Von Suura 29 "Die Spinne" Aja 46 – Suura 33 "Die verbündeten Verschwörer" Aja 30
46. Und führt keine Streitgespräche mit dem Volk der Schrift131, es sei denn auf vortreffliche Art und Weise132. Aus genommen davon sind die von ihnen, die unrecht tun133. Und sprecht: „Wir verinnerlichen an das den Imaan, was uns (als Offenbarung) herabgesandt worden ist und was euch herabgesandt wurde134, und unser Gott und euer Gott ist Einer135, und Ihm sind wir ergeben." 131. Weiter unten in dieser Suura werden die Mu'mins zur Auswanderung aufgefordert. Zu jener Zeit war Abessinien der einzige sichere Ort, wo die Muslime Zuflucht finden konnten, und es befand sich damals unter christlicher Herrschaft. In diesem Aja werden die Muslime also angewiesen, wie sie ihre religiösen Angelegenheiten mit den Christen diskutieren sollten, wenn sich ein solcher Anlass ergibt. (Maududi) 132. Die Botschaft Allahs, wie sie Nuuch und den Propheten, nach ihm bis hin zum Siegel der Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, auferlegt wurde, hat einen einzigen Inhalt, stammt von dem einzigen Gott und hat ein einziges Ziel, die Rechtleitung der Menschen. So sind die Anhänger einer jeden Botschaft in der Tat die Brüder aller Anhänger der anderen Botschaften. Sie bilden eine einzige Gemeinschaft, die dem einzigen Allah dient. Auf dieser Wahrheit basiert der Islam, einer Wahrheit, die die Religion zu einer einzigen macht, in der alle Rassen, Nationalitäten und Heimatländer sich auflösen. Daher wird hier den Muslimen die Art und Weise dargetan, in der sie mit dem Volk der Schrift disputieren sollen: nämlich in der besten Art die Weisheit in der Sendung der neuen Botschaft darzulegen und die Beziehung, in der die neue Botschaft zu der vorherigen steht, aufzudecken, um so von der Notwendigkeit der Annahme der neuen Botschaft zu überzeugen. (Qutb) Bloße Debatten sind nutzlos. Um als wirkliche Vorkämpfer für Allahs Sache unser Ziel zu erreichen, müssen wir wirklich gemeinsame Grundlagen des Diins herausfinden, wie sie im letzten Teil dieses Ajas erwähnt werden. Außerdem sollen wir unsere Freundlichkeit, Aufrichtigkeit und echte Besorgnis um das Wohl der anderen zeigen, so dass deutlich wird, dass wir keine egoistischen oder anderen fragwürdigen Ziele verfolgen. (Juusuf `Allii) Auf sanfte Weise, ohne -Leidenschaft. (Darjabadi) Eine solche Diskussion soll auf vernünftige Weise und in anständiger Sprache geführt werden, so dass sie das Herz des anderen anspricht. Es geht nicht darum, einen Gegner zu überwinden, sondern die Rolle dessen, der Menschen auf Allahs Weg ruft, ist eher mit der eines Arztes zu vergleichen, der sorgfältig vorgehen muss, um nicht das Leiden des Patienten durch seine eigenen Fehler zu verschlimmern., Dies wurde hier besonders im Hinblick auf Gespräche mit Christen und Juden gesagt, gilt aber ganz allgemein für die Verkündung des Islam; vergleiche auch Suura 16:125; 41:34; 23:96 und 7:199-200 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Maududi) 133. Indem sie Gottes Einheit leugnen, Allah andere Wesen zur Seite setzen, in ihren Lebenswandel von Allahs Wegen abweichen. Für die gibt es keine freundliche Behandlung, und diese waren es, die der Islam nach der Errichtung des Staates in Madina bekämpft hat. (Qutb) Diesen sollte man mit Härte und Unnachsichtigkeit begegnen. (Safwat Al-Tafsir) Wer absichtlich versucht, anderen Unrecht zu tun oder sie zu verletzen, muss dementsprechend behandelt werden, denn wir sind füreinander verantwortlich. Bei solchen Leuten kann es nicht mehr darum gehen, Gemeinsamkeiten zu finden oder Geduld zu haben, bis das Unrecht ein Ende findet. (Juusuf `Allii) Indem sie sich willkürlich aggressiv verhalten. (Darjabadi) So dass sie freundlichen Argumenten nicht mehr zugänglich sind. In solchen Fällen sollte man eine Diskussion von vornherein vermeiden. Vergleiche auch Suura 16:125. (Asad) Der Islam lehrt seine Anhänger, sanft, höflich und vernünftig zu sein, aber er lehrt keine unangebrachte Unterwürfigkeit und Nachgiebigkeit, aufgrund derer man von den Bösen gar nicht mehr ernst genommen wird. (Maududi) 47. Und ebenso136 haben Wir dir das Buch herabgesandt137. Und diejenigen, denen Wir das Buch gegeben haben138, verinnerlichen den Imaan daran139; und ebenso sind unter diesen140 welche, die daran den Imaan verinnerlichen. Und nur die Kaafirs lehnen Unsere Zeichen ab141. 134. Somit gibt es keinen Grund für Zwietracht, Streit und Diskussionen. Denn alle verinnerlichen den Imaan an den einen Gott. Überdies verinnerlichen die Muslime an das den Imaan, was ihnen herabgesandt worden ist ebenso wie an das, was denen vor ihnen herabgesandt wurde, denn der Kern ist der gleiche. (Qutb) Die früheren heiligen Schriften. (Darjabadi) Dasselbe wurde von allen Propheten verkündet. (Darjabadi) 135. Die Diskussion sollte von diesen Gemeinsamkeiten ausgehen, nicht von den Differenzen. In diesem Zusammenhang soll daran erinnert werden, dass die Angehörigen früherer Schriftreligionen ebenso wie die Muslime an Gottes Einheit, Offenbarung und Prophetentum den Imaan verinnerlichen. Missverständnisse könnte es beispielsweise dann geben, wenn die nichtmuslimischen Gesprächspartner annehmen, die Muslime verinnerlichen nicht den Imaan an ihre heiligen Schriften und wollten sie stattdessen veranlassen, an den Qur’an den Imaan zu verinnerlichen. Dann ist es wichtig, sie zu informieren, dass Muslime an alle heiligen Schriften den Imaan verinnerlichen und demselben Gott dienen. (Maududi) Die Schriftbesitzer pflegten den ersten Muslimen ihre Schrift auf Hebräisch vorzulesen und sie ihnen in Arabisch zu übersetzen. Daraufhin sprach der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm,: "Ihr sollt sie weder darin bestätigen, noch es ablehnen, sondern sagt: Wir verinnerlichen den Imaan an das was uns und was euch herabgesandt worden ist." (Ruch Al-Maanii) 136. Ebenso: auf dieselbe einheitlich zusammenhängende Art und Weise, entsprechend der Gesetzmäßigkeiten Allahs (Sunna Allah), nach denen Gott seinen Gesandten zu offenbaren pflegt. (Qutb) 137. Gemeint ist der Qur’an. Ihn haben Wir dir offenbart, wie Wir ihnen die Thora und andere Schriften offenbart haben. (Al-Dschalalain) In diesem Sinne kommt alle wahre Offenbarung von Allah. Gott ist Einer, und Seine Botschaft, die in der einen Zeit an dem einen Ort offenbart wurde, kann nicht Seiner Botschaft widersprechen, die Er zu einer anderen Zeit an einem anderen Ort offenbart hat, wenn auch geringfügige örtlich oder zeitlich bedingte Abweichungen vorkommen können, wie sie dem Verständnis der betreffenden Menschen entsprechen. (Juusuf `Allii) Dies kann zweierlei bedeuten: 1. so wie Wir früheren Propheten ihre Schriften offenbart haben, so haben Wir dir diese Schrift gesandt; 2. Wir haben diese Schrift mit der Lehre hinabgesandt, damit ihr daran den Imaan verinnerlicht; dadurch werden nicht frühere heilige Schriften abgelehnt, sondern bestätigt. (Maududi) 138. Diejenigen, die in der Lage sind, diese heilige Schrift zu verstehen. (Asad) Diejenigen, die über Kenntnis der heiligen Schriften verfügen. und damit "Leute der Schrift" im engeren Sinne sind. (Maududi) Diejenigen unter ihren Gelehrten die ihn nahmen und ihn so rezitierten, wie es sich gehört. (ibn Kasir) 139. Aufrichtige Juden und Christen haben den Propheten als eine Erfüllung ihrer eigenen Diin gesehen. Vergleiche auch Suura 26:197 und die entsprechende Fußnote, wo einige Juden, die den Weg zum Islam fanden, namentlich erwähnt worden sind. Auch unter den Christen fand der Islam allmählich Zuspruch. Im 6. und 7. Jahr nach der Hidschra schickte der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Botschafter mit Briefen in die wichtigsten an Arabien angrenzenden Länder, nämlich in die Hauptstadt des Byzantinischen Reiches, des Persischen Reiches, des Sassanidenreiches, nach Syrien, Abessinien und Ägypten. Außer Persien waren dies alles christliche Länder. Im gleichen Zusammenhang wurde auch eine Gesandtschaft nach Jamama in Arabien selbst geschickt, wo der christliche Stamm der Banu Hanifa lebte. Außer Abessinien wurden alle diese Länder im Laufe der Zeit muslimisch, und auch Abessinien hat bis heute einen großen muslimischen Bevölkerungsanteil. (Juusuf `Allii) 48. Und du konntest früher weder ein Buch vortragen142 noch konntest du es143 niederschreiben mit deiner rechten Hand144. Sonst hätten die Schwätzer145 gewiss Zweifel geäußert. 140. Unter den Makkaner. (Al-Dschalalain) Gegenüber dem Qur’an teilten sich die Menschen in zwei Gruppen: Eine Gruppe unter den Schriftbesitzern und den Quraisch bestätigten ihn. Die andere Gruppe jedoch lehnte ihn ab, obgleich die Schriftbesitzer seine Bestätigung in sich selbst und in der Schrift in ihren Händen fanden. (Qutb) 141. Nur die hartnäckigsten Gegner der Wahrheit. (Darjabadi) "Rahada" wird in dem Sinne benutzt, dass jemand bewusst etwas ablehnt oder zurückweist, was er als wahr kennt. Vergleiche auch Suura 31:32; 40:63 und 41:23. (Asad) Sie wollen nicht der Wahrheit zuliebe ihre Vorurteile aufgeben, weil sie Angst vor daraus folgenden Restriktionen haben. (Maududi) Diese Zeichen sind von solcher Klarheit und Aufrichtigkeit, dass keiner sie zurückweisen kann, außer demjenigen, der seine Seele davor abschirmt. So sieht er sie nicht und kann sie auch nicht genießen. Denn "kafara" heißt im sprachlichen Gebrauch bedecken oder verhüllen, was auch diesem Wortlaut zu entnehmen ist. (Qutb) 142. Auf diese Weise verfolgt der Qur’an die Auslöser ihrer Scheinargument, sogar die einfältigen und kindlichen. Denn der Prophet Muchammad – Allahs Friede sei mit ihm - verbrachte eine geraume Zeit seines Lebens unter ihnen, ohne des Lesens und Schreibens mächtig zu sein. Dann aber brachte er ihnen ein Buch, das den Lesenden und Schreiber vollkommen überwältigte. (Qutb) Vor dem Qur’an konntest du weder lesen noch bist du bei den Schriftbesitzern ein- und ausgegangen. (Qurtubi) 143. Den Qur’an. (Darjabadi) 144. Wörtlich: "mit deiner rechten Hand" - dieser Ausdruck bedeutet hier "mit deiner eigenen Hand". (Asad) Der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war kein Gelehrter. Bevor ihm der Qur’an offenbart wurde, hatte er niemals den Anspruch erhoben, eine Botschaft von Allah zu übermitteln. Er hatte nicht die Gewohnheit, Reden zu halten oder Schriften zu verfassen. Hätte er diese Fähigkeiten gehabt, dann wären die Vorwürfe seiner Gegner, er habe seine Lehren den Schriften anderer Völker entnommen oder er habe die Ajas selbst verfasst, nicht so völlig ungerechtfertigt gewesen. Die Umstände, unter denen der Qur’an offenbart wurden legen selbst Zeugnis dafür ab, dass es sich um die Wahrheit von Allah handelt. (Juusuf `Allii) Da der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, des Schreibens unkundig war, hatte er Schreiber, die für ihn die Offenbarung niederschrieben. (ibn Kasir) 145. Der Begriff "mubtilun" مُبْطِلُون ist von "abtala" abgeleitet: "er erhob einen falschen Anspruch" oder "er versuchte, die Wahrheit eines Sachverhalts zu widerlegen" oder "er versuchte, etwas zunichte zu machen" oder "als gegenstandslos hinzustellen". (Asad)
49. Nein, es146 sind offenkundige Zeichen147 in den Herzen derer, denen Wissen gegeben worden ist148. Und niemand lehnt Unsere Zeichen ab außer denen, die unrecht tun149. 146. Der Qur’an selbst. (Darjabadi) 147. Und keine Magie oder Poesie, wie die Schwätzer behaupten. (Qurtubi) Aus vielen Teilen zusammengesetzt, so ist doch jeder Teil des Qur’an wiederum für sich ein Zeichen Allahs. (Darjabadi) 148. "Wissen" bedeutet hier sowohl die Fähigkeit, den Wert der Wahrheit erkennen zu können, als auch Kenntnis früherer heiliger Schriften. Es bedeutet Einsicht sowohl im buchstäblichen wie auch im geistigen Sinne. Für Menschen, die damit begabt sind, sind Allahs Offenbarungen und Zeichen selbstverständlich. Sie gelangen in ihr Inneres, das hier mit dem arabischen Wort "Saar" ("Brust" oder auch "Herz") bezeichnet wird. (Juusuf `Allii) "Wissen" bedeutet hier auch intuitive, geistige Wahrnehmung. (Asad) Eine einmalige Eigenschaft des Qur’ans ist, dass Allah ihn vor jeder Veränderung und Entstellung auf zweierlei Weise geschützt hat: 1. Durch seine Erhaltung in schriftlicher Form. 2. Durch seine Bewahrung im Gedächtnis der Muslime. Damit unterscheidet er sich von anderen Schriften, die nur in der Niederschrift erhalten sind. (Safwat Al-Tafsir) 149. Vergleiche auch den letzten Satz in Aja 47 oben. Dort ging es darum, dass die ablehnende Haltung dem Qur’an gegenüber ein Merkmal des Kufrs ist. Hier kommt ein weiterer Schritt hinzu. Eine solche Ablehnung ist auch ein Merkmal absichtlicher Ungerechtigkeit offenkundigen Zeichen gegenüber, die alle ehrlichen Menschen überzeugen sollten. (Juusuf `Allii) Die die Wahrheit genau kennen, um sich dann von ihr abzuwenden. (ibn Kasir)
50. Und (doch) sagen sie150: „Wären nur Wunderzeichen seines Herrn zu ihm herabgesandt worden151." Sprich: „Die Wunderzeichen sind fürwahr bei Allah152. Und ich bin wahrlich nur ein erläuternder Warner153." 150. Die makkanischen Götzendiener. (Darjabadi) 151. Wunder zur Beglaubigung der Propheten. Maududi) Damit meinen sie die außergewöhnlichen Dinge, die die früheren Sendungen begleitet haben. Diese waren bindend nur für die Generationen, die sie zu sehen bekamen. Anders ist es bei der letzten Botschaft, deren Beweis gegen alle erbracht ist, zu denen sie gelangt und zwar bis die Erde und all ihre Bewohner wieder zum Erbe Allahs werden. Daher liegen ihre Wunderzeichen in den vorliegenden Erklärungen des Qur’ans, deren Schätze sich für alle Generationen öffnen. (Qutb) 152. Und nicht bei mir. (Qurtubi) Vergleiche auch Suura 6:109 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad) Die Er nach Bedarf in Erscheinung bringt in Übereinstimmung mit Seiner Planung und Einschätzung. Es ist weder meine Aufgabe, noch erlaubt es meine Demut Ihm irgendwelche Vorschläge zu unterbreiten. (Qutb) Würde Allah in euch die Bereitschaft zum Imaan erkennen, so wäre Ihm ein leichtes, euer Bitte zu entsprechen. Da Er aber nur eure Verbohrtheit sieht, erfüllt Er euch euer Ersuchen nicht. (ibn Kasir) 153. Ich warne und mahne, enthülle und verdeutliche, aber danach liegt die Sache in Allahs Hand. (Qutb) Die Aufgabe eines Propheten hat nichts mit Wundern nach menschlichem Geschmack zu tun. (Darjabadi) Wie aus Aja 49 oben hervorgeht, sind im Qur’an Zeichen enthalten, die alle ehrlichen Menschen überzeugen können. Und dennoch verlangen die Kaafirs Zeichen! Sie meinen damit besondere Zeichen oder Wunder, wie es ihre eigenen unvernünftigen Vorstellungen diktieren. Bei Allah ist alles möglich, aber Er wird nicht unvernünftigen Menschen einen Gefallen tun oder auf ihre unaufrichtigen Wünsche hören. Er hat Seinen Gesandten geschickt, damit dieser Seine Zeichen erläutert und vor den Folgen ihrer Ablehnung warnt. Genügt das nicht? (Juusuf `Allii) 51. Und genügt es denn nicht für sie154, dass Wir ein Buch zu dir herabgesandt haben, das ihnen vorgetragen wird155? Wahrlich, darin156 ist Barmherzigkeit und Ermahnung für Leute, die den Imaan verinnerlichen157. 154. Die Frage dient der Missbilligung ihres Verlangens. (Safwat Al-Tafsir) Genügt den Götzendienern dieses unnachahmliche Buch nicht als Wunderzeichen? Obgleich Ich sie herausforderte, ein gleiches zu bringen, oder wenigstens eine Suura davon, konnten sie nur ihre Unfähigkeit eingestehen. (Qurtubi) 155. Genügt nicht der Inhalt der Offenbarung, dass sie die darin enthaltene Wahrheit begreifen, ohne die Hilfe wunderbarer Beweise für ihren Ursprung Allahs? Vergleiche auch Suura 7:75 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad) Er ist damit ein andauerndes Wunderzeichen, ohne Ende, im Gegensatz zu anderen übernatürlichen Vorkommnissen. (Al-Dschalalain) 156. In dem großen Wunder des Qur’an. (Darjabadi) 157. Barmherzigkeit im Dies- und im Jenseits. Barmherzigkeit im Diesseits durch die Bewahrung vor dem Irregehen. (Qurtubi) Ermahnung durch die darin enthaltene Darstellung der Bestrafung der Leugner und der Sünder. (ibn Kasir) Diejenigen, die den Imaan verinnerlichen, finden in sich selbst Anzeichen dieser Barmherzigkeit Allahs. Sie erinnern sich an Seine große Gnade und an Seine Gaben für die Menschheit in Form dieser Offenbarung und begreifen ihren Wert. Sie verstehen diesen Qur’an, so dass er ihre Herzen belebt, ihnen reichliche Schätze eröffnet und durch Erkenntnis und Licht ihren Geist erhellt. (Qutb) Vergleiche auch Suura 6:124 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)
Abschnitt 6 52. Sprich: „Allah genügt als Zeuge zwischen mir und euch158. Er weiß, was in den Himmeln und auf Erden ist159. Und diejenigen, die an das Falsche den Imaan verinnerlichen und Allah verleugnen, sie sind gewiss die Verlierer160.“ 158. Als Zeuge meiner Wahrheit. (Al-Dschalalain) Als Zeuge meiner Aussage, Sein Gesandter zu sein, und dass dieser Qur’an Sein Buch ist. (Qurtubi) 159. Und somit auch mein und euer Zustand. (Al-Dschalalain) Deshalb ist Sein Zeugnis das absolut höchste. (Qutb) Prüfstein für eine Offenbarung ist, ob sie von Allah kommt oder nicht. Dies wird durch Leben und Lehre des Gesandten verdeutlicht, der sie bringt. Betrug oder Täuschung kann nicht einen Augenblick lang vor Allah bestehen bleiben. Auch die verborgensten Dinge im Himmel und auf Erden liegen offen vor Ihm. (Juusuf `Allii) 160. Wenn die Wahrheit zurückgewiesen wird, nimmt sie dadurch keinen Schaden. Letztendlich sind es ihre Gegner, die Schaden erleiden. (Juusuf `Allii) Die absoluten Verlierer: Sie verlieren alles. Diesseits und Jenseits und sich selbst. Sie verlieren die Rechtleitung. Geradheit, Zuversicht, Wahrheit und Licht. Der Imaan an Allah jedoch in sich schon ist ein Gewinn. Die darauf folgende Belohnung stellt eine zusätzliche Huld Allahs dar. Denn Imaan flößt Zuversicht in das Herz ein, gibt Festigkeit Rückhalt und Vertrauen auf Schutz. Und dies alles verliert der Leugner. (Qutb)
53. Und sie fordern dich auf, die Strafe zu beschleunigen. Doch wenn es keine festgesetzte Frist gäbe, so hätte die Strafe sie gewiss schon ereilt. Und sie wird fürwahr ganz plötzlich über sie kommen, ohne dass sie es merken161. 161. Vergleiche auch Suura 22:47 und die entsprechenden Fußnoten. Die Gegner der Wahrheit kommen mit einer Herausforderung, in der Spott enthalten ist. Allahs Plan nimmt seinen Lauf und kann weder beschleunigt noch verzögert werden. Aus Seiner Barmherzigkeit gibt Er den Ungerechten eine Bewährungsfrist, so dass sie Gelegenheit zur Umkehr finden. Wenn sie jedoch nicht umkehren, kommt unvermeidlich die Strafe über sie, und zwar plötzlich, ohne dass sie es wahrnehmen. Dann ist es zu spät zur Umkehr. (Juusuf `Allii)
54. Sie fordern dich auf, die Strafe zu beschleunigen. Doch fürwahr, die Hölle wird die Kaafirs umfangen162, 162. Die Herausforderung der Bösen wurde im letzten Aja mit einem Hinweis auf die Bewährungsfrist beantwortet, die Allah in Seiner Gnade gewährt. In diesem Aja geht es darum dass das sichere Eintreffen der Strafe zugesichert wird, wenn sie nicht umkehren. Die Hölle schließt sich von allen Seiten her um sie. (Juusuf `Allii)
55. Am Tag, wenn die Strafe sie von oben und bis unter ihre Füße umschließen wird163, wird (zu ihnen) gesagt: „Kostet (nun das) was ihr zu tun pflegtet164." 163. Vergleiche einen ähnlichen Satz in Suura 6:65. (Juusuf `Allii) 164. Die Vergeltung dafür. (Al-Dschalalain) Dies ist das Ende ihres Drängens auf Bestrafung und für ihre Verachtung der Ermahnung. (Qutb) Dies ist nicht nur ein Tadel, sondern auch eine Rechtfertigung für die Strafe: „Ihr habt sie selbst durch eure bösen Handlungen über euch gebracht und könnt nur euch selbst Vorwürfe machen. Allahs Barmherzigkeit hat euch viele Chancen gegeben, aber jetzt hat euch Seine Gerechtigkeit eingeholt." (Juusuf `Allii)
56. O meine Diener, die ihr den Imaan verinnerlicht! Wahrlich, Meine Erde ist weit (genug)165. So dient nur Mir166. 165. Ihr seid meine Diener und dies ist meine Erde. Sie ist weiträumig. Was hält euch nun in dieser Enge, in der ihr der Versuchung ausgesetzt seid? Wenn ihr hier nicht in der Lage seid Mir, eurem Herrn, zu dienen, so verlasset diese Enge und rettet euren Imaan in der Weite meiner Erde. Dieser Aja ist offenbart worden, um die Mu'mins in Makka zur Auswanderung anzuspornen. Deshalb weist Allah sie darauf hin, dass Seine Erde weiträumig ist. So ist der weitere Verbleib am Ort ihrer Pein nicht angebracht. Besser ist es, Allah auf Seiner Erde dort zu dienen zu suchen, wo es aufrichtige Diener gibt. (Qurtubi) Niemand kann sich damit herausreden, er sei durch seine Umgebung oder durch die Umstände zum Bösen gezwungen oder am Guten gehindert worden oder etwa durch die Tatsache, dass er in schlimmen Zeiten leben musste. Wir sollen das Böse meiden und das Gute anstreben. Allahs Schöpfung ist groß genug, uns dies zu ermöglichen, vorausgesetzt, dass wir es wollen und die Geduld und Standhaftigkeit aufbringen, es auch zu tun. Vielleicht müssen wir dazu unsere Heimat oder unser Land verlassen, vielleicht auch unsere Nachbarn oder Bekannten, unsere Gewohnheiten, unsere Position im Leben, Beziehungen oder Berufe wechseln. Unsere Integrität vor Allah ist wichtiger als alle diese Dinge, und wir müssen uns auf eine Hidschra in jedem Sinne vorbereiten. Die Mittel, die Allah uns für Seinen Dienst zur Verfügung stellt, sind reichlich, und es ist unsere eigene Schuld, wenn wir keinen Gebrauch davon machen. (Juusuf `Allii) 166. Die Erde bietet unzählige Möglichkeiten für menschliches Leben, so dass es keine Entschuldigung gibt, Allah "unter dem Druck der Umstände" zu vergessen. Wo und wann auch immer der Dienst an dem Einen Gott unmöglich wird, ist der Mu'min verpflichtet, "den Machtbereich des Bösen zu verlassen" (vergleiche auch Suura 4:97) und "zu Allah auszuwandern", das heißt an einen Ort, wo es möglich ist, dem Islam entsprechend zu leben. (Asad)
57. Jede Seele wird den Tod kosten167. Dann sollt ihr zu Uns zurückgebracht werden168. 167. Vergleiche auch Suura 3:185 und 21:35 sowie die entsprechenden Fußnoten. Der Tod ist die Trennung der Seele vom Körper, wobei letzterer zerfällt. Wir sollen den Tod nicht fürchten, denn er bringt uns nur zu Allah zurück. Die verschiedenen Arten der Auswanderung oder des Exils, die oben in Fußnote 165 erwähnt wurden, seien sie physischer oder geistiger Art, sind in gewissem Sinne Arten des Todes: was gibt es daran zu fürchten? (Juusuf `Allii) Eine Warnung für die Kaafirs und frohe Botschaft für die Mu'mins. (Darjabadi) 168. Um von Uns entweder belohnt oder bestraft zu werden, je nach euren Taten. Wer nun dieses Ende zu erwarten hat, der muss jetzt dafür Vorsorge treffen und sich darauf vorbereiten. (Ruch Al-Maanii) Seid nicht um euer Leben besorgt; jeder muss früher oder später sterben. Eure wirkliche Aufgabe liegt nicht darin, euer Leben zu retten, sondern euren Imaan zu bewahren und die Erfordernisse des ’Ibaada zu erfüllen. Letztendlich kehrt ihr zu Allah zurück. (Maududi) 58. Und diejenigen, die den Imaan verinnerlichen und gute Werke tun, denen werden Wir gewiss eine Bleibe im Paradiesgarten geben, hohe Stätten, unter denen Ströme fließen169. Dort werden sie ewig verweilen. Welch eine treffliche Belohnung für die, die (Gutes) tun170, 169. Die in Suura 16:41 erwähnte Bleibe bezieht sich auf dieses Leben, aber dort wird auch erwähnt, dass der Lohn im zukünftigen Leben größer sein wird. Das hier vorliegende Gleichnis von der Bleibe bezieht sich auf den Himmel: sie wird schön sein; sie wird lieblich anzuschauen sein mit ihren Strömen; und sie ist ewig. (Juusuf `Allii) Allah gewährt denen, die Seinetwegen auswandern, nicht nur Unterkunft in dieser Welt, sondern hält dort noch viel mehr für sie bereit. Sie haben ihre Heimat und ihre Häuser verlassen. Nun wird ihnen das Paradies als Ersatz gewährt. (Qutb) 170. Für diejenigen, die Gutes tun. (Darjabadi) Selbst wenn du alles verlierst, was vom irdischen Standpunkt aus wertvoll ist, wird dir alles vergolten, und du wirst weit über dies hinaus belohnt. (Maududi)
59. Jene, die in Geduld ausharren171 und auf ihren Herrn vertrauen172. 171. Dies sind die Eigenschaften derer, die Gutes tun. Jene, die trotz der Pein, die ihnen die Götzendiener zufügten, und der Beschwerden der Emigration standhaft blieben. Auch gegenüber anderen Prüfungen und Beschwerlichkeiten. (Ruch Al-Maanii) 172. In all ihren Belangen, den religiösen wie den weltlichen. (Ibn Kasir) Die nicht auf ihr Eigentum, ihre Familienbeziehungen oder ihre Geschäftstüchtigkeit vertrauen, sondern auf ihren Herrn; die bereit sind, ihres Diins wegen jeder Macht und jeder Gefahr standzuhalten, allein auf der Grundlage ihres Vertrauens auf Allah, ungeachtet aller materiellen Mittel, die darauf vertrauen, dass Allah ihre Handlungen und ihren Imaan nicht verloren gehen lässt. (Maududi)
60. Und wie viele Lebewesen gibt es, die nicht (Sorge) tragen für ihren eigenen Unterhalt173. Allah versorgt sie und euch174. Und Er ist der Allhörende, der Allwissende175. 173. Es wurde überliefert, dass, als der Prophet den Mu'mins gebot, Makka zu verlassen und nach Madina zu gehen, diese dann sagten: „Wie sollen wir uns in eine Stadt begeben, in der wir keine Versorgung haben?" Alsdann wurde diese Erklärung offenbart: „Wie viele Lebewesen gibt es, die nicht selbst für ihren Unterhalt sorgen können", entweder aus Schwäche oder weil es daran mangelt. (Ruch Al-Maanii) Wenn wir die Tierwelt betrachten, dann entdecken wir so manches Lebewesen, das fast außerstande erscheint, seine Nahrung zu finden oder sich selbst am Leben zu erhalten, weil es von so zahlreichen Feinden umgeben ist. In Allahs Plan findet es jedoch vollen Unterhalt und Schutz. Dies gilt auch für den Menschen. Die Bedürfnisse des Menschen wie auch seine Hilflosigkeit sind um ein Vielfaches größer. Dennoch sorgt Allah für ihn wie für alle anderen Geschöpfe. Allah hört die Wünsche und Bitten aller Seiner Geschöpfe; Er kennt ihre Bedürfnisse und weiß sie zu erfüllen. Deswegen soll der Mensch nicht zögern, für Allahs Sache auszuwandern oder Verfolgungen zu ertragen. (Juusuf `Allii) Wörtlich: "das nicht seinen Lebensunterhalt trägt (oder: "Verantwortung ... übernimmt")", das heißt, das entweder zu schwach ist, um für sich selbst zu sorgen, oder das keine Vorräte sammelt. Dieser Abschnitt schließt an die Aufforderung im vorigen Aja an, auf Allah zu vertrauen. (Asad) 174. Allah versorgt die Menschen, auch wenn es ihnen so erscheint, als würden sie selbst für ihren Unterhalt sorgen. Es ist jedoch Allah, Der ihnen die Mittel dazu gewährt, was in sich ein Geschenk Allahs ist. (Qutb) Vergleiche auch Lukas 12:24; Hiob 38:41 und Psalm 147:9. (Darjabadi) Seid nicht entmutigt bei dem Gedanken, dass ihr nichts zu essen findet, wenn ihr eure Heimat verlassen müsst. Allah versorgt euch auf gleiche Weise wie Er seine anderen Geschöpfe versorgt. Vergleiche auch Matthäus 6:24-34. Die Grundlage dieser Lehre im Evangelium und im Qur’an ist dieselbe. (Maududi) 175. Allah. Der sie sehr wohl hört und um ihre Lage weiß, würde sie nie allein lassen. (Qutb)
61. Und wenn du sie176 fragst, wer die Himmel und die Erde erschaffen und die Sonne und den Mond dienstbar gemacht hat177, so werden sie gewiss sagen: „Allah178!" Wie können sie sich dann abwenden179? 176. Vergleiche Suura 23:34-39. "Sie" bezieht sich in beiden Abschnitten auf jene in sich widersprüchlichen Menschen, die Allahs Macht anerkennen, jedoch durch falsche Vorstellungen dazu veranlasst werden, Allahs Gesetz zu missachten und Allahs Botschaft abzulehnen. (Juusuf `Allii) Dies richtet sich an die makkanischen Götzendiener. (Maududi) 177. Diese Ajas beschreiben den Diin der Araber zu dieser Zeit und zeigen, dass der Ursprung in dem Imaan an den einzigen Gott zu finden ist - kein Wunder, da sie doch die Kinder Ismaa’iils, des Sohnes Ibraahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, sind. Tatsächlich glaubten sie der Diin Ibraahiims zu folgen, worauf sie auch stolz waren. (Qutb) 178. Sie gaben zwar zu, dass Allah der Schöpfer ist, jedoch beteten sie ihre Götzen, Dschinn oder Engel an. Sie machten sie zu Teilhabern Allahs in ihrer Anbetung, nicht aber in der Erschaffung. (Qutb) 179. Nach diesem Eingeständnis. (Safwat Al-Tafsir) Von der Wahrheit, indem sie andere Gottheiten verehren. (Darjabadi) Wie konnten sie sich von der Wahrheit abwenden und zu dieser Verwirrung und Vermischung kommen. (Qutb) Die "Entartung" oder das "Abbringenlassen" besteht darin, dass sie der Meinung sind, sie verinnerlichten den Imaan an Allah, während sie trotzdem falsche Wertmaßtstäbe anlegen und andere Kräfte als angeblich göttlich verehren, womit sie indirekt Seine Einzigartigkeit leugnen. (Asad)
62. Allah teilt die Versorgung reichlich zu, wem Er will unter Seinen Dienern180 oder Er beschränkt sie für ihn181. Wahrlich Allah weiß um alle Dinge182. 180. Entsprechend Seinem vollkommenen Wissen und Seiner Weisheit. (Darjabadi) 181. Dem einen als Prüfung und dem anderen als Versuchung. (Safwat Al-Tafsir)Vergleiche auch Suura 13:26. Ungleiche Gaben sind kein Anzeichen für Chaos im Universum. Allah sorgt für alle ihren wirklichen Bedürfnissen entsprechend und mit den am besten angemessenen Mitteln. (Juusuf `Allii) 182. Er kennt die Bedürfnisse aller Seiner Geschöpfe. (Darjabadi) Er weiß, was wirklich gut für sie und Seinem unfassbaren Plan zufolge notwendig ist. (Asad)
63. Und wahrlich, wenn du sie fragst, wer vom Himmel Wasser herabsendet und der Erde Leben damit verleiht nach ihrem Tod183, werden sie gewiss sagen: „Allah184." Sprich: „Preis sei Allah185." Doch die meisten von ihnen begreifen nicht. 183. Nach der Dürre oder der Unfruchtbarkeit. In Aja 61 oben ging es darum, dass ein bestimmter Menschenschlag zwar Allahs Macht anerkennt, aber dennoch falschen Ideen und falscher Verehrung nachgeht. Hier geht es um einen anderen Typus, dem Allahs Güte durch den Regen und die Gaben der Natur verdeutlicht wird, der den Wechsel der Tages- und Jahreszeiten miterlebt, der Zeugnis davon ablegt, wie Allah in Seiner Güte uns physisches wie geistiges Leben gibt und nach unserem Tode auferweckt - und der dennoch nicht die richtigen Schlussfolgerungen daraus zieht, um sein Leben wahr und schön zu gestalten, so dass er am Ende seines vergänglichen Lebens sein ewiges Erbe antreten könnte. Solche Menschen versagen im entscheidenden Augenblick. Statt Allah zu preisen und zu verherrlichen und Seine Gnade und Sein Licht anzunehmen, zeigen sie ihren Mangel an wahrem Verständnis, indem sie von Allahs Gaben keinen Gebrauch machen. (Juusuf `Ali) 184. Wobei sie durch ihre eigene Aussage andere Gottheiten leugnen. (Darjabadi) So wie Er der Einzige in Seiner Schöpfung ist, so gebührt es auch Ihm allein, angebetet zu werden. (ibn Kasir) Wenn ihr dies zugebt, warum leugnet ihr dann die Wiederauferstehung. (Qurtubi) 185. "Al-hamdu lillah" الْحَمْدُ لِلَّه bedeutet hier zweierlei: 1. Wenn Allah dies alles tut, dann ist nur Er allein allen Lobes würdig; 2. Preis sei Allah dafür, dass ihr dies selbst zugebt. (Maududi) Dass der Beweis gegen sie erbracht ist. (Ruch Al-Maanii)
64. Dieses irdische Leben186 ist (ja) nichts weiter als Spiel und Zeitvertreib187. Doch wahrlich, die Wohnstatt des Jenseits, das ist das (wirkliche) Leben, - wenn sie es nur wüssten188! 186. Das die Materialisten und die Kaafirs immer so geschätzt haben. (Darjabadi) 187. Es ist nicht von Dauer. (ibn Kasir) Wenn nicht das Leben des Jenseits ins Auge gefasst wird und nur der Genuss Gegenstand ihres Strebens ist. (Qutb) Vergleiche Suura 6:32. Spaß und Zeitvertreib haben keine bleibende Bedeutung, es sei denn als Vorbereitung auf die ernsthafte Arbeit unseres Lebens. So ist denn dieses Leben auch nur ein Zwischenspiel, eine Vorbereitung auf das wirkliche Leben im Jenseits. Die Nichtigkeiten dieser Welt sind deswegen als das anzusehen, was sie wert sind, aber sie dürfen unsere Aufmerksamkeit nicht von den Erfordernissen unseres inneren Lebens ablenken, das wirklich wichtig ist. (Juusuf `Allii) Irreal, inhaltslos und illusorisch, wenn sie als Selbstzweck betrachtet werden, aber sehr real und wichtig als Vorbereitung für das zukünftige Leben. (Darjabadi) 188. So hätten sie nicht das irdische Leben nicht vorgezogen. (Al-Dschalalain)Wenn diese Leute wüssten, dass das Leben dieser Welt nur eine Vorbereitung auf das zukünftige Leben ist, dann würden sie diese Zeit nicht verschwenden, sondern jeden Augenblick zu Handlungen nutzen, die für das zukünftige Leben nützlich sind. (Maududi) Der Qur’an fordert hiermit nicht zur Askese auf, sondern weist darauf hin, das Jenseits beim Genießen im Auge zu behalten, und die Grenzen Allahs dabei nicht zu überschreiten. (Qutb)
65. Und wenn sie ein Schiff besteigen, rufen sie Allah189 in aufrichtigem im Diin an Ihn190. Doch wenn Er sie an Land in Sicherheit gebracht hat, dann schreiben sie Ihm Teilhaber zu191, 189. Wenn sie fürchten zu ertrinken. (Qurtubi) Nur Ihn rufen sie an. Denn nur Er kann sie aus ihrer Drangsal befreien. (Al-Dschalalain) Hier wird die Unvereinbarkeit ihres Handelns mit ihren Worten aufgezeigt. (Qutb) 190. Vergleiche Suura 7:29. Aus dem letzten Aja ging hervor, dass das Leben in dieser Welt vergänglich ist und das wirkliche Leben, worauf es ankommt, das Leben des Geistes ist. Im Gegensatz zu dieser inneren Wirklichkeit wird hier die kurzsichtige Unvernunft des Menschen aufgezeigt. Wenn er sich den physischen Gefahren des Meeres gegenübersieht, sucht er aufrichtig Allahs Hilfe. Sobald er jedoch sicher zurückgekehrt ist, vergisst er die Realität, stürzt sich in Zeitvertreib und vergängliche Nichtigkeiten und seine Verehrung, die er allein Allah vorbehalten sollte, teilt er mit Wesen, die seiner eigenen Vorstellung entstammen. (Juusuf `Allii) 191. Sie kehren zu ihrer Götzendienerei zurück. (Ruch Al-Maanii) Sie werfen die Eingebung ihrer natürlichen Veranlagung wieder über Bord, und ihr Versprechen, ihm in Treue und Lauterkeit zu dienen, gerät in Vergessenheit. (Qutb)
66. So192 mögen sie denn ihren Undank zeigen für das, was Wir ihnen gegeben haben193 und sich vergnügen - bald schon werden sie wissen194. 192. Der den nachfolgenden Verben vorangestellte Partikel "li" ist nicht ein Ausdruck ihrer Absicht ("damit" oder "um zu"), sondern zeigt nur die Folge an. Im obigen Zusammenhang übersetzt man ihn am besten mit "auf diese Weise". (Asad) Darin liegt eine diskrete Drohung. (Qutb) 193. Nämlich die Gnade ihrer Errettung. (Safwat Al-Tafsir) Solche Unvernunft führt zu einer tatsächlichen (wenn auch vielleicht nicht ausdrücklichen) Ablehnung Allahs und Seiner Gnade. Sie stürzt den Menschen in eine Sinnlosigkeit, die ihn verblendet und schließlich vorübergeht. Diese Verblendung findet ihr Ende, wenn im zukünftigen Leben die Realität in all ihrer Herrlichkeit sichtbar wird. (Juusuf `Allii) 194. Die Folgen ihres Verhaltens. (Darjabadi)
67. Sehen sie denn nicht, dass Wir eine geheiligte sichere Stätte geschaffen haben195, während die Menschen rings um sie herum fortgerissen werden196? Wollen sie also an das Falsche den Imaan verinnerlichen197, die Gnade Allahs aber leugnen? 195. Das unverletzliche Gebiet der Stadt Makka und ihrer Vororte. (Darjabadi) Allah erinnert die Makkaner an Seine Gnade, die darin besteht, dass Er ihnen den unverletzlichen, sicheren Ort gewährte, in dem sie leben. Sie jedoch gedenken dieser Gnade nicht und zeigen keine Dankbarkeit im Bekenntnis der Einheit Allahs. Stattdessen versetzten sie die Mu'mins in Angst und Schrecken. (Qutb) 196. Indem die Menschen um sie herum sich gegenseitig umbringen und gefangen nehmen. (Safwat Al-Tafsir) Vergleiche Suura 28:57 und die entsprechende Fußnote. Im Gegensatz zu dem "unverletzlichen Heiligtum" - dem inneren Frieden und dem Gefühl geistiger Erfüllung, das Allah denen gewährt, die wirklich an Ihn den Imaan verinnerlichen- sieht sich der Atheist oder Agnostiker meistens der Angst vor dem Unbekannten und einer aus der Unsicherheit stammenden Verzweiflung ausgeliefert. (Asad) 197. An die Götzen. (Al-Dschalalain)
68. Und wer ist ungerechter als jener, der Lügen gegen Allah sinnt198 oder die Wahrheit in Abrede stellt199, wenn sie zu ihm kommt200? Ist denn nicht die Hölle eine (passende) Zufluchtsstätte für die Kaafirs201? 198. Das heißt niemand ist ungerechter als der, der Allah einen Sohn oder Genossen zuschreibt. (Qurtubi) "Die Wahrheit" das ist nach Ibn Salam der Qur’an, nach Al-Suddii der Imaan an die Einheit Gottes. Jede der beiden Aussagen jedoch schließt die Bedeutung der anderen mit ein. (Al Qurtubi) 199. Ohne jede vernünftige Grundlage. (Darjabadi) Indem er sich selbst einredet, dass es neben Allah oder unabhängig von Ihm eine weitere "Macht" geben könnte, die Einfluss auf das Geschick der Menschen hat. (Asad) 200. Gestützt von Vernunft und Gerechtigkeit. (Darjabadi) 201. Für diese undankbaren, unvernünftigen Menschen. (Darjabadi) Die Frageform dient der Negation. (Ruch Al-Maanii) Doch und mit Sicherheit. (Qutb) Vergleiche Suura 6:21. Selbst vom irdischen Standpunkt aus betrachtet, befinden sich diejenigen, die Allahs Wahrheit ablehnen, im Nachteil. Für diejenigen aber, die absichtlich falsche Lehren und Gottheiten erfinden - welche Strafe können wir uns für sie vorstellen als einen dauernden Verlust der Gnade Allahs - in theologischer Sprache, einen Aufenthalt in der Hölle? (Juusuf `Allii) 69. Und diejenigen, die sich mit aller Kraft für Uns einsetzen202, die werden Wir gewiss auf Unseren Pfad leiten203. Und Allah204 ist wahrlich mit denen, die Gutes tun205. 202. "Sich für Unsere Sache einsetzen": das ist alles, was der Mensch tun kann. Sobald er sich mit aller Kraft und mit Geduld und Standhaftigkeit für Allahs Sache einsetzt, kommt ihm Allahs Licht und Gnade entgegen. Sie heilen seine Fehler und Mängel. Sie versehen ihn mit den Mitteln, über sich selbst hinauszuwachsen. Sie zeigen ihm den Weg zu seinem Ziel. (Juusuf `Allii) Jene, die sich bemühen, zu Allah zu gelangen und die Verbindung mit Ihm herzustellen. Jene, die alles erdenkliche auf sich nahmen, ohne zurückzuweichen oder zu verzweifeln. Jene, die standhaft geblieben sind gegenüber den Versuchungen des eigenen Egos und denen der Menschen. Jene, die alle Lasten auf sich nahmen und den langen, beschwerlichen Weg beschritten. (Qutb) Im Verlangen nach Unserem Wohlwollen. (Qurtubi) In Unserer Sache und um Unsertwillen. (Ruch Al-Maanii) 203. Der Pfad, der zu Uns führt. (Al-Dschalalain) Mit Seiner Hilfe und seinem Beistand, mit Seinem Schutz und Seiner Führung. (Qurtubi) Allahs Weg ist der gerade Weg. Aber die Menschen sind von ihm nach allen Richtungen abgewichen. Es gibt jedoch zahlreiche Pfade, auf denen sie zum rechten Weg zurückkehren können, dem Weg, den die Reinheit ihrer eigenen Natur und Allahs Wille und Barmherzigkeit für sie vorgesehen hat. Alle diese zahlreichen Pfade öffnen sich ihnen, wenn sie einmal ihre Herzen Allah anvertrauen und mit ihrer ganzen Seele und allen ihren Kräften nach dem Guten streben. So können sie sich aus dem Spinngewebe dieser vergänglichen Welt befreien und ewige Glückseligkeit und die Erfüllung ihres eigentlichen Daseinssinnes erlangen. (Qutb) Schon allein die Suche nach Allah und Seiner Wahrheit wird belohnt. (Darjabadi) Wörtlich: „"Unsere Wege". Der Plural soll hier offensichtlich die im Qur’an oft erwähnte Tatsache betonen, dass es viele Wege gibt, die zur Allahserkenntnis (marifa) führen. (Asad) 204. In Seiner Barmherzigkeit und liebevollen Fürsorge den Menschen gegenüber. (Darjabadi) Der alles Vollkommene in sich vereint. (Ruch Al-Maanii) 205. Sowohl in diesem wie auch im zukünftigen Leben. (Darjabadi)
Einleitung zu Suura 30 Wie schon in der Einleitung zur letzten Suura erwähnt wurde, behandelt auch diese das Thema von Maad oder dem letztendlichen Ziel aller Dinge von verschiedenen Gesichtspunkten her. In der letzten Suura haben wir gesehen, dass Offenbarung mit Leben und Verhalten verbunden ist, und der Begriff der Zeit (vorwärts wie rückwärts gesehen) zeigte die Zerbrechlichkeit dieses Lebens auf. In dieser Suura wird das Thema Zeit und sein Geheimnis mit der menschlichen Geschichte im Vordergrund und mit der Evolution der Welt in allen ihren Aspekten im Hintergrund in Beziehung gesetzt. Die durch den Menschen bewirkte Entstellung wird von Allah beseitigt, Dessen allumfassender Plan für das zukünftige Leben weist. Wir werden sehen, dass die nächsten Suuras (31 und 32) das Thema unter anderen Gesichtspunkten behandelt. Alle vier werden mit den abgekürzten Buchstaben Alif Lam Mim eingeleitet, die ich mahne dogmatisch sein zu wollten) als Symbole für Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft verstehe. Die chronologische Zuordnung dieser Suura ist wichtig. Sie wurde im 6. oder 7. Jahr vor der Hidschra offenbart. Das entspricht dem Jahre 615-616 christlicher Zeitrechnung, als die Wellen persischer Eroberungszüge gegen das oströmische Reich anstürmten. Das christliche Römische Reich hatte Jerusalem an die Perser verloren, und die Christenheit hatte eine Demütigung hinnehmen müssen. Zu dieser Zeit schien es außerhalb der Grenzen des Menschenmöglichen liegen, die Lage umzukehren, schon gar nicht innerhalb eines relativ kurzen Zeitraums von 8 oder 9 Jahren, auch wenn man das Kräfteverhältnis zwischen den Armeen der beiden Großreiche genau kannte. Die kaafir Quraisch, die mit den Persern sympathisierten, triumphierten und verdoppelten ihren Spott und ihre Verfolgungen gegen den Propheten, essen Botschaft doch eigentlich eine Erneuerung der von 'Isa in Jerusalem verkündeten Botschaft war. Dann wurden die Ajas 1-6 dieser Suura offenbart, die eindeutig die endgültige Niederlage der Perser voraussagten, sozusagen als Auftakt zu einer Vernichtung des persischen Reiches. Kein Zweifel besteht bezüglich dieser Voraussage und ihrer Erfüllung. In ihrem Übermut schlossen die makkanischen Götzendiener eine Wette mit Abu Bakr ab, die sie verloren. Aber der Aufstieg und Niedergang so mächtiger Reiche wie des persischen und des römischen sind nur kleine Zwischenfälle auf dem Schachbrett der Zeiten, verglichen mit einer viel mächtigeren Bewegung, die mit der Verbreitung des Islam ihren Anfang nahm. Seit dem 7. oder 6. Jahr vor der Hidschra und ein oder zwei Jahre nach der Hidschra mühte sich der Islam in der Welt ab wie eine noch unbedeutende Stimme im Gewissen der Menschheit. Kaum jemand beachtete sie, wenn sie sich auf ihren göttlichen Ursprung berief; sie wurde beleidigt, angegriffen, verfolgt, boykottiert und (allem Anschein nach) unterdrückt. Die Qualen von Taif (zwei Jahre vor der Hidschra) und die Mordverschwörung unmittelbar vor der Hidschra selbst standen dem Propheten noch bevor. Aber Allahs Plan kann nicht zunichtegemacht werden. Badr (im Jahre 2 nach der Hidschra = 624 n. 'Isa), mit Recht als Tag der Entscheidung bezeichnet, bildete einen Wendepunkt in den äußeren Ereignissen der frühislamischen Geschichte, und zwar im selben Jahr, in dem die Schlacht Issus eine Wende im Kräfteverhältnis zwischen Persern und Römern einleitet. Bedeutendere Ereignisse sollten erst noch kommen. Durch den Islam wurde eine neue innere Welt geschaffen, und diese geistige Revolution der ein unendlich viel größeres Moment in der Weltgeschichte. Die Entmachtung des Priestertums und der Verehrung falscher Götter, die Wiederherstellung der Einfachheit in Glauben und Leben, die Rehabilitierung dieses Lebens als ersten Schritt zum Verständnis des zukünftigen Lebens, die Abschaffung des Aberglaubens und der theologischen Haarspalterei und ihrer Ablösung durch einen Geist der vernünftigen Untersuchung und des Wissens sowie die Erkenntnis, dass das Göttliche nicht nur einen als "Religion" bezeichneten isolierten Bereich umfasst, sondern die gesamte Lebens- und Denkweise und alle Gefühle - das war und ist die wahre Botschaft des Islam und sein Auftrag. Sein Streben und sein Kampf setzt sich fort, bleibt aber nicht ohne Auswirkungen, wie man im Verlauf der Jahrhunderte in der Weltgeschichte feststellen kann. (Juusuf `Allii)
Zusammenfassung: Diese Suura ist zu einem besonderen Anlass offenbart worden, nämlich dem Sieg der Perser über die Römer. Zu dieser Zeit bekannten sich die Römer zum christlichen Glauben, während die Perser Anhänger des Mazdaglaubens waren, also keiner monotheistischen Religion angehörten. Dieses Ereignis gab den heidnischen Makkaner Gelegenheit den Polytheismus über den Monotheismus zu erheben, und sie gaben sich der Hoffnung hin, dass ihre Religion letztendlich die neue besiegen werde. In dieser Situation kamen die ersten Verse dieser Suura mit der frohen Botschaft, dass die Schriftbesitzer unter den Römern in einigen Jahren den Sieg erlangen würden, einen Sieg, der alle Gläubigen mit Freude erfüllen muss, denen nicht lieber ist, als dass die Gläubigen jeder Religion den Sieg davontragen. (Qutb) Ebbe und Flut irdischer Macht - hier durch den Konflikt der Großmächte Rom und Persien symbolisiert - sind nur äußerliche Erscheinungen. Der tiefere Sinn liegt in der Funktion des von Gott erschaffenen Universums - wie Gute und Böse ihr letztendliches Ziel erreichen. (Ajas 1 - 19) Physische, moralische und geistige Veränderungen und Vielfalt in Gottes Schöpfung weisen dennoch auf die Einheit der Natur und der Religion hin. Der Mensch sollte sich aus dieser Einheit nicht ausschließen, sondern Ihn, den Einen Gott, verherrlichen, denn es gibt keinen wie Ihn. (Ajas 20 h 40) Menschenhände haben Entartung und Unheil bewirkt, aber Gott reinigt die moralische Welt ebenso wie die physische Natur, indem Er die Schwachen stärkt und die Mächtigen stürzt, wenn ihre Zeit gekommen ist. Wartet darum in Geduld und Standhaftigkeit und seid nicht mutlos. (Ajas 41 - 60)
Die Römer Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen. 1. Alif, Laaam, Miiim1. 1. Viel ist geschrieben worden über die Bedeutung dieser Buchstaben, doch das meiste davon sind reine Mutmaßungen. Einige Kommentatoren geben sich damit zufrieden, sie einfach als mystische Symbole anzuerkennen, deren Erörterung mit den Mitteln verbaler Logik müßig ist. In der Mystik nehmen wir Symbole als solche vorerst hin; ihre esoterische Bedeutung wird uns durch Erleuchtung klar, wenn wir dazu innerlich bereit sind. Unter den Mutmaßungen befinden sich zwei plausible Theorien: Die eine besagt, das jeder Anfangsbuchstabe für eine Eigenschaft Allahs steht. Es ist nicht schwer, unter diesen Eigenschaften drei auszuwählen, die zu diesen Buchstaben passen. Eine andere Theorie, nämlich die von Baidawi bevorzugte ist, das diese Buchstaben die Anfangs-, End- und Mittel- (oder abermals Anfangs-) Buchstaben der drei Namen Allah, Dschibril und Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, symbolisieren. Das bedeutet Allah ist der Ursprung der Offenbarungen, Dschibril der himmlische Bote, der sie überbrachte, und Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ist der irdische Gesandte, durch den sie in menschlicher Sprache verkündet wurden. Dies mag im Hinblick auf die erste Suura zutreffen (denn Al-Baqara ist eigentlich die erste, wenn wir Al-Fatiha als Einführung betrachten). Doch wenn diese Buchstaben auch anderen Suuras vorangestellt werden, warum dann nur diesen sechs? Wenn wir das Wesen der Laute, die durch diese Buchstaben wiedergegeben werden, betrachten, dann ist "Alif" ein aus der Kehle kommender Hauchlaut “Lam“ ein Zungen-Gaumen-Zahn-Laut, der aus der Mundmitte kommt, und ,Mim ein Labial oder Lippenlaut. Können wir sie deshalb nicht als Symbole für Anfang, Mitte und Ende nehmen? Und wenn wir das tun, passen sie dann nicht gerade zu jenen Suuras, die sich ganz besonders mit Leben, Heranreifen und Tod befassen mit dem Anfang und dem Ende? In der griechischen Fassung des Neuen Testaments stehen der erste und. letzte Buchstabe des griechischen Alphabets, Alpha und Omega, als Symbole für Anfang und Ende, geben eine der Bezeichnungen Allahs wieder: "Ich bin das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende, spricht der Herr, Der ist und Der war und Der kommen wird, der Allmächtige." (Geheime Offenbarung des Apostels Johannes 1/8).
