Der Tafsir von Teil 14

 

Surach 15 „Das Felsengebirge“ Ajach 2 –  Surach 16 „Die Biene“ Ajach 128

 

 

2. Oftmals4 werden jene Kafirs wünschen, sie wären Muslime gewesen.5

 

4. Immer wieder, dass heißt jedesmal, wenn sie einer neuen Strafe gegenüberstehen. (Darjabadi)

In dem Wort “rubamaa“ - mögen vielleicht, möglicherweise - liegt eine verborgene Drohung und indirekte Verspottung. (Qutb)

 

5. Am Tage des Gerichts, wenn sie die Lage der Muslime mit der ihrigen vergleichen.

(Al-Dschalalain)

Entweder wird sich der Kafir dies wünschen, wenn er in den letzten Zügen liegt oder aber erst am Tage des Gerichtes. (ibn Kasir)

Für ein Volk, das nicht an die Zeichen des Buches den Iman verinnerlicht und Allahs Offenbarung für Lüge erklärt, wird eines Tages die Zeit kommen, wo es sich wünscht, anders gehandelt, das heißt Islam praktiziert zu haben. Dann jedoch wird ihm dieser Wunsch und dieses Leid nichts mehr nützen. (Qutb)

Die Zeit muss unweigerlich kommen, wenn alle, die sich vom Falschen betrügen lassen oder absichtlich Allahs Gesetz brechen, sich in einer furchtbaren Situation wieder finden. Sie werden dann sehnsüchtig immer wieder wünschen, sie hätten Allahs Willen zu erfüllen versucht und wären im Licht der Wahrheit gewandelt. Dieser Zeitpunkt mag früher kommen oder später, in diesem Leben oder nach dem Tod oder am Tag des Gerichts, aber er kommt auf jeden Fall. In seinem eigenen höchsten Interesse muss der Mensch sich der Wahrheit öffnen, bevor es zur Umkehr zu spät ist. (Juusuf `All)

Da diese Offenbarung, das heißt der Qur’an, in sich selbst klar ist und klar die Wahrheit zeigt, haben diejenigen, die ihn jetzt ablehnen, am Tag der Auferstehung keine Entschuldigung. Wie auch an anderen Stellen im Qur’an weist die Vergangenheit in dem Ausdruck “alladina kafaru“ (wörtlich: „diejenigen, die kafir waren") auf ihre bewusste Absicht hin. (Asad)

 

 

3. Lass sie (nur machen)6. Mögen sie genießen7 und sich vergnügen und sich von leeren Hoffnungen ablenken lassen.8 Doch dereinst werden sie wissen!9

 

6. Der Prophet wird hier aufgefordert, sich nicht über ihr Schicksal zu grämen. (Darjabadi)

 

7. Wörtlich „essen“. Vergleiche auch Surach 5:69 und Fußnote 238. (Juusuf 'Allii)

Lass die Kafirs, O Muchammad, das Diesseits genießen! (Al-Dschalalain)

 

8. Ablenken von Reue und Umkehr. (ibn Kasir)

So dass sie das zukünftige Leben völlig außer Acht lassen. (Darjabadi)

Überlass sie ihrem rein animalischen Leben, das auf Essen und Genuss beschränkt ist, ohne jede Zukunftshoffnung. ohne Besinnung und ohne tieferes Nachdenken. (Qutb)

 

9. Die Folgen ihrer Taten. (ibn Kasir)

Die Unwissenden und Bösen legen großen Wert auf die Vergnügungen dieser Welt. In ihrem Stolz glauben sie, sie wüssten bereits alles. Wenn sie jedoch wirkliches Wissen erlangen. werden sie feststellen, wie sehr sie sich geirrt haben. In der Zwischenzeit sollen sich diejenigen. denen das Licht bereits zuteil geworden ist. sich nicht über den scheinbaren Erfolg der Kafirs in dieser Welt wundern. Sie sollten sie sich selbst überlassen und auf Allahs Güte und Gerechtigkeit vertrauen. (Juusuf 'Ali)

Im Augenblick ihres Todes werden sie ihre Illusionen verlieren. (Darjabadi)

 

 

4. Nie haben Wir eine Stadt vernichtet, ohne dass zu ihr ein wohl bekannter Erlass10 gekommen wäre.

 

10. “Kitaabun ma'luum“ bedeutet wörtlich „eine bekannte Schrift“. Dies beinhaltet mehrere Bedeutungsschattierungen:

1. Wie jedes Individuum, so hat auch jedes Volk eine bestimmte Lebensspanne. Ihre Wahlfreiheit gibt ihnen die Möglichkeit, ihren Willen an Allahs Willen zu orientieren und sich somit mit Allahs universalem Gesetz zu identifizieren. Während ihrer Lebensspanne ist ihnen viel Spielraum gegeben. Sobald sie aber abgelaufen ist, gibt es keine Möglichkeit mehr zur Umkehr.

2. Weder die Rechtschaffenen noch die Kafirs können ihr Urteil aufschieben oder beschleunigen. Allahs Wille allein bestimmt, und Er ist der Weise.

3. Der Untergang eines Volkes ist keine willkürliche Strafe Allahs. Die Menschen bringen sie durch ihre eigene Entscheidung über sich, denn die Gesetzmäßigkeiten Allahs sind ihnen immer schon zuvor bekannt. (Juusuf `Allii)

Sie sollten sich nicht dadurch täuschen lassen, dass die Strafe einige Zeit auf sich warten lässt, denn Allahs Gesetzmäßigkeit nimmt ihren wohlbekannten Lauf. (Qutb)

Das heißt, solange das betreffende Volk nicht durch eine heilige Schrift über die Bedeutung von richtig und falsch aufgeklärt wurde und diese Botschaft Allahs abgelehnt hat. Vergleiche auch die Aussagen in Surach 26:208 und 6:131. (Asad)

 

 

5. Keine Gemeinschaft kann die ihr bestimmte Frist vorverlegen oder hinausschieben.11

 

11. Vergleiche Surach 7:34 sowie auch oben Fußnote 10. (Juusuf `Allii)

Allahs Gesetzmäßigkeiten sind unabänderlich. Das Schicksal jeder Gemeinschaft ergibt sich aus ihrem Handeln. (Qutb)

Das heißt jede Gemeinschaft - und im weiteren Sinne dieses Begriffes auch jede Zivilisation - hat eine von Allahs gewollte, organische Lebensspanne ähnlich der anderen Lebewesen, die wachsen, reifen und schließlich verfallen. Zu der ethischen Bedeutung dieses Naturgesetzes und seiner Bedeutung für die folgenden Abschnitte siehe auch Surach 7:34 und die entsprechende Fußnote. (Asad)

 

 

6. Und sie12 sagen: „O du, dem die Ermahnung13 herabgesandt worden ist,14 du bist fürwahr besessen.15

 

12. Die mekkanischen Götzendiener. (Darjabadi)

 

13. Das Wort “Sikr“ bedeutet wörtlich “Erinnerung“. Hier wird jedoch auch im Sinne von “Ermahnung“ gebraucht. Dementsprechend sind alle heiligen Schriften, die den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, offenbart wurden, und schließlich auch der Qur’anSikr“. (Maududi)

 

14. Da sie die Offenbarung leugnen, wollen sie mit dieser Anrede offensichtlich den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, verhöhnen. (Qutb)

 

15. Er ist verrückt, weil er auffordert, vom Althergebrachten abzulassen und ihm zu folgen.

(ibn Kasir)

Die Kafirs warfen dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, vor, verrückt oder besessen zu sein, denn er sprach von Dingen, die höher waren als die ihnen bekannten, und er handelte aus edleren und reineren Absichten als sie begreifen konnten. In geringerem Maße ist dies das Los aller Rechtschaffenen in einer kafir Welt. Ihre Motivationen, Handlungen, Worte, Hoffnungen und Zielsetzungen sind ihren Mitmenschen unverständlich, und man wirft ihnen vor, sie hätten nicht alle Sinne beisammen. Selbst wissen sie jedoch, dass dies der rechte Weg ist, und die Kafirs handeln gegen ihre eigenen Interessen. (Juusuf `All)

 

 

7. Warum bringst du uns keine Engel16 herbei, wenn du wahrhaft bist?“17

 

16. Als Bestätigung für deine prophetische Sendung. (Darjabadi)


17. Vergleiche auch Surach 6:8-9 und die entsprechenden Fußnoten. Seitens der Kafirs ist dies lediglich eine spöttische Herausforderung. Sie verinnerlichen den Iman weder an Allah noch an Engel noch an Offenbarungen noch an irgend etwas anderes außer materiellen Dingen.

(Juusuf `Allii)

Obwohl sich diese Ajachs in erster Linie auf die Kafirs des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, beziehen, schildern sie darüber hinaus die negative Haltung der Kafirs aller Zeiten. (Asad)

 

 

8. Wir senden die Engel nicht herab, außer mit der Wahrheit,18 doch dann19 wird ihnen kein Aufschub mehr gewährt.20

 

18. Engel werden nicht geschickt, um den Launen oder der Neugier der Kafirs nachzukommen, sondern um Allahs Gesandten die Offenbarungen zu bringen oder Allahs Beschluss durchzuführen. (Juusuf `Allii)

Die Antwort auf diese Verhöhnung, Unverschämtheit und Dummheit ist die Erinnerung an den Grundsatz, von dem der Untergang vergangener Völker zeugt, nämlich, dass die Engel nur dann herabgesandt werden, wenn ihre festgesetzte Frist abgelaufen ist. Sie werden herabgesandt, um die Gerechtigkeit zu vollstrecken. Und Gerechtigkeit im Falle der Leugnung ist die Vernichtung, die sie selbst erwirkt haben. (Qutb)

 

19. Wenn sie zu den Kafirs tatsächlich kommen. (Darjabadi)

In diesem Fall gibt es nämlich keine Einladung mehr, Allahs Botschaft anzunehmen, denn die Frist läuft ab, sobald den Menschen die Wahrheit enthüllt wird. Sie kommen “mit der Wahrheit“ : das bedeutet, dass sie das Falsche vernichten und stattdessen die Wahrheit zur Geltung bringen. (Maududi)

 

20. Sollten die Engel tatsächlich den Kafirs erscheinen, dann würde das bedeuten, dass sie Allahs Urteil vollstrecken müssten, und dann gäbe es keinen Aufschub mehr. (Juusuf `All)

Vergleiche Surach 6:8. (Asad)

 

 

9. Wahrlich, Wir sind es, die die Ermahnung herabgesandt haben,21 und Wir sind es, die sie bewahren werden.22

 

21. In vollem Wortlaut, ohne jedes menschliche Element darin, wobei der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, lediglich ein Übermittler ist. (Darjabadi)

Die grammatische Form “nassalnaa“ bezeichnet eine allmähliche Offenbarung (“Schritt für Schritt“) während eines bestimmten Zeitraums. (Asad)

 

22. Die Reinheit des Textes Qur’an vierzehn Jahrhunderte hindurch ist ein Vorgeschmack der ewigen Fürsorge, mit der Allah Seine Wahrheit in allen Zeitaltern bewahrt. Alle Entstellungen, Erfindungen und Hinzufügungen vergehen, aber Allahs heilige und reine Wahrheit bleibt bestehen, auch wenn die ganze Welt darüber spottet und sie vernichten möchte. (Juusuf `All)

Kein anderes Buch ist auf ähnliche Weise eine so lange Zeit hindurch unverändert geblieben. Die frühen Varianten in der Lesung einiger Worte, auf die sich die klassischen Kommentatoren gelegentlich beziehen, sind nicht mehr als geringfügige Unterschiede der diakritischen Zeichen oder der Vokalisation und haben in der Regel keinen Einfluss auf die Bedeutung des Textes. (Asad)

 


10. Und vor dir haben Wir bereits (Gesandte) zu den Gruppen23 früherer Völker geschickt.

 

23. “Sija`un“, Plural von “Schi`atun“: Sekten, Parteien, religiöse Gruppierungen. Die Menschen sehen nur Fragmente der Wahrheit auf einmal und neigen selbst zu Spaltungen. Alle wahren Gesandten Allahs kommen, um diese Fragmente und Spaltungen wieder zu vereinen, denn sie verkünden die Botschaft der Einheit. So sollte auch der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, die vielen Splittergruppen der Juden, Christen und Kafirs vereinen. Seine Botschaft wurde verspottet, aber so war es auch seinen Vorgängern ergangen. Spott sollte die Verkünder der Wahrheit nicht abschrecken. (Juusuf `Allii)

Der Begriff “schi'a“ bezeichnet eine bestimmte Gruppe von Menschen, die eine gemeinsame Überzeugung haben oder dieselben Verhaltensnormen vertreten, und wird manchmal (aber nicht hier) im Sinne von “Sekte“ gebraucht. (Asad)

 

 

11. Doch nie sind Gesandte zu ihnen gekommen, ohne dass sie sie verspotteten.24

 

24. Spott und Ablehnung sind in der Geschichte der Propheten nicht neu und brauchen deswegen nicht zu ernst genommen oder gefürchtet zu werden. Vergleiche 2. Chronik 30:10: „aber die verlachten und verspotteten sie.“ (Darjabadi).

 

 

12. So lassen wir dies25 in die Herzen der Frevler ziehen.

 

25 Wenn in der Welt Böses und Kufr existiert, dürfen wir nicht ungeduldig werden oder unseren eigenen Iman verlieren. Wir müssen anerkennen, dass die Dinge, wenn sie zugelassen sind, zum universalen Plan Allahs gehören, der weise und gut ist, dessen Güte und Weisheit wir aber nicht voll erfassen können. (Juusuf `Allii)

Die meisten Übersetzer und Kommentatoren sind der Ansicht, das “dieses“ hier in Ajach 12 beziehe sich auf den in Ajach 11 erwähnten Spott, während es sich in Ajach 13 auf die in Ajach 9 erwähnte “Ermahnung“ bezieht. Demnach müssten die Ajachs 12-13 etwa wie folgt übersetzt werden: „So lassen Wir zu, dass sich der Spott in die Herzen der Sünder einschleicht, und sie verinnerlichen nicht den Iman an die Ermahnung...“ Obwohl grammatisch gegen diese Version nichts einzuwenden ist, wäre es selbst grammatisch betrachtet besser, das “es“ auch in Ajach 12 auf die Ermahnung zu beziehen. Das würde dann bedeuten: wenn die Ermahnung in die Herzen der Mu’mins eindringt, gibt sie ihnen Trost und innere Ruhe; in den Herzen der Verbrecher jedoch verursacht sie Unruhe und Gewissensbisse. (Maududi)

Den Götzendienst (Schirk). (ibn Kasir)

Auf die gleiche Weise, wie zuvor die Leugner die Botschaften früherer Gesandten empfangen haben, lehnen auch deine Leute deine Botschaft ab. So lassen Wir diese Ablehnung in ihren Herzen, die unverständig und unempfänglich sind, eingehen. (Qutb)

Vergleiche auch Surach 26:200. (Anm.d.Übers.)

 

 

13. So dass sie nicht an dieses (Buch) den Iman verinnerlichen.26 Doch schon hat sich das Schicksal früherer Völker erfüllt.27

 

26. Ablehnung ist in der Geschichte der Propheten nicht neu und brauch deswegen nicht zu ernst genommen oder gefürchtet zu werden. Vergleiche 2. Chronik 30:10: "aber die verlachten und verspotteten sie.“ (Darjabadi)

 

27. Sekten, Spaltungen und von Menschen erdachte Systeme sind vergänglich, aber Allahs reine Wahrheit und Einheit bleibt davon unberührt. Dies entdecken wir in der Geschichte, wenn wir sie gründlich studieren. (Juusuf `Allii)

Wörtlich: „obwohl die Lebensweise (Sunnach) derer aus alter Zeit schon vergangen ist“, das heißt obwohl die Art und Weise, wie Allah mit ihnen verfahren ist, schon seit langem allgemein bekannt ist. (Asad)

Vergleiche auch Surach 8:187 und 8:88 mit den entsprechenden Fußnoten. (Anm.d.Übers.)

 


14. Selbst wenn Wir ihnen ein Tor zum Himmel öffnen würden28 und durch das sie unentwegt hinaufsteigen könnten,29

 

28. Vergleiche Surach 6:35. Das geistige Reich steht allen offen. Einzutreten ist jedoch nicht eine bloße physische Bewegung, sondern es geht um eine völlige Unwandlung des Herzens. Das Böse muss aufhören böse zu sein, bevor es das Gute genießen kann. Wenn wir uns vorstellen, dass das Böse auf irgendeine mysteriöse Weise zum Himmel emporgetragen würde, dann würde man nur glauben, das Gute sei eine Illusion und die Wirklichkeit sei eine Täuschung. Dieser Charakterzug muss erst gereinigt werden, wenn ein Mensch für die Aufnahme von Licht, Wahrheit und Glück bereit sein soll. (Juusuf `Allii)

 

29. Ganz offen und ohne irgendwelche Spur von Irrtum oder Täuschung. (Darjabadi)

 

 

15. so würden sie bestimmt sagen: „Wahrlich, unsere Blicke sind benommen;30 wahrlich, wir sind ein behextes Volk!“31

 

30. Das Wort “sukkirat“ wird von Mudschahid, ibn Kasir und Dachhak mit “verschlossen“ erläutert, während “Qataadach“, der es von Ibn 'Abbas übernommen hat, es als „unsere Blicke sind uns hinweggenommen worden", erklärt. Ka'bi kommentiert es mit „unsere Blicke sind blind gemacht worden". Und ibn Said sagt, dass das Wort von “sukr“ kommt, was Trunkenheit bedeutet. (ibn Kasir)

Selbst wenn sie körperlich zum Himmel aufsteigen und das geöffnete Tor vor sich sehen könnten, würden sie sagen: „Das kann doch nicht wahr sein!“ Unsere Blicke sind nur verschleiert worden, so dass wir nicht sehen können. Es ist nichts als Einbildung. (Qutb)

So starrsinnig sind sie in ihrer Ablehnung. (Darjabadi)

 

31. Vergleiche auch Surach 6:7 sowie den letzten Teil von Surach 10:2 mit der entsprechenden Fußnote. Die Verwechslung offenbarter Wahrheiten mit illusorischer Verblendung oder “Zauberei“ wird im Qur’an oft als charakteristisch für diejenigen erwähnt, die sich absolut weigern, den Gedanken der Offenbarung und damit des Prophetentums zu akzeptieren. Die beiden obigen Ajachs, die darauf hinweisen, dass nicht einmal eine direkte Einsicht in die Wunder des Himmels die Leugner der Wahrheit überzeugen könnte, sind eine Einleitung zum nun folgenden Abschnitt, der unsere Aufmerksamkeit wieder auf die Wunder der Natur als Zeichen für Allahs schöpferisches Handeln lenkt. (Asad)

 

 

Abschnitt 2

 

16. Und Wir setzten im Himmel32 Tierkreiszeichen33 und schmückten sie34 für die Schauenden.35

 

32. Nachdem das Böse nicht als äußeres Phänomen, sondern als Neigung der Seele beschrieben worden ist, bekommen wir in diesem Abschnitt eine Schilderung von der Reinheit und Schönheit der Schöpfung Allahs. Das Böse ist ein Fleck darauf, kein natürliches Merkmal. Das natürliche Merkmal ist eigentlich der Schutz, mit dem Allah Seine Schöpfung vor dem Bösen bewahrt.

(Juusuf `Allii)

 

33. Während die einen meinen, mit “Buruudsch“ seien die Sterne gemeint, sind andere Kommentatoren der Ansicht, dass die Mond und Sonnenphasen gemeint seien. (ibn Kasir)

“Befestigte Sphären“ (Buruudsch) sind Zeichen Allahs, denn es ist nicht möglich, aus einer Sphäre des Himmels in eine andere vorzudringen. Als Fachausdruck in der alten arabischen Astronomie werden damit die zwölf Tierkreiszeichen bezeichnet, woraufhin einige Kommentatoren der Ansicht waren, diese seien gemeint. Andere wiederum meinen, der Ausdruck bedeute hier die Planeten. Wenn wir das Wort jedoch im Zusammenhang mit Surach 5:21 betrachten, kommen wir zu der Schlussfolgerung, dass es wahrscheinlich “Sphären“ heißen muss. (Maududi)

Der erste Schritt zum astronomischen Wissen ist es, in den Millionen von Sternen im Universum eine wunderbare Ordnung, Schönheit und Harmonie zu finden, die wir um so mehr erkennen, je mehr unsere Kenntnis wächst. Der erste breite Streifen, den wir erkennen können, ist der Zodiac, der den Weg der Sonne über den Himmel im Laufe eines Jahres bezeichnet, sowie das Maß der Wanderung des Mondes und der anderen Planeten. Die zwölf Teile davon nennen wir Tierkreiszeichen. Jedes davon markiert den Weg der Sonne über den uns sichtbaren Himmel in einem bestimmten Monat. Danach können wir die Jahreszeiten im Sonnenjahr berechnen und bestimmte Gesetzmäßigkeiten und wichtige Fakten in der Meteorologie, Landwirtschaft und zur Errechnung der Winde und der Tide erkennen, ebenso wie die Stationen des Mondes und andere Phänomene des Himmels, die unser irdisches Leben beeinflussen. Die höchsten Lehren, die wir daraus ziehen können, liegen jedoch auf geistigem Gebiet. Der Urheber dieser wunderbaren Ordnung und Schönheit ist Einer, und Er allein ist unserer Verehrung würdig. (Juusuf `Alt)

 

34. Ein einziger Blick in einer tief dunklen Nacht auf den Sternenhimmel genügt, um die wahre Schönheit des gesamten Weltalls zu erfassen. (Qutb)

 

35. Allah hat das grenzenlose Universum nicht hässlich, verlassen und furchtbar gemacht, sondern so schön, dass der Betrachter darin überall eine wunderbare Ordnung und Harmonie vorfindet, die Herz und Verstand beeindruckt. Diese wunderbare Struktur des Universums ist ein deutlicher Beweis dafür, dass sein Schöpfer nicht nur groß und weise ist, sondern auch ein vollkommener Künstler. Alles, was Er geschaffen hat, ist schön. (Maududi)

Wir schützten den Himmel durch die Sternschnuppen. (Asad)

 

 

17. Und Wir bewahrten sie36 vor jedem verfluchten Scheytan,37

 

36. Wenn wir den physischen Himmel betrachten, können wir uns leicht vorstellen, dass diese vollkommene Harmonie - die Musik der Sphären - vor allen störenden Einflüssen geschützt wird. Wenn sich irgendeine rebellische Kraft des Bösen einschleicht, um dieser Harmonie zu lauschen, die allen zugänglich ist, die selbst im Einklang damit sind, wird sie von einem Sterngeschoß verfolgt, denn zwischen Gut und Böse kann es keinen Einklang geben. (Juusuf `Allii)

 

37. Vergleiche Surach 3:36. (Juusuf `Allii)

Das Wort “Schataana“ ohne “na“ (also Schataa) bedeutet vor Wut brennen. Dies wird auch der Tatsache entnommen, dass der Scheytan aus Feuer erschaffen wurde. Abi 'Ubaida sagte: Mit dem Wort “Schaytan“ wird alles bezeichnet, was bösartig ist, Dschin, Menschen oder Tier.

(Dscharib Al-Qur’an v. Asfahaani)

Der Begriff “Scheytan“ - abgeleitet von dem Verb “schatana“ (“er war entfernt“) - bezeichnet im Qur’an oft eine Kraft oder einen Einfluss, der von allem Guten und Wahren entfernt und diesem entgegengesetzt ist. So wird er beispielsweise in Surach 2:14 benutzt, um die bösen Impulse (Schajaatiin) in den Herzen der Wahrheitsleugner zu bezeichnen. In seinem weitesten, abstrakten Sinne bezeichnet er jede “scheytanische Kraft“, beispielsweise jeden Impuls, der auf Zielsetzungen gerichtet ist, die gültigen ethischen Forderungen widersprechen. In diesem Zusammenhang bezieht sich die Wendung “jede verfluchte (radschiim) scheytanische Kraft“ offensichtlich auf die im Islam scharf verurteilten Bestrebungen, durch astrologische Spekulationen die Zukunft vorherzusagen, daher auch die Bezugnahme auf den Sternenhimmel im vorigen Ajach. Die Aussage, Allah habe den Himmel gegen solche Kräfte “sicher“ gemacht, bedeutet offensichtlich, dass Er es ihnen unmöglich gemacht hat, durch Astrologie oder andere “okkulte Wissenschaften“ wahre Kenntnis von dem zu erlangen, was außerhalb des menschlichen Wahrnehmungsbereichs liegt. (Asad)

Die scheytanischen Kräfte sind auf ihre Sphäre beschränkt und haben keine unbegrenzte Möglichkeit zum Aufstieg in andere Sphären. (Maududi)

Radschiim“ bedeutet wörtlich “mit Steinen beworfen“, “vertrieben“. (Juusuf `Allii)

 


18. Außer dem, der verstohlen lauscht,38 doch der wird von einer hell leuchtenden Flamme verfolgt.39

 

38. Ordnung, Schönheit, Harmonie, Licht und Wahrheit stoßen Böses ab. Das Böse lehnt sie von sich aus ab. wenn sie als Gaben Allahs angeboten werden. Seine hinterhältige Natur versucht jedoch. sich durch Betrug oder Diebstahl in ihren Besitz zu bringen. Seine bösartige Neugier treibt es an, sich einen Zugang zum Klang dieser Harmonie zu verschaffen. die es selbst negiert. Die Strafe dafür ist ein blitzendes Licht, gerade entgegengesetzt zu den Kräften der Finsternis. die das Licht negieren wollen. Beachte, wie in der Allegorie das Böse etwas von dieser Musik hören will: die Strafe dafür ist etwas anderes, nämlich ein Licht, das es nicht suchte. Sowohl die kosmische Harmonie als auch das kosmische Licht verträgt sich nicht mit dem Bösen. (Juusuf `Allii)

Die Scheytane versuchen, bis an den Grenzbereich ihrer Sphäre vorzudringen. um den Gesprächen der Engel zu lauschen und vielleicht Kenntnis von Dingen zu erlangen, die in der Zukunft liegen. um die sie dann Menschen mitzuteilen. die sich mit Okkultismus befassen. (Darjabadi)

Wer Scheytan ist, wie er heimlich versucht am Himmel zu horchen und was er erhorcht. gehört zu Allahs Geheimnissen. und wir können nichts davon erfahren außer dem, was uns in der Offenbarung mitgeteilt wird. Die Spekulation darüber nützt uns nichts, denn wir erlangen dadurch keine neuen Kenntnisse. die für den Islam wichtig sein könnten. Die menschliche Vernunft wird dadurch nur von Dingen abgelenkt. die sie nichts angehen und sie vorn wahrhaftigen Handeln hier in diesem Leben abbringen. (Qutb)

 

39. Gemeint ist wahrscheinlich eine Sternschnuppe. Vergleiche auch Surach 37:10. (Juusuf 'Ali)

Jedem Versuch, unerkennbare Mysterien mit unerlaubten Mitteln zu ergründen, folgt unweigerlich “eine deutlich sichtbare Flamme“, nämlich die brennende, deutlich spürbare Frustration. (Asad)

 

 

19. Und die Erde haben Wir hingebreitet,40 und auf ihr haben Wir feststehende Berge errichtet, und aus ihr lassen Wir alle Dinge in Ausgewogenheit wachsen.42

 

40. Vergleiche auch Surach 13:3 und die entsprechenden Fußnoten. (Anm. d. Übers.)

Majestät, Schönheit. Ordnung und Harmonie zeigen sich in der gesamten Schöpfung Allahs. besonders am Himmel. In nächster Nähe zum Menschen wird Allahs Güte und liebende Fürsorge für diesen (abgesehen von anderen Eigenschatten Allahs) in der Erschaffung der Erde sichtbar. In höchst poetischer Sprache wird die Erde beschrieben. die wie ein Teppich ausgebreitet ist, während die zeitlosen Gebirge wie Gewichte darauf ruhen. um sie stabil zu erhalten. (Juusuf 'Ali)

 

41. Vergleiche auch Surach 16:15 und 31:10. (Anm.d.Übers.)

 

42. Dinge aller Art entstehen auf der Erde einem harmonischen Malistab entsprechend. Das Reich der Mineralien versorgt das der Pflanzen, dies wiederum versorgt das Reich der Tiere, und zwischen ihnen besteht eine Verbindung der gegenseitigen Abhängigkeit. Der Überfuß des einen wird zur Nahrung des anderen und umgekehrt. so dass nichts verschwendet wird. Auf diese Weise gibt es eine endlose Kette gegenseitiger Abhängigkeiten. (Juusuf 'Allii)

Gerade heute werden uns diese ökologischen Zusammenhänge schmerzhaft bewusst und sollten uns zum ganzheitlichen Denken veranlassen. (Anm.d.Übers.)


 

20. Und Wir gewährten euch dort die Mittel zur Lebensführung, ebenso wie denen, deren Versorgung euch nicht obliegt.43

 

43. Vergleiche auch die vorige Fußnote. Allah versorgt die Menschen auf jede Weise, physisch, geistig, seelisch und so weiter. Aber Er tut noch mehr. Er versorgt alle Seine Geschöpfe, auch diejenigen, die der Mensch nicht einmal kennt. Auch für sie ist gesorgt. Es gibt solche, die auf den ersten Blick als dem Menschen feindlich erscheinen oder die der Mensch als feindlich betrachtet, wie beispielsweise wilde Raubtiere. Aber auch sie sind Allahs Geschöpfe und werden von Ihm versorgt. Es gibt jedoch ein angemessenes Gleichgewicht in Seinem Schöpfungsplan. (Juusuf `Allii)

Das heißt alle Lebewesen - Pflanzen oder Tiere - die nicht vom Menschen gepflegt werden, für die aber dennoch gesorgt ist. Im weiter gefassten Sinne betont dieser Satz den Gedanken, dass alle Lebewesen einschließlich des Menschen von Allah allein versorgt werden. Vergleiche auch Surach 11:6. (Asad)

Diese leben von dem, womit Allah sie aus der Erde versorgt. Ihr seid auch nichts anderes als eines dieser zahllosen Völker, die von Allah versorgt werden. Keines davon versorgt das andere. (Qutb)

 

 

21. Und es gibt nichts, von dem nicht Schätze44 bei Uns sind. Doch Wir senden davon nur herab nach wohlbekanntem Maß.45

 

44. “Hasaa'in“: Schätze, Schatzhäuser, Orte, an denen wertvolle Dinge gesammelt werden und von denen in Notzeiten Nahrungsmittel ausgeteilt werden. (Juusuf `Allii)

Alles Existierende hat seine Wurzel oder Quelle bei Allah. (Asad)

Kein Geschöpf Allahs kann etwas beschließen oder in Besitz nehmen. Und es gibt nichts, dessen Ausgangspunkt und Quelle nicht bei Allah liegt. Davon schickt Er Seinen Geschöpfen nach wohlerwogenem Maß herab. (Qutb)

 

45. Alle die wunderbaren Gaben und Kräfte, die wir in der Welt um uns herum wahrnehmen können, haben ihren Ursprung bei Allah, dem Schöpfer und Erhalter der Welten. Und dabei ist das, was wir sehen oder uns vorstellen können, nur ein kleiner Teil dessen, was existiert. Dieser Teil wird uns und unserer Umwelt nach unseren Bedürfnissen und der Gelegenheit entsprechend gegeben. Er ist den Gesetzmäßigkeiten entsprechend genau begrenzt; Seine Quelle jedoch ist unerschöpflich und unbegrenzt. In ähnlicher Weise wirken die Kräfte in unserer Umgebung - in der Natur oder in der geistigen Welt - nach Gesetzmäßigkeiten, die für uns erfassbar sind, die aber von Allah herstammen. (Juusuf `Allii)

Nicht nur Pflanzen haben ihr begrenztes Wachstum; dasselbe gilt für alles Existierende, sei es Wasser, Licht, Hitze, Kälte, Mineralien, Pflanzen, Tiere oder Energie. Alles existiert in einer bestimmten Menge, Anzahl und so weiter, die weder zu- noch abnimmt. Dieses “bestimmte Maß“ in allem, wodurch das Gleichgewicht im ganzen Universum entsteht, führt unweigerlich zu der Schlussfolgerung, dass dies alles von einem weisen Schöpfer erdacht sein muss. Wäre das Universum durch bloßen Zufall entstanden, oder wäre es von einer Vielzahl von Gottheiten erschaffen worden, dann wäre ein so vollkommenes Gleichgewicht unmöglich gewesen. (Maududi)

 

 

22. Und Wir entsenden die befruchtenden46 Winde und schicken vom Himmel

Wasser herab und geben euch davon zu trinken.47 Und nicht ihr seid es, die über seine Vorräte verfügen.48

 

46. “Lawaaqich“, Plural von “liqaach“, abgeleitet von “laqqaha“: die weibliche Dattelpalme befruchten, indem man den Blütenstaub vom männlichen Baum auf die Fruchtknoten des weiblichen überträgt. Die Dattelpalme ist zweihäusig, und der Wind übernimmt die Bestäubung. Hier wird seine befruchtende Eigenschaft auch auf die Wolken übertragen, die durch ihren Regen Früchte, Getreide und Pflanzen aller Art hervorbringen. (Juusuf `Allii)

Die Winde werden entsprechend astronomischen und atmosphärischen Faktoren ausgesendet. Und die gleichen Faktoren tragen das Wasser fort und lassen es herabfallen. (Qutb)

 

47. Vergleiche den vorigen Ajach sowie Fußnote 43. Der Mensch speichert vielleicht Wasser in Zisternen. Tanks. Stauseen und Kanälen. Aber er besitzt keine Kontrolle über seine ursprünglichen Quellen, nämlich die Wolken. die mit Hilfe des Windes das Wasser über weite Gebiete der Erdoberfläche verteilen. (Juusuf `Allii)

Wir machten euch das Wasser genießbar. (ibn Kasir)

 

48. Dieser Ajach muss als Illustration zum letzten Ajach verstanden werden. (Juusuf 'Allii)

Allah, der Barmherzige verwahrt für die Menschen das Wasser in Quellen, Brunnen und Flüssen, damit sie das ganze Jahr hindurch davon trinken, ihr Vieh tränken und ihre Pflanzen bewässern können. (ibn Kasir)

Wasser kann nicht in einem Maße gespeichert werden, das den Menschen vom Regen unabhängig machen würde. (Darjabadi)

 

 

23. Und wahrscheinlich, Wir sind es ja, die Leben geben und sterben lassen,49 Und Wir allein werden dereinst alles erben.50

 

49. Beachte, wie das Argument von Ajach 16 bis hierher aufgebaut ist. Es bewegt sich von Dingen, die dem Menschen äußerst entfernt sind, bis zu Dingen, die sein innerstes Wesen berühren, und jedes einzelne ist für sich selbst ein wunderbares Beispiel für Allahs Güte und Herrlichkeit und die Schönheit, Ordnung und Harmonie Seiner Schöpfung. (Juusuf `Allii)

Allah ist es, Der die Schöpfung aus dem Nichts hervorgerufen hat, sie sodann sterben lässt, um sie am Tage der Auferstehung wieder zum Leben zu erwecken. (ibn Kasir)

 

50. Wörtlich: “Wir sind die Erben“. Vergleiche Surach 3:180. (Juusuf `Allii)

Nach Übereinstimmung aller klassischen Kommentatoren bedeutet das Wort “Erbe“ hier “jemand, der bleibt, nachdem seine Vorgänger dahingegangen sind“, in diesem Falle, nachdem die gesamte Schöpfung vergangen ist. (Asad)

Das irdische Leben und alles, was ihr besitzt, ist zeitlich begrenzt und vergänglich. Allah allein ist ewig. Früher oder später gelangt ihr an euer Ende und müsst alles in dieser Welt zurücklassen, so dass es wieder unbestritten Allahs Eigentum wird. (Maududi)

 

 

24. Und Wir kennen bereits diejenigen, die unter euch vorangehen und Wir kennen auch schon diejenigen, die zurückbleiben.51

 

51. Vergleiche Surach 9:100, wo die “saabiquun“ vielleicht den hier erwähnten “mustaqdimuun“ entsprechen. In diesem Fall handelt es sich bei den beiden um diejenigen, die zuerst den Iman verinnerlichen und rechtschaffen handelten, und um diejenigen, die später dazukamen, aber dennoch zu den Rechtschaffenen zählen. Eine andere Alternative wäre das zeitbezogene Verständnis: “diejenigen, die vor euch kamen, und diejenigen, die nach euch kommen; sie alle sind Allah bekannt, und Er wird sie am Tag der Auferstehung versammeln.“ (Juusuf `Allii)

Oder: “diejenigen, die (zu Uns) vorwärtseilen, und diejenigen, die zurückbleiben“. Beide Interpretationen werden von den frühen Kommentatoren als legitim bezeichnet. (Asad)


 

25. Und wahrlich ist es dein Herr, Der sie versammeln wird.52 Er ist fürwahr Allweise, Allwissend.53

 

52. Am Ende, nachdem Er den einen frühen Tod beschieden hat, während Er anderen etwas Zeit ließ, wird Er sie alle versammeln. Denn zu Ihm ist die Rückkehr. (Qutb)

Am Tag des Gerichts, und Er wird allen vergelten. (Darjabadi)

 

53. Er verfährt mit jedem Seinem universalen Plan entsprechend und kennt sehr wohl die Taten jedes einzelnen. (Darjabadi)

 

 

26. Und Wir haben den Menschen54 wahrhaftig aus tönendem Lehm55 geschaffen, aus formbarem Schlamm;56

 

54. Der erste Mensch war nicht mehr als ein Mensch. Es ist deswegen nicht angebracht, dem “ersten Ahnherren der Menschheit“ gottähnliche Verehrung zu erweisen, wie es im Ahnenkult geschah. (Darjabadi)

 

55. “Salsaal“: trockener Lehm, der einen Ton hervorbringt wie Töpferware. Vergleiche auch Surach 55:14. Der Körper des Menschen wurde aus geformtem feuchtem Lehm geschaffen und getrocknet, bis er einen Ton von-sich geben konnte (das bezieht sich vielleicht auf die Sprache). Dann wurde er weiter ausgeformt und vervollständigt. In die so entstandene tierische Form wurde der Geist Allahs eingehaucht, der dem Menschen Überlegenheit über alles andere Geschöpf gab.

(Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Surach 3:59 und 6:2. (Anm.d.Übers.)

 

56. Der Qur’an erwähnt oft, der Mensch sei aus “Ton“ oder “Staub“ erschaffen, wobei beide Ausdrücke sowohl auf den niedrigen biologischen Ursprung des Menschen hinweisen als auch auf die Tatsache, dass sein Körper aus verschiedenen organischen und anorganischen Substanzen besteht, wie sie in anderen Zusammensetzungen oder in ihrer elementaren Form in der Erde vorkommen. Das Wort “salsaal“ fügt dieser Vorstellung eine weitere Dimension hinzu. Nach Ansicht der meisten Philologen bedeutet es “trockener Ton, der einen Laut von sich gibt“. Da es im Qur’an ausschließlich auf die Erschaffung des Menschen bezogen wird, scheint es eine Anspielung auf die Sprache des Menschen zu enthalten, sowie auch auf die Zerbrechlichkeit seiner Existenz. Wie aus der Satzkonstruktion hervorgeht, ist dieser “salsaal“ aus “hamaa'“ hervorgegangen (Rasi), nach einigen Quellen der Plural von “ham'aa“ (“dunkler, feuchter Schlamm“), während “masnuun“ nach Rasi sowohl “veränderlich“ (nämlich in seiner Zusammensetzung) als auch “geformt“ bedeutet. Meiner Ansicht nach handelt es sich bei diesem gesamten Ausdruck um eine Beschreibung der ursprünglichen biologischen Umgebung, aus der sozusagen die Matrix des physischen Menschenkörpers entsprechend Allahs Schöpfungsplan hervorging. (Asad)

 

 

27. Und die Dschin57 erschufen Wir vordem aus dem Feuer des sengenden Windes.58

 

57. Die Dschin sind weder Götter noch Halbgötter, sondern gewöhnliche Geschöpfe Allahs, sterblich wie die Menschen und lediglich aus einem anderen Stoff gemacht. (Darjabadi)

 

58. Vergleiche auch Surach 6:100. Verborgene oder unsichtbare Kräfte werden hier passend bezeichnet als “aus dem Feuer des sengenden Windes geschaffen“.(Juusuf `Allii)

Vergleiche Surach 55:15: “aus der Flamme des Feuers“ (“maaridsch“ min “naar“); das heißt aus nicht-körperlichen Elementen. Das Nomen “Al-Dschaan“, das ich mit “unsichtbare Wesen“ übersetzt habe, ist in Wirklichkeit eine Singularform und bezeichnet die Art dieser bestimmten Wesen oder Kräfte, ähnlich wie das Wort “der Mensch“ auch die ganze Menschheit bezeichnen kann. Vergleiche auch die Fußnoten zu Surach 6:100. (Asad)

In diesem und im vorigen Ajach werden zwei Naturen einander gegenübergestellt, zum einem tönender Lehm, aus brackigem, feuchten Schlamm entnommen, und zum anderen das Feuer, das dadurch gekennzeichnet ist, dass es heftig und sengend ist. Während der Natur des Menschen ein neues Element hinzugefügt wurde durch Einhauchen des Geistes Allahs, blieb die Natur des Scheytans so wie sie war: glutheißes, unberechenbares Feuer. (Qutb)

 

 

28. Und (gedenke der Zeit), als dein Herr zu den Engeln sprach: „Ich bin im Begriff, einen Menschen aus Tonerde, aus brackigem, schwarzem Schlamm zu erschaffen;59

 

59. Vergleiche auch Surach 2:34 und 7:11. (Anm. d. Übers.)

Wann, wo und wie machte Allah den Engeln diese Mitteilung? Auf alle diese Fragen haben wir schon in der zweiten Surach erwidert, dass sie nicht zu beantworten sind. Denn wir besitzen weder eine Textstelle, die eine Antwort darauf gibt, noch haben wir einen Zugang zu dem Verborgenen. Ebenso wenig können wir über die Erschaffung des Menschen aus Lehm und wie Allah ihm von Seinem Geist einhauchte etwas wissen. Alles was wir wissen ist, dass der Mensch aus einer Reihe herstammt, dessen Ursprung Lehm war, wie es in Surach 23:12 steht, oder deren Ursprung eine verächtliche Flüssigkeit ist, wie in Surach 32:8. Der Mensch also und alles Lebendige entstammt dem Schlamm dieser Erde, der einen Hauptbestandteil seiner Beschaffenheit darstellt. Die Erwähnung, dass er aus einer Reihe entstammt (sulala) lässt darauf schließen, dass er einer Entwicklung unterlag. (Qutb)

 

 

29. Und wenn Ich ihn geformt60 und ihm von Meinem Geist eingehaucht habe,61 dann werft euch in Ehrerbietung vor ihm nieder."62

 

60. In angemessenen Proportionen. (Darjabadi)

 

61. Das heißt “und ihn lebendig machte“. (Asad)

Beachte, dass dieser Geist Allahs dem Menschen nie wieder entzogen wurde. (Darjabadi)

“Wenn ich eine Reflektion Meiner göttlichen Eigenschaft auf ihn geworfen habe“. Dies zeigt, dass die Seele des Menschen Leben, Wissen, Willen, Unterscheidung und andere menschliche Eigenschaften in sich vereinigt. Diese sind in Wirklichkeit eine Reflektion der Eigenschaften Allahs, die diesem menschlichen Körper mitgegeben wurden und wodurch der Mensch in die Position eines Statthalters Allahs auf Erden erhoben wurde. Nur dadurch wurde er zu dem würdigen Wesen, vor dem sich sogar die Engel verbeugen sollten.

In diesem Zusammenhang muss entschieden vor der Vorstellung gewarnt werden, dass ein Anteil an den Eigenschaften Allahs gleichbedeutend wäre mit einem Anteil an Allah. Allah ist absolut außerhalb der Reichweite aller Seiner Geschöpfe. (Maududi)

 

62. Vergleiche die anderen Abschnitte, wo in ähnlicher Weise von der Erschaffung Adems, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Rede ist: Surach 2:30-39 und 7:11-25. Hier liegt die Betonung auf drei Punkten:

1. Allahs Geist wird dem Menschen eingehaucht, das heißt er bekommt Fähigkeiten wie Wissen und Willen, die ihn bei richtiger Verwendung anderen Geschöpfen überlegen sein lassen;

2. dem Ursprung des Bösen in Scheytans Arroganz und Eifersucht, der nur die niedrige Seite des Menschen sah und nicht die höhere, durch Allahs Geist bewirkte Seite wahrnahm;

3. dass das Böse nur diejenigen berührt, die ihm nachgeben, jedoch keine Macht über Allahs aufrichtige Diener hat, die durch Seine Gnade gereinigt werden (siehe auch unten Ajach 40 und 42).

Adem, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wird hier nicht namentlich genannt, sondern nur der Mensch an sich erwähnt, dessen Symbol Adem, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ist.

