Der Tafsir von
Teil 13
Surach 12
„Juusuf“ Aja 54 – Surach 15 „Das Felsengebirge“ Aja 1
53. Und spreche mich selbst keineswegs
frei.197 Denn das niedere Ich198 treibt199 zu
Schlechtem an, ausgenommen denen200 mein Herr Gnade erweist. Mein Herr
ist fürwahr Verzeihend, Barmherzig.“201
197. Ich selbst bin da keine Ausnahme, und ich
halte mich nicht für besser und fehlerfreier als andere. (Darjabadi)
198. Das Ich jedes menschlichen Wesens.
(Darjabadi)
199. „Ammaara“: treibend, antreibend, leidenschaftlich,
gierig. Vergleiche auch Surach 75:2. (Juusuf `Allii)
Das Ich des Menschen ist oft voll mit solchen
Impulsen, die im Gegensatz zu dem stehen, was die Vernunft als moralisch gut
erkannt hat. Dass Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hier die Schwäche
der menschlichen Natur betont, ist ein schöner Ausdruck der Demut bei einem
Menschen, der selbst diese Schwäche überwunden hat, denn wie aus dem folgenden
hervorgeht, schreibt er seinen moralischen Sieg nicht sich selbst, sondern
Allah zu. (Asad)
200. Die unter Seinem besonderen Schutz stehen,
wie beispielsweise die Propheten. (Darjabadi)
Nach Ansicht der meisten Kommentatoren ist der
Ausdruck „ma“ (eigentlich: „was“) hier gleichbedeutend mit man („wer“). (Asad)
201. Ich betrachte diesen Aja als eine
Fortsetzung von Sulayhas Rede, denn der Inhalt passt besser zu ihr als zu
vergleiche oben Aja 52, Fußnote 195 und 196). Sie ist schließlich zu der
Einsicht gekommen, dass ihr Verhalten falsch war, und hat einen Einblick in die
geistige Liebe erlangt, die ein Element Allahs enthält und nur durch die
völlige Hingabe an Allah erlangt werden kann. (Juusuf „Ali)
Mit diesen Worten gibt sie ihren
Iman an Allah bekannt. (Qutb)
54. Da sprach der König: „Bringt ihn zu
mir!202 Ich habe ihn eigens für mich als
Vertrauten ausersehen.“203 Und nach dem er mit ihm gesprochen hatte,204 sagte er: „Wahrlich, du besitzt von heute an
unsere Achtung und unser Vertrauen.“205
202. Bis
jetzt ist Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, noch nicht vor dem König
erschienen. Der Befehl des Königs in Aja 50 hatte nur dazu geführt, dass er ihm
eine Botschaft ausrichten ließ, woraufhin es zu der Verhandlung mit den Frauen
kam. Nachdem nun Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm Unschuld, Weisheit,
Wahrhaftigkeit und Zuverlässigkeit erwiesen war, verstärkt durch Sulayhas
Eingeständnis und Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, konsequentes
Verhalten, war der König sehr beeindruckt und nahm ihn als seinen Vertrauten in
seinen persönlichen Dienst. Aber Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, kam
mehr als Rang und Namen, denn er wurde besonders beauftragt, die Maßnahmen
durchzuführen, die dem Volk über die vorausgesagten schweren Zeiten
hinweghelfen sollten. Er bekam jede Vollmacht, die der König einem seiner
Vertrauten überhaupt geben konnte. (Juusuf `Allii)
203. Vergleiche Genesis 41:37-38. (Darjabadi)
Der König holt ihn nicht aus dem Gefängnis, um ihm
seine Freiheit zu schenken oder um den zu sehen, der die Träume zu deuten
vermag, sondern er holt ihn, um ihn zu seinem Berater, Vertrauten und Freund zu
