Von Suura 33

"Die verbündeten Verschwörer " Aja 30  –

Suura 36  "Jaasiin" Aja 26

 

31. Doch wer von euch Allah demütig ergeben119 ist und auch Seinem Gesandten und Gutes tut, der werden Wir ihren Lohn verdoppeln120 und Wir haben für sie eine ehrenvolle Versorgung Bereitet121.

119. Von ganzem Herzen. (Darjabadi)

120. Zweifach, einmal dafür, dass sie eine rechtschaffene Frau ist, und noch einmal dafür, dass sie eine "Mutter der Mu'mins" ist, die den mu’min Frauen Dienste leistet und damit ihre Hingabe gegenüber Allah und Seinem Gesandten zum Ausdruck bringt. (Juusuf `Allii)

Der Grund für die doppelte Strafe und den doppelten Lohn liegt darin, dass diejenigen, denen Allah eine hohe Stellung in der Gesellschaft gegeben hat, allmählich Führer und Vorbilder der Menschen werden, und die Mehrheit folgt ihnen im Guten wie im Bösen. Somit bleibt ihr Böses nicht auf sie selbst beschränkt, sondern wird zur Ursache für den Niedergang ihrer Anhänger. Ebenso bleibt ihr Gutes nicht auf sie selbst beschränkt, sondern wird auch für andere Menschen die Ursache für Erfolg und Heil. (Maududi)

121. Im Paradies. Darin werden sie die Häuser des Gesandten bewohnen, die die höchsten und am nächsten zum Thron Allahs sein werden. (ibn Kasir)

Zusätzlich zu ihrer doppelten Belohnung. (Ruuch Al-Maanii)

Vergleiche auch Suura 8:4 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

32. O ihr Frauen des Propheten, ihr seid nicht wie die anderen Frauen122. Wenn ihr mutaqi seid123 dann seid nicht (zu) entgegenkommend beim Sprechen, damit nicht der, in dessen Herzen eine Krankheit ist, (falsche) Hoffnungen hege, sondern sprecht in geziemender Weise124.

122. Dies ist das Kernstück des ganzen Abschnittes. Die Frauen des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, waren nicht wie andere Frauen, und auch ihre Ehe war keine gewöhnliche Ehe, in der nur persönliche und gesellschaftliche Faktoren eine Rolle spielen. Sie hatten eine besondere Stellung und eine besondere Verantwortung, indem sie Frauen unterwiesen, die sich dem Islam anschlossen. Der Islam ist eine Lebensweise, und die Muslime bilden eine Familie. Die Frauen haben ebenso viel Platz im Islam wie die Männer, und ihre Unterweisung auf ganz persönlichen Gebieten muss durch Frauen geschehen. (Juusuf `Allii)

Der Islam kam zu einer Zeit, als die arabische Gesellschaft und auch andere Gesellschaften dieser Epoche, die Frau als reines Objekt betrachteten. Ihr menschliches Ansehen war erniedrigend. Auch Herrschte in den sexuellen Beziehungen eine ziemliche Unordnung, und die Institution der Familie war in einem gestörten Zustand. Die arabischen Dichtungen, die sich mit dem Körper der Frau beschäftigten, zeugen davon, auf welch niedriger Ebene die Sexualität stand und wie primitiv das Empfinden für die Schönheit war. Als eine der vorrangigsten Aufgaben machte der Islam sich daran, den Blick der Gesellschaft für die Frau zu erheben und die menschliche Seite in den Beziehungen zwischen den Geschlechtern in den Vordergrund zu stellen. auch den Familienbindungen wurde besondere Aufmerksamkeit gewidmet, um aus der Familie einen Grundstein der Gesellschaft zu machen. Damit beschäftigt sich ein Grossteil dieser Suura. Und in dieser Weise behandeln diese Ajas, angefangen mit der Ansprache an die Frauen des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ihre Unterweisung in ihren Beziehungen zu den Menschen, zu sich selbst und zu ihrem Schöpfer. Zuerst wird ihnen ihre edle Stellung aufgezeigt und ihre Vorzüglichkeit gegenüber allen anderen Frauen, wenn sie diese Stellung zu würdigen wissen und ihre Erfordernisse erfüllen. (Qutb)

123. Wenn ihr höhere Normen der Ehre und Reinheit einhaltet, wie es eurem hohen Rang entspricht. (Darjabadi)

Ihr seid nicht wie andere Frauen, vorausgesetzt, dass ihr mutaqi bleibt - und damit eurer besonderen Aufgabe als -Mütter der Mu'mins" bewusst. (Asad)

124. Während sie sich allen gegenüber freundlich verhalten sollten, sollten sie gleichzeitig ihre besondere Stellung wahren, so dass nicht andere ihre Freundlichkeit missverstehen und zu ihrem Vorteil ausnutzen. Sie sollten sich auch nicht zur Schau stellen, wie es in der vorislamischen Zeit üblich war. (Juusuf `Allii)

Es ist nichts dagegen einzuwenden, wenn im Bedarfsfall Frauen und Männer miteinander sprechen. Frauen sollten dann jedoch darauf achten, dass sie durch ihre Redeweise den Mann nicht zu falschen Erwartungen veranlassen. (Maududi)

Sie sollten keine Weichheit in ihre Stimme legen, wie es die arabischen Frauen gewöhnt waren, wenn sie mit Männern sprachen. Geziemende Rede bedeutet jede vernünftige Äußerung, die weder das islamische Recht, noch die menschliche Seele ablehnt. (Al-Qurtubi)

 

33. Und bleibt in euren Häusern125, und stellt euch nicht unnötig zur Schau, wie man sich in früheren Zeiten der Unwissenheit zur Schau stellte126, Und verrichtet das Gebet und gebt Sakaa und gehorcht Allah und Seinem Gesandten127. Wahrlich, Allah will alles Unreine von euch fernhalten128, ihr Angehörigen des Hauses129, und euch rein und lauter machen130.

125. Dieses Gebot bedeutet nicht, dass sie sich ständig in ihren Häusern aufhalten sollen, ohne sie jemals verlassen zu dürfen, vielmehr ist es ein sanfter Hinweis, ihre Häuser zum Hort ihres Lebens zu machen. Es soll als ihr Standort gelten und alles andere sollte eine vorübergehende Ausnahme bleiben, um eben Bedürfnisse zu erfüllen. Es soll das Haus der Ort sein, in dem die Frau in ihrer wahren Beschaffenheit sein kann, wie es Allah von ihr will. Die Frauen zur Zeit des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gingen auch ungehindert zum Gebet in die Moschee. (Qutb)

126. Die wirkliche Bedeutung von "Tabarradsch" تَبَرَّجْ (die Entfaltung der Reise in der Öffentlichkeit) ist, etwas zu enthüllen, dessen Verbergen von Vorteil wäre. (Al-Qurtubi)

"Dschaahiliija" جَاهِلِيَّة ("Unwissenheit") ist nicht nur ein Zeitraum (die vorislamische Zeit in Arabien), sondern ein bestimmter gesellschaftlicher Zustand und eine Lebensvorstellung, die sich zu jeder Zeit und jedem Ort ereignen kann. (Qutb)

Der Begriff Dschaahiliija bezeichnet die Zeit der moralischen Unwissenheit eines Volkes nach Verblassen einer prophetischen Lehre und vor dem Auftreten einer neuen, speziell der arabische Kufr vor dem Auftreten des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm,. Abgesehen von dieser historischen Bedeutung bezeichnet er aber auch fehlendes Bewusstsein im allgemeinen Sinne, unabhängig von der historischen Epoche oder der sozialen Umwelt. Vergleiche hierzu auch Suura 5:50 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

127. Und gehorcht Allah und Seinem Gesandten in allem, was Er geboten und verboten hat. (Al-Qurtubi)

Gehorsam gegenüber Allahs Gesetz fasst alle Pflichten zusammen. Regelmäßiges Gebet (das Streben nach Allahs Nähe) und regelmäßiges Spenden (den Mitgeschöpfen Gutes tun) werden als Symbole der Religion separat erwähnt. (Juusuf `Allii)

Zu Sakaa siehe Fußnote 58 zu 2:43. (anm. d. Übers.)

128. Und euch weitgehend vom Vergehen bewahren. (Ruuch Al-Maanii)

129. Sie werden als Mitglieder des "Hauses" schlechthin bezeichnet, ohne weitere Definierung des Hauses, als ob es nur dieses eine Haus auf der Welt gäbe, das diese Bezeichnung verdient. Das gleiche wurde auch über die Ka`ba gesagt, nämlich das Haus Allahs. So wird die gleiche Bezeichnung für das Haus des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, als besondere Ehrung und Privileg verstanden. (Qutb)

"Achl" أَهْل (Mitglieder) könnte als Zuruf oder als Lob bezeichnet werden. (Ruuch Al-Maanii)

Beachte in diesem Satz den Übergang zum Maskulinum, während zuvor alle Pronomina feminin waren und sich auf die Frauen des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, bezogen. Die Aussage in diesem Satz ist allgemeiner gefasst und umfasst außer den Frauen auch die anderen Familienangehörigen, nämlich Fatima, die Tochter des Propheten, Allii, seinen Schwiegersohn und deren Söhne Hassan und Hussein, die Enkel des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm,. Das Maskulinum wird in Formen benutzt, die sowohl das männliche wie auch das weibliche Geschlecht umfasst. (Juusuf `Allii)

130. Zuletzt wird der Grund für all diese Gebote und Anweisungen genannt, nämlich als Mittel für die Erlangung von Läuterung und Reinheit. Solches erreichen die Menschen durch die Mittel, die sie dazu ergreifen und die sie in ihrem Alltag verwirklichen. (Qutb)

 

34. Und gedenkt dessen131, was von den Zeichen Allahs und der Weisheit in euren Häusern vorgetragen wird132. Wahrlich, Allah ist Allgütig, Allkundig133.

131. Das Verb "udkurna" ist wieder feminin und bezieht sich auf die Frauen des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm,. Es bedeutet nicht nur "gedenkt" sondern auch "tragt vor", "lehrt", "macht bekannt", nämlich die Lehren, die ihr zu Hause vom Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, selbst lernt. Das Wort "Zeichen Allahs" bezieht sich speziell auf den Qur`an , und "Weisheit" auf die daraus resultierende Lehre. (Juusuf `Allii)

Handelt nach dem was Allah, Der Hochgepriesene, Seinen Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, herabsendet. (ibn Kasir)

Des Ausdruck "Sikr" ذْكُرْ (Gedenken) kann dreierlei bedeuten:

1. Erinnert euch der Huld, als Allah euch dort eintreten ließ, wo Allahs Zeichen und Weisheit vorgetragen wird.

2. Ruft euch die Zeichen Allahs ins Gedächtnis und würdigt sie nach ihrem wahren Wert und sinnt ihnen nach, damit sie euch im Gedächtnis haften bleiben, um daraus Lehren zu ziehen. Denn wer sich so verhält, dessen Taten müssen sich zum besten wenden.

3. "Udkurna" bedeutet "lernt auswendig, fest und behaltet sie auf der Zunge". (Al-Qurtubi)

132. Die weisen Grundsätze und Verhaltensweisen, die sich aus dem Qur`an herleiten lassen. (Darjabadi)

Wie ibn Rarir erklärte, ist mit der Weisheit die Sunna des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gemeint. (Ruuch Al-Maanii)

133. Durch Seine Güte euch gegenüber gelangt ihr zu diesem hohen Rang, und aufgrund Seines umfassenden Wissens, dass ihr die entsprechenden Fähigkeiten besitzt, gab Er euch diese Würde. (ibn Kasir)

Er kennt die Erfordernisse der Menschen, deswegen gebietet Er ihnen all das, was ihnen Erfolg und Glück beschert im Diesseits und im Jenseits. (Safwat Al-Tafsir)

Vergleiche auch Suura 6:103 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

Abschnitt 5

35. Wahrlich134, die Männer, die sich Allah ergeben und die Frauen, die sich ergeben135, und die mu’min Männer und die mu’min Frauen136, und die gehorsamen Männer und die gehorsamen Frauen137, und die wahrhaften Männer und die wahrhaften Frauen138, und die geduldigen Männer und die geduldigen Frauen139 und die demütigen Männer und die demütigen Frauen140, und die Männer, die Almosen geben und die Frauen, die Almosen geben141 und die Männer, die fasten und die Frauen, die fasten142, und die Männer, die ihre Keuschheit wahren143 und die Frauen, die sie wahren, und die Männer, die Allahs häufig gedenken und die Frauen, die gedenken144 Allah hat ihnen Vergebung und einen gewaltigen Lohn verheißen145,

134. `Abdur-Rachman ibn Schaiba erzählte, dass er hörte, wie Umm Salama, die Frau des Propheten Muchammad, sagte: Ich fragte den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, warum werden wir nicht im Qur`an erwähnt wie die Männer? Dann wurde eines Tages meine Aufmerksamkeit auf seinen Ruf von der Kanzel gelenkt, als ich gerade meine Haare kämmte. Ich band sie zusammen und ging in den Vorraum meines Zimmers und lauschte, als er dies von der Kanzel sprach: „Ihr Leute, die muslimischen Männer und die muslimischen Frauen und die mu’min Männer und die mu’min Frauen ..." (ibn Kasir)

Die Darstellung dieses Themas unmittelbar nach dem vorhergehenden Abschnitt enthält eine feine Anspielung darauf, dass das, was über die Frauen des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gesagt worden ist, nicht ausschließlich für sie gemeint ist, sondern für die Gesellschaft der Muslime insgesamt, so dass diese sich dementsprechend reformieren kann. (Maududi)

135. Islam oder Unterordnung unseres Willens unter Allahs Willen schließt alle Tugenden ein, besonders die, die in diesem Aja erwähnt werden. Vergleiche auch unten Fußnote 141. (Juusuf `Allii)

Jene, die sich zum Islam bekennen und nach ihm handeln. (Safwat Al-Tafsir)

Alle, die Eigenschaften, die in diesem Aja zusammengefasst sind, unterstützen die Seele des Muslims in ihrem Werdegang. Es sind Hingabe an Allah, Islam, Gehorsam, Wahrhaftigkeit, Geduld, Demut, Freigiebigkeit, Fasten, Wahrung der Keuschheit und das ständige Gedenken Allahs, wobei jede dieser Eigenschaften ihren Wert beim Bau des muslimischen Persönlichkeit hat. (Qutb)

"Die sich Allah hingegeben haben": die den Islam als Grundlage für ihr Leben akzeptiert haben und Allah gehorsam sind. (Maududi)

136. Imaan ist die vortrefflichere Form des Islams und noch spezieller als er. (ibn Kasir)

Die an Allah und Seine Zeichen den Imaan veeinnerlichen und an das, was Allah Seinen Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, offenbart hat. (Safwat Al-Tafsir)

Deren Gehorsam nicht nur äußerlich und widerwillig ist, sondern die aufrichtig davon überzeugt sind, dass die durch den Islam gegebene Rechtleitung auf der Wahrheit beruht. Sie versuchen nicht, Allahs Gesetz ihrem eigenen Wunschdenken entsprechend zu umgehen. Der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sagte zu diesem Thema: „Wer sich Allah als seinem Herrn hingegeben hat und Seinem Lebensweg und Seinem Gesandten folgt, der besitzt den wahren Geschmack des Imaans." (Maududi)

137. Qunuut: spontaner Gehorsam, der aus dem Imaan und der Hingabe an Allah entsteht, nicht aus irgendeinem Zwang heraus, sondern aus innerer Bereitschaft. (Qutb)

Sie geben sich nicht mit Imaan als innerer Überzeugung zufrieden, sondern gehorchen auch in der Praxis. (Maududi)

138. Sie sind wahrheitsliebend in ihrer Redeweise und ehrlich in ihren Handlungen. sie geben sich nicht mit Lügen, Betrügereien oder Täuschungen ab. Sie sprechen nur das, was ihr Gewissen als wahr akzeptiert. (Maududi)

139. Geduld ist die Eigenschaft derer, die standhaft die Last ihrer Überzeugung und der sich daraus ergebenden Verpflichtungen tragen. Geduldig sind sie auch gegenüber den Stimmungen und Anwandlungen des eigenen ich sowie allen Schwierigkeiten und Misserfolgen, die mit dem Aufruf anderer für Allahs Sache verbunden sind und allen Prüfungen und Versuchungen. (Qutb)

Sie ertragen standhaft alle Hindernisse, Gefahren, Schwierigkeiten und Verluste, denen sie vielleicht begegnen, indem sie den von Allah gelehrten rechten Weg befolgen. Keine Angst, keine Versuchung und keine Begierde kann sie vom rechten Weg ablenken. (Maududi)

140. Dies ist eine Eigenschaft des Herzens, das Allahs Macht und Herrlichkeit spürt. Wir nennen es auch Taqwa oder Ehrfurcht. (Qutb)

Sie sind frei von Stolz, Hochmut und Arroganz und begreifen die Wirklichkeit, dass sie nämlich Diener Allahs sind. Diese Haltung wird auch im Gebet ausgedrückt, worauf hier angespielt wird, denn im nächsten Aja ist von der Spende die Rede. (Maududi)

141. Freigebigkeit ist ein Zeichen der Läuterung der Seele von ihrer Habsucht, des Mitgefühls mit anderen Menschen und der Solidarität in der muslimischen Gemeinschaft. Sie ist auch ein Zeichen der Dankbarkeit gegenüber Allahs Gaben. (Juusuf `Allii)

Dies beschränkt sich nicht auf die obligatorische Zahlung der Sakaa, sondern auf Freigebigkeit allgemein. (Maududi)

142. Damit ist sowohl obligatorisches wie freiwilliges Fasten gemeint. (Maududi)

Der Text weist auf die Kontinuität des Fastens hin. Es bedeutet allgemein ein sich Erheben über die Bedürfnisse, eine Stärkung des Willens und eine Bestätigung der Dominanz des menschlichen Wesens über das des Tieres. (Qutb)

Vergleiche auch Suura 19:26, wo mit "Fasten" die Enthaltsamkeit vom Sprechen gemeint. ist. (Asad)

Fasten ist die Läuterung des Körpers und seine Reinigung. (Safwat Al-Tafsir)

143. ... in Bezug auf außerehelichen Geschlechtsverkehr ebenso wie die der Entblößung der Schamteile. (Safwat Al-Tafsir)

Darin liegt eine Läuterung und eine Zügelung der stärksten und tiefsten Lust in der menschlichen Natur. Dies regelt die Beziehungen zwischen Mann und Frau und verleiht ihnen einen höheren Wert. (Qutb)

Vergleiche auch Suura 24:30 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Beachte, dass Keuschheit von Männern und Frauen gleichermaßen gefordert wird. Es bleibt also kein Platz für eine Doppelmoral auf diesem Gebiet. (Anm. d. Übers.)

144. Dies stellt das Bindeglied dar zwischen den gesamten Aktivitäten des Menschen und seinem Imaan an Allah. Die Empfänglichkeit des Herzens lässt es keinen Augenblick los und erleuchtet ihn mit dem Licht, das dem Gedenken Allahs entspeingt. (Qutb)

Die hier genannten Tugenden sind folgende:

1. Imaan, Hoffnung und Vertrauen auf Allah und Seine Lenkung der Welt zum Guten.

2. Anbetung und Dienst im praktischen Leben.

3. Liebe und Wahrhaftigkeit in Gedanken und Absichten, Worten und Werken.

4. Geduld und Standhaftigkeit im Leiden und in den Bemühungen.

5. Demut, Verzicht auf eine arrogante Haltung und überlegenes Verhalten.

6. Freigebigkeit, das heißt Hilfsbereitschaft gegenüber den Armen und im Leben Benachteiligten, eine besondere Tugend, die aus dem Pflichtbewusstsein entsteht.

7. Selbstverleugnung, typisch beim Essen, aber auch bei allen anderen Begierden.

8. Keuschheit, Reinheit im Sexualleben und Reinheit in Gedanken, Worten und Werken. 9. Ständige Aufmerksamkeit gegenüber Allahs Botschaft und Pflege der Sehnsucht, Allah näher zu kommen (Juusuf `Allii)

"Allahs häufig gedenken" bedeutet, Allahs Namen in allen Lebenslagen zu erwähnen. Eine solche innere Haltung kann der Mensch nur entwickeln, wenn der Gedanke an Allah tief im Inneren des Menschen eingepflanzt ist. Wenn dieser Gedanke sein Bewusstsein durchdrungen hat und tief in seinem Unbewussten eingebettet ist, wird er sich bei allem, was er sagt oder tut, an Allah eeinnern. Er bittet Allah um Hilfe in allen Angelegenheiten und wendet sich zu ihm in allen Schwierigkeiten und Heimsuchungen und dankt Ihm, wenn immer er etwas Gutes erfährt. Dies ist das innere Wesen des islamischen Lebens. Es ist ein ’Ibaada, der an keine bestimmte Zeit gebunden ist, sondern ununterbrochen durchgeführt wird, so dass das ganze Leben des Menschen ständig mit dem ’Ibaada verbunden ist. Auch andere dienstliche Handlungen haben erst dann wirklich einen Sinn, wenn das Herz des Menschen nicht nur während der Handlung selbst mit Allah verbunden ist, sondern auch darüber hinaus. (Maududi)

145. Vergebung für ihre Vergehen und Lohn für ihren Gehorsam. (Al-Dschalalain)

Dass in diesem Aja die Frauen jeweils neben den Männern genannt werden, soll besonders betonen, dass ihre Handlungen denselben Wert haben, so wie auch der gesellschaftliche Rang und die Stellung der Frauen an der Seite der Männer ist. (Qutb)

Dieser Aja sagt eindeutig, welche Charaktereigenschaften vor Allah besonders wertvoll sind. Sie sind die Grundwerte des Islam und wurden hier in einem Satz zusammengefasst. Diesbezüglich gibt es keinen Unterschied zwischen Männern und Frauen, auch wenn im Alltagsleben eine sinnvolle Arbeitsteilung angebracht ist. aber auch da wird Allah ihren Einsatz gleichermaßen segnen. (Maududi)

 

36. Es steht einem mu’min Mann und einer mu’min Frau nicht zu, dass sie, wenn Allah und Sein Gesandter in einer Angelegenheit entschieden hatten146, in dieser ihrer Angelegenheit noch frei zu wählen. Und wer Allah und Seinem Gesandten gegenüber ungehorsam ist, der ist fürwahr weit (vom rechten Weg) abgewichen147.

146. Das heißt dann, wenn ein bestimmtes Gesetz als solches im Qur`an formuliert oder vom Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, verkündet wird. (Asad)

Von Mudschaahid und Qataada wurde berichtet, dass dieser Aja in der Angelegenheit von Sainab bint Dschachsch offenbart wurde, als der Prophet Muchammad – Allahs Friede sei mit ihm - sich darum bemühte, die übernommenen gesellschaftlichen Unterschiede in der islamischen Gemeinschaft zu liquidieren, und die Menschen zu der Gleichheit zurückzubringen, wie die der Zähne eines Kammes. Damals standen die befreiten Sklaven auf einer gesellschaftlich niedrigeren Stufe als die ihrer früheren Herren Unter diesen befreiten Sklaven war auch Said ibn Haarita, der befreite Sklave des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, den er später adoptiert hatte. Mit dieser Adoption und mit der Verheiratung mit einer hochgeborenen Frau aus dem Stamm der Bann Haaschuun wollte der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, eigenhändig diese gesellschaftlichen Unterschiede abschaffen. Als der Prophet als Brautwerber für Said zu Sainab bint Dschachsch ging, lehnte sie anfangs ab, willigte dann aber doch ein, um sich nicht dem Befehl des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu widersetzen. Ob nun dieser Aja anlässlich dieser oder in einer anderen Angelegenheit offenbart wurde - der Text ist in jedem Falle so umfassend gehalten, dass er sich sicher nicht nur auf ein bestimmtes Ereignis bezieht. (Qutb)

Darin liegt ein Hinweis darauf, dass ein Entscheid des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wie ein Entscheid Allahs zu behandeln ist, da der Prophet Muchammad nicht aus Eigenwillen heraus etwas anspricht. (Safwat Al-Tafsir)

147. Wir sollen nicht versuchen, mit unserer Weisheit Allahs Weisheit Konkurrenz machen zu wollen. Allahs Ratschluss ist uns oft nur durch die Logik der Ereignisse erkennbar. Wir sollen ihn loyal annehmen und auf bestmögliche Weise versuchen, ihn zu verwirklichen. Wir sollen unseren Willen mit Seinem allumfassenden Willen in Einklang bringen. (Juusuf `Allii)

Sie sollen ihre innere Haltung und Verhaltensweise nicht durch ihre persönlichen Interessen und Vorlieben bestimmen lassen, sondern durch das relevante Gesetz Allahs. (Asad)

 

37. Und148 (gedenke der Zeit149) als du zu jenem150 sprachst, dem Allah Gnade erwiesen hatte und dem auch du Gnade erwiesen hattest: „Behalte deine Frau151 bei dir und fürchte Allah." Doch du verbirgst in deiner Seele152, was Allah dann doch offenkundig macht153. Und du hast die Menschen gefürchtet. Doch es ist Allah, Den du in Wahrheit fürchten solltest. Und als Said sich von ihr getrennt hatte154 in aller Form155, gaben Wir sie dir zur Frau156, damit es (künftig) keine Schwierigkeit für die Mu'mins gibt im Hinblick auf die Frauen ihrer angenommen Söhne157, wenn sie sich von ihnen getrennt haben in aller Form. Denn Allahs Entscheid wird gewiss in die Tat umgesetzt werden158.

148. Hier beginnen die Ajas, die von der Heirat des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, mit Sainab handeln. (Maududi)

149. "Und siehe" scheint mir in diesem Zusammenhang die einzig mögliche Übersetzung für den Partikel "id" zu sein, der gewöhnlich mit "wenn" oder "als" übersetzt wird, ohne Rücksicht auf die verschiedenen Möglichkeiten seiner Anwendung im arabischen Sprachgebrauch. Er bezeichnet ein "plötzliches oder unerwartetes Ereignis". (Asad)

150. Said ibn Haarita war einer der ersten, die den Islam annahmen. Er war ein freigelassener Sklave des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, der ihn wie einen Sohn liebte und ihm seine eigene Kusine Sainab zur Ehe vorschlug. Die Ehe erwies sich jedoch als unglücklich. Vergleiche auch unten Fußnote 152. (Juusuf `Allii)

Die Gnade die ihm Allah erwies, war dass er den Islam annahm und dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nachfolgte. Die Wohltat jedoch, die ihm der Prophet Muchammad erwies, war seine Befreiung aus der Sklaverei. (ibn Kasir)

151. Sainab bint Dschachs, die Kusine des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm,. (Darjabadi)

Der Abschnitt von hier bis Aja 48 wurde offenbart, nachdem der Prophet Muchammad Sainab geheiratet hatte, und die Juden und die Heuchler eine ständige Propagandakampagne gegen ihn starteten. Die Ajas sollten nicht die Feinde des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, über den wahren Sachverhalt belehren, denn diese hätten ohnehin nicht darauf gehört, sondern die Mu'mins beruhigen, die der Gefahr der Beeinflussung durch diese Propagandakampagne ausgesetzt waren. (Maududi)

152. Saids Hochzeit mit Sainab wurde acht Jahre vor der Hidschra in Makka gefeiert, die Ehe erwies sich jedoch nicht als glücklich. Sainab, die aus einer höheren Gesellschaftsschicht stammte, sah auf Said herab, der ein freigelassener Sklave war. Er sah auch nicht gut aus. Beide waren auf ihre Weise gute Menschen und liebten den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, aber es gab zwischen ihnen eine Disharmonie, die ihrem Eheleben schadete. Said wollte sich von ihr trennen, aber der Prophet Muchammad forderte ihn auf, sie zu behalten, und er gehorchte. Sie war eng mit dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, verwandt; dieser hatte Said ein beträchtliches Hochzeitsgeschenk mitgegeben; die Leute würden sicherlich reden, wenn diese Ehe aufgelöst wurde, und dann wäre Sainabs Ruf ruiniert. Dies waren jedenfalls die Befürchtungen des Propheten Muchammad. Aber Ehen werden auf der Erde gelebt, nicht im Himmel, und es gehört nicht zu Allahs Plan, Menschen mit einer Bindung zu quälen, die eigentlich ein Grund zum Glück sein sollte, sich aber als Ursache des Unglücks erweist. Saids Wunsch, der eigentlich der Wunsch der beiden war, wurde eine Zeitlang nicht beachtet, erwies sich jedoch letztendlich als Tatsache, die alle erfuhren. (Juusuf `Allii)

153. Dass nämlich die Ehe von Said und Sainab, die der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, selbst vermittelt hatte, ein völliger Fehlschlag war und nur mit einer Scheidung enden konnte. (Asad)

Allah gab Seinem Propheten ein, dass Said sich von Sainab scheiden würde, als der Fortbestand dieser Ehe unmöglich wurde. Anschließend sollte der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Sainab heiraten. Und trotz seines überaus großen Muts in der Konfrontation mit seinem Stammesgenossen in allen Angelegenheiten des Diins spürte er die Last dieser Bürde. So zögerte er dieses Mal, denn es ging darum, eine tief verwurzelte Sitte abzuschaffen und damit seinem Volk entgegenzutreten. (Qutb)

154. Alle Fakten werden auf Allah bezogen. Wenn eine Ehe unglücklich ist, erlaubt der Islam, sie aufzulösen, vorausgesetzt dass alle Interessen gewahrt werden. (Juusuf `Allii)

In bezug auf diesen Tadel Allahs (der in sich selbst bereits die Unterstellung widerlegt, Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, habe den Qur`an selbst verfasst) sagte `A'ischa: „Hätte der Gesandte Allahs die Neigung gehabt, irgendetwas von dem zurückzuhalten, was Allah ihm offenbart hat, dann hätte er diesen Aja zurückgehalten. " (Asad)

Als die Disharmonie zwischen Said und Sainab zunahm, wies Allah Seinen Gesandten darauf hin, dass er Sainab im Falle einer Scheidung würde heiraten müssen. Da der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, jedoch wusste, dass eine Heirat mit der geschiedenen Frau eines Adoptivsohnes dem arabischen Brauch zuwiderlief, zögerte er, Schritte in dieser Richtung einzuleiten. Als also Said die Absicht zum Ausdruck brachte, sich von Sainab zu trennen, ermahnte der Prophet Muchammad ihn: „Behalte deine Frau und fürchte Allah." Indem Said sich nicht von Sainab trennte, würde er dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, die damit verbundenen Probleme ersparen, nämlich Kritik und Verleumdungen. Als jedoch der Prophet Muchammad auf diese Weise Said die Scheidung verbot, damit ihm selbst die Erfüllung seiner Befürchtungen erspart blieben, befand Allah diese Haltung als Seines Gesandten unwürdig, während Er gleichzeitig in der Gesellschaft durch das Beispiel des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, eine bedeutende Veränderung hervorrufen wollte. Die Worte: „Du hattest Angst vor den Menschen, während Allah ein größeres Anrecht auf deine Furcht hat" weisen auf diesen Sachverhalt hin. Leider wird dieser Aja bis heute oft fehlinterpretiert, um den Propheten Muchammad zu verleumden und ihm schlechte Absichten zu unterstellen. (Maududi)

155. Mit den notwendigen Formalitäten, nämlich der Wartezeit bis zur Wiederverheiratung. Vergleiche hierzu auch Suura 2:28 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Wörtlich: „als er seinen Wunsch nach ihr (seinen Anspruch auf sie) aufgab", indem er nämlich die Scheidung aussprach. (Asad)

156. Das kaafir Tabu bezüglich der Adoptivsöhne war damit durchbrochen und abgeschafft. Vergleiche auch oben Aja 4-5 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

157. Abgesehen vom Wunsch des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Sainab für ihr vergangenes Unglück zu entschädigen, sollte dadurch gezeigt werden, dass - im Gegensatz zu den vorislamischen arabischen Bräuchen - nichts dagegen einzuwenden war, dass ein Mann die geschiedene Frau seines Adoptivsohnes heiratete, und dass nur tatsächliche biologische Eltern-Kind-Beziehungen zu Ehehindernissen führten. (Asad)

Es hätte keine andere Möglichkeit gegeben, diese abergläubischen Bräuche abzuschaffen, außer durch die Initiative des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm,. Allah ließ diese Ehe nicht zustande kommen, damit der Prophet Muchammad noch eine Frau mehr hatte, sondern um diese wichtige gesellschaftliche Veränderung auszulösen. (Maududi)

158. Unaufhaltsam und unvermeidlich. Kein Weg führt daran vorbei und keine Abweichung davon ist möglich. (Qutb)

Denn nach Allahs Plan sollte Sainab eine Frau des Propheten werden. (ibn Kasir)

 

Abschnitt 6

38. Es besteht für den Propheten kein Verbot in dem, was Allah ihm vorgeschrieben hat159. Dies ist die gewohnte Handlungsweise Allahs, die schon bei denen, die vordem dahingegangen sind, ihre Gültigkeit hatte160. Und die Anordnung Allahs ist ein feststehender Beschluss161, -

159. Vergleiche auch oben Fußnote 154. (Juusuf `Allii)

In diesem Full seine Ehe mit Sainab, die sowohl einen Punkt im ihm gehörenden Recht veranschaulichen als auch das erfüllen sollte, was der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, als seine persönliche moralische Verpflichtung verstand. (Asad)

Damit wird verdeutlicht, dass eine solche Ehe für andere Muslime erlaubt ist. Für den Propheten Muchammad war es jedoch in diesem Falle eine Pflicht. (Maududi)

160. Gemeint sind die Propheten, die Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, vorausgegangen waren und bei denen allen wie bei ihm die persönlichen Wünsche in Einklang mit der Bereitschaft stunden, sich Allah hinzugeben: eine ungeborene, harmonische Geisteshaltung, die die Erwählten Allahs auszeichnet und ihre Bestimmung ist (siehe den nächsten Satz). (Asad)

Die gewohnte Handlungsweise Allahs war die, dass er den früheren Propheten die Mehrehe erlaubt hatte, wie zum Beispiel Daawuud und Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden. (Al-Qurtubi)

161. Allahs Ordnung in der Welt ist immer voller Weisheit. Selbst unser Elend und Unglück kann für uns selbst und/oder andere von großer Bedeutung sein. Wenn unsere ursprünglichen Pläne fehlschlagen, sollten wir nicht jammern und klagen, sondern das daraus machen, was angesichts unserer von Gott auferlegten Pflichten das Beste ist. Denn Gottes Plan beruht auf universalen Grundsätzen und kann durch menschliche Handlungen nicht verändert werden. (Juusuf `Allii)

 

39. (Unter) denen, die die Botschaft Allahs verkünden und Ihn fürchten, und keinen anderen außer Allah fürchten162. Und Allah genügt, als Derjenige, vor Dem Rechenschaft abzugeben ist163.

162. Sie kümmern sich nicht um das Gerede der Menschen in den Dingen, die Allah ihnen erlaubt. (Al-Dschalalain)

163. Er ist Der Einzige, Der die Menschen zur Rechenschaft ziehen kann, während die Menschen sie in keiner Weise zur Rechenschaft ziehen können. (Qutb)

Wir sind vor Allah verantwortlich, nicht vor Menschen. Die Meinungen der Menschen wirken sich vielleicht auf unser Verständnis von unserer Pflicht aus, wenn jedoch die Pflicht eindeutig festliegt, sollen wir Allah mehr gehorchen als Menschen. (Juusuf `Allii)

Allah genügt als Zuflucht vor jeder Gefahr, und Allah genügt als der, vor Dem wir verantwortlich sind. (Maududi)

 

40. Muchammad ist in keiner Weise der Vater irgend eines eurer Männer164, sondern der Gesandte Allahs165 und das Siegel der Propheten166. Und Allah weiß sehr wohl um alle Dinge167.

164. Und somit war Sainab auch nicht seine Schwiegertochter, weil Said nicht Muchammads, Allahs Segen und Frieden auf ihm, leiblicher Sohn war, sondern der Sohn von Haarita. So war die Beziehung zwischen dem Propheten Muchammad und den Mu'mins, unter ihnen Said, die eines Propheten zu seinem Volk. (Qutb)

Er ist der geistige "Vater" der gesamten Gemeinschaft (vergleiche auch Aja 6 dieser Suura und die entsprechenden Fußnoten), nicht einer speziellen Person oder Personengruppe. Damit wird auch die falsche Vorstellung zurückgewiesen, physische Abstammung vom Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, könnte in sich selbst bereits besondere Verdienste für die betreffenden Personen beinhalten. (Asad)

165. Er steht in einer geistigen Beziehung zu ihnen, die ganz anders ist als physische Vaterschaft. (Darjabadi)

166. Darum sollte er keinen Sohn haben, der vielleicht nach ihm zum Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, würde. (Al-Dschalalain)

Wenn ein Dokument versiegelt wird, kann es keine Hinzufügungen mehr geben. Der Prophet Muhammad schloss eine lange Kette von Propheten ab. Allahs Lehre dauert fort, aber nach Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gibt es keinen Propheten mehr. Spätere Zeitalter brauchen Denker und Reformatoren, keine Propheten. Dies ist keine willkürliche Angelegenheit, sondern ein Beschluss voller Wissen und Weisheit: "denn Allah weiß sehr wohl um alle Dinge". (Juusuf `Allii)

Daraus folgt, dass seine Botschaft - der Qur`an - als Höhepunkt und Abschluss aller prophetischen Offenbarung angesehen werden muss. Vergleiche auch Suura 5:48; 7:158 und 21:107 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

167. Er weiß, was für diese Menschheit heilsam und gut ist. Dementsprechend legt Er auch Seinem Gesandten die Pflichten auf und trifft Entscheidungen. (Qutb)

 

41. O die ihr den Imaan verinnerlicht, gedenkt Allahs im reichlichen Maße168.

168. "Sikr"ذِكُر bedeutet Verbindung des Herzens mit Ihm und sich stets vor Ihm in acht zu nehmen. Keinesfalls ist es eine bloße Bewegung der Zunge. Auch das Gebet gehört zum Sikr. So sagte beispielsweise der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hierzu: „Wenn ein Mann des nachts seine Frau weckt und beiden zwei Raka`a beten, dann gehören die beiden in einer solchen Nacht zu den Männern und Frauen, die Allahs viel gedenken." Aber der Begriff "Sikr" umfasst mehr als nur das Gebet. so beinhaltet er jede Form in der der Diener Seines Herrn gedenkt. Egal ob er dies laut bekundet oder leise. (Qutb)

In Worten und Gedanken, seid dankbar für seinen Segen. (Darjabadi)

 

42, Und lobpreist Ihn am Morgen und am Abend169,

169. Oder "morgens und abends", das heißt von früh bis spät, zu allen Zeiten. (Asad)

Wenn der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, beleidigt und verleumdet wird, sollen sich die Muslime dadurch nicht beeinflussen lassen, sondern sich an Allah erinnern und Ihn von früh bis spät preisen. (Maududi)

Es liegt in den frühen Stunden des Tages und der Zeit, wenn er zur Neige geht, etwas was die Herzen bewegt, sich mit Allah zu verbinden - Dem, Der alle Dinge zu verändern vermag, während Er unveränderlich bleibt. Alles um Ihm herum ist der Veränderung und dem Vergehen unterworfen, Er jedoch ist Der Unabänderliche Ewige. (Qutb)

 

43. Er ist es, Der euch segnet170, ebenso (wie) die Engel171, um euch aus der tiefsten Finsternis172 zum Licht zu führen173. Und Er ist voll der Barmherzigkeit gegen die Mu'mins174.

170. Segen: gute Wünsche und Barmherzigkeit. Allah wünscht Gutes für alle Seine Geschöpfe, und Seine Engel führen alle Seine Wünsche aus, denn ihr Wille stimmt in allen Dingen mit Seinem Willen überein. Sein größter und dauerhafter Segen besteht darin, dass Er uns Wissen von der geistigen Welt zukommen lässt und uns dabei hilft, diese zu erlangen. Zur symbolischen Bedeutung von Licht und Finsternis vergleiche Suura 24: 35-40 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Allah, Der Erhabene, gedenkt dieser schwachen, vergänglichen Diener, die über keinerlei Kraft oder Macht verfügen, die weder eine Beständigkeit haben noch ewiges Leben besitzen in der himmlischen Schar. Der Prophet Muchammad - Friede sei mit ihm - sagte: „Allah spricht: Wer in seinem Inneren Meiner gedenkt, dessen gedenke Ich in Meinem Inneren, und wer Mich in einer Gesellschaft erwähnt, den erwähne Ich in einer besseren Gesellschaft." (Qutb)

Vergleiche auch Suura 2:152 und die entsprechenden Fußnoten. (Anm. d. Übers.)

171. Indem sie Allah um Segen für die Menschen bitten. (Darjabadi)

172. Aus der Finsternis des Kufrs. (Darjabadi)

Vom Irrtum zur Rechtleitung. (Al-Qurtubi)

Vergleiche auch Suura 24:35-40 und 2:257 und die entsprechenden Fußnoten. (Anm. d. Übers.)

 

173. Des Wissens und der Rechtleitung Allahs. (Darjabadi)

Allahs Licht ist einzig, umfassend und unaufhörlich. Wer Allahs Licht verlässt, der kann sich nur in eine der vielfältigen und verschiedenen Finsternisse begeben oder in allen zusammen. (Qutb)

174. Seine Barmherzigkeit steht allen Geschöpfen offen, besonders aber denjenigen, die den Imaan verinnerlichen und auf Ihn vertrauen. Für sie ist, wie im nächsten Aja gesagt wird, "ein ehrenvoller Lohn" bereit. (Juusuf `Allii)

 

44. Ihr Gruß am Tag, an dem sie mit Ihm zusammentreffen werden, wird "Friede" sein175. Und Er hat für sie einen ehrenvollen Lohn bereitet176.

175. Friede und Sicherheit vor aller Angst, Mühen und Anstrengungen. Ein Friede, den sie von Allah erhalten und von den Engeln dargereicht bekommen. (Qutb)

Dies kann dreierlei bedeuten:

1. Allah selbst wird sie mit "Friede sei mit euch!" begrüßen, wie auch in Suura 36:58 gesagt wird.

2. Die Engel werden sie auf diese Weise begrüßen, wie in Suura 16:32.

3. Sie werden einander auf diese Weise grüßen, wie in Suura 10:10. (Maududi)

176. Damit ist das Paradies gemeint. (Al-Dschalalain)

Dies hat ihr Herr für sie vorgesehen. Wem wird es dann schwer fallen, seine Wahl zu treffen? (Qutb)

 

45. O Prophet177, Wir haben dich fürwahr als Zeugen178 entsandt und als Verkünder froher Botschaft179 und als Warner180, -

177. Nachdem Allah die Muslime ermahnt hat, richtet Er jetzt diese Trostworte an den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm,: Wir haben dich mit einer so hohen Stellung ausgezeichnet und gesegnet. Deine Feinde können dir mit ihren Verleumdungen nicht schaden. Nimm dir darum ihre Machenschaften nicht zu Herzen, sondern erfülle die Pflichten, die mit deinem Auftrag verbunden sind und überlas sie sich selbst mit ihren Ungereimtheiten. (Maududi)

178. In verschiedener Hinsicht ist der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ein "Zeuge":

1. Er legt mit Worten Zeugnis für die Wahrheit und die Grundsätze ab, auf denen Allahs Islam aufgebaut ist. Er verkündet ohne Furcht die Existenz und Einheit Allahs, die Existenz Seiner Engel, die Offenbarung, das Leben nach dem Tod mit Garten und Feuer und alle anderen Realitäten, selbst wenn sie der Welt merkwürdig erscheinen. Ebenso legt er seinem Volk die Grundsätze, Werte und Regeln dar, die ihm Allah offenbart hat. Er erlaubt das, was nach Allahs Gesetz erlaubt ist, und verbietet das, was nach Allahs Gesetz verboten ist.

2. Er legt praktisches Zeugnis ab. Mit seinem eigenen Leben demonstriert er alles, was er verkündet und anderen nahe legt. Sein eigener Charakter reflektiert eindeutig das, was er als gut bezeichnet, und er enthält sich all dessen, was er böse nennt.

3. Im zukünftigen Leben legt der Prophet Zeugnis davon ab, dass er ohne jede Veränderung den Menschen die Offenbarung Allahs übermittelt und in Wort und Tat vorgelebt hat.

Ein Missverständnis ist jedoch die Annahme, der Prophet sei Zeuge für die Handlungen der Menschen. Diese werden nämlich von den Engeln registriert: Vergleiche auch Suura 50:17-18 und 18:49 sowie die entsprechenden Fußnoten. Auch die Glieder des Menschen legen Zeugnis ab: vergleiche Suura 36:65 und 41:20-21 und die entsprechenden Fußnoten. Im Qur`an sagt ’Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, über sich selbst: „Ich war Zeuge über sie, solange ich noch unter ihnen weilte. Als Du mich jedoch abberufen hast, warst Du der Wächter über sie." (Vergleiche Suura 5:117 und die entsprechenden Fußnoten.) (Maududi)

179. Ein Verkünder froher Botschaft für diejenigen, die nach Allahs Geboten leben, der ihnen mitteilt, was sie an Barmherzigkeit und Vergebung, an Wohltaten und Ehrung erwartet. (Qutb)

Der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war von Allah mit einer fünffachen Aufgabe geschickt worden. Drei Punkte werden in diesem Aja genannt und die beiden anderen im nächsten.

1. Er kommt als Zeuge für die Wahrheiten, die durch Aberglaube und Unwissenheit oder sektiererische Streitereien überlagert worden sind, und zwar zu allen Menschen. Er sollte nicht eine neuen Diin oder Sekte begründen, sondern die Religion lehren. Er ist auch vor Allah Zeuge dafür, wie die Menschen seine Botschaft aufnahmen (vergleiche Suura 4:41 und die entsprechenden Fußnoten).

2. Er kommt als ein Bringer froher Botschaft von Allahs Barmherzigkeit. Gleichgültig, wie weit sich Menschen vergangen haben, sie haben noch Hoffnung, wenn sie den Imaan verinnerlichen, umkehren und ein gutes Leben führen.

3. Er kommt auch als Warner für die Gleichgültigen. dieses Leben ist nicht von Dauer. Es gibt ein zukünftiges Leben, und das ist eigentlich wichtig. Siehe auch unten Fußnote 182. (Juusuf 'Allii)

180. Als Warner für die Gleichgültigen, der ihnen mitteilt, was sie an Strafe und Qual zu erwarten haben, damit sie nicht ohne Warnung bestraft werden. (Qutb)

 

46. Und als Rufer zu Allah181 mit Seiner Ermächtigung182 und als leuchtendes Licht183.

181. Zu Allah aufzurufen heißt, den Imaan an Seine Einzigkeit zu übermitteln und sich anzueignen. (Al-Qurtubi)

Zu Allah, und nicht zu dieser vergänglichen Welt, zu Gütern, Ruhm, nationalem Stolz, Profit, nicht zu Unwissenheit oder zu Macht und Würde, sondern zu dem einen Weg zu Ihm. (Qutb)

182. In Seinem Auftrag. (Asad)

Siehe auch oben Fußnote 179. Hier folgen die beiden anderen Aufgaben des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm:

4. Er kommt als jemand, der alle Menschen zur Umkehr und zur Vergebung ihrer Fehler einlädt. Aber dies tut er nicht von sich selbst aus, sondern mit der Erlaubnis und Autorität, die ihm Allah dazu gegeben hat. Dies wird besonders betont, damit nicht Menschen auf den Gedanken kommen, ihn ebenso zu vergöttern, wie es bereits mit einigen anderen Propheten geschehen ist. Die persönliche Verantwortlichkeit jedes einzelnen bleibt, aber der Prophet Muchammad kann ihn zum Rechten führen und ihm helfen.

5. Der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, kommt auch als Licht, um die ganze Welt zu erleuchten. In Suura 71:16 und an anderen Stellen wird das Wort "siraadsch" سِرَاج für die Sonne benutzt. Dieser Vergleich ist angemessen. Wenn die Sonne aufgeht, verblassen vor ihr alle anderen Lichter. Und die Botschaft des Islam, das heißt der Religion, soll ihr Licht überall verbreiten.

