Der Tafsir von
Teil 14
Surach 15 „Das
Felsengebirge“ Ajach 2 – Surach 16 „Die
Biene“ Ajach 128
2. Oftmals4 werden jene Kafirs
wünschen,
sie wären Muslime gewesen.5
4. Immer wieder, dass heißt
jedesmal, wenn sie einer neuen Strafe gegenüberstehen. (Darjabadi)
In dem Wort “rubamaa“ -
mögen vielleicht, möglicherweise - liegt eine verborgene Drohung und indirekte
Verspottung. (Qutb)
5. Am Tage des Gerichts,
wenn sie die Lage der Muslime mit der ihrigen vergleichen.
(Al-Dschalalain)
Entweder wird sich der Kafir dies wünschen, wenn er
in den letzten Zügen liegt oder aber erst am Tage des Gerichtes. (ibn Kasir)
Für ein Volk, das nicht an die Zeichen des Buches den
Iman verinnerlicht und Allahs Offenbarung für Lüge erklärt, wird eines Tages
die Zeit kommen, wo es sich wünscht, anders gehandelt, das heißt Islam
praktiziert zu haben. Dann jedoch wird ihm dieser
Wunsch und dieses Leid nichts mehr nützen. (Qutb)
Die Zeit muss unweigerlich kommen, wenn alle, die
sich vom Falschen betrügen lassen oder absichtlich Allahs Gesetz brechen, sich
in einer furchtbaren Situation wieder finden. Sie werden dann sehnsüchtig immer
wieder wünschen, sie hätten Allahs Willen zu erfüllen versucht und wären im
Licht der Wahrheit gewandelt. Dieser Zeitpunkt mag früher kommen oder später,
in diesem Leben oder nach dem Tod oder am Tag des Gerichts, aber er kommt auf
jeden Fall. In seinem eigenen höchsten Interesse muss der Mensch sich der
Wahrheit öffnen, bevor es zur Umkehr zu spät ist. (Juusuf `All)
Da diese Offenbarung, das heißt der Qur’an, in sich selbst klar ist und klar die Wahrheit
zeigt, haben diejenigen, die ihn jetzt ablehnen, am Tag der Auferstehung keine
Entschuldigung. Wie auch an anderen Stellen im Qur’an
weist die Vergangenheit in dem Ausdruck “alladina kafaru“ (wörtlich: „diejenigen, die kafir waren") auf
ihre bewusste Absicht hin. (Asad)
3. Lass sie (nur machen)6.
Mögen sie genießen7 und sich vergnügen und sich von leeren
Hoffnungen ablenken lassen.8 Doch dereinst werden sie wissen!9
6. Der Prophet wird hier
aufgefordert, sich nicht über ihr Schicksal zu grämen. (Darjabadi)
7. Wörtlich „essen“.
Vergleiche auch Surach 5:69 und Fußnote 238. (Juusuf 'Allii)
Lass die Kafirs, O Muchammad, das Diesseits
genießen! (Al-Dschalalain)
8. Ablenken von Reue und
Umkehr. (ibn Kasir)
So dass sie das zukünftige Leben völlig außer Acht
lassen. (Darjabadi)
Überlass sie ihrem rein animalischen Leben, das auf
Essen und Genuss beschränkt ist, ohne jede Zukunftshoffnung. ohne Besinnung und
ohne tieferes Nachdenken. (Qutb)
9. Die Folgen ihrer Taten. (ibn
Kasir)
Die Unwissenden und Bösen legen großen Wert auf die
Vergnügungen dieser Welt. In ihrem Stolz glauben sie, sie wüssten bereits
alles. Wenn sie jedoch wirkliches Wissen erlangen. werden sie feststellen, wie
sehr sie sich geirrt haben. In der Zwischenzeit sollen sich diejenigen. denen
das Licht bereits zuteil geworden ist. sich nicht über den scheinbaren Erfolg der Kafirs in dieser Welt wundern. Sie sollten sie sich
selbst überlassen und auf Allahs Güte und Gerechtigkeit vertrauen. (Juusuf
'Ali)
Im Augenblick ihres Todes werden sie ihre
Illusionen verlieren. (Darjabadi)
4. Nie haben Wir eine Stadt vernichtet,
ohne dass
zu ihr ein wohl bekannter Erlass10 gekommen wäre.
10. “Kitaabun
ma'luum“ bedeutet wörtlich „eine bekannte Schrift“.
Dies beinhaltet mehrere Bedeutungsschattierungen:
1. Wie jedes Individuum, so hat auch jedes Volk
eine bestimmte Lebensspanne. Ihre Wahlfreiheit gibt ihnen die Möglichkeit,
ihren Willen an Allahs Willen zu orientieren und sich somit mit Allahs
universalem Gesetz zu identifizieren. Während ihrer Lebensspanne ist ihnen viel
Spielraum gegeben. Sobald sie aber abgelaufen ist, gibt es keine Möglichkeit
mehr zur Umkehr.
2. Weder die Rechtschaffenen noch die Kafirs können
ihr Urteil aufschieben oder beschleunigen. Allahs Wille allein bestimmt, und Er
ist der Weise.
3. Der Untergang eines Volkes ist keine
willkürliche Strafe Allahs. Die Menschen bringen sie durch ihre eigene
Entscheidung über sich, denn die Gesetzmäßigkeiten Allahs sind ihnen immer
schon zuvor bekannt. (Juusuf `Allii)
Sie sollten sich nicht dadurch täuschen lassen, dass
die Strafe einige Zeit auf sich warten lässt, denn Allahs Gesetzmäßigkeit nimmt
ihren wohlbekannten Lauf. (Qutb)
Das heißt, solange das betreffende Volk nicht durch
eine heilige Schrift über die Bedeutung von richtig und falsch aufgeklärt wurde
und diese Botschaft Allahs abgelehnt hat. Vergleiche auch die Aussagen in Surach
26:208 und 6:131. (Asad)
5. Keine Gemeinschaft kann die ihr
bestimmte Frist vorverlegen oder hinausschieben.11
11. Vergleiche Surach 7:34
sowie auch oben Fußnote 10. (Juusuf `Allii)
Allahs Gesetzmäßigkeiten sind unabänderlich. Das
Schicksal jeder Gemeinschaft ergibt sich aus ihrem Handeln. (Qutb)
Das heißt jede Gemeinschaft - und im weiteren Sinne
dieses Begriffes auch jede Zivilisation - hat eine von Allahs gewollte,
organische Lebensspanne ähnlich der anderen Lebewesen, die wachsen, reifen und
schließlich verfallen. Zu der ethischen Bedeutung dieses Naturgesetzes und
seiner Bedeutung für die folgenden Abschnitte siehe auch Surach 7:34 und die
entsprechende Fußnote. (Asad)
6. Und sie12 sagen: „O du,
dem die Ermahnung13 herabgesandt worden ist,14 du bist
fürwahr besessen.15
12. Die mekkanischen
Götzendiener. (Darjabadi)
13. Das Wort “Sikr“ bedeutet wörtlich “Erinnerung“. Hier wird jedoch auch
im Sinne von “Ermahnung“ gebraucht. Dementsprechend sind alle heiligen
Schriften, die den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, offenbart
wurden, und schließlich auch der Qur’an “Sikr“. (Maududi)
14. Da sie die Offenbarung
leugnen, wollen sie mit dieser Anrede offensichtlich den Propheten Muchammad,
Allahs Segen und Frieden auf ihm, verhöhnen. (Qutb)
15. Er ist verrückt, weil er
auffordert, vom Althergebrachten abzulassen und ihm zu folgen.
(ibn Kasir)
Die Kafirs warfen dem Propheten Muchammad, Allahs
Segen und Frieden auf ihm, vor, verrückt oder besessen zu sein, denn er sprach
von Dingen, die höher waren als die ihnen bekannten, und er handelte aus
edleren und reineren Absichten als sie begreifen konnten. In geringerem Maße
ist dies das Los aller Rechtschaffenen in einer kafir Welt. Ihre Motivationen,
Handlungen, Worte, Hoffnungen und Zielsetzungen sind ihren Mitmenschen
unverständlich, und man wirft ihnen vor, sie hätten nicht alle Sinne beisammen.
Selbst wissen sie jedoch, dass dies der rechte Weg ist, und die Kafirs handeln gegen ihre eigenen Interessen. (Juusuf `All)
7. Warum bringst du uns keine Engel16 herbei, wenn du
wahrhaft bist?“17
16. Als Bestätigung für deine
prophetische Sendung. (Darjabadi)
17. Vergleiche auch Surach
6:8-9 und die entsprechenden Fußnoten. Seitens der Kafirs
ist dies lediglich eine spöttische Herausforderung. Sie verinnerlichen den Iman
weder an Allah noch an Engel noch an Offenbarungen noch an irgend
etwas anderes außer materiellen Dingen.
(Juusuf `Allii)
Obwohl sich diese Ajachs in erster Linie auf die Kafirs
des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, beziehen, schildern
sie darüber hinaus die negative Haltung der Kafirs aller Zeiten. (Asad)
8. Wir senden die Engel nicht herab,
außer mit der Wahrheit,18 doch dann19 wird ihnen kein
Aufschub mehr gewährt.20
18. Engel werden nicht
geschickt, um den Launen oder der Neugier der Kafirs
nachzukommen, sondern um Allahs Gesandten die Offenbarungen zu bringen oder Allahs
Beschluss durchzuführen. (Juusuf `Allii)
Die Antwort auf diese Verhöhnung, Unverschämtheit
und Dummheit ist die Erinnerung an den Grundsatz, von dem der Untergang
vergangener Völker zeugt, nämlich, dass die Engel nur dann herabgesandt werden,
wenn ihre festgesetzte Frist abgelaufen ist. Sie werden herabgesandt, um die
Gerechtigkeit zu vollstrecken. Und Gerechtigkeit im Falle der Leugnung ist die
Vernichtung, die sie selbst erwirkt haben. (Qutb)
19. Wenn sie zu den Kafirs
tatsächlich kommen. (Darjabadi)
In diesem Fall gibt es nämlich keine Einladung
mehr, Allahs Botschaft anzunehmen, denn die Frist läuft ab, sobald den Menschen
die Wahrheit enthüllt wird. Sie kommen “mit der Wahrheit“ :
das bedeutet, dass sie das Falsche vernichten und stattdessen die Wahrheit zur
Geltung bringen. (Maududi)
20. Sollten die Engel
tatsächlich den Kafirs erscheinen, dann würde das
bedeuten, dass sie Allahs Urteil vollstrecken müssten, und dann gäbe es keinen
Aufschub mehr. (Juusuf `All)
Vergleiche Surach 6:8. (Asad)
9. Wahrlich, Wir sind es, die die
Ermahnung herabgesandt haben,21 und Wir sind es, die sie bewahren
werden.22
21. In vollem Wortlaut, ohne
jedes menschliche Element darin, wobei der Prophet Muchammad, Allahs Segen und
Frieden auf ihm, lediglich ein Übermittler ist. (Darjabadi)
Die grammatische Form “nassalnaa“
bezeichnet eine allmähliche Offenbarung (“Schritt für Schritt“) während eines
bestimmten Zeitraums. (Asad)
22. Die Reinheit des Textes Qur’an vierzehn Jahrhunderte hindurch ist ein Vorgeschmack
der ewigen Fürsorge, mit der Allah Seine Wahrheit in allen Zeitaltern bewahrt.
Alle Entstellungen, Erfindungen und Hinzufügungen vergehen, aber Allahs heilige
und reine Wahrheit bleibt bestehen, auch wenn die ganze Welt darüber spottet
und sie vernichten möchte. (Juusuf `All)
Kein anderes Buch ist auf ähnliche Weise eine so
lange Zeit hindurch unverändert geblieben. Die frühen Varianten in der Lesung
einiger Worte, auf die sich die klassischen Kommentatoren gelegentlich
beziehen, sind nicht mehr als geringfügige Unterschiede der diakritischen
Zeichen oder der Vokalisation und haben in der Regel keinen Einfluss auf die
Bedeutung des Textes. (Asad)
10. Und vor dir haben Wir bereits
(Gesandte) zu den Gruppen23 früherer Völker geschickt.
23. “Sija`un“,
Plural von “Schi`atun“: Sekten, Parteien, religiöse
Gruppierungen. Die Menschen sehen nur Fragmente der Wahrheit auf einmal und
neigen selbst zu Spaltungen. Alle wahren Gesandten Allahs kommen, um diese
Fragmente und Spaltungen wieder zu vereinen, denn sie verkünden die Botschaft
der Einheit. So sollte auch der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf
ihm, die vielen Splittergruppen der Juden, Christen und Kafirs vereinen. Seine
Botschaft wurde verspottet, aber so war es auch seinen Vorgängern ergangen.
Spott sollte die Verkünder der Wahrheit nicht abschrecken. (Juusuf `Allii)
Der Begriff “schi'a“
bezeichnet eine bestimmte Gruppe von Menschen, die eine gemeinsame Überzeugung
haben oder dieselben Verhaltensnormen vertreten, und wird manchmal (aber nicht
hier) im Sinne von “Sekte“ gebraucht. (Asad)
11. Doch nie sind Gesandte zu ihnen
gekommen, ohne dass sie sie verspotteten.24
24. Spott und Ablehnung sind
in der Geschichte der Propheten nicht neu und brauchen deswegen nicht zu ernst
genommen oder gefürchtet zu werden. Vergleiche 2. Chronik 30:10: „aber die
verlachten und verspotteten sie.“ (Darjabadi).
12. So lassen wir dies25 in
die Herzen der Frevler ziehen.
25 Wenn in der Welt Böses und
Kufr existiert, dürfen wir nicht ungeduldig werden oder unseren eigenen Iman
verlieren. Wir müssen anerkennen, dass die Dinge, wenn sie zugelassen sind, zum
universalen Plan Allahs gehören, der weise und gut ist, dessen Güte und
Weisheit wir aber nicht voll erfassen können. (Juusuf `Allii)
Die meisten Übersetzer und Kommentatoren sind der
Ansicht, das “dieses“ hier in Ajach 12 beziehe sich auf den in Ajach 11
erwähnten Spott, während es sich in Ajach 13 auf die in Ajach 9 erwähnte
“Ermahnung“ bezieht. Demnach müssten die Ajachs 12-13 etwa wie folgt übersetzt
werden: „So lassen Wir zu, dass sich der Spott in die Herzen der Sünder
einschleicht, und sie verinnerlichen nicht den Iman an die Ermahnung...“ Obwohl
grammatisch gegen diese Version nichts einzuwenden ist, wäre es selbst grammatisch
betrachtet besser, das “es“ auch in Ajach 12 auf die Ermahnung zu beziehen. Das
würde dann bedeuten: wenn die Ermahnung in die Herzen der Mu’mins
eindringt, gibt sie ihnen Trost und innere Ruhe; in den Herzen der Verbrecher
jedoch verursacht sie Unruhe und Gewissensbisse. (Maududi)
Den Götzendienst (Schirk).
(ibn Kasir)
Auf die gleiche Weise, wie zuvor die Leugner die
Botschaften früherer Gesandten empfangen haben, lehnen auch deine Leute deine
Botschaft ab. So lassen Wir diese Ablehnung in ihren Herzen, die unverständig
und unempfänglich sind, eingehen. (Qutb)
Vergleiche auch Surach 26:200. (Anm.d.Übers.)
13. So dass sie nicht an dieses (Buch) den
Iman verinnerlichen.26 Doch schon hat sich das Schicksal früherer
Völker erfüllt.27
26. Ablehnung ist in der
Geschichte der Propheten nicht neu und brauch deswegen nicht zu ernst genommen
oder gefürchtet zu werden. Vergleiche 2. Chronik 30:10: "aber die
verlachten und verspotteten sie.“ (Darjabadi)
27. Sekten, Spaltungen und
von Menschen erdachte Systeme sind vergänglich, aber Allahs reine Wahrheit und
Einheit bleibt davon unberührt. Dies entdecken wir in der Geschichte, wenn wir
sie gründlich studieren. (Juusuf `Allii)
Wörtlich: „obwohl die Lebensweise (Sunnach) derer
aus alter Zeit schon vergangen ist“, das heißt obwohl die Art und Weise, wie Allah
mit ihnen verfahren ist, schon seit langem allgemein bekannt ist. (Asad)
Vergleiche auch Surach 8:187 und 8:88 mit den
entsprechenden Fußnoten. (Anm.d.Übers.)
14. Selbst wenn Wir ihnen ein Tor zum
Himmel öffnen würden28 und durch das sie unentwegt hinaufsteigen
könnten,29
28. Vergleiche Surach 6:35.
Das geistige Reich steht allen offen. Einzutreten ist jedoch nicht eine bloße
physische Bewegung, sondern es geht um eine völlige Unwandlung des Herzens. Das
Böse muss aufhören böse zu sein, bevor es das Gute genießen kann. Wenn wir uns
vorstellen, dass das Böse auf irgendeine mysteriöse Weise zum Himmel
emporgetragen würde, dann würde man nur glauben, das Gute sei eine Illusion und
die Wirklichkeit sei eine Täuschung. Dieser Charakterzug muss erst gereinigt
werden, wenn ein Mensch für die Aufnahme von Licht, Wahrheit und Glück bereit
sein soll. (Juusuf `Allii)
29. Ganz offen und ohne
irgendwelche Spur von Irrtum oder Täuschung. (Darjabadi)
15. so würden sie bestimmt sagen:
„Wahrlich, unsere Blicke sind benommen;30
wahrlich, wir sind ein behextes Volk!“31
30. Das Wort “sukkirat“ wird von Mudschahid, ibn Kasir und Dachhak mit “verschlossen“
erläutert, während “Qataadach“, der es von Ibn 'Abbas
übernommen hat, es als „unsere Blicke sind uns hinweggenommen worden",
erklärt. Ka'bi kommentiert es mit „unsere Blicke sind
blind gemacht worden". Und ibn Said sagt, dass das Wort von “sukr“ kommt, was Trunkenheit bedeutet. (ibn Kasir)
Selbst wenn sie körperlich zum Himmel aufsteigen
und das geöffnete Tor vor sich sehen könnten, würden sie sagen: „Das kann doch
nicht wahr sein!“ Unsere Blicke sind nur verschleiert worden, so dass wir nicht
sehen können. Es ist nichts als Einbildung. (Qutb)
So starrsinnig sind sie in ihrer Ablehnung. (Darjabadi)
31. Vergleiche auch Surach
6:7 sowie den letzten Teil von Surach 10:2 mit der entsprechenden Fußnote. Die
Verwechslung offenbarter Wahrheiten mit illusorischer Verblendung oder
“Zauberei“ wird im Qur’an oft als charakteristisch
für diejenigen erwähnt, die sich absolut weigern, den Gedanken der Offenbarung
und damit des Prophetentums zu akzeptieren. Die beiden obigen Ajachs, die
darauf hinweisen, dass nicht einmal eine direkte Einsicht in die Wunder des
Himmels die Leugner der Wahrheit überzeugen könnte, sind eine Einleitung zum
nun folgenden Abschnitt, der unsere Aufmerksamkeit wieder auf die Wunder der
Natur als Zeichen für Allahs schöpferisches Handeln lenkt. (Asad)
Abschnitt 2
16. Und Wir setzten im Himmel32
Tierkreiszeichen33 und schmückten sie34 für die
Schauenden.35
32. Nachdem das Böse nicht
als äußeres Phänomen, sondern als Neigung der Seele beschrieben worden ist,
bekommen wir in diesem Abschnitt eine Schilderung von der Reinheit und
Schönheit der Schöpfung Allahs. Das Böse ist ein Fleck darauf, kein natürliches
Merkmal. Das natürliche Merkmal ist eigentlich der Schutz, mit dem Allah Seine
Schöpfung vor dem Bösen bewahrt.
(Juusuf `Allii)
33. Während die einen meinen,
mit “Buruudsch“ seien die Sterne gemeint, sind andere
Kommentatoren der Ansicht, dass die Mond und Sonnenphasen gemeint seien. (ibn
Kasir)
“Befestigte Sphären“ (Buruudsch)
sind Zeichen Allahs, denn es ist nicht möglich, aus einer Sphäre des Himmels in
eine andere vorzudringen. Als Fachausdruck in der alten arabischen Astronomie
werden damit die zwölf Tierkreiszeichen bezeichnet, woraufhin einige
Kommentatoren der Ansicht waren, diese seien gemeint. Andere wiederum meinen,
der Ausdruck bedeute hier die Planeten. Wenn wir das Wort jedoch im
Zusammenhang mit Surach 5:21 betrachten, kommen wir zu der Schlussfolgerung, dass
es wahrscheinlich “Sphären“ heißen muss. (Maududi)
Der erste Schritt zum astronomischen Wissen ist es,
in den Millionen von Sternen im Universum eine wunderbare Ordnung, Schönheit
und Harmonie zu finden, die wir um so mehr erkennen, je mehr unsere Kenntnis
wächst. Der erste breite Streifen, den wir erkennen können, ist der Zodiac, der den Weg der Sonne über den Himmel im Laufe
eines Jahres bezeichnet, sowie das Maß der Wanderung des Mondes und der anderen
Planeten. Die zwölf Teile davon nennen wir Tierkreiszeichen. Jedes davon
markiert den Weg der Sonne über den uns sichtbaren Himmel in einem bestimmten
Monat. Danach können wir die Jahreszeiten im Sonnenjahr berechnen und bestimmte
Gesetzmäßigkeiten und wichtige Fakten in der Meteorologie, Landwirtschaft und
zur Errechnung der Winde und der Tide erkennen, ebenso wie die Stationen des
Mondes und andere Phänomene des Himmels, die unser irdisches Leben
beeinflussen. Die höchsten Lehren, die wir daraus ziehen können, liegen jedoch
auf geistigem Gebiet. Der Urheber dieser wunderbaren Ordnung und Schönheit ist
Einer, und Er allein ist unserer Verehrung würdig. (Juusuf `Alt)
34. Ein einziger Blick in
einer tief dunklen Nacht auf den Sternenhimmel genügt, um die wahre Schönheit
des gesamten Weltalls zu erfassen. (Qutb)
35. Allah hat das grenzenlose
Universum nicht hässlich, verlassen und furchtbar gemacht, sondern so schön, dass
der Betrachter darin überall eine wunderbare Ordnung und Harmonie vorfindet,
die Herz und Verstand beeindruckt. Diese wunderbare Struktur des Universums ist
ein deutlicher Beweis dafür, dass sein Schöpfer nicht nur groß und weise ist,
sondern auch ein vollkommener Künstler. Alles, was Er geschaffen hat, ist
schön. (Maududi)
Wir schützten den Himmel durch die Sternschnuppen.
(Asad)
17. Und Wir bewahrten sie36
vor jedem verfluchten Scheytan,37
36. Wenn wir den physischen
Himmel betrachten, können wir uns leicht vorstellen, dass diese vollkommene
Harmonie - die Musik der Sphären - vor allen störenden Einflüssen geschützt
wird. Wenn sich irgendeine rebellische Kraft des Bösen einschleicht, um dieser
Harmonie zu lauschen, die allen zugänglich ist, die selbst im Einklang damit
sind, wird sie von einem Sterngeschoß verfolgt, denn zwischen Gut und Böse kann
es keinen Einklang geben. (Juusuf `Allii)
37. Vergleiche Surach 3:36. (Juusuf
`Allii)
Das Wort “Schataana“ ohne
“na“ (also Schataa) bedeutet vor Wut brennen. Dies
wird auch der Tatsache entnommen, dass der Scheytan aus Feuer erschaffen wurde.
Abi 'Ubaida sagte: Mit dem Wort “Schaytan“ wird alles
bezeichnet, was bösartig ist, Dschin, Menschen oder Tier.
(Dscharib Al-Qur’an v.
Asfahaani)
Der Begriff “Scheytan“ - abgeleitet von dem Verb “schatana“ (“er war entfernt“) - bezeichnet im Qur’an oft eine Kraft oder einen Einfluss, der von allem
Guten und Wahren entfernt und diesem entgegengesetzt ist. So wird er
beispielsweise in Surach 2:14 benutzt, um die bösen Impulse (Schajaatiin) in den Herzen der Wahrheitsleugner zu
bezeichnen. In seinem weitesten, abstrakten Sinne bezeichnet er jede “scheytanische
Kraft“, beispielsweise jeden Impuls, der auf Zielsetzungen gerichtet ist, die
gültigen ethischen Forderungen widersprechen. In diesem Zusammenhang bezieht
sich die Wendung “jede verfluchte (radschiim)
scheytanische Kraft“ offensichtlich auf die im Islam scharf verurteilten
Bestrebungen, durch astrologische Spekulationen die Zukunft vorherzusagen,
daher auch die Bezugnahme auf den Sternenhimmel im vorigen Ajach. Die Aussage, Allah
habe den Himmel gegen solche Kräfte “sicher“ gemacht, bedeutet offensichtlich, dass
Er es ihnen unmöglich gemacht hat, durch Astrologie oder andere “okkulte
Wissenschaften“ wahre Kenntnis von dem zu erlangen, was außerhalb des
menschlichen Wahrnehmungsbereichs liegt. (Asad)
Die scheytanischen Kräfte
sind auf ihre Sphäre beschränkt und haben keine unbegrenzte Möglichkeit zum
Aufstieg in andere Sphären. (Maududi)
“Radschiim“ bedeutet
wörtlich “mit Steinen beworfen“, “vertrieben“. (Juusuf `Allii)
18. Außer dem, der verstohlen lauscht,38
doch der wird von einer hell leuchtenden Flamme verfolgt.39
38. Ordnung, Schönheit,
Harmonie, Licht und Wahrheit stoßen Böses ab. Das Böse lehnt sie von sich aus
ab. wenn sie als Gaben Allahs angeboten werden. Seine hinterhältige Natur
versucht jedoch. sich durch Betrug oder Diebstahl in ihren Besitz zu bringen.
Seine bösartige Neugier treibt es an, sich einen Zugang zum Klang dieser
Harmonie zu verschaffen. die es selbst negiert. Die Strafe dafür ist ein blitzendes Licht, gerade entgegengesetzt zu den Kräften
der Finsternis. die das Licht negieren wollen. Beachte, wie in der Allegorie
das Böse etwas von dieser Musik hören will: die Strafe dafür ist etwas anderes,
nämlich ein Licht, das es nicht suchte. Sowohl die kosmische Harmonie als auch
das kosmische Licht verträgt sich nicht mit dem Bösen. (Juusuf `Allii)
Die Scheytane versuchen, bis an den Grenzbereich
ihrer Sphäre vorzudringen. um den Gesprächen der Engel zu lauschen und
vielleicht Kenntnis von Dingen zu erlangen, die in der Zukunft liegen. um die
sie dann Menschen mitzuteilen. die sich mit Okkultismus befassen. (Darjabadi)
Wer Scheytan ist, wie er heimlich versucht am
Himmel zu horchen und was er erhorcht. gehört zu Allahs Geheimnissen. und wir
können nichts davon erfahren außer dem, was uns in der Offenbarung mitgeteilt
wird. Die Spekulation darüber nützt uns nichts, denn wir erlangen dadurch keine
neuen Kenntnisse. die für den Islam wichtig sein könnten. Die menschliche
Vernunft wird dadurch nur von Dingen abgelenkt. die sie nichts angehen und sie
vorn wahrhaftigen Handeln hier in diesem Leben abbringen. (Qutb)
39. Gemeint ist
wahrscheinlich eine Sternschnuppe. Vergleiche auch Surach 37:10. (Juusuf 'Ali)
Jedem Versuch, unerkennbare Mysterien mit
unerlaubten Mitteln zu ergründen, folgt unweigerlich “eine deutlich sichtbare
Flamme“, nämlich die brennende, deutlich spürbare Frustration. (Asad)
19. Und die Erde haben Wir
hingebreitet,40 und auf ihr haben Wir feststehende Berge errichtet, und
aus ihr lassen Wir alle Dinge in Ausgewogenheit wachsen.42
40. Vergleiche auch Surach
13:3 und die entsprechenden Fußnoten. (Anm. d. Übers.)
Majestät, Schönheit. Ordnung und Harmonie zeigen
sich in der gesamten Schöpfung Allahs. besonders am Himmel. In nächster Nähe
zum Menschen wird Allahs Güte und liebende Fürsorge für diesen (abgesehen von
anderen Eigenschatten Allahs) in der Erschaffung der Erde sichtbar. In höchst
poetischer Sprache wird die Erde beschrieben. die wie ein Teppich ausgebreitet
ist, während die zeitlosen Gebirge wie Gewichte darauf ruhen. um sie stabil zu
erhalten. (Juusuf 'Ali)
41. Vergleiche auch Surach
16:15 und 31:10. (Anm.d.Übers.)
42. Dinge aller Art entstehen
auf der Erde einem harmonischen Malistab entsprechend. Das Reich der Mineralien
versorgt das der Pflanzen, dies wiederum versorgt das Reich der Tiere, und
zwischen ihnen besteht eine Verbindung der gegenseitigen Abhängigkeit. Der
Überfuß des einen wird zur Nahrung des anderen und umgekehrt. so dass nichts
verschwendet wird. Auf diese Weise gibt es eine endlose Kette gegenseitiger
Abhängigkeiten. (Juusuf 'Allii)
Gerade heute werden uns diese ökologischen
Zusammenhänge schmerzhaft bewusst und sollten uns zum ganzheitlichen Denken
veranlassen. (Anm.d.Übers.)
20. Und Wir gewährten euch dort die
Mittel zur Lebensführung, ebenso wie denen, deren Versorgung euch nicht obliegt.43
43. Vergleiche auch die
vorige Fußnote. Allah versorgt die Menschen auf jede Weise, physisch, geistig,
seelisch und so weiter. Aber Er tut noch mehr. Er versorgt alle Seine
Geschöpfe, auch diejenigen, die der Mensch nicht einmal kennt. Auch für sie ist
gesorgt. Es gibt solche, die auf den ersten Blick als dem Menschen feindlich
erscheinen oder die der Mensch als feindlich betrachtet, wie beispielsweise
wilde Raubtiere. Aber auch sie sind Allahs Geschöpfe und werden von Ihm
versorgt. Es gibt jedoch ein angemessenes Gleichgewicht in Seinem
Schöpfungsplan. (Juusuf `Allii)
Das heißt alle Lebewesen - Pflanzen oder Tiere -
die nicht vom Menschen gepflegt werden, für die aber dennoch gesorgt ist. Im
weiter gefassten Sinne betont dieser Satz den Gedanken, dass alle Lebewesen
einschließlich des Menschen von Allah allein versorgt werden. Vergleiche auch Surach
11:6. (Asad)
Diese leben von dem, womit Allah sie aus der Erde
versorgt. Ihr seid auch nichts anderes als eines dieser zahllosen Völker, die
von Allah versorgt werden. Keines davon versorgt das andere. (Qutb)
21. Und es gibt nichts, von dem nicht
Schätze44 bei Uns sind. Doch Wir senden davon nur herab nach
wohlbekanntem Maß.45
44. “Hasaa'in“:
Schätze, Schatzhäuser, Orte, an denen wertvolle Dinge gesammelt werden und von
denen in Notzeiten Nahrungsmittel ausgeteilt werden. (Juusuf `Allii)
Alles Existierende hat seine Wurzel oder Quelle bei
Allah. (Asad)
Kein Geschöpf Allahs kann etwas beschließen oder in
Besitz nehmen. Und es gibt nichts, dessen Ausgangspunkt und Quelle nicht bei Allah
liegt. Davon schickt Er Seinen Geschöpfen nach wohlerwogenem Maß herab. (Qutb)
45. Alle die wunderbaren
Gaben und Kräfte, die wir in der Welt um uns herum wahrnehmen können, haben
ihren Ursprung bei Allah, dem Schöpfer und Erhalter der Welten. Und dabei ist
das, was wir sehen oder uns vorstellen können, nur ein kleiner Teil dessen, was
existiert. Dieser Teil wird uns und unserer Umwelt nach unseren Bedürfnissen
und der Gelegenheit entsprechend gegeben. Er ist den Gesetzmäßigkeiten
entsprechend genau begrenzt; Seine Quelle jedoch ist unerschöpflich und
unbegrenzt. In ähnlicher Weise wirken die Kräfte in unserer Umgebung - in der
Natur oder in der geistigen Welt - nach Gesetzmäßigkeiten, die für uns
erfassbar sind, die aber von Allah herstammen. (Juusuf `Allii)
Nicht nur Pflanzen haben ihr begrenztes Wachstum;
dasselbe gilt für alles Existierende, sei es Wasser, Licht, Hitze, Kälte,
Mineralien, Pflanzen, Tiere oder Energie. Alles existiert in einer bestimmten
Menge, Anzahl und so weiter, die weder zu- noch abnimmt. Dieses “bestimmte Maß“
in allem, wodurch das Gleichgewicht im ganzen Universum entsteht, führt
unweigerlich zu der Schlussfolgerung, dass dies alles von einem weisen Schöpfer
erdacht sein muss. Wäre das Universum durch bloßen Zufall entstanden, oder wäre
es von einer Vielzahl von Gottheiten erschaffen worden, dann wäre ein so
vollkommenes Gleichgewicht unmöglich gewesen. (Maududi)
22. Und Wir entsenden die befruchtenden46
Winde und schicken vom Himmel
Wasser herab und geben euch davon zu
trinken.47 Und nicht ihr seid es, die über seine Vorräte verfügen.48
46. “Lawaaqich“,
Plural von “liqaach“, abgeleitet von “laqqaha“: die weibliche Dattelpalme befruchten, indem man
den Blütenstaub vom männlichen Baum auf die Fruchtknoten des weiblichen
überträgt. Die Dattelpalme ist zweihäusig, und der Wind übernimmt die
Bestäubung. Hier wird seine befruchtende Eigenschaft auch auf die Wolken
übertragen, die durch ihren Regen Früchte, Getreide und Pflanzen aller Art
hervorbringen. (Juusuf `Allii)
Die Winde werden entsprechend astronomischen und
atmosphärischen Faktoren ausgesendet. Und die gleichen Faktoren tragen das
Wasser fort und lassen es herabfallen. (Qutb)
47. Vergleiche den vorigen Ajach
sowie Fußnote 43. Der Mensch speichert vielleicht Wasser in Zisternen. Tanks.
Stauseen und Kanälen. Aber er besitzt keine Kontrolle über seine ursprünglichen
Quellen, nämlich die Wolken. die mit Hilfe des Windes das Wasser über weite
Gebiete der Erdoberfläche verteilen. (Juusuf `Allii)
Wir machten euch das Wasser genießbar. (ibn Kasir)
48. Dieser Ajach muss als
Illustration zum letzten Ajach verstanden werden. (Juusuf 'Allii)
Allah, der Barmherzige verwahrt für die Menschen
das Wasser in Quellen, Brunnen und Flüssen, damit sie das ganze Jahr hindurch
davon trinken, ihr Vieh tränken und ihre Pflanzen bewässern können. (ibn Kasir)
Wasser kann nicht in einem Maße gespeichert werden,
das den Menschen vom Regen unabhängig machen würde. (Darjabadi)
23. Und wahrscheinlich, Wir sind es ja,
die Leben geben und sterben lassen,49 Und Wir allein werden dereinst
alles erben.50
49. Beachte, wie das Argument
von Ajach 16 bis hierher aufgebaut ist. Es bewegt sich von Dingen, die dem
Menschen äußerst entfernt sind, bis zu Dingen, die sein innerstes Wesen
berühren, und jedes einzelne ist für sich selbst ein wunderbares Beispiel für Allahs
Güte und Herrlichkeit und die Schönheit, Ordnung und Harmonie Seiner Schöpfung.
(Juusuf `Allii)
Allah ist es, Der die Schöpfung aus dem Nichts
hervorgerufen hat, sie sodann sterben lässt, um sie am Tage der Auferstehung
wieder zum Leben zu erwecken. (ibn Kasir)
50. Wörtlich: “Wir sind die
Erben“. Vergleiche Surach 3:180. (Juusuf `Allii)
Nach Übereinstimmung aller klassischen Kommentatoren
bedeutet das Wort “Erbe“ hier “jemand, der bleibt, nachdem seine Vorgänger
dahingegangen sind“, in diesem Falle, nachdem die gesamte Schöpfung vergangen
ist. (Asad)
Das irdische Leben und alles, was ihr besitzt, ist zeitlich begrenzt und vergänglich. Allah allein ist
ewig. Früher oder später gelangt ihr an euer Ende und müsst alles in dieser
Welt zurücklassen, so dass es wieder unbestritten Allahs Eigentum wird. (Maududi)
24. Und Wir kennen bereits diejenigen,
die unter euch vorangehen und Wir kennen auch schon diejenigen, die
zurückbleiben.51
51. Vergleiche Surach 9:100,
wo die “saabiquun“ vielleicht den hier erwähnten “mustaqdimuun“ entsprechen. In diesem Fall handelt es sich
bei den beiden um diejenigen, die zuerst den Iman verinnerlichen und
rechtschaffen handelten, und um diejenigen, die später dazukamen, aber dennoch
zu den Rechtschaffenen zählen. Eine andere Alternative wäre das zeitbezogene
Verständnis: “diejenigen, die vor euch kamen, und diejenigen, die nach euch
kommen; sie alle sind Allah bekannt, und Er wird sie am Tag der Auferstehung
versammeln.“ (Juusuf `Allii)
Oder: “diejenigen, die (zu Uns) vorwärtseilen, und
diejenigen, die zurückbleiben“. Beide Interpretationen werden von den frühen
Kommentatoren als legitim bezeichnet. (Asad)
25. Und wahrlich ist es dein Herr, Der
sie versammeln wird.52 Er ist fürwahr Allweise, Allwissend.53
52. Am Ende, nachdem Er den
einen frühen Tod beschieden hat, während Er anderen etwas Zeit ließ, wird Er
sie alle versammeln. Denn zu Ihm ist die Rückkehr. (Qutb)
Am Tag des Gerichts, und Er wird allen vergelten. (Darjabadi)
53. Er verfährt mit jedem
Seinem universalen Plan entsprechend und kennt sehr wohl die Taten jedes
einzelnen. (Darjabadi)
26. Und Wir haben den Menschen54
wahrhaftig aus tönendem Lehm55 geschaffen, aus formbarem Schlamm;56
54. Der erste Mensch war
nicht mehr als ein Mensch. Es ist deswegen nicht angebracht, dem “ersten
Ahnherren der Menschheit“ gottähnliche Verehrung zu erweisen, wie es im
Ahnenkult geschah. (Darjabadi)
55. “Salsaal“: trockener
Lehm, der einen Ton hervorbringt wie Töpferware. Vergleiche auch Surach 55:14. Der
Körper des Menschen wurde aus geformtem feuchtem Lehm geschaffen und
getrocknet, bis er einen Ton von-sich geben konnte
(das bezieht sich vielleicht auf die Sprache). Dann wurde er weiter ausgeformt
und vervollständigt. In die so entstandene tierische Form wurde der Geist
Allahs eingehaucht, der dem Menschen Überlegenheit über alles andere Geschöpf
gab.
(Juusuf `Allii)
Vergleiche auch Surach 3:59 und 6:2. (Anm.d.Übers.)
56. Der Qur’an
erwähnt oft, der Mensch sei aus “Ton“ oder “Staub“ erschaffen, wobei beide
Ausdrücke sowohl auf den niedrigen biologischen Ursprung des Menschen hinweisen
als auch auf die Tatsache, dass sein Körper aus verschiedenen organischen und
anorganischen Substanzen besteht, wie sie in anderen Zusammensetzungen oder in
ihrer elementaren Form in der Erde vorkommen. Das Wort “salsaal“
fügt dieser Vorstellung eine weitere Dimension hinzu. Nach Ansicht der meisten
Philologen bedeutet es “trockener Ton, der einen Laut von sich gibt“. Da es im Qur’an ausschließlich auf die Erschaffung des Menschen
bezogen wird, scheint es eine Anspielung auf die Sprache des Menschen zu
enthalten, sowie auch auf die Zerbrechlichkeit seiner Existenz. Wie aus der
Satzkonstruktion hervorgeht, ist dieser “salsaal“ aus
“hamaa'“ hervorgegangen (Rasi), nach einigen Quellen
der Plural von “ham'aa“ (“dunkler, feuchter Schlamm“),
während “masnuun“ nach Rasi sowohl “veränderlich“
(nämlich in seiner Zusammensetzung) als auch “geformt“ bedeutet. Meiner Ansicht
nach handelt es sich bei diesem gesamten Ausdruck um eine Beschreibung der
ursprünglichen biologischen Umgebung, aus der sozusagen die Matrix des
physischen Menschenkörpers entsprechend Allahs Schöpfungsplan hervorging.
(Asad)
27. Und die Dschin57
erschufen Wir vordem aus dem Feuer des sengenden Windes.58
57. Die Dschin sind weder
Götter noch Halbgötter, sondern gewöhnliche Geschöpfe Allahs, sterblich wie die
Menschen und lediglich aus einem anderen Stoff gemacht. (Darjabadi)
58. Vergleiche auch Surach
6:100. Verborgene oder unsichtbare Kräfte werden hier passend bezeichnet als “aus
dem Feuer des sengenden Windes geschaffen“.(Juusuf `Allii)
Vergleiche Surach 55:15: “aus der Flamme des Feuers“
(“maaridsch“ min “naar“);
das heißt aus nicht-körperlichen Elementen. Das Nomen “Al-Dschaan“,
das ich mit “unsichtbare Wesen“ übersetzt habe, ist in Wirklichkeit eine
Singularform und bezeichnet die Art dieser bestimmten Wesen oder Kräfte, ähnlich
wie das Wort “der Mensch“ auch die ganze Menschheit bezeichnen kann. Vergleiche
auch die Fußnoten zu Surach 6:100. (Asad)
In diesem und im vorigen Ajach werden zwei Naturen
einander gegenübergestellt, zum einem tönender Lehm, aus brackigem, feuchten
Schlamm entnommen, und zum anderen das Feuer, das dadurch gekennzeichnet ist, dass
es heftig und sengend ist. Während der Natur des Menschen ein neues Element
hinzugefügt wurde durch Einhauchen des Geistes Allahs, blieb die Natur des Scheytans
so wie sie war: glutheißes, unberechenbares Feuer. (Qutb)
28. Und (gedenke der Zeit), als dein
Herr zu den Engeln sprach: „Ich bin im Begriff, einen Menschen aus Tonerde, aus
brackigem, schwarzem Schlamm zu erschaffen;59
59. Vergleiche auch Surach
2:34 und 7:11. (Anm. d. Übers.)
Wann, wo und wie machte Allah den Engeln diese
Mitteilung? Auf alle diese Fragen haben wir schon in der zweiten Surach
erwidert, dass sie nicht zu beantworten sind. Denn wir besitzen weder eine
Textstelle, die eine Antwort darauf gibt, noch haben wir einen Zugang zu dem
Verborgenen. Ebenso wenig können wir über die Erschaffung des Menschen aus Lehm
und wie Allah ihm von Seinem Geist einhauchte etwas wissen. Alles was wir
wissen ist, dass der Mensch aus einer Reihe herstammt, dessen Ursprung Lehm
war, wie es in Surach 23:12 steht, oder deren Ursprung eine verächtliche
Flüssigkeit ist, wie in Surach 32:8. Der Mensch also und alles Lebendige entstammt dem Schlamm dieser Erde, der einen
Hauptbestandteil seiner Beschaffenheit darstellt. Die Erwähnung, dass er aus
einer Reihe entstammt (sulala) lässt darauf
schließen, dass er einer Entwicklung unterlag. (Qutb)
29. Und wenn Ich ihn geformt60
und ihm von Meinem Geist eingehaucht habe,61 dann werft euch in
Ehrerbietung vor ihm nieder."62
60. In angemessenen
Proportionen. (Darjabadi)
61. Das heißt “und ihn
lebendig machte“. (Asad)
Beachte, dass dieser Geist Allahs dem Menschen nie
wieder entzogen wurde. (Darjabadi)
“Wenn ich eine Reflektion Meiner göttlichen Eigenschaft
auf ihn geworfen habe“. Dies zeigt, dass die Seele des Menschen Leben, Wissen,
Willen, Unterscheidung und andere menschliche Eigenschaften in sich vereinigt.
Diese sind in Wirklichkeit eine Reflektion der Eigenschaften Allahs, die diesem
menschlichen Körper mitgegeben wurden und wodurch der Mensch in die Position
eines Statthalters Allahs auf Erden erhoben wurde. Nur dadurch wurde er zu dem
würdigen Wesen, vor dem sich sogar die Engel verbeugen sollten.
In diesem Zusammenhang muss entschieden vor der
Vorstellung gewarnt werden, dass ein Anteil an den Eigenschaften Allahs
gleichbedeutend wäre mit einem Anteil an Allah. Allah ist absolut außerhalb der
Reichweite aller Seiner Geschöpfe. (Maududi)
62. Vergleiche die anderen
Abschnitte, wo in ähnlicher Weise von der Erschaffung Adems, Allahs Segen und
Frieden auf ihm, Rede ist: Surach 2:30-39 und 7:11-25. Hier liegt die Betonung
auf drei Punkten:
1. Allahs Geist wird dem Menschen eingehaucht, das
heißt er bekommt Fähigkeiten wie Wissen und Willen, die ihn bei richtiger
Verwendung anderen Geschöpfen überlegen sein lassen;
2. dem Ursprung des Bösen in Scheytans Arroganz und
Eifersucht, der nur die niedrige Seite des Menschen sah und nicht die höhere,
durch Allahs Geist bewirkte Seite wahrnahm;
3. dass das Böse nur diejenigen berührt, die ihm
nachgeben, jedoch keine Macht über Allahs aufrichtige Diener hat, die durch
Seine Gnade gereinigt werden (siehe auch unten Ajach 40 und 42).
Adem, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wird hier
nicht namentlich genannt, sondern nur der Mensch an sich erwähnt, dessen Symbol
Adem, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ist.
(Juusuf 'Allii)
Abschnitt 3
30. Da warfen sich die Engel allesamt nieder;63
63. Vergleiche auch Surach
7:11, 2:34 und 20:116. (Anm.d.Übers.)
