutes sprechen." 'Umar aber sagte wieder: „Er hat Verrat geübt, lass mich ihn töten!" Worauf der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, antwortete: "Du weißt nicht. Es kann sein, dass Allah sich den Gefährten von Badr offenbarte und zu ihnen sprach: Tut was ihr wollt, Ich habe euch eure Sünden vergeben. " 'Umar brach in Tränen aus und er sagte: „Allah und Sein Gesandter wissen besser." Den Mu’mins wurden immer anhand von Ereignissen wirkungsvoll belehrt, wie sie sich richtig verhalten sollten, und wie sie die Gefahren von der muslimischen Gemeinde abwenden konnten. (Qutb)

4. Dies ist eine nähere Erläuterung zu dem obigen Begriff "Meinen Feind". (Darjabaadi)

5. Dies war die Position der muslimischen Gemeinschaft in Madina nach der Auswanderung und vor der Einnahme Mekkas. (Juusuf `Allii)

Über den historischen Rahmen hinaus bezieht sich dies auf die mögliche Verfolgung Mu'mins zu allen Zeiten durch die "Wahrheitsleugner", das heißt diejenigen, die religiöse Überzeugungen an sich ablehnen. (Asad)

Wie könnte es zwischen diesen beiden Gruppen vertraute Freundschaften und Liebe geben? Die Wahrheitsleugner haben bei unseren Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und die Mu’mins vertrieben, und zwar aus keinem anderen Grund als dem, dass diese an und sie gewaltsam bekämpft. (Qutb)

6. Dies allein sollte im  Herzen eines Menschen sein, der ausgewandert ist und sich mit Liebe und allein auf Allah gerichtetem Imaan für Allahs Sache einsetzt. (Qutb)

7. Wie unten in den Ajas 7-9 näher erläutert wird bezieht sich dieses Verbot, Kaafirs zu Freunden zu nehmen, nur auf diejenigen unter ihnen, die sich den Mu'mins gegenüber aktiv feindlich verhalten haben. Vergleiche auch Suura 58:22 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

2. Solltet ihr ihnen in die Hände fallen8, dann werden sie sich feindlich euch gegenüber verhalten9 und ihre Hände und Zungen zum Bösen gegen euch ausstrecken10 und wünschen, dass ihr kaafir werdet11.

8. Abgesehen von der Frage nach der Treue gegenüber deiner eigenen Gemeinschaft erfordern es selbst deine eigennützigen Interessen, dich vor geheimen Intrigen mit dem Feind zu hüten. Er wird dich mit offenen Armen empfangen. Aber was geschieht, wenn er dich ausgenutzt und deiner Gemeinschaft den Garaus gemacht hat? Dann zeigt er dir sein wahres Gesicht. Nicht nur seine Hände, sondern auch seine Zunge richtet sich gegen dich. Er hat nichts anderes für dich übrig als die Bezeichnung "Verräter am eigenen Volk". Wenn sie jetzt mit dir intrigieren, dann nur darum, dich vom Pfad der Wahrheit und Rechtschaffenheit abzubringen und für ihre bösen Machenschaften zu gewinnen. (Juusuf `Allii)

9. Mit Morden und Plündern. (Darjabaadi)

10. Indem sie euch beleidigen und demütigen. (Darjabaadi)

11. Dies wäre für die Mu’mins schlimmer als alles, was Kaafir ihnen sonst mit Hand und Zunge antun können. Es ist schlimmer als alle ihre Feindseligkeiten. (Qutb)

Ihr solltet euch also, wie es sich für eine rechtschaffene Gemeinschaft gehört, völlig von ihnen distanzieren. (Darjabaadi)

 

3. Eure Verwandtschaftsbande und eure Kinder12 werden euch nichts nützen am Tag der Auferstehung. Er wird zwischen euch entscheiden13. Und Allah sieht sehr wohl, was ihr tut14.

12. Vergleiche oben Fußnote 3. Kinder und Verwandte können am Tag des Gerichts kein Vorwand für Verrat sein. Deine Kinder und Verwandten können dich nicht retten. Das Urteil liegt in  Allahs Hand, und Er hat volle Kenntnis von deinen offenen und geheimen Handlungen und Absichten. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 70:11c14 und 80:34c37 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

13. Aufgrund eurer Verdienste und nicht aufgrund eurer Verwandtschaft oder eurer materiellen Lebensumstände. (Darjabaadi)

Eure irdischen Bindungen verlieren im zukünftigen Leben ihre Gültigkeit. Die Menschen werden nicht als Gruppen, Familien oder Parteien beurteilt sondern jeder Mensch muss sich individuell seiner eigenen Verantwortung stellen. (Mauduudi)

14. Aus dem historischen Fall von Hatib werden verschiedene Grundsätze abgeleitet (vergleiche auch oben Fussnote 3):

1. Was auch immer die zugrunde liegende Absicht war, es handelte sich um einen Fall von Spionage in einer kritischen Situation. Dennoch gab unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Hatib eine Gelegenheit, sich zu verteidigen, und zwar in aller Öffentlichkeit. Daraus wird deutlich, dass es im Islam keinen Platz für Gesetze gibt, die einem Regierenden erlauben, eine Person allein aufgrund seines eigenen Verdachts festzuhalten oder unter Ausschluss der Öffentlichkeit zu verurteilen.

2. Hatib war nicht nur ein Auswanderer, sondern auch ein Beteiligter bei der Schlacht von Badr und genoss als solcher unter den Prophetengefährten hohes Ansehen. Trotzdem beging er einen schweren Fehler, für den ihn zur Rechenschaft zog. Daraus und aus entsprechenden Überlieferungen wird deutlich, dass die Prophetengefährten nicht fehlerfrei waren. Sie konnten aus menschlicher Schwäche Fehler begehen und taten dies auch in der Praxis. Dass wir sie ehren und lieben, bedeutet nicht, dass wir ihre Fehler und Schwächen verschweigen dürfen.

3. Da es sich um einen Spionagefall handelte, soll ’Umar vorgeschlagen haben, ihn als Verräter hinzurichten. Unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, trat diesem jedoch entgegen und erläuterte den Standpunkt des islamischen Gesetzes (der Scharii'a), dass nämlich niemand aufgrund der äußeren Form einer Handlung verurteilt werden darf, sondern das vergangene Leben und der Charakter des Täters mitberücksichtigt werden muss.

4. Dass Allah die Kämpfer von Badr besonders ausgezeichnet und ihre Fehler vergeben hat, bedeutet nicht, dass sie damit einen Freibrief hatten, sich so zu verhalten, wie es ihnen gerade in den Sinn kam. Die diesbezügliche Aussage des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, besagt lediglich, dass man ihnen nicht Verrat und Heuchelei unterstellen soll, wenn sie einen Fehler begehen, und dass ihre Entschuldigungen angenommen werden sollen.

5. Aus dem Qur'an und den diesbezüglichen Aussagen des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wird deutlich, dass aus dem Tatbestand der Spionage nicht geschlossen werden darf, dass der Täter ein Verräter, ein Kaafir oder ein Heuchler ist. Zu einer solchen Schlussfolgerung ist anderes Beweismaterial nötig.

6. Aus den Ajas des Qur'an wird deutlich, dass ein Muslim unter keinen Umständen für die spionieren darf, wie schwer auch sein Leben, sein Eigentum oder seine Angehörigen in Gefahr sein mögen.

7. Das Strafmass für Spionage ist unter den Gelehrten viel diskutiert und verschieden festgelegt worden. (Mauduudi)

 

4. Ihr habt doch ein schönes Beispiel an Ibraahiim und den Seinigen15, als sie zu ihrem Volk sprachen: „Wir sagen uns von euch los und von dem, was ihr außer Allah anbetet16. Wir verwerfen euch und es herrscht offensichtlich ewige Feindschaft und Hass17 zwischen uns bis ihr an Allah den einen Gott den Imaan verinnerlicht" abgesehen davon19, dass Ibraahiim zu seinem Vater sprach: "Ich werde sicherlich für dich um Verzeihung beten20, auch wenn ich nicht fähig bin, für dich bei Allah etwas auszurichten21." (Die Mu’mins um Ibraahiim beteten:)22 "Unser Herr, auf Dich vertrauen wir, zu Dir wenden wir uns reuig um, und zu Dir ist die Heimkehr23."

15. Vergleiche Suura 9:144 und die entsprechenden Fußnoten. Ibraahiim war liebevoll und seinem Vater und seinem Volk treu. Er warnte vor Götzendienst und Verbrechen und betete für seinen Vater, aber als sein Vater und sein Volk zu offenen Feinden Allahs wurden, distanzierte er sich völlig von ihnen und verließ seine Heimat. "Die mit ihm" waren seine Frau und sein Neffe Luuts und alle anderen Mu’mins, die ihm ins Exil folgten. (Juusuf `Allii)

16. Im Diin und Denken haben wir nichts mit euch gemeinsam. (Darjabaadi)

Vergleiche Suura 2:256 und die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

17. Die Feinde Allahs sind Feinde der Rechtschaffenen und hassen diese. Darum müssen die Rechtschaffenen konsequent von ihnen distanzieren, solange sie nicht umkehren und sich Allah zuwenden In diesem Fall empfangen sie Allahs Barmherzigkeit und haben Anspruch auf alle Rechte der Liebe und Brüderlichkeit. Dies zeigt, dass unser Abscheu dem Bösen gilt, nicht den Menschen an sich, solange eine Gelegenheit zur Umkehr besteht. Vergleiche auch unten Aja 7. Wir dürfen jedoch dem Bösen keine Chance geben, in unserer Gemeinschaft Böses zu bewirken. (Juusuf `Allii)

18. Dies ist eine konsequente Distanzierung von dem, was sie anbeten, und auch von der Art und Weise ihrer Verehrung: die Zurückweisung dieser Dinge und der Imaan an den einzigen Gott. (Qutb)

Da auf das Adverb "abadan" urunmittelbar der Partikel "hatta" ("bis") folgt, ist es offensichtlich falsch, es mit "für immer" zu übersetzen, wie es in den meisten Qur’anübersetzungen vorkommt. Angesichts der ursprünglichen Bedeutung des Nomens "abad" als "Zeit" oder "lange Zeit", das heißt von unbestimmter Dauer, wird "abadan" im vorliegenden Zusammenhang am besten übersetzt mit "auf Dauer (bis dass ...)". (Asad)

19. Wörtlich: "außer", das heißt eine Ausnahme von Ibraahiims Aussage: "zwischen uns ist Ablehnung ..." Mit anderen Worten, seine Liebe zu seinem Vater hinderte ihn daran, diesen in seine Erklärung der Feindschaft mit einzubeziehen, obwohl er ihn später, nachdem er als Götzendiener gestorben war, nur als verloren erklären konnte; vergleiche Suura 9:114 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

20. Vergleiche oben Fußnote 15. Ibraahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Verhalten wird nicht verurteilt; es war ein besonderer Fall und sollte nicht von schwächeren Menschen nachgeahmt werden, die auf Irrwege kommen könnten wenn sie zu sehr an die Irrenden denken. (Juusuf `Allii)

In Verbindung mit der Bitte, sein Herz zum Imaan zu führen. (Darjabaadi)

Vergleiche Suura 19:47-48 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

21. Diese absolute Ergebenheit Allah gegenüber ist ein klares Merkmal de Imaans bei Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Es wird hier in den Vordergrund gestellt als Erziehungsmittel für seine muslimischen Nachkommen. (Qutb)

22. Das folgende Gebet weist auf das hin, was unsere Haltung sein sollte. Wir sollen auf Allah vertrauen und nicht auf den Schutz und die Freundschaft der Feinde Allahs für uns und unsere Angehörigen. (Juusuf `Allii)

23. Diese freie Hingabe an Allah und das Vertrauen auf Ihn im Imaan, wie wir es bei Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, finden, soll ein Beispiel für die Mu’mins sein. (Qutb)

 

5. Unser Herr, mache uns nicht zum Folteropfer24 der Kaafirs, und vergib uns, unser Herr, denn Du bist der Allmächtige, der Allweise."

24. Vergleiche Suura 8:25 und die entsprechenden Fußnoten, wo der Begriff "Fitna" فِتْنَة erläutert wird. In Suura 2:102 wer werden Harut und Marut als Versuchung oder Prüfung für die Menschen verstanden, durch die die Rechtschaffenen, die auf Allah vertrauen, von den Ungerechten unterschieden werden sollen, die sich auf Böses und Aberglauben einlassen. Hier beinhaltete das Gebet eine Bitte an uns nicht so schwach werden zu lassen, dass wir für die Kaafirs eine Versuchung darstellen, uns anzugreifen und zu vernichten. (Juusuf `Allii)

Wenn die Kaafirs die Mu’mins foltern, so ist das nicht nur eine Prüfung für die Gefolterten, sondern auch eine Versuchung der Folternden, denen die vorübergehende Stärke und materielle Überlegenheit zu Kopf steigt. Sie werden zu weiterer Tyrannei ermutigt. (Qutb)

Vergleiche auch Suura 10:85 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

6. Ihr habt doch an ihnen25 ein schönes - Beispiel für jeden, der auf Allah und den Jüngsten Tag hofft. Wer sich aber abwendet - Allah ist fürwahr der Sich selbst Genügende, der Preiswürdige26.

25. "An ihnen", das heißt an ihrer Haltung des Gebets und des Vertrauens auf Allah und der Distanzierung vom Bösen. (Juusuf `Allii)

Diejenigen, die auf Allah und den Tag des Gerichts hoffen, sind diejenigen, die den Wert ihrer Prüfungen und Erfahrungen begriffen haben und von solchen Vorbildern wie Ibraahiim Nutzen haben. (Qutb)

Vergleiche einen ähnlichen Satz in Suura 33:21. (Asad)

Die erwarten, dass sie an diesem Tag vor Allah stehen werden, und hoffen, dass Er ihnen gegenüber gnädig und barmherzig ist und ihnen hilft, ihr Ziel zu erlangen. (Mauduudi)

26. Wenn jemand Allahs Botschaft oder Sein Gesetz zurückweist, schadet er nur sich selbst. braucht weder ihn noch seine Anbetung, sein Opfer oder sein Lob. Allah ist unabhängig von allen Bedürfnissen, und Seine Attribute verdienen m sich alles Lob, ob die Bösen es in Wort und Tat äußern oder nicht. (Juusuf `Allii)

 

Abschnitt 2

7. Vielleicht lässt Allah zwischen euch und denen von ihnen, mit denen ihr in Feindschaft lebt, Freundschaft entstehen27. Allah ist mächtig, und Allah ist allverzeihend, barmherzig28.

27. Allem Anschein nach kann religiöser Hass, Feindschaft oder Verfolgung auf Unwissenheit oder Übereifer in einer Seele beruhen, die Allah vergeben kann und schließlich auch in Seinem Dienst steht, wie es bei ’Umar der Fall war, der vor und nach seinem Bekenntnis zum Islam ein völlig anderer Mensch war. Wie auch oben in Fußnote 17 bereits gesagt wurde, sollen wir das Böse verabscheuen, nicht aber die Menschen an sich. (Juusuf `Allii)

Indem Er ihre Herzen dem Islam zuneigt. (Darjabaadi)

Allah weiß, wie schwere ist die Beziehungen zu Brüdern, Schwestern und anderen nahen Verwandten abzubrechen. Darum tröstet Er hier die Mu'mins mit der Hoffnung, dass ebendiese Angehörigen eines Tages Muslime werden und sich die gegenwärtige Feindschaft wieder in Freundschaft wandelt. Niemand konnte damals verstehen, wie das möglich sein könnte. Aber nur wenige Wochen nach der Offenbarung dieses Ajas  wurde Mekka eingenommen, und die Quraisch schlossen sich in großer Zahl dem Islam an, so dass die Muslime mit eigenen Augen die Erfüllung dieser Verheißung beobachten konnten. (Mauduudi)

28. Der Islam ist eine Religion des Friedens und der Liebe, und unter Allahs Herrschaft sind alle Menschen Geschwister, die sich gegenseitig lieben. Gegenüber denen, die Frieden halten und anderen Liebe erweisen, ist der Islam nicht abweisend. (Qutb)

 

8. Allah verbietet euch nicht, euch denen gegenüber gütig29 und gerecht30 zu verhalten, die euch nicht der Religion wegen bekämpft oder aus euren Häusern vertrieben haben. Denn Allah liebt die Gerechten.

29. Selbst mit den Kaafirs sollen wir freundlich und gerecht verkehren, solange sie nicht darauf aus sind, uns und unseren Islam zu zerstören, so wie es uns unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, durch sein eigenes Beispiel gezeigt hat. (Juusuf `Allii)

Im Unterschied zu enger Freundschaft und Vertraulichkeit. (Darjabaadi)

"Gott verbietet euch nicht" bedeutet eine Ermahnung. Vergleiche auch Suura 58:22 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

30. Gerechtigkeit und Fairness in einem absoluten Sinne sind eine Pflicht im Umgang mit allen Geschöpfen Allahs, was immer ihre religiöse Überzeugung sein mag. (Darjabaadi)

 

9. Allah verbietet euch dagegen, euch mit denen zu verbünden, die euch der Religion wegen bekämpft und aus eurer Heimstätte vertrieben und anderen geholfen haben, euch zu vertreiben. Solche, die sich mit ihnen verbünden, die begehen großes Unrecht31.

31. Die Anweisung in den obigen Ajas, sich von den Kaafirs zu distanzieren, könnten das Missverständnis auslösen, der Grund für die Trennung von ihnen sei ihr Kufr. Deswegen wird hier näher erläutert, dass dies an sich nicht der Grund ist, sondern ihre Feindschaft gegenüber dem Islam und ihr tyrannisches Verhalten gegenüber den Muslimen. Muslime sollten darum zwischen feindlich eingestellten Kaafirs und nicht feindlich eingestellten unterscheiden und alle gut behandeln, die sie nicht schlecht behandelt haben. (Mauduudi)

Das ist die grundsätzliche Regel in den Beziehungen des islamischen Staates mit andern Staaten. Friedliche Beziehungen sind die Regel. Dieser Zustand endet nur, wenn der islamische Staat militärisch angegriffen wird, wenn die Befürchtung besteht, dass ein Friedensabkommen von der gegnerischen Seite gebrochen wird, was an sich eine Angriffsdrohung ist, oder wenn die Freiheit, zu glauben und den Islam darzulegen, mit Gewalt unterbunden wird, was einen Angriff auf die Menschenrechte darstellt. Außerhalb solcher Bedingungen basiert das Verhältnis der Muslime zu allen anderen Menschen auf Frieden, Freundschaft, Wohltat, und Gerechtigkeit. Der Muslim lebt auf der Erde für seinen Glauben. Dieser Glaube ist maßgebend für sein Verhältnis mit den Menschen seiner Umgebung. Er streitet nicht um eigene Interessen und kämpft nie aufgrund von Rassismus oder Nationalismus, Stammes- oder Familienfehden. Er kämpft, damit das Wort Allahs (d.h. Gerechtigkeit und Barmherzigkeit) Oberhand gewinnt. (Qutb)

 

10. O die ihr den Imaan verinnerlicht, wenn mu'min Frauen zu euch auswandern32, dann prüft sie33. Allah weiß am besten um ihren Imaan. Wenn ihr sie dann als Mu'min erkennt34, dann schickt sie nicht wieder zu den Kaafirs zurück35. Sie dürfen nicht als Ehefrauen mit jenen, und jene nicht als Ehemänner mit diesen leben36. Zahlt aber (ihren kaafir Ehemännern) zurück, was diese (für sie) aufgewendet haben37. Es steht euch (dann) offen, sie zu heiraten38, wenn ihr ihnen ihre Brautgabe gegeben habt39. Und haltet auch nicht an der Ehe mit kaafir Frauen fest40, sondern verlangt das zurück, was ihr fürs aufgewendet habt, und lasst (die Kaafirs) zurückverlangen, was sie aufgewendet haben41. Das ist Allahs Gebot. Er entscheidet zwischen euch. Und Allah ist allwissend, allweise42.

32. Nach den Bedingungen des Vertrages von Hudaybiija (vergleiche die Einführung zu Suura 48) mussten Frauen, die unter Vormundschaft standen, sowie verheiratete Frauen, die von den Quraisch in Mekka in den Schutz des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nach Medina flohen, zurückgeschickt werden. Aber bevor dieser Aja offenbart wurde, hatten die Quraisch bereits den Vertrag gebrochen, und es waren neue Anweisungen nötig, wie sich die madinansischen Muslime unter diese Umständen verhalten sollten. Muslimische Frauen, die in Mekka mit Götzendienern verheiratet waren, wurden ihre Religion wegen unterdrückt, und einige wanderten nach Madina aus. Nach dieser Offenbarung sollten sie nicht zurückgeschickt werden, denn die Ehe mu'min Frauen mit kaafir Männern wurde als aufgelöst betrachtet, wenn die Männer nicht den Islam annahmen. Um den Götzendienern aber nicht den Eindruck zu geben, sie würden unfair behandelt, da sie die bei der Heirat gezahlte Brautgabe verloren, sollte diese den Ehemännern zurückerstattet werden. Auf diese Weise sollten die hilflosen Frauen auf Kosten der Muslime geschützt werden. (Juusuf `Allii)

33. Zunächst hatte sich unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, geweigert, verheiratete Frauen nach Mekka zurückzuschicken, die den Islam angenommen hatten und gegen den Willen ihrer kaafir Ehemänner nach Medina ausgewandert waren, mit der Begründung, dass sich verheiratete muslimische Frauen nicht unter der Vormundschaft ihrer nichtmuslimischen Männer befanden, wie es der Auffassung der Quraisch entsprach. Da jedoch immer die Möglichkeit bestand, dass einige dieser Frauen nicht aus Gründen des Islams, sondern aus rein weltlichen Gründen zum Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, übergingen, werden hier die Muslime aufgefordert, sich ihrer Aufrichtigkeit zu vergewissern. Deswegen verlangte der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, von ihnen, unter Eid zu bekräftigen, dass sie sich nicht aus Hass oder Abenteuerlust oder um ihrer Vorteile willen von ihren Männern getrennt hatten, sondern allein aus Liebe zu Allah und Seinem Gesandten. Da Allah alles weis, was im Herzen eines Menschen verborgen ist, war die positive Antwort einer Frau als der allein für Menschen erreichbare und damit juristisch ausreichende Beweis für die Aufrichtigkeit dieser Frau anzusehen Dementsprechend ist es auch ein Bestandteil des islamischen Gesetzes, dass bis zum Beweis des Gegenteils das Bekenntnis eines erwachsenen Menschen die Gemeinschaft verpflichtet, diese Person, ob Mann oder Frau, auf dieser Grundlage allein als Muslim zu akzeptieren. (Asad)

34. Soweit ihr durch eure Überprüfung feststellen könnt. (Darjabaadi)

Die Überprüfung bezog sich unter anderem auf die unten in Aja 1 erwähnten Punkte. (Juusuf `Allii)

35. Aus diesem Aja folgen grundlegende Prinzipien der Beweisaufnahme. Die Frauen sollten nämlich unter Eid aussagen, dass sie allein Allahs und Seines Gesandtem wegen nach Medina ausgewandert waren, und diese Aussage sollte damit Geltung haben, ebenso ihre Aussage über den Ablauf ihrer Wartezeit nach Auflösung ihrer Ehe. Dieser Regel entsprechend wird bei beispeilsweise auch in der Hadiiswissenschaft die Aussage eines einzelnen (männlichen oder weiblichen, Anm. d. Übers.) Überlieferers akzeptiert, wenn er als rechtschaffen bekannt ist, solange nicht andere Umstände belegen, dass die Überlieferung falsch ist. (Mauduudi)

36. Weder sind sie rechtmäßige Frauen der der Kaafirs, noch sind die Kaafirs rechtmäßige Ehemänner für sie. (Juusuf `Allii)

Wenn demnach eine Frau den Islam annimmt, während der Ehemann ihr nicht folgt, gilt ihre Ehe als aufgelöst. (Asad)

37. Eine solche Auflösung einer Ehe unterliegt denselben Bedingungen wie "hul" (die Auflösung der Ehe auf Initiative der Frau; vergleiche Suura 2:229 und die entsprechenden Fußnoten), das heißt von der Annahme ausgehend, dass der nichtmuslimische Ehemann sich keine Verfehlung hat zuschulden kommen lassen, wird die Frau als die Partei angesehen, die den Vertrag auflöst, und muss deshalb ihre Brautgabe (mater) zurückerstatten. Wenn sie dazu nicht in der Lage ist, ist die muslimische Gemeinschaft verpflichtet, ihren Mann zu entschädigen, daher auch die hier verwendete Pluralform "ihr". (Asad)

38. Da die Ehe als aufgelöst galt, bestand kein Hindernis für die Wiederheirat der ausgewanderten muslimischen Frau mit einem muslimischen Mann, wenn dieser die entsprechende Brautgabe an sie zahlte. (Juusuf `Allii)

39. Zusätzlich zu dem, was ihren früheren Ehemännern zurückerstattet wurde. (Darjabaadi)

40. Kaafir Frauen in einer muslimischen Gesellschaft wären nur ein Hindernis. Weder würden sie sich glücklich fühlen noch würden sie auf irgendeine Weise zum harmonischen Leben einer Gesellschaft beitragen, in der sie Fremde sind. Sie sollten fortgeschickt werden, denn ihre Ehe galt als aufgelöst, und die für sie gezahlte Brautgabe sollte von den für sie Verantwortlichen eingefordert werden, so wie es umgekehrt mit der Brautgabe der Frauen gehalten wurde (vergleiche oben Fußnote 32 und 37. (Juusuf `Allii)

Dies bezieht sich auf die kaafir Frauen von Muslimen, die sich weigern, ihre Glaubensvorstellungen und ihre nichtmuslimische Umgebung aufzugeben, woraufhin der Ehemann die Ehe als aufgelöst betrachten soll. (Asad)

41. Was sie für die Brautgabe der Frauen ausgegeben haben, die sich euch angeschlossen haben. (Juusuf `Allii)

Wenn friedliche Beziehungen zwischen dem Gebiet der Kaafir und dem der Muslime bestehen, soll die islamische Regierung versuchen, die Frage der Rückerstattung der Brautgabe dementsprechend zu lösen. In der Anfangszeit des Islam hatten sich oft Männer den Islam angeschlossen, deren Frauen kaafir blieben, und Frauen, deren Männer kaafir blieben. So war beispielsweise Abul-As, der Mann der Prophetentochter Sainab, auf Jahre hinaus kein Muslim, so dass muslimische Frauen auswanderten, während ihre kaafir Männer zurückblieben, und muslimische Männer, deren kaafir Frauen zurückblieben, während die Ehe bestehen blieb. Damit entstanden Probleme für die Frauen, denn während die Männer andere Frauen heiraten konnten, war dies für Frauen nicht möglich. Sie konnten nicht heiraten, solange die Ehe mit ihrem Mann nicht aufgelöst war. Als nach dem Friedensvertrag von Hudaybiija dieser Aja offenbart wurde, wurden solche Ehen annulliert. Zahlreiche familienrechtliche Regelungen werden von diesem Aja abgeleitet. (Mauduudi)

42. Demnach entscheidet Er zwischen euch. (Darjabaadi)

 

11. Und wenn euch etwas mit euren Frauen an die verloren geht43, und ihr machtet Beute44, dann gebt jenen (mu’min Männern), deren Frauen fort gegangen sind, das gleiche, was sie (für ihre Frauen) aufgewendet hatten as. Und fürchtet Allah, an Den ihr den Imaan verinnerlicht46.

