Von Suura 23 "Die Mu’mins" – Suura 25 "Die Unterscheidung" Aja 20
Einführung zu Suura 23 In dieser Suura geht es um die Tugenden, die der Nährboden des Imans sind, besonders in einer Umgebung, in der die Wahrheit abgelehnt und ihre Fürsprecher beleidigt und verfolgt werden. Die Wahrheit jedoch ist einzig und muss sich schließlich durchsetzen. Wer Unrecht tut, ist von sinnlosem Bedauern erfüllt, wenn es zu spät zur Umkehr ist. Die Suura stammt aus der makkanischen Zeit.
Zusammenfassung: In Verbindung mit Demut im Gebet, Freigebigkeit, Enthaltsamkeit von Sinnlosem und von den eigenen Begierden sowie strikter Redlichkeit führt Iman letztendlich zu wahrem Erfolg, selbst wenn man die Rechtschaffenen verspottet und ihnen falsche Absichten vorwirft, so wie es die Zeitgenossen Nuuchs, Muusas und ’Isas, Allahs Segen und Frieden auf ihnen allen, taten. (Ajas 1-50) Die Gesandten Allahs und die Rechtschaffenen bilden eine einzige Bruderschaft. Diejenigen hingegen, die Spaltungen verursachen und sich weigern den Iman zu verinnerlichen, bekommen zahlreiche Hinweise auf die Wahrheit und auf Allahs Güte und Herrlichkeit. (Ajas 51-92) Bösem soll man mit Gutem und Iman an Allah begegnen, denn das zukünftige Leben ist sicher, und wer kaafir ist, wird sich eine neue Chance wünschen, wenn es zu spät ist. (Ajas 93-118) (Juusuf `Allii) Der Name dieser Suura weist auf ihren Inhalt hin. Man kann sie als die Suura des Imans bezeichnen, da sie sich mit all den Lehrsätzen des Imans, seinen Erkennungszeichen und Eigenschaften auseinandersetzt. (Qutb) Die Mu’mins Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen.
1. Fürwahr, Erfolg haben bereits jene Mu’mins,1 1. "Aflaha" أَفْلَحَ : Erfolg haben, sich durchsetzen, siegen, sein Ziel erreichen, Befreiung von Trauer und Sorge erlangen. Dieser Aja ist mit den Ajas 10 und 11 unten verbunden. Sieg und Erfolg kann in dieser Welt eintreten, aber er kommt mit Sicherheit im zukünftigen Leben und ist dann von Dauer. (Juusuf `Allii) Dies ist ein Versprechen und ein sicherer Beschluss Allahs, in dem den Mu’mins Erfolg verheißen wird. Und weder wird Allah Sein Versprechen brechen, noch kann jemand Seinen Beschluss zurückweisen. Das Heil bezieht sich auf dieses wie auch auf das zukünftige Leben, auf den Einzelnen wie auf die gesamten Gemeinschaften der Mu’mins. Wer sind nun die Mu’mins, denen hier Allahs Hilfe verheißen wird? Es sind die, deren Eigenschaften in den folgenden Ajas ausführlich dargelegt sind. (Qutb) Zum wirklichen Verständnis dieser Verheißung ist der historische Hintergrund wichtig. Auf der einen Seite standen die wohlhabenden und erfolgreichen Führer von Makka, die Gegner des Islam, deren Hauptbeschäftigung darin bestand, das Leben zu genießen. Auf der anderen Seite standen die Muslime, die in ihrer Mehrheit entweder von vornherein arm gewesen waren oder deren Eigentum in der ständigen Auseinandersetzung mit den Gegnern des Islam dahingeschwunden war. Die Aussage: „Die Mu’mins haben wahren Erfolg", mit der dieser Abschnitt beginnt, soll den Kaafirs mitteilen, dass ihre Kriterien für Erfolg und Versagen nicht den Tatsachen entsprechen. Abgesehen davon, dass sie in sich begrenzt und vergänglich sind, beruhten sie auf einer falschen Vorstellung und führten demnach zum Versagen und nicht zu wahrem Erfolg. Die Anhänger des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hingegen, die sie als Versager betrachteten, waren wirklich erfolgreich, denn da sie die Einladung zur Rechtleitung annahmen, waren sie auf einen Handel eingegangen, der ihnen sowohl in dieser Welt als auch im zukünftigen Leben wahren Erfolg und Glück brachte. Dies ist das Hauptthema dieser Suura. (Maududi) Von `A’ischa ist überliefert, dass sie, als sie über den Charakter des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gefragt wurde, sagte: „Lest ihr die Suura, Al-Mu'minuun"? „Ja": wurde ihr geantwortet. Sie sprach: „Dann lest mal"! Und es wurden ihr die ersten zehn Ajas dieser Suura vorgetragen. (Qurtubi)
2. Die2 ihre Gebete demütig verrichten,3 2. Die in den Ajas 2-9 hervorgehobenen Charaktereigenschaften der Mu’mins sollen die obige Aussage bestätigen. Mit anderen Worten, es soll gesagt werden, dass Menschen mit solchen Charaktereigenschaften unweigerlich wahren Erfolg erringen. (Maududi) 3. Demut im Gebet bezüglich 1. der Einschätzung ihres eigenen Wertes in Allahs Gegenwart; 2. der Einschätzung ihrer eigenen Macht oder Kraft, es sei denn mit Allahs Hilfe; uns 3. ihrer an Allah gerichteten Bitten. (Juusuf `Allii) Ihre Herzen empfinden Ehrfurcht, wenn sie sich dessen bewusst werden, dass sie vor Allah stehen, uns werden sanft uns demütig. Dies drückt sich in den Gliedmassen, Gesichtszügen uns in der Bewegung aus. Alles, was sie beschäftigt, schwindet aus ihrem Geist, uns sie beschäftigen sich nur mit Allah uns Seiner Gegenwart. Sie verspüren uns sehen nur Seine Heiligkeit. (Qutb) Huschuu` des Herzens ist Furcht und Ehrfurcht vor einer mächtigen Person, uns "huschuu`" des Körpers bedeutet, den Blick zu senken und in Seiner Gegenwart leise zu sprechen. Beim rituellen Gebet soll beides zum Ausdruck kommen; dies ist das Wesen des Gebets. Als der Prophet, Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, einmal sah, wie jemand während des Gebets mit seinem Bart spielte, sagte er: „Hätte er Ehrfurcht in seinem Herzen, dann würde sein Körper dies zum Ausdruck bringen". Das islamische Gesetz hat bestimmte Verhaltensweisen vorgeschrieben, sie einerseits helfen, Ehrfurcht im Herzen zu entwickeln, uns andererseits dazu beitragen, dass trotz der wechselnden Zustände des Herzens der Akt des Gebets selbst aufrechterhalten wird. Deswegen ist es beispielsweise nicht erlaubt, herumzuschauen oder herumzulaufen, sondern man soll im Gebet ruhig stehen uns auf den Punkt blicken, wo man sich niederwirft, ohne beispielsweise mit den Kleidern zu hantieren. Ebenso ist es nicht gut, wenn man in allzugrosser Hast sein Gebet spricht. Dementsprechend soll man vermeiden, beim Gebet an irrelevante Dinge zu senken oder sich ablenken zu lassen, so dass Herz uns Zunge völlig in Harmonie miteinander sind. (Maududi) Über sie Demut im Gebet gab es Meinungsverschiedenheiten, ob sie ein Pflichtteil des Gebets ist oder nur eine Nebensache sei. Richtig ist sie erste Annahme, sie auch von Tirmisi bestätigt wurde. (Qurtubi)
3. Und die Nichtiges meiden.4 4. Das Wort "lar" لَغْ (Törichtes) beinhaltet alle Arten von Sünden. (Qurtubi) Törichtes in Rede, Handlungen, Bestrebungen und im Empfinden. Ein mu’min Herz lässt sich nicht durch sinnlosen Zeitvertreib vom Gedenken Allahs, von der Vorstellung Seiner Macht oder vom Begreifen Seiner Zeichen im eigenen Inneren uns in der Umwelt ablenken. Die vielen Aufwendungen für den Iman, wie z.B. sie Reinigung von Herz uns Geist uns Gewissen, sie Pflichten, das Gute zu gebieten uns dem Abscheulichen zu wehren, das Wohl der Gemeinschaft zu wahren uns sich für ihre Verteidigung einzusetzen sind, unendliche Pflichten, denen ein Mu’min sich nicht entziehen darf. (Qutb) "Lar" ist etwas, das weder in dieser noch in der zukünftigen Welt Nutzen bringt. (Darjabadi) Vergleiche auch Suura 25:72. (Maududi) In der Tat ist dies ein bezeichnender Charakterzug eines Mu’mins. Er ist ein Mensch, der sich stets seiner Verantwortung bewusst ist uns sie Welt als einen Ort der Prüfung betrachtet uns das irdische Leben als einen dementsprechenden Zeitraum. Dieses Gefühl veranlasst ihn, sich in seinem Leben ernsthaft uns verantwortungsbewusst zu verhalten, wie ein Student, der sich ganz uns gar auf seine Prüfung konzentriert. Er weiß, dass jeder Augenblick dieses begrenzten Zeitraums wichtig uns wertvoll ist, uns ist nicht bereit, Zeit zu verschwenden. Selbst bezüglich Freizeit uns Erholung wählt er das aus, was für ihn wertvoll ist, denn Zeit ist etwas, das wir gewinnbringend und produktiv nutzen sollten. Darüber hinaus ist ein mu’min ein Mensch, der sich bemüht, reine Gedanken uns einen guten Geschmack zu entwickeln. Er wird sich daher von Vulgärem fernhalten uns einen gesunden Humor entwickeln, sich aber nicht auf gedankenlosen Spott, Unsinn oder schmutzige Witze einlassen. (Maududi)
4. Und die, die Sakaa entrichten,5 5. Sakaa ist eine Reinigung für Herz uns Eigentum, von Geiz uns Egoismus: Reinigung des Herzens uns ein Sieg über sie Impulse Scheytans, sie im Menschen Ängste vor Armut uns Verlust hervorrufen, aber auch Reinigung des Eigentums, so dass das, was danach übrig bleibt, statthaft ist ohne irgendwelche Unrechtmäßigkeiten. (siehe auch Suura 2:43 uns Fußnote 58). Gleichzeitig ist sie eine soziale Sicherung für alle Personen, insbesondere für sie Armen. (Qutb) Wörtlich: "sie für (innere) Reinheit handeln". (Asad) Außer "Reinigung" bedeutet das Wort Sakaa auch "Entwicklung" - jemandem helfen, ohne dass Hindernisse heranwachsen, und sich zu entwickeln. Die Formulierung im arabischen Originaltext beschränkt sich nicht auf die Zahlung der obligatorischen "Armensteuer", sondern beinhaltet auch die Selbstreinigung, die in der Reinigung der Moral wie des Eigentums besteht. Damit beinhaltet der Begriff auch die Reinigung des Lebens anderer Menschen und der Gesellschaft. Vergleiche auch Suura 87:14-15 und 91:9-10. (Maududi)
5. Und die ihre Keuschheit bewahren,6 6. Ein Muslim soll sich vor Perversion und sexuellem Missbrauch aller Art hüten. Die Freud'sche Psychologie führt viele unserer heimlichen Absichten auf die Sexualität zurück, und es ist allgemein bekannt, dass unsere Veredlung oder unser Verderben anhand der verborgenen Wirksamkeit unserer sexuellen Regungen gemessen werden kann. Natürliche und legitime sexuelle Beziehungen sind auf die Ehe beschränkt, wo die Rechte beider Partner auf angemessene Weise erfüllt werden. (Juusuf `Allii) Dies bedeutet Reinigung der Seele und des Hausstandes und der Gemeinschaft sowie Schutz für die eigene Person, zur die Familie und für die Gesellschaft. Wörtlich: "Die ihre Intimsphäre bewahren". (Asad)
6. Außer mit ihren Ehepartnern7 und denen, die in ihrem Besitz sind.8 Da trifft sie kein Tadel.9 7. Freie Frauen oder Männer, mit denen sie durch die Ehe verbunden sind. (Darjabadi) 8. Dies wird in Suura 4:25 näher erläutert und definiert. Der Status einer Sklavin, wenn sie durch Heirat ihre Freiheit erlangt, ist derselbe wie der einer freien Frau, soweit es ihre Rechte betrifft, jedoch wird sie weniger streng bestraft, wenn sie im Hinblick auf ihre Tugend einen Fehler begeht. (Juusuf `Allii) Ibn Al-'Arabi hat gesagt: „Es gehört zu den Merkwürdigkeiten des Qur’ans, dass diese zehn Ajas sich allgemein sowohl auf die Männer als auch auf die Frauen beziehen, was im Qur’an oft der Fall ist. Nur in diesem Vers sind ausschließlich die Männer damit gemeint". Und aus dieser Interpretation können wir schließen, dass die Frau mit ihrem Sklaven keinen Geschlechtsverkehr haben darf. Wenn sie ihn aber frei gibt, so ist es ihr erlaubt, ihn zu heiraten. (Qurtubi) 9. Sexuelle Betätigung des Menschen ist wie alle natürlichen Funktionen innerhalb legitimer Rahmenbedingungen und in Bezug auf einen Partner, dessen Rechte beachtet werden, nach islamischer Vorstellung ohne jeden Tadel, und willkürliche Enthaltsamkeit wird nicht als ein Zeichen höherer Spiritualität, sondern eher als anormal betrachtet. (Darjabadi)
7. Wer aber etwas darüber hinaus begehrt, das sind diejenigen, die Übertretung begehen.10 10. Jede andere Form sexueller Leidenschaft und jede außereheliche Beziehung wird abgelehnt. (Darjabadi) Dies schließt sowohl Ehebruch als auch Homosexualität, Missbrauch von Tieren und andere Perversionen ein. Die Gelehrten sind lediglich bezüglich der Masturbation unterschiedlicher Ansicht. Einige Kommentatoren leiten aus diesem Aja das Verbot der Zeitehe (Mut'a) her, indem sie argumentieren, eine auf Zeit verheiratete Frau sei weder eine Ehefrau noch eine Sklavin und zähle insofern unter das "darüber hinaus". So einfach ist diese Schlussfolgerung jedoch nicht zu ziehen, denn der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hat das Verbot der Zeitehe im Jahr der Einnahme von Makka ausgesprochen, während dieser Aja viele Jahre früher offenbart wurde. Wäre damit also tatsächlich ein Verbot der Zeitehe impliziert, dann hätte der Prophet wohl nicht so lange mit der Ausführung gezögert. Die Zeitehe war in frühislamischer Zeit eine Notlösung für bestimmte gesellschaftliche Probleme. (Maududi)
8. Und diejenigen, die das ihnen Anvertraute bewahren und ihre Versprechen getreulich erfüllen,11 11. Bei dem Anvertrauten oder einer Treuhandschaft kann es sich um eine ausdrückliche oder um eine implizite handeln. Eine ausdrückliche Treuhandschaft liegt dann vor, wenn jemand einem anderen Eigentum anvertraut oder Pflichten überträgt, die dieser entweder sofort oder später, beispielsweise im Fall des Todes des ersteren, erfüllen soll. Eine implizite Treuhandschaft kommt beispielsweise durch Macht, Position oder Gelegenheit zustande, das heißt ein Regierender erhält seine Macht als Treuhandschaft von Allah zum Nutzen seiner Bevölkerung. Ausdrückliche und implizite Verträge und Vereinbarungen werden in den Fußnoten zu Suura 5:1 ausführlich erläutert. Vereinbarungen schaffen Verpflichtungen; hier umfassen ausdrückliche und implizite Treuhandschaften und Vereinbarungen zusammen den gesamten Bereich der Verpflichtungen. (Juusuf `Allii) Dies bezieht sich auf Verträge und Vereinbarungen sowohl zwischen Einzelpersonen als auch zwischen Gemeinschaften, aber auch auf den in der menschlichen Natur verankerten Bund mit Allah (vergleiche Suura 7:172-173). (Qutb) Die alle ihre Verpflichtungen erfüllen, seien sie finanzieller oder anderer Art. (Darjabadi) Nach einer Überlieferung sagte der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm,: „Es gibt vier Charaktereigenschaften, die, wenn sie in einer Person zusammentreffen, zweifelsfrei zeigen, dass es ein Heuchler ist, und wer nur eine dieser Eigenschaften hat, ist insoweit ein Heuchler, wie er sie nicht aufgibt: 1. wenn man ihm etwas anvertraut, veruntreut er es; 2. wenn er spricht, lügt er; 3. wenn er ein Versprechen gibt, bricht er es; und 4. wenn er mit jemandem streitet, überschreitet er alle Grenzen (der Fairness und des Anstandes)". (Maududi)
9. Und diejenigen, die ihre Gebete regelmäßig verrichten,12 - 12. In Aja 2 wurden wir auf den Geist der Demut und Ernsthaftigkeit in unseren Gebeten hingewiesen. Hier wird uns mitgeteilt, wie notwendig die Gewohnheit regelmäßigen Gebetes für unsere geistige Entwicklung ist, denn dies bringt uns Allah näher und fasst die in den Ajas 2-8 erwähnten Charaktereigenschaften zusammen. (Juusuf `Allii) Die gewissenhaft auf ihre regelmäßigen Gebete und die dazu notwendigen Vorbedingungen wie Zeit, Reinheit, Konzentration, Demut und so weiter achten. Sie rezitieren nicht mechanisch, sondern verstehen, was sie lesen, und sind sich dessen bewusst, dass sie wie demütige Diener mit ihrem Herrn sprechen. (Maududi) Sie versäumen das Gebet nicht aus Faulheit und lassen ihre Zeit nicht sorglos vergehen. Sie verrichten es, wie es sich gehört - vollständig und angemessen. (Qutb)
10. Diese (alle) werden die Erben sein,13 13. Vergleiche auch Suura 21:105, wo gesagt wird, dass die Rechtschaffenen die Erde erben, und den ersten Aja dieser Suura, der sich auf den wahren, endgültigen Erfolg der Mu’mins bezieht. Auch auf dieser Erde wird sich die Wahrheit durchsetzen, aber vielleicht nicht für jeden einzelnen rechtschaffenen Menschen sichtbar: vielleicht erst in der Zeit ihrer Erben und Nachfolger. Es besteht jedoch kein Zweifel, dass jeder Mensch im zukünftigen Leben die Früchte seines Lebens sieht und die Rechtschaffenen das Paradies erben in dem Sinne, dass sie nach ihrem Tod dorthin gelangen. (Juusuf `Allii)
11. Die das höchste Paradies erben werden; den; darin werden sie (ewig) verweilen.14 14. Sie sind seine alleinigen Gewinner. "Firduus" فِرْدَوْس ist der Name der höchsten Stelle des Paradieses. in seinem Zentrum gelegen und seine vortrefflichste Stätte. (Qurtubi) Der höchste aller Gärten. (Al-Dschalalain) Diejenigen, die alle zuvor erwähnten sechs Eigenschaften in sich vereinen, sind es, die des Paradieses würdig sind. (Safwat Al-Tafsir) Dies ist der höchste Erfolg, den Allah für die Mu’mins beschieden hat. (Qutb) "Firduus" ist ein Wort, das in fast allen menschlichen Sprachen in ähnlicher Form vorkommt. Es bezeichnet einen weitläufigen Garten im Anschluss an die Wohnung eines Menschen, der von schützenden Mauern umgeben ist und Früchte aller Art enthält, besonders Trauben. In der vorislamischen arabischen Literatur war es ein verbreitetes Wort. Der Qur’an benutzt es in Suura 18:107 als Bezeichnung für eine Vielzahl von Gärten. Vergleiche auch Suura 20:99-112 und 21:106 und die entsprechenden Fußnoten. (Maududi) 12. Und wir haben fürwahr den Menschen in seinem Ursprung aus den Bestandteilen des Lehms erschaffen,15 15. In diesem schönen Abschnitt wird uns Allahs schöpferisches Wirken in bezug auf den Menschen vor Augen geführt und dadurch die wahre Position des Menschen in seinem Leben aufgezeigt, aber auch die Sicherheit seines zukünftigen Lebens, auf das sich die Ajas 10-11 beziehen. Vergleiche auch Suura 2:117. Hier geht es nicht um das Anfangsstadium, die Schöpfung der Urmaterie aus nichts. Es ist ebenso ein schöpferischer Prozess, wenn aus anorganischer Materie Leben entsteht. Anorganische Bestandteile der Erde werden als Nahrung in lebende Organismen absorbiert, und lebende Organismen pflanzen sich durch Keimzellen fort. Samen befruchtet eine Eizelle, und diese ruht eine bestimmte Zeit lang sicher im Mutterleib. Die erste Veränderung bildet aus dem befruchteten Ei eine Art unförmigen Klumpen, indem die Zellen wachsen und sich teilen; dann entwickelt sich aus dieser Masse allmählich ein ausgeformter Fötus. Darin entwickeln sich Knochen und Fleisch und Organe und ein Nervensystem. So weit entspricht das Wachstum des Menschen dem eines Tieres, aber ein weiterer Prozess findet statt, der aus dem Tierjungen einen kleinen Menschen macht. Allah haucht dem Menschen von Seinem Geist ein (vergleiche Suura 15:29); dies muss nicht zu einem gegebenen Zeitpunkt der Entwicklung stattfinden, sondern kann auch ein parallellaufender, allmählicher Prozess sein. Der Mensch wird geboren, wächst heran; er verfällt und stirbt; aber nach dem Tod eröffnet sich für den individuellen Menschen ein neues Kapitel seiner Geschichte, und dieser Abschnitt soll uns gerade dies verdeutlichen. (Juusuf `Allii) Der Ausdruck "aus Lehm erschaffen" soll uns darauf hinweisen, dass unser Körper aus verschiedenen anorganischen Substanzen besteht, wie sie in der Erde vorkommen. Damit wird der bescheidene Ursprung des Menschen betont und dieser zur Dankbarkeit seinem Schöpfer gegenüber angeregt, Der ihn mit einer bewussten Seele ausgestattet hat. Die Vergangenheit wird in diesen Ajas benutzt, um zu zeigen, dass all dies ein von Allah bestimmter Prozess ist, der sich immer wiederholt hat, seitdem der Mensch existiert. (Asad) Von diesem Aja an bis zum 22. Aja werden vier Beweise aufgeführt für die Macht Allahs, wieder zum Leben zu erwecken. Der erste davon ist die Wandlung des menschlichen Lebens in neun Phasen. Als zweiter Beweis wird die Erschaffung der sieben Himmel erwähnt, drittens das Herabsenden des Regens, aus dem jedes Leben entsteht, und viertens die Erschaffung der Weidetiere und welche Bedeutung und Nutzen sie für den Menschen haben. (Safwat Al-Bajan)
13. Dann setzten Wir ihn als Samentropfen an eine geschützte Stätte,16 16. Unsichtbar und unhörbar wächst der Fötus in diesem Stadium heran. Er wird vom Mutterleib geschützt wie ein König in seiner Burg; er hat seinen festen Platz und bekommt Schutz und Nahrung durch den Leib der Mutter, von dem er abhängig ist bis zu seiner Geburt. (Juusuf `Allii) Das menschliche Geschlecht wurde ursprünglich aus Erde erschaffen. Doch seine weitere Erschaffung und Fortpflanzung geschieht gemäß den von Allah gegebenen Gesetzmäßigkeiten aus einer einzigen Keimzelle, die sich im Mutterleib einnistet und darin heranreift, „an einem befestigten, geschützten Ort". Der Ausdruck im Qur’an macht den Samentropfen zu einer Phase des menschlichen Werdens. Diese Wahrheit soll einem zu denken geben, denn dieser Mensch wird mit all seinen Bestandteilen und all seinen Eigenschaften in solch kleinem Samentropfen zusammengefasst. (Qutb)
14. Dann erschufen Wir aus dem Samentropfen ein Anhängsel17 und erschufen aus dem Anhängsel ein kleines Gebilde, und hernach formten Wir in dem kleinen Gebilde Knochen und bekleideten die Knochen mit Fleisch. Dann ließen Wir daraus ein anderes Geschöpf18 entstehen. Gepriesen sei Allah, Der Vortreffliche Schöpfer!19 17. "'Alaq" عَلَقَ , wörtlich: "etwas, das sich festhält"; eine Beschreibung, die sehr gut auf die sich einnistende Eizelle passt. (Anm. d. Übers.) Vergleiche auch Suura 22:5 und die entsprechenden Fußnoten. (Maududi) 18. Anders als ein Tier betrachten wir hier den Menschen als Menschen. Ist es nicht in sich selbst ein Wunder, dass aus trockenem Staub oder anorganischer Materie Protoplasma entsteht, aus diesem Leben entsteht und daraus menschliches Leben mit all seinen Fähigkeiten und seiner Verantwortung? Der Mensch trägt in sich Zeichen der Weisheit Allahs und Macht und sieht diese täglich in seiner Umgebung. (Juusuf `Allii) Das heißt fähig, außerhalb des mütterlichen Körpers zu existieren. (Asad) 19. "Der vollkommene aller Hersteller". Wer etwas herstellt, wird oft als dessen Schöpfer bezeichnet. Schöpfen oder Herstellen könnte auch dem Menschen zugeschrieben werden, nicht aber die Möglichkeit, aus dem Nichts etwas entstehen zu lassen. (Qurtubi) "Der beste Schöpfer" ist nicht "der beste unter mehreren Schöpfern", sondern „derjenige, der auf die beste Weise erschafft". (Qutb) Allahs absolute Weisheit wird in Seiner allmählichen, wohlproportionierten und gleichmäßigen Erschaffung des Menschen sichtbar, die ihren Höhepunkt in dessen vollkommener Menschlichkeit erreicht. (Darjabadi) Das arabische Wort "Schöpfer" kann ähnlich wie in europäischen Sprachen auch auf "schöpferisch tätige" Menschen angewendet werden. Allah ist jedoch der einzige Schöpfer im realen, wirklichen Sinne dieses Wortes. (Asad)
15. Dann werdet ihr später gewiss sterben.20 20. Unser physischer Tod scheint unser Leben abzubrechen. Wäre er jedoch das Ende, dann wäre unser Leben sinnlos. Unser eigener Instinkt sagt uns, dass dies nicht der Fall sein kann, und Gott sichert uns zu, dass es eine Auferstehung und ein Gericht gibt. (Juusuf `Ali) Der Tod ist das Ende unseres irdischen Lebens und eine Zwischenstation zwischen dem Dies- und dem Jenseits. Somit ist er ein Entwicklungsstadium der Menschenwerdung und nicht das Ende seiner Entwicklung. (Qutb) 16. Dann werdet ihr fürwahr am Tag der Auferstehung wieder auferweckt.21 21. Zum Zweck der Abrechnung und Vergeltung. (Al-Dschalalain) Diese Auferstehung ist die letzte Stufe in diesem Entwicklungsprozess. Danach beginnt das vollkommene Leben, frei von irdischen Fehlern und physischen Bedürfnissen, von Ängsten und Unrast, von Entwicklungen und Veränderungen. Dies gilt für alle diejenigen, die dem vollkommenen Wege gefolgt sind, dessen Grundriss im ersten Abschnitt der Suura (Ajas 1-11) vorgezeichnet wurde - der Weg der Mu’mins. (Qutb)
17. Und Wir haben wahrlich über euch sieben Himmelssphären22 geschaffen. Und Wir sind niemals (Unserer) Schöpfung gegenüber unachtsam gewesen.23 22. "Taraa'iq" طَرَائِق : Wege, Sphären, Umlaufbahnen am sichtbaren Himmel. Diese sieben sind in dem uns umgebenden unendlichen Raum sichtbar und regelmäßig vorgegeben. Die Astronomie gibt uns verständliche Theorien für diese Bewegungen. Aber auch durch einfache Beobachtung gewinnen wir einen Eindruck von der Schönheit, Ordnung und Herrlichkeit des Universums. Die Zusicherung im nächsten Satz, dass Allah für uns und Seine gesamte Schöpfung sorgt, lenkt unsere Aufmerksamkeit auf Allahs Güte, die in den folgenden Ajas weiter veranschaulicht wird. (Juusuf `Allii) Bei diesen "Wegen" handelt es sich um Schichten oder Kategorien, die übereinander gelagert sind, in diesem Falle sieben Sphären oder Umlaufbahnen oder Sternengruppen wie beispielsweise unser Sonnensystem oder sieben Sternennebel, aus denen nach Aussage der Astronomen Sonnensysteme entstehen. (Qutb) Sphären für Engel oder Himmelskörper. Oder sieben Stadien. (Darjabadi) Dabei kann es sich um die sieben Umlaufbahnen der sichtbaren Planeten handeln, oder aber - wie die klassischen Kommentatoren angenommen haben - um die "sieben Himmel", das heißt kosmische Systeme, von denen im Qur’an wiederholt die Rede ist. In beiden Fällen ist die Zahl sieben im übertragenen Sinne benutzt und bezeichnet eine Vielfalt. Vergleiche auch Suura 2:29 und die entsprechende Fußnote. (Asad) Das Wort wurde hier nicht als moderner wissenschaftlicher Begriff benutzt, sondern als Ausdruck des derzeitigen arabischen Sprachgebrauchs, um die Aufmerksamkeit der Menschen auf die Wunder des Himmels zu lenken, dessen Schöpfung sicherlich großartiger ist als die Schöpfung des Menschen. (Maududi) 23. Egal, wie diese "taraa'iq" طَرَائِق heißen mögen – Allah hat sie aufgrund einer durchdachten Planung und Weisheit geschaffen. (Qutb) Allah achtet darauf, dass der Himmel nicht auf seine Geschöpfe herabfallt und sie vernichtet. (Al-Dschalalain) Allah sorgt unaufhörlich für Seine Geschöpfe. Einige wenige Beispiele für Seine Fürsorge für unser physisches Wohlergehen werden in den folgenden Ajas (Ajas 18-22) erwähnt, und in den Abschnitten 2 bis 5 geht es um unser geistiges Wohlergehen. (Juusuf `Allii) Dies bedeutet einmal, dass die gesamte Schöpfung auf vollkommene Weise und mit Ziel und Zweck hervorgebracht worden ist und demnach ihr Schöpfer Sein Werk versteht. Alle physischen Gesetzmäßigkeiten des Universums sind so eng miteinander verwoben, dass daraus deutlich Seine Weisheit ersichtlich wird. Andererseits bedeutet es, dass Allah nicht übersehen hat, auch für das unbedeutendste Geschöpf den Lebensunterhalt zur Verfügung zu stellen. (Maududi) 18. Und Wir senden Wasser vom Himmel herab nach rechtem Maß,24 und Wir lassen es in die Erde einsickern.25 Und Wir haben gewiss die Macht, es hinwegzunehmen,26 24. In diesem Aja nennt Allah eines Seiner vielen Geschenke - Sein größtes ohne Frage. Es ist das Leben schlechthin, das alle Kreaturen wachsen lässt. (Qurtubi) Normalerweise fällt der Regen gut verteilt vom Himmel. Er dringt in den Boden ein, und die Feuchtigkeit bleibt lange Zeit über erhalten. Er durchdringt viele Erdschichten und bildet die verschiedenen Formen der Erdoberfläche. In einigen Ländern beschränkt sich der Regen auf bestimmte Jahreszeiten, oder er fällt in Form von Schnee oder Hagel: auch dies hat seinen Platz in der Ökonomie von Luft und Erde. Gäbe es in den Gebirgen keine Gletscher, die aus Schnee und Eis entstanden sind, dann könnten auch einige Flüsse nicht mehr so reichlich fließen. Ebenso wunderbar wie die Wasserversorgung ist der Abfluss des Wassers. Es kehrt auf verschiedene Weise ins Meer und in die Luft zurück, und in der Formation von Nebel und Wolken wiederholt sich der Zyklus. Könnte das Wasser nicht abfließen, dann gäbe es Überschwemmungen, wie es geschieht, wenn die normalen Naturvorgänge gestört werden. Dasselbe geschieht, wenn der Regen übermäßig fällt. Aber auch diese anormalen Bedingungen haben ihren Wert. Der Mensch sollte Allah für Seine Gaben in diesen unaufhörlichen Naturereignissen dankbar sein. (Juusuf `Allii) Mit Weisheit und Voraussicht. Nicht zuviel, so dass es Unheil anrichten könnte, und nicht zu wenig, so dass die Erde nicht austrocknet. (Qutb) 25. Es wird teilweise von der Erde absorbiert, und ein Teil sammelt sich an der Oberfläche. (Darjabadi) 26. Entweder dadurch, dass Er es nicht mehr regnen lässt, es ungenießbar macht oder es so tief in der Erde versickern lässt, dass keiner es erreichen kann. (ibn Kasir) Dies soll die Menschen davor warnen, dass Allah sehr wohl in der Lage ist, das Wasser fortzunehmen, wenn Er es will, um der Welt damit ihre Lebensgrundlage zu entziehen. Der Aja ist somit von seiner Bedeutung her umfassender als ein ähnlicher in Suura 67:30. (Maududi)
19. Und Wir27 brachten damit für euch Gärten mit Dattelpalmen und Weinreben hervor.28 Darin habt ihr eine Vielfalt von Früchten, und von ihnen ernährt ihr euch.29 27. Allah allein, und nicht irgendeine Fruchtbarkeitsgottheit. (Darjabadi) 28. Datteln und Trauben sind nur zwei Beispiele aus dem Reich der Pflanzen, die durch das Wasser entstehen - ebenso wie auch die Menschen aus Wasser entstehen. (Qutb) Datteln und Trauben sind die bekanntesten Früchte auf der arabischen Halbinsel. Jede Region hat jedoch eine solche Vielfalt von Früchten, dass es fast unmöglich ist, seine Dankbarkeit Allah gegenüber so zu bezeigen, wie es sich geziemt. (Ihn Kasir) 29. Vergleiche Suura 7:19 und 5:69 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii) So dass ihr aus den Produkten der Erde euren Lebensunterhalt gewinnen könnt. (Maududi) Im Winter wie im Sommer. (Al-Dschalalain) Eine Vielfalt von Früchten, nicht nur Datteln und Trauben. (Al-Dschalalain)
20. Und einen Baum (haben Wir hervorgebracht), der auf dem Berg Sinai wächst30 und Öl hervorbringt - ein Hochgenuss für die, die (davon) essen.31 30. Die besten Oliven Arabiens wachsen in der Umgebung des Berges Sinai. Feige, Olive, der Berg Sinai und die heilige Stadt Makka werden zusammen in Suura 95:1-3 erwähnt, wo auch die mystische Bedeutung erläutert wird. Olivenöl ist ein wichtiger Bestandteil in Salbölen, die für medizinische und religiöse Zwecke verwendet werden. Es hat damit eine symbolische Bedeutung. Als Nahrungsmittel hat die Olive ein delikates Aroma. Vergleiche auch Suura 24:35 und die entsprechende Fußnote. (Juusuf 'Allii) Der Olivenbaum ist charakteristisch für jene Mittelmeerländer, in denen viele Propheten vor dem Qur’an lebten und wirkten - hier symbolisiert durch den Berg Sinai. (Asad) Ein Olivenbaum kann über zweitausend Jahre alt werden, einige Olivenbäume in Palästina stammen noch aus der Zeit ’Isas, Allahs Segen und Frieden auf ihm. (Maududi) 31. Der Nutzen des Olivenöls als Lampenöl, Nahrungsmittel und Salböl ist so bekannt, dass sich eine weitere Erörterung erübrigt. (Darjabadi)
21. Und auch im Vieh habt ihr fürwahr ein lehrreiches Beispiel.32 Wir geben euch zu trinken von dem, was In ihren Leibern ist33 und ihr habt an ihnen vielfachen anderen Nutzen34 und ihr esst davon.35 32. Die Wurzel des Wortes "'ibra" عِبْرَ bedeutet "interpretieren", "erläutern" oder "instruieren" wie in Suura 12:43; das Nomen bezeichnet eine Interpretation, ein Beispiel oder ein Zeichen, das lehrt, wie hier und in Suura 16:66, oder warnt, wie Suura 3:13. Vom Vieh erhalten wir Fleisch und Milch, aber auch Felle und Häute, und wir können einige Arten als Trag- oder Lasttiere benutzen. (Juusuf `Allii) Ein lehrreiches Beispiel für den, der es mit offenem Herzen und wachem Gefühl anschaut und über die Weisheit und Planung, die dahinter steckt, nachdenkt. (Qutb) 33. Nämlich Milch. Vergleiche auch Suura 16:66 und die entsprechenden Fußnoten. (Maududi) 34. Häute, Haar, Hörner und so weiter. (Darjabadi) 35. Nachdem ganz allgemein auf ihren vielfachen Nutzen hingewiesen wurde, folgen hier zwei spezielle Hinweise: als erstes ihre Bedeutung für die Ernährung im Leben des Menschen. (Qutb) Das heißt von ihrem Fleisch. (Asad)
22. Und auf ihnen und auf den Schiffen werdet ihr dahingetragen.36 36. Sie tragen euch von einem Ort zum anderen. (Darjabadi) Der Nutzen von Reittieren wird hier zusammen mit dem der Schiffe als Transportmittel erwähnt, denn sie erfüllen einen ähnlichen Zweck. Darum bezeichnet man beispielsweise auch das Kamel als "Schiff der Wüste". (Maududi) Beide, Reittiere wie Schiffe, sind von Allah so geschaffen, dass beide den Erfordernissen, die sie zu erfüllen haben, gerecht werden, das eine zu Lande, das andere auf dem Wasser. (Qutb)
Abschnitt 2 23. Und Wir haben vordem Nuuch37 zu seinem Volk38 entsandt, und er sagte: „O mein Volk! Dient Allah, ihr habt keine Gottheit außer Ihm.39 Wollt ihr also nicht mutaqi sein"?40 37. Nachdem die materiellen Gaben Allahs aufgezählt worden sind, mit denen Er uns in weiser und freundlicher Fürsorge versieht, wird hier unsere Aufmerksamkeit auf Allahs Fürsorge in geistigen Dingen gelenkt. Er schickt uns Lehrer, die uns lehren und leiten, selbst wenn man sie dafür verspottet, ablehnt, ihnen Lüge und Eigennutz vorwirft; sie jedoch wurden von Allah geschützt, und Allahs Wahrheit setzte sich letztendlich durch. (Juusuf `Allii) Von den Beweisen, die zum Iman führen sollen, in lebenden Wesen und im Universum, wendet sich der Text hier zum eigentlichen Sinn des Imans. (Qutb) 38. "Volk" ist hier gleichbedeutend mit "Zeitgenossen". (Juusuf `Allii) Die alle die vielfältigen Erweise für die Einzigartigkeit des Schöpfers aus den Augen verloren hatten und damit auch alle Dankbarkeit für Seine zahlreichen Segnungen und Gaben aufgegeben hatten. (Asad) Vergleiche auch Suura 7:59-64; 10:71-73; 11:25-48; 17:3 und 21:76-77. (Maududi) 39. Gehorchet Ihm und bekennt euch zu Dem Einen Gott. (Al-Dschalalain) Dies ist die Essenz der Wahrheit, die unveränderlich ist und auf der das gesamte Dasein beruht. Alles Existierende bezeugt es. (Qutb) 40. Fürchtet ihr nicht die Folgen eures Leugnens? Vergleiche Suura 7:59. "Allah fürchten" bedeutet, ein rechtschaffenes Leben zu führen und Böses zu meiden. (Juusuf 'Allii) Fürchtet ihr nicht, dass ihr, wenn ihr Allah, dem wahren Herrn, Götzen zur Seite stellt, Seinen Zorn und Seine Strafe verdient? (Maududi)
24. Doch die Vornehmen seines Volkes, die nicht den man verinnerlichen wollten, sprachen:41 „Dieser ist nichts anderes als ein Mensch wie ihr,42 der sich nur über euch erbeben will.43 Und wenn Allah gewollt hätte, dann hätte Er Engel herabgesandt.44 Wir haben von solchem noch nie bei unseren Vorfahren gehört.45 41. Zu dem gewöhnlichen Volk. (Darjabadi) 42. Weder ein Heros noch ein Engel noch ein Halbgott. (Darjabadi) Anstatt die Wahrheit anzunehmen und darüber nachzudenken, stellen sie die Angelegenheit als ein persönliches Problem eines einzigen Menschen dar. (Qutb) Es ist ein weit verbreitetes Missverständnis, ein Prophet müsse eine Art Übermensch sein. Der Qur’an hat diese falsche Vorstellung immer wieder zurückgewiesen und mit Nachdruck betont, dass alle Propheten Menschen waren und dass nur Menschen die Aufgaben eines Propheten für Menschen erfüllen können. Vergleiche diesbezüglich auch Suura 7:63; 10:2; 11:27-31; 13:38 und viele andere Stellen sowie die entsprechenden Fußnoten. (Maududi) Wie wunderlich! Sie betrachten das Prophetentum eines Menschen als abwegig, während sie einem Stein Göttlichkeit zuerkennen. (Safwat Al-Tafsir) In dieser Geschichte und in den nächsten vier Geschichten der Propheten, die erzählt werden, werden die Propheten mit Vorwürfen konfrontiert. 1. sie sind nur Menschen, 2. sie sind keine Engel, 3. niemand hat je von ähnlichem bei den Vorfahren gehört, 4. sie sind verrückt und 5. man sollte auf ihren Tod warten. (Safwat Al-Bajan) 43. Indem er sich zum Führer macht und euch zu seinen Gefolgsleuten. (Al-Dschalalain) Er maßt sich eine höhere Stellung an, indem er angibt, Allahs Sprachrohr zu sein. (Darjabadi) Dies ist ein alter Einwand, der immer gegen diejenigen vorgebracht wurde, die versuchte ihr Volk zu reformieren. Ihre Gegner warfen innen vor, dass sie die Religion missbrauchten, um Macht zu gewinnen Muusa, Haruun und 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihnen allen, mussten diese Vorwürfe ebenso anhören wie Muchammad - Friede sei mit ihm. Dies ging so weit, dass die kaafir Makkaner dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, anboten, ihn zu ihrem König zu machen, wenn er nur seine Botschaft aufgäbe. In der Tat können Leute, denen ihr Sinn nur nach irdischen Vorteilen steht, nicht akzeptieren, dass sich ein Mensch selbstlos für das Wohl der Menschen einsetzen kann. Sie betrachten verführerische Parolen, die sie selbst verwenden, um Macht zu erlangen, und falsche Versprechungen, wie sie selbst sie den Massen machen, als natürlich. Aufrichtigkeit und Selbstlosigkeit kann ihrer Ansicht nach nur mit dem Ziel eingesetzt werden, das Volk zu betrügen, ansonsten sind solche Charaktereigenschaften nutzlos. Deswegen wurde der Vorwurf, "machthungrig" zu sein, immer von denjenigen auf wirkliche Reformer angewendet, die selbst an der Macht waren, als ob sie einen Anspruch auf diese Macht hätten. In diesem Zusammenhang muss noch einmal erwähnt werden, dass alle, die eine ungerechte Gesellschaft reformieren wollen, sich unweigerlich mit deren Machthabern auseinandersetzen müssen, wenn sie ein gerechtes System aufbauen wollen. Die jeweiligen Machthaber haben sich daher auch immer gegen die Propheten und deren Anhänger gewandt, die ihre Position in Frage stellten. Es besteht jedoch ein grundlegender Unterschied zwischen denen, die um ihrer eigenen egoistischen Ziele willen Macht gewinnen wollen, und denen, die ihr Volk reformieren wollen. (Maududi) 44. Mit dieser Aussage weisen sie nicht nur die Berufung Nuuch zurück, sondern grundsätzlich auch die Berufung des menschlichen Geschlechtes, zu dem sie gehören (2:30). Denn sie halten den Menschen nicht für wert, als Allahs Gesandter auserwählt zu werden. (Qutb) Sie schreiben ihm völlig falsche Absichten zu (indem sie von sich selbst auf andere schließen). "Wenn Allah gewollt hätte", so sagen sie, "dann hätte Er uns Engel schicken können, nicht einen Menschen wie wir aus unseren eigenen Reihen. Unsere Vorfahren haben nicht dem Einen Gott gedient; warum also sollten wir das tun"? (Juusuf `Allii) Wenn Allah wollte, dass Er allein verehrt wird. (Al-Dschalalain) Nuuchs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Zeitgenossen leugneten nicht Allahs Existenz und Herrschaft. Sie setzten ihm lediglich andere Wesen zur Seite. (Maududi) 45. Wir haben nie von einer solchen Aufforderung oder einem solchen Menschen, der mit einer Botschaft von seinem Herrn entsandt wird, gehört. (Al-Dschalalain) Solches passiert immer, wenn blinde Nachahmung die Bewegung des Denkens und die Freiheit des Herzens außer Kraft setzt. (Qutb) Menschen lehnen oft einen neuen ethischen Lehrsatz einfach mit der Begründung ab, dass er ihrer "angestammten" Denk- und Verhaltensweise widerspricht. Diese Anspielung beinhaltet indirekt eine Verurteilung aller blinden Nachahmung oder gedankenlosen Annahme irgendwelcher Lehren und Dogmen, die nicht eindeutig von der Offenbarung Allahs, den ausdrücklichen Lehren eines Propheten oder der Erkenntnis der vorurteilslosen Vernunft gestützt sind. (Asad) 25. (Einige sagten): „Er ist wahrlich nichts anderes als ein Mann, der besessen ist. So ertragt ihn einstweilen".46 46. Bis ihn der Tod hinwegnimmt und euch von ihm und von seinem Aufruf und seinen dringlichen Ermahnungen erlöst. (Qutb) Dies ist meiner Ansicht nach die Meinung einer anderen Gruppe der Kaafirs. Sie gingen davon aus, dass er besessen sei und man ihn am besten in Ruhe lassen sollte. Seine Besessenheit würde sich dann austoben, oder er selbst würde zu einem bösen Ende kommen. (Juusuf `Allii) Bis der Tod ihn dahinrafft oder er wiedergesundet. (Safwat Al-Bajan)
26. Da sagte (Nuuch): „O mein Herr! Hilf mir, denn sie verwerfen mich als Lügner".47 47. Als er jede Hoffnung aufgab, dass sie den Iman verinnerlichen würden. (Safwat Al-Tafsir) Bestrafe sie für ihre Ablehnung meiner Aufforderung. (Al-Dschalalain) Vergleiche auch Suura 54:10: 71:26-27 und die entsprechenden Fußnoten. (Maududi)
27. Und wir gaben ihm ein: „Baue ein Schiff unter Unseren Augen und nach Unserer Eingebung.48 Und wenn Unser Befehl ergeht,49 und die Wasser aus der Erde wallen,50 dann nimm von jedem Paar51 zwei an Bord und auch deine Familie - mit Ausnahme derer, gegen die Unser Urteilsspruch bereits ergangen ist.52 Und bitte Mich nicht für diejenigen, die Unrecht getan haben, denn sie sollen ertränkt werden.53 48. Vergleiche diesen ganzen Abschnitt mit Suura 11:35-48 und den entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii) Nach Unseren Anweisungen. (Safwat Al-Tafsir) 49. Der Grund für diese gekürzte Wiederholung der Geschichte Nuuchs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, die in Suura 11:25-48 viel ausführlicher wiedergegeben ist, geht aus Aja 29 unten hervor. (Asad)
50. Vergleiche Suura 11:40 und die entsprechende Fußnote, wo das Wort "tannur" تَنُّور erläutert wird. (Juusuf `Allii)
51. Jeweils ein Paar von
allen Vögeln, Tieren und Pflanzen, die Nuuch, Allahs Segen und
Frieden auf ihm, zu jener Zeit bekannt waren, aber auch all seine
Angehörigen. (Qutb) 52. Nämlich diejenigen, die kaafir waren und die Wahrheit leugneten, und die somit Allahs Urteil und Sein Gesetz gegen sich erwirkt haben. (Qutb) 53. Du darfst keinesfalls angesichts des großen Regens mit deinem Volk Mitleid empfinden oder gar in dir die Hoffnung aufkommen lassen, ihnen Aufschub zu gewähren, so dass sie doch noch zur Rechtleitung finden mögen, denn Mein Urteil ist schon über sie ergangen, sie für ihr hartnäckiges Leugnen und ihre Übertretung mit dem Ertrinken zu bestrafen. (ibn Kasir) Allahs Gesetzmäßigkeit (Sunna Allah) kennt keine Begünstigung und weicht nie von dem einen Geraden Weg ab, weder um eines Freundes noch eines sonst wie Nahestehenden willen. (Qutb)
28. Und wenn ihr - du und die mit dir sind - dann das Schiff bestiegen habt,54 dann sprich: „Gepriesen sei Allah, Der uns aus dem ungerechten Volk errettet hat"!55 54. Das Wort "istawaa" اسْتَوَ ist in den Fußnoten zu Suura 10:3 ausführlich erläutert. Hier bedeutet es "eingeschifft", "eingestiegen". (Juusuf `Allii) 55. Nuuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ist dankbar für die Rettung vor einem Volk, das von Grund auf bösartig war. (Maududi) Nuuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ist er in Vertretung für sein Volk als ihr Führer mit der Ansprache betraut. Sie ergeht jedoch an seine Begleiter. (Safwat Al-Tafsir)
29. Und sprich: „O mein Herr, lass meine Landung gesegnet sein,56 denn Du bist es, der die beste Landung gewährt".57 56. Das heißt in Unversehrtheit und Heil. (Qurtubi) Dieses zweite Gebet wurde Noah eingegeben, als die Flut zurückging und die Zeit herannahte, wieder an Land zu gehen. (Juusuf `Allii) Das heißt in einem segensreichen Zustand oder an einem segensreichen Ort. Beide Bedeutungen sind in dem Begriff eingeschlossen. (Asad) 57. Wörtlich: „der Beste es von denen, die (Menschen) die Landung ermöglichen", das heißt an ihrem wahren Ziel. In diesem Gebet, das im weiteren Sinne auch allen Mu’mins nahe gelegt wurde, wird die Geschichte von dem Schiff zu symbolischer Bedeutung erhoben: sie erweist sich als eine Parabel von der menschlichen Seele, die sich nach der Erleuchtung Allahs sehnt, die allein dem Menschen zeigen kann, wie er sich retten und sein wahres Ziel erreichen kann, sowohl im geistigen Bereich als auch im irdischen Leben. (Asad) Die "Landung" hier nicht einfach nur, dass die Menschen an Land gingen, sondern umfasst auch die Bedeutung der "Gastfreundschaft", so dass sie sozusagen Allahs Gäste wurden. (Maududi) In diesem und im letzten Aja lehrt Allah Seine Diener, was sie zu sagen haben beim Ein- und Aussteigen aus einem Transportmittel und auch beim Betreten ihrer Häuser. Von `Allii wird überliefert, dass er beim Betreten der Moschee zu sagen pflegte: „Mein Herr, lass meinen Eingang gesegnet sein, und Du bist es, Der den besten Eingang gewährt". (Qurtubi)
30. Wahrlich, darin58 sind gewiss Zeichen59 und Wir haben sie damit nur auf die Probe gestellt.60 58. In diesem ganzen großen historischen Ereignis. (Darjabadi) 59. Zeichen dafür, dass Allah gerecht ist und die Wahrheit zur Geltung bringt. (Darjabadi) Zeichen und Hinweise auf Allahs Allmacht. (Al-Dschalalain) Zeichen für nachdenkende Menschen. (Juusuf `Allii) Zeichen, aus denen viele Lehren gezogen werden können. Ein ähnlicher Vorgang wie in der Geschichte Nuuchs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zeichnete sich damals in Makka ab: letztendlich wird dieser Prophet ebenso mit Allahs Hilfe seine Gegner überwinden wie seinerzeit Nuuchs. (Maududi) 60. Nuuchs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Zeitgenossen hatten jede Möglichkeit, sich warnen zu lassen und umzukehren. Sie weigerten sich jedoch und gingen unter. Allahs Wahrheit aber überlebte und ging auf die folgenden Generationen über. Will die Menschheit dies nicht begreifen? (Juusuf `Allii) Die Arten der Prüfungen sind vielfältig: Sie werden von Allah aufgestellt, um die Geduld der Menschen und ihre Dankbarkeit zu zeigen, um sie zu belohnen, um sie zu leiten, um sie zu erziehen, um sie zu reinigen und um sie gerade zu richten. (Qutb) Gemeint sind die früheren Völker. Sie wurden durch die Botschaften Allahs geprüft, um aufzuzeigen, wer von ihnen gehorsam und wer ungehorsam war. (Qurtubi) Ein Volk, das die Macht in einem Land erlangt hat, wird nicht sich selbst überlassen. Allah prüft es, wie es mit dieser Macht umgeht. Dies geschieht in Übereinstimmung mit Allahs Gesetzmäßigkeiten, und so wie Nuuchs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Volk für seinen Machtmissbrauch zur Rechenschaft gezogen wurde, so ergeht es auch in der Zukunft jeder Gemeinschaft, die sich ähnlich verhält. (Maududi)
Abschnitt 3 31. Dann brachten Wir ein anderes Volk nach ihnen hervor.61 61. Diese Anspielung bezieht sich möglicherweise auf die `Ad und die Tamuud. "Nach ihnen" bedeutet jedenfalls "nach der Zeit von Nuuchs Volk". (Darjabadi) Wörtlich: "eine Generation (qarn قَرْن) von anderen". Vergleiche auch Suura 6:6 und die entsprechende Fußnote, wo dieser Begriff ausführlich erläutert wird. (Asad) Der Zweck des Erwähnen der Prophetengeschichten sollte nicht der sein, sie gründlich zu erforschen, sondern nur die Einheitlichkeit ihre Worte aufzuzeigen, und auch dass sie alle gleich empfangen wurden. Aus diesem Grund werden zwischen Nuuch, Muusa und ’Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihnen allen, keine Namen erwähnt. (Qutb)