2. Die Römer sind besiegt worden2, - 2. Die bemerkenswerte Niederlage des Römischen Reiches unter Heraklius war nicht nur ein vereinzelter Zwischenfall; das Römische Reich verlor dabei den größten Teil seines asiatischen Territoriums, und seine Hauptstadt Konstantinopel wurde von allen Seiten eingekreist. Der Ausdruck "im nahe gelegenen Land" (siehe Anfang des nächsten Ajas) muss sich auf Syrien und Palästina beziehen. Jerusalem wurde 614- 615 von den Persern erobert, kurz bevor diese Suura offenbart wurde. (Juusuf `Allii) Während die Römer Leute der Schrift waren, pflegten die Perser Götzen zu verehren. Deshalb waren die kaafir Makkaner über diesen Sieg hocherfreut, denn sie wähnten sich siegreich über die Muslime, gleich wie die Perser über die Römer. (Al-Dschalalain)
3. In einem nahe gelegenen Land, doch nach ihrer Niederlage werden sie bald schon siegreich sein3, - 3. In dem nächstgelegenen Ort: nächstgelegen zum persischen Reich auf der arabischen Halbinsel, wo sich die beiden Armeen gegenüberstanden. (Al-Dschalalain) Mit "sie" sind die Römer gemeint. (Al-Dschalalain ) Die kaafir Quraisch waren über die Niederlage der Römer sehr erfreut. Sie sympathisierten mit den Persern und hofften in ihrem Inneren, auch die störende islamische Bewegung, die zu diesem Zeitpunkt vom weltlichen Standpunkt aus betrachtet sehr schwach und hilflos war, würde schließlich unter den Verfolgungen zusammenbrechen. Aber sie missdeuteten die Zeichen der Zeit. Hier wird ihnen mitgeteilt, dass sie in beiden Erwartungen enttäuscht werden würden. Diese Verheißung ging dann auch bei der Schlacht von Issus (622 n. 'Isa) und im Jahre 624 n. 'Isa in Erfüllung, als Heraklius bis in die Mitte des persischen Reiches vordrang, und bei der Schlacht von Badr, wo die kaafir Makkaner zurückgeschlagen wurden. (Juusuf `Allii)
4. In wenigen Jahren4. Bei Allah ruht die Entscheidung in Vergangenheit und Zukunft5. Und an jenem Tag werden die Mu’mins von Freude erfüllt sein6, - 4. "Bid" بِضْع bedeutet "ein kurzer Zeitraum", eine Zeit von einem Jahr bis zu neun Jahren. Zwischen dem Fall von Jerusalem (614-615 n. 'Isa) und dem römischen Sieg bei Issus (622 n. 'Isa) lagen sieben Jahre, und bis zum Vordringen des Kaisers Heraklius ins persische Reich vergingen neun Jahre. Vergleiche auch die vorige Fußnote. (Juusuf `Allii) 5. Die Entscheidung der Angelegenheiten. (Darjabadi) Am Anfang und am Ende - vor der Niederlage und nach der Niederlage. (Safwat Al-Tafsir) Wörtlich: "vorher und nachher". Die oben erwähnten Siege und Niederlagen beziehen sich auf Phasen der jahrhundertelangen Auseinandersetzungen zwischen den Großmächten Rom und Persien. (Asad) Der Sieg der Perser bedeutet nicht, dass Allah ein Schaden zugefügt wurde, und wenn später die Römer wieder siegreich sind, bedeutet dies auch nicht, dass Ihm Sein verlorenes Reich wiedergegeben wird. Ihm gehört die Herrschaft in jedem Falle. Er hat zuerst der einen Partei den Sieg ermöglicht, dann ermöglicht Er ihn der anderen. Er bewirkt Aufstieg und Fall. (Maududi) 6. Über den Sieg der Schriftbesitzer über die Götzendiener, da die ersteren den Mu'mins näher stehen als die letzteren. (Safwat Al-Tafsir) Vergleiche auch oben Fußnote 3. Die Schlacht von Badr war für die Mu’mins ein wirklicher Grund zur Freude und ein Grund zur Enttäuschung für die arroganten Quraischch, die der Meinung waren, sie könnten die ganze islamische Bewegung in Madina vernichten, wo sie aber schließlich zurückgeschlagen wurden. Vergleiche auch Suura 3:13 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)
5. Über Allahs Hilfe (zum Sieg). Denn Er verleiht den Sieg dem, dem Er will7. Und Er ist der Allmächtige8, der Allbarmherzige9, 7. Dies ist eine Voraussage der Schlacht von Badr, die acht oder neun Jahre später im Monat Ramadan des Jahres 2 nach der Hidschra (im Januar 624 n. 'Isa) stattfinden sollte. (Asad) Wie an anderen Stellen im Qur’an erläutert wird, ist Allahs Wille oder Plan nicht willkürlich, sondern voll der höchsten Weisheit. Sein Plan beruht auf Barmherzigkeit, so dass dabei die Interessen aller Geschöpfe vor den egoistischen Ausschreitungen eines Teils von ihnen geschützt werden. Er kann Seinen Plan voll verwirklichen und keine Macht kann Ihn daran hindern. (Juusuf `Allii) 8. Alles obliegt Allahs Entscheidung. So ist Er es, Der den Sieg verleiht, dem Er will. Der Wille jedoch, der zum Ziel hinführt, ist der gleiche Wille, der die Ursachen dazu setzte. So haben die Gesetzmäßigkeiten, die dieses gesamte Dasein bestimmen, ihren Ursprung eben in diesem uneingeschränkten Willen. Die islamische Lehre ist auf diesem Gebiet klar und logisch zugleich, denn sie führt alle Ereignisse auf Allah zurück. Sie entbindet jedoch die Menschen nicht davon, die natürlichen Mittel, die zum Ziel führen, zu nutzen. Ob dieses Ziel aber erreicht wird, das liegt nicht in ihrer, sondern in Allahs Hand. So sagte der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zum einem Beduinen, der sein Kamel vor der Moschee unangebunden mit den Worten zurückließ: „Ich vertraue auf Allah", „Binde es erst an und dann vertraue auf Allah". (Qutb) 9. Er hat die Macht, die Kaafirs zu strafen; und er ist barmherzig und steht den Mu'mins bei. (Darjabadi)
6. Dies ist ein Versprechen Allahs. Und niemals10 würde Allah Sein Versprechen brechen, doch die meisten Menschen wissen es nicht11. 10. Ein feststehendes unabänderliches Versprechen. (Safwat Al-Tafsir) Diese von Uns an dich ergangene Aussage, dass Wir die Römer über die Perser die Oberhand gewinnen lassen werden. Denn nach Allahs Gesetz wird dem der Sieg gewährt, der der Wahrheit näher steht. (ibn Kasir) Ein jedwedes Versprechen, das entweder mit dem Diesseits oder mit dem Jenseits zusammenhängt.
(Ruch Al-Maanii) 11. Die Erfüllung Seines Versprechens ist unabänderlich und eines der großen Geheimnisse, die dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, anvertraut wurden. Aber das verstehen die meisten Menschen nicht, auch wenn es so scheinen mag, als wären sie mit umfassendem Wissen begabt. Ihr Wissen ist jedoch oberflächlich und bezieht sich nur auf die Äußerlichkeiten des Lebens, geht aber keineswegs in die Tiefe seiner Geheimnisse und seine grundlegenden Gesetze. (Qutb)
7. Sie kennen nur die Äußerlichkeiten des diesseitigen Lebens12. Doch was das Jenseits angeht, sind sie achtlos13. 12. Das Wissen der meisten Menschen ist nur auf dieses Leben beschränkt, auf ihren Gewinn, ihr Ansehen und auf all das, was es beinhaltet, Sie sind äußerst geschickt darin, sich Annehmlichkeiten zu verschaffen. Anders jedoch, was den Islam angeht, und was ihnen im Jenseits von Nutzen sein könnte. Dagegen verschließen sie Herz und Verstand. (ibn Kasir) Sie wissen nur, wann sie pflanzen und wann sie ernten und wie sie was errichten können. (Al-Qurtubi) Die Äußerlichkeiten des irdischen Lebens sind auf einen kleinen Gesichtskreis beschränkt, und auch dieses Leben selbst ist nur ein winziges, begrenztes Phänomen in diesem Dasein. (Qutb) 13. Das Wort "Achira" آخِرَة habe ich gewöhnlich mit "zukünftiges Leben" übersetzt. In diesem Zusammenhang ist die Bedeutung ganz allgemein und bezieht sich sowohl auf das Ziel der Dinge oder den Ausgang historischer Ereignisse wie auch das Leben nach dem Tod im theologischen Sinne. (Juusuf `Allii) Das Jenseits ist nur ein Glied in der Kette der Entstehung. Diejenigen aber, die die Maxime dieser Entstehung und die Gesetzmäßigkeit des Daseins nicht begreifen, missachten auch dieses Jenseits und beziehen es nicht in ihre Kalkulation mit ein. Dies führt zur Verzerrung ihrer Maßstäbe. (Qutb) Obgleich zahlreiche Zeichen und Beweise auf das zukünftige Leben hinweisen, missachten viele Menschen sie aus ihrer eigenen Kurzsichtigkeit heraus. Sie sehen nur den scheinbaren und äußeren Aspekt des irdischen Lebens und bemerken nicht, was dahinter verborgen ist. (Maududi)
8. Haben sie denn nicht bei sich selber nachgedacht14, wie Allah die Himmel und die Erde und was zwischen beiden ist, mit Bedacht15 und (auch nur) für eine festgesetzte Frist erschaffen hat16? Doch die meisten Menschen verinnerlichen den Imaan nicht an die Begegnung mit ihrem Herrn17. 14. Haben sie ihr Augenmerk nur auf die Äußerlichkeiten des diesseitigen Lebens gerichtet, ihren Verstand aber niemals benutzt, um zu der Erkenntnis zu kommen, dass Allah diese Welten nur auf einer feststehenden Wahrheit aufgebaut haben kann. (Safwat Al-Bajan) Um aus ihrer Achtlosigkeit umzukehren. (Al-Dschalalain) Dies ist in sich bereits ein starkes Argument für das zukünftige Leben. Wenn diese Menschen über sich selbst nachdenken würden, ganz abgesehen von äußeren Phänomenen, dann hätten sie bereits in sich selbst bestimmte Eigenschaften gefunden, die auf die Notwendigkeit eines zukünftigen Lebens hinweisen. 1. Die Erde und die zahllosen Dinge in seiner Umwelt sind dem Menschen dienstbar gemacht worden, und er kann sie nutzen und viel Macht über sie ausüben. 2. Der Mensch hat die Freiheit, seine Lebensweise selbst zu bestimmen. Bei jeder Lebensweise, die er wählt, sei sie gut oder böse, stehen ihm alle von Allah gegebenen Mittel zur Verfügung, und er kann sie in Allahs Dienst nutzen oder für sich selbst missbrauchen. 3. Der Mensch hat einen angeborenen ethischen Sinn, der ihm ermöglicht, zwischen seinen freiwilligen und unfreiwilligen Handlungen zu unterscheiden und sie als jeweils gut oder böse zu erkennen und die Schlussfolgerung daraus zu ziehen, dass Gutes belohnt und Böses bestraft werden soll. Dies alles weist auf die Tatsache hin, dass es eine Zeit geben muss, wo der Mensch für seine Handlungen zu Rechenschaft gezogen wird. (Maududi) 15. Vergleiche auch Suura 15:85 und die entsprechenden Fußnoten. Hier geht es in erster Linie um den Aufstieg und Abstieg irdischer Macht, die, wie der nächste Satz ausdrückt, nur für eine bestimmte Zeit verliehen wird. Niemand, der über irdische Macht oder Vorteile verfügt, sollte der Illusion zum Opfer fallen, dies sei von Dauer. Es ist begrenzt in Allahs Plan, Der gerecht und wahr ist. Auf der Grundlage strenger persönlicher Verantwortung wird der Mensch später dafür zur Rechenschaft gezogen. (Juusuf `Allii) 16. Im Gegensatz zu Allah, Der ewig und unbegrenzt ist, ist alles Geschaffene begrenzt und Veränderungen und schließlich einem Ende unterworfen. (Asad) Darin liegt ein Hinweis auf den Untergang, und auch darauf, dass jedem Geschöpf eine Frist gesetzt ist, um dann den Wohltäter zu belohnen und den Missetäter zu bestrafen. (Al-Qurtubi) Hier sind zwei weitere Argumente für das zukünftige Leben gegeben. 1. Das Universum wurde in Wahrheit erschaffen; es ist kein Spielzeug, und es ist nicht sinnlos. Jeder Partikel darin legt Zeugnis dafür ab, dass er mit großer Weisheit erschaffen worden ist, einer Gesetzmäßigkeit folgt und einen Sinn hat. Dazu gehört auch das ganze gesellschaftliche und wirtschaftliche Leben des Menschen. Wäre er als eine Marionette in ein gesetzloses und sinnloses Spielzeughaus gesetzt worden, dann wäre weder Wissenschaft noch eine Kultur noch ein Gesellschaftsleben möglich. Wenn schließlich mit dem Tode alles zu Ende wäre, dann würden die Bemühungen des Menschen keine Früchte tragen, und das wäre sinnlos. 2. Nichts ist unsterblich. Alle in diesem Universum wirksamen Kräfte sind begrenzt und sind nur in einer bestimmten Zeitspanne wirksam. Mit dieser Erkenntnis hat die moderne Wissenschaft auch die Ansicht der alten Philosophen von der Ewigkeit der Materie widerlegt. (Maududi) 17. Sie leugnen, dass sie nach dem Tod vor ihrem Herrn stehen werden. (Maududi) Wenn auch die Menschen den Zeitpunkt des Jüngsten Tages nicht kennen, so bedeutet dies keineswegs, dass er nicht kommen wird. Sein Aufschub jedoch verführt diejenigen, die nur von den Äußerlichkeiten dieses Lebens wissen, und täuscht sie sehr. (Qutb) Aus den vorerwähnten Gründen ist es um so merkwürdiger, dass es Menschen gibt, die nicht nur sich selbst vergessen, sondern auch die Möglichkeit einer Rückkehr zu Gott, ein Ende oder ein zukünftiges Leben leugnen, wo sie volle Rechenschaft über ihre Probezeit in dieser Welt ablegen müssen. Sie werden aufgefordert, ihre vergangene Geschichte zu studieren, wie auch im nächsten Aja deutlich wird. (Juusuf `Allii)
Abschnitt 2 9. Sind sie denn nicht auf Erden umher gereist um zu sehen, wie das Ende derer war, die ihnen vorausgingen18? Diese waren noch mächtiger als sie19 und haben das Land bebaut und es in größerer Zahl bevölkert als sie es bevölkern20. Und ihre Gesandten kamen zu ihnen mit klaren Beweisen21. Und nicht Allah hat ihnen Unrecht getan sondern sie selbst waren es, die sich unrecht taten22. 18. Dies ist ein Aufruf, um über die vorausgegangenen Völker nachzudenken. Diese waren gewöhnliche Menschen und Geschöpfe wie sie selbst. Ihr Ende in der Vergangenheit beschreibt das Ende ihrer Nachfolger in der Zukunft, denn Allahs Gesetz gilt für alle. Keine Generation wird bevorzugt behandelt. Es ist keine unbeständige Willkür wonach Er verfährt und somit ist auch der Ausgang unabänderlich. (Qutb) Das zukünftige Leben wurde nicht nur von Einzelpersonen, sondern von ganzen Völkern geleugnet, die sich gleichgültig verhielten. Die ständige historische Erfahrung zeigt, dass immer dann, wenn in irgendeiner Form das zukünftige Leben geleugnet wurde, die betreffenden Völker moralisch verkamen, einer verantwortungslosen Lebensweise folgten und alle Grenzen der Tyrannei und Unterdrückung durchbrachen, so dass das Ergebnis der Untergang vieler Nationen war. Warum erkennt der Mensch dennoch nicht die dahinterliegenden Gesetzmäßigkeiten? (Maududi) 19. Die Völker Ad und Samud. (Al-Dschalalain) Die ihnen vorausgegangenen Völker und Generationen waren noch mächtiger als diejenigen, zu denen der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gesandt wurde. Auch besaßen sie mehr Reichtümer und zahlreichere Nachkommen als sie. (ibn Kasir) 20. Mehr als die kaafir Makkaner. (Al-Dschalalain) Die Worte "asaruu-l-ard" أَثَارُوا الْأَرْض bedeuten entweder "das Land für den Ackerbau pflügen" oder "in der Erde graben", nämlich um Bewässerungskanäle anzulegen, Mineralien zu gewinnen oder ähnliches. (Maududi) Wörtlich: "mehr": "sie bauten es sogar noch besser auf als diese." Der Satz kann auch übersetzt werden: "sie bevölkerten es in großer Zahl." (Asad) Dies antwortet auf das Argument derjenigen, die bloßen materiellen Fortschritt als ein Zeichen für die Rechtschaffenheit eines Volkes betrachten. (Maududi) Mit den Wunderzeichen oder mit den Gesetzen, die sie dann aber verwarfen. (Qurtubi) 21. Keine Generation sollte dem Irrtum zum Opfer fallen, sich für allen früheren Generationen überlegen zu halten. Wir sind vielleicht die Erben früherer Zeitalter, aber das ist kein Grund zur Arroganz, sondern vermehrt im Gegenteil unsere Verantwortung. Wenn wir uns der blühenden Städte und Kulturen bewusst werden, die vor unserer Zeit existierten, und darüber nachdenken, welche Möglichkeiten diese hatten, wie sie aber letztendlich untergingen, als sie dem Gesetz Allahs den Gehorsam verweigerten, bekommen wir ein Gefühl der Demut und sehen, dass es ihre Auflehnung und ihr Eigensinn war, der sie zu Fall brachte. Allah war mehr als gerecht; Er war barmherzig. Aber sie haben ihren eigenen Ruin über sich gebracht. (Juusuf `Allii) Sie kamen mit solchen Zeichen, die sie als wahre Propheten auswiesen. Einerseits waren also die Hinweise im eigenen Inneren der Menschen sowie im Universum um sie herum vorhanden, und andererseits kamen darüber hinaus Propheten, einer nach dem anderen, die deutliche Zeichen brachten und die Völker vor dem bevorstehenden Gericht Allahs warnten. (Maududi) 22. Die Vernichtung dieser Völker geschah nicht durch Allahs Ungerechtigkeit ihnen gegenüber, sondern durch ihre eigene Ungerechtigkeit gegen sich selbst. Wer weder selbst vernünftig nachdenkt noch auf den Rat anderer hört, ist selbst für sein Unglück verantwortlich. Wir können die Schuld dafür nicht Allah zuschieben, denn Allah hat nicht nur Maßnahmen getroffen, durch Seine Schriften und Seine Gesandten den Menschen das notwendige Wissen zu vermitteln, sondern Er hat auch den Menschen mit den intellektuellen Fähigkeiten ausgestattet, mit deren Hilfe er die Authentizität dieser Schriften und Gesandten beurteilen kann. Wenn Allah dies alles nicht zur Verfügung gestellt hätte, dann könnte man Ihm Ungerechtigkeit vorwerfen. (Maududi) 10. Böse war dann23 das Ende derer, die Böses taten24 weil sie die Zeichen Allahs leugneten und sich darüber lustig machten. 23. Der Partikel "Summa" ثُمَّ wird meistens als eine Konjunktion gebraucht, die eine zeitliche oder ordnungsmäßige Abfolge bezeichnet (dann, danach, daraufhin und so weiter), gelegentlich aber auch als gewöhnliche Verbindung wie "und". In einem anderen Zusammenhang -wie es im Qur’an sehr oft vorkommt -hat es die Bedeutung einer wiederholten Betonung, Eine Anspielung auf etwas, das bereits festgestellt wurde und jetzt wiederum hervorgehoben werden soll. (Asad) 24. In diesem Leben scheint Gut und Böse miteinander vermischt zu sein, und dem äußeren Anschein nach bekommen böse Menschen Belohnungen oder Segen, während den Guten das Gegenteil zu geschehen scheint. Dies ist aber nur der vorübergehende Schein. Auf lange Sicht muss das Böse seine eigenen bösen Konsequenzen tragen, die sich mittlerweile angehäuft und vermehrt haben. Letzteres ist darauf zurückzuführen, dass das Böse nicht nur Allahs Botschaft des Guten verworfen, sondern auch verspottet und andere vom rechten Wes abgebracht hat. (Juusuf `Allii) Das Ende war ihre Bestrafung, eine wahrlich schlimme Bestrafung. nämlich das Höllenfeuer. (Safwat Al-Tafsir)
11. Allah ist es, Der die Schöpfung zuerst hervorbringt25, dann lässt Er sie wiedererstehen26. Schließlich werdet ihr zu Ihm zurückgebracht27. 25. Nichts existiert aus sich selbst heraus oder aus eigener Kraft. Allah bringt die gesamte Schöpfung hervor. Was uns als Tod erscheint, ist vielleicht nur eine Verwandlung, denn Allah erneuert die Schöpfung, und Seine Schöpferkraft ist beständig. Unser eigener Tod ist nur ein Phänomen. Was nach dem Tode aus uns wird, ist das Ergebnis eines Neuschöpfungsprozesses Allahs, Der sowohl Ursprung als auch Ziel aller Dinge ist. Wenn wir zu Ihm zurückkehren, dann als bewusste und verantwortliche Wesen, die in der Lage sind, die Folgen ihrer Handlungen in diesem kurzen irdischen Leben zu übernehmen. (Juusuf `Allii) 26. Nach ihrem Tod. (Al-Dschalalain) Die Wiedererstehens ist genau gleich wie die Neuschöpfung. Nichts ist daran so seltsam. Sie sind zwei untrennbare Glieder der Kette der Schöpfung. (Qutb) Versleiche auch Suura 10:4 und die entsprechenden Fußnoten. Eine allgemeineren Formulierung derselben Aussage finden wir in Aja 27 dieser Suura. (Asad) Die Vernunft lest Zeugnis dafür ab, dass derjenige, der die Schöpfung ins Dasein bringt, sie auch ganz leicht wieder nee entstehen lassen kann. Die erste Entstehens der Schöpfung ist eine Tatsache, die vor aller Augen deutlich ist, und selbst Kaafirs müssen eingestehen, dass dies allein Allahs Werk ist. Es wäre eindeutig absurd anzunehmen, Er könnte die Schöpfung nicht wieder nee hervorbringen. (Maududi) 27. Alsdann wird jedem nach seinen Taten vergolten. (ibn Kasir)
12. Und am Tage, an dem (ihnen) die Stunde schlägt28 werden die Missetäter verstummen29. 28. "Die Stunde wird verwirklicht": wenn die Zeit gekommen ist, wird Gericht gehalten, und die scheinbaren Verwirrungen und Ungleichheiten in dieser Welt werden ausgeglichen. Dann werden sich die Guten freuen, aber die Bösen, die mit der Realität konfrontiert werden, verlieren ihre Illusionen und verzweifeln. (Juusuf `Allii) "Die Stunde": die Zeit der Rückkehr zu Allah. (Maududi) 29. In ihrer Verwirrung. Wenn sie mit der Realität konfrontiert werden, sind sie nicht in der Lage, etwas zu erwidern. (Darjabadi)Das Wort "iblas" im Text bedeutet, dass sie sprachlos sind vor Schrecken und Verzweiflung, denn sie befinden sich in einer hoffnungslosen Situation und finden weder Hilfe noch Unterstützung. Wenn dieses Wort auf einen Verbrecher angewendet wird, bezeichnet es eine Person, die auf frischer Tat ertappt worden ist und weder einen Ausweg findet noch etwas zu ihrer Verteidigung vorbringen kann. Mit den "Schuldigen" oder "Verbrechern" sind hier nicht nur jene Menschen gemeint, die in ihrem irdischen Leben gemordet, geraubt oder gestohlen haben, sondern alle diejenigen, die sich gegen Allah aufgelehnt haben, sich geweigert haben, die Rechtleitung und lehren Seiner Gesandten zu akzeptieren, die die Verantwortlichkeit im zukünftigen Leben leugneten oder missachteten, andere Götter verehrten oder gar ihr eigenes ich, und die darüber hinaus solche Handlungen verübten, die wir gewöhnlich als "Verbrechen" bezeichnen. Wenn diese Menschen plötzlich wieder zum Leben erweckt werden und sich mit der Realität konfrontiert sehen, die sie geleugnet hatten, sind sie sprachlos vor Verzweiflung. (Maududi) Übrigens stammt das Wort "iblis" von derselben Wortwurzel. Vergleiche hierzu beispielsweise Suura 2:34-39 und 7:11-25 sowie die entsprechenden Fußnoten. Während Adam seinen Fehler einsah, bereute und Gott um Vergebung bat, so dass er damit ein neues Leben beginnen konnte, versuchte Iblis sich zu rechtfertigen und fand dementsprechend keine Möglichkeit zur Umkehr, so dass er schließlich Allahs Fluch als endgültig hinnehmen musste: er hatte die Hoffnung auf Gottes Barmherzigkeit aufgegeben. Die Mu'mins werden demgegenüber im Qur’an immer wieder aufgefordert, die Hoffnung auf Gottes Barmherzigkeit nicht aufzugeben und auch in scheinbar aussichtslosen Situationen nicht zu verzweifeln. (Anm. d. Übers.)
13. Und sie werden unter denen, die sie (Allah) als Teilhaber beigestellt haben, keine Fürsprecher finden30, und sie werden (selbst) diese Teilhaber verleugnen31. 30. Der Götzendienst erscheint dann als das, was er wirklich ist. Alles, was wir so verehrt haben, wie es Allah allein zusteht, löst sich in Nichts auf, statt uns eine Hilfe sein zu können. Tatsächlich werden die Götzendiener, deren Augen geöffnet worden sind nun selbst ihren Trug abweisen, denn die Wahrheit erscheint nun in all ihrer Herrlichkeit. (Juusuf `Allii) Die Wesen, denen sie einen Anteil an Allahs Macht und Eigenschaften zugeschrieben hatten. Wörtlich: "ihre Partner". (Asad) Die sie vor der Bestrafung Allahs schützen sollen. (Ruch Al-Maanii) Unter diesen "Partnern (Allahs)" befinden sich drei Arten von Wesen: 1. Engel, Propheten, Heilige, Märtyrer und rechtschaffene Menschen, denen man Eigenschaften Allahs und Kräfte zuschrieb und die man dementsprechend verehrte. Sie werden am Tag der Auferstehung ihre Verehrer darauf hinweisen, dass diese Verehrung ohne ihr Einverständnis geschah, ja sich gegen ihre Lehren richtete. Damit distanzieren sie sich von ihren "Anhängern" und erklären sich für nicht in der Lage, sich für sie bei Allah einsetzten zu können. 2. Unbelebte Dinge wie der Mond, die Sonne, Planeten, Bäume, Steine, Tiere und ähnliches. Sie wurden als Gottheiten verehrt und angebetet, aber diese armen Wesen wussten selbst nichts davon, dass der Mensch, der eigentlich Statthalter Allahs auf Erden sein sollte, sich vor ihnen demütigte. Offensichtlich wird keins von diesen Wesen vortreten und sich für die Menschen einsetzen. 3. Erzdemagogen, die durch Trug und Täuschung oder durch Gewaltanwendung die Diener Allahs zwangen, ihnen zu diene, beispielsweise Schaytaan, falsche religiöse Führer, Tyrannen und Despoten. Ihnen wird es an jenem Tage selbst schlimm ergehen, ganz abgesehen davon, dass sie nicht in der Lage sind, sich für andere einzusetzen, denn sie haben genug damit zu tun, vor Allah darauf hinzuweisen, dass ihre Mitläufer und Verehrer selbst für ihre eigenen Vergehen verantwortlich waren und sie selbst darum nicht zusätzlich noch deren Last tragen müssen. (Maududi) 31. Sie aberkennen ihnen ihre "Göttlichkeit". Sie sprechen sich gegenseitig voneinander los. (Al Qurtubi) Sie werden selbst zugeben, dass sie diese Wesen unrechtmäßig für "Partner Allahs" gehalten haben, und erkennen, dass keines davon wirklich Anteil an Seiner Herrlichkeit hatte. (Maududi)
14. Und am Tag, an dem (ihnen) die Stunde schlägt, an jenem Tag werden sie in Gruppen aufgeteilt32 . 32. Sie werden auf ewig voneinander getrennt. (Ibn Kasir) Wenn die Zeit erfüllt ist, wird Gutes und Böses getrennt und voneinander entfernt. Die guten Menschen werden ihr Ziel der Glückseligkeit in reichen, gut bewässerten Gärten erreichen, die für alles das stehen, was schön anzusehen und angenehm ist. Die Bösen werden nicht länger Opfer der Illusion sein, dass es ihnen gut geht, denn ihre Probezeit ist abgelaufen, und die Tatsachen stehen ihnen von Angesicht zu Angesicht gegenüber. Dies ist ihre Strafe. (Juusuf `Allii) Alle Gemeinschaften und Gruppen, die sich in dieser Welt auf der Grundlage von Rasse, Heimat, Sprache, Stammes- oder Sippenzugehörigkeit gebildet haben oder auch aufgrund wirtschaftlicher oder politischer Interessen, werden auseinander brechen, und die Menschen werden auf der Grundlage ihres Diins, ihrer Moral und ihres Charakters neu eingeteilt. Alle Mu'mins und rechtschaffenen Menschen aus allen Nationen der Menschheit werden in einer Gruppe zusammengefasst. Auf der anderen Seite stehen all jene, die falschen Ideologien anhingen und Verbrechen aller Art begingen. Mit anderen Worten, die Dinge, die der Islam als wirkliche Basis für Unterscheidung und Vereinigung in der Welt betrachtet, und die jene Vertreter der Unwissenheit nicht akzeptieren wollen, kommen im zukünftigen Leben zum Tragen. Diin und Ethik sind nach islamischer Vorstellung das, was die Menschen wirklich vereint. Alle, die ihr Leben nach der göttlichen Rechtleitung ausrichten, gehören einer Gemeinschaft an, gleichgültig aus welchem Volk oder welchem Land sie stammen. (Maududi)
15 . Was diejenigen angeht, die mu’min gewesen sind und Gutes getan haben, so werden sie sich der Gärten des Paradieses33 erfreuen können. 33. Ein Garten der vollkommen Glückseligkeit als Lohn und als Quelle dauerhafter Freude. (Maududi)
16. Und was die angeht, die kaafir gewesen sind34 und Unsere Zeichen leugneten sowie das Eintreffen des Jenseits35, diese sind es, die zur Strafe vorgeführt werden sollen. 34. "Gute Handlungen" sind als notwendige Begleiterscheinung des "Diins" bezeichnet worden, durch die der Mu'min den Garten der Glückseligkeit erlangt. Andererseits ist sehr wohl vom bösen Ende des "Kufrs" die Rede, während die damit verbundenen "bösen Handlungen" nicht erwähnt werden. Dies weist darauf hin, dass "Kufr" an sich bereits eine böse Handlung ist, die über die Zukunft eines Menschen entscheidet. (Maududi) 35. Vergleiche Suura 7:147 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Asad) Damit ist die Auferstehung gemeint. (Qurtubi) 17. So preist36 Allah am Abend37 und wenn ihr am Morgen aufsteht38. 36. "Preiset Allah" heißt soviel wie betet zu Ihm. (Al-Dschalalain) Dieses "so" bedeutet hier: wenn ihr die guten Ergebnisse des Imaans und der Rechtschaffenheit und die bösen Folgen des Kufrs und Leugnens erkannt habt, sollt ihr euch folgendermaßen verhalten. Es bedeutet auch: indem sie ein zukünftiges Leben für unmöglich halten, erklären die Kaafirs Allah für unfähig; ihr sollt demgegenüber Allah verherrlichen und verkünden, dass Er frei von allen Schwächen ist. Diese Aufforderung gilt für den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und alle Mu'mins. (Maududi) 37. Die besonderen Zeiten, zu denen wir an Allah denken sollen, sind so verteilt, dass sie alle Aktivitäten in unserem Leben umfassen: frühmorgens, wenn wir aufstehen, nachts, wenn wir schlafen gehen, mitten in unserem Arbeitstag, beim Sonnenuntergang und am späten Nachmittag. Damit sind alle Stadien der Sonne während unseres Erdentages, ebenso aber alle unsere Arbeits- und Ruhephasen umschlossen. Darauf beruhen die Zeiten für die fünf kanonischen Gebete, die später in Madina näher erläutert werden. Vergleiche hierzu auch Suura 11:114; 17:78-79 und 20:130 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii) Dies schließt die beiden Abendgebete Marrib und Isa ein. (Darjabadi) 38. Dies bezieht sich auf das Morgengebet. (Darjabadi)
18. Ja, Lob sei Ihm im Himmel und auf Erden des Nachts39 und in der Mitte des Tages40. 39. Dies bezieht sich auf das Nachtgebet. (Darjabadi) 40. Dies bezieht sich auf das Suchr-Gebet am frühen Nachmittag. (Darjabadi) Das heißt: "Erinnert euch jederzeit an Allah." Abgesehen von dieser allgemein gefassten Ermahnung sind damit die täglichen fünf Gebete gemeint. (Asad) Der Text verknüpft die Lobpreisung Allahs sowohl mit den Zeiten als auch mit der Weite des Himmels und der Erde, um sie schließlich mit Allah zu verbinden, überall und zu allen Zeiten. Durch diese Verbindung bleibt das Herz offen, wachsam und empfindsam. (Qutb)
19. Er bringt das Lebendige aus dem Toten41 und das Tote aus dem Lebendigen hervor42, und Er ist es, der die Erde nach ihrem Tod neu belebt43. Und auf eben diese Weise sollt (auch) ihr (wieder) hervorgebracht werden44. 41. In jedem Augenblick regt sich eine Knospe in einem Samen oder in einem Kern und spaltet ihn, um so ins Leben zu treten, und ebenfalls in jedem Augenblick vertrocknet ein Halm oder ein Baum, die das Zeitliche gesegnet hat, um sich in Spreu oder in dürre Äste zu verwandeln. Und eben in diesem findet sich ein neuer stiller Samen, der für ein neues Leben ausgerüstet ist. (Qutb) Diese Gegensätze, weisen auf die Vollkommenheit Seiner Allmacht hin. Ein Beispiel ist die Erschaffung der Pflanzen aus Samen und der Samen aus Pflanzen, des Eis aus der Henne und der Henne aus dem Ei, dem Mu'mins aus dem Gottlästerer und dem Gottlästerer aus dem Mu'mins. (ibn Kasir) 42. Vergleiche auch Suura 10:31. Aus lebloser Materie bringt Allahs schöpferisches Handeln Leben und Lebewesen hervor, und selbst der Wissenschaft ist es bisher nicht gelungen, das Geheimnis des Lebens zu ergründen. Leben und Lebewesen scheinen ein Reifestadium zu erreichen, woraufhin sie wieder sterben. Kein materielles Ding scheint ewiges Leben zu haben. Aber die Schöpferkraft Allahs wirkt ständig, und der Kreislauf von Leben und Tod geht weiter. (Juusuf `Allii) Diese unermüdliche Prozedur hört, nicht einmal für einen Augenblick, auf, weder in der Nacht noch am Tage. Es geschieht auf der Erdoberfläche - wie in dem unbegrenzten Raum des Himmels, wie auch in der Tiefe der Meere - ein ständiges Umwandeln von Lebendem aus Totem und Totem aus Lebendem. (Qutb) 43. Vergleiche Suura 2:164. Die Erde selbst, die so leblos erscheint, bringt nach einem einzigen Regenschauer Pflanzenleben hervor und unterhält auf verschiedene Weise das Tierleben. Gewöhnlich scheint sie in den extremen nördlichen Regionen der Erde abzusterben oder sonst auch bei Trockenheit, und der Frühling lässt sie in all ihrer Pracht wieder auferstehen. Im übertragenen Sinne scheinen viele Bewegungen, Institutionen und Organisationen zu sterben und wieder aufzuleben, alle unter Allahs wunderbarer Fürsorge. So wird auch unsere Persönlichkeit wiederbelebt, wenn wir allem Anschein nach auf dieser Erde sterben, so dass wir die Früchte dieses vergänglichen Lebens ernten können. (Juusuf `Allii) 44. Ebenso werdet ihr aus euren Gräbern hervorgebracht. (Darjabadi) Dies ist nämlich ein gewöhnlicher, realer Vorgang. Darin liegt weder eine Merkwürdigkeit, noch ist es ein Novum in all den Erscheinungen dieses Daseins, die jeden Augenblick und überall sich fortsetzen. (Juusuf `Allii)
Abschnitt 3 20. Und unter Seinen Zeichen ist dies45, dass Er euch aus Staub erschaffen hat46. Dann werdet ihr zu Menschen47, die sich (auf der Erde) ausbreiten. 45. Unter den Zeichen Seiner Macht und Schöpferkraft. (Darjabadi) Die auf die Wiedererweckung hinweisen. (Ruch Al-Maanii) Die in Aja 20 bis 27 erwähnten Zeichen Allahs weisen einerseits auf die Möglichkeit eines zukünftigen Lebens hin und schließen damit an die zuvor angeschnittene Thematik an, aber andererseits weisen sie auch auf die Wahrheit hin, dass dieses Universum weder "Gottlos" ist, noch einer Vielzahl von Göttern untersteht, sondern allein der Einzige Gott sein Schöpfer, Meister und Herr ist, und der Mensch keinem anderen dienen sollte. (Maududi) 46. Vergleiche Suura 17:37 und die entsprechende Fußnote. Trotz des niedrigen Ursprungs des menschlichen Körpers hat Allah ihm eine Seele und Vernunft gegeben, durch die der Mensch bis zu den fernsten Grenzen von Raum und Zeit vordringen kann. Genügt dies nicht als Zeichen oder Wunder? (Juusuf `Allii) Staub ist tot und unbeweglich; daraus entsteht der Mensch. Vergleiche hierzu auch Suura 23:12 und die entsprechenden Fußnoten. Erde ist der entfernte Ursprung des Menschen, und das Wort "turaab" تُرَاب soll hier besonders darauf hinweisen, dass der lebendige Mensch aus "toter" Materie entstanden ist. (Qutb) Vergleiche auch Suura 3:59, wo dasselbe von ’Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ausgesagt wird. (Asad) 47. Anhand dieser Zeichen sollte der Mensch eigentlich innerlich in der Lage sein, Allahs Macht und Herrlichkeit zu erkennen und Ihn zu loben und zu preisen. Vergleiche auch oben die Ajas 17-18. (Qutb) Das Material, aus dem der Mensch erschaffen wurde ist nichts als ein paar tote Substanzen der Erde wie Kohlenstoffe, Kalzium u.ä. (Juusuf `Allii)
21. Und es gehört zu Seinen Zeichen, dass Er für euch Gefährten erschaffen hat aus euch selbst48, damit ihr rufe (und Geborgenheit) in ihnen findet49, Und Er hat Liebe und Barmherzigkeit zwischen euch gesetzt50. Wahrlich, darin sind Zeichen für Leute, die nachdenken51. 48. Von der Ersterschaffung des menschlichen Geschlechts geht der Text über zu dem gemeinschaftlichen Leben zwischen den beiden Geschlechtern. Obgleich die Menschen ihre Gefühle gegenüber dem anderen Geschlecht genauestens kennen und die Beziehung zwischen den Geschlechtern sie sehr beschäftigt, so bedenken sie doch selten die Hand Allahs, die ihnen eben diese Partner erschaffen hat. (Qutb) Hätte Allah die Nachkommen Adams, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nur als männliches Geschlecht oder sie aus einer anderen Gattung erschaffen, wie Dschinn oder Tiere, so hätte es diese Harmonie nicht gegeben zwischen Mann und Frau. (ibn Kasir) Dies bezieht sich auf das wunderbare Geheimnis der Geschlechter, aus deren Vereinigung die nächste Menschengeneration entsteht. Es ist immer das weibliche Geschlecht, das die Nachkommen hervorbringt, ob diese männlich oder weiblich sind, und der Vater ist für die Geburt von Töchtern ebensowichtig wie die Mutter. (Juusuf `Allii) Vergleiche hierzu auch Suura 4:1 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad) Allah hat den Menschen in zwei Geschlechtern erschaffen, die denselben menschlichen Rang und dieselbe Grundstruktur haben und sich nur in einigen physischen und psychischen Eigenschaften unterscheiden. Zwischen diesen beiden hat er eine vollkommene Harmonie angelegt, indem sie sich vollständig ergänzen. In allen Völkern und zu allen Zeiten hat der Schöpfer in Seiner Weisheit die Zahl der Jungen und Mädchen gleichmäßig verteilt, so dass kein Geschlecht jemals über- oder unterrepräsentiert war, und der Mensch hat keinerlei Einfluss darauf. (Maududi) 49. Vergleiche Suura 7:189. Besonders Männer sind rastlos und streitsüchtig, wenn sie allein sind, aber Ruhe und Friede herrscht, wenn ein Vater und eine Mutter zusammenleben und eine Familie aufziehen. Eine Freundschaft zwischen Männern ist von ganz anderer Art und mit anderen Gefühlen verbunden als die zwischen Mann und Frau: hier herrscht eine besondere Liebe und Zärtlichkeit. Aus dem Beschützerinstinkt des Stärkeren dem Schwächeren gegenüber kann sich Barmherzigkeit entwickeln. (Juusuf `Allii) Dieses Wort bezeichnet eine Gemeinsamkeit und gegenseitige Liebe, die weit über die bloße Befriedigung sexueller Bedürfnisse hinausgeht. Damit wird die Beziehung von Mann und Frau in der Ehe nach islamischer Vorstellung umschrieben. Eine Frau ist nicht Dienerin ihres Mannes, sondern seine lebenslange ebenbürtige Gefährtin. Zwischen Mann und Frau soll eine Beziehung der Zuneigung, der Harmonie und des Glücks bestehen. (Darjabadi) Dieses System ist nicht durch Zufall entstanden, sondern mit dem Sinn, dass der Mann bei seiner Frau und die Frau bei ihrem Mann die Erfüllung der natürlichen Bedürfnisse findet, und dass beide in ihrer Verbindung miteinander Ruhe und Frieden finden. Durch diese Vorkehrung, die der Schöpfer in Seiner Weisheit getroffen hat, ist einerseits die Fortsetzung der menschlichen Art gewährleistet und andererseits die Entstehung menschlicher Zivilisation. (Maududi) 50. Liebe und Barmherzigkeit sind wahrere und tiefere Gründe für die Ehe als bloße sexuelle Harmonie. Die vollkommene Beziehung zwischen den Geschlechtern erfordert die Beziehung zwischen der gesamten Persönlichkeit, der Intelligenz, der Phantasie, des Willens und Interesses und aller anderen Aspekte von Mann und Frau. Darum können auch ausschließlich sexuelle Beziehungen nie völlig befriedigend sein. (Darjabadi) "Barmherzigkeit" bedeutet hier die geistige Beziehung, die während des Ehelebens allmählich entsteht, wodurch die Ehepartner Zuneigung und Sympathie entwickeln, so dass im Alter, wenn der sexuelle Aspekt in den Hintergrund tritt, die beiden Partner sich als noch näher verbunden erweisen als in jungen Jahren. (Maududi) 51. Die Weisheit des Schöpfers in der Erschaffung des einen Partners auf eine Art und Weise, die ihm genau passend macht für den anderen, und seine natürlichen Bedürfnisse erfüllt. Und beide finden in ihrem Zusammenleben inneren Frieden, Liebe und Barmherzigkeit. Dies wiederum führt schließlich zur Entstehung von neuem Leben respektive in eine neue Generation. (Qutb)
22. Und zu Seinen Zeichen gehört die Erschaffung von Himmel und Erde52 und die Vielfalt eurer Sprachen und eurer Hautfarben53. Wahrlich, darin sind Zeichen für die Wissenden54, 52. Die Schöpfung von Himmel und Erde wird im Qur’an oft als Zeichen Allahs erwähnt. Meistens halten wir uns dabei nicht auf, obwohl sie des langen Nachdenkens verdient. Betrachten wir die unzähligen Himmelskörper, Wendekreise und Gestirne, so ist unsere Erde daran gemessen, ein winziges verirrtes Atom ohne Gewicht und Schatten. Die Geheimnisse ihres Seins und die Gesetze, die sie erhalten und bewegen, sind viel größer als dass der Mensch sie zu erfassen vermag. (Qutb) Vergleiche auch beispielsweise Suura 13:2 und die entsprechenden Fußnoten. (Anm. d. Übers.) Ihre Entstehung aus dem Nichts und die ihnen zugrunde liegenden Gesetzmäßigkeiten enthalten zahlreiche Hinweise auf ihren einzigen Schöpfer. Jeder, der vorurteilsfrei darüber nachdenkt, wie die Urenergie materielle Form annahm, wie sich dann die Materie in so viele verschiedene Elemente teilte und dies sich wiederum zu einem so ehrfurchteinflößenden System wie dem Universum verband, das Jahrmillionen hindurch in solcher Ordnung und Harmonie funktionierte, wird zu der Schlussfolgerung kommen, dass dies alles nicht durch irgendeinen Zufall geschehen sein kann, sondern dass ihm Allahs Weisheit zugrunde liegt. (Maududi) 53. Obgleich sie alle von Adam, Allahs Segen und Frieden auf ihm, abstammen. (Safwat Al-Tafsir) Unter den Menschen. Zweifellos steht dies in engem Zusammenhang mit der Schöpfung von Himmel und Erde, denn diese Verschiedenheiten beruhen auf unterschiedlichen geographischen Bedingungen. (Qutb) Die Unterschiede in Sprachen und Hautfarben können unter geographischem oder kulturgeschichtlichem Gesichtspunkt betrachtet werden. Die Menschheit ist aus einem einzigen Elternpaar entstanden; dennoch hat sie sich überall auf der Erde ausgebreitet und je nach dem Klima verschiedene Hautfarben, aber auch verschiedene Sprachen entwickelt. Ihre grundsätzliche Einheit bleibt davon aber unbeeinflusst. Sie haben dieselben Gefühle, und alle empfangen Allahs liebevolle Fürsorge. Im Laufe der Zeiten sterben alte Sprachen aus und neue entwickeln sich. Aus neuen Lebens- und Denkgewohnheiten entstehen beständig neue Worte und Ausdrücke, neue syntaktische Strukturen und neue Arten der Aussprache. Auch alte Völker sterben aus und neue entstehen. (Juusuf `Allii) Die Unterschiede in unseren Sprachen und Hautfarben sind Zeichen für Allahs Weisheit und Fürsorge und Seine Schöpferkraft, nicht Gründe für Spannungen, falsche Ideologien wie beispielsweise Nationalismus oder Rassismus oder gar für daraus entstehende Kriege oder imperialistische Systeme. Vergleiche auch Suura 49:13 und die entsprechenden Fußnoten. (Anm. d. Übers.) 54. Obwohl Wissenschaftler unserer Zeit die Vielfalt der Sprachen und Hautfarben erkennen, gehen sie daran vorbei, ohne darin Allahs Wirken und Seine Zeichen in Himmel und Erde zu sehen. Sie können diese Erscheinung zwar objektiv studieren, sie halten jedoch dabei nicht inne, um Den denkenden Schöpfer zu verherrlichen. (Qutb)
23. Und zu Seinen Zeichen gehört euer Schlaf bei Nacht und bei Tag55, und euer Streben nach Seiner Huld56. Wahrlich, darin sind Zeichen für Leute, die (zu) hören (bereit sind)57. 55. Wenn wir tiefer darüber nachdenken, stellen wir fest, dass Schlaf und Traum und auch der erholsame Übergang vom Wachen zum Schlaf und vom Schlaf zum Wachen wunderbar und geheimnisvoll sind, ebenso auch der Zustand unserer Gedanken und Gefühle und des Unbewussten bei allen diesen Vorgängen. Normalerweise schlafen wir nachts und gehen tagsüber unserer Arbeit nach, "im Streben nach Allahs Huld". Aber Ruhe und Schlaf können auch tagsüber notwendig werden, und vielleicht müssen wir nachts arbeiten. Die Arbeit für unseren Lebensunterhalt kann sich auch in Arbeit oder Dienst für eine höhere Sache verwandeln. Diese Prozesse weisen auf einen Hintergrund hin, den wir nur ungenau kennen, der aber ebenso ein Wunder ist wie alle anderen Zeichen Allahs. (Juusuf `Allii) 56. Indem wir für unseren Lebensunterhalt arbeiten. (Darjabadi) Auch dies sind Zeichen, die auf einen weisen Schöpfer hinweisen, der nicht nur Schöpfer ist, sondern aus Barmherzigkeit mit Seinen Geschöpfen dafür sorgt, dass sie alles bekommen, was sie brauchen. Der Mensch kann nicht ständig arbeiten, sondern muss sich ausruhen, um neue Energie zu gewinnen. Darum hat sich der Schöpfer nicht darauf beschränkt, ein Müdigkeitsgefühl und den Wunsch nach Ruhe im Menschen entstehen zu lassen, sondern einen Drang nach Schlaf in ihm erschaffen, der ihn überwältigt und zur Ruhe zwingt, wenn er zu lange gearbeitet hat. Der Mensch war bisher nicht in der Lage, das Wesen und die wirklichen Ursachen für den Schlaf zu erforschen. (Maududi) Auch dieser Aja stellt eine Verbindung her zwischen den Erscheinungen des Universums und den damit zusammenhängenden Zuständen des Menschen. Er verbindet die beiden Erscheinungen von Tag und Nacht mit dem Schlaf des Menschen und seiner Suche nach Allahs Versorgung, die Er Seinen Dienern gewährt. (Qutb) 57. Die die Wahrheit, die Ermahnung oder den Qur’an hören und ihr sogleich Folge leisten. (Qurtubi) In den Ajas 20-25 werden eine Reihe von Zeichen oder Wundern aufgezählt, die unser Inneres wecken und uns zur eigentlichen Realität führen sollen, wenn wir Allah suchen. 1. Unser eigener Ursprung und unsere Bestimmung; dies ist der notwendige Ausgangspunkt, ohne dass wir uns bei der Betrachtung viel Mühe geben müssen (Aja 20). 2. Die ersten Anfänge unseres gesellschaftlichen Lebens entstehen durch Sexualität und Liebe; vergleiche hierzu auch Suura 4:1. Um dies mit allen seinen Verwicklungen verstehen zu können, müssen wir nachdenken (Aja 21). 3. Als nächstes geht es darum, die Unterschiede in unseren Sprachen, Hautfarben und so weiter zu verstehen, die durch unterschiedliche Klimazonen und äußere Bedingungen entstanden sind; dieser Vielfalt liegt jedoch eine Einheit zugrunde, die wir erkennen, wenn wir unser Wissen erweitern (Aja 22). 4. Nun wenden wir uns unseren psychischen Zuständen zu wie Schlaf, Ruhe, Visionen, Einsichten und so weiter. Hier brauchen wir Lehre und Anleitung, auf die wir hören beständig neue Worte und Ausdrücke, neue syntaktische Strukturen und neue Arten der Aussprache. Auch alte Völker sterben aus und neue entstehen. (Juusuf `Ali) Die Unterschiede in unseren Sprachen und Hautfarben sind Zeichen für Allahs Weisheit und Fürsorge und Seine Schöpferkraft, nicht Gründe für Spannungen, falsche Ideologien wie beispielsweise Nationalismus oder Rassismus oder gar für daraus entstehende Kriege oder imperialistische Systeme. Vergleiche auch Suura 49:13 und die entsprechenden Fußnoten. (Anm. d. Übers.)
