Von Suura 27 "Die Ameisen" Aja 56 –

Suura 29 "Die Spinne" Aja 45

 

 56. Doch die Antwort seines Volkes war nichts anderes als: „Vertreibt die Familie164 Luuts aus eurer Stadt. Sie sind fürwahr Menschen, die sich rein halten wollen165."

 164. Der Begriff al` (Familie) umfasst nicht nur die Familienangehörigen einer Person, sondern auch ihre Anhänger. (Darjabadi)

 165. Sie schoben ihnen einen Fehler zu, der gar keiner war, nämlich, dass sie sich der üblen Tat enthalten. (Qurtubi) Sie halten sich fern von dem, was wir tun. (ibn Kasir)

Vergleiche auch Suura 7:82-84. Statt sich im Bewusstsein ihrer Vergehen zu schämen, greifen sie die Reinen sarkastisch an, als ob nicht sie selbst, sondern die Reinen im Unrecht wären mit ihrem Versuch, sie auf den rechten Weg zu bringen. (Juusuf `Allii)

 

 57. Alsdann erretteten Wir ihn und seine Leute bis auf seine Frau; für sie bestimmten wir, dass sie unter denen sein sollte, die zurückbleiben166.

166. Vergleiche auch Suura 7:83; 11:81 und 66:10 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Die der Strafe unterzogen wurden. (Safwat Al-Tafsir)

 

58. Und Wir ließen einen Steinregen auf sie niedergehen167, und übel war der Regen für die (zuvor) Gewarnten168.

167. Einen Regen aus Steinen. (Darjabadi)

168. Denen genug Beweise erbracht wurden und zu denen Warnungen gelangt waren. (ibn Kasir)

Vergleiche auch Suura 26:173 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

Abschnitt 5

59. Sprich: „Preis sei Allah und Friede sei mit seinen Dienern169, die Er auserwählt hat170. Ist also Allah besser oder die, die sie Ihm als Teilhaber beigesellen171?

169. Dieser Aja leitet den folgenden Absatz ein und lehrt die Muslime, wie sie eine Ansprache beginnen sollten, nämlich mit dem Lob Allahs und Segenswünschen (الْحَمْدُ لِلَّهِ وَسَلَامٌعَلَى عِبَادِهِ) für Seine rechtschaffenen Diener. Leider fühlen sich viele Muslime heute gehemmt, auf diese Weise eine Ansprache einzuleiten. (Maududi)

170. Nachdem Allahs Offenbarung als Licht, Führung und Barmherzigkeit geschildert worden ist, sollten wir Ihm um so dankbarer dafür sein. Wir sollten auch die, Dienste der Diener Allahs schätzen, die erwählt wurden, uns eine Botschaft zu übermitteln, indem wir ihnen Segen und Frieden wünschen, denn diese Gesandten Allahs erleiden Schwierigkeiten aller Art und verzichten auf vielerlei Vorteile in ihrem Dienst an der Menschheit. Allah ist Wahrheit und Güte, und alle unsere Phantastereien der Abgötterei sind Unwahrheit und Böses. Sollten wir Unwahrheit und Böses der Wahrheit und Güte vorziehen? (Juusuf `Allii)

Die Er auserwählt hat, die Last Seiner Botschaft zu tragen, Seinen Aufruf zu verkünden und Seinen Weg aufzuzeigen. (Qutb)

171. Dies schließt indirekt nicht nur vergötterte Lebewesen oder Naturkräfte ein, sondern auch falsche gesellschaftliche und moralische Normen, denen der Brauch und die althergebrachte Tradition fast religiöse Bedeutung beigelegt haben. (Asad)

Auf den ersten Blick erscheint diese Frage absurd. Falsche Gottheiten können zweifellos nichts Gutes in sich haben und daher nicht mit Allah verglichen werden. Nicht einmal die Götzendiener fielen diesem Irrtum zum Opfer. Diese Frage sollte sie auf ihre falschen Vorstellungen aufmerksam machen. Offensichtlich tut kein Mensch in der Welt etwas, worin er nicht etwas Gutes sieht. Wenn also die Götzendiener ihren Gottheiten dienten und sie anriefen, dann wäre dies sinnlos, wenn sie nicht in ihnen etwas Gutes sähen. Deswegen werden sie hier aufgefordert, sich einmal Gedanken über die wahren Verhältnisse zu machen. Wenn der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, diesen Aja  vortrug, antwortete er immer spontan darauf, indem er sagte: „Nein, sondern Allah ist besser, und Er allein ist der Ewige, Hohe und Erhabene." (Maududi)

Das was sie an Götzen und Figuren, an Engeln und Dschinn oder, anderen Geschöpfen Allahs anbeten, kann niemals an Allah heranreichen, geschweige denn besser sein als Er. Kein verständiges Herz könnte einen solchen Vergleich anstellen. Daher erscheint die Frage in dieser Form als reiner Spott und absoluter Tadel, der keiner Antwort bedarf. (Qutb)

 

60. Oder Wer hat die Himmel und die Erde erschaffen172 und für euch vom Himmel Wasser herabgesandt173? Damit bringen Wir wunderschöne Gärten hervor. Es obliegt nicht euch, ihre Bäume hervor zubringen174. Gibt es also eine Gottheit neben Allah175? Nein, sie sind ein ungerechtes Volk176.

172. Hier wird auf die Ordnung, Schönheit und Herrlichkeit des Universums hingewiesen. Sie zeigen eine Einheit von Plan und Ziel auf. Wie können ungerechte, unvernünftige, achtlose Menschen an eine Vielzahl von Gottheiten dahinter denken oder auch nur überhaupt an eine andere Gottheit außer dem Einen wahren Gott? (Juusuf `Allii)

Himmel und Erde sind Realitäten, deren Existenz niemand leugnen kann. Ebenso wenig könnte man annehmen, die angerufenen Götzen hätten sie erschaffen, ob es sich nun um Bilder oder Statuen, Engel oder Teufel oder Sonne und Mond handelt. (Qutb)

173. Auch der Regen ist eine solche nachdenkenswerte Realität, die niemand leugnen kann und die man nicht anders erklären kann, als dass sie von Einem lenkenden Schöpfer kommt. Mit den Worten "für euch" lenkt der Qur’an die Herzen und den Verstand zu dem belebenden Einfluss des Wassers, das gemäß ihren Bedürfnissen herabgesandt wird. (Qutb)

174. Es liegt nicht in der Macht des Menschen, auch nur ein einziges Samenkorn keimen und zu einem Baum heranwachsen zu lassen. Bei einem großen schönen Garten würde niemand auf den Gedanken kommen, er sei ohne die Kunst eines Gärtners entstanden. Der Garten ist jedoch mehr als die Bäume darin: er ist mit Überlegung und nach Gesichtspunkten der Schönheit angelegt; zwischen den Bäumen ist genug Platz für die Wurzeln, für die Durchlüftung des Bodens unter ihnen und für das Sonnenlicht, das durch ihre Äste und Zweige dringt. Wie könnte man sich dann das ganze wunderbare Universum vorstellen, ohne den harmonischen Plan dahinter zu sehen, der auf den Einen wahren Gott hinweist? (Juusuf `Allii)

175. Etwa ein Himmelsgott, ein Erdgott, ein Regengott oder ähnliches. (Darjabadi)

Kein Götzendiener hätte diese Frage jemals mit "ja" beantworten können. Vergleiche auch beispielsweise Suura 42:9; 29:63 und 10:31. Diese und auch die folgenden Fragen weisen nicht nur jede Form von Polytheismus, sondern auch von Atheismus zurück. (Maududi)

176. Das Wort "jadiluun" يَعْدِلُون kann auf zwei Weisen ausgelegt werden. Entweder "Gleichheit herstellen" das heißt: Sie stellen in ihrer Anbetung die Götzen mit Allah auf die gleiche Stufe. Oder aber bedeutet das Wort, dass sie von der klaren Wahrheit abweichen oder abweichen, indem sie andere neben Gott anbeten, wobei Er Der alleinige Schöpfer ist, Dem niemand bei der Schöpfung zur Seite gestanden hat. (Qutb)

 

61. Wer hat die Erde zu einer Wohnstatt gemacht177 und durch sie178 Ströme fließen und auf ihr festgegründete Berge erstehen lassen179 und zwischen den beiden Meeren eine Schranke errichtet180? Ist es also eine Gottheit neben Allah? Nein, doch die meisten von ihnen besitzen kein Wissen181.

177. Die damals mit diesen Worten Angesprochenen konnten all diese Wunder nicht erklären. Das, was sie sehen konnten, war, dass die Erde im allgemeinen ein bestens für das Leben geeigneter Standort ist. Auch konnten sie nicht behaupten, dass ihre Götzen einen Anteil an der Erschaffung der Erde hatten, was allein schon genügt hätte. Der Text bleibt offen für die darauf folgenden Generationen. Je höher der Wissensstand der Menschen im Laufe der Zeit steigt, desto mehr können sie etwas von dem Sinn dieser Worte begreifen. (Qutb)

Die nicht mit ihren Bewohnern hin und her schwankt. (Al-Dschalalain)

Wörtlich: "Einen Ruheplatz" (qaraar قَرَار). Vergleiche aber auch Suura 77:25-26. (Asad)

Es ist nicht so leicht für die Erde, die Heimat für zahllose Lebewesen zu sein. Wenn der Mensch die weise Harmonie und das Zusammenwirken beobachtet, das in diesem Bereich vorherrscht, dann kann er einfach nur verwundert sein und spüren, dass alle diese harmonischen Beziehungen nicht ohne den Plan eines allweisen Schöpfers hätten entstehen können. (Maududi)

178. "Halal" bedeutet Zwischenräume, Unterbrechungen zwischen zwei Dingen. (Darjabadi)

179. Es sind feststehende Berge, die ihr Halt geben und sie daran hindern, sich in unkontrollierte Bewegung zu setzen. (Qurtubi)

Wir trafen uns mit einem Wissenschaftler ganz besonderer Art. Es ist Professor Siaveda. Er ist einer der bekanntesten Meeresgeologen in Japan und auch international bekannt. Sein Kopf war voll von falschen Vorstellungen von überhaupt allen Religionen.

Als wir uns mit ihm das erste mal trafen sagte er: "Ihr Religiösen solltet überhaupt nicht zu Wort kommen! Ihr solltet auf der ganzen Welt still sein! Wenn ihr zu Wort kommt, sät ihr Krieg zwischen den Menschen in der ganzen Welt." Ich sagte ihm: "Und was ist mit dem Warschauer Pakt und der NATO, die die Erde vollspicken mit nuklearen Waffen? Ist etwa die Religion der Grund dafür?" Er schwieg. Wir sagten: "Wir wissen, dass sie Vorurteile gegen Religionen haben, aber da sie noch nichts über den Islam wissen würden wir uns wünschen, wenn sie uns zuhören würden." Wir stellten ihm daraufhin eine Reihe von Fragen über sein Spezialgebiet und zeigten ihm diejenigen Ajas und Hadise, die die wissenschaftlichen Phänomene beschrieben von denen er sprach. Ein Thema davon handelte von den Bergen. Wir fragten ihn nach der Form der Berge und ob sie die Form von Pflöcken hätten.

Und das war seine Antwort: "Die kontinentalen und ozeanischen Berge haben jeweils eine eigene stoffliche Zusammensetzung. Die kontinentalen Berge sind grundsätzlich aus Schichten zusammengesetzt und durch Druckkräfte entstanden. Während die ozeanischen aus vulkanischen Gesteinen bestehen und mit Hilfe von Ausbreitungskräften entstanden sind. Die Gemeinsamkeit der beiden Arten von Bergen ist jedoch, dass beide Arten Wurzeln unter der Erde haben durch die sie gefestigt werden. Im Fall der kontinentalen Berge ist der leichte Anteil des Bergmaterials, welcher eine geringe Dichte besitzt, unter der Erde als Wurzel ausgebreitet. Im Fall der ozeanischen Berge gibt es ebenfalls eine leichte Stoffmasse, die unter der Erde als Wurzel ausgebreitet ist. Das Material, welches aus der Wurzel des Berges verläuft ist jedoch nicht etwa deswegen leicht, weil deren stoffliche Elemente leicht sind, sondern eine geringe Dichte hat infolge der hohen Temperatur unter der Erde. Vom Gesichtspunkt der Dichte aus gesehen, erfüllen beide jedoch dieselbe Aufgabe, nämlich den Berg zu festigen mit Hilfe des Archimedesgesetzes."

Professor Siaveda erläuterte uns, dass jeder Berg auf der Erde gleich ob er sich auf den kontinentalen Festland oder im Ozean befindet die Form eines Pflockes hat. Hat dies aber jemand zur Zeit von Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gewusst? Hätte sich irgendein Mensch vorstellen können, dass ein Berg eine riesige Masse mit unterirdischer Fortsetzung ist, welche von den Wissenschaftlern als Wurzel bezeichnet wird? Viele Bücher in denen etwas über Geographie steht, die jedoch keine speziellen geographischen Fachbücher sind, beschreiben lediglich den Teil eines Berges, der sich oberhalb der Erdoberfläche befindet. Das was die Wissenschaft jedoch entdeckt hat, ist das was im Qur´an über die Berge im folgendem Aja steht:

"Und haben Wir nicht die Berge zu Pflöcken gemacht?" (78:7)

Als wir Professor Siaveda nach der Aufgabe der Berge fragten oder ob sie dazu beitrügen die Erdkugel zu festigen sagte er: "Zu dieser Erkenntnis ist die Wissenschaft bis jetzt noch nicht gekommen." Daraufhin stellten wir Nachforschungen an und stellten anderen Geologen dieselbe Frage. Die meisten von ihnen gaben uns die gleiche Antwort. Zu den wenigen Ausnahmen, die uns etwas anderes berichteten, gehören die Autoren des Buches "Die Erde". Es ist ein wissenschaftliches Nachschlagewerk, das an vielen Universitäten der Welt benutzt wird. Einer dieser Autoren ist Frank Press, der Direktor der wissenschaftlichen Akademie in den USA. Was sagt er in diesem Buch? Wie wir sehen zeigt die Darstellung, dass der Berg die Gestalt eines Pflockes hat.

Auch auf der Abbildung sehen wir den sichtbaren Teil des Berges als kleinen Teil des Gesamtgebildes dessen Wurzel unterhalb der Erdoberfläche verläuft. Es wird zudem über die Aufgabe der Berge gesprochen. Es wird gesagt, dass die Berge einen großen Beitrag zur Festung des Erdmantels leisten. Genau diese Tatsache bestätigt der Qur´an vor 1400 Jahren.

"Und die Berge hat Er fest verankert." (79:32)

In einem anderen Aja heißt es:

"Und haben Wir nicht die Berge zu Pflöcken gemacht?" (78:7)

Und in einem weiteren Aja sagt Allah:

"Und Er hat in der Erde feste Berge gegründet, damit die Erde nicht ins Wanken gerät." (16:15)

Das letztere wird sinngemäß auch in einem Hadis gesagt. Hierauf fragten wir Herrn Siaveda nach seiner Meinung über dieses Phänomen, dass im Qur´an und in den Hadisen Geheimnisse dieses Universums beschrieben werden, welche die Wissenschaft erst in unseren Tagen entdeckt. Er antwortete mit folgenden Worten: "Mir kommt dies äußerst merkwürdig und nahezu unglaublich vor. Wenn dies, was sie mir gesagt haben wirklich stimmt dann ist dieses Buch äußerst beachtenswert und ich gebe ihnen recht."

Ja, was können die Wissenschaftler sagen. Sie können das Wissen, welches Allah Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, im Qur´an geoffenbart hat nicht einer menschlichen oder wissenschaftlichen Quelle in der damaligen Zeit zuschreiben, denn weder den Wissenschaftlern noch der Menschheit überhaupt waren diesen Geheimnissen bekannt. Und so können sie nur die eine Erklärung finden, nämlich dass das Wissen im Qur’an von einer anderen Seite stammt, von einer Seite, die dieses Universum geschaffen hat und es lenkt.

In der Tat ist es eine Offenbarung von Allah, welche Er seinem Diener den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, der ein Analphabet war, offenbarte und welche Er zu einem bleibenden Wunder für die Menschheit bis zum Tage der Auferstehung machte. (As-Sandani)

180. Vergleiche Suura 26:15 und die entsprechenden Fußnoten. Die feste Erde, das fließende Wasser und der Wasserkreislauf - Meer, Verdunstung, Wolken, Regen, Flüsse und wieder das Meer - alles ist eins und dennoch unterschieden, wobei es eine Art wunderbare Trennung zwischen Salzwasser und Süßwasser gibt. Kann ein Mensch dies alles sehen und dennoch Allah nicht erkennen? (Juusuf `Allii)

Das eine ist das Meer mit seinem bittersalzigen Wasser und das andere ist der Fluss mit seinem angenehm süßen Wasser. Beide jedoch werden als Meere bezeichnet, da diese den überwiegenden Teil der Gewässer ausmachen. (Qutb)

Vergleiche Suura 25:53 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

181. Die meisten Götzendiener kennen die Wahrheit nicht, so dass sie Allah andere beigesellen. (Safwat Al-Tafsir)

Wissen wird hier besonders betont, denn diese Realität des Daseins sowie die darin wirksamen Gesetzmäßigkeiten sind dem Wissen zugänglich. Hierin liegt auch der Zusammenhang mit der Gesamtthematik dieser Suura. (Qutb)

 

62. Wer ist es, Der die in Not geratene Seele erhört, „wenn sie Ihn anruft182, und das Übel abwendet183 und Der euch zu Statthaltern auf Erden macht184? Kann es also eine Gottheit geben neben Allah? Wie wenig ist es, dessen ihr gedenkt185!

182. Dieser Tatsache gegenüber sind die Menschen gleichgültig in Zeiten von Wohlstand und Glück. Sie suchen Hilfe und Schutz bei schwachen irdischen Kräften. Sobald sie jedoch von Drangsal genötigt werden, weicht diese Unachtsamkeit von ihnen ab und sie kehren in Reue zu ihrem Herrn zurück. (Qutb)

183. Neben; den Zeugnissen der äußeren Natur gibt es einen viel vertrauteren Hinweis im inneren Gewissen und Herzen des Menschen. Allah hört den Schrei des Menschen in seiner Not und nimmt sein Leiden von ihm. Er hat den Menschen Überlegenheit über alle anderen Geschöpfe der Erde gegeben. Sollte der Mensch dann trotzdem niedrigeren Wesen nachlaufen und Allah vergessen? (Juusuf `Allii)

Auch die arabischen Götzendiner wussten und bestätigten, dass Allah allein Unheil abwenden konnte. Deswegen erinnert der Qur’an sie immer wieder, dass sie Allah in der Not anrufen sollten. Sobald das Unheil jedoch vorüber ist, rufen sie andere außer Allah an. Dies gilt nicht nur für die alten Araber, sondern für alle Polytheisten und sogar Atheisten. (Maududi)

184. Vergleiche Suura 4:165 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 2:30 und die entsprechenden Fußnoten. Im hier vorliegenden Fall liegt der Schwerpunkt darauf, dass Allah veranlasst hat, dass die Menschen die Erde "erben", und zwar durch ihre besonderen Fähigkeiten und Möglichkeiten. Dies ist eine implizite Verneinung des menschlichen Anspruches, "Herr seines eigenen Schicksals" zu sein. (Asad)

Zwei Bedeutungen sind hierin enthalten:

1. Er lässt eine Generation nach der anderen entstehen; und

2. Er gibt euch Macht und Fähigkeiten, diese Erde zu regieren. (Maududi)

185. Was euch zur Wahrheitsfindung und zum rechten Pfad führen könnte. (Ibn Kasir)

Würde der Mensch sich an diese Wahrheiten erinnern und über sie nachdenken so würde er in seiner ihm angeborenen Bindung zu Allah verbleiben. Seine Gleichgültigkeit gegenüber seinem Herrn würde er aufgeben und Ihm niemanden beigesellen. (Qutb)

 

63. Oder ist es Der, Der den Weg durch die Finsternisse zu Land und auf dem Meer weist186, und Der die Winde als Freudenboten Seiner Barmherzigkeit vorausschickt187? Kann es also eine Gottheit geben neben Allah188? Hocherhaben ist Allah über das, was sie Ihm beigesellen189.

186. Im übertragenen Sinne durch all die scheinbare Kompliziertheit des menschlichen Lebens. (Asad)

Durch die irdischen und himmlischen Wegweiser, die er erschaffen hat. (ibn Kasir)

Durch Allahs weise Anordnung ist es dem Menschen möglich, sich auf Reisen über Land und auf dem Meer zu orientieren und den Weg zu seinem Ziel zu finden. Vergleiche auch Suura 16:16 und die entsprechenden Fußnoten. (Maududi)

187. Vor dem Regen. (Qurtubi)

Vergleiche Suura 25:48 und die entsprechenden Fußnoten. Nach dem Blick auf die äußere Natur wurde unsere Aufmerksamkeit auf das innere Bewusstsein gelenkt; jetzt folgt ein Blick auf unser gesellschaftliches und gemeinschaftliches Leben, in dem wir die Naturphänomene für internationalen Verkehr, Handel, Landwirtschaft und wirtschaftliche Aktivitäten ganz allgemein nutzen. Im nächsten Aja werden wir dann aufgefordert, die Schöpfung seit ihrem Anfangsstadium durch die verschiedenen Entwicklungsstadien hindurch zu beobachten bis zu ihrem Ziel, einer neuen Schöpfung - einem neuen Himmel und einer neuen Erde. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 7:57 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

188. Die dies tut und Ihm dabei hilft? (Qurtubi)

Irgendein Windgott oder Lichtgott oder ähnliches? (Darjabadi)

189. Sobald sich die irrende Menschheit eine Vorstellung von einer Vielzahl von Gottheiten macht, nimmt die Vervielfältigung kein Ende. Die Römer beispielsweise vergötterten letztendlich jedes feststellbare Naturphänomen und jeden Vorgang im menschlichen Leben. (Darjabadi)

 

64. Oder ist es Der, Der die Schöpfung hervorbringt und sie alsdann erneut ins Leben ruft190 und Der euch Versorgung vom Himmel und aus der Erde gewährt191? Kann es also eine Gottheit geben neben Allah192? Sprich: „Bringt euren Beweis herbei, wenn ihr die Wahrheit sagt193?"

190. Vergleiche Suura 10:34 und die entsprechende Fußnote. (Juusuf `Allii)

Dies bezieht sich auf das Leben des Menschen auf der Erde und die Auferstehung nach seinem leiblichen Tod, aber auch auf den in dieser Welt vorhandenen Zyklus von Leben, Tod und Regeneration in der ganzen organischen Natur. (Asad)

Es ist eine wissenschaftliche Tatsache, dass bloßes Arrangement lebloser Materie allein noch kein Leben zustande bringen kann. Obgleich die Atheisten ohne wirklich wissenschaftliche Begründung annehmen, Leben könne "automatisch" oder "zufällig" entstehen, sobald die notwendigen Elemente auf die entsprechende Weise miteinander in Verbindung kommen, ist nach dem mathematischen Wahrscheinlichkeitsgesetz die Chance gleich null. Zwar ist der DNA, der Grundbestandteil einer lebenden Zelle, nachgebildet worden, aber dies ist noch nicht Leben selbst. Dies ist bis heute ein Wunder, das nicht einfach wissenschaftlich wegerklärt werden kann. Darüber hinaus existiert Leben nicht in einer einzelnen Form, sondern in einer Vielfalt von Formen. Bisher hat der Mensch über eine Million von Tierarten und hunderttausende von Pflanzenarten entdeckt, die sich völlig voneinander unterscheiden und ihre charakteristischen Eigenschaften seit der frühesten bekannten Zeit beibehalten haben, so dass nicht einmal ein Darwin eine rationale Erklärung dafür bringen konnte. Jede Theorie, die im Laufe der Zeit immer wieder einmal angeblich ein "fehlendes Glied" in der Entwicklungskette erklären will, wird bald darauf durch die Fakten widerlegt. Als unausweichliche Schlussfolgerung bleibt, dass ein allweiser Schöpfer dies alles hervorgebracht hat. Soweit über den Anfang der Schöpfung. Hier wollen wir jedoch ihre Wiederherstellung betrachten. Der Schöpfer hat in jedes Lebewesen einen wunderbaren Mechanismus gelegt, der dafür sorgt, dass sich die Art durch zahllose Generationen hindurch fortpflanzt und vermehrt, wobei die charakteristischen Eigenschaften beibehalten werden, und niemals ist dabei "aus Versehen" eine andere Art entstanden. Diese Grundvoraussetzung für das Überleben der Art ist in einem Teil jeder einzelnen Zelle vorhanden und steuert die gesamte Entwicklung, wie es dieser Art entspricht. Kein Individuum, ob Pflanze, Mensch oder Tier, ist jemals für sich allein entstanden, sondern überall ist ständig Reproduktion im Gange, und aus jedem Einzelwesen entstehen immer wieder neue Einzelwesen derselben Art. Es bedarf also nicht nur eines allweisen Schöpfers, diesen Vorgang einmal in Gang zu setzen, sondern auch zur Aufrechterhaltung. Diese Tatsachen widersprechen sowohl der Ansicht eines Atheisten als auch der eines Polytheisten. (Maududi)

191. Der Lebensunterhalt aus der Erde zeigt sich in vielerlei Formen. Die augenscheinlichsten sind Pflanzen und Tiere, Wasser und Luft. Zu ihnen gehören auch die Bodenschätze und die Schätze des Meeres. Dazu kommen die wunderbaren Kräfte, wie Magnetismus und Elektrizität und andere Kräfte, von denen keiner Kenntnisse besitzt außer Allah. Und in Bezug auf den Lebensunterhalt vom Himmel, so bekommen wir für unser irdisches Leben Licht, Wärme und Regen und die Kräfte und Energien, die Allah uns zur Verfügung stellt. (Qutb)

Durch Regen und Vegetation. (Darjabadi)

Vergleiche auch Suura 10:31 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Die Frage des Lebensunterhalts ist nicht so einfach, wie es aus einem kurzen Satz auf den ersten Blick erscheinen mag. Auf der Erde existieren Millionen Arten von Pflanzen und Tieren, die jeweils wieder aus Millionen von Einzelwesen bestehen, jedes mit seinen ganz speziellen Bedürfnissen an Nahrung. Der Schöpfer hat dafür gesorgt, dass jedes Einzelwesen jeder Art seine Nahrung bekommt. Verschiedene Faktoren in Himmel und Erde wirken zusammen, um dies zu bewerkstelligen. Wenn zwischen Wärme, Licht, Wasser, Luft und verschiedenen Substanzen der Erde nicht die rechte Harmonie herrscht, kann nicht ein einziger Nahrungspartikel entstehen. Wäre es vorstellbar, dass dies alles zufällig und ohne das Wirken eines allweisen Schöpfers entstanden ist? (Maududi)

192. Irgendein Nebenschöpfer, Nebenerhalter oder Nebenversorger? (Darjabadi)

193. Den Beweis erbringen dafür, dass Ich einen Teilhaber habe, oder dass ein anderer solche Taten vollbracht hat außer Allah. (Qurtubi)

Der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, soll damit die Polytheisten auffordern, ihre Gegenargumente zu bringen. Lange vor der Zeit der modernen Wissenschaft und auch unabhängig von allen jüdisch-christlichen Einflüssen hat der suchende Geist des Menschen seit jeher die Einheit des Daseins gespürt, selbst hinter den vielfältigen Gottheiten des Volksglaubens den Einzigen Gott. (Darjabadi)

Wörtlich: „Wenn ihr wahrhaftig seid": dies bedeutet, dass die meisten Menschen, die sich eine Vielzahl von Göttern oder auch eine "Inkarnation" des einzigen Gottes vorstellen, dies unreflektiert tun, manchmal unter dem Einfluss ererbter Kulturtraditionen und Denkgewohnheiten, nicht aus vernünftiger Überzeugung. (Asad)

 

65. Sprich194: „Niemand in den Himmeln und auf Erden kennt das Verborgene außer Allah195“, Und sie wissen nicht, wann sie auferweckt werden sollen196.

194. Zur Belehrung der Geschöpfe. (ibn Kasir)

Zu den Götzendienern, die den Propheten nach der Stunde der Auferstehung gefragt hatten. (Qurtubi)

 

195. Das Jenseits gehört zu den verborgenen, unsichtbaren Dingen. Und niemand kennt das Unsichtbare außer Allah. Die Leugner verlangten jedoch stets seinen Zeitpunkt zu definieren oder sie würden die Ermahner nicht anerkennen. Sie hielten es für Fabeln, die schon des öfteren wiederholt worden waren, ohne jedoch ihre Erfüllung zu finden. (Qutb)

Die Kenntnis vom Augenblick der Auferstehung gehört zu den verborgenen Dingen. (Darjabadi)

In diesem Zusammenhang übersetze ich den Begriff "Al-Rayb"  غَيْب mit "verborgene Realität", denn er bezieht sich offensichtlich auf die endgültige Realität, die allen sichtbaren Aspekten des Universums zugrunde liegt, den Sinn und Zweck aller Schöpfung. Damit nicht das Missverständnis entsteht, Allah sei hier unter die „Wesen im Himmel und auf der Erde" eingereiht worden, habe ich noch einmal als Betonung eingeschoben: "niemand außer Allah". (Asad)

Vergleiche auch Suura 6:59; 31:34 und die entsprechenden Fußnoten; letzteren Aja trug der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, vor, als jemand mit Fragen zu ihm kam: „Wann wird die Auferstehung stattfinden? Unser Gebiet leidet unter einer Dürre; wann wird es regnen? Und meine Frau ist schwanger; bekommt sie einen Jungen oder ein Mädchen? Ich weiß, was ich heute verdient habe, aber was werde ich morgen verdienen? Ich weiß, wo ich geboren bin, aber wo werde ich sterben?" Vergleiche auch Suura 6:50; 7:187; 9:101 und viele andere Stellen sowie die entsprechenden Fußnoten. (Maududi)

 

66. Nein, erst recht unzureichend ist ihr Wissen197 über das Jenseits198. Nein, sie befinden sich im Zweifel darüber. Nein, sind ihm gegenüber blind199.

196. Die Götzendiener von Makka, gleichermaßen wie die anderen. (Al-Dschalalain)

Diejenigen, von denen man annimmt, sie hätten Einblick in das Verborgene und die daher als gottgleich angesehen werden, kennen ihre eigene Zukunft nicht. Sie wissen nicht, wann die Auferstehung stattfindet und wann Allah sie wieder zum Leben erweckt. (Maududi)

Sie bemerken es nicht einmal, wenn es herannaht. (Qutb)

197. Das Wissen derer, die das zukünftige Leben leugnen. (Darjabadi)

198. Sie begreifen nicht einmal die Sache selbst, geschweige denn ihren Zeitpunkt. (Darjabadi)

Sie können sich ein zukünftiges Leben nicht vorstellen, denn seine Realität liegt jenseits all dessen, was für Menschen in dieser Welt erfahrbar ist. Dies ist, wie nicht oft genug betont werden kann, eine indirekte Erklärung für den Grund, warum jede Bezugnahme des Qur’an auf den Zustand des Menschen nach seinem Tode, sei es im guten oder im Schlechten, notwendigerweise in rein allegorischen Begriffen ausgedrückt werden muss. (Asad)

199. Kaafirs sind in der Regel Materialisten, die nicht über die Erfahrungen ihrer sinnlichen Wahrnehmung hinausdenken. Was eine geistige Zukunftsvision betrifft, so würden ihre physischen Sinne sie nur in Unsicherheit und Zweifel lassen. (Juusuf `Allii)

Sie sind blind gegenüber der logischen Notwendigkeit innerhalb des Schöpfungsplanes Allahs. Denn nur mit der Voraussetzung eines zukünftigen Lebens hat die Vorstellung von der Verantwortlichkeit des Menschen und Allahs letztendlichem Gericht einen Sinn. Wo es keine moralische Verantwortlichkeit gibt, da gibt es auch keine Frage einer moralischen Wahlfreiheit, und dann hat auch alle Unterscheidung zwischen Richtig und Falsch keinen Sinn mehr. (Asad)

 

Abschnitt 6

67. Und jene, die kaafir sind, sprachen: „Sollen wir etwa, nachdem wir und auch unsere Väter zu Staub geworden sind, wieder erweckt werden200?

200. Aus den Gräbern. (Al-Dschalalain)

Dies ist immer die Schwierigkeit, vor der die Kaafirs stehen: Wie sollte es möglich sein, dass wir, wenn wir einmal gestorben und unsere Körper längst verwest und in den Gräbern verstreut und zu Staub geworden sind, wieder zum Leben erweckt werden? Sie können sich ein zukünftiges Leben nicht vorstellen, obgleich sie wissen, dass alles Leben bereits ein erstes Mal aus dem Nichts entstanden ist. (Qutb)

 

68. Uns ist dies bereits vordem versprochen worden, ebenso wie unseren Vätern. Das sind wahrlich nichts anderes als Fabeln der Alten201."

201. Sie kennen bereits von früheren Propheten her die Vorstellung von einer Auferstehung, wie sie ihren Vorfahren versprochen wurde. Da diese Verheißung sich nach ihrer Erfahrung nicht realisiert hat, nehmen sie das zum Anlass der Verspottung dieser neuerlichen Verheißung. (Qutb)

 

69. Sprich: „Reist doch umher auf Erden und seht, wie das Ende der Übeltäter war202.“

202. Seht mit eurem Herzen und mit eurem Verstand. (Qurtubi)

Selbst wenn die Kaafirs nicht bereit sind, eine "mystische" Lehre anzunehmen, brauchen sie nur zu beobachten, was in ihrer irdischen Umwelt vor sich geht, und sie werden feststellen, dass Böses immer ein böses Ende findet, und dass Wahrheit und Gerechtigkeit sich letztendlich immer durchsetzen. (Juusuf `Allii)

Derer, die die Realität eines zukünftigen Lebens und damit die letztendliche Verantwortlichkeit des Menschen für sein Handeln leugneten. Wie oben aus Fußnote 199 hervorgeht, folgt aus der Ablehnung dieser Tatsache unweigerlich der Verlust allen Gefühls für Gut und Böse, und dies wiederum führt seinerseits zu gesellschaftlichem und geistigem Chaos und damit zum Untergang von Nationen und Kulturen. (Asad)

 

70. Doch so betrübe dich nicht über sie und ärgere dich nicht über das, womit sie dich zu hintergehen versuchen203.

203. Sei nicht traurig über die makkanischen Leugner, wenn sie nicht zur Überzeugung gelangen wollen. Auch ihre Machenschaften sollten dich nicht betrüben, denn Allah wird dich davor beschützen. (Safwat Al-Tafsir)

Vergleiche auch Suura 16:127 und die entsprechenden Fußnoten. Die Rechtschaffenen sollen den Ungerechten nicht nachtrauern. Die Machenschaften der Ungerechten können Allahs Plan nicht außer Kraft setzen oder stören. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 10:21 und die entsprechende Fußnote, wo der Begriff "makr" erläutert wird. (Asad)

 

71. Und sie fragen: „Wann wird dieses Versprechen in Erfüllung gehen, wenn ihr wahrhaft seid204?"

204. Wann kommt das Strafgericht, das du uns androhst? Warum werden wir nicht bestraft, wo wir doch nicht nur Allahs Botschaft abgelehnt, sondern alles getan haben, um deinem Auftrag im Wege zu stehen? (Maududi)

Spöttisch und verächtlich richten sie diese Frage an den Propheten und an die Mu'mins.

(Safwat Al-Tafsir)

 

72. Sprich: „Vielleicht steht euch schon unmittelbar bevor ein Teil dessen, was ihr zu beschleunigen fordert205!"

205. Die Bestrafung könnte schon an ihren Fersen haften, wie ein nachfolgender Reiter dem Vordermann ohne das dieser ihn bemerkt hat. Sie aber spotten und spielen weiter die Unbekümmerten. (Qutb)

Die Kaafirs  - oder auch Menschen, die nur halbherzig den Imaan verinnerlicht haben - sagen sich vielleicht: „Warum sollten wir uns über die ferne Zukunft Gedanken machen? Nehmt jeden Tag so, wie er kommt!" Dies ist jedoch ein Trugschluss. Das letztendliche Gericht ist sicher und vielleicht ist gerade diese Stunde für ein bestimmtes Individuum die entscheidende. Dies ist die Stunde der Umkehr und Wiedergutmachung. Denn Allah will für die ganze Menschheit das Beste, trotz ihrer Undankbarkeit. (Juusuf `Allii)

Das Ende des eigenen Lebens, das der Auferstehung vorausgeht. (Asad)

Wenn Worte wie "vielleicht" oder "es mag sein" in einer heiligen Schrift auftauchen, dann enthalten sie nicht ein Moment des Zweifels, sondern bringen Allahs Unabhängigkeit zum Ausdruck. Wenn Allah eine Sache will, dann ist dies und seine Verwirklichung sozusagen ein und dasselbe. Es ist unvorstellbar, dass Er eine Sache will, und diese dann nicht geschieht. Wenn Er darum sagt: „Vielleicht wird es so sein," dann heißt dies: „Es wird sicherlich so sein, wenn ihr nicht umkehrt." (Maududi)

 

73. Und wahrlich, dein Herr ist voll der Güte gegenüber den Menschen206 doch die meisten von ihnen sind nicht dankbar207.

206. Seine Huld offenbart sich in der Gewährung einer Frist und in der Zurückstellung ihrer Bestrafung trotz ihrer Sündhaftigkeit und Nachlässigkeit, auf dass sie zur Umkehr und zum rechten Weg gelangen mögen. (Qutb)

207. Die meisten Menschen sind dafür jedoch nicht dankbar und nutzen die ihnen eingeräumte Frist nicht zu ihrer Besserung. Im Gegenteil, wenn sie feststellen, dass ein Strafgericht nicht unmittelbar über sie hereingebrochen ist, verfallen sie der Illusion, sie würden nicht zur Rechenschaft gezogen und seien damit frei, alles zu tun, was ihnen gefällt, ohne auf Ermahnungen hören zu müssen. (Maududi)

Sie zeigen sich undankbar gegenüber dieser Huld. (Qutb)

 

74. Und wahrlich, dein Herr weiß gewiss, was ihre Herzen verbergen und was sie kundtun208.

208. Allah ist nachsichtig und räumt den Menschen eine Frist zur Umkehr ein, obgleich Er weiß, was in ihrem Inneren verborgen ist, und dessen, was sie offen aussprechen und tun. Diese Verzögerung geschieht also aufgrund Seines Wissens und Seiner Gnade. (Qutb)

 

75. Und es gibt nichts Verborgenes im Himmel und auf Erden, das nicht in einem deutlichen Buch (verzeichnet) ist209.

209. Die Kette aus Ursachen und Wirkungen ist sicher und eindeutig. Wir stehen und fallen mit dem Bericht von unseren Taten. In diesem Sinne ist die Karma-Lehre wahr, muss aber durch die Lehre von der Gnade modifiziert werden, denn der Mensch kann umkehren und Allahs Barmherzigkeit erlangen, und Allahs Barmherzigkeit ist wie ein guter Engel, der immer wieder versucht, den Menschen zurückzugewinnen. (Juusuf `Allii)

 

76. Wahrlich, dieser Qur’an erklärt210 den Kindern Israels das meiste von dem, worüber sie uneins sind211.

210. "Jaqussu" يَقُصُّ bedeutet hier "er erklärt" oder "er erläutert". Vergleiche dazu auch Suura 12:3 und die entsprechende Fußnote. (Asad)

211. Ihr Streit ging so weit, dass sie einander verfluchten. (Qurtubi)

Unter den Juden gab es zahlreiche Sekten. Einige galten als völlig unorthodox, wie beispielsweise die Samariter, die eine andere Thora hatten; sie hassten die übrigen Juden und wurden von diesen gehasst. Aber selbst im orthodoxen Judentum gab es zahlreiche Splittergruppen, von denen hier nur einige erwähnt werden sollen:

1. Die Pharisäer, die Literalisten, Formalisten und Fatalisten waren und eine umfassende Traditionsliteratur besaßen, die das mosaische Gesetz überlagerte.

2. Die Sadduzäer, die Rationalisten waren und allem Anschein nach die Lehre von einer Auferstehung oder einem zukünftigen Leben leugneten.

3. Die Essener, die Askese und eine Art Gütergemeinschaft praktizierten und ehelos lebten. Über viele der verschiedenen Lehren gab es bittere Auseinandersetzungen, die durch den Qur’an bereinigt werden, indem dieser das mosaische Gesetz ersetzt und vervollkommnet. Er erklärt darüber hinaus eindeutig das Wesen Allahs und der Offenbarung sowie die Lehre vom zukünftigen Leben. (Juusuf `Allii)

Dazu kommen auch die Meinungsverschiedenheiten unter den späteren Christen, wobei es hauptsächlich um 'Isa und seine Mutter Marjam, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, geht. es verschiedene Ansichten:

1. Er ist wahrer Mensch.

2. Gott der Vater, 'Isa, selbst und der heilige Geist sind verschiedene Seinsweisen, durch die sich Gott selbst den Menschen offenbart und demnach konstituiert sich Gott aus drei Grundelementen, dem Vater, dem Sohn und dem heiligen Geist.

3. Der Sohn ist nicht gleich ewig wie der Vater, sondern vor Anbeginn der Welt geschaffen und damit untersteht er dem Vater.