So entspricht es der Naturanlage ihrer
Schöpfungskategorie: absoluter Gehorsam ohne Disput oder Zögern. (Qutb)
31. Bis auf64 Iblis;65
er weigerte sich, sich mit den anderen niederzuwerfen.66
64. Die
sinnvollere aber nicht ganz für wortgetreue Übersetzung wäre: "doch Iblis
nicht", da Iblis laut Qur’an kein Engel sondern
ein Dschin ist (18:50). Die Tatsache, dass Iblis hier zusammen mit den Engeln
erwähnt ist, lässt darauf schließen, dass er unter ihnen, aber nicht einer von
ihnen war. Denn wäre er ein Engel, hätte er sich dem Befehl Allahs nicht
widersetzen können. (Qutb)
Maududi
schreibt zu diesem Ajach: "Der Name “Iblis“ (wörtlich: “der Enttäuschte“)
wurde dem Dschin gegeben, der Allah nicht gehorchte und sich weigerte, sich vor
Adem, Allahs Segen und Frieden auf ihm,
zu verneigen als Zeichen
seiner Unterwerfung ihm und seinen Nachkommen gegenüber, und der Allah bat, ihm
Gelegenheit zu geben, die Menschen bis zum Jüngsten Tag in Versuchung zu
führen. Man nennt ihn auch Scheytan. Er ist nicht irgendeine abstrakte Kraft
des Bösen, sondern ein Wesen mit eigener Persönlichkeit wie der Mensch. Er ist
nicht ein Engel, wie gemeinhin angenommen wird, sondern einer der Dschins, die
ihrerseits eine Art von Wesen darstellen. so wie die Engel einer bestimmten Art
von Wesen angehören. Aus dem arabischen Text scheint hervorzugehen, dass Iblis
nicht der einzige war, der sich weigerte, sich vor Adem, Allahs Segen und
Frieden auf ihm, niederzuwerfen, sondern dass es eine Gruppe von anderen
Dschins gab, die sich auch auf den Ungehorsam versteiften. Der Name von Iblis
ist wohl besonders erwähnt, weil er derjenige war der den Aufruhr
anführte."
65. Iblis: dieser Name geht auf den
Grundgedanken der Verzweiflung und Rebellion zurück. (Juusuf `Allii)
Iblis gehört zu einer anderen Gattung der Schöpfung
als die Engel. Er ist nämlich aus Feuer geschaffen und sie aus Licht. Sie
können sich nicht weigern, Allah zu gehorchen, und tun, was ihnen befohlen ist.
Er hingegen ist rebellisch. Er teilt also mit den Engeln nicht die gleiche
Überzeugung, sondern den Platz, an dem sie sich befanden. (Qutb)
66. Iblis Arroganz hatte anscheinend zwei
Gründe:
1. dass der Mensch aus Lehm geschaffen war, während
er selbst aus Feuer bestand; und
2. dass er nicht das tun wollte, was die anderen
taten. Beide Gründe waren unberechtigt:
1. weil dem Menschen Allahs Geist eingehaucht
worden war; und
2. weil eine Verachtung der Allah gehorsamen Engel
nicht die Überlegenheit, sondern die Minderwertigkeit Satans zeigte. (Juusuf `Allii)
32. Er sprach: „Was ist mit dir, dass
du nicht unter denen sein willst, die sich niederwerfen?"67
67. Vergleiche auch Surach 7:12 und 17:61.
(Anm. d. Übers.)
Die Erschaffung von Iblis ist eine andere als die
der Engel. Während er aus Feuer erschaffen wurde, sind die Engel aus Licht
erschaffen. Er ist also nicht einer der Engel. Er stand jedoch mit ihnen an
einem Ort oder war mit ihnen in enger Berührung. (Qutb)
33. Da sagte er: „Es ist für mich nicht
angemessen, mich vor einem Menschen niederzuwerfen, den Du aus Tonerde, aus
formbarem Schlamm erschaffen hast."68
68. Siehe oben Ajach 26 und die entsprechenden
Fußnoten. (Anm. d. Übers.)
Hier kommt unverfälscht die Naturlage der
Verachtung, Arroganz und Rebellion in diesem Geschöpf aus Feuer zum Ausdruck.
Er spricht von schwarzem Schlamm, erwähnt jedoch nicht den Hauch Allahs, der
diesem Schlamm eingehaucht wurde. (Qutb)
34. (Allah) sprach: „So geh hinweg von
hier, denn du sollst wahrlich verflucht
sein,69
69. Vergleiche auch Surach 38:77. Das Wort “radschiim“ wird auch oben in Ajach 17 benutzt und bedeutet
ungefähr: mit Steinen vertrieben, abgelehnt, verworfen. (Anm. d. Übers.)
35. Und Fluch soll fürwahr auf dir lasten
bis zum Tag des Gerichts."70
70. Dies ist die Strafe für Rebellion und
Bosheit. (Qutb)
Nach dem Tag des Gerichts wird die Zusammensetzung
des Universums ganz anders sein. Es wird eine völlig neue Welt auf einer völlig
anderen Ebene geben. Vergleiche auch Surach 21:104.
(Juusuf 'Allii)
Bis zum Tag der Auferstehung dauert der Fluch.
Danach kommt die Strafe. (Maududi)
36. Da sagte er: „O mein Herr! Gewähre
mir Aufschub bis zu dem Tag, an dem sie auferstehen werden."71
71. Iblis bittet um Aufschub bis zum Tag der
Auferstehung aber nicht etwa um sein Vergehen zu bereuen, wiedergutzumachen und
Vergebung zu erlangen, sondern um sich an Adem, Allahs Segen und Frieden auf
ihm, Nachfahren zu rächen als Ausgleich für seine Ausstoßung und Verfluchung
durch Allah. Er lastet also Adem, Allahs Segen und Frieden auf ihm, die Ursache
für Allahs Fluch an. nicht seinem eigenen Vergehen. (Qutb)
Worin bestand dieser Aufschub? Der Fluch blieb, das
heißt Allahs Gnade wurde ihm entzogen. und Iblis wurde in der geistigen Welt
das, was ein Verfemter in einem politischen Staat ist. Die irdische
Staatsgewalt ist vielleicht außerstande. den Verfemten dingfest zu machen. Allah
jedoch ist allmächtig. und die Macht, über die Iblis möglicherweise verfügt.
kann nur auf den von Allah gewährten Aufschub zurückzuführen sein. Allahs Gabe
einer gewissen Willensfreiheit für den Menschen umfasst die Fähigkeit, zwischen
Gut und Böse zu wählen, und diese Fähigkeit wird durch die Versuchung Scheytans
auf die Probe gestellt. Dies gilt für die Prüfungszeit des Menschen in seinem
Erdenleben. Aber auch da haben die Versuchungen keine Macht über die
aufrichtigen Diener Allahs, die durch Seine Gnade gereinigt werden. (Juusuf
'Allii)
Mit “sie“ sind die Menschen gemeint.
(Al-Dschalalain)
37. Er sprach: „Es soll dir Aufschub
gewährt werden,72
72. Vergleiche auch Surach 38:70-81. 7:14 und
17:62 sowie die entsprechenden Fußnoten.
(Anm. d. Ubers.)
38. Bis zu dem Tag des wohlbekannten
Zeitpunkts."73
73. Der Jüngste Tag, den Allah in Seiner
Weisheit festgelegt hat. (Darjabadi)
39. Da sagte er: „O mein Herr! Da Du
mich in Irrtum hast verfallen lassen,74
werde ich ihnen gewiss (alles Schlechte) auf Erden anziehend erscheinen lassen75 und werde sie
allesamt irreführen,76
74. “Adschwaytani“:
du hast mich ins Unrecht gesetzt. du hast mich aus der Bahn geworfen. in Irrtum
verfallen lassen. Vergleiche auch Surach 7:16. Scheytan als Macht des Bösen
kann nicht einmal Allah gegenüber ehrlich oder aufrichtig sein. Er fiel durch
seine eigene Arroganz und Rebellion, lastet nun aber seinen Fall Allah an.
Zwischen Allahs gerechtem Urteil und Scheytans Versuchungen und Fallen kann es
nicht die entfernteste Ähnlichkeit geben. Dennoch versucht er sie
gleichzustellen. Er will diese Frist ausnutzen. (Juusuf 'Allii)
75. „Du hast mich getäuscht. indem du mir
befohlen hast, mich vor einem mir unterlegenen Wesen niederzuwerfen: so einem
Befehl hätte ich doch gar nicht gehorchen können! Darum will ich sie nun
täuschen, damit sie Dir nicht gehorchen." Damit will er sagen: „Ich will
das irdische Leben mit seinen Genüssen und vergänglichem Nutzen so
verführerisch für den Menschen machen, dass er seine Verantwortung als
Statthalter Allahs auf Erden vergisst und Allah vergisst und Ihm nicht
gehorcht, selbst wenn er vorgibt, sich zu erinnert." (Maududi)
Gemeint ist die Nachkommenschaft Adems, Allahs
Segen und Frieden auf ihm. (ibn Kasir)
Iblis beschränkt den Ort seines Wirkens auf die
Erde und nennt auch die Art seines Wirkens. (Qutb).
76. Iblis (der Aufrührer) ist gegenüber Allah
machtlos. Deswegen wendet er sich gegen den Menschen und wird Scheytan (der
Feind). (Maududi)
40. Bis auf Deine aufrichtigen Diener
unter ihnen."77
77. Die einzig und allein Allah ergeben sind.
(Darjabadi)
Das heißt diejenigen, die sich der Anwesenheit Allahs
so tief bewusst sind, dass Scheytans Trug sie nicht verleiten kann. (Assad)
Scheytan macht diese Ausnahme, weil er erkennen
muss, dass ihm dies, gemäß dem Gesetz Allahs, verwehrt bleiben wird. (Qutb)
Wer ein aufrichtiger Diener Allahs ist, erlangt die
Reinigung von jeder Befleckung des Bösen und Schutz vor allen seinen
Einflüssen. Dadurch wird das ganze Wesen des Menschen verändert. Böses kann ihn
dann nicht mehr berühren, sondern es muss zugeben, dass er sich außer seiner
Reichweite befindet und es ihn nicht einmal mehr in Versuchung führen kann.
Aber abgesehen von solchen gereinigten Seelen erschließt sich jeder, der Allah
dient, die Möglichkeit, dass Allahs Gnade ihn schützt. Wenn er sich jedoch
selbst auf den Weg des Bösen begibt und absichtlich dafür entscheidet, muss er
die Folgen tragen. Die Schuld liegt dann nicht einmal bei Scheytan, sondern bei
dem Menschen selbst, der sich in seine Gewalt begibt. Vergleiche auch Surach
14:22 und 15:42.
(Juusuf `Allii)
41. (Allah) sprach: „Das ist ein gerader
Weg, der Meinem Willen entspricht.78
78. Das heißt: „Das ist es, was Ich gewollt
habe“, nämlich dass Scheytan die Menschen versucht, aber keine Macht hat,
diejenigen zu verführen, die sich der Anwesenheit Allahs voll bewusst sind. So
macht der Qur’an deutlich, dass Scheytan trotz seiner
hartnäckigen Rebellion gegen Allah eine bestimmte Funktion in Allahs Plan hat:
er ist der ständige Versucher, der dem Menschen ermöglicht, von seiner Allah gegebenen
Wahlfreiheit zwischen Gut und Böse Gebrauch zu machen und somit zu einem Wesen
mit Willensfreiheit zu werden. Vergleiche in diesem Zusammenhang auch Surach
19:83; 2:34 und 7:24 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Asad)
Dies ist eine Gesetzmäßigkeit Allahs, die Sein
Wille als Regel zur Entscheidung zwischen Rechtleitung und Irrtum einführte.
(Qutb)
42. Denn wahrlich, über Meine Diener
besitzt
du keine Macht,79 außer über die Irrenden80 unter ihnen.81
79. Die Mich weder für entfernt noch für
gleichgültig halten, sondern wissen, dass Ich anwesend bin und eingreife. (Darjabadi)
Da sie unter Meinem Schutz stehen, hast du keinen Einfluss
über sie, denn dein Zugang zu ihren Seelen ist dir verwehrt. (Qutb)
80. Der Scheytan liest nur die Ausreißer auf,
wie der Wolf die Tiere, die sich von der Herde entfernen. (Qutb)
So ist Scheytan auf keine Weise eine Gottheit oder
Pseudogottheit, auch nicht der „Fürst dieser Welt", für den ihn manche
Menschen halten. Der wirkliche Ursprung des Bösen liegt nicht in irgendeiner
äußeren Ursache, sondern in der absichtlichen Handlung des Menschen selbst -
der Rebellion des menschlichen Willens und Verstandes gegen Allah. (Darjabadi)
81. Das heißt diejenigen, die aus eigener
Initiative deinen Vorschlägen folgen. (Darjabadi)
Vergleiche auch Surach 14:22, wo Scheytan seinen
ehemaligen Gefolgsleuten am Jüngsten Tag zu verstehen gibt, dass er keine Macht
über sie hatte außer sie zu rufen - und da folgten sie ihm. (Asad)
43. Und wahrlich, die Hölle ist der
ihnen allen82 verheißene Ort.
82. Den Scheytan und all jene die ihm folgen. (Al-Dschalalain)
44. Sie hat sieben Tore.83
Für jedes Tor84 ist ein Teil von ihnen bestimmt.85
83. Sieben ist eine mystische Zahl. Die
Verbrechen sind vielfältig und werden hier in sieben Gruppen eingeteilt, von
denen jede auf ein Tor hinweist, das zur Hölle führt. (Juusuf `Allii)
84. Das heißt Stufen. (Al-Dschalalain)
85. Entsprechend ihrem Verhalten werden die
Ungerechten am Tag des Gerichts in verschiedene Gruppen geteilt, wie
beispielsweise Atheisten, Götzendiener, Heuchler, Egoisten, Tyrannen, Ideologen
des Kufrs und so weiter, und jede betritt die Hölle durch ein für sie
bestimmtes Tor. (Maududi)
Dies bedeutet wahrscheinlich „sieben Grade"
der Hölle, nämlich des Leidens, das im zukünftigen Leben die “Gefolgsleute
Scheytans“ erwartet, entsprechend der Schwere ihrer Vergehen. Wir sollten uns
erinnern, dass die Vorstellung der “Hölle“ im Qur’an
unter verschiedenen Bezeichnungen auftaucht, die alle notwendigerweise
metaphorisch zu verstehen sind, da sie sich auf etwas beziehen, das im Qur’an als “Dschaib“ („der
menschlichen Wahrnehmung unzugänglich") bezeichnet wird. Aus demselben
Grund können wir annehmen, dass auch die „sieben Tore der Hölle" im
übertragenen Sinne zu verstehen sind und „sieben Annäherungswege zur
Hölle" bezeichnen. Darüber hinaus ist bekannt, dass die Zahl „sieben"
in den semitischen Sprachen und besonders im klassischen Arabisch im Sinne von
„verschiedene" und „vielfältige" verwendet wird. Dieser Ajach kann
also durchaus bedeuten, dass „verschiedene Wege zur Hölle führen", nämlich
verschiedenartige Vergehen. (Asad)
Einem Hadis entsprechend sagte der Prophet, Allahs
Segen und Friede auf ihm,„Einem Teil der Höllenbewohner wird Feuer bis zu den
Fersen gehen, einem anderen bis zur Taille und einem dritten bis zu ihren
Hälsen, je nach dem Grad ihrer Verfehlungen". (ibn Kasir)
Abschnitt 4
45. Wahrlich, die Mutaqi86 befinden
sich inmitten von Paradiesgärten und Quellen.
86. Diejenigen, die nicht Scheytans
Verlockungen folgten. (Maududi)
Mutaqis sind diejenigen, die stets Allah im Auge
behalten und sich vor Seiner Strafe fürchten und die Wege, die zu ihr führen,
meiden. (Qutb)
46. „Tretet ein in Frieden (und)
Sicherheit!"87
87. Vergleiche auch Surach 56:26 und 10:10.
(Anm. d. Übers.)
So werden sie von den Engeln begrüßt. (Darjabadi)
Im Gegensatz zu den Höllenbewohnern wird nun der
Zustand der Bewohner des Paradieses dargestellt. (ibn Kasir)
47. Und Wir werden wegnehmen, was in
ihnen an Erbitterung ist.88 Sie werden einander Brüder sein89
(und) sich auf Ruhelagern90 gegenüber sitzen.
88. Vergleiche auch Surach 7:43 und die
entsprechenden Fußnoten. Ihre Herzen und ihr Inneres werden so gereinigt sein, dass
aller Groll, Neid oder Schmerz der Vergangenheit verschwindet. Die wahre
Brüderlichkeit wird dort verwirklicht, wobei jeder seine eigene Würde hat.
Jeder tritt dem anderen mit Freude und Zuversicht entgegen, und es gibt keine
Eifersüchteleien mehr, auch keine Müdigkeit oder Erschöpfung, und die Freude
dauert ewig. (Juusuf `Allii)
Jeder Schmerz, der durch Missverständnisse in den
Herzen der mu’min Menschen in ihrem irdischen Leben
entstanden ist, verschwindet, sobald sie das Paradies erreichen, und keine Spur
gegenseitigen Grolls bleibt übrig. (Maududi)
89. Sie verwirklichen vollkommene
Brüderlichkeit. (Darjabadi)
90. Rasi weist darauf hin, dass das Nomen “surur“ (Singular: sarir), das
wörtlich „Sofas" oder gelegentlich auch „Throne" bedeutet, auch im
Sinne von „Throne der Ehre" oder „des Glücks" verwendet wird. Ihre
Erhabenheit wird an anderen Stellen im Qur’an weiter
symbolisiert durch Ausdrücke wie „vergoldet" (Surach 56:15) oder
„erhöht" (Surach 88:13). (Assad)
48. Kein Leid soll sie dort berühren
und sie sollen niemals daraus vertrieben werden.91
91. Wörtlich: „sie werden nie dazu veranlasst
werden, es zu verlassen". (Assad)
Ihnen wird verkündet: „Ihr werdet gesund bleiben
und nie krank werden; ihr werdet ewiges Leben genießen und niemals sterben; ihr
werdet jung bleiben und niemals alt werden; ihr werdet für immer im Paradies
bleiben und es nie verlassen müssen." (Maududi)
49. Verkünde Meinen Dienern, dass Ich fürwahr
der Verzeihende, der Barmherzige bin,92
92. Wir müssen uns beide Aspekte der
Eigenschaften Allahs vor Augen führen: Seine Gnade, Barmherzigkeit und
Bereitschaft zu vergeben sind unbegrenzt. Wenn wir aber dies alles ablehnen,
liegt auch Seine Gerechtigkeit und Strafe jenseits von allem, was wir uns
vorstellen können.
(Juusuf `Allii)
Allahs Botschaft von Seiner Vergebung und
Barmherzigkeit kommt immer vor der Anordnung Seiner Strafe, denn diese sind der
Urgrund aller Seiner Eigenschaften. (Qutb)
50. Und dass Meine Bestrafung eine wahrhaft
schmerzliche Strafe ist.93
93. In seinem Kommentar zu den beiden obigen Ajachs
bemerkt Rasi, dass die auf Allahs Vergebung und Gnade bezogene Aussage eine
dreifache Betonung enthält, ausgedrückt durch das auf Allah bezogene
Personalpronomen “ana“ und den bestimmten Artikel “al“
vor jedem der beiden Eigenschaftswörter, während auf der Erwähnung Seiner
Strafe keine solche Betonung liegt. (Asad)
51. Und offenbare ihnen die Geschichte der
Gäste Ibrahiims.94
94. Als Illustration des Unterschiedes
zwischen Gut und Böse und den sich daraus ergebenden Folgen werden nur vier
Ereignisse aus der Vergangenheit wiedergegeben:
1. ein Ereignis aus der Geschichte Ibrahiims,
Allahs Segen und Frieden auf ihm;
2. von Luut, Ibrahiims Neffen, Allahs Segen und
Frieden auf ihnen beiden, und dem Untergang der Städte in der Ebene, deren
Bewohner er warnen sollte;
3. die Waldbewohner; und
4. die Bewohner des Felsengebirges, nach denen
diese Surach benannt ist.
Wie gewöhnlich kommt der Bericht von Allahs
Barmherzigkeit zuerst an die Reihe. (Juusuf `Allii)
Es waren Engel in Menschengestalt. (Darjabadi)
Eine ausführlichere Darstellung dieser Episode
befindet sich in Surach 11:69-76, die kurz vor dieser Surach offenbart wurde.
Die Verbindung zwischen dieser Geschichte und der vorangegangenen Betonung der
Gnade Allahs liegt in Ibrahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Aussage in Ajach
56: „Wer anders als jene, die völlig ihren Weg verloren haben, könnte an Allahs
Barmherzigkeit verzweifeln?" Ähnlicherweise bilden die dann folgenden
Geschichten (Ajach 58-84) eine Illustration für das Gegenteil der Gnade Allahs,
nämlich Seine unvermeidliche Strafe für absichtliche, ständige Ungerechtigkeit.
(Asad)
52. Als sie bei ihm eintraten, sagten
sie: „Friede!" Er sagte: „Wahrlich, wir fürchten uns vor euch!"95
95. Um diese Bezugnahme auf Ibrahiims, Allahs
Segen und Frieden auf ihm, Gäste voll verstehen zu können, die Engel waren und
ihm die Geburt eines Sohnes ankündigten, vergleiche Surach 11:69-73 und die
entsprechenden Fußnoten. Das Erscheinen der zwei Fremden von ungewöhnlichen
Aussehen, die sich weigerten, die freizügige Gastfreundschaft ihres Gastgebers
zu genießen, erregte Ibrahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Misstrauen
und Furcht.
(Juusuf `Allii)
Nicht erwähnt wird hier der Grund seiner Aussage
oder auch das gebratene Kalb, das er ihnen anbietet, wie in Surach 11
ausführlich geschildert wird. Denn hier geht es um die Barmherzigkeit, die Allah
durch den Mund Seiner Gesandten verkünden lässt, und nicht um eine Wiedergabe
der Geschichte Ibrahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm. (Qutb)
53. Da antworteten sie: „Fürchte dich
nicht! Wir bringen dir fürwahr frohe Botschaft von einem weisen Sohn."96
96. Die Geburt eines Sohnes im hohen Alter war
für Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, persönlich eine frohe
Botschaft. Ein weiser Sohn bedeutet unendlich viel mehr. Wenn wir in Betracht
ziehen, dass die Engel Allahs Boten waren, handelt es sich bei der Weisheit um die
Weisheit Allahs, und das Ereignis wurde zu einem Schlüsselereignis in der Diineschichte
der Welt. Ibrahiim, Allahs Segen und
Frieden auf ihm, wurde nämlich durch seine Nachkommen zum Stammvater dreier
großer Weltdiins. (Juusuf `Allii)
Ein Sohn, der selbst ein Prophet sein wird. (Asad)
Nämlich Ishaaq. Sein Name wird in Surach 11:71
erwähnt. (Maududi)
54. Er erwiderte: „Bringt ihr mir diese
Botschaft, nachdem ich ein hohes Alter erreicht habe? Wie könnt ihr mir also solches
verkünden?"97
97. In Verwunderung über diese
außergewöhnliche Ankündigung. (Darjabadi)
Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hielt
es zuerst für unmöglich in seinem hohen Alter einen Sohn zu bekommen (auch
seine Frau war schon alt und zudem unfruchtbar, wie andere Stelle im Qur’an erwähnen). (Qutb) `
55. Da sprachen sie: „Es ist die
Wahrheit, die wir dir verkündet haben.98 So gib die Hoffnung nicht
auf!"99
98. Diese Verheißung wird sicherlich
eintreffen. (Darjabadi)
Von einer Allah gewollten Wahrheit. (Asad)
99. Betrachte nicht die gewöhnlichen Ursachen,
die nur zur Verzweiflung führen würden. (Darjabadi)
Die letzten Worte der Engel brachten Ibrahiim,
Allahs Segen und Frieden auf ihm, zur Vernunft und zwangen ihn zur Umkehr. So
beeilte er sich, den Vorwurf von sich zu weisen, er wäre ein Zweifler. (Qutb)
56. Er sagte: „Wer könnte die Hoffnung
aufgeben, außer denen, die irregehen?"100
100. Beachte den feinen Humor in den kleinen
Missverständnissen, die aufgelöst werden, sobald sie zum Ausdruck kommen. (Juusuf
`Allii)
Er erwiderte den Engeln, dass er trotz allem
niemals die Hoffnung aufgebe, in seinem hohen Alter noch einen Sohn zu
bekommen, denn er kannte sehr wohl die Allmacht Allahs und Seine
Barmherzigkeit, die mehr bewirkt als dies. (ibn Kasir)
57. Er sprach: „In welcher
Angelegenheit seid ihr gekommen,101 ihr
Gesandten?"102
101. Nachdem zwischen Ibrahiim, Allahs Segen
und Frieden auf ihm, und seinen Gästen ein herzliches Verhältnis entstanden
war, und vielleicht kurz vor ihrer Abreise, stellte Ibrahiim, Allahs Segen und
Frieden auf ihm, ihnen eine Frage: „Was ist euer Auftrag?" Das bedeutet
darüber hinaus: „Gibt es etwas, das ich tun kann, um euch zu helfen?" Aber
nein. Bei dem Auftrag handelt es sich um Bestrafung für furchtbare Verbrechen.
Beachte, wie Allahs Zorn immer im Zusammenhang mit Allahs Barmherzigkeit erwähnt
wird, wobei die Barmherzigkeit Vorrang hat. Dieselben Engel, die gesandt waren,
um Sodom und Gomorrha zu strafen, sollten zuerst
Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, die frohe Botschaft bringen. (Juusuf
`Allii)
Aus Ibrahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm,
Frage geht hervor, dass Engel nur bei außergewöhnlichen Anlässen und mit einem
wichtigen Auftrag auf die Erde geschickt werden. (Maududi)
102. Auch von Ibrahiims Fürbitte für Luuts Volk,
Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, (vergleiche Ajach 11:74) ist hier
nicht die Rede. Hervorgehoben ist nur die Botschaft der Engel. Allahs
Barmherzigkeit wird an Luut, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und seinen
Angehörigen verwirklicht, und die Strafe trifft sein Volk und seine Frau.
(Qutb)
58. Sie sagten: „Wir sind zu einem
sündigen Volk entsandt,103
103. Die Städte in der Ebene um das Tote Meer,
das bis heute auf arabisch “Bahr Luut“ (Luuts Meer)
heißt. Dort herrschten unvorstellbare Laster. Vergleiche in diesem Zusammenhang
Surach 11:77-83 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)
Das Volk von Sodom. (Asad)
Dass die Engel Luuts, Allahs Segen und Frieden auf
ihm, Volk nicht namentlich erwähnen, sondern nur von einem „bösen Volk"
sprachen weist darauf hin, dass diese Menschen in ihrer Bosheit sprichwörtlich
geworden waren, so dass es sich erübrigte Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden
auf ihm, gegenüber ihren Namen zu nennen. (Maududi)
59. mit Ausnahme der Familie Luuts, die
wir allesamt erretten werden,104
104. Hier ist wiederum Allahs Gnade mit Seinem
Zorn verbunden und wird zuerst erwähnt.
(Juusuf `Ali)
60. bis auf seine Frau." Wir haben
bestimmt, dass sie unter denen sein soll, die zurückbleiben.105
105. Vergleiche Surach 11:81 und die
entsprechende Fußnote. (Juusuf `Allii)
Sie bleibt zurück, um mit den anderen zugrunde zu
gehen aufgrund ihrer verwerflichen Taten.
(Al-Dschalalain )
Sie wird mit der übrigen Stadtbevölkerung
untergehen. (Darjabadi)
Vergleiche auch Surach 7:83 und 66:10 sowie die
entsprechenden Fußnoten. Wie ich verschiedentlich in meinen Anmerkungen
hervorgehoben habe, bedeutet Allahs „Beschluss" für einen ungerechten
Menschen, dass er beispielsweise der Stimme der Wahrheit gegenüber taub bleibt,
was hier als ein von Ihm beschlossenes Naturgesetz wirksam wird. (Asad)
Abschnitt 5
61. Und als die Gesandten zur Familie
Luuts kamen,106
106. Das Wort “al“ bezeichnet Menschen, die der
Lehre und Lebensweise eines großen Lehrers folgen, nicht unbedingt nur seine leiblichen
Nachkommen oder seine Sippe. “Achl“ (unten Ajach 65)
bedeutet normalerweise „Familienangehörige", kann aber auch im erweiterten
Sinne benutzt werden und Menschen im allgemeinen einschließen (siehe Ajach 67).
“Qaum“ (Ajach 62) bezeichnet eine Gruppe oder Gemeinschaft
von Menschen. In Surach 11:70 werden die bösen Einwohner der Städte in der
Ebene als “Qaumu Luuts“(Luuts Volk) bezeichnet. Ashaab („Gefährten") bezieht sich eher auf eine engere
Gruppe als auf ein Volk (vergleiche Ajach 78). (Juusuf `Allii)
62. sagte er: „Ihr seid wahrlich
ungewöhnliche Leute!" 107
107. Aus seinen Worten klingt Beklommenheit,
denn er kennt sein Volk und weiß, was es mit seinen Gästen anstellen wird. Er
selbst lebt als Fremder unter ihnen und sie sind widerwärtige, verbrecherrische
Leute. Deshalb drückt er sein Befremden darüber aus, dass sie in eine so
berüchtigte Stadt kommen. (Qutb)
Er war besorgt, denn er konnte die Fremden, die in
der Gestalt von schönen jungen Männern gekommen waren, nicht wegschicken, und
er wusste auch nicht, wie er sie vor jenen Gewalttätern schützen sollte. (Maududi)
63. Da sagten sie: „Nein! Doch wir sind
zu dir gekommen mit dem, was sie dauernd bestritten haben, 108
108. Das ungewöhnliche Erscheinen der Engel
verunsicherte Luut, wie es Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm,
verunsichert hatte. Da er, die widernatürliche Lasterhaftigkeit der
Stadtbewohner kannte, hatte er Angst, die jungen Männer bei sich aufzunehmen.
In mystischer Sprache gaben sie sogleich ihren Auftrag bekannt: „Du hast diesen
bösen Stadtbewohnern vergeblich gepredigt. Wenn du sie vor ihrem unvermeidlichen
Ende und ihrer Vernichtung warnst, spotten sie nur und zweifeln. Jetzt werden
sie ihrer Zweifel
enthoben. Noch vor dem Morgengrauen wird sie ihre
Vernichtung treffen." (Juusuf `Allii)
Wörtlich: „das, worüber sie beständig (kaanuu) in Zweifel waren", das heißt das Strafgericht,
das in dieser Welt oder in der zukünftigen die unausweichliche Folge
absichtlicher Vergehen ist. Diese Vorhersage wird von den Ungerechten selbst
meistens verspottet (vergleiche auch Surach 6:57-58; 8:32; 11:8 und die
entsprechenden Fußnoten). Meiner Ansicht nach bildet dieser Satz den Grund für
die Wiederholung der Geschichten von Luuts, Allahs Segen und Frieden auf ihm,
Volk und den anderen sündigen Völkern in dieser Surach, die für ihre ständigen
absichtlichen Vergehen gegen alle ethischen Gesetze bestraft wurden. (Asad)
64. Und wir bringen dir die Gerechtigkeit109
und wir sind ganz gewiss wahrhaft.
109. Eine andere Bedeutung für “Al-Haq“ (meist übersetzt mit „die Wahrheit" oder „das
Recht") ist die „Strafe, die rechtmäßig fällig ist und mit Sicherheit
eintrifft." Vergleiche auch Surach 22:18. (Juusuf `Allii)
Sie wollen mit diesen Worten wieder Ruhe und
Zuversicht in Luut, Allahs Segen und Frieden auf ihm, einkehren lassen, bevor
sie daran gehen, ihm ihre Anweisungen zu erteilen. (Qutb)
65. Reise nun mit deiner Familie, wenn
ein Teil der Nacht (verstrichen) ist, wobei du als letzter hinter ihnen her
gehst.110 Und keiner von euch sollte sich umdrehen,111
und setzt (euren Weg) fort, wie euch geboten worden ist."112
110. „Gehe hinter deinen Angehörigen her, damit
nicht einer zurückbleibt." (Maududi)
111. Vergleiche auch Sure 11:81 Fußnote 268.
(Asad)
7Grde befohlen, darauf zu achten, dass keiner aus
seiner Familie trödelt noch sich umdreht, wie es die Auswanderer meist tun, die
von der Sehnsucht nach ihrer Heimat geplagt sind und noch einen Blick darauf
werfen wollen. (Qutb)
Ihr sollt euch auch nicht umdrehen, wenn ihr den
Lärm der Straße dieses Volkes hört. Überlasst sie ihrem Schicksal. (ibn Kasir)
Niemand sollte zurückblicken, denn es war weder
Zeit für Bedauern und Mitleid noch für Schadenfreude. Wer sich auch nur einen
Augenblick zu lange auf dem Boden dieses bestraften Volkes aufhielt, wurde in
die Strafe mit einbezogen. (Maududi)
112. Vergleiche Genesis 19:20-22. (Darjabadi)
Als ob sie jemanden hätten, der ihnen den Weg
zeigen würde. (ibn Kasir)
66. Und Wir legten ihm den Entscheid
vor, dass jene im Morgengrauen bis zum letzten (Mann) ausgerottet 113 werden sollten.
113. Da die letzten Überreste des Bösen vernichtet
werden sollten, Allah aber jeden wahrhaftigen Menschen retten wollte, der sich
bei Luut, Allahs Segen und Frieden auf ihm, befand, wurde ihm Allahs Beschluss
mitgeteilt, damit er seine Anhänger in Sicherheit bringen konnte. (Juusuf `Allii)
Wörtlich: „abgeschnitten". (Asad)
Dieser Ausdruck illustriert das totale Ende, das
keinen auslässt. Somit waren Sorgsamkeit und Wachsamkeit geboten, so dass
keiner zurückbleibt oder sich umdreht, um nicht vom gleichen Schicksal ereilt
zu werden. (Qutb)
67. Und die Bewohner der Stadt kamen114
frohlockend115 (herbeigeeilt).
114. Sie kamen zu Lots Haus. (Darjabadi)
115. Da sie widernatürliche Laster
praktizierten, erregte sie die Ankunft der jungen Männer. Unmittelbar vor ihrer
eigenen Vernichtung stürzen sie sich blindlings in ihr Schicksal und nehmen
sich selbst jede Möglichkeit zur Umkehr. Vergleiche auch unten Ajach 72. (Juusuf
`Allii)
Vergleiche auch Surach 7:80-81 und 11:77-79 und die
entsprechenden Fußnoten. (Asad)
Ihr offenes Verlangen nach der Sünde ist fast nicht
vorstellbar, wäre es nicht tatsächlich passiert. (Qutb)
Diese Menschen waren auf die tiefste Stufe der
Unmoral heruntergekommen. Kaum hatten sie von der Ankunft der Fremden gehört,
da stürzten sie zu Luuts, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Haus und verlangten
unverschämt die Auslieferung seiner Gäste. Kein einziger unter ihnen
protestierte gegen ihr abscheuliches Ansinnen. (Maududi)
68. Da sagte er: „Dies sind meine Gäste,116
so stellt mich nicht bloß.117
116. Wie in Sure 11:81 zu lesen, soll er dies
gesagt haben, bevor er überhaupt wusste, dass es Allahs Boten sind. (ibn Kasir)
Sie haben deswegen ein Anrecht auf Respekt und
Schutz nach dem Brauch der Gastfreundschaft. (Darjabadi)
117. Indem ihr sie beleidigt. (Darjabadi)
69. Sondern fürchtet Allah118
und bringt keine Schande über mich!"119
118. Bezüglich eurer bestialischen Gewohnheiten
und Neigungen. (Darjabadi)
Luut, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wollte in
seiner Not sich und seine Gäste verteidigen, indem er versuchte, in ihnen das
menschliche Ehrgefühl zu wecken und Gottesfurcht in ihren Seelen zu erregen.
Obwohl er schon wusste, dass sie so verdorben waren, dass sie weder
menschliches Gefühl noch Ehre besaßen, tat er alles ihm mögliche, um sie noch
davon abzuhalten. (Qutb)
119. In den Augen meiner Gäste. (Darjabadi)
70. Sie sagten: „Haben wir dir nicht
verboten, irgendwelche Leute zu beherbergen?"120
120. Lot, der einzige rechtschaffene Mann in
der Stadt, hatte den Einwohnern oft genug Vorhaltungen wegen ihrer
widernatürlichen Vergehen gemacht. Deswegen hatten sie ihm verboten, sich
jemals wieder für jemanden bei ihnen einzusetzen, „als ob er der Beschützer
aller wäre", wie sie spöttisch sagten. (Juusuf `Allii)
Anstatt zu Vernunft zu kommen, wurden sie noch
unverschämter. Sie tadelten ihn dafür, Männer zu beherbergen, wo sie es ihm
doch verboten hatten. Als ob er der Schuldige wäre, der ihnen die Gelegenheit
zur Sünde bietet. (Qutb)
71. Da antwortete er: „Hier sind meine
Töchter,
wenn ihr (unbedingt so etwas) tun wollt."121
121. Vergleiche auch Surach 11:78 und die
entsprechenden Fußnoten. „Meine Töchter" kann bei einem ehrwürdigen alten
Mann die jungen Mädchen in der Stadt bezeichnen, wie es auch der großen Anzahl
der Männer entsprechen würde, die zu Luuts, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Haus
gekommen waren. (Juusuf `Allii)
So heutet doch sie, wenn
ihr eure Leidenschaft stillen wollt. (Al-Dschalalain)
Luut, Allahs Segen und Frieden auf ihm, bietet ihnen
seine Töchter nicht an, damit sie mit ihnen Unzucht treiben, sondern um ihnen
den natürlichen Weg zu zeigen, wie ihn die gesunde Naturanlage auch akzeptiert.
Somit ist es ein Appell an diese gesunde Naturanlage, in der Hoffnung, sie mit
diesem Angebot wachzurütteln. (Qutb)
72. Bei deinem Leben,122 in
ihrem Rausch123 gingen sie wahrlich irre.124
122. Diese Anrede wird auf Luut, Allahs Segen
und Frieden auf ihm, bezogen (Asad)
Oder auf Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf
ihm. (Darjabadi)
Ibn 'Abbas, berichtete: „Keines von den Geschöpfen Allahs,
die er erschuf, ist bei Ihm edler als Muhammad. Gottes Heil und Segen sind mit
ihm. Ich habe noch nie gehört, dass Gott bei dem Leben irgendeines Menschen
geschworen hat, außer bei seinem". (ibn Kasir)
123. In ihrem Rausch der unreinen und tierischen
Leidenschaften. (Darjabadi)
124. Die ungezügelte Wut der Leidenschaft führt zu
ihrer eigenen Vernichtung und schneidet alle Hoffnung auf Umkehr oder Gnade ab.
(Juusuf `Allii)
73. Da erfasste sie bei Sonnenaufgang
ein gewaltiger Schrei,125
125. Der heftige Windstoß (oder gewaltige
Ausbruch) wird in Verbindung mit Erdbeben erwähnt: vergleiche Surach 11:67-94.
Hier geht es um einen gewaltsamen Sturm und Lärm, der den Regen von Bimssteinen
begleitet, wahrscheinlich bei einem Vulkanausbruch. (Juusuf `Allii)
Der gewaltige Schrei ist das Grollen des Donners. (ibn
Kasir)
Allah ließ die Stadt Luuts, Allahs Segen und
Frieden auf ihm, in die Erde versinken durch eine Erscheinung, die einem
Erdbeben oder der Erruption eines Vulkans ähnelt. Man
sagt der Luut See sei nach diesem Ereignis entstanden als die Städte Sodom und Gomorrha in der Erde versanken. Das dadurch entstandene
Loch sank unter dem Meeresspiegel und füllte sich mit Wasser, das heute den See
bildet. (Qutb)
74. Und Wir kehrten ihr Oberstes zu unterst126
und ließen auf sie einen Steinhagel aus hartem Ton127 niedergehen.
126. In diesen Städten. (Darjabadi)
127. Vergleiche Surach 11:82 und die Fußnoten,
in denen das Wort “Sidschdschil“ erklärt wird. (Juusuf
`Allii)
75. Wahrscheinlich, darin sind Zeichen128 für die, die
sie wahrnehmen können.129
128. Die an die furchtbare Strafe für die
Ungerechten erinnern. (Darjabadi)
129. Die sich belehren oder warnen lassen. (Al-Dschalalain)
Der Begriff “mutawassim“
bezeichnet in seiner vollen Bedeutung einen Menschen, der „seine Vernunft mit
dem Studium der äußeren Erscheinung einer Sache beschäftigt, um dessen
wirkliches Wesen und innere Eigenschaften zu begreifen". (Asad)
76. Und sie130 liegen
fürwahr an einer (noch immer) bestehenden Straße.
130. Die Städte Sodom und Gomorrha
wurden völlig zerstört, und nicht einmal ihre genaue Lage kann festgestellt
werden. Die Bimssteinebene in diesem Gebiet existiert jedoch noch, und zwar
direkt an der Fernstraße zwischen Arabien und Syrien. Für Reisende in der Nähe
des Toten Meeres bietet das Gebiet einen Anblick der Verlassenheit und
Verzweiflung, der tatsächlich an die furchtbare Strafe für abscheuliche
Vergehen erinnert. (Juusuf 'Allii)
Luftphotos der American School of Oriental Research zeigen deutlich die uralte Straße als
dunklen Streifen, der sich zwischen dem Hidschaas und
Syrien fast parallel zur Ostküste des Toten Meeres nach Norden schlängelt.
(Asad)
Geographen sind der Ansicht, dass kein anderes
Gebiet der Erde einen so öden und verlassenen Eindruck macht wie dieses. (Maududi)
77. Wahrlich, darin sind Zeichen für
die Mu’mins.131
131. Ajach 75 bezieht sich auf alle, die
genügend Vernunft besitzen, um Allahs Zeichen zu begreifen. Die Ajachs 76-77
sprechen vor allem jene an, die diese arabische Fernstraße benutzen. Der öde
und verlassene Eindruck wird ihnen besonders eingeprägt. (Juusuf 'Allii)
Jene Mu’mins, deren
Herzen offen und bereit sind, sie zu empfangen und über sie nachzudenken. Nur
sie können Nutzen daraus ziehen. (Qutb)
78. Und auch die Waldbewohner132
waren wahrlich Frevler,
132. “Ashaab-ul-aika“:
Waldbewohner oder Waldgefährten. Vielleicht ist Aika
aber doch ein Eigenname, der sich auf eine Landschaft oder eine Stadt bezieht.
Die „Waldbewohner" werden im Qur’an viermal
erwähnt, nämlich hier und in Surach 26:176-191; 38:13 und 50:14. Nur in Sure
26:176-191 werden Einzelheiten erwähnt, dass nämlich ihr Prophet Schu'aib,
Allahs Segen und Frieden auf ihm, hieß, sowie andere Details, die dem Volk von
Madjan entsprechen, zu dem Schu'aib,
Allahs Segen und Frieden auf ihm, als Prophet gesandt war (vergleiche Sure
7:85-93). In den dortigen Fußnoten habe ich die Frage von Schu'aib, Allahs
Segen und Frieden auf ihm, und dem Volk von Madjan erörtert. Die Annahme ist
begründet, dass die „Waldbewohner" mit den Leuten von Madjan identisch
oder zumindest in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft ansässig waren.
(Juusuf 'Allii)
Die Geschichte Schu'aibs,
Allahs Segen und Frieden auf ihm, und seines Volkes Madjan und der Waldbewohner
wird an einigen anderen Stellen ausführlich dargelegt. Hier wird nur auf ihre
Sündhaftigkeit und ihren Untergang hingewiesen, als Bestätigung für das hier
behandelte Thema, nämlich die Bestrafung der Frevler. (Qutb)
Ihre Ungerechtigkeit lag darin, dass sie Polytheisten waren, Straßenraub begingen und Gewichte und
Maße stets unvollständig gaben. Zeitlich kamen sie nach Lot, und sie wohnten
fast an der gleichen Stelle, nur auf der gegenüberliegenden Seite der Straße. (ibn
Kasir)
Vergleiche auch Sure 7:85-93 und 11:84-95. (Asad)
Al-Aika war der alte Name von
Tabuk und bedeutet wörtlich „dichter Wald". (Maududi)
79. darum suchten Wir sie heim.133
Beide liegen sie134 an einer Straße,135 die
weithin sichtbar ist.136
133. Indem Allah sie für ihren hartnäckigen
Ungehorsam vernichtete. (Darjabadi)
134. Beide, sowohl die Städte in der Ebene als
auch die Waldbewohner. (Juusuf `Allii)
135. Die Spuren beider Ansiedlungen liegen an
derselben Straße. (Darjabadi)
136. Das Schicksal dieser beiden Völker ist ein
Beispiel, das ebenso deutlich erkennbar ist wie die Straße, die durch das einst
von ihnen bewohnte Gebiet führt. (Asad)
Abschnitt 6
80. Und die Bewohner des Felsengebirges137
bezichtigten die Gesandten ebenfalls der
Lüge.138
137. „Felsengebirge" ist zweifellos eine
geographische Bezeichnung. Auf Landkarten von der arabischen Halbinsel befindet
sich ein Gebiet namens Hidschr nördlich von Medina, mit dem Berg Hidschr etwa
200 km nördlich der Stadt. Dieses Gebiet liegt an der Straße nach Syrien, und
insofern muss es sich um das Gebiet der Tamuud handeln. Vergleiche in diesem
Zusammenhang Surach 7:73 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)
Nach Ptolemäus und Plinius
ist Hidschra eine Oase und ein Rastplatz für die Gold- und Weihrauchkarawane an
der Straße nach Arabia Felix. (Darjabadi)
Die ausführliche Geschichte von den Tamuud finden
wir in Surach 7:73-79. (Asad)
Ibn Batuuta berichtet von seiner Reise nach Mekkach
im 14. Jahrhundert, er habe unterwegs die Überreste der alten Siedlung der
Tamuud gesehen: „die in Felsen eingemeißelten Häuser der Tamuud, mit Malereien,
die so deutlich sichtbar waren, als ob sie erst vor kurzer Zeit aufgetragen
worden wären... und selbst heute kann man dort noch menschliche Skelette
finden." (Maududi)
138. Sie hielten nicht nur ihren eigenen
Gesandten Salich, Allahs Segen und Frieden auf ihm, für einen Lügner; Salich,
Allahs Segen und Frieden auf ihm, jedoch repräsentierte alle anderen Gesandten,
da er mit der gleichen Botschaft kam. Somit heißt es: sie haben alle Gesandten
zu Lügnern erklärt, nicht nur ihn. (Qutb)
81. Wir brachten ihnen Unsere Zeichen,
doch sie wandten sich davon ab.139
139. Salichs, Allahs Segen und Frieden auf ihm,
besonderes Zeichen war die Kamelstute (vergleiche Surach 7:73 und 77). Aber in
diesem Dasein gibt es viele andere Zeichen, die jedem zum Betrachten und
Nachdenken unterbreitet sind. Dieses Zeichen Salichs, Allahs Segen und Frieden
auf ihm, war somit nicht das einzige Wunder, das sie von Allah bekamen. Sie
wendeten sich aber von ihnen allen ab, ohne ihre Augen oder ihr Herz für sie
zu öffnen. (Qutb)
82. Und sie pflegten Häuser aus den
Bergen zu meißeln140 zu ihrem Schutz.141
140. Überreste dieser Felsenhäuser im Gebiet
von Hidschr sind bis heute sichtbar, und die bekannte Stadt Petra befindet sich
nicht mehr als 500 km vom Berg Hidschr entfernt. (Juusuf `Allii)
141. Vergleiche Surach 7:74 und die
entsprechenden Fußnoten. (Asad)
Sie bauten diese Häuser nicht, um darin zu wohnen
sondern nur aus Zeitvertreib, wie dies aus der Art dieser Bauten im Tal der
Steine klar ersichtlich ist. Als der Prophet Muchammed, Allahs Segen und
Frieden auf ihm, auf seinem Weg nach Tabuk daran vorbeiging, senkte er sein
Haupt, beschleunigte sein Reittier und sagte zu seinen Gefährten: „Ihr solltet
weinend in die Häuser des bestraften Volkes eintreten. Wenn ihr nicht weinen
könnt, so tut so, als ob ihr weint, aus Angst, dass euch das gleiche
widerfährt." (ibn Kasir)
83. Dach da kam der gewaltige Ausbruch
über sie am Morgen,142
142. Ein Sturm und ein starkes rumpelndes
Geräusch, wie es ein Erdbeben begleitet. Vergleiche auch Surach 7:78 und die
entsprechende Fußnote. (Juusuf `Allii)
Am Morgen des vierten Tages nach ihrem Vergehen.