43. Dies war relativ unwahrscheinlich angesichts der wesentlich besseren Position der Frauen im Islam. Aber für alles musste Vorsorge getroffen werden. Wenn eine Frau zu den Götzendiener überlief, sollte die Brautgabe eingefordert und dem verlassenen Ehemann als Entschädigung ausgezahlt werden. Wenn eine Frau von den Götzendienern zu den Muslimen kam, wurde ihre Brautgabe diesen zurückerstattet. Unter der Voraussetzung, dass es sich um gleiche Beträge handelte, konnte das eine gegen das andere zwischen den beiden Gemeinschaften der verlassene Partner durch denjenigen entschädigt wurde, der eine Frau bekam. Wenn die Beträge ungleich waren, war die Differenz zwischen den Gemeinschaften auszugleichen, bevor Einzelpersonen entschädigt werden konnten. In der Praxis wurde der verlassene Ehemann von vornherein aus der gemeinsamen Kasse entschädigt. (Juusuf `Allii)

44. Wenn eine Frau von der anderen Seite zu euch kommt. (Juusuf `Ali)

45. Statt dem kaafir Ehemann eine Entschädigung zu zahlen. (Darjabaadi)

46. Da in der Regel ohnehin nicht zu erwarten ist, dass die Kaafirs verlassene muslimische Ehemänner entschädigen, ist die muslimische Gemeinschaft selbst verpflichtet, dies zu tun. In der Tat gab es nur sechs solche Fälle vom Überlauf zu Lebzeiten des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, (alle vor der Einnahme von Makka im Jahre 8 nach der Hidschra), und in jedem Falle wurde der muslimische Ehemann nach Anordnung des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, aus der gemeinsamen Kasse für seine Aufwendung entschädigt. (Asad)

 

12. O Prophet47! Wenn die mu’min Frauen zu dir kommen und vor dir das Treuegelöbnis ablegen, dass sie Allah keine Götzen an die Seite stellen, nicht stehlen48, keine Unzucht treiben, ihre Kinder nicht töten49 und keine falsche Behauptung bezüglich ihres eigenen Tuns verbreiten50, und dir nicht in dem, was recht ist, ungehorsam sind51, dann nimm ihr Treuegelöbnis an und bitte Allah um Verzeihung für sie52. Allah ist fürwahr allverzeihend, barmherzig.

47. Nun folgen Anweisungen zu den Punkten, zu denen Frauen, die sich dem Islam anschließen, sich verpflichten sollen. Ähnliche Punkte gibt es für die Männer, aber hier geht es um Frauen, die - wie es vor allem in der Frühzeit des Islam der Fall war - unter den oben in den Fußnoten 32 und 34 erläuterten Bedingungen aus einer kaafir Gesellschaft in die muslimische Gesellschaft kommen. Ein Gelöbnis zu diesen Punkten sollte ihre wirklichen Absichten verdeutlichen:

1. niemanden als den einen wahren Gott zu verehren;

2. nicht zu stehlen;

3. keine sexuellen Beziehungen außerhalb der Ehe zu unterhalten;

4. ihre Kinder nicht zu töten (die vorislamischen Araber töteten oft neugeborene Mädchen);

5. sich nicht an Verleumdungen oder Skandalen zu beteiligen; und

6. allgemein treu dem Gesetz und den Prinzipien des Islam zu folgen.

Letzteres war ein allumfassender Punkt, der sich auch auf die besonderen gegebenen Umstände bezog. Gehorsam war selbstverständlich in allen gerechten und vernünftigen Angelegenheiten erforderlich; der Islam erfordert eine strenge Disziplin, aber keine Sklavenmentalität. (Juusuf `Allii)

Dies schließt oben an Aja 10 an, besonders an die Worte: "... denn prüft sie ... " Nachdem also alles Menschenmögliche getan wurde, ihre Aufrichtigkeit festzustellen, wird der Propheten oder später der Verantwortliche in einem Islamischen Gemeinwesen bevollmächtigt, ihren Treueid (baya) anzunehmen, der sozusagen die Überprüfung abschließt. Dieser unterscheidet sich nicht wesentlich von dem eines Mannes, der den Islam annimmt. (Asad)

48. Stehlen bedeutet nach Rasi in diesem Zusammenhang jeder Erwerb durch Betrug und andere unerlaubte Mittel. (Asad)

Hind bint Utba, die Frau von Abu Sufjaan, fragte hierauf den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ob es ihr erlaubt sei, etwas vom Eigentum ihres geizigen Mannes ohne dessen Erlaubnis zu nehmen, um sich und ihre Kinder zu ernähren, und dieser erklärte darauf, dies sei nur ihr Recht, solange sie sich auf das beschränke, was wirklich gebraucht wird. (Mauduudi)

49. Wie es die kaafir Araber oft taten, indem sie neugeborene Mädchen lebendig begruben. Vergleiche auch Suura 6:151 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Dies besieht sich auch auf Abtreibung. (Mauduudi)

50. Dass sie sich nicht an Verleumdungen beteiligen und absichtlich Unwahrheiten verbreiten. (Juusuf `Allii)

Wörtlich: "zwischen ihren Händen und Füssen", das heißt durch ihre Bestrebungen; "Hände" und „Füsse" symbolisieren alle menschlichen Aktivitäten. (Asad)

Damit werden zwei Unsitten näher bezeichnet:

1. die Verleumdung anderer Frauen bezüglich ihrer ehelichen Treue; und

2. dem Ehemann uneheliche Kinder unterzuschieben. (Mauduudi)

51. Selbst in Bezug auf unseren Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, beschränkt sich Gehorsam auf das, "was gut ist", obgleich sich niemand vorstellen könnte, dass der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, jemandem Böses befiehlt. Daraus folgt automatisch, dass man niemandem in der Welt über das hinaus gehorchen darf, was das Gesetz Allahs verlangt, denn wenn selbst der Gehorsam dem Propheten gegenüber darauf beschränkt ist, wer könnte dann eine Position einnehmen, in der er bedingungslosen Gehorsam fordern könnte? (Mauduudi)

52. Wenn sie dieses Gelöbnis für die Zukunft aufrichtig abgelegt hat, ist der Anschluss an den Islam offen. Wenn es in der Vergangenheit etwas gegeben hat, für das sich aufrichtige Reue bemerkbar macht, soll man für die betreffende Person um Vergebung beten. vergibt in solchen Fällen; wie könnte sich dann der Mensch weigern, solchen Personen eine wirkliche Chance zu geben? (Juusuf `Allii)

 

13. O die ihr den Imaan verinnerlicht53! Verbündet euch nicht mit Leuten, denen Allah zürnt54. Sie haben schon die Hoffnung auf das Jenseits aufgegeben55, so wie die Kaafir die Hoffnung hinsichtlich der Bewohner der Gräber aufgegeben haben.

53. So kommen wir zu dem Thema zurück, mit ein die Suura begonnen hat das wir uns nicht mit unserer Freundschaft und Vertrautheit an die wenden sollen, die Allahs Gesetz brechen und in Allahs Reich als unmoralisch gelten. Die verschiedenen Aspekte dieser Frage sind bereits erörtert worden, und die Argumentation wird hier abgerundet. Vergleiche auch Suura 58:14 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

54. Nur Menschen ohne wirklichen Imaan können zwischen Gut und Böse eine "neutrale" Position einnehmen. (Asad)

55. Die Kaafirs, die die nicht an ein zukünftiges Leben den Imaan verinnerlichen, können deswegen keine über dieses Leben hinausgehenden Hoffnungen haben. Elend ist dieses Leben in der Tat für sie, denn die Übel dieses Lebens sind für sie real, und sie können keinen Ausgleich erhoffen. Aber so geht es auch anderen - seien sie Angehörige früherer Schriftreligionen oder nicht -die sich in Unrecht verstrickt und Zorn zugezogen haben. Selbst wenn an ein zukünftiges Leben den Imaan verinnerlichen, kann dies für sie nur ein Leben der Angst, Strafe und Verzweiflung sein. Für die Mu’mins die Aussicht anders. Sie mögen vielleicht in diesem Leben leiden, aber dieses Leben ist für sie vorübergehend. Die Realität liegt jenseits davon; dort wird ihnen voll vergolten, und sie erlangen eine Glückseligkeit, die in Begriffen dieses Lebens unvorstellbar ist. (Juusuf `Allii)

 

Einführung zu Suura 61

Dies ist die fünfte aus einer Serie von zehn kurzen medinensischen Suuras, die mit Suura 57 beginnt. Thematisch geht es um die Notwendigkeit von Disziplin, praktischer Arbeit und Selbstaufopferung für die Sache der Umma. Die Datierung ist ungewiss; wahrscheinlich wurde diese Suura jedoch kurz nach der Schlacht von Uhud im Schauwaal im Jahres 3 nach der Hidschra offenbart.

Zusammenfassung:

Allahs Herrlichkeit spiegelt sich in der ganzen Schöpfung. Aber mit welcher Art der Disziplin könnt ihr eure Worte mit Taten belegen? Welche Lehren zieht ihr aus den Geschichten von Muusa und 'Isa? Setzt euch für die Sache Allahs ein und Hilfe kommt mit herrlichen Ergebnissen. (Ajas 1-14)

 

Die lückenlose Reihe

Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen.

1. Alles was in den Himmeln und was auf Erden ist, preist Allah, und Er ist der Allmächtige, der Allweise1.

1. Dieser Aja ist gleich lautend mit Suura 59:1. In letzterem wird das Thema des wunderbaren Wirkens der Fürsorge Allahs beim Kampf gegen die Willkür des Feindes veranschaulicht. Hier wird dasselbe Thema veranschaulicht, indem die Notwendigkeit unerschütterlicher Disziplin gezeigt wird, wenn wir Allahs Hilfe empfangen wollen. (Juusuf `Allii)

Das gesamte Dasein dient Allah allein, und die Religion der Muslime ist nur ein Ausschnitt dieses allumfassenden 'Ibaada. Damit werden Kufr und Götzendienst Lügen gestraft. Die Aqida, auf der Muslime streben und kämpfen, ist dieselbe wie die des gesamten Daseins, und damit erweist sich diese Lebensweise jeder anderen gegenüber als überlegen. (Qutb)

 

2. O die ihr den Imaan verinnerlicht, warum sagt ihr, was ihr nicht tut2?

2. In Uhud gab es Ungehorsam und damit Disziplinlosigkeit. Die Leute hatten viel geredet, dann aber nicht konsequent und aktiv zu ihrem Wort gestanden. Vergleiche auch Suura 3:111. Aber bei jeder Gelegenheit, wo die Worte eines Menschen nicht mit seinen Handlungen übereinstimmen, verabscheut Allah sein Verhalten, und nur durch Barmherzigkeit wird er vor Unheil bewahrt. (Juusuf `Allii)

Im weiter gefassten Sinne bezieht sich dieser Abschnitt auf alle, die den Anspruch erheben, bereit zu sein, alles zu erfüllen was die Offenbarungsschrift für wünschenswert erklärt, dann aber diesen Vorsatz nicht entschlossen zu verwirklichen suchen. (Asad)

 

3. Höchst verabscheuenswert ist vor Allah3, dass ihr sagt, was ihr nicht tut4.

3. In Allahs Sicht verdient dieses Verhalten größte Abscheu und strengste Ablehnung. (Qutb)

4. Eine Bedeutung dieses Abschnittes wird aus dem Wortlaut deutlich. Worte und Handlungen eines Muslim sollten völlig miteinander übereinstimmen. Er sollte ausführen, was er spricht, und wenn er dazu nicht in der Lage ist, sollte er erst gar nicht davon reden. Die zweite, besondere Bedeutung wird deutlich, wenn man diesen Aja zusammen mit dem nächsten lies. Damit sollen nämlich diejenigen getadelt werden, die viel Aufhebens von ihrer Bereitschaft machten, ihr Leben für Allahs Sache im Kampf einzusetzen, im Ernstfall aber flohen. Vergleiche auch Suura 4:77 und 47:20 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

 

4. Allah liebt diejenigen, die um Seinetwillen in einer Reihe kämpfen5, als wären sie ein fest gefügter Bau6.

5. Es geht nicht allein um Kampf, sondern um den Kampf für Seine Sache, diszipliniert und konsequent. (Qutb)

 

5. Und (gedenke der Zeit), da Muusa zu seinem Volk sprach: „O mein Volk, warum kränkt ihr mich7, wo ihr doch wisst, dass ich von Allah zu euch gesandt bin8?" Als sie sich nun abkehrten9, ließ Allah ihre Herzen sich abkehren10, denn Allah leitet nicht ein frevelhaftes Volk11.

6. Eine Kampfordnung, in der eine große Anzahl von Menschen steht, marschiert oder einem Angriff standhält, als wären sie eine feste Mauer, ist ein eindrucksvolles Beispiel für Ordnung, Disziplin, Zusammenhalt und Mut. Es ist vielleicht auch treffender "Gebäude" zu übersetzen statt "Mauer", denn dies impliziert eine viel komplizierteren Organisation, die in Einheit und Kraft zusammengehalten wird, wobei jeder Teil auf seine eigene Weise Kraft dazu beiträgt und das Ganze nicht wie eine Masse, sondern wie ein lebender Organismus zusammengehalten wird. Vergleiche auch Suura 37:1 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Im Islam wird neben der Erziehung jedes Menschen und der Läuterung jeder Seele für sich großer Wert gelegt auf die tadellose Zusammenarbeit in Der wird so erzogen, dass er sich hinsichtlich seiner Beziehungen zu den anderen Mu’mins wie ein Baustein in einer festen Mauer versteht.

Kampf für die Sache Allahs heißt Kampf für die Gerechtigkeit, denn Allah ist absolut gerecht und liebt die Gerechten. Da immer Frevler am Werk sind, welche vom Schaytaan inspiriert um unschuldige Menschen anzugreifen, Blut zu vergießen und Verderben auf der Erde zu verbreiten, müssen die jeden Moment bereit sein, sich voll und ganz zur Verteidigung der Unschuldigen einzusetzen, selbst wenn es sie das Leben kostet. (Qutb)

Das heißt im Einklang, wobei ihre Handlungen ihren Bekenntnissen des Imaans entsprechen. Diese moralische Notwendigkeit wird im folgenden durch die Bezugnahme auf Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und die Widerspenstigen unter seinen Anhängern - also durch das Gegenteil - illustriert. (Asad)

Allah hat Wohlgefallen an den Mu'mins , die bereit sind, ungeachtet jeder Gefahr für Seine Sache Allahs zu kämpfen. Allah liebt eine Armee mit drei Eigenschaften:

1. sie setzt sich für die vollkommen verstandene Sache ein und nicht für eine Sache, die nicht Seine Zufriedenheit findet;

2. sie ist nicht disziplinlos, sondern gut organisiert und schlagkräftig; und

3. sie bietet Feind Widerstand, als ob sie ein fest zementierter Bau wäre.

Zu letzterem gehört völlige Übereinstimmung in und Zielsetzung, gegenseitiges Vertrauen und Aufrichtigkeit, eine hohe Moral und Opferbereitschaft. (Mauduudi)

7. Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Volk rebellierte oft gegen ihn, quälte seine Seele und beleidigte ihn. Vergleiche auch Suura 33:69 und die entsprechenden Fußnoten. "Da redeten Mirjam und Aaron gegen Mose um seiner Frau willen, der Kuschiterin, die er genommen hatte. Er hatte sich nämlich eine kuschitische Frau genommen. Und sie sprachen: Redet denn der Herr allein durch Mose? Redet er nicht auch durch uns? Und der Herr hörte es. Aber Mose war ein sehr demütiger Mensch, mehr als alle Menschen auf Erden. Und sogleich sprach der Herr zu Mose und zu Aaron und zu Mirjam: Geht hinaus, ihr drei, zu der Stiftshütte! Und sie gingen alle drei hinaus. Da kam der Herr hernieder in der Wolkensäule und trat in die Tür der Stiftshütte und rief Aaron und Mirjam, und die gingen beide hin. Und er sprach: Hört meine Worte: Ist jemand unter euch ein Prophet des Herrn, dem will ich mich kundmachen in Gesichten oder will mit ihm reden in Träumen. Aber so steht es nicht mit meinem Knecht Mose; ihm ist mein ganzes Haus anvertraut. Von Mund zu Mund rede ich mit ihm, nicht durch dunkle Worte oder Gleichnisse, und er sieht den Herrn in seiner Gestalt. Warum habt ihr euch denn nicht gefürchtet, gegen meinen Knecht Mose zu reden? Und der Zorn des Herrn entbrannte gegen sie, und er wandte sich weg; auch wich die Wolke von der Stiftshütte. Und siehe, da war Mirjam aussätzig wie Schnee. Und Aaron wandte sich zu Mirjam und wird gewahr, dass sie aussätzig ist, und sprach zu Mose: Ach, mein Herr, lass die Sünde nicht auf uns bleiben, mit der wir töricht getan und uns versündigt haben. Laß Mirjam nicht sein wie ein Totgeborenes, das von seiner Mutter Leibe kommt und von dem schon die Hälfte seines Fleisches geschwunden ist. Mose aber schrie zu dem Herrn: Ach Gott, heile sie!"  Numeri 12:1-13.

Dies tat es nicht aus Unwissenheit, sondern aus einer egoistischen und rebellischen Einstellung heraus, wofür es dann auch bestraft wurde. Die Gemeinschaft des Islam sollte dies in Erinnerung behalten und daraus lernen und jede Abweichung von Allahs Gesetz und Willen vermeiden. (Juusuf `Allii)

8. Indem ihr zwar bekennt, das ich im Namen Allahs spreche, aber im Widerspruch dazu handelt. (Asad)

9. Vergleiche auch beispielsweise Suura 2:67-71; 4:153; 5:20-26 und 20:86-98 sowie die entsprechenden Fußnoten. Auch in der Bibel sind zahlreiche Zwischenfälle aufgeführt worden; vergleiche Exodus 5:20-21; 14:11-126:2-3; 17:3-4; Numeri 11:1-15 und 14:1-10. Hier sollen die Muslime davor gewarnt werden, ihrem eigenen Propheten gegenüber eine ähnliche Haltung einzunehmen, weil sie sonst dasselbe Geschick ereilt wie die Kinder Israels. (Mauduudi)

10. Der eigene Wille des Aufrührers weicht vom rechten Weg ab und er tut Unrecht. Dies bedeutet, dass er sich von Allahs Gnade ausschließt. Nach wiederholter Rebellion zieht Allah dann Seine schützende Gnade von ihm zurück, und sein Herz ist befleckt: es gibt "eine Krankheit in seinem Herzen", dem Zentrum seines Wesens; sein geistiger Zustand ist ruiniert: Rechtsleitung ist ihm entzogen. (Juusuf `Allii)

Dauerndes Unrecht wirkt sich auch auf den Imaan des Täters aus. Vergleiche auch Suura 2:7 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

11. Allah zwingt die Menschen nicht auf den rechten Weg zurück, wenn sie es darauf abgesehen haben, einen Weg des Unrechts und Ungehorsams zu gehen. Daraus folgt, das der Niedergang eines Menschen oder eines Volkes letztendlich von dem Menschen oder dem Volk selbst herbeigeführt wird. Allahs Gesetzmäßigkeiten erlauben denen, die irregehen wollen, dies auch zu tun. Allah hat dem Menschen Entscheidungsfreiheit geben. Zwang in dieser Hinsicht würde dem Plan der Prüfung des Menschen und seiner Verantwortlichkeit vor Allah widersprechen. (Mauduudi)

 

6. Und (gedenke der Zeit), da ’Isa, der Sohn der Marjam, sprach12: "O ihr Kinder Israels13! Ich bin fürwahr von Allah zu euch gesandt, um das zu bestätigen, was von der Tora bereits vor mir da war14, und um zu verkünden, dass ein Gesandter nach mir kommen wird, dessen Name Achmad15 sein wird." Als er aber mit deutlichen Zeichen zu ihnen kam16, sprachen sie: „Das17 ist offenkundige Zauberei."

12. Dies bezieht sich auf den zweiten Ungehorsam der Kinder Israels. Der erste erfolgte in der Anfangszeit ihrer großen Epoche der Macht und des Wohlstandes, der zweite am Ende davon, als sie sich endgültig Allahs Zorn zuzogen. Beide Ereignisse werden hier erwähnt, um die Muslime vor den Folgen einer solchen Haltung zu warnen. (Mauduudi)

13. ’Isas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Auftrag galt seinem eigenen Volk, den Juden. Vergleiche auch Matthäus:

"Diese Zwölf sandte Jesus aus, gebot ihnen und sprach: Geht nicht den Weg zu den Heiden und zieht in keine Stadt der Samariter, sondern geht hin zu den verlorenen Schafen aus dem Hause Israel." 10:5-6

"Er antwortete aber und sprach: Ich bin nur gesandt zu den verlorenen Schafen des Hauses Israel." 15:24

"Aber er antwortete und sprach: Es ist nicht recht, dass man den Kindern ihr Brot nehme und werfe es vor die Hunde" 15 26 (Juusuf `Allii)

14. "Merkt ihr nicht, dass alles, was zum Mund hineingeht, das geht in den Bauch und wird danach in die Grube ausgeleert? Matthäus 15:17. (Juusuf `Allii)

"Was mir vorliegt" oder "was noch übrig geblieben ist (von der Thora)". (Asad)

Dieser Satz hat drei Bedeutungen, die alle richtig sind:

1. ich habe keine neue Religion gebracht, sondern dieselbe wie Muusa und ich bestätige sie, so wie jeder Prophet frühere Offenbarungen bestätigt hat;

2. ich bin eine Antwort auf die Vorhersagen in der Thora, die sich auf meine Ankunft beziehen, und ihr solltet mich dementsprechend aufnehmen;

3.  (mit dem Folgendem zusammen gelesen:) ich bestätige die frohe Botschaft in der Thora, das nach mir ein Gesandter Allahs namens Achmad kommen wird, und verheiße selbst seine Ankunft. (Mauduudi)

15. Achmad oder Muchammad ("der Gelobte") ist eine fast genaue Übersetzung des griechischen Wortes Periclytos. Im heute vorliegendenden Johannesevangelium:

"Und ich will den Vater bitten, und er wird euch einen andern Tröster geben, dass er bei euch sei in Ewigkeit…" 14:16

"Wenn aber der Tröster kommen wird, den ich euch senden werde vom Vater, der Geist der Wahrheit, der vom Vater ausgeht, der wird Zeugnis geben von mir." 15:26

"Aber ich sage euch die Wahrheit: Es ist gut für euch, dass ich weggehe. Denn wenn ich nicht weggehe, kommt der Tröster nicht zu euch. Wenn ich aber gehe, will ich ihn zu euch senden."

"Tröster" steht für das griechische Wort Paracletos, das wörtlich jemanden bezeichnet, der sich für jemanden einsetzt, jemandem hilft, ihm ein lieber Freund ist. Unsere Gelehrten wandten dagegen ein, dass Paracletos eine Entstellung des Wortes Periclytos ist und in der ursprünglichen Aussage 'Isas unser Prophet mit dem Namen Achmad genannt wurde. Aber selbst wenn das Wort Paracletos richtig ist, kann es auf den Propheten Muchammad angewandt werden der eine Barmherzigkeit für die Welten (vergleiche Suura 21:107) und "gütig, barmherzig gegen die Mu’mins" (vergleiche Suura 9:128) ist. Vergleiche auch Suura 3:81 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

16. Unser Prophet wurde auf verschiedene Weise verheißen, und als er kam, brachte er viele deutliche Zeichen, denn sein ganzes Leben war vom Anfang bis zum Ende ein großes Wunder. Er setzte sich gegen Unmögliches durch. Er lehrte Menschen die höchste Weisheit, ohne sie selbst von Menschen gelernt zu haben. Er erweichte harte Herzen und stärkte Herzen, die schwach waren und Stütze brauchten. In allem seinem Tun und Reden konnten vernünftige Menschenbirken wahrnehmen, und dennoch bezeichneten die unwissenden Kaafirs dies alles als Zauberei und nannten das unwirklich, was harte Tatsachen in der menschlichen Geschichte werden sollten. (Juusuf `Allii)
 

17. Dies spielt auf den Qur'an an. Vergleiche Suura 74:24-25 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

"Sichr" سِحْر bedeutet hier nicht wirkliche Magie, sondern Täuschung und Betrug. Damit bedeutet der Aja: „Als der Prophet kam, den 'Isa verheißen hatte, und eindeutige Zeichen seines prophetischen Auftrages brachte, bezeichneten die Kinder Israel und die Christen seinen Anspruch, ein Prophet zu sein, als Täuschung und Betrug." (Mauduudi)

 

7. Wer ist ungerechter als jemand, der Allah verleugnet18, während er zum Frieden aufgerufen wird19? Doch Allah leitet nicht das ungerechte Volk.

18. Indem er den von Allah gesandten Propheten als einen falschen Propheten und die von Allah offenbarte Botschaft als Menschenwerk bezeichnet. (Mauduudi)

19. Es ist in keinem Fall richtig, Täuschungen und Aberglauben aufrechtzuerhalten, aber es ist doppelt falsch, wenn diese dem Licht der ewigen Einheit und Harmonie, dem Islam, entgegengehalten oder beigeordnet werden. verteilt freigebig Seine Rechtleitung, entzieht jedoch Seine Gnade denjenigen, die absichtlich Unrecht tun. (Juusuf `Allii)

 

8 . Sie wollen mit ihrem Mundwerk20 das Licht Allahs auslöschen21. Doch Allah vollendet Sein Licht22, auch wenn es den zuwider ist23.

20. Mit Worten wie beispielsweise oben in Aja 6: "Dies ist offenkundiger Zauber", indem sie damit die neue Religion abwerten wollen. (Qutb)

21. Indem sie Seine wahren Gesandten abweisen. (Darjabaadi)

Allahs Licht ist unauslöschlich. Ein unvernünftiger Mensch, der meint, es ausblasen zu können, ist wie jemand, der meint, elektrisches Licht wie eine Kerze ausblasen zu können. "Mit ihren Mündern" bedeutet das Geschwätz der Unwissenheit gegen Wahrheit. Je mehr die Unvernünftigen versuchen, Allahs Licht zu löschen, um so mehr erstrahlt es, so das sie sich schämen müssen. (Juusuf `Allii)

22. Allah wird die Offenbarung Seines Lichts vervollkommnen. (Juusuf `Allii)

Er wird die Wahrheit des Islam zur Geltung bringen. (Darjabaadi)

23. Dies ist ein wahres Versprechens das in Erfüllung gehen wird. Sichtbar wurde Allahs Licht im Leben des Propheten. dem Aufbau der islamischen Gemeinschaft und in der Verwirklichung der von Allah gegebenen Lebensweise. Dies ist also nicht irgendeine theoretische Verheißung geblieben, sondern greifbare Wirklichkeit geworden. (Qutb)

 

9. Er ist es, der Seinen Gesandten mit der Rechtleitung24 und dem wahren Diin geschickt hat auf dass er die Oberhand über alle Diins gewinnt25, auch wenn es den Götzendienern26 zuwider ist.

24. Nämlich mit dem Qur'an. (Darjabaadi)

25. Es gibt in Wirklichkeit nur einen wahren Diin, die Botschaft Allahs Hingabe an Seinen Willen: dies wird als "Islam" bezeichnet. Es war die Religion, die Muusa und 'Isa verkündet haben; es war die Religion Ibraahiims, Nuuchs und aller Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihnen allen, wie auch immer sie heißen mögen. Wenn Menschen dieses klare Licht verfinstern und ihre Religionen mit verschiedenen Namen bezeichnen, sollen wir Geduld mit ihnen haben und aus praktischen Gründen die Namen tolerieren. Aber die Wahrheit setzt sich letztendlich durch. Vergleiche auch Suura 9:33 und 48:28 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 3:19 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

26. "Die Götzendiener": diejenigen, die außer Allah auch noch anderen dienen; die in Allahs Religion andere Diins hineinmischen; die nicht bereit sind einzusehen, dass das gesamte System des Lebens auf Gehorsam dem Einen Gott gegenüber und Seiner Rechtleitung aufgebaut ist. (Mauduudi)

 

Abschnitt 2

10. O dir ihr den Imaan verinnerlicht Soll ich euch zu einem Handel27 führen, der euch vor einer schmerzlichen Strafe bewahrt28?