4. Eine weitere Gruppe leugnet den heiligen Geist als ein Grundelement der Trinität. Unterschiedliche Ansichten gibt es auch über die Kreuzigung;

so wie zuvor die Juden bereits den eigentlichen Sinn der Thora verdrehten und ihre Gesetze änderten. So kam der Qur’an, um den Ursprung festzusetzen, so wie Allah selber ihn offenbarte. Er erzählt die Geschichten ihrer Propheten, frei von aller Unreinheit, die sie den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu unterstellen versuchten. (Qutb)

Der Begriff "Kinder Israels" umfasst hier sowohl Juden wie auch Christen, da für beide das Alte Testament verbindlich ist, wenn auch in veränderter Form. Aber gerade wegen dieser Veränderungen und wegen des großen Einflusses, den jüdisches und christliches Gedankengut auf große Teile der Menschheit ausübt, erklärt der Qur’an beiden Gemeinschaften gewisse ethische Wahrheiten. Der Gebrauch des Wortes "die meisten" (nicht "alle") im Zusammenhang mit den Problemen, auf die dieser Text anspielt, zeigt, dass es hier nur um die moralische Perspektive des Menschen und sein gesellschaftliches Leben in dieser Welt geht, nicht um letztendliche metaphysische Fragen, die - wie der Qur’an oft betont - erst im zukünftigen Leben ihre endgültige Antwort finden. (Asad)

 

77. Und er ist gewiss eine Rechtleitung212 und eine Barmherzigkeit213 für die Mu'mins214

212. Der Qur’an ist eine Führung: er schützt sie vor Streit und Irrtümern, vereinheitlicht den Weg, hilft auf dem Pfad zu bleiben und verbindet die Menschen mit den Gesetzmäßigkeiten des Daseins, die weder schwanken, noch sich verändern. (Qutb)

213. Dadurch bewahrt Allah die Menschen vor Zweifeln, Unruhe und Ratlosigkeit. Sie werden mit Allah verbunden, wo sie Zufriedenheit und Sicherheit finden. So leben sie im Frieden mit sich und mit den Mitmenschen in ihrer Umgebung. Schließlich gelangen sie zu Allahs Zufriedenheit und Seiner reichlichen Belohnung. (Qutb)

214. Für alle, die die Botschaft des Qur’an akzeptieren und an seinen Inhalt den Imaan verinnerlichen. Sie werden vor den Irrtümern bewahrt, in die ihre Völker verstrickt sind. (Maududi)

Speziell für die Mu'mins, da sie diejenigen sind, die bereit sind, Nutzen daraus zu ziehen. (Qurtubi)

 

78. Wahrlich, dein Herr wird zwischen ihnen entscheiden durch Seinen Richtspruch215 und Er ist Allmächtig, Allweise216.

215. Am Tage des Gerichts. (ibn Kasir)

"Hukm" حُكْم bedeutet hier "Entscheidung" oder "Urteil". Die Meinungsverschiedenheiten der unterschiedlichen Sekten können nur durch Allahs Entscheidung beigelegt werden, und zwar:

1. In der Form einer Offenbarung, wie es mit dem Qur’an der Fall war; oder

2. Durch die Logik der Ereignisse, denn hunderte von Sekten sind im Laufe der Zeit untergegangen oder in Vergessenheit geraten; oder

3. Durch das endgültige Urteil Allahs beim Jüngsten Gericht, wo alle Sekten schließlich ihre Irrtümer einsehen müssen. (Juusuf `Allii)

216. Weder kann irgendeine Macht Sein Urteil zunichte machen oder verhindern, noch kann Er selbst einen Fehler machen oder sich irren. (Maududi)

Der Allbesiegende, Dessen Gebot von niemandem zurückgewiesen werden kann. Der Allwissende, Dem nichts verborgen bleibt. (Qurtubi)

 

79. Darum vertraue auf Allah217. Denn du bist offenkundig im Recht218.

217. Damit wird in erster Linie der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, aufgefordert, sich völlig auf Allahs Beistand zu verlassen. (Darjabadi)

218. Wörtlich: "Du bist (oder "stehst") auf der offensichtlichen (oder "selbstverständlichen") Wahrheit", das heißt "das, woran du den Imaan verinnerlichst, ist die offensichtliche Wahrheit". (Asad)

 

80. Wahrlich, du kannst weder die Toten hörend machen219, noch kannst du die Tauben dazu bringen dem Aufruf Gehör zu schenken, wenn sie sich abwenden und den Rücken kehren220.

219. Die Toten: deren Gewissen tot ist, und deren Starrsinn und Traditionsgläubigkeit ihnen jeden Unterscheidungssinn für Wahrheit und Trug genommen hat. (Maududi)

Denn sie haben weder Gefühl noch Verstand. (Qurtubi)

220. Die Schwerhörigkeit eines Tauben nimmt an Intensität zu sobald er den Rücken kehrt.

(Safwat Al-Tafsir)

Der Qur’an beschreibt den Zustand der Erstarrung der Herzen, der Regungslosigkeit der Seele, und die Stumpfheit der Sinne einmal als Tote, denn Tote können nichts empfinden. Ein anderes Mal bezeichnet er ihn als Taubheit, denn Taube können nichts hören. Ein weiteres Mal als Blinde, die auf ihrer Blindheit beharren, denn Blinde können den Anrufer nicht sehen. (Qutb)

Die Aufgabe des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, War es, die Botschaft zu verkünden und den Weg zu zeigen. Männer und Frauen, die guten Willens waren, verinnerlichten den Imaan und nahmen die Botschaft auf. Er war jedoch nicht verantwortlich für den Starrsinn derjenigen Menschen, die sich von Allahs Zeichen abwandten und die Wahrheit ablehnten. (Juusuf `Allii)

Die nicht nur ihre Ohren vor dem verschließen, was du zu sagen hast, sondern dir auch sonst aus dem Wege gehen. (Maududi)

 

81. Und du wirst auch nicht die Blinden aus ihrem Irrtum zur Rechtleitung führen können221. Du kannst fürwahr nur die hörend machen, die an Unsere Zeichen den Imaan verinnerlichen und sich in Allahs Willen ergeben222.

221. Solange sie nicht willens sind, sich selbst daraus zu befreien. (Darjabadi)

Es ist nicht deine Aufgabe, sie auf den rechten Weg zu zwingen. Du kannst ihnen nur mit Worten und durch dein eigenes Verhalten mitteilen, dass dies der rechte Weg ist, aber wie kannst du jemanden führen, der absichtlich die Augen verschlossen hat und überhaupt nichts sehen will? (Maududi)

222. Die sich Allah hingegeben haben. (Darjabadi)

Dieser Abschnitt entspricht der im Qur’an oft wiederholten Aussage, dass Allah denjenigen leitet, der sich leiten lassen will. (Asad)

 

82. Und wenn das Wort223 über sie ergangen ist224, dann werden Wir ein Tier225 aus der Erde für sie hervorbringen, das zu ihnen sprechen (und ihnen sagen) wird226, dass die Menschen nicht an Unsere Zeichen den Imaan verinnerlichen wollten.

223. "Das Wort": die Entscheidung oder das Urteil, das die Frist beendet und in einer neuen Welt die wahren Werte von Richtig und Falsch wiederherstellt. Dann ist ihr Maß voll. (Juusuf `Allii)

224. Wenn sie Unseren Unwillen zu Recht verdient haben. (Al Qurtubi)

Das heißt: Wenn die Frist der Umkehr abgelaufen ist, und das Urteil über die, die kein Nutzen daraus ziehen wollen, ergehen wird. (Qutb)

Wenn ihnen entgegen allen ihren Erwartungen die Wahrheit deutlich wird und sie völlig in Verwirrung bringt: eine Anspielung auf das Nahen der letzten Stunde, der Auferstehung und des Gerichts, also alles dessen, was sie als "Fabeln der Alten" abgetan hatten (vergleiche oben Aja 67-68). (Asad)

225. In vielen Aussprüchen des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, an denen nur einige authentisch sind, ist die Rede von dem hier erwähnten Tier. Doch diese beinhalten keine genaue Beschreibung. Darum übergehen wir die in ihnen genannten Merkmale, weil diese uns nichts nützen. Was uns genügt, ist, dass nach dem Text im Qur’an und dem authentischen Hadis sein Erscheinen eins der Zeichen für die Nähe der Stunde des jüngsten Tages ist. (Qutb)

226. Dieses "Tier" ist allem Anschein nach ein Gleichnis für die "irdische" Einstellung des Menschen, mit anderen Worten, für den die Seele zerstörenden Materialismus, der für die der Letzten Stunde vorangehende Zeit charakteristisch ist. Es "sagt" den Menschen, dass ihre Verstrickung in einem ausschließlich materialistischen Wertesystem - und damit ihre Selbstzerstörung - ihrem fehlenden Imaan an Allah entstammt (vergleiche auch Suura 7:175-176 und die entsprechenden Fußnoten). (Asad)

Nach einer Überlieferung geschieht dies, wenn niemand mehr übrig ist, um die Menschen zum Guten aufzufordern und Böses zu verbieten. Sobald also der Mensch diese Pflichten vergisst, bringt Allah dieses Tier als letzte Warnung vor dem Tag des Gerichts hervor. Es ist nicht deutlich, ob es sich dabei um ein einzelnes Tier oder um eine ganze Gattung handelt, denn das Wort könnte beides bedeuten. Über andere Einzelheiten gibt es widersprüchliche Überlieferungen, die in diesem Zusammenhang nicht relevant sind. Dass es zu den Menschen spricht, ist eine Manifestation der Macht Allahs, Der schließlich auch nach der Auferstehung den einzelnen Gliedern die Fähigkeit gibt, zu sprechen und Zeugnis abzulegen (vergleiche Suura 41:20-21). (Maududi)

 

Abschnitt 7

83. Und eines Tages werden Wir aus jeder Gemeinschaft eine Schar von denen, die Unsere Zeichen als Lüge verworfen haben, in Reih und Glied versammeln227.

227. Zum Ort ihrer Abrechnung. (Qurtubi)

Alle Menschen werden versammelt. Die Leugner jedoch werden gesondert aufgestellt, um ihre Willen-, Ziel- und Wahllosigkeit zu demonstrieren. (Qutb)

 

84. Bis dann, wenn sie (alle)228 gekommen sind, Er sprechen wird: „Habt ihr Meine Zeichen als Lüge verworfen229, obwohl ihr keine umfassenden Kenntnisse darüber besaßet230, oder was habt ihr sonst getan231?“

228. Vor Allahs Richterstuhl. (Darjabadi)

229. Diese erste Frage soll sie beschämen und tadeln. (Qutb)

Ihre Anklage lautet: „Ihr hattet kein Wissen, und dennoch lehntet ihr hochmütig Meine Zeichen ab - ist das wahr, oder habt ihr irgendeine Entschuldigung für euer Verhalten?" (Juusuf `Allii)

230. Ihr habt euch nie Mühe gegeben, sie zu verstehen. (Asad)

Ihr habt Meine Zeichen nicht aufgrund wissenschaftlicher Forschungsergebnisse abgelehnt, sondern ohne jeden vernünftigen Grund. (Maududi)

231. Was habt ihr sonst auf der Welt getan, außer zu leugnen. Darin liegt ein Tadel und ein Verweis.

(Safwat Al-Tafsir)

 

85. Und das Wort232 wird über sie kommen, um dessentwillen, was sie an Unrecht begangen233, und sie werden nicht sprechen können234.

232. Jetzt wird das Urteil gesprochen und vollstreckt. (Juusuf `Allii)

233. Während ihres irdischen Lebens. (Darjabadi)

Durch ihre Götzendienerei. (Qurtubi)

Vergleiche auch oben Aja 32 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

234. Um etwas zu ihrer Verteidigung vorzubringen. (Darjabadi)

Im Gegensatz zu dem Tier kurz zuvor, werden die Menschen nicht mehr sprechen können. (Qutb)

 

86. Sehen sie denn nicht, dass Wir die Nacht machten, damit sie darin zur Ruhe kommen235, und den Tag erhellten236? Wahrlich, darin sind gewiss Zeichen für Leute, die mu’min sind237.

235. In deren Dunkelheit ihr Tun zum Stillstand kommt, und sie sich von den Anstrengungen des Tages ausruhen. (ibn Kasir)

236. Um darin ihre Geschäfte abzuwickeln, zu reisen und Handel zu treiben und vieles mehr. (ibn Kasir)

Nacht, Tag, Ruhe und Licht: sowohl im buchstäblichen als auch im übertragenen Sinne. Jeder, der ein Fünkchen Einsicht oder Imaan besitzt, kann sehen, dass die Nacht ein Segen ist, wenn sie zum Ausruhen genutzt wird, aber ein Fluch, wenn sie missbraucht wird, Unwissenheit und Vergehen zu verheimlichen. Ebenso sieht er, dass der Tag zur Arbeit und Erleuchtung zur Verfügung steht und sein Missbrauch grobe Undankbarkeit gegenüber Allah ist. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 10:67 oder 40:61. Die gottgegebene Fähigkeit des Menschen, durch vernünftige Überlegung ("der Tag, der die Menschen sehen lässt") und Intuition, die durch zuversichtliches Hören auf die Stimme des eigenen Herzens zu Stande kommt ("die Nacht, die zur Ruhe gemacht ist"), Einsicht zu gewinnen, bezeugen beide, dass Allahs Existenz eine logische Notwendigkeit ist, und dass wir uns mit einer Ablehnung Seiner Botschaft gegen uns selbst vergehen. (Asad)

Dies sind nur zwei der zahllosen Zeichen Allahs, die wir jederzeit beobachten können. (Maududi)

237. Und sich dadurch ermahnen lassen. (Safwat Al-Tafsir)

 

87. Und an dem Tag, an dem in die Posaune gestoßen wird, werden die, die in den Himmeln und auf Erden sind, von Schrecken erfüllt sein238 außer denen, die Allah bestimmt, und alle werden zu Ihm kommen in Demut239.

238. Ihm allein gehört die Herrschaft am Tag des Gerichts, und niemand wird etwas gegen Seinen Willen äußern dürfen. (Siddiqi)

239. Arroganz und Unwissenheit verschwinden, und übrig bleibt das Selbst in seiner wahren Stellung - in Demut und Bescheidenheit - wenn die Schuppen der Unwissenheit von seinen Augen fallen.

(Juusuf `Allii)

 

88. Und du siehst240 die Berge und meinst, sie würden nach wie vor feststehen241, sie werden doch wie Wolken vorüberziehen242. Das ist das Werk Allahs, Der alle Dinge geordnet hat243. Wahrlich, Er ist wohl vertraut mit dem, was ihr tut244.

240. Damit ist der Leser angesprochen. (Darjabadi)

Wenn in die Posaune gestoßen wird. (Al-Dschalalain)

241. Dies verhält sich so in der gegenwärtigen Phase der phänomenalen Dinge, sowohl buchstäblich als auch im übertragenen Sinne. Nichts erscheint fester oder dauerhafter als das "ewige Gebirge"; wenn jedoch die neue Ordnung der Dinge in Kraft tritt und die neue Welt entsteht, ist es so schwach und nichtig wie Wolken. Auch Personen, Dinge oder Ideen, die jetzt so fest und beständig erscheinen, vergehen bei der Neuordnung der Dinge in der geistigen Welt wie Phantasiegebilde und machen Allahs Realität Platz. (Juusuf `Allii)

242. So leicht wie Wolken; so schnell wie Wolken. (Darjabadi)

243. "Atqana" أَتْقَنَ : Dinge kunstvoll arrangieren, so dass die vollkommensten Ergebnisse erzielt werden. Die gegenwärtige phänomenale Welt und die Zukunft, die erst noch verwirklicht werden soll, haben beide in Allahs Plan ein Ziel und einen Sinn. Er weiß vollkommen, was wir sind, was wir tun, was wir denken und was wir brauchen. Wer kann Seine Kunstfertigkeit angemessen preisen? (Juusuf `Allii)

In vollkommener Übereinstimmung mit dem Zweck, für den Er sie erschaffen hat. In diesem besonderen Zusammenhang wird betont, dass Allah die Vergänglichkeit der Welt, wie wir sie kennen, ebenso wollte wie im Gegensatz dazu die dauerhafte Realität des zukünftigen Lebens. Vergleiche auch Suura 14:48 und 20:105-107 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Auch dieser Tag, der Tag des Gerichtes, ist von Allah, Der allem seine Vollendung gab, bestimmt worden, um seine Rolle im Schöpfungsplan zu erfüllen und die Ordnung zwischen dem Handeln und der Vergeltung in diesem und in jenem Leben zu erfüllen. (Qutb)

244. Und Er wird euch entsprechend vergelten. (Darjabadi)

Nachdem Allah euch alle Fähigkeiten der Vernunft, der Unterscheidung und der Kontrolle über die Dinge gegeben hat, könnt ihr doch nicht erwarten, dass Er euren Handlungen gegenüber gleichgültig ist und nicht darauf achtet, wie ihr die euch auf der Erde übertragene Autorität benutzt habt! (Maududi)

 

89. Wer mit Gutem kommt245, dem wird daraus Besseres erwachsen246, und sie werden vor dem Schrecken dieses Tages verschont247.

245. Am Tage des Gerichtes. (Al-Dschalalain)

Abn Darr erzählte: „Ich bat den Gesandten Allahs, mir einen Rat zu geben. Er sagte: „Fürchte Allah und lass einer bösen Tat eine gute folgen, um sie zu löschen.“ Daraufhin sagte ich: „Gehört la ilaha illa 'llah" zu den guten Taten?' Der Gesandte antwortete: „Sie ist die beste.“ (Qurtubi)

246. Als Lohn dafür. (Darjabadi)

Damit betont der Qur’an die Lehre, dass alles das, was metaphorisch als "Lohn" oder "Strafe" bezeichnet wird, die guten oder bösen Folgen der Einstellung und Handlungsweise eines Menschen auf dieser Erde sind. Auf einer anderen Ebene kann dieser Satz auch folgendermaßen verstanden werden: „Wer eine gute Handlung bringt, gewinnt etwas Besseres als (oder: durch) sie", eine Anspielung auf die Tatsache, dass die Verdienste einer Handlung dauerhaft sind, während diese selbst vergänglich ist. (Asad)

Der Lohn ist in zweierlei Hinsicht besser:

1. Er ist höher als das Verdienst des Menschen:

2. Er ist dauerhaft, obwohl die Handlung vorübergehend und ihr Einfluss nur auf einen bestimmten Zeitraum beschränkt war. (Maududi)

247. Vor der Angst vor dem Urteil am Tag des Gerichts. (Darjabadi)

Die Verschonung vor Schrecken ist in sich schon eine Belohnung. (Qutb)

Während die Schrecken der Auferstehung die Kaafirs lähmen, bleiben die Mu'mins davor sicher, denn im zukünftigen Leben wird sich alles so verhalten, wie sie es erwartet haben. Sie hatten bereits aus der durch die Propheten vermittelte Offenbarung erfahren, dass die Auferstehung stattfindet und eine neue Welt entsteht, wo jeder für seine Handlungen zur Rechenschaft gezogen wird. Darum sind sie weder verwirrt noch bestürzt wie diejenigen, die einen solchen Tag geleugnet haben. Stattdessen sind sie zufrieden, weil sie sich auf diesen Tag vorbereitet und sich Mühe gegeben haben, die jetzt ihre Früchte trägt. (Maududi)

 

90. Und wer mit Bösem kommt248, die werden diese mit ihren Gesichtern voran ins Feuer gestürzt249: „Werdet ihr denn anders belohnt250 als für das, was ihr selbst erwirkt habt251?"

248. "Böses" ist hier gleichbedeutend mit Kufr. (Darjabadi)

Das heißt, diejenigen, die nur Böses taten oder deren böse Handlungen bei weitem die guten überwiegen. (Asad)

249. Mit den Gesichtern, die sich von der klaren Wahrheit abgewandt hatten. (Qutb)

Möglicherweise sind gerade die Dinge, auf die wir am stolzesten waren oder die wir in unserer hier bestehenden Weltordnung für besonders wertvoll halten, diejenigen, die zuerst ins Feuer kommen. (Juusuf `Allii)

250. Dies wird ihnen gesagt, entweder von Allah selbst oder von den Engeln. (Qurtubi)

Wörtlich: „Wird euch für irgendetwas anderes vergolten als ..." (Asad)

251. Strafe gibt es nur in dem Maße, wie der Mensch sie durch sein tatsächliches Verhalten in diesem gegenwärtigen Leben verdient hat. (Juusuf `Allii)

Vergleiche hierzu auch Suura 10:26-27; 28:84; 29:7; 34:37-38 und 40:40 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Maududi)

 

91. Wahrlich, mir252 ist geboten worden, dass ich dem Herrn dieser Stadt253 diene, die Er geheiligt hat und Dem alle Dinge gehören. Und mir ist geboten worden, dass ich einer von denen sein soll, die sich (in Allahs Willen) ergeben254,

252. Dies soll der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sagen. (Darjabadi)

253. Der Herr dieser Stadt: dies wurde in Mekka etwa 5 Jahre vor der "Hidschra" gesagt, als der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und seine Anhänger als Gegner des makkanischen Kultes verfolgt wurden. Ihr Diin richtete sich nicht gegen den wahren Geist der heiligen Stadt, sondern brachte im Gegenteil gerade diesen Geist wieder zur Geltung, nachdem er von der Götzendienerei und den Lastern der Quraisch überlagert worden war. Hier wird den Quraisch mitgeteilt, dass diese Lehre vom Herrn Makkas selbst stammt, dem Einen wahren Gott, der die Stadt in der Zeit Ibraahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, selbst geheiligt hatte. Damit sie nicht dem Missverständnis zum Opfer fallen, es handle sich nur um ein Stammesdiin oder einen eingefassten Lokalkult, wird hinzugefügt, dass Er nicht nur der "Herr dieser Stadt", sondern der Herr der Welten ist, "dem alle Dinge gehören". Dies ist eine universale Botschaft; traurig ist es, wenn gerade die Makkaner, zu denen sie als erste kam, sie ablehnen. (Juusuf `Allii)

Makka, wo der erste dem Einen Gott geweihte Tempel erbaut wurde. Vergleiche auch Suura 3:96 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

In der kein menschliches Blut vergossen, keinem Unrecht zugefügt, keine Jagdbeute gemacht und keine Bäume gefällt werden dürfen. Mit dieser Heiligung machte Allah Makka zu einem sicheren Ort, der frei war von all den Auseinandersetzungen und dem Leid, die in den anderen Orten Arabiens weit verbreitet waren. Dies war zweifellos eine Huld Allahs für die Quraisch. (Al-Dschalalain)

Vergleiche auch Suura 106:3, wo Allah als "Herr dieses Hauses" bezeichnet wird. Beide Bezeichnungen für Allah wurden auch von den arabischen Christen zur Zeit des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, auf der arabischen Halbinsel verwendet. Der Sprachgebrauch ist ein Indiz dafür, dass aus ihrer Verwendung nicht eine Schlussfolgerung zu ziehen ist, wie die, der Islam sei von seinem Selbstverständnis her erst ein lokaler Diin gewesen und habe erst später seine Universalität gewonnen. (Anm. d. Übers.)

254. Die sich zur Einheit Gottes bekennen und Ihm treu ergeben sind. Die Seine Gebote befolgen und Ihm gehorsam sind. (ibn Kasir)

 

92. Und dass ich den Qur’an vortragen soll255. Und wer sich rechtleiten lässt, der lässt sich fürwahr um seiner selbst willen rechtleiten. Und wer irregeht256, zu dem sprich: „Wahrlich, ich bin nur einer von den Warnern257."

255. Während im vorigen Aja die Rede von der Grundlage der Botschaft war, folgen hier die Hilfsmittel für ihre Übermittlung. Denn der Qur’an ist nicht allein das Buch dieser Botschaft, sondern auch ihr Gesetz und ihr Führer. (Qutb)

Die Pflicht des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und seiner Anhänger bestand zunächst darin, den Islam anzunehmen und selbst leuchtende Beispiele für Allahs Gnade und Barmherzigkeit zu werden, wie es auch tatsächlich der Fall war. Danach sollten sie Allahs Botschaft verkünden und Sein Licht überall verbreiten. Es war nicht ihre Aufgabe, Zwang auf unwillige Menschen auszuüben, denn jeder, der Allahs Botschaft ablehnte, tat dies zu seinem eigenen Nachteil. Sie mussten die Menschen jedoch eindeutig vor solchen Folgen warnen. (Juusuf `Allii)

 

93. Und sprich: „Preis sei Allah258; Der euch Seine Zeichen zeigen wird259, und dann werdet ihr sie erkennen." Und dein Herr ist nicht achtlos dessen, was ihr tut260.

256. Nachdem der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, die wahre Lehre verkündet hat. (Darjabadi)

Wer sich leiten lässt, der wird selbst die Früchte seiner Rechtleitung ernten. Und wer den rechten Weg verfehlt, wird die Folgen seines Irrtums selbst zu kosten bekommen. (Safwat Al-Tafsir)

257. Der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nicht für die Ergebnisse verantwortlich. (Darjabadi)

Mein Beispiel sind die Gesandten vor mir, die ihre Völker ermahnten, ihre Aufgabe der Übermittlung erfüllten und die Verantwortung und die Abrechnung Allah überließen. (ibn Kasir)

258. Für Seine Wohltaten und Seine Rechtleitung. (Qurtubi)

Der niemanden bestraft, bevor Er ihm Zeichen und Warnung zukommen ließ. (ibn Kasir)

259. Wenige Jahre nach der Offenbarung dieser Ajas geschahen wunderbare Dinge, die die Zweifel der Wankelmütigen zerstreuten und das Vertrauen der Mu'mins stärkten. Sie zeigten, wie die Logik der Ereignisse dem Auftrag des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Recht gaben. Anderes mag vielleicht schwer zu begreifen sein, aber die Logik der Ereignisse ist für alle leicht einsichtig. (Juusuf `Allii)

260. Prüfungen und Heimsuchungen, Verfolgung und Exil sowie die Geduld und Standhaftigkeit, mit der die Mu'mins sie ertrugen - das alles ist Allah bekannt und wird ihnen als geistiges Verdienst gutgeschrieben. (Juusuf `Allii)

Die Beweise Seiner Allmacht und Einzigkeit in euch selber und auf allen Ebenen des Seins. (Qurtubi)

 

Einführung zu Suura 28

Diese Suura schließt thematisch an die vorige an und befasst sich weiter mit der Offenbarung und der Reaktion der Völker darauf. Betont wird dabei jedoch ein neuer Aspekt: wie der Empfänger einer Offenbarung auf seine große Aufgabe vorbereitet wird, selbst im Verlauf seines gewöhnlichen Alltagslebens, wie jedoch andererseits die ablehnende Haltung einiger Einzelpersonen oder Gruppen durch deren Arroganz oder Neid entsteht. Das Los derjenigen, die die Wahrheit ablehnen, wird dem Lohn der Rechtschaffenen gegenübergestellt.

Diese Suura wurde, möglicherweise mit Ausnahme einiger Ajas, in der späten makkanischen Zeit kurz vor der Hidschra offenbart.

Zusammenfassung:

Pharao war arrogant und ungerecht, aber es war Allahs Plan, die Schwachen zu stärken. In seiner Kindheit bereits wurde Muusa auf seine Aufgabe vorbereitet; in der Jugend vertraute er auf seinen Herrn und wurde geleitet; im Exil fand er Hilfe und Liebe; und als er schließlich berufen wurde, wurde er von Gott unterstützt. (Ajas 1-42)

Auf die gleiche Weise wurde der Prophet Muhammad - (Friede sei mit ihm) - durch Allahs Gnade mit geistiger Nahrung versehen, und seine Botschaft wurde von denen anerkannt, die frühere Offenbarungen kannten. Sie kam in ein altes, geheiligtes Zentrum, um von dort aus diejenigen zur Besinnung zu rufen, die durch das Leben dieser Welt verführt worden waren. (Ajas 43-60)

Die Zukunft gehört denen, die umkehren, glauben und Gutes tun, denn von Allah kommt alle Barmherzigkeit und Wahrheit. (Ajas 61-75)

Menschen jedoch, die wie Qarun mit ihrem Reichtum prahlen, finden ein böses Ende, während die Rechtschaffenen Gottes Gnade erlangen. (Verse 76-88) (Juusuf `Allii)

Diese makkanische Suura wurde zu der Zeit offenbart, als die Muslime eine kleine unterdrückte Minderheit waren. Sie wurde herabgesandt, um die wahren Gesetze der Macht und der Werte aufzustellen. So setzte sie die Macht Gottes als einzig existierende Macht in diesem Dasein fest und den Glauben als den einzigen Wert, der zählt. Wer nun die Macht Gottes auf seiner Seite hat, der braucht nichts zu befürchten. Wer hingegen Gottes Macht gegen sich hat, der findet keine Sicherheit und keine Ruhe, auch wenn alle möglichen Mächte ihn unterstützen würden. Das gleiche gilt auch für den Wert des Glaubens. Wer ihn besitzt, für den ist alles ein Gewinn, und wer ihn vermissen lässt, für den ist alles verloren. Auf dieser Basis beruht die Geschichte von M Muusas und Pharao am Anfang und die Geschichte Qaruns und seines Volkes, das das Volk Muusa war, am Ende der Suura. Während die erstere sich auf die Stärke von Herrschaft und Macht bezieht, beschreibt die letztere den Wert von Geld und Wissen. Die Suura schließt mit dem Versprechen Gottes an Seinen Propheten, dass Er ihn, nachdem er aus Mekka vertrieben und von den Götzendienern verfolgt war, auf jeden Fall wieder in seine Heimat zurückkehren lassen und ihn den Sieg über die Götzendiener davontragen lassen wird. (Qutb)

 

Die Geschichten

Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen.

 1. „Ta Siiiin Miiiim“1.

1. Vergleiche auch Suura 26:1 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Die Suura beginnt mit diesen Buchstaben, um darauf hinzuweisen, dass die Ajas der "deutlichen Schrift" (vergleiche unten Aja 2) aus Buchstaben wie diesen zusammengesetzt sind. Sie sind jedoch im Vergleich zu jenen, von Menschen gewöhnlich abgefassten Schriften, weitreichender und weitaus hochrangiger. (Qutb)

 

2. Dies sind die Ajas des deutlichen Buches2.

2. Vergleiche auch Suura 26:2 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Diese deutliche oder auch verdeutlichende Schrift ist nicht Menschenwerk - dazu waren die Menschen gar nicht fähig - sondern eine Offenbarung, die Allah Seinem Diener hat zukommen lassen. Deutlich wird darin die Unnachahmlichkeit ihrer Zusammensetzung und die Darlegung der Wahrheit, wie sie dabei im Großen wie im Kleinen charakteristisch ist. (Qutb)

Vergleiche auch Suura 12:1 und die entsprechenden Fußnoten, wo der Begriff "mubiin" مُبِين ("deutlich" oder auch "verdeutlichend") ausführlich erläutert wird. (Asad)

 

3. Wir tragen dir etwas von der Geschichte von Muusa und Pharao vor (so wie es sich) in Wahrheit (zutrug)3 für Leute, die mu’min sind4.

3. Vergleiche auch Suura 2:47-59; 7:100-141; 10:75-92; 11:96-109; 17: 101-111; Suura 19:51-52; Suura 20:1-39 und viele andere Stellen sowie die entsprechenden Fußnoten. (Maududi)

Die Geschichte Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, beginnt hier im Gegensatz zu allen anderen Stellen in den vielen anderen Suuras, mit der Kunde über seine Geburt. Dies, weil die erste Phase seiner Geschichte, mit all ihren unbarmherzigen Umständen, seiner Hilflosigkeit als Kind und der Ohnmacht seines Volkes und ihrer Erniedrigung durch den Pharao zum Hauptziel dieser Suura hinführt. Sie zeigt auf, wie die Allmacht Allahs daraufhin arbeitet, die Ungerechtigkeit und die Tyrannei allein zu zerschlagen, wenn die Menschen dies nicht zu tun vermögen, und die Unterdrückten und die Gefolterten zu befreien. Und dies war die Lehre, die die unterdrückte muslimische Minderheit in Makka so dringend benötigte, und die der tyrannischen Mehrheit zur Kenntnis gebracht werden sollte. (Qutb)

4. Zum Nutzen derer, die nicht starrsinnig oder hartnäckig sind, denn es wäre sinnlos, Menschen anzusprechen, die gar nicht zuhören wollen. (Maududi)

Die davon überzeugt sind, dass der Qur’an von Allah kommt. (Qurtubi)

 

4. Wahrlich, (der) Pharao war voll Überheblichkeit im Lande5 und er spaltete seine Bevölkerung in Gruppen, wobei er einen Teil von ihnen unterjochte6, indem er ihre Söhne hinmetzelte und (nur) ihre Frauen am Leben ließ7. Er gehörte wahrhaftig zu den Unheilstiftern.

5. Wenn ein König oder Regierender sein Volk spaltet - besonders dann, wenn er damit einen Teil davon unterdrücken oder ausbeuten will - handelt er damit seiner Regierungspflicht zuwider, für deren Erfüllung er vor Allah verantwortlich ist. (Juusuf `Allii)

Bevor die eigentliche Geschichte beginnt, werden zuerst die Umstände erläutert, die die Ereignisse begleiteten. Wer dieser Pharao war, ist nicht genau definiert, da nicht die historische Festsetzung das Ziel der Qur’anischen Geschichten darstellt und ihre Bedeutung nicht zu bereichern vermag. Uns genügt, zu wissen, dass diese Ereignisse sich nach der Zeit abspielten, der seinen Vater und seine Brüder hatte nachkommen lassen, und dass diese Israeliten die Nachkommen Israels (Ja’quubs) waren, die sich in Ägypten stark vermehrt und sich zu einem großen Volk entwickelt hatten. Dies veranlasste diesen tyrannischen Pharao, die Bevölkerung in Gruppen zu spalten und jede Gruppe mit der Bewältigung eines seiner Geschäfte zu betrauen. Dabei verfolgte er in besonderem Maße die Kinder Israels, da diese einer anderen Diin angehörten als der seinen, auch wenn diese in mancher Hinsicht von ihrem Ursprung abgewichen war. Sie stützte sich jedoch auf dem Imaan an die Einheit Allahs und lehnte die Göttlichkeit Pharaos gänzlich ab. So empfand er sie durch die Existenz dieser Sekte als große Gefährdung für seine Herrschaft. (Qutb)

Wörtlich: "In Parteien" oder "Sekten". Damit ist zweifellos gemeint, dass er das Volk in "hohe" oder "niedrige" Klassen spaltete, ein Vorgehen, das der Qur’an streng verurteilt. Die Israeliten nahmen in dieser Gesellschaftsordnung den niedrigsten Rang ein, und ihnen wurden nicht einmal die grundlegenden Menschenrechte zugestanden. (Asad)

6. Nämlich die Kinder Israel. (Darjabadi)

7. Nachdem er diesen Anteil der Bevölkerung, deren Anzahl auf mehrere hunderttausend angewachsen war, nicht vertreiben konnte, um nicht seine Feinde in den Nachbarländern durch diese zu mehren, suchte er mit teuflischen Mitteln dieser Gefahr zu begegnen. Er zwang sie, gefährliche und beschwerliche Arbeiten zu verrichten, erniedrigte sie und folterte sie. Schließlich ging er dazu über, ihre männlichen Kinder zu töten, die weiblichen hingegen am Leben zu lassen, um sie zu schwächen. (Qutb)

Vergleiche auch unten Aja 6 und die entsprechende Fußnote. (Asad)

"Da kam ein neuer König auf in Ägypten, der wusste nichts von Josef und sprach zu seinem Volk: Siehe, das Volk Israel ist mehr und stärker als wir. Wohlan, wir wollen sie mit List niederhalten, dass sie nicht noch mehr werden. Denn wenn ein Krieg ausbräche, könnten sie sich auch zu unsern Feinden schlagen und gegen uns kämpfen und aus dem Lande ausziehen. Und man setzte Fronvögte über sie, die sie mit Zwangsarbeit bedrücken sollten. Und sie bauten dem Pharao die Städte Pitom und Ramses als Vorratsstädte. Aber je mehr sie das Volk bedrückten, desto stärker mehrte es sich und breitete sich aus. Und es kam sie ein Grauen an vor Israel. Da erzwangen die Ägypter die Israeliten unbarmherzig zum Dienst und machten ihnen ihr Leben sauer mit schwerer Arbeit in Ton und Ziegeln und mit mancherlei Frondienst auf dem Felde, mit all ihrer Arbeit, die sie ihnen auflegten ohne Erbarmen.  

Und der König von Ägypten sprach zu den hebräischen Hebammen, von denen die eine Schifra hieß und die andere Pua: „Wenn ihr den hebräischen Frauen helft und bei der Geburt seht, dass es ein Sohn ist, so tötet ihn; ist's aber eine Tochter, so lasst sie leben. Exodus 1:8-16." (Maududi)

 

5. Und Wir wünschten denen Gnade zu erweisen, die für schwach gehalten wurden im Land8 und Wir machten sie zu Vorbildern9 und Wir machten sie zu Erben10, -

8. Der Pharao wollte dieses Volk vernichten. Allahs Plan war jedoch, es zu schützen, während es schwach war, und es in der Tat zu Führern und Hütern Seines Diins zu machen und ihnen das "Land, in dem Milch und Honig fließt", zum Erbe zu geben. Dort wurde ihnen Macht gegeben, solange sie Allahs Gesetz verwirklichten. Was jedoch der Pharao und seine Berater und Heerscharen betrifft, so wurde ihnen gezeigt, dass sie durch die Hand der Israeliten gerade das erleiden mussten, wogegen sie glaubten, Vorsichtsmaßnahmen ergriffen zu haben. (Juusuf `Allii)

Allah wollte etwas anderes als der Pharao; Sein Plan zielte gerade auf das Gegenteil dessen, was der Tyrann wollte. Denn es ist stets so, dass die Tyrannen und Bösewichte von ihrer Stärke, ihrem Einfluss und ihren mächtigen Mitteln so verblendet werden, dass sie darüber Allahs Willen und Bestimmungen vergessen. Somit deklariert Allah hier Seinen Willen und enthüllt Seinen Beschluss und legt alle Vorsichtsmaßnahmen von Pharao, Haman und ihrer Armee beiseite, die ihnen gar nichts nützen werden. (Qutb)

9. Denen es nachzueifern gilt. (Al-Dschalalain)

"Imaam" (Plural "a'inima") bedeutet wörtlich "Führer" oder "Vorbild". Dies ist eine Anspielung auf die historische Tatsache, dass die Israeliten als erste einen klar formulierten monotheistischen Glauben zum Ausdruck brachten und damit die Vorläufer für Christentum und Islam wurden. (Asad)

10. Sie sollten das Land ererben und darin herrschen. (Maududi)

 

6. Und Wir gaben ihnen Macht und Ansehen im Land und Wir zeigten Pharao und Haman11 und ihren Heerscharen durch sie eben das, wovor sie sich zu schützen trachteten12.

11. Haman war offensichtlich ein Minister des Pharaos und ist nicht zu verwechseln mit dem Haman, der in Esther 3:1 erwähnt wird und ein Minister des Perserkönigs Xerxes (485-464 v. ’Isa) war, der Griechenland eroberte. (Juusuf `Allii)

Haman ist möglicherweise kein Personenname, sondern eine Analogie zu Pharao. Vielleicht handelt es sich um eine Amtsbezeichnung. Auch eine Parallele zu dem ägyptischen Gott Amon wäre denkbar. (Darjabadi)

Wahrscheinlich ist das im Qur’an benutzte Wort Haman die arabisierte Form von "Ha-Amen", die Amtsbezeichnung der ägyptischen Amonspriester. Da zu der betreffenden Zeit in Ägypten der Amonskult vorherrschte, hielt dessen höchster Priester eine Stellung inne, die nur noch von Pharao selbst übertroffen wurde. Diese Vermutung wird durch Pharaos Forderung gestützt, einen "hohen Turm" bauen zu lassen, von dem aus er "zu Muusa Gott hinaufsteigen" könne (siehe unten Aja 38 sowie Suura 40:36-37); dies wiederum ist möglicherweise unter anderem eine Anspielung auf den Zweck der großen ägyptischen Pyramiden und auf die Funktion des Hohenpriesters als ihres Erbauers. (Juusuf `Allii)

Was sie mit allen Mitteln abwehren wollten, nämlich den Untergang ihres Reiches. (Darjabadi)

12. Ihnen wurde durch einen Hellseher des Pharaos übermittelt, dass ihr Untergang durch die Hilfe eines Mannes aus dem Volk der Kinder Israels, vollzogen werde, was ihnen große Angst einflößte. (Qurtubi)

 

7. Und Wir gaben der Mutter von Muusa - ein13: „Stille ihn14, doch wenn du Angst hast um ihn, dann setze ihn aus auf dem Fluss15 und fürchte dich nicht16 und sei nicht traurig17. Wir werden ihn dir zurückgeben und Wir werden ihn zu einem der Gesandten machen18."

13. Durch Inspiration oder durch einen Traum. (Al-Dschalalain)

Nach einhelliger Meinung aller Kommentatoren war sie keine Prophetin. (Safwat Al-Bajan)

Unter welchen Umständen der Sohn geboren wurde, der später unter dem Namen Muusa bekannt werden sollte, ist hier ausgelassen worden. Nach biblischer und talmudischer Überlieferung stammte die Familie von Levi, einem Sohn Jaquubs ab. und Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Vater hieß Amram, was im Qur’an "Imraan" ausgesprochen wird. Auch noch zwei weitere Kinder werden erwähnt, Miriam und Haruun. (Maududi)

14. Nämlich den neugeborenen Sohn, dessen Geburt niemandem bekannt war außer seiner Schwester.

(Al-Dschalalain)

15. Damit war der Nil gemeint. (Al-Dschalalain)

Die ägyptischen Hebammen hatten die Anweisung bekommen, alle neugeborenen Jungen zu töten. Muusa- wurde vor ihnen gerettet, und die Mutter begann, das Kind zu stillen. Als jedoch die Gefahr bestand, dass der Sachverhalt bekannt würde, legte sie ihn in einen Kasten oder Korb und ließ ihn auf dem Nil treiben. Er trieb am Königspalast vorbei und wurde dort gefunden. Später hatte die Mutter keinen Grund zur Trauer und Sorge, denn das Kind wuchs unter ihrer liebevollen Obhut heran und wurde später einer der bedeutendsten Gesandten Allahs. (Juusuf `Allii)

16. Dass er Schaden erleiden oder ertrinken könnte. (Darjabadi)

17. Über die Trennung von ihm. (Darjabadi)

18. "Als sie ihn aber nicht länger verbergen konnte, machte sie ein Kästlein von Rohr und verklebte es mit Erdharz und Pech und legte das Kind hinein und setzte das Kästlein in das Schilf am Ufer des Nils." Exodus 2:3. (Darjabadi)

Der wichtigste Aspekt der ganzen Sache wird nirgends in der Bibel erwähnt, dass Muusa Mutter dies alles gemäß der Inspiration Allahs tat und dass Allah ihr bereits versprochen hatte, dass auf diese Weise nicht nur das Kind gerettet, sondern ihr auch wiedergegeben würde, so dass es in ferner Zukunft Allahs Gesandter werden könnte. (Maududi)

 

8. Alsdann lasen die Leute Pharaos ihn auf19 damit er ihnen (dereinst) Feind und zum Kummer werde20. Wahrlich, Pharao und Haman und ihre Heerscharen waren Sünder21.

19. Wie aus dem nächsten Aja sowie aus Suura 66:11 hervorgeht, war es Pharaos eigene Frau, die ihn fand. (Asad) Sie wurden von Allah dazu veranlasst, ihn aufzulesen. (ibn Kasir)

20. Dies sollte eine offene Provokation der Allmacht Pharaos, Hamans und ihrer Soldaten werden. In ihren Händen fällt ohne Suche und ohne Mühe ein Junge. Und welch ein Junge! Ausgerechnet der Junge, durch dessen Hände ihr Ruin herbeigeführt werden sollte. (Qutb)

Dies war der Plan der Vorsehung Allahs: dass die Bösen sich selbst eine Falle stellen, indem sie den Mann großziehen, der das Werkzeug ihrer Strafe werden soll - oder umgekehrt, dass Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, alles Wissen der Ägypter erlernen soll, um alles bloßzustellen, was daran leer und böse ist. (Juusuf `Allii)

Dies war selbstverständlich nicht ihre Zielsetzung, sondern das letztendliche Ergebnis ihres Vorgehens. (Maududi)

21. "Hatuun" (Einzahl "Hatuu") ist jemand, der absichtlich einen Fehltritt begeht. "Muchtuu" hingegen ist jemand, der ohne Vorsatz sich schuldig macht. (Safwat Al-Tafsir)

Und hatten die Strafe verdient, die durch Muusa über sie hereinbrechen sollte. (Darjabadi)

 

9. Und die Frau Pharaos sprach22: „Welch eine Augenfreude für mich und für dich23. Tötet ihn nicht. Es könnte sein, dass er uns Nutzen bringt, oder dass wir ihn als Sohn annehmen24." Und sie ahnten nichts25.