(Juusuf 'Allii)

 

 

Abschnitt 3

 

30. Da warfen sich die Engel allesamt nieder;63

 

63. Vergleiche auch Surach 7:11, 2:34 und 20:116. (Anm.d.Übers.)

So entspricht es der Naturanlage ihrer Schöpfungskategorie: absoluter Gehorsam ohne Disput oder Zögern. (Qutb)

 

 

31. Bis auf64 Iblis;65 er weigerte sich, sich mit den anderen niederzuwerfen.66

 

64. Die sinnvollere aber nicht ganz für wortgetreue Übersetzung wäre: "doch Iblis nicht", da Iblis laut Qur’an kein Engel sondern ein Dschin ist (18:50). Die Tatsache, dass Iblis hier zusammen mit den Engeln erwähnt ist, lässt darauf schließen, dass er unter ihnen, aber nicht einer von ihnen war. Denn wäre er ein Engel, hätte er sich dem Befehl Allahs nicht widersetzen können. (Qutb)

Maududi schreibt zu diesem Ajach: "Der Name “Iblis“ (wörtlich: “der Enttäuschte“) wurde dem Dschin gegeben, der Allah nicht gehorchte und sich weigerte, sich vor Adem, Allahs Segen und Frieden auf ihm,  zu verneigen als Zeichen seiner Unterwerfung ihm und seinen Nachkommen gegenüber, und der Allah bat, ihm Gelegenheit zu geben, die Menschen bis zum Jüngsten Tag in Versuchung zu führen. Man nennt ihn auch Scheytan. Er ist nicht irgendeine abstrakte Kraft des Bösen, sondern ein Wesen mit eigener Persönlichkeit wie der Mensch. Er ist nicht ein Engel, wie gemeinhin angenommen wird, sondern einer der Dschins, die ihrerseits eine Art von Wesen darstellen. so wie die Engel einer bestimmten Art von Wesen angehören. Aus dem arabischen Text scheint hervorzu­gehen, dass Iblis nicht der einzige war, der sich weigerte, sich vor Adem, Allahs Segen und Frieden auf ihm, niederzuwerfen, sondern dass es eine Gruppe von anderen Dschins gab, die sich auch auf den Ungehorsam versteiften. Der Name von Iblis ist wohl besonders erwähnt, weil er derjenige war der den Aufruhr anführte."

 

 

65. Iblis: dieser Name geht auf den Grundgedanken der Verzweiflung und Rebellion zurück. (Juusuf `Allii)

Iblis gehört zu einer anderen Gattung der Schöpfung als die Engel. Er ist nämlich aus Feuer geschaffen und sie aus Licht. Sie können sich nicht weigern, Allah zu gehorchen, und tun, was ihnen befohlen ist. Er hingegen ist rebellisch. Er teilt also mit den Engeln nicht die gleiche Überzeugung, sondern den Platz, an dem sie sich befanden. (Qutb)

 

66. Iblis Arroganz hatte anscheinend zwei Gründe:

1. dass der Mensch aus Lehm geschaffen war, während er selbst aus Feuer bestand; und

2. dass er nicht das tun wollte, was die anderen taten. Beide Gründe waren unberechtigt:

1. weil dem Menschen Allahs Geist eingehaucht worden war; und

2. weil eine Verachtung der Allah gehorsamen Engel nicht die Überlegenheit, sondern die Minderwertigkeit Satans zeigte. (Juusuf `Allii)

 

 

32. Er sprach: „Was ist mit dir, dass du nicht unter denen sein willst, die sich niederwerfen?"67

 

67. Vergleiche auch Surach 7:12 und 17:61. (Anm. d. Übers.)

Die Erschaffung von Iblis ist eine andere als die der Engel. Während er aus Feuer erschaffen wurde, sind die Engel aus Licht erschaffen. Er ist also nicht einer der Engel. Er stand jedoch mit ihnen an einem Ort oder war mit ihnen in enger Berührung. (Qutb)

 

 

33. Da sagte er: „Es ist für mich nicht angemessen, mich vor einem Menschen niederzuwerfen, den Du aus Tonerde, aus formbarem Schlamm erschaffen hast."68

 

68. Siehe oben Ajach 26 und die entsprechenden Fußnoten. (Anm. d. Übers.)

Hier kommt unverfälscht die Naturlage der Verachtung, Arroganz und Rebellion in diesem Geschöpf aus Feuer zum Ausdruck. Er spricht von schwarzem Schlamm, erwähnt jedoch nicht den Hauch Allahs, der diesem Schlamm eingehaucht wurde. (Qutb)

 

 

34. (Allah) sprach: „So geh hinweg von hier, denn du sollst wahrlich verflucht

sein,69

 

69. Vergleiche auch Surach 38:77. Das Wort “radschiim“ wird auch oben in Ajach 17 benutzt und bedeutet ungefähr: mit Steinen vertrieben, abgelehnt, verworfen. (Anm. d. Übers.)

 

 

35. Und Fluch soll fürwahr auf dir lasten bis zum Tag des Gerichts."70

 

70. Dies ist die Strafe für Rebellion und Bosheit. (Qutb)

Nach dem Tag des Gerichts wird die Zusammensetzung des Universums ganz anders sein. Es wird eine völlig neue Welt auf einer völlig anderen Ebene geben. Vergleiche auch Surach 21:104.

(Juusuf 'Allii)

Bis zum Tag der Auferstehung dauert der Fluch. Danach kommt die Strafe. (Maududi)

 


 

36. Da sagte er: „O mein Herr! Gewähre mir Aufschub bis zu dem Tag, an dem sie auferstehen werden."71

 

71. Iblis bittet um Aufschub bis zum Tag der Auferstehung aber nicht etwa um sein Vergehen zu bereuen, wiedergutzumachen und Vergebung zu erlangen, sondern um sich an Adem, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Nachfahren zu rächen als Ausgleich für seine Ausstoßung und Verfluchung durch Allah. Er lastet also Adem, Allahs Segen und Frieden auf ihm, die Ursache für Allahs Fluch an. nicht seinem eigenen Vergehen. (Qutb)

Worin bestand dieser Aufschub? Der Fluch blieb, das heißt Allahs Gnade wurde ihm entzogen. und Iblis wurde in der geistigen Welt das, was ein Verfemter in einem politischen Staat ist. Die irdische Staatsgewalt ist vielleicht außerstande. den Verfemten dingfest zu machen. Allah jedoch ist allmächtig. und die Macht, über die Iblis möglicherweise verfügt. kann nur auf den von Allah gewährten Aufschub zurückzuführen sein. Allahs Gabe einer gewissen Willensfreiheit für den Menschen umfasst die Fähigkeit, zwischen Gut und Böse zu wählen, und diese Fähigkeit wird durch die Versuchung Scheytans auf die Probe gestellt. Dies gilt für die Prüfungszeit des Menschen in seinem Erdenleben. Aber auch da haben die Versuchungen keine Macht über die aufrichtigen Diener Allahs, die durch Seine Gnade gereinigt werden. (Juusuf 'Allii)

Mit “sie“ sind die Menschen gemeint. (Al-Dschalalain)

 

 

37. Er sprach: „Es soll dir Aufschub gewährt werden,72

 

72. Vergleiche auch Surach 38:70-81. 7:14 und 17:62 sowie die entsprechenden Fußnoten.

(Anm. d. Ubers.)

 

 

38. Bis zu dem Tag des wohlbekannten Zeitpunkts."73

 

73. Der Jüngste Tag, den Allah in Seiner Weisheit festgelegt hat. (Darjabadi)

 

 

39. Da sagte er: „O mein Herr! Da Du mich in Irrtum hast verfallen lassen,74 werde ich ihnen gewiss (alles Schlechte) auf Erden anziehend erscheinen lassen75 und werde sie allesamt irreführen,76

 

74. “Adschwaytani“: du hast mich ins Unrecht gesetzt. du hast mich aus der Bahn geworfen. in Irrtum verfallen lassen. Vergleiche auch Surach 7:16. Scheytan als Macht des Bösen kann nicht einmal Allah gegenüber ehrlich oder aufrichtig sein. Er fiel durch seine eigene Arroganz und Rebellion, lastet nun aber seinen Fall Allah an. Zwischen Allahs gerechtem Urteil und Scheytans Versuchungen und Fallen kann es nicht die entfernteste Ähnlichkeit geben. Dennoch versucht er sie gleichzustellen. Er will diese Frist ausnutzen. (Juusuf 'Allii)

 

75. „Du hast mich getäuscht. indem du mir befohlen hast, mich vor einem mir unterlegenen Wesen niederzuwerfen: so einem Befehl hätte ich doch gar nicht gehorchen können! Darum will ich sie nun täuschen, damit sie Dir nicht gehorchen." Damit will er sagen: „Ich will das irdische Leben mit seinen Genüssen und vergänglichem Nutzen so verführerisch für den Menschen machen, dass er seine Verantwortung als Statthalter Allahs auf Erden vergisst und Allah vergisst und Ihm nicht gehorcht, selbst wenn er vorgibt, sich zu erinnert." (Maududi)

Gemeint ist die Nachkommenschaft Adems, Allahs Segen und Frieden auf ihm. (ibn Kasir)

Iblis beschränkt den Ort seines Wirkens auf die Erde und nennt auch die Art seines Wirkens. (Qutb).


76. Iblis (der Aufrührer) ist gegenüber Allah machtlos. Deswegen wendet er sich gegen den Menschen und wird Scheytan (der Feind). (Maududi)

 

 

40. Bis auf Deine aufrichtigen Diener unter ihnen."77

 

77. Die einzig und allein Allah ergeben sind. (Darjabadi)

Das heißt diejenigen, die sich der Anwesenheit Allahs so tief bewusst sind, dass Scheytans Trug sie nicht verleiten kann. (Assad)

Scheytan macht diese Ausnahme, weil er erkennen muss, dass ihm dies, gemäß dem Gesetz Allahs, verwehrt bleiben wird. (Qutb)

Wer ein aufrichtiger Diener Allahs ist, erlangt die Reinigung von jeder Befleckung des Bösen und Schutz vor allen seinen Einflüssen. Dadurch wird das ganze Wesen des Menschen verändert. Böses kann ihn dann nicht mehr berühren, sondern es muss zugeben, dass er sich außer seiner Reichweite befindet und es ihn nicht einmal mehr in Versuchung führen kann. Aber abgesehen von solchen gereinigten Seelen erschließt sich jeder, der Allah dient, die Möglichkeit, dass Allahs Gnade ihn schützt. Wenn er sich jedoch selbst auf den Weg des Bösen begibt und absichtlich dafür entscheidet, muss er die Folgen tragen. Die Schuld liegt dann nicht einmal bei Scheytan, sondern bei dem Menschen selbst, der sich in seine Gewalt begibt. Vergleiche auch Surach 14:22 und 15:42.

(Juusuf `Allii)

 

 

41. (Allah) sprach: „Das ist ein gerader Weg, der Meinem Willen entspricht.78

 

78. Das heißt: „Das ist es, was Ich gewollt habe“, nämlich dass Scheytan die Menschen versucht, aber keine Macht hat, diejenigen zu verführen, die sich der Anwesenheit Allahs voll bewusst sind. So macht der Qur’an deutlich, dass Scheytan trotz seiner hartnäckigen Rebellion gegen Allah eine bestimmte Funktion in Allahs Plan hat: er ist der ständige Versucher, der dem Menschen ermöglicht, von seiner Allah gegebenen Wahlfreiheit zwischen Gut und Böse Gebrauch zu machen und somit zu einem Wesen mit Willensfreiheit zu werden. Vergleiche in diesem Zusammenhang auch Surach 19:83; 2:34 und 7:24 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Dies ist eine Gesetzmäßigkeit Allahs, die Sein Wille als Regel zur Entscheidung zwischen Rechtleitung und Irrtum einführte. (Qutb)

 

 

42. Denn wahrlich, über Meine Diener besitzt du keine Macht,79 außer über die Irrenden80 unter ihnen.81

 

79. Die Mich weder für entfernt noch für gleichgültig halten, sondern wissen, dass Ich anwesend bin und eingreife. (Darjabadi)

Da sie unter Meinem Schutz stehen, hast du keinen Einfluss über sie, denn dein Zugang zu ihren Seelen ist dir verwehrt. (Qutb)

 

80. Der Scheytan liest nur die Ausreißer auf, wie der Wolf die Tiere, die sich von der Herde entfernen. (Qutb)

So ist Scheytan auf keine Weise eine Gottheit oder Pseudogottheit, auch nicht der „Fürst dieser Welt", für den ihn manche Menschen halten. Der wirkliche Ursprung des Bösen liegt nicht in irgendeiner äußeren Ursache, sondern in der absichtlichen Handlung des Menschen selbst - der Rebellion des menschlichen Willens und Verstandes gegen Allah. (Darjabadi)

 

81. Das heißt diejenigen, die aus eigener Initiative deinen Vorschlägen folgen. (Darjabadi)

Vergleiche auch Surach 14:22, wo Scheytan seinen ehemaligen Gefolgsleuten am Jüngsten Tag zu verstehen gibt, dass er keine Macht über sie hatte außer sie zu rufen - und da folgten sie ihm. (Asad)

 


43. Und wahrlich, die Hölle ist der ihnen allen82 verheißene Ort.

 

82. Den Scheytan und all jene die ihm folgen. (Al-Dschalalain)

 

 

44. Sie hat sieben Tore.83 Für jedes Tor84 ist ein Teil von ihnen bestimmt.85

 

83. Sieben ist eine mystische Zahl. Die Verbrechen sind vielfältig und werden hier in sieben Gruppen eingeteilt, von denen jede auf ein Tor hinweist, das zur Hölle führt. (Juusuf `Allii)

 

84. Das heißt Stufen. (Al-Dschalalain)

 

85. Entsprechend ihrem Verhalten werden die Ungerechten am Tag des Gerichts in verschiedene Gruppen geteilt, wie beispielsweise Atheisten, Götzendiener, Heuchler, Egoisten, Tyrannen, Ideologen des Kufrs und so weiter, und jede betritt die Hölle durch ein für sie bestimmtes Tor. (Maududi)

Dies bedeutet wahrscheinlich „sieben Grade" der Hölle, nämlich des Leidens, das im zukünftigen Leben die “Gefolgsleute Scheytans“ erwartet, entsprechend der Schwere ihrer Vergehen. Wir sollten uns erinnern, dass die Vorstellung der “Hölle“ im Qur’an unter verschiedenen Bezeichnungen auftaucht, die alle notwendigerweise metaphorisch zu verstehen sind, da sie sich auf etwas beziehen, das im Qur’an als “Dschaib“ („der menschlichen Wahrnehmung unzugänglich") bezeichnet wird. Aus demselben Grund können wir annehmen, dass auch die „sieben Tore der Hölle" im übertragenen Sinne zu verstehen sind und „sieben Annäherungswege zur Hölle" bezeichnen. Darüber hinaus ist bekannt, dass die Zahl „sieben" in den semitischen Sprachen und besonders im klassischen Arabisch im Sinne von „verschiedene" und „vielfältige" verwendet wird. Dieser Ajach kann also durchaus bedeuten, dass „verschiedene Wege zur Hölle führen", nämlich verschiedenartige Vergehen. (Asad)

Einem Hadis entsprechend sagte der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihm,„Einem Teil der Höllenbewohner wird Feuer bis zu den Fersen gehen, einem anderen bis zur Taille und einem dritten bis zu ihren Hälsen, je nach dem Grad ihrer Verfehlungen". (ibn Kasir)

 

 

Abschnitt 4

 

45. Wahrlich, die Mutaqi86 befinden sich inmitten von Paradiesgärten und Quellen.

 

86. Diejenigen, die nicht Scheytans Verlockungen folgten. (Maududi)

Mutaqis sind diejenigen, die stets Allah im Auge behalten und sich vor Seiner Strafe fürchten und die Wege, die zu ihr führen, meiden. (Qutb)

 

 

46. „Tretet ein in Frieden (und) Sicherheit!"87

 

87. Vergleiche auch Surach 56:26 und 10:10. (Anm. d. Übers.)

So werden sie von den Engeln begrüßt. (Darjabadi)

Im Gegensatz zu den Höllenbewohnern wird nun der Zustand der Bewohner des Paradieses dargestellt. (ibn Kasir)

 

 

47. Und Wir werden wegnehmen, was in ihnen an Erbitterung ist.88 Sie werden einander Brüder sein89 (und) sich auf Ruhelagern90 gegenüber sitzen.

 

88. Vergleiche auch Surach 7:43 und die entsprechenden Fußnoten. Ihre Herzen und ihr Inneres werden so gereinigt sein, dass aller Groll, Neid oder Schmerz der Vergangenheit verschwindet. Die wahre Brüderlichkeit wird dort verwirklicht, wobei jeder seine eigene Würde hat. Jeder tritt dem anderen mit Freude und Zuversicht entgegen, und es gibt keine Eifersüchteleien mehr, auch keine Müdigkeit oder Erschöpfung, und die Freude dauert ewig. (Juusuf `Allii)

Jeder Schmerz, der durch Missverständnisse in den Herzen der mu’min Menschen in ihrem irdischen Leben entstanden ist, verschwindet, sobald sie das Paradies erreichen, und keine Spur gegenseitigen Grolls bleibt übrig. (Maududi)

 

89. Sie verwirklichen vollkommene Brüderlichkeit. (Darjabadi)

 

90. Rasi weist darauf hin, dass das Nomen “surur“ (Singular: sarir), das wörtlich „Sofas" oder gelegentlich auch „Throne" bedeutet, auch im Sinne von „Throne der Ehre" oder „des Glücks" verwendet wird. Ihre Erhabenheit wird an anderen Stellen im Qur’an weiter symbolisiert durch Ausdrücke wie „vergoldet" (Surach 56:15) oder „erhöht" (Surach 88:13). (Assad)

 

 

48. Kein Leid soll sie dort berühren und sie sollen niemals daraus vertrieben werden.91

 

91. Wörtlich: „sie werden nie dazu veranlasst werden, es zu verlassen". (Assad)

Ihnen wird verkündet: „Ihr werdet gesund bleiben und nie krank werden; ihr werdet ewiges Leben genießen und niemals sterben; ihr werdet jung bleiben und niemals alt werden; ihr werdet für immer im Paradies bleiben und es nie verlassen müssen." (Maududi)

 

 

49. Verkünde Meinen Dienern, dass Ich fürwahr der Verzeihende, der Barmherzige bin,92

 

92. Wir müssen uns beide Aspekte der Eigenschaften Allahs vor Augen führen: Seine Gnade, Barmherzigkeit und Bereitschaft zu vergeben sind unbegrenzt. Wenn wir aber dies alles ablehnen, liegt auch Seine Gerechtigkeit und Strafe jenseits von allem, was wir uns vorstellen können.

(Juusuf `Allii)

Allahs Botschaft von Seiner Vergebung und Barmherzigkeit kommt immer vor der Anordnung Seiner Strafe, denn diese sind der Urgrund aller Seiner Eigenschaften. (Qutb)

 

 

50. Und dass Meine Bestrafung eine wahrhaft schmerzliche Strafe ist.93

 

93. In seinem Kommentar zu den beiden obigen Ajachs bemerkt Rasi, dass die auf Allahs Vergebung und Gnade bezogene Aussage eine dreifache Betonung enthält, ausgedrückt durch das auf Allah bezogene Personalpronomen “ana“ und den bestimmten Artikel “al“ vor jedem der beiden Eigenschaftswörter, während auf der Erwähnung Seiner Strafe keine solche Betonung liegt. (Asad)


 

51. Und offenbare ihnen die Geschichte der Gäste Ibrahiims.94

 

94. Als Illustration des Unterschiedes zwischen Gut und Böse und den sich daraus ergebenden Folgen werden nur vier Ereignisse aus der Vergangenheit wiedergegeben:

1. ein Ereignis aus der Geschichte Ibrahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm;

2. von Luut, Ibrahiims Neffen, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, und dem Untergang der Städte in der Ebene, deren Bewohner er warnen sollte;

3. die Waldbewohner; und

4. die Bewohner des Felsengebirges, nach denen diese Surach benannt ist.

Wie gewöhnlich kommt der Bericht von Allahs Barmherzigkeit zuerst an die Reihe. (Juusuf `Allii)

Es waren Engel in Menschengestalt. (Darjabadi)

Eine ausführlichere Darstellung dieser Episode befindet sich in Surach 11:69-76, die kurz vor dieser Surach offenbart wurde. Die Verbindung zwischen dieser Geschichte und der vorangegangenen Betonung der Gnade Allahs liegt in Ibrahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Aussage in Ajach 56: „Wer anders als jene, die völlig ihren Weg verloren haben, könnte an Allahs Barmherzigkeit verzweifeln?" Ähnlicherweise bilden die dann folgenden Geschichten (Ajach 58-84) eine Illustration für das Gegenteil der Gnade Allahs, nämlich Seine unvermeidliche Strafe für absichtliche, ständige Ungerechtigkeit. (Asad)

 

 

52. Als sie bei ihm eintraten, sagten sie: „Friede!" Er sagte: „Wahrlich, wir fürchten uns vor euch!"95

 

95. Um diese Bezugnahme auf Ibrahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Gäste voll verstehen zu können, die Engel waren und ihm die Geburt eines Sohnes ankündigten, vergleiche Surach 11:69-73 und die entsprechenden Fußnoten. Das Erscheinen der zwei Fremden von ungewöhnlichen Aussehen, die sich weigerten, die freizügige Gastfreundschaft ihres Gastgebers zu genießen, erregte Ibrahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Misstrauen und Furcht.

(Juusuf `Allii)

Nicht erwähnt wird hier der Grund seiner Aussage oder auch das gebratene Kalb, das er ihnen anbietet, wie in Surach 11 ausführlich geschildert wird. Denn hier geht es um die Barmherzigkeit, die Allah durch den Mund Seiner Gesandten verkünden lässt, und nicht um eine Wiedergabe der Geschichte Ibrahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm. (Qutb)

 

 

53. Da antworteten sie: „Fürchte dich nicht! Wir bringen dir fürwahr frohe Botschaft von einem weisen Sohn."96

 

96. Die Geburt eines Sohnes im hohen Alter war für Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, persönlich eine frohe Botschaft. Ein weiser Sohn bedeutet unendlich viel mehr. Wenn wir in Betracht ziehen, dass die Engel Allahs Boten waren, handelt es sich bei der Weisheit um die Weisheit Allahs, und das Ereignis wurde zu einem Schlüsselereignis in der Diineschichte  der Welt. Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wurde nämlich durch seine Nachkommen zum Stammvater dreier großer Weltdiins. (Juusuf `Allii)

Ein Sohn, der selbst ein Prophet sein wird. (Asad)

Nämlich Ishaaq. Sein Name wird in Surach 11:71 erwähnt. (Maududi)

 

 

54. Er erwiderte: „Bringt ihr mir diese Botschaft, nachdem ich ein hohes Alter erreicht habe? Wie könnt ihr mir also solches verkünden?"97

 

97. In Verwunderung über diese außergewöhnliche Ankündigung. (Darjabadi)

Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hielt es zuerst für unmöglich in seinem hohen Alter einen Sohn zu bekommen (auch seine Frau war schon alt und zudem unfruchtbar, wie andere Stelle im Qur’an erwähnen). (Qutb) `


 

55. Da sprachen sie: „Es ist die Wahrheit, die wir dir verkündet haben.98 So gib die Hoffnung nicht auf!"99

 

98. Diese Verheißung wird sicherlich eintreffen. (Darjabadi)

Von einer Allah gewollten Wahrheit. (Asad)

 

99. Betrachte nicht die gewöhnlichen Ursachen, die nur zur Verzweiflung führen würden. (Darjabadi)

Die letzten Worte der Engel brachten Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zur Vernunft und zwangen ihn zur Umkehr. So beeilte er sich, den Vorwurf von sich zu weisen, er wäre ein Zweifler. (Qutb)

 

 

56. Er sagte: „Wer könnte die Hoffnung aufgeben, außer denen, die irregehen?"100

 

100. Beachte den feinen Humor in den kleinen Missverständnissen, die aufgelöst werden, sobald sie zum Ausdruck kommen. (Juusuf `Allii)

Er erwiderte den Engeln, dass er trotz allem niemals die Hoffnung aufgebe, in seinem hohen Alter noch einen Sohn zu bekommen, denn er kannte sehr wohl die Allmacht Allahs und Seine Barmherzigkeit, die mehr bewirkt als dies. (ibn Kasir)

 

 

57. Er sprach: „In welcher Angelegenheit seid ihr gekommen,101 ihr Gesandten?"102

 

101. Nachdem zwischen Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und seinen Gästen ein herzliches Verhältnis entstanden war, und vielleicht kurz vor ihrer Abreise, stellte Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ihnen eine Frage: „Was ist euer Auftrag?" Das bedeutet darüber hinaus: „Gibt es etwas, das ich tun kann, um euch zu helfen?" Aber nein. Bei dem Auftrag handelt es sich um Bestrafung für furchtbare Verbrechen. Beachte, wie Allahs Zorn immer im Zusammenhang mit Allahs Barmherzigkeit erwähnt wird, wobei die Barmherzigkeit Vorrang hat. Dieselben Engel, die gesandt waren, um Sodom und Gomorrha zu strafen, sollten zuerst Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, die frohe Botschaft bringen. (Juusuf `Allii)

Aus Ibrahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Frage geht hervor, dass Engel nur bei außergewöhnlichen Anlässen und mit einem wichtigen Auftrag auf die Erde geschickt werden. (Maududi)

 

102. Auch von Ibrahiims Fürbitte für Luuts Volk, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, (vergleiche Ajach 11:74) ist hier nicht die Rede. Hervorgehoben ist nur die Botschaft der Engel. Allahs Barmherzigkeit wird an Luut, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und seinen Angehörigen verwirklicht, und die Strafe trifft sein Volk und seine Frau. (Qutb)

 

 

58. Sie sagten: „Wir sind zu einem sündigen Volk entsandt,103

 

103. Die Städte in der Ebene um das Tote Meer, das bis heute auf arabisch “Bahr Luut“ (Luuts Meer) heißt. Dort herrschten unvorstellbare Laster. Vergleiche in diesem Zusammenhang Surach 11:77-83 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Das Volk von Sodom. (Asad)

Dass die Engel Luuts, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Volk nicht namentlich erwähnen, sondern nur von einem „bösen Volk" sprachen weist darauf hin, dass diese Menschen in ihrer Bosheit sprichwörtlich geworden waren, so dass es sich erübrigte Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gegenüber ihren Namen zu nennen. (Maududi)


 

59. mit Ausnahme der Familie Luuts, die wir allesamt erretten werden,104

 

104. Hier ist wiederum Allahs Gnade mit Seinem Zorn verbunden und wird zuerst erwähnt.

(Juusuf `Ali)

 

 

60. bis auf seine Frau." Wir haben bestimmt, dass sie unter denen sein soll, die zurückbleiben.105

 

105. Vergleiche Surach 11:81 und die entsprechende Fußnote. (Juusuf `Allii)

Sie bleibt zurück, um mit den anderen zugrunde zu gehen aufgrund ihrer verwerflichen Taten.

(Al-Dschalalain )

Sie wird mit der übrigen Stadtbevölkerung untergehen. (Darjabadi)

Vergleiche auch Surach 7:83 und 66:10 sowie die entsprechenden Fußnoten. Wie ich verschiedentlich in meinen Anmerkungen hervorgehoben habe, bedeutet Allahs „Beschluss" für einen ungerechten Menschen, dass er beispielsweise der Stimme der Wahrheit gegenüber taub bleibt, was hier als ein von Ihm beschlossenes Naturgesetz wirksam wird. (Asad)

 

 

Abschnitt 5

 

61. Und als die Gesandten zur Familie Luuts kamen,106

 

106. Das Wort “al“ bezeichnet Menschen, die der Lehre und Lebensweise eines großen Lehrers folgen, nicht unbedingt nur seine leiblichen Nachkommen oder seine Sippe. “Achl“ (unten Ajach 65) bedeutet normalerweise „Familienangehörige", kann aber auch im erweiterten Sinne benutzt werden und Menschen im allgemeinen einschließen (siehe Ajach 67). “Qaum“ (Ajach 62) bezeichnet eine Gruppe oder Gemeinschaft von Menschen. In Surach 11:70 werden die bösen Einwohner der Städte in der Ebene als “Qaumu Luuts“(Luuts Volk) bezeichnet. Ashaab („Gefährten") bezieht sich eher auf eine engere Gruppe als auf ein Volk (vergleiche Ajach 78). (Juusuf `Allii)

 

 

62. sagte er: „Ihr seid wahrlich ungewöhnliche Leute!" 107

 

107. Aus seinen Worten klingt Beklommenheit, denn er kennt sein Volk und weiß, was es mit seinen Gästen anstellen wird. Er selbst lebt als Fremder unter ihnen und sie sind widerwärtige, verbrecherrische Leute. Deshalb drückt er sein Befremden darüber aus, dass sie in eine so berüchtigte Stadt kommen. (Qutb)

Er war besorgt, denn er konnte die Fremden, die in der Gestalt von schönen jungen Männern gekommen waren, nicht wegschicken, und er wusste auch nicht, wie er sie vor jenen Gewalttätern schützen sollte. (Maududi)

 

 

63. Da sagten sie: „Nein! Doch wir sind zu dir gekommen mit dem, was sie dauernd bestritten haben, 108

 

108. Das ungewöhnliche Erscheinen der Engel verunsicherte Luut, wie es Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, verunsichert hatte. Da er, die widernatürliche Lasterhaftigkeit der Stadtbewohner kannte, hatte er Angst, die jungen Männer bei sich aufzunehmen. In mystischer Sprache gaben sie sogleich ihren Auftrag bekannt: „Du hast diesen bösen Stadtbewohnern vergeblich gepredigt. Wenn du sie vor ihrem unvermeidlichen Ende und ihrer Vernichtung warnst, spotten sie nur und zweifeln. Jetzt werden sie ihrer Zweifel

enthoben. Noch vor dem Morgengrauen wird sie ihre Vernichtung treffen." (Juusuf `Allii)

Wörtlich: „das, worüber sie beständig (kaanuu) in Zweifel waren", das heißt das Strafgericht, das in dieser Welt oder in der zukünftigen die unausweichliche Folge absichtlicher Vergehen ist. Diese Vorhersage wird von den Ungerechten selbst meistens verspottet (vergleiche auch Surach 6:57-58; 8:32; 11:8 und die entsprechenden Fußnoten). Meiner Ansicht nach bildet dieser Satz den Grund für die Wiederholung der Geschichten von Luuts, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Volk und den anderen sündigen Völkern in dieser Surach, die für ihre ständigen absichtlichen Vergehen gegen alle ethischen Gesetze bestraft wurden. (Asad)

 

 

64. Und wir bringen dir die Gerechtigkeit109 und wir sind ganz gewiss wahrhaft.

 

109. Eine andere Bedeutung für “Al-Haq“ (meist übersetzt mit „die Wahrheit" oder „das Recht") ist die „Strafe, die rechtmäßig fällig ist und mit Sicherheit eintrifft." Vergleiche auch Surach 22:18. (Juusuf `Allii)

Sie wollen mit diesen Worten wieder Ruhe und Zuversicht in Luut, Allahs Segen und Frieden auf ihm, einkehren lassen, bevor sie daran gehen, ihm ihre Anweisungen zu erteilen. (Qutb)

 

 

65. Reise nun mit deiner Familie, wenn ein Teil der Nacht (verstrichen) ist, wobei du als letzter hinter ihnen her gehst.110 Und keiner von euch sollte sich umdrehen,111 und setzt (euren Weg) fort, wie euch geboten worden ist."112

 

110. „Gehe hinter deinen Angehörigen her, damit nicht einer zurückbleibt." (Maududi)

 

111. Vergleiche auch Sure 11:81 Fußnote 268. (Asad)

7Grde befohlen, darauf zu achten, dass keiner aus seiner Familie trödelt noch sich umdreht, wie es die Auswanderer meist tun, die von der Sehnsucht nach ihrer Heimat geplagt sind und noch einen Blick darauf werfen wollen. (Qutb)

Ihr sollt euch auch nicht umdrehen, wenn ihr den Lärm der Straße dieses Volkes hört. Überlasst sie ihrem Schicksal. (ibn Kasir)

Niemand sollte zurückblicken, denn es war weder Zeit für Bedauern und Mitleid noch für Schadenfreude. Wer sich auch nur einen Augenblick zu lange auf dem Boden dieses bestraften Volkes aufhielt, wurde in die Strafe mit einbezogen. (Maududi)

 

112. Vergleiche Genesis 19:20-22. (Darjabadi)

Als ob sie jemanden hätten, der ihnen den Weg zeigen würde. (ibn Kasir)

 

 

66. Und Wir legten ihm den Entscheid vor, dass jene im Morgengrauen bis zum letzten (Mann) ausgerottet 113 werden sollten.

 

113. Da die letzten Überreste des Bösen vernichtet werden sollten, Allah aber jeden wahrhaftigen Menschen retten wollte, der sich bei Luut, Allahs Segen und Frieden auf ihm, befand, wurde ihm Allahs Beschluss mitgeteilt, damit er seine Anhänger in Sicherheit bringen konnte. (Juusuf `Allii)

Wörtlich: „abgeschnitten". (Asad)

Dieser Ausdruck illustriert das totale Ende, das keinen auslässt. Somit waren Sorgsamkeit und Wachsamkeit geboten, so dass keiner zurückbleibt oder sich umdreht, um nicht vom gleichen Schicksal ereilt zu werden. (Qutb)


 

67. Und die Bewohner der Stadt kamen114 frohlockend115 (herbeigeeilt).

 

114. Sie kamen zu Lots Haus. (Darjabadi)

 

115. Da sie widernatürliche Laster praktizierten, erregte sie die Ankunft der jungen Männer. Unmittelbar vor ihrer eigenen Vernichtung stürzen sie sich blindlings in ihr Schicksal und nehmen sich selbst jede Möglichkeit zur Umkehr. Vergleiche auch unten Ajach 72. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Surach 7:80-81 und 11:77-79 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Ihr offenes Verlangen nach der Sünde ist fast nicht vorstellbar, wäre es nicht tatsächlich passiert. (Qutb)

Diese Menschen waren auf die tiefste Stufe der Unmoral heruntergekommen. Kaum hatten sie von der Ankunft der Fremden gehört, da stürzten sie zu Luuts, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Haus und verlangten unverschämt die Auslieferung seiner Gäste. Kein einziger unter ihnen protestierte gegen ihr abscheuliches Ansinnen. (Maududi)

 

 

68. Da sagte er: „Dies sind meine Gäste,116 so stellt mich nicht bloß.117

 

116. Wie in Sure 11:81 zu lesen, soll er dies gesagt haben, bevor er überhaupt wusste, dass es Allahs Boten sind. (ibn Kasir)

Sie haben deswegen ein Anrecht auf Respekt und Schutz nach dem Brauch der Gastfreundschaft. (Darjabadi)

 

117. Indem ihr sie beleidigt. (Darjabadi)

 

 

69. Sondern fürchtet Allah118 und bringt keine Schande über mich!"119

 

118. Bezüglich eurer bestialischen Gewohnheiten und Neigungen. (Darjabadi)

Luut, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wollte in seiner Not sich und seine Gäste verteidigen, indem er versuchte, in ihnen das menschliche Ehrgefühl zu wecken und Gottesfurcht in ihren Seelen zu erregen. Obwohl er schon wusste, dass sie so verdorben waren, dass sie weder menschliches Gefühl noch Ehre besaßen, tat er alles ihm mögliche, um sie noch davon abzuhalten. (Qutb)

119. In den Augen meiner Gäste. (Darjabadi)

 

 

70. Sie sagten: „Haben wir dir nicht verboten, irgendwelche Leute zu beherbergen?"120

 

120. Lot, der einzige rechtschaffene Mann in der Stadt, hatte den Einwohnern oft genug Vorhaltungen wegen ihrer widernatürlichen Vergehen gemacht. Deswegen hatten sie ihm verboten, sich jemals wieder für jemanden bei ihnen einzusetzen, „als ob er der Beschützer aller wäre", wie sie spöttisch sagten. (Juusuf `Allii)

Anstatt zu Vernunft zu kommen, wurden sie noch unverschämter. Sie tadelten ihn dafür, Männer zu beherbergen, wo sie es ihm doch verboten hatten. Als ob er der Schuldige wäre, der ihnen die Gelegenheit zur Sünde bietet. (Qutb)

 

 

71. Da antwortete er: „Hier sind meine Töchter, wenn ihr (unbedingt so etwas) tun wollt."121

 

121. Vergleiche auch Surach 11:78 und die entsprechenden Fußnoten. „Meine Töchter" kann bei einem ehrwürdigen alten Mann die jungen Mädchen in der Stadt bezeichnen, wie es auch der großen Anzahl der Männer entsprechen würde, die zu Luuts, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Haus gekommen waren. (Juusuf `Allii)

So heutet doch sie, wenn ihr eure Leidenschaft stillen wollt. (Al-Dschalalain)

Luut, Allahs Segen und Frieden auf ihm, bietet ihnen seine Töchter nicht an, damit sie mit ihnen Unzucht treiben, sondern um ihnen den natürlichen Weg zu zeigen, wie ihn die gesunde Naturanlage auch akzeptiert. Somit ist es ein Appell an diese gesunde Naturanlage, in der Hoffnung, sie mit diesem Angebot wachzurütteln. (Qutb)

 

 

72. Bei deinem Leben,122 in ihrem Rausch123 gingen sie wahrlich irre.124

 

122. Diese Anrede wird auf Luut, Allahs Segen und Frieden auf ihm, bezogen (Asad)

Oder auf Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm. (Darjabadi)

Ibn 'Abbas, berichtete: „Keines von den Geschöpfen Allahs, die er erschuf, ist bei Ihm edler als Muhammad. Gottes Heil und Segen sind mit ihm. Ich habe noch nie gehört, dass Gott bei dem Leben irgendeines Menschen geschworen hat, außer bei seinem". (ibn Kasir)

123. In ihrem Rausch der unreinen und tierischen Leidenschaften. (Darjabadi)

124. Die ungezügelte Wut der Leidenschaft führt zu ihrer eigenen Vernichtung und schneidet alle Hoffnung auf Umkehr oder Gnade ab. (Juusuf `Allii)

 

 

73. Da erfasste sie bei Sonnenaufgang ein gewaltiger Schrei,125

 

125. Der heftige Windstoß (oder gewaltige Ausbruch) wird in Verbindung mit Erdbeben erwähnt: vergleiche Surach 11:67-94. Hier geht es um einen gewaltsamen Sturm und Lärm, der den Regen von Bimssteinen begleitet, wahrscheinlich bei einem Vulkanausbruch. (Juusuf `Allii)

Der gewaltige Schrei ist das Grollen des Donners. (ibn Kasir)

Allah ließ die Stadt Luuts, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in die Erde versinken durch eine Erscheinung, die einem Erdbeben oder der Erruption eines Vulkans ähnelt. Man sagt der Luut See sei nach diesem Ereignis entstanden als die Städte Sodom und Gomorrha in der Erde versanken. Das dadurch entstandene Loch sank unter dem Meeresspiegel und füllte sich mit Wasser, das heute den See bildet. (Qutb)

 

 

74. Und Wir kehrten ihr Oberstes zu unterst126 und ließen auf sie einen Steinhagel aus hartem Ton127 niedergehen.

 

126. In diesen Städten. (Darjabadi)

 

127. Vergleiche Surach 11:82 und die Fußnoten, in denen das Wort “Sidschdschil“ erklärt wird. (Juusuf `Allii)

 

 

75. Wahrscheinlich, darin sind Zeichen128 für die, die sie wahrnehmen können.129

 

128. Die an die furchtbare Strafe für die Ungerechten erinnern. (Darjabadi)


129. Die sich belehren oder warnen lassen. (Al-Dschalalain)

Der Begriff “mutawassim“ bezeichnet in seiner vollen Bedeutung einen Menschen, der „seine Vernunft mit dem Studium der äußeren Erscheinung einer Sache beschäftigt, um dessen wirkliches Wesen und innere Eigenschaften zu begreifen". (Asad)

 

 

76. Und sie130 liegen fürwahr an einer (noch immer) bestehenden Straße.

 

130. Die Städte Sodom und Gomorrha wurden völlig zerstört, und nicht einmal ihre genaue Lage kann festgestellt werden. Die Bimssteinebene in diesem Gebiet existiert jedoch noch, und zwar direkt an der Fernstraße zwischen Arabien und Syrien. Für Reisende in der Nähe des Toten Meeres bietet das Gebiet einen Anblick der Verlassenheit und Verzweiflung, der tatsächlich an die furchtbare Strafe für abscheuliche Vergehen erinnert. (Juusuf 'Allii)

Luftphotos der American School of Oriental Research zeigen deutlich die uralte Straße als dunklen Streifen, der sich zwischen dem Hidschaas und Syrien fast parallel zur Ostküste des Toten Meeres nach Norden schlängelt. (Asad)

Geographen sind der Ansicht, dass kein anderes Gebiet der Erde einen so öden und verlassenen Eindruck macht wie dieses. (Maududi)

 

 

77. Wahrlich, darin sind Zeichen für die Mu’mins.131

 

131. Ajach 75 bezieht sich auf alle, die genügend Vernunft besitzen, um Allahs Zeichen zu begreifen. Die Ajachs 76-77 sprechen vor allem jene an, die diese arabische Fernstraße benutzen. Der öde und verlassene Eindruck wird ihnen besonders eingeprägt. (Juusuf 'Allii)

Jene Mu’mins, deren Herzen offen und bereit sind, sie zu empfangen und über sie nachzudenken. Nur sie können Nutzen daraus ziehen. (Qutb)

 

 

78. Und auch die Waldbewohner132 waren wahrlich Frevler,

 

132. “Ashaab-ul-aika“: Waldbewohner oder Waldgefährten. Vielleicht ist Aika aber doch ein Eigenname, der sich auf eine Landschaft oder eine Stadt bezieht. Die „Waldbewohner" werden im Qur’an viermal erwähnt, nämlich hier und in Surach 26:176-191; 38:13 und 50:14. Nur in Sure 26:176-191 werden Einzelheiten erwähnt, dass nämlich ihr Prophet Schu'aib, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hieß, sowie andere Details, die dem Volk von Madjan entsprechen, zu  dem Schu'aib, Allahs Segen und Frieden auf ihm, als Prophet gesandt war (vergleiche Sure 7:85-93). In den dortigen Fußnoten habe ich die Frage von Schu'aib, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und dem Volk von Madjan erörtert. Die Annahme ist begründet, dass die „Waldbewohner" mit den Leuten von Madjan identisch oder zumindest in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft ansässig waren.