32. Und Wir entsandten zu ihnen einen Gesandten aus ihren Reihen,62 (der sagte:) „Dient Allah! Ihr habt keine Gottheit außer Ihm. Wollt ihr also nicht mutaqi sein?"63 62. Einer aus ihrer Sippe, über dessen Geburt und Heranwachsen sie bestens Bescheid wussten, damit sie seinen Worten mehr Vertrauen schenken sollten. (Qurtubi) Wenn sich dies auf einen bestimmten Propheten bezieht, dann muss es sich dabei um Huud handeln, der zu den `Ad gesandt wurde, oder um Saalich der zu den Tamuud geschickt wurde. So folgten jedenfalls nach Nuuch, Allahs Segen und Frieden auf ihnen allen die Generationen aufeinander. Vergleiche auch Suura 11:50-68. Da jedoch kein bestimmter Name genannt wird, neige ich zu der Ansicht, dass damit einfach der Typus der nach Nuuch kommenden Gesandten gemeint ist, bis wir später zu und 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, kommen. Die Zielsetzung liegt hier nicht in der Wiedergabe der Geschichten, sondern es soll gezeigt werden, dass die Opposition der Bösen nicht den Siegeszug der Wahrheit Allahs beeinträchtigt. (Juusuf `Allii) 63. Bezüglich der Einheit Gottes sehen wir hier genau denselben Wortlaut wie zuvor bei Nuuch Allahs Segen und Frieden auf ihm, nur vielleicht in einer anderen Sprache. (Qutb) Die meisten klassischen Kommentatoren nehmen an, dass es sich bei diesem Propheten um Huud, Allahs Segen und Frieden auf ihm, handelt, den Propheten der `Ad. Da dieser Abschnitt jedoch Elemente enthält, die in den Geschichten vieler Propheten erscheinen, einschließlich der des Propheten Muchammad - Friede sei mit ihm - bin ich der Ansicht, dass es von allgemeiner Bedeutung ist, nämlich eine Anspielung auf alle Gesandten Allahs und die immer wiederkehrende Ähnlichkeit ihrer Erfahrung. (Asad)
33. Da sagten die Vornehmen seines Volkes, die kaafir waren und das Zusammentreffen im Jenseits als Lüge verwarfen und denen Wir das diesseitige Leben im Überfluss geboten hatten:64 „Dies ist auch nur ein Mensch wie ihr, der von dem isst, wovon (auch) ihr esst, und der von dem trinkt, wovon (auch) ihr trinkt".65 64. Reichtum in dieser Welt tritt oft in Verbindung mit Mangel an Taqwa und mit Kufr auf. (Darjabadi) Nur weil Allah ihnen in diesem irdischen Leben Wohlstand gegeben hat und diese dadurch verdorben wurden. Vergleiche auch Suura 11:116 und die entsprechende Fußnote, wo das Wort "tarifa" näher erläutert wird. (Asad) Die Leute, die am ehesten Gegner ihres Propheten waren, hatten drei gemeinsame Eigenschaften: 1. sie waren Führer ihres jeweiligen Volkes; 2. sie leugneten ein zukünftiges Leben; und 3. sie genossen irdischen Wohlstand. Offensichtlich liebten sie das Leben in dieser Welt und konnten sich nicht vorstellen, dass ihre Lebensweise, die ihnen Wohlstand und eine führende Position ermöglicht hatte, falsch sein könnte. Deswegen wandten sie sich gegen die Propheten, die sie beunruhigten, indem sie verkündeten, es gebe ein zukünftiges Leben, und die Menschen würden von Allah für ihr Verhalten in dieser Welt zur Rechenschaft gezogen. (Maududi) 65. Er besitzt keinen Vorzug vor euch, da er genau wie ihr der Nahrung bedarf. (Al-Dschalalain) Der Wortlaut der Antwort ist fast der gleiche wie zuvor bei Nuuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Qutb) Sie stehen nicht über gewöhnlichen menschlichen Bedürfnissen. Für Menschen mit polytheistisch beeinflussten Vorstellungen war es völlig unverständlich, dass gewöhnliche Menschen Allahs Gesandte sein können. (Darjabadi) 34. Und wenn ihr einem Menschen wie euch gehorcht, denn werdet ihr ganz gewiss verloren sein.66 66. Wenn ihr eure Götter verlasst. (Qurtubi) Dieser Menschentypus, der das Leben genießt, das zukünftige Leben leugnet und auf jeden eifersüchtig ist, der versucht, seinen Horizont zu erweitern, wird hier in kurzen anschaulichen Sätzen dargestellt. Es langweilt ihn, wenn ernsthafte Dinge erwähnt werden, die über seine Vorstellungen hinausgehen. Statt über die Zukunft nachzudenken, sollte man seiner Ansicht nach lieber die Gegenwart genießen; in der Gegenwart könne man gewinnen, der Verlust liegt in der Zukunft." (Juusuf `Allii) "Es wäre doch wirklich unklug, einem bloßen Sterblichen zu folgen". (Darjabadi) Solche Bemerkungen richteten die Einflussreichen an das gewöhnliche Volk. Als die Machthaber spürten, dass sich die Botschaft Gottes im Volk ausbreitete und tatsächlich die Gefahr bestand, diese würde durch den reinen Charakter des Propheten beeinflusst und die Macht der Führer würde ein Ende finden, fingen sie an, Volk mit demagogischen Methoden abzulenken. Bemerkenswert ist, dass sie, wie aus den Beispielen von Nuuch und Huud hervorgeht, den Propheten Machthunger vorwerfen, der gerade für sie selbst eine selbstverständliche Eigenschaft ist. (Maududi)
35. Gibt er euch etwa sein Wort, dass ihr, wenn ihr gestorben und zu Staub und Knochen geworden seid, wieder hervorgebracht werden sollt?67 67. Welch eine merkwürdige Lehre! (Darjabadi) Diese Frage bringt ihr Befremden und ihren Spott zum Ausdruck. (Safwat Al-Tafsir) Wie jene Vorfahren können sie nicht die Weisheit des größeren und vollkommeneren Lebens begreifen,, auf das der Prophet aufmerksam macht. Vollkommenheit wird nicht auf der Erde verwirklicht, und Gutes wie Böses kann nicht in diesem irdischen Leben vollkommen vergolten werden. (Qutb)
36. Weit, weit hergeholt ist das, was euch da versprochen wird! 37. Es gibt kein weiteres Leben als unser Leben in dieser Welt. Die einen von uns sterben und die anderen leben, doch werden wir niemals wiedererweckt werden.68 68. Allem Anschein nach sagen sie: "Es gibt kein zukünftiges Leben; es ist sicher, dass wir sterben; es ist sicher, dass wir dieses Leben haben; einige Menschen sterben, einige werden geboren, einige leben, und so setzt sich der Kreislauf fort; aber wie könnten Tote zum Leben erweckt werden"? (Qutb) Sie behaupten mit Entschiedenheit und Frechheit, dass es nur ein einmaliges Leben und ein einmaliges Sterben gibt. Eine Generation stirbt aus und eine andere wird ins Leben gerufen. Eine Wiedererweckung für jemand, der zu Staub und Asche geworden ist, ist eine Unmöglichkeit. (Qutb)
38. „Fürwahr, er69 ist nichts anderes als ein Mann, der eine Lüge gegen Allah ersonnen hat, doch wir werden ihm niemals den Iman verinnerlichen".70 69. Der Gesandte. (Al-Dschalalain) 70. Diese Worte zeigen, dass dieses Volk nicht eigentlich Allah an sich leugnet. Es setzte Ihm lediglich andere Wesen zur Seite. (Maududi) „Er ist nur ein Narr, der sich Dinge ausdenkt und dann behauptet, es sei eine Offenbarung Allahs! Wir sind zu klug, um auf so etwas hereinzufallen". (Juusuf `Allii) Sie bleiben nicht nur bei dieser Ignoranz stehen, sondern gehen weiter mit ihrer Verleumdung des Gesandten. Sie werfen ihm vor, er habe eine Lüge gegen Allah ersonnen, wobei sie nur an dieser Stelle und zu diesem Zweck an Allah denken. (Qutb)
39. Er sagte:71 „Mein Herr! Hilf mir, denn sie erklären mich zum Lügner"!72 71. Der Prophet, auf den sich Aja 32 bezieht. (Darjabadi) 72. Vergleiche oben Aja 26. Jeder Prophet wird geschmäht und verfolgt. Es ist auf verschiedene Weise immer dieselbe Geschichte. (Juusuf `Allii)
40. Da sprach Er: „Wahrlich, bald werden sie von Reue erfasst werden"!73 73. Wenn die Strafe über sie hereinbricht, tut ihnen alles leid, aber dann ist es zu spät. (Juusuf `Allii)
41. Mit Recht74 erfasste sie darauf ein gewaltiger Schrei,75 und Wir vernichteten sie wie Abschaum.76 Hinweg also mit dem ungerechten Volk! 74. Wie ihnen verheißen worden war. (Darjabadi) Der Ausdruck "bil-haq" بِالْحَق (wörtlich: "der Wahrheit entsprechend" oder "mit Gerechtigkeit") verbindet in diesem Falle die Vorstellungen von Gerechtigkeit, Weisheit, Wahrheit, Unausweichlichkeit und Übereinstimmung mit der Notwendigkeit in dem betreffenden Fall. Daher meine Übersetzung: "gerecht und unausweichlich". (Asad) 75. Ihr Leugnen und ihre Verleumdung. (Al-Dschalalain) Sie werden reuig werden, wenn ihnen keine Reue mehr hilft. (Qutb) Vergleiche auch Suura 11:67 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Ali) Der Schrei der Bestrafung. (Al-Dschalalain) 76. "Rusa'a" غُثَاء : zusammengefegte trockene Blätter, Abschaum. (Juusuf `Allii) Von einem Strom hinweggespülter Abschaum oder Abfall. (Darjabadi) Von der Strömung ans Ufer gespülter Unrat. (Maududi) Da sie selbst jede Verbindung zur himmlischen Schar abgeschnitten hatten, verdienten sie keine Ehrung mehr. (Qutb)
42. Dann ließen Wir zahlreiche Generationen nach ihnen entstehen.77 77. Das heißt neue Kulturen. (Asad) Nach deren Untergang. (Qurtubi)
43. Kein Volk kann die ihr bestimmte Frist vorverlegen78 oder hinausschieben.79 78. Allah allein legt dies fest und entscheidet darüber. (Darjabadi) Vorher stirbt es nicht aus. (Al-Dschalalain) 79. Vergleiche auch Suura 15:5 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad) Jede Generation lebt die für sie festgesetzte Zeit, dann aber vergeht sie. (Qutb)
44. Dann schickten Wir Unsere Gesandten einen nach dem anderen.80 Jedesmal wenn zu einer Gemeinschaf ihr Gesandter kam, beschuldigten sie ihn der Lüge. So ließen Wir sie einander folgen81 und machten sie zu Geschichten.82 Hinweg also mit Leuten, die nicht den Iman verinnerlichen wollen!83 80. Nacheinander zu verschiedenen Völkern. (Darjabadi) 81. In den Untergang. (Darjabadi) 82. Um folgende Generationen zu lehren. (Darjabadi) Als warnendes Beispiel. (Qurtubi) Ihre Wohnstätten und Organisationen wurden vernichtet. Es bleibt nur die überlieferte Geschichte von ihrer Existenz. Wo ihr Name geblieben ist - und das ist nicht immer der Fall - soll damit eine Moral veranschaulicht werden. (Juusuf `Allii) 83. Denjenigen, die nicht an Allahs Gnade den Iman verinnerlichen. (Maududi) 45. Dann entsandten Wir Muusa und seinen Bruder Haruun mit Unseren Zeichen und offenkundiger Ermächtigung84 84. Muusa und Haruun. hatten einen zweifachen Auftrag: 1. an Pharao und seine Berater, die aufgrund ägyptischer Arroganz versagt hatten; 2. an die Israeliten, für die Muusa auch später am Berg Sinai das Gesetz empfing, die aber immer wieder gegen Allah rebellierten. In beiden Fällen fanden Wunder statt, und andere außergewöhnliche Ereignisse ("deutliche Zeichen") wiesen darauf hin, dass die beiden auf Allahs Geheiß gekommen waren und Seinen Auftrag ausführten. (Juusuf `Allii) All die klaren Zeichen und zwingenden Beweismittel, die Allah ihnen mitgab, hinterließen keinen Eindruck in den verschlossenen Herzen, die sich tief in den nichtigen Dingen dieser Welt und ihren billigen Werten verstrickt hatten. (Qutb)
46. Zu Pharao und seinen Anführern.85 Doch sie waren hochmütig und ein überhebliches Volk.86 85. Muusa und Haruun werden hier namentlich erwähnt, weil ihr Fall sich von dem aller anderen Propheten unterschied: sie wurden nicht nur von ihrem eigenen Volk zurückgewiesen, sondern auch von den Unterdrückern ihres Volkes. (Asad) 86. Dies kann entweder bedeuten: "sie waren ein höchst arrogantes und tyrannisches Volk", oder: „sie zeigten sich arrogant und von sich eingenommen". (Maududi)
47. So sprachen sie:87 „Sollen wir an zwei Menschen den Iman verinnerlichen, wie wir selbst es sind? Wo doch ihr Volk uns dienen (muss)„!88 87. In ihrem Hochmut. (Darjabadi) 88. Ihr Nationalstolz veranlasste die Ägypter zu sagen: „Diese Leute gehören einem Volk an, das wir unterworfen und zu unseren Sklaven gemacht haben. Wie können wir sie dann als Gesandte Allahs akzeptieren"? (Juusuf `Allii) Im arabischen Sprachgebrauch ist "Verehrer" und "Diener" gleichbedeutend ('Abid). Als daher die Propheten ihr Volk aufforderten, Allah allein anzubeten, meinten sie damit, dass es Allah allein dienen und Ihn allein verehren sollte. (Maududi)
48. So beschuldigten sie die beiden der Lüge und sie waren unter denen, die der Vernichtung preisgegeben wurden.89 89. Wörtlich: "sie gehörten zu denen, die untergingen", das heißt sie teilten ihr Schicksal mit denen, die zuvor untergegangen waren. (Asad) Durch Ertrinken. (Qurtubi) Dies war das letzte Mal, dass Allah ein ganzes Volk der Vernichtung preisgab. Danach wurden die Mu’mins dazu verpflichtet, gegen die Frevler zu kämpfen. (ibn Kasir) Weitere Details dieser Geschichte finden wir in Suura 2:49-50; 7:103-136; 10:75-92; 11:96-99; 17:101-104; 20:9-80 sowie die entsprechenden Fußnoten.
49. Und Wir gaben Muusa das Buch,90 damit sie vielleicht zur Rechtleitung finden würden.91 90. Die Thora. (Al-Dschalalain) Nach dem Untergang der ägyptischen Armee. (Darjabadi) 91. Nämlich die Kinder Israels. (Darjabadi) Dies bezieht sich auf den zweiten Teil von Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Auftrag, der sich an die Israeliten richtet, den diese aber durch ihren Mangel an Iman fruchtlos machten. Vergleiche auch oben Fußnote 84. (Juusuf `Allii)
50. Und Wir machten den Sohn Marjams und seine Mutter zu einem Zeichen,92 und Wir gewährten ihnen beiden Zuflucht auf einem Hügel93 mit Wiesen und Quellen.94 92. Nach Adam der ohne Vater und Mutter erschaffen worden war, war es die Regel, dass die Menschen von Mann und Frau gezeugt wurden. Die Geburt 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, wich von dieser Regel ab. Es gilt als ein entscheidender Beweis von Allahs Allmacht, dass ohne Vater erschaffen wurde. (ibn Kasir) Die jungfräuliche Geburt ’Isas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war sowohl für ihn selbst wie auch für seine Mutter ein Wunder. Man warf ihr unrechtmäßig vor, unkeusch gewesen zu sein, aber das Kind 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, vereidigte sie durch seine eigenen Wunder (vergleiche Suura 19:27-33) und verdeutlichte durch seinen Lebenswandel, wie niederträchtig diese Verleumdungen waren. (Juusuf `Allii) `Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und seine Mutter werden hier besonders erwähnt, denn sie mussten Verfolgungen und Verleumdungen der Wahrheitsleugner ertragen. (Asad) Vergleiche auch Suura 3:45-49; 19:16-35 und 21:91 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Maududi) 93. In Ägypten, zum Schutz der Verfolgung durch Herodes. "Geht hinein durch die enge Pforte. Denn die Pforte ist weit, und der Weg ist breit, der zur Verdammnis führt, und viele sind's, die auf ihm hineingehen. Wie eng ist die Pforte und wie schmal der Weg, der zum Leben führt, und wenige sind's, die ihn finden!" Matthäus 2,13-14. (Darjabadi) 94. Wir brauchen nicht lange nach dem Ort zu suchen, wo Mutter und Kind Zuflucht fanden. Er wird in Suura 19:22-26 beschrieben, nämlich der Ort, an dem sich zurückzog, um ihr Kind zur Welt zu bringen. Dort gab es eine Palme voller Datteln, offensichtlich auf einer Anhöhe, denn darunter floss ein Bach. Dort blieb sie mit ihrem Kind, bis beide in der Lage waren, ihrem Volk gegenüberzutreten. (Juusuf 'Allii) Zu der Frage, wo sich dieser Zufluchtsort befunden haben gibt es verschiedene Überlieferungen: Ägypten, Damaskus oder in Jerusalem. Dies sind nämlich die Orte, wo sich e mit ihrem Sohn in dessen Kindheit aufgehalten haben soll. Wichtig ist jedoch nicht die genaue Bestimmung des Ortes, sondern wichtig ist allein Allahs Fürsorge den beiden gegenüber. Er führte sie an einen sicheren, angenehmen Ort, wo es Pflanzen und frisches Wasser gab. (Qutb)
Abschnitt 4 51. O ihr Gesandten!95 Esst von den Dingen96 und tut gute Werke.97 Wahrlich, Ich weiß um das, was ihr tut98! 95. Im vorangehenden Abschnitt (Ajas 23-50) wurden die Geschichten einiger Propheten individuell angedeutet, und hier in diesem Aja werden sie alle angesprochen. Dies bedeutet nicht, dass sie alle gleichzeitig an einem Ort anwesend waren. Diese Anrede soll vielmehr noch einmal betonen, dass die Botschaft aller dieser Propheten. die in verschiedenen Zeitaltern unter verschiedenen Völkern wirkten, ein und dieselbe war und sie damit ein und derselben Gemeinschaft angehörten (vergleiche auch unten Aja 52). (Maududi) 96. Von den erlaubten Sachen. (ibn Kasir) Diese Aufforderung an die Gesandten soll ihre menschliche Natur unterstreichen, die von den Achtlosen in Abrede gestellt wird: "Esst von den angenehmen Dingen". Denn Essen ist für den Menschen eine Lebensnotwendigkeit. Gute und reine Dinge zu essen erhöht darüber hinaus den Menschen, reinigt ihn und verbindet ihn mit der höchsten Daseinsebene. (Qutb) Vom Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ist überliefert, dass er gesagt hat: „O ihr Menschen! Allah ist gut und nimmt nur Gutes an. Und wozu Er den Gesandten aufgefordert hat, dazu fordert Er auch die Mu’mins auf". (Qurtubi) Diese Anrede an alle Propheten soll ihre Menschlichkeit und Sterblichkeit hervorheben und wendet sich damit gegen das Argument der Kaafirs, Allah könne keinen "Menschen wie uns" zum Gesandten erwählen. Sie übersehen dabei die Tatsache, dass nur ein Mensch die Bedürfnisse und Absichten eines Menschen verstehen und ihn somit in geistigen und gesellschaftlichen Angelegenheiten leiten kann. (Asad) 97. Dies ist die einzig mögliche Art und Weise, Allah Dankbarkeit für Seine Gaben entgegenzubringen. (Darjabadi) Ebenso wie Essen gehört Handeln zu den notwendigen Lebensäußerungen des Menschen. Aber rechtes Handeln zeichnet die Rechtschaffenen aus. Sie handeln diszipliniert und sinnvoll und im Bewusstsein ihrer Verantwortung vor Allah. (Qutb)
52. Und wahrlich, diese eure Gemeinschaft ist eine einzige Gemeinschaft99 und Ich bin euer Herr, darum fürchtet (nur) Mich!100 99. Vergleiche auch Suura 21:92-93. Alle Propheten bilden eine einzige Bruderschaft: ihre Botschaft ist eine einzige, und ihre Religion und Lehre ist eine einzige; sie dienen dem einen wahren Gott, Der sie liebt und versorgt. Ihm allein schulden sie treue Pflichterfüllung. (Juusuf `Allii) 100. Weder Zeit noch Raum beeinträchtigen diese einzigartige Wahrheit, die alle Propheten übermittelt haben, und die Einzigkeit des Schöpfers, Der sie gesandt hat, und die Einheitlichkeit ihrer natürlichen Veranlagung, die sie auszeichnet. (Qutb) Wie in Suura 21:92 wendet sich auch dieser Aja an alle, die aufrichtig an Allah den Iman verinnerlichen, was auch immer ihre historische Zugehörigkeit sein mag. Alle Propheten verkündeten dieselbe grundlegende Wahrheit, ungeachtet aller Unterschiede im Ritual oder in gesetzlichen Einzelheiten, die sie nach den jeweiligen Bedürfnissen ihrer Zeit und der gesellschaftlichen Entwicklung ihrer Anhänger einführten. Vergleiche auch Suura 5:44 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)
53. Doch sie101 spalteten sich in ihren Diin102 untereinander auf in Sekten.103 Jede Partei ist stolz auf ihren Anteil.104 101. Ihre irrenden Völker. (Darjabadi) 102. Wörtlich: in ihrer Sache. (Anm. d. Übers.) Die Sache der Religion. (Darjabadi) Die Gesandten waren einig in allem, was die Religion betraf - einig in bezug auf das einheitliche Wort, die religiösen Handlungen und auf das Ziel. Doch die Menschen nach ihnen waren bezüglich der einen Wahrheit zerstritten und gespalten. Ihr Zustand wird hier anschaulich dargestellt, als ob sie in ihrer Zerstrittenheit die eine Wahrheit so auseinanderreissen, dass jeder mit dem Stück, das er ergattern konnte, erfreut von dannen geht, ohne sich Gedanken darüber zu machen oder sich umzuschauen. (Qutb) Vergleiche auch Suura 21:93. (Asad) 103. "Bezüglich der Schriften" oder "in Sekten". Das Wort "Subur" زُبُر beinhaltet beides. (Darjabadi) Zu Parteien und Sekten. (Al-Dschalalain) 104. Die Völker nutzten die Namen der Propheten für ihre eigenen Interessen aus und spalteten die ursprüngliche Einheit in Sekten. Jede Sekte pocht auf ihre eigene enge Doktrin, statt die universale Lehre von Allah anzunehmen. Aber diese Sektiererei ist nur Menschenwerk. Es bleibt eine zeitlang bestehen, doch die Strahlen der Wahrheit und Einheit werden es schließlich zur Auflösung bringen. (Juusuf `Allii) Dies bezieht sich in erster Linie auf die verschiedenen Diins, das heißt auf die Anhänger der einen oder anderen früheren Offenbarung, die sich im Laufe der Zeit zu verschiedenen Organisationen zusammenschlossen, von denen jede eifersüchtig ihr eigenes dogmatisches Gefüge und Ritual hütet und sich anderen Diins gegenüber äußerst intolerant verhält. Vergleiche auch Suura 22:67 und die entsprechenden Fußnoten. In zweiter Linie bezieht sich dies jedoch auch auf den Bruch der Einheit innerhalb der jeweiligen Diin, und da es die Anhänger aller Propheten betrifft, schließt es auch die späteren Anhänger des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, mit ein und bildet somit eine Verurteilung und ein Verbot aller Uneinigkeit, die in der heutigen Welt des Islam vorherrscht. (Asad)
54. So lass sie einstweilen in ihrem Überschwang.105 105. Nun wird die Rede an den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gerichtet. Er soll sie in ihrem Überschwang lassen, bis sie von ihrem unvermeidlichen Ende ereilt werden. (Qutb) "Ramra" غَمْرَ bedeutet wörtlich: "Wasser, das einem Menschen über den Kopf steigt, in dem ein Mensch untergeht". Hier bezeichnet es den tiefen Abgrund ihrer Unwissenheit, ihres Irrtums und ihrer Orientierungslosigkeit. (Darjabadi) Bis sie selbst ihren Irrtum einsehen. Dies ist offensichtlich an den letzten Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, richtet und alle, die ihm folgen. (Asad) Zwischen den Ajas 53 und 54 gibt es einen Gedankensprung, den der Leser durch eine Kenntnis des Hintergrundes der ganzen Erörterung füllen muss. Fünf Jahre waren vergangen, seitdem der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, angefangen hatte, die Menschen zur ursprünglichen Religion einzuladen. Er hatte keine Mühe unterlassen, sie durch vernünftige Argumente und historische Beweise davon zu überzeugen, dass seine Botschaft der Wahrheit entsprach. Sein Volk hatte selbst die praktischen Ergebnisse von der Wirksamkeit seiner Botschaft gesehen und kannte seinen eigenen edlen Charakter, der an sich schon eine Garantie für seine Vertrauenswürdigkeit gab. Aber trotz allem freuten sie sich weiterhin über ihre irrtümlichen Glaubensvorstellungen, die sie von ihren Vorfahren übernommen hatten. Aber das war noch nicht alles. Sie waren seine erbitterten Feinde geworden und versuchten mit allen Mitteln, ihn und seine Botschaft aus dieser Welt zu schaffen. Nun wird die Bedeutung dieses Ajas deutlich. Er besagt nicht, dass der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sein Wirken aufgeben und die Kaafirs sich selbst überlassen soll. Diese Anrede soll vielmehr die Kaafirs aufrütteln. Der Aja soll sie warnen, dass die Zeit nicht mehr fern ist, da sie selbst einsehen werden, dass seine Botschaft wahr ist und sie im Unrecht sind. (Maududi) 55. Meinen sie etwa,106 weil Wir ihnen Besitz und Söhne gewährt haben, 106. In ihrer Unvernunft. (Darjabadi)
56. Würden Wir ihnen ihre Belohnung beschleunigen?107 Nein! Sie begreifen nicht108 107. Verinnerlichen sie den Iman wirklich, Allah schenkt ihnen wahres Glück, indem Er ihnen Eigentum und Kinder gewährt? (Darjabadi) Verinnerlichen sie den Iman vielleicht, dass Allah sie dadurch veranlassen will, miteinander in ihrem Streben nach irdischen Gütern zu konkurrieren, was sie mit "Wetteifern in guten Handlungen" verwechseln? Damit ist einmal gesagt, dass es sich bei irdischem Wohlstand nicht um das letztendliche Gute handelt, und zweitens, dass der im vorigen Abschnitt erwähnte Bruch der Einheit meistens das Ergebnis irdischer Gier und des Machtstrebens verschiedener Parteien war. (Asad) 108. Dass dies eine Prüfung und eine Heimsuchung ist. (Qutb) Irdischer Wohlstand, Macht und Einfluss sind nur Prüfungen. Wer sie besitzt, soll nicht der Illusion zum Opfer fallen, sie könnten in sich selbst Glückseligkeit bringen. (Juusuf `Allii) Sie sehen nicht ein, was für ein Ende es mit ihnen nehmen wird. (Darjabadi) Um solche Missverständnisse zu vermeiden, sollten wir folgendes im Auge behalten: 1. "Erfolg" ist etwas weit Höheres als materieller Wohlstand und der vergängliche Erfolg eines Individuums, einer Gemeinschaft oder einer Nation. 2. Es ist völlig falsch, "Wohlstand" und "Erfolg" als Kriterium für Wahrheit oder Irrtum zu betrachten. 3. Prüfungen für Individuen und Gemeinschaften können sehr verschiedener Art sein. Wer die Wahrheit sucht, sollte wissen, dass "Erfolg" oder "Versagen" nicht das Ergebnis von Lohn und Strafe sind und damit auch kein Kriterium für Iman, Moral oder Handlungen sein können. 4. Wir sollen fest darauf vertrauen, dass Wahrheit und Rechtschaffenheit letztendlich den Sieg über Trug und Bosheit davontragen werden. Dies können wir aufgrund der Offenbarung Allahs und vernünftigen Nachdenkens einschätzen. 5. Dementsprechend wird auch deutlich, dass sich die Vorstellung im Qur’an von "Lohn" und "Strafe" von der gewöhnlichen Vorstellung unterscheidet. Wenn beispielsweise ein böser Mensch Wohlstand genießt, ist dies nicht eine Belohnung für seine bösen Handlungen, sondern eine um so härtere Prüfung, nicht ein Segen, sondern ein Zeichen des Zorns Allahs. Auch das Umgekehrte kann der Fall sein: wenn rechtschaffene Menschen unter Heimsuchungen leiden, ist dies nicht Allahs Strafe, sondern insofern ein versteckter Segen, indem sie durch dieses "Feuer" von Schlacken gereinigt werden, bis nur noch reines Gold übrig bleibt. (Maududi)
57. Wahrlich, diejenigen, die in Ehrfurcht vor ihrem Herrn erzittern,109 109. Im Anschluss an das vorher erwähnte Bild der Achtlosigkeit der Irrenden wird das entgegengesetzte Bild der Mu’mins in ihrer Wachsamkeit und Vorsicht gezeichnet. Sie suchen nach Vollkommenheit und denken an die Folgen ihres Tuns. Und obwohl sie an Allahs Zeichen den Iman verinnerlichen und Ihm keine Götter zur Seite stellen, sind sie in Sorge vor Seiner Bestrafung. Sie mühen sich, ihre Verpflichtungen zu erfüllen und fühlen sich trotzdem Allah gegenüber schuldig, denn es erscheint ihnen immer noch zuwenig. (Qutb) Sie leben nicht einfach ohne Taqwa in den Tag hinein, sondern in Ehrfurcht vor Ihm und völlig in dem Bewusstsein, dass Er sie sieht und alle ihre Absichten und Handlungen kennt, so dass sie dadurch davon abgehalten werden, Böses zu denken und zu tun. (Maududi)
58. Und jene, die an die Zeichen ihres Herrn den Iman verinnerlichen,110 110. "Zeichen" bedeutet hier sowohl die Offenbarung Allahs als auch die Zeichen im eigenen Inneren des Menschen und im Universum um ihn herum. An die "Zeichen der Schrift" den Iman verinnerlichen bedeutet, ihnen zu folgen, und an die Zeichen im menschlichen Selbst und in der Natur zu verinnerlichen bedeutet, die Wahrheiten anzuerkennen, auf die diese hinweisen. (Maududi)
59. Und jene, die ihrem Herrn nichts beigesellen,111 111. Obwohl schon durch den Iman an die Offenbarung die Lehre von Allahs Einheit im Herzen verwurzelt wird, werden die Mu’mins ermahnt, sich vor Abgötterei zu hüten, denn trotz der Offenbarung neigt der Mensch zu Abgötterei in verschiedener Form, beispielsweise in der Übertreibung der Lehren eines Propheten oder rechtschaffenen Menschen, Anrufung anderer außer Allah um Hilfe, Dienst an anderen gleichsam als Gottheiten und so weiter. (Maududi)
60. Und jene, die ihre Gaben darreichen, während ihre Herzen erzittern112 (bei dem Gedanken), einst zu ihrem Herrn zurückzukehren,113 112. Von `A'ischa wird überliefert, dass sie den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, er die in diesem Aja erwähnten Menschen gefragt hat: „Oh, Gesandter Allahs, sind das die, die stehlen, Ehebruch begehen und Alkohol trinken, während sie Allah fürchten"? Der Gesandte Allahs antwortete: „Nein, Tochter des Siddiq! Es sind die, die beten, fasten und Sakaa geben, während sie mutaqi sind". (Qutb) Ihre Herzen sind voller Verehrung und Ehrfurcht vor Allah, und sie fürchten, ihre Spende oder innere Absichten könnten nicht würdig sein, von ihrem Herrn angenommen zu werden. Sie sind sich nämlich dessen gewiss, dass es ein zukünftiges Leben gibt, in dem sie vor Allahs Richterstuhl stehen werden. Sie fürchten, unwürdig zu sein, aber sie hoffen im Iman. (Juusuf `Allii) Hierbei geht es darum, zu geben, wozu man moralisch verpflichtet ist, sei es Almosen, Erfüllung rechtmäßiger Ansprüche der Mitmenschen oder auch Ausübung der Gerechtigkeit. (Asad) 113. Sie sind demütig und nicht stolz auf ihre guten Handlungen, sondern hoffen auf Allahs Barmherzigkeit. (Darjabadi) Sie dienen ihrem Herrn und tun ihr bestes, Ihm zu gehorchen und rechtschaffen zu sein, aber dabei bleiben sie innerlich demütig und sind nicht stolz auf ihre Frömmigkeit, denn sie sind sich immer dessen bewusst, dass sie von Allah zur Rechenschaft gezogen werden, und sie sind sich nicht sicher, ob sie vor Allahs Gericht bestehen können. (Maududi)
61. Diese sind es, die sich beeilen, Gutes zu tun und die darin einander zuvorzukommen suchen.114 114. Menschen mit einer solchen inneren Einstellung streben danach, an der Spitze zu stehen in Wachsamkeit, Eifer, Taten und Gehorsamkeit. Sie sind nicht wie die, die in ihrer Unachtsamkeit Allahs Gaben als ein ihnen zustehendes Recht betrachten, und die dem Wohlleben so verfallen sind, dass sie das Ende überhaupt nicht bedenken. (Qutb)
Ein Beispiel für das Eilen
nach guten Taten ist das Verrichten des Gebets zu seinen
Anfangszeiten. (Qurtubi)
62. Und Wir bürden keiner Seele mehr auf, als sie zu tragen vermag.115 Und bei Uns ist eine Aufzeichnung,116 die die Wahrheit spricht,117 und ihnen wird kein Unrecht geschehen.118 115. Vergleiche auch Suura 2:236 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii) Alle Gebote Allahs sind leicht zu erfüllen. (Darjabadi) 116. Das Register aller menschlichen Handlungen. (Darjabadi) Vergleiche auch Suura 18:49 und die entsprechenden Fußnoten. (Maududi) Das Buch, in dem die Engel die Taten aufgezählt und aufgezeichnet haben. (Qurtubi) 117. Das Register zeigt deutlich, was jeder einzelne getan und gedacht hat, und was ihm rechtmäßig zusteht. Die Schlechtesten erfahren volle Gerechtigkeit. Die Besten erhalten weit mehr als das, was ihnen zusteht. Vergleiche auch Suura 28:84. (Juusuf `Allii) 118. Niemand wird für etwas angeklagt oder bestraft, was er nicht getan hat, und nichts geht von dem Lohn für gute Handlungen verloren. (Maududi) Gute Taten werden auf keinen Fall geschmälert, und was die schlechten Taten betrifft, so wird Allah den Mu’mins einen großen Teil vergeben. (ibn Kasir)
63. Nein - ihre Herzen sind so verhüllt, dass sie dessen119 völlig achtlos sind, und sie begehen Taten120 außer diesen, die sie unentwegt tun,121 119. Des Qur’ans. (Al-Dschalalain) Dies wird von den Kaafirs gesagt, die den Islam ablehnen und sich mit der Sinnlosigkeit dieser Welt zufrieden geben. Obwohl die Wahrheit eindeutig verkündet wird, zweifeln sie an einem zukünftigen Leben und dem Gericht Allahs. (Juusuf `Allii) Sie sind dem Islam gegenüber gleichgültig und achtlos. (Darjabadi) Dies schließt offensichtlich an den letzten Satz von Aja 56 an: „Nein, sie nehmen ihren Irrtum nicht wahr", und bezieht sich damit auf die in Aja 54 erwähnten Menschen, die „sich in ihrer Unwissenheit verloren haben". (Asad) Sie sind der Tatsache gegenüber gleichgültig, dass ihre Handlungen registriert werden. (Maududi) 120. Sie begehen Sünden als Folge dessen, dass sie von der Wahrheit abgewichen sind. (Qurtubi) 121. Abgesehen von ihrer ablehnenden Haltung gegenüber dem Islam stehen aktive böse Handlungen gegen sie, von denen sie - da sie Allahs Licht verachten - nicht ablassen, bis sie unmittelbar mit der Strafe konfrontiert werden. Dann kommt ihre Reue zu spät. (Juusuf `Allii) Handlungen und Dogmen, denen zu folgen sie vorgeben, wie beispielsweise Vergötterung anderer Wesen außer Allah, Verehrung von Heiligen oder auch die Ablehnung solcher Offenbarungsinhalte, die nicht ihren eigenen Vorstellungen oder ihrer gewohnten Denkweise entsprechen. (Asad) 64. Bis Wir die dem Wohlleben Ergebenen mit der Strafe ergreifen122 und sie dann verzweifelt (um Gnade) betteln.123 122. In ihrer Verstrickung merken sie nichts, bis sie von der Strafe erfasst werden. Die Überraschung ist für sie nun groß. (Qutb) Dies enthält eine Anspielung auf Aja 55 oben (vergleiche auch die entsprechende Fußnote). Die hier erwähnte Strafe kann sich auf den Tag des Gerichts beziehen oder - wie in Suura 17:16 - auf den unvermeidlichen gesellschaftlichen Niedergang, den auf lange Sicht falsche Vorstellungen und Handlungen in dieser Welt mit sich bringen. (Asad) Sie werden auch in diesem irdischen Leben schon bestraft, denn sie sind so in Annehmlichkeiten und Vergnügen verstrickt, dass sie die Rechte anderer Menschen vergessen und die vorgegebenen Grenzen überschreiten. (Maududi) 123. "Dschaar" جْأَر ist das schmerzhafte Brüllen eines Stieres. Der Ausdruck wird hier für einen stöhnenden Menschen benutzt, der kein Mitleid verdient. (Maududi)
65. „Bettelt heute nicht um Gnade!124 Denn euch soll keine Hilfe von Mir zuteil werden.125 124. Dies wird ihnen dann gesagt. (Maududi) 125. Heute geht es um Vergeltung und Ausgleich, nicht um Handlungen. (Darjabadi) Vor Unserer Bestrafung. (Al-Dschalalain)
66. Meine Zeichen wurden euch ja immer wieder vorgetragen,126 doch ihr habt stets auf euren Fersen kehrt gemacht,127 126. Durch den Propheten. (Darjabadi) "Qad kaanat" قَدْ كَانَتْ weist darauf hin, dass sich dies immer wiederholte, das heißt Allahs Botschaft wurde immer wieder neu verkündet. (Asad) Meine Zeichen heißt: Meine Ajas. Und dies oft genug vor eurer Bestrafung. (Qurtubi) 127. In eurem irdischen Leben habt ihr nicht auf das gehört, was der Gesandte gesagt hat; im Gegenteil, ihr habt nicht einmal seine Stimme hören wollen. (Maududi) Ihr habt euch immer zurückgezogen. (Qurtubi)
67. Voll des Hochmuts. Zu nächtlicher Stunde habt ihr euch in sinnloses Geschwätz darüber eingelassen."128 128. "Saamir" سَامِر : jemand, der nachts wach bleibt; jemand, der die Nacht mit Geschwätz oder mit dem Vortragen von Geschichten oder Romanzen verbringt - ein beliebter Zeitvertreib in vorislamischer Zeit. (Juusuf `Allii) Das heißt sie sprechen in ihren abendlichen Zusammenkünften respektlos und spöttisch über den Qur’an. (Darjabadi) Der Ausdruck bezeichnet die Beschäftigung mit endlosen, sinnlosen Diskussionen, die keinerlei Bezug zur Realität haben oder nur Spielereien mit leeren Worten sind, die zu nichts führen. (Asad) Indem sie den Qur’an und den Propheten Muchammad, Aallahs Segen und Frieden auf ihm, in ihren Gesprächsrunden verunglimpfen, geben die Götzendiener ein Beispiel für törichten Hochmut. Sie können die Wahrheit nicht erkennen, da sie völlig blind sind. Stattdessen nehmen sie sie zum Gegenstand ihres Spottes. (Qutb)
68. Haben sie denn nicht über die Worte (Allahs) nachgedacht,129 oder ist ihnen etwas zuteil geworden, was ihren Vorfahren nicht zuteil geworden ist?130 129. "Qaul" قَوْل : Rede (Anm. d. Übers.) Mit der Rede ist der Qur’an gemeint. Dieser Name wurde ihm gegeben, da er die Menschen anredet und anspricht. (Qurtubi) Um seine wundersame Anordnung zu erkennen und dadurch an die darin enthaltene Wahrheit den Iman zu verinnerlichen. (Safwat Al-Tafsir) Ist ihre Unaufmerksamkeit der wirkliche Grund dafür, dass sie den Qur’an ablehnen? (Darjabadi) Geben sie etwa vor, den Qur’an nicht begreifen zu können? Dabei ist er doch weder ein Mysterium noch in unverständliche Sprache gefasst und behandelt auch nicht solche Themen, die über menschliches Verständnis hinausgehen. Tatsache ist, dass sie sehr wohl alles verstehen, aber sie lehnen es ab, weil sie nicht die Absicht haben, es zu befolgen. (Maududi) 130. Wenn sie über diese Angelegenheit nachdenken, werden sie herausfinden, dass Allahs Botschaft an die Menschen so alt wie die Menschheit selbst ist. Sie gilt für alle Zeitalter. Sie wird niemals alt und war niemals neu. (Juusuf. `Allii) Ist ihnen die Vorstellung einer Offenbarung Allahs so völlig unbekannt? (Darjabadi) Bringt der Qur’an etwas, was sie nie zuvor gehört haben? Das ist doch nicht der Fall. Allah hat zuvor Propheten zu den Völkern in Arabien und den Nachbarländern geschickt, die sie sehr wohl kennen, besonders Ibraahiim, 'Ismaa'iil, Huud, Saalich und Schu`aib, Allahs Segen und Frieden auf ihnen allen. (Maududi)
69. Erkennen sie ihren Gesandten denn nicht, dass sie ihn so verwerfen?131 131. Ist das das Geheimnis ihrer Abwendung und Verleugnung? Aber nein! Sie kannten den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sehr gut, sowohl sein äußeres Erscheinungsbild und seine Herkunft, wie auch seine Charaktereigenschaften und vor allem seine Aufrichtigkeit und Zuverlässigkeit, so dass sie ihm den Namen Al-Amin, der Aufrichtige, gegeben hatten. (Qutb) Vor seiner Berufung zum Propheten kannten sie alle seine edlen Charaktereigenschaften. Danach hatte er beständig dieselbe Botschaft verkündet, und alles, was er verkündete, hatte er zunächst selbst praktiziert und seinen Wahrheitsgehalt demonstriert. Es hatte niemals Widersprüche zwischen seinen Worten und seinem Verhalten gegeben. Er und seine Anhänger verwirklichten treu und aufrichtig die Botschaft des Qur’an, und die hervorragenden Ergebnisse waren jedem ersichtlich. (Maududi) Im arabischen Sprachgebrauch wird diese Form benutzt, um die Schändlichkeit der Tat vor Augen zu führen. (Qurtubi)
70. Oder behaupten sie, er sei besessen?132 Nein! Er ist vielmehr mit der Wahrheit zu ihnen gekommen, doch die meisten von ihnen hassen die Wahrheit.133 132. Lehnen sie etwa seine Botschaft deswegen ab, weil sie ihn als besessen betrachten? Dies ist auch nicht möglich, denn in ihrem eigenen Innern kennen sie ihn als weisen und vernünftigen Menschen. Es ist doch eine merkwürdige Vorstellung, dass ein Besessener (oder ein Anfallskranker, wie es westliche Orientalisten verstehen wollen) erhabene Erörterungen wie den Qur’an vorträgt und eine erfolgreiche Bewegung begründet und leitet, die nicht nur die Lebensweise seines eigenen Volkes revolutioniert, sondern die der ganzen Welt! (Maududi) 133. Das ist nur Neid, blinde Nachahmung und Ungerechtigkeit. (Qurtubi) Und dies ist der einzige wirkliche Grund für ihre Ablehnung des Islam. (Darjabadi)
71. Und wenn die Wahrheit134 ihren Begierden folgen würde,135 dann wären die Himmel und die Erde und (alles) was darin ist, gewiss von Unheil erfüllt.136 Nein! Wir haben ihnen ihre Ermahnung gebracht,137 doch sie wenden sich von ihrer Ermahnung ab.138 134. Der Qur’an. (Al-Dschalalain) 135. Denn die Wahrheit ist einheitlich und fest gefügt und harmonisch; ihre Begierden hingegen sind vielfach und veränderlich und widersprüchlich. Auf der einen Wahrheit beruht die gesamte Existenz und wird davon geregelt. Sie wird nicht den menschlichen Begierden unterstellt, um nicht in ihrer Gesamtheit zu verderben und mit ihr die ganze Menschheit und alle Werte. (Qutb) 136. Allah ist Allweise und Allgütig und hat das Universum nach einem vollkommenen Plan zusammengestellt. Würden diese armseligen, egoistischen, unwissenden Geschöpfe es nach ihren eigenen Wünschen planen, dann würde daraus eine furchtbare Welt voller Verwirrung und Korruption. (Juusuf `Allii) Untergang und Zerstörung wären überall verbreitet. (Darjabadi) Wäre das Universum und besonders das menschliche Leben so sinnentleert, wie sie es sich vorstellen, dann könnte nichts von Dauer sein, und alles wäre längst im Chaos untergegangen. (Asad) Dieser kurze Satz bringt eine große Wahrheit zum Ausdruck, die gut verstanden werden sollte. Unvernünftige Menschen fühlen sich oft angegriffen, wenn jemand sie auf die Wahrheit hinweist. Sie wollen davon nichts hören, weil es sich gegen ihre eigenen Wunschvorstellungen und Neigungen richtet. Aber die Wahrheit bleibt die Wahrheit und kann sich nicht den Wünschen und Launen der Menschen entsprechend ändern. Der Mensch ist jenen ewigen und unveränderlichen Gesetzmäßigkeiten unterworfen, die im Universum wirksam sind, und muss deshalb sein Denken, Wünschen und Verhalten entsprechend anpassen, so dass er durch Erfahrung, Beobachtung und vernünftiges Nachdenken die Wahrheit erkennen kann. Nur ein unvernünftiger Mensch kann auf seinen Wünschen, Launen und Vorurteilen beharren und sich weigern, auf alle auch noch so wissenschaftlichen und vernünftigen Argumente zu hören, nur weil sie seinen unmittelbaren Interessen widersprechen. (Maududi) 137. Ermahnungen, die sie zu ihrem eigenen Guten leiten sollen. (Darjabadi) Vergleiche auch Suura 21:10 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad) ... sie zu hohem Rang und Wert geführt. (Qurtubi) 138. In ihrer Blindheit ihren eigenen langfristigen Interessen gegenüber. (Darjabadi) Eure Ablehnung gegenüber dem Qur’an ist völlig irrational, denn er erwähnt jene Dinge, die das Beste in der menschlichen Natur zur Entfaltung bringen. Er ist eine Ermahnung, die euer eigenes Wohl bezweckt und euch sowohl in dieser Welt als auch im zukünftigen Leben Ehre und Würde bringt. (Maududi)
72. Oder forderst du etwa Lohn von ihnen, wo139 doch der Lohn deines Herrn am besten ist?140 Und Er ist der beste Versorger. 139. Wollen sie deswegen vor dir fliehen, weil du Lohn von ihnen verlangst? Doch du forderst von ihnen nichts, denn was bei deinem Herrn ist, ist weitaus besser als das, was sie haben. (Qutb) Dies ist die letzte der Fragen, die oben in Aja 68 beginnen und die absurde Position der Kaafirs verdeutlichen. 1. Die Botschaft Allahs ist so alt wie die Menschheit: warum sollte man ihr also ausweichen? 2. Sie kannten den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, als wahrhaftig und rechtschaffen: warum leugnen sie ihn dann? 3. Ist es Wahnsinn, sie mit der Wahrheit zu konfrontieren? 4. Erwartet der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, irgendwelchen irdischen Lohn von ihnen? Wenn nicht, warum lehnen sie dann seine selbstlosen Bemühungen um ihr eigenes Wohl ab? (Juusuf `Allii) 140. Schon allein deswegen ist es eine Unmöglichkeit, dass der Prophet Muchammad, Allahs segen und Frieden auf ihm, irdische Vorteile erwartet. (Darjabadi) Die Begriffe "hardsch خَرْج " und "haraadsch خَرَاج " in diesem Aja sind fast synonym, denn beide bedeuten "Lohn". Nach Samachsari gibt es jedoch einen geringfügigen Unterschied, denn "hardsch" ist begrenzter als "haraadsch". Ersterer kann daher eher mit "irdischer Lohn" wiedergegeben werden und letzterer mit "Lohn" ohne nähere Definition oder Einschränkung, bezogen auf Allahs unbegrenzten Lohn sowohl in dieser Welt als auch im zukünftigen Leben. (Asad) Dies ist ein deutlicher Beweis dafür, dass er ein Prophet ist. Er verkündete seine Botschaft, ohne dafür ein Entgelt zu verlangen, und verfolgte damit keinerlei eigene Interessen. Im Gegenteil hatte er seine Geschäfte, seinen Ruf und sein Familienleben sowie auch die Familienbeziehungen mit seinen kaafir Angehörigen aufs Spiel gesetzt, um seinen Auftrag zu erfüllen, und wurde rücksichtslos verfolgt. Ein eigennütziger Mensch hätte dies alles nicht aus niedrigen Absichten riskiert. Er hätte eher die Stammesvorurteile seines Volkes ausgenutzt, um sich zu ihrem Führer aufzuschwingen. Die Botschaft des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hingegen entzog nicht nur jenen Vorurteilen die Basis, sondern richtete sich gegen die Grundlage, die seinem Stamm ermöglichte, Macht über die arabischen Götzendiener auszuüben. Dieses Argument wendet der Qur’an auch in bezug auf die anderen Propheten an: vergleiche Suura 6:90; 10:72; 11:29 und 51; 12:104 und 36:21 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Maududi)
73. Und wahrlich, du rufst sie auf zum geraden Weg.141 141. Was du von ihnen forderst ist, dass sie dem geraden Weg folgen, der sie letztendlich zu dem Schöpfer des Daseins hinführt. (Qutb) Das heißt zum Islam. Der Islam wird als Weg bezeichnet, weil er zum Paradies führt. Somit ist er der Weg dorthin. (Qurtubi)
74. Und diejenigen, die nicht an das Jenseits den Iman verinnerlichen, sind gewiss vom Weg abgewichen.142 142. Wenn sie rechtgeleitet wären, so hätten sie mit Herz und Vernunft die Phasen der Entstehung verfolgt, die sie unweigerlich zum Iman an das zukünftige Leben geführt hätten, und zu der Welt hin, in der es Vollkommenheit gibt und die Gerechtigkeit verwirklicht ist. (Qutb) Da sie nicht an ein zukünftiges Leben den Iman verinnerlichen, sind sie der Meinung, sie würden für ihr Verhalten in dieser Welt nicht zur Rechenschaft gezogen. Deswegen ist es ihnen gleichgültig, ob sie der Wahrheit oder der Unwahrheit folgen. Ihr einziges Lebensziel besteht darin, möglichst vollständig ihre eigenen unmittelbaren Wünsche zu erfüllen. (Maududi)
75. Und würden Wir uns ihrer erbarmen und das hinwegnehmen, was an Unheil auf ihnen lastet, dann würden sie in Widersetzlichkeit fortfahren, verblendet umherzuirren.143 143. Dies bezieht sich auf eine schwere Hungersnot in Makka, die die Kaafirs der Anwesenheit des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, der gegen ihre Götter predigte. Da diese Suura in Makka offenbart wurde, muss es sich um die Hungersnot handeln, die nach ibn Kasir vier Jahre vor der Hidschra ausbrach. Es gab eine weitere Hungersnot nach der Hidschra, die bei Bucharii erwähnt wird. (Juusuf `Allii) Ein eindeutiger Hinweis auf die Tatsache, dass menschliches Leben niemals frei von Not und Elend ist. (Asad) Auch Heimsuchungen sind nicht in der Lage, solche Herzen zu erweichen, noch solche Gewissen zu erwecken. (Qutb)
76. Und Wir ließen fürwahr Strafe über sie kommen, doch sie haben sich weder ihrem Herrn unterworfen noch wandten sie sich Ihm in Demut zu.144 144. Hingabe und Demut sind Zeichen der Umkehr und Beweis dafür, dass man erwacht ist und Allahs gedenkt. (Qutb) Einige Kommentatoren beziehen dies auf die Schlacht von Badr; in diesem Fall müsste dieser Aja jedoch aus der madinensischen Zeit stammen. Es ist besser, ihn auf die im vorigen Aja erwähnte "Not" zu beziehen oder auf Strafe allgemein, die hartnäckige Ungerechte nicht als Warnung verstehen wollen, um sich wieder zu Allah zu wenden und zu Reue und Umkehr zu finden. (Juusuf `Allii) Siehe auch 6:42/43 und Fußnoten. (Anm. d. Übers.)