(Juusuf `Allii)

183. Das die Finsternis vertreibt, Zweifel und Ungewissheit aufklärt und den Weg erleuchtet mit einem ruhigen wegweisenden Licht, wie der einer Lampe in tiefer Finsternis. (Qutb)

Die Wahrheit, die du überbracht hast, ist so deutlich, wie die Sonne und ihre Strahlen . Und nur ein halsstarriger Mensch könnte sie verleugnen. (ibn Kasir)

 

47. So verkünde den Mu'mins, dass ihnen von Allah große Gnade zuteil werden soll184.

184. Sowohl in diesem wie auch im zukünftigen Leben. (Darjabadi)

 

48. Und höre nicht auf die Kaafirs und die Heuchler, und lass dich ihre Kränkungen nicht bekümmern. Und vertraue auf Allah. Und Allah genügt als Sachwalter185.

185. Menschen, die wenig oder gar keinen Imaan haben, werden oft selbst Gesetze abfassen und anderen, die besser sind als sie selbst, sagen, was sie zu tun haben. Wenn letztere sich dann weigern, überschütten sie mit Beleidigungen. Solche soll man nicht beachten. Sie sind eben so. Unter Allahs Herrschaft wird sich alles zum Guten wenden. (Juusuf `Allii)

Gehorche ihnen nicht, indem du ihren Forderungen nachgibst und dich beugsam und geschmeidig zeigst. (Safwat Al-Tafsir)

Denn Er beschützt dich. (Al-Dschalalain)

 

49. O die ihr den Imaan verinnerlicht, wenn ihr mu’min Frauen heiratet186 und euch dann von ihnen scheidet, bevor ihr sie berührt habt, so habt ihr kein Recht auf eine Wartefrist, die sie erfüllen müssen187. Doch findet sie ab188 und entlasst sie und lasst sie im Guten gehen189.

186. In diesem Satz wurde der Begriff "Nikach" نِكَحْ ausschließlich für die Eheschließung benutzt. (Maududi)

187. Vergleiche auch Suura 2:228 und die entsprechenden Fußnoten. Die Wartezeit dauert drei Monatszyklen oder, wenn diese nicht feststellbar sind, drei Monate. Vergleiche auch Suura 65:4.

(Juusuf `Allii)

Alle Gelehrten sind der Ansicht, dass die Frau im Falle einer Scheidung, vor dem Vollzug der Ehe nicht der Pflicht unterliegt eine Wartefrist zu erfüllen. Es steht ihr zu, gleich wieder zu heiraten, wenn sie dies will. (ibn Kasir)

In Suura 2 wurde zwar die Höhe der Abfindung im Falle einer Scheidung vor Vollzug der Ehe erwähnt, nicht aber die Wartezeit So wird dies hier festgelegt. (Qutb)

Da die Frage nach einer Schwangerschaft gar nicht entsteht, solange die Ehe nicht vollzogen worden ist, wäre eine Wartefrist seitens der geschiedenen Frau sinnlos und nützt weder ihr noch ihrem ehemaligen Ehemann. (Asad)

188. Die Abfindung ist allgemeiner gehalten, nämlich, dass sie nur die Hälfte der genannten Morgengabe betragen kann. (ibn Kasir)

Es ist eure Pflicht sie zu entschädigen durch die Zahlung einer Abfindung in Form von Geld oder Bekleidung, was zu ihrer Besänftigung beiträgt, um für sie den Eindruck der Scheidung zu mildern. (Safwat Al-Tafsir)

Wurde bei der Eheschließung keine Morgengabe festgesetzt, so wird ihre Höhe den finanziellen Möglichkeiten des Mannes angepasst. (Qutb)

Nach Ansicht einiger Gelehrter kommt dieses Geschenk zu der Hälfte der Brautgabe hinzu, die der Frau nach Suura 2:237 zusteht. Wenn noch keine Brautgabe festgelegt worden ist, ist das Geschenk wahrscheinlich größer und umfasst das Geschenk von dem in Suura 2:236 die Rede ist. (Juusuf `Allii)

Das Geschenk sollte freiwillig und auf freundliche Weise gegeben werden, und niemand soll auf irgendeine Weise versuchen, die Freiheit der Frau einzuschränken. Wenn sie gleich darauf wieder heiraten will, soll sie niemand daran hindern. Sie sollte unter keinem Vorwand im Zweifel bezüglich ihrer Freiheit gelassen werden.(Juusuf ’Allii)

189. Dieses Gebot, dass sich auf bestimmte Eheprobleme bezieht, die die Mu'mins allgemein angehen, bildet sozusagen eine Einführung zu der Wiederaufnahme der Abhandlung von Ehegesetzen im nächsten Aja, die sich ausschließlich auf den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, beziehen. (Asad)

Ohne ihnen irgendwelche Schwierigkeiten zu bereiten oder sie schädigen zu wollen, oder sie zu nötigen, um sie an einer Wiederheirat zu hindern. (Qutb)

 

50. O Prophet! Wir haben dir deine Frauen (zur Ehe) erlaubt190, denen du ihre Morgengabe gegeben hast191 und die, die deine Rechte besitzt192 aus dem, was dir Allah (als Kriegsbeute) geschenkt hat, und die Töchter deiner Onkel und die deiner Tanten väterlicherseits, und die Töchter deiner Onkel und die deiner Tanten mütterlicherseits, die mit dir ausgewandert sind193, und jegliche mu’min Frau, wenn194 sie sich dem Propheten hinzugeben wünscht, sofern der Prophet sie heiraten will195. Dies gilt nur für dich, nicht aber für die (übrigen) Mu'mins196, Wir wissen sehr wohl, was Wir ihnen zur Pflicht gemacht haben bezüglich ihrer Frauen und derer, die ihre Rechte besitzt197. Doch für Dich soll es darin keine Beklommenheit geben198. Und Allah ist Allverzeihend, Allbarmherzig199.

190. Damit wird eine neue Ausnahme eingeführt. Die Ajas 50-52 erklären lediglich die Punkte, in denen aufgrund besonderer Umstände die Ehen des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sich von denen gewöhnlicher Muslime unterschieden. Dies wird unter vier Gesichtspunkten betrachtet, die wir in den folgenden Fußnoten untersuchen wollen. (Juusuf `Allii)

Hier wird dem Propheten Muchammad erklärt, welche Frauen ihm erlaubt sind, und welches spezielles Vorrecht für ihn bestand nach der Offenbarung des Ajas aus Suura 4, in der die Anzahl der Ehefrauen auf vier begrenzt wurde. Zu der Zeit dieser Offenbarung war der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, mit neun Frauen verheiratet, wobei jede von diesen Eheschließungen einen besonderen Sinn hatte. Sie waren schon zu Müttern der Mu'mins erkoren und genossen die Würde, dem Propheten nahe zu stehen. Und überdies zogen sie den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und das Jenseits dem Diesseits vor, als sie vor die Wahl gestellt wurden, wie in Suura 66 nachzulesen ist. Aus all diesen Gründen wäre es für sie sehr schwer gewesen, hätte der Prophet Muchammad sich von einer von ihnen getrennt. So wurde es ihm erlaubt, alle seine Frauen zu behalten. später aber kam die Offenbarung, über diese Anzahl der vorhandenen Frauen nicht hinauszugehen und auch keine von ihnen durch eine andere einzutauschen. (Qutb)

191. Siehe oben Fußnote 190. Hier wird Punkt 1 erwähnt, Heirat mit einer Brautgabe (vergleiche Suura 4:4). Dies ist die allgemeine muslimische Eheschließung. Der Unterschied im Fall des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, bestand darin, dass die Zahl seiner Frauen nicht auf vier beschränkt war (vergleiche Suura 4:3), und unter seinen Frauen befanden sich keine Anhängerinnen anderer Diins der  Schrift (vergleiche Suura 5:6), sondern nur muslimische Frauen. Dies wird hier nicht gesondert erwähnt, jedoch durch seine tatsächliche Praxis belegt. Frauen, die andere muslimische Frauen im Islam unterweisen sollen, müssen offensichtlich selbst Muslime sein. (Juusuf `Allii)

192. Siehe oben Fußnote 190. Hier folgt Punkt 2 Sklavinnen, für die dasselbe gilt wie in der letzten Fußnote. Der Punkt hat heute nach der Abschaffung der Sklaverei keine Bedeutung mehr. (Juusuf `Allii)

Der Islam verbietet kategorisch jede Form sexueller Beziehungen außerhalb der Ehe. In dieser Hinsicht besteht der einzige Unterschied zwischen einer Sklavin und einer "freien" Frau darin, dass letztere von ihrem Mann eine Brautgabe erhalten muss, während eine solche Verpflichtung nicht besteht, wenn ein Mann seine eigene Sklavin heiratet. Vergleiche auch Suura 2:190 und 8:67 sowie die entsprechenden Fußnoten. Durch die Eheschließung erlangt die Frau ihre Freiheit, und dies wird als gleichwertig mit einer Brautgabe betrachtet. (Asad)

193. Mit diesem Gebot liegt der Islam zwischen zwei extremen Praktiken in der goldenen Mitte. Im Christentum durfte keine Ehe geschlossen werden unter Verwandten bis zum siebten Grad während Juden ihre Nichten zu heiraten pflegten. (ibn Kasir)

Siehe oben Fußnote 90. Hier folgt Punkt 3 wo es um Kusinen geht, die sich nicht innerhalb der für die Ehe verbotenen Verwandtschaftsgrade befinden (vergleiche Suura 4:23-24). Sie werden hier besonders in Verbindung mit einer Einschränkung erwähnt: keine von ihnen konnte den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, heiraten, wenn sie nicht wie er die Auswanderung vollzogen hatte. Wenn sie dies trotz ihrer engen Verwandtschaftsbeziehung nicht getan hatte, konnte man davon ausgehen, dass sie keine besondere Begeisterung für den Islam mitbrachte oder nicht geeignet war, andere Frauen zu unterweisen. (Juusuf `Allii)

194. Der Partikel "in" ist manchmal, wie an dieser Stelle, gleichbedeutend mit "idaa" ("wenn"). (Darjabadi)

195. In diesem Falle durfte der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sie ohne Morgengabe heiraten. (Al-Dschalalain)

Siehe oben Fußnote 190. Hier folgt Punkt 4 eine mu’min Frau, die sich dem Propheten Muchammad hingeben (das heißt sich ihm zur Ehe anbieten) will. Dieser Fall ist wie der letzte (siehe oben Fußnote 193) nur auf den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, selbst anwendbar und mit der Bedingung verbunden, dass der Prophet Muchammad dies für angemessen und für ein Angebot wahren Dienstes an der Gemeinschaft hält und nicht nur für eine sentimentale Anwandlung. Einige Kommentatoren sind der Ansicht, es habe niemals einen solchen Fall gegeben, aber andere, denen ich mich anschließe, sind der Ansicht, dass dies auf Sainab bint Husaima zutrifft, die den Beinamen "Mutter der Armen" erhielt. (Juusuf `Allii)

Einige Kommentatoren verstehen dies dahingehend, dass sie für sich keine Brautgabe verlangte. (Asad)

196. Verschiedene Gebote und Regelungen betrafen nur den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, selbst, wie hier in diesem Aja. So war beispielsweise das Nachtgebet (Tahadschud) für den Propheten Muchammad verbindlich, während es gewöhnlichen Muslimen nur anempfohlen war. Für ihn und seine Familie war es verboten, Spendengelder für sich selbst zu verwenden, während es für andere durchaus erlaubt ist. Das einzige Erbe, das er hinterließ, konnte nicht geteilt werden, so wie es in Suura 4 befohlen wurde. Während andere Muslime nur bis zu vier Frauen heiraten durften, konnte der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, darüber hinaus andere Frauen heiraten, jedoch keine Anhängerinnen anderer Diins der Schrift, wie sie anderen Muslimen durchaus erlaubt waren. (Maududi)

197. Die islamischen Ehegesetze sind hauptsächlich in Suura 2:221-235; 4:3-4; 4:19-25; 4:34-35 und 5:6 sowie den entsprechenden Fußnoten erklärt. (Juusuf `Allii)

Damit sind die Mu'mins gemeint, denen Wir geboten haben, nicht über vier Ehefrauen hinauszugehen, und nicht ohne Morgengabe, Ehezeugen und Vormund zu heiraten. (Al-Dschalalain)

198. Dies ist der Grund dafür, dass für den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hier Ausnahmen gelten. Es bedeutet nicht, dass er aus egoistischen Gründen mehr Frauen heiraten sollte, wie ihm verleumderischerweise oft unterstellt wird. Wir dürfen nicht vergessen, dass der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, mit 25 Jahren eine ältere Frau heiratete und volle 25 Jahre lang mit ihr ein glückliches und harmonisches Familienleben führte. Nach ihrem Tode heiratete er Sauda, die vier Jahre lang seine einzige Frau blieb. Kein vernünftiger Mensch kann sich vorstellen, dass er in seinen 50er Jahren plötzlich das Bedürfnis hatte, immer mehr Frauen zu heiraten. Um die Wendung "damit es für dich Schwierigkeiten gäbe" richtig zu verstehen, müssen wir uns die große Aufgabe vor Augen halten, für die Allah ihm die Verantwortung auferlegt hatte, und die Umstände in Betracht ziehen, unter denen er sie zu erfüllen hatte. Jeder, der diese beiden Faktoren versteht, wird sicherlich erkennen, warum es notwendig war, ihm bezüglich der Frauen diese Freiheit einzuräumen. Der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sollte durch eine allumfassende Erziehung ein rohes, unzivilisiertes Volk in eine hochkultivierte, tugendhafte Nation umformen. Zu diesem Zweck war es nicht nur notwendig, Männer auszubilden, sondern die Ausbildung von Frauen war ebenso notwendig. Die Grundsätze des gesellschaftlichen Lebens verboten jedoch freie Zusammenkünfte von Männern und Frauen, und es war nicht möglich für ihn selbst Frauen zu unterweisen, ohne gegen diese Regeln zu verstoßen. Als Alternative bot sich für ihn an, Frauen verschiedenen Alters und verschiedener geistiger Kapazität zu heiraten und diese für die Erziehung und Ausbildung anderer vorzubereiten. In einigen Fällen war eine Eheschließung auch notwendig, um durch die dadurch entstehenden Familienbeziehungen Feindschaften zwischen den verschiedenen Bevölkerungsgruppen abzubauen, so dass beispielsweise nach der Eheschließung mit Umm-Habiba deren Vater Abuu Sufjaan nie wieder gegen die Muslime ins Feld zog. (Maududi)

199. Die Ehe ist nicht nur in unserem physischen Leben eine wichtige Verbindung, sondern auch in unserem moralischen und geistigen Leben, und ihre Auswirkungen erstrecken sich nicht nur auf das Ehepaar selbst, sondern auch auf seine Kinder und zukünftige Generationen. Unter besonderen Umständen entstehen besondere Probleme. Jeder Mann und jede Frau muss ernsthaft alle Seiten der Frage in Erwägung ziehen und sein oder ihr bestes tun, Instinkte und Neigungen mit Weisheit und Rechtleitung von Allah in den Griff zu bekommen. Allah will es uns leicht machen, denn Er ist der Verzeihende und Barmherzige. (Juusuf `Allii)

 

Abschnitt 7

51. Du kannst auf später vertrösten200 wen immer du willst von ihnen oder zu dir nehmen, wen du willst. Und wenn du eine (bei dir) haben willst, von der du dich ferngehalten hattest, so ist es kein Vergehen für dich201. Dies ist eher geeignet, ihre Augen zu kühlen202 und sie nicht traurig zu machen, so dass sie mit dem zufrieden sind, was du ihnen zu geben hast203. Und Allah weiß, was in euren Herzen ist204. Und Allah ist Allwissend, Nachsichtig205.

200. Wörtlich: aufschieben. (Paret)

In Suura 4.3 wurde festgelegt, dass es nicht erlaubt ist, mehr als eine Frau zu heiraten, wenn ihr befürchtet, sie nicht (alle) gleich behandeln zu können. In einem muslimischen Hausstand gibt es keinen Platz für eine "Lieblingsfrau". Unter den besonderen Bedingungen, in denen der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, lebte, gab es mehr als eine Frau, und er beachtete ihnen gegenüber normalerweise die Gleichheitsregel. Aber in Anbetracht der Tatsache, dass seine Ehen oft durch andere als persönliche oder eheliche Interessen diktiert worden waren (vergleiche oben Aja 28 und die entsprechenden Fußnoten), konnte diese nicht immer genauestens eingehalten werden. Dieser Aja befreit ihn von der absoluten Befolgung einer festgelegten Rotation. Es gibt auch andere Interpretationen, aber ich stimme mit den meisten Kommentatoren in dieser Ansicht überein. (Juusuf `Allii)

201. Wenn aus irgendeinem Grunde die Rotation unterbrochen werden musste, war es erlaubt, durch eine weitere Unterbrechung diejenige Frau zufrieden zu stellen, die zuvor vernachlässigt worden war. Dies wurde nicht nur erlaubt, sondern sogar empfohlen, um Unzufriedenheit zu vermeiden und diejenigen zu trösten, die ihrerseits enttäuscht wurden. (Juusuf `Allii)

Der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, selbst hatte ansonsten ein ausgeprägtes Gefühl für Gerechtigkeit und versuchte immer, seinen Frauen das Gefühl völliger Gleichheit zu geben. (Asad)

202. "Die Augen kühlen": eine arabische Redewendung für Augentrost für diejenigen, die sich wünschen, den von ihnen Geliebten zu sehen. Siehe auch Fußnote 64 zu 20:40. (Juusuf `Allii)

Durch die innere Sicherheit, dass er sich ihnen aus echter Zuneigung zuwandte, nicht aus bloßer "ehelicher Pflichterfüllung" heraus. (Asad)

203. Wenn sie wissen, dass, obwohl Allah ihm die Pflicht des gleichmäßigen Aufteilens zwischen seinen Frauen erlassen hatte, er sich aus freien Stücken bemühte gerecht unter ihnen zu teilen, so ist diese Gerechtigkeit Anlass genug sie zu erfreuen. (ibn Kasir)

Der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, konnte ihnen nicht viele irdische Güter oder Unterhalt bieten: vergleiche auch oben Aja 28. Aber er war freundlich, gerecht und wahrhaftig - unter den Männern der beste seiner Familie gegenüber, und alle hingen an ihm. (Juusuf `Allii)

Hier sollte niemand dem Irrtum zum Opfer fallen, Allah habe dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ein besonderes Privileg gewährt und seine Frauen ihrer Rechte beraubt. Zielsetzung aller dieser Ausnahmen war es, dem Propheten Muchammad und den Seinen ein harmonisches Familienleben zu ermöglichen. Seine Frauen waren die Gefährtinnen und Helferinnen bei der Erfüllung seiner großen Aufgabe und sollten bis zum Ende der Zeiten Vermittlerinnen wahren Erfolges für die Menschen sein. So wie der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Opfer aller Art brachte, um seine Aufgabe zu erfüllen, so zeigten auch seine Frauen Selbstlosigkeit auf jede Weise. (Maududi)

204. Das Wort ist in erster Linie an den Propheten Muchammad gerichtet, dass Allah weiß, was sich in seinem und in jedem Menschenherzen befindet, Gerechtigkeit oder Ungerechtigkeit, Liebe oder Hass. so gab Er ihm die Wahl als Erleichterung für seine Aufgabe. (Safwat Al-Tafsir)

Nach einem von `A'ischa überlieferten Bericht teilte der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, seine Aufmerksamkeit gleichmäßig unter seinen Frauen auf, und dann sprach er im Gebet: „O Allah, ich tue alles, was in meiner Macht steht: bestrafe mich also nicht für etwas, was nur in Deiner Macht steht!" Dies bezieht sich auf sein Herz und seine nicht immer gleichmäßige Zuneigung seinen Frauen gegenüber. (Asad)

205. Der Name Allahs Al-Haliim ("der Nachsichtige", "der Langmütige") soll auch Seinen Dienern den Hinweis geben, mit den Fehlern und Schwächen ihrer Mitgeschöpfe nachsichtig zu sein. (Juusuf `Allii)

Er weiß alles um Seine Geschöpfe. Nachsichtig im Bezug auf ihre Bestrafung. (Al-Dschalalain)

 

52. Es ist dir (künftig) nicht erlaubt, (weitere) Frauen nach diesen (zur Ehe zu nehmen206) und auch nicht, dass du sie gegen andere Frauen auswechselst207, selbst wenn dich ihre Schönheit in Erstaunen versetzen sollte, es sei denn es wäre eine von denen, die deine Rechte besitzt208. Und Allah wacht sehr wohl über alle Dinge.

206. Dies wurde im Jahre 7 nach der Hidschra offenbart. Danach heiratete der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nicht wieder, abgesehen von seiner Sklavin Maria, der Ägypterin, die ihm als Geschenk geschickt wurde. Sie wurde die Mutter von Ibraahiim, der in seiner Kindheit starb. (Juusuf `Allii)

Einige Kommentatoren gehen von der Annahme aus, dass dies sich auf die oben in Aja 50 erwähnten Kategorien bezieht. Es ist jedoch viel wahrscheinlicher, dass damit dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, verboten worden ist, zusätzlich zu seinen bereits vorhandenen Frauen zu heiraten. (Asad)

Bei diesem Verbot ging es nicht um die Anzahl der Frauen des Propheten Muchammad sondern um ihre Person, die nicht durch andere zu ersetzen waren. (Qutb)

207. Das heißt sich von einer von ihnen zu trennen mit der Absicht, eine andere an ihrer Stelle zu heiraten. (Asad)

Wenn deine Frauen bereit waren, in Schwierigkeiten aller Art zu dir zu halten und dem zukünftigen Leben zuliebe der Welt zu entsagen, dann ist es dir nicht erlaubt, dich von einer von ihnen zu trennen und stattdessen eine andere zu heiraten. (Maududi)

208. Meiner Ansicht nach ist mit diesem Ausdruck dasselbe gemeint wie in Suura 4:24. Vergleiche die dortigen Fußnoten. (Asad)

 

53. O ihr Mu'mins! Betretet nicht die Häuser des Propheten209, es sei denn ihr seid hereingebeten worden210, um eine Mahlzeit einzunehmen, ohne auf ihre Zubereitung zu warten; doch wenn ihr eingeladen werdet, dann tretet ein. Habt ihr aber gespeist, dann zieht euch zurück, ohne (weitere) vertrauliche Unterhaltung zu suchen211. Wahrlich, solches bringt den Propheten in Verlegenheit, denn er scheut sich, euch wegzuschicken. Doch Allah scheut sich nicht, vor der Wahrheit212. Und wenn ihr (seine Frauen213) um etwas bittet, was ihr braucht, dann bittet sie hinter einem Vorhang214. Dies ist lauterer für eure Herzen und für ihre Herzen215. Und es steht euch nicht zu, den Gesandten Allahs in Verlegenheit zu beingen216, und auch nicht, dass ihr jemals seine Frauen heiratet nach ihm217. Dies wäre wahrlich vor Allah eine Ungeheuerlichkeit218.

209. Hier klärt der Qur`an die Beziehung zwischen den Muslimen und dem Hause des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, einerseits und seinen Frauen den Müttern der Mu'mins, andererseits, und zwar zu seinen Lebzeiten und nach seinem Tode. Er begegnete damit auch einen konkreten Zustand, in dem die Heuchler und andere mit verwerflichen Neigungen den Propheten Muchammad zu belästigen suchten. hier werden sie strengstens davor gewarnt. (Qutb)

Heute ist es ebenso wichtig, die Regeln verfeinerter Sozialethik zu lehren wie zur Zeit des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, der die rohen Araber unterweisen musste. Was in diesem Aja gelehrt wird, kann auf folgende Weise zusammengefasst werden:

1. Betritt nicht das Haus eines Freundes ohne dessen Einwilligung.

2. Wenn du zum Essen eingeladen wirst, dann geh nicht zu früh; du bist zum Essen gebeten worden, nicht zum Warten auf das Essen

3. Sei pünktlich da, so dass du eintreten kannst, wenn du erwartet und hereingebeten wirst.

4. Belästige nach dem Essen nicht den Gastgeber durch zu große Vertraulichkeit, besonders dann nicht, wenn es zwischen euch einen großen Abstand gibt.

5. Verschwende keine Zeit mit Geschwätz und Getue, womit du deinen Gastgeber möglicherweise belästigst.

6. Verstehe, was angemessenes Verhalten für dich ist; er ist vielleicht zu höflich, um dich zum Weggehen aufzufordern. All dies hat eine geistige wie eine gesellschaftliche Tragweite: Respekt und Rücksichtnahme auf andere gehören zu den höchsten Tugenden. (Juusuf `Allii)

Dies ist eine allgemeine Einführung zu dem Gebot, das etwa ein Jahr später in Suura 24:27 ausgesprochen wurde. In alter Zeit betraten die Araber ohne viele Formalitäten die Häuser anderer. Wenn jemand einen anderen besuchen wollte, hielt er es nicht für nötig, sich an der Tür zu melden und um Erlaubnis zu bitten. Hier wird diese Regel zunächst für das Haus des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, eingeführt, in Suura 24 für die Häuser aller Muslime. (Maududi)

Dies ist das zweite Gebot in diesem Zusammenhang. Unter den vorislamischen Arabern war es durchaus üblich, dass jemand gerade zu einer Mahlzeit kam oder seinen Aufenthalt bis zu einer Mahlzeit verlängerte. Dies brachte oft den Hausherrn in Verlegenheit. Er konnte weder so unhöflich sein, seine Gäste zum Gehen aufzufordern, noch konnte er so viele Gäste auf einmal bewirten, weil er nicht vorbereitet war. Dieses Verhalten wird hier getadelt und das Gebot ausgesprochen, nur dann an einer Mahlzeit teilzunehmen, wenn man dazu eingeladen wird. (Maududi)

211. Noch ein anderer unvernünftiger Brauch sollte hiermit abgeschafft werden, dass nämlich die Gäste nach einem Mahl zu endlosen Gesprächen sitzen blieben und den Leuten des Hauses Unannehmlichkeiten bereiteten. Auch den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, brachten sie auf diese Weise in Verlegenheit, aber er war langmütig und verzieh ihnen. (Maududi)

212. Im Anschluss an die Bezugnahme der Ajas 45-48 oben auf die Aufgabe des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, soll dieser Aja besonders seine einzigartige Stellung unter seinen Zeitgenossen hervorheben. Wie es jedoch im Qur`an oft der Fall ist, ist das hier erläuterte ethische Prinzip nicht auf eine bestimmte Zeit oder Umgebung beschränkt. Indem die Prophetengefährten hier auf den hohen Status des Propheten Muchammad aufmerksam gemacht werden, werden alle Mu'mins zum Respekt ihm gegenüber aufgefordert (vergleiche auch Suura 2:104); darüber hinaus werden Verhaltensregeln gelehrt, die für das Gemeinschaftsleben nützlich sind, auch wenn sie auf den ersten Blick unbedeutend erscheinen mögen, die aber in einer Gesellschaft, die von einem echten Gefühl der Brüderlichkeit getragen wird, von psychologischem Wert sind. (Asad)

213. Die tatsächliche Art und Weise, Damen Respekt zu erweisen, ist vielleicht je nach den Umständen verschieden. Es ist jedoch immer ein wesentlicher Grundsatz guter Gesellschaft, ihnen Ehrerbietung entgegenzubringen. Den "Müttern der Mu'mins" stand solche Ehrerbietung in ganz besonderem Masse zu. (Juusuf `Allii)

214. Der Begriff "hidschaab" bezeichnet alles, was zwischen zwei Dinge tritt oder das eine vor dem anderen schützt oder abschirmt. Je nach dem Zusammenhang kann er mit "Barriere", "Hindernis", "Teilung", "Schirm", "Schleier" und so weiter übersetzt werden, sowohl in der konkreten wie auch in der abstrakten Bedeutung. Das Verbot, sich anders als "von hinter einem Schleier" an die Frauen des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu wenden, kann wörtlich verstanden werden - wie es die meisten Prophetengefährten tatsächlich taten - oder auch im übertragenen Sinne, wobei damit die besondere Hochachtung vor den "Müttern der Mu'mins" gemeint ist. (Asad)

Schon vor der Offenbarung dieses Ajas hatte `Umar vorgeschlagen, angesichts der zahlreichen Menschen, die den Propheten Muchammad mit einem Anliegen besuchten, guten wie schlechten, Maßnahmen zu treffen, die seine Frauen vor der Zudringlichkeit Fremder schützen sollten. Dieser Aja wird auch der "Schleieraja" genannt, und nach seiner Offenbarung wurden im Haus des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, die Türen mit Vorhängen versehen. (Maududi)

215. Damit würde jeder Verdacht oder Argwohn ausgeschaltet. (Safwat Al-Tafsir)

216. Oder zu belästigen, zu kränken; das bedeutet in diesem Zusammenhang: jemanden verletzten oder beleidigen, jemanden verleumden oder durch unangemessenes Verhalten zu misshandeln oder jemandes Gefühle zu verletzten. Der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, kam mit der Botschaft Allahs, um die Welt zu lehren und zu reformieren, und er hat Anspruch auf den Respekt aller, auch derer, die nicht bewusst seine Sendung anerkennen, denn seine Botschaft wirkt ständig weiter wie eine Naturkraft. In geringerem Masse verdienen auch die "Mütter der Mu'mins" solchen Respekt.

(Juusuf 'Allii)

Dies spielt auf Unterstellungen gegen den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, an, denen auch einige Mu'mins zum Opfer fielen. (Maududi)

217. Es wurde überliefert, dass ein Heuchler gesagt habe, er wolle auf `A'ischa warten, um sie später zu heiraten. (Qutb)

In Anbetracht seiner Position verdiente der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, besonderen Respekt, und nichts sollte getan werden, ihn zu belästigen oder in Verlegenheit zu bringen. Dies bezieht sich nicht nur auf seine Lebenszeit, sondern auch auf die Zeit nach seinem Ableben, denn seine Lehren und seine Persönlichkeit sind für uns lebendig. Es wäre nicht angebracht gewesen, wenn seine Witwen nach seinem Hinscheiden andere Männer geheiratet hätten, sowohl seiner als auch ihrer Stellung wegen. Und dieses Zeichen des Respekts wurde in der Geschichte voll geachtet. (Juusuf `Allii)

218. Vergleiche auch oben Aja 6, wo erläutert wird, dass die Frauen des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, eine besondere Stellung als "Mütter der Mu'mins" hatten, sowie die entsprechenden Fußnoten. (Maududi)

Die Kränkung des Propheten oder die Heirat mit einer seiner Frauen, nach seinem Ableben wurden somit zu den größten Sünden gezählt. (Al-Qurtubi)

 

54. Ob auch immer ihr etwas kundtut oder geheim haltet, wahrlich, Allahs Wissen umfasst alle Dinge219.

219. Respekt oder Opposition kann auf offene oder auf verborgene Weise zum Ausdruck kommen. Alles Gute und Böse ist offen vor Allah und Er nimmt alles zur Kenntnis. (Juusuf `Allii)

Es ist Allah, Der diese Angelegenheit regelt. Und Er weiß alles, ob es sichtbar oder verborgen ist. Kein Gedanke und kein Plan bleibt Ihm unentdeckt. Wer sich hernach noch diesem Gebot widersetzen will, der setzt sich damit wahrlich der gewaltigen, furchtbaren Bestrafung Allahs aus. (Qutb)

 

55. Es ist kein Vergehen220 für sie, wenn sie221 sich ihren Vätern (zeigen), oder ihren Söhnen, ihren Brüdern, den Söhnen ihrer Brüder, den Söhnen ihrer Schwestern und ihren Frauen und denen, die ihre Rechte besitzt222, und fürchtet Allah; wahrlich, Allah ist Zeuge über alle Dinge.

220. Dies bezieht sich auf Aja 53 oben, wo vom Hidschaab die Rede ist (siehe auch oben Fußnote 214). Die Kommentatoren schließen in diese Liste auch die Onkel väterlicher- wie mütterlicherseits unter den Begriff "Väter" ein. "Ihre Frauen" bedeutet alle Frauen, die der muslimischen Gemeinschaft angehören. Andere Frauen hatten den Status von Fremden, die auf weniger intime Weise empfangen wurden, jedoch ohne die Trennung, die bei Männern vorgesehen war. Vergleiche auch Suura 24:31, wo eine ähnliche Liste erwähnt wird, die sich auf alle muslimischen Frauen bezieht. Beachte den dortigen Wortlaut, der besagt, dass für muslimische Frauen allgemein kein Schleier oder Vorhang erwähnt wird, wohl aber zurückhaltende Kleider und ein Schleier, der den Busen bedeckt. (Juusuf `Allii)

221. Damit sind die Frauen des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, angesprochen. (Asad)

Als der Aja für den Hidschaab offenbart wurde, fragten die Söhne, die Väter und die Verwandten des Propheten Muchammad ihn: „Sollen wir uns auch hinter einem Hidschaab mit ihnen unterhalten?" Sodann wurde dieser Aja offenbart. (Al-Qurtubi)

222. Vergleiche auch Suura 24:31 und die entsprechenden Fußnoten. (Maududi)

 

56. Wahrlich, Allah und Seine Engel segnen den Propheten223. O die ihr den Imaan verinnerlicht, bittet um Segen für ihn224 und wünscht ihm Frieden in völliger Ergebenheit225.

223. In diesem Aja adelt Allah seinen Propheten, zu Lebzeiten und nach seinem Tode und stellt seinen Rang fest. (Al-Qurtubi)

Segen Allahs für Seinen Propheten bedeutet, dass Allah seiner gedenkt und ihn in der Gemeinschaft der höchsten Wesen erwähnt. Und der Segen Seiner Engel besteht in ihrem Bittgebet für ihn bei Allah. Welch ein hoher Rang, wenn das ganze Universum die Lobpreisung Allahs wiederholt. (Qutb)

Allah lobt Seinen Propheten, segnet sein Wirken, erhöht seinen Namen und gießt Barmherzigkeit über ihn aus. Die Engel lieben den Propheten Muchammad, so dass sie Allah bitten, ihm die höchste Auszeichnung zukommen zu lassen, den Islam aufblühen zu lassen und ihn in eine lobenswürdige Stellung zu erhöhen. (Maududi)

224. Betet zu Allah um Segen für Seinen Propheten. (Darjabadi)

225. Ehrt sein Andenken. Daher kommt auch der Brauch bei den Muslimen, nach Erwähnung des Namens des Propheten "Allahs Segen und Friede sei mit ihm" zu sagen. (Darjabadi)

Segenswünsche für den Propheten Muchammad gehören auch zum rituellen Gebet. (Maududi)

 

57. Wahrlich, jene, die Allah und Seinen Propheten kränken226, die hat Allah in dieser Welt und im Jenseits verflucht227 und ihnen eine erniedrigende Strafe bereitet228.

226. Vergleiche oben Fußnote 216. (Juusuf `Allii)

Bewusst und absichtlich. (Darjabadi)

Die Diener Allahs können Ihn in keiner Weise verletzen. Dieser Ausdruck soll aber dieses Empfinden bei der Verletzung des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, illustrieren, als ob sie eine Verletzung für den Erhabenen selbst wäre. (Qutb)

"Allah zu kränken (oder belästigen)" bedeutet zweierlei:

1. Kufr, Ungehorsam und Götzendienst sowie Dinge für erlaubt erklären, die Er verboten hat; und

2. Belästigung des Propheten Muchammad und Ungehorsam ihm gegenüber. (Maududi)

227. Im klassischen Arabisch ist der Begriff "lana" ("Fluch") gleichbedeutend mit "ib`ad" ("Verbannung" oder „Entfernung"). Daher bedeutet Allahs "lana" seine „Entfernung eines Ungerechten von allem Guten" oder "Ausschluss aus Seiner Gnade". Der Begriff "mal'uun" in Aja 61 unten bedeutet somit „jemand, der Allahs Gnade verwirkt hat". (Asad)

 

58. Und jene, die mu’min Männer und mu’min Frauen228 zu Unrecht kränken, die laden offenkundige Schändlichkeit und Sünde auf sich.

228. Diese legen den Mu'mins Dinge zur Last, die sie nicht getan haben oder geben Worte von ihnen wieder, die sie nicht gesagt haben, um sie herabzusetzen und zu entwürdigen. (ibn Kasir)

Vergleiche Suura 4:112. Dort wird uns mitgeteilt, dass jemand, der einem anderen seine eigene Schuld zuschiebt, sich einem doppelten Vorwurf aussetzt:

1. für seine eigene ursprüngliche Schuld, und

2. für die falsche Anschuldigung.

Hier ist nicht von zwei Individuen die Rede, sondern von zwei Menschengruppen. Mu’min Männer und Frauen, die diese Bezeichnung verdienen, tun alles in ihrer Macht stehende, um Allah und der Menschheit zu dienen. Wenn sie von denen, deren Vergehen sie anprangern, belästigt, beleidigt oder verletzt werden, dann tragen diese eine doppelte Schuld, nämlich die ihrer eigenen Vergehen, und die der Kränkungen derer, die sie reformieren wollen. Statt die Verkündung der Wahrheit abzulehnen, sollten sie froh darüber sein und Nutzen daraus ziehen. (Juusuf `Allii)

Dieser Aja ist vergleichbar mit Aja 112 in Suura 4. Hier unterscheidet Allah zwischen Seiner Verletzung und der des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, einerseits und die der Mu'mins andererseits, indem Er die erste als Kufr bezeichnet und die letztere als eine schwere Sünde. (Al-Qurtubi)

 

Abschnitt 8

59. O Prophet! Sage deinen Frauen und deinen Töchtern und den Frauen der Mu'mins229, dass sie ihre Übergewänder230 über sich ziehen sollen. Das ist eher dazu geeignet, dass sie erkannt und nicht belästigt werden231. Und Allah ist Allvergebend, Allbarmherzig232.

229. Allah gebietet dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, den Frauen - insbesondere seinen Frauen und Töchtern aufgrund ihres hohen Ranges - zu befehlen, ihre Gewänder über sich zu ziehen, um sich mit diesem Kennzeichen von den Frauen der vorislamischen Zeit klar zu unterscheiden. (ibn Kasir)

230. Dschilbaab, Plural Dschalaabiib: ein Übergewand; ein langes Gewand, das den ganzen Körper bedeckt; ein Mantel, der Hals und Brust bedeckt. (Juusuf `Allii)

 

60. Wahrlich233, wenn die Heuchler und diejenigen, in deren Herzen eine Krankheit ist234, und die Unruhestifter in der Stadt235 nicht ablassen, werden Wir dich gewiss veranlassen, gegen sie vorzugehen236. Dann werden sie dort237 nicht mehr lange deine Nachbarn sein.

231. Zielsetzung war nicht, die Freiheit der Frauen einzuschränken, sondern sie vor Schaden und Belästigungen unter den in Madina Herrschenden Zuständen zu bewahren. Im Osten wie im Westen war auf die eine oder andere Weise eine bestimmte Kleidung in der Öffentlichkeit sowohl für Männer als auch für Frauen ein Kennzeichen der Würde und Achtung. Dies kann bis in die frühesten Kulturen hinein verfolgt werden. Das assyrische Gesetzt um 7 v. 'Isa beispielsweise gebot die Verschleierung verheirateter Frauen und verbot die Verschleierung unverheirateten Frauen und Sklavinnen.

(Juusuf `Allii)

Vergleiche hierzu auch Suura 24:31 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Diese Gebote sind nicht zu verwechseln mit:

"Ich lobe euch, weil ihr in allen Stücken an mich denkt und an den Überlieferungen festhaltet, wie ich sie euch gegeben habe. Ich lasse euch aber wissen, dass Christus das Haupt eines jeden Mannes ist; der Mann aber ist das Haupt der Frau; Gott aber ist das Haupt Christi. Ein jeder Mann, der betet oder prophetisch redet und hat etwas auf dem Haupt, der schändet sein Haupt. Eine Frau aber, die betet oder prophetisch redet mit unbedecktem Haupt, die schändet ihr Haupt; denn es ist gerade so, als wäre sie geschoren. Will sie sich nicht bedecken, so soll sie sich doch das Haar abschneiden lassen! Weil es aber für die Frau eine Schande ist, dass sie das Haar abgeschnitten hat oder geschoren ist, soll sie das Haupt bedecken. Der Mann aber soll das Haupt nicht bedecken, denn er ist Gottes Bild und Abglanz; die Frau aber ist des Mannes Abglanz. Denn der Mann ist nicht von der Frau, sondern die Frau von dem Mann. Und der Mann ist nicht geschaffen um der Frau willen, sondern die Frau um des Mannes willen. Darum soll die Frau eine Macht auf dem Haupt haben um der Engel willen. Doch in dem Herrn ist weder die Frau etwas ohne den Mann noch der Mann etwas ohne die Frau; denn wie die Frau von dem Mann, so kommt auch der Mann durch die Frau; aber alles von Gott. Urteilt bei euch selbst, ob es sich ziemt, dass eine Frau unbedeckt vor Gott betet. Lehrt euch nicht auch die Natur, dass es für einen Mann eine Unehre ist, wenn er langes Haar trägt, aber für eine Frau eine Ehre, wenn sie langes Haar hat? Das Haar ist ihr als Schleier gegeben. Ist aber jemand unter euch, der Lust hat, darüber zu streiten, so soll er wissen, dass wir diese Sitte nicht haben, die Gemeinden Gottes auch nicht.

1. Korinther 11:3-16,

wo die Bedeckung der Frau mit einer Vorstellung von einer niedrigeren Stellung in Verbindung gebracht wird. In den des Qur'an Geboten diesbezüglich geht es grundsätzlich um Respekt und Hochachtung. (Anm. d. Übers.)

Dass sie als edle und keusche Frauen erkannt werden, nicht als Frauen, die bei bösen Menschen falsche Erwartungen auslösen. Offensichtlich sind hiermit vor allem Frauen angesprochen, die Blicke und Annäherungsversuche als lästig empfinden und nicht mit leichtsinnigen Frauen verwechselt werden wollen. Dies sollen sie dann durch ihre Kleidung und ihr Verhalten zum Ausdruck bringen. (Maududi)

Von Umm-Salama ist überliefert: „Als dieser Aja offenbart wurde, erschienen die Frauen der Ansar, als ob sich Raben auf ihre Köpfen niedergelassen hätten, mit einer inneren von Allahs stammenden Ruhe, verhüllt in schwarze Gewänder." (ibn Kasir)

Mudschahid sprach: „Sie sollten sich so ankleiden, um als freie Frauen erkannt zu werden und sich nicht der Gefahr auszusetzen, von einem Ruchlosen belästigt oder in Verdacht gebracht zu werden." (Qutb)

Sie sollten ihre Übergewänder über sich herablassen, so dass sie sie von Kopf bis Fuß bedecken.

(Safwat Al-Bajaan)

232. Er vergibt alle Fehler, die die Menschen in der Zeit der Unwissenheit begangen haben. (Qutb)

Die spezielle, zeitgebundene Formulierung des obigen Ajas (wie sie in der Bezugnahme auf die Frauen und Töchter des Propheten deutlich wird) sowie die absichtliche Ungenauigkeit in der Aufforderung, dass Frauen „etwas von ihrem Übergewand über sich ziehen sollen", wenn sie ausgehen, verdeutlicht, dass dieser Aja kein zeitloses Gebot (Hukm) im allgemeinen Sinne dieses Begriffes war, sondern eine moralische Richtlinie, die im Zusammenhang mit dem sich ständig verändernden zeitlichen und gesellschaftlichen Hintergrund beachtet werden soll. Diese Erkenntnis wird durch die abschließende Bezugnahme auf Allahs Vergebung und Barmherzigkeit gestützt. (Asad)

233. Mit diesem Abschnitt kehrt der Gedankengang zu dem oben in Aja 1 und dann weiter in den Ajas 9-27 behandelten Thema zurück, nämlich auf die Opposition, der der Prophet und die Muslime in der frühen Zeit in Madina gegenüberstanden. (Asad)

Jetzt droht der Erhabene, alle die Verleumder und Störer mit den verschiedensten Strafen für ihr Tun zu belangen. (Safwat Al-Tafsir)

234. Vergleiche oben Aja 12 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Der Ausdruck "in deren Herzen eine Krankheit ist" bedeutet zweierlei:

1. dass jemand, der selbst äußerlich zu den Muslimen zählt, dem Islam und den Muslimen Böses wünscht; und

2. dass jemand böse Absichten und eine kriminelle Mentalität hat, die sich in seinen Äußerungen und Handlungen manifestiert. (Maududi)

235. Die Interpreten des Qur'an sind sich darüber einig, dass diese drei Eigenschaften sich auf ein und die selben Leute beziehen. (Al-Qurtubi)

Nach Samachsari bezeichnet der Ausdruck "Al-Murdschifuun" الْمُرْجِفُون in diesem Zusammenhang Leute, die durch die Verbreitung falscher Gerüchte Unruhen in der Stadt verursachen. (Asad)

Dies sind diejenigen, die in Madina Gerüchte verbreiteten, um unter den Muslimen Angst zu verursachen und ihre Moral zu schwächen. Außerdem verbreiteten sie imaginäre Geschichten über das häusliche Leben des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, um unter dem Volk Misstrauen zu erwecken und den moralischen Einfluss der Muslime zu unterbinden. (Maududi)

236. Das heißt: „es wird zu einer offenen Auseinandersetzung zwischen dir und ihnen kommen", woraufhin sie aus Madina ausgewiesen werden. Diese Voraussage ging später in Erfüllung. (Asad)

237. Nämlich in Madina. (ibn Kasir)

 

61. Sie sollen verflucht sein238. Wo immer sie sich auch befinden, sollen sie überwältigt und niedergemacht Werden239.

238. Verbannt aus Allahs Barmherzigkeit. (Al-Dschalalain)

Sie verlieren Allahs Segen und Rechtleitung. Sie haben versucht, in Allahs Welt moralisch und materiell Unordnung zu stiften, aber sie werden selbst vernichtet. Wer sich über das Gesetz hinwegsetzt und dagegen rebelliert, wird selbst durch das Gesetz vernichtet. Die Todesstrafe ist die einzige angemessene Strafe für Verrat und Gewaltverbrechen - zum Schutz der Häuser unschuldiger Bürger und der Würde ihrer Frauen. (Juusuf `Allii)

239. Sie haben durch ihr Verhalten jeden Schutz durch das Gesetz verwirkt. (Darjabadi)

Vergleiche auch Suura 2:191 und die entsprechenden Fußnoten sowie Fußnote 227 oben. (Asad)

 

62. (Diese) Gesetzmäßigkeit Allahs (galt bereits für) die, die vordem dahingegangen sind240. Und du wirst in der Gesetzmäßigkeit Allahs kein Ändern finden241.

240. Dies ist das feststehende Gesetz Allahs den Heuchlern gegenüber, wenn sie sich widersetzen und nicht umkehren wollen. (ibn Kasir)

Das jüdische Gesetz war in dieser Hinsicht viel strenger; vergleiche oben Aja 26 und die entsprechenden Fußnoten. Es ist jedoch ein allgemeiner Grundsatz, dass jedes Element, das sich absichtlich weigert, dem Gesetz Folge zu leisten, und auf aggressive Weise versucht, die öffentliche Ordnung zu zerstören, effektiv in seine Grenzen verwiesen werden muss, denn es geht um Leben und Gesundheit der Allgemeinheit. (Juusuf `Allii)

241. Vergleiche Suura 35:42-44, besonders den letzten Teil von Aja 43. (Asad)

Dies ist ein unveränderliches Gebot Allahs, das unabhängig davon gilt, welches Gesellschafts- oder Staatssystem auf der Grundlage des Gesetztes Allahs aufgebaut wird. (Maududi)

 

63. Die Menschen befragen dich über die Stunde242. Sprich: „Das Wissen darum liegt allein bei Allah243." Und was lässt dich wissen, ob die Stunde nicht vielleicht nahe ist244?