24. Und zu Seinen Zeichen gehört, dass Er euch den Blitz zeigt58, in dem Furcht und Hoffnung ist. Und Er sendet vom Himmel Wasser hernieder und belebt damit die Erde nach ihrem Tod59, Wahrlich, darin sind Zeichen60 für Leute, die begreifen61. 58. Der Blitz erregt im Menschen zwei Gefühle. Einmal das Gefühl der Angst vor dem Blitzschlag, der sich vernichtend auswirkt, und andererseits das Gefühl der Hoffnung auf den Segen, den der Regen, der meistens dem Blitz folgt, mit sich bringt. (Qutb) 59. Dadurch dass der benötigte Regen danach einsetzt. (I) Vergleiche auch Suura 13:12 und den Punkt 5 der vorletzten Fußnote. Einem Feigling erscheinen Blitz und Donner als furchtbare Naturgewalten: der Blitz scheint zu töten und zu zerstören, wo immer sein unaufhaltsamer Schlag nicht von einem Blitzableiter gebändigt wird. Aber der Blitz ist auch ein Vorbote für Regenwolken und fruchtbaren Schauer, die Wohlstand mit sich bringen. (Juusuf `Allii) 60. Deutliche Zeichen für die Wiedererweckung und Auferstehung. (ibn Kasir) Dies weist einerseits auf ein zukünftiges Leben hin und andererseits auf die Existenz des Einzigen Gottes, der Himmel und Erde lenkt. Zahllose Geschöpfe leben von dem, was die Erde hervorbringt; dies wiederum beruht auf der Produktivität der Erde, die ihrerseits vom Regen abhängig ist. Regen aber, ob in der Form von Wasser oder Schnee, entsteht durch die Sonnenwärme, den Wechsel der Jahreszeiten, Temperaturunterschiede, Winde und andere Faktoren. Das vollkommene harmonische Zusammenspiel aller dieser Faktoren kann kein Zufallsprodukt sein. (Maududi) 61. In diesen Phänomenen liegt nämlich für die Vernunft ein Anlass zum Begreifen und Nachdenken. (Qutb)
25. Und zu Seinen Zeichen gehört, dass der Himmel und die Erde festgegründet sind nach Seinem Gebot62. Dann, wenn Er euch zusammenruft mit einem Ruf aus der Erde, dann werdet ihr (sogleich) hervortreten63. 62. Durch Allahs kunstvolle Konstruktion erscheinen uns Himmel und Erde in der physischen Welt ohne jede Stütze. Sie legen Zeugnis vor Allah ab und erinnern uns an Ihn, da unser physisches Leben davon abhängig ist. Er hat sie und uns erschaffen. Wie können wir dann so starrsinnig sein, nicht unsere eigene hohe Zukunft zu erkennen, die mit Allahs Ruf und Seiner Barmherzigkeit verbunden ist? (Juusuf `Allii) Er ist nicht nur ihr Schöpfer, sondern auch ihr Erhalter. (Darjabadi) Vergleiche auch Suura 13:2 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Asad) Ohne Seinen Willen und Sein Gebot würde das ganze System zusammenbrechen. (Maududi) 63. Für den Schöpfer und Erhalter dieses Universums ist es nicht schwierig, euch wieder zum Leben zu erwecken. Sein Ruf genügt, um euch zu erwecken und aus allen Gegenden der Erde zusammenzubringen. (Maududi) Die Erde und der Himmel, die nur durch den Befehl Allahs aufrechterhalten werden, werden am Auferstehungstag durch andere ersetzt. Die Toten werden aus ihren Gräbern hervorkommen, nur auf Seiner Aufforderung und Seinem Befehl hin. (ibn Kasir) 26. Und Sein ist, was64 in den Himmeln und auf Erden ist - alles ist Ihm untertan65. 64. Dies sind Menschen, Engel und Dschinn. (Safwat Al-Tafsir) Sie sind Seine Geschöpfe, Sein Besitz und Seine Diener. (Al-Dschalalain) 65. Gehorsam ergeben. (Al-Dschalalain ) Freiwillig oder weniger freiwillig. (ibn Kasir) Die ganze Natur ist nicht nur Allah gehorsam, sondern auch ehrfürchtig ergeben. Sie rühmt sich ihres Privilegs, Ihm dienen und gehorchen zu dürfen. Warum sollten wir nicht das gleiche tun? Es ist ein Teil unseres ursprünglichen, unverdorbenen Wesens, und wir sollen wie alle anderen Wesen darauf reagieren. (Juusuf `Allii) Wir sehen, dass viele Menschen Allah nicht demütigt ergeben sind und Ihm nicht dienen wollen. Dieser Satz dient jedoch der Feststellung, dass alle Wesen im Himmel und auf der Erde Allahs Willen und Wunsch unterstellt sind. Sie werden von Allahs unabänderlichen Gesetzmäßigkeiten beherrscht, auch wenn sie sündig und kaafir sind. Was in ihnen widersetzlich ist, ist ihr Verstand, und was kaafir ist ist ihr Herz. Trotzdem bleiben sie aber dem Gesetz Allahs unterstellt, wie alle anderen Geschöpfe. Sie können nicht anders, als sich Ihm demütig und untertänig unterzuordnen. (Qutb)
27. Und Er ist es, Der die Schöpfung zuerst hervorbringt66, dann lässt Er sie wiedererstehen67, und das ist Ihm ein Leichtes68. Und Ihm gebühren die höchsten Attribute in den Himmeln und auf Erden69, und Er ist der allmächtige, der Allweise70. 66. Aus dem Nichts. (Safwat Al-Tafsir) Vergleiche oben Aja 11, wo derselbe Satz das Argument über den Ursprung und das Ziel aller Dinge bei Allah einleitete. Dies wurde dann durch Bezugnahme auf die vielfältigen Zeichen Allahs weiter veranschaulicht, und hier wird das Argument mit demselben Satz abgerundet. (Juusuf `Allii) 67. Am Tag der Auferstehung. (Darjabadi) Nach ihrem Tod. (Al-Dschalalain) Vergleiche auch Suura 10:4. Obwohl dieser Satz hier genauso lautet wie oben in Aja 11, hat er doch eine allgemeinere Bedeutung, indem er sich nicht nur auf den Menschen und dessen individuelle Auferstehung bezieht, sondern auf die Schöpfung und ständige Neuschöpfung allen Lebens. (Asad) 68. Nach dem Maßstab der Menschen ist die Neuerschaffung schwerer als eine Wiederholung. Warum betrachten sie denn die Auferstehung als eine für Allah unmögliche Tat, während sie naturgemäß noch leichter zu bewältigen ist als jene Neuschöpfung? (Qutb) Nichts für Allah ist leichter als das andere, sondern alles ist gleichsam leicht für ihn (Qurtubi) 69. Niemand teilt mit Ihm Seine "Eigenschaften". (Qutb) Allahs Herrlichkeit und Seine Attribute sind weit über allen Begriffen, mit denen wir sie bezeichnen können. Die menschliche Sprache reicht nicht aus, sie wiederzugeben. Nur durch Gleichnisse und Parabeln können wir uns in unserem gegenwärtigen Zustand eine Vorstellung davon machen, die aber auch dann noch nicht die Realität wirklich wiedergeben kann, denn Allah ist herrlicher und weiser als wir uns vorstellen können. (Juusuf `Allii) 70. Er ist mächtig, deswegen ist es leicht für Ihn, Tote wieder zum Leben zu erwecken; und Er ist weise, so dass Er die Auferstehung zu einem bestimmten angemessenen Zeitpunkt geschehen lässt. (Darjabadi)
Abschnitt 4 28. Er prägt für euch ein Gleichnis71 anhand eures eigenen (Lebens)72: Habt ihr unter denen, die eure Rechte besitzen73, etwa Teilhaber an dem, womit Wir euch versorgt haben74, so dass sie darin gleichberechtigt (mit euch) wären 75? Fürchtet ihr sie ebenso wie ihr euch (gegenseitig) fürchtet76? Auf diese Weise legen Wir die Zeichen dar77 für Leute, die verständig sind78. 71. Eine Art und Weise, durch die wir uns eine Vorstellung von Dingen machen können, die höher sind als unser eigener Daseinsbereich, sind Gleichnisse und Parabeln aus unserem eigenen Erfahrungsbereich. Ein solches Gleichnis soll uns hier den Widersinn des Götzendienstes vor Augen führen. Vergleiche auch die übernächste Fußnote. (Juusuf `Allii) Aus eurer Alltagserfahrung. (Darjabadi) Wörtlich: "Ein Gleichnis von euch selbst". (Asad) Dieses Beispiel wird für all jene angeführt, die Wesen aus Allahs Schöpfung zu seinen Teilhabern machen: Dschinn, Engel, Götzenbilder oder Bäume. Zur gleichen Zeit aber würden diese niemals ihren eigenen Schutzbefohlenen gestatten, Anteil an ihrem Besitz zu nehmen. Diesen Besitz jedoch haben sie nicht eigenhändig erschaffen, sondern er ist die Gabe Allahs. (Qutb) 72. Das ihr von alleine zu betrachten und zu begreifen vermögt. (ibn Kasir) Also ein realistisches Beispiel. (Safwat Al-Tafsir) Um den Polytheismus ad absurdum zu führen. (Darjabadi) Im vorigen Abschnitt ging es sowohl um die Einheit Gottes als auch um das zukünftige Leben; im nun folgenden Abschnitt geht es nur um die Einheit Gottes. (Maududi) 73. Das heißt Sklaven oder Untergebene. (Asad) 74. Allah steht weit höher über Seiner Schöpfung als auch das höchste Seiner Geschöpfe über irgendeinem Mitgeschöpf. Würde dennoch beispielsweise ein Mensch sein Eigentum auf gleicher Basis mit seinen Untergebenen teilen? Und was er als sein Eigentum bezeichnet, gehört zudem nicht Ihm, sondern wurde ihm von Allah gegeben. Im Sprachgebrauch "gehört es ihm" nur aufgrund bestimmter Begleitumstände. Wie können Menschen dann Allahs Geschöpfe zu einem gottgleichen Status erheben und verehren? (Juusuf `Allii) 75. Ihr und eure Sklaven oder Abhängigen. (Darjabadi) 76. Weder seid ihr und eure Sklaven gleich in der Verfügungsgewalt über eurem Besitz, noch fürchtet ihr sie in gleicher Weise, wie ihr gleichgestellte Freigeborene fürchtet. (Safwat Al-Tafsir) Diese Frage ist selbstverständlich rhetorisch und muss verneint werden. Aber wenn nicht einmal ein menschlicher Herr seinen Sklaven als gleichberechtigten Partner anerkennt, während sie doch beide Menschen sind, wie kann der Mensch dann geschaffene Dinge als Ihm gleich betrachten, wo Er doch ihr absoluter Herr ist und mit nichts verglichen werden kann, das existiert oder je existiert hat? Vergleiche auch Suura 16:75-76 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad) 29. Und dennoch folgen diejenigen, die unrecht tun79, ihren eigenen Begierden80 ohne Vernunft81. Doch wer könnte die rechtleiten, die Allah irregehen lässt82? Und für sie wird es keine Helfer geben83. 79. Die Argumente für Gottes Einheit und Einzigartigkeit. (Darjabadi) 78. Ein ganz einfaches, klares, doch entscheidendes Beispiel, das keinen Raum für Diskussionen lässt. Zudem stützt es sich auf einfache Logik und auf einen gesunden Menschenverstand. (Qutb) Vergleiche auch Suura 6:55 und 7:32 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii) 79. Dies sind die Götzendiener. (ibn Kasir) Die sich selbst gegenüber ungerecht handeln, indem sie andere Wesen Allah gleichsetzen und Allah Partner zuschreiben. (Darjabadi) 80. Es gibt für Begierden weder eine allgemeine Regel noch eine moralische Ordnung. Sie ist lediglich eine unbeständige Regung des menschlichen Egos und dessen zufällige Wallung, die sich auf keine Wahrheit stützt, der durch keine Grenze Einhalt geboten wird und die mit keiner Waage gewogen werden kann. Somit bedeutet dies ein Irrtum, der keine Hoffnung auf Rechtleitung verspricht. (Qutb) 81. Ohne richtiges und gründliches Nachdenken. (Darjabadi) Dies bezieht sich auf diejenigen, die absichtlich Allah andere Wesen zur Seite setzen und damit dem Wunsch nach göttlichen oder gottähnlichen Mittlern zwischen sich selbst und Allah nachgeben. Da ein solcher Wunsch der Vorstellung von Allahs Allwissenheit und Allgegenwart widerspricht, zeigt bereits sein Vorhandensein, dass die betreffende Person nicht wirklich an Ihn den Imaan verinnerlicht und daher keinerlei Wissen von der Wahrheit hat. (Asad) 82. Die Ungerechten, die absichtlich Allahs Rechtleitung abweisen und Allahs Gesetz brechen, haben sich selbst aus der Reichweite der Barmherzigkeit Allahs hinausbegeben. Damit stehen sie auch außerhalb der Grenzen des Wissens um ihr eigenes Gutes. In diesem Fall müssen sie die Folgen tragen gemäß der Verantwortlichkeit, die mit ihrem freien Willen verbunden ist. Wer kann ihnen dann beistehen oder sie führen? (Juusuf `Allii) Infolge seiner absichtlichen Blindheit. (Darjabadi) 83. Die sie vor dem bösen Ausgang schützen können. (Qutb) Vergleiche auch Suura 14:4 und 2:7 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Asad)
30. Darum84 widme dich ganz und gar85 des Diin des Hanif86. Das ist die natürliche Anlage (gewährt) von Allah87, in der Er die Menschheit erschaffen hat88. An der Schöpfung Allahs wird es keine Änderung geben89. Das ist der rechte Diin90. Doch die meisten Menschen erkennen (dies) nicht91. 84. Wenn dir die Realität deutlich geworden ist und du erkannt hast, dass niemand außer Allah der Schöpfer und Herr dieses Universums und des Menschen selbst ist, dann solltest du dich so verhalten, wie es in diesem Aja zum Ausdruck kommt. (Maududi) 85. Wörtlich: Wende dein Gesicht in Aufrichtigkeit des Islams zu. (Anm. d. Übers.) Wende dich nicht in irgendeine andere Richtung, nachdem du diese Lebensweise angenommen hast. Deine Werte und Normen sollten durch den Islam bestimmt sein, und dein Charakter und Verhalten sollte sich daran orientieren. (Maududi) Der Begriff "Gesicht" steht oft im übertragenen Sinne für das "gesamte Wesen" einer Person. (Asad) 86. "Haniif" حَنِيف – Der Wahrheit zugeneigt und verbunden sein. (Anm. des Überar.)Vergleiche auch Suura 2:135 und die entsprechenden Fußnoten. Wer das Privileg hat, Zugang zur Wahrheit zu finden, sollte niemals zögern oder schwanken, sondern beständig bleiben wie Menschen, die wissen. (Juusuf `Allii) Richte dich geradewegs nach dem Islam aus, denn das wird ein Schutz sein vor jenen Begierden und Wünschen (vergleiche oben Fußnote 80), die weder Wahrheit noch Recht berücksichtigen und keine Grundlage im Wissen haben. (Qutb) "Dieser Diin": die der Qur’an vermittelt, in der niemand außer Allah der Verehrung und des Gehorsams würdig ist, in der niemand für einen Partner Allahs gehalten werden kann, in der der Mensch durch seinen eigenen freien Willen entscheidet, sein Leben nach Allahs Rechtleitung und Seinem Gesetz auszurichten. (Maududi) 87. "Fitra" فِطْرَة bedeutet die natürliche Anlage, mit der ein Kind im Mutterleib erschaffen wurde. Dazu gehört die Fähigkeit, Allah zu erkennen, die Er den Menschen anerschaffen hat. (Darjabadi) 88. Die Einheit Gottes ist eine intuitiv erfassbare Wahrheit, die jedem vernünftigen Menschen deutlich ist, solange er sich nicht durch anerzogene Vorurteile beeinflussen lässt. (Darjabadi) Vergleiche auch Suura 7:172 und die entsprechenden Fußnoten. Der Begriff "Fitra", den ich mit "Naturanlage" übersetze, bezeichnet in diesem Zusammenhang die angeborene, intuitive Fähigkeit des Menschen, zwischen richtig und falsch, Wahrheit und Lüge zu unterscheiden und damit Allahs Existenz und Einheit zu spüren. Vergleiche dazu auch den Ausspruch des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm: „Jedes Kind wird mit seiner Naturanlage geboren; erst seine Eltern machen es später zum "Juden", "Christen" oder "Magier"." Diese drei Formen waren den Zeitgenossen des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, am besten bekannt und werden deshalb hier der "Naturanlage" gegenübergestellt, die in der instinktiven Erkenntnis Allahs des Menschen und seiner Hingabe an Ihn (Islam) besteht. Der Begriff "Eltern" steht hier im weiteren Sinne auch für "gesellschaftliche Einflüsse" oder "Umgebung". (Asad) Damit wird eine Verbindung hergestellt zwischen der natürlichen Veranlagung der menschlichen Persönlichkeit und diesem Diin: beide sind von Allah vorgegeben, beide sind mit den allgemeineren Gesetzmäßigkeiten des Daseins im Einklang. Allah, der die Herzen der Menschen erschaffen hat, hat auch den Islam herabgesandt, um ihnen Orientierungsmöglichkeiten zu geben und sie zu vervollkommnen. Er kennt Seine Geschöpfe genau. (Qutb) 89. Seitens des Schöpfers. (Qurtubi) Der Mensch geht unschuldig, rein, wahrhaftig, frei und mit der Neigung zum Guten sowie mit Verständnisfähigkeit über seine eigene Position im Universum und Allahs Güte und Macht begabt aus Allahs Schöpferhand hervor. Dies ist seine wahre Veranlagung, so wie es die Veranlagung eines Lammes ist, sanft zu sein, und die eines Pferdes, schnell zu sein. Aber der Mensch verfängt sich im Netz von Bräuchen, Gewohnheiten, Aberglauben, egoistischen Wünschen und falschen Lehren. Dadurch wird er vielleicht streitsüchtig, unwahrhaftig, sklavisch, an Falschem oder Verbotenem interessiert und desinteressiert an seinen Mitmenschen und an der reinen Verehrung Allahs. Die Aufgabenstellung für geistige Lehrer besteht darin, diese Entfremdung zu heilen und die menschliche Natur wieder zu dem zu machen, was sie nach Allahs Willen sein sollte. (Juusuf `Allii) Allah hat den Menschen als Seinen Diener geschaffen, damit er ausschließlich Ihm dient. Diese natürliche Veranlagung des Menschen kann nicht verändert werden, wie sehr man auch versucht. Weder kann der Mensch seine Position als Diener ändern noch kann jemand außer Allah sein Herr im eigentlichen Sinne werden. (Maududi) 90. Vergleiche auch Suura 9:36. Hier ist die Bedeutung des Begriffes "diin qayjiim" الدِّينُ الْقَيِّم weiter gefasst, denn das Wort diin bezeichnet nicht nur Diin oder Gesetz, sondern die gesamte Lebensweise mit allen Gedanken und Wünschen des Menschen. Die "Religion" oder der "gerade Weg" wird damit den verschiedenen menschlichen Systemen gegenübergestellt, die miteinander im Konflikt sind und sich als "Konfessionen" oder "Sekten" bezeichnen (vergleiche auch unten Aja 32). Allahs Weg ist einer, so wie Er selbst Einer ist. (Juusuf `Allii) Dem Diin: seiner eigenen inneren Anlage treu zu sein. (Maududi) Wenn die Menschen von ihrer Naturanlage abweichen, kann nur diese Religion sie wieder damit in Übereinstimmung bringen. Die Naturanlage des Menschen entspricht der eigentlichen Natur des gesamten Daseins. Dies ist in erster Linie an den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gerichtet, im weiteren Sinne ist es aber das Ziel aller Mu'mins. (Qutb) 91. Sie bedenken dies nicht, um dann zur Erkenntnis zu kommen, dass sie Einen Erschaffer haben, Dem sie diesen müssen. (Qurtubi)
31. Wendet euch in Ergebenheit Ihm zu92 und fürchtet Ihn 93, und verrichtet das Gebet94 und seid nicht unter denen, die Götzen anbeten95, - 92. "Muniib" مُنِيب : in Ergebung oder in Reue. (Anm. d. Über.) "Reue" bedeutet nicht, in Sack und Asche herumzulaufen und einen finsteren Pessimismus zu kultivieren. Es bedeutet, Krankheit zugunsten von Gesundheit, Krummes zugunsten des geraden Weges aufzugeben und die eigene Naturanlage, wie sie Allah geschaffen hat, gegenüber allen Entfremdungen zur Geltung zu bringen. Dies ist vergleichbar mit einer Magnetnadel, die in einer falschen Position gewaltsam festgehalten worden ist und jetzt losgelassen wird: sie wird sich sogleich nach dem magnetischen Pol ausrichten. (Juusuf `Allii) Dies bedeutet Hinwendung zu Allah in allen Lebenslagen und unter allen Umständen sowie vollkommenes Vertrauen auf Ihn. (Juusuf `Allii) 93. Fürchtet, Seine Gebote zu übertreten. (Ruch Al-Maanii) Taqwa heißt ein sensibles Gewissen zu haben und bei jedem Handeln Allahs zu gedenken, insgeheim und öffentlich. (Qutb) 94. Auf eine Art und Weise, die Allah gefällig ist. (Safwat Al-Tafsir) In ausschließlicher Verehrung Allahs. (Qutb) Hinwendung zu Allah und Taqwa sind Haltungen des Herzens. Diese machen sich nach außen in physischen Handlungen bemerkbar, die ihrerseits wiederum Ehrfurcht und Hingabe im eigenen Inneren wachsen lassen. Aus diesem Grund folgt unmittelbar auf das Gebot, die innere Haltung zu ändern, die Aufforderung zu diesem physischen Akt, in diesem Falle zum Gebet. Solange eine Idee nicht weiter ist als ein Gedanke, kann sie nicht stabil sein; sie kann verblassen oder sich verändern. Wenn der Mensch jedoch beginnt, sie zu verwirklichen, verwurzelt sie sich in ihm und gewinnt durch zunehmende Praxis immer mehr Kraft, so dass sie als Überzeugung schließlich nicht mehr verblassen kann, denn sie ist mit der entsprechenden Erfahrung verbunden. Dies gilt nicht nur für das Gebet, sondern für alle guten Handlungen. Das Gebot, regelmäßig zu beten, kam in Makka, als eine Handvoll von Muslimen schwer verfolgt wurden. Es gab keinerlei Anzeichen dafür, dass jemals eine islamische Gesellschaft oder gar Regierung entstehen könnte. Dies widerspricht der verbreiteten falschen Ansicht, das Gebet sei nur in einem islamischen Staat eine Pflicht für die Muslime. (Maududi) 95. Aufrichtige Überzeugung von Gottes Einheit unterscheidet letztendlich die Mu'mins von den Götzendienern. (Qutb) 32. Unter denjenigen96, die in ihren Diin uneinig werden97 und sich in Parteien spalten - (wobei) jede Partei sich dessen freut98, was sie zu besitzen (scheint)99. 96. Nun folgt eine Beschreibung der erwähnten Götzendiener. (Qutb) 97. Statt die Einheit zu wahren. (Darjabadi) Jene, die den Diin umänderten und vertauschten, an einem Teil davon den Imaan verinnerlichten, während sie einen anderen Teil zu ignorieren suchten. (ibn Kasir) 98. In der Annahme dies wäre die Wahrheit. (Ruch Al-Maanii) Wobei sich jede Partei fanatisch an ihren Diin festhält und jede nur ihren Begierden folgt. (Safwat Al-Tafsir) 99. Wobei eine davon Allah bestimmte Dschinn zur Seite setzt, eine andere die Engel, wieder andere die Vorfahren, Könige oder Machthaber, andere wiederum Priester und Gelehrte und so weiter, also viele verschiedene Formen und Gattungen der Götzendienerei. die Religion ist hingegen eine einzige, die weder ersetzbar ist noch lässt sie sich in Gruppen oder Sekten spalten. Ihre Anhänger werden nur vom Einzigen Gott geführt, unter Dessen Befehl sich Himmel und Erde stellen. (Qutb) Eine gute Beschreibung selbstzufriedenen Sektierertums gegenüber der Religion. Vergleiche auch oben Fußnote 90. (Juusuf `Allii) Vergleiche auch Suura 6:159; 21:92-93 und 23:52-53 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Asad) Dies ist eine Anspielung darauf, dass die wirkliche Lebensweise für den Menschen die der Naturanlage entsprechende ist, wie oben erläutert wurde. Diese Lebensweise ist nicht aus polytheistischen Vorstellungen hervorgegangen, die sich allmählich zum Monotheismus entwickelt haben, wie uns die spekulative Religionsphilosophie glauben machen will. Im Gegenteil sind alle Diins der Welt aus einer veränderten ursprünglichen Lebensweise entstanden, indem verschiedene Völker der natürlichen Wahrheit selbst gemachte Glaubensvorstellungen beimengten und allmählich die ursprüngliche Lebensweise aufgaben. Der einzige Weg, wahre Rechtleitung zu erlangen, besteht darin, zu der ursprünglichen Realität zurückzukehren, die Grundlage der Religion ist, und sich von allen späteren Entstellungen und Exzessen zu reinigen. (Maududi)
33. Doch wenn die Menschen Unheil100 trifft, rufen sie ihren Herrn in Reue und Ergebung an101. Dann (jedoch) wenn Er ihnen von Seiner Barmherzigkeit zu kosten gibt102, siehe da, dann stellen einige von ihnen ihrem Herrn Götzen an die Seite103. 100. Wie zum Beispiel Armut oder Krankheit oder dergleichen. (Safwat Al-Tafsir) Dies ist ein Bild der menschlichen Seele, die nicht aus einer stabilen Grundlage schöpft und keinen klaren Weg befolgt. Sie schwankt zwischen aktuellen Beeinflussungen und zufälligen Vorstellungen. So gedenkt sie ihres Herrn und sucht Hilfe bei der Allmacht, von der sie weiß, dass ihre Errettung nur aus ihr kommen könnte, nur im Falle ihrer Drangsal. (Qutb) Vergleiche Suura 10:12. Schwierigkeiten, Verzweiflung oder widrige Lebensumstände bringen den Menschen zu der Erkenntnis seiner Hilflosigkeit und wenden seine Aufmerksamkeit zurück zum Ursprung von Güte und Glückseligkeit. Wenn ihm aber eine besondere Gnade zuteil wird - was öfter der Fall ist als er es verdient - vergisst er nicht selten sich selbst und schreibt dies seiner eigenen Klugheit, den Sternen oder irgendwelchen falschen Ideen zu, die er hoch einschätzt. Dies ist jedenfalls eine grobe Undankbarkeit. (Juusuf `Allii) Dann flehen sie ausschließlich zu Ihm. (Darjabadi) 101. Dies ist ein deutlicher Beweis dafür, dass in ihren Herzen immer noch Spuren von der Erkenntnis der Einheit Allahs existieren. Sobald ihre Hoffnungen zunichte werden, ruft ihr Innerstes nach dem wirklichen Herrn des Universums, Der allein ihnen helfen kann. (Maududi)102. Indem ihre Schwierigkeiten und Anfechtungen hinwegenomen werden. (Darjabadi) Gesundheit oder Wohlstand. (Qurtubi) 103. Dann wenden sie sich wieder ihren Gottheiten zu und behaupten, das Unglück sei durch ihre Hilfe beseitigt worden. (Maududi) Dem gleichen Herrn, Den sie zuvor um Hilfe anflehten. (Ruch Al-Maanii) In der Anbetung. (Qurtubi) Vergleiche auch Suura 16:54 und die entsprechende Fußnote. (Asad) Und dies ist die Partei, die sich auf keine gesunde Basis stützt. Wohlstand lässt sie die Not vergessen, die sie zu Allah zurückbrachte und führt sie zur Verleugnung der Gnade, die Er ihnen zukommen ließ. (Qutb)
34. Auf dass sie ihren Undank zeigen für das, was Wir ihnen gegeben haben104. Genießet nur105, doch bald schon werdet ihr wissen106. 104. Für die Barmherzigkeit, die Allah ihnen erwiesen hat. (Darjabadi) Auf dass: darin liegt eine Drohung. (Qurtubi) 105. Mit den vergänglichen Annehmlichkeiten dieses Lebens. (Darjabadi) Diese Drohung ergeht an solche Polytheisten, die sich der Botschaft Muchammads, Allahs Segen und Frieden auf ihm, entgegenstellen. (Qutb) 106. Vergleiche Suura 16:54. Sie können ungestört die Annehmlichkeiten dieses Lebens, ihre Phantasien und ihren Götzendienst genießen, aber bald werden sie desillusioniert. Dann erkennen sie den wahren Wert der Dinge, die sie vernachlässigt haben. (Juusuf `Allii) Die Folgen eurer Unvernunft. (Darjabadi) Dies ist eine versteckte Drohung, ungeheuer und furchterregend zugleich. In der Tat, der Mensch ängstigt sich vor der Drohung eines Herrschers oder eines Vorgesetzten. Wie viel schrecklicher sollte die Androhung sein, wenn sie vom Erschaffer dieses riesigen Universums kommt, Der es nur mit dem Wort "sei" entstehen ließ?! (Qutb)
35. Oder haben Wir ihnen (etwa) Ermächtigung herabgesandt107, die für das spricht108, was sie Ihm beizugesellen pflegen109? 107. Durch einen Propheten oder in irgendeiner heiligen Schrift. (Darjabadi) Dies ist eine missbilligende sarkastische Frage einerseits, die enthüllen will, dass Polytheismus sich auf keine rechte Grundlage stützt und deren Beweis nicht erbracht werden kann. Andererseits dient diese Frage der Festlegung, dass es keinen Diin geben kann, außer der, die von Allah herabgesandt wird oder wofür Allah eine Legitimation gegeben hat. (Qutb) Während Al-Dachhak und andere mit ihm das Wort Ermächtigung (Sultaan سُلْطَان) mit Buch erklären, legen es ibn Abbas und Al-Dachhak selbst als Beweis aus. Sultan (Ermächtigung) ist auch das, womit der Mensch eine Bestrafung von sich abwehrt. (Asad) 108. Das Buch vom Himmel, das den Beweis erbringt und die Richtigkeit ihres Diins bezeugt. (Qurtubi) Für eine Rechtfertigung, falschen Gottheiten zu dienen. (Darjabadi) 109. Vergleiche Suura 35:40 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad) Welche Vollmacht haben sie, die Beseitigung ihres Unglücks nicht auf Allah, sondern auf irgendeinen Götzen oder auch einen heiligen Menschen zurückführen? Stimmt dies mit der Vernunft überein? Oder sagt vielleicht irgendeine heilige Schrift, Allah habe Seine Macht an andere Wesen delegiert? (Maududi)
36. Und wenn Wir den Menschen Barmherzigkeit zu kosten geben, freuen sie sich darüber110. Und wenn ihnen Unheil zustößt aufgrund dessen was ihre Hände vorausgeschickt haben111, siehe, dann verzweifeln sie112. 110. Mit diesen Menschen sind solche gemeint, die sich nicht an die feststehenden Rechtleitungen gebunden fühlten, an der sie alle ihre Angelegenheiten messen. Diese freuen sich über die Barmherzigkeit - eine Freue des Übermuts und der Eitelkeit. Damit vergessen sie ihre Herkunft und ihre Vernunft und anstatt ihre Dankbarkeit dafür zu zeigen, raubt ihnen die Freude den Verstand. (Qutb) Freut sich deswegen in seinem Innern und prahlt damit gegenüber anderen. (ibn Kasir) 111. Für die Ungerechtigkeiten, die sie begangen haben. (Darjabadi) Vergleiche auch Suura 4:79 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad) 112. Sie verzweifeln und versuchen nicht, durch rechtzeitige Umkehr Allahs Gnade zu erringen. (Darjabadi) Es gehört zum Wesen eines Mu'mins, Dankbarkeit für erwiesene Gnade zu zeigen, und seine Hoffnung auf seinen Herrn zu setzen, wenn ihn eine Drangsal trifft. (Al-Dschalalain) In den vorigen Ajas wurde der Mensch für seine Unvernunft und Undankbarkeit getadelt. Hier wird er dafür getadelt, dass er sich kindisch und kleinlich verhält. Sobald jemand etwas Wohlstand oder Macht erlangt, vergisst er, dass ihm dies von Allah gegeben wurde. Er prahlt mit seinem Erfolg und ist so aufgeblasen in seiner Selbstüberschätzung, dass er weder auf Allah noch auf die Menschen Rücksicht nimmt. Sobald ihn jedoch dann sein Glück im Stich lässt, verliert er völlig den Mut, büsst sein Selbstwertgefühl ein und ist zu jeder schlimmen Tat bereit, ja sogar zum Selbstmord. (Maududi) Es gehört zum Wesen eines Mu'mins, Dankbarkeit für erwiesene Gnade zu zeigen, und seine Hoffnung auf seinen Herrn zu setzen, wenn ihn eine Drangsal trifft. (Al-Dschalalain)
37. Sehen sie denn nicht, dass Allah die Versorgung mehrt wem Er will und dass Er sie nach Maß zuteilt113? Wahrlich, darin sind gewiss Zeichen für Leute, die den Imaan verinnerlichen114. 113. Dies könnte sich entweder auf zwei verschiedene Personen beziehen oder auf die gleiche Person in zwei verschiedenen Zeiten. (Ruch Al-Maanii) Vergleiche Suura 28:82 und die entsprechenden Fußnoten. Dass Allah den einen gewissen Gaben schenkt und anderen vorenthält ist in sich ein Zeichen für Menschen, die den Imaan verinnerlichen und verstehen. (Juusuf `Allii) Seinem allumfassenden Plan entsprechend. (Darjabadi) 114. Zeichen Seiner Macht und Seiner Weisheit. (Darjabadi) Wer an Allah den Imaan verinnerlicht und Ihn als den erkennt, Der über seinen Lebensunterhalt verfügt, kann sich nicht zu gemeinen Handlungen hinreißen lassen, wie es bei denen der Fall ist, die Allah vergessen haben. Wenn ihm reichlich zugeteilt wird, wird er darüber nicht arrogant, sondern ist Allah dankbar, verhält sich seinen Mitmenschen gegenüber großzügig und freigebig und verwendet sein Vermögen für Allahs Sache. Im entgegengesetzten Fall übt er Geduld; er setzt niemals seinen Selbstrespekt und seine Ehrlichkeit aufs Spiel, sondern hofft bis zuletzt auf Allahs Fürsorge. (Maududi) So wird Armut sie nicht zur Verzweiflung führen. (Asad) 38. So gib dem Verwandten, worauf er ein Recht hat, ebenso wie dem Bedürftigen und dem Wanderer115. Das ist trefflicher für diejenigen, die nach Allahs Belohnung und Seinem Wohlgefallen streben116 und sie sind es, denen es wohlergehen wird117. 115. Da doch Allah Derjenige ist, Der großzügig oder auch in bescheidenen Masse Versorgung gewährt, oder auch vorenthält, so zeigt Er auch den Menschen den Weg auf, der ihr Vermögen mehrt und sie gewinnen lässt - nicht wie sie denken, sondern so, wie Er es ihnen weist. Deshalb setzt Allah einen Teil des Vermögens fest für bestimmte Gruppen unter Seinen Geschöpfen, das derjenige zu entrichten hat, der dieses Vermögen in Besitz nimmt und nannte ihn ein Anrecht. Dies war, bevor die Sakaa vorgeschrieben wurde. (Qutb) Vergleiche Suura 17:26. (Asad) Nicht Almosen, sondern ihr Recht. (Maududi) Dem Bedürftige ist derjenige, der nicht besitzt oder nur wenig, so dass seine Bedürfnisse nicht gedeckt sind. (ibn Kasir) Dem Wanderer, also der Gast. Damit ist die Gastfreundschaft zur Pflicht (Fard) gemacht worden. (Qurtubi) 116. Wörtlich: die nach Allahs Angesicht streben. (Anm. d. Übers.) Vergleiche auch Suura 2:112 und 6:52 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii) 117. Sowohl in diesem Leben als auch im zukünftigen. Vergleiche auch Suura 2:5 und die entsprechende Fußnote. (Juusuf `Allii) Dies bedeutet nicht, dass sich wahrer Erfolg automatisch einstellt, wenn wir den Verwandten, Bedürftigen und Reisenden ihr Recht geben, sondern wenn wir die Rechte anderer nicht achten, erlangen wir auf keinen Fall wahren Erfolg. Dieser stellt sich nur dann ein, wenn wir anderen ihre Rechte aufrichtig und nur um Allahs Zufriedenheit willen gewähren. (Maududi)
39. Und was ihr gegen Zinsen hingebt118, um es zu vermehren mit dem Besitz der Leute119, das bringt vor Allah keinen Ertrag. Doch was ihr an Sakaa hingebt, in dem Wunsch nach Allahs Wohlgefallen120 - das sind diejenigen, denen ein Vielfaches zuteil werden soll121. 118. Dies bezeichnet alles, was nicht für Allahs Sache aufgewendet wird, sondern um der Konventionen willen und mit der Absicht, dafür mehr zurückzuerhalten. (Darjabadi) In der Zeit des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, versuchten einige Leute, ihr Vermögen dadurch zu mehren, dass sie reiche Leute beschenkten. Sie hofften damit, das Vielfache zurückzuerhalten. Deshalb erläutert Allah ihnen hier die richtige Methode zur Mehrung des Vermögens. (Qutb) Als Geschenk oder Gabe, um dann ein Vielfaches zurückzufordern. Deswegen wurde das Ganze nach dem geforderten Zuwachs (Riba) des Handels benannt. (Al-Dschalalain) 119. Riba ist unrechtmäßiges Einkommen aller Art wie Wucher, Bestechungsgelder, Einkommen aus unlauteren Geschäften und so weiter. Vergleiche auch Suura 2:275-277 und die entsprechenden Fußnoten. Aller unrechtmäßige Gelderwerb wird verurteilt. Wirtschaftlicher Egoismus und vielerlei Praktiken im Individuellen wie auch im nationalen und internationalen Bereich fallen in dieses Gebiet. Grundsatz ist, dass unsere Einkünfte durch unsere eigenen Bemühungen und unseren Einsatz erworben werden sollen, nicht durch Ausnutzung und Ausbeutung anderer Menschen, wie auch immer wir dies mit schönen und großartigen Worten umkleiden mögen. Aber wir sollen noch über diesen negativen Aspekt, Unrecht zu vermeiden, hinausgehen. Wir sollen unsere aktive Liebe zu unserem Nächsten zeigen, indem wir ihm unsere eigenen Mittel oder Fähigkeiten oder Möglichkeiten zur Verfügung stellen, wenn er sie braucht. Dann ist Allahs Vergeltung dafür auch nicht nur entsprechend unseren Verdiensten. Sie wird mehrfach vervielfältigt. (Juusuf `Allii)Hier erscheint im Qur’an chronologisch zum erstenmal der Begriff "Riba" wörtlich: "Zunahme" oder "Vermehrung"). Suura 2:275-281 war die letzte diesbezügliche Offenbarung, und der Prophet starb, ohne darüber nähere Erläuterungen abgeben zu können. Dennoch zeigt der Qur’an durch seine Verurteilung dieses Tatbestandes sowie derjenigen, die sich auf diese Weise bereichern, besonders angesichts der wirtschaftlichen Erfahrungen der Menschheit im Laufe der vergangenen Jahrhunderte, zur Genüge sein Wesen und seine gesellschaftlichen und moralischen Implikationen auf. Es geht um alle Geschäftspraktiken, bei denen der wirtschaftlich Schwächere durch den Stärkeren ausgebeutet wird, vor allem um Darlehen gegen Zinsen, wo der Kreditnehmer allein das Risiko trägt. (Asad) 120. "Allahs Angesicht suchen" bedeutet aus reiner Liebe zu Allah und der Sehnsucht, Ihn selbst zu sehen. (Juusuf `Allii) Dies ist das sicherste Mittel, das eigene Vermögen wachsen zu lassen. Es ohne Erwartung einer Gegenleistung oder Ersatzes herzugeben, sondern einzig und allein im Streben nach Allahs Wohlgefallen. Ist Er es nicht, Der großzügig beschert aber auch Seine Gaben einschenkt? Ist Er es nicht auch, Der gibt oder ganz vorenthält? So ist Er es auch, der den Wohltäter mit dem Vielfachen seiner Gaben belohnt, wehrend Er das Vermögen der Wucherer verringert. Dies ist die Abrechnung im Diesseits. Und im Jenseits gibt es eine andere Abrechnung, denn dort geht es um ein Vielfaches. Welch ein gewinnbringender Handel hier und dort! (Qutb) Vergleiche Suura 2:276. (Asad) 121. Deren Belohnung vervielfacht wird. (Ibn Kasir) Hier gibt es keine Begrenzung mehr. Je ehrlicher die Absicht und die Opferbereitschaft und der Wunsch, Allahs Wohlgefallen zu erlangen, um so größer ist Allahs Lohn. (Maududi)
40. Allah ist es, Der euch erschaffen hat122, dann gewährt Er euch Versorgung 123, dann wird Er euch sterben lassen, dann wird Er euch (wieder) Leben geben124. Gibt es unter denen, die ihr Gott zur Seite setzt, jemanden, der ähnlich zu tun vermag125? Gepriesen sei Er und hoch erhaben über das, was sie Ihm bei gesellen126. 122. Hier wendet sich die Thematik wieder der Lehre von Allahs Einheit und dem zukünftigen Leben zu. (Maududi) Der Disput mit den Polytheisten wird wieder aufgenommen. (Asad) 123. Allah, Der Erschaffer, lässt den Menschen nackt und hilflos aus dem Leib seiner Mutter hervorkommen. Dann aber lässt Er ihm Kleider und Vermögen zukommen. (ibn Kasir) Er hat auf der Erde alles für eure Versorgung notwendige zur Verfügung gestellt und Vorkehrungen getroffen, dass jeder etwas davon bekommt. (Maududi) 124. Am Tag der Auferstehung. (ibn Kasir) 125. Die Personen oder Dinge, denen wir Anteil an Allahs Herrlichkeit zusprechen, während unser Dienst und unsere Verehrung allein Allah vorbehalten sein sollte. Verdanken wir etwa ihnen unsere Existenz? Oder tragen sie Sorge für unseren Unterhalt? Können sie uns wiederbeleben? Sicherlich nicht. Wie unsinnig ist es dann, sie für "Partner Gottes" zu halten! (Juusuf `Allii) Vergleiche auch Suura 6:22 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad) Auf die Frage die hier gestellt worden ist, erwartet Allah keine Antwort. Denn sie ist eine Frage, die der Verneinung dient, gestellt in der Form des Tadels. Somit wird sie nur gefolgt von der Erklärung von Allahs Erhabenheit. (Qutb) 126. Vergleiche Suura 10:18 und ähnliche Abschnitte. (Juusuf `Allii)
Abschnitt 5 41. Unheil ist offenkundig geworden an Land und auf dem Meer127 aufgrund dessen, was die Hände der Menschen erwirkten128; daraufhin lässt Er sie ein Teil dessen, was sie getan haben, kosten129, auf dass sie umkehren mögen130. 127. Mit Unheil ist nach Qatadah Polytheismus gemeint, was auch das größte Unheil bedeutet. Dagegen erklärt ibn Abbas Unheil mit der Ermordung des eigenen Bruders. Es wurde aber auch mit Dürre und dem Verschwinden des Segens definiert. (Asad) "Zu Land und zu Meer" ist gleichbedeutend mit der Umwelt. Dieser Aja bezieht sich nicht nur auf die politische Anarchie zur Zeit des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sondern erst recht auf den moralischen Verfall der gegenwärtigen Welt. (Darjabadi) 128. Allahs Schöpfung war in sich selbst rein und gut. Alles Unheil und alle Entstellung wurde durch das Böse eingeführt, nämlich durch Arroganz, Egoismus und ähnliches. Vergleiche auch oben Aja 30 und die entsprechenden Fußnoten. Sobald sich Unheil verbreitet, greift Allahs Barmherzigkeit ein, um ihm Einhalt zu gebieten. Die Folgen des Bösen sind unvermeidlich böse, und dies zeigt sich in einer teilweisen Strafe für das, "was die Hände der Menschen erworben haben", die als Warnung für die Zukunft dienen und zur Umkehr auffordern sollt. (Juusuf `Allii) Moralische Bosheit des Menschen wirkt sich auf sein physisches Wohlergehen sowie auch auf seinen materiellen Wohlstand aus. (Darjabadi) Dieser Aja war wohl kaum jemals besser zu verstehen als in unserer Zeit, wo der Mensch durch Umweltzerstörung und nukleare Zerstörung seine eigene Existenz gefährdet. (Anm. d. Übers.) 129. Ein Teil dessen, was sie an Bosheiten und Schlechtigkeiten getan haben, wenn sie sich selbst daran verbrennen. (Qutb) Der Partikel "li" soll hier nicht eine Absicht ausdrücken ("so dass") sondern eine Folge ("darauf lässt Er sie ... "). (Asad) Nur ein Teil davon, denn der Grossteil der Vergeltung erfolgt im Jenseits. (Qurtubi) 130. Das endgültige Ziel der Gerechtigkeit und Strafe ist es, den Menschen vom Bösen zurückzugewinnen und die Reinheit und Unschuld wiederherzustellen, in der der Mensch ursprünglich erschaffen wurde. Das Böse, das durch den relativ freien Willen des Menschen entstanden ist, soll entfernt werden, indem dieser Wille erzogen wird. Denn wenn Wille und Absichten des Menschen gereinigt sind, ist dieser in der Lage, sich viel weiter zu entwickeln als irgendein anderes Lebewesen. (Juusuf `Allii) Die wachsende Entstellung und Zerstörung unserer natürlichen Umwelt, die sich so furchtbar gerade in unserer Zeit bemerkbar macht, wird hier als das bezeichnet, "was die Hände der Menschen erworben haben", das heißt als Folge jener selbstzerstörerischen, da völlig materialistisch orientierten Aktivitäten, die jetzt die Menschheit mit zuvor unvorstellbaren ökologischen Katastrophen bedrohen: ungehemmte Verschmutzung von Land, Wasser und Luft durch industrielle Abfallprodukte, fortschreitende Vergiftung des Pflanzen- und Tierlebens, genetische Missbildung im Körper des Menschen selbst durch den immer weiter verbreiteten Verbrauch von Drogen und angeblich "nützlichen" Chemikalien und die allmähliche Ausrottung von Tierarten, die für das menschliche Leben wichtig sind. Zusätzlich zu all diesem beobachten wir eine rapide Zersetzung des menschlichen Gesellschaftslebens, die Zunahme sexueller Perversion, Kriminalität und Gewalt, vielleicht mit nuklearer Vernichtung als Endstadium - all dies ist das Ergebnis davon, dass der Mensch Allah ignoriert und damit wesentliche ethische Werte außer acht gelassen und durch blinden Glauben an "materiellen Fortschritt" ersetzt hat. (Asad) "Vielleicht werden sie umkehren": bedeutet, dass Allah den Menschen die Folgen einiger ihrer bösen Handlungen zeigt, so dass sie die Realität verstehen, ihren Irrtum wahrnehmen und sich der Wahrheit zuwenden, bevor es zu spät ist. Vergleiche auch Suura 9:126; 13:31; 32:21 und 52:47 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Maududi)
42. Sprich: „Wandert umher auf Erden und seht, wie das Ende derer war, die (euch) vorangegangen sind131. Die meisten von ihnen pflegten Götzen anzubeten132." 131. Um sie als warnendes Beispiel zu nehmen. (Al Qurtubi) Ihr Ende, dessen Zeugnisse sichtbar werden für den, der auf der Erde umherreist. Und dieses Ende ermutigt nicht dazu, den gleichen Weg einzuschlagen. (Qutb) 132. Bei der Betrachtung der menschlichen Geschichte und vergangener Erfahrungen (auch geistiger Erfahrung) entdeckt man, dass Böses und Unrecht dazu neigen, sich selbst zu zerstören, denn sie verehren falsche Idole und folgen falschen Normen und Wunschvorstellungen. (Juusuf `Allii) Sie verehrten materielle Annehmlichkeiten und Macht und verloren auf diese Weise alle geistigen Werte aus den Augen, so dass sie zum Schluss sich selbst zerstörten. (Asad) Der am Anfang der Suura erwähnte Krieg zwischen den Großmächten Byzanz und Persien war hierin nichts Neues. Die Geschichte der Menschheit ist voll von Berichten vom Untergang großer Nationen, deren Grundübel die Abgötterei war. (Maududi) 43. Nun wende dein Angesicht133 auf den geradlinigen Diin134, bevor ein Tag135 kommt136, der durch Allahs (Befehl) unabwendbar ist137. An diesem Tag werden sie voneinander geschieden138. 133. Diese Aufforderung ergeht von Allah an Seine Diener, sich Ihm eilends in Gehorsam zu ergeben und gute Werke zu verrichten. (ibn Kasir) 134. Vergleiche auch oben Vers 30, wo die geradlinige Orientierung am wahren Glauben der Zersplitterung durch Begierden und Wunschdenken gegenübergestellt wird. (Qutb) Vergleiche auch Suura 3:19 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad) 135. Der unausweichliche Tag des Endgerichts. (Darjabadi) 136. Wir sollten das Gleichgewicht wiederherstellen, das durch das Böse verloren gegangen ist, bevor es zu spät ist. Denn der Tag kommt, an dem die wahren Werte wiederhergestellt werden und Trug und Übel vernichtet werden. Nur Umkehr und Wiedergutmachung können die Folgen des Bösen abwenden. Wenn jener Tag kommt, ist es zur Umkehr zu spät, denn die unüberbrückbare Barriere zwischen Gut und Böse steht dann fest, und die Möglichkeit zur Rückkehr zu Allahs Plan ist dann ausgeschlossen. (Juusuf `Allii) 137. Was Allah nicht abwendet, kann von niemand anderem aufgehalten werden. (Qutb) 138. Eine scharfe Unterscheidung findet statt zwischen den Unglücklichen, die die Wahrheit den Islam zurückgewiesen hatten und nun dafür zu leiden haben, und den Rechtschaffenen, die Heil und Frieden erlangen. Vergleiche auch den nächsten Aja. Beachte, dass der Zustand der Mu'mins nicht einfach passiv ist. (Juusuf `Allii) Nach der Abrechnung. Ein Teil geht ins Paradies und der andere in die Hölle. (Al-Dschalalain)
44. Auf diejenigen, die kaafir sind, wird ihr Kufr zurückfallen139, und diejenigen, die gute Werke tun, werden sich selber eine (angenehme) Ruhestätte bereiten140. 139. Dieser kurze Satz umschließt alle Verluste und Leiden, die die Kaafirs aufgrund ihrer Haltung treffen. (Maududi) 140. Die Glückseligen sind nicht passiv in ihrem Zustand; sie tragen aktiv zu ihrer eigenen Glückseligkeit bei: "sie breiten für sich selbst ihr Ruhelager aus." (Juusuf `Allii) Wer Gutes tut, der ebnet sich selbst damit in Wahrheit den Weg zur eigenen Glückseligkeit in dem Augenblick, indem er recht zu handeln sucht. (Qutb)
45. Damit Er diejenigen belohne, die mu’min sind durch Seine Huld141. Wahrlich, Er liebt nicht die Kaafirs142. 141. Niemand verdient das Paradies allein durch seine Werke, so sehr er sich auch bemüht. (Qutb) Er belohnt sie mit dem Vielfachen ihres Verdienstes, mit dem Zehnfachen und bis zum Siebenhundertfachen. (ibn Kasir) 142. Wenn er sie auch nicht liebt, so behandelt er sie doch gerecht. (ibn Kasir) 46. Und es gehört zu Seinen Zeichen143, dass Er die Winde entsendet144 als Boten froher Kunde145 auf dass Er euch von Seiner Barmherzigkeit zu kosten gibt146, und dass Er die Schiffe dahinschwimmen lässt nach Seinem Gebot146, und auf dass ihr Seine Gunst zu erlangen sucht147, - und auf dass ihr dankbar sein möget148? 143. Oben in Aja 20-27 wurde uns Allahs Kunstfertigkeit in der materiellen und geistigen Welt vor Augen geführt. Danach wurde in den Ajas 28-40 gezeigt, dass Menschen und Natur ursprünglich rein aus Allahs Schöpferhand hervorgingen und wie wir diese Reinheit wiederherstellen sollen, wenn wir Allahs Willen und Plan erfüllen wollen. Hier wird uns nun mitgeteilt, dass die Mittel zu dieser Reinigung und Wiederherstellung von Allah selbst geschickt werden, sowohl in der materiellen als auch in der geistigen Welt. (Juusuf `Allii) 144. Er sendet Seine Botschaften auf dieselbe Weise, wie Er Winde sendet ... Diese Ergänzung ist durch die folgenden Ajas gerechtfertigt, ebenso aber auch durch die vorausgehenden. Nur dadurch kann die symbolische Bedeutung dieser "Winde" völlig erklärt werden. (Asad) Als Vorboten des Regens. (Qurtubi) In diesen Ajas wird die Entsendung der Winde als frohe Boten verbunden mit der Entsendung von Propheten, die mit klaren Beweisen kommen, und die Errettung der Mu'mins durch die Propheten mit der Herabsendung des belebenden Regens. Diese Verbindung hat ihren Sinn, denn sie stellen alle eine Barmherzigkeit Allahs dar und das ganze folgt den Gesetzmäßigkeiten Allahs. (Qutb) 145. Vergleiche auch Suura 7:57 und 25:48 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii) Dies bezieht sich auf den Regen und auf die Fruchtbarkeit des Bodens. (Qurtubi) 146. Dies bezieht sich auf die Winde, die das Segeln ermöglichen. In alten Zeiten war die Seefahrt davon abhängig, und widrige Winde waren verheerend. Darum wird hier dieser Aspekt des Windes nach dem Regen erwähnt, beides als besonderer Gnadenerweis Allahs. (Maududi) 147. In der physischen Welt kühlen und reinigen die Winde nicht nur die Luft und bringen Regen, der den Boden befruchtet, sondern sie unterstützen den internationalen Handel und Verkehr auf dem Seeweg und heute auch auf dem Luftweg. Wer diese Segnungen Allahs zu nutzen weiß, ist erfolgreich und froh, während diejenigen, die diese Zeichen nicht verstehen, in den Stürmen umkommen. So verhält es sich auch in der geistigen Welt: Bringer froher Botschaft wurden von Allah gesandt. Wer aus ihrer Botschaft Nutzen zu ziehen verstand, erlangte geistigen Gewinn. Wer sie jedoch ignorierte oder sich gar gegen sie wandte, ging geistig unter. Vergleiche auch den nächsten Aja. (Juusuf `Allii) 148. Für alle diese Gaben, durch Gehorsam und durch den Imaan an die Einheit Gottes. (Qurtubi)
47. Und Wir haben bereits vor dir149 Gesandte zu ihren Völkern geschickt150, und sie kamen mit klaren Beweisen zu ihnen151. Dann aber haben Wir Vergeltung geübt an denen, die gesündigt haben152, und es ist eine Verpflichtung für uns, den Mu'mins zu helfen153. 149. Damit ist der Prophet angesprochen, als Trost für die Ablehnung durch die Mehrheit seines Volkes. (ibn Kasir) 150. Die Entsendung der Winde als Boten froher Kunde ist gleich wie die Entsendung der Propheten mit den klaren Beweisen. (Qutb) Vergleiche auch Suura 10:74 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)