77. Bis Wir ihnen die Pforten der Strafe aufgetan haben.145 Und siehe, da gaben sie jede Hoffnung auf.146 145. Ein für sie unvorstellbares Unheil entweder in dieser Welt oder im zukünftigen Leben. (Darjabadi) Wenn sich jemand so tief in die Sünde verstrickt hat und so tief im Irrtum verwurzelt ist, so ist von ihm keine Besserung zu erwarten. Er ist hoffnungslos verloren, und man kann ihn nur noch der Strafe des Jenseits überlassen. (Qutb) 146. Er gibt jede Hoffnung auf Errettung und Besserung seiner Lage auf. (Qurtubi) Vergleiche Suura 6:44. Wenn die kleinen Heimsuchungen in diesem Leben ihnen nicht die Augen öffnen, werden es dann große tun? Unglücklicherweise rufen sie bei den Ungerechten nur ein Gefühl der Verzweiflung hervor. Bei der endgültigen Strafe nach dem Jüngsten Gericht ist es zu spät zur Umkehr, und Verzweiflung ist ihr einziges Los. (Juusuf `Allii)
Sie werden alle Hoffnung
aufgeben. (Asad) Abschnitt 5 78. Und Er ist es, Der für euch Gehör und Augenlicht und Herz147 erschaffen hat. Wenig dankbar seid ihr!148 147. Das Gehör, um das zu hören, was ihnen den rechten Weg weist. Das Augenlicht, um die Hinweise auf die Vollkommenheit der Eigenschaften Allahs zu sehen. Den Verstand, um über die Schöpfungskraft Allahs und Seine Allmacht nachzudenken. (Safwat Al-Tafsir) Abermals lenkt der Text ihr Augenmerk auf Allahs Gnaden in der Hoffnung, ihre seelischen Kräfte aufzurütteln. Schon das Wissen um die Natur dieser Sinne und wie sie arbeiten, zählt zu den wunderbarsten Entdeckungen in der Biologie des Menschen. Wie steht es dann um ihre Erschaffung? (Qutb) Mit Herz ist der Verstand gemeint, mit dem man die Zeichen des Universums betrachtet, die einen unweigerlich zum Iman an den einzigen Gott hinführen. (ibn Kasir) Wie auch an anderen Stellen, so ist hier "Herz" sowohl als Sitz der Gefühle als auch der Intelligenz zu verstehen. Alle Mittel, durch die Wissen erworben, Sachverhalte beurteilt und gute Eigenschaften kultiviert werden können, sind dem Menschen von Allah gegeben. Wenn ihr dankbar wäret, würdet ihr all dies in Seinem Dienst anwenden; dies würde sich in eurem Dienst an euren Mitmenschen ausdrücken. Stattdessen ignoriert ihr jedoch alle diese Gaben, stellt Allahs Fürsorge in Frage und lästert Ihn. (Juusuf `Allii) 148. Die Kaafirs sollten über die großen Gaben Allahs wie Gehör, Gesicht, Vernunft und Herz nachdenken und sie auf menschenwürdige Weise anwenden und ihrem Schöpfer Dankbarkeit erweisen, indem sie Seine Botschaft annehmen. (Maududi) Wie wenig ist eure Dankbarkeit Allah gegenüber für all diese Gnaden. (Ibn Kasir) Die Dankbarkeit fängt mit dem Wissen um den Geber an, dann folgt Seine Verherrlichung und alleinige Anbetung. (Qutb)
79. Und Er ist es, Der euch vermehrt hat auf Erden,149 und bei Ihm werdet ihr versammelt werden.150 149. Nachdem Er euch mit Gehör, Gesicht und Herz ausgestattet hat, hat Er euch zu Statthaltern auf der Erde gemacht, und euch mit allen Anlagen und Fähigkeiten ausgerüstet. (Qutb) "Sara'akum" ذَرَأَكُمْ bedeutet auch "Er hat eure angelegten Qualitäten zum Vorschein kommen lassen" oder "Er hat euch Identität verliehen". (Anm. d. Übers.) 150. Er wird euch zur Rechenschaft ziehen für die Art und Weise, wie ihr eure Aufgabe erfüllt habt, für Heil und Unheil das ihr gestiftet habt, und für Rechtleitung und Irrtum. Ihr seid nicht sinn- und ziellos erschaffen worden. (Qutb)
80. Und Er ist es, Der ins Leben ruft und sterben lässt,151 und auf Ihn ist der Wechsel von Nacht und Tag zurückzuführen.152 Wollt ihr also nicht verstehen?153 151. Niemand außer Allah beherrscht Leben und Tod. Der Mensch, obwohl das höchste aller Geschöpfe, vermag nicht einmal einer einzigen Zelle Leben einzuhauchen oder es wieder wegzunehmen. Denn nur Der, Der Leben gibt, weiß um deren Geheimnis und weiß auch, wie es wieder genommen werden kann. (Qutb) 152. Ihre Unterschiedlichkeit nicht nur in Helligkeit und Dunkelheit, sondern auch in der Länge. So wechseln sie in der Länge bzw. in der Kürze ab. (Qurtubi) Der Wechsel von Tag und Nacht steht hier symbolisch für alle nützlichen Prozesse der Natur, die Allah für das innere und äußere Wohlbefinden und Wachstum des Menschen eingerichtet hat. (Juusuf `Allii) Er ist Derjenige, der sie einander abwechseln lässt und steuert, ebenso wie den Wechsel von Leben und Tod. Das eine bezieht sich auf menschliche, das andere auf Himmelskörper. (Qutb) Wenn man seine Fähigkeiten richtig einsetzt und diese Dinge ordentlich beobachtet, kann man die Wahrheit finden, denn es ist offensichtlich, dass die großartigen Abläufe im Universum nicht rein zufällig ins Dasein gekommen sein können. Es muss einen Schöpfer geben, der keinen Konkurrenten oder Partner hat, und Er konnte es nicht sinn- und ziellos erschaffen haben! Allein die Existenz eines wunderbaren, vernünftigen, denkenden und fühlenden Geschöpfes - des Menschen -, dem Vollmachten übertragen wurden, ist ein eindeutiger Beweis dafür, dass das Leben mit dem Tod noch nicht zu Ende sein kann. (Maududi) 153. Wollt ihr denn nicht begreifen, wie viele Hinweise in diesem allem auf den Schöpfer, den einzigen Herrn, vorhanden sind, Der Dasein und Leben lenkt? (Qutb) Dass alle diese Phänomene auf Seine Einheit und Allmacht und die Wahrheit der Auferstehung hinweisen? (Darjabadi)
81. Doch nein! Sie sagten das gleiche154 wie die Menschen in früheren Zeiten.155 154. Die Götzendiener von Makka. (Safwat Al-Tafsir) Diese Aussage erscheint angesichts diese: Hinweise auf die Zeichen von Allahs Wirken und Seiner Weisheit in der Schöpfung abwegig und seltsam. Denn dazu hat Allah doch dem Menschen Gehör, Gesicht und Verstand gegeben, um verantwortlich für sein Wirken zu sein. Und wenn es Allah möglich ist, Leben zu geben und zu nehmen, so bereitet Ihm die Wiedererweckung erst recht keine Schwierigkeit. (Qutb) 155. Und sie machen sich noch mehr schuldig, denn sie haben eine neuere und vollkommenere Offenbarung erhalten. Warum sollten sie jetzt noch auf dem primitiven Gedankengut ihrer Vorfahren beharren? (Juusuf `Allii)
82. Die gesagt haben: „Wie! Wenn wir gestorben und zu Staub und Knochen geworden sind, sollen wir dann tatsächlich wieder auferweckt werden? 83. Schon vordem ist uns und unseren Vätern dies versprochen worden. Das sind wahrlich nichts weiter als Fabeln der Alten"!156 156. In ihrer Ablehnung des zukünftigen Lebens ist eine Leugnung der Allmacht und Weisheit Allahs enthalten. (Maududi)
84. Sprich:157 „Wem gehört die Erde und was auf ihr ist, falls ihr Wissen darüber besitzt"?158 157. Damit ist der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, angesprochen. (Darjabadi) Dies sollte der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in jenen Götzendienern sagen, die neben Allah andere anbeten, obwohl sie zugaben, dass Er ihr alleiniger Herr sei. Sie waren sich auch dessen bewusst, dass die von ihnen verehrten Götter nichts zu erschaffen vermochten und auch keine eigene Macht besaßen. Sie betrachteten sie nur als Mittler. (ibn Kasir) 158. So lasst es mich wissen. (Safwat Al-Tafsir) Wörtlich: "Wer ist der Erhalter ("rabb") der sieben Himmel ..." Vergleiche auch Suura 2:29 und die entsprechende Fußnote. "und der Herr der Thrones der Allmacht" - siehe Suura 9:129 und 7:54 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Asad)
85. Da werden sie sagen: „Sie gehört Allah".159 Sprich: „Wollt ihr euch also nicht dadurch belehren lassen"?160 160. Wenn sie argumentieren, auf das zukünftige Leben bezogene Dinge seien nicht erfahrbar oder nachweisbar, dann werden sie auf Dinge hingewiesen, die tatsächlich vor ihnen liegen; die greifbaren Dinge der Erde - könnte man behaupten, dass sie nicht von einer Macht oder Energie außerhalb ihrer selbst regiert und geordnet werden? Sie werden zugeben, dass es eine solche Macht oder Energie gibt. Wir nennen sie Allah. Wenn wir einen Schritt weitergehen, sehen wir ein erhabenes Universum, das sich weit, weit über unsere Begriffsfähigkeit hinaus erstreckt. Sie werden seine Existenz und Herrlichkeit zugeben. Wir fordern sie auf, Ehrfurcht vor der dahinter stehenden Macht zu empfinden und ihre eigene Geringfügigkeit und Abhängigkeit von dieser Macht zu begreifen. (Juusuf `Allii) Wollt ihr darum nicht lernen, Allah allein zu dienen? (Darjabadi) Wenn ihr dies zugebt, warum begreift ihr dann nicht, dass nur Allah allein unsere Anbetung verdient, und dass es für Ihn, Der dies alles erschaffen hat, nicht schwierig ist, es noch einmal neu hervorzubringen? (Maududi) 159. Die vorislamischen Araber leugneten weder Allah noch die Tatsache, dass Er Herr des Himmels und der Erde ist. Sie setzten Ihm lediglich Gottheiten zur Seite, die sie in der Erwartung anriefen, sie könnten sie Allah näher bringen, oder sie schrieben Allah Töchter zu. (Qutb)
86. Sprich: „Wer ist der Herr der sieben Himmel161 und der Herr des gewaltigen Throns"?162 161. Damit sind die sieben Sphären gemeint, oder sieben Sternsysteme oder sieben Universen (vergleiche oben Aja 17 und die entsprechenden Fußnoten). (Qutb) 162. Vergleiche Suura 9:129. (Juusuf `Allii) "Thron" steht symbolisch für die Erhabenheit und die Vorherrschaft Allahs über das gesamte Dasein. (Qutb)
87. Sie werden sagen: „(Sie sind) Allahs".163 Sprich: „Wollt ihr also nicht mutaqi werden"?164 163. Aber dennoch haben sie keine Ehrfurcht vor dem Herrn dieses Thrones und keinen Respekt vor dem Herrn der sieben Himmel, so dass sie ihm verächtlich Götzen, die sich nicht einmal von der Stelle rühren können, zur Seite setzen. (Qutb) Wenn ihr dies ohnehin zugebt, fürchtet ihr dann nicht Seine Bestrafung, wenn ihr andere neben Ihm verehrt und Ihm zur Seite stellt? (ibn Kasir) Warum fürchtet ihr dann nicht, gegen Ihn zu rebellieren und an Seiner Statt andere anzubeten? Warum fürchtet ihr dann nicht, dass ihr dereinst von Ihm zur Rechenschaft gezogen werdet? (Maududi) 164. Vergleiche oben Fußnote 162. Wenn dieses große und herrliche Universum euch Ehrfurcht einflößt, ist sicher die Macht dahinter noch größerer Ehrfurcht würdig, vor allem in Anbetracht eurer Abhängigkeit von ihr. (Juusuf `Allii) Wollt ihr dann nicht Ihn allein fürchten und allen Götzendienst aufgeben? (Darjabadi)
88. Sprich: „Wer ist es, in Dessen Händen die Herrschaft165 über alle Dinge liegt, und Der Schutz gewährt, vor Dem es aber keinen Schutz gibt, falls ihr etwas wisst"? 165. Das Wort "malakuut" مَلَكُوت ist ein starkes Wort, das die Begriffe Souveränität und Eigentum miteinander kombiniert. Der Satz besagt also: wem gehört die Souveränität und das Besitzrecht über alles? (Maududi)
89. Sie werden sagen: „(Sie sind) Allahs". Sprich: „Wie könnt ihr euch also so betören lassen"?166 166. Die Ordnung und einheitliche Zielrichtung des Universums sind ein Argument für Einheit und Güte seines Schöpfers. Ist es dann nicht reine Unvernunft, Illusionen nachzulaufen und Seinen Willen nicht verstehen und befolgen zu wollen? (Juusuf `Allii) Warum wendet ihr euch dann vom rechten Weg ab? (Darjabadi) Um diese Frage richtig zu verstehen, sollten wir beachten, dass die Kunst der Magie darin besteht, Dinge anders erscheinen zu lassen als sie in Wirklichkeit sind. Damit bedeutet die Frage: Wer hat euch so verhext, dass ihr, obwohl ihr all dieses kennt und einseht, die Realität nicht begreift? Wer hat euch verführt, euch Allah gegenüber verräterisch und treulos zu verhalten, wo ihr doch wisst, dass niemand euch vor Ihm schützen kann, und dass ihr nur vergessen wollt, dass ihr dereinst von Ihm zur Rechenschaft gezogen werdet? (Maududi) Die letzten Ajas weisen auf die Möglichkeit hin, mit den Kaafirs einen Disput zu führen und den Beweis gegen sie zu erbringen. (Qurtubi)
90. Doch nein! Wir haben ihnen die Wahrheit gebracht, sie aber wollen fürwahr (all dies) als Lüge abtun.167 167. Sie lügen, indem sie behaupten, andere Wesen hätten teil an Allahs Herrschaft, und es gebe kein Leben nach dem Tod, denn diese Aussage widerspricht ihrem eigenen Eingeständnis, dass Allah der Herr des Universums ist. Sie würden damit praktisch sagen, der Allmächtige sei nicht in der Lage, neu zu erschaffen, was Er einmal erschaffen hat. und dies ist eindeutig ein Widerspruch in sich. (Maududi) Sie betrügen sich selbst, indem sie einerseits ihren Iman an Allah bekennen und andererseits die Vorstellung eines zukünftigen Lebens leugnen - eine Vorstellung, die angesichts des scheinbaren Erfolges so vieler Ungerechter in dieser Welt und des Leidens so vieler Gerechter eng mit dem Konzept der Gerechtigkeit Allahs verbunden ist. Abgesehen davon bedeutet eine Leugnung der Möglichkeit der Auferstehung Zweifel an Allahs unbegrenzter Macht und damit an Seiner Göttlichkeit im eigentlichen Sinne. Letzteres findet oft seinen Ausdruck in der Vorstellung von einer Vielzahl von Gottheiten, und auf diesen Irrtum bezieht sich der nächste Aja. (Asad)
91. Allah hat Sich keinen Sohn genommen und es gibt keine Gottheit neben Ihm,168 denn dann würde gewiss jede Gottheit das an sich nehmen, was sie geschaffen hat,169 und die einen würden sich über die anderen erheben.170 Gepriesen sei Allah (in Seiner Erhabenheit) über das, was sie Ihm zuschreiben.171 168. Der mit Ihm die Erschaffung teilt. (Qurtubi) Diese Anspielung auf die vorislamische Vorstellung, die Engel seien "Allahs Töchter" und das christliche Dogma der Gottessohnschaft 'Isas, Allahs Segen und frieden auf ihm, schließt an den vorigen Aja an, wo von diesem Selbstbetrug die Rede ist. (Asad) Dies ist eine allgemeine Ablehnung der Vorstellung, Allah habe ein oder mehrere Kinder. Trotzdem haben auch hervorragende Kommentatoren diesen Aja auf das christliche Dogma von der Gottessohnschaft 'Isas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, beschränkt. Es besteht kein Grund, gerade in diesem Zusammenhang eine solche Einschränkung vorzunehmen, da sich die ganze Erörterung in erster Linie an die makkanischen Götzendiener richtet. (Maududi) 169. Und hätte ein unabhängiges Reich für sich selbst einrichten wollen. (Darjabadi) In diesem hypothetischen Fall hätte jeder Allah sich nur mit seinem eigenen Teil der Schöpfung befasst und auf diese Weise im Universum Verwirrung hervorgerufen. (Asad) Hier wird der Beweis erbracht, der ihre Behauptung widerlegt. Die Absurdität ihrer Götzendienerei wird hiermit kundgetan. (Qutb) 170 Vergleiche auch Suura 17:42. Eine Vielzahl von Gottheiten ist intellektuell nicht vertretbar, wenn wir die Einheit in Plan und Sinn des Universums betrachten. (Juusuf `Allii) Vergleiche auch die Sagen von den Machtkämpfen der Götter, wie sie bei verschiedenen polytheistischen Völkern' verbreitet sind. (Darjabadi) Vergleiche auch Suura 21:22 und die entsprechenden Fußnoten. (Maududi) 171. Das heißt weit entfernt ist Er von aller Unvollkommenheit und der Unvollständigkeit, die impliziert ist, wenn von Nachkommen die Rede ist. Schon allein die Vorstellung einer "Begrenzung" bedeutet die Möglichkeit eines Vergleiches oder einer Korrelation eines Objektes mit einem anderen: Allah aber ist einzigartig, "nichts ist Ihm gleich" (vergleiche Suura 42:11 und 2:4). Jeder Versuch, Ihm oder Seine Attribute einzugrenzen, ist eine logische Unmöglichkeit und vom ethischen Standpunkt her betrachtet eine Sünde. (Asad)
92. Er kennt das Verborgene und das Offenbare.172 Hoch erhaben ist Er über das, was sie Ihm beigesellt haben.173 172. Dies weist auf feine Weise die Lehre von einer „Vermittlung" oder "stellvertretenden Sühne" zurück. (Maududi) 173. Gott Kinder oder Familienangehörige zuzuschreiben bedeutet, Allah gering zu schätzen, denn Er ist erhaben über solche Beziehungen. Er ist der Eine wahre Gott, und nichts ist mit Ihm vergleichbar. (Juusuf `Allii)
Abschnitt 6 93. Sprich: „Mein Herr! Wenn du mich erleben lässt, was ihnen versprochen worden ist,174 174. Nun wendet sich die Ansprache an den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und gebietet ihm, Zuflucht bei Allah zu nehmen davor, dass er sich noch unter dem ungerechten Volk befindet, falls das ihnen Versprochene sich zu seinen Lebzeiten bewahrheitet. (Qutb) Dies bezieht sich in erster Linie auf den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Seine darauf folgende Auswanderung nach Madina und die spätere Entmachtung der makkanischen Oligarchie (Herrschaft von wenigen) zeigen die Erfüllung dieser Voraussage. Aber die allgemeine Bedeutung bezieht sich auf alle. Wir lernen, dass auf Böses eine furchtbare Strafe folgt, nicht nur im zukünftigen Leben, sondern bereits in diesem Leben, wenn das Maß voll ist und nach Allahs Plan die Zeit reif ist. Wenn dies eintrifft, während wir noch in diesem Leben weilen, sollen wir darum beten, dass wir nicht unter denen sind, die diese Strafe auf sich geladen haben. Das heißt mit anderen Worten, dass wir die Gesellschaft böser Menschen meiden sollen. (Juusuf `Allii) Die Kombination von "imma" إِمَّا mit dem Verb drückt zwingende Notwendigkeit aus und wird am besten übersetzt: "Wenn es unvermeidlich ist, dass Du mich erleben lässt ..." (Asad)
94. Mein Herr, so lass mich nicht unter der Schar der Ungerechten sein"!175 175. So dass mich das gleiche Schicksal trifft wie sie. (Al-Dschalalain) Führe mich aus dem ungerechten Volk heraus. (Qurtubi) Obwohl der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sehr wohl wusste, dass Allah niemals zulassen würde, dass er noch unter dem ungerechten Volk weilt, wenn es von der Strafe ereilt wird, so wird er trotzdem aufgefordert, sich betend und bittend seinem Herren zuzuwenden, um seinen Lohn bei Ihm zu erhöhen und Allah stets im Gedächtnis zu behalten. (Qurtubi) Dieses Gebet soll – Allah bewahre! - nicht bedeuten, dass eine wirkliche Gefahr bestand, dass der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, mit von dem Strafgericht betroffen sein könnte. Auf diese Weise soll nur gesagt werden, dass alle Menschen Allahs Strafe ernst nehmen sollen. Sie sollen sie weder leichtsinnig herausfordern, noch in ihrer Bosheit beharren, wenn Allah ihnen eine Frist zur Umkehr gibt. Auch rechtschaffene Menschen sollten bei Allah Zuflucht vor Seinem Zorn suchen, besonders dann, wenn sie in einer ungerechten Gesellschaft leben müssen. (Maududi)
95. Und Wir haben ganz gewiss die Macht,176 dich erleben zu lassen, was Wir ihnen versprochen haben.177 176. "(Bete auf diese Weise, denn) Wir sind sicherlich in der Lage ..." (Asad) 177. Hier und jetzt. (Darjabadi)
96. Wende das Übel ab durch das, was besser ist. Wir wissen (ja), was sie (Uns) zuschreiben.178 178. Wenn die Menschen vor dir oder hinter deinem Rücken schlecht von dir sprechen oder dir Böses antun, dann weiß Allah alles. Es steht dir nicht zu, sie zu bestrafen. Für dich ist es besser, nicht mit Bösem zu vergelten, sondern etwas zu tun, um das Üble abzuwehren. Zweimal Böses ergibt nicht Gutes. Vergleiche auch Suura 41:34 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii) In der Zwischenzeit, bis Allahs Abrechnung eintrifft. (Darjabadi) In diesem Zusammenhang bezieht sich das "Üble" vor allem auf den Versuch, Allah zu "definieren" (vergleiche oben Aja 91), aber das implizierte ethische Prinzip ist dasselbe wie in Suura 13:22 und 41:34, nämlich dass Böses nicht mit Bösem vergolten werden, sondern durch eine gute Handlung oder Verhaltensweise abgewehrt soll. (Asad)
97. Und sprich: „Mein Herr! Ich suche Zuflucht bei Dir vor den teuflischen Eingebungen,179 - 179. Meide auf jeden Fall selbst das Böse; das aber kannst du nicht, ohne bei Allah Schutz und Hilfe zu suchen. Es geht nicht nur darum, das Böse selbst zu meiden, sondern auch seine Nähe. Es ist sehr wohl möglich, dass man bei der Vergeltung des Bösen oder aus reiner Neugier dem Bösen zum Opfer fällt. Auf jeden Fall sollten wir Allahs Hilfe suchen. (Juusuf `Allii) Dessen Impulse meine Gedanken etwas Unrechtem zuwenden könnten. (Darjabadi) "Schaytan" bezeichnet alle bösen Impulse und Einflüsse. (Asad) Allah gebietet den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und den Mu’mins vor Einflüsterungen des Teufels Zuflucht zu suchen. Das sind die Zornesausbrüche, die den Menschen befallen, so wie jene, die die Mu’mins befielen, als die Götzendiener sie herausforderten. (Qurtubi) Dass selbst der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Allah um Schutz vor den bösen Impulsen und Kräften bittet, obgleich er vor solchen Einflüssen besonders geschützt ist, sollte seiner Gemeinschaft ein Beispiel und eine Lehre sein. Damit sollten sie sich schützen - immer und überall. (Qutb)
98. Und ich suche Zuflucht bei Dir, mein Herr, davor, dass sie mir nahe kommen".180 180. Schon vor ihrer bloßen Annäherung sollte der Prophet .Zuflucht suchen. (Qutb)
99. Wenn schließlich der Tod zu einem von ihnen kommt,181 wird er sagen: „Mein Herr, lass mich zurückkehren,182 181. Dieser Aja schließt meiner Ansicht nach an Aja 90 oben an. Obgleich Allah Seine Wahrheit überall verkünden lässt, klammern sich die Bösen an ihre Illusionen, bis sie der Realität des Todes gegenüberstehen. „(Sie verbleiben in ihrem Trug), bis, wenn einem von ihnen der Tod naht ..." (Juusuf `Allii) Dieser Aja wendet sich wieder den Götzendienern zu, die sagten: „Wenn wir gestorben sind ... " (Aja 35) und die auf dieser Meinung beharren, bis ihnen der Tod vor Augen geführt wird. Erst dann wird ihnen ihr Irrtum bewusst. (Qurtubi) Vergleiche auch oben Aja 74. (Asad) 182. Das hier mit "schicke mich zurück" oder "lass mich zurückkehren" übersetzte Verb steht im Arabischen Plural, und das bedeutet entweder eine emphatische Form, als ob der Singular sich wiederholte, oder einen Plural Majestatis, der jedoch normalerweise nicht verwendet wird, wenn man Allah anspricht, oder als ein an die Engel gerichteter Plural. (Juusuf `Allii) Die meisten Kommentatoren verstehen dies als Plural des Respekts. Da jedoch im Qur’an sonst kein Beispiel für diesen Sprachgebrauch vorhanden ist, ist Baidaawi aufgrund von Beispielen aus der vorislamischen Dichtung der Ansicht, es könne sich nur um eine emphatische Form handeln. (Asad)
100. Auf dass ich gute Werke tue, die ich vernachlässigt habe".183 Doch nein!184 Das sind nur Worte, die er so hin sagt.185 Und vor ihnen ist eine Schranke bis zum Tag der Auferstehung.186 183. Vom Leben. (Al-Dschalalain) Wörtlich: "bezüglich dessen, was ich zurückgelassen habe", sowohl an vernachlässigten guten wie auch an begangenen bösen Handlungen. (Asad) Die Ungerechten werden um eine neue Chance bitten. Aber dann ist es zu spät zur Umkehr. (Juusuf `Allii) Es ist der Wunsch nach einer Wiedergutmachung in bezug auf das, was er zurückgelassen hat, wie Eigentum und Angehörige. (Qutb) Vergleiche auch Suura 6:27-28; 7:53; 14:44-45; 26:102; 35:37; 39:58-59; 40:10-12 und 42:44 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Maududi) 184. Ein Wort des Tadels und des Verweises, was bedeutet, dass es keine Rückkehr geben wird. (Safwat Al-Tafsir) Sie werden keine neue Chance bekommen, denn in diesem Falle wäre die Prüfung, für die ein Mensch in die Welt geschickt wird, sinnlos. (Maududi) 185. Ihre Bitte ist sinnlos. Sie wird wie eine bloße Ausflucht behandelt. Sie hatten in ihrem Leben reichlich Chance gehabt und haben diese nicht nur zurückgewiesen, sondern nicht einmal an Allah den Iman verinnerlicht oder Ihn um Hilfe gebeten. (Juusuf `Allii) Worte, die keine echte Reue beinhalten. Worte, die nur im Augenblick der Drangsal dahin geworfen werden, die aber keinen Bestand im Herzen haben. (Qutb) 186. Sie gehören weder zu den Leuten dieser Welt noch zu den Leuten des zukünftigen Lebens, sondern befinden sich bis zum Tag der Auferstehung in einem Zwischenzustand. (Qutb) Vergleiche auch Suura 25:53 und 55:20. Hinter ihnen ist die Barriere des Todes, und vor ihnen liegt ein Zwischenzustand bis zum endgültigen Gericht. (Juusuf `Allii)
101. Doch wenn in die Posaune gestoßen wird, dann wird es keine Verwandtschaftsbande zwischen ihnen mehr geben an diesem Tag,187 noch werden sie nacheinander fragen.188 187. In der Panik, von der sie erfasst werden. (Qurtubi) Alle menschlichen Beziehungen lösen sich auf. (Darjabadi) Wenn zur Auferstehung die Posaune geblasen wird, und sich die Menschen aus ihren Gräbern erheben, wird niemand nach seinem Verwandten fragen, auch wenn er ihn sieht. Und keiner wird einem geliebten Menschen auch nur die geringste seiner Sünden abnehmen können. (ibn Kasir) Sie würden im Jenseits nicht mehr mit ihren Verwandten prahlen, wie sie es im Diesseits getan haben. (Qurtubi) 188. Die alten Beziehungen der Welt werden ungültig. Jede Seele muss für ihre eigenen Verdienste einstehen. (Juusuf `Allii) Das bedeutet nicht, dass ein Vater nicht einmal mehr "Vater" und ein Sohn nicht mehr "Sohn" ist, sondern dass sie nicht in der Lage sein werden, einander zu helfen oder nach ihrem Ergehen zu fragen, denn jeder sorgt sich nur um sich selbst. (Maududi)
102. Und die, deren Waagschalen schwer sind,189 - sie sind es, die erfolgreich sein werden. 189. Das heißt deren Wohltaten die Missetaten überwiegen, auch wenn es sich nur um eine einzige Tat handelt. (ibn Kasir) Schwer mit guten Handlungen. (Darjabadi) Gute und böse Handlungen werden gegeneinander aufgewogen. Wenn die guten Handlungen überwiegen, erlangt der Mensch "falach" فَلَح, das heißt Heil, Erfolg, Wohlergehen. Im entgegengesetzten Fall erwarten ihn Elend und Höllenqual. (Juusuf `Allii)
103. Doch die, deren Waagschalen leicht sind, - sie sind es, die sich selbst Schaden zugefügt haben. In der Hölle werden sie verweilen.190 190. Verlust oder Vernichtung bedeuten nicht, dass sie sterben und nichts mehr spüren: vergleiche Suura 14:17. Die Strafe wäre sinnlos, wenn sie in einer völligen Vernichtung bestünde. (Juusuf `Allii) Vergleiche auch oben Aja 1 und 56 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Maududi)
104. Ihre Gesichter werden vom Feuer versengt, und sie werden ihre Zähne fletschen.191 191. Während ibn `Abbas das Wort "kalaha" كَالَحَ mit finster dreinschauen interpretiert, meinen die Sprachwissenschaftler, dass dies mit grimmig blickend oder zähnefletschend zu erklären ist. (Qurtubi)
105. „Sind euch Meine Zeichen nicht vorgetragen worden, und doch habt ihr sie immer wieder als Lüge verworfen"! 106. Sie werden sagen: „Unser Herr, unser Unglück192 hat den Sieg über uns davongetragen,193 und wir waren ein fehlgeleitetes Volk.194 192. Sie glaubten, sie hätten, als ihnen diese Frage gestellt wurde, die Erlaubnis zum Sprechen und um Vergebung zu bitten erhalten. (Qutb) 193. Das Böse in uns hat uns überwältigt; es war unser Unglück, dass wir ihm nachgegeben haben und irregegangen sind. Sie vergessen dabei, dass sie aus eigenem freien Willen dem Bösen nachgegeben haben, und in den Ajas 109-110 werden sie daran erinnert, wie sie in ihrem irdischen Leben die Rechtschaffenen verspottet haben. (Juusuf `Allii) 194. In diesem Eingeständnis offenbart sich ihre Bitterkeit und Mühseligkeit. (Qutb) Dieser allegorische "Dialog" soll die leeren Ausflüchte verdeutlichen, die für so viele Ungerechte charakteristisch sind, die ihr Versagen irgendeinem abstrakten "Unglück" zuschreiben wollen. Indirekt wird damit das Element des freien Willens und damit der Verantwortlichkeit des Menschen für seine Handlungen und sein Verhalten betont. (Asad)
107. Unser Herr, führe uns aus all dem heraus,195 doch sollten wir es von neuem tun,198 dann wären wir wahrlich ungerecht“!197 195. Und schicke uns noch einmal in die Welt. (Darjabadi) Wie sie es beim Eintreffen des Todes schon verlangt hatten. (Qurtubi) 196. Zu einem Leben voller Unrecht und Schuld. (Darjabadi) 197. Dann verdienen wir jede Strafe. (Darjabadi)
108. Er wird sagen: „Hinweg mit euch in diese (Schmach),198 und (wagt es) nicht, zu mir zu sprechen“.199 198. "Hinweg mit euch in diese (Schmach)" - dieser Einschub beruht auf der Tatsache, dass diese Vorstellung in dem Verb "hasa'a" خْسَؤ (wörtlich: "er trieb (etwas oder jemanden) verächtlich hinweg") enthalten ist. (Asad) 199. Wiederholt nicht diese Bitte. (ibn Kasir) Nachdem sie Allahs Zeichen verworfen und Seine rechtschaffenen Diener verspottet haben, haben sie ihr Recht verwirkt, vor Allahs Thron um Barmherzigkeit zu bitten. (Juusuf `Allii)
109. Und es gab einige von meinen Dienern,200 die sagten: „Unser Herr, wir verinnerlichen den Iman, darum vergib uns und sei barmherzig mit uns, denn Du bist ja der beste der Erbarmer“.201 200. Damit sind die gesellschaftlich Schwachen unter den Mu’mins gemeint, wie Bilal, Habbab und Suhaib. Diese wurden von Abu Dschachl und seinen Gefährten verspottet. (Qurtubi) 201. Wörtlich: "der Beste derer, die Barmherzigkeit erweisen". Derselbe Ausdruck befindet sich im abschließenden Aja dieser Suura. (Asad)
110. Doch ihr habt nur Spott mit ihnen getrieben, bis ihr darüber vergessen hattet, Meiner zu gedenken,202 und ihr pflegtet sie zu belachen. 202. Eure Sünde bestand nicht nur darin, Meine Botschaft abzulehnen und in euren Kufr zu verharren, sondern eure Unverschämtheit ging so weit, diejenigen zu verspotten, die Meine Botschaft bestätigten und Mich um Gnade und Barmherzigkeit anflehten. Dieser Spott hat euch auf solche Weise beschäftigt, dass ihr davon abgelenkt wurdet. Meine Zeichen zu betrachten und abzuwägen. (Qutb) Wörtlich: "Sie ließen euch Meine Botschaft vergessen". Die Kaafirs waren so damit beschäftigt, die Mutaqis zu verspotten und zu verleumden, dass diese selbst ungewollt die Ursache dafür wurden. dass die Kaafirs Allahs Warnungen vergaßen. So bringt Böses oft seinen eigenen Ruin mit sich, sogar mit Hilfe derjenigen, die seine Opfer sein sollten. (Juusuf 'Allii) Euer Spott wurde die Ursache eurer Vergesslichkeit. (Asad)
111. Heute aber habe Ich sie dafür belohnt, dass sie so geduldig waren.203 Sie sind es, die glückselig sein werden.204 203. Als sie Zielscheibe eures Spottes und eurer Verachtung waren. (Darjabadi) Sie beharrten auf ihrem Gehorsam Mir gegenüber und nahmen eure Kränkungen mit Geduld hin. (Qurtubi) 204. Dies ist wiederum eine Bezugnahme auf diejenigen, die im zukünftigen Leben wirklichen Erfolg beziehungsweise Misserfolg ernten. (Maududi) Erfolg in der Bedeutung von Glückseligkeit, Heil, Paradies und dem Entrinnen vor dem Fegefeuer. (ibn Kasir)
112. Er wird sprechen:205 „Wie viele Jahre habt ihr auf Erden verweilt"?206 205. Die übliche Leseart, die auf der Lesart von Kufa beruht, ist "qaala" قَالَ ("Er wird sprechen"). Eine andere Leseart ist "qul" ("sprich"). Es geht dabei nur um eine unterschiedliche grammatische Konstruktion ohne tatsächlichen Bedeutungsunterschied. Vergleiche auch Suura 21:4 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii) Hier findet eine neue Befragung statt, um sie auf das von ihnen so vergeudete, kurze Leben hinzuweisen. Hätten sie diese Zeit in Allahs Gehorsam und in Seinem Dienst genutzt, so wären sie nun genau so erfolgreich wie jene frommen Diener. (ibn Kasir) Diese Frage wird ihnen am Jüngsten Tag oder in der Hölle gestellt. (Qurtubi) 206. Allah weiß selbstverständlich, wie viel Zeit sie auf der Erde verbracht haben. In dieser Frage geht es vielmehr darum, zu demonstrieren, wie klein und unbedeutend die Dinge dieser Welt sind und wie kurz die hier verbrachte Zeit im Vergleich zur Ewigkeit ist. (Qutb)
113. Da werden sie antworten:207 „Wir verweilten (wohl) einen Tag oder den Teil eines Tages. Doch frage208 jene, die die Zeit gemessen haben".209 207. In ihrer Beklommenheit, Verzweiflung, ihrem Leid und ihrer Hoffnungslosigkeit. (Qutb) 208. Die Frage und Antwort über die Zeit bedeutet zweierlei: 1. Die Aufmerksamkeit der Kaafirs wird darauf gelenkt, wie extrem kurz die irdische Lebensspanne ist, verglichen mit der Ewigkeit, die ihnen bevorsteht. Dies sollen sie einsehen und erkennen, wie sehr sie mit ihrer Einschätzung geistiger und materieller Dinge im Unrecht waren. 2. Zeit, wie wir sie jetzt kennen, wird dahingegangen sein und fast als Nichts erscheinen. Vergleiche auch die Erfahrung der Jünglinge in der Höhle in Suura 18:19. (Juusuf `Allii) 209. Die Engel, die die Taten der Geschöpfe niederzuschreiben pflegten. (Al-Dschalalain) Dieser Teil des allegorischen Zwiegespräches zwischen Allah und den Verdammten berührt den illusorischen, problematischen Charakter der Zeit, wie der Mensch sie empfindet, und die vergleichsweise Irrelevanz des Lebens in dieser Welt im Zusammenhang mit der nur Allah bekannten Wirklichkeit. Bei der Auferstehung verschwindet die erdgebundene Zeitvorstellung des Menschen, und es bleibt nur die hilflose Antwort: "Frag diejenigen, die die Zeit messen". (Asad)
114. Er wird sprechen: „Wahrlich, ihr habt nur ganz kurz verweilt, wenn ihr es nur wüsstet"!210 210. Nicht einmal das Alter der Welt kann mit der Ewigkeit verglichen werden. (Darjabadi) Allahs Gesandte hatten euch gewarnt, dass dieses irdische Leben vergänglich und eine Prüfung ist, aber ihr habt es damals nicht wahrhaben wollen und geleugnet, dass es ein zukünftiges Leben gibt. Dementsprechend habt ihr euch dann auch verhalten. (Maududi)
115. Meint ihr etwa, dass Wir euch um sonst211 erschaffen haben und dass ihr nicht zu Uns zurückgebracht werdet?212 211. Das arabische Wort "'abasan" عَبَثاً bedeutet auch "zum Zeitvertreib". Der Aja bedeutet dann also: "Glaubt ihr etwa, Wir hätten euch bloß zum Zeitvertreib und ohne Sinn erschaffen"? (Maududi) Das heißt "ohne etwas von euch zu fordern und ohne Weisheit Unsererseits". Es könnte aber auch heißen: "Damit ihr euch vergnügt und eure Zeit vertreibt wie die Tiere, die weder Belohnung noch Bestrafung zu erwarten haben". (ibn Kasir) 212. Allahs Schöpfung hat einen hohen, ernsthaften Sinn. Sie geschah nicht als Spiel oder Zeitvertreib. Was den Menschen betrifft, so geht es bei ihm um sein Verhalten auf dieser Erde. Wir sollen deswegen ernsthaft nach Allahs Wahrheit suchen, ermutigt durch die Tatsache, dass durch Allahs grenzenlose Barmherzigkeit Seine Wahrheit uns entgegenkommt und uns zu erreichen versucht. (Juusuf 'Ali) Dies weist sowohl die christliche Lehre von der Vernichtung als auch die buddhistische Lehre von der Auflösung zurück. Das Ziel jeder Menschenseele ist die Rückkehr zu Allah zur endgültigen Abrechnung. nicht eine Befreiung von der Existenz oder ein Erlöschen des Bewusstseins. (Darjabadi)
116. Hoch erhaben213 ist Allah, der Wahre König! Es gibt keine Gottheit außer Ihm,214 dem Herrn des gnadenreichen Throns.215 213. Allah ist hoch erhaben darüber, Menschen sinnlos zu erschaffen, und hoch erhaben über alles. was man Ihm zur Seite stellt. (Maududi) 214. Nun schließt die Suura "Die Mu’mins" mit dem allerersten Grundsatz des Imans. nämlich mit der Einzigkeit Gottes. (Qutb) Der Besitzer der Herrschaft und der Alleinige Verwalter der ganzen Schöpfung. (Safwat Al-Tafsir) 215. Denn von Ihm kommt aller Segen. alles Gute und alle Gnade (Safwat Al-Tafsir) Vergleiche auch Suura 7:54 und die entsprechende Fußnote. (Asad)
117. Und wer neben Allah eine andere Gottheit anruft,216 ohne irgendeinen Beweis zu besitzen, dessen Abrechnung liegt bei seinem Herrn. Fürwahr, die Kaafirs werden nicht erfolgreich sein.218 216. Dies kann auch folgendermaßen übersetzt werden:.. Wer neben Allah irgendeine andere Gottheit anruft, hat keinerlei Vollmacht, die dieses Verhalten rechtfertigt". (Maududi) 217. Nicht bei irgendeinem anderen, denn Allah ist die einzige Realität. Wenn Menschen aus dem Überschwang ihrer Phantasie heraus sich andere Gottheiten vorstellen, dann werden sie unsanft aus ihrer Illusion herausgerissen. Allah ist unser Herr, Der uns sowohl erschaffen hat, als auch erhält und erzieht. Trotz unserer Fehler und Mängel wird Er uns vergeben, wenn wir uns nicht auf unsere Verdienste, sondern auf Seine Barmherzigkeit berufen. (Juusuf 'Allii) Die Behauptung, dass es eine andere Gottheit gibt außer Allah, kann weder im Weltall noch durch die natürliche Veranlagung noch durch den Verstand bewiesen werden. Das Ergebnis solcher Behauptung ist hinlänglich bekannt. (Qutb) Niemand kann sich seiner Verantwortung entziehen. (Maududi) 218. Kein Glück bei seinem Herrn am Jüngsten Tag und kein Entrinnen vor der Hölle. (Ibn Kasir) Dasselbe Wort wird in Aja 1 dieser Suura benutzt, und zwar zur Bezeichnung der Mu’mins. Rechtschaffenheit muss den Sieg davontragen, und aller Widerstand ist zum Untergang verurteilt. So schließt sich der Kreis der Argumentation. (Juusuf 'Allii) Wiederum geht es um diejenigen, die wahren Erfolg erlangen, und diejenigen, denen er versagt bleibt. (Maududi)
118. Und sprich: „Mein Herr! Vergib und habe Erbarmen, denn Du bist ja Der beste Erbarmer".219 219. Vergebung heißt, die Sünden auszulöschen und sie vor den Menschen zu verbergen. Und Barmherzigkeit heißt Hinlenkung zu guten Taten und Worten. (ibn Kasir) Vergleiche dieses Gebet mit Aja 109 oben. Hier wird der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, aufgefordert, dasselbe Gebet zu sprechen, als wenn damit gesagt werden sollte: „Du (und deine Anhänger) sollten Allah mit derselben Bitte anrufen, so dass die Spötter nur gegen sich selbst Beweismittel erbringen". (Maududi)
Einführung zu Suura 24 "Das Licht" Die Einflüsse aus unserer Umgebung und Gesellschaft, die oft unsere geistigen Ideale gefährden, haben mit Sexualität und besonders mit deren Missbrauch zu tun, sei es in Form unregelmäßigen Verhaltens oder falscher Vorwürfe und Skandale oder auch einer Verletzung verfeinerter Umgangsformen und der persönlichen und häuslichen Privatsphäre. Wenn es uns hier gelingt, alle Fallen vollständig zu beseitigen, werden wir in der Lage sein, die höheren Regionen des Lichts Allahs und der von Allah erschaffenen Natur zu erreichen, die in einer mystische Parabel beschrieben wird. Diese Thematik wird in der nächsten Suura fortgesetzt. Da der Tadel für die Verleumdung von Frauen (Ajas 10-20) mit einem Vorfall verbunden ist, den 'A'ischa im Jahre 5-6 nach der Hidschra erleben musste, steht eindeutig fest, dass diese Suura in Madina offenbart wurde.