22. Als der Pharao sich anschickte, ihn zusammen mit seinen Helfern zu töten. (Al-Dschalalain)

Nicht seine Tochter, wie es in der Bibel erwähnt wird. Es ist jedoch durchaus möglich, dass der Pharao mit seiner eigenen Tochter verheiratet war, denn dies war in den königlichen Familien Ägyptens sehr wohl üblich. (Darjabadi)

23. Er war lieblich anzuschauen, und der Pharao hatte allem Anschein nach keinen Sohn; wenn es sich um Thothmes I handelte, dann hatte er nur eine Tochter, die später seinen Thron mit ihm teilte.

(Juusuf `Allii)

Durch Allahs Allmacht ergriff die Liebe das Herz der Frau Pharaos. Und nur mit dieser Liebe beschützte sie ihn, nicht mit Geld, Einfluss oder gar mit Waffengewalt. (Qutb)

24. Pharao war ein Feind Allahs, weil er arrogant war und Allah lästerte, indem er sich selbst zum Gott erklärte. Er hasste die Israeliten und wollte alle ihre männlichen Kinder töten lassen, aber auch deswegen, weil Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, die zu erwartende Offenbarung vertritt. (Juusuf `Allii)

25. Dass ihr Untergang gerade durch ihn herbeigeführt werden wird. (Qurtubi)

Allahs Fürsorge ordnet die Ereignisse im Leben auf solche Weise, dass das Böse mit seinen eigenen Waffen geschlagen wird. Es wird nicht nur geschlagen, sondern dient, ohne es zu wollen, obendrein noch Allahs Sache. In nichtreligiöser Sprache nennt man diese Erscheinung Ironie des Schicksals. (Juusuf `Allii)

 

10. Und fast wäre Muusas Mutter das Herz stehen geblieben26, so dass sie beinahe (alles über) ihn preisgegeben hätte, wenn Wir nicht ihr Herz gestärkt hätten27, im Imaan zu verharren28.

26. Wörtlich: Das Herz ... wurde leer. (Anm. d. Übers.)

Ohne Verstand und Gefühl. (Qutb)

Sie konnte an nichts mehr denken, außer an ihn. (Al-Dschalalain)

27. Mit Geduld. Das heißt: "Wir beruhigten sie." (Al-Dschalalain)

Das Herz der Mutter spürte die Leere, die durch die Trennung von ihrem Sohn entstanden war, aber ihr Imaan an Allahs Fürsorge bewahrte sie davor, sich selbst zu verraten. (Juusuf `Allii)

28. Die stets auf Allahs Versprechen vertrauen, und in Geduld ausharren, wenn sie von Ihm geprüft werden. (Qutb)

 

11. Und sie befahl seiner Schwester29: „Folge ihm30!" So beobachtete sie ihn, aus der Ferne, ohne dass sie es merkten31.

29. Die älteste Tochter der Familie, die von den Juden als "Retterin von Israel" und in der Bibel als Prophetin bezeichnet wird.

"Da nahm Mirjam, die Prophetin, Aarons Schwester, eine Pauke in ihre Hand, und alle Frauen folgten ihr nach mit Pauken im Reigen."  Exodus 15:20. (Darjabadi)

30. Behalte ihn im Auge, so dass du herausfindest, was mit ihm geschieht. (Darjabadi)

Bis du genaue Erkundigung über ihn eingeholt hast. (Al-Dschalalain)

31. "Aber seine Schwester stand von ferne, um zu erfahren, wie es ihm ergehen würde.."  Exodus 2:4. (Darjabadi)

..., dass sie seine Schwester war. (Safwat Al-Tafsir)

Das Mädchen beobachtete den dahintreibenden Korb auf solche Weise, dass die Feinde nicht ahnen konnten, dass es einen Zusammenhang gab. Nach Israelitischer Überlieferung war Miriam damals 10 oder 12 Jahre alt. (Maududi)

 

12. Und zuerst ließen Wir ihn die Ammen zurückweisen32, bis (seine Schwester) sagte33: „Soll ich euch zu einer Familie führen, die ihn für euch stillen und für ihn sorgen könnte und die es gut mit ihm meint34?"

32. Wörtlich: Wir verwehrten ihm zuerst die Ammen. (Anm. d. Übers.)

Er weigerte sich, die Brust der ihm zur Verfügung gestellten Ammen zu nehmen. (Darjabadi)

Um sie ratlos zu machen, weil sie um seine Gesundheit und sein Leben fürchteten. (Qutb)

33. Die Schwester nutzte die günstige Situation aus, um diesen Vorschlag zu machen. (Darjabadi)

Als sie ihren Kummer und ihr Mitleid um ihn bemerkte. (Al-Dschalalain)

34. So kam Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, schließlich doch noch in den Genuss der Milch seiner Mutter (symbolisch für alle Überlieferungen und das geistige Erbe seiner Vorfahren und seines Volkes), während er gleichzeitig das Privileg hatte, in einer königlichen

Familie auszuwachsen und von den besten Lehrern alle ägyptischen Wissenschaften zu erlernen. Gleichzeitig wurde damit auch seine Mutter getröstet. (Juusuf `Allii)

 

13. So gaben Wir ihn seiner Mutter zurück, damit ihre Augen gekühlt wurden und sie nicht mehr traurig war und damit sie wissen sollte, dass das Versprechen Allahs (unumstößliche) Wahrheit ist35. Doch die meisten von ihnen wissen es nicht36.

35. So dass sie selbst die Erfahrung machen konnte, dass Allah Sein Versprechen hält. (Darjabadi)

Nach biblischer und talmudischer Überlieferung wurde das Kind am Hof des Pharaos "Muusa" genannt, das heißt "ich zog ihn aus dem Wasser". (Maududi)

36. Allahs Versprechen ist immer wahr, aber wenn kurzsichtige Menschen spüren, dass es nicht ganz nach ihren Plänen geht, begreifen sie nicht, dass Allahs Wissen, Macht und Güte weit umfassender sind als ihre kleinlichen Pläne. (Juusuf `Allii)

 

Abschnitt 2

14. Und als er seine volle Manneskraft und Reife erlangt hatte37, gaben Wir ihm Urteilsfähigkeit und Wissen38. So belohnen Wir jene, die Gutes tun39.

37. "Das volle Alter" kann bedeuten, dass er ein reifer junger Mann zwischen 18 und 30 Jahren war. Ungefähr um diese Zeit ist ein Mensch voll ins Leben integriert: sein physisches Wachstum ist abgeschlossen, und seine geistigen und moralischen Gewohnheiten haben sich herausgebildet. Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hatte ein gutes Herz, war aufrichtig und treu seinen Angehörigen gegenüber und gehorsam und gerecht gegenüber den Menschen, unter denen er lebte. Allah hatte ihm Wissen und Weisheit geschenkt, die er in den ihm bevorstehenden Zeiten des Konflikts anwenden sollte. Da seine innere Entwicklung abgeschlossen ist, geht er jetzt in die Welt hinaus, wo er erneute Prüfungen bestehen muss, bis er den Auftrag Allahs erhält. (Juusuf `Allii)

Das Erreichen der körperlichen und geistigen Reife geschieht meistens um das Alter von dreißig Jahren. Ob Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, als er dieses Alter erreichte, noch im Palast des Pharaos als dessen angenommener Sohn lebte? Oder hatte er sich vorher schon von ihnen getrennt und den Palast gemieden, da er sich nicht mehr mit den unguten Verhältnissen darin identifizieren konnte? Einen stichhaltigen Beweis dafür haben wir nicht. Der Verlauf der Geschichte jedoch lässt etwas derartiges vermuten. (Qutb)

38. "Hukm" حُكْم bedeutet Weisheit, Verstand und Urteilsvermögen, und "`Ilm" عِلْم ist sowohl religiöses wie weltliches Wissen. Durch seine Verbindung zu seinen Eltern lernte Muusa die Lehren seiner Vorfahren Juusuf, Jaquub, Ishaaq und Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihnen allen, kennen, und durch seine Ausbildung am königlichen Hof die in Ägypten bekannten Wissenschaften seiner Zeit. Beide Begriffe beziehen sich nicht auf das Prophetentum, denn das wurde Muusas erst viele Jahre später gegeben. Vergleiche auch Suura 26:21. (Maududi)

39. Diese Aussage, die fast wörtlich mit Suura 12:22 übereinstimmt (dort auf Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, bezogen), betont den höchsten Segen Allahs eines geistigen Bewusstseins (`Ilm in seiner tiefsten Bedeutung) in Verbindung mit vernünftiger Denkfähigkeit, wie sie der Begriff Hukm ("Urteils-" oder "Entscheidungsfähigkeit") zum Ausdruck bringt. (Asad)

 

15. Und er betrat die Stadt40 ohne dass ihre Bewohner es bemerkten41, und er fand dort zwei Männer, die miteinander kämpften - der eine von seiner Partei42 und der andere von seinen Feinden43. Und der von seiner Partei bat ihn um Hilfe gegen den, der zu seinen Feinden gehörte. Da versetzte ihm Muusa einen Faustschlag44 der ihn umbrachte45. Er sprach46: „Dies ist ein Werk des Schaytans47. Wahrlich, er ist ein Feind, der ganz offenkundig irreleitet48."

40. Wahrscheinlich Memphis, die größte Stadt im alten Ägypten, etwa 15 km südlich des heutigen Kairo am Westufer des Nils. (Darjabadi)

Sie wird als die Hauptstadt verstanden. (Qutb)

Nach einer langen Zeit der Abwesenheit. (Al-Dschalalain)

41. Dies war vielleicht zur Zeit der Mittagsruhe, als - wie es auch im heutigen Ägypten der Fall ist - alle Arbeit ruhte, oder zur Nachtzeit, wo die Menschen gewöhnlich schlafen. In Anbetracht von Aja 18 unten ist das letztere wahrscheinlicher. Aber es gibt auch noch eine andere Vermutung. Einem Mitglied des königlichen Hofes stand es nicht frei, sich zu jeder Zeit in den Stadtvierteln der einfachen Bevölkerung zu bewegen, und das gilt um so mehr für jemanden, der wie ein Sohn am Hofe aufgezogen worden ist. Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, musste deshalb heimlich die Stadt besuchen und dabei den Wächtern aus dem Weg gehen. Vielleicht wollte er selbst sehen, was sich dort abspielte; vielleicht hatte er davon gehört, wie sein Volk unterdrückt wurde, denn wir müssen annehmen, dass er den Kontakt mit seiner Mutter pflegte. (Juusuf `Allii)

42. Wörtlich: Partei. Ein Israelit, der seiner eigenen Nation und Religion angehörte; einer der Unterdrückten, die jahraus jahrein unter der bittersten Verfolgung zu leiden hatten. (Darjabadi)

43. Ein Ägypter; ein Angehöriger des Volkes der Unterdrücker. (Darjabadi)

44. Seine Absicht war wahrscheinlich, den Ägypter zu schlagen, um den Israeliten aus seiner Gewalt zu befreien. In der Tat aber tötete er ihn. Dies war auf mehrfache Weise eine unglückliche Situation. Einmal hatte er die Stadt heimlich besucht; er hatte für den Schwachen und Verachteten Partei ergriffen; und schließlich hatte er einen Ägypter getötet. Er war voller Bedauern über diese Tat und betete zu Allah um Hilfe und Vergebung. (Juusuf `Allii)

45. Aus Versehen und ohne seinen Tod zu wollen.

"Zu der Zeit, als Mose groß geworden war, ging er hinaus zu seinen Brüdern und sah ihren Frondienst und nahm wahr, dass ein Ägypter einen seiner hebräischen Brüder schlug. Da schaute er sich nach allen Seiten um, und als er sah, dass kein Mensch da war, erschlug er den Ägypter und verscharrte ihn im Sande." Exodus 2:11-12. (Darjabadi)

Er wollte mit dem Schlag seine Ungerechtigkeit abwehren, aber ihn keinesfalls töten. (Qurtubi)

Dies weist auf die körperliche Stärke Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und auf seine Jugend hin, beschreibt aber auch seine Erregtheit und seine Wut und drückt die Beklommenheit aus, die er gegenüber dem Pharao und all jenen, die ihm nahe standen verspürte. (Qutb)

46. Bestürzt über die unbeabsichtigte Folge seiner Handlung. (Darjabadi)

Voller Reue. (Al-Dschalalain)

47. Der ihn in Wallung brachte. (Al-Dschalalain)

Dem diese Tat geschah im Zorn. Und Zorn ist ein Teufel oder eine Einflüsterung des Teufels. (Qutb)

48. Vergleiche auch Suura 15:17 und die entsprechende Fußnote, wo von "Schaytans Wirken" ausführlich die Rede ist. In diesem Zusammenhang scheinen die Ajas 16-17 darauf hinzuweisen, dass hier nicht der Ägypter, sondern der Israelit im Unrecht war. Offensichtlich war Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, aus einem Gefühl der Volkszusammengehörigkeit dem letzteren beigestanden, ohne sich völlig im klaren darüber zu sein, wer tatsächlich im Recht oder Unrecht war. Unmittelbar danach musste er jedoch erkennen, dass er nicht nur einen Fehler gemacht hatte, indem er, wenn auch unabsichtlich, einen Menschen getötet hatte, sondern auch durch die Haltung, die seiner Tat zugrunde lag und die wir heute als rassistisch oder nationalistisch bezeichnen würden. Letzteres bildet auch den Hintergrund für die Geschichte Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, an dieser Stelle. Der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hat diese Moral immer wieder betont, beispielsweise in seinem Ausspruch: „Wer Stammesparteilichkeit proklamiert, gehört nicht zu uns; wer für Stammesparteilichkeit kämpft, gehört nicht zu uns; und wer für Stammesparteilichkeit stirbt, gehört nicht zu uns." Auf die Frage, was Stammesparteilichkeit bedeute, antwortet er: „Den eigenen Stammesangehörigen in einer ungerechten Sache beizustehen." (Asad)

 

16. Er sprach: „Mein Herr, ich habe mir selbst unrecht getan49. So vergib mir!" Da verzieh Er ihm. Wahrlich, Er ist der Allverzeihende, der Allbarmherzige50.

49. Mit dieser überstürzten Handlung. (Darjabadi)

Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, kommt sofort zur Einsicht, wendet sich seinem Herrn zu und bittet Ihn um Vergebung. (Qutb)

50. Und Allah erhörte sein demütiges Flehen und seine Bitte um Vergebung. (Qutb)

 

17. Er sprach: „Mein Herr, wie Du mir also Gnade erwiesen hast51, so will ich niemals zum Helfer werden für die Sünder52."

51. Als ob Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, mit seiner geschärften Wahrnehmung und seinem überzeugten Herzen gefühlt hätte, dass sein Herr ihm verziehen hatte. Denn ein mu’min Herz fühlt den Kontakt und die Erhörung der Fürbitte sogleich. So war auch Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, von dem Gefühl erfüllt, von Allah erhört worden zu sein. Und so gelobte er bei sich, den Übeltätern in keiner Weise Beistand zu leisten. (Qutb)

Dies hat zwei Bedeutungen, und beide sind hier gemeint:

1. Allah vergab Muusas Fehler, und

2. Er verbarg seine Handlung vor der Öffentlichkeit und fügte es so, dass weder ein Ägypter noch ein Beamter der Regierung Zeuge des Vorgangs wurde.

So hatte Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, die Möglichkeit, unentdeckt davonzukommen. (Maududi)

52. Er legt ein feierliches Gelöbnis ab, sich Allah allein zu widmen und nichts mehr zu tun, was denen nützt, die im Unrecht sind. So entsprach es jedenfalls seiner Absicht, aber wie das in der Praxis aussehen sollte, davon hatte sich bei ihm noch keine ganz klare Vorstellung gebildet, bis eine zweite Katastrophe die Sache zuspitzte. (Juusuf `Allii)

Ibn Abbas und Muqatil sehen hierin einen Hinweis darauf, dass dieser Israelit ein kaafir Mensch im moralischen Sinne dieser Definition war (vergleiche auch Aja 36 dieser Suura). (Asad)

Dieses Gelöbnis bezieht sich sowohl auf Einzelpersonen als auch auf Gruppen von Menschen, die in der Welt Unrecht und Gewalt verübten. Ibn Rarir und andere haben dies auch in dem Sinne verstanden, dass von diesem Tag an Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, seine Bindungen an den Pharao abbrechen wollte, denn sein Regime war grausam und ungerecht. Er erkannte, dass es für einen ehrlichen Menschen nicht tragbar war, ein Funktionär eines so ungerechten Systems und ein Instrument zur Expansion seiner Macht zu sein. (Maududi)

 

18. Und am Morgen war er in der Stadt und blickte sich (immer wieder) ängstlich um53, als jener, der ihn am Tag zuvor um Beistand gebeten hatte, ihn laut zu Hilfe rief54. Da sprach Muusa zu ihm55: „Du bist fürwahr ganz offenkundig jemand, der Streit sucht56.“

53. Er rechnete mit einer möglichen Gefahr aufgrund der Tatsache, dass er jemanden erschlagen hatte. (Darjabadi)

54. Dies war der Israelit, der ihn tags zuvor um Beistand gebeten hatte. Da er wieder mit einem anderen Ägypter in Streit verwickelt war, schrie er wieder um Hilfe. Vielleicht wollte er, dass Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, den gemeinsamen Gegner wiederum mit einem Faustschlag umbrachte. (Qutb)

55. Verärgert über den streitsüchtigen Charakter seines Landsmannes. (Darjabadi)

56. Wörtlich: "Du bist tatsächlich im Irrtum verloren" oder "vom Weg abgeirrt". (Asad)

Du bist ein streitsüchtiger Mensch, der jeden Tag eine neue Auseinandersetzung anfängt. (Maududi)

Hier mit fehlgehend übersetzt heißt auch töricht. Er ist töricht weil er sich auf Streit einlässt mit jemandem, dem er nicht gewachsen ist. (Qurtubi)

Noch einmal brachte ihn sein Gemeinsamkeitsgefühl mit dem Israeliten ins Schwanken. Darauf weist die folgende Bezugnahme auf den Ägypter als "ihren (gemeinsamen) Feind" hin. (Asad)

 

19. Und als er denjenigen packen wollte, der ihrer beider Feind war57, sprach der58: „Oh Muusa, willst du mich töten, wie du schon gestern einen Menschen getötet hast59? Wahrlich, du willst nichts anderes als gewalttätig sein auf Erden, und willst nicht einer von denen sein, die Frieden stiften60."

57. Als Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wiederum in Betracht zog, dass die Ägypter ungerecht und Feinde der Israeliten überhaupt waren (also sowohl Feinde Muusa als auch des angegriffenen Mannes), wollte er noch einmal eingreifen. Aber da erhielt er eine zweifache Warnung, eine von dem kämpfenden Ägypter und die andere von einem (israelitischen oder ägyptischen) Mann, der ihm freundlich gesinnt war (vergleiche unten Aja 20). Wir können von der Annahme ausgehen, dass es nach den Ereignissen des ersten Tages zu allerlei Gerede in den Basaren kam, sowohl unter den Israeliten wie auch unter den Ägyptern. Möglicherweise waren die Israeliten freudig erregt darüber, dass sie einen Verteidiger ihrer Sache gefunden hatten. Die Ägypter hatten dagegen vermutlich versucht herauszufinden, wer dieser war, und Gerüchte waren bis in den Palast gedrungen, wohin Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nicht gewagt hatte zurückzukehren. ((Juusuf `Allii)

58. "Am andern Tage ging er wieder hinaus und sah zwei hebräische Männer miteinander streiten und sprach zu dem, der im Unrecht war: Warum schlägst du deinen Nächsten? Er aber sprach: Wer hat dich zum Aufseher oder Richter über uns gesetzt? Willst du mich auch umbringen, wie du den Ägypter umgebracht hast? Da fürchtete sich Mose und sprach: Wie ist das bekannt geworden?" Exodus 2:13-14. (Darjabadi)

Derjenige, der um Hilfe schrie, in der Annahme, Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, würde ihn angreifen nachdem er ihn vorher einen Streitsüchtigen genannt hat. (Al-Dschalalain)

59. Dies hörte auch der Ägypter. So setzte er diese Worte in Umlauf. (Qurtubi)

Keiner konnte dies wissen außer Muusa und dieser Israelit. Nun wusste es auch der Ägypter, der es gleich dem Pharao vortrug. Wütend darüber ließ er nach Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, suchen. (ibn Kasir)

60. Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war als tugendhafter, friedvoller Mann bekannt, der Gewalt ablehnte. Darauf spielt der Ägypter an und beschuldigt ihn zugleich des Gegenteils, nämlich ein Gewalttäter zu sein, der die Menschen tötet anstatt Frieden unter ihnen zu stiften. (Qutb)

 

20. Dann kam ein Mann61 aus dem entferntesten Teil der Stadt herbeigeeilt. Er sprach: „Oh Muusa62, wahrlich, die Oberhäupter beraten über deinen (Fall), ob sie dich töten lassen sollen63. Darum suche das Weite64. Wahrlich, ich bin dir ein aufrichtiger Ratgeber."

61. Dieses war der Mu’min aus der Familie Pharaos. (Al-Dschalalain)

Ein mu’min Mann, der seinen Diin geheim hielt. (Safwat Al-Tafsir)

Augenscheinlich hat Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nicht gewagt, den Mann anzugreifen, nachdem der Israelit ihn an die gestrige Tat erinnert hat. Der Ägypter scheint auch entkommen zu sein, um Pharao die Neuigkeit zu übermitteln, dass Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, der Täter war. Dies lässt sich aus dem fehlenden Zusammenhang schließen. Denn wir befinden uns plötzlich in einer neuen Szenerie. Die Szenerie eines Mannes, der aus dem anderen Ende der Stadt herbeieilte, um ihn zu warnen und ihn beriet, die Stadt zu verlassen. (Qutb)

62. Offensichtlich hatten die Gerüchte den Palast erreicht, und man hatte Rat gehalten und Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Tod beschlossen. (Juusuf `Allii)

63. Offensichtlich hatten die Beamten des Pharao von Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Tat erfahren. Zweifelsohne spürten sie die Gefahr, die von dieser Tat ausging, denn diese hatte die Züge einer Revolte oder Meuterei und der Rache für die Kinder Israels angenommen. Wäre es ein gewöhnliches Tötungsdelikt gewesen, so hätte sie die Führer des pharaonischen Reiches nicht derart beschäftigt. (Qutb)

"Und es kam vor den Pharao; der trachtete danach, Mose zu töten. Aber Mose floh vor dem Pharao und hielt sich auf im Lande Midian. Und er setzte sich nieder bei einem Brunnen." Exodus 2:15. (Darjabadi)

64. Aus Ägypten. Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, einzige Überlebensmöglichkeit bestand darin, den Machtbereich der ägyptischen Regierung zu verlassen. (Darjabadi)

 

21. Da suchte er furchtsam um sich blickend das Weite. Er sagte: „Mein Herr, errette mich vor dem Volk der Ungerechten65!"

65. Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sah, dass in der Stadt seine Position unmöglich geworden war. Darum ging er freiwillig ins Exil. Er wusste jedoch nicht, wohin er sich wenden sollte. Innerlich war er aufgewühlt. Da wandte er sich zu Allah und betete. (Juusuf `Allii)

Er richtete sein Bittgebet an Allah, da er genau wusste, dass es keine andere Zuflucht gibt außer bei Ihm.

(Safwat Al-Tafsir)

"Als er sie verließ" mit "sie" ist Ägypten gemeint. (Anm. d. Übers.)

 

Abschnitt 3

22. Und als er sein Gesicht gen Madjan wandte66, sprach er: „Möge mein Herr mich auf den rechten Weg leiten67."

66. Östlich von Unterägypten liegt die Sinaihalbinsel, die im Süden vom Golf von Sues begrenzt wird und weiter nördlich von der Meerenge von Sues, wo heute der Sueskanal beginnt. Diese Meerenge wurde von der Fernstraße geschnitten, die nach Palästina und Syrien führte. Aber ein Flüchtling konnte wohl kaum diese Straße benutzen, wenn er von den ägyptischen Behörden verfolgt wurde. Nach der Überquerung der Meerenge konnte er stattdessen östlich oder südöstlich in madjanitisches Gebiet wandern, wo arabische Völkerschaften lebten und keine Ägypter. Dorthin wendet sich also Muusa und betet zu Allah um Führung. (Juusuf `Allii)

Madjan ist die Stadt Schu'aibs, acht Tage Fußmarsch von Ägypten entfernt. Sie wurde nach Madjan, dem Sohn  Ibraahiims benannt. Den Weg dorthin kannte Muusa nicht, wohl aber die ungefähre Richtung. (Al-Dschalalain)

Die Bewohner von Madjan (in der Bibel Midian genannt) waren Araber von der Volksgruppe der Amoriter. Da sie ethnisch und sprachlich eng mit den Israeliten verwandt waren, konnte Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sich auf ihre Unterstützung verlassen. (Asad)

67. Er besaß keine Kenntnis über den Weg dorthin, jedoch ein großes Stück Zuversicht zu seinem Herrn, Der ihm einen Engel schickte, um ihm den Weg zu zeigen. (Safwat Al-Tafsir)

 

23. Und als er an der Wasser(stelle) von Madjan ankam68, fand er dort eine Schar von Leuten69, die (ihr Vieh) tränkten, und abseits von ihnen zwei Frauen, die ihre (Herde) zurückhielten70. Er fragte: „Was ist mit euch beiden71?" Da antworteten Sie: „Wir können (unsere Herde) nicht tränken, ehe die Hirten nicht (ihr Vieh) zurücktreiben. Und unser Vater ist ein sehr alter Mann72."

68. Das erste Ziel eines Wüstenwanderers ist gewöhnlich eine Oase, wo er Wasser aus einem Brunnen oder einer Quelle, den Schatten der Bäume vor der sengenden Sonne und menschliche Gesellschaft finden kann. Bei dieser madjanitischen Wasserstelle handelte es sich wahrscheinlich um einen Tiefbrunnen, denn Oberflächenquellen sind in einer Sandwüste selten, weil der Grundwasserspiegel niedrig liegt, wenn es nicht einen Hügel gibt, aus dem eine Quelle austritt. (Juusuf `Allii)

69. Die männlichen Hirten. (Qutb)

70. Die Brunnen von Palästina und Syrien waren noch vor kurzer Zeit so, wie sie jahrhundertelang gewesen waren. Die Hirten führten ihre Herden zur Tränke, die Frauen kamen mit ihren Wasserkrügen, und Reisende ruhten dort aus. (Darjabadi)

71. Warum tränkt ihr eure Tiere nicht? Auch hier korrigiert der Qur’an die Bibel, indem er die Zahl der Töchter mit zwei angibt, statt mit sieben wie in Exodus 2:16. (Darjabadi)

"Der Priester aber in Madjan hatte sieben Töchter; die kamen, Wasser zu schöpfen, und füllten die Rinnen, um die Schafe ihres Vaters zu tränken."

72. Daher kann er die Herde nicht selbst tranken. (Al-Dschalalain)

Als ob sie damit sagen wollten: „Wir sind zwei schwache züchtige Frauen, die mit den Männern nicht konkurrieren können, und wir haben keinen Mann, der diese Arbeit übernehmen könnte. Da auch unser Vater ein alter Greis und für diese Arbeit zu schwach ist, bleibt uns nichts anderes übrig, als das Tranken aufzuschieben, bis die Leute ihr Ziel erreicht haben." (Ruch Al-Maanii)

Müde und ermattet und voller Sorgen über seine Zukunft aufgrund seiner vergangenen Erfahrungen in Ägypten gelangt Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in eine Oase in der Wüste. Er hat Durst und sucht Wasser. Am Brunnen oder an der Quelle findet er Hirten, die ihre Herden tranken. Ihm als einem Fremden steht es nicht zu, sich dazwischenzudrängen. Er wartet im Schatten eines Baumes, bis sie fertig sind. Dabei bemerkt er zwei junge Mädchen, die ebenfalls mit ihren Tieren warten, um diese zu tranken. Seine Ritterlichkeit erwacht. Er drangt sich zwischen die Hirten, macht Platz für die Herde der Mädchen, trankt sie und zieht sich wieder auf seinen Platz im Schatten zurück. Die Mädchen sind sehr zurückhaltend und schildern ihm hier mit knappen Worten ihre Situation: „Unser Vater ist alt, darum kann er nicht selbst die Herden tranken und es ist unsere Aufgabe dies zu tun; wir können uns aber nicht zwischen all diese Männer drangen." (Juusuf `Allii)

Über den Vater der beiden Mädchen gibt es unter den Muslimen Überlieferungen, es handle sich um den Propheten Schu'aib aber der Qur’an selbst weist nicht auf einen solchen Sachverhalt hin. Wäre er wirklich ihr Vater, so hatte dies hier irgendwo erwähnt werden müssen. Zweifelsohne gibt es Überlieferungen dieses Inhalts, aber sowohl ibn Carir als auch ibn Kasir merkt an, dass keine von ihnen sich als authentisch erwiesen hat. Deswegen haben sich große Kommentatoren eher auf israelische Überlieferungen gestützt und den Namen dieser Persönlichkeit so erwähnt, wie er sich im Talmud und ähnlichen Schriften befindet. Wenn wirklich der Prophet selbst den Namen Schu'aib in diesem Zusammenhang erwähnt hatte, dann hatten diese Gelehrten sicher keinen anderen Namen erwähnt. (Maududi)

 

24. Da tränkte er (ihre Herde) für sie73. Hiernach begab er sich in den Schatten74 und sprach: „Mein Herr, wahrlich, ich bedarf gar sehr des Guten, das Du mir schickst75."

73. "Da kamen Hirten und stießen sie weg. Mose aber stand auf und half ihnen und tränkte ihre Schafe." Exodus 2:17. (Darjabadi)

Dies zeigt den edlen Charakter des Mannes, der unter den Augen Allahs aufgewachsen ist. Aber dies weist auch auf seine ungeheuren Kräfte hin, die es, wenn auch erschöpft durch die Reise, zu fürchten galt. Oder war es seine innere Starke, die den Hirten mehr Respekt einflößte, als seine körperliche Kraft - denn die meisten Menschen lassen sich von der Starke der inneren Haltung und des Herzens, um so mehr beeindrucken. (Qutb)

74. Als sich die Mädchen auf den Heimweg begaben. (Darjabadi)

75. Er hatte bis zu dieser Zeit sieben Tage lang nichts gegessen. (Qurtubi)

So wie er sich körperlich in den Schatten des Baumes zurückzieht, um auszuruhen, so zieht er sich mit diesem Gebet in den Schatten des Freigebigen, Gütigen Gottes zurück. (Qutb)

 

25. Da kam eine der beiden schüchtern zu ihm gegangen76. Sie sagte: „Mein Vater bittet dich zu kommen, um dir den Lohn dafür zu geben, dass du (unsere Herde) für uns getränkt hast77." (Und) als er zu ihm kam und ihm (seine) Geschichte erzählte78, sprach er: „Fürchte dich nicht. Nun bist (du) in Sicherheit vor dem Volk der Ungerechten79."

76. Kaum ist die Zwiesprache mit Allah  beendet, so spricht der Text schon vom glücklichen Ausgang. (Qutb)

77. Trotz dieser Einladung weist Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Bereitschaft, der jungen Frau zu folgen, auf seinen äußerst hilflosen Zustand zu dieser Zeit hin. Er hatte Ägypten mit leeren Händen verlassen müssen, und wahrscheinlich hatte es mindestens acht Tage gedauert, bis er Madjan erreichte. Wahrscheinlich war er hungrig und von der Wanderung erschöpft, und vor allem war er besorgt, ob er wohl in einem fremden Land Unterkunft und freundliche Menschen finden würde, die ihm Schutz gewährten. In dieser Situation zögerte Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nicht, der jungen Frau zu folgen, obwohl er den Mädchen nur einen kleinen Dienst erwiesen hatte, für den er nicht eine solche Belohnung erwartete. Wahrscheinlich hatte er das Gefühl, dass sein Gebet, das er eben an Allah gerichtet hatte, erhört worden war, und hielt es deswegen nicht für angebracht, die Einladung mit unnötigem Stolz abzuweisen. (Maududi)

78. Das, was ihm widerfahren ist und dazu geführt hat, seine Heimat zu verlassen. (ibn Kasir)

79. Da der Pharao keine Macht über Madjan hatte. (Al-Dschalalain)

Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, brauchte Sicherheit ebenso nötig wie Essen und Trinken. Sein seelisches Verlangen nach Schutz war jedoch stärker als sein körperliches Verlangen nach Essen und Trinken. Deswegen sind die Worte des Greises: „Fürchte dich nicht." im Text des Qur’ans zuerst genannt, denn sie geben ihm die Sicherheit, die er braucht. (Qutb)

 

26. (Da) sagte eine der beiden: „Oh mein Vater, stelle ihn an80. Wahrlich, der Beste, den du in deinen Dienst nimmst, ist der, der stark und vertrauenswürdig ist81."

80. Da sie und ihre Schwester sich abmühten beim Tränken ihrer Herde und unter dem Gedränge der Männer zu leiden hatten. (Qutb)

Das Mädchen, das ihm sein Herz geschenkt hatte, gab dem unausgesprochenen Gedanken aller Ausdruck: „Warum sollen wir ihn nicht als Hirten anstellen?" Der Vater war alt, und für die Herden wurde ein jüngerer Mann gebraucht. Vielleicht gab es ja auch noch andere Möglichkeiten ... (Juusuf `Allii)

81. Sie sah, wie die Hirten ihm den Weg freimachten, aus Respekt vor seiner Kraft obwohl er ein Fremder war. Und ein Fremder ist normalerweise immer schwach, mag er auch so kräftig sein. Auch sah sie an seiner anständigen Redensart und an seinem keuschen Blick seine Vertrauenswürdigkeit. (Qutb)

 

27. Er sprach: „Ich möchte dir eine meiner Töchter zu Frau geben82, unter der Bedingung, dass du mir acht Jahre lang dienst83. Doch wenn du zehn Jahre vollendest, dann steht es bei dir84. Und ich möchte dich nicht überfordern85. Du wirst mich, so Allah will, als einen der Gerechten finden86."

82. Dies muss der Vater nicht unmittelbar auf den Rat seiner Tochter hin gesagt haben. Sicher hat er sich die Sache reiflich überlegt: „Zweifellos ist er ein edler Mensch. Aber einen gesunden jungen Mann als Diener in einem Haushalt zu beschäftigen, in dem erwachsene Töchter leben, bringt Komplikationen mit sich. Wenn er also ein wohlerzogener junger Mann ist (wie aus seinem Bericht hervorgeht), warum sollte ich ihn dann nicht als Schwiegersohn behalten?" Nach dieser Überlegung sprach er zu einem passenden Zeitpunkt mit Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, darüber. Viele dramatische, aber mehr oder weniger unglaubwürdige Geschichten ranken sich in der jüdischen Überlieferung um diese Angelegenheit. (Maududi)

Aus diesem Vorfall kann man den Schluss ziehen, dass ein Vormund seinen Schützling einem Mann zur Ehe anbieten kann oder auch die Frau dies selbst tun kann. Zum Beispiel hat 'Umar seine Tochter Hafsa dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, angeboten und eine andere Frau bot sich selbst dem Propheten an. (Qurtubi)

83. Aus diesem Aja können wir ersehen, dass eine Ehe durch eine Gegenleistung geschlossen werden kann, was auch in der islamischen Gesetzgebung festgelegt ist. Dies wird aus der Überlieferung ersichtlich, wonach der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, einen Heiratswilligen, der der Braut keine Morgengabe schenken konnte, gefragt hat: „Was weißt du auswendig vom Qur’an?" Er antwortete: „Die Suura die Kuh ("Al-Baqara") und die nächste Suura." Daraufhin erwiderte der Prophet: „Dann lehre sie zwanzig Ajas davon." (Qurtubi)

Dieser alte israelitische Brauch, eine Ehefrau zu erlangen, indem man deren Vater Dienste erweist, ist immer noch in verschiedenen Teilen der Welt verbreitet. Die Dauer der Dienstzeit ist je nach Volk verschieden; sie beträgt selten weniger als ein Jahr und manchmal sogar zwölf oder fünfzehn Jahre. (Darjabadi)

84. Das wäre dann freiwillig und ein Zuvorkommen deinerseits. (Darjabadi)

85. Indem ich einen Dienst von zehn Jahren zur Bedingung mache. (Darjabadi)

86. Zu denjenigen gehörend, die treu ihre Verträge und Vereinbarungen halten. (Darjabadi)

 

28. Er sprach: „Dies sei zwischen mir und dir (abgemacht)87: „Welche der beiden Fristen ich auch erfülle, soll es keine Anfeindung gegen mich geben. Und Allah sei Sachwalter über das, was wir gesagt haben88."

87. Dieses Übereinkommen. (Darjabadi)

88. Allah ist Zeuge und Bewahrer der Gerechtigkeit zwischen den Vertragspartnern; und Allah genügt als Anwalt. (Qutb)

In einer patriarchalischen Gesellschaft war ein solcher Ehevertrag nicht ungewöhnlich. In diesem Fall können wir aus der Episode zweierlei lernen:

1. Ein Mensch, der Allahs Gesandter werden soll, ist dennoch ein Mensch und muss wie jeder andere Mensch die Höhen und Tiefen des Lebens durchschreiten; er wird es jedoch mit mehr Feingefühl und Würde tun als andere Menschen;

2. Die schönen Beziehungen der Liebe und Ehe können in sich selbst eine Vorbereitung für das höchste geistige Ziel sein, das einen Gesandten Allahs erwartet. Eine Frau muss nicht eine Versuchung oder eine Fall für ihren Mann sein, sondern kann vielmehr eine verständnisvolle Hilfe sein, wie es Hadidscha für den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war. (Juusuf `Allii)

Die beiden rechtschaffenen Männer begnügten sich damit, Allah als alleinigen Zeugen zwischen sich zu benennen, und kein anderes Geschöpf hinzu zu ziehen. (Qurtubi)

 

Abschnitt 4

29. Und als Muusas die Frist erfüllt hatte und sich mit seiner Familie auf Reisen begab89, nahm er, auf der einen Seite des Berges ein Feuer wahr90. Da sagte er zu seiner Familie: „Bleibt (zurück). Ich habe fürwahr ein Feuer erblickt. Vielleicht kann ich dort für euch etwas in Erfahrung bringen91, oder einen brennendes Stück Holz aus dem Feuer, damit ihr euch  aufwärmen könnt92."

89. "So nahm denn Mose seine Frau und seinen Sohn und setzte sie auf einen Esel und zog wieder nach Ägyptenland und nahm den Stab Gottes in seine Hand".  Exodus 4:20. (Darjabadi)

Die Berichte in Bibel und Talmud stimmen darin überein, dass der Pharao, in dessen Herrschaftszeit Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, aufgewachsen war, inzwischen gestorben war, so dass jetzt sein Nachfolger herrschte. Es ist daher möglich, dass Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sich auf dem Weg nach Ägypten befand, in der Hoffnung, in seine Heimat zurückkehren zu können, nachdem sich die Umstände dort geändert hatten. Unterwegs kam er in der Nähe des Berges Sinai vorbei. (Maududi)

Die zehn Jahre, die von Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, vereinbart worden waren sind vergangen. Der Text dieser Suura geht darauf jedoch nicht ein, sondern geht gleich zur dritten Episode über. Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, verlässt Madjan und schlägt den Weg zurück nach Ägypten ein, den gleichen Weg, den er vor zehn Jahren gegangen ist. Und wie auf seinem Hinweg erfährt er wieder etwas Unerhörtes auf seinem Weg. Er erhält den Ruf seines Herrn, die Aufgabe, für die Er ihn beschützt, ihn an Wissen gemehrt und aufs Beste vorbereitet hatte, die Aufgabe, dem Pharao und seinem Volk die Botschaft Allahs zu überbringen und mit den Kindern Israel fortzugehen, damit diese Allah allein dienen konnten. (Qutb)

90. Vergleiche auch Suura 20:10 und 27:7-8 sowie die entsprechenden Fußnoten. "At-Tuur" الطُّور (wörtlich: "der Berg") wird in diesem Zusammenhang immer mit "der Berg Sinai" übersetzt, denn auf diesen Berg bezieht sich der Bericht. (Asad)

Es war nachts und dunkel. Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war vom Weg abgekommen und die Nacht war kalt, daher stimmte ihn das Feuer, das er erblickte, froh. Er wollte dort entweder eine Erkundung einholen oder wenigstens eine Fackel mitbringen. (Qutb)

91. Eine Orientierung für die Weiterreise. (Asad)

92. Beachte, wie hier der Übergang von Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zufriedenem irdischen Leben mit seinen vorherigen Stürmen und Wirren zu seinem prophetischen Auftrag und den damit verbundenen Stürmen und Wirren geschildert wird. (Juusuf `Allii)

 

30. Und als er dort hinkam, wurde er auf dem gesegneten Boden auf der rechten Seite des Tales93 aus einem Baum angerufen94: „Oh Muusa wahrlich, Ich bin Allah, der Herr der Welten95."

93. Als er dort ankam war es kein Feuer, sondern ein Licht, das aus der rechten Seite des Berges leuchtete. (Safwat Al-Tafsir)

94. Wir können uns einen Busch vorstellen, der brennt, aber nicht verbrennt. "Und der Engel des Herrn erschien ihm in einer feurigen Flamme aus dem Dornbusch. Und er sah, dass der Busch im Feuer brannte und doch nicht verzehrt wurde." Exodus 3:2. Eine Erklärung für den brennenden Busch finden wir in den Fußnoten zu Suura 27:8, es war kein Feuer, sondern die Reflektion der Herrlichkeit Allahs. (Juusuf `Allii)

Dieser Ort wurde als gesegnet bezeichnet, wegen der Tatsache, dass Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, darin von Allah angesprochen wurde, die Sendung von Ihm erhielt und die ersten Zeichen und Wundertaten dort in Erscheinung traten. (Safwat Al-Bajan)

Vergleiche auch Suura 19:52; 20:30; 74:39 und 20:12 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

95. Die Bezeichnung "Herr der Welten" soll betonen, dass Allah nicht an einen bestimmten Ort gebunden ist, ganz zu schweigen von einem brennenden Busch. Er ist jenseits von Raum und Zeit und geht über das Übersinnliche aller Dinge hinaus. (Darjabadi)

Der, Der dir zuruft und mit Dir spricht, ist Der Herr der Welten, Der nach Seinem Willen Handelnde. Keinen anderen Gott gibt es außer Ihm und Hocherhaben ist Er über alle Seine Geschöpfe und keines ist Ihm gleich. (ibn Kasir)

 

31. Und es wurde ihm zugerufen: „Wirf deinen Stab!" Doch als er ihn sah, wie er sich regte, als wäre er eine behende Schlange96, wandte er sich zur Flucht, ohne sich umzudrehen97. (Da ertönte der Ruf:) „Oh Muusa, kehre zurück und fürchte dich nicht! Wahrlich, du gehörst zu jenen, die in Sicherheit sind98.