(Juusuf 'Allii)

Die Geschichte Schu'aibs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und seines Volkes Madjan und der Waldbewohner wird an einigen anderen Stellen ausführlich dargelegt. Hier wird nur auf ihre Sündhaftigkeit und ihren Untergang hingewiesen, als Bestätigung für das hier behandelte Thema, nämlich die Bestrafung der Frevler. (Qutb)

Ihre Ungerechtigkeit lag darin, dass sie Polytheisten waren, Straßenraub begingen und Gewichte und Maße stets unvollständig gaben. Zeitlich kamen sie nach Lot, und sie wohnten fast an der gleichen Stelle, nur auf der gegenüberliegenden Seite der Straße. (ibn Kasir)

Vergleiche auch Sure 7:85-93 und 11:84-95. (Asad)

Al-Aika war der alte Name von Tabuk und bedeutet wörtlich „dichter Wald". (Maududi)

 

 

79. darum suchten Wir sie heim.133 Beide liegen sie134 an einer Straße,135 die weithin sichtbar ist.136

 

133. Indem Allah sie für ihren hartnäckigen Ungehorsam vernichtete. (Darjabadi)


134. Beide, sowohl die Städte in der Ebene als auch die Waldbewohner. (Juusuf `Allii)

 

135. Die Spuren beider Ansiedlungen liegen an derselben Straße. (Darjabadi)

 

136. Das Schicksal dieser beiden Völker ist ein Beispiel, das ebenso deutlich erkennbar ist wie die Straße, die durch das einst von ihnen bewohnte Gebiet führt. (Asad)

 

 

Abschnitt 6

 

80. Und die Bewohner des Felsengebirges137 bezichtigten die Gesandten ebenfalls der

Lüge.138

 

137. „Felsengebirge" ist zweifellos eine geographische Bezeichnung. Auf Landkarten von der arabischen Halbinsel befindet sich ein Gebiet namens Hidschr nördlich von Medina, mit dem Berg Hidschr etwa 200 km nördlich der Stadt. Dieses Gebiet liegt an der Straße nach Syrien, und insofern muss es sich um das Gebiet der Tamuud handeln. Vergleiche in diesem Zusammenhang Surach 7:73 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Nach Ptolemäus und Plinius ist Hidschra eine Oase und ein Rastplatz für die Gold- und Weihrauchkarawane an der Straße nach Arabia Felix. (Darjabadi)

Die ausführliche Geschichte von den Tamuud finden wir in Surach 7:73-79. (Asad)

Ibn Batuuta berichtet von seiner Reise nach Mekkach im 14. Jahrhundert, er habe unterwegs die Überreste der alten Siedlung der Tamuud gesehen: „die in Felsen eingemeißelten Häuser der Tamuud, mit Malereien, die so deutlich sichtbar waren, als ob sie erst vor kurzer Zeit aufgetragen worden wären... und selbst heute kann man dort noch menschliche Skelette

finden." (Maududi)

 

138. Sie hielten nicht nur ihren eigenen Gesandten Salich, Allahs Segen und Frieden auf ihm, für einen Lügner; Salich, Allahs Segen und Frieden auf ihm, jedoch repräsentierte alle anderen Gesandten, da er mit der gleichen Botschaft kam. Somit heißt es: sie haben alle Gesandten zu Lügnern erklärt, nicht nur ihn. (Qutb)

 

 

81. Wir brachten ihnen Unsere Zeichen, doch sie wandten sich davon ab.139

 

139. Salichs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, besonderes Zeichen war die Kamelstute (vergleiche Surach 7:73 und 77). Aber in diesem Dasein gibt es viele andere Zeichen, die jedem zum Betrachten und Nachdenken unterbreitet sind. Dieses Zeichen Salichs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war somit nicht das einzige Wunder, das sie von Allah bekamen. Sie wendeten sich aber von ihnen allen ab, ohne ihre Augen oder ihr Herz für sie

zu öffnen. (Qutb)

 

 

82. Und sie pflegten Häuser aus den Bergen zu meißeln140 zu ihrem Schutz.141

 

140. Überreste dieser Felsenhäuser im Gebiet von Hidschr sind bis heute sichtbar, und die bekannte Stadt Petra befindet sich nicht mehr als 500 km vom Berg Hidschr entfernt. (Juusuf `Allii)

 

141. Vergleiche Surach 7:74 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Sie bauten diese Häuser nicht, um darin zu wohnen sondern nur aus Zeitvertreib, wie dies aus der Art dieser Bauten im Tal der Steine klar ersichtlich ist. Als der Prophet Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, auf seinem Weg nach Tabuk daran vorbeiging, senkte er sein Haupt, beschleunigte sein Reittier und sagte zu seinen Gefährten: „Ihr solltet weinend in die Häuser des bestraften Volkes eintreten. Wenn ihr nicht weinen könnt, so tut so, als ob ihr weint, aus Angst, dass euch das gleiche widerfährt." (ibn Kasir)

 

 

83. Dach da kam der gewaltige Ausbruch über sie am Morgen,142

 

142. Ein Sturm und ein starkes rumpelndes Geräusch, wie es ein Erdbeben begleitet. Vergleiche auch Surach 7:78 und die entsprechende Fußnote. (Juusuf `Allii)

Am Morgen des vierten Tages nach ihrem Vergehen. (Ibn Kasir)

 

 

84. Und das, was sie sich erworben hatten, nützte ihnen gar nichts.143

 

143. Ihre starken und sicheren Gebäude, die sie in die Felsen eingemeißelt hatten, konnten sie nicht vor dem Untergang schützen. (Maududi)

Ihre Felder und Gärten, die sie nutzbar machten und deren Wasser sie der Kamelstute nicht gönnen wollten, nutzte ihnen gar nichts mehr. (ibn Kasir)

Die Burgen, die sie erbauten und der Reichtum, den sie anhäuften. (Al-Dschalalain)

 

 

85. Wir haben die Himmel und die Erde und was zwischen beiden ist, nicht anders als in Gerechtigkeit erschaffen.144 Und die Stunde wird ganz gewiss kommen, so übe dich in angemessener Nachsicht.145

 

144. Allahs Schöpfung geschah für ein wahres, gerechtes und gutes Ziel. Vergleiche auch Surach 10:5. Es ist kein bloßer Zeitvertreib oder eine Laune (Surach 21:16). (Juusuf `Allii)

Gerechtigkeit ist tief in diesem Dasein verwurzelt: in seiner Erschaffung, seiner Leitung und Regelung und in seinem Ausgang. (Qutb)

Siehe auch die Fußnoten zu Surach 10:5. (Asad)

Der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wird damit getröstet, dass er mit der Wahrheit gesandt ist, so wie auch das ganze Universum auf Wahrheit begründet ist. Eine solche Bestätigung war notwendig, denn gerade zu jener Zeit schien überall der Trug über die Wahrheit zu triumphieren. Dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wird hier gesagt: „Sorge dich nicht über den scheinbaren Erfolg der Lüge, denn er ist vergänglich, wie auch die Schwierigkeiten und Hindernisse, die der Wahrheit im Weg zu liegen scheinen. Habe Mut und Zuversicht in deinem Einsatz für die Wahrheit, und sie wird siegen, denn das ganze System des Universums beruht auf Wahrheit und weist die Lüge zurück. Wahrheit ist beständig, und Trug vergeht." (Maududi)

 

145. Der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wird hier aufgefordert, sich in Nachsicht zu üben, in Bezug auf die Belästigung durch die Götzendiener Mekkas und ihre Ablehnung seiner Sendung. (ibn Kasir)

Lass dich nicht in Wut versetzen. Denn der Wahrheit wird sicherlich zum Recht verholfen. (Qutb)

Die Zeit wird sicherlich kommen, wo der wahre Plan des Lebens offenkundig wird. Wir dürfen deshalb nicht ungeduldig werden, wenn nach unserem begrenzten Begriffsvermögen scheinbare Ungerechtigkeiten zu bestehen scheinen. Wir sollen ertragen und langmütig sein, und was unsere persönlichen Gefühle betrifft, sollen wir „in großmütiger Vergebung" über die Fehler anderer Menschen hinwegsehen. (Juusuf `Allii)

 

 

86. Wahrscheinlich, dein Herr ist der Schöpfer,146 der Allwissende.147

 

146. Der weiß, was und wen Er erschaffen hat. Die ganze wunderbare Schöpfung ist Sein. (Qutb)

Hallaaq“: diese Intensivform für das Wort „Schöpfung" bezeichnet einen Schöpfer, der in Seinem Geschick und Wissen vollkommen ist, und dessen Schöpfung völlig Seinem Plan entspricht. Deswegen sollte niemand meinen, mit der Schöpfung sei etwas schief gegangen. Wenn wir eine Unvollkommenheit wahrnehmen, ist dies lediglich das Ergebnis unserer unvollkommenen Normen. Oft genug kommt es vor, dass uns etwas böse, ungerecht oder unvollkommen erscheint, was nur eine Projektion unserer unvollkommenen Vorstellung ist. Siehe auch die folgenden Ajachs und Fußnoten. (Juusuf `Allii)

 

147. Er hat alle Menschen erschaffen und Er weiß genau, wo ihre natürlichen Unterschiede und die Verschiedenheiten ihrer jeweiligen Lebensumstände liegen - was natürlich auch ihre Fehler und Irrtümer einschließt. Vergleiche auch Surach 7:199 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Allah ist der Schöpfer und hat völlige Macht über Seine Geschöpfe. Er ist allwissend, das heißt, Er weiß, dass der Prophet Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, alles in seiner Macht Stehende tut, um die Menschen zur Besserung zu veranlassen; ebenso kennt Er ihre bösen Pläne gegen alle diese Versuche. (Maududi)

 

 

87. Und Wir haben die fürwahr die sieben oft wiederholten Ajachs148 gegeben und den großartigen Qur’an.149

 

148. Unter den „sieben oft wiederholten Ajachs" versteht man meist die Ajachs der einführenden Surach Al-Fatiha. Sie fassen die gesamte Lehre des Qur’an zusammen. Was kann für einen Muslim ein schöneres Geschenk sein als der Qur’an oder eine Surach davon? Verglichen damit sind weltlicher Reichtum, Ansehen oder alles andere völlig unbedeutend. (Juusuf `Allii)

Die Surach Al-Fatiha ist das von den Muslimen am meisten wiederholte Gebet, ohne das auch jedes rituelle Gebet unvollständig wäre. (Darjabadi)

Die Surachs des Qur’ans werden „Mataari" genannt, weil sie im Verlauf der Zeit so oft rezitiert werden, dass sie - anders als es mit so vielen anderen Dingen geschieht - niemals ausgelöscht werden können. (Al-Dschalalain)

Dieses sind, wie es in den meisten Überlieferungen steht, höchstwahrscheinlich die sieben Ajachs von Surach „Al-Fatiha", weil sie im Gebet doppelt oder vielfach rezitiert werden. Oder aber weil Allah darin gepriesen wird (“tanaa“ bedeutet auch preisen, loben). (Qutb)

Über die Bedeutung von den „sieben häufig wiederholten" gibt es unterschiedliche Meinungen. ibn Mas'ud ibn ’Umar, ibn 'Abbas, Mudschahid, Said ibn Dschubair, Dachhak und andere sagen mehr, dass damit die sieben längsten Surachs gemeint sind, weil darin die Pflichten im Islam, die gesetzlichen Verordnungen, die Geschichten und die Vorschriften aufgeführt werden. Dagegen heißt es in einem Hadis in Bucharii, von Abu-Huraira erzählt, dass der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gesagt hat: „Die Mutter des Qur’ans sind die „sieben häufig wiederholten (Al-Mataari)". Damit legt der Text dieses Hadis fest, dass es sich um Al-Fatiha handelt. (ibn Kasir)

 

149. Mit diesen Worten kehrt die Argumentation zum Anfangsthema dieser Sure zurück, wie es auch schon in Ajach 85 angedeutet wurde, nämlich zur Offenbarung der heiligen Schrift, die dem Menschen, der bisher noch nicht Sinn und Ziel der Schöpfung Allahs erkennen kann, als Leitung und Führung dienen soll. (Asad)

 

 

88. So richte niemals deine Augen begehrlich auf das, was Wir ein Teil von ihnen150 genießen lassen, und sei nicht traurig ihretwegen,151 und senke deinen Fittich (in Barmherzigkeit) auf die Mu’mins.152

 

 

150. Möglicherweise besitzen andere Menschen irdische Güter, um die sie von weltlich gesinnten Menschen beneidet werden. Sind sie aber deswegen glücklich? Selbst die vergänglichen Freuden, mit denen sie umgeben sind, sind nicht frei von einem geistigen Gift und ohnehin nicht von Dauer. Der mu’min Mensch schaut sehnsüchtig nach etwas anderem aus – Allahs Angesicht und Wohlgefallen. (Juusuf `Allii)

Wer diese, soeben erwähnten, sieben Ajachs und den großartigen Qur’an bekommt, richtet seinen Blick nicht auf die vergänglichen Genüsse dieser Erde und bleibt von ihnen unberührt. (Qutb)

Dies sind die Reichen unter ihnen, wie Mudschahid sagt. (ibn Kasir)

Der Begriff “Aswaadsch“ bedeutet hier „Gruppen" von Menschen oder „einige" davon, nicht „Paare", wie einige moderne Übersetzer annehmen. (Asad)

 

151. Der mu’min Mensch grämt sich vielleicht in seiner mitmenschlichen Liebe und Sympathie über gewisse Menschen, die voll mit falschen Vorstellungen sind und Allahs Botschaft indifferent gegenüberstehen. Er soll sich jedoch nicht selbst unglücklich machen. Kein Mangel ist in Allahs Plan, und er wird schließlich verwirklicht. Dies ist in erster Stelle an den Propheten Muhammad gerichtet, gilt aber in geringerem Maße auch für alle rechtschaffenen Menschen. (Juusuf `Allii)

Sei nicht traurig, weil sie dich als ihren Feind betrachten, obwohl du ihr Bestes willst; weil sie ihre Laster als ihre Tugenden betrachten; weil sie nicht nur selbst einem Weg folgen, der zum Untergang führt, sondern dass sie auch andere dahin führen. (Maududi)

 

152. Dieses Gleichnis stammt von einer Vogelmutter, die in Fürsorge für ihre Jungen ihre Flügel über sie deckt. Vergleiche auch Surach 17:24, wo dasselbe Bild auf die alternden Eltern angewandt wird. (Juusuf `Allii)

Ein Gleichnis für liebevolle Zuneigung und Demut. (Asad)

Hafada Dschanaahahu bedeutet: jemandem zugänglich sein, aufgeschlossen sein, jemanden mit Güte und Milde behandeln. (Anm. d. Übers.)

Dieser Ausdruck wird als Gleichnis für freundlichen Umgang und gütige Behandlung gebraucht. (Qutb)

 

 

89. Und sprich: „Wahrlich, ich bin der deutliche Warner,"153

 

153. In der Sendung des Propheten Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gab es weder Haarspalterei noch irgendwelche Kompromisse mit dem Bösen. Das Böse wurde unzweideutig abgelehnt. “Mubiin“ bedeutet sowohl offen als auch deutlich, das heißt frei von Zweideutigkeiten. (Juusuf `Allii)

Der bestimmte Artikel vor “nadiir“ kann nur bedeuten, dass er ein bestimmter Warner ist, nämlich einer, der von Allah verheißen wurde. Möglicherweise ist dies ein Hinweis auf Vorhersagen des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in der Bibel, beispielsweise in Deuteronomium 18:15 und 18. (Asad)

Ein Warner, dessen Ermahnung deutlich genug ist. (Al-Dschalalain)

Wenn sie ihn der Lüge bezichtigten, sollte er die Menschen vor einer peinlichen Strafe warnen, wie sie über die früheren Völker gekommen war, als sie an ihren Gesandten nicht den Iman verinnerlichen wollten. (Ibn Kasir)

 

 

90. (Vor einer Strafe) wie Wir (sie) zu jenen Gruppen154 (von Verschwörern) herabgesandt haben,155

 

154. Über die genaue Bedeutung der Ajachs 90 und 91 sind die Kommentatoren unterschiedlicher Meinung. Sind in beiden Ajachs dieselben Leute gemeint oder verschiedene? Und um wen handelt es sich? Ich schließe mich der gut belegten Ansicht an, dass es sich um zwei verschiedene, aber ähnliche Personengruppen handelt. Ajach 90 bezieht sich auf Juden und Christen, die von der Schrift nahmen, was in ihr Konzept passte, und den Rest ignorierten. Vergleiche in diesem Zusammenhang auch Surach 2:85 und 101. (Juusuf `Allii)

Al-Muqtasimiin“ (die Gruppen) sind die miteinander Verbündeten. Sie schworen einander, sie würden den Propheten Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, widersprechen, sie leugnen und sie bekämpfen. Dies wird von mehreren Stellen unterstrichen wie 27:49, 6:109, 14:44 und 7:49. Sie wurden „Al-Muqtasimiin" genannt, weil sie jedesmal, wenn sie etwas ableugneten, dies auch unter Eid taten (aqsama). (Ibn Kasir)

Al-Muqtasimiin“ (die Verschworenen) sind diejenigen Leuten, die sich auf die Schluchten Mekkas verteilten, um jene, die zum Propheten Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wollten, davon abzubringen. Sie hatten sich gegenseitig geschworen, sie würden gegen den Propheten Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, intrigieren. (Al-Asfahaani)

„(Du bist der Übermittler der Schrift Allahs,) wie Wir sie denjenigen gegeben haben, die sie (hernach) in Bruchstücke zerteilt haben, und die jetzt diesen Qur’an leugnen." Dieser Einschub erklärt nach Samachsari diesen elliptischen Satz. (Asad)

 

155. Dies bezieht sich wahrscheinlich auf die Anhänger der Bibel, die „an einen Teil der Schrift den Iman verinnerlichen und den anderen Teil leugnen" (vergleiche Surach 2:85), das heißt die nach den Prinzipien der Bibel handeln, die ihren Neigungen und den vorhandenen sozialen Trends entsprechen, während sie andere missachten und so indirekt ihre Gültigkeit leugnen. (Asad)


 

 

91. Die den Qur’an156 unterteilten.157

 

156. Das Wort “qur'an“ ist hier in seinem wörtlichen, nicht in seinem technischen Sinne zu verstehen. (Darjabadi)

 

157. In der Frühzeit des Islam zerteilten die kafir Mekaner die bisher offenbarten Teile des Qur’an, um sie auf diese Weise zu verspotten oder damit den Gesandten Allahs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, es zu verleumden. (Juusuf 'Allii)

„Die (jetzt) diesen Qur’an für ein Lügengewebe erklären". Dies ist nach “Taadsch Al-'Aruus“ die Bedeutung des Wortes “`idin“ in diesem Zusammenhang. Eine andere, vom linguistischen Standpunkt aus ebenso gerechtfertigte Interpretation wäre: „die den Qur’an in einzelne Teile zertrennen“ das heißt analog zu Juden und Christen einige davon als wahr betrachten, andere hingegen als Erfindung des Propheten Muchammad Allahs Segen und Frieden auf ihm. Da jedoch - wie auch Tabari betont - diejenigen, die den Ursprung Allahs des Qur’an leugnen, keinen Teil als wahr akzeptieren, ist die erste Interpretation vorzuziehen. (Asad)

 

 

92. Bei deinem Herrn, Wir werden sie ganz gewiss dereinst befragen158

 

158. Vergleiche auch Surach 7:6; 2:134 und ähnliche Stellen. (Anm. d. Übers.)

 

 

93. Über das, was sie zu tun pflegten.159

 

159. Wer auch immer auf irgendeine Weise die heilige Schrift verspottet, wird dafür zur Rechenschaft gezogen. (Juusuf 'Allii)

Sie werden entsprechend dafür bestraft. (Darjabadi)

 

 

94. So tu offen kund, wie dir geboten worden ist160 und wende dich ab von den Götzendienern.

 

160. Nun ergeht der Befehl an den Propheten Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ''sich ganz für seinen Auftrag einzusetzen, indem er ihn mit allem Nachdruck offen verkündet. Kein Götzendiener sollte ihn daran hindern oder davon abhalten. (Qutb)

Dies ist ein Befehl an den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, den Götzendienern entgegenzutreten. Von Abu Ubaida wird überliefert: „Der Prophet Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hielt sich immer noch versteckt, bis ihm diese Worte offenbart wurden. Alsdann kamen er und seine Gefährten (mit der Verkündung) heraus in die Öffentlichkeit. (Ibn Kasir)


 

95. Wahrlich, Wir genügen die gegen die Spötter,161

 

161. Indem Wir sie der Vernichtung preisgeben. (Safwat al Tafsir)

Selbst wenn sich die ganze Welt gegen die Muslime stellt, wie es zeitweilig beim Propheten Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, der Fall war, und alles verspottet, was heilig ist, gleicht das Bewusstsein der Anwesenheit und des Schutzes Allahs alles aus. Ohnehin sind die Spötter vergängliche Geschöpfe. Bald wird ihnen der Blick für den wahren Wert ihres Verhaltens geöffnet. Allahs Wahrheit aber bleibt bestehen. (Juusuf `Allii)

 

 

96. Jene, die Allah eine andere Gottheit zur Seite stellen.162 Doch schon werden sie wissen.163

 

162. Wörtlich: „die neben Allah eine andere Gottheit postulieren (jadsch`aluun)". Dies umfasst in diesem Zusammenhang offensichtlich alles, was als „Kraft Allahs" aufgefasst werden könnte. (Asad)

 

163. Sie werden ihre Dummheit einsehen müssen. (Darjabadi)

 

 

97. Und wir wissen fürwahr, dass dein Herz betrübt ist164 über das, was sie sagen.165

 

164. Wörtlich: „dass deine Brust beengt ist". (Juusuf `Allii)

Das heißt, du bist innerlich sehr traurig. (Darjabadi)

 

165. Aus Trotz und Ablehnung. (Darjabadi)

 

 

98. So lobpreise deinen Herrn und sei mit denen, die sich niederwerfen.166

 

166. Unter den Betenden. (Al-Dschalalain)

Als ein Mensch ist der Prophet Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nicht in der Lage, seinen Zorn zu beherrschen, wenn er hört, dass man Allah andere Wesen zur Seite setzt und dass sein Anruf zur Wahrheit verspottet wird. Deswegen wird ihm hier geboten, sich daran zu halten, Allah zu lobpreisen und Ihm zu dienen, um darüber hinweg zu kommen. Darauf sollte er beharren, und zwar sein ganzes Leben lang. (Qutb)

 

 

99. Und diene deinem Herrn, bis die Gewissheit zu dir kommt.167

 

167. Wörtlich: „bis zu dir kommt, was gewiss ist (Al-Jaqiin)" - dieser Begriff wird im Qur’an oft für den Tod benutzt. Vergleiche aber auch das erste Auftreten dieses Begriffes in Surach 74:47. (Asad)

Dieser Ajach liefert den Beweis, dass ’Ibadach, wie zum Beispiel das Gebet, jedem obliegt, der im Besitz seiner geistigen Kräfte ist, und je nachdem, in welcher Lage er sich befindet. (ibn Kasir)

 

 

 

Einführung zu Surach 16

 

Wie die sechs vorhergehenden Surachs gehört auch diese in die späte mekkanische Zeit, vielleicht mit Ausnahme

von Ajach 110 und einigen der darauf folgenden Ajachs. Die chronologische Zuordnung ist jedoch nicht von Bedeutung. Thematisch fasst diese Surach unter einem neuen Gesichtspunkt die Frage nach Allahs Handeln mit dem Menschen, Seiner Selbstoffenbarung und der Bedeutung der Gesandten und ihrer Botschaft in jeder Phase der Schöpfung und des menschlichen Lebens zusammen. Der neue Gesichtspunkt ist der, dass die Natur auf

ihren Schöpfer hinweist. Einführung:

In dieser Surach erscheinen die verschiedensten Schattierungen der Gnade Allahs, aber auch die der Dankbarkeit. Hierfür werden Beispiele aufgeführt. Am deutlichsten ist das Beispiel Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, inAjach 122. (Qutb)

 

Diese Surach wird auch Sure „Al Ni'am" (der Wohltaten) genannt, weil in ihr von der Vielzahl der Gnadengeschenke Allahs die Rede ist. (Al-Qurtubi)

 

 

Zusammenfassung:

 

Alles in der Schöpfung verkündet Allahs Lob. Dem Menschen wurde die Herrschaft über die Natur gegeben, so dass er Allahs Einheit und Wahrheit erkennen kann. (Ajachs 1-25)

 

Der Mensch sollte niemals sein Ziel aus den Augen verlieren, nämlich das Gute, oder mit den großen Lehrern streiten, die zu allen Völkern gesandt wurden, um Einigkeit zu bewirken: alle Geschöpfe sind Allahs Diener.

(Ajachs 26-50)

 

Hier werden Allahs Gnadengeschenke und die Undankbarkeit des Menschen aufgezählt. Seine Zeichen sind sichtbar in den Regenwolken, dem Milchvieh, der Honigbiene, den wunderbaren Beziehungen zwischen den Menschen in der Familie und der Gesellschaft und den Errungenschaften der Zivilisation. (Ajachs 51-83)

 

Die Boten der Wahrheit sind Zeugen gegen jene Menschen, die die Wahrheit ablehnen. Allah wird entsprechend unserem Iman und unseren Handlungen über uns richten. (Ajachs 84-100)

 

Der Qur’an ist wahr. Er leitet und verkündet frohe Botschaft. Verinnerlicht den Iman und gestaltet euer Leben in allen Dingen gut und rechtmäßig. Folgt Ibrahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Beispiel: er war aufrichtig im Islam und rechtschaffen. Tut Gutes. (Ajachs 101-128) (Juusuf `Allii)

 


Die Biene

 

Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen.

 

 

1. Der Befehl Allahs ist bereits ergangen,1 darum sucht ihn nicht zu beschleunigen.2 Gepriesen sei Er und hoch erhaben ist Er über all das, was sie (Ihm) zur Seite stellen.3

 

1. Dies ist eine Antwort auf die Herausforderung der Götzendiener: „Wenn es einen Allah gibt, den Einen wahren Allah, wie du sagst, Der allmächtig ist, warum straft Er dann die Ungerechten nicht sofort?" Die Antwort lautet: „Allahs Entscheidung trifft unvermeidlich ein und kommt früh genug; dann werdet ihr wünschen, sie würde aufgeschoben. Wie dumm ist es doch von euch, selbst eure letzte Hoffnung auf Vergebung abschneiden zu wollen!" (Juusuf `Allii)

Das Strafgericht Allahs ist bereits da, es steht unmittelbar bevor. Deswegen wünscht nicht, es zu beschleunigen. (Darjabadi)

Unserer Ansicht nach geht es bei der Entscheidung oder dem Urteil hier um die Auswanderung des Propheten Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, aus Mekka, denn kurze Zeit nach dieser Offenbarung wurde ihm die Möglichkeit dazu angeboten, und nach Darstellung des Qur’ans wird ein Prophet immer dann aufgefordert, einen Ort zu verlassen, wenn die Feindschaft seines Volkes ihr Äußerstes erreicht hat. Dann ist ihr Schicksal besiegelt, denn die Strafe kommt entweder direkt, oder sie werden von dem Propheten und seinen Anhängern besiegt. Die Mekkaner betrachteten die Auswanderung als einen Sieg ihrerseits, aber in der Tat stellte sich heraus, dass sie eine Niederlage für Götzendienst und Kufr darstellte, die schon ein Jahrzehnt später völlig von der arabischen Halbinsel verschwunden waren. (Maududi)

Als die Götzendiener Mekkas das Gefühl bekamen, die Stunde ihrer Bestrafung sei noch in weiter Ferne, offenbarte Allah diesen Ajach. Er ist in der Vergangenheitsform abgefasst, um zum Ausdruck zu bringen, dass dies eine Tatsache ist, die sich bald ereignen sollte. (Al-Dschalalain)

Um den unerlässlichen Eintritt einer Sache zu bekräftigen, wird der Ausdruck in die Vergangenheit gesetzt.

(Al Rasi)

Vergleiche auch Surach 10:50; 7:150; 5:52 und unten Vers 33. (Anm. d. Übers.)

 

2. Zu der Herausforderung der Kafirs siehe auch Surach 6:57-58; 8:32 und 10:50-51 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Allahs Urteil kommt entsprechend Seinen Gesetzmäßigkeiten (Sunnach Allah) und nach Seinem Willen. Kein Drängen kann es beschleunigen und kein Hoffen kann es aufschieben. Allahs Befehl über Bestrafung oder gar über den Tag des Gerichtes ist schon ergangen. Doch seine Ausführung geschieht zu der dafür bestimmten Zeit. (Qutb)

 

3. Allah ist fern von allen menschlichen Attributen, die den Vorstellungen des Polytheismus entspringen, mit all ihren Gestalten und Formen. (Qutb)

 

 

2. Er schickt die Engel mach Seinem Willen mit der Offenbarung4 dem, den Er von Seinen Dienern auserwählt:5 „Verkündet6, dass es keine Gottheit gibt außer Mir und fürchtet (nur) Mich!"7

 

4. Der Begriff “Ruuch“ (wörtlich: „Geist", „Seele" oder „Lebensatem") wird im Qur’an oft im Sinne von „Inspiration" oder besonders „göttliche Offenbarung" benutzt, denn - wie Samachsari in Verbindung sowohl mit diesem Ajach als auch mit Surach 42:52 betont - „belebt er solche Herzen, die in ihrer Unwissenheit (wie) tot waren, und hat im Islam dieselbe Funktion wie die Seele im Körper." Rasi gibt in diesem Zusammenhang eine ganz ähnliche Erklärung. Zum erstenmal wird der Begriff “Ruuch“ in diesem Sinne in Surach 97:4 benutzt. (Asad)

Der Geist des Prophetentums, der einem Propheten eingegeben wird, damit er in Wort und Tat seinen Auftrag erfüllen kann. (Maududi)

Allah lässt die Menschen nicht in Irrtum und falschen Vorstellungen umherschweifen, sondern schickt ihnen etwas vom Himmel, das sie belebt und errettet. So schickt Er nicht nur Wasser, das Erde und Körper zum Leben erweckt, sondern auch Engel mit dem Geist (Ruuch) Seines Willens. Der Ausdruck „Ruuch" hat hier eine besondere Bedeutung. Denn Geist heißt sowohl Leben, als auch Belebung. Eine Belebung für die Seele, das Gewissen, den Verstand, die Gefühle und für die Gesellschaft. Er schützt vor Verdorbenheit, Zersetzung und Ruin. Er ist das erste, das Allah den Menschen herabgesandt hat, und Sein erstes Gnadengeschenk an Seine Diener. (Qutb)

 

5. Dies beantwortet die herausfordernde Frage der Mekkaner, warum Allah gerade Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, als Propheten auserwählt habe und nicht einen von ihnen. Allah weiß am besten, was Er tut, und braucht keine solchen „Ratschläge". Er wählt für Seinen Auftrag denjenigen aus, den Er dafür als geeignet findet. (Maududi)

Gemeint sind die Propheten. (ibn Kasir)

 

6. Die ganze Menschheit. (Darjabadi)

Das Wort „Andiruu" beinhaltet sowohl die Verkündung als auch die Warnung. Verkündet, dass es „nur Mich gibt als Allah. Und warnt die Menschen vor Meiner Bestrafung." (Al-Dschalalain)

 

7. Mit ihrer Vielzahl von Göttern und Göttinnen meinten die Götzendiener, einen gegen den anderen ausspielen zu können. Damit verspotten sie in Wirklichkeit den Islam. Mit einer solchen Vorstellung kann der Mensch nicht die zugrunde liegende Einheit im Universum begreifen oder auch die Herrlichkeit und Macht des Einen wahren Gottes wahrnehmen, Der allein des Dienstes und der Anbetung würdig ist. (Juusuf `Allii)

Das Bekenntnis zur Einheit Allahs ist der Geist des Imans und Leben für die Seele und der trennende Faktor zwischen der Richtung, die zur Belebung führt, und der, die zum Ruin führt. Eine Seele, die sich nicht zu dem Einen Gott bekennt, ist eine verwirrte, zugrunde sich richtende Seele, die von allen Seiten hin und her gerissen wird. Sie wird von Wahnvorstellungen und teuflischen Einflüsterungen erfüllt, so dass sie kein richtiges Ziel anstreben kann. (Qutb)

Dies ist der Kern des „Geistes" des Prophetentums: nur Allah allein ist Gott, und nur Ihn allein soll der Mensch fürchten. An nichts anderem als der Taqwa kann menschliche Moral verankert werden. (Maududi)

 

 

3. Er hat die Himmel und die Erde in Gerechtigkeit erschaffen.8 Hoch erhaben ist Er über das, was sie (Ihm) an die Seite stellen.9

8. “Haq“ - Wahrheit, Gerechtigkeit (Anm. d. Übers.)

Nicht zum Zeitvertreib oder zufällig und planlos. Vergleiche auch Surach 15:85. Die Einheit des Plans in der Schöpfung weist auch auf die Einheit des Schöpfers hin. (Juusuf `Allii)

Mit einem Sinn und Ziel, das Er kennt. Vergleiche auch Surach 10:5 und die dazugehörige Fußnote. (Asad)

Wahrheit ist die Grundlage ihrer Erschaffung und ihrer Leitung und Planung. Sie bildet das Grundelement alles Existierenden. (Qutb)


9. Er ist der alleinige Erschaffer. Keiner und nichts ist Sein Teilhaber. (Qutb)

Die Wiederholung dieses Teils aus dem ersten Ajach soll die Einzigartigkeit der Schöpfung Allahs betonen. (Asad)

 

 

4. Er hat den Menschen aus einem Samentropfen erschaffen,10 doch dann wurde er zu einem offenkundigen Widersacher.11

 

10. Die verachtet und schwach ist. (ibn Kasir)

Vergleiche Surach 18:37; 76:2, 80:17-19 und viele andere Stellen. (Anm. d. Übers.)

 

11. Was für eine ungeheuerliche Entwicklung zwischen dem Anfang und dem Ende, zwischen dem primitiven Samentropfen und dem opponierenden, streitbaren Menschen, der aus ihm hervorgekommen ist, der es wagt mit seinem Schöpfer über Dessen Existenz und Einzigkeit zu streiten, ja Ihn sogar zu leugnen. (Qutb)

Der physische Ursprung des Menschen ist niedrig. Dennoch gehen Menschen auf materielle Dinge zurück und vernachlässigen oder bestreiten die höheren Dinge im Leben. (Juusuf 'Ali)

Nach Samachsari sind zwei Interpretationen möglich. „Nachdem er ein (bloßer) Samentropfen war, ein Materiepartikel ohne Bewusstsein oder Bewegungsfreiheit, wird der Mensch fähig. sich deutlich auszudrücken, und er ist in der Lage. seinen Standpunkt (für oder gegen eine Aussage) zu vertreten, indem er der Debatte mutig entgegensieht und seine Argumente deutlich formuliert; (darin liegt) ein Hinweis auf Allahs Schöpferkraft." Oder: „Der Mensch (neigt dazu). sich im Argument gegen seinen Herrn und Erhalter behaupten zu wollen, indem er sich weigert. seinem eigenen Schöpfer anzuerkennen." Rasi stützt vorbehaltlos die erste Interpretation. denn ..die obigen Verse sollen die Beweise für die Existenz eines weisen Schöpfers betonen und nicht die Unverschämtheit des Menschen und seine Neigung zu Blasphemie und Undankbarkeit". Im Hinblick auf Surach 36:77-78 (offenbart zu einem wesentlich früheren Zeitpunkt) bin ich jedoch der Ansicht, dass sich die beiden oben erwähnten Interpretationen nicht gegenseitig ausschließen, sondern eher ergänzen. da dieser Abschnitt auch die einzigartige Qualität des Menschen als eines vernunftbegabten Wesens hervorheben soll - eine Eigenschaft, die ihm höchste Errungenschaften ermöglicht, ihn aber auch völlig auf Abwege bringen kann. (Asad)

Wenn der Mensch sich an die demütigenden Stadien seiner Geburt und Kindheit erinnern würde, dann würde er es sich doch gründlich überlegen, bevor er seinem Schöpfer gegenüber eine aufrührerische und hochmütige Haltung einnimmt. (Maududi)

 

 

5. Und das Vieh12 hat Er erschaffen, damit ihr Wärme13 und vielfachen anderen Nutzen14 daraus zieht.15

 

12. In dieser umfassenden Existenz von Himmel und Erde, in die der Mensch hineingesetzt wurde, gibt es unzählige Geschöpfe, die Allah in den Dienst des Menschen gestellt hat, hier beispielsweise das Vieh. (Qutb)

Warum bindet ihr euch an materielle Dinge. während diese doch in euren Dienst gestellt worden sind und genutzt werden sollten, wie es in den folgenden Ajachs erwähnt wird'? (Juusuf 'Allii)

 

13. Warme Kleidung. Das Wort bezeichnet hier die Häute der Tiere und ihr Haar oder ihre Wolle, die alle für menschliche Bekleidung verwendet werden. (Darjabadi)


14. Von Wolle, Häuten und Milch. Kamelhaar wird für warme Mäntel und Decken verwendet, ähnlich auch das Haar bestimmter Ziegen. Schafe geben Wolle und Lamas Alpaca für ähnliche Zwecke. Die Häute und Felle mancher Tiere können für Kleidung, Teppiche oder Betten benutzt werden. Die weiblichen Tiere geben Milch, ein gutes und gesundes Nahrungsmittel. Auch das Fleisch dieser Tiere ist essbar. Andere Verwendungsmöglichkeiten der Tiere werden später erwähnt. (Juusuf `Allii)

Als Nutzvieh wurden auf der arabischen Halbinsel Kamele, Kühe, Schafe und Ziegen bezeichnet, während Pferde, Maulesel und Esel zum Reiten und als Zierde, aber nicht zum Essen da waren. (Qutb)

 

15. Die Tiere sind zur Nutzung für den Menschen gedacht, nicht als Verehrungsobjekte, wie es bei verschiedenen polytheistischen Völkern der Fall war. (Darjabadi)

 

 

6. (Und sein Anblick ist eine Augenweide für euch) wenn ihr es von der Weide heimtreibt und wenn ihr es zur Weide hinaus treibt.16

 

16. Ein guter Mensch ist stolz auf sein Vieh und zeigt ihm gegenüber gutes Verhalten. Wenn die Tiere morgens zur Weide gehen und abends heimkehren, spürt er seine Macht und seinen Reichtum und freut sich an ihrer Schönheit. Will er sich dann nicht von diesen materiellen Tatsachen beflügelt, der großen geistigen Wahrheit und dem Sinn hinter diesem allen zuwenden? (Juusuf `Allii)

 

 

7. Und sie tragen eure Lasten zu fernen Ländern, die ihr nur mit größter Mühe erreichen könnt.17 Wahrlich, euer Herr ist überaus gütig, barmherzig.18

 

17. Die Tiere tragen auch Lasten und ermöglichen so eine leichte Verbindung zwischen verschiedenen Ländern. Ohne sie gäbe es nicht nur zahlreiche physische, sondern auch psychische Schwierigkeiten. Müde Menschen, die Lasten tragen müssen, haben keinen Sinn für gesellschaftliche oder gar geistige Beziehungen. Diese Beziehungen wurden durch Allahs Freundlichkeit und Barmherzigkeit ermöglicht. (Juusuf `Allii)

Mit Mühe und Schwierigkeiten. (Darjabadi)

 

18. Die Wendung „Allah ist überaus gütig, barmherzig" folgt auf die Erwähnung der Lasten, die von diesen Tieren in Ferne Länder getragen werden, die sonst kaum erreicht werden können. Dadurch soll besonders betont werden, was für ein Gnadengeschenk die Erschaffung der Lasttiere für den Menschen ist. (Qutb)

 

 

8. Und Pferde und Maultiere und Esel (hat Er erschaffen), damit ihr darauf reiten könnt und als Zierde,19 und Er erschafft, was ihr nicht wisst.20

 

19. Pferde, Maultiere, Esel und andere Tiere dieser Art sind Lasttiere, jedoch auch gelegentlich Tiere, die besonders ihrer Schönheit wegen oder für besondere Zwecke gezüchtet werden, wie beispielsweise für Umzüge, bei denen es auf Schönheit und Eleganz ankommt. (Juusuf `Allii)

Einige Qur’angelehrte, wie Abu-Hanifa, leiten aus der besonderen Erwähnung dieser Tiere in dem vorliegenden Ajach ab, dass es verboten ist, ihr Fleisch zu essen. (ibn Kasir)


20. Wenn wir die Geschichte der Transportmittel studieren, finden wir im Laufe der verschiedenen Zeitalter entscheidende Veränderungen, vom einfachen Packtier zu luxuriösen Kutschen bis hin zu Transportmitteln wie Eisenbahnen, Lastwagen und Flugzeugen aller Art. Zu jedem gegebenen Zeitpunkt waren viele davon dem Menschen noch unbekannt, und wir können auch nicht die Grenzen abschätzen, die wir jetzt erreicht haben oder in der Zukunft erreichen werden. Durch den Erfindungsgeist des Menschen erschafft Allah Dinge, die dem Menschen bis dahin unbekannt waren. (Juusuf `Allii)

Die anschließende Erwähnung, dass Allah noch andere Dinge erschafft, von denen der Mensch noch keine Ahnung hat, soll die Vorstellungskraft des Menschen offen halten. Dadurch ist er in der Lage, auch andere Mittel zum Reiten, Tragen und Transportieren zu akzeptieren. Seine Vorstellungskraft sollte Zeit und Raum überschreiten können. (Qutb)

Die in diesem Zusammenhang benutzte Verbform deutet die Zukunft an („Er wird schaffen") und bezieht sich hier offensichtlich auf andere, noch unbekannte Dinge derselben Kategorie, nämlich auf neue Transportmittel, die Allah ständig durch den Erfindungsreichtum des Menschen schafft (vergleiche auch Surach 36:42). Da jedes folgende Stadium der menschlichen Entwicklung neue, zuvor unbekannte Erfindungen auf diesem Gebiet hervorbringt, gilt die Aussage des Qur’ans „Er wird noch Dinge erschaffen, von denen ihr (heute) kein Wissen habt" für jedes Zeitalter der menschlichen Geschichte. (Asad)

Der Mensch kennt längst nicht alle Wesen, die im Dienst für sein Wohl tätig sind. (Maududi)

 

 

9. Und Allah obliegt es, den geraden Weg aufzuzeigen,21 denn es gibt auch abweichende Wege.22 Und wenn Er gewollt hätte,23 hätte Er euch allesamt rechtgeleitet.24

 

21. Durch die materiellen Dinge hindurch führt der Weg stets zu Allah. Einige Menschen sind jedoch so von den materiellen Dingen eingenommen, dass sie alle Hinweise auf das Geistige übersehen. Allah hätte sie auf den rechten Weg zwingen können, aber Sein Wille und Plan ist es, den Willen des Menschen zu erziehen, wie es durch die Zeichen in der Natur und in der Offenbarung geschieht. (Juusuf `Allii)

Der anzustrebende Weg ist der gerade Weg, der nicht gekrümmt ist, so dass er geradewegs zum Ziel führt. (Qutb)

Wörtlich: „bei Allah liegt das (Zeigen des) Zieles für den Weg", das heißt die Zielsetzung der Moral und Ethik, die in der Vorstellung des „rechten Weges" enthalten sind. Der Ausdruck „bei Allah liegt..." soll ähnlich wie in Surach 6:12 und 54 darauf hinweisen, dass „Er sich selbst Barmherzigkeit vorgeschrieben hat", mit anderen Worten, Allah zeigt jedem den rechten Weg, der bereit ist, ihm zu folgen. (Assad)

 

22. Es gibt andere Wege, die nicht zu Ihm führen. (Darjabadi)

Es wäre unvorstellbar, dass Allah, der so viele Vorsorgen für die Aufrechterhaltung animalischen Lebens getroffen hat. nicht auch Maßnahmen getroffen hätte, dass der Mensch sein wirkliches und höchstes Ziel erreichen kann. So wie Er ihm alle anderen Lebensnotwendigkeiten zur Verfügung gestellt hat, so hat er durch Seine Propheten auch für das größte menschliche Bedürfnis Sorge getragen. Die Erfahrung von Jahrhunderten hat gezeigt. dass die Menschheit immer da versagt, wo sie sich selbst ihren Weg suchen wollte, denn die Weisheit und Intelligenz des Menschen ist begrenzt. und allein damit kann er nicht die richtige Auswahl für seine Lebensgestaltung treffen. (Maududi)

 

23. Sein Wille war es jedoch, den Menschen mit der Bereitschaft sowohl für Rechtleitung als auch für Irrtum zu erschaffen, so dass dieser sich frei zwischen den beiden Möglichkeiten entscheiden konnte. Auf diese Weise folgen einige Menschen dem geraden Weg, andere dagegen Abwegen. Damit verlassen sie jedoch niemals den Wirkungsbereich des Willens und der Gesetzmäßigkeiten Allahs, Der dem Menschen diese Wahl gelassen hat. (Qutb)

 

24. Ohne Rücksicht darauf, ob sie Rechtleitung suchten oder nicht. (Darjabadi)

Da die Moral des Menschen mit seiner von Allah gegebenen Entscheidungsfreiheit zwischen Gut und Böse verknüpft ist, zwingt Allah Seine Rechtleitung dem Menschen nicht auf, sondern überlässt es ihm, sie anzunehmen oder abzulehnen. (Asad)

 

 

Abschnitt 2

 

10. Er ist es, Der Wasser vom Himmel herabsendet,25 das euch als Trank dient, und daraus wachsen Sträucher,26 in denen ihr (euer Vieh) weiden lasst.