machen. (Qutb)
204. Und nachdem er noch mehr von ihm
beeindruckt war. (Darjabadi)
205. Dieser König gehörte wahrscheinlich der
Hyksos-Dynastie an, die etwa zwischen dem 19. und 17. vorchristlichen
Jahrhunderte Ägypten regierte. (Juusuf `Allii)
Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, erhält
beim König eine angesehene, vertrauenswürdige Stellung. Er ist nicht ein Diener
des Königs, sondern ein Würdenträger. Er ist nicht der Schuldige, der mit einer
Gefängnisstrafe bedroht wird, sondern jemand, der Vertrauen und Sicherheit des
Königs besitzt. Und wie reagiert nun Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm,
diesen plötzlichen Wechsel? Er ergießt sich nicht etwa in
Dankbarkeitsausbrüchen dem König gegenüber, wie es mancher seiner Zeitgenossen
durchaus getan hätte. Sondern er verlangt, dass ihm diese Aufgaben übertragen
werden, von denen er überzeugt war, sie bestens lösen zu können, nämlich die
Krise, die er dem Traum des Königs entnommen hat, gut zu überbrücken. (Qutb)
Vergleiche Genesis 41:39-44. (Darjabadi)
55. Er sprach: „Setze mich über die
Vorratskammern des Landes ein.206 Denn ich bin ein wohlunterrichteter Verwalter.“207
206. Juusuf,
Allahs Segen und Frieden auf ihm, hatte nun beim König eine Vertrauensstellung
mit allen Vollmachten. Er hätte nun seine Würde genießen, seine Vorteile
wahrnehmen, unbequeme Arbeit auf andere abwälzen und selbst das Leben genießen
können. Dies entsprach jedoch nicht seiner Art, und es entspricht auch nicht
der Art eines Menschen, der wirklich etwas Nützliches tun will. Die
schwierigste und unbequemste Arbeit führte er selbst durch. Dabei ging es
nämlich darum, in den Jahren des Überflusses Vorräte anzulegen, von denen
während der Hungersnot gezehrt werden konnte. Diese Aufgabe übernahm er
freiwillig einschließlich der Sorge für Einrichtung und Bewachung der
Vorratshäuser, aus dem einfachen Grund, weil er besser als jeder andere die
Situation kannte und bereit war, lieber selbst die undankbare Aufgabe auf sich
zu nehmen, in der Zeit des Überflusses den Verbrauch einzuschränken, als diese
einem anderen aufzubürden. (Juusuf `Allii)
207. Die Verratshäuser mussten sorgfältig
eingerichtet und bewacht werden, denn das Leben von Tausenden hing davon ab.
(Darjabadi)
Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wollte
nicht aus der Gunst der Stunde für sich persönlichen Profit ziehen, sondern er
war klug genug, den richtigen Moment für seine Forderung zu wählen, denn er
wollte sich der schwierigen Aufgabe stellen, die schwere Krise zu meistern und
für die Ernährung eines ganzen Volkes und der Völker der umher liegenden Länder
verantwortlich zu sein. Diese Aufgabe hätte man gewiss nicht als einen Gewinn
bezeichnen können. Sie war eher eine Bürde, die kein anderer hätte übernehmen
können. (Qutb)
Aus den folgenden Ajas wird deutlich, dass seiner
Bitte entsprochen wurde, so dass er in der Lage war, seine Aufgabe zu erfüllen.
(Asad)
Dies ist nicht etwa die Bitte um einen bestimmten
Posten, sondern ein Vorschlag, wie seine Fähigkeiten genutzt werden könnten.