Zusammenfassung: Sexuelle Vergehen sind streng strafbar, aber strengste Anforderungen werden auch an die Beweisführung gestellt, und auch Verleumdungen auf diesem Gebiet sind strafbar. (Ajas 1-26) Die Privatsphäre ist zu respektieren, und in Kleidung und Verhalten soll Anstand gewahrt werden. (Ajas 27-34) Die Parabel vom Licht und von der Finsternis: Ordnung und Gehorsam der Natur weisen auf die geistigen Pflichten des Menschen hin. (Ajas 35-57) Häusliches Verhalten und das Verhalten im öffentlichen und gesellschaftlichen Leben tragen zu den höchsten Tugenden bei und sind ein Teil unserer geistigen Pflichten, die zu Allah führen. (Ajas 58-64) Diese Suura umfasst die Vorschriften über Moral und Sittlichkeit, die als die Grundlage für eine ordentliche Gesellschaft gilt. Ohne diese Moral und Sittlichkeit würde der Mensch zu der tiefsten Stufe der Tiere herabsinken. (Safwat Al-Bajan) Der Vorsatz dieser Suura ist, die Gebote der Sittsamkeit und Keuschheit zu proklamieren. (Qutb) Der einzigartige Anfang dieser Suura weist darauf hin, wie wichtig der Qur'an das moralische Element im menschlichen Leben nimmt. So verkündet er mit aller Schärfe, dass die Gesetze, die diese Suura beinhaltet, von Allah festgelegt sind. Darüber hinaus geht es in dieser Suura um die Erziehung des Menschen - einmal streng in ihren Mitteln, die bis zur gesetzlichen Strafe reichen und dann wieder einfühlsam, um das Herz des Menschen mit Allahs Licht zu erfüllen. (Qurtubi)
Das Licht Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen. 1. Dies ist eine Suura1, die Wir herabgesandt und zur bindenden Pflicht gemacht haben. In ihr sandten Wir klare Zeichen herab, auf dass ihr euch ermahnen lasset2. 1. Das Wort Suura bedeutet im Sprachgebrauch hoher Rang oder erhabene Stellung. Eine Anzahl von Ajas, die einen Anfang und ein Ende haben, wurden als "Suura" سُورَ bezeichnet, um ihre Erhabenheit und Hoheit auszudrücken, wie eine hohe Wand, die im Arabischen mit Suura (Einzäunung) bezeichnet wird. (Safwat Al-Bajan) 2. Wir sollten nicht annehmen, dass die Eingrenzung sexueller Vergehen oder geringfügiger Verstöße, die sich auf Sexualität oder Privatsphäre beziehen, nicht in höchstem Maße unser geistiges Leben betreffen. Diese Angelegenheiten sind eng mit den geistigen Lehren verbunden, die Allah in dieser Suura herabgesandt hat. Der Ton liegt auf "Wir": diese Dinge sind nicht Ermessenssache, sondern Allah hat sie geboten, damit sie im Leben befolgt werden. (Juusuf `Allii) "Deren ausdrückliche Gebote Wir durch die Formulierung selbstverständlich gemacht haben": so erklärt nach Bucharii 'Abd Allah ibn `Abbaas den Ausdruck "faradnaahaa" فَرَضْنَاهَا in diesem Zusammenhang. Allem Anschein nach ist diese besondere Betonung mit der Strenge der Gebote verbunden, die im folgenden ausgesprochen werden; mit anderen Worten, es handelt sich um eine ernste Warnung vor dem Versuch, diese Gebote durch Deduktionen, Schlussfolgerungen oder andere Erwägungen, die nicht mit dem Wortlaut des Qur’an selbst im Zusammenhang stehen, umzudeuten. (Asad)
2. Die unzüchtige Frau und den unzüchtigen Mann3, sollt ihr beide mit einhundert Hieben belegen4, und lasst nicht Mitgefühl mit den beiden euch ergreifen in (einer Angelegenheit des) Gesetzes Allahs5, wenn ihr an Allah und an den Jüngsten Tag den Iman verinnerlicht. Und ihrer Bestrafung soll eine Anzahl von Mu'mins beiwohnen6. 3. Hier wird ausdrücklich auf das männliche wie auf das weibliche Geschlecht hingewiesen. (Qurtubi) "Sina" bedeutet Geschlechtsverkehr zwischen einem Mann und einer Frau, die nicht miteinander verheiratet sind. Das Wort bezieht sich somit sowohl auf Ehebruch, als auch auf voreheliche und außereheliche Beziehungen allgemein. Die Gesetzgebung bezüglich Heirat und Scheidung ist im Islam einfach gehalten, so dass wenig Versuchung besteht, außerhalb des ehelichen Rahmens sexuelle Beziehungen zu suchen. Dies führt sowohl für den Mann als auch für die Frau zu größerem Selbstrespekt. Auch andere sexuelle Vergehen sind strafbar, aber dieser Abschnitt bezieht sich nur auf Sina. (Juusuf `Allii) 4. Die Schläge sollen schmerzhaft sein, jedoch nicht zur Verletzung führen. (Qurtubi) Vergleiche auch Suura 4:15 und die entsprechenden Fußnoten. Demnach bestand anfänglich die Strafe für eine ehebrecherische Frau darin, sie im Haus einzusperren, sowie im Verlust ihres Ansehens, "bis Allah ihnen einen Ausweg bereitet". Wie es in jenem Aja steht. Für den männlichen Ehebrecher bestand die Strafe nur im Verlust seines Ansehens. Hier folgt der "Ausweg", der in Suura 4 erwähnt wird. Das Auspeitschen ist die Strafe für die Männer und Frauen, die nicht im Schutz der Ehe leben. Voraussetzung dafür ist, dass sie frei (keine Sklaven), Muslime und in vollem Besitz ihrer geistigen Kräfte sind. (Qutb) Seit frühester Zeit herrschte in allen Gesellschaftssystemen Übereinstimmung in der Ansicht, dass Ehebruch, beziehungsweise verantwortungslose sexuelle Beziehungen moralisch schlecht, religiös sündhaft und gesellschaftlich abzulehnen sind, und dagegen gab es niemals Einwände außer denen einiger Einzelpersonen, die ihr Moralempfinden ihren Begierden unterordneten, oder die in ihren dekadenten Vorstellungen ein besonders "originelles" oder "philosophisches" Bild von sich selbst geben wollen. Die Einstimmigkeit auf diesem Gebiet ist darauf zurückzuführen, dass der Mensch von Natur aus eigentlich eine Abneigung gegen verantwortungslose sexuelle Beziehungen hat. In der Tat hängt die Zukunft der Menschheit davon ab, dass die Beziehung zwischen Mann und Frau nicht nur im gesellschaftlichen Leben voll anerkannt, sondern auch von der Gesellschaftsstruktur garantiert wird. Ohne dies kann die Menschheit als solche nicht überleben, denn ein Menschenkind braucht jahrelange liebevolle Fürsorge und Erziehung für seine Entwicklung, deren Last eine Frau nicht allein ohne die Beteiligung des Mannes tragen kann, der die Ursache für die Geburt des Kindes war. Die menschliche Zivilisation selbst ist das Produkt des Zusammenlebens von Mann und Frau, ihres Familienlebens und des Entstehens gegenseitiger Beziehungen zwischen verschiedenen Familien. Wenn Männer und Frauen diesen wesentlichen Gesichtspunkt aus den Augen verlieren und sich nur nach ihrem Vergnügen und ihren Begierden richten, dann zerfällt die ganze gesellschaftliche Struktur. Dementsprechend wurde in gesellschaftlichen Systemen aller Zeiten die Institution der Ehe besonders anerkannt und geschützt; ebenso wurden Maßnahmen ergriffen, verantwortungslose sexuelle Beziehungen zu unterbinden. Die Form dieser Maßnahmen war in verschiedenen gesellschaftlichen, kulturellen und religiösen Systemen jedoch verschieden. Außerdem gab es unterschiedliche Ansichten darüber, ob Ehebruch ein strafbares Vergehen ist oder nicht, und hier unterscheidet sich der Islam von anderen Diins und Rechtssystemen. Vergleiche auch Exodus 22:15-16; "Wenn jemand eine Jungfrau beredet, die noch nicht verlobt ist, und ihr beiwohnt, so soll er den Brautpreis für sie geben und sie zur Frau nehmen. Weigert sich aber ihr Vater, sie ihm zu geben, so soll er Geld darwägen, soviel einer Jungfrau als Brautpreis gebührt. " Deuteronomium 22:28-29; "Wenn jemand eine Jungfrau trifft, die nicht verlobt ist, und ergreift sie und wohnt ihr bei und wird dabei betroffen, so soll, der ihr beigewohnt hat, ihrem Vater fünfzig Silberstücke geben und soll sie zur Frau haben, weil er ihr Gewalt angetan hat; er darf sie nicht entlassen sein Leben lang." Leviticus 19:20; 20:10; "Wenn ein Mann bei einer Frau liegt, die eine leibeigne Magd ist und einem Mann zur Ehe bestimmt, doch nicht losgekauft oder freigelassen ist, so soll das bestraft werden. Aber sie sollen nicht sterben, denn sie ist nicht frei gewesen." "Wenn jemand die Ehe bricht mit der Frau seines Nächsten, so sollen beide des Todes sterben, Ehebrecher und Ehebrecherin, weil er mit der Frau seines Nächsten die Ehe gebrochen hat" Deuteronomium 22:22-26, aber auch entsprechende Erläuterungen im Talmud. In modernen westlichen Rechtssystemen, die auch von den Muslimen in verschiedenen Ländern übernommen wurden, gelten verantwortungslose sexuelle Beziehungen ("Sina") zwar als moralisch verwerflich, aber nicht als eigentliches Vergehen, beziehungsweise sie werden erst dann zum Vergehen, wenn sie ohne Zustimmung des anderen Beteiligten begangen werden. Ansonsten gibt der Ehebruch des einen Ehepartners dem anderen einen Scheidungsgrund, den dieser nach eigenem Ermessen zur Geltung bringen kann. Dass nach islamischer Vorstellung Sina ein strafbares Vergehen ist, liegt nicht in erster Linie daran, dass ein Treubruch oder ein Übergriff auf die sexuellen Rechte des Ehepartners vorliegt, sondern darauf, dass jemand auf illegitime und verantwortungslose Weise Bedürfnisse befriedigte, die ihm auf legitime und konstruktive Weise zugänglich gewesen wären. Der Islam versucht dieses Problem jedoch nicht allein mit Strafmaßnahmen zu lösen, sondern bietet ein breites Spektrum an erzieherischen und vorbeugenden Maßnahmen. Vor allem führt er eine innerliche Reinigung des Menschen herbei, indem er ihm Taqwa und Verantwortungsbewusstsein nahe legt. Dann warnt er ihn vor den Folgen verantwortungsloser sexueller Beziehungen und zeigt Möglichkeiten auf, Probleme zu lösen, beispielsweise durch gerechte Regelung des Scheidungsrechts oder auch der Möglichkeit der Vermittlung bei ehelichen Streitigkeiten. Unverheirateten soll die Heirat ermöglicht werden. Frauen wird dezente Kleidung nahe gelegt. Erst nach allen diesen Maßnahmen wurde Sina zum strafwürdigen Vergehen erklärt, und auch nur dann, wenn vier Zeugen den Sachverhalt einwandfrei bezeugen können. Nach der Tradition bezieht sich die hier genannte Strafe auf unverheiratete Personen, während verheiratete Ehebrecher gesteinigt werden sollten; letzteres wird jedoch im Qur’an nicht erwähnt. Voraussetzung für eine Bestrafung ist auf jeden Fall, dass der Schuldige erwachsen und zurechnungsfähig ist. und er muss die Handlung freiwillig begangen haben. Wenn jemand dazu gezwungen oder erpresst wurde, kann er oder sie nicht bestraft werden. Aus verschiedenen Hadise wird deutlich, dass bei einer Vergewaltigung nur der Mann bestraft wurde. während die Frau freigesprochen wurde. Das islamische Gesetz gibt niemanden außer dem Gericht das Recht. über die Bestrafung eines Ehebrechers oder einer Ehebrecherin zu entscheiden. (Maududi) 5. Besondere Aufmerksamkeit verdient in diesem Zusammenhang der Ausdruck "Gesetz Allahs" oder „Weg Allahs". Daraus geht hervor, dass "Allahs Weg" nicht allein aus Gebet, Fasten, Armensteuer und Pilgerfahrt besteht, sondern dass auch das Gesetz einer Gesellschaft zu "Allahs Weg" gehört. Außerdem wird vor Inkonsequenz bei der Ausführung der Gesetze gewarnt. Nach einem Bericht von A'ischa sagte der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in einer Ansprache: „Die Völker vor euch gingen zugrunde, weil einem Aristokraten, wenn er einen Diebstahl beging, vergeben wurde. wahrend ein gewöhnlicher Mensch für das gleiche Vergehen die entsprechende Strafe erhielt." Das islamische Strafrecht hat drei Zielsetzungen: 1. es soll einem Verbrecher schmerzhaft vor Augen führen, was für Ausschreitungen er gegen andere Personen oder die Gesellschaft begangen hat; 2. es soll ihn davon abhalten, das Verbrechen zu wiederholen; 3. es soll andere abschrecken. (Maududi) Wenn es trotz der Verwirklichung aller Schutzvorkehrungen, die der Islam bietet, dennoch zur verwerflichen Tat kommt, wird die Strafe ausgesetzt, wenn es einen Ausweg daraus gibt. Dies ist aus dem Hadis des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu entnehmen, der besagt: „Wendet die Bestrafungen von den Muslimen ab, wenn ihr die Möglichkeit dazu habt. Hat der Täter einen Ausweg, so lasst ihn frei. Denn es ist besser für einen Führer (Imaam), sich bei einer Begnadigung zu irren als bei einer Bestrafung." Deswegen wird die Aussage von vier Augenzeugen verlangt oder ein unwiderlegtes Eigengeständnis. (Qutb) 6. Die Strafe soll öffentlich vollstreckt werden, so dass andere von einem ähnlichen Vergehen abgeschreckt werden. (Juusuf `Allii) Dies hat entweder den Zweck, sie selber und andere abzuschrecken, oder damit sie für den Täter um Umkehr und Allahs Vergebung erbitten. (Qurtubi) Die Anzahl der Zeugen bei der Vollstreckung ist bewusst offengelassen worden. Damit wird darauf hingewiesen, dass die Strafe zwar öffentlich vollstreckt werden, nicht aber in ein Spektakel ausarten soll. (Asad) Es ist von drei oder vier Leuten die Rede. (Al-Dschalalain) Eine öffentliche Vollstreckung hat darüber hinaus den Vorteil, dass sie kontrollierbar ist und die Vollstreckungsbeamten also keine Möglichkeit haben, sie nach eigenem Ermessen abzuändern. (Maududi)
3. Ein unzüchtiger Mann, darf nur7 eine unzüchtige Frau oder eine Götzendienerin heiraten8, und eine unzüchtige Frau darf nur einen unzüchtigen Mann oder einen Götzendiener heiraten9. Den Mu’mins aber ist dies verboten10. 7. Das heißt, ein gewohnheitsmäßiger Ehebrecher hat gewöhnlich nicht die Neigung, sich mit einer anderen Frau als einer Dirne zusammenzuschließen. "Nikach" نِكِح bedeutet hier sowohl Ehe als auch Zusammenleben. (Darjabadi) 8. In polytheistischen Gesellschaften gibt es eine bestimmte Gruppe von Frauen, die Prostitution betreiben. (Darjabadi) Der Begriff "Muschrik" مُشْرِك (femininum muschrika مُشْرِكَ), der gewöhnlich eine Person bezeichnet, die in ihrer Vorstellung imaginäre Gottheiten aller Art Allah zur Seite setzt oder glaubt, erschaffene Wesen hätten Anteil an Seiner Macht oder Seinen Eigenschaften, wird hier offensichtlich im weisessgefaßten metaphorischen Sinne verwendet und bezeichnet jemanden, der seine oder ihre eigenen Begierden an eine Stelle rückt, die nur Allah allein zukommt, und sich damit gegen die von Ihm gebotenen ethischen Grundsätze vergeht. (Asad) 9. Da sie nicht an das Verbot von Unzucht den Iman verinnerlichen. (ibn Kasir) Siehe oben die Fußnoten 7 und 8. (Darjabadi) 10. Der Islam gebietet sexuelle Reinheit für Männer wie für Frauen zu jeder Zeit - vor der Ehe, während der Ehe und nach Auflösung einer Ehe. Wer gewohnheitsmäßig illegitimen Handlungen nachgeht, ist aus dem Kreis derer ausgeschlossen, die als Ehepartner für keusche Männer und Frauen in Frage kommen. (Juusuf `Allii) In der vorislamischen arabischen Gesellschaft gab es eine gewisse Schicht von Frauen, die mit Wissen und teilweise sogar Einverständnis ihrer Ehemänner der Prostitution nachgingen, um dadurch zum Einkommen beizutragen. Der Islam verurteilt dies entschieden und verbietet den Mu’mins, solche Frauen zu heiraten, es sei denn, sie würden ihren Lebenswandel grundlegend ändern. (Darjabadi) Es ist hiermit mu’min Männern nicht erlaubt, Frauen zu heiraten, die für einen unzüchtigen Lebenswandel bekannt sind, und umgekehrt beispielsweise ihre Töchter Männern anzuvertrauen, die ein solches verantwortungsloses Verhalten zeigen. Dies besieht sich auf jene Männer und Frauen, die gewohnheitsmäßig Unzucht betreiben, nicht auf diejenigen, die umkehren und sich ändern. (Maududi)
4. Und diejenigen, die unbescholtene Frauen beschuldigen11, dann aber nicht vier Zeugen beibringen12, peitscht sie mit achtzig Hieben13 und nehmt niemals mehr eine Zeugenaussage von ihnen an, denn sie sind Frevler14, - 11. Der Unzucht besichtigen (Al-Dschalalain) Der Begriff "muchsanaat" مُحْصَنَاتِ bedeutet wörtlich "Frauen, die gegen Unkeuschheit geschützt oder befestigt sind", das heißt durch Ehe und/oder Iman und Selbstrespekt. Das bedeutet, dass vom rechtlichen Standpunkt aus jede Frau als keusch betrachtet werden muss, bis eindeutig das Gegenteil erwiesen ist. Dieser Aja besieht sich auf Frauen, die nicht Ehefrauen des Anklagenden selbst sind; in letzterem Fall ist, wie unten aus Aja 6-9 hervorgeht, die Beweisführung und die Verfahrensweise anders. (Asad) Die islamische Gemeinschaft erleidet keinen Schaden, wenn Stillschweigen über eine Untat gewahrt wird. Wird sie jedoch bekannt gegeben und offen ausgesprochen, werden sehr wahrscheinlich solche, die sich vorher zurückhielten, ermuntert, gleiches zu tun, nachdem sie zuvor zurückgeschreckt waren. (Qutb) 12. Die den Tatbestand bezeugen. Beachte, dass in diesem Falle doppelt so viele Zeugen notwendig sind wie bei einem gewöhnlichen Verbrechen, da die Ehre einer Frau möglichst geschützt werden soll. (Darjabadi) 13. Der Qur’an betrachtet also die Verleumdung keuscher Frauen als ein sehr ernstzunehmendes Vergehen. (Darjabadi) Gans offensichtlich besieht sich dies auch analog auf den Fall, wo eine Frau einem Mann Unkeuschheit vorwirft und dann nicht in der Lage ist, ihre Behauptung zu beweisen. Die Strenge der Strafe in diesem Falle, sowie die Notwendigkeit, vier Zeugen zu bringen anstelle der üblichen zwei in anderen Rechtsfällen, ist auf der swingenden Notwendigkeit begründet, Verleumdung und üble Nachrede aus der Welt zu schaffen. Wie aus mehreren authentischen Aussagen des Propheten hervorgeht, muss die Aussage der Zeugen direkt sein und nicht nur die äußeren Umstände betreffen, das heißt, es genügt nicht, dass sie eine Situation gesehen haben, in der wahrscheinlich Geschlechtsverkehr stattgefunden hat oder stattgefunden hatte, sondern sie müssen die sexuelle Handlung als solche gesehen haben und in der Lage sein, dies vor einem ordentlichen Gericht zufrieden stellend zu beweisen (so summiert Rasi die Ansicht der wichtigsten Rechtsgelehrten). Da eine solche vollständige Beweisführung extrem schwierig, wenn nicht unmöglich ist, besteht die Zielsetzung des obigen Gebotes des Qur'ans offensichtlich darin, in der Praxis alle auf illegitime sexuelle Beziehungen bezogenen Anschuldigungen Dritter auszuschließen, denn "der Mensch ist schwach erschaffen" (vergleiche Suura 4:28), und den Nachweis für Ehebruch von einem freiwilligen, vom Iman veranlassten Geständnis der Schuldigen selbst abhängig zu machen. (Asad) Da sie damit eine schwere Sünde begehen. (Al-Dschalalain) 14. Mit drei Strafen wird ein Verleumder belegt, der keine Beweise für seine Aussage vorbringt. Die erste ist, ihn mit achtzig Hieben zu schlagen, die zweite, nie wieder eine Zeugenaussage von ihm entgegenzunehmen, als drittes wird er als Frevler bezeichnet, als eine den gesetzlichen Anforderungen an Rechtschaffenheit nicht genügende Person vor Allah und vor den Menschen. (ibn Kasir) Wenn irgendein Vorwurf gegen die Keuschheit einer Frau erhoben wird, muss dieser mit Beweismaterial gestützt werden, das doppelt so stark ist wie in gewöhnlichen Rechtsfällen oder sogar in Mordfällen, das heißt vier Zeugen sind notwendig statt der üblichen zwei. Wer diese Forderung nicht erfüllt, gilt als Verleumder und wird selbst bestraft. Nicht nur wird diese entwürdigende Strafe an ihm vollzogen, sondern er verliert seine bürgerlichen Ehrenrechte, hier besonders seine Zeugnisfähigkeit, falls er nicht zur Einsicht kommt und sein Verhalten bereut. woraufhin er wieder als Zeuge zugelassen werden kann. (Juusuf `Allii)
5. Außer denjenigen, die danach reuig
umkehren15 und sich bessern16, denn dann ist
Allah fürwahr verzeihend, barmherzig. 15. Die Strafe wird im Falle von Verleumdung und unbewiesener Anschuldigungen vollstreckt. Der Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte kann jedoch aufgrund des Verhaltens in der Folgezeit wieder rückgängig gemacht werden, wenn der Schuldige sein Verhalten bedauert, seine Reue zu erkennen gibt, und wenn deutlich wird, dass er in der Zukunft keine solchen unbewiesenen Behauptungen ausspricht. (Juusuf `Allii) Wenn sie Allah um Vergebung bitten. (Darjabadi) 16. Wenn sie die verleumdete Person um Vergebung bitten. (Darjabadi) Wenn sie öffentlich ihre Anschuldigung widerrufen, nachdem die Strafe vollzogen wurde. Diese selbst kann nicht durch Reue und Eingeständnis der Schuld aus dem Weg geräumt werden, denn sie ist ein Recht dessen, dem Unrecht geschehen ist. Somit bezieht sich diese Einschränkung auf das Verbot, in Zukunft als Zeuge fungieren zu können. (Asad)
6. Und wenn jemand seinen Ehepartner beschuldigt und keine Zeugen hat außer sich selbst17, dessen alleinige Zeugenaussage kann angenommen werden, wenn er viermal bei Allah schwört18, dass er ganz gewiss zu den wahrhaftigen gehört19, - 17. Im Falle miteinander verheirateter Personen ist der Sachverhalt ein anderer als bei Außenseitern. Wenn einer von ihnen dem anderen einen Bruch der ehelichen Treue vorwirft, betrifft diese Anschuldigung auch den Kläger selbst. Darüber hinaus wirkt die Verbindung zwischen Eheleuten selbst im Falle von Meinungsverschiedenheiten eher als ein Faktor, der Einflüsse stabilisiert, die zur Erfindung von unrechtmäßigen Anschuldigungen dieser Art führen, zumal wo (wie im Islam) eine Scheidung auch aus anderen Gründen als dem des Ehebruches erlaubt ist. Wenn ein Ehepartner den anderen beim Ehebruch ertappt, liegt es in der Natur der Dinge, dass vier Zeugen nicht vorhanden sind, ja nicht einmal ein außenstehender Zeuge. Dennoch ist es nach einer solchen Erfahrung nicht mehr möglich, ein normales Eheleben weiterzuführen. Die Angelegenheit ist somit dem Ehrenwort der beiden Ehepartner überlassen. Wenn der eine Ehepartner den Sachverhalt viermal beschwört und beim fünftenmal Allahs Fluch auf sich herabruft, falls er ein Lügner ist, dann gilt dies zunächst einmal als prima-facie-Beweis für die Schuld des anderen. Wenn aber dieser in gleicher Weise viermal schwört und beim fünftenmal einen Fluch auf sich herabruft, dann ist er vor dem Gesetz freigesprochen. Wenn er auf diesen Schritt verzichtet gilt seine Schuld als erwiesen, und er wird bestraft. In beiden Fällen ist die Ehe aufgelöst, denn es ist der menschlichen Natur zuwider, dass beide Parteien nach einem solchen Vorfall wieder harmonisch zusammenleben können. (Juusuf `Allii) 18. Dass sie eine Ehebrecherin ist, oder dass er sie des Ehebruchs beschuldigt oder aber auch, dass er die Vaterschaft eines Kindes bestreitet. (Qurtubi) 19. In seiner Aussage (Al-Dschalalain)
7. Und das fünfte Mal, dass Allahs Fluch über ihn kommen möge, wenn er zu den Lügnern gehören sollte20. 20. Beim fünften Mal soll der Ehepartner Allahs Fluch auf sich herabrufen, wenn er lügt. Dieses Verfahren heißt "lican". (Darjabadi) Sobald der Ehemann dies ausgesprochen hat, trennen sich die Wege der beiden. (ibn Kasir)
8. Doch es soll die Strafe von ihr abwenden21, wenn sie viermal bei Allah schwört, dass er gewiss ein Lügner sei, - 21. Die diesseitige Strafe. (Safwat Al-Bajan) Und sie auf diese Weise vor Gericht freisprechen. (Darjabadi)
9. Und das fünftemal, dass der Zorn Allahs über sie kommen möge, wenn er zu den Wahrhaftigen gehöre22. 22. Auf diese Weise wird die Anklage des Ehemannes als bewiesen betrachtet, wenn sich die Frau weigert, das Gegenteil zu beschwören, und das Gegenteil gilt als erwiesen, wenn sie ihr Wort gegen seines setzt. Da dieses Verfahren die Schuldfrage juristisch ungeklärt lässt, werden beiden Parteien die rechtlichen Folgen erlassen, die sonst auf Ehebruch beziehungsweise falsche Anschuldigung stehen. Die einzige Folge ist in diesem Falle die Auflösung der Ehe. (Asad) Verschiedene formale Voraussetzungen sind zu beachten. So bezieht sich das Verfahren nicht auf Anschuldigungen aller Art, sondern nur auf die des Ehebruchs, und gilt nicht nur für Männer, die ihre Ehefrauen beschuldigen, sondern auch umgekehrt. Außerdem kann es nicht in Fällen angewendet werden, wo der oder die Beschuldigte ohnehin für einen unzüchtigen Lebenswandel bekannt ist (wie aus dem Begriff "muchsanaat" hervorgeht, das heißt, Frauen, die gegen Ehebruch gefestigt sind" vergleiche auch Fußnote 11). Ein Fall von "li`an" ist aus der Zeit des Propheten Muchammad, Allahs Segeen und Frieden auf ihm, bekannt, woraufhin dieser die Ehe auflöste und verfügte, dass ihr Kind nach der Scheidung der Frau zugesprochen werden sollte und nicht dem Mann, dass aber andererseits niemand hernach ihr oder ihrem Kind Vorwürfe machen dürfe, wenn er sich nicht die Strafe für Verleumdung zuziehen wolle, und dass sie ihrem ehemaligen Mann gegenüber keine Unterhaltsansprüche mehr geltend machen könne, da sie nicht aufgrund seines Todes oder einer regulären Scheidung von ihm getrennt wurde. Somit bürgerte sich auch der Brauch ein, dass ein solches Kind und seine Mutter sich gegenseitig beerbten. Das Verfahren kann nicht privat im Familienkreis durchgeführt werden, sondern gehört vor ein ordentliches Gericht. Vorausgesetzt wird auch, dass die Beteiligten rechtsfähig sind. (Maududi)
10. Und wäre nicht die Huld Allahs und Seine Barmherzigkeit mit euch23, und wäre nicht Allah Allverzeihend24 und Allweise25 (wie wäre es dann um euch bestellt!)26. 23. Angesprochen sind die mu’min Männer und Frauen. (Darjabadi) 24. Er vergibt denen, die ihre Schuld einsehen. (Darjabadi) Indem er diese und andere Sünden vergibt. (Al-Dschalalain) 25. Er gibt wohltätige, weise Gesetze. (Darjabadi) 26. Vergleiche unten Aja 11-14, wo die Angelegenheit durch einen konkreten Fall erläutert wird, sowie die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii) Was wäre, ohne die Huld Allahs und Seine Barmherzigkeit, ohne solche Erleichterungen und Seine Annahme der Reue nach dem Sündenfall, wird hier nicht näher erläutert. Doch gerade deswegen erzeugt er umso größere Furcht, denn der Text impliziert großes Unheil. (Qutb)
Abschnitt 2 11. Diejenigen, die die abscheuliche Lüge vorgebracht haben27, sind eine Schar den wird eine gewaltige Strafe kommen33. 27. Nun folgt ein Beispiel für einen solchen Vorwurf des Ehebruches, nachdem zuvor. die Strafe für solch eine Verleumdung ausführlich behandelt wurde. Ein Beispiel, das die häusliche Sphäre des Propheten Muchammad Allahs Segen und Frieden auf ihm traf und die Muslime einen ganzen Monat beschäftigte. (Qutb) Der hier erwähnte Vorfall ereignete sich auf der Rückreise von der Expedition zu den Bani Mustaliq im Jahre 5-6 nach der Hidschra. Als der Aufbruch befohlen wurde, war `A'ischa nicht in ihrer Kamelsänfte, denn sie war gegangen, um eine wertvolle Halskette zu suchen, die sie am Rastplatz verloren hatte. Da der Vorhang ihrer Sänfte zugezogen und sie leichtgewichtig war, bemerkte niemand, dass sie sich nicht darin befand, bis die Abteilung den nächsten Halteplatz erreichte. Inzwischen hatte sie festgestellt, dass die Karawane weitergezogen war, und wartete, dass jemand sie holen kam, sobald ihre Abwesenheit bemerkt wurde. Am Abend schlief sie ein. Am nächsten Morgen fand sie Safwan, ein Muhaadschir, der die Nachhut bildete für den Fall, dass etwas verloren gegangen oder vergessen worden war. Er setzte sie auf sein Kamel und führte dieses zum nächsten Halteplatz, wo die Karawane die Nacht verbrachte. Dies gab den Feinden des Islam Anlass zu einem bösartigen Skandal. Ihr Rädelsführer war der Anführer der madinansischen Heuchler, 'Abdullah ibn Ubai, auf den der letzte Satz dieses Ajas anspielt. Er hatte sich bereits andere Vergehen zuschulden kommen lassen und starb uneinsichtig. Seine Mitläufer wurden dem Gesetz entsprechend bestraft und änderten ihr Verhalten. (Juusuf `Allii) `A'ischa berichtet selbst von den Folgen dieses Vorfalls: „Gerüchte von dieser Verleumdung breiteten sich etwa einen Monat lang in der ganzen Stadt aus und verursachten dem Propheten großes Leid. Ich weinte aus Hilflosigkeit, und meine Eltern litten innerliche Qualen. Schließlich kam der Prophet eines Tages zu mir und setzte sich neben mich, was er nicht getan hatte, seitdem die Verleumdungskampagne begonnen hatte. Abu Bakr (der Vater) und Umm Ruman (die Mutter) saßen auch bei uns, denn sie spürten, dass etwas Außergewöhnliches im Gange war. Der Prophet begann das Gespräch, indem er sagte: „`A’ischa, ich habe dieses und jenes Gerede über dich gehört. Wenn du unschuldig bist, dann rechne ich damit, dass Allah deine Unschuld ans Licht kommen lässt. Wenn du dir jedoch ein Vergehen hast zuschulden kommen lassen, dann solltest du es bereuen und Allah um Vergebung bitten, denn wenn ein Diener Allahs seine Fehler bereut und um Vergebung bittet, dann vergibt Allah ihm." Als ich dieses Wort hörte, trockneten die Tränen in meinen Augen. Ich schaute zu meinem Vater in der Erwartung, er würde dem Propheten antworten, aber er sagte: „Meine Tochter, ich weiß nicht, was ich da sagen soll." Da wandte ich mich zu meiner Mutter, aber auch sie wusste nicht, was sie sagen sollte. Schließlich sagte ich: „Ihr habt alle etwas über mich gehört und geglaubt. Wenn ich jetzt sage, dass ich unschuldig bin - und Allah weiß, dass ich unschuldig bin - dann werdet ihr mir nicht glauben; wenn ich aber etwas eingestehe, was ich nie begangen habe -und Allah weiß, dass ich es nie begangen habe - dann glaubt ihr mir." An diesem Punkt versuchte ich, mich an den Namen des Propheten Ja'quub zu erinnern, aber er kam mir nicht in den Sinn, Angesichts meiner Lage sagte ich deshalb: „Ich kann nur die Worte wiederholen, die der Vater des Propheten Juusuf gesprochen hat: "fa sabrun dschamiil" فَصَبْرٌ جَمِيل ("Doch Geduld steht mir am besten an", vergleiche Suura 12:83)." Damit legte ich mich hin und drehte mich auf die Seite. Ich dachte daran, dass Allah um meine Unschuld wusste und sicherlich die Wahrheit ans Licht bringen würde, aber ich hätte mir nie vorstellen können, dass zu meiner Verteidigung eine Offenbarung Allahs kommen würde, die die Menschen bis zum Jüngsten Tag von euch lesen und vortragen werden. Für möglich hielt ich wohl, dass der Prophet einen Traum haben könnte, in dem Allah ihm meine Unschuld verdeutlichte. Aber in der Zwischenzeit überkam plötzlich jener Zustand den Propheten; der zeigte, dass er eine Offenbarung empfing, wenn sich selbst im kältesten Winter Schweißtropfen auf seiner Stirn bildeten. Wir alle hielten den Atem an und saßen schweigend da. Ich selbst hatte keine Angst, aber meine Eltern fürchteten sich, denn sie wussten nicht, was diese Offenbarung beinhalten würde. Als die Offenbarung vorüber war, schien der Prophet sehr erfreut. Überglücklich waren seine ersten Worte: „Ich beglückwünsche dich, A’ischa, denn Allah hat den Beweis deiner Unschuld herabgesandt." Und er trug diese zehn Ajas (Ajas 11-21) vor. Daraufhin sagte meine Mutter zu mir: „Steh auf und bedanke dich beim Propheten.“ Ich erwiderte: „Ich werde mich weder bei ihm noch bei euch beiden bedanken, sondern nur bei Allah, Der meinen Freispruch offenbart hat. Ihr habt überhaupt nichts getan, um den Vorwürfen gegen mich zu widersprechen." (Maududi) 28. Nicht ein einzelner oder einzelne, sondern eine ganze Clique, die sich allein zu diesem Zweck zusammengeschlossen hatte. `Abdullah ibn Ubai war nicht der Urheber dieser Verleumdungskampagne, aber er hatte den größten Anteil daran. Er war auch der Repräsentant solcher Juden oder Heuchler, die unfähig waren, den Islam offen zu bekämpfen. So versteckten sie sich hinter dem Schleier des Islams, um in dessen Schutz gegen ihn ihre Netze auszuwerfen (Qutb) "Zahlreich unter euch sind diejenigen, die anderen falsche Vorwürfe der Unkeuschheit machen". Der Begriff "`usba" عُصْبَةٌ bezeichnet eine Gruppe von Leuten, deren Anzahl nicht weiter festgelegt ist und die sich zu einem bestimmten Zweck zusammengetan haben. Wie es mit allen Anspielungen im Qur’an auf historische Ereignisse der Fall ist, so soll auch diese in erster Linie einen für alle Zeiten gültigen ethischen Grundsatz hervorheben. Dem entspricht auch die grammatische Konstruktion in diesem und den folgenden Ajas. (Asad) 29. Dies ist vor allem an diejenigen gerichtet, denen am meisten Unrecht geschehen ist und die am meisten unter den Verleumdungen zu leiden hatten. (Darjabadi) 30. Gut deswegen, weil es jene entlarvte, die gegen den Islam konspirierten und gegen die Person des Propheten Muchammad und seine Familie. Allahs Friede sei mit ihm. Es zeigt auch den Muslimen wie wichtig es ist, Verleumdung zu verbieten und sie mit Allahs Strafe zu belegen. (Qutb) Nicht nur bezüglich eures Lohns im zukünftigen Leben, sondern auch deswegen, weil Allah in dieser Welt eure Ehre wiederherstellen wird. (Darjabadi) Besser in Allahs Sicht: denn Leiden, das durch ungerechte Verfolgung verursacht wird, überträgt, wie jedes unverdiente und geduldig ertragene Leiden, geistige Verdienste auf den Leidenden. Vergleiche hierzu auch die Aussage des Propheten: „Immer wenn ein Mu’min von Schwierigkeiten, Sorgen, Schmerzen, Trauer oder Schaden heimgesucht wird - und sei es nur ein Dorn, der ihn verletzt - sieht Allah dafür über einige seiner Fehler hinweg. " (Asad) 31. Jeder wird seinem oder ihrem Anteil an diesem Skandal entsprechend bestraft. (Darjabadi) 32. Dies spielt auf Abdullah ibn Ubai an, den Rädelsführer der madinensischen Heuchler und Urheber dieser bösartigen Verleumdungskampagne. (Darjabadi) Der als erster auf die Sache eingegangen war und sie in Umlauf gesetzt hatte. (Al-Dschalalain)
12. Warum haben die mu’min Männer und die mu’min Frauen als sie davon hörten34, nicht Gutes bei sich gedacht35 und gesagt36: „Dies ist eine abscheuliche Lüge37" 33. Der dies verstärkt hat, indem er in rechtlich und moralisch unzulässiger Weise gewisse "Begleitumstände" oder Aspekte des Falles betont hat, um die verleumderische, unbegründete Anschuldigung glaubwürdiger zu machen. (Asad) In diesem Zusammenhang wurden von den Umayjaden Vorwürfe gegen `Allii erhoben, an diesem Skandal beteiligt gewesen zu sein. Tatsache ist jedoch, dass `Allii keinerlei Anteil daran hatte. Als er den inneren Konflikt des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, bemerkte, schlug er ihm lediglich vor, sich von A’ischa zu trennen und eine andere Frau zu heiraten, wenn dies seine Lage erleichterte. Dies bedeutet jedoch keinesfalls, dass `Allii die Anschuldigungen gegen sie unterstützte, sondern hatte einzig und allein die Zielsetzung, den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu trösten. (Maududi) 34. Sowohl Männer als auch Frauen waren an der Verbreitung des Skandals beteiligt. Ihre offensichtliche Pflicht wäre es gewesen, die Handlungsweise einer der "Mütter der Mu’mins" auf die beste und nicht auf die schlechteste Weise zu interpretieren. (Juusuf `Allii) Wörtlich: "als ihr es hörtet" - das Pronomen "ihr" bezeichnet hier die Gemeinschaft als ganzes. 35. Mu’min Männer und Frauen sollten Gutes voneinander denken. So wie sie ein solches Vergehen für sich selbst ausgeschlossen hätten, hätten sie es auch für die Frau ihres Propheten und seinen aufopfernden Gefährten tun müssen. Nach diesem Motto handelten Abu Ayjuub und seine Frau. Nach einer Überlieferung von ibn Ishaaq wurde Abu Ayjuub von seiner Frau gefragt: „Hast du nicht gehört, was die Leute über `A'ischa sagen?" Er antwortete: „Ja. Dies ist die reine Lüge. Würdest du so was tun, Umm Ayjuub?" Sie antwortete: „Nie im Leben!" Daraufhin sagte Abu Ayjuub: „Und `A'ischa ist bei Allah noch besser als du!" (Qutb) Wenn jemand aus der Tatsache, dass die beiden miteinander allein waren, gleich die Schlussfolgerung zieht, sie hätten einen Fehler begangen, dann weist eine solche Verdächtigung auf zwei andere Hypothesen hin: 1. der Anklagende selbst (ob Mann oder Frau) schließt von seinem eigenen möglichen Verhalten auf andere; 2. sein oder ihr Urteil über den moralischen Zustand der Gesellschaft, in der er lebt, scheint auszusagen, dass in dieser Gesellschaft niemand unter ähnlichen Umständen ein Unrecht vermeiden könnte. Kein Mann, der über Ehrgefühl verfügt, kann sich vorstellen, dass er in einer ähnlichen Situation sogleich daran denken würde, die Frau aus der Familie eines Freundes oder Verwandten, die er unterwegs verlassen aufgefunden hat, erst zu belästigen und dann erst nach Hause zu begleiten. In diesem Fall ist die Unterstellung noch schwerwiegender, weil es sich um die Gesellschaft der Muslime und um die Frau des Propheten Muchammad Allahs Segen und Frieden auf ihm handelt. (Maududi) 36. Geradeheraus und mit eindeutigen Worten. (Darjabadi) 37. Dass es eine klare Lüge war, wird dadurch untermauert, dass `A’ischa für die ganze Armee sichtbar und noch zur Mittagszeit unverhüllt auf dem Rücken von Safwans Reittier zu den anderen stieß, unter denen auch der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war. Hätte irgendein Verdacht bestanden, so hätten sie dies lieber im Verborgenen getan und nicht so offenkundig. (ibn Kasir) Das heißt, diese Anschuldigung war keiner ernsthaften Beachtung wert, und die Muslime hätten sie sofort als Lüge zurückweisen sollen. Die Frage bleibt jedoch, warum der Prophet Muchammad Allahs Segen und Frieden auf ihm und Abu Bakr ihr Bedeutung beigemessen haben. Die Position eines Vaters und eines Ehemannes ist jedoch anders als die anderer Leute. Obwohl niemand seine Frau besser kennt als ein Ehemann, und ein rechtschaffener Ehemann nicht aufgrund der Anschuldigungen anderer den Charakter seiner mutaqi und rechtschaffenen Frau anzweifeln kann, steckt er in einem solchen Fall in einer schwierigen Situation. Selbst wenn er die Unterstellung direkt zurückweist, werden die Ankläger nicht auf ihn hören, sondern eher davon ausgehen, dass die Frau klug genug ist, ihren Mann zu beeinflussen. In einer ähnlichen Situation sind die Eltern. Auch sie können nicht die Verleumdungen entkräften, selbst wenn sie wissen, dass die Anschuldigungen eindeutig falsch sind. Weder der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm,, noch Abu Bakr oder Umm Ruman (die Eltern A'ischas) hatten irgendwelche Zweifel an A'ischas Charakter. (Maududi)
13. Warum haben sie nicht vier Zeugen beigebracht38? Und wenn sie keine Zeugen beibringen konnten39, dann sind solche (Menschen) fürwahr Lügner vor Allah40! 38. „Warum (verlangten) sie nicht (von den Anklägern, dass diese) vier Zeugen bringen, um ihre Behauptung zu beweisen?" Dieser Einschub ist notwendig angesichts der Tatsache, dass die im letzen Aja erwähnten Mu’mns nicht deswegen getadelt werden, weil sie die falsche Anschuldigung vorgebracht haben, sondern weil sie diese nicht zurückgewiesen haben. (Asad) Diese beiden Schritte, die Befragung des eigenen Herzens und des Gewissens einerseits und die Vergewisserung durch klare Beweise und Beweismittel andererseits, sind von den Mu'mins bei diesem üblen Vorfall außer acht gelassen worden. Stattdessen ließen sie Mäuler die Ehre des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, beschmutzen, ohne ihnen Einhalt zu gebieten. (Qutb) 39. Wenn jemand diese Angelegenheit überhaupt ernstnahm, dann wäre es seine Pflicht gewesen, nach Beweismitteln zu suchen, um sich nicht bei deren Fehlen selbst schuldig zu machen. (Juusuf `Allii) 40. Das heißt vor Allahs Gesetz. (Darjabadi) Offensichtlich war nach Allahs Wissen die Anschuldigung falsch, aber diese Tatsache war auf keine Weise davon abhängig, ob die Kläger Zeugen brachten oder nicht. (Maududi) Wenn ein Mensch nicht in der Lage ist, für seine Beschuldigung einen Beweis herbeizuschaffen, so gilt er vor dem irdischen Gesetz als Lügner, jedoch nicht im Wissen Allahs. (Qurtubi)
14. Und wäre nicht die Huld Allahs mit euch41 und Seine Barmherzigkeit in dieser Welt42 und im Jenseits43, dann hätte euch44 eine gewaltige Strafe erfasst für das, worauf ihr euch eingelassen habt45. 41. Mit euch, die ihr euch auf diese Sache eingelassen habt. (ibn Kasir) 42. Obwohl Allah dies als eine strenge Lehre für die heranwachsende muslimische Gemeinschaft bewertet, nimmt Er sie auf in Seine Gnade, statt ihnen (die für solch schweres Vergehen angemessene Strafe zukommen zu lassen - trotz der Qualen, die sie dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, seiner Frau und seinem Freunde bereitet haben. (Qutb) Insofern als Er euch eine Frist eingeräumt hat, in der ihr bereuen und umkehren könnt. (Darjabadi) 43. Insofern als Er eure Reue akzeptierte und euch vergab. (Darjabadi) 44. Nämlich euch selbst und die ganze Gesellschaft. Mit diesem Aja kehrt die Thematik auf die in Aja 10 dargelegten und in den entsprechenden Fußnoten erläuterten Grundgedanken zurück und führt sie weiter aus. (Asad) 45. Es war Allahs Gnade, die sie von den vielfältigen bösen Folgen sowohl in diesem Leben als auch im zukünftigen Leben bewahrt hat - in diesem Leben, denn das weise Verhalten des Propheten Muchammad Allahs Segen und Frieden auf ihm, erstickte bereits im Keim jede drohende Entfremdung zwischen ihm und denen, die ihm an nächsten standen, und von einem geistigen Standpunkt aus gesehen insofern, als den Mitläufern ihr Mitwirken an der Verbreitung des Skandals auf ihre Reue hin vergeben wurde. Weder Zweifel noch Zwiespalt oder gegenseitiges Misstrauen sollte in den Herzen zurückbleiben, nachdem die ganze Sache aufgeklärt worden war. (Juusuf `Allii)
15. Als ihr eure Zungen wetztet46 und mit eurem Munde47 ausspracht, wovon ihr kein Wissen besaßt, da meintet ihr, es sei etwas Leichtzunehmendes, doch bei Allah war es etwas Schwerwiegendes48. 46. Das Gerede wurde einfach übernommen, ohne Überlegung und Begreifen oder vernünftige, kritische Überprüfung. (Qutb) 47. "Mit dem Mund", weder mit Wachsamkeit noch mit Verstand oder mit dem Herzen, sondern einfach ohne Nachdenken dahergeredet. (Qutb) 48. Während ihr dachtet, dass darin keine Sünde besteht, zählt es bei Allah als eine große Sünde. (Al-Dschalalain) Und obwohl ihr mit diesem Gerede die Mutter der Mu’mins getroffen habt, dachtet ihr, dies hätte keine allzu große Bedeutung. Selbst wenn sie nicht die Frau des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gewesen wäre, so wäre es trotzdem keine unbedeutende Sache. (Ibn Kasir) Dreierlei wird hier als geistig schädlich missbilligt: 1. wenn jemand anderer Böses spricht, so besteht kein Grund für dich auch deine Zunge zu verunreinigen; 2. wenn dir ein Gedanke oder Verdacht kommt, der nicht auf wirklicher Kenntnis des Sachverhalts beruht, dann bringe diesen nicht in Umlauf, indem du ihn aussprichst; 3. andere mögen es vielleicht für unbedeutend halten, wenn von Dingen gesprochen wird, die ein falsches Licht auf den Charakter oder Ruf einer Person werfen, vor Allah ist es jedoch eine ernste Sache, besonders wenn Ehre und Ruf gottesfürchtiger Frauen damit verbunden sind. (Juusuf `Allii)
16. Und warum49 habt ihr, als ihr davon hörtet, nicht gesagt: „Es steht uns nicht an, darüber zu reden. Gepriesen seist Du, dies ist eine schwerwiegende Verleumdung50," 49. Dies ist ein Tadel an alle Mu’mins, die ihr Missfallen nicht zum Ausdruck brachten gleich in dem Moment, als sie davon Kenntnis erhielten. (Siddiqi) 50. Mit dem Ausdruck "Preis sei Ihm" سُبْحَانَكَ wird jedes Fehlgehen von Allah ferngehalten. Denn die Frau war keine geringere als die Frau Seines Propheten Muchammad, Aallahs Segen und Frieden auf ihm. (Qurtubi) Richtiges Verhalten wäre, jede weitere Verbreitung einer Verleumdung zu unterbinden, indem man sie ignoriert oder sich zumindest weigert, zu ihrer Verbreitung beizutragen. (Juusuf 'Allii) Der Ausdruck "Preis sei Ihm" betont hier die moralische Verpflichtung des Mu’mins, sich an Allah zu erinnern, wenn immer die Versuchung entsteht, eine Verleumdung zu hören oder weiterzugeben, und jedes Gerücht muss als Verleumdung betrachtet werden, solange nicht sein Wahrheitsgehalt rechtsgültig erwiesen ist. (Asad)
17. Allah ermahnt euch, dass ihr so etwas niemals wieder tut, wenn ihr Mu’mins seid51. 51. Iman impliziert einen hohen ethischen Standard, der keinen Platz für Klatsch und Verleumdungen lässt. (Darjabadi) Niemals könnten die Mu’mins rückfällig werden, nachdem ihnen die Abscheulichkeit einer Tat so vor Augen geführt wurde und sie in dieser Art und Weise davor gewarnt wurden, wenn sie überhaupt gläubig sind.