 

25. Vergleiche auch Surach 56:68-70. (Anm. d. Übers.)

Wasser kommt genau entsprechend den Gesetzmäßigkeiten vom Himmel, nach denen Allah dieses Dasein erschaffen hat und seine Vorgänge regelt. Somit wirkt es dem Willen des Schöpfers entsprechend und ist eines der Gnadengeschenke Allahs. (Qutb)

 

26. „Bäume" oder auch „Sträucher" und „Büsche". (Darjabadi)

 

 

11. Dadurch bringt Er für euch die Pflanzen hervor, Olivenbäume, Dattelpalmen,27 Weinreben28 und Früchte aller Art. Wahrlich, darin sind Zeichen29 für Leute, die nachdenken.30

 

27. Datteln sind ein Haupternährungsmittel der Araber und haben einen besonders hohen Nährwert. (Darjabadi)

 

28. Nur wenige Früchte haben nach der Ansicht moderner Mediziner einen so hohen Wert wie Trauben. Seit frühesten Zeiten waren Trauben und Traubensaft gleichbedeutend mit Hilfe und Medizin. (Darjabadi)

 

29. Ein Hinweis und ein Beweis für die Einzigkeit Allahs. (ibn Kasir)

...allein das Betrachten des Samens, der, wenn er in die Erde gesetzt und feucht gehalten wird, nach einiger Zeit aufquillt, wobei ein Teil den Boden nach oben spaltet, um daraus einen Baum zu bilden, während der andere Teil sich in den Boden vertieft und sich darin verzweigt. Der Teil oberhalb der Erde wird kräftiger, bekommt Blätter, Blüten und Früchte, die Verschiedenheiten aufweisen in ihrer Natur, Farbe, Form und in ihrem Nutzen. All dies kann nur durch die Bestimmung eines Allmächtigen geschehen, Der nur Der Einzige Gott heißen kann. (Asad)

 

30. Wer nachdenkt, begreift die Weisheit in all diesem und findet einen Zusammenhang zwischen den äußeren Phänomenen, die er auf der Erde beobachtet, und den erhabenen Gesetzmäßigkeiten für dieses Dasein. Daraus schließt er auf den Schöpfer und die Einzigartigkeit Seines Wesens und Willens. (Qutb)

Beobachtung der Natur und Nachdenken darüber zeigt, wie Allah in Seiner gütigen und weisen Fürsorge dem Menschen die Naturvorgänge dienstbar macht, so dass dieser leben und sein Leben verfeinern kann. Etwas mehr Intelligenz und Mühe („Menschen, die weise sind") ist notwendig, um die Zeichen Allahs für die Menschen zu verstehen, wie beispielsweise in den Himmelskörpern (vergleiche unten Ajach 12) erkennbar sind. Ein noch höheres geistiges Verständnis („Menschen, die Sein Lob verkünden") ist notwendig, um die wunderbaren Abstufungen, Farben und Nuancen in der Schöpfung unserer kleinen Erde zu erkennen (Ajach 13). Wir sollten sorgsam an alle diese Erkenntnisse herangehen. (Juusuf 'Allii)

 

 

12. Und er hat euch die Nacht und den Tag dienstbar gemacht und die Sonne und den Mond, und die Sterne sind entsprechend Seinem Befehl in euren Dienst gestellt.31 Wahrlich, darin sind Zeichen für Leute, die begreifen;32

 

31. Zu den Aspekten Allahs wohlbedachter Planung und Seiner Gnadenerweise den Menschen gegenüber zählen Tag und Nacht, Mond, Sonne und Sterne. Sie alle erfüllen die Bedürfnisse des Menschen auf Erden. Zwar sind sie nicht ausschließlich für ihn erschaffen, sie sind jedoch gemacht, ihm zu dienen. (Qutb)

Tag und Nacht entstehen durch astronomische Umdrehungen. Wichtig ist die Feststellung. dass Allah dem Menschen Intelligenz gegeben hat, so dass dieser diesen Wechsel für Arbeit und Ruhe nutzen kann: dass dieser auch, sobald er über ein primitives Stadium hinausgewachsen ist, ihre Ungleichheit durch künstlerische Beleuchtung ausgleichen kann, wie pflanzliches Öl, Erdöl, Kohle, Gas oder Strom, die letztendlich wiederum aus aufgespeicherter Sonnenenergie gewonnen werden. Auch die Sonnenwärme kann durch verschiedene Mittel aufgespeichert werden, so dass der Mensch sie je nach Bedarf nutzen kann. Der Mensch kann weitgehend unabhängig werden von Ebbe und Flut. die durch die Sonne und den Mond verursacht werden und die früher die Seefahrt bestimmten, indem er tiefe Häfen und große Schiffe bauen kann. Früher war die Seefahrt davon abhängig, dass man direkt den Polarstern und andere Sterne beobachtete. aber Kompass und Karte haben die Menschen jetzt in eine völlig neue Situation gebracht. Auf diese Weise werden Sonne und Mond und Sterne nützliche Diener des Menschen, alles durch Allahs Gnade und auf Sein Geheiß. ohne das es kein Gesetz gäbe. das die Himmelskörper regiert, und keine Intelligenz, die Nutzen daraus ziehen kann. (Juusuf 'Allii)

 

32. Vergleiche auch Surach 14:33 und die entsprechende Fußnote. (Asad)

Nach dem Allah auf die Sehenswürdigkeiten des Himmels aufmerksam macht, weist Er hier auf die wunderbare und vielfältige Schöpfung auf der Erde, auf die Tiere, Metalle, Pflanzen und Mineration, mit ihrer Vielfalt an Farben, Formen, ihre verschiedene Nutzbarkeit und Eigenschaften hin. (Ibn Kasir)

 

 

13. Und was Er für euch auf der Erde erschuf,33 in den vielfältigsten Farben - wahrlich, darin ist ein Zeichen für Leute, die sich ermahnen lassen.34

 

33. Wer ist nicht innerlich bewegt, wenn er die wunderbaren Farben in den Wolken bei Sonnenuntergang beobachtet'? Es gibt unendliche Abstufungen. und nur das Auge eines Künstlers kann ihre gesamte Schönheit erfassen. Sie sind jedoch nur eine Art der unendlichen Vielfalt der Schattierungen in der geistigen Sphäre selbst in dem kleinen Bereich unseres eigenen Globus. Von den großen Dingen, die gemessen und definiert werden können, haben wir bereits gesprochen. Hier geht es um die feinen Nuancen in der geistigen Welt. die nur von Menschen wahrgenommen werden können, die in ihrer geistigen Einsicht so weit entwickelt sind, dass sie in ihrer Dankbarkeit für Seine unbegrenzte Barmherzigkeit nur „Sein Lob verkünden können". (Juusuf 'Allii)

 

34. Die sich an Seine Gnadengeschenke erinnern und sich dessen dankbar zeigen. (ibn Kasir) Die nicht vergessen, dass die Hand des Allmächtigen diese Schätze für sie bereithält. (Qutb)

Vergleiche oben Fußnote 30. Geschickt werden wir von der Beobachtung des Großen zur Wahrnehmung der feinen und zarten Farben und Qualitäten der geistigen Welt geführt. (Juusuf 'Allii)

 

 

14. Und Er ist es, Der euch das Meer dienstbar gemacht hat,35 damit ihr frisches, zartes Fleisch36 daraus esst und damit ihr Schmuck daraus gewinnt, den ihr trägt.37 Und du38 siehst die Schiffe, die es durchpflügen, um Seine Gnadengeschenke zu erlangen39 und damit ihr dankbar sein möget.

 

35. Das Meer und das Leben darin sind ein wichtiges Gnadengeschenk Allahs für den Menschen und dessen Bedürfnisse. Denn aus ihm stammt das frische Fleisch der Fische und anderer essbarer Tiere und Kostbarkeiten, wie Perlen und Korallen und dergleichen mehr, mit denen sich bis heute viele Völker schmücken. (Qutb)

Himmel und Erde haben wir durchdrungen. In einer Steigerung vom Großen zum Feinen hinsichtlich der materiellen Dinge.

Hier gibt es eine weitere Steigerung bezüglich der Dinge des Meeres. Wir bekommen das zarte Fleisch von Fischen und Meerestieren aller Art; wir erhalten die Schätze der Tiefe: Perlen, Korallen, Bernstein und ähnliches; wir haben stattliche Schiffe, die die Wellen durchpflügen, für Handel und Verkehr, um die Menschheit zu vereinen und den geistigen Reichtum zu erkennen, den Allah uns gegeben hat und der am besten mit einem grenzenlosen Ozean verglichen werden kann. (Juusuf `Allii)

 

36. Feinschmecker kennen den zarten Geschmack verschiedener Arten von Fisch aus den Weltmeeren. tarn bedeutet „frisch und zart" und bezieht sich auf die Feinheit und Frische von Fisch. Es ist ein weiteres Wunder Allahs, dass Salzwasser Fleisch mit einem so frischen, zarten und feinen Aroma hervorbringt. (Juusuf `Allii)

 

37. Perlentauchen - sowohl in seiner primitiven als auch in seiner fortgeschritteneren Form - ist ein weiteres Beispiel für die Fähigkeit des Menschen, Zugang zu den scheinbar unerreichbaren Tiefen des Meeres zu finden. (Juusuf `Allii)

 

38. Angesprochen ist damit der Leser. (Darjabadi)

 

39. Allah ist nämlich Derjenige, Der die Menschen darauf brachte, Schiffe zu bauen. Angefangen hat damit, der dieses Handwerk an sein Nachkommen weitergab. So reisten die Generationen nach ihm von Land zu Land und von Kontinent zu Kontinent, um Gebrauchsgegenstände zu kaufen und zu verkaufen. (Ihn Kasir)

Nach der Aufzählung des materiellen Nutzens, den wir aus dem Meer gewinnen, werden wir nun aufgefordert, Dinge zu betrachten, die für den Geist des Menschen wichtiger sind. Das Schiff steht hier als ein Symbol für internationalen Handel und Verkehr, die wohl auch materiellen Nutzen bringen, aber auch einen höheren Aspekt haben, indem sie die Menschen näher zusammenbringen und ihre Kultur verbreiten. Dies sind erste Schritte, „Allahs Reichtum" durch das Meer zu suchen. Aber es gibt höhere Aspekte. Seefahrt und internationaler Verkehr vermehren das Wissen des Menschen, das in seinen höheren Ebenen uns Allah näher bringt. (Juusuf `Allii)

Das heißt, damit ihr auf ehrliche Weise euren Lebensunterhalt erwerben könnt. (Maududi)


 

15. Und Er hat auf der Erde festgegründete Berge40 errichtet, damit sie nicht wanke,41 und Ströme und Pfade,42 auf dass ihr rechtgeleitet werden möget,43

 

40. Vergleiche auch Surach 13:3 und 15:19. Es ist eine beliebte Redewendung, von der Erde als von einem weiten, ausgebreiteten Teppich zu sprechen und den Gebirgen als einer Befestigung, die diesen Teppich daran hindert, sich zusammenzurollen oder wegzurutschen. In Surach 78 ist von Pflöcken oder Pfählen die Rede. (Juusuf `Allii)

 

41. Die moderne Wissenschaft gibt eine Erklärung zur Entstehung der Berge, sagt aber nichts über deren Funktion, wie der Qur’an dies hier tut, nämlich die Balance der Erde zu gewährleisten. (Qutb)

Dies ist wahrscheinlich eine Anspielung auf die Tatsache, dass die Gebirge ihre Entstehung dem allmählichen Ausgleichsprozess der soliden Erdkruste verdanken - ein Prozess, der seinerseits wiederum das Ergebnis von Spannungen und Störungen ist, die auf Erkalten und Verhärtung von der Oberfläche her ins Innere des flüssigen oder vielleicht sogar gasförmigen Erdkerns hinein zurückzuführen ist. Allem Anschein nach bleibt ein Teil des Erdinneren nur durch den enormen Druck des darüber gelagerten Materials fest, wovon die Berge das lebhafteste Zeugnis sind. Dies erklärt auch die Bezugnahme des Qur’an (Surach 78:7) auf „Pflöcke", das heißt Symbole der Festigkeit und des relativen Gleichgewichts, die die Erdkruste im Laufe ihrer Geschichte erlangt hat. Auch wenn dieses Gleichgewicht nicht absolut ist (wie Erdbeben und Vulkanausbrüche immer wieder zeigen), ist es doch die Festigkeit der Erdkruste - im Gegensatz zu ihrem flüssigen aber jedenfalls instabilen Inneren - die Leben auf der Erde ermöglicht. (Asad)

 

42. Natürliche Wege sind die Pfade, die sich an den Ufern von Flüssen und Bächen oder durch Schluchten bilden. Wenn auch die Bedeutung solcher Pfade selbst in der Ebene groß ist, vermisst man sie besonders im Gebirge. (Maududi)

Von der Erwähnung der Berge geht Allah zu den Flüssen über, da von Natur aus eine enge Verbindung zwischen ihnen besteht. Denn die Flüsse entspringen zumeist den Bergen, wo es häufiger regnet als sonst wo. (Qutb)

Allah teilte die Berge sogar, um Pfade dazwischen entstehen zu lassen. (ibn Kasir)

 

43. In diesem Abschnitt (Ajach 15-16) wird das Gleichnis von den feststehenden Bergen weiter ausgeschmückt. In diesen Ajachs sind die Schlüsselworte Hinweise auf die Symbole für die Rechtleitung des Menschen. Zuerst werden die physischen Symbole aufgeführt: Berge, die feststehen und sich nicht von einem Tag auf den anderen verändern wie etwa die wandernden Sanddünen oder die Meeresküste oder Flüsse und Bäche, die oft ihren Verlauf ändern. Dann gibt es Flüsse und Straßen, die einen genauen Verlauf haben und sehr nützlich sind, wenn auch weniger dauerhaft. Außerdem gibt es Merkmale ('Alaamaat), Zeichen aller Art, die vom Menschen aufgestellt wurden wie Wegweiser oder Leuchttürme, oder die in der Natur vorhanden sind, wie besonders hohe Bäume und ähnliches. Und schließlich gibt es den Polarstern und den Kompass mit seinen berechneten Abweichungen. All dies sind Symbole für die höhere Leitung und Führung, die Allah dem Geist des Menschen zukommen lässt. Vergleiche auch die übernächste Fußnote. (Juusuf 'Allii)

 

 

16. Und Wegzeichen,44 und die Sterne, die ihnen den Weg zeigen.45

 

44. Eins von den Zeichen Allahs ist dies, dass Er die Monotonie der Landschaft durch besonders hervorragende Wahrzeichen unterbrochen hat, so dass verschiedene Gebiete voneinander unterschieden werden können. Diese können vielerlei Nutzen haben, einer davon ist jedoch, dass sie Reisende zu ihrem Bestimmungsort geleiten helfen. In diesem Ajach liegen Hinweise auf Allahs Einheit sowie auch für das Prophetentum. Instinktiv fragt sich nämlich der Beobachter: „Sollte Allah, der so sorgfältige Maßnahmen getroffen hat, dass der Mensch zur Erfüllung seiner physischen Bedürfnisse geleitet wird, versäumt haben, für seine moralischen und geistigen Bedürfnisse Sorge zu tragen?" Dies kann nicht der Fall sein, denn offensichtlich ist der größte Verlust im Bereich der physischen Bedürfnisse durch Verlust der Orientierung längst nicht so schwerwiegend wie der Verlust geistiger und ethischer Werte durch Abirrungen vom rechten Weg. (Maududi)

 

45. Die Sterne weisen bei Nacht den Menschen den Weg. (ibn Kasir)

Vergleiche auch die vorletzte Fußnote. Nun wollen wir das vollständige Gleichnis untersuchen. So wie Leuchttürme, Wegweiser und Wahrzeichen dem Menschen auf der Erde ihren Weg weisen, so geschieht es auch in der geistigen Weit. Wie Gebirge gibt es Wahrzeichen in der Sendung der großen Lehrer: sie sollen uns führen oder lehren, uns selbst zu orientieren, und nicht hin- und herzuschwanken wie ein Schiff ohne Ruder oder Menschen ohne Iman. So wie Flüsse und Bäche sich ihr Bett graben und Unebenheiten fortschwemmen, so haben wir gute Gesetze und Bräuche, die uns in unserem Leben weiterhelfen. Die Beispiele großer Menschen dienen als weitere Orientierungshilfe: sie erinnern uns daran, dass wir unser Leben veredeln können. Auf weiten Reisen helfen uns der Polarstern und der Kompass: so sollen wir auf unserer langen Reise in die jenseitige Welt himmlische Rechtleitung oder ihre Reflektion in der Offenbarung suchen. (Juusuf 'Allii)

Dieser Abschnitt rundet die Schilderung der Gaben Allahs für den Menschen ab, indem er auf subtile Weise zu dem Thema zurückkehrt, das in Ajach 4 begonnen und auf das im letzten Satz von Ajach 8 und in Ajach 14 angespielt wird, nämlich das intellektuelle Potential des Menschen- das größte aller Geschenke Allahs für ihn. Vergleiche in diesem Zusammenhang auch das Gleichnis von der Schöpfung des Menschen in Surach 2:30-33. (Asad)

 

 

17. Ist also Der, Der erschafft, so wie jemand, der nicht erschafft?46 Wollt ihr denn nicht darüber nachdenken?47

 

46. Welche Antwort kann es auf diese Frage geben als die eine: Nein! Und nochmals: nein. Im Gegenteil: Wie könnte sich ein Mensch erlauben, in seinem Gefühl oder Verstand den, der diese Schöpfung hervorgebracht hat, mit jemandem gleichstellen, der überhaupt nichts erschaffen hat? (Qutb)

Wie sollte es möglich sein, dass die Macht und das Recht eines Geschöpfes der Macht und dem Recht des Schöpfers gleichgesetzt werden? Wie könnte jemand glauben, dass Schöpfer und Geschöpf dieselben Eigenschaften und Fähigkeiten haben oder gar verwandt miteinander sein können? (Maududi)

 

47. Nachdem uns anhand der vielfältigen Gaben Allahs Seine Herrlichkeit vor Augen geführt wurde, sehen wir gleich, dass es sinnlos wäre, einem anderen außer Ihm zu dienen. Sollen wir dann nicht diesen Hinweis begreifen? (Juusuf `Allii)


 

18. Und wenn ihr die Segnungen Allahs aufzuzählen versucht, könnt ihr sie doch niemals zählen. Wahrlich, Allah ist gewiss verzeihend, barmherzig.48

 

48. Von allen Gaben Allahs ist auf der geistigen Ebene Seine Barmherzigkeit und Verzeihung die größte, Sie ist in unserem zukünftigen Leben von dauerhaftem Wert. (Juusuf `Allii)

Der Zusammenhang der Eigenschaften Allahs „der Verzeihende" und „der Barmherzige" ist so offensichtlich, dass er nicht gesondert erwähnt wurde: Obgleich Allah den Menschen zahllose Gnadengeschenke zukommen lässt, verhalten sie sich Ihm gegenüber in undankbarer, treuloser und aufrührerischer Weise. Er straft sie jedoch nicht unmittelbar dafür, sondern gibt ihnen Zeit, um zur Einsicht zu kommen, denn Er ist verzeihend und barmherzig. Dies gilt für Individuen und Gemeinschaften. Es gibt Menschen, die sogar die Existenz Allahs leugnen oder Ihm andere Wesen zur Seite setzen, dennoch hält Er Seine Gaben nicht von ihnen zurück, solange sie leben. (Maududi)

Viele der Gnadenerweise Allahs bemerkt der Mensch erst, wenn sie ihm abhanden kommen. (Qutb)

 

 

19. Und Allah weiß, was ihr verheimlicht und was ihr kundtut.49

 

49. Der Schöpfer weiß, was Er geschaffen hat; Er kennt das Verborgene so wie das Sichtbare. Wie können die Menschen dann in ihrem Gefühl oder ihrem Verstand Ihn mit solchen Gottheiten gleichstellen, die weder etwas erschaffen haben, noch irgendwelche Kenntnisse besitzen, sondern selbst tot und nicht einmal fähig sind zu leben? (Qutb)

Obgleich Allah alle Taten der Menschen kennt, geheime wie offene, entzieht Er den Übeltätern nicht Seine Gaben, denn Er ist der Vergebende und Barmherzige. (Maududi)

Allah weiß um die geheimsten Gedanken wie auch die sichtbaren Taten. Erst am jüngsten Tag wird Er jedem entsprechend seinen Taten das Gute mit Gutem und das Böse mit Bösem vergelten. (Ibn Kasir)

 

 

20. Und diejenigen, die sie anstelle von Allah anrufen,50 vermögen nichts zu erschaffen, sondern sie selbst sind erschaffen worden.51

 

50. Dies bezieht sich - wie aus Ajach 21 unten hervorgeht - auf tote Heilige, die von ihren Anhängern mit göttlichen oder gottähnlichen Eigenschaften versehen werden. (Asad)


51. Gemeint sind die Götzenbilder und Figuren, die aus Steinen und anderen Materialien geformt sind.

(Al-Dschalalain)

Allah ist der einzige Schöpfer und die endgültige Realität. Alles andere ist von Ihm geschaffen und reflektiert Seine Herrlichkeit. Es wäre darum unsinnig, einen anderen als Allah zu verehren. (Juusuf `Ali)

 

 

21. Sie sind tot, ohne Leben,52 und sie wissen nicht, wann sie auferweckt werden sollen.53

 

52. Vergleiche Surach 7:191-194. (Asad)

Sie sind aus anorganischen Materialien ohne Lebensodem, so dass sie weder hören und sehen noch denken können. (ibn Kasir)

 

53. Götzen sind totes Holz oder Stein. Auch Sterne, Helden, Propheten oder große Menschen haben kein Leben außer dem, was Allah ihnen gegeben hat. In sich selbst sind sie leblos. Wenn Menschen Phantasievorstellungen verehren, so sind diese Reflektionen im doppelten Sinne und haben keinerlei Leben. All dies wird am Jüngsten Tag erweckt, so dass sie damit konfrontiert werden. (Juusuf `Ali)

Das zweite sie bezieht sich auf die Geschöpfe. Die angebeteten Götzen wissen nicht einmal, wann die Geschöpfe, die sie anbeten, auferweckt werden. (Al-Dschalalain)

 

 

Abschnitt 3

 

22. Euer Gott ist ein Einziger Gott. Doch diejenigen, die nicht an das Jenseits den Iman verinnerlichen, deren Herzen wollen dies nicht wahrhaben und sie sind hochmütig.54

 

54. Alles weist auf den einen wahren Gott hin. Wenn dies der Fall ist, so gibt es ein zukünftiges Leben, denn Er hat es versprochen. Wenn die Menschen trotzdem nicht den Iman verinnerlichen, so liegt das an ihrem Willen: sie wollen nicht den Iman verinnerlichen, denn sie sind arrogant. Dieser Fehler hat schon Iblis zu Fall gebracht: vergleiche Surach 2:34. (Juusuf 'Allii)

Sie sind zu arrogant, um den Gedanken zu akzeptieren, dass der Mensch von einem Höheren Wesen völlig abhängig und diesem gegenüber verantwortlich ist. (Asad)

Euer Gott, dem es gebührt angebetet zu werden, ist Der Einzige, dem niemand ähnlich ist, weder im Wesen noch in Seinen Eigenschaften. (Al-Dschalalain)

Der Text hier verbindet nicht nur den Iman an die Einzigkeit Allahs mit dem an das Jenseits, sondern lässt das eine auf das andere hinweisen. Der Iman an den einzigen Gott ist mit dem Bekenntnis an die Auferstehung und die Vergeltungen verknüpft. Und erst durch das Jenseits vervollkommnet sich die Weisheit des einzigen Schöpfers. und Seine Gerechtigkeit offenbart sich. (Qutb)

Wer nicht an das zukünftige Leben den Iman verinnerlicht, wird so verantwortungslos, gleichgültig und vom Leben dieser Welt berauscht, dass er nicht zögert, die Wahrheit zu leugnen. Er legt keinerlei Wert darauf, deswegen legt er sich auch keine moralischen Beschränkungen auf und gibt sich keine Mühe, herauszufinden, ob der Weg. dem er folgt. richtig oder falsch ist. (Maududi)

 

 

23. Es gibt keinen Zweifel, dass Allah weiß, was sie verheimlichen und was sie kund tun. Wahrlich, Er liebt nicht die Hochmütigen.55

 

55. Vergleiche oben Ajach 19, wo dasselbe über den Menschen allgemein gesagt wird. Ob er das, was in seinem Herzen ist, bekannt gibt oder verbirgt, Allah weiß es, und er ist der Verzeihende und Barmherzige. Seine Gnade steht jedem offen, der sie annimmt. Deswegen ist hier die Rede von Leuten, „die sich weigern zu wissen", die aus Arroganz Allahs Rechtleitung ablehnen. Allah „liebt nicht die Hochmütigen". Solche Menschen entfernen sich selbst von Allahs Gnade. (Juusuf `Allii)

Allah, ihr Erschaffer, durchschaut ihre Herzen und weiß, dass sie Seine Zeichen nicht anerkennen wollen. Sie halten sich für zu groß, den Beweisen zuzustimmen und sich Allah und dem Gesandten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, u ergeben. Was Allah natürlich nur zu gut weiß und missbilligt. Von einem hochmütigen Herzen kann man nicht erhoffen, dass es zur Überzeugung kommt, oder gar dass es sich ergibt. (Qutb)

 

 

24. Und wenn ihnen gesagt wird: „Was hat euer Herr herabgesandt?"56 so sagen sie: „die Fabeln der Alten."57

 

56. Wenn die arroganten Kafirs auf ein Argument oder eine Erläuterung aus der heiligen Schrift hingewiesen werden, dann weisen sie dies verächtlich zurück mit der Bemerkung: „Fabeln der Alten!" Dabei spielen sie nicht nur mit ihrem eigenen Gewissen, sondern bringen andere auf Abwege, die vielleicht noch weniger wissen als sie selbst. (Juusuf `Allii)

 

57. Sie drücken sich vor der Antwort und sagen nur „Fabeln der Alten." Das heißt: erdachte Geschichten, Schwachsinn. Damit meinen sie den Qur’an, der zugleich Seele und Verstand anspricht und die Lebensumstände, das Verhalten der Menschen, die Beziehungen in der Gemeinschaft, sowie die Angelegenheiten der Menschen in der früheren, jetzigen und zukünftigen Zeit regelt. Dies sagen sie nur, weil der Qur’an einige Geschichten der früheren Generation erzählt. (Qutb)

Vergleiche auch Surach 3:21. Sie lehnen also ab, dass es sich um Offenbarung Allahs handelt. (Asad)

Damit erweckten sie Zweifel über den Qur’an in den Herzen anderer, die Mekka besuchten und selbstverständlich nach dem Qur’an fragten, der nach Aussage des Propheten Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, von Allah offenbart war. Die Kafirs antworteten dann, es handle sich um „Fabeln der Alten", damit sich die Frager nicht weiter für den Propheten Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, interessierten. (Maududi)

Die Götzendiener stellten sich an den Eingängen Mekkas auf, um die Leute, die zum Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, kommen wollten, davon abzuschrecken. So gaben sie jedesmal, wenn sie danach gefragt wurden, was dem Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, offenbart wurde, zur Antwort, dass er nur Legenden früherer Generationen erhalten habe. (Al-Bahr)

 

 

25. Deshalb58 sollen sie am Tag der Auferstehung ihre eigene Last vollständig tragen, und (einen Teil) von der Last derer, die sie ohne Wissen irregeführt haben.59 Übel ist fürwahr, die Bürde die sie zu tragen haben werden!

 

58. Der Partikel “li“ vor dem Verb “jachmiluu“ („sie werden tragen") bedeutet, dass dieser Satz auf den vorigen folgt, und kann mit „und" oder mit „deshalb" übersetzt werden. (Asad)

 

59. „Wisr" heißt auch Sünde, Vergehen, Verbrechen. (Anm. d. Übers.)

Wörtlich: „diejenigen, die sie irreführen ohne Wissen", das heißt ohne Wissen seitens der Verführten. (Asad)

Sie sind für ihr Vergehen zweifach verantwortlich:

1. dass sie Allahs Botschaft ablehnen, und

2., dass sie andere irreführen. Dementsprechend ist auch ihre Strafe zweifach. In Surach 6:164 wird uns gesagt, dass „kein Lasttragender die Last eines anderen tragen kann". Dies wendet sich gegen die Lehre von einer stellvertretenden Sühne. Jeder Mensch ist für seine eigenen Vergehen verantwortlich und wird dafür bestraft, ohne dass diejenigen, die er verführt hat, dadurch von ihrer Verantwortung entbunden sind. (Juusuf 'Allii)

In einem Hadis vom Propheten Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, heißt es: „Wer zur Rechtleitung aufruft, bekommt den gleichen Lohn wie die, die ihr folgen, ohne deren Lohn im geringsten zu mindern. Und wer andere fehlleitet, dem wird die gleiche Sünde angerechnet. wie ihnen, ohne deren Sünden im geringsten zu verringern." (ibn Kasir)

Sie folgten denen, die sie irreführten, obwohl sie ihnen keinen Beweis dafür erbracht hatten. (Safwat Al-Tafsir)


 

Abschnitt 4

 

26. Schon diejenigen, die vor ihnen waren, schmiedeten Ränke.60 Doch Allah erfasste ihre Bauten61 an den Grundmauern, so dass das Dach von oben auf sie niederstürzte,62 und die Strafe kam über sie, von wo es ihnen nie hätte einfallen können.63

 

60. Die hochmütigen und halsstarrigen Quraisch sind nicht die ersten, die leugnen, und nicht die ersten, die Ränke schmieden. Somit wird ihnen das Ende der Hinterlistigen vor Augen geführt und was am Tage des Gerichts auf sie wartet. (Qutb)

„Jene vor ihnen intrigierten auch (gegen Allahs Weg)". (Juusuf 'Allii)

Gegen ihre Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm. (Darjabadi)

Sie verbreiteten Irrlehren, indem sie die Offenbarung Allahs als „Fabeln der Alten" abtaten und sich weigerten. die Wahrheit bezüglich der Existenz Allahs und Seiner Einheit und Einzigartigkeit einzugestehen. (Asad)

 

61. Wörtlich: „ihr Gebäude". (Asad)

Dies ist der hohe Turm, den Nimrud für sich bauen ließ, um von ihm aus in den Himmel zu gelangen und dort gegen dessen Bewohner zu kämpfen. (Al-Dschalalain)

 

62. Dies ist offensichtlich eine Metapher, die den völligen Zusammenbruch aller Bemühungen - der individuellen wie der gesellschaftlichen - schildern soll, die auf Kufr und falschem Stolz beruhen. (Asad)

Allah lässt alle ihre Intrigen und Machenschaften zusammenbrechen. (Darjabadi)

 

63. Das Böse wird immer gegen Allahs Gesandte intrigieren. Das war bei dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ebenso der Fall wie bei den Gesandten vor ihm. Aber die imposanten Strukturen, die (im übertragenen Sinne) von den Kafirs aufgebaut wurden, brechen vor Allahs Urteilsspruch zusammen. Die Strafe kommt oft aus einer Richtung, aus der sie am wenigsten erwartet wird. Die Quraisch beispielsweise waren stolz auf ihre zahlenmäßige und organisatorische Überlegenheit und ihre bessere Ausrüstung. Bei der Schlacht von Badr wurden sie jedoch zurückgeschlagen. während sie fest mit einem Sieg gerechnet hatten. (Juusuf 'Allii)

 

 

27. Als dann wird Er sie am Tag der Auferstehung erniedrigen64 und sagen: „Wo sind Meine „Teilhaber",65 um deren willen ihr euch aufzulehnen pflegtet?"66 Diejenigen, denen Wissen gegeben ist,67 werden sagen: „Wahrlich, Erniedrigung und Unheil ist heute das Los der Kafirs,

 

64. Endgültig, denn (erst) am Tag der Auferstehung soll euch euer Lohn voll ausbezahlt werden." (Surach 3:185). Da sich das Pronomen „sie" nicht nur auf die im vorigen Ajach erwähnten früheren Übeltäter bezieht, sondern auch auf die in Ajach 22-25 erwähnten, habe ich in Klammern „alle" eingefügt. (Asad)


65. Wörtlich: „jene meine (angeblichen) Partner". Vergleiche auch Surach 6:22 und die entsprechende Fußnote, wo der Begriff “scharik“ ausführlich erklärt wird. (Asad)

Diese Frage dient als Tadel und als Vorwurf. (Qutb)

 

66. „Um derentwillen ihr euch (von Meiner Rechtleitung) abgetrennt habt" oder „um derentwillen ihr (Meine Rechtleitung) in Frage gestellt habt". (Asad)

 

67. Wenn die Diener der falschen Götter (Kafirs) vor Allahs Gericht stehen, sind sie nicht in der Lage zu antworten. Der Kommentar derer, „denen Wissen gegeben ist", nämlich der Propheten und Lehrer, die sie abgewiesen hatten - soll ihre Situation erläutern. (Juusuf `Allii)

Diejenigen, denen Strafe bevorsteht, verstummen beschämt, um das Wort denjenigen zu überlassen, die über Wissen verfügen; vor den Engeln, den Propheten und den Muslimen. Ihnen erteilt Allah die Erlaubnis, in Erscheinung zutreten und das Wort zu ergreifen. (Qutb)

Diejenigen, die das Wissen von Gut und Böse genutzt haben, das Allah den Menschen durch Seine Gesandten übermitteln ließ. (Asad)

 

 

28. Die gegen sich selbst frevelten, bis sie von Engel abberufen wurden."68 Dann werden sie (ihre) Unterwerfung anbieten69 (und sagen): „Wir pflegten nichts Übles zu tun!"70 „O Nein, Allah weiß fürwahr, was ihr zu tun pflegtet;71

 

68. Nämlich diejenigen, die in einem Zustand der Auflehnung gegen Allah gestorben sind, womit sie in Wirklichkeit ungerecht gegen ihre eigenen Seelen waren. (Juusuf `Allii)

Indem sie ohne Reue und Umkehr im Kufr sterben. (Darjabadi)

 

69. Jene Hochmütigen sind jetzt bereit, sich zu unterwerfen. (Qutb)

Jetzt, wo es für Reue und Umkehr zu spät ist. (Darjabadi)

 

70. Jetzt tun sie so als wären sie ergeben und zeigen ihre Bereitschaft zur Unterwerfung, um dann wieder zu leugnen - ein Teil der Masche, die sie auf Erden angewendet haben - und behaupten nichts Böses getan zu haben. Welch eine Erniedrigung und welch schändliche Situation, in der sie sich jetzt befinden! (Qutb)

Diese Entschuldigung ist eine bloße Ausrede. Zuerst waren sie zu schockiert, um zu antworten. Wenn sie jetzt aber antworten, dann können sie nicht die Tatsachen ableugnen, aber sie greifen auf die Ausflucht zurück, sie hätten aus Unwissenheit Fehler gemacht, während ihre Absichten nicht böse waren. Damit wird das Problem der verborgenen Gedanken aufgeworfen, die vor einem menschlichen Gericht schwierig zu beurteilen sind. Hier stehen sie jedoch ihrem Schöpfer gegenüber, Der alle Geheimnisse ihres Inneren kennt und vor Dem keinerlei Ausflüchte einen Wert haben können. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Surach 6:23 mit der entsprechenden Fußnote sowie Surach 2:11. (Asad)

 

71. Dies sagen die Engel. (Al-Dschalalain)

Allah sagt ihnen, dass das, was sie sagen, gelogen ist. (ibn Kasir)

Es gibt nun keine Möglichkeit mehr, zu lügen und zu beschönigen. (Qutb)

Allah wird entsprechend euren Absichten Sein Urteil sprechen. Dies bedeutet, dass ihr Hinweis auf ihre angebliche Unwissenheit nicht angenommen wird, denn Allahs Rechtleitung war ihnen durch Seine Offenbarungen übermittelt worden, die sie jedoch in ihrem falschen Stolz zurückgewiesen und als „Fabeln der Alten" abtaten (siehe oben Ajach 22-24). (Asad)

 

 

29. So tretet nun ein durch das Tor der Hölle, um dort ewig zu verweilen. Welch schlechte Zufluchtstätte für die Hochmütigen!"72

 

72. Dieser Ajach wie auch Ajach 32 und viele andere Stellen im Qur’an weisen darauf hin, dass es nach dem Tod ein Zwischenstadium gibt. In Aussagen des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wird metaphorisch das Wort “Qabr“ („Grab") für diese Existenzform benutzt. Damit ist die Welt gemeint, in die die Seelen unmittelbar nach dem Tode übergehen und wo sie bis zum Tag der Auferstehung bleiben. Wir erfahren hier, dass die Kafirs unmittelbar nach ihrem Tode sich der Tatsache bewusst werden, dass sie ein ungerechtes Leben geführt haben. Sie versuchen nun, die Engel davon zu überzeugen, dass sie nichts Böses getan haben. Dafür werden sie von den Engeln getadelt, und es wird ihnen mitgeteilt, dass die Hölle ihr Ziel ist. Die Mutaqis demgegenüber werden, wie wir in Ajach 32 erfahren, willkommengeheißen, und ihnen wird mitgeteilt, dass ihr Ziel das Paradies ist. Der Tod verursacht lediglich die Trennung der Seele vom Körper, vernichtet sie nicht. Sie lebt weiter mit derselben Persönlichkeit, die durch die verschiedenen Erfahrungen, geistigen Übungen und moralischen Anstrengungen im irdischen Leben gebildet wurde. (Maududi)

 

 

30. Und die Mutaqis werden gefragt: „Was hat euer Herr herabgesandt?" Da sagen sie: „Nur Gutes!"73 Für diejenigen, die Gutes getan haben, ist Gutes74 in dieser Welt, doch die Wohnstatt im Jenseits wird noch besser sein.75 Welch herrliche Wohnstatt für die Mutaqis! -

 

73. Das heißt: Allah hat Gnade und Segen für diejenigen herabgesandt, die Ihm folgen und an Ihn den Iman verinnerlichen. (ibn Kasir)

Im Gegensatz zu den Kafirs (vergleiche oben Ajach 24) sprachen die Rechtschaffenen auf die Nachfrage der Fremden hin gut vom Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und der Lehre des Qur’an. Sie versuchten nicht, die Menschen zu täuschen oder Missverständnisse zu schaffen, sondern sagten ihnen die Wahrheit. (Maududi)

Die Mutaqis begreifen, dass das Gute die Hauptstütze des Islams ist, der von Allah erlassenen Gebote, Verbote, Leitung und Regeln ist. (Qutb)

Beachte die Parallele in Ajach 24, wo die Kafirs in ihrer grundsätzlich ablehnenden Haltung in Allahs Offenbarung überhaupt nichts Gutes sehen. (Juusuf `Allii)

 

74. Dieses „Gute" (Hasana) bedeutet in diesem Zusammenhang nicht unbedingt materiellen Nutzen, sondern in erster Linie die geistige Zufriedenheit und das Gefühl der inneren Sicherheit, das aus dem Bewusstsein der Anwesenheit Allahs entsteht. (Asad)


75. Im Gegensatz zu den Kafirs finden die Rechtschaffenen das Gute überall, sowohl in dieser Welt als auch im zukünftigen Leben, denn sie verstehen die Wahrheit um sich herum und sind in Harmonie damit. (Juusuf `Allii)

Wer in dieser Welt recht handelt, hat von Allah Gutes in diesem und im zukünftigen Leben zu erwarten. Die Belohnung im Jenseits ist jedoch noch vollkommener als die im Diesseits. (ibn Kasir)

 

 

31. Gärten der Ewigkeit,76 in die sie eingehen werden; unter denen Ströme fließen. Dort werden sie alles finden, was sie sich nur wünschen.77 So belohnt Allah die Mutaqis, -

 

76. Vergleiche auch Surach 9:72 und die entsprechenden Fußnoten. (Anm. d. Übers.)

Gärten des Verweilens. (ibn Kasir)

 

77. Alle Wünsche der Paradiesbewohner werden erfüllt. Dies können in dieser Welt nicht einmal die reichsten und mächtigsten Menschen erreichen. (Maududi)

 

 

32. Diejenigen, die die Engel abberufen, während sie sich im Zustand der Reinheit befinden,78 und zu denen sie dann sagen: „Friede sei mit euch! Tretet ein in den Paradiesgarten wegen dessen, was ihr zu tun pflegtet."79

 

78. „Im Zustand der Reinheit": von den Übeln dieser Welt, von mangelndem Iman und fehlender Gnade. Reinheit von solchem Übel ist ein Kennzeichen des Islam, und wer in einem solchen Zustand stirbt, wird mit einem Friedensgruß in die Glückseligkeit aufgenommen. (Juusuf `Allii)

 

79. Der Weg zum Heil führt immer auch über die Handlungen. Es gibt im Qur’an nicht den Begriff der „billigen Gnade" oder der stellvertretenden Sühne. (Darjabadi)

Entweder übermitteln die Engel ihnen diese frohe Botschaft gleich, wenn sie sterben, oder aber erst am Tage des Gerichts. (Al-Dschalalain)

 

 

33. Erwarten sie80 etwa etwas anderes, als dass die Engel zu ihnen kommen81 oder dass der Befehl deines Herrn ergeht?82 Auf diese Weise handelten schon diejenigen, die vor ihnen waren.83 Doch nicht Allah hat ihnen unrecht getan, sondern sie pflegten sich selbst unrecht zu tun.84

 

80. Die Kafirs. (Darjabadi)

 

81. Um ihre Seele von ihrem Körper zu trennen. (Darjabadi)

 

82. Das heißt, bis sie sterben oder bis sie in diesem Leben selbst eine Strafe trifft, die sie von der Umkehr und Allahs Gnade ausschließt. (Juusuf `Allii)


83. Auch sie beharrten auf Kufr. (Darjabadi)

Die Menschen sind merkwürdige Wesen. Sie sehen das Schicksal ihrer Vorfahren, die demselben Weg folgten wie sie selbst, und können doch nicht die Schlussfolgerung ziehen, dass es ihnen ebenso ergehen kann wie jenen. Dabei hätten sie längst begreifen müssen, dass Allah in Seinem Handeln bestimmten Gesetzmäßigkeiten folgt, die sich immer wiederholen. (Qutb)

 

84. Allah hat ihnen nämlich die Freiheit gegeben, zu erwägen, nachzudenken und zu wählen. Er hielt ihnen Seine Zeichen in allen Bereichen des Daseins und in sich selbst vor Augen und warnte sie vor den Folgen ihrer Taten. Dann überließ er sie Seinen unumstößlichen Gesetzen. Somit ist das gegen sie verhängte Geschick kein Unrecht Allahs, sondern ihr eigenes. (Qutb)

 

 

34. So trifft sie das Übel ihrer Taten,85 und es umfasst sie, was sie zu verspotten pflegten.86

 

85. Die Strafe dafür. (Al-Dschalalain)

Die unausweichlichen bösen Folgen ihrer Handlungen. (Darjabadi)

 

86. Nun ereilt sie die Strafe, über die sie zu spotten pflegten. (Al-Dschalalain)

Vergleiche auch Surach 8:10 und die entsprechende Fußnote. Ähnliche Sätze erscheinen oft im Qur’an mit Bezug auf ihren Spott gegenüber der Botschaft Allahs. Die „Strafe" oder das „Leiden" ist die unausweichliche Folge absichtlicher Vergehen; wer sich daher schuldig macht, handelt „ungerecht gegen sich selbst". (Asad)

Dies ist der Jüngste Tag. (ibn Kasir)

Vergleiche auch Surach 6:158. (Asad)

Auf jede erdenkliche Weise sind alle Aspekte der Wahrheit deutlich dargelegt worden, und das ganze System des Universums bezeugt sie, so dass einem vernünftigen Menschen kein Raum mehr für götzendienerische Anschauungen bleibt. Jetzt erwarten sie nichts mehr, als dass der Todesengel zu ihnen kommt und ihnen damit nichts anderes übrigbleibt als die Botschaft zu akzeptieren. (Maududi)

 

 

Abschnitt 5

 

35. Nun sagen diejenigen, die Allah Götzen an die Seite stellen:87 „Wenn Allah gewollt hätte, hätten wir niemandem außer Ihm gedient, wir (nicht) und ebenso nicht unsere Väter,88 und wir hätten auch nichts an Seiner Stelle für verboten erklärt.89 Das gleiche taten schon diejenigen, die vor ihnen waren.90 Doch was anders obliegt den Gesandten als der Verkündigung der deutlichen91 Botschaft?

 

87. Als Rechtfertigung für ihre Götzendienerei. (Darjabadi)

 

88. Das uralte Argument: Wenn Allah allmächtig ist, warum hat Er dann nicht alle Menschen gezwungen, Seinen Willen zu tun? Dies ignoriert die Willensfreiheit des Menschen, die der ganzen Ethik zugrunde liegt. Allah gibt dem Menschen jede Möglichkeit, die Dinge zu kennen und zu verstehen. Er zwingt ihn jedoch nicht, denn das würde dem ganzen Plan zuwiderlaufen, auf dem unser gegenwärtiges Leben aufbaut. (Juusuf `Allii)

Ihren Kufr, ihre Götzendienerei, ihre Irrtümer und ihre Willkür in dem Verbot einiger Speisen und Tiere und auch die ihrer Vorfahren - alles schieben sie nun auf Allahs Willen und Seinen Beschluss. Ihrer Ansicht nach hätte Allah sie daran hindern können, wenn Er gewollt hätte. Dies ist jedoch ein Irrtum und eine falsche Vorstellung bezüglich des Willens Allahs. Allah könnte niemals wollen, dass Seine Diener Götzen anbeten und gute Speisen verbieten: Seinem Willen entspricht das, was Er durch Seine Gesandten geboten hat. Er hat sie zu jedem Volk geschickt und dadurch die Menschen aufgefordert, Allah allein zu dienen und nicht den Mächten des Bösen (vergleiche Ajach 36 dieser Surach). Dies ist Sein Gebot und Sein Wille für Seine Diener. (Qutb)

 

89. Die Götzendiener erließen zahlreiche willkürliche Verbote beispielsweise in Bezug auf den Fleischgenuss (vergleiche Surach 6:143-145). Diese werden selbstverständlich vom Islam nicht anerkannt, so wie er auch einige Einschränkungen aus dem jüdischen Gesetz aufgehoben hat (vergleiche Surach 8:146). Die allgemeine Bedeutung reicht jedoch viel weiter. Menschen stellen ihre eigenen Verbote und Tabus, Barrieren und Restriktionen auf und schieben diese dann der Religion zu. Dies ist falsch und eher ein kafir Brauch als mit dem Islam in Übereinstimmung. (Juusuf `Allii)

 

90. Euer Argument ist nicht neu, sondern dasselbe, das seit jeher von euren Vorfahren benutzt wurde, die ihren Irrwegen folgten. Wie sie entschuldigt ihr euch heute für Irrlehren und Bosheit, indem ihr behauptet, dies sei Allahs Wille. Dabei wisst ihr, dass es eine Ausflucht ist, mit der ihr euch selber betrügt und jeder Ermahnung ausweicht. (Maududi)

 

91. “Mubiin“: „deutlich".

1. Die Botschaft ist deutlich und eindeutig.

2. Sie verdeutlicht alles denjenigen, die sich bemühen, zu verstehen, denn sie entspricht ihrer eigenen Allah geschaffenen Natur.

3. Sie wird offen und deutlich verkündet. (Juusuf `Allii)

Die Gesandten konnten niemanden zwingen, dem rechten Weg zu folgen. (Asad)

Es ist keineswegs so, wie ihr behauptet, dass Gott euer Tun niemals missbilligt hat. Das Gegenteil ist der Fall. Denn Allah tat dies ständig durch die Propheten, die Er jeweils zu einem Volk schickte, angefangen mit Nuch bis zum Propheten Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden. (ibn Kasir)

 

 

36. Wir haben fürwahr zu jeder Gemeinschaft92 einen Gesandten erweckt, (der dazu aufforderte): „Dient Allah und meidet den Götzendienst!"93 Unter ihnen sind manche, die Allah rechtgeleitet hat,94 und gar manche, die Er zu Recht hat irregehen lassen.95 So reist umher auf Erden und seht, wie es den Leugnern ergangen ist.96

 

92. Obwohl Allahs Zeichen überall in der Natur und im Gewissen des Menschen zu finden sind, schickt Allah zusätzlich zu jedem Volk menschliche Gesandte, um seine Aufmerksamkeit vom Bösen weg auf das Gute zu lenken. Deswegen können sie sich nicht darauf berufen, Allah habe sie sich selbst überlassen, oder Ihm sei es gleichgültig, was sie tun. In Seiner Gnade fordert Er immer wieder ihren Willen auf, sich recht zu entscheiden. (Juusuf `Allii)

„Zu jedem Volk" oder „zu jeder Zeit", denn der Begriff “Ummach“ hat auch die letztere Bedeutung. Im weitesten Sinne kann man also übersetzen: „in jeder Kultur", denn damit bezeichnet man sowohl eine Menschengruppe als auch einen Zeitraum. (Asad)

 

93. Vergleiche auch Surach 2:256 und Fußnote 552 (und 4:60). Wir müssen und daran erinnern, dass in der Terminologie des Qur’ans „Allah dienen" immer auch die Vorstellung der Verantwortlichkeit des Menschen vor Ihm beinhaltet. Dieses Gebot umfasst also in knappster Zusammenfassung alle ethischen Gebote und Verbote und ist die Grundlage und Quelle sowohl jeder Moral als auch der einen unveränderlichen Botschaft, die in allen Diins enthalten ist. (Asad)

 

94. Das heißt die aus der Rechtleitung, die Er allen Menschen zugänglich gemacht hat, Nutzen gezogen haben. (Asad)

 

95. Während einige Menschen die Leitung durch die Gnade Allahs annehmen, geben andere dem Bösen nach, so dass dieses sie unweigerlich in seine Gewalt bringt. Sie brauchen nur durch Zeit und Raum zu reisen, um das Ende derer zu sehen, die ihr Licht verließen und dem Bösen und dem Irrtum nachgaben. Vergleiche auch Surach 15:64, wo die Bedeutung des Wortes “Haq“ erläutert wird. (Juusuf 'Allii)

 

96. Ihr könnt selbst aus der Geschichte lernen. Wer immer Allahs Ermahnung in den Wind geschlagen hat, wie beispielsweise Pharao und sein Volk, lieferte sich selbst Allahs Zorn aus, während  Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Allahs Segen empfing. (Maududi)

Siehe auch 3:137 und Fußnote 230. (Anm. d. Übers.)