Alle waren davon überzeugt, dass er der einzige war, der wusste, wie die
Ressourcen des Landes am besten eingesetzt werden konnten, und sobald er seine
Bereitschaft zeigte, die Verantwortung dafür zu übernehmen, wurde ihm dieses
Amt bereitwillig übertragen. Dies beschränkte sich nicht allein auf die
Aufgaben eines „Wirtschaftsministers“ oder „Krisenverwalters“, wie einige
Kommentartoren irrtümlich angenommen haben, sondern - wie auch in der Bibel und
Talmud bestätigt wird – Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, erhielt alle
Privilegien und Vollmachten eines Herrschers. Deswegen heißt es auch unten in Aja
100, dass er „auf einem Thron saß“, und in Aja 72, dass er mit dem Titel
(„König“) angeredet wurde. Er selbst drückte Allah gegenüber seine Dankbarkeit
dafür aus, dass Er ihm Herrschaft (Mulk) gegeben hatte. Schließlich bestätigt
Allah in Aja 56, dass Er ihm Macht gegeben hat, so dass er auch das Recht hatte
jedes Stück Land zu besitzen, das er wünschte.
Vergleiche auch Genesis 41:40-45. Durch seine
Stellung bekam Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm darüber hinaus
Gelegenheit, Allahs Gesetz zu verwirklichen und Wahrheit und Gerechtigkeit zur
Geltung zu bringen.
Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm,
Verhalten ist oft so interpretiert worden, dass er, obgleich er ein Prophet
ist, seine Dienste einem kafir System anbietet und den Kompromiss schließt, mit
kafir Prinzipien zu arbeiten. Dies würde seiner Aussage in Aja 40, „Die
Herrschaft gehört niemandem außer Allah“, und seinen eigenen im Gefängnis
verkündeten Prinzipien des Monotheismus widersprechen, denn der ägyptische
König beanspruchte für sich selbst göttliche Verehrung. Mit einer solchen
Fehlinterpretation würden die Muslime den Juden folgen, die zur Zeit ihrer Dekadenz
ihre Propheten und heiligen Persönlichkeiten als Personen mit niedrigen
Charaktereigenschaften darstellten. Entsprechend verhielten sich die Muslime,
als sie sich unter nichtmuslimischer Herrschaft befanden und dieser dienen
wollten, wobei ihnen die Lebensweise ihrer, Vorfahren im Wege stand. Um ihr
Gewissen zu beschwichtigen, schoben sie diese Missinterpretation vor. In
Wirklichkeit lehrt jedoch das Leben dieses Propheten, dass selbst ein einziger
Muslim durch seinen reinen islamischen Charakter, seinen Diin und seine
Intelligenz sowie mit seiner Konsequenz ohne Waffen und materielle Ausrüstung
eine islamische Revolution verursachen kann. (Maududi)
56. Und so verliehen Wir Juusuf Macht im Lande und ließen ihn sich
unbeschränkt darin bewegen, wo immer er wollte.208 Wir gewähren
Unsere Barmherzigkeit, wem Wir wollen,209 und Wir lassen den Lohn
der Rechtschaffenden nicht verlorengehen.210
208. So wunderbar wirkt Allahs Plan. Der Junge,
den die neidischen Brüder loswerden wollten und für einen elenden Preis in die
Sklaverei verkauften, wird der höchste Würdenträger und Vertrauensmann in einem
fremden Land, der oberste Minister in einem der größten damaligen Weltreiche.
Und dies geschieht nicht allein für ihn selbst, sondern auch für seine Familie
und die Welt überhaupt, so dass er für alle Zeiten ein Beispiel gab für
beharrliche, standhafte Dienstbereitschaft.
„Haisu“ bedeutet wann, wie und wo (er im Land
Wohnung nehmen wollte). Er hatte die Macht eines absoluten Herrschers, aber
seine Loyalität war erwiesen, so dass diese Macht nicht ihm selbst, sondern
seiner Aufgabe diente. (Juusuf `Allii)
Vergleiche Genesis 41:45. (Darjabadi)
Durch Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm,
Wirken soll sogar der König von Ägypten den Islam angenommen haben. (Maududi)
209. Allah sorgt dafür, dass auf
Schwierigkeiten Erleichterung folgt, auf Unterdrückung Befreiung, auf Angst
Sicherheit, auf Gefangenschaft Freiheit und auf Verachtung Ehre und Würde.
