Von Suura 36 "Jaasiin" Aja 26  –

Suura 39 "Die Scharen" Aja 31

 

 28. Und nach seinem Abschied59 haben Wir keine Heerschar auf sein Volk vom Himmel herabgesandt60 und Wir hatten es auch nicht nötig, irgendetwas auf sie herabzusenden.

59. Als Vergeltung für seinen Tod. (Darjabaadi)

60. Ein Heer von Engeln. (Darjabaadi)

 

29. Es war nur ein einziger Schrei61 und schon waren sie ausgelöscht62.

61. Allahs Gerechtigkeit oder Strafe kommt nicht unbedingt auffällig oder umständlich. Auch ist menschliche Bosheit nicht so mächtig, dass sie einen Aufwand starker geistiger Kräfte braucht, sie zu unterwerfen. Ein einziger mächtiger Stoß - ein Erdbeben oder ein plötzlicher Sturm - genügte in diesem Falle. Vergleiche auch Suura 11:67 und 29:40 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

62. Zu ihrer Zeit hatten sie viel Lärm verursacht, aber nun waren sie zum Schweigen gebracht worden wie ausgeglühte Asche. Vergleiche auch Suura 21:15. (Juusuf `Allii)

In ihrer Arroganz und in ihrem Stolz auf ihre Macht hatten sie geglaubt, sie könnten die drei Propheten und ihre Gefährten vernichten. Aber ganz im Gegenteil, sie wurden selbst vernichtet. (Mauduudi)

 

30. Oh wehe meinen Dienern63! Kein Gesandter kam zu ihnen, ohne dass sie ihn verspotteten64.uiukzmnbngl-ööäbztrbjrrrt

63. Den Kaafirs unter ihnen. (Darjabaadi)

Alle Menschen sind Allahs "Diener". Dieser Satz bezieht sich auf den Tag des Gerichts, der in Suura 19:19 als "Tag der grauenvollen Reue" bezeichnet wird, sowie auf die im Qur`an oft betonte Tatsache, dass die meisten Menschen sich der Stimme der Wahrheit gegenüber taub stellen und damit ihren eigenen geistigen Tod verursachen. (Asad)

64. Vergleiche Suura 6:10 und andere Abschnitte von ähnlicher Bedeutung. Unvernünftige spotten über Allahs Gesandte oder über Menschen, die ihre Religion ernst nehmen. Sie denken jedoch nicht darüber nach, dass ein solches Verhalten auf sie selbst zurückschlägt. Wenn sie ihre eigene Geschichte studieren, werden sie feststellen, dass zahllose Generationen vor ihnen untergingen, weil sie die Wahrheit nicht ernstnahmen und damit die Basis ihrer individuellen und kollektiven Existenz untergruben. (Juusuf `Allii)

 

31. Sahen sie65 denn nicht, wie viele Generationen Wir vor ihnen vernichtet haben66? Welche nicht zu ihnen zurückkehren67.

65. Die Kaafirs späterer Zeiten. (Darjabaadi)

66. Die die Wahrheit ablehnten und darüber spotteten. (Darjabaadi)

67. Der Untergang der früheren Völker und der Kulturen, soll eine Mahnung sein für diejenigen, die noch am Leben sind. Die elenden Menschen aber achten gar nicht darauf, und wollen nicht an dieses unweigerliche Ende denken. Sie gehen ihren Irrweg mit Sturheit weiter, verblendet durch ihre Arroganz und Hochmut. (Qutb)

Wie an vielen anderen Stellen im Qur`an hat auch hier das Wort "qarn", das wörtlich "Generation" oder "Menschen, die zu einer bestimmten Zeit leben bedeutet, die weiter gefasste Bedeutung von "Gesellschaft' oder "Zivilisation" im historischen Sinne dieser Begriffe. Auf diese Weise wird der Niedergang und das Verschwinden vergangener Gesellschaften und Zivilisationen hier mit deren geistigem Verfall und damit sittlichem Niedergang in Verbindung gebracht. Eine weitere Lehre aus diesem Gleichnis ist die, dass die Mehrheit der Menschen in jeder Gesellschaft sich weigert, sich von ethischen Überlegungen leiten zu lassen, die sie als ihrer üblichen Lebensweise entgegengesetzt und ihrem Streben nach materialistischen Werten widersprechend empfingen - mit dem Ergebnis, dass nie ein Gesandter zu ihnen gekommen ist, ohne dass sie ihn verspottet hätten. (Asad)

 

32. Und alle werden unweigerlich vor Uns gebracht werden68.

68. Zum Gericht. (Juusuf `Allii)

 

Abschnitt 3

33. Und ein Zeichen69 für sie ist die Erde, die tot war. Dann haben Wir sie belebt70 und brachten Korn aus ihr hervor, von dem sie essen.

69. Sie leugnen die Propheten und erkennen nicht die Konsequenzen für die Leugner. Sie begreifen auch nicht die Hinweise und Zeichen in der Umwelt, in der sie sich bewegen. Die Propheten rufen sie zu Allah auf, und alles in dieser Existenz legt Zeugnis von Allah ab und weist auf Ihn hin. (Qutb)

Zeichen für Allahs Erhabenheit und Fürsorge für die Menschheit. (Darjabaadi)

Bisher wurden die makkanischen Götzendiener dafür getadelt, dass sie die Wahrheit leugneten und dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gegenüber eine ablehnende Haltung einnahmen. Hier wendet sich die Thematik jetzt den grundlegenden Dingen zu, die den wahren Grund des Konflikts zwischen ihnen und dem Propheten bildeten, nämlich die Lehre von Allahs Einheit und dem zukünftigen Leben, die der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, vertrat und die die Kaafirs nicht annehmen wollten. In diesem Zusammenhang werden nacheinander Argumente angeführt, die die Menschen zum Nachdenken veranlassen sollen. (Mauduudi)

70. Für diejenigen, die sagen: "Wie sollen sie vor den Richterstuhl geführt werden, wenn sie vernichtet sind?" wird hier auf ein Symbol hingewiesen. Im Winter, beziehungsweise in der trockenen Zeit, ist die Erde allem Anschein nach tot, aber Allah belebt sie im Frühling, beziehungsweise durch den herabfallenden Regen. Vergleiche auch Suura 2:164; 30:19 und weitere Abschnitte mit derselben Aussage. (Juusuf `Allii)

 

34. Und Wir legten Gärten auf ihr an mit Dattelpalmen und Weinreben

und Wir ließen auf ihr Quellen hervorsprudeln71;

71. Dattelpalmen und Trauben stehen symbolisch für Fruchtbäume aller Art, denn sie sind die charakteristischen Früchte Arabiens. Getreide wurde im letzten Aja erwähnt. All dies ist notwendig als Nahrung, und selbst der feinste Geschmack wird von dem befriedigt, was wie tote Erde aussieht, die von Regen und Quellwasser befruchtet wird. Dies ist ein wunderbares Zeichen für Allahs Kunstfertigkeit und Fürsorge. (Juusuf `Allii)

 

35. Damit sie von ihren Früchten und der Arbeit72 ihrer Hände essen73. Wollen sie denn nicht dankbar sein74?

72. Oder: Ihre Hände haben (all) dies nicht gemacht. (Anm. d. Übers.)

Der Mensch mag den Boden bestellen und die Saat säen, aber die produktiven Kräfte der Natur sind nicht von Menschenhand gemacht. Sie sind Gottes Werk und Zeichen für Gottes Fürsorge für Seine Geschöpfe. Vergleiche auch oben Fußnote 71. (Juusuf `Allii)

Eine mögliche Übersetzung dieses Satzes wäre: "... so dass sie Früchte davon essen und das, was ihre eigenen Hände herstellen." Damit wären dann verarbeitete Nahrungsmittel gemeint Wie beispielsweise Brot, Marmelade, eingelegtes Gemüse und zahllose andere Dinge. (Mauduudi)

73. Wörtlich: "Essen". Vergleiche Suura 7:19 und 5:66 sowie die entsprechenden Fußnoten. Die weiter gefasste Bedeutung "genießt", "nutzt" kann sowohl hier als auch oben in Aja 33 gebraucht werden. (Juusuf `Allii)

74. In diesem kurzen Satz wird das Pflanzenleben dieser Erde als Argument angeführt. Der Mensch isst die Produkte der Erde jeden Tag und sieht dies als selbstverständlich an. Wenn er jedoch gründlich darüber nachdenkt, stellt er fest, dass das Wachstum, die reichliche Ernte aus trockener Erde und der Wasserreichtum aus Quellen und Flüssen keine einfachen. Dinge sind, die von selbst geschehen, sondern dass eine große Weisheit und Fürsorglichkeit dahinter wirksam ist. Die Stoffe, aus denen die Erde besteht, enthalten keine eigene Kraft, Wachstum hervorzubringen. Wer genau hinschaut, wird sehen, wie viele verschiedene Faktoren dazu notwendig sind. Zunächst muss auf der Erdoberfläche eine Schicht aus Substanzen entstehen, die ein Pflanzenleben ernähren kann. Sie muss so weich sein, dass Wurzeln in sie eindringen können. Danach ist ein System zur Bewässerung notwendig, so dass die Nahrungsstoffe im Wasser gelöst und von den Wurzeln aufgenommen werden können. Drittens ist eine Atmosphäre notwendig, die zerstörerische Einflüsse aus dem Weltall fernhält, Regenfälle ermöglicht und die für das Leben notwendigen Gase enthält. Viertens müssen Sonne und Erde in einem solchen Verhältnis zueinander stehen, dass angemessene Temperaturen und ein Wechsel der Jahreszeiten entstehen. Erst wenn alle diese Bedingungen erfüllt sind, ist Pflanzenleben überhaupt möglich. Wer vorurteilslos über diese wunderbare Anordnung nachdenkt, wird feststellen, dass dies alles nicht durch sich selbst entstanden sein kann. Ein weiser Plan liegt diesem allen zugrunde, nach dem die Harmonie dieser Faktoren festgelegt wurde. Dies kann nur das Werk des Einzigen Gottes sein. Nach diesem Argument für die Einheit Allahs spricht Allah: "Wollen sie nicht dankbar dafür sein?" (Mauduudi)

 

36. Gepriesen sei Der75, Der alle Arten und Geschlechter erschaffen hat76, von dem, was die Erde sprießen lässt, von euch selbst77, und von dem wovon sie kein Wissen besitzen78.

75. Er ist frei von allen Mängeln und Fehlern, Irrtümern und Schwächen sowie davon, dass irgendein anderer an seinem Werk teilhaben könnte. Polytheismus bedeutet eigentlich, Allah eine Schwäche oder Bedürftigkeit zu unterstellen, so dass Er gezwungen ist, einen Partner oder Teilhaber zu haben, oder anderen Wesen die Fähigkeit zuzuschreiben, sich in Allahs Wirken einzumischen, oder gar ein Vergleich Allahs mit irdischen Königen, die von einem Heer von Ministern, Prinzen und Prinzessinnen und Höflingen umgeben sind, die ihnen schmeicheln. Allah ist erhaben über all dies. (Mauduudi)

76. Das Geheimnis der Geschlechtlichkeit läuft durch die gesamte Schöpfung, den Menschen ebenso wie das Tier- und Pflanzenreich und möglicherweise auch andere Dinge, die wir nicht kennen. In der Natur gibt es Paare entgegengesetzter Kräfte, wie den positiven und negativen Pol in der Elektrizität und so weiter. Das Atom selbst besteht aus einem positiv geladenen Kern, der von negativ geladenen Elektronen umgeben ist. Die Materie besteht also aus Paaren entgegengesetzter Energieformen. (Juusuf `Allii)

77. Nämlich Männer und Frauen. (Darjabaadi)

78. Damit ist die Polarität in allem Geschaffenen ausgedrückt, sowohl im Belebten als auch im Unbelebten, die sich in der Existenz entgegengesetzter und doch einander ergänzender Kräfte ausdrückt wie der Sexualität bei Menschen, Tieren und Pflanzen, Licht und Dunkelheit, Wärme und Kälte, positiver und negativer Magnetismus und elektrischer Strom, positive und negative Ladungen der Elementarteilchen und so weiter. Zu dem Begriff "saudsch" زْوَاج vergleiche auch Suura 13:3 und die entsprechenden Fußnoten. "Das, wovon sie keine Kenntnis haben", bezieht sich offensichtlich auf Dinge oder Phänomene, die noch nicht erforscht sind, aber potentiell im Rahmen der wahrnehmbaren Dinge liegen. (Asad)

 

37. Und ein Zeichen für sie ist die Nacht, der Wir das Tageslicht entziehen79, und siehe, sie befinden sich in Finsternis80.

79. "Den Tag von der Nacht zurückziehen" ist ein passender Ausdruck. Der Tag oder das Licht ist das Positive. Die Nacht oder die Dunkelheit ist das Negative. Das Negative kann nicht weggezogen werden. Wenn jedoch das Positive, Wahre weggezogen wird, bleibt nichts als Leere, die zuvor von dem Positiven erfüllt war. Dieser ganze Abschnitt handelt von symbolischen Dingen oder Zeichen - Dingen in der materiellen Welt um uns herum, aus denen wir geistige Wahrheiten ablesen können, wenn wir uns ernsthaft damit beschäftigen. (Juusuf `Allii)

80. Auch der Wechsel von Tag und Nacht gehört zu den Phänomenen, die der Mensch für selbstverständlich halt. Wenn er jedoch gründlich darüber nachdenkt, wird er die Weisheit erfassen, die dahinterliegt und nur von einem einzigen Schöpfer ausgehen kann. Die Regelmäßigkeit, mit der Tag und Nacht einander abwechseln, ist nur dadurch möglich, dass Sonne und Erde an eine bestimmte Bahn gebunden sind. Auch die Beziehung des Wechsels von Tag und Nacht zur Existenz der Lebewesen ist ein Hinweis auf ein Wesen voller Weisheit. Wenn der Mensch nicht absichtlich die Augen vor den Tatsachen verschließt, kann er deutlich das ganze System als Allahs Werk erkennen. (Mauduudi)

Der Ausdruck im Qur’an über den Wechsel von Tag und Nacht ist einzigartig, besonders wenn wir die kosmischen Gegebenheiten kennen. Denn von der Erde aus gesehen ist der ganze Himmel dunkel, bis auf die halbe Erdkugel, die vor der Sonne steht. Sobald aber ein Erdbereich durch die ständige Erdumdrehung aus diesem Lichtbereich austritt, ist es als ob der lichte Tag von ihm abgezogen wird, und sie sinkt wieder in die Dunkelheit des umgebenden Himmels. (Qutb)

 

38. Und die Sonne eilt dem ihr gesetzten Ziel zu81. Dies alles ist die Planung des Allmächtigen, des Allwissenden82.

81. Es ist jetzt eine bekannte kosmische Tatsache, dass die Sonne nicht an ihrem Platz steht, sondern, dass sie sich wie jeder andere Stern in der Milchstraße mit großer Geschwindigkeit auf einer bestimmten Bahn fortbewegt, wobei die Milchstraße selbst samt ihren Millionen Sternen mit einer riesigen Geschwindigkeit im Universum hineilt. (Qutb)

Sowohl in ihrem täglichen Lauf als auch in ihrer jährlichen Umdrehung. (Darjabaadi)

`Abdullah ibn Mas'ud soll diesen Satz wie folgt verstanden haben: "sie läuft (in ihrer Bahn) ohne einen Ruheort", das heißt unaufhörlich. (Asad)

Das Wissen des Menschen verändert sich in jedem Zeitalter, so dass das, was er heute weiß, morgen schon wieder ungültig sein kann. In alten Zeiten glaubten die Menschen aufgrund ihrer Beobachtungen die Sonne drehe sich um die Erde. Nach weiteren Forschungen und Beobachtungen kamen sie zu dem Schluss, die Sonne stehe fest, und die Erde und Planeten sowie sämtliche Gestirne drehten sich um sie. Aber auch diese Theorie hielt sich nicht lange. Spätere Beobachtungen führten zu der Erkenntnis, dass sich sowohl die Sonne als auch die Gestirne auf verschiedenen Umlaufbahnen bewegen. Moderne Astronomen schätzen die Geschwindigkeit der Sonne auf etwa 20 km in der Sekunde. Mustaqarr kann entweder der Ort sein, wo sie dereinst zur Ruhe kommt, oder der Zeitpunkt, an dem ihr Lauf beendet ist. (Mauduudi)

82. Alle diese Zeichen weisen darauf hin, dass Allah, Der alles in diesem Universum leitet über außerordentlich große Macht und über umfassendes Wissen verfügt. (Qutb)

Der selbst über die größten Himmelskörper Macht hat, und dessen Entscheidungen alle von Seinem Wissen und Seiner Weisheit bestimmt sind. (Darjabaadi)

 

39. Und für den Mond haben Wir (je nach seiner Lage) Lichtgestalten bestimmt83, bis er84 wieder die Gestalt einer alten Dattelrispe annimmt85.

83. Die Stationen des Mondes entsprechen den 28 Teilen des Zodiac, die den täglichen Lauf des Mondes vom Erscheinen des Neumondes bis zum Verschwinden der Mondsichel markieren. (Juusuf `Allii)

Wie wir jetzt durch die Astronomie mit Gewissheit wissen, kommen die verschiedenen Lichtgestalten des Mondes dadurch zustande, dass seine der Sonne zugewandte Hälfte leuchtet, wahrend die andere Hälfte dunkel bleibt, und dass er in jedem Mondmonat die Erde einmal umläuft. Bei diesem Umlauf ändert sich seine Lichtgestalt je nach seiner Lage zwischen Erde und Sonne vom sichelförmigen Neumond, wenn er fast zwischen Sonne und Erde liegt, über Vollmond, wenn er auf der anderen Seite der Erde steht, zur Sichel, wenn er sich am Ende des Monats der Ausgangslage zwischen Sonne und Erde nähert. (Anm. d. Übers.)

84. Am Ende eines jeden Mondmonats. (Darjabaadi)

85. `Urdschun: eine Rispe von Datteln, oder der untere Teil einer Rispe. Wenn sie alt wird, wird sie gelb, trocken und verwelkt und krümmt sich wie eine Sichel. Daher wird hier die sichelförmige Erscheinung des Mondes damit verglichen. Der Mond durchläuft alle seine Phasen, bis er am Ende des Monats wieder als kleine, dünne Sichel sichtbar wird. (Juusuf `Allii)

Dies geschieht seit Jahrmillionen, und keine Veränderung der Mondphasen ist jemals eingetreten. Deswegen kann man immer genau berechnen, in welcher Phase sich der Mond an einem bestimmten Tag befindet. (Mauduudi)

 

40. Weder darf die Sonne den Mond einholen86, noch darf die Nacht dem Tag zuvorkommen87. Und jeder Himmelskörper hat eine bestimmte Laufbahn88.

86. Da sich Sonne und Mond auf verschiedenen Bahnen befinden und ihre Bewegungen unterschiedlich sind, können sie einander nicht "einholen". Wenn sich Sonne und Mond auf derselben Seite der Erde befinden, gibt es eine Sonnenfinsternis, und wenn sie sich auf genau entgegengesetzten Seiten befinden, gibt es eine Mondfinsternis. Sie können jedoch nicht kollidieren. Ihre Gesetzmäßigkeiten sind von Allah festgelegt und bilden die Grundlage der Astronomie. Ebenso folgen Tag und Nacht aufeinander, können jedoch nicht zusammentreffen, weil sie einander ausschließen: ein passendes Symbol für Gut und Böse, Wahrheit und Trug. Vergleiche auch oben Fußnote 79. (Juusuf `Allii)

Dieser Satz kann zwei Bedeutungen haben, die beide richtig sind:

1. Die Sonne hat nicht die Kraft, den Mond an sich zu ziehen, in seine Bahn einzudringen oder mit ihm zu kollidieren.

2. Die Sonne kann nicht zu den Zeiten erscheinen, die für den Aufgang des Mondes bestimmt sind. (Mauduudi)

87. Es kann auch nicht geschehen, dass die Nacht plötzlich hereinbricht, wenn der Tag noch nicht zu Ende ist. (Mauduudi)

88. Vergleiche auch Suura 21:33 und die entsprechenden Fußnoten. Sehr schön werden hier die Planeten und Himmelskörper beschrieben, wie sie mit geschmeidigen Bewegungen durch das Weltall "schwimmen". (Juusuf `Allii)

Für jedes Gestirn gibt es eine bestimmte Bahn und eine bestimmte Umlaufzeit, und es ist ihm nicht erlaubt, davon abzuweichen. (Qutb)

 

41. Und ein Zeichen für sie ist89, dass Wir ihre Nachkommenschaft in das vollbeladenen Schiff(Nuuchs) dahingetragen haben90.

89. Das arabische Wort "Falak" فَلَك wird hier für die Umlaufbahn der Planeten benutzt und hat eine andere Bedeutung als das Wort "Sama"  ("Himmel"). Dieser Satz weist auf vier Tatsachen hin:

1. Nicht nur Sonne und Mond, sondern alle Himmelskörper bewegen sich;

2. jeder hat seine eigene Umlaufbahn;

3. die Sphären bewegen sich nicht mit den Himmelskörpern darin, sondern die Himmelskörper bewegen sich in den Sphären; und

4. die Bewegung der Himmelskörper gleicht dem Schwimmen eines Gegenstandes in einer Flüssigkeit. Diese Ajas sollen jedoch keine astronomischen Tatsachen schildern, sondern dem Menschen begreiflich machen, dass er, wenn er mit offenen Augen und Vernunft seine Umgebung beobachtet, zahllose Zeichen für Allahs Existenz und Einheit findet. (Mauduudi)

Ein Zeichen für Allahs Herrlichkeit und Fürsorge. (Darjabaadi)

90. Wörtlich: "im beladenen Schiff': ein generischer Singular mit der Bedeutung des Plurals. Der Begriff "Nachkommenschaft" bezeichnet hier die Menschheit an sich. Vergleiche auch den immer wieder auftretenden Begriff "Kinder Adams". (Asad)

Das Schiff des Propheten Nuuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm,. Alle späteren Menschen sind seine Nachkommen. (Mauduudi)

 

42. Und Wir haben für sie Gleichartiges geschaffen, mit dem sie sich fortbewegen können91.

91. Neben der Schönheit der Nacht mit ihren Sternen und Planeten, die auf ihren Umlaufbahnen "schwimmen" und vollkommenen Gesetzen folgen, die auf Symmetrie und Harmonie hinweisen, gibt es weitere Zeichen, die sich näher auf das Leben des Menschen beziehen, und zwar in der Geschichte und in seiner eigenen persönlichen Erfahrung. Die Geschichte unserer Art bringt uns zu der Geschichte von der Flut, die symbolisch für die Befreiung des Menschen von den Naturgewalten steht. Das Schiff Nuuchs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ist das Symbol dieser Befreiung. Insofern war sie ein "Zeichen für alle Völker" (Suura 29:15). Die persönliche Erfahrung des Menschen wird angesprochen, wenn von einem Schiff auf hoher See die Rede ist. Es trägt den Menschen und seine Waren sicher und schnell über das Meer. Eingeschlossen sind auch moderne Flugzeuge, die durch die Luft statt durch das Wasser "schwimmen". (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 16:8 und die entsprechende Fußnote. An beiden Stellen wird der Erfindungsreichtum des Menschen als direkte Manifestation der Schöpferkraft Allahs geschildert. (Asad)

 

43. Und wenn Wir wollen, lassen Wir sie ertrinken, dann wird niemand ihren Hilferufen folgen, noch werden sie gerettet92,

92 Ein Schiff mitten im großen Meer ist wie eine Feder in einem Windstrom, und sei es auch so mächtig und groß gebaut. Das wissen alle, die eine große Seereise unternommen haben. Bei Seenot hilft nur die Barmherzigkeit Allahs, dann dürfen sie noch eine Weile weiterleben, bis zu der jedem von ihnen vorgeschriebenen Stunde. (Qutb)

 

44. Außer durch Unsere Barmherzigkeit und damit sie das Leben noch eine Weile genießen93.

93. Vergleiche Suura 16:80. Allah hat alle diese wunderbaren Dinge dem Menschen gegeben, ebenso das, was er mit Hilfe der Intelligenz und des Geschicks, das Allah ihm gewährt hat, selbst herstellt. Ohne diese Gaben wäre der Mensch nicht in der Lage, sich auf dem Wasser oder in der Luft aufzuhalten, und selbst auf dem Land wäre sein Leben gefährdet. Allein Allahs Barmherzigkeit bewahrt den Menschen davor, dass er aufgrund seiner Unvernunft Schaden nimmt. Auch sollte er das Nutzungsrecht für alle diese Dinge nicht als selbstverständlich oder gar ewig betrachten: sie wurden ihm nur auf eine bestimmte Zeit gegeben, für dieses Leben, in dem er sich bewähren soll. (Juusuf `Allii)

Die vielfältigen Naturkräfte wurden dem Menschen durch Allah dienstbar gemacht, nicht durch seine eigenen Errungenschaften. Welche Methode er auch immer ausfindig macht, diese Kräfte zu entdecken und zu nutzen, es geschieht durch Allahs Rechtleitung. Und er behält die Kontrolle darüber auch nur so lange, wie Allah sie ihm zur Verfügung stellt. Dieselben Kräfte, die dem Menschen dienen, können sich plötzlich, wenn Allah es so will, gegen den Menschen wenden, so dass dieser sich ihnen hilflos ausgeliefert sieht. Um diese Wahrheit zu verdeutlichen, hat Allah hier das Beispiel einer Seereise angeführt. Die gesamte Menschheit wäre untergegangen, wenn Allah nicht dereinst Nuuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gelehrt hätte, das Schiff zu bauen. Und ohne Schiffe wäre es nicht möglich gewesen, die Meere zu überqueren und fremde Erdteile zu besiedeln. Aber selbst wenn der Mensch heute riesige Schiffe mit aller technischen Vollkommenheit baut, kann er nicht behaupten, Flüsse und Meere völlig unter seine Gewalt gebracht zu haben. bis heute hat Allah allein Macht über Seine Gewässer, und Er kann durchaus Menschen mitsamt ihren Schiffen untergehen lassen. (Mauduudi)

 

45. Und wenn ihnen gesagt wird: "Nehmt euch in Acht vor den Folgen dessen, was schon eingesetzt hat, und was noch kommen wird, auf dass ihr Erbarmen findet!" (schlagen sie die Warnung in den Wind)94.

94. Der Mensch sollte nachdenken und sich vor den Folgen seiner Vergangenheit hüten, ebenso aber auch vor den zukünftigen Konsequenzen seines Verhaltens. Die Gegenwart ist nur ein flüchtiger Augenblick zwischen Vergangenheit und Zukunft und schon vorbei, bevor man sich dessen wirklich bewusst wird. Der Mensch sollte sein ganzes Leben überdenken und sich auf das zukünftige Leben vorbereiten. Wenn er dies tut, dann ist Allah barmherzig: Er wird vergeben und für ein besseres Leben in der Zukunft Kraft geben. Eine Lehre dieser Art missfällt jedoch denen, die sich in diesem vergänglichen Leben verfangen haben. Zu ihrem eigenen Nachteil wenden sie sich gelangweilt davon ab. (Juusuf `Allii)

Die Strafe in dieser Welt, und die Strafe im zukünftigen Leben. (Darjabaadi)  thgüöüöü 

Dies bezieht sich sowohl auf die absichtlichen Handlungen als auch auf die verborgenen Absichten. (Asad)

 

46. Und es kommt kein Zeichen von den Zeichen ihres Herrn zu ihnen95, ohne dass sie sich davon abwenden96.

95. Die Zeichen Allahs sind zahlreich - in der Natur, in den Menschenherzen, und auch in den Offenbarungen, die durch die Gesandten übermittelt worden sind. Sie wenden sich von diesem allem ab, so wie jemand, dessen Augen beschädigt sind, sich vom Licht abwendet. (Juusuf `Allii)

Wörtlich: "kein Zeichen von den Zeichen ihres Herrn"; da das Wort "Aja", das im vorliegenden Abschnitt öfter vorkommt, auch "Botschaft" bedeutet, kann man übersetzen: "keine von den Botschaften ihres Herrn". (Asad)

96. Sowohl die Ajas heiliger Schriften als auch die Zeichen im Universum und im Inneren des Menschen dienen als Lehren für den Menschen, vorausgesetzt, dass er bereit ist, daraus zu lernen. (Mauduudi)

 

47. Und wenn ihnen gesagt wird: "Spendet von dem, was Allah euch an Gut beschert hat97," sagen diejenigen, die die Botschaft ablehnten, zu denen, die sie akzeptierten: "Sollen wir jemandem zu essen geben, den Allah, wenn Er gewollt hätte, direkt mit Essen versorgt hätte98? Ihr befindet euch wahrhaftig in offenkundigem Irrtum99."

97. Alle Mittel zum Unterhalt auf der Erde kommen von Allah, Der uns erschaffen hat; nichts davon hat der Mensch erschaffen, und über nichts kann er eigentlich wirklich verfügen. Allah hat uns durch Sein Gebot alle diese Dinge nutzbar gemacht und verteilt sie Seinem Willen entsprechend, indem Er sie den einzelnen Menschen mal viel, mal wenig zuteilt. Durch dieses Gebot, Allahs Gaben weiterzugeben, soll das Innere sowohl der Reichen, wie auch der Armen geläutert und in der Gesellschaft eine gegenseitige Liebe und Barmherzigkeit hergestellt werden. (Qutb)

Vielleicht fordern gute Menschen die Selbstsüchtigen auf: "Allah hat euch Reichtum, Einfluss, Wissen oder Fähigkeiten gegeben. Warum verwendet ihr dies nicht zum Nutzen eurer Mitgeschöpfe?" Die Selbstsüchtigen denken jedoch nur an ihren eigenen Vorteil und spotten über solche Ermahnungen. (Juusuf `Allii)

Die ethische Bedeutung des Gebens wird im Qur`an immer wieder betont und liegt der Institution von Sakaa, der Armensteuer, zugrunde. (Asad)

98. Sie sind zu sehr mit sich selbst beschäftigt, um in ihrem Herzen Platz für andere zu haben, und sagen: „Warum sollen wir ihnen etwas geben, wenn Allah ihnen nichts gegeben hat?" Darin liegt sowohl Arroganz als auch Gotteslästerung; Arroganz insofern, als sie ihre Privilegien auf ihre eigenen Verdienste zurückführen, und Gotteslästerung, da sie Allah die Schuld für irdische Missstände zuschieben. Darüber hinaus werfen sie den Mu'mins vor, sich auf dem falschen Weg zu befinden. Dabei vergessen sie, dass sich alle Menschen zur Bewährung auf dieser Erde befinden: alle Gaben Allahs sind anvertrautes Gut, und wer weniger bevorzugt zu sein scheint, weil er weniger irdische Güter besitzt, ist vielleicht glücklicher dran, indem er Geduld und Bescheidenheit lernt. (Juusuf `Allii)

99. In Wirklichkeit befinden sich diejenigen eindeutig im Irrtum, die Allahs Gesetzmäßigkeiten, die Bewegungen res Lebens und die Bedeutung dieser Bewegungen nicht begreifen. Der Islam bietet ein System an, in dem optimale Gerechtigkeit zwischen den einzelnen Individuen hergestellt wird, so dass der Mensch seiner Aufgabe als Statthalter Allahs auf dieser Erde gerecht werden kann. (Qutb)

Der Kufr hat nicht nur ihren Intellekt getrübt, sondern auch ihr ethisches Gespür zerstört. Sie haben weder die richtige Haltung Allah gegenüber noch die richtige Einstellung zu ihren Mitmenschen. Sie reagieren ablehnend auf jede Ermahnung und verschanzen sich hinter einer Lebensanschauung, die diesem Verhalten entspricht. (Mauduudi)

 

48. Und sie sagen: "Wann wird diese Verheißung in Erfüllung gehen100, wenn ihr die Wahrheit redet101?"

100. Als spöttische Herausforderung den Muslimen gegenüber. (Darjabaadi)

In der Auseinandersetzung zwischen dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm,- und den Kaafirs ging es außer um die Einheit Allahs auch um das zukünftige Leben. Am Ende dieses Abschnittes werden rationale Argumente angeführt. Hier wird jedoch zunächst ras zukünftige Leben anschaulich geschildert. (Mauduudi)

101. Der Mensch kann die Erfüllung der Verheißung Allahs weder beschleunigen noch verzögern, ebenso wenig kann er sie herausfordern. Allah ist es, der alle Dinge beschließt und eintreten lässt, sobald Seiner Weisheit entsprechend die Zeit dafür reif ist. (Qutb)

Zusätzlich zu Arroganz und Gotteslästerung, wie sie im letzten Aja dargestellt wurden, weisen sie nicht nur den Islam ab, sondern verspotten mu’min Menschen, als ob diese einen Irrtum verbreiten wollten: "Wenn es ein zukünftiges Leben gibt, dann sagt uns doch, wann das sein wird!" Die Antwort darauf lautet: "Es wird eher kommen als ihr erwartet. Ihr debattiert vielleicht gerade über den Islam und versäumt die Gelegenheiten in eurem Leben, wenn die Stunde anbricht und ihr keine Möglichkeit mehr habt, Vorkehrungen zu treffen. Ihr werdet dann von allen getrennt, die euch lieb und wert waren oder euch helfen konnten." (Juusuf `Allii)

 

49. Das, worauf sie warten, ist ein einziger Schrei, der sie ergreifen wird, während sie noch miteinander streiten102.

102. Wörtlich: "Sie warten auf nichts als auf einen einzigen Stoss." (Asad)

 

50. Dann werden sie weder ein Vermächtnis hinterlassen noch zu ihren Angehörigen zurückkehren können103.

103. Die Auferstehung kommt plötzlich, während die Menschen ihren alltäglichen Beschäftigungen nachgehen und nicht damit rechnen, dass die Stunde des Gerichts hereinbricht. Der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, schilderte dies ausführlich wie folgt: "die Leute gehen wie gewöhnlich auf den Strassen einher, kaufen und verkaufen auf den Märkten und diskutieren ihre Angelegenheiten in ihren Versammlungen, wenn plötzlich die Posaune erschallt. Derjenige, der gerade Stoff kauft, fällt nieder, ohne Zeit zu haben, den Stoff aus der Hand zu legen. Derjenige, der gerade den Trog füllt, um seine Tiere zu tränken, hat keine Zeit mehr, sie zu tränken. Derjenige, der gerade beim Essen sitzt, hat keine Zeit mehr, den Bissen zum Mund zu führen. Dann findet die Auferstehung statt." (Mauduudi)

 

Abschnitt 4

51. Dann wird in die Posaune gestoßen104 und sogleich kommen sie aus den Gräbern zu ihrem Herrn herbeigeeilt105.

104. Zum zweiten Mal. (Alousi)

Nach der Überlieferung ist Israafiil der Engel, der die Posaune bläst, aber der Name wird im Qur`an nicht genannt. Die Posaune wird an verschiedenen Stellen erwähnt, beispielsweise in Suura 6:73 und 78:18. (Juusuf `Allii)

105. Die Erde wird völlig verwandelt. Dann werden die Toten wiederbelebt, jeder an der Stelle, wo er gestorben ist. (Mauduudi)

 

52. Sie werden sagen: "Wehe uns106! Wer hat uns erweckt aus unserem Todesschlaf107?" Dies ist, was der Allbarmherzige versprochen hat und die Gesandten haben die Wahrheit gesagt108.

106. Erschreckt von der Furchtbarkeit des Gerichtstages. (Darjabaadi)

107. Die Toten stehen auf, als ob sie benommen wären, und sind in der neuen Situation verwirrt. Allmählich kehrt ihre Erinnerung und ihre Persönlichkeit zurück. Sie werden daran erinnert, dass Allah in Seiner Gnade und Barmherzigkeit den Gerichtstag bereits in ihrem vergänglichen Erdenleben angekündigt hatte. Das Wort der Gesandten Allahs das dereinst so fremdartig und entfernt klang war wahr und ging nun in Erfüllung. (Juusuf `Allii)

Sie erkennen nicht, dass sie tot waren und erst nach einer langen Zeitspanne wieder zum Leben auferweckt wurden, sondern es erscheint ihnen so, als ob sie eingeschlafen wären und plötzlich durch eine furchtbare Katastrophe erweckt worden wären. (Mauduudi)

108. Es ist nicht ganz eindeutig, wer diese Antwort gibt. Vielleicht kommen sie selbst nach einiger Zeit zu ihrem Entsetzen zu der Erkenntnis, dass hier genau das passiert, wovor sie der Gesandte Allahs seinerzeit gewarnt hatte, während sie seine Mahnungen in den Wind schlugen. Vielleicht klären auch die Mu'mins ihr Missverständnis auf und teilen ihnen mit, dass sie nicht aus dem Schlaf erwacht, sondern vom Tod auferstanden sind. Möglicherweise verstehen sie dies auch aus dem Zusammenhang der Ereignisse, oder die Engel teilen es ihnen mit. (Darjabaadi)

 

53. Und es war nichts anderes als ein einziger Schrei109 dann wurden sie allesamt gleich vor Uns gebracht110.

109. Zeit und Raum, wie wir sie hier kennen, existieren nicht mehr, alle Menschen werden in einem Augeblick versammelt. Vergleiche auch oben Aja 49. (Juusuf `Allii)

110. So dass kein Verdienst ohne Lohn und kein Vergehen ohne Strafe bleibt. (Darjabaadi)

 

54. Heute soll keiner Seele das geringste Unrecht geschehen111 und euch wird nur das vergolten, was ihr (in eurem Erdenleben) gewirkt habt112.

111. Dies teilt Allah den Kaafirs und Ungerechten mit, wenn sie vor Seinem Richterstuhl stehen. (Mauduudi)

112. Das Gericht erfolgt nach den höchsten Grundsätzen der Gerechtigkeit und Gnade. Nicht der geringste Verdienst bleibt ohne Lohn, obgleich er für die Rechtschaffenen ihren Verdienst um vieles übersteigt. Keine Strafe wird vollstreckt außer der, die der Ungerechte durch seine vergangenen Handlungen selbst über sich gebracht hat. Vergleiche auch Suura 28:84. (Juusuf `Allii)

 

55. Wahrlich, die Erben des Paradieses113 werden an diesem Tag Freude haben an dem, was sie tun114.

113. Die Bewohner des Paradieses befinden sich in bester Stimmung. Sie unterhalten sich mit ihresgleichen in vorzüglicher Art. Ibn Abi Haatim und ibn Maadscha berichten: Einmal sagte der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu seinen Gefährten: "Wer ist bereit, sich anzustrengen für das Paradies? Das Paradies ist in seiner Schönheit gar nicht zu ahnen. Beim Herrn der Kaaba - es ist ein vollkommenes Licht, das glitzert, und ein angenehm duftender Baumgarten, ein schön erbautes Schloss mit einem nie versiegendem Fluss, reifes schmackhaftes Obst, eine wunderschöne Ehefrau, viele schöne Kleider, und ein ewiger Aufenthalt am Ort des Friedens, und frische Früchte, und Wohlsein und dauernde Geschenke an einem erhabenen, glanzvollen Aufenthaltsort." Sie antworteten: "Ja, oh Gesandter Allahs. Wir wollen uns anstrengen dafür." Der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sagte: "Sagt, wenn Allah will!" Und sie sagten: "Wenn Allah will." (ibn Kasir)

114. Die aufrichtigen Mu'mins werden nicht auf der Ebene der Auferstehung zurückgehalten, sondern gelangen gleich ohne jede Rechenschaft oder mit nur geringfügiger Befragung ins Paradies, denn da sind keine Fehler oder Vergehen, die vergolten werden müssten. (Mauduudi)

 

56. Sie und ihre Ehegatten werden im Schatten behaglich auf Ehrensitzen lehnen115

115. Aswaadsch أَزْوَاجُ : Gatten und Gattinnen. (Anm. d. Übers.)

Offensichtlich sind hier ihre mu’min rechtschaffenen Ehefrauen im irdischen Leben gemeint. Es können aber auch die für sie neugeschaffenen Paradiesfrauen sein oder die rechtschaffenen Frauen, die starben ohne zu heiraten, oder deren Frauen, die starben ohne zu heiraten, oder deren Ehemänner kaafir waren und die Botschaft Allahs zurückwiesen, wie die Frau des Pharao, von der gesagt wird, dass sie im Paradies die Frau des Propheten Muhammads sein wird. (Alousi)

 

57. Schmackhaftes Obst ist für sie dort bereit, und alles, was sie sich wünschen116,

116. Außer den äußeren Gegebenheiten der Glückseligkeit hat die Glückseligkeit im zukünftigen Leben eine innere Qualität, die mit dem Wort "faakihatun" فَاكِهَةٌ ("Früchte") zum Ausdruck gebracht wird. Die Wurzel "Fakir" bedeutet "voller Freude sein", "sich sehr freuen". Die gewöhnliche Übersetzung "Früchte" ist von dem Gedanken abgeleitet, dass der Geschmack erlesener reifer Früchte das Herz eines Menschen erfreut. So wie "akala" (wörtlich: "essen" auch im Sinne von "genießen" gebraucht wird (vergleiche Suura 5:69 und 13:35 und die entsprechenden Fußnoten), so steht "Früchte" hier für eine Glückseligkeit, die mit einem besonders verfeindeten Geschmack verbunden ist. Mit anderen Worten, es handelt sich um jene höchste Art der Freude, die mehr auf der inneren Empfindung als auf den äußerlichen Umständen beruht. Dies wird im zweiten Satz noch stärker betont: "sie bekommen, was immer sie sich wünschen". (Juusuf `Allii)

 

58. Frieden! - wird ihnen entboten von einem allbarmherzigen Herrn117.

117. Viertens erreichen wir schließlich die höchste Stufe der Glückseligkeit, den mystischen Gruß "Frieden!" von Allah, dem Allerbarmer. Vergleiche auch Suura 10:10. Dies Wort fasst das höchste Ziel zusammen, denn es erklärt das Wesen Allahs, des Allerhöchsten: Er ist nicht nur ein Herr und Erhalter, sondern ein Herr, dessen höchste Herrlichkeit Barmherzigkeit, und Frieden ist. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 5:16 und die entsprechenden Fußnoten, wo das Wort "Salaam" سَلَام näher erläutert wird. (Asad)

 

59. "So sondert euch heute ab, O ihr Sünder118!

118 Beachte, wie dieser fein abgewogene Abschnitt, nachdem er den Gipfel des Subtilen in der Darstellung der Glückseligen erreicht hat, uns wieder herunterholt, um den Zustand der Ungerechten allmählich absteigend zu betrachten. Dieser Aja bezieht sich zunächst auf ihren negativen Zustand der Isolation. Von diesem Tag des Gerichts an werden sie keine Gelegenheit mehr haben, sich in der Gesellschaft der Glückseligen aufzuhalten oder vielleicht sogar geistig von dieser Nähe zu profitieren. Der Tag des Gerichts ist ein Tag der Trennung, der Entscheidung. Jede Seele findet ihr wirkliches Niveau, denn die Zeit der Bewährung ist vorbei. (Juusuf `Allii)

Dies kann zwei Bedeutungen haben:

1. Trennt euch von den rechtschaffenen Mu'mins, denn selbst wenn ihr in der Welt zur selben Gemeinschaft oder Nation gehört habt, bleibt euch jetzt keinerlei Verbindung mehr mit ihnen.

2. Trennt euch voneinander denn jetzt könnt ihr nicht länger eine Gruppe bleiben. Alle eure Parteien sind aufgelöst, und alle eure Verbindungen sind zerrissen. Jeder von euch wird für seine eigenen Vergehen zur Rechenschaft gezogen. (Mauduudi)

Während bei den rechtschaffenen Dienern Allahs die Rechenschaft am Gerichtstag hier gar nicht erwähnt wird, wird sie zu einen Alptraum für die Verbrecher und Übeltäter. Sie werden öffentlich getadelt und gerügt. (Qutb)

 

60. O ihr Kinder Adams! Habe Ich euch nicht dringend geraten nicht dem Schaytan zu dienen119. Wahrlich, er ist euch ein offenkundiger Feind120!

119. Dies ist ein Tadel, der sich an die Ungerechten richtet, eher traurig als im Zorn. Sie werden als "Kinder Adams" angesprochen, womit zweierlei betont werden soll:

1. dass sie ihre Vorfahren verraten haben, denn Adam bereute nach seinem Fall und erlangte Vergebung, und das hohe Ziel der Menschheit stand allen seinen Nachkommen offen; und

2. dass Allah der Barmherzige in allen Zeitaltern immer wieder die Menschheit vor Schaytans Fallstricken gewarnt hat und stets darüber wachte, dass die Menschen die Möglichkeit hatten, sich von diesen wieder zu befreien. (Juusuf `Allii)

120. Der Ausdruck "Kinder Adams" soll noch einmal besonders betonen, dass Schaytan die Ureltern der Menschen aus dem Paradies vertrieben hat. Damit soll hervorgehoben werden, wie absurd es ist, ihm zu dienen, da er doch ihr offenkundiger Feind ist. (Qutb)

Zur Bedeutung dessen was der Qur`an als "dem Schaytan dienen" bezeichnet, vergleiche auch Suura 19:44 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

61. Und dass ihr Mir dienen sollt121; das ist ein gerader Weg122.

121. Außer der negativen Warnung wurde ihnen ein positiver Weg aufgezeigt, der gerade Weg derer, die Allahs Gnade annehmen und Glückseligkeit erlangen, das Seil, das sie vor dem Schiffbruch bewahrt, der Schild, der sie vor Angriffen schützt, der Schlüssel zu Allahs Nähe. (Juusuf `Allii)

122. "Dienen" wird hier im Sinne von "gehorsam sein" benutzt. Das Thema wurde bereits in den Fußnoten zu Suura 2:172; 4:117; 9:31; 18:52; 19:42 und an anderen Stellen ausführlich erläutert. (Mauduudi)

 

62. Und doch hat er eine große Zahl von euch irregeführt. Wollt ihr denn nicht verstehen123

123. Hier wird darauf hingewiesen, dass ihnen Vernunft gegeben worden war, so dass sie mittels ihrer eigenen Fähigkeiten ihre eigenen besten Interessen hätten beurteilen können. Sie aber missbrauchten diese Fähigkeiten und vergeudeten absichtlich ihre Möglichkeiten. Und nicht nur wenige, sondern so viele! Trotz der individuellen Fürsorge ihres Schöpfers liefen sie in ihr Unheil. (Juusuf `Allii)

 

63. Dies ist die Hölle, die euch angedroht worden ist124!

124. Schließlich werden sie mit den nackten Tatsachen konfrontiert - der Hölle - dem Zustand der Verdammnis, den sie so leicht hätten vermeiden können. (Juusuf `Allii)

Der Satz: "Dies ist die Hölle" weist auf die Tatsache hin, dass die Erkenntnis der Ungerechten, vom rechten Wege abgewichen zu sein, obwohl die Propheten sie immer wieder gewarnt haben, in sich selbst bereits im zukünftigen Leben Leiden verursacht. (Asad)

 

64. Heute sollt ihr darin brennen dafür, dass, was ihr an Kufr zu betreiben pfleget125!"

125. Da sie absichtlich und hartnäckig alle Lehren, Rechtleitung und Warnungen zurückgewiesen haben, werden sie jetzt aufgefordert, das Feuer der Strafe zu erfahren, denn es ist die Folge ihrer eigenen Handlungen. (Juusuf `Allii)

 

65. Heute werden Wir ihnen den Mund versiegeln126, und ihre Hände werden stattdessen zu Uns sprechen und ihre Füße werden über alles Zeugnis ablegen, was sie (in ihrem Erdenleben) begangen haben127.

126. Die Kaafirs verstummen. Sie sind unfähig zu sprechen oder sich zu verteidigen (die Folgen aller Handlungen, die aufgrund der Gesetzmäßigkeiten Allahs eintreffen, werden (in der Sprache des Qur’ans Allah zugeschrieben). Aber ihr Schweigen ändert nichts. Ihre eigenen Hände und Füße legen Zeugnis gegen sie ab. Hände und Füße stehen in diesem Fall symbolisch für alle die Handlungsmöglichkeiten, die ihnen in diesem Leben gegeben worden sind, einschließlich ihrer Fähigkeiten. Dieselbe erweiterte Bedeutung gilt für das Wort "Augen" im folgenden Aja. Vergleiche auch Suura 12:20-21, wo davon die Rede ist, dass Augen, Ohren und Haut Zeugnis gegen den ablegen, der sie missbraucht. (Juusuf `Allii)

127. Gerade auch dieses Zeugnis der Hände und Füße lässt die Ungerechten um so mehr verstummen. (Darjabaadi)

 

66. Und wenn Wir wollten128, könnten Wir ihr Augenlicht plötzlich auslöschen129, dann würden sie sich (auf der Suche) nach dem Pfad gegenseitig stoßen, doch wie sollten sie ihn sehen?