 

 

37. So sehr du auch auf ihre Rechtleitung bedacht bist, so leitet Allah wahrlich niemanden, den Er in die Irre gehen ließ,97 und keiner wird sie erretten können.98

 

97. Rechtleitung und Irrtum geschieht nicht entsprechend dem Wunsch der Propheten, sondern nach Gesetzmäßigkeiten Allahs (Sunnach Allah). Ihre Aufgabe ist es nur, Allahs Botschaft zu übermitteln. Lässt Allah jemanden in die Irre gehen, weil er dies selbst erwirkt hat, so könnte Allah ihn niemals mehr rechtleiten, nach dem Prinzip Seiner Gesetzmäßigkeiten, dass alles seine Konsequenz nach sich zieht. (Qutb)

Auch wenn der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, aus Mitleid vielleicht seine Rechtleitung wünscht. (Darjabadi)

 

98. Wenn jemand Allahs Gnade zurückweist, dann verliert er jegliche Hilfe und Rechtleitung. Er stellt sich selbst außerhalb Allahs Gnade und damit außerhalb der Rechtleitung. (Juusuf 'Allii)

Aufgrund seiner hartnäckigen Weigerung, die Wahrheit zu akzeptieren. (Darjabadi)

Keiner könnte ihn vor Allahs Strafe erretten. (Ibn Kasir)

Vergleiche auch Surach 8:54 und die entsprechende Fußnote. (Asad)

 

 

38. Und sie99 schwören ihre feierlichsten Eide bei Allah,100 dass Allah diejenigen, die sterben, nicht wiedererwecken wird.101 O doch. Dies wird sich bewahrheiten, gemäß Seinem unumstößlichen Versprechen. Doch die meisten Menschen wissen es nicht,102

 

99. Die kafir Mekkaner, die die Auferstehung leugneten. (Darjabadi)

 

100. Der größte Eid der kafir Araber wurde bei dem höchsten Allah geleistet. Weniger wichtige Eide leistete man bei Untergottheiten, den Ahnen oder bei geheiligten oder verehrten Gegenständen. (Juusuf 'Allii)


101. Die üblichen kafir Vorstellung ist folgende: „Wenn es einen Allah gibt, folgt daraus nicht unbedingt, dass Er uns von den Toten auferweckt. Warum sollte Er das auch tun?" Dies wird zweifach beantwortet:

1. Allah hat es versprochen, und Sein Versprechen ist wahr;

2. Er muss ihnen letztlich die Wahrheit offenbaren, sie von ihrem Trug befreien und sie persönlich zur Verantwortung ziehen. (vergleiche auch Surach 16:39). (Juusuf `Allii)

Immer wenn Allah Propheten zu den Menschen schickte, um sie zum Guten aufzufordern und Böses zu verwehren und sie vor Allahs Gericht am Tag der Auferstehung zu warnen, stellte bei vielen Völkern der Iman an die Auferstehung ein Problem dar. In diesem Fall schwören die Quraisch sogar bei Allah, dass eine Auferstehung der Toten nicht stattfinden kann, obwohl sie im Grunde genommen Seine Existenz nicht in Frage stellen. Ihnen erscheint die Auferstehung als zu schwierig, nach dem der Körper sich zu Staub zersetzt hat. Dabei vergessen sie die Erschaffung des Menschen. (Qutb)

 

102. Sie wollen trotz aller Beweise und Erläuterungen diese Lehre nicht wahrhaben. (Darjabadi)

Wenn Allah etwas verspricht, bricht Er Sein Versprechen unter keinen Umständen. Die meisten Menschen begreifen jedoch nicht den Wahrheitsgehalt des Versprechens Allahs. (Qutb)

Sie kennen die Macht Allahs nicht, somit leugnen sie die Auferweckung und Auferstehung. (Safwat Al-Tafasir)

Sie ließen nicht nur das Wunder der ersten Erschaffung und die Macht Allahs außer acht, sondern interessierten sich auch nicht für die Weisheit der Auferstehung. (Qutb)

 

 

39. (Deswegen werden sie wiedererweckt,) damit Er ihnen aufzeigt, worüber sie zu streiten pflegen103 und damit diejenigen, die kafir sind, wissen mögen, dass sie fürwahr Lügner waren.104

 

103. Um die Wahrheit endgültig zu offenbaren. (Darjabadi)

In erster Linie die Wahrheit der Auferstehung und des Gerichts an sich, und ganz allgemein die endgültigen Antworten auf alle metaphysischen Fragen, die den Menschen während seines Erdenlebens verwirren. (Asad)

 

104. Vergleiche Ajach 38. (Juusuf `Allii)

Nun können sie es mit eigenen Augen sehen. (Darjabadi)

Sie haben gelogen bei ihrem Schwur, dass Allah niemanden nach dessen Tod zum Leben auferwecken werde.

(ibn Kasir)

 

 

40. Denn wahrlich, es genügt, wenn Wir etwas ins Dasein rufen wollen, dass Unser Wort an es ergeht: „Sei!" Und es wird sein.105

 

105. Allahs „Wort" ist bereits Seine Handlung. Allahs Versprechen ist bereits in sich selbst die Wahrheit. Es gibt kein Hindernis an Zeit oder Bedingungen zwischen Seinem Willen und dessen Folgen, denn Er ist die endgültige Realität. Er ist unabhängig von den nächstliegenden materiellen Ursachen, denn Er selbst schafft sie und legt ihre Gesetzmäßigkeiten fest, wie es Ihm gefällt. (Juusuf `Allii)

Dies ist die Antwort für all jene, die sich vorstellen, die Auferweckung der Toten, noch dazu gleichzeitig, sei unendlich schwierig. Für Allah ist es leicht, denn Er kann allein durch Sein Gebot alle Dinge ins Dasein rufen. (Maududi)

 


 

Abschnitt 6

 

41. Und denen, die um Allahs Willen ausgewandert sind,106 nachdem ihnen unrecht getan worden ist,107 werden Wir gewiss in dieser Welt eine schöne Wohnstätte bereiten. Doch der Lohn des Jenseits108 ist fürwahr noch größer,109 wenn sie es nur wüßten!110

106. Diejenigen, die ihre Häuser und ihr Eigentum verlassen haben und die auf das, was sie besaßen und liebten, verzichtet haben, weil sie auf den Gegenwert für das Zurückgelassene im zukünftigen Leben hoffen. (Qutb)

Die den Bereich des Bösen verlassen haben. Vergleiche auch Surach 2:218 und 4:97. Dass die „Auswanderung" hier rein geistige Bedeutung hat, geht daraus hervor, dass sie direkt der „Leugnung der Wahrheit" im folgenden Ajach gegenübergestellt wird. (Asad)

 

107. Eine Auswanderung selbst ist noch keine verdienstvolle Handlung. Dazu muss sie

1. für die Sache Allahs stattfinden und

2. nach einer derartigen Unterdrückung, die nur die Wahl zwischen Allah und den Menschen übrig lässt. Wenn diese Bedingungen erfüllt sind, steht den Ausgewanderten die höchste Ehre zu, weil sie für Allahs Sache Opfer gebracht haben. So verhielt es sich mit den ersten muslimischen Auswanderern nach Abessinien und schließlich mit den Auswanderern nach Medina, bevor der Prophet Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, seine Heimatstadt Mekka verließ und nach Medina zog, oder mit denen, die ihn begleiteten oder im folgten.

(Juusuf `Allii)

 

108. Vergleiche oben Ajach 30. (Asad)

Wer sein Hab und Gut, Familie und Verwandten Allah zuliebe verlässt, bekommt im Diesseits einen besseren Gegenwert dafür. Noch größer ist jedoch die Gegenleistung des Jenseits. (ibn Kasir)

 

109. Damit sollen vor allem die Auswanderer nach Abessinien getröstet werden, die schwer unter den Verfolgungen in Mekka gelitten hatten. Die Kafirs sollen jedoch gewarnt werden, dass sie nicht der Illusion zum Opfer fallen, sie könnten für ihr grausames Verhalten gegenüber den Muslimen straffrei ausgehen. (Maududi)

 

110. Das Verb “'alima“ (in erster Linie: „er wusste") bedeutet auch „er erfuhr", das heißt „er verstand". Da sich das Pronomen „sie" hier auf die Wahrheitsleugner bezieht, die in den vorigen Abschnitten erwähnt wurden, muss es hier auf jeden Fall heißen „wenn sie nur verstehen könnten". (Asad)

Das heißt: „Wenn diejenigen, die vor der Auswanderung zurückschreckten, wüssten, was Allah für sie aufspart." (ibn Kasir)

Wenn sie wirklich die geistige Motivation der Mu’mins verstehen könnten, würden die Kafirs selbst mu’min werden. (Asad)

 

 

42. Das sind diejenigen, die geduldig sind111 und auf ihren Herrn vertrauen.

 

111. Die mit Standhaftigkeit alle Schwierigkeiten und Härten ertragen. (Darjabadi)

 

 

43. Und auch vor dir112 entsandten Wir immer nur Männer,113 denen Wir Offenbarungen gegeben haben.114 So befragt diejenigen, die die Ermahnung115 erhalten haben, wenn ihr es selber nicht wisst.

 

112. Damit ist der Prophet Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, angesprochen, der hier auf die menschlichen Eigenschaften seiner Vorläufer aufmerksam gemacht wird. (Darjabadi)

 

113. Allahs Gesandte waren immer Menschen, keine Engel. Ihr einziger Unterschied zu gewöhnlichen Menschen bestand darin, dass sie Offenbarungen empfingen. (Juusuf `Allii)

Keine Engel, und keine Wesen aus einer anderen Schöpfung. Sie waren Menschen, denen Offenbarung gegeben wurde, ebenso wie Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, seine eine Offenbarung empfing, und denen ebenso ein Auftrag anvertraut wurde. (Qutb)

 

114. Dieser Abschnitt verfolgt ein doppeltes Ziel: erstens knüpft er an Ajach 36 an, wo gesagt wird, dass Allahs Gesandte zu allen Zeiten bei allen Völkern erschienen sind und daher keine menschliche Gemeinschaft jemals ohne Leitung Allahs geblieben ist. Zweitens antwortet er auf die Einwände, die die Kafirs so oft Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, entgegenbrachten, dass er nämlich „nur ein Mensch" sei und somit kein Gesandter Allahs sein könne. (Assad)

Derselbe Einwand wurde gegen alle früheren Propheten erhoben. (Maududi)

 

115. Wenn sich die kafir Araber, die keine Geschichte oder Religionsgeschichte kannten, darüber wunderten, dass ein Mensch ihresgleichen Offenbarungen empfangen und eine Botschaft übermitteln konnte, dann sollten sie doch die Juden fragen, die früher durch Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Allahs Botschaft empfangen hatten, ob Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ein Mensch war oder ein Engel oder eine Gottheit. Dann würden sie schon erfahren, dass Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ein Mensch wie sie selbst war, nur von Allah inspiriert. „Diejenigen, die die Botschaft besitzen" kann auch heißen: weise Menschen, die in solchen Fragen Auskunft geben können. (Juusuf `Allii)

Sie sollen die Angehörigen der Schriftreligionen befragen, zu denen vorher Propheten gekommen waren, ob es sich dabei um Menschen handelte oder um Engel oder andere Wesen. (Qutb)

Die Kenner der Thora und Evangeliums. (Al-Dschalalain)

Wörtlich: „Erinnerung", denn jede Botschaft Allahs soll an die Wahrheit erinnern. (Assad)

 

 

44. (Wir entsandten sie) mit klaren Beweisen und verschiedenen Büchern.116 Und dir offenbarten Wir die Ermahnung (den Qur’an), um den Menschen zu erläutern, was zu ihnen herabgesandt worden ist,117 auf dass sie nachdenken mögen.

 

116. Vergleiche Surach 3:184 und die entsprechenden Fußnoten. Wie die Angehörigen früherer Schriftreligionen zuvor „klare Beweise" oder „deutlicki.7-eichen" und inspirierte Schriften empfangen hatten, so kam jetzt mit dem Qur’an die göttliche Botschaft zu Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Damit wurden die früheren Offenbarungen erneuert, die durch ihre Anhänger bereits entstellt worden waren. (Juusuf `Allii)

Dieser Satz ist an alle jene gerichtet, die den Ursprung Allahs des Qur’an in Frage stellen, aus Gründen, wie sie in Fußnote 114 erwähnt werden. (Assad)

 

117. Nämlich durch Offenbarung. Das bedeutet, dass ethische Werte von zeitlichen Veränderungen unabhängig und dauerhaft sind. (Assad)

Um ihnen die Gebote und Verbote Allahs aufzuzeigen. (Al-Dschalalain)

Mit den Menschen sind nicht nur die früheren gemeint, die die Schrift erhielten, und die darin uneinig wurden, sondern seine Zeitgenossen, die den Qur’an erhielten. Für die ersteren ist der Qur’an gekommen, um in dem Streit ein Urteil zu fällen und die Wahrheit aufzuzeigen. (Qutb)

In diesem Zusammenhang muss betont werden, dass der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm,  nicht nur mit Worten, sondern auch mit Handlungen „die Lehren der Schrift erklären" sollte. Zu seinen Aufgaben gehörte es, eine Gemeinschaft halt von Muslimen zu bilden und zu leiten, wie es den Prinzipien der Schrift entsprach. Diese Aufgabe des Propheten Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ist sehr wichtig, denn sonst hätten auch Engel oder ein gedrucktes Exemplar des heiligen Buches zu den Menschen geschickt werden können. Damit wäre aber der Zweck nicht erfüllt worden.

Jene Zielsetzung forderte, dass ein vollkommener Mensch die Schrift übermittelte, der sie Stück für Stück verkündete, ihren Sinn erläuterte, Schwierigkeiten und Zweifel behob, auf Einwände antwortete und so weiter. Vor allem sollte er jenen gegenüber, die sie ablehnten und verwarfen, die Haltung zeigen, die eines Übermittlers der heiligen Schrift würdig war, und die Muslime durch sein eigenes Vorbild führen, so dass sie für die ganze Menschheit eine vorbildliche Gesellschaft sein konnten. (Maududi)

 


45. Fühlen sich denn diejenigen, die Böses planen,118 sicher davor, dass Allah sie (nicht) in der Erde versinken läßt,119 oder dass die Strafe über sie kommt, von wo sie es nicht ahnen können?120

 

118. Um Allahs Islam zu vernichten. (Darjabadi)

Gemeint sind diejenigen, die vorhatten, den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, bei der Ratsversammlung zu fesseln, zu töten oder zu verbannen. (Al-Dschalalain)

Dies sind diejenigen, die das Böse tun, dazu aufrufen und den Menschen irreführen. (ibn Kasir)

Mit den „bösen Plänen" sind meiner Ansicht nach hier kafir philosophische Systeme und entstellte ethische Werte gemeint. (Asad)

 

119. Er wird sie völlig vernichten. (Asad)

 

120. Wie zum Beispiel die Mekkaner in dem Kampf von Badr, als sie überhaupt nicht daran dachten.

(Al-Dschalalain)

Vergleiche oben Ajach 26. Die Bösen intrigieren heimlich gegen Muslime und vergessen dabei, dass Allah ihre geheimsten Gedanken kennt, und dass sie jeden Gedanken und jede Tat vor Ihm zu verantworten haben. Allahs Strafe kann sie auf verschiedene Weise treffen. Vier werden hier aufgezählt:

1. die Erde kann sie verschlingen, wie es seinerzeit Qaaruun geschah, dessen Geschichte in Surach 28:76-81 wiedergegeben ist. Er versank in einer Erdspalte, während er noch mit seinem Reichtum prahlte.

2. Wie Haamaan, der erste Minister des Pharao, intrigieren sie vielleicht gegen Allah und werden in diesem Augenblick selbst von einem furchtbaren Unheil heimgesucht (vergleiche Surach 40:36-38 und 29:39-40).

3. Dazu gehört auch der Fall des Pharao selbst, der ertrank, als er gerade hoffte, Allahs Pläne mit Israel vereiteln zu können. Vergleiche auch die Fußnoten zu den nächsten Ajachs. (Juusuf `Allii)

 

 

46. Oder dass Er sie überrascht, während sie umherreisen und sie sich dem nicht entziehen können?121

 

121. Vergleiche auch vorige Fußnote. 3. Die Strafe kann Menschen treffen, die sich fern von ihrer Heimat befinden, und sie so demütigen. Dies geschah mit Abu Dschachl, der voller Stolz in die Schlacht bei Badr zog (im Jahre 2 nach der Hidschra).

Seine Armee war dreimal so groß wie die der Muslime, aber sie erlitt eine entscheidende Niederlage, und er selbst wurde getötet. (Juusuf 'All)

Mitten in ihrer Alltagsbeschäftigung. Ich habe in Klammern „plötzlich" eingefügt, als Kontrast zu dem allmählichen Verfall, wie er im nächsten Ajach erwähnt wird. (Asad)


 

47. Oder dass Er sie (nicht) durch allmählichen Verfall erfasst?122 Denn wahrlich, euer Herr ist überaus gütig, barmherzig.123

 

122. Während sie die Strafe Allahs erwarten. (ibn Kasir)

Ihre Wachsamkeit und Voraussicht bewahrt sie nicht vor der Strafe Allahs. Allah jedoch ist gütig, barmherzig. (Qutb)

Fortsetzung von Fußnote 120:4. Wie es oft geschieht, kommt die Strafe langsam und unmerklich, wobei die Kraft der Feinde Allahs allmählich schwindet, bis nichts mehr davon übrig ist. Dies geschah den Mekkanern während der acht Jahre, als sich der Pro Exil befand. Die Wiedergewinnung von Mekka ging ohne Blutvergießen vonstatten, denn die Macht des Gegners war versiegt. Auf diese Weise konnte der Prophet seine beispiellose Großzügigkeit und Mildherzigkeit zeigen, entsprechend den beiden Namen Allahs Ar-Ra'uuf („der überaus Gütige") und Ar-Rachiim („der Barmherzige"). (Juusuf 'Allii)

Durch Hungersnot, Seuchen und Ähnliches. (Darjabadi)

Tachawwuf bedeutet unter anderen „allmähliches Abnehmen" oder „langsame Zerstörung". In diesem Zusammenhang hat das Wort offensichtlich eine soziale wie auch eine moralische Bedeutung: ein allmählicher Verfall aller ethischen Werte, der Macht, des gesellschaftlichen Zusammenhalts, des Glücks und schließlich des Lebens selbst. (Asad)

 

123. Indem Er den Menschen durch Seine Gesandten Rechtleitung anbietet und ihnen Zeit gibt, nachzudenken und umzukehren, bevor sie sich selbst irreparablen Schaden zugefügt haben. (Asad)

 

 

48. Sehen sie denn nicht all die Dinge, die Allah erschaffen hat124 und deren Schatten von Westen nach Osten wechselnd, sich niederwerfen vor Allah, und sie sind voll Demut.125

 

124. Wie Bäume und Berge. (Al-Dschalalain)

All die Geschöpfe, unbelebte wie belebte Wesen, kurzum alles, was Schatten besitzt. (ibn Kasir)

Meiner Ansicht nach bedeutet „Dinge" hier unbelebte Gegenstände, denn der nächste Ajach spricht von lebenden „sich bewegenden Geschöpfen" und Engeln. Im Gleichnis wird sogar von diesen unbelebten Dingen gesagt, dass sie Allah erkennen und Ihm demütig dienen. Selbst ihre Schatten wenden sich entsprechend dem Licht von oben und werfen sich zu Boden, um Allah zu preisen. Die „Schatten" weisen übrigens darauf hin, dass alle Dinge in diesem Leben bloße Schatten der Wahrheit im Himmel sind; sie sollten sich dem Licht Allahs entsprechend drehen und wenden wie die Schatten der materiellen Dinge im Sonnenlicht. (Juusuf 'Allii)

 

125. Sie sind äußerst demütig oder unterwürfig. Die „Niederwerfung", von der in diesem und im nächsten Ajach die Rede ist, soll offensichtlich symbolisch die Unterwerfung aller geschaffenen Wesen und Dinge unter Allahs Willen ausdrücken. Vergleiche auch Sure 13:15 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Die Tatsache, dass alles - Mensch, Tier, Baum oder Berg - einen Schatten wirft, zeigt deutlich seine materielle Natur.

 

 

49. Und vor Allah wirft nieder, was in den Himmel und was auf Erden ist an Lebewesen und an Engeln, und sie sind Wicht hochmütig.126

 

126. „Sich bewegende Geschöpfe": Lebewesen. „Alles, was im Himmel und auf der Erde ist" schließt alle geschaffenen Dinge mit ein. Die Geschöpfe werden in drei Klassen erwähnt: unbelebte Dinge, gewöhnliche Lebewesen und Engel. Selbst die höchsten Engel sind nicht hochmütig: sie werfen sich nieder und dienen ihrem Herrn, wie auch die ganze übrige Schöpfung. Die höchsten wie die niedrigsten. Der Begriff “daabba“ bezeichnet alle materiellen Wesen, die sich spontan bewegen können, im Gegensatz zu immateriellen, geistigen Wesen, die als „Engel" bezeichnet werden. (Asad)

Nicht nur alle Dinge auf der Erde, sondern auch im Himmel einschließlich aller jener, die von den Menschen als Götter oder Göttinnen betrachtet wurden, dienen Allah und haben keinen Anteil an Seiner Herrschaft. Übrigens sind hier Lebewesen auf der Erde sowie auch auf anderen Planeten eingeschlossen. (Maududi)

 

 

50. Sie sind voll Ehrfurcht127 vor ihrem Herrn, Der hoch erhaben über sie ist, und sie tun alles, was ihnen geboten wird.128

 

127. Allah steht so hoch über dem höchsten Seiner Geschöpfe, dass sie alle in Ehrfurcht zu Ihm aufsehen. Freudig erfüllen sie ihre Pflicht in Seinem Dienst. Dies ist die Bedeutung von „Taqwa". (Juusuf `Allii)

 

128. Dies ist eine Aussage darüber, was Engel tatsächlich sind: Weder Götter noch Halbgötter, sondern vielmehr Ihm bedingungslos gehorsame Diener. (Darjabadi)

Sie müssen ihrer natürlichen Anlage entsprechend den ihnen von Allah eingepflanzten Impulsen gehorchen und sind deswegen nicht in der Lage, „Sünden" zu begehen. Der Mensch ist in dieser Beziehung anders, denn er hat einen freien Willen im moralischen Sinne des Begriffes. Er kann zwischen Gut und Böse frei entscheiden und macht deswegen oft Fehler. Aber selbst dann unterliegt er dem universalen Gesetz von Ursache und Wirkung, das von Allah etabliert wurde und im Qur’an als Sunnach Allah („Gewohnheit Allahs") bezeichnet wird. Daher kommt der Ausdruck im Qur’an, dass sich „freiwillig oder widerwillig" alle Dinge und Wesen vor Allah niederwerfen (Surach 13:15). (Asad)

Alles Materielle aber ist von Allah geschaffen und Seinen universalen Gesetzmäßigkeiten unterworfen. In diesem Fall ist es eine Gesetzmäßigkeit, dass jedes materielle Ding Allahs Diener und nicht Seinesgleichen ist. (Maududi)

 

 

Abschnitt 7

 

51. Und Allah sprach: Nehmet euch nicht zwei Gottheiten!129 Denn wahrlich, Er ist ein Einziger Allah.130 So fürchtet allein Mich!131

 

129. Die alten Perser glaubten an zwei Mächte im Universum, eine gute und eine böse. Auch die kafir Araber hatten Paare von Gottheiten, beispielsweise Dschibt (Magie) und Taadschuut (Böser) wie in Surach 4:51 erwähnt, oder die Götzen von Safaa und Marwa, auf die sich Surach 2:158 bezieht und die Isaaf und Naaila hießen.

(Juusuf `Allii)

Damit wird Dualismus in jeder Form zurückgewiesen. In früheren Zeiten glaubten viele Menschen an eine Vielzahl von Gottheiten oder an zwei geistige Urprinzipien, ein gutes und ein böses, die im Universum miteinander in Konflikt standen. Dieser Dualismus stimmt so sehr mit einem Teil unserer Erfahrung überein, sowohl in uns selbst als auch in unserer Umgebung, dass es immer wieder durchdringt. Dennoch ist er für uns heute ebenso irrational wie Polytheismus. Die Naturwissenschaft hat die völlige Einheit der Natur erwiesen. Böses und Gutes, wie wir es erfahren, Geist und Materie, die Welt der ethischen Zielsetzungen und die Welt der materiellen Dinge sind nicht das Produkt zweier entgegengesetzten Ursprungskräfte. Sie sind miteinander zu einem Ganzen verknüpft und entstammen einer einzigen Kraft und sind einem einzigen System miteinander verbundener Gesetzmäßigkeiten unterworfen. Das materielle und geistige Universum ist, wie Spinoza sagte, von ein und derselben Substanz, und Allah, teilweise offenbar und teilweise in der Natur verborgen, ist nur Einer. (Darjabadi)

„Zwei (oder mehr) Gottheiten. (Asad)

 

130. Es gibt kein anderes Wesen, weder gut noch böse, das gleich Ihm ewig und absolut sein könnte. Der Islam lässt auch keinen Platz für den Henotheismus, der die Existenz einer Vielzahl von Gottheiten anerkennt, aber nur erlaubt, einem zu dienen. Der Qur’an verneint die Existenz mehrerer Götter. (Darjabadi)

 

131. Dies ist ein besonders deutliches Beispiel für den Wechsel der auf Allah bezogenen Personalpronomina im Qur’an. Solche plötzlichen Wechsel zwischen „Er", „Ich", „Wir" und so weiter deuten an, dass Allah grenzenlos ist, also außerhalb der Reichweite von Definitionen, die der Gebrauch von Personalpronomina impliziert. (Asad)

 

 

52. Und Ihm gehört, was in dem Himmel ist und auf Erden,132 und Ihm allein gebührt immerwährender Gehorsam.133 Wallt ihr also jemand anderen als Allah fürchten?134

 

132. Er ist nicht nur der einzige Allah, sondern auch der einzige Herr oder Besitzer: Ihm gehört alles, was im Himmel und auf der Erde ist. (Qutb)

Das Universum ist nicht in die Zuständigkeitsbereiche zweier Gottheiten gespalten. (Darjabadi)

 

133. Das ganze System des Universums besteht durch seinen Gehorsam Ihm gegenüber. (Maududi)

Ihm allein sind alle Wesen für ihre Pflichterfüllung in allen Lebensbereichen verantwortlich. (Qutb)

 

134. Nachdem feststeht, dass Er Der Einzige Gott ist. (Al-Dschalalain)

Die Kafirs hatten vielleicht eine Vorstellung von dem einen wahren Gott, aber sie hatten ebenso eine drückende Angst vor den bösen Mächten. Ihnen wird hier gesagt, dass eine solche Angst grundlos ist. Das Böse hat keine Gewalt über Menschen, die auf Allah vertrauen (siehe auch Surach 15:42). Das einzige, was sie zu fürchten haben, ist Allahs Zorn. Für die Rechtschaffenen kommt alles Gute von Allah, und sie brauchen keine Angst in ihren Herzen zu haben. (Juusuf `Allii)

Wollt ihr etwa die Angst vor etwas anderem als Allah zu eurer Lebensgrundlage machen? (Maududi)

 

 

53. Und euch werden keine Segnungen zuteil, die nicht von Allah sind. Wenn euch jedoch Unheil berührt, dann bittet ihr Ihn flehentlich um Hilfe.135

 

135. Das zeigt, dass es im Menschen eine natürliche Neigung gibt, Allah zu suchen, die einzige Macht, die ihm wirklich in seiner Not beistehen kann. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Surach 6:40-41. (Asad)

In Zeiten der Bedrängnis kommt die wahre Natur des Menschen, die durch die imaginären Gottheiten unterdrückt wurde, unwillkürlich zum Vorschein und ruft nach Allah, denn sie kennt keinen anderen, der wirkliche Macht hat. (Maududi)

 


54. Dann aber, wenn Er das Unheil von euch abwendet, stellen manche von euch ihrem Herrn Götzen zur Seite,136

 

136. Im Leid wenden sich die Herzen zu Allah, weil sie von ihrer natürlichen Veranlagung her wissen, dass sie keinen Beschützer außer Ihm haben. Sobald Allah jedoch Erleichterung schenkt, werden sie vom Wohlleben abgelenkt und ihre Bindung zu Allah wird dadurch geschwächt. So weichen sie zur Vielgötterei ab oder zu anderen Werten und Zuständen, auch wenn diese als Gottheiten nicht genannt werden können. In manchen Fällen jedoch ist die natürliche Veranlagung so gestört, dass zu einem Geschöpf Allahs Zuflucht genommen wird, mit der Begründung, dass dieses eine Sonderstellung bei Allah habe. (Qutb)

Sie setzen Ihm andere Wesen zur Seite, indem sie die Wende in ihrem Schicksal „äußeren" Faktoren oder Einflüssen zuschreiben. Damit sprechen sie diesen sozusagen göttliche Eigenschaften zu. (Asad)

Statt sich Gott dankbar zu zeigen, bringen sie anderen Wesen Opfer dar mit der Begründung, ohne deren Fürbitte hätte Gott ihre Bedrängnis nicht beseitigt. (Maududi)

 

 

55. Und so verleugnen sie das, was Wir ihnen geschenkt haben. Vergnügt euch also, doch bald schon werdet ihr

wissen.137

 

137. Genießt nur dieses vergängliche Leben. Ihr könnt dem Gericht Allahs nicht entgehen. Sowohl das Pronomen „sie" als auch „ihr" bezieht sich auf „manche von euch" im vorigen Ajach. (Darjabadi)

Das Ergebnis ihres Tuns werden sie bald genug erfahren. (ibn Kasir)

 

 

56. Und sie bestimmen für jene, die sie überhaupt nicht kennen,138 einen Anteil von dem, womit Wir sie versorgt haben.139 Bei Allah, ihr werdet gewiss befragt werden über das, was ihr zu erdichten pflegtet.

 

138. Dies sind die Götzen, von denen sie wissen, dass sie ihnen weder Nutzen noch Schaden zufügen können. (Al-Dschalalain)

Dieser Satz könnte auch so verstanden werden: „Sie geben einen Teil dessen, was ihnen Allah beschert, jenen Gottheiten, die überhaupt kein Wissen besitzen, weil sie unbelebte Wesen sind". (Safwat Al-Tafsir)

Götzen und imaginäre Gottheiten sind Dinge, von denen sie kein Wissen haben, denn Götzen sind leblose Gestalten, von deren Leben oder Wirken keine Kenntnis möglich ist, während die imaginären Gottheiten Geschöpfe ihrer eigenen Phantasie sind. (Juusuf `Ali)

139. Indem sie nämlich einen Teil ihres Viehs tabuisieren. Sie reiten diese Tiere nicht oder essen ihr Fleisch nicht, oder sie erlauben den männlichen Teil, während sie sich den weiblichen Teil vorenthalten (vergleiche Surach 6:136-140). Dies tu sie im Namen der von ihnen angerufenen Gottheiten, von denen sie nichts wissen. Sie sind vielmehr übernommene, falsche Vorstellungen. Während Allah Der Einzige ist, Der sie versorgt, geben sie einen Teil dieser Versorgungen jemandem, de sie gar nicht richtig kennen. (Qutb)

Indem sie einen Teil ihrer Kinder oder ihres Viehs oder ihrer landwirtschaftlichen Produkte ihren falschen Gottheiten weihen, die sie als Teilhaber Allahs betrachten, machen sie sich doppelt lächerlich, einmal, weil alles, was ihnen an Gute gegeben wurde, von Allah selbst stammt - wie können sie Ihm dann sozusagen von oben herab eine Ration von Seinen eigenen Gaben zuteilen? Zweitens auch, weil sie andere Gottheiten als Teilhaber mit einbringen, die überhaupt nicht existieren. Darüber hinaus gab Allah ihnen dies alles zu ihrem leiblichen und geistigen Unterhalt - wie können sie, wo sie selbst hilflose Geschöpfe sind, Allahs Unterhalt bestreiten wollen? Vergleiche auch Surach 6:142-144 und 5:106. (Juusuf `Allii)

Nach Ansicht der meisten klassischen Kommentatoren bezieht sich dies auf den Brauch der kafir Araber, einen Teil ihres Viehs oder ihrer landwirtschaftlichen Produkte ihren Gottheiten zu weihen. Die Bedeutung ist jedoch viel weiter gefasst. Sie schließt direkt an die drei vorigen Ajachs dieser Surach an, wo anderen Mächten als Allah ein Anteil an Allahs Schöpferkraft und damit ein entscheidender Einfluss auf das eigene Leben zugesprochen wird. Diese Ansicht vertritt auch Rasi mit besonderer Bezugnahme auf astrologische Spekulationen im letzten Satz seines Kommentars zu diesem Ajach. (Asad)

 


57. Und sie schreiben Allah Töchter zu140 gepriesen sie Er!141 - ihnen aber soll zuteil werden, was sie begehren.142

 

140. Die kafir Araber bezeichneten gelegentlich die Engel als „Töchter Allahs". Was jedoch ihr eigenes Leben betraf, so mochten sie keine Töchter haben, wie auch aus den beiden nächsten Ajachs deutlich wird. Oft töteten sie ihre neugeborenen Mädchen. In ihren ständigen Fehden waren Söhne eine Kraftquelle für sie; Töchter machten sie nur zu Opfern von demütigenden Überfällen. (Juusuf `Allii)

 

141. Die vorislamischen Araber glaubten, die Göttinnen Al-Laat, Al-'Ussaa und Al-Manaat (vergleiche auch Surach 58:19-20) sowie auch die Engel, die sie sich als weibliche Wesen vorstellten, seien Töchter Allahs. Der Qur’an sagt demgegenüber, dass Allah jeder Unvollkommenheit fern steht (subhanahu), in sich selbst vollkommen ist und somit auch frei von jener Unvollständigkeit, die mit der Vorstellung von „Nachkommenschaft" impliziert ist. Vergleiche auch Surach 6:100 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

142. Nämlich nur Söhne, denn die vorislamischen Araber betrachteten Töchter nur als ein notwendiges Übel. (Asad)

Die Abweichung von der Aqidach bleibt nicht an diesen Grenzen stehen, sondern greift auf alle Lebensbereiche, wie die sozialen oder auch die Umgangsformen über. Denn der Iman ist die Haupttriebkraft des Lebens. Jene vorislamischen Araber, die behaupteten, Allah habe Töchter, verabscheuten es für sich selbst, Töchter zu haben. Ihre Irrlehre brachte sie so weit, dass sie ihre neugeborenen Töchter lebendig begruben oder in einer erniedrigten Stellung weiterleben ließen. Sie wurden schlecht behandelt und minderwertig angesehen. Sie fürchteten, durch die Geburt einer Tochter gesellschaftlicher Missachtung und Armut ausgesetzt zu sein, denn Töchter konnten weder für sie kämpfen, noch ein zusätzliches Einkommen erwerben. Der Islam schützt vor allen diesen entstellten Vorstellungen. Der Lebensunterhalt der Menschen liegt in Allahs Hand, und Er versorgt sie alle. Unabhängig von seinem Geschlecht ist jeder Mensch vor Allah wertvoll, und die Frau ist Partnerin des Mannes und sozusagen „seine andere Hälfte", wie es der islamischen Vorstellung entspricht. (Qutb)

 

 

58. Und wenn einem von ihnen die Botschaft von einem Mädchen überbracht wird,143 verdüstert sich sein Gesicht, und er hüllt sich in gramvolles Schweigen.144

 

143. Nämlich eine Nachricht, die Freude auslösen sollte, denn das Geschlecht des Kindes sollte keinen Einfluss auf die elterliche Liebe haben. (Asad)

Die Geburt einer Tochter. (Darjabadi)

 

144. Im vorislamischen Arabien galt dies als eine Schande. (Darjabadi)

Allahs Weisheit und die Prinzipien des Lebens legen fest, dass alles Leben aus einem Paar, einem männlichen und einem weiblichen Wesen, entsteht. Somit bildet die Rolle der Frau eine ebenso feste Grundlage des Lebens wie die des Mannes. Ja, sie könnte vielleicht als die gewichtigere angesehen werden, weil der Fötus in ihr fest eingenistet ist. Wie kann dann jemand über die Geburt einer Tochter traurig sein? (Qutb)

 

 


59. Er versteckt sich vor den Leuten wegen der schlechten Nachricht, die ihm überbracht worden ist.145 Soll er es146 trotz der Erniedrigung behalten, oder es im Staub verscharren?147 Wahrlich, welch eine üble Entscheidung treffen sie!148

 

145. Er hasst es, von den Leuten gesehen zu werden. (ibn Kasir)

Aus Angst, verschmäht zu werden. (Al-Dschalalain)

 

146. Nämlich das weibliche Neugeborene. (Safwat Al-Tafaasir)

 

147. Vergleiche auch Surach 81:8-9. Der Brauch, neugeborene Mädchen zu töten, wird schärfstens verurteilt.

(Juusuf `Allii)

Er schwankt zwischen beiden Möglichkeiten hin und her. (Al-Dschalalain)

Sie am Leben zu erhalten bedeutete, sie nicht erben zu lassen und ihr die Söhne vorzuziehen. (ibn Kasir)

 

148. Es war auf jeden Fall eine schlechte Entscheidung. Beide Alternativen - das Mädchen als verachtetes Wesen zu behalten oder es lebendig zu begraben - waren gleich grausam und unentschuldbar. (Juusuf `Allii)

Dieser Abschnitt, der eine scharfe Verurteilung der vorislamischen Haltung den Frauen gegenüber enthält, geht - wie es bei Anspielungen des Qur’ans auf historische Ereignisse und Verhältnisse immer der Fall ist - weit über diese spezifischen sozialen Phänomene und den daraus resultierenden Kindermord hinaus. Der Gipfelpunkt des gesamten Abschnittes scheint der Satz zu sein: „ihnen aber soll zuteil werden, was sie begehren," dass heißt, während sie nur allzu bereit sind, mit Allah Ideen zu assoziieren, die sie selbst ablehnen (in diesem Fall beispielsweise weibliche Nachkommenschaft), weigern sie sich, die Vorstellung zu akzeptieren, dass der Mensch letztendlich Allah gegenüber verantwortlich ist. Dies würde nämlich ihre eigene hedonistische Neigung stören, indem sie sich gezwungen sähen, sich selbst moralische Einschränkungen aufzuerlegen. Da sie gegen die Vorstellung einer letztendlichen moralischen Verantwortlichkeit rebellieren, lehnen sie instinktiv die Vorstellung von einer Auferstehung nach dem Tode ab. Indem sie auf diese Weise indirekt Allahs Fähigkeit leugnen, die Toten wiederzuerwecken, leugnen sie Seine Allmacht und fangen folglich an, Kräfte aller Art „Göttlichkeit zuzuschreiben", nämlich echte schöpferische Fähigkeiten. (Asad)

Abweichungen von der Aqidach haben unweigerlich Entartungen des Gemeinschaftslebens und seiner Vorstellungen und Verhaltensweisen zur Folge. Der Islam soll, wie hier deutlich wird, die Vorstellungen und Verhaltensweisen der Gemeinschaft läutern. Und hier kommt zum Vorschein, wie der Islam eine respektvolle Betrachtung der Frau, ja der ganzen Menschheit, in die Seelen einzupflanzen versucht. Denn nicht allein die Frau, sondern die „Menschheit" im allgemeinen wurde in der heidnischen Gesellschaft benachteiligt. Und jedesmal, wenn der Islam entstellt wird, kehren die Vorstellungen der Dschahilia zurück. So kommt heute bei vielen Gesellschaften und Menschen wieder zum Vorschein, dass die Geburt eines Mädchens keine freundliche Aufnahme findet. Die Aufmerksamkeit und die Hochachtung, die man dem männlichen Nachkommen entgegenbringt, bleiben ihr versagt. (Qutb)

 

 

60. Auf diejenigen, die nicht ans Jenseits den Iman verinnerlichen, trifft das Gleichnis149 der Mangelhaftigkeit zu. Auf Allah aber trifft das Gleichnis der Vollkommenheit150 zu, und Er ist der Allmächtige, der Allweise.151

 

149. Da sie indirekt die Verantwortlichkeit des Menschen vor Allah leugnen. Nach Samachsari und Rasi bedeutet der Begriff “Matal“ (wörtlich: „Beispiel" oder „Gleichnis") hier und im nächsten Satz „Attribut" oder „Eigenschaft". (Asad)

Hier verknüpft sich der Götzendienst mit der Ableugnung des Lebens im Jenseits, denn sie entspringen der gleichen Quelle und liegen demselben Irrtum zugrunde. Sie vermischen sich im Gewissen des Menschen und wirken sich auf das persönliche und gesellschaftliche Leben aus. Sie sind ein Beispiel für das Böse in allen Dingen: im Denken wie im Streben, im Glauben wie im Handeln. (Qutb)

 

150. Vergleiche Surach 30:27. Allah steht jenseits aller Vergleiche. Wenn wir jedoch für unser eigenes Verständnis Gleichnisse benutzen müssen, dann kämen für Allah nur die höchsten und edelsten und für die Kafirs nur die niedrigsten in Frage, weil letztere ihr eigenes Wesen leugnen. Dies stellten die Götzendiener auf den Kopf, indem sie Allah Töchter zuschrieben, die sie für sich selbst als eine Schande betrachteten. (Juusuf `Allii)

 

151. Allah ist der Angesehene, Ehrenwerte in Seinem Reich. Der Allweise in Seinem Schöpfungsplan. (Safwat Al-Tafaasir)

 

 

Abschnitt 8

 

61. Und wenn Allah die Menschen wegen ihrer Ungerechtigkeit bestrafen würde, würde Er kein einziges Lebewesen auf der Erde belassen.152 Doch Er gewährt ihnen Aufschub bis zu einer festgesetzten Frist.153 Und dann, wenn ihre festgelegte Zeit abgelaufen ist, so können sie sie um keine Stunde aufschieben oder vorverlegen.154

 

152. Allah hat den Menschen geschaffen und ihn mit Seinen Wohltaten beschenkt. Der Mensch ist jedoch auch der einzige, der auf der Erde Unheil stiftet, ungerecht ist, sich von Allah abwendet und Ihm andere Wesen zur Seite setzt sowie seinesgleichen unterdrückt. Doch trotz all dem ist Allah langmütig. Er gewährt ihm Zeit, vergisst ihn aber nicht. Und dies ist die Weisheit, die die Macht begleitet und die Barmherzigkeit, die sich mit der Gerechtigkeit verbindet. Menschen jedoch werden durch diesen Aufschub geblendet. Ihre Herzen nehmen Allahs Weisheit und Barmherzigkeit nicht wahr, bis sie mit Seiner Gerechtigkeit und Macht konfrontiert werden. (Qutb)

 

153. Er ist allmächtig und in der Lage, sie hier und jetzt zu bestrafen, aber Er ist auch weise und gewährt ihnen Aufschub. (Darjabadi)

Oder: „bis zu einer Zeit, (die nur Ihm) bekannt (ist)", das heißt ihre Lebensspanne auf der Erde, während der sie nachdenken und umkehren können. (Asad)

 

154. Vergleiche auch Surach 7:34 und die entsprechende Fußnote. (Asad)

Allahs Entschluss wirkt ohne Fehler. Würde Er jeden einzelnen Fehler oder jedes Versagen bestrafen, so könnte kein lebendes Wesen auf der Erde Seiner Strafe entgehen. In Seiner unendlichen Barmherzigkeit gewährt Er jedoch Aufschub und gibt Zeit zur Umkehr. Auf die Umkehr folgt unverzüglich Allahs Gnade. Anderenfalls kommt die Strafe nach Ablauf der Frist. Der Ungerechte kann sie nicht durch unverschämte Herausforderungen beschleunigen oder, wenn ihre Zeit gekommen ist, aufhalten. Dass ihm Aufschub gewährt wird, bedeutet nicht, dass er tun kann was er will, oder dass er den Folgen seiner Handlungen entkommen kann. (Juusuf `Allii)

 

 

62. Sie schreiben Allah zu, was ihnen (selber) verhasst ist,155 und ihre Zungen äußern die Lüge, dass das Gute für sie (bestimmt) ist,156 (aber) es gibt keinen Zweifel, dass wahrlich das Feuer für sie (bestimmt) ist, in das sie hineingedrängt und in dem sie verloren und vergessen werden.157

 

155. Siehe oben Ajach 57:58 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Nämlich Töchter; aber dies bezieht sich auch, wie Samachsari betont, auf die imaginären Wesen, die angeblich Anteil an Seiner Macht haben und somit die Vorstellung von Seiner Einzigartigkeit zunichte machen; mit anderen Worten: während die hier erwähnten Leute es gar nicht gern sehen würden, dass ihre eigenen Einflusssphären durch Rivalen eingeengt oder beeinträchtigt werden, nehmen sie auf ihre Gottesvorstellung nicht dieselbe Rücksicht. (Asad)

 

156. Während Mudschahid und Qataadach sagen, dass mit dem Guten die Söhne gemeint sind, spricht ibn Dscharir vom Jenseits, was auch wir vorziehen. (ibn Kasir)

Die Philosophie des Lebensgenusses (Hedoismus) beruht auf der Annahme, irdisches Vergnügen sei in sich selbst gut, und es gäbe nichts jenseits davon. Aber selbst auf dieser Grundlage ist ersichtlich, dass jede Handlung ihre unvermeidlichen Folgen hat. Böses kann keine guten Folgen haben. Auf Trug und Unrecht wartet das Feuer, und die prahlerischen Advokaten der Ungerechtigkeit sind seine ersten Opfer. (Juusuf `Allii)

Trotz ihrer Absurdität halten sie ihre eigenen religiösen oder antireligiösen Ansichten für gut und wahr. (Asad)

 

157. „und man lässt ihnen (dabei sogar) den Vortritt", oder „sie werden der Vergessenheit preisgegeben". (R. Paret)

 

 

63. Bei Allah! Wir haben Unsere Gesandten bereits zu den Völkern vor dir geschickt. Doch Scheytan ließ ihnen ihr Tun anziehend erscheinen.158 Nun, heute ist er ihr Beschützer,159 und ihnen wird schmerzliche Strafe zuteil.