48. Allah ist Derjenige, Der die Winde entsendet, die die Wolken aufwirbeln154 dann breitet Er sie am Himmel aus wie Er will, oder Er türmt sie aufeinander. Dann siehst du den Regen aus ihnen hervorbrechen155. Und wenn Er ihn niedergehen lässt auf die von Seinen Dienern, die Er will, sind sie darüber hocherfreut, - 151. Die Menschen nahmen jedoch diese Barmherzigkeit Allahs nicht an, anders als die Botschaft der Winde, und waren nicht in der Lage, Nutzen daraus zu ziehen, so wie sie das Wasser nutzten. Stattdessen standen sie gegenüber den Propheten in zwei Gruppen: Frevler, die nicht den Imaan verinnerlichen wollten, nicht davon ablassen wollten, die Propheten zu verletzen und die Menschen von Allahs Pfad abzubringen; und Mu'mins, die Allahs Zeichen beherzigten, für Seine Gnade dankbar waren, auf Seine Verheißung vertrauten und die Verfolgungen und Angriffe der Ungerechten ertrugen. Dann kam das Ende entsprechend Allahs Gerechtigkeit und Seiner Verheißung. (Qutb) Zu Allahs Zeichen gehörten solche, die in der Umwelt des Menschen zerstreut sind und die er in jedem Augenblick seines Lebens beobachten kann, wie beispielsweise die Zirkulation der Winde. Andere Zeichen brachten die Propheten in Form von Wundern und Offenbarungen Allahs und dem außergewöhnlich reinen Charakter und dem lebensspendenen Einfluss auf die menschliche Gesellschaft. Beide Arten von Zeichen verwiesen auf dieselbe Realität, nämlich die Einheit Gottes, die uns die Propheten verkündet haben. Die Zeichen stützen einander und bezeigen den Wahrheitsgehalt der prophetischen Botschaft. (Maududi) 152. "Oder die Schuldigen": diejenigen, die sich diesen beiden Arten von Zeichen gegenüber blind gestellt und auf ihrer Rebellion gegen Allah beharrt haben. (Maududi) 153. "Nasr" bedeutet hier nicht nur "Hilfe", sondern auch "Vergeltung für erlittenes Unrecht". (Darjabadi) Diese Errettung oder dieser Beistand trifft in Bewertung der Menschen manchmal verzögert ein, da sie die Dinge mit einem anderem Maßstab messen als Allah. Doch Allah, Der Allweise, Der Allkundige erfüllt Sein Versprechen zu dem Zeitpunkt den Er kennt und will. Die Weisheit in der Erwählung diesen Zeitpunktes könnte sich den Menschen offenbaren oder auch nicht. Sein Wille ist immer das Beste und Seine Zeitbestimmung ist die richtige. (Qutb) 154. Hier fährt der Text fort mit der Feststellung, das Allah Derjenige ist, Der die Winde entsendet, den Regen niedergehen lässt und die Erde nach ihrem Absterben zum Leben erweckt und ebenso die Toten, alles gemäß der gleichen gewohnten Handlungsweise und der gleichen Methode. (Qutb) Auch hier haben die "Winde" eine symbolische Bedeutung, nämlich geistiges Leben und Hoffnung. (Asad) 155. Er verteilt den Regen. (Darjabadi) 49. Und dabei waren sie, bevor er auf sie niederging156, voller Verzweiflung157. 156. Bevor ihnen der Regen geschickt wurde. (Darjabadi) 157. Vor ihrer Freude über den Regen. (Darjabadi) Sie haben jede Hoffnung auf Regen aufgegeben. (Al-Dschalalain)
50. So schau doch auf die Spuren der Barmherzigkeit Allahs, wie Er die Erde wiederbelebt nach ihrem Tod. Wahrlich, auf eben diese Weise wird Er die Toten wiederbeleben158. Denn Er hat Macht über alle Dinge. 158. "Schau auf die Wirkungen der Barmherzigkeit Allahs" - sieh, wie die Seelen voll Freude aufblühen nach ihrer Verzweiflung, genau wie die Erde nach ihrer Starre, wie Leben eindringt in den Erdboden wie in die Herzen. Dies ist eine realistische, sichtbare Wahrheit, zu deren Erfassung man nichts weiteres benötigt, als eine verständige und nachdenkliche Betrachtung. (Qutb) Nach den beiden Gleichnissen von der reinigenden und befruchtenden Wirkung der Winde folgt nun das Gleichnis von der Erde, die im Winter oder in der Trockenzeit stirbt und im Frühling oder in der Regenzeit wieder auflebt, beides durch Allahs Gnade. So geschieht es auch im geistigen Bereich: der Mensch kann sterben und durch Allahs Gnade wiederbelebt werden, wenn er sich in Allahs Hand gibt. (Juusuf `Allii) So wie die tote Erde durch einen Regenschauer zu neuem Leben erweckt wird, so wird die moralisch und geistig tote Menschheit durch der Offenbarung Allahs zum Leben erweckt und bringt moralische Größe und Tugend hervor. (Maududi)
51. Und wahrlich, (immer) wenn159 Wir einen Wind entsenden , und sie sehen, wie dadurch alles gelb wird160, dann sind sie danach von Undankbarkeit erfüllt161. 159. Der Partikel "lain" (wörtlich: "in der Tat, wenn ... ") wird im Qur’an oft benutzt, um zu betonen, dass das im folgenden Erwähnte immer wiederkehrt oder sich immer wiederholt. (Asad) "La" ist der Partikel, der einen Schwur kennzeichnet. (Al-Dschalalain) 160. Ein gelber Wind. Gelb durch das, was er mit sich trägt, an Sand und Staub. Ein solcher Wind wirkt sich zerstörerisch auf Saat und Flur aus. (Qutb) Einen Wind, der ihre Saat vertrocknen lässt, nachdem sie sich zu ausgewachsenen Pflanzen entwickelt hatte. (ibn Kasir) Einen eisigen Wind oder eine Hitzewelle, die die Ernte vernichtet. (Maududi) Ein weiteres Gleichnis von den Naturkräften. Wir haben gesehen, wie die Linde diejenigen erfreuten, belebten und bereicherten, die sie im rechten Geiste nutzten. Aber unter bestimmten Umständen können Winde zerstörerisch wirken: wenn sich jemand Allahs Segen trotzig entgegenstellt, kann er Strafe bringen. Statt jedoch dann auch diese Strafe im rechten Sinne zu verstehen - wie etwa Mu'mins ihr Unglück hinnehmen und das Beste daraus machen - fluchen die Kaafirs und werden um so verstockter. (Juusuf `Allii) 161. Indem sie Allahs frühere Gnadenerweise vergessen. (Darjabadi) Sie zeigen ihre Undankbarkeit in Groll und Verzweiflung, anstatt sich Allahs Ratschluss zu fügen, und sich zu Ihm zu wenden und Ihn anzuflehen, dass Er dieses Unglück von ihnen nehme. Und dies ist der Zustand dessen, der nicht an die Vorherbestimmung Allahs den Imaan verinnerlicht. (Qutb) Vergleiche auch Suura 11:9 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad) Sie machen Allah Vorwürfe für ihr Unglück, während sie zu der Zeit, als Allah ihnen reichlichen Segen zuteil werden ließ, undankbar waren. Auch hierin liegt eine Anspielung auf die Botschaft der Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm,: die Menschen jedoch hören nicht zu und weisen Allahs Segen zurück; wenn Allah dann infolge ihres Kufrs Despoten und Tyrannen unter ihnen aufstehen lässt, die ihnen schweren Schaden zufügen und ihre Menschenwürde zerstören, dann machen diese Menschen Allah die Vorwürfe dafür. (Maududi) 52. Doch wahrlich, du kannst weder die Toten hörend machen162 noch kannst du bewirken, dass die Tauben den Ruf hören163, wenn sie sich abwenden und den Rücken kehren. 162. Trotz der Klarheit aller aufgeführten Beweismittel. (Qurtubi) Die Wunder der Schöpfung Allahs sind für jeden wahrnehmbar, der für solches Wissen offen ist. Viele Menschen sind jedoch so starrsinnig, dass sie die Fähigkeiten dazu brachliegen lassen. Wie können sie dann begreifen? Abgesehen von denjenigen, die ihren geistigen Sinn abtöten, gibt es auch solche Menschen, die mit den Tauben verglichen werden können, indem ihnen ein Wahrnehmungsorgan fehlt, die jedoch durch einen anderen Wahrnehmungssinn angesprochen werden können wie beispielsweise durch die Sehfähigkeit. Wenn sie sich jedoch abwenden und weigern, überhaupt Lehre anzunehmen, wie kann sie dann die Wahrheit erreichen? (Juusuf `Allii) Allah bezeichnet diese als Tote, ohne jegliches Leben, als Taube, die kein Gehör haben und als Blinde, die keine Rechtleitung finden können. Wessen Sinne also vom Leben abgeschnitten sind, der kann nicht die in der Schöpfung wirksamen Gesetzmäßigkeiten (Sunna Allah) wahrnehmen; er ist tot, und es gibt kein Leben in Ihm. Er vegetiert wie ein Tier oder noch schlimmer, denn ein Tier folgt seinem Instinkt, der es kaum verlässt. (Qutb) Deren Gewissen abgestorben ist, deren moralisches Selbst alles Leben verloren hat, deren Selbstvergötterung solche Formen angenommen hat, dass sie damit ihre Fähigkeit zur Wahrnehmung der Wahrheit zerstört haben. (Maududi) 163. "Die Tauben": die ihre Ohren und Herzen verschlossen haben, so dass sie nichts verstehen, obwohl sie alles hören. Letztendlich gehen sie jedoch auch der Möglichkeit aus dem Weg, die Wahrheit überhaupt zu hören, so dass niemand mehr ihnen etwas verständlich machen kann. (Maududi)
53. Und auch die Blinden kannst du nicht rechtleiten, wenn sie irregehen wollen164. Du kannst fürwahr nur die hörend machen, die an Unsere Zeichen den Imaan verinnerlichen und die sich in Allahs Willen ergeben.165 164. Vergleiche auch die Fußnoten zum letzen Aja. Hier geht es um Menschen, von denen gesagt werden kann: "Niemand ist so blind wie jemand, der nicht sehen will." Sie ziehen es vor, ihren angenehmen Wegen der Selbsttäuschung zu folgen. Wie kann man sie da noch führen? Von geistigen Lehren haben nur solche Menschen Nutzen, die sich ihnen öffnen -die den Imaan verinnerlichen und ihren Willen Allahs Willen unterordnen. Dies ist die zentrale Lehre des Islam. (Juusuf `Allii) Es ist nicht Aufgabe eines Propheten, die Blinden ihr ganzes Leben lang an der Hand zu führen. Er kann ihnen nur Rechtleitung und den geraden Weg zeigen. Aber solche Menschen zu führen, die den Weg gar nicht sehen wollen, den der Prophet ihnen zeigt, und die verblendet sind, geht über die Kraft eines Propheten hinaus. (Maududi) 165. Diese sind es, die den Aufruf zu Allah hören, weil ihre Herzen lebendig, deren Augen geöffnet und deren Wahrnehmungssinne gesund sind. Sie hören und geben sich Allah hin. Und schließlich spricht dieser Aufruf zu Allah nichts anderes an als ihre eigene innere Naturanlage, ihr wirkliches Selbst, so dass dieses antwortet. (Qutb)Vergleiche auch Suura 27:80-81 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad) Sie sind die Lauteren in ihrem Imaan an Gottes Einheit. (Al-Dschalalain)
Abschnitt 6 54. Es ist Allah, Der euch erschaffen hat in Schwäche166, dann gab Er euch nach der Schwäche Kraft167, dann ließ Er euch nach der Kraft (wieder) in Schwäche zurückfallen und grauhaarig werden168. Er erschafft was Er will169, und Er ist Der Allwissende, Allvermögende.170 166. In einem Zustand der Hilflosigkeit bei eurer Geburt und in eurer Kindheit. (Darjabadi) Hier wird gesagt "aus Schwäche", nicht "schwach" oder "in einem schwachen Zustand", als ob "Schwäche" der erste Grundstoff wäre, aus dem das Dasein des Menschen entstanden ist und sich entwickelt. Diese Schwäche, auf die dieser Aja hinweist, hat viele Bedeutungen und Erscheinungen in der Bildung des Menschen. Sie bezieht sich als erstes zum Beispiel auf die physische Schwäche, repräsentiert in der kleinen, aber feinen Eizelle, aus der der Embryo entsteht und daraus das Kind, das sich zu einem kräftigen jungen Menschen entwickelt. Es ist auch die Schwäche der Substanz, aus der der Mensch ursprünglich entstand, nämlich des Lehms, der ohne den Hauch Allahs in seiner materiellen oder tierischen Form verblieben wäre. Im weiteren ist es die Schwäche des menschlichen Egos angesichts der eigenen Neigungen und Begierden. (Qutb) Ein weiterer Hinweis auf das Vermögen Allahs ist diesmal im Menschen selbst zu finden. (Qurtubi) 167. Im Erwachsenenalter. (Darjabadi) Vergleiche die vorige Fußnote. Kraft bezieht sich hier auf alle oben aufgezählten Aspekte. (Qutb) 168. Was oben über die Menschen gesagt wurde, die Allahs Lehre "wirkungslos machen", bedeutet nicht, dass das Böse in der Lage ist, das Gute zu besiegen. Wir werden im Gegenteil aufgefordert, Allahs Weisheit anhand eines weiteren Gleichnisses zu betrachten. In unserem physischen Leben erfahren wir, wie Kraft aus Schwäche und Schwäche wiederum aus Kraft hervorgeht. Aus dem hilflosen Baby wird ein kräftiger und lebensfroher Erwachsener, der dann wiederum altersschwach wird. Dennoch liegt eine Weisheit in allen diesen Stadien. Allah verwirklicht Seinen Plan "wie Er will", das heißt ohne dass sich jemand diesem in den Weg stellen kann. (Juusuf `Allii) 169. Er entscheidet darüber, wer stark ist und wer schwach, wer ein reifes Alter erreicht und wer in früher Jugend stirbt. Wenn der Mensch will, kann er in Selbsttäuschung und Arroganz dahinleben, aber in Allahs Hand ist er so hilflos, dass er an seinem eigenen Zustand nichts ändern kann. (Maududi) 170. Er kennt alle Veränderungen und kann sie bewirken. (Darjabadi)
56. Und171 am Tage, an dem die Stunde (der Abrechnung) eintreten wird172, werden die Sünder schwören173, dass sie nicht länger als eine Stunde verweilt hätten174. Auf diese Weise pflegten sie sich (stets) von der Wahrheit abbringen zu lassen175. 171. Er wird euch sterben lassen und wieder auferwecken. Dieser Einschub ist hier impliziert und bildet die Überleitung von dem vorigen Abschnitt zu diesem, sowie auch die Verbindung zu den Ajas 11-16 und 27 oben. (Asad) 172. "Die Stunde". So wird der Jüngste Tag genannt, entweder weil er sich in der letzten "Stunde" des irdischen Lebens ereignen wird, oder weil er so plötzlich eintritt. (Ruch Al-Maanii) Die vorher beschriebene genau geplante Entwicklung muss irgendwann ein Ende finden die auch minder exakt geplant ist. Dieses Ende wird hier in einer Szenerie des Jüngsten Tages beschrieben. (Qutb) Wo auch immer jetzt die scheinbaren Unterschiede liegen mögen - wo die Guten schwach und die Bösen stark erscheinen - alles wird schließlich ausgeglichen und das Gleichgewicht wiederhergestellt. Dies geschieht zu seiner Zeit - so schnell, dass die Ungerechten völlig überrascht werden. Sie hatten sich zu der Illusion verleiten lassen, sie könnten sich ihre Freiheiten leisten, während ihnen in Wirklichkeit nur eine Bewährungsfrist eingeräumt worden war. Nachdem sie davon keinen Gebrauch gemacht haben, stehen sie der Strafe gegenüber, die sie nicht hatten wahrhaben wollen. (Juusuf `Allii) 173. Verwirrt und sprachlos über diese Entwicklung. (Darjabadi) 174. In den Gräbern. (Darjabadi) Selbst wenn seit ihrem Tode Jahrtausende vergangen sind, haben sie das Gefühl, sie hätten nur ein paar Stunden geschlafen. (Maududi) "Sie schwören, nicht mehr als eine Stunde verweilt zu haben." Dieser Schwur könnte sich beziehen auf die Zeit ihres Verbleibs in ihren Gräbern oder aber auf ihr Verweilen im allgemeinen auf Erden, als Lebende und Tote. (Qutb) 175. Auch in ihrem irdischen Leben hatten sie auf diese Weise ihre Situation falsch eingeschätzt und infolgedessen die Realität nicht wahrgenommen und die Auferstehung und ihre Verantwortlichkeit vor Allah geleugnet. (Maududi) Der illusorische Charakter des erdgebundenen menschlichen Zeitgefühls wird an verschiedenen Stellen im Qur’an betont. Im obigen Zusammenhang wird erstens die Relativität dieser Vorstellung hervorgehoben, das heißt die unendliche Kürze unserer Lebensspanne verglichen mit dem zukünftigen Leben (vergleiche beispielsweise Suura 10:45 oder 17:52), und zweitens die selbstbetrügerische Entschuldigung des auferstandenen Ungerechten, seine Lebensspanne sei zu kurz gewesen, als dass er seine Irrtümer einsehen und umkehren konnte. Auf diesen zweiten Aspekt spielt der Qur’an hier an. (Asad)
56. Diejenigen aber, denen Wissen und Frömmigkeit gegeben worden ist176, werden sagen: „Ihr habt fürwahr so, wie es euch von Allah vorgeschrieben wurde177 bis zum Tag der Auferweckung verweilt. Und nun ist der Tag der Auferweckung (gekommen)178 doch ihr, ihr (wolltet) nichts davon wissen179." 176. "Mit Wissen Begabte" sind höchstwahrscheinlich die Gläubigen, die an die Stunde der Auferstehung glaubten und über die oberflächlichen Dinge dieses Lebens hinausblicken konnten. Sie sind es, die wahres Wissen und Imaan besitzen. (Qutb) 177. Vom Tage eurer Geburt und bis zum Tage der Auferstehung. (ibn Kasir)178. Den ihr immer abgeleugnet habt. (Safwat Al-Tafsir) Die festgesetzte Frist ist abgelaufen wie lang oder kurz sie auch immer gewesen ist. (Qutb) Mu'mins und wissende Menschen hatten die ganze Zeit über die wahren Werte gekannt - die der Dinge in diesem vergänglichen Leben und die der Dinge, die dauerhaft sind und ihnen am Ende gegenüberstehen - im Gegensatz zu den Ungerechten, die sich mit Trug zufrieden gaben und schließlich überrascht werden, wie Unwissende, die mit der Realität konfrontiert werden. (Juusuf `Allii) 179. Zu Lebzeiten. (Darjabadi) Ihr habt euch absichtlich dieser Verheißung gegenüber verschlossen. (Asad)
57. So wird an diesem Tag denen, die unrecht getan haben, ihre Entschuldigung gar nichts nützen180 und man wird sie nicht mehr um Zurechtweisung bitten lassen181. 180. Wer absichtlich die Warnungen in Allahs Botschaft in den Wind geschlagen hat, dem nützt es jetzt nichts, sich mit Unwissenheit herauszureden. Eine solche Entschuldigung ist falsch, und es wäre unvernünftig anzunehmen, dass sie dadurch eine neue Gelegenheit zur Umkehr erlangen könnten. Dann ist es zu spät. (Juusuf `Allii) 181. Denn dies ist nicht der Tag des Tadelns sondern der Bestrafung. (Qutb) Es von ihnen nicht mehr gefordert, Allah mit Reue oder Gehorsamkeit zufrieden zu stellen, denn die Zeit der Reue oder Buße ist endgültig vorbei. (Safwat Al-Tafsir) Dieser Satz kann auch übersetzt werden: "... es wird ihnen nicht die Gelegenheit zur Umkehr gegeben." Sie haben jede Möglichkeit zur Umkehr, zum Islam und zu rechtschaffenen Handlungen verloren und die Zeit verschwendet, die ihnen als Prüfung zur Verfügung gestellt worden war. (Maududi)
58. Und Wir haben für die Menschen182 in diesem Qur’an alle (möglichen) Gleichnisse geprägt183. Doch wenn du ihnen ein Zeichen bringst184, dann werden ganz gewiss diejenigen, die kaafir sind, sagen: „Ihr bringt ja nur Nichtiges vor185," 182. Zu ihrer Rechtleitung und Ermahnung. (Darjabadi) 183. Mit deren Hilfe sie die Wahrheit erkennen können, um ihr dann zu folgen. (ibn Kasir) Damit sie begreifen können. (Al-Dschalalain) Der Qur’an beinhaltet eine Sammlung allumfassender Beispiele in allen Sprechweisen und mit allen Mitteln zur Erweckung von Herz und Verstand. Damit kann er jedes Herz und jeden Verstand in jedem Milieu und in jeder Situation ansprechen und ebenso die menschliche Seele, in all ihren Um- und Zuständen. (Qutb) Vergleiche Suura 39:27 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad) 184. Ein Wunderzeichen, wie es ihren Vorstellungen entspricht. (Darjabadi)185. Dinge von höchster Bedeutung sind im Qur’an von verschiedenen Gesichtspunkten her erläutert worden wie beispielsweise hier in dieser Suura, durch Gleichnisse und Parabeln aus der Natur und aus unserer alltäglichen Lebenserfahrung. Aber wie es auch immer erklärt wird und wie überzeugend es auch immer für Menschen sein mag, die aufrichtig die Wahrheit suchen, diejenigen, die sich absichtlich von der Wahrheit abwenden, können überhaupt nichts Überzeugendes darin finden. In ihren Augen ist alles "leeres Gerede". (Juusuf `Allii)
59. Auf diese Weise versiegelt Allah die Herzen186 derer, die nicht wissen (wollen)187. 186. Wenn jemand eine Trotzhaltung gegenüber der Wahrheit annimmt, dann ist (Allahs Gesetzmäßigkeiten entsprechend) die natürliche Folge davon, dass sich sein Herz und seine Vernunft bei jedem ablehnenden Akt verhärtet. Es wird immer unempfänglicher für die Wahrheit, so wie ein versiegelter Briefumschlag nicht mehr in der Lage ist, weitere Mitteilungen aufzunehmen. (Juusuf `Allii) 187. Von Gottes Einheit und Attribut. (Safwat Al-Tafsir) Vergleiche auch Suura 2:7 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)
60. So harre aus in Geduld188. Das Versprechen Allahs wird sich wahrlich bestätigen189. Und lass dich nicht von denen erschüttern, die sich nicht überzeugen lassen wollen.190 188. Angesichts aller Provokationen und Misserfolge. Damit ist in erster Linie der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, angesprochen. (Darjabadi) Geduld ist das einzige Mittel der Mu'mins auf den langen steinigen Weg, der manchmal kein Ende zu haben scheint. (Qutb) 189. Dies bezieht sich auf Allahs Versprechen oben in Aja 47. Nämlich jenen Ungerechten zu vergelten, die Allahs Zeichen verspotteten und leugneten, und den Mu'mins beizustehen. (Maududi) Dich den Sieg davon tragen und deine Religion die Oberhand gewinnen zu lassen. (Safwat Al-Tafsir) 190. Ein Diener Allahs lässt nicht in seinen Bemühungen nach und verliert nicht den Mut, wenn die Kaafirs ihn verspottenden oder verfolgen oder scheinbar sogar seine Botschaft wirkungslos machen. Er hat einen Imaan und weiß, dass Allah letztendlich Seine Wahrheit zur Geltung bringen wird. Er setzt seine von Allah gegebene Aufgabe fort, mit Geduld und Ausdauer, die sich schließlich gegen den Ansturm seiner Opponenten durchsetzt, die von keiner Gewissheit gestützt werden. (Juusuf `Allii) So endet die Suura, die mit dem Versprechen anfing, dass die Römer und mit ihnen die Mu'mins den Sieg in einigen Jahren davon tragen würden, mit der Aufforderung zur Geduld, bis eben dieses Versprechen eintrifft. (Qutb)
Einführung zu Suura 31 Der Gedankengang vom endgültigen Ziel aller Dinge wird hier von einem anderen Gesichtspunkt her fortgesetzt. Was ist Weisheit? Wo ist sie zu finden? Wird sie die Mysterien der Zeit und der Natur und jener Welt, die höher ist als die physische Natur lüften, die uns Allah näher bringen? Die Antwort darauf ist: „Ja, wenn menschliche Weisheit Luqmaans, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Rat entsprechend in Aufrichtigkeit und Ehrfurcht auf Allah ausgerichtet ist und jede Lebensäußerung mit Freundlichkeit veredelt, ohne falsche Nachlässigkeit und Nachsichtigkeit, die dem Gesetz Allahs zuwiderläuft - Wenn sie also kurz gefasst dem "goldenen Mittelweg" folgt. (Juusuf `Allii) Die Thematik zeigt, dass diese Suura in einer Zeit offenbart wurde, als man mit allen möglichen Mitteln die islamische Bewegung zu unterdrücken versuchte. Dies wird vor allem auch in den Ajas 14-15 deutlich, wo junge Menschen, die sich dem Islam angeschlossen hatten, darauf hingewiesen werden, dass den Eltern zwar nach Allah der größte Respekt zusteht, sie ihnen aber nicht gehorchen sollen, wenn sie ihre Kinder zwingen wollen, sich vom Islam ab und dem Götzendienst zuzuwenden. Eine ähnliche Thematik finden wir in Suura 29, so dass wir daraus schließen können, dass die beiden Suuras dem gleichen Zeitabschnitt angehören. Eine genaue Untersuchung des Stils und der Gesamtthematik der beiden Suuras lässt jedoch erkennen, dass diese Suura früher offenbart wurde, denn hier ist noch nichts von den schweren Verfolgungen spürbar, denen die Muslime zur Zeit der Suura 29 ausgesetzt waren. (Maududi) Dies ist eine makkanische Suura. Und wie alle makkanischen Suuras behandelt sie die drei Fundamente des Islams: Imaan an die Einzigkeit Gottes, Prophetentum und Auferstehung. Sie beginnt mit der Erwähnung des Weisen Buches, dem Wunderzeichen Muchammads, Allahs Segen und Frieden auf ihm, eines immerfort andauernden Zeichens. Als weiteren Punkt lenkt sie die Aufmerksamkeit der Polytheisten auf die Beweise der Allmacht und Einzigkeit Gottes, die im Universum verstreut sind. Sie endet mit der Warnung vor jenem Tag des Schreckens, an dem weder Geld noch Nachkommen nützen können. Ihren Namen bezieht sie von der Geschichte Luqmaans, die einen überaus hohen Wert an Weisheit und Richtigkeit des Handels aufweist. (Safwat Al-Tafsir)
Zusammenfassung: Wer ernsthaft nach Rechtschaffenheit strebt, wird geführt, im Gegensatz zu denen, die nach Sinnlosem streben und vergehen. Die gesamte Schöpfung legt davon Zeugnis ab. Weisheit, wie sie von Luqmaan gelehrt wird, ist wahrer Gottesdienst und besteht in Mäßigung. (Ajas 1-19) Wahre Weisheit ist fest und dauerhaft und erkennt Allahs Gesetzmäßigkeiten in den Vorgängen in Seiner Schöpfung. Sie schaut auf das letztendliche Ziel aller Dinge, dessen Geheimnis nur Allah kennt. (Ajas 20 - 34) Luqmaan Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen. 1. Alif, Lam, Mim1. 1. Viel ist geschrieben worden über die Bedeutung dieser Buchstaben, doch das meiste davon sind reine Mutmaßungen. Einige Kommentatoren geben sich damit zufrieden, sie einfach als mystische Symbole anzuerkennen, deren Erörterung mit den Mitteln verbaler Logik müßig ist. In der Mystik nehmen wir Symbole als solche vorerst hin; ihre esoterische Bedeutung wird uns durch Erleuchtung klar, wenn wir dazu innerlich bereit sind.
2. Dies sind die Ajas des Buches der Weisheit2, - 2. Diese Suura bezieht sich auf Weisheit, und dementsprechend wird der Qur’an hier als "weises Buch" oder als "Buch der Weisheit" bezeichnet. Unten in Aja 12 wird der weise Luqmaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, erwähnt. Haakim (weise) bezeichnet in diesem Zusammenhang nicht nur einen von menschlichem und Wissen Allahs erfüllten Menschen, sondern auch jemanden, der dies im Alltag praktiziert, soweit es in seiner Kraft steht. Sein Wissen ist korrekt und praktisch, aber nicht notwendigerweise perfekt, denn niemand ist vollkommen. Ein solches Ideal enthält die Vorstellung von einem Menschen, der aufrichtig und konsequent handelt und gleichzeitig über unmittelbare Kenntnis der Natur und des menschlichen Wesens verfügt - nicht bloße Theorien und Spekulationen anstellt. In bemerkenswertem Grade war dieses Ideal um den Propheten Muhammad - Friede sei mit ihm - verwirklicht, durch den diese heilige Schrift offenbart wurde. "Das weise Buch" ist einer der Ehrentitel des Qur’an. (Juusuf `Allii) Vergleiche auch Suura 10:1 und die entsprechende Fußnote. (Asad) Die Ajas dieser Schrift sind voller Weisheit, und alle ihre Lehren sind auf Weisheit begründet. (Maududi)
3. Eine Rechtleitung und eine Barmherzigkeit für die, die Gutes tun3, - 3. Eine Rechtleitung für alle, und eine Quelle der Barmherzigkeit für alle, die ihre Führung akzeptieren und sich dadurch zum Heil führen lassen. (Juusuf `Allii) Dies charakterisiert den Qur’an: Eine Rechtleitung und Barmherzigkeit für die, die Gutes tun, eine Rechtleitung, da es zum Pfade Allahs führt, auf dem man nicht in die Irre geht. Und eine Barmherzigkeit durch die Ruhe und Zuversicht die die Rechtleitung in die Herzen einhaucht, und durch die Bindungen, die es unter den Rechtgeleiteten einerseits und zwischen ihnen und den Gesetzen des Universums, in dem sie leben, andererseits knöpft. (Qutb) Nur die Menschen haben Nutzen von Allahs Rechtleitung und Barmherzigkeit, die selbst gut sein wollen und nach ihrem eigenen Guten streben, die Böses meiden, wenn sie davor gewarnt werden, und Gutem folgen, wenn ihnen der Weg dahin gezeigt wird. Böswillige Menschen profitieren weder von der Rechtleitung, noch sind sie empfänglich für die Barmherzigkeit. (Maududi)
4. Jene, die das Gebet (regelmäßig) verrichten4 und Sakaa geben5 und vom Jenseits überzeugt sind6. 4. Das Gebet verrichten:, in der rechten Weise, zur rechten Zeit und vollständig so, dass damit die Lebensweisheit, die darin steckt, sich bewahrheitet, seine Spuren sich in den Gefühlen und im Verhalten niederschlagen und sich eine unzertrennliche Bindung, zwischen dem Herzen und Allah einstellt. (Qutb) 5. Das Spendengeben (Sakaa الزَّكَا) bewirkt die Erhebung des Ichs über den angeborenen Geiz und die Errichtung eines Lebenssystems für die Gemeinschaft, das auf Solidarität und Zusammenarbeit aufgebaut ist. (Qutb) Der Begriff "Sakaa" scheint hier eher "Spenden" im allgemeinen zu bedeuten als "Armensteuer" (vergleiche auch Suura 2:43 und die entsprechenden Fußnoten), zumal der Abschnitt gewisse Ähnlichkeiten mit Suura 2:2-4 hat, wo "von dem spenden, was Wir ihnen gegeben haben" als eins der Charakteristika der Mutaqis aufgezählt wird. (Asad) 6. Die Rechtschaffenen werden hier mit drei Attributen gekennzeichnet, die in dem Begriff "Al-Muchsiniin" مُحْسِنِين ("diejenigen, die Gutes tun") zusammengefasst werden, nämlich1. sie streben nach Allahs Nähe durch Erfüllung ihrer Pflichten, Liebe und Gebet; 2. sie lieben ihre Mitmenschen und dienen ihnen, indem sie mit ihnen teilen; und 3. sie gewinnen inneren Frieden in der auf fester Überzeugung gegründeten Hoffnung auf die Zukunft. (Juusuf `Allii) Der Imaan an das Jenseits ist der Garant für die Wachsamkeit des menschlichen Herzens und sein Streben nach dem, was sein Herr für ihn bereithält. Er führt den Menschen zur Erhebung über die Fallstricke des irdischen Lebens, seine Geringschätzung vergänglicher Güter dieser Welt und die Beobachtung von Allahs Geboten insgeheim und öffentlich. Damit erreicht der Mensch die Stufe der Aufrichtigkeit (Ichsan), die der Prophet folgendermaßen erklärte: "Ichsan (aufrichtig Gutes tun) ist, dass du Allah dienst, als wenn du Ihn sähest, denn wenn du Ihn auch nicht siehst, so sieht er doch dich." Muchsiniin sind Menschen, die sich so verhalten, und für sie ist diese Schrift Rechtleitung und Barmherzigkeit. (Qutb)
5. Sie sind rechtgeleitet von ihrem Herrn7 und sie sind es, denen es wohl ergehen wird8. 7. Sie erhalten solchen Segen, weil sie ihren Willen Allahs Willen unterordnen und Seine Führung annehmen. Sie tun Gutes (im höchsten Sinne) in diesem Leben und erlangen in der Zukunft ihr höchstes Ziel. (Juusuf `Allii) 8. Wer rechtgeleitet ist, dem ergeht es wohl, denn er verfolgt den Weg des Lichts, erreicht sein Ziel und ist in Sicherheit vor dem Abirren in dieser Welt und seinen Folgen in der kommenden. (Qutb) In der Zeit, als diese Ajas offenbart wurden, erklärten die makkanischen Götzendiener öffentlich, der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, befinde sich auf dem Weg ins Verderben, und wer ihm folge, ruiniere sich selbst. Demgegenüber wird hier besonders betont, dass Allahs Weg zum Heil führt. Vergleiche auch Suura 2:2-5; 3:102; 3:130; 3:200; 5:35; 5:90; 6:21; 7:7-8; 7:157; 9:88; 10:17; 16:116; 22:77; 23:117; 24:51 und 30:38 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Maududi)
6. Und unter den Menschen gibt es welche9, die unnützes Gerede erkaufen10, um vom Weg Allahs abwendig zu machen11 ohne Wissen12 und die ihn zum Gegenstand des Spottes machen13. Sie sind es, denen erniedrigende Strafe zuteil werden soll14. 9. Das heißt: einerseits gibt es diese Rechtleitung und Barmherzigkeit, die Allah herabgeschickt hat und von der einige Menschen vollen Nutzen haben, aber andererseits gibt es in deren unmittelbarer Nähe jene Unglücklichen, die gegenüber Allahs Offenbarung eine solche ablehnende Haltung einnehmen. (Maududi) 10. Menschen, die alle Implikationen ihres Daseins erkennen, nehmen ihr Leben ernst. Aber es gibt auch Menschen, die aus einer entstellten Geisteshaltung heraus leeres Gerede der Wahrheit vorziehen, und diese werden hier getadelt. (Juusuf `Allii) Unnützes Gerede ist jede Unterhaltung, die das Herz von Allahs Gehorsam ablenkt, keine Früchte trägt und keinen Gewinn bringt. Dies ziehrot sich nicht für den Menschen, dessen Aufgabe darin besteht, die Erde zu füllen mit Gutem, Gerechtigkeit und Rechtschaffenheit. Die Menschen "kaufen" dieses leere Gerede, mit ihrem Geld, mit ihrer Zeit und mit ihrem Leben. Er gibt diese teuren Werte hin für einen billigen Zeitvertreib. Sein begrenztes Leben, das nicht wiederkehren wird, vergeudet er für Unnützes. (Qutb) Es wird berichtet, dass in der Zeit des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ein gewisser Nadr ibn Al-Haarit persische Heldenromane importierte und sie den Quraischch vortrug, wobei er sie dazu überreden versuchte, diese Art von Literatur für wertvoller als Allahs Offenbarung zu halten. (Darjabadi) Dies ist offensichtlich eine Anspielung auf pseudophilosophische Gedankenspielereien und sinnlose metaphysische Spekulationen (vergleiche auch Suura 23:67). Im Gegensatz zu der Annahme einiger Kommentatoren bezieht sich dies nicht auf eine bestimmte historische Person, sondern beschreibt einen Menschentypus und ist daher von allgemeiner Bedeutung. (Asad) "Lachwa Al-Hadis" لَهْوَ الْحَدِيث bedeutet etwas, das den Zuhörer fasziniert und veranlasst, alles um sich herum zu vergessen. Lexikalisch hat dieser Ausdruck nichts Abfälliges, aber im Sprachgebrauch bezeichnet er sinnlose Dinge wie Klatsch, Unsinn, leere Witze und andere Arten der Zeitverschwendung. (Maududi) 11. Sie irren nicht nur selbst, sondern führen auch noch andere in die Irre. (Darjabadi) Wer andere vom Wege Allahs abirren lässt, ist selbst in die Irre gegangen. (Al-Qurtubi) 12. Bezüglich der Wahrheit Allahs sind sie selbst unwissend und versuchen darüber hinaus noch, andere zu verleiten. (Darjabadi) Sie sind sich nicht dessen bewusst, dass sie Wertvolles für Wertloses hingeben. Auf der einen Seite ist die Offenbarung Allahs, die voller Weisheit und Rechtleitung ist und die ihnen ohne jegliche Kosten zur Verfügung steht, aber davon wendet sie sich ab. Auf der anderen Seite sind sinnlose Dinge, die sich verheerend auf ihre Moral auswirken, für die sie jedoch ihr Vermögen einsetzen. Wenn sich der Ausdruck "ohne Wissen" auf die Verleitung anderer bezieht, dann bedeutet dies, dass sie sich der Konsequenzen nicht bewusst sind. (Maududi) 13. Was die Schändlichkeit noch mehr vertieft. (Safwat Al-Tafsir) Mit dem Pronomen "ihn" ist entweder der Weg Allahs gemeint oder der Qur’an. Das erste ist jedoch treffender. (ibn Kasir) Sie versuchen durch sinnlose "Unterhaltung" Allahs Offenbarung lächerlich zu machen oder auch Ermahnung und Lehre dadurch zu stören. (Maududi) 14. Es erwartet sie eine schlimme Strafe, die verbunden ist mit Entehrung und Erniedrigung. (Safwat Al-Tafsir) Die Strafe steht im Verhältnis zu ihrem Vergehen. Da sie versucht haben, Allahs Offenbarung und Seinen Gesandten zu erniedrigen, ist ihre Strafe für sie entehrend. (Maududi)
7. Und Wenn einem solchen (Menschen) Unsere Zeichen vorgetragen werden, dann wendet er sich in Hochmut ab15, als ob er sie nicht gehört hätte, so als wäre er auf beiden Ohren taub. So verkünde ihm schmerzliche Strafe. 15. Solche Menschen verhalten sich so, als ob nichts ernstzunehmendes zu hören wäre, oder sie lachen über ernst gemeinte Lehren. Der Verlust liegt bei ihnen selbst. Sie versäumen die höheren Dinge des Lebens und verlieren Allahs Segen. Unwissenheit und Arroganz sind meistens die Ursache für ihren Fall. (Juusuf `Allii) Vergleiche Suura 23:66-67. (Asad) 8. Wahrlich, diejenigen, die den Imaan verinnerlichen und gute Werke tun16, denen sollen Gärten voll Gnadenfülle zuteil werden17, - 16. Gute Handlungen werden im Qur’an immer wieder zusammen mit dem Imaan erwähnt, denn Imaan im Herzen ist eine lebendige, handelnde, und bewegende Wahrheit. (Qutb) 17. Als Ausgleich für ihren Imaan und ihre Handlungsweise. (Ruch Al-Maanii) In Erfüllung Seines Versprechens. (Qutb)
9. Immerwährend darin verweilend und dies ist ein wahrhaftiges Versprechen Allahs18. Und Er ist der Allmächtige, der Allweise19. 18. Allahs Huld, gegenüber Seinen Geschöpfen geht so weit, dass Er es sich zur Pflicht macht, ihnen Wohltaten zu erweisen, als Gegenleistung für die Gefälligkeiten die sie sich selbst erweisen und nicht Ihm. (Qutb) Vergleiche auch Suura 55:60 und die entsprechenden Fußnoten. (Anm. d. Übers.) 19. Er ist erhaben in Seiner Macht und kann Seinen Willen verwirklichen, und nichts kann Ihn daran hindern, Sein Versprechen zu halten. Er ist auch unendlich weise, und Sein Versprechen ist darum nicht sinnlos, sondern hat seinen Platz in Seinem allumfassenden Plan. (Juusuf `Allii) In seinem Kommentar zu den drei obigen Ajas weist Rasi auf folgendes hin: 1. Der Kontrast zwischen der Pluralform im Versprechen der "Gärten" und dem Singular bei der Androhung der "Strafe" soll betonen, dass Allahs Barmherzigkeit Seinen Zorn übertrifft (vergleiche auch Suura 6:12 und die entsprechenden Fußnoten). 2. Der Ausdruck "darin verweilen" ist hier nur mit der Erwähnung des Paradieses verknüpft und nicht mit dem Leiden im zukünftigen Leben (der Hölle). (Asad)
10. Er hat die Himmel erschaffen20 ohne Stützen, die ihr sehen könnt21, und Er hat auf der Erde festgegründete Berge errichtet22, damit sie nicht ins Schwanken gerät 23 und darauf ließ Er allerlei Getier sich ausbreiten24. Und Wir senden vom Himmel Wasser herab25 und lassen aus ihr alle möglichen Geschöpfe und Pflanzen paarweise wachsen26. 20. Nun kommen die Zeichen und Beweise Seiner Allmacht und Seiner Weisheit. Sie befinden sich in diesen gewaltigen, riesigen Universum von den keiner behaupten kann, dass er es erschaffen hätte. (Qutb) 21. Vergleiche auch Suura 13:2 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii) Dieser Satz kann zweierlei bedeuten: 1. Ihr könnt selbst sehen, dass sie ohne Stützen stehen, und 2. sie stehen auf Stützen, die ihr nicht sehen könnt. Mit Begriffen der heutigen Naturwissenschaft ausgedrückt kann man sagen, dass die zahllosen Himmelskörper ohne jeden sichtbaren Halt in ihren Bahnen kreisen. Es gibt keine Drähte, die sie daran hindern, auseinandersufliegen, und es gibt keine Barrieren, die sie daran hindern, ineinander zustürzen. Allein das Gravitationsgesetz hält das System in Gang. Dies wäre eine Interpretation nach dem heutigen Stand der Wissenschaft, und vielleicht erweitert sich unser Wissen in der Zukunft so weit, dass wir diesen Aja noch besser verstehen können. (Maududi) Es ist einerlei ob mit Himmel die Himmelskörper, Sterne, Planeten oder Milchstraßen gemeint sind oder aber im allgemeinen die Himmelsgewölbe, die das Auge erfassen kann, es gibt gewaltige Schöpfungen, die ohne Stützen dahinschweben. (Qutb) 22. Es ist eine beliebte Redewendung, von der Erde als von einem weiten, ausgebreiteten Teppich zu sprechen und den Gebirgen als einer Befestigung, die diesen Teppich daran hindert, sich zusammenzurollen oder wegzurutschen. In Suura 78 ist von Pflöcken oder Pfählen die Rede.(Juusuf `Allii) 23. Dies richtet sich an die Menschen allgemein. (Darjabadi) 24. Vergleiche auch Suura 2:164 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii) Die Existenz von Leben auf dieser Erde ist ein Geheimnis, das bis heute niemand ergründen oder deuten konnte, nicht einmal das Leben in seiner ersten Ausprägung, in der Form winziger Einzeller Und wie schwer zu enträtseln ist dieses Geheimnis erst, wenn sich dieses Leben in verschiedenen komplexen Arten und Formen darstellt, sich in viele Rassen, Gattungen und Gestalten verzweigt. (Qutb) 25. Die Herabsendung des Wassers vom Himmel ist eine weitere Eigentümlichkeit dieses Daseins, an der die meisten Menschen achtlos vorbeigehen. Dieses mit dem sich Flüsse und Seen füllen und das als Quelle hervorbricht, wobei alles gemäß einem exakt funktionierendem System geschieht. (Qutb) Beachte, wie sich in diesem Vers das Pronomen ändert. Zuvor war von Allah in der dritten Person "Er" die Rede, und die Schöpfungsakte, die in diesem Zusammenhang erwähnt wurden, waren solche, die größtenteils abgeschlossen waren, als das Universum, wie wir es kennen, Gestalt annahm, wenn sich auch seine allmähliche Evolution weiter fortsetzt. Danach spricht Allah im plural majestatis "Wir" von Sich Selbst, und die nun erwähnten Prozesse sind solche, die sich beständig vor unseren Augen abspielen, wie es beim Regen und dem Wachstum der Pflanzen der Fall ist. In gewisser Hinsicht können wir sagen, dass die Schöpfung von Himmel und Erde und der Tierwelt weniger persönlich mit dem Menschen verbunden ist als Prozesse wie Regen und Pflanzenwachstum, zu denen er eine persönliche Beziehung hat. (Juusuf `Allii) 26. Aus dem Text des Qur’an geht hervor, dass Allah auch die Pflanzen paarweise erschaffen hat, und diese Wahrheit wurde erst durch die allerneuesten wissenschaftlichen Erkenntnisse bestätigt. In allen Pflanzen gibt es männliche und weibliche Organe, sei es in einer einzigen Blüte oder in verschiedenen Blüten derselben Pflanze oder an gesonderten männlichen und weiblichen Exemplaren dieser Pflanze, und Früchte entstehen erst nach der Bestäubung beziehungsweise Befruchtung, so wie es auch bei Menschen und Tieren der Fall ist. (Qutb) Vergleiche auch Suura 13:3 und die entsprechenden Fußnoten. Die hier erwähnten "Paare" beziehen sich möglicherweise nicht nur auf Pflanzen, sondern auch auf Tiere, und das Attribut "edel" bezieht sich vielleicht auf die nützlichen Pflanzen und Tiere, die Allah für die Menschen erschaffen hat. (Juusuf `Allii) 27. Es ist einerlei ob mit Himmel die Himmelskörper, Sterne, Planeten oder Milchstraßen gemeint sind oder aber im allgemeinen die Himmelsgewölbe, die das Auge erfassen kann, es gibt gewaltige Schöpfungen, die ohne Stützen dahinschweben. (Qutb)
11. Dies ist die Schöpfung Allahs. Nun zeigt mir27, was die anderen außer Ihm erschaffen haben28. Doch nein, die Ungerechten29 befinden sich offenkundigem Irrtum. 28. Nämlich die Wesen, die ihr Allah beigesellt. (Darjabadi) Diese ist eine klare Herausforderung ihrer unsinnigen Behauptung. (Qutb)
Abschnitt 2 12. Wir haben bereits vordem30 Luqmaan Weisheit gegeben31: „Auf das er Allah dankbar sein möchte32." Und wer dankbar ist, der ist fürwahr dankbar (zum Nutzen) seiner selbst33. Und wer undankbar ist - wahrlich, Allah ist Sich Selbst genügend, hochgepriesen34. 29. Die anderen Wesen als Allah göttliche oder gottähnliche Kräfte zuschreiben. (Asad) 30. Der zweite Abschnitt dieser Suura beginnt mit einer neuen Methode, der Methode der Erzählung und der indirekten Hinlenkung. (Qutb) Nach diesen rationalen Argumenten gegen den Götzendienst wird den kaafir Arabern in folgenden mitgeteilt, dass ihnen dieser Standpunkt nicht zum erstenmal vermittels wird, sondern dass weise und gelehrte Menschen vor ihrer Zeit bereits dasselbe gesagt haben, einschließlich ihres eigenen Weisen, Luqmaan. Sie können somit nicht die Botschaft des Propheten als etwas unerhörtes neues abtun. (Maududi) 31. Der weise Luqmaan, nach dem diese Suura benannt ist, gehört der arabischen Tradition an. Von seinem Leben ist sehr wenig bekannt. Gewöhnlich wird er mit einem langen Leben in Verbindung gebracht, daher kommt auch sein Beiname "Muammar" (der Langlebige). Er vertritt den Typus des vollkommen weisen Menschen. Es wird gesagt, dass er einer bescheidenen Gesellschaftsschicht angehörte, ein Sklave oder ein Tischler war, und dass er irdische Macht und Herrschaft ablehnte. Ähnlich den Äsopschen Fabeln in der griechischen Tradition werden ihm zahlreiche Lehrreden zugeschrieben, aber eine Identifizierung von Luqmaan mit Äsop ist historisch unbegründet, auch wenn sich die Traditionen gegenseitig beeinflusst haben. (Juusuf `Allii) Luqmaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ist der Prototyp des Weisen, der auf irdische Ehren oder Vorteile zugunsten seines Strebens nach innerer Vervollkommnung verzichtet. Bereits in vorislamischer Zeit war seine Person Mittelpunks zahlreicher Legenden, Geschichten und Parabeln, die von Weisheit und geistiger Reife sprachen. Aus diesem Grund greift der Qur’an diese mythische Person auf, die in gewisser Weise dem Hidr in Suura 18:60-82 ähnelt, um damit einige für den Menschen wichtige Ermahnungen zu übermitteln. (Asad) In einem Hadis erzählt ibn 'Umar, dass Luqmaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, kein Prophet war, sondern ein nachdenklicher Diener Allahs. Da er Allah liebte, liebte Allah ihn ebenfalls, So gewährte Er ihm Weisheit und ließ ihn wählen, ob er ein Statthalter werden wollte, der mit Gerechtigkeit regiert. Da sprach Luqmaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm: „O Allah, wenn Du mir die Wahl überlässt, so werde ich das Wohlbefinden wählen und die Versuchung meiden. Wenn Du mir aber befiehlst, so stehe ich zu Diensten, denn Du wirst mich vor Irrtum bewahren." (Qurtubi) Weisheit heißt Richtigkeit des Handelns und der Rede. Ursprünglich bedeutet sie, Dinge und den rechten Ort zu setzen. Und ein Weiser ist jemand, der in Vollkommenheit handelt. (Safwat Al-Tafsir) 32. Dankbarkeit Allah gegenüber bedeutet, Seinen Geboten zu gehorchen. (Qurtubi) Die allererste Bedingung, die mit Weisheit und Wissen verbunden iss, besteht darin, dass der Mensch seinem Herrn gegenüber dankbar und nicht undankbar ist. Und Dankbarkeit ist nicht ein Lippendienst, sondern drückt sich in Gedanken, Worten und Handlungen aus. Ein dankbarer Mensch ist im tiefsten Inneren davon überzeugt, dass ihm alles, was er hat, von Allah geschenkt wurde. Er berichtet mit seiner Zunge von Allahs Wohltaten und versucht in der Praxis, Seinen Geboten zu folgen. (Maududi) 33. Wer Allah gehorcht, der tut im Grunde nichts anderes, als für sich selbst zu arbeiten. Denn die Belohnung dafür kehrt zu ihm als Gewinn zurück. (Qurtubi) 34. Vergleiche Suura 14:8. Die Grundlage des moralischen Gesetzes ist der Nutzen des Menschen und nicht irgendein Nutzen, den Allah davon haben könnte, denn Allah ist über alle Bedürfnisse erhaben und „"allen Lobes würdig"; das heißt, selbst wenn wir Ihn preisen, erweitern wir damit nicht Seine Herrlichkeit. Wenn wir Seinem Willen gehorchen, bringen wir uns in Einklang mit unserer eigenen Natur, so wie sie von Ihm erschaffen wurde. (Juusuf `Allii) Dankbarkeit ist ein aufgespartes Kapital für den Dankenden, das ihm allein nützt und dessen Allah nicht bedarf. Denn Allah ist in Sich Selbst preiswürdig, auch wenn niemand Ihn loben würde. Wer dieser Weisheit zuwiderhandelt, ist töricht, wenn er sich dieses Kapital für die Zukunft entgehen lässt. (Qutb) Wer undankbar und kaafir ist, schadet damit sich selbst. Allah verliert dabei nichts, denn Er braucht nicht die Dankbarkeit irgendeines Wesens. In der Tat verherrlicht Ihn jedes Stäubchen im Universum, indem es von Seiner Vollkommenheit und Schönheit und von Seiner Schöpferkraft und Fürsorge Zeugnis ablegt. (Maududi)
13. Und damals als Luqmaan zu seinem Sohn sprach35 und ihn eindringlich ermahnte: „O mein Söhnchen36! Stelle Allah nichts an die Seite. Wahrlich, (Ihm) etwas an die Seite zu stellen37, ist gewiss ein gewaltiges Unrecht38." 35. Ein Vater will das Beste für sein Kind und lehrt es dementsprechend auf diese Weise. (Qutb) Ermahnung ist eine Art von Tadel gepaart mit Besorgtheit, wie Arrarib erläutert. Doch Al-Halil meint, sie ist eine Erinnerung an das Gute in einer Art, die das Herz anspricht. (Ruch Al-Maanii) Luqmaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wird uns hier als ein Musterbeispiel der Weisheit vorgestellt, denn er verwirklichte Weisheit auf die beste Weise in seinem irdischen Leben auf der Grundlage der höchsten Hoffnungen in seinem inneren Leben. Für ihn ist wahre menschliche Weisheit auch Weisheit Allahs: beides ist untrennbar. Der Anfang aller Weisheit ist somit Übereinstimmung mit Allahs Willen (vergleiche oben Aja 12). Das bedeutet, dass wir unsere Beziehung zu Ihm begreifen und Ihm dienen sollen. Als nächstes sollen wir uns den Menschen gegenüber gut verhalten, angefangen mit unseren eigenen Eltern (siehe unten Aja 14). Diese Pflichten sind nicht voneinander verschieden, sondern eine einzige. Wo sie im Widerspruch zu stehen seinen, ist etwas mit dem menschlichen Willen nicht in Ordnung (vergleiche unten Fußnote 46). (Juusuf `Allii) 36. "Mein Söhnchen" - dies soll eine liebevolle Anrede ausdrücken, die unabhängig davon ist, ob es sich bei dem Angesprochenen um einen Jungen oder um einen erwachsenen Mann handelt. (Asad) Söhnchen (bunay بُنَي) ist eine Verkleinerungsform, die Zärtlichkeit ausdrückt. (Safwat Al-Tafsir) 37. Dankbarkeit Allah gegenüber bedeutet, Seinen Geboten zu gehorchen. (Qurtubi) Die allererste Bedingung, die mit Weisheit und Wissen verbunden ist, besteht darin, dass der Mensch seinem Herrn gegenüber dankbar und nicht undankbar ist. Und Dankbarkeit ist nicht ein Lippendienst, sondern drückt sich in Gedanken, Worten und Handlungen aus. Ein dankbarer Mensch ist im tiefsten Inneren davon überzeugt, dass ihm alles, was er hat, von Allah geschenkt wurde. Er berichtet mit seiner Zunge von Allahs Wohltaten und versucht in der Praxis, Seinen Geboten zu folgen. (Maududi) 38. Als erstes verbietet Luqmaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, seinem Sohn den Götzendienst mit der Begründung, dass dies ein großes Unrecht ist. Diese Wahrheit versichert er zweimal und sie ist dieselbe, die auch der Prophet Muchammad - Friede sei mit ihm - seinem Volk immer wieder eingeprägt. Sie pflegten jedoch mit ihm darüber zu disputieren, weil sie befürchteten, dass sie den Verlust ihrer Herrschaft bedeute. Wenn jedoch dieser Ratschlag vom eigenen Vater kommt, so ist er über jeden Verdacht erhaben. (Qutb)Es ist eine schreiende Ungerechtigkeit, wenn man Schöpfer und Geschöpf gleichstellt oder Allah und ein Götzenbild. Dies ist auch weit entfernt von der Logik der Vernunft und der Weisheit. (Safwat Al-Tafsir) "Sulm" ظُلْم bedeutet, jemandem seine Rechte vorzuenthalten und ungerecht zu handeln. Götzendienst ist eine große Ungerechtigkeit, denn der Mensch setzt seinem Schöpfer Wesen gleich, die keinerlei Anteil an der Schöpfung haben und die weder für ihn sorgen noch ihm den Segen schenken, den er in dieser Welt genießt. Es kann keine größere Ungerechtigkeit als diese geben. Das Recht des Schöpfers gegenüber dem Menschen ist, dass dieser Ihm allein dient. Ein Götzendiener jedoch will Allah dieses Recht vorenthalten. Dabei missbraucht er Dinge in seinem Inneren und in seiner Umwelt, die Allah als Hilfsmittel zum wahren ’Ibada erschaffen hatte. (Maududi)