128. "Wenn es Unser Wille gewesen wäre": wenn es mit Allahs Willen und Plan übereingestimmt hätte. Wenn Allah nicht die Absicht gehabt hätte, dem Menschen in einem gewissen Rahmen Willensfreiheit oder Entscheidungsmöglichkeiten zu geben, dann hätte sich die Sache anders verhalten. Es gäbe keine ethische Verantwortlichkeit und keine Rechenschaft. Menschen hätten keine Einsicht oder Intelligenz und könnten nicht für Unvernunft und Unverständnis getadelt werden. So verhält es sich jedoch nicht. (Juusuf `Allii)

129. Es wird veranschaulicht, wie die Übeltäter und Verbrecher klein und hilflos sind, und wie es ganz leicht für Allah ist, sie der gerechten Strafe zuzuführen, die sie verdienen. Sie waren undankbar, und wollten ihre Augen nicht dazu verwenden, um die Zeichen in Seiner Schöpfung zu sehen. Heute hätten sie es verdient, blind herumzuirren. Sie waren auf der Erde fähig, sich überall zu bewegen und Allahs Gaben zu genießen, wollten Ihm aber weder gebührend danken, noch Ihm allein dienen. Heute hätten sie es verdient, zu Stein verwandelt zu werden, so dass sie sich weder nach vorn noch nach hinten bewegen können. (Alousi)

 

67. Und wenn Wir wollten, so könnten wir sie auf der Stelle zu Stein verwandeln130, dann könnten sie weder vorwärts noch rückwärts gehen131.

130. Wäre es Allahs Plan gewesen, dem Menschen keine Willensfreiheit zu gewähren, dann hätte Er ihn ganz anders erschaffen oder zu einem bewegungsunfähigen Wesen machen können wie beispielsweise einen Baum. Oder Er hätte ihm moralische und geistige Eigenschaften geben können, die weder Fortschritt noch Degenerierung zulassen. Der Mensch wäre dann nicht in der Lage, die Höhen zu erreichen, die ihm jetzt offen stehen, durch Umkehr Gnade und Vergebung zu erlangen und weiterhin auf seinem Weg fortzuschreiten. Es war Allahs Wille, dem Menschen alle diese Privilegien zu geben, und der Mensch muss die Verantwortung dafür auf sich nehmen. (Juusuf `Allii)

131. Solange eure von Allah gegebenen Fähigkeiten und Kräfte voll funktionsfähig sind, bleibt ihr eurer Arroganz verhaftet, aber sobald euch eine von ihnen ihren Dienst versagt, fühlt ihr euch völlig hilflos. (Mauduudi)

 

Abschnitt 5

68. Und wem Wir ein langes Leben gewähren, dessen Körperkraft lassen Wir wieder abnehmen132. Wollen sie denn nicht begreifen133?

132. Der Mensch soll vernünftig sein und sich von seiner vorübergehenden geistigen und körperlichen Stärke nicht verblenden lassen. Wie er an alten Menschen feststellen kann, lassen diese Stärken mit dem Alter allmählich wieder nach. Er soll Allah für die ihm geliehenen Kräfte dankbar sein und sie zur Unterstützung schwacher und hilfsbedürftiger Menschen benutzen und zur Erlangung von Allahs Zufriedenheit indem er gute Taten verrichtet. Er hat nicht viel Zeit zu verlieren. (Alousi)

Er wird im hohen Alter ebenso schwach wie er als Kind war. (Mauduudi)

133. Der Mensch sollte niemals seine moralischen Entscheidungen aufschieben - denn Menschen sind insofern privilegierte Geschöpfe, als sie über Entscheidungsfähigkeit und einen gewissen freien Willen verfügen, sollten jedoch auch bedenken, dass "der Mensch schwach erschaffen wurde" (vergleiche Suura 4:28) und im hohen Alter noch schwächer wird, so dass ihm wenig Zeit zur Verfügung steht. (Asad)

 

69. Und Wir haben ihn nicht die Dichtkunst gelehrt134, noch steht ihm dies an135. Es ist nichts anderes als eine Ermahnung136 und ein klarer und deutlicher Qur`an137;

134. Dies knüpft an die ersten Ajas dieser Suura an, wo vom Ursprung des Qur'an die Rede ist. Hier wird der Vorwurf gegen den Propheten zurückgewiesen, er sei ein Dichter, und der Qur`an sei ein von ihm verfasstes Werk. Die mächtigen Herren der Quraisch - dem mächtigen Stamme Mekkas - wussten wohl, dass der Qur`an keine Fiktion war. So dumm und unerfahren waren sie nicht. Sie bangten aber um ihren Einfluss, und versuchten mit allen Mitteln das makkanische Volk davon zurückzuhalten, dem Propheten und seiner monotheistischen Religion zu folgen. Sie behaupteten unter anderem, er sei ein Dichter, und hätte den Qur'an selber erdichtet. Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war vierzig Jahre alt, als er zum Gesandten Allahs berufen wurde. Er stammte von der edelsten Familie der Quraisch und war den Makkaner als ehrlich und zuverlässig wohl bekannt. Vor seiner Berufung hatte er keinen einzigen Aja gedichtet. Es stand ihm nicht an, Dichter zu sein. Er sollte Prophet werden, das heißt sein Herz sollte stets mit Allah verbunden sein, um die Offenbarung von Ihm zu empfangen, und Seine Diener aufzufordern, sich Ihm zuzuwenden. Die Dichtung ist in ihrer besten Form Ausdruck menschlicher Sehnsucht nach Schönheit und Vollkommenheit, und wird gekennzeichnet durch die Beschränktheit und Unvollkommenheit des Menschen, seiner Kenntnisse und seiner Vorstellungen. Das ist das höchste Niveau der Dichtung. Auf niedrigerem Niveau ist sie Ausdruck von Erregungen und Aufwallungen, und Geschrei von niedrigen Instinkten, während die Offenbarung Allahs an die Propheten eine Rechtleitung ist für die Menschen, eine Rechtleitung von bleibender Ernsthaftigkeit, Wahrhaftigkeit und Hoheit. (Qutb)

Vergleiche auch Suura 26:224 und die entsprechenden Fußnoten. "Dichtung" ist hier im Sinne von Fiktion, imaginären Erzählungen und Unwahrheit gebraucht, während der Qur`an eine praktische Führung ist, wahr und eindeutig. (Juusuf `Allii)

135. Es wäre seiner prophetischen Würde nicht angemessen. Ein altarabischer Dichter stand oft in dem Ruf, magische Kräfte zu besitzen oder von Dämonen inspiriert zu sein. (Darjabaadi)

Vergleiche auch Suura 26:224 und die entsprechenden Fußnoten. Sowohl die zeitgenössischen Gegner als auch spätere Kritiker des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, unterstellten ihm, die Offenbarung sei in Wirklichkeit das Produkt seiner poetischen Fähigkeiten. Der Qur'an weist dies zurück, indem er auf den fundamentalen Unterschied zwischen Dichtung und Offenbarung - speziell der qur`anischen hinweist. In ersterer geht es um Reim und Rhythmus, während dies im Qur'an der Bedeutung untergeordnet sind. Vergleiche auch Suura 26:225 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

136. Eine Erinnerung oder Botschaft von Allah, die die Menschen zu Taqwa und Gehorsam aufruft und nicht zulässt, dass sie irrealen Wunschträumen und Aberglauben zum Opfer fallen. (Darjabaadi)

137. Das Wort "mubiin" مُّبِين wird in den Fußnoten zu Suura 12:2 ausführlich erläutert. Der Qur'an ist in sich selbst klar und eindeutig und zeigt deutlich die Wahrheit. (Asad)

 

 

70. Damit er diejenigen warnt, die noch am Leben sind138, und damit sich das Wort bewahrheitet gegen die139, die kaafir sind140.

138. "Lebendig" bedeutet im Deutschen ebenso wie im Arabischen nicht nur "physisch lebendig", sondern mit all den aktiven Eigenschaften ausgestattet, die wir dem Leben zuordnen. In religiöser Sprache werden diejenigen, die nicht auf die Wahrheiten des geistigen Lebens reagieren, als tot bezeichnet. Die Botschaft Allahs durchdringt im geistigen Sinne die Herzen derer, die lebendig sind. (Juusuf `Allii)

Denjenigen, deren Gewissen lebendig ist. (Darjabaadi)

Jeder, der in der Lage ist, zu denken und zu verstehen; der nicht wie ein Stein regungslos und ungerührt bleibt, wie freundlich und vernünftig man ihm auch den Unterschied zwischen Wahrheit und Trug erklären mag. (Mauduudi)

139. Vergleiche auch Suura 28:63. Wenn Menschen die Wahrheit den Islam selbst dann ablehnen, wenn sie ermahnt und gewarnt worden sind, ist der Vorwurf der absichtlichen Auflehnung berechtigt. Sie können sich nicht mehr auf Unwissenheit oder Unkenntnis berufen. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch oben Aja 7. (Asad)

140. "Kufr" und "Leben" werden hier einander gegenübergestellt, wobei Kufr dem Tod gleichgesetzt wird und die Bewegung des Herzens durch den Imaan dem Leben. Die Aufgabe des Propheten besteht darin, durch diesen Qur`an diejenigen zu ermahnen, in deren Herzen noch ein Lebensfunke ist. Die ewig Undankbaren, die schon seelisch tot sind, wollen gar nicht auf den Warner hören und ziehen somit die Strafe auf sich, denn Allah straft niemanden, ohne dass ihm zuvor eine deutliche Warnung zugekommen wäre und er diese ohne triftigen Grund zurückgewiesen hat. (Qutb)

 

71. Haben sie denn nicht gesehen141, dass Wir ihnen142 aus Unserer Hände Werk143 (auch das Vieh) schufen, über das sie gebieten? -144

141. "Sehen sie denn nicht?" Denn die hier erwähnten Zeichen Allahs sind alle für sie eindeutig wahrnehmbar. Nichts ist verborgen oder unverständlich, und nichts hindert sie daran, darüber nachzudenken und zu begreifen. (Qutb)

142. Für die Menschen. (Darjabaadi)

143. Das Wort "Hände" wird hier in bezug auf Allah im übertragenen Sinn gebraucht und bedeutet, dass Er diese Dinge selbst erschaffen hat. (Mauduudi)

144. Wenn sie anderen Zeichen Allahs gegenüber blind sind, dann können sie doch wenigstens die einfachen, bekannten Dinge betrachten, durch die sie so viel Nutzen aus Allahs Gnade haben. Wie ist es möglich, dass wilde Tiere gezähmt werden und Menschen so viel Nutzen bringen? Der Mensch kann sie zum Reiten oder als Zugtiere benutzen; er kann ihr Fleisch essen oder ihre Milch trinken, er kann ihre Haare oder ihre Wolle verwenden. Vergleiche auch Suura 16:66; 16:80 und 23:21-22. (Juusuf `Allii)

 

72. Und Wir haben es ihnen gefügig gemacht145, so dass sie einige zum Reiten nehmen von einigen essen können, -

145. Dies bedeutet auch, dass der Mensch verantwortlich ist für die Art und Weise, wie er diese Tiere nutzt oder missbraucht. (Asad)

 

73. Und sie haben Nutzen146 und Trank von ihnen147. Wollen sie also nicht dankbar sein148?

146. Wie beispielsweise Häute als Leder, Felle zum Wärmen, Wolle für Decken oder Gewebe, Moschus als Parfüm und so weiter. (Juusuf `Allii)

147. Von ihrer Milch. (Darjabaadi)

148. Die gesamte Argumentation läuft auf folgendes hinaus: unsere Lehre ist zu eurem eigenen Nutzen. Wir segnen euch, und dennoch wendet ihr euch vom Geber aller Gaben ab und lauft euren eigenen Phantastereien nach. (Juusuf `Allii)

Es ist Undankbarkeit, einem anderen als dem Geber Dankbarkeit für eine Gabe zu erweisen oder sie nicht im Sinne des Gebers zu verwenden. (Mauduudi)

Dieses Vieh, das Allah erschuf und dann dem Menschen als Besitz gab und ihm gefügig machte, so dass er es als Reittier verwenden, von seinem Fleisch und von seiner Milch trinken kann, und an dem er noch weiteren Nutzen hat. Wer sich das alles überlegt, sieht die großen Gaben und Geschenke Allahs, und ist Ihm dankbar, und zwar jedesmal, wenn er darauf reitet, Fleisch oder Milch genießt, ein Kleid aus seinem Haar oder seiner Wolle trägt usw. Er empfindet die Existenz Allahs und Seine Barmherzigkeit in allem was ihn umgibt, und in allem, was er berührt und was er benutzt. (Qutb)

 

74. Und doch nehmen sie sich Götter neben Allah149 (und hoffen,) dass ihnen damit geholfen würde150.

149. Dies bezieht sich sowohl auf wahrnehmbare Anbetungsobjekte wie beispielsweise Götzen oder vergötterte Personen als auch auf abstrakte Begriffe wie Macht, Reichtum oder "Glück", die nicht bewusst verehrt, aber oft in götzendienerischer Weise hoch geschätzt werden. Das Verb "ittahasuu" اتَّخَذُو ("sie nehmen sich"), das im Qur`an in diesem Zusammenhang und an anderen Stellen gebraucht wird, ist aufgrund seines weiten Bedeutungsspektums besonders passend, denn es bedeutet auch "annehmen" im konkreten wie im abstrakten Sinne, in diesem Fall "etwas für sich als Verehrungsobjekt annehmen". (Asad)

150. Durch diese "Götter". (Darjabaadi)

 

75. Sie vermögen ihnen151 nicht zu helfen, sondern sie müssen sie selbst als Heerschar schützen152.

151. "Ihnen": nämlich ihren Verehrern. (Asad)

152. Die Kommentatoren sind über die genaue Bedeutung dieses Abschnittes unterschiedlicher Ansicht. Folgendes ist die Bedeutung nach meinem Verständnis: Der Mensch neigt dazu, Allah zu vergessen oder sich von Ihm abzuwenden, vom Ursprung alles Guten, das er genießt, und sich an imaginären Mächten in der Form von Göttern, Helden, Menschen oder abstrakten Dingen wie beispielsweise der Wissenschaft oder der Philosophie zu orientieren oder gar an Magie oder Verkörperungen des eigenen Wunschdenkens. Er glaubt, diese könnten ihm in diesem Leben oder im zukünftigen Leben helfen (soweit er an ein zukünftiges Leben glaubt). Dies können sie jedoch nicht. Im Gegenteil, alles Falsche und Trügerische wird vor Allahs Richterstuhl gestellt und verurteilt, und ihre Verehrer werden als ihre Parteigänger betrachtet. Statt ihnen zu helfen, schaden sie ihnen auf diese Weise. (Juusuf `Allii)

Die falschen Gottheiten sind selbst von ihren Verehrern abhängig, sowohl bezüglich ihrer Existenz als auch ihrer Sicherheit und Bedürfnisse. Jene Menschen verhalten sich jedoch, als ob sie ihre Diener wären. Sie propagieren sie und streiten und kämpfen ihretwegen miteinander. Nur dann haben jene Wesen die Funktion von Gottheiten. Sie sind nicht mit dem wahren Gott zu vergleichen, Der - ob jemand Ihn verehrt oder nicht - unbeeinflusst das Universum lenkt. (Mauduudi)

Das stellte eine niedrige Stufe der Denk- und Vorstellungskraft dar. Viele Menschen verhalten sich heute aber im Grunde ähnlich, nämlich wenn sie ihre tyrannischen Herrscher verehren, und große Furcht vor ihnen haben, und ihrem Befehl mehr als dem Befehl Allahs gehorchen, obwohl in Wirklichkeit sie diejenigen sind, die die Tyrannen schützen und ihnen zu ihrer Tyrannei verhelfen. (Qutb)

 

76. Darum lass ihre Worte dich nicht traurig machen153. Wir wissen sehr wohl, was sie verbergen und was sie kundtun154.

153. Wenn Menschen so unvernünftig sind, Allah abzulehnen, sollten mutaqi Menschen darüber nicht traurig sein. Sie sollten ihre Pflicht erfüllen und alles andere Allah überlassen. Allah kennt alle offensichtlichen und verborgenen Absichten, die die Bösen bewegen und Sein Plan wird letztendlich verwirklicht, wie sehr auch der Anschein diesem widersprechen mag. (Juusuf `Allii)

154. Damit ist in erster Linie der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, angesprochen. Er war einer Verleumdungskampagne durch die kaafir Makkaner ausgesetzt, die Misstrauen gegen ihn verbreiten wollten, während sie selbst genau wussten, dass alle ihre Vorwürfe grundlos waren. (Mauduudi)

 

77. Sieht der Mensch denn nicht155, dass Wir ihn aus einem Samentropfen erschaffen haben156, doch dann wird er zu einem offenkundigen Widersacher157,

155. Damit sind diejenigen angesprochen, die die Auferstehung leugnen. (Darjabaadi)

Dies bezieht sich auf die herausfordernde Frage oben in Aja 48 nach dem Zeitpunkt der Auferstehung, die hier mit einem vernünftigen Gegenargument zurückgewiesen wird. Sie war von vornherein nicht gestellt worden, weil den Fragenden an der Information lag, sondern weil sie die Auferstehung an sich für unmöglich hielten. (Mauduudi)

156. Der Ungehorsam und die Unvernunft des Menschen sind um so überraschender, wenn wir sehen, dass - abgesehen von Allahs Größe und Barmherzigkeit - der Mensch selbst ein so unbedeutendes Geschöpf ist, entstanden aus etwas, das weniger ist als ein Tropfen im weiten Meer der Existenz. Dennoch ist er unverfroren genug, mit seinem Schöpfer diskutieren zu wollen und sinnlose Vergleiche aufzustellen, wie sie im nächsten Aja erwähnt werden. (Juusuf 'Allii)

157. Gegen Allah selbst, indem er seinen niedrigen Ursprung vergisst. (Darjabaadi) Vergleiche auch Suura 16:4 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Wie kann sich der Mensch also Allah feindlich gegenüberstellen? (Mauduudi)

Dieser Samentropfen enthält tausende von Zellen, und aus einer dieser Zellen erschafft Allah den Menschen, der dann so selbstbewusst wird und so hartnäckig streitet. Ist es etwa unvorstellbar, dass dieser allmächtige Gott den Menschen nach seinem Tod auferstehen lässt? (Qutb)

 

78. Und er macht Uns ein Gleichnis158 und vergisst seine eigene Schöpfung159. Er sagt: "Wer wird die Gebeine wieder beleben, nachdem sie zerfallen sind?"

158. Das heißt, der Mensch hält Allah für Seinen Geschöpfen ähnlich, die höchstens begrenzte Macht oder Kraft haben, oder der Mensch zieht sinnlose Parallelen wie die, die am Ende dieses Ajas erwähnt wird: "Wer wird die Knochen, die vermodert sind, wieder beleben?" Das kann der Mensch sicherlich nicht, und ebenso wenig irgendeine andere Kraft in der Natur. Warum sollten wir aber die Kräfte und Fähigkeiten eines Geschöpfes mit denen dieses Schöpfers vergleichen? Die erste Schöpfung ist für uns viel schwieriger vorzustellen als jeder zweite oder folgende Prozess, für den bereits eine Grundlage vorhanden ist. Und Allah hat Macht über alle Dinge. (Juusuf `Allii)

Eine elliptische Anspielung auf die fehlende Bereitschaft derer, "die die Wahrheit leugnen", sich ein transzendentes Wesen vorzustellen, das sich grundlegend von allem unterscheidet, das der Mensch sinnlich wahrnehmen oder denken kann (siehe Suura 42:11 und 112:4). Da sie in eine materialistische Lebensanschauung verstrickt sind, leugnen diese Menschen - wie aus dem folgenden hervorgeht - jede Möglichkeit einer Auferstehung, und das ist gleichbedeutend mit einer Leugnung von Allahs Existenz. (Asad)

159. "Er vergisst seine eigene Schöpfung": er vergisst, dass Allah ihn aus toter Materie erschaffen hat, aus der der Lebenskeim stammt, den Er zu einer solchen Entwicklung veranlasste, dass er jetzt als ein Gegner vor Ihm steht. (Mauduudi)

 

79. Sprich: "Der wird sie wieder beleben, der sie zum ersten Mal geschaffen hat160 und Er weiß sehr wohl um alles, was die Schöpfung (betrifft)161

160. Allahs Schöpferkraft ist in jeder Phase der Natur sichtbar und wirkt in jedem einzelnen Augenblick. Je mehr der Mensch sich selbst und die Dinge in seiner unmittelbaren Umgebung versteht, um so mehr erkennt er dies. Wie unsinnig ist es dann, Allahs Macht imaginäre Grenzen zu setzen! Es gibt mehr Wege der Schöpfung als sich der Mensch träumen lässt. (Juusuf `Allii)

161. Ob es sich um eine ursprüngliche Schöpfung oder um eine Wiederherstellung handelt. (Darjabaadi)

 

80. Der für euch aus dem grünen Baum Feuer hervorbringt162, und siehe, dann zündet ihr damit (euer eigenes Feuer) an163.

162. Noch älter als der Gebrauch von Feuerstein und Stahl ist die Methode, Feuer durch Aneinanderreiben von Zweigen eines Baumes anzuzünden. Im alten Arabien wurde ein hölzernes Instrument namens "Sinaad" benutzt, das aus zwei Teilen bestand, die aneinander gerieben wurden. (Juusuf `Allii)

163. Ein altes arabisches Sprichwort sagt: "In jedem Baum ist ein Feuer". Dies spielt offensichtlich auf die Umwandlung grüner Pflanzen in Brennstoff an, sei es durch Trocknen oder durch Verarbeitung zu Holzkohle, oder auch durch den jahrtausendelangen unterirdischen Prozess der Umwandlung in Erdöl oder Kohle. Im geistigen Sinne scheint dieses "Feuer" auch die  von Allah gegebenen Wärme und das Licht der Vernunft zu symbolisieren, von dem oben in Aja 77 die Rede ist. (Asad)

 

81. Sollte Er, Der den Himmel und die Erde erschuf, nicht imstande sein, ihresgleichen zu schaffen164. Doch Er ist der Schöpfer, der Allwissende,

164. Vergleiche auch Suura 79:27. Was ist schwieriger zu erschaffen, der Mensch oder Himmel und Erde mit allen Geschöpfen? Allah hat Himmel und Erde erschaffen, mit allen Geschöpfen darin, und Er kann andere Welten wie diese hervorbringen. Für Ihn ist es eine Kleinigkeit, Menschen zu einem zukünftigen Leben zu erwecken. (Juusuf `Allii)

 

82. Wenn Er etwas will165, ist nur, dass er sagt: "Sei!"166 , und es ist.

165. Seine Schöpfung hängt nicht von Zeit, Mitteln oder Voraussetzungen ab. Die Existenz dient Seinem Willen, Seinem Plan und Seiner Absicht. Sobald Er eine Sache will, wird dies Sein Wort oder Gebot, und die Sache kommt ins Dasein. Vergleiche auch Suura 2:117; 16:40 und andere Stellen sowie die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

166. Durch einen einzigen Willensakt. (Darjabaadi)

Allah erschafft alles ohne Mühe. Es ist gleich, ob das, was er schafft Himmel ist oder Erde, eine Ameise oder eine Fliege oder etwas Größeres oder Kleineres, das ist bei Ihm dasselbe. Er braucht nur zu sprechen: "Sei" und es ist. (Qutb)

 

83. Preis sei Dem, in Dessen Hand die Herrschaft über alle Dinge liegt und zu Ihm werdet ihr zurückgebracht167.

167. Alle Dinge wurden von Allah erschaffen; Er erhält sie; und zu Ihm kehren sie zurück. Aber der Punkt, der für den Menschen von besonderem Interesse ist, ist der, dass auch er zu Allah zurückgebracht wird und vor Ihm allein Rechenschaft ablegen muss. Diese Botschaft ist das Herzstück aller Offenbarung: Es erklärt die Bedeutung des zukünftigen Lebens und ist ein angemessener Abschluss für eine Suura, die besonders mit dem Schwur bei dem weisen Qur'an anfing. (Juusuf `Allii)

Das Wort "malakut" drück einerseits die unendliche Größe des Reiches, und andererseits die absolute und unteilbare Herrschaft Allahs darüber aus. (Qutb)

 

 Einführung zu Suura 37

 Wie bereits in der Einführung zu Suura 34 erklärt wurde, ist dies die vierte Suura aus einer Serie von Suuras, in der sich die Geheimnisse der geistigen Welt auf verschiedene Weise manifestieren, mit der Zielsetzung, das Böse abzuwehren und schließlich zu vernichten. Der Sieg über das Böse ist immer mit der Offenbarung verbunden, und hier wird der disziplinierte Kampf mit einer Bezugnahme auf die Engel im Himmel und auf die früheren Propheten in der menschlichen Geschichte veranschaulicht, von Nuuch bis zu Juunus. Chronologisch gehört diese Suura an den Anfang der mittleren makkanischen Zeit.

Diese makkanische Suura ist der ihr vorausgehenden Suura in soweit ähnlich, dass sie aus kurzen Ajas besteht, und schnell in ihrem Rhythmus, zahlreich und verschiedenartig an Szenen, Bildern und Schatten und tief und gewaltig in ihrer Wirkung ist. Wie alle anderen makkanischen Suuras bezweckt sie die Verankerung des Imaans im Herzen der Muslime.

Sie will den kaafir Aberglauben und allgemein falsche Vorstellungen ausräumen, wie hier insbesondere die, dass die Dschinn in irgendeiner Weise mit Allah verwandt oder verschwägert sind, und dass die Engel als Töchter aus einer Ehe zwischen Allah und den Dschinn hervorgehen. Die Suura zeigt, wie unsinnig und zerbrechlich sowohl diese als auch die anderen Vorstellungen der Götzendiener über Allah sind.

Zusammenfassung:

Die Suura beweist die Einheit Allahs anhand seiner Zeichen im Universum, zeigt Szenen des Gerichtstages bei denen die falschen Behauptungen der Götzendiener zurückgewiesen werden, und die ihnen angedrohte Strafe für ihre Götzendienerei sie voll trifft.

Sie spricht über die Offenbarung Allahs an seinen Gesandten Muchammad, und beschreibt dabei, wie die Offenbarung an die früheren Propheten stattgefunden haben. Die Geschichten von Nuuch, Ibraahiim und seinen Söhnen, Muusa und Haruun, Darjabaadi, Luut und Juunus werden gestreift, und es wird gezeigt, wie immer das unweigerliche Ende kommt, wobei die Gesandten Allahs mit ihren treuen Anhängern gerettet und die Frevler vernichtet werden.

Die Geschichte der Prüfung, der Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ausgesetzt wurde, und wie er sie bestand, wird als Beispiel für die aufrichtige Treue und den absoluten Gehorsam des Dieners Allahs erzählt.

Die Suura beginnt mit einem Schwur Allahs bei den mächtigen Engeln, die Ihn unablässig lobpreisen, dann werden die gewaltigen Schaytane erwähnt, die vergebens versuchen, über die Geschehnisse im Himmel Bescheid zu bekommen.

Sie schließt mit der Betonung der Erhabenheit Allahs und mit dem Bittgebet für alle seine Gesandten und mit dem Lobgesang auf ihn. (Qutb)

Durch alle Geheimnisse des Himmels und der Erde hindurch verläuft eine Unterscheidung zwischen Gut und Böse: ihr jeweiliges Ziel wird gegenübergestellt. (Ajas 1-74)

 

Friede und Sieg errangen Nuuch, Ibraahiim, Muusa und Haruun, Darjabaadi und Luut, Allahs Segen und Frieden auf ihnen allen, in ihrer Auseinandersetzung mit dem Bösen. (Ajas 75-138)

 Ebenso verhielt es sich mit Juunus, Allahs Segen und Frieden auf ihm, als er Allah verherrlichte. Die Menschen werden jedoch Gott Seiner unwürdige Dinge zuschreiben. Allahs Gesandte setzen sich für seine Verherrlichung ein und tragen schließlich den Sieg davon. (Ajas 139 - 182)

(Juusuf `Allii)


 

Jene eingereiht in Rängen

 Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen.

 1. Bei1 den in geraden, lückenlosen Reihen Bereitstehenden,2

 1. Zu einem späteren Zeitpunkt werden wir uns allgemein mit der Bedeutung der Schwurformeln im Qur`an beschäftigen, die mit dem Partikel "wa" وَ eingeleitet werden. Hier können wir uns auf die Feststellung beschränken, dass die vorige Suura (Jaa-Siin) mit dem Schwur "Bei dem Qur'an voll der Weisheit" eingeleitet wurde. Dadurch wird die Tatsache betont, dass die Offenbarung das Zeugnis ist, aus dem wir die höchsten Weisheiten der geistigen Welt verfahren können. Hier wird unsere Aufmerksamkeit in drei Ajas oder Sätzen auf drei bestimmte Haltungen gelenkt, die den Sieg des Guten und die Niederlage des Bösen veranschaulichen. Siehe auch die nächste Fußnote. (Juusuf `Allii)

 2. Dies sind Truppen von Engeln, die hier mit ihren spezifischen Handlungen erwähnt werden. Es ist möglich, das sie sich zum Gebet in Reihen aufgestellt haben, oder dass sie ihre Flügel ausbreitend bereitstehen, um Gottes Befehl auszuführen. (Qutb)

Hier stellen sich zwei Fragen:

1. Sind diejenigen, die das in den Ajas 1 - 3 erwähnte tun, dieselben Wesen, der Handlungen und Eigenschaften verschieden beschrieben werden oder handelt es sich um drei verschiedene Gruppen von Geschöpfen?

2. In jedem der beiden Fälle: um wen handelt es sich? Die zuverlässigste Ansicht zu

1. ist die, dass die drei Sätze dieselbe Gruppe von Geschöpfen unter verschiedenen Gesichtspunkten beschreiben.

Zu 2. gibt es einmal die Ansicht, es handle sich um Engel, und zum anderen die, es handle sich um gute Menschen, die Allah dienen und sich für Seine Sache einsetzen. Die Worte sind vollkommen allgemeingültig gehalten, und meinem Verständnis nach beziehen sie sich auf beides. Die Femininform wird im Arabischen grammatisch für den unbestimmten Plural benutzt. Unten in Vers 165 wird das Wort "saaffuun" im bestimmten Plural benutzt und scheint von diesen Wesen, seien es nun Engel oder Menschen oder beides, in ihrer Rede von sich selbst benutzt worden zu sein. (Juusuf `Allii)

2. Im Sahiich-Muslim wird berichtet, dass der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sagte: „Allah gab uns drei Vorzüge über andere Menschen: Unsere Reihen im Gebet sehen aus wie die Reihen der Engel, und die ganze Erde dient uns als Gebetsraum, und ihr Staub als Reinigung vor dem Gebet, wenn wir kein Wasser haben". In einem anderen Hadiis bei Muslim, Abu Da'uud und Nasa'i sagt er: „Wollt ihr euch nicht so reihen, wie die Engel sich reihen?" Die Gefährten fragten: ,,Und wie reihen sich die Engel?" Der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sagte „Sie machen die vorderen Reihen voll, und stehen in der Reihe nebeneinander ohne Zwischenräume" (ibn Kasir)

 

2. Dann den energisch Zurechtweisenden3

3. Die Engel handeln hart und rau, wenn es sich um unverbesserlichen Übeltäter und Feinde Allahs handelt, wie zum Beispiel wenn sie ihre Seelen beim Tod aus ihrem Körper herausziehen, oder wenn sie sie nach der Auferstehung zur Rechenschaft und anschließend zur Hölle treiben. oder bei ähnlichen Anlässen. (Qutb)

Das kann sich auch auf die Gemeinschaft der Mu'mins beziehen, die die aggressiven Menschen zurücktreiben, und ihnen energisch das Handwerk legen. (Alousi)

Der einleitende Partikel "faa" فَا weist darauf hin, dass die in Aja 1 - 3 erwähnten Handlungen zeitlich aufeinander folgen. Ich verstehe dies so, dass Engel oder gute Menschen

1. stets bereit sind, sich zu ’Ibaada aufzureihen und immer .in vollkommener Ordnung und Disziplin zu arbeiten;

2. dass sie das Böse unter Kontrolle halten und zurückweisen wo immer sie es antreffen, und dass sie durch ihr diszipliniertes Vorgehen bei dieser Handlung gestärkt werden; und

3. dass dieser Dienst dazu beiträgt, dass Allahs Reich verwirklicht und Seine Botschaft und Herrlichkeit allen Wesen verkündet wird. (Juusuf `Allii)

 

3. Und den Verkündern einer Ermahnung4

4. Sie verkünden: nämlich den Qur`an und andere heilige Schriften oder Allahs Lobpreisungen. (Qutb)

Unter den Engeln gibt es solche, die die Menschen warnen, indem e die Aufmerksamkeit auf die Wahrheit lenken, beispielsweise durch Naturkatastrophen, und indem sie den Propheten Allahs Offenbarung bringen. (Mauduudi)

Das kann sich auch auf die menschlichen, rechtschaffenen Gemeinschaften beziehen, die die anderen Menschen durch Vermitteln des Wortes Allahs und durch das praktische Beispiel an das Gute erinnern und sie dazu anspornen. (Alousi)

 

4. Wahrlich, euer Gott ist gewiss ein Einziger5, -

5. Bei diesen in den ersten drei Ajas erwähnten Engeln schwört Allah auf Seine Einheit. Zielsetzung dieses Schwurs ist die Zurückweisung von Vorstellungen und Sagen, die unter den vorislamischen Arabern verbreitet waren, dass nämlich die Engel mit Allah verwandt seien und aufgrund dieser Nähe als Gottheiten verehrt werden sollten. (Qutb)

Allahs Botschaft wird in der Botschaft von Gottes Einheit zusammengefasst, die besonders betont wird. Diese Tatsache ist unmittelbar mit unserem eigenen Leben und Schicksal verbunden: „Euer Herr ist derjenige, der für euch sorgt und euch erhält; ihr seid Ihm lieb. Und Er ist Einer; nur zu Ihm sollt ihr euch wenden, dem Ursprung aller Güte. Liebe und Macht. Ihr seid nicht der Spielball miteinander konkurrierender Kräfte oder des blinden Zufalls. Es gibt im Himmel eine vollkommene Harmonie, und ihr sollt euch mit dieser in Einklang bringen, durch Disziplin in euren Reihen, durch Einheit in Zielsetzung und Plan bei der Abwehr des Bösen, und durch gemeinsames Handeln bei der Verwirklichung des Reiches Allahs auf Erden. Hier liegt das Geheimnis der Vielfalt in der Schöpfung, die in der absoluten Einheit des Schöpfers zusammenläuft. (Juusuf `Allii)

 

5. Herr der Himmel und der Erde6 und was zwischen beiden ist7, und Herr8 aller Punkte des Sonnenaufgangs9.

6. Dieser Himmel und diese Erde stehen vor den Augen der Diener Allahs und sprechen eine deutliche Sprache über ihren Schöpfer. Niemand kann behaupten, dass er in irgendeiner Art bei ihrer Schöpfung beteiligt war. Niemand kann die Macht und Herrschaft Allahs über sie abstreiten (Qutb)

7. Beispielsweise Luft, Wolken, Licht sowie verschiedenartige feine Geschöpfe, von denen einige dem Menschen nach Jahrhunderten bekannt werden, während die meisten bis zum Jüngsten Tag nicht wahrnehmbar bleiben. (Qutb)

8. Der "rabb" رَب ("Herr", "Herrscher", "Erhalter", "Erzieher") des Universums ist der wirkliche Allah der Menschen und der Einzige. Es wäre völlig unvernünftig, dass ein anderer der Herr der Menschen sein sollte, der ihm weder Schaden noch Nutzen bringen, seine Bedürfnisse nicht erfüllen und keine Macht über sein Leben haben kann. (Mauduudi)

9. Diese Einheit umfasst alles, was existiert, - „Himmel und Erde und was dazwischen ist. Denn Er ist der Herr. Er ist der Herr der "maschaariq" مَشَارِقِ - aller der Punkte, über denen die Sonne aufgeht. Wie wir von den Kommentatoren erfahren, gibt es im Sonnenjahr nur zwei Tage, an denen Tag und Nacht gleich lang sind und die Sonne genau im Osten aufgeht. An allen anderen Tagen geht sie an stets wechselnden Punkten nördlich oder südlich dieses Punktes auf. In Suura 7:137 ist von Osten und Westen im Plural die Rede, wobei die Verbindung der beiden alle Punkte auf der Erde umfasst. Das gleiche kann von Suura 70:40 ausgesagt werden, wo Allah als "Herr aller Osten und Westen" bezeichnet wird. In Suura 55: 17 wird Allah als der „Herr der beiden Osten und der beiden Westen" bezeichnet; auch das bezieht sich jeweils auf die Extrempunkte. Ein oberflächlicher Leser mag sich vielleicht fragen, warum hier nur vom Osten die Rede ist. Es geht jedoch nicht so sehr um die Richtung Osten, sondern um den Sonnenaufgang, auf dem hier der Schwerpunkt liegt. Das arabische Wort "maschriq" oder "maschaariq" liegt nahe genug an seinem Wurzelwort "saraqa", um damit anzudeuten, dass es um den Sonnenaufgang geht, besonders wenn das Wort im Plural benutzt wird. Die Sonne geht von uns aus gesehen an verschiedenen Stellen auf, aber erleuchtet den ganzen Himmel und die Erde. Sie ist ein Symbol für die Einheit. Wir können Dinge von verschiedenen Standpunkten her sehen, aber das Zentrum aller Dinge ist Allah, und Er ist Einer. (Juusuf `Allii)

Wir wissen jetzt genau, dass die Erde eine sich um ihre Achse drehende Kugel ist und dass an allen Orten auf der Erde jeden Tag die Sonne, der Mond oder irgendein Stern oder Planet aufgeht. Das ist eines der wunderbaren Geheimnisse der Ausdrucksweise des Qur`ans, das die Naturforschung nach und nach offen legt. (Anm. d. Übers.)

Die Betonung der "verschiedenen Punkte des Sonnenaufgangs" bringt den Kontrast zwischen der endlosen Vielfalt aller geschaffenen Dinge und der Einheit und Einzigartigkeit des Schöpfers hervor. Dass hier die "Punkte des Sonnenaufgangs" erwähnt und die des Sonnenuntergangs im Wortlaut (wenn auch nicht der Bedeutung nach) ausgelassen wurden, soll meiner Ansicht nach auf die in den Versen 1 - 3 erwähnte erleuchtende Eigenschaft des Qur`an anspielen (vergleiche auch die entsprechenden Fußnoten). (Asad)

 

6. Wir haben fürwahr den untersten10 Himmel geschmückt mit der Schönheit der Sterne11,

10. Den untersten Himmel: den Himmel, wie man ihn von der Erde aus sieht. (Anm. d. Übers.)

Den der Erde am nächsten gelegenen Himmel. (Darjabaadi)

Den mit dem bloßen Auge sichtbaren Himmel. (Mauduudi)

11. Ein einziger Blick zum klaren Himmel genügt um diesen schönen Schmuck zu sehen, und um zu wissen, dass die Schönheit ein beabsichtigtes Element ist im Bau des Universums. Sowohl das einwandfreie Funktionieren als auch der ästhetisch schöne Bau sind in der Schöpfung berücksichtigt. Das menschliche Auge kann nicht lange genug Nacht für Nacht den mit Sternen geschmückten Himmel betrachten. (Qutb)

Das Wort "Sterne" können wir hier im volkstümlichen Sinne als auf Fixsterne, Planeten, Kometen und Meteore bezogen verstehen. In einer klaren Nacht ist die Schönheit des Sternenhimmels geradezu sprichwörtlich. Hier soll dadurch zweierlei veranschaulicht werden:

1. ihre Schönheit sowie ihre Ordnung und Bewegung manifestiert den Plan und die Harmonie des Einen wahren Schöpfers; und

2. die Macht und Herrlichkeit dahinter deutet darauf hin, dass es einen Schutz vor den Angriffen des Bösen gibt - vergleiche unten Aja 7. (Juusuf `Allii)

 

7. Und bestimmten ihn zum Schutz12 vor jedem aufrührerischen Schaytaan13.

12. Die Ajas 7 - 11 scheinen sich auf die Meteoriten zu beziehen. Vergleiche auch Suura 15:17 - 18 und die entsprechenden Fußnoten. Der Himmel zeigt nicht nur Schönheit, sondern auch Macht. Das Gute in Allahs Welt wird von den Angriffen des Bösen geschützt. Das Böse ist nicht ein Teil des himmlischen Systems, sondern Gesetzlosigkeit und bloße eigenwillige Rebellion. - "Verworfen und der Strafe ausgeliefert" (vergleiche die Ajas 8 - 9 unten). (Juusuf `Allii)

13. Vergleiche auch die Suura 15:17 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Der Himmel ist nicht einfach ein leerer Raum, in den jeder nach Belieben eindringen kann, sondern er ist befestigt, und seine verschiedenen Bereiche sind durch starke Barrieren voneinander abgegrenzt, so dass schaytanische Kräfte sich nicht willkürlich darin bewegen können. Jeder Stern und jeder Planet hat seine bestimmte Bahn, wobei es ebenso schwierig ist, daraus auszubrechen wie darin einzudringen. Die Stärke dieser Barrieren können wir uns vorstellen, wenn wir bedenken, welchen Schwierigkeiten der Mensch gegenüberstand, als er unseren nächsten Nachbarn, den Mond, erreichen wollte. Ähnlichen Schwierigkeiten sehen sich andere Geschöpfe wie beispielsweise die Dschinn gegenüber, wenn sie versuchen, in den Himmel vorzudringen. (Mauduudi)

 

8. Sie können nicht hören14, was die erhabenen Bewohner des Himmels unter sich besprechen15, und sie werden von allen Seiten beworfen16,

14. Die schaytanischen Wesen. (Darjabaadi)

15. Wir können uns in unserer Vorstellung ein Bild machen vom Gerichtshof des Allerhöchsten, der der höchsten Idee dessen entspricht, was wir unter Güte, Schönheit, Reinheit und Herrlichkeit verstehen. Die erhabene Versammlung der Engel erfährt etwas von Allahs Willen und Plan. Das Böse ist in einer solchen Atmosphäre ein völlig fremdes Element, wird jedoch von Gefühlen der Eifersucht und Neugier getrieben. Es versucht, sich heimlich herbeizuschleichen, und etwas von den Gesprächen der erhabenen Versammlung zu erlauschen. Es wird mit einem flammenden Feuer vertrieben, so wie wir es uns in unserer physischen Welt durch die Meteoriten vorstellen können. (Juusuf `Allii)

16. Wenn sie sich trotzdem heranwagen, werden sie durch Flammengeschosse von allen Seiten vertrieben. (Darjabaadi)

 

9. Um sie schmählich zu verjagen und ihnen wird eine langandauernde Strafe zuteil,

10. Es sei denn,17 einer hat etwas aufgeschnappt, dann wird er von einer durchbohrenden Flamme verfolgt.18

17. Wörtlich: „Außer dass jeder, der. .." Einige Kommentatoren weisen jedoch darauf hin, dass der Partikel "illaa" إِلَّا gelegentlich auch im Sinne der einfachen Konjunktion "wa" benutzt wird und dann "aber" bedeutet. (Asad)

18. Vergleiche auch Suura 15:18 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Nach der Betonung von Allahs Einheit und Einzigartigkeit in den Ajas 4 - 5 wird hier in den Ajas 6 - 10 darauf hingewiesen, dass Menschen davon ausgeschlossen sind, die Vielfalt und Tiefe des von Ihm erschaffenen Universums wirklich voll zu erfassen. Hier klingt auch ein Echo von Suura 34:9 mit, und somit wird von einem neuen Gesichtswinkel das Thema der Auferstehung angesprochen, das im folgenden in Form einer indirekten Frage aufgenommen wird. (Asad)

Zur Zeit des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gab es Wahrsager, die die Zukunft voraussagten unter Berufung auf Dämonen, die angeblich in ihrem Auftrag Informationen aller Art brachten. Als der Prophet begann, die Botschaft zu verkünden, die ihm vom Engel Dschibril übermittelt wurde, wurde er mit jenen Wahrsagern gleichgesetzt. Diesem Vorwurf entgegnet Allah hier, dass es deren Dämonen unmöglich ist, am Himmel zu lauschen und wahre Informationen zu bringen. (Mauduudi)

Wichtig ist, dass diese Dämonen, die daran gehindert werden, in den Himmel hinein zu gelangen und zu lauschen, die gleichen sind, von denen die makkanischen Götzendiener behaupten, sie wären mit Allah verwandt, oder verschwägert. Hätte diese Behauptung gestimmt, so wären sie nicht von Allah verfolgt, gesteinigt und gar verbrannt worden. (Qutb)

 

11. So frage sie19 doch nach ihrer Meinung, ob sie schwieriger zu erschaffen sind oder was wir ansonsten erschaffen haben20? Wir haben sie fürwahr aus formbaren Lehm erschaffen.21

19. "Ihre Meinung": "sie" sind die Skeptiker, die Bösen, die Allahs Gnade und Barmherzigkeit leugnen, die Offenbarung verlachen und nicht an ein zukünftiges Leben den Imaan verinnerlichen. Ist es schwieriger, sie zu erschaffen, oder sind sie etwa mächtiger als die wunderbare Vielfalt von Geschöpfen in Allahs Universum? Vergessen sie etwa ihren eigenen niedrigen Ursprung, wo sie aus formbarem Lehm erschaffen wurden? (Juusuf `Allii)

Wenn das also der Fall ist, dass Himmel und Erde und was dazwischen ist, die Engel und die Teufel, Sterne und Meteoriten, Geschöpfe Allahs sind, dann stelle ihnen doch einmal diese Frage. (Qutb)

20. Dies ist die Entgegnung auf die skeptische Haltung der makkanischen Kaafirs gegenüber dem zukünftigen Leben. Sie hielten es für möglich, dass ein toter Mensch neu erschaffen werden könnte. Hier sollen sie zum Nachdenken darüber angeregt werden, ob etwa die Neuerschaffung eines toten Menschen schwieriger für Allah ist als die Schöpfung der Erde und des Himmels und der zahllosen Dinge darin. (Mauduudi)

21. Und die Schwäche und Zerbrechlichkeit dieses Materials ist offensichtlich. (Darjabaadi)

Aus primitiven Substanzen, die in ihrer elementaren Form in und auf der Erde existieren - Substanzen, die nicht mit der Komplexität von "Himmel und Erde und was dazwischen ist" vergleichbar sind. Die individuelle Auferstehung des Menschen ist also völlig unbedeutend im Vergleich mit der Schöpfung an sich. (Asad)

Vergleiche auch Suura 6:2; 7:12; 32:7 und ähnliche Stellen. (Juusuf `Allii)

 

12. Nein! Du staunst22, und sie spotten23.

22. Sowohl über Allahs Schöpferkraft als auch über die blinde Arroganz derer, die sie leugnen. (Asad)

Tatsächlich hat sich der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, über die Haltung dieser Menschen sehr gewundert. Ein Mu’min, der Allah in seinem Herzen so sieht, wie ihn der Prophet - Friede sei mit ihm - gesehen hat, und der Allahs Zeichen überall in seiner Umgebung erkennt, der wundert sich zweifellos, wie es denn möglich ist, dass es Menschen gibt, die ihr Herz von alledem abwenden. (Qutb)

In der Tat ist es merkwürdig, dass der rohe Mensch einerseits seinen niedrigen Ursprung und andererseits sein hohes Ziel vergisst, das Allah ihm in seiner Gnade und Barmherzigkeit gesetzt hat. Die Vorwürfe gegen solche Menschen werden hier in vier Punkten zum Ausdruck gebracht:

1. sie verspotten die Lehren der Wahrheit;

2. statt von der Ermahnung zu profitieren, achten sie nicht darauf;

3. wenn ihnen Allahs Zeichen nahe gebracht werden, und

4. wenn sie unbestreitbare Tatsachen anerkennen müssen, dann versuchen sie, diese mit Bezeichnungen wie "Magie" wegzuerklären, womit impliziert ist, dass sie sie für einen Betrug halten oder für etwas, das in keinerlei Beziehung zu ihrem Leben steht, obgleich diese Tatsachen den innersten Kern ihrer Existenz treffen. (Juusuf `Allii)

23. Über die Argumente, die sie eigentlich überzeugen sollten. (Darjabaadi)

 

13. Und wenn sie ermahnt werden, wollen sie es nicht bedenken24.

24. Ihre Herzen öffnen sich nicht der Mahnung, die ihnen nahe gebracht wird. (Qutb)

 

14. Und wenn sie ein deutliches Zeichen sehen, ziehen sie es ins Lächerliche25.

25. Wenn sie mit eindeutig erkennbaren, unbestreitbaren Zeichen Allahs konfrontiert werden. (Qutb)

 

15. Und sie sagten: „Dies ist nichts anderes als offenkundige Zauberei!"26

26. Das heißt seine Anziehungskraft und Effektivität ist auf Magie zurückzuführen. (Darjabaadi)

"Er spricht von einer magischen Welt, in der die Toten auferstehen und vor ein Gericht gebracht werden" oder: "Er spricht wie jemand, der den Einflüssen der Magie ausgesetzt ist." (Mauduudi)

 

16. Sollen wir etwa, wenn wir gestorben und zu Staub und Knochen geworden sind, tatsächlich wieder auferweckt werden?27

27. Sie sind gleichgültig gegenüber dem Eindruck der Macht Allahs auf die Dinge und Phänomene, die sie beobachten können, wie auch der Einwirkung von Allahs Macht in ihrem eigenen Inneren, auf die Schöpfung von Himmel und Erde und was dazwischen ist, auf die Schöpfung von Sternen und Meteoriten, von Engeln und Dämonen. Sie vergessen auch ihre eigene Entstehung aus Ton. Dementsprechend bezweifeln sie, dass es Allah möglich ist, die Toten wieder zum Leben zu erwecken. (Qutb)

 

17. Und auch unsere Vorfahren aus früherer Zeit?"28

28. Obgleich das zukünftige Leben und das ihm entsprechende geistige Leben in unserer intelligenten Existenz feststehende Fakten sind, leugnen Materialisten sie. Sie können nicht glauben, dass es für sie jenseits des Grabes eine weitere Existenz gibt - und noch weniger für ihre Vorfahren, die vor langer Zeit verstorben sind: wie könnten sie jemals wieder zum Leben kommen? (Juusuf `Allii)

Die Wiederauferstehung ist gar nicht unwahrscheinlich, wenn man nur mit offenen Augen und offenem Herz die klaren Zeichen im Universum betrachtet, die auf das große Wissen und die große Macht Gottes hindeuten. (Qutb)

 

18. Sprich29: „Ja, und ihr sollt (dann) gedemütigt werden30."

29. Damit ist in erster Linie der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, angesprochen. (Darjabaadi)

30. Ihnen wird hier versichert, dass das zukünftige Leben eine feststehende Tatsache ist, jedoch anderen Bedingungen unterliegt als denen, die sie jetzt kennen. Ihre gegenwärtige Arroganz wird in Grund und Boden gedemütigt. Es gibt eine andere Ebene, auf der die Menschenseelen ganz andere Erfahrungen machen als die, die hier in diesem vergänglichen Leben möglich sind. In jenem Leben zählen die Tugenden, die ihnen hier fehlten, und ihr Hochmut wird erniedrigt. (Juusuf `Allii)

 

19. Und es wird fürwahr nur ein einziger Schrei (des Schreckens) sein31, dann werden sie sehen32.

31. Vergleiche Suura 36:29, 49 und 53. (Juusuf `Allii)

Dies bezieht sich auf den Schall der Posaune am Auferstehungstag. (Darjabaadi)

32. Ihre geistige Blindheit verlässt sie. Aber über die Plötzlichkeit ihrer Desillusionierung werden sie überrascht sein. (Juusuf Allii)

Sie stehen auf aus ihren Gräbern und schauen, wie sie im irdischen Leben schauten, oder sie warten darauf, was mit ihnen geschehen wird (Asad)

 

20. Und sie werden sagen33: „Wehe uns, dies ist der Tag des Gerichts34!"

33. In völliger Verzweiflung. (Darjabaadi)

34. Der Tag des Gerichts ist ein Tag, an dem ausgesondert wird. Vergleiche auch Suura 36:59. Gutes und Böses wird schließlich voneinander getrennt, ganz im Gegenteil zu den scheinbar unerklärlichen Zuständen in unserer jetzigen irdischen Probezeit, wo alles miteinander vermischt zu sein scheint. (Juusuf `Allii)

 

21. „Dies ist der Tag der Entscheidung-35, den ihr zeitlebens so hartnäckig geleugnet habt!"