242. Der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wurde immer wieder gefragt, wann der von ihm angekündigte Tag der Auferstehung eintreffe, der im Qur'an so ausführlich geschildert wird. Sie fragten nicht nur nach seiner Fälligkeit, sondern wünschten ihn sogar zu beschleunigen. Dies gerade zeigt einen Zweifel daran, ein Leugnen oder gar eine Verspottung, je nachdem, wie nah oder entfernt sie dem Imaan stehen. (Qutb)

243. Die Kenntnis vom Zeitpunkt der Auferstehung ist allein Allah vorbehalten. Er will nicht, dass eins Seiner Geschöpfe ihn im voraus kennt, sei es ein Prophet oder die Ihm nahe stehenden Engel. (Qutb)

Vergleiche Suura 7:137 und die entsprechenden Fußnoten, wo dieser Gedanke näher ausgeführt wird. Die Kenntnis von der letzten Stunde liegt bei Allah allein. Die Tatsache, dass sie eintreffen wird, ist sicher; der genaue Zeitpunkt ist jedoch nicht offenbart worden. Wenn dies der Fall wäre, dann würde diese Kenntnis unsere Gedanken und unser Leben empfindlich stören. Aber zu jedem gegebenen Zeitpunkt kann sie nicht weit entfernt sein. In theologischer Sprache ist die Todesstunde jedes Individuums seine "Letzte Stunde", eine kleinere Auferstehung (qijaamat-as-sudschraa). In diesem Fall ist sie nicht für alle Individuen gleich, und mit Sicherheit steht sie immer nahe bevor. (Juusuf `Allii)

244. Vergleiche auch Suura 7:187. (Asad)

Aus einer Weisheit heraus, die Allah alleine kennt, hat Er die Geschöpfe darüber in Unkenntnis gelassen. Der Grund dafür mag vielleicht sein, dass sie ständig auf der Hut vor ihrem persönlichen Eintreffen bleiben sollen. Dies betrifft nur diejenigen, denen Allah Gutes will und in deren Herzen Er Taqwa gepflanzt hat. Die sich anderen jedoch, die der Stunde nicht eingedenk sind und sich nicht in jedem Augenblick ihres Lebens für ihr Eintreffen bereit halten, sind diejenigen, die sich selbst betrügen. Deshalb warnt Allah sie und macht die Stunde der Auferstehung zu einem unbekannten, verborgenen Ereignis, dessen Eintreffen jeden Augenblick des Tages und der Nacht zu erwarten ist. (Qutb)

 

64. Wahrlich, Allah hat die Kaafirs verflucht und ein loderndes Feuer für sie bereitet245,-

245. Allah hat diejenigen, die absichtlich die Wahrheit leugnen, als Seiner Barmherzigkeit ausgeschlossen. (Qutb)

 

65. Dort werden sie ewig verweilen246. Keinen Beschützer und keinen Helfer werden sie (dann) finden.

246 Ihr Verweilen darin dauert eine lange Zeitspanne, deren Dauer nur Allah allein kennt und deren Ende allein in Allahs Wissen ruht, wenn Er will. (Qutb)

 

66. Am Tage, an dem ihre Gesichter im Feuer umgekehrt werden247, werden sie sagen: „Wehe uns, hätten wir doch nur Allah gehorcht und wären dem Gesandten gefolgt248!"

247. Das Gesicht ist der Ausdruck einer Persönlichkeit, eines Selbst. Es von oben nach unten zu kehren ist ein Zeichen der Schande und Verächtlichkeit. Wenn die Vergeltung kommt, werden die Bösen gedemütigt, so dass sie wünschen, sie wären der Rechtleitung gefolgt, solange sie noch die Gelegenheit dazu hatten. Sie werden dann die Führer anklagen, die sie irregeführt haben. Dabei vergessen sie jedoch ihre eigene persönliche Verantwortung. (Juusuf `Allii)

Wie an verschiedenen anderen Stellen im Qur`an steht das "Gesicht eines Menschen als das Edelste und Ausdrucksvollste hier für seine Gesamtpersönlichkeit. Dass es "im Feuer umgekehrt" wird, steht symbolisch für die Vernichtung seines Willens und seine Zurückführung in völlige Passivität. (Asad)

148. Letztendlich völlig desillusioniert. (Darjabadi)

Dies ist ein vergeudetes Begehren, ohne Bedeutung und unerfüllbar. Es stellt nur ihren Jammer für das Entgangene dar. (Qutb)

 

67. Und sie werden sagen: „Unser Herr, wir haben fürwahr unseren Herren und den Mächtigen unter uns gehorcht, und sie haben uns vom rechten Weg weggeführt249.

249. „Wir sind ihnen gefolgt in ihre Widersetzlichkeit Dir gegenüber und in dem, wozu sie uns einluden." (Al-Qurtubi)

Im Qur`an wird immer wieder vor der kritiklosen Nachfolge gewarnt und zur persönlichen Verantwortlichkeit aufgefordert. Vergleiche hierzu Suura 7:72-173 und die entsprechenden Fußnoten, wo es, wie an vielen anderen Stellen, um die gedankenlose Nachahmung der Vorfahren geht. Aber auch vor dem unkritischen Gehorsam gegenüber politischen und geistigen Autoritätspersonen wird gewarnt. In Suura 9:31 werden beispielsweise die Christen dafür getadelt, dass sie "ihre Mönche und Priester als Herren neben Allah annehmen", indem sie ihnen mehr gehorchen als ihrem Gewissen. Auch als gemeinsame Basis für das Zusammenleben und die Zusammenarbeit mit Anhängern früherer Schriftreligionen wird - abgesehen von der Besinnung darauf, dass wir alle demselben Gott dienen wollen - verlangt, dass nicht "die einen von uns die anderen als Herren neben Allah annehmen" (vergleiche Suura 3:64 und die entsprechenden Fußnoten). Auf der politischen Ebene ist der Pharao der Prototyp der "Führer, die zum Übel führen" (vergleiche Suura 28:41) oder der "Führer des Kufr" (vergleiche Suura 9:12 und die entsprechenden Fußnoten). Allah und Seine Offenbarung sind der Maßstab, an dem sich menschliche Führer und Vorbilder messen lassen müssen. (Anm. d. Übers.)

 

68. Unser Herr, gib ihnen das Doppelte an Strafe250 und belege sie mit einem gewaltigen Fluch251 !"

250. Vergleiche hierzu Suura 25:60 und 11:20 sowie die entsprechenden Fußnoten. Die zweifache Strafe ergibt sich daraus, dass sie

1. selbst irregingen und

2. andere verleiteten. (Juusuf `Allii)

251 In dem Masse ihrer Sündhaftigkeit und ihres Frevels. (Al-Muntahab)

 

Abschnitt 9

69. O die ihr den Imaan veeinnerlicht252! Seid nicht wie jene, die Muusa kränkten253 doch Allah hat ihn von dem, was sie sagten, freigesprochen254. Und vor Allah war er hoch geachtet255.

252. An einigen Stellen im Qur`an werden mit diesen Worten die wahren Muslime angesprochen, an anderen die muslimischen Gemeinschaft insgesamt, die Mu'mins ebenso wie die Heuchler und Wankelmütigen, und an wieder anderen nur die Wankelmütigen und Schwachen im Imaan. Im letzteren Fall ist damit ein Tadel verbunden. Ein gründliches Studium des Zusammenhanges zeigt deutlich, welche Menschengruppe jeweils gemeint ist. Hier sind offensichtlich die Muslime allgemein angesprochen. (Maududi)

Nach dem Auszug der Bann Quraisa aus Madina und aller Juden zuvor waren es die Heuchler, die Gerüchte in Umlauf setzten und Lügen verbreiteten. Manche der Mu'mins fielen auf sie herein und hielten darin mit ihnen Schritt. Deshalb kam der Qur`an zu ihnen mit der Warnung, nicht den Propheten Muchammad so zu kränken, wie die Kinder Israels Muusa– Allahs Friede sei mit ihnen beiden -  zu verletzen suchten. (Qutb)

253. Die Kinder Israel rebellierten oft gegen Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nörgelten über ihn und widersetzten sich dem Gesetz.

"Da redeten Mirjam und Aaron gegen Mose um seiner Frau willen, der Kuschiteein, die er genommen hatte. Er hatte sich nämlich eine kuschitische Frau genommen. Und sie sprachen: Redet denn der Herr allein durch Mose? Redet er nicht auch durch uns? Und der Herr hörte es. Aber Mose war ein sehr demütiger Mensch, mehr als alle Menschen auf Erden. Und sogleich sprach der Herr zu Mose und zu Aaron und zu Mirjam: Geht hinaus, ihr drei, zu der Stiftshütte! Und sie gingen alle drei hinaus. Da kam der Herr hernieder in der Wolkensäule und trat in die Tür der Stiftshütte und rief Aaron und Mirjam, und die gingen beide hin. Und er sprach: Hört meine Worte: Ist jemand unter euch ein Prophet des Herrn, dem will ich mich kundmachen in Gesichten oder will mit ihm reden in Träumen. Aber so steht es nicht mit meinem Knecht Mose; ihm ist mein ganzes Haus anvertraut. Von Mund zu Mund rede ich mit ihm, nicht durch dunkle Worte oder Gleichnisse, und er sieht den Herrn in seiner Gestalt. Warum habt ihr euch denn nicht gefürchtet, gegen meinen Knecht Mose zu reden? Und der Zorn des Herrn entbrannte gegen sie, und er wandte sich weg; auch wich die Wolke von der Stiftshütte. Und siehe, da war Mirjam aussätzig wie Schnee. Und Aaron wandte sich zu Mirjam und wird gewahr, dass sie aussätzig ist, und sprach zu Mose: Ach, mein Herr, lass die Sünde nicht auf uns bleiben, mit der wir töricht getan und uns versündigt haben. Lass Mirjam nicht sein wie ein Totgeborenes, das von seiner Mutter Leibe kommt und von dem schon die Hälfte seines Fleisches geschwunden ist. Mose aber schrie zu dem Herrn: Ach Gott, heile sie! Numeri 12:1-13

Allah spricht Muusas von allen Vorwürfen frei, vergab aber schließlich auch den beiden. Soweit die alttestamentliche Geschichte. Auch der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wurde wegen seiner Eheschließung mit Sainab bint Dschachs angegriffen, aber nicht in seinen eigenen Kreisen; er hatte die höchsten Absichten und wurde von allen Vorwürfen freigesprochen. (Juusuf `Allii)

Der Qur`an definiert nicht die Art der Kränkung. Es wurden jedoch viele Erzählungen überliefert, die diese genau zu bestimmen suchten. Es soll für uns jedoch kein Bedürfnis darin liegen, auf etwas einzugehen, was der Qur`an nur im Abriss darstellt. Was Allah damit will ist, die Mu'mins ganz allgemein vor jeder Art von Verletzung des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu warnen. (Qutb)

254. Dies bezieht sich nicht nur auf die Versuche, Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, schlechtzumachen, sondern auch auf die lästerlichen Forderungen, die der Qur`an erwähnt, beispielsweise die, Allah von Angesicht zu Angesicht zu sehen (vergleiche Suura 2:55), oder die Aufforderung an Muusa, mit Allah zusammen zu kämpfen (vergleiche Suura 5:24). Diese Zwischenfälle werden hier den Anschuldigungen gegen Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gegenübergestellt, „er haben den Qur`an gefälscht", und den Herausforderungen, durch ein Wunder seinen prophetischen Auftrag zu beweisen. (Asad)

255. Er hatte einen angesehenen Rang bei seinem Erhabenen Herrn. Dazu sagte AI-Hassan Al-Basrii: „Allah pflegte die Bittgebete Muusas zu erhören". Andere frühere Gelehrte berichteten, dass Allah ihm immer das erfüllte, worum er Ihn bat. (ibn Kasir)

Die Israeliten selbst geben zu, dass Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ihr größter Wohltäter ist. Was immer sie als Nation erreicht haben, war nur durch ihn möglich. Indem der Qur`an sich auf die Undankbarkeit der Kinder Israels bezieht, warnt er die Muslime vor einem ähnlichen Verhalten gegenüber dem Propheten Muhammad - Friede sei mit ihm. (Maududi)

 

70. O die ihr den Imaan verinnerlicht! Fürchtet Allah256 und sprecht ein rechtes Wort257, -

256. Gedenket Allahs in allem, was ihr tut und was ihr sagt. (Safwat Al-Tafsir)

In jedem Augenblick eures Lebens. (Darjabadi)

257. Der Qur`an leitet die Mu'mins dazu an, das Rechte zu sprechen und ihre Worte mit Genauigkeit und Sorgfalt zu wählen. Sie sollten immer Motivation und Absicht eines Heuchlers oder Verleumders erkunden, bevor sie ihm folgen. (Qutb)

Wir sollen nicht nur die Wahrheit sprechen, so weit sie uns bekannt ist, sondern wir sollen auch immer versuchen, den richtigen Punkt zu treffen. Das bedeutet beispielsweise, dass wir nicht unvernünftig und ohne Grund sprechen sollten, und wenn wir sprechen, dann sollen wir nicht um die Sache herumreden sondern gleich zu dem kommen, was richtig ist, und zwar in Worten wie in Handlungen. Dann wird Allah unser Verhalten reinigen und Mängel beseitigen, die sich vielleicht immer noch in unserem Wissen und in unserem Charakter befinden. Wenn wir geradewegs auf unser Ziel zugehen, werden uns unsere Irrtümer, Mängel, Fehler und Vergehen aus unserer Vergangenheit vergeben. (Juusuf `Allii)

Der Begriff "qawl sadiid" قَوْلاً سَدِيد bedeutet hier eine Redeweise, die wahr, relevant und zutreffend ist. (Asad)

 

71. Damit Er euch eurem Tun Gedeihen schenkt und euch eure Schuld vergebe. Und wer Allah und Seinem Gesandten gehorcht, dem soll fürwahr höchste Glückseligkeit zuteil werden258.

258. Allah nimmt die, die das Rechte treffen unter Seinen Schutz. Er lenkt ihre Schritte und schenkt ihrem Tun Heil als Belohnung für ihre Aufrichtigkeit. Er verzeiht denen, die das rechte Wort sprechen und Rechtes tun, und vergibt die Sünden, vor denen kein menschliches Wesen gefeit ist. (Qutb)

Indem er vor dem Höllenfeuer verschont wird und in die ewige Glückseligkeit eingeht. (ibn Kasir)

 

72. Wir haben fürwahr das Vertrauenspfand259 den Himmeln und der Erde und den Bergen angeboten260, doch sie weigerten sich, es zu tragen und schreckten davor zurück261. Der Mensch aber nahm es auf sich262. Er ist wahrlich ungerecht, unwissend263

259. Manchmal wird jemandem etwas anvertraut, über das er verfügen kann. Es wird von ihm erwartet, dass er es nach einer Anweisung verwendet, während er gleichzeitig in der Lage ist, es zu missbrauchen. Wenn diese Fähigkeit fehlt, ist es eigentlich keine anvertraute Sache. Etwas anvertrauen bedeutet, dass der Anvertrauende darauf baut, dass der Betraute die Sache in seinem Sinne verwendet. (Juusuf `Allii)Die klassischen Kommentatoren erklären den Begriff "amaana" الْأَمَانَة auf verschiedene Weise. Am überzeugendsten ist die Umschreibung mit "Vernunft", "Intellekt" oder "Wahlfreiheit", das heißt die Fähigkeit, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden und sich entsprechend zu verhalten. (Asad)

Nachdem Allah die in dieser Suura auferlegten Vorschriften erläuterte, weist Er dazu an, diese Vorschriften einzuhalten. "Amaana" (anvertrautes Gut) beinhaltet alle Aufgaben, zu denen die Religion verpflichtet. (Qutb)

260. Die Himmel, die Erde und die Berge, die der Qur'an auswählte, um über sie zu berichten, sind gewaltige Schöpfungen, in denen oder in deren Nähe der Mensch lebt. Er erscheint im Vergleich zu ihnen, winzig und klein. Und gerade diese Schöpfungen kennen genauestens ihren Schöpfer. Sie folgen den Gesetzen ihres Herrn direkt, ohne Nachdenken oder Vermittlung. Sie alle fürchteten sich, die Folgen dieser Verantwortung in Form der freien Entscheidung auf sich zu nehmen. (Qutb)

Qaffal und andere meinten, dass dieser Aja als Gleichnis gedacht ist (Vergleiche auch Suura 59:21). Das heißt, wären die Himmel und die Erde trotz ihrer gewaltigen Ausmaße in der Lage, die Verantwortlichkeit zu übernehmen, so wäre dies selbst für sie zu beschwerlich, denn es handelt sich um die Übernahme der religiösen Pflichten mit den darin enthaltenen Belohnungen und Bestrafungen.

(Al-Qurtubi)

261. Himmel, Erde und Gebirge, das heißt andere Geschöpfe als der Mensch, weigerten sich, diese Verantwortung auf sich zu nehmen. Und wir können uns vorstellen, dass sie ohne Entscheidungsfreiheit, wie sie dem Menschen gegeben wurde, glücklich sind. Mit dem Begriff "Weigerung" ist eine Willensausübung vorausgesetzt, die aber relativiert werden muss. Sie nahmen diese Verantwortung nicht auf sich, sondern zogen es vor, ihren Willen ganz Allahs Willen unterzuordnen. Der Mensch war zu verwegen und unwissend, dies wahrhaben zu wollen, und dadurch wurde er sich selbst entfremdet. Die Bösen haben das von Allah Anvertraute missbraucht und Strafe über sich gebracht, während die Guten in der Lage waren, sich weit über die übrige Schöpfung zu erheben und zu denen zu gehören, die Allah nahe stehen. Vergleiche hierzu auch Suura 56:11 und 56:88. Was kann es für ein Geschöpf höheres geben als dies? (Juusuf `Allii)

262. Der Mensch, der in der Lage sein sollte, mit seinem Verstand und seinem Gefühl Allah zu erkennen, den Weg zu Ihm durch Nachdenken und Scharfsichtigkeit zu finden, Allah aus freiem Willen zu gehorchen, die Versuchung zum Schlechten zu überwinden und gegen seine bösen Neigungen und Begierden zu kämpfen. Er kann nicht nur seinen Weg frei wählen, sondern er ist in der Lage zu wissen, wohin dieser Weg führt. (Qutb)

Er verpflichtete sich, der Verantwortung gerecht zu werden. (Al-Qurtubi)

"Hamala" حَمَلَ bedeutet tragen (beispielsweise auch eine Verantwortung), auf sich nehmen. dies ist die gewöhnliche Bedeutung, wie sie auch die meisten Kommentatoren verstehen. Einige verstehen es jedoch auch im Sinne von "davontragen", "damit weglaufen" und damit missbrauchen. In diesem Falle würden die Ajas 72-73 bedeuten: "Gott bot die Verantwortung anderen Geschöpfen an, sie aber weigerten sich, weil sie fürchteten, ihr nicht gerecht zu werden; der Mensch war jedoch sich selbst gegenüber ungerechter: In seiner Unwissenheit nahm er die Verantwortung auf sich und missbrauchte sie mit dem Ergebnis, dass einige seiner Gattung zu Heuchlern und Kaafirs wurden und dafür bestraft wurden, während andere die Verantwortung erfüllten und Allahs Gnade empfingen." Die Schlussfolgerung ist für beide Interpretationen dieselbe. (Juusuf `Allii)

263. Ungerecht gegen sich selbst, unwissend in Bezug auf die Folgen seiner Übernahme der Verantwortlichkeit. (Al-Qurtubi)

Vergleiche auch Suura 2:30-34. Allah beabsichtigte ein hohes Ziel für den Menschen und stellte ihn in seiner reinen Form selbst über die Engel, aber in seiner Entartung steht der Mensch tiefer als die Tiere. Was macht den Menschen so hoch und edel? Die entscheidende Qualität, die Allah dem Menschen gab, war die, dass Er ihm von Seinem Geist einhauchte (vergleiche Suura 32:9 und 15:29 sowie die entsprechenden Fußnoten) und ihm die Fähigkeit zu Langmut, Liebe und Barmherzigkeit verlieh. In sich selbst fasst der Mensch Allahs große Welt zusammen: er ist in sich selbst ein Mikrokosmos. (Juusuf `Allii)

 

73. So möge Allah die Heuchler und die Heuchleeinnen264 und die Götzendiener und die Götzendieneeinnen265 bestrafen, und sich den mu’mins Männern und Frauen gnädig zuwenden und Allah ist Allverzeihend, Allbarmherzig266.

264. Jene, die ihre "Imaan" zur Schau stellen und ihr Kufr verbergen. (Safwat Al-Tafsir)

Der Bund des Menschen mit Allah (vergleiche Suura 7:172-173 und die entsprechenden Fußnoten) trug es in sich, dass ein Bruch dieses Bundes seine eigene Strafe mit sich brachte. Ein Bruch des Bundes wird hier unter zwei Überschriften behandelt, nämlich dem der Heuchler und der Kaafirs. (Juusuf `Allii)

265. Jene, die Kufr nach außen hin zeigen und in sich tragen. (Safwat Al-Tafsir)

Das heißt diejenigen, die gegen das verstoßen, was ihr eigenes Gewissen und ihre eigene Vernunft ihnen gebietet. (Asad)

266. Diejenigen, die ihrem Glauben und ihrem Bund mit Allah treu sind, erhalten Allahs Gnade; ihre Fehler und Schwächen werden geheilt, und sie werden ihres hohen Ziels würdig. Für sie ist Allah Vergebend und Barmherzig. (Juusuf `Allii)

Allah streckt denen Seine helfende Hand entgegen, die gläubig sind. So verzeiht Er ihnen die Vergehen, die sie aufgrund der ihnen angeborenen Schwäche und der Hindernisse, die ihren Weg versperren, begangen haben. (Qutb)

 

Einführung zu Suura 34

Hier beginnt eine Serie von sechs Suuras, nämlich Suura 34 bis 39, in denen einige Grundzüge der geistigen Welt wiederholt werden. Diese Suura setzt mit der Betonung der Barmherzigkeit Allahs und Seiner Macht und Wahrheit ein. In Suura 35 wird uns denn mitgeteilt, wie die Engel Allahs Macht manifestieren, und wie verschieden Gutes vom Bösen und Wahrheit vom Trug ist. Suura 36 befasst sich mit dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und dem Qur’an, der durch ihn offenbart wurde. In Suura 37 liegt die Betonung auf den Fallstricken des Bösen; in Suura 38 darauf, wie des Böse mit Weisheit und Macht überwunden wird, wie es bei Daawuud und Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, der Fall war, und durch Geduld und Standhaftigkeit, wie bei Ayjuub, Allahs Segen und Frieden auf ihm; und in Suura 39 schließlich geht es um das endgültige Gericht Allahs, wo Imaan vom Kufr getrennt wird und jedes seine Vergeltung erhält.

Die chronologische Zuordnung dieser Suura ist hier nicht von Bedeutung. Sie gehört zur frühen makkanischen Zeit.

Zusammenfassung:

Gutes und Wahrheit geht nie verloren. Menschlicher Wohlstand oder Macht ist vergänglich, aber Allahs Macht und Gerechtigkeit bleibt bestehen und fordert am Tag des Gerichts individuell Rechenschaft von den Menschen. (Ajas 1 - 30)

Imaan und Kufr werden letztendlich ihren angemessenen Platz und ihren wirklichen Wert bekommen. Trug hat keine Macht: die Wahrheit ist bei Allah. (Ajas 31 - 54)

Der Name "Sabaa" bezieht sich auf eine Hauptstadt im Landes des heutigen Jemen, dessen Könige und Bevölkerung in Glück und Wohlstand lebten. Wegen ihrer Undankbarkeit und ihres Kufrs wurde ihr Land jedoch durch die Flut von Aram verwütet, nachdem es mit prächtigen Wohnstätten und Herrlichen grünen Anlagen gesegnet gewesen wer.

Die Suura stammt aus der makkanischen Zeit und beschäftigt sich wiederum mit dem Imaan der Einheit, indem sie die Grundlegen dieses Imaans - die Einheit und die Einzigkeit Allahs, des Prophetentum, die Wiederauferstehung und der Tag des Gerichts - darlegt.

Sie beginnt mit der Lobpreisung Allahs, des Erhabenen, der die Schöpfung vollendet, regiert und lenkt. Nichts, wider des Kleinste, noch des Größte im Universum ist außerhalb seines Wissens und seiner Macht.

Die Geschichte der Propheten Daawuud und seines Sohnes Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, beschreibt, wie Allah beiden Macht und übermenschliche Fähigkeiten verliehen und ihnen Wind und Vögel und Tiere dienstbar gemacht hatte.

Die starke Betonung der Wahrheit des Qur’ans über die Rückführung der Menschheit und ihre Versammlung zu Rechensacht am Jüngsten Tag als Antwort auf die Zeugen dominiert den letzten Teil der Suura (Qutb)

 

Die Stadt Sabaa

Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen.

1. Im Namen Allah,1 Dessen ist was in den Himmeln und auf Erden ist,2 und Sein ist aller Lobpreis im Jenseits,3 und Er ist der Allweise, der mit allem Vertraute.4

1. Das Lob Allahs hat eine große mystische Bedeutung. Dir gesamte Schöpfung verkündet sein Lob, das heißt sie manifestiert seine Barmherzigkeit und Macht, seine Güte und Wahrheit - alle dir erhabenen Attribute, dir in seinen schönsten Namen (vergleiche Suura 7:180 und 17:110 und dir entsprechenden Fußnoten) zusammengefasst sind. Diese zu betrachten ist für den Manschen bereits selbst schon eine Offenbarung. Dieses Gefühl eröffnet fünf Suuras, dir gleichmäßig im Qur`an verteilt sind, nämlich Suura 2; 6; 18; 34; und 35. Hier wird besonders der Aspekt betont, dass seine Weisheit und Barmherzigkeit alle Dinge umfasst, dir in Raum oder Zeit anzutreffen sind - hier und überall, jetzt und immer. (Juusuf `Allii)

Ihm allein gebührt Lob; Er allein ist vollkommen. (Darjabaadi)

Bereits der Anfang der Suura geht mit einer Entgegnung auf dir Haltung der Götzendiener ein, der Allah andere Wesen zur Seite setzen, Seinen Gesandten zum Lügner erklären und am zukünftigen Leben zweifeln. Sie beginnt mit Allahs Lob, denn Allah ist von Seinem Wesen her des Lobes würdig, unabhängig davon, ob Ihn eines von jenen Menschenwesen lobt oder nicht, und Er wird in dieser Existenz gelobt, dir Seine Herrlichkeit verkündet. (Qutb)

2. Auf das Lob folgt dir Eigenschaft der Herrschaft über das, was in den Himmeln und auf Erden ist. Niemandem außer Ihm gehört etwas davon, und Er hat weder im Himmel noch auf der Erde Teilhaber oder Partner. Das ist der erste Grundsatz in der Lehre von Gottes Einheit. (Qutb)

Wenn Allah allein der Eigentümer des gesamten Universums und aller Dinge darin ist, dann verdient Er allein das Lob für alle Schönheit, Vollkommenheit, Weisheit und Macht, dir sich darin manifestiert. Jeder Bewohner der Welt soll deswegen Allah allein für alles Nützliche und Angenehme danken, das er hier erfahren darf. (Maududi)

3. Ebenso wir in dieser Welt. (Darjabaadi)

So wir jeder Segen in dieser Welt von Allah allein gewährt wird, so wird auch im zukünftigen Leben alles, was ein Mensch bekommt, aus Allahs Schätzen gegeben. Deswegen ist auch im zukünftigen Leben Allah allein Derjenige, der alles Lob und allen Preis verdient. (Maududi)

4. Der Weise, der alles, was Er gemacht hat, Seiner Weisheit entsprechend gemacht hat; der auch diese Welt und das zukünftige Leben durch Seine Weisheit unterschieden hat; und der Seiner Weisheit unterschieden hat; und der Seiner Weisheit entsprechende Gebote und Anordnungen erlässt. (Qutb)

Er plant alles in Weisheit und kennt das Verborgene ebenso wir das Offenkundige. (Darjabaadi)

Er hat vollkommenes Wissen über jedes einzelne Seiner Geschöpfe, über dessen Zustand, Bedürfnisse und Handlungen. (Darjabaadi)

 

2. Er weiß, was in die Erde eindeingt5 und was aus ihr hervorkommt,6 und was vom Himmel herniederkommt7 und zu ihm aufsteigt.8 Und Er ist Der Barmherzige, Der Vergebende9

5. Wie beispielsweise Regenwasser, die Toten und viele andere Dinge. (Darjabaadi)

Wie beispielsweise Quellwasser, Pflanzen und ähnliches. (Darjabaadi)

Ein Unwissender mag den Eindruck haben, Regenwasser, das in den Boden einsickert, oder Samenkörner, die im Erdreich verschwinden, seien verloren, aber ersteres speist zahlreiche quellen und Bäche, und beides zusammen lässt unzählige Lebensformen entstehen. Ebenso verhält es sich mit Dingen, die aus der Erde hervorkommen: wer kann alle die verschiedenen Formen von Gräsern und Bäumen zählen, die wachsen und wieder vergehen und dennoch ständig das Leben auf dieser Erde aufrechterhalten? Und dabei sind sie symbolisch für andere Dinge jenseits von Raum und Zeit und jenseits aller physischen Form. Wir erleben die Geburt und den Tod des animalischen Teils des Menschen: wenn dieser beerdigt wird, meint der Unwissende, es sei sein Ende. Aber welche unzähligen Stadien für sein inneres und geistiges Leben liegen noch vor ihm? Ähnlich verhält es sich mit verschiedenen Funktionen der Seele wie Güte, Tugend, Barmherzigkeit und anderen. Sie gehen nie verloren, sondern kehren zu Allah zurück. (Juusuf `Allii)

Wie die Engel, die Offenbarungen, Allahs Gebote und ähnliches. (Darjabaadi)

Sie beispielsweise die Handlungen der Menschen, die Gebete der Mu'mins und dergleichen. (Darjabaadi)

Die Dämpfe, die von der Erde zum Himmel aufsteigen, fallen als Regen oder Schnee wieder herab, Symbole für Allahs Barmherzigkeit. Ebenso verhält es sich mit den Gebeten der Mu'mins und dem Ruf der Leidenden um Hilfe und Licht, die durch das Herabkommen von Barmherzigkeit und Leitung, von Hilfe und Licht von Allahs Thron beantwortetet werden. Die oben in Fußnote 6 aufgezeigte Vorstellung kann weiter ausgearbeitet werden in geistige und moralische Kräfte, die alle in Allah ihr Zentrum haben. Vergiss nicht, dass es ein Element der Gerechtigkeit und Strafe ebenso gibt wie das Element der Barmherzigkeit - in den physischen Kräften ebenso wie in den geistigen und moralischen Kräften, die in Allah ihr Zentrum haben. (Juusuf `Allii)

Kein Mensch kann je die unzähligen Dinge erfassen, die in die Erde hineingehen, wie beispielsweise die vielen Samenkörner, Würmer, Larven, Regentropfen und vieles andere; die aus der Erde hervorkommen, wie Pflanzen, Quellen, Vulkane, Erdöl, Gesteine und vieles Verborgenes, das sich erst noch enthüllt; die vom Himmel zur Erde gelangen, wie Regentropfen, leuchtende und brennende Strahlen. Allahs Ratschluss und Sein Urteil, Seine Barmherzigkeit, die diese Existenz erhält und sich besonders Seinen Dienern zuwendet, und die Versorgung, die Allah dem einen mehr, den anderen knapp bemessen zuteilt; und die von der Erde zum Himmel aufsteigenden Seelen von Pflanzen, Tieren, Menschen und anderen Geschöpfen, die wir nicht einmal kennen, an Allah gerichtete Gebete oder die Engel und Geisteswesen, die auf Allahs Geheiß zur Erde kommen und wieder zum Himmel aufsteigen. (Qutb)

Diese Definition umfasst physische Dinge ebenso wie geistige: Wasser, das in die Erde einsickert und anderswo wieder zum Vorschein kommt; die Metamorphose vom Samenkorn zur Pflanze und von der lebenden Pflanze zu Kohle und Erdöl; Spuren alter Kunstgegenstände vergangener Kulturen, die in der Erde verschwinden und sich dem Anblick und Bewusstsein späterer Generationen wieder zeigen; die Transformation toter Körper von Mensch und Tier in Elemente, die neues Leben ernähren; der Aufstieg menschlicher Sehnsucht, Hoffnungen und Bestrebungen zum Himmel, und das Herabsteigen der Inspirationen Allahs in das Gemüt der Menschen und damit eine Wiederbelebung des Imaans und Denkens, die zum Entstehen neuer Fähigkeiten und neuer Hoffnungen führt: kurz, die endlose Ketten von Geburt, Tod und Wiederbelebung, die Allahs Schöpfung charakterisiert. (Asad)

Bereits ein einziger Aja des Qur'an wie dieser legt Zeugnis dafür ab, das der Qur`an nicht von einem Menschen verfasst sein kann, denn kein Mensch hat eine so umfassende Einsicht in die Zusammenhänge dieser Existenz. (Qutb)

Wenn jemand trotz all seiner Rebellion gegen Ihn in Seinem Reich nicht bestraft wird, dann liegt das nicht daran, dass es ein gesetzloses Reich ist oder Er ein Herrscher, der etwas übersieht, sondern daran, dass Er barmherzig und vergebene ist. Obgleich es in Seiner Macht steht, die Ungerechten unmittelbar zu erfassen, tut Er dies nicht. Seine Barmherzigkeit verlangt von Ihm, trotz Seiner Allmacht Seinem ungehorsamen Diener reichlich Spielraum zu geben, umzukehren und von seinem bösen Verhalten abzustehen, und ihm zu vergeben, sobald er dies tatsächlich tut. (Mauduudi)

 

3. Diejenigen, die kaafir sind, sagen: „Die Stunde wird niemals über uns kommen."10 Sprich:11 „Nein, bei meinem Herrn,12 sie wird ganz gewiss über euch kommen - bei Ihm, Der das Verborgene kennt,13 vor Dem auch nicht das Gewicht eines Stäubchens in den Himmeln und auf Erden verborgen ist, noch was kleiner ist als dies oder größer, sonder vielmehr in einem deutlichen Buch (aufgezeichnet) ist.14

10. Die letzten beiden Ajas haben uns darauf vorbereitet, die Position der Kaafirs in Allahs großem Universum zu erkennen. Sie sind der Misston in der universalen Harmonie des Gebets und der Lobpreisung. Ihre Existenz ist darauf zurückzuführen, dass dem Menschen in gewissem Masse Willensfreiheit gewährt wurde, ein anvertrautes Gut, das die Kaafirs missbraucht haben (vergleiche Suura 33:72 und die entsprechenden Fußnoten). Sie müssen ausgesondert werden und werden dies auch (vergleiche unten Aja 5). Denn nichts ist in der Welt, der physischen ebenso wie der moralischen und geistigen, sicherer als die Tatsache, dass jede Ursache, sei sie groß oder klein, die ihr entsprechende Wirkung hat. (Juusuf `Allii)

Dass die Kaafirs das zukünftige Leben leugnen, liegt daran, dass ihnen das Verständnis für Allahs Weisheit und Seine Entscheidung fehlt. Denn Allahs Weisheit lässt es nicht zu, dass der Mensch sinnlos erschaffen wurde, sondern verlangt eine Abrechnung, so dass den Guten ihr Gutes und den Bösen ihr Böses vergolten wird. Jeder, der Allahs Weisheit begreift, begreift auch die Notwendigkeit einer Verwirklichung von Allahs Versprechen. Die Kaafirs sind jedoch von dieser Weisheit getrennt und reden daher in dieser Weise. (Qutb)

Diese Behauptung der Kaafirs hat eine zweifache Bedeutung:

1. "Das Universum hat weder einen Anfang noch ein Ende; es kann sich nur verändern, aber nicht aufhören zu existieren." Dies ist gleichbedeutend mit einer Leugnung der Tatsache, dass Allah allein ewig ist.

2. "Es gibt keine Auferstehung und kein Gericht Allahs, wie es mit dem Begriff der Letzten Stunde ausgedrückt wird."

Dies ist gleichbedeutend mit einer Leugnung des Lebens nach dem Tode und damit allen Sinnes und Zwecks, der mit dem menschlichen Leben als solchem verbunden ist. (Asad)

11. Damit ist in erster Linie der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, angesprochen. (Darjabaadi)

12. Die stärkste Betonung und die vollkommenste Zusicherung wird durch diese Bezugnahme auf die Autorität Gottes selbst, des Meisters des Gerichtstages, zum Ausdruck gebracht. (Juusuf `Allii)

13. Allah spricht die Wahrheit und ebenso Sein gesandter. Jene Kaafirs haben keinen Einblick in das Verborgene und behaupten also etwas, was sie nicht wissen. (Qutb)

14. In der symbolischen Sprache unserer Alltagserfahrung ist eine Aufzeichnung dauerhafter als das Gedächtnis: in der Tat ist sie für alle Zukunft beständig, wenn sie sorgfältig genug aufbewahrt wird. Wenn sie außerdem in deutlicher Sprache abgefasst ist und keine Ungenauigkeiten enthält, kann sie immer mit völliger Präzision und ohne jeden Zweifel gelesen werde. Wende diese Eigenschaften, frei von allen menschlichen Defekten, auf Allahs Gesetze und Beschlüsse an. Sie sind unfehlbar und von Dauer. Alles, ob es groß ist oder klein, erhält die ihm zustehende Beachtung - den Lohn für das Gute und die Strafe für das Böse. (Juusuf `Allii)

 

4. Damit Er diejenigen, die mu’min sind und gute Werke tun, belohne. Sie sind es, denen Vergebung und eine ehrenvolle Versorgung15 zuteil werden soll.

15. "Versorgung, Unterhalt": geistig in geistigen Dingen und physisch in physischen Dingen. Es bedeutet nicht nur Befriedigung eines Wunsches sondern auch die Bereitstellung der Mittel, um das bereits Erlangte zu erhalten und neue Ziele zu erreichen. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 8:4 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

5. Diejenigen aber, die bemüht sind, sich Unseren Zeichen zu entziehen,16 die sollen eine Strafe von17 schmerzlicher Pein erleiden.

16. Vergleiche auch Suura 12:51. Allahs Plan kann nicht zunichte gemacht werden. Diejenigen, die sich ihm entgegenstellen, werden letztendlich zugrunde gehen. (Juusuf `Allii)

17. Der Partikel min ("von") vor "ridschs" (wörtlich: "nichtwürdig") weist darauf hin, dass das Leiden, das die Ungerechten im zukünftigen leben erwartet, eine logische folge ihres absichtlich bösen Verhalten in diesem Leben ist. (Asad)

 

6. Und diejenigen, denen Wissen gegeben worden ist, sehen, dass wahrlich das, was dir von deinem Herrn herabgesandt worden ist,18 die Wahrheit ist und dass es auf den Weg des Allmächtigen, des Preiswürdigen leitet.19

18. Den Zweifeln und sinnlosen Vorstellungen der Unwissenden wird die Gewissheit des Wissens der Erleuchteten gegenübergestellt: dass Allah sich offenbart, und dass Seine Offenbarung wahr ist und zum Pfad der wirklichen Rechtsleistung führt. Dieser Pfad ist der Pfad Allahs, der in Seiner unendlichen Liebe und Barmherzigkeit alles Lobes und Preises würdig ist. (Juusuf `Allii)

Diejenigen, denen frühere heilige Schriften gegeben wurden, sehen dies ein. (Darjabaadi)

Damit sind in erster Linie die Anhänger früherer Schriftreligionen gemeint, die von ihren eigenen Schriften her wissen, dass der Qur`an die Wahrheit ist und auf den Weg des Erhabenen, Gepriesenen führt. Darüber hinaus sind damit diejenigen gemeint, die - unabhängig von Zeit und Ort, von Volk oder Generation - Wissen erhalten haben und die erkennen, dass dies wahr ist. Der Qur`an steht allen Generationen offen, und die darin enthaltenen Wahrheiten enthüllen sich von selbst jedem, der über wirkliches Wissen verfügt. Er ist der Schlüssel für die Wahrheiten in diesem gesamten Dasein. (Qutb)

19. Der "Weg des Allmächtigen, Preiswürdigen" ist der Weg, den Er für Seine Schöpfung wollte und dem Menschen mitgeteilt hat, so dass dieser in Harmonie mit der Umwelt, in die er gestellt wird, leben kann. Es sind die Gesetzmäßigkeiten, auf denen die gesamte Existenz mitsamt allem menschlichen Leben darin beruht. (Qutb)

 

7. Und diejenigen, die nicht den Imaan verinnerlichen, sagen:20 „Sollen wir eich einen Mann zeigen,21 der euch verkünden wird, dass ihr, wenn ihr vollkommen zerfallen sein werdet, zu einer neuen Schöpfung werdet?"22

20. Zueinander. (Darjabaadi)

Im Spott. (Juusuf `Allii)

21. Dies ist eine gegen den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gerichtete Stichelei, die sich jedoch auch gegen alle wendet, die ein zukünftiges Leben verkünden. „Wie ist es möglich," so sagen die Kaafirs, „dass ein Menschenkörper, der zu Staub zerfallen ist, wieder aufersteht und zu einer neuen Schöpfung wird?" Sie fügen dann gewöhnlich hinzu, dass derjenige, der dies verkündet, ihrer Ansicht nach andere in die Irre führt oder selbst geistig verwirrt ist. (Juusuf `Allii)

22. Die kaafir Araber leugnen die Auferstehung völlig und betrachteten jemanden, der eine solche Lehre verkündete, mit größtem Misstrauen. (Darjabaadi)

 

8. Hat er eine Lüge gegen Allah erdichtet oder ist er besessen?23 - Nein, sondern jene, die nicht ans Jenseits den Imaan verinnerlichen, befinden sich in der Strafe und in großem Irrtum.24

23. "Ein solcher Prediger", so meinen sie, "lügt entweder absichtlich oder ist geistig gestört." (Darjabaadi)

Die Führer der Quraisch wussten sehr wohl, dass es kür gewöhnliche Menschen äußerst schwierig war, Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, der absichtlichen Lüge zu bezichtigen, denn jeder wusste, dass er eine völlig vertrauenswürdige Person war, so dass niemand jemals von ihm ein unwahres Wort gehört hatte. Deswegen warfen sie ihm alternativ dazu geistige Unzurechnungsfähigkeit vor, aber dies war ebenso absurd. Deswegen ist es hier auch nicht nötig, diese Vorwürfe zurückzuweisen, sondern es wird nur die Verwunderung über die Vorwürfe selbst zum Ausdruck gebracht. (Mauduudi)

Eine Antwort ist folgende: Das zukünftige Leben ist die wahrste aller Wahrheiten. Ein Mensch, der dies lehrt, ist weit davon entfernt, geistig verwirrt zu sein, während diejenigen, die es leugnen, über kein wirkliches Wissen verfügen und bezüglich ihrer Seelen in tatsächlicher Gefahr sind, denn sie verfolgen die Wahrheit und müssen dabei nicht nur eine Niederlage erleiden, sondern entkernen sich weiter und weiter von der Realität und leiden unter den schlimmsten Wahnvorstellungen bezüglich der geistigen Welt. (Juusuf `Allii)

24. Die Strafe kann die sein, die sie im Jenseits trifft und die sie mit Gewissheit treffen wird, sie kann aber auch den Ausdruck bedeuten: Weil die Kaafirs das Jenseits nicht wahrhaben wollen, befinden sie sich nicht nur im Irrtum, sondern auch schon in der Strafe. Dies ist eine tiefe Bedeutung, denn diejenigen, die nicht an das Jenseits den Imaan verinnerlichen, leben im Grunde in seelischer Qual, ohne Hoffnung auf Gerechtigkeit oder Belohnung oder eine Art Ersatz für das was sie betroffen hat. Im Leben gibt es manchmal kleine Prüfungen, die den Menschen überwältigen, die er aber meistern kann, wenn er an die Gerechtigkeit am Jüngsten Tag den Imaan verinnerlicht, an die Belohnung derer, die Gutes getan haben, und die Bestrafung derer, die Böses angerichtet habe. Dort im Jenseits, wo er die Gegenwart und das Wohlgefallen des Schöpfers erleben kann, Dem nichts entgeht, sei es kleiner als ein Atom oder größer. Wer solch ein leuchtendes Zufriedenheitschenkendes Fenster nicht hat, der befindet sich in Unruhe und seelischer Qual schon in diesem Leben, bevor die Strafe im Jenseits über ihn kommt.

Gewissheit und Vertrauen auf ein zukünftiges Leben ist eine Barmherzigkeit und ein Geschenk Allahs für diejenigen, die durch die Aufrichtigkeit ihrer Herzen, ihr Streben nach Wahrheit und den Wunsch nach Rechtleitung dessen würdig sind. (Qutb)

Wörtlich: "In entkerntem Irrtum". Vergleich hierzu auch Suura 12:8 und 95 sowie die entsprechenden Fußnoten. Die Konstruktion dieses Satzes weist eindeutig auf Leiden in dieser Welt hin (im Gegensatz zum oben in Aja 5 erwähnten Leiden im zukünftigen Leben), denn während die Vorstellung des "Irrtums" in bezug auf das zukünftige Leben sinnlos ist, hat eine offensichtliche Bedeutung im Zusammenhang mit moralischer und gesellschaftlicher Verwirrung und damit mit individuellem und gemeinschaftlichem Leiden - den unvermeidlichen Folgen des Verlusts an Imaan an die Existenz absoluter ethischer Werte und damit an das endgültige göttliche Gericht aufgrund dieser Werte. (Asad)

 

9. Sehen sie denn nicht, was vor ihnen und was hinter ihnen ist - vom Himmel und von der Erde?25 Wenn Wir wollten, könnten Wir sie in der Erde verschwinden lassen26 oder ein Stück vom Himmel auf sie herabfallen lassen.27 Wahrlich, darin ist ein Zeichen28 für jeden Diener (Allahs), der reuevoll umkehrt.29

25. Menschen, die sich in geistiger Finsternis bewegen und das zukünftige Leben leugnen, brauchen nur Allahs Macht in der sie umgebenden Natur zu beobachten. Derjenige, der Himmel und Erde erschaffen hat und erhält, kann sicherlich auch eine neue Schöpfung hervorbringen. Und die kosmischen Gesetzmäßigkeiten, die so gerecht und unausweichlich sind, sollten ihnen eine Vorstellung von der unbestechlichen Gerechtigkeit vermitteln, die letztendlich das Gleichgewicht wiederherstellt.

(Juusuf `Allii)

Wörtlich: "...was von Himmel und Erde zwischen ihren Händen ist und was davon hinter ihnen ist". So wie in Suura 2:255, so betont auch in diesem Zusammenhang diese Redewendung die Bedeutungslosigkeit des menschlichen Wissens oder des Wissens, das Menschen zugänglich ist. Wie kann also ein Mensch so anmaßend sein, die Wirklichkeit der Auferstehung und des Lebens nach dem Tod zu leugnen, während er doch sehen muss, dass dies ein Phänomen außerhalb des menschlichen Wahrnehmungsbereiches ist, während andererseits alles im Universum auf Allahs unbegrenzte Schöpferkraft hinweist? (Asad)

26. Nämlich in einem Erdbeben. (Asad)

Vergleiche auch Suura 16:45 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

27. Vergleiche auch Suura 26:187 und die entsprechenden Fußnoten. Dies wurde buchstäblich als Herausforderung Schu’aib, Allahs Segen und Frieden auf ihm, entgegengehalten, aber letztendlich fiel ein Regen aus Asche und Bimsstein auf die Herausforderer herab. (Juusuf `Allii)

Diese Anspielung auf unberechenbare geologische und kosmische Zwischenfälle - Erdbeben, Absturz von Meteoriten, kosmische Strahlung und so weiter - verstärkt die Aussage, dass doch sehr wenig von Himmel und Erde von den Menschen offen zugänglich ist und sehr vieles vor ihnen verborgen bleibt, und stellt die Machtlosigkeit des Menschen Gottes Allwissenheit und Allmacht gegenüber. (Asad)

28. Ein Zeichen der Herrlichkeit Allahs. (Darjabaadi)

29. Vergleiche auch den letzten Satz in Suura 24:31 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Wer weder von Vorurteilen belastet noch stark starrsinnig ist, sondern aufrichtig Allahs Rechtleitung sucht, kann aus der Beobachtung der Erde und des Himmels vieles lernen. Wessen Herz aber von Allah abgewendet ist, wird nie irgendeins von den Zeichen wahrnehmen, die auf die Wahrheit hinweisen. (Mauduudi)

 

Abschnitt 2

10. Und Wir haben bereits Daawuud Huld von uns zuteil werden lassen30 „O ihr Berge, singt mit ihm (Allahs) Lob und ebenso die Vögel."31 Und Wir machten für ihn das Eisen weich,32 -

30. Die Berichte erzählen, dass Daawuud, Allahs Segen und Frieden auf ihm, eine außerordentlich schöne und eindrucksvolle Stimme hatte, mit der er seine "Masamir" (Lobgesänge) zu singen pflegte. Ein Bericht von Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, besagt, dass er eines Nachts die Stimme eines Gefährten beim Rezitieren des Qur`ans hörte. Er verharrte und unter dem Eindruck dessen, was er hörte, sagte er: „Er wurde mit einem "Mismar" (Lobgesang) und den "Masamir" Daawuuds gesegnet."