(Ibn Kasir)
84. Und das, was sie sich erworben hatten,
nützte ihnen gar nichts.143
143. Ihre starken und sicheren Gebäude, die sie
in die Felsen eingemeißelt hatten, konnten sie nicht vor dem Untergang
schützen. (Maududi)
Ihre Felder und Gärten, die sie nutzbar machten und
deren Wasser sie der Kamelstute nicht gönnen wollten, nutzte ihnen gar nichts
mehr. (ibn Kasir)
Die Burgen, die sie erbauten und der Reichtum, den
sie anhäuften. (Al-Dschalalain)
85. Wir haben die Himmel und die Erde
und was zwischen beiden ist, nicht anders als in Gerechtigkeit erschaffen.144
Und die Stunde wird ganz gewiss kommen, so übe dich in angemessener Nachsicht.145
144. Allahs Schöpfung geschah für ein wahres,
gerechtes und gutes Ziel. Vergleiche auch Surach 10:5. Es ist kein bloßer
Zeitvertreib oder eine Laune (Surach 21:16). (Juusuf `Allii)
Gerechtigkeit ist tief in diesem Dasein verwurzelt:
in seiner Erschaffung, seiner Leitung und Regelung und in seinem Ausgang.
(Qutb)
Siehe auch die Fußnoten zu Surach 10:5. (Asad)
Der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf
ihm, wird damit getröstet, dass er mit der Wahrheit gesandt ist, so wie auch
das ganze Universum auf Wahrheit begründet ist. Eine solche Bestätigung war
notwendig, denn gerade zu jener Zeit schien überall der Trug über die Wahrheit zu
triumphieren. Dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wird
hier gesagt: „Sorge dich nicht über den scheinbaren Erfolg der Lüge, denn er
ist vergänglich, wie auch die Schwierigkeiten und Hindernisse, die der Wahrheit
im Weg zu liegen scheinen. Habe Mut und Zuversicht in deinem Einsatz für die
Wahrheit, und sie wird siegen, denn das ganze System des Universums beruht auf
Wahrheit und weist die Lüge zurück. Wahrheit ist beständig, und Trug
vergeht." (Maududi)
145. Der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf
ihm, wird hier aufgefordert, sich in Nachsicht zu üben, in Bezug auf die
Belästigung durch die Götzendiener Mekkas und ihre Ablehnung seiner Sendung.
(ibn Kasir)
Lass dich nicht in Wut versetzen. Denn der Wahrheit
wird sicherlich zum Recht verholfen. (Qutb)
Die Zeit wird sicherlich kommen, wo der wahre Plan
des Lebens offenkundig wird. Wir dürfen deshalb nicht ungeduldig werden, wenn
nach unserem begrenzten Begriffsvermögen scheinbare Ungerechtigkeiten zu
bestehen scheinen. Wir sollen ertragen und langmütig sein, und was unsere
persönlichen Gefühle betrifft, sollen wir „in großmütiger Vergebung" über
die Fehler anderer Menschen hinwegsehen. (Juusuf `Allii)
86. Wahrscheinlich, dein Herr ist der Schöpfer,146
der Allwissende.147
146. Der weiß, was und wen Er erschaffen hat.
Die ganze wunderbare Schöpfung ist Sein. (Qutb)
“Hallaaq“: diese
Intensivform für das Wort „Schöpfung" bezeichnet einen Schöpfer, der in
Seinem Geschick und Wissen vollkommen ist, und dessen Schöpfung völlig Seinem
Plan entspricht. Deswegen sollte niemand meinen, mit der Schöpfung sei etwas
schief gegangen. Wenn wir eine Unvollkommenheit wahrnehmen, ist dies lediglich
das Ergebnis unserer unvollkommenen Normen. Oft genug kommt es vor, dass uns
etwas böse, ungerecht oder unvollkommen erscheint, was nur eine Projektion
unserer unvollkommenen Vorstellung ist. Siehe auch die folgenden Ajachs und
Fußnoten. (Juusuf `Allii)
147. Er hat alle Menschen erschaffen und Er
weiß genau, wo ihre natürlichen Unterschiede und die Verschiedenheiten ihrer
jeweiligen Lebensumstände liegen - was natürlich auch ihre Fehler und Irrtümer
einschließt. Vergleiche auch Surach 7:199 und die entsprechenden Fußnoten.
(Asad)
Allah ist der Schöpfer und hat völlige Macht über
Seine Geschöpfe. Er ist allwissend, das heißt, Er weiß, dass der Prophet
Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, alles in seiner Macht Stehende
tut, um die Menschen zur Besserung zu veranlassen; ebenso kennt Er ihre bösen
Pläne gegen alle diese Versuche. (Maududi)
87. Und Wir haben die fürwahr die
sieben oft wiederholten Ajachs148 gegeben und den großartigen Qur’an.149
148. Unter den „sieben oft wiederholten Ajachs"
versteht man meist die Ajachs der einführenden Surach Al-Fatiha. Sie fassen die
gesamte Lehre des Qur’an zusammen. Was kann für einen
Muslim ein schöneres Geschenk sein als der Qur’an
oder eine Surach davon? Verglichen damit sind weltlicher Reichtum, Ansehen oder
alles andere völlig unbedeutend. (Juusuf `Allii)
Die Surach Al-Fatiha ist das von den Muslimen am
meisten wiederholte Gebet, ohne das auch jedes rituelle Gebet unvollständig
wäre. (Darjabadi)
Die Surachs des Qur’ans
werden „Mataari" genannt, weil sie im Verlauf
der Zeit so oft rezitiert werden, dass sie - anders als es mit so vielen
anderen Dingen geschieht - niemals ausgelöscht werden können. (Al-Dschalalain)
Dieses sind, wie es in den meisten Überlieferungen
steht, höchstwahrscheinlich die sieben Ajachs von Surach „Al-Fatiha", weil
sie im Gebet doppelt oder vielfach rezitiert werden. Oder aber weil Allah darin
gepriesen wird (“tanaa“ bedeutet auch preisen,
loben). (Qutb)
Über die Bedeutung von den „sieben häufig
wiederholten" gibt es unterschiedliche Meinungen. ibn Mas'ud
ibn ’Umar, ibn 'Abbas, Mudschahid, Said ibn Dschubair, Dachhak und andere sagen
mehr, dass damit die sieben längsten Surachs gemeint sind, weil darin die
Pflichten im Islam, die gesetzlichen Verordnungen, die Geschichten und die
Vorschriften aufgeführt werden. Dagegen heißt es in einem Hadis in Bucharii,
von Abu-Huraira erzählt, dass der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden
auf ihm, gesagt hat: „Die Mutter des Qur’ans sind die
„sieben häufig wiederholten (Al-Mataari)". Damit
legt der Text dieses Hadis fest, dass es sich um Al-Fatiha handelt. (ibn Kasir)
149. Mit diesen Worten kehrt die Argumentation
zum Anfangsthema dieser Sure zurück, wie es auch schon in Ajach 85 angedeutet
wurde, nämlich zur Offenbarung der heiligen Schrift, die dem Menschen, der
bisher noch nicht Sinn und Ziel der Schöpfung Allahs erkennen kann, als Leitung
und Führung dienen soll. (Asad)
88. So richte niemals deine Augen begehrlich
auf das, was Wir ein Teil von ihnen150 genießen lassen, und sei
nicht traurig ihretwegen,151 und senke deinen Fittich (in
Barmherzigkeit) auf die Mu’mins.152
150. Möglicherweise besitzen andere Menschen
irdische Güter, um die sie von weltlich gesinnten Menschen beneidet werden.
Sind sie aber deswegen glücklich? Selbst die vergänglichen Freuden, mit denen
sie umgeben sind, sind nicht frei von einem geistigen Gift und ohnehin nicht
von Dauer. Der mu’min Mensch schaut sehnsüchtig nach
etwas anderem aus – Allahs Angesicht und Wohlgefallen. (Juusuf `Allii)
Wer diese, soeben erwähnten, sieben Ajachs und den
großartigen Qur’an bekommt, richtet seinen Blick
nicht auf die vergänglichen Genüsse dieser Erde und bleibt von ihnen unberührt.
(Qutb)
Dies sind die Reichen unter ihnen, wie Mudschahid
sagt. (ibn Kasir)
Der Begriff “Aswaadsch“
bedeutet hier „Gruppen" von Menschen oder „einige" davon, nicht
„Paare", wie einige moderne Übersetzer annehmen. (Asad)
151. Der mu’min
Mensch grämt sich vielleicht in seiner mitmenschlichen Liebe und Sympathie über
gewisse Menschen, die voll mit falschen Vorstellungen sind und Allahs Botschaft
indifferent gegenüberstehen. Er soll sich jedoch nicht selbst unglücklich
machen. Kein Mangel ist in Allahs Plan, und er wird schließlich verwirklicht.
Dies ist in erster Stelle an den Propheten Muhammad gerichtet, gilt aber in
geringerem Maße auch für alle rechtschaffenen Menschen. (Juusuf `Allii)
Sei nicht traurig, weil sie dich als ihren Feind
betrachten, obwohl du ihr Bestes willst; weil sie ihre Laster als ihre Tugenden
betrachten; weil sie nicht nur selbst einem Weg folgen, der zum Untergang
führt, sondern dass sie auch andere dahin führen. (Maududi)
152. Dieses Gleichnis stammt von einer
Vogelmutter, die in Fürsorge für ihre Jungen ihre Flügel über sie deckt.
Vergleiche auch Surach 17:24, wo dasselbe Bild auf die alternden Eltern
angewandt wird. (Juusuf `Allii)
Ein Gleichnis für liebevolle Zuneigung und Demut.
(Asad)
Hafada Dschanaahahu bedeutet: jemandem zugänglich
sein, aufgeschlossen sein, jemanden mit Güte und Milde behandeln. (Anm. d. Übers.)
Dieser Ausdruck wird als Gleichnis für freundlichen
Umgang und gütige Behandlung gebraucht. (Qutb)
89. Und sprich: „Wahrlich, ich bin der
deutliche Warner,"153
153. In der Sendung des Propheten Muchammed,
Allahs Segen und Frieden auf ihm, gab es weder Haarspalterei noch irgendwelche
Kompromisse mit dem Bösen. Das Böse wurde unzweideutig abgelehnt. “Mubiin“ bedeutet sowohl offen als auch deutlich, das heißt
frei von Zweideutigkeiten. (Juusuf `Allii)
Der bestimmte Artikel vor “nadiir“
kann nur bedeuten, dass er ein bestimmter Warner ist, nämlich einer, der von Allah
verheißen wurde. Möglicherweise ist dies ein Hinweis auf Vorhersagen des
Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in der Bibel,
beispielsweise in Deuteronomium 18:15 und 18. (Asad)
Ein Warner, dessen Ermahnung deutlich genug ist.
(Al-Dschalalain)
Wenn sie ihn der Lüge bezichtigten, sollte er die
Menschen vor einer peinlichen Strafe warnen, wie sie über die früheren Völker
gekommen war, als sie an ihren Gesandten nicht den Iman verinnerlichen wollten.
(Ibn Kasir)
90. (Vor einer Strafe) wie Wir (sie) zu
jenen Gruppen154 (von Verschwörern) herabgesandt haben,155
154. Über die genaue Bedeutung der Ajachs 90
und 91 sind die Kommentatoren unterschiedlicher Meinung. Sind in beiden Ajachs
dieselben Leute gemeint oder verschiedene? Und um wen handelt es sich? Ich
schließe mich der gut belegten Ansicht an, dass es sich um zwei verschiedene,
aber ähnliche Personengruppen handelt. Ajach 90 bezieht sich auf Juden und
Christen, die von der Schrift nahmen, was in ihr Konzept passte, und den Rest
ignorierten. Vergleiche in diesem Zusammenhang auch Surach 2:85 und 101. (Juusuf
`Allii)
“Al-Muqtasimiin“ (die
Gruppen) sind die miteinander Verbündeten. Sie schworen einander, sie würden
den Propheten Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, widersprechen, sie
leugnen und sie bekämpfen. Dies wird von mehreren Stellen unterstrichen wie
27:49, 6:109, 14:44 und 7:49. Sie wurden „Al-Muqtasimiin"
genannt, weil sie jedesmal, wenn sie etwas ableugneten, dies auch unter Eid
taten (aqsama). (Ibn Kasir)
“Al-Muqtasimiin“ (die
Verschworenen) sind diejenigen Leuten, die sich auf die Schluchten Mekkas
verteilten, um jene, die zum Propheten Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf
ihm, wollten, davon abzubringen. Sie hatten sich gegenseitig geschworen, sie
würden gegen den Propheten Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, intrigieren.
(Al-Asfahaani)
„(Du bist der Übermittler der Schrift Allahs,) wie
Wir sie denjenigen gegeben haben, die sie (hernach) in Bruchstücke zerteilt
haben, und die jetzt diesen Qur’an leugnen."
Dieser Einschub erklärt nach Samachsari diesen elliptischen Satz. (Asad)
155. Dies bezieht sich wahrscheinlich auf die
Anhänger der Bibel, die „an einen Teil der Schrift den Iman verinnerlichen und
den anderen Teil leugnen" (vergleiche Surach 2:85), das heißt die nach den
Prinzipien der Bibel handeln, die ihren Neigungen und den vorhandenen sozialen
Trends entsprechen, während sie andere missachten und so indirekt ihre
Gültigkeit leugnen. (Asad)
91. Die den Qur’an156
unterteilten.157
156. Das Wort “qur'an“
ist hier in seinem wörtlichen, nicht in seinem technischen Sinne zu verstehen.
(Darjabadi)
157. In der Frühzeit des Islam zerteilten die
kafir Mekaner die bisher offenbarten Teile des Qur’an, um sie auf diese Weise zu verspotten oder damit den
Gesandten Allahs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, es zu verleumden. (Juusuf 'Allii)
„Die (jetzt) diesen Qur’an
für ein Lügengewebe erklären". Dies ist nach “Taadsch
Al-'Aruus“ die Bedeutung des Wortes “`idin“ in diesem Zusammenhang. Eine andere, vom
linguistischen Standpunkt aus ebenso gerechtfertigte Interpretation wäre: „die
den Qur’an in einzelne Teile zertrennen“ das heißt
analog zu Juden und Christen einige davon als wahr betrachten, andere hingegen
als Erfindung des Propheten Muchammad Allahs Segen und Frieden auf ihm. Da
jedoch - wie auch Tabari betont - diejenigen, die den Ursprung Allahs des Qur’an leugnen, keinen Teil als wahr akzeptieren, ist die
erste Interpretation vorzuziehen. (Asad)
92. Bei deinem Herrn, Wir werden sie
ganz gewiss dereinst befragen158
158. Vergleiche auch Surach 7:6; 2:134 und
ähnliche Stellen. (Anm. d. Übers.)
93. Über das, was sie zu tun pflegten.159
159. Wer auch immer auf irgendeine Weise die
heilige Schrift verspottet, wird dafür zur Rechenschaft gezogen. (Juusuf 'Allii)
Sie werden entsprechend dafür bestraft. (Darjabadi)
94. So tu offen kund, wie dir geboten worden
ist160 und wende dich ab von den Götzendienern.
160. Nun ergeht der Befehl an den Propheten
Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ''sich ganz für seinen Auftrag
einzusetzen, indem er ihn mit allem Nachdruck offen verkündet. Kein
Götzendiener sollte ihn daran hindern oder davon abhalten. (Qutb)
Dies ist ein Befehl an den Propheten Muchammad,
Allahs Segen und Frieden auf ihm, den Götzendienern entgegenzutreten. Von Abu
Ubaida wird überliefert: „Der Prophet Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf
ihm, hielt sich immer noch versteckt, bis ihm diese Worte offenbart wurden.
Alsdann kamen er und seine Gefährten (mit der Verkündung) heraus in die
Öffentlichkeit. (Ibn Kasir)
95. Wahrlich, Wir genügen die gegen die
Spötter,161
161. Indem Wir sie der Vernichtung preisgeben.
(Safwat al Tafsir)
Selbst wenn sich die ganze Welt gegen die Muslime
stellt, wie es zeitweilig beim Propheten Muchammed, Allahs Segen und Frieden
auf ihm, der Fall war, und alles verspottet, was heilig ist, gleicht das
Bewusstsein der Anwesenheit und des Schutzes Allahs alles aus. Ohnehin sind die
Spötter vergängliche Geschöpfe. Bald wird ihnen der Blick für den wahren Wert
ihres Verhaltens geöffnet. Allahs Wahrheit aber bleibt bestehen. (Juusuf `Allii)
96. Jene, die Allah eine andere
Gottheit zur Seite stellen.162 Doch schon werden sie wissen.163
162. Wörtlich: „die neben Allah eine andere
Gottheit postulieren (jadsch`aluun)". Dies
umfasst in diesem Zusammenhang offensichtlich alles, was als „Kraft Allahs"
aufgefasst werden könnte. (Asad)
163. Sie werden ihre Dummheit einsehen müssen.
(Darjabadi)
97. Und wir wissen fürwahr, dass dein
Herz betrübt ist164 über das, was sie sagen.165
164. Wörtlich: „dass deine Brust beengt
ist". (Juusuf `Allii)
Das heißt, du bist innerlich sehr traurig. (Darjabadi)
165. Aus Trotz und Ablehnung. (Darjabadi)
98. So lobpreise deinen Herrn und sei
mit denen, die sich niederwerfen.166
166. Unter den Betenden. (Al-Dschalalain)
Als ein Mensch ist der Prophet Muchammed, Allahs
Segen und Frieden auf ihm, nicht in der Lage, seinen Zorn zu beherrschen, wenn
er hört, dass man Allah andere Wesen zur Seite setzt und dass sein Anruf zur
Wahrheit verspottet wird. Deswegen wird ihm hier geboten, sich daran zu halten,
Allah zu lobpreisen und Ihm zu dienen, um darüber hinweg zu kommen. Darauf
sollte er beharren, und zwar sein ganzes Leben lang. (Qutb)
99. Und diene deinem Herrn, bis die Gewissheit
zu dir kommt.167
167. Wörtlich: „bis zu dir kommt, was gewiss
ist (Al-Jaqiin)" - dieser Begriff wird im Qur’an oft für den Tod benutzt. Vergleiche aber auch das
erste Auftreten dieses Begriffes in Surach 74:47. (Asad)
Dieser Ajach liefert den Beweis, dass ’Ibadach, wie zum Beispiel das Gebet, jedem obliegt, der im
Besitz seiner geistigen Kräfte ist, und je nachdem, in welcher Lage er sich
befindet. (ibn Kasir)
Einführung zu Surach 16
Wie die sechs vorhergehenden Surachs gehört auch
diese in die späte mekkanische Zeit, vielleicht mit Ausnahme
von Ajach 110 und einigen der darauf folgenden Ajachs.
Die chronologische Zuordnung ist jedoch nicht von Bedeutung. Thematisch fasst
diese Surach unter einem neuen Gesichtspunkt die Frage nach Allahs Handeln mit
dem Menschen, Seiner Selbstoffenbarung und der Bedeutung der Gesandten und
ihrer Botschaft in jeder Phase der Schöpfung und des menschlichen Lebens
zusammen. Der neue Gesichtspunkt ist der, dass die Natur auf
ihren Schöpfer hinweist. Einführung:
In dieser Surach erscheinen die verschiedensten
Schattierungen der Gnade Allahs, aber auch die der Dankbarkeit. Hierfür werden
Beispiele aufgeführt. Am deutlichsten ist das Beispiel Ibrahiim, Allahs Segen
und Frieden auf ihm, inAjach 122. (Qutb)
Diese Surach wird auch Sure „Al Ni'am"
(der Wohltaten) genannt, weil in ihr von der Vielzahl der Gnadengeschenke Allahs
die Rede ist. (Al-Qurtubi)
Zusammenfassung:
Alles in der Schöpfung verkündet Allahs Lob. Dem
Menschen wurde die Herrschaft über die Natur gegeben, so dass er Allahs Einheit
und Wahrheit erkennen kann. (Ajachs 1-25)
Der Mensch sollte niemals sein Ziel aus den Augen
verlieren, nämlich das Gute, oder mit den großen Lehrern streiten, die zu allen
Völkern gesandt wurden, um Einigkeit zu bewirken: alle Geschöpfe sind Allahs
Diener.
(Ajachs 26-50)
Hier werden Allahs Gnadengeschenke und die
Undankbarkeit des Menschen aufgezählt. Seine Zeichen sind sichtbar in den Regenwolken,
dem Milchvieh, der Honigbiene, den wunderbaren Beziehungen zwischen den
Menschen in der Familie und der Gesellschaft und den Errungenschaften der
Zivilisation. (Ajachs 51-83)
Die Boten der Wahrheit sind Zeugen gegen jene
Menschen, die die Wahrheit ablehnen. Allah wird entsprechend unserem Iman und
unseren Handlungen über uns richten. (Ajachs 84-100)
Der Qur’an ist wahr. Er
leitet und verkündet frohe Botschaft. Verinnerlicht den
Iman und gestaltet euer Leben in allen Dingen gut und rechtmäßig. Folgt Ibrahiims,
Allahs Segen und Frieden auf ihm, Beispiel: er war aufrichtig im Islam und
rechtschaffen. Tut Gutes. (Ajachs 101-128) (Juusuf `Allii)
Die Biene
Im Namen
Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen.
1. Der Befehl Allahs ist bereits
ergangen,1 darum sucht ihn nicht zu beschleunigen.2
Gepriesen sei Er und hoch erhaben ist Er über all das, was sie (Ihm) zur Seite
stellen.3
1. Dies ist eine Antwort auf die
Herausforderung der Götzendiener: „Wenn es einen Allah gibt, den Einen wahren Allah,
wie du sagst, Der allmächtig ist, warum straft Er dann die Ungerechten nicht
sofort?" Die Antwort lautet: „Allahs Entscheidung trifft unvermeidlich ein
und kommt früh genug; dann werdet ihr wünschen, sie würde aufgeschoben. Wie
dumm ist es doch von euch, selbst eure letzte Hoffnung auf Vergebung
abschneiden zu wollen!" (Juusuf `Allii)
Das Strafgericht Allahs ist bereits da, es steht
unmittelbar bevor. Deswegen wünscht nicht, es zu beschleunigen. (Darjabadi)
Unserer Ansicht nach geht es bei der Entscheidung
oder dem Urteil hier um die Auswanderung des Propheten Muchammed, Allahs Segen
und Frieden auf ihm, aus Mekka, denn kurze Zeit nach dieser Offenbarung wurde
ihm die Möglichkeit dazu angeboten, und nach Darstellung des Qur’ans wird ein Prophet immer dann aufgefordert, einen Ort
zu verlassen, wenn die Feindschaft seines Volkes ihr Äußerstes erreicht hat.
Dann ist ihr Schicksal besiegelt, denn die Strafe kommt entweder direkt, oder
sie werden von dem Propheten und seinen Anhängern besiegt. Die Mekkaner
betrachteten die Auswanderung als einen Sieg ihrerseits, aber in der Tat
stellte sich heraus, dass sie eine Niederlage für Götzendienst und Kufr
darstellte, die schon ein Jahrzehnt später völlig von der arabischen Halbinsel
verschwunden waren. (Maududi)
Als die Götzendiener Mekkas das Gefühl bekamen, die
Stunde ihrer Bestrafung sei noch in weiter Ferne, offenbarte Allah diesen Ajach.
Er ist in der Vergangenheitsform abgefasst, um zum Ausdruck zu bringen, dass
dies eine Tatsache ist, die sich bald ereignen sollte. (Al-Dschalalain)
Um den unerlässlichen Eintritt einer Sache zu
bekräftigen, wird der Ausdruck in die Vergangenheit gesetzt.
(Al Rasi)
Vergleiche auch Surach 10:50; 7:150; 5:52 und unten
Vers 33. (Anm. d. Übers.)
2. Zu der Herausforderung der Kafirs siehe
auch Surach 6:57-58; 8:32 und 10:50-51 sowie die entsprechenden Fußnoten.
(Asad)
Allahs Urteil kommt entsprechend Seinen
Gesetzmäßigkeiten (Sunnach Allah) und nach Seinem Willen. Kein Drängen kann es
beschleunigen und kein Hoffen kann es aufschieben. Allahs Befehl über
Bestrafung oder gar über den Tag des Gerichtes ist schon ergangen. Doch seine
Ausführung geschieht zu der dafür bestimmten Zeit. (Qutb)
3. Allah ist fern von allen menschlichen
Attributen, die den Vorstellungen des Polytheismus entspringen, mit all ihren
Gestalten und Formen. (Qutb)
2. Er schickt die Engel mach Seinem
Willen mit der Offenbarung4 dem, den Er von Seinen Dienern
auserwählt:5 „Verkündet6, dass es keine Gottheit gibt
außer Mir und fürchtet (nur) Mich!"7
4. Der Begriff “Ruuch“
(wörtlich: „Geist", „Seele" oder „Lebensatem") wird im Qur’an oft im Sinne von „Inspiration" oder besonders
„göttliche Offenbarung" benutzt, denn - wie Samachsari in Verbindung
sowohl mit diesem Ajach als auch mit Surach 42:52 betont - „belebt er solche
Herzen, die in ihrer Unwissenheit (wie) tot waren, und hat im Islam dieselbe
Funktion wie die Seele im Körper." Rasi gibt in diesem Zusammenhang eine
ganz ähnliche Erklärung. Zum erstenmal wird der Begriff “Ruuch“
in diesem Sinne in Surach 97:4 benutzt. (Asad)
Der Geist des Prophetentums, der einem Propheten
eingegeben wird, damit er in Wort und Tat seinen Auftrag erfüllen kann. (Maududi)
Allah lässt die Menschen nicht in Irrtum und
falschen Vorstellungen umherschweifen, sondern schickt ihnen etwas vom Himmel,
das sie belebt und errettet. So schickt Er nicht nur Wasser, das Erde und
Körper zum Leben erweckt, sondern auch Engel mit dem Geist (Ruuch)
Seines Willens. Der Ausdruck „Ruuch" hat hier
eine besondere Bedeutung. Denn Geist heißt sowohl Leben, als auch Belebung.
Eine Belebung für die Seele, das Gewissen, den Verstand, die Gefühle und für
die Gesellschaft. Er schützt vor Verdorbenheit, Zersetzung und Ruin. Er ist das
erste, das Allah den Menschen herabgesandt hat, und Sein erstes Gnadengeschenk
an Seine Diener. (Qutb)
5. Dies beantwortet die herausfordernde Frage
der Mekkaner, warum Allah gerade Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm,
als Propheten auserwählt habe und nicht einen von ihnen. Allah weiß am besten,
was Er tut, und braucht keine solchen „Ratschläge". Er wählt für Seinen
Auftrag denjenigen aus, den Er dafür als geeignet findet. (Maududi)
Gemeint sind die Propheten. (ibn Kasir)
6. Die ganze Menschheit. (Darjabadi)
Das Wort „Andiruu"
beinhaltet sowohl die Verkündung als auch die Warnung. Verkündet, dass es „nur
Mich gibt als Allah. Und warnt die Menschen vor Meiner Bestrafung." (Al-Dschalalain)
7. Mit ihrer Vielzahl von Göttern und
Göttinnen meinten die Götzendiener, einen gegen den anderen ausspielen zu
können. Damit verspotten sie in Wirklichkeit den Islam. Mit einer solchen
Vorstellung kann der Mensch nicht die zugrunde liegende Einheit im Universum
begreifen oder auch die Herrlichkeit und Macht des Einen wahren Gottes
wahrnehmen, Der allein des Dienstes und der Anbetung würdig ist. (Juusuf `Allii)
Das Bekenntnis zur Einheit Allahs ist der Geist des
Imans und Leben für die Seele und der trennende Faktor zwischen der Richtung,
die zur Belebung führt, und der, die zum Ruin führt. Eine Seele, die sich nicht
zu dem Einen Gott bekennt, ist eine verwirrte,
zugrunde sich richtende Seele, die von allen Seiten hin und her gerissen wird.
Sie wird von Wahnvorstellungen und teuflischen Einflüsterungen erfüllt, so dass
sie kein richtiges Ziel anstreben kann. (Qutb)
Dies ist der Kern des „Geistes" des Prophetentums:
nur Allah allein ist Gott, und nur Ihn allein soll der Mensch fürchten. An
nichts anderem als der Taqwa kann menschliche Moral verankert werden. (Maududi)
3. Er hat die Himmel und die Erde in
Gerechtigkeit
erschaffen.8 Hoch erhaben ist Er über das, was sie (Ihm) an die Seite
stellen.9
8. “Haq“ -
Wahrheit, Gerechtigkeit (Anm. d. Übers.)
Nicht zum Zeitvertreib oder zufällig und planlos.
Vergleiche auch Surach 15:85. Die Einheit des Plans in der Schöpfung weist auch
auf die Einheit des Schöpfers hin. (Juusuf `Allii)
Mit einem Sinn und Ziel, das Er kennt. Vergleiche
auch Surach 10:5 und die dazugehörige Fußnote. (Asad)
Wahrheit ist die Grundlage ihrer Erschaffung und
ihrer Leitung und Planung. Sie bildet das Grundelement alles Existierenden.
(Qutb)
9. Er ist der alleinige Erschaffer. Keiner
und nichts ist Sein Teilhaber. (Qutb)
Die Wiederholung dieses Teils aus dem ersten Ajach
soll die Einzigartigkeit der Schöpfung Allahs betonen. (Asad)
4. Er hat den Menschen aus einem
Samentropfen erschaffen,10 doch dann wurde er zu einem offenkundigen
Widersacher.11
10. Die verachtet und schwach ist. (ibn Kasir)
Vergleiche Surach 18:37; 76:2, 80:17-19 und viele
andere Stellen. (Anm. d. Übers.)
11. Was für eine ungeheuerliche Entwicklung
zwischen dem Anfang und dem Ende, zwischen dem primitiven Samentropfen und dem
opponierenden, streitbaren Menschen, der aus ihm hervorgekommen ist, der es
wagt mit seinem Schöpfer über Dessen Existenz und Einzigkeit zu streiten, ja
Ihn sogar zu leugnen. (Qutb)
Der physische Ursprung des Menschen ist niedrig.
Dennoch gehen Menschen auf materielle Dinge zurück und vernachlässigen oder
bestreiten die höheren Dinge im Leben. (Juusuf 'Ali)
Nach Samachsari sind zwei Interpretationen möglich.
„Nachdem er ein (bloßer) Samentropfen war, ein Materiepartikel ohne Bewusstsein
oder Bewegungsfreiheit, wird der Mensch fähig. sich deutlich auszudrücken, und
er ist in der Lage. seinen Standpunkt (für oder gegen eine Aussage) zu
vertreten, indem er der Debatte mutig entgegensieht und seine Argumente
deutlich formuliert; (darin liegt) ein Hinweis auf Allahs Schöpferkraft."
Oder: „Der Mensch (neigt dazu). sich im Argument gegen seinen Herrn und
Erhalter behaupten zu wollen, indem er sich weigert. seinem eigenen Schöpfer
anzuerkennen." Rasi stützt vorbehaltlos die erste Interpretation. denn
..die obigen Verse sollen die Beweise für die Existenz eines weisen Schöpfers
betonen und nicht die Unverschämtheit des Menschen und seine Neigung zu
Blasphemie und Undankbarkeit". Im Hinblick auf Surach 36:77-78 (offenbart
zu einem wesentlich früheren Zeitpunkt) bin ich jedoch der Ansicht, dass sich
die beiden oben erwähnten Interpretationen nicht gegenseitig ausschließen,
sondern eher ergänzen. da dieser Abschnitt auch die einzigartige Qualität des
Menschen als eines vernunftbegabten Wesens hervorheben soll - eine Eigenschaft,
die ihm höchste Errungenschaften ermöglicht, ihn aber auch völlig auf Abwege
bringen kann. (Asad)
Wenn der Mensch sich an die demütigenden Stadien
seiner Geburt und Kindheit erinnern würde, dann würde er es sich doch gründlich
überlegen, bevor er seinem Schöpfer gegenüber eine aufrührerische und
hochmütige Haltung einnimmt. (Maududi)
5. Und das Vieh12 hat Er
erschaffen, damit ihr Wärme13 und vielfachen anderen Nutzen14
daraus zieht.15
12. In dieser umfassenden Existenz von Himmel
und Erde, in die der Mensch hineingesetzt wurde, gibt es unzählige Geschöpfe,
die Allah in den Dienst des Menschen gestellt hat, hier beispielsweise das
Vieh. (Qutb)
Warum bindet ihr euch an materielle Dinge. während diese
doch in euren Dienst gestellt worden sind und genutzt werden sollten, wie es in
den folgenden Ajachs erwähnt wird'? (Juusuf 'Allii)
13. Warme Kleidung. Das Wort bezeichnet hier
die Häute der Tiere und ihr Haar oder ihre Wolle, die alle für menschliche
Bekleidung verwendet werden. (Darjabadi)
14. Von Wolle, Häuten und Milch. Kamelhaar
wird für warme Mäntel und Decken verwendet, ähnlich auch das Haar bestimmter
Ziegen. Schafe geben Wolle und Lamas Alpaca für
ähnliche Zwecke. Die Häute und Felle mancher Tiere können für Kleidung,
Teppiche oder Betten benutzt werden. Die weiblichen Tiere geben Milch, ein
gutes und gesundes Nahrungsmittel. Auch das Fleisch dieser Tiere ist essbar.
Andere Verwendungsmöglichkeiten der Tiere werden später erwähnt. (Juusuf `Allii)
Als Nutzvieh wurden auf der arabischen Halbinsel
Kamele, Kühe, Schafe und Ziegen bezeichnet, während Pferde, Maulesel und Esel
zum Reiten und als Zierde, aber nicht zum Essen da waren. (Qutb)
15. Die Tiere sind zur Nutzung für den
Menschen gedacht, nicht als Verehrungsobjekte, wie es bei verschiedenen
polytheistischen Völkern der Fall war. (Darjabadi)
6. (Und sein Anblick ist eine
Augenweide für euch) wenn ihr es von der Weide heimtreibt und wenn ihr es zur
Weide hinaus treibt.16
16. Ein guter Mensch ist stolz auf sein Vieh
und zeigt ihm gegenüber gutes Verhalten. Wenn die Tiere morgens zur Weide gehen
und abends heimkehren, spürt er seine Macht und seinen Reichtum und freut sich
an ihrer Schönheit. Will er sich dann nicht von diesen materiellen Tatsachen
beflügelt, der großen geistigen Wahrheit und dem Sinn hinter diesem allen
zuwenden? (Juusuf `Allii)
7. Und sie tragen eure Lasten zu fernen
Ländern, die ihr nur mit größter Mühe erreichen könnt.17 Wahrlich,
euer Herr ist überaus gütig, barmherzig.18
17. Die Tiere tragen auch Lasten und
ermöglichen so eine leichte Verbindung zwischen verschiedenen Ländern. Ohne sie
gäbe es nicht nur zahlreiche physische, sondern auch psychische
Schwierigkeiten. Müde Menschen, die Lasten tragen müssen, haben keinen Sinn für
gesellschaftliche oder gar geistige Beziehungen. Diese Beziehungen wurden durch
Allahs Freundlichkeit und Barmherzigkeit ermöglicht. (Juusuf `Allii)
Mit Mühe und Schwierigkeiten. (Darjabadi)
18. Die Wendung „Allah ist überaus gütig,
barmherzig" folgt auf die Erwähnung der Lasten, die von diesen Tieren in
Ferne Länder getragen werden, die sonst kaum erreicht werden können. Dadurch
soll besonders betont werden, was für ein Gnadengeschenk die Erschaffung der
Lasttiere für den Menschen ist. (Qutb)
8. Und Pferde und Maultiere und Esel
(hat Er erschaffen), damit ihr darauf reiten könnt und als Zierde,19
und Er erschafft, was ihr nicht wisst.20
19. Pferde, Maultiere, Esel und andere Tiere
dieser Art sind Lasttiere, jedoch auch gelegentlich Tiere, die besonders ihrer
Schönheit wegen oder für besondere Zwecke gezüchtet werden, wie beispielsweise
für Umzüge, bei denen es auf Schönheit und Eleganz ankommt. (Juusuf `Allii)
Einige Qur’angelehrte,
wie Abu-Hanifa, leiten aus der besonderen Erwähnung dieser Tiere in dem
vorliegenden Ajach ab, dass es verboten ist, ihr Fleisch zu essen. (ibn Kasir)
20. Wenn wir die Geschichte der
Transportmittel studieren, finden wir im Laufe der verschiedenen Zeitalter
entscheidende Veränderungen, vom einfachen Packtier zu luxuriösen Kutschen bis
hin zu Transportmitteln wie Eisenbahnen, Lastwagen und Flugzeugen aller Art. Zu
jedem gegebenen Zeitpunkt waren viele davon dem Menschen noch unbekannt, und
wir können auch nicht die Grenzen abschätzen, die wir jetzt erreicht haben oder
in der Zukunft erreichen werden. Durch den Erfindungsgeist des Menschen
erschafft Allah Dinge, die dem Menschen bis dahin unbekannt waren. (Juusuf `Allii)
Die anschließende Erwähnung, dass Allah noch andere
Dinge erschafft, von denen der Mensch noch keine Ahnung hat, soll die
Vorstellungskraft des Menschen offen halten. Dadurch ist er in der Lage, auch
andere Mittel zum Reiten, Tragen und Transportieren zu akzeptieren. Seine
Vorstellungskraft sollte Zeit und Raum überschreiten können. (Qutb)
Die in diesem Zusammenhang benutzte Verbform deutet
die Zukunft an („Er wird schaffen") und bezieht sich hier offensichtlich
auf andere, noch unbekannte Dinge derselben Kategorie, nämlich auf neue
Transportmittel, die Allah ständig durch den Erfindungsreichtum des Menschen
schafft (vergleiche auch Surach 36:42). Da jedes folgende Stadium der
menschlichen Entwicklung neue, zuvor unbekannte Erfindungen auf diesem Gebiet
hervorbringt, gilt die Aussage des Qur’ans „Er wird
noch Dinge erschaffen, von denen ihr (heute) kein Wissen habt" für jedes
Zeitalter der menschlichen Geschichte. (Asad)
Der Mensch kennt längst nicht alle Wesen, die im
Dienst für sein Wohl tätig sind. (Maududi)
9. Und Allah obliegt es, den geraden
Weg aufzuzeigen,21 denn es gibt auch abweichende Wege.22 Und
wenn Er gewollt hätte,23 hätte Er euch allesamt rechtgeleitet.24
21. Durch die materiellen Dinge hindurch führt
der Weg stets zu Allah. Einige Menschen sind jedoch so von den materiellen
Dingen eingenommen, dass sie alle Hinweise auf das Geistige übersehen. Allah
hätte sie auf den rechten Weg zwingen können, aber Sein Wille und Plan ist es,
den Willen des Menschen zu erziehen, wie es durch die Zeichen in der Natur und
in der Offenbarung geschieht. (Juusuf `Allii)
Der anzustrebende Weg ist der gerade Weg, der nicht
gekrümmt ist, so dass er geradewegs zum Ziel führt. (Qutb)
Wörtlich: „bei Allah liegt das (Zeigen des) Zieles
für den Weg", das heißt die Zielsetzung der Moral und Ethik, die in der
Vorstellung des „rechten Weges" enthalten sind. Der Ausdruck „bei Allah
liegt..." soll ähnlich wie in Surach 6:12 und 54 darauf hinweisen, dass
„Er sich selbst Barmherzigkeit vorgeschrieben hat", mit anderen Worten, Allah
zeigt jedem den rechten Weg, der bereit ist, ihm zu folgen. (Assad)
22. Es gibt andere Wege, die nicht zu Ihm
führen. (Darjabadi)
Es wäre unvorstellbar, dass Allah, der so viele
Vorsorgen für die Aufrechterhaltung animalischen Lebens getroffen hat. nicht
auch Maßnahmen getroffen hätte, dass der Mensch sein wirkliches und höchstes
Ziel erreichen kann. So wie Er ihm alle anderen Lebensnotwendigkeiten zur
Verfügung gestellt hat, so hat er durch Seine Propheten auch für das größte
menschliche Bedürfnis Sorge getragen. Die Erfahrung von Jahrhunderten hat
gezeigt. dass die Menschheit immer da versagt, wo sie sich selbst ihren Weg
suchen wollte, denn die Weisheit und Intelligenz des Menschen ist begrenzt. und
allein damit kann er nicht die richtige Auswahl für seine Lebensgestaltung
treffen. (Maududi)
23. Sein Wille war es jedoch, den Menschen mit
der Bereitschaft sowohl für Rechtleitung als auch für Irrtum zu erschaffen, so dass
dieser sich frei zwischen den beiden Möglichkeiten entscheiden konnte. Auf
diese Weise folgen einige Menschen dem geraden Weg, andere dagegen Abwegen.
Damit verlassen sie jedoch niemals den Wirkungsbereich des Willens und der
Gesetzmäßigkeiten Allahs, Der dem Menschen diese Wahl gelassen hat. (Qutb)
24. Ohne Rücksicht darauf, ob sie Rechtleitung
suchten oder nicht. (Darjabadi)
Da die Moral des Menschen mit seiner von Allah gegebenen
Entscheidungsfreiheit zwischen Gut und Böse verknüpft ist, zwingt Allah Seine
Rechtleitung dem Menschen nicht auf, sondern überlässt es ihm, sie anzunehmen
oder abzulehnen. (Asad)
Abschnitt 2
10. Er ist es, Der Wasser vom Himmel
herabsendet,25 das euch als Trank dient, und
daraus wachsen Sträucher,26 in denen ihr (euer Vieh) weiden lasst.
25. Vergleiche auch Surach 56:68-70. (Anm. d. Übers.)
Wasser kommt genau entsprechend den
Gesetzmäßigkeiten vom Himmel, nach denen Allah dieses Dasein erschaffen hat und
seine Vorgänge regelt. Somit wirkt es dem Willen des Schöpfers entsprechend und
ist eines der Gnadengeschenke Allahs. (Qutb)
26. „Bäume" oder auch „Sträucher"
und „Büsche". (Darjabadi)
11. Dadurch bringt Er für euch die
Pflanzen hervor, Olivenbäume, Dattelpalmen,27
Weinreben28 und Früchte aller Art. Wahrlich, darin sind Zeichen29
für Leute, die nachdenken.30
27. Datteln sind ein Haupternährungsmittel der
Araber und haben einen besonders hohen Nährwert. (Darjabadi)
28. Nur wenige Früchte haben nach der Ansicht
moderner Mediziner einen so hohen Wert wie Trauben. Seit frühesten Zeiten waren
Trauben und Traubensaft gleichbedeutend mit Hilfe und Medizin. (Darjabadi)
29. Ein Hinweis und ein Beweis für die
Einzigkeit Allahs. (ibn Kasir)
...allein das Betrachten des Samens, der, wenn er
in die Erde gesetzt und feucht gehalten wird, nach einiger Zeit aufquillt,
wobei ein Teil den Boden nach oben spaltet, um daraus einen Baum zu bilden,
während der andere Teil sich in den Boden vertieft und sich darin verzweigt.