35. Der Tag, an dem Wahres von Falschem geschieden wird, (Darjabaadi)

Vergleiche auch Suura 77:13 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Dies sagen vielleicht die Mu'mins oder die Engel, oder es ist ganz allgemein der Ausdruck der Zustande, die am Tag des Gerichts herrschen, oder es kann sich auch um eine weitere Reaktion der Menschen selbst handeln. (Mauduudi)

 

Abschnitt 2

22. „Bringt36 diejenigen zusammen, die unrecht getan haben37 und ihre Gefährten38 und was sie anzubeten pflegten -

36. Damit sind die Engel angesprochen. (Darjabaadi)

37. Die Rädelsführer der Ungerechtigkeit und Kufr. (Darjabaadi)

Die Unrecht tun oder die Ungerechten bedeutet nicht nur diejenigen, die in dieser Welt Ungerechtigkeiten begangen haben, sondern alle jene, die Allah gegenüber eine aufrührerische und ungehorsame Haltung eingenommen haben. (Mauduudi)

38. Nach fast allen frühen Kommentatoren einschließlich `Umar ibn Al-Hattaab, `Abdullah ibn `Abbas und anderen, bedeutet der Ausdruck "aswaadsch" أَزْوَاج hier "Leute, die ihnen in ihrer Haltung gleich sind" oder ihresgleichen. (Asad)

Das Wort "azwaadsch" im arabischen Text bedeutet, dass die Schuldigen in verschiedene Gruppen geteilt werden, je nach ihren Vergehen. (Mauduudi)

Die Engel bekommen den Befehl Allahs: „Führt die Frevler, die sich selbst und den anderen Geschöpfen Unrecht taten, sowie alle, die ihnen zugestimmten und Hilfe leisteten, zusammen mit dem, was sie anbeteten." (Alousi)

 

23. Anstelle von Allah39 und zeigt ihnen den Weg zum Höllenfeuer.

39. Götzen und Dämonen. (Darjabaadi)

Zwei Arten von Gottheiten sind hier besonders gemeint:

1. Menschen und schaytanische Wesen, die selbst den Anspruch stellten, von Menschen an Allahs Stelle verehrt zu werden; und

2. Götzen und Fetische und ähnliche Dinge, die tatsächlich verehrt wurden. Die "Gottheiten" der ersten Art werden selbst unter den Schuldigen sein und der Strafe zugeführt; die letzteren werden mit in die Hölle geworfen, so dass ihre Verehrer sich ständig ihrer schämen müssen. Es gibt jedoch eine weitere Art von "Gottheiten", die in dieser Welt verehrt wurden, und zwar ohne deren Zustimmung und Wissen, oder nachdem sie sogar dazu aufgerufen hatten, niemanden außer Allah anzubeten, nämlich Engel, Propheten und Heilige. Diese werden in Wirklichkeit nicht angebetet. Angebetet werden vielmehr die Schaytane, die die Menschen dazu verführten (siehe Suura 34:41). (Mauduudi)

Diese werden in Wirklichkeit nicht angebetet. Angebetet werden vielmehr die Schaytane, die die Menschen dazu verführten (siehe Suura 34:41). (Qutb)

 

24. Und stellt sie (noch) auf,40 denn sie sollen befragt werden.

40. Im Vorfeld des Höllenfeuers müssen sie Rechenschaft für ihre Gräueltaten auf der Erde ablegen. In diesem Moment gehen sie aufeinander los, und schieben sich gegenseitig die Schuld zu. (Alousi)

 

25. „Was ist mit euch? Warum helft ihr einander nicht?"41

41. Wie kommt es, dass ihr einander nicht beisteht, wo ihr doch alle hier versammelt seid? Ihr braucht doch alle Hilfe, und bei euch befinden sich die Gottheiten, denen ihr in eurem irdischen Leben gedient habt.- Aber eine Antwort kommt weder verbal noch auf irgendeine andere Weise. (Qutb)

Offensichtlich kann sich niemand für den anderen einsetzen, denn es ist eine Frage der persönlichen Verantwortlichkeit für jede einzelne Seele. Keiner kann dem anderen helfen.

(Juusuf `Allii)

 

26. Nein, heute haben sie sich vollständig ergeben42.

42. Alle Arroganz aus dem vergangenen irdischen Leben ist fort. Aber sie stehen einander gegenüber, und die Verführten befragen ihre Verführer, wie aus den folgenden Ajas hervorgeht. Ähnliches finden wir auch in der Geschichte von Pharao in Suura 20:79. (Juusuf `Allii)

An diesem Tag müssen sie sich Allahs Urteil fügen. (Darjabaadi)

 

27. Und sie werden sich einander zuwenden (und) gegenseitig anklagen43.

43. Sie verlangen voneinander, die Last zu übernehmen. Vergleiche auch den zwar wörtlich gleichen, aber völlig entgegengesetzten Abschnitt in Aja 50 ff dieser Suura. Während dort das Verb "jatasaa'aluun" يَتَسَاءلُون in erster Linie "sie befragen einander" bedeutet, bedeutet es hier "sie verlangen voneinander", nämlich, wie aus dem folgenden hervorgeht, die Verantwortung für ihre dereinstige anlehnende Haltung gegenüber der Wahrheit zu übernehmen. (Asad)

 

28. Sie44 werden sagen: „Ihr wart es, die ihr zu uns mit dem Rechten zu kommen (schient)45."

44. Dies sagen die Verführten zu den Verführern. (Darjabaadi)

45. Wörtlich: Ihr kommt zu uns von der Rechten. (Anm. d. Übers.)

Dies sind die gegenseitigen Vorwürfe der Ungerechten - derjenigen die Unrecht begangen haben, gegen diejenigen, deren Verführung oder schlechtes Beispiel sie dazu veranlasst hat. Die Verführer in dieser Welt missbrauchen oft ihre Macht und ihren Einfluss, Böses zu verbreiten. Die "rechte Hand" ist die Hand der Macht und Autorität. Statt sie für gute Zwecke einzusetzen, missbrauchen sie sie zum Bösen - selbstsüchtig oder zu ihrem eigenen Vorteil, und böswillig, um andere zu unterdrücken. (Juusuf `Allii)

"Ihr habt uns gezwungen." (Darjabaadi)

"Ihr habt den Anspruch erhoben, das, wozu ihr uns veranlasst habt, sei richtig und gut." Der Ausdruck "von der Rechten kommend" ist mehr oder weniger gleichbedeutend mit "einen im ethischen Sinne guten Rat gebend" oder aber auch mit ..jemandem mit Macht und Autorität entgegentretend." (Asad)

In gleicher Art wie Iblis unsere Ureltern im Paradies verführten. (Anm. d. Übers.)

 

29. Sie werden antworten46: „Nein, ihr wart die, die nicht den Imaan verinnerlichen wollten47."

46. Die Verführer. (Darjabaadi)

47. Die Tatsache, dass andere uns verführen oder uns ein schlechtes Beispiel geben, rechtfertigt nicht unser Fehlverhalten. Der Imaan kann uns vor dem Fall bewahren. Wenn wir aber selbst keinen Imaan haben - an die Gerechtigkeit, oder an ein zukünftiges Leben, oder an die Wahrheit des Gesetzes Allahs - wie können wir dann anderen Vorwürfe machen? Die Verführer können sehr wohl sagen: „Ihr werdet euren ungerechten Handlungen entsprechend verurteilt." Die Verantwortlichkeit ist persönlich und kann nicht auf andere übertragen werden. Die anderen bekommen vielleicht die doppelte Strafe - für ihr eigenes Böses und dafür, dass sie ihre schwächeren Mitmenschen verführt haben. Aber deswegen gehen die schwächeren Mitmenschen nicht straflos aus, denn Böses ist eine persönliche Auflehnung gegen Allah, wenn wir an einen persönlichen Gott glauben. Das Böse hat keine Macht über uns, solange wir uns nicht absichtlich dafür entscheiden. Juusuf `Allii)

 

30. Und wir hatten keine Macht über euch.48 Nein, ihr wart Leute, die das Maß Allahs überschritten!

48. Wir hatten eigentlich keine Macht, euch zu zwingen. (Darjabaadi)

 

31. So hat sich das Wort unseres Herrn gegen uns erfüllt, dass wir gewiss (die Strafe) würden kosten müssen49.

49. Für uns wie für euch wird die Strafe verwirklicht, wie sie verheißen wurde, als wir sie leugneten. (Qutb)

Allahs gerechtes Urteil verlangt, dass jeder die folgen seiner eigenen Vergehen spüren soll, und dieses Urteil muss ausgeführt werden. Da hilft keine Entschuldigung. Nur Allahs Barmherzigkeit kann davor retten. (Juusuf `Allii)

Die Folgen unserer Vergehen. (Darjabaadi)

 

32. So haben Wir euch irregeleitet, denn wahrlich, wir selber gingen irre.50

50. Wir taten alles, damit ihr genauso würdet sind wie wir. Da wir also selber in die Irre gingen, haben wir euch mit hinein gezogen. Abgesehen davon wurdet ihr aber doch durch die Gesandten Allahs davor gewarnt uns zu folgen. (Alousi)

Vergleiche auch Suura 28:62-64 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

33. Und an diesem Tag werden sie fürwahr alle an der Strafe teilhaben51.

51. Das heißt, die Führer wie die Mitläufer, die Verführer wie die verführten erleiden dieselbe Strafe. Weder werden die Entschuldigungen der Verführten berücksichtigt noch die Argumente der Verführer. (Mauduudi)

Sie sind in der qualvollen Strafe genauso zusammen, wie sie in der Irre zusammen waren. (Alousi)

 

34. Auf diese Weise werden Wir wahrlich mit den Sündern verfahren.

35. Wahrlich, als ihnen gesagt wurde, dass es keine Gottheit außer Allah gibt, reagierten sie mit Hochmut52.

52. Selbstsüchtiger Stolz war die Keimzelle für Ungerechtigkeit und Auflehnung: Vergleiche Schaytaan in Suura 2:34, Pharao in Suura 28:39 und andere. Arroganz dieser Art hindert den Menschen daran, sein Leben zu ändern und sein Verhalten zu bessern. Wenn er von den Traditionen der Vorfahren, der öffentlichen Meinung oder der nationalen Ehre spricht, denkt er gewöhnlich an sich selbst oder an die kleine Clique, die sich durch Ungerechtigkeit an der Macht hält. Die Anerkennung des wahren Allahs, des einzigen Gottes, als einzige Richtschnur für Leben und Verhalten, grenzt das Ego aus und ist deswegen dem Bösen unangenehm. Wenn in der Phantasie falsche Gottheiten entstehen, die selbst ihre Schwächen haben, die mit dem Bösen in Einklang sind, dann geben sie dem Bösen eine anschauliche Form, und es ist schwierig, sie aufzugeben, wenn uns nicht Allahs Barmherzigkeit zu Hilfe kommt. (Juusuf `Allii)

 

36. Und sagten: „Sollen wir etwa unsere Götter eines besessenen Dichters wegen aufgeben?"53

53. Von einem bösen Geist besessen, oder verrückt. Diesen Vorwurf erhoben die Kaafirs gelegentlich gegen den Propheten im Frühstadium seiner Verkündigung. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 36:69. Die Bezugnahme auf "Götter" oder "Gottheiten" umfasst in diesem Zusammenhang alles, was der Mensch entweder im buchstäblichen wie auch im übertragenen Sinne "anbetet". (Asad)

 

37. Doch Nein! Er ist mit der Wahrheit gekommen und hat die (vorausgegangenen) Gesandten bestätigt.54

54. Die Botschaft des Islam ist weit entfernt davon, "verrückt" oder auch nur merkwürdig zu sein, sondern stimmt vollkommen mit der Vernunft und mit den Gegebenheiten der Natur überein, so wie Allah sie erschaffen hat. Es ist die Wahrheit im reinsten Sinne dieses Wortes und bestätigt die Botschaft aller wahren Gesandten, die je gelebt haben. (Juusuf `Allii)

Wir müssen uns daran erinnern, dass sich dies auf die grundlegenden Lehren bezieht, die in jeder wahren Religion immer dieselben gewesen sind, und nicht auf die zeitgebundenen Gesetze in früheren religiösen Codices. (Asad)

"Bestätigung der Gesandten" hat hier drei Bedeutungen:

1. er widerspricht keinem früheren Gesandten, so dass dessen Anhänger einen berechtigten Grund zur Opposition hätten, sondern bestätigt ihre Botschaft;

2. er bringt bezüglich der Religion keine Neuerung, sondern im wesentlichen dasselbe, war frühere Gesandte von Anfang an übermittelt haben; und

er erfüllt die Voraussagen, die frühere Gesandte mit Bezug auf ihn gemacht haben. (Mauduudi)

 

38. Ihr werdet sicherlich die schmerzliche Strafe kosten,55

55. Sowohl die Verführer als auch die Verführten. (Darjabaadi)

 

39. Dabei wird euch nur für das vergolten, was ihr zu tun pflegtet,56

56. Die Gerechtigkeit erfordert, dass diejenigen, die Böses säen, auch die entsprechenden Früchte ernten. Die Strafe entspricht -jedoch ihrem eigenen Tun und nicht irgend etwas, das ohne Beziehung zu ihnen ist. (Juusuf `Allii)

 

40. Anders ergeht es den aufrichtigen Dienern Allahs,57

57. "Allahs aufrichtige Diener". Im Gegensatz zu dem Grundsatz, dass eine böse Handlung nicht mit mehr vergolten wird als dem, was ihr genau entspricht, wie im vorigen Aja gesagt wurde, sagt der Qur'an hier, dass gute Handlungen mit dem zehnfachen ihres Wertes vergolten werden. Vergleiche auch Suura 6:160. (Asad)

 

41. Sie sind es, die eine bereits bekannte58 Versorgung59 erhalten sollen.

58. "Festgesetzt": der Lohn der Glückseligen ist nicht dem Zufall oder dem Glück überlassen. Er folgt Allahs Beschluss aufgrund an Prinzipien, die erkennbar und verständlich sind. (Juusuf `Allii)

Wie es im Qur'an an verschiedenen Stellen verheißen wird. (Darjabaadi)

Ein Unterhalt, den sie mit allen seinen Eigenschaften kennen, von dem sie sicher sein können, dass sie ihn erhalten, der sie voll befriedigt. (Mauduudi)

59. "Versorgung": im übertragenen Sinne, entsprechend den unten erwähnten Früchten (vergleiche unten Aja 42). (Juusuf `Allii)

 

42. Köstliche Früchte, und sie werden ehrenvoll aufgenommen,60-

60. "Früchte": vergleiche auch Suura 36:57 und die entsprechenden Fußnoten. Die geistigen Freuden werden anhand von Parallelerfahrungen aus unserem gegenwärtigen Leben erläutert und folgen einer aufsteigenden Ordnung: Nahrung und Früchte; Gärten der Glückseligkeit (mit all ihrer Schönheit, ihrem Grün, ihren Vögeln und so weiter); das Heim der Glückseligkeit und Würde mit freundlichen Gefährten, die einander auf Thronen gegenübersitzen; wohlschmeckende Getränke aus kristallklaren Quellen zum gemeinsamen Genuss; und Gefährten des entgegengesetzten Geschlechts mit Schönheit und Anziehungskraft, aber ohne jede Grobheit, die in diesem irdischen Leben oft mit einer solchen Gemeinschaft verbunden ist. (Juusuf `Allii)

 

43. In den Gärten der Wonne.

44. Auf Ruhelagern (werden sie) sich gegenüber sitzen,61

61. Rasi weist darauf hin, dass das Nomen "surur" سُرُر (Singular: sarir), das wörtlich "Sofas" oder gelegentlich auch "Throne" bedeutet, auch im Sinne von "Throne der Ehre" oder "des Glücks" verwendet wird. Ihre Erhabenheit wird an anderen Stellen im Qur’an weiter symbolisiert durch Ausdrücke wie „vergoldet" (Suura 56:15) oder "erhöht" (Suura 88:13). (Asad)

 

45. Ein unerschöpflicher Becher wird unter ihnen die Runde machen,62

62. Vergleiche auch Suura 52:24 und 76:19 und die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

 

46. Weiß (und) wohlschmeckend für die Trinkenden,63

63. Es handelt sich hier nicht um irdischen Wein, der aus gegorenen Fruchtsäften hergestellt wird, sondern um ein Getränk, das auf natürliche Weise aus Quellen fließt und keine negativen Folgen hat. (Mauduudi)

 

47. Darin ist keine Trunkenheit, noch werden sie dadurch müde64.

64. Wie es auch bei anderen Genüssen des Paradieses der Fall ist, so kreist auch der Becher ohne alle Nachteile oder unangenehme Nebenwirkungen in dieser Gesellschaft. Alle diese Dinge dienen der Veranschaulichung: beim Trinken gibt es keinen Rausch, bei den Früchten keinen Überdruss. (Juusuf `Allii)

 

48. Und bei ihnen werden züchtig blickende großäugige (Gefährtinnen) sein,65

65. Hier dient wiederum als Veranschaulichung das Bild keuscher Weiblichkeit. Sie sind zurückhaltend und nicht dreist mit ihren Blicken, aber ihre Augen sind groß vor Verwunderung und Schönheit und weisen auf Anmut, Reinheit und die Fähigkeit zu Bewunderung und Einsicht hin. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 38:42, wo chronologisch zum erstenmal der Begriff "qaasiraat At-tarf" الطَّرْف auftritt, und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

49. Als ob sie wohl behütete Eier wären,66

66. Dies wird gewöhnlich als auf die zarte Gesichtsfarbe einer schönen Frau bezogen verstanden, die mit der transparenten Schale von Eiern im Nest verglichen wird, die von der Vogelmutter aufmerksam umsorgt werden. Die Schale ist warm und frei von allen Flecken. (Juusuf `Allii)

Dies ist eine alte arabische Redewendung, die von der Straussenmutter hergeleitet ist, die ihre Eier im Sand vergräbt, damit sie geschützt sind. Seine besondere Verwendung in Bezug auf die Frauen im Paradies wird aus Suura 56:34 ff deutlich, wo gesagt, wird, dass alle rechtschaffenen Frauen, die ins Paradies gelangen, ungeachtet ihres Alters und Gesundheitszustand zum Zeitpunkt ihres Todes als schöne Jungfrauen auferweckt werden. (Asad)

 

50. Dann werden sie67 sich einander zuwenden und sich gegenseitig befragen.68

67. Nämlich die Bewohner des Paradieses. (Darjabaadi)

68. Vergleiche oben Aja 27, wo derselbe Satz unter umgekehrten Vorzeichen benutzt wird. In beiden Fällen geht es um Erinnerungen aus dem vergangenen irdischen Leben. (Juusuf `Allii)

Die bildhafte Berichterstattung geht weiter; so sehen wir diese auserwählten und geläuterten Diener Allahs, nachdem sie mit allem Komfort und allem Genuss versorgt wurden, sich angenehm miteinander unterhalten. Sie tauschen Erinnerungen aus der Vergangenheit und Eindrücke der Gegenwart aus, und das alle im Gegensatz zu dem Streit und den gegenseitigen Vorwürfen der Sünder, die oben dargestellt wurden. (Qutb)

 

51. Einer von ihnen wird sagen:69 „Ich hatte fürwahr einen (mir nahe stehenden) Gefährten.70

69. Dieser Fragesteller hatte nämlich in seinem irdischen Leben einen Gefährten und engen Begleiter, der schließlich am Tag des Gerichts bestraft wurde. Dieser hatte ihn seinerzeit spöttisch gefragt, ob er etwa auch zu denen gehöre, die aufrichtig von der Auferstehung und dem Gericht überzeugt sind und an eine Auferstehung der Toten glaube, die längst zu Staub und Knochen zerfallen sind. (Qutb)

70. Jener Gefährte war ein Skeptiker, der die Religion und den Glauben an ein zukünftiges Leben verspottete. Hier wendet sich das Blatt. Der aufrichtige Mensch handelte seiner Überzeugung entsprechend und geht jetzt in die Glückseligkeit ein; jener Zyniker aber verfehlte sein Leben und brennt jetzt im quälenden Feuer. (Juusuf `Allii)

 

52. Der zu sagen pflegte: „Glaubst du im Ernst an die Auferstehung?"71

71. „Gehörst du etwa auch zu den Leichtgläubigen, die sich auf irrationale und unmögliche Dinge wie ein Leben nach dem Tod verlassen?" (Mauduudi)

 

53. Sollen wir etwa, nachdem wir gestorben und zu Staub und Knochen geworden sind wieder auferstehen. Sollen wir dann wirklich gerichtet werden?"72

72. Nun liegt diese Erfahrung des Todes und der Auferstehung hinter ihnen. (Qutb)


 

54. Er sprach: „Wollt ihr (ihn) sehen?"73

73. Zu dem, der seinerzeit so gesprochen hatte. (Darjabaadi)

Allah fragt sie freundlich: ,,Wollt ihr ihn sehen?" und lässt sie in den Teil des Feuers blicken, in dem dieser schlimme Gefährte seine gerechte Strafe erhält. (Alousi)

 

55. So schaute er hinauf und sah ihn inmitten des Höllenfeuers.74

74. Er darf Einblick nehmen in einen Zustand, vor dem er dank Allahs Gnade bewahrt wurde. (Juusuf `Allii)

 

56. Da sagte er: „Bei, du hättest mich beinahe ins Verderben gestürzt!"

57. Und wäre nicht die Gnadenfülle meines Herrn gewesen,75 so wäre ich gewiss unter denen, die dorthin gebracht wurden76.

75. Dankbar gesteht er sich seine Schwächen ein: „Wäre Allah mir nicht gnädig gewesen, dann hätte es mit mir auch so ausgehen können." Er sieht, dass er sich in diesem Falle nicht damit hätte herausreden können, er habe nur das Vorbild des anderen befolgt. Er verinnerlichte an Allah den Imaan und wurde gerettet, um den rechten Weg weiterzugehen. (Juusuf `Allii)

76. Der Übergang vom letzten Aja zu diesem zeigt deutlich, wie er zunächst zu seinem ehemaligen Gefährten in der Hölle spricht, dann aber zu sich selbst. Aus diesem Satz und den beiden folgenden klingt heraus, dass er sich in einem viel schöneren und besseren Zustand befindet als dem, den er sich erhofft hatte, und außer sich ist vor Verwunderung und Freude. (Mauduudi)

 

58. So werden wir tatsächlich nicht mehr sterben,77

77. Nie wieder. Dies sagt er zu seinen Gefährten im Paradies in übergroßer Freude. (Darjabaadi)

 

59. Außer unseren ersten Tod und werden wir tatsächlich keine Qual erleiden müssen?78

78. Nachdem er die große Gefahr erkannt hat, der er nur so knapp entgangen ist, ist seine Freude so groß, dass er es kaum fassen kann. Ist die Gefahr wirklich ganz vorüber? Sind die Tore des Todes wirklich für immer geschlossen? Ist er jetzt sich vor allen Versuchungen, die ihm Untergang und Strafe bringen? (Juusuf `Allii)

Außer unserem ersten Tod, den wir bereits erfahren haben und der uns an diese Stätte des Lichts gebracht hat. (Darjabaadi)

 

60. Dies ist fürwahr die höchste Glückseligkeit79.

79. "Ja", ist die Antwort auf die Fragen. „Jenseits der flüchtigen Zeit, jenseits der Reichweite des Todes, gibt es ein gesegnetes Dasein, wo Leben nicht nur ein Atemzug ist." Um es mit diesen Worten Longfellows zu sagen: „in diesem irdischen Leben war es dies, worauf man hoffte, was man ersehnte, im Jenseits ist es dann die Wirklichkeit.“ (Juusuf `Allii)

 

61. Auf so (ein Ziel) sollten die Tätigen ihr Tun ausrichten80.

80. Nach solch einer Glückseligkeit, bei der man nichts versäumt, die nie versiegt, die keinen Tod, also kein Ende kennt, und für die gar keine Strafe droht, nach solch einer Glückseligkeit sollen die Fleißigen streben. Dieses verdient all unser Bemühen, während andere irdische Ziele, für die die Menschen ihr ganzes Leben hergeben, viel zu viel billig und wertlos sind im Vergleich zu dieser Glückseligkeit. (Qutb)

 

62. Ist dies besser als Bewirtung oder der Baum Saqquum?81

81. Vergleiche Suura 17:60 und die entsprechenden Fußnoten. Dieser bittere Baum der Hölle ist ein Symbol des Gegensatzes zu den schönen Gärten des Himmels mit ihren herrlichen Früchten. (Juusuf `Allii)

Lexikalisch bedeutet das Wort "Saqquum" الزَّقُّوم (das außerdem noch in Suura 44:43 und 56:52 benutzt wird), ein "tödlich wirkendes Nahrungsmittel". Deswegen kann der Ausdruck "sadscharat As-Saqquum" شَجَرَةُالزَّقُّومِ, ein Symbol der Hölle, mit "Baum der tödlichen Früchte" übersetzt werden, der zweifellos mit dem in Suura 17:60 erwähnten "verfluchten Baum" identisch ist und die Tatsache symbolisiert, dass die Leiden im zukünftigen Leben, die der Qur`an als "Hölle" darstellt, nur die Früchte, das heißt die logischen Folgen der bösen Handlungen in diesem Leben sind. (Asad)

 

63. Wir haben ihn wahrlich zur Heimsuchung82 für die Missetäter gemacht83.

82. Dieser furchtbar bittere Höllenbaum ist eine Heimsuchung für die Ungerechten.

1. Er wächst auf dem Grund der Hölle.

2. Selbst seine Fruchtstände, die zart sein sollten, sind wie Teufelsköpfe.

3. Seine Früchte werden gierig verschlungen.

4. Dazu gibt es ein kochendes Getränk, das die Eingeweide zerreißt (vergleiche auch unten Fußnote 86).

5. Jedesmal, wenn sie die Runde zwischen diesen Dingen gemacht haben, kehren sie zu ihrem Ausgangspunkt zurück. Ein wirklich unheimliches Bild, aber noch unheimlicher sind die Stadien des geistigen Bösen in Wirklichkeit.

1. Es geht von den tiefsten Gründen der korrupten menschlichen Natur aus.

2. Seine zärtlichsten Beziehungen entarten in Neid und Hass.

3. Die "Gegengifte" dienen nur dazu, die Krankheit zu verschlimmern.

5. Die Kette des Bösen ist endlos; eine Runde folgt unmittelbar auf die andere. (Juusuf `Allii)

83. Vergleiche in diesem Zusammenhang auch Suura 74:31, wo chronologisch zum ersten Mal das Wort "fitna" gebraucht wird. (Asad)

 

64. Denn es ist fürwahr ein Baum, der aus dem Grund des Höllenfeuers hervorkommt,84

84. Das Wort "Saqquum" bezeichnet in einer anderen Bedeutung ein Gericht aus Datteln und Butter, woraufhin die makkanischen Götzendiener einen Grund zu neuen Spott fanden. Dieser Aja entgegnet ihnen darauf. (Darjabaadi)

Die Bezeichnung der Speise der Höllenbewohner mit dem doppeldeutigem Wort "Saqquum" war eine Art Verlockung, um es zu einem Gesprächsthema unter ihnen zu machen, dann aber kamen die Ajas, die genau beschreiben, welch widerliche Speise es ist. (ibn Kasir)

 

65. Seine Fruchtbüschel sehen aus wie Teufelsköpfe85.

85 Teufelsköpfe kennt kein Mensch aus eigener Erfahrung. Sie sind jedoch zweifellos schrecklich. Allah hat diesen Baum als Heimsuchung für dir Ungerechten entstehen lassen. (Qutb)

Nach Samachsari soll dieses Gleichnis dir völlige Abscheulichkeit und Hässlichkeit zum Ausdruck bringen, denn Schaytaan steht für alles, was böse uns abscheulich ist. (Asad)

Gleichnisse ähnlicher Art werden in allen Sprachen benutzt, um Dinge zu schildern, dir man sich sonst nicht vorstellen kann. So wird beispielsweise eine schöne Frau als Elfe uns eine hässliche als Hexe bezeichnet. Ähnlicherweise wird ein mutaqi Mensch als Engel uns ein grundschlechter Mensch als Teufel bezeichnet. (Mauduudi)

 

66. Und sie werden wahrlich davon essen und (ihre) Bäuche damit füllen86.

86. Das Gleichnis von Früchten und Getränken im jeweiligen Geschick der Guten uns der Bösen wird in Suura 47:15 weiter ausgeführt. (Juusuf `Allii)

Sie werden von diesem Baum essen, obwohl er so scheußlich uns seine Früchte so widerlich sind in Bezug auf Geschmack uns Geruch, weil sie dauernd hungrig uns durstig sind, und nichts Besseres zu essen haben. In einem Hadiis bei Tirmisi und ibn Maadscha sagt der Prophet „Fürchtet Allah, wir es Ihm gebührt, denn wenn nur ein Tropfen von Saqquum in dir Weltmeere gefallen wäre, hätte er das Leben der Menschen auf der Erde verdorben. Wir ist es dann erst mit dem, der damit gefüttert wird?" (ibn Kasir)

 

67. Darauf wird ihnen eine Mischung aus siedendem Wasser zu trinken gegeben87.

87. Das kochende Wasser wird mit Eiter und stinkender Fäulnis vermischt uns ihnen als einziger Trank in dir Kehlen geschüttet. (ibn Kasir)

 

68. Dann kehren sie ganz gewiss zum Höllenfeuer zurück88.

88. Nachdem sie in der tiefsten Tiefe der Hölle vom Saqquum-Baum gegessen haben, werden sie allem Anschein nach zu weiterer Strafe nach oben gebracht, woraufhin sie zurückkehren uns von neuem beginnen. (Juusuf `Allii)

 

69. Sie89 fanden wahrlich ihre Väter im Irrtum vor.

89. "Sie": nämlich dir gegenwärtigen Kaafirs. (Darjabaadi)

 

70. Und so traten sie eilends in ihre Fußspuren90

90. Ein schlimmer Tadel: „Ihr habt eure Vorfahren im Unrecht gefunden und mußet in ihren Spuren dem Untergang zueilen." (Juusuf `Allii)

Das heißt blinde Nachahmung (taqlid) von offensichtlich absurden Glaubensvorstellungen, Werten uns Bräuchen verirrter Vorfahren uns Gleichgültigkeit gegenüber allen Zeugnissen der Wahrheit, dir sowohl von der Vernunft als auch von der Offenbarung geliefert werden, wird hier als der Hauptgrund des in den vorigen Ajas geschilderten Leidens dargestellt. (Asad)

 

71. Schon vor ihnen sind ja die meisten der Vorfahren irregegangen91.

91. Sie fanden seinerzeit ihre Vorfahren im Irrtum, fingen aber nicht an, selbst nachzudenken und zu begreifen, sondern imitierten sie kritiklos. Sie und ihre Vorfahren stehen hier als Beispiel für viele Generationen, die dem Irrtum verfallen sind. (Qutb)

 

72. Dabei haben Wir doch vordem bereits Warner zu ihnen gesandt92.

92. Irren ist menschlich. Jeder Irrtum wird vergeben, wenn darauf Reue und Umkehr folgt. Hier geht es darum, dass Allah in seiner

Barmherzigkeit zu allen Zeiten in der Geschichte Gesandte und Lehrer geschickt hat, die seine Botschaft verkünden sollten, und dass die meisten Menschen seine Botschaft abgelehnt haben. (Juusuf `Allii)

 

73. So schau, wie das Ende derer war, die (zuvor) gewarnt wurden93.

93. Erst aufgrund der Annahme oder Ablehnung einer Botschaft Allahs und der Rechtleitung folgt das Gericht. In dieser Welt können wir aus den Erfahrungen des Gerichts lernen. Ungerechtigkeit hat niemals auf lange Sicht Erfolg. (Juusuf `Allii)

 

74. Außer den aufrichtigen Dienern Allahs.94

94. Es gibt jedoch immer eine Gruppe von aufrichtigen Menschen, die Allah dienen. Ihnen steht das höchste geistige Leben offen. (Juusuf `Allii)

Außer den aufrichtigen Dienern Allahs haben die meisten Menschen die Neigung irrezugehen und brauchen deswegen prophetische Rechtleitung. Dieser Gedankengang erklärt meiner Ansicht nach den Übergang zu den folgenden Geschichten verschiedener Propheten. (Asad)

 

Abschnitt 3

75. Und schon Nuuch95 rief Uns vordem an und wie gnädig erhören Wir Gebete96!

95. Dieses Thema steht in Zusammenhang mit den vorigen Ajas. Bei sorgfältigem Durchlesen wird die Verbindung deutlich. (Mauduudi)

96. Vergleiche auch Suura 21:76-77. Die Geschichte von Nuuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, erscheint im Qur`an an verschiedenen Stellen. Hier geht es darum, dass die Menschen schützt, die sich vor dem Bösen hüten, und dass sich das Böse Allahs Plan gegenüber nicht durchsetzen kann. (Juusuf `Allii)

 

76. Und wir erretteten ihn und die Seinen vor schwerer Bedrängnis97.

97. Dies bezieht sich auf Nuuchs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Gebet, das er schließlich an Allah richtete, als er lange Zeit hindurch sein Volk vergeblich ermahnt hatte; vergleiche auch Suura 54:10. (Mauduudi)

 

77. Und Wir machten seine Nachkommenschaft zu den einzig Überlebenden.98

98. Nuuchs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Nachkommen überlebten die Sintflut in seinem Schiff, während die anderen untergingen. (Juusuf `Allii)

 

78. Und Wir bewahrten (seinen Namen) unter den nachfolgenden Geschlechtern99.

99. Sein Name bleibt immer in Erinnerung, denn damit ist der Beginn eines neuen Zeitalters in der Religionsgeschichte verbunden. Beachte, dass die Worte in den Ajas 7 -81 mit geringfügiger Veränderung jeweils eine Art Refrain zu den nun folgenden Abschnitten von Ibraahiim, Muusa und bilden, jedoch nicht zu denen von Luut und Juunus. Luut war Ibraahiims Neffe, und wir können annehmen, dass er zu der Geschichte von Ibraahiim dazugehört. Juunus Laufbahn endete beinahe mit einer Tragödie für ihn selbst, und seinem Volk wurde eine weitere Frist gesetzt (siehe unten Vers 143). Sowohl Luut als auch Juunus, Allahs Segen und Frieden auf ihnen allen, gehörten Sorten einer begrenzten lokalen Tradition an. (Juusuf `Allii)

Wörtlich: „Und Wir ließen auf ihm. ..", nämlich das Lob oder die Erinnerung, die in den folgenden Grußworten ausgedrückt wird. (Asad)

 

79. „Friede sei mit Nuuch in aller Welt.“100

100. Die Geschichte von der Flut gibt es in irgend einer Form bei allen Völkern, nicht nur bei denen, die der Tradition Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, folgen. (Juusuf `Allii)

 

80. Wahrlich auf diese Art belohnen wir die Rechtschaffenden.

81. Denn er war einer Unserer mu’min Diener101,

101. So weit das gute Ende der Mu'mins, während Allah für die Kaafirs aus Nuuchs Volk den Untergang vorhergesehen hat. (Qutb)

 

82. Alsdann ließen Wir die anderen ertrinken102.

102. Hier wurden nämlich dem Verhalten der Menschen entsprechend Allahs Gesetzmäßigkeiten (Sunnat Allah) wirksam (vergleiche oben Ajas 72-74, wo allgemein darauf hingewiesen wird). (Qutb)

 

83. Und wahrlich, unter seiner Anhängerschaft war Ibraahiim.103

103. Einzelheiten dieser Geschichte finden wir in Suura 21:51-73, aber diese Episode von seiner Bereitschaft und der Sohnes, sich der äußersten Form der Selbstaufopferung zu unterwerfen (siehe unten Ajas 102-107), wird hier zum erstenmal erzählt, da sich die Suura mit dem Thema "Nicht mein Wille sondern Dein Wille geschehe!" befasst. „Seiner Anhängerschaft" (wörtlich: seine Gemeinde/Partei) bezieht sich auf Nuuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, von dem oben in Aja 81 die Rede ist. (Juusuf `Allii)


 

84. Als er mit einem heilen Herzen zu seinem Herrn kam.104

104. Das ist ein Bild der völligen Hingabe und der Reinheit, der Unschuld und der Aufrichtigkeit, die das heile Herz andeutet. Und mit diesem heilen Herzen spürte er Abscheu gegenüber dem Götzendienst und dem Aberglauben seines Volkes. (Qutb)

"Qalbin saliim" قَلْبٍ سَلِيم: ein heiles Herz, ein reines Herz, das unberührt ist von den Krankheiten, von denen andere befallen sind. Das Herz im Arabischen nicht nur als Sitz der Gefühle und der Zuneigung, sondern auch der Intelligenz und Vernunft gilt, bezeichnet das Wort hier den gesamten Charakter. Vergleiche auch Suura 2:135, wo Ibraahiim als "hanif" ("der Wahrhaftige") bezeichnet wird, und Suura 26:89 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Ein Herz, das frei ist von allem moralisch Bösen und von aller Glaubensschwäche, von jeder Spur des Kufrs oder Götzendienstes, von jedem Gefühl der Auflehnung und des Ungehorsams und von allen bösen Wünschen und Neigungen, das anderen gegenüber keinerlei Bosheit, Eifersucht oder Neid verspürt und keinerlei böse Absichten kennt. (Mauduudi)

 

85. (Damals) als er zu seinem Vater und zu seinem Volk105 sagte: „Was betet ihr da an?"106

105 Sie waren Polytheisten, die sowohl Götzen als auch Gestirne verehrten. (Darjabaadi)

106. Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sah, dass sie Götzen dienten. Dagegen wehrte sich sein Innerstes, so dass er diese Frage stellt: „Was ist das eigentlich?" Denn die Leute dienten diesen Wesen doch nicht, weil diese dessen würdig waren. Wenn der Mensch meint, er diene den Götzen, so ist das ein Selbstbetrug, da er die Götzen doch mit eigenen Händen und seinen eigenen Vorstellungen entsprechend hergestellt hat. (Qutb)

 

86. Wollt ihr in lügenhafter Weise andere Götter anstelle von Allah haben?107

107. Falsche Verehrung - die Verehrung von Götzen, Gestirne oder Symbolen, des Geldes oder gar des eigenen Ich – ist entweder auf eine falsche und unwürdige Vorstellung von zurückzuführen oder auf eine Vorstellung, bei der die Praxis nicht mit dem Wissen übereinstimmt oder die Regungen des Gewissens außer acht lässt. Ibraahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Herausforderung an sein Volk bedeutet: „Seid ihr Narren oder Heuchler?" (Juusuf `Allii)

 

87. Was für eine Vorstellung habt ihr wohl von Gott- dem Herrn aller Welten108

108. Seht ihr denn nicht, dass der wirkliche Schöpfer einer ist - jenseits aller Formen und abergläubischen Vorstellungen, die ihr mit Ihm in Verbindung bringt? (Juusuf `Allii)

Ibraahiim argumentiert folgendermaßen: „Verinnerlicht ihr den Imaan an die Existenz eines Schöpfers und Herrn des Universums'?" Diese Frage musste sein Volk bejahen, denn der Imaan an ein höchstes Wesen war ein Grundbestandteil ihrer Religion. Der nächste Schritt ist die Frage „Wie könnt ihr dann Götzen verehren - die ihr mit eigener Hand hergestellt habt - und gleichzeitig an der Vorstellung von einem Schöpfer des Universums festhalten?" (Asad)

 

88. Dann109 warf er einen Blick auf die Sterne,110

109. Aus einem gegebenen Anlass. (Darjabaadi)

110. Wie zuvor erwähnt, verehrte sein Volk die Gestirne. (Qutb)
 

 

89. Dann sagte er:111„Ich bin bestimmt krank!"112

111. Zu seinen Angehörigen, als sie ihn aufforderten, an einer bestimmten Festlichkeit teilzunehmen. (Darjabaadi)

112. Er war tatsächlich von dem Gedanken bedrückt, mit Trug dieser Art in Verbindung gebracht zu werden. Sein Vater selbst gehörte zu den Vertretern dieses Truges, und sein Volk war ihm ganz und gar verfallen. Er konnte keinesfalls an ihrem Mummenschanz teilnehmen, und sie ließen ihn verächtlich zurück. Da nahm er die Gelegenheit zu seinem praktischen Protest wahr, wie in Suura 21:54-64 berichtet wird. (Juusuf `Allii)

 

90. Da kehrten sie sich von ihm ab und gingen fort.113

113. Das Volk beeilte sich, der Erfüllung seiner Gebräuche nachzugehen und an diesem Tag sein Fest zu feiern. Auf diese Gelegenheit hatte Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nur gewartet. (Qutb)

 

91. So schlich er sich zu ihren Göttern114 und fragte: „Wollt ihr nicht essen?"115

114. Zu den Götzenstatuen. (Darjabaadi)

115. Von den Opfergaben, die vor euch stehen. (Juusuf `Allii)

 

92. Warum gebt ihr keinen Laut von euch?116

116. Verärgert über die Unvernunft seines Volks redet er weiter spöttisch zu ihren vermeintlichen Göttern, die kein Lebenszeichen von sich geben. (Qutb)

 

93. Da ging er hin117, mit der rechten Hand schlagend.118

117. Vergleiche auch oben Fußnote 112. (Juusuf `Allii)

118. Mit der rechten Hand: nämlich mit der Hand der Macht, das heißt er schlug kräftig zu und zerbrach sie. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 21:58 ff. (Asad)

 

94. Da kamen sie119 eilends zu ihm gelaufen.120

119. Die Götzenverehrer. (Darjabaadi)

120. Nachdem sie von dem Vorkommnis erfahren hatten. (Darjabaadi)


 

95. Er sagte:121 „Betet ihr das an, was (ihr selber) zurechtgemeißelt?"122

121. Um sie bloßzustellen. (Darjabaadi)

122. Seine Handlung war eine Herausforderung gewesen, die er jetzt mit Argumenten untermauert: „Verehrt ihr etwa eure eigenen Produkte? Verehrung verdient nur Er, der euch erschaffen hat und euch die Herstellung von Dingen ermöglichte!" (Juusuf `Allii)

 

96. Wo doch Allah euch erschaffen hat und was ihr herstellt.123

123. Er ist der einzige, der eure Verehrung wirklich verdient. (Qutb)

 

97. Da sagten sie:124 „Errichtet für ihn einen Scheiterhaufen125 und werft ihn in das lodernde Feuer."

124. Dies sprachen die Götzendiener untereinander. (Darjabaadi)

125. Ibraahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Argument ließ keinen Raum mehr für Gegenargumente. In einem solchen Fall greift das Böse auf Gewalt zurück oder auf heimliche Verschwörung. Hier ist beides der Fall. Die Gewalt äußerte sich darin, dass sie ihn ins Feuer warfen. Durch Allahs Gnade geschah ihm aber dadurch kein Leid (vergleiche Suura 21:69), Ihr Plan war jedoch ein Bumerang, der auf sie selbst zurückfiel. (Juusuf `Allii)

Was können die armen Geschöpfe mit ihrer List erreichen, wenn der Allmächtige etwas anderes will? Was können sie einem treuen Diener Allahs antun, wenn der Schutz ihn umgibt. (Qutb)

 

98. So wollten sie Ränke wider ihn schmieden, Wir aber erniedrigten sie aufs tiefste.126

126. Vergleiche Suura 21:71. Nachdem der Plan gegen Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, fehlgeschlagen war, wanderte dieser aus und ließ sich in Syrien und Palästina nieder. Seine Verfolger waren gedemütigt. (Juusuf `Allii)

 

99. Und er sagte:127 „Ich gehe ganz gewiss zu meinem Herrn.128 Er wird mich rechtleiten!"129

127. Diese Worte sprach Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, bei seinem Abschied, als er heil aus dem Feuer herausgekommen war und den Beschluss gefasst hatte, das Land zu verlassen. (Mauduudi)

128. Dies ist die eigentliche Hidschra (Auswanderung, Trennung vom Bösen). Sie muss zuerst innerlich geschehen, bevor eine räumliche Auswanderung stattfinden kann. Sie bedeutet eine Loslösung von Vater, Volk und allem, womit man sich verbunden fühlt in dieser Welt. Eine echte Hidschra ist auch kein einmaliger, sondern ein ständig andauernder Vorgang. (Qutb)

Ich verlasse mein Heim und mein Vaterland nur um Allahs willen, denn mein Volk hat sich allein Seinetwegen mir gegenüber feindselig verhalten. Im alltäglichen Bereich hätte es ansonsten keine Differenzen zwischen den Leuten und mir gegeben, die mich zu einer Auswanderung hätten veranlassen können. Ich verlasse meine Heimat in vollem Vertrauen auf Allah und gehe dahin, wohin er mich führt. (Mauduudi)

129. Dies war Ibraahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Hidschra. Er verließ sein Volk und sein Land, weil die Wahrheit ihm lieber war als die falschen Lehren seiner Vorfahren. Er hatte sich Allah anvertraut, und unter Allahs Leitung und Führung wurde er zum Stammesvater großer Völker. Vergleiche auch Suura 21:59 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

 

100. „Mein Herr, schenke mir tugendhafte Nachkommen130,"

130. Beachte, dass Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nicht nur um einen Sohn bittet, sondern um einen, der rechtschaffen und mutaqi aufwuchs. (Darjabaadi)

 

101. Darauf gaben Wir ihm die frohe Kunde131 von einem sanftmütigen Sohn132.

131. Dies war in dem fruchtbaren Land von Syrien oder Palästina. Bei dem Sohn handelt es sich nach der richtigen Überlieferung (die jedoch in dieser Hinsicht nicht ganz einstimmig ist) um Ibraahiims erstgeborenen Sohn Ismaa'iil, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden. Der Name selbst stammt von der Wurzel "sami`a" ("hören"), weil Allah Ibraahiims Gebet erhört hatte (siehe oben Aja 100). Nach Genesis 16:16 war Ibraahiim 86 Jahre als, als Ismaa’iil geboren wurde.

"Und Abram war sechsundachtzig Jahre alt, als ihm Hagar den Ismael gebar."  (Juusuf `Allii)

132. Der Charakter des Jungen wird mit "haliim" bezeichnet, was ich übersetze: "bereit zu ertragen und langmütig zu sein." Dieser Begriff wird in Suura 9:114 und 11:75 auch auf Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, angewendet. Er bezieht sich auf die geduldige Weise, in der Vater und Sohn ihre Bereitschaft zeigten, sich selbst aufzuopfern, um Allahs Gebot zu gehorchen. Siehe auch den nächsten Aja. (Juusuf `Allii)

 

102. Und als er alt genug war, um mit (seinem) Vater zu arbeiten133, sagte dieser: „O mein Söhnchen, wahrlich, ich sehe im Traum, dass ich dich schlachte134. Schau also was du dazu meinst135." Er antwortete: „O mein lieber Vater, tu, was dir befohlen wird136. Du wirst mich, so Allah will, standhaft finden137!"