27. "Tidschaara" تِجَارَة : ein Handel, ein Geschäft, ein Tausch. Was wir unsererseits zu tun oder zu geben haben, wird unten in Aja 11 beschrieben, und was wir dafür bekommen unten in Aja 12. Es ist wirklich ein wunderbarer Handel: wir brauchen nur wenig zu geben und bekommen die Zusage, vieles dafür zu erhalten. Dazu kommt Allahs begrenzte Freigebigkeit. Vergleiche auch Suura 9:111, wo von demselben Handel auf andere Weise die Rede ist. (Juusuf `Allii)

Ein Geschäft ist ein Vorgang, in dem jemand seine Mittel, seine Zeit, seine Arbeitskraft und seine Fähigkeiten einsetzt, um einen Gewinn zu erlangen. In diesem Sinne sind auch der Imaan und der Kampf für Allahs Sache als Geschäft bezeichnet worden. (Mauduudi)

28. Mein Einschub: „in diesem und im zukünftigen Leben" ist durch die Ajas 12 und 13 gerechtfertigt, von denen sich einer auf das zukünftige Leben und einer auf diese Welt bezieht. (Asad)

 

11. Ihr sollt an Allah und Seinen Gesandten den Imaan verinnerlichen29 und euch für Allahs Sache mit eurem Vermögen und eurem Leben einsetzen30. Das ist besser für euch, wenn ihr es nur wüsstet31.

29. Wenn die Menschen zum Islam aufgefordert werden, bedeutet das automatisch, dass sie aufrichtige Muslim werden sollen: sie sollen sich nicht mit Lippenbekenntnissen zufrieden geben, sondern bereit sein, für die Sache ihres auch Opfer zu bringen. (Mauduudi)

30. Das ihr euch für Allahs Sache aufs äußerste einsetzt. (Juusuf `Allii)

31. Es wäre wirklich ein großartiger und wunderbarer Handel, so wenig zu geben und so viel dafür zu erhalten, wenn wir nur den wahren vergleichsweise Wert der Dinge erkennen würden - Aufopferung vergänglicher Vorteile gegen Vergebung, Allahs Liebe und ewige Glückseligkeit. (Juusuf `Allii)

 

12. Er wird euch eure Sünden vergeben und euch in Gärten eingehen lassen32, durch die Ströme fließen, und in vorzügliche Stätten in den Gärten der Ewigkeit33. Das ist die höchste Glückseligkeit.

32. In Gärten dauernder Glückseligkeit. Zu dieser Übersetzung von "adn" عَدْن vergleiche auch Suura 38:50 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

33. Der tatsächliche Gewinn in diesem Handel besteht darin, dass sie

1. Sicherheit vor Strafe;

2. Vergebung ihrer Vergehen; und

3. Zugang zu Gärten erlangen, deren Segnungen unvergänglich sind. (Juusuf `Allii)

Falls dieses Ziel noch zu weit entfernt erscheint, siehe den nächsten Aja. (Darjabaadi)

 

13. Und noch etwas, was ihr besonders liebt: Unterstützung von Allah und baldiger Sieg34. Verkünde also den Mu'mins frohe Botschaft35.

34. Für geistig noch nicht so weit fortgeschrittene Menschen, denen die Gärten der Glückseligkeit in der Gegenwart Allahs weit entfernt oder zu abstrakt erscheinen, wird hier ein Gleichnis anderer Art erwähnt, das diejenigen, die diese Botschaft zuerst hörten, sofort verstehen und schätzen konnten, nämlich Hilfe und Sieg. Für alle Bemühungen für Allahs Sache erhalten wir Allahs Hilfe, und wie sehr sich auch die Umstände gegen uns stellen mögen, mit Seiner Hilfe sind wir unseres Sieges gewiss. Das ganze Leben ist Mühe und Kampf, im geistigen Leben sogar mehr als im materiellen, und dort ist der letztendliche Sieg gleichbedeutend mit dem Garten der Ewigkeit. (Juusuf `Allii)

Das bezieht sich auf den geistigen Sieg der Botschaft des Qur'an sowie auf ihre Verbreitung unter Völkern, die sie zuvor ruht verstanden hatten. (Asad)

Wenn auch Erfolg in dieser Welt ein großer Segen Allahs ist, so ist er doch für mu'min Menschen nicht so wichtig wie der Erfolg im zukünftigen Leben. Darum wird er hier erst an zweiter Stelle erwähnt. (Mauduudi)

35. Sowohl vom unmittelbaren als auch vom zukünftigen Lohn. (Darjabaadi)

 

14. O die ihr den Imaan verinnerlicht! Seid Allahs Helfer36, so wie ’Isa der Sohn der Marjam zu den Jüngern sprach37: „Wer hilft mir auf meinem Weg zu Allah38?" Die Jünger sprachen: „Wir sind die Helfer Allahs39." So nahm ein Teil der Kinder Israel (die Botschaft) auf40, und ein Teil lehnte sie ab41. Darauf stärkten Wir diejenigen, die den Imaan verinnerlichen42, gegen ihren Feind, und sie waren siegreich43.

36. Wenn wir Allahs Hilfe anstreben, dann müssen wir uns erst als Helfer für Allahs Sache einsetzen, das heißt uns Ihm völlig und vorbehaltlos zur Verfügung stellen. Dies entsprach auch der Lehre wie sie in diesem Aja wiedergegeben wird. Juusuf `Allii)

37. Vergleiche Suura 3:52 und die entsprechenden Fußnoten. Die Namen der zwölf Jünger finden wir in Matthäus 10:2-4.

"Die Namen aber der zwölf Apostel sind diese: zuerst Simon, genannt Petrus, und Andreas, sein Bruder; Jakobus, der Sohn des Zebedäus, und Johannes, sein Bruder; Philippus und Bartholomäus; Thomas und Matthäus, der Zöllner; Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Thaddäus; Simon Kananäus und Judas Iskariot, der ihn verriet." (Juusuf Allii)

Hawari ist eine reine, unverfälschte Sache. Hier wird das Wort für die aufrichtigen Freunde 'Isa benutz. Christen bezeichnen sie gewöhnlich mich als "Jünger" oder „Apostel" (Gesandte), nicht in dem Sinne, dass sie Gesandte waren, sondern dass 'Isa in verschiedene Teile Palästinas schickte, um die Botschaft zu verkünden. Auch die Juden benutzten bereits dieses Wort für Abgesandte, die Spenden für den Tempel sammelten. (Mauduudi)

38. Nämlich für Seine Sache. (Darjabaadi)

39. Vergleiche auch Suura 3:52; 22:40; 47:7; 57:25 und 59:8 sowie die entsprechenden Fußnoten. Selbstverständlich ist Allah von der Hilfe Seiner Geschöpfe unabhängig. Aber in dem Lebensbereich, wo Selbst dem Menschen Entscheidungsfreiheit gegeben hat, will Er nicht durch Seine Macht die Menschen zu Mu'mins und zu gehorsamen Dienern machen. Stattdessen wendet Er die Methode der Ermahnung und Lehre an und zeigt ihnen den rechten Weg durch Seine Gesandten und Seine heiligen Schriften. Jemand, der sich für die Besserung der Menschen in diesem Sinne einsetzt, wird von als Sein Helfer bezeichnet. (Mauduudi)

40. Durch das Wirken der Jünger. (Darjabaadi)

41. Man kann diesen Aja so verstehen, dass diejenigen, die an die Botschaft 'Isas den Imaan verinnerlichten, von Allah gestärkt wurden, bis sie über die Juden, die seine Botschaft ablehnte siegten. Man kann ihn aber auch so interpretieren, dass diejenigen, die richtig an 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, als den Diener und Gesandten; die stärkeren und überzeugendere Argumente hatten, und von Allah auf diese Weise unterstützt wurden, bis der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, kam und der Islam durch ihn und seine Anhänger mit Hilfe Allahs überall verbreitet wurde. So wird den Anhängern Muchammads, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zum Bewusstsein kommen, dass sie dazu auserwählt wurden, die Religion auf der Erde zu verteidigen, und darüber zu wachen, dass sie nicht verfälscht wird. (Qutb)

Einige erkannten ihn als einen Propheten an also nicht mehr als ein erschaffenes Menschenwesen, während andere diese Wahrheit leugneten und ihn als "Sohn Allahs" oder als „menschgewordenen Gott zeichneten und wieder andere ihn und seine Botschaft überhaupt ablehnten. Die Tatsache, dass die frühen Anhänger 'Isa ihn als rein menschlich betrachteten, wird aus den vielen theologischen Meinungsverschiedenheiten deutlich, die in den ersten Jahrhunderten des christlichen Zeitalters stattfanden. Erst bei den Konzilien von Nicäa (325) und Konstantinopel (381) wurde diese Vorstellung endgültig abgelehnt und hörte allmählich auf, Einfluss auf die christlichen Massen zu haben. (Asad)

42. Das heißt alle, die an 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, als Gesandten Allahs und damit Vorläufer des letzten Propheten Muchammad - Friede sei mit ihm – den Imaan verinnerlichten dessen Botschaft die Botschaft ’Isas bestätigt und ergänzt. (Asad)

43. Und weder die Botschaft noch der Gesandte konnten vernichtet werden. (Darjabaadi)

 

Einführung zu Suura 62

Dies ist die sechste aus einer Serie von zehn medinensischen Suuras, die mit Suura 57 anfängt.

Hier geht es thematisch besonders um die Notwendigkeit gegenseitiger Verbindung innerhalb der Gemeinschaft zu ’Ibaada und gegenseitigem Verständnis, denn der Geist der Botschaft ist für alle da, für die Unwissenden ebenso wie für die Gelehrten, damit sie geläutert werden und Weisheit erlangen.

Die Datierung hat keine besondere Bedeutung. Wahrscheinlich gehört diese Suura in die frühe madinensische Zeit,  zwischen dem Jahr 2 und 5 nach der Hidschra.

In dieser wie in der vorhergehenden Suura werden die Mu'mins, die dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, huldigten in ihre Rolle als Verkünder und Wächter der Botschaft und der Lehre Allahs eingeweiht. Sie treten damit die Nachfolge der früheren Schriftbesitzer (der Juden und Christen) an, die größtenteils versagt hatten. (Qutb)

Zusammenfassung:

Die Offenbarung kam unter ungelehrte Menschen, um nicht nur sie zu läutern und Weisheit zu lehren, sondern auch andere. einschließlich derer, die bereits eine ältere Botschaft haben, diese aber nicht verstehen; trefft euch feierlich gemeinsamen Gebet am Freitag und last euch nicht durch weltliche Interessen davon abbringen. (Ajas 1 - 11)

 

Die Versammlung

Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen.

Was in den Himmeln und was auf Erden ist, preist Allah1, den König, den Geheiligten, den Allmächtigen, den Allweisen2.

1. Alles verkündet Allahs Lob, denn Allahs Barmherzigkeit erstreckt sich über alle Seine Geschöpfe: Er sendet Seine Offenbarung zum Nutzen der Ungelehrten und Unwissenden ebenso wie derer, die über Gelehrsamkeit verfügen, besonders weil letztere gerade durch die Gewichtigkeit ihrer Gelehrsamkeit dazu neigen, den wirklichen Sinn und Geist der Botschaft es zu übersehen. (Juusuf `Allii)

2. Vergleiche Suura 59:23 und die entsprechenden Fußnoten. Hier werden zwei der dort erwähnten Attribute und zwei aus Aja 24 wiederholt, wodurch an alle die schönen Eigenschaften Allahs dort erinnert werden soll. (Juusuf `Allii)

Besonders betont wird hier noch einmal die Wahrheit, dass alles im Dasein Allah verherrlicht und Seine Eigenschaften zum Ausdruck bringt. dieser Suura wird dann das Freitagsgebet erwählt, zu dessen Zeit der Mensch sein Geschäft ruhen lassen und Allah besonders gedenken soll. Einige Namen Allahs werden hervorgehoben, nämlich "der König", in Dessen Besitz alles liegt, so dass wir auch auf Ihn angewiesen sind, wenn wir Erfolg bei unseren Geschäften wünschen; "der Geheiligte", Dessen Erhabenheit und Vollkommenheit all Seine Geschöpfe und Seine treuen Diener rühmen; "der Allmächtige", Der jeden Mensch zu seiner vorgeschrieben Stunde sterben lässt, niemand kann dem Tod entrinnen und "der Allweise", Der unter den Ungelehrten einen Propheten erweckt hat, der ihnen Seine Zeichen erläutert und sie Schrift und Weisheit lehrt. (Qutb)

Diese Einleitung ist wichtig für das, was folgt. Die Juden leugneten den Propheten, obwohl sie Zeugen seiner besonderen prophetischen Fähigkeiten und seines einwandfreien Charakters waren und wussten, dass er in ihren eigenen Schriften verheißen worden war. In den folgenden Ajas werden sie dafür getadelt. Zunächst wird jedoch betont, dass das gesamte Universum Zeugnis dafür ablegt, dass Allah frei von allen Fehlern und Schwächen ist, auf deren Grundlage die Juden die Vorstellung ihrer rassischen Überlegenheit entwickelt haben. Er ist niemandem besonders verbunden und zieht niemanden vor. Er behandelt alle Seine Geschöpfe gleichermaßen gerecht, barmherzig und fürsorglich. Er ist auch nicht voreingenommen gegen irgendein Volk oder irgendeine Nation, so dass Er ihm unverdient Seine Barmherzigkeit vorenthalten würde. Keine irdische Macht kann Seiner Autorität widerstehen, und es steht den Juden nicht zu, an Seiner Stelle Entscheidungen zu treffen wie etwa die, wer Gesandter Allahs sein soll. Er ist heilig und hoch erhaben darüber, dass Er Sich bei Seinen Entscheidungen irren könnte. Er ist allmächtig, so dass niemand sich mit Erfolg gegen Ihn stellen kann, und Er ist weise, so dass alles, was Er tut, völlig den Erfordernissen der Weisheit entspricht und niemand Seinen Plan vereiteln kann. (Mauduudi)

 

2. Er ist es, der unter den Ungebildeten3 einen Gesandten aus ihren Reihen4 erweckt hat, um ihnen Seine Zeichen5 vorzutragen, sie zu läutern6 und sie die Schrift und die Weisheit zu lehren7, obgleich sie zuvor in offenkundigem Irrtum waren8.

3. Die Ungelehrten: wenn dieser Begriff im Qur'an auf ein Volk angewendet wird, bezieht er sich auf die Araber im Gegensatz zu den Schriftleuten, die eine längere Tradition der Gelehrsamkeit hatten auf deren Schwächen aber unten in Aja 5 hingewiesen wird. Auf Einzelpersonen angewendet bedeutet er, dass Allahs Offenbarung zum Nutzen aller ist, ob sie über irdische Gelehrsamkeit verfügen oder nicht. (Juusuf `Allii)

Das Wort hat seine Wurzel in dem Wort "Mutter", das heißt sie sind genau so schreibunkundig, wie ihre Mütter sie geboren haben. Das Wort kann auch bedeuten, andere Völker als die Schriftbesitzer (das heißt die Kinder Israels) denn die Juden hatten gehofft, dass unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, aus ihren Reihen kommen würde, um ihnen zum Sieg über die Araber zu verhelfen. Allah, der Allweise, wollte aber, dass der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, den Reihen der Araber kommt. Das war übrigens die Erfüllung des Bittgebets der Propheten Ibraahiim und Ismaa'iil, , Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, als sie die Kaaba auf Befehl Allahs aufbauten. (Qutb)

Hier wird das Wort "ummi" im Sinne des jüdischen Begriffes "goyim" benutzt, und es liegt leichte Ironie darin, denn der Aja bedeutet dann: „Der Allmächtige und Allweise hat einen Gesandten unter den Arabern erweckt, die die Juden als goyim bezeichnen und auf die sie verächtlich herabblicken. Dieser Gesandte hat sich nicht aus eigenem Wunsch zu dem gemacht, was er ist, sondern ist von dem König des Universums dazu gemacht worden." (Mauduudi)

4. Die Bezeichnung unseres Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, als einen Mann "von ihnen selbst" soll in diesem Zusammenhang die Tatsache unterstreichen, dass er selbst auch ungelehrt (ummi) in der Grundbedeutung dieses Wortes war (vergleiche Suura 7:157-158 und die entsprechenden Fußnoten) und daher die Botschaft des Qur'an nicht "erfunden" oder ihre Ideen aus früheren heiligen Schriften "abgeleitet" haben konnte. (Asad)

5. Der Qur'an wurde nach und nach verweise, oft bei bestimmten Anlässen dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, durch den Erzengel Dschibril offenbart. Jedesmal, wenn ihm etwas offenbart wurde, trug er es den Mu'mins vor. Er ließ einige des Schreibens Kundig es aufschreiben, manche lernten es auswendig. Er pflegte die Ajas in seinem Gebet an der Kaaba halblaut zu rezitieren und trug sie immer vor, wenn jemand zu ihm kam, und wenn er zu den Stämmen in ihre Versammlungsstätten und während der Pilgerfahrt in ihre Zelte ging. Die Ajas, welche der Prophet rezitierte, öffneten die Herzen und viele Menschen traten zum Islam über. Sie waren dann für die Rechtleitung und für die Lehre sonders empfänglich. (Anm. d. Übers.)

6. Indem Er ihr Gewissen, ihre Vernunft, ihr Handeln und ihr Streben ebenso läutert wie ihr Familienleben und ihre Gemeinschaft. Er reinigt ihr Innerstes vom Götzendienst für den Imaan an Gottes Einheit, von sinnlosen Vorstellungen für richtige Erkenntnisse, von obskuren Mythen für echte Gewissheit. Er nimmt die Verunreinigungen des Charakters hinweg, so dass ein Charakter entsteht, der dem entspricht. Und schließlich reinigt er ihr Eigentum durch erlaubten Erwerb. (Qutb)

7. Vergleiche Suura 2:129 und die entsprechenden Fußnoten. Lies auch noch einmal die Eigenschaften im letzten Aja. Gott- ist souverän und sorgt deshalb für alle Seine Geschöpfe einschließlich der geringsten und unwissendsten, und schickt ihnen Seine Propheten und Gesandten. Er ist der Heilige, darum reinigt Er diejenigen, die in Aberglauben und Böses verstrickt waren. Er ist allmächtig, darum kann Er Seinen Segen über die Menschen austeilen, von denen es am wenigsten erwartet wird (siehe unten Aja 3), ohne dass Ihn jemand daran hindern kann. Er ist weise und lehrt Weisheit, sowohl durch die Schriften als auch auf andere Weise, zum Beispiel durch Erkenntnis des Lebens und seiner Gesetzmäßigkeiten oder durch Verständnis Seines wunderbaren Universums. (Juusuf `Allii)

Damit ist Ibraahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Gebet erhört worden (vergleiche Suura 2:129 und die entsprechenden Fußnoten), das dieser nach dem Bau an Allah richtete. Vergleiche auch besonders die Namen "Al-Asis" الْعَزِيز (der Allmächtige) und "Al-Hakim" الْحَكِيم (der Weise), mit denen Ibraahiim Allah in diesem Gebet anspricht. (Qutb)

8. Frühere Unwissenheit oder Irrtum ist kein Hindernis dafür, dass ein Mensch oder ein Volk den Segen der Offenbarung Allahs erhalten kann, vorausgesetzt, es ist die Bereitschaft vorhanden, sich nähern, und die Fähigkeit, Seine Botschaft aufzunehmen. Zu Unfähigkeit durch Arroganz siehe unten Aja 6. (Juusuf `Allii)

Wie die Araber vor dem Islam in Verirrung und Finsternissen lebten, und wie sie durch den Islam rechtgeleitet und kultiviert wurden, veranschaulicht Rafar ibn Abu-Talib in seiner Rede vor dem Negus von Äthiopien, als, nachdem eine Gruppe von Muslimen dem Rat des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, folgend zu ihm ausgewandert waren, die Quraisch versuchten sie zurückzuholen. Er sagte: „O König! Wir waren ein unwissendes Volk, beteten Götzen an, aßen verendete Tiere, trieben Unzucht, missachteten die Verwandtschaft, misshandelten die Nachbarn, und die Starken ließen keine Rechte für die Schwachen gelten. So lebten wir, bis Allah uns einen Gesandten aus unseren Reihen erweckte, dessen Abstammung, Wahrhaftigkeit, Zuverlässigkeit und Keuschheit wir genau kannten. Er lud uns dazu ein, Allah allein anzubeten und Götzendienerei zu verwerfen. Er befahl uns, die Wahrheit zu sagen, ehrlich zu handeln, die Verwandtschaft und die Nachbarschaft zu achten und die Würde und das Leben anderer zu bewahren. Er verwehrte uns, Unzucht zu treiben, andere zu verleumden, uns am Besitz der Waisen zu bereichern, keusche Frauen zu schmähen, und befahl uns, Allah anzubeten und Ihm nichts an die Seite zu stellen. Er befahl uns, regelmäßig zu beten, den Armen von unserem Geld zu geben und zu fasten." (Qutb)

 

3. Und anderen ihresgleichen9, die sich ihnen noch nicht angeschlossen haben. Und Er ist der Allmächtige, der Allweise10.

9. An diesen Segen werden auch andere Menschen und andere Völker teilhaben, denen die Gefährten des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, all das weitergeben, was sie von ihm gelernt, und was sie mit ihn praktiziert haben. Damit sind sowohl die arabischen Nachkommen als auch die nichtarabischen Völker, die den Islam angenommen haben, gemeint. (Qutb)

10. Das heißt, es ist eine Manifestation der Macht und Weisheit Allahs, dass Er unter einen unzivilisierten, ungelehrten Volk einen großen Propheten erweckt hat, dessen Lehren so revolutionär sind und so ewige und allgemein gültige Grundsätze enthalten, dass sie für die ganze Menschheit eine Grundlage für eine einige Gesellschaft sein kann. (Mauduudi)

 

4. Das ist Allahs Huld. Er gibt sie, wem Er will11, und Allah verfügt über die weitaus große Huld.

11. Das heißt, Seinen weisen Willen und Plan entsprechend, aber auch infolge Seiner unbegrenzten Freigebigkeit allen gegenüber. (Juusuf `Allii)

Jedem, der bereit ist, sie zu empfangen. Allahs Rechtleitung steht immer allen offen, die sie aufrichtig wünschen. (Asad)

 

5. Das Gleichnis derer, denen die (Weitergabe der) Tora auferlegt wurde12, aber sie dann nicht weitergaben13, ist das eines Esels14, der mit einer Last großer Bücher herumläuft15. Wie schlimm ist das Gleichnis eines Volkes16, welches die Zeichen Allahs leugnet17. Und das ungerechte Volk wird Allah nicht rechtleiten.

12. Das Gleichnis derer, denen die Pflichten des Gesetzes Muusas auferlegt wurden. (Juusuf `Allii)

Die Juden in Gegensatz zu den ungelehrten Arabern. (Darjabaadi)

13. Das Verstehen, Begreifen und Einsicht betrifft, nahmen sie sie zwar ursprünglich auf, leugneten sie aber gleichzeitig mit ihren Verhalten, was die Verwirklichung ihrer Gebote betrifft, mit ihren Gewissen und in ihren Alltagsleben. Insofern haben sie die Botschaft letztendlich doch nicht wirklich verstanden. (Qutb)

Im Anschluss an die Vorstellung in vorigen Abschnitt, dass Allahs Offenbarung sowohl ein heiliges anvertrautes Gut als auch ein Geschenk ist, wendet sich jetzt die Thematik den Verrat des Menschen an diesen anvertrauten Gut zu, und zwar am Beispiel der Juden nachbiblischer Zeiten. Allah hatte ihnen die Aufgabe auferlegt, die Botschaft Seiner Einheit und Einzigartigkeit in alle Welt zu tragen, aber sie versäumten die Erfüllung dieser Aufgabe insofern, als sie anfragen, sich für "Allahs auserwähltes Volk" zu halten, weil sie von Ibraahiim, Ishaaq und Jaquub, Allahs Segen und Frieden auf ihnen allen, abstammten, und damit die Botschaft zu monopolisieren. Daher leugneten sie auch die Möglichkeit, dass jemand, der nicht ihren Volk angehörte, zum Propheten berufen werden könnte (vergleiche Suura 2:90 und 94 sowie die entsprechenden Fußnoten), so dass die Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ablehnten, obgleich er in der Thora verheißen worden war. Da sie auf diese Weise die Zielsetzung ihrer heiligen Schriften entstellten, wurden sie unfähig, geistigen Nutzen daraus zu ziehen und ihre Lehren zu erfüllen. (Asad)

14.  Die Kinder Israels waren als besondere Träger der Botschaft ausersehen worden. Als jedoch ihre Nachkommen die Botschaft entstellten und sich Vergehen zuschulden kommen ließen, gegen die ihre Propheten mit Eifer vorzugehen versuchten, wurden sie wie Lasttiere, die Gelehrsamkeit und Weisheit auf ihren Rücken tragen, sie aber weder verstehen noch nützen. (Juusuf `Allii)

Ein mit Büchern beladener Esel weiß nicht, was diese Bücher enthalten. (Mauduudi)

15. Der Esel ist allgemein für seine Dummheit bekannt. (Darjabaadi)

16. Der obige Vergleich gilt nicht nur für die Juden, denen die Thora anvertraut wurde, sondern für alle, denen eine Religionswahrheit anvertraut wird und die sich ihrer nicht durch Verwirklichung würdig erweisen, also auch für die Muslime unserer Zeit, die zwar dem Namen nach Muslime sind, aber nicht dementsprechend handeln. Auch für sie gilt das Bild des Bücher tragenden Esels. Es geht nicht darum, Bücher zu besitzen und zu studieren, sondern es geht darum, ihren Inhalt zu begreifen und danach zu handeln. (Qutb)

Sie sind schlimmer als ein Esel, denn dieser ist von Natur aus unfähig zu verstehen, während sie intelligent und gebildet sind. (Mauduudi)

17. Menschen, die absichtlich einen Weg der Unwahrheit und Ungerechtigkeit verfolgen. (Darjabaadi)

 

6. Sprich: „O ihr Juden18, wenn ihr behauptet, von allen Menschen seid ihr allein19 die Freunde Allahs20, dann wünscht euch doch den Tod, wenn ihr wahrhaft seid21."

18. "Auf dem Judentum bestehen" ist etwas ganz anderes als dem Gesetz und Willen Allahs zu folgen. Ein arroganter Anspruch, ein auserwähltes Volk zu sein, allein über die Lehren Allahs zu verfügen und von Strafe für jeden Bruch des Gesetz Allahs ausgenommen zu sein (vergleiche Suura 2 8 i Meine furchtbare Lästerung über Allah. Es kann "Judentum" sein, aber es entspricht ganz sicher nicht dem Geist von Muusa. (Juusuf `Allii)

Das Judentum in seiner gegenwärtigen Form, dem ursprünglichen Sinn der Thora entfremdet. (Asad)

19. Vergleiche Suura 2:80; 2:111 und 5:18 sowie die entsprechenden Fußnoten. Auch in ihren eigenen Schriften erheben die Juden diesen Anspruch. (Mauduudi)

20. Zusammenfassend lehrten die Juden, dass es nur einen einzigen Gott und demnach auch nur ein einziges heiliges Volk geben kann. (Darjabaadi)

21. Vergleiche Suura 2:94-96 und die entsprechenden Fußnoten. Wenn sie den Anspruch erheben, enge Freunde Allahs zu sein, warum wünschen sie sich nicht den Tod, der sie Allah näher bringt? Aber vor allem sie hängen besonders stark am Leben und an den guten Dingen dieses Lebens. Dabei wissen sie, dass ihre Eigennützigkeit ihre Folgen haben muss. (Juusuf `Allii)

 

7. Sie werden ihn sich aber niemals wünschen um dessentwillen, was ihre Hände vorausgeschickt haben22. Und Allah kennt die Ungerechten23.