14. Und39 Wir haben dem Menschen seine Eltern ans Herz gelegt40 - seine Mutter hat ihn ja in Mühsal über Mühsal (unter dem Herzen) getragen41, und es dauert zwei Jahre bis zu seiner Entwöhnung42: „Erweise Dankbarkeit Mir und deinen Eltern43. Bei Mir ruht der Ausgang (aller Dinge44). 39. Der Abschnitt von hier bis zu Aja 15 unten ist ein Einschub in die Rede Luqmaans, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in dem Allah selbst Luqmaans Aussage näher erläutert. (Maududi) 40. Insbesondere die Mutter. (Safwat Al-Tafsir) Das Gebot, die Eltern zu ehren und gut zu ihnen zu sein, kommt im Qur’an immer wieder vor (vergleiche beispielsweise Suura 6:151 oder 17:23 und ähnliche Stellen); ebenso hat der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, uns immer wieder dazu ermahnt. Das umgekehrte Gebot an die Eltern wird kaum erwähnt. Der Grund dafür ist, dass die Natur allein sich verbürgt für die Fürsorge der Eltern gegenüber ihren Kindern. (Qutb) Gehorsam den Eltern gegenüber ist nicht angebracht, wenn er dazu führen würde, eine große Sünde zu begehen oder eine Vorschrift Allahs zu vernachlässigen. Er ist nur dann Pflicht, wenn es sich um Erlaubtes handelt. (Qurtubi) 41. Mit immer größeren Schwierigkeiten, je weiter die Schwangerschaft voranschreitet. (Darjabadi) Es wurde überliefert, dass ein Mann seine Mutter auf den Schultern trug im Umschreiten der Kaaba. Dann fragte er den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm: „Habe ich damit meine Schuldigkeit getan?" Der Prophet antwortete: „Nein! Nicht einmal für einen ihrer Seufzer!" Also nicht einmal für einen Seufzer während ihrer Schwangerschaft oder Entbindung. (Qutb) 42. Mit zwei Jahren ist das Milchgebiss eines Kleinkindes voll ausgebildet, und dies ist somit das äußerste Extrem der Stillzeit. In unserem künstlichen Leben ist diese Zeitspanne wesentlich kürzer. (Juusuf `Allii) Nach einigen Sprachwissenschaftlern bezeichnet der Begriff "fisaal" فِصَال die gesamte Zeitspanne von Empfängnis, Schwangerschaft, Geburt und frühe Kindheit, das heißt, die Zeit, in der ein Kind völlig von der Mutter abhängig ist. (Qutb) Vergleiche auch Suura 46:15. Aus diesen Ajas werden rechtliche Bestimmungen bezüglich der Milchverwandtschaft hergeleitet. Vergleiche auch Suura 2:233 und die entsprechenden Fußnoten. (Maududi) 43. Die Pflichten werden hier den Prioritäten nach geordnet. So wird auf die Dankbarkeit Allah gegenüber zuerst hingewiesen, dann folgt der Dank an die Eltern. (Qutb)Danken sollen wir Allah für die Gnade des Islams, und der Wohltaten und den Eltern für ihre Fürsorge. (Safwat Al-Tafsir) Die Dankbarkeit gegenüber den Eltern, die ihren Beitrag zu unserer Entstehung geleistet haben, ist hier sozusagen ein Begleitumstand unserer Dankbarkeit Allah gegenüber, der die letztendliche Ursache unserer Existenz ist. Vergleiche auch Suura 17:23-24. (Asad) 44. Zu Allah kehren wir letztendlich zurück und werden zur Rechenschaft gezogen. (Darjabadi)
15. Doch wenn sie sich mit aller Kraft darum bemühen, dass du Mir an die Seite stellt, worüber du kein Wissen besitzt45, dann gehorche ihnen nicht46. Doch verkehre mit ihnen in dieser Welt in freundlicher Weise47 und folge dem Weg derer, die sich in Liebe Mir zuwenden48. Alsdann ist zu Mir eure Rückkehr49, dann aber werde Ich euch Kunde geben50 von dem, was ihr zu tun pflegtet51. 45. Wörtlich: "etwas, wovon du kein Wissen hast"; das heißt etwas, das deiner Kenntnis, dass Allah allein alle Eigenschaften Allahs hat, zuwiderläuft; etwas, das du nicht als göttlich akzeptieren kannst. Vergleiche auch Suura 29:8. (Asad) 46. Wo die Pflicht Menschen gegenüber mit der Pflicht gegenüber Allah kollidiert, bedeutet dies, dass mit dem menschlichen Willen etwas nicht in Ordnung ist, und wir sollten dann Allah mehr gehorchen als den Menschen. Selbst in diesem Fall bedeutet das aber nicht, dass wir hochmütig und unhöflich sein sollen. Gegenüber den Eltern und anderen Respektspersonen sollen wir uns freundlich, rücksichtsvoll und zuvorkommend verhalten, selbst wenn sie Dinge von uns verlangen, die wir nicht tun dürfen, so dass Ungehorsam in diesem Fall unsere höchste Pflicht wird. (Juusuf `Allii) 47. In weltlichen und zeitlichen Angelegenheiten. (Darjabadi) Dieser Aja ist ein Hinweis, die Bindung zu den kaafir Eltern zu pflegen, beispielsweise durch finanzielle Unterstützung, falls sie arm sind, oder Gefälligkeit der Anrede, und sie mit Sanftheit zum Islam einzuladen. (Qurtubi) 48. Mit ihrem Bekenntnis der Einzigkeit Allahs, mit ihrer Treue Ihm gegenüber und mit ihrer Gehorsamkeit. (Ruch Al-Maanii) 49. In jedem scheinbaren Konflikt der Pflichten sollte Allahs Wille unser Maßstab sein, so wie wir ihn durch Seine Gebote kennen. Das ist die Verhaltensweise derer, die Allah lieben, und ihre Motivation zum Ungehorsam gegenüber den Eltern oder anderen Respektspersonen, wo Ungehorsam durch Allahs Gesetz notwendig ist, nicht eigensinnige Rebellion oder Trotz, sondern Liebe zu Allah, die gleichzeitig Liebe zu Menschen im höchsten Sinne bedeutet. Der Grund, den wir solchen Personen gegenüber angeben sollen, ist der, dass sowohl sie als auch wir zu Allah zurückkehren, so dass nicht nur wir Gottes Willen folgen, sondern auch sie uns nicht daran hindern sollten. (Juusuf `Allii) 50. "Euch allen": Kindern ebenso wie Eltern. (Maududi)51. Damit endet der Einschub in Luqmaans, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Ermahnung. Sinn dieses Einschubs ist es, dem Gebot des ersten Ajas, in dem der ’Ibada missbilligt wird, Nachdruck zu verleihen. So als ob Allah sagen will: „Obwohl Wir dem Menschen ans Herz legten, seine Eltern gütig zu behandeln, einfühlsam mit ihnen umzugehen und ihnen zu gehorchen, wegen der Schuld, in der er ihnen gegenüber steht, untersagten Wir ihm trotzdem, ihnen darin zu gehorchen. Allah etwas beizugesellen oder sich gegen Ihn aufzulehnen. (Safwat Al-Tafsir) Solche Konflikte mögen uns in diesem Leben verwirrend erscheinen. Aber in Allahs Gegenwart sehen wir ihre wirkliche Bedeutung. Vielleicht sollten wir auf diese Weise geprüft werden, denn es ist nicht leicht, einen Menschen zu lieben und ihm dennoch nicht zu gehorchen. (Juusuf `Allii) Die Ajas 14 und 15 sind nicht Luqmaans, Allahs Segen und Frieden auf ihm, direkte Rede, sondern fließen kommentierend in seine Lehre ein. Er sprach als Vater zu seinem Sohn und konnte wohl kaum Respekt für sich selbst verlangen und die Aufmerksamkeit seines Sohnes auf die Grenzen des Gehorsams gegenüber den Eltern ziehen. Die Ajas sind wahrscheinlich allgemeine Anweisungen, die aus Luqmaans, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Lehren für die Menschen hervorgehen. In jedem Falle, ob diese Worte nun durch Luqmaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, kommen oder eine eingeschobene Erläuterung sind, handelt es sich um Prinzipien göttlicher Weisheit. (Juusuf `Allii)
16. O mein Söhnchen! Wahrlich, wenn es auch nur etwas52 im Gewicht eines Senfdorns gibt53, und selbst wenn es in einem Felsen (verborgen) sein sollte oder (irgendwo) in den Himmeln oder auf Erden, so wird Allah es herbeibringen54. Denn Allah ist fürwahr Allgütig, Allkundig55. 52. Damit ist sowohl die Auflehnung als auch die fromme Handlung gemeint. (Qurtubi) 53. Ein Senfkorn - so klein, so verloren, so unwägbar und so wertlos. (Qutb) Ein Senfkorn ist sprichwörtlich ein winziges Ding, das Menschen gewöhnlich übersehen. Nicht aber Allah. die Sache wird weiter dadurch betont, dass dieses Senfkorn unter einem Felsblock oder in einer Felsspalte verborgen oder in der Weite der Erde oder des Himmel verloren gegangen ist. Allah kennt alle Dinge und bringt sie ans Licht. (Juusuf `Allii) 54. Nichts entgeht Allahs Wissen und Seiner Aufmerksamkeit. Ein Samenkorn im Gestein bleibt dir vielleicht verborgen, aber Allah kennt es. Ein Partikel im Universum ist dir vielleicht sehr entfernt, aber für Allah ist es sehr nah. Du kannst daher weder Gutes noch Böses tun, ohne dass Allah es bemerkt und es dir mit dem Bericht über deine irdischen Taten vorlegt. (Maududi) 55. Vergleiche auch Suura 22:63 und die entsprechende Fußnote. wo der Begriff "latif" لَطِيف näher erläutert wird. (Juusuf `Allii)
17. O mein Söhnchen! Verrichte das Gebet in der rechten Weise und gebiete das Rechte und verwehre Unrecht56. Und ertrage standhaft und geduldig was dir widerfährt57. Das ist wahrlich ein Zeichen fester Entschlossenheit58. 56. Luqmaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, verfolgt nun mit seinem Sohn die weiteren Stufen der Lehre des Islams, nachdem der Imaan im Herzen verankert ist. Nach dem Imaan an den Einzigen Gott, der Überzeugung von der Auferstehung und der Gewissheit der gerechten Vergeltung kommt die nächste Stufe, nämlich sich Allah zuzuwenden im Gebet und die Menschen zu Allah aufzurufen. (Qutb)57. Hierin liegt ein vorsichtiger Hinweis darauf, dass Menschen, die Gutes gebieten und Böses verwehren, unweigerlich Anfechtungen und Schwierigkeiten in dieser Welt ausgesetzt sind. (Maududi) 58. Eine andere Bedeutung ist folgende: Dies sind Dinge, die Mut und Entschlossenheit erfordern. Auf Menschen bessernd einzuwirken und dabei Schwierigkeiten zu ertragen kann nicht Sache eines Feiglings sein. (Maududi) Wie ibn Abbas überliefert, ist es ein Bestandteil des Imaans, Widerwärtigkeiten mit Geduld zu ertragen. (Qurtubi)
18. Und weise deine Wange59 nicht (verächtlich) den Menschen und wandle nicht hochmütig auf Erden. Wahrlich, Allah liebt keinen, der überheblich (und) prahlerisch ist60. 59. Das Wort "Wange" bedeutet in diesem Fall Arroganz und Frechheit, und zwar einem Höhergestellten gegenüber. (Juusuf `Allii) Luqmaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, kommt nun auf die moralischen Verpflichtungen desjenigen, der zu Allah aufruft, zu sprechen. Wer zu Allah aufrufen will, darf sich nicht über andere erheben, oder sich anmaßend ihnen gegenüber benehmen, unter dem Vorwand, sie zum Guten führen zu wollen. "Sair" ist eigentlich eine Krankheit, die die Kamele erfasst und zur Folge hat, dass sie ihre Hälse zur Seite neigen. Dieser literarische Ausdruck soll von solchem Verhalten abschrecken. (Qutb) 60. Ein "Muchtaal" مُخْتَال (Prahler) ist jemand, der die ihm gewährten Annehmlichkeiten aufzählt, ohne Gott dafür zu danken. (Qurtubi) Das Wort "muthaal" bezeichnet eigentlich eine Person, die eine überhöhte Selbsteinschätzung hat, und "fahur" فَخُور ist jemand, der mit seiner Überlegenheit über andere prahlt. (Maududi)
19. Und mäßige deine Gangart61 und dämpfe deine Stimme62. Wahrlich, die mißtönendste der Stimmen ist die Stimme des Esels63. 61. Dies erfordert eine rationelle Gangart. Man sollte nicht seine Energien verschwenden mit Einherstolzieren und Einhertänzeln. (Qutb) Achte auf eine würdige respektvolle Haltung. (Al-Dschalalain) Nach Ansicht einiger Kommentatoren bedeutet dies: Gehe weder zu langsam noch zu schnell, sondern in mittlerer Geschwindigkeit. Aber der Zusammenhang zeigt, dass nicht von der Gehgeschwindigkeit die Rede sein kann, denn moralisch ist weder an langsamem noch an schnellem Gang etwas Verwerfliches. Wenn ein Mensch sich beeilt, muss er zwangsläufig schnell gehen, und nichts ist dagegen einzuwenden, wenn er langsam spazieren geht. Selbst wenn es eine Norm gäbe, könnte diese nicht für alle Menschen und alle Zeiten gültig sein. Hier geht es vielmehr darum, die innere Haltung zu ändern, die einen Menschen veranlasst hochmütig einherzuschreiten. Hochmut und Arroganz zeigen sich im Auftreten eines Menschen und in seinem Gang. Eigentum, Macht, Schönheit oder Wissen können einen Menschen zur Eitelkeit veranlassen, die sich in einer bestimmten Art des Auftretens ausdrückt. Aber auch Demut und Bescheidenheit im Auftreten können künstlich und übertrieben sein und auf verborgene Selbsttäuschung hinweisen, und gelegentlich ist ein Mensch so frustriert und verbittert, dass er wie ein Kranker einhergeht. Luqmaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sagt hier: „Vermeide eine solche innere Haltung und tritt wie ein ehrlicher, anständiger Mensch auf, der weder Arroganz und Eitelkeit noch Schwäche oder künstliche Demut zur Schau stellt." (Maududi) 62. Die Stimme zu dämpfen bedeutet gutes Benehmen, Selbstvertrauen und Zuversicht in die Aufrichtigkeit der Rede und ihre Stärke. (Qutb)Der "goldene Mittelweg" ist Luqmaans, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Philosophie wie auch die des Islam. Dieser geht ganz natürlich aus dem wirklichen Verständnis unserer Beziehung zu Allah und Seinem Universum und unseren Mitgeschöpfen, besonders den Menschen, hervor. Sei in allen Dingen mäßig. Gehe weder zu hastig noch zu langsam. Sei weder zu redselig noch zu schweigsam. Sei weder laut und aufdringlich noch feig und zu zurückhaltend. Wenn du Geduld hast, gibt dir dies Beständigkeit und Entschlossenheit, den Lebenskampf durchzustehen. Wenn du Demut hast, bewahrt dich diese von Grosstuerei, ohne deinen Mut und deine berechtigte Entschlossenheit einzuengen. (Juusuf `Allii) 63. Der Esel steht hier als Symbol der Dummheit und Empfindungslosigkeit. (Darjabadi) Dies bedeutet auch nicht, dass man ständig leise sprechen soll. Mit dem "Eselschrei" wird deutlich zum Ausdruck gebracht, welche Redeweise vermieden werden soll. Die Lautstärke der Stimme hängt von den Umständen ab. Wenn man mit jemandem spricht, der in der Nähe steht, wird man gewöhnlich leiser sprechen, während man zu einem entfernter stehenden Menschen oder zu einer großen Zuhörerschaft laut spricht. Ein Lob wird mit einer anderen Lautstärke ausgesprochen als ein Tadel. Gegen all dieses ist nichts einzuwenden. Der Einwand richtet sich vielmehr dagegen, dass sich jemand heiser schreit, um damit andere Menschen einzuschüchtern oder eine bestimmte Stimmung zu erzeugen. (Maududi
Abschnitt 3 20. Seht für denn nicht64, dass Allah euch dienstbar gemacht hat, was in den Himmeln und was auf Erden ist und dass Er euch mit Seiner Gnadenfülle überschüttet hat65, äußerlich66 ebenso wie innerlich67? Doch gibt es unter den Menschen welche, die über Allah disputieren68, ohne Wissen zu besitzen und ohne Rechtleitung und ohne ein Buch der Erleuchtung69. 64. Damit sind die Menschen allgemein angesprochen. (Darjabadi) 65. Allahs Schöpfung ist vom Menschen unabhängig. Aber in Seiner unendlichen Barmherzigkeit hat Allah dem Menschen die Fähigkeit gegeben, sich die Naturkräfte dienstbar zu machen und mittels seiner Vernunft und Einsicht zu den höchsten Geheimnissen vorzudringen. Dies ist aber nicht allein eine Frage der Macht, denn in Seinem allumfassenden Plan sind alle Wesen geschützt. Aber soweit wir sehen können, ist der Mensch für ein hohes und edles Ziel bestimmt. (Juusuf `Allii) Diese Erde ist in diesem Universum nur ein winziges Teilchen. Und der Mensch ist auf dieser Erde ein winziges "Geschöpf" und vergleichsweise schwach, verglichen mit anderen lebenden oder leblosen Geschöpfen. Allah hat ihn jedoch ausgezeichnet, durch den Geist, den Er ihm eingehaucht hat, und Er hat ihn gegenüber vielen anderen Seiner Geschöpfe in einen ehrenvollen Stand erhoben. Und nur durch die Gnade Allahs ist ihm beschieden worden, eine große Rolle in diesem Dasein zu spielen. So gab ihm Allah die Fähigkeit, die Energien und Schätze dieser Welt sich nutzbar zu machen. (Qutb) Vergleiche auch Suura 14:32-33 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad) Eine Sache kann jemandem auf zweierlei Art unterworfen sein: 1. Er kann berechtigt sein, sie nach eigenem Ermessen zu nutzen. 2. Ein Ding kann einem System und Gesetzmäßigkeiten unterworfen sein, so dass es für ihn nützlich wird und seinen Interessen dient. Allah hat uns nicht alles auf Erden gleichermaßen dienstbar gemacht, sondern einiges, wie beispielsweise Wasser, Luft, Mineralien und Pflanzen im ersteren Sinne, und Sonne, Mond und ähnliches im letzteren. (Maududi) 66. Äußerlich, sinnlich wahrnehmbar. (Darjabadi) Seine schöne Gestaltung. (Al-Dschalalain) 67. Wie Wissen und ähnliches. (Al-Dschalalain) Innerlich, durch Vernunft und Nachdenken erkennbar. (Darjabadi) Allahs Gnade und Barmherzigkeit arbeitet ununterbrochen für uns. Manchmal können wir dies wahrnehmen und manchmal nicht. In sinnlich wahrnehmbaren Dingen sehen wir Allahs Gnade, aber auch darin wirkt sie manchmal verborgen. In der inneren geistigen Welt können wir manchmal, wenn unser Blick klar ist, die Wirkung von Allahs Gnade sehen, aber meistens sind wir uns dessen nicht bewusst. Aber dennoch ist sie wirksam. (Juusuf `Allii) 68. Nach all diesen Gnadenerweisen erscheint dieser Disput seltsam und verwerflich. Damit offenbart sich eine entstellte Naturveranlagung. (Qutb) Sie streiten über Allahs Wesen. (Darjabadi) Sie streiten über Fragen wie diese: Existiert Allah oder nicht? Ist Er ein einziger Gott, oder gibt es noch andere Götter? Was ist Sein Wesen, und was sind Seine Attribute? Welcher Art ist Seine Beziehung zu Seinen Geschöpfen? (Maududi) 69. Solchen Menschen fehlt das Wissen, denn sie machen keinen Gebrauch von ihrer Vernunft, sondern folgen ihren Leidenschaften; ihnen fehlt Rechtleitung, denn sie sind ungeduldig und halten sich selbst nicht unter Kontrolle; und die Früchte der Offenbarung oder geistiger Einsicht sind ihnen nicht zugänglich, denn sie lehnen den Islam und ab. (Juusuf `Allii) Sie werden weder durch Intuition noch durch Vernunft noch durch die Offenbarung geleitet. (Darjabadi)
21. Wenn ihnen gesagt wird: „Folgt dem, was Allah herabgesandt hat!" sagen sie: „Nein, wir folgen dem, was wir bei unseren Vätern vorgefunden haben70." Was! Selbst wenn es Schaytaan wäre, der sie71 zur Strafe der Feuersglut einlädt72? 70. Die Vorfahren einer Familie oder eines Volkes oder auch eines einzelnen Menschen müssen sich nicht unbedingt auf dem rechten Weg befunden haben. Das Argument, eine bestimmte Lebensweise sei von den Vorfahren befolgt worden, ist nicht an sich ein Beweis dafür, dass diese Lebensweise auch richtig ist. Kein vernünftiger Mensch befolgt eine von den Vorfahren überlieferte Lebensweise, wenn diese sich als falsch erweist, oder ohne zu fragen, wohin sie führt. (Maududi) Sie wollen nicht wahrhaben, dass es in der geistigen Welt wie in der physischen für die Lebenden beständigen Fortschritt gibt. Sie sind geistig tot, denn sie geben sich damit zufrieden, die Lebensweise ihrer Vorfahren nachzuahmen, von denen manches böse ist und ins Verderben führt. (Juusuf `Allii) In der Anbetung von Idolen und Götzenbildern. (Safwat Al-Tafsir) Dies ist ihre einzige Stütze und ihr merkwürdiges Argument ist eine versteinerte Nachahmung, die weder auf Wissen noch auf vernünftigem Nachdenken begründet sind. Der Islam will, dass wir uns von solcher blinden Nachahmung befreien um nachdenken zu können. Islam bedeutet Freiheit des Gewissens, Bewegung des Bewusstseins, Streben nach dem Licht und einen neuen Weg für ein Leben frei von den Fesseln der Nachahmung und der der Stagnation. (Qutb) 71. Nämlich ihre Vorfahren. (Darjabadi)72. Die Haltung, die sie einnehmen, ist nichts anderes als ein Ruf des Schaytaans. Damit gelangen sie schließlich zur Pein des Höllenfeuers. Wollen sie also immer noch darauf beharren, selbst dann, wenn es sie zu dieses Ende führt? (Qutb) Zu dem Begriff "Schaytaan" شَّيْطَان vergleiche auch Suura 15:17 und die entsprechende Fußnote. Wie an anderen Stellen im Qur’an kommt in diesem Aja eine Verurteilung der kritiklosen Nachfolge (taqlid) zum Ausdruck. Vergleiche hierzu auch Suura 26:74. (Asad)
22. Doch wer (auch immer) sich Allah hin gibt73 und Gutes tut74, der hat gewiss den sichersten Halt ergriffen75. Und bei Allah ruht das Ende aller Dinge76. 73. Das ist die absolute Hingabe an Allah - in Verbindung mit gutem Handeln und Benehmen - Hingabe im vollkommenen Sinne des Wortes und Vertrauen in Allahs Ratschluss. (Qutb) Vergleiche auch Suura 2:112 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad) 74. Das heißt auch im praktischen Sinne nimmt er die innere Haltung eines Dieners Allahs an. (Maududi) Hingabe ohne rechtes Tun und Erkenntnis des Herzens nützt nichts. (Asad) 75. Vergleiche auch Suura 2:256 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii) Das Band, das weder zerreißt, noch schwach wird oder den, der daran festhält in Stich lässt. Es ist die feste starke und zuversichtliche Verbindung zwischen dem Herzen des mu’min Dieners und seinem Herrn. Sie bedeutet auch Zuversicht in allein, was durch Allahs Ratschluss geschieht und seine Annahme in Zustimmung und Zufriedenheit. (Qutb) Dies ist eine Art von Illustration. Der Zustand eines auf Allah vertrauenden Mu'mins ist der eines Menschen, der sich von einem hochragenden Gebäude oder Berg herablässt und sich dabei vorsieht, indem er ein festes Seil ergreift, dessen Reißen nicht zu befürchten ist. Rasi hat gesagt: „Allahs Bande sind die zuverlässigsten, weil beständigsten. Alles andere ist vergänglich." (Safwat Al-Tafsir) Er muss sich weder Sorgen machen, irregeführt zu werden, noch befürchten, ein böses Ende zu finden, nachdem er Allah gedient hat. (Maududi) 76. Vergleiche Suura 22:41. Alles kehrt zu Allah zurück. Er ist unser letztendliches Ziel, so wie Er das letztendliche Ziel aller Dinge ist. (Juusuf `Allii)
23. Doch wer kaafir ist, dessen Kufr lass dich nicht betrüben77. Zu Uns ist ihre Rückkehr und Wir werden ihnen Kunde geben von dem, was sie zu tun pflegten78. Denn Allah kennt für wahr, was jeder in seinem Innersten hegt. 77. Denn Wir werden sie dafür büßen lassen - früher oder später. (Safwat Al-Tafsir) Damit ist in erster Linie der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, angesprochen. (Darjabadi) 78. Ein Diener Allahs sollte sich nicht sorgen, wenn die Menschen den Islam ablehnen. Er sollte seine Pflicht tun und alles übrige Allah anheim stellen. Jede Seele muss zu Allah zurückkehren und Rechenschaft ablegen. Allah weiß alles, und Sein allumfassender Plan ist voller Weisheit. (Juusuf `Allii)
24. Wir lassen sie ein wenig genießen. Dann aber werden Wir sie in eine harte Strafe hineintreiben79. 79. Vergleiche auch Suura 2:126. Die Zeitspanne dieses Lebens ist kurz, und die letztendliche Vergeltung für Böses ist unerbittlich. Vergleiche Suura 14:17. Dann ist es zu spät zur Umkehr. (Juusuf `Allii) Dort ist der Ausgang derer, die sich Allah zuwenden und Rechtes tun, und dies ist das Ende derer, die sich abwenden und von den Genüssen des irdischen Lebens verblenden lassen. (Qutb)
25. Und wenn du80 sie fragst81, wer Himmel und Erde erschaffen hat, dann werden sie gewiss sagen82: „Allah83." sprich: „Preis sei Allah84!" Doch die von ihnen wissen (es) nicht85. 80. Damit ist in erster Linie der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, angesprochen. (Darjabadi) 81. Wenn du diese makkanischen Götzendiener ... (Safwat Al-Tafsir) So geht es mit den meisten Menschen: wenn du sie fragst ... (Asad) 82. Vergleiche Suura 23:84-89 und 29:61 sowie die entsprechenden Fußnoten. Die Menschen werden zugeben, dass Allah Himmel und Erde erschaffen hat, und dennoch nicht begreifen, dass Allahs Liebe und Güte sie weiterhin mit Seinen Gaben versorgt und unterhält. Und selbst wenn sie auch dies eingestehen, versäumen sie manchmal, die Konsequenzen daraus zu ziehen, dass nämlich Er der einzige ist, der ihres Dienstes würdig ist, und folgen ihren eigenen falschen Göttern in Form von Phantastereien und Wünschen. Sie erfüllen nicht die Pflichten, an denen sie Freude finden würden, wenn sie ihre eigene Veranlagung und Position richtig verstehen würden. (Juusuf `Allii) 83. Angesichts der völligen Klarheit des Sachverhaltes. (Siddiqi) Sie antworten darauf, ohne zu stottern, da sie die Logik ihrer Naturveranlagung nicht verfälschen können. (Qutb) Von seiner Naturanlage her ist es dem Menschen nicht möglich, die Wahrheit völlig zu leugnen. Denn dieser Himmel und diese Erde existieren, ihre Proportionen sind festgelegt, und ihre Bewegungen laufen harmonisch ab und weisen darauf hin, dass jemand sie erschaffen haben muss. Es ist nicht möglich, dass dies ein anderer als Allah getan haben könnte oder Anteil daran hätte. (Qutb) 84. Dafür, dass mit eurem Geständnis der Beweis gegen euch erbracht worden ist. (ibn Kasir) Dafür, dass Er uns zu Seinem Diin rechtgeleitet hat. (Al Qurtubi) Dieser Ausruf drückt Befriedigung darüber aus, dass wenigstens dies erkannt und zugegeben worden ist. Es ist schade, dass sie nicht weitergehen und andere Tatsachen und ihre daraus resultierenden Pflichten erkennen (vergleiche auch oben Fußnote 83). (Juusuf `Allii) 85. Sie begreifen nicht die Implikationen ihres Eingeständnisses. (Darjabadi)Sie antworten, ohne nachzudenken, indem sie einer undeutlichen Denkgewohnheit folgen, ohne wirklich zu erkennen, dass Allah als letztendliche Ursache aller Existenz logischerweise auch die völlige Hingabe an Ihn allein fordert. (Asad)
26. Allahs ist alles, was in den Himmeln und auf Erden ist86. Wahrlich, es ist Allah, Der Sich Selbst genügend, des Lobes würdig ist87. 86. Sie sind Seine Schöpfung und Sein Eigentum. (ibn Kasir) Er ist nicht nur der Schöpfer aller Dinge, sondern auch ihr Herr und Meister. Allah hat dieses Universum nicht geschaffen und dann anderen überlassen, dass sie die Macht darin ergreifen, sondern Er selbst lenkt Seine Schöpfung. (Maududi) 87. Vergleiche oben Aja 12. Dort begann der Gedankengang von der Dankbarkeit gegenüber Allah, mit der Luqmaans, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Lehre eingeleitet wurde. Solche Dankbarkeit zeigen wir, indem wir Seine Liebe begreifen und unsere Pflichten gegenüber unseren Mitmenschen erfüllen. Denn Allah selbst ist frei von allen Bedürfnissen und auf keine Weise von unserem Dienst abhängig. Dieser Gedankengang ist auf verschiedene Weise veranschaulicht worden. Hier wird uns jedoch nun mitgeteilt, dass er niemals völlig abgeschlossen sein kann, denn keine menschliche Zunge oder keine menschlichen Mittel reichen dazu aus, Ihn zu preisen oder Sein Wort zu erläutern. (Juusuf `Allii) 88. Wenn sie zu Schreibfedern verarbeitet würden. (Darjabadi) Dieser Abschnitt geht mit einem Bild zu Ende, das den nie sich erschöpfenden Reichtum und die Kenntnisse Allahs symbolisiert, einem Bild, das den begrenzten Kenntnissen und Erfahrungen der Menschen entnommen ist, um ihnen des grenzenlose Können Allahs näher zu bringen. Die Menschen pflegten, um ihr Wissen und Reden niederzuschreiben Stifte aus Schilfrohr oder Bambus zu benützen. Und dazu benutzen sie Tinte, die nicht mehr als ein kleines Tintenfass füllte. (Qutb)
27. Und wenn alle Bäume auf Erden Feder wären88 und der Ozean (Tinte)89 und es würden ihm noch sieben Ozeane hinzugefügt90, nie würden sich die Worte Allahs91 erschöpfen92. Wahrlich, Allah ist Allmächtig, Allweise93. 89. Das heißt alles Wasser der Erde. (Darjabadi) 90. Um Allahs Worte damit zu schreiben. (Darjabadi) Die Zahl sieben ist eine Art von Übertreibung und nicht wörtlich zu verstehen. (ibn Kasir) 91. "Allahs Worte": Seine wunderbaren Zeichen und Gebote sind unzählig und können selbst dann nicht ausgedrückt werden. Jedes Buch Seiner Offenbarung würde von Dingen handeln, die der Mensch verstehen und in seinem Leben nutzen kann. Aber es gibt tiefe Geheimnisse, die der Mensch niemals begreift. Auch jeder Lobpreis, den wir auf diese Weise mit unendlichen Mitteln niederschreiben wollten, wäre Seiner Herrlichkeit nicht angemessen. (Juusuf `Allii) 92. Selbst mit allen diesen Federn und dieser riesigen Menge Tinte. (Darjabadi) Das Begrenzte wird dem Unbegrenzten gegenübergestellt. Ersteres, wie groß es auch immer sein mag hat ein Ende. Was bleibt, ist das Unbegrenzte, ohne jegliche Abnahme, Allahs Worte gehen nicht aus, weil Sein Wissen unbegrenzt ist und Sein Wille nicht aufhört. (Qutb) 93. Seine Macht und Seine Weisheit sind unendlich. (Darjabadi)Vergleiche Suura 18:109. (Asad)
28. Euer aller Erschaffung wie auch eure Wiederauferstehung94 ist nichts weiter als die eines einzelnen Wesens95. Wahrlich, Allah ist Allhörend, Allsehend96. 94. Damit sind die Menschen allgemein angesprochen. (Darjabadi) 95. Allahs Größe und Unendlichkeit sind von der Art, dass Er nicht nur alles erschaffen und unterhalten kann, sondern auch für jede individuelle Seele sorgen, indem er ihre Geschichte und ihre Handlungen bis zum Tag des Gerichts beobachtet. Dies zeigt nicht nur Allahs Herrlichkeit und Allwissenheit, sondern auch den Wert jeder einzelnen Seele vor Ihm und hebt die individuelle Verantwortlichkeit bis in die Beziehung zu Ihm hinein. (Juusuf `Allii) Beides geschieht durch dieselbe Willensäußerung. Ob Allah ein Wesen neu erschafft oder auferstehen lässt, Er spricht zu ihm nur "Sei!" und es wird. (Qutb) Die gesamte Menschheit zu erwecken ist für Ihn ebenso leicht wie eine einzelne Seele zu erwecken. (Darjabadi) 96. Er vergilt jedem seinen Verdiensten entsprechend. (Darjabadi) Er sieht und hört jeden einzelnen. Die Wahrnehmung des einen kann Ihn nicht von der Wahrnehmung der anderen ablenken. (Ruch Al-Maanii) Er hört jeden Laut im gesamten Universum und sieht jedes Partikelchen, und niemand kann etwas vor Ihm verbergen. Ebenso kann Ihn niemand hindern, Tote wieder zum Leben zu erwecken, so wie Er sie zum erstenmal erschaffen hat. (Maududi)
29. Siehst du denn nicht, dass Allah die Nacht in den Tag übergehen99, und den Tag in die Nacht übergehen lässt, und dass Er die Sonne und den Mond dienstbar gemacht hat100, jeder (Himmelkörper) zieht auf seiner Bahn dahin bis zu einer festgesetzten Frist101, und dass Allah wohl vertraut ist mit allem, was ihr tut? 99. Vergleiche auch Suura 22:61 und die entsprechende Fußnote. Selbst wenn wir uns anhand der oben in Aja 28 erwähnten Aussagen über Seine Kenntnis und Handlungsweise mit jedem einzelnen Lebewesen eine Vorstellung Seiner Unendlichkeit bilden können, ist diese noch unzureichend. Was ist ein Individuum an sich? Was ist seine Beziehung zu den allumfassenden Gesetzen Gottes? In der äußeren Natur erkennen wir eindeutig die Grenze zwischen Tag und Nacht; eins geht ins andere über. Dennoch folgen Sonne und Mond bestimmten Gesetzmäßigkeiten. Auch wenn sie ihre Bewegungen in alle Ewigkeit fortzusetzen scheinen, sind sie nur ein winziges Bruchstückchen in Allahs großem Universum. (Juusuf `Allii) 100. Mit ihrem Auf- und Untergang, um einerseits die Zeit zu messen und andererseits um Nutzen von ihnen zu ziehen. (Qurtubi) Ihm dienen alle diese Himmelskörper. Es wäre also unsinnig, sie anzubeten statt Ihn. (Darjabadi) Vergleiche Suura 13:2 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad) 101. Diese Frist ist entweder der Tag der Auferstehung oder die Zeit ihres Auf- und Untergangs. (Qurtubi)Nichts in der Welt, weder Sonne noch Mond noch irgendetwas anderes, ist ewig. Jedes Ding hat seine Zeit und seine Lebensspanne und kann nur innerhalb dieses Rahmens existieren. Vorher existierte es nicht, und auch danach wird es nicht da sein. Solche zeitgebundenen und vergänglichen Dinge können keinesfalls Gottheiten für die Menschen sein. (Maududi)
30. Dies, weil Allah die einzige Wahrheit ist102, und weil das, was sie an seiner statt anrufen, das Falsche ist103, und Allah Der Allerhöchste, Der Allergrößte ist104. 102. Alles außer Ihm ist vergänglich und veränderlich, und alles um Ihn herum ist wandelbar, nimmt zu oder ab, wird stärker oder schwächer, blüht oder verwelkt, kommt und geht. Alles außer Ihm wird aus dem Nichts erschaffen und vergeht nachdem es existiert hat. Er allein ist ewig und frei von allen diesen Mängeln uns Schwächen. (Qutb) Die einzige Realität. (Darjabadi) 103. Vergleiche Suura 22:62 und die entsprechenden Fußnoten. Alle die wunderbaren Zusammenhänge und Nuancen, die wir in der Schöpfung finden können, verbinden sich zu einem harmonischen Ganzen, dass Gesetzmäßigkeiten folgt und Ordnung zum Ausdruck bringt. Alles weist somit auf den einen wahren Gott hin. Er ist die einzige Realität. Alle anderen Dinge sind nur Schatten, und wenn einer davon Ihm gleichgesetzt wird, kann dies nur Trug sein. Er ist höher und größer als alles, was wir uns vorstellen können. (Juusuf `Allii) 104. Er ist der Höchste, vor dem alles andere niedrig ist, und Er ist der Größte, vor dem alles andere klein ist. (Maududi)
Abschnitt 4 31. Siehst du denn nicht, wie die Schiffe auf dem Meer dahineilen durch Allahs Gnade105, damit sie euch etwas von Seinen Zeichen aufzeigen mögen? Wahrlich, hierin sind Zeichen für jeden Geduldigen, Dankbaren106. 105. Solche Zeichen, die Allahs Macht zeigen, liegen allein bei Ihm. Der Mensch kann Schiffe bauen, die für seine Seereisen geeignet sind, und er kann jede nur mögliche Vollkommenheit in den mit der Seefahrt verbundenen Wissenschaften erlangen, aber dies alles nützt ihm nichts gegen die Naturgewalten, es sei denn durch Allahs Gnade. Wenn diese ausbleibt, muss der Mensch sogleich feststellen, wie schwach und unzulänglich seine Mittel und Kenntnisse sind. Solange alles nach seinen Plänen geht, mag ein Mensch vielleicht ein hartnäckiger Gottesleugner sein, aber sobald sein Schiff im Unwetter schwankt, muss selbst er einsehen, dass es einen Gott gibt, und auch ein Götzendiener muss einsehen, dass es nur einen einzigen Gott gibt. (Maududi) 106. Selbst die Dinge, die der Mensch herstellt und damit die Naturkräfte bezwingt, sind Zeichen für Allahs Gnade, denn Er hat diese wunderbaren Kräfte dem Menschen zur Verfügung gestellt. Diese Gabe kann der Mensch jedoch nur verstehen und schätzen, wenn er ausdauernd und standhaft ist und sie als Gabe Allahs anerkennt („dankbar ist"). (Juusuf `Allii) Wenn die Menschen, die über diese beiden Eigenschaften verfügen, die Realität durch diese Zeichen erkennen, begreifen sie die Einheit Gottes und halten standhaft daran fest. Die erste Eigenschaft ist Geduld. Sie sollen nicht wankelmütig sein, sondern standhaft und konsequent. Sie sollen unter allen Umständen, in leichten wie in schwierigen Zeiten am Islam festhalten. Sie sollen nicht die Schwäche haben, Allah in Notzeiten demütig anzuflehen, um Ihn dann, wenn es wieder besser geht, völlig zu vergessen, oder Ihm in guten Zeiten dienen, um Ihm in schlechten Zeiten Vorwürfe zu machen. Die andere Eigenschaft ist Dankbarkeit. Sie sollen Allahs Gaben als solche anerkennen und Ihm dafür danken. (Maududi)
32. Und wenn eine Woge sie bedeckt wie Schatten, rufen sie Allah an in Imaan. Doch wenn Er sie errettet hat an Land, dann gibt es unter ihnen welche, die wankelmütig sind108. Und niemand lehnt Unsere Zeichen ab außer denen, die treulos, undankbar sind109. 107. "Sulal" ظُّلَل ist alles, was große Schatten wirft wie Berge oder Wolken. (Ruch Al-Maanii) Nur Ihn allein rufen sie für ihre Errettung an. (Qurtubi) Vergleiche auch Suura 7:29. Im Gegensatz zu den im letzten Aja erwähnten Menschen, die beständig Allah um Hilfe bitten und für Seine Gnadengaben dankbar sind, indem sie sie richtig nutzen und ihre Pflicht erfüllen, gibt es auch solche Menschen, deren ’Ibaada nur auf Angst begründet ist. Wenn sie sich in physischer Gefahr befinden - die einzige Gefahr, die sie überhaupt wahrnehmen können - beispielsweise in einem Sturm auf hoher See, dann wenden sie sich ehrlich Allah zu. Sobald jedoch die Gefahr vorüber ist, werden sie gleichgültig oder versuchen, als gut zu erscheinen, während sie innerlich schlecht sind. Vergleiche auch den nächsten Aja. (Juusuf `Allii) 108. Sie schlagen einen Mittelweg zwischen ’Imaan und Kufr ein. (Al-Dschalalain) Sie schwanken zwischen zwei Haltungen. Sie sind nicht gegen das Gute, aber sie wollen auch das Böse nicht meiden. Sie bilden einen Gegensatz zu denen, die beständig sind in der Dankbarkeit. In Wirklichkeit ist eine solche Haltung aber gleichzusetzen mit Undankbarkeit. (Juusuf `Allii) Vergleiche Suura 17:67 und 29:65, wo in einem ähnlichen Zusammenhang von ihnen gesagt wird, sie "schreiben imaginären Mächten einen Anteil an Seiner göttlichen Herrlichkeit zu." Die Parabel vom Sturm auf hoher See steht für Gefahren aller Art, denen der Mensch in diesem Leben ausgesetzt ist. (Asad) Das Wort "iqtisad" im Originaltext bedeutet entweder Aufrichtigkeit oder Mittelmäßigkeit. Im ersteren Falle würde der Satz bedeuten: „Nur wenige von ihnen bleiben standhaft in ihrem ’Imaan an Allahs Einheit." Im letzteren Falle kann er bedeuten: „Einige von ihnen werden gemäßigt und weniger starrsinnig in ihrer atheistischen Anschauung." Wahrscheinlich hat Allah dieses Wort hier absichtlich so benutzt, um diese Möglichkeiten der Deutung offenzulassen. Wichtig ist wahrscheinlich, dass während des Sturms die innere Haltung des Menschen automatisch aufrichtig ist und jeder Mensch Allah allein um Hilfe anruft, und gleich nach der sicheren Landung versäumen die meisten, ihre Lehre daraus zu ziehen. (Maududi) 109. Diese beiden Eigenschaften sind die Antithese zu den im vorigen Aja erwähnten Eigenschaften der Mu'mins. Treulos ist jemand, der keine Rücksicht auf seine Versprechen und Gelöbnisse legt, und undankbar ist jemand, der Gutes, das ihm geschenkt wird, nicht anerkennt, und sich sogar seinem Wohltäter gegenüber unverschämt verhält. Menschen mit solchen Eigenschaften kehren zu ihrem Kufr zurück, sobald die Gefahr vorüber ist. Sie wollen sich nicht eingestehen, dass sie in sich selbst und in ihrer Umgebung Zeichen wahrgenommen haben, die auf Allahs Existenz und Einheit hinweisen. Ihre Verhaltensweise im Augenblick der Gefahr erklären sie weg, indem sie sie auf ihre Verwirrung zurückführen. Atheisten führen die Rettung dann auf ihre eigenen Mittel zurück und Götzendiener auf bestimmte Götzen. Sie denken nicht mehr daran, dass es für sie, als keine Hoffnung mehr zu bestehen schien, niemanden außer Allah gab. (Maududi)
33. O ihr Menschen, fürchtet euren Herrn und nehmt euch in Acht vor einem Tag, an dem weder ein Vater für seinen Sohn etwas wird übernehmen können (sei es Schuld oder Verdienst), noch ein Sohn für seinen Vater110. Wahrlich, das Versprechen Allahs ist (unumstößliche) Wahrheit'". Darum lasst euch nicht vom diesseitigen Leben blenden112 undlasst euch nicht vom schlimmsten Blender113 über Allah täuschen114. 110. Nichts wird einem nutzen außer den eigenen Handlungen. (Qutb) Am Tag des Gerichts kann keiner dem anderen beistehen. Auch der liebevollste Vater kann nichts für seinen Sohn tun oder ihn vertreten und umgekehrt. Jeder hat seine persönliche eigene Verantwortung. (Juusuf `Allii) Die Beziehung einer Person zu ihrem Freund, Führer, geistigen Leiter oder ähnlichen kann nicht so eng sein wie die Beziehung zwischen Eltern und Kindern. Aber am Tag des Gerichts werden auch Eltern und Kinder einander nicht helfen können. Der Vater wird nicht einmal den Mut haben, vorzutreten, um die Schuld seines Sohnes zu übernehmen. Darum ist es besonders unvernünftig, anderen zuliebe das zukünftige Leben zugunsten des gegenwärtigen aufs Spiel zu setzten. Vergleiche auch oben Aja 15, wo Kinder aufgefordert werden, sich bei aller Liebe zu ihren Eltern nicht von diesen vom rechten Weg abbringen zu lassen. (Maududi) 111. Das weder abweicht noch fernbleibt. Somit gibt es kein Entrinnen vor einer ins einzelne gehenden Abrechnung, und vor einer gerechten Vergeltung. (Qutb) Sein Versprechen bezüglich des Jüngsten Gerichts. (Darjabadi) Das Versprechen der Auferstehung, wo jeder Rechenschaft über sein Verhalten ablegen muss. (Maududi) 112. Das vergängliche irdische Leben mit seiner Aufmachung und seiner Sinnlosigkeit und seinem Zeitvertreib, denn es ist begrenzt und nur eine Probezeit. (Qutb) Das Leben in dieser Welt täuscht Menschen, die nur oberflächlich beobachten, mit verschiedenen Missverständnissen wie beispielsweise dem, dass der Lebensstandard ein Maßstab für Wahrheit und Trug ist, oder dass es nur auf materielle Vorteile als Selbstzweck ankomme, oder Macht und Einfluss seien von Dauer. (Maududi) Die Sicherheit des irdischen Lebens soll auch nicht das Jenseits vergessen lassen. (ibn Kasir) 113. Der schlimmste Blender ist die Macht des Bösen. Sie kann uns vergessen lassen, dass die Zeit vergeht, und uns darüber hinwegtäuschen, dass uns die Rechenschaft bevorsteht, obgleich Allahs Versprechen wahr ist. Wir dürfen nicht mit der Zeit spielen oder uns durch den Schein täuschen lassen. Der Tag des Gerichts kann heute oder morgen kommen oder dann, wenn wir ihn am wenigsten erwarten. (Juusuf `Allii)Wie Genüsse des Lebens, die uns ablenken oder Geschäfte die einen Allah vergessen lassen oder ein Schaytaan, der im Inneren des Menschen flüstert und deren gibt es viele. So sind in unserer Einbildung Hab und Gut, Wissen, ein langes Leben, die eigene Stärke, Macht, Wünsche und Begierden, dies alles sind Schaytaane. Doch Taqwa und der Gedanke an das zukünftige Leben schützen uns vor Verblendung und Illusion. (Qutb) 114. Beispielsweise die selbstbetrügerische Erwartung - während man absichtlich ein Vergehen verübt - dass Allah vergibt. Der Begriff "rarur" غَرُور bezeichnet alles, was einen Menschen im moralischen Sinne betrügt, sei es Schaytaan, ein anderer Mensch oder das eigene Wunschdenken (vergleiche hierzu auch Suura 57:14). (Asad)
34. Wahrlich, bei Allah allein ist das Wissen um die Stunde115. Und Er sendet den Regen herab, und Er weiß, was in den Mutterschößen ruht116. Und keine Seele weiß, was sie morgen erwerben wird117, und keine Seele weiß, in welchem Land sie sterben wird. Wahrlich, Allah ist Allwissend, mit all dem wohl vertraut118. 115. Wie Ibn 'Umar berichtet, sagte der Prophet: „Die Schlüssel der Geheimnisse Allahs sind fünf, und keiner kennt sie außer Allah. Die Stunde, das Herabfallen des Regens, was in den Mütterschössen ruht, was ein Geschöpf in der Zukunft erwirbt und wo es stirbt." (ibn Kasir) Diese fünf Schlüssel der Geheimnisse beansprucht Allah, Der Erhabene, ganz für sich allein, es sei denn Er hätte sie jemandem offenbart. Den Zeitpunkt der Stunde jedoch weiß weder ein gesandter Prophet noch ein nahe stehender Engel. (ibn Kasir) 116. Allah allein weiß um jede Schwangerschaft wenn diese sich noch in den Anfängen befindet und weder Maß noch Gewicht hat. Er weiß auch um das Geschlecht schon im Augenblick der Verschmelzung von Samen und Ei und kennt das Aussehen des Embryos, seine Eigenschaften, seinen Zustand und seine Anlagen. (Qutb) Die Frage nach Wissen und Mysterium herrscht in beiden Sätzen vor, in Bezug auf den Regen und in Bezug auf den Mutterleib. In der Tat geht es darum in allen fünf in diesem Aja erwähnten Dingen, nämlich 1. die Stunde; 2. Regen; 3. die Geburt eines neuen Lebens; 4. unser physisches Leben von einem Tag zum anderen; und 5. unser Tod. Vergleiche auch unten Fußnote 118. Was den Regen betrifft, so werden wir aufgefordert, zu betrachten, wann und wie er fällt. Die Feuchtigkeit dazu kann irgendwo in weiter Ferne verdunstet und durch die Winde und Wolken zu uns gebracht worden sein. Zweifellos gehorcht er gewissen von Allah gegebenen physikalischen Gesetzen, aber das Wunderbare ist, wie diese verschiedenen Faktoren und Gesetzmäßigkeiten miteinander verknüpft sind, um Regen hervorzubringen. Und dennoch ist Regen nur eins der Millionen Phänomene in der Physischen Natur, die von Allahs Wissen und Gesetz regiert werden. Das gesamte Pflanzenreich hängt vom Regen ab. Die Erwähnung des Mutterleibes lenkt unsere Aufmerksamkeit auf die Geheimnisse tierischen Lebens, Embryologie, Sexualität und so weiter. Wer kann - schon im Falle des Menschen - voraussagen, ob das ungeborene Kind männlich oder weiblich ist, wie lange es im Mutterland verweilt, ob es lebendig geboren wird und was für ein Mensch es sein wird? (Juusuf `Allii) Dies bezieht sich nicht nur auf die Frage nach dem Geschlecht eines ungeborenen Kindes, sondern auch danach, ob es überhaupt geboren wird, was dann seine Charaktereigenschaften sein werden und welche Rolle es im Leben spielen kann. Und das Leben selbst wird im vorherigen Satz durch den Regen symbolisiert und das Ende dieses Lebens durch die Erwähnung der Letzten Stunde. (Asad) 117. Was sie erwirbt an Gutem und Schlechtem, an Nützlichem und Schädlichem, an Erleichterung und Erschwernissen an Gesundheit und Krankheit, an Gehorsam und Widersetzlichkeit. Somit ist "Erwerb" umfassender als ein finanzieller Gewinn. Kurzum "Erwerb" ist alles, was der Mensch in der Zukunft erlangt. (Qutb)Damit wird die Daseinsberechtigung von Wahrsagern und Astrologen in Frage gestellt. (Qurtubi) Morgen bedeutet die nahe Zukunft. (Ruch Al-Maanii) 118. Vergleiche oben Fußnote 116. Es geht um das Geheimnis der Zeit und des Wissens. Von uns wird erwartet, dass wir die Dinge im alltäglichen Leben kennen. Aber was ist dieses Wissen in Wirklichkeit wert? Es ist nur eine oberflächliche Kenntnis der Dinge. Unsere Kenntnis von der Zeit ist noch ungenauer. Können wir im Fall des Regens, von dem das ganze Pflanzenwachstum abhängig ist, oder im Falle neuen tierischen Lebens die Frage nach dem wann und wie und warum beantworten? Dasselbe gilt für unser tägliches Leben und unseren Tod. Dies sind große Geheimnisse, die nur Allah allein kennt. Um wie viel mehr gilt dies dann für Al-Maad, die letzten Stunde, wenn alle Werte wiederhergestellt und alle Ungleichheit ausgeglichen wird? Sie ist sicher, aber das Wann und Wie kennt nur Allah allein. (Juusuf `Allii)
Einführung zu Suura 32 Diese kurze Suura schließt die Serie von Suuras ab, die mit den Buchstaben Alif Lam Mim beginnen, angefangen von der 29. Suura. Ihr Thema ist das Geheimnis der Schöpfung Allahs, das Geheimnis der Zeit und das Geheimnis des Maad oder letztendlichen Ziels, betrachtet im Licht der Offenbarung Allahs. Chronologisch gehört diese Suura in die mittlere makkanische Zeit und ist somit etwas früher offenbart worden als die vorige, aber die chronologische Zuordnung ist nicht von Wichtigkeit. Diese Makkanische Suura ist typisch für die Art und Weise, wie der Qur’an mit dem Thema "Imaan" das menschliche Herz anspricht, um in ihm die Naturveranlagung zu wecken und sie darin zu verankern. Dabei schlägt sie einen anderen Weg ein als den der Suura Luqmaan. Sie gliedert sich in vier oder fünf Abschnitte, die aneinandergereiht und miteinander verbunden sind. Zu Beginn finden wir den Hinweis, dass die Offenbarung des Buches aus den gewöhnlichen Buchstaben des Alphabetes besteht und die Zurückweisung von jeglichem Zweifel über sie. Als zweites wird die Frage der Göttlichkeit und ihrer Eigenschaften aufgeführt. Drittens wird die Frage der Auferstehung behandelt, um jeden Zweifel daran auszuräumen. Anschließend wird eine Szenerie des jüngsten Tages aufgeführt. Die Geschichte Muusas, wird angedeutet, um die Einheit seiner Sendung mit der des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, festzustellen. Abgeschlossen wird die Suura mit der Anweisung an den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm,, sich von den Leugnern abzuwenden und sie ihrem Unausweichlichen Schicksal zu überlassen. (Qutb) Von ibn Abbas wird überliefert, dass der Prophet diese Suura jeden Freitag im Morgengebet rezitiert hat, und Rabir ibn Abdullah berichtet: „Der Prophet ging abends nie schlafen, bevor er Suura "As-Sadschda" und "Tabaraka" gelesen hatte." (Qurtubi) Diese Suura hat ihren Namen aus dem Aja 15, in dem die Mu'mins beschrieben werden. (Safwat Al-Tafsir)
Zusammenfassung: Die Geheimnisse der Schöpfung, der Zeit und des Ausgangs aller Dinge sind dem Menschen nur durch äußere Symbole bekannt. Die Offenbarung bringt Imaan und demütige Anbetung und ist ein Segen wie der Regen, der tote Erde wieder zum Leben erweckt. (Ajas 1-30) (Juusuf `Allii)
Die Niederwerfung Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen.