 

158. Auf diese Weise wurden sie dazu verleitet, ihre Propheten zu leugnen. (Darjabadi)

Dein Volk ist nicht das erste, das von der Wahrheit abweicht und darüber lästert. Bereits vor ihnen gab es solche Völker, die sich von Scheytan haben verführen lassen. Er beschönigt ihnen ihre abwegigen Handlungen und Vorstellungen. Somit spielt er sich auf als ihr Freund und Beschützer, der ständig über ihr Tun wacht. (Qutb)

 

159. Allah hat in jedem Zeitalter und zu jedem Volk Seine Gesandten geschickt, damit sie die Wahrheit lehren und den Weg der Rechtschaffenen weisen. Die Verlockungen des Bösen schienen jedoch immer attraktiv, und viele Menschen zogen ihren eigenen Weg oder den ihrer Vorfahren dem steinigen Pfad der Tugend vor. Dies geschah auch in der Zeit des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und es geschieht immer wieder, solange sich Menschen vom Bösen verleiten lassen. (Juusuf `Allii)

„Er ist ihnen heute nahe" oder „er ist heute ihr Beschützer und Freund." Das Wort “walii“ ist von dem Verb “walija“ abgeleitet, das in erster Linie bedeutet „er war nahe (zu jemandem oder etwas)". In diesem Sinne wird das Wort im Qur’an benutzt, wenn davon die Rede ist, dass Allah den Muslim ihr beschützender Freund ist (beispielsweise in Surach 2:257 oder 3:68), oder dass sie Freunde Allahs sind (Surach 10:62). Ebenso ist die Rede davon, dass die „Mächte des Bösen" (taadschut) die Freunde derer sind, die die Wahrheit leugnen (Surach 2:257). (Asad)

 

 

64. Und Wir haben dir das Buch nur deshalb herabgesandt, damit du ihnen das erläuterst, worin sie uneins sind,160 und als Rechtleitung und Barmherzigkeit für ein Volk, das daran glaubt.161

 

160. Die Aufgabe des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ist eindeutig. Er wird mit der Offenbarung geschickt, um dreierlei zu bewirken:

1. er soll die zersplitterten Gruppen und Sekten einigen, denn die Botschaft der Einheit verkündet nicht nur den Einen wahren Gott, sondern führt auch zur Einheit unter den Menschen;

2. die Offenbarung soll den Menschen den Weg zum richtigen Verhalten weisen; und

3. sie soll den Weg zur Umkehr und zum Heil weisen und so den Menschen, die Fehler gemacht haben, ein Gnadenerweis sein. (Juusuf `Allii)

Nämlich in den Lehren von der Einheit Allahs und der Auferstehung. (Darjabadi)

Die Aufgabe des letzten Buches und der letzten Botschaft ist es, den Streit unter den Anhängern der früheren heiligen Bücher und ihren Sekten zu schlichten. Denn die Grundlage aller ist die Einheit Gottes und alles, was danach an falschem Denken und Rechtsirrtum hinzugekommen ist, ist ungültig und nichtig. (Qutb)

 

161. Diese Schrift gibt den Menschen eine Gelegenheit, ihre Differenzen beizulegen, die durch die abergläubischen Vorstellungen ihrer Vorfahren verursacht worden sind und sie in rivalisierende Parteien zerspalten haben. Sie können sich auf der Grundlage der Wahrheit einigen, die der Qur’an vermittelt. Diejenigen, die daran den Iman verinnerlichen, werden den rechten Weg finden und mit Gnade und Segen von Allah beschenkt. (Maududi)


 

65. Und Allah sendet Wasser vom Himmel herab, um damit die Erde zum Leben zu erwecken, nachdem sie abgestorben war.162 Wahrlich, darin ist ein Wunder für Leute, die (zu) hören (bereit sind).163

 

162. Wie so oft im Qur’an folgt hier auf eine Schilderung des durch Offenbarung Allahs hervorgebrachten geistigen Lebens ein Hinweis auf das Wunder des physischen Lebens als weiteres Beispiel für Allahs schöpferisches Handeln. (Asad)

 

163. Wenn die Erde mit ihrem Pflanzenkleid ausgetrocknet und tot zu sein scheint, gibt ein Regenschauer vom Himmel ihr neues Leben. Dies ist ein Zeichen oder Symbol für das geistige Leben. Wenn das Böse fast die Seele getötet zu haben scheint, gibt der fruchtbare Regen der Offenbarung Allahs ihr neues Leben ein. (Juusuf `Allii)

Ein Zeichen für denjenigen, der zu hören versteht und nachzudenken vermag. (Qutb)

 

 

Abschnitt 9

 

66. Und (auch) im Vieh habt ihr fürwahr ein lehrreiches Beispiel.164 Wir geben euch zu trinken von dem, was in ihren Leibern165 ist, zwischen Ausscheidung und Blut,166 reine Milch,167 angenehm für die Trinkenden.168


164. Tiere sind nicht dazu da, dass der Mensch sie verehrt und anbetet, sondern Nutzen davon hat. (Darjabadi)

Die geistige Nahrung, die Allah uns gibt, wird anhand der wunderbaren Versorgung in der physischen Welt erläutert, die Allahs liebende Fürsorge für Seine Schöpfung zeigt. Auch die wundersamen Veränderungen in der physischen Welt, die alle zum Wohl des Menschen gemacht sind, sind Zeichen Seiner erhabenen Weisheit. Im vorigen Ajach wurde der Regen erwähnt, der der toten Natur neues Leben gibt. In diesem und den beiden folgenden Ajachs wird unsere Aufmerksamkeit auf Milch, Honig und die Produkte aus Datteln und Trauben gelenkt. (Juusuf 'Allii)

 

165. In „ihren" Leibern: im Arabischen steht der Singular, und zwar aus zwei Gründen:

1. „Vieh" ist eine Gattungsbezeichnung und wird wie ein Nomen im Singular behandelt;

2. das Vieh an sich ist das Zeichen, auch wenn die Milch von den einzelnen Tieren kommt. (Juusuf 'Allii)

 

166. Milch ist für das Muttertier nicht notwendig wie das Blut, aber auch nichts, was der Körper als nutzlos ausscheidet. Deshalb wird sie hier als eine Substanz zwischen diesen beiden bezeichnet. (Asad)

Samachsari sagt: Wie Allah die Milch inmitten von Essensresten und Blut erschafft, jedes vom anderen so getrennt, dass keines weder in Geschmack noch in Farbe noch im Geruch von den anderen beeinträchtigt wird, ist ein Zeichen Seiner Macht und Seines Könnens. (Safwat Al-Tafaasir)

 

167. Milch ist eine Absonderung des weiblichen Körpers, wie andere Absonderungen, aber dennoch auf besondere Art. Ist es nicht wunderbar, dass männliche und weibliche Tiere dasselbe Futter fressen, letztere aber, wenn sie Junge haben, auch die Nahrung für diese von sich geben? Wenn dann das Vieh gezähmt und besonders gezüchtet wird, gibt es viel mehr Milch, als zur Ernährung der Jungen notwendig ist, die dann ein gesundes Nahrungsmittel für den Menschen bildet. Sie ist rein, wie durch ihre weiße Farbe verdeutlicht wird. Dennoch ist es eine unter verschiedenen Absonderungen zwischen denen, die der Körper als nutzlos ausscheidet und dem Blutstrom, der im Körper zirkuliert und das Leben selbst symbolisiert. (Juusuf 'Allii)

 

168. Milch ist ein bekömmliches und vielseitig verwendbares Nahrungsmittel für den Menschen. (Darjabadi)

 

 

67. Und von den Früchten der Dattelpalme169 und der Weinrebe170 bekommt ihr ein berauschendes Getränk171 und bekömmliche Nahrung.172 Wahrlich, darin ist ein Zeichen173 für Leute, die begreifen.174

 

169. Datteln sind ein Haupternährungsmittel der Araber und haben einen besonders hohen Nährwert. (Darjabadi)

 

170. Nur wenige Früchte haben nach der Ansicht moderner Mediziner einen so hohen Wert wie Trauben. Seit frühesten Zeiten waren Trauben und Traubensaft gleichbedeutend mit Hilfe und Medizin. (Darjabadi)

 

171. Es gibt bekömmliche Nahrungsmittel und Getränke, die aus Datteln und Trauben gewonnen werden können, nämlich alkoholfreie Getränke aus diesen Früchten, Essig, Traubenzucker und schließlich die Früchte selbst. Wenn “Sakar“ unbedingt als gegorener Wein verstanden werden soll, dann bezieht sich dies auf die Zeit, bevor Rauschmittel verboten wurden: diese Surach wurde in Mekka offenbart, und das Verbot kam erst in Medina.

 (Juusuf 'Allii )

Der Begriff “Sakar“ (wörtlich: „Wein", „Rauschtrank") wird hier dem Begriff “Risq hasana“ („bekömmliche Nahrung") gegenübergestellt. Auf diese Weise wird sowohl der positive als auch der negative Aspekt des Alkohols beschrieben. Zweifellos ist aber bereits eine moralische Verurteilung impliziert. (Asad)


172. Der Saft der Früchte von Dattelpalme und Weinrebe beinhaltet zweierlei. Eins ist die reine und bekömmliche Nahrung für den Menschen, und das andere ist das, was sich in Alkohol verwandelt, nachdem es schlecht geworden ist. Dem Menschen bleibt die Entscheidung überlassen, gute und reine Nahrungsmittel aus dieser Gabe Allahs zu gewinnen, oder jenes Rauschmittel zu trinken, das ihn erregt und die Selbstbeherrschung verlieren lässt. Das Alkoholverbot wird hier bereits angedeutet. (Maududi)

 

173. Ein Zeichen für Seine Liebe und Fürsorge. (Darjabadi)

 

174. Die Weisen begreifen nämlich, dass Allah, Der alle diese Dinge geschaffen und geordnet hat, allein des Dienstes und der Anbetung würdig ist. (Qutb)

 

 

68. Und dein Herr hat der Biene eingegeben:175 „Baue dir Unterkünfte in den Bergen176 und in den Bäumen und den (Bienenstöcken, die die Menschen) errichten.

 

175. “Auhaa wachjun bedeutet gewöhnlich Inspiration, eine Botschaft, die von Allah in Herz oder Vernunft gelegt wird. Hier wird der Instinkt der Biene auf Allahs Lehre zurückgeführt, was zweifellos der Fall ist. In Surach 49:5 wird das Wort auf die Erde bezogen; vergleiche auch die nähere Erläuterung dort. Auch die Honigwaben mit ihren sechseckigen Zellen sind eine wunderbare Struktur. Die Art und Weise, wie die Biene unzugängliche Stellen in Gebirgen und Bäumen aufsucht, ist eins der Wunder der Natur, das heißt von Allahs Wirken in Seiner Schöpfung. (Juusuf `Allii)

Sokrates konzentriert seine Aufmerksamkeit allein auf die Menschenwelt. Menschenerkenntnis bezog sich bei ihm auf den Menschen, nicht auf die Welt der Pflanzen, Insekten und Sterne. Ganz anders ist der Geist des Qur’an, der die Biene als Empfänger der Offenbarung Allahs versteht! (Darjabadi)

Die Biene arbeitet aufgrund einer Eingebung in ihrer Naturanlage, die ihr der Schöpfer eingepflanzt hat. Dies ist eine Art Offenbarung, der gemäß sie ihre Arbeit verrichtet. (Qutb)

Im Qur’an wird das Wort “Wachii“ („Inspiration") sowohl im allgemeinen Sinne für die instinktive Eingebung Allahs an Seine Geschöpfe benutzt, als auch im speziellen Sinne für die Offenbarung an Seine Gesandten. Er inspiriert die Biene, ihre wunderbare Arbeit zu leisten. Dasselbe gilt für den Vogel, dass er fliegen lernt, den Fisch, dass er schwimmt, das neugeborene Kind, dass es Milch trinkt und so weiter. Auf die gleiche Weise inspiriert Allah den Menschen mit spontanen Gedanken; dies ist der Fall bei allen großen Entdeckungen, Erfindungen, Werken der Literatur und Kunst, die ohne dies nicht möglich gewesen wären. In der Tat verspürt jeder Mensch irgendwann einmal den Einfluss in Form einer Idee oder eines Gedankens oder Plans oder Traums, der dann durch die darauf folgende Erfahrung als richtig bestätigt wird. Darüber hinaus gibt es eine Form von “Wachii“, die das Privileg der Propheten ist. Sie unterscheidet sich von allen anderen Formen. Der Prophet, der dies empfängt, ist sich völlig bewusst, dass dies von Allah geschickt ist. Eine solche Offenbarung enthält Lehren des Diin Allahs, Gebote und Anweisungen zur Rechtleitung der Menschen. (Maududi)

 

176. Die Wohnungen, die sich die Biene baut, werden hier „Häuser" genannt, weil sie auf so bewundernswerte Weise konstruiert sind. (Darjabadi)

 

 

69. Dann hole dir Nahrung von allen Früchten (und Blüten)177 und fliege dahin auf den Wegen deines Herrn, die dir leicht gemacht sind."178 Aus ihren Leibern kommt ein Trank hervor, verschieden in seinen Farben,179 und heilsam für die Menschen.180 Wahrlich, darin ist ein Zeichen für Leute, die nachdenken.

 

177. Die Biene sammelt die Säfte verschiedener Blumen und Früchte und bildet daraus in ihrem Körper den Honig, den sie in ihren Zellen aufspeichert. Die verschiedenen Arten von Nahrung, aus denen sie den Honig bildet, ergeben die verschiedenen Farben des Honigs, nämlich dunkelbraun, hellbraun, gelb, weiß und so weiter. Auch Geschmack und Aroma sind unterschiedlich, wie im Fall von Heidehonig und dem Honig aus verschieden duftenden Blüten. Als Nahrungsmittel ist er süß und bekömmlich, und er wird in der Medizin benutzt. Beachtenswert ist, dass das instinktive individuelle Tun im arabischen Text im Singular beschrieben wird, während es heißt: das Produkt „ihrer (Plural) Leiber" als Ergebnis ihrer gemeinsamen Bemühungen. (Juusuf `Allii)

 

178. Für das Wort “dulul“ sind zwei Bedeutungen möglich:

1. leichte und geräumige Wege, was sich auf die zielgerichtete Weise bezieht, in der die Biene von weither den Weg zu ihren Waben findet; und

2. der Gedanke der Demut und des Gehorsams in ihnen. Von beiden können wir eine metaphorische und geistige Bedeutung herleiten. (Juusuf `Allii)

Allah machte ihr die Mittel zum Leben leicht dadurch, dass er sie in Übereinstimmung mit der Natur in ihrer Lebensumgebung veranlagt hat. (Qutb)

Sie folgt den Methoden, die Allah offenbart hat, so dass das Leben im Bienenstock harmonisch abläuft. All dies ist ihnen durch die Offenbarung so leicht und reibungslos gemacht worden, dass sie niemals darüber besorgt zu sein brauchen. (Maududi)

 

179. Allein in Arabien gibt es acht oder neun verschiedene Sorten von Honig, und die unterschiedliche Farbe stammt von den unterschiedlichen Pflanzen, von denen die Biene ihre Nahrung sammelt. (Darjabadi)

 

180. Überall ist der Honig wegen seiner medizinischen Wirksamkeit geschätzt. Er ist das älteste und am meisten verbreitete Medikament der Menschheit. (Darjabadi)

Von Bucharii und Muslim wird überliefert, dass Said Al-Hudarii erzählte, dass ein Mann zum Propheten Allahs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, kam und zu ihm sagte: „Mein Bruder hat Durchfall". Der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, widerte: „Gib ihm Honig zu trinken!" Und er gab ihm Honig. Dann kam er wieder zum Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sagte: „Ich gab ihm Honig zu trinken, doch das verursachte noch mehr Durchfall!" Und der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sagte: „Geh und gib ihm Honig zum trinken!" Der Mann kam wieder zurück und sagte: „Er bekam noch mehr Durchfall." Daraufhin sagte der Prophet Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, „Allah sagt die Wahrheit, doch der Bauch deines Bruders lügt. Geh hin und gib ihm Honig zu trinken! " Der Mann ging und gab ihm abermals Honig zu trinken. Da wurde sein Bruder geheilt. Diese Überlieferung erregt in uns Bewunderung über die Gewissheit des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, angesichts des Verlaufs dieser Geschichte. (Qutb)

Er ist nicht nur selbst ein Medikament, sondern er konserviert auch andere Medikamente, weil er nicht verdirbt. Jahrhundertelang wurde er deshalb anstelle von Alkohol verwendet. Und wenn der Bienenstock dort steht, wo reichlich Heilpflanzen wachsen, wird er selbst zu einer Essenz dieser Pflanzen. (Maududi)

 


 

70. Und Allah hat euch erschaffen, dann lässt Er euch sterben.182 Und unter euch sind manche, die Er ein hinfälliges Greisenalter erreichen lässt,183 so dass sie von alldem nichts mehr wissen,184 was sie einmal wussten. Wahrlich, Allah ist Allwissend, Allmächtig.185

 

181. Ein Zeichen Seiner Wohltat und Fürsorge. (Darjabadi)

Der Prophet Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, liebte Honig und empfahl ihn den Muslimen als Nahrungsmittel „gegen alle Krankheiten". (Anm. d. Übers.)


182. Hier geht es zuerst um Leben und Tod, etwas, das zu jedem einzelnen Menschen und jeder Seele gehört. Da man das Leben liebt, kann dieser Gedanke das härteste Herz etwas erweichen und ein wenig Sensibilität für Allahs Güte und Macht wecken. Die Angst vor dem Sterben kann Anlass sein, Allahs Nähe und Zuflucht bei Dem zu suchen, Der das Leben gab. (Qutb)

Allah versorgt euch nicht nur mit allem Notwendigen und mit den Annehmlichkeiten des Lebens, wie es in den vorigen Ajachs erläutert wurde, sondern Er hat vollkommene Macht über euer Leben und euren Tod. Kein anderer ist in der Lage, euch Leben oder Tod zu geben. (Maududi)

 

183. Außer den Geheimnissen und der Schönheit der vielen Vorgänge, die in Allahs Schöpfung ablaufen, ist da das wunderbare Leben des Menschen selbst: wie er als ein Kind erschaffen wird; wie er wächst an Intelligenz und Wissen; wie schließlich seine Seele zurückgenommen wird und sein Körper verfällt. Manchmal erlebt er ein so hohes Alter, dass es fast wie eine zweite Kindheit ist: er vergisst, was er gelernt hat, und scheint auch in der Zeit zurückzukehren. Ist dies alles nicht ein wunderbarer Beweis für Allahs Wissen und Macht? (Juusuf `Allii)

Wenn die intellektuelle und physische Lebenskraft sie verlässt. (Darjabadi)

 

184. Ihr Gedächtnis und ihre intellektuellen Fähigkeiten sind gestört. (Darjabadi)

So wie Allah den Menschen vom Zustand des Wissens in Unwissenheit versetzt, so ist Er auch fähig, ihn nach seinem Tode wiederzuerwecken. (Safwat Al-Tafaasir)

Damit sollen die Götzendiener und Ungläubigen darauf hingewiesen werden, dass jenes Wissen, das dem Menschen Überlegenheit über alle Lebewesen der Erde ermöglicht, ein Geschenk Allahs ist, über das der Mensch nicht verfügen kann. (Maududi)

 

185. Nachdem uns alle diese bemerkenswerten Veränderungen in der Natur und in unserem eigenen Leben vor Augen geführt wurden, durch die Allah in Seinem Wissen und Seiner Macht Seinen Plan für Seine Geschöpfe verwirklicht, werden wir daran erinnert, dass der Mensch nur ein schwaches Geschöpf ist, abgesehen davon, dass Allah ihn so ausgezeichnet hat. Im nächsten Abschnitt erfahren wir etwas über die verschiedenartigen Gaben, die die Menschen genießen und die sie in so vielen Klassen und Kategorien unterteilen. Um wie vieles größer muss dann der Unterschied zwischen den Geschöpfen und dem Schöpfer sein! (Juusuf `Allii)

 

 

Abschnitt 10

 

71. Und Allah hat manche von euch vor den anderen mit Gaben begünstigt.186 Doch die Begünstigten wollen ihre Gaben nicht mit jenen teilen, die unter ihnen stehen,187 so dass sie darin gleich wären.188 Wollen sie also die Gnade Allahs leugnen?189

 

186. Der zweite Hinweis bezieht sich auf die Versorgung Allahs für den Menschen, und wie verschieden sie ausfällt. Doch diese mengenmäßige Verschiedenheit beruht auf Gründen, die der Gesetzmäßigkeit Allahs unterstellt sind. Wohlstand könnte eine Prüfung sein, so wie auch die Beschränkung der Versorgung eine Weisheit Allahs bedeutet. (Qutb)

 

187. Wörtlich: „Die ihre Rechte besitzt." Siehe auch 4:3, 24, 25 und 36 mit Fußnoten (Anm. d. Übers.)

Das heißt ihre Sklaven. (Darjabadi)

 

188. Dies bezieht sich auch auf alle, die von jemandem abhängig sind. Der Islam fordert, dass Abhängigen gleiche Lebensmöglichkeiten eingeräumt werden. Der Prophet Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, bezeichnet die Sklaven als „Brüder". Sie dürfen nicht über ihre Kraft hinaus belastet werden. Der Mensch versäumt jedoch oft, diese Verantwortung zu erfüllen; dieses Versäumnis ist jedoch gleichbedeutend mit Undankbarkeit für Allahs Gaben. (Asad)

 

189. Selbst bei den geringfügigen Unterschieden in den Gaben, die Menschen von Allah erhalten haben, wollen diejenigen, die größere Gaben erhalten haben, nichts davon abgeben, auch nicht denen, die ihnen vielleicht untergeben sind. Sie wollen nicht ihre eigene Überlegenheit aufgeben. Wie können sie dann - denn so wird das Argument in den beiden folgenden Versen fortgeführt - den unendlichen Unterschied zwischen dem Schöpfer und dem Geschaffenen außer acht lassen und in ihren Gedanken letzteres Allah zur Seite stellen? (Juusuf 'Allii)

Moderne Kommentatoren haben auf diesem Vers gelegentlich merkwürdige Wirtschaftstheorien aufgebaut. In dem gesamten Abschnitt geht es jedoch um die Lehre von Allahs Einheit, und es besteht kein Grund anzunehmen, dass hier plötzlich ohne Zusammenhang von wirtschaftlichen Gesetzen die Rede sein sollte. Im Zusammenhang mit den anderen Ajachs wird vielmehr deutlich, dass etwa folgendes gemeint ist: „Wenn ihr nicht einmal selbst eure Sklaven an eurem Eigentum Anteil haben lassen wollt - Eigentum, das euch von Allah gegeben wurde - wie kann es dann sein, dass ihr Allah andere Wesen beigesellt und ihnen Dankbarkeit erweist für Allahs Gaben? Jene Wesen haben keine Macht, jemandem etwas zu geben, und haben daher kein Anrecht auf eure Verehrung." (Maududi)

 

 

72. Und Allah hat aus euch selbst Gattinnen für euch geschaffen,190 und aus euren Gattinnen hat Er für euch Kinder und Enkelkinder erschaffen,191 und Er hat euch mit Gutem versorgt.192 Wollen sie nach all dem an das Falsche glauben193 und die Gnade Allahs leugnen?194

 

190. Eure Ehepartner sind von der selben Art wie ihr, ein Teil von euch selbst, nicht etwa von einer niedrigeren Gattung, derentwegen sich manch einer von euch schämt. (Qutb)

Wären die Gattinnen aus einer anderen Art erschaffen, so könnte es zwischen beiden Geschlechtern nicht diese Harmonie, Liebe und Barmherzigkeit geben. (ibn Kasir)

Vergleiche auch Surach 4: 1. (Darjabadi)

„Seele" oder „Persönlichkeit" oder „Selbst` bedeutet immer eine Kombination von Eigenschaften, Fähigkeiten, Neigungen und Dispositionen, die in dem Begriff “Nafs“ zusammengefasst werden. Die Frau sollte

1. eine Gefährtin des Mannes sein;

2. Abgesehen von ihrem Geschlecht, ist sie von der gleichen Art und deshalb mit denselben islamischen Rechten und Pflichten ausgestattet; und

3. Sie ist nicht als Ursprung des Bösen oder der Sünde zu betrachten, wie christliche Mönche sie darstellten, sondern als ein Segen und eine der Gnadengaben Allahs. (Juusuf 'Allii)

 

191. Der vergängliche Mensch empfindet seine Kinder und Enkel als eine Erweiterung und Fortsetzung seiner selbst. (Qutb)

Hafada, kollektiver Plural, bedeutet Töchter, Enkel und Nachkommen. Die Wurzel “hafada“ umfasst auch Dienst und Gehorsam. So wie die Söhne (die zuvor erwähnt wurden) eine Quelle der Kraft sein sollten, so sollten auch Töchter und Enkel zum Glück ihrer Eltern und Großeltern beitragen und als ein Segen verstanden werden.

(Juusuf 'Allii)

Eine Fortsetzung des Lebens eurer Gattung. (Darjabadi)


192. Für euer individuelles Leben. (Darjabadi)

 

193. Sie haben diese falsche und grundlose Vorstellung, gewisse Götter oder Göttinnen, Geister oder Heilige hätten die Macht, ihr Schicksal zu manipulieren, ihre Wünsche zu erfüllen und ihre Gebete zu erhören, indem sie ihnen Kinder schenken, ihre Krankheiten heilen und ihnen helfen, Gerichtsprozesse zu gewinnen! (Maududi)

 

194. Indem sie Allah andere Wesen beigesellen und Seinem Gebot zuwiderhandeln, während doch all diese Gaben von Ihm stammen. Sie sind ein Zeichen Seiner Göttlichkeit und stellen einen Tatbestand ihres Lebens dar. (Qutb)

 

 

73. Und anstelle von Allah dienen sie denen, die keine Macht haben, sie mit irgendetwas aus den Himmeln195 und von der Erde zu versorgen,196 und die niemals (dazu) fähig wären.

 

195. Vergleiche auch Surach 2:3 und die entsprechende Fußnote. Der Begriff “Risq“ umfasst nicht nur materiellen Lebensunterhalt, sondern auch Versorgung Allahs im übertragenen Sinne mit allem, was für unser geistiges und moralisches Leben notwendig ist. (Asad)

 

196. “Risq“ („Versorgung" oder „Unterhalt") bedeutet in diesem ganzen Abschnitt wie auch an anderen Stellen alles, was für Leben und Wachstum des Menschen notwendig ist, sowohl in physischer als auch in seelischer, moralischer und geistiger Hinsicht. Milch, Früchte und Honig sind Beispiele physischer Gaben mit metaphorischem Bezug auf seelische und moralische Gesundheit. Familienleben ist ein Beispiel für moralische, gesellschaftliche und (letztlich) geistige Möglichkeiten im Leben des Menschen. In Ajach 65 oben gibt es schließlich das Beispiel vom Regen in der materiellen Welt als Gleichnis für Allahs Offenbarung in der geistigen Welt.

(Juusuf `Allii)

 

 

74. Darum setzt Allah niemandem gleich.197 Wahrlich, Allah weiß, ihr aber nicht.198

 

197. Vergleiche oben Ajach 60 und die entsprechenden Fußnoten. Ein Beispiel für eine falsche Gleichsetzung ist die Aussage der Götzendiener, ihre Götter seien bloße Symbole, oder auch das Gebet an „Vermittler" zwischen Mensch und Allah. (Juusuf `Allii)

Wir sollen Allah weder mit anderen Wesen vergleichen, noch Ihn für so unnahbar halten wie irdische Könige oder Herrscher, zu denen ohne die Vermittlung ihrer Höflinge und Diener niemand Zugang hat. Jeder kann sich direkt an Ihn wenden. (Maududi)

 

198. Durch eure Unwissenheit sind eure Vorstellungen von Seiner Herrlichkeit notgedrungen falsch. (Darjabadi)

Allah weiß, dass er unvergleichbar ist. Doch ihr wisst dies nicht. (Al-Dschalalain)

 

75. Allah prägt das Gleichnis199 von einem Sklaven, der jemandem unterstellt ist und über keinerlei Macht verfügt,200 und jemandem, den Wir mit dem Besten versorgt haben und der davon insgeheim und öffentlich spendet. Sind sie201 miteinander zu vergleichen?202 Gepriesen sei Allah!203 Doch nein, die meisten von ihnen wissen nicht.204

 

199. Um die völlige Unangemessenheit des Polytheismus zu demonstrieren. (Darjabadi)

Im vorigen Ajach werden die Götzendiener aufgefordert, Allah nicht mit anderen Wesen zu vergleichen, denn Er ist unvergleichlich. Da die Grundlagen ihrer Vergleiche falsch waren, waren auch ihre Schlussfolgerungen irreführend. In diesem Ajach werden angemessene Gleichnisse vorgelegt, die sie zur Wahrheit führen sollen. (Maududi)

 

200. In diesem Gleichnis geht es um zwei Menschen, von denen der eine ein Sklave ist und völlig der Herrschaft eines anderen untersteht und keinerlei eigene Macht hat, während der andere ein freier Mensch ist, vielfältig begabt und freigebig mit seinem Eigentum ohne jedes Hindernis, denn er ist sein eigener Herr und niemandem Rechenschaft schuldig. Der erste ist den imaginären Gottheiten gleich, die die Menschen aufstellen, seien es Naturgewalten, die keine unabhängige Existenz besitzen, sondern nur Manifestationen Allahs sind, oder vergötterte menschliche Heroen, die nichts aus eigener Kraft tun können, sondern Allahs Willen und Macht unterworfen sind. Der erste schildert in groben Zügen die Position Allahs, Der unabhängig ist und Dem die Herrschaft über alles im Himmel und auf der Erde gehört, und Der großmütig allen Seinen Geschöpfen Seine Gaben schenkt. (Juusuf `Allii)

 

201. Die hier gebrauchte Form ist nicht der Dual, sondern der Plural. Das bedeutet, dass nicht zwei Individuen gemeint sind, sondern zwei Klassen von Menschen. (Darjabadi)

 

202. Die offensichtliche Antwort ist nein. Ebenso deutlich ist die Implikation: wenn selbst diese beiden Arten von Menschen nicht miteinander verglichen werden können, wie können dann abhängige Geschöpfe - Menschen oder Naturphänomene - mit Allah verglichen werden, der allmächtig ist und alles Erschaffene im Dasein erhält? (Asad)

 

203. Zwischen der letzten Frage und dem Ausruf: „Allah sei gepriesen!" ist eine Lücke, die mit Hilfe des letzteren gefüllt werden soll. Die Götzendiener konnten offensichtlich nicht behaupten, die beiden erwähnten Menschen seien gleich. Einige werden vielleicht zugegeben haben, dass sie nicht gleich sein können, während andere schwiegen aus Furcht, ein Eingeständnis käme der Widerrufung des Polytheismus gleich. Auf beide Reaktionen wird dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, die Erwiderung „Allah sei gepriesen!" in den Mund gelegt. Im ersten Fall würde das bedeuten: „Soviel habt ihr zumindest zugegeben!" und im zweiten Fall: „Trotz all eurer Anmaßung habt ihr nicht die Unverschämtheit gehabt zu sagen, die beiden seien gleich!" (Maududi)

 

204. Die meisten Menschen verstehen nicht einmal diese einfache Angelegenheit. Obgleich sie deutlich den Unterschied zwischen den Mächtigen und den Ohnmächtigen sehen, spüren sie nicht den klaren Unterschied zwischen Allah und Seinen Geschöpfen und setzen Allah einige Seiner Geschöpfe zur Seite. (Maududi)


 

76. Und Allah prägt (noch) ein Gleichnis von zwei Männern. Der eine von ihnen ist stumm205 und zu nichts fähig und er ist seinem Herrn (nur) eine Last. Wo immer er ihn hinschickt, er bringt nichts Gutes.206 Ist er vergleichbar mit jemandem, der Gerechtigkeit gebietet207 und sich auf dem geraden Weg befindet?208

 

205. “Abkam“ bedeutet „stumm" sowohl im physischen Sinne als auch im Sinne von „nicht in der Lage, ordentlich zu sprechen", nämlich aufgrund von intellektueller Schwäche. (Asad)


206. Im zweiten Gleichnis ist der eine Mensch stumm und kann nichts mitteilen und sicherlich auch nichts tun. Er ist für seinen Herrn nur eine Last, ganz gleich, was dieser ihn zu tun beauftragt; vielleicht verursacht er mehr Schaden als Nutzen. So sind die Götzen, die als falsche Götter verehrt werden. Der andere Mensch ist in der Lage, Befehle zu erteilen, und er befiehlt, was gut und gerecht ist. Nicht nur seine Anordnungen, sondern auch seine eigenen Handlungen sind gut und gerecht. Dies entspricht den Eigenschaften Allahs. (Juusuf `Allii)

 

207. Abgesehen davon, dass er Ausdrucksfähigkeit besitzt und alles versteht. (Darjabadi)

Beim ersten Gleichnis liegt der Unterschied zwischen Allah und den falschen Göttern in der Macht. Hier liegt der Schwerpunkt auf dem Gebrauch der Macht. Allah ist nicht nur Allmächtig, sondern Er erhört alle Gebete und erfüllt alle Bedürfnisse. Der Sklave demgegenüber ist völlig machtlos. Weder kann er Gebete erhören noch erfüllen, denn er ist nicht in der Lage, überhaupt etwas zu tun. Er ist völlig von seinem Herrn abhängig. (Maududi)

 

208. Wer von der Verehrung des Einen Gottes abweicht, begeht einen zweifachen Verrat:

1. er erkennt nicht den unendlichen Unterschied zwischen dem Schöpfer und den geschaffenen Dingen, obgleich er in seinem eigenen kleinen egoistischen Leben sehr bewusst auf die Unterschiede zwischen sich selbst und anderen, nicht so begabten Mitgeschöpfen achtet;

2. er macht sich großer Undankbarkeit schuldig, indem er vergisst, dass Allah der Ursprung aller Güte und Macht ist, und dass er Ihm allein alle diese Gaben verdankt. (Juusuf `Allii)

Wie man zwei Kategorien von Menschen nicht miteinander vergleichen kann, der eine schwache, träge Stumme, der weder etwas weiß, noch irgendetwas zustande bringt, und der andere, der starke, sprachgewandte, der zur Wahrheit aufruft und auf dem geraden Weg sich betätigt, so ist es nicht möglich, eine leblose Figur oder einen Stein mit dem Erhabenen, Allmächtigen, Allwissenden Allah gleichzusetzen. (Qutb)

 

 

Abschnitt 11

 

77. Und Allah allein besitzt209 die Geheimnisse210 der Himmel und der Erde. Und der Beschluss der Stunde erfolgt in nicht mehr als einem Augenblick211 oder noch weniger.212 Wahrlich, Allah hat die Macht über alle Dinge.

 

209. Dieser Abschnitt schließt an den letzten Satz von Ajach 74 an: „Allah weiß alles, während ihr kein (wirkliches) Wissen habt." (Asad)

 

210. Der Schlüssel zu allen Dingen - nicht nur für die, die wir sehen und begreifen, sondern auch die, die für uns unsichtbar sind und die wir uns nicht einmal vorstellen können. (Juusuf `Allii)

Wie aus dem Zusammenhang hervorgeht, bezieht sich der Begriff “Rayb“ hier auf den Zeitpunkt des Jüngsten Tages, der nur Allah allein bekannt ist. Außerdem kann es sich auch auf Allahs eigene Existenz beziehen, die unseren Sinnen direkt verborgen ist, jedoch über die Beobachtung Seiner Schöpfermacht erkannt werden kann. (Asad)

 

211. Den Tag (oder die Stunde oder den Augenblick) des Gerichts können wir uns nicht wie ein langwieriges Prozessverfahren vorstellen. Es ist von der Zeit unabhängig. Selbst der Ausdruck „Augenblick" ist noch ein unangemessenes Bild. (Juusuf `Allii)

Um die Frage der Auferstehung als ein grundsätzlicher Lehrsatz des Islams gab es in jeder Zeit und mit jedem Propheten sehr viel Streit. Sie gehört jedoch zu Allahs verborgenem Wissen, das Ihm allein vorbehalten bleibt. (Qutb)

 

212. Dies bedeutet, dass sich die letzte Stunde ganz plötzlich und unvorhersehbar manifestiert. Es gibt keine Zeitspanne zwischen Allahs Beschluss und seiner Verwirklichung; dies erklärt die Wendung: „oder noch näher". (Asad)

Die Vorbereitung und Durchführung der Angelegenheit des Jüngsten Tages braucht vor Allah nicht allzu lange Zeit, nur einen Augenblick. Dies und alles andere ist eine Leichtigkeit in Seine Macht. Er braucht nur zu sagen: „Sei" und es ist. (Qutb)

Der Augenblick des Gerichts kommt plötzlich und ohne jede Vorwarnung. Es ist deshalb an der Zeit, darüber nachzudenken und sich über die eigene Haltung im klaren zu sein. Niemand kann sich auf die falsche Hoffnung verlassen, es sei bis dahin noch lange Zeit, und man könne noch im letzten Augenblick seine Angelegenheit in Ordnung bringen. (Maududi)

 

 

78. Und Allah hat euch aus dem Leib eurer Mütter hervorgebracht, als ihr (noch) gar nichts wusstet.213 Und Er hat euch dann Gehör und Augenlicht und Verstand214 gegeben. Auf dass ihr dankbar sein möget.215

 

213. Der Qur’an bringt uns mit einem kleinen Beispiel aus dem Leben des Menschen die Sache mit dem Verborgenen noch näher. Ein Beispiel, das man nicht ohne weiteres begreifen kann, obwohl es in jedem Augenblick, Tag und Nacht passiert, nämlich die Geburt des Menschen. (Qutb)

Die Phasen des Embryos können vom Menschen manchmal beobachtet werden. Trotzdem weiß er nicht, wie diese vollzogen werden. Das gehört eben zu den verborgenen Geheimnissen des Lebens. (Qutb)

 

214. Wörtlich: „Herzen", die hier als Zentrum der Zuneigung und - dem arabischen Sprachgebrauch entsprechend - auch der Intelligenz betrachtet werden. Dafür sollen wir Allah danken, nicht irgendwelchen imaginären Gottheiten oder Mächten. (Juusuf `Allii )

Wenn Menschen geboren werden, sind sie hilfloser und unwissender als junge Tiere, aber Allah gibt ihnen Ohren, um zu hören, Augen, um zu sehen, und Vernunft, um nachzudenken und zu begreifen. Dadurch können sie Informationen aller Art verarbeiten, um damit ihre irdischen Aufgaben zu erfüllen. Diese Sinneskräfte sind nur Mittel, die dem Menschen helfen, sich sogar so weit fortzuentwickeln, dass er alle Dinge in der Welt beherrschen kann. (Maududi)

 

215. Das heißt, ihr solltet Allah dankbar dafür sein, dass Er euch solche Segnungen wie diese hat zuteil werden lassen. Es wäre sehr undankbar von euch, wenn ihr mit euren Ohren alles hören wolltet außer Allahs Wort, oder wenn ihr alles sehen wolltet außer Allahs Zeichen, und über alles nachdenken außer über euren Wohltäter, Der euch dies alles geschenkt hat. (Maududi)

Wenn sie begreifen, welchen Wert diese Gaben und anders Segnungen für sie haben, können sie nur dafür dankbar sein. Diese Dankbarkeit sollte sich als erstes im Iman an Den Einzigen Gott äußern. (Qutb)

 

 

79. Sehen sie denn nicht die Vögel, wie sie Ihm dienstbar sind im Himmelssturm?216 Niemand hält sie (dort) außer Allah.217 Wahrlich, darin sind Zeichen für Leute, die mu’min sind.218

 

216. Sie stehen in Seinem Dienst. Viele Vögel wie Adler, Eule, Falke, Pfau oder andere sind jedoch vergöttert worden. (Darjabadi)

Wörtlich: „dienstbar (unter Allahs Gesetzmäßigkeiten) in der Luft des Himmels". (Asad)

 

217. All die wunderbaren Dinge in der Schöpfung sind auf Allahs Kunstfertigkeit, Macht und Weisheit zurückzuführen. Dazu gehört auch der Vogelflug. Aber auch die Entdeckungen und Erfindungen des Menschen, die im nächsten Ajach erwähnt werden, gehören dazu, denn die Intelligenz des Menschen ist von Allah erschaffen. (Juusuf `Allii)

Allah allein bewahrt sie davor, herunter zu fallen, wenn sie beim Flug die Flügel zusammenziehen.

(Al-Dschalalain)

Nur durch Seine Gesetzmäßigkeiten, die Er in der Naturanlage der Vögel und überhaupt in die gesamte Natur hineingelegt hat, ermöglicht Er den Vögeln zu fliegen, ohne vom Himmel herabzufallen. (Qutb)

 

218. Zeichen Seiner Macht und Herrlichkeit. (Darjabadi)

Das Herz des Mu’mins ist nämlich weise und beobachtet die Schöpfung und begreift Allahs Wirken darin. Der Mu’min reagiert auf diese Beobachtungen mit Iman, Dienstbereitschaft und Lobpreisung. (Qutb)

 

 

80. Und Allah hat für euch aus euren Händen Stätten der Ruhe gemacht,219 und aus der Haut des Viehs Zelte220 die leicht zu handhaben sind221 wenn ihr auf Reisen seid oder wenn ihr euch aufhaltet. Und (Er ließ) euch aus ihrer Wolle und ihren Haaren und ihren Fellen222 Gebrauchsgegenstände machen zur zeitweiligen Versorgung.223

 

219. Die sozialen, intellektuellen und geistigen Fähigkeiten des Menschen ermöglichen ihm, aus seinen festen Wohnungen Stätten der Rast und Ruhe, des Friedens und der Liebe zu machen, wie sie in diesem irdischen Leben Symbole des höchsten geistigen Gutes, nämlich der Liebe Allahs sind. Das reine Heim wird damit das Symbol für die höchste geistige Bestimmung des Menschen. Alle diese Fähigkeiten aber sind Gaben Allahs. (Juusuf `Allii)

Die Ruhe und Sicherheit, die man in seinem Heim findet, weiß nur der Flüchtling zu schätzen, der sein Heim verloren hat und nirgendwo Ruhe und Sicherheit findet. Übrigens wird die Wohnung hier im Anschluss an „das Verborgene" erwähnt, weil sie den Menschen verbirgt und schützt. Nach islamischer Vorstellung soll das Heim ein Ort des Friedens und der Sicherheit für den Menschen sein, wo er sich ausruht. (Qutb)

 

220. Der Begriff “Bayt“ bezeichnet nicht nur ein Haus, sondern auch ein Zelt. (Asad)

Dies bezieht sich auf transportable Unterkünfte oder Zelte, die nicht nur für das Nomadenleben alter Völker eine wichtige Rolle spielten, sondern auch für moderne Menschen. Abgesehen von den Hirtenvölkern in Asien werden Zelte im Westen für Militärlager, Forschungsexpeditionen und für öffentliche Zusammenkünfte benutzt. (Darjabadi)

 

221. Wenn der Mensch unterwegs ist, braucht er zeitweilige Unterkünfte, z.B. Zelte, die er aus den Häuten von Tieren oder Pflanzenfasern herstellen und leicht bei sich tragen und aufstellen kann. (Juusuf `Allii)

 

222. “Suuf“ - Wolle - erhalten wir vom Schaf. “Schar“ - Haar - erhalten wir von Ziegen und ähnlichen Tieren; beides verarbeiten wir zu Stoffen. “Wabar“ ist die weiche Kamelwolle; dieses Wort steht auch für „Fell".