22. Da sie sich ihrer Schuld voll bewusst sind. (Darjabaadi)

23. Aufgrund dessen, was sie in dieser Welt angerichtet haben. (Asad)

 

8. Sprich: „Der Tod, vor dem ihr flieht24, wird euch gewisslich einholen. Dann werdet ihr zu Ihm zurückgebracht, Der das Verborgene und das Offenbare kennt25, und Er wird euch Kunde geben von dem, was ihr zu tun pflegtet26."

24. Eine Anspielung auf das, was in Suura 2:96 gesagt wird. (Asad)

Der Tod ist unausweichlich, und es hat keinen Sinn, vor ihm fliehen zu wollen. (Darjabaadi)

25. Sein Urteil ist vollkommen, denn Er kennt sowohl das Offene als auch das Verborgenen - was der Mensch in dieser Welt geplant und was er getan hat. (Siddiqi)

26. Vor Allahs Richterstuhl, wenn das Gericht stattfindet, werden wir die wahre Bedeutung aller Handlungen in dieser Welt erkennen. Der Schleier der Illusionen und Täuschungen fällt. Alle unsere geheimen Absichten werden offenkundig. Die Ergebnisse aller unserer kleinen Pläne und Intrigen und ihr Einfluss auf unser geistiges Wohl werden deutlich. Aller Schein verschwindet. (Juusuf `Allii)

 

Abschnitt 2

9 O die ihr den Imaan verinnerlicht! Wenn am Freitag27 zum Gebet gerufen wird, dann eilt28 zum Gedenken Allahs und lasst den Handel ruhen29. Das ist besser für euch, wenn ihr es nur wüsstet30.

27. Der Freitag ist in erster Linie der Tag, an dem sich die Muslime versammeln und beim gemeinsamen Gebet, dem eine Ansprache mit Ermahnungen und Rat vorausgeht, ihre Einheit zeigen. Beachte die Abstufungen der gesellschaftlichen Beziehungen für Muslime, wenn sie den weiset Anordnungen ihres Diins Folge leisten.

1. Jeder einzelne erinnert sich allein für sich täglich fünfmal oder öfter an Allah, sei es zu Hause, am Arbeitsplatz, in der nächstliegenden Moschee oder unter freiem Himmel, jeweils der Situation entsprechend.

2. Jeden Freitag findet eine örtliche Versammlung in der zentralen Moschee jeder Stadt oder jeder Ortschaft statt.

3. An den beiden jährlichen Hauptfesten versammelt man sich an einem noch größeren, zentraleren Ort zum Gebet.

4. Möglichst einmal im Leben nimmt der Muslim an der großen internationalen Versammlung während der Pilgerfahrt in Mekka teil.

Dies ist eine glückliche Kombination aus Dezentralisierung und Zentralisierung, von individueller Freiheit und gemeinsamen Zusammentreffen. Die formalen Elemente sind leicht zu verwirklichen, aber verwirklichen wir auch den schwierigeren Teil, nämlich den Geist der Einheit, Brüderlichkeit, der gegenseitigen Beratung und des gemeinsamen Verstehens und Handelns? (Juusuf `Allii)

Der Freitag ist der Tag des obligatorischen gemeinsamen Gebets. Wie jedoch aus dem folgenden hervorgeht, ist er bei den Muslimen kein Tag der obligatorischen Ruhe. (Asad)

28.  "Sich beeilen" ist hier gleichbedeutend mit "sich zurückziehen". (Darjabaadi)

29. Die dem islamischen Freitag zugrunde liegende Idee ist anders als die Vorstellung des jüdischen Sabbats oder des christlichen Sonntags. Wir werden aufgefordert, unser Geschäft zu unterbrechen und dem Ruf zum Gebet mit vollem Ernst zu folgen, gemeinsam zu beten und gemeinsam zu lernen und zu beraten, uns danach aber zu verteilen und wieder unserer Arbeit nachzugehen. (Juusuf `Allii)

30. Unmittelbarer irdischer Gewinn kann letztendlich ein geistiger Verlust sein und umgekehrt. (Juusuf `Allii)

 

10. Und wenn das Gebet beendet ist; dann breitet euch im Land aus31, strebt nach Allahs Gunst32 und gedenket Allahs oft33; auf dass ihr erfolgreich werdet34.

31. Widmet euch wieder euren irdischen Beschäftigungen. (Asad)

32. Dies ist ein wichtiger Grundsatz, auf dem die islamische Lebensweise aufgebaut ist, nämlich das Gleichgewicht zwischen Lebensaktivitäten auf dieser Erde mit Handeln und Arbeit und Erwerb einerseits und der Zurückgezogenheit für geistiges Meditieren und dem Gedenken    die für das innere Leben des Herzens wichtig sind, andererseits. (Qutb)

33. Vergesst auch inmitten eurer weltlichen Beschäftigung Seine Gebote nicht. (Darjabaadi)

Erinnert euch an Ihn unter allen Umständen und seid euch immer Seiner Anwesenheit bewusst. (Mauduudi)

34. Erfolg kann nicht an Reichtum oder irdischen Vorteilen gemessen werden. Es gibt eine höhere Art von Erfolg - die Gesundheit der Vernunft und der Seele. (Juusuf `Allii)

Das "vielleicht" soll hier nicht eine Möglichkeit ausdrücken, so dass Zweifel daran bestehen könnten, sondern gehört zu einer erhabenen Ausdrucksweise, mit der der Herr Seinen Diener ermutigen will. (Mauduudi)

Erfolg wird von Allah verliehen, und ist nicht gleichzustellen mit materiellem Gewin. Gesundheit und genügend Zeit sind wertvolle Geschenke Allahs; die oft nicht beachtet werden. (Anm. d. Übers.)

 

11. Wenn sie jedoch ein Geschäft oder einen Zeitvertreib sehen, dann laufen sie weg zu ihm35 und lassen dich stehen36! Sprich: „Was bei Allah ist, ist besser als Zeitvertreib und als Handel. Und von Allah kommt die beste Versorgung37."

35. Tatsächlich geschah es einmal in Medina, dass während des Freitagsgebets eine Karawane ankam und die Versammelten hinausliefen, um sie zu treffen. (Darjabaadi)

Dass dieser Vorfall im Qur'an registriert wurde, gibt uns heute eine Vorstellung davon, wie grundlegend und tief die Einstellung und das Verhalten der Muslime sich im Laufe der Jahre änderten. Der Sinn und der Ernst des Lebens drangen ihnen durch den Qur'an und durch die Lehren unseres Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, immer tiefer ins Bewusstsein und sie verhielten sich entsprechend. Diejenigen, die die Menschen verbessern wollen, müssen viel Geduld haben. (Qutb)

36. Damit ist in erster Linie der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, angesprochen. Im weiter gefassten, zeitlosen Sinne spielt dieser Aja auf eine allzu menschliche Schwäche an, gegen die auch aufrichtige Muslime nicht immer immun sind, nämlich die Neigung, religiöse Verpflichtungen zugunsten vergänglicher Vorteile zu übersehen. (Asad)

37. Lasst euch nicht durch den Drang nach Zeitvertreib oder Gewinn ablenken. Wenn ihr ein rechtschaffenes und nüchternes Leben führt, wird Allah euch in jeder Hinsicht versorgen, besser als ihr es euch möglicherweise vorstellen könnt. (Mauduudi)

 

Einführung zu Suura 63

Dies ist die siebte von zehn kurzen medinensischen Suuras, in denen es jeweils um einen spezifischen Zug im Gemeinschaftsleben der Bruderschaft geht.

Hier geht es um die Launen und die Bosheit des heuchlerischen Elements die es in jeder Gemeinschaft gibt, und de Notwendigkeit, sich davor zu hüten und vor den Versuchungen, die es den   'n den Weg stellt.

Die Schlacht von Uhud (Sawwal des Jahres 3 nach der Hidschra) stellte die Heuchler bloß; vergleiche auch Suura 3:167 und die entsprechenden Fußnoten. Diese Suura stammt wahrscheinlich aus einer Zeit kurz nach den dort erwähnten Ereignissen, etwa aus dem Jahre 4 oder 5 nach der Hidschra, wenn die in Aja 8 erwähnten Worte während der Expedition gegen die Banu Mustaliq geäußert wurden.

Zusammenfassung:

Falsch sind die Schwüre der Heuchler; sie streben nur eigennützige Ziele an. Die Gläubigen sollen sich vor ihrer r hüten und sich immer konsequent für Allahs Sache einsetzen. (Ajas 1 - 11)

 

Die Heuchler

Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen.

1. Wenn die Heuchler zu dir kommen, sprechen sie: „Wir schwören, dass du Allahs Gesandter bist1." Allah weiß sehr wohl, dass du Sein Gesandter bist2, und Allah versichert, dass die Heuchler Lügner sind3.

1. Die Heuchler wollten vor dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, einen guten Eindruck machen und legten dementsprechend ein Lippenbekenntnis zum Islam ab, das nicht der Wahrheit entsprach, während sie ihre wirkliche Einstellung geheim hielten. (Qutb)

Das heuchlerische Element bildet eine Gefahr für jede Gesellschaft in der es existiert, denn es schwächt die Gemeinschaft und stellt schließlich ihren Fortbestand in Frage. Die Ankunft des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in Medina wurde von allen heimatliebenden Bewohnern begrüßt, denn sie vereinigte sie nicht nur im Zusammenleben und bereinigte ihre alten Differenzen, sondern brachte ihnen Licht und Ehre in der Person des größten lebenden Lehrers der Wahrheit. Aber es gab auch niedriger gesinnte Elemente, die neidisch waren. Ihre Erwartungen, die Macht ergreifen zu können, indem sie die verschiedenen bestehenden Parteien gegeneinander ausspielten, wurden zerschlagen. Aus Angst vor der Mehrheit wagten sie nicht, sich der islamischen Bruderschaft offen entgegenzustellen. Sie begannen, im Untergrund zu wirken und die Gesellschaft zu untergraben, indem sie heimlich mit ihren Feinden intrigierten, während sie öffentlich unserem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Treue schworen. In der Schlacht von Uhud wurden sie bloßgestellt. Vergleiche auch Suura 3:167 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

2. Dies ist nämlich Allahs eigene Wahrheit. (Darjabaadi)

3. Indem ihre Aussage direkt ihrer inneren Überzeugung widerspricht. (Darjabaadi)

Ein Zeugnis besteht nämlich aus zweierlei:

1. dem Sachverhalt selbst, von dem Zeugnis abgelegt wird; und

2. der Überzeugung des betreffenden Menschen von dem Sachverhalt, von dem er Zeugnis ablegt. Wenn die Sache an sich also wahr ist und der Zeuge von ihrem Wahrheitsgehalt überzeugt ist, ist seine Aussage in jeder Hinsicht wahrhaftig. Wenn die Sache in sich falsch ist, jedoch der Überzeugung des Zeugen entspricht, gilt er in einer Hinsicht als wahrhaftig, denn er bekennt offen seine Überzeugung, in einer anderen Hinsicht aber nicht, denn seine Überzeugung entspricht nicht der Wahrheit. Umgekehrt gilt ähnliches, wenn er nämlich Zeugnis ablegt von einer Sache, die in sich wahr ist, aber nicht seiner Überzeugung entspricht. (Mauduudi)

 

2. Sie versuchen, sich mit falschen Schwüren zu retten4 und halten damit (die Menschen) von Allahs Weg ab5. Schlimmen ist fürwahr das, was sie zu tun pflegen.

4. Wörtlich: Sie haben ihre Schwüre zu einem Schild (für ihre ungerechten Handlungen) gemacht. (Anm. d. Übers.) Vergleiche auch Suura 58:16 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Sie benutzen ihre Schwüre, um ihr Leben und ihren Wohlstand zu sichern. (Darjabaadi) Sie wollen sich vor dem Zorn der Muslime schützen. (Mauduudi)

5. Vergleiche Aja 58:16 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Das arabische Verb "sadda" ist sowohl transitiv als auch intransitiv: "sie wenden sich von Wegen ab" und "sie wenden andere von Allahs Wegen ab". Im ersteren Fall würde der Satz bedeuten: "Durch ihre Schwüre verbinden sie sich zunächst fest mit der Gemeinschaft der Muslime, ersinnen dann aber Mittel und Wege, um sich der Erfüllung ihrer religiösen Pflichten zu entziehen und den Gehorsam gegenüber Allah und Seinem Gesandte zu vermeiden", im letzteren Falle: "Sie benutzen ihre falschen Schwüre als Schild, hinter dem sie Unrecht begehen. Indem sie sich als Muslime stellen, schwächen sie die muslimische Gemeinschaft von innen, verraten ihre Geheimnisse ihren Feinden, rufen unter den Nichtmuslimen Zweifel am Islam hervor und benutzen solche Machenschaften, einfachen Muslimen Böses einzusuggerieren, wie es nur ein Heuchler, nicht aber ein offener Feind des Islam kann." (Mauduudi)

 

3. Dies, weil sie die Zeichen Allahs anerkannten6, sie danach aber wieder leugneten7. So wurden ihnen die Herzen versiegelt8, so dass sie nicht begreifen9.

6. Allem äußeren Anschein nach; ihrem Lippenbekenntnis entsprechend. (Darjabaadi)

7. Sie haben den Islam kennen gelernt und begriffen, worum es dabei geht, sich dann aber innerlich für den Kufr entschieden. (Qutb)

8. Infolge ihrer gewohnheitsmäßigen Heuchelei und Unaufrichtigkeit. (Darjabaadi)

Vergleiche auch Suura 2:7 und die entsprechenden Fußnoten. Ihr doppeltes Spiel hat ihre Sichtweise verzerrt. Im Arabischen gilt das Herz als der Sitz des Verstandes ebenso wie der Sitz der Zuneigung. (Juusuf `Allii)

9. Sie können Wahrheit und Unwahrheit nicht mehr unterscheiden. (Asad)

Dies ist einer der Ajas, in denen der Ausdruck "Allah hält ihre Herzen versiegelt" näher erklärt wird. Diese Menschen waren nicht deswegen Heuchler, weil Allah ihre Herzen versiegelt hat, so dass der Imaan nicht in sie eindringen konnte und sie damit zur Heuchelei gezwungen waren, sondern ihre Herzen wurden erst dann versiegelt, als sie sich innerlich entschlossen, im Kufr zu verharren, während sie äußerlich ihren Imaan bekannten. Damit verloren sie die Fähigkeit den Imaan zu verinnerlichen sowie die daraus folgende moralische Kapazität. (Mauduudi)

 

4. Wenn du sie siehst, dann gefällt dir ihr Äußeres10, und wenn sie sprechen11, hörst du ihrer Rede zu. Sie sind wie schön verkleidete Holzfiguren12. Sie meinen, jeder Schrei sei gegen sie gerichtet13. Sie sind der Feind14, darum hüte dich vor ihnen15. Möge Allah sie vernichten16! Wie verblendet sie doch sind17!

10. Den Heuchlern gelingt es immer wieder, bei anderen einen überzeugenden Anschein ihrer Aufrichtigkeit zu erwecken. So auch die Heuchler von Medina. Sie zeigen ein angenehmes Äußeres, kleiden sich gut, können sich gewöhnlich auch viel Aufwand leisten und versuchen, das Vertrauen eines jeden zu gewinnen, denn sie haben keine Skrupel, die Unwahrheit zu sagen und jedem zu verstehen zu geben, dass sie einer Meinung mit ihm sind. Sie benutzen schöne Worte, und da die Wahrheit nicht ihre Zunge kontrolliert, können sie ungehemmt schmeicheln und lügen. Dies ist jedoch der äußere Eindruck. Da sie nicht aufrichtig sind, hat nichts von allem, was sie sagen, einen Wert. (Juusuf `Allii)

11. Mit stets bereitwilliger und geübter Redekunst. (Darjabaadi)

12. Wörtlich: Sie sind wie angelehnte Holzpfosten. (Anm. d. Übers.)

Gutes Holz ist innerlich stark und kann Dächer und Gebäude stützen. Morsches Holz ist nutzlos und muss an anderes angelehnt werden. Die Heuchler sind wie morsches Holz. Sie haben selbst keinen festen Charakter und sind für andere als Stützen unzuverlässig. (Juusuf `Allii)

Sie können nicht zu sich selbst stehen. (Darjabaadi)

Als ob sie nur zur Schau gestellt wären. Sie sind nicht bereit, irgendein Opfer oder ein Risiko auf sich zu nehmen, und leben in ständiger Angst. (Qutb)

13. Ihr Gewissen lässt ihnen keine Ruhe. Wenn jemand einen Verdacht äußert, sind sie sofort alarmiert und denken, er richtet sich gegen sie. (Juusuf `Allii)

Sie fürchten ständig, bloßgestellt zu werden. (Darjabaadi)

14. Diese verborgenen Feinde sind schlimmer als offene Feinde. (Mauduudi)

15. Lasst euch nicht durch ihr äußeres Erscheinungsbild täuschen. Seid auf eurer Hut, denn sie können euch in jedem Augenblick betrügen. (Mauduudi)

16. Vergleiche auch Suura 9:30 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Dies ist nicht ein Fluch, sondern  Erklärung, dass sie Seine Strafe verdient haben und sie auch sicherlich bekommen werden. Es ist auch möglich, dass Allah dies nicht im buchstäblichen Sinne gesagt hat, sondern im Sinne einer Verurteilung entsprechend dem arabischen Sprachgebrauch. (Mauduudi)

17. Wie haben sie sich von der Wahrheit wegtäuschen lassen! (Juusuf `Allii)

Wie weit sind sie vom rechten Weg abgewichen! (Darjabaadi)

Es wird nicht besonders erwähnt, wer sie auf Abwege gebracht hat. Dies verdeutlicht schon in sich selbst, dass verschieden Faktoren dazu beigetragen haben. Da ist Schaytaan, da sind ihre bösen Freunde, und da sind auch ihre eigenen selbstsüchtig

gen Absichten. Der eine wird durch Ehepartner oder Kinder dazu veranlasst, der andere durch böse Menschen in der Gesellschaft, und wieder ein anderer durch Eifersucht, Trotz oder Stolz. (Mauduudi)

 

5. Wenn zu ihnen gesprochen wird: „Kommt her, damit Allahs Gesandter um Verzeihung für euch bittet18," wen den sie ihre Köpfe weg, und du siehst, wie sie sich hochmütig abwenden19.

18. Wie alle anderen Vergehen, so kann auch Heuchelei vergeben werden, wenn der Betreffende sein Verhalten bereut und sich bessert, vorausgesetzt dass der Wille und die ernsthafte Bereitschaft da ist, sich vom Bösen abzuwenden und Allahs Gnade zu suchen. Im hier erwähnten Aja waren diese Voraussetzungen nicht gegeben. (Juusuf `Allii)

19. Sie weigerten sich nicht nur, zum Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu kommen und um Vergebung zu bitte, sondern schüttelten auf die Einladung hin nur arrogant den Kopf und hielten es für unter ihrer Würde, dem Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, auf diese Weise zu begegnen. Dies weist eindeutig darauf hin, dass sie keine mu’min Menschen sind. (Mauduudi)

 

6. Ihnen ist es gleich, ob du für sie um Verzeihung bittest oder nicht20, denn Allah wird ihnen nicht verzeihen. Allah leitet das frevlerische Volk nicht.

20. Die hartnäckigen Wahrheitsleugner haben zwischen sich und Allahs Gnade eine weite Kluft aufgetan. In einer inneren Haltung von Rebellion und Vergehen können sie Allahs Vergebung nicht erlangen. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 9:80 und 9:84 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

Damit wird ihre fehlende Bereitschaft betont, um Vergebung zu bitten, woraufhin ihnen auch nicht vergeben wird. (Anm. d. Übers.)

 

7. Sie sind diejenigen, die sprechen21: „Spendet nicht für die (Armen), die mit Allahs Gesandtem sind22, damit sie sich von ihm trennen23," während Allah doch die Schätze der Himmel und der Erde gehören. Aber das begreifen die Heuchler nicht.

21. Zu den Bewohnern von Medina. (Darjabaadi)

Besonders aber auch zu den Ansar. Vergleiche auch unten Fußnote 23. (Asad)

22. Die Muhadschiruun, die unserem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ins Exil nach Medina gefolgt waren, wurden von den Ansar empfangen und hilfsbereit aufgenommen. Dies gefiel den Heuchlern in Medina nicht, und sie versuchten die Bevölkerung von Medina zu überreden, doch nicht so viel für die Ausgewanderten zu tun. Ihre Machenschaften hatten jedoch keinen Erfolg. Die kleine muslimische Gemeinschaft nahm an Stärke zu, bis sie in der Lage war, sich aus eigenen Mitteln zu unterhalten und zum Wohlstand der Gastgeber beizutragen. Güte bringt Kraft und Wohlstand hervor, und hält die Schlüssel zum Wohlergehen der Menschen in seiner Hand. Es ist nicht Sache der Feinde Allahs, Seine Schätze zu verteilen. (Juusuf `Allii)

23. Dass sie sich zerstreuen und Medina verlassen. (Juusuf `Allii)

Abdulla ibn Ubayy, der Führer der Heuchler in Medina, trug es unserem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nach, dass er an seiner Stelle zum Führer von Medina geworden war. Da die politische Stärke des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nur auf den makkanischen Muslimen begründet war, die ihm nach Medina gefolgt waren, versuchte ibn Ubayy, seine eigenen Landsleute zu überreden, ihre materielle Unterstützung einzustellen und damit die Muhadschiruun zum Verlassen der Stadt zu zwingen, da sie sehr arm waren. Wenn diese Strategie erfolgreich gewesen wäre, dann wäre die Position des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sehr geschwächt worden. Dieser Vorschlag wurde selbstverständlich von den Ansar abgelehnt. (Asad)

 

8. Sie sprechen: „Wenn wir nach Medina zurückkehren24, werden sicherlich die Mächtigeren die Niedrigeren daraus vertreiben." Doch Allah gehört die Macht25 und Seinem Gesandten und den Mu’mins26, Jedoch die Heuchler wissen es nicht27.

24. Worte mit dieser Bedeutung wurden von Abdullah ibn Ubayy, dem Führer der medinensischen Heuchler, während der Expedition gegen die Banu Mustaliq im vierten oder fünften Jahr nach der Hidschra geäußert. Seine Erwartungen, eine führende Rolle zu spielen, wurden dadurch enttäuscht, dass ein größerer Mann als er nach Medina kam. Hier bezeichnet er sich selbst und seine Clique mit der Wendung "die Mächtigen" und bezeichnet die Auswanderer verächtlich mit dem Ausdruck "die Niedrigeren", die von außen eingedrungen sind. (Juusuf `Allii)

Said ibn Arqam berichtet: "Als ich diese Worte von Abdullah Ibn Ubayy dem Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, mitteilte und dieser kam und unter Eid alles bestritt, tadelten mich die älteren von den Ansar und besonders mein Onkel sehr dafür, bis dass ich schließlich das Gefühl hatte, der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hätte mich auch für einen Lügner gehalten und Abdullah ibn Ubayy für einen aufrichtigen Menschen. Dies machte mich sehr besorgt und traurig. Als jedoch diese Ajas offenbart wurden, rief mich der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu sich, fasste mich am Ohr und sagte: „Das Ohr dieses Jungen war aufrichtig. Allah hat Selbst Zeugnis von dem abgelegt, was es gehört hat."' (Mauduudi)

25. Unmittelbar und ursprünglich. (Darjabaadi)

26. Durch Allah, also mittelbar. (Darjabaadi)

Alle Ehre gehört Allah aufgrund Seines Wesens, dem Gesandten aufgrund seines Prophetischen Auftrages, und den Mu'min aufgrund ihres Imaans. Kaafirs, Böse und Heuchler haben an wirklicher Ehre keinen Anteil. (Mauduudi)

27. In den beiden im Qur'an öfter vorkommenden Aussagen, "Allah gehören die Schätze ..." und "Allah gehört die Ehre ..." finden wir die wirkliche, zeitlose Bedeutung der obigen historischen Anspielungen. (Asad)

 

Abschnitt 2

9. O die ihr den Imaan verinnerlicht Lasst euer Vermögen und eure Kinder euch nicht vom Gedenken Allahs ablenken29. Wer das tut, das sind die Verlierenden.

29. Gedenken Allahs ist das Hauptziel im Leben eines Muslim. Der Begriff schließt jeden Akt der Güte mit ein. (Darjabaadi)

Reichtümer und menschliche Gefolgschaft aller Art sind nur vergängliche Objekte der Freude. Sie sollten gute Menschen nicht von ihrer Hingabe an Lenken. „Gedenken umfasst jede gute Handlung und jeden Dienst, gute Gedanken und freundliche Verhaltensweisen aller Art, denn das ist der Dienst, den Allah von uns verlangt. Wenn wir dies nicht erfüllen, ist es zu unserem eigenen Nachteil, denn es hemmt unser geistiges Wachstum. (Juusuf `Allii)

An diese Mu'mins, die Allah in eine Reihe mit dem Gesandten stellt und sie an Seiner Ehre teilhaben lässt, richtet Er diesen Aufruf am Ende der Suura, auf dass sie zu ihrer hohen Stellung aufsteigen und sich von allen Eigenschaften der Heuchler reinigen. Das Vermögen und die Kinder hat Allah uns gegeben um uns zu helfen, Seine Statthalter auf der Erde zu werden, und nicht, damit wir uns ausschließlich mit beschäftigen und den Sinn unseres Lebens vergessen, nämlich, dass wir uns ehrlich bemühen, uns die Eigenschaften Allahs nach unserem menschlichem Vermögen zu eigen zu machen. Das gelingt aber nur, wenn wir die Verbindung mit unserem Herrn aufrechterhalten. Wer diese Verbindung vernachlässigt, verliert sich selbst und damit verliert er alles. (Qutb)

 

10. Und spendet von dem, womit Wir euch versorgt haben30, bevor zu einem von euch der Tod kommt und er spricht: „Mein Herr, hättest Du mir eine Weile Aufschub gegeben31, so hätte ich gespendet und wäre einer der Rechtschaffenen geworden."

30. "Versorgung" oder "Unterhalt" in jedem Sinne, sowohl buchstäblich als auch im übertragenen Sinne. Alles Gute, das wir genießen, kommt  von Allah und es ist unsere Pflicht, eine Teil davon für den Dienst an anderen aufzuwenden, denn dass ist Großmut und 'Ibaada. Jeder selbstlose Akt ist eine 'Ibaada Handlung. Wir sollen auch gute Absichten nicht aufschieben oder für die Zukunft aufbewahren. Der Tod kann plötzlich über uns hereinbrechen, und dann wird es uns nicht mehr erlaubt sein, um mehr Zeit zu bitten. Jeder gegenwärtige Augenblick verlangt seine gute Handlung. (Juusuf `Allii)

31. Wörtlich: "Bis zu einer nahe gelegenen Frist", das heißt eine kurze Weile. (Asad)

Wenn der Tod kommt, dann nützt das Vermögen, das jemand hinterlässt, ihm nicht mehr. Es ist die größte Torheit, wenn man alles, was man besitzt, den anderen hinterlässt, und nach seinem Tod nichts findet, was man für sich selbst vorausgeschickt hat. (Qutb)

 

11. Aber Allah gibt nie einer Seele Aufschub32, wenn ihre Stunde gekommen ist, und Allah ist wohlvertraut mit allem, was ihr tut.

32. Wenn unsere begrenzte Bewährungsfrist abgelaufen ist, haben wir nicht mehr das Recht, um mehr Zeit zu bitten, und dann wird uns auch nicht mehr Zeit gegeben. Zaudern ist an sich ein Fehler, und Allah kennt alle verborgenen Gedanken und Absichten in uns. (Juusuf `Allii)

 

Einführung zu Suura 64

Dies ist die achte der kurzen medinensischen Suuras, die sich jeweils mit einem besonderen Aspekt des Gemeinschaftslebens befassen.

besondere Aspekt, von dem hier die Rede sein soll, ist der gegenseitige Gewinn und Verlust von Gut und Böse diesem Leben gegenüber dem zukünftigen Leben.

eine frühe madinensischen Suura aus dem Jahr 1 nach der Hidschra oder möglicherweise sogar noch aus der makkanischen Zeit unmittelbar vor der Hidschra.