96. Gehorsam gegenüber dem Gebot seines Herrn wirft Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, seinen Stab hin. Aber was geschieht? Da ist plötzlich nicht mehr der Stab, den sein Besitzer genau kannte und immer verwendet hatte, sondern eine lebende Schlange! (Qutb)

97. Da er nicht auf diese Überraschung vorbereitet und überdies von reizbarer Natur war, handelte er, nach dem ersten Augenblick, spontan. Er wandte sich zur Flucht und dachte nicht daran, noch einmal zum Stab zurückzukehren, um Ausschau nach ihm zu halten und sich dieses große Wunder näher zu betrachten. (Qutb)

98. Vergleiche auch Suura 27:10: „Meine Gesandten brauchen in Meiner Gegenwart keine Angst zu haben." (Asad)

Wörtlich bedeutet dies: „Du hast nichts von dem Wesen zu befürchten, das dir hier als Schlange erscheint; nicht für dich ist es eine Schlange, sondern für den Pharao." (Juusuf `Allii)

 

32. Stecke deine Hand in den Ausschnitt deines Gewandes. Sie wird weiß, ohne das geringste Übel, hervorkommen99. Und ziehe deinen Arm an deine Brust (als Schutz gegen) Furcht100. Dies sind die beiden Beweise101 von deinem Herrn für (den) Pharao und seine Oberhäupter102. Sie sind fürwahr ein frevelhaftes Volk."

99. "fi dschaibika" فِي جَيْبِكَ  wörtlich: "In deine Brust". (Anm. d. Übers.)

Vergleiche die Fußnoten zu Suura 7:108. (ÄAf)

Von einer Krankheit, wie Lepra oder dergleichen. (ibn Kasir)

Dies war sogleich die zweite Überraschung. Seine Hand wurde weiß, glänzend und strahlend, ohne von Krankheit befallen zu sein. Er aber kannte sie als eher dunkelhäutig. (Qutb)

100. Wenn du dich vor irgendeiner Gefahr fürchtest, dann lege deinen Arm an deine Seite: dies wird dein Herz stärken, so dass du frei von Angst oder Befürchtungen wirst. Trotz all seiner anscheinenden Macht wird der Pharao nicht in der Lage sein, deine Zuversicht zu erschüttern. (Maududi)

Wörtlich: „Zieh deinen Flügel an deine Seite." Wenn ein Vogel Angst hat, kräuselt er seine Flügel und bereitet sich darauf vor, wegzufliegen; wenn er jedoch ruhig und gelassen ist, legt er seine Flügel dicht an seine Seiten und zeigt damit seine innere Gewissheit. Vergleiche auch Suura 20:22. (Juusuf `Allii)

Der feste Druck mit seinem Arm auf sein Herz soll bewirken, dass sein Klopfen sich verlangsamt und sein Schlagen sich beruhigt. (Qutb)

101. Für die Ägypter verständliche Zeichen. (Darjabadi)

102. Geh mit diesen Zeichen zum Pharao, stelle dich als Gesandten Allahs vor und fordere ihn und seinen Hofstaat auf, Allah zu gehorchen und ihm allein zu dienen. Vergleiche auch Suura 20:24 und 27:10 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Maududi)

Hier also erfolgt die Sendung zum Pharao und seinen Vornehmen. Auf diese Weise ist das Versprechen, das Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Mutter, als er noch ein kleiner Säugling war, gegeben worden war, in Erfüllung gegangen: „Wir werden ihn dir wieder zurückgeben, und Wir werden ihn zu einem Gesandten machten", ein Versprechen, das Jahre zurücklag. Doch Allah bricht niemals Sein Wort. (Qutb)

 

33. Er sprach: „Oh mein Herr! Ich habe fürwahr einen ihrer Männer erschlagen, und so fürchte ich, dass sie mich töten könnten103.

103. Hier geht es nicht darum, dass Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, noch Zweifel und Befürchtungen hat, sondern sein Auftrag ist ihm noch neu, und die Zukunft erscheint ihm ungewiss. Der Pharao verfolgte ihn mit gutem Grund, um ihn zu töten, denn einer seiner Männer war von Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, erschlagen worden. Jetzt aber ist Muusa beauftragt worden, den Pharao und seine Ratgeber zu warnen. Er legt die inneren Zweifel und Schwierigkeiten seines menschlichen Gemüts freimütig sein m Herrn vor und bittet um eine kleine menschliche Unterstützung wie beispielsweise die Hilfe seines Bruders Haruun. (Juusuf `Allii)

Bevor ich überhaupt Zeit habe, diese Botschaft zu übermitteln. (Darjabadi)

Dies sagt er nicht als Entschuldigung, um sich dem Auftrag zu entziehen, sondern um Gewissheit für die Fortführung der Botschaft zu bekommen, falls ihm das zustoßen sollte, was er befürchtet. (Qutb)

 

34. Zudem ist mein Bruder Haruun104 von beredeterer Zunge als ich; so sende ihn mit mir als Stütze, damit er mich bestätige105. Denn ich fürchte, dass sie mich der Lüge bezichtigen werden."

104. Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, bat Allah darum, weil ihm bewusst war, dass er nicht redegewandt war, dass er aber als Gesandter Allahs fließend sprechen musste, um auf Pharao und seine Höflinge Eindruck zu machen. Der Talmud gibt eine merkwürdige Erklärung für Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Sprachbehinderung, nach der dieser als Kind seine Zunge mit einer glühenden Kohle verbrannte, um Pharaos Strafe dafür zu entgehen, dass er dessen Krone genommen und sich selbst auf den Kopf gesetzt hatte. Diese Geschichte wurde von vielen muslimischen Kommentatoren übernommen, obwohl sie auf den ersten Blick absurd ist. (Maududi)

105. Denn sie können mich kaum verstehen. (Qurtubi)

Der ihnen das von mir Gesagte erklärt. Denn er versteht, im Gegensatz zu ihnen, was ich ihnen sagen will. (ibn Kasir)

 

35. (Da) sprach Er: „Wir werden dich stärken durch deinen Bruder und euch Macht verleihen106, so dass sie euch nichts anhaben können.107 Mit Unseren Zeichen werdet ihr beide und die, die euch folgen, den Sieg davontragen108.“

106. "Du sollst alles reden, was ich dir gebieten werde; aber Aaron, dein Bruder, soll es vor dem Pharao reden, damit er die Israeliten aus seinem Lande ziehen lasse. Aber ich will das Herz des Pharao verhärten und viele Zeichen und Wunder tun in Ägyptenland. Und der Pharao wird nicht auf euch hören. Dann werde ich meine Hand auf Ägypten legen und durch große Gerichte meine Heerscharen, mein Volk Israel, aus Ägyptenland führen. Und die Ägypter sollen innewerden, dass ich der Herr bin, wenn ich meine Hand über Ägypten ausstrecken und die Israeliten aus ihrer Mitte wegführen werde." Exodus 7:2-5. (Darjabadi)

Allah erhörte nicht nur seine Bitte und stützte ihn durch seinen Bruder, sondern gab ihm mehr, als er sich erhoffen konnte, nämlich: frohe Botschaft und Zuversicht. Ihr Gang zum Pharao war nicht ohne jede Unterstützung. Nein!. Sie wurden mit Macht ausgerüstet. Eine Macht, der von niemandem auf der Erde Einhalt geboten werden könnte. (Qutb)

107. Euch anzurühren, euch irgendwie nahe zu kommen, auch in den Zeichen und Wundern, die ihr ihnen mit der Vollmacht Allahs zeigen werdet. (Juusuf `Allii )

Wörtlich: "So dass sie euch nicht erreichen". (Asad)

108. Der gute Ausgang ist auf eurer Seite und auf der Seite derer, die euch folgen, und zwar im Dies- und im Jenseits. (Safwat Al-Tafsir)

Allahs Licht ist so stark, dass seine Strahlen auch den geringsten unter den Suchenden erreichen können. Propheten können sicherlich Wunder tun, aber auch ihre aufrichtigen Anhänger können dies in ihrer eigenen Sphäre. Wunder können Menschen beeindrucken, aber sie sind nicht die höchsten Zeichen von Allahs Wirken, und sie sind jeden Tag in unserer Umgebung zu beobachten. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 20:9-48 und die entsprechenden Fußnoten. (Maududi)

 

36. Und als Muusa mit Unseren klaren Zeichen zu ihnen kam, sagten sie109: „Was ist dies anderes als frei erfundene Zauberei110, und wir haben von unseren Vorfahren aus früherer Zeit nie dergleichen gehört111."

109. Ohne jeglichen Beweis, und ohne ein stichhaltiges Argument anzuführen. (Qutb)

Diese klaren Zeichen waren entweder die Wunder, die ihnen Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, vorführte oder aber auch die geistigen Argumente, die den Imaan an Den Einzigen Gott beweisen sollten. (Qurtubi)

110. Daran hatte Muusa gedacht, als er (siehe oben Aja 34) sagte, sie würden ihm Betrug vorwerfen. Die Wahrheit der Lüge zu zeigen ist ein Schachzug all derjenigen, die in der Hauptsache mit Trug und Täuschung arbeiten und mit solchen Künsten die Gemüter einfacher Menschen beeindrucken.

(Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 74:24, wo chronologisch zum erstenmal der Begriff "sichr" سِحْر ("Zauberei") auftaucht, und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Dies ist wortwörtlich derselbe Einwand, wie er auch gegen den Propheten Muchammad - (Friede sei mit ihm) - im damaligen Makka vorgebracht wurde. Seine Gegner widersetzten sich der deutlichen Wahrheit, die nicht zu widerlegen ist. Und diese Opposition wiederholt sich, so oft die Wahrheit sich der Falschheit stellt, und diese nicht fähig ist, eine Antwort darauf zu finden. So nennen die Leugner die Zeichen "Zauberei", denn ein anderes Argument können sie nicht finden, als dass dies für sie eine Neuerung ist, von dem sie nie etwas gehört haben von ihren Vorfahren. (Qutb)

111. Was diese Rede von dem einen höchsten Gott angeht, so haben doch unsere Vorfahren seit alters her Macht und Gewalt in der Form verehrt, wie der Pharao sie verkörpert! (Juusuf `Allii)

„Wir haben niemanden von unseren Vorfahren gesehen, der dieser Religion angehörte. Und von den Menschen gibt es keinen, der nicht neben Allah eine andere Gottheit zu verehren pflegt." (ibn Kasir)

 

37. Da sprach Muusa:  „Mein Herr weiß sehr wohl112, wer die Rechtleitung von Ihm bringt und wessen Bestimmung die Wohnstatt (des Jenseits) sein wird113. Wahrlich, die Ungerechten werden niemals erfolgreich sein114.“

112. Nun übergibt Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, die Angelegenheit Allah. Ein Argument haben sie nicht geboten, worüber er mit ihnen diskutieren könnte. Sie haben auch keinen Beweis verlangt, den er ihnen hätte geben können. Somit ist es am Besten, sich kurz zu fassen, und am vornehmsten, sich abzuwenden. (Qutb)

 

38. Und (der) Pharao sprach: „Oh ihr Oberhäupter! Ich kenne für euch keinen  anderen Gott außer mir115. Darum brenne mir, oh Haman116, (Ziegel) aus Ton117 und errichte mir daraus einen hochragenden Turm118, damit ich zum Gott von Muusa. hinaufsteigen kann119. Doch ich meine fürwahr, dass er zu den Lügnern gehört120!“

113. Im zukünftigen Leben, der Stätte der Glückseligkeit. (Darjabadi)

Er weiß, wem die Zukunft gehört. (Asad)

114. Vergleiche hierzu Suura 6:135. In einem solchen Fall ist das einzige Argument die Berufung auf Allah und die letztendliche Zukunft. Beides erfordert Imaan. Aber selbst jemand, der kein Vertrauen auf so hohe Dinge hat, kann leicht einsehen, dass Trug oder Böses, das sich in alten Bräuchen herauskristallisiert hat, niemandem nützen kann. (Juusuf `Allii)

Kein Ungerechter, kein Lügner und kein Kaafir könnte jemals glücklich oder erfolgreich sein.

(Safwat Al-Tafsir)

115. Seine Unkenntnis über den Schöpfer führt der Pharao als Grund an für die Leugnung der Existenz des einzigen Gottes. Wäre Er existent, so hätte er dies gewusst. (Safwat Al-Bajan)

Die Macht der ägyptischen Könige beruhte einerseits auf dem Mythos, nach dem sie als göttlich galten, und andererseits auf ihrer Gewalt, die kein kritisches Nachdenken duldete. Das Volk sah zwar in seinem König einen Menschen, der lebte und starb wie sie selbst, dennoch hörten sie auf seine Worte und gehorchten ihm ohne Einwände und ohne Kommentierung. (Qutb)

In Anbetracht der Tatsache, dass die Ägypter eine Vielzahl von Gottheiten verehrten, ist diese Äußerung nicht wörtlich zu verstehen; da jedoch jeder Pharao als eine Inkarnation der höchsten göttlichen Prinzipien an sich betrachtet wurde, beanspruchte er die Verehrung des Volkes als "allerhöchster Herr" (vergleiche Suura 79:24), der in sich selbst sozusagen die Eigenschaften aller Gottheiten vereinigte. (Asad)

Der Pharao benutzt das Wort "Gott" hier nicht im Sinne von "Schöpfer" oder in einem ähnlichen Sinne, sondern mit einer politischen Bedeutung: „Ich besitze dieses Land Ägypten, und keiner außer mir soll hier herrschen oder Gesetze erlassen. Wer ist also dieser Muusa, der als Abgesandter eines Herrn des Universums auftritt und mich herumkommandieren will, als sei ich irgendein kleiner Unterkönig?" (Maududi)

116. Sein Minister, der Leiter seiner Untertanen, und sein Berater. (Ibn Kasir)

117. Ziegel waren das in Ägypten gewöhnlich verwendete Baumaterial, und die Ägypter waren für ihre Herstellung berühmt. (Darjabadi)

118. Diese Rede an Haman verstehe ich als sarkastisch gemeint. Einige Kommentatoren haben sie jedoch buchstäblich verstanden und sich vorgestellt, er habe wirklich durch den Bau hoher Türme den Himmel stürmen wollen. (Juusuf `Allii)

119. "Ich will zu Muusas Gott hinaufsteigen" oder "ich will mir Muusas Gott einmal ansehen". Welche der beiden Bedeutungen auch immer gemeint ist, es geht nicht nur um den Bau der großen Pyramiden, sondern um Spott gegenüber Muusas Vorhaltungen, Allah sei eine allumfassende Macht, unvorstellbar hoch über allem, was existiert. (Asad)

120. Mit seiner Behauptung, dass es einen anderen Gott gibt und dass er ein Gesandter sei. (Al-Dschalalain)

Im gleichen sarkastischen Ton demonstriert er seine Zweifel an der Wahrhaftigkeit Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm. (Qutb)

Das "Meinen" hier bedeutet Zweifel. Somit beruht sein Leugnen auf Zweifeln. Denn die ihm gebotenen Beweise wären Grund genug, den Zweifel eines natürlich veranlagten Menschen zu zerstreuen. (Al Qurtubi)

Dieselbe Einstellung kam eine Zeitlang im Kommunistischen Russland zum Ausdruck, als man Satelliten und Astronauten in den Weltraum schickte und behauptete, "da oben sei kein Gott zu finden". Die Phantasie fehlgeleiteter Menschen scheint in den vergangenen 3500 Jahren das geblieben zu sein, was sie war. (Maududi)

 

39. Und er und seine Heerscharen gebärdeten sich zu Unrecht121 hochmütig im Lande, und sie meinten, sie würden nicht zu Uns zurückgebracht122.

121. Der Pharao und seine Mitläufer beanspruchten eine Größe und Würde, die nur Allah allein zustand. (Maududi)

122. Sie verinnerlichten nicht den Imaan an ein zukünftiges Leben. Sie begriffen nicht, dass jede Handlung unweigerlich Folgen hat, gute oder böse, wenn nicht Allahs Gnade dazwischentritt, um uns von den bösen Folgen unserer bösen Handlungen zu bewahren. (Juusuf `Allii)

Zweifellos glaubten die alten Ägypter an ein Leben nach dem Tod, und dieser Glaube umfasste auch die Vorstellung eines göttlichen Gerichts. Da jedoch dieser Pharao, dem sich Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gegenüberstellt, sich entgegen jeder Vernunft arrogant verhielt, vergleicht der Qur’an seine Haltung mit der eines Menschen, der nicht an Auferstehung und Gericht den Imaan verinnerlicht und damit keine Veranlassung sieht, sich der Verantwortung Allah gegenüber entsprechend zu verhalten. (Asad)

 

40. Und Wir erfassten ihn und seine Heerscharen und stürzten sie ins Meer123; so schau wie das Ende der Ungerechten war124!

123. Der Pharao und seine Heerscharen ertranken im Meer, als sie die Israeliten verfolgten: vergleiche auch Suura 7:130-136. Sie repräsentieren den Typus Mensch, der ins Verderben führt. Sie laden nicht zu Frieden und Glück ein, sondern zum Feuer des Zornes, zu gegenseitigem Neid und zum Hass.

(Juusuf `Allii)

Der Ausdruck klingt geringschätzig: sie wurden ins Meer geworfen wie nutzloser Abschaum. (Maududi)

124. Dies ist ihr Ende, das für die ganze Menschheit deutlich sichtbar ist. Darin liegt eine Lehre für Lernwillige und eine Warnung für alle, die nicht bereit sind, darauf zu hören. Allahs Macht gegenüber Tyrannei und Gewalttätigkeit wird hier sichtbar. (Qutb)

 

41. Und Wir machten sie zu Anführern, die zum Feuer aufriefen125, und am Tag der Auferstehung wird ihnen nicht geholfen werden126.

125. Welch eine Einladung, und welch eine Führerschaft! (Qutb)

Wir machten sie zu Anführern, damit sie nicht nur ihre eigenen Sünden, sondern die Sünden derer, die sie verführten, zu tragen haben! (Qurtubi)

So wie die Ajas 15-16 oben unsere Aufmerksamkeit auf das Vergehen des rassischen oder nationalen Vorurteils lenken, weist die Bezeichnung des Pharao als "Muster" oder "Urform des Bösen" hier auf die Tatsache hin, dass falscher Stolz und Arroganz wahrhaft "schaytanische" Haltungen sind, die im Qur’an durch Iblis' symbolische Revolte gegen Allah (vergleiche Suura 2:31 und 15:41 sowie die entsprechenden Fußnoten) dargestellt werden. Da sie im Wesentlichen böse sind, verleiten diese "schaytanischen" Impulse zu bösen Handlungen und folglich zu einer Schwächung und schließlich einer Zerstörung des geistigen Potentials des Menschen. Dies wiederum führt zu Leiden im zukünftigen Leben. (Asad)

126. Dies ist nicht nur die Niederlage in diesem Leben, sondern auch im zukünftigen, als Vergeltung für Unrecht und Arroganz. (Qutb)

 

42. Und Wir ließen ihnen in dieser Welt einen Fluch folgen127. Und am Tag der Auferstehung werden sie sich unter den Abgestoßenen finden128.

127. Sie werden immer noch von den Engeln, wie von den Menschen, den Urahnen, wie den Nachkommen verflucht. (Ruch Al-Maanii)

Macht und Herrschaft stehen bei Egoisten und Opportunisten hoch im Kurs. Sobald sie jedoch missbraucht werden und ihre Inhaber durch Bloßstellung zu Fall gebracht werden, erleiden sie bereits in diesem Leben ihre Schmach. Selbst wenn es ihnen gelingt, in diesem Leben eine Bloßstellung zu vermeiden, werden sie nach ihrem Tode überführt, und die Verwünschungen vieler Generationen folgen denen, deren Unrecht und Unterdrückung das Gesicht der Erde Allahs entstellte. Aber auch das ist noch nichts im Vergleich zu der Strafe, die sie im zukünftigen Leben trifft. Dort werden die wahren Werte wiederhergestellt, und einige von denen, die jetzt groß und mächtig sind, werden sich in der tiefsten Tiefe der Verachtung wieder finden. (Juusuf `Allii)

Der Begriff "lana" لَعْنَة, der hier mit "Fluch" übersetzt wird, bedeutet in erster Linie "Entfremdung", das heißt von allem Guten und Erstrebenswerten. (Asad)

128. Der Begriff "maqbuuhiin" مَقْبُوحِين zeichnet das Bild von Hässlichkeit, Entehrung und Verschmähung, als dem Gegenwert für Überheblichkeit und Hochmut auf Erden und für das anmaßende Benehmen Allah und Seinem Diener gegenüber. (Qutb)

Die sich durch ihre eigenen Handlungen von Allahs Gnade entfernt haben. (Asad)

 

Abschnitt 5

43. Und Wir gaben fürwahr Muusa das Buch129, nachdem Wir die früheren Generationen vernichtet hatten130, zur Erleuchtung für die Menschen und zur Rechtleitung und als Barmherzigkeit, auf dass sie sich ermahnen lassen mögen131.

129. Als erstes von Allah inspiriertes Gesetz stellte die Thora den Beginn eines neuen Abschnittes in der Menschheitsgeschichte dar. (Asad)

130. Nicht nur das Volk des Pharaos, sondern auch viele andere kaafir Völker. (Darjabadi)

Nach der Herabsendung der Thora wurden die frevlerischen Völker nicht mehr in ihrer Gesamtheit vernichtet. Die Mu'mins wurden hiernach aufgefordert, Allahs Feinde zu bekämpfen. (ibn Kasir)

131. Nach der Vernichtung der pharaonischen Unterdrückung und anderen ungerechten Systemen begann das Zeitalter der Offenbarung, das Zeitalter von Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und seiner Schrift. Die Menschheit begann sozusagen wieder von vorn. Dies war eine vollständige Offenbarung, die unter drei Gesichtspunkten betrachtet werden kann:

1. Als Licht oder Einsicht für Menschen, so dass sie nicht in der Finsternis umherirren;

2. Als Führung, die ihnen den Weg zeigt, so dass sie nicht verführt werden oder auf Abwege geraten;

3. Als eine Barmherzigkeit von Allah, so dass sie dem Weg zu Allahs Vergebung und Gnade folgen können. Suura 6:91 bezieht sich auf Licht und Führung in Verbindung mit der Offenbarung an Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und Suura 6:154 erwähnt im gleichen Zusammenhang Führung und Barmherzigkeit. Hier sind alle drei kombiniert, wobei der Begriff "basaa’ir" بَصَائِر ("Einsicht") für "Nur" ("Licht") steht. (Siehe auch Fußnote 603 zu 7:203) (Juusuf `Allii)

Damit sie sich erinnern: nämlich daran, wie Allahs Allmacht zwischen Unterdrückern und Unterdrückten intervenierte, die Mächtigen zu Fall brachte und den Unterdrückten beistand. (Qutb)

Damit sie sich erinnern: Exodus 20:2-3, den Anfang der 10 Gebote: "Ich bin der Herr, dein Gott, der ich dich aus Ägyptenland, aus der Knechtschaft geführt habe. Du sollst keine anderen Götter haben neben mir." (Anm. - d. Übers.)

 

44. Und du warst nicht auf der westlichen Seite132, als Wir Muusa den Befehl erteilten133. Und du warst nicht Zeuge134.

132. Die westliche Seite des Berges, des Tales oder des Platzes. (Al-Dschalalain)

133. Nämlich in diesem Falle die Gebote, die - in Tafeln eingemeißelt - Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gegeben wurden, damit sie zum Gesetz für die Kinder Israel werden konnten. (Qutb)

Der Begriff "Al-Amr" الْأَمْر, oben mit "Befehl" übersetzt, ist das arabische Gegenstück zum hebräischen Wort "Torach" ("Gesetz"), der üblichen Bezeichnung für das Gesetz Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm. (Asad)

134. Der Prophet Muchammad - (Allahs Friede sei mit ihm) - berichtet ihnen die Details der Geschichte wie ein Augenzeuge. Natürlich hatte er deren Verlauf nicht beigewohnt. Es ist jedoch die Offenbarung, die ihm vom Allwissenden, Allkundigen zuteil wird, damit seinem Volk das nicht widerfährt, was anderen widerfahren ist. (Qutb)

 

45. Doch Wir ließen (weitere Generationen erstehen135, und lange Zeiträume gingen über sie hinweg136. Und du hast dich nicht bei den Leuten von Madjan aufgehalten137, um ihnen Unsere Zeichen vorzutragen. Doch Wir sind es fürwahr, Die die Gesandten entsenden138.

135. Eine Generation nach der anderen seit Muusas Zeiten. (Darjabadi)

136. Viele Generationen vergingen zwischen Muusa und dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden. Dennoch kannte er durch die Offenbarung die Ereignisse in jener Zeit. Selbst wenn er damals gelebt hätte, hätte er von vielen Geschehnissen nur durch Offenbarung erfahren können, weil er nicht selbst daran beteiligt war. (Juusuf `Allii)

Ihre Lebensdauer hatte sich so in die Länge gezogen, dass sie all die ihnen abgenommenen Gelübde vergessen hatten und alle Kenntnisse ausgelöscht worden waren. Da auch die Offenbarung aufgehört hatte, so haben Wir dich zum Gesandten ernannt und dir aus der Geschichte Muusas offenbart. (Al-Dschalalain)

Jahrhunderte vergingen, und sie vergaßen die Lehren ihrer Propheten. (Darjabadi)

137. Du warst nicht einer jener früheren Propheten wie beispielsweise Schu'aib, Allahs Segen und Frieden auf ihm. (Asad)

Um ihre Geschichte in Erfahrung zu bringen und diese weiter zu geben. (Al-Dschalalain)

138. Obwohl du dich nicht damals unter den Madjanitern aufgehalten hast, wurde dir durch die Inspiration Allahs von all diesen --Ereignissen aus vergangenen Zeiten mitgeteilt. Dies ist in sich selbst ein Zeichen, das dein Volk zum Verstehen veranlassen sollte. (Juusuf `Allii)

 

46. Und du warst (auch) nicht auf der Seite des Berges139 als Wir (Muusa) riefen. Doch ist es eine Gnade deines Herrn, dass du ein Volk warnst, zu dem vor dir noch kein Warner gekommen ist140, auf dass sie sich ermahnen lassen.

139. Als Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu seinem Auftrag gerufen wurde. (Darjabadi)

140. Bei diesem Volk handelt es sich um die Quraisch. „Auch wenn du nicht miterlebt hast, wie Muusa zum Propheten berufen wurde, hattest du doch selbst ein ähnliches Erlebnis, und Wir haben dich zu den Quraisch geschickt, um sie vor den Folgen ihrer bösen Handlungen zu warnen und zur Umkehr und zum Imaan aufzufordern." (Juusuf `Allii)

Zu dem seit vielen Generationen kein Gesandter Allahs gekommen ist, nämlich seit der Zeit Ismaa'iils, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Abgesehen davon, dass Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, der universale Prophet war, war er im engeren Sinne auch ein Prophet für die Araber und hatte somit einen zweifachen Auftrag. (Darjabadi)

Zum einen ist die Berufung des Gesandten als eine Gnade für sein Volk zu betrachten. Zum anderen wird gegen sie dadurch der Beweis erbracht, dass sie nicht ohne Vorwarnung bestraft wurden. (Qutb)

 

47. Und damit sie, wenn ein Unglück sie trifft, wegen dessen, was ihre Hände vorausgeschickt haben141, nicht sagen142: „Unser Herr, hättest Du uns einen Gesandten geschickt143, so wären wir Deinen Zeichen gefolgt144 und wären (jetzt) unter den Mu'mins145!“

141. Als unvermeidliche Folge ihrer ungerechten Handlungen. (Darjabadi)

142. Falls Wir ihnen keine Gesandten geschickt hätten. (Qurtubi)

Als Entschuldigung für sich selbst. (Darjabadi)

143. Nachdem nun ein Warner mit aller Autorität früherer Gesandter und mit allem Wissen zu ihnen gekommen ist, wie es nur auf göttlicher Inspiration beruhen kann, haben sie keine Entschuldigung mehr. Sie können sich nicht damit herausreden: „Zu uns ist kein Warner gekommen." Wenn als unvermeidliche Folge ihrer bösen Handlungen ein Unheil über sie hereinbricht, können sie Allah keinen Vorwurf dafür machen. Vergleiche auch Suura 20:134. (Juusuf `Allii)

144. Die dem Gesandten mitgegeben worden sind. (Al-Dschalalain)

Als nun jedoch der Prophet zu ihnen kam und mit ihm die unbestreitbare Wahrheit, sind sie ihm trotzdem nicht gefolgt, wie der folgende Aja zeigt. (Qutb)

145. Seit der Zeit von Ismaa’iil und Schu'aib war in Arabien kein Prophet mehr erschienen, wenn auch die Lehren von Propheten wie Muusa Suleymaan und 'Isa (Friede sei mit ihnen allen) - die Menschen dort erreicht hatten. (Maududi)

 

48. Doch als die Wahrheit von Uns zu ihnen kam146, sprachen sie: „Wäre ihm nur das Gleiche gegeben worden, wie Muusa147." Aber haben sie nicht (auch) das geleugnet, was Muusa vordem gegeben worden ist148? Sie sagten: „Zwei Zauberwerke, die sich gegenseitig stützen149!“ Und sie sagten: „Fürwahr, wir verinnerlichen daran nicht den Imaan150,"

146. Der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, mit dem unnachahmlichen Qur’an.

(Safwat Al-Tafsir)

147. Entweder in der Art der materiellen Wunder oder ähnlich der Tafel mit der Thora, die ihm gegeben worden ist. (Qutb)

Sobald eine Offenbarung zu ihnen kam, die ihren  Bedürfnissen den Erfordernissen ihrer Zeit entsprach, horchten sie in die Vergangenheit zurück. Prophet Muchammad glich Muusa in vieler Hinsicht, aber die Zeit, in der er lebte, unterschied sich grundlegend von Zeit, indem sie beispielsweise nicht wie diese unter betrügerischer Magie zu leiden hatte. Auch die Heilmittel, die für sein Zeitalter und für die Zukunft erforderlich waren, waren anders geartet. Das Wunder des Qur’an war anders und dauerhafter als Muusa Stab und die strahlende Hand. Wenn jedoch die Quraisch Wunder nach ihrem Geschmack bekommen hätten, hätten sie dann den Imaan verinnerlicht? Glaubten sie etwa an Muusa? Sie hatten sich nur von den Juden Argumente geholt gegen Dinge, an die diese selbst nicht den Imaan verinnerlichten. (Juusuf `Allii)

Wie der Qur’an immer wieder betont, sind die darin erläuterten ethischen Wahrheiten dieselben wie in früheren Offenbarungen. Gerade dies veranlasste die Gegner des Propheten seine eigenen Zeitgenossen ebenso wie spätere Kritiker -die Authentizität des Qur’an in Frage zu stellen: „Wenn er wirklich Allahs Offenbarung wäre, würden dann seine Gebote und Vorschriften so stark von denen der Thora abweichen?" Mit diesem Argument (ganz abgesehen von der Frage, ob der biblische Text, wie wir ihn heute kennen, im Laufe der Zeit verändert worden ist) übersehen die Gegner des Propheten absichtlich die wiederholt im Qur’an betonte Tatsache, dass frühere Rechtssysteme durch das geistige Niveau früherer Völker und die Erfordernisse früherer Zeitalter bedingt waren und deswegen durch eine Rechtsordnung höherer Art ersetzt werden mussten, sobald die Menschheit ein höheres Entwicklungsstadium erreicht hatte. Vergleiche in diesem Zusammenhang auch Suura 5:48 und die entsprechenden Fußnoten. Wie jedoch aus dem folgenden hervorgeht, soll dieses Argument nicht die Authentizität der Bibel der des Qur’an gegenüberstellen, sondern beide in Misskredit bringen und damit auch das grundlegende religiöse Prinzip, nämlich die Vorstellung von einer Offenbarung Allahs und der Abhängigkeit des Menschen von Allah und seiner Verantwortung Ihm gegenüber. (Asad)

148. Die kaafir Makkaner verinnerlichten auch nicht den Imaan an Muusa sie und befolgten auch nicht seine Lehren. Deswegen hatten sie gar nicht das Recht zu einem solchen Einwand gegen den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, vergleiche auch Suura 34:31, wo ihre Weigerung zum Ausdruck gebracht wird, an den Qur’an oder an irgendeine frühere heilige Schrift zu glauben. (Maududi)

149. In einer Lesung steht: "Sachiran" (zwei Magier, Muusa und Muchammad) und in einer anderen steht "Sichran" سِحْرَان (zwei Zauberwerke, die Thora und der Qur’an). (Al-Dschalalain)

Von Al-Kalbii wird überliefert, dass die Quraisch die Juden über die Sendung Muchammads befragten. Als diese antworteten: „Wir finden ihn mit seinen Merkmalen und Eigenschaften in der Thora", sagten die Quraisch: „Zwei Zauberer, die einander helfen." (AI Qurtubi)

150. Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wurde von den Ägyptern als Magier bezeichnet, und die wunderbaren Worte des Qur’an wurden von den Quraisch Magie genannt. Obwohl der Qur’an Muusa Botschaft bestätigte, behaupteten die Gegner, sie befänden sich im Widerspruch zueinander. Die Quraisch waren nicht bereit, überhaupt an Allahs Offenbarung den Imaan zu verinnerlichen.

(Juusuf `Allii)

Sie sind weder Beweisen noch Argumenten nachgegangen, noch waren sie auf der Suche nach der Wahrheit, sondern wollten nur streiten und disputieren. (Qutb)

Einerseits eine verächtliche Anspielung darauf, dass im Alten Testament das Erscheinen des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, vorausgesagt wird, und andererseits auf die im Qur’an oft wiederholte Aussage, diese heilige Schrift bestätige den Wahrheitsgehalt früherer Offenbarungen. (Asad)

 

49. Sprich: „So bringt doch ein Buch von Allah, das besser rechtleitet als diese beiden151,  damit ich es befolgen kann, wenn ihr wahrhaftig seid152!“

151. Somit ist für jeden, der Verstand besitzt, der Beweis erbracht, dass Allah kein vollkommeneres, umfassenderes, sprachgewaltigeres und bedeutenderes Buch gibt, als das Buch, das Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm,    offenbart worden ist. (ibn Kasir)

Obwohl Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, davon überzeugt war, dass sie nur Streit und Disput suchten, versuchte er immer wieder, sie Schritt für Schritt durch Argumente zum Schweigen zu bringen. So sagte er ihnen: „Wenn der Qur’an euch nicht gefällt und die Thora davor euch nicht gefallen hat, so bringt mir ein Buch von Allah, wenn ihr eines besitzt, das richtiger ist als diese beiden Bücher." (Qutb)

Thora oder Qur’an. Das Evangelium wird hier nicht erwähnt, denn seine Botschaft beruht, wie ’Isa es- selbst betonte, auf dem Gesetz Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, und sollte dieses nicht ersetzen. (Asad)

Ich folge in jedem Fall Allahs Führung, vorausgesetzt dass sie wirklich von Allah kommt. Wenn ihr eine heilige Schrift habt, die eine bessere Führung bietet als Qur’an und Thora, dann bringt sie doch her; ich würde ihr unverzüglich folgen. (Maududi)

152. In eurer Aussage, dieses wären Zauberworte. (Qurtubi)

 

50. Doch wenn sie dir trotzdem nicht Folge leisten wollen153, dann wisse, dass sie nur ihrer eigenen Willkür folgen. Und wer geht mehr irre als der, der seiner Willkür folgt ohne Rechtleitung von Allah? Wahrlich, Allah leitet das Volk der Ungerechten nicht recht154.

153. Sie waren herausgefordert worden, etwas besseres zu bringen, das ein Lebensführer sein könnte. Als sie dies aber nicht konnten, wurde deutlich, dass ihre Einwände gegenstandslos waren. Sie folgen lediglich ihren eigenen Neigungen nach Macht, Monopolstellungen und Ausbeutung der Armen und Unwissenden. Wie kann ein solches Volk Rechtleitung empfangen? (Juusuf `Allii)

154. Menschen, die absichtlich einem Irrweg folgen. (Darjabadi)

 

Abschnitt 6

51. Und Wir haben ihnen das Wort nahe gebracht155, auf dass sie ermahnt werden.156

155. So dass sie jedesmal einen neuen Impuls zum Imaan bekommen. (Darjabadi)

Den Qur’an mit all seinen Verheißungen und Drohungen, Erzählungen und Lektionen, aufrichtigen Ratschlägen und Ermahnungen. (Qurtubi)

Dies ist ein Hinweis auf die allmähliche Offenbarung des Qur’an während der dreiundzwanzig Jahre des prophetischen Wirkens Muchammads, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Asad)

156. Zuvor hätten die Quraisch sagen können, Allahs Wort sei zu den Israeliten in hebräischer oder vielleicht in griechischer Sprache gekommen, die zur Zeit von weit verbreitet war. Jetzt jedoch war Allahs Wort in ihrem eigenen Land, in ihrer eigenen Sprache und durch einen Menschen aus ihrem eigenen Volk zu ihnen gekommen. Jetzt gab es wirklich keine Ausflucht mehr, sich höheren ethischen und geistigen Gesetzmäßigkeiten gegenüber ablehnend zu verhalten. (Juusuf `Allii)

Die Ermahnung ist in Form des Qur’an auf beste Weise zu ihnen gekommen. Die Rechtleitung findet jedoch nur jemand, der sein Herz von Vorurteilen befreit, seinen Starrsinn aufgibt und bereitwillig und aufrichtig die Wahrheit sucht. (Maududi)

 

52. Diejenigen, denen Wir das Buch vordem gegeben haben157, die verinnerlichen daran den Imaan158

157. Denen Wir die Thora und das Evangelium vor diesem Qur’an gegeben haben. Gemeint sind die Schriftbesitzer, die den Islam annahmen. Diese erklärten den Qur’an für glaubwürdig. (Safwat Al-Tafsir)

158. Nämlich an den Qur’an. (Darjabadi)

Und dies ist einer der Beweise seiner Richtigkeit. Denn die gesamten Schriften kommen von Allah, daher ihre Übereinstimmung. Wer ihren Anfang erhielt, erkennt die Wahrheit auch in der letzten Offenbarung. So flößt sie ihm Vertrauen ein, und er verinnerlicht daran den Imaan und kommt zu der Erkenntnis, dass sie ebenfalls von Allah kommt, Der die gesamte Schrift herabgesandt hat. (Qutb)

Diese Aussage bezieht sich sowohl auf historische Fakten - eine Anspielung auf Juden und Christen, die zu Lebzeiten des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, den Islam annahmen - als auch auf die Zukunft. In diesem Zusammenhang wird jedoch eine bewusste, aufrichtige Annahme früherer Lehren vorausgesetzt, denn nur diese Aufrichtigkeit ermöglicht die Erkenntnis (oder wird sie ermöglichen), dass der Qur’an dieselben ethischen Werte verkündet wie frühere Offenbarungen. Vergleiche auch Suura 26:196-197 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

53. Und wenn er ihnen vorgetragen wird, sagen sie159: „Wir verinnerlichen den Imaan daran. Wahrlich, es ist die Wahrheit von unserem Herrn160. Wir waren fürwahr schon vor ihm Muslime161."

159. Juden und Christen, die dem Islam gegenüber offen sind. (Darjabadi)

160. Übereinstimmend mit den Grundlagen unserer heiligen Schriften und von diesen bestätigt. (Darjabadi)

Der Qur’an ist von solcher Klarheit, dass es der bloßen Rezitation bedarf, dann wissen die, die vorher schon die Wahrheit angenommen hatten, dass er der gleichen Quelle entstammt. (Qutb)

161. Wir bekannten uns vor seiner Offenbarung zu der Einheit Gottes und verinnerlichten daran den Imaan, dass Allah Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, mit der Botschaft betreuen und ihm diesen Qur’an offenbaren würde. (Safwat Al-Tafsir)

Wer sich zuvor Allah hingegeben hat, kann auch den Qur’an innerlich bestätigen. (Qutb)

Es gab Juden und Christen, die im Islam eine natürliche und folgerichtige Fortsetzung der Offenbarungen Allahs in früheren Zeitaltern sahen. Sie hießen den Islam nicht nur willkommen, sondern erhoben den Anspruch, seit jeher "Muslime" gewesen zu sein. Ibraahiim (Abraham) , Muusa (Moses) und ’Isa (Jesus), Allahs Segen und Frieden auf ihnen allen, waren alle Muslime in diesem Sinne. Sowohl in Makka als auch in Medina gab es Muslime, die zuvor Juden oder Christen gewesen waren. Einige Kommentatoren sehen hierin bestimmte Personen, aber der Aja ist völlig allgemeingültig formuliert und gilt selbst heute noch. Wahre Anhänger von Muusa und ’Isa müssen Muslime sein und dasselbe gilt umgekehrt.

(Juusuf `Allii)

 

54. Sie sind es, denen ihre Belohnung zweifach gegeben wird162, weil sie geduldig ausharren163, und Übles durch Gutes abwenden164 und von dem spenden, womit Wir sie versorgt haben165

162. Ihr Verdienst ist zweifach, weil sie, bevor sie den Islam kannten, aufrichtig und wahrhaftig ihrem früheren Gesetz folgten und nun, da sie den Islam kennen gelernt haben, Allahs Botschaft darin erkannten, sie annahmen, ihretwegen standhaft allen Schwierigkeiten Widerstand leisteten und auf diese Weise die Früchte der Rechtschaffenheit hervorbrachten. (Juusuf `Allii)

163. Geduld und Standhaftigkeit in der Sache des Islam. Gemeint ist hier  "Islam" ("Hingabe an Allah") als innere Haltung, darunter die Beherrschung der eigenen Neigungen und Regungen sowie die Rechtschaffenheit im Islam im Dies- und im Jenseits. (Qutb)

Standhaftigkeit in Verfolgungen und Schwierigkeiten. (Darjabadi)

Sie haben rassistischen, nationalistischen und anderen Vorurteilen Widerstand geleistet und standhaft den Weg des Islams verfolgt. (Maududi)

164. Dies ist auch Standhaftigkeit, die noch mehr Überwindung kostet, als das geduldige Ertragen von Kränkungen und Spott. Denn sie bedeutet eine Erhebung über den eigenen Hochmut und das Verlangen nach Rache für das Erlittene. Noch eine Stufe höher ist, dass man Schimpflichem mit freundlichen Taten begegnet. (Qutb)

Sie beantworten Trug und Böses mit Wahrheit und Gutem; sie weisen Ungerechtigkeit und Gemeinheit mit einem Verhalten zurück, das gerecht und edel ist; sie zahlen anderen nicht in derselben Münze heim. (Maududi)

Vergleiche auch Suura 13:22. Dies bezieht sich in diesem Zusammenhang offensichtlich auf den Verlust einstiger gesellschaftlicher Bindungen und religiöse Verfolgung der Menschen, die ihre Überzeugung wechseln, so oft ausgesetzt sind. (Asad)

165. Sie bringen materielle Opfer für die Sache der Wahrheit. Historisch bezieht sich dies möglicherweise auch auf diejenigen, die auf der Suche nach der Wahrheit von Abessinien nach Makka kamen und mit ihrer mühevollen Reise keinerlei materiellen Gewinn verbanden. (Maududi)

Darin ist ein Ansporn zum Almosengeben zu verstehen. (Qurtubi)

Ihr Großmut in materiellen Dingen und der Großmut ihrer Taten entspringen ein und derselben Quelle, der Quelle der Beherrschung der eigenen Gelüste und der Hochschätzung anderer Werte als der irdischen. (Qutb)

 

55. Und wenn sie törichtes Gerede166 hören, wenden sie sich davon ab167 und sagen: „Wir haben unsere Taten und ihr habt eure Taten (vorzuweisen)168. Friede sei mit euch169. Wir suchen nicht (den Umgang) mit den Unwissenden170."