(Juusuf `Allii)

 

223. Alle diese Gebrauchs- und Luxusgegenstände sind nur eine zeitlang vorhanden, müssen aber als Allahs Gaben betrachtet werden. (Juusuf `Allii)

Das heißt: Bis sie abgenutzt sind. (Al-Dschalalain)


 

81. Und zu den Dingen, die Allah für euch erschaffen hat,224 gehört der Schatten,225 und Er gab euch in den Bergen Deckung,226 und Er gab euch Gewänder, die euch vor Hitze schützen,227 und Gewänder (aus Eisen),228 die euch bei kriegerischen Auseinandersetzungen schützen. Auf diese Weise vollendet Er Seine Gnade an euch.229 Auf dass ihr euch (in Allahs Willen) ergeben möget.230

 

224. Wörtlich: „aus dem, was Er erschaffen hat..." (Asad)

 

225. Beispielsweise Bäume, Gärten, Hausdächer; aber auch unter einem anderen Gesichtspunkt, nämlich dass die Strahlen der Sonne zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Erdteilen schräg einfallen, so dass gleichzeitig Schatten entsteht. Auch Höhlen und Grotten im Gebirge gehören dazu. (Juusuf `Allii)

Im übertragenen Sinne wird der Begriff „Schatten" oft gebraucht, um etwas zu bezeichnen, das schützt. Da der Zusammenhang hier auch allgemein auf Schutz hinweist, übersetze ich „(verschiedene) Mittel zum Schutz". (Asad)

 

226. Schutz und Deckung, wie beispielsweise Höhlen. (Darjabadi)

 

227. Vor Hitze und Kälte. (Darjabadi)

Kleidung in heißen Ländern muss besonders erwähnt werden, denn sie soll den Menschen vor heißen, sengenden Winden schützen, die ihn sonst austrocknen würden. Kleidung als Schutz vor Kälte ist demgegenüber selbst in den primitiven Kulturen eine Selbstverständlichkeit. (Maududi)

 

228. Kleidung schützt uns vor Hitze und Kälte, wie auch Panzerung uns vor Verletzungen schützt, die uns sonst im Krieg zugefügt werden könnten. (Juusuf `Allii)

Rüstung und Waffen. (Maududi)

 

229. Allah sorgt für die geringsten Bedürfnisse in jedem Aspekt des menschlichen Lebens. Allein was den Schutz des menschlichen Körpers vor äußeren Einflüssen angeht, hat Er so gründliche Vorkehrungen getroffen, dass man ein ganzes Buch brauchte, sie zu beschreiben. Ebenso verhält es sich mit den verschiedenartigen Nahrungsmitteln. So vervollkommnet Allah Seine Fürsorge für den Menschen. (Maududi)

 

230. Alle diese Segnungen, die sowohl einen physischen als auch (indem sie das Gute des Menschen fördern) einen geistigen Aspekt haben, sollten uns lehren, nach Allah zu streben und unseren Willen mit Seinem Willen in Einklang zu bringen - ein anderer Ausdruck für „Islam". (Juusuf `Ali)

Islam ist Ergebenheit, innere Ruhe und Vertrauen auf Allah. (Qutb)

 

 

82. Sollten sie sich jedoch abwenden, so obliegt dir231 wahrlich nur die klare Verkündigung.232

 

231. Damit ist der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, angesprochen. (Darjabadi)

 

232. Darum gräme dich nicht über ihr Schicksal. (Darjabadi)

 

 

83. Sie erkennen, dass dies die Gnade Allahs ist, dann aber verleugnen sie sie, und die meisten von ihnen sind Kafirs.233

 

233. “'Arafa“ unterscheidet sich von “'Alima“, denn es bedeutet eine gewisse Unterscheidung (oder Anerkennung) gewisser Eigenschaften und Möglichkeiten. Die ganze Menschheit erkennt den Wert der Segnungen, die sie genießt, aber indem sie ihrem Urheber nicht gehorchen, zeigen die Bösen grobe Undankbarkeit. In der Praxis vergessen sie nämlich ihre Pflichten, die sie Ihm für Seine Wohltaten schulden. (Juusuf `Allii)

Ihre Undankbarkeit äußert sich dadurch, dass sie Allah falsche Götter zur Seite stellen. (Al-Dschalalain)

 

 

Abschnitt 12

 

84. Und gedenke des Tages, an dem Wir aus jeder Gemeinschaft einen Zeugen hervorbringen werden.234 Dann wird jenen, die kafir waren, nicht gestattet sein (Ausreden zu erfinden),235 und ihre Ausflüchte werden nicht angenommen.236

 

234. Hier wird das vor Augen geführt, was die vorher erwähnten Kafirs am Tage des Gerichts erwartet. (Qutb)

Zu jedem Volk wurde ein Bote oder Lehrer von Allah gesandt, der ihm den rechten Weg zeigen sollte. Manchmal war es, ein einzelner, manchmal mehrere. Ein solcher Bote Allahs ist Zeuge, dass Allahs Wahrheit allen Völkern verkündet wurde, ausdrücklich und zusätzlich zu allen Zeichen Allahs überall in der Natur. Es bleibt kein Platz für irgendwelche Ausflüchte. Wer Allah zurückweist, nachdem er mehrfach gemahnt wurde, kann nicht mit Recht um mehr Aufschub bitten oder sich auf Allahs Gnade berufen, die er absichtlich abgelehnt hat. (Juusuf `Allii)

Zeuge ist jeweils der Prophet der betreffenden Gemeinschaft oder sein Nachfolger, der die Gemeinschaft zur Verehrung des Einen Gott aufruft und vor den Folgen des Götzendienstes warnt. Er ist Zeuge dafür, dass sie ihre Vergehen absichtlich und nicht aus Unwissenheit begingen. (Maududi)

 

235. Weil sie nur wieder lügen werden. (ibn Kasir)

Dies bedeutet nicht, dass die Verbrecher keine Gelegenheit bekommen, sich zu rechtfertigen. Es bedeutet nur, dass es für ihre Verbrechen eindeutige Beweismittel gibt, die keinen Raum für Ausflüchte lassen. (Maududi)

 

236. Die Zeit des Tadels und der Versöhnung ist endgültig vorbei. (Qutb)

Sie werden nicht mehr aufgefordert, zu dem zurückzukehren, was Allah gefällt. (Darjabadi)

Sie können ihren Herrn nicht mehr um Vergebung bitten. Denn die Gelegenheit zur Umkehr ist vorbei. Der Ort für Reue und Umkehr ist dieses Leben, nicht das zukünftige. Selbst in diesem Leben ist die Zeit abgelaufen, wenn der Betreffende seinen Tod nahen fühlt. (Maududi)

 

 

85. Und wenn diejenigen, die unrecht tun, die Strafe sehen, dann wird sie! ihnen nicht erleichtert und es wird ihnen kein Aufschub gewährt.237

 

237. Wenn die furchtbare Strafe dem Menschen unmittelbar bevorsteht, ist es zu spät zur Umkehr und zur Bitte um Vergebung. Die Gerechtigkeit nimmt ihren Lauf. (Juusuf 'Allii)

 

 

86. Und wenn diejenigen, die falsche Götter angebetet haben, ihre Götzen sehen, werden sie sagen: „Unser Herr, diese da sind unsre Götzen, die wir an Deiner Stelle anzurufen pflegten."238 Doch diese werden ihnen widersprechen: „Ihr seid wahrlich Lügner!"239

 

238. Die Verehrer falscher Gottheiten werden versuchen, die Verantwortung von ihren eigenen Schultern auf die falschen Götter abzuwälzen. Sie werden darauf hinweisen - auch wenn sie nicht den Mut haben werden, eine solche unverschämte Lüge auszusprechen - sie seien von den falschen Göttern verführt worden. Diese werden ihnen aber selbst widersprechen. (Juusuf 'Allii)

Baidawi hat gesagt: „Dies ist das Eingeständnis ihrer Verfehlungen und ein Ersuchen um Erleichterung ihrer Strafe." (Safwat Al-Tafaasir)

 

239. Indem ihr uns unterstellt, mit euren götzendienerischen Praktiken einverstanden gewesen zu sein. (Darjabadi)

Sie leugnen nicht die Tatsache, dass die Götzendiener sie um Hilfe anriefen, sondern sie bezeichnen sie als Lügner in dem Sinne, dass sie sie ohne ihr Einverständnis zu Gottheiten erhoben haben: „Wir haben euch nie aufgefordert, Allah zu verlassen und uns um Hilfe anzurufen. Wir waren nie damit einverstanden, sondern wir waren uns nicht einmal dessen bewusst, dass ihr uns anruft. Es war eine blanke Lüge, von uns zu behaupten, wir könnten eure Gebete hören und euch aus euren Schwierigkeiten heraushelfen. Da ihr selbst für eure Abgötterei verantwortlich seid, warum schiebt ihr jetzt die Schuld auf uns?" (Maududi)

 

 

87. Und sie240 werden an diesem Tag Allah (ihre) Unterwerfung eingestehen,241 und das, was sie ersonnen haben, wird sie im Stich lassen.242

 

240. Nämlich die Schuldigen, die Götzendiener. (Darjabadi)

 

241. Sie haben keine andere Wahl als sich Allahs Urteil zu unterwerfen. (Al-Dschalalain)

Soweit es sich bei den falschen Gottheiten um wirkliche Dinge handelt, werden sie offen jede Beziehung zu ihren Verehrern ablehnen und dann (wie immer) ihre Hingabe an Allah zeigen. Soweit es Phantasieprodukte der Götzendiener sind, lassen sie ihre Verehrer einfach im Stich, denn sie erweisen sich als nicht existent. (Juusuf 'Allii)

 

242. Alles, worauf sie sich verlassen hatten, erweist sich nun als falsch, denn sie finden niemanden, der ihre Bitten erhört oder ihre Schwierigkeiten von ihnen nimmt; niemand setzt sich für sie ein. (Maududi)

 

 

88. Jenen, die kafir sind und (andere) vom Pfad Allahs abwendig zu machen trachten, werden Wir ihre Strafe noch um weitere Strafen mehren, weil sie Unheil zu stiften pflegten.243

 

243. Doppelte Strafe: einmal für ihren eigenen Kufr, und einmal dafür, dass sie andere von Allahs Wegen ferngehalten haben. (Maududi)

 

 

89. Und gedenke des Tages, an dem Wir in jeder Gemeinschaft einen als Zeugen gegen sie ausrufen werden,244 und Wir werden dich245 als Zeugen gegen jene anführen.246 Denn wahrlich, Wir haben dir das Buch herabgesandt, um alle Dinge247 klarzulegen und als Rechtleitung und Barmherzigkeit und Verheißung für jene, die sich (in Allahs Willen) ergeben.248

 

244. Das ist dann der zu ihnen gesandte Prophet. (Al-Dschalalain)

Zu dem Gedanken, der oben in Ajach 84 zum Ausdruck gebracht wurde, wird hier ein weiteres Detail hinzugefügt. Nicht nur gibt es Zeugen für jedes Volk, sondern diese Zeugen sind Menschen aus den jeweiligen Völkern selbst, aus ihrer eigenen Verwandtschaft und Bekanntschaft, die sie verstanden und ihnen Allahs Botschaft in ihrer eigenen Sprache nahe brachten. Der Prophet Muhammad - Friede sei mit ihm - wird Zeuge sein für die Araber, die ihn abwiesen. Für diejenigen, die an ihn den Iman verinnerlichten - aus allen Rassen und Völkern - wird das Buch, das er brachte, eine Erklärung, eine Leitung, eine Barmherzigkeit und eine frohe Botschaft sein. (Juusuf `All)

 

245. Nämlich den Propheten Muhammad - Friede sei mit ihm. (Darjabadi)

 

246. Nämlich jene, die dich abgelehnt haben. (Mutahab Al-Tafaasir)

Wer ist das Volk dieses Propheten? Es geht eindeutig um die gesamte Menschheit - jedenfalls um den Teil der Menschheit, den seine Botschaft erreicht hat. Der Prophet des Islam ist deshalb ein universaler Zeuge. (Darjabadi)

 

247. Direkt oder indirekt. (Darjabadi)

Als Darlegung für all die Dinge, die die Menschen für ihre Gesetzgebung brauchen. (Al-Dschalalain)

Alle Gebote und Verbote, wie Mudschahid sagte. (ibn Kasir)

Der Qur’an erläutert alles, wovon Rechtleitung oder Abweichung abhängt und damit Erfolg oder Versagen. Er unterscheidet deutlich die Wahrheit vom Irrtum. In diesem Zusammenhang soll vor dem Missverständnis gewarnt werden, „alles" in diesem Satz bedeute „alle Wissenschaften, Künste und so weiter". Interpreten, die diesen Satz so verstehen, haben oft die wirkliche Bedeutung des Qur’an entstellt, um ihre Interpretation zu bestätigen. (Maududi)

 

248. Dieses Buch ist eine Rechtleitung für all jene, die ihm in allen Aspekten ihres Lebens folgen. Dann bringt es ihnen Allahs Segen und die frohe Botschaft, dass sie am Tag des Gerichts erfolgreich sein werden. Wer es aber ablehnt, verliert nicht nur Rechtleitung und Segen, sondern findet es auch als Zeugnis gegen sich selbst am Tag des Gerichts, wenn Allahs Gesandter als Zeuge gegen ihn auftritt. (Maududi)

 


Abschnitt 13

 

90. Wahrlich, Allah gebietet, Gerechtigkeit zu üben249 und Gutes zu tun250 und Freigebigkeit gegen den Verwandten,251 und Er verbietet Abscheulichkeit252 und Unrecht und Ungehorsam.253 So lehrt Er euch, auf dass ihr ermahnt werden möget.254

 

249. Gerechtigkeit ist ein umfassendes Wort. Es bedeutet Gleichheit, Gleichberechtigung, Aufrichtigkeit und das mittlere Maß. Zum einen beinhaltet es Gerechtigkeit zwischen dem Geschöpf und seinem Schöpfer, indem man Allahs Recht vor das eigene Glück, Seine Zufriedenheit vor die eigenen Launen und Wünsche stellt, und in der Befolgung Seiner Gebote und Beachtung Seiner Verbote. Zum anderen äußert sich die Gerechtigkeit zwischen den Menschen und seinem eigenen Ich, indem er alles Verderbliche fernhält. Drittens muss Gerechtigkeit sein zwischen den Geschöpfen und der ganzen Schöpfung, indem sie Recht gegen sich selbst walten lassen, den anderen mit gutem Rat und Tat zur Seite stehen, sie nicht betrügen oder schädigen, geduldig ihre Kränkungen ertragen und immer den Mittelweg einschlagen. (Safwat Al-Tafaasir)

Gerechtigkeit, die jedem Einzelnen, jeder Gemeinschaft und jedem Volk als feste Basis für gegenseitige Beziehungen zugrunde liegt. (Qutb)

Gerechtigkeit ist ein umfassender Begriff und umfasst all die Tugenden, die philosophisch denkbar sind. Aber der Islam verlangt etwas Wärmendes und Humaneres, nämlich gute Taten auch da, wo streng genommen die Gerechtigkeit nicht direkt solche verlangt, wie beispielsweise Böses mit Gutem zu vergelten oder denjenigen einen Gefallen zu tun, die „keinen Anspruch darauf haben", selbstverständlich über die Pflichten hinaus. Ebenso soll das Gegenteil all dessen gemieden werden: alles, was als schändlich angesehen wird, alles, was wirklich ungerecht ist, und schließlich jede innere Rebellion gegen Allahs Gesetz oder unser Gewissen. (Juusuf `Allii)

 

250. Zur Gerechtigkeit gesellt sich “Ichsaan“: „Gutes tun." Damit wird die Schärfe und Strenge der Gerechtigkeit etwas gemildert und die Tür für den offengelassen. der Nachsicht vor Recht walten lassen will. Das Gebot des „Ichsaan" bezieht sich auf Handlungen und Verhaltensweisen aller Art, auf das gesamte Leben in der Beziehung des Muslims zu seinem Herrn, ebenso wie zu seiner Familie. seiner Gemeinschaft und der Menschheit insgesamt. (Qutb)

 

251. Zu “Ichsaan“ gehört auch Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft gegenüber den Verwandten. (Qutb)

In diesem kurzen Satz hat Allah drei äußerst wichtige Dinge geboten, von denen der Bestand einer gesunden Gesellschaft abhängt. Das erste ist Gerechtigkeit. die zwei Aspekte hat. Einmal sollen solche Vorkehrungen getroffen werden, dass jeder unbeeinträchtigt seine Rechte bekommt. Dies kann manchmal dasselbe sein wie Gleichheit. In anderen Fällen ist es aber wichtig, dass jeder das bekommt, was er verdient. Das zweite ist “Ichsaan“. ein Wort. das nicht direkt übersetzt werden kann. Es bedeutet gut handeln. großzügig sein. mitfühlend und tolerant sein. vergeben, zusammenarbeiten, selbstlos handeln und so weiter Dies ist im Gemeinschaftsleben noch wichtiger als Gerechtigkeit: Gerechtigkeit ist die Grundlage einer gesunden Gesellschaft, und “Ichsaan“ ist ihre Vervollkommnung. Während Gerechtigkeit die Gesellschaft vor Bitterkeit und Rechtsverletzungen schützt. macht “Ichsaan“ das Leben darin schön und lebenswert. Das dritte ist liebevolle Behandlung der Verwandten, in der Tat eine spezielle Art von “Ichsaan“ Es bedeutet. dass man sie nicht nur gut behandeln, ihre Freuden und Sorgen teilen und ihnen im Rahmen der Gerechtigkeit helfen soll, sondern man soll auch sein Eigentum mit ihnen teilen. entsprechend den eigenen Möglichkeiten und den Bedürfnissen der Verwandten. (Maududi)

 

252 Alles schlechte Verhalten, ganz allgemein Böses. (Darjabadi)

 

253. Im Gegensatz zu den oben erwähnten drei Tugenden nennt Allah hier drei Laster, die Individuen ruinieren und die schalt zerstören:

1. „Fachsaa“ bezeichnet all das, was unmoralisch. vulgär oder schmutzig ist und nicht für die Öffentlichkeit bestimmt ist, weil es gegen anerkannte Normen der Sittlichkeit verstößt, beispielsweise Ehebruch, Exhibitionismus, Diebstahl, Raub, Alkoholismus, Glücksspiel, vulgäre Sprache und dergleichen. Ebenso unangebracht ist es, über solche Dinge zu sprechen und sie zu verbreiten, beispielsweise durch falsche Propaganda, Veröffentlichung von Verbrechen, schlechte Filme oder Literatur, herausforderndes Makeup und dergleichen.

2. “Munkar“ bezeichnet solche Missstände und Übeltaten, die allgemein als böse empfunden werden und von allen Rechtssystemen Allahs verboten worden sind.

3. “Barii“ bezieht sich auf solche Laster, die die Grenzen des Anstandes überschreiten und die Rechte anderer verletzen, sowohl die des Schöpfers als auch die der Geschöpfe. (Maududi)

 

254. Dieser Ajach bildet einen Teil des Freitagsgebets. (Darjabadi)

Ibn Mas'ud sagte: „Dies ist der umfassendste Ajach des ganzen Qur’ans, der sowohl das Böse als auch das Gute beinhaltet. (Al-Dschalalain)

Er lehrt euch das, was Er euch an Geboten und Verboten vorgeschrieben hat, damit ihr euch danach richtet. (Safwat Al-Tafaasir)

 

 

91. Und haltet den Bund Allahs, wenn ihr ihn eingegangen seid,255 und löst nicht die Eide, nachdem ihr sie bekräftigt,256 und Allah zu eurem Bürgen gemacht habt.257 Wahrlich, Allah weiß, was ihr tut.

 

255. „Bündnis erfüllen" umfasst sowohl den Bund der Mu’mins mit ihren Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, als auch jede Verpflichtung in einer Sache, die von Allah gut geheißen wird. (Qutb)

Jeder unter Bedingungen des Islams eingegangene Vertrag ist ein Vertrag Allahs. Dementsprechend schließt dieses Gebot alle Vereinbarungen, Abkommen, Gelöbnisse und so weiter ein, soweit sie nicht vom islamischen Gesetz her nichtig sind. Es bedeutet: erfüllt alle moralischen Verpflichtungen. (Darjabadi)

Vergleiche auch Surach 13:20. (Asad)

Vergleiche auch Surach 5:1 und die entsprechenden Anmerkungen. (Anm. d. Übers.)

 

256. Nämlich im Unterschied zu Eiden, die „ihr gedankenlos ausgesprochen habt"; vergleiche Surach 2:225. (Asad)

 

257. Wörtlich: „wobei ihr Allah zu eurem Garanten (Kafiil) gemacht (oder: Allah euren Garanten genannt) habt". (Asad)

Allah zu eurem Zeugen und Beobachter gemacht habt. (Safwat Al-Tafaasir)

Dies kann sich, braucht sich aber nicht auf den Treueeid gegenüber dem Propheten Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, bei 'Aqaba vierzehn Monate vor der Hidschra beziehen; vergleiche auch Surach 5:8. Aber die allgemeine Bedeutung ist viel weiter gefasst. Dies können wir unter zwei Aspekten betrachten:

1. jeder Eid oder Vertrag ist ein Eid oder Vertrag vor Allah und soll als solcher gewissenhaft erfüllt werden. Hierin kommt dieser Ajach dem Sinn von Surach 5:1 nahe.

2. Jeder Muslim schließt durch sein Bekenntnis zum Islam einen Bund mit Allah, den er bestätigt, sooft er das Bekenntnis ausspricht. Er soll deshalb gewissenhaft die Pflichten erfüllen, die ihn der Islam lehrt. (Juusuf `Allii)

 

 

92. Und seid nicht wie jene,258 die ihr Gesponnenes wieder aufdröselt, es zu einem festen Faden versponnen war,259 indem ihr eure Eide zum Mittel gegenseitigen Betrugs macht,260 (weil ihr meint), dass die eine Gemeinschaft der anderen überlegen sei an Zahl und Macht.261 Wahrlich, Allah will euch dadurch nur prüfen.262 Und am Tag der Auferstehung wird Er euch ganz gewiss das zeigen, worin ihr uneins zu sein pflegtet.263

 

258. Das Gleichnis derer, die ihren Eid brechen, ist das einer törichten, Entschluss - und entscheidungsschwachen Frau, die alles wieder auflöst und zerstört, was sie zuvor mühevoll zu Fäden versponnen hat. (Qutb)


259. Der Bund, der uns in der geistigen Welt bindet, macht uns stark, so wie Stränge flauschiger Baumwolle zu einem starken Faden versponnen werden. Er gibt uns ein Gefühl der Sicherheit gegen viel Böses in dieser Welt. Es kostet eine Spinnerin viel Mühe und Geschicklichkeit, gutes starkes Garn herzustellen, und es wäre wirklich töricht, wenn sie es nach dem Spinnen wieder in seine einzelnen Bestandteile auseinander reißen würde.

(Juusuf `Allii)

 

260. Indem ihr diese brecht. (Anm. d. Übers.)

 

261. In der Wortbedeutung enthalten ist auch die Auflösung solcher Verträge, die „im Interesse des Staates" vorgenommen werden. Man schließt einen Pakt mit einem oder mehreren Staaten, um ihn dann aufzulösen, weil man seine Gunstbezeugung einem oder mehreren anderen Staaten der Gegenseite zukommen lassen will, „im Interesse des Staates". Diese Grundeinstellung wird vom Islam nicht akzeptiert und gutgeheißen: Er macht die Einhaltung der Abmachungen zu einer unumgänglichen Pflicht. (Qutb)

Wörtlich: „weil es ein Volk gibt, das stärker ist als ein (anderes) Volk". Das bezieht sich auf Erklärungen und Versprechungen, die aus Angst gemacht werden. (Asad)

Macht nicht den Islam zu einem bloßen Spiel, um eure eigene Partei zahlenmäßig zu verstärken, indem ihr Bündnisse eingeht, die ihr wieder brecht, sobald eine stärkere Gruppe euch ihre Allianz anbietet. Bei den Quraisch spielte dieses Laster eine große Rolle, aber auch in der heutigen internationalen Politik scheint es fast eine Norm der nationalen Selbstachtung und des politischen Geschicks zu sein. Der Islam lehrt Individuen und Nationen eine bessere Ethik. Ein Vertrag soll als eine ernste Angelegenheit betrachtet werden. Er soll mit aufrichtiger Absicht abgeschlossen und erfüllt werden, und er ist verbindlich, auch wenn vieles dagegenspricht. (Juusuf `All)

 

262. Durch die zahlenmäßige Überlegenheit einer Partei gegenüber der anderen. (Darjabadi)

Jeder Vertrag oder Bund ist eine Prüfung für den Charakter derjenigen, die ihn eingehen. (Maududi)

Diese Heimsuchung soll Allah Aufschluss geben über ihre Willenskraft, Gewissenhaftigkeit, Selbstachtung und ihre Zurückhaltung, einen eingegangenen Eid zu brechen, bei dem sie Allah zu ihrem Zeugen machten. (Qutb)

Um den Gehorsamen vom Sünder zu unterscheiden. (Safwat Al-Tafaasir)

 

263. Uneinigkeiten müssen nicht immer zu Konflikten führen, wenn die Beteiligten aufrichtig und ehrlich sind und sich nicht gegenseitig übervorteilen wollen. In solchen Fällen geht es nicht um Zahlen, Gruppierungen und Allianzen, sondern um gerechtes Verhalten vor Allah. Ehrliche Meinungsverschiedenheiten werden beseitigt, wenn im zukünftigen Leben alle Dinge geklärt werden. (Juusuf `Allii)

Wie aus dem Zusammenhang deutlich wird, beziehen sich die Meinungsverschiedenheiten, von denen hier die Rede ist, auf ethische und moralische Werte, über deren Wahrheitsgehalt und Relevanz die Menschen verschiedener Gemeinschaften und Weltanschauungen verschiedener Ansicht sind. (Asad)

Dies ist besonders eine Warnung für jene religiöse Gruppen und Sekten, die unter dem Missverständnis leiden, sie hätten das Recht, ihre Gegner zu beseitigen, weil sie selbst auf Allahs Seite, jene aber gegen Allah seien; mit dieser Begründung seien auch Verträge mit ihnen nicht bindend. (Maududi)

 

 

93. Und wenn Allah gewollt hätte, hätte Er euch zu einer einzigen Gemeinschaft gemacht.264 Doch Er lässt den irregehen, der das will, und Er lenkt den recht, der das will,265 und ihr werdet ganz gewiss zur Rechenschaft gezogen über das, was ihr zu tun pflegtet.266

 

264. Mit derselben Überzeugung zum Islam. (Darjabadi)

In Eintracht miteinander, ohne Meinungsverschiedenheiten und ohne gegenseitigen Hass und Streit. (Ibn Kasir)

Mit der gleichen Anlage. (Qutb)

Verbunden durch gemeinsame ethische Werte. Vergleiche in diesem Zusammenhang Surach 10:19 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Wenn Allah gewollt hätte, dann hätte er den Menschen ihre Entscheidungsfreiheit nehmen können. In diesem Fall wären alle Menschen gehorsame Muslime gewesen und wären zu Kufr und Sünde nicht fähig. (Maududi)

Vergleiche auch Surach 5:51 und die entsprechenden Fußnoten. (Anm. d. Übers.)

 

265. „Er lässt den irregehen, der (irregehen) will, und Er leitet den recht, der (rechtgeleitet werden) will" oder „Er lässt irregehen, den Er will, und Er leitet recht, wen Er will". (Asad)

Vergleiche Surach 14:4. Allah hat dem Menschen in gewissem Maße einen freien Willen gegeben, und es entspricht nicht Seinem Willen und Plan, ihn zu zwingen, sondern allen Leitung zu ermöglichen und diejenigen sich selbst zu überlassen, die diese Leitung ablehnen, es sie denn, sie kehren um. In jedem Fall werden wir in dem Maße, wie uns die Wahl offen stand, für unsere Entscheidung zur Rechenschaft gezogen. „Irregehen lassen" bedeutet nicht, dass wir tun können, was wir wollen. Unsere persönliche Verantwortung bleibt. (Juusuf `Allii)

 

266. Mit Bezug auf die irrtümliche Vorstellung, die guten und bösen Handlungen des Menschen und damit auch deren Ergebnisse seien von Allah vorherbestimmt und nicht das Ergebnis seiner freien Entscheidung, rundet Samachsari seine Ansicht mit folgenden Worten ab: „Wäre es wahr, dass Allah die Menschen zwingt, irrezugehen oder umgekehrt, Seiner Rechtleitung zu folgen, warum sollte Er dann ihre Handlungen als etwas bezeichnet haben, wofür sie zur Rechenschaft gezogen werden?" (Asad)

 

 

94. Und verwendet nicht eure Eide zum Mittel des Betrugs untereinander,267 damit nicht euer Fuß strauchelt, nach dem er fest gestanden hat,268 und ihr die üblen (Folgen) dessen zu kosten bekommt,269 dass ihr (andere) vom Pfad Allahs abgehalten habt270 und euch schwere Strafe zuteil wird.271

 

267. Der Qur’an geht noch einmal auf die Dringlichkeit der Einhaltung von Verträgen ein und auf das Verbot, dadurch andere zu täuschen und zu betrügen. (Qutb)

Oben in Ajach 92 wurden die Motive für falsche Verträge aufgeführt. Hier ist die Rede von ihren Folgen, nämlich 1. anderen gegenüber; wären sie nicht betrogen worden, dann wären sie gerade auf ihrem Weg fortgeschritten. Jetzt aber verlieren sie das Vertrauen und begehen vielleicht ähnliche Betrügereien, für die sie zur Rechenschaft gezogen wenden;

2. sich selbst gegenüber: ihr habt nicht nur selbst einen Fehler gemacht, sondern auch andere auf Irrwege gebracht, deswegen verdient ihr doppelte Strafe. Möglicherweise bezieht sich das Wort „böse Folgen" auf diese Welt und „Zorn" auf das zukünftige Leben. (Juusuf `Allii)

 

268. Damit nicht durch euer Beispiel andere veranlasst werden, ihre Eide und Verträge zu brechen. (Darjabadi)

Ihr würdet euch damit gegen Allah vergehen, nachdem ihr zum Islam gekommen seid; jedes Versprechen ist nämlich gleichbedeutend mit einem Versprechen gegenüber Allah. (Asad)

 

269. Strafe in diesem Leben, denn Vertragsbrüchigkeit führt unweigerlich zum Verlust des Vertrauens und damit zu einer Desintegration des gesellschaftlichen Gefüges. (Asad)

 

270. Betrug und Täuschung bei Verträgen schwächt den Iman und entstellt ihn in den Herzen anderer. Jemand, der bewusst falsch schwört, kann keinen Iman besitzen, und seine Füße bekommen nicht den nötigen festen Halt. Zugleich schwächt er mit seinem Verhalten den Iman, den er gegenüber dem repräsentiert, den er mit seinem Meineid betrogen hat. (Qutb)

Ein Kafir, der von einem Muslim, durch einen falschen Schwur, betrogen wird, kann kein Vertrauen zum Islam bilden und wäre niemals bereit, den Islam annehmen. (ibn Kasir)

 

271. Im zukünftigen Leben. (Darjabadi)

 

 

95. Und verkauft nicht das Bündnis mit Allah um einen geringen Preis.272 Wahrlich, (was) bei Allah273 ist, ist besser für euch,274 wenn ihr (es nur) wüsstet.

 

272. Irgendwelcher Gewinn, den man machen kann, indem man Verträge und damit Allahs Gesetz bricht, muss notwendigerweise gering sein, während der Nutzen viel größer ist, der durch Gehorsam gegenüber Allahs Willen und Rechtschaffenheit erlangt werden kann. (Juusuf `Allii)

Dies bedeutet, dass man Allahs Bund nicht für einen großen Gewinn verschachern darf. Jeder irdische Gewinn, wie groß er auch immer sein mag, ist verschwindend gering im Vergleich zu Allahs Bund. Es wäre auf jeden Fall ein Verlustgeschäft. (Maududi)

 

273. Der Lohn im zukünftigen Leben. (Darjabadi)

 

274. Besser als irdische Reichtümer jemals sein könnten. (Darjabadi)

Die Belohnung Allahs ist für den um einiges besser, der auf Ihn hofft, an Ihn den Iman verinnerlicht, der Ihn ersucht und seine Versprechungen Ihm gegenüber einhält, um das Verheißene zu erlangen. (Ibn Kasir)

 

 

96. Und was bei euch ist, ist vergänglich, Doch was bei Allah ist, ist bleibend,275 und Wir werden ganz gewiss denjenigen, die standhaft sind, ihren Lohn gewähren276 nach dem Besten dessen, was sie zu tun pflegten.277

275. Vergleiche auch Surach 28:60; 20:131; 42:36 und andere Stellen. (Anm. d. Übers.)

 

276. Die Standhaften werden immer fest auf der Seite der Wahrheit gegenüber Willkür und Gier stehen. Sie ertragen jeden Verlust um der Rechtschaffenheit willen und verachten jeden Gewinn, der mit unrechtmäßigen Mitteln erworben wurde. Geduldig erwarten sie den Lohn für ihre guten Taten im zukünftigen Leben. (Maududi)

 

277. Welcher Vergleich ist überhaupt möglich zwischen geistigem Gut, das für immer bestehen bleibt, und zeitlichen Vorteilen, die man in dieser Welt erwerben kann, die aber gleich vergehen und verschwinden? Allahs Großmut ist grenzenlos. Er belohnt nicht nur nach Verdienst, sondern nach den besten Handlungen. (Juusuf `Allii)

Über ihre Verfehlungen wird hinweggesehen, so dass die Vergeltung nur für die besten Taten erfolgen wird. (Qutb)


 

97. Wer auch immer gute Werke tut, sei es Mann oder Frau,278 und mu`min ist,279 dem werden Wir ganz gewiss ein gutes Leben geben,280 und Wir werden ihnen ganz gewiss ihren Lohn gewähren281 nach dem Besten dessen, was sie zu tun pflegten.282

 

278. Die beiden Geschlechter, männlich und weiblich, sind in Bezug auf ihre Handlungen und deren Vergeltung sowie auch in ihrer Verbindung mit Allah und ihrer Verantwortung vor Ihm gleich. (Qutb)

 

279. Grundlage des guten Handelns ist der Iman an Allah. Ohne dieses Fundament kann das Gebäude des Allah gefälligen Verhaltens nicht zustande kommen. (Qutb)

 

280. Wenn Iman da ist, äußert er sich in gutem Verhalten. Wo diese beiden einander bestätigen, verwandelt Allahs Gnade unser Leben. Statt Trauer und Sorge kehren Frieden und Glück bei uns ein. Statt immer wieder durch falsche Ängste und die Angriffe des Bösen erschreckt zu werden, genießen wir Ruhe und Reinheit. Diese Umwandlung macht sich bereits in diesem Leben bemerkbar, aber die „Belohnung" im zukünftigen Leben reicht noch weit über unsere Verdienste hinaus. (Juusuf `Allii)

„Werden Wir ein angenehmes Leben schenken." Dieses Wohlleben wird von ibn 'Abbas und anderen als der statthafte Lebensunterhalt bezeichnet, von `Allii ibn Abi Talib mit Zufriedenheit und von ibn 'Abbas mit Glückseligkeit definiert. (Ibn Kasir)

Das Wohlleben muss nicht unbedingt ein sorgenfreies, durch Reichtum gekennzeichnetes Leben sein. Denn es gibt im Leben viele Dinge, die das Leben auch ohne viel Geld reich machen können. Darunter versteht man die Bindung zu Allah, das Vertrauen auf Ihn und die Zuversicht, Seine Fürsorge, Seinen Schutz und Seine Zufriedenheit zu erlangen. Auch Gesundheit, Ruhe und Segen gehören zu einem angenehmen Leben. (Qutb)

 

281. Im zukünftigen Leben. (Darjabadi)

Der Segen des Wohllebens im Diesseits schmälert in keiner Weise den Lohn des Jenseits. (Qutb)

 

282. Derselbe Schluss wie im vorigen Ajach hat die Wirkung wie ein Refrain in der Poesie oder die Wiederholung eines Themas in der Musik. Das Argument wird vervollständigt und abgerundet. (Juusuf `Allii)


 

98. Und wenn du den Qur’an rezitierst,283 so suche Zuflucht bei Allah vor dem verfluchten Scheytan.284

 

283. Das Böse hat keine Macht und keinen Einfluss auf diejenigen, die auf Allah vertrauen. Es ist gut, dieses Vertrauen in äußeren Handlungen zum Ausdruck zu bringen, hier im Aussprechen der Formel: „Ich suche Zuflucht bei Allah vor dem verfluchten Scheytan." Den Qur’an lesen oder rezitieren soll sowohl wörtlich als auch im übertragenen Sinne verstanden werden, als das Symbol des ernsthaften Wunsches der Seele, Allahs Willen zu erfahren und in Übereinstimmung damit zu handeln. Der Mensch ist schwach, und er sollte Willenskraft durch Allahs Hilfe und Schutz zu erlangen suchen. (Juusuf `Allii)

Damit ist jeder Leser angesprochen. (Darjabadi)

 

284. Bei Allah vor Scheytan Zuflucht suchen bedeutet, eine Atmosphäre für die Rezitation des Buches zu schaffen, die frei ist von Einflüsterungen. Dadurch sollen sich die Gefühle nur auf Allah richten. (Qutb)

Man spricht diesen Satz vor der Rezitation des Qur’ans aus, um nicht durch die Einflüsterungen des Scheytans verwirrt und vom Nachdenken über das Gelesene abgehalten zu werden. (Ibn Kasir)

Der Satz: „Ich suche Zuflucht bei Allah vor dem verfluchten Scheytan!" am Anfang jeder guten Handlung ist ein Augenblick des absoluten Vertrauens auf Allah. (Darjabadi)

Der hier beginnende Abschnitt (Ajach 98-105) knüpft offensichtlich an die weitgefaßten ethischen Ermahnungen in Ajach90 oben an und damit auch an die Aussage in Vers 89, dass der Qur’an „als Erklärung und Rechtleitung und Barmherzigkeit und frohe Botschaft" für diejenigen gekommen ist, „die sich (als Muslime in Allahs Willen) ergeben". Dies bedeutet, dass der Qur’an die letztendliche Quelle aller ethischen und moralischen Werte ist. Aber der Mensch neigt immer dazu, die Gültigkeit der offenbarten Normen in Frage zu stellen. Deswegen soll der Mu’min, wenn er den Qur’an liest oder darüber nachdenkt, Allahs Hilfe gegen die Einflüsterungen dessen herbeirufen, den der Qur’an „Scheytan, den Verworfenen" nennt, nämlich alle bösen Mächte im Menschen selbst und in seiner sozialen Umgebung, die seine moralischen Überzeugungen untergraben und ihn von Allah entfernen. (Asad)

Dies heißt nicht, dass man lediglich den arabischen Satz aufsagen soll. Es geht vielmehr darum, dass man den aufrichtigen Wunsch haben und sein Äußerstes tun soll, um sich vor den bösen Einflüsterungen Scheytans in acht zu nehmen, und dass man keine irrelevanten Zweifel in sein Herz eindringen lassen soll. Man sollte alles tun, um den Qur’an in seinem wahren Licht zu sehen, und ihn nicht mit selbsterdachten Theorien oder fremden Gedanken mischen und einen Allahs Willen entgegengesetzten Sinn hineininterpretieren. (Maududi)

 

 

99. Er hat wahrlich überhaupt keine Macht über diejenigen, die mui`min sind und auf ihren Herrn vertrauen.285

 

285. Sie wenden sich nämlich Allah allein zu und haben ihre Herzen ausschließlich der Verehrung Allahs vorbehalten, deswegen ist Scheytan nicht in der Lage, auf sie Einfluss auszuüben. Denn selbst wenn er ihnen etwas einflüstern will, hält ihre Bindung an Allah sie davon zurück, ihm zu folgen. (Qutb)

 

 

100. Macht hat er fürwahr nur über diejenigen, die sich ihm zuwenden und diejenigen, die Ihm Götzen zur Seite Stellen.286

 

286. Die nicht ihre Willenskraft aufwenden, um gegen seinen Einfluss Widerstand zu leisten. (Darjabadi)

„Sich ihm zuwenden" heißt ihm gehorchen. (ibn Kasir)

Die sich mit Scheytan verbünden und ihm in ihren Gelüsten und Neigungen folgen. Unter ihnen sind auch solche, die ihn Allah zur Seite stellen, wie es aus der Geschichte bekannt ist, so dass manche Völker ihn als den Allah des Bösen verehrten. (Qutb)

 


Abschnitt 14

 

101. Und wenn Wir einen Ajach287 durch einen anderen Ajach ersetzen288 - und Allah weiß sehr wohl, was Er offenbart289 -, dann sagen sie:290 „Du bist nichts weiter als ein Lügner!"291 Doch nein! Die meisten von ihnen besitzen kein Wissen.292

 

287. Vergleiche Surach 2:106 und die entsprechenden Fußnoten. Die Lehre von der fortschreitenden Offenbarung von einem Zeitalter zum anderen besagt nicht, dass sich Allahs grundlegende Gesetzmäßigkeiten ändern. Es ist ungerecht, einem Gesandten Allahs Fälschungen vorzuwerfen, weil sich die ihm offenbarte Botschaft von früheren Offenbarungen unterscheidet, während der innere Wahrheitskern derselbe ist. (Juusuf `Allii)

 

288. Ein Gebot gegen ein anderes Gebot. (Darjabadi)

 

289. Er weiß am besten, was weise und angemessen ist. (Darjabadi)

Die Aufhebung eines Gebotes geschieht zum Wohl der Diener Allahs. (Al-Dschalalain)

Dass Allah Seine Botschaft schrittweise offenbart, bedeutet nicht, dass Allahs Wissen unvollkommen ist. Er offenbart sie schrittweise, weil die menschliche Intelligenz und Aufnahmefähigkeit begrenzt ist, so dass der Mensch nicht alles auf einmal begreifen kann. Deswegen schickt Gott Seine Offenbarung allmählich und benutzt unterschiedliche Methoden zur Erklärung, so dass jeder sie seinen Fähigkeiten entsprechend verstehen kann. (Maududi)

Der zweite praktische Sinn darin, den Qur’an schrittweise zu offenbaren, lag darin, dass die Muslime, die ihm gehorsam folgten, die notwendigen Anweisungen bekamen, den Islam zu verkünden und ihre Alltagsprobleme zu lösen, wie sie akut wurden. Alles auf einmal zu erfahren hätte ihnen keinen Nutzen gebracht. (Maududi)

 

290. Dann sagen die Kafirs zum Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm. (Darjabadi)

 

291. Ibn 'Abbas sagte: „Wenn ein Ajach  herabgesandt wurde, der eine gewisse Härte beinhaltete, und dann durch einen anderen ersetzt wurde, sagten die kafir Quraischiten: „Muhammad verlacht seine Gefährten. Er gebietet ihnen heute etwas und morgen verbietet er es ihnen wieder. Dies tut er ja nur von sich aus." (Al-Rasi)

Als wenn die Aufhebung eines Gesetzes durch ein neues und besseres ein Beweis für eine Fälschung durch den Propheten, Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wäre! (Darjabadi)

Dies kann sich auch darauf beziehen, dass Allah Sein Gesetz schrittweise offenbarte. Wir zögern jedoch, diese Interpretation zu akzeptieren, weil es sich hier um eine in Mekka offenbarte Surach handelt, und nichts weist darauf hin, dass bereits in Mekka die Gesetze schrittweise offenbart wurden. Deswegen ziehen wir die andere Interpretation vor. Der Qur’an erklärt dasselbe Thema mit immer wieder anderen Illustrationen. Er gibt eine Geschichte an verschiedenen Stellen und in unterschiedlichem Wortlaut wieder, um verschiedene Aspekte zu betonen. Zu einer Aussage bringt er an verschiedenen Stellen verschiedene Argumente vor. Das nahmen die Kafirs in Mekka zum Anlass zu ihrem Vorwurf. (Maududi)

 

292. Ihre Einwände entstammen reiner Unwissenheit. (Darjabadi)

Die Götzendiener begreifen den Sinn dieser Offenbarung nicht. Sie soll nämlich eine weltweite humane Gesellschaft errichten und eine Gemeinschaft aufbauen, die in der Lage ist, diese Gesellschaft zu führen. Sie ist die letzte Botschaft Allahs, und Er ist derjenige, Der am besten weiß, welche Prinzipien und Gesetze für sie die richtigen sind. Wenn er also einen Ajach, dessen Zeitraum und dessen Zweck seine Erfüllung fand, durch einen anderen ersetzt, der der neuen Situation angepasster ist, so ist das Seine Angelegenheit. Die neu erlassenen Gesetze sind dann so geschaffen, dass ihre Gültigkeit bis zum Jüngsten Tag andauert. Doch die Götzendiener verstanden nichts von dieser Weisheit Allahs zur Zeit des Propheten Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Sie bezichtigten den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, der Lüge, obgleich sie ihm zuvor immer den Wahrhaftigen, den Vertrauenswürdigen genannt hatten, der sie niemals angelogen hatte. (Qutb)

 

 

102. Sprich: „Es ist der heilige Geist,293 der ihn in Wahrheit von deinem Herrn294   herabgebracht hat,295 um die zu stärken, die mu’min sind,296 und als Rechtleitung297 und frohe Botschaft für die Muslime.298

 

293. Dies ist der Beiname des Engels Dschibrils, durch den die Offenbarung herabkam. (Juusuf `Allii)

 

294. Ihn, den Qur’an. (R. Paret)

Von deinem Herrn - nicht von dir selbst. (Qutb)

Der Heilige Geist ist frei von menschlichen Schwächen. Er ist weder unehrlich, so dass er etwa hinzufügen oder wegnehmen könnte von der Botschaft, die er übermitteln soll, noch lügt er oder erfindet etwas in Allahs Namen. Er ist auch nicht anfällig gegen menschliche Gier, so dass er aus diesem Grunde einen Betrug verüben würde. Er ist völlig rein und heilig und übermittelt Allahs Wort auf vollkommene Weise. (Maududi)

 

295. Mit der Wahrheit, die keinen Raum für Falschheit lässt. (Qutb)

 

296. Wenn die Schriftbesitzer Iman hätten, würden auch sie selbst durch den Heiligen Geist gestärkt und von ihren Zweifeln und Unsicherheiten bezüglich der vom Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm,  ermittelten Offenbarung befreit. Alle, ob sie zu den Schriftbesitzern gehörten oder nicht, fanden im Qur’an Rechtleitung und frohe Botschaft, sobald sie sich dem Islam zuwandten, das heißt einen vollkommenen Ersatz für das Gesetz Muusas und das christliche Evangelium, die beide entstellt worden sind. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Surach 2:87 und 58:22. (Anm. d. Übers.)