Zusammenfassung:

Sowohl Muslime als auch Kaafirs sind von dem Einen wahren Gott erschaffen, Der alles erschaffen hat und kennt; warum sollten also Kufr und Böses über irdischen Gewinn triumphieren, wenn im zukünftigen Leben ihr Verlust ebenso offensichtlich wird wie der Gewinn der Muslime. (Ajas 1 - 18)

Es geht in dieser Suura um den Lobpreis Allahs, das Empfinden Seiner Herrlichkeit, Seiner Macht und Seiner Nähe, wie Er alles genau sieht und weis und wie Er alles Übel abwenden kann. Wir sollen die Lehre ziehen aus dem schlimmen Ende der früheren Völker, die die Botschaft Allahs zurückwiesen, und gute Werke vorausschicken, damit am jüngsten Tag unsere Sünden getilgt werden und wir unter den Gewinnern sind. Wir sollen darauf achten, dass unsere Frauen, unser Vermögen und unsere Kinder uns nicht so weit beschäftigen, dass wir vor lauter Geiz und Ablenkung bald vor dem Tod stehen, ohne dass wir unsere Dankbarkeit gegenüber Allah erwiesen haben, indem wir um Seinetwillen von dem, was Er uns geschenkt hat, freigebig spenden. (Qutb)

 

Die Übervorteilung

Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen.

1. Was in den Himmeln und auf Erden ist, preist Allah1. Ihm gehört das Königreich2, und Ihm gebührt das Lob3, und Er hat Macht über alle Dinge4.

1. Alles, was im Himmel und auf der Erde ist, wendet sich seinem Herrn zu. Das innerste Wesen alles Existierenden ist und Allah ist Herrscher über alle Dinge. Jedes Geschöpf empfindet diese Wahrheit. Wenn der Mensch sich von Allah abwendet und kaafir wird, wendet er sich damit gleichzeitig gegen die Harmonie alles Existierenden. (Qutb)

Vergleiche auch Suura 62:1 und die entsprechenden Fußnoten. Alle Dinge verkünden schon allein durch ihre Existenz Allahs Herrlichkeit. Er herrscht über alle Dinge, aber Er benutzt Seine Macht für gerechte und lobenswerte Ziele. Er hat Macht über alle Dinge, darum kann Er Gerechtigkeit mit Barmherzigkeit verbinden, und Sein Plan und Seine Ziele können nicht durch die Existenz des Bösen neben dem Guten in Seinem Reich vereitelt werden. (Juusuf `Allii)

Sei es bewusst und absichtlich oder unbewusst und unwillkürlich. (Darjabaadi)

2. Die Herrschaft des Universums gehört Ihm allein. Er hat es nicht nur geschaffen und nach dem ersten Anstoß sicht selbst überlassen, sondern Er herrscht darüber in jedem Augenblick. Kein anderer kann an Seiner Herrschaft Anteil haben. Wenn andere zeitweilig oder in begrenztem Rahmen Macht ausüben, dann nicht aufgrund ihrer eigenen Kraft, sondern indem Allah ihnen diese Macht übertragen hat und nur solange Er will. (Mauduudi)

3. Ihm allein gebührt alles Lob. Wann immer ein anderes Wesen lobenswerte Eigenschaften hat, dann sind sie ihm von Ihm verliehen worden. Wenn Lob im Sinne von Dank verstanden wird, dann ist in Wirklichkeit Allah allen Dankes würdig, denn Er ist der einzige wahre Wohltäter aller Seiner Geschöpfe. Wenn wir jemandem danken, dann dafür, dass uns durch ihn beschenkt hat, denn von sich aus hätte er uns den entsprechenden Gefallen nicht erweisen können. (Mauduudi)

4. Er besitzt absolute Macht. Er kann alles tun, was Er will, und niemand kann ihn behindern und Seine Allmacht einschränken. (Mauduudi)

 

2. Er ist es, der euch erschaffen hat, aber unter euch gibt es Kaafirs, und unter euch gibt, es Mu’mins5, und Allah sieht, was ihr tut6.

5. In Seiner Allmacht hat Allah dem Menschen die Wahl gelassen, sich für Islam oder Kufr zu entscheiden. Diese Fähigkeit unterscheidet den Menschen von anderen Geschöpfen. Dem Menschen wurde diese selbständige Entscheidung zugetraut, nachdem genügend Urteilskraft gegeben hat und durch seine auserwählten Gesandten Bücher mit klaren Zeichen. (Qutb)

"Unter euch sind solche, die diese Wahrheit ablehnen, und die daran den Imaan verinnerlichen." Diese Konstruktion, die auf das Akzeptieren oder Leugnen der schöpferischen Aktivität Allahs durch den Menschen hinweist, stimmt mit Tabaris Interpretation dieses Abschnittes überein. Nach Samachsari werden die Wahrheitsleugner zuerst erwähnt, weil sie zahlreicher sind und größeren Einfluss haben als diejenigen, die bewusst den Imaan verinnerlichen. Auch noch eine andere Bedeutung scheint hierin enthalten zu sein: da alle Menschen mit der instinktiven Fähigkeit zur Erkenntnis ausgestattet sind (vergleiche auch Suura 7:172 und die entsprechenden Fußnoten), ist die Tatsache, dass der eine Mensch die Wahrheit ablehnt und der andere daran glaubt, eine Auswirkung der Willensfreiheit. (Asad)

6. Er beobachtet den Menschen in dessen Verhalten und sieht die Wirklichkeit seiner Absichten und seiner inneren Einstellung. (Qutb)

Es ist nicht der Fall, dass Er über Auflehnung und Böses hinwegsieht oder es nicht bestrafen könnte. Er hat alle Dinge gut und rein erschaffen, und wenn sich das Böse aufgrund der von Ihm gewährten Willensfreiheit eingeschlichen hat, dann ist auch dies nicht unvorhergesehen: es ist in Seinem weisen und allumfassenden Plan enthalten, damit der Mensch eine Möglichkeit hat, sich höher zu erheben. (Juusuf `Allii)

 

3. Er hat die Himmel und die Erde in Weisheit erschaffen7, und Er hat euch gestaltet und eure Gestalt schön gemacht8, und zu Ihm9 ist zuletzt die Heimkehr10

7. In genauem Ebenmass. (Darjabaadi)

Wahrheit und Weisheit die Grundlage dieser Existenz, nicht Sinnlosigkeit oder Zufall. Ebenso stützt sich der Islam, die uns von gegeben wurde, auf die Wahrheit. So sind wir sicher, dass die Wahrheit letzten Endes siegen wird, auch wenn der Trug zeitweise wie der Schaum zuoberst ist. (Qutb)

8. Vergleiche Suura 40:64 und 7:11 sowie die entsprechenden Fußnoten. Über die Schönheit und Großartigkeit der übrigen Schöpfung hinaus hat Allah den Menschen mit besonderen Fähigkeiten und Möglichkeiten ausgestattet, die ihn im Idealfall zum Statthalter Allahs auf der Erde erheben. "Schön" bedeutet auch "den Aufgaben angemessen, für die er erschaffen wurde". (Juusuf `Allii)

9. Allah hat dem Menschen vorzüglich ausgestattet, sowohl körperlich als auch gefühlsmäßig und vor allem geistig und seelisch. Daher wurde er zum Statthalter auf Erden bestimmt. Die Gestaltung des Menschen vereint die Schönheit mit der vollkommenen Zweckmäßigkeit und erhebt ihn über alle andere Geschöpfe. (Qutb)

10. "Das endgültige Ziel": nicht nur der Menschheit, sondern aller erschaffenen Dinge, seien sie materiell oder dem Bereich der Ideen oder Ereignisse zugeordnet. Alles kehrt zu Allah zurück, denn alles hat seinen Ursprung in Ihm. (Juusuf `Allii)

 

4. Er weiß, was in den Himmeln und auf Erden ist11, und Er weiß, was ihr geheim haltet und was ihr offenbart12, und Allah weiß, was die Herzen verbergen.

11. Er erschafft nicht nur alle Dinge und entwickelt und erhält sie, sondern alle Gedanken, Absichten, Gefühle, Ideen und Ereignisse sind Ihm bekannt. Darum sollen wir uns nicht vorstellen, dass Böses, wenn es allem oberflächlichen Anschein nach ungestraft davonkommt, sich Seiner Kenntnis entziehe oder Ihm entgangen wäre. Sein Plan ist weise und gut; manchmal erkennen wir seine Weisheit nicht, weil wir nur Fragmente des Sachverhaltes sehen, denn unsere eigene Intelligenz ist beschränkt. (Juusuf `Allii)

12. Allah beobachtet nicht nur die äußerlich erkennbaren Handlungen des Menschen, sondern auch das, was anderen Beobachtern verborgen bleibt. Er kennt auch nicht nur die Handlungen selbst, sondern weiß, welche Absichten und Ziele diesen zugrunde lagen. Wenn der Mensch ernsthaft darüber nachdenkt, wird er begreifen, dass völlige Gerechtigkeit nur im zukünftigen Leben verwirklicht werden kann, und dass Gerechtigkeit nur vor Allahs Gericht geschehen kann. Die eigene Vernunft des Menschen fordert, dass jedes Verbrechen gesühnt werden muss. Jeder weiß jedoch, dass in dieser Welt das nicht möglich ist. (Mauduudi)

 

5. Ist nicht die Kunde von denen zu euch gelangt, die zuvor kaafir waren? Sie bekamen die bösen Folgen ihres Verhaltens13 zu spüren, und auf sie wartet eine schmerzliche Strafe14.

13. "Das böse Ende ihres Verhaltens" macht sich vielleicht schon in diesem Leben bemerkbar, entweder in äußeren Ereignissen oder in innerer Rastlosigkeit oder Gewissensbissen. Aber seine volle Gewalt wird in der "furchtbaren Strafe" im zukünftigen Leben deutlich. (Juusuf `Allii )

Dies ist eine Anspielung auf das Unheil und Leiden, das, wie uns die Geschichte zeigt, unweigerlich über jede Gemeinschaft oder Nation kommt, die es sich zur Grundhaltung macht, die grundlegenden ethischen Wahrheiten abzulehnen. (Asad)

Hier werden offensichtlich die Götzendiener angesprochen, welche die Geschichten von den vernichteten Dörfern der Ad, Samuud und dem Volk des Luut, Allahs Segen und Frieden auf ihm, kannten und von Generation zu Generation weiter erzählten. (Qutb)

14. Im zukünftigen Leben. (Darjabaadi)

Das Unheil, das sie in dieser Welt als Folge ihres Verhaltens zu spüren bekamen, ist weder die wirkliche Strafe für ihre Verbrechen noch die vollständige. Diese erwartet sie im zukünftigen Leben. Sie können jedoch aus dem Leiden, das sie hier heimsucht, lernen. Sie können sehen, wie Völker, die sich gegen Allah aufgelehnt haben, immer weiter degenerierten, bis sie schließlich ein böses Ende fanden. (Mauduudi)

 

6. Dies (geschieht deswegen), weil ihre Gesandten immer wieder mit deutlichen Zeichen15 zu ihnen kamen, sie aber sprachen: „Sollen uns etwa Menschen rechtleiten?"16 Also leugneten sie und wandten sich ab. Und Allah bedarf(ihrer) nicht17. Denn Allah ist Sich selbst genügend, des Lobes würdig.

15. Gesandte aus ihrer eigenen Mitte, denen eine Botschaft Allahs anvertraut war, die besonders für sie bestimmt war. Der Ausdruck "immer wieder" geht auf "kaanat ta taatihiim" كَانَت تَّأْتِيهِم zurück, das grammatisch eine Wiederholung und Fortdauer ausdrückt. (Asad)

Das Wort "bayjanaat" ْبَيِّنَات hat eine weit reichende Bedeutung. "Bayjin (der Singular davon) ist etwas, das deutlich und klar ist. Wenn von den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gesagt wird, mit "bayjinat" kamen, dann bedeutet dies einmal, dass sie deutliche Zeichen brachten, die sie eindeutig als Gesandte auswiesen; zweitens brachten sie ihre Botschaft mit klaren und vernünftigen Argumenten; und drittens gab es in ihren Lehren keine Zweideutigkeit; sie erläuterten eindeutig, was Wahrheit und was Unwahrheit war, was erlaubt und was verboten war, was der Mensch tun und was er vermeiden sollte. (Mauduudi)

16. Dies wird ausführlich in Suura 14:11 und den entsprechenden Fußnoten erläutert. (Juusuf `Allii)

Die Menschlichkeit der Gesandten Allahs war was, woran die Götzendiener Anstoß nahmen. Es ist ihnen unverständlich dass ein Prophet nicht ein inkarnierter Gott, ein Halbgott oder ein Übermensch ist oder etwa ein Engel, der Allahs Herrschaft übermittelt. (Darjabaadi)

Diese negative Reaktion ist charakteristisch für Leute, die infolge ihrer eigenen Entfremdung von allen moralischen Werten Menschlichen zutiefst misstrauen und darum nicht die Vorstellung akzeptieren können, dass eine Botschaft Allahs einen Menschen übermittelt wird, der nichts "Übernatürliches" an sich hat. (Asad)

Bemerkenswert ist, dass sie oft bereitwillig folgten, wenn ein bloßer Mensch sie fehlleitete. (Mauduudi)

Dieser Einwand ist unlogisch und unsachlich, denn die Lehre, welche der Gesandte zu den Menschen bringt, an dem Gesandten selbst erläutert und vorgelebt werden und das kann nur ein Mensch und kein Engel tun. Und Allah hat den auserwählten Menschen die Fähigkeit gegeben die Offenbarung zu empfangen. (Qutb)

17. Ihre Ablehnung und ihr Ungehorsam schadet Allah nicht, denn Er hat sie und ihr Tun nicht nötig. Ihre Anerkennung der Wahrheit und ihr Gehorsam den Gesandten Allahs gegenüber, kann nur ihnen selbst nutzen. (Qutb)

Ihr Gehorsam ist für Allah nicht notwendig, und auch ihre ablehnende Haltung gegenüber der Wahrheit beeinträchtigt weder die Gültigkeit noch die Durchsetzungskraft der Wahrheit. Allah ist frei von allen Bedürfnissen und ist unter keinen Umständen von irgendetwas abhängig. Er schickt Seine Botschaft zum Guten der Menschen, und nur der Mensch erleidet Nachteile, wenn er sie ignoriert, ablehnt oder bekämpft. (Juusuf `Allii)

 

7. Diejenigen, die kaafir sind, behaupten, sie würden nie wieder auferweckt18. Sprich: "Doch, bei meinem Herrn19, ihr werdet gewiss auferweckt werden, und dann wird euch sicherlich Kunde davon gegeben, was ihr getan habt. Und das ist für Allah ein Leichtes."

18. Mit anderen Worten, sie glauben, es gäbe kein zukünftiges Leben und keine Verantwortlichkeit für unsere Handlungen über das hinaus, was wir in diesem Leben wahrnehmen. Wenn dies wahr wäre, dann würden alle Gewinne durch Betrug oder Raub, die in dieser Welt unbestraft bleiben - wie es ja auch tatsächlich häufig vorkommt - bei den Bösen verbleiben, während alle Verluste und Leiden, die auf Integrität und Rechtschaffenheit zurückzuführen sind, keine Vergeltung finden, wenn sie nicht in dieser Welt vergolten werden. Dies wäre in einer gerechten Welt ein merkwürdiges Endergebnis. Wir werden hier gelehrt, dass es so nicht wahr ist, dass es sicher ist, dass in einer besseren zukünftigen Welt das Gleichgewicht wiederhergestellt wird. Es gibt eine Auferstehung nach dem, was wir Tod nennen, und dann wird uns die volle Bedeutung aller unserer Handlungen deutlich, und unsere moralische und geistige Verantwortung kommt voll zum Tragen. (Juusuf `Allii)

Ihre Weigerung, an eine Auferstehung und an ein zukünftiges Leben den Imaan zu verinnerlichen, ist gleichbedeutend mit der Vorstellung, dass niemand nach seinem Tod zur Rechenschaft für das gezogen wird, was er im irdischen Leben getan hat. (Asad)

19. Dies ist die dritte Stelle im Qur’an, an der Meinen Gesandten Allahs auftragt, bei seinem Herrn zu schwören, dass dies wirklich stattfinden wird. Vergleiche Suura 10:53 und 34:3. (Mauduudi)

 

8. Verinnerlicht also den Imaan an Allah und Seinen Gesandten und an das Licht, das Wir hin abgesandt haben20. Und Allah ist wohlvertraut mit dem, was ihr tut.

20. "Das Licht, das Wir herabgesandt haben": nämlich das Licht der Offenbarung, das Licht der Lehre, die den Mu’mins durch den Qur’an und die Gesandten zuteil wird und ihre Herzen erfüllt, so dass sie selber zum Licht für die anderen werden. (Qutb)

 

9. Der Tag21, an dem Er euch zusammen führen wird22 zum Tag der Versammlung, das ist der Tag der gegenseitigen Übervorteilung23. Und wer an Allah den Imaan verinnerlicht,24 und Gutes tut, dem wird Er seine Missetaten bedecken25 und ihn in Gärten26 führen, durch die Ströme fließen. Darin werden sie für immer bleiben. Das ist die höchste Glückseligkeit.

21. "Jauma" يَوْم (wörtlich "Tag") kann auch mit "Zeit" oder Zeitpunkt übersetzt werden. (Asad)

Dies ist das zweite Argument für das zukünftige Leben. Im ersten ging es um die Notwendigkeit und hier um die Möglichkeit. Wenn Allah ein so großartiges und wunderbares Universum erschaffen und die Menschen auf der Erde zum ersten Mal ins Leben rufen konnte, dann kann es nicht schwierig für Ihn sein, dieselben Menschen aufzuerwecken und zu versammeln, um sie zur Rechenschaft zu ziehen. Vergleiche Suura 11:103 und 56:50 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)
 

22. Er ist deswegen ein Sammeltag, weil alle Menschen aller Generationen auferweckt und zusammengeführt werden. Die Engel wer ein ebenfalls anwesend sein. Ihre Zahl kennt nur Allah. Eine Vorstellung davon vermittelt der Hadiis, in dem unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sagt „Ich sehe, was ihr nicht seht, und höre, was ihr nicht hört. Der Himmel hat gestöhnt und mit Recht, denn es ist in ihm kein Fingerbreit, in dem nicht ein Engel sich niederwirft vor Allah". Und dieser Himmel, der so voll besetzt ist von sich niederwerfenden Engeln, ist der riesig große Himmel, in dem unsere Sonne wie ein winziges Staubteilchen fliegt. Diese unvorstellbar große Zahl von Engeln sind unter den Versammelten an jenem Tag. (Qutb)

Der Tag des Gerichts ist wirklich ein Tag des "gegenseitigen Gewinns und Verlustes", wie es bereits der Titel dieser Suura andeutet. Menschen, die sich vorgestellt hatten, sie hätten Reichtümer aufgehäuft, finden sich im Reich Allahs als Arme wieder. Menschen, die sich vorgestellt hatten, sie könnten durch Unrecht reich werden, müssen feststellen, dass ihre Mühe vergeblich war; vergleiche Suura 18:104 und die entsprechenden Fußnoten. Andererseits werden diejenigen, die in diesem Leben schwach und verachtet waren, im zukünftigen Leben Ehre und Würde erlangen, und die verfolgten Rechtschaffenen gelangen in ewige Glückseligkeit. Die beiden Klassen von Menschen werden also ihre Position zueinander verändern. (Juusuf `Allii)

Der Begriff "jaum-ut-taraabun" يَوْمُ التَّغَابُن ist zu weit reichend, als dass er in einem einzigen Wort oder Satz wiedergegeben werden könnte. Von allen im Qur’an gebrauchten Bezeichnungen für den Tag der Auferstehung ist diese vielleicht die bedeutungsvollste. "Tarabun" kommt von "Rabn", Handelsabschluß, geschäftliche Transaktion. Das Wort hat aber auch noch die andere Bedeutung von Gleichgültigkeit, Vergesslichkeit, jemanden unbeabsichtigt übervorteilen und so weiter. Das hergeleitete Wort "tarabun" weist darauf hin, dass "Rabn" zwischen zwei oder mehr Leuten auf gegenseitiger Basis vorkommt. "Jaum-ut-taraabun" also der Tag, an dem der eine in seinem Geschäft einen Verlust erleidet und der andere einen Gewinn, oder an dem der eine den Anteil des anderen mitnimmt und der andere leer ausgeht, oder an dem sich die Gleichgültigkeit der einen gegenüber den anderen erweist. Während in dieser Welt Gewinn und Verlust trügerisch und oberflächlich sind, geht es am Tag der Auferstehung um die wahren Werte. Dort wird offenbar, wer wirklich einen Verlust erlitten und wer einen Gewinn davongetragen hat. Die Kommentatoren geben unterschiedliche Erklärungen zu diesem Thema ab, die einander nicht ausschließen und auch jeweils durch Überlieferungen belegt sind. (Mauduudi)

23. Die Übervorteilung geschieht unter den Menschen, die ihre Rechte gegenseitig fordern. Wenn jemand einem anderen Menschen oder auch einem Tier im Diesseits Unrecht tut, dann muss er ihm am Gerichtstag von seinen guten Taten - und diese sind sein einziges Vermögen jenseits - Wiedergutmachung zahlen bis sie zu Ende sind, dann wird ihm ein Teil der Missetaten seiner Kontrahenten aufgebürdet und er muss ins Feuer. Im Hadiis erzählt unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, von einer Frau, die wegen einer Katze ins Feuer musste. Sie hatte sie eingesperrt, bis sie verendete. Weder hatte sie ihr Futter gegeben, noch hatte sie freigelassen, damit sie ihre Nahrung selbst suchte. Außerdem, hat der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, einmal seine Gefährten gefragt: „Wisst ±r wer bankrott ist?" Sie antworteten: "Bankrott ist einer, der weder eine Mark noch einen Pfennig besitzt." Darauf sagte der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ein, bankrott ist vielmehr derjenige, der am Gerichtstag kommt mit Salat (Gebet), Sakat (Armensteuer und Fasten, aber diesen geschlagen, jenem Unrecht getan und den dritten um sein Geld gebracht hatte. Dann nimmt dieser von seinen guten Taten und jener ebenfalls bis sie zu Ende gehen, dann wird von ihren Missetaten ein Teil genommen und ihm zu Last gelegt, und dann wird er ins Feuer geworfen." (Anm. d. Übers.)

24. An Allah den Imaan verinnerlichen bedeutet nicht nur, von Seiner Existenz überzeugt zu sein, sondern an Ihn auf die Art und Weise den Imaan zu verinnerlichen, wie es uns Seine Propheten und Seine Offenbarungsschriften lehren. Das schließt also den Imaan an das Prophetentum und an die Schrift mit ein. Ebenso ist eine gute Handlung nicht einfach eine Handlung, die ein Mensch aufgrund menschlicher Kriterien für gut hält, sondern sie muss mit Allahs offenbartem Gesetz übereinstimmen. (Mauduudi)

25. Ihre "Übel" oder "Vergehen" können Fehler, Schwächen, Laster oder böse Neigungen sein. wird in Seiner Gnade diese bedecke und bei der Abrechnung nicht mitzählen. Es kann sich auch um Sorgen, Ängste, Leiden oder Enttäuschungen handeln; Allah kann sogar das Böse in solchen Menschen in Gutes umwandeln und scheinbares Unheil in Gelegenheiten zur geistigen Fortentwicklung (vergleiche Suura 25:70 und die entsprechenden Fußnoten), und zwar aufgrund ihres aufrichtigen Imaans der in ihrer Reue und dem Versuch der Wiedergutmachung zum Ausdruck kommt. (Juusuf `Allii)

26. "Gärten" sind das Symbol höchster Glückseligkeit. Vergleiche auch die Einführung zu Suura 55, wo die Symbolik der Paradiesschilderungen im Qur’an erläutert wird. (Juusuf `Allii)

 

10. Diejenigen aber, die kaafir sind und Unsere Zeichen leugneten27, die sind die Genossen des Feuers und werden darin für immer bleiben - was für ein schlimmes Ende!

27. Mit diesen Worten wird die Bedeutung von Kufr ausgedrückt. Kufr liegt vor, wenn jemand die Worte in Allahs Schrift als nicht offenbart erklärt, die darin enthaltenen Wahrheiten zurückweist und sich weigert, den darin enthaltenen Geboten zu gehorchen. (Mauduudi)

 

Abschnitt 2

11. Kein Unglück trifft ein28, ohne Allahs Erlaubnis29. Und wer an Allah den Imaan verinnerlicht dessen Herz leitet Er30, und Allahs Wissen umfasst alle Dinge31.

28. Die Thematik wendet sich nun den Mu’mins zu. Während wir diesen Abschnitt lesen, sollen wir berücksichtigen, wann er offenbart wurde. Die Muslime mussten viele Schwierigkeiten erdulden. Nach jahrelanger Verfolgung in ihrer Heimatstadt Mekka waren sie nach Medina ausgewandert, wo die aufrichtigen Muslime, die sie aufnahmen, doppelte Last zu tragen hatten. Einerseits mussten sie hunderte von Auswanderern unterstützen, andererseits waren sie zur Zielscheibe von Angriffen verschiedener Feinde geworden. (Mauduudi)

29. Seinem allumfassenden Plan entsprechend, mit der Zielsetzung zum Guten. (Darjabaadi)

Vergleiche auch Suura 57:22-23 und die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

30. Was wir als Unglück empfinden, kann ein verborgener Segen sein. Schmerzen im Körper sind oft ein Signal dafür, dass etwas nicht in Ordnung ist, das daraufhin behandelt und vielleicht geheilt werden kann. Ähnlich sollen wir in der moralischen und geistigen Welt unter allen Umständen an der Überzeugung festhalten, dass nichts ohne Allahs Einwilligung geschieht und es demnach Seinem allumfassenden Plan entsprechend eine Weisheit und Gerechtigkeit geben muss. Unsere Pflicht ist es, unsere eigenen Mängel zu finden und zu beheben. Wenn wir das in völliger Aufrichtigkeit tun, wird uns führen. (Juusuf `Allii)

Dies ist ein wichtiger Teil der religiösen Vorstellung eines Mu'mins. Er sieht die Hand Allahs in jedem Ereignis und empfängt deswegen mit ruhigem Gemüt jedes Glück und jedes Unglück. Er dankt für das erstere und ist guten Mutes bei dem letzteren. Er ist sogar dankbar für das letztere weil er Glück in jedem Unglück sieht insofern, als er auf seine Fehler aufmerksam gemacht wird, und dass seine Missetaten getilgt und sein Rang im Jenseits gehoben wird. Im Hadiis bei Bucharii und Muslim heißt es: „Man wundert sich, wie es um den Mu'mins steht. Alles, was Allah für ihn bestimmt, bringt ihm Vorteil. Wenn ihn Unglück trifft, erträgt er es mit Fassung, und wird dafür belohnt, und wenn er Glück hat, dankt er Allah und wird dafür belohnt. So verhält es sich mit niemandem, außer mit dem Mu’mins." (Qutb)

31. Er führt zu innerem Frieden und Seelenruhe. (Darjabaadi)

 

12. So gehorcht Allah und gehorcht dem Gesandten. Wendet ihr euch jedoch ab, so obliegt Unserem Gesandten nur die deutliche Verkündung32.