(Qutb)
210. Jene, die fest an Allah den Iman verinnerlichen
und unverrückbar auf Ihn vertrauen und sich an ihn wenden, sich am besten
benehmen, das Beste tun und die Mitmenschen am besten behandeln. (Qutb)
57. Doch der Lohn des Jenseits ist
besser für diejenigen, die den Iman verinnerlichen und die mutaqi sind.211
211. Die Rechtschaffenen freuen sich über
Allahs Lohn in dieser Welt und nutzen ihn, um Allah besser zu dienen und ihre
Aufgaben zu erfüllen. Aber der wahre und beste Lohn ist im zukünftigen Leben.
(Juusuf `Allii)
Dies ist eine Warnung vor dem Missverständnis, dass
Herrschaft und Macht der endgültige Lohn für Tugend und Rechtschaffenheit
seien, denn der beste Lohn, den ein Mu“min wünscht und anstrebt, ist der, den
Allah den Mu“mins im zukünftigen Leben zuteil werden lässt. (Maududi)
Abschnitt 8
58. Und212 die Brüder
Juusufs kamen (nach Ägypten)213 und traten vor ihn hin214 und er erkannte
sie, doch sie hielten ihn für einen Unbekannten.215
212. Nach sich die Hungersnot bis Palästina und
Syrien ausgebreitet hatte. Vergleiche auch Genesis 41:54 und 56:57. (Darjabadi)
213. Die guten Zeiten sind vorbei und die
Hungersnot herrscht in Ägypten und den Nachbarländern. Juusufs, Allahs Segen
und Frieden auf ihm, Vorbereitungen sind abgeschlossen. Nicht nur die Ägypter,
sondern auch Menschen aus anderen Ländern kommen, um Getreide zu kaufen! Alle
werden gastfreundlich aufgenommen und bekommen Getreide zugemessen. Seit langem
nagte jedoch die Trauer an Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Herz. Er
dachte an den Schmerz seines alten Vaters, der seinen Sohn verloren glaubte.
Und der kleine Bruder - würden die anderen Brüder
überhaupt etwas für ihn übrig haben, oder würden sie ihn so behandeln wie ihn
selbst? Wie mochte es der ganzen Familie in dieser schweren Zeit ergehen? Wie
eine Art Antwort darauf kamen die zehn egoistischen Brüder aus Kanaan, um
Getreide zu kaufen. Obgleich Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ein so
hoher Würdenträger war, kümmerte er sich selbst um die Verwaltung der Vorräte -
es hätte ja sonst vielleicht jemand Verschwendung betreiben können. In der
Öffentlichkeit trat er als hoher ägyptischer Verwalter auf, wahrscheinlich in
ägyptische Kleidung und mit seinen Würdezeichen. Als seine Brüder kamen,
erkannte er sie gleich, aber sie wussten nicht, dass er Juusuf, Allahs Segen
und Frieden auf ihm, war. Der war in ihrer Vorstellung vielleicht irgendein
gewöhnlicher Sklave, oder in dieser schweren Zeit sogar schon längst
verhungert. (Juusuf `Allii)
214. Vergleiche Genesis 42:5-6. (Darjabadi)
Anscheinend hatte Juusuf, Allahs Segen und Frieden
auf ihm, die Angelegenheit so geregelt, dass kein Ausländer ohne eine besondere
Genehmigung von ihm Getreide kaufen konnte. Deswegen mussten seine Brüder nach
ihrer Ankunft in Ägypten bei ihm vorstellig werden, um diese Genehmigung zu
erhalten und ihre Ration zugeteilt zu bekommen. (Maududi)
215. Vergleiche Genesis 42:6-8. (Darjabadi)
Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gab seine
Identität nicht preis, denn er wollte ihnen eine Lektion erteilen. (Qutb)
Dass sie Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm,
nicht erkannten, ist nicht verwunderlich, denn als sie ihn das letzte Mal
gesehen hatten, war er erst ein siebzehnjähriger Bursche gewesen, und nun war
er ein erwachsener Mann. In dieser langen Zeit hatte er sich natürlich
verändert. Sie hätten sich außerdem nie vorstellen können, dass der Bruder, den
sie in den Brunnen geworfen hatten, jetzt der Herrscher Ägyptens geworden war.