Der Aja beschreibt die Gabe Allahs, die Er Daawuud - Friede sei mit ihm - verlieh, der eine solche überirdische Reinheit in seinen Lobgesängen erreichte, dass die Schranken zwischen seiner Existenz und der der übrigen Schöpfung aufgehoben wurden. Sein wahrer Ursprung verband sich mit dem Ursprung im Lobpreisen ihres Schöpfers und seines Schöpfers. (Qutb)

Vergleiche Suura 21:79-80 und die entsprechenden Fußnoten. Daawuud, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war eine besondere Begabung zum Gesang und zu religiöser Musik verliehen worden, wie sie sich in den Psalmen zeigt. Die gesamte Natur - Berge und Vögel - singen und geben das Echo der Lobpreisung Allahs zurück. (Juusuf `Allii)

Allah gab ihm moralische und geistige Auszeichnung. (Darjabaadi)

Dies ist mit der elliptischen Bezugnahme auf die Umkehr im vorigen Aja verbunden. In dieser Hinsicht ist Daawuud, Allahs Segen und Frieden auf ihm, besonders erwähnenswert, denn als ihm plötzlich bewusst wurde, dass er einen Fehler begangen hatte, wandte er sich zu Allah und bat Ihn um Vergebung. Vergleiche hierzu auch Suura 38:24. (Asad)

Allah hatte Daawuud, Allahs Segen und Frieden auf ihm, mit zahlreichen Gaben bedacht. Er war ursprünglich ein gewöhnlicher junger Mann aus dem Stamm Juda, der in Bethlehem lebte. In einem Feldzug gegen die Philister tötete er Dschaluud und gelangte plötzlich unter den Israeliten zu Ehren, so dass er schließlich nach dem Tod des Königs Saul dessen Nachfolger wurde. Er machte Jerusalem zur Hauptstadt des Königreiches Israel. Unter seiner Herrschaft wurde zum erstenmal in der Geschichte ein Königreich errichtet, das sich zum Dienst an dem Einen Gott bekannte. Darüber hinaus erhielt er Allahs Gaben des Wissens und der Weisheit sowie die Eigenschaften der Gerechtigkeit, Barmherzigkeit und Wahrheitsliebe. (Mauduudi)

31. Wörtlich: "Wir machten dienstbar". (Asad)

32. Eisen oder Stahl ist hartes Material, aber in den Händen eines geschickten Handwerkers wird es weich und formbar und kann zur Herstellung von Geräten zur Verteidigung der Gerechtigkeit verwendet werden. Im buchstäblichen Sinne sind dies Kettenhemden und Verteidigungswaffen, deren Herstellung in der Überlieferung Daawuud, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zugeschrieben wird. Aber auch für den Kampf in der geistigen Welt sind Waffen notwendig, und diese werden aus den härtesten Fakten des Lebens hergestellt. (Juusuf `Allii)

Der Begriff Hadiis bezeichnet in erster Linie etwas, das sowohl im buchstäblichen wie auch im übertragenen Sinne "scharf" ist. Die letztere Bedeutung ist in Suura 50:22 belegt. Als Nomen mit dem bestimmten Artikel bezeichnet das Wort "alles, was scharf ist" oder "Schärfe", aber auch "Eisen". Dass Allah alle "Schärfe" in Daawuud, Allahs Segen und Frieden auf ihm, weich gemacht hat, ist offensichtlich eine Anspielung auf seinen feinen Schönheitssinn, wie er in den Psalmen zum Ausdruck kommt, sowie auch auf seine Güte und Demut. Die andere Bedeutung, dass nämlich Allah „das Eisen für ihn weich gemacht hat", kann ein Hinweis auf seine Fähigkeiten als Dichter, Krieger und Herrscher sein. (Asad)

 

11. (Und Wir trugen ihm33 auf:) „Stelle Panzerhemden her und füge die Maschen der Ketten nach Maß sorgfältig ineinander.34 Und tut gute Werke.35 Wahrlich, Ich sehe alles was ihr tut."36

33. Damit ist Daawuud, Allahs Segen und Frieden auf ihm, angesprochen. (Darjabaadi)

34. Die Herstellung von Panzerhemden ist eine komplizierte Kunst, denn die Kettenglieder müssen ineinander passen, damit dieses Kleidungsstück bequem im Kampf getragen werden kann. (Juusuf `Allii)

Das Adjektiv "saabiraa" سَابِغَا bezeichnet alles, was "angemessen", "reichlich" oder "vollkommen" ist. Im Plural erfüllt es die Funktion des Nomens, das es bezeichnet, und bedeutet wörtlich "reichliche oder vollkommene Dinge (oder Taten)", das heißt gute Handlungen, die ohne Vorbehalte oder reichlich ausgeführt werden. Vergleiche auch eine andere Belegstelle im Qur`an in Suura 31:20. (Asad)

Vergleiche auch Suura 21:80 und die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

35. Beachte den Übergang vom Singular in "mache für sie Kettenhemden" zum Plural in "und tut das Rechte". Das erste ist an Daawuud, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gerichtet, das zweite sowohl an ihn als auch an sein ganzes Volk. Er stellte die Kettenhemden her, aber sie sollten nicht nur von ihm , sondern auch von seinen Soldaten getragen werden. Aber sowohl er selbst als auch sein Volk sollten darauf achten, dass sie nicht vom rechten Weg abwichen. Kampf ist gefährlich und kann leicht (wie es auch oft der Fall ist) in reine Gewaltanwendung ausarten. Sie sollten darauf achten, dass dies nicht geschieht, und ihnen wurde mitgeteilt, dass Allah über ihnen wacht, wie es mit dem Personalpronomen im Singular ("Ich") besonders hervorgehoben wird. (Juusuf `Allii)

36. Darum seid rechtschaffen und gewissenhaft in allen euren Worten und Taten. (Darjabaadi)

 

12. Und Suleymaan (machten Wir) den Wind dienstbar; sein Morgenweg37 war ein Monat und sein Abendweg war ein Monat.38 Und Wir ließen eine Quelle von geschmolzenem Erz für ihn fließen.39 Und von dem Dschinn40 arbeiteten welche unter ihm41 mit Erlaubnis seines Herrn42 Und wer von ihnen sich abwendet von Unserem Befehl,43 den lassen Wir die Strafe der Feuerglut kosten.

37. Vergleiche auch Suura 21:81-82 und 38:36-38 sowie die entsprechenden Fußnoten. Die Winde sind schnell und können an einem kurzen Morgen oder Abend einen Weg zurücklegen, zu dem Reisende zu Fuß oder im Ochsenwagen einen ganzen Monat brauchen. Dies erscheint in unserer Zeit, wo Flugzeuge eine Geschwindigkeit von über 600 km pro Stunde erreichen, eine eher untertriebene Aussage.

(Juusuf `Allii)

38. In den Fußnoten zu Suura 21:82 wird mehr über die mit Suleymaans Person verknüpften Legenden erläutert. (Asad)

39. Vergleiche auch in der Bibel:

 Der Bau des Tempels

Und Salomo fing an, das Haus des Herrn zu bauen in Jerusalem auf dem Berge Morija, wo der Herr seinem Vater David erschienen war, an der Stätte, die David auf der Tenne Araunas, des Jebusiters, zubereitet hatte. Im zweiten Monat am zweiten Tage im vierten Jahr seiner Herrschaft fing er an zu bauen. Und dies sind die Maße, nach denen Suleymaan das Haus Gottes baute: die Länge sechzig Ellen nach altem Maß, die Breite zwanzig Ellen. Und die Vorhalle, die sich davor befand, war nach der Breite des Hauses zwanzig Ellen lang, die Höhe aber war hundertzwanzig Ellen, und er überzog sie innen mit lauterem Gold. Die große Halle aber täfelte er mit Zypressenholz und überzog sie mit dem besten Gold und brachte darauf Palmen und Blumenwerk an. Und er zierte die Halle mit edlen Steinen zum Schmuck, das Gold aber war Parwajim-Gold. Und er überzog die Halle, die Balken und die Schwellen samt ihren Wänden und Türen mit Gold und ließ auf die Wände Cherubim schnitzen. Er machte auch den Raum des Allerheiligsten. Dessen Länge war zwanzig Ellen nach der Breite des Baues, und seine Breite war auch zwanzig Ellen, und er überzog ihn mit dem besten Gold, an sechshundert Zentner; und er gab auch für die Nägel fünfzig Lot Gold an Gewicht und überzog die Obergemächer mit Gold. 1Er machte auch im Raum des Allerheiligsten zwei Cherubim, kunstreiche Werke, und überzog sie mit Gold. Und die Länge der Flügel der Cherubim war zwanzig Ellen, so dass ein Flügel fünf Ellen hatte und die Wand des Hauses berührte und der andere Flügel auch fünf Ellen hatte und den Flügel des andern Cherubs berührte. So hatte auch der eine Flügel des andern Cherubs fünf Ellen und berührte die Wand des Hauses, und sein anderer Flügel hatte auch fünf Ellen und berührte den Flügel des andern Cherubs, so dass diese Flügel der Cherubim zwanzig Ellen weit ausgebreitet waren. Und sie standen auf ihren Füßen, und ihr Antlitz war zur Halle hingewandt. Er machte auch einen Vorhang von blauem und rotem Purpur, von Scharlach und feiner Leinwand und brachte Cherubim darauf an.

Die beiden Säulen vor dem Tempel

Und er machte vor dem Hause zwei Säulen, fünfunddreißig Ellen hoch, und den Knauf oben darauf fünf Ellen und machte Ketten zum Gitterwerk und tat sie oben an die Säulen und machte hundert Granatäpfel und tat sie an die Ketten und richtete die Säulen auf vor dem Tempel, eine zur Rechten und die andere zur Linken, und nannte die zur Rechten Jachin und die zur Linken Boas.

Beschreibung einzelner Geräte des Tempels

Er machte auch einen akupfernen Altar, zwanzig Ellen lang und breit und zehn Ellen hoch.

Und er machte das Meer, gegossen, von einem Rand zum andern zehn Ellen breit, ganz rund, fünf Ellen hoch, und eine Schnur von dreißig Ellen konnte es umspannen. Und unter ihm umgaben es ringsum Gestalten, Rindern vergleichbar; und es waren um das Meer her zehn Knoten je Elle; zwei Reihen bildeten die Knoten, die bei dem Guss mit angegossen waren. Es stand aber auf zwölf Rindern, von denen drei nach Norden gewandt waren, drei nach Westen, drei nach Süden und drei nach Osten, und das Meer stand oben auf ihnen; und ihre Hinterteile waren alle nach innen gekehrt. Die Stärke seiner Wand war eine Hand breit, und sein Rand war wie eines Bechers Rand, wie eine aufgegangene Lilie, und es fasste dreitausend Eimer. Und er machte zehn Kessel. Von ihnen stellte er fünf zur Rechten und fünf zur Linken, um in ihnen zu waschen - nämlich was zum Brandopfer gehört, sollte man darin abspülen -; das Meer aber stellte er auf, dass sich die Priester darin waschen sollten. Er machte auch zehn goldene Leuchter, wie sie sein sollten, und stellte sie in die Tempelhalle, fünf zur Rechten und fünf zur Linken, und machte zehn Tische und tat sie in die Tempelhalle, fünf zur Rechten und fünf zur Linken, und machte hundert goldene Schalen.

Er machte auch einen Vorhof für die Priester und einen großen Vorhof und Türen für den Vorhof und überzog die Türen mit Kupfer und setzte das Meer rechts vor das Haus nach Süden hin. Und Hiram machte Töpfe, Schaufeln und Becken. Danach vollendete Hiram die Arbeit, die er für den König Suleymaan tat am Hause Gottes, nämlich die zwei Säulen mit den kugligen Knäufen oben auf beiden Säulen und die zwei Gitterwerke, zu bedecken beide kugligen Knäufe oben auf den Säulen, und die vierhundert Granatäpfel an den beiden Gitterwerken, zwei Reihen Granatäpfel an jedem Gitterwerk, zu bedecken beide kugligen Knäufe, die oben auf den Säulen waren. Auch machte er die Gestelle und die Kessel auf den Gestellen und das Meer und die zwölf Rinder darunter; dazu machte Hiram, sein Berater, dem König Suleymaan Töpfe, Schaufeln, Gabeln samt allen Gefäßen für das Haus des Herrn von geglättetem Kupfer. In der Gegend des unteren Jordans ließ sie der König gießen in der Gießerei von Adama, zwischen Sukkot und Zereda. Und Suleymaan machte sehr viele von allen diesen Geräten, so dass das Gewicht des Kupfers nicht zu erforschen war. Und Suleymaan machte alles Gerät für das Haus Gottes, nämlich den goldenen Altar und die Tische mit den Schaubroten darauf, die Leuchter mit ihren Lampen von lauterem Gold, dass sie brennen vor dem Chorraum nach der Ordnung. Und die Blumen und die Lampen und die Scheren waren golden, das war alles ganz aus Gold; 22auch die Messer, Schalen, Löffel und Pfannen waren von lauterem Gold. Und an den Eingängen des Hauses waren die inneren Türen zum Allerheiligsten und die Türen zur Tempelhalle aus Gold. 2. Chronik 3 und 4.

(Juusuf `Allii)

Einige frühere Kommentatoren waren von der Annahme ausgegangen, dass es sich hierbei um eine Quelle handelte, die für Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, aus der Erde hervorbrach und aus der geschmolzenes Kupfer floss statt Wasser. Eine andere Interpretation ist jedoch die, dass zur Zeit Suleymaans die Bearbeitung von Kupfer zu verschiedenen Zwecken in so großem Maße geschah, dass dies nur mit diesem Bild von einer "Quelle geschmolzenen Kupfers" beschrieben werden kann. (Mauduudi)

40. Dschinn sind verborgene Wesen, die für die Menschen unsichtbar sind. Sie gehören einer anderen Schöpfungskathegorien Allahs an, und wir Menschen können über sie nur das wissen, was Allah uns über sie mitteilt. Hier wird uns beispielsweise mitgeteilt, dass eine Abordnung von ihnen in Suleymaans, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Dienste gestellt wurde, und zwar unter Strafandrohung für den Fall von Meuterei. (Qutb)

41. Vergleiche Suura 27:17 und die entsprechenden Fußnoten. Die Arbeiter, die hier als Dschinn bezeichnet werden, waren für grobe Arbeiten zuständig, die sie "vor Suleymaan", das heißt vor seinen Augen und unter der Aussicht seiner Leute verrichteten. Sie müssen von den geschickten Handwerkern unterschieden werden, die mit Herz und Seele für den Tempelbau arbeiten und die im nächsten Aja als "Haus Daawuuds" bezeichnet werden. (Juusuf `Allii)

Wörtlich: "Zwischen seinen Händen", das heißt seinem Willen unterworfen. Vergleiche auch Suura 21:82 und die entsprechenden Fußnoten Das Wort Dschinn übersetze ich mit "unsichtbare Wesen" (Asad)

42. Seinem kosmischen Willen entsprechend. (Darjabaadi)

43. Dies ist in diesem Falle gleichbedeutend mit dem Willen Seines Propheten Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm. (Darjabaadi)

 

13. Sie fertigten für ihn was er wollte: Bogenhallen, Bildwerke, Schüsseln (so groß) wie Wasserbecken44 und feststehende Kochkessel45 „Arbeitet nur,46 ihr vom Hause Daawuuds,47 in Dankbarkeit." Doch nur wenige Meiner Diener sind dankbar.48

44. "Michaariib" مِحَارِيب kann auf jede hohe, geräumige architektonische Struktur angewendet werden. Da sich dies hier auf den Tempel Suleymaans, Allahs Segen und Frieden auf ihm, bezieht, ist meiner Ansicht nach das Wort "Bögen" am ehesten angebracht. Diese Bögen waren dann Verzierungen in der Struktur des Tempels. "Bilder" waren dann die in 2. Chronik 4:3 erwähnten "Gestalten", die Ochsen und Cherubim glichen. Unter den "Becken" (vergleiche 2. Chronik 4:22) sind wahrscheinlich große runde Schüsseln zu verstehen, um die viele Menschen herumsitzen und essen konnten, wie es im alten Orient Sitte war. (Juusuf `Allii)

Das im Text verwendete Wort "tamaatiil" ist der Plural von "tamtiil", das im Arabischen für jedes Ding verwendet wird, das einem in der Natur erscheinenden Dinge wie beispielsweise einem Tier, einer Blume oder einem Fluss ähnelt. Aufgrund dessen bedeutet dieser Ausdruck nicht unbedingt, dass für Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Bilder von Menschen oder Tieren hergestellt wurden. Es kann sich auch um Blumenmuster, Landschaften oder verschiedene andere Dekorationen gehandelt haben. Missverständnisse sind dadurch entstanden, dass einige Kommentatoren angenommen haben, Suleymaan habe Bilder von Propheten und Engeln machen lassen. Diesbezügliche Hinweise haben sie den jüdischen Überlieferern entnommen und dazu erklärt, in früheren Gesetzessystemen sei es nicht verboten gewesen, solche bildlichen Darstellungen anzufertigen. Während sie jedoch diese Überlieferungen fraglos akzeptieren, sollten diese Kommentatoren sich einmal daran erinnern, dass Suleymaan dem Gesetz Muusas folgte, das solche bildlichen Darstellungen ebenso verbietet wie das Gesetz des letzten Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihnen allen. Die jüdischen Überlieferungen sind auch dahingehend kritisch zu betrachten, dass sie dem Propheten Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Verbrechen wie Polytheismus, Zauberei und Ehebruch unterstellen. (Mauduudi)

45. Dies vermittelt eine Vorstellung von der großzügigen und freigiebigen Gastfreundschaft, die Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, praktizierte. Große Töpfe dienten als Behälter für das Essen, das für die Gäste bereitstand. (Mauduudi)

46. Der Bau des Tempels war ein großes Ereignis in der Geschichte Israels. "Arbeitet!" ist hier die Parole, denn nur dies würde den Fortbestand des Königreichs Daawuuds rechtfertigen, das unter Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, seinen Höhepunkt erreichte. Ohne Arbeit - sowohl buchstäblich als auch im übertragenen Sinne - für gute Handlungen wäre all dieser Ruhm und all diese Macht fehl am Platze. Und so verfiel sie auch wenige Generationen später, als der Geist nachließ, der dahinter stand. (Juusuf `Allii)

"Arbeitet dankbar": arbeitet wie dankbare Diener. Rein verbale Dankbarkeit ist sinnlos. Ein wirklich dankbarer Mensch ist jemand, der sowohl die Gaben mit der Zunge anerkennt als auch entsprechend dem Willen seines Wohltäters praktisch nutzt. (Mauduudi)

47. Im Dienste Allahs. (Darjabaadi)

Diese Worte, in erster Linie an "die Leute" oder "die Familienangehörigen" Daawuuds, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gerichtet, sollen in Wirklichkeit alle Mu'mins ermahnen, denn alle sind geistig betrachtet "Daawuuds Kinder". (Asad)

48. Das heißt selbst unter denjenigen, die sich als Allahs Diener betrachten, denn wirklich dankbar gegenüber Allah ist nur jemand, der sich seiner Unfähigkeit bewusst ist, Allah wirklich angemessen zu danken. (Asad)

 

14. Und als Wir den Tod für ihn bestimmten,49 zeigte ihnen nichts seinen Tod an außer einem Wurm aus der Erde, der seinen Stock zernagte; und als er hinfiel,50 erkannten die Dschinn ganz deutlich, dass sie, wenn sie um das Verborgene gewusst hätten,51 nicht in der erniedrigenden Strafe verweilt hätten.52

49. Denn bei aller seiner Macht und Herrlichkeit war er doch sterblich. (Darjabaadi)

50. Diese Allegorie veranschaulicht drei Punkte:

1. Wie groß menschlicher Ruhm und menschliche Macht auch sein mögen, sie dauern nur eine Zeitlang und vergehen, vielleicht noch ehe man ihren Niedergang wahrnimmt.

2. Die bedeutsamsten Ereignisse werden vielleicht nicht durch eine großartige Ankündigung, sondern durch ein bescheidenes Wesen zum Vorschein gebracht, das unbekannt und unbemerkt wirkt und selbst eine starke Stützte zersetzt, auf die sich ein mächtiger Mann lehnt.

3. Arbeit, die nur aufgrund bloßer Gewalt oder Angst geleistet wird, wie es hier bei den Dschinn der Fall ist, kann nicht von Dauer sein. Dies wird im scharfen Gegensatz zu Allahs Macht und Herrlichkeit gestellt, die von Dauer ist und nicht zersetzt werden kann, und die nur durch eine gründliche Erziehung des Willens und des Herzens voll gewürdigt werden kann. In der obigen Geschichte von Daawuud, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ist seine Kraft als Kämpfer (vergleiche auch Suura 2:251) und sein Geschick bei der Herstellung von Waffen nur von Wert, wenn sie im Dienste Allahs und zu rechtschaffenen Zwecken verwendet werden. (Juusuf `Allii)

Dies ist eine weitere Geschichte von denen, die sich im Laufe der Zeit um Suleymaans, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Person gerankt haben und einen festen Bestandteil der arabischen Überlieferungen bildete. Im Qur`an wird sie benutzt, um einige seiner Lehren zu veranschaulichen. Nach obiger Geschichte starb Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, auf seinem Thron, während er sich auf seinen Stab lehnte, und eine Zeitlang bemerkte niemand seinen Tod. Die Dschinn, die für ihn Zwangsarbeit leisteten, setzten also die ihnen zugeteilten schweren Arbeiten fort. Im Laufe der Zeit zernagte jedoch eine Termite seinen Stab, und sein Körper, dem jetzt die Stütze fehlte, fiel zu Boden. Diese Geschichte, die hier nur im Umrissen angedeutet ist, ist allem Anschein nach als ein Gleichnis für die Zerbrechlichkeit und Bedeutungslosigkeit menschlichen Lebens und die Vergänglichkeit und Leere irdischer Macht und Größe benutzt worden. (Asad)

 

15. Wahrlich, für Sabaa53 war in ihren Wohnstätten ein Zeichen:54 zwei Gärten zur Rechten und zur Linken.55„Esst von der Versorgung eures Herrn und seid Ihm dankbar. Ein gutes Land56 und ein Herr voll der Vergebung."57

51. Die Dschinn betrachteten ihre Arbeit als Strafe, und dazu wurde sie auch. Diejenigen, die wie "Daawuuds Leute" am Tempel Suleymaans arbeiteten, freuten sich über ihre Arbeit als einen Dankbarkeitserweis gegenüber Allah, und ihre Arbeit wurde geheiligt. (Juusuf `Allii)

Al-Rayb, "was sich außerhalb des menschlichen Wahrnehmungsvermögens befindet", entweder in einem absoluten oder - wie in diesem Zusammenhang - in einem zeitgebundenen Sinne. (Asad)

Dies kann zweierlei bedeuten:

1. Die Dschinn bemerkten, dass ihr Anspruch, das Verborgene zu kennen, falsch war.

2. Diejenigen, die lehrten, die Dschinn verfügten über Wissen vom Verborgenen, mussten erfahren, dass diese kein solches Wissen hatten. (Mauduudi)

52. Sie hätten dann nämlich gewusst, dass Suleymaans, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Herrschaft über sie beendet war. In der für den Qur`an charakteristischen elliptischen Weise wird hier zuerst die Begrenztheit empirischen Wissens betont, einschließlich der Ergebnisse von Ableitungen und Schlussfolgerungen, die auf nicht mehr als auf wahrnehmbaren und berechenbaren Phänomenen beruhen, und zweitens die Unmöglichkeit, auf der Grundlage solcher begrenzten Bruchstücke des Wissens allein korrekt zu entscheiden, welche Verhaltensweise in einer gegebenen Situation richtig ist. Obwohl sich die Geschichte an sich auf "unsichtbare Wesen" bezieht, kann ihre moralische Lehre in der Aussage zusammengefasst werden, dass empirisches Wissen keine ethische Orientierung bieten kann, solange es nicht von der Rechtleitung Allahs begleitet und vervollständigt wird, was sich offensichtlich auch auf Menschen bezieht. (Asad)

53. dies ist dieselbe Stadt und dasselbe Gebiet in Jemen, von dem auch in Suura 27:22 die Rede ist; vergleiche dort auch die entsprechenden Fußnoten. Dort ging es um Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und die Königin Bilqis. Die hier erwähnte Geschichte ereignete sich einige Jahrhunderte später. Das Land war immer noch blühend und fruchtbar, reichlich bewässert mittels des Maarib Dammes. Seine Straße oder vielleicht auch seine Kanäle wurden auf beiden Seiten von Gärten gesäumt: an jedem beliebigen Ort waren immer zwei Gärten sichtbar. Das Land brachte Früchte, Gewürze und Weihrauch hervor. (Juusuf `Allii)

54. Dies schließt an den Aufruf zur Dankbarkeit gegenüber Allah im vorigen Abschnitt an, nämlich am Ende von Aja 13 oben. Der Reichtum von Sabaa war sprichwörtlich. (Asad)

55. Zwei Landstriche, die wie Gärten bepflanzt waren. (Darjabaadi)

56. Von Seiner Gnade wird nicht nur berichtet, dass Er diesem Volk ein gutes Land geschenkt hat, sondern darüber hinaus auch, dass Er ihm für seine bösen Handlungen und seinen Mangel an Dankbarkeit Vergebung gewährt. (Qutb)

57. Das Land war schön anzusehen und das Volk glücklich und reich. Die Menschen genossen Allahs Segen, denn Er ist gnädig und straft nicht für kleine menschliche Fehler oder Schwächen. (Juusuf `Allii)

 

16. Doch sie wendeten sich ab.58 Da ließen Wir über sie eine reißende Flut59 über den Damm60 hereinbrechen und verwandelten61 ihre beiden Gärten für sie in zwei Gärten, die bittere Früchte hervorbrachten und Tamarisken61a und einige wenige Lotosbäume.62

58. Sie wandten sich zu einer Verhaltensweise des Ungehorsams und der Undankbarkeit statt des Gehorsams und der Dankbarkeit. (Mauduudi)

59. In dieses paradiesische Land war Kufr und Unrecht eingedrungen. Vielleicht waren die Leute ihres Reichtums wegen arrogant geworden. Vielleicht waren sie zu stolz auf ihre Wissenschaften oder auf ihr Geschick beim Bau von Bewässerungsanlagen, wo ihre Vorfahren doch den wunderbaren Damm gebaut hatten. Vielleicht hatte sich die Bevölkerung in Reiche und Arme, Privilegierte und Unterprivilegierte gespalten, ohne Rücksicht darauf, dass Allah allen Seinen Geschöpfen vielfältige Gaben verliehen hat, und ihn dem sie anderen Menschen ihre Möglichkeiten versperrten. Vielleicht verstießen sie gegen die Naturgesetze, durch die sie ernährt und unterhalten wurden. Jedenfalls kam der Untergang. Wir wissen nicht, ob er allmählich kam oder plötzlich über sie hereinbrach. Die Gewässer von der Ostseite des Jemenitischen Gebirges waren durch den Damm von Maarib zu einem riesigen See aufgestaut worden. Eine mächtige Flut ließ den Damm brechen, und er ist seither nie wieder aufgebaut worden. Das war der Untergang; danach ist das Land wahrscheinlich allmählich verödet. (Juusuf `Allii)

60. "’Arim" عَرِم (Damm ) war möglicherweise ein Eigenname, kann aber auch einen großen, mit Steinen umsäumten Erdwall bedeuten, wie es der Maarib-Damm war, von dem immer noch Spuren existieren. (Juusuf `Ali)

Der Zeitpunkt dieser Katastrophe kann nicht genau bestimmt werden, aber der erste Bruch des Maarib-Dammes muss im zweiten nachchristlichen Jahrhundert stattgefunden haben. Das Gebiet von Sabaa wurde weitgehend verwüstet, und die dort ansässigen Stämme wanderten weiter in den Norden der arabischen Halbinsel aus. Allem Anschein nach ist später ein System von Dämmen und Bewässerungsanlagen repariert worden, aber das Land erlangte nie seinen früheren Wohlstand wieder. Wenige Jahrzehnte vor dem Auftreten des Islam brach der große Damm endgültig und vollends. (Asad)

61. Das bisher so reiche und fruchtbare Land in eine verödetes und verwüstetes Land. (Darjabaadi)

61a. Die zartblühende Tamariske ist ein malerischer und unempfindlicher, in Südosteuropa heimischer Blütenstrauch, der sich besonders gut für Heidegärten, auch auf recht trockenen und armen Böden eignet.

62. Der einstmalige "Gärten Arabiens" verwandelte sich in eine Wüste. Der einstmals reichlich vorhandenen Obstbäume wuchsen nun wild oder wichen wilden Pflanzen, die bittere Früchte trugen. Die Tamariske, von der nur die Zweige zu Flechtwerk zu gebrauchen sind, ersetzte die aromatischen Pflanzen und Blumen. Wilde Arten von Dombüschen, wie beispielsweise der wilde Lotusbaum, die weder Früchte trugen noch Schatten warfen, wuchsen anstelle der Granatäpfel, Dattelpalmen und Trauben. Der wilde Lotusbaum ist buschig, dornig und nutzlos. Durch entsprechende Züchtung und Veredelung kann er gute Früchte und manchmal auch Schatten geben und hat keine Dornen mehr; er ist dann ein Symbol für himmlische Glückseligkeit; vergleiche hierzu auch Suura 56:28. (Juusuf `Allii)

 

17. Dies war der Lohn, den Wir ihnen zuteil werden ließen, wegen ihres Kufrs.63 Und lohnen Wir solchermaßen nicht nur jene, die undankbar (sind und) äußerst den Kufr betreiben.64

63. "Kafuur" كَفُور ist eine Intensivform und bedeutet "diejenigen, die absichtlich und immer wieder Allah zurückweisen und für Seine Gnadengaben undankbar sind", wie aus ihrem ständigen unrechtmäßigen Handeln hervorgeht. (Juusuf `Allii)

64. Weder der Qur`an noch irgendeine authentische Überlieferung machen eine Aussage darüber, auf welche Weise sich die Leute von Sabaa unmittelbar vor dem Bruch des Dammes vergangen hatten. Diese Auslassung scheint jedoch beabsichtigt zu sein. Angesichts der Tatsache, dass die Geschichte von Sabaas Wohlstand und seinem anschließenden Untergang in Arabien sprichwörtlich geworden war, hat ihre Erwähnung im Qur`an wahrscheinlich eine rein moralische Bedeutung ähnlich der vorgehenden Geschichte von Suleymaans Tod, zumal beide Legenden in ihrer Fassung im Qur’an Gleichnisse für den vergänglichen Charakter menschlicher Macht und menschlicher Errungenschaften sind. Wie oben in Fußnote 54 erklärt wird, ist die Geschichte von Sabaa eng mit dem Phänomen wiederholter menschlicher Undankbarkeit verbunden. Vergleiche hierzu auch unten Aja 20 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

18. Und zwischen ihnen und den Städten, die Wir gesegnet haben, errichteten Wir hochragende Städte und bestimmten zwischen ihnen Reisestationen.65 „Reiset zwischen ihnen bei Nacht und bei Tag in Sicherheit."66

65. Hier wird anhand eines Beispiels die Gier der Leute von Sabaa geschildert, die ihren Wohnstand ruinierte und sie selbst zu Fall brachte. Die ante Weihrauchstraße verband Arabien mit Syrien und damit auch mit den blühenden Königreichen an Euphrat und Tigris auf der einen und Ägypten auf der anderen Seite sowie schließlich mit dem Römischen Reich am Mittelmeer. Jenseits von Jemen schloss sich die Strasse an den Überseeverkehr mit Indien, Malaya und China an. Die Straße von Jemen nach Syrien wurde stark frequentiert, und Madaa in Saalich war eine der Stationen unterwegs. Während der wirtschaftlichen Blütezeit war die Straße mit zahnreichen Rastplätzen (auch Städten) versehen, die einander so nahe nagen, dass die Reisenden sich "bei Nacht und bei Tag" unterwegs sein konnten. Der geringe Abstand der Rastplätze voneinander trug dazu bei, dass Straßenräuber nicht so leicht Überfälle wagten. (Juusuf `Allii)

"Die Städte, die Wir gesegnet haben": nämlich Makka und Jerusalem, die beide an dieser Karawanenstraße nagen. (Asad)

66. Vom Jemen bis an die syrische Grenze führte also der Weg durch bewohntes Gebiet, und die Abstände von einem Rastplatz zum anderen waren bekannt und bestimmt. Somit konnten die Reisenden im voraus ihre Tagesetappen planen und entscheiden, wo sie Mittagsrast hielten und wo sie übernachteten, im Gegensatz zur unbewohnten Wüste, wo man so lange unterwegs ist, bis man müde ist, und dann irgendwo rastet oder sein Zelt aufschlägt. (Mauduudi)

 

19. Da sagten sie:67 „Unser Herr, verlängere die Abstände zwischen unseren Reisestationen."68 Doch sie taten sich selbst unrecht.69 So machten Wir sie zu (abschreckenden) Geschichten70 und zerstörten sie ganz und gar. Wahrlich, darin sind Zeichen für jeden geduldigen Dankbaren.71

67. "Sie sagten/sprachen": hier und an anderen Stellen im Qur`an wird "sprechen" auch für Gedanken und Handlungen benutzt. Die Kommentatoren nennen dies die „Sprache der Tatsachen" im Gegensatz zur "verbalen Sprache". (Juusuf `Allii)

68. Um mehr von den Reisenden zu profitieren, indem sie diese auf einige wenige Rastplätze konzentrierten, die sie monopolisieren konnten, drosselten die gierigen Leute von Sabaa allmählich den Verkehr und ruinierten schließlich den Handel. Egoismus steht oft dem wirklichen eigenen Interesse direkt entgegen. Es ist eine historische Tatsache, dass mit dem Untergang des Jemen auch die große Handelsstraße von Jemen nach Syrien verfiel. Zweifellos gab es dafür physische Gründe, aber vor allem waren es moralische Gründe, nämlich das gierige Wesen der Menschen und ihr Abweichen von den höchsten Normen der Rechtschaffenheit. (Juusuf `Allii)

69. (Über die man allerorts spricht). (Paret)

Den Leuten von Sabaa war jede Möglichkeit gegeben worden. Sie verfügten über Wohlstand, Geschick und Handel sowie ein gesundes und schönes Land. Allem Anschein nach hatten sie auch bedeutende Tugenden, und solange sie diesen und dem Gesetz Allahs treu blieben, bleiben sie glücklich und zufrieden. Als sie jedoch selbstsüchtig und gierig wurden und andere um ihr Eigentum beneideten, statt sich darüber zu freuen, verloren sie Allahs Gnade und verkamen. Möglicherweise ändere sich das Klima, der Regenfall wurde spärlicher, oder die Wälder wurden abgeholzt; jedenfalls änderten sich die Handelswege, weil die Menschen die Tugenden aufgaben, die sie beliebt gemacht hatten. Hinter allen physischen Ursachen stand die Grundursache, dass sie anfingen, dem Geld zu dienen und gierig, egoistisch und materialistisch zu werden. Sie verfingen sich in Schaytans Fallstricken. Allmählich schieden sie aus der Geschichte aus. Nur Allahs Gnade kann wahres Glück und wahren Erfolg bringen, und Glück und Erfolg sind nur Fallstricke, wenn sie nicht für den höchsten Dienst an Allah und den Menschen genutzt werden. (Juusuf 'Allii)

70. Dies ist eine Anspielung auf die Massenauswanderung südarabischer Stämme in alle Richtungen, besonders nach Zentral- und Nordarabien, nachdem der Maarib-Damm gebrochen war. (Asad)

Die Banuu Dschassaan ließen sich in Jordanien und Syrien nieder, die Aus und Hasradsch in Jatrib und die Husaada in der Nähe von Dschiddach, um nur einige Beispiele zu nennen. (Mauduudi)

71. Erwähnt wird hier besonders Geduld und Dankbarkeit: Geduld in schlechten und Dankbarkeit in guten Zeiten. In der Geschichte von Sabaa finden wir sowohl für das eine als auch für das andere Hinweise. (Qutb)

Ein geduldiger und dankbarer Mensch verliert nicht sein inneres Gleichgewicht, wenn er von Allah Segen erhalten hat. Ein solcher Mensch ist in der Lage, aus der Geschichte von jenen Völkern zu lernen, die den Weg des Ungehorsams einschlugen, nachdem ihnen jede Möglichkeit des Fortschritts und Wohlstands gegeben worden war, und schließlich dafür zur Rechenschaft gesogen wurden. (Mauduudi)

 

20. Und wahrlich, Iblis bewies die Richtigkeit seiner Meinung über sie72 und sie folgten ihm bis auf einige wenige, die Mu'min waren.73

72. Vergleiche Suura 17:62. Aus Arroganz hatte Schaytan, dem von Allah eine Frist eingeräumt worden war, gesagt: „So werde ich gewiss seine (Adams) Nachkommen in meine Gewalt bringen bis auf einige wenige." Dies hatte sich nun im Fall der Leute von Sabaa als wahr erwiesen. Er hatte keine Macht, sie zu zwingen. Ihr eigener Wille war fehlgegangen und hatte sie in seine Gewalt gebracht. (Juusuf `Ali)

Vergleiche auch Suura 7:17, wo Iblis übe die Menschen sagt: „Du wirst die meisten von ihnen nicht dankbar finden." (Asad)

73. Die Geschichte zeigt, dass unter den Leuten von Sabaa eine kleine Gruppen von Menschen existierte, die an den Einen Gott den Imaan verinnerlichen. Aufgrund archäologischer Untersuchungen aufgefundene Inschriften legen Zeugnis ab. (Mauduudi)

 

21. Doch er hatte keine Macht über sie,74 außer dass Wir den erkennen (und unterscheiden) wollten,75 der an das Jenseits den Imaan verinnerlicht,76 von dem der darüber im Zweifel ist. Und dein Herr wacht über alle Dinge77

74. Vergleiche einen ähnlichen Satz, der in Suura 14:22 Iblis in den Mund gelegt wird, sowie auch die Fußnoten dort, aber auch Suura 15:39-40 und die entsprechenden Fußnoten. Obwohl sich dies auf den ersten Blick auf die Leute von Sabaa besieht, geht die Bedeutung, wie aus dem folgenden hervorgeht, sehr viel weiter, nämlich auf die Menschheit an sich (Asad)

75. Dies bedeutet nicht, dass Allah nicht alles weiß. Warum aber prüft Er uns dann? Damit will Er uns subjektiv helfen, unseren Willen zu üben, indem Er und vor die Frage stellt: „Werdet ihr Allah gehorchen oder einem anderen als Allah?" Vergleiche auch Suura 3:154 und die entsprechenden Fußnoten.

(Juusuf `Allii)

76. Die Mich weder für entfernt noch für gleichgültig halten, sondern wissen, dass Ich anwesend bin und eingreife. (Darjabaadi)

Da sie unter Meinem Schutz stehen, hast du keinen Einfluss über sie, denn dein Zugang zu ihren Seelen ist dir verwehrt. (Qutb)

77. Iblis hatte diese Möglichkeit bekommen, Menschen zu verführen, damit diejenigen, die an das zukünftige Leben den Imaan verinnerlichten, eindeutig von denen unterschieden werden konnten, die nicht daran den Imaan verinnerlichten. Der Mensch vernachlässigt seine Verantwortung, wenn er außer acht lässt, dass Allah ihn dereinst zur Rechenschaft ziehen wird. (Mauduudi)

 

Abschnitt 3

22. Sprich: „Ruft diejenigen an,78 die ihr neben Allah wähnt".79 Sie haben keine Macht auch nur über das Gewicht eines Staubkorns80 in den Himmeln und auf Erden. An keinem von beiden haben sie Anteil, noch hat Er an ihnen einen Helfer.81

78. Bisher lag der Schwerpunkt auf der Leugnung des zukünftigen Lebens. Hier kehrt die Thematik wieder zum Götzendienst zurück. (Mauduudi)

Es folgt ein kurzer Exkurs zum Thema "Schirk und der imaan der Einheit", ein Exkurs, der aber das menschliche Herz durch die gesamte Existenz wandern lässt: das Sichtbare und das Verborgene, das Gegenwärtige und das Zukünftige, die Himmelssphäre und die Erde, das Diesseits und das Jenseits. All dies erfolgt in starker Betonung, die wirkt wie Schläge, wie hämmernde Schläge, ((Sprich ... Sprich ... Sprich)), und jede Aussage ist mit Argumenten und mächtigen Beweisen belegt. (Qutb)

79. Andere Verehrungsobjekte wie das eigene Ich, Geld, Macht oder Dinge, die uns nach unserer Vorstellung Glück oder Erfolg bringen, obgleich sie in Wirklichkeit nichts von diesem tun können. (Juusuf `Allii)

Von Allah ist das Schicksal von Individuen und Nationen abhängig, wie aus den Geschichten von Daawuud, Suleymaan und dem Volk von Sabaa ersichtlich wurde. Wer dies bezweifelt, kann versuchen, jene selbst gemachten Gottheiten anzurufen, um zu sehen, ob sie in der Lage sind, das Schicksal zu beeinflussen. (Mauduudi)

80. Die falschen Gottheiten haben keinerlei Macht, weder im Himmel noch auf der Erde. Sie können weder unser geistiges noch unser alltägliches irdisches Leben beeinflussen. Die Annahme, sie hätten irgendwelchen Anteil an Allahs Macht oder könnten Allah zur Seite stehen, ist sowohl falsch als auch lästerlich. Allah ist einzig und über alles erhaben. Er hat weder einen Teilhaber noch einen Helfer noch Seinesgleichen. (Juusuf `Allii)

81. Dies bezieht sich in erster Linie auf die Engel, die bei den Arabern als "Töchter Allahs" verehrt und angerufen wurden, wobei man erwartete, dass sie bei Allah Fürsprache einlegen oder die Menschen Allah näher bringen könnten. (Qutb)

Das heißt, es gibt niemanden, der zwischen Ihm und Seinen Geschöpfen "vermitteln" kann. Wie aus folgendem (und auch aus Suura 17:56-57) hervorgeht, bezieht sich dieser Abschnitt besonders darauf, dass Engeln oder Heiligen göttliche oder gottähnliche Eigenschaften beziehungsweise auch ein Fürspracherecht bei Allah zugeschrieben werde. (Asad)

 

23. Keine Fürsprache nützt bei Ihm außer für den, bei dem Er Erlaubnis dazu gegeben hat,82 bis dann, wenn der Schrecken aus ihren Herzen83 gewichen ist, sie fragen werden: „Was hat euer Herr gesprochen?" Dann werden sie sagen:84 „Die Wahrheit.85 Und Er ist der Allerhöchste, der Größte."86

82. Vergleiche Suura 20:109 und die entsprechenden Fußnoten, wo die beiden möglichen Interpretationsweisen erläutert werden. Jede Seele ist individuell und persönlich verantwortlich. Wenn eine Fürsprache stattfindet, so kann dies nur mit Allahs Erlaubnis geschehen. (Juusuf `Allii)

Allah erlaubt die Fürsprache für diejenigen, die an Ihn den Imaan verinnerlichen und Seiner Gnade würdig sind. Diejenigen jedoch, die Allah andere Wesen zur Seite setzten, verdienen nicht, dass Allah anderen die Fürsprache für sie erlaubt, weder den Engeln noch anderen Wesen. (Qutb)

83. "Ihre Herzen": das Pronomen "ihre" bezieht sich wahrscheinlich auf die Allah nahe stehenden Engel. Der Tag des Gerichts ist eine so unwiderstehliche Manifestation von Allahs  Macht, dass selbst sie verstummen und kaum wahrnehmen, was hier geschieht. Sie werden einander befragen, und erst dann werden sie ihre Haltung wiedergewinnen. Das "ihre" kann sich aber auch auf diejenigen beziehen, die Fürsprache suchen. (Juusuf `Allii)

84. Bei ihrer gegenseitigen Befragung werden sie feststellen, dass Allahs Entscheidung wie immer richtig und gerecht ist. (Juusuf `Allii)

85. Vielleicht antworten die Allah nachstehenden Engel mit diesen Worten. (Qutb)

"Die Wahrheit", das heißt, was auch immer Allah entscheidet bezüglich Seiner Zustimmung oder Ablehnung einer Fürsprache, es geschieht in Übereinstimmung mit den Erfordernissen absoluter Wahrheit und Gerechtigkeit. (Asad)

86. Sowohl derjenige, der Fürsprache leisten will, wie auch der, für den sie geleistet werden soll, erwartet in Ehrfurcht Allahs Entscheidung bezügliche der Erlaubnis. Niemand kann erwarten, einen Rechtsanspruch darauf zu haben, oder sich auf eine besondere Stellung bei Allah zu berufen. (Mauduudi)

 

24. Sprich: „Wer gewährt euch Versorgung87 aus den Himmeln88 und der Erde?"89 Sprich: „Allah.90 Und entweder sind wir rechtgeleitet91 oder in offenkundigem Irrtum oder ihr seid es."92

87. Sechs Aussagen werden hier mit dem Wort "Sprich!" eingeleitet, und zwar in den Ajas 22, 24, 25, 26, 27 und 30. Sie erklären deutlich die Lehre der Einheit Allahs (Aja 22), Seine Barmherzigkeit (Aja 24), die persönliche Verantwortlichkeit des Menschen (Aja 25), Allahs endgültige Gerechtigkeit (Aja 26), Allahs Macht und Weisheit (Aja 27 und die Unausweichlichkeit des Gerichts, bei dem die wahren Werte wiederhergestellt werden (Aja 30). (Juusuf `Allii)

88 Aus dem Himmeln oder vom Himmel: nämlich in Form von Regen, Wärme oder Licht, für jeden leicht zu beobachten. (Qutb)

89. Aus der Erde: nämlich in form von Pflanzen und Tieren, aber auch Wasserquellen und Bodenschätzen und vielen Dingen, die im Laufe der Zeit erst noch entdeckt werden müssen. (Qutb)

Vergleiche auch Suura 10:31 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

90. Sie können dies alles weder verhehlen noch es einem anderen als Allah zuschreiben. (Qutb)

Angesprochen waren die Götzendiener, die sehr wohl an von der Existenz wussten, und dass ihre Versorgung in Seiner Hand lag. Trotz all dessen hielten sie andere Wesen für Teilhaber an Allahs Wirken. Die Frage: „Wer versorgt euch aus den Himmeln und von der Erde?" treibt sie in die Enge. Wenn sie ein anderes Wesen neben Allah nannten, widersprachen sie ihrer eigenen Überzeugung und der ihres Volkes. Wenn sie aber zugaben, dass Allah allein ihr Erhalter war, würden sie gleich mit der nächsten Frage konfrontiert: „Wozu habt ihr euch dann diese anderen Götter gemacht?" Wenn Allah unser Erhalter ist, warum sollten wir dann andere Wesen verehren? Da diese Frage offen bleibt, weil die Befragten in Verwirrung geraten sind, beantwortet der Fragesteller sie selbst: "Allah." (Mauduudi)

91. Richtig und Falsch, Gut und Böse sind miteinander unvereinbar. In dieser Angelegenheit können wir keine Kompromisse schließen. Zwar sind im Menschen Gutes und Böses in verschiedenem Grade miteinander vermischt, und wir müssen Menschen mit all ihren Fehlern und Mängeln als unsere Mitgeschöpfe tolerieren. Dies bedeutet aber nicht, dass wie beispielsweise gleichzeitig Allah und dem Geld dienen können. Das Falsche ist die Verneinung des Richtigen, sowie Finsternis die Verneinung des Lichtes ist. Auch wenn es allem Anschein nach verschiedene Stufen der Finsternis gibt, ist dies nur auf die Unvollkommenheit unserer Sehfähigkeit zurückzuführen: es sind die verschiedenen Stärken des Lichts, die wir mit unserer relativen Sehfähigkeit wahrnehmen können. So können wir auch Allahs Licht entsprechend unserer geistigen Einsicht wahrnehmen. In einfachen Fragen des Richtigen und Falschen stehen wir dem kategorischen Imperativ gegenüber.(Juusuf `Allii)