1. Alif, Lam, Mim1. 1. Vergleiche Suura 2:1 und die entsprechenden Fußnoten sowie die Einführung zu Suura 30. (Juusuf `Allii) Aus Buchstaben wie diesen, die den Arabern sehr wohl bekannt waren, ist diese Schrift zusammengesetzt. Sie wussten natürlich, wie man Worte daraus bildet, gleichzeitig erkannten sie aber den enormen Unterschied zwischen dem, was sie zu formulieren vermochten und den Formulierungen dieses Qur’an. Der Unterschied zwischen beiden ist der gleiche wie der zwischen den Eigenschaften Allahs und denen des Menschen in allen Belangen. (Qutb)
2. Herabgesandt ist dieses Buch, an dem es keinen Zweifel gibt, vom Herrn der Welten2. 2. Es kommt ohne Zweifel von Allah, denn es ist weder Magie, noch Poesie, weder Wahrsagerei noch Fabel früherer Generationen. (Qurtubi) Zur Zeit des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, waren die früheren heiligen Schriften durch menschliche Unwissenheit, Selbstsucht oder Betrug entstellt oder mißinterpretiert worden oder überhaupt verloren gegangen. Es gab verschiedene Konfessionen, die sich gewaltsam über ihre wahre Bedeutung auseinandersetzten. Solche Zweifel mussten beseitigt werden, und dies geschah durch die Offenbarung des Qur’an. Die Offenbarung des Qur’ans kam direkt von Allah, dem Herrn der Welten, und bestand nicht aus menschlichen Vermutungen oder einer rekonstruierten Philosophie, in der immer Raum für Zweifel und Uneinigkeit bleibt. Vergleiche auch Suura 2:2. (Juusuf `Allii)
3. Jedoch3 behaupten sie4: „Er hat es ersonnen5?" Nein, es ist vielmehr die Wahrheit von deinem Herrn6, damit du7 Leute warnen mögest, zu denen vordem noch kein Warner gekommen ist8, auf dass sie rechtgeleitet werden9. 3. Wörtlich: Oder behaupten sie ... (Anm. d. Übers.) Das betonte "oder" bedeutet, dass die einzige Alternative zur Annahme dieser Schrift als Offenbarung Allahs die Unterstellung ist, der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, habe sie gefälscht. Aber diese Unterstellung ist absurd. Denn 1. kannten ihn die Quraischch als ehrlichen und aufrichtigen Menschen; 2. konnte er weder lesen noch schreiben, und ein solches Buch hätte die Fähigkeiten eines ungebildeten Arabers weit überstiegen, es sei denn, Allah hätte es offenbart; und 3. gab es einen bestimmten Grund für seine Offenbarung, denn die Araber hatten zuvor noch keinen Propheten bekommen, während Allah sonst zu jedem Volk einen Propheten geschickt hatte. (Juusuf `Allii) Vergleiche Suura 10:38 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad) Nach dem Einleitungssatz im ersten Aja geht es hier um den Haupteinwand der makkanischen Götzendiener gegen den Propheten. (Maududi) 4. Ein völlig absurder Vorwurf. (Darjabadi) 5. Dies ist nicht nur eine Frage, sondern ein Ausdruck von Überraschung und Verwunderung. Sie bedeutet in etwa folgendes: gibt es trotz aller dieser Dinge, anhand derer man diese Schrift zweifelsfrei als Offenbarung Allahs erkennen kann, immer noch Leute, die darauf bestehen, der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, habe sie gefälscht? Schämen sie sich nicht, eine solche grundlose Anschuldigung auszusprechen? (Maududi)6. Es ist die Wahrheit, denn es stimmt sowohl mit den dem Menschen anerschaffenen Naturanlagen als auch mit der Existenz insgesamt überein; es harmonisiert mit den Gesetzmäßigkeiten dieses Daseins und verwirklicht die Verbindung zwischen dem Menschen, der in dieser Umwelt und unter den Rahmenbedingungen dieser universalen Gesetzmäßigkeiten lebt, und seinem endgültigen Ziel. Es ist die Wahrheit, die genau mit der Naturanlage übereinstimmt und nicht doppelbödig ist oder spaltet, sondern die Lebensweise für den vollkommenen Menschen vorzeichnet, die niemandem unrecht tut, weder im diesseitigen noch im zukünftigen Leben, und die nicht die Kräfte im Inneren des Menschen, seine Gedanken oder seine Lebensregungen unterdrückt. Diese Wahrheit kommt "von deinem Herrn", dem Herrn der Welten und nicht von dir wie im vorigen Aja gesagt wurde. (Qutb) 7. Damit ist der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, angesprochen. (Darjabadi) 8. Die Araber, zu denen der Prophet Muhammad - Friede sei mit ihm - geschickt worden war, kannten in ihrer Geschichte seit der Zeit ihres Stammvaters Ismaa’iil - Friede sei mit ihm - keinen eigenen Propheten. Nun hat Allah auf ersteren diese Schrift der Wahrheit herabgesandt. (Qutb) Wenn so lange Zeit hindurch kein Prophet in Arabien gewirkt hat, tut sich vielleicht die Frage auf, auf welcher Grundlage die vorislamischen Araber überhaupt für ihr Verhalten verantwortlich gemacht werden können. Dazu ist folgendes zu sagen: das ausführliche Wissen vom Islam war seit der Zeit Ismaa'iil vielleicht im Volk generell verloren gegangen, aber selbst in diesem Zeitalter der Unwissenheit waren die Menschen sich dessen bewusst, dass der Islam der Imaan an Allahs Einheit war, und dass die Propheten ihre Anhänger niemals zum Götzendienst aufgefordert haben. Diese Wahrheit war auch in den Überlieferungen enthalten, die die Araber von den Propheten erhielten, die in ihrem eigenen Land gewirkt hatten, und sie kannten ebenfalls die Lehren vorn Muusa, Daawuud, Suleymaan und 'Isa Friede sei mit ihnen allen. Es gibt sogar Überlieferungen davon, wer nach Ibraahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Zeiten den Götzendienst eingeführt haben soll. Trotz dieser religiösen Veränderungen lebten in verschiedenen Teilen Arabiens immer einzelne Menschen, die den Götzendienst ablehnten und sich zu Gottes Einheit bekannten. Ihre Vorstellung entstammte offensichtlich dem, was von den Lehren früherer Propheten übrig geblieben war. Einige Inschriften aus dem 4. und 5. Jahrhundert nach ’Isa weisen darauf hin, dass in dieser Zeit eine monotheistische Religion existiert hat, deren Anhänger Allah unter Seinem Namen *Ar-Rachman (der Erbarmer) und "rabb us-samai wal ard" (Herr des Himmels und der Erde) als einzigen Gott verehrten. Auch verschiedene andere Inschriften legen Zeugnis davon ab. Dies alles zeigt, dass die Lehren früherer Propheten nicht völlig in Vergessenheit geraten waren und immer noch Mittel existierten, die Menschen an die Wahrheit der Einheit Gottes zu erinnern. (Maududi) 9. Mittels dieses Buches das sowohl die Naturveranlagung als auch die Herzen anspricht. (Qutb)
4. Allah ist es10, Der die Himmel und die Erde und alles, was zwischen beiden ist, in sechs Tagen erschaffen hat11. Alsdann bestieg Er den Thron12. Ihr habt niemanden außer Ihm als Beschützer und niemanden als Fürsprecher13. Wollt ihr also nicht nachdenken14? 10. Hier geht es nun um den zweiten Einwand der Götzendiener gegen den Propheten. Sie kritisierten ihn, weil er ihre Götzen ablehnte und die Menschen zum Islam aufrief, dass es keinen Helfer und keinen Erhörer der Gebete außer Allah gibt. (Maududi) Gerade diese Menschen, die von Seinen Propheten mit dem von Ihm offenbarten Buch ermahnt werden sollten, beteten andere Götzen neben Allah an. Deshalb wird hier angefangen mit den Eigenschaften Allahs, an denen sie Seine wahre Göttlichkeit erkennen können und anhand derer sie unterscheiden können zwischen dem der dieses großartige Attribut "Allah" (der einzige Gott) verdient und denen, die es nicht verdienen. (Qutb) 11. Aus dem nichts. (Qurtubi)Die wirkliche Bedeutung dieser sechs Tage kennt Allah allein, und es steht uns nicht zu, sie zu definieren oder ihre Länge zu bestimmen. (Juusuf `Allii) Vergleiche auch Suura 7:54 und die entsprechenden Fußnoten. "Tag" bedeutet hier nicht ein Tag nach unserer Zeitrechnung, das heißt eine Erdumdrehung, denn der Begriff bezieht sich auf Bedingungen vor der Erschaffung von Sonne und Erde. Unten in Aja 5 wird ein Tag mit tausend Jahren unserer Zeitrechnung verglichen und in Suura 70:4 mit 50.000 Jahren. Diese Zahlen "nach unserer Zeitrechnung" haben keine Beziehung zur "Zeitlosigkeit" und müssen als Zeitalter oder Ewigkeiten verstanden werden. Vergleiche auch Suura 41:9-12 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii) 12. "Er setzte sich auf den Thron" bedeutet symbolisch, dass Er die gesamte Schöpfung regiert und darüber erhaben ist. (Qutb) Vergleiche auch Suura 10:3 und die entsprechenden Fußnoten. Allah erschuf die Welt in sechs großen Schöpfungsphasen. Aber nach der anfänglichen Schöpfung ist Er immer noch der Herr, Der alles kontrolliert und lenkt. Er hat Seine Macht nicht anderen übertragen oder sich selbst zurückgezogen. Vergleiche auch Suura 7:54. (Juusuf `Ali) Alles außer Allah ist erschaffen, und Er regiert Seine Welt. Wie unsinnig ist es dann, Ihm andere Wesen zur Seite zu setzen und sie für einflussreich auf unser Geschick zu halten! (Maududi) 13. Die ihre Bestrafung von ihnen fernhalten können. (Qurtubi) Wo oder wer könnte dies sein, wo Er, Der Erhabene, die Herrschaft über Himmel und Erde besitzt und über alles, was zwischen ihnen ist und ihr Schöpfer ist? Wo dann könnte es einen Beschützer geben außer Ihm oder einen Fürsprecher, der sich Seiner Macht widersetzt? (Qutb) Es sei denn mit Seiner Erlaubnis. (Darjabadi) Vergleiche auch Suura 2:255 und die entsprechenden Fußnoten. (Anm. d. Übers.) 14. Das Nachdenken über diese Wahrheit ist eine Gewähr dafür, dass das Herz zur Anerkennung Allahs zurückgeführt wird und seine Orientierung allein an Ihm ausrichtet. (Qutb)
5. Er lenkt die Geschicke vom Himmel zur Erde. Dann steigen sie (wieder) zu Ihm empor in einem Tag15, der nach eurer Zeitrechnung tausend Jahre beträgt16. 15. Allahs Befehle werden vom höchsten Punkt des Himmels und bis zum tiefsten Punkt der Erde herabgebracht. Umgekehrt steigt das Wirken der Geschöpfe zu ihren Aufzeichnungsbüchern in den Himmel auf. Diese Entfernung beträgt normalerweise tausend Jahre. Mudschahid, Qatada und Dachak erklärten, dass das Herabsteigen des Engels aus einer Entfernung von fünfhundert Jahren erfolgt und seine Rückkehr ebenso lange dauert. (ibn Kasir) 16. Wie könnte sich das ungeheure Geheimnis der Zeit hinter unseren Vorstellungen davon uns besser einprägen? Unser Tag mag tausend oder 50.000 Jahre unserer Zeitrechnung lang sein. In unendlicher Vergangenheit begann Allahs Schöpfungsprozess und setzt sich immer noch fort, denn Er führt und leitet und regiert Seine Schöpfung. In unendlicher Zukunft kehren alle Angelegenheiten zu Ihm zurück, denn Er ist der Richter, und in einer Zeitspanne wie einem Augenblick wird Er alle Werte wiederherstellen, auch wenn uns dies wie weitere Jahrtausende erscheint. (Juusuf `Allii)Wegen seiner gewaltigen Schrecken erscheint der Jüngste Tag so lang, wie tausend gewöhnliche Jahre. (Safwat Al-Tafsir) Der Tag des Gerichts erscheint denen, die vor Allahs Richterstuhl stehen, unendlich lang. Im alten arabischen Sprachgebrauch wird eine Angelegenheit, die äußerst schmerzhaft und kritisch ist, als "lang" bezeichnet, während glückliche Zeiten als "kurz" bezeichnet werden. (Asad) Vergleiche hierzu auch die alltägliche Lebenserfahrung. Mühevolle und schwierige Zeiten werden als lang empfunden, während angenehme Zeiten "viel zu schnell vorübergehen". (Anm. d. Übers.) Vergleiche auch Suura 70:1-7 und die entsprechenden Fußnoten. (Maududi)
6. Dies ist Er, Der Kenner des Verborgenen und des Offenbaren17, Der Allmächtige, der Allbarmherzige18. 17. So ist Er: Der Himmel und Erde erschaffen hat; Der auf dem Thron der Allmacht sitzt und der die Geschicke zwischen Himmel und Erde lenkt. Der ist es Der über alles orientiert ist, das Sichtbare wie auch das Unsichtbare. Er ist ja Der Schöpfer, Der Machthaber, Der Lenker. (Qutb) Für andere Wesen mag das eine offen sichtbar und zahllose andere Dinge verborgen sein. Ob es sich um Engel oder Dschinn, Propheten, Heilige oder rechtschaffene Menschen handelt, keiner ist allwissend. Er allein kennt alles Vergangene, Gegenwärtige und Zukünftige. (Maududi) 18. Der Mächtige, der zu tun vermag, was Er will; Der Barmherzige in Seinem Willen gegenüber Seinen Geschöpfen. (Qutb) Allahs Eigenschaften können hier in der Bezugnahme zu Wissen, Macht und Barmherzigkeit zusammengefasst werden. Wo unser Wissen teilweise und unvollkommen ist, ist Seins vollkommen und sicher. Wo unsere Kraft oft nicht ausreicht, unsere Pläne zu verwirklichen, oder auf die Hilfe der Zeit angewiesen ist, da ist Seine Macht vollständig und Seinem Willen entsprechend. Wo unsere Barmherzigkeit durch Gerechtigkeit eingegrenzt oder scheinbar aufgehoben wird, ist Seine Barmherzigkeit absolut und unbedingt. (Juusuf `Allii)
7. Der, Der alle Dinge, die Er erschaffen hat, aufs Beste gemacht hat19. Und Er begann die Erschaffung des Menschen aus Ton20, 19. Allahs Schöpfung ist in sich gut: sie ist schön, harmonisch und ihrer Funktion angepasst. Es gibt weder Böses noch Unordnung darin. Böses und Unordnung, wenn es sich einschleicht, ist auf den Willen des Menschen zurückzuführen (soweit es sich um den Wirkungsbereich des Menschen handelt), und geistige Lehre soll diesen Willen erziehen und heilen und ihn mit Allahs allumfassendem Willen und Plan in Einklang bringen. (Juusuf `Allii) Allahs Wahrheit sieht die innere Naturanlage des Menschen, seine Augen, sein Herz und seinen Verstand. Diese Wahrheit zeigt sich in der äußeren Form der Dinge und ihrer Aufgaben, in ihrer Existenz als solcher wie in der Harmonie des Ganzen. (Qutb) "Und Gott sah an alles, was er gemacht hatte, und siehe, fes war sehr gut. Da ward aus Abend und Morgen der sechste Tag." Genesis 1:31. (Darjabadi) Er hat jede Einzelheit in Seiner Schöpfung entsprechend der dafür vorgesehen Funktion erschaffen, gleichgültig ob wir diese Funktion verstehen oder ob sie sich außerhalb unseres Wahrnehmungsvermögens befindet. Die Ajas 7-9 sind in der Vergangenheitsform gehalten; da sie sich aber auf den beständigen Schöpfungsakt Allahs beziehen, bezeichnet diese die Gegenwart und Zukunft ebenso wie die Vergangenheit und kann ohne weiteres mit der Gegenwartsform übersetzt werden. (Asad) 20. Dies war Adam – Allahs Friede sei mit ihm. (Ruch Al-Maanii)Aus dem Ausdruck verstehen wir zwar, dass die Erschaffung des Menschen ursprünglich aus Ton, und dass dies seine erste Phase war. Es gibt jedoch keine Festlegung der Stadien, die der ersten Phase folgten und auch nicht deren Umfang und Dauer. Der Text weist nur darauf hin, dass es weitere Stadien der Erschaffung des Menschen gegeben haben musste. (Qutb) Der Mensch wird hier aufgefordert, seinen eigenen bescheidenen Ursprung zu bedenken. Sein materieller Körper ist ein Stück Erde oder Ton - dies ist hier ein anderer Begriff für die Urmaterie. Daher ist die Materie das erste Stadium, aber selbst diese ist nicht aus sich selbst entstanden. Sie wurde von Allah erschaffen. (Juusuf `Allii)
8. Dann machte Er seine Nachkommen21 aus dem Auszug einer verächtlichen Flüssigkeit22. 21. Wörtlich: „er veranlasst seine Zeugung aus ..." Siehe auch oben Fußnote 19, wo die Frage der grammatischen Zeit erläutert wird. (Asad) 22. Dann entsteht Leben und die Vermehrung und Fortpflanzung von Leben. Wir betrachten immer noch den rein physischen Aspekt, hier aber in einem höheren Stadium: es ist ein Tier. Seine Fortpflanzung geschieht durch Samen und Eizelle, woraus jeder Teil des menschlichen Körpers entsteht. Dennoch tritt es an derselben Stelle aus wie der Urin und ist deswegen verächtlich in der Sicht des Menschen. Es sind lebende Zellen, die die Informationen von Lebenserfahrungen seit alters her enthalten. Vergleiche auch Suura 23:12 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)
9. Dann formte Er ihn23 und hauchte ihm von Seinem Geist ein24. Und Er gab euch Gehör und Sehvermögen25 und ein Herz26. Wenig ist, was ihr an Dankbarkeit zeigt27. 23. Welch ein großartiges Wunderzeichen, an dem die Menschen achtlos vorbeigehen! Was ist dieser kleine, verächtliche Tropfen im Vergleich zu dem Menschen, der aus ihm wird, wäre nicht die schöpferische Hand Allahs, die dieses Wunder vollbringt. Denn sie ist es, die diesem schwachen Tropfen seinen Weg zeigt, damit er wächst, sich entwickelt und sich wandelt von seiner primitiven Form zu diesem komplizierten komplexen Gefüge. (Qutb) 24. Das dritte Stadium wird mit dem Ausdruck umschrieben. "Er formte ihn (in harmonischem Maß)". Vergleiche auch Suura 15:29. Nach der Befruchtung der Eizelle entsteht individuelles Leben und entwickelt allmählich seine Form. Seine Glieder bilden sich, und sein animalisches Leben beginnt zu funktionieren; alle die schönen Anlagen seines Wesens kommen ins Spiel. Das vierte hier erwähnte Stadium ist das des speziellen Menschen, dem von Allahs Geist eingehaucht wurde. Dann hebt sich dieser über die Tiere hinaus. (Juusuf `Allii) "Von Seinem Geist", nicht "Seinen Geist". (Darjabadi) Wie in Suura 15:29 und 38:72 ist das "Einhauchen des Geistes von Allah" eine Umschreibung für die Gabe Allahs des Lebens und des Bewusstseins oder einer "Seele". Infolgedessen ist die Seele jedes Menschen von Allahs Geist. (Asad) "Geist" bedeutet nicht nur "Leben", sondern ist eine wesentliche menschliche Eigenschaft, das dem Menschen Bewusstsein, Denkfähigkeit Unterscheidungsfähigkeit, Urteilsfähigkeit und Entscheidungsvermögen verleiht, durch die sich der Mensch von allen anderen irdischen Wesen unterscheidet, eine Persönlichkeit entwickelt und würdig wird, Allahs Statthalter auf der Erde zu sein. Gott nennt diesen Geist Seinen Eigenen, entweder, weil adieser Ihm allein gehört und mit ihm zusammen so genannt wird wie ein Ding mit seinem Besitzer, oder weil Attribute wie Wissen, Denkfähigkeit, Bewusstsein, Wille, Urteilsfähigkeit und so weiter, die den Menschen auszeichnen, eine Widerspiegelung der Eigenschaften Allahs sind. Sie stammen nicht aus einer Kombination der Materie, sondern von Allah selbst. Der Mensch hat Wissen von Allahs Wissen, Weisheit von Allahs Weisheit und Autorität von Allahs Autorität erhalten. (Maududi) 25. Zur Einsicht und Erkenntnis. (Darjabadi)26. Als vollständiger Mensch erhält er höhere Fähigkeiten. Die fünf animalischen Sinne verstehe ich als bereits im dritten Stadium (vergleiche oben Fußnote 24) enthalten. Im vierten Stadium steigt er noch höher und wird in der zweiten Person ("du") angeredet, während bisher von ihm in der dritten Person die Rede war. Nun bekommt er das geistige Gegenstück zu seiner Hörfähigkeit (nämlich die Fähigkeit, die göttliche Botschaft zu hören und zu begreifen) und zu seiner Sehfähigkeit (nämlich innere Einsicht) sowie die Fähigkeit, höhere Bereiche der Liebe zu spüren und die Bedeutung des inneren Lebens zu verstehen (Herz). Aber welchen Dank weiß der Mensch Allah für alle diese Gaben zu bringen? (Juusuf `Allii) Das Wort "Herz" ist im klassischen Arabisch eine Bezeichnung sowohl für das Gemüt als auch für den Verstand. (Asad) Das Herz ist das Zentrum, das die durch die Sinne erhaltenen Informationen ordnet und Schlussfolgerungen daraus zieht, um sodann eine entsprechende Verhaltensweise zu wählen und diese zu befolgen. (Maududi) 27. Für diese von Allah geschenkten Gaben. Glücklich ist der, der sie für den Dienst an Gott verwendet. (ibn Kasir) Der Partikel "Ma" hier betont die Geringfügigkeit. (Safwat Al-Tafsir) Diese wunderbare Seele mit allen ihren ausgezeichneten Eigenschaften ist euch nicht gegeben worden, damit ihr in der Welt wie Tiere lebt und euer eigener Selbstzweck seid. Ihr habt Augen, damit ihr zur Einsicht kommen könnt, nicht dass ihr euch blind stellt. Ihr habt Ohren bekommen, damit ihr aufmerksam zuhört und begreift, nicht damit ihr euch taub stellt. Ihr habt Herzen bekommen, damit ihr die Realität versteht und in Gedanken und Handlungen dem rechten Weg folgt, nicht um diese Fähigkeiten mit der Befriedigung eurer animalischen Bedürfnisse zu verschwenden oder damit Philosophien und Pläne zum Aufstand gegen euren Schöpfer zu entwerfen. (Maududi)
Abschnitt 2 10. Und sie sagen28: „Wenn wir in der Erde verschwunden sind, sollen wir dann in einer neuen Schöpfung wiedererstehen29?" Nein, sie wollen an das Zusammentreffen mit ihrem Herrn den Imaan nicht verinnerlichen30. 28. Die makkanischen Götzendiener, die die Auferstehung leugneten. (Darjabadi) Der Partikel "wa" وَ ("und") verbindet diesen Aja mit den vorhergehenden Themen: 1. Sie sagen: Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ist nicht Allahs Gesandter (Aja 3). 2. Sie sagen: Allah ist nicht der Eine und Einzige Gott (Aja 4). 3. (Hier:) Sie sagen: wir werden nach dem Tode nicht wieder zum Leben erweckt. (Maududi) 29. "In der Erde verschwunden sind." Durch die Zersetzung des Körpers zu Staub und seiner Vermischung mit der Erde gehen die Körper darin verloren. (Al-Dschalalain) Sie halten dies für unwahrscheinlich, weil sie es an ihren eigenen Kräften messen und nicht an denen Allahs. (ibn Kasir) Vergleiche auch Suura 13:5. Materialisten und Skeptiker aller Zeiten haben ihren Blick nicht nur mit dem engen Horizont dieses Lebens eingeengt, sondern auch dogmatisch abgelehnt, dass es ein zukünftiges Leben geben kann. Obwohl dogmatische Erklärungen sonst den ausgesprochenen Prinzipien der Skeptiker direkt widersprechen, nehmen sie hier in der Praxis eine solche Haltung ein. Das "sie" bezieht sich hier auf die im vorigen Aja erwähnten Leute, die "wenig Dank wissen". Das Gegenargument gegen ihre Aussage ist folgendes: wenn Allah zum erstenmal eine so wunderbare Schöpfung hervorbringen kann, warum sollte er sie nicht neu hervorbringen können? Dies weist auf folgende Möglichkeit hin: unsere eigene innere Hoffnung und Erwartung, verbunden mit Vertrauen auf Allahs Wirken, als Grundlage unserer Gewissheit. (Juusuf `Allii) 30. Damit leugnen sie indirekt Seine Existenz. Vergleiche auch Suura 13:5 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad) Dies ist der eigentliche Grund ihres Zweifels und ihres Widerstandes gegen die klare Tatsache, die sich schon einmal vollzogen hat und die in jedem Augenblick sich wiederholt. (Qutb) Und dies ist noch schlimmer als ihre Verspottung. (Safwat Al-Tafsir)
11. Sprich31: „Der Todesengel32, der für euch zuständig ist, wird euch abberufen33. Dann werdet ihr zu eurem Herrn zurückgebracht werden34. 31. In Entgegnung ihrer falschen These. (Safwat Al-Tafsir) Dies richtet sich an den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm,. (Darjabadi) 32. In einem Hadiis berichtet Dschafar ibn Muchammad, der es von seinem Vater übernommen hat: „Der Prophet, Allahs Heil und Segen mit ihm, sah den Todesengel bei einem Mann aus dem Ansar. Er sprach zu ihm: „Sei sanft mit meinem Freund, denn er ist ein Mu’min!" Daraufhin entgegnete der Engel: „O, Muchammad! Sei beruhigt! Ich bin zu jedem Mu’min gütig." (Qurtubi) Wer der Engel des Todes ist oder wie er die Seelen der Menschen an sich nimmt, gehört zu Allahs verborgenem Wissen und ist für uns nur aus dieser Quelle erfahrbar. (Qutb) 33. Wenn der Tod gewiss ist, wie es der Realität entspricht, und dieses Leben auf keine Weise unsere Instinkte und Erwartungen befriedigt, können wir sicher sein, dass das, was unsere Seele dereinst vom Körper trennt, uns in eine neue Welt hinüberbringt. Wenn wir von der Existenz einer Seele überzeugt sind - wie es die Grundlage der Religion ist - dann müssen wir auch an eine Zukunft den Imaan verinnerlichen, ohne die die Seele keinen Sinn hat. (Juusuf `Allii) 34. Nach der Auferstehung aus den Gräbern, damit jedem seine Taten vergolten werden. (ibn Kasir) Allah allein ist der Richter, und der "Todesengel" ist nicht mehr als eine Instanz, die einen Auftrag ausführt. (Darjabadi) Der Mensch hört nach dem Tode nicht auf zu existieren, sondern seine Seele überlebt seinen Körper. Das, was im Augenblick des Todes genommen wird, ist nicht das biologische Leben des Menschen sondern sein Selbst, sein Ich, das mit Worten wie "ich" und "wir" und ähnlichem bezeichnet wird. Was auch immer für eine Persönlichkeit dieses Ich zu seinen Lebzeiten angenommen hat, es wird hier zu seinem Herrn zurückgebracht und von Ihm zur Rechenschaft gezogen. (Maududi)
12. Und wenn du nur sehen könntest35, wie die Übeltäter gesenkten Hauptes vor ihrem Herrn (stehen und sagen)36: „Unser Herr! Nun haben wir (die Fähigkeit) zu sehen und zu hören (erlangt)37. So bringe uns zurück38, Wir werden das Rechte tun, denn wir sind (jetzt) zutiefst überzeugt.“ 35. Dies ist der Anblick des menschlichen Egos, wenn es vor seinem Herrn steht und Rechenschaft ablegen muss. (Maududi) Die Ansprache, die an den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, "gerichtet ist, richtet sich auch an seine Gemeinde. Dies sollt der Prophet wiederum den Übeltätern sagen: „Würdest du sehen, wie die Übeltäter gesenkten Hauptes vor Allah stehen, so würdest du sogleich lernen, was du verbrochen hast." (Qurtubi) 36. Bei der Abrechnung ihres Herrn und der Vergeltung ihrer Taten. (Qurtubi)In Scham und Reue. (Darjabadi) Dies ist eine schmachvolle Szene, in der die Sünden bekannt werden. Am Tag des Gerichts erkennen die Menschen die Wahrheit an und proklamieren ihre Gewissheit über die Tatsache, die sie immer in Abrede gestellt haben. Mit gesenkten Köpfen stehen sie vor ihrem Herrn. Sie ersuchen ihn um Rückkehr zur Erde, um das wieder in Ordnung zu bringen, was sie zuvor versäumt haben. (Qutb) 37. Nachdem wir blind und taub waren. (Safwat Al-Tafsir) In diesem Leben auf einer höheren Ebene gibt es keinen Platz für Betrug oder Selbstbetrug. Der hartnäckigste Übeltäter sieht die Wahrheit und Gerechtigkeit am Tag der Abrechnung. Er wird sich wünschen, zurück in diese Welt geschickt zu werden. Aber dann ist es zu spät. Die Welt, wie wir sie kennen, ist bereits vergangen. (Juusuf `Allii) Wir haben die Worte der Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, als wahr erkannt. (Darjabadi) 38. In das irdische Leben. (Darjabadi)
13. Und wenn Wir gewollt hätten39, so hätten Wir gewiss jeder Seele ihre Rechtleitung gewährt40. Doch diese Meine Aussage soll sich bewahrheiten41: „Ich will die Hölle mit Dschinn und Menschen füllen allesamt42." 39. Hätte das Böse vermieden werden können? Sicherlich steht alles in Allahs Macht. Hätte es Seinem Willen und Plan entsprochen, dann hätte Er eine Welt erschaffen können, in der keins Seiner Geschöpfe einen Willen oder eine Wahlmöglichkeit gehabt hätte. Aber dies entsprach nicht Seinem Willen und Plan. In der Welt, wie wir sie kennen, hat der Mensch einen gewissen Spielraum und freien Willen. Da dies der Fall ist, hat Er Zeichen und Lehrmittel zur Verfügung gestellt, so dass der Wille des Menschen geübt und gereinigt werden kann. Dazu gehört auch die Strafe für Gesetzesübertretungen. Diese Strafe trifft notwendigerweise ein, denn Allahs Wort ist wahr und geht in Erfüllung. (Juusuf `Allii) 40. Hätte Allah gewollt, dann hätte Er den Menschenseelen nur einen einzigen Weg offenlassen können, nämlich den der Rechtleitung, so wie jenen Geschöpfen, die durch die Eingebung und ihrer Naturanlage Folge leisten müssen, ähnlich wie es die Tiere tun oder andere Geschöpfe die nur die Folgsamkeit kennen, wie die Engel. Allah jedoch wollte, dass der Mensch eine eigene Natur bekommt, die sowohl Rechtleitung als auch Irrtum besitzt, so dass er selbst die Rechtleitung wählen kann oder auch nicht. (Qutb) Ohne die Alternative des Bösen. (Darjabadi) Wenn Wir gewollt hätten, so hätten Wir sie ins irdische Leben zurückbringen können, wie sie es wünschten. Allah jedoch wusste, dass sie wieder das gleiche tun würden, siehe Suura 6:28. (Qurtubi) Dies würde der Weisheit Allahs widersprechen. Denn den Weg der Rechtleitung sollten sie freiwillig und nicht durch Zwang beschreiten. (Safwat Al-Tafsir) Das heißt zwangsläufig. Da dies aber dem Menschen alle Möglichkeit genommen hätte, zwischen richtig und falsch zu unterscheiden und damit moralisch verantwortungsfähig zu sein, zwingt Allah die Rechtleitung niemandem auf. Vergleiche auch Suura 26:4 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad) Allah will die Menschen prüfen, indem Er gewisse Dinge vor ihren Sinnen verborgen hält, um festzustellen, ob sie diese durch ihre Vernunft erkennen, nachdem ihnen die dazu notwendigen Zeichen im Universum und in ihrem eigenen Inneren und die Hilfe der prophetischen Botschaft zur Verfügung gestellt worden ist. Nach Einblick in den wahren Sachverhalt ist eine weitere Prüfung sinnlos. Vergleich auch Suura 2:210; 6:7-9; 6:27-28; 10:19 und 23:99-100 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Maududi) 41. Vergleiche auch Suura 11:119 und 7:18 sowie die entsprechenden Fußnoten und Fußnote 39 oben. (Juusuf `Allii) Den Erfordernissen der Gerechtigkeit entsprechend. (Darjabadi)42. Dschinn sind in diesem Falle böse Geister, die Menschen in Versuchung führen, und die Menschen, die die Strafe erleiden müssen, sind diejenigen, die ihren Versuchungen nachgegeben haben. (Juusuf `Allii) Diejenigen von ihnen, die sich absichtlich für den Irrtum entschieden haben und somit dem Weg zur Hölle folgen. (Qutb) Vergleiche auch Suura 18:50, wo Schaytan als ein "Dschinn" bezeichnet wird. (Anm. d. Übers.) Vergleiche auch Suura 38:69-88. Das Wort "armain" ("allesamt") bedeutet nicht, dass sämtliche Dschinn und Menschen in die Hölle geworfen werden, sondern dass die Bösen aus beiden Schöpfungskathegorien miteinander in die Hölle kommen. (Maududi)
14. Nun kostet also, (die Strafe) dafür, dass ihr das Eintreffen dieses eures Tages zu vergessen pflegtet43. Wahrlich, so wollen auch Wir euch vergessen44. Kostet darum die ewig währende Strafe für das, was ihr zu tun pflegtet. 43. Ihr wart so vereinnahmt von eurer Sucht nach Annehmlichkeiten im irdischen Leben, dass ihr völlig außer Acht gelassen habt, dass ihr dereinst vor Allah Rechenschaft ablegen müsst. (Maududi) 44. Vergleiche Suura 7:51 und die entsprechende Fußnote. "Vergessen" ist hier im Sinne von „absichtlich ignorieren" gebraucht worden. Im Sinne eines Mangels im Gedächtnis oder eines Wissensfehlers kann der Begriff nicht auf Allah, den Vollkommenen, angewendet werden, von dem gesagt wird, dass "Er nie vergisst" - vergleiche Suura 20:52. (Juusuf `Allii) Allah vergisst niemanden. Die Behandlung die, Er ihnen jedoch zukommen lässt, ist die von Vergessenen, Vernachlässigten, voller Erniedrigung und Verachtung. (Qutb)
15. Fürwahr, nur diejenigen den Imaan verinnerlichen an Unsere Zeichen, die, wenn sie durch sie er mahnt werden45, anbetend niederfallen46 und ihren Herrn lobpreisen, und sie sind nicht hochmütig47. 45. Dem im vorigen Aja geschilderten wird nun die Reaktion im Inneren der Mu'mins gegenübergestellt, die Allah fürchten und ohne Hochmut und Arroganz Ihm gehorsam sind. (Qutb) 46. Als Zeichen ihrer Verherrlichung. (Safwat Al-Tafsir) Das heißt sie gehorchen ihnen und befolgen sie in Wort und Tat. (ibn Kasir) "Sudschdschadan" سُجَّداً: „in einer Haltung der Niederwerfung, die tiefe Demut und Imaan ausdrückt." Dies ist das Schlüsselwort dieser Suura, die auch danach benannt ist. Alle Zeichen Allahs führen unsere Gedanken aufwärts zu Allah, und wenn sie erläutert werden, sollte unsere Haltung eine der demütigen Dankbarkeit ihm gegenüber sein. (Juusuf `Allii) 47. Sie sind nicht zu überheblich, die Zeichen Allahs zu befolgen und sich ihnen zu unterwerfen.(ibn Kasir) Das heißt sie halten es nicht für unter ihrer Würde, ihre falschen Vorstellungen aufzugeben, an Allahs Offenbarung den Imaan verinnerlichen und Ihm zu dienen und Ihn anzubeten. Keine falsche Selbsteinschätzung hindert sie daran, die Wahrheit zu akzeptieren und ihrem Herrn zu gehorchen. (Maududi) Beim Lesen oder Hören des arabischen Originaltextes folgt nach diesem Aja eine Niederwerfung. (Anm. d. Übers.)