166. Gemeint ist leeres Gerede, das weder Sinn noch Nutzen hat, mit dem man nur die Zeit totschlägt, ohne dass Herz oder Verstand von neuen Lehren oder gewinnbringendem Wissen profitieren. Es ist auch das schmutzige Gerede, das zur Verdorbenheit der Sinne und der Zunge führt. (Qutb)

Versuche, die geistige Neuorientierung der betreffenden Personen ins Lächerliche zu ziehen. (Asad)

167. Beschäftigen sie sich nicht damit. (Qurtubi)

Sie lassen sich weder dadurch in Wallung bringen, noch versuchen sie Paroli zu bieten. (Qutb)

168. Rechtschaffene Menschen fördern nicht leeres Gerede oder dumme Streitereien über heilige Dinge. Wenn sie sich in der Gesellschaft von Menschen wieder finden, die daran Gefallen haben, ziehen sie sich höflich zurück, indem sie sagen: „Wir sind für unsere Taten verantwortlich und ihr für eure; wir haben nichts gegen euch; wir wünschen euer Bestes und wollen euch deshalb von dem Guten hören lassen, das wir erhalten haben. Danach aber könnt ihr nicht erwarten, dass wir in unsere frühere Unwissenheit zurückfallen." (Juusuf `Allii)

169. Dies ist in diesem Falle kein Gruß, sondern ein Ausdruck des Verzichts auf weitere Argumente. (Darjabadi)

Das heißt: „Ihr seid vor uns sicher. Wir werden euch weder bekämpfen, noch beleidigen und beschimpfen." (Qurtubi)

Sie sagen dies als Verabschiedung und nicht als Gruß. (Ruch Al-Maanii)

 

56. Du wirst nicht jeden, den du liebst, rechtleiten können171, sondern Allah leitet recht, wen Er will172. Und Er ist es, Der (am besten) jene kennt, die sich rechtleiten lassen173.

170. Wir wollen mit ihnen nicht unsere Zeit vergeuden und uns nicht in ihr sinnloses Gerede hineinziehen lassen und es auch nicht wortlos hinnehmen.

Dies ist das leuchtende Bild einer mu’min Seele, deren Imaan ihr Gewissheit verschafft. In ihm zeigt sich Erhabenheit über törichtes Gerede, Großmut und Freundlichkeit. Es beschreibt für jeden, der das sittliche Vorbild des Islams sucht, den Weg dazu. (Qutb)

171. Dies ist nicht deine Aufgabe. Dein Auftrag ist es, Allahs Botschaft zu übermitteln. (ibn Kasir)

Unmittelbarer Anlass für die Offenbarung dieses Ajas war der Tod von Abu Talib, einem Onkel, den der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sehr lieb hatte und der ihn geschützt und ihm geholfen hatte. Dem Propheten Muchammad lag natürlich daran, dass er das Bekenntnis zum Islam sprach, aber die Führer der kaafir Quraisch hielten ihn davon ab und verursachten damit dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, großes Leid. Hier wird uns mitgeteilt, dass wir unter solchen Umstanden nicht traurig sein sollen. Unsere Lieben teilen nicht notwendigerweise unsere Ansichten oder Überzeugungen. Wir können nicht über sie richten. Allah führt diejenigen, die Er für würdig befindet und wie Er es für richtig befindet. Er allein kennt die innere Wahrheit der Dinge.

(Juusuf `Allii)

172. Allah leitet den, von dem Er weiß, dass in ihm etwas steckt, wofür er die Rechtleitung verdient, und durch den, der die Bereitschaft dazu hat. (Qutb)

173. Allah kennt sehr wohl diejenigen, die sich leiten lassen. In ähnlicher Weise haben wichtige Kommentatoren den Ausdruck "muchtadiin" مُهْتَدِين verstanden. Allahs Rechtleitung ist nur ein endgültiger Gnadenakt, mit dem Er alle belohnt, die sich leiten lassen wollen. Vergleiche auch Suura 14:4 und die entsprechende Fußnote. (Asad)

Ein Mensch kann sich kein Urteil über andere in dieser Hinsicht erlauben. (Darjabadi)

Allah leitet Menschen aufgrund ihrer Aufrichtigkeit, Bereitschaft und inneren Neigung. (Maududi)

 

57. Und sie sagen174: „Wenn wir der Rechtleitung175 mit dir folgen würden, würden wir von unserem Land gerissen werden176. Haben Wir ihnen denn nicht einen geheiligten, sicheren Zufluchtsort bereitet177, zu dem Früchte aller Art gebracht werden als Versorgung von Uns178, doch die meisten von ihnen wissen (es) nicht179.

174. Dies sprachen die Polytheisten unter den Quraisch zum Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm. (Safwat Al-Tafsir)

175. Somit leugnen sie nicht, dass es sich um die Rechtleitung handelt, aber sie fürchten, von ihrem Gegner aus ihrer Heimat vertrieben zu werden. Dabei vergessen sie jedoch Allah und die Tatsache, dass Er allein Der Hüter und Er allein Der Beschützer ist und dass alle Mächte der Welt zusammen sie nicht fortzureißen vermögen, wenn sie sich unter dem Schutz Allahs befinden. Aber diese können ihnen auch nichts nutzen, wenn Allah sie im Stich lässt. (Qutb)

176. Unter den Quraisch sagten einige: „Wir sehen sehr wohl die Wahrheit des Islam ein; wenn wir jedoch unsere Sippe verlassen, verlieren wir unseren Einfluss im Land, und andere nehmen es uns weg." Die Antwort ist zweifach, einmal buchstäblich und einmal von tieferer Bedeutung.

1. Euer Land? Das Heiligtum von Makka ist doch heilig und sicher, weil Allah es so gemacht hat! Wenn ihr Allahs Wort Folge leistet, werdet ihr gestärkt, nicht geschwächt.

2. Mekka ist ein Symbol für die Festung des geistigen Wohlergehens. Die Früchte aller Handlungen sollten ein Beitrag zu diesem geistigen Wohlergehen sein. Wovor habt ihr Angst? Es ist Allahs Festung. Je mehr ihr Allah sucht, um so mehr seid ihr in dieser Festung geschützt. (Juusuf `Allii)

Wir werden aus Mekka vertrieben wie deine anderen Anhänger. (Darjabadi)

Auf der historischen Ebene klingt in diesem Einwand die Stimme vieler kaafir Makkaner wider. In einem allgemeineren, zeitlosen Sinne spiegelt sich darin das Zögern vieler Menschen wider, die - unabhängig von Zeitalter, Umgebung oder irgendeiner Überzeugung - zwar die Wahrheit eines neuen geistigen Impulses erkennen, sich jedoch fürchten, die Konsequenzen daraus zu ziehen, weil dies möglicherweise einen Bruch mit ihrer gewohnten gesellschaftlichen Umgebung zur Folge haben könnte. (Asad)

177. Allah gibt ihnen sogleich die Antwort auf ihre eingebildete Entschuldigung. War Er es nicht, Der ihnen Schutz gewährt hat? Wie sollten sie dann die Menschen fürchten, wo Allah ihnen diesen geheiligten Ort, seit Ibraahiims Zeiten gegeben hat? Würde Der, Der ihnen Schutz gewährt hat, als sie sündigten, sie von den Menschen fortreißen lassen, als Mutaqis? (Qutb)

178. Von allen Seiten und Richtungen. (Al-Dschalalain)

Ihr ward geschützt in Meinem Heiligtum, esst von der Nahrung, die ich euch gewähre, um dann einen anderen zu verehren als Mich. (Qurtubi)

Ebenso wie der Einwand, so kann auch die Antwort des Qur’an auf zweierlei Weise verstanden werden. Einmal ist es in einem begrenzten historischen Sinne eine Anspielung auf Ibraahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Gebet um Sicherheit für das Gebiet um die Kaaba herum (vergleiche Suura 2:126 und 14:35-41 sowie die entsprechenden Fußnoten) und Allahs Antwort darauf. In seiner rein geistigen Bedeutung ist das „Sichere Heiligtum" Allahs Versprechen aus Aja 61 unten, dass alle, die an Ihn den Imaan verinnerlichten und sich ihrer Verantwortung Ihm gegenüber bewusst sind, inneren Frieden in dieser Welt und Glückseligkeit im zukünftigen Leben durch Seine Gnade erlangen. Vergleiche auch Suura 2:62; 3:170; 5:69; 6:48; 7:35; 10:62 und 46:13 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

179. Dass das, was Wir sagen die Wahrheit ist. (Al-Dschalalain)

Sie wollen keine Vernunft annehmen. (Qurtubi)

Die meisten Menschen begreifen nicht, woher wahre Sicherheit kommt; ebenso wenig begreifen sie, woher eigentlich ihre Angst kommt. Das hängt damit zusammen, dass sie nicht verstehen, dass alle Dinge in Allahs Hand liegen. (Qutb)

Sie verstehen nicht, wie Allah für sie sorgt. (Darjabadi)

 

58. Und wie viele Städte haben Wir vernichtet, die im Überfluss (lebten) und so stolz darauf waren 180. Und diese ihre Wohnstätten wurden nach ihnen nicht mehr bewohnt"' außer von einigen wenigen182. Und Wir sind es, Die Die Erben (all dessen) sein werden183.

180. Die ähnlich im Reichtum schwelgten wie die Stadt Mekka. (Darjabadi)

Erkläre dem, der fälschlicherweise fürchtet, von den Arabern bekämpft zu werden, falls er mu’min wird, dass die Furcht vor dem Kufr stärker sein sollte als diese. (Qurtubi)

Allahs Gnaden zu missachten und sich nicht dankbar dafür zu zeigen, ist der unmittelbare Grund ihrer Vernichtung. Einer dieser Gnadenerweise ist die geheiligte Stätte, ein Ort der Sicherheit. Somit sollten ihre Bewohner sich vor Arroganz hüten, damit ihnen nicht das gleiche widerfährt, wie jenen verwüsteten Städten, die sie kennen und immer wieder zu sehen bekommen. (Qutb)

181. Sie sind seither verlassene Ruinen. (Darjabadi)

182. Dies sind zum Beispiel Reisende, die sich für einen Tag oder zwei darin aufhalten. (Al Qurtubi)

183. Ein Leben im Wohlstand und Behagen ist kein Grund zum Prahlen. Dennoch sind Menschen oft stolz auf solche Errungenschaften ihrer Zivilisation. Ähnliche Zivilisationen gab es jedoch auch schon in der Vergangenheit, von denen heute nichts als der Name übrig ist. Ihre Stätten sind meist verlassen oder unter dem Schutt der Jahrhunderte begraben. Aber Gott ist barmherzig und gerecht. Er lässt kein Volk untergehen, bevor es ausreichend Möglichkeit hatte, umzukehren, und wenn es nicht absichtlich Sein Gesetz abgelehnt hat. (Juusuf `Allii)

Wörtlich: „Wir sind die Erben", das heißt Gott bleibt, wenn alles andere vergeht. Vergleiche auch Suura 15:23. Damit wird die Bedeutungslosigkeit und Vergänglichkeit aller irdischen Vorteile im Gegensatz zum unvergänglichen Nutzen der göttlichen Rechtleitung betont. (Asad)

 

59. Und niemals würde dein Herr die Städte zerstören184, ehe Er nicht einen Gesandten in ihre Hauptstadt geschickt hätte185, der ihnen Unsere Zeichen vorträgt. Und wir hätten niemals die Städte der Zerstörung preisgegeben186, wenn ihre Bewohner nicht unrecht getan hätten187.

184. Zu Unrecht. (Al-Dschalalain)

Anlässlich ihres ersten Vergehens. (Asad)

Deren Bewohner sich undankbar zeigen. (Qurtubi)

185. So dass sie sich der Bedeutung von Recht und Unrecht bewusst wurden. Vergleiche auch Suura 6:130-132 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

"Umm" ("Al-Qura" الْقُرَى) (wörtlich: "Mutter der Städte") bedeutet hier die größte oder wichtigste Stadt oder Hauptstadt eines Landes. Der Sinn der Berufung eines Gesandten Allahs gerade dort liegt darin, dass diese Stadt ein Zentrum ist, von dem aus sich die Botschaft leicht durch die anderen Landesteile verbreiten kann. Auf diese Weise wurde auch der Prophet Muhammad - (Friede sei mit ihm) - nach Maakka geschickt, der "Mutter der Städte", dem wirtschaftlichen und kulturellen Zentrum Arabiens. (Qutb)

186. Deren Bewohner sich dem Kufr verschrieben hatten. (Qurtubi)

187. Mit ihrer Leugnung der Gesandten. (Al-Dschalalain)

Da ihre Leugnung der Zeichen wissentlich geschieht. (Qutb)

Vergleiche in diesem Zusammenhang auch Suura 11:117 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

60. Und was immer euch gegeben wird188, so sind dies (nur) die Genüsse des diesseitigen Lebens und seine Zierde189. Doch was bei Allah ist190, ist weitaus besser und beständiger191. Wollt ihr denn nicht begreifen192?

188. An Wohlstand und nützlichen Dingen. (Darjabadi)

189. Die guten Dinge dieses Lebens haben ihren Sinn und erfüllen ihren Zweck. Sie sind jedoch vergänglich, und ihr Wert ist unendlich geringer als der von Wahrheit, Gerechtigkeit und geistigem Wohlergehen, Gaben, die sozusagen von Allah Selbst herkommen. Kein weiser Mensch wird sich an ersteres klammern und letzteres vernachlässigen oder auch nur einen Augenblick zögern, wenn er zwischen beiden wählen muss. (Juusuf `Allii)

190. Die Früchte eurer guten Handlungen. (Darjabadi)

Seine Belohnung. (Al-Dschalalain)

Und dies ist die letzte Bewertung dessen, was sie befürchten zu verlieren an Sicherheit, Besitztum und Wohlgenuss. Auch wenn diese so schmackhaft, so vollkommen und so dauerhaft wäre. (Qutb)

191. Von höherer Qualität und von längerer Dauer. (Darjabadi)

Der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sagte einmal: „Bei Allah! Das irdische Leben ist, gemessen am Jenseits, wie wenn einer seinen Finger ins Wasser steckt. Dann soll er sehen mit was er zu ihm zurückkommt." (ibn Kasir)

192. Die Unterscheidung zwischen diesem und jenem benötigt einen Verstand, der das Wesentliche von beiden genau kennt. (Qutb)

 

Abschnitt 7

61. Wird denn der, dem Wir ein schönes Versprechen gegeben haben193 und für den es eintrifft, gleich dem sein, den Wir mit den Genüssen des diesseitigen Lebens versorgen194, (und) der dann am Tag der Auferstehung unter denen sein wird, die vorgeführt werden195?

193. Das Versprechen dauerhafter Glückseligkeit. (Darjabadi)

Das Paradies und die Belohnung darin. (Qurtubi)

194. Hier geht es um zwei Arten von Menschen:

1. Diejenigen, die an Allahs Versprechen an die Rechtschaffenen den Imaan verinnerlichen und alles tun, dieses Ziel zu erreichen:

2. Diejenigen, die für das Gute, das Allah ihnen in diesem Leben schenkt, nicht dankbar sind und ihre Undankbarkeit durch den Dienst an Reichtum, Macht oder irgendwelchen Symbolen oder Idolen ihrer Wahl zum Ausdruck bringen, das heißt diejenigen, die den Imaan nicht verinnerlichen und ein böses Leben führen, für das sie sich im zukünftigen Leben verantworten müssen.

Beide sind weit voneinander getrennt, und ihre jeweilige Zukunft wird weiter unten beschrieben.

(Juusuf `Allii)

Vergleiche auch oben Aja 57 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

195. Nämlich zur Abrechnung. Der Wortlaut impliziert, dass die Herbeischaffung durch Zwang geschieht. (Qutb) Zum Feuer. (Qurtubi)

Weil sie Allahs Gaben missbraucht oder sie anderen Mächten als Ihm zugeschrieben haben. (Asad)

Damit wird die Argumentation der vorigen Ajas fortgesetzt. Wer darauf besteht, Götzen zu dienen, und aus Angst um seine irdischen Angelegenheiten ablehnt, auf den Propheten hören, muss in seinem zukünftigen Leben die Konsequenzen tragen. Jeder muss deswegen sorgfältig abwägen, ob es sich wirklich lohnt, den Genuss des irdischen Lebens dem zukünftigen vorzuziehen. (Maududi)

 

62. An diesem Tag wird Er sie rufen und fragen: „Wo sind nun Meine Teilhaber, die ihr für Götter gehalten habt196?"

196. Die erste Frage dient dem Tadel. Denn Allah weiß an jenem Tag sehr wohl, dass es solche "Partner" in Wirklichkeit gar nicht gibt und dass in Wirklichkeit ihre Anhänger nichts von ihrer Existenz wissen und keinen Weg zu ihnen finden. Somit ist es nur die Bloßstellung von aller Öffentlichkeit. Daher ist es eine Frage, die keiner Antwort bedarf. (Qutb)

Die angeblich an Meiner Macht teilhatten. (Darjabadi)

Von denen ihr behauptet habt, sie würden euch helfen und Fürsprache für euch einlegen. (Qurtubi)

Vergleiche auch Suura 6:22-23 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Dazu gehören auch jene bösen Element unter Dschinn und Menschen, die als Partner oder Rivalen Allahs betrachtet und deren Lehren anstelle der Gebote Allahs befolgt wurden, so dass durch ein Abhängigkeitsgefühl von ihnen die Menschen den rechten Weg verließen und eine falsche Lebensweise annahmen. Solche Personen oder Wesen werden vielleicht nicht ausdrücklich als Gottheiten bezeichnet, da man sie aber verehrt und ihnen gehorcht, wie es nur Allah allein zusteht, werden sie in der Praxis zu "Teilhabern Allahs", gemacht. (Maududi)

 

63. Dann werden diejenigen, über die der Spruch gefällt ist,197, sagen198: „Unser Herr, dies sind diejenigen, die wir irre geleitet haben199. Wir haben sie irregeleitet, wie wir selbst irregegangen sind200. (Nun aber) sagen wir uns (von ihnen) los vor Dir201. Es waren nicht wir, die sie anbeteten202."

197. Ins Höllenfeuer eintreten zu müssen. (Al-Dschalalain)

Jene Häupter des Irrtums. (Al-Dschalalain)

198. Halb als Eingeständnis und halb um ihre Schuld zu beschönigen. (Darjabadi)

Dieser Aja und der folgende befasst sich mit der Prüfung jener, die Wahrheit und Rechtschaffenheit vernachlässigten und sich falschen Gottheiten zuwandten, nämlich ihren eigenen Neigungen, denn diese waren eigentlich die "Partner", die sie Gott zur Seite stellten. Soweit diese sich in falschen oder bösen Führern verkörperten, werden sie ihre Verantwortung dafür ablehnen: „Wir haben uns selbst geirrt, und sie folgten unserem Beispiel nur, weil es ihnen gelegen kam. In Wirklichkeit verehrten sie nicht uns, sondern ihre eigenen Neigungen." (Juusuf `Allii)

Diejenigen, die allein durch die Tatsache bloßgestellt werden, dass Allah sie zur Rechenschaft zieht. Vergleiche auch Suura 27:82 und die entsprechende Fußnote. Wie aus dem folgenden hervorgeht, geht es hierbei um die "führenden Ideologen", die der Gemeinschaft falsche Wertmaßstäbe für moralisches und gesellschaftliches Verhalten gesetzt haben. Da sie in erster Linie für die Irrtümer ihrer Mitläufer verantwortlich sind, werden sie im zukünftigen Leben als erste die Folgen zu erleiden haben. (Asad)

199. Ohne irgendwelchen Zwang unsererseits, denn sie sind von sich aus bereitwillig auf unsere Suggestionen eingegangen. (Darjabadi)

200. Wir haben keinerlei Druck auf sie ausgeübt und hatten keinerlei Verfügungsgewalt über ihre Herzen, sondern sie haben sich von sich aus verführen lassen, so wie auch wir Opfer einer Verführung sind. (Qutb)

Wir haben sie nicht aus Bosheit irregeführt. sondern nur ebenso wie wir selbst durch unsere Vorgänger irregeführt worden waren. Dies ist natürlich eine ausweichende Antwort, aber sie soll hier zeigen, dass die Bindung des Menschen an falsche - aber trotzdem fast vergötterte - Werte und Vorstellungen nicht selten eine Sache "gesellschaftlicher Kontinuität" ist. Mit anderen Worten, die Gültigkeit solcher materialistischen Pseudo-Werte wird als gegeben hingenommen, nur weil sich Generationen blindlings daran orientiert haben. In seinem tiefsten Sinne weist dieser Abschnitt wie so viele andere im Qur’an darauf hin, dass es nicht zulässig ist. eine ethische oder intellektuelle Vorstellung allein deswegen für wahr zu halten, weil frühere Generationen sie für wahr gehalten haben. (Asad)

201. Wir distanzieren uns von dir Verantwortung dafür. (Qutb)

Sie sprechen sich voneinander los. Die Satane von denen die ihnen folgten, und die Führer dis Irrtums von ihren Vorfahren. (Qutb)

202. Nicht uns haben sie verehrt, sondern Götzenbilder, Figuren und von Dir geschaffene Kreaturen. Wir haben uns selbst nicht zu ihren Göttern gemacht. (Qutb)

Vergleiche auch Suura 10:28. Abgötterei richtet sich oberflächlich betrachtet an andere Wesen, meint aber in Wirklichkeit das eigene Ich. Jene Wesen, deren Namen genannt werden, haben nichts mit ihren Verehrern zu tun, wenn beide dir furchtbaren Strafe gegenüberstehen. Dann muss jeder Missetäter auf seine eigene Schuld sehen. Die Bösen müssen den Ernst ihrer Lage erkennen und werden wünschen, die wahre Rechtleitung dir Gesandten Allahs akzeptiert zu haben. (Juusuf `Allii)

Mit anderen Worten, sie dienten lediglich ihren eigenen Leidenschaften, die sie auf äußere Wesen projizierten. Vergleiche in diesem Zusammenhang auch Suura 34:41 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

64. Und es wird zu ihnen203 gesagt werden: „Ruft eure Götzen an204." Da werden sie sie anrufen, doch sie werden ihnen nicht antworten. Und sie werden die Strafe sehen. Wenn sie sich doch nur hätten rechtleiten lassen205,

203. Zu den Götzendienern. (Darjabadi)

204. Wörtlich: "Diese eure (Gottes-)Partner". Vergleiche auch oben Fußnote 196. (Asad)

Obgleich die Unglücklichen genau wissen, dass ihre Rufe nichts nutzen, tun sie es zwangsweise. (Qutb)

Ruft sie nur zu Hilfe. Im irdischen Leben habt ihr euch ja auch auf sie verlassen und Allahs Gebote abgewiesen. Dann sollen sie euch auch jetzt retten und vor dir Strafe schützen! (Maududi)

205. In ihrem irdischen Leben (Darjabadi)

Vergleiche auch oben Aja 56 und die entsprechende Fußnote. (Asad)

Angesichts der Pein dis Jenseits wünschen sie sich, sie wären auf Erden dem rechten Weg gefolgt. (Qurtubi)

 

65. Und an diesem Tag wird Er sie206 rufen und fragen: „Welche Antwort habt ihr den Gesandten gegeben207?"

206. Nun kommen wir zum Verhör derjenigen, die auf dir Erde Allahs Gesandte abwiesen oder verfolgten. Dabei kann es sich um dieselben Menschen handeln wie in den Ajas 62-64, aber hier geht es um einen anderen Vorwurf. (Juusuf `Allii)

207. Allah weiß sehr wohl, welche Antwort sie den Gesandten gaben. Auch diese Frage ist eigentlich ein Tadel und ein Vorwurf. Somit begegnen sie ihr mit Bestürzung und Schweigen, dir Bestürzung eines Verstörten und dem Schweigen eines, dir nichts zu sagen weiß. (Qutb)

Dies schließt an den ersten Satz von Aja 59 oben an; vergleiche auch die entsprechende Fußnote. Dieser Aja bedeutet eindeutig, dass diese Übeltäter nicht auf Allahs Gesandte gehört hatten. Wie an so vielen anderen Stellen im Qur’an soll Allahs "Frage" hier ein moralisches Versagen aufzeigen, das in diesem Augenblick dem anklagenden Gewissen dis Menschen bewusst geworden ist. (Asad)

 

66. Da werden sie sich keinen Rat mehr wissen208 an jenem Tag und sie werden nicht einmal in der Lage sein, sich gegenseitig zu befragen209.

208. Der ihnen die Rettung bringt. (Al-Dschalalain)

Sie vergessen alle Argumente und Ausflüchte. "Anbaa" أَنبَاء bedeutet wörtlich "Nachricht", "Kunde"; gemeint sind jedoch in diesem Falle Entschuldigungen und Argumente. (Asad)

209. In ihrer völligen Verwirrung vergessen sie alles. Die Vergangenheit erscheint ihnen irreal und die Gegenwart unverständlich, so dass sie nicht einmal in der Lage sind, sich untereinander zu beraten, denn jeder befindet sich im gleichen Zustand. (Juusuf `Allii)

 

67. Doch was den angeht, der umkehrt und den Imaan verinnerlicht und gute Werke tut210, mag sein, dass er unter den Glücklichen ist211.

210. Während seines irdischen Lebens. (Asad)

211. Am Tage der Auferstehung. (ibn Kasir)

Das ist genau die entgegengesetzte Seite. Während für den Gegner Allahs das Elend seinen Höhepunkt erreicht, ist nun die Rede von dem, der umkehrt, den Imaan verinnerlicht und gute Werke verrichtet, und dem Glück und Erfolg, die ihn erwarten. Nun kann, wer will, sich aussuchen - es ist noch Zeit dazu. (Qutb)

 

68. Und dein Herr erschafft und erwählt was Er will,212. Ihnen aber steht keine Wahl zu213. Gepriesen sei Allah und hoch erhaben ist Er über das, was sie Ihm beigesellen214.

212. Oder: Wie es Ihm gefällt: nach Seinem eigenen Willen und Plan. Allah ist nicht auf Rat oder Hilfe anderer angewiesen. Er hat keinen Partner. Die gesamte Schöpfung ist ein Akt Seines Willens, und niemand kann Ihm Anweisungen geben, wie oder warum eine Sache sein sollte, denn Er verfügt über höchstes Wissen und vollkommene Weisheit. Durch Seinen unbeeinflussbaren Beschluss wählt Er Seine Gesandten aus. Inspiration oder geistiges Wissen kann nicht an unseren relativen und zeitgebundenen Maßstäben gemessen werden. Irdische Größe oder selbst Weisheit muss nicht unbedingt mit geistiger Einsicht verbunden sein. (Juusuf `Allii)

Dies ist die Wahrheit, die viele Menschen vergessen: dass Allah erschafft, was Er will, und niemand Ihn dabei beeinflussen kann. Niemand kann etwas seiner Schöpfung hinzufügen oder davon wegnehmen. Er ist Derjenige, bei dem letztendlich die Entscheidung darüber liegt, welches Geschöpf Er für welche Aufgabe auserwählt. (Qutb)

213. Weder haben sie eine Wahl in Dingen, die sie selbst angehen, noch in Dingen außerhalb ihrer selbst. Alle Entscheidung liegt letztendlich bei Allah allein. Dies bedeutet nicht, dass Vernunft, Wille und Tatkraft des Menschen hinfällig wären, sondern, dass sie alles, was ihnen widerfährt, mit Zufriedenheit, Zustimmung und in Ergebenheit annehmen. Sie sollen Tun, was in ihrer Kraft steht, und dann ihre Angelegenheit Allah anheim stellen. (Qutb)

Sie haben keine Wahl bezüglich Seiner Gesetzmäßigkeiten, denen sie unterworfen sind, seien sie physisch oder moralisch. (Darjabadi)

Einige der klassischen Kommentatoren neigen dazu, diesen Satz als eine Verneinung zu verstehen: „Er entscheidet, aber sie haben keine Wahl ..." Meiner Ansicht nach widerspricht diese Interpretation jedoch nicht nur den vorhergehenden Ajas, sondern auch dem Tenor des Qur’an insgesamt, der immer wieder die Verantwortlichkeit (und damit die relative Freiheit) des Menschen betont. Ich übersetze folgendermaßen: ,,... dein Herr erschafft, was Er will; und Er wählt (für die Menschen), was das Beste für sie ist. " (Asad)

214. An Götzen und ähnlichem, die nicht imstande sind, irgend etwas zu erschaffen oder zu erwählen. (ibn Kasir)

Dass irgend jemand Ihm Seine Souveränität streitig macht oder Anteil hat an Seiner Wahl oder an seiner Weisheit. (Qutb)

Er ist erhaben über alle Einschränkungen und Definitionen. (Darjabadi)

 

69. Und dein Herr weiß, was ihre Herzen verbergen und was sie kundtun215.

215. Allah kennt die heimlichen Absichten und Gewissensregungen eines Menschen. (Maududi)

Und entsprechend Seinem Wissen belohnt Er sie auch und wählt für sie das aus, was sie wirklich verdienen. Entweder

die Rechtleitung oder das Abweichen von der Wahrheit. (Qutb)

Er weis das, was ihre Herzen an Kufr und an Feindschaft gegenüber dem Propheten und den Mu'mins, verbergen. Auch über das, was sie mit ihren Zungen kundtun, an Verleumdungen für den Propheten. Wie zum Beispiel ihre

Aussage: „Hat Allah niemanden gefunden, ihm den Qur’an zu offenbaren, außer den Waisen aus der Familie Abu Talebs!? (Safwat Al-Tafsir)

 

70. Und Er ist Allah, es gibt keine Gottheit außer Ihm216. Ihm gebührt (alles) Lob im Dieseits217 und im Jenseits218, und bei Ihm allein liegt die Entscheidung219 und zu Ihm werdet ihr zurückgebracht220.

216. Dies bedeutet, dass Er keinen Partner hat, weder bei der Schöpfung noch bei der Wahl Seiner Entscheidungen. (Qutb)

217. In dieser Welt. (Darjabadi)

218. Im zukünftigen Leben. (Darjabadi)

Ihm gebührt alles Lob für Seine Erwählung, Seine Gnade, Seine Weisheit, Seine Leitung, Seine Gerechtigkeit und Seine Barmherzigkeit. Er ist der Einzige, der dieses Lobes würdig ist. (Qutb)

Am Anfang und am Ende der Zeiten. (Asad)

219. Niemand kann Seine Entscheidung zurückweisen. (Qutb)

220. Um Seinen endgültigen Entscheid entgegenzunehmen. (Qutb)

Allesamt. (ibn Kasir)

 

71. Sprich: „Seht doch, wenn Allah die Nacht über euch bis zum Tag der Auferstehung fortdauern lassen würde221, welche Gottheit außer Allah könnte euch dann Licht222 bringen? Wollt ihr denn nicht hören223?"

221. Nachdem Allah darauf hinwies, dass Er der Alleinige frei wählende Schöpfer ist und die Polytheisten für ihre Anbetung anderer als Allah für töricht erklärt hat, schließt Er dem einige Beweise und Hinweise auf Seine Mächtigkeit und Stärke an. Dies um die Geschöpfe an ihre Pflicht zu erinnern, dem Geber ihre Dankbarkeit entgegen zu bringen. (Safwat Al-Tafsir)

In der physischen Welt sind sowohl die Nacht als auch der Tag ein Segen, erstere zum Schlafen und letzterer für die Arbeit, und auch der Wechsel zwischen beiden gehört zu den Gnadenerweisen, die niemand außer Allah uns geben kann. Wenn wir uns dauernd ausruhen würden oder keinen Zugang zum Tageslicht hätten, dann würden unsere Fähigkeiten verkümmern, und wir wären in einem schlimmeren Zustand als wenn wir tot wären. Wenn wir ununterbrochen arbeiten müssten, dann wären wir erschöpft und auf eine andere Weise wie tot. Dieses tägliche Wunder hält uns am Leben und bereitet uns in dieser irdischen Probezeit auf unser Ziel im zukünftigen Leben vor. (Juusuf `Allii)

Durch lange Gewöhnung an die abwechselnde Erscheinung von Tag und Nacht vergessen die Menschen die Ernsthaftigkeit ihrer Neuwerdung. Weder der Sonnenaufgang noch ihr Untergang erfreut oder ergreift die meisten von ihnen. Sie denken nicht darüber nach welch ein Gnadenerweis in ihrer ununterbrochenden Aufeinanderfolge für sie liegt. (Qutb)

222. Das heißt: Eine helle Tageszeit, in der ihr eurem Broterwerb nachgehen könnt, und in der die Pflanzen und Früchte gedeihen. (Qurtubi)

223. Wollt ihr nicht auf solche Argumente für Seine ungeteilte, unangefochtene Souveränität hören? (Darjabadi)

Ein verständiges, zustimmendes Hören. (Qurtubi)

 

72. Sprich: „Seht doch, wenn Allah den Tag über euch fortdauern lassen würde bis zum Tag der Auferstehung, welche Gottheit außer Allah könnte euch (dann) eine Nachtzeit bringen, in der ihr Ruhe findet? Wollt ihr denn nicht (ein-)sehen224?"

224. Seht ihr nicht diese Zeichen Seiner Allmacht? (Darjabadi)

Erkennt ihr nicht das Wunder einer geordneten und sinnvollen Schöpfung? (Asad)

Könnt ihr nicht den Fehler einsehen, den ihr begeht, wenn ihr andere als den einzigen Gott anbetet? Sollt ihr aber zugeben, dass allein Er imstande ist, Tag und Nacht aufeinander folgen zu lassen, warum dann gesellt ihr Ihm andere bei? (Qurtubi)

 

73. Und aus Barmherzigkeit hat Er für euch die Nacht und den Tag gemacht, auf dass ihr darin Ruhe findet225 und nach Seiner Gunst streben könnt226 und auf dass ihr dankbar sein möget227.

225. Nämlich in der Nacht. (Darjabadi)

226. Nämlich am Tage. (Darjabadi)

Indem ihr euren Lebensunterhalt erwerbt. (Darjabadi)

227. Für das, was Er euch ermöglicht hat mit Seinen unzähligen Wohltaten und Gnadenerweisen. Und für das, was Er für euch geregelt und bestimmt hat durch die Aufeinanderfolge von Tag und Nacht und all die Lebensgesetze, die Er, und nicht ihr, für euch auswähltet. Er erwählte sie aufgrund Seiner Barmherzigkeit, Erkenntnis und Weisheit. Doch die immerwährende Wiederholung und die Gewohnheit hat euch all dem gegenüber unachtsam gemacht. (Qutb)

 

74. Und am Tage, an dem er sie rufen wird,228 wird Er fragen: „Wo sind nun Meine Teilhaber, die ihr für Götter gehalten habt229?"

228. Nämlich am Tag der Auferstehung. Damit wird der Gedankengang von Aja 62-66 oben wieder aufgenommen. (Asad)

Wenn Allah die Polytheisten zur Rechenschaft zieht. (Darjabadi)

229. Diese Wiederholung der "Frage" Allahs soll betonen, wie völlig außerstande die Ungerechten sind, ihre seinerzeitige Haltung rational zu rechtfertigen. (Asad)

 

75. Und Wir werden aus jeder Gemeinschaft einen Zeugen herbeibringen230 und sagen: „Bringt euren Beweis her231!" Dann werden sie erkennen232 dass (alle) Wahrheit (allein) bei Allah liegt,133 und was sie lügnerisch ersonnen haben, wird sie im Stich lassen234.

230. Der ihre damalige Behauptung bezeugt. (Al-Dschalalain)

Vergleiche Suura 4:41. Der Prophet eines jeden Volkes oder jeder Gemeinschaft wird Zeugnis ablegen, dass er die wahre Lehre der Einheit verkündet hat, und diejenigen, die ihn abgewiesen haben, werden aufgefordert, die Gründe zu belegen, weshalb sie ihn zurückwiesen. Vergleiche auch Suura 2:111.

(Juusuf `Allii)

Einen Propheten oder auch eine rechtgeleitete Persönlichkeit unter den Nachfolgern eines Propheten, die die Pflicht erfüllt hat, die Wahrheit in der betreffenden Gemeinschaft zu verkünden. (Maududi)

231. Dass Allah Partner hat. (ibn Kasir)

Rationale Gründe für eure Abgötterei oder eure Ablehnung gegenüber eurem Propheten. (Maududi)

232. Sie werden selbst die Erfahrung machen. (Darjabadi)

An jenem Tag. (Ruh Al-Maanii)

233. Dass Er die letztendliche Realität ist, und dass alles, was ist oder sein kann, Ergebnis Seines Willens ist. (Asad)

234. In dieser neuen Welt wird Allah die einzige Wahrheit oder Realität sein, und alle Lügen und Phantasieprodukte, die in diesem Stich, die ihre Urheber waren. Vergleiche auch Suura 6:24.

(Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 7:53; 10:30; 11:21 und 16:87 sowie die entsprechenden Fußnoten. Ein spezieller Fall solcher "Illusion", nämlich das Vertrauen des Menschen auf Eigentum und irdische Macht, wird in der nun folgenden Legende von Qarun illustriert. (Asad)

 

Abschnitt 8

76. Wahrlich, Qarun235 gehörte zum Volk von Muusa236. Doch er war anmaßend ihnen gegenüber aufgrund dessen, dass Wir ihm (so viel) an Schätzen gegeben hatten237 dass die Schlüssel selbst für eine Schar kräftiger Männer zu schwer waren238. Und so sprachen seine Leute239 zu ihm: „Sei nicht übermütig. Denn wahrlich, Allah liebt nicht die Übermütigen240."

235. Qarun wird mit dem biblischen Korah identifiziert;

"Und Korach, der Sohn Jizhars, des Sohnes Kehats, des Sohnes Levis, dazu Datan und Abiram, die Söhne Eliabs, und On, der Sohn Pelets, die Söhne Rubens, die empörten sich gegen Mose, dazu zweihundertundfünfzig Männer unter den Israeliten, Vorsteher der Gemeinde, von der Versammlung berufen, namhafte Leute. Und sie versammelten sich gegen Mose und Aaron und sprachen zu ihnen: Ihr geht zu weit! Denn die ganze Gemeinde, sie alle sind heilig, und der Herr ist unter ihnen. Warum erhebt ihr euch über die Gemeinde des Herrn?

Als Mose das hörte, fiel er auf sein Angesicht und sprach zu Korach und zu seiner ganzen Rotte: Morgen wird der Herr kundtun, wer ihm gehört, wer heilig ist und zu ihm nahen soll; wen er erwählt, der soll zu ihm nahen. Dies tut morgen: Nehmt euch Pfannen, Korach und seine ganze Rotte, und legt Feuer hinein und tut Räucherwerk darauf vor dem Herrn. Wen dann der Herr erwählt, der ist heilig. Ihr geht zu weit, ihr Söhne Levi!

Und Mose sprach zu Korach: Höret doch, ihr Söhne Levi! Ist's euch zu wenig, dass euch der Gott Israels ausgesondert hat aus der Gemeinde Israel, ihm zu nahen, damit ihr euer Amt ausübt an der Wohnung des Herrn und vor die Gemeinde tretet, um ihr zu dienen? Er hat dich und mit dir alle deine Brüder, die Söhne Levi, zu sich nahen lassen; und ihr sucht nun auch das Priestertum? Du und deine ganze Rotte, ihr macht einen Aufruhr wider den Herrn! Es ist nicht Aaron, gegen den ihr murrt. Und Mose schickte hin und ließ Datan und Abiram rufen, die Söhne Eliabs. Sie aber sprachen: Wir kommen nicht! Ist's nicht genug, dass du uns aus dem Lande geführt hast, darin Milch und Honig fließt, und uns tötest in der Wüste? Musst du auch noch über uns herrschen? Wie fein hast du uns gebracht in ein Land, darin Milch und Honig fließt, und hast uns Äcker und Weinberge zum Erbteil gegeben! Willst du den Leuten auch die Augen ausreißen? Wir kommen nicht! Da ergrimmte Mose sehr und sprach zu dem Hrrn: Wende dich nicht zu ihrem Opfer. Ich habe nicht einen Esel von ihnen genommen und habe keinem von ihnen ein Leid getan.

Und Mose sprach zu Korach: Du und deine ganze Rotte, ihr sollt morgen vor den Herrn kommen, du und sie und Aaron. Und ein jeder nehme seine Pfanne und lege Räucherwerk darauf, und tretet hin vor den Herrn, ein jeder mit seiner Pfanne, zweihundertundfünfzig Pfannen; auch du und Aaron, ein jeder mit seiner Pfanne. Und ein jeder nahm seine Pfanne und legte Feuer hinein und tat Räucherwerk darauf, und sie traten vor die Tür der Stiftshütte und Mose und Aaron auch. Und Korach versammelte gegen sie die ganze Gemeinde vor der Tür der Stiftshütte. Da erschien die Herrlichkeit des Herrn vor der ganzen Gemeinde. Und der Herr redete mit Mose und Aaron und sprach: Scheidet euch von dieser Gemeinde, damit ich sie im Nu vertilge. Sie fielen aber auf ihr Angesicht und sprachen: Ach Gott, der du bist der Gott des Lebensgeistes für alles Fleisch, wenn ein einziger Mann gesündigt hat, willst du darum gegen die ganze Gemeinde wüten? Und der Herr redete mit Mose und sprach: Sage der Gemeinde: Weicht ringsherum zurück von der Wohnung Korachs und Datans und Abirams. Und Mose stand auf und ging zu Datan und Abiram, und die Ältesten Israels folgten ihm nach; und er redete mit der Gemeinde und sprach: Weicht von den Zelten dieser gottlosen Menschen und rührt nichts an, was sie haben, damit ihr nicht auch umkommt durch all ihre Sünde. Und sie gingen hinweg von der Wohnung Korachs, Datans und Abirams. Datan aber und Abiram gingen heraus und traten an die Tür ihrer Zelte mit ihren Frauen und Söhnen und kleinen Kindern. Und Mose sprach: Daran sollt ihr merken, dass mich der Herr gesandt hat, alle diese Werke zu tun, und dass ich sie nicht tue aus meinem eigenen Herzen: Werden sie sterben, wie alle Menschen sterben, oder heimgesucht, wie alle Menschen heimgesucht werden, so hat mich der Herr nicht gesandt; wird aber der HERR etwas Neues schaffen, dass die Erde ihren Mund auftut und sie verschlingt mit allem, was sie haben, dass sie lebendig hinunter zu den Toten fahren, so werdet ihr erkennen, dass diese Leute den Herrn gelästert haben. Und als er alle diese Worte beendet hatte, zerriss die Erde unter ihnen und tat ihren Mund auf und verschlang sie mit ihren Sippen, mit allen Menschen, die zu Korach gehörten, und mit all ihrer Habe. Und sie fuhren lebendig zu den Toten hinunter mit allem, was sie hatten, und die Erde deckte sie zu, und sie kamen um, mitten aus der Gemeinde heraus. Und ganz Israel, das um sie her war, floh vor ihrem Geschrei; denn sie dachten: Dass uns die Erde nicht auch verschlinge!

Und Feuer fuhr aus von dem Herrn und fraß die zweihundertundfünfzig Männer, die das Räucherwerk opferten.