 

297. Durch die darin enthaltenen Beweise und Zeichen. (Safwat Al-Tafaasir)

 

298. Der dritte Grund dafür, dass der Qur’an schrittweise offenbart wurde, liegt darin, dass er frohe Botschaft und Trost für diejenigen bringen sollte, die unter Verfolgung und Schwierigkeiten litten, weil diese es immer brauchten. Sie wurden immer wieder vergewissert, dass sie letztendlich erfolgreich sein würden. (Maududi)

In diesen Worten liegt eine Anspielung auf die Kafirs, die sich Allah nicht ergeben wollen.

(Safwat Al-Tafaasir)

 

 

103. Wir wissen fürwahr, dass sie sagen: „Es ist wahrlich nur ein Mensch, der ihn lehrt."299 Die Sprache dessen jedoch, auf den sie hinweisen, ist eine fremde,300 während dies doch deutlich arabische Sprache ist.301

 

299. In diesem Zusammenhang sind die Namen verschiedener Personen überliefert, von denen einer angeblich den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gelehrt haben sollte. Alle diese Personen waren nichtarabische Sklaven. Die Tatsache, dass sie die Thora und das Evangelium lassen, wurde als Begründung für diese Anschuldigung herangezogen. Dies zeigt nicht nur, dass die Gegner des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ihren Beschuldigungen ziemlich willkürlich waren, sondern auch, dass die meisten Menschen nicht in der Lage sind, ihre Zeitgenossen richtig einzuschätzen. Sie waren blind in ihrer Opposition. (Maududi)

 

300. „A`dschamiijuun“ (hier mit fremd übersetzt, Anm. d. Übers.) ist eine Bezeichnung für denjenigen, der sich sprachlich nicht klar auszudrücken vermag. Dies könnte sowohl ein Araber, als auch ein Perser sein, also ein Nichtaraber. (Safwat al al Bayän)

Abgesehen von der Vollkommenheit der Lehre, die die Kafirs weder erkannten noch schätzten, ist der Qur’an vollkommen in seiner Sprache. Es wäre unmöglich, dass ein Nichtaraber einen so reinen, unnachahmlichen Stil hervorbringen könnte. (Darjabadi)

 

301. Dieser Qur’an, der in arabischer Sprache abgefasst ist, und der durch seine Sprachgewandheit und Beredsamkeit ihnen ihr Unvermögen zeigte, ihn nachzuahmen, während sie doch als besonders beredt und sprachgewandt bekannt waren. (Safwat Al-Bajaan)

Die Bösen schrieben dem Gesandten Allahs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, genau die Handlungsabsichten und Verhaltensweisen zu, zu denen sie selbst fähig waren. Götzendiener und diejenigen, die der Offenbarung Allahs feindlich gegenüberstanden, konnten und wollten nicht verstehen, wie solche wunderbaren Worte von den Lippen des Propheten Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, flossen. Darum müssen sie einen menschlichen Autor und Lehrer dahinter vermuten. Alle, die als solche in Frage gekommen wären, waren jedoch der arabischen Sprache nicht mächtig, und selbst ein redegewandter Araber hätte nichts von dieser Art hervorbringen können. (Juusuf `Allii)

Die Sprache des Qur’an ist das reinste und deutlichste Arabisch. (Darjabadi)

 

 

104. Wahrlich, diejenigen, die nicht an die Zeichen Allahs den Iman verinnerlichen, werden von Allah nicht rechtgeleitet, und ihnen wird schmerzliche Strafe zuteil.302

 

302. Allah führt nicht diejenigen zur Wahrheit über diese Schrift und nicht zur Wahrheit überhaupt, die nicht an Seine Zeichen den Iman verinnerlichen. Durch ihren Kufr und ihre Abwendung von den Zeichen, die zur Rechtleitung führen sollen, ist dies überhaupt unmöglich geworden. (Qutb)

Wer sich vom Aufruf Allahs abwendet, ist unachtsam dessen, was Allah Seinen Gesandten offenbart, und wer den Iman nicht verinnerlichen will, den wird Allah niemals rechtleiten wollen. (ibn Kasir)

Allah wird ihnen nicht vergönnen, die Wahrheit zu finden, und sie nicht auf den Weg zur Errettung und zur Glückseligkeit führen. (Safwat al Tafaasir)

 

 

105. Wahrlich, Lüge ersinnen nur diejenigen, die nicht an die Zeichen Allahs den Iman verinnerlichen, und sie sind es, die lügen.303

 

303. Eindeutig sind diejenigen, die diese Vorwürfe machen, die wirklich der Unwahrhaftigkeit Schuldigen, denn ihre Äußerungen haben keinerlei Wahrheitsgehalt. (Juusuf `Allii)

Ein Prophet bringt keine Lügen hervor, wohl aber diejenigen, die nicht an Allahs Offenbarung den Iman verinnerlichen. (Maududi)

 

 

106. Wer Allah verleugnet, nachdem er zuvor an Ihn den Iman verinnerlicht hat - ausgenommen der, der unter Zwang steht,304 während sein Herz mit Iman erfüllt ist305 - wer also (seine) Brust dem Kufr öffnet, über die kommt der Zorn Allahs, und ihnen wird schwere Strafe zuteil.


304. Mit Ausnahme derjenigen, die Zwang ausgesetzt sind und nur ein Lippenbekenntnis zum Kufr ablegen, indem sie aber den Iman verinnerlicht haben. Es wird berichtet, dass die Götzendiener 'Ammar ibn Jaasir gefangen nahmen und folterten, bis sie ihr Ziel erreicht hatten. Da klagt dieser beim Propheten Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sein Leid, und dieser fragte ihn: „Wie befand sich dein Herz?" Er antwortete: „Es war beruhigt im Iman." Da sagte der Prophet Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Wenn sie es wieder tun, so darfst du es wiederholen." Dies wurde als Erlaubnis verstanden. Anders verhielt es sich bei Bilal, dem die Götzendiener Schlimmes antaten und schließlich sogar einen schweren Stein auf die Brust legten und ihn der Mittagshitze aussetzten und befahlen, ihre Götzen anzuerkennen. Trotz allem sagte Bilal jedoch nur: „Ahad, ahad!" („Einer, Einer!") und erklärte später: Hätte ich ein Wort gewusst, das sie mehr in Rage gebracht hätte, so hätte ich es gesagt!" (Qutb)

 

305. Die ersten Muslime in Mekka wurden grausam verfolgt und zogen das Leiden in diesem Leben der Rückkehr zu Kufr und Irrtum vor. Dieser Text wendet sich gegen die wirkliche Rückkehr zum Kufr. Wenn ein Mensch erst einmal den Islam erfahren hat, kann er nicht mehr das diesseitige Leben dem jenseitigen vorziehen. Islam ist nicht etwas, womit man willkürlich umgehen kann. (Qutb)

 

 

107. Dies,306 weil sie das Leben dieser Welt mehr lieben als das Jenseits, und weil Allah das Volk der Kafirs nicht rechtleitet.

 

306. Diese Strafe Allahs. (Safwat Al-Tafaasir)

Diese Androhung Allahs. (Al-Dschalalain)

Denn Islam ist eine wichtige Angelegenheit, mit der man nicht willkürlich umgehen kann. Er ist ein dem Mensch anvertrautes Gut, das sorgfältig zu hüten und zu pflegen ist. (Qutb)

Siehe auch Surach 14 und Ajach 3 Fußnote B. (Anm. d. Übers.)

 

 

108. Sie sind es, deren Herzen und Gehör und Augenlicht Allah versiegelt hat,307 und sie sind es, die (allen Ermahnungen gegenüber) achtlos sind.308

 

307. Vergleiche auch Surach 2:7. Aufgrund ihrer Arroganz und ihres Mangels an Iman werden ihre Herzen und Sinne unempfänglich für Allahs Gnade, und sie stürzen kopfüber ins Verderben. (Juusuf 'Allii)

 

308. Sie achten nicht auf ihr Ziel. (Darjabadi)

Sie verstehen nicht, was ihnen unterbreitet und von ihnen verlangt wird. (Al-Dschalalain)

 


109. Zweifelsohne sind sie es, die im Jenseits die Verlierer sein werden.309

 

309. Dies bezieht sich auf jene Menschen, die den Islam verleugneten, als sie spürten, dass sie die Schwierigkeiten des rechten Weges nicht ertragen konnten. Sie schlossen sich wieder den Kafirs an. (Maududi)

Sie sind die eigentlichen Verlierer, weil sie am Ende zu keinem anderen Ort gelangen, als dem Feuer.

(Al-Dschalalain)

 

 

110. Doch wahrlich, dein Herr wird gegen die, die ausgewandert sind, nachdem sie (schweren) Prüfungen ausgesetzt waren,310 und die sich dann mit aller Kraft (für Seine Sache) einsetzten und dabei Standhaftigkeit zeigten,311 fürwahr, Dein Herr wird nach all dem gewiss verzeihend (und) barmherzig sein.312

 

310. Meiner Ansicht nach bezieht sich der Ajach auf Menschen, die zunächst Götzendiener gewesen waren, sich dann aber dem Islam anschlossen, Verfolgung und Exil ertrugen und für Allahs Sache mit Ausdauer und Standhaftigkeit kämpften. Ihre Vergangenheit sollte vergeben und vergessen sein. Menschen wie Halid ihn Walid zählten zu den bekanntesten Helden des Islam. In diesem Fall stammt dieser Ajach aus Medina, wenn auch die Surach an sich in Mekka offenbart wurde. Einige Kommentatoren lesen “fatanuu“ im Aktiv statt “futinuu“ im Passiv und übersetzen dann: „nachdem sie (den Muslimen) Schwierigkeiten und Verfolgung zugefügt haben". (Juusuf `Allii)

Nachdem man versucht hatte sie zu zwingen, den Islam zu verleugnen. (Darjabadi)

 

311. Das heißt: sich für den Islam eingesetzt haben. (Darjabadi)

Dies bezieht sich auf die Mu`mins, die nach Abessinien auswanderten. (Maududi)

 

312. Er wird ihnen vergeben und ihren Rang im zukünftigen Leben erhöhen. (Darjabadi)

Diese gehörten zu den schwächsten Arabern, die durch das ihnen von den Götzendienern zugefügte Leid vom Islam abgebracht worden waren. Doch als sie die Chance bekamen auszuwandern, nützten sie sie. Ihr Iman festigte sich, und sie kämpften für die Sache Allahs. Sie bewiesen auch Standhaftigkeit in ihrer Bemühung, zu Allah aufzurufen. Somit verkündete ihnen Allah, dass er ihnen Seine Vergebung und Barmherzigkeit zukommen lassen wird. (Qutb)

Dies ist eine andere Gruppe, die von den eigenen Leuten verächtlich und gering geschätzt worden waren und sich zuerst in ihr Schicksal gefügt hatten. Als sie sich befreien konnten, ließen sie alles zurück, was ihnen lieb und teuer war und trachteten nur danach, Allahs Zufriedenheit zu erlangen. Sie schlossen sich den anderen Mu’mins an, kämpften mit ihnen gegen ihre Feinde und ertrugen alles mit Geduld. So dann vergab Allah ihnen ihre anfängliche Verfehlung, als sie sich nicht gegen ihre Erniedrigung wehrten. (ibn Kasir)

 

 

Abschnitt 15

 

111. Der Tag (wird kommen), an dem jeder nur sich selbst sucht,313 und jedem wird das zurückerstattet werden, was er gewirkt hat, und kein Unrecht soll ihnen zugefügt werden.314

 

313. Wenn die Abrechnung kommt, wird jede Seele persönlich zur Rechenschaft gezogen. Kein anderer kann ihr helfen. Volle Gerechtigkeit geschieht, und alle scheinbaren Ungleichheiten dieser Welt werden ausgeglichen. (Juusuf 'Allii)

Jeder befasst sich allein mit seinen eigenen Angelegenheiten und kümmert sich nicht um andere. (Qutb)

 

314. Gutes wird voll belohnt und noch darüber hinaus, und Böses wird entsprechend seinem Schaden bestraft oder sogar weniger. (Darjabadi)

 

 

112. Und Allah prägt das Gleichnis315 von einer Stadt,316 in der Sicherheit und Ruhe (und Frieden) herrschten317 und zu der ihre Versorgung in reichlichem Maß von überallher kam.318 Doch als sie den Wohltaten Allahs mit Undank begegnete, gab Allah ihr das Gewand319 des Hungers und der Furcht zu kosten320 wegen dessen, was sie zu treiben pflegte.321

 

315. Als Lehre für jede Stadt und jedes Volk, das die gleichen Merkmale aufweist wie die hier angeführten.

(Safwat Al-Bajaan)

Ein Gleichnis, das vor den Folgen des Unglaubens warnen soll. (Darjabadi)

 

316. Dies kann sich auf jede Stadt oder Bevölkerung in alter oder moderner Zeit beziehen, die Sicherheit und Allahs Segen bekommen hat, die sich aber gegen Allahs Gesetz auflehnt und dafür bestraft wird, noch mitten in ihrer Lasterhaftigkeit. Einige Kommentatoren sehen hier eine Bezugnahme auf die Stadt Mekka, als sie noch unter der Herrschaft der Götzendiener stand. (Juusuf 'Allii)

 

317. Aus diesem Grund sollte sie Allah gegenüber noch eher dankbar und gehorsam gewesen sein. (Darjabadi)

 

318. Ein Zustand, der mit dem von Mekka zu vergleichen ist. Dort hatte Allah das „Haus Allahs" bauen lassen und die Stadt zu einer heiligen und unverletzlichen Stätte gemacht, in der niemand verfolgt werden durfte, nicht einmal ein Mörder. Die Menschen dort erfreuten sich ihrer Sicherheit und erwarben reichlichen Lebensunterhalt, obgleich sie ein Tal bewohnten, das vollkommen unfruchtbar war. Schließlich schickte Allah ihnen sogar den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, einen Menschen aus ihrer Mitte, den sie als aufrichtig und vertrauenswürdig kannten und der eine Barmherzigkeit für sie und die ganze Welt sein sollte. Der Islam war der Diin Ibrahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, der das „Haus Allahs" erbaut hatte. Wie ungerecht waren sie doch, als sie diesen Propheten zum Lügner erklärten, ihm Fälschungen vorwarfen und ihn verfolgten! Hier werden sie an das Beispiel früherer Städte gemahnt. (Qutb)

 

319. „Das Gewand (Libaas)". Dieses Wort wird im klassischen Arabisch gebraucht, um das äußerste Maß an Unheil zu umschreiben, das „den Menschen wie ein Gewand einhüllt". (Asad)

 

320. Hier gibt es eine zweifache Metapher:

1. den Geschmack von Hunger und Furcht nach all der Fülle und Sicherheit, die sie genossen haben; und

2. die völlige Umhüllung der Stadt - wie mit einem Gewand - mit diesen beiden. Wenn sich dies auf Mekka bezieht, kurz bevor die Muslime die Stadt einnahmen, bezieht sich „Hunger" auf eine siebenjährige Hungersnot, die dort geherrscht hatte, und auf die ständige Furcht der Götzendiener, dass ihre Tage gezählt waren. Friede und Wohlstand wurden wiederhergestellt, nachdem der Prophet Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, die Stadt zurück gewonnen hatte. (Juusuf 'Allii)

 

321. Dieses Gleichnis soll aufzeigen, wie absichtliche Undankbarkeit gegenüber den vielfältigen Segnungen, die Allah den Menschen schenkt - mit anderen Worten: eine absichtliche Weigerung, Seiner Rechtleitung zu folgen - auf lange Sicht und im Zusammenhang mit einem komplexen Gesellschaftsleben zwangsläufig schlimme Folgen hat, nicht nur im zukünftigen Leben, sondern auch in dieser Welt. Keine Gesellschaft kann nämlich erwarten, in Wohlstand und Frieden zu leben, wenn sie sich nicht an den ethischen und sozialen Normen orientiert, die mit der Vorstellung vom „Bund Allahs mit den Menschen" verbunden sind. (Asad)

 

113. Und fürwahr, gekommen ist zu ihnen322 ein Gesandter aus ihren Reihen,323 doch sie erklärten ihn zum Lügner. Da erfasste sie die Strafe, während sie unrecht taten.324

 

322. Zu den Mekkanern, um sie von ihren götzendienerischen Handlungen abzubringen. (Darjabadi)

 

323. So dass sie seine Lebensgeschichte ganz genau kannten und sich von seiner Integrität und Aufrichtigkeit überzeugen konnten. (Darjabadi)

 

324. Auch hier wird die Stadt nicht besonders genannt; nach einer Aussage von ibn 'Abbaas muss es sich um Mekka handeln. (Maududi)

Anstatt sich der Gaben Allahs dankbar zu erweisen, bezichtigten sie Seinen Gesandten nur aus Starrsinn und Neid der Lüge. (Al-Muntahab)

 

 

114. So esst von dem, womit Allah euch versorgt hat - was erlaubt und gut ist,325 und seid dankbar für die Gnade Allahs, falls ihr nur Ihn allein verehrt.326

 

325. Nun macht es nicht wie jene Götzendiener, die sich undankbar gegenüber Allahs Gaben zeigten, und wendet euch Allah in Dankbarkeit zu. (Al-Muntahab)

Undankbarkeit für Allahs Versorgung (im materiellen wie im geistigen Sinne) kann sich auf verschiedene Weise äußern, beispielsweise

1. indem man vergisst oder versäumt, den wahren Ursprung der Fülle, nämlich Allah, anzuerkennen;

2. indem man die Fülle missbraucht, durch Übertreibung und Verschwendung erlaubter Dinge, oder indem man sich weigert, sie mit anderen Geschöpfen Allahs zu teilen, wenn sie in Not sind; oder

3. indem man Allah Tabus zuschreibt, die man selbst aus bestimmten Gründen aufgestellt hat. (Juusuf `Allii)

Möglicherweise wurde diese Surach offenbart, als die siebenjährige Hungersnot vorüber war. (Maududi)

 

326. Falls euer Iman an Allah stark ist. (Safwat Al-Tafaasir)

Dies richtet sich an die kafir Araber, die ja auch für sich in Anspruch nahmen, Allah zu dienen. (Darjabadi)

Dieser Aufruf zur Dankbarkeit bildet die Verbindung zwischen diesem Abschnitt und der vorangegangenen Parabel von der undankbaren Stadt und damit mit dem Einleitungsabschnitt (Ajachs 1-15) dieser Surach. (Asad)

Prüfstein für die Verehrung Allahs ist hier die Einhaltung des Erlaubten und Verbotenen. Wer Allah dient, isst, was erlaubt und rein ist und ist dankbar dafür, während er von allem Unerlaubten und Unreinen Abstand hält. (Maududi)

 


115. Nichts anderes hat Er euch verboten, außer327 (den Genuss von) verendeten Tieren und Blut und Schweinefleisch und dem, worüber etwas anderes als Allah angerufen worden ist.328 Wer aber gezwungen ist,329 ohne es zu wollen und ohne das Maß zu überschreiten,330 so ist Allah wahrlich verzeihend, barmherzig.331

 

327. Das bedeutet nicht nur ein Tier, das eines natürlichen Todes gestorben ist, sondern auch eines, das nicht entsprechend dem Gesetz der Scharia geschlachtet wurde. (Siddiqi)

Fische und dergleichen sind erlaubt, auch wenn sie nicht eigens unter Aussprechung des Namens Allahs rituell geschlachtet wurden; allerdings bezieht sich auch diese Ausnahme keinesfalls auf verendete Fische. (Juusuf 'Allii)

Vergleiche auch Surach; 5:4-5; 6:121 und 6:138-146 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

 

328. Verboten ist entweder das, was dem Körper schadet, wie Aas, Blut und Schweinefleisch, oder der Seele und dem Iman, wie dieses, das den Augenmerk des Schlachters auf ein anderes Wesen richtet, als Allah. (Qutb)

 

329. Der Islam soll den Muslim Erleichterung bringen und keine Erschwernis. Wenn jemand Tod oder Krankheit befürchtet, dann darf er von diesen Speisen soviel zu sich nehmen, wie nötig ist, um den Schaden von ihm abzuwenden. Natürlich darf er damit nicht beabsichtigen, das Gebot zu umgehen oder das notwendige Maß zu überschreiten. (Qutb)

 

330. Nicht weil er Geschmack am Unerlaubten findet, und ohne das Maß zu überschreiten. (Darjabadi)

 

331. Diese beiden Ajachs sind fast identisch mit Surach 2:172-173 und sollten deshalb in Verbindung mit dem ganzen Abschnitt dort, nämlich Surach 2:169-173, gelesen werden. (Asad)

 

 

116. Und sagt nicht von dem, was eure Zungen lügnerisch behaupten:332 „Dies ist erlaubt und dies ist verboten," so dass ihr eine Lüge gegen Allah erdichtet.333 Wahrlich, diejenigen, die eine Lüge gegen Allah erdichten, werden niemals erfolgreich sein.334

 

332. Die Menschen neigen dazu, sich selbst aus Aberglauben oder oft aus egoistischen Gründen Tabus zu schaffen und diese im Namen des Islam durchzusetzen. Nichts kann ablehnungswürdiger sein. (Juusuf `Allii)

 

333. Dies ist die Verordnung Allahs bezüglich erlaubter und verbotener Speisen. Handelt nicht zuwider, indem ihr den Wahnvorstellungen der Götzendiener folgt. Verbietet nicht lügnerisch etwas, was Allah erlaubt hat. (Qutb)

Niemand außer Allah hat das Recht, Dinge für erlaubt oder verboten zu erklären. Das Recht der Gesetzgebung liegt ausschließlich bei Ihm. Jeder, der von sich aus darüber Entscheidungen trifft, überschreitet seinen Rahmen. Selbstverständlich kann ein Mensch, der das Gesetz Allahs als endgültige Autorität anerkennt, von diesem herleiten, ob eine bestimmte Sache oder Handlung erlaubt ist oder nicht. (Maududi)

 

334. Der Mensch wagt es, ohne Allahs Ermächtigung etwas vorzuschreiben, was Er nicht in Seinem offenbarten Gesetz bestimmt hat. Dennoch erwartet er nach alldem, in dieser Welt oder bei Allah Heil zu finden. (Qutb)

 

 

117. Darin ist nur geringer Gewinn, doch ihnen wird (dereinst) schmerzliche Strafe zuteil.335

 

335. Wer gegen Allah eine Lüge erfindet, dem wird nur ein geringer Gewinn in dieser Welt zuteil. Doch hernach folgt eine schmerzliche Strafe, Misserfolg und Niedergang. (Qutb)

 

 

118. Und denen, die Juden sind, haben Wir nur das verboten, wovon Wir dir bereits vordem berichtet haben.336 Und nicht Wir haben ihnen unrecht getan,337 sondern sie pflegten sich selbst unrecht zu tun.338

 

336. Vergleiche Surach 6:146 und die entsprechende Fußnote. Zusätzliche Verbote waren für sie eine Strafe für die Verhärtung ihrer Herzen, keine Gunst. (Juusuf `Allii)

Die Konjunktion „und" am Anfang dieser Surach stellt eine Verbindung zu den Geboten in Ajach 114 her. Dies soll bedeuten, dass keines der wirklich guten und bekömmlichen Dinge dem Muslim verboten sind, und dass die zahlreichen Speisevorschriften und Restriktionen der Juden nur diesen auferlegt wurden, als Strafe für ihre ständigen Vergehen. Vergleiche auch Surach 3:93. (Asad)

In diesem Abschnitt werden die Einwände beantwortet, die die Kafirs gegen die in Surach 10:114-117 genannten Gebote vorbrachten. Sie warfen dem Propheten Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, vor, seine Lehre enthalte Widersprüche zu den jüdischen Speise- und Sabbatgeboten und könnte deswegen nicht vom selben Ursprung stammen. (Maududi)

 

337. Mit diesem Verbot, denn sie selbst haben es erwirkt. (Qutb)

 

338. Durch ihren ständigen Widerstand gegen den Gesandten Allahs. Auf diese Weise wurden ihnen Dinge verboten, die an sich indifferent sind, als Strafe für ihre dauernde Rebellion. (Darjabadi)

 

 

119. Doch339 wahrlich, dein Herr wird denen, die aus Unwissenheit Übles tun, hernach aber reuevoll umkehren und sich bessern - fürwahr, denen wird dein Herr nach all dem gewiss verzeihend (und) barmherzig sein.340

 

339. “Tumma“: Wörtlich „danach", „dann", bedeutet hier eher „doch" oder „und wiederum". (Asad)

Nach all den Drohungen Allahs an die Adresse derjenigen, die Schändlichkeiten begingen, die Seine Botschaft und die Auferstehung ablehnten und leugneten, dass der Qur’an Allahs Wort ist, die das Verbotene erlaubten, doch das Erlaubte verboten, erklärt Er hier, dass ihnen vergeben und ihre Reue angenommen werden wird, wenn sie sich nur dazu entschließen würden. (Safwat Al-Bajaan)

 

340. Vergleiche oben Ajach 110 und die entsprechende Fußnote. Die Ähnlichkeit der Ausdrucksweise rundet auch das Argument ab wie der Refrain in der Poesie. Was nun in dieser Surach noch folgt, ist eine Ermahnung zum rechten Verhalten. (Juusuf `Allii)

 

 

Abschnitt 16

 

120. Wahrlich, Ibrahiim war ein Vorbild,341 Allah demütig ergeben und mu’min,342 und er war keiner derjenigen, die Allah Götzen an die Seite stellten.343

 

341. In Zusammenhang mit den Verboten, die Allah den Juden spezifisch auferlegt hatte und der Behauptung der kafir Quraischs, Ibrahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Diin zu befolgen, indem sie sich Sachen verbieten, die sie aber ihren Götzen opfern, wendet sich der Text der Geschichte Ibrahiims, zu. Er stellt eine Verbindung zwischen seinen Diin und der des Propheten Muchammad - Gottes Friede mit ihnen beiden - her. (Qutb)

Ummach: Modell, Muster, Vorbild. Der Gedanke ist aber auch, dass er eine Ummach (Gemeinschaft) in sich selbst war, indem er allein seiner zeitgenössischen Welt gegenüberstand. (Juusuf `Allii)

„Ibrahiim vereinigte in sich alle Tugenden". Dies ist meiner Ansicht nach die angemessenste Übersetzung für den Begriff Ummach in diesem Zusammenhang. Dass Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hier erwähnt wird, ist eine feine Anspielung auf Ajach 118, wo von den Juden die Rede ist. Diese bezeichnen sich nämlich als „auserwähltes Volk" aufgrund ihrer Abstammung von Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm,, während der Qur’an jeden Sonderstatus aufgrund der Abstammung ablehnt. Darüber hinaus wird an verschiedenen Stellen gesagt, dass dieser Ahnherr der Hebräer - und übrigens auch der Araber - eine Personifizierung all dessen war, was gut und aufrichtig ist, so dass „Allah ihn mit Seiner Liebe auszeichnete" (Surach 4:125), während seine jüdischen Nachfahren immer zur Rebellion gegen Allah neigten und damit „gegen sich selbst ungerecht handelten". (Asad)

Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war eine Gemeinschaft in sich selbst. Denn zu seiner Zeit war er der einzige Muslim in der ganzen Welt, der die Sache des Islam aufrechterhielt, als alle anderen kafir waren. Da dieser Diener Allahs einen Auftrag erfüllte, der gewöhnlich einer ganzen Gemeinschaft zukam, war er nicht nur eine Person, sondern eine Institution in sich selbst. (Maududi)

 

342. Der Qur’an beschreibt Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, als Vorbild an Rechtleitung, Gehorsam, Dankbarkeit und Demut gegenüber Allah. Hier wird er mit dem Begriff „Ummach" bezeichnet, was zum einen bedeuten könnte, dass er einer ganzen Gemeinschaft gleicht, mit all dem, was sie besitzt an Gutem, Gehorsam und Segen. Der Begriff beinhaltet auch, dass er ein Imam (im Sinne von Vorbild) zum Guten war. Beide Bedeutungen werden in der Qur’ankommentarliteratur erwähnt. Sie sind auch beinahe gleichbedeutend, denn ein Imam, der zum Guten leitet, ist geistiger Führer der Ummach (Gemeinschaft) und ihm wird sein Lohn zuteil und der Lohn derer, die er rechtgeleitet hat. Seine Taten und sein Lohn also gleichen dem einer ganzen Gemeinschaft. (Qutb)

Hanif: Allahs Willen aufrichtig gehorsam und sich von allem Falschen abwendend. (Asad)

 

343. Die Botschaft von der Einheit Allahs  war zu allen Zeiten der Grundstein geistiger Wahrheit gewesen. In dieser Hinsicht ist Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, das Vorbild für ganz Westasien und seine geistigen Nachfahren überall in der Welt. Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, lebte in einem Volk, das Sterne anbetete und die Botschaft der Einheit vergessen hatte. Er befand sich unter ihnen, war aber keiner von ihnen. Er hatte Verfolgung zu erleiden, verließ seine Heimat und seine Familie und ließ sich in Kanaan nieder. (Juusuf `Allii)

Deshalb sollten die Götzendiener sich nicht an ihn heften oder sich ihm zugehörig fühlen. (Qutb)

 

 

121. Er war dankbar für Seine Gnade. So erwählte Er ihn und leitete ihn auf den geraden Weg.344

 

344. Vergleiche auch Surach 3:33; 2:130; 6:87 und 19:58. (Anm. d. Übers.)


 

122. Und Wir gaben ihm im Diesseits Gutes, und im Jenseits wird er unter den Gerechten sein.345

 

345. Vergleiche auch Surach 2:130. (Juusuf `Allii)

 

 

123. Dir aber346 offenbarten Wir, dass du347 dem Bekenntnis Ibrahiims folgen sollst, der mu’min war und nicht zu den Götzendienern gehörte.348

 

346. Wörtlich: „danach" oder „dann". Da der Partikel hier aber offensichtlich auf den Höhepunkt der Offenbarung im Qur’an hinweisen soll, übersetze ich: „und schließlich". (Asad)

 

347. Damit ist der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, angesprochen. (Darjabadi)

 

348. Um die Verbindung zu dem Diin der Einheit Allahs, die zuvor unterbrochen wurde, wieder herzustellen. (Qutb)

Dies vervollständigt die Antwort auf die Einwände der Kafirs (vergleiche Fußnote 336 oben):

1. Es gibt keinen Widerspruch in Allahs Gesetz, wie ihr es anzunehmen scheint. Wenn den Juden aufgrund ihres Ungehorsams einige Dinge verboten wurden, besteht kein Grund, dass auch andere darauf verzichten sollten.

2. Der Prophet Muchammad - Friede sei mit ihm - wurde aufgefordert, Ibrahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Weg zu folgen und nicht dem der Juden. Sie selbst wussten sehr wohl, dass diese Dinge in Ibrahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Gesetz nicht verboten waren. Der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und seine Anhänger waren die einzigen wahren Nachfolger Ibrahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm,, denn keine Spur von Götzendienst war in ihrem Diin zu finden. (Maududi)

 

 

124. Was den Sabbat349 betrifft, so wurde (er) nur denen auferlegt, die darin uneins waren.350 Doch dein Herr wird am Tag der Auferstehung gewiss zwischen ihnen entscheiden, worin sie uneins zu sein pflegten.351

 

349. Wenn Ibrahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Weg der rechte Weg war, dann kamen die Juden mit der Herausforderung: „Warum hälst du dann nicht den Sabbat?" Die Antwort ist zweifach.

1. Der Sabbat hat nichts mit Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu tun. Er wurde mit dem Gesetz Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, eingeführt, und zwar aufgrund der Hartherzigkeit Israels (vergleiche auch Surach 2:74), denn die Kinder Israels stritten immer wieder mit Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm (Surach 2:108).

2. Was war der wirkliche Sabbattag? Die Juden feiern den Samstag. Die Christen, die auch an das Alte Testament als offenbartes Buch glauben, feiern den Sonntag, bis auf eine Sekte unter ihnen, die Sieben-Tage-Adventisten, die davon abweichen und den Samstag feiern. So besteht unter den Schriftbesitzern Uneinigkeit. Sie sollen nur unter sich disputieren. Ihre Uneinigkeit wird bis zum Jüngsten Tag nicht gelöst werden. Inzwischen sind die Muslime nicht an solch strenge Restriktionen gebunden. Sicher gibt es auch bei ihnen den Freitag als Tag des gemeinsamen Gebets, aber der ist in keiner Weise mit dem jüdischen Sabbat zu vergleichen. (Juusuf `Allii)

 

350. Für diejenigen, die (bezüglich seiner Einhaltung) uneinig waren. (Juusuf `Allii)

Die bezüglich Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, uneinig waren. Dies bedeutet, dass die Mehrheit der Juden vom wahren Weg Ibrahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, abgewichen ist („andere Ansichten über ihn hatten"), indem sie zu der Vorstellung gelangten, sie seien „das auserwählte Volk" einfach aufgrund ihrer physischen Abstammung von Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm,: ein Anspruch, der offensichtlich jedem Prinzip zuwiderläuft. Wie der Qur’an verschiedentlich betont, wurde diese geistige Arroganz dadurch bestraft, dass Allah den Kindern Israels - und nur ihnen - strenge Restriktionen und Rituale auferlegte, zu denen auch das Gebot gehörte, am Sabbat keinerlei Arbeit zu tun oder sogar Geld anzufassen. In seiner weitesten Bedeutung soll dieser Abschnitt die Tatsache betonen, dass alle von Allah eingesetzten Rituale nur Mittel sind, um eine geistige Disziplin zu erlangen, niemals aber ein Ziel in sich selbst darstellen. (Asad)

Vergleiche auch die Stellen in der Bibel, in denen das Sabbatgebot erwähnt wird, nämlich Exodus 20:8-11; 23:12-13; 31:1-17; 35:23 und Numeri 15:32-36. Außerdem werden auch Sabbatverletzungen erwähnt: siehe Jeremia 17:21-27 und Hesekiel 10:18-24. (Maududi)

Es besteht kein Zweifel darin, dass Allah für jede Gemeinschaft einen Tag einsetzte, zu dem sie sich versammeln, um Allah zu ehren. So wurde der Freitag als der sechste Tag, an dem die Schöpfung ihre Vollendung fand für den Islam gesetzt. Und es wird gesagt, dass Allah ihn auch den Kindern Israels, durch Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Worte benannt hatte. Doch sie wählten für sich den Samstag als den Tag, der der Vollendung der Schöpfung folgte. Daraufhin machte ihn Allah ihnen zur Pflicht, bis Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, den Sonntag dafür nahm, wie es von manchen überliefert wird. (Ibn Kasir)

 

351. Vergleiche Surach 2:113. (Juusuf `Allii)

Allah wird entscheiden zwischen denen, die sich darauf berufen, Allahs auserwähltes Volk und damit zum Heil bestimmt zu sein, und denen, die an die individuelle Verantwortlichkeit vor Allah den Iman verinnerlicht haben. Damit kehrt das Thema zum Bewusstsein der Anwesenheit Allahs und der rechtschaffenen Lebensführung zurück. (Asad)

 

 

125. Rufe auf zum Pfad deines Herrn352 mit Weisheit und schöner Ermahnung353 und führe Streitgespräche mit ihnen auf beste Art und Weise.354 Dein Herr weiß am besten, wer von Seinem Pfad abgeirrt ist, und Er weiß ebenso, wer sich leiten lässt355

 

352. Zum Iman an Ihn. (Al-Dschalalain)

Mit Argumenten, die ihre Vernunft ansprechen. (Darjabadi)

 

353. Mit überzeugenden Methoden, die die emotionale Seite ihres Wesens ansprechen. (Darjabadi)

Durch den Qur’an und seine Ermahnungen. (Al-Dschalalain)

Diese Anweisung ist sehr wichtig für alle, die mit der Verkündigung des Islam befasst sind. „Weisheit" verlangt, dass man die Intelligenz, Verständnisfähigkeit und die äußeren Umstände mitberücksichtigt. „Schöne Ermahnung" bedeutet zweierlei.

1. Man sollte sich nicht nur mit überzeugenden Argumenten begnügen, sondern auch die Gefühle ansprechen und versuchen, die Liebe des Angesprochenen zu den islamischen Grundsätzen zu erwecken.

2. Die Ermahnungen sollen auf eine Weise ausgesprochen werden, dass der Angesprochene die Fürsorge für ihn spürt. Niemals sollte man auf ihn herabsehen oder sich überlegen fühlen. (Maududi)

 

354. In diesem wunderbaren Abschnitt werden Grundsätze der Verkündung niedergelegt. die für alle Zeit gültig sind. Wo aber sind die Lehrer mit solchen Qualifikationen? Wir sollen alle zu Allahs Weg aufrufen und Seinen allumfassenden Willen verkünden. Dies sollen wir mit Weisheit und Rücksicht tun, indem wir auf die Menschen eingehen und sie mit Beispielen aus ihrem eigenen Erfahrungsbereich überzeugen, ob dieser nun nah oder weit ist. Unsere Verkündigung darf nicht dogmatisch, selbstherrlich oder offensiv sein, sondern sanft, rücksichtsvoll und so. dass sie ihre Aufmerksamkeit nach sich zieht, so dass der Zuhörer erkennt, dass wir aus Liebe zu Allah und aus Liebe zu unseren Mitmenschen handeln. (Juusuf `Allii)

Vergleiche Surach 29:46. Die Betonung auf Freundlichkeit und Taktgefühl und damit auf dem Gebrauch der Vernunft in religiösen Diskussionen mit Anhängern anderer Glaubensrichtungen stimmt völlig mit der Forderung überein: ..Es gibt keinen Zwang im Diin (Surach 2:256)". (Asad)

Dies bedeutet, dass man sich von Polemik und Zankereien fernhalten soll. Wer auf die beste Weise mit Menschen diskutiert, greift nicht zu Anschuldigungen, krummen Argumenten oder Sticheleien, um sich selbst als überlegen hinzustellen. Solches Verhalten ruft nämlich eher Ablehnung hervor. Im Gegensatz dazu soll man seine Mitmenschen in einfacher und demütiger Weise überzeugen und nicht darauf eingehen, wenn der andere polemisch wird. (Maududi)

 

355. Um denjenigen, der zu Allah aufruft, in seinem Eifer und Überschwänglichkeit zu zähmen, weist der Qur’an darauf hin, dass Allah Derjenige ist, Der weiß, wer irregeht und wer rechtgeleitet ist. Wenn man dies begreift, so sieht man von Rechthaberei ab und wendet nur eine deutliche Darlegung an. Was danach folgt ist allein Gottes Sache. (Qutb)

Vielleicht stellt sich dem Verkünder gelegentlich die Frage: „Was nützt es, diese Menschen zu lehren? Sie haben sich entschieden oder sind hartnäckig oder wollen mich nur festnageln." Solchen Gedanken sollte er nicht nachgeben. Wer weiß, wie der Samen Allahs keimt? Dem Menschen steht es nicht zu, nach Ergebnissen Ausschau zu halten. Allah allein kennt die innersten Gedanken der Menschen. (Juusuf `Allii)

 

 

126. Und wenn ihr jemanden bestraft, so in derselben Weise, wie an euch Unrecht getan worden ist.356 Wollt ihr jedoch darauf verzichten, so ist es wahrlich das Beste für die, die sich geduldig zeigen.357

 

356. Den Islam zu verteidigen, unter Berücksichtigung von Mäßigung und Gerechtigkeit, bewahrt ihr Ansehen und Hochachtung. Eine missachteter Islam kann niemandem anziehend erscheinen. (Qutb)

Wörtlich: „vergeltet (oder antwortet) mit demselben, womit ihr getroffen worden seid." Damit werden die Mu’mins ermahnt, Selbstbeherrschung zu üben, wenn sie mit Menschen anderer Überzeugung argumentieren, und niemals gegen Zurückhaltung und intellektuelle Gleichheit zu verstoßen. Obwohl Vergeltung erlaubt ist, wenn das eigene Selbstwertgefühl von einem Gegner verletzt wird, wird aus dem folgenden deutlich, dass es moralisch vorzuziehen ist, darauf zu verzichten und den Angriff geduldig zu ertragen. (Asad)

 

357. In diesem Zusammenhang bezieht sich dieser Abschnitt auf Kontroversen und Diskussionen, aber die Worte sind weit genug gefasst, um alle menschlichen Auseinandersetzungen und Kämpfe zu umfassen. Bei strengster Gleichheit ist niemand berechtigt, einen stärkeren Schlag zu geben als er erhalten hat. Wer jedoch höhere geistige Normen einhält, der tut nicht einmal das. Er hält sich zurück und übt Geduld. Damit niemand denkt, eine solche Zurückhaltung könnte dem Gegner nur einen Vorteil einräumen, wird hier erklärt, dass das Gegenteil der Fall ist. Der Vorteil liegt bei denen, die geduldig, beherrscht und zurückhaltend sind und nicht ihre eigenen

Verhaltensgrundsätze vergessen. (Juusuf `Allii)

Obwohl hier das Prinzip der Widervergeltung festgesetzt wird, ruft der Qur’an zu Vergebung und Langmut auf, auch dann, wenn die Muslime aus der Position der Stärke heraus operieren können, auch in den Fällen, bei denen Vergebung und Geduld tiefe Spuren hinterlassen oder aber wenn es bei der Verbreitung des Islams nützlicher sein könnte. (Qutb)

Widervergeltung ist erlaubt, doch Vergebung ist besser. (Safwat Al-Tafaasir)

 

 

127. Und sei geduldig!358 Deine Geduld ist fürwahr von niemand anderem als Allah.359 Und sei nicht traurig ihretwegen und betrübe dich nicht wegen der Pläne, die sie schmieden.360

 

358. Der Aufforderung in Geduld zu verharren, wird hier noch mehr Nachdruck verliehen. Gerade weil Geduld sehr viel Selbstbeherrschung und Bekämpfung der Erregung erfordert, verbindet der Qur’an sie mit Allah und preist ihren Ausgang. (Qutb)

Im vorigen Ajach wurden die Verhaltensgrundsätze bei Auseinandersetzungen für alle Muslime niedergelegt. Dort wurde Geduld empfohlen. In diesem Ajach ist ein Gebot direkt an den Propheten Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gerichtet: „Sei geduldig!" Es ist ein Gebot; seine Normen als großer Lehrer sind viel höher angesetzt, und er praktizierte sie zu seinen Lebzeiten. Seine Geduld und Selbstbeherrschung bewiesen sich auch unter äußerster Provokation. In seiner menschlichen Weisheit mochte es ihm vielleicht manchmal fragwürdig erschienen sein, ob Geduld und Zurückhaltung nicht menschliche Schwächen seien: er musste sowohl sein Volk als auch sich selbst gegen die Verfolgungen des Feindes verteidigen. Hier wird ihm mitgeteilt, dass solche Befürchtungen grundlos sind. Geduld (und Standhaftigkeit) unter solchen Umständen stimmte mit Allahs eigenem Gebot überein. Auch sollte er nicht darum trauern, dass sie Allahs Botschaft verwarfen: der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, tat seine Pflicht, indem er sie offen verkündete. (Juusuf `Allii)

 

359. Die Geduld kommt allein von Allah - das heißt sie darf niemals zu einer Quelle geistiger Arroganz und falscher Selbstgerechtigkeit werden. (Asad)

Geduld erlangt man nur mit Allahs Wille, Hilfe und Rechtleitung. (ibn Kasir)

Den Rat ergeht hier an den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nd an jeden, der zu Allah aufruft, sich nicht von Trauer überwältigen zu lassen, wenn er die Menschen sieht, wie sie der Rechtleitung fern bleiben. Ihm obliegt es nur, seine Aufgabe zu erfüllen - und sonst nichts. (Qutb)

 

360. Gegen den Islam und die Muslime. (Darjabadi)

Indem sie gegen Allahs Botschaft falsche und irrelevante Argumente erfinden. (Asad)

Denn Allah ist dein Helfer, Beschützer und Befürworter. (ibn Kasir)


 

128. Denn Allah ist wahrlich mit denen,361 die mutaqi sind und mit denen, die Gutes tun.362

 

361. Die Surach endet mit dem höchsten Trost, den die Rechtschaffenen erhalten können: der Versicherung, dass Allah bei ihnen ist. Eine zweifache Qualifikation ist mit dieser Ehre verbunden:

1. dass sie nicht menschlicher Leidenschaft, Zorn oder Ungeduld nachgeben; und

2. dass sie weiterhin standhaft allen in ihrer Umgebung Gutes tun. Die Gegenwart Allahs in diesem Sinne zu erreichen ist das höchste Ziel des Menschen. (Juusuf `Allii)

 

362. Allah ist mit denen, die Ihn fürchten. Denn sie halten sich sorgfältig von allem Bösen fern und behalten stets ihre rechtschaffene Haltung, denn sie wissen, dass ihre Handlungen nicht durch das Böse bestimmt werden, das andere ihnen antun, sondern durch ihren eigenen Gerechtigkeitssinn. So vergelten sie auch Böses mit Gutem. (Maududi)