133. Wörtlich: „als er das (Alter des) Laufens (oder Arbeitens) mit ihm erreicht hatte". Dies besagt offensichtlich, dass der Junge ein Alter erreicht hatte, indem er den Islam und Zielsetzungen seines Vaters verstehen und teilen konnte. (Asad)

134. Wo hatte Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, diese Vision? Es war in der Nähe von Makka. Gelegentlich wird der Ort mit dem Tal von Mina etwa 10 km nördlich von Makka identifiziert, wo allmählich im Zusammenhang mit den Riten der Pilgerfahrt am 10. Sul-Hidschdscha, dem Opferfest, ein entsprechendes Opfer stattfindet, das an diese Geschichte erinnert. (Juusuf `Allii)

Hier ist Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, der Greis, der seine Blutsverwandten und sein Heimatland verlassen hat. Er bekommt im fortgeschrittenen Alter einen Sohn, den er lange ersehnt hatte. Es ist ein ausgezeichneter Junge, der die Bezeichnung "haliim", also sanftmütig, von Allah erhält. Kaum hat er sich angenehm an ihn gewöhnt, hat er die Vision, dass er ihn opfern soll. Er versteht es als eine Anweisung von Allah. Es ist keine ausgesprochene Offenbarung, es ist kein direkter Befehl. Es ist nur ein Wink, eine Andeutung, aber das ist für Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, vollkommen ausreichend, um zu gehorchen und dem Befehl Folge zu leisten. Er gehorcht ohne Aufregung und ohne Nervosität, sondern in vollkommener Ruhe und voller Vertrauen, dass er einer Pflicht nachgeht. Er tut seine Pflicht in tiefem Imaan und ohne jeglichen Ärger, ohne jegliche Hast. Der Befehl ist schwer, da gibt es keinen Zweifel. Er soll seinen Sohn nicht zu einem Kampf schicken, oder ihn mit etwas beauftragen, wobei er den Tod findet. Vielmehr soll er ihn mit eigener Hand töten! Er empfängt den Befehl in vollem Gehorsam, legt seinem Sohn die Sache in gefasster Form vor, und fragt ihn nach seiner Meinung. (Qutb)

135. Zu welchem Zeitpunkt in der Geschichte Ibraahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, fand dieses Ereignis statt? Vergleiche auch Suura 21:69 und die entsprechenden Fußnoten. Offensichtlich war es nach seiner Ankunft im Lande Kanaan und nachdem Ismaa’iil herangewachsen war. (Juusuf `Allii)

Beachte, das Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, träumte, er opfere seinen Sohn, und nicht, er habe ihn geopfert. Obgleich er zu dem Zeitpunkt verstand, er solle seinen Sohn opfern, und auf dieser Grundlage auch dazu bereit war, wird in Aja 105 unten erläutert, was Allah mit diesem Traum wirklich beabsichtigt hatte. (Mauduudi)

136. Dies sind Worte, die seine Zustimmung zu der Sache ausdrücken, der er sich gegenübergestellt sieht. Es sind Worte eines Menschen, der seine Pflicht kennt und mu’min ist, so dass er Allahs Gebot nur Folge leisten kann. (Qutb)

Mit dieser Frage wollte Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, erfahren, ob sein Sohn wirklich so mutaqi war, wie er es sich in seinem Gebet gewünscht hatte. Wenn der Sohn selbst bereit war, sein Leben zu opfern, um Allahs Wohlgefallen zu erlangen, dann bedeutete dies, dass sein Gebet voll erhört worden war und der Junge nicht nur biologisch, sondern auch moralisch und geistig sein Sohn war. (Mauduudi)

137. Auch der Sohn reagiert auf Allahs Gebot nicht nur mit Gehorsam und Zustimmung, sondern mit Zufriedenheit und Gewissheit und voller Liebe zu seinem Vater, und in dem Bewusstsein, dass es die Gunst und Gnade Allahs sein werden, welche ihm dabei Standhaftigkeit verleihen würden. (Qutb)

138. Beachte, dass das Opfer sowohl von Ibraahiim als auch von Ismaa'iil, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, gefordert wurde. Der Wille sowohl des Vaters als auch des Sohnes sollte auf die Probe gestellt werden. Dem Vater wurde das Gebot in einem Traum mitgeteilt. Um sicher zu sein, dass es nicht einfach nur ein Traum war und - wenn es ein wirkliches Gebot Allahs war -dass sein Sohn einverstanden war, fragte er diesen. Der Sohn stimmte bereitwillig zu und versprach, standhaft zu sein, wenn dieses Opfer wirklich verlangt werden sollte. Diese ganze Geschichte ist symbolisch. Allah braucht nicht das Fleisch und das Blut von Tieren (vergleiche Suura 22:37), ganz zu schweigen von Menschen. Er verlangt jedoch, dass wir unser ganzes Wesen Allah hingeben. Das Symbol dafür ist, das wir etwas aufgeben, das uns sehr lieb ist, wenn die Pflicht ein solches Opfer erfordert. (Juusuf `Allii)

Das Wort "aslamaa" أَسْلَمَا bedeutet im Sprachgebrauch des Qur'an "er gab sich selbst Allah hin" oder "er unterwarf sich Allahs Willen", selbst wenn Allah nicht ausdrücklich erwähnt wird. Die Dualform "aslamaa" im obigen Aja scheint auf den ersten Blick dasselbe zu bedeuten. Da jedoch aus dem Zusammenhang eindeutig hervorgeht, dass es eigentlich nicht Allahs Wille war, dass der Sohn geopfert werden sollt, kann die Unterwerfung der beiden "unter Allahs Willen" nicht anders als subjektiv verstanden werden: „das, was sie für Allahs Willen hielten". (Asad)

 

103. Als sie sich beide in Allahs Willen ergeben hatten138 und er ihn mit dem Gesicht zu Boden gelegt hatte139,

139. Unsere Version der Geschichte kann mit der jüdisch-christlichen Version im Alten Testament verglichen werden. Die jüdische Tradition entstammt dem jüngeren Zweig der Familie, der von Ishaaq-herstammt, dem Ahnherrn der Juden, gegenüber dem älteren Zweig, der von Ismaa'iil, Allahs Segen und Frieden auf ihm, herstammt, dem Ahnherrn der Araber. In der jüdischen Tradition wird diese Geschichte Ishaaq zugeschrieben, um den jüngeren Zweig der Familie besonders hervorzuheben. Ishaaq wurde erst geboren, nachdem Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, bereits, 100 Jahre alt war, während Ismaa'iil geboren wurde, als sein Vater 86 Jahre alt war (vergleich Genesis 2 :5 und 16:16). Ismail war somit 14 Jahr ,älter als Ishaaq. Während dieser 14 Jahre war Ismail' der einzige Sohn Ibraahiims. In Genesis 22:2 wird demgegenüber Ishaaq als der einzige Sohn bezeichnet. Dieser lapsus zeigt, dass hier eine ältere Version im Interesse einer Stammesreligion von einer neueren Version überlagert worden ist. (Juusuf `Allii)

Als er im Begriff war ihn zu töten. (Darjabaadi)

In diesem Augenblick haben sie beide die Prüfung bestanden. Sie haben sich dem Willen Allahs unterworfen, und gehorchen dem Befehl Allahs. (Qutb)


 

104. Und Wir riefen ihm zu: „O Ibraahiim140!“

140. Ein Engel rief ihn von hinten und brachte ihm die frohe Botschaft Allahs. (Alousi)

In der biblischen Version wird Ishaaq nicht nach seiner Zustimmung gefragt; in der Tat fragt er: „Wo ist das Lamm für das Opfer?" Daraufhin wird ihm gesagt: „Gott wird schon für ein Opferlamm sorgen." Die Geschichte wird wie ein beabsichtigtes Menschenopfer dargestellt ähnlich den Opfern, die man dem Moloch brachte. In unserer Version ist das Opfer sowohl in Übereinstimmung mit Ismaa'iills als auch mit Ibraahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, Willen, und in jedem Fall ist es symbolisch: es war eine Prüfung. (Juusuf `Allii)

 

105. Du hast bereits dein Traumgesicht erfüllt141!“ Wahrlich, so belohnen Wir jene, die Gutes tun142.

141. Du hast diese Version erfüllt und sie mit deiner Handlung verwirklicht, denn Allah will nichts anderes als dass wir uns Ihm hingeben und Seinem Willen zustimmen. (Qutb)

Das heißt, die moralische Bedeutung von Ibraahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Traumvision bestand in einer Prüfung seiner Bereitschaft, das zu opfern, was ihm in diesem Leben am liebsten war. (Asad)

142. Allah prüft rechtschaffene Menschen nicht, um ihnen Kummer und Sorge nur um ihrer selbst willen zu verursachen, sondern diese Prüfungen sollen ihre guten Eigenschaften zum Vorschein bringen und die Betreffenden in einen hohen Rang erheben. Allah bringt sie sicher aus der Situation heraus, in die sie aufgrund der Prüfung geraten sind. (Mauduudi)

 

106. Fürwahr, dies ist ganz gewiss die offenkundige Prüfung143.

143. Eine solche schwere Prüfung bedeutete offensichtlich, dass Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in der Lage war, sie zu bestehen, und zeichnete ihn somit mit einer hohen moralischen Würde aus - in sich selbst bereits ein Lohn Allahs. (Asad)

 

107. Und Wir lösten ihn mit einem gewaltigen Schlachtopfer aus144:

144. Dass das Opfer hier als "`asiim" عَظِيم ("groß", "wichtig") bezeichnet wird, kann sowohl buchstäblich als auch im übertragenen Sinne verstanden werden. Im buchstäblichen Sinne bedeutet es, dass ein Schaf oder Widder symbolisch als Ersatz gegeben wurde. Die symbolische Bedeutung ist jedoch noch wichtiger. Es war in der Tat ein großer und wichtiger Augenblick, als sich zwei Menschen mit gemeinsamer Willensanstrengung in die Reihen derjenigen einordneten, denen Selbstaufopferung für Allahs Sache das Höchste in diesem Leben bedeutet. Beachte jedoch, dass der Ersatz für dieses Opfer nicht von den beiden Menschen bereitgestellt wurde, sondern von Allah selbst. Allah will unseren Willen und unsere Hingabe, nicht unbedingt unser Leben im physischen Sinne. Wenn wir uns Ihm zur Verfügung stellen, wird Er Wege finden, uns nicht zum Werkzeug unserer eigenen Vernichtung zu machen, sondern uns vorwärtszubringen.

(Juusuf `Allii)

Die Bezeichnung "`asiim" macht es unwahrscheinlich, dass sich dieser Ausdruck nur auf den Widder bezieht, den Ibraahiim schließlich an Ismaa'iils, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, Stelle schlachtete. Meiner Ansicht nach ist das hier erwähnte Opfer das, das jedes Jahr von den Mu'mins während der Pilgerfahrt vollzogen wird und an diese Geschichte von Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, erinnert. (Asad)

 

108. Und Wir bewahrten seinen Namen unter den späteren (Geschlechtern)145:

145 Vergleiche oben Aja 78-81 und die entsprechende Fußnote. (Juusuf `Allii)


 

109. „Friede sei mit Ibraahiim146!"

146. Dass Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, bis heute nicht nur von Muslimen, sondern auch von Juden und Christen hoch geehrt wird, ist ein Teil der Erfüllung dieser Verheißung. (Darjabaadi)

 

110. So belohnen Wir jene, die Gutes tun147.

147. Allah belohnt sie mit Gutem, mit Herzensfrieden und mit einem hohen Rang sowie der Erfüllung Seiner Verheißung. Auch dies gehört zu Allahs Gesetzmäßigkeiten (Sunnat Allah; vergleiche oben Aja 82 und die entsprechende Fußnote). (Qutb)

 

111. Er zählt ganz gewiss zu Unseren Dienern, die fest an Uns den Imaan verinnerlichen.

112. Und Wir gaben ihm die frohe Botschaft an Ishaaq, - der Prophet und einer der Rechtschaffenen sein würde148.

148. Ishaaq war Abrahams, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, weiter Sohn, von Sachra geboren, als er 100 Jahre alt war. Auch Ishaaq wurde gesegnet und wurde zum Stammvater des jüdischen Volkes. Siehe auch unten Fußnote 150. (Juusuf `Allii)

Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wurde der Stammvater vieler Propheten und auch unserer Umma der Muslime, die wir seine Religion als Erbe übernommen hat. Dies hat Allah so für sie vorgesehen und ihr die Verantwortung auferlegt, die Menschheit Ibraahiims Religion entsprechend zu führen. Sie ist Ibraahiims "Nachkommenschaft" bis zum Tag der Auferstehung. (Qutb)

 

113. Und Wir segneten ihn und Ishaaq. Doch unter ihren Nachkommen149 sind solche, die Gutes tun und solche, die offenkundig Unrecht gegen sich selbst begehen150.

149. Nachkommen, unter denen sich zahlreiche Propheten befanden. (Darjabaadi)

150. Solange sich die Kinder Israels für Allahs Sache einsetzten, durften sie Allahs Segen genießen, und ihre Geschichte ist Teil der Heilsgeschichte. Als sie jedoch Allahs Gnade verloren, konnten sie nicht Allahs Plan zunichte machen: sie schadeten nur sich selbst. (Juusuf `Allii)

Mit dieser Aussage weist der Qur`an die großspurige Behauptung der Juden zurück, sie seien aufgrund ihrer Abstammung von Ibraahiim, Ishaaq und Jaquub, Allahs Segen und Frieden auf ihnen allen, ein "auserwähltes Volk" und damit sozusagen automatisch von Allah akzeptiert. Mit anderen Worten, wenn Allah einen Propheten oder heiligen Menschen segnet, bedeutet dies nicht in sich selbst einen Sonderstatus für seine Nachkommen. (Asad)

Nach ihnen kommen ihre Kinder und Kindeskinder, die sie beerben. Es geht hier nicht um das Erbe zwischen nahen und entfernten Verwandten, sondern um das Erbe der Religion und des Lebensweges. Wer diesem Weg folgt, ist ein Rechtschaffener, und wer andere, abweichende Wege geht, ist ein Frevler, dem keine nahe oder ferne Verwandtschaft zu den Propheten nützt. (Qutb)

 

Abschnitt 4

114. So erwiesen Wir später Muusa und Haaruun Unsere Gnade151.

151. An zahlreichen Stellen im Qur`an wird die Geschichte von Muusa erzählt. Diejenigen Stellen, die das hier Erwähnte am besten veranschaulichen, sind Suura 28:4 -43 und 20:77-98.

(Juusuf `Allii)

 

115. Und erretteten sie und ihr Volk aus der schweren Bedrängnis152.

152. Welches Unheil hätte größer für sie sein können als ihre Sklaverei in Ägypten, wobei ihre männlichen Nachkommen getötet und ihre weiblichen Nachkommen für die Ägypter am Leben gelassen wurden. (Juusuf `Allii)

 

116. Und Wir halfen ihnen, so dass sie schließlich den Sieg davontrugen153.

153. Die Israeliten wurden in drei Schritten befreit, die in den Ajas 114, 115 und 116 erwähnt werden. Die Vervollkommnung der Gnade Allahs ihnen gegenüber bestand jedoch in der Offenbarung (Ajas 117-118), die sie auf den rechten Weg führte, solange die diese bewahrten und ihren Geboten folgten. Folgendes waren die drei Schritte:

1. die Berufung von Muusa und

2. ihre Befreiung aus der Knechtschaft; und

3. ihr Durchzug durch das Rote Meer und der Untergang der Armee des Pharao. (Juusuf `Allii)

 

117. Und Wir gaben ihnen154 das Buch, das (hilft, alles) deutlich zu machen155.

154. "Den beiden": nämlich in erster Linie Muusa, dann aber auch seinem Bruder Haaruun, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, der sein Stellvertreter war. (Darjabaadi)

155. Das Wort "mustaqiin" مُسْتَقِيم unterscheidet sich geringfügig von dem Wort "muqiin". Ersteres übersetze ich: "was dazu beiträgt, Dinge zu verdeutlichen", und letzteres: "was Dinge verdeutlicht". Dies entspricht genau dem Charakter von Thora und Qur`an. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 5:44. (Asad)

 

118. Und führten sie auf den geraden Weg156,

156. Den Weg Allahs, auf den die Mu'mins geführt werden. (Qutb)

 

119. Und Wir bewahrten ihre Namen unter den späteren (Geschlechtern)157:

157. Vergleiche oben Aja 78-81 und die entsprechende Fußnote. (Juusuf `Allii)

 

120. „Friede sei mit Muusa und Haaruun158!“

158. Das Vorerwähnte (siehe die Ajas 114-120) gipfelt in Allahs Friedensgruß an Muusa und Haaruun, Allahs Segen und Frieden auf ihm. (Qutb)

 

121. Wahrlich, so belohnen Wir jene, die Gutes tun.

122. Sie zählen ganz gewiss zu Unseren Dienern, die fest an Uns den Imaan verinnerlichen.

123. Und wahrlich, Iljaas war einer Unserer Gesandten159.

159. Nach dem kurzen Hinweis auf Muusa und Haaruun folgt ein zweiter kurzer Hinweis auf den Propheten Iljaas, Allahs Segen und Frieden auf ihnen allen. Er wurde zu einem Volk in Syrien gesandt, das einen Götzen verehrte und ihn Baal nannte. In der Stadt Baalbak sind noch einige Baudenkmäler, die auf den damaligen Götzenkult hindeuten.  Iljaas rief sein Volk auf, Allah allein anzubeten, und ihm nichts zur Seite zu aus stellen, genau so wie Ibraahiim und wie jeder Gesandte Allahs sein Volk aufrief. Die Antwort war jedoch die Zurückweisung und Verleugnung. (Qutb)

Die Betonung, dass Iljas zu den Gesandten gehört, soll an das Prinzip des Qur'an erinnern, dass Allah keinen Unterschied zwischen den Propheten macht (vergleiche Suura 2:136; 2:285; 3:84 und 4:152 sowie die entsprechenden Fußnoten). (Asad)

 

124. Als er zu seinem Volk160 sagte: „Wollt ihr nicht mutaqi sein?

160. Nämlich dem Volk der Samaria. (Darjabaadi)

 

125. Ruft ihr Baal161 an und gebt den Besten der Schöpfer auf162.

161. "Baal" bedeutet wörtlich "Herr", "Besitzer" und wurde als Bezeichnung für eine kanaanäische Gottheit verwendet, häufig in Verbindung mit Wetter- und Fruchtbarkeitskulten, wobei Baal stirbt und wieder aufersteht. Neben Baal wird meist auch eine weibliche Gottheit genannt (Ashera oder Astarte), deren Gefährte er ist (Baal bedeutet auch "Ehemann"). (Anm. d. Übers.)

162. "Da trat Elia zu allem Volk und sprach: Wie lange hinket ihr auf beiden Seiten? Ist der Herr Gott, so wandelt ihm nach, ist's aber Baal, so wandelt ihm nach. Und das Volk antwortete ihm nichts. 1. Könige 18:21.

Der Begriff "der beste Schöpfer" lässt den Gedanken zu, dass außer Allah auch andere Wesen in gewissem Sinne schöpferisch tätig sein können, so wie es auch von Iqbal und anderen modernen Denkern vertreten wird, die der Ansicht sind, dass der Schöpfungsprozeß noch nicht abgeschlossen ist und der Mensch aktiv daran teilhat. (Darjabaadi)

 

126. Allah, euren Herrn und den Herrn eurer Vorväter163?"

163. Iljaas rief sein Volk auf, dem Einen Gott allein zu dienen, so wie es auch Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, dereinst bei seinem Volk getan hatte, und tadelt ihren Baalskult ebenso wie Ibraahiim den Götzendienst seines Vaters und seines Volkes. So haben es immer wieder die Propheten bei ihren jeweiligen Völkern gehalten. (Qutb)

 

127. Da ziehen sie ihn der Lüge164 und so werden sie gewiss zur Rechenschaft vorgeführt165 -

164. Sie verfolgten ihn, so dass er um sein Leben fliehen musste. Schließlich verschwand er auf geheimnisvolle Weise. (Juusuf `Allii)

165. Allah wird sie zur Rechenschaft ziehen. (Darjabaadi)

 

128. Außer den aufrichtigen Dienern Allahs166.

166. Nur diejenigen, sind von der Strafe ausgenommen, die den Propheten Iljaas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nicht verleugnet haben, und die        u Seinem Dienst aus dem Volk auserwählt hat. (Mauduudi)

 

129. Und Wir bewahrten seinen Namen unter den späteren (Geschlechtern)167.

167. Vergleiche oben Aja 78-81 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Zu Lebzeiten wurde Iljaas von seinem Volk so behandelt, wie es in den obigen Ajas und den entsprechenden Fußnoten geschildert wurde. Nach seinem Tode jedoch wurde er hoch verehrt und erhielt einen Stellenwert gleich nach dem Propheten Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Daher kommt auch die Vorstellung, er sei in einem Sturmwind in einem Feuerwagen zum Himmel entrückt worden

"Ich gehe hin den Weg aller Welt. So sei getrost und sei ein Mann" (2. Könige 2)

und werde wieder auf die Erde zurückkommen. (Mauduudi)

 

130. „Friede sei mit Iljaas168!"

168 "Iljaasiniin" إِلْ يَاسِين kann eine Alternativform zu Iljaas sein (ähnlich wie Sainaa in Suura 23:20 und Siiniin in Suura 95:2). Es kann aber auch eine Pluralform von Iljaas sein, die dann bedeuten würde "solche Menschen wie Iljaas". (Juusuf Allii)

Die Pluralform könnte auch bedeuten: "Iljaas und seine Nachfolger". (Asad)

 

131. So belohnen Wir jene, die Gutes tun.

132. Er zählt fürwahr zu Unseren Dienern, die fest an Uns den Imaan verinnerlichen.

133. Auch Luut gehört wahrlich zu (Unseren) Gesandten169,

169. Die beste Veranschaulichung zu diesem Abschnitt über Luut finden wir in Suura 7:80-84. Er war als Gesandter in die Städte Sodom und Gomorrah in der Ebene am Toten Meer geschickt worden. Die Einwohner waren bekannt für ihre widernatürlichen Vergehen, für die er sie tadelte. Sie beleidigten ihn und drohten damit, ihn zu vertreiben, aber Allahs Barmherzigkeit rettete ihn und seine Familie (mit einer Ausnahme, vergleiche unten Aja 135 und die entsprechenden Fußnoten), bevor die Städte zerstört wurden. (Juusuf `Allii)

 

134. Als Wir ihn und alle seine Anhänger erretteten170,

170. Vergleiche auch Suura 7:80-84 und 11:69-83. (Asad)

 

135. Außer einer alten Frau, die unter denen war, die zurückblieben171.

171. Vergleiche auch Suura 7:88 und die entsprechenden Fußnoten. Luuts, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Frau hatte keinen Imaan und blieb zurück, so dass sie mit unterging. (Juusuf `Ali)

Aus den Schilderungen an verschiedenen Stellen im Qur`an geht hervor, dass sie selbst beschloss zurückzubleiben. (Asad)

 

136. Dann vernichteten Wir die anderen ganz und gar.

137. Und wahrlich, ihr kommt nun an ihnen vorüber des Morgens172, -

172. Vergleiche auch Suura 15:76 und die entsprechenden Fußnoten. Das Gebiet liegt an der Karawanenstrasse nach Syrien, auf der die Araber häufig unterwegs waren: „bei Tag und bei Nacht". Sollten nachfolgende Generationen nicht aus der Geschichte der Ungerechten ihre Lehren ziehen? (Juusuf `Allii)

 

138. Und des Nachts. Habt ihr denn keinen Verstand173?

173. Wollt ihr nicht anhand dieser Beobachtungen aus der Geschichte lernen? (Darjabaadi)

 

Abschnitt 5

139. Und wahrlich, Juunus war einer Unserer Gesandten174.

174. Eine ausführlichere Schilderung finden wir in Suura 21:87-88 und 68:48-50; vergleiche auch die entsprechenden Fußnoten. Juunus, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war in die Stadt Ninive geschickt worden, in der die Bosheit herrschte. Er wurde abgewiesen und verkündete Allahs Zorn, aber die Leute kehrten um und erlangten Allahs Vergebung. Juunus jedoch "ging im Zorn hinweg" (siehe Suura 21:87), wobei er vergaß, dass Allah vergibt und barmherzig ist. Siehe auch die folgenden Fußnoten. Vergleiche Suura 10:98 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

 

140. Als er zu einem vollbeladenen Schiff flüchtete175,

175. Der Qur'an sagt nichts darüber aus, um welches Volk es sich handelte, zu dem Juunus, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gesandt worden war, aber aus dem Zusammenhang geht hervor, dass es in der Nahe des Meeres gelebt haben muss. Der Überlieferung zufolge war Juunus ist enttäuscht darüber, dass sein Volk Allahs Botschaft ablehnte. Er drohte ihm mit der unausweichlichen Strafe und ging fort. (Qutb)

Er lief fort wie ein Sklave aus der Gefangenschaft, und dabei hatte er auf seinem Posten bleiben und seinen eigenen Willen Allahs Willen unterordnen sollen. Er war voreilig und ging fort, um ein Schiff zu finden, als ob er damit Allahs Plan entgehen könnte. (Juusuf `Allii)

"Aber Jona machte sich auf und wollte vor dem Herrn nach Tarsis fliehen und kam hinab nach Jafo. Und als er ein Schiff fand, das nach Tarsis fahren wollte, gab er Fährgeld und trat hinein, um mit ihnen nach Tarsis zu fahren und dem Herrn aus den Augen zu kommen. Jona 1:3. (Darjabaadi)

Wenn hier von einem "beladenen Schiff" die Rede ist, dann bezieht sich dies auf einen zentralen allegorischen Punkt in der Geschichte. Das Schiff geriet in einen Sturm und war im Begriff zu kentern, und die Seeleute hatten den Verdacht, einer der an Bord befindlichen Passagiere sei an dem Unglück schuld, so dass sie versuchten, diesen durch das Los zu finden. Damit war Juunus, Allahs Segen und Frieden auf ihm, einverstanden. (Asad)

 

141. (Und) dann Lose warf176 und den Kürzeren zog177.

176. Ein entlaufener Sklave konnte der Vorstellung der Seeleute nach sehr wohl ein solches Unglück verursachen. Hier sollte das Los entscheiden. (Juusuf `Allii)

177. Wörtlich: "er warf Lose (mit den Seeleuten) und war unter den Verlierenden". Nach Jona 1:10-15 teilte Juunus, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ihnen mit, er sei „aus der Gegenwart seines Herrn entflohen", und aufgrund dieses Vergehens schwebten sie nun alle in Lebensgefahr. Dementsprechend wurde Jona über Bord geworfen, und der Sturm legte sich. (Asad)

 

142. Und der große Fisch178 verschlang ihn, während er sich selbst tadelte179.

178. In den Flüssen Mesopotamiens gibt es riesige Fische. Das hier benutzte Wort "huut" kann sowohl "Fisch" als auch "Krokodil" bedeuten. In einem nördlichen Meer wäre es wohl ein Wal gewesen. Der Ort wird im Qur'an nicht erwähnt; das Alte Testament spricht davon, dass Juunus in Joppe (dem heutigen Jaffa um Mittelmeer) an Bord gegangen sein soll (Jona 1:3), das sich fast 900 km von Ninive entfernt befindet. Der Tigris, den einige unserer Kommentatoren erwähnen, ist du wahrscheinlicher, und darin gibt es tatsächlich Fische von außergewöhnlicher Größe.

(Juusuf `Allii)

179. In allen drei Fällen, wo Juunus "Fisch" im Qur`an erwähnt wird (nämlich "Ul-Huut" hier und in Suura 68:48 und "An-Nuun" in Suura 21:87), steht er mit dem bestimmten Artikel Al. Dies kann vielleicht darauf zurückzuführen sein, dass die Legende von Juunus, Allahs Segen und Frieden auf ihm, so bekannt ist, dass die Allegorie des "Fisches" als bekannt und allgemein verständlich vorausgesetzt wird. Das Innere des Fisches, der Juunus „verschlang", symbolisiert allem Anschein nach die tiefe Finsternis der geistigen Verzweiflung, von der in Suura 21:87 die Rede ist: die Verzweiflung darüber, "wie ein entlaufener Sklave" vor seiner prophetischen Aufgabe und damit "aus der Gegenwart seines Herrn" entflohen zu sein. die Geschichte soll zeigen, dass - du der Mensch "schwach erschaffen worden ist" (vergleiche Suura 4:28) - selbst Propheten nicht immun gegen menschliches Versagen sind. (Asad)

Siehe auch oben Aja 140 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

 

143. Und wäre er nicht einer von jenen gewesen, die (Allah) lobpreisen180,

180. Vergleiche Suura 21:87, wo sein Gebet wiedergegeben wird. (Juusuf `Allii)

Das heißt, er erinnerte sich an Allah und bereute sein Verhalten. (Asad)

Dies kann zweierlei bedeuten:

1. Juunus, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gehörte nicht zu den Menschen, die Allah vergessen, sondern er lobte Allah beständig;

2. als er sich im Inneren des Fisches befand, wandte er sich an Allah allein und lobte Ihn. (Mauduudi)

 

144. Dann wäre er gewiss in seinem Bauch geblieben bis zum Tag der Auferstehung181.

181. Dies bedeutet nicht, dass der Fisch bis zum Tag der Auferstehung leben und Juunus, Allahs Segen und Frieden auf ihm, bis dahin in seinem Bauch lebendig bleiben sollte sondern der Bauch des Fisches sollte bis zum Tag der Auferstehung sein Grab sein. (Mauduudi)

Dies ist eine Redewendung. Wenn Juunus, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sein Verhalten nicht bereut hätte, dann hätte er nicht aus dem Körper jenes Geschöpfes, das ihn verschlungen hatte, herauskommen könne, bevor um Tag der Auferstehung alle Toten auferweckt werden.

(Juusuf `Allii)
 

 

145. Doch Wir warfen ihn an einen kahlen Strand und ihm war gar übel182,

182. Vergleiche oben Aja 89. Die merkwürdige Situation kann ihm sehr wohl Übelkeit verursacht haben. Er wünschte sich frische Luft und Ruhe. Beides bekam er draußen um Strand, und eine Kürbispflanze oder irgendein anderes fruchttragendes Gewächs spendete ihm Nahrung und Schatten. (Juusuf `Allii)

 

146. Und Wir ließen über ihm eine Kürbisstaude wachsen183,

183. Um ihm Schatten zu spenden und ihn zu trösten. Indem er so die Allegorie von Juunus, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und dem Fisch abrundet, weist der Qur'an darauf hin, dass Allah, der eine Pflanze aus trockenem und unfruchtbarem Boden wuchsen lassen kann, sehr wohl auch ein Herz wiederbeleben kann, das sich in geistiger Finsternis verloren hatte. (Asad)

Das arabische Wort "jaqtiin" يَقْطِين bezeichnet eine Pflanze, die nicht wie ein Baum auf einem Stumm steht, sondern sich wie eine Schlingpflanze ausbreitet, beispielsweise eine Gurken-, Kürbis- oder Melonenart. Eine solche Pflanze brachte Allah auf wunderbare Weise hervor, so dass sie sowohl Nahrung als auch Schatten spendete. (Mauduudi)

 

147. Und entsandten ihn zu einhunderttausend oder mehr184,

184. Ninive war eine sehr große Stadt ("Da machte sich Jona auf und ging hin nach Ninive, wie der Herr gesagt hatte. Ninive aber war eine große Stadt vor Gott, drei Tagereisen groß." Jona 3:3 und "und mich sollte nicht jammern Ninive, eine so große Stadt, in der mehr als hundertundzwanzigtausend Menschen sind, die nicht wissen, was rechts oder links ist, dazu auch viele Tiere?" 4:11, wo von Ausdehnung und Einwohnerzahl die Rede ist). (Juusuf `Allii)

Wenn hier von "hunderttausend oder mehr" die Rede ist, bedeutet das nicht, dass Allah die Einwohnerzahl nicht genau kannte. Es bedeutet lediglich, dass ein Beobachter von außen die Einwohnerzahl so geschätzt hätte. Wahrscheinlich handelt es sich um dieselbe Stadt, die Juunus, Allahs Segen und Frieden auf ihm, verlassen hatte. Nach seiner Abreise sah das Volk die Folgen seines Verhaltens auf sich zukommen und kehrte um. Dies jedoch war nur die Umkehr, die ihm eine neue Frist gab. Jetzt wurde Juunus wieder zu den Leuten von Ninive geschickt, so dass sie sich ihm auch formal anschließen konnten. (Mauduudi)

 

148. Die ihm dann folgten185. So ließen Wir sie eine Zeitlang das Leben genießen.186

185. Wörtlich: dann verinnerlichten sie den Imaan sie. (Anm. d. Übers.)

Vergleiche auch die Bezugnahme auf das Volk von Juunus, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in Suura 10:98.

Jonas Predigt und Ninives Buße

Und es geschah das Wort des Herrn zum zweitenmal zu Jona: Mach dich auf, geh in die große Stadt Ninive und predige ihr, was ich dir sage! Da machte sich Jona auf und ging hin nach Ninive, wie der Herr gesagt hatte. Ninive aber war eine große Stadt vor Gott, drei Tagereisen groß. Und als Jona anfing, in die Stadt hineinzugehen, und eine Tagereise weit gekommen war, predigte er und sprach: Es sind noch vierzig Tage, so wird Ninive untergehen. Da glaubten die Leute von Ninive an Gott und ließen ein Fasten ausrufen und zogen alle, groß und klein, den Sack zur Buße an. Und als das vor den König von Ninive kam, stand er auf von seinem Thron und legte seinen Purpur ab und hüllte sich in den Sack und setzte sich in die Asche und ließ ausrufen und sagen in Ninive als Befehl des Königs und seiner Gewaltigen: Es sollen weder Mensch noch Vieh, weder Rinder noch Schafe Nahrung zu sich nehmen, und man soll sie nicht weiden noch Wasser trinken lassen; und sie sollen sich in den Sack hüllen, Menschen und Vieh, und zu Gott rufen mit Macht. Und ein jeder bekehre sich von seinem bösen Wege und vom Frevel seiner Hände! Wer weiß? Vielleicht lässt Gott es sich gereuen und wendet sich ab von seinem grimmigen Zorn, dass wir nicht verderben. Als aber Gott ihr Tun sah, wie sie sich bekehrten von ihrem bösen Wege, reute ihn das Übel, das er ihnen angekündigt hatte, und tat's nicht." Jona 3. (Asad)

186. Sie kehrten um und verinnerlichten den Imaan, darum bekam die Stadt Ninive eine neue Chance. Vergleiche auch die Fußnoten zu Suura 10:98, wo die mit der Stadt Ninive verbundenen historischen Daten erläutert werden. Aus der Geschichte von Juunus, Allahs Segen und Frieden auf ihm, folgt dreierlei:

1. kein Mensch sollte versuchen, Allahs Zorn oder Barmherzigkeit zu beurteilen;

2. trotz allem vergibt Allah, wenn jemand aufrichtig bereut, sei es ein rechtschaffener Mensch oder die Einwohnerschaft einer bösen Stadt; und

3. Allahs Plan wird letztendlich immer verwirklicht. (Juusuf `Allii)

Dieser kurze Blick in die Geschichte Juunus schildert das Schicksal eines Volkes, das an Allah den Imaan verinnerlichte und Seinem Gesandten folgte, während die vorausgegangenen Geschichten das Ende der Völker schildern, die die Botschaft Allahs zurückwiesen. Das Volk des Propheten Muchammads sollte sich nun aussuchen, welches Ende es vorzöge. (Qutb)
 

149. Frage sie doch187: Sollten deinem Herrn (etwa nur) die Töchter zustehen, und ihnen die Söhne188?

187. Hier beginnt ein neuer Gedankengang. Die kaafir Araber bezeichneten die Engel als "Töchter Allahs". Sie selbst empfanden gleichzeitig Töchter als eine Schande und zogen Söhne vor, die zu ihrer Macht und Würde beitrugen. Vergleiche hierzu auch Suura 16:57-59 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Dies bezieht sich auf Leute, die anderen Wesen als Allah göttliche Eigenschaften zuschreiben, und schließt an Aja 4 an sowie an die Ajas 69-70. (Asad)

Die Geschichten im ersten Teil der Suura beschreiben das Verhältnis zwischen Allah und Seinen Dienern, und wie hart Er die Leugner bestraft, die Göttern außer Ihm oder neben Ihm dienen. Im Lichte dieser Tatsache gibt dieser letzte Abschnitt der Suura Anweisung an den Propheten, er soll eine offene Diskussion mit den Götzendienern über ihre abwegigen Vorstellungen und fabelhaften Geschichten über die Engel führen. Sie sollten wegen ihrer Behauptung, die Engel seien die Töchter Allahs und die Geister (Dschinn) seien mit Allah verschwägert Rede und Antwort stehen. Außerdem sollen sie mit dem Sachverhalt konfrontiert werden, dass sie vor der Berufung Muchammads, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sagten, sie wünschten, dass Allah einen Gesandten aus ihren Reihen senden würde, und dass sie ihn dann unterstützen würden. Als er aber tatsächlich zu ihnen gesandt wurde, wiesen sie die Botschaft zurück. (Qutb)

188. Vergleiche auch Suura 16:57-59 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Vergleiche auch Suura 4:117; 17:40; 43:16-19 und 53:21-27 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

 

150. Oder haben Wir etwa die Engel weiblich erschaffen indes sie zugegen waren189?

189. Woher stammt ihr angebliches Wissen, die Engel seien weiblich? Waren sie etwa bei ihrer Schöpfung dabei, so dass sie etwas über ihr Geschlecht aussagen können? (Qutb)

 

151. Das ist wahrlich eine (offenbare) Lüge, wenn sie sagen190:

190. Der Grund ist ihre Neigung zu Lüge und falschen Aussagen. (Asad)

 

152. „Gott hat Kinder gezeugt191?" und sie sind wahrhaftig Lügner192.

191. Wenn wir Allah Vorstellungen zuschreiben, die Seiner Einheit und Seiner Erhabenheit über alle Geschöpfe widersprechen, dann setzen wir damit auch unsere eigene Vorstellung von Allahs allumfassendem Plan herab. Dies wird hier scharf verurteilt. (Juusuf `Allii)

192. Ihre Lügen sind gar nicht zu halten. Sie werden im Gegenteil durch ihre eigene Praxis, männliche Nachkommen vorzuziehen, widerlegt. (Qutb)

 

153. Hat Er denn die Töchter den Söhnen vorgezogen193?

193. In diesem Abschnitt ist starke Ironie zu spüren. (Juusuf `Allii)

Vergleiche Suura 6:100; 17:40 und 53:19-22 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

154. Was ist nur mit euch? Wie urteilt ihr denn194?

194. Das heißt: "was ist mit eurer Urteilskraft los?" (Asad)

 

155. Wollt ihr euch denn nicht besinnen?

156. Oder habt ihr einen offenkundigen Beweis195?

195. Könnt ihr diese erstaunliche polytheistische Aussage etwa aus euren heiligen Schriften belegen? (Darjabaadi)

 

157. Dann bringt euer Buch herbei, wenn ihr wahrhaftig seid196!

196. Es kann nur zwei Grundlagen für die Aussage geben, Engel seien Töchter Allahs: entweder eigene Beobachtung, oder eine heilige Schrift, in der Allah selbst diese Aussage macht. Wenn nun also diejenigen, die diese Behauptung aufstellten, weder eine Beobachtung noch eine entsprechenden Offenbarung aufweisen konnten, bedeutete dies, dass sie sie ungeheure Unvernunft hatten, ihre Überzeugung auf bloßen Vermutungen zu begründen, und Allah Dinge zuzuschreiben, die völlig absurd waren. (Mauduudi)

 

158. Und sie197 stellen eine verwandtschaftliche Beziehung her zwischen Ihm und den Dschinn198. Doch die Dschinn wissen sehr wohl, das sie ganz gewiss (zur Bestrafung) vorgeführt werden199, -

197. Wörtlich: "sie", nämlich einige Menschen. (Asad)

198. Die Engel sind reine Wesen, die Allah ständig dienen. Kaafir Aberglaube jedoch setzt nicht nur sie mit Allah als Töchter in Verbindung, sondern verbindet Allah verwandtschaftlich mit Geistern aller Art, seien sie gut oder böse. In den Mythologien einiger Völker gelten die meisten bösen Kräfte als Götter oder Göttinnen, als ob sie zu Allahs Familie gehörten und irgendwelche Ähnlichkeit mit Ihm hätten. Dies wird hier streng verurteilt. Vergleiche auch Suura 6:100 und die entsprechenden Fußnoten, wo der Begriff "Dschinn" erläutert wird. (Juusuf `Allii)

Während die meisten klassischen Kommentatoren der Ansicht sind, der Begriff "Dschinn" bezeichne in diesem Fall die Engel, da diese wie alle Wesen dieser Kategorie - dem Menschen unsichtbar sind, nehme ich an, dass der obige Aja sich auf jene nicht wahrnehmbaren Kräfte der Natur bezieht, die aller direkten Beobachtung unzugänglich sind und nur anhand ihrer Auswirkungen erkannt werden können. Da die Menschen, die sich weigern, an Allah den Imaan zu verinnerlichen, oft dazu neigen, diesen Elemantarkräften auf mysteriöse Weise Schöpfungskraft zuzuschreiben (vergleiche Bergsons Vorstellung eines elan vital), sagt der Qur`an hier, dass ihre Verehrer ein "Verwandtschaftsverhältnis" zwischen ihnen und Allah herstellen, das heißt ihnen Eigenschaften und Fähigkeiten zuschreiben, die den Seinen ähnlich sind. (Asad)

199. Die Dschinn wissen selbst sehr wohl, dass sie Geschöpfe Allahs und Ihm verantwortlich sind. (Qutb)

Siehe auch die Fußnoten zu den Ajas 164-166 unten, wo das "Wissen" dieser Elementarkräfte erläutert wird. (Asad)

 

159. Preis sei Allah, (Er steht über dem) was sie Ihm zuschreiben200. -

200. Vergleiche den letzten Satz von Suura 6:100 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

160. Außer den aufrichtigen Dienern Allahs201.

201. Diejenigen, die Allah aufrichtig ergeben sind, schreiben Allah niemals solche entwürdigenden Vorstellungen zu. (Juusuf `Allii)

 

161. Wahrlich, ihr und was ihr verehrt -

162. Ihr könnt keinen gegen Ihn aufwiegeln202, -

202. Sie sind nicht in der Lage, ein wirkliches mu’min Herz zu beeinflussen, so dass es sich von seiner Überzeugung abwendet. (Qutb)

Das Böse hat keine Macht über Imaan, Wahrheit und Aufrichtigkeit. Es hat nur Macht über diejenigen, die sich absichtlich auf den Weg der Zerstörung begeben. Ihr eigener Wille führt sie auf Abwege. Wären sie gegen das Böse mit Imaan, Geduld und Standhaftigkeit gerüstet, dann könnte dies ihnen nicht schaden. Allah würde sie schützen. (Juusuf `Allii)

 

163. Außer einem (der bestimmt ist), im Höllenfeuer zu brennen203.

203. Imaan an Allah schließt jede Versuchung aus, Ihn, den Undefinierbaren, zu definieren, oder in der Vorstellung irgendein Wesen Ihm zur Seite zu setzen. Umgekehrt zerstört die in solchen Versuchen inhärente Lästerung gegenüber Allahs den potentiellen Wert des Imaans an Allah und führt demnach zum geistigen Untergang der betreffenden Person. (Asad)

 

164. „Und nicht einer ist unter uns, der nicht seinen (ihm) zugewiesenen Platz hätte204.

204. Dies sagen diejenigen, die "sich in Reihen aufgestellt haben", und wir kehren damit zu der Vorstellung zurück, mit der diese Suura angefangen hat. Diejenigen, die sich in Reihen aufstellen, um gemeinsam Allah zu dienen (vergleiche oben die Fußnoten zu Aja 1) - ob es sich nun um Engel oder um menschliche Diener Allahs handelt - sind damit zufrieden, ihren Platz auszufüllen und die ihnen zugewiesenen Aufgaben zu erfüllen. Sie stellen Allahs Plan nicht in Frage, denn sie wissen, dass er gut ist und sich schließlich durchsetzt. Über scheinbare Verzögerungen oder Misserfolge sorgen sie sich nicht. Auch verlassen sie den ihnen zugewiesenen Platz nicht.

(Juusuf `Allii)

Alle Kräfte der Natur preisen Allah und sagen dies. Die metaphorische wörtliche Rede, die nun folgt, stimmt überein mit zahlreichen Abschnitten im Qur`an, wo davon die Rede ist, dass leblose Dinge "Allah preisen", beispielsweise die Himmel und die Erde in Suura 17:44 oder die Berge gemeinsam mit Daawuud, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ins Suura 21:79 und 34:10 oder sogar die Schatten materieller Dinge in Suura 16:48. (Asad)

 

165. Und wir sind es fürwahr, die sich in Reihen aufgestellt haben205. 

205. Die Engel sind Diener Allahs und Seine Geschöpfe. Sie sind Ihm gehorsam, dienen Ihm, beten Ihn an und verkünden Sein Lob. Jeder hat einen festgelegten Aufgabenbereich, den er nicht verlassen kann. Allah allein ist Gott. (Qutb)

 

166. Und wir sind wahrlich die, die (Allah) lobpreisen206!"

206. Wir verkünden Allahs Herrlichkeit; wir loben und preisen Ihn. (Darjabaadi)

 

167. Und sie waren die, die immer wieder sagten207:

207 Dies sind Kaafirs, in erster Linie die kaafir Araber, aber im weitesten Sinne auch alle, die Allahs Fürsorge oder Offenbarung in Frage stellen. (Juusuf `Allii)

 

168. „Hätten wir eine Mahnung von unseren Vorfahren (erhalten)208,

208. Eine heilige Schrift. (Darjabaadi)

Wörtlich: "Eine Erinnerung (Sikr ذِكْر) von den Früheren". Siehe auch die Fußnoten zu den Ajas 69:70 oben. Die meisten Kommentatoren sind der Ansicht, dass sich das Wort Sikr hier, wie so oft im Qur'an auf eine heilige Schrift bezieht. Meiner Ansicht nach ist es jedoch viel eher möglich - da es eher mit dem Text übereinstimmt - dass es sich in diesem Fall um eine Überlieferung aus alter Zeit handelt, die ihnen die (für sie merkwürdige) Botschaft von Gottes Einheit und Einzigartigkeit übermittelt, wo wie sie im Qur'an verkündet wird. (Asad)

 

169. So wären wir gewiss aufrichtig ergebene Diener Allahs209!"

209. Diese Menschen berufen sich auf ihre althergebrachte Tradition. „Wenn unsere Vorfahren eine Vorstellung von Offenbarungen oder Wunder gehabt hätten oder Gottesdienst gehalten hätten, wie es uns jetzt nahe gelegt wird, dann hätten wir diese Botschaft mit Freude angenommen; auch dann, wenn sie ähnliche Wunder erlebt hätten, wie es andere Völker von sich behaupten." Aber je stärker und überzeugender die Argumente sind, die ihnen der Qur'an in ihrer eigenen Sprache bringt, um so stärker stellen sie dies in Frage und lehnen es ab. (Juusuf `Allii)

 

170. (Nun) aber haben sie den (Qur'an) zurückgewiesen. Doch bald schon werden sie wissen (was mit ihnen geschieht)210.

210. Allahs Wahrheit wird sich gegen allen Widerstand durchsetzen, so dass sie aller Welt gegenüber sichtbar wird. (Juusuf `Allii)

 

171. Schon ist Unser Wort ergangen an Unsere Diener, die Gesandten, -

172. Dass ihnen gewiss Hilfe zuteil werden soll211.

211. Dass sie die Kaafirs überwinden. (Darjabaadi)

 

173. Und dass Unsere Heerscharen fürwahr siegreich sein werden212.

212. Dieser Sieg ist der Sieg der Wahrheit Allahs durch Allahs Kräfte, aber jeder Kämpfer im Herr der Wahrheit, der seine Pflicht erfüllt hat, darf seinen Anteil an diesem Sieg beanspruchen.