Der Teil oberhalb der Erde wird kräftiger, bekommt Blätter, Blüten und Früchte,
die Verschiedenheiten aufweisen in ihrer Natur, Farbe, Form und in ihrem
Nutzen. All dies kann nur durch die Bestimmung eines Allmächtigen geschehen,
Der nur Der Einzige Gott heißen kann. (Asad)
30. Wer nachdenkt, begreift die Weisheit in
all diesem und findet einen Zusammenhang zwischen den äußeren Phänomenen, die
er auf der Erde beobachtet, und den erhabenen Gesetzmäßigkeiten für dieses
Dasein. Daraus schließt er auf den Schöpfer und die Einzigartigkeit Seines
Wesens und Willens. (Qutb)
Beobachtung der Natur und Nachdenken darüber zeigt,
wie Allah in Seiner gütigen und weisen Fürsorge dem Menschen die Naturvorgänge
dienstbar macht, so dass dieser leben und sein Leben verfeinern kann. Etwas
mehr Intelligenz und Mühe („Menschen, die weise sind") ist notwendig, um
die Zeichen Allahs für die Menschen zu verstehen, wie beispielsweise in den
Himmelskörpern (vergleiche unten Ajach 12) erkennbar sind. Ein noch höheres
geistiges Verständnis („Menschen, die Sein Lob verkünden") ist notwendig,
um die wunderbaren Abstufungen, Farben und Nuancen in der Schöpfung unserer
kleinen Erde zu erkennen (Ajach 13). Wir sollten sorgsam an alle diese
Erkenntnisse herangehen. (Juusuf 'Allii)
12. Und er hat euch die Nacht und den
Tag dienstbar gemacht und die Sonne und den Mond, und die Sterne sind
entsprechend Seinem Befehl in euren Dienst gestellt.31 Wahrlich, darin
sind Zeichen für Leute, die begreifen;32
31. Zu den Aspekten Allahs wohlbedachter
Planung und Seiner Gnadenerweise den Menschen gegenüber zählen Tag und Nacht,
Mond, Sonne und Sterne. Sie alle erfüllen die Bedürfnisse des Menschen auf
Erden. Zwar sind sie nicht ausschließlich für ihn erschaffen, sie sind jedoch
gemacht, ihm zu dienen. (Qutb)
Tag und Nacht entstehen durch astronomische
Umdrehungen. Wichtig ist die Feststellung. dass Allah dem Menschen Intelligenz
gegeben hat, so dass dieser diesen Wechsel für Arbeit und Ruhe nutzen kann: dass
dieser auch, sobald er über ein primitives Stadium hinausgewachsen ist, ihre
Ungleichheit durch künstlerische Beleuchtung ausgleichen kann, wie pflanzliches
Öl, Erdöl, Kohle, Gas oder Strom, die letztendlich wiederum aus
aufgespeicherter Sonnenenergie gewonnen werden. Auch die Sonnenwärme kann durch
verschiedene Mittel aufgespeichert werden, so dass der Mensch sie je nach
Bedarf nutzen kann. Der Mensch kann weitgehend unabhängig werden von Ebbe und
Flut. die durch die Sonne und den Mond verursacht werden und die früher die
Seefahrt bestimmten, indem er tiefe Häfen und große Schiffe bauen kann. Früher
war die Seefahrt davon abhängig, dass man direkt den Polarstern und andere
Sterne beobachtete. aber Kompass und Karte haben die Menschen jetzt in eine
völlig neue Situation gebracht. Auf diese Weise werden Sonne und Mond und
Sterne nützliche Diener des Menschen, alles durch Allahs Gnade und auf Sein
Geheiß. ohne das es kein Gesetz gäbe. das die Himmelskörper regiert, und keine
Intelligenz, die Nutzen daraus ziehen kann. (Juusuf 'Allii)
32. Vergleiche auch Surach 14:33 und die
entsprechende Fußnote. (Asad)
Nach dem Allah auf die Sehenswürdigkeiten des
Himmels aufmerksam macht, weist Er hier auf die wunderbare und vielfältige
Schöpfung auf der Erde, auf die Tiere, Metalle, Pflanzen und Mineration, mit
ihrer Vielfalt an Farben, Formen, ihre verschiedene Nutzbarkeit und
Eigenschaften hin. (Ibn Kasir)
13. Und was Er für euch auf der Erde
erschuf,33 in den vielfältigsten Farben - wahrlich, darin ist ein
Zeichen für Leute, die sich ermahnen lassen.34
33. Wer ist nicht innerlich bewegt, wenn er
die wunderbaren Farben in den Wolken bei Sonnenuntergang beobachtet'? Es gibt
unendliche Abstufungen. und nur das Auge eines Künstlers kann ihre gesamte
Schönheit erfassen. Sie sind jedoch nur eine Art der unendlichen Vielfalt der
Schattierungen in der geistigen Sphäre selbst in dem kleinen Bereich unseres
eigenen Globus. Von den großen Dingen, die gemessen und definiert werden
können, haben wir bereits gesprochen. Hier geht es um die feinen Nuancen in der
geistigen Welt. die nur von Menschen wahrgenommen werden können, die in ihrer
geistigen Einsicht so weit entwickelt sind, dass sie in ihrer Dankbarkeit für
Seine unbegrenzte Barmherzigkeit nur „Sein Lob verkünden können". (Juusuf
'Allii)
34. Die sich an Seine Gnadengeschenke erinnern
und sich dessen dankbar zeigen. (ibn Kasir) Die nicht vergessen, dass die Hand
des Allmächtigen diese Schätze für sie bereithält. (Qutb)
Vergleiche oben Fußnote 30. Geschickt werden wir
von der Beobachtung des Großen zur Wahrnehmung der feinen und zarten Farben und
Qualitäten der geistigen Welt geführt. (Juusuf 'Allii)
14. Und Er ist es, Der euch das Meer
dienstbar gemacht hat,35 damit ihr frisches, zartes Fleisch36
daraus esst und damit ihr Schmuck daraus gewinnt, den ihr trägt.37 Und
du38 siehst die Schiffe, die es durchpflügen, um Seine
Gnadengeschenke zu erlangen39 und damit ihr dankbar sein möget.
35. Das Meer und das Leben darin sind ein
wichtiges Gnadengeschenk Allahs für den Menschen und dessen Bedürfnisse. Denn
aus ihm stammt das frische Fleisch der Fische und anderer essbarer Tiere und
Kostbarkeiten, wie Perlen und Korallen und dergleichen mehr, mit denen sich bis
heute viele Völker schmücken. (Qutb)
Himmel und Erde haben wir durchdrungen. In einer
Steigerung vom Großen zum Feinen hinsichtlich der materiellen Dinge.
Hier gibt es eine weitere Steigerung bezüglich der
Dinge des Meeres. Wir bekommen das zarte Fleisch von Fischen und Meerestieren
aller Art; wir erhalten die Schätze der Tiefe: Perlen, Korallen, Bernstein und
ähnliches; wir haben stattliche Schiffe, die die Wellen durchpflügen, für
Handel und Verkehr, um die Menschheit zu vereinen und den geistigen Reichtum zu
erkennen, den Allah uns gegeben hat und der am besten mit einem grenzenlosen
Ozean verglichen werden kann. (Juusuf `Allii)
36. Feinschmecker kennen den zarten Geschmack
verschiedener Arten von Fisch aus den Weltmeeren. tarn bedeutet „frisch und
zart" und bezieht sich auf die Feinheit und Frische von Fisch. Es ist ein
weiteres Wunder Allahs, dass Salzwasser Fleisch mit einem so frischen, zarten
und feinen Aroma hervorbringt. (Juusuf `Allii)
37. Perlentauchen - sowohl in seiner
primitiven als auch in seiner fortgeschritteneren Form - ist ein weiteres
Beispiel für die Fähigkeit des Menschen, Zugang zu den scheinbar unerreichbaren
Tiefen des Meeres zu finden. (Juusuf `Allii)
38. Angesprochen ist damit der Leser. (Darjabadi)
39. Allah ist nämlich Derjenige, Der die
Menschen darauf brachte, Schiffe zu bauen. Angefangen hat damit, der dieses
Handwerk an sein Nachkommen weitergab. So reisten die Generationen nach ihm von
Land zu Land und von Kontinent zu Kontinent, um Gebrauchsgegenstände zu kaufen
und zu verkaufen. (Ihn Kasir)
Nach der Aufzählung des materiellen Nutzens, den
wir aus dem Meer gewinnen, werden wir nun aufgefordert, Dinge zu betrachten,
die für den Geist des Menschen wichtiger sind. Das Schiff steht hier als ein
Symbol für internationalen Handel und Verkehr, die wohl auch materiellen Nutzen
bringen, aber auch einen höheren Aspekt haben, indem sie die Menschen näher
zusammenbringen und ihre Kultur verbreiten. Dies sind erste Schritte, „Allahs
Reichtum" durch das Meer zu suchen. Aber es gibt höhere Aspekte. Seefahrt
und internationaler Verkehr vermehren das Wissen des Menschen, das in seinen
höheren Ebenen uns Allah näher bringt. (Juusuf `Allii)
Das heißt, damit ihr auf ehrliche Weise euren
Lebensunterhalt erwerben könnt. (Maududi)
15. Und Er hat auf der Erde festgegründete
Berge40 errichtet, damit sie nicht wanke,41 und Ströme
und Pfade,42
auf dass ihr rechtgeleitet werden möget,43
40. Vergleiche auch Surach 13:3 und 15:19. Es
ist eine beliebte Redewendung, von der Erde als von einem weiten,
ausgebreiteten Teppich zu sprechen und den Gebirgen als einer Befestigung, die
diesen Teppich daran hindert, sich zusammenzurollen oder wegzurutschen. In Surach
78 ist von Pflöcken oder Pfählen die Rede. (Juusuf `Allii)
41. Die moderne Wissenschaft gibt eine
Erklärung zur Entstehung der Berge, sagt aber nichts über deren Funktion, wie
der Qur’an dies hier tut, nämlich die Balance der
Erde zu gewährleisten. (Qutb)
Dies ist wahrscheinlich eine Anspielung auf die
Tatsache, dass die Gebirge ihre Entstehung dem allmählichen Ausgleichsprozess
der soliden Erdkruste verdanken - ein Prozess, der seinerseits wiederum das
Ergebnis von Spannungen und Störungen ist, die auf Erkalten und Verhärtung von
der Oberfläche her ins Innere des flüssigen oder vielleicht sogar gasförmigen
Erdkerns hinein zurückzuführen ist. Allem Anschein nach bleibt ein Teil des
Erdinneren nur durch den enormen Druck des darüber gelagerten Materials fest,
wovon die Berge das lebhafteste Zeugnis sind. Dies erklärt auch die Bezugnahme des
Qur’an (Surach 78:7) auf „Pflöcke", das heißt
Symbole der Festigkeit und des relativen Gleichgewichts, die die Erdkruste im
Laufe ihrer Geschichte erlangt hat. Auch wenn dieses Gleichgewicht nicht
absolut ist (wie Erdbeben und Vulkanausbrüche immer wieder zeigen), ist es doch
die Festigkeit der Erdkruste - im Gegensatz zu ihrem flüssigen aber jedenfalls
instabilen Inneren - die Leben auf der Erde ermöglicht. (Asad)
42. Natürliche Wege sind die Pfade, die sich
an den Ufern von Flüssen und Bächen oder durch Schluchten bilden. Wenn auch die
Bedeutung solcher Pfade selbst in der Ebene groß ist, vermisst man sie
besonders im Gebirge. (Maududi)
Von der Erwähnung der Berge geht Allah zu den
Flüssen über, da von Natur aus eine enge Verbindung zwischen ihnen besteht.
Denn die Flüsse entspringen zumeist den Bergen, wo es häufiger regnet als sonst
wo. (Qutb)
Allah teilte die Berge sogar, um Pfade dazwischen
entstehen zu lassen. (ibn Kasir)
43. In diesem Abschnitt (Ajach 15-16) wird das
Gleichnis von den feststehenden Bergen weiter ausgeschmückt. In diesen Ajachs
sind die Schlüsselworte Hinweise auf die Symbole für die Rechtleitung des
Menschen. Zuerst werden die physischen Symbole aufgeführt: Berge, die
feststehen und sich nicht von einem Tag auf den anderen verändern wie etwa die
wandernden Sanddünen oder die Meeresküste oder Flüsse und Bäche, die oft ihren
Verlauf ändern. Dann gibt es Flüsse und Straßen, die einen genauen Verlauf
haben und sehr nützlich sind, wenn auch weniger dauerhaft. Außerdem gibt es
Merkmale ('Alaamaat), Zeichen aller Art, die vom
Menschen aufgestellt wurden wie Wegweiser oder Leuchttürme, oder die in der
Natur vorhanden sind, wie besonders hohe Bäume und ähnliches. Und schließlich
gibt es den Polarstern und den Kompass mit seinen berechneten Abweichungen. All
dies sind Symbole für die höhere Leitung und Führung, die Allah dem Geist des
Menschen zukommen lässt. Vergleiche auch die übernächste Fußnote. (Juusuf 'Allii)
16. Und Wegzeichen,44 und
die Sterne, die ihnen den Weg zeigen.45
44. Eins von den Zeichen Allahs ist dies, dass
Er die Monotonie der Landschaft durch besonders hervorragende Wahrzeichen
unterbrochen hat, so dass verschiedene Gebiete voneinander unterschieden werden
können. Diese können vielerlei Nutzen haben, einer davon ist jedoch, dass sie
Reisende zu ihrem Bestimmungsort geleiten helfen. In diesem Ajach liegen
Hinweise auf Allahs Einheit sowie auch für das Prophetentum. Instinktiv fragt
sich nämlich der Beobachter: „Sollte Allah, der so sorgfältige Maßnahmen
getroffen hat, dass der Mensch zur Erfüllung seiner physischen Bedürfnisse
geleitet wird, versäumt haben, für seine moralischen und geistigen Bedürfnisse
Sorge zu tragen?" Dies kann nicht der Fall sein, denn offensichtlich ist
der größte Verlust im Bereich der physischen Bedürfnisse durch Verlust der
Orientierung längst nicht so schwerwiegend wie der Verlust geistiger und
ethischer Werte durch Abirrungen vom rechten Weg. (Maududi)
45. Die Sterne weisen bei Nacht den Menschen
den Weg. (ibn Kasir)
Vergleiche auch die vorletzte Fußnote. Nun wollen
wir das vollständige Gleichnis untersuchen. So wie Leuchttürme, Wegweiser und
Wahrzeichen dem Menschen auf der Erde ihren Weg weisen, so geschieht es auch in
der geistigen Weit. Wie Gebirge gibt es Wahrzeichen in der Sendung der großen
Lehrer: sie sollen uns führen oder lehren, uns selbst zu orientieren, und nicht
hin- und herzuschwanken wie ein Schiff ohne Ruder oder Menschen ohne Iman. So
wie Flüsse und Bäche sich ihr Bett graben und Unebenheiten fortschwemmen, so
haben wir gute Gesetze und Bräuche, die uns in unserem Leben weiterhelfen. Die
Beispiele großer Menschen dienen als weitere Orientierungshilfe: sie erinnern uns
daran, dass wir unser Leben veredeln können. Auf weiten Reisen helfen uns der
Polarstern und der Kompass: so sollen wir auf unserer langen Reise in die
jenseitige Welt himmlische Rechtleitung oder ihre Reflektion in der Offenbarung
suchen. (Juusuf 'Allii)
Dieser Abschnitt rundet die Schilderung der Gaben Allahs
für den Menschen ab, indem er auf subtile Weise zu dem Thema zurückkehrt, das
in Ajach 4 begonnen und auf das im letzten Satz von Ajach 8 und in Ajach 14
angespielt wird, nämlich das intellektuelle Potential des Menschen- das größte
aller Geschenke Allahs für ihn. Vergleiche in diesem Zusammenhang auch das
Gleichnis von der Schöpfung des Menschen in Surach 2:30-33. (Asad)
17. Ist also Der, Der erschafft, so wie
jemand,
der nicht erschafft?46 Wollt ihr denn nicht darüber nachdenken?47
46. Welche Antwort kann es auf diese Frage
geben als die eine: Nein! Und nochmals: nein. Im Gegenteil: Wie könnte sich ein
Mensch erlauben, in seinem Gefühl oder Verstand den, der diese Schöpfung
hervorgebracht hat, mit jemandem gleichstellen, der überhaupt nichts erschaffen
hat? (Qutb)
Wie sollte es möglich sein, dass die Macht und das
Recht eines Geschöpfes der Macht und dem Recht des Schöpfers gleichgesetzt
werden? Wie könnte jemand glauben, dass Schöpfer und Geschöpf dieselben
Eigenschaften und Fähigkeiten haben oder gar verwandt miteinander sein können?
(Maududi)
47. Nachdem uns anhand der vielfältigen Gaben Allahs
Seine Herrlichkeit vor Augen geführt wurde, sehen wir gleich, dass es sinnlos
wäre, einem anderen außer Ihm zu dienen. Sollen wir dann nicht diesen Hinweis
begreifen? (Juusuf `Allii)
18. Und wenn ihr die Segnungen Allahs aufzuzählen
versucht, könnt ihr sie doch niemals zählen. Wahrlich, Allah ist gewiss
verzeihend, barmherzig.48
48. Von allen Gaben Allahs ist auf der
geistigen Ebene Seine Barmherzigkeit und Verzeihung die größte, Sie ist in
unserem zukünftigen Leben von dauerhaftem Wert. (Juusuf `Allii)
Der Zusammenhang der Eigenschaften Allahs „der
Verzeihende" und „der Barmherzige" ist so offensichtlich, dass er
nicht gesondert erwähnt wurde: Obgleich Allah den Menschen zahllose
Gnadengeschenke zukommen lässt, verhalten sie sich Ihm gegenüber in
undankbarer, treuloser und aufrührerischer Weise. Er straft sie jedoch nicht
unmittelbar dafür, sondern gibt ihnen Zeit, um zur Einsicht zu kommen, denn Er
ist verzeihend und barmherzig. Dies gilt für Individuen und Gemeinschaften. Es
gibt Menschen, die sogar die Existenz Allahs leugnen oder Ihm andere Wesen zur
Seite setzen, dennoch hält Er Seine Gaben nicht von ihnen zurück, solange sie
leben. (Maududi)
Viele der Gnadenerweise Allahs bemerkt der Mensch
erst, wenn sie ihm abhanden kommen. (Qutb)
19. Und Allah weiß, was ihr verheimlicht
und was ihr kundtut.49
49. Der Schöpfer weiß, was Er geschaffen hat;
Er kennt das Verborgene so wie das Sichtbare. Wie können die Menschen dann in
ihrem Gefühl oder ihrem Verstand Ihn mit solchen Gottheiten gleichstellen, die
weder etwas erschaffen haben, noch irgendwelche Kenntnisse besitzen, sondern
selbst tot und nicht einmal fähig sind zu leben? (Qutb)
Obgleich Allah alle Taten der Menschen kennt,
geheime wie offene, entzieht Er den Übeltätern nicht Seine Gaben, denn Er ist
der Vergebende und Barmherzige. (Maududi)
Allah weiß um die geheimsten Gedanken wie auch die
sichtbaren Taten. Erst am jüngsten Tag wird Er jedem entsprechend seinen Taten
das Gute mit Gutem und das Böse mit Bösem vergelten. (Ibn Kasir)
20. Und diejenigen, die sie anstelle
von Allah anrufen,50 vermögen nichts zu erschaffen,
sondern sie selbst sind erschaffen worden.51
50. Dies bezieht sich - wie aus Ajach 21 unten
hervorgeht - auf tote Heilige, die von ihren Anhängern mit göttlichen oder
gottähnlichen Eigenschaften versehen werden. (Asad)
51. Gemeint sind die Götzenbilder und Figuren,
die aus Steinen und anderen Materialien geformt sind.
(Al-Dschalalain)
Allah ist der einzige Schöpfer und die endgültige
Realität. Alles andere ist von Ihm geschaffen und reflektiert Seine
Herrlichkeit. Es wäre darum unsinnig, einen anderen als Allah zu verehren. (Juusuf
`Ali)
21. Sie sind tot, ohne Leben,52
und sie wissen nicht, wann sie auferweckt werden sollen.53
52. Vergleiche Surach 7:191-194. (Asad)
Sie sind aus anorganischen Materialien ohne
Lebensodem, so dass sie weder hören und sehen noch denken können. (ibn Kasir)
53. Götzen sind totes Holz oder Stein. Auch
Sterne, Helden, Propheten oder große Menschen haben kein Leben außer dem, was Allah
ihnen gegeben hat. In sich selbst sind sie leblos. Wenn Menschen
Phantasievorstellungen verehren, so sind diese Reflektionen im doppelten Sinne
und haben keinerlei Leben. All dies wird am Jüngsten Tag erweckt, so dass sie
damit konfrontiert werden. (Juusuf `Ali)
Das zweite sie bezieht sich auf die Geschöpfe. Die
angebeteten Götzen wissen nicht einmal, wann die Geschöpfe, die sie anbeten,
auferweckt werden. (Al-Dschalalain)
Abschnitt 3
22. Euer Gott ist ein Einziger Gott.
Doch diejenigen, die nicht an das Jenseits den Iman
verinnerlichen, deren Herzen wollen dies nicht wahrhaben und sie sind
hochmütig.54
54. Alles weist auf den einen wahren Gott hin.
Wenn dies der Fall ist, so gibt es ein zukünftiges Leben, denn Er hat es
versprochen. Wenn die Menschen trotzdem nicht den Iman verinnerlichen, so liegt
das an ihrem Willen: sie wollen nicht den Iman verinnerlichen, denn sie sind
arrogant. Dieser Fehler hat schon Iblis zu Fall gebracht: vergleiche Surach
2:34. (Juusuf 'Allii)
Sie sind zu arrogant, um den Gedanken zu
akzeptieren, dass der Mensch von einem Höheren Wesen völlig abhängig und diesem
gegenüber verantwortlich ist. (Asad)
Euer Gott, dem es gebührt angebetet zu werden, ist
Der Einzige, dem niemand ähnlich ist, weder im Wesen noch in Seinen
Eigenschaften. (Al-Dschalalain)
Der Text hier verbindet nicht nur den Iman an die Einzigkeit Allahs mit dem an das Jenseits,
sondern lässt das eine auf das andere hinweisen. Der Iman
an den einzigen Gott ist mit dem Bekenntnis an die Auferstehung und die
Vergeltungen verknüpft. Und erst durch das Jenseits vervollkommnet sich die
Weisheit des einzigen Schöpfers. und Seine Gerechtigkeit offenbart sich. (Qutb)
Wer nicht an das zukünftige Leben den Iman verinnerlicht, wird so verantwortungslos,
gleichgültig und vom Leben dieser Welt berauscht, dass er nicht zögert, die
Wahrheit zu leugnen. Er legt keinerlei Wert darauf, deswegen legt er sich auch
keine moralischen Beschränkungen auf und gibt sich keine Mühe, herauszufinden,
ob der Weg. dem er folgt. richtig oder falsch ist. (Maududi)
23. Es gibt keinen Zweifel, dass Allah
weiß, was sie verheimlichen und was sie kund tun.
Wahrlich, Er liebt nicht die Hochmütigen.55
55. Vergleiche oben Ajach 19, wo dasselbe über
den Menschen allgemein gesagt wird. Ob er das, was in seinem Herzen ist,
bekannt gibt oder verbirgt, Allah weiß es, und er ist der Verzeihende und
Barmherzige. Seine Gnade steht jedem offen, der sie annimmt. Deswegen ist hier
die Rede von Leuten, „die sich weigern zu wissen", die aus Arroganz Allahs
Rechtleitung ablehnen. Allah „liebt nicht die Hochmütigen". Solche
Menschen entfernen sich selbst von Allahs Gnade. (Juusuf `Allii)
Allah, ihr Erschaffer, durchschaut ihre Herzen und
weiß, dass sie Seine Zeichen nicht anerkennen wollen. Sie halten sich für zu
groß, den Beweisen zuzustimmen und sich Allah und dem Gesandten Muchammad,
Allahs Segen und Frieden auf ihm, u ergeben. Was Allah natürlich nur zu gut
weiß und missbilligt. Von einem hochmütigen Herzen kann man nicht erhoffen, dass
es zur Überzeugung kommt, oder gar dass es sich ergibt. (Qutb)
24. Und wenn ihnen gesagt wird: „Was
hat euer Herr herabgesandt?"56 so sagen sie: „die Fabeln der
Alten."57
56. Wenn die arroganten Kafirs auf ein
Argument oder eine Erläuterung aus der heiligen Schrift hingewiesen werden,
dann weisen sie dies verächtlich zurück mit der Bemerkung: „Fabeln der
Alten!" Dabei spielen sie nicht nur mit ihrem eigenen Gewissen, sondern
bringen andere auf Abwege, die vielleicht noch weniger wissen als sie selbst. (Juusuf
`Allii)
57. Sie drücken sich vor der Antwort und sagen
nur „Fabeln der Alten." Das heißt: erdachte Geschichten, Schwachsinn.
Damit meinen sie den Qur’an, der zugleich Seele und
Verstand anspricht und die Lebensumstände, das Verhalten der Menschen, die
Beziehungen in der Gemeinschaft, sowie die Angelegenheiten der Menschen in der
früheren, jetzigen und zukünftigen Zeit regelt. Dies sagen sie nur, weil der Qur’an einige Geschichten der früheren Generation erzählt.
(Qutb)
Vergleiche auch Surach 3:21. Sie lehnen also ab, dass
es sich um Offenbarung Allahs handelt. (Asad)
Damit erweckten sie Zweifel über den Qur’an in den Herzen anderer, die Mekka besuchten und
selbstverständlich nach dem Qur’an fragten, der nach
Aussage des Propheten Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, von Allah
offenbart war. Die Kafirs antworteten dann, es handle
sich um „Fabeln der Alten", damit sich die Frager nicht weiter für den
Propheten Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, interessierten. (Maududi)
Die Götzendiener stellten sich an den Eingängen
Mekkas auf, um die Leute, die zum Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden
auf ihm, kommen wollten, davon abzuschrecken. So gaben sie jedesmal, wenn sie
danach gefragt wurden, was dem Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf
ihm, offenbart wurde, zur Antwort, dass er nur Legenden früherer Generationen
erhalten habe. (Al-Bahr)
25. Deshalb58 sollen sie am
Tag der Auferstehung ihre eigene Last vollständig tragen, und (einen Teil) von
der Last derer, die sie ohne Wissen irregeführt haben.59 Übel ist
fürwahr, die Bürde die sie zu tragen haben werden!
58. Der Partikel “li“
vor dem Verb “jachmiluu“ („sie werden tragen") bedeutet,
dass dieser Satz auf den vorigen folgt, und kann mit „und" oder mit
„deshalb" übersetzt werden. (Asad)
59. „Wisr"
heißt auch Sünde, Vergehen, Verbrechen. (Anm. d. Übers.)
Wörtlich: „diejenigen, die sie irreführen ohne
Wissen", das heißt ohne Wissen seitens der Verführten. (Asad)
Sie sind für ihr Vergehen zweifach verantwortlich:
1. dass sie Allahs Botschaft ablehnen, und
2., dass sie andere irreführen. Dementsprechend ist
auch ihre Strafe zweifach. In Surach 6:164 wird uns gesagt, dass „kein Lasttragender
die Last eines anderen tragen kann". Dies wendet sich gegen die Lehre von
einer stellvertretenden Sühne. Jeder Mensch ist für seine eigenen Vergehen
verantwortlich und wird dafür bestraft, ohne dass diejenigen, die er verführt
hat, dadurch von ihrer Verantwortung entbunden sind. (Juusuf 'Allii)
In einem Hadis vom Propheten Muchammed, Allahs
Segen und Frieden auf ihm, heißt es: „Wer zur Rechtleitung aufruft, bekommt den
gleichen Lohn wie die, die ihr folgen, ohne deren Lohn im geringsten zu mindern.
Und wer andere fehlleitet, dem wird die gleiche Sünde angerechnet. wie ihnen,
ohne deren Sünden im geringsten zu verringern." (ibn Kasir)
Sie folgten denen, die sie irreführten, obwohl sie
ihnen keinen Beweis dafür erbracht hatten. (Safwat Al-Tafsir)
Abschnitt 4
26. Schon diejenigen, die vor ihnen
waren, schmiedeten Ränke.60 Doch Allah erfasste ihre Bauten61
an den Grundmauern, so dass das Dach von oben auf sie niederstürzte,62
und die Strafe kam über sie, von wo es ihnen nie hätte einfallen können.63
60. Die hochmütigen und halsstarrigen Quraisch
sind nicht die ersten, die leugnen, und nicht die ersten, die Ränke schmieden.
Somit wird ihnen das Ende der Hinterlistigen vor Augen geführt und was am Tage
des Gerichts auf sie wartet. (Qutb)
„Jene vor ihnen intrigierten auch (gegen Allahs
Weg)". (Juusuf 'Allii)
Gegen ihre Propheten Muchammad, Allahs Segen und
Frieden auf ihm. (Darjabadi)
Sie verbreiteten Irrlehren, indem sie die
Offenbarung Allahs als „Fabeln der Alten" abtaten und sich weigerten. die
Wahrheit bezüglich der Existenz Allahs und Seiner Einheit und Einzigartigkeit
einzugestehen. (Asad)
61. Wörtlich: „ihr Gebäude". (Asad)
Dies ist der hohe Turm, den Nimrud
für sich bauen ließ, um von ihm aus in den Himmel zu gelangen und dort gegen dessen
Bewohner zu kämpfen. (Al-Dschalalain)
62. Dies ist offensichtlich eine Metapher, die
den völligen Zusammenbruch aller Bemühungen - der individuellen wie der
gesellschaftlichen - schildern soll, die auf Kufr und falschem Stolz beruhen.
(Asad)
Allah lässt alle ihre Intrigen und Machenschaften
zusammenbrechen. (Darjabadi)
63. Das Böse wird immer gegen Allahs Gesandte
intrigieren. Das war bei dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf
ihm, ebenso der Fall wie bei den Gesandten vor ihm. Aber die imposanten
Strukturen, die (im übertragenen Sinne) von den Kafirs
aufgebaut wurden, brechen vor Allahs Urteilsspruch zusammen. Die Strafe kommt
oft aus einer Richtung, aus der sie am wenigsten erwartet wird. Die Quraisch beispielsweise
waren stolz auf ihre zahlenmäßige und organisatorische Überlegenheit und ihre
bessere Ausrüstung. Bei der Schlacht von Badr wurden sie jedoch
zurückgeschlagen. während sie fest mit einem Sieg gerechnet hatten. (Juusuf
'Allii)
27. Als dann wird Er sie am Tag der
Auferstehung erniedrigen64 und sagen: „Wo sind Meine
„Teilhaber",65 um deren willen ihr euch aufzulehnen pflegtet?"66
Diejenigen, denen Wissen gegeben ist,67 werden sagen: „Wahrlich,
Erniedrigung und Unheil ist heute das Los der Kafirs,
64. Endgültig, denn (erst) am Tag der
Auferstehung soll euch euer Lohn voll ausbezahlt werden." (Surach 3:185).
Da sich das Pronomen „sie" nicht nur auf die im vorigen Ajach erwähnten
früheren Übeltäter bezieht, sondern auch auf die in Ajach 22-25 erwähnten, habe
ich in Klammern „alle" eingefügt. (Asad)
65. Wörtlich: „jene meine (angeblichen)
Partner". Vergleiche auch Surach 6:22 und die entsprechende Fußnote, wo
der Begriff “scharik“ ausführlich erklärt wird.
(Asad)
Diese Frage dient als Tadel und als Vorwurf. (Qutb)
66. „Um derentwillen ihr euch (von Meiner
Rechtleitung) abgetrennt habt" oder „um derentwillen ihr (Meine
Rechtleitung) in Frage gestellt habt". (Asad)
67. Wenn die Diener der falschen Götter (Kafirs)
vor Allahs Gericht stehen, sind sie nicht in der Lage zu antworten. Der Kommentar
derer, „denen Wissen gegeben ist", nämlich der Propheten und Lehrer, die
sie abgewiesen hatten - soll ihre Situation erläutern. (Juusuf `Allii)
Diejenigen, denen Strafe bevorsteht, verstummen
beschämt, um das Wort denjenigen zu überlassen, die über Wissen verfügen; vor
den Engeln, den Propheten und den Muslimen. Ihnen erteilt Allah die Erlaubnis,
in Erscheinung zutreten und das Wort zu ergreifen. (Qutb)
Diejenigen, die das Wissen von Gut und Böse genutzt
haben, das Allah den Menschen durch Seine Gesandten übermitteln ließ. (Asad)
28. Die gegen sich selbst frevelten,
bis sie von Engel abberufen wurden."68 Dann werden sie (ihre)
Unterwerfung anbieten69 (und sagen): „Wir pflegten nichts Übles zu
tun!"70 „O Nein, Allah weiß fürwahr, was ihr zu tun pflegtet;71
68. Nämlich diejenigen, die in einem Zustand
der Auflehnung gegen Allah gestorben sind, womit sie in Wirklichkeit ungerecht
gegen ihre eigenen Seelen waren. (Juusuf `Allii)
Indem sie ohne Reue und Umkehr im Kufr sterben. (Darjabadi)
69. Jene Hochmütigen sind jetzt bereit, sich
zu unterwerfen. (Qutb)
Jetzt, wo es für Reue und Umkehr zu spät ist. (Darjabadi)
70. Jetzt tun sie so als wären sie ergeben und
zeigen ihre Bereitschaft zur Unterwerfung, um dann wieder zu leugnen - ein Teil
der Masche, die sie auf Erden angewendet haben - und behaupten nichts Böses
getan zu haben. Welch eine Erniedrigung und welch schändliche Situation, in der
sie sich jetzt befinden! (Qutb)
Diese Entschuldigung ist eine bloße Ausrede. Zuerst
waren sie zu schockiert, um zu antworten. Wenn sie jetzt aber antworten, dann
können sie nicht die Tatsachen ableugnen, aber sie greifen auf die Ausflucht
zurück, sie hätten aus Unwissenheit Fehler gemacht, während ihre Absichten
nicht böse waren. Damit wird das Problem der verborgenen Gedanken aufgeworfen,
die vor einem menschlichen Gericht schwierig zu beurteilen sind. Hier stehen
sie jedoch ihrem Schöpfer gegenüber, Der alle Geheimnisse ihres Inneren kennt
und vor Dem keinerlei Ausflüchte einen Wert haben können. (Juusuf `Allii)
Vergleiche auch Surach 6:23 mit der entsprechenden
Fußnote sowie Surach 2:11. (Asad)
71. Dies sagen die Engel. (Al-Dschalalain)
Allah sagt ihnen, dass das, was sie sagen, gelogen
ist. (ibn Kasir)
Es gibt nun keine Möglichkeit mehr, zu lügen und zu
beschönigen. (Qutb)
Allah wird entsprechend euren Absichten Sein Urteil
sprechen. Dies bedeutet, dass ihr Hinweis auf ihre angebliche Unwissenheit
nicht angenommen wird, denn Allahs Rechtleitung war ihnen durch Seine
Offenbarungen übermittelt worden, die sie jedoch in ihrem falschen Stolz
zurückgewiesen und als „Fabeln der Alten" abtaten (siehe oben Ajach
22-24). (Asad)
29. So tretet nun ein durch das Tor der
Hölle, um dort ewig zu verweilen. Welch schlechte Zufluchtstätte für die
Hochmütigen!"72
72. Dieser Ajach wie auch Ajach 32 und viele
andere Stellen im Qur’an weisen darauf hin, dass es
nach dem Tod ein Zwischenstadium gibt. In Aussagen des Propheten Muchammad,
Allahs Segen und Frieden auf ihm, wird metaphorisch das Wort “Qabr“ („Grab") für diese Existenzform benutzt. Damit
ist die Welt gemeint, in die die Seelen unmittelbar nach dem Tode übergehen und
wo sie bis zum Tag der Auferstehung bleiben. Wir erfahren hier, dass die Kafirs unmittelbar nach ihrem Tode sich der Tatsache
bewusst werden, dass sie ein ungerechtes Leben geführt haben. Sie versuchen
nun, die Engel davon zu überzeugen, dass sie nichts Böses getan haben. Dafür
werden sie von den Engeln getadelt, und es wird ihnen mitgeteilt, dass die
Hölle ihr Ziel ist. Die Mutaqis demgegenüber werden, wie wir in Ajach 32
erfahren, willkommengeheißen, und ihnen wird mitgeteilt, dass ihr Ziel das
Paradies ist. Der Tod verursacht lediglich die Trennung der Seele vom Körper,
vernichtet sie nicht. Sie lebt weiter mit derselben Persönlichkeit, die durch
die verschiedenen Erfahrungen, geistigen Übungen und moralischen Anstrengungen
im irdischen Leben gebildet wurde. (Maududi)
30. Und die Mutaqis werden gefragt:
„Was hat euer Herr herabgesandt?" Da sagen sie: „Nur Gutes!"73
Für diejenigen, die Gutes getan haben, ist Gutes74 in dieser Welt,
doch die Wohnstatt im Jenseits wird noch besser sein.75 Welch
herrliche Wohnstatt für die Mutaqis! -
73. Das heißt: Allah hat Gnade und Segen für
diejenigen herabgesandt, die Ihm folgen und an Ihn den Iman verinnerlichen. (ibn
Kasir)
Im Gegensatz zu den Kafirs (vergleiche oben Ajach
24) sprachen die Rechtschaffenen auf die Nachfrage der Fremden hin gut vom
Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und der Lehre des Qur’an. Sie versuchten nicht, die Menschen zu täuschen oder
Missverständnisse zu schaffen, sondern sagten ihnen die Wahrheit. (Maududi)
Die Mutaqis begreifen, dass das Gute die
Hauptstütze des Islams ist, der von Allah erlassenen Gebote, Verbote, Leitung
und Regeln ist. (Qutb)
Beachte die Parallele in Ajach 24, wo die Kafirs in ihrer grundsätzlich ablehnenden Haltung in Allahs
Offenbarung überhaupt nichts Gutes sehen. (Juusuf `Allii)
74. Dieses „Gute" (Hasana)
bedeutet in diesem Zusammenhang nicht unbedingt materiellen Nutzen, sondern in
erster Linie die geistige Zufriedenheit und das Gefühl der inneren Sicherheit,
das aus dem Bewusstsein der Anwesenheit Allahs entsteht. (Asad)
75. Im Gegensatz zu den Kafirs
finden die Rechtschaffenen das Gute überall, sowohl in dieser Welt als auch im
zukünftigen Leben, denn sie verstehen die Wahrheit um sich herum und sind in
Harmonie damit. (Juusuf `Allii)
Wer in dieser Welt recht handelt, hat von Allah
Gutes in diesem und im zukünftigen Leben zu erwarten. Die Belohnung im Jenseits
ist jedoch noch vollkommener als die im Diesseits. (ibn Kasir)
31. Gärten der Ewigkeit,76
in die sie eingehen werden; unter denen Ströme fließen. Dort werden sie alles
finden, was sie sich nur wünschen.77 So belohnt Allah die Mutaqis, -
76. Vergleiche auch Surach 9:72 und die
entsprechenden Fußnoten. (Anm. d. Übers.)
Gärten des Verweilens. (ibn Kasir)
77. Alle Wünsche der Paradiesbewohner werden
erfüllt. Dies können in dieser Welt nicht einmal die reichsten und mächtigsten
Menschen erreichen. (Maududi)
32. Diejenigen, die die Engel
abberufen, während sie sich im Zustand der Reinheit befinden,78
und zu denen sie dann sagen: „Friede sei mit euch! Tretet ein in den
Paradiesgarten wegen dessen, was ihr zu tun pflegtet."79
78. „Im Zustand der Reinheit": von den
Übeln dieser Welt, von mangelndem Iman und fehlender Gnade. Reinheit von
solchem Übel ist ein Kennzeichen des Islam, und wer in einem solchen Zustand
stirbt, wird mit einem Friedensgruß in die Glückseligkeit aufgenommen. (Juusuf
`Allii)
79. Der Weg zum Heil führt immer auch über die
Handlungen. Es gibt im Qur’an nicht den Begriff der
„billigen Gnade" oder der stellvertretenden Sühne. (Darjabadi)
Entweder übermitteln die Engel ihnen diese frohe
Botschaft gleich, wenn sie sterben, oder aber erst am Tage des Gerichts.
(Al-Dschalalain)
33. Erwarten sie80 etwa
etwas anderes, als dass die Engel zu ihnen kommen81 oder dass der
Befehl deines Herrn ergeht?82 Auf diese Weise handelten schon
diejenigen,
die vor ihnen waren.83 Doch nicht Allah hat ihnen unrecht getan,
sondern sie pflegten sich selbst unrecht zu tun.84
80. Die Kafirs. (Darjabadi)
81. Um ihre Seele von ihrem Körper zu trennen.
(Darjabadi)
82. Das heißt, bis sie sterben oder bis sie in
diesem Leben selbst eine Strafe trifft, die sie von der Umkehr und Allahs Gnade
ausschließt. (Juusuf `Allii)
83. Auch sie beharrten auf Kufr. (Darjabadi)
Die Menschen sind merkwürdige Wesen. Sie sehen das
Schicksal ihrer Vorfahren, die demselben Weg folgten wie sie selbst, und können
doch nicht die Schlussfolgerung ziehen, dass es ihnen ebenso ergehen kann wie
jenen. Dabei hätten sie längst begreifen müssen, dass Allah in Seinem Handeln
bestimmten Gesetzmäßigkeiten folgt, die sich immer wiederholen. (Qutb)
84. Allah hat ihnen nämlich die Freiheit
gegeben, zu erwägen, nachzudenken und zu wählen. Er hielt ihnen Seine Zeichen
in allen Bereichen des Daseins und in sich selbst vor Augen und warnte sie vor
den Folgen ihrer Taten. Dann überließ er sie Seinen unumstößlichen Gesetzen.
Somit ist das gegen sie verhängte Geschick kein Unrecht Allahs, sondern ihr
eigenes. (Qutb)
34. So trifft sie das Übel ihrer Taten,85
und es umfasst sie, was sie zu verspotten pflegten.86
85. Die Strafe dafür. (Al-Dschalalain)
Die unausweichlichen bösen Folgen ihrer Handlungen.
(Darjabadi)
86. Nun ereilt sie die Strafe, über die sie zu
spotten pflegten. (Al-Dschalalain)
Vergleiche auch Surach 8:10 und die entsprechende
Fußnote. Ähnliche Sätze erscheinen oft im Qur’an mit
Bezug auf ihren Spott gegenüber der Botschaft Allahs. Die „Strafe" oder
das „Leiden" ist die unausweichliche Folge absichtlicher Vergehen; wer
sich daher schuldig macht, handelt „ungerecht gegen sich selbst". (Asad)
Dies ist der Jüngste Tag. (ibn Kasir)
Vergleiche auch Surach 6:158. (Asad)
Auf jede erdenkliche Weise sind alle Aspekte der
Wahrheit deutlich dargelegt worden, und das ganze System des Universums bezeugt
sie, so dass einem vernünftigen Menschen kein Raum mehr für götzendienerische
Anschauungen bleibt. Jetzt erwarten sie nichts mehr, als dass der Todesengel zu
ihnen kommt und ihnen damit nichts anderes übrigbleibt
als die Botschaft zu akzeptieren. (Maududi)
Abschnitt 5
35. Nun sagen diejenigen, die Allah Götzen an die Seite stellen:87
„Wenn Allah gewollt hätte, hätten wir niemandem außer Ihm gedient, wir (nicht)
und ebenso nicht unsere Väter,88 und wir hätten auch
nichts an Seiner Stelle für verboten erklärt.89 Das gleiche taten
schon diejenigen, die vor ihnen waren.90 Doch was anders obliegt den
Gesandten als der Verkündigung der deutlichen91 Botschaft?
87. Als Rechtfertigung für ihre
Götzendienerei. (Darjabadi)
88. Das uralte Argument: Wenn Allah allmächtig
ist, warum hat Er dann nicht alle Menschen gezwungen, Seinen Willen zu tun?
Dies ignoriert die Willensfreiheit des Menschen, die der ganzen Ethik zugrunde
liegt. Allah gibt dem Menschen jede Möglichkeit, die Dinge zu kennen und zu
verstehen. Er zwingt ihn jedoch nicht, denn das würde dem ganzen Plan
zuwiderlaufen, auf dem unser gegenwärtiges Leben aufbaut. (Juusuf `Allii)
Ihren Kufr, ihre Götzendienerei, ihre Irrtümer und
ihre Willkür in dem Verbot einiger Speisen und Tiere und auch die ihrer
Vorfahren - alles schieben sie nun auf Allahs Willen und Seinen Beschluss.
Ihrer Ansicht nach hätte Allah sie daran hindern können, wenn Er gewollt hätte.
Dies ist jedoch ein Irrtum und eine falsche
Vorstellung bezüglich des Willens Allahs. Allah könnte niemals wollen, dass
Seine Diener Götzen anbeten und gute Speisen verbieten: Seinem Willen
entspricht das, was Er durch Seine Gesandten geboten hat. Er hat sie zu jedem
Volk geschickt und dadurch die Menschen aufgefordert, Allah allein zu dienen
und nicht den Mächten des Bösen (vergleiche Ajach 36 dieser Surach). Dies ist Sein Gebot und Sein Wille für Seine Diener. (Qutb)
89. Die Götzendiener erließen zahlreiche
willkürliche Verbote beispielsweise in Bezug auf den Fleischgenuss (vergleiche Surach
6:143-145). Diese werden selbstverständlich vom Islam nicht anerkannt, so wie
er auch einige Einschränkungen aus dem jüdischen Gesetz aufgehoben hat
(vergleiche Surach 8:146). Die allgemeine Bedeutung reicht jedoch viel weiter.
Menschen stellen ihre eigenen Verbote und Tabus, Barrieren und Restriktionen
auf und schieben diese dann der Religion zu. Dies ist falsch und eher ein kafir
Brauch als mit dem Islam in Übereinstimmung. (Juusuf `Allii)
90. Euer Argument ist nicht neu, sondern
dasselbe, das seit jeher von euren Vorfahren benutzt wurde, die ihren Irrwegen
folgten. Wie sie entschuldigt ihr euch heute für Irrlehren und Bosheit, indem
ihr behauptet, dies sei Allahs Wille. Dabei wisst ihr, dass es eine Ausflucht
ist, mit der ihr euch selber betrügt und jeder Ermahnung ausweicht. (Maududi)
91. “Mubiin“:
„deutlich".
1. Die Botschaft ist deutlich und eindeutig.
2. Sie verdeutlicht alles denjenigen, die sich
bemühen, zu verstehen, denn sie entspricht ihrer eigenen Allah geschaffenen
Natur.
3. Sie wird offen und deutlich verkündet. (Juusuf `Allii)
Die Gesandten konnten niemanden zwingen, dem
rechten Weg zu folgen. (Asad)
Es ist keineswegs so, wie ihr behauptet, dass Gott
euer Tun niemals missbilligt hat. Das Gegenteil ist der Fall. Denn Allah tat
dies ständig durch die Propheten, die Er jeweils zu einem Volk schickte,
angefangen mit Nuch bis zum Propheten Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf
ihnen beiden. (ibn Kasir)
36. Wir haben fürwahr zu jeder
Gemeinschaft92 einen Gesandten erweckt, (der dazu aufforderte):
„Dient Allah und meidet den Götzendienst!"93 Unter ihnen sind
manche, die Allah rechtgeleitet hat,94 und gar manche, die Er zu
Recht hat irregehen lassen.95 So reist umher auf Erden und seht, wie
es den Leugnern ergangen ist.96
92. Obwohl Allahs Zeichen überall in der Natur
und im Gewissen des Menschen zu finden sind, schickt Allah zusätzlich zu jedem
Volk menschliche Gesandte, um seine Aufmerksamkeit vom Bösen weg auf das Gute
zu lenken. Deswegen können sie sich nicht darauf berufen, Allah habe sie sich
selbst überlassen, oder Ihm sei es gleichgültig, was sie tun. In Seiner Gnade
fordert Er immer wieder ihren Willen auf, sich recht zu entscheiden. (Juusuf `Allii)
„Zu jedem Volk" oder „zu jeder Zeit",
denn der Begriff “Ummach“ hat auch die letztere Bedeutung. Im weitesten Sinne
kann man also übersetzen: „in jeder Kultur", denn damit bezeichnet man
sowohl eine Menschengruppe als auch einen Zeitraum. (Asad)
93. Vergleiche auch Surach 2:256 und Fußnote
552 (und 4:60). Wir müssen und daran erinnern, dass in der Terminologie des Qur’ans „Allah dienen" immer auch die Vorstellung der
Verantwortlichkeit des Menschen vor Ihm beinhaltet. Dieses Gebot umfasst also
in knappster Zusammenfassung alle ethischen Gebote und Verbote und ist die
Grundlage und Quelle sowohl jeder Moral als auch der einen unveränderlichen
Botschaft, die in allen Diins enthalten ist. (Asad)
94. Das heißt die aus der Rechtleitung, die Er
allen Menschen zugänglich gemacht hat, Nutzen gezogen haben.