(Maududi)
59. Und als er sie mit ihrem Bedarf
ausgestattet hatte, sagte er: „Bringt (nächstesmal) euren Bruder216
väterlicherseits217 mit. Seht ihr denn nicht, dass ich volles Maß
gebe und dass ich der beste Gastgeber bin?211
216. Benjamin, von dem sie erzählt hatten, er
sei bei ihrem Vater geblieben. (Darjabadi)
217. Wörtlich: „Bringt mir einen Bruder von
eurem Vater her.“ (Anm. d. Übers.,)
Benjamin wahr Jusuufs,
Allahs Segen und Frieden auf ihm, Vollbruder (ihre Mutter war Rachel), während
die anderen zehn Brüder andere Mütter hatten. (Asad) Dann könnt ihr seine Ration
auch bekommen. (Darjabadi)
218. Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm,
behandelte seine Brüder großzügig. Vielleicht ließ er sich auf ein Gespräch mit
den „Fremden“ ein und erkundigte sich nach ihrer Familie. Sie waren zehn.
Hatten sie noch einen Vater? Was für ein Mensch war er? War er alt? Da konnte
er natürlich nicht selbst mitkommen. Hatten sie noch andere Geschwister? Die
zehn Brüder erzählten offensichtlich nichts über ihren verlorenen Bruder, oder
vielleicht redeten sie sich heraus. Die beharrliche Nachfrage des freundlichen
Gastgebers brachte vielleicht das Gespräch auf Benjamin. Wie alt war er? Warum
hatten sie ihn nicht mitgebracht? Würden sie ihn nächstesmal mitbringen? Das
sollten sie jedenfalls, sonst würden sie kein Korn mehr bekommen und brauchten
sich bei ihm - dem ägyptischen Minister - gar nicht mehr blicken zu lassen.
(Juusuf `Allii)
Mit diesen Worten wollte er sie dazu bringen, noch
einmal zu kommen. (ibn Kasir)
60. Doch wenn ihr ihn nicht zu mir
bringt, dann bekommt ihr keinen Vorrat mehr von mir,219
noch werdet ihr bei mit vorgelassen.“
219. Vergleiche Genesis 42:15. Wenn ihr ihn nicht
mitbringt, muss ich daraus schließen, dass ihr gar keinen solchen Bruder habt
und nur eine Getreideration mehr an euch bringen wollt. (Darjabadi)
61. Da sagten sie: „Wir werden
versuchen,220 seinen Vater221
dafür zu gewinnen, und wir werden es ganz gewiss tun.“222
220. Sie wussten sehr wohl, dass ihr Vater
ihnen - insbesondere nach Jusuufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Weggang -
den kleinen Bruder vorenthielt, was sie ihm auch klar zu machen versuchten.
Obwohl es ein schwieriges Unterfangen war, versprachen sie, ihre größten
Überredungskünste anzuwenden, um ihn doch zuzubringen.