(Juusuf `Allii)

Das Versprechen hat sich erfüllt und das Wort Allahs hat sich durchgesetzt. Der Islam hat seine Wurzeln tief in die Erde geschlagen, und sein Gebäude steht fest trotz aller Hindernisse, trotz der Verleugnung vieler Gegner, und trotz der Verfolgung der Prediger und der Anhänger der Wahrheit. Der abergläubischen Vorstellungen der Götzendiener und der Atheisten sind überwunden, und ihre Macht ist hin. Geblieben sind die Aqida, die von Allah über Seinen Gesandten zu uns kamen. Alle Versuche, diese Aqida zu verdrängen oder zu beseitigen, sind fehlgeschlagen. Das Versprechen Allahs an Seine Gesandten wurde erfüllt: Er würde ihnen helfen und Seine Heerscharen würden siegen. (Qutb)

 

174. So wende dich ab von ihnen. Ihre Zeit wird kommen213,

213. Damit ist in erster Linie der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, angesprochen, aber es gilt für alle Zeiten. Er sollte sich nicht durch anfängliche Fehlschläge entmutigen lassen. Bald würde Allah ihm den Sieg gewähren. So verhält es sich immer in den Kämpfen für die Wahrheit und Rechtschaffenheit. die Rechtschaffenen können es sich leisten, den Widerstand zu ignorieren und sich auf die Kraft zu verlassen, die von Allah kommt. (Juusuf `Allii)

 

175. Und sieh sie dir an214 - bald schon werden sie sehen (was geschieht)215.

214. Beobachte und warte, denn das Richtige wird zu seinem Recht kommen. (Juusuf `Allii)

Sieh sie als die Leute, die sie sind, das heißt als Leute, die sich selbst betrügen. Das Verb "basura" ("sehen") wird in diesem Zusammenhang im übertragenen Sinne von "einsehen" benutzt. (Asad)

215. Sie werden die Wahrheit ebenso erkennen wie das Leid, das auf ihre Zurückweisung folgt. Dies ist offensichtlich eine Anspielung auf den Tag des Gerichts. (Asad)

Diese Verheißung ging in Erfüllung, als der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wenige Jahre später siegreich in Mekka einzog. (Mauduudi)

 

176. Wollen sie etwa Unsere Strafe beschleunigen216?

216. Der letzte Aja riet zur Geduld angesichts der Angriffe des Bösen in dem Bewusstsein, dass das Böse schließlich überwunden werden wird. Das Böse mag vielleicht spöttisch entgegnen: „Wenn es eine Strafe gibt, warum kommt diese dann nicht jetzt?" (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 8:32 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

177. Doch wenn sie herabkommt217 auf ihr Gebiet218 , übel wird dann der Morgen für die sein, die gewarnt worden sind219.

217. Es geht um das Gleichnis von einem feindlichen Lager in einer Ebene, das in einem nächtlichen Überraschungsangriff vom Gebirge aus zerstört wird. Die Überlebenden befinden sich am Morgen in einer elenden Lage. Ihr Bedauern ist um so stärker, wenn sie zuvor eine Warnung erhalten und diese nicht beachtet hatten. (Juusuf `Allii)

Wenn sie spöttisch die Strafe Allahs baldmöglichst herbeiwünschen, so wehe ihnen, wenn sie sie trifft, denn sie werden den schlimmsten Morgen haben, den je ein gewarntes Volk gehabt hat. (Qutb)

218. Im arabischen Sprachgebrauch bedeutet die Redewendung "Strafe (oder: "Leiden") ist in jemandes Hof abgestiegen", dass sie über die betreffende Person oder Gruppe hereingebrochen ist. Ähnlicherweise ist "Morgen" eine Umschreibung für "Erwachen". (Asad)

219. Und alle Warnungen in den Wind geschlagen hatten. (Darjabaadi)

 

178. So wende dich ab von ihnen. Ihre Zeit wird kommen220.

220. In diesem und dem folgenden Aja wiederholt sich der Wortlaut der Ajas 174-175 mit einer geringfügigen Veränderung: Das Argument in den Ajas 176-177 brachte einen neuen Punkt. Danach bringt uns die Wiederholung zum Hauptgedankengang zurück, und damit wird die ganze Suura abgerundet. (Juusuf `Allii)

 

179. Und schau auch, sie werden bald schon sehen (was geschieht)221.

221. Sowohl in dieser Welt als auch im zukünftigen Leben. (Darjabaadi)

Allah wiederholt Seinen Befehl, sich von ihnen abzuwenden und sie nicht zu beachten mit diesem bedrohlichen Ausdruck. Er wiederholt auch den Hinweis auf ihr fürchterliches Schicksal, und lässt dies so undefiniert, dass es mit Recht furchterregend wirkt. (Qutb)

 

180. Gepriesen sei dein Herr, der Herr der Macht und der Ehre222. (Erhaben ist Er über das) was sie Ihm zuschreiben223 .

222. Dieser Aja und die beiden folgenden wiederholen zusammenfassend:

1. Ruhm, Ehre und Macht gehören Allah allein;

2. niemand ist Ihm gleich;

3. Er schickt Propheten und Gesandte, und Seine Hilfe überwindet alle Hindernisse; denn

4. liebt und versorgt Er alle seine Geschöpfe. (Juusuf `Allii)

223. Alle jene unwürdigen Vorstellungen, wie sie in dieser Suura und anderswo erörtert werden. (Darjabaadi)

 

181. Und Friede sei mit den Gesandten224.

224. Denen wir folgen und gehorchen sollen (Darjabaadi)

Es ist wurde überliefert, dass der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sagte: „Wenn ihr um Frieden für mich bittet, dann bittet auch um Frieden für alle Gesandten, denn ich bin einer der Gesandten Allahs" (ibn Kasir)

Die letzten drei Ajas sind der passenste Abschluss der in der Sura erörterten Themen. (Qutb)

 

181. Und Preis sei Allah, dem Herrn der Welten.

 

Einführung zu Suura 38

 Zur Stellung dieser Suura in einer Serie von sechs Suuras, die sich mit einigen Geheimnissen der geistigen Welt befassen, siehe die Einführung zu Suura 34.

Diese Suura schließt sowohl chronologisch als auch thematisch an Suura 37 an und führt denselben Gedankengang weiter. Hier liegt jedoch die Betonung auf der Wirkung irdischer Macht in Verbindung mit geistiger Macht, und es wird darauf hingewiesen, wie viel bedeutsamer und realer geistige Macht ist. Aus diesem Grunde werden zur Veranschaulichung vor allem die Geschichten von Daawuud und Suleymaan erzählt, die gleichzeitig Könige und Propheten waren, und eine Parallele wird gezogen zu dem sich entfaltenden öffentlichen Wirken des Propheten Muhammad - Friede sei mit ihnen allen.

 Zusammenfassung:

 Materialistische und böse Menschen stehen überrascht einer Neubelebung von Wahrheit und Rechtschaffenheit gegenüber; aber Rechtschaffenheit ist mächtiger als irdische Kraft, wie es im Falle von Königen wie Daawuud, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu beobachten ist, die über beides verfügten. (Ajas 1 - 26)

Auch Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, liebte seinen Herrn mehr als alle irdische Macht, die gut sein, von bösen Menschen aber auch missbraucht werden kann; auch Ayjuub, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und andere einflussreiche und einsichtige Menschen zogen den Weg zur Glückseligkeit dem zum letztendlichen Elend vor. (Ajas 27 - 64)

Dies ist auch beim letzten Gesandten Allahs der Fall: seine frohe Botschaft von der Einheit muss sich - sobald  Allah es erlaubt - gegen alle Eifersucht und Arroganz durchsetzen. (Ajas 65 - 88)

Diese Suura behandelt drei wichtige Themen: Die Einheit Gottes, die Berufung, und Offenbarung des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und das Gericht Allahs. Das erste Teil der Suura beschreibt das ablehnende Erstaunen der Makkaner darüber, dass ausgerechnet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, der weder Stammesführer, noch besonders reich war, von Allah als Prophet und Gesandter auserwählt werden sollte. Und warum sollten ihre vielen Götter letztendlich in einen einzigen Gott zusammengefasst werden? Allah führt ihnen die Geschichte der Propheten Daawuud und Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, vor Augen, die er sowohl mit dem Prophetentum als auch mit irdischer Macht ausgestattet hatte. Er weis, wer von Seinen Dienern Seine Gunst verdient, und wer Seine Botschaft am besten verkündet. Die Geschichte Ayjuubs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ist ein Trost für den geprüften Propheten und seine Anhänger. Dann führt die Sura uns eine Szene des jüngsten Tages vor Augen, die einerseits die Glückseligkeit der Frommen beschreibt, die in ihrem irdischen Leben nicht zu den Reichen und Mächtigen zählten, und andererseits das große Elend der Frevler, die auf der Erde hochmütig waren, und die schwachen Muslime verspotteten. Als nächstes wird die Geschichte des Propheten Adams, Allahs Segen und Frieden auf ihm, aufgeführt. In diesem Zusammenhang wird betont, dass der Hochmut des Iblis und sein Neid auf Adam, der in Allahs Gunst stand, der Grund für seine Vertreibung aus dem Reich Allahs war. Die Suura wird damit abgeschlossen, dass der Prophet seinem Volk zurufen soll: Ich verlange für die Übermittlung der Botschaft Allahs keinen Lohn von euch, und versuche nicht, von meiner Seite irgendetwas hinzuzufügen. Es ist eine Mahnung an alle Welten, und ihr werdet ganz gewiss erfahren, was nach einer Weile daraus wird. (Qutb)


Saad

Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen.

 1. Saad1. Beim Qur`an2 mit (seiner) Ermahnung3.

1. Allah schwört bei diesen Buchstaben, wie Er bei dem mahnenden Qur`an schwört. Diese Buchstaben hat Allah erschaffen, und zwar sowohl als menschlichen Laut, als auch als Zeichen des Alphabets, aus dessen 28 Zeichen der Qur'an besteht. Die Araber beherrschen die 28 Buchstaben. Trotzdem sind sie nicht in der Lage, ein dem Qur’an vergleichbares Buch zu ersinnen. (Qutb)

Nach ibn `Abbaas und Dachhaaq ist "Saaad" ص  die Abkürzung für Sadaqa Muchammad ("Muchammad" - Friede sei mit ihm - spricht die Wahrheit). (Mauduudi)

2. Vergleiche auch Suura 73:32 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

3. "Voller Ermahnung": das Wort "Sikr" ("Ermahnung", "Erinnerung") ist viel umfassender als irgendein denkbares Wort in der deutschen Sprache. Es bedeutet

1. sich in Ehrfurcht an etwas erinnern;

2. Rezitation oder Vortrag von Lobpreisungen Allahs;

3. Lehre, Ermahnung, Warnung;

4. Botschaft oder Offenbarung wie beispielsweise in dem Wort "achl Us-Sikr" in Suura 16:43 (vergleiche auch die entsprechenden Fußnoten). (Juusuf `Allii)

Der Qur`an ist voller Ermahnung und soll die Gleichgültigen aus ihrer Achtlosigkeit erwecken. (Mauduudi)

Der Qur`an enthält Ermahnung, die zum Nachdenken anregt, sowie Gesetze, Geschichten und Texte zur Erziehung. Aber die gedankliche Beschäftigung mit den Zeichen und Eigenschaften Allahs sind das Wichtigste in diesem Qur`an. Die Gesetze und die Geschichten sind ein Teil dessen, was die Gedanken auf Allah mit Seinen schönsten Namen lenkt. (Qutb)

 

2. Doch4 die, die nicht den Imaan verinnerlichen wollen, beharren in Trotz und Hochmuts5.

4. Beim Qur’an voller Ermahnung: dies ist die Wahrheit. Die Kaafirs jedoch ... (Juusuf `Allii)

5. Die große Wurzel des Bösen ist Eigendünkel und Arroganz, so wie es auch an verschiedenen Stellen auf Schaytaan bezogen hervorgehoben wird; vergleiche auch unten Aja 74-75. Dies führt zu Neid und Separatismus oder gar zu dem Wunsch, selbst eine Ideologie oder Sekte ins Dasein zu rufen, statt einer gemeinsamen Religion- und Lebensgrundlage zu finden, die zu der Religion der Einheit Gottes führt. Gerade diese Lehre von der Einheit aber war es, die von den Götzendienern abgelehnt wurde. Vergleiche auch unten Aja 5. (Juusuf `Allii)

Sie weigern sich, die Tatsache der Offenbarung Allahs anzuerkennen, denn ein solches Eingeständnis würde bedeuten, dass sie sich auch ihrer Verantwortlichkeit Allah gegenüber bewusst sein müssen - dies erlaubt ihnen jedoch ihr falscher Stolz nicht, der sich in ihrer Auffassung äußert, der Mensch sei sich selbst genug. Der gleiche Gedanke wird in Suura 16:22 und 2:206 ausgedrückt. Vergleiche auch Suura 96:6-7. (Asad)

 

3. Wie viele Generationen6 haben Wir vor ihnen untergehen lassen7! Sie riefen um Hilfe, als es zum Entkommen zu spät war8.

6. Das Wort "qarn" قَرْن bedeutet sowohl "Generation" als auch - und in diesem Sinne wird es im Qur’an oft gebraucht - "Menschen, die einen bestimmten Zeitalter oder einer bestimmten Umgebung angehören," das heißt eine "Kultur" in der historischen Bedeutung dieses Wortes. (Asad)

 

4. Und sieg wunderten sich, dass ein Warner aus ihren eigenen Reihen zu ihnen kam10, und die Kaafirs sagten: „Dies ist ein Zauberer11, ein Lügner12.

7. Lehren, Warnungen und Zeichen hat Allah allen Nationen und Zeitaltern zukommen lassen. Dennoch haben sich die Völker dem entgegengestellt, sind in die Irre gegangen und schließlich der Vernichtung anheim gefallen. Könnten doch nur spätere Generationen lernen, dass Unrecht zur Selbstzerstörung führt! Denn die Gerechtigkeit Allahs bringt nur die Ergebnisse ihrer eigenen ungerechten Handlungen und ihrer eigenen Entscheidung zum Tragen. Zu jedem Zeitpunkt während ihrer irdischen Prüfungszeit können sie umkehren und Allahs Gnade erlangen. Aber ihr Eigendünkel und ihr Separatismus stehen ihnen im Weg. Letztendlich rufen sie nach einem Ausweg, aber dann ist es zu spät. (Juusuf `Allii)

8. Die Makkaner, die den ehrwürdigen Qur’an zurückwiesen, waren zu stolz und zu hochmütig. So waren auch die früheren Völker und Allah bestrafte sie und vertilgte sie. Als die Strafe Allahs auf sie kam, schrieen sie um Hilfe. Jetzt waren sie auf einmal demütig und ihr Hochmut verließ sie. Das nützte ihnen aber nicht mehr. Die Zeit zum Bereuen war schon vorbei. (Qutb)

9. Damit sind in erster Linie die kaafir Araber gemeint. (Darjabaadi)

10. Ihre Verwunderung ist nur simuliert. In Wirklichkeit sind sie voller Hass und Neid gegen den einen aus ihren eigenen Reihen, der von Allah zu Seinem Gesandten auserwählt wurde, und sie bringen ihren Trotz in allerlei falschen Anschuldigungen zum Ausdruck. Den Menschen, der ihnen allen als hervorragend wegen seiner Ehrlichkeit und Gewissenhaftigkeit bekannt war, bezeichnen sie jetzt als Zauberer und Lügner. (Juusuf `Allii)

Vom Erstaunen der Kaafirs darüber, dass ein Prophet ein Mensch ist, ist im Qur'an immer wieder die Rede. Jedes Volk versucht, mit diesem Vorwand Allahs Botschaft abzuweisen: er war ja "nur" ein Mensch wie sie selbst. Es ist aber nichts logischer als dass der Gesandte Allahs aus ihren Reihen kommt, ihr Alltagsleben mit ihnen teilt, ihre Sprache spricht und ihre Gewohnheiten und Probleme kennt, denn Er soll weiter mitten unter ihnen leben, und ein menschliches Vorbild für seine Anhänger sein. Sie müssen sich ganz leicht mit ihm verständigen können und von ihm lernen. Die Kaafirs aber begriffen das nicht und stellten sich die Religion als eine geheimnisvolle und phantastische Sache vor, die nicht verstanden werden kann und voller Fabeln ist, so wie ihr eigener kaafir Diin. (Qutb)

Wenn ein Mensch aus ihren eigenen Reihen ihnen Allahs Botschaft verkündet und vorlebt, sind sie unvernünftig genug, sich darüber zu wundern, während es doch in Wirklichkeit um so erstaunlicher wäre, wenn ein fremdartiges Wesen herabgesandt worden wäre. In dem Fall wäre dieser Einwand doch wohl eher gerechtfertigt gewesen. Denn wie sollte dieses Wesen die Lebensbedingungen, Gefühle und Bedürfnisse der Menschen kennen und feststellen, wie es sie leiten soll? Und wie könnten wir dieses fremde Wesen prüfen, um herauszufinden, ob es überhaupt vertrauenswürdig ist? Wie könnten wir außerdem entscheiden, ob wir ihm glauben sollen oder nicht, ohne dass wir eine Möglichkeit gehabt hätten, in seinen Charakter Einblick zu nehmen? (Mauduudi)

11. Indem er unverständliche Wunder vollbringt. (Darjabaadi)

Die Kaafirs bezeichneten den Propheten als Magier in dem Sinne, dass jeder, der mit ihm in Verbindung kam, von ihm so beeinflusst wurde, dass er ihm folgte. Er würde sogar seine Verbindungen zu anderen abbrechen oder materielle Verluste in Kauf nehmen; es war möglich, dass sich aufgrund seines Einflusses Eltern und Kinder oder Ehemänner und Ehefrauen voneinander trennten; auf seine Veranlassung waren Menschen bereit, ihre Heimat zu verlassen, wenn dies erforderlich wurde, oder schwere Verfolgungen zu erdulden. (Mauduudi)

12. Bezogen auf seinen Anspruch, ein Gesandter Allahs zu sein. (Darjabaadi)

Obgleich dieser Abschnitt in erster Linie die Haltung der kaafir Quraisch dem Propheten gegenüber schildert, beschreibt er damit gleichzeitig das Zögern der meisten Menschen in allen Zeiten, einen Menschen "aus ihrer eigenen Mitte", das heißt einen Menschen wie sie selbst, als von Allah inspiriert anzuerkennen. Vergleiche auch Suura 50:2 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

5. Macht er etwa die Götter zu einem einzigen Gott13? Das ist fürwahr eine merkwürdige Sache14."

13. Worin besteht das Vergehen des Verkünders der Einheit? Darin, dass er alle ihre phantastischen Gottheiten hat verschwinden lassen; dass er innere Harmonie an die Stelle des Chaos gesetzt hat; dass er Frieden bringt, wo Konflikte geherrscht hatten! Das ist eine wunderbare Sache, aber nicht im sarkastischen Sinne, in dem die Kaafirs darüber spotten. (Juusuf `Allii)

14. Abgesehen von ihrem rein historischen Hintergrund gewinnt diese Kritik eine zeitlose Bedeutung und kann folgendermaßen umschrieben werden: "Behauptet er etwa, dass alle schöpferischen Kräfte und Eigenschaften ausschließlich in dem ruhen, was er sich als den "einen Gott" vorstellt?" Diese Umschreibung veranschaulicht die Tendenz vieler Menschen, einer Vielzahl glücklicher Zufälle oder Umstände wie beispielsweise Reichtum, "Glück", gesellschaftliche Position und ähnliches, einen entscheidenden Einfluss auf das menschliche Leben zuzuschreiben und ihnen damit einen gottähnlichen Status einzuräumen, statt die allumfassenden Hinweise in ihrer gesamten Umwelt anzuerkennen, die auf den einzigen und einen Gott deuten. (Asad)

Der Imaan an die Einheit Gottes ist indes ganz fundamental. Er ist notwendig, damit das menschliche Gewissen heil bleibt, und versöhnt und harmonisch mit der gesamten Welt lebt, damit sein Verhältnis zu seinem Schöpfer eindeutig wird, und infolge dessen sein Verhältnis zu allen lebenden und unbelebten Gegenständen in der Welt. Das wird dann sein Verhalten in alle seinen Lebensbereichen bestimmen. (Qutb)

 

6. Die Vornehmen unter ihnen erklärten: „Geht und haltet an euren Göttern fest15. Das ist eine abgekartete Sache16.

15. In der Anfangszeit der Verkündung des Islam wurde der Gesandte Allahs und seine Nachfolger von den Götzendienern verfolgt. Dabei versuchten die führenden Feinde des Islam, auf Abuu Taalib, den Onkel des Propheten, einzuwirken, dass dieser sich von seinem geliebten Neffen distanzierte. Zu diesem Zweck trafen sie mit Abuu Taalib zusammen. Als ihr Plan jedoch fehlschlug, gingen die Führer weg und fingen an, die neue Bewegung durch Verleumdung in Verruf zu bringen, indem sie behaupteten, sie richte sich gegen ihren eigenen persönlichen Einfluss, so dass der Prophet die Macht in seine eigene Hand nehmen könne. `Umars Anschluss an den Islam erfolgte im 6. Jahr nach der Berufung (das heißt 7 Jahre vor der Hidschra). Die damit verbundenen Begleitumstände (vergleiche auch die Einführung zu Suura 20) beunruhigten die Quraisch außerordentlich, so dass sie daraufhin ihre eigenen Machtgier dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, unterstellten. (Juusuf `Allii)

16. Hinter der Behauptung Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, er sei Gesandter Allahs steckt eine machtgierige Absicht. (Alousi)

 

7. Wir haben in der früheren Religion nie dergleichen gehört17. Dies ist nichts als eine Dichtung.

17. "Was auch immer in der Vergangenheit der Fall gewesen sein mag, unsere eigenen Vorfahren haben diese Götzen in Makka verehrt; warum sollten wir sie dann aufgeben?" Der Eigendünkel war stärker in ihnen als ihre Wahrheitsliebe; dementsprechend bezeichnen sie die Wahrheit als "erdachte Geschichte". Viele Kommentatoren verstehen den Begriff "millat hira" الْمِلَّةِ الْآخِرَةِ  als auf die letzte vor dem Islam offenbarte Religion bezogen, nämlich auf das Christentum, das sich durch seine Trinitätslehre selbst vom reinen Monotheismus abgesondert hatte. (Juusuf `Allii)

Dies wird auf die Christen bezogen, die nicht in derselben reinen Form an die Einheit Gottes den Imaan verinnerlichen, wie der Prophet Muchammad - Friede sei mit ihm - sie verkündet hat. Der Islam befreit den Monotheismus von allen Beimischungen. (Qutb)

Das heißt: "in irgendeiner bekannten Religion unserer Zeit." (Asad)

 

8. Ist die Ermahnung gerade zu ihm unter uns (allen)18 gesandt worden19?" Nein! Sie sind im Zweifel über Meine Ermahnung20. Nein! Sie haben Meine Strafe noch nicht gespürt21.

18. Hier kommt der Neid zum Ausdruck. "Wenn uns eine Botschaft geschickt werden sollte, warum sollte diese dann ausgerechnet zu ihm kommen, dem verwaisten Sohn von `Abdullah, und nicht zu einem unserer bedeutenden Männer?" (Juusuf `Allii)

19. Sie sagten auch: "Wäre doch dieser Qur’an stattdessen auf einen großen Mann aus einer der beiden Hauptstädte herabgesandt." (vergleiche Suura 31:43) und meinten damit Makka und Taaif, in denen die mächtigen Führer der Götzendiener lebten, die sich nach mehr Einfluss und mehr Macht durch die Religion sehnten, nachdem sie über das Herankommen der Zeit eines neuen Gesandten Allahs erfuhren. Sie waren unangenehm berührt und voll Neid, als Allah den Propheten Muhammad auserwählte und ihm Seine große Gnade erwies. (Qutb)

20. Sie haben keine klare Vorstellung davon, wie Allahs Botschaft kommt. Es ist kein rein weltliches Ding, das irgend jemandem gegeben werden könnte. Es ist eine Sache Allahs, die eine geistige Vorbereitung erfordert. Wenn sie jetzt ihre Augen davor verschließen, dann wird sie ihnen nahe gebracht, wenn sie die Konsequenzen ihrer Unvernunft spüren müssen. (Juusuf `Allii)

Wörtlich: "Worüber sie im Zweifel sind", das heißt, nicht die Persönlichkeit des Propheten erfüllt sie mit Misstrauen, sondern die Substanz der Botschaft, die er verkündet, besonders jedoch sein Beharren auf Allahs absoluter Einheit und Einzigartigkeit, das ihren Denkgewohnheiten und ihren gesellschaftlichen Konventionen zuwiderläuft. (Asad)

Vergleiche auch Suura 6:33 und die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

21. Nämlich denjenigen, die sich weigern, die Wahrheit zu akzeptieren. (Asad)

Die ihnen die Augen öffnen wird. (Darjabaadi)

 

9. Besitzen sie etwa die Schätze der Barmherzigkeit deines Herrn22, des Allmächtigen, des Freigebigen23?

22. Wenn sie sich selbst über Allah zum Richter setzen, können sie dann etwa irgendetwas vorweisen, was Allahs Barmherzigkeit und Macht vergleichbar wäre? Beides gehört Ihm in unendlichem Masse. Wer sind sie dann, Rechenschaft zu fordern, wem Allah Seine Barmherzigkeit und Offenbarung zukommen lässt? (Juusuf `Allii)

23. Glauben sie etwa, für die Entscheidung zuständig zu sein, wem die Offenbarung Allahs gegeben werden solle und wem nicht? (Asad)

 

10. Oder besitzen sie etwa das Königreich der Himmel und der Erde und was zwischen den beiden ist24? Mögen sie (nur weiterhin) Mittel ersinnen25

24. Sind sie etwa die Herren über Allahs Welt? (Darjabaadi)

25. Obgleich sie schwache und winzige Geschöpfe sind, wagen sie es, sich gegen den Allmächtigen zu erheben, als ob sie Herren der Schöpfung seien und nicht Er. Wenn sie irgendwelche Macht haben, dann sollen sie doch einmal zum Himmel hinaufsteigen und alle ihnen zu Verfügung stehenden Mittel dazu aufwenden, so dass sie selbst sehen, ob sie Allahs Plan außer Kraft setzen können! (Juusuf `Allii)

Glauben sie etwa, Menschen seinen so hochbegabt, dass sie eine Tages die Herrschaft über das ganze Universum und die Natur erlangen können und somit über gottähnliche Macht verfügen? Vergleiche in diesem Zusammenhang Suura 96:6-8 und die entsprechenden Fußnote. Vergleiche auch Suura 18:84 und die entsprechende Fußnote. (Asad)

 

11. Ein Heer der verbündeten Parteien wird hier in die Flucht geschlagen werden26.

26. Sie können Allahs Plan selbstverständlich nicht außer Kraft setzen. In jener Welt - der geistigen Welt - haben sie keinerlei Existenzmöglichkeit, selbst wenn sich alle Mächte des Bösen miteinander verbünden würden. Vergleichen auch unten Aja 13 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Das Wort Bund, das in erster Linie "Heer" oder "Armee" bedeutet, hat auch die Bedeutung von "geschaffene Wesen", wobei in diesem Zusammenhang Menschen gemeint sind. Der Begriff "hisb" (Plural achsaab) bezeichnet demgegenüber eine "Partei" oder eine "Gruppe Gleichgesinnter" oder "Leute, die sich zusammengeschlossen haben", nämlich mit einer bestimmten Zielsetzung. (Asad)

"Hier" bedeutet in Makka. Das heißt, es wird eine Zeit kommen, wenn diese Leute gedemütigt werden und eben an dem Ort ihre Basis verlieren, an dem sie über dich gespottet haben. (Mauduudi)

Sie sind in Wirklichkeit nichts mehr als ein Haufen von geschlagenen Soldaten, die verschiedener Parteien angehören, und ihre Niederlage hier am Ort bald erleben werden. (Qutb)

 

12. Schon vor ihnen leugnete das Volk Nuuchs und die `Aad und Pharao27, der Herr der Pfähle28,

27. Hier folgen nun Beispiele, die den Quraisch aus der Geschichte bekannt sein müssten. (Qutb)

Zu ihrer Zeit waren Nuuchs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Zeitgenossen oder die Völker ’Aad und Samuud, die so häufig erwähnt werden, oder der Pharao von Ägypten oder das Volk, zu dem Luut, Allahs Segen und Frieden auf ihm, geschickt worden war (vergleiche Suura 37:75-82; 7:65-73, 7:103-137 und 7:80-84) Beispiele der Arroganz und der Rebellion gegen Allah. Sie verwarfen die Botschaft Allahs, die ihnen durch die Propheten übermittelt wurde, und fanden ein böses Ende. Wollen ihre Nachkommen denn nicht daraus lernen? (Juusuf `Allii)

Wörtlich: "Vor ihnen", das heißt vor der Generation, der Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, seine Botschaft brachte. (Asad)

28. Der Titel des Pharao "Herr der Pfähle" bedeutet Macht und Arroganz, und zwar im folgenden Sinne

1. Ein Pfahl stützt ein Zelt und ist insofern ein Symbol für Festigkeit und Stabilität.

2. Viele Pfähle bezeichnen ein großes Lager und damit eine zahlreiche, schlagkräftige Armee.

3. Jemanden zu pfählen war eine grausame Art der Bestrafung, die von arroganten Herrschen wie dem Pharao häufig praktiziert wurde. (Juusuf `Allii)

Im klassischen Arabisch wird dieser Ausdruck, der aus der Beduinensprache stammt, als Symbol für "mächtige Herrschaft" oder "befestigte Macht" gebraucht. Die Anzahl der Pfähle, die ein Beduinenenzelt tragen, wird durch seine Größe bestimmt, und diese wiederum hing mit dem Status und der Autorität seines Inhabers ab. Ein mächtiger Häuptling wird demnach als "der mit den vielen Zeltpfählen" bezeichnet. (Asad)

Die Pfähle des Pharaos sind seine Soldaten, seine Priester und Zauberer und alle einflussreichen Leute, die sein Königreich befestigen (Alousi)

 

13. Und die Samuud und das Volk Luuts und die Waldbewohner29. Sie waren die Verbündeten30

29. Die "Waldbewohner" - das Volk der Schu`aib (Qutb)

Vergleiche auch Suura 15:78 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

30. Vergleiche oben Aja 11 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

So dachten auch die in jedem dieser Völker zusammengeschlossenen Parteien, dass sie eine Kraft, darstellten. Das waren aber Illusionen, die ihnen gar nichts nützten. (ibn Kasir)

 

14. Alle warfen dem Gesandten Lüge vor, darum traf sie mit Recht Meine Strafe31.

31. Eine andere Bedeutung für "Al-Haq" حَق (meist übersetzt mit "die Wahrheit" oder "das Recht") ist die „Strafe, die rechtmäßig fällig ist und mit Sicherheit eintrifft." Vergleiche auch Suura 22:18. (Juusuf `Allii)

Sie wollen mit diesen Worten wieder Ruhe und Zuversicht in Luut, Allahs Segen und Frieden auf ihm, einkehren lassen, bevor sie daran gehen, ihm ihre Anweisungen zu erteilen. (Qutb)

 

Abschnitt 2

15. Und diese erwarten nichts als einen einzigen Schrei32, (nach) dem es keine Ruhepause mehr33 gibt.

32. Allahs Gerechtigkeit oder Strafe kommt nicht unbedingt auffällig oder umständlich. Auch ist menschliche Bosheit nicht so mächtig, dass sie einen Aufwand starker geistiger Kräfte braucht, sie zu unterwerfen. Ein einziger mächtiger Stoß - ein Erdbeben oder ein plötzlicher Sturm - genügte in diesem Falle. Vergleiche auch Suura 11:67 und 29:40 sowie die entsprechenden Fußnoten.

(Juusuf `Allii)

33. "Fauaq" فَوَاق : Aufschub; die Zwischenzeit zwischen dem einen Melken einer Kamelstute und dem zweiten, sei es, um ihr eine Atempause zu geben oder um ihr Junges trinken zu lassen oder um selbst die Hände auszuruhen. Eine solche Pause ist ziemlich kurz. Die daraus herzuleitende Bedeutung ist die, dass sie Strafe, wenn sie über die Ungerechten hereinbricht, nicht einmal die kürzeste Frist lässt. (Juusuf `Allii)

Über den Zeitpunkt hinaus, den Allah dafür bestimmt hat. (Asad)

 

16. Und sie sagen: „Unser Herr, beschleunige doch unseren Anteil (an der Strafe) vor dem Tag der Abrechnung34!"

34. Vergleiche Suura 26:204 und die entsprechende Fußnote. Diejenigen, die nicht an künftiges Leben den Imaan verinnerlichen, sagen ironisch: „Wieso sollen wir dann nicht jetzt sofort unser Strafe bekommen? Was soll das Abwarten?" Der vorige und der nächste Aja liefert den Kommentar. Diejenigen, die jetzt spotten, werden die Wahrheit früh genug kennen lernen müssen, wenn es zu spät ist für Umkehr und Gnade. Was jedoch die mutaqi Menschen betrifft, die verspottet werden, so müssen sie geduldig darauf warten, dass Allahs Plan verwirklicht wird. Selbst Menschen, die über irdische Macht verfügten, wie es bei Daawuud und Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, der Fall war, mussten Geduld üben, wenn sie von ihren Zeitgenossen verspottet wurden. Vergleiche auch Suura 8:32 und andere Stellen im Qur`an, wo von einer solchen spöttischen Herausforderung die Rede ist, sowie die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

17. Ertrage geduldig35, was sie reden36, und gedenke Unseres Dieners Daawuud37, der (soviel) Macht besaß: er wandte sich immer wieder (zu Allah38.

35. Dies ist eine grundsätzliche Aufforderung an alle Propheten. sie alle folgten demselben Weg. Für sie alle waren Geduld und Standhaftigkeit wesentlich. (Qutb)

36. Vergleiche zum Beispiel die Vorwürfe oben in Aja 4 und ähnliche Vorwürfe an anderen Stellen. Allah fordert Seinen Gesandten auf, ihnen mit Geduld und Standhaftigkeit zu begegnen. Er lässt ihn innerlich mit anderen Menschentypen leben, die sich von diesen kaafir Makkaner wesentlich unterscheiden, nämlich mit seinen Brüdern, den früheren Gesandten Allahs, mit denen der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sich sehr eng verbunden fühlte. Sie wurden genauso verspottet und verfolgt und übten sich in Geduld bis die Stunde kam, in der sie siegten und die Frevler untergingen. (Qutb)

37. Daawuud, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wird hier als jemand bezeichnet, dar über Kraft oder Macht verfügte. Die Macht der oben in Aja 12-13 erwähnten Personen und Völker bestand in Tyrannei und Trug. Daawuud hingegen war innerlich stark und wandte sich immer wieder Allah zu und war Ihm gehorsam, trotz der Macht und Kraft, die er besaß. (Qutb)

Daawuud, Allahs Segen und Frieden auf ihm, verfügte über außergewöhnliche Körperkraft. Schon als junger Mann tötete er den Philister Dschalud. Vergleiche auch Suura 2:249-252 und die entsprechenden Fußnoten. Vor diesem Kampf wurde er von seine Feinden verspottet und selbst von seinen eigenen Brüdern verachtet. Er jedoch vertraute auf Allah, trug den Sieg davon und wurde schließlich König. (Juusuf `Allii)

Diese Geschichte dient sowohl als mahnendes Beispiel für das Volk als auch als moralische Unterstützung für den Propheten selbst. (Mauduudi)

38. Dass Daawuud, Allahs Segen und Frieden auf ihm, eine tief religiöse Persönlichkeit war, müssen sogar seine Kritiker eingestehen. Er war Allah aufrichtig treu. In seinen Kriegen kämpfte er in Allahs Namen. (Darjabaadi)

 

18. Wir machten ihm die Berge dienstbar, mit ihm zu lobpreisen des Abends und des Morgens39,

39. Vergleiche auch Suura 21:79 und die entsprechenden Fußnoten. Die gesamte Natur stimmt in Allahs Lobpreisungen ein. Daawuud, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hatte die Gabe der Musik und der Psalmen bekommen, deswegen ist hier davon die Rede, dass Berge und Vögel mit in seine Lobpreisungen einstimmen. Besondere Zeiten, in denen aus den Bergen der Gesang der Vögel widerhallt, sind der Abend und dar Tagesanbruch, wenn sich auch die Vögel versammeln, dann dies ist auch die Zeit für ihre Paarung und für den Aufbruch zu den Tätigkeiten das Tages. (Juusuf `Allii)
 

19. Und die Schwärme von Vögeln. Alles wendet sich ihm (in Gehorsam) zu40.

40. Beachte das gegenseitige Echo zwischen diesem Aja und Aja 17 oben. Das arabische Wort "awwaab" أَوَّاب ("sich zu Allah wenden") ist beiden Ajas gemeinsam und bildet den Reim für den größten Teil dieser Suura, in dem das Hauptthema enthalten ist. „Wendet euch zu Allah mit Gebet und Lobpreisung, denn das ist mehr als jede irdische Macht oder Weisheit." (Juusuf `Allii)

 

20. Wir stärkten sein Königreich41 und gaben ihm die Weisheit und die Fähigkeit, eine klare Sprache zu sprechen42.

41. Seine Herrschaft war befestigt und sicher, und alle seine Entscheidungen beruhten auf Weisheit und Gerechtigkeit. (Qutb)

42. Vergleiche auch Suura 21:79, wo von Daawuuds, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Weisheit bei Urteilen und Entscheidungen die Rede ist, und die entsprechenden Fußnoten. Er konnte sich auch treffend ausdrücken - davon legen die Psalmen Zeugnis ab. (Juusuf `Allii)

Er drückte sich immer eindeutig aus. Wenn er von einem Sachverhalt sprach, legte er die wesentlichen Punkte dar und bestimmte klar und deutlich das wirklich zur Debatte stehende Thema. Dann sprach er eindeutig und klar sein Urteil. Diese Eigenschaft kann nur von einer Person erlangt werden, die über Weisheit, Verständnis und Meisterschaft der Sprache verfügt. (Mauduudi)

 

21. Ist die Nachricht von den Streitenden zu dir gelangt43, wie sie über die Mauer seiner Kammer44 kletterten,

43. Hier handelt es sich um eine Prüfung, deswegen schließt diese Geschichte gleich an die Erwähnung von Daawuuds, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Weisheit und Gerechtigkeit an. (Qutb)

Diese Geschichte oder Parabel ist nicht in der Bibel erwähnt worden. Daawuud, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war ein mutaqi Mensch und hatte eine gut geschützte Kammer, in die er sich zum Gebet und zur Lobpreisung Allahs zurückzog. (Juusuf `Allii)

Die Geschichte soll die echte innere Aufrichtigkeit Daawuuds, Allahs Segen und Frieden auf ihm, veranschaulichen. (Mauduudi)

44. "Michraab" مِحْرَاب ist ein Ort oder Raum, wohin man sich zum Gebet oder zum Gedenken Allahs zurückzieht, um dabei ungestört zu bleiben. Die Geschichte beginnt damit, dass Daawuud, Allahs Segen und Frieden auf ihm, der Gesandte und König, sich dort aufhält. Er teilte seine Zeit so ein, dass die Regierungsgeschäfte einen bestimmten Anteil beanspruchten, während er einen anderen Teil zum Meditieren, Beten und Lobpreisen benutzte. Während dieser Zeit sollte niemand ihn stören. Eines Tages war er erschrocken, als unbekannte Leute die Zeit seiner Zurückgezogenheit unterbrachen, indem sie über die Mauer kletterten und zu ihm eindrangen. (Qutb)

Die Geschichte bezieht sich auf die Frage, ob Allahs auserwählte Propheten - die alle wie Daawuud, Allahs Segen und Frieden auf ihm, mit "Weisheit und Urteilskraft" ausgestattet sind - Fehler begehen können, mit anderen Worten, ob auch sie ursprünglich menschliche Schwächen in sich tragen oder von solcher Reinheit sind, dass sie dadurch unfehlbar werden. In der Form, wie die Geschichte von den frühesten Kommentatoren wiedergegeben wird, widerspricht sie der Lehre späterer Theologen, dass Propheten aufgrund ihres Wesens immun gegen Vergehen seien, und hebt stattdessen hervor, dass ihre Reinheit und Makellosigkeit das Ergebnis eines langen inneren Kampfes und schwerer Prüfungen ist und somit in jedem Fall ein moralisches Verdienst bedeutet und nicht eine angeborene Eigenschaft. Nach Tabari und anderen Kommentatoren verliebte sich Daawuud, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in eine schöne Frau, die er von der Dachterrasse seines Palastes aus beobachtet hatte. Auf Nachfrage erfuhr er, dass es sich um die Frau seines Offiziers Uria handelte. In seiner Leidenschaft gab er den Befehls, Uria an eine besonders gefährdete Stelle in der Schlachtreihe zu stellen, woraufhin dieser im Kampf fiel und Daawuud, Allahs Segen und Frieden auf ihm, die Frau heiratete. Diese Geschichte stimmt mehr oder, weniger mit 2. Samuel 11 überein.

Davids Ehebruch und Blutschuld

"Und als das Jahr um war, zur Zeit, da die Könige ins Feld zu ziehen pflegen, sandte David Joab und seine Männer mit ihm und ganz Israel, damit sie das Land der Ammoniter verheerten und Rabba belagerten. David aber blieb in Jerusalem. Und es begab sich, dass David um den Abend aufstand von seinem Lager und sich auf dem Dach des Königshauses erging; da sah er vom Dach aus eine Frau sich waschen; und die Frau war von sehr schöner Gestalt. Und David sandte hin und ließ nach der Frau fragen, und man sagte: Das ist doch Batseba, die Tochter Eliams, die Frau Urias, des Hetiters. Und David sandte Boten hin und ließ sie holen. Und als sie zu ihm kam, wohnte er ihr bei; sie aber hatte sich gerade gereinigt von ihrer Unreinheit. Und sie kehrte in ihr Haus zurück. Und die Frau ward schwanger und sandte hin und ließ David sagen: Ich bin schwanger geworden.

David aber sandte zu Joab: Sende zu mir Uria, den Hetiter. Und Joab sandte Uria zu David. Und als Uria zu ihm kam, fragte David, ob es mit Joab und mit dem Heer und mit dem Krieg gut stünde. Und David sprach zu Uria: Geh hinab in dein Haus und wasch deine Füße. Und als Uria aus des Königs Haus hinausging, wurde ihm ein Geschenk des Königs nachgetragen. Aber Uria legte sich schlafen vor der Tür des Königshauses, wo alle Kriegsleute seines Herrn lagen, und ging nicht hinab in sein Haus. Als man aber David ansagte: Uria ist nicht hinab in sein Haus gegangen, sprach David zu ihm: Bist du nicht von weither gekommen? Warum bist du nicht hinab in dein Haus gegangen? Uria aber sprach zu David: Die Lade und Israel und Juda wohnen in Zelten, und Joab, mein Herr, und meines Herrn Kriegsleute liegen auf freiem Felde, und ich sollte in mein Haus gehen, um zu essen und zu trinken und bei meinem Weibe zu liegen? So wahr der Herr lebt und so wahr du lebst: ich tue so etwas nicht. David sprach zu Uria: Bleib heute hier, morgen will ich dich gehen lassen. So blieb Uria in Jerusalem an diesem Tage und auch am nächsten. Und David lud ihn ein, so dass er bei ihm aß und trank, und machte ihn betrunken. Aber am Abend ging er hinaus, um sich schlafen zu legen auf sein Lager bei den Männern seines Herrn, und ging nicht hinab in sein Haus. Am andern Morgen schrieb David einen Brief an Joab und sandte ihn durch Uria. Er schrieb aber in dem Brief: Stellt Uria vornehin, wo der Kampf am härtesten ist, und zieht euch hinter ihm zurück, dass er erschlagen werde und sterbe. Als nun Joab die Stadt belagerte, stellte er Uria dorthin, wo er wusste, dass streitbare Männer standen. Und als die Männer der Stadt einen Ausfall machten und mit Joab kämpften, fielen einige vom Volk, von den Männern Davids, und Uria, der Hetiter, starb auch. Da sandte Joab hin und ließ David alles sagen, was sich bei dem Kampf begeben hatte, und gebot dem Boten: Wenn du dem König alles bis zu Ende gesagt hast, was sich bei dem Kampf begeben hat, und siehst, dass der König zornig wird und zu dir spricht: Warum seid ihr so nahe an die Stadt herangerückt im Kampf? Wisst ihr nicht, dass von der Mauer geschossen wird? Wer erschlug Abimelech, den Sohn Jerubbaals? Warf nicht ein Weib einen Mühlstein auf ihn von der Mauer, so dass er in Tebez starb? Warum seid ihr so nahe an die Mauer herangerückt?, - so sollst du sagen: Auch dein Knecht Uria, der Hetiter, ist tot. Der Bote ging hin und kam und sagte David alles, weswegen Joab ihn gesandt hatte. Und der Bote sprach zu David: Die Männer waren uns übermächtig und zogen heraus aufs Feld gegen uns; wir aber gingen gegen sie an bis an den Eingang des Tores. Und die Schützen schossen von der Mauer auf deine Knechte und töteten einige von den Männern des Königs, und auch Uria, dein Knecht, der Hetiter, ist tot. David sprach zum Boten: So sollst du Joab sagen: «Lass dir das nicht leid sein, denn das Schwert frisst bald diesen, bald jenen. Fahre fort mit dem Kampf gegen die Stadt und zerstöre sie.» So sollst du ihm Mut zusprechen.

Und als Urias Frau hörte, dass ihr Mann Uria tot war, hielt sie die Totenklage um ihren Eheherrn. Sobald sie aber ausgetrauert hatte, sandte David hin und ließ sie in sein Haus holen, und sie wurde seine Frau und gebar ihm einen Sohn. Aber dem Herrn missfiel die Tat, die David getan hatte."

Nach Ansicht der meisten Kommentatoren sind die beiden Streitenden, die vor Daawuud, Allahs Segen und Frieden auf ihm, erschienen, Engel, die ihn auf seinen Fehler aufmerksam machen sollten. Es ist jedoch auch möglich, sie als Personifizierung von Daawuuds, Allahs Segen und Frieden auf ihm, eigener Einsicht zu verstehen, einen Fehler begangen zu haben, als Stimmen des Gewissens, die die Mauer der Leidenschaften überstiegen haben. (Asad)

 

22. Wie sie bei Daawuud eindrangen45 und er vor ihnen erschrak? Sie sprachen: „Fürchte dich nicht, (Wir sind) zwei Streitende, von denen einer dem anderen unrecht getan hat. Entscheide darum zwischen uns nach Gerechtigkeit und lass dir keine Abweichung zuschulden kommen und leite uns auf den geraden Weg.

45. Daawuud, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zog sich gewöhnlich zu festgesetzten Zeiten in seine Privaträume zurück, um sich ungestört dem Gebet widmen zu können. Eines Tages drangen in diese Abgeschiedenheit plötzlich zwei Männer ein, die die Mauer überstiegen hatten. Daawuud, Allahs Segen und Frieden auf ihm, erschrak bei ihrem Erscheinen. Sie aber sagten: „Wir sind nur gekommen, um dich als König um deine gerechte Entscheidung zu bitten: wir sind Brüder, und wir haben einen Streit, den du schlichten sollst." (Juusuf `Allii)

 

23. Dieser ist mein Bruder. Er hat neunundneunzig Mutterschafe, und ich habe ein einziges Mutterschaf46. Dennoch sagte er: Gib es mir. Und er setzte mir mit seinem Ansinnen stark zu47"

46. "Bruder" bedeutet nicht unbedingt ein leiblicher Bruder, sondern bezeichnet auch einen Glaubensbruder oder einen Stammesbruder. (Mauduudi)

Der geschädigte Bruder brachte seine Klage vor: „Mein Bruder hier hat eine Herde von neunundneunzig Mutterschafen, und ich habe nur ein einziges Schaf. Dennoch verlangt er von mir, ich sollte ihm mein Schaf geben, und darüber hinaus spricht er noch nicht einmal klar und eindeutig, sondern wie jemand, der etwas Unrechtes plant. Er fragt nicht wie ein Ebenbürtiger oder wie jemand, der ein Geschäftspartner sein möchte. Was soll ich tun?" (Juusuf `Allii)

47. Um das folgende zu verstehen, sollten wir daran denken, dass der Kläger nicht sagt, sein Bruder habe ihm das Schaf weggenommen, sondern nur, dass er es von ihm verlangt und er zu schwach ist, der Forderung Widerstand entgegenzubringen. (Mauduudi)

 

24. Daawuud antwortete48: „Wahrlich, er hat dir Unrecht getan, als er dein Mutterschaf zusätzlich zu seinen eigenen Mutterschafen verlangte49. Und es handeln viele Geschäftspartner ganz gewiss ungerecht gegeneinander, mit Ausnahme derer, die den Imaan verinnerlichen und gute Werke tun, und das sind sehr wenige." Und Daawuud erkannte50, dass es lediglich eine Prüfung von Uns war51, darum bat er seinen Herrn um Verzeihung52 und fiel anbetend nieder53 und kehrte sich wieder (zu Allah)54.