18. Und Allah setzt euch die Zeichen52. Und Allah ist Allwissend und Allweise53. 52. Anhand von Beispielen wie dem von dieser Verleumdungsaffäre und der Fehler, die darin begangen worden sind. (Qutb) Durch Offenbarungen, die ethische Grundsätze vermitteln. (Darjabadi) 53. Er kennt die Aufrichtigkeit eurer Absichten und versieht euch mit Ermahnungen, die zu euerer Rechtleitung notwendig sind. (Darjabadi) Allwissend in dem, was Er gebietet und verbietet, Allweise in Seinen Geboten und Verboten. (Al-Dschalalain)
19. Wahrlich, diejenigen, die darauf bedacht sind, dass Schandtaten54 sich verbreiten unter jenen, die mu’min sind, denen wird schmerzliche Strafe im Diesseits und im Jenseits zuteil55. Und Allah weiß, doch ihr wisst nicht56! 54. Das Wort "Fasias" bedeutet in diesem Zusammenhang nicht eine schändliche Handlung, sondern die Verbreitung skandalöser Nachrichten und Geschichten, ein weit verbreitetes soziales Übel. (Darjabadi) Der Begriff "faahischa" فَاحِشَةُ bezeichnet alles, was moralisch verwerflich oder abscheulich ist, daher auch "unmoralisches Verhalten" im weitesten Sinne des Wortes. Im obigen Zusammenhang bezeichnet er unbewiesene Anschuldigungen unmoralischen Verhaltens, mit anderen Worten Verleumdung. (Asad) 55. Die in Aja 4 dieser Suura erwähnte Bestrafung. (Asad) Vielerlei Unheil plant das Böse, um einfache Menschen zu verführen, die selbst nicht Böses im Sinn haben, sondern nur durch Gedankenlosigkeit Schritt für Schritt ins Laster gelockt werden. Menschen mögen es vielleicht nicht alles übersehen, aber Allah kennt es. Der Mensch sollte daher stets auf der Hut sein und den Fallen des Bösen aus dem Weg gehen, und nur Allahs Gnade kann ihn retten. (Juusuf `Allii) Diese Warnung im Qur’an vor Verleumdung und vor, die Fehler anderer Menschen zu suchen, findet ein klares Echo in zahlreichen authentischen Aussagen des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm: „Hütet euch vor jeglicher Verdächtigung, denn jede Verdächtigung ist äußerst trügerisch, und spioniert nicht hintereinander her, und legt nicht die Fehler und Mängel (anderer) bloß." Oder: „Kein Mu’min bedeckt die Blöße (das heißt die Fehler und Mängel) eines anderen Mu’mins, ohne dass Allah am Tag der Auferstehung seine eigene Blöße bedeckt." Vergleiche auch Suura 49:12. (Asad) 56. Wer kennt besser die Angelegenheiten des menschlichen Wesens, als Der, Der es hervorgebracht hat? Und wer könnte die Menschheit besser verwalten als Der, Der sie aus dem Nichts erschaffen hat? Und wer sieht das Offenbare und das Geheime und nichts bleibt Seinem Wissen verborgen - außer Dem Allwissenden, Allkundigen? (Qutb)
20. Und wäre nicht die Huld Allahs und Seine Barmherzigkeit über. euch57, und (die Tatsache) dass Allah voll Güte und Erbarmen ist (wie wäre es dann um euch bestellt!)58. 57. Dies richtet sich besonders an diese Muslime, die jetzt ihr falsches Verhalten eingesehen und bereut haben. (Darjabadi) 58. Diese Wendung erscheint in diesem Abschnitt viermal und wird jedesmal verschieden verwendet. 1. In Aja 10 oben erschien sie in Verbindung mit dem Vorwurf der Untreue, den ein Ehepartner dem anderen gegenüber ausspricht: beide werden an Allahs Gnade erinnert und vor Verdächtigungen und Unaufrichtigkeit gewarnt. 2. In Aja 11 werden die Mu’mins aufgefordert, sich vor falschen Gerüchten zu hüten, damit sie nicht Leid und Spaltungen unter sich verursachen: Allahs Gnade hält sie vereinigt. 3. Hier liegt eine Ermahnung für die Zukunft vor: Verschwörungen und Fallstricke des Bösen können auf arglose Menschen lauern: Allahs Gnade schützt sie. 4. In Aja 21 unten wird eine allgemeine Ermahnung ausgesprochen: Reinheit in Gedanken und Handlungen zu wahren, sowohl auf einen Menschen selbst als auch auf seine Mitmenschen bezogen. Nur Allahs Gnade kann diese Reinheit unbefleckt erhalten, denn Er erhört die Gebete und kennt alle Fallstricke, die auf dem Weg der Rechtschaffenen lauern. (Juusuf `Allii) Der Vorfall war schwerwiegend und der Fehler gewaltig und das darin lauernde Unheil war geeignet, die gesamte muslimische Gemeinschaft ins Unglück zu stürzen. Doch Allahs Huld und Gnade, Güte und Fürsorge bewahrte sie davor. Deswegen werden die Mu'mins mehrmals damit konfrontiert und daran erinnert. (Qutb)
21. O die ihr den Iman verinnerlicht habt! Folgt nicht den Fußstapfen Scheytans59. Und wer den Fußstapfen Scheytans folgt, dem gebietet er fürwahr nur Abscheuliches und Unrecht60. Und wenn nicht die Huld Allahs und Seine Barmherzigkeit über euch wäre61, hätte keiner von euch jemals Reinheit erlangt62. Doch Allah gewährt Reinheit, wem Er will63. Und Allah ist Allhörend, Allwissend64. 59. Indem ihr seinen bösen Impulsen und Einflüssen nachgebt. (Darjabadi) Diese kurzen Worte enthalten Warnung und Abschreckung zugleich. (ibn Kasir) 60. Die oben erwähnte Geschichte des Verleumdungsskandals ist ein Modellfall für eine solche Schändlichkeit, in die er die Mu’mins hineingezogen hat. Ein wahrhaftig abscheuliches Beispiel. (Qutb) Der Begriff "Al-Munkar" الْمُنكَر hat hier offensichtlich dieselbe Bedeutung wie in Suura 16:90 (erläutert in der entsprechenden Fußnote), denn er bezieht sich, wie aus dem Folgenden hervorgeht, eindeutig auf die unvernünftige Selbstgerechtigkeit so vieler, die "Scheytans Fußstapfen folgen", indem sie anderen moralisches Versagen zuschreiben und vergessen, dass es allein Gottes Gnade zu verdanken ist, wenn der Mensch mit seiner angeborenen Schwäche jemals rein bleiben kann. (Asad) 61. Vergleiche oben Fußnote 58. (Juusuf `Allii) Der Mensch ist schwach und den eigenen Neigungen ausgesetzt, wenn Allah ihn nicht mit Seiner Huld und Barmherzigkeit umgibt, vorausgesetzt, dass er sich zu Ihm und an Ihn wendet. (Qutb)
Abschnitt 3 22. Und die Wohltäter unter euch, und jene, die wohlhabend sind65, sollen nicht schwören, dass sie den Anverwandten noch den Armen66 und denen, die auf dem Pfad Allahs ausgewandert sind67, nichts mehr geben werden. Vielmehr sollen sie vergeben und Abstand davon nehmen. Wollt ihr denn nicht, dass Allah euch verzeiht68? Und Allah ist Verzeihend und Barmherzig69. 62. Auf sich gestellt, ohne Allahs Hilfe. (Darjabadi) Reinheit von der Sünde, dadurch, dass Er seine Reue annimmt. (Al-Dschalalain) Scheytan hat es darauf abgesehen, euch in Unreinheit und Unmoral aller Art zu verwickeln. Ohne Allahs Hilfe wärt ihr nicht in der Lage, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden, euch selbst zu erziehen und zu bessern und ein reines und tugendhaftes Leben zu führen. (Maududi) 63. Reinheit in Gedanken, Worten und Handlungen beinhaltet auch die Neigung, anderen das Beste zuzutrauen, so dass wir scheinbaren Fehlern rechtschaffener Menschen keine bösen Absichten unterstellen. Einen so hohen Standard können wir nur mit Allahs Hilfe erreichen, Der alle Gebete erhört und alle Versuchungen kennt, denen die menschliche Natur ausgesetzt ist. Sein Wille und Plan sieht sowohl geistigen Schutz als auch inneren Frieden vor, und wir sollten auf Ihn vertrauen. (Juusuf `Allii) Allahs Licht erleuchtet das Herz und reinigt und läutert es. Allah reinigt alle diejenigen, die sich Mühe geben, an sich zu arbeiten, und läutert alle, in denen Er Gutes kennt. (Qutb) 64. Er hört unsere Äußerungen der Reue und kennt die Aufrichtigkeit unseres Inneren. (Darjabadi) Allah allein weiß, wer ernsthaft die Absicht hat, ein tugendhaftes Leben zu führen und wer zu einem lasterhaften Leben neigt. Allah hört die geheimsten Gedanken eines Menschen und kennt alles, was in dessen Gedanken und Vorstellungen vor sich geht. Auf der Grundlage dieses unmittelbaren Wissens entscheidet Er, wen Er mit Taqwa und Tugend segnet und wen Er ignoriert. (Maududi) 65. "Darum (selbst wenn ihnen durch Verleumdung Unrecht geschehen ist) sollen diejenigen unter euch, die mit (Allahs) Wohltaten und materiellen Mitteln beschenkt wurden ..." (Asad) Dieser Aja wurde offenbart, um Abu Bakr und andere Muslime daran zu erinnern, dass sie, wenn sie Fehler begangen haben, es wünschen, wenn Allah ihnen diese vergibt. So sollten sie dies auch untereinander praktizieren. (Qutb) 66. Dies bezieht sich in erster Linie auf Abu Bakr, `A'ischas Vater. Ihm hatte Allah sowohl geistige Gaben als auch materielle Mittel zukommen lassen, die er immer im Dienst des Islam und der Muslime einsetzte. Als einer derjenigen, die an der Verleumdungsaffäre gegen `A'ischa beteiligt gewesen waren, erwies sich Mistach, ein Vetter Abu Bakrs, den dieser gewöhnlich finanziell unterstützte. Nun wollte Abu Bakr natürlich diese Hilfe einstellen, aber nach den höchsten Normen islamischer Ethik wurde er aufgefordert, zu vergeben und zu vergessen, und das tat er auch und trug damit zu Frieden und Einheit in der muslimischen Gemeinschaft bei. Die allgemeine Bedeutung ist jedoch für alle Zeiten gültig. Ein freigebiger Schutzherr sollte nicht aus persönlichem Zorn seine Unterstützung einstellen, auch nicht bei schwerwiegenden Vergehen seines Schützlings, wenn dieser zur Einsicht kommt und sein Verhalten ändert. Wenn Allah uns vergibt, wer sind wir dann, wenn wir unseren Mitmenschen die Vergebung verweigern? (Juusuf `Allii) 67. Das Wort "muhadschir" مُهَاجِر (auswandern) hatte aber seit Anbeginn des Islams auch eine tiefere Bedeutung im Sinn von "verlassen des Gebiets" wo das Böse vorherrscht, und Hinwenden zu Allah. Das betrifft sowohl die in der islamischen Geschichte als "Auswanderer" bekannten Muslime, wie auch alle Mu`mins in späterer Zeit, die das verlassen, was zur Sünde verleitet, und, zu Allah auswandern'. (Asad) 23. Wahrlich, diejenigen, die unbescholtene Frauen, die unbedacht70 aber mu’min sind, der Unzucht bezichtigen, die sollen verflucht sein71 in dieser Welt und im Jenseits und ihnen wird gewaltige Strafe zuteil, - 68. Als Vergeltung dafür, dass ihr anderen vergebt. (Darjabadi) Ein Vergleich und ein Argument zugleich. Wie ihr euch wünscht, Allahs Vergebung für eure Vergehen zu erlangen, so vergebt ihr eurerseits denen, die diesseits von euch stehen. Und wie der Gesandte Allahs gesagt hat: "Wer keine Barmherzigkeit gewährt, dem wird keine Barmherzigkeit zuteil werden." (Qurtubi) 69. Darum sollten auch Seine Diener ihren Mitmenschen vergeben und ihnen gegenüber barmherzig sein. (Darjabadi) Allgemein wird angenommen, dass sich dieser Aja auf Abu Bakr bezieht, der seinem armen Verwandten die Hilfe verweigern wollte, nachdem dieser in die Verleumdungsaffäre gegen seine Tochter (vergleiche oben Aja 11) verwickelt gewesen war. Zweifellos ist diese Annahme der Kommentatoren wohlbegründet. Aber ebenso wenig besteht Zweifel daran, dass die ethische Lehre dieses Verses zeitlos ist und damit unabhängig von den historischen Umständen, mit denen er historisch verbunden zu sein scheint. Diese Ansicht wird weiter gestützt durch den Plural, der in dem ganzen obigen Abschnitt benutzt wird. Die Aufforderung, "zu vergeben und Geduld zu haben" stimmt völlig mit dem Grundsatz des Qur’an überein, Bösem mit Gutem zu begegnen (vergleiche oben Suura 13:22 und die entsprechenden Fußnoten). (Asad) In diesem Zusammenhang stellt sich vielleicht die Frage, ob jemand, der sich unter Eid etwas vornimmt und dies später zugunsten einer besseren und tugendhafteren Verhaltensweise aufgibt, Sühne für den Bruch seines Eides leisten soll oder nicht. Die Gelehrten sind darüber unterschiedlicher Ansicht. Die einen meinen, dass die bessere Verhaltensweise in sich schon eine Sühne ist. Sie begründen ihr Argument mit diesem Vers, in dem ja auch nicht die Rede davon ist, dass Abu Bakr zusätzlich noch eine Sühneleistung erbringen soll, und stützen ihr Argument weiterhin mit einer Aussage des Propheten Muchammad Allahs Segen und Frieden auf ihm in diesem Sinne. Die anderen sehen in Suura 2:225 und 5:89 ein eindeutiges und allgemeingültiges Gebot, das durch diesen Aja weder aufgehoben noch eingeschränkt wird. Auch hier werden Aussagen des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, als Belege herangezogen. (Maududi) Einige der Gelehrten bezeichnen diesen Aja als den hoffnungsvollsten im ganzen Qur’an wegen der Sanftheit mit der er den Sündern begegnet. (Qurtubi) 70. Rechtschaffene Frauen sind manchmal unachtsam, weil sie nichts Böses dabei denken. Aber auch solche unbeabsichtigten Unachtsamkeiten bringen sie und ihre Angehörigen oft in schwierige Situationen. So war es beispielsweise mit `A'ischa der Fall, die durch die über sie verbreiteten Verleumdungen einen ganzen Monat in Schmerz und Sorge verbrachte. Auch ihr Mann und ihre Eltern befanden sich in einer äußerst peinlichen Lage im Hinblick auf ihre Position und ihre Aufgabe, die sie zu erfüllen hatten. Aber Leute ohne Prinzipien, die falsche Verleumdungen in Umlauf bringen, und ihre gedankenlosen Mitläufer, die dazu beitragen, machen sich eines schweren geistigen Vergehens schuldig, und ihre schwerste Strafe ist der Verlust der Gnade Allahs. Das bedeutet hier, verflucht zu sein. (Juusuf `Allii) Das im Text gebrauchte Wort "rafilat" غَافِلَات bedeutet Frauen, die gutgläubig und einfach sind, die keine künstlichen Verhaltensweisen kennen und keine unmoralischen Absichten haben, weil sie im Herzen mutaqi sind. Sie könne sich nicht einmal vorstellen, dass ihre Namen mit Verleumdungen in Verbindung gebracht werden könnten. Der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sagte diesbezüglich: „Keusche Frauen zu verleumden ist eines der sieben schwersten Vergehen." Nach einer anderen Überlieferung sagte er: „Eine mutaqi Frau zu verleumden, kann die guten Handlungen von hundert Jahren ruinieren. " (Maududi) 71. Sie tun dies mit Vorsatz und böswillig. (Qutb) Nach Rasi ist fehlende Einsicht und Reue unbestreitbar in der im folgenden ausgedrückten Verurteilung impliziert, denn der Qur’an verdeutlicht an vielen Stellen, dass Allah immer die aufrichtige Reue eines Menschen annimmt. (Asad) Der Fluch besteht darin, sie zu verbannen, zu meiden und sie die Einsamkeit fühlen zu lassen. (Qurtubi)
24. An jenem Tage, an dem ihre Zungen und ihre Hände und ihre Füße gegen sie Zeugnis ablegen werden wegen dessen, was sie zu tun pflegten72. 72. Alles was sie zu sagen und zu tun pflegten. (Al-Dschalalain) Unsere eigenen Gliedmassen und Fähigkeiten sind die beweiskräftigsten Zeugen gegen uns, wenn wir sie zu bösen Handlungen missbrauchen, statt sie für die guten Handlungen zu nutzen, für die sie uns gegeben wurden. (Juusuf `Allii)
25. An diesem Tag wird Allah ihnen ihr Verhalten wahrlich vergelten73 und dann werden sie wissen74, dass Allah die offenkundige Wahrheit ist75. 73. Allah lässt ihnen ihre gerechte Vergeltung zukommen und rechnet genau mit ihnen ab. (Qutb) 74. Sie werden mit eigenen Augen sehen. (Darjabadi) 75. Alles, was wir zu verbergen versucht haben, wird vor Allahs Richterstuhl bloßgelegt, denn Er ist das Wesen von Wahrheit und Realität. (Juusuf `Allii) Al-Hadsch und Al-Mubiu sind zwei Namen Allahs. (Qurtubi) Der Gerechte, Der niemandem Unrecht zufügt. Dessen Gerechtigkeit in Seine Gesetze und Urteile von Offenkundigkeit sind. (Safwat Al-Tafsir) Der wahre Richter, der alles Verborgene ans Licht bringt. (Darjabadi)
26. Schlechte Frauen sind für schlechte Männer und schlechte Männer sind für schlechte Frauen76, und gute Frauen sind für gute Männer und gute Männer sind für gute Frauen77. Und diese sind freigesprochen von dem, was jene ihnen vorwerfen. Ihnen wird Vergebung und ein ehrenvoller Lohn zuteil78 76. Der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, liebte in der Tat A’ischa sehr. Und es ist doch nicht möglich, dass Allah Seinen makellosen Propheten jemanden so lieben lässt, der nicht keusch und so seiner Liebe würdig ist. (Qutb) In einigen Übersetzungen heißt es auch: „Schlechte Dinge sind für schlechte Menschen, und schlechte Menschen sind für schlechte Dinge, und gute Dinge sind für gute Menschen, und gute Menschen sind für gute Dinge ..." (Anm. d. Übers.) 77. Reine gesellen sich zu Reinen, und Unreine zu Unreinen. Wenn die Ungerechten aus der Unreinheit ihrer Phantasie heraus den Reinen irgendetwas Böses unterstellen, dann greift dies die Reinen nicht an, aber sie sollten allen Anlässen gedankenlosen Redens aus dem Weg gehen. (Juusuf `Allii) Nach anderen Kommentatoren bedeutet dieser Aja auch, dass böse Taten sich nur mit bösen Menschen und gute Taten sich nur mit guten Menschen vereinbaren lassen, wobei letztere frei sind von den bösen Handlungen, die erstere ihnen zuschreiben. Der Wortlaut ist sehr umfassend und kann auf verschiedene Weise verstanden werden. (Maududi) 78. Vergebung für alle Unachtsamkeiten und Fehler, die sie vielleicht unbeabsichtigt begangen haben mögen, und geistige Versorgung oder Schutz vor den Angriffen des Bösen. Dies bedeutet auch, dass sie, je mehr die Bösen versuchen, sie zu verleumden und schlecht zu machen, um so mehr mit dem materiellen und geistigen Guten versorgt werden, das ihr wahres Leben fördert. (Juusuf `Allii) Vergleiche auch Suura 8:4 und die entsprechende Fußnote. Wenn in diesem Zusammenhang von "Vergebung der Fehler" die Rede ist, dann soll dies offensichtlich die inhärente (innewohnende) Schwäche der menschlichen Natur betonen, die ihn Versuchungen aussetzt, wie gut und rein er auch sein mag (vergleiche Suura 4:28). (Asad)
Abschnitt 4 27. O die ihr den Iman verinnerlicht! Betretet nicht in Häuser, die nicht die euren sind79, ehe ihr um Erlaubnis gebeten80 und seine Bewohner begrüßt habt. Dies ist besser für euch, auf dass ihr euch ermahnen lasst81. 79. Die am Anfang der Suura ausgesprochenen Gebote sollten dazu beitragen, Böses aus der Welt zu schaffen, nachdem es tatsächlich in der Gesellschaft aufgetreten war. Die nun folgenden Gebote sollen dazu beitragen, der Entstehung des Bösen vorzubeugen, die Gesellschaft zu reformieren und die Ursachen sozialer Missstände und ihrer Verbreitung zu beseitigen. Bevor wir uns mit diesen Geboten befassen, ist es nützlich, zwei Dinge eindeutig zu verstehen: 1. Die Offenbarung dieser Gebote unmittelbar nach der Verleumdungsaffäre verdeutlicht, dass dieses Vergehen nur deswegen solche Ausmaße hatte annehmen können, weil in der Gesellschaft eine bestimmte Einstellung zur Sexualität vorherrschte. Es gab keine andere Möglichkeit, die Gesellschaft von diesem Missstand zu befreien, als den ungehinderten Zutritt zu den Häusern anderer, den allzu freien Umgang der Geschlechter miteinander, aufreizendes Auftreten der Frauen in der Öffentlichkeit und Prostitution zu verbieten, Männer und Frauen aufzufordern, nicht zu lange unverheiratet zu bleiben und selbst Sklaven und Sklavinnen die Ehe zu ermöglichen. 2. Das Gesetz Allahs verbietet nicht nur Böses und schreibt ein Strafmass für Übertreter vor, sondern setzt allen Faktoren ein Ende, die Böses verursachen können oder eine Person dazu anregen oder gar zwingen. Es missbilligt, dass sich Menschen im Grenzbereich zum Bösen bewegen und immer wieder überführt und bestraft werden müssen. Es wirkt nicht nur als Ankläger, sondern auch als Helfer und Führer und benutzt alle Arten moralischer, sozialer und pädagogischer Mittel, um den Menschen Schutz vor Unrecht und Laster zu ermöglichen. (Maududi) 80. In der vorislamischen Zeit war es üblich, ohne Erlaubnis in fremde Häuser einzudringen. Erst nachdem er bereits eingetreten war, machte sich der Gast bemerkbar. Somit bestand manchmal die Möglichkeit, die Bewohner in einer prekären Situation zu sehen und sich selber in Situationen zu begeben, die zur Sünde verführen könnten. Dem wurde mit dieser Lehre Einhalt geboten. (Qutb) Das arabische Wort "tastaanisuu" تَسْتَأْنِسُو hier im Text wird gewöhnlich als gleichbedeutend mit "tastaanisuu" verstanden. Es gibt jedoch einen feinen Unterschied zwischen den beiden Wörtern, der nicht aus den Augen verloren werden sollte. Mit letzterem Wort würde der Aja bedeuten: "Betretet nicht die Häuser anderer, bevor ihr Erlaubnis erhalten habt." Allah hat hier jedoch das Wort "tasta'nisu" verwendet, das von "Zuneigung", "Rücksicht", "Hochachtung" abgeleitet ist. Demnach bedeutet der Aja: "Betretet nicht die Häuser anderer, bevor ihr euch ihrer Zuneigung euch gegenüber vergewissert habt." Mit anderen Worten, ihr sollt euch versichern, dass euer Eintritt den Bewohnern nicht unangenehm ist und dass ihr willkommen seid. (Maududi) 81. Die Bitte um freundliche Erlaubnis beschränkt sich nur auf Häuser anderer. Bewohnt man selbst das Haus, so genügt die Begrüßung der Mitbewohner und ein Zeichen, um eventuell die Mutter oder die Schwester auf sich aufmerksam zu machen, denn sie könnten in einem Zustand sein, in dem die Anwesenheit Dritter unangenehm für sie ist. (Qurtubi) Die Konventionen von Eigentum und Privatsphäre sind wesentlich für ein verfeinertes Leben in Güte und Reinheit. Die Redewendung "Mein Haus ist meine Burg" drückt ein gewisses Maß an Ausschließlichkeit und Abwehr aus. Das islamische Prinzip, respektvoll um Erlaubnis zu bitten und einander zu grüßen sichert die Privatsphäre ohne Ausschließlichkeit und Freundlichkeit ohne zu große Vertraulichkeit. (Juusuf `Allii) Dieses kategorische Verbot schließt sich an die vorausgehenden Abschnitte insofern an, als es als zusätzlicher Schutz einzelner Menschen vor Verleumdungen dient. In seiner weiter gefassten Bedeutung umfasst es die Unverletzlichkeit des Heims und des Privatlebens jedes einzelnen. (Asad) Das Recht auf geschützte Privatsphäre bezieht sich nicht nur auf den Eintritt Fremder in ein Haus, sondern nach dem sich daraufhin entwickelnden Gewohnheitsrecht auch auf Blicke von außen, Horchen oder auch das Lesen fremder Briefe. Außerdem beschränkt sich das Verbot nicht auf fremde Häuser, sondern umfasst auch die Wohnung beispielsweise der eigenen Mutter oder Schwester. Nach einer Überlieferung von `Abdullah ibn Mas'ud soll man sogar bei einem Besuch bei der eigenen Ehefrau im eigenen Haus seine Ankunft ankündigen. Die einzige Ausnahme ist bei Notfällen wie Feuer, Diebstahl, Einbruch oder ähnlichem, wenn man Hilfe leisten will. Es ist nicht erlaubt, rücksichtslos zu drängen oder hartnäckig vor der Tür stehenzubleiben, wenn die Erlaubnis nicht erteilt wird. (Asad)
28. Und wenn ihr niemanden dort vorfindet, dann betretet es nicht82, bis euch Erlaubnis gegeben worden ist83. Und wenn euch gesagt wird: „Kehrt um!" so kehret um84. Das ist geziemender für euch. Und Allah weiß, was ihr tut85. 82. Das heißt, wenn niemand antwortet. Vielleicht ist jemand zu Hause, aber nicht in einem präsentablen Zustand. Selbst wenn das Haus leer ist, hat niemand das Recht, ohne Einverständnis seines Besitzers einzutreten. Man sollte warten, zwei- oder dreimal klopfen und fortgehen, wenn keine Einladung erfolgt. Wenn man ausdrücklich aufgefordert wird fortzugehen, weil die Bewohner nicht in der Lage sind, Besuch zu empfangen, dann soll man sich sofort entfernen, entweder vorübergehend oder endgültig, je nach Wunsch der Bewohner. Selbst wenn es sich um Freunde handelt, hat niemand das Recht, sie zu überraschen oder ihrem Wunsch entgegen einzutreten. Die Reinheit eures eigenen Lebens wie auch die der Absichten wird hierdurch geprüft. (Juusuf `Allii) 83. Entweder durch den Bewohner des Hauses oder seinen Besitzer, wenn es nicht bewohnt ist. (Darjabadi) Die Bitte um Erlaubnis gibt einem keinesfalls das Recht einzutreten, auch wenn jemand von den Bewohnern sich darin befindet. (Qutb) 84. Das heißt, niemand sollte es übel nehmen, wenn ihm der Eintritt verweigert wird, denn jeder hat das Recht, es abzulehnen, wenn er anderweitig beschäftigt ist. Die Aufforderung "Geh zurück!" bedeutet nach Ansicht der Rechtsgelehrten eine Aufforderung zum buchstäblichen Zurückgehen, indem man auch von der Tür weggeht. Niemand hat das Recht, den anderen zu einem Treffen zu zwingen oder in Verlegenheit zu bringen, indem er vor dessen Tür stehen bleibt. (Maududi) Dies sollte ihr auf der Stelle tun, ohne Verzug oder Abwarten, auch ohne Anstoß daran zu nehmen oder gar das Gefühl der Kränkung zu empfinden. Jeder hat seine Gründe und seine Geheimnisse, die er allein beurteilen kann (Qutb) Diese Worte enthalten eine Drohung für die, die um die Häuser spionieren. Sie bitten, in dem Augenblick um Einlass, in dem sie Dinge erspähen können, die zu sehen ihnen nicht gestattet ist. (Qurtubi) 85. Darum hütet euch, Seine Gebote gering zu achten. (Darjabadi)
29. Es ist kein Vergehen von euch, wenn ihr Häuser betretet, die nicht als Wohnung dienen86, aber zu anderen Zwecken dienen87. Und Allah weiß, was ihr offenbart und was ihr verbergt. 86. Die keine Privathäuser sind, wie Läden, Gasthäuser und so weiter. (Darjabadi) 87. Die Regeln in bezug auf Privathäuser sind streng, weil die Privatsphäre kostbar und für ein wohlgeordnetes, anständiges Leben wesentlich ist. Solche Regeln beziehen sich selbstverständlich nicht auf Gebäude, die zu anderen nützlichen Zwecken errichtet wurden, wie Gasthäuser, Läden oder Lagerhäuser. Selbst hier ist jedoch das Einverständnis des Besitzers notwendig. In diesem Abschnitt geht es um die Privatsphäre, nicht um Eigentumsfragen. (Juusuf `Allii) Gebäude, die gewöhnlich öffentlich zugänglich sind. (Maududi)
30. Sage den mu’min Männern, dass sie ihre Blicke senken und ihre Keuschheit wahren sollen88. Das ist geziemender für sie89. Wahrlich, Allah ist wohl vertraut mit dem, was sie tun90. 88. Ihre Keuschheit zu wahren heißt, die Geschlechtsteile vor Entblößung zu schützen und keinen außerehelichen Verkehr zu begehen. (Safwat Al-Tafsir) Die Regel der Bescheidenheit und Zurückhaltung gilt für Männer ebenso wie für Frauen. Wenn ein Mann eine Frau (oder auch einen Mann) unverschämt anstarrt, ist dies ein Verstoß gegen gesittetes Verhalten. Wenn Sexualität dabei eine Rolle spielt, geht es um mehr als gute Umgangsformen: es geht nicht nur um den Schutz des schwächeren Geschlechts, sondern auch um eine Sicherung des geistigen Guten beim stärkeren Geschlecht. (Juusuf `Allii) "Die Blicke senken" seitens des Mannes heißt, sich selbst erziehen und der Versuchung und dem Wunsch zu widerstehen, die Schönheit und die Reize der Frauen mit Blicken zu verfolgen. Damit schließt man auch das erste Tor zur Verführung und zur Sünde. Die Keuschheit zu wahren, ist die natürliche Folge der Senkung der Blicke oder auch der zweite Schritt auf dem Weg der Selbstbeherrschung. Beide werden gemeinsam in einem Aja erwähnt, entweder, weil das eine als Voraussetzung und das andere als ihr Ergebnis gilt, oder aber weil sie zwei aufeinander folgende Schritte sind. (Qutb) Wörtlich: "(etwas von) ihrem Blick zurückhalten und ihre Intimsphäre bewahren." Letzterer Ausdruck kann sowohl wörtlich in dem Sinne verstanden werden, dass man „seine Intimsphäre bedecken", also dezente Kleidung tragen soll, sowie auch im übertragenen Sinne von "Zurückhaltung in den sexuellen Neigungen", indem man diese auf das beschränkt, was legitim ist, nämlich auf eheliche Beziehungen (vergleiche Suura 23:5-6 und die entsprechenden Fußnoten). Auch der Ausdruck "die Blicke senken" bezieht sich sowohl auf physische als auch auf emotionale Zurückhaltung. (Asad) . Dies bedeutet nicht, dass man ständig mit gesenkten Blicken herumlaufen soll, sondern man soll es vermeiden, allzu durchdringende Blicke herumzuwerfen, das heißt, wenn es nicht wünschenswert ist, dass man eine Sache sieht, sollte man den Blick abwenden und nicht die Augen auf etwas heften, was man nicht sehen sollte. (Maududi) 31. Und sage den mu’min Frauen, dass sie ihre Blicke senken und ihre Keuschheit wahren sollen91, und ihren Schmuck92 nicht zur Schau stellen sollen außer dem, was davon sichtbar wird93, und dass sie ihre Tücher über ihre Busen94 schlagen sollen und ihren Schmuck niemanden zeigen sollen außer ihren Gatten95 oder ihren Vätern oder den Vätern ihrer Gatten96 oder ihren Söhnen oder den Söhnen ihrer Gatten97, oder ihren Brüdern99 oder den Söhnen ihrer Schwestern100, oder ihren Frauen101 oder denen, deren Rechte sie besitzen102, oder Dienern, die keine geschlechtlichen Begierden haben103, oder Kindern, die kein Schamgefühl Frauen gegenüber hegen104, und (sage ihnen ferner) dass sie105 nicht ihre Füße gegeneinander schlagen sollen, damit sie die Aufmerksamkeit auf das lenken, was sie von ihrem Schmuck verbergen106. Und wendet euch allesamt Allah reuevoll wieder zu107, ihr Mu’mins, auf dass ihr Heil erlangen möget108! 89. Es ist reiner für ihre Herzen und schützender für ihren Iman. (ibn Kasir) Wenn solche Zurückhaltung allgemein praktiziert würde, dann sähe es mit der Sexualmoral in der Welt anders aus! (Darjabadi) 90. Allah nimmt alle Regungen im menschlichen Inneren wahr. (Qutb) 91. Die Notwendigkeit der Bescheidenheit und Zurückhaltung ist für Männer und Frauen dieselbe. Wegen der Differenzierung der Geschlechter in der Natur, im Temperament und im Gesellschaftsleben ist für Frauen ein größerer Privatbereich erforderlich, besonders auch auf dem Gebiet der Kleidung. (Juusuf `Allii) Die nochmalige Erwähnung der Frauen soll diesem Gebot noch mehr Nachdruck verleihen. Normalerweise werden im Qur’an mit "Al-Mu'minun" beide Geschlechter angesprochen- (Qurtubi) Vergleiche auch oben Fußnote 88. (Darjabadi) 92. Es gibt zwei Arten von Zierden; eine natürliche und eine erworbene. Die natürliche ist ihr Gesicht und die erworbene äußert sich in allem, womit die Frau sich zu verschönern sucht, wie Kleidung, Schmuck, Augen-Make up (Kajal) und die Färbung von Händen und Füßen. (Qurtubi) Schmuck ist für Frauen erlaubt, denn jede Frau möchte schön sein. Schmuck ändert sich von einer Kulturepoche zur anderen, aber der Grundgedanke dabei ist derselbe, nämlich sich selbst zu verschönern und zu vervollkommnen und den Männern zu gefallen. Der Islam wendet sich nicht gegen dieses natürliche Bedürfnis, lenkt es jedoch in angemessene Bahnen und bezieht es auf einen einzigen Mann, nämlich ihren rechtmäßigen Lebenspartner. Anteil daran haben auch einige, im nächsten Vers erwähnte Personen. (Qutb) 93. Schmuck und dergleichen, der an Gesicht und Händen sichtbar ist, kann in der Öffentlichkeit sichtbar bleiben, denn Gesicht und Hände zu zeigen ist erlaubt gemäß den Worten des Propheten Muchammad, Allah Segen und Frieden auf ihm, zu Asmaa: „O Asmaa! Wenn die Frau die Geschlechtsreife erlangt hat, dann sollte nichts von ihr zu sehen sein außer diesem." Und er zeigte auf sein Gesicht und seine Hände. (Qutb) Normalerweise bleiben, im Brauch und bei Erfüllung von religiösen Pflichten, wie Gebet und bei der Pilgerfahrt, Hände und Gesicht unbedeckt. So werden sie, auch aus diesem Grund, in diesem Gebot ausgenommen. (Qurtubi) Außer dem, was notwendigerweise sichtbar bleiben muss. (Darjabadi) Verschiedene Interpretationen dieses Ajas haben weitgehend Verwirrung über den Sinn gestiftet. Offensichtlich ist gemeint, dass Frauen nicht „ihr Make-up und ihren Schmuck" zur Schau stellen sollen, abgesehen von dem, was von selbst sichtbar wird und sich ihrer Kontrolle entzieht. Dies bedeutet, dass Frauen nicht absichtlich diese Dinge zur Schau stellen sollen, aber es ist nichts dagegen einzuwenden, wenn etwas davon unbeabsichtigt sichtbar wird. (Maududi) "Außer dem, was (anständigerweise) sichtbar bleiben kann". Dieser Einschub bezieht sich auf die Interpretation zahlreicher früher islamischer Kommentatoren, besonders Al-Qiffal, als „das, was ein Mensch der vorherrschenden Sitte entsprechend offen zeigen kann". Obwohl die traditionellen Ausleger des islamischen Gesetzes jahrhundertelang dazu neigten, diese Definition auf Gesicht, Hände und Füße und manchmal sogar weniger als das zu beschränken, können wir mit Sicherheit annehmen, dass die Bedeutung viel weiter gefasst ist, und dass die absichtliche Ungenauigkeit der Ausdrucksweise Raum für alle zeitgebundenen Veränderungen lässt, die für die moralische und gesellschaftliche Entwicklung des Menschen notwendig sind. (Asad) 94. Der Schlitz im Oberteil des Gewands, der etwas vom Oberkörper freigibt. "Humur" ist Mehrzahl von "Himar", das, womit die Frau ihren Kopf bedeckt. (Qurtubi) Das Nomen "himar" (Plural "humur) bezeichnet eine Kopfbedeckung, die gewöhnlich von arabischen Frauen vor und nach der Ankunft des Islam benutzt wurde. Nach fast allen klassischen Kommentatoren wurde sie in vorislamischer Zeit mehr oder weniger als Schmuck getragen, und die Trägerin ließ sie lose über den Rücken herabhängen, während nach der Mode der damaligen Zeit die Frauen ein Hemd trugen, das einen weiten Halsausschnitt hatte, so dass der Busen zum Vorschein kam. Daher kommt das Gebot, mit dem "himar" die Brust zu bedecken, ein Ausdruck, der den Zeitgenossen des Propheten Muchammad Allahs Segen und Freden auf ihm durchaus geläufig sein musste. Dies bezieht sich jedoch nicht unbedingt auf den Gebrauch des "himar" an sich, sondern soll in erster Linie verdeutlichen, dass der Busen einer Frau nicht zu dem gehört, "was (anständigerweise) sichtbar bleiben kann". (Asad) 95. "Siina" زِينَ bedeutet sowohl die natürliche Schönheit wie auch künstlicher Schmuck. Meiner Ansicht nach sind hier beide eingeschlossen. Frauen werden aufgefordert, ihre Figur nicht zur Schau zu stellen oder unbekleidet in der Öffentlichkeit zu erscheinen. Eine Ausnahme bilden sechs Gruppen von Personen: 1. der Ehemann; 2. ihre nahen Verwandten, die mit ihr im gleichen Haus leben und in deren Anwesenheit eine gewisse Nachlässigkeit erlaubt ist; 3. "ihre Frauen", das heißt, ihre Dienerinnen, oder nach Ansicht einiger Kommentatoren auch alle mu’min Frauen; es wird als nicht gut für einen muslimischen Hausstand angesehen, wenn Frauen mit anderen Frauen zusammentreffen, ohne angemessen bekleidet zu sein; 4. männliche oder weibliche Sklaven, denn diese stehen ständig zur Verfügung; jedoch ist dieser Punkt jetzt nach der Abschaffung der Sklaverei gegenstandslos; 5. alte oder invalide männliche Diener; und 6. kleine Kinder, die noch keinen Sinn für Sexualität haben. Vergleiche auch Suura 33:59. (Juusuf `Allii) 96. "Väter" umfasst auch die Großväter und Urgroßväter sowohl väterlicher- wie auch mütterlicherseits. Dasselbe gilt für ihren Schwiegervater und die Großväter ihres Mannes. (Maududi) 97. "Söhne" umfasst auch Enkelsöhne und Urenkelsöhne sowohl von den männlichen wie von den weiblichen Nachkommen. Dabei gibt es keinen Unterschied zwischen leiblichen Söhnen und Stiefsöhnen. (Maududi) 98. "Brüder" bedeutet sowohl Vollbrüder wie auch Stiefbrüder. (Maududi) 99. "Söhne der Brüder" umfasst auch deren Enkel und Urenkel sowie auch die der Stiefbrüder. Dasselbe bezieht sich auf die Schwestern. (Maududi) 100. Alle diese nahen männlichen Verwandten können das sehen, was im häuslichen Leben nicht gut zu verbergen ist. (Darjabadi) Einige Gelehrte sind der Ansicht, Bewegungsfreiheit und Schmuck einer Frau seien nur auf den engen Kreis männlicher Verwandter beschränkt, die in diesem Aja erwähnt werden. Der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, selbst hat diesen Kreis jedoch weiter gefasst und auch Milchverwandte und andere männliche Angehörige mit eingeschlossen, die so nah verwandt sind, dass eine Ehe mit ihnen ausgeschlossen ist, beispielsweise Schwiegersöhne. (Maududi) 101. Dies sind Frauen, die mit ihnen was zu tun haben, als Gefährtinnen oder Dienerinnen, Muslime oder nicht Muslime. (Safwat Al-Bajan) Es ist für eine muslimische Frau verboten einen Teil ihres Körpers einem Kaafir zu zeigen, außer sie wäre seine Sklavin. (Al Qurtubi) Der Begriff "nisaa'ihinna" نِسَائِهِنَّ bedeutet "ihre Gefährtinnen", nicht nur Frauen allgemein. Über die genaue Bedeutung sind die Kommentatoren unterschiedlicher Ansicht. "Rasi" und andere sind der Ansicht, es beziehe sich ausnahmslos auf alle Frauen. Eine weitere Ansicht ist die, dass es sich auf bekannte, befreundete Frauen bezieht, mit denen man gewöhnlich im Alltag zu tun hat, wobei es keinen Unterschied macht, ob es sich um Muslime oder Nichtmuslime handelt. Die Zielsetzung hier besteht darin, Frauen von allzu enger Vertraulichkeit fernzuhalten, die entweder fremd sind, so dass ihr kultureller und moralischer Hintergrund nicht bekannt ist, oder deren Vorleben zweifelhaft ist. (Maududi) Dies bezieht sich auf muslimische Frauen, denn ihr Iman hält sie davon ab, den Männern ihrer Verwandtschaft die Reize der Frauen zu beschreiben. Dies könnte jedoch von nicht muslimischen Frauen der Fall sein. (Qutb) 102. Auch zu diesem Gebot gibt es unter den Gelehrten weitreichende Meinungsverschiedenheiten. Die einen vertreten die Ansicht, es beziehe sich lediglich auf die Sklavinnen, die eine Frau besitzt, dabei unabhängig von deren Diinszugehörigkeit, nicht jedoch auf ihre eigenen männlichen Sklaven. Sie argumentieren damit, dass ein freigelassener Sklave durchaus seine ehemalige Besitzerin heiraten kann und damit vom vertraulichen Umgang ausgeschlossen ist. Andere sind der Meinung, dass sowohl männliche als auch weibliche. Sklaven gemeint sind, beispielsweise A’ischa, Umm-Salama und einige Gelehrte aus dem Verwandtenkreis des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm,. Sie argumentieren nicht nur aufgrund des Wortlautes, sondern auch aufgrund von Ereignissen zu Lebzeiten des Propheten. (Maududi) 103. Offensichtlich sind hier zwei Bedingungen gegeben: der Betreffende soll sich in einer untergeordneten Position befinden, und er soll aufgrund hohen Alters, Krankheit, Geistesschwäche oder aus anderen Gründen keine sexuellen Bedürfnisse mehr haben. Zu den verschiedenen Ansichten der Gelehrten gehören folgende Definitionen: Ein Geistesschwacher, der nur Nahrung braucht und an Frauen kein Interesse hat (Mudschahid); jemand, der in einer untergeordneten Position und von seinem Herrn völlig abhängig ist, so dass er nicht den Mut hat, die Damen des Hauses mit Blicken zu belästigen (Sa'bi); jemand, der so lange mit einer Familie verbunden war, dass er wie ein im Haus herangewachsenes Familienmitglied betrachtet wird und kein unrechtes Interesse an den Frauen des Hauses hat. (ibn Said) 104. Das heißt Kinder, deren sexuelle Gefühle noch nicht erwacht sind. Dies kann bei Jungen bis zum 11. oder 12. Lebensjahr der Fall sein. (Maududi) All die hier erwähnten Personen mit Ausnahme des Ehemannes, können vom Körper der Frau alles sehen, bis auf den Teil zwischen Nabel und Knie. Dem Ehegatten ist es jedoch erlaubt, ihren ganzen Körper zu sehen. (Qutb) 105. Die mu’min Frauen. (Darjabadi) 106. Dies gehört zu den Tricks unkeuscher Frauen, um die Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. (Juusuf `Allii)
Damit der Klang ihres
Fußreifes hörbar wird. Den Schmuck absichtlich hörbar zu machen ist
so, als würde man ihn offen zeigen oder noch schlimmer. (Qurtubi) 107. Kehrt um von den Verfehlungen, die ihr auf diesem Gebiet bisher begangen habt, und ändert euer Verhalten gemäß den Geboten Allahs. (Maududi) Hier wird wie an anderen Stellen im Qur’an betont, dass der Mensch sich direkt und ohne Vermittler reuevoll zu Allah wenden und um Vergebung bitten kann. (Darjabadi) 108. Während alle diese Einzelheiten der Reinheit und guten Umgangsformen im häuslichen Leben erläutert werden, werden wir deutlich daran erinnert, dass unsere Hauptzielsetzung, die wir nicht aus den Augen verlieren dürfen, unser geistiges Wohlergehen ist. Unser kurzes Erdenleben ist eine Prüfung, und unser individuelles, häusliches und gesellschaftliches Leben soll zu unserem Heil beitragen, so dass wir den wahren Erfolg erlangen können, der das Ziel unseres Strebens ist. Mystiker verstehen, dass Verhaltensregeln selbst geistige Wahrheiten symbolisieren. Wie eine bescheidene, zurückhaltende Jungfrau lässt unsere Seele nicht zu, dass sich ihr Blick von dem Einen wahren Gott abwendet, und ihre Schönheit ist nicht Gemeingut, sondern nur Ihm vorbehalten. (Juusuf `Allii) Sowohl individuell als auch als Gemeinschaft. (Darjabadi) Da der Mensch "schwach erschaffen" ist (vergleiche Suura 4:28), ist niemals jemand frei von Fehlern und Versuchungen. Daher richtet sich dieser Aufruf zur Buße und Umkehr an alle. Selbst der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sagte täglich hundertmal: „Ich bitte Allah um Vergebung." (Asad)