Numeri 16:1-35. (Juusuf `Allii)

Die Struktur des obigen Satzes soll zeigen, das selbst jemand, der ein Anhänger eines großen Propheten war, nicht immun war gegen die Möglichkeit, unter dem Einfluss von falschem Stolz und Überheblichkeit Unrecht zu begehen. Die übliche Identifikation mit dem biblischen Korah ist weder relevant noch durch Belege aus dem Qur’an gestützt. Zielsetzung der hier wiedergegebenen Legende ist nicht historische Berichterstattung, sondern eine moralische Lehre. Dies erklärt auch die Kombination von Qarun und Pharao in Suura 29:39 und 40:24. (Asad)

Obgleich Qarun ein Israelit war, hatte er sich auf die Seite Pharaos und Hamans geschlagen und wandte sich gegen sein eigenes Volk. (Maududi)

Wie der Pharao als König politische Tyrannei und Haman als Priester falsche, die Ungerechtigkeit stützende Ideologie verkörpert, steht Qarun für wirtschaftliche Ausbeutung und Arroganz. Den dreien gegenüber steht Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, als prophetische Persönlichkeit und Übermittler des Gesetzes Allahs. (Anm. d. Übers.)

236. Da er zum Stamm Levi gehörte, war er mit Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Verwandt. Er beneidete seinen Verwandten und wünschte, er könnte die diesem zuteil gewordene Ehre und Würde auf sich selbst lenken. (Darjabadi)

237. Qaruns sagenhafter Reichtum ist in den Midraschim, den gesammelten jüdischen Überlieferungen, beschrieben, wo jedoch auch gehörig übertrieben wird. (Juusuf `Allii)

Ein Schatz ist ein versteckt aufbewahrter Überschuss an Geldern. Dies war der Grund für seine Überheblichkeit. Wie sich diese Überheblichkeit ausdrückte, wird hier nicht besonders erwähnt. Sie könnte sich in mehreren Formen ausdrücken, wie zum Beispiel, das Hab und Gut anderer widerrechtlich an sich zu bringen oder den rechtmäßigen Anteil an Geldern deren Besitzer zu verweigern. (Qutb)

Als großes Finanzgenie muss er eine Anzahl von Kassierern, Buchhaltern und ähnlichem Personal beschäftigt haben. (Darjabadi)

238. "’Usba" عُصْبَة: eine Truppe von Männern, hier unbestimmt benutzt. Gewöhnlich sind 10 bis 40 Männer damit gemeint. Altmodische Schlüssel waren groß und schwer. Und bei Hunderten von Schatztruhen waren schon die Schlüssel eine schwere Last. Als das Volk Israel in der Wüste herumreiste, waren diese Schätze wahrscheinlich in Ägypten zurückgelassen worden und nur die Schlüssel vorhanden. Der treulose Qarun hatte sein Herz bei seinen Schätzen in Ägypten gelassen. (Juusuf `Allii)

239. Die Mu'mins unter seinem Volk. (Al-Dschalalain)

240. Solche, die sich nicht für die Gnade Allahs erkenntlich zeigen und aufgrund ihres Reichtums sich anderen gegenüber überheblich zeigen. (Safwat Al-Tafsir)

 

77. Suche (lieber) mit dem, was Allah dir gegeben hat, die Heimstatt des Jenseits241 und vergiss (dabei) nicht deinen Anteil in dieser Welt242, und tue Gutes, so wie Allah dir Gutes getan hat243, und richte nicht Unheil an auf Erden244. Wahrlich, Allah liebt nicht die Unheilstifter245.“

241. Suche mit dieser gewaltigen Huld, Allahs Wohlwollen und Seine Nähe zu erlangen. (ibn Kasir)

Dies ist das Paradies. (Qurtubi)

Das heißt: Verwende deinen Reichtum zu Almosen und guten Handlungen. Allah hat ihn dir gegeben, darum solltest du ihn für Allahs Sache verwenden. Außerdem solltest du nicht die legitimen Bedürfnisse des Lebens vergessen, wie es die Geizigen tun; und viele Menschen werden geizig, wenn sie sich ausschließlich mit ihrem Eigentum befassen. Wenn Reichtum nicht auf angemessene Weise verwendet wird, folgen daraus drei Übel:

1. Der Besitzer wird vielleicht geizig und vergisst, was er selbst und die ihm Nahestehenden brauchen;

2. Er vergisst vielleicht die Bedürfnisse der Armen und Notleidenden oder auch die gute Sache, die Unterstützung braucht;

3. Vielleicht gibt er auch sein Geld auf falsche Weise aus und verursacht damit Schaden. Qarun hatte offensichtlich alle drei Laster. (Juusuf `Allii)

242. Die erlaubten Dinge mit Maß zu genießen. (ibn Kasir)

Allah hat nämlich die guten Dinge des Lebens geschaffen, damit der Mensch sie genießt und sich befleißigt, sie zu erwerben und zu vermehren. Dadurch kommt das Leben zu Gedeih und zur Neuerung. Dabei sollte aber die Zielrichtung das Jenseits sein. (Qutb)

Vergleiche auch Suura 17:26-30 und die entsprechenden Fußnoten. (Anm. d. Übers.)

243. Indem du Allah gehorchst und dienst, so wie Er dir Wohltaten erwiesen hat. (Qurtubi)

244. Suche nicht mit diesem Reichtum dich anmaßend gegenüber den Menschen zu benehmen und ihnen Unrecht zu tun und durch Sünden Unheil auf Erden zu stiften. (Safwat Al-Tafsir)

245. Er liebt die Unheilstifter ebenso wenig wie jene, die übermütig sind. (Qutb)


 

78. Er sprach: „Fürwahr, das (alles) ist mir nur gegeben worden aufgrund des Wissens246, das ich besitze247." Wusste er denn nicht, dass Allah bereits vor ihm (viele) Völker vernichtet hat, die noch mächtiger waren und noch mehr (Reichtum) angehäuft hatten als er248? Doch die Sünder werden nicht (sofort) für ihre Schuld zur Rechenschaft gezogen249.

246. Über die Thora - der Überlieferung nach war er darin einer der Belesensten und Gelehrtesten. (Qurtubi)

Qarun war so blind und arrogant, dass er seine eigenen Verdienste, seine Klugheit und sein Geschick für die Ursache seines Reichtums hielt und nun glaubte, er sei aufgrund dessen allen anderen überlegen und berechtigt, sich über sie zu erheben. Seine Unvernunft wurde bald durch Gottes Strafe bloßgestellt. (Juusuf `Allii)

Ich habe dies alles nur erreicht, weil ich weiß, wie man zu Geld kommt! (Darjabadi)

247. Vergleiche Suura 39:49 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

In dieser Aussage können zwei Bedeutungen stecken:

1. Dies alles habe ich durch meine eigenen Fähigkeiten gewonnen; es ist nicht etwas, das mir jemand unverdient gegeben hat, so dass ich jetzt dafür dankbar sein und einen Teil davon den Armen abgeben müsste, etwa noch als Vorbedingung dafür, dass mir mein Reichtum nicht wieder genommen wird.

2. Allah hat mir diesen Reichtum meiner eigenen Vorzüge und Qualitäten wegen gegeben. Hätte ich es nicht verdient, dann hätte Er es mir nicht gegeben. Dies ist vielmehr ein Beweis dafür, dass Er mich bevorzugt, und mit meiner Lebensweise einverstanden ist. (Maududi)

Dies ist die Aussage eines Eingebildeten, der die Quelle des Wohlstandes und ihren Sinn vergisst. Das Geld bringt ihn vom rechten Verhalten ab und seine Reichtümer verblenden ihn. (Qutb)

248. Wusste dieser Mensch, der so stolz darauf war, fähig und gut informiert zu sein, etwa nicht, dass andere, die reicher und mächtiger gewesen waren als er, in der Welt gelebt hatten und Gott sie ihrer Arroganz wegen vernichtet hatte? Wenn Fähigkeiten, Geschick und Kompetenz die einzigen Faktoren sind, die zu irdischem Erfolg führen, warum nützte dies alles nichts, als sie dem Untergang gegenüberstanden? Und wenn irdischer Erfolg ein Beweis für Allahs Gunst und Einverständnis ist, warum sind diese Leute dann überhaupt untergegangen? (Maududi)

Dies ist, was er hätte wissen müssen, denn darin hätte sein Heil gelegen. (Qutb)

249. Selbst Qarun bekam eine Bewährungsfrist mit seinem Reichtum, bevor er für das Unheil, das er gestiftet hatte, zur Rechenschaft gezogen wurde. )Juusuf 'Allii)

Von Qatada überliefert beißt dies: Die Übeltäter werden nicht nach ihren Sünden gefragt wegen deren Offensichtlichkeit und enormen Anzahl. (Qurtubi)

 

79. So trat er vor seine Leute in all seiner Pracht250. Da sagten diejenigen, die das diesseitige Leben vorzogen251: „Ach, hätten wir doch nur das Gleiche wie das, war Qarun zuteil wurde252. Er hat fürwahr einen reichen Anteil am Glück253!"

250. Stolz auf seine irdische Pracht. vielleicht auch von zahlreichen Untergebenen und Schmarotzern begleitet. (Darjabadi)

251. Die ihn um sein scheinbares Glück beneideten. (Darjabadi)

252. Was er an irdischen Reichtümern besitzt. (Darjabadi)

253. Als er sich auf dem Höhepunkt seines Ruhmes befand, beneideten ihn weltlich gesinnte Menschen und dachten daran, wie glücklich sie an seiner Stelle sein würden. Dies gilt jedoch nicht für Menschen, die über Weisheit und Unterscheidungsvermögen verfügen. Sie kannten nämlich einen kostbareren und dauerhafteren Reichtum, der im nächsten Vers beschrieben wird. (Juusuf `Allii)

Eine solche Einstellung finden wir überall und zu jeder Zeit, dass nämlich irdische Pracht die Gemüter beeinflusst und diejenigen überwältigt, denen am irdischen Leben gelegen ist und die nicht nach Höherem und Edlerem aufschauen. So fragen sie nicht nach dem Preis, der für diese Pracht bezahlt worden ist, oder auf welche Weise ein Reicher sein Vermögen oder seine Stellung erworben hat. (Qutb)

 

80. Die jedoch, denen Wissen zuteil worden war254, sprachen: „Wehe euch! Die Belohnung Allahs ist weitaus besser255 für den, der glaubt und rechtschaffen ist. Doch niemand wird sie erfahren außer den Geduldigen256."

254. Das Wissen über Allahs Versprechen im Bezug auf das Jenseits. (Al-Dschalalain)

Die Vernünftigen unter den Gelehrten, Einsichtigen und Aufrichtigen. (Safwat Al-Tafsir)

Wer mit Allah eng verbunden ist, der baut sein Leben auf anderen Maßstäben auf, und in seinem Inneren sind andere Werte gültig als die des Eigentums und des Prestiges. Seine innere Größe überragt dies alles, so dass er dagegen immun ist. Er besitzt echtes, gesundes Wissen und baut darauf sein Leben nach wahren und rechten Maßstäben auf. (Qutb)

255. Wörtlich: "Allahs Lohn", das heißt Verdienst nach Allahs Maßstab, geistiger Verdienst. (Asad)

Die Belohnung Allahs mit dem Paradies im Jenseits ist weitaus besser als das alles, was Qarun im Diesseits erhalten hat. (Al-Dschalalain)

256. "Allahs Lohn" bedeutet die reichliche Versorgung, die Allah dem Menschen in dieser Welt wie im zukünftigen Leben für seine Mühe und Arbeit zukommen lässt; und "Geduld" bedeutet hier Kontrolle über Emotionen und Wünsche, sich entgegen aller Gier und Lust an Ehrlichkeit und Rechtschaffenheit zu halten, Verluste zu ertragen, die durch die Orientierung an Wahrheit und Gerechtigkeit eintreten, mit ehrlich erworbenem Einkommen zufrieden zu sein, selbst wenn es spärlich und unzureichend ist, Neid und Eifersucht zu vermeiden und mit dem Gedanken zufrieden zu sein, dass Allahs Gaben besser sind als der scheinbare Glanz des Bösen und der Korruption. (Maududi)

 

81. Alsdann ließen Wir ihn und sein Haus in der Erde versinken257. Nun hatte er weder eine Truppe258, die ihm anstelle von Allah hätte helfen können, noch konnte er sich selbst helfen259.

257. Dass Qarun „von der Erde verschluckt wurde", ist möglicherweise eine metaphorische Umschreibung für einen katastrophalen, unvorhersehbaren Verlust aller seiner irdischen Güter und damit auch seiner einstmaligen Größe. (Asad)

Samt seinen ganzen Schätzen. (Safwat Al-Tafsir)

Die Erde verschlang ihn samt seinem Haus - die gleiche Erde, über die er sich zu erheben suchte und mit der er sich an Macht und Größe messen wollte. (Qutb)

Und mit ihm verschwand die schreckliche Versuchung, die einige Leute fast mitgerissen hätte. So brachte dieser Todesstoß sie zu Allah zurück. (Qutb)

258. Obgleich er auf die vielen Anhänger und Helfer rechnete, die ständig um ihn waren. (Darjabadi)

259. Vergleiche oben auch Numeri 16:31-33. (Darjabadi)

Nichts von all dem, was er zusammengerafft hat an Reichtümern, Dienerschaft und Gefolge, vermochte ihn vor Allahs Bestrafung zu retten, noch war er selbst in der Lage, sich selber zu beschützen. (ibn Kasir)

 

82. Und diejenigen, die ihn am Tag zuvor um seine Lage beneidet hatten, sprachen am (nächsten) Morgen: „Ach, es ist doch Allah, Der die Versorgung260 mehrt für wen Er will von Seinen Dienern und sie nach Maß zuteilt. Wäre Allah uns nicht gnädig gewesen, so hätte Er bestimmt auch uns (in der Erde) versinken lassen261. Doch für wahr, die Kaafirs werden keinen Erfolg haben262."

260. Unterhalt. sowohl im buchstäblichen als auch im übertragenen Sinne: Reichtum und materielle Dinge im Leben ebenso wie alles, was unsere höheren und geistigen Fähigkeiten ernährt. Wer Qaruns irdischen Reichtum bewunderte, als er sich auf der Höhe seines Erfolges befand, muss jetzt die andere Seite des Problems sehen und verstehen, dass es andere, erstrebenswerte Gaben gibt. die in der Tat vielleicht gerade demjenigen nicht erreichbar sind, der Reichtum und irdischen Erfolg genießt. Irdischer Wohlstand ist insofern ein wertloser Wohlstand oder kein eigentlicher Wohlstand, wenn er ohne geistiges Wohlergehen bleibt. (Juusuf `Allii)

Allah entscheidet entsprechend Seinen eigenen Gründen und Überlegungen. Es geschieht oft genug, dass Er einem Menschen Wohlstand gewährt. der in Wirklichkeit unter Seinem Zorn steht, so dass gerade dieser Wohlstand ein Mittel für seinen Untergang ist. Auch Armut ist nicht unbedingt eine Strafe, sondern die Not kann eine Ursache für Allahs Barmherzigkeit sein. Diesen Sachverhalt sehen oft solche Menschen nicht, die vom Neid verblendet sind. (Maududi)

261. Sie waren voll des Dankes Allah gegenüber. dass Er ihnen ihren Wunsch, gleiches wie Qarun zu bekommen, den sie kurz zuvor geäußert hatten, nicht erfüllt hatte. Denn es wurde ihnen klar, dass Reichtum keineswegs auf Allahs Zufriedenheit hin deutet. Die reichliche Darreichung von Reichtümern oder deren Verknappung haben andere Gründe als Wohlgefallen oder Unzufriedenheit. Sie bedeuten oft eine Heimsuchung, die von einer weiteren Prüfung gefolgt werden könnte. (Qutb)

Vergleiche auch oben Numeri 16:34. (Darjabadi)

262. Weder auf Erden noch im Jenseits. (ibn Kasir)

Kein Erfolg und kein Glück. (Safwat Al-Tafsir)

Die sich Gottes Gnadenerweisen gegenüber undankbar zeigen, Seine Gesandten verleugnen und die von ihnen versprochene Belohnung des Jenseits. (Ruh Al-Maanii)

 

Abschnitt 9

83. Diese Wohnstatt des Jenseits263. Wir haben sie für diejenigen bereitet, die weder Macht anstreben auf Erden noch Unheil stiften wollen264. Und der gute Ausgang ist für die Mutaqis265.

263. Von der die Kunde und deren Beschreibung du erhalten hast. (Qurtubi)

264. Arroganz ist der Ergebung in Allahs Willen - Islam - entgegengesetzt. Unheilstiften steht im Gegensatz zu guten Handlungen, die die Früchte der Rechtschaffenheit hervorbringen. Die Rechtschaffenen sind letztendlich erfolgreich. (Juusuf `Allii)

Die nicht auf Allahs Erde eigene Macht zu erlangen suchen; die nicht wie Tyrannen und Rebellen leben, sondern wie demütige Diener; die nicht Allahs Diener zu ihren eigenen Dienern machen. Alles, was ein Mensch tut, der sich von Allah abgewendet hat, verursacht Unheil, besonders dann, wenn durch unerlaubte Mittel Reichtum angehäuft und auf unrechte Weise verwendet wird. (Maududi)

In den Sahich ist aufgeführt, dass der Prophet Muchammad (Allahs Friede sei mit ihm) gesagt hat: „Mir wurde offenbart, euch zur Bescheidenheit aufzurufen. So darf keiner von euch, sich über den anderen erheben, oder den anderen unterdrücken." Und einmal wurde der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, von einem Mann gefragt: „Oh Gesandter Allahs, ich trage gern schöne Gewänder, und Schuhe. Gehört dies auch zur Überheblichkeit?" Er antwortete: „Nein! Allah ist schön und liebt alles Schöne." (ibn Kasir)

265. Die sich vor Seinem Unwillen in acht nehmen und Sein Wohlgefallen zu erlangen suchen. (Qutb)

Dieser letzte Satz verdeutlicht, dass der geistige Wert menschlichen Verhaltens bezüglich irdischer Größe nicht auf Gleichgültigkeit oder Mangel an Gelegenheit beruhen kann, sondern einzig und allein auf einer bewussten moralischen Entscheidung. (Asad)

Wenn der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, eine Ansprache hielt, schloss er mit diesem Vers ab. (Darjabadi)

 

84. Wer mit Gutem kommt266, dem wird noch Besseres zuteil267. Wer aber mit Bösem kommt - vergolten wird denen, die Böses tun, nur das, was sie zu tun pflegten.268.

266. Am Jüngsten Tag. (Al-Dschalalain)

267. Als Gegenleistung dafür. (Ruch Al-Maanii)

Der Lohn übersteigt bei weitem sein Verdienst. (Darjabadi) Vergleiche auch Suura 27:89 und die entsprechende Fußnote. (Asad)

268. In der vorher erwähnten Wohnstatt des Jenseits findet die Vergeltung statt in dem Maße, wie Allah sie Sich Selbst auferlegt hat. Die Gute Tat wird vielfach belohnt und die Böse im gleichen Maß. (Qutb)

Eine gute Handlung wird sicher belohnt, und dieser Lohn übertrifft den Wert der guten Handlung. Böses kann im Falle der Umkehr vergeben werden, wird jedoch auf keinen Fall strenger bestraft als es die Gerechtigkeit erfordert. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 6:160 und die entsprechende Fußnote. (Asad)

 

85. Wahrlich, Der, Der (die Verkündung) des Qur’an auferlegt hat269, wird dich zurückbringen zu deinem Heimatort270. Sprich: „Mein Herr weiß am besten, wer mit der Rechtleitung gekommen ist und wer sich in offenkundigem Irrtum befindet271."

269. In Seiner Weisheit und Barmherzigkeit gebot Er, dass der Qur’an offenbart werden sollte, der Führung für das Verhalten in diesem Leben und im zukünftigen enthalt. Darüber hinaus gebot Er, dass der Qur’an vorgetragen und gelehrt und seine Grundsätze in der Praxis verwirklicht werden sollen. Aufgrund dieser Verkündung und Lehre wurde der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, verfolgt, aber so wie Allah diesen Qur’an herabgesandt hat, so wird Er auch dafür sorgen, dass alle, die ihm folgen, letztendlich nicht leiden werden, sondern glücklich ihr Heim in zukünftigen Leben erreichen. (Juusuf `Allii)

Nach Mudschahid ist die Wendung "farada alaiika" فَرَضَ عَلَيْك fast gleichbedeutend mit "ataka" ("Er gab dir"). Dies erläutert jedoch nur einen Teil des obigen komplexen Ausdruckes, der meiner Ansicht nach hier eine Bedeutung hat ähnlich wie "faradna-ha" ("Wir haben ihn deutlich festgelegt"), eine Formulierung, die in Suura 24:1 zu finden ist, wo sie auch in der entsprechenden Fußnote erläutert wird. In diesem Zusammenhang gibt der Partikel "alaiika" ("auf dich") der Wendung die zusätzliche Bedeutung einer moralischen Verpflichtung für den Empfänger der Botschaft des Qur’an, seine oder ihre Lebensweise nach ihren Lehren auszurichten. (Asad)

Er hat dir die Verantwortung auferlegt, die Lehren des Qur’an zu verkünden und damit in der Welt eine Besserung zu bewirken. (Maududi)

Der dich mit der Aufgabe der Übermittlung beauftragt hat, wird dich niemals den Götzendienern überlassen. Ihm obliegt es auch, dir zum Sieg zu verhelfen, zu dem Zeitpunkt, den Er dafür festgelegt hat. Heute gibst du als Ausgewiesener und Verfolgter, morgen aber bist du der Sieger, der Rückeroberer. (Qutb)

270. Wie zuvor Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, der zu dem Land zurückgeführt worden ist, aus dem er einst geflüchtet und vertrieben worden ist. (Qutb)

"Ort der Wiederkehr":

1. Ein Beiname der Stadt Makka;

2. Die Situation, wenn wir wieder in die Gegenwart unseres Herrn zurückgebracht werden.

Es wird gesagt, dass dieser Aja in Guhfa offenbart wurde, einem Ort an der Straße von Makka nach Madina, und zwar während der "Hidschra". Der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war traurig und wurde damit getröstet. Wahrend dies der unmittelbare Anlass war. bezieht sich die allgemeine Bedeutung auf den "Ort der Rückkehr" bei der Auferstehung, wenn alle wahren Werte wiederhergestellt werden, wie entstellt sie auch immer durch die zeitlichen Einwirkungen des Bösen in diesem Leben sein mögen. (Juusuf `Allii)

271. Diese Antwort sollte der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, jenen kaafir Makkaner geben, die behaupteten, er würde sich in offenkundigem Irrtum befinden. (Safwat Al-Tafsir)

Allah unterscheidet das Wahre vom Falschen, und wenn wir um unseres Diins willen verfolgt und angegriffen werden oder man uns verleumdet, weil wir es wagen, recht zu handeln, dann ist unsere sicherste Zuflucht bei Allah und nicht bei Menschen. (Juusuf `Allii)

 

86. Und du hättest nie erhoffen können272, dass dir das Buch vorgetragen würde, Es geschah jedoch aufgrund der Barmherzigkeit deines Herrn.273 Darum sei niemals den Kaafirs ein Helfer274.

272. "Erhofft" oder "erwartet". (Asad)

In der Zeit vor deiner Berufung zum Propheten. (Darjabadi)

273. Unter den Arabern um ihr. herum und unter den Israeliten gab es viele, die darauf brannten, die erwartete Botschaft zu erhalten. Allah jedoch gab sie jemandem, der den Blick nicht darauf richtete und nichts erhoffte. Dies geschah jedoch erst, als Er die Bereitschaft im Propheten erkannte. So war dies eine Barmherzigkeit gegenüber dem Propheten und der gesamten Menschheit. (Qutb)

274. Die dich zu ihrem Diin bekehren wollen. (Al-Dschalalain)

Sondern trenne dich von ihnen, weise sie zurück und halte dich von ihnen fern. (ibn Kasir)

Durch Höflichkeitsbezeugungen oder Schmeichelei. (Safwat Al-Tafsir)

Wenn Allah euch ungefragt all diesen Segen hat zukommen lassen, so seid ihr um so mehr verpflichtet, alle Kraft und alle Mühe dafür einzusetzen, dies zu verwirklichen und anderen zugänglich zu machen. (Maududi)

 

87. Und lass dich keinesfalls von den Zeichen Allahs abwendig machen, nachdem sie zu dir herabgesandt worden sind275, und rufe auf zu deinem Herrn276 und sei niemals einer der Götzendiener277.

275. Durch ihre Behauptungen, Lügen und Kränkungen. (Qurtubi)

Lass nichts dich davon abwenden, Allahs Zeichen anderen zugänglich zu machen und im täglichem Leben zu verwirklichen. (Maududi)

276. „Lass dich nicht ... abwenden, sondern lade stattdessen die Menschen ein ..." (Asad)

Zum Imaan an die Einheit Gottes. (Qurtubi)

277. Der Kämpfer für Allahs Sache, der den Kampf gegen das Böse aufgenommen hat, weiß, dass er mit dem wahren Licht in Berührung ist, und weicht niemals einen Fingerbreit zurück. Er ruft ständig andere dazu auf, sich ihm anzuschließen, weigert sich aber auch, selbst mit denen zu sein, die irgendein anderes Wesen außer Allah verehren. (Juusuf `Allii)

Indem du in Diinsdingen auch nur den kleinsten Kompromiss mit ihnen schließt. (Darjabadi)

 

88. Und rufe neben Allah keine andere Gottheit an278. Es gibt keine Gottheit außer Allah279. Alle Dinge vergehen außer Seinem Angesicht280. Bei Ihm ist die Entscheidung281 und zu Ihm werdet ihr zurückgebracht.

278. Mancher neidische Araber hatte gehofft, auf dem Weg des gegenseitigen Gebens und Nehmens den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, veranlassen zu können, Kompromisse mit ihm zu schließen. Dieser Aja setzt allen solchen falschen Erwartungen ein Ende. (Darjabadi)

279. Keine Hingabe außer an Ihn, keine Anbetung außer Ihm, keine Macht außer der Seinen und keine Zuflucht außer unter Seinem Schutz. (Qutb)

280. Alles ist vergänglich, Geld, Macht, Leben, diese Erde und alles, was sich darauf befindet, ebenso der Himmel und was darin ist und dieses gesamte Dasein, das wir kennen oder auch nicht kennen. Nur Allah allein ist ewig. (Qutb)

"Sein Angesicht" bedeutet Er selbst. (Darjabadi)

Vergleiche auch Suura 55:26-27 und die entsprechende Fußnote. (Asad)

281. Sein ist die Herrschaft, oder: für Ihn allein ist die Herrschaft, denn ihm allein steht sie zu. (Maududi)

Am Anfang und am Ende. (Qurtubi)

Niemand nimmt an Seinen Entscheidungen teil und Sein Ratschluss kann von niemandem zurückgewiesen werden. (Qutb)

 

Einführung zu Suura 29

Diese Suura ist die letzte in der Serie, die mit Suura 17 beginnt und in der das Wachstum des geistigen Menschen als Individuum im Mittelpunkt steht, besonders veranschaulicht durch die Art und Weise, wie die großen Gesandten Allahs auf ihr Wirken vorbereitet wurden und ihren Auftrag erhielten, sowie das Wesen der Offenbarung in Beziehung zu dar jeweiligen Umgebung, in dar sie verkündet wurde. Vergleiche auch die Einführung zu Suura 17. Diese Suura schließt auch die mit Suura 26 beginnende Unterserie ab, die sich mit dem geistigen Licht befasst und mit dar Reaktion darauf in bestimmten Perioden der geistigen Geschichte. Vergleiche hierzu auch die Einführung zu Suura 26.

Die vorige Suura schloss mit einer Bezugnahme auf die Lehre von dar endgültigen Rückkehr des Menschen zu Allah (maad) ab. Diese Thematik wird hier fortgesetzt, ebenso in den folgenden drei Suuras, die alle mit den Buchstaben Alif-Lam-Mim الم beginnen.

Besondere Betonung wird hier auf die Notwendigkeit gelegt, tatsächliches Verhalten mit der Annahme der Offenbarung Allahs zu verbinden. Im Zusammenhang damit wird erneut auf die Geschichten von Nuuch, Ibraahiim und Luut unter den Propheten und von Madjan, Ad, Samud und Pharao, Allahs Segen und Frieden auf ihnen allen, unter den Gegnern der Botschaft Allahs eingegangen. Das Laban in dieser Welt wird dem wahren Leben im Jenseits gegenübergestellt.

Chronologisch ist dar Hauptteil dieser Suura in dar mittleren makkanischen Zeit anzusetzen, aber die zeitliche Zuordnung spielt nur insofern eine Rolle, als sie verdeutlicht, wie klar die Zukunftsvision der sich abmühenden Bruderschaft das Islam bereits lange vor dar Hidschra offenbart wurde. (Juusuf `Allii)

Zusammenfassung:

 Imaan wird durch Prüfungen im Leben und im praktischen Verhalten getestet: obgleich Nuuch 950 Jahre lang lebte und wirkte, lehnte sein Volk den Diin Allahs ab, und Ibraahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, Generation drohte damit, ihn zu verbrennen. (Ajas 1-27)

Luuts, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Volk wies nicht nur Allahs Botschaft zurück, sondern trotzte ihm in aller Öffentlichkeit mit seinen Lastern; die Ad und Samud verfügten über hohe Intelligenz, missbrauchten diese aber. Qarun, Pharao und Haman fanden durch ihre Arroganz den Untergang; sie mussten feststellen, dass ihre irdische Macht so zerbrechlich war wie ein Spinnennetz. (Ajas 28 - 44)

Dar Qur’an als eine Offenbarung spricht für sich selbst und ist salbst ein Wunder: er lehrt die Unterscheidung zwischen richtig und falsch und zeigt die Wichtigkeit und Schönheit das zukünftigen Lebens auf. (Ajas 45 - 69) (Juusuf `Allii)

Diese Suura ist eine makkanische wann auch manche Überlieferungen behaupten, dass ihre ersten elf Ajas madinensischen seien. Diese berufen sich auf die darin erwähnten Begriffe Dschihaad und Munafiqun (Heuchler). Wir jedoch halten es für wahrscheinlicher, dass die gesamte Suura makkanisch ist. Denn es wurde berichtet, dass der Anlass für die Offenbarung vom Aja 8 die annehmen des Islams von Sad Ibn Waqqas war, was ohne Zweifel in Makka geschah. Da die Thematik dieser Suura um den Widerstand gegen die Versuchung kreist, ist mit dem Wort Dschihaad die Anstrengung der Sache gemeint, dass sie stand hält und nicht abweicht. Ebenso ist die Erwähnung das Begriffs "munafiqun" (Heuchler) so zu erklären, dass Heuchelei eine allgemein menschliche Charaktereigenschaft ist. (Qutb)

 

Die Spinne

 Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen.

 1. Alif, Lam, Mim.1

1. Die Aufführung von einzelnen Buchstaben soll auf die Unnachahmlichkeit des Qur’ans hinweisen.

(Safwat Al-Tafsir)

Wie schon erwähnt, wird in den Suuras, die mit solchen Buchstaben anfangen, vom Qur’an berichtet, entweder direkt im Anschluss an diese Buchstaben oder mittendrin, wie es in dieser Suura der Fall ist. (Qutb)

 

2. Meinen die Menschen2 etwa, sie würden in Ruhe gelassen, wenn sie nur sagen: „Wir verinnerlichen den Imaan ganz gewiss", und sie würden nicht auf die Probe gestellt3?

2. Dies bezieht sich in erster Linie auf einige der innerlich schwachen Muslime in der Frühzeit des Islam, die über die Verfolgungen durch die Götzendiener verzweifelten. (Darjabadi)

3. Ein bloßes Lippenbekenntnis zum Islam genügt nicht. Der Imaan muss in den Wirren und Mühen des tatsächlichen Lebens geprüft werden. Solche Prüfungen erfolgen unter verschiedenen Lebensumständen, sowohl im individuellen Leben als auch in der Beziehung zu unserer Umgebung, so dass sich anhand dessen herausstellt, ob wir ständig streben und Allah über unser eigenes Ich stellen. Vielleicht ist dazu viel Schmerz, Trauer und Sorge notwendig, nicht weil diese an sich gut sind, sondern weil sie uns reinigen, so wie Feuer die Schlacke aus dem Gold herausgelöst. (Juusuf `Allii)

Imaan ist nicht ein gesprochenes Wort, sondern eine verpflichtende Wirklichkeit, ein sorgfältig zu bewahrendes, von Allah anvertrautes Gut, sowie das Bemühen um Standhaftigkeit und Geduld. Durch Prüfungen wird der Mensch geläutert, wie Gold im Feuer von den wertlosen an ihm haftenden Bestandteilen getrennt wird. (Qutb)

Als dies offenbart wurde, war die Situation in Makka äußerst kritisch. Wer den Islam annahm, wurde sofort zur Zielscheibe von Demütigungen; Tyrannei und Verfolgung. Wenn es sich dabei um einen Sklaven oder einen ähnlich machtlosen Menschen handelte, wurde er geschlagen und gefoltert; wenn es ein Handwerker oder Kaufmann war, hatte er wirtschaftliche Verluste zu erleiden; wenn er einer einflussreichen Familie angehörte, verspotteten und quälten ihn seine eigenen Angehörigen auf verschiedene Weise, um ihm damit das Leben schwer zu machen. Dadurch war eine Atmosphäre der Angst und Unsicherheit in Makka entstanden, die viele Menschen veranlasste, aus Furcht vor den Folgen von einem Bekenntnis zum Islam abzusehen, während sie innerlich dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zustimmten und von seiner Sendung überzeugt waren. Andere, die bereits mu’min waren, verloren manchmal den Mut und gaben den Kaafirs nach, wenn sie mit deren grausamer Verfolgung konfrontiert wurden. Obgleich diese Umstände die Entschlossenheit der aufrichtige Prophetengefährten nicht erschüttern konnten, wurden auch diese manchmal von einem Gefühl der Sorge und Unsicherheit berührt. Diese Ajas sollen den Mu'mins neuen Mut geben. (Maududi)

Vergleiche Hebräer 11:36-37. (Darjabadi)

Der Prophet Muhammad - Friede sei mit ihm - definierte den Imaan folgendermaßen: „Imaan ist Erkenntnis im Herzen, Bekenntnis mit der Zunge und Verwirklichung mit allen Fähigkeiten." (Anm. d. Übers.)

 

3. Und wir haben ja bereits diejenigen auf die Probe gestellt, die vor ihnen waren,4 und Allah kennt5 gewiss diejenigen, die wahrhaftig sind, und Er kennt gewiss die, die lügen.6

4. Die mu’min Menschen vergangener Generationen. (Darjabadi)

Ihr seid nicht die ersten, denen dieses widerfährt. Immer, wenn jemand sich zum Islam bekannte, musste er leiden und Prüfungen bestehen. Ihr seid auf keine Weise davon ausgenommen. (Maududi)

5. Das Wort "wissen", "kennen" ist hier mehr im Sinne des Überprüfens gebraucht als im Sinne von "Erfahren" oder "Wissen erwerben". Allah ist allwissend: Er braucht keine Prüfungen, um Sein eigenes Wissen zu erweitern, sondern die Prüfungen sollen uns selbst läutern, wie oben in Fußnote 3 erklärt wurde. (Juusuf `Allii)

Solange ein Mensch seine Fähigkeit oder sein Potential nicht in der Praxis manifestiert hat, erfordert es die Gerechtigkeit, dass er dafür weder belohnt noch bestraft werden kann. Es wäre also nicht gerecht, wenn Allah aufgrund Seiner Kenntnis der inneren Absichten und Neigungen Sein Urteil fällen würde, bevor Er dem betreffenden Menschen die Gelegenheit gegeben hat, in einer Prüfungssituation sein tatsächliches Handeln herauszustellen. Allahs Gerechtigkeit beruht nicht auf dem Wissen, dass ein Mensch eine Tendenz hat, beispielsweise zu stehlen, sondern auf dem Wissen, dass er tatsächlich gestohlen hat. Ebenso belohnt Allah einen Menschen nicht aufgrund Seines Wissens, dass dieser Neigung und Fähigkeiten hat, mu’min zu sein und sich für Allahs Sache einzusetzen, sondern nur aufgrund des Wissens, dass der betreffende Mensch sich tatsächlich als solcher erwiesen hat. (Maududi)

6. Imaan ist ein uns von Allah auf dieser Erde anvertrautes Gut, das nur von jemandem getragen werden kann, der seiner würdig ist, der die Kraft dazu besitzt und in dessen Herzen Aufrichtigkeit und innere Freiheit vorhanden ist. Gleiches gilt für die Statthalterschaft Allahs auf Erden und für die Führung der Menschen auf den Pfad Allahs und die Verwirklichung Seines Wortes in dieser Welt. Wegen der Schwere dieser Last bedarf es eines besonderen Menschentyps, der Prüfungen standhaft ertragen kann. (Qutb)

 

4. Oder meinen etwa diejenigen, die Böses tun7, dass sie (Uns) entkommen können8? Welch eine schlechte Entscheidung, die sie treffen9!

7. Dies kann sich auf alle jene Menschen beziehen, die sich Allahs Geboten widersetzen, aber hier sind besonders auch jene bösen Führer der Quraisch gemeint, die dem Islam gegenüber besonders feindselig eingestellt waren und die Muslime besonders grausam verfolgten, beispielsweise Walid ibn Mudschira, Abu Dschachl und viele andere. Hier erfordert es der Zusammenhang, dass auf den Trost für die Mu'mins auch ein Tadel für ihre Verfolger folgen muss. (Maududi)

Jene sind gemeint, die den Islam nicht annehmen wollen, um sich der Prüfung zu entziehen. Denn ihnen ist eine schwere Bestrafung bestimmt, die jene Prüfung in den Schatten stellt und mehr Unglück über sie bringt, als wenn sie sich dem Islam hingeben. (ibn Kasir)

8. Bevor Wir sie für ihr Tun verantwortlich machen. (Qurtubi)

„Meinen diejenigen ... sie könnten Uns überflügeln" oder „sie könnten Uns entgehen". Damit ist zweierlei gemeint:

1. sie glauben, Allahs Wille (in diesem Fall der Erfolg des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, könnte zunichte gemacht und dadurch könnten ihre eigenen Wünsche durchgesetzt werden;

2. Sie glauben vielleicht, sie könnten Allahs Strafe für ihre Reaktion entgehen. (Maududi)

9. Wenn die Feinde der Wahrheit meinen, sie könnten der Wahrheit zuvorkommen und sie zerstören. bevor sie Wurzeln gefasst hat, dann irren sie sich gründlich, denn ihre eigene Verfolgung kann dazu beitragen. dass sich Allahs Wahrheit noch stärker in den Herzen der Mu'mins verwurzelt. (Juusuf `Allii)

 

5. Wer stets auf die Begegnung mit Allah gehofft hat - (tut gut daran10, denn) wahrlich, die von Allah festgesetzte Frist wird unweigerlich kommen11. Und Er ist Der Allhörende, Der Allwissende12.

10. Mu’min Menschen richten ihre Blicke auf Allah. Ihr Streben ist für Allahs Sache, und das Ziel ihrer Hoffnung ist das Zusammentreffen mit Ihm. Sie sollen mit allen ihren Kräften danach streben, Ihm in diesem Leben zu dienen, denn dieses Leben ist kurz, und die festgelegte Frist ist bald verstrichen.

(Juusuf `Allii)

Allah legt hier dar, dass derjenige, der das Jenseits anerkennt und seine Taten auf dieser Welt darauf ausrichtet, sicher sein kann, dass Allah seine Taten niemals verloren gehen lässt und seine Hoffnung nie enttäuschen würden. (Safwat Al-Tafsir)

11. Die meisten Qur’an-Kommentatoren sind sich einig, dass die Bedeutung dieser Worte so lauten sollte: „Wer sich vor dem Tod fürchtet, der soll gute Werke verrichten, denn der Tod wird ihm unweigerlich irgendwann ereilen." (Qurtubi)

"Adschal" أَجَل ("Termin, "Frist") kann zweierlei bedeuten:

1. die für den Tod bestimmte Zeit, die die Prüfungen dieses Lebens beendet;

2. die für dieses Leben festgesetzte Frist, so dass wir uns auf das zukünftige Leben vorbereiten können; diese Frist ist bald verstrichen. In beiden Fällen ist die Bedeutung letztendlich die gleiche. Wir müssen uns jetzt Mühe geben und sollen nichts auf die Zukunft verschieben. Und wir sollen daran denken und uns immer dessen bewusst sein, dass Allah alle unsere Gebete hört und auch alle unausgesprochenen Wünsche und Absichten, gute wie böse, kennt und zu unserem geistigen Verdienst hinzurechnet.

(Juusuf `Allii)

12. Allah hört eure Worte und sieht eure Handlungen. (Darjabadi)

Er hört die Herzen derer, deren Sehnsucht der Begegnung mit Ihm gilt, und Er kennt diejenigen, die ihren Blick auf Ihn richten. (Qutb)

 

6. Und wer sich mit aller Kraft einsetzt13, der setzt sich wahrlich für sich selbst ein14. Allah bedarf fürwahr Seiner Geschöpfe nicht.15

13. In der Sache des Diins und der Befolgung von Allahs Geboten. (Qurtubi)

14. All unser Streben dient unserem eigenen geistigen Wohlergehen. Wenn davon die Rede ist, dass wir Allah dienen, so bedeutet dies nicht, dass wir Ihm damit irgendeinen Gefallen tun könnten, denn Er hat keine Bedürfnisse und ist unabhängig von Seinen Geschöpfen. Indem wir Seinen Willen tun, streben wir nach unserem eigenen Guten, und wenn wir dem Bösen nachgeben, schaden wir uns selbst. (Juusuf `Allii)

Wenn Allah für die Mu'mins Prüfungen vorgesehen und ihnen den Kampf gegen ihr eigenes Ich auferlegt hat, um die Beschwerlichkeit ertragen zu können, dann ist dies, um sie zu verbessern und zu vervollkommnen, und Gutes für sie im irdischen und im zukünftigen Leben zu verwirklichen. Dschihaad ("Streben für Allahs Sache") heilt nämlich Seele und Herz des Strebenden, erhöht seine Vorstellungen und Horizonte und erhebt ihn über materielle und egoistische Interessen. Dies wiederum strahlt dann auf die Gemeinschaft der Muslime aus. (Qutb)

Der Kampf, den ein Mu’min in dieser Welt zu führen hat, ist ein Kampf nach allen Seiten. Er muss sich mit Schaytan auseinandersetzen, der ihm jeden Augenblick mit Verlusten droht, die er durch seinen Einsatz für Allahs Sache erleiden könnte, und ihn mit den Vorteilen lockt, die das Böse ihm angeblich zu bieten hat. Er muss sich gegen sein eigenes Selbst zur Wehr setzen, das sich jede Mühe gibt, ihn zum Sklaven seiner Wünsche und Begierden zu machen. Darüber hinaus gibt es menschliche Feinde, deren Ideologie, Unmoral, Lebensweise, Gesellschafts- und Wirtschaftsprinzipien Böses statt Gutem verbreiten, oder auch Staatsformen, die Gesetze erzwingen, die im Gegensatz zu Allahs Gesetz stehen. Dieser Kampf ist nicht in kurzer Zeit abgeschlossen, sondern erfordert lebenslangen Einsatz auf jeder Ebene des Lebens. Hasan Basri sagte einmal: „Ein Mensch kämpft für Allahs Sache, auch wenn er niemals einen einzigen Schwertstreich ausführt." (Maududi)

15. Seien es Mensch, Dschinn oder Engel. Er bedarf ihrer Anbetung nicht. (Al-Dschalalain)

Allah verlangt dies nicht von euch, weil Er irgendwelche Hilfe von euch braucht, um Seine Herrschaft zu erhalten. Er gebietet euch dies alles nur um eurer selbst willen. Nur auf diese Weise könnt ihr euch vom Bösen befreien und dem Weg der Wahrheit folgen. Nur auf diese Weise könnt ihr die Kraft und Fähigkeit erlangen, das Gute in dieser Welt zu verwirklichen und des Paradieses im zukünftigen Leben würdig zu werden. (Maududi)

Damit wird Allah auch kaafir Vorstellungen gegenübergestellt, nach denen eine Gottheit vom Einsatz ihrer Verehrer abhängig war und sogar aufhörte zu existieren, wenn kein solcher Einsatz mehr vorhanden war. Allah ist nicht von den Muslimen oder irgendwelchen anderen erschaffenen Wesen abhängig. Er ist absolut und unabhängig in jedem Sinne dieser Worte. (Darjabadi)

 

7. Und diejenigen, die den Imaan verinnerlichen und Gutes tun, denen werden Wir gewiss ihre schlechten Taten verdecken16, und wahrlich, wir werden sie gemäß dem Besten dessen, was sie zu tun pflegten, belohnen17.