48. Besonders falsch ist es - so erklärt Daawuud - wenn Brüder oder Partner einander übervorteilen wollen, aber wie viele Menschen sind wirklich rechtschaffen? Dabei hatte er seine eigene Gerechtigkeit und Weisheit im Sinn. Aber siehe da, die beiden Männer verschwanden auf ebenso geheimnisvolle Weise, wie sie gekommen waren. In diesem Augenblick erst bemerkte Daawuud, dass es sich um eine Vision gehandelt hetzte, die ihn prüfen sollte, eine Prüfung seines moralischen und geistigen Kalibers. So mächtig er auch als König und so gerecht er auch als Richter sein mochte, in dem Augenblick, als er in selbstzufriedener Weise an diese Dinge dachte, war sein Verdienst dahin. Er selbst war doch nur ein Mensch wie jeder andere, und seine Weisheit und Gerechtigkeit waren ihm durch Allahs Gnade gegeben worden, so dass er sich vor Allah demütig verhalten musste. (Juusuf `Allii)

49. Hier gibt Daawuud sein Urteil ab, nachdem er erst die eine Seite gehört hat. Da die andere Seite schweigt, geht er davon aus, dass der Sachverhalt damit richtig dargestellt worden ist. (Mauduudi)

Die Klage wurde absichtlich in einer aufregenden Art dargestellt. Er sollte aber trotzdem als Richter in aller Ruhe ohne jegliche Aufregung beide streitenden Parteien hören. Er durfte nicht gleich anhand der Angaben einer Seite das Urteil sprechen. Die andere Seite muss unbedingt die Gelegenheit bekommen, ihre Meinung darzulegen. (Qutb)

50. Nachdem die beiden Kontrahenten gegangen waren. (Darjabaadi)

51. Durch diesen Zwischenfall. (Darjabaadi)

52. Nach gewöhnlichen Normen gemessen hatte Daawuud, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nichts Unrechtes getan. Er war ein guter und gerechter König. nach den Maßstäben derer jedoch, die Allah nahe stehen, musste der Gedanke des Eigendünkels und der Selbstgerechtigkeit von ihm abgewaschen werden, indem er selbst zur Einsicht kam und umkehrte. Diese Umkehr wurde von Allah bereitwillig angenommen, wie aus dem nächsten Aja hervorgeht. (Juusuf `Allii)

53. In Dankbarkeit. (Darjabaadi)

54. Für das, was er nach seinem eigenen Maßstab als seine Schuld betrachtete. (Darjabaadi)

 

25. Darum vergaben Wir ihm dies55. Und er wird fürwahr einen nahen Zutritt zu Uns haben und eine schöne Einkehr56.

55. Verschiedene Auslegungen hierzu entstammen der jüdischen Überlieferung. sie schildern, worin Daawuuds, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Fehltritt bestanden haben soll (vergleiche Fußnote 44 - Anm. d. Übers.). Diesem widerspricht jedoch die Tatsache, dass Daawuud eine prophetische Persönlichkeit war. Sie können also nicht der Wahrheit entsprechen, zumal Daawuud, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Allah sehr nahe stand. Vergleiche auch den nächsten Aja. (Qutb)

56. Daraus geht hervor, dass Daawuud, Allahs Segen und Frieden auf ihm, "sicherlich einen Irrtum begangen hatte, der in einem Zusammenhang mit dem Fall der Schafe stand. Dementsprechend kam er gleich zur Einsicht, dass er einer Prüfung ausgesetzt war. Der Irrtum oder Fehler war jedoch sicherlich kein solcher, der unverzeihlich wäre oder ihn von seinem hohen Rang degradiert hätte. Dies kommt in diesem Aja deutlich zum Ausdruck. (Mauduudi)
 

26. O Daawuud! Wir haben dich zu einem Statthalter57 auf Erden gemacht. Richte darum zwischen den Menschen nach Gerechtigkeit58 und folge nicht der persönlichen Neigung59, damit sie dich nicht von Allahs Weg abbringen60. Diejenigen, die von Allahs Weg abirren, erhalten fürwahr strenge Strafe, weil sie den Tag der Abrechnung vergaßen61.

57. Dass Daawuud, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hier als "Statthalter Allahs" bezeichnet wird, bedeutet, dass er eine besondere Verantwortung trägt. (Qutb)

Vergleiche auch Suura 2:30 und die entsprechenden Fußnoten. Daawuuds königliche Macht, seine Weisheit, seine Gerechtigkeit, die Psalmen und das Prophetentum waren ein anvertrautes Gut von Allah. Diese herrlichen Gaben sollten nicht zur Ursache für Stolz und Selbstgerechtigkeit werden. (Juusuf `Allii)

58. Gerechtigkeit herzustellen ist die Hauptaufgabe eines Herrschers oder Regierenden. Daawuud, Allahs Segen und Frieden auf ihm, erfüllte diese Aufgabe mit äußerster Sorgfalt, so dass seine Herrschaft in späteren Zeiten diesbezüglich sprichwörtlich wurde. (Darjabaadi)

59. Den Wünschen in deinem Inneren. Daawuuds, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Regierung war nie von selbstsüchtigen Regungen oder persönlichen Interessen beeinträchtigt. (Darjabaadi)

In Bezug auf einen Propheten bedeutet das, dass er sich genügend Zeit lässt um in aller Ruhe zu überlegen und eine Angelegenheit genau zu überprüfen und nicht unter dem Einfluss eines augenblicklichen seelischen Zustandes ein Urteil spricht. (Qutb)

60. Wie bereits oben in Fußnote 40 erwähnt wurde, finden wir diese Parabel und ihre Moral nicht in der Bibel. Wer eine Ähnlichkeit mit Nathans Parabel in 2. Samuel 12:1-12 festzustellen glaubt, hat keine andere Grundlage als die, dass es sich um einen Streitfall mit den Schafen handelt. Die ganze Geschichte hier ist anders, ebenso auch die Atmosphäre, in der sie spielt. Der biblische Titel für Daawuud, "Ein Mann nach Allahs eigenem Herzen", wird in der Bibel selbst wieder durch die furchtbare Geschichte in 2. Samuel 11 und 12 nichtig gemacht, indem ihm Ehebruch, Verrat an seinem eigenen Untergebenen und Mordkomplott vorgeworfen wird. Es gibt in der Bibel auch noch weitere Erzählungen von Vergehen, die in Daawuuds, Allahs Segen und Frieden auf ihm, eigener Familie stattgefunden haben sollen, deren Berichte sich wie chroniques skandalöses lesen. Unsere Überlieferung von Daawuud, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ist die von einem gerechten, aufrichtigen Menschen, der mit allen Tugenden ausgestattet ist, und in dem selbst der geringste Anflug von Eigendünkel durch Umkehr und Vergebung entfernt wird. Die hier dargestellte geistige Lehre betrifft also die höchsten Ebenen der Mystik. (Juusuf `Allii)

61. Es war eine vortreffliche Vorsorge Allahs für Seinen treuen Diener Daawuud, Allahs Segen und Frieden auf ihm, dass Er ihn beim ersten Abweichen aufmerksam machte, so dass er keinen einzigen Schritt in der falschen Richtung geht, sondern gleich zurückkehrt, und seinen Herrn um Vergebung bittet. (Qutb)

Sowohl Masruuq als auch Said ibn Dschubair haben von `Abdullah ibn `Abbaas überliefert: „Das einzige, was der Prophet Daawuud tat, war dies, dass er seinen Wunsch vor dem Ehemann der Frau zum Ausdruck brachte und ihn aufforderte, sich von ihr zu trennen." Samachsari schreibt in seinem Kommentar: „Die Art und Weise, in der Allah die Geschichte des Propheten Daawuud, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hier erzählt, weist darauf hin, dass dieser lediglich den anderen Mann gebeten hatte, sich seinetwegen von seiner Frau zu trennen." (Mauduudi)

 

Abschnitt 3

27. Und Wir haben nicht den Himmel und die Erde und alles was dazwischen ist ohne einen tiefen Sinn erschaffen62. Das63 ist bloß die Vorstellung derer, die die Wahrheit leugnen64. Wehe denn den Leugnenden65 (wegen) des Feuers!

62. Weder ist die Schöpfung des Himmels und der Erde an sich sinnlos noch beruht sie auf Sinnlosem. Sie hat vielmehr einen tiefen Sinn, und aus diesem Sinn leiten sich alle Rechte und Pflichten ab. Zu dieser Wahrheit gehört, dass Himmel und Erde nach bestimmten Gesetzmäßigkeiten funktionieren. Dem entspricht auch die Tatsache, dass Allah einen Statthalter auf der Erde eingesetzt hat. Damit ist die Pflicht verknüpft, zwischen den Geschöpfen gerechte Entscheidungen zu fällen. Daraus folgt auch, dass diejenigen, die den Imaan verinnerlichen, und Gutes tun, keinesfalls denen gleich sind, die auf der Erde Zerstörung und Unheil anrichten. Auch ist das Gewicht des Mutaqi nicht gleich dem des Rebellen. Mit derselben Wahrheit kam das gesegnete Buch, das Allah offenbarte, damit sie Seine Zeichen begreifen, und damit die Vernunftbegabten sich an diese Gesetzmäßigkeiten erinnern, auf die die Kaafirs nicht achten, weil ihre innere Anlage nicht mehr mit der Wahrheit verbunden ist, auf der dieses Dasein beruht, so dass sie ihrem Herrn Dinge unterstellen, die Seiner unwürdig sind, weil sie die Wahrheit nicht begreifen wollen.   Gesetze für die Menschen gehören mit zu den im Kosmos wirksamen Gesetzmäßigkeiten. (Qutb)

63. Nämlich die Lehre, das Universum sei sinn- oder ziellos oder nur durch eine zufällige Anordnung von Atomen entstanden. (Darjabaadi)

64. Nämlich der Materialisten. (Darjabaadi)

Eine ähnliche Formulierung erscheint im Qur`an an verschiedenen Stellen. Vergleiche auch Suura 10:5. In diesem Zusammenhang schließt der Satz an die Erwähnung des Tages der Abrechnung an und bildet so eine fließende Überleitung von einem speziellen Aspekt der Geschichte Daawuuds, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu einer moralischen Lehre von weiter gefasster Bedeutung. (Asad)

65. Dies bedeutet eine direkte, absichtliche Ablehnung des Islams, dass das Universum - und speziell das menschliche Leben - einen Sinn in sich trägt, eine Ablehnung, die ihrerseits wiederum - wenn auch manchmal unmerklich - zu einer Ablehnung aller ethischen Forderungen führt, zu geistiger Blindheit und damit zum Leben im zukünftigen Leben. (Asad)

 

28. Oder sollen Wir etwa diejenigen, die den Imaan verinnerlichen und gute Werke tun66, genauso behandeln wie diejenigen, die Unheil auf Erde stiften67? Oder sollen Wir etwa die Mutaqi so wie die Verstorbenen behandeln?

66. In unserem irdischen Leben genießen alle Menschen gleichermaßen, egal ob sie rechtschaffen und dankbar sind oder nicht, ihren Lebensunterhalt und die Lebensfreuden. Es ist unmöglich, und es wäre ungerecht, wenn es nur dieses Leben für die Menschen gäbe. Allah ist absolut gerecht, und würde das nie zulassen. (Alousi)

67. Dies wäre gleichbedeutend mit der Verneinung einer ethischen Weltordnung. (Darjabaadi)

Der Imaan an die Auferstehung, das Gericht und das Leben nach dem Tod wird damit hier indirekt als notwendige Folge neben den Imaan an Allah gestellt, oder fast schon als Voraussetzung dafür, denn wir sehen viele rechtschaffene Menschen auf jede erdenkliche Weise leiden, während andererseits viele Böse ein Leben in Ruhe und Überfluss genießen, so dass wir, wenn wir uns darauf beschränken entweder annehmen müssen, Allah existiere nicht - oder aber, dass es ein zukünftiges Leben gibt, in dem all diese Ungerechtigkeit ausgeglichen wird. (Asad)

 

29. Dies ist ein Buch, das Wir zu dir68 hinabgesandt haben, voll des Segens69, damit sie70 über seine Ajas nachdenken, und damit die Einsichtigen ermahnt werden71.

68. Damit ist in erster Linie der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, angesprochen (Darjabaadi)

69. Offenbarung ist weder Zufall noch Willkür. Sie ist ein wirklicher Segen - eine der größten Segnungen, die Allah den Menschen zukommen lässt. Wenn wir darüber ernsthaft nachdenken, erfahren wir dabei, welche Stellung wir selbst als Menschen haben, was unsere Beziehung zu der uns umgebenden Natur ist und worin unser Verhältnis zu Allah besteht, dem Schöpfer aller dieser Dinge. Vernunftbegabte Menschen können mit ihrer Hilfe alle echten Zweifel beseitigen, die sie noch in ihren Herzen tragen mögen, und die Lehren des geistigen Lebens erfassen. (Juusuf `Allii)

70. Die Menschen insgesamt. (Darjabaadi)

71. Wie ist es dann möglich, dass die Ungerechten meinen, sie könnten sich Allahs Gesetzmäßigkeiten, die in diesem Universum wirksam sind, entgegenstellen? Ein vernünftiger Mensch, der die Schöpfung Allahs in den Himmeln, auf der Erde und in dem, was dazwischen ist, betrachtet und die Ajas des Qur'an, den Allah zu den Menschen gesandt hat, hört oder liest, weiß genau, dass Allah fähig ist, all das zu verwirklichen, was er in Seinem Buch verkündete, vor allem das, was im Jenseits passieren wird. Wenn ein Mensch solche Überlegungen anstellt, wird er schnellstens versuchen, Frevel und Übertretungen zu unterlassen, und sich auf diesen großen Gerichtstag vorzubereiten. (Qutb)

 

30. Und Wir schenkten Daawuud Suleymaan72. Welch ein vorzüglicher Diener73! Er wandte sich immer wieder (zu Allah)74.

72. Auch die größten Menschen in diesem Leben brauchen den geistigen Segen. Ohne ihn ist alles Irdische nutzlos. Mit einem kurzen Rückverweis auf die Geschichte von Daawuud wird uns jetzt Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, vorgestellt, der ein großer König war, aber auch ein um so größerer Mensch, als er Allah diente und sich zu ihm kehrte. Im Gegensatz zum Alten Testament stellt der Qur`an Suleymaan als einen rechtschaffenen König dar, nicht als einen Götzendiener. Vergleiche 1. Könige 11:6.

"Und Salomo tat, was dem Herrn missfiel, und folgte nicht völlig dem Herrn wie sein Vater David."  (Juusuf `Allii)

73. König Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, (973 bis 933 vor Isa war entsprechend unserer islamischer Auffassung ein Gesandter Allahs und daher entgegen biblischer Geschichte.

Salomos heidnische Frauen und seine Abgötterei

Aber der König Salomo liebte viele ausländische Frauen: die Tochter des Pharao und moabitische, ammonitische, edomitische, sidonische und hetitische - aus solchen Völkern, von denen der Herr den Israeliten gesagt hatte: Geht nicht zu ihnen und lasst sie nicht zu euch kommen; sie werden gewiss eure Herzen ihren Göttern zuneigen. An diesen hing Salomo mit Liebe. Und er hatte siebenhundert Hauptfrauen und dreihundert Nebenfrauen; und seine Frauen verleiteten sein Herz. Und als er nun alt war, neigten seine Frauen sein Herz fremden Göttern zu, so dass sein Herz nicht ungeteilt bei dem Herrn, seinem Gott, war wie das Herz seines Vaters David. So diente Salomo der Astarte, der Göttin derer von Sidon, und dem Milkom, dem greulichen Götzen der Ammoniter. Und Salomo tat, was dem Herrn missfiel, und folgte nicht völlig dem Herrn wie sein Vater David.

Damals baute Salomo eine Höhe dem Kemosch, dem gräulichen Götzen der Moabiter, auf dem Berge, der vor Jerusalem liegt, und dem Milkom, dem gräulichen Götzen der Ammoniter. Ebenso tat Salomo für alle seine ausländischen Frauen, die ihren Göttern räucherten und opferten. Der Herr aber wurde zornig über Salomo, dass er sein Herz von dem Herrn, dem Gott Israels, abgewandt hatte, der ihm zweimal erschienen war und ihm geboten hatte, dass er nicht andern Göttern nachwandelte. Er aber hatte nicht gehalten, was ihm der Herr geboten hatte." Testament 1 Könige 11:1-10 (Siddiqi)

Vergleiche auch 2:102;17:5; 21:78-82; 27:15-44 und 34:12-14 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

74. Er erinnerte sich immer an Allah, wie es auch aus dem folgenden deutlich wird. (Asad)

 

31. Als ihm am Abend Rosse aus edler Zucht von großer Schnelligkeit75 vorgeführt wurden,

75. "As-Saafinaat Ul-dschijaad" bedeutet die Pferde, die ruhig und gelassen sind, wenn sie stehen, aber sehr schnell im Lauf. (Mauduudi)
 

32. Sprach er: „Ich habe mich wahrlich der Liebe zu den Gütern dieser Welt so ergeben, (dass ich versäumt habe) meines Herrn zu gedenken76 bis (die Sonne) sich vor den Blicken verbarg77."

76. Diese Geschichte finden Wir nicht im Alten Testament. Ich verstehe sie so, dass Suleymaan wie sein Vater Daawuud, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, sehr gewissenhaft darauf achtete, dass sich keine eigennützigen Absichten in seine hohen geistigen Zielsetzungen einmischten. Pferde liebte er sehr; er verfügte über große Armeen und sagenhaften Reichtum; aber dies alles nutzte er zum Dienst Allahs. Vergleiche auch Suura 27:19 und 27:40 sowie die entsprechenden Fußnoten. Seine Kämpfe galten nicht der Blutgier, sondern es handelte sich um den Dschihaad für die Sache der Gerechtigkeit. Seine Liebe zu Pferden war nicht die eines Pferdenarren oder eines Kriegers, sonder es gab ein geistiges Element darin. Er liebte sie mit einer Art geistiger Liebe, der Liebe zum höchsten Guten. (Juusuf `Allii)

Die Pferde wurden von den reichen und angesehenen Leuten oft als Schmuck und Prestigemerkmal gehalten. Da Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, bei dieser Pferdevorführung so abgelenkt war, dass er die Gebetszeit verpasst, bereute er sein Verhalten und wollte Buße tun. (Alousi)

Das arabische Wort "hair" خَيْر im Text wird sowohl für großen Reichtum als auch für Pferde benutzt. Da Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, den Kampf in Allahs Sache hielt, werden sie hier mit diesem Begriff bezeichnet. (Mauduudi)

77. Er war so an den vorgeführten Pferden interessiert, dass er erst nach Sonnenuntergang an das Nachmittagsgebet dachte. (Alousi)

 

33. „Bringt sie zu mir zurück." Dann fing er an, mit der Hand über (ihre) Beine und (ihre) Hälse zu streichen78.

78. Wie alle Pferdeliebhaber tätschelte er ihren Halssund fuhr mit der Hand über ihre Vorderbeine und war stolz auf sie - nicht aus Eitelkeit, sonder aus "Liebe zum Guten".

(Juusuf `Allii)

Er tat das als Buße dafür, dass er sie mehr liebt als das Anbeten und das Gedenken Allahs zu seiner gegebenen Zeit vor Sonnenuntergang. Er opferte die von ihm sehr geliebten Pferde, indem er sie mit eigener Hand schlachtete, bzw. malte er ihnen am Hals und an den Beinen ein Zeichen, damit sie nur für den Kampf in der Sache Allahs verwendet wurden. (Qutb)

Einige Kommentatoren scheinen auch der Ansicht zu sein, dass Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, die Pferde tötete, weil sie ihn vom Gebet ablenkten oder er ihretwegen das Gebet versäumte. Diese Interpretation ist jedoch nicht gerechtfertigt, denn

1. müsste es dann einen Hinweis darauf im Wortlaut dieses Textes selbst geben; oder

2. müsste im Qur`an an einer anderen Stelle ein Hinweis darauf zu finden sein; oder

3. müsste diese Ansicht mit einer Aussage des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, belegt werden können, oder

4. es müsste ein anderer Beleg vorhanden sein, beispielsweise ein historisches Zeugnis oder eine wissenschaftliche Erkenntnis oder eine Regelung im islamischen Recht.

Ohne dies kann es nicht richtig sein, aufgrund der eigenen Phantasie eine Geschichte zu erfinden und diese in den Qur'an hineinzuinterpretieren. (Mauduudi)

 

34. Und Wir prüften Suleymaan, und Wir setzten einen (leblosen) Körper79 auf seinen Thron80. Dann wandte er sich wieder (zu Uns)81.

79. In Sahih-Al-Bucharii heißt es: Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sagte eines Tages: „Ich werde in dieser Nacht eine Runde machen bei vierzig meiner Frauen und es werden vierzig Knaben gezeugt, welche dann als Ritter im Kampf für Allah teilnehmen werden." Er vergaß dabei "Wenn Allah es will" zu sagen. Nur eine der vierzig Frauen wurde schwanger und gebar ein verstümmeltes Kind. Unser Prophet sagte: „Hätte Suleymaan "Wenn Allah es will" gesagt so hätte er tatsächlich vierzig Knaben bekommen, die später als Ritter für die Sache Allahs gekämpft hätten"

Suleymaan, der den leblosen Körper des einzigen Kindes auf seinem Thron an vorfand, erkannte seinen Fehler und wandte sich voller Reue seinem barmherzigen Gott zu. Das war eine Prüfung für Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und es ist möglich, dass es dieselbe Prüfung ist, die im Aja 34 angedeutet wird.

80. Eine andere Interpretationsmöglichkeit wäre, dass er eine zeitlang krank wurde, so dass er unfähig war, von seinem Thron aus die Geschäfte des Königreiches zu führen. Er erkannte das als Strafe Allahs wegen eines Fehlverhaltens seinerseits und wandte sich seinem Herrn reuevoll zu. (Alousi und Qutb)

Königliche Macht bleibt leblos, wenn sie nicht durch ethische Werte zum Leben erweckt wird. Im Arabischen wird jemand auch als "toter Körper" bezeichnet, wenn er durch Krankheit, Sorge, Angst oder das Fehlen ethischer Werte geschwächt ist. (Asad)

81. Mit der Bitte um Vergebung auch jeder kleinen Nachlässigkeit, so wie es sich für einen Menschen von solcher geistigen Größe gehört. (Darjabaadi)

 

35. Er sprach: „Mein Herr, vergib mir82 und gib mir ein Königreich83, wie es keinem nach mir zukommt84. Du bist fürwahr der Freigebige85."

82. Das Streben nach irdischer Macht, und sei es auch mit der Absicht, sie für Allahs Sache zu nutzen, hat eine Spur von Ego in sich. Bei gewöhnlichen Menschen kann dies berechtigt und normal sein, aber selbst der Gedanke daran veranlasst einen Propheten, um Vergebung zu bitten. Dieser Fall liegt ähnlich wie bei Daawuud oben in Aja 24; vergleiche auch die entsprechende Fußnote. (Juusuf `Allii)

83. Er betete um eine Macht, die er nicht missbrauchen sollte, wenn sich auch andere nicht der Versuchung enthalten konnten, sofern sie ihnen gegeben würde, beispielsweise über die Naturkräfte oder die Kräfte der Gewalttätigkeit. Vergleiche auch die nächsten drei Ajas.

(Juusuf `Allii)

84. Ein geistiges Königreich, das niemand erben konnte und das demnach auch nicht Neid oder Intrigen zum Opfer fallen konnte. (Asad)

Er bat um ein Königreich von ganz besonderer Art, so dass man gleich die Wunder Allahs daran erkennt. (Qutb)

85. Glauben sie etwa, für die Entscheidung zuständig zu sein, wem die Offenbarung Allahs gegeben werden solle und wem nicht? (Asad)

 

36. Darum machten Wir ihm den Wind dienstbar86, dass er nach seinem Gebot segensbringend wehte, wohin er wollte87,

86. Das heißt als Lohn für seine Demut und seinen Verzicht auf weltliche Ambitionen, wie sie auch in seiner Bitte um Vergebung zum Ausdruck kommen. (Asad)

87. Vergleiche auch Suura 21:81 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Zahlreiche Legenden haben sich um Suleymaans, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Person herum gebildet. Vergleiche auch Suura 21:82 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

37. Und (ebenso) die Dämonen88, all die Erbauer89 und Taucher90,

88. Vergleiche auch Suura 21:82 und 34:12-13 sowie die entsprechenden Fußnoten. Im letzteren Abschnitt werden die entsprechenden Geister als Dschinn bezeichnet. Die Taucher wurden wahrscheinlich zur Perlenfischerei eingesetzt. (Juusuf `Allii)

89. Die wunderbare Gebäude konstruierten. (Darjabaadi)

90. Die nach Perlen tauchten. (Darjabaadi)

Allah unterstellte die Dämonen Suleymaans, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Herrschaft und ließ sie alles ausführen; was er befahl. Er ließ sie Bauten errichten und Perlen und andere Schätze aus den Tiefen des Meeres und aus dem Inneren der Erde herausholen. (Qutb)

 

38. Und andere, die mit Fesseln zusammengekettet waren91.

91. Vergleiche auch Suura 14:49, wo derselbe Ausdruck "mit Fesseln zusammengekettet" für die Ungerechten am Tag des Gerichts verwendet wird. (Juusuf `Allii)

Das heißt, sie waren von ihm unterworfen und gezähmt worden. Vergleiche auch Suura 21:82, und die entsprechende Fußnote, wo erläutert wird, warum ich das Wort "schajaatiin" mit "rebellische Kräfte" übersetzte. (Asad)

Diese Dämonen (oder Teufel) waren nicht notwendigerweise mit Eisenketten gefesselt, sondern in einer Weise gefangen gehalten, dass sie weder entkommen noch weiterhin Böses tun konnten. (Mauduudi)

Allah gab ihm außerdem die Befugnis und die Macht, die Rebellierenden zu bestrafen, indem er sie in Ketten legte, so wie er es für richtig hielt. (Qutb)

 

39. „Dies ist Unsere Gabe92. Darum gib nun oder halte zurück, ohne abzurechnen."

92. Allah gab Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, unermessliche Gaben und Kräfte, und es war ihm freigestellt, davon etwas nach eigenem Ermessen weiterzugeben. Darin lag für einen gewöhnlichen Menschen eine außerordentliche Versuchung. Als Prophet widerstand Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, dieser und betete um Vergebung und um sein Reich, das andere nicht rechtmäßig nutzen konnten. Sein irdisches Königreich zerbrach nach seinem Tode. Aber sein Name und sein Ruf überdauerte die Zeiten. Mehr als das bedeutet es jedoch, dass er einen Platz unter denen gewann, die Allah am nächsten stehen. Siehe auch den nächsten Aja. (Juusuf `Allii)

 

40. Und er hatte fürwahr nahen Zugang zu Uns und eine schöne Einkehr93.

93. Dieselben Worte werden oben in Aja 25 von Daawuud, gesagt. Somit wird hier symmetrisch der Gedankengang über die beiden großen Könige Israels abgeschlossen. (Juusuf `Allii)

So wie die Arroganz eines Geschöpfes Allahs Missfallen und Zorn erregt, so verdient seine Demut Allahs Zufriedenheit und Wohlgefallen. Wenn ein Geschöpf nach einem begangenen Fehler auch noch arrogant reagiert, ergeht es ihm wie Schaytaan in der Geschichte von Adam und Schaytaan unten in den Ajas 71-85. Wenn jedoch ein Geschöpf seinen Fehler eingesteht und sich vor einem Herrn demütigt und umkehrt, dann wird es mit solchem Segen bedacht wie Daawuud und Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm. (Mauduudi)

In den beiden Sahichbüchern von Bucharii und Muslim wird überliefert, dass Allah den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, fragen ließ, ob er lieber als Diener Allahs und Gesandter oder als prophetischer König auf der Erde weiter leben wollte. Nachdem er sich vom Engel Dschibril hatte beraten lassen, entschied er sich für das Leben eines Diener Allahs und Gesandten, weil diese Stufe im Jenseits höher steht bei Allah. (ibn Kasir)

 

41. Und gedenke Unseres Diener Ayjuub94, wie er zu seinem Herrn rief: „Schaytaan95 hat mich mit Unglück96 und Leid97 geschlagen."

94. Vergleiche zu diesem Abschnitt auch Suura 21:83-84 und die entsprechenden Fußnoten.

(Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 4:163 und 6:84. (Mauduudi)

95. Während der langen Zeit, in der krank war, flüsterte der Teufel seiner Frau und seinen wenigen treuen Freunden ein: Wenn er wahrhaftig ein Prophet wäre, hätte Allah seine Bittgebete erhört und ihn geheilt. Diese Gedanken seiner engsten Freunde kamen ihm zu Ohren und quälten ihn mehr als seine Krankheit und seine Geldnot. (Qutb)

96. Mit psychischem Leiden. (Darjabaadi)

Sein Leiden war von vielerlei Art, sowohl physisch als auch psychisch und geistig. Er litt an hässlichen Geschwüren; er verlor sein Heim, sein Eigentum und seine Familie und beinahe auch sein inneres Gleichgewicht. Er verlor jedoch nicht seinen Imaan, sondern wandte sich zu Allah, und der Heilungsprozess setzte ein. (Juusuf `Allii)

97. Mit Krankheit und physischem Leiden. (Darjabaadi)

Mit Lebensüberdruss als Folge seines Leidens. Sobald er jedoch feststellte, dass Allah ihn prüft, wurde ihm klar, dass sein Lebensüberdruss auf Schaytaans Einflüsterungen zurückzuführen ist. Dies ist auch die Lehre, die aus der obigen Geschichte von zu ziehen ist. (Asad)

„Schaytaan nutzt meine Situation aus, Zu mich in Versuchung zu führen und zur Undankbarkeit gegenüber Allah zu veranlassen." Diese Interpretation von Ayjuubs Klage beruht auf zweierlei:

1. nach der Darstellung des Qur`an hat Schaytaan keine andere Macht als die der Verführung: Er kann Allahs Diener nicht mit Krankheiten plagen oder sie durch Leiden zwingen, von Allahs Weg abzuweichen.

2. In der Version in Suura 21.83-84, wo Ayjuub, Allahs Segen und Frieden auf ihm, bei Allah klagt, ist überhaupt nicht von Schaytaan die Rede. (Mauduudi)

 

42. (Er wurde aufgefordert:) „Stampfe mit deinem Fuß98. Hier ist kühles Wasser zum Baden und zum Trinken99."

98. Zu Beginn des Heilungsprozesses wurde Ayjuub, Allahs Segen und Frieden auf ihm, aufgefordert, mit dem Fuß auf die Erde oder einen Felsen zu treten, so dass eine Quelle hervorbrach. Dadurch wurde ihm die Möglichkeit gegeben, zu baden, seinen Körper zu reinig seinen Geist zu erfrischen, zu trinken und Ruhe zu finden. Dies ist ein neuer Aspekt, der weder in Suura 21 noch im Buch erwähnt wird, aber unserer Vorstellung eine schöne Ergänzung hinzufügt. (Juusuf `Allii)

99. Nach Ansicht der klassischen Kommentatoren kündigte das wunderbare Erscheinen der heilenden Quelle das Ende von Ayjuubs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, physischen und psychischen Leiden an.

 

43. Wir gaben ihm seine Angehörigen wieder und noch einmal so viele dazu100, als Barmherzigkeit von Uns und als Ermahnung für die Einsichtigen101.

100. Vergleiche auch Suura 21:84 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Einige Überlieferungen berichten, Allah habe Ayjuubs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Kinder wiedererweckt und ihm ebenso viele neue geschenkt. Es gibt jedoch im Text selbst keinen Hinweis auf eine Auferweckung vom Tode. Der Text kann aber so verstanden werden, dass er, als der genesen war, die Nähe seiner Verwandten empfand, die er während seiner Krankheit verloren geglaubt hatte, und dass er unter den neuen guten Verhältnissen noch mal so viele Verwandte aus deren Nachkommen bekam. (Alousi und Qutb)

Überlieferungen berichten davon, dass während Ayjuubs Krankheit alle, außer seiner Frau Ayjuubs verließen. Selbst die Kinder hatten sich von ihm abgewandt. Darauf wird hier angespielt, wenn Allah sagt, dass Er ihm seine Gesundheit und seine Familie wiedergab und darüber hinaus noch mehr Kinder schenkte. (Mauduudi)

101. Das heißt, dass hierin eine Lehre für vernunftbegabte Menschen liegt. Ein Mensch sollte weder in guten Tagen Allah vergessen und arrogant werden, noch in schlechten an Ihm verzweifeln. Gute und schlechte Zeiten liegen völlig in Allahs Hand. Ein weiser Mensch sollte daher auf Ihn allein vertrauen und in allen Lebensumständen seine Hoffnung auf Ihn setzen. (Mauduudi)

 

44. (Ihm wurde gesagt:) „Nimm ein Büschel Gras in deine Hand und schlage damit102 und werde nicht wortbrüchig103." Wir fanden ihn fürwahr geduldig. Welch vorzüglicher Diener104! Er wandte sich immer wieder (zu Uns)105.

102. Der Teufel flüstere seiner Frau ein: Wäre Ayjuub, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Allah lieb, hätte Er ihn längst von seinem Leiden erlöst. Als sie das ihrem Mann offenbarte, tat es ihm sehr weh und er schwor, wenn er geheilt sei, würde er ihr als Strafe hundert Schläge geben. Als er aber gesund wurde, überlegte er es sich anders, denn seine Frau war ihm sonst sehr behilflich und musste während seiner Not vieles ertragen. Allah, der Barmherzige gab ihm diesen Rat. (Qutb)

103. Er hatte geschworen, seine Frau für ihre gotteslästerliche Aussage mit hundert Schlägen zu bestrafen. Als er jedoch wieder gesund geworden war, bereute er seinen übereilten Schwur, denn er hatte erkannt, dass die "Gotteslästerung" seiner Frau nur ein Ausdruck ihrer Liebe und ihres Mitleids ihm gegenüber war. Daraufhin wurde ihm mitgeteilt dass er seinen Schwur in symbolische Weise erfüllen konnte, indem er sie einmal mit einem Büschel Gras schlug, das hundert Halme enthielt. Vergleiche auch Suura 5:89. (Asad)

Einige Rechtsgelehrte sind der Ansicht, dies sei lediglich eine persönliche Lösung für Ayjuub, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gewesen. Andere aber sehen eine Möglichkeit, dies auch anderen zugute kommen zu lassen. Aufgrund authentischer Überlieferungen sehen sie es als gerechtfertigt an, eine schwache oder kranke Person, die eine Strafe von einer bestimmten Anzahl von Schlägen verdient hat, in dieser Weise symbolisch zu bestrafen.

104. Vergleiche oben Aja 30, wo ähnliches von Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ausgesagt wird. Geduld und Standhaftigkeit sind eine Form des Dienstes, wenn unsere Haltung auf einen aktiven Imaan und Allah zurückzuführen ist, nicht auf bloße Passivität. (Juusuf `Allii)

105. Vergleiche Ayjuub 42:116. (Darjabaadi)

würde in diesem Zusammenhang erwähnt, um dem Leser einzuprägen, dass ein rechtschaffener Diener Allahs, wenn ihn Unheil und Leid trifft, nicht bei Allah lamentiert, sondern geduldig und standhaft die Heimsuchungen und Prüfungen erträgt, die Er ihm schickt, und nur Ihn um Hilfe anruft. Er verzweifelt nicht an Allah und wendet sich nicht ungeduldig an andere um Hilfe. Deswegen wird er ebenso mit Allahs reichlichem Segen bedacht, wie dereinst    Mauduudi)

 

45. Und gedenke Unserer Diener Ibraahiim, Ishaaq und Jaquub106. (Sie waren) Menschen von Kraft und Einsicht107.

106. Ibraahiim Ishaaq - ebenso wie Ismaa'iil - und Jaquub lebten allesamt vor Daawuuds und Suleymaans, Zeit. Wir wissen jedoch nicht genau, ob sie auch vor Ayjuubs Zeit lebten. Dasselbe gilt für und Suul-Kifl, Allahs Segen und Frieden auf ihnen allen (vergleiche unten Aja 48). Der Qur`an will kein historischer Bericht sein. Hier soll an einige Propheten der Kinder Israels und ihre beispielhafte Haltung erinnert werden. (Qutb)

107. In der letzten Suura (vergleiche Suura 37:83-113) wurden Ibraahiim und Ishaaq (und damit implizit auch Jaquub) als Menschen erwähnt, die dem Bösen widerstehen und sich schließlich durchsetzen. Hier werden sie als Menschen mit geistiger Einsicht und Weisheit erwähnt, Patriarchen des Volkes Israel, die Zeugen der Botschaft vom zukünftigen Leben waren und darum einen Segen für ihr Volk bedeuteten, weil sie die Wahrheit verkündeten. (Juusuf `Allii)

Wörtlich: "die Hände und Einsicht hatten". Wie bereits mehrfach erwähnt, bedeutet "Hand" Kraft, Macht und Fähigkeit. Dies heißt, dass sie praktisch ausgerichtete Menschen waren; sie verfügten über die Fähigkeit, Allah zu gehorchen und dem Bösen Widerstand zu leisten, und sie hatten sich große Mühe gegeben, Allahs Wort in der Welt zur Geltung zu bringen. "Einsicht" ist die Sicht des Herzens und der Vernunft. Sie konnten die Wahrheit sehen und erkennen; sie lebten nicht wie Blinde in dieser Welt, sondern gingen im vollen Licht des Wissens den geraden Weg der Rechtleitung, und zwar mit offenen Augen. In diesem Wortlaut liegt auch eine Anspielung darauf, dass Menschen, die irregegangen sind, weder über "Hände" noch über "Augen" in diesem Sinn verfügen. (Mauduudi)

 

46. Wir erwählten sie zu einem besonderen Zweck: zur Erinnerung an die ewige Heimstatt108.

108. Wörtlich: "Haus" oder "Heim"; gemeint ist das zukünftige Leben. (Asad)

Die wahre Ursache ihres Erfolgs und ihres hohen Ranges liegt darin, dass keine Spur weltlicher Interessen in ihrem Charakter zurückgeblieben ist. Alle ihre Bemühungen, seien sie geistig oder körperlich, waren auf das zukünftige Leben ausgerichtet. Sie erinnerten sich selbst daran und forderten andere dazu auf. Deswegen erhob Allah sie zu einem Rang, der niemals von Menschen erlangt werden kann, die sich im Erwerb irdischen Besitzes und Einflusses verlieren. Zu beachten ist auch die feine Nuance darin, dass Allah hier für das zukünftige Leben nur das Wort "Ad-Dar" الدَّار ("das Haus" oder "das Heim") benutzt hat. Damit soll die Wahrheit eingeprägt werden, dass diese Welt keine Heimat für den Menschen ist, sondern nur eine Durchgangsstation, die er ohnehin verlassen muss. Unsere wirkliche Heimat liegt im zukünftigen Leben. Wer dafür arbeitet, sein Heim im zukünftigen Leben auszuschmücken, ist in Allahs Sicht ein vernünftiger Mensch und wird als Vorbild erwähnt. Unvernünftig aber ist der, der um des irdischen Lebens willen sein Heim im zukünftigen Leben zerstört. (Mauduudi)

 

47. Und vor uns gehören sie fürwahr zu den Auserwählten, den Guten109.

109. Zu den geehrtesten und hoch geschätzten Menschen, nicht Menschen mit zweifelhaftem Charakter, wie sie gelegentlich dargestellt werden. (Darjabaadi)

 

48. Und gedenke Ismaa’iils110 und   Iljaas und Suul-Kifls111. Sie alle gehörten zu den Guten112.

110. Ismaa'iil, der Stammvater des arabischen Volkes, wird in Suura 37:101-107 als ein Vorbild an Selbstaufopferung dargestellt. Hier wird, er erwähnt als „in der Gesellschaft der Guten", das heißt derer, die ein Segen für ihr Volk waren. Er wird zusammen mit Iljaas und Suul-Kifl erwähnt. Alle drei waren Vorbilder an Geduld und Standhaftigkeit im Leiden. (Juusuf `Allii)

111. Aljasa'a (Elisa) ist der biblische Prophet, der Iljaas (Elia) folgte. (Asad)

Vergleiche auch Suura 6:86 und die entsprechenden Fußnoten. Der Prophet wird im Qur’an nur zweimal erwähnt, nämlich dort und hier, ohne dass jedoch Einzelheiten angeführt werden.

"Aber der Herr sprach zu ihm: Geh wieder deines Weges durch die Wüste nach Damaskus und geh hinein und salbe Hasaël zum König über Aram und Jehu, den Sohn Nimschis, zum König über Israel und Elisa, den Sohn Schafats, von Abel-Mehola zum Propheten an deiner Statt. Und es soll geschehen: Wer dem Schwert Hasaëls entrinnt, den soll Jehu töten, und wer dem Schwert Jehus entrinnt, den soll Elisa töten. Und ich will übriglassen siebentausend in Israel, alle Knie, die sich nicht gebeugt haben vor Baal, und jeden Mund, der ihn nicht geküßt hat.

Und Elia ging von dort weg und fand Elisa, den Sohn Schafats, als er pflügte mit zwölf Jochen vor sich her, und er war selbst bei dem zwölften. Und Elia ging zu ihm und warf seinen Mantel über ihn." 1. Könige 19.15-21 und

Elia wird entrückt, und Elisa tritt seine Nachfolge an

"Als aber der Herr Elia im Wetter gen Himmel holen wollte, gingen Elia und Elisa von Gilgal weg. Und Elia sprach zu Elisa: Bleibe du hier, denn der Herr hat mich nach Bethel gesandt. Elisa aber sprach: So wahr der Herr lebt und du lebst: ich verlasse dich nicht. Und als sie hinab nach Bethel kamen, gingen die Prophetenjünger, die in Bethel waren, heraus zu Elisa und sprachen zu ihm: Weißt du auch, dass der Herr heute deinen Herrn von dir hinwegnehmen wird? Er aber sprach: Auch ich weiß es wohl; schweigt nur still. Und Elia sprach zu ihm: Elisa, bleib du hier, denn der Herr hat mich nach Jericho gesandt. Er aber sprach: So wahr der Herr lebt und du lebst: ich verlasse dich nicht. Und als sie nach Jericho kamen, traten die Prophetenjünger, die in Jericho waren, zu Elisa und sprachen zu ihm: Weißt du auch, dass der Herr heute deinen Herrn von dir hinwegnehmen wird? Er aber sprach: Auch ich weiß es wohl; schweigt nur still. Und Elia sprach zu ihm: Bleib du hier, denn der Herr hat mich an den Jordan gesandt. Er aber sprach: So wahr der Herr lebt und du lebst: ich verlasse dich nicht. Und es gingen die beiden miteinander. Und fünfzig von den Prophetenjüngern gingen hin und standen von ferne; aber die beiden standen am Jordan. Da nahm Elia seinen Mantel und wickelte ihn zusammen und schlug ins Wasser; das teilte sich nach beiden Seiten, so dass die beiden auf trockenem Boden hinübergingen. Und als sie hinüberkamen, sprach Elia zu Elisa: Bitte, was ich dir tun soll, ehe ich von dir genommen werde. Elisa sprach: Dass mir zwei Anteile von deinem Geiste zufallen. Er sprach: Du hast Schweres erbeten. Doch wenn du mich sehen wirst, wie ich von dir genommen werde, so wird's geschehen; wenn nicht, so wird's nicht sein. Und als sie miteinander gingen und redeten, siehe, da kam ein feuriger Wagen mit feurigen Rossen, die schieden die beiden voneinander. Und Elia fuhr im Wetter gen Himmel. Elisa aber sah es und schrie: Mein Vater, mein Vater, du Wagen Israels und sein Gespann! und sah ihn nicht mehr. Da fasste er seine Kleider, zerriss sie in zwei Stücke und hob den Mantel auf, der Elia entfallen war, und kehrte um und trat wieder an das Ufer des Jordans. Und er nahm den Mantel, der Elia entfallen war, und schlug ins Wasser und sprach: Wo ist nun der Herr, der Gott Elias? und schlug ins Wasser. Da teilte es sich nach beiden Seiten, und Elisa ging hindurch. Und als das die Prophetenjünger sahen, die gegenüber bei Jericho waren, sprachen sie: Der Geist Elias ruht auf Elisa, und sie gingen ihm entgegen und fielen vor ihm nieder zur Erde und sprachen zu ihm: Siehe, es sind unter deinen Knechten fünfzig starke Männer, die lass gehen und deinen Herrn suchen. Vielleicht hat ihn der Geist des Herrn genommen und auf irgendeinen Berg oder in irgendein Tal geworfen. Er aber sprach: Lasst sie nicht gehen! Aber sie nötigten ihn, bis er nachgab und sprach: Lasst sie hingehen! Und sie sandten hin fünfzig Männer, und diese suchten Elia drei Tage; aber sie fanden ihn nicht. Und sie kamen zu Elisa zurück, als er noch in Jericho war, und er sprach zu ihnen: Sagte ich euch nicht, ihr solltet nicht hingehen?"

Elisa macht eine Quelle gesund und straft die spottenden Knaben

Und die Männer der Stadt sprachen zu Elisa: Siehe, es ist gut wohnen in dieser Stadt, wie mein Herr sieht; aber es ist böses Wasser, und es macht unfruchtbar. Er sprach: Bringt mir her eine neue Schale und tut Salz hinein! Und sie brachten's ihm. Da ging er hinaus zu der Wasserquelle und warf das Salz hinein und sprach: So spricht der Herr: Ich habe dies Wasser gesund gemacht; es soll hinfort weder Tod noch Unfruchtbarkeit von ihm kommen. So wurde das Wasser gesund bis auf diesen Tag nach dem Wort Elisas, das er sprach. Und er ging hinauf nach Bethel. Und als er den Weg hinanging, kamen kleine Knaben zur Stadt heraus und verspotteten ihn und sprachen zu ihm: Kahlkopf, komm herauf! Kahlkopf, komm herauf! Und er wandte sich um, und als er sie sah, verfluchte er sie im Namen des Herrn. Da kamen zwei Bären aus dem Walde und zerrissen zweiundvierzig von den Kindern. Von da ging er auf den Berg Karmel und kehrte von da nach Samaria zurück." 2. Könige 2. (Mauduudi)

112. Außer dem, was hier erwähnt wird - dass er nämlich zu den Guten gehörte - wissen wir von Suul-Kifl, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nichts mit Sicherheit. (Qutb)

Außer an dieser Stelle wird Suul-Kifl nur noch in Suura 21:85 erwähnt. Vergleiche auch die dortigen Fußnoten. (Mauduudi)

 

Abschnitt 4

49. Dies ist eine Ermahnung113. Für die gibt es fürwahr eine schöne Einkehr114,

113. Denjenigen, die ihr folgen, wird es wohl ergehen. (Darjabaadi)

114. Einige hervorragende Beispiele der Erwählten und Guten sind hier aufgeführt worden, und nun folgt eine Bezugnahme auf die Rechtschaffenen als solche und ihre Zukunft im jenseitigen Leben, wie sie es durch ihren Sieg über das Böse verdient haben. (Juusuf `Allii)

 

50. Gärten der Ewigkeit115, deren Tore ihnen offen stehen.

115. Immer, wenn im Qur`an das Wort "`adn" عَدْن erwähnt wird - wobei diese Stelle chronologisch die älteste ist - wird es als Eigenschaftswort für die "Gärten" des Paradieses benutzt. Es ist von "`adana" abgeleitet, das in erster Linie "er blieb irgendwo" bedeutet, oder "er behielt etwas", das heißt auf Dauer. Im biblischen Hebräisch, das letztendlich nichts anderes als ein alter arabischer Dialekt ist - hat auch das verwandte Wort "`eden" die zusätzliche Bedeutung von "Glückseligkeit". Die Kombination dieser beiden Vorstellungen veranlasst mich, "`adn" mit "beständiger Glückseligkeit" zu übersetzen. Wie an vielen anderen Stellen im Qur`an wird diese Glückseligkeit hier bildlich ausgedrückt und damit der Vorstellung des Menschen näher gebracht, indem sie mit irdischen Freuden verglichen wird. (Asad)

Im folgenden werden eindrucksvolle Szenen des Jenseits vorgeführt. Die erste Szene zeigt die Rechtschaffenen, die sich auf der Erde nicht in Unrecht verwickelten. Diese haben schöne Einkehr in schönen Schlössern mitten in paradiesischen Gärten. Ihre Tore öffnen sich vor ihnen, sobald sie sie erreichen, und die Engel begrüßen sie und heißen sie willkommen. Die Lehnstühle sind herrlich bequem, die wunderbaren Früchte stehen ihnen jederzeit greifbar zur Verfügung und die bekömmlichsten Getränke werden ihnen jederzeit von Knaben, die schön sind wie Perlen, serviert. Sie unterhalten sich miteinander und mit ihren wunderschönen gleichaltrigen Ehegattinnen, die immer jungfräulich bleiben, und sich ganz und gar für sie und nur für sie interessieren. (Qutb)

 

51. Darin werden sie angelehnt ruhen; darin können sie reichlich Früchte und Trank verlangen116.

116. Vergleiche auch Suura 36:57 und die entsprechenden Fußnoten. Die freien Gärten sind symbolisch für die äußeren Umstände der Zufriedenheit; die bequemen Sitze, die Früchte und die Getränke stehen für die individuelle Zufriedenheit; die Gesellschaft rein gesinnter Gefährten und Gefährtinnen gleichen Alters steht für die gesellschaftliche Zufriedenheit. (Juusuf `Allii)

 

52. Und bei ihnen werden gleichaltrige Jungfrauen117 sein, die züchtig blicken118.

117. Um das Gleichnis des gemeinschaftlichen Glücks zu vervollständigen, wünschen wir uns gleichaltrige Gefährten. Alter und Jugend können nicht zusammen glücklich sein. Damit ist nicht gesagt, dass es in diesem zeitlosen Zustand, von dem hier die Rede ist, überhaupt ein Altern gibt; wenn wir uns dort jedoch Temperamentsunterschiede vorstellen können, dann wird die Gesellschaft so geordnet, dass zusammenpassende Temperament auch zusammenkommen. Wir können uns auch vorstellen, dass in diesem glücklichen Zustand alle jung und frisch sind.