32. Und verheiratet diejenigen unter euch, die ledig sind109, und die Rechtschaffenen unter euren Sklaven und Sklavinnen110. Wenn sie arm sind, wird Allah sie reich machen in Seiner Güte111, und Allah ist Großmütig und Allwissend112. 109. Das Thema der Sexualethik bringt uns zum Thema Heirat. „Ledig" (ayyim, Plural ayama) bezeichnet hier jeden, der nicht verheiratet ist, auch rechtsgültig Geschiedene oder Verwitwete. Wenn es uns möglich ist, sollten wir in unseren eigenen Gesellschaftskreisen heiraten. Wenn uns jedoch die Mittel dazu fehlen, spricht nichts dagegen, wenn wir einen Partner aus einfacheren Verhältnissen wählen, vorausgesetzt, dass wir unsere Wahl mit tugendhafter Absicht treffen. Armut des Partners spielt keine Rolle, wo Tugend und Liebe vorhanden ist. (Juusuf `Allii) Dass dies als Gebot formuliert ist, bedeutet selbstverständlich nicht, dass die Ledigen zur Heirat gezwungen werden sollen, sondern dass es eine Pflicht für die anderen ist, die Heiratswilligen zu unterstützen. (Qutb) Von den freien Mitgliedern der Gesellschaft, wie aus der folgenden gesonderten Erwähnung der Sklaven hervorgeht. Dieser Aja bringt den Gedanken zum Ausdruck, der auch in zahlreichen Aussagen des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wiederkehrt, dass sowohl vom ethischen als auch vom gesellschaftlichen Standpunkt aus der Ehestand der Ehelosigkeit vorzuziehen ist. (Asad) 110. Dies geschieht auch mit der Zielsetzung, die Sklaven zu befreien. (Qutb) Der Begriff "As-Saalihiin" الصَّالِحِين bedeutet hier sowohl moralische als auch gesundheitliche Tauglichkeit für die Ehe, das heißt körperliche und geistige Reife wie auch gegenseitige Zuneigung der Beteiligten. Wie Suura 4:25, so verbietet auch dieser Aja alle Formen des zusammenlebens ohne Eheversprechen. (Asad) 111. Darin liegt ein Versprechen Allahs, diejenigen reich zu machen, die heiraten, um Allahs Wohlwollen zu erlangen und um sich vor der Sünde zu schützen. (Qurtubi) Armut sollte kein Heiratshindernis darstellen, wenn die Betroffenen ehetauglich und heiratswillig sind. Gäbe es in einer muslimischen Gesellschaft arme Frauen und Männer, deren Einkünfte keine Ehe zulassen, so sollte die Gemeinschaft sie dabei finanziell unterstützen. Das gleiche gilt für Sklavinnen und Sklaven. In diesem Fall sind jedoch ihre Besitzer dazu verpflichtet, wenn sie dazu in der Lage sind. (Qurtubi) Dies bedeutet selbstverständlich nicht, dass Allah jedem, der heiratet, automatisch Reichtum gibt. Absicht dieses Satzes ist es, Ängste und spekulative Haltung einzudämmen. Das Gebot richtet sich sowohl an die Eltern des Mädchens wie an die des Jungen. Erstere sollten einen mutaqi und tugendhaften Freier nicht aus dem Grund ablehnen, weil er zufällig arm ist. Ebenso sollten die Eltern des Jungen die Heirat nicht aufschieben, weil er noch kein voll verdienendes Familienmitglied ist oder nicht genug Einkommen hat. Auch junge Männer werden aufgefordert, nicht die Heirat hinauszuzögern, weil sie auf "bessere Zeiten" warten wollen, sondern auf Allah zu vertrauen. Oft ist die Ehe selbst schon die Ursache, eine schwierige Lage zu verbessern, wenn beispielsweise die Ehefrau das Familienbudget kontrolliert oder der Ehemann sich mehr Mühe gibt, seiner Verantwortung nachzukommen, oder die Ehefrau dazuverdient. (Maududi) 112. Vergleiche auch Suura 5:54. Allahs Barmherzigkeit steht allen offen. Sie ist nicht auf eine besondere Menschenklasse beschränkt. (Juusuf `Allii) Er kann reichlich Versorgung gewähren und weiß, wer ihrer würdig ist. (Darjabadi)
33. Und diejenigen, die nicht (die Mittel zur) Heirat finden können113, sollen keusch sein, bis Allah sie in Seiner Güte reich macht114. Und wenn welche von euren Sklaven um eine Freilassungsurkunde ersuchen115, so stellt sie ihnen aus116, wenn ihr Gutes in ihnen erkennt117. Und gebt ihnen von dem Gut Allahs, das Er euch gegeben hat118. Und zwingt eure Mägde119 nicht zur Prostitution, wenn120 sie keusch sein wollen, nur weil ihr nach den Glücksgütern dieser Welt trachtet121. Und wer sie zwingt122, so ist Allah fürwahr, nachdem sie gezwungen worden sind, Verzeihend123 und Barmherzig124. 113. Für Morgengabe und Unterhalt. (Al-Dschalalain) Aufgrund ihrer Armut, oder weil sie keinen passenden Partner finden, oder aus anderen persönlichen Gründen. (Asad) 114. Eine muslimische Heirat erfordert eine Brautgabe für die Frau. Wenn der Mann diese nicht aufbringen kann, muss er warten und in der Zwischenzeit seine Keuschheit wahren. Es gibt keine Entschuldigung für ihn, seine Bedürfnisse außerhalb der Ehe zu befriedigen. (Juusuf `Ali) 115. Das heißt ein schriftliches Dokument, das dem Sklaven ermöglicht, sich gegen eine bestimmte Geldsumme freizukaufen. (Darjabadi) Da die Anwesenheit von Sklaven in einer Gesellschaft ihre Moral schwächen könnte, ihr Vorhandensein jedoch eine Notwendigkeit darstellt, um den Feinden des Islams die gleiche Behandlung zukommen zu lassen, wie sie es den Kriegsgefangenen der Muslime gegenüber taten. Nachdem sich jedoch die Situation geändert hat. setzte sich der Islam für die Freilassung von Sklaven ein. Solange, bis sich eine umfassende internationale Lösung durchgesetzt hat. So machte er es zur Pflicht denjenigen Sklaven, die um einen Freilassungsvertrag streben, ihnen dies zu gewähren, entsprechend einer finanzielle Gegenleistung. Nach der Abmachung sollten sie für ihre Arbeit den Lohn bekommen, der ihnen zustand. Davon erstatten sie ihrem früherem Besitzer den Betrag, den sie miteinander ausgemacht haben. Überdies muss ihnen ein Anteil an das Almosengeld (Sakaa) zufallen. (Qutb) Wörtlich: "was eure Rechte besitzt", das heißt eure männlichen und weiblichen Sklaven. (Asad) Dazu ist es nicht notwendig, dass der Sklave gleich in bar bezahlt. Er kann auch seine Freiheit erlangen, indem er seinem Eigentümer einen besonderen Dienst leistet; Voraussetzung ist, dass beide Parteien einverstanden sind. Sobald das Dokument unterzeichnet ist, hat der Besitzer kein Recht mehr, dem Sklaven beim Erwerb seiner Freiheit Hindernisse in den Weg zu legen. Er muss ihm vielmehr ermöglichen, den Betrag für seine Freilassung zu verdienen, und muss ihn freilassen, sobald er bezahlt ist. (Maududi) 116. Rechtlich ist die Sklaverei jetzt abgeschafft. Zuvor versuchte der Islam, das Los der Sklaven so leicht wie möglich zu machen. Niemand sollte seinem Sklaven die hier erwähnte Freilassungsurkunde verweigern, wenn die Bitte aufrichtig war und der Sklave einen guten Charakter hatte. Darüber hinaus wird der Besitzer angewiesen, dem Sklaven aus eigenen Mitteln zu helfen. (Juusuf `Allii)
117. "Gutes" ist hier in erster Linie Hingabe an Allah und in zweiter Linie die Fähigkeit, auf ehrliche Weise ein eigenes Einkommen zu erwerben, damit er nicht als eine Belastung für die Gesellschaft wird. (Qutb) Wenn es notwendig wird, soll ein unparteiischer Schiedsrichter den guten Charakter und die Fähigkeit des Sklaven oder der Sklavin, ihre vertraglichen Verpflichtungen zu erfüllen, feststellen. (Asad) 118. Dies bezieht sich a) auf die moralische Verpflichtung des Besitzers, die Bemühungen des Sklaven zur Erlangung seiner Freiheit zu fördern, indem er aus eigenen Mitteln dazu beiträgt oder ihm einen Teil der Summe erlässt, und b) auf die Verpflichtung des Staates, aus öffentlichen Geldern entsprechend den Grundsätzen im Qur’an (vergleiche Suura 9:60) die Freilassung von Sklaven zu finanzieren. (Asad) Auch andere Muslime sind aufgerufen, allen solchen Sklaven zu helfen, die sich freikaufen möchten. Vor Allah ist die Freilassung von Sklaven eine wichtige gute Handlung (vergleiche Suura 50:13). In bezug auf die Zukunft verbot der Islam vollständig, freie Menschen zu entführen und zu versklaven. (Maududi) Diese Aufforderung ergeht an den Besitzer des Sklaven wie auch an alle Muslime einem Sklaven, der die Freiheit erlangen will, von ihrer Sakaa zu geben, damit sie sich freikaufen können. (Qurtubi) Das heißt, erlasst ihnen einen Teil der abgemachten Summe. Dieser Teil wird unterschiedlich interpretiert. Einige meinen, es sei ein Viertel, andere ein Drittel, wieder anderen wurde die Hälfte genannt, und es wurde auch gesagt, dass es sich um einen unbegrenzten Betrag handeln sollte. (ibn Kasir) 119. Dies sind die Sklavinnen. (Al-Dschalalain) Während in der heutigen Zeit fast alle Nationen die gewöhnliche Sklaverei abgeschafft haben, ist der so genannte "Weiße Sklavenhandel" immer noch ein großes soziales Problem in einigen Ländern. Hier wird er absolut verboten. Kein abscheulicheres Geschäft ist vorstellbar. (Juusuf `Allii) 120. "Wenn" ist keine Bedingung, Sie sollte lediglich die Abscheulichkeit und Hässlichkeit der Tat ausdrücken. Grundsätzlich muss ein Herr die Keuschheit seiner Schutzbefohlenen schützen. Sie jedoch zur Unzucht zu zwingen, während sie sich dagegen sträubt ist eine höchst gemeine und verachtenswerte Tat. (Safwat Al-Tafsir) Das "Wenn" ist keine Bedingung, sondern eine Erläuterung. Eine Person zu zwingen bedeutet automatisch, dass sie nicht mit dem einverstanden ist, zu dem sie gezwungen werden soll. Selbst eine formale Zustimmung hat keine Gültigkeit, weil sich die betroffenen Personen in rechtlicher oder heutzutage wirtschaftlicher Sklaverei befinden. (Juusuf `Allii) 121. Das bedeutet selbstverständlich nicht, dass eine Sklavin, die kein keusches und tugendhaftes Leben führen will, zur Prostitution gezwungen werden kann. Es bedeutet lediglich, dass eine Sklavin, die aus eigenem freiem Willen eine unmoralische Handlung begeht, dafür selbst verantwortlich ist und zur Rechenschaft gezogen wird. Wenn jedoch ihr Besitzer sie dazu zwingt, liegt die Verantwortung ausschließlich bei ihm, und das Gesetz geht gegen ihn vor. Auch die Redewendung "indem ihr nach den Glücksgütern dieses Lebens trachtet" ist keine Einschränkung, die es einem Besitzer ermöglicht, sie zu zwingen, wenn er keinen Anteil an einem solchen Einkommen hat, sondern mit dieser Wendung sollen alle solche Einkünfte für, unerlaubt erklärt werden, die auf solche unerlaubte Weise erworben wurden. Nach der Offenbarung dieses Gebotes erklärte der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm: „Im Islam gibt es keinen Platz für Prostitution." (Maududi) Das Verbot, Sklavinnen zur Unzucht zu zwingen, während sie sich rein halten wollen, um billiges Geld zu verdienen stellt einen Teil der Linie des Qur’ans dar, das islamische Milieu zu reinigen und die Tür zur Unzucht zu schließen. (Qutb) 122. Wenn jemand sie in dieser Hinsicht unter Druck setzt oder zwingt, durch Prostitution den Lebensunterhalt zu verdienen. (Darjabadi) 123. Denen, die gezwungen worden sind, verspricht Allah hier Seine Vergebung und Barmherzigkeit nach dem Zwang, auf den die keinen Einfluss hatten. (Qutb) Während sie dieses unmoralische Leben verabscheuten und daraus zu entkommen versuchten. (Darjabadi) Den Mädchen und nicht ihren Herrn. (Safwat Al-Bajan) 124. Die armen, unglücklichen Mädchen, die Opfer eines solchen Handels geworden sind, finden Barmherzigkeit bei Allah, dessen Wohltat sich auf alle Seine Geschöpfe erstreckt. (Juusuf `Allii) 34. Und Wir haben euch wahrlich klare Zeichen125 herabgesandt126, und ein Gleichnis aus (der Zeit) jener, die vor euch dahingegangen sind127 und eine Ermahnung für die Mutaqis128. 125. Damit sind die Mu’min angesprochen. (Darjabadi) 126. Klare, eindeutige Zeichen oder Ajas, an denen nichts zu deuteln ist. (Qutb) 127. Dies kann sich sehr wohl auf Marjam, die Mutter ‚’Isas, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, beziehen, gegen die sich eine noch schlimmere Verleumdung richtet als gegen ’A’ischa. (Darjabadi) 128. Damit wird für den folgenden Lichtaja, der voll mystischer Bedeutung ist, der Weg bereitet. (Juusuf `Allii) Allii ibn Abi Talib beschrieb den Qur’an so: „Er beinhaltet die Rechtsprechung zwischen euch, die Kunde über das, was euch vorangegangen ist, und das, was euch nachfolgen wird. Er ist ein fester Beschluss und kein Scherz. Wenn ein Gewalthaber ihn unberücksichtigt lässt, so wird Allah ihn zerbrechen lassen. Und wer die Rechtleitung woanders zu erlangen sucht, den wird Allah dem Irrtum preisgeben." (ibn Kasir)
Abschnitt 5 35. Allah129 ist das Licht der Himmel und der Erde130. Das Gleichnis Seines Lichts ist wie131 eine Nische132, in der sich eine Lampe befindet. Die Lampe ist in einem Glas. Das Glas ist gleichsam ein funkelnder Stern134, angezündet von einem gesegneten Baum, einem Olivenbaum135, der weder östlich noch westlich ist136, dessen Öl fast schon leuchtet137, ohne dass Feuer es berührt138. Licht über Licht139! Allah leitet zu Seinem Licht, wen Er will140. Und Allah prägt Gleichnisse für die Menschen, und Allah weiß sehr wohl um alle Dinge141, - 129. Eingebettet in gewisse Regeln und Gebote, die sich auf ein verfeinertes häusliches und gesellschaftliches Leben beziehen, liegt diese herrliche Lichtparabel, die vielschichtige allegorische Wahrheiten über tiefe geistige Geheimnisse enthält. Keine Anmerkungen können seiner vollen Bedeutung gerecht werden. Ganze Bände sind zu diesem Thema geschrieben worden, darunter Miskat Al-Anwar von Al-Rassali. (Juusuf `Allii) 130. Er erleuchtet sie durch Mond und Sonne. (Al-Dschalalain) Physikalisches Licht ist nur eine Reflektion des wahren Lichts in der Welt der Realität, und das wahre Licht ist Allah. Wir können uns Allah nur in Begriffen unserer phänomenalen Erfahrung vorstellen, und in dieser phänomenalen Welt ist Licht das reinste, das wir kennen. Physikalisches Licht hat jedoch Nachteile, die in seinem physikalischen Wesen begründet sind, beispielsweise ist es 1. von einer Lichtquelle abhängig, die nicht in ihm selbst enthalten ist; 2. ein vergängliches Phänomen; wenn wir es als Bewegung oder Energieform verstehen, ist es ebenso instabil wie alle anderen physikalischen Phänomene; 3. von Raum und Zeit abhängig: es hat eine Geschwindigkeit von 299.792,2 km/h, und es gibt Sterne, deren Licht Tausende von Jahren braucht, um die Erde zu erreichen. Das vollkommene Licht Allahs ist frei von allen solchen Mängeln. (Juusuf `Allii) Es erleuchtet Herz und Heim der Gläubigen. Vergleiche auch 1. Johannes 1:5. "Und das Licht scheint in der Finsternis, und die Finsternis hat's nicht ergriffen."(Darjabadi) Das Licht, von dem Grundlage und Struktur der Himmel und der Erde ausgehen, auf dem ihre Substanz und Existenz beruhen und das ihre Gesetzmäßigkeiten festlegt. (Qutb) Licht ist etwas, das Dinge sichtbar macht, das selbst wahrnehmbar ist und andere Dinge wahrnehmbar werden lässt. In diesem Sinne empfindet das menschliche Wahrnehmungsvermögen Licht. Mangel an Licht ist Finsternis und Unsichtbarkeit. In diesem grundlegenden Sinne wird Allah hier als "Licht" bezeichnet, nicht im Sinne eines Lichtstrahls, der den Sehnerv anregt. Menschliche Begriffe für Allah werden niemals in ihrer physischen Bedeutung verwendet; das ist beispielsweise auch der Fall, wenn davon die Rede ist, dass Allah hört oder sieht, denn Allah ist nicht wie Mensch und Tier von entsprechenden Organen abhängig. Solche Worte werden in ihrem übertragenen Sinne benutzt, und nur Menschen mit sehr wenig entwickelter Intelligenz können zu der Schlussfolgerung kommen, dies könne mit unserer alltäglichen Erfahrung des Sehens und Hörens verglichen werden. Ähnlich verhält es sich mit der Interpretation von "Licht" im Sinne physikalischer Lichtstrahlen, die von einem leuchtenden Körper ausgehen und auf unsere Netzhaut einwirken. Das Wort ist nicht in diesem eingeschränkten Sinn auf Allah anwendbar, sondern nur im absoluten Sinne, das heißt Er allein ist in diesem Universum die wahre und ursprüngliche "Ursache der Manifestation", sonst gäbe es hier nichts als Finsternis. Alles, was leuchtet und andere Dinge bestrahlt hat sein Licht von Ihm. Der Begriff Licht wird auch für Wissen benutzt, wobei Unwissenheit als Finsternis bezeichnet wird. Auch in diesem Sinne ist Allah absolutes Licht, denn Wissen um Realität und Rechtleitung kann nur von Ihm allein erlangt werden; ohne Zugang zu Seinem Licht gibt es nichts als die Finsternis der Unwissenheit und die daraus resultierende Bosheit in der Welt. (Maududi) 131. Durch dieses Gleichnis soll unserem begrenzten Verständnisvermögen das Unbegrenzte verständlich gemacht und ein verkleinertes Modell gezeichnet werden, um es der sinnlichen Empfindung näher zu bringen. Das "wie" spielt in diesem Zusammenhang auf die Unmöglichkeit an, Allah auch nur mittels einer Metapher oder Parabel zu definieren, denn "nichts ist Ihm gleich" (vergleiche Suura 42:11), und deswegen kann auch nichts mit Ihm verglichen werden (siehe Suura 112:4). Die Parabel von Seinem Licht soll deshalb auch nicht Seine Realität ausdrücken, die jedem geschaffenen Wesen unvorstellbar und nicht in menschlicher Sprache auszudrücken ist, sondern nur auf die Erleuchtung anspielen, die Er, Der die Absolute Wahrheit ist, allen jenen zukommen lässt, die sich führen lassen. Einige wichtige Kommentatoren sagen auch: „Es ist die Parabel Seines Lichts im Herzen eines Mu’mins." (Asad) 132. Da sie am besten das Licht zusammenbündelt, das sich darin befindet. Wodurch das Licht überallhin ausgestrahlt wird. (Darjabadi) 133. Die ersten drei Punkte in dieser Parabel drehen sich um die Symbole der Nische, der Lampe und des Glases. 1. Die Nische (miskat) ist eine Vertiefung in der Wand eines orientalischen Hauses, hoch genug über dem Fußboden, in die vor der Einführung der Elektrizität gewöhnlich eine Lampe gestellt wurde. Dadurch wurde das Licht im ganzen Raum verteilt und die Entstehung von Schatten verhindert. Der Hintergrund der Wand und die Seiten der Nische trugen dazu bei, dass das Licht gut in den Raum gestrahlt wurde, und wirkten als Reflektor, wenn sie weiß gestrichen waren. So verhält es sich mit dem geistigen Licht: es steht hoch, über irdischen Dingen; es hat seine eigene Nische oder seinen eigenen Ort in Allahs Offenbarung und anderen Zeichen; es ist Menschen auf besondere Weise zugänglich, allen offen stehend aber dennoch jenen verschlossen, die sich seinen Strahlen verschließen. 2. Die Lampe ist das Herzstück der geistigen Wahrheit, die wirkliche Erleuchtung, ohne die die Nische nichts bedeutet, sondern die Nische ist vielmehr dafür gemacht. 3. Das Glas ist das transparente Medium, durch das das Licht hindurchdringt. Einerseits schützt es das Licht vor Nachtfaltern und anderen niedrigen Lebensformen (den niedrigen Motiven des Menschen) sowie vor Windstößen (Leidenschaften), und andererseits übermittelt es das Licht mittels einer Substanz, die aus den groben Substanzen dieser Erde hergestellt und mit dieser verwandt ist (Quarzsand und ähnliches), aber so beschaffen ist, dass sie durch ihre Transparenz das Feine zu Groben gelangen lässt. So muss die Wahrheit durch menschliche Sprache oder Intelligenz gefiltert werden, damit sie Menschen verständlich wird. (Juusuf `Allii) 134. Das Glas selbst leuchtet nicht. Wenn sich jedoch das Licht darin befindet, strahlt es wie ein Stern. So sind Allahs Gesandte, die Allahs Wahrheit verkünden, selbst von Allahs Licht erleuchtet und werden zu leuchtenden Wesen, die Allahs Licht verbreiten und damit menschliches Leben durchdringen. (Juusuf `Allii) Die "Lampe" ist die Offenbarung, die Allah Seinen Propheten schickt und die in den Herzen der Mu’mins - der "Nische" reflektiert wird, nachdem sie empfangen und von ihrer Vernunft bewusst ergriffen wurde, denn allein durch die Vernunft kann Iman seinen Weg in das Herz des Menschen finden. (Asad) 135. Der Olivenbaum ist seiner äußeren Erscheinung nach ein unscheinbarer Baum. Seine Blätter haben eine trübe bräunlichgrüne Farbe, und seine Größe ist unauffällig. Sein Öl wird jedoch zu religiösen Zeremonien benutzt und bildet ein bekömmliches Nahrungsmittel. Die Frucht hat ein besonders feines Aroma. Vergleiche auch Suura 23:20 und die entsprechenden Fußnoten sowie unten die übernächste Fußnote. (Juusuf `Allii) Olivenöl ergibt das reinste Licht, das zur damaligen Zeit bekannt war. Nicht allein deswegen wurde dieses Beispiel herangezogen, sondern wegen der heiligen Schatten, die dieser Baum wirft. Die Schatten des Heiligen Tales auf der Sinai Halbinsel. Dieser Ort ist zugleich der nächste zur arabischen Halbinsel, wo dieser Baum beheimatet ist. (Qutb) "Gesegnet": er vermittelt vielerlei Nutzen. (Maududi) 136. Dieser mystische Ölbaum wird nicht lokalisiert. Er ist weder vom Osten noch vom Westen, sondern universal, und so verhält es sich mit Allahs Licht. Auf den Olivenbaum bezogen gibt es auch noch eine buchstäbliche Bedeutung, die auf verschiedene Weise allegorisch verstanden werden kann. Ein Olivenbaum, der an einem Osthang wächst, bekommt nur die Strahlen der Morgensonne, an einem Westhang hingegen nur die Strahlen der Abendsonne. Auf der nördlichen Erdhalbkugel ermöglicht ein Südhang den ganzen Tag über Sonnenbestrahlung, während ein Nordhang dauernd im Schatten liegt, und auf der südlichen Halbkugel ist es genau umgekehrt. Aber ein Baum in der freien Ebene oder auf dem Gipfel eines Hügels wird den ganzen Tag über von der Sonne bestrahlt; er wird besser heranreifen, und seine Früchte und sein Öl bekommen beste Qualität. So ist auch Allahs Licht nicht ortsgebunden oder unreif: es ist vollkommen und allumfassend. (Juusuf `Allii) 137. Es leuchtet beinahe von sich selbst. (Darjabadi) Wegen seines hohen Reinheitsgrades (Al-Dschalalain) 138. Reines Olivenöl hat eine schöne Farbe, Konsistenz und Leuchtkraft. Man hat Leuchtstoffe aller Art ausprobiert, und aus wirtschaftlichen oder praktischen Gründen ersetzt einer den anderen. Was jedoch Beständigkeit und Kühle und die Wohltat für die Augen betrifft, so sind Pflanzenöle weit wertvoller als Elektrizität, Mineralöle oder tierische Öle. Unter den Pflanzenölen wiederum nimmt das Olivenöl die höchste Stelle ein und verdient die Assoziation mit dem Heiligen. Seine Reinheit ist fast selbst schon Licht; man kann es beinahe schon leuchten sehen, bevor es angezündet wird. So verhält es sich mit der geistigen Wahrheit: Sie erleuchtet unmerklich die Vernunft, beinahe schon bevor Verstand und Herz bewusst davon berührt worden sind. (Juusuf `Allii)
36. In Häusern142, die zu erbauen und zu ehren143 Allah Erlaubnis gegeben hat143, um dort Seines Namens ständig zu gedenken144, in diesen preisen ihn des Morgens und des Abends145, - 139. Hier kehren wir wieder zum ungebundenen absoluten Licht zurück. Zum Licht Allahs, das die Finsternisse der Himmel und Erde erleuchtet. Das Licht, dessen wahre Beschaffenheit und dessen Reichweite wir nicht kennen. Es ist nur ein Versuch, um die Herzen mit ihm zu verbinden, und in ihnen den Wunsch zu sehen zu erwecken. (Qurtubi) Licht durch seine Reinheit, das noch durch das Feuer an Leuchten gewinnt. (Al-Dschalalain) Es haben sich in der Nische drei Lichter vereint: das des Dochtes, zu dem des Glases und zu allerletzt das Licht des Öls. Durch das gebündelte Licht wurde sie in einer vollkommenster Weise erleuchtet. Ebenso klar sind die Beweise Allahs. Ein Beweis nach dem anderen und ein Hinweis nach dem anderen. (Qurtubi) Die Essenz der Botschaft Allahs wird an anderer Stelle als "(in sich selbst) klar und klar die Wahrheit zeigend" bezeichnet (vergleiche auch Suura 12:1 und die entsprechende Fußnote), und ich nehme an, dass sich dieser Satz auf diesen Aspekt des Qur’an bezieht. Seine Botschaft gibt Licht, weil sie von Allah ausgeht, aber sie würde schon beinahe selbst leuchten, selbst wenn man sich nicht dessen bewusst ist, dass sie vom Feuer der Offenbarung Allahs berührt worden ist, denn ihre innere Konsistenz, Wahrheit und Weisheit sollte jedem selbstverständlich sein, der sie im Licht seiner Vernunft und ohne Vorurteile betrachtet. (Asad) 140. Ein uneingeschränktes Licht, das nicht beschrieben oder gemessen werden kann. Und es gibt verschiedene Grade davon, die in transzendente Regionen geistiger Höhen übergehen, die sich der Mensch kaum vorstellen kann. Ganz oben steht das wahre Licht, von dem alle anderen nur Reflektionen sind, das Licht Allahs. Daher spricht der Prophet Auch von Allahs "siebzigtausend Schleiern aus Licht". (Juusuf `Allii) Denjenigen, die ihre Herzen dem Licht öffnen, und ihn alsdann sehen. (Qutb) So wie für einen Blinden Tag und Nacht gleich sind, so geht es auch einem Menschen ohne innere Wahrnehmung: er mag elektrisches Licht, Sonnenlicht oder Mondlicht sehen, aber er kann nicht Allahs Licht wahrnehmen. Für ihn gibt es im Universum nichts als Finsternis. Und wie der Blinde den Stein auf seinem Weg erst dann wahrnimmt, wenn er darüber gestolpert ist, so kann ein Mensch ohne innere Wahrnehmung die Realität in seiner Umgebung erst dann erkennen, wenn er die Folgen seiner ungerechten Handlungen einsehen muss. (Maududi) "Allah führt zu Seinem Licht den, der (sich leiten lassen) will", oder: "Allah führt zu Seinem Licht, wen Er will". Beide Übersetzungen sind syntaktisch zulässig. (Asad) 141. Das heißt, gewisse Wahrheiten können ihrer Vielschichtigkeit wegen, den Menschen nur durch Parabeln oder Allegorien vermittelt werden. Vergleiche auch Suura 3:7 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad) Der Schluss des Ajas bedeutet zweierlei: 1. Allah weiß, dass gewisse Wahrheiten am besten in einer Parabel ausgedrückt werden können; und 2. Er weiß, wer dieser Großzügigkeit würdig ist und wer nicht. Allah braucht Sein Licht nicht jemandem zugänglich zu machen, der kein Verlangen danach, sondern sich völlig in irdischen Dingen verloren hat und nur materiellen Gewinn sucht. Diese Großzügigkeit erweist Allah nur jemandem, von dem Er weiß, dass er aufrichtiges Verlangen danach hat. (Maududi) 142. Die Zeichensetzung im arabischen Text machen es notwendig, die adverbiale Bestimmung "in Häusern" auf etwas im letzten Aja zurückzuführen, beispielsweise auf "angezündet von einem gesegneten Baum". Das Dazwischenlegende wird als Einschub behandelt: "angezündet ist ein solches Licht ... in Häusern ...". (Juusuf `Allii) "Diejenigen, die Allah zu Seinem Licht geführt hat, verehren Ihn in Häusern ..." (Darjabadi)
37. Männer, die sich weder durch Handel noch durch Geschäfte146 vom Gedenken an Allah147 und vom Gebet und von der Entrichtung der Sakaa148 abhalten lassen. Sie fürchten den Tag, an dem die Herzen und die Sinne in Verwirrung geraten149, - 143. Das heißt, an allen Orten, wo Allah ausschließlich und mit reiner Absicht verehrt wird; aber einige Kommentatoren verstehen hierunter besonders Masdschids wie die Kaaba in Makka oder die Masdschids von Madina und Al-Quds, denn sie werden besonders in Ehren gehalten. (Juusuf `Allii) "Adina" bedeutet hier: beschlossen, entschieden hat. (Qurtubi) Der Prophet sagte einmal: „Wer eine Masdschid von seinem Vermögen errichtet, dem baut Allah ein Haus im Paradies" -Und von A’ischa überliefert: „Der Prophet befahl uns, Masdschids in den Häusern zu errichten, sie rein zu halten und sie zu parfümieren. (Qurtubi) Sie in Ehren zu halten, soll dem funkelnden Licht in Himmel und Erde angepasst sein. (Qutb) Einige Kommentatoren verstehen darunter Moscheen. Andere hingegen sind der Ansicht, dass damit die Häuser der Mu’mins gemeint sind, und die "Erhöhung" oder "Ehrung" bedeutet, dass ihr moralischer Standard erhöht worden ist. Das islamische Gesetz beschränkt ’ibada Handlungen nicht auf Moscheen, sondern auch ein Haus ist eine Stätte der Anbetung, und jeder Mensch ist sein eigener Priester. Da es sich in dieser Suura hauptsächlich um die Verfeinerung des häuslichen Lebens dreht, scheint diese letztere Interpretation eher in diesen Zusammenhang zu passen, obwohl kein Grund besteht, die erstere zu verwerfen. Sowohl die Moscheen als auch die Häuser der Mu’mins können hier gemeint sein. (Maududi) 144. Wie aus dem folgenden zu ersehen ist, geht es darum, dass der geistige Zweck dieser Häuser von einigen erfüllt wird, nicht von allen, die sich gewohnheitsmäßig dort versammeln. (Asad) 145. Wörtlich: "An den Abenden": das arabische Wort "assal" الصَّلَ ist der Plural eines Plurals, der eine besondere Betonung ausdrücken soll. In der Übersetzung habe ich dies wiedergegeben, indem ich die Worte "immer wieder" hinzugefügt habe. (Juusuf `Allii) 146. Wörtlich: "Handel" oder "Verkauf" oder "Kauf und Verkauf" - ein Ausdruck für alles, was irdischen Gewinn einbringt. (Asad) Die Masdschid zum Gebet aufzusuchen ist eine alleinige Pflicht der Männer. Für die Frauen besteht diese Pflicht nicht, weder für das Freitagsgebet noch für das Gemeinschaftsgebet. (Qurtubi) 147. Allah mit Seinen schönsten Namen anzurufen, Ihn als Einen zu erklären und Ihn zu preisen. (Al Qurtubi) "Gedenken an Allah" ist weiter gefasst als "Gebet": es umfasst stille Kontemplation, wie auch aktiven Dienst an Allah und Seinen Geschöpfen. Regelmäßiges Gebet und Armensteuer sind die sozialen Handlungen, die in einer organisierten Gesellschaft durchgeführt werden. (Juusuf `Allii) Vom Gedenken Allahs und davon, Seine Gebote im Alltagsleben zu verwirklichen. (Darjabadi) 148. Die gesonderte Erwähnung des Gebets beweist, dass zuvor mit "Sikr" etwas anderes gemeint ist als das Gebet, sonst wäre dies eine Wiederholung. (Qurtubi) Vergleiche auch Suura 2:43 und die entsprechende Fußnote. (Asad) 149. Aus einigen Übersetzungen geht die Wirkung der Angst am Tag des Gerichts hervor. Hier ist jedoch von den Rechtschaffenen die Rede, deren "Taqwa" mit Liebe und Erfurcht verwandt ist und die, (wie aus dem nächsten Aja hervorgeht), auf Allahs Lohn hoffen. Die Welt, die sie dort vorfinden, wird jedoch eine völlig veränderte Welt sein. (Juusuf `Allii) 38. Damit Allah sie belohne nach dem Besten, das sie wirkten und ihnen mehre Seine Huld150. Und Allah beschenkt wen Er will, ohne zu rechnen151. 150. Selbst die besten unter den Rechtschaffenen verdienen nicht den Lohn, den sie erhalten: alle ihre Fehler werden vergeben, und nur ihre besten Handlungen werden in Betracht gezogen, wenn ihr Lohn bemessen wird. Darüber hinaus wird durch Allahs grenzenlose Gnade noch mehr hinzugefügt, denn Allahs Güte ist endlos. (Juusuf `Allii) Ihre Belohnung ist das Paradies. Was sie darüber hinaus erhalten, ist die Erlaubnis, für jemanden, der ihnen auf Erden einen Gefallen erwiesen hat, Fürsprache bei Allah einzulegen, vorausgesetzt, er würde diese verdienen. (ibn Kasir) 151. Allah gewährt Seine Gnade nicht sinnlos. Er schenkt sie nur denen, die sie verdient haben. Er sieht, dass der Empfänger Ihn aufrichtig liebt, Ehrfurcht vor Ihm hat, nach Seiner Barmherzigkeit strebt, Seinen Zorn vermeidet und sich nicht in irdischem Treiben verliert, sondern trotz irdischer Beschäftigung innerlich mit dem Gedenken Allahs befasst ist. Ein solcher Mensch gibt sich nicht mit niedrigen geistigen Ebenen zufrieden, sondern versucht aktiv, die Höhen zu erreichen, zu denen sein Herr ihn führen will. Diese Faktoren bestimmen, ob ein Mensch Erleuchtung durch das Licht Allahs erhält oder nicht. Wenn Allah ihm daraufhin Seine Gnade schenkt, so tut Er dies ohne Einschränkung, und es ist nur auf die Unfähigkeit des Menschen zurückzuführen, wenn er sie nicht voll ausschöpfen kann. (Maududi) 39. Und diejenigen, die kaafir sind152, deren Werke sind wie eine Luftspiegelung in einer ausgedörrten Ebene153, die ein Durstiger für Wasser hält, bis er sie schließlich erreicht, um nichts dort zu finden. Doch findet er Allah (stets) bei sich154 und Er wird ihm seine Rechnung begleichen155. Und Allah ist schnell im Rechnen, - 152. Ihre Erwartung in Allahs Güte, Seine Güte, die weder Grenzen noch Schranken kennt, wird nicht fehlgehen. (Qutb) Verschiedene Gleichnisse haben uns eine Vorstellung von dem wohltätigen Licht Allahs in der geistigen Welt gegeben. Hier sollen uns entgegengesetzte Gleichnisse ermöglichen, zu sehen, was mit denen geschieht, die sich weigern, dieses Licht aufzunehmen, und die von völliger Finsternis umgeben sind. Allahs Licht ist eine absolute Realität und wird zuerst erwähnt. Die Seelen, die diesem Licht folgen, sind eine reflektierte Realität und werden im Anschluss daran erwähnt. Die Finsternis andererseits ist keine unabhängige Realität, sondern die Verneinung der Realität; die reflektierten Existenzen, die das Licht ablehnen, werden jetzt zusammen mit ihrem Zustand erwähnt, der Irrealität ist. Zwei Gleichnisse werden gegeben: eine Fata Morgana und die Tiefen der Finsternis im Meer. (Juusuf `Allii) 153. Eine Fata Morgana ist ein seltsames Phänomen in der Wüste. Sie ist eine Illusion und eine optische Täuschung. In der Sprache unserer Parabel weist sie das Licht zurück, das uns die Wahrheit zeigt, und täuscht uns. Ein einsamer Wüstenreisender, der fast verdurstet, sieht plötzlich eine weite Wasserfläche. Er geht in diese Richtung, immer weiter - und findet nichts. (Juusuf `Allii)
Das heißt, er muss am Tag des
Gerichts einsehen, dass alle seine angeblich "guten" Handlungen
durch seine ständige Weigerung, auf die Stimme der Wahrheit zu
hören, wertlos geworden sind. (Asad) 154. Der Rebell gegen Allah findet sich in derselben Situation wie ein Mensch, der von einer Fata Morgana getäuscht worden ist. Die Wahrheit, die er abgelehnt hatte, ist stets bei ihm. Die Täuschung, die er akzeptiert hatte, führt zu seinem Untergang. (Juusuf `Allii) Ausgerechnet Allah, den er ständig geleugnet und mit dem er sich verfeindet hatte, findet er dort auf sich warten. Wäre dieser ein menschlicher Kontrahent, wäre die Überraschung groß. Um wie viel überraschter ist er dann, wenn er den Allmächtigen, Strafenden dort vorfindet?! (Qutb) 155. So wie ein Reisender in der Wüste den glitzernden Sand für Wasser hält und darauf zueilt, um seinen Durst zu löschen, so reisen diese Menschen auf dem Weg zum Tod mit falschen Hoffnungen. Wer aber einer Fata Morgana nachläuft, findet dort nichts, was seinen Durst tatsächlich löschen könnte, und ebenso finden diese Menschen nichts, was ihnen nützen kann, wenn sie auf der Schwelle des Todes stehen. Im Gegenteil, sie werden Allah dort finden, der sie für ihren Kufr zur Rechenschaft zieht. (Maududi)
40. Oder wie tiefe Finsternis in einem ab grundtiefen Meer156, bedeckt von Wogen über Wogen und darüber Wolken157 - Finsternis über Finsternis158. Wenn jemand seine Hand aus streckt, kann er sie kaum sehen. Und wem Allah kein Licht gibt159, für den ist kein Licht160. 156. Während die erste Parabel die Werke der Kaafirs beschreibt, beschreibt die zweite ihre weitgehende Verirrung. (Safwat Al-Tafsir) Ihre Taten im irdischen Leben waren jeglichen Lichtes der Gerechtigkeit beraubt. (Safwat Al-Bajan) Dieses Gleichnis schildert den Zustand aller Kaafirs und Heuchler. Sie verbringen ihr Leben in vollständiger Unwissenheit, auch wenn sie auf einem anderen Gebiet gebildete Leute und Experten sein mögen. Sie sind wie jemand, der sich in völliger Finsternis verloren hat. In der Annahme, Wissen bestehe lediglich in der Herstellung von Atombomben, Überschallflugzeugen und Mondraketen, oder in hervorragenden Kenntnissen auf dem Gebiet der Wirtschaft, des Rechts oder der Philosophie, verstehen sie kaum, dass wirkliches Wissen etwas ganz anderes ist. So gesehen sind sie völlig unwissend, und ein Bauer ohne Schulbildung, der jedoch einige Kenntnis von der Wahrheit Allahs erlangt hat, ist weiser als sie. (Maududi) 157. Ein äußerst plastisches Bild. In den Tiefen eines gewöhnlichen Ozeans gibt es so wenig Licht, dass Fische, die dort leben, ihre Augen als sinnlose Organe verloren haben. (Juusuf `Allii) 158. Ein scharfer Kontrast zu "Licht über Licht" oben in Aja 35. (Juusuf `Allii) 159. Wenn es kein Licht im Universum gibt außer Allahs Licht und alle Manifestationen der Realität von diesem Licht abhängig sind, woher kann dann jemand Licht nehmen, dem Allah kein Licht gibt? Es gibt keine andere Lichtquelle, von der er auch nur einen einzigen Strahl erhaschen kann. (Maududi) 160. Die wahre Quelle des Lichts in der Welt der Realität ist Allah, und wer sich selbst von diesem Licht abtrennt, befindet sich in tiefster Finsternis, denn es ist die Negation des einzigen wahren Lichts und nicht nur relative Dunkelheit wie beispielsweise das, was wir im Schatten der Mondstrahlen sehen. (Juusuf `Allii) Kufr ist eine tiefe Finsternis; die abgeschnitten ist von dem Licht Allahs, das sich über das Universum ergießt. Und er ist ein Irrtum, bei dem das Herz nicht fähig ist, die nächsten Hinweise zur Rechtleitung zu erkennen. Allahs Licht hingegen ist eine Rechtleitung des Herzens, eine Öffnung der Seelenkräfte und ein Verbundensein der menschlichen Natur mit den ewigen Gesetzen Allahs in den Himmeln und auf der Erde. Wer sich nicht mit diesem Licht vereint, für den kann es nur eine Finsternis geben, die nicht zu beseitigen ist, eine Furcht, die von keiner Ruhe gefolgt wird und ein Irrtum, von dem es kein Zurück mehr gibt. (Qutb)
Abschnitt 6 41. Siehst du denn nicht161, dass Allah lobpreist, wer in den Himmeln und auf Erden ist162, und auch die Vögel (wenn sie) ihre Schwingen ausbreiten? Ein jedes von ihnen kennt sein Gebet und Lobpreisung163. Und Allah weiß sehr wohl, was sie tun164. 161. Damit ist der Leser angesprochen. (Darjabadi) Den schon zuvor erwähnten Beweisen und Hinweisen werden hier noch mehr zugefügt. (Qurtubi) Wie weiter oben erläutert wurde, ist Allah das Licht des ganzen Universums, aber Sein Licht kann nur von den rechtschaffenen Mu’min wahrgenommen werden. Alle anderen tasten in der Finsternis herum und sind trotz des überall vorhandenen Lichts wie Blinde. Hier werden einige der zahllosen Zeichen erwähnt, die zu Allahs Licht führen. Wenn jemand sie mit offenen Augen sieht, kann er immer und überall Allahs Wirken um ihn herum wahrnehmen. Wer aber innerlich blind ist und nur mit seinen leiblichen Augen sehen kann, der sieht vielleicht nur die Wirksamkeit der Botanik und Zoologie und anderer Wissenschaften, jedoch nicht Allahs Zeichen. (Maududi) 162. Der Mensch ist nicht das einzige Geschöpf in diesem weiten Universum. Denn alles um ihn herum, rechts und links, über ihm und unter ihm ist sein Bruder in der Schöpfung Allahs. Trotz seiner Verschiedenheit in Natur, Prägung und Aussehen, ist doch alles vereint in seiner Hinwendung zu Allah um Ihn zu lobpreisen. (Qutb) Vergleiche auch Suura 21:19-20. (Juusuf `Allii) Zur Lobpreisung gehört auch das Gebet. (Al-Dschalalain) 163. Alle Himmelsbewohner wie beispielsweise die Engel, alle Lebewesen auf der Erde und im Wasser einschließlich des Menschen, der Tiere, der Insekten und der Fische, und alle Bewohner der Luft wie die Vögel verkünden Allahs Lob. Jedes hat seine eigene Art, zu beten und Allah zu preisen. Dies muss nicht unbedingt mit Worten geschehen, denn die Sprache ist, wie wir wissen, dem Menschen vorbehalten. Aber Handlungen und andere Arten der Ausdrucksweise verkünden ebenso gut Allahs Herrlichkeit. (Juusuf `Allii) Vergleiche auch Suura 17:44 und die entsprechende Fußnote. (Asad) Dieser Satz könnte auch so interpretiert werden: „Die Art des Gebets und die Lobpreisung eines jeden von ihnen ist Ihm bekannt," wobei das Personalpronomen "er" auf Allah bezogen ist. (Qurtubi) Allah leitete alle an zu ihrer Art zu beten und zu lobpreisen. (ibn Kasir) Allein der Mensch vernachlässigt es, seinen Herrn zu lobpreisen, während er doch am besten geeignet wäre von allen Geschöpfen zur Lobpreisung und zum Gebet. (Qutb) 164. Jedes einzelne Seiner Geschöpfe. (Darjabadi)
42. Und Allahs ist die Herrschaft über die Himmel und die Erde, und zu Allah gehen alle Heim165. 165. Keine Orientierung außer zu Ihm hin, keine Zuflucht außer bei Ihm, kein Entrinnen vor Seiner Begegnung und kein Abwenden Seiner Bestrafung. (Qutb) Ihm gehören wir, und zu Ihm kehren wir zurück. Nicht nur wir, sondern alle Geschöpfe in der ganzen Welt verkünden dies. (Juusuf `Allii) 43. Siehst du denn nicht, dass Allah die Wolken dahintreibt, dann zusammenballt, dann sie zu Haufen auftürmt? Alsdann siehst du Regen aus ihnen hervorstürzen166. Und Er sendet vom Himmel (Wolken-)berge167 mit Hagel herab und Er trifft damit wen Er will und Er wendet ihn ab, von wem Er will. Fast möchte das Aufflammen seiner Blitze (einem) das Augenlicht rauben. 166. Wer Wolken genau beobachtet, kann diese Phänomene sehen - dünne Wolken, die phantastische Formen annehmen, sich zusammenschließen und Substanz annehmen, sich dann auftürmen, zusammenballen und ihren Regen herabfallen lassen. Und die schweren dunklen Wolken in höheren Regionen, die Hagel bringen - wie verschieden sind sie doch und dennoch wie gleich! Sie gleichen beinahe Gebirgen. Und wenn sie ihre Hagelschauer loslassen, treffen sie damit eine Gegend und lassen die andere verschont. Und wie aus solchen Wolken blendende Blitze hervorbrechen! Können wir in diesem Buch der Natur nicht die Hand des allmächtigen Gottes sehen? (Juusuf `Allii) 167. Dies kann sich auf gefrorene Wolkenmassen beziehen, die im übertragenen Sinne als "Wolkengebirge" bezeichnet werden, aber auch auf Gebirgszüge auf der Erde, die hoch in den Himmel hineinragen und deren schneebedeckte Gipfel die Wolken aufhalten, so dass Hagelstürme entstehen. (Maududi)
44. Allah ist es, Der die Nacht und den Tag einander abwechseln lässt168. Darin ist ein lehrreiches Beispiel169 für die, die zu sehen vermögen. 168. Seine Macht, Weisheit und Güte sind ebenso deutlich in den regelmäßigen Naturphänomenen wie in der Folge von Tag und Nacht zu sehen, wie in den von der Jahreszeitbedingten oder völlig unregelmäßigen Bewegungen der Wolken, dem Regen und dem Hagel. Wer geistige Erkenntnisfähigkeit besitzt, kann dieses Buch Allahs mit Freude lesen und daraus lernen. (Juusuf `Allii) 169. Ein Hinweis auf Seine Einheit, Majestät und Allmacht. (Darjabadi)