(Asad)
95. Während einige Menschen die Leitung durch
die Gnade Allahs annehmen, geben andere dem Bösen nach, so dass dieses sie
unweigerlich in seine Gewalt bringt. Sie brauchen nur durch Zeit und Raum zu
reisen, um das Ende derer zu sehen, die ihr Licht verließen und dem Bösen und
dem Irrtum nachgaben. Vergleiche auch Surach 15:64, wo die Bedeutung des Wortes
“Haq“ erläutert wird. (Juusuf 'Allii)
96. Ihr könnt selbst aus der Geschichte
lernen. Wer immer Allahs Ermahnung in den Wind geschlagen hat, wie
beispielsweise Pharao und sein Volk, lieferte sich selbst Allahs Zorn aus,
während Muusa, Allahs Segen und Frieden
auf ihm, Allahs Segen empfing. (Maududi)
Siehe auch 3:137 und Fußnote 230. (Anm. d. Übers.)
37. So sehr du auch auf ihre
Rechtleitung bedacht bist, so leitet Allah wahrlich niemanden, den Er in die
Irre gehen ließ,97 und keiner wird sie erretten können.98
97. Rechtleitung und Irrtum geschieht nicht
entsprechend dem Wunsch der Propheten, sondern nach Gesetzmäßigkeiten Allahs
(Sunnach Allah). Ihre Aufgabe ist es nur, Allahs Botschaft zu übermitteln.
Lässt Allah jemanden in die Irre gehen, weil er dies selbst erwirkt hat, so
könnte Allah ihn niemals mehr rechtleiten, nach dem Prinzip Seiner
Gesetzmäßigkeiten, dass alles seine Konsequenz nach sich zieht. (Qutb)
Auch wenn der Prophet Muchammad, Allahs Segen und
Frieden auf ihm, aus Mitleid vielleicht seine Rechtleitung wünscht. (Darjabadi)
98. Wenn jemand Allahs Gnade zurückweist, dann
verliert er jegliche Hilfe und Rechtleitung. Er stellt sich selbst außerhalb Allahs
Gnade und damit außerhalb der Rechtleitung. (Juusuf 'Allii)
Aufgrund seiner hartnäckigen Weigerung, die
Wahrheit zu akzeptieren. (Darjabadi)
Keiner könnte ihn vor Allahs Strafe erretten. (Ibn Kasir)
Vergleiche auch Surach 8:54 und die entsprechende Fußnote.
(Asad)
38. Und sie99 schwören ihre feierlichsten Eide bei
Allah,100 dass Allah diejenigen, die sterben,
nicht wiedererwecken wird.101 O doch. Dies wird sich bewahrheiten,
gemäß Seinem unumstößlichen Versprechen. Doch die meisten Menschen wissen es
nicht,102
99. Die kafir Mekkaner, die die Auferstehung
leugneten. (Darjabadi)
100. Der größte Eid der kafir Araber wurde bei
dem höchsten Allah geleistet. Weniger wichtige Eide leistete man bei
Untergottheiten, den Ahnen oder bei geheiligten oder verehrten Gegenständen. (Juusuf
'Allii)
101. Die üblichen kafir Vorstellung ist
folgende: „Wenn es einen Allah gibt, folgt daraus nicht unbedingt, dass Er uns
von den Toten auferweckt. Warum sollte Er das auch tun?" Dies wird
zweifach beantwortet:
1. Allah hat es versprochen, und Sein Versprechen
ist wahr;
2. Er muss ihnen letztlich die Wahrheit offenbaren,
sie von ihrem Trug befreien und sie persönlich zur Verantwortung ziehen.
(vergleiche auch Surach 16:39). (Juusuf `Allii)
Immer wenn Allah Propheten zu den Menschen
schickte, um sie zum Guten aufzufordern und Böses zu verwehren und sie vor Allahs
Gericht am Tag der Auferstehung zu warnen, stellte bei vielen Völkern der Iman
an die Auferstehung ein Problem dar. In diesem Fall schwören die Quraisch sogar
bei Allah, dass eine Auferstehung der Toten nicht stattfinden kann, obwohl sie
im Grunde genommen Seine Existenz nicht in Frage stellen. Ihnen erscheint die
Auferstehung als zu schwierig, nach dem der Körper sich zu Staub zersetzt hat.
Dabei vergessen sie die Erschaffung des Menschen. (Qutb)
102. Sie wollen trotz aller Beweise und
Erläuterungen diese Lehre nicht wahrhaben. (Darjabadi)
Wenn Allah etwas verspricht, bricht Er Sein
Versprechen unter keinen Umständen. Die meisten Menschen begreifen jedoch nicht
den Wahrheitsgehalt des Versprechens Allahs. (Qutb)
Sie kennen die Macht Allahs nicht, somit leugnen
sie die Auferweckung und Auferstehung. (Safwat Al-Tafasir)
Sie ließen nicht nur das Wunder der ersten
Erschaffung und die Macht Allahs außer acht, sondern
interessierten sich auch nicht für die Weisheit der Auferstehung. (Qutb)
39. (Deswegen werden sie
wiedererweckt,) damit Er ihnen aufzeigt, worüber sie zu streiten pflegen103
und damit diejenigen, die kafir sind, wissen mögen, dass sie fürwahr Lügner
waren.104
103. Um die Wahrheit endgültig zu offenbaren. (Darjabadi)
In erster Linie die Wahrheit der Auferstehung und
des Gerichts an sich, und ganz allgemein die endgültigen Antworten auf alle
metaphysischen Fragen, die den Menschen während seines Erdenlebens verwirren.
(Asad)
104. Vergleiche Ajach 38. (Juusuf `Allii)
Nun können sie es mit eigenen Augen sehen. (Darjabadi)
Sie haben gelogen bei ihrem Schwur, dass Allah
niemanden nach dessen Tod zum Leben auferwecken werde.
(ibn Kasir)
40. Denn wahrlich, es genügt, wenn Wir
etwas ins Dasein rufen wollen, dass Unser Wort an es ergeht: „Sei!" Und es
wird sein.105
105. Allahs „Wort" ist bereits Seine
Handlung. Allahs Versprechen ist bereits in sich selbst die Wahrheit. Es gibt
kein Hindernis an Zeit oder Bedingungen zwischen Seinem Willen und dessen
Folgen, denn Er ist die endgültige Realität. Er ist unabhängig von den
nächstliegenden materiellen Ursachen, denn Er selbst schafft sie und legt ihre
Gesetzmäßigkeiten fest, wie es Ihm gefällt. (Juusuf `Allii)
Dies ist die Antwort für all jene, die sich
vorstellen, die Auferweckung der Toten, noch dazu gleichzeitig, sei unendlich
schwierig. Für Allah ist es leicht, denn Er kann allein durch Sein Gebot alle
Dinge ins Dasein rufen. (Maududi)
Abschnitt 6
41. Und denen, die um Allahs Willen
ausgewandert sind,106 nachdem ihnen unrecht getan worden ist,107
werden Wir gewiss in dieser Welt eine schöne Wohnstätte bereiten. Doch der Lohn
des Jenseits108 ist fürwahr noch größer,109
wenn sie es nur wüßten!110
106. Diejenigen, die ihre Häuser und ihr
Eigentum verlassen haben und die auf das, was sie besaßen und liebten,
verzichtet haben, weil sie auf den Gegenwert für das Zurückgelassene im
zukünftigen Leben hoffen. (Qutb)
Die den Bereich des Bösen verlassen haben.
Vergleiche auch Surach 2:218 und 4:97. Dass die „Auswanderung" hier rein
geistige Bedeutung hat, geht daraus hervor, dass sie direkt der „Leugnung der
Wahrheit" im folgenden Ajach gegenübergestellt wird. (Asad)
107. Eine Auswanderung selbst ist noch keine
verdienstvolle Handlung. Dazu muss sie
1. für die Sache Allahs stattfinden und
2. nach einer derartigen Unterdrückung, die nur die
Wahl zwischen Allah und den Menschen übrig lässt. Wenn diese Bedingungen
erfüllt sind, steht den Ausgewanderten die höchste Ehre zu, weil sie für Allahs
Sache Opfer gebracht haben. So verhielt es sich mit den ersten muslimischen
Auswanderern nach Abessinien und schließlich mit den Auswanderern nach Medina,
bevor der Prophet Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, seine
Heimatstadt Mekka verließ und nach Medina zog, oder mit denen, die ihn
begleiteten oder im folgten.
(Juusuf `Allii)
108. Vergleiche oben Ajach 30. (Asad)
Wer sein Hab und Gut, Familie und Verwandten Allah
zuliebe verlässt, bekommt im Diesseits einen besseren Gegenwert dafür. Noch
größer ist jedoch die Gegenleistung des Jenseits. (ibn Kasir)
109. Damit sollen vor allem die Auswanderer
nach Abessinien getröstet werden, die schwer unter den Verfolgungen in Mekka
gelitten hatten. Die Kafirs sollen jedoch gewarnt
werden, dass sie nicht der Illusion zum Opfer fallen, sie könnten für ihr
grausames Verhalten gegenüber den Muslimen straffrei ausgehen. (Maududi)
110. Das Verb “'alima“
(in erster Linie: „er wusste") bedeutet auch „er erfuhr", das heißt
„er verstand". Da sich das Pronomen „sie" hier auf die
Wahrheitsleugner bezieht, die in den vorigen Abschnitten erwähnt wurden, muss
es hier auf jeden Fall heißen „wenn sie nur verstehen könnten". (Asad)
Das heißt: „Wenn diejenigen, die vor der
Auswanderung zurückschreckten, wüssten, was Allah für sie aufspart." (ibn Kasir)
Wenn sie wirklich die geistige Motivation der Mu’mins verstehen könnten, würden die Kafirs selbst mu’min werden. (Asad)
42. Das sind diejenigen, die geduldig
sind111 und auf ihren Herrn vertrauen.
111. Die mit Standhaftigkeit alle
Schwierigkeiten und Härten ertragen. (Darjabadi)
43. Und auch vor dir112 entsandten Wir immer nur Männer,113 denen Wir Offenbarungen gegeben haben.114
So befragt diejenigen, die die Ermahnung115 erhalten haben, wenn ihr
es selber nicht wisst.
112.
Damit ist der Prophet Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, angesprochen,
der hier auf die menschlichen Eigenschaften seiner Vorläufer aufmerksam gemacht
wird. (Darjabadi)
113.
Allahs Gesandte waren immer Menschen, keine Engel. Ihr einziger Unterschied zu
gewöhnlichen Menschen bestand darin, dass sie Offenbarungen empfingen. (Juusuf
`Allii)
Keine
Engel, und keine Wesen aus einer anderen Schöpfung. Sie waren Menschen, denen
Offenbarung gegeben wurde, ebenso wie Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf
ihm, seine eine Offenbarung empfing, und denen ebenso ein Auftrag anvertraut
wurde. (Qutb)
114.
Dieser Abschnitt verfolgt ein doppeltes Ziel: erstens knüpft er an Ajach 36 an,
wo gesagt wird, dass Allahs Gesandte zu allen Zeiten bei allen Völkern
erschienen sind und daher keine menschliche Gemeinschaft jemals ohne Leitung
Allahs geblieben ist. Zweitens antwortet er auf die Einwände, die die Kafirs so
oft Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, entgegenbrachten, dass er
nämlich „nur ein Mensch" sei und somit kein Gesandter Allahs sein könne.
(Assad)
Derselbe
Einwand wurde gegen alle früheren Propheten erhoben. (Maududi)
115.
Wenn sich die kafir Araber, die keine Geschichte oder Religionsgeschichte
kannten, darüber wunderten, dass ein Mensch ihresgleichen Offenbarungen
empfangen und eine Botschaft übermitteln konnte, dann sollten sie doch die
Juden fragen, die früher durch Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Allahs Botschaft
empfangen hatten, ob Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ein Mensch war
oder ein Engel oder eine Gottheit. Dann würden sie schon erfahren, dass Muusa,
Allahs Segen und Frieden auf ihm, ein Mensch wie sie selbst war, nur von Allah
inspiriert. „Diejenigen, die die Botschaft besitzen" kann auch heißen:
weise Menschen, die in solchen Fragen Auskunft geben können. (Juusuf `Allii)
Sie
sollen die Angehörigen der Schriftreligionen befragen, zu denen vorher
Propheten gekommen waren, ob es sich dabei um Menschen handelte oder um Engel
oder andere Wesen. (Qutb)
Die
Kenner der Thora und Evangeliums. (Al-Dschalalain)
Wörtlich:
„Erinnerung", denn jede Botschaft Allahs soll an die Wahrheit erinnern.
(Assad)
44. (Wir entsandten sie) mit klaren Beweisen und verschiedenen
Büchern.116 Und dir offenbarten Wir die Ermahnung (den Qur’an), um den Menschen zu erläutern, was zu ihnen
herabgesandt worden ist,117 auf dass sie
nachdenken mögen.
116.
Vergleiche Surach 3:184 und die entsprechenden Fußnoten. Wie die Angehörigen
früherer Schriftreligionen zuvor „klare Beweise" oder „deutlicki.7-eichen"
und inspirierte Schriften empfangen hatten, so kam jetzt mit dem Qur’an die göttliche Botschaft zu Muchammed, Allahs Segen
und Frieden auf ihm. Damit wurden die früheren Offenbarungen erneuert, die
durch ihre Anhänger bereits entstellt worden waren. (Juusuf `Allii)
Dieser
Satz ist an alle jene gerichtet, die den Ursprung Allahs des Qur’an in Frage stellen, aus Gründen, wie sie in Fußnote
114 erwähnt werden. (Assad)
117.
Nämlich durch Offenbarung. Das bedeutet, dass ethische Werte von zeitlichen
Veränderungen unabhängig und dauerhaft sind. (Assad)
Um
ihnen die Gebote und Verbote Allahs aufzuzeigen. (Al-Dschalalain)
Mit
den Menschen sind nicht nur die früheren gemeint, die die Schrift erhielten,
und die darin uneinig wurden, sondern seine Zeitgenossen, die den Qur’an erhielten. Für die ersteren ist der Qur’an gekommen,
um in dem Streit ein Urteil zu fällen und die Wahrheit aufzuzeigen. (Qutb)
In
diesem Zusammenhang muss betont werden, dass der Prophet Muchammad, Allahs
Segen und Frieden auf ihm, nicht nur mit
Worten, sondern auch mit Handlungen „die Lehren der Schrift erklären"
sollte. Zu seinen Aufgaben gehörte es, eine Gemeinschaft halt von Muslimen zu
bilden und zu leiten, wie es den Prinzipien der Schrift entsprach. Diese
Aufgabe des Propheten Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ist sehr
wichtig, denn sonst hätten auch Engel oder ein gedrucktes Exemplar des heiligen
Buches zu den Menschen geschickt werden können. Damit wäre aber der Zweck nicht
erfüllt worden.
Jene
Zielsetzung forderte, dass ein vollkommener Mensch die Schrift übermittelte,
der sie Stück für Stück verkündete, ihren Sinn erläuterte, Schwierigkeiten und
Zweifel behob, auf Einwände antwortete und so weiter. Vor allem sollte er jenen
gegenüber, die sie ablehnten und verwarfen, die Haltung zeigen, die eines
Übermittlers der heiligen Schrift würdig war, und die Muslime durch sein
eigenes Vorbild führen, so dass sie für die ganze Menschheit eine vorbildliche
Gesellschaft sein konnten. (Maududi)
45. Fühlen sich denn diejenigen, die Böses planen,118
sicher davor, dass Allah sie (nicht) in der Erde versinken läßt,119
oder dass die Strafe über sie kommt, von wo sie es nicht ahnen können?120
118.
Um Allahs Islam zu vernichten. (Darjabadi)
Gemeint
sind diejenigen, die vorhatten, den Propheten Muchammad, Allahs Segen und
Frieden auf ihm, bei der Ratsversammlung zu fesseln, zu töten oder zu
verbannen. (Al-Dschalalain)
Dies
sind diejenigen, die das Böse tun, dazu aufrufen und den Menschen irreführen. (ibn
Kasir)
Mit
den „bösen Plänen" sind meiner Ansicht nach hier kafir philosophische
Systeme und entstellte ethische Werte gemeint. (Asad)
119.
Er wird sie völlig vernichten. (Asad)
120.
Wie zum Beispiel die Mekkaner in dem Kampf von Badr, als sie überhaupt nicht
daran dachten.
(Al-Dschalalain)
Vergleiche
oben Ajach 26. Die Bösen intrigieren heimlich gegen Muslime und vergessen
dabei, dass Allah ihre geheimsten Gedanken kennt, und dass sie jeden Gedanken
und jede Tat vor Ihm zu verantworten haben. Allahs Strafe kann sie auf
verschiedene Weise treffen. Vier werden hier aufgezählt:
1.
die Erde kann sie verschlingen, wie es seinerzeit Qaaruun
geschah, dessen Geschichte in Surach 28:76-81 wiedergegeben ist. Er versank in
einer Erdspalte, während er noch mit seinem Reichtum prahlte.
2.
Wie Haamaan, der erste Minister des Pharao,
intrigieren sie vielleicht gegen Allah und werden in diesem Augenblick selbst
von einem furchtbaren Unheil heimgesucht (vergleiche Surach 40:36-38 und
29:39-40).
3.
Dazu gehört auch der Fall des Pharao selbst, der ertrank, als er gerade hoffte,
Allahs Pläne mit Israel vereiteln zu können. Vergleiche auch die Fußnoten zu
den nächsten Ajachs. (Juusuf `Allii)
46. Oder dass Er sie überrascht, während sie umherreisen und sie sich
dem nicht entziehen können?121
121.
Vergleiche auch vorige Fußnote. 3. Die Strafe kann Menschen treffen, die sich
fern von ihrer Heimat befinden, und sie so demütigen. Dies geschah mit Abu Dschachl, der voller Stolz in die Schlacht bei Badr zog (im
Jahre 2 nach der Hidschra).
Seine
Armee war dreimal so groß wie die der Muslime, aber sie erlitt eine
entscheidende Niederlage, und er selbst wurde getötet. (Juusuf 'All)
Mitten
in ihrer Alltagsbeschäftigung. Ich habe in Klammern „plötzlich" eingefügt,
als Kontrast zu dem allmählichen Verfall, wie er im nächsten Ajach erwähnt
wird. (Asad)
47. Oder dass Er sie (nicht) durch allmählichen Verfall erfasst?122
Denn wahrlich, euer Herr ist überaus gütig, barmherzig.123
122.
Während sie die Strafe Allahs erwarten. (ibn Kasir)
Ihre
Wachsamkeit und Voraussicht bewahrt sie nicht vor der Strafe Allahs. Allah
jedoch ist gütig, barmherzig. (Qutb)
Fortsetzung
von Fußnote 120:4. Wie es oft geschieht, kommt die Strafe langsam und
unmerklich, wobei die Kraft der Feinde Allahs allmählich schwindet, bis nichts
mehr davon übrig ist. Dies geschah den Mekkanern
während der acht Jahre, als sich der Pro Exil befand. Die Wiedergewinnung von
Mekka ging ohne Blutvergießen vonstatten, denn die Macht des Gegners war
versiegt. Auf diese Weise konnte der Prophet seine beispiellose Großzügigkeit
und Mildherzigkeit zeigen, entsprechend den beiden Namen Allahs Ar-Ra'uuf („der überaus Gütige") und Ar-Rachiim („der Barmherzige"). (Juusuf 'Allii)
Durch
Hungersnot, Seuchen und Ähnliches. (Darjabadi)
Tachawwuf bedeutet unter anderen „allmähliches
Abnehmen" oder „langsame Zerstörung". In diesem Zusammenhang hat das
Wort offensichtlich eine soziale wie auch eine moralische Bedeutung: ein
allmählicher Verfall aller ethischen Werte, der Macht, des gesellschaftlichen
Zusammenhalts, des Glücks und schließlich des Lebens selbst. (Asad)
123.
Indem Er den Menschen durch Seine Gesandten Rechtleitung anbietet und ihnen
Zeit gibt, nachzudenken und umzukehren, bevor sie sich selbst irreparablen
Schaden zugefügt haben. (Asad)
48. Sehen sie denn nicht all die Dinge, die Allah erschaffen hat124
und deren Schatten von Westen nach Osten wechselnd, sich niederwerfen vor Allah,
und sie sind voll Demut.125
124.
Wie Bäume und Berge. (Al-Dschalalain)
All
die Geschöpfe, unbelebte wie belebte Wesen, kurzum alles, was Schatten besitzt.
(ibn Kasir)
Meiner
Ansicht nach bedeutet „Dinge" hier unbelebte Gegenstände, denn der nächste
Ajach spricht von lebenden „sich bewegenden Geschöpfen" und Engeln. Im
Gleichnis wird sogar von diesen unbelebten Dingen gesagt, dass sie Allah
erkennen und Ihm demütig dienen. Selbst ihre Schatten wenden sich entsprechend
dem Licht von oben und werfen sich zu Boden, um Allah zu preisen. Die
„Schatten" weisen übrigens darauf hin, dass alle Dinge in diesem Leben
bloße Schatten der Wahrheit im Himmel sind; sie sollten sich dem Licht Allahs
entsprechend drehen und wenden wie die Schatten der materiellen Dinge im
Sonnenlicht. (Juusuf 'Allii)
125.
Sie sind äußerst demütig oder unterwürfig. Die „Niederwerfung", von der in
diesem und im nächsten Ajach die Rede ist, soll offensichtlich symbolisch die
Unterwerfung aller geschaffenen Wesen und Dinge unter Allahs Willen ausdrücken.
Vergleiche auch Sure 13:15 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)
Die
Tatsache, dass alles - Mensch, Tier, Baum oder Berg - einen Schatten wirft,
zeigt deutlich seine materielle Natur.
49. Und vor Allah wirft nieder, was in den Himmel und was auf
Erden ist an Lebewesen und an Engeln, und sie sind Wicht hochmütig.126
126.
„Sich bewegende Geschöpfe": Lebewesen. „Alles, was im Himmel und auf der
Erde ist" schließt alle geschaffenen Dinge mit ein. Die Geschöpfe werden
in drei Klassen erwähnt: unbelebte Dinge, gewöhnliche Lebewesen und Engel.
Selbst die höchsten Engel sind nicht hochmütig: sie werfen sich nieder und
dienen ihrem Herrn, wie auch die ganze übrige Schöpfung. Die höchsten wie die
niedrigsten. Der Begriff “daabba“ bezeichnet alle
materiellen Wesen, die sich spontan bewegen können, im Gegensatz zu
immateriellen, geistigen Wesen, die als „Engel" bezeichnet werden. (Asad)
Nicht
nur alle Dinge auf der Erde, sondern auch im Himmel einschließlich aller jener,
die von den Menschen als Götter oder Göttinnen betrachtet wurden, dienen Allah
und haben keinen Anteil an Seiner Herrschaft. Übrigens sind hier Lebewesen auf
der Erde sowie auch auf anderen Planeten eingeschlossen. (Maududi)
50. Sie sind voll Ehrfurcht127 vor ihrem Herrn, Der
hoch erhaben über sie ist, und sie tun alles, was ihnen geboten wird.128
127.
Allah steht so hoch über dem höchsten Seiner Geschöpfe, dass sie alle in
Ehrfurcht zu Ihm aufsehen. Freudig erfüllen sie ihre Pflicht in Seinem Dienst.
Dies ist die Bedeutung von „Taqwa". (Juusuf `Allii)
128.
Dies ist eine Aussage darüber, was Engel tatsächlich sind: Weder Götter noch
Halbgötter, sondern vielmehr Ihm bedingungslos gehorsame Diener. (Darjabadi)
Sie
müssen ihrer natürlichen Anlage entsprechend den ihnen
von Allah eingepflanzten Impulsen gehorchen und sind deswegen nicht in der
Lage, „Sünden" zu begehen. Der Mensch ist in dieser Beziehung anders, denn
er hat einen freien Willen im moralischen Sinne des Begriffes. Er kann zwischen
Gut und Böse frei entscheiden und macht deswegen oft Fehler. Aber selbst dann
unterliegt er dem universalen Gesetz von Ursache und Wirkung, das von Allah
etabliert wurde und im Qur’an als Sunnach Allah
(„Gewohnheit Allahs") bezeichnet wird. Daher kommt der Ausdruck im Qur’an, dass sich „freiwillig oder widerwillig" alle
Dinge und Wesen vor Allah niederwerfen (Surach 13:15). (Asad)
Alles
Materielle aber ist von Allah geschaffen und Seinen universalen
Gesetzmäßigkeiten unterworfen. In diesem Fall ist es eine Gesetzmäßigkeit, dass
jedes materielle Ding Allahs Diener und nicht Seinesgleichen ist. (Maududi)
Abschnitt 7
51. Und Allah sprach: Nehmet euch nicht
zwei Gottheiten!129 Denn wahrlich, Er ist ein Einziger Allah.130
So fürchtet allein Mich!131
129.
Die alten Perser glaubten an zwei Mächte im Universum, eine gute und eine böse.
Auch die kafir Araber hatten Paare von Gottheiten, beispielsweise Dschibt (Magie) und Taadschuut
(Böser) wie in Surach 4:51 erwähnt, oder die Götzen von Safaa
und Marwa, auf die sich Surach 2:158 bezieht und die Isaaf und Naaila hießen.
(Juusuf
`Allii)
Damit wird Dualismus in jeder Form zurückgewiesen.
In früheren Zeiten glaubten viele Menschen an eine Vielzahl von Gottheiten oder
an zwei geistige Urprinzipien, ein gutes und ein böses, die im Universum
miteinander in Konflikt standen. Dieser Dualismus stimmt so sehr mit einem Teil
unserer Erfahrung überein, sowohl in uns selbst als auch in unserer Umgebung, dass
es immer wieder durchdringt. Dennoch ist er für uns heute ebenso irrational wie
Polytheismus. Die Naturwissenschaft hat die völlige Einheit der Natur erwiesen.
Böses und Gutes, wie wir es erfahren, Geist und Materie, die Welt der ethischen
Zielsetzungen und die Welt der materiellen Dinge sind nicht das Produkt zweier
entgegengesetzten Ursprungskräfte. Sie sind miteinander zu einem Ganzen
verknüpft und entstammen einer einzigen Kraft und sind einem einzigen System
miteinander verbundener Gesetzmäßigkeiten unterworfen. Das materielle und
geistige Universum ist, wie Spinoza sagte, von ein
und derselben Substanz, und Allah, teilweise offenbar und teilweise in der
Natur verborgen, ist nur Einer. (Darjabadi)
„Zwei (oder mehr) Gottheiten. (Asad)
130. Es gibt kein anderes Wesen, weder gut noch
böse, das gleich Ihm ewig und absolut sein könnte. Der Islam lässt auch keinen
Platz für den Henotheismus, der die Existenz einer
Vielzahl von Gottheiten anerkennt, aber nur erlaubt, einem zu dienen. Der Qur’an verneint die Existenz mehrerer Götter. (Darjabadi)
131. Dies ist ein besonders deutliches Beispiel
für den Wechsel der auf Allah bezogenen Personalpronomina im Qur’an. Solche plötzlichen Wechsel zwischen „Er",
„Ich", „Wir" und so weiter deuten an, dass Allah grenzenlos ist, also
außerhalb der Reichweite von Definitionen, die der Gebrauch von
Personalpronomina impliziert. (Asad)
52. Und Ihm gehört, was in dem Himmel
ist und auf Erden,132 und Ihm allein gebührt immerwährender Gehorsam.133
Wallt ihr also jemand anderen als Allah fürchten?134
132. Er ist nicht nur der einzige Allah,
sondern auch der einzige Herr oder Besitzer: Ihm gehört alles, was im Himmel
und auf der Erde ist. (Qutb)
Das Universum ist nicht in die
Zuständigkeitsbereiche zweier Gottheiten gespalten. (Darjabadi)
133. Das ganze System des Universums besteht
durch seinen Gehorsam Ihm gegenüber. (Maududi)
Ihm allein sind alle Wesen für ihre Pflichterfüllung
in allen Lebensbereichen verantwortlich. (Qutb)
134. Nachdem feststeht, dass Er Der Einzige
Gott ist. (Al-Dschalalain)
Die Kafirs hatten vielleicht
eine Vorstellung von dem einen wahren Gott, aber sie hatten ebenso eine
drückende Angst vor den bösen Mächten. Ihnen wird hier gesagt, dass eine solche
Angst grundlos ist. Das Böse hat keine Gewalt über Menschen, die auf Allah
vertrauen (siehe auch Surach 15:42). Das einzige, was sie zu fürchten haben,
ist Allahs Zorn. Für die Rechtschaffenen kommt alles Gute von Allah, und sie
brauchen keine Angst in ihren Herzen zu haben. (Juusuf `Allii)
Wollt ihr etwa die Angst vor etwas anderem als Allah
zu eurer Lebensgrundlage machen? (Maududi)
53. Und euch werden keine Segnungen
zuteil, die nicht von Allah sind. Wenn euch jedoch Unheil berührt, dann bittet
ihr Ihn flehentlich um Hilfe.135
135. Das zeigt, dass es im Menschen eine
natürliche Neigung gibt, Allah zu suchen, die einzige Macht, die ihm wirklich
in seiner Not beistehen kann. (Juusuf `Allii)
Vergleiche auch Surach 6:40-41. (Asad)
In Zeiten der Bedrängnis kommt die wahre Natur des
Menschen, die durch die imaginären Gottheiten unterdrückt wurde, unwillkürlich
zum Vorschein und ruft nach Allah, denn sie kennt keinen anderen, der wirkliche
Macht hat. (Maududi)
54. Dann aber, wenn Er das Unheil von
euch abwendet, stellen manche von euch ihrem Herrn Götzen zur Seite,136
136. Im Leid wenden sich die Herzen zu Allah,
weil sie von ihrer natürlichen Veranlagung her wissen, dass sie keinen
Beschützer außer Ihm haben. Sobald Allah jedoch Erleichterung schenkt, werden
sie vom Wohlleben abgelenkt und ihre Bindung zu Allah wird dadurch geschwächt.
So weichen sie zur Vielgötterei ab oder zu anderen Werten und Zuständen, auch
wenn diese als Gottheiten nicht genannt werden können. In manchen Fällen jedoch
ist die natürliche Veranlagung so gestört, dass zu einem Geschöpf Allahs
Zuflucht genommen wird, mit der Begründung, dass dieses eine Sonderstellung bei
Allah habe. (Qutb)
Sie setzen Ihm andere Wesen zur Seite, indem sie
die Wende in ihrem Schicksal „äußeren" Faktoren oder Einflüssen
zuschreiben. Damit sprechen sie diesen sozusagen göttliche Eigenschaften zu.
(Asad)
Statt sich Gott dankbar zu zeigen, bringen sie
anderen Wesen Opfer dar mit der Begründung, ohne deren Fürbitte hätte Gott ihre
Bedrängnis nicht beseitigt. (Maududi)
55. Und so verleugnen sie das, was Wir
ihnen geschenkt haben. Vergnügt euch also, doch bald schon werdet ihr
wissen.137
137. Genießt nur dieses vergängliche Leben. Ihr
könnt dem Gericht Allahs nicht entgehen. Sowohl das Pronomen „sie" als
auch „ihr" bezieht sich auf „manche von euch" im vorigen Ajach. (Darjabadi)
Das Ergebnis ihres Tuns
werden sie bald genug erfahren. (ibn Kasir)
56. Und sie bestimmen für jene, die sie
überhaupt nicht kennen,138 einen Anteil von
dem, womit Wir sie versorgt haben.139 Bei Allah, ihr werdet gewiss
befragt werden über das, was ihr zu erdichten pflegtet.
138. Dies sind die Götzen, von denen sie
wissen, dass sie ihnen weder Nutzen noch Schaden zufügen können.
(Al-Dschalalain)
Dieser Satz könnte auch so verstanden werden: „Sie
geben einen Teil dessen, was ihnen Allah beschert, jenen Gottheiten, die
überhaupt kein Wissen besitzen, weil sie unbelebte Wesen sind". (Safwat Al-Tafsir)
Götzen und imaginäre Gottheiten sind Dinge, von
denen sie kein Wissen haben, denn Götzen sind leblose Gestalten, von deren
Leben oder Wirken keine Kenntnis möglich ist, während die imaginären Gottheiten
Geschöpfe ihrer eigenen Phantasie sind. (Juusuf `Ali)
139. Indem sie nämlich einen Teil ihres Viehs
tabuisieren. Sie reiten diese Tiere nicht oder essen ihr Fleisch nicht, oder sie
erlauben den männlichen Teil, während sie sich den weiblichen Teil vorenthalten
(vergleiche Surach 6:136-140). Dies tu sie im Namen
der von ihnen angerufenen Gottheiten, von denen sie nichts wissen. Sie sind
vielmehr übernommene, falsche Vorstellungen. Während Allah Der Einzige ist, Der
sie versorgt, geben sie einen Teil dieser Versorgungen jemandem, de sie gar
nicht richtig kennen. (Qutb)
Indem sie einen Teil ihrer Kinder oder ihres Viehs
oder ihrer landwirtschaftlichen Produkte ihren falschen Gottheiten weihen, die
sie als Teilhaber Allahs betrachten, machen sie sich doppelt lächerlich,
einmal, weil alles, was ihnen an Gute gegeben wurde, von Allah selbst stammt -
wie können sie Ihm dann sozusagen von oben herab eine Ration von Seinen eigenen
Gaben zuteilen? Zweitens auch, weil sie andere Gottheiten als Teilhaber mit
einbringen, die überhaupt nicht existieren. Darüber hinaus gab Allah ihnen dies
alles zu ihrem leiblichen und geistigen Unterhalt - wie können sie, wo sie
selbst hilflose Geschöpfe sind, Allahs Unterhalt bestreiten wollen? Vergleiche
auch Surach 6:142-144 und 5:106. (Juusuf `Allii)
Nach Ansicht der meisten klassischen Kommentatoren
bezieht sich dies auf den Brauch der kafir Araber, einen Teil ihres Viehs oder
ihrer landwirtschaftlichen Produkte ihren Gottheiten zu weihen. Die Bedeutung
ist jedoch viel weiter gefasst. Sie schließt direkt an die drei vorigen Ajachs
dieser Surach an, wo anderen Mächten als Allah ein Anteil an Allahs
Schöpferkraft und damit ein entscheidender Einfluss auf das eigene Leben
zugesprochen wird. Diese Ansicht vertritt auch Rasi mit besonderer Bezugnahme
auf astrologische Spekulationen im letzten Satz seines Kommentars zu diesem Ajach.
(Asad)
57. Und sie schreiben Allah Töchter zu140
gepriesen sie Er!141 - ihnen aber soll zuteil werden, was sie
begehren.142
140. Die kafir Araber bezeichneten gelegentlich
die Engel als „Töchter Allahs". Was jedoch ihr eigenes Leben betraf, so
mochten sie keine Töchter haben, wie auch aus den beiden nächsten Ajachs
deutlich wird. Oft töteten sie ihre neugeborenen Mädchen. In ihren ständigen
Fehden waren Söhne eine Kraftquelle für sie; Töchter machten sie nur zu Opfern
von demütigenden Überfällen. (Juusuf `Allii)
141. Die vorislamischen Araber glaubten, die
Göttinnen Al-Laat, Al-'Ussaa
und Al-Manaat (vergleiche auch Surach 58:19-20) sowie
auch die Engel, die sie sich als weibliche Wesen vorstellten, seien Töchter Allahs.
Der Qur’an sagt demgegenüber, dass Allah jeder
Unvollkommenheit fern steht (subhanahu), in sich
selbst vollkommen ist und somit auch frei von jener Unvollständigkeit, die mit
der Vorstellung von „Nachkommenschaft" impliziert ist. Vergleiche auch Surach
6:100 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Asad)
142. Nämlich nur Söhne, denn die vorislamischen
Araber betrachteten Töchter nur als ein notwendiges Übel. (Asad)
Die Abweichung von der Aqidach bleibt nicht an
diesen Grenzen stehen, sondern greift auf alle Lebensbereiche, wie die sozialen
oder auch die Umgangsformen über. Denn der Iman ist
die Haupttriebkraft des Lebens. Jene vorislamischen Araber, die behaupteten, Allah
habe Töchter, verabscheuten es für sich selbst, Töchter zu haben. Ihre Irrlehre
brachte sie so weit, dass sie ihre neugeborenen Töchter lebendig begruben oder
in einer erniedrigten Stellung weiterleben ließen. Sie wurden schlecht behandelt
und minderwertig angesehen. Sie fürchteten, durch die Geburt einer Tochter
gesellschaftlicher Missachtung und Armut ausgesetzt zu sein, denn Töchter
konnten weder für sie kämpfen, noch ein zusätzliches Einkommen erwerben. Der
Islam schützt vor allen diesen entstellten Vorstellungen. Der Lebensunterhalt
der Menschen liegt in Allahs Hand, und Er versorgt sie alle. Unabhängig von
seinem Geschlecht ist jeder Mensch vor Allah wertvoll, und die Frau ist
Partnerin des Mannes und sozusagen „seine andere Hälfte", wie es der
islamischen Vorstellung entspricht. (Qutb)
58. Und wenn einem von ihnen die
Botschaft von einem Mädchen überbracht wird,143 verdüstert sich sein
Gesicht, und er hüllt sich in gramvolles Schweigen.144
143. Nämlich eine Nachricht, die Freude
auslösen sollte, denn das Geschlecht des Kindes sollte keinen Einfluss auf die
elterliche Liebe haben. (Asad)
Die Geburt einer Tochter. (Darjabadi)
144. Im vorislamischen Arabien galt dies als
eine Schande. (Darjabadi)
Allahs Weisheit und die Prinzipien des Lebens legen
fest, dass alles Leben aus einem Paar, einem männlichen und einem weiblichen
Wesen, entsteht. Somit bildet die Rolle der Frau eine ebenso feste Grundlage
des Lebens wie die des Mannes. Ja, sie könnte vielleicht als die gewichtigere
angesehen werden, weil der Fötus in ihr fest eingenistet ist. Wie kann dann
jemand über die Geburt einer Tochter traurig sein? (Qutb)
59. Er versteckt sich vor den Leuten
wegen der schlechten Nachricht, die ihm überbracht worden ist.145
Soll er es146 trotz der Erniedrigung behalten, oder es im Staub
verscharren?147 Wahrlich, welch eine üble Entscheidung treffen sie!148
145. Er hasst es, von den Leuten gesehen zu
werden. (ibn Kasir)
Aus Angst, verschmäht zu werden. (Al-Dschalalain)
146. Nämlich das weibliche Neugeborene. (Safwat Al-Tafaasir)
147. Vergleiche auch Surach 81:8-9. Der Brauch,
neugeborene Mädchen zu töten, wird schärfstens verurteilt.
(Juusuf `Allii)
Er schwankt zwischen beiden Möglichkeiten hin und
her. (Al-Dschalalain)
Sie am Leben zu erhalten bedeutete, sie nicht erben
zu lassen und ihr die Söhne vorzuziehen. (ibn Kasir)
148. Es war auf jeden Fall eine schlechte
Entscheidung. Beide Alternativen - das Mädchen als verachtetes Wesen zu
behalten oder es lebendig zu begraben - waren gleich grausam und
unentschuldbar. (Juusuf `Allii)
Dieser Abschnitt, der eine scharfe Verurteilung der
vorislamischen Haltung den Frauen gegenüber enthält, geht - wie es bei Anspielungen
des Qur’ans auf historische Ereignisse und
Verhältnisse immer der Fall ist - weit über diese spezifischen sozialen
Phänomene und den daraus resultierenden Kindermord hinaus. Der Gipfelpunkt des
gesamten Abschnittes scheint der Satz zu sein: „ihnen aber soll zuteil werden,
was sie begehren," dass heißt, während sie nur allzu bereit sind, mit Allah
Ideen zu assoziieren, die sie selbst ablehnen (in diesem Fall beispielsweise
weibliche Nachkommenschaft), weigern sie sich, die Vorstellung zu akzeptieren, dass
der Mensch letztendlich Allah gegenüber verantwortlich ist. Dies würde nämlich
ihre eigene hedonistische Neigung stören, indem sie sich gezwungen sähen, sich
selbst moralische Einschränkungen aufzuerlegen. Da sie gegen die Vorstellung
einer letztendlichen moralischen Verantwortlichkeit rebellieren, lehnen sie
instinktiv die Vorstellung von einer Auferstehung nach dem Tode ab. Indem sie
auf diese Weise indirekt Allahs Fähigkeit leugnen, die Toten wiederzuerwecken,
leugnen sie Seine Allmacht und fangen folglich an, Kräfte aller Art
„Göttlichkeit zuzuschreiben", nämlich echte schöpferische Fähigkeiten.
(Asad)
Abweichungen von der Aqidach haben unweigerlich
Entartungen des Gemeinschaftslebens und seiner Vorstellungen und
Verhaltensweisen zur Folge. Der Islam soll, wie hier deutlich wird, die
Vorstellungen und Verhaltensweisen der Gemeinschaft läutern. Und hier kommt zum
Vorschein, wie der Islam eine respektvolle Betrachtung der Frau, ja der ganzen
Menschheit, in die Seelen einzupflanzen versucht. Denn nicht allein die Frau,
sondern die „Menschheit" im allgemeinen wurde in der heidnischen Gesellschaft
benachteiligt. Und jedesmal, wenn der Islam entstellt wird, kehren die
Vorstellungen der Dschahilia zurück. So kommt heute
bei vielen Gesellschaften und Menschen wieder zum Vorschein, dass die Geburt
eines Mädchens keine freundliche Aufnahme findet. Die Aufmerksamkeit und die
Hochachtung, die man dem männlichen Nachkommen entgegenbringt, bleiben ihr
versagt. (Qutb)
60. Auf diejenigen, die nicht ans
Jenseits den Iman verinnerlichen, trifft das Gleichnis149
der Mangelhaftigkeit
zu. Auf Allah aber trifft das Gleichnis der Vollkommenheit150 zu,
und Er ist der Allmächtige, der Allweise.151
149. Da sie indirekt die Verantwortlichkeit des
Menschen vor Allah leugnen. Nach Samachsari und Rasi bedeutet der Begriff “Matal“ (wörtlich: „Beispiel" oder „Gleichnis")
hier und im nächsten Satz „Attribut" oder „Eigenschaft". (Asad)
Hier verknüpft sich der Götzendienst mit der
Ableugnung des Lebens im Jenseits, denn sie entspringen der gleichen Quelle und
liegen demselben Irrtum zugrunde. Sie vermischen sich im Gewissen des Menschen
und wirken sich auf das persönliche und gesellschaftliche Leben aus. Sie sind
ein Beispiel für das Böse in allen Dingen: im Denken wie im Streben, im Glauben
wie im Handeln. (Qutb)
150. Vergleiche Surach 30:27. Allah steht
jenseits aller Vergleiche. Wenn wir jedoch für unser eigenes Verständnis
Gleichnisse benutzen müssen, dann kämen für Allah nur die höchsten und edelsten
und für die Kafirs nur die niedrigsten in Frage, weil
letztere ihr eigenes Wesen leugnen. Dies stellten die Götzendiener auf den
Kopf, indem sie Allah Töchter zuschrieben, die sie für sich selbst als eine
Schande betrachteten. (Juusuf `Allii)
151. Allah ist der Angesehene, Ehrenwerte in
Seinem Reich. Der Allweise in Seinem Schöpfungsplan. (Safwat
Al-Tafaasir)
Abschnitt 8
61. Und wenn Allah die Menschen wegen
ihrer Ungerechtigkeit bestrafen würde, würde Er kein einziges Lebewesen auf der
Erde belassen.152 Doch Er gewährt ihnen Aufschub bis zu einer
festgesetzten Frist.153 Und dann, wenn ihre festgelegte Zeit
abgelaufen ist, so können sie sie um keine Stunde aufschieben oder vorverlegen.154
152. Allah hat den Menschen geschaffen und ihn
mit Seinen Wohltaten beschenkt. Der Mensch ist jedoch auch der einzige, der auf
der Erde Unheil stiftet, ungerecht ist, sich von Allah abwendet und Ihm andere
Wesen zur Seite setzt sowie seinesgleichen unterdrückt. Doch trotz all dem ist Allah
langmütig. Er gewährt ihm Zeit, vergisst ihn aber nicht. Und dies ist die
Weisheit, die die Macht begleitet und die Barmherzigkeit, die sich mit der
Gerechtigkeit verbindet. Menschen jedoch werden durch diesen Aufschub
geblendet. Ihre Herzen nehmen Allahs Weisheit und Barmherzigkeit nicht wahr,
bis sie mit Seiner Gerechtigkeit und Macht konfrontiert werden. (Qutb)
153. Er ist allmächtig und in der Lage, sie
hier und jetzt zu bestrafen, aber Er ist auch weise und gewährt ihnen Aufschub.
(Darjabadi)
Oder: „bis zu einer Zeit, (die nur Ihm) bekannt
(ist)", das heißt ihre Lebensspanne auf der Erde, während der sie
nachdenken und umkehren können. (Asad)
154. Vergleiche auch Surach 7:34 und die
entsprechende Fußnote. (Asad)
Allahs Entschluss wirkt ohne Fehler. Würde Er jeden
einzelnen Fehler oder jedes Versagen bestrafen, so könnte kein lebendes Wesen
auf der Erde Seiner Strafe entgehen. In Seiner unendlichen Barmherzigkeit
gewährt Er jedoch Aufschub und gibt Zeit zur Umkehr. Auf die Umkehr folgt
unverzüglich Allahs Gnade. Anderenfalls kommt die Strafe nach Ablauf der Frist.
Der Ungerechte kann sie nicht durch unverschämte Herausforderungen beschleunigen
oder, wenn ihre Zeit gekommen ist, aufhalten. Dass ihm Aufschub gewährt wird,
bedeutet nicht, dass er tun kann was er will, oder dass er den Folgen seiner
Handlungen entkommen kann. (Juusuf `Allii)
62. Sie schreiben Allah zu, was ihnen
(selber) verhasst ist,155 und ihre Zungen äußern die Lüge, dass das
Gute für sie (bestimmt) ist,156 (aber) es gibt keinen Zweifel, dass
wahrlich das Feuer für sie (bestimmt) ist, in das sie hineingedrängt und in dem
sie verloren und vergessen werden.157
155. Siehe oben Ajach 57:58 und die
entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)
Nämlich Töchter; aber dies bezieht sich auch, wie Samachsari
betont, auf die imaginären Wesen, die angeblich Anteil an Seiner Macht haben
und somit die Vorstellung von Seiner Einzigartigkeit zunichte machen; mit
anderen Worten: während die hier erwähnten Leute es gar nicht gern sehen
würden, dass ihre eigenen Einflusssphären durch Rivalen eingeengt oder
beeinträchtigt werden, nehmen sie auf ihre Gottesvorstellung nicht dieselbe
Rücksicht. (Asad)
156. Während Mudschahid und Qataadach
sagen, dass mit dem Guten die Söhne gemeint sind, spricht ibn Dscharir vom
Jenseits, was auch wir vorziehen. (ibn Kasir)
Die Philosophie des Lebensgenusses (Hedoismus) beruht auf der Annahme, irdisches Vergnügen sei
in sich selbst gut, und es gäbe nichts jenseits davon. Aber selbst auf dieser
Grundlage ist ersichtlich, dass jede Handlung ihre unvermeidlichen Folgen hat.