92. Die logische Schlußforderung aus dem obigen Wechsel von Fragen und Antworten wäre dann die, dass derjenige, der Allah allein dient, auf dem richtigen Weg ist, während derjenige, der andere außer Allah verehrt, sich auf einem Irrweg befindet. Würde dies jedoch hier so deutlich zum Ausdruck gebracht, dann würden die Angesprochenen sich verletzt fühlen und um so entschiedener ablehnen, die Wahrheit anzuerkennen. Da die Gesandten Allahs nicht nur geschickt worden sind, die reine Wahrheit zu verkünden, sondern ihnen auch die Aufgabe anvertraut worden ist, auf möglichst taktvolle Weise die Ungerechten zu bessern, hat Allah sie nicht aufgefordert, ihnen direkt zu sagen, dass sie sich auf dem Irrweg befinden, sondern durch diese indirekte Aussage zum Nachdenken zu veranlassen. (Mauduudi)

 

25. Sprich: „Ihr sollt nicht befragt werden über das, was wir an Sünden begangen haben, noch werden wir gefragt werden über das, was ihr tut."93

93. Darum verfolgt uns nicht und lasst nicht euren persönlichen Hass gegen uns die Oberhand gewinnen. Wir müssen unsere Pflicht erfüllen, die universale Botschaft zu verkünden, die für euch ebenso wichtig ist wie für uns. (Juusuf `Allii)

Dieser Zusatz soll die Ungerechten noch zu weiteren Nachdenken veranlassen: Es liegt in unserem eigenen individuellen Interesse, über die Frage von Rechtleitung und Irrtum nachzudenken, und eine Entscheidung zu treffen. Wenn wir nämlich irregehen, müssen wie selbst die Folgen unseres Irrtums tragen; ihr werdet dafür nicht verantwortlich gemacht. Bevor wir uns also für den Diin entscheiden, müssen wir ernsthaft und kritisch untersuchen, ob wir nicht einem falschen Weg folgen. Euretwegen solltet auch ihr ernsthaft und kritisch nachdenken und euch versichern, dass ihr nicht euer Leben in eine falsche Weltanschauung investiert. Wenn ihr nämlich diesbezüglich irrt, schadet ihr nur euch selbst, nicht uns. (Mauduudi)

 

26. Sprich: „Unser Herr wird uns zusammenbringen,94 dann wird Er zwischen uns entscheiden nach der Wahrheit,95 und Er ist der Richter, der Allwissende."96

94. Sowohl Mu'mins als auch Kaafirs. (Darjabaadi)

95. Menschliche Kontroversen führen zu nichts. Wenn ihr auf Allah vertraut und wir auf Allah vertrauen, gehören wir einer Bruderschaft an, und wir werden die vollkommene Wahrheit erfahren, wenn die Zeit dazu gekommen ist. (Juusuf `Allii)

Allah versammelt diejenigen, die sich für die Wahrheit eingesetzt haben, und diejenigen, die ihre Zeit mit Sinnlosem unmittelbar gegenüberstellt. Im Diesseits mag es sein, dass Wahrheit und Trug sich miteinander mischen, und im Kampf zwischen beiden Kräften scheint manchmal das Falsche und Sinnlose die Oberhand zu gewinnen. Dies aber nur bis zu einem gewissen Grad, dann sondert Allah Gut und Böse, in einer klaren Entscheidung. Er lässt nicht zu, dass Wahrheit und Trug miteinander vermischt bleiben. Er lässt die Dinge reifen, bis diejenigen, die die Wahrheit tragen, ihre Mühe vollendet und ihre Erfahrung ausgeschöpft haben. Dann fällt Er seinen Richtspruch, den niemand voraussagen noch beschleunigen kann. Diejenigen, die sich für die Wahrheit eingesetzt haben, rufen nach der Wahrheit. Allah entscheidet zwischen beiden Parteien in Wahrheit und Gerechtigkeit. (Qutb)

96. Nichts kann Ihm vorenthalten werden, und Er urteilt in vollkommener Gerechtigkeit. (Darjabaadi)

 

27. Sprich: „Zeigt mir diejenigen, die ihr Ihm als Teilhaber zur Seite gesetzt habt.97 Doch nein! Nur Er ist Allah, der Allmächtige, der Allweise."98

97. Diese Aufforderung enthält bereits in sich einen Tadel. Wer oder was sind diese Wesen? Was ist ihr Wert? Worin bestehen ihre Eigenschaften? Wo sind sie überhaupt? Mit welchem Recht erwarten sie etwa, auf diese Weise verehrt zu werden? (Qutb)

Nachdem ihr nun so viel von der Herrlichkeit eures Herrn gehört habt. (Darjabaadi)

Bevor ihr das Risiko eingeht, euch auf diese eure Gottheiten zu verlassen, sagt mir doch einmal, wer von ihnen so mächtig ist, vor Allahs Richterstuhl als euer Freund und Helfer aufzustehen und euch vor Strafe zu retten! (Mauduudi)

98. Weisheit und Macht gehört Allah allein. Wenn ihr auf andere Dinge vertraut, lassen sie euch im Stich, denn sie existieren in Wirklichkeit nicht -jedenfalls nicht im Sinne von verehrungswürdigen Objekten. Alles andere, worauf ihr euer Herz setzt, muss euch schließlich verlassen, denn es kann auf keine Weise in Rivalität zu Allah treten.  (Juusuf `Allii)

 

28. Doch wir haben dich nur als Bringer froher Botschaften und Warner99 für die gesamte Menschheit100 entsandt.101 Aber die meisten Menschen verstehen (es) nicht.102

99. Allahs Offenbarung durch Seinen Gesandten war nicht für eine Sippe oder ein Volk bestimmt. Sie ist für alle Menschen bestimmt, für die sie, wenn sie sich Allah zuwenden, eine Botschaft großer Freude von Seiner Barmherzigkeit ist. Wenn sie sich jedoch von Ihm abwenden, ist sie eine Warnung vor Unrecht und der darauf folgenden unausweichlichen Strafe. Dass ist die Strafe, soweit sie es empfinden, nicht unmittelbar auf dem Fuße folgt, ist kein Grund dafür, sie in Frage zu stellen. Sie ist in deutlichen, eindeutigen Worten in Aussicht gestellt worden, und nichts kann von größerer Gewissheit sein. Warum also zögern? Warum in Frage stellen? Warum nicht aus der Botschaft Nutzen ziehen, sich zu Allah umwenden und die Früchte der Rechtschaffenheit hervorbringen. (Juusuf `Allii)

Dies knüpft an das Vorige auf die Weise an, dass dies sowohl für die Anhänger der Wahrheit als auch für diejenigen, die Sinnlosem folgen, ein Anruf und eine Erläuterung ist. Danach liegt die Angelegenheit in Allahs Hand. (Qutb)

100. Damit wird das universale Wesen des Islam betont. Seine Botschaft breitete sich in der ganzen Welt aus und war nie auf ein bestimmtes Volk beschränkt. (Darjabaadi)

101. Dies sind die Grenzen des prophetischen Auftrages: die frohe Botschaft zu verkünden und zu warnen. Die Verwirklichung aller dieser Verheißungen liegt bei Allah. (Qutb)

102. Du bist nicht nur als Prophet für diese Stadt, dieses Land oder dieses Zeitalter gesandt worden, sondern für die Menschen in der gesamten Welt und allen Zeitaltern. Deine Landsleute erkennen jedoch nicht deinen Wert und wollen nicht wahrhaben, dass ein so bedeutender Mensch unter ihnen erweckt worden ist und wie sehr Allah sie damit gesegnet hat. Vergleiche hierzu auch Suura 16:19; 7:158; 21:107 und 25:1 sowie die entsprechenden Fußnoten. Der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sagte: „Vor mir ist jeder Prophet besonders zu seinem eigenen Volk geschickt worden, aber ich bin für die gesamte Menschheit geschickt worden." (Mauduudi)

 

29. Und sie sagten:103 „Wann wird diese Verheißung in Erfüllung gehen,104 wenn ihr wahrhaft seid?"105

103. Die makkanischen Götzendiener. (Darjabaadi)

104. Die Verheißung der Auferstehung. (Darjabaadi)

105. In dieser Frage kommt ihre Unwissenheit über die eigentliche Aufgabe eines Propheten zum Ausdruck (vergleiche hierzu auch den letzten Satz des vorigen Ajas) sowie fehlendes Verständnis für die Grenzen des prophetischen Auftrages. Der Qur`an befasst sich mit der Erläuterung der Aqida von Gottes Einheit. Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ist nichts als ein Gesandter Allahs mit einem klar definierten Auftrag. Seine Angelegenheit liegt in Allahs Hand. Er ist Derjenige, der Seinen Propheten beauftragt und sein Wirken definiert hat: dazu gehört nicht, die Verwirklichung von Verheißung und Warnung zu überwachen, denn dies steht allein Allah zu. Deswegen kann der Prophet auch nicht über etwas befragt oder zur Rede gestellt werden, worüber Allah allein verfügt. (Qutb)

Vergleiche auch Suura 7:187, wo diese ironische Frage beantwortet wird. (Asad)

 

30. Sprich: „Euch ist eine Frist bis zu einem Tag gegeben, die ihr weder um eine Stunde hinausschieben noch vorverlegen könnt."106

106. Wenn dieser Tag tatsächlich kommt, dann ist eure Bewährungsfrist abgelaufen. Dann ist es zu spät. Jetzt ist noch die Zeit zum Handeln und zum Erwerb von geistigem Nutzen. (Juusuf `Allii)

Allahs Entscheidungen sind nicht durch eure Launen zu beeinflussen. Er verwirklicht Seinen Plan Seiner eigenen Entscheidung entsprechend. Ihr könnt nicht begreifen, wie lange die Menschheit auf dieser Erde lebt, wie vielen Prüfungen die verschiedenen Völker und Generationen unterworfen werden, und wann der geeignete Zeitpunkt für das endgültige Gericht gekommen ist. All dies wird so geschehen, wie Allah es vorgesehen hat, und ihr könnt es weder beschleunigen noch hinauszögern. (Mauduudi)

 

Abschnitt 4

31. Und diejenigen, die kaafir sind, sagen: „Wir werden niemals an diesen Qur'an den Imaan verinnerlichen und auch nicht an das, was zuvor (offenbart) worden ist."107 Doch wenn du nur sehen würdest, wie die Ungerechten, wenn sie vor ihrem Herrn aufgestellt werden,108 sich gegenseitig beschuldigen.109 Diejenigen, die schwach waren,110 werden zu denjenigen, die hochmütig waren, sagen: „Wenn ihr nicht gewesen wärt,111 wären wir ganz gewiss mu’min geworden."112

107. Hartnäckig lehnen sie auch die Rechtleitung früherer Schriften ab, die die selbe Quelle haben wie der Qur`an, und sich daher gegenseitig bestätigen. Ein trotziger Standpunkt und Unwille, auf Argumente des Imaans zu hören. Der  Text im Qur’an antwortet ihnen deswegen mit der Beschreibung ihrer Demut am Jüngsten Tag, wenn sie auf ihre Strafe warten. (Qutb)

Die Götzendiener akzeptieren keine heilige Schrift, weder den Qur`an noch frühere Offenbarungen. Die Anhänger früherer Schriftreligionen verachten die Götzendiener, aber ihr arrogantes Überlegenheitsgefühl hinderte sie, die letzte und universale heilige Schrift zu akzeptieren, als sie in Form des Qur’an zu ihnen kam. Diese Beziehung zwischen den Menschen, die auf ihr Wissen stolz sind, und Menschen, die sie verachten, aber dennoch ausbeuten und verleiten, hat schon immer auf dieser Erde existiert. Die Anhänger früherer Schriftreligionen und die kaafir Araber dienen hier nur zur Veranschaulichung. (Juusuf `Allii)

Wie aus den vorigen und folgenden Ajas hervorgeht, ist ihre ablehnende Haltung gegenüber allen Offenbarungen durch ihre Weigerung begründet, an die Auferstehung und Allahs Gericht den Imaan zu verinnerlichen und damit der Gültigkeit absoluter ethischer Werte zuzustimmen. (Asad)

108. Der erste Teil dieses Ajas schilderte ihre Denk- und Redeweise in dieser Welt. Hier werden nun deren Folgen im zukünftigen Leben aufgezeigt.. Die Wahrheitsleugner stehen nun vor ihrem Herrn, von dem sie gesagt hatten, sie wollten an Sein Wort und Seine heiligen Schriften nicht den Imaan verinnerlichen. (Qutb)

Am Tag des Gerichts. (Darjabaadi)

109. Eine Art des Kufrs ist ebenso schlimm wie die andere. Da besteht wenig Unterschied. Wenn aber die endgültige Abrechnung stattfindet, beschuldigen die Kaafirs sich gegenseitig. (Juusuf `Allii)

110. Diejenigen, die im irdischen Leben als schwach galten und verachtet wurden. (Darjabaadi)

Die Unterprivilegierten, die Verführten und Mitläufer. (Anm. d. Übers.)

111. Den "intellektuellen Führern" ihrer Gemeinschaft. (Asad)

Die Götzendiener werden selbstverständlich zu den Anhängern früherer Schriftreligionen sagen: „Ihr habt uns verführt; ihr hattet frühere Offenbarungen erhalten und hättet wissen müssen, wie Allah Seine Gesandten geschickt hat. Nur eures schlechten Beispiels wegen haben wir Allahs Offenbarung nicht empfangen und sind nicht mu’min geworden." Oder die Mitläufer sagen dies zu ihren Führern, oder die Unterprivilegierten zu denen, die sie ausgebeutet und verführt haben. Die Auseinandersetzung findet jedenfalls zwischen denen statt, die in dieser Welt arrogant waren, und denen die sie ausbeuteten und gleichzeitig verachteten. (Juusuf `Allii)

112. Wir hatten keinerlei Macht, als Wenige auch Massen zur Nachfolge zu zwingen. Hättet ihr den Imaan verinnerlichen wollen, dann hättet ihr euch von uns lossagen können. In der Tat wart ihr unser Fußvolk: ihr wart die Quelle unseres Reichtums und unserer Macht. Hättet ihr uns nicht eure Loyalität zugesichert, dann hätten wir nicht das werden können, war wir geworden sind. Warum gebt ihr jetzt nicht zu, dass ihr selbst gar nicht dem Weg folgen wolltet, den der Gesandte euch verkündet hat? Ihr wart Sklaven eurer eigenen Wünsche und Begierden, und eure Ansprüche konnten durch Befolgung einer rechtschaffenen Lebensweise nicht erfüllt werden, wohl aber durch das, was wir euch anboten. In Wirklichkeit suchet ihr solche Führer, die euch einen Freibrief ausstellten, Unrecht aller Art zu begehen, indem sie angaben, selbst vor Allah die Schuld dafür auf sich zu nehmen.. Ihr wolltet von euch aus solchen Religionsgelehrten zuhören, die euer Wunschdenken religiös legitimierten, Ihr wolltet solchen Führern folgen, die euch Wohlstand in dieser Welt versprachen ohne Rücksicht darauf, -wie es euch im zukünftigen Leben ergehen würde. Auf diese Weise sind wir und ihr in diesem Geschäft gleichwertige Partner. Ihr könnt niemanden mehr mit der Aussage täuschen, ihr wäret völlig schuldlos gewesen, und nur wir hätten euch gegen euren Willen verdorben. (Mauduudi)

 

32. Diejenigen, die hochmütig waren, werden zu denen, die schwach waren, sagen: „Waren wir es (denn), die euch113 von der Rechtleitung abwendig gemacht haben, nachdem sie zu euch gekommen war?114 Doch nein! Ihr selber habt euch schuldig gemacht."115

113. Gewaltsam. (Darjabaadi)

Die Tyrannen wollen ihre Verantwortung nicht wahrhaben, obwohl sie im irdischen Leben die Schwachen als wertlose Objekte betrachtet haben; Sie akzeptieren keine Kritik von ihnen, noch wollten sie ihre Meinung hören. Heute aber, vor der Strafe, die beide erwartet, wenn alle falschen Werte zusammenbrechen, befragen sie sich gegenseitig. (Qutb)

114. Haben wir euch(etwa) von der Rechtleitung ferngehalten, nachdem sie zu euch gekommen war?" (Asad)

115. In den gegenseitigen Vorwürfen zwischen Verführern und Verführten gibt es auf beiden Seiten ein Körnchen Wahrheit. Dennoch haben sich beide Seiten schuldig gemacht, indem sie sich nicht ihre persönliche Verantwortung bewusst gemacht haben. (Juusuf `Allii)

Vergleiche hierzu auch Suura 7:38-39; 14:21; 28:63; 33:66-68; 40:47-48 und 41:29 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

 

33. Da werden die, die schwach waren, zu denen sprechen, die hochmütig waren: „Nein, ihr habt Tag und Nacht geplant,116 uns daran zu bringen, undankbar zu sein gegen Allah und Ihm andere gleichzustellen."117 Und sie werden Reue bekunden, wenn sie die Strafe sehen. Doch Wir werden Fesseln um die Nacken derer legen, die kaafir sind.118 Wird ihnen also nicht vergolten, was sie zu tun pflegten?119

116 Die Intelligenteren, die die Schwächeren ständig ausbeuteten, hatten Tag und Nacht Pläne geschmiedet, wie sie letztere unwissend und machtlos halten konnten. Sie zeigten ihnen eine schädliche Lebensweise, denn auf diese Weise konnten sie sie nur um so mehr in ihre Gewalt bringen. (Juusuf `Allii)

Das heißt "ständig". Der Begriff "Makr" مَكْر ("Plan" oder "Planung") ist hier in der Bedeutung von "Erfinden falscher Argumente gegen die "Wahrheit" verwendet worden, in diesem Falle gegen Allahs Botschaft. Vergleiche hierzu auch Suura 10:21; 35:43 und 86:15. (Asad)

117. Wenn alle Menschen dem Allah dienen würden und niemandem außer Ihm, dann könnten sie einerseits nicht unterdrückt werden, andererseits nicht ungerecht sein. Durch die Verehrung falscher Ideale und Idole werden die attraktiven Strukturen von Trug und Ungerechtigkeit aufgebaut.

(Juusuf 'Allii)

118. Die beiden Gruppen beginnen allmählich zu begreifen, dass dieser armselige Dialog sie beide nicht von der Strafe bewahrt: Die Ungerechten dafür; dass sie zum Irrtum zu verführen, und die Unterdrückten für ihn blinde, kritiklose Nachahmung. (Qutb)

Vergleiche hierzu auch Suura 10:54 und die entsprechenden Fußnoten. alle diese gegenseitigen Vorwürfe und Beschuldigungen gehen in der allgemeinen Erkenntnis der Wahrheit auf beiden Seiten im zukünftigen Leben unter. Dann sind sie bereit, offen ihre Einsicht und Reue zu erklären, aber es ist zu spät. Das Joch der Sklaverei gegenüber dem Bösen liegt auf ihrem Nacken. Ihre eigenen ungerechten Wandlungen legen Zeugnis gegen sie ab und halten sie unter ihrem Joch. (Juusuf `Allii)

119. Wie verschiedene klassische Kommentatoren in ihrer Erklärung zu beispielsweise Suura 13:5 und 35:8 betont haben, sind die Fesseln oder das "Joch", das die Ungerechten tragen, ein Gleichnis für die Versklavung ihrer Seelen gegenüber falschen Werten, denen sie sich untergeordnet hatten, und für das Leiden, das dadurch verursacht wird. (Asad)

 

34. Wir haben niemals einen Warner in eine Stadt gesandt, ohne dass die, die sich dort dem Wohlleben hingegeben hatten,120 sprachen: „Wahrlich, wir werden nicht an das den Imaan verinnerlichen, womit ihr gesandt worden seid."121

120. Immer, wenn ein Gesandter Allahs kommt, selten sich die eingefahrenen Interessen gegen ihn. Irdische Macht hat die Menschen arrogant gemacht; irdische Vergnügungen haben ihre Empfindsamkeit für die Wahrheit abstumpfen lassen. Sie lehnen Allahs Botschaft ab, weil diese ihre falsche Lebensauffassung angreift. (Juusuf `Allii)

Der Begriff "Mutraf" مُتْرَف bezeichnet jemanden, der nach dem Lustprinzip lebt", das heißt unter Ausschluss aller ethischen Erwägungen. Vergleiche auch Suura 11:116 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

121. Vergleiche hierzu auch Suura 6:123; 7:60; 7:66; 7:75; 7:88; 7:90; 17:16; 23:33-34 und viele andere Stellen sowie den entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

 

35. Und sie sagten: „Wir besitzen mehr Reichtum und Kinder122 und wir sind es gewiss nicht, die eine Strafe zu erwarten haben."123

122. Der Qur`an stellt ihnen jedoch einen anderen Wertmassstab gegenüber, nämlich den, der vor Allah gültig ist, und erklärt ihnen, dass weder Reichtum und Macht, noch Armut und Machtlosigkeit, Gunst oder Missgunst Allahs bedenken, sondern allein wie man damit umgeht. (Qutb)

Dies ist eine Geschichte, die sich über die Jahrhunderte wiederholt. Hochmütig und arrogant werden Menschen, die in Wohlstand und Luxus leben. Diese sinnlose und konsumbetonte Lebenseinstellung macht die Herzen grob und hart, und raubt ihnen das Empfinden für menschliche Werte. Damit erheben sie sich über die Rechtleitung und beharren auf ihrem Irrtum. Ihre Macht und ihr Reichtum täuschen sie, und sie meinen, sie wären durch ihre Leistung begünstigt, und eine Strafe würde sie nicht treffen.

Ihre Arroganz beruht ganz offen auf ihrer irdischen Macht und ihrer Position, ihrem familiären Einfluss und ihrer zahlenmäßigen Stärke. Beachte hierzu die Gegenüberstellung zwischen den Mächtigen und den Verachteten in den Ajas 31-33 oben. (Juusuf `Allii)

123. Damit meinen sie

1. dass das einzige, was im Leben wirklich zählt, der Genuss materieller Vorzüge ist, und

2. dass ein im materiellen Sinne erfolgreiches Leben in sich bereits ein Beweis dafür ist, dass man sich auf dem "rechten Weg" befindet. (Asad)

Dieses Missverständnis weltlich gesinnter Menschen ist im Qur`an oft erwähnt und zurückgewiesen worden, beispielsweise in Suura 2:126; 2:212; 9:55; 13:26; 18: 34-43; 19:73-77; 20:131 und an vielen anderen Stellen. (Mauduudi)

 

36. Sprich: „Wahrlich, mein Herr versorgt reichlich mit Wohltaten124 wen Er will und beschränkt sie auch, doch die meisten Menschen verstehen es nicht."125

124. "Unterhalt" oder "Versorgung": gute Dinge aller Art in diesem Leben, sowohl materielle Güter wie auch Macht, Möglichkeiten, Einfluss, Begabungen und so weiter. Sie werden nicht unbedingt an die guten Menschen verteilt, und auch ihr Fehlen ist nicht so zu verstehen, dass Allah Seine Gnade entzogen habe. Oft ist das Gegenteil der Fall. Ihre Verteidigung geschieht dem allumfassenden Plan Allahs entsprechend, der allweise und gut ist. Unwissende können dies jedoch nicht verstehen. (Juusuf `Allii)

125. Und betrachten unsinnigerweise Reichtum und Armut als Anzeichen für Allahs Gnade oder Ungnade. Diese Aussage weist indirekt auch die Vorstellung vieler Menschen in der heutigen Zeit wie in der Vergangenheit zurück, materieller Wohlstand sei eine Rechtfertigung aller menschlichen Bestrebungen (Asad)

Sie verstehen nicht die Weisheit, auf der das System der Verteilung begründet ist, und ziehen daraus die falschen Schlussforderungen. (Mauduudi)

 

Abschnitt

37. Es ist nicht euer Reichtum126 und es sind nicht eure Kinder, die euch näher zu Uns bringen, sondern nur die, die den Imaan verinnerlichen und gute Werke tun,127 sie sind es, denen vielfacher Lohn zuteil werden soll für das, was sie getan haben128 und sie sollten in den hohen Hallen (des Paradieses) in Sicherheit weilen."129

126. Wirklicher Fortschritt im geistigen Leben ist an anderen Normen zu messen als an materiellem Wohlstand und Einfluss. Wir müssen uns fragen: sind wir ein kleines bisschen Allah näher gekommen? (Juusuf `Allii)

127. Dies kann zweierlei bedeuten, und beides ist richtig:

1. nicht Eigentum und Kinder bringen die Menschen Allah näher, sondern Imaan und gute Werke;

2. Eigentum und Kinder können für einen solchen mu’min, rechtschaffenen Menschen ein Mittel sein, Allah näher zu kommen, der sein Eigentum für Allahs Sache einsetzt und seine Kinder zu mutaqi und rechtschaffenen Menschen erzieht. (Mauduudi)

128. Vergleiche auch Suura 30:39. Alle irdischen Güter sind nur Schatten, die sich auflösen. Ihr eigentlicher und ewiger Wert ist gering. Diejenigen aber, die mu’min sind und Gutes tun, befinden sich auf dem richtigen Weg der Selbstentwicklung. Der Lohn, den sie dereinst bekommen werden, ist unendlich mehr als ihre Verdienste, denn sie werden an Allahs grenzenloser Güte teilhaben.

(Juusuf `Allii)

129. Hier wird auch angedeutet, dass ihr Segen unermesslich und ihr Lohn beständig ist. Kein Herz kann sich nämlich beruhigt über einen Lohn freuen, der vergänglich ist oder jeden Augenblick entzogen werden kann. (Mauduudi)

 

38. Und diejenigen, die bemüht sind, Unsere Zeichen zu entkräften, sie sind es, die der Bestrafung zugeführt werden sollen.130

130. Vergleiche auch oben Aja 5, wo das Argument vertreten wird, dass menschliche Bemühungen, Allahs Plan wirkungslos zu machen, nur Demütigungen einbringen. Hier wird dieses Argument durch die Aussage abgerundet, dass solche Bestrebungen, abgesehen von ihrem Fehlschlagen, ihre Urheber in den Abgrund der Strafe stürzen, ganz im Gegensatz zu den „hohen Städten" der Gesegneten.

(Juusuf `Allii)

 

39. Sprich: „Wahrlich, mein Herr versorgt reichlich mit Wohltaten131 wen Er will von Seinen Dienern und beschränkt sie auch.132 Und ihr gebt nichts als Spende hin, ohne dass Er es euch ersetzt. Und Er ist der beste Versorger.133

131. Vergleiche oben Aja 36 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Allahs Versprechen an die Rechtschaffenden, dass sie im zukünftigen Leben Glückseligkeit erlangen, schließt irdischen Wohlstand und Einfluss weder ein noch aus. (Asad)

Die Wiederholung dieses Themas soll besonders betonen, dass reichlicher oder knapper Unterhalt in diesem Leben mit Allahs Willen verbunden ist, nicht aber mit Seiner Gnade oder Ungnade. Nach Allahs Willen erhalten alle Menschen ihren Unterhalt, Böse wie Gute, Mu’mins und Kaafirs. Wer also materiellen Gewinn oder Verlust als Kriterium für Allahs Gnade wertet, irrt sich. Das wirkliche Kriterium dafür liegt in den moralischen Qualitäten eines Menschen, mit denen Allah zufrieden ist. (Mauduudi)

132. Selbst in der scheinbar ungleichen Verteilung der guten Dinge dieses Lebens liegt ein guter und barmherziger Zweck, denn nichts entsteht durch Zufall. Allah gibt und jetzt und immer gerade die Dinge, die unsere wirklichen Bedürfnisse erfüllen und zu unserer inneren Entwicklung beitragen.

(Juusuf `Allii)

Entweder mit irdischen Gütern, oder mit innerer Zufriedenheit oder mit geistigen Verdiensten. (Asad)

133. Erhalter, Geber und viele andere solcher Attribute sind in Wirklichkeit Attribute Allahs, werden im übertragenen Sinne jedoch auch Menschen beigelegt. Von einem Menschen wird beispielsweise gesagt: "Er gab diesem und jenem einen Arbeitsplatz"; oder "Er versorgte diesen oder jenen". Dementsprechend hat Allah hier das Wort "der beste Versorger" auf sich selbst angewendet. Es soll uns die Tatsache einprägen, dass Allah der beste Versorger ist angesichts all derjenigen, die wir für unsere Versorger halten. (Mauduudi)

 

40. Und an dem Tage, an dem Er sie alle zusammenbringt, wird er zu den Engeln sprechen-134 „Wart ihr es etwa, die diese anzubeten pflegten?"135

134. Hier geht es besonders um den Fall, wo Engel, angenommene Kräfte Allahs oder wohltätige Geister neben Allah verehrt werden. In der Tat sind dies nur falsche Begriffe der Verehrer selbst. Sie dienen nicht Allah, sondern im Bösen, das sie irreführt. (Juusuf `Allii)

Hier geht es um Engel, die außer oder neben Allah verehrt oder für Fürsprecher bei Allah gehalten worden waren. Ihre Verehrer werden ihnen gegenübergestellt, aber sie werden sich von jeder Beziehung zu ihnen distanzieren. (Qutb)

135. Diese allegorische Frage - denn Allah ist allwissend und braucht nicht zu "fragen" - bedeutet, dass viele von denjenigen, die die Wahrheit leugnen, sich dennoch der Illusion hingeben, sie verehrten geistige Kräfte, die hier mit dem Begriff "Engel" zusammengefasst werden. (Asad)

Engel und göttliche Kräfte sind seit Urzeiten als Gottheiten oder Untergottheiten betrachtet worden, die für verschiedene Gebiete wie beispielsweise Regen, Wind, Wissen oder Leben zuständig waren. Die hier gestellte Frage richtet sich am Tag des Gerichts nicht nur an die Engel, sondern auch an alle anderen Wesen, die jemals als Gottheiten verehrt worden sind; vergleiche hierzu auch Suura 25:17 und die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

 

41. Sie werden sagen: „Gepriesen seist Du. Du bist unser Beschützer,136 nicht sie. Doch nein, sie verehren die Dschinn.137 Die meisten von ihnen dienten sie."138

136. "Walii" وَلِي bedeutet im Arabischen "Freund", entweder im Sinne eines Beschützers und Wohltäters, oder im Sinne eines Geliebten. Die Bindungen von Liebe, Vertrauen und Freundschaft sind hier impliziert, sei es aktiv oder passiv. die Engel erklären zunächst ihre Abhängigkeit von Allah und Seinem Schutz, und dann distanzieren sie sich von jedem Gedanken daran, jemals jene falschen Verehrer beschützt oder zu ihrer Verehrung ermutigt zu haben. Sie gehen noch weiter, indem sie erklären, dass Menschen, die vorgaben, Engel zu verehren, in Wirklichkeit Dschinn anbeteten. Siehe auch die nächste Fußnote. (Juusuf `Allii)

Das bedeutet, dass sie niemals die Verehrung angenommen haben, die Allah allein zusteht. (Asad)

Wir haben keinerlei Verbindung mit diesen Leuten. Wir sind nicht verantwortlich für das, was sie getan haben, und wir dienen Dir allein. (Mauduudi)

137. Vergleiche auch Suura 6:100 und die entsprechenden Fußnoten. Jene Menschen hatten vorgegeben, die hellen, strahlenden Engel des Guten zu verehren, in Wirklichkeit jedoch dienten sie den finsteren und verborgenen Kräften des Bösen - den Teufeln, die in ihnen selbst und in ihrer Umgebung verborgen waren. Sie glaubten an diese Kräfte des Bösen und vertrauten ihnen, obgleich sie in Wirklichkeit keine Macht haben. (Juusuf `Allii)

Die ausdrückliche Verehrung von Dschinn war außerdem bei den vorislamischen Arabern bekannt und verbreitet. (Qutb)

138. Meiner Ansicht nach ist der Begriff Dschinn hier in erster Linie im Sinne von "dem Menschen sinnlich nicht wahrnehmbare Wesen" benutzt worden und schließt daher unbekannte Kräfte aller Art ein, sowohl reale als auch imaginäre, die man sich in der "Natur" vorstellt. Diese Antwort der Engel impliziert also, dass die angebliche Engelverehrung der Ungerechten nie mehr als eine unbewusste Abschirmung gegen die Angst war, den unsichtbaren Kräften der Natur ausgeliefert zu sein und damit den noch tiefer sitzenden Ängsten vor dem Unbekannten an sich -jene Ängste, die früher oder später alle Menschen erfassen, die sich weigern, an Allah den Imaan zu verinnerlichen und damit keinen Sinn im menschlichen Leben sehen. (Asad)

 

42. Und an diesem Tag können sie einander weder nützen noch schaden.139 Und Wir werden zu denjenigen, die unrecht taten, sagen: „Kostet die Strafe des Feuers, die ihr zu leugnen pflegtet."140

139. Die Engel sind nicht in der Lage, irgend etwas für die Menschen zu tun. Auch die Kaafirs können sich letztenendlich nicht füreinander einsetzen. (Qutb)

140. Jene angeblichen "Rivalen" Allahs - die falschen Dinge, auf die Menschen ihre Furcht und Hoffnung setzen -haben keinerlei Macht, wenn die wahren Werte wiederhergestellt werden, und das Feuer der Strafe, das sie in Frage gestellt oder verlacht hatten, wird die dominierende Realität in ihrer Erfahrung sein. (Juusuf `Allii)

 

43. Und wenn ihnen Unsere deutlichen Offenbarungen vorgetragen werden, sagen sie:141 „Dieser ist nichts anderes als ein Mann, der euch von dem abbringen will, was eure Väter anzubeten pflegten."142 Und sie sagen: „Das ist nichts anderes als eine erdachte Lüge."143 Und diejenigen, die kaafir sind, sagen von der Wahrheit, wenn sie zu ihnen kommt:144 „Dies ist nichts anderes als offenkundige Zauberei."145

141. Dies sagen die Götzendiener, um Vorurteile und Leidenschaften zu wecken. (Darjabaadi)

142. Außer der Verehrung des Bösen, das man für Gutes hält, gibt es andere Formen falscher Verehrung, die auf der althergebrachten Tradition beruhen. „Warum sollten wir nicht so leben, wie unsere Vorfahren gelebt haben?" sagt man. Neue Verkünder der Wahrheit werden einfach deswegen abgewiesen, weil ihre Lehren nicht mit der überlieferten Lebensweise der Vorfahren übereinstimmt. Die Antwort darauf wird unten in Aja 44 gegeben. In der Zwischenzeit werden drei Einwände gegen die Wahrheit aufgeführt:

1. Unsere Vorfahren kannten dies nicht.

2. Die Geschichte der Offenbarung ist falsch; sie ist nur erfunden; wir verinnerlichen nicht den Imaan an die Offenbarung.

3. Wenn an einigen bestimmten Punkten die neu verkündetet Wahrheit in den Herzen der Menschen Wunder wirkt, dann wird dies wegerklärt, indem man es als Magie bezeichnet.

Der dritte Einwand ist rein traditionell. Was ist Magie? Wenn es nur Täuschung ist, dann erweist sich die Wahrheit mit Sicherheit als jeder Täuschung überlegen. Der zweite Einwand wird durch die Tatsache widerlegt, dass der gesandte, der die Wahrheitsverkündet sich bereits in anderen Gebieten des Lebens als aufrichtig und wahrhaftig erwiesen hat; es besteht also kein Grund für ihn, Falsches zu lehren, was ihm keinen Gewinn, sondern nur Verfolgung einbringt. zu dem auf die Vorfahren bezogenen Einwand siehe unten Fußnote 147. (Juusuf `Allii)

143. "Ifk" إِفْك bedeutet eine absichtliche Lüge oder Täuschung. Dieser Ausdruck wird hier noch verstärkt, denn die Kaafirs wollen damit bei anderen Zweifel auslösen. (Qutb)

144. Um ihre wunderbare Wirkung und ihre unvergleichbare Attraktion in ein Gegenargument zu verdrehen. (Darjabaadi)

145. Wörtlich: "Zauberei" oder "Magie". Dieser Begriff wird häufig auch im Sinne von "fesselnder Beredsamkeit" benutzt. Vergleiche hierzu auch Suura 74:24, chronologisch die erste Stelle, wo dieser Ausdruck benutzt wird. (Asad)

 

44. Doch Wir hatten ihnen kein Buch gegeben, das sie hätten studieren können,146 und Wir hatten vor dir keinen Warner zu ihnen entsandt.147

146. Also Offenbarungen, die sie zitierten könnten, um ihre gotteslästerlichen Vorstellungen und Praktiken, die sie von ihren Vorfahren übernommen haben, zu rechtfertigen. Vergleiche auch Suura 30:35, wo ein ähnlicher Gedanke zum Ausdruck kommt. (Asad)

147. Im Falle vor vorislamischen Araber hatten die unmittelbaren Vorfahren keine Offenbarung von der klaren und eindeutigen Art erhalten, wie sie der Prophet mit seiner Schrift brachte. Dies sollte ein Grund sein, die Wahrheit freudig aufzunehmen, nicht sie zurückzuweisen. (Juusuf `Allii)

 

45. Und die, die vor ihnen waren, leugneten (meine Botschaft),148 und sie haben nicht ein Zehntel von dem empfangen, was Wir jenen gewährten.149 Doch als sie Meine Gesandten der Lüge bezichtigten, wie (schrecklich) war (da) Meine Missbilligung!150

148. Sie leugneten jeweils den Propheten ihrer eigenen Zeit. (Darjabaadi)

149. In Zeiten vor den unmittelbaren Vorfahren der Araber hatten die Anhänger früherer Schriftreligionen oder auch die Leute von Sabaa oder die `Ad und Samuud zehnfach mehr an Gnadenerweisen, Begabungen, Macht und Wohlstand erhalten als die kaafir Quraisch. Als sie sich jedoch von Allahs Wahrheit abwandten, wandte sich Allah auch von ihnen ab, und sie mussten die furchtbaren Folgen tragen. Dies sollte jeden demütig stimmen, nicht zuletzt die Nachwelt des Propheten Muchammad - Friede sei mit ihm - wenn sie Allahs Wahrheit verlässt, denn sie hat eine höhere Lehre bekommen. (Juusuf `Allii)

150. Um so schlimmer wird es den Wahrheitsleugnern gehen, denen eine so umfassende und deutliche Schrift wie der Qur an zur Verfügung stand. (Asad)

 

Abschnitt 6

46. Sprich: „Wahrlich, ich rate euch eines: dass ihr zu zweit oder einzeln151 vor Allah hintretet152 und dabei nachsinnt.153 Euer Gefährte ist fürwahr nicht besessen.154 Er ist nichts anderes als ein Warner für euch angesichts einer schrecklichen Strafe."155

151. Eine Massenmentalität ist nicht die beste Voraussetzung für die Wahrnehmung feiner geistiger Wahrheiten. Dazu ist es nämlich notwendig, dass jede Seele sich in sich sammelt, mit ernster Aufrichtigkeit wie unmittelbar vor Gott stehend. Wenn sie einen Lehrer braucht, sollte sie sich einen suchen, oder vielleicht möchte sie die inneren Überzeugungen, die in ihr heraufdämmern, mit Hilfe eines Freundes oder Gefährten stärken. Aber sorgfältiges und inniges Nachdenken ist erforderlich, wenn wir höhere Wahrheiten erfassen wollen. (Juusuf `Allii)

Nach Raasi bedeutet das Wort "masnaa" مَثْنَى in diesem Zusammenhang "zusammen mit einer anderen Person" oder "anderen Personen". Daher kann dieser Satz als einerseits auf das soziale Verhalten des Menschen bezogen verstanden werden - das heißt auf seine auf andere Menschen bezogenen Handlungen - und andererseits auf seine innere moralische Haltung in allen Situationen, die eine moralische Entscheidung erfordern. (Asad)

Dies ist ein Appell oder Versuch, die Verleumder dazu zu bringen, unabhängig von ihren Interessen und Begierden ihre unbegründete Verurteilung Muchammads, Allahs Segen und Frieden auf ihm, als Irrsinniger zu überdenken. Frei vom Druck der Masse sollen sie versuchen entweder zu zweit - damit der eine den anderen im klaren unkomplizierten Dialog unterstützen kann - oder einzeln - jeder für sich, ohne äußere Beeinflussung - frei vor Allah zu stehen und zu überlegen, ob sie Muchammad wirklich als Verrückten, als Geschäftemacher oder nicht doch als ehrlichen, aufrichtigen Gefährten einschätzen, der nicht nur das Gute für sie wünscht und keine Belohnung von ihnen verlangt, sondern vor ihrer Vernichtung und schwerer Strafe für ihre Entgleisungen warnt. Imam Achmad berichtet: Abu Na'iim Baschiir erzählt: eines Tages kam der Prophet Muchammad - Friede und Heil auf ihn - heraus zu uns und rief dreimal: „O, ihr Menschen, kennt ihr das Beispiel von mir und euch?" Sie antworteten: „Allah und Sein Prophet wissen am besten." Er sagte: „Das Beispiel von mir und euch ist wie das Beispiel eines Volkes, das einen Angriff seines Feindes befürchtete, und deswegen einen von ihnen ausschickte, um ihre Umgebung auszukundschaften. Als er seinen Auftrag ausführte, er blickte an den Feind, und so kehrte er zu ihnen zurück, um sie zu warnen. Er fürchtete, der Feind möchte ihn überholen, bevor er sein Volk gewarnt hätte. So zog er eilends sein Kleid aus und schwang es und rief laut: „O ihr Menschen, der Feind ist im Anmarsch. „O ihr Menschen, der Feind ist im Anmarsch! O, ihr Menschen, der Feind ist im Anmarsch!" (Qutb)

152. Wie unmittelbar vor Allah; ohne Leidenschaften und Vorurteile. (Darjabaadi)

153. Nüchtern, aufrichtig und ernsthaft. (Darjabaadi)

154. Beachte, dass in den Ajas 46-50 dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Argumente gegeben werden, mit denen er jeden gründlich nachdenkenden Menschen von seiner Aufrichtigkeit und Wahrhaftigkeit überzeugen kann. Hier geht es darum, dass er nicht geistig verwirrt oder außer sich ist. Wenn er sich von anderem Menschen unterscheidet, dann deswegen, weil er Menschen, die er liebt, die aber seine Botschaft nicht verstehen wollen, vor einer furchtbaren geistigen Gefahr warnen muss. (Juusuf `Allii)

Ihr kennt ihn doch selbst als vernünftig, ernsthaft und beherrscht. Wie könnt ihr dann eine solche Behauptung aufstellen und seiner Vernunft und Integrität so etwas unterstellen? Das sind doch ganz offensichtlich unberechtigte Vorurteile. (Qutb)

Vergleiche auch Suura 7:134 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

155. Bezeichnet ihr ihn etwa deswegen für verwirrt? Betrachtet ihr dann denjenigen als weise, der euch auf einen Abgrund zugehen sieht und euch auch noch dafür lobt, und erklärt ihr denjenigen für verrückt, der euch im voraus vor dem Unheil warnt und den Weg zur Sicherheit zeigt? (Mauduudi)

 

47. Sprich: „Ich verlange keine Belohnung von euch. Es ist nur zu eurem (Besten).156 Wahrlich, meine Belohnung wird von niemand anderem zuteil als von Allah. Und Er ist Zeuge über alle Dinge."157

156. Vergleiche auch Suura 10:72. Das zweite Argument ist hier, dass er keinerlei Vorteile von ihnen hat. Seine Botschaft dient zu ihrem eigenen Guten. Er ist bereit, Verfolgungen und Beleidigungen zu ertragen, weil er seinen Auftrag von Allah zu erfüllen hat. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 25:57. (Asad)

Ich habe nur Interessantes an eurem Wohlergehen; mein einziger Lohn ist eure Besserung. (Mauduudi)

157. Die Verleumder mögen sagen, was sie wollen. Allah weiß alles. Er ist Zeuge dafür, dass ich uneigennützig handle, indem ich meinen Auftrag erfülle. (Mauduudi)

 

48. Sprich: „Wahrlich, mein Herr schleudert die Wahrheit (dem Falschen entgegen,158 (Er) Der um das Verborgene weiß.

158. Allahs Wahrheit ist so umfassend, dass kein Mensch in seinem Leben alles davon erfassen kann. In Seiner Barmherzigkeit wählt Allah solche unter Seinen Dienern aus, denen Er die Wahrheit wie einen Mantel überwirft. Sie sehen genug davon, um ihre Mitmenschen lehren zu können. Durch diesen Mantel - den von Allah erhaltenen Auftrag - kann ein Gesandter mit Autorität zu den Menschen sprechen. Er kann nicht das genaue Geheimnis der Offenbarung erklären, aber er weiß, dass sie von Allah ist, und dies ist sein drittes Argument. (Juusuf 'Allii)

Vergleiche Suura 21:18. (Asad)

Die Worte "jaqsifu bil-haqq" يَقْذِفُ بِالْحَق haben zwei Bedeutungen:

1. Er gibt mir durch Offenbarung das Wissen von der Wahrheit ein; und

2. Er sorgt dafür, dass die Wahrheit sich durchsetzt: Er zerschmettert den Trug durch die Wahrheit. (Mauduudi)

Dieser Anfang ist heftiger als die vorigen beiden: Was ich euch gebracht habe, ist die volle Wahrheit. Allah schleudere sie euch entgegen - Was sollte dieser Wahrheit Allahs im Wege stehen? Der Ausdruck zeichnet das Bild eines Geschosses, das alles durchdringt, und dem nichts im Wege stehen kann. (Qutb)

 

49. Sprich: „Nun ist die Wahrheit gekommen,159 und die Falschheit vermag weder etwas zu erschaffen noch lässt sie etwas wiedererstehen.160

159. Vergleiche Suura 17:81. (Asad)

Die Wahrheit ist gekommen in Form einer Lehre, in Form des Qur`ans, in Form einer neuen geradlinigen Lebensanschauung und Weltordnung, angekommen mit Kraft und Vitalität, um zu führen und neue Akzente zu setzen. Der Irrtum ist also entblößt, und der Betrug ist zusammengebrochen.

So leben die Mu'mins eng verbunden mit ihrem Herrn. Sie spüren Seine Größe und Fürsorge in sich selbst. Sie fühlen Ihn ohne Vermittler nahe bei sich. Er kümmert sich um ihre Angelegenheiten. Ihre Wünsche und Probleme erreichen Ihn und finden bei Ihm Gehör und Hilfe. In Seiner Obhut fühlen sie sich sicher, zufrieden und geschützt. (Qutb)

160. Das vierte Argument ist, dass die Wahrheit endgültig ist. Sie schafft neue Situationen und Entwicklungen, und wenn sie gelegentlich vorübergehend zu unterliegen scheint, kommt sie zurück und stellt das wahre Gleichgewicht wieder her. Unwahrheit ist im Gegensatz dazu von ihrem Wesen her zum Untergang verurteilt. Der Wahrheitsgehalt einer prophetischen Lehre ist daran erkennbar, dass sie die Zeiten überdauert. Aufmerksamen Betrachtern war dies bereits klar ersichtlich, als diese Suura in Mekka offenbart wurde, aber mit der Weiterentwicklung des Islam in Madina wurde es der ganzen Welt deutlich. (Juusuf `Allii)

Im Gegensatz zu der Kreativität, die jeder wahren Idee innewohnt, kann die Unwahrheit - da sie in sich selbst eine Illusion ist - nicht wirklich etwas schaffen oder Werte wiederbeleben, die in der Vergangenheit wirksam gewesen sind. (Asad)

 

50. Sprich: „Wenn ich mich geirrt habe,161 dann zu meinem eigenen Schaden,162 und wenn ich rechtgeleitet bin, so ist es um dessentwillen, was mein Herr mir eingibt.163 Wahrlich, er ist allhörend,164 nahe."