(Juusuf `Allii)

Diese allegorische Bezugnahme auf die Freuden des Paradieses erscheint im Qur`an nur dreimal, nämlich hier, der chronologisch ältesten Stelle, und in Suura 37:48 und 55:56. Als eine Allegorie bezieht sich dieser Satz offensichtlich auf die Rechtschaffenen beiderlei Geschlechts, die im zukünftigen Leben mit ihren Lieben wiedervereint werden, denn Allah hat diesen Lohn Männern und Frauen versprochen (vergleiche Suura 9:72; 4:124; 16:97 und 40:40 sowie die entsprechenden Fußnoten). Das Wort "atraab" أَتْرَاب übersetze ich "zueinander passend"; vergleiche auch Suura 56:38 und die entsprechende Fußnote. (Asad)

118. Vergleiche auch Suura 37:48 und 36:56 sowie die entsprechenden Fußnoten. Wie wir uns auch bei unserem irdischen Glück vorstellen, so ist es nicht vollkommen, wenn wir damit allein stehen. Wir sehnen uns nach jemandem, der unsere höchste Freude teilen kann. Dieses Gefühl wird hier dargestellt. (Juusuf `Allii)

 

53. Dies ist es, was euch verheißen ist am Tag der Abrechnung119.

119. Damit sind die Mu'mins angesprochen. (Darjabaadi)

 

54. Dies ist fürwahr Unsere Versorgung: Nie wird sie versiegen.

55. So ist es120. Für die Übeltäter jedoch gibt es eine schlimme Einkehr121.

120. Soweit, was die Rechtschaffenen betrifft. (Darjabaadi)

121. Das folgende wird dem Zustand der Glückseligen oben in Aja 49 gegenübergestellt.

(Juusuf `Allii)

 

56. Die Hölle, in die sie gelangen werden. Welch schlimmer Aufenthaltsort122!

122. Vergleiche auch Suura 14:29. Die Gegenüberstellung zum Zustand der Glückseligen wird damit fortgesetzt. (Juusuf `Allii)

 

57. So ist es. Und das werden sie kosten: eine siedende Flüssigkeit und widerwärtigen Eiter123,

123. Jetzt wird die Szene des traurigen Endes der Tyrannen vorgeführt und der ersten Szene gegenübergestellt. Für sie sind auch Liegeplätze da. Sie bieten ihnen aber keine Ruhe und keine Rast. Sie sind mitten in der Hölle. Zu trinken bekommen sie kochendes Wasser, heiß genug, um ihnen die Eingeweide zu zerfetzten, und zu essen bekommen sie nur Brechreiz erregenden Eiter, der aus den Brandwunden der Höllenbewohner heraufließt, oder aber andere ähnlich scheußliche Getränke und Speisen. (Qutb)

Siehe auch Suura 78:25 und die dazugehörige Fußnote. (Anm. d. Übers.)

 

58. Und anderes von gleicher Art124.

124. Wörtlich: "von seiner Art", das heißt an Intensität dem entsprechend, was der Qur`an mit "haa-mim" und "dschassaaq" bezeichnet (vergleiche die vorige Fußnote). (Asad)

 

59. „Hier ist eine Schar, die (dem gleichen peinlichen Schicksal wie) ihr entgegeneilt125. Kein Willkommen sei ihnen126! Wahrlich, sie werden im Höllenfeuer schmoren."

125. Verwunderlich ist, dass sich so viele Menschen für das Böse entscheiden, und dann noch in so großer Eile und Begierde. In diesem irdischen Leben werden sie vielleicht von den Rädelsführern des Bösen willkommen geheißen, aber ihr Endzustand ist das Gegenteil eines Willkommens. Sie werden von Vorwürfen und Flüchen verfolgt. (Juusuf `Allii)

Nämlich Leute, die ihr verführt habt und die euch blindlings gefolgt sind. Dies betont die doppelte Verantwortung der Verführer. (Asad)

126. Der Satz: "kein Willkommen sei dir" ist im Arabischen gleichbedeutend mit einem Fluch. In diesem Zusammenhang - wie auch aus dem nächsten Aja weiter hervorgeht - beinhaltet er ein gegenseitiges Sichlossagen von Verführern und Verführten. (Asad)

Jetzt wird eine dritte Szene vorgeführt. Eine Gruppe von Höllenbewohnern, die auf der Erde aggressiv und tyrannisch waren. Sie waren im irdischen Leben eng befreundet. Heute streiten sie miteinander und verfluchen sich gegenseitig. (Qutb)

 

60. Die (einen) sprechen (zu den anderen)127: „Ach, ihr seid das! Kein Willkommen sei euch! Ihr habt dies über uns gebracht128, und welch schlimmer Ort ist das!"

127. Dies sagen die Verführten zu den Verführern. (Darjabaadi)

128. Im Wesen des Bösen liegt es, anderen die Schuld zuzuschieben. Die Verführten machen ihren Verführern Vorwürfe, aber keiner kann der persönlichen Verantwortlichkeit für seine Worte und Handlungen entgehen. (Juusuf `Allii)

 

61. Sie sprechen129: „Unser Herr, wer immer das über uns gebracht hat, gib ihm die doppelte Strafe im Feuer130."

129. Dies sagen die Verführten zu ihrem Herrn. (Darjabaadi)

130. Vergleiche auch Suura 7:38 und 11:20 sowie die entsprechenden Fußnoten. Die Bösen versuchen jetzt, ihre Wut an anderen auszulassen. Hier verlangen sie eine doppelte Strafe für ihre Verführer, vergessen jedoch ihre eigene persönliche Verantwortlichkeit. Im nächsten Aja bringen sie ihre Überraschung darüber zum Ausdruck, dass andere der Strafe entgangen sind, die sich selbst verdient haben. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 33:67-68 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

62. Und sie sprechen131: „Was ist mit uns, dass wir nicht die Leute sehen, die wir zu den Übeltätern zu zählen pflegten132? 

131. Dies sagen die Bewohner der Hölle, sowohl Verführte als auch Verführer. (Darjabaadi)

132. "Die Schlechten": diejenigen, die sie (die Bösen) als Narren verachteten und die ihrer Ansicht nach mit Sicherheit ein Böses Ende finden würden, weil sie sich den Bösen nicht in deren Machenschaften anschlossen. Jetzt sind die Werte jedoch umgekehrt. Die Guten sind in der Glückseligkeit und die Bösen im Elend. (Juusuf `Allii)

 

63. Haben wir sie (etwa ungerechterweise) verspottet133, oder haben unsere Augen sie verfehlt134?"

133. Hier geht es um die Propheten und Rechtschaffenen, die - wie der Qur'an an vielen Stellen hervorhebt - in dieser Welt immer von denen verspottet wurden, die in das Leben dieser Welt verstrickt und allen moralischen Ermahnungen unzugänglich waren. (Asad)

134. Während sie sich mit uns zusammen in der Hölle befinden. (Darjabaadi)

 

64. Dies ist eine Tatsache, die gegenseitigen Vorwürfe der Bewohner des Feuers135.

135. Ihre gegenseitigen Vorwürfe und Boshaftigkeiten gehören mit zur Strafe, denn solche Gefühle verstärken noch ihre Verzweiflung. (Juusuf `Allii)

 

Abschnitt 5

65. Sprich136: „Ich bin nur ein Warner137, und es gibt keinen Gott außer Allah, dem Einzigen138, dem Allgewaltigen139,

136. Sprich folgendes zu denen, die dir die oben in Aja 4-8 erwähnten Vorwürfe gemacht haben. Du rufst die Menschen zum Herrn von Himmel und Erde auf, der keinen Partner hat. (Qutb)

Damit ist der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, angesprochen. (Darjabaadi)

Damit kehrt die Thematik dahin zurück, wo sie angesetzt hatte. Wir sollten dies zum besseren Verständnis im Zusammenhang mit den Ajas 1-14 dieser Suura lesen. (Mauduudi)

137. Vergleiche oben Aja 4. Hier wird dem entgegengestellt: „Ich bin nur ein Warner", das heißt: „Ich habe keine Befehlsgewalt über eine Armee, so dass ich euch zwingen könnte, eure Abwege zu verlassen und den rechten Weg einzuschlagen. Wenn ihr nicht auf mich hört und meine Botschaft nicht akzeptiert, dann ist es nur zu eurem eigenen Nachteil. Wenn ihr unwissend bleiben möchtet, könnt ihr weiterhin gleichgültig bleiben, denn ihr werdet selbst sehen, wo ihr hinkommt." (Mauduudi)

138. Ohne jeden Partner oder Inkarnation. (Darjabaadi)

139. Vergleiche Suura 12:39, wo Juusuf mit seinen Gefängnisgenossen spricht. Die eine höchste Botschaft, die für die Menschen wichtig ist, war und ist die Einheit Allahs. Er ist der Schöpfer und Erhalter aller; Seine Weisheit ist höher als alles; Er kann Seinen Willen zur Geltung bringen, ohne dass jemand dies infrage stellen könnte, und ohne dass die Mächte des Bösen ihn unwirksam machen könnten; und in Seiner Gnade vergibt Er immer wieder. Diese Botschaft sollte der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, übermitteln. (Juusuf `Allii)

 

66. Dem Herrn der Himmel und der Erde und dessen, was dazwischen ist, dem Allmächtigen140 dem Allverzeihenden141."

140. Vergleiche auch Suura 22:40 und die entsprechenden Fußnoten, wo die volle Bedeutung des Namens `Asis, auf Allah angewandt, erläutert wird. In dieser Suura geht es um den Kontrast zwischen irdischer Macht und der Macht Allahs; erstere ist ohnmächtig und letztere ist über alles erhaben. (Juusuf `Allii)

141. "Al-Raffaar" الْغَفَّار ("der Allverzeihende" oder "der Vergebende") ist eine betonte, intensive Form; ich habe dementsprechend übersetzt: "derjenige, der immer wieder vergibt". Vergleiche auch Suura 20:82. (Juusuf `Allii)

 

67. Sprich: „Es142 ist eine großartige Kunde143,

142. Die Botschaft, die ich bringe. (Darjabaadi)

143. Sie ist es wert, mit Herz und Seele gehört zu werden. (Darjabaadi)

 

68. Ihr aber wendet euch davon ab144.

144. Von der Botschaft, die für die Menschheit von äußerster Wichtigkeit ist, von der wendet ihr euch ab. Statt davon Nutzen zu haben, wenden sie sich Nebensächlichkeiten zu oder auch nutzlosen Spekulationen wie etwa der, was der Ursprung des Bösen sei, oder wann der Tag des Gerichts kommt. (Juusuf `Allii)

Die Makkaner konnten damals nicht begreifen, dass diese Botschaft eine globale Änderung herbeiführen soll. Sie dachten nur an ihren lokal begrenzten Bereich. Hier werden sie belehrt, dass diese Botschaft weitaus größer und wichtiger ist, sie dachten. Sie hängt mit der menschlichen Geschichte auf der Erde zusammen und stellt den Höhepunkt der Allahs Offenbarung an die Menschen dar. (Qutb)

 

69. Ich hatte keine Kenntnis von den Erhabenen145, als sie miteinander stritten.

145. Die Hierarchie im Himmel, der Allah vorsteht, bespricht Fragen, die für das Universum von höchster Bedeutung sind. Diese werden nicht notwendigerweise auch dem Menschen offenbart, abgesehen von denen, die dem Menschen nützlich sind, wie es beispielsweise unten aus den Ajas 71:85 hervorgeht. Am bedeutsamsten für den Menschen ist das Wissen, dass Allah barmherzig ist, dass Er immer wieder vergibt, und dass das Böse keine Macht über diejenigen hat, die Allah vertrauen. (Juusuf `Allii)

Ich habe übersetzt: „Als sie gegen die Schöpfung des Menschen argumentierten"; vergleiche hierzu Suura 2:30ff und die entsprechenden Fußnoten. Die Allegorie von der Schöpfung des Menschen, Allahs Gebot an die Engel, sich vor dem neuen Wesen niederzuwerfen, und Iblis' Weigerung, die zu tun, erscheint im Qur`an sechsmal, nämlich in Suura 2:30-34; 7:11 ff; 15:23-44; 17:61-65; 18:50 und hier, jedesmal mit der Betonung auf einem anderen Aspekt. vorliegenden Fall, der zweifellos chronologisch der älteste ist, ist sie mit der Aussage in Suura 2:31 verbunden, dass Allah Adam die „Namen aller Dinge" lehrte, das heißt den Menschen mit der Fähigkeit zum begrifflichen Denken ausstattete und damit mit der Fähigkeit wischen Wahr und Falsch zu unterscheiden. Da der Mensch diese Fähigkeit besitzt, hat er keine Entschuldigung dafür, Allah nicht als den Einzigen zu erkennen und anzuerkennen - die wichtige Botschaft aus dem vorigen Abschnitt. (Asad)

 

70. Mir wurde nur offenbart, dass ich ein aufklärender Warner bin146."

146. In dem Wort "mubiin" مُّبِين sind zwei Bedeutungen enthalten:

1. dass die Warnung klar und eindeutig ist, es soll also keine Verwirrung der Dinge geben und keinen Kompromiss mit dem Bösen, siehe Suura 7:184; und

2. dass die Warnung öffentlich ausgesprochen werden soll vor allen, trotz Widerstand und Verfolgung, siehe Suura 26:115. Beide Vorstellungen habe ich versucht, in meiner Übersetzung hier zum Ausdruck zu bringen. (Juusuf `Allii)

 

71. Als dein Herr zu den Engeln sprach147: „Ich werde einen Menschen aus Ton erschaffen148,

147. Zwei Abschnitte können mit diesem verglichen werden, nämlich

1. Suura 2:30-39, wo nur die ersten Stadien der Rebellion gegen Allah und seine Folgen für die Menschheit erwähnt werden; und

2. Suura 15:29-40, wo auf die weiteren Auswirkungen des Bösen auf den Menschen hier auf Erden Bezug genommen und die Zusicherung gegeben wird, dass des Böse nur über diejenigen Macht hat, die ihm nachgeben.

Letzterer Abschnitt ist hier am ehesten relevant, denn es geht um die geistige Kraft der Offenbarung bei der Abwehr der Machenschaften des Bösen. (Juusuf `Allii)

148. Daraus geht hervor, dass die materielle Welt um uns von Allah geschaffen worden wer, bevor Er den Menschen erschuf und ihm von Seinem Geist einhauchte. Auch aus geologischen Erkenntnissen geht hervor, dass der Mensch erst zu einem sehr späten Zeitpunkt in der Geschichte dieses Planeten ins Dasein kam. (Juusuf `Allii)

"Basar" bedeutet lexikalisch einen groben Körper, der neckt und bloß ist. Nach der Schöpfung des Menschen ist diese Bezeichnung auf diesen angewendet worden; wenn aber bereits vor der Schöpfung von ihm in dieser Weise gesprochen wird,  denn bedeutet es, dass Allah die Absicht hat, ein Lebewesen ohne Heere oder Federn oder ähnliche Körperbedeckung zu machen. (Mauduudi)

 

72. Und wenn Ich ihn geformt und ihm von Meinem Geist eingehaucht habe149, dann fallt in Ehrfurcht vor ihm nieder150"

149. Vergleiche euch Suura 15:29 und die entsprechenden Fußnoten. wo die geistige Bedeutung von diesem erläutert wird. (Juusuf `Allii)

150. Vergleiche euch Suura 2:34 und 7:11 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

Allah erschuf den Menschen aus Erde, wie Er euch die anderen Erdengeschöpfe aus ihr erschuf. Alle Elemente des Menschen sind im Ton vorhanden bis auf den eingehauchten Geist, in dem des Geheimnis Allahs des Lebens liegt. Sein Körper aber besteht ausschließlich aus Elementen der Erde und wird euch in diese Elemente zerfallen, wenn des unbekannte Geheimnis ihn wieder verlässt. Wir kennen nicht des Wesen dieses Hauchs, wohl aber die Folgen. Der Mensch ist anders als die übrigen Geschöpfe. Er ist dadurch ausgezeichnet, dass er fähig ist, sich geistig und seelisch zu entwickeln. Er ist fähig, aus der Vergangenheit zu lernen und für die Zukunft zu planen. Er kann sich etwas vorstellen, wes er nicht mit den Sinnesorganen erfasst hat. Diese Eigenschaften sind der Menschenart hart eigen. Allah gab ihm diese Eigenschaften, weil er Statthalter auf der Erde sein soll. Durch den Hauch vom Geist Allahs wurde der Mensch erst würdig, von den Engeln durch Niederwerfung ehrerbietig begrüßt zu werden. (Qutb)

 

73. So warfen sich alle Engel ohne Ausnahme nieder

74. Außer Iblis. Er war hochmütig und einer der Undankbaren151.

151. Arroganz und Eigenliebe ist so die Wurzel des Bösen und des Kufrs (Juusuf `Allii) Vergleiche euch Suura 2:34 und 18:50 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi) Vergleiche euch Suura 15:41 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)
 

75. (Allah) sprach: „O Iblis, was hindert dich daran, vor jemandem niederzufallen, den Ich mit meinen beiden Händen erschaffen habe152? Bist du hochmütig, oder gehörst zu den Überheblichen153?"

152. "Mit meinen beiden Händen": das heißt mit Seiner Macht und Schöpferkraft. Hierum geht es. Der Mensch, repräsentiert in der Person von Adam, ist in sich selbst nichts als zerbrechlicher Lehm. Indem er aber durch Allahs schöpferische Kraft in etwas verwandelt worden ist, das in der Lage ist, Geist eingehaucht zu bekommen, wird seine Würde über die der höchsten Geschöpfe erhoben. (Juusuf `Allii)

"Mit meinen beiden Händen": Manche behaupten man kann Hände nicht mit Hände übersetzten, dann würde man Allah den Menschen gleich stellen. Aber das ist falsch! Allah sagt im Qur’an Hände dann sind es Hände. Wie sie aussehen wissen wir nicht, es sind einfach seinen Hände. Warum vergleichen wir es mit den Menschen, dass hat keiner gesagt. Wir haben auch nicht die gleichen Hände wie ein Affe oder Frosch usw. Allah hat von seinen Händen gesprochen und somit müssen wir es hinnehmen. (Anmerkung des Überarbeiters)

Die Mystiker erklären dies damit, dass der Mensch durch die vollkommenen und schönen Eigenschaften Allahs erschaffen wurde, während die Engel nur durch eine Kategorie dieser Eigenschaften ins Dasein gebracht wurden. (Darjabaadi)

Im vorliegenden Zusammenhang liegt die Betonung auf der von Allah gewollten Überlegenheit der menschlichen Vernunft - die, wie alles andere im Universum, das Werk der "Hände Allahs" ist - über alle anderen Wesen in der Schöpfung. (Asad)

Die Worte „mit beiden Händen" bedeuten wahrscheinlich, dass der Mensch aus zwei Aspekten zusammengesetzt ist:

1. einem tierischen Körper, aufgrund dessen er dem Tierreich angehört, und

2. einem Geist, der ihm eingehaucht wurde und aufgrunddessen er mit Eigenschaften ausgestattet ist, die ihn über alle anderen Geschöpfe setzen. (Mauduudi)

153. Wenn sich Schaytaan trotzdem weigert, ist dies eine Rebellion gegen fett. Sie entsteht durch Arroganz und Hochmut, einem übertriebenen Selbstgefühl. Oder fühlt er sich etwa wirklich wichtig genug, um vom Allmächtigen Rechenschaft zu fordern? (Juusuf `Allii)

 

76. Er antwortete: „Ich bin besser als er154. Mich hast Du aus Feuer erschaffen155 und ihn nur aus Ton156."

154. Deswegen sollte niemand von mir verlangen, einem Wesen Ehrerbietung zu erweisen, das niedriger steht als ich. (Darjabaadi)

155. Das ein höheres Element ist. (Darjabaadi)

Aus etwas Nichtkörperlichem, das seiner Ansicht nach dem "Ton" überlegen ist, aus dem Adam, Allahs Segen und Frieden auf ihm, geschaffen wurde. Da Feuer auch ein Symbol der Leidenschaft ist, enthält Iblis' obige Aussage meiner Ansicht nach eine feine Anspielung auf die Vorstellung des Qur'an der "schaytaanischen Kräfte" (schayjaatiin), die im Herzen des Menschen aktiv werden: Kräfte, die durch die ungehemmte Eigenliebe und durch Leidenschaften entstehen, symbolisiert durch die Charakterisierung von Iblis, die Wichtigste dieser Kräfte. (Asad)

156 Aus einem niedrigeren Element. (Darjabaadi)

In der Antwort Iblis' spürt man seinen Neid. Man erkennt auch, wie er den edlen Teil des Adam, nämlich seinen Geist nicht beachtet und nicht erwähnt. (Qutb)

 

77. (Allah) sprach: „Geh hinaus von hier157, denn du bist gewiss ein Verworfener158,

157. "Von hier": von dem Ort, an dem Adam, Allahs Segen und Frieden auf ihm, erschaffen wurde und wo sich die Engel vor diesem niederwerfen sollten. (Mauduudi)

158. Fort von Allahs Gnade und Barmherzigkeit. (Darjabaadi)

Das Wort "radschiim" رَجِيم bedeutet lexikalisch "Verworfen"; im gewöhnlichen Sprachgebrauch wird es auf jemanden angewendet, der aus einer ehrenvollen Position entfernt und degradiert worden ist. (Mauduudi)


 

78. Und mein Fluch sei auf dir bis zum Tag des Gerichts159."

159. Vergleiche Suura 15:35 und die entsprechende Fußnote, wo erklärt wird, warum ein Aufschub bis zum Tag der Auferstehung eingeräumt wurde. (Juusuf `Allii)

Dies bedeutet nicht, dass nach dem Tag der Auferstehung der Fluch von ihm genommen wird, sondern nur, dass dann die Strafe noch zu dem Fluch hinzugefügt wird. (Mauduudi)

 

79. Er sprach: „Mein Herr, gewähre mir Aufschub160 bis zu dem Tage, an dem sie auferweckt werden161.“

160. Iblis bittet um Aufschub bis zum Tag der Auferstehung aber nicht etwa um sein Vergehen zu bereuen, wiedergutzumachen und Vergebung zu erlangen, sondern um sich an Adam, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Nachfahren zu rächen als Ausgleich für seine Ausstoßung und Verfluchung durch Allah. Er lastet also Adam, Allahs Segen und Frieden auf ihm, die Ursache für Allahs Fluch an. nicht seinem eigenen Vergehen. (Qutb)

Worin bestand dieser Aufschub? Der Fluch blieb, das heißt Allahs Gnade wurde ihm entzogen. und Iblis wurde in der geistigen Welt das, was ein Verfemter in einem politischen Staat ist. Die irdische Staatsgewalt ist vielleicht außerstande. den Verfemten dingfest zu machen. Allah jedoch ist allmächtig. und die Macht, über die Iblis möglicherweise verfügt. kann nur auf den von Allah gewährten Aufschub zurückzuführen sein. Allahs Gabe einer gewissen Willensfreiheit für den Menschen umfasst die Fähigkeit, zwischen Gut und Böse zu wählen, und diese Fähigkeit wird durch die Versuchung Schaytaans auf die Probe gestellt. Dies gilt für die Prüfungszeit des Menschen in seinem Erdenleben. Aber auch da haben die Versuchungen keine Macht über die aufrichtigen Diener Allahs, die durch Seine Gnade gereinigt werden. (Juusuf 'Allii)

Mit "sie" sind die Menschen gemeint. (Al-Dschalalain)

161. An dem die Toten auferweckt werden. (Darjabaadi)

 

80. (Allah) sprach: „Dir soll Aufschub gewährt werden

81. Bis zum Zeitpunkt des wohl bekannten Tages162."

162. Dies ist kein unbegrenzter Aufschub. Die Zeit ist eindeutig begrenzt, solange unser vorübergehender Aufenthalt in dieser Welt andauert. Ein Teil dieser Prüfung ist festzustellen, wie wir von unserem relativ freien Willen Gebrauch machen. Danach werden wir auf einer ganz anderen Ebene existieren. Die Guten werden ausgesondert worden sein und die Kette von Ursachen und Wirkungen in dieser Welt ist zerbrochen. Eine neue Schöpfung hat dann stattgefunden und nimmt die Stelle der jetzigen Welt ein. (Juusuf `Allii)

Dies bedeutet, dass Schaytaan die Menschen bis zum Ende des Erdenlebens in Versuchung führen kann. (Asad)

 

82. Er sprach: „Bei Deiner Erhabenheit163, ich will sie alle in die Irre führen164,

163. Dieser Schwur Schaytaans wird hier als neuer Aspekt eingeführt, denn hier geht es um Macht - die Macht des Guten gegenüber der des Bösen - die geistige Macht Allahs gegenüber der Macht, die wir in unseren irdischen Angelegenheiten beobachten.

Schaytaan muss eingestehen, dass selbst seine Macht an sich keine Realität hat, soweit sie nicht in Allahs Plan einen Spielraum besitzt, und dass er den wahrhaftigen und aufrichtigen Dienern Allahs nicht schaden kann. (Juusuf `Allii)

164. Vergleiche auch Suura 15:39 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Sie alle: die Nachkommen Adam, Allahs Segen und Frieden auf ihm, die Menschheit. (Darjabaadi)

 

83. Außer Deinen erwählten Diener unter ihnen165.“

165. Die mit Deiner Gnade ausgezeichnet sind. (Darjabaadi)

Dies bedeutet nicht, dass Schaytaan nicht versuchen wird, Allahs auserwählte Diener in Versuchung zu führen, sondern nur, dass er keine Macht über sie hat. (Mauduudi)

Diener Allahs sind damit den Grund an, weshalb er die Erwählten nicht verführen kann, nämlich weil sie aufrichtige Diener Allahs sind.

Der ’Ibaada stellt ihren Rettungsring vor dem Schaytaan dar. (Qutb)

 

84. (Allah) sprach: „Dann ist dies die Wahrheit, und Ich spreche die Wahrheit166,

166. Eine andere Bedeutung für "Al-Haq" الْحَق (meist übersetzt mit "die Wahrheit" oder "das Recht") ist die "Strafe, die rechtmäßig fällig ist und mit Sicherheit eintrifft." Vergleiche auch Suura 22:18. (Juusuf `Allii)

Sie wollen mit diesen Worten wieder Ruhe und Zuversicht in Luut, Allahs Segen und Frieden auf ihm, einkehren lassen, bevor sie daran gehen, ihm ihre Anweisungen zu erteilen. (Qutb)

Vergleiche auch Suura 16:61 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

85. Ich werde die Hölle ganz gewiss füllen mit dir167 und allen, die dir folgen168."

167. Vergleiche auch Suura 7:18; 7:179 und 10:119 und die entsprechenden Fußnoten. Die Strafe für Rebellion und Ungehorsam ist unausweichlich und gerecht, und die Mitläufer, die sich aus eigener freier Wahl mit dem Ungehorsam identifizieren, müssen ebenso leiden wie ihre Führer. Vergleiche auch Suura 10:33. (Juusuf `Allii)

"Mit dir" ist nicht nur an Iblis gerichtet, sondern an die gesamte Gattung der Schaytaane, die sich ihm angeschlossen hat, um die Menschheit zu verführen. (Mauduudi)

168. Die ganze Geschichte wird mit Bezug auf die Führer der Quraisch erzählt, die herausfordernd gefragt hatten, ob Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wohl der einzige sei, der für eine Offenbarung in Frage käme. Die erste Antwort darauf finden wir oben in den Ajas 9-10 in der Rückfrage, ob sie wohl über die Macht und den Einfluss verfügen, eine solche Entscheidung treffen zu können. Die zweite Antwort ist folgende: „Eure Eifersucht, euer Neid und eure Arroganz gegenüber Muchammad - Friede sei mit ihm - ist ähnlich wie die Arroganz und die Eifersucht des Iblis gegenüber Adam. Auch dieser hatte sich geweigert, Allahs Recht anzuerkennen, ein Geschöpf Seiner Wahl zu Seinem Statthalter zu berufen. Auf die gleiche Weise weigert ihr euch, Sein Recht anzuerkennen, eine Person Seiner Wahl zum Propheten zu berufen. (Mauduudi)

Es ist also die Schlacht zwischen dem Schaytaan und den Kindern Adam Sie soll ihnen klar sein, und genauso ihr Ausgang, den Allah durch Sein gesichertes Versprechen bzw. Seine gesicherte Drohung bekannt gab. Sie müssen also die volle Verantwortung für ihre Entscheidung tragen. (Qutb)

 

86. Sprich: „Ich verlange von euch keinen Lohn169 dafür, und ich gehöre auch nicht zu den Anmaßenden170.

169. Vergleiche Suura 25:57 und 26:109 sowie viele andere Abschnitte. Der Gesandte Allahs verlangt und erwartet keinen Lohn von den Menschen. Im Gegenteil, er leidet viel durch sie. Er ist selbstlos und bietet unter Allahs Inspiration seine Dienste an. Er ist zufrieden mit der Hoffnung, dass jeder, der es will, seinen Weg zu seinem Herrn nimmt. Dies ist sein Lohn. Und der Lohn, den er von lote erhofft, ist ebenso selbstlos. Er hofft, Sein Wohlgefallen zu erlangen oder - um ein anderes Gleichnis zu benutzen - Sein Angesicht zu sehen. (Juusuf 'Allii)

Ich habe keinerlei Eigeninteresse bei der Verkündung dieser Botschaft. (Mauduudi)

170. "Mutakallif" مُتَكَلِّف: jemand, der Dinge vorgibt, die nicht der Wahrheit entsprechen, oder Dinge zu Tatsachen erklärt, die nicht existieren, oder jemand, der sich etwas vornimmt, das weit über seine Fähigkeiten hinausgeht. Wahre Propheten gehören nicht zu dieser Art von Menschen.

(Juusuf `Allii)

Dies bedeutet, dass der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, keinerlei übernatürlichen Status beansprucht. (Asad)
 

87. Es ist vielmehr nur eine Mahnung171 für alle Welten172,

171. Nicht nur fehlt jedes eigennützige Motiv in der in der Offenbarung verkündeten Botschaft ordern es ist eine heilende Barmherzigkeit für die ganze Menschheit. Darüber hinaus sie mit allen Teilen der Schöpfung Allahs überein und bringt uns in Einklang mit der Schöpfung, dem Werk von Allahs Händen. (Juusuf `Allii)

172. Es wird vielleicht vieles geben, was wir in unserem Sumpf des Verfalls nicht völlig verstehen oder begreifen. Wenn wir nur dem rechten Weg folgen, erreichen wir unser Ziel im zukünftigen Leben, und dann wird uns alles klar und deutlich. (Juusuf 'Allii)

 

88. Und nach einer Zeit werdet ihr sicher seine Botschaft kennen173."

173. Es ist die Einladung zur eigenen Rettung, eine Einladung ohne irgendeine Gegenleistung. Der Einladende ist ein ganz normaler Mensch, der nur das weitervermittelt, was ihm offenbart wird. Es ist eine ständige Erinnerung und Mahnung an alle Menschen, die oft vergessen und nicht genügend acht geben. Es ist eine ganz große und wichtige Nachricht, deren Bedeutung die Menschen in Makka erst nach einer bestimmten, nicht sehr langen Zeit erkennen werden. Und sie haben sie nach einigen Jahren wirklich erkannt. (Qutb)

 

Einführung zu Suura 39

Dies ist die letzte Suura einer Serie, die mit Suura 34 anfängt und von den Geheimnissen der geistigen Welt handelt, bis hin zum zukünftigen Leben oder Zusammentreffen mit Allah. Vergleiche auch die Einführung zu Suura 34.

Thematisch geht es darum, wie die Schöpfung in all ihrer Vielfalt in Gruppen und Klassen unterteilt ist, die doch einem einzigen Plan folgt und von dem Einen Gott erhalten wird, der am Tag des Gerichts Gutes vom Bösen trennen wird.

Chronologisch gehört diese Suura in die späte makkanische Zeit, aber die chronologische Zuordnung hat keine Bedeutung.

Zusammenfassung:

Die Vielfalt der Schöpfung verweist dennoch auf eine einheitliche Planung: es gibt nur einen Gott; Ihm gebührt alle Verehrung, und von Ihm kommt alle Gerechtigkeit und Gnade. (Ajas 1 - 21)

Es gibt eine Einheit in der Offenbarung, und Rechtleitung kommt von Allah allein, denn alles andere ist nichtig. (Ajas 22 - 52)

Barmherzigkeit ist allumfassend: verzweifelt nicht, strebt danach, bevor es zu spät ist, denn das Gericht und die Gerechtigkeit kommen mit Sicherheit. (Ajas 53 - 75)

 

Die Scharen

Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen.

 1. Die Offenbarung des Buches ist von Allah1, dem Allmächtigen2, dem Allweisen3.

1. In Verbindung mit der Offenbarung werden zwei Eigenschaften es erwähnt:

1. dass Er allmächtig ist und Seinen Willen gegen alle Opposition verwirklichen kann; und

2. dass Er voller Wissen und Weisheit ist. Erstere beantwortet die Frage, wie es möglich ist, dass Allah Menschen Seine Offenbarung zukommen lassen kann; letzteres erklärt, dass wahre Weisheit darin besteht, Allahs Willen so zu erfüllen, wie er uns offenbart worden ist. (Juusuf `Allii)

2. Allah Dem Allmächtigen, der die Macht hat, so edles zu offenbaren. (Qutb)

3. Dem Weisen, der weiß, wie und warum Er dies offenbart, und dies Seiner Weisheit, Seiner Fürsorge und Seiner Entscheidung entsprechend tut. (Qutb)

 

2. Wir haben dir fürwahr das Buch mit der Wahrheit4 hinabgesandt, darum diene Allah als Aufrichtiger im Diin (Islam) an Ihn5.

4. Der Kern der Wahrheit, mit der die Schrift offenbart wurde, ist die ungeteilte Einheit, auf der dieses Dasein beruht. An verschiedenen Stellen dieser Suura wird gesagt: „Er erschuf Himmel und Erde in Wahrheit." Das ist dieselbe Wahrheit, das einheitliche System, das Erde und Himmel in Harmonie ordnet, das aus diesem Buch spricht, und aus allem, was in diesem Universum aus der Hand des Meisters hervorgegangen ist. (Qutb)

5. Dazu wird in erster Linie der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, selbst aufgefordert, dem diese Schrift in Wahrheit offenbart wurde; darüber hinaus ist dies auch der Weg, zu dem er andere Menschen aufrufen soll: Allah allein aufrichtig zu dienen und das ganze Leben Seiner Einheit entsprechend auszurichten (tauhiid). Dieser "tauhiid" ist nicht ein bloßes Lippenbekenntnis sondern ein vollständiger Lebensweg, der die Lebensanschauung des Einzelnen prägt und die Gesellschaft im Ganzen ordnet. Das Herz, das die Einheit und Einzigkeit Allahs erfährt, dient nur Allah allein und fürchtet nur Ihn - keine Macht  dieser Erde kann ihm dann nützen oder Schaden zufügen. Es erfährt die Harmonie und die Gesetzmäßigkeit Universums Allahs und gelangt zu der Überzeugung, dass die Ordnung, die Allah für die Menschen gewählt hat, ein Teil des kosmischen Systems ist und dass ohne sie das Leben in Chaos verfällt. (Qutb)

Dies ist ein sehr wichtiger Aja, denn er stellt die wirkliche Zielsetzung der islamischen Botschaft dar. Wir sollten deswegen nicht oberflächlich darüber hinweglesen, sondern versuchen, den Sinn und die Absicht gut zu verstehen. Er hat zwei grundlegende Punkte, ohne deren Verständnis der Aja nicht einleuchtend ist, nämlich

1. dass gefordert wird. Allah zu dienen; und

2. dass dieser Dienst ausschließlich Ihm gewidmet sein soll. Auch der Begriff "Dienst" (’Ibaada) bedeutet zweierlei:

1. Verehrung und Hingabe; und

2. bereitwilliger Gehorsam.

Es geht also nicht nur darum, Allah anzubeten. sondern auch um bereitwilligen und aufrichtigen Gehorsam gegenüber Seinem Gebot.

Auch das arabische Wort Diin umfasst verschiedene Bedeutungen:

1. Herrschaft, politische Macht und Autorität. Entscheidungen durchzusetzen;

2. Gehorsam und Dienstbereitschaft; und

3. die Praxis und Lebensweise, der ein Mensch folgt.

Ausschließlich dienen bedeutet also, nicht die Verehrung anderer Wesen mit der Verehrung Allahs zu vermischen. sondern Ihn allein anzubeten, Seiner Rechtleitung zu folgen und nur Seinen Geboten zu gehorchen. (Mauduudi)

 

3. Nur Allah gebührt der reine Diin6. Und diejenigen, die anstelle von Allah andere zu Beschützern nehmen7, (sprechen8): "Wir dienen ihnen nur, damit sie uns Allah näher bringen9." Allah wird fürwahr zwischen ihnen10 entscheiden, worin sie uneins sind11. Allah leitet fürwahr den nicht recht, der lügenhaft, undankbar ist12.

6. In den vielen und vielfältigen Zeichen Allahs in der Schöpfung, wie sie weiter unten beschrieben werden, liegt dennoch ein eindeutiger Hinweis auf die Einheitlichkeit eines Plans, der wiederum auf die Einheit des Schöpfers verweist. Niemand außer Ihm ist dessen würdig, dass wir ihn anbeten oder Ihm dienen. Und Er will ausschließliche und aufrichtige Hingabe. (Juusuf `Allii)

7. Die andere Wesen außer Allah für enger mit den Angelegenheiten der Menschen verbunden halten oder glauben, sie würden eher ihre Gebete erhören. (Darjabaadi)

8. Als Entschuldigung für ihren Heiligen-, Engels- oder Götzenkult. (Darjabaadi)

9. Verehrer von Götzen oder Idolen wie beispielsweise von heiligen Menschen oder aber auch Reichtum, Macht, dem wissenschaftlichen Fortschritt oder eigennützigen Regungen geben vielleicht vor, es handle sich dabei um Symbole, die sie ihrer Selbstverwirklichung näher bringen, dem Ziel ihres Lebens oder zu Allah selbst; das jedoch ist ein Irrtum. (Juusuf `Allii)

Alle Vorstellungen wie beispielsweise die altarabische, die Engel seien Töchter Allahs und könnten sich bei Allah für die Menschen einsetzen, werden hier zurückgewiesen. Sie widersprechen dem reinen Imaan an die Einheit Gottes. die der Islam gebracht hat und die alle Propheten verkündet haben. Wir sehen heute überall auf der Welt Vergöttlichungen von Heiligen, die der früheren arabischen Vergöttlichung der Engel als Mittler zwischen Allah und Menschen und ihrer Darstellung in Statuen ähnelt. Allah hat dabei den klaren direkten und einfachen Weg zu Ihm eindeutig definiert und gezeigt. So erfährt die Menschheit die Abweichung von ihrer natürlichen Anlage, wenn sie sich von der Einheit Allahs entfernt. (Qutb)

Dies bezieht sich nicht nur auf die Verehrung von "vergötterten" Personen an sich, sondern auch um die ihrer symbolischen Darstellungen (Statuen, Bilder, Reliquien und so weiter) und im Falle verstorbener Menschen ihrer Gräber oder angeblichen Grabstätten. Da alle solchen Praktiken auf der Hoffnung beruhen, es könnte dadurch eine "Vermittlung" zwischen dem betreffenden Menschen und Allah -zustandekommen, widersprechen sie offensichtlich der Vorstellung von Seiner Allwissenheit und Gerechtigkeit und werden deswegen - trotz ihres weit verbreiteten Auftretens - vom Qur`an abgelehnt. (Asad)

10. Den wahren einerseits und n Polytheisten andererseits. (Darjabaadi)

Zwischen denen, die Wesen außer Allah angebetet haben, und den falschen geistigen Führern, die sie verleitet haben; vergleiche auch Suura 34:31-33. (Asad)

11. Ihre Abweichung vom wahren Dienst Allahs (nettes ihr Abirren vom rechten Weg, lässt eine endlose Anzahl von Debatten und schließlich Sekten entstehen. Allah wird zwischen ihnen entscheiden. Wenn sie sich jedoch dafür entschieden haben, schulden,

trügerischen Vorstellungen nachzugehen und die Dankbarkeit und den Dienst zu vergessen, den sie schulden, dann begeben sie sich auf einen Pfad, auf dem es keine Führung gibt. sie trennen sich selbst von der offenbarten Wahrheit ab. (Juusuf `Allii)

Einheit und Harmonie ist nur durch den an die Einheit Gottes möglich. Beim Götzendienst kann es keine Einheit geben. Die Polytheisten in der Welt sind sich nie über die Bedeutung der verschiedenen Gottheiten einig gewesen. Der Grund dafür liegt darin, dass der Glaube an diese Wesen nicht auf Wissen oder gar auf einer Offenbarung beruht. Die Vorstellung von Wesen, die zwischen Allah und den Menschen vermitteln können, ist allein aufgrund abergläubischer Vermutungen und Nachahmung früherer Generationen entstanden. Daher kommen auch die Differenzen. (Mauduudi)

12. Sie verbreiten nämlich Unwahrheiten über Allah, indem sie Seine Diener zu Seinen Angehörigen erklären oder Ihm gleichsetzen. Allah jedoch leitet niemanden, der Unwahrheiten über Ihn verbreitet. Rechtleitung ist der Lohn für aufrichtige Hinwendung zu Ihm und Bereitschaft, dieser Rechtleitung auch zu folgen. Diejenigen aber, die Lügen verbreiten und nicht wollen, erweisen sich als nicht der Rechtleitung würdig. (Qutb)

Lügenhaft und undankbar aus Gewohnheit und absichtlich. (Darjabaadi)

Vergleiche auch Suura 6:22-24 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Lügner, weil sie diese Vorstellungen selbst erdacht und dann als Tatsachen verbreitet haben. Das Wort "kaffaar" كَفَّار hat zwei Bedeutungen:

1. ein starrsinniger Kufr; das heißt jemand, der auf falschen Vorstellungen besteht, selbst wenn ihm die Wahrheit deutlich geworden ist; und

2. jemand, der undankbar ist, beispielsweise für Segnungen aller Art, indem er diese nicht auf Allah zurückführt sondern fremden Wesen und deren Einfluss zuschreibt. (Mauduudi)

 

4. Hätte Allah sich einen Sohn annehmen wollen, so hätte Er von dem, was Er erschaffen hat, auswählen können, was Ihm gefällt13. Gepriesen sei Er14. Er ist Allah, der Einzige15, der Allgewaltige16.

13. Zu behaupten, Allah haben einen Sohn, ist eine Lästerung gegenüber Allahs. Wenn dies der Fall wäre, dann müsste Er eine Gefährtin haben (vergleiche Suura 6:101), und Sein Sohn wäre von derselben Art wie Er, während einzig und einzigartig ist und es nichts gibt, das mit Ihm vergleichbar wäre (vergleiche Suura 112:4). Die Zeugung ist eine animalische Handlung, die mit dem Konzept der Geschlechtlichkeit verbunden ist. Wie kann sie dann mit der Vorstellung von Allah als dem Schöpfer aller Wesen vereinbar sein? Wenn eine solche lästerliche Vorstellung gegenüber Allah überhaupt denkbar wäre und jemanden haben wollte, der Ihm hilft, dann hätte Er irgendeines Seiner Geschöpfe auswählen können, statt sich selbst auf die Stufe der Tiere hinabzubegeben. Preis sei Allah Er ist über solche Dinge erhaben. Seine Einheit ist das erste, was wir von Ihm begreifen müssen. Da Er allmächtig ist, braucht Er kein Wesen, das Ihm hilft oder Seine Geschöpfe zu Ihm bringt. (Juusuf `Allii)

14. Seine Vollkommenheit ist vollständig und weit entfernt von jedem Hauch der Unvollkommenheit. Damit ist Er auch weit entfernt von der Unvollständigkeit, die sich darin bemerkbar macht, dass man Nachkommen braucht oder haben möchte - die Voraussetzung dafür, einen "Sohn" zu haben. Vergleiche auch Suura 6:100 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

15. Er lässt keine Dualität oder Pluralität in Seiner Person zu. (Darjabaadi)

16. Er lässt nicht zu, dass jemand Seine Attribute mit Ihm teilt. (Darjabaadi)

 

5. Er hat die Himmel und die Erde in Wahrheit17 erschaffen. Er faltet die Nacht über den Tag, und Er faltet den Tag über die Nacht18, und Er hat die Sonne und den Mond dienstbar gemacht. Jedes nimmt seinen Lauf19 bis zu einer festgesetzten Frist20. Nur Er ist der Allmächtige, der Allverzeihende21.

17. Vergleiche auch Suura 6:73 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Ebenso wie Er die Schrift in Wahrheit offenbart hat (vergleiche oben Aja 2 und die entsprechenden Fußnoten). Es ist dieselbe Wahrheit, die in dieser Existenz und in dieser Schrift enthalten ist. Alles sind Zeichen, die auf den Einen Schöpfer verweisen. (Qutb)

Mit einem bestimmten Ziel nicht ziellos oder sinnlos. (Darjabaadi)

Vergleiche auch Suura 10:5 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

18. Das Universum ist nicht gleich bleibend, sondern befindet sich in einem beständigen kreativen Fluss. (Darjabaadi)

19. Beide folgen ihrer jeweiligen Umlaufbahn und sind Allahs Gesetzen unterworfen. (Qutb)

20. Niemand kennt diese Frist außer Allah. (Qutb)

Vergleiche auch Suura 13:2 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

21. Seiner Macht gleicht Seine Barmherzigkeit. Wer kann Ihm gleich sein? (Juusuf `Allii)

Bei all Seiner Macht, Kraft und Herrlichkeit vergibt Er allen, die umkehren, sich zu Ihm wenden und von ihren Unwahrheiten, ihrem , ihrem Götzendienst und davon absehen, Ihm Nachkommen zuzuschreiben. Dann steht ihnen der Weg offen, der zu Ihm führt. (Qutb)

 

6. Er hat euch aus einem einzigen Wesen erschaffen, dann hat Er aus diesem seine Gattin gemacht22, und Er hat für euch acht Haustiere in Paaren erschaffen23. Er erschafft euch in den Schößen euer Mütter, Schöpfung auf Schöpfung24, in dreifacher Finsternis25. Das ist Allah, euer Herr26. Sein ist die Herrschaft27. Es gibt keine Gottheit außer Ihm28. Wie lasst ihr euch dann abwendig machen29?

22. Vergleiche Suura 4:1 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Dies ist nicht so zu verstehen, dass Allah erst Adam und dann seine Frau erschuf. Es geht nicht um eine chronologische Reihenfolge, sondern lediglich um eine Reihenfolge in der Darstellung. Ähnliche Beispiele gibt es in jeder Sprache. (Mauduudi)

23. Vergleiche Suura 6:143-144, wo vier Arten von Vieh in Paaren erwähnt werden, und zwar im Zusammenhang mit einem abergläubischen arabischen Brauch, der vom Qur'an verurteilt wird. Hier werden die gleichen vier Arten erwähnt, aber diesmal als Beispiele für Haustiere, die Allah den Menschen zur Nutzung gegeben hat. Es sind Schafe, Ziegen, Kamele und Rinder. Im arabischen Sprachgebrauch zählen Pferde nicht zum Vieh. (Juusuf 'Allii)

Vier Arten, jeweils männlich und weiblich. (Darjabaadi)

Dies soll den Menschen auch daran erinnern, dass Allah ihn versorgt und er deshalb völlig von Ihm abhängig ist. (Asad)

24. Vergleiche Suura 22:5, wo von dem allmählichen physischen Wachstum des Menschen in verschiedenen Stadien als einem Zeichen für die Schöpferische Kraft Allahs und fürsorgliche Liebe die Rede ist. (Juusuf `Allii)

25. Die drei Schleier der Finsternis, die das ungeborene Kind bedecken, sind folgende: die Haut der Fruchtblase, die Gebärmutter und der Mutterleib selbst. Wir können "drei" aber auch in einem kumulativen statt im numerischen Sinne verstehen. (Juusuf `Allii)

26. "Dein Herr": der dir gebietet und der dich versorgt. (Mauduudi)

27. Alle Macht und Autorität gehört Ihm, und Er lenkt das ganze Universum. (Mauduudi)

28. Wenn Allah allein die Macht und Autorität im Universum gehört, dann ist es mehr als richtig, dass man Ihm allein dient. Wie kann irgendeine andere Gottheit einen Anteil an Seiner Herrschaft und, Fürsorge haben? Wie kann es vernünftig sein, einen anderen als den Schöpfer und Herrn des Himmels und der Erde als Allah zu betrachten, wo Er euch doch alles zur Verfügung gestellt und dienstbar gemacht hat? (Mauduudi)

29. Es ist deutlich, dass ihr eure Existenz sowie eure Versorgung, euer Wachstum und euren Fortbestand allein Allah verdankt. Er ist der Mittelpunkt eures Daseins - wie könnt ihr euch dann durch zufällige Dinge von Ihm ablenken lassen? (Juusuf `Allii)

"Abwenden lassen": von der Wahrheit. (Asad)

 

7. Wenn ihr kaafir seid30, so ist Allah nicht auf euch angewiesen31, aber Er ist mit dem Kufr Seiner Diener nicht zufrieden32. Wenn ihr jedoch dankbar seid, dann gefällt Ihm dies an euch33. Und keiner trägt die Last eines anderen34. Dann kehrt ihr zu eurem Herrn zurück, und Er wird euch verkünden, was ihr zu tun pflegtet35. Er weiß fürwahr, was in den Herzen verborgen ist.

30. "Wenn ihr undankbar seid" oder "wenn ihr die Wahrheit leugnet". (Asad)

"Wenn ihr Allah ablehnt". (Juusuf `Allii)

31. Ihr könnt Ihm also keinen Schaden zufügen. (Darjabaadi)

Euer Kufr kann Seine Herrschaft nicht beeinträchtigen. Ob ihr an Ihn den Imaan verinnerlicht oder nicht, Er ist und bleibt Allah. (Mauduudi)

Vergleiche auch Suura 3:97. (Anm. d. Übers.)