Böses kann keine guten Folgen haben. Auf Trug und Unrecht wartet das Feuer, und
die prahlerischen Advokaten der Ungerechtigkeit sind seine ersten Opfer. (Juusuf
`Allii)
Trotz ihrer Absurdität halten sie ihre eigenen
religiösen oder antireligiösen Ansichten für gut und wahr. (Asad)
157. „und man lässt ihnen (dabei sogar) den
Vortritt", oder „sie werden der Vergessenheit preisgegeben". (R. Paret)
63. Bei Allah! Wir haben Unsere
Gesandten bereits zu den Völkern vor dir geschickt. Doch Scheytan ließ ihnen
ihr Tun anziehend erscheinen.158 Nun, heute ist er ihr Beschützer,159 und ihnen wird schmerzliche Strafe zuteil.
158. Auf diese Weise wurden sie dazu verleitet,
ihre Propheten zu leugnen. (Darjabadi)
Dein Volk ist nicht das erste, das von der Wahrheit
abweicht und darüber lästert. Bereits vor ihnen gab es solche Völker, die sich
von Scheytan haben verführen lassen. Er beschönigt ihnen ihre abwegigen
Handlungen und Vorstellungen. Somit spielt er sich auf als ihr Freund und
Beschützer, der ständig über ihr Tun wacht. (Qutb)
159. Allah hat in jedem Zeitalter und zu jedem
Volk Seine Gesandten geschickt, damit sie die Wahrheit lehren und den Weg der
Rechtschaffenen weisen. Die Verlockungen des Bösen schienen jedoch immer
attraktiv, und viele Menschen zogen ihren eigenen Weg oder den ihrer Vorfahren
dem steinigen Pfad der Tugend vor. Dies geschah auch in der Zeit des Propheten Muchammad,
Allahs Segen und Frieden auf ihm, und es geschieht immer wieder, solange sich
Menschen vom Bösen verleiten lassen. (Juusuf `Allii)
„Er ist ihnen heute nahe" oder „er ist heute
ihr Beschützer und Freund." Das Wort “walii“ ist
von dem Verb “walija“ abgeleitet, das in erster Linie
bedeutet „er war nahe (zu jemandem oder etwas)". In diesem Sinne wird das
Wort im Qur’an benutzt, wenn davon die Rede ist, dass
Allah den Muslim ihr beschützender Freund ist (beispielsweise in Surach 2:257
oder 3:68), oder dass sie Freunde Allahs sind (Surach 10:62). Ebenso ist die
Rede davon, dass die „Mächte des Bösen" (taadschut)
die Freunde derer sind, die die Wahrheit leugnen (Surach 2:257). (Asad)
64. Und Wir haben dir das Buch nur
deshalb herabgesandt, damit du ihnen das erläuterst, worin sie uneins sind,160
und als Rechtleitung und Barmherzigkeit für ein Volk, das daran glaubt.161
160. Die Aufgabe des Propheten Muchammad,
Allahs Segen und Frieden auf ihm, ist eindeutig. Er wird mit der Offenbarung
geschickt, um dreierlei zu bewirken:
1. er soll die zersplitterten Gruppen und Sekten
einigen, denn die Botschaft der Einheit verkündet nicht nur den Einen wahren
Gott, sondern führt auch zur Einheit unter den Menschen;
2. die Offenbarung soll den Menschen den Weg zum
richtigen Verhalten weisen; und
3. sie soll den Weg zur Umkehr und zum Heil weisen
und so den Menschen, die Fehler gemacht haben, ein Gnadenerweis sein. (Juusuf `Allii)
Nämlich in den Lehren von der Einheit Allahs und
der Auferstehung. (Darjabadi)
Die Aufgabe des letzten Buches und der letzten
Botschaft ist es, den Streit unter den Anhängern der früheren heiligen Bücher
und ihren Sekten zu schlichten. Denn die Grundlage aller ist die Einheit Gottes
und alles, was danach an falschem Denken und Rechtsirrtum hinzugekommen ist,
ist ungültig und nichtig. (Qutb)
161. Diese Schrift gibt den Menschen eine
Gelegenheit, ihre Differenzen beizulegen, die durch die abergläubischen
Vorstellungen ihrer Vorfahren verursacht worden sind und sie in rivalisierende
Parteien zerspalten haben. Sie können sich auf der Grundlage der Wahrheit
einigen, die der Qur’an vermittelt. Diejenigen, die
daran den Iman verinnerlichen, werden den rechten Weg finden und mit Gnade und
Segen von Allah beschenkt. (Maududi)
65. Und Allah sendet Wasser vom Himmel
herab, um damit die Erde zum Leben zu erwecken, nachdem sie abgestorben war.162
Wahrlich, darin ist ein Wunder für Leute, die (zu) hören (bereit sind).163
162. Wie so oft im Qur’an
folgt hier auf eine Schilderung des durch Offenbarung Allahs hervorgebrachten
geistigen Lebens ein Hinweis auf das Wunder des physischen Lebens als weiteres
Beispiel für Allahs schöpferisches Handeln. (Asad)
163. Wenn die Erde mit ihrem Pflanzenkleid
ausgetrocknet und tot zu sein scheint, gibt ein Regenschauer vom Himmel ihr
neues Leben. Dies ist ein Zeichen oder Symbol für das geistige Leben. Wenn das
Böse fast die Seele getötet zu haben scheint, gibt der fruchtbare Regen der
Offenbarung Allahs ihr neues Leben ein. (Juusuf `Allii)
Ein Zeichen für denjenigen, der zu hören versteht
und nachzudenken vermag. (Qutb)
Abschnitt 9
66. Und (auch) im Vieh habt ihr fürwahr ein lehrreiches
Beispiel.164 Wir geben euch zu trinken von dem, was in ihren Leibern165
ist, zwischen Ausscheidung und Blut,166 reine Milch,167
angenehm für die Trinkenden.168
164. Tiere sind nicht dazu da, dass der Mensch
sie verehrt und anbetet, sondern Nutzen davon hat. (Darjabadi)
Die geistige Nahrung, die Allah uns gibt, wird
anhand der wunderbaren Versorgung in der physischen Welt erläutert, die Allahs
liebende Fürsorge für Seine Schöpfung zeigt. Auch die wundersamen Veränderungen
in der physischen Welt, die alle zum Wohl des Menschen gemacht sind, sind
Zeichen Seiner erhabenen Weisheit. Im vorigen Ajach wurde der Regen erwähnt,
der der toten Natur neues Leben gibt. In diesem und den beiden folgenden Ajachs
wird unsere Aufmerksamkeit auf Milch, Honig und die Produkte aus Datteln und
Trauben gelenkt. (Juusuf 'Allii)
165. In „ihren" Leibern: im Arabischen
steht der Singular, und zwar aus zwei Gründen:
1. „Vieh" ist eine Gattungsbezeichnung und
wird wie ein Nomen im Singular behandelt;
2. das Vieh an sich ist das Zeichen, auch wenn die
Milch von den einzelnen Tieren kommt. (Juusuf 'Allii)
166. Milch ist für das Muttertier nicht
notwendig wie das Blut, aber auch nichts, was der Körper als nutzlos
ausscheidet. Deshalb wird sie hier als eine Substanz zwischen diesen beiden
bezeichnet. (Asad)
Samachsari sagt: Wie Allah die Milch inmitten von
Essensresten und Blut erschafft, jedes vom anderen so getrennt, dass keines
weder in Geschmack noch in Farbe noch im Geruch von den anderen beeinträchtigt
wird, ist ein Zeichen Seiner Macht und Seines Könnens. (Safwat
Al-Tafaasir)
167. Milch ist eine Absonderung des weiblichen
Körpers, wie andere Absonderungen, aber dennoch auf besondere Art. Ist es nicht
wunderbar, dass männliche und weibliche Tiere dasselbe Futter fressen, letztere
aber, wenn sie Junge haben, auch die Nahrung für diese von sich geben? Wenn
dann das Vieh gezähmt und besonders gezüchtet wird, gibt es viel mehr Milch,
als zur Ernährung der Jungen notwendig ist, die dann ein gesundes
Nahrungsmittel für den Menschen bildet. Sie ist rein, wie durch ihre weiße
Farbe verdeutlicht wird. Dennoch ist es eine unter verschiedenen Absonderungen
zwischen denen, die der Körper als nutzlos ausscheidet und dem Blutstrom, der
im Körper zirkuliert und das Leben selbst symbolisiert. (Juusuf 'Allii)
168. Milch ist ein bekömmliches und vielseitig
verwendbares Nahrungsmittel für den Menschen. (Darjabadi)
67. Und von den Früchten der Dattelpalme169
und der Weinrebe170 bekommt ihr ein berauschendes Getränk171
und bekömmliche Nahrung.172 Wahrlich, darin ist ein Zeichen173
für Leute, die begreifen.174
169. Datteln sind ein Haupternährungsmittel der
Araber und haben einen besonders hohen Nährwert. (Darjabadi)
170. Nur wenige Früchte haben nach der Ansicht
moderner Mediziner einen so hohen Wert wie Trauben. Seit frühesten Zeiten waren
Trauben und Traubensaft gleichbedeutend mit Hilfe und Medizin. (Darjabadi)
171. Es gibt bekömmliche Nahrungsmittel und
Getränke, die aus Datteln und Trauben gewonnen werden können, nämlich
alkoholfreie Getränke aus diesen Früchten, Essig, Traubenzucker und schließlich
die Früchte selbst. Wenn “Sakar“ unbedingt als
gegorener Wein verstanden werden soll, dann bezieht sich dies auf die Zeit,
bevor Rauschmittel verboten wurden: diese Surach wurde in Mekka offenbart, und
das Verbot kam erst in Medina.
(Juusuf 'Allii
)
Der Begriff “Sakar“
(wörtlich: „Wein", „Rauschtrank") wird hier dem Begriff “Risq hasana“ („bekömmliche
Nahrung") gegenübergestellt. Auf diese Weise wird sowohl der positive als
auch der negative Aspekt des Alkohols beschrieben. Zweifellos ist aber bereits
eine moralische Verurteilung impliziert. (Asad)
172. Der Saft der Früchte von Dattelpalme und
Weinrebe beinhaltet zweierlei. Eins ist die reine und bekömmliche Nahrung für
den Menschen, und das andere ist das, was sich in Alkohol verwandelt, nachdem
es schlecht geworden ist. Dem Menschen bleibt die Entscheidung überlassen, gute
und reine Nahrungsmittel aus dieser Gabe Allahs zu gewinnen, oder jenes
Rauschmittel zu trinken, das ihn erregt und die Selbstbeherrschung verlieren lässt.
Das Alkoholverbot wird hier bereits angedeutet. (Maududi)
173. Ein Zeichen für Seine Liebe und Fürsorge.
(Darjabadi)
174. Die Weisen begreifen nämlich, dass Allah,
Der alle diese Dinge geschaffen und geordnet hat, allein des Dienstes und der
Anbetung würdig ist. (Qutb)
68. Und dein Herr hat der Biene
eingegeben:175 „Baue dir Unterkünfte in den Bergen176 und
in den Bäumen und den (Bienenstöcken, die die Menschen) errichten.
175. “Auhaa wachjun bedeutet gewöhnlich Inspiration, eine Botschaft,
die von Allah in Herz oder Vernunft gelegt wird. Hier wird der Instinkt der
Biene auf Allahs Lehre zurückgeführt, was zweifellos der Fall ist. In Surach
49:5 wird das Wort auf die Erde bezogen; vergleiche auch die nähere Erläuterung
dort. Auch die Honigwaben mit ihren sechseckigen Zellen sind eine wunderbare
Struktur. Die Art und Weise, wie die Biene unzugängliche Stellen in Gebirgen
und Bäumen aufsucht, ist eins der Wunder der Natur, das heißt von Allahs Wirken
in Seiner Schöpfung. (Juusuf `Allii)
Sokrates konzentriert seine Aufmerksamkeit allein
auf die Menschenwelt. Menschenerkenntnis bezog sich bei ihm auf den Menschen,
nicht auf die Welt der Pflanzen, Insekten und Sterne. Ganz anders ist der Geist
des Qur’an, der die Biene als Empfänger der Offenbarung
Allahs versteht! (Darjabadi)
Die Biene arbeitet aufgrund einer Eingebung in
ihrer Naturanlage, die ihr der Schöpfer eingepflanzt hat. Dies ist eine Art
Offenbarung, der gemäß sie ihre Arbeit verrichtet. (Qutb)
Im Qur’an wird das Wort “Wachii“ („Inspiration") sowohl im allgemeinen Sinne
für die instinktive Eingebung Allahs an Seine Geschöpfe benutzt, als auch im speziellen
Sinne für die Offenbarung an Seine Gesandten. Er inspiriert die Biene, ihre
wunderbare Arbeit zu leisten. Dasselbe gilt für den Vogel, dass er fliegen
lernt, den Fisch, dass er schwimmt, das neugeborene Kind, dass es Milch trinkt
und so weiter. Auf die gleiche Weise inspiriert Allah den Menschen mit
spontanen Gedanken; dies ist der Fall bei allen großen Entdeckungen,
Erfindungen, Werken der Literatur und Kunst, die ohne dies nicht möglich
gewesen wären. In der Tat verspürt jeder Mensch irgendwann einmal den Einfluss
in Form einer Idee oder eines Gedankens oder Plans oder Traums, der dann durch
die darauf folgende Erfahrung als richtig bestätigt wird. Darüber hinaus gibt
es eine Form von “Wachii“, die das Privileg der Propheten
ist. Sie unterscheidet sich von allen anderen Formen. Der Prophet, der dies
empfängt, ist sich völlig bewusst, dass dies von Allah geschickt ist. Eine
solche Offenbarung enthält Lehren des Diin Allahs, Gebote und Anweisungen zur
Rechtleitung der Menschen. (Maududi)
176. Die Wohnungen, die sich die Biene baut,
werden hier „Häuser" genannt, weil sie auf so bewundernswerte Weise
konstruiert sind. (Darjabadi)
69. Dann hole dir Nahrung von allen Früchten (und Blüten)177
und fliege dahin auf den Wegen deines Herrn, die dir leicht gemacht sind."178
Aus ihren Leibern kommt ein Trank hervor, verschieden in seinen Farben,179 und heilsam für die Menschen.180 Wahrlich,
darin ist ein Zeichen für Leute, die nachdenken.
177. Die Biene sammelt die Säfte verschiedener
Blumen und Früchte und bildet daraus in ihrem Körper den Honig, den sie in
ihren Zellen aufspeichert. Die verschiedenen Arten von Nahrung, aus denen sie
den Honig bildet, ergeben die verschiedenen Farben des Honigs, nämlich
dunkelbraun, hellbraun, gelb, weiß und so weiter. Auch Geschmack und Aroma sind
unterschiedlich, wie im Fall von Heidehonig und dem Honig aus verschieden
duftenden Blüten. Als Nahrungsmittel ist er süß und bekömmlich, und er wird in
der Medizin benutzt. Beachtenswert ist, dass das instinktive individuelle Tun im
arabischen Text im Singular beschrieben wird, während es heißt: das Produkt
„ihrer (Plural) Leiber" als Ergebnis ihrer gemeinsamen Bemühungen. (Juusuf
`Allii)
178. Für das Wort “dulul“
sind zwei Bedeutungen möglich:
1. leichte und geräumige Wege, was sich auf die
zielgerichtete Weise bezieht, in der die Biene von weither den Weg zu ihren
Waben findet; und
2. der Gedanke der Demut und des Gehorsams in
ihnen. Von beiden können wir eine metaphorische und geistige Bedeutung
herleiten. (Juusuf `Allii)
Allah machte ihr die Mittel zum Leben leicht
dadurch, dass er sie in Übereinstimmung mit der Natur in ihrer Lebensumgebung
veranlagt hat. (Qutb)
Sie folgt den Methoden, die Allah offenbart hat, so
dass das Leben im Bienenstock harmonisch abläuft. All dies ist ihnen durch die
Offenbarung so leicht und reibungslos gemacht worden, dass sie niemals darüber
besorgt zu sein brauchen. (Maududi)
179. Allein in Arabien gibt es acht oder neun
verschiedene Sorten von Honig, und die unterschiedliche Farbe stammt von den unterschiedlichen
Pflanzen, von denen die Biene ihre Nahrung sammelt. (Darjabadi)
180. Überall ist der Honig wegen seiner
medizinischen Wirksamkeit geschätzt. Er ist das älteste und am meisten
verbreitete Medikament der Menschheit. (Darjabadi)
Von Bucharii und Muslim wird überliefert, dass Said
Al-Hudarii erzählte, dass ein Mann zum Propheten Allahs, Allahs Segen und
Frieden auf ihm, kam und zu ihm sagte: „Mein Bruder hat Durchfall". Der
Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, widerte: „Gib ihm Honig zu trinken!"
Und er gab ihm Honig. Dann kam er wieder zum Propheten, Allahs Segen und
Frieden auf ihm, sagte: „Ich gab ihm Honig zu trinken, doch das verursachte
noch mehr Durchfall!" Und der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm,
sagte: „Geh und gib ihm Honig zum trinken!" Der Mann kam wieder zurück und
sagte: „Er bekam noch mehr Durchfall." Daraufhin sagte der Prophet
Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, „Allah sagt die Wahrheit, doch der
Bauch deines Bruders lügt. Geh hin und gib ihm Honig zu trinken! " Der
Mann ging und gab ihm abermals Honig zu trinken. Da wurde sein Bruder geheilt.
Diese Überlieferung erregt in uns Bewunderung über die Gewissheit des Propheten
Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, angesichts des Verlaufs dieser
Geschichte. (Qutb)
Er ist nicht nur selbst ein Medikament, sondern er
konserviert auch andere Medikamente, weil er nicht verdirbt. Jahrhundertelang
wurde er deshalb anstelle von Alkohol verwendet. Und wenn der Bienenstock dort
steht, wo reichlich Heilpflanzen wachsen, wird er
selbst zu einer Essenz dieser Pflanzen. (Maududi)
70. Und Allah hat euch erschaffen, dann
lässt Er
euch sterben.182 Und unter euch sind manche, die Er ein hinfälliges
Greisenalter erreichen lässt,183 so dass
sie von alldem nichts mehr wissen,184 was sie einmal wussten.
Wahrlich, Allah ist Allwissend, Allmächtig.185
181. Ein Zeichen Seiner Wohltat und Fürsorge. (Darjabadi)
Der Prophet Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf
ihm, liebte Honig und empfahl ihn den Muslimen als Nahrungsmittel „gegen alle
Krankheiten". (Anm. d. Übers.)
182. Hier geht es zuerst um Leben und Tod,
etwas, das zu jedem einzelnen Menschen und jeder Seele gehört. Da man das Leben
liebt, kann dieser Gedanke das härteste Herz etwas erweichen und ein wenig
Sensibilität für Allahs Güte und Macht wecken. Die Angst vor dem Sterben kann
Anlass sein, Allahs Nähe und Zuflucht bei Dem zu suchen, Der das Leben gab.
(Qutb)
Allah versorgt euch nicht nur mit allem Notwendigen
und mit den Annehmlichkeiten des Lebens, wie es in den vorigen Ajachs erläutert
wurde, sondern Er hat vollkommene Macht über euer Leben und euren Tod. Kein
anderer ist in der Lage, euch Leben oder Tod zu geben. (Maududi)
183. Außer den Geheimnissen und der Schönheit
der vielen Vorgänge, die in Allahs Schöpfung ablaufen, ist da das wunderbare
Leben des Menschen selbst: wie er als ein Kind erschaffen wird; wie er wächst
an Intelligenz und Wissen; wie schließlich seine Seele zurückgenommen wird und
sein Körper verfällt. Manchmal erlebt er ein so hohes Alter, dass es fast wie
eine zweite Kindheit ist: er vergisst, was er gelernt hat, und scheint auch in
der Zeit zurückzukehren. Ist dies alles nicht ein wunderbarer Beweis für Allahs
Wissen und Macht? (Juusuf `Allii)
Wenn die intellektuelle und physische Lebenskraft
sie verlässt. (Darjabadi)
184. Ihr Gedächtnis und ihre intellektuellen
Fähigkeiten sind gestört. (Darjabadi)
So wie Allah den Menschen vom Zustand des Wissens
in Unwissenheit versetzt, so ist Er auch fähig, ihn nach seinem Tode wiederzuerwecken.
(Safwat Al-Tafaasir)
Damit sollen die Götzendiener und Ungläubigen
darauf hingewiesen werden, dass jenes Wissen, das dem Menschen Überlegenheit
über alle Lebewesen der Erde ermöglicht, ein Geschenk Allahs ist, über das der
Mensch nicht verfügen kann. (Maududi)
185. Nachdem uns alle diese bemerkenswerten
Veränderungen in der Natur und in unserem eigenen Leben vor Augen geführt
wurden, durch die Allah in Seinem Wissen und Seiner Macht Seinen Plan für Seine
Geschöpfe verwirklicht, werden wir daran erinnert, dass der Mensch nur ein
schwaches Geschöpf ist, abgesehen davon, dass Allah ihn so ausgezeichnet hat.
Im nächsten Abschnitt erfahren wir etwas über die verschiedenartigen Gaben, die
die Menschen genießen und die sie in so vielen Klassen und Kategorien
unterteilen. Um wie vieles größer muss dann der Unterschied zwischen den
Geschöpfen und dem Schöpfer sein! (Juusuf `Allii)
Abschnitt 10
71. Und Allah hat manche von euch vor
den anderen mit Gaben begünstigt.186 Doch die Begünstigten wollen
ihre Gaben nicht mit jenen teilen, die unter ihnen stehen,187 so dass
sie darin gleich wären.188 Wollen sie also die Gnade Allahs leugnen?189
186. Der zweite Hinweis bezieht sich auf die
Versorgung Allahs für den Menschen, und wie verschieden sie ausfällt. Doch
diese mengenmäßige Verschiedenheit beruht auf Gründen, die der Gesetzmäßigkeit Allahs
unterstellt sind. Wohlstand könnte eine Prüfung sein, so wie auch die
Beschränkung der Versorgung eine Weisheit Allahs bedeutet. (Qutb)
187. Wörtlich: „Die ihre Rechte besitzt."
Siehe auch 4:3, 24, 25 und 36 mit Fußnoten (Anm. d. Übers.)
Das heißt ihre Sklaven. (Darjabadi)
188. Dies bezieht sich auch auf alle, die von
jemandem abhängig sind. Der Islam fordert, dass Abhängigen gleiche
Lebensmöglichkeiten eingeräumt werden. Der Prophet Muchammed, Allahs Segen und
Frieden auf ihm, bezeichnet die Sklaven als „Brüder". Sie dürfen nicht
über ihre Kraft hinaus belastet werden. Der Mensch versäumt jedoch oft, diese
Verantwortung zu erfüllen; dieses Versäumnis ist jedoch gleichbedeutend mit
Undankbarkeit für Allahs Gaben. (Asad)
189. Selbst bei den geringfügigen Unterschieden
in den Gaben, die Menschen von Allah erhalten haben, wollen diejenigen, die
größere Gaben erhalten haben, nichts davon abgeben, auch nicht denen, die ihnen
vielleicht untergeben sind. Sie wollen nicht ihre
eigene Überlegenheit aufgeben. Wie können sie dann - denn so wird das Argument
in den beiden folgenden Versen fortgeführt - den unendlichen Unterschied
zwischen dem Schöpfer und dem Geschaffenen außer acht lassen und in ihren Gedanken
letzteres Allah zur Seite stellen? (Juusuf 'Allii)
Moderne Kommentatoren haben auf diesem Vers
gelegentlich merkwürdige Wirtschaftstheorien aufgebaut. In dem gesamten
Abschnitt geht es jedoch um die Lehre von Allahs Einheit, und es besteht kein
Grund anzunehmen, dass hier plötzlich ohne Zusammenhang von wirtschaftlichen
Gesetzen die Rede sein sollte. Im Zusammenhang mit den anderen Ajachs wird
vielmehr deutlich, dass etwa folgendes gemeint ist: „Wenn ihr nicht einmal
selbst eure Sklaven an eurem Eigentum Anteil haben lassen wollt - Eigentum, das
euch von Allah gegeben wurde - wie kann es dann sein, dass ihr Allah andere
Wesen beigesellt und ihnen Dankbarkeit erweist für Allahs Gaben? Jene Wesen
haben keine Macht, jemandem etwas zu geben, und haben daher kein Anrecht auf
eure Verehrung." (Maududi)
72. Und Allah hat aus euch selbst
Gattinnen für euch geschaffen,190 und aus euren Gattinnen hat Er für
euch Kinder und Enkelkinder erschaffen,191 und Er hat euch mit Gutem
versorgt.192 Wollen sie nach all dem an das Falsche glauben193
und die Gnade Allahs leugnen?194
190. Eure Ehepartner sind von der selben Art wie ihr, ein Teil von euch selbst, nicht etwa
von einer niedrigeren Gattung, derentwegen sich manch einer von euch schämt.
(Qutb)
Wären die Gattinnen aus einer anderen Art
erschaffen, so könnte es zwischen beiden Geschlechtern nicht diese Harmonie,
Liebe und Barmherzigkeit geben. (ibn Kasir)
Vergleiche auch Surach 4: 1. (Darjabadi)
„Seele" oder „Persönlichkeit" oder
„Selbst` bedeutet immer eine Kombination von Eigenschaften, Fähigkeiten,
Neigungen und Dispositionen, die in dem Begriff “Nafs“
zusammengefasst werden. Die Frau sollte
1. eine Gefährtin des Mannes sein;
2. Abgesehen von ihrem Geschlecht, ist sie von der
gleichen Art und deshalb mit denselben islamischen Rechten und Pflichten
ausgestattet; und
3. Sie ist nicht als Ursprung des Bösen oder der
Sünde zu betrachten, wie christliche Mönche sie darstellten, sondern als ein
Segen und eine der Gnadengaben Allahs. (Juusuf 'Allii)
191. Der vergängliche Mensch empfindet seine
Kinder und Enkel als eine Erweiterung und Fortsetzung seiner selbst. (Qutb)
Hafada, kollektiver Plural, bedeutet Töchter, Enkel
und Nachkommen. Die Wurzel “hafada“ umfasst auch
Dienst und Gehorsam. So wie die Söhne (die zuvor erwähnt wurden) eine Quelle
der Kraft sein sollten, so sollten auch Töchter und Enkel zum Glück ihrer
Eltern und Großeltern beitragen und als ein Segen verstanden werden.
(Juusuf 'Allii)
Eine Fortsetzung des Lebens eurer Gattung. (Darjabadi)
192. Für euer individuelles Leben. (Darjabadi)
193. Sie haben diese falsche und grundlose
Vorstellung, gewisse Götter oder Göttinnen, Geister oder Heilige hätten die
Macht, ihr Schicksal zu manipulieren, ihre Wünsche zu erfüllen und ihre Gebete
zu erhören, indem sie ihnen Kinder schenken, ihre Krankheiten heilen und ihnen
helfen, Gerichtsprozesse zu gewinnen! (Maududi)
194. Indem sie Allah andere Wesen beigesellen
und Seinem Gebot zuwiderhandeln, während doch all diese Gaben von Ihm stammen.
Sie sind ein Zeichen Seiner Göttlichkeit und stellen einen Tatbestand ihres
Lebens dar. (Qutb)
73. Und anstelle von Allah dienen sie
denen, die keine Macht haben, sie mit irgendetwas aus den Himmeln195
und von der Erde zu versorgen,196 und die niemals (dazu) fähig
wären.
195. Vergleiche auch Surach 2:3 und die entsprechende
Fußnote. Der Begriff “Risq“ umfasst nicht nur
materiellen Lebensunterhalt, sondern auch Versorgung Allahs im übertragenen
Sinne mit allem, was für unser geistiges und moralisches Leben notwendig ist.
(Asad)
196. “Risq“
(„Versorgung" oder „Unterhalt") bedeutet in diesem ganzen Abschnitt
wie auch an anderen Stellen alles, was für Leben und Wachstum des Menschen
notwendig ist, sowohl in physischer als auch in seelischer, moralischer und
geistiger Hinsicht. Milch, Früchte und Honig sind Beispiele physischer Gaben
mit metaphorischem Bezug auf seelische und moralische Gesundheit. Familienleben
ist ein Beispiel für moralische, gesellschaftliche und (letztlich) geistige
Möglichkeiten im Leben des Menschen. In Ajach 65 oben gibt es schließlich das
Beispiel vom Regen in der materiellen Welt als Gleichnis für Allahs Offenbarung
in der geistigen Welt.
(Juusuf `Allii)
74. Darum setzt Allah niemandem gleich.197
Wahrlich, Allah weiß, ihr aber nicht.198
197. Vergleiche oben Ajach 60 und die
entsprechenden Fußnoten. Ein Beispiel für eine falsche Gleichsetzung ist die
Aussage der Götzendiener, ihre Götter seien bloße Symbole, oder auch das Gebet
an „Vermittler" zwischen Mensch und Allah. (Juusuf `Allii)
Wir sollen Allah weder mit anderen Wesen
vergleichen, noch Ihn für so unnahbar halten wie irdische Könige oder
Herrscher, zu denen ohne die Vermittlung ihrer Höflinge und Diener niemand
Zugang hat. Jeder kann sich direkt an Ihn wenden. (Maududi)
198. Durch eure Unwissenheit sind eure
Vorstellungen von Seiner Herrlichkeit notgedrungen falsch. (Darjabadi)
Allah weiß, dass er unvergleichbar ist. Doch ihr wisst
dies nicht. (Al-Dschalalain)
75. Allah prägt das Gleichnis199 von einem Sklaven, der
jemandem unterstellt ist und über keinerlei Macht verfügt,200 und
jemandem, den Wir mit dem Besten versorgt haben und der davon insgeheim und
öffentlich spendet. Sind sie201 miteinander zu vergleichen?202 Gepriesen sei Allah!203 Doch
nein, die meisten von ihnen wissen nicht.204
199. Um die völlige Unangemessenheit des
Polytheismus zu demonstrieren. (Darjabadi)
Im vorigen Ajach werden die Götzendiener
aufgefordert, Allah nicht mit anderen Wesen zu vergleichen, denn Er ist unvergleichlich.
Da die Grundlagen ihrer Vergleiche falsch waren, waren auch ihre
Schlussfolgerungen irreführend. In diesem Ajach werden angemessene Gleichnisse
vorgelegt, die sie zur Wahrheit führen sollen. (Maududi)
200. In diesem Gleichnis geht es um zwei
Menschen, von denen der eine ein Sklave ist und völlig der Herrschaft eines
anderen untersteht und keinerlei eigene Macht hat, während der andere ein
freier Mensch ist, vielfältig begabt und freigebig mit seinem Eigentum ohne
jedes Hindernis, denn er ist sein eigener Herr und niemandem Rechenschaft
schuldig. Der erste ist den imaginären Gottheiten gleich, die die Menschen
aufstellen, seien es Naturgewalten, die keine unabhängige Existenz besitzen,
sondern nur Manifestationen Allahs sind, oder vergötterte menschliche Heroen,
die nichts aus eigener Kraft tun können, sondern Allahs Willen und Macht
unterworfen sind. Der erste schildert in groben Zügen die Position Allahs, Der
unabhängig ist und Dem die Herrschaft über alles im Himmel und auf der Erde
gehört, und Der großmütig allen Seinen Geschöpfen Seine Gaben schenkt. (Juusuf
`Allii)
201. Die hier gebrauchte Form ist nicht der
Dual, sondern der Plural. Das bedeutet, dass nicht zwei Individuen gemeint
sind, sondern zwei Klassen von Menschen. (Darjabadi)
202. Die offensichtliche Antwort ist nein.
Ebenso deutlich ist die Implikation: wenn selbst diese beiden Arten von
Menschen nicht miteinander verglichen werden können, wie können dann abhängige
Geschöpfe - Menschen oder Naturphänomene - mit Allah verglichen werden, der
allmächtig ist und alles Erschaffene im Dasein erhält? (Asad)
203. Zwischen der letzten Frage und dem Ausruf:
„Allah sei gepriesen!" ist eine Lücke, die mit Hilfe des letzteren gefüllt
werden soll. Die Götzendiener konnten offensichtlich nicht behaupten, die
beiden erwähnten Menschen seien gleich. Einige werden vielleicht zugegeben
haben, dass sie nicht gleich sein können, während andere schwiegen aus Furcht,
ein Eingeständnis käme der Widerrufung des Polytheismus gleich. Auf beide Reaktionen
wird dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, die Erwiderung
„Allah sei gepriesen!" in den Mund gelegt. Im ersten Fall würde das
bedeuten: „Soviel habt ihr zumindest zugegeben!" und im zweiten Fall:
„Trotz all eurer Anmaßung habt ihr nicht die Unverschämtheit gehabt zu sagen,
die beiden seien gleich!" (Maududi)
204. Die meisten Menschen verstehen nicht
einmal diese einfache Angelegenheit. Obgleich sie deutlich den Unterschied
zwischen den Mächtigen und den Ohnmächtigen sehen, spüren sie nicht den klaren
Unterschied zwischen Allah und Seinen Geschöpfen und setzen Allah einige Seiner
Geschöpfe zur Seite. (Maududi)
76. Und Allah prägt (noch) ein Gleichnis von zwei Männern. Der
eine von ihnen ist stumm205 und zu nichts fähig und er ist seinem
Herrn (nur) eine Last. Wo immer er ihn hinschickt, er bringt nichts Gutes.206
Ist er vergleichbar mit jemandem, der Gerechtigkeit gebietet207 und
sich auf dem geraden Weg befindet?208
205. “Abkam“ bedeutet „stumm" sowohl im
physischen Sinne als auch im Sinne von „nicht in der Lage, ordentlich zu
sprechen", nämlich aufgrund von intellektueller Schwäche. (Asad)
206. Im zweiten Gleichnis ist der eine Mensch
stumm und kann nichts mitteilen und sicherlich auch nichts tun. Er ist für
seinen Herrn nur eine Last, ganz gleich, was dieser ihn zu tun beauftragt;
vielleicht verursacht er mehr Schaden als Nutzen. So sind die Götzen, die als
falsche Götter verehrt werden. Der andere Mensch ist in der Lage, Befehle zu
erteilen, und er befiehlt, was gut und gerecht ist. Nicht nur seine
Anordnungen, sondern auch seine eigenen Handlungen sind gut und gerecht. Dies
entspricht den Eigenschaften Allahs. (Juusuf `Allii)
207. Abgesehen davon, dass er
Ausdrucksfähigkeit besitzt und alles versteht. (Darjabadi)
Beim ersten Gleichnis liegt der Unterschied
zwischen Allah und den falschen Göttern in der Macht. Hier liegt der
Schwerpunkt auf dem Gebrauch der Macht. Allah ist nicht nur Allmächtig, sondern
Er erhört alle Gebete und erfüllt alle Bedürfnisse. Der Sklave demgegenüber ist
völlig machtlos. Weder kann er Gebete erhören noch erfüllen, denn er ist nicht
in der Lage, überhaupt etwas zu tun. Er ist völlig von seinem Herrn abhängig. (Maududi)
208. Wer von der Verehrung des Einen Gottes
abweicht, begeht einen zweifachen Verrat:
1. er erkennt nicht den unendlichen Unterschied
zwischen dem Schöpfer und den geschaffenen Dingen, obgleich er in seinem
eigenen kleinen egoistischen Leben sehr bewusst auf die Unterschiede zwischen
sich selbst und anderen, nicht so begabten Mitgeschöpfen achtet;
2. er macht sich großer Undankbarkeit schuldig,
indem er vergisst, dass Allah der Ursprung aller Güte und Macht ist, und dass
er Ihm allein alle diese Gaben verdankt. (Juusuf `Allii)
Wie man zwei Kategorien von Menschen nicht
miteinander vergleichen kann, der eine schwache, träge Stumme, der weder etwas
weiß, noch irgendetwas zustande bringt, und der andere, der starke,
sprachgewandte, der zur Wahrheit aufruft und auf dem geraden Weg sich betätigt,
so ist es nicht möglich, eine leblose Figur oder einen Stein mit dem Erhabenen,
Allmächtigen, Allwissenden Allah gleichzusetzen. (Qutb)
Abschnitt 11
77. Und Allah allein besitzt209
die Geheimnisse210 der Himmel und der Erde. Und der Beschluss der
Stunde erfolgt in nicht mehr als einem Augenblick211 oder noch
weniger.212 Wahrlich, Allah hat die Macht über alle Dinge.
209. Dieser Abschnitt schließt an den letzten
Satz von Ajach 74 an: „Allah weiß alles, während ihr kein (wirkliches) Wissen
habt." (Asad)
210. Der Schlüssel zu allen Dingen - nicht nur
für die, die wir sehen und begreifen, sondern auch die, die für uns unsichtbar
sind und die wir uns nicht einmal vorstellen können. (Juusuf `Allii)
Wie aus dem Zusammenhang hervorgeht, bezieht sich
der Begriff “Rayb“ hier auf den Zeitpunkt des
Jüngsten Tages, der nur Allah allein bekannt ist. Außerdem kann es sich auch
auf Allahs eigene Existenz beziehen, die unseren Sinnen direkt verborgen ist,
jedoch über die Beobachtung Seiner Schöpfermacht erkannt werden kann. (Asad)
211. Den Tag (oder die Stunde oder den
Augenblick) des Gerichts können wir uns nicht wie ein langwieriges Prozessverfahren
vorstellen. Es ist von der Zeit unabhängig. Selbst der Ausdruck
„Augenblick" ist noch ein unangemessenes Bild. (Juusuf `Allii)
Um die Frage der Auferstehung als ein
grundsätzlicher Lehrsatz des Islams gab es in jeder Zeit und mit jedem
Propheten sehr viel Streit. Sie gehört jedoch zu Allahs verborgenem Wissen, das
Ihm allein vorbehalten bleibt. (Qutb)
212. Dies bedeutet, dass sich die letzte Stunde
ganz plötzlich und unvorhersehbar manifestiert. Es gibt keine Zeitspanne
zwischen Allahs Beschluss und seiner Verwirklichung; dies erklärt die Wendung:
„oder noch näher". (Asad)
Die Vorbereitung und Durchführung der Angelegenheit
des Jüngsten Tages braucht vor Allah nicht allzu lange Zeit, nur einen
Augenblick. Dies und alles andere ist eine Leichtigkeit in Seine Macht. Er
braucht nur zu sagen: „Sei" und es ist. (Qutb)
Der Augenblick des Gerichts kommt plötzlich und
ohne jede Vorwarnung. Es ist deshalb an der Zeit, darüber nachzudenken und sich
über die eigene Haltung im klaren zu sein. Niemand
kann sich auf die falsche Hoffnung verlassen, es sei bis dahin noch lange Zeit,
und man könne noch im letzten Augenblick seine Angelegenheit in Ordnung
bringen. (Maududi)
78. Und Allah hat euch aus dem Leib
eurer Mütter hervorgebracht, als ihr (noch) gar nichts wusstet.213
Und Er hat euch dann Gehör und Augenlicht und Verstand214 gegeben.
Auf dass ihr dankbar sein möget.215
213. Der Qur’an
bringt uns mit einem kleinen Beispiel aus dem Leben des Menschen die Sache mit
dem Verborgenen noch näher. Ein Beispiel, das man nicht ohne weiteres begreifen
kann, obwohl es in jedem Augenblick, Tag und Nacht passiert, nämlich die Geburt
des Menschen. (Qutb)
Die Phasen des Embryos können vom Menschen manchmal
beobachtet werden. Trotzdem weiß er nicht, wie diese vollzogen werden. Das
gehört eben zu den verborgenen Geheimnissen des Lebens. (Qutb)
214. Wörtlich: „Herzen", die hier als
Zentrum der Zuneigung und - dem arabischen Sprachgebrauch entsprechend - auch
der Intelligenz betrachtet werden. Dafür sollen wir Allah danken, nicht irgendwelchen
imaginären Gottheiten oder Mächten. (Juusuf `Allii )
Wenn Menschen geboren werden, sind sie hilfloser
und unwissender als junge Tiere, aber Allah gibt ihnen Ohren, um zu hören,
Augen, um zu sehen, und Vernunft, um nachzudenken und zu begreifen. Dadurch
können sie Informationen aller Art verarbeiten, um damit ihre irdischen
Aufgaben zu erfüllen. Diese Sinneskräfte sind nur Mittel, die dem Menschen
helfen, sich sogar so weit fortzuentwickeln, dass er alle Dinge in der Welt
beherrschen kann. (Maududi)
215. Das heißt, ihr solltet Allah dankbar dafür
sein, dass Er euch solche Segnungen wie diese hat zuteil werden lassen. Es wäre
sehr undankbar von euch, wenn ihr mit euren Ohren alles hören wolltet außer Allahs
Wort, oder wenn ihr alles sehen wolltet außer Allahs Zeichen, und über alles
nachdenken außer über euren Wohltäter, Der euch dies alles geschenkt hat. (Maududi)
Wenn sie begreifen, welchen Wert diese Gaben und
anders Segnungen für sie haben, können sie nur dafür dankbar sein. Diese
Dankbarkeit sollte sich als erstes im Iman an Den Einzigen Gott äußern. (Qutb)
79. Sehen sie denn nicht die Vögel, wie
sie Ihm dienstbar sind im Himmelssturm?216 Niemand hält sie (dort)
außer Allah.217 Wahrlich, darin sind Zeichen für Leute, die mu’min sind.218
216. Sie stehen in Seinem Dienst. Viele Vögel
wie Adler, Eule, Falke, Pfau oder andere sind jedoch vergöttert worden. (Darjabadi)
Wörtlich: „dienstbar (unter Allahs
Gesetzmäßigkeiten) in der Luft des Himmels". (Asad)
217. All die wunderbaren Dinge in der Schöpfung
sind auf Allahs Kunstfertigkeit, Macht und Weisheit zurückzuführen. Dazu gehört
auch der Vogelflug. Aber auch die Entdeckungen und Erfindungen des Menschen,
die im nächsten Ajach erwähnt werden, gehören dazu, denn die Intelligenz des
Menschen ist von Allah erschaffen. (Juusuf `Allii)
Allah allein bewahrt sie davor, herunter zu fallen,
wenn sie beim Flug die Flügel zusammenziehen.
(Al-Dschalalain)
Nur durch Seine Gesetzmäßigkeiten, die Er in der
Naturanlage der Vögel und überhaupt in die gesamte Natur hineingelegt hat,
ermöglicht Er den Vögeln zu fliegen, ohne vom Himmel herabzufallen. (Qutb)
218. Zeichen Seiner Macht und Herrlichkeit. (Darjabadi)
Das Herz des Mu’mins ist
nämlich weise und beobachtet die Schöpfung und begreift Allahs Wirken darin. Der
Mu’min reagiert auf diese Beobachtungen mit Iman,
Dienstbereitschaft und Lobpreisung. (Qutb)
80. Und Allah hat für euch aus euren
Händen Stätten der Ruhe gemacht,219 und aus
der Haut des Viehs Zelte220 die leicht zu handhaben sind221
wenn ihr auf Reisen seid oder wenn ihr euch aufhaltet. Und (Er ließ) euch aus
ihrer Wolle und ihren Haaren und ihren Fellen222
Gebrauchsgegenstände machen zur zeitweiligen Versorgung.223
219. Die sozialen, intellektuellen und
geistigen Fähigkeiten des Menschen ermöglichen ihm, aus seinen festen Wohnungen
Stätten der Rast und Ruhe, des Friedens und der Liebe zu machen, wie sie in
diesem irdischen Leben Symbole des höchsten geistigen Gutes, nämlich der Liebe Allahs
sind. Das reine Heim wird damit das Symbol für die höchste geistige Bestimmung
des Menschen. Alle diese Fähigkeiten aber sind Gaben Allahs. (Juusuf `Allii)
Die Ruhe und Sicherheit, die man in seinem Heim
findet, weiß nur der Flüchtling zu schätzen, der sein Heim verloren hat und
nirgendwo Ruhe und Sicherheit findet. Übrigens wird die Wohnung hier im Anschluss
an „das Verborgene" erwähnt, weil sie den Menschen verbirgt und schützt.
Nach islamischer Vorstellung soll das Heim ein Ort des Friedens und der
Sicherheit für den Menschen sein, wo er sich ausruht. (Qutb)
220. Der Begriff “Bayt“
bezeichnet nicht nur ein Haus, sondern auch ein Zelt. (Asad)
Dies bezieht sich auf transportable Unterkünfte
oder Zelte, die nicht nur für das Nomadenleben alter Völker eine wichtige Rolle
spielten, sondern auch für moderne Menschen. Abgesehen von den Hirtenvölkern in
Asien werden Zelte im Westen für Militärlager, Forschungsexpeditionen und für
öffentliche Zusammenkünfte benutzt. (Darjabadi)
221. Wenn der Mensch unterwegs ist, braucht er
zeitweilige Unterkünfte, z.B. Zelte, die er aus den Häuten von Tieren oder
Pflanzenfasern herstellen und leicht bei sich tragen und aufstellen kann. (Juusuf
`Allii)
222. “Suuf“ - Wolle -
erhalten wir vom Schaf. “Schar“ - Haar - erhalten wir von Ziegen und ähnlichen
Tieren; beides verarbeiten wir zu Stoffen. “Wabar“
ist die weiche Kamelwolle; dieses Wort steht auch für „Fell".