161. Nachdem die Wahrheit deutlich geworden ist. (Darjabaadi)

162. Zu meinem eigenen Schaden; ohne damit der Wahrheit Schaden zufügen zu können. (Darjabaadi)

Vergleiche Suura 14:4 und die entsprechende Fußnote. (Asad)

163. Wenn überhaupt die Möglichkeit angenommen werden könnte, der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sei nur ein Visionär, der sich selbst täuscht, dann würde dies nur ihn betreffen und sich zweifellos in seiner Persönlichkeit bemerkbar machen. In der Tat war er jedoch fest in seiner Beständigkeit und in seinem Imaan, und nicht nur gewann er selbst neue Kraft, sondern auch die dauerhafte Liebe seiner nächsten Angehörigen und derer, die oft mit ihm zusammentrafen. Wie war dies möglich, wenn nicht Allahs Wahrheit und Offenbarung hinter ihm stand? Dies ist das fünfte und letzte Argument in diesem Abschnitt. (Juusuf `Allii)

164. Er weiß, ob ich mich irre oder dem rechten Weg folge. - Selbstverständlich ist mit diesem Aja nicht die Möglichkeit impliziert, dass der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, irrt oder vom rechten Weg abweicht. (Mauduudi)

 

51. Und wenn du nur sehen könntest, wie sie von Schrecken erfüllt sind.165 Doch es gibt kein Entrinnen,166 und sie werden aus nächster Nähe ergriffen.167

165. Die Kaafirs am Tag des Gerichts. (Darjabaadi)

166. Nach allen Argumenten für die Beständigkeit und Wirklichkeit der Wahrheit werden wir hier aufgefordert, uns die Position der Wahrheitsgegner zu vergegenwärtigen, nachdem sich die Wahrheit durchgesetzt hat. Sie werden von Schrecken ergriffen, denn die Wahrheit ist unwiderstehlich. Sie werden sich wünschen, aus dieser Position entkommen zu können, aber das ist unmöglich. Sie kommen nicht weit: aufgrund ihres eigenen früheren Verhaltens werden sie festgehalten. (Juusuf `Allii)

Kein Entkommen aus Allahs Gegenwart. (Darjabaadi)

167. Wörtlich: "Von einem nahe gelegenen Ort", das heißt aus ihrem eigenen Selbst heraus. Vergleiche auch Suura 17:13 und die entsprechenden Fußnoten. Derselbe Gedanke kommt in Suura 13:5 sowie oben in Aja 33 zum Ausdruck. Vergleiche auch Suura 50:41 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

52. Und sie sagten: „(Jetzt) verinnerlichen wir den Imaan daran.168 Doch wie können sie (Imaan) erlangen,169 wo sie so weit (davon) entfernt sind?170

168. Nämlich an die Botschaft, die der Gesandte Allahs in der Welt verkündet hat. (Mauduudi)

169. Jetzt werden sie ihren Imaan an die Wahrheit bekennen, aber was ist ein solches Bekenntnis wert? Imaan enthält Imaan an nicht wahrnehmbare Dinge; jetzt aber liegt alles klar und offen vor ihnen. Die Position, in der sie Imaan hätten verinnerlichen können, liegt weit hinter ihnen, wo die Wahrheit noch kämpfen und um Hilfe und Asyl bitte musste, während sie sie grausam, arrogant und beleidigend abwiesen. (Juusuf `Allii)

170. Wörtlich: "von einem weit entfernten Ort", nämlich von ihrem völlig anderen vergangenen irdischen Leben. (Asad)

 

53. Und schon vordem verinnerlichten sie nicht den Imaan daran.171 Und sie stellten (nur) weit hergeholte172 Mutmaßungen173 über Verborgenes an.

171. Als sie noch in dieser Welt weilten. (Darjabaadi)

 

54. Und zwischen ihnen und dem, was sie begehren, liegt ein Abgrund,174 so wie es auch mit ihresgleichen vordem geschehen ist.175 Sie befanden sich fürwahr (ständig) in tiefstem Zweifel.176

172. Weit hergeholt: wörtl. "von einem entfernten Ort aus" (Anm. d. Übers.)

Die offensichtliche Bedeutung ist die, dass das Schicksal eines Menschen im zukünftigen Leben eine unmittelbare Folge seiner geistigen Haltung und seiner Lebensweise während seines früheren Erdenaufenthaltes ist und dadurch bestimmt wird. In diesem Zusammenhang bedeutet der Ausdruck „von einem weit entfernten Ort" etwas ähnliches wie "ohne jeden Sinn" oder "sinn- und grundlos" und soll alle negativen Spekulationen darüber, was der Qur`an als Al-Rayb ("was jenseits des menschlichen Wahrnehmungsvermögens liegt") bezeichnet, als sinn- und zwecklos erklären. (Asad)

173. Sie wiesen nicht nur die sinnlich nicht erfassbare Wahrheit (die endgültige, absolute Realität) zurück, sondern verbreiteten falsche und boshafte Anschuldigungen aller Art gegen die Verkünder der Wahrheit, indem sie diese unehrliche Menschen, Lügner oder Heuchler bezeichneten. Wie Feiglinge nahmen sie eine hinterhältige Haltung weit ab von allen wirklichen Auseinandersetzungen ein und schossen ihre Pfeile aus sicherem Abstand ab. (Juusuf `Allii)

174. Sie tun alles, um die Wahrheit zu unterdrücken und der Befriedigung ihrer eigenen bösen, egoistischen Beweggründe nachzugehen. In beidem werden sie jedoch enttäuscht, und das ist in sich schon ihre Strafe und ihr Leiden. Dies ist schon immer eine Gesetzmäßigkeit in der ständigen Auseinandersetzung zwischen Gut und Böse gewesen. (Juusuf `Allii)

Damit wird mit der Unmöglichkeit, die Erfüllung ihrer Wünsche zu erlangen - seien sie positiv oder negativ - sozusagen ihr Leiden im zukünftigen Leben zusammengefasst. (Asad)

175. Beachte, dass die Ajas 51-54 eine kraftvolle Schilderung des Konflikts zwischen Gut und Böse sind und auf verschiedene Weise verstanden werden können.

1. Die Schilderung bezieht sich auf die endgültige Stellung im zukünftigen Leben im Gegensatz zu ihrer Stellung in diesem Leben.

2. Sie bezieht sich auf die Position des siegreichen Islam in Madina im Gegensatz zu dem verfolgten und unterdrückten Islam in der Frühzeit in Makka.

3. Sie bezieht sich auf die Umkehrung der Positionen von Richtig und Falsch zu verschiedenen Zeiten der Weltgeschichte oder

4. der individuellen Geschichte. (Juusuf `Allii)

176. Vergleiche Suura 14:9 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Ein Argwohn, dass alle ethischen Postulate sie nur von allem ausschließen sollen, was sie als ihre "legitimen Rechte" im Leben dieser Welt betrachten. (Asad).

 

Einführung zu Suura 35

Vergleiche auch die Einführung zur vorigen Suura.

Diese Suura handelt vom Mysterium der Schöpfung und ihrer Erhaltung und zwar durch verschiedene Kräfte, die als Flügel der Engel dargestellt werden. Ob wir die äußere Natur oder den Menschen betrachten, Allahs Barmherzigkeit verkündet Seine Herrlichkeit und schützt Seine Diener vor dem Bösen.

Die Suura stammt aus der frühen makkanischen Zeit, aber die chronologische Zuordnung ist nicht von Bedeutung. (Juusuf ’Allii)

Zusammenfassung:

Die Kräfte, die die Schöpfung in Gang halten - dargestellt durch die Engel - sind selbst von Allah erschaffen, Dem allein alles Lob gebührt; alles andere ist nichtig. (Ajas 1 - 26)

Alles Gute kommt von Allah: wer will dann das Böse wählen und die Folgen davon tragen müssen? (Ajas 27 - 45)

Diese makkanische Suura ähnelt in ihrem Stil und Thematik der Suura Ar-Raad (des Donners). Wie Hammerschläge wirkt sie von Anfang bis Ende auf das menschliche Herz. In atemberaubender Weise rüttelt die Suura am Bewusstsein des Menschen, um ihn aus seiner Unachtsamkeit zu wecken, mit einer Fülle von Anregungen, die seine Aufmerksamkeit erregt, um die Vollkommenheit in seinem Umfeld, die wunderbare Schöpfung seines Herrn zu beobachten und ihre Wärme, ihren Sinn, und ihre harmonische Ordnung zu spüren. Damit empfindet der Mensch die Hand Allahs und Seine ständige und reichliche Versorgung für alle Wesen und alle Schöpfung.

 

Der Schöpfer

Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen.

 1. Preis sei Allah,1 dem Schöpfer2 der Himmel und der Erde, Der die Engel3 zu Gesandten mit Flügeln4 gemacht hat - zwei, drei und vier. Er fügt der Schöpfung hinzu, was Er will.5 Wahrlich, Allah hat Macht über alle Dinge.

1. Vergleiche auch Suura 43:1 und die entsprechenden Fußnoten. Wenn wir Allah preisen, bedeutet dies, dass wir uns bewusst machen, dass Seine Macht und Herrlichkeit zum Wohl der Schöpfung eingesetzt wird. Das ist die Thematik dieser Suura. (Juusuf `Allii)

2. Je weiter das Wissen des Menschen von den Naturprozessen voranschreitet, sieht er, wie komplex die Entwicklung der Materie selbst ist, ganz abgesehen von der Frage nach dem Ursprung des Lebens und den geistigen Kräften, die jenseits des Bereichs der experimentellen Wissenschaft liegen. Aber dieses Wissen selbst wird auch wieder ein "Schleier des Lichts": indem der Mensch die unmittelbaren Ursachen erkennt, zeigt er in seinem Stolz hierauf dazu, die ursprüngliche Ursache, die Ursache aller Ursachen, das Wirken Allahs in der Schöpfung zu vergessen. Die Schöpfung ist ein äußerst komplizierter Vorgang und wird daher im Arabischen mit verschiedenen Worten bezeichnet, die alle unterschiedliche Aspekte zum Ausdruck bringen. Das hier gebrauchte Wort "fatara" فاطر bezeichnet die Schöpfung der Urmaterie, zu der Allah weiter schöpferische Prozesse hinzufügen muss, denn „Allah fügt seiner Schöpfung hinzu, was Er will", nicht nur an Quantität, sondern auch Qualitäten, Funktionen, Beziehungen und vielfältige Variationen. (Juusuf `Allii)

3. Die gröberen Vorstellungen, die manche Menschen von den Engeln haben, müssen wir hier fallenlassen. Sie sind Wesen, die Qualitäten oder Kräfte verkörpern, die hier als "Flügel" bezeichnet werden. Wir brauchen nicht anzunehmen, dass Engelsflügel aus Muskeln und Federn bestehen wie die der Vögel. Wenn dies der Fall wäre, wie könnten dann ungerade Zahlen vorkommen? Wir können vielleicht davon ausgehen, dass mit den Zahlen hier "Paare" gemeint sind. Aber auf keinen Fall können wir annehmen, dass es sich hier um konkrete Zahlen handelt, denn in der sakralen Literatur werden auch Engel mit 600 Flügeln erwähnt. Wir können uns Engel mit einem Flügelpaar vorstellen. Sie sind Boten oder Instrumente zur Ausführung des Willens Allahs, die eine oder mehrere Instrumente zur Ausführung übernehmen. Vergleiche auch die Beschreibung des Geistes der Offenbarung in Suura 26:198 und der Geistwesen oder Engel, die Gottes Befehle ausführen, in Suura 79:1-3. (Juusuf `Ali)

Engel sind Boten Allahs, die Seine Offenbarungen Seinen Dienern die er ausgewählt hat, auf der Erde überbringen. Sie stellen die Verbindung zwischen dem Schöpfer im Himmel und Seinen Propheten und Gesandten her, die sich dann mit Seiner Botschaft an Seine Geschöpfe wenden Diese Botschaft hat eine zentrale Bedeutung, denn sie wurde als geistiges Gerüst nach der Schöpfung des Himmels und der Erde erwähnt. Andere Aussagen über die Engel finden wir im Qur`an in Suura 21:18; 7:206 und 66:6. Sie sind Seine Diener und nicht zu stolz, Ihm zu dienen, obgleich sie Ihm nachstehen. wir können von ihnen nur das wissen, was Allah uns mitteilt, eine eindeutige Darstellung von ihnen haben wir nicht. (Qutb)

4. Die "Flügel" der geistigen Wesen oder Kräfte, die als Engel dargestellt werden, sind offensichtlich eine Metapher für die Geschwindigkeit und Macht, mit der Allahs Offenbarungen Seinen Gesandten übermittelt werden. Ihre verschieden große Zahl soll vielleicht die vielen unterschiedlichen Methoden verdeutlichen, mit denen Allah die Verwirklichung seiner Anordnung im Universum veranlasst, eine Vermutung, die meiner Ansicht nach mit einem Ausspruch nämlich Dschibril "mit sechshundert Flügeln" gesehen habe. (Asad)

Dies kann zweierlei Bedeutung haben:

1. dass diese Engel den Dienst erfüllen, Botschaften zwischen Allah und Seinen Gesandten zu vermitteln;

2. dass es die Aufgabe dieser Engel ist, die Befehle des Allmächtigen im ganzen Universum zu verwirklichen.

Folgendes soll damit besonders eingeprägt werden: Die Stellung der Engel, die von den Götzendienern nicht selten zu Göttern oder Göttinnen erhoben wurden, ist nicht anders als die von gehorsamen Diener Allahs, des Einzigen. So wie die Diener eines Königs sich beeilen, Seine Befehle auszuführen, so fliegen diese Engel im Dienste des wahren Herrn des Universums. Sie haben keinerlei eigene Macht; alle Macht liegt allein bei Allah. (Mauduudi)

Wir haben keinerlei Möglichkeit festzustellen, von welcher Art die Flügel dieser Engel sind. Wenn jedoch Allah dieses Wort benutzt, das normalerweise die Flügel von Vögeln bezeichnet, um einen bestimmten Sinngehalt zu vermitteln, dann können wir daraus schließen, dass dieses Wort aus unserer eigenen Sprache der wirklichen Bedeutung am nächsten kommt. die Erwähnung von zwei, drei oder vier Paar Flügeln zeigt, dass verschiedene Engel von Allah mit verschiedenen Kräften ausgestattet wurden. Sie wurden mit Schnelligkeit und Effektivität in verschiedenem Grade versehen, wie es dem jeweiligen Dienst entspricht, den sie leisten sollen. (Mauduudi)

5. Vergleiche oben Fußnote 2, die auf die Komplexität der schöpferischen Prozesse eingeht. Allahs Schöpfung ist nicht irgendwann in der Vergangenheit abgeschlossen worden, sondern setzt sich fort, denn Er hat alle Macht, und Seine Barmherzigkeit ergießt sich reichlich über Seine Geschöpfe.

(Juusuf `Allii)

Er entscheidet frei und unabhängig über das, was Er erschaffen will, und ist dabei nicht an eine bestimmte Form der Schöpfung gebunden. Sein Wille ist also absolut und unbegrenzt. (Qutb)

Der Schöpfungsprozeß ist beständig und erweitert sich ständig in Umfang und Vielfalt. (Asad)

 

2. Was Allah den Menschen an Barmherzigkeit eröffnet, das vermag niemand zurückzuhalten.6 Und was Er zurückhält, das kann niemand danach hergeben.7 Und Er ist der Allmächtige, der Allweise.8

6. Dies knüpft unmittelbar an das Ende des vorigen Ajas an, wo von Allahs Allmacht die Rede ist. Allahs Barmherzigkeit gegenüber den Menschen umfasst alles, was Er Ihnen verweigert und was Er ihnen gibt, auch Eigentum, Kinder, Gesundheit, Kraft, Ansehen und Autorität. Und wenn Allah den Menschen Seine Barmherzigkeit eröffnet, gelangt Ruhe und Zufriedenheit in die Herzen der Menschen. (Qutb)

7. Da Allah der Schöpfer und Erhalter aller Dinge und Wesen ist, erstreckt sich auch Seine liebevolle Fürsorge auf alle Seine Geschöpfe. Niemand kann Allahs Barmherzigkeit und Seine Gaben zurückhalten. Was auch immer Sein Wille, Plan und Ziel ist, Er kann es ausführen und tut es auch. Und wenn Er einem Seiner Geschöpfe eine bestimmte Gabe vorenthält, dann kann sie ihm keine Person und keine Macht geben. Dies geschieht jedoch nicht willkürlich. Er ist voller Weisheit und Güte, und ob Er gibt oder vorenthält, jeder Seiner Handlungen ist voller Güte und Barmherzigkeit gegenüber Seinen Geschöpfen. (Juusuf `Allii)

8. Er ist allmächtig: bei Ihm allein liegt die Herrschaft, und niemand kann verhindern, dass Seine Beschlüsse verwirklicht werden. Er ist allweise: alle Seine Entscheidungen beruhen auf Weisheit. Wenn Er jemandem etwas gibt, dann deswegen, weil die Weisheit es so erfordert, und wenn Er jemandem etwas vorenthält, dann deswegen, weil es unweise wäre, es ihm zu geben. (Mauduudi)

Wenn dieser Grundsatz im Herzen eines Menschen Fuß gefasst hat, erfährt er in seinem Wesen eine grundlegende Umwandlung, die seine Lebenskraft und seine Lebensanschauung vollständig ändert. Alle vorherigen Bindungen, groß oder klein, erscheinen bedeutungslos und flach, deswegen brechen sie zusammen. Nur die wahre Bindung, die ihn mit ihrer Güte und Barmherzigkeit und Größe fesselt, bleibt bestehen.

Diejenigen, denen Allah Seine Barmherzigkeit eröffnet hat, spüren sie in jeder Angelegenheit, in jeder Lage, in jedem Zustand und an jedem Ort. Sie finden sie in sich selbst, in ihrem Empfinden und in ihrem Umfeld, wo immer sie sein mögen, auch wenn sie nichts an Gütern besitzen - was den anderen Menschen als Verlust erscheinen mag. Die aber, von denen Allah Seine Barmherzigkeit zurückgehalten hat, vermissen sie in allem, in jeder Lage und in jedem Zustand, gleichgültig ob sie Vermögen oder Macht besitzen. Wie oft versorgt Allah jemanden reichlich mit Gütern , während Er Seine Barmherzigkeit vor ihm zurückhält, bis sich ihm diese Gabe zu seiner Tragödie verwandelt. Und wie oft wird eine harte Prüfung, die jemandem hilft, während Allah Seine Barmherzigkeit ihn umfassen lässt, ihm letztlich ein wahres Glück bedeuten.

Es gibt keine Bedrängnis und keinen Kummer mit der Barmherzigkeit Allahs. Der Kummer entsteht nur in ihrer Abwesenheit. Kein Kummer trifft den Betroffenen, selbst wenn er in einer dunklen Gefängniszelle liegt, sich in der Hölle der Folterkammer befindet, oder draußen in der Öde verbrannt ist. Kein Wohlergehen gibt es in ihrer Abwesenheit, auch wenn derjenige im Wohlstand und in Prunk lebt. Im Inneren des Menschen sprudeln mit der Barmherzigkeit Allahs Quellen des Glücks und der Zufriedenheit. In ihrer Abwesenheit dominieren im Inneren des Menschen Kummer, Unzufriedenheit und Stress.

Eine Barmherzigkeit Allahs ist, dass du die Barmherzigkeit Allahs spürst. Dein Empfinden ihrer Existenz ist in sich eine Barmherzigkeit. Deine Hoffnung, und dein Streben nach ihr ist eine Barmherzigkeit. Dein Vertrauen und deine Erwartung, dass sie dich in jeder Sache umschließt, ist eine Barmherzigkeit für dich. Die eigentliche Strafe ist, dass du dich von ihr abwendest oder Zweifel an ihr hast. Diese Strafe lässt Allah aber niemals auf einen Mu'min Menschen treffen „... denn an Allahs Erbarmen verzweifelt nur das kaafir Volk" (Suura 12:88)

Die Barmherzigkeit Allahs kann jeder erlangen, wenn er will. Ibraahiim hat sie im Feuer gefunden, und Juusuf fand sie in der Tiefe des Brunnens, und in der Dunkelheit des Gefängnisses, Juunus fand sie in der dreifachen Dunkelheit im Bauch eines Wals, und Muusa, Allahs Segen auf ihnen allen, fand sie im Fluss als ein mächtiger, schutzloser Säugling, aber auch im Palast des Pharao, seines Feindes, der auf ihn lauerte, und nach ihm suchte. (Qutb)

 

3. O ihr Menschen! Gedenket der Gnade, die Allah euch zuteil werden ließ.9 Gibt es also einen Schöpfer außer Allah, der euch aus den Himmeln und der Erde Versorgung gewähren könnte?10 Es gibt keine Gottheit außer Allah.11 Wie könnt ihr euch also nur (von der Wahrheit) abbringen lassen?12

9. "Erinnert euch": seid nicht undankbar; vergesst nicht, dass alles, was ihr habt, euch von Allah gegeben wurde. Dieser Satz soll mit anderen Worten davor warnen, nicht undankbar zu sein, indem wir anderen als Allah dienen, Seinen Segen und Seine Gaben auf andere als ihn zurückzuführen oder anderen als Ihm für seine Güte danken. (Mauduudi)

10. Da Allah die erste Ursache aller Dinge ist, werden die Menschen hier aufgerufen, sich Allah allein zuzuwenden, statt hinter falschen Vorstellungen herzulaufen. Allah ist nicht allein der Ursprung, sondern das Zentrum allen Lebens und aller Aktivität, und alles kehrt letztendlich zu Ihm zurück. Allein durch Allahs Gnade und Fürsorge wird die Welt und das menschliche Leben erhalten. "Unterhalt" oder "Versorgung" bedeutet in der Sprache des Qur’ans alles, was dazu beiträgt, jeden Aspekt des Lebens zu erhalten und zu entwickeln, im geistigen wie im körperlichen Bereich. Insofern wäre es der Höhepunkt der Unvernunft seitens des Menschen Allahs Botschaft zu ignorieren, wie sie in Seinen Offenbarungen dargelegt wird. (Juusuf `Allii)

11. Wer könnte behaupten, dass ein anderer als Allah ihn versorgt? Und wenn es keinen anderen Schöpfer und Versorger als Allah gibt, was hindert diese Menschen dann daran, sich an Ihn zu erinnern und Ihm dankbar zu erweisen? Und was hindert sie daran, Ihn zu preisen und sich in allen Dingen Ihm allein zuzuwenden? (Qutb)

Vergleiche auch Suura 10:31 und die entsprechende Fußnote. (Asad)

12. Insofern als ihr anderen Wesen als Ihm göttliche Macht und Eigenschaften zuschreibt. (Asad)

Zwischen dem ersten und dem zweiten Satz in diesem Aja ist eine kurze Pause zu denken. Die Götzendiener werden angesprochen: „Gibt es außer Allah einen anderen Schöpfer, der euch geschaffen hat und euch von Himmel und Erde versorgt?" Daraufhin wartet der Fragesteller auf eine Antwort, aber vergeblich. Niemand antwortet ihm, es gäbe einen anderen Schöpfer und Erhalter außer Allah. Dies zeigt in sich selbst, dass sich die Zuhörer durchaus bewusst sind, dass es keinen anderen Schöpfer und Erhalter außer Ihm gibt. Daraufhin sagt der Sprecher: „Wenn dies der Fall ist, dann kann auch Er allein Gott sein und niemand anderes. Wie habt ihr euch so täuschen können? Wie konntet ihr jene anderen als eure Gottheiten betrachten, wo Allah doch allein euer Schöpfer und Erhalter ist?" (Mauduudi)

 

4. Und wenn sie dich13 zum Lügner erklären, so sind schon vor dir Gesandte zu Lügnern erklärt worden.14 Und zu Allah werden alle Angelegenheiten (zur Entscheidung) zurückgebracht.15

13. Damit ist der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, angesprochen. (Darjabaadi)

14. Dennoch wird menschlicher Widersinn die Wahrheit ablehnen und die Unwahrheit akzeptieren. Ein mutaqi Mensch soll sich dadurch nicht entmutigen lassen, denn alles kehrt letztendlich zu Allah zurück, und wir sollen auf Seine Weisheit und Seinen allumfassenden Plan vertrauen. (Juusuf `Allii)

Dies ist eine von den großen Wahrheiten. Wenn sie dich als Lügner bezichtigen, sollst du deswegen nicht bekümmert sein. Es ist die Einstellung der Tyrannen in früheren Zeiten. Auch sie haben ihre Gesandten verleumdet und sich gegen sie gestellt. Es ist also nicht deine Sache die Leugnung und die Übermittlung der Wahrheit sind nur Mittel und Beweggründe, ihre Ergebnisse und Wirkungen sind allein Allahs Sache. (Qutb)

Dann sei nicht zu traurig und enttäuscht. (Darjabaadi)

15. Und Er vergilt jeden seinen Verdiensten entsprechend (Darjabaadi)

Wenn Menschen jemanden als Lügner bezeichnen, bedeutet dies noch lange nicht, dass er wirklich ein Lügner ist oder durch ihre Erklärung zu einem Lügner wird. Die Entscheidung darüber liegt allein bei Gott. Er wird letztendlich darüber urteilen, wer ein Lügner war, und diesem entsprechend vergelten. (Maududi)

 

5. O ihr Menschen! Wahrlich, das Versprechen Allahs ist (unumstößliche) Wahrheit.16 Darum lasst euch nicht durch das diesseitige Leben täuschen7 und lasst euch nicht vom (schlimmsten) Betrüger über Allah täuschen.18

16. Der Aufruf an die Menschen beruhte oben in Aja 8 auf der Vergangenheit und der Gegenwart. Hier beruht er auf der Zukunft. Unser Ursprung liegt bei Allah; wir leben, bewegen uns und existieren allein durch Allah; aber wir sollten daran denken, dass es auch eine Zukunft gibt, in der wir Allah gegenüber Rechenschaft über uns ablegen müssen. Allahs Gnade hat uns den Garten der Glückseligkeit versprochen; Seine Gerechtigkeit verspricht uns das Feuer des Leidens. Beide Verheißungen werden mit Sicherheit wahr. Auf welche Seite werden wir uns stellen? (Juusuf `Allii)

Es besteht kein Zweifel daran, dass Seine Verheißung in Erfüllung geht. Die Wahrheit ist nicht gegenstandslos oder sinnlos. Sie wird bald und unbedingt in Erfüllung gehen. Von den Illusionen dieser Welt oder durch die Einwirkungen der Mächte des Bösen von dieser Perspektive sollen wir uns schützen und uns nicht ablenken lassen. (Qutb)

17. Vergleiche auch Suura 31:33 und die entsprechenden Fußnoten. Die Täuschung des Bösen nimmt zwei formen an:

1. Die verführerischen Versuchungen dieser Welt können uns veranlassen, das zukünftige Leben zu vergessen.

2. Der Erzfeind selbst kann unsere geistige Sehfähigkeit so verblenden, dass wir mit ihm Böses für gut halten. Werden wir wachsam sein? (Juusuf `Allii)

Dahingehend täuschen, dass diese Welt Selbstzweck ist; dass es kein zukünftiges Leben gibt, in dem wir Rechenschaft ablegen müssen. (Maududi)

18. Vergleiche die Fußnoten zu Suura 14:22 und 15:17. (Asad)

Der Prunk des Diesseits soll euch nicht über das bald eintretende Schicksal hinweg täuschen. Der Schaitaan, der ständige Feind, lauert nur, um euch durch seinen schmackhaft gemachten Betrug von der Verheißung Allahs zu entfernen. Ihr sollt ihm gegenüber wachsam sein. dies ist das eigentliche Bestreben des Qur’ans, die Menschen in Alarmbereitschaft zu versetzen. Sie sollen sich vor dem trügerischen, ständigen Geplänkel des Schaytaans, hüten Sie sollen immer achtsam sein und sich nicht billig und einfach hingeben. Eine ständige Wachsamkeit und ein ständiger Kampf gegen den Erzfeind. (Qutb)

"Euch in bezug auf Allah täuschen" bedeutet, dass er

1. einige Menschen zu der Vorstellung veranlasst, Allah existiere nicht;

2. andere in das Missverständnis verwickelt, Allah habe, nachdem Er die Welt erschaffen hat, sich zurückgezogen und habe jetzt praktisch nichts mehr mit dem Universum zu tun;

3. anderen wieder die Vorstellung vorspiegelt, dass Allah zwar zweifellos das Universum lenkt; aber nichts für die Rechtleitung der Menschen unternommen hat, so dass Prophetentum und Offenbarung reine Täuschung seien;

4. wieder anderen die falsche Erwartung eingibt, dass Allah, da er doch gnädig und barmherzig ist, ihnen alle ihre Vergehen vergibt und darüber hinaus einige besonders bevorzugte Diener hat, deren Vermittlung sicher sei. (Maududi)

 

6. Wahrlich, der Schaytaan ist euch ein Feind, so behandelt ihn wie einen Feind.19 Er ruft fürwahr seine Anhänger, damit sie Gefährten der Feuerglut werden.20

19. Das Böse ist unser Feind uns soll als solcher behandelt werden. In Wirklichkeit ist es unserer Natur fremd, auch wenn es sich verstellt, um uns als Freund oder Teil unseres eigenen Wesens zu täuschen. Wenn wir den Geist des Bösen personifizieren, können wir von ihm sagen, dass er uns einen Anteil an seiner eigenen Verdammnis wünscht. Sollen wir ihm etwa in die Falle gehen? (Juusuf `Allii)

20. Der Schaitaan hat schon seine Feindschaft gegen den Menschen bekundet und beharrt darauf. Ihr sollt deswegen die Feindschaft aufnehmen, und euch vor seinen ständigen Verlockungen schützen. Folgt nicht blindlings seinen schön verbrämten Ratschlag. Seid immer auf der Hut. Er bringt euch nichts Gutes und führt euch nicht zur Rettung. Gibt es einen vernünftigen Menschen, der sich von der Verkündung der Feuerglut leiten lässt?

Diese Einstellung, im Zustand der Alarmbereitschaft für den ewigen Kampf gegen den ewigen Feind immer in Bereitschaft zu stehen, will der Qur`an im Bewusstsein des Menschen verankern. (Qutb)

 

7. Diejenigen, die kaafir sind,21 denen wird eine schreckliche Strafe zuteil. Doch diejenigen, die den Imaan verinnerlichen und gute Werke tun, denen wird Vergebung und großer Lohn zuteil werden.22

21. Allah abzulehnen bedeutet, alles Gute abzulehnen, dass Er in unserer Natur verwurzelt hat. Sollen wir das wahre Muster verraten, nach dem Er uns erschaffen hat, und die Konsequenzen ertragen? Oder sollen wir nicht lieber diesem Muster treu bleiben und das für uns vorgesehene hohe Ziel erreichen? (Juusuf `Allii)

Die sich den Täuschungen Schaytaans unterwerfen. (Darjabaadi)

Die sich weigern, an die Aufforderung den Imaan zu verinnerlichen, die Allahs Botschaft und Sein Gesandter ihnen übermitteln. (Maududi)

22. Allah wird ihnen ihre Fehler vergeben und sie für ihre guten Handlungen belohnen, und zwar nicht nur mit dem, was sie verdient haben, sondern sehr viel reichlicher und großzügiger. (Maududi)

 

Abschnitt 2

8. Ist etwa der, dem das Üble seiner Taten anziehend und schön erscheint,23 so dass er sie als etwas Gutes ansieht (gleich dem Rechtgeleiteten)?24 Doch wahrlich Allah lässt irregehen,25 wen Er will und leitet recht, wen Er will26 So lass deine Seele nicht außer sich geraten über sie vor Bedauern.27 Wahrlich, Allah weiß, was sie tun.28

23. Die Ajas 3-7 waren an die Menschen allgemein gerichtet. In diesem Abschnitt wurden die Hauptverantwortlichen für Irrtum und Abweichungen erwähnt, die ihr Äußerstes taten, um den Auftrag des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zunichtezumachen. (Maududi)

24. Vergleiche oben Aja 5 und die entsprechenden Fußnoten. Wenn ein Stadium erreicht ist, in dem ein Mensch das Böse als sein Gutes akzeptiert, ist sein Fall hoffnungslos. Kann ein solcher Mensch Nutzen und Verkündung und Rechtleitung haben? Er hat selbst absichtlich alle Rechtleitung abgelehnt. Einen solchen Menschen überlässt man am besten sich selbst. Vielleicht kommt auf seinen Irrwegen irgendwann ein verstreuter Lichtblitz zu ihm. Dies ist nach Allahs Willen und Seinem weisen Plan durchaus möglich. Aber ein Gesandter Allahs sollte über die Haltung solcher Menschen nicht traurig oder entmutigt sein. Er soll weiter den Grund bearbeiten, der sich ihm eröffnet hat. Denn Allahs Plan kann auf vielerlei unerwartete Weise wirken, wie aus der Allegorie im nächsten Aja hervorgeht.

(Juusuf `Allii)

Das ist der Schlüssel des Bösen überhaupt, dass nämlich Schaytan die Menschen täuscht, so dass ihnen Böses als gut oder schön erscheint und Dinge oder Handlungen nicht mehr nach ihrem tatsächlichen Wert beurteilt werden. Auf diese Weise beeinflusst Schaytan den Menschen und führt ihn irre, so dass man sich einbildet, unfehlbar zu sein, und dementsprechend keine Kritik duldet. Dies ist ein Zustand der Entgleisung der zur Vernichtung führt. Und wie der Stil des Qur’an oft verfährt, lässt er die Frage offen, als ob er sagen würde: Kann man von einem solchen Prototyp überhaupt eine Verbesserung erwarten, der sich so verschlossen hat, oder von dem anderen, der offen ist für jeder äußere Kritik, und sich gegenüber anderen demütig verhält, und der sich selber aus Taqwa ständig zur Rechenschaft zieht. (Qutb)

25. Entsprechend den Anforderungen von Weisheit und Gerechtigkeit. (Darjabaadi)

26. Allah ist allmächtig und allweise. Er benutzt Seine Macht nicht blind, indem Er ohne Ziel und Zweck den einen rechtleitet und den anderen irregehen lässt. In der Tat wird jemand dann rechtgeleitet, wenn er sich als würdig erweist, und Allah lässt denjenigen irregehen, der aus eigener Initiative einen Irrweg verfolgt. (Maududi)

Wann immer der Qur’an darauf Bezug nimmt, dass „Allah den Menschen irregehen lässt“, muss dies vor dem Hintergrund von Suura 2:26-27 verstanden werden, das heißt, das Irregehen der Menschen ist die Folge seiner eigenen Haltung und Neigungen, nicht das Ergebnis einer willkürlichen "Prädestination". Samachsari betont die Tatsache der Entscheidungsfreiheit des Menschen. Wenn dementsprechend davon die Rede ist, dass Allah jemanden irregehen lässt, bedeutet dies, dass Allah ihn verlässt und ihm Seine Gnade entzieht, während der Ausdruck "Rechtleitung" bedeutet, dass Er dem Betreffenden Gnade und Erfüllung gewährt. Er verlässt jedoch niemanden, der dies nicht verdient hätte, und schenkt Seine Gnade niemandem, der sich ihrer nicht würdig erweist. (Asad)

27. Mit Rechtleitung und Irrtum verhält es sich so, wie in diesem Aja ausgeführt wurde. Die damit verbunden Gesetzmäßigkeiten gehören nicht zu den Dingen, die der Mensch beeinflussen kann, selbst wenn er ein Gesandter Allahs wäre. Die Herzen der Menschen sind in Allahs Hand, und Er allein ist in der Lage, sie zu wenden. Allah hat Seinen Gesandten beauftragt, ihnen die Wahrheit näher zu bringen. Das liebevolle, besorgte Herz des Gesandten wird schwer, wenn er sieht, welcher Irrtum bei seinem Volk herrscht und wohin dieser letztendlich führt. Allah tröstet Seinen Gesandten mit diesen Worten und fordert ihn auf, Ihm allein die Sache anheim zu stellen. (Qutb)

28. Er handelt mit jedem so, wie Er es als angemessen ansieht. (Darjabaadi)

Dieser Satz enthält die Drohung dass Allah sie für ihre Übeltaten bestrafen wird, wenn die Zeit gekommen ist. (Mauduudi)

 

9. Und es ist Allah, Der die Winde entsendet so dass sie die Wolken heftig in Bewegung versetzen. Dann treiben Wir sie zu einem toten Land29 und Wir beleben damit die Erde nach ihrem Tod.30 Ebenso (wird es sein mit) der Wiederauferstehung.31

29. Dies ist eine zweifache Allegorie.

1. Trockener, unfruchtbarer Boden erscheint praktisch tot; es gibt in der Nähe keine Wasserquelle; von einem weit entfernten Ozean lässt die Sonnenhitze Feuchtigkeit aufsteigen und bildet Wolken; Winde kommen auf; es scheint so, als ob die Winde zufällig nach der einen oder anderen Richtung wehen würden, aber in Wirklichkeit ist es Allahs Fürsorge, die sie zu jenem toten Land treibt; Regen fällt, und siehe da! Überall entsteht Leben und Bewegung und Schönheit. So ist in der geistigen Welt Allahs Offenbarung Seine Barmherzigkeit und Sein Segen, ob es sich um individuelle Auferstehung oder um die Entfaltung seiner Seele handelt.

2. So ist es auch bei der universalen Auferstehung, der Entfaltung der Welt im zukünftigen Leben aus einer alten Welt, die eingeschrumpft und tot ist. (Juusuf `Allii)

30. Durch Regen wird Pflanzenwachstum ausgelöst. (Darjabaadi)

31. Jene Unwissenden halten das zukünftige Leben für unmöglich und leben daher in der Illusion, sie könnten in dieser Welt tun und lassen, was sie wollen, und sie brauchten niemals vor Allah dafür Rechenschaft abzulegen. Dies ist eine schlimme Täuschung. Am Tag der Auferstehung werden die Toten aller Zeitalter auf Allahs Ruf hin wiederbelebt, wie tote Erde wieder zum Leben kommt, sobald ein Regenschauer darauf niedergeht. (Mauduudi)

 

10. Wer sich Ehre (und Ansehen) wünscht32 - so ist bei Allah alle Ehre und Macht.33 Zu Ihm steigt das gute Wort auf34 und die rechtschaffene Tat hebt es empor.35 Denen aber, die böse Pläne schmieden, soll schwere Strafe zuteil werden36 Doch die Pläne solcher (Leute) sollen vereitelt werden.37

32. Gutes und Böses sind deutlich zu unterscheiden. Gutes geht nie verloren: es steigt zu Allahs Thron auf. Die bescheidensten gute Worte oder Handlungen werden zu einem hohen Rang erhöht. Wenn der Mensch nach reiner Macht und Ruhm strebt, gibt es außer in Allahs Nähe nichts davon. nur indem wir Allah suchen, erlangen wir Kraft und Ruhm. (Juusuf `Allii)

Ehre liegt bei Allah allein, und wer sie sucht, sollte sie bei Ihm suchen, denn er findet sie nirgends anders. Diese Tatsache hat auch politische und gesellschaftliche Implikationen, denn sie bestimmt die Wertmaßstäbe, nach denen die Muslime ihre Entscheidungen treffen. (Qutb)

33. Er soll diese Ehre durch eine enge Bindung an Allah erlangen. (Darjabaadi)

34. Vergleiche in Suura 14:25-32 auch das Gleichnis vom guten Baum, der lebt und wächst. Gute Worte wachsen und tragen gute Früchte. (Qutb)

Wir sollten hier beachten, dass der Qur'an Rechtes sagen und recht handeln als voneinander abhängig schildert. Keine Handlung kann allein aufgrund ihrer äußeren Form rechtschaffen sein, ohne dass dahinter die richtige Überzeugung und Absicht steht. Und keine richtige Überzeugung kann einen Wert haben, wenn sie nicht durch die Handlungen der betreffenden Person gestützt und bestätigt wird. (Mauduudi)

35. Die guten Handlungen geben dem Bekenntnis zum Islam einen hohen Wert. (Darjabaadi)

Allah erhöht die guten Handlungen. (Juusuf `Allii)

36. Der Natur des Bösen entspricht es, unterschwellig zu wirken, sich vor dem Licht zu verstecken, sich gegen die Rechtschaffenheit zu verschwören. Aber das Böse trägt seine unausweichliche Strafe mit sich. Seine Pläne müssen fehlschlagen. Und letztendlich wird das Böse selbst vernichtet. (Juusuf `Allii)

Diejenigen, die Böses planen, streben nach falscher Ehre und scheinbarer Macht. Äußerlich erscheinen sie großartig und geehrt und mächtig, aber nur das gute Wort und die gute Handlung steigen auf zu Allah und werden vergütet. Durch diese beiden gelangt man zur eigentlichen Ehre und zur eigentlichen Macht.

Das Wort "jamkuruun" يَمْكُرُون hat die Bedeutung "planen". Weil dieses Planen aber nur Böses nach sich zieht, wird es hier benutzt als Rache schmieden. Für Menschen, die solches planen, ist eine schwere Strafe bereitet, und über dies tragen ihre Pläne keine Früchte und werden vereitelt. (Qutb)

37. In diesem Zusammenhang - ebenso wie in Suura 10:21 und 34:33 - bedeutet das Wort "Makr" (wörtlich: "Plan" oder "Planung") eher "falsche Argumente ersinnen" nämlich gegen etwas, das wahr ist. Da sich der vorherige Abschnitt auf Allahs Schöpferkraft und insbesondere auf Seine Macht bezieht, Leben zu schaffen und Tote zum Leben zu erwecken, sind die oben erwähnten "bösen Handlungen" wahrscheinlich Argumente, die die Verheißung der Auferstehung "wiederlegen" sollen. (Asad)

 

11. Und Allah hat euch aus Staub erschaffen,38 dann39 aus einem Samentropfen, hierauf machte Er euch zu Paaren40 Und kein weibliches Geschöpf trägt (etwas unter dem Herzen) und kommt nieder, ohne dass Er es weiß; und keinem, der betagt ist, wird ein hohes Alter gewährt noch wird ihm sein Alter verkürzt, ohne das es in einem Buch (festgelegt) wäre.41 Dies ist wahrlich für Allah ein leichtes42

38. Vergleiche Suura 18:37; 22:5 und 30:20 sowie die entsprechenden Fußnoten. Hier geht es darum, dass der Körper des Menschen von niedrigerem Ursprung ist: sein physischer Körper ist nur Staub, und der Keim, der sein Leben verursacht, stammt von einem Körperteil, den er verbirgt und dessen er sich schämt. Das Geheimnis der Geschlechter zeigt, dass kein Individuum unter den Menschen für sich allein da sein kann. Ehr, Macht und Wissen sind nicht in ihm, sonder bei Allah, von Dem allein es jede Ehre, jede Macht und jedes Wissen hat, das es besitzen mag. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 3:49 und 23:12 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

39. Das "dann" in diesem und im folgenden Satz bezieht sich nicht auf eine zeitliche Abfolge, sondern auf Stadien in der Argumentation. Es ist fast gleichbedeutend mit "weiterhin" oder "zusätzlich".

(Juusuf `Allii)

Als Individuen. (Darjabaadi)

40. Wörtlich: "Er macht euch paarweise" oder zu "Partnern" (füreinander). (Asad)

41. Dinge, die dem Menschen sehr verborgen und geheimnisvoll erscheinen, sind dennoch Allah bekannt und von Ihm bestimmt. Sie alle sind Allahs Gesetzmäßigkeiten und Seinen Beschlüssen unterworfen. Das Geheimnis der menschlichen Geburt (vergleiche auch Suura 31:34 und die entsprechenden Fußnoten), der Geschlechter, des Lebens und des Todes und vieles andere erscheint dem Menschen unerklärlich. Aber sie alle sind von Allah angeordnet, und die Gründe und Ursachen dafür sind Ihm bekannt. (Juusuf `Allii)

Dies alles ist im "Buch" des vollkommen und unabhängigen Wissens Allahs. Dort sind alle Daseinsformen dieser Existenz verzeichnet, deren Grenzen niemand außer Allah kennt. (Qutb)

42. Das Wissen des Menschen wird mit viel Mühe erworben und ist ihm vielleicht eine Last. Allahs Wissen ist anders; es ist für ihn keine Belastung, und Er muss es nicht mühevoll erwerben. Vergleiche auch 33:19 und 30. (Juusuf `Allii)

Es ist für Allah nicht schwierig, jedem Einzelwesen in Seiner Schöpfung Anordnungen zu geben und darüber zu entscheiden, denn Er kennt sie vollkommen und in allen Einzelheiten. (Mauduudi)

 

12. Und die beiden Arten von Gewässern sind nicht gleich;43 das eine ist wohlschmeckend und süß, angenehm zu trinken, und das andere ist salzig und bitter.44 Und doch esst ihr aus beiden45 frisches, zartes Fleisch46 und gewinnt Schmuck, den ihr tragt47 Und du siehst die Schiffe darauf, wie sie (die Wellen) durchpflügen,48 um Seine Gnadenfülle zu erlangen und damit ihr dankbar sein möget.49

43. Es ist leicht für Ihn, Gleiches und Vielfältiges zu erschaffen, wie beispielsweise die beiden großen Gewässer ... Dieser eingeschobene Satz ist nach Raasi zur Erläuterung notwendig und knüpft an den vorigen Aja an. (Asad)

44. Vergleiche Suura 25:53 und die entsprechenden Fußnoten. Der große salzige Ozean mit allen Meeren und Buchten bildet eine Einheit; ebenso bilden die süßen Gewässer in Flüssen, Seen, Teichen und unterirdischen Quellen eine Einheit. Jede davon ist mit der anderen durch einen beständigen Kreislauf verbunden, wobei Dämpfe aufsteigen, in Wolken von atmosphärischer Feuchtigkeit umhergetragen werden, wieder zu Wasser oder Schnee verdichtet werden, als Regen herabfallen und sich mit Flüssen und Bächen mischen, um wieder in den Ozean zu gelangen. (Juusuf `Allii)

Der Wille, dass beide Wasserqualitäten verschieden sein sollen ist klar - das eine ist süß und wie wir wissen - ein Bestandteil der Lebewesen; das andere ist salzig und bitter, Inhalt der Meere und Ozeane, die den größten Teil der Erdoberfläche ausmachen. Der amerikanische Wissenschaftler Chrissy Morrisan schreibt in seinem Buch darüber: „Trotz riesiger Massen von Giftgasen, die die Erde in der langen Geschichte ausstößt, bleibt die Luft rein, ohne Veränderung ihres proportionalen Gemisches, das für die Existenz der Lebewesen notwendig ist. Der gigantische Ausgleich ist in diesem Zyklus die riesige Masse der Ozeane, aus denen die Lebewesen ihr Leben, Nahrung und Klima schöpfen.“ (Aus dem Buch: Der Mensch kann nicht allein existieren. Von Chrissi Morrison: Leiter der wissenschaftlichen Akademie New York) (Qutb)

45. Aus jeder Art von Gewässer. (Darjabaadi)

46. Vergleiche hierzu auch Suura 16:14 und die entsprechenden Fußnoten. Sowohl aus dem Meer als auch aus Flüssen und Seen bekommen wir Fische, die ein besonders frisches, zartes Fleisch haben.

(Juusuf `Allii)

Der Ausdruck "frisches Fleisch" umfasst Fisch und die verschiedenen Meerestiere. (Qutb)

47. Wie Perlen und Korallen aus dem Meer und so fein gefärbte Steine wie der Agat, der Goldstein oder verschiedene Arten von Quarzsteinen, die in Flussbetten gefunden und als Schmuckstein verwendet werden. Der Sand am Flussufer enthält manchmal auch geringe Mengen an Gold. (Juusuf 'Allii)

48. Durch Reisen und Handel ebenso wie durch die Suche nach frischem Fleisch und Schmuck. (Qutb)

49. Allah hat euch nämlich Mittel und Gründe zur Dankbarkeit leicht gemacht, und ließ sie in greifbarer Nähe um euch, damit ihr sie empfinden könnt. (Qutb)

 

13. Er lässt die Nacht in den Tag übergehen50 und Er lässt den Tag in die Nacht übergehen und Er hat die Sonne und den Mond dienstbar gemacht.51 Jedes von ihnen zieht auf seiner Bahn dahin bis zu einer festgesetzten Frist52 Das ist Allah, euer Herr.53 Sein ist die Herrschaft. Doch diejenigen, die ihr an Seiner statt Ihm anruft,54 haben nicht die geringste55 Macht.