32. Der Gesandte soll führen und lehren, nicht zwingen. Die Lehre des Gesandten ist klar und eindeutig und steht allen offen. Vergleiche auch Suura 5:92 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

 

13. Allah! Es gibt keinen Gott außer Ihm33,  und auf Allah mögen die Mu’mins vertrauen34.

33. Die Lehre von Gottes Einheit ist die Grundlage allen Imaans, und führt dazu, dass der Mu'min sich nur auf Ihn verlädt. (Qutb)

Die Konstruktion dieses Abschnittes verdeutlicht erstens, dass die Erkenntnis der Existenz, Einheit und Allmacht Allahs die innere Zielsetzung der Botschaft Allahs an den Menschen ist, und zweitens, dass Seine Gesandten nicht mehr tun können, als diese Botschaft zu übermitteln und darzulegen und es der Vernunft des Menschen und seiner Entscheidungsfreiheit zu überlassen, sie anzunehmen oder abzulehnen. (Asad)

34. Alle Macht Allahs gehört Ihn allein. Kein anderer hat die Macht, auf unser Schicksal Einfluss zu nehmen. Wer darum aufrichtig an Allah den Imaan verinnerlicht, hat keine andere Wahl als völlig auf Ihn zu vertrauen und standhaft seine Pflichten weiter zu erfüllen in der Überzeugung, dass das Gute nur auf dem Weg zu erreichen ist, den Allah ihm gezeigt hat. (Mauduudi)

 

14. O die ihr den Imaan verinnerlicht! Unter euren Ehepartnern und Kindern gibt es solche, die euch feindlich sind35, darum hütet euch vor ihnen36. Und wenn ihr (ihre Schwächen) vergebt und nachsichtig seid und verzeiht37, so ist Allah allverzeihend, barmherzig38.

35. In einigen Fällen kollidieren die Anforderungen der Familie mit den moralischen und geistigen Überzeugungen und Pflichteten eines Menschen. Er muss sich dann davor hüten, seine Überzeugungen, Pflichten und Ideale ihren Wünschen preiszugeben. Er darf sie jedoch nicht abweisend behandeln. Er soll sie auf vernünftige Weise versorgen, und wenn sie sich seinen Pflichten und Überzeugungen in den Weg stellen, soll er ihnen vergeben und sie nicht Verachtung und Spott aussetzen, während er gleichzeitig weiter seine Pflichten erfüllt. So etwas kam oft vor, als die Muslime aus ihrer Heimatstadt Mekka auswanderten, um in Medina ihrem Islam entsprechend leben zu können. In einigen Fällen murrten die Familien, aber letztendlich kam alles ins Reine. (Juusuf `Allii)

Da der Lehre des Qur'an entsprechend alle moralischen Verpflichtungen für Frauen ebenso bindend sind wir für Männer, kann offensichtlich der Begriff "aswaadschikum"  أَزْوَاجِكُمْ  nicht mit "eure Frauen" übersetzt werden zumal er sich dem arabischen Sprachgebrauch entsprechend auf beide Ehepartner, sowohl den männlichen als auch den weiblichen bezieht. (Asad)

36. Wenn ihre Anforderungen mit euren Pflichten kollidieren. (Darjabaadi)

37. Vergleiche Suura 2:109. Im Qur'an werden verschiedene Worte benutzt, die "ergeben" bedeuten, jedes mit einer anderen Nuance in der Bedeutung. "Afa" bedeutet auswischen, vergessen. "Safaha" bedeutet sich von etwas abwenden, es meiden, ignorieren. "Rafara" bedeutet etwas bedecken, so wie    unsere Fehler mit Seiner Gnade bedeckt. Letzteres Wort ist in Allahs Namen "Al-Raffar" ("Der immer wieder vergibt") enthalten. (Juusuf `Allii)

38. Er wird euch eure Fehler und Schwächen vergeben und wiederum euch gegenüber barmherzig sein. (Darjabaadi)

Dieser Aja hat zwei Bedeutungen. Nach der ersten Bedeutung bezieht er sich auf solche Schwierigkeiten, die manchmal ein Mann von seiner Frau oder eine Frau von ihrem Mann oder Eltern von ihren Kindern erfahren müssen. Selten kommt es in der Welt v ein Mann eine Frau oder eine Frau einen Mann hat, der ein Partner im wahrsten Sinne des Wortes ist und in  Islam Anngelegenheiten eine Hilfe sein kann, oder dass beide Kinder haben, die in ihrem Verhalten und Glauben ein Trost für ihre Eltern sind. Stattdessen hat so mancher Mann eine Frau und Kinder, die seine und sein einwandfreies Verhalten verachten und als Nachteil für sich selbst ansehen, weil sie um jeden Preis Vorteile genießen möchten, auch wenn sie mit unlauteren Mitteln erworben sind. Andererseits hat so manche Frau einen Mann, der es nicht ertragen kann, dass seine Frau Gottes Gesetz befolgt, und wenn dann noch die Kinder seinem Vorbild folgen, machen sie durch ihr Verhalten das Leben der Mutter unerträglich. Noch schlimmer wird es wenn es darum geht, um des Islams willen die Heimat zu verlassen oder das eigene Leben im Kampf für Allahs Sache aufs Spiel zu setzen, wenn die Familie dabei im Wege steht. Die zweite, Bedeutung bezieht sich auf die besondere Situation, der sich die Muslime gegenüber fanden, als diese Ajas offenbart wurden. Wenn oben gesagt wird, dass wir uns vor ihnen hüten sollen, dann bedeutet das, dass wir nicht um irdischer Interessen willen unser zukünftiges Leben aufs Spiel setzen sollen. Die Liebe zu unseren Angehörigen soll uns nicht so überwältigen, dass sie unsere Beziehung zur und Seinem Gesandten beeinträchtigen. Wir sollen ihnen auch nicht so großes Vertrauen schenken, dass dadurch eine Gefahr für die Gemeinschaft der Muslime entsteht, indem die Feinde des Islam ihren Einfluss und ihre Kenntnisse gegen uns ausnutzen. Dies bedeutet jedoch nicht, dass wir uns ihnen gegenüber abweisend verhalten und die Atmosphäre in der Familie dadurch unerträglich machen sollen. Durch ein solches Verhalten würden wir unseren Familienangehörigen nämlich jede Möglichkeit zur Umkehr und Besserung abschneiden und ganz allgemein Misstrauen in der Gemeinschaft auslösen. Was das Verhalten gegenüber Eltern angeht, vergleiche Suura 29:8 und 31:14-15 sowie die entsprechenden Fußnoten. Vergleiche ansonsten auch Suura 9:23-24 und die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

 

15. Euer Vermögen und eure Kinder sind wahrlich nur eine Versuchung (für euch)39, und bei Allah wartet großer Lohn40.

39. Kinder können auf verschiedene Weise eine "Versuchung" oder "Prüfung" sein:

1. ihre andere Weise, die Dinge zu sein. kann euch veranlassen, darüber nachzudenken und euch den höchsten Dingen von ewiger Bedeutung zuzuwenden;

2. ihre Beziehungen zu euch und untereinander können euch mit weit komplizierteren Problemen konfrontieren als denen, die in einem individuellen Leben möglich sind und die eure Charakterfestigkeit und den Sinn für Verantwortung auf die stellen;

3. ihr Konflikt mit euren Idealen kann euch innerlich quälen, aber gleichzeitig auch eure Treue gegenüber Allah prüfen; und

4. kann eure Liebe zu ihnen und ihre Liebe zu euch eine Kraftquelle für euch sein, wenn sie rein ist, aber auch eine Gefahr, wenn sie auf eigennützigen Absichten beruht. Auch irdische Güter haben ihre Vorteile ebenso wie ihre Gefahren. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 8:24 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Imam Achmad überliefert folgenden Hadiis: „Der Prophet, der Friede Gottes sei mit ihm - hielt einmal eine Rede, als seine beiden Enkel Al-Hassan und Al-Hussein - sie hatten rote Hemden an - stolpernd und wackelnd hereinmarschierten. Er trat von der Kanzel herunter, nahm sie auf und setzte sie vor sich. Dann sagte er: „Es stimmt schon, was Allah und Sein Gesandter sagen: "Euer Vermögen und eure Kinder sind nur eine Versuchung." Ich schaute auf diese zwei Knaben, wie sie wackelig hereinmarschierten und konnte nicht anders, als meine Rede zu unterbrechen und sie aufzuheben.“ So

erhielt sich der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, selbst mit den Kindern seiner Tochter. Es ist also ganz logisch, dass Allah, Der die Schwächen Seiner Geschöpfe kennt, uns vor Übertreibungen warnt in unseren Gefühlen und unserer Nachsicht gegenüber unseren Kindern." (Qutb)

40. Wenn ihr euch vor den Versuchungen hütet, die irdischer Besitz und Kinder mit sich bringen, und die Liebe zu ihnen der Liebe zu Allah unterordnet, wird euch reichlich belohnen. (Mauduudi)

 

16. Fürchtet also Allah, so sehr ihr könnt41, und hört und gehorcht und spendet42 etwas Gutes für euch selbst. Und die vor ihrer eigenen Habgier bewahrt bleiben, denen wird es wohl ergehen43.

41. "Fürchtet Allah" in Verbindung mit "so sehr ihr könnt" bedeutet offensichtlich: "übt Selbstbeherrschung und Rechtschaffenheit". Vergleiche auch Suura 2:2 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

In diesem "so sehr ihr könnt" offenbart sich Allahs Freundlichkeit und Fürsorge Seinen Dienern gegenüber und Sein Wissen um ihre Belastbarkeit bezüglich Taqwa und Gehorsam. (Qutb)

Vergleiche in diesem Zusammenhang auch Suura 3:102 und 2:286. Wenn diese drei Ajas nacheinander gelesen werden, entsteht der Eindruck, dass der erste ein Ideal festsetzt, das wir anstreben sollen. Der zweite drückt aus, dass von niemandem mehr erwartet wird als er leisten kann, denn macht den Menschen nur entsprechend seiner Fähigkeiten verantwortlich. Hier wird jeder Mu'min aufgefordert, nach besten Kräften Allahs Gebote zu erfüllen und Verbotenes zu meiden. (Mauduudi)

42. Almosen sollen anderen Menschen nützen, denen sie gegeben werden. Sie haben aber auch subjektiv höchsten Wert für gen Geber, denn sie reinigen seine Seele, und die Zuneigung, die er anderen gibt, nützt seinem eigenen geistigen Fortkommen. (Juusuf `Allii)

43. Vergleiche Suura 59:9 und die entsprechenden Fußnoten. Unser schlimmster Feind steckt in uns selbst - die Selbstsucht, die uns veranlasst, anderen ihre legitimen Rechte zu nehmen oder Dinge zu nehmen, die uns nicht zustehen. Wenn wir diese gierige Selbstsucht überwinden können, erlangen wir wahren Erfolg in Gerechtigkeit und Wahrhaftigkeit. (Juusuf `Allii)

 

17. Wenn ihr Allah ein schönes Darlehen gebt, dann verdoppelt Er es euch um ein Vielfaches44 und verzeiht euch und Allah ist erkenntlich, langmütig".

44. Vergleiche Suura 2:245 und die entsprechenden Fußnoten. Unsere Freigebigkeit und Liebe wird als Leihgabe an Allah bezeichnet, die nicht nur unser "Guthaben" um ein Vielfaches vermehrt, sondern auch zur Vergebung unserer Fehler beiträgt und uns ermöglicht, Allah in Zukunft besser zu dienen. (Juusuf `Allii)

 

18. Er kennt das Verborgene und das Offenbare; (Er ist) der Allmächtige, der Allweise46.

45. Vergleiche Suura 14:5 und 35:30 sowie die entsprechenden Fußnoten. Allahs Würdigung für unseren Dienst und Seine Liebe zu uns geht viel weiter als unsere Verdienste. Sein Lohn geht weit über unser Verdienst hinaus und übersteigt unsere Mängel. Er beurteilt uns nach unseren Absichten, die Er voll und ganz erkennen kann. Siehe auch den nächsten Aja. (Juusuf `Allii)

Erhaben und gesegnet sei Allah. Wie großzügig und freigebig ist Er! Er hat Seinen Diener erschaffen und versorgt. Dann fragt Er ihn nach dem Überfluss dessen, was Er ihm gab, und zwar als Darlehen, welches Er vervielfacht für ihn. Dann dankt Er Seinem Diener, den Er erschuf und dem Er gab, und ist noch nachsichtig, wenn er Ihm nicht genügend dankt. Er lehrt uns mit Seinen schönsten Eigenschaften, wie wir uns seelisch hocharbeiten sollen in unserem Bemühen, Ihm in Seinen Eigenschaften nach Kräften nachzuahmen. (Qutb)

46. betten Lohn und Freundlichkeit reicht weit über unsere Verdienste hinaus, denn

1. kennt Sein allumfassendes Wissen unsere verborgenen Absichten, die andere nicht in uns erkennen können;

2. ist Seine Macht so groß, dass Er es sich leisten kann, selbst Unwürdige zu belohnen; und

3. ist Seine Weisheit so groß, dass Er selbst unsere Schwächen in Stärke verwandeln kann. (Juusuf `Allii)

 

Einführung zu Suura 65

Dies ist die neunte der zehn kurzen medinensischen Suuras, in denen es um das soziale Leben der Gemeinschaft geht. Der hier behandelte Aspekt ist die Ehescheidung und die Notwendigkeit von Vorbeugungsmaßnahmen gegen Missbrauch. Die Beziehungen der Geschlechter untereinander sind ein wichtiger Faktor im Gesellschaftsleben, und in dieser und der nächsten Suura geht es um bestimmte Aspekte davon. "Von allen vom Gesetz erlaubten Dingen," sagte der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, "ist die Ehescheidung das, was Allah am meisten verabscheut." Während die Unantastbarkeit der Ehe die wesentliche Grundlage des Familienlebens ist, erfordert die Unverträglichkeit der Individuen und die Schwäche der menschlichen Natur Auswege und Lösungen, wenn diese Unantastbarkeit nicht auf Kosten menschlichen Lebens zum Fetisch gemacht werden soll. Darum ist die Frage der Ehescheidung in dieser Suura mit der Frage des Kufrs und des Mangels an Ehrfurcht und der Strafe dafür verbunden.

Chronologisch ist diese Suura etwa um das Jahr 6 nach der Hidschra einzuordnen, aber die zeitliche Zuordnung ist ohne Bedeutung.

Zusammenfassung:

Im Falle einer Scheidung muss für die Frauen Vorsorge getroffen werden; Kufr und fehlende Ehrfurcht bringen immer Strafe mit sich. (Ajas 1 -12)

 

Die Scheidung

Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen.

1. O Prophet1! Wenn ihr euch von den Frauen scheidet2, dann scheidet euch von ihnen zu der für sie vorgeschriebenen Frist3 und berechnet die Frist4 und fürchtet Allah, euren Herrn. Vertreibt sie nicht aus ihren Häusern5, und sie sollen auch nicht (selbst) fortgehen6, es sei denn, sie hätten eine offenkundige Schändlichkeit begangen7. Das sind Allahs Schranken, und wer Allahs Schranken übertritt, der hat sich gegen sich selbst vergangen8. Du9 weißt (ja) nicht - vielleicht lässt Allah hiernach etwas Entscheidendes geschehen10.

1. Beachte, dass hier in erster Linie unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, angesprochen wird, nämlich als der Lehrer und Vertreter der Gemeinschaft. Die tatsächliche Anweisung folgt dann im Plural ("wenn ihr ... ") und ist an die Gemeinschaft selbst gerichtet. (Juusuf `Allii)

Die Ansprache an den Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, deutet daraufhin, das die folgenden Regeln besonders wichtig sind, und dass die Gemeinschaft aufpassen muss, dass sie auch wirklich eingehalten werden. Es geht nämlich um die Familie, und der Islam basiert auf dem Familiensystem mit dem Haus als Zentrum des Schutzes und der seelischen Ruhe. In ihm begegnen sich die Seelen in Liebe und Barmherzigkeit. Sie sind einander in Liebe zugetan und helfen sich gegenseitig, ihre Blöße zu bedecken und rein und keusch zu leben. Im Schutz dieses Hauses wachsen die Kinder heran und die Jugendlichen bekommen eine gute Erziehung, und von ihm aus erstrecken sich starke familiäre und soziale Bindungen und Beziehungen zu den anderen Häusern. (Qutb)

2. „Von allen erlaubten Dingen ist die Ehescheidung das, was Allah am meisten verabscheut" sagte unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Allgemeine Regelungen bezüglich der Ehescheidung finden wir in Suura 2:228-232; 2:236-237; 2:241 und 4:35; vergleiche auch die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Im Hintergrund der Regeln über die Scheidung steht die Forderung, sie nur als Ausnahme gelten zu lassen und sie nur auf die Fälle zu beschränken, bei denen sie wirklich die bessere Lösung ist, und wenn, dann möglichst ohne Nebenwirkungen für die Partner und die Kinder. (Qutb)

3. Der Begriff "idda" عِدَّ als Fachausdruck im Scheidungsrecht wird in Suura 2:228 und den entsprechenden Fußnoten erläutert. Allgemein bedeutet er "ein vorgeschriebener Zeitraum"; in diesem Sinne wird er in Suura 2:185 für eine vorgeschriebene Zeitspanne des Fastens benutzt. (Juusuf `Allii)

Wenn der Mann sich von seiner Frau scheiden will, dann muss er ihr das mitteilen in der Zeit zwischen zwei Perioden , in der er mit ihr geschlechtlich nicht verkehrt hat. Dies wurde gemäß authentischer Hadiise durch den Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, erläutert. (Qutb)

Ihr sollt eine Scheidung nicht überstürzen. Kleinere Familienstreitigkeiten sollen euch nicht so erregen, dass ihr in einem Anfall von Zorn die Scheidung aussprecht und keine Gelegenheit zur Versöhnung bleibt. (Mauduudi)

4. Die vorgeschriebene Wartezeit liegt im Interesse der Frau, des Mannes, eines eventuellen ungeborenen Kindes und der Gesetzmäßigkeiten der Geschlechtlichkeit in der Natur und damit den Erfordernissen einer zivilisierten menschlichen Gesellschaft. Die Kommentatoren gehen von der Voraussetzung aus, dass die Scheidung nicht während der Menstruation ausgesprochen werden darf. Im Zusammenhang mit Suura 2:222 gelesen bedeutet dies, dass Differenzen zwischen Mann und Frau nicht ausgetragen werden sollen, wenn das Geschlechtsleben wenig attraktiv ist. Alles soll getan werden, die gesellschaftlichen und spirituellen Aspekte der Ehe zu stärken und unbeherrschte animalische Instinkte niedrig zuhalten. (Juusuf `Allii)

Die Wartezeit beträgt, nachdem die Scheidung ausgesprochen wurde seitens des Ehemannes wie in Suura 2 festgelegt drei Menstruationen bzw. drei Monate oder bis zur Entbindung (siehe weiter unten). Während dieser Zeit soll die Frau in der ehelichen Wohnung bleiben, es sei denn, dass sie eine offensichtliche Schändlichkeit begeht. (Qutb)

5. Nämlich während der Wartezeit. Wie unten aus Aja 6 hervorgeht, ist der Ehemann während dieser Zeit voll für den Unterhalt der Frau verantwortlich, von der er sich trennt, und zwar entsprechend dem Lebensstandard während der Ehe. (Asad)

6. Da der Islam eine verheiratete Frau in jeder Hinsicht als voll anerkannte juristische Persönlichkeit ansieht, hat sie das Recht auf ein eigenes Haus oder eine eigene Wohnung während der Ehe. Dazu gehören auch in vernünftigem Maße die Kosten für die Erhaltung dieses Hauses oder dieser Wohnung sowie für ihren Lebensunterhalt und den ihrer Kinder. Dies gilt nicht nur für die Ehe selbst, sondern auch für die "idda", die notwendigerweise eine schwierige Zeit für die Frau ist. Während dieser Zeit darf sie nicht hinausgeschickt werden, aber andererseits ist es auch nicht richtig, wenn sie aus eigener Initiative auszieht, weil dadurch die Möglichkeit einer Versöhnung verringert wird. Vergleiche auch unten Fußnote 10. (Juusuf `Allii)

Weder darf der Mann die Frau im Zorn hinausschicken, noch soll die Frau im Ärger übereilt ausziehen. Das Haus gehört während der Wartezeit ihr, und beide sollen zusammenleben, so dass eine Möglichkeit zur Versöhnung gegeben ist. Wenn die Scheidung widerruflich ist, kann der Mann zu jeder Zeit wieder Zuneigung zu seiner Frau empfinden, und auch die Frau kann versuchen, die Zuneigung ihres Mannes zu gewinnen und die Ursachen der Differenz aus der Welt zu schaffen. Wenn der Mann sie wegschickt oder die Frau übereilt auszieht, kann dies leicht zu einer dauernden Trennung führen. (Mauduudi)

7. In einem solchen Fall darf sie aus der ehelichen Wohnung fortgeschickt werden. (Asad)

Laut authentischer Überlieferung bedeutet das Wort "fahisa" hier Ehebruch, wiederholte Beleidigung ihrer Schwäger oder Widerspenstigkeit gegen den Ehemann. (Ibn Kasir)

Wer die Gebote nicht beachtet und die von Ihm vorgeschriebenen Grenzen der Handlungsfreiheit nicht einhält, der handelt gegen seine eigenen Interessen, und wer seiner Frau Unrecht tut, der tut sich selbst Unrecht weil sie beide aus demselben Wesen stammen und eben diesem Wesen hat Allah eine besondere Ehre eingeräumt, wenn es geläutert ist. (Qutb)

9. Damit ist der Leser angesprochen. (Darjabaadi)

10. Eine Versöhnung ist möglich und wird in der Tat in jedem Stadium empfohlen. Erste ernsthafte Differenzen werden einem Familienrat vorgelegt, bei dem beide Seiten vertreten werden (vergleiche Suura 4:35). Die Scheidung darf nicht ausgesprochen werden, während die physische Anziehungskraft niedrig ist (vergleiche oben Fußnote 4). Nachdem sie ausgesprochen wurde, ist eine entsprechende Wartezeit notwendig, in der verschiedene Maßnahmen auf gerechter Basis getroffen werden rönnen. Bis zum letzten Augenblick soll jede Möglichkeit zur Versöhnung genutzt werden, und es gibt Vorkehrungen gegen übereilte Impulse, die zu einem Bruch führen. Niemand weiß, ob echt vielleicht eine neue Lage der Dinge herbeiführt. (Juusuf `Allii)

 

2. Wenn dann ihre Frist abgelaufen ist11, dann nehmt sie in Güte zurück12 oder trennt euch in Güte von ihnen und nehmt13 zwei rechtschaffene Leute von euch zu Zeugen14, und legt Zeugnis vor Allah ab15. Damit soll der ermahnt sein16, der an Allah und den Jüngsten Tag den Imaan verinnerlicht und dem, der Allah fürchtet, schafft Er einen Ausweg17,

11. Im Verlauf einer widerruflichen Scheidung. (Darjabaadi)

12. Vergleiche Suura 2:231 und die entsprechenden Fußnoten. Alles soll auf gerechte Weise getan und alle Interessen sollen gewahrt werden. (Juusuf `Allii)

13. In jedem Fall. (Darjabaadi)

14. Leute von charakterlicher Integrität. (Darjabaadi)

"Von euch", das heißt Leute, die genügend mit den näheren Umständen des Falles vertraut sind. (Asad)

15. Öffentlichkeit und die Sicherung entsprechenden Beweismaterials sollen sicherstellen, dass keiner ungerecht oder eigennützig handelt. Alle sollen daran denken, dass diese Vorgänge von wichtiger Bedeutung sind, die unseren intimsten Lebensbereich betreffen und damit auch Auswirkungen auf unsere Stellung im geistigen Reich haben. (Juusuf `Allii)

Sie sollen Zeugnis davon ablegen, dass die entsprechende Entscheidung nicht leichtfertig getroffen wurde. (Asad)

16. Aus diesem Wortlaut geht eindeutig hervor, dass es sich hier um Ratschläge handelt, nicht um gesetzliche Anweisungen. Wenn ein Mann die Scheidung in anderer als der anerkannten Weise ausspricht, die Wartezeit nicht genau einhält, seine Frau ohne guten Grund aus dem Haus weist, sie während der Wartezeit zurücknimmt, nur um sie zu belästigen, sie nach einem Streit fortschickt oder nicht zwei Zeugen nimmt dann beeinflusst dies nicht die rechtliche Gültigkeit der Scheidung Versöhnung. Wenn er jedoch entgegen      Allahs Rat handelt, beweist er damit, dass es in seinem Herzen an Imaan an Allah und den Tag des Gerichts mangelt. Deswegen verhält er sich so, wie sich ein wirklicher nie verhalten würde. (Mauduudi)

17. In diesen äußerst empfindlichen und schwierigen Angelegenheiten führt die Weisheit der Juristen zu einer weniger befriedigenden Lösung als der aufrichtige Wunsch, gerecht und wahrhaftig zu sein, wie es der Ausdruck "Allah fürchten" umschreibt. Wo ein solcher Wunsch besteht, führt manchmal auf unerwartete Weise eine Lösung herbei, indem Er beispielsweise Feinde miteinander versöhnt oder der Schrei oder das Lächeln eines kleinen Kindes scheinbar irreparable Schäden heilt oder scheinbar für immer entfremdete Herzen miteinander vereint werden. Und auf den irreparable folgt sogleich das psychologische Gefühl der Ruhe für den aufgerührten Geist. (Juusuf `Allii)

 

3. Und versorgt ihn18, von wo er nicht damit rechnet. Wer auf Allah vertraut, für den ist Er seine Genüge. Siehe, Allah verwirklicht Sein Vorhaben. Allah hat doch für alles ein rechtes Maß bestimmt19.

18. Es ist zu beachten, dass das Relativpronomen man ("wer auch immer" oder "jeder, der") zwar grammatisch die Maskulinform erfordert, sich aber auf Personen beiderlei Geschlechts bezieht, wie es auch in unzähligen Abschnitten im Qur'an belegt ist. Daher muss dieser Satz auch sowohl auf Männer als auch auf Frauen bezogen verstanden werden. Dasselbe gilt unten für Aja 5 und 11. (Asad)
 

19. Die innerlichen Verhältnisse sind besonders sensibel. Beide Parteien sollen mit reinem Gewissen und mit gutem Gefühl vorgehen. Es gibt normalerweise einen weiten Bereich, wie man die andere Seite betrügen oder überlisten kann. Man kann der Versuchung ausgesetzt werden, als Gegenmaßnahme selber die andere Seite zu überlisten. Hier wird angeregt, das zu unterlassen und sich statt dessen auf Allah zu verlassen. Man ist damit auf jeden Fall gut aufgehoben. Es geschieht letztendlich das, was Er will und was Er vorher bestimmt hat. (Qutb)

 

4. Wenn ihr bezüglich eurer Frauen20, die keine Regel mehr haben21, im Zweifel seid, dann beträgt ihre Wartefrist drei Monate, und (dasselbe gilt) für diejenigen, die noch keine Regel haben22. Und für die Schwangeren23 soll die Wartefrist so lange dauern, bis sie ihre Last abgelegt haben. Demjenigen, der Allah fürchtet, verschafft Er Erleichterung in seinen Angelegenheiten24.

20. Nämlich geschiedene Ehefrauen. (Darjabaadi)

21. Aufgrund ihres Alters. (Darjabaadi)

22. Vergleiche Suura 2:228 und die entsprechenden Fußnoten. Normalerweise beträgt die "idda" drei Monatszyklen nach der Trennung; wenn es jedoch keine Menstruation gibt oder Zweifel darüber besteht, dann drei Kalendermonate. Innerhalb dieses Zeitraums wird klar, ob eine Schwangerschaft vorliegt. Wenn dies der Fall ist, dann dauert die Wartezeit bis nach der Geburt. (Juusuf `Allii)

23. Die werdendes Leben in ihrem Leib tragen. (Juusuf `Allii)

24. Vergleiche oben Aja 2 Fußnote 17. Wo die aufrichtige Bereitschaft besteht, Allahs Willen zu gehorchen und recht zu handeln, verschwinden die Schwierigkeiten, und diese empfindlichen Angelegenheiten werden zur Zufriedenheit aller löst. (Juusuf `Allii)

Das Bewusstsein von  Anwesenheit macht es für den Mu'min leicht, Allahs Entscheidung zu akzeptieren. (Asad)

 

5. Das ist Allahs Gebot, Er hat es euch hinabgesandt. Und wer Allah fürchtet, dem wird Er seine Vergehen verzeihen und ihm seinen Lohn vergrößern25.