(Juusuf `Allii)
223. Alle diese Gebrauchs- und Luxusgegenstände
sind nur eine zeitlang vorhanden, müssen aber als Allahs Gaben betrachtet
werden. (Juusuf `Allii)
Das heißt: Bis sie abgenutzt sind. (Al-Dschalalain)
81. Und zu den Dingen, die Allah für
euch erschaffen hat,224 gehört der Schatten,225 und Er gab
euch in den Bergen Deckung,226 und Er gab euch Gewänder, die euch
vor Hitze schützen,227 und Gewänder (aus Eisen),228 die
euch bei kriegerischen Auseinandersetzungen schützen. Auf diese Weise vollendet
Er Seine Gnade an euch.229 Auf dass ihr
euch (in Allahs Willen) ergeben möget.230
224. Wörtlich: „aus dem, was Er erschaffen
hat..." (Asad)
225. Beispielsweise Bäume, Gärten, Hausdächer;
aber auch unter einem anderen Gesichtspunkt, nämlich dass die Strahlen der
Sonne zu verschiedenen Zeiten und in verschiedenen Erdteilen schräg einfallen,
so dass gleichzeitig Schatten entsteht. Auch Höhlen und Grotten im Gebirge
gehören dazu. (Juusuf `Allii)
Im übertragenen Sinne wird der Begriff
„Schatten" oft gebraucht, um etwas zu bezeichnen, das schützt. Da der
Zusammenhang hier auch allgemein auf Schutz hinweist, übersetze ich
„(verschiedene) Mittel zum Schutz". (Asad)
226. Schutz und Deckung, wie beispielsweise
Höhlen. (Darjabadi)
227. Vor Hitze und Kälte. (Darjabadi)
Kleidung in heißen Ländern muss besonders erwähnt
werden, denn sie soll den Menschen vor heißen, sengenden Winden schützen, die
ihn sonst austrocknen würden. Kleidung als Schutz vor Kälte ist demgegenüber
selbst in den primitiven Kulturen eine Selbstverständlichkeit. (Maududi)
228. Kleidung schützt uns vor Hitze und Kälte,
wie auch Panzerung uns vor Verletzungen schützt, die uns sonst im Krieg
zugefügt werden könnten. (Juusuf `Allii)
Rüstung und Waffen. (Maududi)
229. Allah sorgt für die geringsten Bedürfnisse
in jedem Aspekt des menschlichen Lebens. Allein was den Schutz des menschlichen
Körpers vor äußeren Einflüssen angeht, hat Er so gründliche Vorkehrungen
getroffen, dass man ein ganzes Buch brauchte, sie zu beschreiben. Ebenso
verhält es sich mit den verschiedenartigen Nahrungsmitteln. So vervollkommnet Allah
Seine Fürsorge für den Menschen. (Maududi)
230. Alle diese Segnungen, die sowohl einen
physischen als auch (indem sie das Gute des Menschen fördern) einen geistigen
Aspekt haben, sollten uns lehren, nach Allah zu streben und unseren Willen mit
Seinem Willen in Einklang zu bringen - ein anderer Ausdruck für „Islam". (Juusuf
`Ali)
Islam ist Ergebenheit, innere Ruhe und Vertrauen
auf Allah. (Qutb)
82. Sollten sie sich jedoch abwenden,
so obliegt dir231 wahrlich nur die klare Verkündigung.232
231. Damit ist der Prophet Muchammad, Allahs
Segen und Frieden auf ihm, angesprochen. (Darjabadi)
232. Darum gräme dich nicht über ihr Schicksal.
(Darjabadi)
83. Sie erkennen, dass dies die Gnade
Allahs ist, dann aber verleugnen sie sie, und die meisten von ihnen sind Kafirs.233
233. “'Arafa“
unterscheidet sich von “'Alima“, denn es bedeutet
eine gewisse Unterscheidung (oder Anerkennung) gewisser Eigenschaften und
Möglichkeiten. Die ganze Menschheit erkennt den Wert der Segnungen, die sie
genießt, aber indem sie ihrem Urheber nicht gehorchen, zeigen die Bösen grobe
Undankbarkeit. In der Praxis vergessen sie nämlich ihre Pflichten, die sie Ihm
für Seine Wohltaten schulden. (Juusuf `Allii)
Ihre Undankbarkeit äußert sich dadurch, dass sie Allah
falsche Götter zur Seite stellen. (Al-Dschalalain)
Abschnitt 12
84. Und gedenke des Tages, an dem Wir
aus jeder Gemeinschaft einen Zeugen hervorbringen werden.234 Dann
wird jenen, die kafir waren, nicht gestattet sein (Ausreden zu erfinden),235
und ihre Ausflüchte werden nicht angenommen.236
234. Hier wird das vor Augen geführt, was die
vorher erwähnten Kafirs am Tage des Gerichts erwartet. (Qutb)
Zu jedem Volk wurde ein Bote oder Lehrer von Allah
gesandt, der ihm den rechten Weg zeigen sollte. Manchmal war es, ein einzelner,
manchmal mehrere. Ein solcher Bote Allahs ist Zeuge, dass Allahs Wahrheit allen
Völkern verkündet wurde, ausdrücklich und zusätzlich zu allen Zeichen Allahs
überall in der Natur. Es bleibt kein Platz für irgendwelche Ausflüchte. Wer Allah
zurückweist, nachdem er mehrfach gemahnt wurde, kann nicht mit Recht um mehr
Aufschub bitten oder sich auf Allahs Gnade berufen, die er absichtlich
abgelehnt hat. (Juusuf `Allii)
Zeuge ist jeweils der Prophet der betreffenden
Gemeinschaft oder sein Nachfolger, der die Gemeinschaft zur Verehrung des Einen
Gott aufruft und vor den Folgen des Götzendienstes
warnt. Er ist Zeuge dafür, dass sie ihre Vergehen absichtlich und nicht aus
Unwissenheit begingen. (Maududi)
235. Weil sie nur wieder lügen werden. (ibn Kasir)
Dies bedeutet nicht, dass die Verbrecher keine
Gelegenheit bekommen, sich zu rechtfertigen. Es bedeutet nur, dass es für ihre
Verbrechen eindeutige Beweismittel gibt, die keinen Raum für Ausflüchte lassen.
(Maududi)
236. Die Zeit des Tadels und der Versöhnung ist
endgültig vorbei. (Qutb)
Sie werden nicht mehr aufgefordert, zu dem
zurückzukehren, was Allah gefällt. (Darjabadi)
Sie können ihren Herrn nicht mehr um Vergebung
bitten. Denn die Gelegenheit zur Umkehr ist vorbei. Der Ort für Reue und Umkehr
ist dieses Leben, nicht das zukünftige. Selbst in diesem Leben ist die Zeit
abgelaufen, wenn der Betreffende seinen Tod nahen fühlt. (Maududi)
85. Und wenn diejenigen, die unrecht
tun, die Strafe sehen, dann wird sie! ihnen nicht erleichtert und es wird ihnen
kein Aufschub gewährt.237
237. Wenn die furchtbare Strafe dem Menschen
unmittelbar bevorsteht, ist es zu spät zur Umkehr und zur Bitte um Vergebung.
Die Gerechtigkeit nimmt ihren Lauf. (Juusuf 'Allii)
86. Und wenn diejenigen, die falsche
Götter angebetet haben, ihre Götzen sehen, werden sie sagen: „Unser Herr, diese
da sind unsre Götzen, die wir an Deiner Stelle anzurufen pflegten."238
Doch diese werden ihnen widersprechen: „Ihr seid wahrlich Lügner!"239
238. Die Verehrer falscher Gottheiten werden
versuchen, die Verantwortung von ihren eigenen Schultern auf die falschen
Götter abzuwälzen. Sie werden darauf hinweisen - auch wenn sie nicht den Mut
haben werden, eine solche unverschämte Lüge auszusprechen - sie seien von den
falschen Göttern verführt worden. Diese werden ihnen aber selbst widersprechen.
(Juusuf 'Allii)
Baidawi hat gesagt: „Dies ist das
Eingeständnis ihrer Verfehlungen und ein Ersuchen um Erleichterung ihrer
Strafe." (Safwat Al-Tafaasir)
239. Indem ihr uns unterstellt, mit euren
götzendienerischen Praktiken einverstanden gewesen zu sein. (Darjabadi)
Sie leugnen nicht die Tatsache, dass die
Götzendiener sie um Hilfe anriefen, sondern sie bezeichnen sie als Lügner in
dem Sinne, dass sie sie ohne ihr Einverständnis zu Gottheiten erhoben haben:
„Wir haben euch nie aufgefordert, Allah zu verlassen und uns um Hilfe
anzurufen. Wir waren nie damit einverstanden, sondern wir waren uns nicht
einmal dessen bewusst, dass ihr uns anruft. Es war eine blanke Lüge, von uns zu
behaupten, wir könnten eure Gebete hören und euch aus euren Schwierigkeiten
heraushelfen. Da ihr selbst für eure Abgötterei verantwortlich seid, warum schiebt
ihr jetzt die Schuld auf uns?" (Maududi)
87. Und sie240 werden an
diesem Tag Allah (ihre) Unterwerfung eingestehen,241 und das, was
sie ersonnen haben, wird sie im Stich lassen.242
240. Nämlich die Schuldigen, die Götzendiener.
(Darjabadi)
241. Sie haben keine andere Wahl als sich Allahs
Urteil zu unterwerfen. (Al-Dschalalain)
Soweit es sich bei den falschen Gottheiten um
wirkliche Dinge handelt, werden sie offen jede Beziehung zu ihren Verehrern
ablehnen und dann (wie immer) ihre Hingabe an Allah zeigen. Soweit es
Phantasieprodukte der Götzendiener sind, lassen sie ihre Verehrer einfach im
Stich, denn sie erweisen sich als nicht existent. (Juusuf 'Allii)
242. Alles, worauf sie sich verlassen hatten,
erweist sich nun als falsch, denn sie finden niemanden, der ihre Bitten erhört
oder ihre Schwierigkeiten von ihnen nimmt; niemand setzt sich für sie ein. (Maududi)
88. Jenen, die kafir sind und (andere)
vom Pfad Allahs abwendig zu machen trachten, werden Wir ihre Strafe noch um
weitere Strafen mehren, weil sie Unheil zu stiften pflegten.243
243. Doppelte Strafe: einmal für ihren eigenen Kufr,
und einmal dafür, dass sie andere von Allahs Wegen ferngehalten haben. (Maududi)
89. Und gedenke des Tages, an dem Wir
in jeder Gemeinschaft einen als Zeugen gegen sie ausrufen werden,244
und Wir werden dich245 als Zeugen gegen jene anführen.246
Denn wahrlich, Wir haben dir das Buch herabgesandt, um alle Dinge247
klarzulegen und als Rechtleitung und Barmherzigkeit und Verheißung für jene,
die sich (in Allahs Willen) ergeben.248
244. Das ist dann der zu ihnen gesandte
Prophet. (Al-Dschalalain)
Zu dem Gedanken, der oben in Ajach 84 zum Ausdruck
gebracht wurde, wird hier ein weiteres Detail hinzugefügt. Nicht nur gibt es
Zeugen für jedes Volk, sondern diese Zeugen sind Menschen aus den jeweiligen
Völkern selbst, aus ihrer eigenen Verwandtschaft und Bekanntschaft, die sie
verstanden und ihnen Allahs Botschaft in ihrer eigenen Sprache nahe brachten.
Der Prophet Muhammad - Friede sei mit ihm - wird Zeuge sein für die Araber, die
ihn abwiesen. Für diejenigen, die an ihn den Iman verinnerlichten - aus allen
Rassen und Völkern - wird das Buch, das er brachte, eine Erklärung, eine
Leitung, eine Barmherzigkeit und eine frohe Botschaft sein. (Juusuf `All)
245. Nämlich den Propheten Muhammad - Friede
sei mit ihm. (Darjabadi)
246. Nämlich jene, die dich abgelehnt haben. (Mutahab Al-Tafaasir)
Wer ist das Volk dieses Propheten? Es geht
eindeutig um die gesamte Menschheit - jedenfalls um den Teil der Menschheit,
den seine Botschaft erreicht hat. Der Prophet des Islam ist deshalb ein
universaler Zeuge. (Darjabadi)
247. Direkt oder indirekt. (Darjabadi)
Als Darlegung für all die Dinge, die die Menschen
für ihre Gesetzgebung brauchen. (Al-Dschalalain)
Alle Gebote und Verbote, wie Mudschahid sagte. (ibn Kasir)
Der Qur’an erläutert
alles, wovon Rechtleitung oder Abweichung abhängt und damit Erfolg oder
Versagen. Er unterscheidet deutlich die Wahrheit vom Irrtum. In diesem
Zusammenhang soll vor dem Missverständnis gewarnt werden, „alles" in
diesem Satz bedeute „alle Wissenschaften, Künste und so weiter".
Interpreten, die diesen Satz so verstehen, haben oft die wirkliche Bedeutung
des Qur’an entstellt, um ihre Interpretation zu
bestätigen. (Maududi)
248. Dieses Buch ist eine Rechtleitung für all
jene, die ihm in allen Aspekten ihres Lebens folgen. Dann bringt es ihnen Allahs
Segen und die frohe Botschaft, dass sie am Tag des Gerichts erfolgreich sein
werden. Wer es aber ablehnt, verliert nicht nur Rechtleitung und Segen, sondern
findet es auch als Zeugnis gegen sich selbst am Tag des Gerichts, wenn Allahs Gesandter
als Zeuge gegen ihn auftritt. (Maududi)
Abschnitt 13
90. Wahrlich, Allah gebietet,
Gerechtigkeit zu üben249 und Gutes zu tun250 und Freigebigkeit
gegen den Verwandten,251 und Er verbietet Abscheulichkeit252
und Unrecht und Ungehorsam.253 So lehrt Er euch, auf dass ihr
ermahnt werden möget.254
249. Gerechtigkeit ist ein umfassendes Wort. Es
bedeutet Gleichheit, Gleichberechtigung, Aufrichtigkeit und das mittlere Maß.
Zum einen beinhaltet es Gerechtigkeit zwischen dem Geschöpf und seinem
Schöpfer, indem man Allahs Recht vor das eigene Glück, Seine Zufriedenheit vor
die eigenen Launen und Wünsche stellt, und in der Befolgung Seiner Gebote und
Beachtung Seiner Verbote. Zum anderen äußert sich die Gerechtigkeit zwischen
den Menschen und seinem eigenen Ich, indem er alles Verderbliche fernhält.
Drittens muss Gerechtigkeit sein zwischen den Geschöpfen und der ganzen
Schöpfung, indem sie Recht gegen sich selbst walten lassen, den anderen mit
gutem Rat und Tat zur Seite stehen, sie nicht betrügen oder schädigen, geduldig
ihre Kränkungen ertragen und immer den Mittelweg einschlagen. (Safwat Al-Tafaasir)
Gerechtigkeit, die jedem Einzelnen, jeder
Gemeinschaft und jedem Volk als feste Basis für gegenseitige Beziehungen
zugrunde liegt. (Qutb)
Gerechtigkeit ist ein umfassender Begriff und umfasst
all die Tugenden, die philosophisch denkbar sind. Aber der Islam verlangt etwas
Wärmendes und Humaneres, nämlich gute Taten auch da, wo streng genommen die
Gerechtigkeit nicht direkt solche verlangt, wie beispielsweise Böses mit Gutem
zu vergelten oder denjenigen einen Gefallen zu tun, die „keinen Anspruch darauf
haben", selbstverständlich über die Pflichten hinaus. Ebenso soll das
Gegenteil all dessen gemieden werden: alles, was als schändlich angesehen wird,
alles, was wirklich ungerecht ist, und schließlich jede innere Rebellion gegen Allahs
Gesetz oder unser Gewissen. (Juusuf `Allii)
250. Zur Gerechtigkeit gesellt sich “Ichsaan“: „Gutes tun." Damit wird die Schärfe und
Strenge der Gerechtigkeit etwas gemildert und die Tür für den offengelassen.
der Nachsicht vor Recht walten lassen will. Das Gebot des „Ichsaan"
bezieht sich auf Handlungen und Verhaltensweisen aller Art, auf das gesamte
Leben in der Beziehung des Muslims zu seinem Herrn, ebenso wie zu seiner
Familie. seiner Gemeinschaft und der Menschheit insgesamt. (Qutb)
251. Zu “Ichsaan“
gehört auch Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft gegenüber den Verwandten.
(Qutb)
In diesem kurzen Satz hat Allah drei äußerst
wichtige Dinge geboten, von denen der Bestand einer gesunden Gesellschaft
abhängt. Das erste ist Gerechtigkeit. die zwei Aspekte hat.
Einmal sollen solche Vorkehrungen getroffen werden, dass jeder unbeeinträchtigt
seine Rechte bekommt. Dies kann manchmal dasselbe sein wie Gleichheit. In
anderen Fällen ist es aber wichtig, dass jeder das bekommt, was er verdient.
Das zweite ist “Ichsaan“. ein Wort. das nicht direkt
übersetzt werden kann. Es bedeutet gut handeln. großzügig sein. mitfühlend und
tolerant sein. vergeben, zusammenarbeiten, selbstlos handeln und so weiter Dies
ist im Gemeinschaftsleben noch wichtiger als Gerechtigkeit: Gerechtigkeit ist
die Grundlage einer gesunden Gesellschaft, und “Ichsaan“
ist ihre Vervollkommnung. Während Gerechtigkeit die Gesellschaft vor Bitterkeit
und Rechtsverletzungen schützt. macht “Ichsaan“ das
Leben darin schön und lebenswert. Das dritte ist liebevolle Behandlung der
Verwandten, in der Tat eine spezielle Art von “Ichsaan“
Es bedeutet. dass man sie nicht nur gut behandeln, ihre Freuden und Sorgen
teilen und ihnen im Rahmen der Gerechtigkeit helfen soll, sondern man soll auch
sein Eigentum mit ihnen teilen. entsprechend den eigenen Möglichkeiten und den
Bedürfnissen der Verwandten. (Maududi)
252 Alles schlechte Verhalten, ganz allgemein
Böses. (Darjabadi)
253. Im Gegensatz zu den oben erwähnten drei
Tugenden nennt Allah hier drei Laster, die Individuen ruinieren und die schalt
zerstören:
1. „Fachsaa“ bezeichnet
all das, was unmoralisch. vulgär oder schmutzig ist und nicht für die
Öffentlichkeit bestimmt ist, weil es gegen anerkannte Normen der Sittlichkeit
verstößt, beispielsweise Ehebruch, Exhibitionismus, Diebstahl, Raub,
Alkoholismus, Glücksspiel, vulgäre Sprache und dergleichen. Ebenso unangebracht
ist es, über solche Dinge zu sprechen und sie zu verbreiten, beispielsweise
durch falsche Propaganda, Veröffentlichung von Verbrechen, schlechte Filme oder
Literatur, herausforderndes Makeup und dergleichen.
2. “Munkar“ bezeichnet
solche Missstände und Übeltaten, die allgemein als böse empfunden werden und
von allen Rechtssystemen Allahs verboten worden sind.
3. “Barii“ bezieht sich
auf solche Laster, die die Grenzen des Anstandes überschreiten und die Rechte
anderer verletzen, sowohl die des Schöpfers als auch die der Geschöpfe. (Maududi)
254. Dieser Ajach bildet einen Teil des
Freitagsgebets. (Darjabadi)
Ibn Mas'ud sagte: „Dies
ist der umfassendste Ajach des ganzen Qur’ans, der
sowohl das Böse als auch das Gute beinhaltet. (Al-Dschalalain)
Er lehrt euch das, was Er euch an Geboten und
Verboten vorgeschrieben hat, damit ihr euch danach richtet. (Safwat Al-Tafaasir)
91. Und haltet den Bund Allahs, wenn
ihr ihn eingegangen seid,255 und löst nicht die Eide, nachdem ihr
sie bekräftigt,256 und Allah zu eurem Bürgen gemacht habt.257
Wahrlich, Allah weiß, was ihr tut.
255. „Bündnis erfüllen" umfasst sowohl den
Bund der Mu’mins mit ihren Propheten Muchammad,
Allahs Segen und Frieden auf ihm, als auch jede Verpflichtung in einer Sache,
die von Allah gut geheißen wird. (Qutb)
Jeder unter Bedingungen des Islams eingegangene
Vertrag ist ein Vertrag Allahs. Dementsprechend schließt dieses Gebot alle
Vereinbarungen, Abkommen, Gelöbnisse und so weiter ein, soweit sie nicht vom
islamischen Gesetz her nichtig sind. Es bedeutet: erfüllt alle moralischen
Verpflichtungen. (Darjabadi)
Vergleiche auch Surach 13:20. (Asad)
Vergleiche auch Surach 5:1 und die entsprechenden
Anmerkungen. (Anm. d. Übers.)
256. Nämlich im Unterschied zu Eiden, die „ihr
gedankenlos ausgesprochen habt"; vergleiche Surach 2:225. (Asad)
257. Wörtlich: „wobei ihr Allah zu eurem
Garanten (Kafiil) gemacht (oder: Allah euren Garanten
genannt) habt". (Asad)
Allah zu eurem Zeugen und Beobachter gemacht habt.
(Safwat Al-Tafaasir)
Dies kann sich, braucht sich aber nicht auf den Treueeid gegenüber dem Propheten Muchammed, Allahs Segen
und Frieden auf ihm, bei 'Aqaba vierzehn Monate vor
der Hidschra beziehen; vergleiche auch Surach 5:8. Aber die allgemeine
Bedeutung ist viel weiter gefasst. Dies können wir unter zwei Aspekten
betrachten:
1. jeder Eid oder Vertrag ist ein Eid oder Vertrag
vor Allah und soll als solcher gewissenhaft erfüllt werden. Hierin kommt dieser
Ajach dem Sinn von Surach 5:1 nahe.
2. Jeder Muslim schließt durch sein Bekenntnis zum
Islam einen Bund mit Allah, den er bestätigt, sooft er das Bekenntnis
ausspricht. Er soll deshalb gewissenhaft die Pflichten erfüllen, die ihn der
Islam lehrt. (Juusuf `Allii)
92. Und seid nicht wie jene,258 die ihr Gesponnenes
wieder aufdröselt, es zu einem festen Faden versponnen war,259 indem ihr
eure Eide zum Mittel gegenseitigen Betrugs macht,260 (weil ihr
meint), dass die eine Gemeinschaft der anderen überlegen sei an Zahl und Macht.261
Wahrlich, Allah will euch dadurch nur prüfen.262 Und am Tag der
Auferstehung wird Er euch ganz gewiss das zeigen, worin ihr uneins zu sein
pflegtet.263
258. Das Gleichnis derer, die ihren Eid
brechen, ist das einer törichten, Entschluss - und entscheidungsschwachen Frau,
die alles wieder auflöst und zerstört, was sie zuvor mühevoll zu Fäden
versponnen hat. (Qutb)
259. Der Bund, der uns in der geistigen Welt
bindet, macht uns stark, so wie Stränge flauschiger Baumwolle zu einem starken
Faden versponnen werden. Er gibt uns ein Gefühl der Sicherheit gegen viel Böses
in dieser Welt. Es kostet eine Spinnerin viel Mühe und Geschicklichkeit, gutes
starkes Garn herzustellen, und es wäre wirklich töricht, wenn sie es nach dem
Spinnen wieder in seine einzelnen Bestandteile auseinander reißen würde.
(Juusuf `Allii)
260. Indem ihr diese brecht. (Anm. d. Übers.)
261. In der Wortbedeutung enthalten ist auch
die Auflösung solcher Verträge, die „im Interesse des Staates" vorgenommen
werden. Man schließt einen Pakt mit einem oder mehreren Staaten, um ihn dann
aufzulösen, weil man seine Gunstbezeugung einem oder mehreren anderen Staaten
der Gegenseite zukommen lassen will, „im Interesse des Staates". Diese
Grundeinstellung wird vom Islam nicht akzeptiert und gutgeheißen: Er macht die
Einhaltung der Abmachungen zu einer unumgänglichen Pflicht. (Qutb)
Wörtlich: „weil es ein Volk gibt, das stärker ist
als ein (anderes) Volk". Das bezieht sich auf Erklärungen und
Versprechungen, die aus Angst gemacht werden. (Asad)
Macht nicht den Islam zu einem bloßen Spiel, um
eure eigene Partei zahlenmäßig zu verstärken, indem ihr Bündnisse eingeht, die
ihr wieder brecht, sobald eine stärkere Gruppe euch ihre Allianz anbietet. Bei
den Quraisch spielte dieses Laster eine große Rolle, aber auch in der heutigen
internationalen Politik scheint es fast eine Norm der nationalen Selbstachtung
und des politischen Geschicks zu sein. Der Islam lehrt Individuen und Nationen
eine bessere Ethik. Ein Vertrag soll als eine ernste Angelegenheit betrachtet
werden. Er soll mit aufrichtiger Absicht abgeschlossen und erfüllt werden, und
er ist verbindlich, auch wenn vieles dagegenspricht. (Juusuf `All)
262. Durch die zahlenmäßige Überlegenheit einer
Partei gegenüber der anderen. (Darjabadi)
Jeder Vertrag oder Bund ist eine Prüfung für den
Charakter derjenigen, die ihn eingehen. (Maududi)
Diese Heimsuchung soll Allah Aufschluss geben über
ihre Willenskraft, Gewissenhaftigkeit, Selbstachtung und ihre Zurückhaltung,
einen eingegangenen Eid zu brechen, bei dem sie Allah zu ihrem Zeugen machten.
(Qutb)
Um den Gehorsamen vom Sünder zu unterscheiden. (Safwat Al-Tafaasir)
263. Uneinigkeiten müssen nicht immer zu
Konflikten führen, wenn die Beteiligten aufrichtig und ehrlich sind und sich
nicht gegenseitig übervorteilen wollen. In solchen Fällen geht es nicht um
Zahlen, Gruppierungen und Allianzen, sondern um gerechtes Verhalten vor Allah.
Ehrliche Meinungsverschiedenheiten werden beseitigt, wenn im zukünftigen Leben
alle Dinge geklärt werden. (Juusuf `Allii)
Wie aus dem Zusammenhang deutlich wird, beziehen
sich die Meinungsverschiedenheiten, von denen hier die Rede ist, auf ethische
und moralische Werte, über deren Wahrheitsgehalt und Relevanz die Menschen
verschiedener Gemeinschaften und Weltanschauungen verschiedener Ansicht sind.
(Asad)
Dies ist besonders eine Warnung für jene religiöse
Gruppen und Sekten, die unter dem Missverständnis leiden, sie hätten das Recht,
ihre Gegner zu beseitigen, weil sie selbst auf Allahs Seite, jene aber gegen Allah
seien; mit dieser Begründung seien auch Verträge mit ihnen nicht bindend. (Maududi)
93. Und wenn Allah gewollt hätte, hätte
Er euch zu einer einzigen Gemeinschaft gemacht.264 Doch Er lässt den
irregehen, der das will, und Er lenkt den recht, der das will,265
und ihr werdet ganz gewiss zur Rechenschaft gezogen über das, was ihr zu tun
pflegtet.266
264. Mit derselben Überzeugung zum Islam. (Darjabadi)
In Eintracht miteinander, ohne
Meinungsverschiedenheiten und ohne gegenseitigen Hass und Streit. (Ibn Kasir)
Mit der gleichen Anlage. (Qutb)
Verbunden durch gemeinsame ethische Werte.
Vergleiche in diesem Zusammenhang Surach 10:19 und die entsprechenden Fußnoten.
(Asad)
Wenn Allah gewollt hätte, dann hätte er den
Menschen ihre Entscheidungsfreiheit nehmen können. In diesem Fall wären alle
Menschen gehorsame Muslime gewesen und wären zu Kufr und Sünde nicht fähig. (Maududi)
Vergleiche auch Surach 5:51 und die entsprechenden
Fußnoten. (Anm. d. Übers.)
265. „Er lässt den irregehen, der (irregehen)
will, und Er leitet den recht, der (rechtgeleitet werden) will" oder „Er
lässt irregehen, den Er will, und Er leitet recht, wen Er will". (Asad)
Vergleiche Surach 14:4. Allah hat dem Menschen in
gewissem Maße einen freien Willen gegeben, und es entspricht nicht Seinem
Willen und Plan, ihn zu zwingen, sondern allen Leitung zu ermöglichen und
diejenigen sich selbst zu überlassen, die diese Leitung ablehnen, es sie denn,
sie kehren um. In jedem Fall werden wir in dem Maße, wie uns die Wahl offen
stand, für unsere Entscheidung zur Rechenschaft gezogen. „Irregehen
lassen" bedeutet nicht, dass wir tun können, was wir wollen. Unsere
persönliche Verantwortung bleibt. (Juusuf `Allii)
266. Mit Bezug auf die irrtümliche Vorstellung,
die guten und bösen Handlungen des Menschen und damit auch deren Ergebnisse
seien von Allah vorherbestimmt und nicht das Ergebnis seiner freien Entscheidung,
rundet Samachsari seine Ansicht mit folgenden Worten ab: „Wäre es wahr, dass Allah
die Menschen zwingt, irrezugehen oder umgekehrt, Seiner Rechtleitung zu folgen,
warum sollte Er dann ihre Handlungen als etwas bezeichnet haben, wofür sie zur
Rechenschaft gezogen werden?" (Asad)
94. Und verwendet nicht eure Eide zum Mittel des Betrugs
untereinander,267 damit nicht euer Fuß strauchelt, nach dem er fest
gestanden hat,268 und ihr die üblen (Folgen) dessen zu kosten
bekommt,269 dass ihr (andere) vom Pfad Allahs abgehalten habt270
und euch schwere Strafe zuteil wird.271
267. Der Qur’an geht
noch einmal auf die Dringlichkeit der Einhaltung von Verträgen ein und auf das
Verbot, dadurch andere zu täuschen und zu betrügen. (Qutb)
Oben in Ajach 92 wurden die Motive für falsche
Verträge aufgeführt. Hier ist die Rede von ihren Folgen, nämlich 1. anderen
gegenüber; wären sie nicht betrogen worden, dann wären sie gerade auf ihrem Weg
fortgeschritten. Jetzt aber verlieren sie das Vertrauen und begehen vielleicht
ähnliche Betrügereien, für die sie zur Rechenschaft gezogen wenden;
2. sich selbst gegenüber: ihr habt nicht nur selbst
einen Fehler gemacht, sondern auch andere auf Irrwege gebracht, deswegen
verdient ihr doppelte Strafe. Möglicherweise bezieht sich das Wort „böse
Folgen" auf diese Welt und „Zorn" auf das zukünftige Leben. (Juusuf `Allii)
268. Damit nicht durch euer Beispiel andere
veranlasst werden, ihre Eide und Verträge zu brechen. (Darjabadi)
Ihr würdet euch damit gegen Allah vergehen, nachdem
ihr zum Islam gekommen seid; jedes Versprechen ist nämlich gleichbedeutend mit
einem Versprechen gegenüber Allah. (Asad)
269. Strafe in diesem Leben, denn
Vertragsbrüchigkeit führt unweigerlich zum Verlust des Vertrauens und damit zu
einer Desintegration des gesellschaftlichen Gefüges. (Asad)
270. Betrug und Täuschung bei Verträgen schwächt
den Iman und entstellt ihn in den Herzen anderer.
Jemand, der bewusst falsch schwört, kann keinen Iman
besitzen, und seine Füße bekommen nicht den nötigen festen Halt. Zugleich schwächt
er mit seinem Verhalten den Iman, den er gegenüber dem repräsentiert, den er
mit seinem Meineid betrogen hat. (Qutb)
Ein Kafir, der von einem Muslim, durch einen
falschen Schwur, betrogen wird, kann kein Vertrauen zum Islam bilden und wäre
niemals bereit, den Islam annehmen. (ibn Kasir)
271. Im zukünftigen Leben. (Darjabadi)
95. Und verkauft nicht das Bündnis mit
Allah um einen geringen Preis.272 Wahrlich, (was) bei Allah273
ist, ist besser für euch,274 wenn ihr (es
nur) wüsstet.
272. Irgendwelcher Gewinn, den man machen kann,
indem man Verträge und damit Allahs Gesetz bricht, muss notwendigerweise gering
sein, während der Nutzen viel größer ist, der durch Gehorsam gegenüber Allahs
Willen und Rechtschaffenheit erlangt werden kann. (Juusuf `Allii)
Dies bedeutet, dass man Allahs Bund nicht für einen
großen Gewinn verschachern darf. Jeder irdische Gewinn, wie groß er auch immer
sein mag, ist verschwindend gering im Vergleich zu Allahs Bund. Es wäre auf
jeden Fall ein Verlustgeschäft. (Maududi)
273. Der Lohn im zukünftigen Leben. (Darjabadi)
274. Besser als irdische Reichtümer jemals sein
könnten. (Darjabadi)
Die Belohnung Allahs ist für den um einiges besser,
der auf Ihn hofft, an Ihn den Iman verinnerlicht, der Ihn ersucht und seine
Versprechungen Ihm gegenüber einhält, um das Verheißene zu erlangen. (Ibn Kasir)
96. Und was bei euch ist, ist vergänglich, Doch was bei
Allah ist, ist bleibend,275 und Wir werden ganz gewiss denjenigen,
die standhaft sind, ihren Lohn gewähren276 nach dem Besten dessen,
was sie zu tun pflegten.277
275. Vergleiche auch Surach 28:60; 20:131;
42:36 und andere Stellen. (Anm. d. Übers.)
276. Die Standhaften werden immer fest auf der
Seite der Wahrheit gegenüber Willkür und Gier stehen. Sie ertragen jeden
Verlust um der Rechtschaffenheit willen und verachten jeden Gewinn, der mit
unrechtmäßigen Mitteln erworben wurde. Geduldig erwarten sie den Lohn für ihre
guten Taten im zukünftigen Leben. (Maududi)
277. Welcher Vergleich ist überhaupt möglich
zwischen geistigem Gut, das für immer bestehen bleibt, und zeitlichen
Vorteilen, die man in dieser Welt erwerben kann, die aber gleich vergehen und
verschwinden? Allahs Großmut ist grenzenlos. Er belohnt nicht nur nach
Verdienst, sondern nach den besten Handlungen. (Juusuf `Allii)
Über ihre Verfehlungen wird hinweggesehen, so dass
die Vergeltung nur für die besten Taten erfolgen wird. (Qutb)
97. Wer auch immer gute Werke tut, sei
es Mann oder Frau,278 und mu`min ist,279
dem werden Wir ganz gewiss ein gutes Leben geben,280 und Wir werden
ihnen ganz gewiss ihren Lohn gewähren281 nach dem Besten dessen, was
sie zu tun pflegten.282
278. Die beiden Geschlechter, männlich und
weiblich, sind in Bezug auf ihre Handlungen und deren Vergeltung sowie auch in
ihrer Verbindung mit Allah und ihrer Verantwortung vor Ihm gleich. (Qutb)
279. Grundlage des guten Handelns ist der Iman an Allah. Ohne dieses Fundament kann das Gebäude
des Allah gefälligen Verhaltens nicht zustande kommen.
(Qutb)
280. Wenn Iman da ist, äußert er sich in gutem
Verhalten. Wo diese beiden einander bestätigen, verwandelt Allahs Gnade unser
Leben. Statt Trauer und Sorge kehren Frieden und Glück bei uns ein. Statt immer
wieder durch falsche Ängste und die Angriffe des Bösen erschreckt zu werden,
genießen wir Ruhe und Reinheit. Diese Umwandlung macht sich bereits in diesem
Leben bemerkbar, aber die „Belohnung" im zukünftigen Leben reicht noch
weit über unsere Verdienste hinaus. (Juusuf `Allii)
„Werden Wir ein angenehmes Leben schenken."
Dieses Wohlleben wird von ibn 'Abbas und anderen als der statthafte
Lebensunterhalt bezeichnet, von `Allii ibn Abi Talib mit Zufriedenheit und von ibn
'Abbas mit Glückseligkeit definiert. (Ibn Kasir)
Das Wohlleben muss nicht unbedingt ein
sorgenfreies, durch Reichtum gekennzeichnetes Leben sein. Denn es gibt im Leben
viele Dinge, die das Leben auch ohne viel Geld reich machen können. Darunter
versteht man die Bindung zu Allah, das Vertrauen auf Ihn und die Zuversicht,
Seine Fürsorge, Seinen Schutz und Seine Zufriedenheit zu erlangen. Auch Gesundheit,
Ruhe und Segen gehören zu einem angenehmen Leben. (Qutb)
281. Im zukünftigen Leben. (Darjabadi)
Der Segen des Wohllebens im Diesseits schmälert in
keiner Weise den Lohn des Jenseits. (Qutb)
282. Derselbe Schluss wie im vorigen Ajach hat
die Wirkung wie ein Refrain in der Poesie oder die Wiederholung eines Themas in
der Musik. Das Argument wird vervollständigt und abgerundet. (Juusuf `Allii)
98. Und wenn du den Qur’an
rezitierst,283 so suche Zuflucht bei Allah vor dem verfluchten Scheytan.284
283. Das Böse hat keine Macht und keinen
Einfluss auf diejenigen, die auf Allah vertrauen. Es ist gut, dieses Vertrauen
in äußeren Handlungen zum Ausdruck zu bringen, hier im Aussprechen der Formel:
„Ich suche Zuflucht bei Allah vor dem verfluchten Scheytan." Den Qur’an lesen oder rezitieren soll sowohl wörtlich als auch
im übertragenen Sinne verstanden werden, als das Symbol des ernsthaften
Wunsches der Seele, Allahs Willen zu erfahren und in Übereinstimmung damit zu
handeln. Der Mensch ist schwach, und er sollte Willenskraft durch Allahs Hilfe
und Schutz zu erlangen suchen. (Juusuf `Allii)
Damit ist jeder Leser angesprochen. (Darjabadi)
284. Bei Allah vor Scheytan Zuflucht suchen
bedeutet, eine Atmosphäre für die Rezitation des Buches zu schaffen, die frei ist
von Einflüsterungen. Dadurch sollen sich die Gefühle nur auf Allah richten.
(Qutb)
Man spricht diesen Satz vor der Rezitation des Qur’ans aus, um nicht durch die Einflüsterungen des Scheytans
verwirrt und vom Nachdenken über das Gelesene abgehalten zu werden. (Ibn Kasir)
Der Satz: „Ich suche Zuflucht bei Allah vor dem
verfluchten Scheytan!" am Anfang jeder guten Handlung ist ein Augenblick
des absoluten Vertrauens auf Allah. (Darjabadi)
Der hier beginnende Abschnitt (Ajach 98-105) knüpft
offensichtlich an die weitgefaßten ethischen Ermahnungen in Ajach90 oben an und
damit auch an die Aussage in Vers 89, dass der Qur’an
„als Erklärung und Rechtleitung und Barmherzigkeit und frohe Botschaft"
für diejenigen gekommen ist, „die sich (als Muslime in Allahs Willen)
ergeben". Dies bedeutet, dass der Qur’an die
letztendliche Quelle aller ethischen und moralischen Werte ist. Aber der Mensch
neigt immer dazu, die Gültigkeit der offenbarten Normen in Frage zu stellen.
Deswegen soll der Mu’min, wenn er den Qur’an liest oder darüber nachdenkt, Allahs Hilfe gegen die
Einflüsterungen dessen herbeirufen, den der Qur’an
„Scheytan, den Verworfenen" nennt, nämlich alle bösen Mächte im Menschen
selbst und in seiner sozialen Umgebung, die seine moralischen Überzeugungen
untergraben und ihn von Allah entfernen. (Asad)
Dies heißt nicht, dass man lediglich den arabischen
Satz aufsagen soll. Es geht vielmehr darum, dass man den aufrichtigen Wunsch
haben und sein Äußerstes tun soll, um sich vor den bösen Einflüsterungen Scheytans
in acht zu nehmen, und dass man keine irrelevanten Zweifel in sein Herz
eindringen lassen soll. Man sollte alles tun, um den Qur’an
in seinem wahren Licht zu sehen, und ihn nicht mit selbsterdachten Theorien
oder fremden Gedanken mischen und einen Allahs Willen entgegengesetzten Sinn
hineininterpretieren. (Maududi)
99. Er hat wahrlich überhaupt keine
Macht über diejenigen, die mui`min sind und auf ihren
Herrn vertrauen.285
285. Sie wenden sich nämlich Allah allein zu
und haben ihre Herzen ausschließlich der Verehrung Allahs vorbehalten, deswegen
ist Scheytan nicht in der Lage, auf sie Einfluss auszuüben. Denn selbst wenn er
ihnen etwas einflüstern will, hält ihre Bindung an Allah sie davon zurück, ihm
zu folgen. (Qutb)
100. Macht hat er fürwahr nur über diejenigen,
die sich ihm zuwenden und diejenigen, die Ihm Götzen zur Seite Stellen.286
286. Die nicht ihre Willenskraft aufwenden, um
gegen seinen Einfluss Widerstand zu leisten. (Darjabadi)
„Sich ihm zuwenden" heißt ihm gehorchen. (ibn Kasir)
Die sich mit Scheytan verbünden und ihm in ihren
Gelüsten und Neigungen folgen. Unter ihnen sind auch solche, die ihn Allah zur
Seite stellen, wie es aus der Geschichte bekannt ist, so dass manche Völker ihn
als den Allah des Bösen verehrten. (Qutb)
Abschnitt 14
101. Und wenn Wir einen Ajach287
durch einen anderen Ajach ersetzen288 - und Allah weiß sehr wohl,
was Er offenbart289 -, dann sagen sie:290 „Du bist nichts
weiter als ein Lügner!"291 Doch nein! Die meisten von ihnen
besitzen kein Wissen.292
287. Vergleiche Surach 2:106 und die
entsprechenden Fußnoten. Die Lehre von der fortschreitenden Offenbarung von
einem Zeitalter zum anderen besagt nicht, dass sich Allahs grundlegende
Gesetzmäßigkeiten ändern. Es ist ungerecht, einem Gesandten Allahs Fälschungen
vorzuwerfen, weil sich die ihm offenbarte Botschaft von früheren Offenbarungen
unterscheidet, während der innere Wahrheitskern derselbe ist. (Juusuf `Allii)
288. Ein Gebot gegen ein anderes Gebot. (Darjabadi)
289. Er weiß am besten, was weise und
angemessen ist. (Darjabadi)
Die Aufhebung eines Gebotes geschieht zum Wohl der
Diener Allahs. (Al-Dschalalain)
Dass Allah Seine Botschaft schrittweise offenbart,
bedeutet nicht, dass Allahs Wissen unvollkommen ist. Er offenbart sie
schrittweise, weil die menschliche Intelligenz und Aufnahmefähigkeit begrenzt
ist, so dass der Mensch nicht alles auf einmal begreifen kann. Deswegen schickt
Gott Seine Offenbarung allmählich und benutzt unterschiedliche Methoden zur
Erklärung, so dass jeder sie seinen Fähigkeiten entsprechend verstehen kann. (Maududi)
Der zweite praktische Sinn darin, den Qur’an schrittweise zu offenbaren, lag darin, dass die Muslime,
die ihm gehorsam folgten, die notwendigen Anweisungen bekamen, den Islam zu
verkünden und ihre Alltagsprobleme zu lösen, wie sie akut wurden. Alles auf
einmal zu erfahren hätte ihnen keinen Nutzen gebracht. (Maududi)
290. Dann sagen die Kafirs zum Propheten
Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm. (Darjabadi)
291. Ibn 'Abbas sagte: „Wenn ein Ajach herabgesandt wurde, der eine gewisse Härte
beinhaltete, und dann durch einen anderen ersetzt wurde, sagten die kafir Quraischiten: „Muhammad verlacht seine Gefährten. Er
gebietet ihnen heute etwas und morgen verbietet er es ihnen wieder. Dies tut er
ja nur von sich aus." (Al-Rasi)
Als wenn die Aufhebung eines Gesetzes durch ein
neues und besseres ein Beweis für eine Fälschung durch den Propheten,
Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wäre! (Darjabadi)
Dies kann sich auch darauf beziehen, dass Allah
Sein Gesetz schrittweise offenbarte. Wir zögern jedoch, diese Interpretation zu
akzeptieren, weil es sich hier um eine in Mekka offenbarte Surach handelt, und
nichts weist darauf hin, dass bereits in Mekka die Gesetze schrittweise
offenbart wurden. Deswegen ziehen wir die andere Interpretation vor. Der Qur’an erklärt dasselbe Thema mit immer wieder anderen
Illustrationen. Er gibt eine Geschichte an verschiedenen Stellen und in
unterschiedlichem Wortlaut wieder, um verschiedene Aspekte zu betonen. Zu einer
Aussage bringt er an verschiedenen Stellen verschiedene Argumente vor. Das
nahmen die Kafirs in Mekka zum Anlass zu ihrem
Vorwurf. (Maududi)
292. Ihre Einwände entstammen reiner
Unwissenheit. (Darjabadi)
Die Götzendiener begreifen den Sinn dieser
Offenbarung nicht. Sie soll nämlich eine weltweite humane Gesellschaft
errichten und eine Gemeinschaft aufbauen, die in der Lage ist, diese
Gesellschaft zu führen. Sie ist die letzte Botschaft Allahs, und Er ist
derjenige, Der am besten weiß, welche Prinzipien und Gesetze für sie die
richtigen sind. Wenn er also einen Ajach, dessen Zeitraum und dessen Zweck
seine Erfüllung fand, durch einen anderen ersetzt, der der neuen Situation
angepasster ist, so ist das Seine Angelegenheit. Die neu erlassenen Gesetze
sind dann so geschaffen, dass ihre Gültigkeit bis zum Jüngsten Tag andauert.
Doch die Götzendiener verstanden nichts von dieser Weisheit Allahs zur Zeit des
Propheten Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Sie bezichtigten den
Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, der Lüge, obgleich sie
ihm zuvor immer den Wahrhaftigen, den Vertrauenswürdigen genannt hatten, der
sie niemals angelogen hatte. (Qutb)
102. Sprich: „Es ist der heilige Geist,293
der ihn in Wahrheit von deinem Herrn294 herabgebracht hat,295 um die
zu stärken, die mu’min sind,296 und als
Rechtleitung297 und frohe Botschaft für die Muslime.298
293. Dies ist der Beiname des Engels Dschibrils, durch den die Offenbarung herabkam. (Juusuf `Allii)
294. Ihn, den Qur’an.
(R. Paret)
Von deinem Herrn - nicht von dir selbst. (Qutb)
Der Heilige Geist ist frei von menschlichen Schwächen.
Er ist weder unehrlich, so dass er etwa hinzufügen oder wegnehmen könnte von
der Botschaft, die er übermitteln soll, noch lügt er oder erfindet etwas in Allahs
Namen. Er ist auch nicht anfällig gegen menschliche Gier, so dass er aus diesem
Grunde einen Betrug verüben würde. Er ist völlig rein und heilig und
übermittelt Allahs Wort auf vollkommene Weise. (Maududi)
295. Mit der Wahrheit, die keinen Raum für
Falschheit lässt. (Qutb)
296. Wenn die Schriftbesitzer Iman hätten,
würden auch sie selbst durch den Heiligen Geist gestärkt und von ihren Zweifeln
und Unsicherheiten bezüglich der vom Propheten, Allahs Segen und Frieden auf
ihm, ermittelten Offenbarung befreit.