50. Vergleiche auch Suura 22:61. Die Lichtphasen in der Natur haben vielleicht auch noch anderen Nutzen. Für den Menschen kennzeichnen sie jedoch die Zeiten für Ruhe und Aktivität und haben einen großen Einfluss auf sein physisches, moralisches und geistiges Leben. (Juusuf `Allii)

51. Vergleiche auch Suura 13:2. Sonne und Mond kennzeichnen die Phasen von Licht und Dunkelheit und dienen dien Menschen zu diesen Zeiten. Die Sonne grenzt die Jahreszeiten gegeneinander ab und ist die Quelle für Wärme, Licht und physisches Leben im gesamten Sonnensystem. Sonne und Mond kreisen nach festgelegten Gesetzmäßigkeiten und werden dies weiterhin tun, zwar nicht für immer, aber für die Dauer ihres Bestehens, wie Allah sie bestimmt hat. (Juusuf `Allii)

52. Bis zum jüngsten Tag. (Al-Dschalalain)

Sie bewegen sich in vorgeschriebenen Grenzen und gemäß einem festgelegten Plan und ohne davon abzuweichen. (Qutb)

Dies kann sich entweder auf das Ende der Welt beziehen und auf diese Weise die Endlichkeit aller Schöpfung ausdrücken, oder auf die "Stationen", durch die sich Sonne und Mond sowie alle anderen Himmelskörper zeitlich wie räumlich bewegen. (Asad)

Dieses System zeigt nicht nur, dass ein allmächtiger Herrscher es regiert, sondern auch, dass eine große Weisheit in ihm liegt und dass es nichts Unvergängliches darin gibt. Alles besteht nur für einen begrenzten Zeitraum. (Maududi)

53. Nachdem Allahs Macht und Herrlichkeit und Allahs Güte und Weisheit anhand einiger weniger beispiele dargestellt wurde, folgt daraus, dass es unvernünftig ist, irgendeine andere Macht als Allah zu verehren oder zu suchen. Dies würde den Menschen nur auf Abwege bringen und ihn weiter und weiter von der Wahrheit entfernen. (Juusuf `Allii)

So ist Allah: so wie in den vorigen Ajas beschrieben. Er schickt die Winde mit den Wolken, belebt tote Erde, erschuf die Menschen aus Lehm, gab ihnen frisches Fleisch und Schmuck aus süßem wie aus salzigem Gewässer, stellt die Sonne und Mond in ihren Dienst und so weiter. (Qutb)

54 Eure irrealen Gottheiten. (Darjabaadi)

55. "Qitmiir" قِطْمِير ist das dünne, weiße Häutchen, das einen Dattelkern bedeckt. Es hat weder Kraft noch dicke und keinerlei Wert. Jemand, der sich auf irgendeine Macht außer Allah verlässt, verlässt sich auf überhaupt nichts. Vergleiche auch Suura 4:53 und 4:124, wo das Wort "naqiir" (die Rille in einem Dattelkern) als Vergleich für ein Ding ohne jeden Wert benutzt wird. (Juusuf `Allii)

 

14. Wenn ihr sie anruft, hören sie nicht auf euer Rufen.56 Und wenn sie auch hören würden, so könnten sie euch doch nicht antworten57 Und am Tag der Auferstehung werden sie leugnen, dass ihr sie Allah als Teilhaber an die Seite gestellt habt58 Und niemand kann dir Kunde geben59 wie Der, Der mit allem wohl vertraut ist.60

56. Falsche oder imaginäre Verehrungsobjekte dienen keinerlei Zweck. Sie können nicht hören; wenn sie hören könnten, dann könnten sie keine Gebete und Bitten erhören. In der Tat, wenn es sich um wirkliche Geschöpfe handelt wie Engel oder vergötterte Menschen, dann werden sie alle solchen Verehrungen abweisen, die sie in Konkurrenz oder "Partnerschaft" zu Allah bringen. Siehe auch unten Fußnote 58. (Juusuf `Allii)

Sie sind vielleicht Bilder, Statuen, Bäume, Sterne oder auch Engel oder Dschinn. Keiner von ihnen ist in der Lage, auch nur das geringste bisschen aus eigener Kraft zu tun, und keiner kann auf seine irregeleiteten Verehrer hören. (Qutb)

57. Das bedeutet nicht, dass sie nicht gegebenenfalls laut sprechen können, sondern es bedeutet, dass sie eure Bitten nicht erhören können. Wenn jemand als Bittsteller zu jemandem kommt, der nicht zuständig ist, dann schlägt seine Bitte fehl, denn die Person, an die er sich gewandt hat, hat keine Autorität zur Erfüllung seiner Bitte. Er kann sie weder erfüllen noch abweisen. Wenn jedoch dieselbe Bitte an jemanden gerichtet wird, der zuständig und fähig ist, dann wird dieser sicherlich die eine oder andere Maßnahme ergreifen. (Mauduudi)

 

Abschnitt 3

15. O ihr Menschen, ihr seid es, die Allah bedürfen.61 Doch Allah ist Der Sich Selbst Genügende, der Preiswürdige.62

58. Vergleiche Suura 10:28 und 34:40-41 sowie die entsprechenden Fußnoten. Keine falschen Ideen oder Eindrücke bleiben zurück, wenn die wahren Werte wiederhergestellt werden. Warum sollen wir dann nicht schon in diesem Leben die Wahrheit akzeptieren und den wahren Weg der Gnade gehen?

(Juusuf `Allii)

Der Qur`an sagt an vielen Stellen, dass alle falschen Verehrungsobjekte - ob es sich um Engel handelt, um Heilige, Reliquien, Fetische oder vergötterte Naturkräfte - gegen ihre einstmaligen Verehrer "Zeugnis ablegen" und sich von ihnen "lossagen": eine symbolische Anspielung darauf, dass der Mensch am Ende der Zeiten die endgültige Realität wahrnimmt. (Asad)

Sie werden deutlich sagen: Wir haben ihnen niemals gesagt, wir seien Allahs Partner und sie sollten uns verehren. Im Gegenteil, wir haben gar nichts davon gewusst, dass sie uns verehrt und um Hilfe angerufen haben. Weder ihre Gebete noch ihre Opfergaben haben uns jemals erreicht (Mauduudi)

59. Niemand kann die Wahrheit besser sagen als Er, der allweise und wissend ist. Warum sollten wir dann nicht Seine Botschaft akzeptieren und Seine Rechtleitung annehmen? (Juusuf `Allii)

60. Allah der Allmächtige selbst. Er teilt uns dies aufgrund seines allumfassenden Wissens mit (Mauduudi)

Hiermit ist dieser Abschnitt beendet, nachdem das menschliche Herz mit diesen umfassenden Szenen konfrontiert wurde, die die Macht Allahs und Seine Herrlichkeit im Universum demonstrieren. Damit kehrt das Herz mit geistiger Versorgung zurück, die sein ganzes Leben lang genügen würde, wenn der Mensch überhaupt nach Rechtleitung sucht, und nach Argumenten verlangt. (Qutb)

61. Ihr sollt nicht der Illusion verfallen, Allah brauche eure Dienste. Wenn ihr Ihn nicht als euren Herrn akzeptiert, dann verliert Er dadurch nichts. Tatsächlich seid ihr es, die seiner bedürfen. Ihr könnt nicht einen Augenblick am Leben bleiben, wenn Er euch nicht am Leben erhält und mit den Mittel versieht, die euer Leben und Wirken ermöglichen. Wenn ihr daher aufgefordert werdet, Allah gehorsam zu sein, so geschieht dies nicht, weil Allah dies braucht, sondern weil darauf euer eigener Erfolg sowohl in diesem wie im zukünftigen leben beruht. Wenn ihr das nicht tut, dann schadet ihr damit nur euch selbst. (Mauduudi)

62. Was ist der Mensch, dass Allah für ihn sorgt, ihn lehrt und ihm besondere Gesandte schickt, die ihn vor Gefahr und Schaden warnen? Es ist doch der Mensch, der von Allah abhängig ist und Ihn in jedem Augenblick seines Lebens braucht. Allah braucht ihn nicht, aber Er schenkt ihm Seine Gnade ebenso wie allen anderen Seiner Geschöpfe, aus Seiner grenzenlosen Barmherzigkeit und liebevollen Fürsorge. Wäre es Allahs Wille, so könnte Er den Menschen seiner Auflehnung wegen vernichten und eine völlig neue Welt erschaffen. (Juusuf `Allii)

An diese Wahrheit muss der Mensch immer wieder erinnert werden, damit er sich nichts einbildet. Denn Menschen sind davon abhängig, dass Allah sie aus den Finsternissen zum Licht führt, während Allah selbst unabhängig und reich ist. Ihnen werden Gesandte geschickt, die sich anrufen, an Allah den Imaan zu verinnerlichen, Ihm zu dienen und Ihn zu verherrlichen. Aber Allah ist von unserem Imaan, unserem Dienst und unserem Lob nicht abhängig, denn Er ist in sich bereits verherrlicht und gepriesen. (Qutb)

Das Wort "Ranii" غَنِي bedeutet, dass Er der Eigentümer alle Dinge ist. Er genügt sich selbst und ist von allem unabhängig. Das Wort "hamiid" حَمِيد bedeutet, dass Er in sich selbst allen Lobes würdig ist, ob Ihn jemand lobt oder nicht. (Mauduudi)

 

16. Wenn er will, nimmt Er euch hinweg63 und lässt (statt euch) eine neue Schöpfung entstehen,64

63. Zur Strafe für eure Vergehen und euren Kufr. (Darjabaadi)

64. Dies ist ein Versprechen Allahs, dass die von den Propheten verkündete Wahrheit ihre Gegner überlebt und schließlich den Sieg davonträgt. (Darjabadi)

Die Propheten sollten also wegen der Drohungen der Kaafirs nicht besorgt sein. (Maududi

 

17. Und dies ist für Allah keineswegs schwierig.65

65. Allahs Schöpferkraft ist weder begrenzt noch irgend etwas Seltsames oder Ungewöhnliches. Dies soll Hier mit dem Wort "b’asiis" بِعَزِيز ausgedrückt werden. Allahs Schöpferkraft wirkt in jedem Augenblick, und das ist der Normalzustand des Universums. (Juusuf `Allii)

 

18. Und keine Lasttragende66 kann die Last67 einer anderen tragen. Und wenn eine Schwer beladene eine andere anruft wegen ihrer Last, so wird sie nichts für sie tragen können, auch wenn es sich um einen nahen Verwandten handelt68 Du kannst fürwahr nun die ermahnen, die ihren Herrn im Verborgenen69 fürchten und die das Gebet verrichten70 Und wer sich reinigt,71 der reinigt sich fürwahr zu seinem eigenen Besten72 Und zu Allah ist die Heimkehr.73

66. Das Wort "haamila" ("Trägerin") ist feminin und bezieht sich auf die Seele (nafs) wie in Suura 6:164. (Juusuf `Allii)

Dies ist die Wahrheit von der individuellen Verantwortlichkeit. Allah beurteilt die Menschen nicht gruppenweise pauschal, sondern jeden einzelnen Mensachen nach dem, was dieser selbst durch sein Handeln erworben Hat, und innerhalb der Grenzen und Pflichten. Solange er seine Gemeinschaft ermahnt Hat, wenn sie Fehler gemacht Hat. Aber auch die gute Gesellschaft, in der er lebt, nützt ihm nichts, wenn er selber nicht aufrichtig ist. Und zu den Pflichten des Individuums gehört, dass es sich aufrichtig bemüht, Gutes zu tun. (Qutb)

"Last": die Last der Verantwortlichkeit für die Handlungen. Vor Allah ist jeder für seine eigenen Handlungen verantwortlich und nicht für die anderer. Es besteht keine Möglichkeit, dass Allah jemandem die Last eines anderen auferlegt oder dass dieser die Verantwortung auf sich nimmt oder für die Vergehen eines anderen bestraft wird. (Mauduudi)

67. Wenn er nach jemandem ruft, seine Last zu übernehmen. (Darjabaadi)

68. Natürliche Beziehungen können als vernünftiger Grund oder Gelegenheit betrachtet werden, einander die Lasten abzunehmen. Beispielsweise kann eine Mutter oder ein Vater sich bereit erklären, doch nicht für ihr oder sein Kind zu sterben, und umgekehrt. Dies gilt jedoch nicht für geistigen Angelegenheiten. Da ist die Verantwortung streng persönlich und kann nicht auf andere übertragen werden. In Suura 29:13 wird uns mitgeteilt, dass unser Verführer "andere Lasten zusammen mit ihrer eigenen" tragen werden. Aber aus dem Zusammenhang geht Hervor, dass die "anderen" Lasten darin bestehen, dass sie andere mit ihrer Unwahrheit verführt Haben. Beide Vergehen sind ihre eigenen, nämlich ihr ursprünglich Vergehen und das Vergehen, andere verführt zu Haben. Aber ihre Verantwortung verdoppelt sich. (Juusuf `Allii)

69. "Bil-raybi" بِالغَيْبِ : "im Verborgenen", und zwar im adverbiellen Sinne benutzt. Der Mensch, der ohne Allah zu sehen dennoch in sich selbst sich Allahs Anwesenheit bewusst ist, als ob er Ihn sähe, ist wirklich mu’min. Zu ihm gelangt Allahs Offenbarung auf vielerlei Wegen und ist immer fruchtbar. (Juusuf `Ali)

Vergleiche auch Suura 27:38 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

70. Das Gebet ist eins der Mittel, uns selbst von den niedrigen Motiven im Leben zu reinigen, denn im Gebet suchen wir Allahs Gegenwart. Die Reinheit jedoch, die wir anstreben, ist für unsere eigenen Seelen: wir tun damit weder Allah noch irgendeiner Macht in der geistigen Welt einen Gefallen, so wie mancher sich vielleicht vorstellt, Allah ein "Geschenk" zu geben. In jedem Fall ist Allah unser aller Ziel.

(Juusuf `Allii)

71. Reinigt vom Kufr; der sich Allah hingibt. (Darjabaadi)

72. Zum Nutzen der eigenen Seele. (Darjabaadi)73. Er ist Derjenige, der abrechnet und vergibt. Er lässt keine gute Handlung verloren gehen, übersieht aber auch keine böse Handlung. Und Er überlässt Urteil und Vergeltung nicht anderen. (Qutb)

 

19. Und der Blinde ist dem Sehenden nicht gleich;74

74. Hier werden uns einige Gegensätze vorgeführt zwischen denen, die Allahs Gesetz gehorchen und die somit Bewohner des Reiches Allahs sind, und denen; die gegen Allahs Reich rebellieren und damit gesetzlos sind. Wie können sie als gleich betrachtet werden? Die Mutaqis sind diejenigen, die sehen, gegenüber denen die blind sind; ihre Absichten und Handlungen sind wie das reinste Licht gegenüber den Tiefen der Finsternis; oder, um noch ein weiteres Gleichnis anzuführen, ihr Leben ist wie die freundliche, anregende Wärme der Sonne, die allen nützt, die in Reichweite kommen, im Gegensatz zu den Finsternissen, in denen keine Pflanzen gedeihen können. (Juusuf 'Allii)

Glaube ist Sehen, nämlich die Wahrheit und den wirklichen Sachverhalt sehen, ohne jede Entstellung und Verdrehung. Die Sehfähigkeit ermöglicht dem, der sie besitzt, den Weg zum Licht zu finden. Kufr dem gegenüber ist Blindheit gegenüber der Wahrheit. (Qutb)

 

20. Und nicht die Tiefen der Finsternis dem Licht;75

75. Imaan ist Licht, nämlich Licht im Herzen und Licht in den Gliedern. Licht enthüllt den wahren Zustand der Dinge und Ereignisse und die Zusammenhänge zwischen ihnen. Der Mu'min sieht durch das Licht Allahs. Er erkennt diese Wahrheiten und handelt dementsprechend. Er irrt sich nicht auf seinem Weg. Kufr demgegenüber ist Finsternis, die wirkliches Sehen unmöglich macht. (Qutb)

Vergleiche hierzu auch Suura 24:35-40 und 57:12-14 und die entsprechenden Fußnoten. Der Prophet Muchammad - Friede sei mit ihm - betete: „O Allah, gieße Dein Licht in mein Herz, in meine Augen, in meine Ohren, und zu meiner Rechten und Linken, vor mir, hinter mir, über mir und unter mir." (Anm. d. Übers.)

 

21. Und nicht der Schatten76 der Sonnenhitze;77

76. Der kühl und erfrischend ist. (Darjabaadi)

77. Das tödlich und brennend ist. (Darjabaadi)

Imaan ist Schatten, in dem die Seele sicher ruht und der von allen Zweifeln abschirmt und vor allen Irrtümern schützt. Kufr ist Hitze, die das Herz ausdörrt. (Qutb)

Imaan ist Leben und Wachstum im Herzen und im Gefühl, Lebensanschauung und Wegrichtung. Er ist eine fruchtbare, aktive Aufbaubewegung, die keinen Stillstand und Passivität kennt. Kufr ist dagegen Blindheit, die die Zweckmäßigkeit, den Sinn und die Harmonie der Schöpfung und der Wahrheit nicht erkennt. Der Kufr ist Finsternis, öde und Zweifel, in dem man die klare Sicht verliert. (Qutb)

 

22. Noch sind die Lebenden den Toten gleich.78 Wahrlich, Allah macht hörend wen Er will.79 Doch du kannst die nicht hörend machen, die in den Gräbern sind.80

78. Der letzte Kontrast besteht zwischen den Lebenden und den Toten, denen, deren Zukunft Wachstum und Erfüllung verspricht, und denen, die träge sind und dem Untergang entgegengehen. Bei Allah ist alles möglich: Er kann den Toten Leben gebe. Aber der menschliche Lehrer sollte nicht erwarten, dass Menschen, die geistig tot sind, seinen Ruf hören. (Juusuf `Allii)

Imaan ist Leben für Herz und Gemüt. Kufr ist der Tod des Gewissens und der Entwurzelung. (Qutb)

79. Seiner unendlichen Weisheit entsprechend. (Darjabaadi)

Dies knüpft oben an Aja 8 an, wo der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in diesem Sinne getröstet wird. (Qutb)

80. Diejenigen, die absichtlich und hartnäckig auf ihrem Kufr beharren. (Darjabaadi)

Allahs Macht ist unbegrenzt. Er kann selbst die Steine hören lassen. Aber es steht nicht in der Macht Seines Gesandten, diejenigen zum Zuhören zu veranlassen, deren Gewissen abgestorben ist und deren Ohren für jeden Ruf zur Wahrheit taub sind. Er kann nur diejenigen zum Hören veranlassen, die vernünftigen Darlegungen zugänglich sind. (Mauduudi)

 

23. Du bist fürwahr nur ein Warner.81

81. Aufgabe eines Propheten ist es, Allahs Wahrheit zu verkünden, den rechten Weg zu weisen, Menschen die Notwendigkeit der Umkehr zu zeigen und sie vor den Gefahren zu warnen, denen sie durch einen bösen Lebenswandel ausgesetzt sind. Er kann sie nicht zwingen, die Wahrheit zu akzeptieren oder auch nur seiner Botschaft zuzuhören. (Juusuf `Allii)

Du bist nicht dafür verantwortlich, ob sie auf deine Verkündigung hören oder nicht. (Darjabaadi)

 

24. Wir haben dich gewiss mit der Wahrheit entsandt, als Bringer froher Botschaft und als Warner.82 Und es gibt fürwahr keine Gemeinschaft, unter der nicht ein Warner gewesen wäre.83

82. Allah schickt die Offenbarung. Während für die Gleichgültigen darin eine Warnung enthalten ist, enthält sie frohe Botschaft für diejenigen, die zuhören und umkehren. Eine Warnung kam zu allen Völkern, bevor sie bestraft wurden. (Juusuf `Allii)

83. Eine der Bedeutungen des Begriffes "Umma" أُمَّة ist "Angehörige eines Zeitalters", eine andere "Leute von einer Art", das heißt "Nation" oder "Gemeinschaft". Wenn wir eine dritte Bedeutung, "Leute, die eine bestimmte Lebensweise oder Verhaltensweise teilen" mit berücksichtigen, kommt dies hier dem modernen Begriff von "Kultur" in seinem historischen Sinne nahe. Die Betonung darauf, dass jene Warner "hinweggegangen sind", soll auf die Menschlichkeit und Sterblichkeit eines jeden von ihnen hinweisen. (Asad)

Es hat in der Welt kein Volk gegeben, für das Allah nicht einen Propheten berufen hätte. (Mauduudi)

 

25. Und wenn sie dich zum Lügner erklären, so haben schon diejenigen, die vor ihnen waren (ihre Gesandten) zu Lügnern erklärt. Ihre Gesandten kamen zu ihnen mit klaren Beweisen und mit Psalmbüchern und dem Buch der Erleuchtung.84

84. Die drei hier erwähnten Dinge erscheinen auch in Suura 3:184 - vergleiche dort auch die entsprechenden Fußnoten. Alle geistige Lehre kreist um die Manifestationen Allahs in unserem Leben, die Aussagen der Gesandten Allahs und die Gesetzmäßigkeiten, die ein geheiligtes Leben bestimmen. (Juusuf `Allii)

"Psalmbücher" sind wahrscheinlich gute Ratschläge und ethische Forderungen, und "das Buch" ist ein umfassender Kodex des Gesetzes. (Mauduudi)

 

26. Dann erfasste Ich diejenigen, die kaafir waren. Und wie (schrecklich) war Meine Mißbilligung!85

85. Vergleiche Suura 22:44 und 34:45. Diejenigen, die Allah ablehnen, sind sich kaum der furchtbaren Folgen bewusst, die sie individuell und gemeinschaftlich treffen, wenn ihnen Allahs Gnade entzogen wird und sie in ihrer eigenen Ungerechtigkeit sich selbst überlassen werden. (Juusuf `Allii)

 

Abschnitt 4

27. Siehst du nicht,86 dass Allah Wasser vom Himmel herabsendet? Damit bringen Wir Früchte von verschiedenen Farben hervor.87 Und in den Bergen gibt es weiße und rote Schichten, verschiedenfarbige und kohlrabenschwarze.88

86. Hier folgt eine wunderbare Gesamtschau, die auf die Quelle dieses Buches hinweist, eine gesamte universelle Darlegung der Vielfalt der Farbenpracht, der Früchte, der Gebirge, bei den Menschen und den Tieren. Mit wenigen Worten verschafft sie einen Überblick über die belebte und die unbelebte Schöpfung im ganzen Universum, was das herz fesselt und den Menschen auf seinem Schöpfer verweist. Das Wort "dschudadu" جُدَدُ bedeutet Felsen und Bergpfade, weiße und rote, in verschiedenen Schattierungen und auch kohlschwarze. Der Blick auf die Vielfalt der Gesteine, nachdem zuvor die Farbenvielfalt der Früchte erwähnt wurde, erquickt das Herz und erweckt beim Menschen den Sinn für Schönheit, die in der Schöpfung eine wichtige Funktion hat. (Qutb)

87. Jeder kann sehen, wie Allahs Kunstfertigkeit aus Regenwasser die wunderbare Vielfalt von Pflanzen und Früchten hervorbringt, in den schönsten Farben, die wir uns vorstellen können. Jede einzelne dieser Schöpfungen durchläuft in der Natur einen allmählichen Prozess in seiner Umwandlung von einem unreifen in ein reifes Stadium. (Juusuf `Allii)

88. Diese wunderbaren Farben und Schattierungen finden wir nicht nur in der Vegetation, sondern auch im Felsgestein und in den Mineralien. Da gibt es die weißen Adern von Marmor, Quarz und Kalk, den blauen Basalt, den schwarzen Feuerstein und alle die anderen Farben und Nuancen. Wenn wir von den Gebirgen sprechen, dann sprechen wir manchmal vom „blauen Gebirge", weil es aus der Entfernung aufgrund atmosphärischer Bedingungen so erscheint. Diese Effekte führen weiter zu Gedanken an die Wolkenformationen, Sonnenuntergänge, das Nordlicht und Farbenspiele aller Art in der Natur. (Juusuf `Allii)

 

28. Und ebenso gibt es unter den Menschen und den Tieren und dem Vieh eine Vielfalt an Farben.89 Wahrlich, die Wissenden unter Seinen Dienern fürchten Allah.90 Fürwahr, Allah ist allmächtig, allvergebend.91

89. Auch in den physischen Formen menschlichen und tierischen Lebens sehen wir verschiedene Farben und Schattierungen aller Art. Aber all diese Vielfalt, so wunderbar sie auch sein mag, ist nichts verglichen mit der Vielfalt in unserer inneren und geistigen Welt. Vergleiche auch die nächste Fußnote. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 16:13, wo diese Vielfalt in der Natur als Zeichen für Allahs Schöpferkraft erwähnt wird. (Asad)

Im Universum, das Allah geschaffen hat, herrscht nirgends Uniformität. Überall gibt es Vielfalt. Aus derselben Erde wachsen vielerlei verschiedene Pflanzen. Selbst zwei Früchte vom gleichen Baum unterscheiden sich in Farbe und Geschmack. Auch unter Menschen und Tieren sind zwei Kinder derselben Eltern niemals ganz gleich. Gerade diese Vielfalt aber weist darauf hin, dass das Universum von einem weisen Wesen erschaffen wurde. Wenn wir dann über die verschiedenen Temperamente und Neigungen der Menschen nachdenken, sehen wir, dass dies alles kein Zufall sein kann, sondern ein Meisterstück schöpferischer Weisheit ist. Hätten alle Menschen ein einförmiges Temperament und einheitliche Gefühle, Wünsche und Neigungen, dann wäre es völlig sinnlos gewesen, ein neues Geschöpf wie den Menschen entstehen zu lassen. Als der Schöpfer beschloss, ein verantwortungsbewusstes Wesen hervorzubringen, da war es unumgänglich, dass in seiner Natur und Struktur Platz für Unterschiede aller Art eingeräumt werden musste. (Mauduudi)

90. In der äußeren Natur können wir durch diese Farben die feinen Abstufungen erfassen. Aber in der geistigen Welt sind diese Variationen und Abstufungen noch feiner und umfassender. Wer kann sie wirklich begreifen? Nur Allahs wissende Diener, das heißt diejenigen, die über inneres Wissen verfügen, das sie durch ihre Vertrautheit mit der geistigen Welt erlangen, also solche Menschen, denen die geistige Welt wirklich etwas bedeutet. Sie wissen, dass Taqwa der Anfang der Weisheit ist. Diese Furcht ist nämlich verwandt mit Ehrfurcht und Liebe - Erfurcht vor all der wunderbaren Schönheit in Allahs äußerer und innerer Welt, und Liebe zu Allah seiner Gnade und Freundlichkeit wegen. Allahs Vergebung erstreckt sich jedoch auf viele, die Ihn nicht wirklich verstehen. (Juusuf `Allii)

Geistiges Wissen aufgrund der Erkenntnis, dass die hier zu beobachtenden Phänomene nicht die ganze Realität sein können, da es einen Bereich gibt, der nicht mit den Sinnen erfassbar ist. (Asad)

Das Wort "Wissen" in diesem Aja bezieht sich nicht auf akademische Fächer wie Philosophie, Geschichte, Mathematik oder ähnliches, sondern auf die Kenntnis der Eigenschaften Allahs ohne Rücksicht darauf, ob man gebildet oder ungebildet ist. Wer Allah nicht fürchtet, ist auf diesem Gebiet unwissend, selbst wenn er über alle Bildung der Welt verfügen sollte. In diesem Sinne bezeichnet das Wort "’Ulamaa'" عُلَمَاء nicht einfach religiöse Gelehrte, die sich in den Wissenschaften des Qur`an und des islamischen Rechts und der Theologie auskennen, sondern auf diese kann der Begriff eigentlich nur angewendet werden, wenn sie innerlich Allah fürchten. (Mauduudi)

91. Er ist allmächtig und kann die Ungehorsamen ergreifen, sobald Er es will, aber Er ist auch allvergebend und gibt den Ungerechten eine Bewährungsfrist. (Mauduudi)

 

29. Wahrlich, diejenigen, die das Buch Allahs vortragen92 und das Gebet verrichten und insgeheim und offen von dem spenden,93 womit Wir sie versorgt haben, hoffen auf einen Handel,94 der niemals fehlgeschlagen wird:

92. "Allahs Buch vortragen" bedeutet etwas anderes als mit oder ohne Stimme seine Worte daher sagen. Es bedeutet Vortrag und Vergegenwärtigung vom Verstand her, um es zu begreifen und danach zu handeln. Daher wird zu dem Verrichten des Gebets, und dem öffentlichen und geheimen Spenden, ergänzt und der Hoffnung auf einen ertragreichen Handel mit Allah. (Qutb)

93. Der mutaqi Mensch nimmt sich Allahs Offenbarung ("das Buch") zu Herzen und versucht, mit guten Taten Allah immer näher zu kommen (besonders durch das Gebet). Indem er das tut, wird er immer mehr zu tätiger Hilfe seinen Mitgeschöpfen gegenüber veranlasst. Er schämt sich nicht seiner Freigiebigkeit ("offen"), aber er möchte sich nicht vor Menschen zur Schau stellen ("insgeheim"): er tut gerade das, was für seine Mitgeschöpfe notwendig ist, ob nun die Leute darüber reden oder nicht.

(Juusuf `Allii)

94. Dieses Gleichnis stammt aus dem Geschäftsleben. Die Gaben des reichlich guten Menschen stammen nicht von dem, was bei ihm überreichlich vorhanden ist, sondern von dem, "mit dem Allah ihn versorgt hat". Er erkennt also zweierlei:

1. dass sein Reichtum (sowohl im buchstäblichen wie im übertragenen Sinne) nicht absolut ihm gehört, sondern ihm von Allah gegeben wurde; und

2. dass er auf einen Teil davon verzichten muss, so wie ein Kaufmann einen Teil seines Kapitals investiert. Nur wird das Geschäft des guten Menschen niemals zurückgehen oder Schwankungen ausgesetzt sein, denn Allah garantiert ihm Ersatz und fügt sogar etwas aus Seinem eigenen Schatz hinzu. Allah gibt mehr, als wir jemals verdient haben. (Juusuf `Allii)

 

30. Denn Er wird ihnen ihren vollen Lohn geben und (ihn) für sie mehren aus Seiner Huld95 Er ist fürwahr vergebend,96 erkenntlich.97

95. So wie ein Kaufmann Geld, Fähigkeiten und Arbeitskraft in ein Geschäft investiert, so investiert der Mu'min Zeit und Geld und Fähigkeiten in die Verwirklichung von Allahs Geboten und in Seinen Dienst, in der Hoffnung, dass ihm dies nicht nur voll vergolten wird, sondern dass ihn Allah mit viel mehr segnen wird. Und während im irdischen Geschäftsleben die Hoffnung auf Gewinn mit der Furcht vor Verlust Hand in Hand geht, gibt es hier kein Risiko. (Mauduudi)

96. Kein Mensch ist vollkommen. Jeder hat seine Fehler und Schwächen. Wenn jedoch ein Mensch im Dienste Allahs sein Bestes versucht, dann werden seine Fehler ausgelöscht, und er wird so behandelt, als wenn er keine begangen hätte, "denn Allah ist allvergebend und bereit, Dienste anzuerkennen".

(Juusuf `Allii)

97. Vergleiche auch Suura 14:5 und die entsprechenden Fußnote, wo der Begriff "schakuur" شَكُور erläutert wird. Allah ist bereit, auch den geringsten Dienst ohne Ansehen von Mängeln darin zu akzeptieren und zu belohnen. Dieses "Annehmen" wird mit "Dankbarkeit" beim Menschen verglichen. (Juusuf `Allii)

Allahs Beziehung zu Seinen aufrichtigen Mu'min ist nicht die eines geizigen Herrn, der seinen Diener irgendwelcher Kleinigkeiten wegen zur Rede stellt, sondern Er ist großmütig und wohltätig. Er sieht über die Fehler Seiner treuen Diener hinweg und schätzt alle Dienste, die sie zu leisten in der Lage sind. (Mauduudi)

 

31. Was Wir dir von dem Buch offenbart haben, ist die Wahrheit, eine Bestätigung dessen, was vor ihm war.98 Allah ist wahrlich mit Seinen Diener vertraut und sieht sie wohl.99

98. Die zahlreichen Hinweise, die in diesem Buch enthalten sind, sind klar und bilden einen starken Kern, der die Wahrheit des materiellen Universums in Worten darstellen will. (Qutb)

Diese Schrift bringt nicht etwas Neues, was vielleicht früheren Lehren widersprechen könnte, sondern dieselbe ewige Wahrheit, die alle Gesandten Allahs von Anfang an gelehrt haben. (Mauduudi)

Vergleiche auch Suura 3:3 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

99. Alle Offenbarung ist die einzige. Der Qur`an bestätigt die echten Grundzüge früherer Offenbarungen. Dies muss sich so verhalten, weil Allah die Bedürfnisse eines jeden Zeitalters voll erkennt. Die Botschaft muss, während sie diese Bedürfnisse berücksichtigt, wesentlich dieselbe sein. Seine Gesandten haben einander als Menschen nicht getroffen, aber ihre Verbindung mit Allah durch die Inspiration hat ihre Botschaft vereinigt. Er sorgt für alle Menschen und wacht über sie, und Er kennt ihre Bedürfnisse besser als sie selbst. (Juusuf `Allii)

 

32. Dann100 haben Wir das Buch denjenigen zum Erbe gegeben, die Wir auserwählt haben unter Unseren Dienern.101 Doch unter ihnen sind welche, die sich selbst unrecht tun,102 und welche, die Mäßigung üben,103 und welche, die sich beeilen, Gutes zu tun104 mit Allahs Ermächtigung, und das ist fürwahr die große Glückseligkeit,105

100. Dieses "dann" hat die Betonung des Endgültigen. Der Qur`an ist die letzte offenbarte Schrift. Es kann hier aber auch stehen, um das "dir" zu betonen, das im letzten Aja auf den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hinweist, im Gegensatz zu den Muslimen, denen die Schrift nach ihm als Erbe überlassen wurde. (Juusuf `Allii)

101. Nach der Zeit des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, waren die Muslime die Erben des Qur`an. Sie waren für diese Schrift auserwählt, nicht in einem eng gefassten Sinne, sondern in dem Sinne, dass die Schrift für ihr Zeitalter zugeschnitten war und ihnen auferlegt wurde, ihr zu folgen, sie zu bewahren und sie zu verkünden, so dass die Botschaft der ganzen Menschheit zugänglich werden konnte. Daraus folgt jedoch nicht, dass alle ihrer Aufgabe treu blieben, wie wir gerade heute schmerzlich feststellen müssen. So wie die Menschheit kollektiv dazu ausersehen war, Allahs  Statthalter auf Erden zu sein, und dennoch einige Menschen dem Bösen verfielen, so versäumen auch einige unter den Muslimen, dem Licht zu folgen, das ihnen gegeben wurde, und begehen somit "Unrecht gegen sich selbst". Einige jedoch folgen dem Mittelweg: in ihrem Falle ist "der Geist willig, doch das Fleisch ist schwach": ihre Absichten sind gut, aber sie haben noch viel zu lernen. Dann gibt es eine dritte Gruppe: sie sind vielleicht nicht vollkommen, aber sowohl ihre Absichten als auch ihr Verhalten sind rein, und sie sind ein Vorbild für andere Menschen, indem sie mit allen guten Taten "voranstehen". So sind sie jedoch nicht durch ihr eigenes Verdienst, sondern durch Allahs Gnade. Und sie haben ihr höchstes Ziel erreicht, das Heil, das durch die folgenden Gleichnisse veranschaulicht wird. (Juusuf 'Allii)

102. Indem sie in ihrem individuellen Verhalten nicht das praktizieren, was sie gelehrt haben. (Darjabaadi)

103. Indem sie zwar ihre Pflichten erfüllen, aber nur unvollständig. (Darjabaadi)

Vergleiche auch Suura 7:46 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

104. Indem sie alle Laster meiden und ihre Pflichten vollkommen erfüllen. (Darjabaadi)

105. Das Vermächtnis des Qur`an ist die größte denkbare Ehre für die Menschen. (Darjabaadi)

Wenn sich dies auf den vorherigen Satz bezieht, dann bedeutet es, dass es Allahs größtes Gnadengeschenk ist, in guten Taten voranzustreben, und wer dies tut, gehört zu den Besten in der muslimischen Gemeinschaft. (Mauduudi)

 

33. Gärten106 der Ewigkeit, in die sie eingehen werden. Darin werden sie mit Armreifen107 aus Gold und mit Perlen geschmückt und ihre Kleidung wird dort aus Seide sein.108

106. Die "Gärten" bezeichnen ihre Umgebung: alles, was sie um sich herum sehen, gibt ihnen Trost, Ruhe und Zufriedenheit sowie ein Gefühl der Schönheit und Würde. Kleidung und Schmuck bezeichnen ihren äußeren Zustand: auch hier gibt ihnen alles ein Gefühl von Schönheit, Würde, Trost, Ruhe und Zufriedenheit. Und als wichtigstes kommt schließlich ihr innerer Zustand, wo sie wiederum dasselbe Gefühl haben, wie ihre Worte des Lobes bestätigen. (Juusuf `Allii)

Die meisten Kommentatoren beziehen dies auf alle drei im vorigen Aja erwähnten Gruppen, und zwar mit oder ohne vorherige Läuterung. Dieses Verständnis wird vom Zusammenhang des Qur`an gestützt, denn weiter unten wird von denen, die den Erben der Schrift gegenüberstehen, gesagt: „Für diejenigen, die die Wahrheit leugnen, ist das Feuer der Hölle bestimmt". Dies zeigt, dass das Paradies letztendlich für alle bereitsteht, die an die Schrift geglaubt haben. (Mauduudi)

107. Dies soll zeigen, dass sie wie Könige geehrt werden. Könige trugen in der Zeit, als der Qur’an offenbart wurde, Schmuckstücke aus Gold und Juwelen. (Maududi)

108. Das Paradies wird in Bildern von einem angenehmen Leben geschildert, wie wir es uns in unserem gegenwärtigen Zustand vorstellen können: Gärten, Quellen mit kristallklarem Wasser, die schönsten und kostbarsten Schmuckstücke und Kleider. Die Farbe grün wird besonders erwähnt, denn sie erfrischt das Auge und passt gut in den Garten. (Juusuf 'Allii)

 

34. Und sie werden sagen: „Preis sei Allah, Der allen Kummer von uns genommen hat.109 Wahrlich, unser Herr ist allvergebend, erkenntlich,110

109. Trauer aller Art: Sorgen, Kummer und Trauer bezüglich des irdischen und des zukünftigen Lebens haben ihr Ende gefunden. Jetzt gibt es keine Sorgen mehr. (Mauduudi)

110. Vergleiche Suura 35:30. Beachte, wie schön das Argument abgerundet wird. In Aja 30 wird uns mitgeteilt, dass Allah verzeihend ist und bereit, unsere Dienste anzunehmen. Hier haben wir nun das endgültige ziel erreicht und das Versprechen als wahr gefunden. Alle Hoffnungen haben sich erfüllt, und alle Sorgen sind beendet. (Juusuf `Allii)

Er hat uns unsere Fehltritte vergeben und die geringste gute Handlung belohnt und gesegnet. (Mauduudi)

 

35. Er, Der uns in Seiner Huld in die ewige Heimstatt geführt hat.111 Kein Leid soll uns dort berühren und keine Ermüdung soll dort über uns kommen."112

111. Die Welt war ein Stadium auf der Reise unseres Lebens, das wir hinter uns gelassen haben, und die Ebene der Auferstehung war ein Stadium derselben Reise, das wir durchqueren mussten. Nun sind wir in unserer ewigen Heimat angelangt und brauchen nirgends mehr hinzugehen. (Mauduudi)

112. Sollte jemand annehmen, ständige Glückseligkeit könnte langweilig sein, wie es in diesem Leben manchmal der Fall ist, dann ist erklärend hinzugefügt worden - als Erfahrung derer, die diesen Zustand erlangen - dass dies auf dieser Ebene nicht der Fall ist. Dort herrscht nicht nur Freude, sondern diese bleibt auch immer frisch und ermüdet nicht. (Juusuf `Allii)

Alle unsere Mühen und Anstrengungen sind vorbei. Wir brauchen keine Arbeiten mehr zu verrichten, bei denen wir Schwierigkeiten und Anstrengungen erleben müssen und nach denen wir erschöpft sind. (Mauduudi)

 

36. Doch die, die kaafir sind,113 denen soll das Feuer der Hölle zuteil werden.114 Keine Frist ist ihnen dort bestimmt, damit sie sterben könnten,115 und (nichts) von seiner Strafe wird ihnen erleichtert werden. Auf diese Weise vergelten Wir den Undankbaren.

113. Die sich geweigert haben, an die Schrift den Imaan zu verinnerlichen, die Allah dem Propheten Muhammad - Friede sei mit ihm - herabgesandt hat. (Mauduudi)

114. Das "Feuer" ist ein Gegenstück zum "Garten". Statt Trost, Ruhe und Zufriedenheit gibt es dort Leid, Schmerz und Angst. Statt Würde gibt es dort Demütigung. Und es besteht keine Hoffnung auf ein Ende oder ein Nachlassen, nicht einmal die Hoffnung auf völlige Vernichtung. (Juusuf `Allii)

115 So dass ihr Elend ein Ende hat. (Darjabaadi)

 

37. Und sie werden darin schreien: „Unser Herr! Bringe uns doch heraus!116 Wir werden ganz anders handeln als wir zu handeln pflegten!"117 Haben Wir euch denn nicht ein genügend langes Leben gewährt, so dass der, der sich ermahnen lassen wollte, darin Ermahnung hätte annehmen können?118 Und ist nicht der Warner zu euch gekommen?119 So kostet (nun die Strafe), und für die, die unrecht tun, gibt es keinen Helfen120

116. Vergleiche Suura 23:107. Nicht nur ihre Umgebung ist das Gegenteil derer im Paradies, sondern ihr innerer Zustand ist einer der Demütigung, fruchtloser Bitten, vergeblichen Bedauern um eine Vergangenheit, die nicht wieder herbeigebracht werden kann, und vergebliche Seufzer um eine Zukunft, derer Tür sie sich selbst versperrt haben. Wenn sie wieder zurückgeschickt würden, dann würden sie nur ihre Ungerechtigkeit wiederholen. Vergleiche auch Suura 6:28. (Juusuf `Allii)

117 Vergleiche Suura 7:53. Ihr Flehen um eine neue Chance, nachdem sie absichtlich alle Chancen zurückgewiesen haben, hat keine vernünftige Basis. (Juusuf `Allii)

118. Dies bedeutet ein solches Alter, in dem eine Person zwischen Gut und Böse unterscheiden kann, und sich für Rechtleitung oder Irrtum entscheiden kann. Wenn jemand vor diesem Alter gestorben ist, wird er nicht zur Rechenschaft gezogen. Wer jedoch dieses Alter erreicht, wird für seine Handlungen verantwortlich gemacht. Solange er nach Erreichen dieses Alters lebt, bekommt er immer wieder Möglichkeiten, eine Wahl zu treffen und sich für den rechten Weg zu entscheiden, und dementsprechend wächst seine Verantwortung. Wer sich bis ins hohe Alter hinein niemals für den rechten Weg entscheidet, hat keine Chance mehr übrig, und es gibt für ihn keine Entschuldigung. (Mauduudi)

119. Direkt oder indirekt; ein Gesandter Allahs, entweder persönlich oder durch seine Botschaft, die von anderen übermittelt wurde. (Darjabaadi)

120. Zwei entgegengesetzten Szenen: Die erste Szene der Sicherheit und Zufriedenheit und dem entgegengesetzt eine Szene der Aufregung und Ängste.

Die Gabe der Dankbarkeit und Lobpreisung ist dem Geschrei und Jammern entgegengesetzt. Ein Bild der Würde und Anerkennung steht einem Bild des Tadels und der Verachtung gegenüber. Die milde und sanfte Betonung gegenüber des harten und groben Rhythmus damit erreicht die Begegnung ihre Vollendung. (Qutb)

 

Abschnitt 5

38. Wahrlich, Allah weiß um die Geheimnisse der Himmel und Erde. Wahrlich, Er weiß, was in den Herzen verborgen ist.121

121. Allah kennt alles Existierende, nicht nur konkrete Dinge, sondern Gefühle, Absichten, Pläne und den Willen im menschlichen Inneren. (Juusuf `Allii)

 

39. Er ist es, Der euch122 zu Statthaltern auf Erden gemacht hat.123 Doch wer kaafir ist, auf den wird sein Kufr zurückfallen. Und den Kaafirs mehrt ihr Kufr, bei ihrem Herrn nichts als Widerwillen, und den Kaafirs mehrt ihr Kufr nichts als Verlust.124

122. Die Fortentwicklung der darauf folgenden Generationen auf dieser Erde: eine Generation kommt und die andere verschwindet; der Eine lebt, was der andere hinterlassen hat; eine Stadt entsteht und der andere vergeht; eine Flamme wird gelöscht, eine andere wird gezündet; dieser ständige Zyklus des Entstehens und des Vergehens in der gesamten Schöpfungsgeschichte zwingt einen zum Nachdenken und Lehre daraus zu ziehen: das nämlich die Gegenwärtigen bald verschwinden werden, und die Kommenden ihrer bald gedenken, so wie sie ihrer Vorfahren gedacht haben. Diese Realität soll auch die Nachlässigen zur Vernunft bringen und die Hand, die diesen Zyklus lenkt, spüren lassen. (Qutb)

123. Unter der Wirkung dieser eindrucksvollen Szenen, ermahnt der Qur`an sie zur Verantwortung, die jeder einzelne zu tragen hat. Keiner übernimmt die Last des anderen, und keiner kann dem anderen Hilfe leisten. (Qutb)

In zweierlei Sinn:

1. als Statthalter Allahs auf Erden; und

2. als Erben früherer Völker, die durch ihr Unrecht ihre Rechte verwirkten.

Die Ehre und Würde des Statthalters Allahs und das Beispiel der früheren Völker sollte dafür sorgen, dass sie auf dem rechten Weg bleiben und wirklich dankbar sind. Vergleiche auch Suura 6:165 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 2:30 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

124. Ihre Ablehnung und Undankbarkeit verursacht nur ihnen selbst Schaden. Sie verlieren ihre Würde und ziehen sich Allahs Zorn zu. (Juusuf `Allii)

Wer nicht aus dem Schicksal früherer Generationen lernt und dasselbe kaafir Verhalten annimmt, das den Untergang jener Völker verursacht hat, muss selbst das böse Ende seiner Unvernunft sehen. Auf den Menschen als Statthalter Allahs auf Erden bezogen kann der Satz auch bedeuten: wer seine Stellung als Statthalter Allahs vergisst und eigenmächtig wird oder einem anderen dient als einem wirklichen Herrn, der muss selbst die Folgen seiner Rebellion sehen. (Mauduudi)

 

40. Sprich: „Habt ihr eure Götzen125 gesehen, die ihr anstelle von Allah anbetet?126 Zeigt mir, was sie geschaffen haben von der Erde, oder haben sie (etwa) Anteil an den Himmeln?" Oder haben Wir ihnen127 ein Buch gegeben, an dessen klare Beweise sie sich halten?128 Doch Nein! Die, die unrecht tun, versprechen nichts als Betrug.129

125. Vergleiche auch Suura 6:22 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

"Eure Partner", denn in Wirklichkeit sind sie nicht Partner Allahs, sondern Wesen, die die Götzendiener selbst zu "Partnern Allahs" ernannt haben. (Mauduudi)

126. Diejenigen, die in ihren Herzen andere Wesen als Allah inthronisieren, um sie zu verehren müssen sich einige Fragen stellen lassen. Einige solche Fragen sind im Text genau wiedergegeben:

1. Habt ihr diese Gottheiten gesehen? Existieren sie tatsächlich?

"Sehen" bedeutet selbstverständlich nicht unbedingt physisches Sehen. Wir sehen auch die Luft nicht, dennoch wissen wir, dass sie existiert. Dabei ist die Luft eine physische Substanz. Es gibt Kräfte, von denen wir wissen, dass sie existieren, die wir jedoch nicht sehen. Für uns Mu'mins ist Allah eine wirklichere Realität als alles andere, das wir kennen, einschließlich unserer selbst. Können die Götzendiener dies von ihren Götzen behaupten?

2. Haben eure Gottheiten irgendetwas auf der Erde erschaffen oder ins Dasein gerufen? Ihr verehrt vielleicht Macht oder Reichtum, aber das ist nur ein Konkurrenzkampf um Dinge unter egoistischen Menschen. Macht und Reichtum erschaffen keine neuen Menschen oder gar neue Welten.

3. Haben sie einen Anteil an der Ordnung des Himmels?

"Himmel" kann das bedeuten, was wir im physischen Universum astronomisch wahrnehmen, oder das viel feiner innere Leben. Da versagen offensichtlich die falschen Gottheiten.

4. Oder haben jene falschen Gottheiten etwa eine Schrift oder eine Offenbarung von einem obersten Gott mit deutlichen Beweisen, die ihnen die Vollmacht geben, Menschen zu lehren?