45. Und Allah ist es, Der alle Geschöpfe aus Wasser erschaffen hat170. Unter ihnen sind welche, die auf ihrem Bauch kriechen171, und welche, die auf zwei Beinen gehen172, während andere sich auf allen Vieren fortbewegen"'. Allah erschafft, was Er will174. Denn wahrlich, Allah hat Macht über alle Dinge. 170. Vergleiche auch Suura 21:30 und die entsprechenden Fußnoten. Protoplasma ist die Grundlage aller lebenden Materie, und die Lebenskraft des Protoplasmas ist offensichtlich vom Wasser abhängig. (Juusuf `Allii) Obwohl die moderne Wissenschaft versucht, den Nachweis zu führen, dass das Leben vom Meer ausgeht und im Wasser beginnt, bleiben wir bei unserem Prinzip, die festgelegten Realitäten des Qur’ans nicht mit den wissenschaftlichen Theorien in Verbindung zu bringen, die der Abänderung und der Abwandlung unterliegen. (Qutb) Der Begriff "dabbah" bezeichnet jedes körperliche Wesen, das lebendig und zu spontanen Bewegungen fähig ist. Im weitesten Sinne umfasst es das gesamte Tierreich einschließlich des Menschen. (Asad) Ausgenommen sind die Engel und (Inn, die aus Licht bzw. Feuer entstanden sind. (Qurtubi) 171. Wie Fische und Reptilien. (Darjabadi) 172. Wie Vögel und Menschen. (Darjabadi) 173. Wie das Vieh und Wild. (Darjabadi) Kriechende Tiere umfassen Würmer und andere niedere Tiergattungen ebenso wie Schlangen, Tausendfüßler, Spinnen und Insekten. Wenn diese Beine haben, so sind sie klein, und man kann eher von kriechen oder krabbeln reden als von gehen. Von Fischen und anderen Meerestieren kann man gewöhnlich nicht sagen, dass sie gehen: ihr Schwimmen gleicht dem Kriechen auf dem Bauch. Die meisten Säugetiere laufen auf vier Beinen. Mit diesem Aja ist die gesamte Tierwelt zusammengefasst. (Juusuf `Allii) 174. In Allahs Willen und Plan ist die Vielfalt der Formen und Lebensgewohnheiten unter den Tieren ihrer verschiedenartigen Umgebung und dem biologischen Entwicklungsstadium angepasst. (Juusuf `Allii) Sie sind das Produkt Seiner Gesetzmäßigkeiten und seines Willens und nicht das irgendeines Zufalls oder einer Laune. (Qutb) 46. Wir haben bereits deutliche Zeichen herabgesandt175. Und Allah leitet wen Er will auf den geraden Weg176. 175. Die die Wahrheit erläutern. (Darjabadi) Zeichen Allahs verdeutlichen, enthüllen und manifestieren Allahs Licht, zeigen die Quellen zu seiner Rechtleitung auf, grenzen Gutes und Böses gegeneinander ab und zeigen eine vollkommene islamische Lebensweise auf. (Qutb) 176. Allah zeigt nur dem den geraden Weg, der sich leiten lässt. Dies stimmt mit der Betonung auf den in der gesamten Natur vorhandenen Beweisen der planenden, schöpferischen Tätigkeit überein und mit der Aufforderung an alle, die "Augen haben um zu sehen", sich durch dieses überwältigende Beweismaterial leiten zu lassen. (Asad)
47. Und sie sagen: „Wir verinnerlichen den Iman fürwahr an Allah und an den Gesandten und wir gehorchen177." Doch dann178 wenden sich einige von ihnen ab179. Und diese sind gewiss keine Mu’mins180. 177. Weit davon entfernt, von Allahs Licht und Offenbarung zu profitieren oder aber auch offen ihre Feindschaft zu erklären, spielen die Heuchler dies gegen ihre egoistischen Ziele aus und verlieren. (Juusuf `Allii) 178. Dies ist jedoch nur ein Lippenbekenntnis. Den Beweis dafür erbringen sie aber nicht durch ihr Verhalten. Ihr Tun steht im Gegensatz zu ihren Aussagen. (Qurtubi) Diese sind die Heuchler, die ihre Aussage machen, ohne überzeugt zu sein und ohne aufrichtige Ergebenheit. (Qurtubi) 179. Nach ihrer Behauptung, Mu’mins zu sein. (Safwat Al-Tafsir) 180. Wirkliche Mu’mins bestätigen ihre Worte durch ihre Taten. Iman ist kein Spiel, mit dem man sich die Zeit vertreibt, sondern eine innere Haltung und eine entsprechende Handlungsweise. Sobald sich diese im Inneren manifestiert hat, kann es kein Zurück mehr geben. (Qutb) Ihr Verhalten straft ihre Behauptung Lüge, Mu’mins zu sein. (Maududi)
48. Und wenn sie zu Allah und Seinem Gesandten aufgerufen werden, dass er zwischen ihnen richte181, und siehe da, dann wenden sich einige von ihnen182 in Widerwillen ab183. 181. Das heißt, dass damit durch die heilige Schrift - denn das ist mit dem Ausdruck "Allah und Sein Gesandter" gemeint - ihre ethischen Wertvorstellungen und folglich ihr gesellschaftliches Verhalten bestimmt werden können. (Asad) Vergleiche auch Suura 4:59-61 und die entsprechenden Fußnoten. (Maududi) 182. Die dem Aufruf nicht Folge leisten wollen. (Al-Dschalalain) 183. Dies bezieht sich nicht nur auf Fälle zu Lebzeiten des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sondern hat bis heute Gültigkeit. Eine Vorladung vor ein islamisches Gericht ist tatsächlich eine Aufforderung Allahs und Seines Gesandten. Wer ihr nicht Folge leistet, verzichtet damit auf seine Rechte. (Maududi)
49. Doch wenn sie im Recht sind184, dann kommen sie zu ihm sich fügend185. 184. Die Heuchler wollten sich nur an einen Richter wenden, der aller Wahrscheinlichkeit nach zu ihren Gunsten sprechen würde. Wenn ihr Fall unangreifbar war und das Recht auf ihrer Seite stand, wandten sie sich auch bereitwillig an den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, denn sie wussten, dass er gerecht war und selbst gegen seine eigenen Anhänger ihnen recht geben musste. Wenn sie aber ein Unrecht begangen hatten, war ein unparteiischer Richter nicht nach ihrem Geschmack. Dann wandten sie sich lieber an jemanden, der trotzdem zu ihren Gunsten sprechen würde. Dieser unverschämte Egoismus ist nicht auf die Heuchler von Madina beschränkt, sondern er findet sich in jedem Zeitalter und muss in seine Grenzen gewiesen werden. (Juusuf `Allii) 185. Sie stellten sich der Rechtsprechung nur entgegen, wenn sie wussten, dass das Recht jemand anderem zustand. Waren sie sich ihres Rechts aber sicher, so gaben sie ihr Widerstreben auf. (Safwat Al-Tafsir) Zufriedenheit mit der Entscheidung Allahs und Seines Gesandten ist der Beweis für Iman. (Qutb) Jemand, der bereitwillig nur den Teil des göttlichen Gesetzes akzeptiert, der zu seinem Vorteil gereicht, aber alles ablehnt, was seinen eigenen Wünschen widerspricht, und stattdessen anderen Gesetzen folgt, ist kein Gläubiger, sondern ein Heuchler, denn er glaubt in der Tat nicht an Gott und Einen Gesandten, sondern hält an seinem eigenen Wunschdenken fest. (Maududi)
50. Haben sie etwa eine Krankheit in ihren Herzen186 oder zweifeln sie187 oder befürchten sie, dass Allah und Sein Gesandter ihnen Unrecht zufügen würden188? Nein, sie sind es, die Unrecht tun189. 186. Die Krankheit der Ablehnung und des Unglaubens. (Darjabadi) Diese rhetorische Frage enthält die Bestätigung ihrer Krankhaftigkeit. (Qutb) 187. Die zweite Frage drückt Verwunderung aus. Zweifeln sie etwa an Allahs Beschluss, während sie vorgeben, mu’min zu sein? Zweifeln sie daran, dass er von Allah geschickt worden ist oder an seiner Fähigkeit zu urteilen? (Qutb) 188. So, dass sie um ihre Rechte gebracht werden. (Darjabadi) Diese dritte Frage dient der Missbilligung ihres merkwürdigen Verhaltens. Denn wie könnte Allah mit Seiner Entscheidung eines Seiner Geschöpfe auf Kosten eines anderen bevorteilen. (Qutb) Wie oben in den Ajas 47 und 48 und unten in Aja 51 ist der Ausdruck "Allah und Sein Gesandter" gleichbedeutend mit der heiligen Schrift, die dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, offenbart wurde (und dessen Lebenspraxis. Anm. d. Übers.). (Asad) 189. Denn sie wollen nicht, dass die Gerechtigkeit zur Geltung kommt und dass die Wahrheit herrscht. (Qurtubi) Es kann nur drei Gründe für ein solches Verhalten geben: 1) der Betreffende ist vielleicht nicht wirklich mu’min, sondern gibt sich nur dafür aus; 2) er verinnerlicht den Iman vielleicht, hat aber noch Zweifel in Punkten wie dem Prophetentum oder der Offenbarung; 3) er ist vielleicht ein Mu’min, befürchtet aber Ungerechtigkeit von Allah und Seinem Gesandten und betrachtet ihre Anweisungen als unvorteilhaft für sich selbst. Zweifellos sind alle diese Menschen selbst ungerecht. Sie tun nicht nur sich selbst Unrecht, indem sie sich ständig betrügerisch verhalten und damit ihren eigenen Charakter verderben, sondern auch den Muslimen, die sie als Mitglieder der eigenen Gemeinschaft betrachten und auf dieser Basis Beziehungen aller Art mit ihnen unterhalten. (Maududi)
Abschnitt 7 51. Hingegen sind die Worte der Mu'mins190, wenn sie zu Allah und Seinem Gesandten aufgerufen werden, damit er zwischen ihnen richte, dass sie sagen: „Wir hören und gehorchen."191 Und diese sind es, die erfolgreich sein werden192, 190. In aller Aufrichtigkeit. (Darjabadi) Der Begriff "qaul" قَوْلَ (wörtlich: "Sprechen", "Aussage") wird hier im Sinne einer echten geistigen Reaktion oder Antwort benutzt, im Gegensatz zu dem oben in Aja 47 erwähnten bloßen Lippenbekenntnis. (Asad) Die Mu'mins haben eine ganz andere Art in ihrem Verhalten Allah und Seinem Gesandtengegenüber. Ihre Aussage steht im Gegensatz zu der der Heuchler. Es ist eine Aussage, die zu ihren Iman passt. (Qurtubi) 191. Es ist ein Hören und Gehorchen, das aus ihrem absoluten Vertrauen in Allahs Entscheidung und die Seines Gesandten entspringt. (Qutb) Vergleiche auch Suura 2:235. Dem gegenüber steht die Haltung der Heuchler, die zwar sagen: „Wir hören", in ihrem Inneren aber nicht die Absicht haben, auch zu gehorchen (vergleiche Suura 2:93). (Juusuf `Allii) 192. Erfolgreich, weil Allah Derjenige ist, Der ihre Angelegenheiten verwaltet, ihre Beziehungen regelt und zwischen ihnen mit Seinem Wissen und Gerechtigkeit entscheidet. Erfolgreich auch deswegen, weil sie nur den einen Weg verfolgen, der frei ist von Krümme. (Qutb) Wahres Glück hier oder im zukünftigen Leben kann man nicht durch Betrug oder Heuchelei gewinnen. Es ist das Privileg derer, die aufmerksam auf guten Rat hören und ihn in ihr alltägliches Leben übertragen. (Juusuf `Allii)
52. Und wer Allah gehorcht und Seinen Gesandten und Allah fürchtet und von Taqwa erfüllt ist, das sind diejenigen, denen Glückseligkeit zuteil werden Soll193. 193. Schämt sich seiner früheren Sünden und nimmt sich in acht, in der Zukunft welche zu begehen. (ibn Kasir) Vergleiche auch Suura 2:5 und Suura 21:1-11 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)
53. Und sie194 schwören ihre feierlichsten Eide bei Allah, dass sie, wenn du195 es ihnen befehlen würdest, gewiss (mit dir) ausziehen würden196, Sprich: „Schwört nicht197! (Euer) Gehorsam ist bekannt198. Wahrlich, Allah ist wohl vertraut mit dem, was ihr tut!"199 194. Die Heuchler. (Darjabadi) 195. Damit ist der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, angesprochen. (Darjabadi) 196. Zum Kampf. (Al-Dschalalain) Einige Menschen geben, wie hier die Heuchler von Madina dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, überschwängliche Zusagen, alles zu tun, wozu sie aufgefordert werden, selbst wenn es darum geht, Heim und Herd zu verlassen. Sie sind bereit, dies mit den stärksten Eiden zu beschwören, was jedoch überhaupt nichts bedeutet. Hier werden sie aufgefordert, sich ihre Eide zu ersparen und in aller Ruhe wenigstens jene unscheinbaren Pflichten zu erfüllen, die das Alltagsleben ihnen abfordert. Leere Worte haben keinerlei Wert. Allah richtet uns nach unseren Handlungen und weiß alles, ob es offensichtlich ist oder geheim. (Juusuf `Allii) Dies spielt auf den oberflächlichen, selbstbetrügerischen Begeisterung der nur halbherzig an der Sache Beteiligten an und auf deren angebliche Bereitschaft zur Selbstaufopferung im Gegensatz zu ihrem offensichtlichen Zögern, in ihren alltäglichen Angelegenheiten die Botschaft des Qur’an zu verwirklichen. (Asad) 197. Schwört keine falschen Eide. (Darjabadi) 198. Allah kennt ihren Gehorsam sehr wohl. Dies ist eine sarkastische Bemerkung. (Darjabadi) Eure Zusagen sind wohl bekannt als Lügen, die jede Treue vermissen lassen. (Qurtubi) 199. Ihr könnt vielleicht die Menschen betrügen, nicht aber Allah, Der alles Verborgene und Offenkundige kennt, selbst wenn es eure geheimsten inneren Absichten und Beweggründe sind. (Maududi) 54. Sprich: „Gehorcht Allah und gehorcht dem Gesandten!"200 Doch wenn ihr euch abwendet, so obliegt ihm nur das, was ihm an Bürde auferlegt wurde201, und euch das, was euch an Bürde auferlegt worden ist202, Wenn ihr ihm gehorcht, werdet ihr rechtgeleitet sein203 Und dem Gesandten obliegt nur die klare Verkündigung der Botschaft204. 200. Als Seinen Statthalter. (Darjabadi) Befolgt das Buch Allahs und die Aussagen und Handlungsweisen Seines Propheten. (ibn Kasir) Indem ihr der Heuchelei entsagt und euch in aufrichtiger Ergebenheit übt. (Al Qurtubi) 201. Die Pflicht, Allahs Botschaft zu verkünden. (Darjabadi) 202. Die Pflicht, Seinen Anweisungen und Geboten Folge zu leisten. (Darjabadi) 203. Damit werdet ihr auf den Weg zu eurer eigenen Vervollkommenheit geleitet. (Darjabadi) Denn er lädt ein zu einem geraden Weg. (ibn Kasir) 204. Ihn trifft kein Schaden durch eure Weigerung ihm zu gehorchen. (Safwat Al-Tafsir) Wenn ihr Allahs Gebote, wie Sein Gesandter sie übermittelt und erläutert hat, nicht befolgt, wird euch niemand dazu zwingen. Aufgabe des Propheten ist es, euren Willen zu trainieren und euch eindeutig alle Implikationen eures Verhaltens aufzuzeigen. Die Verantwortung für euer Verhalten liegt jedoch ganz allein bei euch selbst. (Juusuf `Allii) 55. Verheißen hat Allah denjenigen von euch, die den Iman verinnerlichen205, und gute Werke tun206, dass Er sie gewiss zu Statthaltern auf Erden machen wird207, so wie Er die vor ihnen zu Statthaltern gemacht hat208, und dass Er ihnen (in) ihren Diin, die Er für sie erwählt hat, Macht und Ansehen verleihen wird209. Und dass Er ihnen gewiss ihre Furcht in Sicherheit verwandeln wird210. „Sie werden Mir (allein) dienen211 und Mir nichts zur Seite stellen212" Und wer nach alldem kaafir wird,213 so sind diese die wahren Frevler. 205. Das ist an die Menschen allgemein gerichtet. (Darjabadi) 206. Denen, die den Iman verinnerlichen und Allahs Geboten Folge leisten, wird hier dreierlei versprochen: 1. Einfluss und Ansehen im Land, und zwar nicht zu irgendwelchen eigennützigen Zwecken, sondern damit sie Allahs Gesetz verwirklichen; 2. dass die Religion der Wahrheit, die Allah für sie auserwählt hat, offen zur Geltung kommt und alles Unrecht und alle Unterdrückung abschafft; 3. dass die Rechtschaffenen in Frieden und Sicherheit leben werden, statt unter Verfolgungen zu leiden, für Allahs Sache ihre Heimat verlassen oder ihren Diin heimlich praktizieren zu müssen. (Juusuf `Allii) 207. "Nachfolge" oder "Statthalterschaft" auf der Erde ist die Fähigkeit zum Aufbau und zur Reformierung und nicht zur Vernichtung und Demoralisierung. Die Fähigkeit, Gerechtigkeit und Zuversicht zu verwirklichen, und nicht die Macht, Ungerechtigkeit oder Gewalt auszuüben. Diese Statthalterschaft hat Allah den Mu’mins ebenso versprochen, wie Er es bei den Mu'mins früherer Generationen getan hat, damit sie Allahs gerechte Gesetze auf Erden verwirklichen. (Qutb) Allah wird ihnen ihrerseits Macht und Sicherheit gewähren und es ihnen so ermöglichen, ihre irdischen Bedürfnisse zu erfüllen. Diese Bezugnahme auf Allahs Versprechen enthält eine Anspielung auf die Allah gewollte Gesetzmäßigkeit, die Aufstieg und Fall einer Nation von ihren moralischen Qualitäten abhängig macht. (Asad) 208. Wie Er die Tyrannen in Ägypten und Syrien vernichtet hat und die Israeliten ihre Nachfolge antreten ließ. (Al Qurtubi) Beispielsweise den mu’min Israeliten, denen es vergönnt war, in Kanaan ein blühendes und hoch entwickeltes Staatswesen zu errichten. (Darjabadi) Vergleiche auch Suura 21:105 und die entsprechenden Fußnoten. (Anm. d. Übers.) 209. Diese Aussage Allahs ist ein Zeichen für die, die den wahren Sinn der Nachfolge begriffen haben. Die Verankerung des Imans geschieht sowohl in den Herzen als auch im Handeln und der Befriedigung aller Lebensbedürfnisse. Allah verspricht, ihren Diin die Vorherrschaft zu verleihen, da sie zur Tugendhaftigkeit und zur Gerechtigkeit aufruft. Er gestattet die Urbarmachung dieser Erde und die Ausnutzung all ihres Reichtums und ihrer Energie. Doch all diese Bestrebungen sollen Allah zugewandt sein. (Qutb) Vergleiche Suura 5:3. "Den Diin befestigen" (hier übersetzt mit "in ihren Diin Macht und Ansehen geben" Anm. d. Übers.) bezieht sich sowohl auf den individuellen Diin wie auch auf das Wachstum seines moralischen Einflusses in der Welt. (Asad) 210. Die ersten Muslime lebten in ständiger Angst, ohne Frieden zu finden und ohne ihre Waffen ablegen zu können. Auch nicht nach der Hidschra des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nach Medina. (Qutb) Dieser Aja wurde zur Zeit der so genannten "Grabenschlacht" offenbart, die auch "Schlacht der Verbündeten" genannt wird und im Jahre 4-5 nach der Hidschra stattfand. Daher können wir uns vorstellen, welchen Trost er den Muslimen gab, die in Madina von einer zehnfach stärkeren Streitmacht belagert wurden. Es bestand damals große Unsicherheit und Gefahr, und die Muslime mussten Tag und Nacht wachsam sein. Vergleiche auch Suura 33:9-20. Sicherheit und Einfluss erlangten sie später in reichlichem Maße. (Juusuf `Allii) Der Begriff "amn" آمَن bedeutet nicht nur äußerliche, physische Sicherheit, sondern - und das ist nämlich tatsächlich die ursprüngliche Bedeutung der "Freiheit von Furcht". Daher beinhaltet der obige Satz nicht nur ein Versprechen politischer Sicherheit nach einer anfänglichen Periode der Schwäche und Gefahr (die, wie uns die Geschichte lehrt, am Anfang jeder religiösen Bewegung steht), sondern auch das Versprechen eines individuellen Sicherheitsgefühls der das Nichtvorhandensein aller Furcht vor dem Unbekannten, das den Mu’min kennzeichnet. (Asad) 211. Ausschließlich und von ganzem Herzen. (Darjabadi) 212. Weder offen noch insgeheim. (Darjabadi) Und dies ist der Grund für all diese Belobigungen und Auszeichnungen und für die Verleihung der Stellvertretung auf Erden. (Safwat Al-Tafsir) Die Freiheit des Mu'mins von Angst ist das direkte Ergebnis seiner intellektuellen und emotionalen Weigerung, jemanden außer Allah die Macht der Einflussnahme auf sein Schicksal zuzuschreiben. (Asad) 213. Der Begriff "Kufr"كَفَر bedeutet hier auch Undankbarkeit und Ablehnung der Wahrheit. In ersterem Falle bezieht er sich auf Leute, die vom rechten Weg abweichen, nachdem Allah ihnen eine verantwortliche Position gegeben hat, und im zweiten auf die Heuchler, die nicht einmal nach diesem Versprechen Allahs ihre zwiespältige Haltung aufgeben. (Maududi)
56. So verrichtet das Gebet und gebt Sakaa214 und gehorcht dem Gesandten, auf dass euch Barmherzigkeit zuteil werde. 214. Dass in diesem Zusammenhang besonders die Armensteuer (Sakaa) erwähnt wird, soll das Element der Uneigennützigkeit als integralen Aspekt des Imans betonen. (Asad) Gebet und Sakaa (das heißt eine Steuer, die im Islam zur Grundlage des Wirtschaftssystems erhoben wurde), waren stets ein wichtiger Bestandteil des Islams. Wie alle anderen Propheten, machten auch die Propheten Israels beides zu bindenden Pflichten für die Juden; doch nach und nach begannen die Juden, sie zu vernachlässigen. Sie hörten auf, das Gebet gemeinsam zu verrichten, ja die meisten von ihnen beteten nicht einmal für sich allein. Anstatt Sakaa zu bezahlen fingen sie sogar an, Zinsen für ihr Geld zu verlangen. (Maududi) Diese ist die Ausrüstung: die Verbindung mit Allah herzustellen, sich über den Geiz und Egoismus zu erheben, dem Gesandter gehorchen und sein Urteil zu akzeptieren. Damit erhofft man sich, dass man von Schlechtigkeit, Verfall, Angst, Unruhe und Irrtum auf Erden bewahrt wird, und im Jenseits von Ungemach, Pein und Bestrafung. (Qutb)
57. Denke nicht, dass jene, die kaafir sind, sich (der Bestrafung) auf Erden entziehen können215! Ihr Aufenthaltsort wird das Feuer sein. Welch ein schlechter Ausgang216! 215. Vergleiche auch Suura 11:20 und die entsprechende Fußnote. (Asad) In diesen Worten liegt ein Trost für den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und zugleich ein Versprechen - das Versprechen ihn zum Sieg zu verhelfen. (Safwat Al-Tafsir) 216. Darüber hinaus im zukünftigen Leben. (Darjabadi)
Abschnitt 8 58. O die ihr den Iman verinnerlicht217, diejenigen, die eure Rechte besitzt218, und solche, die noch nicht die Geschlechtsreife erreicht haben219, sollen zu drei Gelegenheiten euch um Einlass bitten220: Vor dem Morgengebet, in der Mittagszeit, wenn ihr eure Kleider ablegt221, und nach dem Nachtgebet. Dies sind drei Zeiten, bei denen eure Blöße sichtbar werden könnte222. Abgesehen davon ist es weder für euch noch für sie ein Vergehen, wenn ihr abgesehen von diesen (Zeiten) frei untereinander bewegt223. So macht Allah euch die Zeichen klar. Und Allah ist Allwissend und Allweise. 217. In der Suura wurden zuvor die Gesetze erläutert, die Einlass in die Häuser verschaffen. Nun erfolgen die Gesetze, die den Einlass innerhalb der Häuser regeln. (Qutb) Hier folgen einige Verhaltensregeln im Familienkreis. Diener und Kinder haben verhältnismäßig freien Zugang, kommen und gehen zu jeder Tageszeit, und im Umgang mit ihnen gibt es weniger Formalitäten. Aber auch für sie gibt es Einschränkungen. Während der Nacht und vor der Zeit des Morgengebets sollen sie diskret um Erlaubnis fragen, bevor sie eintreten, teilweise weil sie Leute im Schlaf stören, teilweise weil sie sie unbekleidet oder beim Umziehen überraschen könnten. Dasselbe gilt für die Zeit der Mittagsruhe und nach dem letzten Nachtgebet. Für Erwachsene gelten strengere Regeln: Sie müssen zu jeder Tageszeit um Erlaubnis bitten (vergleiche auch unten Aja 59). (Juusuf `Allii) Gemäß dem Grundsatz des Qur’an, dass soziales und individuelles, wie auch geistiges und materielles Leben ein unteilbares Ganzes bilden und deswegen nicht unabhängig voneinander behandelt werden können, kehrt die Thematik hier wieder zur Betrachtung einiger gesellschaftlicher Verhaltensweisen zurück, wie sie auch in früheren Teilen dieser Suura erläutert wurden. Der folgende Abschnitt greift das Recht des einzelnen auf seine Privatsphäre wieder auf und erörtert es ausführlich. (Asad) 218. Zur Zeit der Sklaverei waren damit Sklaven gemeint. Aber der Grundsatz bezieht sich auf alle persönlichen Diener, die Tag und Nacht zur Verfügung stehen. (Juusuf `Allii) 219. "Die Pubertät erreichen" habe ich hier übersetzt mit "volljährig werden". (Juusuf `Allii) Die noch keine sexuellen Begierden verspüren. (Al-Dschalalain) Dies gilt für alle Kinder, ob sie verwandt sind oder nicht. (Asad) Nach Eintritt der Pubertät gelten für Jungen wie für Mädchen die folgenden Regeln für Erwachsene. (Maududi) 220. Wenn sie eure Schlafgemächer betreten wollen. (Safwat Al-Bajan) 221. Der Begriff "Sahiira" الظَّهِيرَة (wörtlich: "Mittag" oder auch gelegentlich "Mittagshitze"), der im Qur’an nur an dieser Stelle vorkommt, kann auch im übertragenen Sinne als "mitten am Tage" verstanden werden - im Gegensatz zur Nacht. (Asad) 222. Ein Kennzeichen wohlerzogener Frauen und Männer ist es, im familiären Umgang nicht in Kleidung, Verhalten oder Rede vulgär zu sein. Nach islamischer Vorstellung ist jeder Muslim, ob Mann oder Frau, wie gering seine oder ihre Stellung in der Gesellschaft auch sein mag, eine wohlerzogene Frau oder ein wohlerzogener Mann, und sie oder er kann mit demütigem Vertrauen auf Allah und in Zusammenarbeit mit den Brüdern und Schwestern die Leiter der geistigen Entwicklung erklimmen. Die hier niedergelegten Grundsätze beziehen sich, wenn sie elastisch genug interpretiert werden, auch auf veränderte soziale und häusliche Gewohnheiten oder auch auf Veränderungen bezüglich der Klimazone, der Volkssitten und der persönlichen Lebensgewohnheiten. Selbstrespekt und Respekt vor anderen in kleinen wie in großen Dingen sind die Grundlagen dieser einfachen Verhaltensregeln. (Juusuf `Allii) Wörtlich: „drei (Zeiten) des Entblößtestes für euch". Diese Redewendung ist sowohl buchstäblich als auch im übertragenen Sinne zu verstehen. Der Begriff "'auwra" عَوْرَ bezeichnet in erster Linie die Teile des Körpers, die ein erwachsener Mensch nicht vor anderen als dem Ehepartner oder - im Krankheitsfall - dem Arzt entblößt. Im übertragenen Sinne bedeutet er auch geistige "Blöße" sowie Situationen und Umstände, unter denen eine Person das Recht auf ihre Privatsphäre hat. Die in diesem Text erscheinende Zahl "drei" soll selbstverständlich keine Zählung sein, sondern ein Hinweis darauf, dass solche Situationen immer wieder vorkommen, in denen selbst Familienangehörige die Privatsphäre eines Menschen respektieren müssen. (Asad) 223. Ohne dafür eine Erlaubnis zu benötigen. (Darjabadi) Nur für die, die ein Umgangsrecht bei euch besitzen, ist es kein Vergehen. (ibn Kasir) Damit keine Erschwernisse daraus entstehen. (Qurtubi)
59. Und wenn die Kinder unter euch224 die Geschlechtsreife erreicht haben, dann sollen sie um Einlass bitten, genauso, wie die vor ihnen225 um Einlass gebeten haben. Auf diese Weise macht Allah euch Seine Zeichen klar. Und Allah ist Allwissend und Allweise226. 224. "Die Kinder unter euch": das heißt die in eurem Haus befindlichen Kinder, nicht unbedingt die eigenen. Jeder, der sich im Haus befindet, einschließlich fremder Besucher, soll sich an diese Anstandsregeln halten. (Juusuf `Allii) 225. Nun gelten für diese die Gesetze, die für fremde Personen gelten, nämlich zu jeder Zeit um Einlass zu bitten, wie es im Aja 27 dieser Suura erläutert ist. (Qurtubi) Wörtlich: "die vor ihnen", das heißt die älteren, nämlich diejenigen, die bereits erwachsen sind. Jede heranwachsende Generation sollte den Anstandsregeln ihrer Vorgänger folgen. Als sie noch Kinder waren, konnten sie sich wie solche verhalten; jetzt sind sie herangewachsen, und es wird erwartet, dass sie sich wie Erwachsene verhalten. (Juusuf `Allii) Jedes religiöse Gebot beruht auf Weisheit oder einem vernünftigen Grund, ob dies direkt erklärt wurde oder nicht. (Maududi) 226. Dieser Abschlusssatz verknüpft diesen Aja mit dem Ende des vorigen, dessen Bedeutung hier vervollständigt wurde. Der geringfügige Unterschied ("Seine Zeichen" hier gegenüber "die Zeichen" dort) zeigt, dass dieser Aja mehr persönlich gehalten ist, da er sich auf Kinder bezieht, die noch keine verantwortungsbewussten Männer und Frauen geworden sind. (Juusuf `Allii)
60. Und für die Betagten unter den Frauen227, die nicht mehr auf Heirat hoffen228, ist es kein Vergehen, wenn sie ihre Übergewänder ablegen229, doch ohne ihre Reize entfalten zu wollen230. Und wenn sie sich dessen enthalten, ist es besser für sie231. Und Allah ist Allhörend und Allwissend232. 227. Die Konjunktion "und" soll meiner Ansicht nach darauf hinweisen, dass der damit eingeleitete Aja an früher offenbarte Abschnitte anschließt, nämlich an Aja 31 oben und an Suura 33:59, die beide auf den Grundsatz der Zurückhaltung anspielen, die muslimischen Frauen bezüglich ihrer Kleidung nahe gelegt wird. (Asad) "Qawaa’id" قَوَاعِدُ kommt von "qaada" (= sitzen). Gemeint sind die Frauen, die infolge ihres hohen Alters zum Sitzen gezwungen sind. (Qurtubi) In Aja 31 erging das Gebot an die Frauen, das was sie schmückt zu verstecken, um keine Betörung oder gar Erregung bei den Männern heraufzubeschwören. Nun werden von diesem Gebot solche Frauen ausgenommen, die aufgrund ihres hohen Alters selbst keine sexuellen Gefühle mehr haben, und deren Körper keine Erregung mehr bei den Männern hervorruft. (Qutb) Für ältere Frauen im Haushalt sind die Regeln für Kleidung und Schmuck nicht so streng wie für jüngere, aber auch sie werden zu Zurückhaltung aufgefordert, einmal weil diese an sich gut ist, und zum anderen weil sie für jüngere Menschen ein Vorbild sein sollten. (Juusuf `Allii) 228. Wörtlich: "die nicht mehr auf sexuelle Betätigung hoffen", denn dies ist offensichtlich die Bedeutung des Begriffes "nikaach" نِكَاح (gewöhnlich übersetzt mit "Heirat") in diesem Zusammenhang. Obwohl dieses Wort im Qur’an auch fast immer im Sinne von "Heirat" oder "Eheschließung" gebraucht wird, gibt es doch Ausnahmen von dieser Regel, beispielsweise in Aja 3 dieser Suura (vergleiche auch die entsprechenden Fußnoten). (Asad) Frauen, die nicht mehr im gebärfähigen Alter sind, kein sexuelles Verlangen mehr haben und nicht mehr die Wünsche der Männer herausfordern können. (Maududi) 229. Wörtlich: "wenn sie ihre Kleider ablegen". Das kann offensichtlich nicht so verstanden werden, dass sie nun unbekleidet herumlaufen können, sondern es bezieht sich auf die in Suura 33:59 erwähnte Oberbekleidung. (Maududi) 230. "Tabarrudsch" bedeutet "Exhibitionismus". Auf eine Frau bezogen bezeichnet es zur Schau stellen von Charme und Reizen vor anderen Männern. Dies ist in der Erlaubnis, die Oberbekleidung abzulegen nicht inbegriffen. (Maududi) 231. Gemäß der islamischen Theorie, dass der beste Weg zur Tugendhaftigkeit der ist, die Möglichkeiten zur Verführung so gering wie möglich zu halten. (Qurtubi) 232. Er ist Allhörend für das, was ihr aussprecht, Allwissend dessen, was ihr in eurem Inneren hegt. (Al-Dschalalain) 61. Weder233 ist es einem Blinden verwehrt noch einem Lahmen oder Kranken234 und auch nicht euch selbst235, in euren eigenen Häusern236 zu essen oder in den Häusern eurer Väter oder in den Häusern eurer Mütter237, oder in den Häusern eurer Brüder, oder in den Häusern eurer Schwestern, oder in den Häusern der Brüder eures Vaters, oder in den Häusern der Schwestern eures Vaters, oder in den Häusern der Brüder eurer Mutter, oder in den Häusern der Schwestern eurer Mutter, oder in Häusern, für die euch die Schlüssel anvertraut sind, oder (denen) eines aufrichtigen Freundes238. Es ist euch nicht verwehrt, gemeinsam oder getrennt zu essen239. Doch wenn ihr ein Haus betretet, dann begrüßt euch gegenseitig240 - mit einem Gruß241 gleichsam von Allah, voll Segen und Güte. Auf diese Weise macht euch Allah die Zeichen klar, auf dass ihr mutaqi werden möget242. 233. Der gesamte Aja 61 ist in einer so elliptischen Form konstruiert, dass Meinungsverschiedenheiten über seine Bedeutung immer unvermeidlich waren. Wenn jedoch alle Erklärungen der frühen Kommentatoren mit in Betracht gezogen werden, finden wir als ihren gemeinsamen Nenner die Ansicht, dass die Bedeutung dieses Ajas die Betonung der Bruderschaft aller Mu'mins ist, die in einem Aufruf zu gegenseitiger Freigebigkeit, Mitgefühl und Kameradschaft und somit auch der Vermeidung aller unnötigen Formalitäten in ihren gegenseitigen Beziehungen ausgedrückt wird. (Asad) 234. Verschiedene abergläubische Vorstellungen der alten Araber werden hier zurückgewiesen: 1. von Blinden, Lahmen oder Kranken wurde angenommen, dass sie sich den Zorn Allahs zugezogen hatten, so dass sie dadurch nicht geeignet wären, an den gemeinsamen Mahlzeiten teilzunehmen; wir sollen solchen Gedanken nicht nachhängen, denn wir können die Ursachen des Unglücks anderer nicht beurteilen. 2. Es wurde als nicht empfehlenswert betrachtet, Mahlzeiten im Haus naher Verwandter einzunehmen; dieses Tabu wird hier zurückgewiesen. 3. Auch ein ähnlicher Aberglaube in bezug auf Häuser, die wir zwar besitzen, aber nicht bewohnen, wird abgelehnt. 4. Wenn jemand der Ansicht ist, er sollte Bekannten nicht ermöglichen, ihm einen Gefallen zu tun, dann gilt dies nicht für einen engen Freund, in dessen Gesellschaft ein gemeinsames Mahl nicht abzulehnen, sondern zu begrüßen ist. 5. Sowohl der Aberglaube, man solle Mahlzeiten nur allein einnehmen, wie er in Indien verbreitet ist, wie auch der, man sollte nur gemeinsam essen, ist falsch; der Mensch ist frei und sollte sein Leben den Umständen und Gegebenheiten entsprechend regeln. (Juusuf `Allii) Oft gab es die Vorstellung, Kranke oder Behinderte könnten einen Menschen verunreinigen, wenn er mit ihnen eine gemeinsame Mahlzeit einnahm. (Darjabadi) 235. Einige der frühen Muslime stellten sich vor, dass sie es vermeiden sollten, im Haus eines nahen Angehörigen oder Freundes zu essen, um diesem nicht zur Last zu fallen. (Darjabadi) 236. Nach allgemeinem Konsens bedeutet "eure Häuser" hier vor allem "die Häuser eurer Kinder", denn von allem, was einer Person gehört, kann man sagen, dass es moralisch auch ihren Eltern gehört. (Asad) Mit eingeschlossen sind die Häuser der Kinder und die des Ehepartners. Denn das Haus des Sohnes ist das seiner Eltern und das Haus des Ehemannes ist das seiner Frau. (Qutb) 237. Das heißt, für die ihr verantwortlich seid. (Asad) 238. "Sadiq" صَدِيق (Freund) kommt von "Sidq" (Wahrheit! Sadiq ist also jemand der dir die Wahrheit sagt und du ihm auch. In diesem Aja stellt Allah den Freund auf die gleiche Stufe wie eine echte Verwandtschaft. Und von ibn 'Abbas ist zu lesen, dass eine wahre Freundschaft sogar fester als die Verwandtschaft sein kann (Qurtubi) Wenn dadurch dem Freund kein Schaden entsteht. (Qutb) Keine formale Einladung oder Erlaubnis ist notwendig, wenn jemand im Haus eines Verwandten eine Mahlzeit zu sich nimmt. Auch in der Abwesenheit des Hausherrn kann man ohne Zögern annehmen, was seine Frau oder seine Kinder anbieten, wobei in diesem Zusammenhang zu beachten ist, dass das Haus der eigenen Kinder wie das eigene Haus ist. (Maududi) 239. In altarabischen Stämmen herrschte manchmal die Sitte, dass jedes Mitglied separat saß und aß. Auch bei heutigen Hindus wird es noch als nicht empfehlenswert angesehen, gemeinsam eine Mahlzeit einzunehmen. Andere hingegen betrachteten es als nicht ratsam, allein zu essen, so dass sie gar auf das Essen verzichteten, wenn sie es mit niemanden teilen konnten. Dieser Aja soll solche Einschränkungen aufheben. (Maududi) Von Qatada wird überliefert, dass jemand vom Stamm Abi Kananach es vor dem Islam für schändlich hielt, alleine zu essen. So trieb er manchmal eine große Menschenmenge zusammen, wenn er Hunger hatte, damit jemand sein Essen und Trinken mit ihm teilte. Da kam diese Erlaubnis, allein oder gemeinsam zu essen, wenngleich es segensreicher wäre, die Mahlzeiten gemeinsam zu sich zu nehmen. (ibn Kasir) 240. "Anfusikum" أَنفُسِكُمْ (wörtlich: "euch selbst") bedeutet hier "eure eigenen Freunde und Verwandten". (Darjabadi) Hier folgen die Verhaltensmaßregeln beim Betreten der Häuser, in denen man das Essen einzunehmen beabsichtigt. (Qutb) 241. Hier wird uns zuerst mitgeteilt, dass wir gegenseitige Gastfreundschaft und Kameradschaft akzeptieren sollten. Dabei erfahren wir, in welchem Geiste dies geschehen sollte, nämlich nicht aus Eigennützigkeit im irdischen Sinne, sondern in guten Absichten im höchsten geistigen Sinne des Wortes. (Juusuf `Allii) 242. Vergleiche oben die Fußnoten 226 und 232. Hier erscheint derselbe Refrain in einer anderen Form und rundet das Argument von einem anderen Standpunkt her ab. (Juusuf `Allii) 243. Hier folgen abschließende Anweisungen, die die Disziplin der muslimischen Gemeinschaft verstärken sollen, so dass sie besser organisiert ist. (Maududi) Auch dies ist eine gute Sitte, in der Allah Seine mu’min Diener unterweist. Wie Er ihnen zuvor geboten hat, beim Eintreten um Einlass zu bitten, so befehlt Er ihnen auch, beim Aufbruch um Erlaubnis zu bitten, insbesondere, wenn sie sich zusammen mit dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in einer Versammlung, wie Freitagsgebet, gemeinschaftlichem Fest oder in einer Ratsversammlung befanden. Sie dürfen die Versammlung nicht verlassen, bevor sie seine Einwilligung, seinen Rat eingeholt haben. (ibn Kasir) Diese Ajas beinhalten die inneren und äußeren organisatorischen Regeln zwischen der Gemeinschaft und ihrem Führer. (Qutb)
Abschnitt 9 62. Mu’mins sind diejenigen, die an Allah den Iman verinnerlichen und an Seinen Gesandten243 und wenn sie bei ihm sind in einer Angelegenheit, die alle angeht244, dass sie dann nicht weggehen, ehe sie seine Erlaubnis dazu erbeten haben241. Wahrlich, diejenigen, die dich um Erlaubnis bitten, das sind die, die an Allah den Iman verinnerlichen und an Seinen Gesandten246. Wenn sie dich also um Erlaubnis bitten wegen eigener Anliegen, so erlaube es, wem du willst247. Und bitte Allah um Verzeihung248. Fürwahr, Allah ist Allverzeihend und Allbarmherzig249. 244. In den gemeinschaftlich wichtigen Sachen, in denen die Teilnahme aller erforderlich ist, wie Entscheidungen, im Kriegsfall oder wenn es sich um Tätigkeiten füg das Allgemeinwohl handelt. (Qutb) "In einer Angelegenheit, die die Aufmerksamkeit der Gemeinschaft insgesamt erfordert": alles, was die Gemeinschaft als Ganze angeht, wie beispielsweise das Freitags- oder Festgebet, die ein regelmäßiger Anlass zum Zusammentreffen sind, aber vor allem Beratenden im Hinblick auf gemeinsame Unternehmenden. (Juusuf `Allii) Das Personalpronomen "bei ihm" bezieht sich auf den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und analog dazu auf jeden legitimen Führerimaam) der muslimischen Gemeinschaft, der in Übereinstimmung mit dem Qur’an und der Sunna handelt. (Asad) 245. Das heißt seine Einwilligend, aus triftigen Gründen nicht an der von der Mehrheit beschlossenen gemeinsamen Handlung oder der politischen Verhaltensweise teilzunehmen. In logischer Weiterentwicklung dieses Grundsatzes kommen wir zu etwas, das der Vorstellend von einer "loyalen Opposition" ähnelt, wobei es möglich ist, in bestimmten Punkten kommunaler oder staatlicher Politik entgegengesetzter Meinend zu sein, ohne deswegen der gemeinsamen Sache gegenüber nicht loyal zu sein. (Asad) Es versteht sich von selbst, dass sich wirklich mu’min Menschen nur im Notfall diese Erlaubnis geben lassen. (Qutb) 246. Dies enthält eine Warnend davor, sich ohne triftigen Grund ausschließen zu wollen. (Maududi) 247. Das heißt denjenigen, bei denen de es in unparteiischer Entscheidend füg zweckmäßig hält. Wenn nicht aus dem Zusammenhang das Gegenteil hervorgeht, bedeutet "Wille" immer eine Entscheidend nach bestimmten Kriterien. (Juusuf `Allii) Nach Abwägen der von der betreffenden Person vorgetragenen Gründe gegen die Interessen der Gemeinschaft. (Asad) 248. Auch wenn aus triftigen Gründen eine solche Erlaubnis erteilt wird, ist es bei wichtigen Angelegenheiten von allgemeiner Verbindlichkeit eine Vernachlässigung der Pflichten des Betreffenden. Darum ist es notwendig, um Vergebung füg ihn zu bitten, den wir schulden Allah vollkommene Pflichterfüllend. (Juusuf `Allii) Das Verlassen einer solch wichtigen Versammlung ist insofern eine Nachlässigkeit, als sie die Voranstellend der Angelegenheiten des Diesseits vor die des Jenseits und des Imans in sich birgt. (Safwat Al-Tafsir) Es wäge ein Fehler, Ausflüchte zu suchen oder Eigeninteresse über das Gemeinschaftsinteresse zu stellen. Darum soll der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, er der entsprechende Verantwortliche füg den um Vergebung bitten, dem er diese Ausnahmeerlaubnis erteilt. (Al-Manadsch) 249. Die Aussage, dass Allah immer wieder vergibt und barmherzig ist, bedeutet offensichtlich, dass es moralisch besser ist, darauf zu verzichten, um eine Ausnahmeerlaubnis bei gemeinsam beschlossenen Handlenden zu bitten. (Asad)
63. Nehmt nicht den Aufruf des Gesandten250 unter auch auf wie den Aufruf des einen von euch an den anderen251. Allah kennt sehr wohl diejenigen, die sich heimlich aus eurer Mitte davonstehlen, indem sie sich (hinter anderen) zu verstecken suchen252. Darum mögen sich die hüten, die sich seinem Gebot widersetzen, dass sie nicht eine schwere Prüfung trifft oder dass ihnen nicht schmerzliche Strafe zuteil wird253. 250. Das heißt, sein Aufruf zu Allahs Botschaft allgemein, wie oben in Aja 46-54, wie auch zu einer bestimmten gemeinschaftlichen Verhaltensweise, auf die sich Aja 62 bezieht. „Der Aufruf des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, kann nach einer alternativen Auslegung auch gleichbedeutend mit dem Qur’an selbst sein. (Asad) 251. Die Herzen der Mu'mins sollen sich voll des Respekts gegenüber des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, erweisen. Nur so findet jedes Wort und jede Anweisung von ihm ihre Wirkung. Ein Führer muss eine Ehrfurcht besitzen, die mit Sanftheit gekoppelt ist. Dies sollte sie aber nicht vergessen lassen, dass er ihr Erzieher ist und somit ihn so beim Namen zu nennen, auf die gleiche Weise, wie sie einander zu rufen pflegen. (Qutb) Drei Bedeutungen sind möglich. 1. Die in der Übersetzung wiedergegebene, die mit der Ansicht der meisten Kommentatoren übereinstimmt. 2 glaubt nicht, die Fürbitte des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sei wie euer gewöhnliches gegenseitiges Bitten. Bei der Fürbitte des Propheten geht es um wichtige Dinge und sie wird von Allah angenommen." 3. "Redet nicht mit dem Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, so vertraulich, wie ihr untereinander redet; benutzt ihm gegenüber respektvolle Worte." (Juusuf `Allii) Obwohl alle drei Interpretationen sowohl mit dem Begriff "du’aa" دُعَا als auch mit dem Zusammenhang zu vereinbaren sind, passt die erstere eher zum folgenden. (Maududi) 252. Dies ist noch eine weitere Charaktereigenschaft der Heuchler. Wenn sie aufgefordert werden, sich einer kollektiven Angelegenheit wegen zu versammeln, reagieren sie darauf, weil sie zu den Muslimen gerechnet werden wollen. Sie sind jedoch nur ungern anwesend und stehlen sich bei nächster Gelegenheit davon. (Maududi) 253. Unter "Prüfung" ist eine Heimsuchung in diesem Leben zu verstehen, und die "schmerzliche Strafe" bezieht sich auf das zukünftige Leben. (Juusuf `Allii) Nach Imaam Dschafar Sadiq bedeutet "Prüfung" hier "Herrschaft der Ungerechten". Wenn also Muslime sich weigern, den Geboten des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Folge zu leisten, werden sie Tyrannen und unrechtmäßigen Herrschern zum Opfer fallen. Auch andere Anfechtungen kann es geben wie beispielsweise sektiererische Spaltungen, Bürgerkrieg, moralischen Verfall, Zersetzung des Gemeinschaftslebens, inneres Chaos, Niedergang der politischen Ordnung, Unterwerfung durch andere und vieles mehr. (Maududi) Dies ist eine fürchterliche Warnung und eine schreckenserregende Drohung an die gerichtet, die sich seinen Anordnungen widersetzen, einen anderen Weg gehen als Seinen Weg und sich aus der Reihe fortstehlen, eines persönlichen Nutzens wegen oder um einem Übel zu entgehen. (Qutb)