25. Allahs Gebote sind nicht willkürlich. Sie sollen uns helfen und uns zu unserem eigenen Guten führen, sowohl zeitlich als auch in der geistigen Welt. Wenn wir Allah gehorchen, wird Seine Weisheit nicht nur für unsere Schwierigkeiten eine Lösung schaffen, sondern beseitigt auch andere Übel, seien sie subjektiv oder objektiv. Wie ein guter Hirte führt Er uns zu immer neuen grünen Weiden. Mit jedem Schritt nach oben wird unsere Position sicherer und der Lohn wertvoller. Juusuf `Allii)

 

6. Lasst (die geschiedenen Frauen)26 gemäß eurer Mittel da wohnen, wo ihr wohnt, und belästigt sie nicht in der Absicht, sie einzuengen27. Und wenn sie schwanger sind, dann zahlt ihren Unterhalt, bis sie ihre Last abgelegt haben28, und wenn sie (das Kind) für euch stillen, dann gebt ihnen ihren Lohn und beratet euch in Güte miteinander29. Sollte sich aber (die Vereinbarung) als schwierig erweisen30, dann soll eine andere (das Kind) für ihn stillen31.

26. Während der Wartezeit. (Juusuf `Allii)

Lasst sie völlig an eurem Lebensstandard teilhaben. (Asad)

27. Ein egoistischer Mann, der sich von seiner Frau getrennt hat, verhält sich vielleicht in der Wartezeit, bevor die Scheidung endgültig wird, ihr gegenüber unhöflich und stellt ihr vielleicht Wohnung und Lebensunterhalt zur Verfügung, aber so knapp bemessen, dass ihr Leben elend ist. Dies ist verboten. Sie muss im gleichen Masse versorgt werden wie er selbst. Es besteht immer noch die Aussicht auf eine Versöhnung, und selbst wenn dies nicht der Fall ist, muss die Trennung auf ehrenhafte Weise durchgeführt werden. (Juusuf `Allii)

28. Wenn eine Schwangerschaft besteht, kommt ein geheiligtes Leben mit ins Spiel, für das beide Eltern zusätzlich verantwortlich (und vielleicht auch zusätzlich zur Versöhnung bereit) sind. Jedenfalls ist keine Trennung möglich, bis das Kind geborgen ist. Wenn selbst nach der Geburt keine Versöhnung der Eltern möglich ist, ist es die Pflicht des Vaters, der Mutter die Pflege und Sorge für das Kind zu ermöglichen, und zwischen ihm und der Mutter soll aufrichtig über alles beratschlagt werden. (Juusuf `Allii)

29. In gegenseitigem guten Sinne von Geben und Nehmen. (Darjabaadi)

Vergleiche in diesem Zusammenhang auch Suura 2:233 und die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

30. Allah macht das Stillen nicht zur Pflicht der Mutter ohne Gegenlohn. Sie soll vielmehr einen Lohn für das Stillen des gemeinsamen Kindes bekommen, der es ihr ermöglicht, das Kind ohne Sorgen (um ihren Lebensunterhalt - Anm. d. Übers.) zu stillen. Gleichzeitig befahl Er beiden Eltern, sich in Güte über die Angelegenheiten des Kindes zu beraten und dabei das Wohl des Kindes im Auge zu halten. (Qutb)

Das heißt, wenn die Mutter keine Milch hat, krank wird oder andere Umstände eintreten, die es der Mutter unmöglich machen, auf natürliche Weise für ihr Kind zu sorgen. Es können auch psychologische Schwierigkeiten bestehen. (Juusuf `Allii)

Wenn die beiden Parteien sich nicht einig werden können. (Darjabaadi)

31. Vergleiche auch Suura 2:333 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

7. Wer vermögend ist, soll von seinem Vermögen aufwenden, und der, dessen Versorgung eingeschränkt ist, soll von dem aufwenden, was Allah ihm gegeben hat32. Allah bürdet keiner Seele mehr auf, als Er ihr gegeben hat. Allah wird nach den schwierigen Verhältnissen Erleichterung schaffen33.

32. " ..Aus seinen Mitteln" oder "seinen Mitteln entsprechend". (Asad)

33. Wir sollen auf Allah vertrauen und alles in unserer Möglichkeit  Stehende für das junge Leben tun, für das wir verantwortlich sind. Schwierigkeiten sollen uns nicht ängstigen. wird uns Erleichterung geben und Lösungen aufzeigen, wenn wir ehrlich und aufrichtig handeln. Vergleiche auch Suura 94:5-6 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Bis hierher sind alle Regeln der Scheidung, sowie alle möglichen Folgen behandelt worden, in der Weise, dass für jedes Problem eine klare Lösung vorgegeben wird. Wichtig ist vor allem, dass die Seele Bitterkeit empfindet und mit Vertrauen auf Ihn in die Zukunft schaut. Er nimmt dem Mann die Angst vor Armut und Verlust von Vermögen, wenn er seinen Pflichten bezüglich Wohnung und Unterhalt der geschiedenen Frau nachkommt, und verspricht ihnen beiden Erleichterung und bessere finanzielle Verhältnisse, wenn sie fromm bleiben, Güte zeigen und ohne Geiz die Interessen ihrer gemeinsamen Kinder wahren. Dank dieser Regeln und Anweisungen trennen sich die Ehepartner mit noch lebendigen Samen der Freundlichkeit in ihren Herzen, und mit Großzügigkeit, welche diese Samen zu ihrer Zeit wachsen lassen können. (Qutb)

 

Abschnitt 2

8. Gar manche Stadt widersetzte sich hochmütig dem Gebot ihres Herrn und Seiner Gesandten, und Wir zogen sie streng zur Rechenschaft34 und bestraften sie mit entsetzlicher Strafe35.

34. Kufr besteht nicht allein aus einem Bruch der religiösen Riten. Viel schwerwiegender ist das Entgegenhandeln gegen die Naturgesetze, die Allah für uns gemacht hat. Für uns Menschen schließen diese auch die Gesetzmäßigkeiten mit ein, die sich auf unsere Mitmenschen in der Gesellschaft beziehen, denen gegenüber Freundlichkeit und Rücksicht die Grundlage der gesellschaftlichen Pflichten bilden. Unsere Pflichten unserer Familie und unseren Kindern gegenüber in intimen Angelegenheiten, wie sie im vorigen Abschnitt erläutert wurden, sind für unser geistiges Leben ebenso wichtig wie für alle anderen Völker, die das moralische Gesetz in der Ehe und im Familienleben missachteten, gingen in dieser Welt unter und haben keine Zukunft im zukünftigen Leben. Diese Lehre beschränkt sich nicht auf Individuen, sondern bezieht sich gleichermaßen auf ganze Nationen und gesellschaftliche Gruppierungen. (Juusuf `Allii)

Der Islam beinhaltet das Programm für ein Gemeinschaftssystem. Er ist gekommen, um eine muslimische Gemeinschaft mit einem besonderen System aufzubauen, in dem das gesamte Leben dieser Gemeinschaft reguliert wird. Infolgedessen ist die Gemeinschaft als Ganzes aufgefordert, diese Religion samt ihren Regeln zu verwirklichen. Wenn sie diese Regeln unbeachtet lässt, setzt sie sich der Strafe aus, welche die früheren Städte traf, die sich den Geboten Allahs widersetz Diese Warnung ist insbesondere die Adresse der Männer gerichtet, die nicht dafür sorgen, dass die Frauen in der  muslimischen Gemeinschaft zu ihren Gott ergebenen Rechten kommen. (Qutb)

35. Dies bezieht sich auf das gegenwärtige Leben. Allem Anschein nach bezieht sich Aja 10 unten dann auf das zukünftige Leben. (Juusuf `Allii)

 

9. So kosteten sie die schlimmen Folgen ihres Verhaltens36, und das Ende ihres Verhaltens war der Untergang37.

36. "Das schlime Ende ihres Verhaltens" macht sich vielleicht schon in diesem Leben bemerkbar, entweder in äußeren Ereignissen oder in innerer Rastlosigkeit oder Gewissensbissen. Aber seine volle Gewalt wird in der "furchtbaren Strafe" im zukünftigen Leben deutlich. (Juusuf `Allii )

Dies ist eine Anspielung auf das Unheil und Leiden, das, wie uns die Geschichte zeigt, unweigerlich über jede Gemeinschaft oder Nation kommt, die es sich zur Grundhaltung macht, die grundlegenden ethischen Wahrheiten abzulehnen. (Asad)

37. Das heißt: sie verschwanden völlig von der Erdoberfläche. (Darjabaadi)

 

10. Allah hat ihnen qualvolle Strafe bereitet38. Darum fürchtet Allah, O ihr Verständigen, die ihr den Imaan verinnerlicht. Allah hat euch bereits eine Ermahnung hinab gesandt39,

38. Vergleiche oben Fußnote 35. (Juusuf `Allii)

39. Es gibt keine Entschuldigung für uns, auf Irrwege zu gehen, wenn wir doch sehen, dass in Seiner unendlichen Barmherzigkeit uns Seine Botschaft durch Seine Zeichen in unserer Umgebung erläutert und durch unseren menschlichen Lehrer, Seinen Gesandten, eindeutig dargelegt hat. Siehe auch den nächsten Vers. (Juusuf `Allii)

 

11. Einen Gesandten40, der euch Allahs deutliche Zeichen vorträgt41, so dass Er jene, die den Imaan verinnerlichen und gute Werke tun, aus den Finsternissen zum Licht führt42. Und wer an Allah den Imaan verinnerlicht und gute Werke tut, den wird Er in Gärten führen, durch die Ströme fließen. Darin bleiben sie für immer. Wahrlich, Allah hat ihm eine trefflich schöne Versorgung gewährt43.

40. Das Buch, das eine ständige Erinnerung und Ermahnung für sie darstellt, kam zu ihnen durch den Propheten, ganz und vollkommen, so als ob das Buch sie direkt erreichte, ohne dass der Prophet irgendwas zurückhielt. Andererseits drückt der Aja aus, dass der Prophet selbst durch sein Verhalten und seinen Charakter ein lebendiges Bild des offenbarten Qur'ans darstellte. So hat 'A'ischa ihn beschrieben als sie sagte: "Sein Charakter war der Qur'an". (Qutb)

41. Durch seine Lehre und sein Beispiel. (Darjabaadi)

42. Vergleiche Suura 24:40, wo der Zustand der Kaafirs mit den Tiefen der Finsternis verglichen wird. Vergleiche auch Suura 2:257 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Aus der Finsternis des Kufrs und der Ungerechtigkeit ins Licht des Islams und der Gerechtigkeit. (Darjabaadi)

43. Denn Er versorgt Seine Geschöpfe in dieser Welt ebenso wie in der zukünftigen, und es gibt keine bessere Versorgung als die Seine. Seine Versorgung der rechtschaffenen Diener im Jenseits ist viel schöner als die beste Versorgung im Diesseits. (Qutb)

 

12. Allah ist es, der sieben Himmel44 erschaffen hat und das gleiche von der Erde45. (Der) Befehl46 steigt von der einen in die nächste hernieder47, damit ihr er kennt, dass Allah die Macht besitzt alles zu tun und dass Allah alle Dinge mit Seinem Wissen umfasst.

44. Sieben Himmel: die buchstäbliche Bedeutung bezieht sich auf die sieben Umlaufbahnen oder Firnamente, die wir in den Bewegungen der Himmelskörper im Weltraum erkennen können; vergleiche auch Suura 23:17 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Mit den sieben Himmeln werden in erster Linie die Bahnen der Planeten gemeint: in diesen Himmeln ist die Sonne ein leuchtendes Feuer und der Mond ein Licht. Da die Erde selbst ein Planet ist, bildet sie mit ihrer Bahn einen eigenen Himmel. Dass die Menschen früher nur das Vorhandensein von sieben Himmeln entdeckten - falls die Zahl sieben definitiv meint ist - heißt nicht, dass Allah nicht noch mehr Himmel geschaffen hat. Durch Betrachten des Himmels soll der Mensch dazu angeregt werden, den Allmächtigen Schöpfer in Seiner Schöpfung zu erkennen. Denn die Zeichen Allahs sind nicht nur in den offenbarten Büchern enthalten, sondern vor allem in der von Ihm geschaffenen Natur, die der Muslim erforschen soll. Je mehr er die Natur erforscht, um so mehr hat er Ehrfurcht vor dem Allmächtigen und Allwissenden Gott. Anm. d. Übers.)

45. Wenn wir die buchstäbliche Bedeutung nehmen, so können wir - ebenso wie die himmlischen Sphären über uns - auch sehen dass die Erdkruste aus übereinander liegenden geologischen Schichten aufgebaut ist. (Juusuf `Allii)

Auch ihresgleichen" bedeutet nicht, dass Allah ebenso viele Erden wie Himmel erschuf. "Von der Erde" bedeutet vielmehr, dass so wie diese vom Menschen bewohnte Erde eine Wiege für die darauf lebenden Wesen ist, Allah weitere Erden ins Universum gesetzt hat, die eine Wiege für die jeweils darauf lebenden Wesen sind. Es gibt klare Hinweise darauf, dass Lebewesen nicht nur auf der Erde, sondern auch auf anderen Himmelskörpern zu finden sind. Vergleiche Suura 42:29 und die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

46. In allen Sphären Lebens und der Schöpfung, welche Vorstellung wir uns auch immer davon machen können, ist es, dass es Allahs Gebot und Gesetz sie durchdringt, denn Sein Wissen und Seine Macht erstreckt sich auf alle Dinge. (Juusuf Allii)

47. Die Verbform "jatanassalu" beinhaltet wiederholtes Geschehen und Kontinuität; die Kombination mit dem Wort "amr" ("der Befehl") reflektiert die Vorstellung von Allahs unaufhörlicher Kreativität. (Juusuf `Allii)

 

Einführung zu Suura 66

Dies ist die zehnte und letzte aus einer Serie von zehn kurzen madinensischen Suuras, die mit Suura 57 anfing; vergleiche dort die Einführung. Hier geht es darum, wie weit Enthaltsamkeit von der Sexualität oder die Opposition des Geschlechts gegen das andere oder fehlende Harmonie zwischen den Geschlechtern den höheren Interessen der Gesellschaft schadet.

Der Zeitpunkt der Offenbarung liegt etwa um 7 nach der Hidschra.

Zusammenfassung:

Fehler des schwachen Geschlechts sollen Menschen nicht an einem normale Gesellschaftsleben hindern. Harmonie und Gegenseitiges Vertrauen sollen gelehrt und verwirklicht werden, und Allahs  Segen steigt auf die Tugendhaften herab, selbst wenn diese in derselben Situation stecken wie die Bösen. (Ajas 1 - 12)

Die Familie ist der Grundstein in der muslimischen Gemeinschaft. Genau wie die Männer müssen auch die Frauen tugendhaft und rechtschaffen sein und gehorsam gegenüber Allah und Seinem Gesandten. Jeder Mensch ist verantwortlich für seine eigenen Taten. Es nützt einem nichts, dass sein Ehepartner bei Allah angesehen und hochgestellt ist wenn er selbst ein unreines Herz hat und sich gegen Allah und gegen seine treuen Diener verschwört. Die muslimischen Gemeinschaft wird aufgefordert, sich alle Mühe zu geben, um alle ihre Mitglieder, sowohl die Männer als auch die Frauen, vor einer qualvollen Strafe im Höllenfeuer zu retten. Die Rettung liegt in der wahrhaftigen Reue und dem Festhalten am Bande des Propheten. (Qutb)

 

Das Verbot

Im Namen Allahs, des Erbarmer, des Barmherzigen.

O Prophet! Warum verbietest du (dir) das, was Allah dir erlaubt hat1! Um damit deinen Gattinnen einen Gefallen zu erweisen2? Und Allah ist allverzeihend, barmherzig.

1. Das ist ein wirkungsvoller und behutsamer Verweis für unseren Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, dass sein Bemühen darum, seine Frauen zu erfreuen und zufriedenzusstellen nicht so weit gehen darf, dass er sich etwas verbietet, was Allah ihm erlaubt hat. Und da er das tat, so so soll er Allah, den Barmherzigen, um Vergebung bitten und seinen Eid lösen. Nach Hadiisüberlierferungen hatte unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, geschworen, eine Honigsorte nicht mehr zu trinken, die eine seiner Frauen (Seynab bint Gahach) ihm zu schenken pflegte. Er tat das, weil zwei seiner anderen Ehefrauen ('A'ischa und Hafsa) angaben, der Geruch dieses Honigs in seiner Atemluft würde sie stören, was sie nur aus Eifersucht taten. (Aren. d. Übers.)

Dies es ist keine Frage, sondern ein Tadel. Keiner, nicht einmal der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hat die Macht, Erlaubtes für verboten zu erklären.

Obgleich der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, dies auch nicht tat, sondern sich nur selbst die Sache verbot, hätte dies die Wirkung haben können, dass auch seine Anhänger sie für verboten gehalten oder gemeint hätten, es wäre nicht schädlich, sich selbst etwas zu verbieten. (Mauduudi)

2. Die sanften Worte der Ermahnung, die in Suura 33:28-34 an die, Frauen des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gerichtet wurden, erläutern die Situation weit besser als irgendein Kommentar. Wäre unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in gewöhnlicher Ehemann gewesen, dann hätte er zwischen einen seinen privaten Gefühlen und seinen öffentlichen Pflichten nicht das Gleichgewicht halten können. Er war jedoch kein gewöhnlicher Ehemann und gab seine Enthaltsamkeit auf, als er die höheren Pflichten erkannte, die ihm auferlegt waren und die Versöhnung forderten. (Juusuf `Allii)

Damit wird nicht nur der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, selbst getadelt, sondern auch seine Frauen werden darauf aufmerksam gemacht, dass sie in ihrer Eigenschaft als Frauen des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nicht die damit verbundene Verantwortung richtig erkannt hatten. Obwohl im Qur'an nicht erwähnt wird, was der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sich selbst verboten hatte, erwähnen die Überlieferer und Kommentare zwei Ereignisse. Eines davon bezieht sich auf die Koptin Maria und ein anderes darauf, dass er sich selbst das Essen im Honig verbot. Im Falle von Maria geht es darum, dass unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nach dem Vertrag von Hudaybiija Briefe an die Herrscher der benachbarten Länder schickte, von denen auch einer an den Patriarchen von Alexandria gerichtet war. Dieser nahm zwar nicht den Islam an, empfing aber den Boten freundlich und schickte dem Propheten zwei Sklavinnen, die auf dem Rückweg Muslimas wurden. Eine davon, Maria, wurde in den Hausstand des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, aufgenommen und gebar ihm im Jahre 8 nach der Hidschra einen Sohn. Eines Tages befand sich unser Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, im Haus seiner abwesenden Frau Hafsa, und Maria gesellte sich zu ihm. Dies nahm Hafsa ihm übel und beklagte sich bei ihm, woraufhin er schwor, sich der ehelichen Beziehungen zu Maria in Zukunft zu enthalten. Die meisten der diesbezüglichen Überlieferungen gehen auf Nachkommen der Prophetengefährten zurück ohne jedoch direkt auf ihn rückführbar zu sein, und in keiner der sechs authentischen Hadiisammlungen wird eine einzige Version dieser Geschichte überliefert. Ein anderer Zwischenfall wird bei Bucharii, Muslim und anderen berichtet, und zwar von 'A'ischa selbst: Nach dem Nachmittagsgebet besuchte der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, alle seine Frauen, wenn es einmal geschah, dass er in Seynabs Haus länger als gewöhnlich blieb, denn sie hatte von jemandem Honig bekommen den der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sehr liebte. 'A'ischa war eifersüchtig und verabredete mit den anderen Frauen, dass sie zu ihm sagen sollen: „Du riechst nach Magafir (dies ist eine Blume mit einem unangenehmen Geruch, der auch auf den Honig übergeht den Bienen davon sammeln). Sie alle wussten, dass der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, eine feine Nase hatte und unangenehme Gerüche verabscheute. Der Streich hatte den gewünschten Erfolg, indem der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, versprach, nie wieder bei Seynab Honig zu essen. Namenhafte Gelehrte halten diese letztere Geschichte für authentisch. (Mauduudi)

 

2. Allah hat euch schon gezeigt, wie ihr euch von euren Gelübden löst3 (wenn sie sinnlos oder schädlich sind4), und Allah ist euer Beistand5. Und Er ist der Allwissende, der Allweise.

3. Vergleiche Suura 2:224 und die entsprechenden Fußnoten. Wenn deine Schwüre dich daran hindern, Gutes zu tun oder richtig zu handeln oder zwischen Menschen Frieden zu stiften, dann solltest du für diese Schwüre eine Sühneleistung bringen, dich aber nicht vom Guten abhalten lassen. (Juusuf `Allii)

4. Die Ablösung von Schwüren dieser Art. (Darjabaadi)

Unter solchen Umständen muss ein Schwur gebrochen und gesühnt werden. (Asad)

5. Euer Freund, Helfer und Beschützer. (Darjabaadi)

 

3. Als der Prophet einer seiner Frauen vertraulich etwas mitteilte6, und sie es dann preisgab7 und Allah es ihm mitteilte, da enthüllte er einen Teil davon, und verschwieg den anderen Teil8. Als er es ihr vorhielt9, sprach sie: „Wer hat dir dies mitgeteilt?" Er antwortete: „Der Allwissende, der Allkundige hat es mir mitgeteilt."

6. Nach den Überlieferungen soll diese Ehegattin Hafsa, die Tochter von ’Umar ibn Al-Hatab gewesen sein. Unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, soll ihr mitgeteilt haben, dass er nie wieder Marafir (eine Honigsorte mit besonderem Geruch) trinken würde, und dass Abu Bakr und ihr Vater die höchste Verantwortung der muslimischen Gemeinschaft nach ihm übernehmen würden. Beide Mitteilungen sollte sie für sich behalten. (ibn Kasir)

Wer diese beiden Frauen waren und welche vertrauliche Angelegenheit sie an die Öffentlichkeit dringen ließen, wird nicht ausdrücklich erwähnt; vergleiche jedoch oben Fußnote 1, durch die wir den Vorgang besser verstehen können. Es ist überflüssig, das ganze Geschwätz zu erörtern, das einige Kommentatoren gesammelt haben, oder gar die boshaften Unterstellungen derer, die die heilige Größe des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nicht verstanden haben. Aus den Worten geht hervor, dass es sich um eine wichtige Angelegenheit handelte, dass aber die Einzelheiten nicht so wichtig waren, dass sie auf Dauer hätten festgehalten werden müssen. Zur daraus zu ziehenden Lehre siehe auch die folgenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

7. Nach der Überlieferung soll Hafsa die ihr vertraulich gemachten Mitteilungen an ’A’ischa weitergegeben haben. Als Allah dies Seinem Gesandten mitteilte, bestätigte er die erste Mitteilung und ließ die zweite unbestätigt. (ibn Kasir)

8. Hieraus können wir vielfache Lehren ziehen.

1. Wenn uns etwas vertraulich mitgeteilt wird, besonders von einer führenden Persönlichkeit, dürfen wir es nicht es nicht einmal unserem engsten Freund mitteilen.

2. Wenn so etwas auch äußerst heimlich einem anderem mitgeteilt wird, so kann Plan entsprechend doch denjenigen bloßstellen, der das Vertrauen gebrochen hat.

3. Wenn die heimlich weitergegebene Version mit der wahren Version und den Tatsachen selbst verglichen wird, stellt sie sich als zum größten Teil unwahr heraus, und zwar aufgrund der unter diesen Umständen unvermeidlichen Missverständnisse und Übertreibungen.

4. Der Vertrauensbruch bringt dem Schuldigen unweigerlich Schande. Siehe auch unten Fußnote 10. (Juusuf `Allii)

Einige frühe Kommentatoren sind der Ansicht, inhaltlich sei es in der Mitteilung des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, um eine Voraussage gegangen, dass Abu Bakr Nachfolger des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, werden würde. Empfängerin dieser Information soll Hafsa gewesen sein, die es 'A'ischa, der Tochter Abu Bakrs mitteilte. Wenn diese Interpretation richtig ist, dann würde dies erklären, warum der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, einiges davon bekannt gab und anderes verschwieg", denn er wollte der Nachfolge Abu Bakrs keine "apostolische Sanktion" erteilen, sondern sie der freien Wahl der Gemeinschaft entsprechend den in Suura 42:38 erwähnten Grundsätzen überlassen. (Asad)

9. Nämlich, dass sie das Vertrauen unseres Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, verletzt hatte. (Asad)

Dies bezieht sich generell auch auf die Frauen verantwortlicher Persönlichkeiten, die hiermit davor gewarnt werden, Geheimnisse von großer Wichtigkeit auszuplaudern. Wäre es eine Privatangelegenheit der Eheleute gewesen, dann wäre es wohl kaum nötig gewesen, dies in der heiligen Schrift zu erwähnen. Je höher die verantwortliche Position einer Person ist, umso schlimmer ist es, wenn durch ihre Familienangehörigen Geheimnisse an die Öffentlichkeit gelangen. (Mauduudi)

 

4. Wenn ihr euch beide10 reumütig zu Allah wendet, da eure Herzen von der Pflicht abgewichen sind (so ist es gut). Wenn ihr euch jedoch gegen ihn stellt, dann ist fürwahr Allah sein Beistand sowie Dschibriil und die Rechtschaffenen unter den Mu'mins und überdies11 werden ihm die Engel den Rücken stärken12.

10. Vergleiche oben Fußnote 8. Es gibt noch weitere Lehren.

5. Sowohl derjenige, der den Vertrauensbruch begeht, als auch derjenige, der den anderen dazu ermutigt, muss durch Reue sein Verhalten läutern.

6. Aufrichtige Reue ist das, was ihr Herz und Gewissen selbst fordern würde, und sie sollen solchen Regungen nicht in selbstsüchtigem Trotz widerstehen.