16. Indem Wir ihren Untaten Wohltaten folgen lassen. Wahrlich, Wir werden ihre vorangegangenen Vergehen streichen aufgrund ihres Imaans und ihrer guten Taten. (Safwat Al-Tafsir)

17. Obwohl Allah Seiner Geschöpfe nicht bedarf, wird Er aufgrund Seiner Güte und Gnade, die Mu'mins und Wohltäter unter ihnen mit dem Besten belohnen. Dies, indem Er ihnen ihre schlimmsten Taten vergibt und sie ihren besten Taten entsprechend belohnt. So nimmt Er die wenigen Wohltaten an und belohnt jede von ihnen zehn- bis siebenhundertfach. Die Untaten jedoch bestraft Er nur im gleichen Maße, wenn Er sie nicht gar vergibt und verzeiht. (ibn Kasir)

„Wir werden sie gewiss nach dem Besten dessen, was sie zu tun pflegten, belohnen„ bedeutet zweierlei:

1. der Mensch erhält seinen Lohn auf der Grundlage seiner besten Handlungen;

2. er wird besser und schöner belohnt. als er es tatsächlich durch seine Handlungen verdient hat. Vergleiche hierzu auch Suura 6:160; 28:4 und 4:40 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Maududi)

 

8. Und Wir haben dem Menschen aufgetragen, gütig gegen seine Eltern zu sein18. Wenn sie jedoch alles daran setzen, dass du Mir zugesellst, worüber du kein Wissen besitzt, dann gehorchen ihnen nicht19. Zu Mir ist eure Rückkehr20, dann werde Ich euch Kunde geben von dem, was ihr zu tun pflegtet.

18. Vergleiche Suura 31:14-15 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

19. Die Eltern sind die nächsten aller Verwandten. Ihnen gebührt Ehre und eine besondere Barmherzigkeit und man ist ihnen gegenüber unbedingt verpflichtet zu Liebe, Zuwendung, Ehrerbietung und Gehorsam. Dieser Gehorsam hört jedoch auf, wenn er sich gegen Allah richtet, denn die Bindung zu Allah ist vorrangig. Sind die Eltern Götzendiener, dann gebührt ihnen freundliche Behandlung und Fürsorge, nicht aber Gehorsam. (Qutb)

Wovon du kein Wissen hast: keine Gewissheit durch geistiges Licht. In Angelegenheiten des Islams und des ’Ibada haben nicht einmal Eltern das Recht, ihre Kinder zu swingen. Sie können und dürfen sie nicht veranlassen, anderen als dem einen wahren Gott zu dienen. (Juusuf `Allii)

"Da sprach Mose zu Aaron: Das ist's, was der Herr gesagt hat: Ich erzeige mich heilig an denen, die mir nahe sind, und vor allem Volk erweise ich mich herrlich. Und Aaron schwieg. Mose aber rief Mischael und Elizafan, die Söhne Usiels, des Oheims Aarons, und sprach zu ihnen: Tretet hinzu und tragt eure Brüder von dem Heiligtum hinaus vor das Lager". Levitious 10:3-4. (Darjabadi)

Etwas, das deinem Wissen widerspricht, dass nichts und niemand Anteil an Allahs Eigenschaften und Macht hat. Nach Rasi kann sich dieser Satz auch auf Vorstellungen beziehen, die nicht durch persönliches Wissen verifiziert worden sind, wo jemand also blindlings und unkritisch den Ansichten anderer folgt. (Asad)

Unmittelbarer Anlass für die Offenbarung dieses Ajas war der Übertritt von Sad ibn Abi Waqqas zum Islam. Er war damals 18 oder 19 Jahre alt, und als seine Mutter davon erfuhr, sagte sie: „Ich will weder essen noch trinken noch im Schatten sitzen, bis du Muchammad verleugnet hast. Die Rechte einer Mutter sind selbst nach Allahs Gebot vorrangig. Wenn du mir also nicht gehorchst, gehorchst du damit auch Allah nicht." Sad war verwirrt und fragte den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Rat. Da wurde dieser Aja offenbart. Wahrscheinlich waren auch andere junge Menschen in Makka anfangs mit einer ähnlichen Situation konfrontiert. Deswegen wird dasselbe Thema in Suura 31:15 wiederholt. Unter allen Geschöpfen Allahs haben die eigenen Eltern sicherlich die größten Rechte und können erwarten, dass ihre Kinder sie respektieren und ihnen in erlaubten Dingen gehorchen. Sie haben jedoch nicht das Recht, dass man ihnen unkritisch entgegen der eigenen Kenntnis von der Wirklichkeit folgt. Und was für die Eltern gilt, gilt um so mehr für andere Personen. Niemand hat Anspruch darauf, dass man ihm folgt, es sei denn, man ist ganz sicher, dass diese Person den rechten Weg geht. (Maududi)

20. Es gibt nur dieses eine Leben im Diesseits, dann wird Allah dereinst zwischen Mu’mins und Götzendienern entscheiden. (Qutb)

Kinder und Eltern müssen sich dessen bewusst bleiben, dass sie alle eines Tages vor Allahs Gericht stehen werden, wo jeder für seine eigenen Handlungen zur Rechenschaft gesogen wird. Wenn Menschen über andere Autorität ausüben, wie es im Falle von Eltern und Kindern der Fall ist, und beide in wichtigen Dingen wie bezüglich des Glaubens Differenzen haben, sind letztere berechtigt, die Autorität der Ersteren abzulehnen. Der scheinbare Konflikt wird beim letztendlichen Gericht gelöst, wenn die volle Wahrheit allen offenbart wird. (Juusuf `Allii)

Die Beziehungen dieser Welt und die daraus resultierenden Pflichten sind auf diese Welt beschränkt. Eltern und Kinder müssen dereinst su ihrem Schöpfer zurückkehren, vor dem jeder persönlich für sich selbst verantwortlich ist. Wenn Eltern ihre Kinder irregeführt haben, werden sie dafür zur Rechenschaft gesogen. Wenn die Kinder diese Irreführung, den Eltern zuliebe, akzeptiert haben, werden sie dafür bestraft: (Maududi)

Am Tage der Auferstehung. Sodann werde Ich euch für eure Wohltaten, den Eltern gegenüber und für euer Ausharren in der Religion belohnen. (ibn Kasir)

 

9. Und diejenigen, die den Imaan verinnerlichen und gute Werke tun, die werden Wir gewiss unter den Gerechten eintreten lassen21.

21. Auf diese Weise werden die mit Allah Verbundenen zu einer einigen Gemeinschaft zurückgeführt, wie sie es tatsächlich sind. Andere Bindungen hingegen, wie Blutsbande, Verwandtschaft, Abstammung oder Verschwägerung, die zum diesseitigen Leben gehören, vergehen, weil es vergängliche und keine fest verwurzelten Beziehungen sind. (Qutb)

Indem Wir sie mit den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und den Freunden Allahs zusammenscharen. (Al-Dschalalain)

Dass dieser Aja mit denselben Worten beginnt wie Aja 7 oben weist darauf hin, dass jetzt von einem anderen Gesichtspunkt her dasselbe Thema fortgesetzt wird. Der dort erwähnte Lohn ist weniger greifbar als der Status, von dem hier die Rede ist. Das Streben für rechtschaffenes Handeln bringt den gefallenen Menschen in die Gemeinschaft der Rechtschaffenen zurück, jene ideale Gemeinschaft, von der in Suura 4:69 und den entsprechenden Fußnoten die Rede ist. (Juusuf `Allii)

 

10. Und unter den Menschen ist manch einer, der sagt: „Wir verinnerlichen den Imaan22 fürwahr an Allah." Doch wenn ihm Ungemach widerfährt um Allahs willen, dann setzt er die Prüfung durch Menschen der Strafe Allahs gleich23. Und wenn ein Sieg von deinem Herrn kommt, dann sagt er gewiss: „Wahrlich, wir gehören zu euch24." Weiß denn Allah nicht am besten, was in den Herzen aller Geschöpfe ist?25

22. Obwohl der Sprecher hier eine einzelne Person ist, benutzt er die Pluralform, indem er sagt: „Wir verinnerlichen den Imaan". Imam Rasi sieht darin eine feine Andeutung. Ein Heuchler versucht immer, zu den Mu’mins gezählt zu werden, und erwähnt den Imaan, als sei er ein Mu’min wie die anderen. Dabei verhält er sich ähnlich wie ein feiger Soldat, der eine Armee auf das Schlachtfeld begleitet, wo alle anderen tapfer kämpfen. Jener Feigling trägt vielleicht überhaupt nichts dazu bei; wenn er jedoch nach Hause zurückkehrt, wird er sagen: „Wir haben gut gekämpft und den Feind geschlagen", als ob er selbst einer der Helden dieser Schlacht gewesen wäre. (Maududi)

23. Vergleiche auch Suura 9:56 und andere Abschnitte, wo die Täuschung der Heuchler bloßgestellt wird. Jemand, der sich in schweren Zeiten vom Islam abwendet und nur dann die Freundschaft der Mu’mins in Anspruch nimmt, wenn er Vorteile davon hat, ist doppelten Tadel wert: einmal dafür, dass Er Islam und Wahrheit abgelehnt hat, und zweitens dafür, dass er vorgegeben hat, zu denen zu gehören, die er eigentlich innerlich hasst. Aber nichts in der gesamten Schöpfung bleibt Allah verborgen. (Juusuf `Allii)

Das Leiden im zukünftigen Leben, das alle diejenigen trifft, die aus Angst vor Verfolgungen in dieser Welt ihren Imaan aufgegeben haben. In diesem Zusammenhang müssen wir uns daran erinnern, dass rein äußerliches Verleugnen des Imaans in Folter oder Lebensgefahr im Islam nicht als Vergehen betrachtet wird, obgleich Märtyrertum für die Sache des Islams einer der höchsten Verdienste ist, die ein Mensch erlangen kann. (Asad)

Ihr Vergehen ist nicht, dass sie nicht mehr der Pein standhalten können, denn dies könnte in manchen Momenten dem wahrhaftigen Mu'min genauso passieren. Sie hören trotzdem nicht auf zu unterscheiden zwischen dem, was die Menschen an Schädigung und Quälereien verüben und der gewaltigen Bestrafung Allahs. (Qutb)

24. Wenn kein Risiko mehr damit verbunden ist, als einer von ihnen angesehen zu werden. (Asad)

Wir haben die ganze Zeit über denselben Diin und dieselbe Überzeugung gehabt. (Darjabadi)

So solltet ihr uns auch an dem Gewinn teilhaben lassen. (Al-Dschalalain)

25. Deshalb sieht er auch sehr wohl ihren Wankelmut. (Darjabadi)

Ob Glaube oder Heuchelei in ihnen steckt. (Al-Dschalalain)

Wem dann wollen sie etwas vortäuschen oder vorspielen? (Qutb)

Dies ist eine Frage, die der Feststellung dient. (Safwat Al-Tafsir)

 

11. Und Allah kennt ganz gewiss diejenigen, die den Imaan verinnerlichen und Er kennt (auch) ganz gewiss die Heuchler.26

26. In der chronologischen Ordnung des Qur’an ist dies wahrscheinlich die erste Stelle, an der das Wort "munafiq" auftritt. Dieser Begriff ist von "naafaqa" نَافِق abgeleitet, womit ein unterirdischer Gang bezeichnet wird, dessen Ausgang und Eingang verschieden sind, besonders etwa der Bau einer Feldmaus oder ähnlichem, in dem das Tier leicht einen Verfolger überlisten und ihm entkommen kann. Im übertragenen Sinne bezeichnet der Ausdruck "munafiq" مُنَافِق einen "doppelgesichtigen" Menschen, der immer versucht, sich vor einer echten Stellungnahme zu drücken, sei es auf geistigem oder gesellschaftlichem Gebiet, indem er seine Verhaltensweise dem anpasst, was er für sich selbst für am vorteilhaftesten hält. Da ein solcher Mensch gewöhnlich vorgibt, moralisch besser zu sein als er in Wirklichkeit ist, kann der Begriff "Munafiq", grob mit "Heuchler" übersetzt werden. Wir müssen jedoch berücksichtigen, dass dieser europäische Begriff ausnahmslos bewussten und absichtlichen Betrug bezeichnet, während das arabische Wort auch auf Personen angewandt werden kann - und im Qur’an auch manchmal angewendet wird - die wankelmütig sind und sich selbst betrügen. (Asad)

Vergleiche auch den deutschen Ausdruck "sich ein Hintertürchen offen halten". (Anm. d. Übers.)

Allah gibt immer wieder Anlass zu Prüfungen, so dass der Imaan der Mu'mins und die Heuchelei der Heuchler sichtbar werden und alles zum Vorschein kommt, was im Inneren der Menschen verborgen ist. Vergleiche hierzu auch Suura 3:179 und die entsprechenden Fußnoten. (Maududi)

Er wird für Seinen Diener den Zustand derer, die mu’min sind und derer, die dies heucheln aufdecken, um die einen auszuzeichnen, während Er die Heuchler bloßstellt. (Safwat Al-Tafsir)

 

12. Und diejenigen, die kaafir sind, sagen zu denen, die den Imaan verinnerlichen: „Folgt unserem Weg, und wir werden gewiss eure Vergehen auf uns nehmen27." Doch sie werden gar nichts von ihre Vergehen auf sich nehmen.28 Sie sind wahrhaftig Lügner.

27. Durch das "la" werden diese Worte zum Schwur. (Al-Dschalalain)

Außer den Heuchlern gibt es einen anderen Menschentypus, der den Islam verspottet. „Nimm das Leben so wie wir," sagt er, „ dann wollen wir schon deine Sünden tragen." Als ob er dazu in der Lage wäre! Jeder trägt seine eigene Last, und niemand kann sie ihm abnehmen. Dieser Grundsatz gilt auch für alle, die von stellvertretender Sühne sprechen, denn wenn man logische Schlussfolgerungen aus dieser Lehre zieht, impliziert sie sowohl Ungerechtigkeit als auch Unverantwortlichkeit. (Juusuf `Allii)

Dieses "Sprechen" ist hier ein Metonym für ihre Haltung den Mu'mins gegenüber. Es bedeutet, dass Menschen, die die Verbindlichkeit geistiger Verpflichtungen, die sich aus dem Imaan ergeben, leugnen, in der Regel auch nicht bereit sind, einen solchen Diin und ein solches Pflichtgefühl bei anderen zu tolerieren. Sie versuchen deswegen, mit solchen sarkastischen Argumenten die Mu'mins auf ihren Abweg zu bringen. (Asad)

28. Sie können nichts auf sich nehmen (wörtlich: "tragen"), in dem Sinne, dass sie anderen ihre Last erleichtern könnten. (Asad)

Denn keiner trägt die Sünden der anderen. (ibn Kasir)

 

13. Und sie werden fürwahr ihre (eigene) Last tragen29 und noch weitere Lasten zu ihre Last.30 Und am Tag der Auferstehung werden sie gewiss befragt werden über das, was sie sich auszudenken pflegten.31

29. Die Last ihrer eigenen Vergehen. (Darjabadi)

30. Außer der Last ihres eigenen Kufrs tragen sie die Verantwortung dafür, dass sie andere mit ihrem Trug zu verführen versuchten. (Juusuf `Allii)

Dazu sagte der Prophet Muhammad - Friede sei mit ihm: „Wer andere zum rechten Weg ruft, erhält einen Lohn, der dem Lohn all derjenigen gleicht, die ihm bis zum Tag des Gerichts folgen, ohne dass ihnen deswegen ihr eigener Lohn verringert würde. Wer aber andere zu einem Irrweg aufruft, trägt eine Last, die der Last all derjenigen gleicht, die ihm bis zum Tag des Gerichts folgen, ohne dass ihre Bürde deswegen erleichtert würde." (Asad)

31. Dies umfasst alle Unwahrheiten, die in den Aussagen der Kaafirs enthalten waren. (Maududi)

Sie werden befragt. Eine Frage, die dem Tadel und der Missbilligung dient. (Ruch Al-Maanii)

Dies damit die Menschen wissen, dass Allah mit ihnen nicht in Gruppen, sondern einzeln abrechnen wird, und dass jeder das zu verantworten hat, was er sich erwirbt. (Qutb)

 

Abschnitt 2

14. Und wahrlich wir haben bereits Nuuch zu seinem Volk entsandt32 Und so verweilte er unter ihnen tausend Jahre weniger fünfzig Jahre.33 Alsdann erfasste sie die Flut, wegen ihrer fortgesetzten Ungerechtigkeit.34

32. Nuuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wird hier speziell erwähnt, denn er war der erste Gesandte auf Erden, nachdem der Kufr um sich gegriffen hatte. (Qurtubi)

Dieser Abschnitt schließt an Aja 2 oben an: „Wir haben diejenigen geprüft, die vor ihnen lebten." Die Geschichte von Nuuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wie er vergeblich versuchte, sein Volk auf den rechten Weg zu führen, erscheint im Qur’an an verschiedenen Stellen und am ausführlichsten in Suura 11:25-48. Im hier vorliegenden Zusammenhang soll sie die Wahrheit veranschaulichen, dass niemand, selbst ein Prophet nicht, andere Menschen zum Imaan veranlassen kann (vergleiche hierzu auch Suura 23:56). Derselbe Zweck liegt der Wiedergabe der anderen Prophetengeschichten in dieser Suura zugrunde. (Asad)

33. In der Geschichte Nuuchs wird die enorme Mühe und die Magerkeit der Ernte ersichtlich. Denn die Zeit von tausend Jahre minus fünfzig, die er unter ihnen verbrachte, erbrachte nicht mehr als wenige, die mit ihm den Diin Allahs annahmen. Dieses lange Leben erscheint uns heute ungewöhnlich, gemessen am Alter heutiger Menschen. Wenn wir aber bedenken, dass die Anzahl der Menschen zur damaligen Zeit gegrenzt war, so ist es nicht verwunderlich, wenn Allah diese Generationen der großen Anzahl durch ein langes Leben ersetzt. Damit sollte die Erde besiedelt und das Leben fortgeführt werden. Diese Erscheinung ist dort zu beobachten wo die Anzahl und die Nachkommenschaft geringer wird. So wie es beim Adler der Fall ist und manchen Kriechtieren, wie der Schildkröte die ein Adler von hunderten von Jahren erreichen kann. Hingegen leben die Fliegen, die sich zu Millionen vermehren nicht länger als zwei Wochen. (Qutb)

Hier soll vor allem darauf hingewiesen werden, dass Nuuchs Wirken lange Zeit dauerte.

"Noah aber lebte nach der Sintflut dreihundertundfünfzig Jahre, dass sein ganzes Alter ward neunhundertundfünfzig Jahre, und starb."  Genesis 9:28-29, wo sein Alter mit 950 Jahren angegeben wird, wovon 350 nach der Flut lagen. Trotz dieser langen Zeit versäumten es seine Zeitgenossen, auf ihn zu hören, und wurden vernichtet. Die Geschichte von sein Schiff jedoch ist ein bleibendes Zeichen und eine Warnung für die Menschheit - ein Zeichen der Rettung für die Rechtschaffenen und des Untergangs der Bösen. (Juusuf `Allii)

Trotz dieser langen Zeitspanne war er nicht in der Lage, sein Volk vom Wahrheitsgehalt seiner Botschaft zu überzeugen. Durch Wiedergabe der biblischen Altersangabe betont der Qur’an die Tatsache, dass die Dauer des Wirkens eines Propheten nichts mit Erfolg oder Misserfolg zu tun hat, denn „die (echte) Rechtleitung ist die Rechtleitung Allahs" (siehe Suura 3:66); und wie uns im Qur’an immer wieder mitgeteilt wird, leitet Allah diejenigen, die sich leiten lassen wollen. Auf diese Weise soll die Bezugnahme auf Nuuch den Mu'min trösten, der sich Sorgen macht, weil er mit ansehen muss, wie die Mehrheit seiner Mitmenschen sich weigert, eine Wahrheit zu akzeptieren, die er für selbstverständlich hält. (Asad)

34. Und sie sind darin ertrunken. (Al-Dschalalain)

Das heißt, die Flut kam, während sie noch in ihrer Auflehnung verharrten. Hätten sie vor Hereinbrechen der Flut davon Abstand genommen, dann hätte Allah nicht diese Strafe über sie geschickt. (Maududi)

 

15. Und Wir erretteten ihn und die Gefährten des Schiffes35 und Wir machten sie zu einem Zeichen für alle Welten.36

35. Die sich darin zu ihm gesellten. (Al-Dschalalain)

Nämlich diejenigen, die den Imaan verinnerlichten und deswegen in das Schiff steigen durften. Vergleiche hierzu auch Suura 11:40. (Maududi)

36. Das Pronom "sie" könnte sich auf das Schiff, die Bestrafung oder auf die Errettung beziehen. (Qurtubi)

Wir machten sie zu einer Ermahnung und zu einem lehrreichen Beispiel für die Menschen nach ihnen.

(Safwat Al-Tafsir)

 

16. Und (gedenke auch) Ibraahiims, - als er zu seinem Volk sprach37: „Dient Allah und fürchtet Ihn38. Das ist besser für euch, wenn ihr es nur wüsstet!

37. Verschiedene Abschnitte in der Geschichte Ibraahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sind an verschiedenen Stellen im Qur’an zu finden. Die diesem Abschnitt am meisten entsprechenden Stellen sind Suura 21:51-72 und 19:41-49. Hier wird die Geschichte nicht wiedergegeben, sondern nur auf sie Bezug genommen, um folgendes zu betonen:

1. die einzige Reaktion des Volkes auf Ibraahiims Verkündigung war die Drohung, ihn zu verbrennen (siehe Aja 24);

2. Böses gesellt sich zu Bösem, findet jedoch ein schlimmes Erwachen (Aja 25), und

3. Gute Menschen halten zu Guten und werden gesegnet (Ajas 26-27).

Beachte, dass es sich bei dem Abschnitt von Aja 19-23 um einen eingeschobenen Kommentar handelt, wenn auch einige Kommentatoren einiges davon als Teil von Ibraahiims Rede ansehen. (Juusuf Allii)

38. Fürchtet, Ihm ungehorsam zu sein und Ihm andere Wesen zur Seite zu stellen. (Maududi)

Fürchtet Seine Bestrafung. (Al-Dschalalain)

 

17. Denn fürwahr, ihr dient Götzen anstelle von Allah und ihr ersinnt nur Lügen39. Wahrlich, diejenigen, denen ihr anstelle von Allah dient vermögen euch nicht zu versorgen40. Darum sucht Versorgung bei Allah41 und dient (nur) Ihm42 und seid Ihm dankbar43. Zu Ihm werdet ihr zurückgebracht.

39. Wörtlich: "ihr erschafft eine Lüge." (Asad)

Ihr ersinnt keine Götzen, sondern eine Lüge. Diese Götzen sind in sich eine Lüge, des weiteren eure Vorstellungen, sie seien Götter oder Göttinnen oder Inkarnationen Allahs oder Seine Nachkommen oder Bevorzugten, oder sie könnten sich bei Allah für euch einsetzen oder euch gewisse Dinge geben. All dieses sind Lügen, die eurem Wunschdenken entstammen. Tatsache ist, dass sie nichts weiter als Idole sind, leblos, machtlos und unfähig. (Maududi)

"Tachluquun" تَخْلُقُون könnte auch formen, meißeln oder gestalten heißen. Damit bedenken diese Worte: „Ihr betet nur Götzen an, die ihr selber gestaltet." (Qurtubi)

Es ist tatsächlich eine Lüge, etwas selber zu gestalten und dann behaupten dieses wären Götter. (Ruh Al-Maanii)

40. Dies sind drei Beweise für die Nichtigkeit ihres Diins.

1. Dass diese Götter nur Götzen sind, und ein Götze ist eine Figur aus Holz.

2. Dass sie sich in ihrer Verehrung auf keinerlei Beweise stützen können (vergleiche Fußnote 43 - Anm. d. Übers.).

3. Diese Götzen können ihnen keinen Nutzen bringen und keine Versorgung gewähren. (Qutb)

41. Allah ist der Einzige, Der euch ernährt, versorgt und erhält. (Darjabadi)

"Versorgung": sowohl im symbolischen als auch im buchstäblichen Sinne. Erbittet von Allah alles, was zu eurem Weiterleben und eurer Entwicklung notwendig ist und was euch auf euer zukünftiges Ziel vorbereitet. Setzt alle eure Hoffnung auf Ihn und keinen anderen. Widmet euch Seinem Dienst. Er wird euch alles geben, was zu eurem Wachstum und Wohlergehen notwendig ist, und ihr solltet euch Ihm dankbar erweisen, indem ihr euren Willen ganz mit dem Seinen in Einklang bringt. (Juusuf `Allii)

42. Widmet Ihm allein eure Anbetung. Seid Ihm demütig ergeben. (Safwat Al-Tafsir)

43. In diesen wenigen Sätzen hat der Prophet Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, alle rationalen Gegenargumente gegen den Götzendienst zusammengefasst. Gründe dafür, dass eine Person oder Sache zur Gottheit erhoben wird, wären beispielsweise, dass er über irgendwelche persönlichen Vorzüge verfügt, Schöpfer des Menschen ist, für seinen Fortbestand sorgt oder dass seine Zukunft von ihm abhängt. Alle diese Dinge, so argumentiert Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, treffen allein auf Allah zu, nicht jedoch auf Götzen. (Maududi)

 

18. Und wenn ihr (es) als Lüge verwerft, so haben schon (andere) Völker vor euch(es) als Lüge verworfen. Doch dem Gesandten obliegt nur die deutliche Verkündigung44."

44. Wenn ihr meinen Aufruf zur Einheit Gottes ignoriert und meine Botschaft ablehnt, dass ihr zu eurem Herrn zurückkehrt und vor Ihm Rechenschaft ablegen müsst, dann ist diese Reaktion nichts Neues. In der Geschichte der Menschheit haben viele Propheten dieselbe Botschaft gebracht, und ihre Völker haben sie ebenso abgelehnt. Ihr könnt nun selbst urteilen, ob sie ihrem Propheten Schaden zugefügt haben oder sich selbst. (Maududi)

Euer Leugnen schadet Allah in keiner Weise und auch der Prophet wird dadurch keinerlei Verlust erleiden. (Qutb)

 

19. Sehen sie den nicht, wie Allah die Schöpfung zuerst hervorbrachte45, dann lässt Er sie wiedererstehen46. Dies ist wahrlich für Allah ein Leichtes47.

45. Die Ajas von hier bis Aja 23 sind ein Einschub, der sich an die Kaafirs in Makka richtet. Diese waren in der Hauptsache in zweierlei Irrtümer verwickelt, einmal in den Götzendienst und zum anderen in die Ablehnung eines zukünftigen Lebens. Ersteres wurde in Ibraahiims Rede in der vorigen Ajas zurückgewiesen, und letzteres wird hier von Allah selbst getadelt. (Maududi)

46. Diese Ansprache richtet sich an alle, die Allahs Existenz und ihre Begegnung mit Ihm leugnen. Hinweis auf Allah ist dieses Universum und die Existenz von Himmel und Erde. Der Qur’an fordert methodisch auch immer wieder zur Beobachtung der Zeichen Allahs in Seiner Schöpfung auf. (Qutb)

Anfangspunkt der Schöpfung ist die Erschaffung der Urmaterie. Die Wiederholung des Schöpfungsprozesses geht ständig vor sich, denn in jedem Augenblick entstehen durch Allahs Schöpfermacht neue Prozesse, die sich nach Seinen Gesetzen entfalten. Bezogen auf den Menschen findet der abschließende Schöpfungsakt bei der Heimkehr des Menschen zu Allah statt, wenn die ganze Welt, wie der Mensch sie erfährt, auf einer völlig anderen Ebene neu erschaffen wird. Was jedoch Allah betrifft, so gibt es für Ihn nichts Abschließendes, denn Er ist unendlich. Er existierte vor unserem Ersten und bleibt nach unserem Letzten, und wenn diese relativen Begriffe überbaust einen Sinn haben, dann ist Er der Erste und der Letzte. (Juusuf `Allii)

Das sich immer wiederholende Entstehen, Vergehen und Neuentstehen von Leben, wie wir es so beispielhaft an aller lebenden Natur beobachten können, wird im Qur’an oft nicht nur als Beispiel für die Auferstehung erwähnt, sondern auch als Beweis für einen allem zugrunde liegenden, sinnvollen Plan und damit auch für die Existenz des Schöpfers. (Asad)

47. Die Götzendiener bestätigten sehr wohl, dass dies alles nur auf Allahs Macht und Schöpferkraft zurückzuführen ist. Sie leugneten niemals Allah als Schöpfer. Deswegen ist das Argument hier auf dem begründet, was sie selbst beobachten können: sollte Allah, Der alles erschafften hat, nicht mit Leichtigkeit auch eine neue Schöpfung beziehungsweise eine Auferstehung hervorbringen können? (Maududi)

Nichts gibt es in Allahs Schöpfung, das schwierig für Ihn zu bewerkstelligen wäre. Er misst jedoch für die Menschen mit deren Bewertungsmassstab. Danach ist die Wiederherstellung leichter zu bewerkstelligen als die Ersterschaffung. Beide sind jedoch gleich zu setzen im Können Allahs. Denn alles geschieht durch einen Willen und ein Wort: "Sei, und es wird." (Qutb)

 

20. Sprich: „Zieht umher auf Erden48 und seht, wie Er die Schöpfung entstehen ließ; dann wird Allah die letzte Schöpfung hervorbringen. Wahrlich, Allah hat Macht über alle Dinge.49

48. Das Umherziehen auf Erden öffnet sowohl die Augen als auch das Herz für neue Sehenswürdigkeiten, die den Augen noch nicht zur Gewohnheit geworden sind und deren das Herz noch nicht überdrüssig ist. Es ist eine Tatsache, dass der Mensch den Sehenswürdigkeiten seiner Umgebung keine Aufmerksamkeit schenkt. Reist er jedoch umher so erwachen seine Sinne und sein Herz gegenüber jedem Anblick und jeder neuen Erscheinung. Und es ist sogar möglich, dass er, in seine Heimat zurückgekehrt, mit einen ganz neuem Empfinden und Lebensgeist alles wieder sieht. Die Sehenswürdigkeiten seiner Heimat sprechen ihn auf einmal an und halten mit ihm Zwiesprache. (Qutb)

Reist umher auf Erden: dies ist sowohl buchstäblich als auch symbolisch zu verstehen. Wenn wir buchstäblich auf der Erde herumwandern, entdecken wir die wunderbaren Dinge Seiner Schöpfung, beispielsweise den Grand Canyon, die Niagarafälle, die Mitternachtssonne, Gebirge wie den Himalaja, Flüsse wie den Nil und Fjorde wie in Norwegen und vieles andere dergleichen. Ein Wunder nach dem anderen enthüllt sich in der Zusammensetzung der Materie selbst, im Atom und in den Energieströmen, aber auch im Instinkt der Tiere und in der Vernunft und anderen Fähigkeiten des Menschen. Jeden Augenblick entstehen und verwandeln sich Welten, sowohl im Menschen selbst als auch außerhalb seiner Wahrnehmungsfähigkeit. Von dem, was wir kennen, können wir auf Unbekanntes schließen. (Juusuf `Allii)

Vergleiche beispielsweise Suura 23:12-14, wo darauf angespielt wird, dass der Mensch aus äußerst primitiven Elementen entstanden ist und sich allmählich zu einem höheren, komplexen Wesen entwickelt, das nicht nur über einen physischen Körper verfügt, sondern auch über Vernunft, Gefühle und Instinkte. (Asad)

49. Wenn ihr selbst beobachten könnt, wie durch Allahs Schöpfermacht Dinge entstehen, solltet ihr begreifen, dass eine Neuschöpfung durch dieselbe Schöpfermacht stattfinden wird. Dies kann nicht außerhalb Seiner Macht stehen. (Maududi)

Wenn man auf Erden umherreist, stößt man auf Dinge, die auf die ursprüngliche Entstehung des Lebens hinweisen, und wie die Schöpfung darin ihren Anfang nahm, wie zum Beispiel archäologische Ausgrabungen, die manche Wissenschaftler heute verfolgen, um darin die Lebenslinien zu erforschen. Und da die ersten mit diesem Aja Angesprochenen nicht die heutige wissenschaftliche Befähigung besaßen, gibt es einen anderen Sinn neben diesem. Nämlich, dass sie beobachten sollten, wie das Leben in Pflanzen, Tieren und Menschen überall auf der Erde neu entsteht. Dies entspricht der Methodik des Qur’ans: Seine Anleitungen sind dem Leben der Menschen angepasst, für alle Zeiten, für jedes Niveau und alle Lebensumstände. (Qutb)

 

21. Er straft wen Er will50 und lässt Barmherzigkeit zuteil werden wem Er will51, und zu Ihm werdet ihr zurückgeführt werden52.

50. Seiner Gerechtigkeit entsprechende. (Darjabadi)

51. Durch Seine Güte. (Qurtubi)

Strafe und Barmherzigkeit sind Allahs Willen unterstellt, insofern als Er den Weg der Rechtleitung und den des Irrtums aufgezeigt hat und den Menschen mit der Anlage ausstattete zwischen beiden zu wählen, wobei Er ihm beide Wege gleichermaßen leicht begehbar machte. (Qutb)

Er ist Der alleinige Richter, Dessen Urteil von niemandem zu revidieren ist. Keiner kann Ihn zur Rede stellen, gleichgültig, was er beschließt. Er ist jedoch der Gerechte, Dem nicht die geringste Ungerechtigkeit unterläuft. (ibn Kasir)

52. Dieser Satz enthält die Feststellung der Wiedererschaffung (Ruh Al-Maarii)

"Tuqlabuun" تُقْلَبُون ist ein Ausdruck für die Rückkehr, der aber Schroffheit beinhaltet, passend zu der Bedeutung des folgenden Textes. (Qutb)

 

22. Weder auf Erden noch im Himmel werdet ihr (Ihm) entfliehen können53. Und außer Allah habt ihr weder Beschützer noch Helfer54".

53. "Wohin soll ich gehen vor deinem Geist, und wohin soll ich fliehen vor deinem Angesicht? Führe ich gen Himmel, so bist du da; bettete ich mich bei den Toten, siehe, so bist du auch da." Psalm 139:7-8. (Darjabadi)

Ihr besitzt keine Macht in diesem Dasein, die euch davor bewahrt, zu Allah zurückgeführt zu werden, keine Macht dieser Erde und keine Macht von denen, die ihr verehrt, wie Engel und Dschinn von denen ihr glaubt, dass sie Macht im Himmel besitzen. (Qutb)

Ihr entflieht Allahs Strafe nicht und ihr habt vor Ihm keinen Zufluchtsort, weder im Himmel noch auf Erden. (Safwat Al-Tafsir)

Vergleiche auch Suura 55:33. (Maududi)

54. Wo sollte außer Allah ein Freund und Helfer zu finden sein? Etwa unter den Menschen? Oder unter den Engeln und Dschinn? Sie alle sind Diener Allahs und ein Teil seiner Geschöpfe, die selbst für sich weder Vor- noch Nachteile zu erwerben vermögen, geschweige denn für andere. (Qutb)

Niemand im gesamten Universum kann es wagen, sich für diejenigen einzusetzen, die Allah andere Wesen zur Seite gesetzt und sich Seinem Gebot widersetzt haben. (Maududi)

 

Abschnitt 3

23. Und diejenigen, die nicht an die Zeichen Allahs den Imaan verinnerlichen und die Begegnung mit Ihm abstreiten, - sie sind es, die an Seiner Barmherzigkeit verzweifeln55, und sie sind es, denen schmerzliche Strafe zuteil werden soll.56

55. Die Betonung liegt auf "sie". Nur diejenigen Menschen, die Allahs Zeichen leugnen oder ignorieren und den Gedanken an ein zukünftiges Leben von sich weisen, finden sich in Leid und Verzweiflung wieder. Allahs Barmherzigkeit steht allen offen, aber wer Seine Barmherzigkeit abweist, leidet.

(Juusuf `Allii)

Wenn sie der Realität gegenüberstehen und erkennen müssen, dass sie in sich selbst nicht mehr die Fähigkeit haben, die liebevolle Fürsorge ihres Schöpfers zu empfangen. (Darjabadi)

Indem sie Allahs Offenbarung leugneten, gaben sie selbst ihren Anspruch auf Allahs Versprechen gegenüber den Mu'mins auf. Damit bringen sie auch zum Ausdruck, dass sie nicht Allahs Vergebung erwarten. Wenn sie also am Tag der Auferstehung die Wahrheit der Zeichen Allahs erkennen müssen, besteht kein Grund, warum sie entgegen ihren Erwartungen Anteil an Allahs Barmherzigkeit haben sollten. (Maududi)

56. Solche Menschen entziehen sich selbst den Zugang zu Allahs Gnade und Barmherzigkeit, indem sie den Imaan an Seine Existenz ablehnen. Mit anderen Worten, Imaan an Allah oder die Bereitschaft, an Ihn den Imaan zu verinnerlichen, ist in sich bereits eine Folge Seiner Gnade und Barmherzigkeit, so wie das Leiden im zukünftigen Leben die Folge davon ist, dass jemand hartnäckig die Wahrheit leugnet. (Asad)

 

24. Doch57 die Antwort58 seines Volkes lautete nur59: „Tötet ihn oder verbrennt ihn." Doch Allah errettete ihn vor dem Feuer60. Wahrlich, darin sind Zeichen für Leute, die mu’min sind61.

57. Hier wendet sich die Thematik wieder Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu. (Maududi)

58. Auf seinen Aufruf, Allah zu dienen. (Qurtubi)

Vergleiche oben Aja 18; dieser Aja schließt nach einem Einschub daran an. (Darjabadi)

59. Entweder untereinander oder die Mächtigen unter ihnen zu ihren Untertanen. (Ruh Al-Maanii)

Sie konnten seinen vernünftigen Argumenten nichts entgegensetzen. Deswegen reagierten sie einstimmig mit Gewaltandrohung, waren sich jedoch nicht einig über die Form. (Maududi)

60. Indem Allah dem Feuer befahl, kühl und friedlich zu sein. So ging Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, unversehrt daraus hervor und Er machte ihn aus mehreren Gründen zum Führer aller Menschen: Er opferte sich für Den Allerbarmer, gab seinen Körper dem Feuer hin, war gerne bereit, seinen Sohn als Opfer darzubringen, und sein Hab und Gut für seine Gäste bereitzustellen. Darum sind sich die Anhänger aller Diins in ihrer Liebe zu ihm einig. (ibn Kasir)

Als Ibraahiim allein, sich nicht mehr wehren konnte, schritt die offenkundige Allmacht ein, um das für die Menschen ungewöhnliche Wunder zu vollbringen. (Qutb)

Vergleiche Suura 11:60-70. Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wurde in das Feuer geworfen, blieb jedoch durch Allahs Gnade unverletzt. Die Rechtschaffenen erleiden letztendlich keinen Schaden durch die Machenschaften der Bösen. Aber sie müssen das Gebiet verlassen, auch wenn das bedeutet, dass sie ihre Heimat verlassen müssen, wie es bei Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, der Fall war. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 21:69 und die entsprechenden Fußnoten. Die Eigenschaften der Dinge sind von Allah abhängig, und Er kann auf sie einwirken und sie verändern. Er ist der Herr aller Dinge. Er kann einen glühenden Feuerofen in ein Rosenbeet verwandeln. (Maududi)

61. Zeichen für die Mu'mins liegen darin, dass Ibraahiim nicht der Diin seiner Familie, seines Volkes oder seines Landes folgte, sondern dem wahren Wissen, durch das er erfuhr, dass Götzendienst Trug und die Einheit Gottes die Wahrheit ist. Dementsprechend ermahnte er sein Volk, die Wahrheit zu akzeptieren und von ihren starrsinnigen Vorurteilen abzulassen, und war sogar bereit, Leide auf sich zu nehmen, während er nicht bereit war, die Wahrheit aufzugeben. Allah ersparte auch Seinem Freund Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nicht menschliche Prüfungen und Heimsuchungen; als dieser jedoch aus allen Prüfungen als Mu’min hervorging, kam Allahs Hilfe, und das Feuer wurde kühl für ihn. (Maududi)

Das erste Zeichen war seine Errettung aus dem Feuer. Zweites Zeichen war die Unfähigkeit einer Mehrheit, einem einzigen, den Allah erretten wollte, Schaden zuzufügen. Drittes Zeichen war, dass selbst außergewöhnliche Ereignisse solcherart durch Kufr verhärtete Herzen nicht rechtzuleiten vermögen. (Qutb)

 

25. Und er sprach62: „Wahrlich, ihr habt euch anstelle von Allah Götzen genommen63, aus Liebe zueinander64 in dieser Welt. Dann, am Tag der Auferstehung (aber)65 werdet ihr euch gegenseitig verleugnen und gegenseitig verfluchen, und euer Aufenthaltsort wird das Feuer sein und ihr werdet keinen Helfer haben."67

62. Zurechtweisend und tadelnd. (Safwat Al-Tafsir)

Dies muss Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nach seiner Errettung aus dem Feuer gesagt haben. (Maududi)

63. Volks- und Stammesgottheiten dienen sehr oft dem Zweck, die Einheit und Solidarität des Volkes zu erhalten. (Darjabadi)

Ihr habt euer Gemeinschaftsleben auf der Grundlage des Götzendienstes statt auf dem Dienst an dem Einen wahren Gott aufgebaut, aber das kann euch nur auf säkularer Ebene zusammenhalten. Hier in dieser Welt können sich Leute mit jeder beliebigen Ideologie zusammenschließen, ob diese wahr ist oder falsch, und jedes Übereinkommen, wie schlecht und unbegründet es auch sein mag, kann zur Grundlage von Freundschaften, Verwandtschaften und religiösen, gesellschaftlichen kulturellen oder politischen Beziehungen aller Art werden. (Maududi)

64. "Zwischen euch selbst (und euren Vorfahren)": so erklärt Rasi den Götzendienst als Ergebnis blinder Nachahmung (taqlid) einer von den früheren Generationen übernommenen Haltung. (Asad)

65. An jenem Tag, an dem die Führer ihre Untertanen und die Beschützer ihre Schutzbefohlenen verleugnen, und jeder dem Freund die Schuld für seine Verirrung zuschiebt. (Qutb)

66. Im Bösen und Kriminellen gibt es ebenso viel heimliche Zusammenarbeit wie in der Politik. Böse Menschen stellen sich aufeinander ein und unterstützen sich gegenseitig: sie geben ihren gegenseitigen Lastern wohlklingende Namen. Diese Beziehung nennen sie gegenseitige Freundschaft und Liebe, oder zumindest nennen sie sie Toleranz. Möglicherweise haben sie durch diese "Künste" einen gewissen Erfolg in diesem Leben. Aber sie betrügen sich selbst und einander. Was wird ihre Beziehung im zukünftigen Leben sein? Sie werden einander verleugnen, wenn sie nach den Grundsätzen der persönlichen Verantwortlichkeit zur Rechenschaft gezogen werden. Jeder beschuldigt den anderen, er habe ihn verleitet, und sie verfluchen einander. Dann gibt es jedoch keine Hilfe, und sie sind den Leiden des Feuers ausgesetzt. (Juusuf `Allii)

Das Gemeinschaftsleben, das ihr in dieser Welt auf falschen Vorstellungen aufgebaut habt, kann im zukünftigen Leben nicht fortdauern. Dort bleiben nur die Beziehungen der Freundschaft und Verwandtschaft bestehen, die auf der Verehrung des Einzigen Gottes und auf Tugend und Taqwa in diesem Leben begründet waren. Alle Beziehungen, die Götzendienst zur Grundlage hatten, werden abgeschnitten, und Liebe dieser Art verwandelt sich in Feindschaft und Hass. Vater und Sohn, Mann und Frau, Führer und Mitläufer werden einander verfluchen und sich gegenseitig ihre Verführungen vorwerfen. Vergleiche hierzu auch Suura 43:67; 7:38 und 33:67-68 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Maududi)

67. Eben dieses Feuer, womit sie versucht hatten, Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu verbrennen, wovor Allah ihn aber gerettet hat. Für sie gibt es jedoch keine Hilfe und keine Rettung mehr. (Qutb)

 

26. Da verinnerlichte Luut68 den Imaan an ihn69 und er sagte: „Ich werde um meines Herrn willen auswandern70, denn Er ist fürwahr Der Allmächtige, Der Allweise71."