64. Doch wahrlich, Allahs ist, was in den Himmeln ist und auf Erden. Er weiß ja, worauf ihr aus seid. Und an dem Tag, an dem sie zu Ihm zurückgebracht werden, wird Er ihnen das verkünden, was sie getan haben254. Und Allah weiß sehr wohl um alle Dinge255. 254. Die Lage und Umstände, in denen ihr euch befindet, die Absichten, die euch bewegen und die Zielsetzungen, die ihr im Auge habt. (Juusuf `Allii) Sachverhalte, die missverstanden, missdeutet, falsch angepriesen oder als gut dargestellt wurden, während sie schlecht und böse waren - alles erscheint am Tag des Gerichts in seinem wahren Licht. (Juusuf `Allii) 255. Nichts bleibt ihm verborgen, denn es ist Seine Schöpfung und Sein Reich. (Safwat Al-Tafsir)
Einführung zu Suura 25 Diese Suura entfaltet weiterhin den Kontrast zwischen Licht und Finsternis, der symbolisch für Wissen und Unwissenheit, geistigen Fortschritt und Stagnation, Rechtschaffenheit und Ungerechtigkeit steht. Sie schließt mit einer Definition jener Handlungen ab, durch welche sich die Rechtschaffenen in ihrer irdischen Umgebung kennzeichnen. Diese Suura wurde in Makka offenbart; das Datum ist jedoch nicht von Bedeutung. Diese Suura erscheint so, als ob sie in ihrer Ganze eine einzige Aufheiterung, Aufmunterung und Beruhigung für den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wäre und eine Stärkung seiner Position bei seiner Begegnung mit den kaafir Quraisch. Man kann sie in vier Abschnitte einteilen, wobei der erste mit der Lobpreisung Allahs und dem Bekenntnis Seiner Einheit beginnt. Danach wird jegliches Ansinnen von Vaterschaft und Teilhaberschaft Allahs zurückgewiesen. Der zweite Abschnitt beginnt mit der Anmaßung der Kaafirs, sie würden Allah niemals begegnen. Im weiteren Verlauf widersprechen sie der Art und Weise wie der Qur'an offenbart wurde. Der dritte Abschnitt beschreibt einige Szenerien des Weltalls und die Erschaffung der Menschheit aus Wasser. Abschließend werden im letzten Abschnitt die "Diener des Allerbarmers" dargestellt. Die Tür zur Umkehr wird offen gehalten, für den, der den Weg dieser Diener beschreiten will. (Qutb) Zusammenfassung: Allahs höchste Auszeichnung für den Menschen ist die, dass Er ihm die Gabe verliehen hat, zwischen richtig und falsch zu unterscheiden ("furqaan"), nämlich durch Seine Offenbarung, die uns die wahre Bedeutung unserer in die Ewigkeit reichenden Zukunft lehrt. (Ajas 1-20) Wer von dieser Unterscheidungsfähigkeit keinen Gebrauch macht, wird es am Tag des Gerichts bereuen, denn Allah hat uns zu allen Zeiten immer wieder gewarnt. (Ajas 21-44) In den Gegensätzen von Schatten und Sonnenschein, Nacht und Tag, Tod und Leben sowie in der ganzen Ordnung der Schöpfung Allahs kann der Mensch von Allah selbst lernen, und die Tugenden der Rechtschaffenen sind eine Antwort auf Seine Fürsorge für sie. (Ajas 45-77)
Die Unterscheidung Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen. 1. Segensreich 1 ist Der, Der die Unterscheidung2 herabgesandt hat zu Seinem Diener,3 auf dass sie eine Ermahnung 4 sei für alle Welten5, - 1. "Tabarak" تَبَارَكَ : die Wurzel der Bedeutung dieses Wortes ist "Vermehrung" oder "Fülle". Hier wird der Aspekt des Handelns Allahs mit den Menschen betont, der die Fülle Seiner Wohltaten und Güte gegenüber allen Seinen Geschöpfen zeigt. Dazu gehört die Offenbarung seines Willens, und zwar nicht nur im unbegrenzten Buch in menschlicher Sprache, das uns allen eindeutige Anweisungen und Ermahnungen gibt. Das deutsche Wort "gesegnet" vermittelt kaum diese Bedeutung, aber es gibt keinen anderen Begriff, der nicht zu weit vom gewohnten Sprachgebrauch abweichen würde. Um die hier erläuterte Bedeutung zu unterstreichen, habe ich übersetzt: "gesegnet ist ..." statt "gesegnet sei", was durchaus auch möglich wäre, denn es bringt den Aspekt der Lobpreisung Seines heiligen Namens mit in die Bedeutung hinein. (Juusuf `Allii) Das umfassende arabische Wort "tabrak" umfasst folgende Bedeutungen: 1. Er ist barmherzig; deswegen hat Er Seinem Diener nach und nach den großen Segen des "furqaan" zuteil werden lassen, so dass er in der Lage ist, die ganze Menschheit zu ermahnen. 2. Er ist groß und erhaben; die Herrschaft über Himmel und Erde gehört Ihm allein. 3. Er ist heilig, rein und vollkommen; Er ist rein von jeder Spur Abhängigkeit von irgendeinem Partnerwesen und braucht weder einen Teilhaber an Seiner Göttlichkeit noch einen Nachfolger, der ihn ablöst, denn Er ist ewig. 4. Er ist der Höchste und Oberste; die Herrschaft gehört Ihm allein, und niemand hat Anteil an Seiner Macht und Autorität. 5. Er ist der einzige Schöpfer des Universums, der alles erschaffen hat und sein Schicksal in der Hand hält. (Maududi) Am Anfang der Suura wird hier die Thematik umrissen, nämlich die Offenbarung des Qur’an von Allah sowie die Offenbarung an Generationen von Gesandten an die gesamte Menschheit, die unabhängige Einheit und Einzigartigkeit Allahs, Seine Erhabenheit über menschliche Attribute wie Partner oder Nachkommen, Seine Herrschaft über dieses Dasein und Seine umfassende Weisheit und Allmacht. Trotz all diesem gesellen die Götzendiener Ihm andere Wesen bei, und trotzdem streiten die Menschen über theologische Dogmen. (Qutb) 2. Das, anhand dessen er eindeutig zwischen richtig und falsch unterscheiden kann. Dies bezieht sich hier speziell auf den Qur’an, der bereits durch das Licht symbolisiert wurde. Diese Symbolik wird hier fortgesetzt, und es werden zahlreiche Gegensätze aufgezeigt, anhand deren wir durch Allahs Licht zwischen Wahrheit und Trug unterscheiden können, besonders der Gegensatz zwischen Rechtschaffenheit und Ungerechtigkeit. (Juusuf `Allii) "Furqaan" ist der Name aller von Allah offenbarten Bücher, wie es in Suura 21:45 heißt: „Und Wir ließen wahrhaftig die Unterscheidung zukommen." (Qurtubi) Denn er unterscheidet zwischen Recht und Unrecht, zwischen Rechtleitung und Irreführung, zwischen Vernunft und Unvernunft und zwischen Erlaubtem und Verbotenem. (Ibn Kasir) Die Norm zur Unterscheidung zwischen Gut und Böse. Fast alle Kommentatoren verstehen den Begriff "Al-Furqaan" in diesem Sinne. Im obigen Zusammenhang bezeichnet er sowohl den Qur’an als auch das Phänomen der Offenbarung Allahs an sich. Die Verbform "nassala" ("Er sandte herab") impliziert ein allmähliches Herabsenden sowohl zeitlich (Nacheinander) als auch methodisch (Schritt für Schritt). (Asad) 3. Nämlich auf den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm. (Darjabadi) An Stellen der Ehrung des Propheten wird er mit dem Attribut "Diener" bezeichnet, zum Beispiel bei seiner Nachtreise (17:1) bei seiner Anrufung Allahs und seinem Zwiegespräch mit Ihm (72:19) und auch an dieser Stelle ähnlich wie in Suura 18:1 in Bezug auf die Herabsendung des Qur’ans. Diese Bezeichnung soll auf seinen hohen Rang hinweisen, den höchsten Rang, den ein Mensch je erreichen könnte. Er bleibt jedoch auf dem Rang des Dieners Allahs. (Qutb) 4. Das Wort "jakuna" يَكُونَ kann sich entweder auf den "furqaan" ("so dass die Unterscheidung zwischen Gut und Böse/der Qur’an eine Ermahnung sei ...") oder auf den "`abd" („so dass er - der Diener - eine Ermahnung sei ...") beziehen. In jedem Fall ist die letztendliche Bedeutung dieselbe. Der Qur’an ist das Kriterium zur Unterscheidung von richtig und falsch. (Juusuf `Allii) 5. Nicht nur an ein bestimmtes Volk oder ein bestimmtes Land. (Darjabadi) Der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sagte hierzu: „Vor mir wurden Propheten nur zu ihren jeweils eigenen Völkern gesandt, aber ich bin zur ganzen Menschheit gesandt worden," und „Ich bin zur ganzen Menschheit gesandt worden, und ich bin der letzte der Propheten." (Maududi) Bereits in diesem makkanischen Text kommt die Universalität dieser Botschaft Allahs zum Ausdruck. Die Behauptung, der Islam sei zuerst lokaler Art gewesen und habe dann nach der Expansion in die eroberten Gebiete einen universalen Charakter angenommen ist also nicht haltbar. (Qutb) Sowohl für die Menschen als auch für die Dschinn. (Qurtubi)
2. Der, Dem die Herrschaft über die Himmel und die Erde gehört6 und Der sich niemandem zum Sohn genommen hat7 und Der keinen Teilhaber an Seiner Herrschaftsgewalt hat8 und Der alle Dinge im rechten Maß9 erschaffen hat und ihnen Sinn gegeben hat10. 6. Das heißt, Er hat das ausschließliche Anrecht darauf, und kein anderer kann Anteil daran haben. (Maududi) 7. Denn die Fortpflanzung ist einer von den vertrauen Vorgängen, die Er festgesetzt hat, um die Fortsetzung des Lebens zu gewährleisten. Der Erhabene ist jedoch Ewig und nicht vergänglich. (Qutb) Vergleiche auch Suura 17:111 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad) Weder steht Er in direkter elterlicher Beziehung zu irgendeinem Lebewesen, noch hat Er eins davon als Kind angenommen. Niemand außer Ihm ist deswegen der Verehrung würdig. Wer solche unangebrachten Behauptungen aufstellt, hat keine wahre Vorstellung von Allah und betrachtet Ihn als schwach und bedürftig wie einen Menschen, der jemanden als Stütze und Erben braucht. (Maududi) 8. Diese Behauptung stellen die Götzendiner auf. (Qurtubi) Denn alles, was im Himmel ist und auf der Erde zeugt von der Einheit der Planung, der Vorgänge und der Abwicklung. (Qutb) Das arabische Wort "mulk" مُلْك bedeutet Souveränität, oberste Autorität und Herrschaft. Allah ist der absolute Herrscher des Universums, und kein anderer hat Anspruch auf Autorität; Er allein ist Allah. Sobald der Mensch ein anderes Wesen zu seinem Herrn erhebt, tut er dies in der Annahme, dieses Wesen habe die Macht, sein Geschick zu bestimmen. Sobald deutlich wird, dass niemand außer Allah wirkliche Macht über uns besitzt, wird niemand mehr sich einem anderen beugen oder einem anderen gehorchen außer Allah allein. (Maududi) 9. Er bestimmte Umfang und Form, Zeit und Ort sowie Aufgabe und Verhaltensweise eines jeden Geschöpfes. (Qutb) Allahs Majestät und Seine Unabhängigkeit von allen Bedürfnissen wird hier erwähnt, um hervorzuheben, wie groß Seine Güte ist, uns Seinen Willen zu offenbaren. (Juusuf `Allii) Seinem Plan entsprechend, das heißt in Übereinstimmung mit der Funktion, die er jedem einzelnen Ding oder Phänomen gegeben hat. Die älteste Formulierung dieses Gedankens finden wir in Suura 87:2-3. (Asad) Allah hat nicht nur alle Dinge erschaffen, sondern auch ihre Form, ihren Umfang, ihre Möglichkeiten, ihre Charaktereigenschaften, die Möglichkeiten und Grenzen ihrer Entwicklung und alle sie betreffenden Dinge geschaffen und ihnen Versorgung und Aufgabenbereiche zugeteilt. (Maududi) 10. Allein, ohne die Hilfe irgendeines Partner. (Darjabadi)
3. Und doch haben sie sich andere Götter außer Ihm genommen11, die nichts zu erschaffen vermögen, sondern die selbst erschaffen sind12, und die sich selbst weder zu schaden noch zu nützen vermögen, und keine Macht über Tod oder Leben oder Wiederauferstehung haben13. 11. Dies ist die erste große Unterscheidung, die das Kriterium lehrt: das Wesen des Wahren Gottes zu erkennen gegenüber den falschen Phantasievorstellungen der Menschen. (Juusuf `Allii) 12. Ob es sich um unbelebte "Darstellungen" imaginärer Gottheiten handelt, um personifizierte Naturgewalten, vergötterte Menschen oder einfach um Phantasiegestalten. (Asad) 13. Das heißt alle diese imaginären Gottheiten sind völlig machtlos. Er allein ist mächtig. (Darjabadi) Damit werden die von ihnen aufgestellten Götter jeglicher Eigenschaften Allahs beraubt. (Qutb)
4. Doch diejenigen, die kaafir sind, sagen14: „Wahrlich, dies ist nichts anderes als ein Betrug15 den er ersonnen hat, und andere Leute haben ihm dabei geholfen16. Wahrlich, das was sie vorgebracht haben, ist eine ungeheure Ungerechtigkeit und Trug17.“ 14. Über den Qur’an und den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm,. (Darjabadi) 15. Von Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, selbst erfunden. (Safwat Al-Tafsir) "Ifk" إِفْك das mit "Betrug" übersetzt wurde, unterscheidet sich von "suura" زُور am Ende dieses Ajas, das mit "Lüge" übersetzt ist. Der "Betrug", den die Gegner dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zuschrieben, sollte angeblich etwas sein, das nicht in Wirklichkeit existierte, sondern was der Propheten mit Hilfe anderer erfunden haben sollte. Ihrer Ansicht nach war 1. die Offenbarung keine Offenbarung, sondern eine Fälschung, und 2. hatten die offenbarten Inhalte, wie beispielsweise das zukünftige Leben, die Auferstehung, das Gericht, die Glückseligkeit der Rechtschaffenen und die Leiden der Ungerechten, keine Basis in der Wirklichkeit, sondern waren reine Erfindungen. Man sprach auch von einer Illusion. Dem wird entgegengehalten, dass dies nicht der Fall ist, sondern dass die offenbarten Inhalte wahr seien und die Vorwürfe unwahr (zur); der Trug ist der aufrührerischen Haltung zuzuschreiben, für die die gesamte Geisteshaltung und Mentalität der Kaafirs verantwortlich ist. (Juusuf `Allii) 16. Dieser Vorwurf wird bis heute immer wieder von Juden und Christen erhoben. (Darjabadi) Inhaltlich besagt dieser Vorwurf: der Qur’an oder zumindest der größte Teil davon basiere auf jüdisch-christlichen Lehren, die angeblich durch ungenannte Fremde dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nahe gebracht wurden (vergleiche Suura 16:103 und die entsprechenden Fußnoten) oder durch verschiedene Araber, die zum Judentum oder Christentum konvertiert waren; darüber hinaus wurde dem Propheten vorgeworfen, er habe sich getäuscht, den Qur’an für die Offenbarung Allahs zu halten, oder er habe ihn absichtlich - in Bewusstsein, dass dies nicht der Fall sei – Allah zugeschrieben. (Asad) 17. Eine Ungerechtigkeit (sulm ظُلْم) gegenüber der Wahrheit, gegenüber dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und schließlich gegenüber sich selbst. (Qutb) Während allgemein angenommen wird, dieser Satz bilde eine Zurückweisung im Qur’an der am Anfang des Ajas ausgedrückten Unterstellung, bin ich der Ansicht, er bildet einen Teil der Unterstellung selbst, indem er die angeblichen Helfer Muchammads, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sozusagen mitverantwortlich für die angebliche "Erfindung" des Qur’an macht. (Asad)
5. Und sie sagen: „Fabeln der Alten, die er hat aufschreiben lassen18, und sie werden ihm diktiert am Morgen und am Abend19." 18. „Die er durch andere schreiben ließ, da er selbst nicht schreiben konnte." (Darjabadi) 19. Damit er sie auswendig lernt. (Al-Dschalalain) In ihrer verblendeten Arroganz sagen sie: "Wir haben solche Dinge zuvor gehört; es sind schöne Geschichten, die aus alter Zeit überliefert wurden, gut genug zur Unterhaltung, aber nicht ernst zu nehmen." Wenn auf die Schönheit und Kraft der Offenbarung hingewiesen wird und auf das Wunder, dass ein ungelernter Mensch sie übermittelte, dann verweisen sie wiederum auf andere Menschen, die sie angeblich geschrieben haben sollen, obgleich sie niemanden vorführen konnten, der dazu in der Lage gewesen wäre. (Juusuf `Allii)
6. Sprich20: „Herabgesandt hat ihn Der, Der die Geheimnisse in den Himmeln und auf Erden kennt21 Wahrlich, Er ist Allverzeihend und Allbarmherzig22.“
20. Damit ist der Prophet
Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, angesprochen.
(Darjabadi) 21. Die Antwort darauf ist, dass der Qur’an geistige Wahrheiten lehrt, die dem Menschen gewöhnlich verborgen sind. Solches Wissen kann nur von Allah ausgehen, Der allein die Geheimnisse Seiner gesamten Schöpfung kennt. Trotz der Vergehen und Mängel des Menschen vergibt Er und schickt uns Sein wertvollstes Geschenk, nämlich Seine Offenbarung. (Juusuf `Allii) Eigentlich kommen die obigen Vorwürfe erst heute richtig zum Tragen. Zur Zeit des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, selbst wusste man nur zu gut, dass das Beweismaterial für solche Vorwürfe fadenscheinig war. Wenn konkrete Personen genannt wurden, die dem Propheten geholfen haben sollten, dann nur in Form von unbegründeten Anschuldigungen, denn wenn diese als Beweismaterial hätten gelten können, dann wäre auch die Widerlegung nicht eine bloße Verneinung geblieben, denn in diesem Fall hätten die Kaafirs eine klare und ausführliche Antwort gefordert. Der Vorwurf war schon damals nicht haltbar, denn jeder kannte die angeblichen "Helfer" und ihre Gelehrsamkeit und wusste, dass sie für eine solche Anschuldigung nicht in Betracht kamen; alle angeblichen "Helfer" nahmen später den Islam an, was sicher nicht der Fall gewesen wäre, wenn sie sich an einem Betrug dieser Art beteiligt hätten. Übrigens wäre ein solcher Betrug sicher nicht vor Abu Bakr, `Allii und anderen nahe stehenden Gefährten des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, verborgen geblieben. (Maududi) 22. Diese beiden Namen sind hier von großer Wichtigkeit. Allah gibt den Feinden der Wahrheit deswegen eine Frist zur Besinnung, weil Er der Vergebende und Barmherzige ist. Auch eine Mahnung ist darin enthalten: "Ihr ungerechten Menschen, selbst wenn ihr jetzt eure Feindschaft und euren Starrsinn aufgebt, wird Allah euch bereitwillig alle früheren Vergehen vergeben." (Maududi) Diese Aufforderung ist an die gerichtet, die diese Behauptungen aufstellen, zu bereuen und umzukehren, damit ihnen vergeben wird. (ibn Kasir)
7. Und sie sagen23: „Was für ein Gesandter24 ist das, der Nahrung zu sich nimmt und auf Märkten umhergeht? Würde nur ein Engel zu ihm herabgesandt, damit er bei ihm wäre als Warner25? 23. In ihrer Unwissenheit darüber, worin die Aufgabe eines Propheten besteht. (Darjabadi) 24. Wie ist es möglich, dass Soundso, der Sohn von Soundso, den sie alle genau kennen, der ihnen vertraut ist, der genauso isst wie sie selbst und dieselben Gewohnheiten hat wie sie, ein Gesandter Allahs ist und eine Offenbarung empfängt? Wie könnte er eine Verbindung haben zu einer anderen Welt als der irdischen und sogar von ihr empfangen? Sie sehen ihn aus Fleisch und Blut und als einen von ihnen. Aber ihnen wird nichts offenbart aus der Welt, aus der die Offenbarung kommt. Aus dieser Perspektive erscheint diese Tatsache unwahrscheinlich, doch von einer anderen Seite gesehen erscheint sie natürlich und akzeptabel. Denn dadurch, dass Allah dem Menschen Seinen Geist einhauchte, erhielt dieser eine besondere Auszeichnung. Hinzu kommt, dass Allah ihn zum Statthalter auf Erden gemacht hat. Für diese Aufgabe hat er weder die Erfahrung noch das Wissen, um sie zu bewerkstelligen, wenn Gott ihm nicht dies zukommen lassen würde. So erwählt Er aus dem Geschlecht der Menschen einen, der die besondere Eignung, von Ihm zu empfangen, besitzt, um sie an seine Artgenossen weiterzuleiten. Als Mensch kennt er die menschlichen Gefühle, Leiden und Hoffnungen genau. Somit ist er am besten geeignet, sie so behutsam wie möglich mit Allahs Offenbarungen auf den rechten Pfad zu bringen. (Qutb) Sie gingen von der Ansicht aus, ein Gesandter Allahs müsse eine Art Übermensch sein, der die Menschen nicht zum rechten Pfad führt, sondern sie durch irdische Macht oder starke Eindrücke zum Gehorsam zwingt. (Maududi) 25. Hier ist ein weiterer Einwand: „Er ist nur ein Mensch wie wir; warum wurde nicht ein Engel gesandt, zumindest mit ihm zusammen?" Die Antwort darauf ist folgende: Engel hätten als Gesandte Allahs an Menschen keinen Nutzen, denn sie und die Menschen würden einander fremd bleiben. Wenn ein Engel zu Menschen kommt, würde dies mehr Verwirrung und Verwunderung als Verständnis im Gemüt der Menschen auslösen. Vergleiche auch Suura 21:7-8 und 27:94-95. Die Aufgabe eines Engels ist eine andere. Ein Lehrer für Menschen ist jemand, der ihnen wesensgleich ist, an ihrem Leben teilhat, mit ihren Handlungen vertraut ist und ihre Freuden und Sorgen mit ihnen teilen kann. Ein Engel, um als Zeuge für seine Behauptungen zu fungieren. (ibn Kasir) Nur die, die den wahren Rang des Menschen und seine Ehrung durch Allah nicht kennen, wunderten sich über die Offenbarung an einen Menschen. Sie leugnen, dass ein Mensch Allahs Gesandter sein kann und meinen, dass die Engel für diese Aufgabe würdiger wären. Allah jedoch hat die Engel veranlasst, sich vor dem Menschen niederzuwerfen, da dieser über hervorragende Eigenschaften verfügt. (Qutb)
8. Oder würde ihm nur ein Schatz herabgesandt26? Oder besaß er nur einen Garten, aus dem er essen könnte27 „Und die Ungerechten sagen: „Ihr folgt fürwahr nur einem Mann, der verhext ist28.“ 26. Der ihn von den gewöhnlichen Mitteln des Lebensunterhalts unabhängig macht. (Darjabadi) 27. Da die Kaafirs keine stichhaltigen Beweise für ihre Ablehnung besaßen, führten sie diese vagen Gründe an. (Ibn Kasir) Wie auch aus der Fußnote zu Suura 5:69 ersichtlich ist, hat das Wort "akala" (wörtlich: "essen") eine sehr umfassende Bedeutung, denn es beinhaltet Genuss aller Art, physisch, gesellschaftlich, psychisch, moralisch und geistig. Der Garten steht hier stellvertretend für die Annehmlichkeiten des Lebens. (Juusuf `Allii) Dies ist auch eine sarkastische Anspielung auf das Paradies, von dem im Qur’an so oft die Rede ist. Vergleiche auch Suura 13:38; 5:75 und 21:7-8 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Asad) Gerade das will Allah nicht, dass Sein Gesandter über außerordentliche Schätze oder einen Garten verfügt, sondern Er will, dass er ein vollkommenes Vorbild für seine Gemeinschaft sein kann. Nicht nur, dass er die enormen Aufgaben seiner Sendung zu bewerkstelligen hatte, nein, - auch für seinen Lebensunterhalt musste er sorgen wie jeder seiner Gemeinschaft. Doch er war genügsam in seinen Bedürfnissen, so dass er sich ausschließlich seinem Diin, seiner Sendung und seiner Aufgabe widmen konnte. (Qutb) Berühmt ist eine Sitzung, die die Quraisch mit dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hätten. Dabei hatte ihm Utbach ibn Rabia, und mit ihm andere Führer die Führerschaft über sie angeboten. Oder falls ihm Reichtum lieber wäre, würden sie für ihn aus ihren reichlichen Mitteln sammeln. Als er beides ablehnte, gingen sie zum Protest über. So bemängelten sie an ihm, dass er ein normaler Esser sei und kein Engel, und dass er sich auf den Märkten unter sie mischte, während die Kaiser und Könige sich dafür zu erhaben fühlten. (Qurtubi) 28. Diese Rede ist an die Mu'mins gerichtet (Al-Dschalalain) Der seines Verstandes beraubt ist. (Safwat Al-Bajan) Vergleiche auch Suura 17:47. Seitens der Bösen und Kaafirs ist der Ton dieser Rede noch schärfer als seitens der nur Kaafirs, denn sie erklären sozusagen den Lehrer der Menschheit zum Narren. (Juusuf `Allii) Jemandem der von Magie beeinflusst und dessen Vernunft deswegen getrübt ist. (Darjabadi) Gleichzeitig mit diesem Vorwurf mussten die makkanischen Götzendiener jedoch zugeben, dass er sehr klug sein musste, denn ihm wurde ja auch eine Fälschung der Offenbarung vorgeworfen, die sehr viel Intelligenz erforderte. (Maududi)
9. Schau, welche Bilder sie
für dich zu
prägen suchen29! Doch sie sind irregegangen30
und können den (rechten Pfad) nicht finden31 29. Um dich zu verleugnen. (Qurtubi) Wie absurd weit treiben sie es mit ihrer Ablehnung! (Darjabadi) Einmal wurde er einem Verhexten gleichgestellt. Ein anderes Mal wurde er der Fälschung bezichtigt, ein drittes Mal wurde er als Fabelerzähler hingestellt. (Qutb) 30. Sie sind durch ihre Unvernunft weit von der Wahrheit abgewichen. (Darjabadi) 31. Infolge ihrer ablehnenden Haltung. (Darjabadi) Die Vorwürfe gegen den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, fielen auf diejenigen zurück, die sie aussprachen. Der Gesandte wurde gerechtfertigt und gestärkt, denn Allahs Wahrheit setzt sich immer durch. Menschen, die absichtlich den Weg der Wahrheit, Rechtschaffenheit und Aufrichtigkeit verlassen, haben nicht nur den Weg verloren, sondern können aufgrund ihrer Haltung auch nicht von sich aus ohne weiteres wieder einen Weg zurück zur Wahrheit finden. (Juusuf `Allii)
Abschnitt 2 10. Segensreich ist Der, Der, wenn Er wollte, dir noch Besseres bescheren32 könnte als all dies33- Gärten, durch die Ströme fließen34, und Der dir Paläste verschaffen könnte35. 32. Vergleiche auch oben Aja 1. Die Wiederaufnahme dieses Satzes zeigt an, dass nun das Argument der Offenbarung und des Prophetentums abgeschlossen ist und wir zu einer Gegenüberstellung des Gegensatzes übergehen, nämlich zum Schicksal derjenigen, die beides ablehnen. (Juusuf `Allii) Auch hier weist das Wort "tabarak" تَبَارَكَ darauf hin, dass Allah Macht über alle Dinge hat und niemand sich Ihm in den Weg stellen kann, wenn Er jemandem Seine Gnade erweisen will. (Maududi) 33. Besseres als das, wovon die Kaafirs sprechen. (Darjabadi) 34. Dieser Satz wird normalerweise symbolisch für die Glückseligkeit des zukünftigen Lebens gebraucht. Wenn es Allahs Plan entspräche, könnte Er Seinen Gesandten bereits in diesem Leben völlige Glückseligkeit und Macht gewähren. Statt verfolgt, verspottet und aus ihrer Heimat vertrieben zu werden und sich körperlich, seelisch und moralisch Mühe geben zu müssen, um die Wahrheit in der Welt zur Geltung zu bringen, könnten sie ein leichtes und sicheres Leben führen. Aber dann wäre es ihnen nicht möglich für sie, die kämpfende und sich abmühende Menschheit durch ihr Beispiel zu lehren. (Juusuf `Allii) 35. Und zwar in dieser Welt. Doch Sein Wille ist es, sie ihm im Jenseits zu geben. (Al-Dschalalain) Allahs Wille war, dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, etwas Besseres als Gärten und Paläste zu geben. Dies war, die Nähe und Verbindung mit dem Geber der Gärten und Paläste zu genießen und Seine Fürsorge, Seine Leitung und Erfolg zu spüren. Diese Wohltaten könnten von keinem anderen auch nur annähernd erreicht werden. (Qutb)
11. Aber nein! Sie tun die Stunde36 als Lüge ab. Doch Wir haben für die, die die Stunde als Lüge abtun, ein brüllendes Feuer bereitet. 36. Wer die Stunde des Gerichts leugnet, leugnet damit den letztendlichen Sieg der Macht der Gerechtigkeit und Wahrheit; das ist gleichbedeutend mit einer Bestätigung der Vorherrschaft des Bösen. Aber die Realität selbst wird sie strafen, wie aus den folgenden Versen deutlich wird. (Juusuf `Allii) Wenn man die Stunde des Gerichts leugnet, entsteht dadurch eine Haltung der Verantwortungslosigkeit und Mangel an ernsthaftem Denken. (Darjabadi) Das Wort "as-saa'a" السَّاعَ bedeutet wörtlich "Seit" oder "Stunde" und wird im Qur’an oft benutzt, um die "Stunde der Auferstehung" zu bezeichnen, wenn alle Menschen aus allen Seiten von den Toten auferstehen und von Allah für ihre Handlungen zur Rechenschaft gezogen werden. Dementsprechend erhalten sie ihren Lohn oder ihre Strafe. Ihre Einwände gegen die Offenbarung und das Prophetentum sind nicht auf rationale Gründe zurückzuführen, und alle Vorwürfe sind lediglich Vorwände. Der wirkliche Grund für ihre ablehnende Haltung ist der, dass sie nicht an das zukünftige Leben den Iman verinnerlichen und sich daher unabhängig von allen moralischen Verpflichtungen fühlen. Wer das zukünftige Leben leugnet, braucht nicht zu überlegen, was wahr oder falsch, was recht und was unrecht ist. Wenn es damit getan ist, dass wir sterben und zu Staub zerfallen, gibt es keinen Anlass zu solchen Überlegungen außer nach dem Maßstab des "Erfolgs" oder "Misserfolgs" in diesem irdischen Leben. Von diesem Standpunkt aus betrachtet erscheint es dann jedoch oft so, dass irdischer Erfolg oder Misserfolg unabhängig von Iman, so dass mu’min Menschen manchmal große Schwierigkeiten zu erleiden haben, während andere ein leichtes Leben genießen, und dass andererseits manche böse Menschen für ihre Übeltaten bestraft werden, während andere ein Leben in Überfluss und Vergnügen führen. Was also die irdischen Folgen einer bestimmten ethischen Haltung betrifft, so besteht für jemanden, der das zukünftige Leben leugnet, kein Grund, einen Aufruf zum Glauben und zur Moral zu akzeptieren, selbst wenn dieser auf überzeugende Weise gebracht wird. (Maududi)
12. Wenn es sie von weitem erblickt37, werden sie Grollen und Seufzen von dort hören38 37. Wörtlich: "Wenn es sie von einem weit entfernten Ort aus sieht," eine metaphorische Anspielung auf den Augenblick des Todes auf der Erde. Wie an vielen anderen Stellen, so bekommen wir auch hier einen feinen Hinweis auf das allegorische Wesen der Schilderung im Qur’an der Verhältnisse im zukünftigen Leben: die Fähigkeit des Menschen zu sehen, wird hier rhetorisch auf das Objekt seines Sehens übertragen. Dieser Sprachgebrauch wird bei Samachsari ausdrücklich als metaphorisch bezeichnet. (Asad) Während sie noch auf dem Weg dorthin sind. (Qutb) 38. Aus Zorn über die Leugner Allahs. (ibn Kasir) "Safiir" زَفِير ist ein tiefer Atemzug oder Seufzer; vergleiche auch Suura 11:106 und die entsprechende Fußnote. Das Feuer wird hier personifiziert. Es wütet vor Hunger und Zorn, und sobald es ihrer von weitem ansichtig wird, stößt es einen Seufzer des Verlangens aus. Bis dahin hatten sie die Gefahr nicht wahrhaben wollen. Gerade jetzt, wo ihre Herzen vor Furcht erzittern, sind sie mit ihresgleichen zusammengebunden und werden in die brüllenden Flammen geworfen. (Juusuf `Allii)
13. Und wenn sie zusammengekettet in ihren engen Raum hineingeworfen wer den, dann werden dort um ihre Vernichtung flehen39. 39. Alles andere - selbst vollständige Vernichtung - wäre besser als die Qual, die sie erleiden. Aber ihnen wird keine Vernichtung gewährt. (Juusuf `Allii) Vergleiche auch Suura 14:49 und die entsprechende Fußnote, wo erläutert wird, was es bedeutet, dass die Übeltäter "zusammengebunden" oder "aneinandergekettet" sind. Bezüglich des "engen Raums", in den sie geworfen werden, bemerkt Samchsari: „Verzweiflung ist von (einem Gefühl der) Enge begleitet, ebenso wie Glück mit (einem Gefühl der) Weite verknüpft ist; aus diesem Grund bezeichnet Allah das Paradies auch als einen Ort, der weiträumig ist wie Himmel und Erde" (vergleiche Suura 3:133). (Asad) Vergleiche auch im Deutschen: das Wort "Angst" kommt von "Enge" und ist mit einem Gefühl der Beklommenheit verbunden. (Anm. d. Übers.)
14. Fleht heute nicht nur einmal um Vernichtung, sondern fleht um vielfache Vernichtung40! 40. Vielfältig; ein Tod, der sich immer wiederholt. (Darjabadi) Denn eure ewige Verdammnis ist größer, als dass ihr nur einmal um Vernichtung fleht. (Qurtubi)
15. Sprich: „Ist dies besser oder der ewig währende Garten, der den Mutaqis versprochen worden ist41?"Das ist ihre Belohnung und ihr Endziel42. 41. Diese Frage sollte als Schelte verstanden werden. (Safwat Al-Tafsir) Indem das Blickfeld wieder in dieses Leben zurückverlagert wird, kann man sie mit Recht fragen: Hier ist das Ergebnis der beiden Verhaltensweisen; was zieht ihr vor? (Juusuf `Allii) Ist dieses furchtbare Leiden besser oder die Gärten, die Allah den Mutaqis versprochen hat, und ihnen einräumte, die Verwirklichung Seines unwiderruflichen Versprechens zu verlangen. (Qutb) 42. Für die Rechtschaffenen wird die letztendliche Glückseligkeit in gewissem Sinne eine Belohnung sein. Aber der Begriff "Belohnung" gibt nicht ganz die Tatsachen wieder, und zwar aus zwei Gründen: 1. die Glückseligkeit wird ihren Verdient bei weitem übersteigen; und 2. ist Rechtschaffenheit in sich selbst schon eine Belohnung. Die beste Weise, das Ergebnis auszudrücken, wäre vielleicht: ihre höchsten Wünsche werden erfüllt, ihr Ziel ist erreicht; sie befinden sich in Allahs Gegenwart. Dies ist Heil im höchsten Sinne. (Juusuf `Allii)
16. Ihnen wird dort zuteil
all das, was sie sich wünschen immerdar. Das ist ein Versprechen,
(dessen Erfüllung) von
deinem Herrn erbeten werden soll43 43. Dieses Ziel, nämlich Allahs Gegenwart, ist das, worum wir beten sollten, nicht um vergängliche Dinge, auch wenn sie gut sind. Dieses höchste Ziel ist es nämlich, was Allah uns versprochen hat und geben will. (Juusuf `Allii) Ein Versprechen Allahs, das sicher erfüllt wird. (Darjabadi) Wörtlich: "ein Versprechen, dessen Erfüllung gefordert werden kann". (Maududi)
17. Und am Tag, an dem Er sie44 und das, was sie außer Allah anzubeten pflegten45, versammeln wird, da wird Er fragen46: „Wart ihr es, die diese Meine Diener irregeführt haben47 oder sind sie von selbst vom Pfad abgeirrt?" 44. „(Was jedoch diejenigen angeht, die der Einheit deines Herrn achtlos gegenüberstehen) so wird Er diese eines Tages versammeln ..." (Asad) 45. Das, was sie außer oder neben Allah anzubeten pflegten, könnten Götzen, Engel oder Dschinn sein oder auch alles andere, was außer Allah angebetet wird. Diese Frage stellt er ihnen obwohl Er um alles weiß. Ihre öffentliche Anprangerung und Tadel ist in sich schon eine gefürchtete Strafe. Die Antwort auf diese Frage kann nur eine Abkehr von diesen Götzen sein und eine Hinwendung zu Allah, Dem Einzigen, Dem Allmächtigen. (Qutb) 46. Diese Frage ist wie eine Zeugenanhörung in einer Gerichtsverhandlung, oder wie eine Gegenüberstellung mit den Angeklagten. (Juusuf `Allii) Allah richtet diese Frage auch an die Engel, Propheten und Heiligen, die von ihren Anhängern vergöttert wurden. (Darjabadi) 47. Vergleiche auch Suura 34:40-41 und 5:116-117 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Maududi)
18. Sie werden sagen: „Preis sei Dir48! Es steht uns nicht zu, dass wir uns anstelle von Dir (irgendwelche) Beschützer nehmen49. Doch Du hast ihnen und ihren Vätern solange Wohlleben beschert50 bis51 sie die Ermahnung vergaßen, und zu einem verlorenen Volk wurden. 48. Erhaben darüber gleichberechtigte Partner an der Seite zu haben. (ibn Kasir) 49. Wenn wir selbst keine Beschützer außer Dir zu nehmen wagten, wie hätten wir dann andere dazu auffordern können. (Al-Dschalalain) Die Geschöpfe Allahs, die verehrt wurden, werden beweisen, dass sie dies nie verlangt haben: im Gegenteil, sie selbst waren Allahs Diener und suchten Schutz ausschließlich bei Ihm. Vergleiche auch Suura 66:5-6. Sie gehen noch weiter und zeigen, dass die Götzendiener zu ihren übrigen Vergehen noch Undankbarkeit hinzugefügt haben, denn Allah hat ihnen Gutes in Fülle gegeben, sie aber lästerten Allah. Sie waren in der Tat "wertlos und verloren", wie das Wort "bur" بُور besagt. (Juusuf `Allii) "Und deswegen wäre es schon moralisch unmöglich für uns gewesen, von jemandem zu verlangen, dass er uns verehrt." Andererseits versteht ibn Kasir den Ausdruck "für uns" als auf "uns Menschen" allgemein bezogen, nicht nur auf die Sprecher. In diesem Falle müsste der Satz wie folgt übersetzt werden: „Es ist nicht richtig für uns Menschen jemanden außer Dir ..." Jedenfalls soll obiger Austausch von Frage und Antwort, der so oft im Qur’an wiederholt wird, auf dramatische Weise betonen, dass es moralisch verwerflich und intellektuell absurd ist, anderen Wesen außer Allah göttliche Eigenschaften zuzuschreiben. (Asad) 50. Die guten Dinge des Lebens, die sie völlig missbrauchten. (Darjabadi) Im Diesseits Gesundheit, Reichtum und ein langes Leben. (Al Qurtubi) 51. "Hatta" حَتَّى (wörtlich: "bis" oder "bis dass") bedeutet hier eher "in solchem Masse, dass". (Asad) Dieses lang andauernde vererbte Wohlleben, ohne Hinwendung und Dank an den Schenker hat ihre Herzen öd und leer gemacht, wie ein Brachland ohne jede Vegetation. (Qutb)
19. (Allah wird zu ihnen sagen) „Jetzt haben sie52 das, was ihr sagt, als Lüge verworfen53. Darum könnt ihr die Strafe nicht von euch abwenden und keine Hilfe erhalten54.“ Und wer immer von euch unrecht tut55, den werden Wir eine gewaltige Strafe kosten lassen. 52. Eure angeblichen Gottheiten. (Darjabadi) 53. Die Götzen, die ihr selbst zu solchen gemacht habt, werden eure Handlungsweise Lügen strafen. Keiner von ihnen hat jemals von euch verlangt, ihn zur Gottheit zu erklären und anzubeten. Statt sich für euch einzusetzen, werden sie Zeugnis gegen euch ablegen. (Maududi) 54. Dies ähnelt einer Urteilsbegründung in einem Gerichtsverfahren. Wenn die Götzenanbeter sich darauf berufen, sie seien von ihren Verehrungsobjekten verleitet worden, werden letztere ihnen gegenübergestellt und widerlegen ihre Aussage. Keine Hilfe ist von ihnen zu erwarten, und nichts wendet die Strafe ab. Schließlich war all dies zuvor erklärt worden, so dass alle Kaafirs die Gelegenheit hatten, zur Einsicht zu kommen und umzukehren. Abgötterei wird hier als Vergehen identifiziert, denn es ist Ungehorsam gegenüber Allah und entstammt einer falschen Einschätzung Seines Wesens und Seiner Güte gegenüber Seinen Geschöpfen. Somit weigert sich der Mensch mit seinem Verhalten, Allah zu dienen, und dient stattdessen anderen Wesen. (Juusuf `Allii) 55. Indem er dem Einen wahren Gott Partner zuschreibt. (Darjabadi) Allah andere Wesen zur Seite setzen, die Propheten abweisen und das zukünftige Leben leugnen ist "Sulm" (Ungerechtigkeit, Finsternis). (Maududi)
20. Und Wir haben keine Abgesandten vor dir geschickt, die nicht Nahrung zu sich nahmen und in den Straßen umhergingen56. Und Wir haben die einen von euch zur Prüfung für die anderen gemacht57 Wollt ihr58 also standhaft sein59? Und dein Herr sieht (alles) sehr wohl60! 56. Vergleiche auch oben Aja 7 und die entsprechenden Fußnoten. Nach Allah in den letzten Ajas die Lügen der Kaafirs aufgezeigt hat, wendet Er sich nun dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, tröstend und beruhigend zu mit der Feststellung, dass er keine Neuheit unter den Gesandten Allahs darstellt. Denn alle waren darin gleich, dass sie Speise zu sich nahmen und umhergingen. Somit ist ihr Widerstand nicht gegen ihn gerichtet, sondern gegen eine Gesetzmäßigkeit Allahs. (Qutb) Zu essen, wie gewöhnliche Menschen, und auf Märkten umherzugehen um ihr täglich Brot zu verdienen tut wahrhaftig ihrer gehobenen Stellung keinen Abbruch. Denn Allah stattete sie mit edlen Charakterzügen, guten Eigenschaften, hervorragender Rhetorik, Vollkommenheit in den Taten und überwältigenden Wundern und anderen Beweisen aus, wodurch jeder, der über einen gesunden Menschenverstand verfügt, den Beweis ihres Prophetentums erhält. (Ibn Kasir) 57. Damit jene sich auflehnen, die Allahs Weisheit, Planung und Beschluss nicht begreifen. Jene jedoch, die Vertrauen in Allahs Weisheit und Hilfe setzen, werden Standhaftigkeit bei ihrer Prüfung zeigen. (Qutb) Das Diesseits ist zu einer stetigen Prüfung für den Menschen gemacht worden. (Qurtubi) In Allahs allumfassenden Plan hat alles seinen Sinn. Wenn einige Menschen reich sind, sollten die Armen sie nicht darum beneiden, denn es kann sehr wohl sein, dass der Reichtum nur eine Prüfung für die Tugend des Reichen ist. Wenn jemand arm ist, sollten die rechtschaffenen Reichen ihn nicht deshalb verachten oder vernachlässigen, denn es kann sehr wohl sein, dass er eine Prüfung für ihr Gefühl des Mitleids und der Brüderlichkeit ist. Wenn jemand schlecht gelaunt ist und einen anderen schlecht behandelt, dann ist es gut möglich, dass dieser daran seine Geduld und Demut üben oder lernen soll, auf den letztendlichen Sieg des Guten und der Gerechtigkeit zu vertrauen. Was auch immer unsere Erfahrungen mit anderen Menschen sein mögen, wir sollten dafür Sorge tragen, dass wir uns mit ihrer Hilfe geistig bessern und damit vielleicht auch zu ihrer Besserung beitragen. (Juusuf `Allii) Dieser Abschnitt spielt zweifellos auf die Tatsache an, dass das Auftreten jedes neuen Propheten ein zweifaches Ziel verfolgt: 1. den Menschen eine von Allah eingegebene ethische Botschaft zu übermitteln und damit Kriterien für Richtig und Falsch und zur Unterscheidung von Wahrheit und Lüge zu setzen (al-furqaan, vergleiche auch den Anfang dieser Suura), und 2. ein Prüfstein für die moralische Wahrnehmung und Veranlagung der Menschen zu sein, die sich in ihrer Reaktion auf die Botschaft des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, manifestiert. Im tiefsten Sinne bedeutet dieser Abschnitt indirekt, dass nicht nur ein Prophet, sondern jeder Mensch durch seine gesellschaftliche Existenz ein solcher Prüfstein für die moralischen Qualitäten seiner Mitmenschen ist. Diesen Aspekt haben die frühesten Kommentatoren auch in ihre Interpretation mit einbezogen. (Asad) 58. Nämlich "ihr Menschen" oder „ihr, die ihr diese Botschaft erhalten habt". (Asad) 59. Damit sind die Mu'mins angesprochen. (Darjabadi) Nachdem ihr nun die Weisheit verstanden habt, die diesen Prüfungen zugrunde liegt. (Maududi) Dies ist eine Aufforderung und ein Gebot, sich dem Gegenüber geduldig zu zeigen, was man von jenen zu hören bekommt, die einen auf die Probe stellen wollen. (Al-Dschalalain) 60. Er sieht unsere Herzensregungen und innersten Absichten. (Qutb) Dies kann zweierlei bedeuten: 1. nichts geschieht ohne Allahs Wissen, denn Er lenkt alle Dinge; 2. Er kennt sehr wohl eure Aufrichtigkeit und Rechtschaffenheit in Seinem Dienst, und ihr dürft euch deswegen darauf verlassen, dass euer Lohn nicht verloren geht. (Maududi) Er hat einen tiefen Einblick darin, ob jemand sich geduldig zeigt oder ob er von Unruhe ergriffen wird. Und er besitzt genaue Kenntnis darüber, ob sich jemand dankbar oder undankbar zeigt. (Safwat Al-Tafsir) |