7. Wenn sie nicht bereuen und Wiedergutmachung leisten wollen, dann unterstützen sie sich gegenseitig nur im Unrecht und können nicht den geistigen Kräften standhalten, die auf der Seite des Rechts stehen. (Juusuf `Allii)

Dies soll der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, den beiden befreffeneden Frauen sagen. (Asad)

11. Wörtlich: "danach", das heißt infolge der Tatsache, dass Allah selbst ihn schützt. (Asad)

12. Wir sollen den doppelten Sinn nicht vergessen: erstens die Bezugnahme auf den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und zweitens die Lektion, die wir alle zu lernen haben. Menschen, die etwas gegen unseren Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, täten, konnten nicht eigentlich schaden, selbst wenn sie ihn unbewußt in große Schwierigkeiten brachten, denn Selbst, der Engel Dschibriil und die ganze Gemeinschaft schütze ihn, ganz zu schweigen von den verborgenen Kräften der Engel und anderer geistiger Wesen, die über ihm wachten. Vergleiche Suura 33:56 und die entsprechenden Fußnoten. Die allgemeine Lehre für uns besteht darin, dass ein guter Mensch von den geistigen Kräften in seiner Umgebung geschützt wird; dies ist ein Schutz Allahs, gegen den menschliche Schwäche und Unvernunft keinen Erfolg hat. (Juusuf `Allii)

Diese massive Drohung Allahs an die Adresse der eifersüchtigen Ehefrauen, die heimlich eine Front gegen den Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, bilden, offenbart die Schwere dieser Sünde, wenn sie von den Frauen des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, begangen wird. Nach den authentischen Überlieferungen reagierte der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, darauf, indem er seine Frauen so lange mied, dass in der Öffentlichkeit der Eindruck entstand, der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hätte sich von seinen Frauen geschieden. Dies teilte ein Freund ’Umar in einer Nacht mit. Er klopfte so heftig an ’Umars Tür, dass dieser erschrak und ihn fragte, ob die Römer einmarschiert wären. Der Freund sagte, nein, es sei etwas Schlimmes passiert, der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hätte sich von seinen, Frauen geschieden. Am nächsten Morgen ging ’Umar zuerst zu seiner Tochter. Sie konnte ihm nicht sagen, ob der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sich von ihr geschieden hatte. Daraufhin versuchte er dreimal hintereinander vergeblich Einlass zum Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu bekommen. Dann bekam er die Erlaubnis. Er fragte ihn, ob er sich von seinen Frauen geschieden habe. Der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, verneinte dies. ’Umar sagte: „Allahu akbr", dann versuchte er die Sorge des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu zerstreuen und ihn etwas aufzuheitern. Er erzählte von den Frauen der Ansar, die immer ihre Ehemänner dominierten, und wie die Frauen der Auswanderer diese "Unsitte" von den Frauen der Ansar lernten. Der Prophet lächelte. Dann erzählte er ihm, wie er seine Tochter davor gewarnt hatte, sich mit ihrer hübschen Nachbarin (gemeint ist ’A’ischa) zu messen. Der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, lächelte wiederum 'Umar schaute sich im Raum um, und sah gar keine Teppiche oder Möbel. Er sagte zum Propheten: „O Gesandter Allahs! Bitte Allah darum, Er möge dein Volk reicher machen, wie Er die Perser und die Römer, die Ihm nicht dienen, reich gemacht hat." Der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, richtete sich sitzend auf und sagte: „Bist du im Zweifel, ’Umar ibn Al-Hattab? Das sind Leute deren Allah ihren ganzen Anteil an Wohlleben schon im Diesseits gegeben hat." ’Umar sagte: „O Gesandter Allahs! Möge Allah mir zu vergeben." Nach einer anderen Überliefererkette soll ’Umar unserem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gesagt haben: „O Gesandter Allahs! Was sollten die Frauen Dir Sorge bereiten. Würdest Du dich von ihnen scheiden, so würde Allah Dir bessere Frauen geben. Allah ist Dein Beistand, und Dschibriil und Mikail und ich und Abu Bakr und die Mu'mins sind mit Dir." ’Umar sagte: „Ich hoffte, Allah würde meine Aussage - wie schon oft - bestätigen und tatsächlich diese Ajas (4 und 5) wurden offenbart. Ich fragte den Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm: „Hast Du Dich von ihnen geschieden?' Er antwortete: 'Nein.' So stellte ich mich an dem Eingang der Moschee und rief, so laut ich konnte: 'Er hat sich nicht von seinen Frauen geschieden."' (ibn Kasir)

 

5. Vielleicht gibt sein Herr ihm, wenn er sich von euch scheidet, an eurer Stelle bessere Frauen13, muslimische, mu'minische14, gehorsame15, reumütige16, (Allah) dienende fastend und Hidschra unternehmend17 -jungfräuliche und nicht mehr jungfräuliche Frauen.

13. Von dem Fall der beiden in Aja 4 oben erwähnten Frauen kommen wir nun zu allen Frauen des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, überhaupt. Vergleiche Suura 33:28-30 und die entsprechenden Fußnoten. Ihre Pflichten und ihre Verantwortung liegen höher als die anderer Frauen, darum ist ihr Versäumnis auch schwerwiegender. Dies ist nur hypothetisch um uns zu zeigen, welche Tugenden von ihnen erwartet wurden: Imaan und Hingabe, Anbetung und Dienst, Bereitschaft zum Reisen und Auswandern, ob sie alt oder jung, erstmalig verheiratet oder sonst etwas waren. Daraus wieder folgt die allgemeine Anwendung, die für alle Frauen im Islam gilt. (Juusuf `Allii)

14. Wo die Worte Muslim und Mumin nebeneinander verwendet werden, bezeichnet der Begriff Muslim jemanden, der Allahs Gebote in der Praxis befolgt, und Mumin jemanden, der den Imaan verinnerlicht" Die wichtigsten Eigenschaften für muslimischen Frauen sind also Imaan an Allah und Seinen Gesandten wie praktische Befolgung der Religion Allahs in ihrer Moral, ihrem Verhalten und ihren Gewohnheiten. (Mauduudi)

15. "Gehorsam" hat zwei Bedeutungen, die beide hier in Frage kommen:

1. sie gehorchen Allah und Seinem Gesandten; und

2. sie folgen ihren Ehemännern. (Mauduudi)

Vergleiche aber auch Suura 4:34 und 33:35 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Anm. d. Übers.)

16. Wenn das Wort "taibaa" تَائِبَا als menschliches Attribut verwendet wird, wird damit nicht einfach jemand bezeichnet, der bereut, sondern jemand, der sich immer und immer wieder an Allah wendet, um Ihn um Vergebung für seine Fehler zu bitten, dessen Gewissen lebendig und aktiv ist und der sich immer seiner Schwächen und Irrtümer bewusst ist. Eine solche Person fühlt sich niemals stolz, arrogant oder selbstherrlich, sondern ist von Natur aus sanft und barmherzig. (Mauduudi)

17. "Saihaat" سَائِحَات sind wörtlich diejenigen Frauen, die um Allahs willen herumreisen, Heim und Herd verlassen, somit diejenigen, die auf Pilgerfahrt gehen, fasten und sich selbst die Annehmlichkeiten des Lebens versagen. (Juusuf `Ali) Vergleiche hierzu auch Suura 9:112, wo dasselbe Nomen in seiner Maskulinform sich auf Männer und Frauen bezieht, sowie die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Fastende: mit ihrem Geist Herumreisende bzw. Meditierende oder weniger wahrscheinlich - Auswandernde. (ibn Kasir)

18. Wie es auch bei den tatsächlichen Frauen des Propheten der Fall war, von denen nur ’A’ischa eine Jungfrau war, als sie ihn heiratete, zwei (Seynab und Umm Habiba) waren geschieden, während alle anderen Witwen waren. Diese Anspielung zusammen mit der Tatsache, dass unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sich nicht von seinen Frauen trennte, sowie die rein hypothetische Formulierung dieses Abschnittes zeigt, dass er eine indirekte Ermahnung für die Frauen des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sein sollte, die trotz gelegentlicher Fehler - wie sie für Menschen unvermeidlich sind - alle diese Tugenden besaßen. Auf einer weiteren Ebene scheint dies eine Ermahnung für alle Mu'mins zu sein, Männer ebenso wie Frauen, und dies erklärt den folgenden Wechsel der Thematik. (Asad)

 

6. O die ihr den Imaan verinnerlicht Rettet euch selbst19 und eure Familien20 vor einem Feuer, dessen Brennstoff Menschen und Steine sind21, über dem das starke und strenge Engel22 wachen. Sie widersetzen sich keinem einzigen Befehl Allahs und führen alles aus, was ihnen befohlen wird23.

19. Beachte wie wir allmählich von einer Ermahnung an zwei Frauen des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, über eine Ermahnung an alle Frauen, an alle und an alle Männer und Frauen einschließlich der Kaafirs geführt werden. Wir sollen sorgfältig nicht nur auf unser eigenes Verhalten achten, sondern auch auf das unserer Familienangehörigen und aller uns Nahestehenden. Diese Angelegenheit ist nämlich sehr ernst und die Folgen eines Falles sind furchtbar. (Juusuf `Allii)

20. Wörtlich: "eure Familien" oder "eure Leute"; der Begriff "achl" أَهْل bezeichnet jedoch auch Menschen, die unsere Volkszugehörigkeit, Religion, Berufssparte und so weiter teilen sowie "Abhängige" im umfassendsten Sinne dieses Wortes. (Asad)

Die Muslime, denen der Imaan am Herzen liegt, werden hierdurch als Gemeinschaft aufgefordert, alle notwendigen Schritte und Maßnahmen zu ergreifen, um die drohende, furchtbare Gefahr des Höllenfeuers von sich insgesamt, Männern, Frauen und Kindern abzuwenden. Sie tragen gemeinsam die Verantwortung für sich, für ihre Frauen und für ihre Kinder und sollen sehr eng und sehr ernst zusammenarbeiten, damit sie alle vor dieser akuten Gefahr, welche eigentlich für die Leugnenden vorbereitet ist, gerettet werden, und zwar dadurch, dass besonders die Kinder belehrt und körperlich und geistig betreut werden, sich rechtzeitig an das Gebet gewöhnen, die Moschee besuchen, besonders am Freitag, die Feste mit der Gemeinschaft feiern, über die Sakatpflicht unterrichtet werden und die Verbote und die prinzipiellen Gebote des Islam kennen lernen usw., kurz - wir sollen alle Anstrengungen unternehmen, und alle zeitgemäßen Mittel verwenden, damit unsers der den Qur’an mit Lust und Liebe regelmäßig lesen, sowie die Hadiise und die Lebensgeschichte unseres Propheten: Qutb)

21. Vergleiche Suura 2:24 und die entsprechenden Fußnoten. Dies ist ein furchtbares Feuer: nicht nur wie ein physisches Feuer, das Holz oder Kohle oder ähnliche Substanzen verbrennt, sondern ein geistiges Feuer, dessen Brennstoff Menschen sind, die Unrecht tun und hartherzig wie Steine sind, oder Steingötzen als Symbol für allen unnachgiebigen Trug im Leben. (Juusuf `Allii)

Jeder soll darauf achten, dass seine Kinder nicht nur in dieser Welt ein gutes Leben haben, sondern auch vor dem Feuer im zukünftigen Leben sicher sind. (Mauduudi)

22. Vergleiche Suura 74:31 und die entsprechenden Fußnoten. Wir stellen uns Engel sanft und schön vor, aber ein anderer Aspekt der Vollkommenheit schließt Gerechtigkeit, Treue, Disziplin und strenge Pflichterfüllung in Bezug auf rechtmäßige Befehle ein. So sind auch Allahs  Eigenschaften der Gerechtigkeit und Barmherzigkeit, der Freundlichkeit und der gerechten Bestrafung nicht gegensätzlich, sondern komplementär. Selbst ein irdischer Herrscher handelt unverantwortlich seinen Untertanen gegenüber, wenn er Verbrecher nicht bestraft. (Juusuf `Allii)

23. Diese Engelskräfte sind dem Allah gewollten Gesetz von Ursache und Wirkung unterworfen, das im geistigen Bereich ebenso herrscht wie im materiellen. (Asad)

 

7. O die ihr kaafir seid, bringt heute keine Entschuldigungen vor24. Euch wird nur das vergolten, was ihr zu tun pflegtet25.

24. Versucht nicht, eure absichtliche Abweisung gegenüber der Wahrheit zu verteidigen. (Asad)

25. Hiermit wird euch keine Härte oder Ungerechtigkeit auferlegt. Alles dies sind die Früchte eurer eigenen Taten und die Ergebnisse eurer eigenen bewussten Wahl. (Juusuf `Allii)

 

Abschnitt 2

8. O die ihr den Imaan verinnerlicht, kehrt zu Allah zurück26 in aufrichtiger Reue27. Vielleicht verzeiht euer Herr euch eure Vergehen28 und führt euch in Gärten, durch die Ströme fließen, an jenem Tag, an dem Allah weder den Propheten noch die, die mit ihm beschämen wird29. Ihr Licht30 wird vor ihnen her eilen und zu ihrer Rechten31, während sie rufen: „Unser Herr, vervollkommnen für uns unser Licht32 und verzeih uns33, denn Du besitzt fürwahr Macht über alle Dinge."

26. Die Opposition des einen Geschlechts gegen das andere, sei es individuell oder gemeinsam, wurde verurteilt, und wir werden jetzt aufgefordert, uns dem Licht zuzuwenden und zu erkennen, dass die Guten und Rechtschaffenen ihre Unbescholtenheit bewahren können, selbst wenn ihre Ehegefährten trotz guten Beispiels im Bösen verstrickt bleiben. (Juusuf `Allii)

Hier zeigt Allah uns den Weg, um uns vor dem Feuer zu retten. Wir sollen alle, Männer und Frauen, zu Allah zurückkehren mit der festen Absicht, uns nie wieder gegen Ihn aufzulehnen. Diese aufrichtige Reue schließt ein, dass wir dann nach Kräften versuchen, die muslimische Gemeinschaft dadurch gesund und stark zu halten, dass jeder Baustein, jede Zelle in ihr gesund und stark ist. Das fängt an mit der Wahl des Ehepartners: die Aufrichtigkeit und Frömmigkeit sollen vor Reichtum und Aussehen maßgebend sein. Dann die gegenseitige Beratung und Zusammenarbeit der Ehepartner in der Familie und die sorgsame Betreuung der Kinder. Die Mutter hat eine sehr wichtige Rolle bei der Erziehung der Kleinkinder und muss auf diese äußerst wichtige Aufgabe gut vorbereitet und bei deren Durchführung tatkräftig unterstützt werden. Die weitere Betreuung und Erziehung der Kinder obliegt zunehmend dem Vater, und er muss sich die notwendige Zeit dafür nehmen, sowie jegliche mögliche Hilfe der muslimischen Gemeinschaft. Wenn wir richtig zusammenarbeiten, bekommen wir mit Hilfe Allahs gesunde und starke Bausteine für unsere Gemeinschaft. (Qutb)

27. Denn kein Mensch, wie mu’min er auch sein mag, kann völlig frei von Fehlern und Versuchungen bleiben. (Asad)

"Taubatan nasuuhan" تَوْبَةً نَّصُوحاً bedeutet entweder, dass jemand so aufrichtig bereut, dass keine Spur von Heuchelei darin enthalten ist, oder dass jemand sein eigenes Bestes will und sich durch seine Reue vor einem bösen Ende schützt, oder dass jemand nach seiner Umkehr sein Leben so bessert, dass er ein Vorbild und eine Ermahnung für andere wird. (Mauduudi)

28. Was auch immer in der Vergangenheit eure Fehler gewesen sein mögen, vereinigt euch in guten Handlungen und meidet kleinliche Eifersüchteleien, und Allah wird eure Schwierigkeiten hinwegnehmen sowie alles Böse, unter dem ihr leidet. Er wird euch die Glückseligkeit des Himmels gewähren und euch vor Demütigungen bewahren, die ihr vielleicht durch euer Verhalten über euch gebracht habt oder sogar auf euren verehrten Propheten und Lehrer, zu dem ihr euch bekennt. (Juusuf `Allii)

29. Dies bedeutet, dass er nicht nur den Propheten und seine Anhänger nicht "in Schande stürzt", sondern sie im Gegenteil erhöht. (Asad)

Er lässt die Handlungen der Guten nicht verloren gehen. Demütigungen stehen den Kaafirs bevor, nicht den Rechtschaffen. (Mauduudi)

30. Vergleiche Suura 57:12 und die entsprechenden Fußnoten. Die Finsternis des Bösen wird vertrieben und Allahs Licht wird immer mehr erkannt. Aber selbst dann sind sie noch nicht zufrieden, sondern beten darum, dass der letzte Hauch des Bösen von ihnen entfernt wird und ihnen Vollkommenheit gewährt wird. In diesem erhabenen Stadium sind sie in Reichweite der Vollkommenheit, nicht durch ihre eigenen Verdienste, sondern durch die unendliche Barmherzigkeit und Macht Allahs. (Juusuf `Allii)

31. Vergleiche auch Suura 74:39 und die entsprechenden Fußnoten. In vielen Fällen bezeichnet der Ausdruck "rechte Hand" im Qur'an Rechtschaffenheit und damit Gesegnetsein, wie es in diesem Zusammenhang durch das Licht ausgedrückt wird, das sich schnell vor ihnen her und zu ihrer Rechten ausbreitet, nämlich infolge ihrer Kenntnis, ihrer hohen Moral und ihrer Freiheit von Unwissenheit und tadelnswerten Charakterzügen. (Asad)

32. Lass uns dieses Licht für immer leuchten. (Asad)

33. Dies beten sie, weil sie befürchten, aufgrund vergangener Fehler und Irrtümer ihr Licht wieder zu verlieren, so wie die Heuchler ihr Licht verloren haben. (Mauduudi)

 

9. O Prophet! Setze dich mit aller Kraft gegen die Kaafirs und die Heuchler ein34 und sei ihnen gegenüber streng35. Ihre Bleibe ist die Hölle36 - was für ein schlimmes Ende!

34. Vergleiche Suura 9:73, wo dieselben Worte das Argument gegen die Heuchler einleiten. Hier leiten sie das Argument gegen die Bosheit ein, die trotz ihres Privilegs, die Gesellschaft der Guten genießen zu können, auf bösen Handlungen bestand, sowie das Argument zugunsten jener edeln Seelen, die ihre Reinheit und Integrität wahrten, obgleich sie mit dem Bösen verkettet waren. Zwei Beispiele von jeder Art werden am Ende dieser Suura aufgeführt, und zwar von Frauen, um die es in dieser Suura in erster Linie geht. (Juusuf `Allii)

Es geht hier darum, die muslimische Gemeinschaft gegen die Verschwörungen und Attacken von außen und innen zu schützen. In diesem Lebenskampf sollen die aggressiven Feinde, die unsere Gemeinschaft zerstören wollen, keine Schwäche und keine Barmherzigkeit bei uns empfinden. (Qutb)

Die "Kuffar" wiesen die Botschaft des Propheten zurück und gingen mit Waffengewalt gegen die Muslime vor. So gilt es, gegen diese Feinde auch Waffengewalt anzuwenden, und zwar so schlagkräftig und intensiv, dass sie es sich tausendmal überlegen, bevor sie eine neue Aggression starten. Die Heuchler dagegen verwenden keine Waffengewalt gegen die Muslime. Ihre Methode kann aber gefährlicher sein, zumal sie sich unter die Muslime mischen und versuchen, Zwietracht und Verwirrung in der muslimischen Gemeinschaft zu stiften. Sie verbreiten dauernd Lügen und schwören dabei, dass sie die Wahrheit sagen. Sie haben neidische Seelen und halten kein Wort, sie schmeicheln dem Muslim und sprechen honigsüße Worte vor seinen Augen, während sie hinter dem Rücken Verschwörungen schmieden. Diese gilt es, streng und rau zu behandeln und sie zu meiden und aus der Gemeinschaft zu verbannen. (siehe 9:74 Al-Manar)

35. Mit Worten und Argumenten; gegen erstere auch mit Waffen. (Darjabaadi)

Dieses Gebot beinhaltet eine Änderung der Politik gegenüber den Heuchlern. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Muslime ihr Verhalten geduldet, einmal deswegen, weil die Gemeinschaft noch nicht stark genug war, sich auf innere Konflikte einlassen zu könne, und zum anderen, um denjenigen eine Gelegenheit einzuräumen, die mit Zweifeln und Misstrauen zu kämpfen hatten. Nach der Tabuk-Expedition war es an der Zeit, diese Haltung zu ändern. Ganz Arabien hatte sich dem Islam angeschlossen, und eine erbitterte Auseinandersetzung mit äußeren Gegnern stand bevor. Deswegen war es notwendig, dass innere Feinde unschädlich gemacht wurden, damit sie nicht mit den äußeren Feinden eine Verbindung eingingen und so die Muslime gefährdeten.

Zu beachten ist, dass dieser Aja die Muslime nicht auffordert, mit Waffengewalt gegen die Heuchler vorzugehen. Er bedeutet lediglich, dass die bisherige Politik der Toleranz ihnen gegenüber beendet sein sollte und sie nicht mehr als Teil der muslimischen Gemeinschaft anzusehen waren oder das Recht hatten, auf ihre politischen Entscheidungen einzuwirken. Jede Gemeinschaft muss sich vor inneren Feinden und Verrätern schützen, wenn sie nicht schließlich untergehen will. (Mauduudi)

 

10. Allah legt denen, die nicht den Imaan verinnerlichen37, das Gleichnis von Nuuchs Frau38 und von Luuts Frau39 vor. Sie standen unter zwei Unserer rechtschaffenen Diener40, doch verrieten sie sie41. Darum konnten (ihre Ehemänner) ihnen gegen Allah nichts nützen42, und es wurde gesprochen: "Geht ihr beide ins Feuer mit den (übrigen, die) hineingehen43."

36. Nämlich im zukünftigen Leben, nachdem sie in dieser Welt schön vom Propheten und den Muslimen überwunden worden sind. (Qutb)

37. Das ist ein Gleichnis des Zustandes der Menschen, die sich gegen Allahs Botschaft und gegen Seinen Gesandten stellen und falsche Hoffnungen hegen, sie könnten durch ihre Verwandtschaft mit den Muslimen oder durch ihr heuchlerisches Angeben vor der Strafe Allahs gerettet werden. Keinesfalls! (ibn Kasir)

38. Vergleiche Nuuchs Geschichte in Suura 11:36-48. Offensichtlich war die zeitgenössische Welt so entartet, dass es einer großen Flut bedurfte, um sie zu reinigen. Aber es gab auch Böse in seiner eigenen Familie. Ein unvernünftiger und ungehorsamer Sohn wird in Suura 11:42-46 erwähnt. Nuuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, versucht, ihn zu retten und für ihn als für "einen aus der Familie" zu beten, aber die Antwort lautete: „Er gehört nicht zu deiner Familie, denn sein Verhalten ist ungerecht." Von einem solchen Sohn können wir annehmen, dass er eine ähnlich geartete Mutter hat, und hier wird uns mitgeteilt, dass dies auch der Fall war. Nuuchs Frau teilte nicht die ethischen Normen ihres Mannes und ging in dieser Welt wie in der zukünftigen unter. (Juusuf `Allii)

Nuuchs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Frau verriet ihn dadurch, dass sie ihm als Gesandten Allahs nicht folgte und als Götzendienerin starb. Sie soll außerdem die Anhänger Nuuchs beobachtet und ihre Namen den Tyrannen verraten haben. Außerdem soll sie von Nuuchs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, behauptet haben, er sei verrückt. (ibn Kasir)

39. Luuts, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Frau ist bereits mehr als einmal erwähnt worden. Vergleiche Suura 11:81; 7:83 und so weiter und die entsprechenden Fußnöten. Ihre Umwelt war böse, und sie sympathisiert mit dieser bösen Welt, statt ihrem rechtschaffenen Ehemann zu folgen. So erlitt sie auch das Schicksal dieser bösen Welt. (Juusuf `Allii)

 

11. Und Allah legt denen, die den Imaan verinnerlichen44, das Beispiel von Pharaos Frau45 vor, als sie sprach: „Mein Herr46, baue mir ein Haus bei Dir im Paradies47 und rette mich vor Pharao und seinem Werk48 und rette mich vor dem ungerechten Volk,"

40. Sie hatten also jede Gelegenheit, mit Imaan und Rechtschaffenheit in Berührung zu kommen. (Darjabaadi)

41. "Ihren Männern untreu": nicht unbedingt in sexuellen Angelegenheiten, sondern in den wichtigen geistigen Angelegenheiten der Wahrhaftigkeit und des Verhaltens. Sie hatten das große Privileg der engsten Verbindung mit den edelsten Geisten ihres Zeitaltes, aber sie schafften es nicht, selbst zu so hoher Würde aufzusteigen, und darum konnte diese Verbindung sie nicht retten. Sie konnten sich nicht darauf berufen, Ehefrauen Männer gewesen zu sein. Sie gelangten in die Hölle wie andere böse Frauen. Vor Allah gibt es persönliche Verantwortlichkeit. Keine Seele kann die Verdienste einer anderen beanspruchen, aber ebenso wenig kann eine reine Seele durch die Gesellschaft einer bösen Schaden erleiden. Die reine soll ihre Reinheit wahren. Vergleiche auch die beiden nächsten Beispiele. (Juusuf `Allii)

Keine Frau eines Propheten ist jemals ehebrecherisch gewesen. Die Treulosigkeit dieser beiden Frauen lag in Dingen des Islams und der Verinnerlichung des Imaans. (Mauduudi)

42. Persönliche Verwandtschaft oder Bekanntschaft ohne Imaan und gutes Verhalten nützen also nichts. (Darjabaadi)

43. Wenn es um Imaan oder Kufr geht, kann es keine Fürsprache geben. Selbst die Frauen der Propheten sind, was der Verinnerlichung des Imaans anbetrifft, allein für sich selbst verantwortlich. (Qutb)

44. So dass die Mu’mins dadurch getröstet und ermutigt werden. (Darjabaadi)

Dieses Gleichnis hat Allah aufgestellt, damit die Muslime wissen dass es ihnen nichts schadet, wenn sie dazu genötigt werden, unter den Leugnenden zu leben, solange sie an ihrem Allahs an Allah und den Gesandte festhalten. (ibn Kasir)

45. Traditionell ist sie unter dem Namen Asia bekannt, eine der vier vollkommenen Frauen, wobei die anderen drei Marjam, die Mutter 'Isas, Hadidscha, die Frau des Propheten Muchammad, und Fatima seine Tochter sind. Der Pharao steht symbolisch für Arroganz, Kufr und Bosheit. Dass seine Frau ihren Imaan, ihre Demut und ihre Rechtschaffenheit wahren konnte, war ein großer geistiger Triumph. Sie war wahrscheinlich diejenige, die dem kleinen Muusa das Leben rettete; vergleiche hierzu Suura 28:9 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

46. Wahrscheinlich wurde sie ihres Imaans wegen verfolgt. (Darjabaadi)

47. Ihr geistiger Blick war auf Allah gerichtet und nicht auf den weltlichen Glanz des pharaonischen Hofes. Möglicherweise drückt ihr Gebet auch den Wunsch nach Märtyrertum aus, und es ist nicht ausgeschlossen, dass sie dies erlangte. (Juusuf `Allii)

48. Den bösen Folgen seines lästerlichen Verhaltens gegenüber Allah. (Darjabaadi)

 

12. Und von Marjam, der Tochter 'Imraans49, die ihre Keuschheit hütete50. Darum hauchten wir ihr51 von Unserem Geist ein. Und sie verinnerlichte an die Worte52 ihres Herrn den Imaan und an Seine Bücher und war eine der Demütigen53

49. 'Imraan war der Tradition zufolge der Name von Marjams Vater; vergleiche auch Suura 3:35 und die entsprechenden Fußnoten. Sie war selbst eine der reinsten Frauen. Vergleiche Suura 19:27-28 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf 'Allii)

50. Vergleiche Suura 91 und entsprechenden Fußnoten. Als Jungfrau gebar sie 'Isa: siehe Suura 19:16-29. In Suura 32:9 wird von Adam gesagt, dass Allah ihm "von seinem Geist einhauchte". In Suura 15:29 werden in Bezug auf Adam, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ähnliche Worte benutzt. Die jungfräuliche Geburt soll deswegen nicht bedeuten, Allah sei der Vater ’Isas in dem Sinne, wie die griechische Mythologie Zeus zum Göttervater macht. Dennoch ist dies die Vorstellung, zu der die christliche Lehre vom "einzig gezeugten Sohn" führt. (Juusuf 'Allii)

51. Den sie durch Seinen Engel empfangen hatte. (Darjabaadi)

52. Man beachte, dass es hier heißt "ein Wort von Allah", nicht "das Wort Allahs", die Bezeichnung, die das mystische Christentum für ’Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, verwendet. Wie in Suura 3:59 festgehalten, wurde ’Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, durch ein Wunder erschaffen, durch Allahs Wort "Sei" und so wurde er. (Juusuf ‘Allii)

53. Marjam hatte Imaan und bezeugte das dem Propheten 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, und seine Offenbarung ebenso wie an die Offenbarungen, die er bestätigen (und voraussagen) sollte. Sie gehört in die Gemeinschaft der Allah gegebenen aller Zeitalter. Die Tatsache, dass das Wort "Al-Qanitiin" الْقَانِتِين (Demütige) hier nicht in der Femininform steht, bedeutet, dass die höchste geistige Würde vom Geschlecht unabhängig ist. Und so schließt diese Suura mit der Lehre ab, dass Geschlechtlichkeit zwar eine Tatsache unserer physischen Existenz ist, die Geschlechter aber harmonisch zusammenwirken sollen, denn in den höchsten geistigen Angelegenheiten sind wir alle eins. (Juusuf 'Allii)