16. Ihre Seiten halten sich fern von ihren Betten48. Sie rufen ihren Herrn an in Furcht und Hoffnung und spenden von dem, womit Wir sie versorgt haben49. 48. Dies ist eine bildliche Darstellung der Lagerstätten in der Nacht, die den Körper zum Hinlegen zur Ruhe einladen und dazu, sich am Schlaf zu ergötzen. Doch in diesem Körper finden sie keinen Widerhall. Er widerstrebt dieser Einladung, wenn auch mit größter Anstrengung, um sich seinem Herrn zuzuwenden. (Qutb) "Dschunub" جُنُوب: die Seiten auf denen der Mensch schläft oder auf die er sich im Schlaf dreht. Der Kürze wegen habe ich "Glieder" übersetzt. Heilige Männer und Frauen meiden weiche, gemütliche Betten und luxuriösen Schlaf. Sie üben ihre Gliedmaßen in freiwilligen Gebeten, besonders bei Nacht. Die Kommentatoren beziehen dies vor allem auf die Tahadschdschud-Gebete zwischen Mitternacht und den frühen Morgenstunden. (Juusuf `Allii) Dies bedeutet nicht, dass sie auf den Schlaf verzichten, sondern dass sie einen Teil der Nacht im Gebet verbringen und ihre Freizeit Seiner Verherrlichung widmen. (Maududi) Um Allahs zu gedenken im Gebet oder ohne Gebet. Dies bezieht sich meistens auf die freiwilligen Gebete in der Nacht. Darüber gibt es sehr viele Hadiise. Eines davon wird von Huad ibn Dschabal berichtet: „Soll ich dir nicht die Wege der Wohltätigkeit weisen? Es sind: Das Fasten, das ein Schutz ist, die Almosenspende, denn sie löscht die Sünde wie das Wasser das Feuer, und das Gebet inmitten der Nacht." (Qurtubi) 49. In Furcht vor Seiner Bestrafung und in Hoffnung auf Seine Gnade und Barmherzigkeit. In Furcht vor Seinem Unwillen und in Hoffnung auf Sein Wohlwollen; Furcht davor, sich Ihm zu widersetzen und Hoffnung auf Erfolg, der von Ihm kommt. (Qutb) "In Furcht und Hoffnung": in geistiger Furcht, ihre ’Ibaada Handlungen könnten nicht würdig sein, von Allah angenommen zu werden, und in geistiger Sehnsucht oder Hoffnung. Allah möge ihre Fehler und Mängel vergeben. Ihr ’Ibaada äußert sich nicht allein im Gebet, sondern auch im praktischen Dienst und in Freigebigkeit mit jeder Gabe, die sie von Allah empfangen haben. (Juusuf `Allii)
17. Denn keine Seele weiß50, was an Augenfreude51 für sie verborgen gehalten wird52 als Lohn für das, was sie zu tun pflegten. 50. Keines der Geschöpfe. (Qurtubi) Nicht einmal ein Engel oder ein Prophet. (Darjabadi) 51. Augentrost oder Augenfreude, eine Umschreibung für alles, was tröstet und Befriedigung verschafft. In unserem gegenwärtigen Zustand können wir uns die Glückseligkeit kaum vorstellen, die uns in der Zukunft erwartet. (Juusuf `Allii) Der plötzliche Wechsel vom Singular zum Plural ist im Arabischen häufig. Vergleiche in der Bibel auch "Du begegnetest denen, die Gerechtigkeit übten und auf deinen Wegen deiner gedachten. Siehe, du zürntest, als wir von alters her gegen dich sündigten und abtrünnig wurden." Jesaja 64:4 und "Sondern es ist gekommen, wie geschrieben steht (Jesaja 64,3): «Was kein Auge gesehen hat und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott bereitet hat denen, die ihn lieben." 1. Korinther 2:9. (Darjabadi) 52. Der Ausdruck: "was für sie verborgen gehalten wind" weist eindeutig auf die nicht erfassbare und somit nur allegorische beschreibbare Qualität des zukünftigen Lebens hin. Dass es für den Menschen unmöglich ist, sich das Paradies wirklich vorzustellen, geht aus einem Hadiis hervor: „Allah spricht: Ich habe für Meine rechtschaffenen Diener Dinge bereitgehalten, die kein Auge je gesehen, kein Ohr je gehört und keinem Menschen in den Sinn gekommen sind." Dieses Hadiis ist von den Prophetengefährten immer als Kommentar zu diesem Aja verstanden worden. (Asad)
18. Ist also der, der mu’min ist, gleich dem, der ruchlos ist53? Sie sind nicht gleich54! 53. Anhand des traurigen Bildes der Sünder und des edlen, friedlichen der Mu'mins wird hier der Grundsatz der gerechten Vergeltung in wenigen Worten erläutert. (Qutb) Gegenübergestellt werden hier die Begriffe "mu’min" und "fasiq". Mu’min ist jemand, der an Allah als seinen Herrn und einzigen Gott den Imaan verinnerlicht und dem Gesetz gehorsam ist, das Allah durch Seine Gesandten herabgesandt hat. Im Gegensatz dazu ist ein fasiq jemand, der eine Haltung der Rebellion, des Ungehorsams und des Gehorsams gegenüber anderen als Allah einnimmt. (Maududi) 54. Sie werden sich im Jenseits in Bezug auf die Vergeltung und im Ansehen ebenso wenig gleichen, wie sie sich im Diesseits in keiner Weise gleichen, weder in ihrem Gehorsam Allah gegenüber noch in ihrem Dienst an Ihm. (Safwat Al-Tafsir) Sie gleichen sich zu wenig in Naturell, Gefühlen und Verhalten, als dass sie sich in der Vergeltung im Dies- und Jenseits gleichen könnten. Ihre Wege im Diesseits sind grundverschieden. So ist es nicht verwunderlich, wenn sich die Wege der Mu'mins und die der Kaafirs trennen werden. (Qutb)
19. Was jene betrifft, die mu’min sind und gute Werke tun, so werden ihnen Gärten als Ort der Ruhe und Geborgenheit55 zuteil für das, was sie zu tun pflegten. 55. Während das Paradies die wahre Herberge ist, ist das irdische Heim nur ein vorübergehender Aufenthaltsort, den man eines Tages verlassen muss. (Safwat Al-Tafsir) Der Begriff "Heim" (mawa) löst bei uns die Vorstellung von Frieden und Glück aus. Wenn noch Ehre und Gastfreundschaft hinzugefügt werden, dann wird die Vorstellung vom Glück noch gesteigert. (Juusuf `Allii) Die Gärten sind nicht allein ein Ort, wo sie ihren Unterhalt finden, sondern eine Heimat, in der sie für immer leben werden. (Maududi)
20. Was aber jene betrifft, die ruchlos sind, deren Aufenthaltsort wird das Feuer sein56. Jedesmal, wenn sie daraus entkommen wollen, werden sie dorthin zurückgebracht. Und es wird zu ihnen gesagt werden: „Kostet die Strafe des Feuers, die ihr als Lüge zu verwerfen pflegtet57." 56. Dorthin gelangen sie und dort lassen sie sich nieder. Welch eine Heimat! (Qutb) Vergleiche auch Suura 22:22. So wie die Gärten für Glückseligkeit stehen, so steht das Feuer für Leid und Strafe. Es gibt kein Entrinnen daraus. (Juusuf `Allii) 57. Dieser Tadel vermehrt noch die Ablehnung und Strafe, der sie ausgesetzt werden. (Qutb)
21. Und Wir werden sie fürwahr die Strafe dieser (Welt) kosten lassen58 vor der weit größeren Strafe, auf dass sie umkehren mögen59? 58. Die geringere Bestrafung stellt sich dar in Unglück und Krankheiten dieser Welt und allem, womit das Geschöpf geprüft wird um umzukehren. (Qurtubi) Die endgültige Strafe kommt im zukünftigen Leben. Daran besteht kein Zweifel. Aber zuvor gibt es kleinere Strafen in diesem Leben. Diese können in einer Art von Unglück bestehen oder aber in Gewissensbissen und heimlichen Sorgen. Aber diese geringere Strafe kann in Wirklichkeit eine Barmherzigkeit sein, denn sie gibt uns die Möglichkeit zur Umkehr und Wiedergutmachung. (Juusuf `Allii) Vergleiche auch Suura 52:47 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad) 59. Die weitaus größere Strafe ist die des Jenseits. (Al-Dschalalain) Die Strafe im gegenwärtigen Leben ist insofern ein Gnadenerweis Allahs, denn Er möchte Seine Geschöpfe nicht bestrafen, solange sie die Strafe nicht wirklich durch ihre Verhaltensweise verdient haben. Durch eine solche zeitliche Strafe will Er sie zur Selbstbesinnung und Umkehr veranlassen. (Qutb)
22. Und niemand ist ungerechter als der, der auf die Zeichen seines Herrn aufmerksam gemacht wird und sich dann davon abwendet60? Wahrlich, Wir wer den Vergeltung üben an den Übeltätern61. 60. Trotz ihrer offensichtlichen Klarheit. (Ruch Al-Maanii) Die schlimmsten und hartnäckigsten Ungerechten sind diejenigen, denen Allahs Zeichen nahe gebracht worden sind, die aber trotzdem das Böse vorziehen und sich von ihrem Herrn abwenden. Die Zeichen können sich in den Worten und in der Rechtleitung eines großen Lehrers finden oder in irgendeiner kleinen Sorge oder Warnung, die sie verächtlich zurückweisen. Sie können auch in einem katastrophalen Schicksalsschlag bestehen, der ihnen die Augen öffnen sollte, den sie aber absichtlich nicht beachten. (Juusuf `Allii) Der Begriff "Zeichen seines Herrn" beinhaltet Zeichen aller Art. So wie sie im Qur’an erwähnt werden, können wir sie in sechs Arten zusammenfassen: 1. Die Zeichen in allen Dingen von der Erde bis zum Himmel und im System des Universums überhaupt. 2. Die Zeichen in der Schöpfung des Menschen und in seiner körperlichen Konstitution. 3. Die Zeichen in der Intuition, dem Unbewussten und den ethischen Vorstellungen des Menschen. 4. Die Zeichen in der fortgesetzten Erfahrung der menschlichen Geschichte. 5. Die Zeichen in irdischen und kosmischen Katastrophen, die über den Menschen hereinbrechen. 6. Vor allem aber auch die Offenbarungen, die Allah durch Seine Gesandten dem Menschen zukommen lässt, damit dieser sich dadurch auf vernünftige Weise der Realität bewusst wird, auf die alle die anderen Zeichen hinweisen. (Maududi) 61. Jene, die sich abwenden, nachdem sie auf die Zeichen ihres Herrn aufmerksam gemacht wurden, dann die geringere Bestrafung des Diesseits zu kosten bekommen, ohne umzukehren und sich ermahnen zu lassen, das sind die wahren Ungerechten. Damit verdienen sie, bestraft zu werden im Dies- und im Jenseits. (Qutb) Abschnitt 3 23. Wir haben ja fürwahr Muusa bereits die Schrift62 gegeben63. Darum64 sollst du nicht an der Begegnung mit Ihm65 zweifeln. Und Wir haben sie zu einer Rechtleitung für die Kinder Israels gemacht66. 62. Nämlich die Thora. (Darjabadi) Nun wendet sich der Text der Geschichte Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu, und zwar mit einem kurzen Hinweis auf das Buch Muusa, das Allah zur Rechtleitung für die Kinder Israels machte, wie er später auch den Qur’an zu einer Rechtleitung für die Gesamtheit aller Mu'mins gemacht hat. (Qutb) 63. Das Wort "Buch" ist hier nicht gleichbedeutend mit "Offenbarung" an sich. Muusa wurde ein Gesetz - eine Scharii’a - offenbart, das sein Volk in allen praktischen Angelegenheiten ihres Lebens leiten sollte. Auch 'Isa wurde nach ihm, von Allah inspiriert, aber sein "Indschil" (Evangelium) enthielt nur allgemeine Grundsätze und kein Gesetz wie das er Prophet Muchammad - Friede sei mit ihm - war dann der nächste, der in diesem Sinne eine Schrift empfing, denn der Qur’an enthält sowohl einen Gesetzeskodex als auch allgemeine Grundsätze. Diese Suura wurde in Makka offenbart. Das eigentliche Gesetz kam später in Madina hinzu, wird ihm aber hier zugesichert, wobei gesagt wird, dass es das frühere Gesetz ablösen und Allahs Offenbarung vervollkommnen soll. (Juusuf `Allii) 64. Angesichts dieser Tatsachen. (Darjabadi) 65. Mit diesen Worten sollte die Botschaft Muchammads, Allahs Segen und Frieden auf ihm, bestätigt werden. Ebenso soll damit versichert werden, dass das, was er von der Schrift erhalten hat, gleichzeitig eine himmlische Offenbarung und ein Buch Allahs darstellt. (Safwat Al-Tafsir) Mit diesem Abschnitt kehrt der Gedankengang zu dem am Anfang der Suura angeschnittenen Thema zurück - nämlich dem Ursprung Allahs der zu Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gesandten Offenbarung, die, wie hier betont wird, von derselben Quelle stammt wie die Offenbarung, die Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, seinerzeit erhalten hatte. Darüber hinaus bedeutet die Identität der grundlegenden Wahrheiten in allen Offenbarungen Allahs, wie sie in diesem Aja betont wird, die Identität der ethischen Forderungen an die Anhänger dieser Offenbarungen unabhängig von Zeit, Volkszugehörigkeit oder gesellschaftlicher Umgebung. (Asad) Dies ist allem Anschein nach an den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gerichtet, aber angesprochen sind jedenfalls auch jene Leute, die an seinem Prophetentum zweifelten. (Maududi) 66. Die Kinder Israels werden hier besonders erwähnt als die hauptsächlichen Nutznießer dieses Buches. (Ruch Al-Maanii) Jenes Buch sollte die Kinder Israels rechtleiten, und gleichermaßen soll dieses Buch euch rechtleiten. Die volle Bedeutung dieser Ajas kann nur verstanden werden, wenn wir den historischen Hintergrund im Auge behalten. Die Geschichte legt Zeugnis davon ab - und dessen waren sich die makkanischen Götzendiener sehr wohl bewusst - dass die Kinder Israels jahrhundertelang in Ägypten ein elendes Leben geführt hatten. In dieser kritischen Zeit erweckte Allah unter ihnen den Propheten Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und befreite sie aus der Knechtschaft. Dann offenbarte Er ihnen die Schrift, durch die das einstmals unterdrückte Volk Rechtleitung erhielt und eine geachtete Position in der Welt erringen konnte. Mit Rückblick auf diesen historischen Hintergrund wird den Arabern hier gesagt: so wie jene Schrift die Kinder Israels rechtleiten sollte, so soll diese Schrift euch rechtleiten. (Maududi)
24. Und Wir beriefen unter ihnen Anführer67, die sie rechtleiteten nach Unserem Gebot68, solange sie geduldig und standhaft waren und an Unseren Zeichen festhielten70. 67. Vorbilder, deren Beispiel sie in der Religion folgen sollten. (Qurtubi) Anführer zum Guten außer den Propheten. (Ruch Al-Maanii) Das arabische Wort "aimma" (Plural von imaam) bedeutet "Führer", aber auch "Vorbilder". Ein politischer oder religiöser Führer muss immer auch moralisch ein Vorbild sein. (Anm. d. Über.) 68. Indem sie die Menschen dazu aufriefen, Uns zu gehorchen. (Qurtubi) Eine Reihe von Richtern, Propheten und Königen führten das Volk entsprechend dem Gesetz Allahs, solange die Kinder Israel ihren Diin und ihre Standhaftigkeit bewahrten. Als dies nicht mehr der Fall war, entzog Allah ihnen Seine Gnade, und das Volk spaltete sich in widerstreitende Sekten und erlitt praktisch einen nationalen Untergang. (Juusuf `Allii) Die Entwicklung der Kinder Israels war nicht allein auf ihre heilige Schrift zurückzuführen. Diese war nicht ein Amulett, das sie um den Hals hängen konnten, um dann mit besonderem Schutz zum Ruhm voranzuschreiten. Der Ruhm war vielmehr das Ergebnis ihres Imaans an die Offenbarung und ihrer Standhaftigkeit in der Befolgung der Gesetze Allahs. Unter den Kindern Israels stand die Führung denjenigen zu, die wahre Mu'mins waren und sich nicht durch die Verlockungen irdischer Vorteile bestechen ließen. Nur indem sie in ihrer Wahrheitsliebe jeder Gefahr Widerstand leisteten, Verlust und Heimsuchungen ertrugen und ihr Äußerstes gaben im Widerstand gegen feindliche Kräfte, von ihrem eigenen Ich bis zu äußeren Feinden, nur dadurch konnten sie in der Welt eine führende Rolle spielen. Dieser Text soll die Kaafirs in Arabien darauf aufmerksam machen, dass diese Schrift ihr Schicksal entscheiden wird, so wie die Thora das Schicksal der Kinder Israels entschieden hat. (Maududi) 69. Angesichts schwerer Prüfungen und Heimsuchungen. (Darjabadi) 70. Dies beinhaltet implizit einen Hinweis an die Quraischch, dass Allah, falls sie Ihm gehorchen würden, auch unter ihnen Führer erwählen würde. (Safwat Al-Tafsir) Dies ist eine indirekte Anspielung auf den im Qur’an vielfach erwähnten Niedergang des Diins unter den Kindern Israels in späteren Zeiten und die Tendenz unter vielen ihrer Führer und Gelehrten, den Text der Thora zu entstellen. Vergleiche hierzu auch Suura 2:42; 2:75; 2:79 und andere Stellen sowie die entsprechenden Fußnoten. Dementsprechend soll auch der Qur’an Rechtleitung und Licht zur Verfügung stellen, solange die Führer der Gemeinschaft in Anfechtungen standhaft sind und konsequent an ihrem Diin festhalten: Diese Interpretation impliziert auch das Gegenteil, dass nämlich der Qur’an an sich nicht Menschen nützt, die ihre ethischen Maßstäbe und ihren Diin aufgegeben haben. (Asad)
25. Wahrlich, Er ist dein Herr, Der zwischen ihnen entscheiden wird71 am Tag der Auferstehung über das, worin sie uneins waren72. 71. Zwischen den Mu'mins und den Kaafirs oder zwischen den Propheten und ihren Völkern. (Qurtubi) Streitereien und Meinungsverschiedenheiten unter ihnen werden sich bis zum Tag des Gerichts fortsetzen. In der Zwischenzeit wird jedoch eine neue Gemeinschaft (die des Islam) aufstehen und ihren Platz einnehmen, mit einer universalen und vereinigenden Botschaft für die ganze Menschheit. (Juusuf `Allii) Dies spielt auf die Differenzen und Spaltungen unter den Kindern Israels an, nachdem sie ihren Imaan verloren und den Gehorsam gegenüber ihren rechtgeleiteten Führern aufgegeben hatten. Ein Ergebnis davon ist offensichtlich: sie hatten unter Schande und Unglück zu leiden. Das andere Ergebnis ist nicht sichtbar und erweist sich erst am Tag des Gerichts. (Maududi) 72. In Fragen der Religion und im Bezug auf die Auferstehung und über Belohnung und Bestrafung.(Safwat Al-Tafsir)
26. (Dient) es ihnen nicht als Rechtleitung, wie viele Generation73 Wir vor ihnen vernichtet haben, in deren Wohnstätten sie (jetzt) umhergehen74? Wahrlich, darin sind Zeichen75. Wollen sie also nicht hören76? 73. Vergleiche auch Suura 20:128 und die entsprechende Fußnote, wo der Begriff "qarn" (wörtlich: "Generation") näher erläutert wird. (Asad) 74. Angesprochen sind hier die kaafir Makkaner. (Al-Dschalalain) An deren Häusern und Städten sie bei ihren Handelsreisen vorbeiziehen und dabei die Spuren ihrer Vernichtung beobachten können. (Ruch Al-Maanii) Wenn ein irregehendes Volk doch nur aus der Geschichte früherer Völker lernen wollte, die für ihr Böses untergegangen sind! Überreste von deren Kultur sind tagtäglich unterwegs zu sehen: die Juden hätten die Überreste der Philister oder Amalekiter in Palästina sehen können und die Araber die Trümmer der Städte der Ad und Samud in Arabien. (Juusuf 'Allii) 75. Zeichen Unserer Allmacht. (Al-Dschalalain) Zeichen für die bösen Folgen der Kufr und Bosheit. (Darjabadi) 76. Hören, nachdenken und daraus eine Lehre ziehen. (Ruch Al-Maanii) "Hören": nämlich auf die Geschichten von früheren Generationen, in deren Häusern sie umhergehen; oder auch auf diese Warnung, bevor sie die Verheißung ereilt und das Grässliche sie erfasst. (Qutb)
27. Haben sie denn nicht gesehen77, wie Wir das Wasser auf das dürre Land treiben und damit Pflanzen hervorbringen, von denen ihr Vieh und sie selbst sich ernähren? Wollen sie also nicht ein sichtig sein78? 77. Erkennen sie nicht Allahs Wirken in allen diesen Phänomenen? (Qutb) 78. ... und erkennen, dass Derjenige, der das leblose Land wieder belebt hat, auch die Macht besitzt, sie nach ihrem Ableben wieder zu erwecken. (Safwat Al-Tafsir) Der Aja beginnt mit "Sehen sie nicht?", mit einem physischen Akt. Er endet mit der Frage: „Haben sie keine Einsicht?" , wobei es um geistige Einsicht geht. Dies verläuft parallel zu den beiden Arten von "Hören" oder "Zuhören" im letzten Aja (vergleiche oben Fußnote 76). (Juusuf `Allii) 28. Und sie sagen79: „Wann wird die Entscheidung ergehen, wenn ihr wahrhaft seid80?" 79. Dies sagen die Götzendiener zu den Muslimen. (Darjabadi) In einer Art von Verleugnung und Verspottung. (Ruch Al-Maanii) 80. "Fatch" فَتْح bedeutet, zwischen beiden Gruppen die Entscheidung zu fällen, und das Eintreffen der Drohung, die die Kaafirs immer zu beschleunigen suchten. Dabei vergessen sie die Weisheit Allahs, dies aufzuschieben bis zu der von Ihm festgesetzten Frist, die weder beschleunigt noch aufgeschoben wird, nur aufgrund ihres Verlangens. (Qutb) Die kaafir Makkaner fragten oft sarkastisch: „Wann werdet ihr die Oberhand über uns gewinnen, falls eure Behauptung wahr ist?" Weil die Muslime stets davon sprachen, dass Allah ihnen Erfolg über die Makkaner verleihen würde. (Safwat Al-Tafsir) Die Kaafirs sagen vielleicht: „Wenn das, was ihr sagt, wahr ist, dann sagt uns doch, wann diese endgültige Wiederherstellung der Realitäten, des Lebens und der wahren Werte zustande kommen soll?" Die Antwort darauf lautet: „Wenn ihr meint, ihr könntet die Umkehr und eure Besserung bis dahin aufschieben, dann ist diese Spekulation nutzlos: es ist dann zu spät zur Umkehr, und euch wird dann keine Chance mehr gegeben. Jetzt habt ihr eure Bewährungsfrist und Möglichkeit." (Juusuf `Allii)
29. Sprich: „Am Tag der Entscheidung81 wird denen, die kaafir sind, ihr Imaan nichts nützen und es wird ihnen kein Aufschub gewährt82." 81. An dem euch die Bestrafung Allahs, Sein Unwille und Sein Zorn ereilen wird im Dies- wie im Jenseits. (ibn Kasir) 82. Wegen dieser Sache solltet ihr nicht ungeduldig sein. Wenn Allahs Strafe kommt, habt ihr keine Zeit mehr zur Umkehr. Nutzt die Zeit auf bestmögliche Weise, bevor die Strafe kommt. Danach kann euch euer Imaan nichts mehr nützen. (Maududi)
30. So wende dich von ihnen83 ab und warte. Wahrlich, auch sie warten84. 83. Auf die Erfüllung von Allahs Versprechen. (Qurtubi) Lass sie in Ruhe; kümmere dich nicht um sie. (Darjabadi) Kümmere dich nicht um ihre Unverschämtheit und antworte ihnen nur mit dem, was dir geboten wurde. (Qurtubi) 84. Lies auch Suura 6:158 und die entsprechenden Fußnoten als Kommentar zu diesem Satz. Dort wird zu den Kaafirs gesagt: „Wartet nur; auch wir werden warten." Hier wird zu dem Rechtschaffenen gesagt: „Warte; auch sie warten." In beiden Fällen werden die Angesprochenen zuerst erwähnt. Vergleiche auch Suura 7:71. (Juusuf `Allii) Während du auf ihre Bestrafung wartest, warten sie auf deinen Untergang. (Qurtubi)
Einführung zu Suura 33 Nachdem mit der letzten Suura die mit Suura 29 beginnende Serie von Suuras mit mystischer Bedeutung abgeschlossen ist, kehren wir nun auf den Boden der harten Alltagswirklichkeit zurück. In der Hauptsache geht es hier um zwei Themen: 1. den Versuch, mit nackter Gewalt die Wahrheit zu zerschlagen; und 2. den Versuch, durch Verleumdung oder unziemliches Verhalten die Beziehung zwischen Männern und Frauen zu vergiften. Was das erste Thema angeht, so ist die Geschichte von den Achsaab oder den Verbündeten, die versuchten, die Muslime in Madina zu umzingeln und zu vernichten, voller hinterlistiger Intrigen der verschiedenen feindlichen Gruppen wie der kaafir Quraisch, der Juden (der Banuu Nadir, die bereits ihres verräterischen Verhaltens wegen aus Madina ausgewiesen worden waren), des arabischen Stammes der Dschatafaan und des jüdischen Stammes der Banuu Quraisch in Madina. Dies war die unheilige Allianz gegen den Islam. Obgleich sie jedoch den belagerten Muslimen viele Sorgen und Leiden verursachte, ging der Islam siegreich aus dieser Prüfung hervor und erwies sich als stärker denn je. In Makka waren die Quraisch mit Verfolgungen, Boykott, Beleidigungen und körperlichen Übergriffen aller Art gegen die Muslime vorgegangen, woraufhin diese teilweise nach Abessinien und schließlich geschlossen nach Madina auswanderten. Die erste bewaffnete Auseinandersetzung erfolgte im Ramadaan des Jahres 2 nach der Hidschra bei Badr, wobei die Quraisch zurückgeschlagen wurden (vergleiche Suura 3:13 und die entsprechenden Fußnoten). Sie kamen im nächsten Jahr zu einem Vergeltungsschlag. Die Schlacht fand bei Uhud statt, und obgleich die Muslime hohe Verluste erlitten, wurde Madina gerettet, und die Quraisch mussten unverrichteter Dinge nach Makka zurückkehren. Sie begannen daraufhin, ein Netz von Intrigen und Bündnissen aufzubauen und belagerten Madina im Schawwaal und Sul-dschida des Jahres 5 nach der Hidschra mit einem Aufgebot von 10000 Mann. Dies ist die Belagerung der Verbündeten, von der in Aja 9-27 die Rede ist und die mehr als zwei Wochen, nach einigen Überlieferungen 27 Tage dauerte. Sie verursachte durch Hunger, Kälte, ständigen Beschuss mit Pfeilen und immer neuen Angriffen viel Leiden. Schließlich endete sie jedoch mit der Niederlage der Verbündeten und stärkte den Islam. Der Angriff war gewaltsam und gut organisiert, aber die Muslime hatten Vorbereitungen getroffen, ihm zu begegnen. Zu diesen zählte auch der Graben um Madina, der nach Anweisung des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und unter der Aufsicht von Salmaan Al-Farsii gegraben worden war und den Gegner überraschte. Die Belagerung und die Schlacht ist daher unter dem Namen "Grabenschlacht" bekannt, aber auch unter dem Namen "Schlacht der Verbündeten". Bezüglich der Position und Würde der Damen im Hausstand des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und der muslimischen Frauen allgemein wurden Grundsätze festgelegt, die ihre Ehre bewahren und sie vor Verleumdungen und Beleidigungen schützen sollten. Die Damen des Hausstandes waren intensiv in sozialen Aktivitäten und bei der Instruktion muslimischer Frauen engagiert, und muslimische Frauen wurden immer mehr zu öffentlichen Diensten ausgebildet. Zwei von ihnen (die beiden Sainabs) widmeten sich der Fürsorge für die Armen. Die Pflege der Verwundeten auf dem Schlachtfeld war in dieser kriegerischen Zeit besonders notwendig. Wir wissen von Fatima, der Tochter des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, dass sie ihren Vater pflegte, als er bei Uhud verwundet wurde. Muslimische Frauen begleiteten die Kriegszüge, um die Verwundeten zu versorgen. Ein Teil der Suura fasst die Lehren zusammen, die aus der Grabenschlacht zu ziehen sind, und muss daher einige Zeit danach offenbart worden sein. Auch die Heirat mit Sainab, von der in Aja 37 die Rede ist, fand im selben Jahr statt. Einige Teile, beispielsweise Aja 27, wurden wahrscheinlich im Jahre 7 nach der Haibar-Schlichtung offenbart. (Juusuf `Allii) Diese Suura behandelt einen langen Abschnitt der islamischen Gemeinschaft. Dieser erstreckt sich von der Zeit kurz nach der Schlacht von Badr bis kurz vor den Vertrag von Hudaybija. Sie ist gedrängt voll von Ereignissen und Reformen in der heranwachsenden islamischen Gesellschaft. Alle diese Ereignisse und Reformen jedoch sind eng verknüpft mit dem Imaan an Allah und die Unterwerfung unter Seine Vorherbestimmung. Darauf weist der Anfang der Suura hin, und damit werden auch manch gesellschaftliche Anordnungen abgeschlossen. (Qutb) Diese Suura ist eine madinensischen Suura, und wie alle Suuras aus dieser Zeit behandelt sie einen Teil der Gesetzgebung für die islamische Gesellschaft. Sie behandelt das Leben der Muslime in der Gemeinschaft, wie auch das private Leben und insbesondere das der Familie. Wir können die Themen dieser Suura in drei große Abschnitte gliedern: 1. islamische Sitten und Ausrichtungen; 2. Vorschriften Allahs und Gesetzgebung; 3. Berichte über die beiden Kriegszüge der Al-Achsaab und der Banuu Quraischa. (Safwat Al-Tafsir)
Zusammenfassung: Kaafir Bräuche im zwischenmenschlichen Zusammenleben sollen aufgegeben werden, und Männer und Frauen sollen entsprechend ihrer natürlichen Beziehungen und ihrer geistigen Position geehrt werden. (Ajas 1 - 8) Die Grabenschlacht und ihre Lehren; die Heuchler und ihre Befürchtungen; Wahrheit und gute Beispiele sollen befolgt werden. (Ajas 9 - 27) Hohes Ansehen und angemessenes Verhalten für die Frauen des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm; unglückliche Ehen (wie die der Sainab) sollten nicht aufgrund falscher Bedenken fortgesetzt werden müssen; die Frauen des Propheten sollen rücksichtsvoll und freundlich behandelt werden. (Ajas 28 - 52) Der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und seine Familie verdienen Respekt; Verleumdungen sind zu meiden und werden bestraft; hüte deine Worte und deine Verantwortung. (Ajas 52 - 73).
Die verbündeten Verschwörer Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen.
1. O Prophet, fürchte Allahl und gehorche nicht den Kaafirs2 und den Heuchlern3. Wahrlich, Allah ist Allwissend, Allweise4, 1. Islam ist nicht eine Sammlung von Anweisungen und Ermahnungen, von Verhaltensnormen und ethischen Werten, von Gesetzen und Vorschriften, und auch nicht von Sitten und Gebräuchen sondern eine Zusammenfassung all dessen. Aber auch all diese zusammengenommen ist nicht der eigentliche Islam. Islam ist vielmehr Hingabe an Allah, Unterordnung unter Seinen Willen und Seine Vorherbestimmung, Gehorsam gegenüber Seinen Geboten und Verboten und Befolgung des Weges, den Er für uns vorgesehen hat, ohne sich durch andere davon ablenken zu lassen oder sich auf andere zu stützen. Er ist von Anfang an das Empfinden, dass alle Menschen dieser Erde einem Gesetz Allahs unterworfen sind, das sie und die Erde verwaltet, wie es auch die Gestirne und die Himmelssphären verwaltet. Islam ist eine Überzeugung, aus der ein religiöses Recht entspringt, auf dem eine Verfassung sich aufbaut. All diese drei Faktoren vereint, und aufeinander bezogen bedeutet Islam. Deshalb erfolgt die erste Ausrichtung dieser Suura, die sich damit befasst, das gesellschaftliche Leben der Muslime durch neue Gesetze und Bestimmungen zu reformieren, mit der Hinlenkung zur Taqwa. Damit wird der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, als Hüter dieser Gesetze und Anordnungen zuerst angesprochen. (Qutb) Fürchte Allah weiterhin wie bisher. (Darjabadi) Beharre auf der Taqwa oder versuche, sie zu vertiefen. (Safwat Al-Bajaan) Taqwa bedeutet, Allah gegenüber gehorsam zu handeln, im Streben nach Seiner Belohnung, und Seine Verbote zu meiden aus Furcht vor Seiner Bestrafung. (ibn Kasir) 2. Jene, die ihren Kufr offen bekunden. (Ruuch Al-Maanii) Die dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, faule Kompromisse vorschlugen. (Darjabadi) Das 5. Jahr nach der Hidschra war in der äußeren Geschichte des Islam ein kritisches Jahr, und diese Suura muss im Zusammenhang mit den Ereignissen gelesen werden, die in diesem Jahr stattfanden. Wie bereits in der Einführung erklärt, belagerte die Allianz gegen die Muslime die Stadt Madina, musste aber unverrichteter Dinge abziehen. Die Verbindung zwischen diesen verschiedenen Gruppierungen war der gemeinsame Hass gegen den Islam, der jedoch durch diese Ereignisse gebrochen wurde. Drei Punkte sind wichtig festzuhalten: 1. Die Juden in ihrer Gesamtheit verloren ihre Chance, Vorkämpfer des Islam zu werden, während die besten unter ihnen sich bereits dem Islam angeschlossen hatten, 2. nachdem die Verleumdungsaffäre gegen `A'ischa (vergleiche Suura 24:11-26) beigelegt war, bekam der Hausstand des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, einen bestimmten Status, und seine Frauen erhielten die Position der "Mütter der Gläubigen", 3. Eine weitere Erklärung der Reinheit der Beziehungen zwischen den Geschlechtern wurde gegeben, die auf der Geschichte von Sainab, der „Mutter der Armen" beruht. Auf diese Punkte wird in späteren Fußnoten Bezug genommen. (Juusuf `Allii) Die zweite Anweisung ist das Verbot, den Ungläubigen und den Heuchlern zu gehorchen, ihre Anweisungen und Ratschläge zu befolgen, und auf ihre Meinungen und ihre Aufwiegelei zu hören. Die Tatsache, dass dieses Verbot noch vor dem Auftrag kommt, sich nach Gottes Offenbarung zu richten, demonstriert, wie heftig der Druck der Ungläubigen und der Heuchler in Madina und seiner Umgebung zu dieser Zeit war. Dieses Verbot bleibt jedoch für alle Zeiten und für jede Umgebung bestehen. Es ist eine Warnung für den Gläubigen, sich ganz allgemein nicht nach den Ansichten der Kaafirs und den Heuchlern zu richten, und insbesondere in Angelegenheiten, die mit dem Imaan der Gesetzgebung und der gesellschaftlichen Ordnung zu tun haben. (Qutb) 3. Jene, die ihren Unglauben verbergen. (Ruuch Al-Maanii) Das heißt: höre nicht auf sie und nimm keinen Rat von ihnen an. (ibn Kasir) 2. Und folge dem, was dir eingegeben wird von deinem Herrn5. Denn Allah ist wohl vertraut mit dem, was ihr tut6. 3. Und vertraue auf Allah, und Allah genügt als Sachwalter. Darum sollen wir allein Seinen Geboten folgen. (Darjabadi) In diesem ersten Satz, am Anfang dieses Gedankenganges, entfernt Gott alle Befürchtungen des Propheten, etwa in diesem Sinne: Er weiß besser, was für unsere Religion nützlich und gut ist und was nicht. Darum soll er sich nicht auf eine Weise verhalten, die den Ungläubigen und Heuchlern gerade recht kommt, sondern entsprechend Gottes Willen. Er sollte Ihn allein fürchten, nicht die Ungläubigen und Heuchler. (Maududi) Deshalb wird Er dir nur das befehlen, was dem Interesse des Gemeinwohls dient, und Er verbietet dir nur das, worin Verderben liegt. (Ruuch Al-Maanii) 5. Halte dich an den Qur`an, der zu dir herabgesandt wird. (Safwat Al-Tafsir) Hierin liegt ein Beweis, dass subjektive Meinungen nicht befolgt werden dürfen, wenn ein klarer Wortlaut im Qur’an dafür existiert. (Qurtubi) Du und deine Gefährten. (Ruuch Al-Maanii) Wörtlich: „Was dir von deinem Herrn offenbart wird", denn Er ist der Ursprung aller Offenbarung. (Asad) 6. Inmitten widrigster Umstände, den Angriffen des Bösen, den Verschwörungen der Verräter und Heuchler, den Schlägen der Verleumdungen und der falschen Vorwürfe sowie unvernünftigen abergläubischen Vorstellungen und Tabus soll der gottesfürchtige Mensch unbeirrt seinen Weg nach Gottes Gesetz weiterverfolgen und menschliches Übel nicht fürchten, in welcher Form auch immer es erscheint. Menschen können sich irren, aber Allah weiß alles. Menschen versuchen vielleicht, das Gute zu besiegen, aber die Weisheit bleibt bei Allah. (Juusuf `Allii) Dieser Satz richtet sich an den Propheten ebenso wie an die Muslime und die Gegner des Islam: wenn der Prophet verleumdet wird, weil er sich dem Gesetz Gottes entsprechend verhält, und diese Angriffe gegen ihn geduldig erträgt, dann bleibt sein Dienst und seine Aufrichtigkeit Gott nicht verborgen. Gott kennt auch die Situation der Muslime, die in ihrer Treue zum Propheten standhaft bleiben, und derjenigen, die sich zu Zweifeln und Misstrauen hinreißen lassen. Ebenso kennt Er die Versuche der Kaafirs und Heuchler, den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu diffamieren. (Maududi) 7. Wir sollen völlig auf Allah vertrauen; Er wahrt am besten unsere Interessen. Vergleiche auch Suura 4:81 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii) Die letzte Anweisung in der Reihe ist die "Und setze dein Vertrauen auf Gott". Kümmere dich also nicht darum, ob sie mit dir oder gegen dich sind; beachte nicht ihre Pläne und Machenschaften, sondern lege alle deine Angelegenheiten in Allahs Hand, so dass Er sie Seinem Wissen und Seiner Weisheit entsprechend lenkt. Vertraue auf Ihn allein, denn nur in diesem Vertrauen kannst du innerlich beruhigt sein. (Qutb) Führe die dir anvertraute Pflicht aus in vollem Vertrauen auf Gott, selbst wenn sich die ganze Welt gegen dich wendet. Wir können nicht die Weisheit erkennen, die manchmal in den Dingen verborgen ist, aber Allah sorgt dafür, dass diejenigen, die sich für Ihn einsetzen, geschützt sind und ihr Ziel erreichen. (Maududi)
4. Keinem Menschen hat Allah zwei Herzen in seiner Brust8 gegeben, noch hat er eure Frauen, von denen ihr euch mit der Sihaar-Formel trennt9, zu euren Müttern gemacht. Und Er hat eure angenommenen Söhne nicht zu euren leiblichen Söhnen gemacht10. Dies sind nur Worte, die ihr im Munde führt11. Doch nur Allah spricht die Wahrheit12 und Er allein ist es, der zum rechten Weg leitet13. 8. "Zwei Herzen in seiner Brust": zwei widersprüchliche Haltungen, wie beispielsweise gleichzeitig Allah dienen zu wollen und dem Mammon, oder gleichzeitig an Wahrheit und Aberglauben hängen, oder auf heuchlerische Weise die eine Sache vorgeben und die andere beabsichtigen. Dies widerspricht Allahs Gesetzmäßigkeiten und Seinem Willen. Abgesehen von der allgemeinen Verurteilung der Heuchelei werden zwei kaafir Bräuche besonders erwähnt und ihre Ungerechtigkeit hervorgehoben. (Juusuf `Allii) Es ist nur ein Herz, deshalb kann es auch nur einen Kurs geben, den der Mensch verfolgt und eine einzige Vorstellung vom Leben und dem Dasein, aus denen er schöpft und auch eine einzige Waagschale, womit er alle Werte misst. Ansonsten wird er zerrissen, gespalten und der Heuchelei preisgegeben. (Qutb) Dies ist die Einleitung für die anschließend aufgeführten zwei Beispiele. So heißt es, wie Allah keinem Menschen zwei Herzen in der einen Brust erschaffen hat, so kann es nicht angehen, dass ein und dieselbe Frau zur Gattin und dann zur Mutter erklärt wird, und auch nicht, dass ein Sohn einmal als angenommener und dann als leiblicher Sohn erklärt wird. (Safwat Al-Bajaan) Dies knüpft zunächst an den vorigen Abschnitt an und bedeutet, dass ein Mensch nicht gleichzeitig mutaqi sein und zu den Ansichten der Wahrheitsleugner neigen kann. Darüber hinaus bildet dieser Satz jedoch auch eine Verbindung zum folgenden, wo ausgesagt wird, dass es gegen Allahs natürliche Gesetzmäßigkeiten verstößt und damit unvernünftig und moralisch unzulässig ist, einer Person zwei miteinander unvereinbare Rollen im Rahmen des zwischenmenschlichen Umgangs zuzuschreiben. (Asad) 9. Das Wort "Sihaar" ist vom Wortstamm "Sachr" (Rücken) abgeleitet und wird sprachlich in verschiedener Bedeutung angewendet, die alle aber auf diesen Wortstamm zurückzuführen sind. (Ruuch Al-Maanii) In der kaafir arabischen Gesellschaft wurde diese Form der Trennung als endgültig und unwiderruflich betrachtet, so dass die Frau zeitlebens auf diese Weise mit ihrem Mann verbunden blieb. Die ersten vier Ajas der Suura 58, die von dieser Angelegenheit handeln, sind früher offenbart worden als diese Ajas, so dass diese Form der Trennung (Sihaar) bereits abgeschafft war, als diese Suura offenbart wurde. Erwähnt wird dies hier nur als eine Veranschaulichung für die Aussauge am Ende dieses Ajas, dass das, "was ihr mit eurem Mund aussprecht", nicht unbedingt mit dem wirklichen Sachverhalt übereinstimmt. (Asad) Ein Mann pflegte in der kaafir Zeit zu seiner Frau zu sagen: „Du bist für mich wie der Rücken meiner Mutter." Damit war sie für ihn verboten wie seine eigene Mutter. Von diesem Zeitpunkt an war eine geschlechtliche Verbindung mit ihr nicht mehr möglich. So blieb sie in der Schwebe, denn sie galt weder als geschieden, so dass sie einen anderen Mann hätte heiraten können, noch war sie seine Frau. Als nun der Islam daran ging, die gesellschaftlichen Beziehungen neu zu ordnen, und die Familie als die erste Einheit der Gesellschaft einstufte, sah er es als vorrangig an, diese Erniedrigung der Frau zu beseitigen: Die Mutter ist die Mutter und die Ehefrau ist die Ehefrau und die Natur dieser Beziehung kann niemals durch ein Wort umgewandelt werden. (Qutb) 10. Wenn ein Mann einen anderen als "seinen Sohn" bezeichnet, kann dies Komplikationen mit natürlichen und normalen Beziehungen schaffen, wenn es zu wörtlich verstanden wird. Hier wird darauf hingewiesen, dass es eine menschliche Redeweise ist und nicht zu wörtlich verstanden werden sollte. Die Wahrheit ist die Wahrheit und kann nicht dadurch verändert werden, dass Menschen "Söhne" adoptieren. Die Frauen leiblicher Söhne befinden sich für einen Mann innerhalb der für die Ehe verbotenen Verwandtschaftsgrade (vergleiche Suura 4:23), nicht jedoch die Frauen seiner Adoptivsöhne. (Juusuf `Allii) Die eherechtlichen Einschränkungen beziehen sich auf leibliche Söhne - analog dazu auch auf leibliche Töchter - aber nicht auf Adoptivkinder. Diese Aussage kommt unten in Vers 37 ff zum Tragen. (Asad) Die Gelehrten sind sich darin einig, dass dieser Aja sich auf Said ibn Haarita bezieht, der, wie ibn `Umar erzählt, nicht Said ibn Haarita , sondern Said ibn Muchammad genannt wurde, bis der Aja 5:33 herabgesandt wurde „und nennt sie nach ihren Vätern..." Said wurde mit anderen zusammen in Syrien bei einer kriegerischen Auseinandersetzung von einem Mann namens Tuhaama gefangen genommen. In Makka angekommen, verkaufte dieser ihn an einen Neffen Hadidschas, der ihn Hadidscha schenkte, und sie gab ihn wiederum an Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, weiter. Der Prophet Muchammad ließ ihn frei und adoptierte ihn. So blieb Said eine Weile bei ihm, bis sein Vater und sein Onkel ihn aufsuchten, die ihn loskaufen wollten. Der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sagte zu ihnen - und dies war noch vor seiner Sendung: „Lasst ihn wählen! Sollte er sich für euch entscheiden, so gehört er euch ohne Lösegeld." Said jedoch zog es vor, beim Propheten Muchammad zu bleiben, statt zu seinem Volk zurückzukehren. Daraufhin verkündete der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, feierlich: „ O ihr Quraisch! Seid meine Zeugen, dass er (Said) mein Sohn ist, den ich beerbe und der mich beerbt." Dies stellte Saids Vater und seinen Onkel zufrieden und sie traten die Rückreise an. (Al-Qurtubi) 11. Eine Redeweise, die nicht mit dem wirklichen Sachverhalt übereinstimmt. (Darjabadi) 12. Allah spricht die absolute Wahrheit, die unvermischt ist und frei von allem Trug und Unwahren. Und zur Wahrheit gehört, dass Beziehungen auf der tatsächlichen Bindung von Fleisch und Blut basieren und nicht auf bloßen verbalen Äußerungen. (Qutb) Indem Er die tatsächliche biologische Beziehung zwischen Eltern und Kindern von allen von Menschen gemachten, gesellschaftlichen Beziehungen wie zwischen Ehemann und Ehefrau oder Adoptiveltern und Adoptivkindern unterscheidet. In diesem Zusammenhang sollten wir uns daran erinnern, dass "Allahs Rede" oft als Metapher für Seine schöpferische Aktivität benutzt wird. (Asad) 13. Erläutert die richtigen Grundsätze. (Darjabadi) Er zeigt den geraden Weg, der mit den echten, naturgemäßen verbunden ist und der durch keinen anderen Weg, der von Menschen erfunden ist, zu ersetzen wäre. (Qutb)
5. Nennt sie14 nach Namen ihrer Väter15, das ist gerechter vor Allah16. Wenn ihr jedoch ihre Väter nicht kennt, dann sind sie eure Brüder im Diin und eure Schutzbefohlenen17. Doch es soll kein Vergehen für euch sein in dem, was ihr versehentlich falsch macht18, sondern (nur) in dem, was ihr absichtlich tut19. Und Allah ist Allverzeihend, Allbarmherzig20. 14. Eure Adoptivkinder. (Darjabadi) 15. Nach ihren leiblichen Vätern, nicht nach ihren Adoptivvätern. (Darjabadi) Welch eine Gerechtigkeit ist es, dass das Kind nach seinem Vater benannt wird, und zwar Gerechtigkeit einmal dem Elternteil gegenüber, auf dessen Initiative hin dieses Kind entstanden ist, und zum anderen dem Kind gegenüber, das somit den Namen ,eines Vaters trägt und ihn beerbt und ihm beisteht aber auch Gerechtigkeit gegenüber der Wahrheit, die alles seinem Platz zuführt. (Qutb) 16. Gerechter nach Allahs Bestimmung und Gebot. (Safwat Al-Tafsir) Da es mit der Wirklichkeit übereinstimmt. (Darjabadi) Die erste in diesem Zusammenhang durchgeführte Reform bestand darin, dass Said, der Adoptivsohn des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nach seinem leiblichen Vater Said ibn Haarita genannt wurde und nicht mehr Said ibn Muchammad. Gleichzeitig wurde mit diesem Aja die Hochstapelei abgeschafft, einen anderen Mann als Vater auszugeben als den eigenen Vater. (Maududi) 17. Dieses Verhältnis ist ein moralisches und gefühlsmäßiges, aus dem sich keine festgelegten Verpflichtungen ergeben, wie zum Beispiel Erben oder gegenseitige Verantwortlichkeit für die Bezahlung eines Blutgeldes, die der Blutsverwandtschaft vorbehalten sind. Im Falle der Adoption waren sie jedoch Pflicht. Diese angenommenen Kinder sollten aber nach der Abschaffung der Adoption nicht ohne jegliche Bindung zur Gemeinschaft gelassen werden. Der Wortlaut: „Wenn ihr ihre Väter nicht kennt..." beschreibt den gestörten Zustand in der vorislamischen Zeit und das herrschende Durcheinander in den sexuellen Beziehungen. (Qutb) Freigelassene wurden oft nach ihrem ehemaligen Besitzer "Sohn von Soundso" genannt. Vielleicht war während ihrer Sklavenzeit der Name ihres Vaters in Vergessenheit geraten. Es ist korrekter in diesem Fall von "mawlaa" (Freund, Genosse, Schutzbefohlener) des "Soundso" zu sprechen. Der Begriff "mawlaa" bezeichnet jedoch im Arabischen auch eine enge freundschaftliche Beziehung; auch in diesem Sinne ist es besser, diesen Begriff zu benutzen als den Begriff "Sohn". Gegen den Begriff "Bruder" ist nichts einzuwenden, denn "Bruderschaft" wird in einem weiteren Sinne verstanden als "Vaterschaft" und kann nicht so leicht missverstanden werden (Juusuf `Allii) Macht deutlich, dass es sich bei eurer Beziehung um eine Adoptivverwandtschaft handelt, und lasst nicht den Eindruck entstehen, sie seien eure leiblichen Kinder, indem ihr auf diese Weise ihre wahre Identität sichert. (Asad) Wenn ihr jemandem einen falschen Vater zuschreibt, obgleich ihr euch die größte Mühe gegeben habt, um seine richtige Abstammung herauszufinden, so gilt dies nicht als Vergehen. Im Sahich Al-Buchaarii berichtet `Amr ibn Al-`As, dass der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gesagt hat: „Wenn ein Herrscher sich (um die Wahrheit) bemüht und sie dabei trifft, so bekommt er zwei Belohnungen, geht er aber dabei fehlt, so bekommt er nur eine." (Ibn Kasir) Ein unbeabsichtigter Fehler in dieser Angelegenheit soll nicht angeprangert werden, und selbst wenn ein Mensch aus Respekt oder Zuneigung absichtlich jemanden "Vater" oder "Sohn" nennt, ist "Allah ist verzeihend und barmherzig". Getadelt werden nur die Machenschaften solcher Gruppierungen, die Unfrieden stiften wollen. (Juusuf `Allii) Wörtlich: Was eure Herzen absichtlich tun. (Anm. d. Übers.) 19. Nach dem Verbot. (Ruuch Al-Maanii) Nichts ist gegen liebevolle Anrede auf diese Weise einzuwenden. Wenn so etwas jedoch mit der Absicht gesagt wird, dass der so Bezeichnete genau diesen Status mit allen Rechten und Pflichten erhält, wie er tatsächlich einem Verwandten dieses Grades zusteht, dann ist sehr wohl etwas dagegen einzuwenden, und die Beteiligten werden dafür zur Rechenschaft gezogen. (Maududi) 20. Allah hat die Fehler vergeben, die bereits in dieser Beziehung gemacht worden sind, und niemand wird mehr dafür zur Rechenschaft gezogen. Eine andere Bedeutung ist die, dass Allah niemanden für Fehler zur Rechenschaft zieht, die er unbeabsichtigt begangen hat. (Maududi) Er verzeiht die absichtliche Tat nach der Reue. Allbarmherzig ist Er indem Er die Sünde selbst im Falle des Irrtums aufhebt. (Al-Qurtubi)
6. Der Prophet steht den Mu'mins näher21 als sie sich selbst22, und seine Frauen sind ihre Mütter23. Und die Blutsverwandten stehen einander24 näher25 nach dem Gebot Allahs26 als die Mu'mins und die Auswanderer; außer ihr wollt euren Freunden Güte erweisen27. Dies alles ist im Buche aufgezeichnet28. 21. Das heißt er hat Anspruch auf größeren Respekt und mehr Liebe. (Darjabadi) 22. In der geistigen Beziehung steht dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, mehr Respekt und Zuneigung zu als den Blutsverwandten. Die Mu'mins werden aufgefordert, ihm mehr zu folgen als Vater und Mutter oder den Geschwistern, wenn es zu einer Pflichtenkollision kommt. Er steht uns - was unsere wirklichen Interessen betrifft - sogar näher als wir uns selbst. - nach einigen Lesarten wie der des Ubai ibn Ka'b erscheinen auch die Worte: "und er ist ein Vater für sie", was seine geistige Beziehung umschreibt und an die Worte: "und seine Frauen sind ihre Mütter " anknüpft. Auf diese Weise wird geistige Vaterschaft der abergläubischen Vorstellung gegenübergestellt, die dazu führt, jemanden wie Said ibn Haarita in Said ibn Muhammad umzubenennen (siehe auch unten Aja 40); dies wäre auch eine Respektlosigkeit dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gegenüber. (Juusuf `Allii) Denn er fordert sie nur zu ihrem eigenen Guten auf und ist mehr um ihr gegenwärtiges und zukünftiges Glück besorgt als sie selbst. (Darjabadi) Keine andere zwischenmenschliche Beziehung ist mit der Beziehung zwischen dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und den Mu'mins vergleichbar. Der Prophet Muchammad liebt die Mu'mins mehr und ist mehr auf ihr Wohl bedacht als ihre eigenen Eltern oder sogar sie selbst. Eltern, Ehepartner oder Kinder können ihnen auch schaden, sie egoistisch behandeln oder sie zu Fehlern und Irrtümern verleiten, nicht aber der Prophet. Er tut für sie nur das, was zu ihrem dauerhaften Wohl und Glück führt. (Maududi) Mit diesem Aja wurden einige Entscheidungen, die in der Frühzeit des Islams gefällt worden waren, von Allah revidiert, zum Beispiel die, dass der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, über keinem Toten das Totengebet sprach, der verschuldet war. Als er dann mit Spenden gesegnet wurde, sagte er: „Ich habe ein Recht auf die Mu'mins, mehr als sie auf sich selbst. Wer also stirbt, und Schulden hinterlässt, so obliegt es mir, seine Schulden zu tilgen. Und wer ein Erbe hinterlässt so will ich es aufteilen. Dieser Hadiis ist bei Buchaarii und Muslim überliefert. (Al-Qurtubi) 23. Im Anschluss an die Erklärung freiwilliger, selbstgewählter Verwandtschaftsbeziehungen im Gegensatz zur Blutsverwandtschaft weist dieser Aja auf die höchste Manifestation geistiger Beziehungen hin: die zwischen dem von Allah inspirierten Propheten muchammad, Allahs Segen und frieden auf ihm, und demjenigen, der sich frei dafür entscheidet, ihm zu folgen. Der Prophet Muchammad selbst hat gesagt: „Niemand von euch hat wirklichen Imaan, solange ich ihm nicht lieber bin als sein Vater, sein Kind und die gesamte Menschheit." Die Gefährten des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, betrachteten ihn ausnahmslos als ihren geistigen Vater. Die Bezeichnung "Mütter der Mu'mins" für die Frauen des Propheten Muchammad entstammt in erster Linie der Tatsache, dass sie engsten Anteil am Leben des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, genommen hatten. Infolgedessen konnten sie nach seinem Tode auch nicht wieder heiraten (vergleiche unten Aja 53), denn alle Mu'mins waren geistig ihre "Kinder". (Asad) Sie nehmen die Stellung der Mütter ein im Verbot, sie zu heiraten, und in deren Hochachtung. Was darüber hinausgeht, wie zum Beispiel allein Zwiesprache mit ihnen zu führen oder sie zu beerben so gilt auch für sie das Gebot, das zwischen Freunden gilt. (Ruuch Al-Maanii) Das Verbot für die Männer sie zu heiraten, sollte sich jedoch nicht allgemein auf ihre Töchter oder Schwestern ausbreiten, wie bei normalen Müttern. (ibn Kasir) 24. Durch die Bande des Blutes. (Darjabadi)
7. Und (gedenket der Zeit29) als Wir den Propheten ihr Gelübde abnahmen30 ebenso wie von dir31 und von Nuuch und Ibraahiim und Muusa und ’Isa, dem Sohn der Marjam, und Wir nahmen ihnen ein feierliches Gelübde ab32. 25. In bezug auf Erbschaft und in den Rechten, die sich aus einer natürlichen Verwandtschaftsbeziehung ergeben. (Darjabadi) 26. Hier wird die Regelung der Verbrüderung abgeschafft, wie zuvor die Regelung der Adoption. Diese Regelung der Verbrüderung stammte jedoch nicht aus vorislamischer Zeit, sondern wurde vom Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nach der Hidschra eingesetzt, um den Zustand, der Auswanderer abzuhelfen, die in Makka ihre Familien und Hab und Gut zurückgelassen hatten. Aber auch um solche Neumuslime in Madina zu unterstützen, deren Beziehung zu ihrer Familie aufgrund ihrer Annahme des Islams abgebrochen war. Damals verbrüderte der Prophet Muchammad (Allahs Segen und Heil sei mit ihm) seine madinansischen Anhänger mit den Einwanderern Diese Verbrüderung war eine einzigartige Verbindung in der Geschichte der Solidarität zwischen den Anhängern eines Diins, denn sie wurde an die Stalle der Blutsverwandtschaft gesetzt und beinhaltete Vererbung und alle anderen Verpflichtungen, die aus einer Verwandtschaftsbeziehung entspringen. (Qutb) Vergleiche auch Suura 8:75 und die entsprechenden Fußnoten. Wie dort bereits erklärt, ist es nicht befriedigend, diese beiden Abschnitte nur auf die Erbschaftsgesetze bezogen zu interpretieren, denn dies würde dem logischen Aufbau und dem inneren Zusammenhang des Qur`an Abbruch tun. Andererseits ist es offensichtlich, dass beide Abschnitte im Grunde dieselbe (nämlich geistige) Bedeutung haben, mit dem Unterschied, dass sich die Ajas in Suura 8 allgemein auf die Bruderschaft aller Mu'mins beziehen, während hier die noch tiefere, besondere Beziehung jedes Mu'mins zum Gesandten Allahs hervorgehoben wird. (Asad) 27. Die Güte erweisen zu Lebzeiten und das Vermächtnis nach dem Tode ist erlaubt. (Al-Qurtubi) Ein Vermächtnis kann bis zu einem Drittel des Erbes betragen (Anm. d. Übers.) Dia Beziehung der Mu'mins zum Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ist einzigartig. Was jedoch die gewöhnlichen Muslime betrifft, so beruht ihre gegenseitige Beziehung auf dem Grundsatz, dass die Rechte der Blutsverwandten Vorrang haben. Keine Spende ist berechtigt, solange der Spender die Bedürfnisse seiner eigenen Eltern, Kinder und Geschwister außer acht lässt. (Maududi) 28. Im Buch der Entscheidungen Allahs. (Darjabadi) 29. Im Anbeginn der Schöpfung. (Darjabadi) 30. Dieser Abschnitt schließt an die Ajas 1-3 oben an und bezieht sich auf das "Gelübde" - das heißt die heilige Pflicht - eines jeden Propheten, den Menschen Allahs Botschaft zu übermitteln und so ein "Bringer froher Botschaft und Warner" zu sein. (Asad) Es ist ein einziges gleich bleibendes verbindliches Versprechen von Nuuch an und bis zum Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihnen allen. Gleich bleibend ist es auch in der Methode und als anvertrautes Gut. (Qutb) 31. Von dir besonders. Damit ist Prophet Muchammad - Friede sei mit ihm - angesprochen. (Darjabadi) Nach der zuerst allgemein gehaltenen Erwähnung aller Propheten, wird der Vertreter des heiligen Qur`ans besonders erwähnt. Dann kehrt der Text zurück zu den entschlossensten Propheten unter ihnen, die auch als die Vertreter der größten Botschaften Allahs gelten. (Qutb) 32. Allah erinnert den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, daran, dass Er mit ihm wie mit allen anderen Propheten einen Bund geschlossen hat, dem er genauestens folgen soll. Datei soll zuerst der Prophet selbst jedes einzelne Gebot Allahs befolgen, bevor er andere dazu veranlasst, und er soll Allahs Gesetz vollständig weitervermitteln und sich unablässig für seine Verwirklichung einsetzen. Vergleiche hierzu auch Suura 42:13; 3:187; 2:83; 7:169 und 5:7 sowie die entsprechenden Fußnoten. Der Grund für diese Erinnerung liegt darin, dass der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zunächst zögerte, die bestehenden Bräuche bezüglich angenommener Verwandtschaftsbeziehungen abzuschaffen. Deswegen gibt Allah ihm durch diese Erinnerung moralische Unterstützung. (Maududi)
8. Auf dass Er33 die Wahrhaftigen34 über ihre Wahrhaftigkeit befrage35. Doch für die Kaafirs hat Er eine schmerzliche Strafe bereitet36. 33. Am Tag des Gerichts. (Darjabadi) 34. Die Propheten; die Hüter der Wahrheit Allahs. (Darjabadi) Damit sind die Mu'mins gemeint, denn sie sind diejenigen, die die Wahrheit sprechen und eine entsprechende Überzeugung vertreten. Ihnen gegenübergestellt sind die Lügner, weil sie an Sinnloses glauben und Sinnloses sprechen. (Qutb) 35. Und um damit die Kaafirs zu tadeln. (Al-Dschalalain) Die Menschen, denen Allahs Wahrheit zur Verkündung anvertraut wurde, werden im zukünftigen Leben befragt, wie es ihnen mit der Wahrheit ergangen ist - wie diese aufgenommen wurde, wer sich ihr entgegenstellte und wer sich dafür einsetzte. Wie alle, denen etwas anvertraut wurde, werden sie einen vollständigen Rechenschaftsbericht abgeben. Allah weiß alles, und dies fügt Seinem Wissen keine neuen Informationen hinzu. Es ist jedoch Zeugnis für oder gegen diejenigen, denen die Wahrheit verkündet wurde, so dass diejenigen, die sie missachteten, überführt werden können. Die Hüter der geistigen Wahrheit sind in erster Linie die Propheten, aber dann in geringerem Masse alle Menschen, an die sich die Botschaft Allahs richtet. (Juusuf `Allii) Vergleiche auch Suura 5:109 und 7:6 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Asad) Allah hat nicht nur einen Bund mit euch geschlossen, sondern verlangt auch Rechenschaft von euch, inwieweit ihr euren Teil gehalten habt. (Maududi) Ihre Befragung am Tage des Gerichts ist wie die eines Lehrers, die er an seinen intelligenten, erfolgreichen Schüler richtet, dessen Antwort zeigt, dass er die Prüfung bestanden hat, und zwar vor den zur Feier der erfolgreichen Schüler eingeladenen Gäste. So ist diese Befragung eine, die der Ehrung dient und eine Belobigung für die, die sie verdienen. (Qutb) 36. Die Ajas1-8 sollten in Verbindung mit den Ajas 36-41 dieser Suura gelesen werden. (Maududi)
Abschnitt 2 9. O die ihr den Imaan verinnerlicht! Gedenket der Gnade Allahs, die Er euch gewährt hat37, als Heerscharen über euch hereinbrachen38 und Wir einen Sturm gegen sie entsandten39 und Heerscharen, die ihr nicht sehen konntet40. Doch Allah sieht wohl, was ihr tut41. 37. In den Ajas 9-27 geht es um die Grabenschlacht und den Feldzug gegen die Bani Quraisa. Sie wurden am Ende des Feldzuges offenbart. (Maududi) Hier beginnt der Bericht von dem Überfall der verbündeten Scharen, mit der darin enthaltenen Fülle von Wohltaten und wunderbaren Zeichen für die Mu'mins. (Safwat Al-Tafsir) Allah ruft die Mu'mins auf, dieses Überfalls, der ihre Vernichtung zum Ziel hatte, zu gedenken, um ihnen Seine Gnade vor Augen zu führen und ihnen aufzuzeigen, dass Er, der sie auffordert, Seine Offenbarung zu befolgen und ihre Sache Allah allein anheim zu stellen, auch Derjenige ist, der Seine Religion zu bewahren und vor den Kaafirs und Heuchlern zu schützen weiß. (Qutb) Eine der zahlreichen Lehren, die wir diesen Ereignissen im Zusammenhang mit der Grabenschlacht entnehmen können ist die, dass der Herrscher bei Kriegshandlungen mit seinen Gefährten und den führenden Persönlichkeiten zu beratschlagen hat, wie auch schon in Suura 3 und Suura 27 erwähnt wurde. Darunter fällt auch die Sicherung vor dem Feind mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln. Dabei wurde in diesem Fall beschlossen, die Leute für die Aushebung des Grabens aufzuteilen. Wer seinen Anteil zu Ende geführt hatte sollte dann einem anderen zu Hilfe eilen, auf diese Weise sollten die Muslime sich schützen und stützen gegen den Feind. (Al-Qurtubi) 38. Die Heerscharen der Qurais, der Dschatafaan und der jüdischen Stämme Quraisa. und Banu Nadir. (Safwat Al-Tafsir) Die Zusammensetzung der unheiligen Allianz, die den Islam vernichten wollte, ist in der Einführung erläutert worden. Sie kam mit 10-12000 kampfbereiten Männern, eine für die damalige Zeit in diesem Land beispiellose Zahl. (Juusuf `Allii) Sie bildeten drei verschiedene Lager und wurden alle von Abu Sufjaan geführt. Bei den Kampfhandlungen übernahmen jedoch die Stammesführer reihum das Kommando. (Darjabadi) 39. Nach zwei- bis vierwöchiger Belagerung, nach der die Gegner durch ihre Erfolglosigkeit immer mehr den Mut verloren, gab es einen eiskalten Sturm aus dem Osten. Es war ein strenger Winter, und in Madina kann der Februar sehr kalt sein, denn es liegt etwa 1000 m über dem Meeresspiegel. Die Zelte der Feinde wurden umgerissen, ihre Feuer ausgelöscht, und Sand und Regen trieb ihnen ins Gesicht. Durch diese Zeichen wurden sie von Angst ergriffen. Sie hatten sich bereits beinahe untereinander zerstritten und traten jetzt den Rückzug an. Die Kampfkraft der Bewohner von Madina bestand aus nicht mehr als 3000 Mann, wobei der jüdische Stamm der Bani Quraisa einen inneren Schwachpunkt bildete, denn er hatte sich verräterischerweise mit dem Gegner verbündet. Darüber hinaus gab es die Heuchler. Aber es gab auch verborgene Kräfte, die den Muslimen halfen. Außer den Naturgewalten waren dies moralische Kräfte - gegenseitiges Misstrauen im feindlichen Lager, andererseits aber perfekte Disziplin unter den wirklichen Muslimen unter der Führung des Propheten. (Juusuf `Allii) 40. Dies waren Engel, die sie erschütterten und sie in Angst und Schrecken versetzten. (ibn Kasir) Verborgene Kräfte, die auf Allahs Geheiß in menschlichen Angelegenheiten wirksam werden, die Menschen aber nicht wahrnehmen. Der Mensch betrachtet die Ereignisse nach ihren äußeren Ursachen und Wirkungen und zieht diese verborgenen Kräfte nicht mit in Betracht, obgleich sie oft eine entscheidende Rolle spielen. (Maududi) 41. Allah sieht alles. Daraus können wir den Schluss ziehen, dass mit Allahs Erlaubnis die Disziplin und die moralische Stärke der Muslime, sowie andererseits die Unaufrichtigkeit, die Intrigen und das Vertrauen auf rohe Gewalt seitens der Feinde, alles Faktoren waren, die dazu beitrugen, dass die Verbündeten zurückgeschlagen wurden. Es gab viele verborgene Ursachen, die keine Partei klar sehen konnte. (Juusuf `Allii)
10. Als sie42 von oben43 und unten44 über euch hereinbrachen45 und als die Blicke herumschweiften und die Herzensangst euch die Kehlen zuschnürte46 und ihr euch unsinnige Gedanken über Allah machtet47. 42. Die Truppen der Feinde, die aus Tausenden von Kämpfern bestanden. (Darjabadi) 43. Von oberhalb des Tales aus östlicher Richtung kamen die Stämme Asad und Dschatafaan. (Safwat Al-Tafsir) 44. Von unterhalb des Tales aus westlicher Richtung kamen die Stämme Quraisch, Kinaanah und der übrige arabische Pöbel. Gemeint ist, dass die Kaafir die Muslime umzingelten wie ein Armband das Handgelenk, unterstützt von den Juden Bani Quraisa., die ihren Pakt mit dem Gesandten brachen und sich den Polytheisten anschlossen. so verstärkte sich die Angst der Muslime und die Heimsuchung wurde qualvoll. (Safwat Al-Tafsir) 45. In einem gewaltigen Ansturm. (Darjabadi) 46. Die psychologische Situation der Kämpfenden wird hier lebhaft dargestellt. Der feindliche Ansturm war gewaltsam. Nur der Graben lag zwischen den Verteidigern und den Angreifern, die das Gebirge in ihrem Rücken hatten, so dass der Beschuss mit Pfeilen und Steinen regelrecht aus der Luft zu kommen schien. (Juusuf `Allii) 47. Auf die Mutmaßungen wird hier nicht detailliert eingegangen. Hier soll nur zusammengefasst der Zustand der Verwirrung der Gefühle und der inneren Regungen dargestellt werden. (Qutb) Aufrichtige und starke Herzen hatten vielleicht die Befürchtung, sie könnten dem Ansturm nicht standhalten, während die Wankelmütigen und Heuchler sich Niederlage und Vernichtung ausgeliefert sahen. (Darjabadi)
11. Damals48 wurden die Mu'mins heimgesucht49 und in schwerster Weise erschüttert. 48. In dieser Situation. (Darjabadi) 49. "Die Mu'mins": alle diejenigen, die den Propheten als Gesandten Allahs anerkannten und zu seinen Anhängern zählten, sowohl Mu'mins als auch Heuchler. In diesem Abschnitt wurde die Gemeinschaft der Muslime als Ganzes erwähnt. In den folgenden drei Abschnitten wird die Haltung der Heuchler erörtert, und die nächsten beiden handeln vom Propheten und den wahren Mu'mins. (Maududi) Damit die wahrhaft Aufrichtigen von jenen Heuchlern ausgesondert werden. (Safwat Al-Tafsir) Diese Heimsuchung durch Furcht, Kampfhandlungen, Hunger und Belagerung. (Al-Qurtubi) Den schwersten Kummer der Muslime, während ihrer Belagerung durch die Polytheisten, bereitete ihnen die Nachricht von dem Vertragsbruch der Bani Quraisa., die sich im Hintergrund befanden. So konnten sie keinen Augenblick mehr sichter sein, von diesen von hinten aus dem Schützengraben überfallen zu werden. (Qutb)
Abschnitt 3 12. Und (gedenke der Zeit) als die Heuchler und diejenigen, in deren Herzen eine Krankheit ist, sagten50: „Es ist nichts als Trug was Allah und Sein Gesandter uns versprochen haben51." 50. Dieser Satz beschreibt hier offensichtlich die Imaan schwachen unter den Muslimen. (Asad) Diese erschütternde Bedrängnis gab den Leuten Gelegenheit das Verborgenste ihrer Seelen zu offenbaren, ohne Angst davor zu haben, von irgend jemandem dafür getadelt zu werden. Jetzt konnten sie die Muslime entmutigen, sie in Stich zu lassen und Zweifel an Allahs Versprechen und dem Seines Gesandten sähen, denn die Situation schien ihnen Recht zu geben in ihrem Zweifel. Die Angst nahm ihnen die dünnen Schleier der Liebenswürdigkeit, so dass sie ihre wahren Gefühle offenbarten. (Qutb) 51. Der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hatte klare Anzeichen für die Ausbreitung und den Sieg der Muslime gesehen. Als sie jetzt in der durch den Graben geschützten Stadt eingeschlossen waren und sich verteidigen mussten, stichelten die Heuchler, sie seien Illusionen zum Opfer gefallen. Der Lauf der Ereignisse sollte jedoch zeigen, dass es sich nicht um Illusionen handelte. Die Hoffnungen erfüllten sich über jede Erwartung hinaus innerhalb weniger Jahre. (Juusuf 'Allii) Der Prophet hat die Ausbreitung des Islam über die ganze Arabische Halbinsel und bis ins Persische und Byzantinische Reich vorausgesagt. (Asad) Eine Gruppe unter den Heuchlern von Madina. (Darjabadi)
13. Und als eine Anzahl von ihnen sprach52: „O ihr Leute von Jasrib53! Ihr könnt nicht standhalten54, darum zieht euch zurück55!" Und einige von ihnen baten den Propheten um Erlaubnis (sich zurückzuziehen) indem sie sagten: „Wahrlich, unsere Häuser sind schutzlos56." Doch sie waren keineswegs schutzlos57. Sie wollten in der Tat nur fliehen58. 53. Jasrib ist der alte Name von Madina. (Darjabadi) Es gibt keinen Ort der Sicherheit für euch. (Darjabadi) Ihr könnt dem Feind hier, außerhalb der Stadt, keinen Widerstand leisten, indem ihr den Graben verteidigt. (Asad) Dieser Satz hat zwei Bedeutungen. Die offensichtliche Bedeutung ist die, dass es keinen Sinn hat, am Graben Widerstand gegen die Angreifer zu leisten, und dass man sich in die Stadt zurückziehen sollte. Die verborgene Bedeutung ist, es habe keinen Sinn für sie, dem Islam treu zu bleiben; sie sollten vielmehr zu ihren angestammten Diin zurückkehren, so dass sie auf diese Weise der Gefahr entgehen konnten, die sie durch ihren Übertritt selbst auf sich gezogen hatten. Die Heuchler äußerten diese Gedanken auf solche Weise, dass jemand, der gut zuhörte, sehr wohl die verborgene Bedeutung verstehen konnte; wenn aber jemand dagegen etwas einzuwenden hatte, konnten sie immer noch sagen, sie seien missverstanden worden. (Maududi) 56. Sie baten den Propheten um Erlaubnis, den Kampfhandlungen fernbleiben zu dürfen, mit der Begründung, ihre Häuser seien dem Feind preisgegeben. Der Qur`an enthüllt im folgenden den wahren Sachverhalt und entkräftet damit dieses Argument. (Qutb) Alle kampffähigen Männer der Stadt waren herausgekommen und lagerten zwischen der Stadt selbst und dem Verteidigungsgraben. Die unzufriedenen Heuchler verbreiteten schwarzseherische Gerüchte und gaben vor, sich zur Verteidigung ihrer Häuser zurückzuziehen, obgleich ihre Häuser gar nicht dem Feind preisgegeben sondern durch die wachsame Verteidigung des Grabens völlig sicher waren.