32. Allah ist unabhängig von allen Bedürfnissen, darum schadet die Undankbarkeit des Menschen Ihm nicht. sorgt jedoch für die Menschen, darum verdient ihre Dankbarkeit und ihr Dienst Allahs Wohlgefallen, ihre Undankbarkeit und Rebellion hingegen Allahs Zorn. (Juusuf °Allii)

In ihrem eigenen Interesse, denn durch Undankbarkeit schaden sie sich selbst. (Darjabaadi)

33. Der Begriff "Schukr" شْكُر ("Dankbarkeit') wird hier anstelle von Imaan dem Begriff Kufr gegenübergestellt. Daraus geht hervor, dass Kufr eigentlich Undankbarkeit und Treulosigkeit ist. während Imaan die logische Folge von Dankbarkeit ist. Jemand, der Allahs Wohltaten spürt, kann nicht anders darauf reagieren als mit Imaan und Vertrauen. Wo also Dankbarkeit ist, da ist auch Imaan. Im Gegensatz dazu ist Dankbarkeit nicht gefragt, wo Kufr herrscht. (Mauduudi)

 

8. Doch wenn den Menschen Unheil trifft, ruft er seinen Herrn36 an und wendet sich zu Ihm37 Wenn Er ihm dann aber Seinerseits Gnade gewährt, dann vergisst er, worum er Ihn zuvor angerufen hatte38, und setzt Allah Götzen zur Seite39, so dass er (andere Menschen) von Seinem Weg ab in die Irre führt. Sprich: "Genieße deinen Kufr ein wenig, du gehörst fürwahr zu den Bewohnern des Feuers40."

34. Vergleiche auch Suura 6:164. Die Abrechnung ist zwischen dir und Allah. Niemand anderes kann dir deine Last abnehmen und für deine Vergehen geradestehen. Eine stellvertretende Sünde wäre ungerecht. Zu Allah kehrst du im zukünftigen Leben zurück. Du wirst feststellen, dass Er alles weiß, was du in deinem irdischen Leben getan hast, und dessen volle Bedeutung kennt. Er wird es dir besser erklären als du es je selbst verstehen könntest, denn alle die verborgenen Absichten, die du selbst manchmal nicht wahrhaben wolltest, sind Ihm wohlbekannt.

(Juusuf `Allii)

Diese Aussage erscheint im Qur'an fünfmal in genau der gleichen Formulierung, nämlich hier und in Suura 6:164; 17:15; 35:18 und 53:38. Die letzte Stelle ist chronologisch die älteste. Hier enthält sie eine Anspielung auf die christliche Lehre von der stellvertretenden Sühne und damit indirekt auf den Heiligenkult, von dem oben in Aja 3 die Rede ist. Vergleiche auch die Fußnoten zu Suura 53:38. (Asad)

Jeder ist selbst für seine eigenen Handlungen verantwortlich. Wenn jemand kaafir ist, um einem anderen damit einen Gefallen zu tun oder sein Missfallen zu vermeiden, dann wird jener andere ihm niemals die Verantwortung für seinen abnehmen können. (Mauduudi)

35. Was ihr in diesem irdischen Leben getan habt. (Juusuf `Allii)

Und euch dementsprechend vergelten. (Darjabaadi)

36. Vergleiche Suura 10:12. Oft wird ein Mensch von Not und Schwierigkeiten heimgesucht. Wenn er jedoch nicht fest und beständig ist, vergisst er die Lehren, die das Leben ihm erteilen soll. Sobald er ein wenig Wohlstand erlangt, vergisst er, dass dieser von Allah kommt, und schreibt ihn einer sekundären Ursache zu, wie beispielsweise seinen eigenen Bemühungen, den Kräften der Natur oder einer Sache, die er sich selbst vorstellt und zu einem Gott macht, beispielsweise einem Götzen oder dem Schicksal. Allah ist die letztendliche Ursache aller Dinge. Ihm auf diese Weise "Rivalen" zur Seite stellen zu wollen, ist nicht nur für den Verehrer selbst degradierend, sondern führt zahllose unwissende Menschen auf Irrwege, die vielleicht nicht in der Lage sind, Redewendungen und Symbole zu verstehen, mit denen intelligentere Menschen Unwahrheiten hinwegerklären können. (Juusuf `Allii)

Wörtlich: "er schreit": ganz instinktiv. (Asad)

37. dir Zeit denkt er nicht mehr an die anderen Gottheiten, die er in guten Zeiten angerufen hatte, sondern wendet sich zu Allah allein. Dies ist ein klarer Beweis dafür, dass er im tiefsten Herzen das Gefühl hat, dass jene anderen Gottheiten hilflos sind und nur Allah über alle Macht verfügt. (Mauduudi)

38. Er vergisst wiederum die schlechten Zeiten, als er jene anderen Gottheiten vergessen und Allah allein angefleht hat. (Mauduudi)

39. Wörtlich: "und gibt fett Ebenbürtige". Vergleiche auch Suura 2:22 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Er fängt wieder an, anderen zu dienen, indem er ihnen gehorcht, sie anbetet und ihnen Opfer bringt. (Mauduudi)

40. Diejenigen, die Böses und Gotteslästerliches praktizieren und lehren, scheinen in dieser Welt Erfolg zu haben. Ihre Befriedigung ist jedoch nur von kurzer Dauer. Und die ganze Zeit über folgen sie dem Weg, der zum Feuer der Vernichtung führt. (Juusuf `Allii)

Jeder Genuss in dieser Welt ist nur von kurzer Dauer. Die Tage eine einzelnen Menschen auf dieser Erde sind auf seine Lebenszeit beschränkt, und ein Menschenleben ist - verglichen mit Allahs Zeit kurz. (Qutb)

 

Abschnitt 2

9. Ist wohl derjenige, der während der Nacht demütig zu Allah fleht41, der sich niederwirft und (im Gebet) steht, der das Jenseits fürchtet und die Barmherzigkeit seines Herrn erhofft, (einem solchen Menschen gleich)42? Sprich: "Sind etwa diejenigen, die wissen, denen gleich, die nicht wissen43?" Doch nur die Einsichtigen lassen sich ermahnen44.

41. Vergleiche Suura 3:133-117. Es ist eine große Sache, wenn ein Mensch gegenüber eine Haltung demütiger Hingabe annimmt. Das zukünftige Leben ist für ihn das wirkliche Leben, und er bereitet sich mit guten Handlungen darauf vor. Er setzt seine Hoffnungen nicht auf die vergänglichen Dinge dieser Welt, sondern auf Allahs Gnade und Barmherzigkeit. Ein solcher Mensch ist mit wirklichen Verstehen begabt und nimmt Allahs Botschaft mit Eifer und Freude auf. Er ist nicht mit dem Zyniker oder Kaafirs zu vergleichen, der nicht von dem wahren Wert des inneren Lebens weiß. (Juusuf `Allii)

42. "Ist jemand, der ... in der Hoffnung auf die Barmherzigkeit seines Herrn (jemandem gleich, der ...)" oder, im Anschluss an den letzten Satz des vorigen Ajas gelesen: "oder (hälst du dich etwa für jemandem gleich), der ..." (Asad)

43. Wirkliches Wissen ist Erfahrungswissen (marifa). Es ist ein Begreifen der Wirklichkeit, ein Öffnen der Einsicht und Erkenntnis der Wahrheiten in dieser Existenz. Wissen kann nicht auf eine Anhäufung einzelner Informationen beschränkt und losgelöst vom Ganzen sein oder eine Aufnahme oberflächlicher Fakten, die über das Gesehene und Empfundene hinaus nicht zum eigentlichen Sinn hinführen. (Qutb)

In Allahs Sicht. (Darjabaadi)

44. Erwerb wahren Wissens ist nur möglich durch Demut, Taqwa, Verantwortungsbewusstsein bezüglich des zukünftigen Lebens und Vertrauen auf Allahs Barmherzigkeit. Der innerste Kern des Menschen ist dann zur Erkenntnis und Erfahrung fähig. Dies ist der Weg auf dem das Herz begreift, zur Erkenntnis kommt und profitiert von dem, was es sieht, hört und erfährt, und der zu den unerschütterlichen Wahrheiten führt, die dahinter stehen. Die aber, die bei ihren einzelnen Versuchen und optischen Beobachtungen stehen bleiben, sind Wissens-Sammler aber keine Wissenschaftler. (Qutb)

 

10. Sprich: "O Meine45 Diener, die ihr mu’min seid, fürchtet euren Herrn46. Für diejenigen, die in dieser Welt Gutes tun, ist Gutes Bestimmt47. Und Allahs Erde ist weit48. Den Standhaften wird wahrlich ihr Lohn gegeben ohne zu rechnen49."

45. Dieses Possessivpronomen ("Meine Diener") bezieht sich auf Allah und nicht auf den Propheten. (Anm. d. Übers.)

46. Vergleiche auch Suura 2:2. "Taqwaa" bedeutet

1. Allah fürchten. Gottesfurcht wird im Alten Testament, Sprüche 1:7, als Beginn der Weisheit bezeichnet.

"Die Furcht des Herrn ist der Anfang der Erkenntnis. Die Toren verachten Weisheit und Zucht."

2. Zunge, Hand und Gedanken vom Bösen zurückhalten.

3. Von daher auch Rechtschaffenheit, Frömmigkeit und gutes Verhalten.

Alle diese Vorstellungen sind in diesem Wort enthalten. Vergleiche auch Suura 23:60 und die entsprechenden Fußnoten. Taqwa ist mit Liebe verbunden; es bedeutet, dass wir fürchten, Sein Missfallen zu erregen. (Juusuf `Allii)

Taqwa ist die Sensibilität des Herzens, das sich in Ehrfurcht und Hoffnung zu Allah hinwendet. (Qutb)

Gebt euch nicht mit dem zufrieden was ihr gerade habt, sondern vervollkommnet ihn durch mehr Imaan und bekommt dadurch mehr Taqwa. Handelt nach dem, was Allah euch geboten hat, vermeidet, was Er verboten hat und lebt in der Welt eurer Verantwortlichkeit entsprechend. (Mauduudi)

47. Als Lohn und Vergeltung. (Darjabaadi)

Sowohl in dieser Welt als auch im zukünftigen Leben Gutes und Wohlergehen. (Mauduudi)

48. Vergleiche Suura 29:57 und die entsprechenden Fußnoten. Wir können uns nicht darauf berufen, dass unsere Lebensumstände uns die Hände gebunden haben. Wenn uns die Umstände in unserer Heimat nicht erlauben, nach dem Islam entsprechend zu handeln, dann müssen wir damit rechnen, Verfolgungen ausgesetzt zu sein oder sogar auszuwandern. (Juusuf `Allii)

Es gibt immer die Möglichkeit, Gutes zu tun und vom Bösen "zu Allah hin auszuwandern" - dies ist die dauerhafte, geistige Bedeutung der Vorstellung von der Hidschra, ("Auswanderung für Allahs Sache"). Vergleiche auch Suura 4:97 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

49. Die Liebe zum Heimatland, das Wohlbefinden an einem Ort, Verwandschaftsbande und Freundschaften sollen kein Hinderungsgrund sein auszuwandern, wenn ihr daran gehindert werdet, den Islam zu praktizieren und Gutes zu tun. Denn in diesem Fall öffnet das Verharren an einem Ort, den Einflüssen Schaytaans die Tür, was einer Art Götzenverehrung gleichzusetzen ist. Allah hat die Menschen erschaffen und weis sehr wohl, das es ihnen schwer fällt, aus ihrem abgestammten Land auszuwandern und in einem anderen Fuß zu fassen. Er gebietet ihnen, geduldig und standhaft dieser Aufforderung zu folgen, und verspricht ihnen Seinen Lohn dafür. (Qutb)

Diejenigen, die Schwierigkeiten und Verfolgungen aller Art tapfer ertragen und Allah beständig dienen, erhalten diesen Lohn ohne Mass. Dies schließt diejenigen ein, die auswandern und in fremden Ländern um ihrer Religion willen Schwierigkeiten ausgesetzt sind, sowie auch diejenigen, die in ihrem Ursprungsland Versuchungen und Unglück ertragen. (Mauduudi)
 

 

11. Sprich: „Mir ist geboten worden, Allah zu dienen, als Aufrichtiger im Diin50.

50. Ihm ausschließlich zu dienen und niemandem anderen. (Darjabaadi)

Unseren Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wird geboten, Allah allein zu dienen als Aufrichtiger im Diin, und als erster Muslim zu sein (das heißt in Allahs Willen ergeben), und dass er die Strafe Allahs fürchte, wenn er von Seinem Auftrag abweicht. Hier steht Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in der Reihe der Diener und nicht darüber. Nur Allah, einzig und allein erhebt sich über Seine Geschöpfe und Diener. Diese eindeutige, scharfe Trennung gibt keinen Raum für Vermischung irgendwelcher Art zwischen Allah und Seinen Geschöpfen. Dies gehört ebenso wie das, was in den folgenden Ajas aufgezählt wird, zu den Kernpunkten der islamischen Lehre Es wurde zunächst unseren Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, selbst nahe gelegt, denn er ist an dieser Stelle der "Diener Allahs". Es gilt jedoch selbstverständlich ebenso für alle anderen Diener Allahs. (Qutb)

 

12. Und mir wurde befohlen, der erste zu sein, der sich (in Allahs Willen) ergibt51.

51. Vergleiche auch Suura 6:14. "Der erste" braucht nicht unbedingt chronologisch verstanden zu werden: es könnte auch der erste dem Rang nach oder der vorderste im Streben sein.

(Juusuf `Allii)

So dass andere mir folgen und mein Beispiel nachahmen. (Darjabaadi)

Mir ist nicht nur aufgetragen worden, andere zu ermahnen, sondern ich muss auch selbst praktizieren, was ich lehre. Ich muss zuerst dem Weg folgen, den ich andere zu befolgen auffordere. (Mauduudi)

 

13. Sprich: "Ich fürchte fürwahr die Strafe eines ungeheuerlichen Tages, wenn ich mich meinem Herrn widersetzten würde52."

52. Vergleiche Suura 6:15. Die schlimmste Strafe im geistigen Sinne ist Allahs Missfallen, ebenso wie das höchste Ziel, die Erfüllung aller Wünsche, Allahs Zufriedenheit ist. Vergleiche auch Suura 6:16. (Juusuf 'Allii)

 

14. Sprich: "Allah (Allein) diene ich im aufrichtigen Diin an Ihn53.

53. Noch einmal wird ausdrücklich betont, dass unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ein Diener Allahs ist, der Ihm aufrichtig und ausschließlich dient. Er bleibt standhaft auf dieser Linie und lässt die Götzendiener auf ihrer Linie, die zu ihrer Vernichtung führt. (Qutb)

 

15. Darum verehrt nur, was ihr wollt, an Seiner statt54." Sprich: "Die Verlierenden55 sind fürwahr diejenigen, die am Tag der Auferstehung sich selbst und ihre Angehörigen verlieren56. Das ist doch ein offenkundiger Verlust57!

54. Dies ist weder ein Gebot noch eine Erlaubnis, sondern ein Tadel und eine Warnung. Die Rede des Gesandten Allahs kann folgendermaßen umschrieben werden: "Was auch immer geschieht, ich werde Allahs Geboten Folge leisten. Er hat sich offenbart, und ich weis, dass Er Einer ist, erhaben über alle Geschöpfe. Ihm allein will ich dienen. Ist jemand so unwissend, dass er sich einen anderen sucht? Dann soll er es doch versuchen und selbst das Ergebnis sehen! Es ist sein eigener Schaden. Er fällt nämlich aus der Gnade ins Unheil." (Juusuf `Allii)

55. Durch ihre eigenen Irrwege. (Darjabaadi)

56. Der Kult des Bösen führt zu einer Zerstörung all dessen, was gut und wirklich wertvoll in uns ist, und vergiftet alle liebevollen Beziehungen, die uns an Familie, Freunde und Volk binden. Am Tag des Gerichts wird dies alles deutlich. (Juusuf `Allii)

Indem sie ihre Angehörigen auf Irrwege geführt haben. (Darjabaadi)

57. Bankrott ist der Verlust des Kapitals und Zahlungsunfähigkeit. Dieses Gleichnis aus dem Geschäftsleben hat Allah hier auf die Kaafirs und Götzendiener angewandt. Die Summe dessen, was der Mensch in dieser Welt bekommen hat - sein Leben, seine Intelligenz, sein Körper, seine Fähigkeiten, seine Mittel und seine Möglichkeiten - ist in der Tat sein Kapital, das er in das Geschäft des Erdenlebens investiert. Wenn jemand sein ganzes Kapital auf der hypothetischen Grundlage investiert, es gebe keinen Gott oder eine Vielzahl von Göttern, denen er allen dient, oder er habe keinerlei Verantwortung, oder ein anderer würde, ihn am Tag des Gerichts freikaufen, dann bedeutet dies, dass er ein Verlustgeschäft macht. Er verliert zunächst sein Kapital. Sein zweiter Verlust besteht darin, dass er alles, was er tut, auf einer falschen Grundlage tut, dass er sich selbst und andere Menschen betrügt und darüber hinaus vielen Geschöpfen Allahs Unrecht zufügt. So gerät er in Schulden, hat jedoch nichts mehr, womit er diese ausgleichen könnte. Darüber hinaus hat er auch seinen Kindern und Angehörigen Schaden zugefügt, indem er erstere falsch erzogen und ein falsches Vorbild abgegeben hat. Diese drei Verluste bezeichnet Allah in diesem Aja mit "Al-husraan-Ul-mubiin" ("völliger Bankrott") الْخُسْرَانُ الْمُبِين. (Mauduudi)

 

16. Sie werden über sich Schichten von Feuer haben und (ebensolche) Schichten unter sich58. Davor warnt Allah Seine Diener: "O Meine Diener, seid darum mutaqi59!"

58. Die Folgen des Bösen (taaguut) am Tag des Gerichts werden passend dargestellt als eine Feuerschicht über der anderen, die die Bösen von oben und von unten umhüllen. Es wird auch angedeutet, dass diese Schichten, obgleich sie aus Feuer sind, etwas Finsteres enthalten - die versengende Eigenschaft des Bösen. (Juusuf `Allii)

59. Wie an vielen anderen Stellen, so spielt der Qur'an auch hier auf das allegorische Wesen wie auch die Zielsetzung aller Schilderungen des Leidens an, das die Bösen im zukünftigen Leben erwartet. Vergleiche auch Suura 74:35-36 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)


 

17. Und diejenigen, die sich scheuen, dem Bösen zu dienen60, und sich zu Allah wenden, für sie ist frohe Botschaft61. Verkünde also Meinen Dienern frohe Botschaft62.

60. Allah lässt die Menschheit nicht ohne Warnung. Den Menschen ist ein gewisses Maß an freien Willen gegeben worden, und als Hilfestellung zu dessen richtiger Nutzung sind ihn die Folgen aller seiner Handlungen deutlich erklärt worden. Allen denjenigen, die auf die Stimme der Vernunft hören, werden Argumente vorgelegt, die sie mit ihrer eigenen Intelligenz begreifen können. An diejenigen, die sich von ihren Gefühlen und Neigungen treiben lassen, wird appelliert, und zwar in Namen der Liebe zu Allah. Diejenigen, die weder begreifen noch lieben, sondern nur fürchten, werden gewarnt, indem ihnen die Folgen ihres falschen Verhaltens vor Augen geführt werden. Es besteht inner die Gefahr, dass das Böse uns erfasst, wenn wir uns ihn aus reiner Neugier nähern. Wenn wir uns dafür interessieren, werden wir leicht zu seinen Sklaven. Der weise Mensch neidet es völlig. Er schließt sich den Dienern Allahs an und erhält die frohe Botschaft von Seiner Gnade und Seinem Wohlgefallen. (Juusuf `Allii)

Das Wort "At-Taaruut" الطَّاغُوت bedeutet Rebellion. Wenn jemand mit diesen Wort statt mit "Taarii" ("Rebell') bezeichnet wird, dann bedeutet dies, dass er "die Rebellion persönlich" ist, dass er sozusagen die Rebellion verkörpert. Jene Gottheiten außer Allah sind so bezeichnet worden, weil es Auflehnung gegen Allah bedeutet, sie zu verehren und ihnen zu dienen. Vergleiche auch Suura 2:256; 4:60 und 76 und 27:36 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

In diesen Zusammenhang bezeichnet der Begriff "Taaruut" allen Anschein nach die verführerische Kraft gewisser böser Ambitionen und Neigungen wie beispielsweise Machtgier, Gewinn von Eigentum durch Ausbeutung anderer, gesellschaftlicher Aufstieg durch unlautere Mittel und so weiter. Dies alles kann dazu führen, dass der Mensch seine geistige Orientierung verliert und von seinen Leidenschaften versklavt wird. (Asad)

61. Angst und Trauer gehören zum Leben des Menschen, und niemand ist davon gefreit. Die Frommen sind jedoch in der Lage, sie geduldiger hinzunehmen als andere, mit der Überzeugung, dass Allah sie damit prüfen und sie dadurch erhöhen will. (Al-Manar)

Allahs allumfassendes Wissen und Seine ständige wachsame Fürsorge für alle Geschöpfe verursacht vielleicht den Bösen Furcht, nicht aber denen, die Er mit Seiner Liebe und Freundschaft geehrt hat - weder in dieser Welt noch in der zukünftigen. (Juusuf `Allii)

Wie könnten auch die Mutaqis traurig sein oder Angst haben, wo sie doch wissen, dass Allah immer bei ihnen ist bei allem, was sie tun? (Qutb)

Das heißt diejenigen, die ein rechtschaffenes Leben führen. Es ist besonders bedeutsam, dass beides zusammen erwähnt wird. Eine bloße intellektuelle Zustimmung zur Existenz Allahs bringt uns sehr wenig, wenn sie nicht mit dem Gefühl und der Erfahrung verbunden ist. (Darjabadi)

Wie könnten sie sich ängstigen oder traurig sein, .wo sie Allah so nahe stehen und Seine Verheißung für diese Welt und für das Jenseits erhalten haben? (Qutb)

Das Glück, das aus dem Bewusstsein entsteht, Allah so nahe zu. sein und solche geistige Erfüllung zu erlangen. (Asad)

Den Freunden Allahs wird die frohe Botschaft mitgeteilt, dass sie den Imaan verinnerlichen und in der Taqwa verwurzelt sind. Iman ist das, was im Herzen wurzelt und im Handeln verwirklicht wird. Handeln bedeutet, das auszuführen, was Allah geboten hat, und das zu unterlassen, was Er verboten hat. Das ist die eigentliche Bedeutung von Nähe zu Allah. (Qutb)

Alle Seine Verheißungen werden mit Sicherheit eintreffen. (Darjabadi)

62. Diese höchstmögliche frohe Botschaft soll unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, den aufrichtigen Dienern übermitteln, deren Eigenschaft es ist, das Gute, das sie hören, zu begreifen und anzunehmen. (Qutb)

 

18. Die auf das Wort hören und dem Besten davon folgen63. Das sind diejenigen, die Allah rechtgeleitet hat, und das sind die Einsichtigen64.

63. Die Kommentatoren verstehen diesen Satz auf verschiedene Weise:

1. Wenn der Begriff "Wort" als jedes beliebige Wort verstanden wird, dann bedeutet das, dass gute Menschen allem zuhören, was zu ihnen gesagt wird, und das beste davon auswählen.

2. Wenn mit "Wort" Allahs Wort gemeint ist, dann bedeutet das, dass sie ihn ehrfürchtig zuhören;

wo erleichternde Auslegungen für diejenigen möglich sind, die nicht stark genug sind, sollten diejenigen, die mit tieferer Einsicht begabt sind, der strengeren Auslegung für sich selbst folgen. Es ist beispielsweise in begrenzten Masse erlaubt, diejenigen zu bestrafen, die uns Schaden zufügen; die bessere Vorgehensweise ist jedoch, Böses mit Gutem zu vergelten (vergleiche Suura 23:96): wir sollten also versuchen, nach dieser besseren Verhaltensweise vorzugehen. (Juusuf `Allii)

Nach Raasii ist hier von Leuten die Rede, die in Licht ihrer eigenen Vernunft jede religiöse Position (in weitesten Sinne dieses Wortes) untersuchen, das akzeptieren, was ihre Vernunft als gültig und möglich erkennt, und das ablehnen, was den Kriterien ihrer Vernunft nicht standhält. Mit Raasiis Worten drückt dieser Aja "ein Lob und eine Empfehlung dafür aus, den von der Vernunft gelieferten Beweisen zu folgen und Schlussfolgerungen zu ziehen in Übereinstimmung mit (den Ergebnissen) kritischer Untersuchung (nasar) und logischen Denkens (istidlaal) Eine ähnliche Auffassung äußert Tabari, wenn auch in einfacheren Wortlaut. (Asad)

Dieser Satz kann zwei Bedeutungen haben:

1. sie folgen nicht jeder Stimme, sondern denken darüber nach, was jeder einzelne sagt, und akzeptieren nur das, was richtig und wahr ist; und

2. sie versuchen nicht. dem was sie hören, eine falsche Bedeutung beizulegen, sondern nehmen seine guten und richtigen Aspekte an.  (Mauduudi)

64. Gesunde Vernunft führt nämlich ihren Besitzer zur inneren Reinheit und zur Rettung. Und wer dem Weg der Reinheit und Rettung nicht folgt, dem wird die Vernunft, mit der Allah  ihn ausgestattet hat, entzogen. (Qutb)

 

19. Ist wohl derjenige65, gegen den sich die Strafandrohung bewahrheitet hat, (jenen Dienern Allahs gleich)66? Kannst du wohl den retten, der im Feuer ist67?

65. Meiner Ansicht nach bedeutet die Vorsilbe "fa in afa-man" in diesem Zusammenhang "andererseits". Damit wird der Kontrast zwischen der frohen Botschaft an diejenigen, die glauben, und dem Leiden, das diejenigen erwartet, die "sich selbst verloren haben", hervorgehoben. (Asad)

66. Wenn ein Mensch bereits tief ins Böse verstrickt ist und Allahs Gnade abgewiesen hat, wie können wir dann erwarten, dass die Offenbarung in seiner Seele wirksam wird? (Juusuf `Allii)

Jemand, der Allahs Strafe verdient hat und dessen Strafe Allah beschlossen hat. (Mauduudi)

67. Angesichts der im Qur'an oft wiederholten Aussage, dass Allah immer die aufrichtige Reue annimmt, vorausgesetzt, sie wird vor dem Augenblick des Todes geäußert. Dieses strenge Urteil gilt offensichtlich für diejenigen, die ohne Reue sterben und sich deswegen "bereits im Feuer befinden". (Asad)

 

20. Für diejenigen jedoch68 die ihren Herrn fürchten, sind Gemächer, eines über dem anderen69, unter denen Ströme fließen70. Ein Versprechen Allahs. Allah bricht das Versprechen nicht71.

68. Wörtlich: "aber". Damit wird die Rückkehr zu der Thematik von Aja 17-18 angedeutet. (Asad)

69. Sie sind bereits für sie erbaut worden. Das Paradies besteht aus verschiedenen übereinander gelagerten Stadien. (Darjabaadi)

70. Vergleiche auch Suura 29:58 und 34:37. Die Paradiesvorstellung ist die einer Heimat voller Schönheit und Vollkommenheit, so wie wir es in diesem Leben als einen Palast an sanft fließenden Bächen beschreiben würden. Diese hohen Gebäude vermitteln den Eindruck eines weiten Raumes und architektonischer Schönheit. (Juusuf `Allii)

71. "Mi`aad" ist Zeit, Ort und Art und Weise der Erfüllung eines Versprechens. Allahs Versprechen wird in allen Einzelheiten schöner und besser erfüllt, als wir uns jemals vorstellen können. (Juusuf `Allii)

 

21. Siehst du nicht72, dass Allah Wasser vom Himmel herniedersendet und es in der Erde zu Quellen werden lässt und dadurch Pflanzen hervorbringt von vielerlei Farbe73? Dann wird es reif, und du siehst es gelb werden. Dann lässt Er es zerfallen74. Hierin ist fürwahr eine Mahnung für die Einsichtigen75.

72. Damit ist der Leser angesprochen. (Darjabaadi)

73. Der Wasserkreislauf, bei dem der Regen von den Wolken fällt, von der Erde absorbiert wird und durch Flüsse und unterirdische Wasserläufe wieder zum Meer fließt, um von da aus zu verdunsten und Wolken zu bilden, wurde bereits in den Fußnoten zu Suura 25:53 ausführlich erläutert. Hier wird unsere Aufmerksamkeit auf einen Teil dieses Vorganges gelenkt. Der Regen befruchtet die Erde mit den darin befindlichen Samen. Pflanzen verschiedener Art entstehen daraus. Die Ernte reift heran und wird eingebracht. Die Pflanzen welken und vertrocknen. Menschen und Tiere werden ernährt. Dann beginnt der Kreislauf wieder von vorn. Hierin liegt ein Zeichen für Allahs Güte und Gnade, das allen deutlich ist, die verstehen. (Juusuf `Allii)

74. Wie an vielen anderen Stellen, so dient auch hier die Bezugnahme auf die endlosen Umformungen und den wunderbaren Kreislauf von Leben und Tod in der Natur dazu, Allahs Allmacht und besonders Seine Macht zur Auferweckung der Toten zu betonen. Damit wird indirekt auf das Ende des vorigen Ajas angespielt, wo gesagt wird, dass Allah Sein Versprechen hält. (Asad)

75. Ein vernünftiger Mensch lernt daraus, dass alles Leben in dieser Welt vergänglich ist. Jedem Frühling folgt ein Herbst; jeder Jugend folgt Alter und Tod; jedem Aufstieg folgt ein Fall. Diese Welt sollte also den Menschen nicht dazu verleiten, Allah zu vergessen und nicht mehr an das zukünftige Leben zu denken und sich so zu verhalten, dass er dieses zerstört, nur um die kurzlebigen Freuden dieser Welt zu genießen. Darüber hinaus erfährt der vernünftige Mensch aus diesem Phänomenen, dass Frühling und Herbst in dieser Welt unter Allahs Kontrolle stehen: Er lässt wachsen und gedeihen, was er will, und Er lässt zerfallen, was Er will. Niemand ist in der Lage, dies zu verändern. (Mauduudi)

 

Abschnitt 3

22. Ist wohl der, dessen Brust Allah für den Islam geweitet hat76, so dass er im Licht seines Herrn (wandelt77, dem gleich, der in Engherzigkeit und Finsternis lebt)? Wehe darum denen, deren Herzen gegen das Gedenken Allahs verhärtet sind78. Sie sind es, die in offenkundigem Irrtum sind.

76. Wer auf Allahs Botschaft hört, stellt fest, dass Allahs Gnade in jedem Stadium mehr und mehr hilft, ihr geistiges Verständnis zu erweitern und Allahs Licht zu empfangen, so dass sie sich immer weiter ihrem Ziel auf dem Weg, der Wahrhaftigkeit und Rechtschaffenheit nähern. Sie sind nicht mit denen zu vergleichen, die- Gotteslicht aus ihren Herzen ausschließen. Siehe auch den nächsten Vers. (Juusuf `Allii)

So wie Gott den Regen vom Himmel schickt und dadurch die Erde verschiedene Farben annehmen und Pflanzen tragen lässt, so schickt Er auch die Erinnerung und Ermahnung vom Himmel, durch die lebendige Herzen blühen werden. so dass sie sich öffnen und regen, harte und verschlossene Herzen aber empfangen sie wie hartes Gestein. (Qutb)

"Wem Allah die Brust für den Islam weitet': wem Er hilft, aus den vorgenannten Realitäten zu lernen und zu erkennen, dass der Islam auf der Wahrheit beruht. Die "Öffnung" oder "Weitung der Brust' bei einem Menschen bedeutet in der Tat, dass keine Zweifel, kein Misstrauen, keine Sorgen oder Ängste zurückbleiben. Er stellt voller Zufriedenheit fest. dass es die Wahrheit ist, und es bleibt ihm nicht anderes übrig, als ihr zu folgen, was immer die Konsequenzen sein mögen. Er akzeptiert Allahs Offenbarung und die Sunna Seines Gesandten, als ob es Stimmen aus seinem eigenen Inneren wären. Wenn er verbotene Dinge aufgibt, fühlt er dahinter keinen Zwang, denn er ist davon überzeugt. dass sie ihm nichts einbringen; ein Verlust wäre es eher, wenn er Allahs Gnade verlieren würde. (Mauduudi)

77. Allah erleuchtet die Herzen derer, von denen Er weiß, dass es Gutes darin gibt, und verbindet sie mit Seinem Licht. Der Unterschied zwischen diesen Herzen und denen, die versteinert sind, ist gewaltig. (Qutb)

Im Licht der Kenntnis der Offenbarung und der Sunna des Propheten, mit deren Hilfe bei jedem Schritt deutlich wird, wie unter den zahllosen Pfaden des Lebens der Weg der Wahrheit weitergeht. (Mauduudi)

78. So wie es für alle, die Allah suchen, geistigen Fortschritt gibt, so gibt es geistigen Rückschritt für diejenigen, die ihr Herz Allah gegenüber verschließen. Ihre Herzen verhärten sich und lassen immer weniger von Allahs Gnade eindringen. Es ist deutlich, dass sie auf ihrem Weg stolpern und nicht mit den festen Schritten der Mu'mins voranschreiten können. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Prediger 28:14 und Johannes 12:40. (Darjabaadi)

Der Öffnung oder Weitung des Herzens werden zwei andere Zustände entgegengestellt:

1. die Verengung der Brust und Beengung des Herzens; in diesem Stadium bleibt immer noch ein bisschen Raum, in den die Wahrheit eindringen kann; und

2. die Verhärtung oder Versteinerung des Herzens; hier bleibt für die Wahrheit kein Platz mehr. Letzteres kommt hier in diesem Vers nur indirekt zum Ausdruck, denn Allah will diejenigen warnen, die sich starrsinnig dem Propheten entgegenstellen und nicht auf ihn hören wollen. (Mauduudi)

 

23. Allah hat die schönste Botschaft herabgesandt79, als ein in sich stimmiges80, sich häufig wiederholendes81 Buch. vor dem die erschauern82, die ihren Herrn fürchten - dann wird ihre Haut und ihr Herz weich beim Gedenken Allahs83. Das ist Allahs Rechtleitung; Er leitet damit, wen Er will84. Und wen Allah irregehen lässt, für den gibt es keinen Führer85.

79. In einzelnen Teilen; allmählich. (Darjabaadi)

Schritt für Schritt. Die Form "nassala" weist auf einen allmählichen und kontinuierlichen Prozess hin und kann deswegen mit der Gegenwartsform übersetzt werden. (Asad)

80. Kann "mutaisaabih" hier in demselben Sinne verstanden werden wie in Suura 3:7, wo ich es mit "allegorisch" übersetzt habe"? Wahrscheinlich ist es besser, hier von einer etwas anderen Bedeutungsnuance auszugehen, wie sie aus dem Zusammenhang hervorgeht. In dem früheren Abschnitt war das Wort dem Begriff "muchkam". gegenübergestellt; hier erscheint es im Zusammenhang mit dem Wort "mataani". die Wortwurzel bedeutet: etwas ähnliches haben, als Analogie oder Parabel wirken, in den einzelnen Teilen übereinstimmen. Der Qur'an wurde in einzelnen Teilen zu verschiedenen Zeiten offenbart. Dennoch stimmen alle seine Teile miteinander überein. Es gibt nirgends eine Inkonsistenz oder einen Widerspruch. Deswegen gehe ich von der letzteren Bedeutung aus. (Juusuf `Allii)

Vom Anfang bis zum Ende verkündet der Qur'an dieselbe Zielsetzung, denselben Glauben und dasselbe System für Gedanken und Handlungen. Jeder Teil bestätigt und erläutert thematisch den anderen, und in Sinn und Stil herrscht völlige Harmonie. (Mauduudi)

81. "Mataani": vergleiche auch Suura 15:87, wo dieses Wort mit "oft wiederholt" übersetzt wurde (die sieben "oft wiederholten" Ajas). Vergleiche auch die dortigen Fußnoten. Hier ist die Bedeutung ähnlich, aber der Zusammenhang gibt ihr eine andere Färbung. Ich übersetzte: "das (seine Lehren unter verschiedenen Aspekten) wiederholt." (Juusuf `Allii)

Eine andere mögliche Interpretation ist die von Raasii: "das seine Aussagen paarweise macht". Das würde sich dann auf die in allen Lehren des Qur'an vorhandene Polarität beziehen, beispielsweise Gebot und Verbot, Pflichten und Rechte, Lohn und Strafe, Paradies und Feuer, Licht und Finsternis, das Allgemeine und das Spezielle und so weiter. Zur inneren Konsistenz des Qur'an vergleiche auch Suura 4:82 und 25:32 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

82. Wörtlich: vor dem denen die Haut erschauert ... Die Haut ist die äußere Hülle des Körpers. Sie nimmt von allem Ungewöhnlichen die ersten Eindrücke auf und zittert dann erregt, während die Haare zu Berge stehen. So ist auch in geistigen Dingen die erste Anregung von Gottes Botschaft äußerlich. Wer den Glauben aufnimmt, tut dies sozusagen mit Zittern, nicht mit Apathie. Das nächste Stadium ist dann, dass er ihr Äußeres durchdringt und direkt in ihre Herzen gelangt. Ihr ganzes Wesen wird "weich", um die wohltuende Botschaft aufzunehmen, die sie durch und durch verändert. (Juusuf `Allii)

Dies zeigt, dass sie von Allahs Wort bewegt werden. (Darjabaadi)

83. Sie werden von Gottes Liebe und Gnade überwältigt. (Darjabaadi)

84. Vergleiche auch Suura 16:93 und 14:4 sowie die entsprechenden Fußnoten, wo die Wendungen "wen Er will" und "er lässt irregehen" ausführlich erläutert werden. (Juusuf `Allii)

Diejenigen, deren Herz aufnahmebereit und "weich" ist. (Darjabaadi)

85. Diejenigen, deren Herzen sich verhärtet haben. (Darjabaadi) Vergleiche auch Suura 14:4 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

24. Ist wohl der, der am Tag der Auferstehung mit seinen Gesicht Schutz suchen muss vor der schlimmen Strafe86 (dem gleich, der davor sicher sein kann)? Zu den Ungerechten wird gesprochen: "Kostet nun, was ihr verdient87."

86. "Waghihi" - wörtlich: mit seinem Angesicht. Ungerechte, die nicht zur Einsicht gekommen sind, erhalten am Tag des Gerichts die volle Strafe. Sie bekommen sie "voll ins Gesicht", das heißt ihr ganzes Wesen ist davon betroffen. Ihre Hände werden (im übertragenen Sinne) gebunden, so dass sie diese nicht benutzen können, um die Strafe abzuwehren; sie haben keine Kraft mehr zur Abwehr. Können solche hilflosen Menschen auch nur einen Augenblick mit Menschen verglichen werden, die die Gnade Allahs empfangen haben und vor allem Schaden sicher sind? Gewiss nicht. Die Bösen sollen die Früchte ihrer Taten ernten, und die Guten sollen die Gnade ihres Herrn empfangen. (Juusuf `Allii)

Wörtlich: "er wird sich selbst mit seinem Gesicht schützen", das heißt, die betreffende Person hat nichts, womit sie sich schützen kann. (Asad)

Einen Schlag ins Gesicht nimmt man nur dann hin, wenn man völlig hilflos und machtlos ist. Damit wird hier die äußerste Hilflosigkeit einer Person dargestellt. (Mauduudi)

87. Nämlich aller ungerechten Taten, alles Bösen, was sie in dieser Welt getan haben. (Juusuf `Ali)

Das Wort "kasab" bedeutet in der Terminologie des Qur'an das, was man infolge der eigenen Handlungen an Lohn oder Strafe verdient hat. Wer Gutes tut, verdient Gottes Lohn, und der Ungerechte verdient Gottes Strafe. (Mauduudi)

 

25. Jene, die vor ihnen waren88, verwarfen den Glauben89. Darum ergriff sie die Strafe, ohne dass sie sich dessen bewusst waren90.

88. Die Generationen vor den zeitgenössischen Ungläubigen. (Darjabaadi)

89. Sie verleugneten die Gesandten ihres Zeitalters. (Darjabaadi)

90. Vergleiche Suura 16:26. Sie werden von einer Richtung her oder auf eine Weise bestraft, die sie nicht wahrnehmen oder sich vorstellen können. Sie sind der Ansicht, sie könnten aus ihrem Unglauben und ihrer Rebellion Vorteile erlangen, aber plötzlich, wenn es zu spät ist, müssen sie feststellen, dass das, womit sie geprahlt hatten, der Grund zu ihrem eigenen Niedergang war. (Juusuf ’Allii)

 

26. Und Allah ließ sie (schon) im irdischen Leben die Schande spüren91. Aber die Strafe im Jenseits ist größer, wenn sie es nur wüssten92.

91. Vergleiche Suura 2:114. Vergehen führen oft zu Demütigung und Schande in diesem Leben, aber größer und wirklicher ist die Strafe im zukünftigen Leben. Die Menschen kennen jedoch oft nicht die innere Bedeutung dieser Angelegenheiten. Wenn es ihnen hier eine Zeitlang gut geht, dann denken sie gleich, sie könnten den wahren Folgen im zukünftigen Leben entgehen. Wenn sie jedoch hier ein bisschen Schaden erleiden, dann glauben sie, das würde einen Ausgleich für die Strafe bilden, der sie dann im zukünftigen Leben entgehen. Beide Vorstellungen sind falsch. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 16:26. (Asad)

92. Dies ist der wirkliche Zustand der Leugner in diesem Leben und im zukünftigen. In dieser Welt werden sie gedemütigt. Im zukünftigen Leben steht ihnen eine größere Strafe bevor. Dies geschieht Gottes Gesetzmäßigkeiten (Sunna Allah) entsprechend, die unveränderlich sind. Sie haben den Untergang früherer Nationen vor Augen und hätten die Möglichkeit gehabt, aus ihren Erfahrungen zu lernen, und sie haben Gottes Verheißung für das zukünftige Leben erhalten. (Qutb)
 

27. Wir haben für die Menschen in diesem Qur'an allerlei Gleichnisse geprägt93, damit sie ermahnt werden, -

93. Hohe geistige Wahrheiten können Menschen nur durch Parabeln und Gleichnisse verstehen, und diese werden im Qur'an reichlich angeführt. Ihre Zielsetzung besteht nicht darin, Geschichten zu erzählen, sondern Lehren geistiger Weisheit zu vermitteln. (Juusuf `Allii)

Wie an vielen anderen Stellen im Qur'an soll der Gebrauch des Begriffes "fatal" ("Gleichnis oder "Parabel") unmittelbar nach einer Schilderung des menschlichen Zustandes - sei er gut oder schlecht - im zukünftigen Leben uns daran erinnern, dass sich alle solchen Schilderungen auf etwas beziehen, was außerhalb des menschlichen Wahrnehmungsbereiches (al-gayb) liegt und daher nicht anders als durch Allegorien oder Parabeln vermittelt werden kann, die in Begriffen der menschlichen Alltagserfahrung gehalten und damit weitgehend menschlicher Vorstellungskraft zugänglich sind. (Asad)

 

28. (Durch) den arabischen Qur'an94, ohne jegliche Krümme95, vielleicht werden sie mutaqi werden96.

94. Frühere Offenbarungen hatten in anderen Sprachen stattgefunden. Diese Offenbarung kam nun in Arabien und war in arabischer Sprache gehalten, der Landessprache, die jeder verstehen konnte. Es ist eine schöne Sprache, geradlinig und geschmeidig und angemessen als Träger feinster Wahrheiten. (Juusuf `Allii)

95. Vergleiche auch Suura 18:1; 7:45 und 19:36 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Kein Fehler, Zweifel oder Widerspruch. (Darjabaadi)

Ohne etwas, das die Bedeutung verschleiern oder entstellen könnte. Vergleiche auch Suura 12:2; 13:37; 14:4 und 41:44 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Es gibt nichts darin, was für einen gewöhnlichen Menschen schwer zu verstehen wäre, sondern alles ist klar und deutlich dargelegt worden (Mauduudi)

96. Vielleicht werden sie Allah fürchten. (Darjabaadi)

Damit sie sich vor Bösem hüten. (Juusuf `Allii)

 

29. Allah prägt ein Gleichnis97: Ein Mann, den mehrere miteinander zerstrittene Herren gemeinsam besitzen, und ein Mann, der einem einzigen Herrn gehört98. Sind die beiden einander gleich? Preis sei Allah99! Doch die meisten von ihnen wissen es nicht100.

97. Der Begriff "matal", den ich gewöhnlich mit "Parabel" oder "Gleichnis" übersetze (beispielsweise am Anfang dieses Ajas sowie oben in Aja 27), bedeutet in erster Linie "Gleichheit", nämlich einer Sprache mit einer anderen. Manchmal wird er jedoch auch als Synonym zu "Sifa" ("Eigenschaft" oder "Attribut" einer Sache) oder "haala" ("Zustand") benutzt. Im vorliegenden Falle ist die letztere Bedeutung die passenste, denn die Geschichte bezieht sich auf den Zustand des Menschen, der die Folge einer von zwei geschilderten Haltungen ist: dem Glauben an Gottes Einheit und Einzigartigkeit einerseits, und einer Bereitschaft, anderen Wesen göttliche Eigenschaften zuzuschreiben oder sie sich als "Inkarnationen" Gottes vorzustellen. (Asad)

98. Der Unterschied zwischen polytheistischen Vorstellungen und der Botschaft der Einheit wird anhand der Allegorie von zwei Männern dargestellt. Einer gehört vielen Herren, die untereinander zerstritten sind, und der Ärmste hat unter ihren Streitereien zu leiden. Er ist in einer unnatürlichen und unmöglichen Lage. Der andere dient nur einem Herrn. Sein Herr ist gut und tut alles in seiner Macht stehende für seinen Diener; der Diener seinerseits konzentriert seine Aufmerksamkeit auf seinen Dienst, ist selbst glücklich und versieht seine Arbeit effektiv. Kann irgendwelcher Zweifel bestehen,

1. welcher von den beiden glücklicher ist; und

2. wer sich in einer natürlicheren Lage befindet? Niemand kann zwei Herren dienen, ganz zu schweigen von mehreren. (Juusuf `Allii)

Dieses Gleichnis kann sicher nicht auf steinerne Statuen angewendet werden, sondern auf lebende Herren, die tatsächlich widersprüchliche Befehle erteilen und einen Menschen hin- und herziehen können. Ein solcher Herr kann das eigene Ego sein, das dem Menschen Wünsche aller Art vorlegt und ihn zwingen will, diese zu erfüllen. Und es gibt zahlreiche andere Herren; das Haus, die Familie, die Gesellschaft, manche religiöse Führer, Gesetzgeber und Herrscher, geschäftliche Kreise und dominante Kräfte einer Zivilisation, deren widersprüchliche Forderungen den Menschen ständig an sich reißen wollen. Wenn er dem einen Gefallen tut, ist der andere beleidigt und bestraft ihn in verschiedener Form, sei es durch Demütigungen, durch Boykott, durch religiöse oder juristische Angriffe oder anderes. Der einzige Ausweg aus diesem Dilemma besteht darin, Gott allein zu dienen und das Joch jener anderen abzuwerfen. Dies geschieht zunächst auf individueller Ebene, und der Mensch, der aufrichtig diesen Weg einschlägt, muss zunächst zahlreiche Schwierigkeiten überwinden. Innerlich wird er jedoch letztendlich Zufriedenheit finden, die ihm keine Macht der Welt nehmen kann. Das zweite ist dann der Aufbau einer Gesellschaft auf der Grundlage des Glaubens an Gottes Einheit, in der die Grundsätze der Ethik, Kultur, Erziehung, Religion, Gesetzgebung, Politik, der Wirtschaft, und des gesellschaftlichen Umgangs auf Allahs Offenbarung und der Praxis Seines Gesandten begründet sind. (Mauduudi)

99. Allah wird dafür gepriesen, dass Er uns nicht zahlreichen Göttern und Herren unterjocht hat, sondern in Seiner unendlichen Gnade erlaubt hat, dass wir uns direkt an Ihn, den Einen, Wahren und Ewigen wenden. (Juusuf `Allii)

100. Sie erkennen nicht einmal diese einzige Wahrheit. (Darjabaadi)

Obgleich ihnen der Vergleich zwischen den beiden Sklaven durchaus verständlich ist. (Mauduudi)

 

30. Du wirst fürwahr sterben101, und auch sie werden sterben102.

101. Auch die Propheten sind nicht von ihrem leiblichen Tod ausgenommen, geschweige denn die Rechtschaffenen, aber sie leben weiter in den guten Werken und der Erinnerung, die sie hinterlassen haben. Alle Menschen müssen sterben, gute und schlechte gleichermaßen. Es gibt jedoch ein Leben nach dem Tode, wo alle unerklärten Dinge, um die sich Menschen in dieser Welt gestritten haben, in Gottes Gegenwart aufgeklärt werden. (Juusuf `Allii)

102. Der Tod steht allen Lebewesen gleichermaßen bevor. Allein Allah ist davon ausgenommen und bleibt ewig. Alle Menschen müssen sterben, auch der Prophet. Dies wird hier im Zusammenhang mit der Lehre von Gottes Einheit erwähnt. Im folgenden soll nun die Rede davon sein, was die Menschen nach ihrem Tod erwartet, denn der Tod ist nicht das endgültige Ende. (Qutb)

 

31. Dann werdet ihr am Tag der Auferstehung vor eurem Herrn miteinander streiten103.

103. Vergleiche auch oben Fußnote 101. (Juusuf `Allii)

Allah wird endgültig über ihre unterschiedlichen Ansichten entscheiden. (Darjabaadi)