Alle, ob sie zu den Schriftbesitzern gehörten oder nicht, fanden im Qur’an Rechtleitung und frohe Botschaft, sobald sie sich
dem Islam zuwandten, das heißt einen vollkommenen Ersatz für das Gesetz Muusas
und das christliche Evangelium, die beide entstellt worden sind. (Juusuf `Allii)
Vergleiche auch Surach 2:87 und 58:22. (Anm. d. Übers.)
297. Durch die darin enthaltenen Beweise und
Zeichen. (Safwat Al-Tafaasir)
298. Der dritte Grund dafür, dass der Qur’an schrittweise offenbart wurde, liegt darin, dass er
frohe Botschaft und Trost für diejenigen bringen sollte, die unter Verfolgung
und Schwierigkeiten litten, weil diese es immer brauchten. Sie wurden immer
wieder vergewissert, dass sie letztendlich erfolgreich sein würden. (Maududi)
In diesen Worten liegt eine Anspielung auf die Kafirs,
die sich Allah nicht ergeben wollen.
(Safwat Al-Tafaasir)
103. Wir wissen fürwahr, dass sie
sagen: „Es ist wahrlich nur ein Mensch, der ihn lehrt."299 Die
Sprache dessen jedoch, auf den sie hinweisen, ist eine fremde,300
während dies doch deutlich arabische Sprache ist.301
299. In diesem Zusammenhang sind die Namen
verschiedener Personen überliefert, von denen einer angeblich den Propheten
Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gelehrt haben sollte. Alle diese
Personen waren nichtarabische Sklaven. Die Tatsache, dass sie die Thora und das
Evangelium lassen, wurde als Begründung für diese Anschuldigung herangezogen.
Dies zeigt nicht nur, dass die Gegner des Propheten Muchammad, Allahs Segen und
Frieden auf ihm, ihren Beschuldigungen ziemlich willkürlich waren, sondern
auch, dass die meisten Menschen nicht in der Lage sind, ihre Zeitgenossen
richtig einzuschätzen. Sie waren blind in ihrer Opposition. (Maududi)
300. „A`dschamiijuun“
(hier mit fremd übersetzt, Anm. d. Übers.) ist eine Bezeichnung für denjenigen,
der sich sprachlich nicht klar auszudrücken vermag. Dies könnte sowohl ein
Araber, als auch ein Perser sein, also ein Nichtaraber. (Safwat
al al Bayän)
Abgesehen von der Vollkommenheit der Lehre, die die
Kafirs weder erkannten noch schätzten, ist der Qur’an
vollkommen in seiner Sprache. Es wäre unmöglich, dass ein Nichtaraber einen so
reinen, unnachahmlichen Stil hervorbringen könnte. (Darjabadi)
301. Dieser Qur’an,
der in arabischer Sprache abgefasst ist, und der durch seine Sprachgewandheit und Beredsamkeit ihnen ihr Unvermögen
zeigte, ihn nachzuahmen, während sie doch als besonders beredt und
sprachgewandt bekannt waren. (Safwat Al-Bajaan)
Die Bösen schrieben dem Gesandten Allahs, Allahs
Segen und Frieden auf ihm, genau die Handlungsabsichten und Verhaltensweisen
zu, zu denen sie selbst fähig waren. Götzendiener und diejenigen, die der
Offenbarung Allahs feindlich gegenüberstanden, konnten und wollten nicht
verstehen, wie solche wunderbaren Worte von den Lippen des Propheten Muchammed,
Allahs Segen und Frieden auf ihm, flossen. Darum müssen sie einen menschlichen
Autor und Lehrer dahinter vermuten. Alle, die als solche in Frage gekommen
wären, waren jedoch der arabischen Sprache nicht mächtig, und selbst ein
redegewandter Araber hätte nichts von dieser Art hervorbringen können. (Juusuf
`Allii)
Die Sprache des Qur’an
ist das reinste und deutlichste Arabisch. (Darjabadi)
104. Wahrlich, diejenigen, die nicht an
die Zeichen Allahs den Iman verinnerlichen, werden von Allah nicht rechtgeleitet,
und ihnen wird schmerzliche Strafe zuteil.302
302. Allah führt nicht diejenigen zur Wahrheit
über diese Schrift und nicht zur Wahrheit überhaupt, die nicht an Seine Zeichen
den Iman verinnerlichen. Durch ihren Kufr und ihre Abwendung von den Zeichen,
die zur Rechtleitung führen sollen, ist dies überhaupt unmöglich geworden.
(Qutb)
Wer sich vom Aufruf Allahs abwendet, ist unachtsam
dessen, was Allah Seinen Gesandten offenbart, und wer den
Iman nicht verinnerlichen will, den wird Allah niemals rechtleiten wollen. (ibn
Kasir)
Allah wird ihnen nicht vergönnen, die Wahrheit zu
finden, und sie nicht auf den Weg zur Errettung und zur Glückseligkeit führen.
(Safwat al Tafaasir)
105. Wahrlich, Lüge ersinnen nur
diejenigen, die nicht an die Zeichen Allahs den Iman verinnerlichen, und sie
sind es, die lügen.303
303. Eindeutig sind diejenigen, die diese
Vorwürfe machen, die wirklich der Unwahrhaftigkeit Schuldigen, denn ihre
Äußerungen haben keinerlei Wahrheitsgehalt. (Juusuf `Allii)
Ein Prophet bringt keine Lügen hervor, wohl aber
diejenigen, die nicht an Allahs Offenbarung den Iman verinnerlichen. (Maududi)
106. Wer Allah verleugnet, nachdem er zuvor an Ihn den Iman
verinnerlicht hat - ausgenommen der, der unter Zwang steht,304 während sein
Herz mit Iman erfüllt ist305 - wer also (seine) Brust dem Kufr
öffnet, über die kommt der Zorn Allahs, und ihnen wird schwere Strafe zuteil.
304. Mit Ausnahme derjenigen, die Zwang
ausgesetzt sind und nur ein Lippenbekenntnis zum Kufr ablegen, indem sie aber den Iman verinnerlicht haben. Es wird berichtet, dass die
Götzendiener 'Ammar ibn Jaasir
gefangen nahmen und folterten, bis sie ihr Ziel erreicht hatten. Da klagt
dieser beim Propheten Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sein Leid,
und dieser fragte ihn: „Wie befand sich dein Herz?" Er antwortete: „Es war
beruhigt im Iman." Da sagte der Prophet Muchammed, Allahs Segen und
Frieden auf ihm, Wenn sie es wieder tun, so darfst du es wiederholen."
Dies wurde als Erlaubnis verstanden. Anders verhielt es sich bei Bilal, dem die
Götzendiener Schlimmes antaten und schließlich sogar einen schweren Stein auf
die Brust legten und ihn der Mittagshitze aussetzten und befahlen, ihre Götzen
anzuerkennen. Trotz allem sagte Bilal jedoch nur: „Ahad,
ahad!" („Einer, Einer!") und erklärte
später: Hätte ich ein Wort gewusst, das sie mehr in Rage gebracht hätte, so
hätte ich es gesagt!" (Qutb)
305. Die ersten Muslime in Mekka wurden grausam
verfolgt und zogen das Leiden in diesem Leben der Rückkehr zu Kufr und Irrtum
vor. Dieser Text wendet sich gegen die wirkliche Rückkehr zum Kufr. Wenn ein
Mensch erst einmal den Islam erfahren hat, kann er nicht mehr das diesseitige
Leben dem jenseitigen vorziehen. Islam ist nicht etwas, womit man willkürlich
umgehen kann. (Qutb)
107. Dies,306 weil sie das
Leben dieser Welt mehr lieben als das Jenseits, und weil Allah das Volk der Kafirs nicht rechtleitet.
306. Diese Strafe Allahs. (Safwat
Al-Tafaasir)
Diese Androhung Allahs. (Al-Dschalalain)
Denn Islam ist eine wichtige Angelegenheit, mit der
man nicht willkürlich umgehen kann. Er ist ein dem Mensch anvertrautes Gut, das
sorgfältig zu hüten und zu pflegen ist. (Qutb)
Siehe auch Surach 14 und Ajach 3 Fußnote B. (Anm. d.
Übers.)
108. Sie sind es, deren Herzen und
Gehör und Augenlicht Allah versiegelt hat,307 und sie sind es, die
(allen Ermahnungen gegenüber) achtlos sind.308
307. Vergleiche auch Surach 2:7. Aufgrund ihrer
Arroganz und ihres Mangels an Iman werden ihre Herzen und Sinne unempfänglich
für Allahs Gnade, und sie stürzen kopfüber ins Verderben. (Juusuf 'Allii)
308. Sie achten nicht auf ihr Ziel. (Darjabadi)
Sie verstehen nicht, was ihnen unterbreitet und von
ihnen verlangt wird. (Al-Dschalalain)
109. Zweifelsohne sind sie es, die im
Jenseits die Verlierer sein werden.309
309. Dies bezieht sich auf jene Menschen, die den
Islam verleugneten, als sie spürten, dass sie die Schwierigkeiten des rechten
Weges nicht ertragen konnten. Sie schlossen sich wieder den Kafirs
an. (Maududi)
Sie sind die eigentlichen Verlierer, weil sie am
Ende zu keinem anderen Ort gelangen, als dem Feuer.
(Al-Dschalalain)
110. Doch wahrlich, dein Herr wird
gegen die, die ausgewandert sind, nachdem sie (schweren) Prüfungen ausgesetzt
waren,310 und die sich dann mit aller Kraft (für Seine Sache)
einsetzten und dabei Standhaftigkeit zeigten,311 fürwahr, Dein Herr
wird nach all dem gewiss verzeihend (und) barmherzig sein.312
310. Meiner Ansicht nach bezieht sich der Ajach
auf Menschen, die zunächst Götzendiener gewesen waren, sich dann aber dem Islam
anschlossen, Verfolgung und Exil ertrugen und für Allahs Sache mit Ausdauer und
Standhaftigkeit kämpften. Ihre Vergangenheit sollte vergeben und vergessen
sein. Menschen wie Halid ihn Walid zählten zu den bekanntesten Helden des
Islam. In diesem Fall stammt dieser Ajach aus Medina, wenn auch die Surach an
sich in Mekka offenbart wurde. Einige Kommentatoren lesen “fatanuu“
im Aktiv statt “futinuu“ im Passiv und übersetzen
dann: „nachdem sie (den Muslimen) Schwierigkeiten und Verfolgung zugefügt
haben". (Juusuf `Allii)
Nachdem man versucht hatte sie zu zwingen, den
Islam zu verleugnen. (Darjabadi)
311. Das heißt: sich für den Islam eingesetzt
haben. (Darjabadi)
Dies bezieht sich auf die Mu`mins,
die nach Abessinien auswanderten. (Maududi)
312. Er wird ihnen vergeben und ihren Rang im
zukünftigen Leben erhöhen. (Darjabadi)
Diese gehörten zu den schwächsten Arabern, die
durch das ihnen von den Götzendienern zugefügte Leid vom Islam abgebracht
worden waren. Doch als sie die Chance bekamen auszuwandern, nützten sie sie.
Ihr Iman festigte sich, und sie kämpften für die Sache Allahs. Sie bewiesen
auch Standhaftigkeit in ihrer Bemühung, zu Allah aufzurufen. Somit verkündete
ihnen Allah, dass er ihnen Seine Vergebung und Barmherzigkeit zukommen lassen
wird. (Qutb)
Dies ist eine andere Gruppe, die von den eigenen
Leuten verächtlich und gering geschätzt worden waren und sich zuerst in ihr
Schicksal gefügt hatten. Als sie sich befreien konnten, ließen sie alles
zurück, was ihnen lieb und teuer war und trachteten nur danach, Allahs Zufriedenheit
zu erlangen. Sie schlossen sich den anderen Mu’mins
an, kämpften mit ihnen gegen ihre Feinde und ertrugen alles mit Geduld. So dann
vergab Allah ihnen ihre anfängliche Verfehlung, als sie sich nicht gegen ihre
Erniedrigung wehrten. (ibn Kasir)
Abschnitt 15
111. Der Tag (wird kommen), an dem
jeder nur sich selbst sucht,313 und jedem wird das
zurückerstattet werden, was er gewirkt hat, und kein Unrecht soll ihnen
zugefügt werden.314
313. Wenn die Abrechnung kommt, wird jede Seele
persönlich zur Rechenschaft gezogen. Kein anderer kann ihr helfen. Volle Gerechtigkeit
geschieht, und alle scheinbaren Ungleichheiten dieser Welt werden ausgeglichen.
(Juusuf 'Allii)
Jeder befasst sich allein mit seinen eigenen
Angelegenheiten und kümmert sich nicht um andere. (Qutb)
314. Gutes wird voll belohnt und noch darüber
hinaus, und Böses wird entsprechend seinem Schaden bestraft oder sogar weniger.
(Darjabadi)
112. Und Allah prägt das Gleichnis315
von einer Stadt,316 in der Sicherheit und Ruhe (und Frieden) herrschten317
und zu der ihre Versorgung in reichlichem Maß von überallher kam.318
Doch als sie den Wohltaten Allahs mit Undank begegnete, gab Allah ihr das
Gewand319 des Hungers und der Furcht zu kosten320 wegen
dessen, was sie zu treiben pflegte.321
315. Als Lehre für jede Stadt und jedes Volk,
das die gleichen Merkmale aufweist wie die hier angeführten.
(Safwat Al-Bajaan)
Ein Gleichnis, das vor den Folgen des Unglaubens
warnen soll. (Darjabadi)
316. Dies kann sich auf jede Stadt oder
Bevölkerung in alter oder moderner Zeit beziehen, die Sicherheit und Allahs
Segen bekommen hat, die sich aber gegen Allahs Gesetz auflehnt und dafür
bestraft wird, noch mitten in ihrer Lasterhaftigkeit. Einige Kommentatoren
sehen hier eine Bezugnahme auf die Stadt Mekka, als sie noch unter der
Herrschaft der Götzendiener stand. (Juusuf 'Allii)
317. Aus diesem Grund sollte sie Allah
gegenüber noch eher dankbar und gehorsam gewesen sein. (Darjabadi)
318. Ein Zustand, der mit dem von Mekka zu
vergleichen ist. Dort hatte Allah das „Haus Allahs" bauen lassen und die
Stadt zu einer heiligen und unverletzlichen Stätte gemacht, in der niemand
verfolgt werden durfte, nicht einmal ein Mörder. Die Menschen dort erfreuten
sich ihrer Sicherheit und erwarben reichlichen Lebensunterhalt, obgleich sie
ein Tal bewohnten, das vollkommen unfruchtbar war. Schließlich schickte Allah
ihnen sogar den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, einen
Menschen aus ihrer Mitte, den sie als aufrichtig und vertrauenswürdig kannten
und der eine Barmherzigkeit für sie und die ganze Welt sein sollte. Der Islam
war der Diin Ibrahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, der das „Haus Allahs"
erbaut hatte. Wie ungerecht waren sie doch, als sie diesen Propheten zum Lügner
erklärten, ihm Fälschungen vorwarfen und ihn verfolgten! Hier werden sie an das
Beispiel früherer Städte gemahnt. (Qutb)
319. „Das Gewand (Libaas)".
Dieses Wort wird im klassischen Arabisch gebraucht, um das äußerste Maß an
Unheil zu umschreiben, das „den Menschen wie ein Gewand einhüllt". (Asad)
320. Hier gibt es eine zweifache Metapher:
1. den Geschmack von Hunger und Furcht nach all der
Fülle und Sicherheit, die sie genossen haben; und
2. die völlige Umhüllung der Stadt - wie mit einem
Gewand - mit diesen beiden. Wenn sich dies auf Mekka bezieht, kurz bevor die
Muslime die Stadt einnahmen, bezieht sich „Hunger" auf eine siebenjährige
Hungersnot, die dort geherrscht hatte, und auf die ständige Furcht der Götzendiener,
dass ihre Tage gezählt waren. Friede und Wohlstand wurden wiederhergestellt,
nachdem der Prophet Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, die Stadt
zurück gewonnen hatte. (Juusuf 'Allii)
321. Dieses Gleichnis soll aufzeigen, wie
absichtliche Undankbarkeit gegenüber den vielfältigen Segnungen, die Allah den
Menschen schenkt - mit anderen Worten: eine absichtliche Weigerung, Seiner Rechtleitung
zu folgen - auf lange Sicht und im Zusammenhang mit einem komplexen
Gesellschaftsleben zwangsläufig schlimme Folgen hat, nicht nur im zukünftigen
Leben, sondern auch in dieser Welt. Keine Gesellschaft kann nämlich erwarten,
in Wohlstand und Frieden zu leben, wenn sie sich nicht an den ethischen und
sozialen Normen orientiert, die mit der Vorstellung vom „Bund Allahs mit den
Menschen" verbunden sind. (Asad)
113. Und fürwahr, gekommen ist zu ihnen322
ein Gesandter aus ihren Reihen,323 doch sie
erklärten ihn zum Lügner. Da erfasste sie die Strafe, während sie unrecht taten.324
322. Zu den Mekkanern,
um sie von ihren götzendienerischen Handlungen abzubringen. (Darjabadi)
323. So dass sie seine Lebensgeschichte ganz
genau kannten und sich von seiner Integrität und Aufrichtigkeit überzeugen
konnten. (Darjabadi)
324. Auch hier wird die Stadt nicht besonders
genannt; nach einer Aussage von ibn 'Abbaas muss es
sich um Mekka handeln. (Maududi)
Anstatt sich der Gaben Allahs dankbar zu erweisen,
bezichtigten sie Seinen Gesandten nur aus Starrsinn und Neid der Lüge. (Al-Muntahab)
114. So esst von dem, womit Allah euch
versorgt hat - was erlaubt und gut ist,325 und seid dankbar für die
Gnade Allahs, falls ihr nur Ihn allein verehrt.326
325. Nun macht es nicht wie jene Götzendiener,
die sich undankbar gegenüber Allahs Gaben zeigten, und wendet euch Allah in
Dankbarkeit zu. (Al-Muntahab)
Undankbarkeit für Allahs Versorgung (im materiellen
wie im geistigen Sinne) kann sich auf verschiedene Weise äußern, beispielsweise
1. indem man vergisst oder versäumt, den wahren
Ursprung der Fülle, nämlich Allah, anzuerkennen;
2. indem man die Fülle missbraucht, durch
Übertreibung und Verschwendung erlaubter Dinge, oder indem man sich weigert,
sie mit anderen Geschöpfen Allahs zu teilen, wenn sie in Not sind; oder
3. indem man Allah Tabus zuschreibt, die man selbst
aus bestimmten Gründen aufgestellt hat. (Juusuf `Allii)
Möglicherweise wurde diese Surach offenbart, als
die siebenjährige Hungersnot vorüber war. (Maududi)
326. Falls euer Iman an Allah stark ist. (Safwat Al-Tafaasir)
Dies richtet sich an die kafir Araber, die ja auch
für sich in Anspruch nahmen, Allah zu dienen. (Darjabadi)
Dieser Aufruf zur Dankbarkeit bildet die Verbindung
zwischen diesem Abschnitt und der vorangegangenen Parabel von der undankbaren
Stadt und damit mit dem Einleitungsabschnitt (Ajachs 1-15) dieser Surach.
(Asad)
Prüfstein für die Verehrung Allahs ist hier die
Einhaltung des Erlaubten und Verbotenen. Wer Allah dient, isst, was erlaubt und
rein ist und ist dankbar dafür, während er von allem Unerlaubten und Unreinen
Abstand hält. (Maududi)
115. Nichts anderes hat Er euch
verboten, außer327 (den Genuss von) verendeten Tieren und Blut und
Schweinefleisch und dem, worüber etwas anderes als Allah angerufen worden ist.328
Wer aber gezwungen ist,329 ohne es zu wollen und ohne das Maß zu
überschreiten,330 so ist Allah wahrlich verzeihend, barmherzig.331
327. Das
bedeutet nicht nur ein Tier, das eines natürlichen Todes gestorben ist, sondern
auch eines, das nicht entsprechend dem Gesetz der Scharia geschlachtet wurde. (Siddiqi)
Fische
und dergleichen sind erlaubt, auch wenn sie nicht eigens unter Aussprechung des
Namens Allahs rituell geschlachtet wurden; allerdings bezieht sich auch diese
Ausnahme keinesfalls auf verendete Fische. (Juusuf 'Allii)
Vergleiche auch Surach; 5:4-5; 6:121 und 6:138-146
sowie die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)
328. Verboten ist entweder das, was dem Körper
schadet, wie Aas, Blut und Schweinefleisch, oder der Seele und dem Iman, wie
dieses, das den Augenmerk des Schlachters auf ein
anderes Wesen richtet, als Allah. (Qutb)
329. Der Islam soll den Muslim Erleichterung
bringen und keine Erschwernis. Wenn jemand Tod oder Krankheit befürchtet, dann
darf er von diesen Speisen soviel zu sich nehmen, wie nötig ist, um den Schaden
von ihm abzuwenden. Natürlich darf er damit nicht beabsichtigen, das Gebot zu
umgehen oder das notwendige Maß zu überschreiten. (Qutb)
330. Nicht weil er Geschmack am Unerlaubten
findet, und ohne das Maß zu überschreiten. (Darjabadi)
331. Diese beiden Ajachs sind fast identisch
mit Surach 2:172-173 und sollten deshalb in Verbindung mit dem ganzen Abschnitt
dort, nämlich Surach 2:169-173, gelesen werden. (Asad)
116. Und sagt nicht von dem, was eure
Zungen lügnerisch behaupten:332 „Dies ist erlaubt und dies ist
verboten," so dass ihr eine Lüge gegen Allah erdichtet.333
Wahrlich, diejenigen, die eine Lüge gegen Allah erdichten, werden niemals
erfolgreich sein.334
332. Die Menschen neigen dazu, sich selbst aus
Aberglauben oder oft aus egoistischen Gründen Tabus zu schaffen und diese im
Namen des Islam durchzusetzen. Nichts kann ablehnungswürdiger sein. (Juusuf `Allii)
333. Dies ist die Verordnung Allahs bezüglich
erlaubter und verbotener Speisen. Handelt nicht zuwider, indem ihr den
Wahnvorstellungen der Götzendiener folgt. Verbietet nicht lügnerisch etwas, was
Allah erlaubt hat. (Qutb)
Niemand außer Allah hat das Recht, Dinge für
erlaubt oder verboten zu erklären. Das Recht der Gesetzgebung liegt
ausschließlich bei Ihm. Jeder, der von sich aus darüber Entscheidungen trifft,
überschreitet seinen Rahmen. Selbstverständlich kann ein Mensch, der das Gesetz
Allahs als endgültige Autorität anerkennt, von diesem herleiten, ob eine
bestimmte Sache oder Handlung erlaubt ist oder nicht. (Maududi)
334. Der Mensch wagt es, ohne Allahs
Ermächtigung etwas vorzuschreiben, was Er nicht in Seinem offenbarten Gesetz bestimmt
hat. Dennoch erwartet er nach alldem, in dieser Welt oder bei Allah Heil zu
finden. (Qutb)
117. Darin ist nur geringer Gewinn,
doch ihnen wird (dereinst) schmerzliche Strafe zuteil.335
335. Wer gegen Allah eine Lüge erfindet, dem
wird nur ein geringer Gewinn in dieser Welt zuteil. Doch hernach folgt eine
schmerzliche Strafe, Misserfolg und Niedergang. (Qutb)
118. Und denen, die Juden sind, haben
Wir nur das verboten, wovon Wir dir bereits vordem berichtet haben.336
Und nicht Wir haben ihnen unrecht getan,337 sondern sie pflegten
sich selbst unrecht zu tun.338
336. Vergleiche Surach 6:146 und die
entsprechende Fußnote. Zusätzliche Verbote waren für sie eine Strafe für die
Verhärtung ihrer Herzen, keine Gunst. (Juusuf `Allii)
Die Konjunktion „und" am Anfang dieser Surach
stellt eine Verbindung zu den Geboten in Ajach 114 her. Dies soll bedeuten, dass
keines der wirklich guten und bekömmlichen Dinge dem Muslim verboten sind, und dass die zahlreichen Speisevorschriften und
Restriktionen der Juden nur diesen auferlegt wurden, als Strafe für ihre
ständigen Vergehen. Vergleiche auch Surach 3:93. (Asad)
In diesem Abschnitt werden die Einwände
beantwortet, die die Kafirs gegen die in Surach 10:114-117 genannten
Gebote vorbrachten. Sie warfen dem Propheten Muchammed, Allahs Segen und
Frieden auf ihm, vor, seine Lehre enthalte Widersprüche zu den jüdischen
Speise- und Sabbatgeboten und könnte deswegen nicht vom selben Ursprung
stammen. (Maududi)
337. Mit diesem Verbot, denn sie selbst haben
es erwirkt. (Qutb)
338. Durch ihren ständigen Widerstand gegen den
Gesandten Allahs. Auf diese Weise wurden ihnen Dinge verboten, die an sich
indifferent sind, als Strafe für ihre dauernde Rebellion. (Darjabadi)
119. Doch339 wahrlich, dein
Herr wird denen, die aus Unwissenheit Übles tun, hernach aber reuevoll umkehren
und sich bessern - fürwahr, denen wird dein Herr nach all dem gewiss verzeihend
(und) barmherzig sein.340
339. “Tumma“:
Wörtlich „danach", „dann", bedeutet hier eher „doch" oder „und wiederum".
(Asad)
Nach all den Drohungen Allahs an die Adresse
derjenigen, die Schändlichkeiten begingen, die Seine Botschaft und die
Auferstehung ablehnten und leugneten, dass der Qur’an
Allahs Wort ist, die das Verbotene erlaubten, doch das Erlaubte verboten,
erklärt Er hier, dass ihnen vergeben und ihre Reue angenommen werden wird, wenn
sie sich nur dazu entschließen würden. (Safwat Al-Bajaan)
340. Vergleiche oben Ajach 110 und die
entsprechende Fußnote. Die Ähnlichkeit der Ausdrucksweise rundet auch das
Argument ab wie der Refrain in der Poesie. Was nun in dieser Surach noch folgt,
ist eine Ermahnung zum rechten Verhalten. (Juusuf `Allii)
Abschnitt 16
120. Wahrlich, Ibrahiim war ein
Vorbild,341 Allah demütig ergeben und mu’min,342 und er
war keiner derjenigen, die Allah Götzen an die Seite stellten.343
341. In Zusammenhang mit den Verboten, die Allah
den Juden spezifisch auferlegt hatte und der Behauptung der kafir Quraischs, Ibrahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Diin
zu befolgen, indem sie sich Sachen verbieten, die sie aber ihren Götzen opfern,
wendet sich der Text der Geschichte Ibrahiims, zu. Er stellt eine Verbindung
zwischen seinen Diin und der des Propheten Muchammad - Gottes Friede mit ihnen
beiden - her. (Qutb)
Ummach: Modell, Muster, Vorbild. Der Gedanke ist
aber auch, dass er eine Ummach (Gemeinschaft) in sich selbst war, indem er
allein seiner zeitgenössischen Welt gegenüberstand. (Juusuf `Allii)
„Ibrahiim vereinigte in sich alle Tugenden".
Dies ist meiner Ansicht nach die angemessenste
Übersetzung für den Begriff Ummach in diesem Zusammenhang. Dass Ibrahiim,
Allahs Segen und Frieden auf ihm, hier erwähnt wird, ist eine feine Anspielung
auf Ajach 118, wo von den Juden die Rede ist. Diese bezeichnen sich nämlich als
„auserwähltes Volk" aufgrund ihrer Abstammung von Ibrahiim, Allahs Segen
und Frieden auf ihm,, während der Qur’an
jeden Sonderstatus aufgrund der Abstammung ablehnt. Darüber hinaus wird an
verschiedenen Stellen gesagt, dass dieser Ahnherr der Hebräer - und übrigens
auch der Araber - eine Personifizierung all dessen war, was gut und aufrichtig
ist, so dass „Allah ihn mit Seiner Liebe auszeichnete" (Surach 4:125),
während seine jüdischen Nachfahren immer zur Rebellion gegen Allah neigten und
damit „gegen sich selbst ungerecht handelten". (Asad)
Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war
eine Gemeinschaft in sich selbst. Denn zu seiner Zeit war er der einzige Muslim
in der ganzen Welt, der die Sache des Islam aufrechterhielt, als alle anderen kafir
waren. Da dieser Diener Allahs einen Auftrag erfüllte, der gewöhnlich einer
ganzen Gemeinschaft zukam, war er nicht nur eine Person, sondern eine
Institution in sich selbst. (Maududi)
342. Der Qur’an
beschreibt Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, als Vorbild an
Rechtleitung, Gehorsam, Dankbarkeit und Demut gegenüber Allah. Hier wird er mit
dem Begriff „Ummach" bezeichnet, was zum einen bedeuten könnte, dass er
einer ganzen Gemeinschaft gleicht, mit all dem, was sie besitzt an Gutem,
Gehorsam und Segen. Der Begriff beinhaltet auch, dass er ein Imam (im Sinne von
Vorbild) zum Guten war. Beide Bedeutungen werden in der Qur’ankommentarliteratur
erwähnt. Sie sind auch beinahe gleichbedeutend, denn ein Imam, der zum Guten
leitet, ist geistiger Führer der Ummach (Gemeinschaft) und ihm wird sein Lohn
zuteil und der Lohn derer, die er rechtgeleitet hat. Seine Taten und sein Lohn
also gleichen dem einer ganzen Gemeinschaft. (Qutb)
Hanif: Allahs Willen aufrichtig
gehorsam und sich von allem Falschen abwendend. (Asad)
343. Die Botschaft von der Einheit Allahs war zu allen Zeiten der Grundstein geistiger
Wahrheit gewesen. In dieser Hinsicht ist Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf
ihm, das Vorbild für ganz Westasien und seine geistigen Nachfahren überall in
der Welt. Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, lebte in einem Volk, das
Sterne anbetete und die Botschaft der Einheit vergessen hatte. Er befand sich
unter ihnen, war aber keiner von ihnen. Er hatte Verfolgung zu erleiden,
verließ seine Heimat und seine Familie und ließ sich in Kanaan nieder. (Juusuf
`Allii)
Deshalb sollten die Götzendiener sich nicht an ihn
heften oder sich ihm zugehörig fühlen. (Qutb)
121. Er war dankbar für Seine Gnade. So
erwählte Er ihn und leitete ihn auf den geraden Weg.344
344. Vergleiche auch Surach 3:33; 2:130; 6:87
und 19:58. (Anm. d. Übers.)
122. Und Wir gaben ihm im Diesseits
Gutes, und im Jenseits wird er unter den Gerechten sein.345
345. Vergleiche auch Surach 2:130. (Juusuf `Allii)
123. Dir aber346 offenbarten
Wir, dass du347 dem Bekenntnis Ibrahiims folgen sollst, der mu’min war und nicht zu den Götzendienern gehörte.348
346. Wörtlich: „danach" oder „dann".
Da der Partikel hier aber offensichtlich auf den Höhepunkt der Offenbarung im Qur’an hinweisen soll, übersetze ich: „und
schließlich". (Asad)
347. Damit ist der Prophet Muchammad, Allahs
Segen und Frieden auf ihm, angesprochen. (Darjabadi)
348. Um die Verbindung zu dem Diin der Einheit Allahs,
die zuvor unterbrochen wurde, wieder herzustellen. (Qutb)
Dies vervollständigt die Antwort auf die Einwände
der Kafirs (vergleiche Fußnote 336 oben):
1. Es gibt keinen Widerspruch in Allahs Gesetz, wie
ihr es anzunehmen scheint. Wenn den Juden aufgrund ihres Ungehorsams einige
Dinge verboten wurden, besteht kein Grund, dass auch andere darauf verzichten
sollten.
2. Der Prophet Muchammad - Friede sei mit ihm -
wurde aufgefordert, Ibrahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Weg zu folgen
und nicht dem der Juden. Sie selbst wussten sehr wohl, dass diese Dinge in Ibrahiims,
Allahs Segen und Frieden auf ihm, Gesetz nicht verboten waren. Der Prophet Muchammad,
Allahs Segen und Frieden auf ihm, und seine Anhänger waren die einzigen wahren
Nachfolger Ibrahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm,, denn keine Spur von
Götzendienst war in ihrem Diin zu finden. (Maududi)
124. Was den Sabbat349
betrifft, so wurde (er) nur denen auferlegt, die darin uneins waren.350
Doch dein Herr wird am Tag der Auferstehung gewiss zwischen ihnen
entscheiden, worin sie uneins zu sein pflegten.351
349. Wenn Ibrahiims, Allahs Segen und Frieden
auf ihm, Weg der rechte Weg war, dann kamen die Juden mit der Herausforderung:
„Warum hälst du dann nicht den Sabbat?" Die
Antwort ist zweifach.
1. Der Sabbat hat nichts mit Ibrahiim, Allahs Segen
und Frieden auf ihm, zu tun. Er wurde mit dem Gesetz Muusas, Allahs Segen und
Frieden auf ihm, eingeführt, und zwar aufgrund der Hartherzigkeit Israels
(vergleiche auch Surach 2:74), denn die Kinder Israels stritten immer wieder
mit Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm (Surach 2:108).
2. Was war der wirkliche Sabbattag? Die Juden feiern
den Samstag. Die Christen, die auch an das Alte Testament als offenbartes Buch
glauben, feiern den Sonntag, bis auf eine Sekte unter ihnen, die
Sieben-Tage-Adventisten, die davon abweichen und den Samstag feiern. So besteht
unter den Schriftbesitzern Uneinigkeit. Sie sollen nur unter sich disputieren.
Ihre Uneinigkeit wird bis zum Jüngsten Tag nicht gelöst werden. Inzwischen sind
die Muslime nicht an solch strenge Restriktionen gebunden. Sicher gibt es auch
bei ihnen den Freitag als Tag des gemeinsamen Gebets, aber der ist in keiner
Weise mit dem jüdischen Sabbat zu vergleichen. (Juusuf `Allii)
350. Für diejenigen, die (bezüglich seiner
Einhaltung) uneinig waren. (Juusuf `Allii)
Die bezüglich Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden
auf ihm, uneinig waren. Dies bedeutet, dass die Mehrheit der Juden vom wahren
Weg Ibrahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, abgewichen ist („andere
Ansichten über ihn hatten"), indem sie zu der Vorstellung gelangten, sie
seien „das auserwählte Volk" einfach aufgrund ihrer physischen Abstammung
von Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm,: ein Anspruch, der
offensichtlich jedem Prinzip zuwiderläuft. Wie der Qur’an
verschiedentlich betont, wurde diese geistige Arroganz dadurch bestraft, dass Allah
den Kindern Israels - und nur ihnen - strenge Restriktionen und Rituale
auferlegte, zu denen auch das Gebot gehörte, am Sabbat keinerlei Arbeit zu tun
oder sogar Geld anzufassen. In seiner weitesten Bedeutung soll dieser Abschnitt
die Tatsache betonen, dass alle von Allah eingesetzten Rituale nur Mittel sind,
um eine geistige Disziplin zu erlangen, niemals aber ein Ziel in sich selbst
darstellen. (Asad)
Vergleiche auch die Stellen in der Bibel, in denen
das Sabbatgebot erwähnt wird, nämlich Exodus 20:8-11; 23:12-13; 31:1-17; 35:23
und Numeri 15:32-36. Außerdem werden auch Sabbatverletzungen erwähnt: siehe
Jeremia 17:21-27 und Hesekiel 10:18-24. (Maududi)
Es besteht kein Zweifel darin, dass Allah für jede Gemeinschaft
einen Tag einsetzte, zu dem sie sich versammeln, um Allah zu ehren. So wurde
der Freitag als der sechste Tag, an dem die Schöpfung ihre Vollendung fand für
den Islam gesetzt. Und es wird gesagt, dass Allah ihn auch den Kindern Israels,
durch Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Worte benannt hatte. Doch sie
wählten für sich den Samstag als den Tag, der der Vollendung der Schöpfung
folgte. Daraufhin machte ihn Allah ihnen zur Pflicht, bis Isa, Allahs Segen und
Frieden auf ihm, den Sonntag dafür nahm, wie es von manchen überliefert wird.
(Ibn Kasir)
351. Vergleiche Surach 2:113. (Juusuf `Allii)
Allah wird entscheiden zwischen denen, die sich
darauf berufen, Allahs auserwähltes Volk und damit zum Heil bestimmt zu sein,
und denen, die an die individuelle Verantwortlichkeit vor Allah den Iman
verinnerlicht haben. Damit kehrt das Thema zum Bewusstsein der Anwesenheit Allahs
und der rechtschaffenen Lebensführung zurück. (Asad)
125. Rufe auf zum Pfad deines Herrn352 mit Weisheit und
schöner Ermahnung353 und führe Streitgespräche mit ihnen auf beste
Art und Weise.354 Dein Herr weiß am besten, wer von Seinem Pfad
abgeirrt
ist, und Er weiß ebenso, wer sich leiten lässt355
352. Zum Iman an Ihn. (Al-Dschalalain)
Mit Argumenten, die ihre Vernunft ansprechen. (Darjabadi)
353. Mit überzeugenden Methoden, die die
emotionale Seite ihres Wesens ansprechen. (Darjabadi)
Durch den Qur’an und
seine Ermahnungen. (Al-Dschalalain)
Diese Anweisung ist sehr wichtig für alle, die mit
der Verkündigung des Islam befasst sind. „Weisheit" verlangt, dass man die
Intelligenz, Verständnisfähigkeit und die äußeren Umstände mitberücksichtigt.
„Schöne Ermahnung" bedeutet zweierlei.
1. Man sollte sich nicht nur mit überzeugenden
Argumenten begnügen, sondern auch die Gefühle ansprechen und versuchen, die
Liebe des Angesprochenen zu den islamischen Grundsätzen zu erwecken.
2. Die Ermahnungen sollen auf eine Weise
ausgesprochen werden, dass der Angesprochene die Fürsorge für ihn spürt.
Niemals sollte man auf ihn herabsehen oder sich überlegen fühlen. (Maududi)
354. In diesem wunderbaren Abschnitt werden
Grundsätze der Verkündung niedergelegt. die für alle Zeit gültig sind. Wo aber
sind die Lehrer mit solchen Qualifikationen? Wir sollen alle zu Allahs Weg
aufrufen und Seinen allumfassenden Willen verkünden. Dies sollen wir mit
Weisheit und Rücksicht tun, indem wir auf die Menschen eingehen und sie mit
Beispielen aus ihrem eigenen Erfahrungsbereich überzeugen, ob dieser nun nah
oder weit ist. Unsere Verkündigung darf nicht dogmatisch, selbstherrlich oder
offensiv sein, sondern sanft, rücksichtsvoll und so. dass sie ihre
Aufmerksamkeit nach sich zieht, so dass der Zuhörer erkennt, dass wir aus Liebe
zu Allah und aus Liebe zu unseren Mitmenschen handeln. (Juusuf `Allii)
Vergleiche Surach 29:46. Die Betonung auf
Freundlichkeit und Taktgefühl und damit auf dem Gebrauch der Vernunft in
religiösen Diskussionen mit Anhängern anderer Glaubensrichtungen stimmt völlig
mit der Forderung überein: ..Es gibt keinen Zwang im Diin
(Surach 2:256)". (Asad)
Dies bedeutet, dass man sich von Polemik und
Zankereien fernhalten soll. Wer auf die beste Weise mit Menschen diskutiert,
greift nicht zu Anschuldigungen, krummen Argumenten oder Sticheleien, um sich
selbst als überlegen hinzustellen. Solches Verhalten ruft nämlich eher
Ablehnung hervor. Im Gegensatz dazu soll man seine Mitmenschen in einfacher und
demütiger Weise überzeugen und nicht darauf eingehen, wenn der andere polemisch
wird. (Maududi)
355. Um denjenigen, der zu Allah aufruft, in
seinem Eifer und Überschwänglichkeit zu zähmen, weist der Qur’an
darauf hin, dass Allah Derjenige ist, Der weiß, wer irregeht und wer
rechtgeleitet ist. Wenn man dies begreift, so sieht man von Rechthaberei ab und
wendet nur eine deutliche Darlegung an. Was danach folgt ist allein Gottes
Sache. (Qutb)
Vielleicht stellt sich dem Verkünder gelegentlich
die Frage: „Was nützt es, diese Menschen zu lehren? Sie haben sich entschieden
oder sind hartnäckig oder wollen mich nur festnageln." Solchen Gedanken
sollte er nicht nachgeben. Wer weiß, wie der Samen Allahs keimt? Dem Menschen
steht es nicht zu, nach Ergebnissen Ausschau zu halten. Allah allein kennt die
innersten Gedanken der Menschen. (Juusuf `Allii)
126. Und wenn ihr jemanden bestraft, so
in derselben Weise, wie an euch Unrecht getan worden ist.356 Wollt
ihr jedoch darauf verzichten, so ist es wahrlich das Beste für die, die sich
geduldig zeigen.357
356. Den Islam zu verteidigen, unter
Berücksichtigung von Mäßigung und Gerechtigkeit, bewahrt ihr Ansehen und
Hochachtung. Eine missachteter Islam kann niemandem
anziehend erscheinen. (Qutb)
Wörtlich: „vergeltet (oder antwortet) mit
demselben, womit ihr getroffen worden seid." Damit werden die Mu’mins ermahnt, Selbstbeherrschung zu üben, wenn sie mit
Menschen anderer Überzeugung argumentieren, und niemals gegen Zurückhaltung und
intellektuelle Gleichheit zu verstoßen. Obwohl Vergeltung erlaubt ist, wenn das
eigene Selbstwertgefühl von einem Gegner verletzt wird, wird aus dem folgenden
deutlich, dass es moralisch vorzuziehen ist, darauf zu verzichten und den
Angriff geduldig zu ertragen. (Asad)
357. In diesem Zusammenhang bezieht sich dieser
Abschnitt auf Kontroversen und Diskussionen, aber die Worte sind weit genug
gefasst, um alle menschlichen Auseinandersetzungen und Kämpfe zu umfassen. Bei
strengster Gleichheit ist niemand berechtigt, einen stärkeren Schlag zu geben
als er erhalten hat. Wer jedoch höhere geistige Normen einhält, der tut nicht
einmal das. Er hält sich zurück und übt Geduld. Damit niemand denkt, eine
solche Zurückhaltung könnte dem Gegner nur einen Vorteil einräumen, wird hier
erklärt, dass das Gegenteil der Fall ist. Der Vorteil liegt bei denen, die
geduldig, beherrscht und zurückhaltend sind und nicht ihre eigenen
Verhaltensgrundsätze vergessen. (Juusuf `Allii)
Obwohl hier das Prinzip der Widervergeltung
festgesetzt wird, ruft der Qur’an zu Vergebung und
Langmut auf, auch dann, wenn die Muslime aus der Position der Stärke heraus
operieren können, auch in den Fällen, bei denen Vergebung und Geduld tiefe
Spuren hinterlassen oder aber wenn es bei der Verbreitung des Islams nützlicher
sein könnte. (Qutb)
Widervergeltung ist erlaubt, doch Vergebung ist
besser. (Safwat Al-Tafaasir)
127. Und sei geduldig!358 Deine Geduld ist fürwahr von
niemand anderem als Allah.359 Und sei nicht traurig ihretwegen und betrübe
dich nicht wegen der Pläne, die sie schmieden.360
358. Der Aufforderung in Geduld zu verharren,
wird hier noch mehr Nachdruck verliehen. Gerade weil Geduld sehr viel Selbstbeherrschung
und Bekämpfung der Erregung erfordert, verbindet der Qur’an
sie mit Allah und preist ihren Ausgang. (Qutb)
Im vorigen Ajach wurden die Verhaltensgrundsätze
bei Auseinandersetzungen für alle Muslime niedergelegt. Dort wurde Geduld
empfohlen. In diesem Ajach ist ein Gebot direkt an den Propheten Muchammed,
Allahs Segen und Frieden auf ihm, gerichtet: „Sei geduldig!" Es ist ein
Gebot; seine Normen als großer Lehrer sind viel höher angesetzt, und er
praktizierte sie zu seinen Lebzeiten. Seine Geduld und Selbstbeherrschung
bewiesen sich auch unter äußerster Provokation. In seiner menschlichen Weisheit
mochte es ihm vielleicht manchmal fragwürdig erschienen sein, ob Geduld und
Zurückhaltung nicht menschliche Schwächen seien: er musste sowohl sein Volk als
auch sich selbst gegen die Verfolgungen des Feindes verteidigen. Hier wird ihm
mitgeteilt, dass solche Befürchtungen grundlos sind. Geduld (und
Standhaftigkeit) unter solchen Umständen stimmte mit Allahs eigenem Gebot
überein. Auch sollte er nicht darum trauern, dass sie Allahs Botschaft
verwarfen: der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, tat seine
Pflicht, indem er sie offen verkündete. (Juusuf `Allii)
359. Die Geduld kommt allein von Allah - das
heißt sie darf niemals zu einer Quelle geistiger Arroganz und falscher
Selbstgerechtigkeit werden. (Asad)
Geduld erlangt man nur mit Allahs Wille, Hilfe und
Rechtleitung. (ibn Kasir)
Den Rat ergeht hier an den Propheten Muchammad,
Allahs Segen und Frieden auf ihm, nd an jeden, der zu
Allah aufruft, sich nicht von Trauer überwältigen zu lassen, wenn er die
Menschen sieht, wie sie der Rechtleitung fern bleiben. Ihm obliegt es nur,
seine Aufgabe zu erfüllen - und sonst nichts. (Qutb)
360. Gegen den Islam und die Muslime. (Darjabadi)
Indem sie gegen Allahs Botschaft falsche und
irrelevante Argumente erfinden. (Asad)
Denn Allah ist dein Helfer, Beschützer und Befürworter.
(ibn Kasir)
128. Denn Allah ist wahrlich mit denen,361
die mutaqi sind und mit denen, die Gutes tun.362
361. Die Surach endet mit dem höchsten Trost,
den die Rechtschaffenen erhalten können: der Versicherung, dass Allah bei ihnen
ist. Eine zweifache Qualifikation ist mit dieser Ehre verbunden:
1. dass sie nicht menschlicher Leidenschaft, Zorn
oder Ungeduld nachgeben; und
2. dass sie weiterhin standhaft allen in ihrer
Umgebung Gutes tun. Die Gegenwart Allahs in diesem Sinne zu erreichen ist das höchste
Ziel des Menschen. (Juusuf `Allii)
362. Allah ist mit denen, die Ihn fürchten.
Denn sie halten sich sorgfältig von allem Bösen fern und behalten stets ihre
rechtschaffene Haltung, denn sie wissen, dass ihre Handlungen nicht durch das
Böse bestimmt werden, das andere ihnen antun, sondern durch ihren eigenen
Gerechtigkeitssinn. So vergelten sie auch Böses mit Gutem. (Maududi)