(Juusuf `Allii) 57. Der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hatte bereits Vorkehrungen für ihre Sicherheit getroffen, wie sie zum gesamten Verteidigungssystem gehörten. Es gab also keine unmittelbare Gefahr, die eine solche Entschuldigung gerechtfertigt hätte. (Maududi) 58. Das erste "sie" bezieht sich auf die Häuser, das zweite auf die Heuchler. (Darjabadi) Damit sind sie bei der Lüge, der List, der Feigheit und der Flucht ertappt worden. (Qutb)
14. Und wenn der Feind von allen Seiten (in die Stadt) eingedrungen wäre59, und sie zum Aufruhr aufgefordert worden wären60, dann wären sie dem gewiss ohne Zögern nachgekommen61. 59. Die Kampfhandlungen fanden hauptsächlich im Norden statt, aber der ganze Graben war gut bewacht. an einer oder zwei Stellen kamen feindliche Kämpfer tatsächlich durch diese Sperre hindurch, wurden aber bald entdeckt und kampfunfähig gemacht. Besonders `Allii, der die Rüstung des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, trug, zeichnete sich in diesen Kämpfen aus. Wenn es dem Feind tatsächlich gelungen wäre, in die Stadt einzudringen, dann hätten sich auch die Heuchler sofort gegen die Muslime gewandt. (Juusuf `Allii) Hier hält der Text ein wenig ein, um den seelischen Zustand der Heuchler und derer, "in deren Herzen Krankheit war", zu beschreiben: Ein Bild der Schwäche ihres Imaans, der Ermattung ihrer Herzen und ihrer Bereitschaft, sich aus dem Kampfverband zurückzuziehen ohne jegliche Rücksichtnahme und Verantwortungsbewusstsein. (Qutb) 60. Zum Kufr zurückzukehren und gegen die Muslime zu kämpfen. (Safwat Al-Tafsir) 61. Ihr Imaan und ihr Festhalten daran löst sich bei der geringsten Angst oder Furcht in Nichts auf. (ibn Kasir) Sie folgen dem eiligst aufgrund der Verderbtheit ihrer Seelen und ihrer fehlenden Aufrichtigkeit. (Safwat Al-Tafsir)
15. Und doch hatten sie bereits vordem Allah ein feierliches Versprechen gegeben, dass sie niemals die Flucht ergreifen würden, und für ein feierliches Versprechen vor Allah wird unweigerlich Rechenschaft gefordert62. 62. Dieses Versprechen ist vor der Grabenschlacht und der von Badr gegeben worden. (Al-Qurtubi) Von Qataada wird überliefert: Als die Heuchler der Schlacht von Badr fernblieben, dann jedoch sahen, wie den Kämpfern von Badr Ehre und der Sieg zuteil wurde, sprachen sie: „Wenn Allah uns an einer Schlacht teilnehmen ließe, so würden wir uns wahrlich zum Kampf begeben." (Safwat Al-Tafsir) Allah kann nicht mit leeren Worten hinters Licht geführt werden. Jemanden, der Ihm gegenüber ein Gelübde oder ein Versprechen abgelegt hat, prüft Er, so dass seine Aufrichtigkeit oder Unaufrichtigkeit ans Tageslicht kommt. (Maududi)
16. Sprich63: „Die Flucht wird euch nichts nützen, wenn ihr vor dem Tod fliehen wollt oder vor der Schlacht64. Und selbst wenn - es wird euch nur Genuss für eine kurze Weile gewährt werden65." 63. Zu den Heuchlern. (Darjabadi) 64. Allah entscheidet und verfügt über die Geschehnisse, und der Tod ist etwas, dem kein Mensch entgehen kann. Man kann ihn weder verschieben, noch beschleunigen, auch nicht um einen Augenblick. Sollten sie jedoch versuchen zu fliehen vor dem was ihnen vorgeschrieben ist, so werden sie doch von ihm ereilt zu einem nahen Zeitpunkt. Und jede festgesetzte Zeit auf dieser Welt ist sehr nahe! Und jeder Genuss darin ist sehr gering. Niemand und nichts kann sie vor Allah und Seiner Vorherbestimmung schützen. Daher gibt es keinen anderen Weg, als sich Allah hinzugeben, Ihm zu gehorchen und die Versprechen, die man Ihm gibt zu erfüllen, in guten wie in bösen Tagen. (Qutb) 65. Falls euch die Flucht gelingen sollte. (ibn Kasir) Eure Flucht fügt eurem Leben nichts hinzu. In keinem Fall könnt ihr ewig leben und alle irdischen Reichtümer gewinnen. Nach eurer Flucht werdet ihr nur so lange das Leben genießen können, wie es euch bestimmt ist. (Maududi)
17. Sprich: „Wer ist da, der euch Schutz bieten könnte vor Allah66, wenn Er schlimme (Strafe) über euch zu bringen oder euch Barmherzigkeit zu gewähren wünscht67?" Und sie werden für sich vor Allah68 weder Beschützer und Helfer finden. 66. Diese Frage hat die Bedeutung einer Negation. (Ruuch Al-Maanii) Wer kann ihn davon abhalten, euch mit Unglück heimzusuchen? (Darjabadi) 67. Im Falle Seines Beschlusses, euch zu vernichten oder euch zum Sieg zu verhelfen. (Safwat Al-Tafsir) Noch schlimmer ist es, wenn Feigheit in einer Sache gezeigt wird, die wegen ihrer Problematik von Wahrheit und Gerechtigkeit als "Sache Allahs" bezeichnet wird. Wie könnte jemand Allahs Strafe entgehen? Wie kann umgekehrt jemand einen anderen daran hindern, durch Umkehr und Wiedergutmachung Allahs Gnade zu erlangen? Besser ist es, fest auf Allahs Weg voranzuschreiten und, wenn menschliche Schwäche im Wege steht, umzukehren und Allahs Barmherzigkeit zu suchen. Vergleiche auch unten Aja 24 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii) 68. Vor Seinem Ratschluss. (Qutb) Der ihr Gutes will und sie vor Schaden bewahrt. (Darjabadi)
Abschnitt 4 18. Allah kennt sehr wohl die unter euch, die (andere) zurückhalten69 jene, die zu ihren Brüdern sagen70: „Kommt her zu uns71!" Doch sie nehmen nur für kurze Zeit am Kampf teil72, 69. Die andere hindern, für Allahs Sache zu kämpfen. (Darjabadi) 70. Zu ihren Standesgenossen oder Landsleuten. (Darjabadi) Zu ihren Brüdern im Kufr und in der Heuchelei. (Safwat Al-Tafsir) 71. Das heißt: Verlasst diesen Propheten. Setzt euch doch nicht um der Wahrheit oder des Islaams willen Mühen und Gefahren aus. Lebt in Ruhe und Gemütlichkeit, wie wir es tun. (Maududi)
19. Geizig73 sind sie euch gegenüber. Wenn jedoch die Furcht74 (über sie) kommt, dann siehst du sie, wie sie dich mit rollenden Augen anblicken75 wie einer, der vom Tode heimgesucht wird. Doch wenn die Furcht vorüber ist76, dann fallen sie über euch her mit scharfer Zunge, (und) geizen mit dem Guten77. Sie sind es, die nicht den Imaan verinnerlichen, so hat Allah ihre Taten zum Scheitern verurteilt78. Und das ist für Allah ein Leichtes79. 72. Nun für eine kurze Zeit und kehrt dann unten einen Vorwand zurück. (Darjabadi) "Qalila" (wenig) könnte sich sowohl auf die Zeit ihnen Teilnahme in Kampf beziehen als auch auf die Anzahl denen, die an Kampf teilnehmen. (Ruuch Al-Maanii) Zum Zweck den Augendienerei und des guten Rufs. (Al-Dschalalain) 73. "Aschichha" أَشِحَّة: geizig, gierig, kleinlich. Die Bedeutung ist hier zweifach: 1. sie schonen sich selbst in Kampf in Gegensatz zu einem Einsatz, sie sind mit ihren eigenen Einsatz geizig euch gegenüber; sie tragen weder durch persönliche Mühe noch an materiellem Einsatz dazu bei; und 2. sie begehren alles, was die wirklichen Kämpfen als Beute erringen. (Juusuf `Allii) Sie geizen mit ihnen Liebe, Güte und aufrichtigen Rat, da sie euch nichts Gutes wünschen. (Safwat Al-Tafsir) 74. Hauf خَوْف bedeutet nicht nun Furcht, sondern auch Kampf. (Darjabadi) Die Furcht von den Feind. (Ruuch Al-Maanii) Sie wenden hier als Feiglinge charakterisiert. Denn die Art des Feiglings ist stets, sich nach links und nach rechts umzuschauen. Dies geht auch manchmal so weit, dass en in Ohnmacht fällt. (Al-Qurtubi) 75. Von Angst von dir oder von den Kampf. (Darjabadi) Sie verlieren fast den Verstand, so dass es ihnen nicht möglich ist, den Blick auf eine Richtung zu fixieren. Oden in ihnen Angst, von allen Seiten angegriffen zu wenden. (Al-Qurtubi) 76. Wenn es an den Zeit ist, die Beute zu verteilen. (Darjabadi) 77. In Zeiten den Gefahr suchen sie Schutz beim Propheten und halten sich von den Kampfhandlungen fern. Sobald die Gefahr vorüber ist, kommen sie und streiten und zeigen ihre Gien, obgleich sie selbst nun spärlich dazu beigetragen haben. (Juusuf `Allii) 78. Selbst wenn sie Gutes getan haben, wind dies sinnlos, weil ihre Absichten dahinten auf Neid, Gier und Feigheit beruhten. (Juusuf `Allii) Wirkungslos für das zukünftige Leben. (Darjabadi) Allah beurteilt menschliche Handlungen nicht nach ihnen äußeren Form, sondern aufgrund den damit verbundenen Aufrichtigkeit. Wenn den Handlungen allen Imaan und alle guten Absichten fehlen, sind sie sinnlos. (Maududi) Es ist nicht überraschend, dass menschliche Handlungen sinnlos und wertlos wenden, wenn keine reine Absicht dahintersteckt. Für Menschen nag es schwierig sein, Absichten nachzuweisen, nicht aber für Allah, den Heuchelei und falschen Anschein nicht trügen kann. (Juusuf `Allii) 79. Es gibt nichts was für Allah schwierig ist. (Qutb)
20. Sie meinen, die Verbündeten hätten sich noch nicht zurückgezogen80. Und würden die Verbündeten (wieder) kommen81, dann wären sie am liebsten in der Wüste unter den Beduinen82, um (von dort aus) Erkundigungen über euch einzuholen83. Doch wenn sie unter euch wären84, würden sie nur wenig Kämpfen85. 80. Dies könnte darauf deuten, dass sie sich nicht im Truppenlager des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, befanden, sondern außerhalb, um ihre Brüder dazu zu ermuntern, ihrem Beispiel zu folgen (Ruuch Al-Maanii) Die Heuchler dachten in ihrer übergroßen Angst und in ihrer Feigheit, dass die Verbündeten - die Quraisch und die Stämme, die sich ihnen angeschlossen hatten - nach ihrer Niederlage Madina immer noch nicht verlassen hätten, was jedoch der Fall war. (Safwat Al-Tafsir) 81. ... Und sie ein zweites Mal angreifen würden. (Al-Qurtubi) Falls sie zurückkommen und die Belagerung fortsetzen sollten. (Asad) 82. Weit weg von allen Gefahren und Schäden des Krieges. (Darjabadi) Aus großer Angst, getötet zu werden oder aber, um darauf zu lauern, dass den Muslimen ein Unglück widerfährt. (Safwat Al-Tafsir) 83. Dies vervollständigt die in Aja 12 begonnene Schilderung des psychischen Zustandes der Heuchler. 1. Als sie anfangs den Ansturm der Feinde bemerkten, waren sie bereits in schwarzseherischer Stimmung und glaubten, sie seien verloren (Aja 12). 2. Nicht mit ihrer eigenen Treulosigkeit zufrieden, versuchten sie andere zu verleiten, die sich mit einem leeren Vorwand aus den Kampfhandlungen zurückzogen (Aja 13). 3. Sie waren bereit, die Stadt dem Feind zu überlassen, sobald dieser erst einmal eingedrungen war (Aja 14). 4. Sie vergaßen alle Treuegelöbnisse, die sie früher abgelegt hatten (Aja 15). 5. In ihren kleinlichen Berechnungen vergaßen sie, dass Feigheit im Kampf sich nicht auszahlt (Aja 16-17). 6. Ohne sich bei der Verteidigung große Mühe zu geben, waren sie bereit, sich den Löwenanteil an den Früchten des Sieges zu erschwatzen. (Ajas 18-19). 7. Selbst als sich der Feind zurückgezogen hatte, befürchteten sie innerlich in ihrer Feigheit immer noch, er könne zurückkehren, und überlegten sich bereits, was sie in einem solchen Falle tun würden: vielleicht könnten sie sich in die Wüste zurückziehen und von einem sicheren Abstand aus erkunden, was sich in Madina abspielte, und wenn sie in Madina gefasst würden, könnten sie sich ein bisschen am Kampf beteiligen und dabei intensiv intrigieren. (Juusuf `Allii) 84. Bei diesem erneuten Angriff. (Al-Dschalalain) Um Vorteile zu erlangen, indem sie sich später mit der siegreichen Partei solidarisierten. (Darjabadi) 85. Um den Schein zu wahren. (Darjabadi) 21. Ihr habt fürwahr im Gesandten Allahs ein vortreffliches Vorbild86 für den, der auf Allah hofft und auf den Jüngsten Tag87 und häufig Allahs gedenkt88. 86. Denn er vereinigte in sich Tugenden aller Art. Eine lebende Person, nicht eine Sammlung von Grundsätzen und Regeln wird im Islam zur Nachahmung empfohlen. (Darjabadi) Er ist das beste Beispiel, das zu befolgen ist, in all seinen Aussagen, Taten und allen Situationen. Denn weder seine Worte, noch seine Taten entstammen seiner Willkür sondern stützen sich auf Offenbarung und Inspiration von Allah. (Safwat Al-Tafsir) In Anbetracht des Zusammenhangs, in dem dieser Aja steht, soll dadurch jenen Leuten eine Lehre erteilt werden, deren Handlungsweise durch egoistische Vorbehalte und Sorge um die eigene Sicherheit motiviert war. Sie hatten sich als Anhänger des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ausgegeben; nun sollen sie auch sehen, wie sich der Prophet in dergleichen Situation verhielt. Wenn der Führer einer Gruppe selbst eigennützig und auf seinen eigenen Vorteil und seine Sicherheit bedacht ist, dann ist es nur logisch, solche Schwächen auch in seinen Anhängern zu vermuten. Der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, jedoch ertrug selbst auf vorbildliche Weise jede Mühe und Schwierigkeit, der er mit seinen Anhängern ausgesetzt war. Er selbst beteiligte sich am Bau des Grabens und ertrug Hunger und Anfechtungen ebenso wie die anderen Muslime. Während der Belagerung verließ er nicht einen Augenblick seinen Posten. Durch den Verrat der Bani Quraisa. geriet seine eigene Familie ebenso in Gefahr wie die der anderen Muslime, aber er traf für sie keine gesonderten Vorkehrungen, die nicht für andere möglich waren. Wer also beanspruchte, sein Anhänger zu sein, der sollte auch dem Beispiel folgen, das er vorgelebt hat. Dies ist der Sinn dieses Ajas in diesem Zusammenhang. Er ist jedoch in allgemein gültigen Worten abgefasst, und es besteht kein Grund, seine Bedeutung auf diesen historischen Anlass zu beschränken. Allah sagt nicht, dass nur in dieser Hinsicht Sein Gesandter ein nachahmenswertes Vorbild ist, sondern in jeder Hinsicht. Die Muslime sollten also das Leben des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in jeder Hinsicht als Modell für ihr eigenes Leben und ihre eigene Persönlichkeit betrachten. (Maududi) 87. Nach einer Aussage von Said ibn Rubayr bedeutet dies für den, der auf ein Zusammentreffen mit Allah hofft und die Auferstehung für wahr hält, nach der jeder für seine Taten seine Belohnung oder seine Bestrafung bekommt. (Al-Qurtubi) 88. Mit der Hoffnung wird das häufige Gedenken Allahs verbunden, denn die Ausdauer im Gedenken Allahs führt zum Festhalten an frommen Handlungen. Damit wird auch die Nachahmung des guten Beispiels des Gesandten in die Tat umgesetzt. (Ruuch Al-Maanii) Dieser Aja und der nun folgende Abschnitt knüpft an die Ajas 9-11 an, besonders an Aja 11, der sozusagen ihre Erfahrungen in den kritischen Tagen des Grabenkrieges zusammenfasst. Obwohl in erster Linie die Verteidiger von Madina angesprochen sind, die ermahnt werden, Glauben, Mut und Standhaftigkeit des Propheten nachzuahmen, ist dieser Aja zeitlos, und seine Bedeutung gilt für alle Situationen und Umstände. (Asad)
22. Und als die Mu'mins die Verbündeten sahen, sprachen sie89: „Das ist, was uns Allah und Sein Gesandter versprochen haben90, und Allah und sein Gesandter haben ihr Versprechen gehalten91." Und es bestärkt sie nur im Imaan und in völliger Ergebenheit92. 89. Der Schrecken, dem die Mu'mins bei diesem Ereignis begegneten, und ihre Bedrängnis und Furcht waren von solcher Tragweite, dass sie heftigst durchgeschüttelt wurden, wie in Aja 11 dieser Suura berichtet wurde. Denn sie waren schließlich Menschen, und das Vermögen des Menschen ist begrenzt. Allah jedoch bürdet ihnen nicht mehr auf als das, was sie ertragen können. Und trotz ihrer Siegeszuversicht und der Verheißung des Gesandten (Allahs Heil und Segen mit ihm) - einer Verheißung, die diese Situation weit übersteigt mit der Eroberung des Jemen, Syrien, des Ostens und des Westens - hatte der Schrecken sie in dieser Situation stark erschüttert. Ihre unerschütterliche Bindung zu Allah jedoch und ihr starker Imaan an die ewigen Gesetze Allahs und ihre Verwirklichung am Ende ebenso wie am Anfang, ließ sie trotz ihres Erbebens auf den Sieg vertrauen. Siehe auch Suura 2:214. (Qutb) Nachdem unsere Aufmerksamkeit zuerst auf die Vorbildfunktion des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gelenkt wurde, stellt Allah uns das Modell der Prophetengefährten vor, so dass der Charakter derer, die zu Unrecht den Anspruch erhoben, mu’min zu sein, dem Charakter der wahren Anhänger des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gegenübergestellt wird. Obwohl beide dem äußeren Anschein nach gleichermaßen ihren Imaan verinnerlichten, als Muslime zählten und am Gebet teilnahmen, geschah die Trennung, sobald eine Prüfung eintrat, die wirklich treue Mu'mins von denen unterschied, die sich mit einem bloßen Lippenbekenntnis begnügten. (Maududi) 23. Unter den Mu'mins sind Männer, die sich wahrhaft an das hielten, was sie Allah gelobt hatten93. Und unter ihnen sind solche, deren Schicksal sich erfüllt hat94, und unter ihnen sind solche, die noch darauf warten95. Und sie haben sich nicht im geringsten geändert96; 90. Das Versprechen Allahs, uns zu helfen und Erfolg zu verleihen, ist von unseren Bemühungen und Bestrebungen abhängig. Ein Faulpelz oder ein Feigling erreicht nichts. Gefahren und Schwierigkeiten und Auseinandersetzungen mit dem Bösen sind uns vorausgesagt worden, und wir müssen ihnen mit Stärke und Mut entgegentreten. (Juusuf `Allii) 91. Nämlich dieser Schrecken, diese Betrübnis, diese Erschütterung und diese Drangsal. Hierfür hat Er uns den Sieg versprochen und somit muss der Sieg eintreffen. (Qutb) Dies scheint auf Suura 29.2 (wahrscheinlich eine der letzten Offenbarungen aus Makka); 2:155 und 2:214 (eine der ersten Offenbarungen aus Madina anzuspielen. (Asad) 92. Sie waren ja Menschen. Daher konnten sie weder ihre menschlichen Gefühle abstellen, noch ihre Schwächen. Es wurde auch nicht von ihnen verlangt, die Grenzen ihrer menschlichen Gattung zu überschreiten. Denn damit würden sie deren Attribute und Unterscheidungsmerkmale verlieren, für die Allah sie doch erschaffen hat. Allah hat sie erschaffen, damit sie Menschen bleiben und nicht, dass sie sich zu einer anderen Gattung entwickeln, weder zu Engeln, noch zu Teufeln, noch zu anderen Wesen. Sie waren jedoch trotz ihrer menschlicher Schwächen und Attribute stets nur dem unzerreißbaren Band mit Allah verbunden, das sie zu Ihm hinzog, sie vom Herabfallen bewahrte, in ihnen die Hoffnung immer wieder erneuerte und sie vor Verzweiflung schützte. (Qutb) Mühen und Schwierigkeiten stellten nicht ihren Imaan in Frage, sondern sie wurden um so mehr gestärkt. Statt Allah den Gehorsam aufzukündigen, waren sie um so mehr bereit, alles für Seine Sache einzusetzen, und zwar aus völliger Überzeugung und mit innerer Zufriedenheit. (Maududi) 93. Im Kampf für die Wahrheit gab und gibt es viele, die alles einsetzen, was sie haben - Mittel, Wissen, Einfluss oder sogar das Leben selbst - und niemals unsicher werden. Wenn sie für Allahs Sache ihr Leben ließen, erlangten sie Seinen Segen. Andere kämpften und überlebten, stets bereit, ihr Leben zu opfern. Beide waren standhaft, ohne jemals wankelmütig zu werden oder nachzugeben. (Juusuf `Allii) Dieser Aja soll sich besonders auf einige Prophetengefährten beziehen, die zur Zeit der frühen Feldzüge gelobt hatten, an der Seite des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, bis zu ihrem Tode zu kämpfen. In seinem weiter gefassten Sinne bezieht er sich jedoch auch auf alle Bemühungen, die mit einem großen Opfer für Allahs Sache verbunden sind. (Asad) 94. Sie starben in Erfüllung ihres Gelöbnisses. (Al-Qurtubi) 95. Sie warten auf die Zeit, wo sie ihr Leben für Allahs Sache einsetzen können. (Maududi) 96. Sie haben nichts an ihrer Entschlossenheit geändert. (Darjabadi) 24. Fürwahr, Allah wird die Wahrhaften entsprechend ihrer Wahrhaftigkeit belohnen97. Die Heuchler aber wird er bestrafen, wenn Er es will98, oder Sich ihnen gnädig wieder zuwenden. Denn Allah ist wahrlich Allvergebend, Allbarmherzig99. 97. Für ihre Wahrheitsliebe und Treue. (Darjabadi) 98. Jene die ihren Bund mit Allah brechen und Seinen Gebote zuwiderhandeln. Somit erwirken sie Seine Bestrafung. (ibn Kasir) Vor Allahs Gnadenthron ist immer Raum für Umkehr und Vergebung, selbst nach Verrat und Verbrechen. Aber diese Vergebung geschieht entsprechend Allahs Willen und Plan, nach dem die Aufrichtigkeit des Reumütigen und seine Kapazität zum Guten beurteilt wird. Auch das geringfügigste Gute zählt zu seinen Gunsten. Vergleiche auch oben Aja 17. (Juusuf `Allii) 99. Seine gnädige Zuwendung besteht darin, sie von der Heuchelei abzubringen und sie zum Imaan und zur Verrichtung guter Werke zu leiten nach all ihrem Frevel und ihrer Widersetzlichkeit. Da Seine Barmherzigkeit und Sein Erbarmen Seinen Geschöpfen gegenüber die Vorrang besitzen beschließt Er damit diesen Aja. (ibn Kasir) Vergleiche Suura 6:12, wo davon die Rede ist, dass Allah sich Selbst Barmherzigkeit vorgeschrieben hat, und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)
25. Und Allah trieb die Kaafirs100 in ihrer Wut zurück. Keinen Vorteil vermochten sie zu erlangen101. Und Allah genügt den Mu'mins im Kampf102. Und Allah ist fürwahr Allmächtig und Erhaben103. 100. Die Götzendiener unter den verbündeten Angreifern; von den jüdischen Verbündeten ist später die Rede. (Asad) Mittels des Windes und der Heerscharen Allahs. Und hätte Allah nicht Seinen Gesandten als Barmherzigkeit für die Weltbewohner geschickt, so wäre dieser Wind noch stärker als der alles entwurzelnde Wind der `Ad gewesen. Da aber Allah sie nicht bestrafen wollte, solange der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, unter ihnen weilte (siehe Suura 8:33), war der Wind nur zum Zwecke ihrer Vertreibung gedacht. (ibn Kasir) 101. Da sie ihre Rachegelüste nicht befriedigen konnten. (Safwat Al-Tafsir) Trotz der sorgfältigen Vorbereitungen und der enormen Truppenstärke, mit der die Makkaner, verbündet mit zentralarabischen Stämmen, unzufriedenen Juden und Heuchlern Madina belagerten, schlugen ihre Pläne fehl. Ihre Wut brachte ihnen nichts ein. Sie mussten sich eilig zurückziehen. Dies war ihr letzter Versuch. Die Initiative lag fortan bei den Truppen des Islam. (Juusuf `Allii) Ohne Vorteile dieser Welt, die sie sich erhofften, wie den Sieg und Kriegsbeute. Auch im Jenseits werden sie keinen Gewinn erzielen wegen der Vergehen, die sie sich aufbürdeten, als sie dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, mit Feindschaft begegneten und wegen ihrer Entschlossenheit, ihn zu töten und seine Armee zu vernichten. (ibn Kasir) 102 Als ihr Freund und Beschützer. (Darjabadi) Es bedurfte keines Kampfes, um sie in die Flucht zu schlagen. (Ibn Kasir)
26. Und diejenigen von den Leuten der Schrift104, die sie105 unterstützt hatten, brachte Er von ihren Festungen herunter, und Er warf Schrecken in ihre Herzen106. Ein Teil von ihnen habt ihr getötet107 und einen Teil habt ihr gefangengenommen108, 103 Vergleiche auch Suura 22:40 und die entsprechende Fußnote, wo dar Begriff `Asis erläutert wird. (Juusuf 'Allii) Er kann die Feinde zurückschlagen und Seinen Willen verwirklichen. (Darjabadi) Er hat die Macht all das zu verwirken, was Er will, Dar über alles Dominierende. (Ruuch Al-Maanii) 104. Die Bestrafung galt nicht allein den Götzendienern unter den Quraisch und mit ihnen dem Stamm dar Banu Dschatafaan, sondern richtete sich auch gegen den Stamm Banu Quraisa, die Verbündeten dar Götzendiener. Diese Geschichte bedarf dar Erläuterung: Der Friede, den die Juden Madinas mit den Muslimen geschlossen hatten, war nur von kurzer Dauer. Der Prophet Muchammad – Allahs Friede sei mit ihm - schloss mit ihnen, bei seinem Eintreffen in Jasrib einen Vertrag, der sie zur Unterstützung und Hilfeleitung verpflichtete. Es wurde weiterhin vereinbart, dass sie keinen Verrat und keine Lasterhaftigkeiten begehen, keine Spionage betreiben und auch keinen Feind gegen sie unterstützen würden. Alsbald spürten die Juden die Gefahr des Islams, die ihre traditionelle Stellung als die ersten Schriftbesitzer zu erschüttern drohte, eine Stellung, die ihnen hohes Ansehen bei den Bewohnern Jasrib brachte. Auch die Auseinandersetzungen zwischen den Stämmen Aus und Hasrar, die später vom Islam vereint wurden, hatten sie ausgenutzt, um ihr Ansehen zu erhöhen. Hinzu kam, dass ihr höchster Rabbiner und Gelehrter den Islam annahm. Von da an fürchteten sie die wirkliche politische Gefahr, die davon ausging, und sie schworen, dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nachzustellen, wie sie nur konnten. So führten sie zunächst, mit modernen Worten ausgedrückt, einen kalten Krieg gegen den Islam durch Propaganda, indem sie Zwietracht säten zwischen den Muslimen und sie für ihre Feinde ausspionierten. Schließlich rotteten sie sich mit diesen zusammen gegen die Muslime, wie es bei dem Angriff dar Verbündeten geschah. (Safwat Al-Tafsir) 105. Die zurückgeschlagenen verbündeten Truppen. (Ruuch Al-Maanii) Nach dem Rückzug der Belagerer zogen die Banu Quraisa sich in Erwartung eines Vergeltungsschlages der Stadtgemeinschaft in ihre Festungen zurück. Nach einer 25-tägigen Belagerung mussten sie sich den Muslimen ergeben und verwirkten ihr gesamtes Eigentum. (Asad) 106. Diese Angst veranlasste sie, ihre Festungen zu öffnen und sich zu ergeben. (Safwat Al-Tafsir) Sie ergaben sich unter dar Bedingung, dass ihr Schicksal von Sa'd ibn Mu'as, dem Führer das Stammes der Aus, entschieden werden sollte. Mit diesem Stamm waren sie besonders verbündet gewesen. (Juusuf `Allii) 107. Sa'd wandte für ihren Fall das Gesetz aus dem Alten Testament an, jedoch nicht so streng, wie es dort gefordert wurde. Nach Deuteronomium 20:10-18 sollen die Einwohner von Städten, die "sehr fern von dir liegen und nicht zu den Städten dieser Völker hier gehören" milder behandelt werden als die dar "Städte dieser Völker hier, die dir der Herr, dein Gott, zum Erbe geben wird", das heißt die nahe genug liegen, dass ihre Bewohner den Diin der Juden beeinflussen können. Die Strafe für sie ist völlige Vernichtung: so "sollst du nichts leben lassen, was Odem hat" (Deuteronomium 20:16). Die mildere Behandlung für die Bewohner der weiter entfernt liegenden Städte wird in der nächsten Fußnote beschrieben. Nach jüdischen Normen verdienten die Banu Quraisa also die völlige Vernichtung sämtlicher Männer, Frauen und Kinder. Sie befanden sich im Territorium dar Stadt Madina selbst und hatten darüber hinaus ihre vertraglichen Vereinbarungen gebrochen und dem Feind geholfen. (Juusuf `Allii) 108. Sa'd muss ihnen die mildere Strafe zu, die für die Bewohner der weiter entfernt liegenden Städte galt: „... so sollst du alles, was männlich darin ist, mit der Schärfe des Schwertes erschlagen, nur die Frauen, die Kinder und das Vieh und alles, was in der Stadt ist, und alle Beute sollst du unter dir austeilen und sollst essen von der Beute deiner Feinde, die dir der Herr, dein Gott, gegeben hat" (Deuteronomium 20:13-14). Dementsprechend wurden die Männer der Banu Quraisa getötet, ihre Frauen als Gefangene verkauft und ihr Land und ihr Eigentum unter den Auswanderern aufgeteilt. (Juusuf `Allii)
27. Und Er gab euch ihr Land, ihre Häuser und ihr Vermögen zum Erbe und dazu ein Land109, das ihr noch nicht betreten hattet. Und Allah besitzt Macht über alle Dinge. 109. Wenn dieser Teil der Suura nach dem Herbst des Jahres 7 nach der Hidschra offenbart wurde, dann bezieht er sich auf den Haibar-Feldzug in diesem Herbst. Haibar ist ein vulkanisches Gebiet, das durch zahlreiche Quellen bewässert wird. Es hat ein gutes Bewässerungssystem und bringt in seinen feuchten Tälern Getreide und Datteln hervor. Auf seine Höhen gibt es Platz für Festungen. Zur Zeit des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, siedelten dort jüdische Sippen, die ständig Unruhen verursachten, besonders nach der Belagerung von Madina. Schließlich wurde es zu einem Unterschlupf für alle feindselig gesinnten Juden, die ihres Verrats wegen von anderswo vertrieben worden waren. Die Hauptstadt Haibar liegt etwa 130 km nördlich von Madina. Nach ihrem Fall wurde ein Vertrag über die Landverteilung abgeschlossen, der denen das Land zusprach, die es bebauten, diese jedoch unter Oberaufsicht stellte, so dass kein Zentrum aktiver Feindseligkeiten mehr in der Nähe von Medina übrig blieb. (Juusuf `Allii) Nach der Aussage von Muraatil, Said ibn Rumaan und ibn Jasid bezieht sich dies auf Haibar, das nach Banu Quraisa eingenommen wurde. Hassan wiederum meint, dass dieses Land das Land der Römer und der Perser sei. Auch der Jemen wurde als dieses Land bezeichnet. `Iterima hingegen erklärte: „Damit ist jedes Land gemeint, das die Muslime bis zum Jüngsten Tag vereinnahmen." (Ruuch Al-Maanii)
28. O Prophet! Sprich zu deinen Frauen110: „Wenn ihr euch das diesseitige Leben mit seinen Annehmlichkeiten wünscht111, dann kommt; ich werde euch eure Abfindung geben und euch (dann) im Guten gehen lassen112. 110. Bevor dieser Aja offenbart wurde, hatten einige der Frauen des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sich bei ihm beschwert wegen ihres allzu bescheidenen Lebensstils und höheren Unterhalt gefordert. Daraufhin hatte sich der Prophet einen Monat lang von ihnen getrennt. Die Offenbarung zeigte ihm den Weg, seine Probleme zu lösen. (Anm. d. Übers.) Die dritte Lehre dieser Suura richtet sich speziell an die Frauen des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, mit Ausnahme des letzten Teils, in dem die Belohnung der sämtlichen Muslime erklärt wird. Zuvor in dieser Suura wurden sie als die Mütter der Mu'mins tituliert. Diese Mutterschaft hat ihren Aufwand und ihre hohe Stellung, mit der sie diese Eigenschaft erhielten, hatte ihre besonderen Verpflichtungen. So werden hier einige Verpflichtung erläutert und die Werte festgesetzt, die prophetische Familie nach außen repräsentieren sollte. (Qutb) Als dieser Aja offenbart wurde, wandte er sich zuerst an 'A'ischa und sagte: „Ich will dich etwas fragen; lass dir Zeit mit der Antwort, berate dich mit deinen Eltern und entscheide dann." Er berichtete ihr dann von Allahs Gebot und trug diesen Aja vor. Sie antwortete: „Soll ich das meine Eltern fragen? Ich wähle Allah und Seinen Gesandten und das zukünftige Leben." Danach ging er zu jeder seiner anderem Frauen und frage dasselbe und bekam jeweils dieselbe Antwort. Dies wird mit einem Fachausdruck als "tachjiir" bezeichnet, nämlich der Ehefrau die Entscheidung überlassen, ob sie die Ehe aufrechterhalten oder sich von ihrem Mann trennen will. Hätte eine der Frauen des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, die Trennung gewünscht, dann wäre diese nicht automatisch vollzogen gewesen, sondern der Prophet hätte die Scheidung ausgesprochen und alle damit verbundenen Pflichten erfüllt. Nach dieser Scheidung hätte diese Frau nicht mehr zu den "Müttern der Mu'mins" gezählt. Andererseits scheint dieser Aja zum Ausdruck zu bringen, dass der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, kein Recht hatte, sich auf eigene Initiative von seinen Freuen zu trennen, nachdem sie sich einmal für ihn entschieden hatten. (Maududi) 29. Wenn ihr euch jedoch für Allah113 und Seinen Gesandten114 entscheidet und die Heimstatt des Jenseits, dann hat Allah wahrlich für die, die Gutes tun unter euch, einen gewaltige Lohn bereitet115. 111. Thematisch wenden wir uns nun der Position der Frauen des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu. Sie war nicht wie die gewöhnlicher Frauen oder Ehefrauen. Sie hatten eine besondere Verpflichtung und Verantwortung. In seiner Jugendzeit hatte der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nur eine einzige Frau geheiratet, nämlich Hadidscha, die beste unter den Frauen und unter den Ehefrauen. Er heiratete sie fünfzehn Jahre vor seiner Berufung zum Propheten. Ihre Ehe dauerte 25 Jahre lang, und ihre gegenseitige Zuneigung und Achtung war vom geistigen wie vom gesellschaftlichen Gesichtspunkt her betrachtet vorbildlich. Zu ihren Lebzeiten hatte er keine anderen Frauen, was unter den damaligen Umständen höchst merkwürdig war. Als sie starb, war er 50 Jahre alt und hätte, da er sehr enthaltsam lebte, auch nicht wieder geheiratet, wenn ihn nicht zwei Gründe dazu veranlasst hätten: 1. Barmherzigkeit und Milde, wie in den Fällen, wo er das Los der Witwen erleichtern wollte, die in der damaligen Gesellschaft nicht anders hätten versorgt werden können; einige von ihnen, wie beispielsweise Sauda, hatten Kinder aus ihrer früheren Ehe, die Schutz brauchten. 2. Hilfe in seinen Pflichten als Führer der Gemeinschaft, vor allem durch die Unterweisung von Frauen, die in der großen Gemeinschaft der Muslime zusammengehalten werden sollte, wo für Männer und Frauen gleiche Rechte vorgesehen waren. 'A'ischa, die Tochter von Abu Bakr, war intelligent und gelehrt und ist bis heute eine Autorität in Überlieferungen aus dem Leben des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm,. Sainab, die Tochter von Husaima, widmete sich besonders den Armen; sie erhielt den Beinamen "Mutter der Armen". Die andere Sainab, Tochter von Dschachs, arbeitete ebenfalls für die Armen, denen sie das Einkommen aus ihrer eigenen Arbeit (sie war geschickt in Lederarbeiten) zur Verfügung stellte. Aber alle Freuen leisteten ihre Dienste als "Mütter der Mu'mins". Sie führten kein luxuriöses, untätiges Leben zu ihrem eigenen Vergnügen oder dem ihres Mannes. Hier wird ihnen mitgeteilt, dass ihr Platz nicht im Haushalt des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war, wenn sie an Bequemlichkeit oder irdischen Tand interessiert waren. Sollte dies der Fall sein, dann könnten sie die Trennung erwirken und entsprechend abgefunden werden. (Juusuf `Ali) Der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hatte für sich und die Seinen ein enthaltsames Leben gewählt. Nicht aus Unvermögen, denn er lebte solange, bis sich die Erde für ihn öffnete und ihm ihre Schätze zu Füßen lagen. Und obwohl andere, die zuvor nichts besaßen, sich daran bereicherten, verging des öfteren ein Monat, ohne dass in seinem Hause ein Feuer angezündet wurde, während er sich großmütig gegenüber anderen zeigte. Er wurde nicht vom Islam zu dieser Enthaltsamkeit verpflichtet, auch hat er seinen Anhänger nicht die Lebensweise auferlegt, die er für sich auswählte, wenn nicht der eine oder andere sie selbst für sich bevorzugte. Die Frauen des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, waren jedoch Menschen mit all deren Gefühlen. Und trotz ihres Vorrangs, ihrer Würde und ihrer Nähe zur prophetischen Quelle, blieb ihr natürliches Verlangen nach den Annehmlichkeiten des Lebens lebendig. Denn diese Gefühle und diese Neigungen könnten in Schach gehalten aber niemals ganz zum Erlöschen gebracht werden. (Qutb) Annehmlichkeiten, die er selbst nicht besaß. (Al-Dschalalain) 112. Das heißt: ihnen ihre Rechte gewähren und sie freigeben. (ibn Kasir) Mit dem Gehen lassen ist die Scheidung gemeint. (Ruuch Al-Maanii) Zur Zeit der Offenbarung dieses Ajas hatten die Muslime das reiche Gebiet um Haibar erobert, und der Gemeinschaft standen mehr Mittel zur Verfügung. während jedoch für die meisten Mitglieder der Gemeinschaft das Leben leichter wurde, schlug sich dies nicht im Hausstand des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nieder, der wie zuvor sich selbst und seiner Familie nur das Existenzminimum zugestand. Angesichts der veränderten Umstände war es nur natürlich, dass seine Frauen sich einen Anteil an dem vergleichsweise komfortablen Leben wünschten, das andere muslimische Frauen jetzt genießen konnten. Erfüllung ihres Wunsches seitens des Propheten hätte jedoch mit dem Grundsatz kollidiert, den er zeitlebens befolgt hatte, dass nämlich der Lebensstandard des Propheten und seiner Familie nicht höher sein soll als der der ärmsten Mu'mins. (Asad) 113. Sein Wohlgefallen. (Darjabadi)
30. O ihr Frauen des Propheten116, wer von euch eine offensichtliche Schandtat begeht, der wird die Strafe verdoppelt werden117. Und das ist für Allah überaus ein Leichtes118. 114. Obgleich er jetzt Arabien beherrschte und die benachbarten Könige an seiner Freundschaft interessiert waren, lebte der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, weiterhin auf schlichte und einfache Weise, indem er selbst sein Haus sauber hielt und seine Schuhe flickte und alles, was die unmittelbaren Bedürfnisse seiner Familie überstieg, den Armen weitergab. (Darjabadi) 115. Allah Der Erhabene hat für die Rechtschaffenen unter euch als Gegenwert ihrer guten Werke einen großen Lohn bereitet, der nicht zu beschreiben ist, nämlich das Paradies, das einschließt, was kein Auge bisher zu sehen, kein Ohr zu hören bekam, was niemand sich je vorzustellen wagt. (Safwat Al-Tafsir) Sie taten alle Gutes. Da sie sich aber in dieser besonderen Position befanden, hatten sie auch mehr Verantwortung und mussten besondere Sorgfalt aufwenden, um ihre Pflichten zu erfüllen. Dementsprechend sollte auch ihr "Lohn" hoch sein, denn größere Dienste bringen größere geistige Befriedigung, auch wenn verhältnismäßig mehr Selbstverleugnung gefordert ist. (Juusuf `Allii) Als der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, diese beiden Ajas unmittelbar nach ihrer Offenbarung seinen Frauen vortrug, lehnten sie betont jeden Gedanken an eine Trennung ab und erklärten, dass sie sich "für Allah und Seinen Gesandten und das zukünftige Leben entschieden" hatten. Einige Kommentatoren sind der Ansicht, der später offenbarte Aja 52 dieser Suura beinhalte die Belohnung für diese Haltung. (Asad) 116. Die hohe Stellung der Prophetenfrauen zieht besondere Verantwortung nach sich, als Frauen des Gesandten Allahs und als Mütter der Mu'mins. Aus der einen sowie aus der anderen Stellung und auch aus beiden zusammen ergeben sich schwere Aufgaben. Zugleich bewahren sie vor schweren Verfehlungen. Angenommen eine von ihnen würde sich solches zuschulden kommen lassen, so würde sie die doppelte Bestrafung verdienen. (Qutb) 117. Oder sich unziemlich verhalten; das heißt erwiesenes Fehlverhalten im Gegensatz zu den Verleumdungen der Feinde. Solche Verleumdungen waren bedeutungslos, aber wenn sich eine der Frauen des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, tatsächlich auf solch unziemliche Weise verhalten hätte, dann wäre dies ein schlimmeres Vergehen gewesen als im Falle gewöhnlicher Frauen, und zwar aufgrund ihrer besonderen Stellung. Selbstverständlich hatte sich keine von ihnen irgendeines Vergehens schuldig gemacht. (Juusuf `Allii) Nach Samachsari bezeichnet der Begriff "faahischa" فَاحِشَة hier alles, was als "großes Vergehen" (kabiira) angesehen wird. (Asad) Dies bedeutet nicht, dass die Frauen des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, jemals irgendein Vergehen im Sinn gehabt hätten, sondern dieser Aja soll sie nur darauf hinweisen, was ihre besondere Stellung impliziert, dass sie nämlich große Verantwortung trugen und ihr Verhalten dementsprechend vorbildlich sein sollte. (Maududi) 118. Vergleiche oben Aja 19 und die entsprechende Fußnote. Die Strafe für Ehebruch ist sehr schwer, vergleiche hierzu Suura 24:2 und 4:15 und die entsprechenden Fußnoten. Hier geht es jedoch nicht um Vergehen dieser Art und strafrechtliche Sanktionen. Auch geringfügigere Vergehen sind bei Frauen in dieser Position tadelnswert, und die Strafe im zukünftigen Leben liegt auf einer höheren Ebene, die wir kaum verstehen können. Allah kann jedoch jede Nuance unserer Absichten feststellen. Bei Ihm ist möglich, was in unseren groben und oberflächlichen Gerichtsverfahren nicht möglich ist. (Juusuf `Allii) |