68. Als er sah wie das Feuer Ibraahiims nichts anhaben konnte. (Qurtubi)

Luut war Ibraahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, Neffe. Er bekannte sich zu Ibraahiims Diin und Lehre und ging freiwillig mit ihm zusammen ins Exil nach Syrien und Palästina, wo Allah ihm Wohlstand und eine zahlreiche Familie gab, die sich für Allahs Licht und das Bekenntnis zu Seiner Einheit einsetzten. (Juusuf `Allii)

Möglicherweise waren außer Luut auch noch andere Menschen davon überzeugt, dass Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, ein Gesandter Allahs war, aber angesichts der gewaltsamen Reaktion des ganzen Volkes auf Ibraahiims Verkündung hatte sonst, niemand den Mut, eine so gefährliche Überzeugung öffentlich bekannt zu geben. Nur Luut begleitete seinen Onkel Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, und seine Tante Sachrah. (Maududi)

69. Nämlich an Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm. (Darjabadi)

Nach seiner Auswanderung mit Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nach Syrien wurde er zum Volke von Sodom gesandt, wo er sich auch niederließ. Dies war noch zu Lebzeiten Ibraahiim.

(ibn Kasir)

70. Er verließ den Irak und ging nach Syrien. (Al-Dschalalain)

Er wanderte aus - nicht zum Erwerb von Land oder Geld oder zum Handel, sondern um seines Herrn willen indem er Seine Nähe und Seinen Schutz suchte. Zu Ihm wanderte er mit seinem Herzen und Imaan aus, bevor er leiblich sein Land verließ. Er wanderte aus, um in der neuen Heimat Ihm allein seinen Dienst, sein Herz und seinen Diin zu widmen, weit weg von dem Gebiet des Kufrs und des Irrtums. (Qutb)

"Und der Herr sprach zu Abram: Geh aus deinem Vaterland und von deiner Verwandtschaft und aus deines Vaters Hause in ein Land, das ich dir zeigen will." Genesis 12:1. (Darjabadi)

Der Begriff "Hidschra" ist hier offensichtlich im buchstäblichen wie im übertragenen Sinne verwendet worden, analog zu der früheren Anspielung (in Suura 19:48-49) auf Ibraahiims "Zurückgezogenheit" (itisal) von seiner angestammten bösen Umgebung und seine Auswanderung nach Harran in Nordmesopotamien. Vergleiche auch Suura 2:218 und 4:97 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Wörtlich: „Ich wandere aus zu meinem Herrn." (Anm. d. Übers.)

„Ich wandere aus um meines Herrn willen und gehe dahin, wohin Er mich führt." (Maududi)

71. Er hat die Macht, mir zu helfen und mich zu beschützen, und was immer Er für mich entscheidet, beruht auf Seiner Weisheit. (Maududi)

 

27. Und Wir schenkten ihm Ishaaq72 und Ja’quub und Wir vergaben unter seinen Nachkommen das Prophetentum und das Buch (der Offenbarung),73 und Wir gewährten ihm seine Belohnung in dieser Welt74 und im Jenseits wird er fürwahr unter den Gerechten sein.75

72. Nach Ismaa’iil, der einige Jahre eher als Ishaaq, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, geboren wurde. Vergleiche auch Suura 21:72. (Asad)

Ishaaq war Ibraahiims Sohn und Jaquub, Allahs Segen und Frieden auf ihnen allen, sein Enkel. Die anderen Söhne werden hier nicht erwähnt, denn unter seinen madjanitischen Nachkommen wurde nur Schu'aib zum Propheten berufen, und unter den Nachkommen Ismaa'iils gab es bis zur Zeit des Propheten Muhammad - Friede sei mit Ihm - keinen weiteren Propheten. Im Gegensatz dazu setzte sich unter Ishaaqs Nachkommen bis zur Zeit 'Isas das Prophetentum fort. (Maududi)

Als Entschädigung für das Verlassen seiner Heimat, seines Volkes und seiner Verwandten schenkte ihm Allah Nachkommen, unter denen Allahs Botschaft sich fortsetzte. Eine gewaltige Entschädigung also im Dies- und im Jenseits. (Qutb)

Jeder dieser Nachkommen Ibraahiims wurde zum Stammvater bedeutender Propheten. Ishaaq und Jaquub waren die Vorfahren von Muusa und Ismaa’iil der des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihnen allen,. Jaks, erhielt bei Bethel den Namen Israel

"Er sprach: Wie heißest du? Er antwortete: Jakob."

"und sprach zu ihm: Du heißt Jakob; aber du sollst nicht mehr Jakob heißen, sondern Israel sollst du heißen. Und so nannte er ihn Israel." Genesis 32:28 und 35:10, woraufhin seine Nachkommen als "Kinder Israels" bezeichnet werden. (Juusuf `Allii) .

73. Der Text macht hier die Bücher zu einem einzigen. Denn es wird vom Ursprung ausgegangen, wie beim Prophetentum auch. Gemeint sind jedoch Thora, Evangelium und Qur’an. (Qurtubi)

74. Wie Krima sagte: „Indem die Angehörigen aller Gemeinschaften ihn für sich in Anspruch nehmen und behaupten, einer zugehörig zu sein." Oder indem die meisten Propheten unter seinen Nachkommen zu finden sind. (Qurtubi)

Denn es wird ihm schöne Anerkennung von allen Zugehörigen entgegengebracht. (Al-Dschalalain)

Indem Er ihn zum "Führer der Menschen" (siehe Suura 2:124) machte. (Asad)

75. Vergleiche oben Aja 9 und Suura 4:69 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Er verband für ihn das Glück der Erde mit dem des Jenseits. (Ibn Kasir)

Die Herrscher, Gelehrten und Priester Babylons, die gewaltsam versucht hatten, Ibraahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Lehre zu unterdrücken, sind längst in Vergessenheit geraten, ebenso ihre unkritischen Anhänger. Der aber, den sie versucht hatten zu vernichten, nur weil er Allahs Wort verkündete, und der schließlich mit leeren Händen seine Heimat hatte verlassen müssen, wurde von Allah gesegnet, und sein Name ist seit über 4000 Jahren in aller Welt bekannt und wird bis zum Jüngsten Tag nicht in Vergessenheit geraten. Muslime ebenso wie Christen und Juden sehen in Allahs Freund ihren geistigen Führer. (Maududi)

 

28. Und (gedenke) Luuts,76 als er zu seinem Volk sprach: „Ihr begeht fürwahr Abscheuliches, wie niemand zuvor in aller Welt es je begangen hat?77

76. Vergleiche beispielsweise auch Suura 7:80-84; 11:69-83; 15:57-79 und viele andere Stellen sowie die entsprechenden Fußnoten. (Maududi)

Nach der Geschichte Nuuchs und Ibraahiims mit all den Ermahnungen und warnenden Beispielen, werden die Geschichte Luuts, Schu'aibs, Huuds und Saalichs, Allahs Segen und Frieden auf ihnen allen, in Kürze erwähnt, um auf das Ende der Leugner hinzuweisen. (Safwat Al-Tafsir)

77. Dies nimmt diskret auf ihr Laster Bezug, das gegen alle Gesetze der Natur verstieß. (Juusuf `Allii)

Nach Allahs Bericht war dies eine Neuheit in der Geschichte der Menschheit. (Qutb)

 

29. Nähert ihr euch tatsächlich Männern78 und betreibt Straßenraub79 und begeht in euren gesellschaftlichen Zusammenkünften Verwerfliches80?" Doch die Antwort seines Volkes war nur81: „Bringe uns die Strafe von Allah herbei, wenn du einer der Wahrhaftigen bist82.“

78. Dies bezieht sich auf sexuelle Annäherung. Vergleiche auch Suura 7:81 .(Maududi)

79. Indem sie den Vorüberkommenden ihr Hab und Gut rauben, sie in Angst und Furcht versetzen und sich gewaltsam an Männern vergehen, was einen weiteren Schritt in die Perversität darstellt. (Qutb)

Sie lauerten als Wegelagerer an den Fernstrassen und begingen furchtbare Verbrechen nicht nur heimlich, sondern in aller Öffentlichkeit und sogar in ihren Versammlungen. Einige Kommentatoren verstehen die Wendung "ihr schneidet die Strassen ab" als auf Straßenräuberei bezogen. Dies ist durchaus möglich, und es ist ebenfalls möglich, dass die in ihren Versammlungen begangenen Verbrechen aus Ungerechtigkeit und Gewalttätigkeiten und ähnlichem bestanden. Der Zusammenhang scheint aber auf ihr eigenes spezielles Laster hinzuweisen, wobei hier betont werden soll, dass sie sich dessen nicht schämten und ihm in aller Öffentlichkeit nachgingen. Weiter konnte die Entartung kaum gehen. (Juusuf `Allii)

80. Sie begingen alle möglichen verwerflichen Handlungen in aller Öffentlichkeit und in kollektiver Form, ohne sich voreinander zu schämen. Dies ist die weitgehendste Form der Abscheulichkeit, der Verdorbenheit, der natürlichen Veranlagung und der Lasterhaftigkeit. In einer solchen Perversität lag keine Hoffnung mehr auf eine Besserung. (Qutb)

Vergleiche auch Suura 27:54. (Maududi)81. Trotzig gegenüber seiner Rede. (Darjabadi)

In spöttischer Weise. (Safwat Al-Tafsir)

82. Dies konnten sie nur sagen in der Gewissheit, dass er ein Lügner sei. Somit waren sie davon überzeugt, dass ihm dies nie möglich sein würde. (Al Qurtubi)

Dies ist ein weiteres Beispiel für ihre Unverschämtheit zusätzlich zu dem, das in Suura 7:82 erwähnt wurde. Beide ergänzen einander. Hier liegt die Betonung darauf, dass sie nicht an Allah oder Seine Strafe den Imaan verinnerlichten und herausforderten, die Strafe über sie zu bringen. Tatsächlich kam diese dann und vernichtete sie. (Juusuf `Allii)

 

30. Da sprach er: „Mein Herr, hilf mir gegen das lasterhafte Volk83

83. Nach ihrer nachhaltigen Warnung blieb dem Gesandten kein anderer Weg, als sich an seinen Herrn zu wenden, um seinen Beistand und den Sieg von Ihm zu erbitten. (Qutb)

Durch die Bewahrheitung meiner Worte bezüglich der Herabsendung der Strafe. (Al-Dschalalain)

 

Abschnitt 4

31. Und als Unsere Gesandten84 mit der frohen Botschaft zu Ibraahiim kamen85 sprachen sie: „Wahrlich, wir werden die Bewohner dieser Stadt vernichten. Wahrlich, ihre Bewohner taten Unrecht."86

84. Engel in Menschengestalt. (Darjabadi)

Die von Allah geschickt wurden, um Luut, Allahs Segen und Frieden auf ihm, beizustehen und ihm zum Sieg zu verhelfen. (ibn Kasir)

85. Vergleiche auch Suura 11:69-76. Die Engel, die unterwegs waren, um die Menschen zu vernichten, die die Erde mit ihren Verbrechen verunreinigten, besuchten unterwegs Ibraahiim, um ihm in seinem hohen Alter die Geburt eines Sohnes anzukündigen. Als sie ihm von ihrem Auftrag berichteten, machte er sich Sorgen um seinen Neffen, von dem er wusste, dass er sich dort befand. Sie beruhigten ihn und begaben sich dann zu Luut, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden. (Juusuf `Allii)

86. Gemeint sind die beiden Nachbarstädte Sodom und Gomorrha, die in ihrer Kriminalität zu weit gegangen waren, um noch von Allahs Gnade Nutzen haben zu können. (Juusuf `Allii)

Der Begriff "qarya" قَرْيَة (wörtlich: "Stadt") wird hier, wie auch an anderen Stellen im Qur’an, im Sinne von "Land" gebraucht und umfasst in diesem Falle die beiden Städte. (Asad)

Ihr Beharren auf den ungerechten Handlungen, der Lasterhaftigkeit und allen Arten der Sündhaftigkeit sind der Grund für ihre Vernichtung gewesen. (Ruh Al-Maanii)

 

32. Er sagte: „Dort ist doch (auch) Luut."87 Da sagten sie: „Wir wissen sehr wohl, wer dort ist. Wir werden ihn, und sein Leute retten, bis auf seine Frau. Sie wird gewiss zu denen gehören, die zurückbleiben!"88

87. Ein rechtschaffener Mensch; ein Gesandter Allahs. (Darjabadi)

Vergleiche auch Suura 11:74-76, wo Ibraahiim versucht, sich für die Bevölkerung der lasterhaften Städte einzusetzen. Als er sehen muss, dass dies keinen Sinn hat, bringt er hier seine Sorge um seinen Neffen Luut, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, zum Ausdruck. (Maududi)

Ibraahiim wurde von seiner Barmherzigkeit und Sanftheit ereilt. Sodann fing er an, die Engel daran zu erinnern, dass Luut, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, dieser Stadt noch wohnt und ein Rechtschaffener zu sein und kein Tyrann sei. (Qutb)

88. Sie war ihrem Mann gegenüber nicht treu. Die Überlieferung sagt, dass sie jenem bösen Volk angehörte und nicht bereit war, es zu verlassen. Sie glaubte weder ihrem Mann noch den Engeln, die zu ihnen gekommen waren. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 7:83 und 11:81 sowie die entsprechenden Fußnoten. Hier wie auch im folgenden Aja soll das Hilfsverb "kaanat" كَانَتْ die Unausweichlichkeit dieses zukünftigen Ereignisses betonen: „Sie wird gewiss unter denjenigen sein..." (Asad)

Selbst nachdem sie lange Zeit mit Luut, Allahs Segen und Frieden auf ihm, verbracht hatte, war diese Frau nicht bereit, zu Luut den Imaan zu verinnerlichen, und ihre Sympathien blieben bei ihrem eigenen Volk. Da jeder Mensch für sein eigenes Verhalten verantwortlich ist und Allah niemanden aus Gründen der Verwandtschaft bevorzugt, hatte selbst die Frau eines Propheten diesbezüglich keine Sonderstellung. Sie ging zusammen mit ihrem Volk unter, mit dem sie sich in Überzeugung und Moral verbunden fühlte. (Maududi)

Ihre Neigungen entsprachen denen ihres Volkes. Sie war mit ihren Übertretungen und Verbrechen einverstanden. (Qutb)

 

33. Und als Unsere Gesandten zu Luut kamen, geriet er ihretwegen in Bedrängnis89 und grämte sich ihretwegen90. Doch sie sprachen: „Fürchte dich nicht und sei nicht traurig91. Wahrlich, wir werden dich und deine Leute retten, bis auf deine Frau. Sie wird gewiss zu denen gehören, die zurückbleiben.

89. Er machte sich Sorgen um sie, denn sie erschienen in der Gestalt von gutaussehenden jungen Männern, die eine Herausforderung für die Bewohner von Sodom sein mussten. (Darjabadi)

Da er die Engel für Menschen hielt, war er besorgt um sie, weil er fürchtete, dass ihnen Schlimmes von seinem Volk widerfahren könnte. (Safwat Al-Bajan)

Da er wusste, welche Unbill seine Gäste erwartete, die abzuwenden er nicht in der Lage war, bereitete ihm ihr Kommen große Sorgen. (Qutb)

90. Einzelheiten dieser Geschichte befinden sich in Suura 11:77-83. (Juusuf `Allii)

91. Dies sagten sie, nachdem sie Luut, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ihre wahre Identität enthüllt hatten. (Maududi)

 

34. Wir werden wahrlich über die Bewohner dieser Stadt eine Bestrafung vom Himmel bringen92, weil sie gefrevelt haben93."

92. Die Strafe bestand in einem Regen aus Bimsstein, der die Städte völlig überschüttete, möglicherweise in Verbindung mit einem Erdbeben und Vulkanausbrüchen. (Juusuf `Allii)

93. Sie sind bis zuletzt kaafir und trotzig geblieben. (Darjabadi)

 

35. Und Wir ließen ein sichtbares Zeichen davon zurück94 für Leute, die begreifen.95

94. Das ganze Gebiet an der Ostküste des Toten Meeres (wo die lasterhaften Städte lagen) ist mit Schwefelsalzen bedeckt und tödlich für Pflanzen und Tiere. Das Tote Meer selbst bietet ein Bild vollkommener Verlassenheit, ein Symbol der Vernichtung, die das Böse erwartet. (Juusuf `Allii)

Ein Symbol, das den Quraisch von ihrem Handelsreisen her sehr wohl bekannt sein sollte. (Maududi)

Qatada sagte: „Dies sind die Steine, die davon übrig geblieben sind." Und ibn Abbas meinte: „Es sind die Ruinen ihrer Häuser." Mudschahid erklärte hingegen: „Gemeint ist das schwarze Wasser auf der Erdoberfläche." Da dies alles zu sehen ist, gibt es keinen Widerspruch in all diesen Aussagen. (Qurtubi)

95. Mit modernen Mitteln wird immer noch versucht, den Anzeichen ehemaliger menschlicher Ansiedlungen auf den Grund zu gehen. (Maududi)

 

36. Und zu den Madjan (entsandten Wir) ihren Bruder Schu'aib96. Und er sprach: „O mein Volk, dient Allah und fürchtet den Jüngsten Tag97 und richtet kein Unheil an auf Erden durch Lasterhaftigkeit."

96. Vergleiche auch Suura 7:85. Die Geschichte von Schu`aib, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und seinem Volk wird detaillierter in Suura 11:84-95 wiedergegeben. (Asad)

97. Dies kann zweierlei Bedeutung haben:

1. Schaut voraus auf das zukünftige Leben und glaubt nicht, es gäbe kein Leben nach diesem, und ihr brauchtet keine Rechenschaft für eure Handlungen abzulegen;

2. handelt recht, damit ihr im zukünftigen Leben Gutes zu erwarten habt. (Maududi)

Erwartet ihn und seine mannigfaltigen Schrecken. So verrichtet heute die Taten, die euch vor seinem Unheil bewahren. "Radschaa" (hier mit Furcht übersetzt) bedeutet auch Hoffnung. In diesem Fall heißt es dann: „Tut das, womit ihr Allahs Belohnung am Jüngstentag erhofft. (Ruh Al-Maanii)

 

37. Doch sie bezichtigten ihn der Lüge98. Da kam das Erdbeben über sie99, so dass sie am Morgen hingestreckt in ihrem Häusern lagen100.

98. Das heißt, sie verinnerlichten nicht den Imaan, dass Schu`aib, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ein Gesandter Allahs war, dass seine Lehren von Allah selbst stammten und dass sie von Allahs Strafe getroffen werden könnten. (Maududi)

99. Ihre Hauptvergehen waren Betrug und Unmoral auf wirtschaftlichem Gebiet. Die Strafe dafür war ein mächtiger Stoß, wie er in Verbindung mit Vulkanausbrüchen vorkommt. Wichtig ist hier, dass sie fortgesetzt auf der Erde Unrecht verübten, ohne sich jemals Gedanken über das zukünftige Leben zu machen, was das Hauptthema dieser Suura ist. Dasselbe ist bei den Völkern Ad und Samud der Fall, von denen in den folgenden Ajas die Rede sein soll. Ebenso bei Qarun, Pharao und Haman, auch wenn sich dies in jedem einzelnen Fall anders äußert. Die Madjaniter waren ein Handelsvolk, das zwischen verschiedenen Ländern verkehrte. Seine Betrügereien sind mit dem Ausdruck „Sie stifteten Unheil auf Erden" zusammengefasst. (Juusuf `Allii)

100. Vergleiche auch Suura 7:78 und 7:91 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Unbeweglich und starr als Vergeltung dafür, dass sie die Menschen in ihrer Umgebung ständig durch Übergriffe in Schrecken versetzt hatten. (Qutb)

 

38. Und auch die Ad und die Samud101. (Was) Euch aus deren Wohnstätten klar ersichtlich sein müsste102. Und Schaytan malte ihnen ihre Taten in verlockenden Farben aus103 und hielt sie vom (rechten) Pfad ab104, obwohl sie doch hätten einsichtig sein sollen105.

101. ... haben Wir vernichtet. (Al-Dschalalain)

Vergleiche auch Suura 7:65-72 und 7:73-79 und die entsprechenden Fußnoten, wo von den Völkern Ad und Samud die Rede ist. Die Ruinen ihrer Gebäude zeigen

1. dass sie mit großem Geschick und Intelligenz begabt waren;

2. dass sie auf ihre materielle Kultur stolz waren, und

3. zeigt ihr Untergang, dass auch die größte materielle Zivilisation und die umfangreichsten Mittel ein Volk nicht retten können, das Allahs moralischem Gesetz nicht gehorcht. (Juusuf `Allii)

102. Die Araber kannten ihre Wohnstätten sehr gut, denn sie zogen des öfteren an ihnen vorbei. (ibn Kasir)

Was die Ad angeht, so kann dies eine Anspielung auf ihre einstige Hauptstadt "Iram" sein (vergleiche auch Suura 89:7). Sie ist seither unter Sanddünen begraben, und Spuren sollen gelegentlich von starken Stürmen aufgedeckt werden. (Asad)

103. Er gaukelte etwas vor, so dass ihnen ihre gemeinen Taten erhaben erschienen. (Qurtubi)

Sie waren so arrogant und selbstzufrieden, dass sie die höheren Ziele des Lebens aus den Augen verloren und von Allahs Weg völlig abirrten. Obgleich ihre Intelligenz ihnen die Möglichkeit gab, sich richtig zu orientieren, entstellte das Böse ihre Blicke und verführte sie. (Juusuf `Allii)

Sie folgten Schaytans Impulsen bereitwillig, weil sie viele Vorteile und Annehmlichkeiten versprachen, und verließen den Weg der Propheten, der ihnen aufgrund moralischer Einschränkungen fade und unattraktiv erschien. (Maududi)

104. Dem Weg des Islam und Taqwa. (Darjabadi)

Vom Weg der Wahrheit. (Qurtubi)

105. Sie hatten Verstand und auch die Wegweiser zur Rechtleitung waren gegeben. (Qutb)

Sie konnten zwischen Wahrheit und Trug unterscheiden. (Qurtubi)

Damit verdeutlicht der Qur’an, dass die Fähigkeit des Menschen, die Wahrheit wahrzunehmen, ihn für seine Handlungen moralisch verantwortlich macht und damit auch für seine Weigerung, seinen bösen Impulsen ("Schyatan") Widerstand zu leisten. Vergleiche in diesem Zusammenhang auch Suura 14:22 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

39. Und Qarun und Pharao und Haman106: Muusa war gewiss mit klaren Beweisen zu ihnen gekommen107, aber sie benahmen sich hochmütig im Land108 und doch konnten sie uns nicht entkommen.109

106. Das heißt: „Sie sind ebenfalls durch Schaytan vom rechten Wege abgehalten worden." Oder aber: „sie sind genauso vernichtet worden." (Asad)

Vergleiche auch Suura 28:76-82. Pharao wird im Qur’an wiederholt erwähnt, in Verbindung mit Haman jedoch nur in Suura 28:6 und 28:38. Sie hielten sich für besonders wichtig, fanden jedoch schließlich ein böses Ende. (Juusuf `Allii)

Das Gemeinsame an ihnen ist ihr Stolz und ihre Arroganz, die sie zu Archetypen des Bösen werden lassen (vergleiche auch Suura 28:41 und die entsprechenden Fußnoten). Eine ähnliche Geisteshaltung hatten die Völker Ad und Samud, von denen im vorigen Aja die Rede war. (Asad)

107. Mit deutlichen Beweisen für seinen prophetischen Auftrag. (Darjabadi)

108. Gegenüber der Wahrheit und der Anbetung Allahs. (Qurtubi)

Den Imaan zu verinnerlichen und zu gehorchen. (Ruh Al-Maanii)

Und verschlossen somit selbst ihre Augen vor Allahs Zeichen. (Darjabadi)

109. Sie konnten nicht aus Allahs Machtbereich entkommen, und sie konnten Allahs Pläne nicht durchkreuzen. (Maududi)

 

40. So erfassten Wir jeden von ihnen wegen seiner Schuld.110 Und unter ihnen war manch einer, gegen den Wir einen heftigen Sturm sandten,111 und unter ihnen war manch einer, den ein gewaltiger Schrei erfasste,112 und unter ihnen war manch einer, den Wir in der Erde versinken ließen,113 und unter ihnen war manch einer, den Wir ertrinken ließen.114 Doch es war nicht Allah, Der ihnen Unrecht tat, sondern sie haben sich selbst unrecht getan.115

110. All jene, die Macht und Reichtum und die Mittel zum Überleben und zum Sieg besaßen. Sie wurden allesamt von Allahs Strafe erfasst. (Qutb)

Der Partikel "bi" بِه (sonst im Sinne von "mit" oder "mittels" gebraucht) bedeutet in diesem Falle "wegen" oder "aufgrund". (Darjabadi)

111. Vergleiche auch Suura 17:68 und die entsprechenden Fußnoten, wo der Begriff "haasib" حَاصِب (wütender Sturm mit Steinregen) näher erklärt wird. (Juusuf `Ali)

Einen heftigen Sturm, der Steine aufwirbelt und sie damit erschlägt. (Qutb)

112. Wie die Samuud. (Qutb)

Vergleiche auch Suura 11:67; 7:78 und 15:83 sowie die entsprechenden Fußnoten, wo der Begriff "Saiha" ("Stoß", "gewaltiger Ausbruch") erläutert wird. (Juusuf `Allii)

113. Dies war das Schicksal von Qarun, vergleiche auch Suura 28:76 und die entsprechenden Fußnoten.

(Juusuf `Allii)

114. So erging es den Armeen von Pharao und Haman (vergleiche Suura 28:40) sowie der bösen Generation Nuuchs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, vergleiche Suura 26:120). (Juusuf `Allii)

115. Allah bestraft niemanden, der nicht gesündigt hat. Unrecht tun sie selber weil sie auf der Sünde beharren. (Al-Dschalalain)

Die in den vorigen Ajas angeschnittenen Geschichten sind sowohl an die Mu'mins wie auch an die Kaafirs gerichtet. Den Mu'mins sollen sie mitteilen, dass sie nicht den Mut verlieren, sondern standhaft die Wahrheit vertreten und geduldig in Verfolgungen und Leiden ausharren sollen, indem sie fest auf Allah und Seine Hilfe vertrauen, denn Er wird die Machenschaften der Bösen zunichte machen und der Wahrheit zum Durchbruch verhelfen. Aber auch die Bösen sind angesprochen, die in ihrer Arroganz die islamische Bewegung untergraben wollten. Sie werden vor den Folgen ihrer Ungerechtigkeit und Rebellion gewarnt. (Maududi)

 

41. Das Gleichnis derer, die sich anstelle von Allah Beschützer nehmen116, ist wie das Gleichnis der Spinne die ein Haus für sich baut117. Doch wahrlich, das schwächste der Häuser118 ist das Haus der Spinne119 - wenn sie es doch nur wüsten120!

116. Nämlich Götzen, bei denen sie Unterstützung suchen, und von denen sie sich Nutzen erhoffen.

(Safwat Al-Tafsir)

117. Um darin Schutz zu suchen. (Al-Dschalalain)

Dies ist eine Wahrheit, die Menschen meist vergessen oder übersehen. Sie halten sich für unangreifbar, weil sie sich auf Eigentum, Macht, Wissen und dergleichen verlassen, also auf äußerliche Macht. Dabei vergessen sie die einzige Macht, die alle anderen, kleineren Kräfte erst erschaffen und ihnen ihre Fähigkeiten gegeben hat. Alle jenen falschen Mächte und Werte wie das Individuum, die Gesellschaft, der Staat oder ähnliches sind Allahs Macht gegenüber wie ein Spinnennetz - schwach und zerbrechlich. (Qutb)

118. Ein Spinnengewebe ist eins der wunderbaren Zeichen in Allahs Schöpfung. Es besteht aus feinen Seidenfäden, die aus den Absonderungen der Spinndrüsen gesponnen werden. Es gibt viele Arten von Spinnen und von Spinngeweben; zwei davon sollen hier erwähnt werden. Da gibt es ein röhrenförmiges Nest oder Gewebe mit einer oder zwei Falltüren, eine regelrechte Familienwohnung. Dann gibt es das, was wir normalerweise als Spinngewebe kennen, mit einem zentralen Punkt und strahlenförmigen Fäden, die die Querfäden zusammenhalten, die kreisförmig um den Mittelpunkt herum verlaufen. Dies ist ein Jagdinstrument. Die ganze Struktur ist ein Beispiel für Wirtschaftlichkeit an Zeit, Material und Kräften. Sobald sich in diesem Netz ein Insekt verfängt, nimmt die Spinne die Vibrationen wahr und kommt herbei um ihre Beute zu töten. Wenn dieses Beutetier stark ist, so ist die Spinne auch mit Giftdrüsen ausgestattet, von denen sie dann Gebrauch macht. Die Spinne sitzt selbst entweder in der Mitte ihres Netzes oder versteckt unter einem Blatt oder in einer Höhlung, jedoch immer mit ihrem Netz verbunden. (Juusuf `Allii)

119. Denn es gewährt ihr keinen wirklichen Schutz, wie die Götzen die ihren Anbetern nicht zu nützen vermögen. (Al-Dschalalain)

Die meisten Tatsachen aus der vorigen Fußnote können als Parabeln verstanden werden. Die Fäden eines Spinnennetzes sind vom Gesichtspunkt der Spinne her sehr stark, gegenüber der tatsächlichen Umwelt sind sie jedoch relativ schwach und zerreißbar, besonders die Fäden der jungen Spinne, die sich im Wind treiben lässt. Dem entspricht die Macht des Menschen, wenn er sich auf materielle Mittel verlässt, wie schön und ausgeklügelt diese auch im relativen Sinne sein mögen; vor der ewigen Realität sind sie nichts. Die ausgeklügeltste Baukunst einer Spinne kann nicht der Bewegung einer Menschenhand widerstehen. (Juusuf `Allii)

120. So hätten sie sie nicht verehrt. (Al-Dschalalain)

Für alle, die Menschen zu Allahs Weg aufrufen, ist diese Einsicht wichtig, denn sie ermöglicht ihnen, Versuchungen, Befürchtungen und Prüfungen leichter zu widerstehen. (Qutb)

 

42. Wahrlich, Allah weis, was immer sie anstelle von Ihm anrufen121. Und Er ist der Allmächtige, der Allweise.122

121. Er kennt die Nichtigkeit jener falschen Anbetungsobjekte, ob es sich nun um imaginäre Gottheiten, vergötterte Heilige, Naturgewalten oder auch falsche Vorstellungen oder Ideen handelt. Aber Er kennt auch die menschlichen Schwächen und die verborgenen Absichten hinter all dieser irrationalen Verehrung. (Asad)

122. Jene Wesen sind völlig machtlos. Macht besitzt allein Allah, Der das System dieses Universums nach Seiner Weisheit regiert. (Maududi)

 

43. Und diese Gleichnisse, prägen Wir für die Menschen, doch niemand versteht sie außer denen, die Wissen besitzen.123

123. Die die Absicht Allahs zu deuten vermögen. (Safwat Al-Tafsir)

Parabeln sind auf den ersten Blick einfache Dinge, aber ihre tief greifende Bedeutung können nur diejenigen verstehen, die nach Wissen streben und es durch Allahs Gnade erlangen. (Juusuf `Allii)

Dieser Aja ist in Verbindung mit der Aussage zu lesen, dass der Qur’an "eine Rechtleitung für die Mutaqis" ist, "die an das Verborgene den Imaan verinnerlichen..." (vergleiche Suura 2:2-3 und die entsprechenden Fußnoten). (Asad)

Nur sie haben Nutzen von diesen Parabeln. (Darjabadi)

 

44. Allah hat die Himmel und die Erde in Wahrheit erschaffen.124 Wahrlich, hierin ist ein Zeichen für die Mu'mins.125

124. Vergleiche Suura 6:73 und die entsprechenden Fußnoten. In Allahs Schöpfung gibt es nicht nur Hinweise auf einen Sinn, der alle Teile weise zusammenfügt, sondern auch auf Güte und liebevolle Fürsorge, durch die alle Bedürfnisse erfüllt und selbst für die höchsten und wahrsten Ziele Sorge getragen wird. Dies alles ist wie eine Reihe von Signalen, die alle Betenden und Suchenden weiterleiten. (Juusuf `Allii)

In allen Einzelheiten vollkommen. (Darjabadi)

Das System dieses Universums basiert auf der Wahrheit, nicht auf Trug. Wer vorurteilslos über dieses System nachdenkt, wird herausfinden, dass Himmel und Erde ihre Existenz der Realität verdanken und nicht irgendeiner Phantasterei. Dementsprechend kann sich auch nur etwas durchsetzen, was mit der Realität in Harmonie steht. Eine Struktur, die auf irrealen Vermutungen und Hypothesen aufgebaut ist, wird letztendlich zusammenbrechen, wenn sie mit der Realität konfrontiert wird. (Maududi)

125. Deren Herzen sich für Allahs Zeichen in diesem vielfältigen Dasein öffnen, die klar zu sehen sind in ihrer Anordnung und Planmäßigkeit, so weit das Auge reicht. So sind es nur die Mu'mins, die dies zu begreifen vermögen, weil sie eben diejenigen sind, die solche offenen Augen und Empfindungen besitzen, um zu empfangen und zu verstehen. (Qutb)

 

45. Trage vor, was dir vom Buch offenbart worden ist126 und verrichte das Gebet127. Wahrlich, das Gebet hält ab von Abscheulichkeit und Verwerflichem128. Doch Allahs zu gedenken,129 das ist das Höchste.130 Und Allah weis, was ihr tut.

126. Fortdauernd und unermüdlich. (Qurtubi)

Nähere dich damit Allah. (Safwat Al-Tafsir)

Denn er ist das Hilfsmittel deines Auftrages und das Zeichen Allahs womit dieser versehen ist. Darin ist auch die Wahrheit enthalten, die in Verbindung steht mit der Wahrheit, die in der Erschaffung von Himmel und Erde beschlossen liegt. (Qutb)

"Tilawa" des Qur’an bedeutet:

1. ihn zu rezitieren und vorzutragen und in der Welt zu verkünden;

2. ihn selbst zu lesen;

3. ihn zu studieren, damit wir ihn verstehen, wie wir ihn verstehen sollten (vergleiche Suura 2:121);

4. darüber zu meditieren, so dass wir unser Wissen, unser Leben und unsere Wünsche in Einklang damit bringen. Wenn dies geschieht, geht es in Gebet über, und das Gebet reinigt uns von allen Handlungen, Plänen, Gedanken, Absichten und Worten, derer wir uns schämen müssten oder die Ungerechtigkeit für andere bedeuten würden. Ein solches Gebet greift in unser innerstes Wesen und Leben ein, denn dann nehmen wir Allahs Anwesenheit wahr. Das ist wahres "Sikr" (wörtlich: "Erinnerung"), eine Erinnerung, die uns Dinge vergegenwärtigt, die sonst fern zu sein scheinen. Dies ist das größte Ereignis im Leben. Für uns ist es subjektiv: es erfüllt unser Bewusstsein mit Allah. Aber in jedem Fall ist Allah immer anwesend und weiß alles. (Juusuf `Allii)

Wenn wir davon ausgehen, dass die Ajas 45-46 nicht nur an den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm gerichtet sind, sondern allgemein an die Mu'mins, (eine Annahme, die durch die Pluralform im letzten Satz von Aja 45 und im ganzen Aja 46 gestützt ist), dann kann dieser Satz auch in dem Sinne verstanden werden, dass damit alles von der heiligen Schrift gemeint ist, das sich unserem Verständnis offenbart hat. (Asad)

127. Um damit ein Vorbild im Islam zu sein. (Darjabadi)

Ein Gebet, das alle Voraussetzungen und Regeln in sich vereint und von Demut erfüllt ist.

(Safwat Al-Tafsir)

Dies ist an alle Mu'mins gerichtet. Bisher wurde ihnen Geduld und Vertrauen auf Allah angeraten, um extremen Prüfungen und Verfolgungen standzuhalten, denen sie aufgrund ihres Diins ausgesetzt waren. Hier werden sie nun aufgefordert, den Qur’an vorzutragen und das Gebet zu verrichten, beides als praktische Mittel, denn beides stärkt den Charakter und gibt dem Menschen wunderbare Fähigkeiten, durch die er nicht nur den Stürmen des Bösen widerstehen, sondern sie auch überwinden kann. Dies geschieht aber nur, wenn der Mensch sich nicht nur mit der Wiederholung der Worte zufrieden gibt, sondern auch die darin enthaltenen Lehren versteht und verinnerlicht, und wenn sein Gebet nicht nur eine körperliche Übung bleibt, sondern ein Ausdruck seines Herzens und eine Triebkraft für Moral und Charakter wird. Was das Gebet eigentlich sein soll, geht aus dem nächsten Aja hervor. (Maududi)

128. Zumindest solange der Mensch sich darin befindet. (Al-Dschalalain)

Ibn Abbas sagte diesbezüglich: „Wenn sein Gebet ihm nicht gebietet Geziemendes zu tun und Verwerfliches zu unterlassen, dann bringt das Gebet ihn nur noch weiter weg von Allah." (ibn Kasir)

Denn es stellt eine Verbindung mit Allah her. So würde sich der Mensch schämen, mit schweren Sünden beladen vor Ihm zu stehen. (Qutb)

Dies ist eine der wichtigsten Eigenschaften des Gebets. Um den Ansturm der Gegner des Islam in Makka standhalten zu können, brauchten die Muslime moralische Stärke mehr als materielle Macht. Darauf wurde schon in den ersten beiden Sätzen dieses Ajas hingewiesen. Hier wird ihnen nun mitgeteilt, dass das Gebet auch ein Mittel ist, durch das sie sich von den Übeln befreien konnten, in die sie selbst vor ihrem Übertritt zum Islam verstrickt waren und die in ihrer nichtislamischen Umgebung vorherrschten. Mit etwas Nachdenken können wir leicht verstehen, warum diese besondere Eigenschaft des Gebets gerade hier erwähnt wird. Befreiung von moralischen Übeln ist offensichtlich nicht nur wichtig für diejenigen, die sich für dieses und das zukünftige Leben reinigen möchten, sondern sie erhöht sie auch über alle, die in Böses verstrickt sind und ein System verbreiten wollen, das durch Unwissenheit gerade jene Übel fördert. Böses und Schändliches verabscheut der Mensch eigentlich von Natur aus, und[ Jedes Volk hat dies abgelehnt, wie entartet es auch in der Praxis war. Die arabische Gesellschaft zur Zeit des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, bildete hierin keine Ausnahme. Die Araber konnten nicht umhin, den Einfluss der islamischen Bewegung zu spüren, die Böses hinwegräumte und Gutes förderte. Deswegen fordert der Qur’an die Muslime zum Gebet auf statt zum Sammeln materieller Mittel, so dass sie dadurch die Herzen der Menschen gewinnen und den Feind ohne Gewalt besiegen konnten. (Maududi)

129. Dies kann verschiedene Bedeutungen haben:

1. die Erinnerung an Allah (das Gebet) ist von viel größerem Wert: es hält nicht nur vom Bösen ab, sondern veranlasst die Menschen, recht zu handeln und einander in guten Taten zu übertreffen.

2. An Allah zu denken ist an sich eine großartige Sache; es ist die beste aller Handlungen.

3. Dass Allah sich an euch erinnert, ist von größerer Bedeutung als eure Erinnerung an Ihn;

vergleiche hierzu auch Suura 2:152. Darüber hinaus gibt es auch noch eine feinere Bedeutung, die die Frau von Abu-d-Darda erklärt hat: „Erinnerung Allahs ist nicht auf das Gebet beschränkt, sondern hat eine viel weiter gefasste Bedeutung. Wenn ein Mensch fastet, Spenden gibt oder irgendeine gute Tat tut, erinnert er sich unvermeidlich an Allah. Das ist überhaupt erst der Grund für ihn, eine gute Tat zu tun. Wenn umgekehrt ein Mensch auf eine böse Tat verzichtet, wenn er die Gelegenheit dazu hat, dann ist das ebenfalls das Ergebnis seiner Erinnerung an Allah. Auf diese Weise durchdringt die Erinnerung an Allah das ganze Leben eines Mu'mins." (Maududi)

Abu Al-Alija sagte: „Im Gebet gibt es drei Eigenschaften: Die Treue, die Demut und das Gedenken Allahs. Treue gebietet dem Menschen geziemende Taten, Taqwa hält ihn vom Verwerflichen ab und das Gedenken Allahs - der Qur’an - verbietet und gebietet ihm. Jedes Gebet, das nichts von alldem beinhaltet ist somit gar keines." (Safwat Al-Tafsir)

130. Absolut größer; größer als alle Selbsthingabe und Verzichtsabsichten aber auch größer als alle anderen Formen der Verrechnung und der Unterwürfigkeit. (Qutb)

Allahs Gedenken ist das Höchste in dieser Welt. Es bedeutet an Allahs Erhabenheit zu denken, an Ihn zu denken beim Gebet, beim Kaufen und Verkaufen und in allen Lebensbelangen. (Safwat Al-Tafsir)