Die Propheten und Gesandten haben eine solche Vollmacht, und sie bringen Zeichen von dem Einen wahren Gott. Trug bleibt Trug, wie sehr auch die eine Form davon die andere in der Illusion stützt. (Juusuf `Allii)

127. Denjenigen, die anderen Wesen oder Kräften außer Allah göttliche Eigenschaften zuschreiben. (Asad)

128. Vergleiche Suura 30:35. Die Bezugnahme auf eine "göttliche Schrift" verdeutlicht, dass die Leute, von denen hier die Rede ist, die irrenden Anhänger früherer Offenbarungen sind. (Asad)

Haben sie etwa eine schriftliche Rechtfertigung von Allah, die Lehre zu verbreiten, Er hätte dieser oder jener Person die Macht gegeben, Krankheiten zu heilen, die Bedürfnisse der Bedürftigen zu erfüllen oder den Arbeitslosen Arbeit zu verschaffen, oder dass Allah diese oder jene Person zu Seinem Stellvertreter ernannt hat, so dass dieser auf das Schicksal der Menschen einwirken kann? Wenn ihr aufgefordert werdet, ein einziges Zeichen in Himmel und Erde zu nennen, das auf die Existenz eurer imaginären Gottheiten hinweist, dann findet ihr keins. Auch eine Rechtfertigung aus einer heiligen Schrift könnt ihr nicht bringen. Was ist dann die Basis solcher Vorstellungen? (Mauduudi)

129. Jene religiösen Führer und Prediger betrügen die Menschen aus selbstsüchtigen Absichten heraus und geben ihnen falsche Hoffnungen, sie könnten als Anhänger dieser oder jener Person in dieser Welt alle ihre Wünsche erfüllt bekommen, und Allah würde ihnen im zukünftigen Leben alle Fehler vergeben. (Mauduudi)

 

41. Wahrlich, Allah hält die Himmel und die Erde, damit sie nicht vergehen.130 Und wenn sie vergehen, wer anders außer Ihm131 könnte sie halten? Er ist fürwahr nachsichtig, vergebend.132

130. Das Universum, wie wir des kennen, zeigt nicht nur Anzeichen für eine bewusste Ordnung, sondern weist auch auf das wirken eines intelligenten, fürsorglichen Wesens hin, das es ständig erhält. Das ist Allah. Wenn wir uns vorstellen, dieses würde verschwinden, was würde dann das Universum in Gang halten? Es bliebe nur Chaos. (Juusuf 'Allii)

"Die Himmel" ist in diesem Fall wahrscheinlich eine Umschreibung für alle Sterne, Galaxien, Nebel und so weiter, die im Gehorsam gegenüber einem komplizierten System göttlicher Gesetzmäßigkeiten den Weltraum durchqueren. (Asad)

131. Wörtlich: "nach Ihm". Dies scheint eine Anspielung auf eine Letzte Stunde zu sein, die nach der Aussage des Qur`an von einer kosmischen Katastrophe angekündigt wird. (Asad)

132. Allahs Welt läuft nach den von Ihm angeordneten Gesetzmäßigkeiten und Beschlüssen. Seitens Seiner Geschöpfe gibt es gelegentlich Abweichungen, aber Er straft sie nicht für jeden geringfügigen Fehler. Unter Seinen Eigenschaften der Barmherzigkeit sind auch die der ständigen Nachsicht und Bereitschaft zu vergeben. (Juusuf `Allii)

Denn Er führt trotz der Ungerechtigkeit der meisten Bewohner nicht schnell den Untergang dieser Welt herbei und straft niemanden, ohne ihm Zeit zum Nachdenken und zur Umkehr gegeben zu haben. Vergleiche auch unten Aja 45. (Asad)

 

42. Sie haben bei Allah ihre feierlichsten Eide geschworen, dass sie sich, wenn ein Warner zu ihnen käme, ganz gewiss besser würden rechtleiten lassen133 als irgend eine (andere) Gemeinschaft. Doch als ein Warner zu ihnen kam, da ließ es nur ihren Widerwillen zunehmen;134

133. Vergleiche auch Suura 6:157. Dies bezieht sich in erster Linie auf die Quraisch. Ihre Haltung den Anhängern früherer Schriftreligionen gegenüber war die eines Überlegenheitsgefühls oder unaufrichtiger Entschuldigungen. Sie warfen den Juden und Christen vor, dass diese vom Licht der eigenen Offenbarung abgewichen seien; auf sich selbst bezogen sagten sie, sie hätten keine direkte Offenbarung von Allah erhalten, sonst hätten sie sich besonders diszipliniert und besonders zum Gehorsam gegenüber Allahs Gesetz bereit gezeigt. So verhielt es sich, bevor der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, seinen Auftrag von Allah erhalten hatte. Als er diesen jedoch erhielt und verkündete, wandten sie sich davon ab. Sie gingen ihm aus dem Weg und distanzierten sich immer weiter davon. Aber so geht es mit allen Ungerechten. Sie finden bei anderen vieles auszusetzen und bei sich selbst viel zu entschuldigen. Wenn jedoch für alle Entschuldigungen die Möglichkeiten abgeschnitten werden, dann findet man sie nicht nahe, sondern immer weiter entfernt von Wahrheit und Rechtschaffenheit.

(Juusuf 'Allii)

134. Es führte bei ihnen sehr zur Entfernung von der Wahrheit und Abneigung dagegen. (Darjabaadi)

 

43. Sie waren hochmütig auf Erden und schmiedeten üble Pläne.135 Doch das üble Planen136 fällt nur auf ihre Urheber zurück. Erwarten sie denn etwas anderes als die (gesetzmäßige) Art und Weise, wie es früheren Völkern erging?137 Und du wirst in der Gesetzmäßigkeit Allahs keine Abänderung finden.138

135. Zwei Gründe werden genannt, warum die Wahrheit abgewiesen wird.

1. Der sündhafte Mensch ist arrogant, und Wahrheit und Rechtschaffenheit stellen alle seine Anmaßungen bloß.

2. Durch heimliche Machenschaften erwartet er, die Wahrheit untergraben und zerstören zu können, aber er fängt sich in seiner eigene Falle während sich die Wahrheit durchsetzt. (Juusuf 'Allii)

Vergleiche auch Suura 10:21 oder 34:33 und die entsprechenden Fußnoten, wo der Begriff "Makr" مَكْر erläutert wird. (Asad)

136. Gegen den Islam und den Gesandten Allahs. (Darjabaadi)

137. In der gesamten Geschichte handelte Allah in drei Stadien mit Menschen, die dem Bösen folgten:

1. Er war langmütig und barmherzig und gewährte ihnen eine Frist.

2. Er schickte ihnen Ermahnungen durch Seine Gesandten, Seine Zeichen und Seine Offenbarungen.

3. Er strafte den Erfordernissen der Gerechtigkeit entsprechend.

Zu jedem gegebenen Zeitpunkt müssen siech die Bösen die Frage gefallen lassen: „Wollt ihr alle drei Stadien abwarten, oder wollt ihr lieber umkehren, Allahs Vergebung erlangen und rechtschaffen werden?" (Juusuf `Allii)

138. Allahs Gesetzmäßigkeiten sind festgelegt, und Seine Weise, mit den Bösen zu verfahren, bleibt in jedem Zeitalter gleich. Unser menschlicher Wille mag schwanken oder sich ändern, aber Allahs  Wille folgt seinem Lauf und kann durch keine fremden Ursachen verändert werden. (Juusuf `Allii)

 

44. Reisen sie denn nicht auf der Erde umher und sehen, wie das Ende derer vor ihnen war, obwohl diese noch mächtiger waren als sie?139 Und (dem Zugriff) Allahs kann sich nichts entziehen in den Himmeln und auf Erden. Er ist fürwahr allwissend, allmächtig.140

139. Vergleiche Suura 30:9. Wenn kein anderes Argument mehr diejenigen überzeugen kann, die dem Bösen folgen, dann sollten sie durch Zeit und Raum reisen und aus der Erfahrung anderer lernen. Böses findet immer ein böses Ende. Kein Individuum und keine Generation soll glauben, sie könnte durch eine besondere Macht oder mittels eines Tricks entkommen. Klügere und mächtigere Menschen sind für ihre Ungerechtigkeit persönlich zur Rechenschaft gezogen worden. (Juusuf `Allii)

140. Er weiß Seine Pläne zu verwirklichen und ist dazu in der Lage. (Darjabaadi)

 

45. Wenn Allah die Menschen bestrafen würde entsprechend dem, was sie verdient haben,141 dann würde Er auf der (Erd-) Oberfläche kein Lebewesen belassen.142 Doch Er gewährt ihnen Aufschub bis zu einer festgesetzten Frist.143 Doch wenn ihre Frist abgelaufen ist, sieht Allah fürwahr Seine Diener sehr wohl.144

141. Vergleiche Suura 16:61. Wenn es allein nach unseren Verdiensten ginge, dann gäbe es für uns kein Heil. Allahs Gnade rettet uns und verhilft uns zu einem immer besseren Leben, bis wir das Ziel unserer Existenz erreichen. (Juusuf `Allii)

142. "Ein einziges Lebewesen": dies kann sich auf den Menschen beziehen, das Lebewesen, dem so viele Möglichkeiten und Fähigkeiten gegeben sind und das doch so viele Schwächen hat. Aber es kann auch buchstäblich alle Lebewesen bedeuten, denn das Leben auf diesem Planeten ist rings um die Existenz gewährt worden, und im Zustand der Reinheit ist er Allahs Statthalter. (Juusuf `Allii)

143. "Bis zu einem von Ihm bestimmten Zeitpunkt" oder „bis zu einem Zeitpunkt, den er allein kennt", nämlich bis zum Ende ihres irdischen Lebens. (Asad)

144. Er hat alle Seine Geschöpfe im Blick: das heißt, Er verfährt mit ihnen entsprechend Seine Gesetzmäßigkeiten der Langmut, der Barmherzigkeit und der Gerechtigkeit. Vergleiche auch oben Fußnote 133. Ein Aufschub oder eine Frist bedeutet nicht, dass jemand Seiner Wachsamkeit entgeht. Er verfährt mit jedem entsprechend seinem Handeln, in Gerechtigkeit, die durch Barmherzigkeit gemindert ist. (Juusuf `Allii)

Die Dinge in der Welt laufen nicht zwecklos dahin und nichts im Leben auf der Erde geschieht ohne Sinn. Anne Schöpfung ist genauen Gesetzmäßigkeiten unterworfen, die fest und unveränderlich sind. Der Qur`an legt diese Wahrheit fest und lehrt sie die Menschen, damit sie die einzelnen Geschehnisse nicht isoliert vom Ganzen sehen Er lenkt ihre Vorstellung auf die Gesetzmäßigkeit und Zweckmäßigkeit der gesamten Existenz und bringt ihnen ihre Verantwortung gegenüber der Schöpfung nahe. Er belegt seine ernsthaften und wahrhaften Argumente an Beispielen früherer Völker, die die Unverletzlichkeit und Unveränderbarkeit der universalen Gesetzmäßigkeiten dokumentieren, und die Menschenart herausheben und unterscheiden von der Tierwelt, die nur nach Instinkten und momentanen Genuss lebt. Durch diese Szene der Vernichtung und Bestrafung früherer Völker, die mächtiger gewesen waren und die größere Kulturen aufgebaut hatten, deren Macht und Kultur sie aber nicht vor der Strafe verschont hatte, lenkt der Qur`an das Empfinden auf die ganze Macht Allahs, Der alles umfasst, und Dessen Machtbereich sich nichts und niemand entziehen kann. (Qutb)

 

Einführung zu Suura 36

Vergleiche auch die Einführung zu Suura 34. Diese spezielle Suura ist dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gewidmet und der Offenbarung, die er brachte. Sie wird als das "Herz des Qur'an bezeichnet, denn sie nimmt eine zentrale Rolle in der Lehre des Islam ein und stellt die zentrale Lehre von Offenbarung und zukünftigem Leben dar. Da sie sich auf das zukünftige Leben bezieht, wird sie nach Möglichkeit bei den Zeremonien nach dem Tod eines Menschen vorgetragen.

Chronologisch gehört diese Suura in die mittlere oder frühe makkanische Zeit.

In Suura 37:130 (die aus derselben Zeit stammt) erscheint das Wort "I-yaa-siin". Vergleiche auch die dortigen Fußnoten.

Zusammenfassung:

Der Qur`an ist voller Weisheit, und unglückselig sind diejenigen, die keinen Nutzen davon haben: die Parabel von der Stadt, die - von einem einzigen Bewohner abgesehen - ihre Gesandten der Gnade und Barmherzigkeit abwies. (Ajas 1 - 32)

Vielfältige Zeichen Allahs in der Natur und in der Offenbarung. (Ajas 33 - 50) Auferstehung und zukünftiges Leben. (Ajas 51 - 83) (Juusuf `Allii)

Diese Suura hat, ähnlich wie alle makkanischen Suuras, die Schilderung des Imaans und seiner Verankerung im Gewissen des Muslims als Ziel. Es geht hier insbesondere um die Szenen des Tages der Auferstehung, um die Vernichtung der verleugnenden Völker und um den Hinweis auf die zahlreichen Zeichen Allahs in der Natur: Die Erde, die durch den Regen lebendig wird; die Nacht, die nach dem Scheiden des Tages dunkel wird; die Sonne, die ihrem Endziel zueilt; und der Mond, der viele Phasen durchläuft bis er dem alten dürren Palmstiel gleicht usw. Neben diesen Naturszenen gibt es andere geistige Szenen, die einen tiefen Eindruck hinterlassen. Es sind die Szene der Leugner, die von vorn, von hinten und von oben zugemauert werden, so dass sie nicht mehr sehen können; die Szene der Menschenseelen, die Allah genau und restlos durchschaut, und die Szene der Schöpfung mit dem einzigen Befehl Allahs "Sei, und es wird." All dies sind Szenen, die auf das menschliche Herz eine tiefe Wirkung haben. (Qutb)


Jaasiin

Im Namen Allahs, des Erbarmer, des Barmherzigen.

1. Jaasiin1.

1. Einige Kommentatoren sehen das "jaa" als Votativpartikel und "siin" als Abkürzung für "Insaan" (Mensch), da es der einzige "feste Buchstabe" in diesem Wort ist. In diesem Fall wäre es eine Anrede an den Menschen: "O Mensch!". In diesem Zusammenhang wird unter "Mensch" allerdings der Führer der Menschen verstanden, der edelste der Menschen, Muchammad, der Gesandte Allahs (Friede sei mit ihm). Diese Suura handelt nämlich in erster Linie vom heiligen Propheten und seiner Botschaft. Über die abgekürzten Buchstaben kann jedoch keine endgültige dogmatische Aussage gemacht werden. Vergleiche hierzu auch die Fußnote zu Suura 2:1. (Juusuf `Allii)

Nach Samachsari scheint es sich bei "siin" um die Abkürzung von "unaysiin" zu handeln, eine Diminutivform von Insaan, die bei den Tayii in der Anrede gebraucht wurde. Dabei müssen wir im Auge halten, dass im klassischen Arabisch die Diminutivform meist eine liebevolle Anrede ausdrückt. Insgesamt können wir mit Sicherheit annehmen, das mit Jaasiin der Prophet Muchammad gemeint ist, der im folgenden ausdrücklich angesprochen wird, und dass damit - wie im Qur`an so oft betont wird - seine Menschlichkeit und die aller anderen Gesandten unterstrichen werden soll. (Asad)

Allah schwört bei diesen zwei Buchstaben, wie er beim weisen Qur'an schwört. Das verstärkt die Vermutung, dass die einzelnen Buchstaben am Anfang der Suuras die Tatsache unterstreichen sollen, dass der wunderbare Qur`an, den niemand nachahmen kann, aus all diesem bekannten arabischen Buchstaben besteht. (Qutb)

 

2. Bei dem Qur`an voll der Weisheit2,

2. Weisheit ist eine Eigenschaft eines vernünftigen, urteilsfähigen Wesens. In dieser Aussage wird nun aber dem Qur'an diese Eigenschaft beigelegt, die eigentlich Leben, Zielsetzung und Willen voraussetzt. Dies trifft insofern auf den Qur’an zu, als er dem Menschen die Wirklichkeit vorzeichnet und ihn dieser näher bringt. Insofern hat dieser Qur`an eine "Seele" oder einen "Geist" (ruuch) sowie Eigenschaften des Lebenden, die die Herzen beleben und Liebe erwecken, so dass sich Herz und Geist des Menschen seiner Botschaft zuwenden. Jeder Mensch, egal auf welchem geistigen Niveau, fühlt sich von ihm angesprochen, und wird beeindruckt. (Qutb)

Die besten Zeugnisse für den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sind

1. die Offenbarung, die er brachte (der Qur`an), und

2. sein tapferes und selbstloses Leben ("auf einem geraden Weg"). Darauf wird an dieser Stelle hingewiesen. (Juusuf `Allii)

 

3. Wahrlich, du bist gewiss einer der (von Allah) Gesandten3,

3. Diese Aussage erklärt den Schwurpartikel "wa" am Anfang des vorigen Ajas, nämlich: "die im Qur`an offenbarte Weisheit soll bezeugen, dass du ein Gesandter Allahs bist." (Asad)

 

4. Auf einem geraden Weg4.

4. Zu Allah, so dass jeder, der ihm folgt, seines Heils gewiss sein kann. (Darjabaadi)

Der mit dem innersten Wesen des Daseins und mit den in der Existenz wirksamen Gesetzmäßigkeiten harmonisch übereinstimmt. Er läuft der individuellen Veranlagung der Dinge und Lebewesen nicht zuwider und überfordert nicht den Menschen. Er führt zu Allah und stellt die Verbindung zu Ihm her. Der Qur`an ist ein Führer auf diesem geraden Weg. Mit seiner Hilfe ist der Mensch unterwegs und findet die Wahrheit. (Qutb)

 

5. Es ist (eine Offenbarung) herabgesandt5 vom Allmächtigen, Allbarmherzigen6,

5. Die Offenbarung wird wiederum durch zwei Eigenschaften gekennzeichnet, die uns hilft, Wesen zu betrachten. Sie hat Macht und Kraft: denn Allah ist mächtig und vermag Seinen Willen zu verwirklichen. Sie bringt eine Botschaft der Hoffnung und Barmherzigkeit: denn Allah ist der Allerbarmer. Anhand dieser Eigenschaften können wir erkennen, dass der Qur`an von Allah stammt. (Juusuf `Allii)

6. Allah stellt Sich Seinen Dienern vor, damit sie das richtig einschätzen, was Er auf sie herabsendet. Er ist der Unbesiegbare, der Seinen treuen Dienern beisteht, und der Barmherzige, dessen Barmherzigkeit Seinen Dienern gegenüber in allem, was Er mit ihnen tut, zuerst kommt. (Qutb)

 

6. Damit du7 ein Volk warnst, zu dessen Vätern keine Warnung kam8 und die deshalb (Allahs Zeichen gegenüber) achtlos sind9.

7. In erster Linie, zunächst. (Darjabaadi)

8. In der unmittelbaren Vergangenheit durch einen Propheten. (Darjabaadi)

Die Quraisch hatten zuvor keinen Propheten gehabt. Aus diesem Grunde wurde einer der Ihren zum Träger der universalen Botschaft an die gesamte Menschheit berufen. (Juusuf `Allii)

9. Weil sie Allahs Gebot nicht kennen. (Darjabaadi)

Vergleiche Suura 6:131-132. Im weitesten Sinne diese Begriffes sind die "Väter" oder "Vorfahren" eine Umschreibung für die kulturelle Vergangenheit eines Volkes: der Ausdruck, die "Vorfahren" seien nicht "gewarnt" worden, bezieht sich hier offensichtlich auf die Mangelhaftigkeit des kulturellen Erbes bei einem Volk, das wahren ethischen Werten entfremdet worden ist. (Asad)

Die Achtlosigkeit ist das schlimmste für ein Herz. Denn ein achtloses Herz ist lahm gelegt. Es übt seine Funktion des Wahrnehmens und Reagierens nicht aus. Deswegen braucht es eine Warnung, die es wach rüttelt. (Qutb)

 

7. Wahrlich, das Wort gegen die meisten10 von ihnen hat sich bestätigt11, und deshalb verinnerlichen sie nicht den Imaan12.

10. Das Urteil entspricht den Erfordernissen der Gerechtigkeit und trifft auf die meisten von ihnen zu. (Darjabaadi)

11. Vergleiche Suura 7:30 und 17:16 sowie die entsprechenden Fußnoten. Wenn Menschen sich absichtlich und hartnäckig weigern "den Imaan zu verinnerlichen", das heißt Ermahnungen und Rechtleitung anzunehmen, muss dies dazu führen, dass ihnen Allahs Gnade und Barmherzigkeit entzogen wird. Ihr eigenes Verhalten versperrt alle Möglichkeiten zu ihrer Änderung. (Juusuf `Allii)

Wörtlich: "ist wahr geworden". die Vergangenheitsform soll die Unausweichlichkeit zum Ausdruck bringen. (Asad)

12. Dies bezieht sich auf diejenigen, die sich in voller Absicht gegen die Botschaft des Propheten gewandt und beschlossen hatten, überhaupt nicht hinzuhören. Damit setzen sie sich selbst den bösen Folgen ihres Verhaltens aus und nehmen sich jede Möglichkeit zum den Imaan zu verinnerlichen. Dies wird noch deutlicher unten in Aja 11 ausgedrückt. (Mauduudi)

 

8. Wir haben fürwahr Fesseln um ihren Hals gelegt13 bis hinauf zu ihrem Kinn, so dass sie ihren Kopf hochzwängen14.

13. Ungerechte Handlungen des Menschen lösen unweigerlich die Wirksamkeit der Gesetzmäßigkeiten Allahs aus, darum wird die Folge in der Sprache des Qur’ans Allah zugeschrieben. Die Folgen willkürlichen Ungehorsams werden hier in einer Reihe von Gleichnissen ausgedrückt.

1. Wenn Allahs Licht nicht vorhanden ist, wird die Handlungsfreiheit des Menschen eingeschränkt: das Joch der Ungerechtigkeit legt sich um den Hals des Menschen und verengt sich immer mehr.

2. Der Kopf wird nach oben gedreht und muss in einer steifen Haltung verharren, so dass der Verstand getrübt wird. Moralische Undurchsichtigkeit trübt den Intellekt. Auflehnung gegen Allah ist also nicht nur unvernünftig, sondern treibt tiefer und tiefer in Unvernunft, Uneinsichtigkeit und Blindheit gegenüber den feineren Dingen des Lebens.

3. Der Zustand des Verlustes der Gnade Allahs führt zu einem Verfall der geistigen Lebenskraft, so dass sich der Betreffende weder fortentwickeln noch umkehren kann, wie ihm nächsten Aja näher erklärt wird. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 13:5 und 34:33 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

14. Sie können ihren Kopf nicht senken und somit auch nicht sehen. (Darjabaadi)

Ihre "nach oben gezwängten Köpfe" symbolisieren auch ihre Arroganz (Asad)

Vergleiche den deutschen Ausdruck "die Nase hoch tragen". (Anm. d. Übers.)

Allah lässt ihre Hartnäckigkeit zu Fesseln an ihrem Hals werden, und durch ihre Arroganz werden sie so starrsinnig, dass sie die Wahrheit nicht bemerken, wie offensichtlich sie auch sein mag. (Mauduudi)

 

9. Und Wir haben vor ihnen einen Wall errichtet15 und hinter ihnen einen Wall16, dann haben Wir sie bedeckt, so dass sie nicht sehen17.

15. Ihr Rückzug ist abgeschnitten, und ihr Fortschritt ist unmöglich. Darüber hinaus ist ihnen das Licht, das von oben kommen sollte, abgeschnitten, so dass sie völlig ohne Hoffnung sind, und der letzte Schimmer geistigen Verstehens ist in ihnen erloschen. (Juusuf `Allii)

Sie können nicht vorwärtsschauen. (Darjabaadi)

16. Sie können nicht zurückblicken. (Darjabaadi)

Diese Wendungen stehen für völlige geistige Stagnation. (Asad)

17. Sie lernen weder aus ihrer Geschichte, noch machen sie sich Gedanken über die zukünftigen Folgen ihres Verhaltens. Ihre Vorurteile haben sie von allen Seiten eingeschlossen, und sie sind so verblendet, dass sie die offensichtlichsten Wahrheiten nicht sehen können, die jedem unbeeinflussten und rechtschaffenen Menschen deutlich sind. (Mauduudi)

 

10. Es ist gleich, ob du sie warnst oder ob du sie nicht warnst18: sie werden nicht den Imaan verinnerlichen19.

18. Wenn das oben beschriebene Stadium erreicht ist, hört Offenbarung und geistige Lehre auf, einen Sinn für sie zu haben. Warum dann noch mahnen? Der nächste Aja beantwortet diese Frage.

(Juusuf `Allii)

19. Weil sie nicht den Imaan verinnerlichen wollen. (Darjabaadi)

Dies bedeutet nicht, dass jede Mahnung und Verkündigung sinnlos ist, sondern sie richtet sich an Menschen aller Art, sowohl an solche wie die oben erwähnten als auch solche, wie sie im nächsten Aja erwähnt werden. Erstere werden in ihrem Eigensinn verharren, und man sollte sie sich selbst überlassen, sich aber nicht durch ihr Verhalten entmutigen lassen. (Mauduudi)

 

11. Du kannst fürwahr nur den warnen, der der Mahnung folgt20 und den Barmherzigen im Verborgenen fürchtet21. Darum verkünde ihm frohe Botschaft22 von Vergebung23 und einer großzügigen Belohnung24.

20. Vergleiche Suura 35:18. Diejenigen, die sich selbst für das Böse entschieden haben, werden von Allahs Botschaft nicht angesprochen, denn ihr eigener Wille hat sie ausgeschlossen. Es gibt jedoch andere Menschen, die gern Allahs Botschaft hören und Seine Gnade empfangen wollen. Sie lieben Allah und fürchten, gegen Sein heiliges Gesetz zu verstoßen, und diese Furcht ist nicht nur oberflächlich, sondern tief verwurzelt, denn selbst wenn sie Allah nicht sehen und auch nicht von anderen Menschen gesehen werden, spüren sie doch Allahs Gegenwart, als ob sie Ihn sähen, und ihre Religiosität ist mehr als Augendienerei. (Juusuf `Allii)

21. Vergleiche Suura 35:18 und die entsprechenden Fußnoten. Rayb ("unsichtbar") wird hier adverbial gebraucht: ihre Ehrfurcht vor Allah ist nicht davon abhängig, ob sie Ihn sehen oder nicht, oder ob andere Menschen sie beobachten oder nicht, denn ihre innere Haltung entstammt echter Liebe zu Allah.

(Juusuf `Allii)

22. Für solche Menschen ist Allahs Botschaft eine frohe Botschaft, denn sie zeigt ihnen den Weg zur Vergebung für alle Fehler aus der Vergangenheit und verspricht ihnen vollen Lohn in der Zukunft - weit über ihre eigenen Verdienste hinaus, aus Allahs unbegrenzter Güte. (Juusuf `Allii)

23. Ihrer Fehler und Vergehen. (Darjabaadi)

24. Für ihre guten Handlungen. (Darjabaadi)

 

12. Wahrlich, Wir machen die Toten lebendig25 und schreiben auf, was sie vorausgeschickt haben und was sie an Spuren hinterlassen26. Und alles haben Wir in einem eindeutigen Verzeichnis aufgeführt27.

25. All dies ist möglich, weil wir die Zusicherung eines zukünftigen Lebens haben, in dem Allah alles bedeutet und das Böse keine Basis mehr in der Welt hat, weil seine Frist abgelaufen ist. (Juusuf 'Allii)

Die Auferstehung der Toten und die Abrechnung, bei der nichts in Vergessenheit gerät, wird besonders betont, weil sie ein dauerndes Streitthema waren. Allah erweckt die Toten, und Er ist derjenige, der registriert, was sie vorausgeschickt und was sie zurückgelassen haben. (Qutb)

26. Unsere Handlungen, gute wie böse, gehen uns voran zu Allahs Richterstuhl. Selbstverständlich werden sie uns angerechnet, aber auch das Beispiel, das wir anderen gegeben haben, und die Folgen unserer Handlungen, die nach Beendigung unseres irdischen Lebens fortgewirkt haben, werden mitberücksichtigt. Unsere moralische und geistige Verantwortung ist daher viel weit reichender als das, was unsere eigene Person betrifft. (Juusuf `Allii)

Nach Muslim hat der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gesagt: "Wer in seinem Leben als Muslim eine beispielhaft gute Tat vollbringt, bekommt sowohl den Lohn seiner eigenen Tat als auch den Lohn aller, die ihn in dieser Tat nachahmten, ohne jedoch ihre Belohnung zu verringern. Und wer unter den Muslimen eine schlechte Tat beging, so wird ihm sowohl die Last seiner eigenen Tat als auch die Last aller, die ihn nachahmten zuteil, ohne jedoch ihre Last zu verringern." Dieser Hadiis wurde von den Gefährten des Propheten Kommentar zu diesem Aja aufgeführt. (ibn Kasir)

27. Vergleiche Suura 2:124 und die entsprechenden Fußnoten. Alles, was wir getan haben, wird genau aufgezeichnet, wie in einem Kontobuch. (Juusuf `Allii)

 

Abschnitt 2

13. Und präge für sie28 ein Gleichnis von den Bewohnern der Stadt29, als zu ihr Gesandte kamen30;

28. Für sie: nämlich die makkanischen Götzendiener. (Darjabaadi)

29. Der Qur’an erwähnt weder, wer die "Bewohner der Stadt" sind, noch um welche Stadt es sich hier handelt. Die diesbezüglichen Überlieferungen weichen voneinander ab. (Qutb)

Viele der klassischen Kommentatoren haben angenommen, es handle sich um Antiochien, eine der wichtigsten Städte in Nordsyrien im ersten nachchristlichen Jahrhundert. Ich schließe mich dieser Identifizierung nicht an. Weder Namen noch Zeitangaben oder Ortsbezeichnungen werden im Text erwähnt. Die Bedeutung der Geschichte liegt in den Lehren, die aus ihr als Gleichnis gezogen werden können (siehe hierzu auch unten Fußnote 31) und die von Ort und Zeit unabhängig sind. (Juusuf `Allii)

30 Das heißt mehrere Gesandte Allahs. (Darjabaadi)

 

14. Als wir zwei zu ihnen sandten, da erklärten sie sie zu Lügnern, worauf Wir sie durch einen dritten stärkten31. Sie sagten: „Wahrlich, wir sind als Boten Allahs zu euch gesandt32.“

31. Allah schickt Seine Gesandten und die Lehrer der Wahrheit einzeln oder zu zweit, und wo der Widerstand groß ist und Er es als notwendig betrachtet, unterstützt Er sie durch weitere. Sie kommen in Auftrag Allahs, aber sie können nicht den Anspruch erheben, mehr als Menschen zu sein. Diese Tatsache wird von den Ungerechten und Kaafir als Vorwurf benutzt, während sie doch eigentlich eine Empfehlung sein sollte, denn die Menschheit wird durch einen solchen Auftrag und durch Allahs Selbstoffenbarung geehrt. Die Botschaft wird deutlich in menschlicher Sprache ausgedrückt, da sie jedoch alles Böse bloßstellt, sehen die Menschen darin eine Bedrohung, denn sie schränkt ihre Selbstsucht ein. Oft sind es die Ärmsten und die Verachteten, die Außenseiter "vom fernsten Teil der Stadt", die die Botschaft annehmen und bereit sind, sich dafür einzusetzen, selbst mit ihrem Leben. Die Trotzigen beharren in ihrem Widerstand und besiegeln ihren eigenen Untergang. (Juusuf `Allii)

32. Der Qur'an erwähnt nicht, wo die Stadt liegt und wie sie heißt, denn das ist bezüglich der Lehre dieser Geschichte belanglos. Es wurden zuerst zwei Propheten zu der Stadt gesandt, dann sollte noch ein dritter sie unterstützen. Als alle drei den Menschen in der Stadt erklärten, dass sie von Allah gesandt seien, begegneten die Leute ihnen mit den Einwänden, die immer wieder den Gesandten Allahs entgegengehalten werden; nämlich: Ihr seid genau so Menschen wie wir, Allah hat nichts offenbart, und ihr seid Lügner. Nach ihrer falschen Vorstellung soll ein Gesandter Allahs ganz anders aussehen und eine ganz andere Lebensart haben als die normalen Menschen. Sie wollen nicht einsehen, dass die Auszeichnung eines Gesandten und seine Besonderheit nicht im äußeren Erscheinungsbild und in den artbedingten Lebensformen liegt, denn er ist in dieser Hinsicht ein normaler Mensch. Sie liegt vielmehr in der von Allah gegebenen Fähigkeit, die Offenbarung zu empfangen, zu verstehen und getreulich weiter zu vermitteln, und dabei Geduld und Sanftmut zu zeigen. (Qutb)

 

15. Da sagten (die Leute): „Ihr seid doch nur Menschen wie wir33. Und der Allbarmherzige hat uns nichts gesandt34. Ihr lügt uns ja nur an35.

33. Keine Übermenschen oder Halbgötter, somit könnt ihr unserer Ansicht nach keine Gesandten Allahs sein. (Darjabaadi)

Dasselbe Argument brachten die makkanischen Götzendiener gegen den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, vor. Vergleiche auch Suura 25:7 und 21:3 sowie die entsprechenden Fußnoten. Es handelt sich also nicht um eine neue Form der Unwissenheit, sondern alle Unwissenden sind seit eh und je der Falschen Vorstellung zum Opfer gefallen, Gesandte Allahs könnten keine Menschen sein. Dieses Argument hat sie in jedem Zeitalter daran gehindert, die Rechtleitung zu akzeptieren. (Mauduudi)

Sie übersehen dabei, dass ein Gesandter Allahs ein praktisches Beispiel für die Menschen geben soll, wie ein Mensch gottgefällig leben kann und deswegen genau so ein Mensch wie die anderen sein muss. (Qutb)

34. Sie weisen damit nicht nur die Botschaft dieser speziellen Gesandten zurück, sondern leugnen die Möglichkeit, dass Allah überhaupt eine solche Botschaft schickt. Beachte, wie sie sich selbst widersprechen, indem sie Allahs Namen "der Allbarmherzige" benutzen, selbst wenn es nur ironisch gemeint ist. (Juusuf `Allii)

Dies ist eine weitere Form der Unwissenheit, der die Makkaner verfallen waren. Sie erstreckt sich auch auf die heutigen so genannten Rationalisten, sowie auf die Leugner der Offenbarung und des Prophetentums in jedem Zeitalter. Sie vertreten die Ansicht, Allah sende keinerlei Offenbarung, um die Menschen rechtzuleiten, sondern sei nur mit himmlischen Angelegenheiten befasst. Irdische Probleme müssten dann vom Menschen selbst gelöst werden. (Mauduudi)

35. Mit Argumenten wie diesen hat die Menschheit sei alters her die Gesandten Allahs zurückgewiesen. Darin kommt ihre Unwissenheit bezüglich der Aufgaben eines Gesandten zum Ausdruck. (Qutb)

Vergleiche auch Suura 6:91 und 34:31 sowie die entsprechenden Fußnoten. Diese beiden Abschnitte beziehen sich ebenso wie der obige auf Menschen, die sich für "mu’min" halten, ohne jedoch zulassen zu wollen, dass dieser "Diin" sich auf die praktischen Angelegenheiten ihres Lebens auswirkt. Dies rechtfertigen sie, indem sie der Religion lediglich eine wage emotionale Rolle zugestehen und jede Art von Offenbarung leugnen, die bedeuten würde, dass absolute ethische Werte verkündet wurden und befolgt werden müssten. (Asad)

 

16. Die Gesandten sagten: "Unser Herr weiß, dass wir wirklich zu euch gesandt worden sind36,

36. Allah weiß, Das genügt. Die Aufgabe eines Propheten besteht in der Verkündigung und Erklärung. (Qutb)

So wie ein Botschafter, dessen Vollmacht in Frage gestellt wird, sich an seinen Auftraggeber wenden kann, der diese bestätigt, so rufen diese Gesandten Allah zum Zeugen für ihren Auftrag an. In der Tat sagen sie: "Allahs Wissen ist vollkommen, und Er weiß, dass unser Auftrag von Ihm kommt; wenn ihr ihn nicht anerkennt, so ist es euer eigenes Unglück." (Juusuf `Allii)

 

17. Und uns obliegt nur die deutliche Verkündigung37.“

37. Sie fahren fort mit einer Erläuterung dessen, was ihre Aufgabe ist. Sie sollen die Menschen nicht zu etwas zwingen, sondern überzeugen. Sie sollen offen und klar Allahs Gesetz verkünden, das jene Menschen nicht hielten, ihre Vergehen tadeln und bessere Verhaltensweisen zeigen. Wenn sie sich dem entgegenstellten, so war dies zu ihrem eigenen Nachteil. Wenn sie sich gegen Allah auflehnten, so lag die Strafe in Allahs Hand. (Juusuf `Allii)

 

18. Die (Bewohner) sagten: "Wir ahnen Böses von euch38. Wenn ihr mit eurem Gerede nicht aufhört39, werden wir euch bestimmt mit Steinen beschießen und euch wird unsere schmerzliche Strafe sicher treffen40.

38. "Taair" طَائِر bedeutet Vogel. Wie die römischen Wahrsager, so hatten auch die Araber den abergläubischen Brauch, die Zukunft aus dem Vogelflug zu lesen. Von diesem Wort abgeleitet wurden Verben wie "tatayara" oder "ittayara", "ein böses Vorzeichen bringen". Da die Gesandten Allahs Böses tadelten, glaubten die Ungerechten, sie würden ihnen Unglück bringen. In der Tat war das Böse, das ihnen widerfuhr, die Folge ihrer eigenen bösen Handlungen. Vergleiche auch Suura 7:131 und 27:47 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

39. Wenn ihr nicht eure Verkündigung unterlasst. (Darjabaadi)

40. "Ihr bringt uns Unglück. Unsere Götter sind zornig auf uns aufgrund dessen, was ihr über sie gesagt habt. Wenn uns jetzt ein Unheil trifft, dann nur euretwegen." Dasselbe sagten die Ungläubigen und Heuchler in Arabien zum Propheten. Vergleiche auch Suura 4:77 und die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

 

19. Da antworteten sie: "Euer Unheil ist bei euch selbst41! Ist das eure Reaktion, wenn ihr ermahnt werdet? Doch nein, ihr seid ein maßloses Volk42."

41. Was ihr als Unglück bezeichnet, entsteht durch eure eigenen ungerechten Handlungen. Glaubt ihr wirklich, ein Mensch, der kommt, um euch zu warnen und zu lehren, bringt euch Unglück? (Juusuf `Allii)

Vergleiche Suura 17:13 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Kein Mensch ist ein böses Vorzeichen für einen anderen. Das Schicksal eines jeden Menschen hängt an seinem eigenen Hals. Wenn jemand Unglück sieht, dann deswegen, weil er es selbst verursacht hat, und wenn jemand Gutes sieht, ist es aufgrund seiner eigenen Verdienste. (Mauduudi)

42. Gutes als Unglück zu bezeichnen und Menschen der Lüge zu beschuldigen, die selbstlos kommen, um die Botschaft von Allahs Barmherzigkeit zu überbringen, ist der Gipfel der Ungerechtigkeit und Unverschämtheit. (Juusuf `Allii)

In Wirklichkeit wollt ihr das Gute meiden und zieht die Ungerechtigkeit der Rechtleitung vor. Statt über Wahrheit und Trug vernünftig nachzudenken, macht ihr aufgrund eures Aberglaubens diese Einwände. (Mauduudi)

 

20. Da kam aus dem entferntesten Teil der Stadt ein Mann herbeigeeilt43. Er sagte: „O mein Volk, folgt den Gesandten44,

43. Während die wohlhabenden, einflussreichen Leute in der Stadt Allahs Fürsorge gegenüber misstrauisch waren und abergläubisch an ihrer Vorstellung von bösen Vorzeichen festhielten erkannte ein Mann in einem entfernten Vorort die Wahrheit, jemand, der von den arroganten Menschen verachtet wurde. Er verinnerlichte den Imaan, und er wünschte sich, dass die Leute in seiner Stadt das selbe machen würden. Entsprechend waren es in Arabien die arroganten Führer der Quraisch, die den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, vertrieben, und die Leute aus Madina sowie aus den umliegenden Ortschaften waren es, die ihn aufnahmen, ihm den Imaan verinnerlichten und ihn auf jede Weise unterstützten. (Juusuf `Allii)

Hier wird die Reaktion eines aufrichtigen Menschen auf die Verkündigung deutlich. Dieser Mann hört die Verkündigung und antwortet darauf, nachdem er ihren Wahrheitsgehalt erkannt hat. Nachdem sein Herz die Wahrheit des Islams aufgenommen hat, bewegt diese ihn und lässt ihn nicht ruhen, so dass er sich veranlasst sieht, seinen Imaan öffentlich zu bekennen und seinerseits dazu aufzurufen. (Qutb)

44. Aus aufrichtigem Herzen spricht er auf diese Weise seine Mitbürger an. (Darjabaadi)

 

21. Folgt denen, die keinen Lohn von euch verlangen45 und die rechtgeleitet sind46.

45. Das heißt, sie werden nicht von Eigennutz motiviert. (Darjabaadi)

Offensichtlich hat dieser Mann keine öffentliche Stellung oder Autorität. Aber die lebendige Überzeugung in seinem Gewissen veranlasst ihn, vom äußersten Ende der Stadt herbeigelaufen zu kommen, um seine Mitbürger zu ermahnen. (Qutb)

46 Propheten streben nicht nach ihrem eigenen Vorteil. Sie dienen Allah und der Menschheit. Ihre Hoffnung liegt in Allahs Wohlgefallen, und sie widmen sich Seinem Dienst. Vergleiche auch Suura 10:72; 12:104 und andere Stellen. (Juusuf `Allii)

Die Echtheit eines Propheten kann anhand von zwei Kriterien erkannt werden:

1. an seinen Worten und Handlungen;

2. an seiner Uneigennützigkeit. Der Mann aus dem "fernsten Ende der Stadt" führt beides als Argumente an. (Mauduudi)

 

22. Und warum sollte ich nicht Dem dienen, Der mich erschaffen hat47 und zu Dem ihr zurückgebracht werdet48?

47. Das durchgehende Argument beruht auf fester persönlicher Überzeugung des Betreffenden selbst in Verbindung mit dem Aufruf an sein Volk, dieser Überzeugung zu folgen und die geistige Zufriedenheit zu erlangen, die ihm selbst zuteil geworden ist. Beachte den Übergang von der persönlichen Erfahrung zum kollektiven Aufruf. (Juusuf `Allii)

Dies ist die Frage nach dem Schöpfer, die sich die innerste Anlage eines Menschen stellen muss, wenn sie unbeeinflusst ist. (Qutb)

Aus meiner Sicht entspricht es völlig der Vernunft, an meinen Schöpfer den Imaan zu verinnerlichen und Ihm zu dienen. (Darjabaadi)

48. Nach dem Tod, zur endgültigen Abrechnung. (Darjabaadi)

Dieser Satz besteht aus zwei Teilen. Der erste ist ein meisterhaftes Argument: "Dem Schöpfer zu dienen ist ein Erfordernis sowohl der Vernunft als auch der inneren Anlage des Menschen; es wäre unvernünftig, jemandem zu dienen, der uns nicht erschaffen hat, und den eigentlichen Schöpfer abzulehnen." Im zweiten Teil warnt er die Leute vor den Folgen: "Alle müssen dereinst sterben und zu dem Gott zurückkehren, dem zu dienen ihr euch weigert. Ihr solltet darum selbst einmal überlegen, was diese Weigerung bringt." (Mauduudi)

 

23. Sollte Ich etwa andere Götter nehmen außer Ihm, deren Fürbitte mir gar nichts nutzt49, falls der Allbarmherzige mir ein Leid zufügen will, noch sind sie in der Lage, mich zu erretten50.

49. Als nächstes plädiert der Mann dafür, Allah ausschließlich zu dienen. "Angenommen, es wäre richtig, anderen Göttern zu dienen - dem Geld, dem eigenen Ich oder imaginären Idolen - welchen Nutzen könnte das überhaupt bringen? Alle Macht liegt bei Allah. Wenn er es für richtig hält, mich mit einer Prüfung oder Strafe heimzusuchen, können sich diese fremden Gottheiten für mich einsetzen oder Fürsprache für mich einlegen? Welchen Nutzen haben sie dann? Wenn ich ihnen dienen wollte, dann wäre ich wirklich weit vom rechten Weg entfernt." (Juusuf `Ali)

50. Jene "Gottheiten" haben weder selbst Macht noch indirekt durch ihren Einfluss beim Allmächtigen. (Darjabaadi)

 

24. Siehe, ich wäre dann wahrlich in offenkundigem Irrtum51.

51. Wenn ich trotzdem noch fremden Göttern dienen würde. (Darjabaadi)

 

25. An euren Herrn habe ich fest den Imaan verinnerlicht52. So hört doch auf mich53"

52. Hier gibt es wieder einen Übergang von einer persönlichen Überzeugung zu einem Aufruf an alle, von der Erfahrung des Sprechers zu profitieren. "Ich selbst habe meine seelische Zufriedenheit bei Allah gefunden. Er ist mein Gott, aber Er ist auch euer Gott. Meine Erfahrung kann auch die eure sein. Wollt ihr also nicht meinem Rat folgen und selbst feststellen, dass eurer Herr wirklich gut ist. (Juusuf `Allii)

53. Und dient eurem Herrn. (Darjabaadi)

 

26. Zu ihm wurde gesagt: "Geh ein ins Paradies54!" Da sagte er: "O dass55 mein Volk es wüsste56, -

54. Nachdem seine kaafir Mitbürger ihn getötet hatten. (Darjabaadi)

Nach ibn Mas'uud, haben die Kaafirs seiner Stadt ihn so lange getreten, bis er tot und verstümmelt ward. Dann sprach Allah zu ihm: "Geh ein ins Paradies." Seitdem ist er darinnen und genießt seine Früchte. Er spürt nichts mehr von den Beklemmungen des irdischen Lebens. (ibn Kasir)

55. Dieser gute und rechtschaffene Mann ging in Allahs Frieden ein, dargestellt durch den Garten der Ruhe und Schönheit. Dies bedeutet möglicherweise, dass er den Märtyrertod erlitt. Aber selbst dann galten seine Gedanken immer noch seinem Volk. Er bedauert seinen Starrsinn und mangelndes Verständnis und wünscht selbst dann noch, die Leute könnten einen Weg zur Umkehr und zum Heil finden. (Juusuf `Allii)

Hier geschieht der Übergang vom Leben in dieser Welt zum zukünftigen Leben. Wir sehen den Tod als Übergang von der vergänglichen Welt zur dauerhaften Welt. Der Mu’min gelangt aus seinem beengten irdischen Leben in die Weite des Paradieses, von der Arroganz der hochmütigen Leugner zur Gelassenheit der umgebenden Wahrheit, von den Drohungen der aggressiven Frevler zum Frieden der Glückseligkeit, und von der Finsternis der Unwissenheit zum Licht der Gewissheit. (Qutb)

56. Der mu’min Mensch denkt in diesem Augenblick, wo er ins Paradies gelangt, an sein Volk und wünscht sich, die Menschen könnten ihn jetzt sehen mit all dem, was sein Herr ihm an Zufriedenheit und Gnade gegeben hat, so dass sie die Wahrheit erkennen. (Qutb)

 

27. Dass mein Herr mir vergeben hat57 und dass er mich unter die aufgenommen hat, denen Ehre zuteilgeworden ist58."

57. Dieser Mann war eine schlichte, aufrichtige Seele, aber er hörte und befolgte den Aufruf der Gesandten, erlangte sein geistiges Ziel für sich selbst und tat sein bestes, auch seinem Volk das Heil zu ermöglichen. Er liebte nämlich sein Volk und auch die überlieferten Traditionen, sofern sie gut waren, zögerte jedoch nicht, das neue Licht anzunehmen, als es zu ihm kam. Alle seine vergangenen Fehler wurden ihm vergeben, und er erlangte in Allahs Reich Würde und Ehre. (Juusuf `Allii)

58. All dies sagt er aus einem Gefühl der Liebe zu seinem Volk heraus. (Darjabaadi)

Der Mu'min verspürt keine Rachegefühle in seinem Herzen gegen das Volk, das ihn soeben getötet hat, sondern wünscht ihm Gutes. Damit soll auch den kaafir Makkaner folgendes gesagt werden: "Auf ähnliche Weise wollen der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und seine Gefährten Gutes für euch. Trotz eurer Verfolgungen tragen sie euch euer Verhalten nicht nach. Sie sind nicht eure Feinde, sondern lediglich Feinde eures Irrtums. Der einzige Grund ihrer Auseinandersetzung mit euch liegt darin, dass ihr den rechten Weg einschlagen solltet." (Mauduudi)