Der Ausdruck „nurawid“ - sich äußerste Mühe geben -
zeigt, dass sie wissen, dass es nicht einfach sein wird, ihren Bruder
mitzubringen. (Qutb)
221. In Wirklichkeit liebten sie Benjamin
wahrscheinlich ebenso wenig wie Jusuuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Aber
sobald diese Getreideration verbraucht war, würden sie eine neue kaufen müssen,
und da mussten sie dem ägyptischen Minister diesen Gefallen schon tun. Beachte,
dass sie Jusuuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nicht „unseren Vater“
nennen, sondern „seinen Vater“ - so wenig liebten sie ihren alten Vater, den
sie Jusuuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und Benjamin zuordneten. Jetzt
wird Jusuuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ihre Pflichten lehren. (Juusuf
`Allii)
Wir werden seinen Vater schon auf irgendeine Weise
veranlassen, ihn mitkommen zu lassen. (Darjabadi)
222. Wir werden sicher tun, was wir versprochen
haben. (Darjabadi)
62. Und er sagte zu seinen Sklaven:223
Steckt ihre Tauschware224 in ihre Satteltaschen zurück, damit sie es
(erst) bemerken, wenn sie zu ihrer Familie heimgekehrt sind, auf dass sie
zurückkommen mögen.“225
223. Heimlich, als die Brüder nicht dabei
waren. (Darjabadi)
224. „Bida“a“: Kapital, mit dem Geschäfte
gemacht werden; Geld, das zum Einkauf benutzt wird. Hier können wir vielleicht
auch annehmen, dass sie Waren gegen Getreide eintauschten. Vergleiche auch
Surach 12:19. (Juusuf `Allii)
Vergleiche Genesis 42:25. (Darjabadi)
225. Es
würden drei Gründe genannte, warum Jusuuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm,
ihre Ware heimlich wieder einstecken ließ. Einmal fürchtete Jusuuf, Allahs
Segen und Frieden auf ihm, sie hätten sonst nichts, womit sie das nächste Mal
einen Handelstausch vornehmen könnten. Der zweite Grund, der dafür genannt
wurde, ist, dass Jusuuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, es unverzeihlich
fand, von seinem Vater und Brüdern einen Preis für das Essen, das er ihnen gab,
zu verlangen. Der dritte Grund wäre dies: Er wusste, dass sie auf jeden Fall
zurückkommen mussten aus Furcht vor Schwierigkeiten, wenn sie ihre Ware wieder
fänden. (ibn Kasir)
So dass sie es feststellen, sobald sie nach Hause
kommen, und dann ganz sicher zurückkommen. (Asad)
Für Jusuufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Plan
war es äußerst wichtig, dass sie wiederkamen. Und wenn sie überhaupt
wiederkamen, dann konnten sie nicht ohne Benjamin kommen, nach dem, was er
ihnen gesagt hatte. Als zusätzliches Lockmittel gibt er ihnen den Kaufpreis für
ihr Getreide zurück, dass sie es erst bei ihrer Heimkehr feststellen können.
(Juusuf `Allii)
63. Und als sie zu ihrem Vater
zurückkehrten,226 sprachen sie: „O unser
Vater! Uns wird ein (weiteres) Maß (Getreide) verweigert, darum schicke
unseren Bruder mit uns, damit wir volles Maß erhalten. Wir wollen auch gewiss
auf ihn achtgeben!“227
226. Vergleiche Genesis 42:32-34. (Darjabadi)
227. Bei ihrer Rückkehr berichteten sie
zweifellos dem Vater alles, was unterwegs geschehen war. Es war jedoch nicht
einfach, ihn zu bitten, dass er das nächstesmal Benjamin mitreisen ließ, denn
Jaquub, Allahs Segen und Frieden auf ihm, traute ihnen nicht und hatte nach
Jusuufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Verschwinden auch gar keinen Grund
dazu. Deswegen versuchen sie hier darzustellen, wie dringend notwendig die
ganze Sache ist. (Juusuf `Allii)
Dieses Versprechen, gut auf ihn aufzupassen, rief
zweifellos in Jaquub, Allahs Segen und Frieden auf ihm, verborgene Erinnerungen
wach. Denn genau dasselbe hatten sie versprochen, als sie Juusuf, Allahs Segen
und Frieden auf ihm, mitnehmen wollten (vergleiche oben Aja 12). Deswegen
spricht er seinen Kummer aus, den dieses Versprechen in ihm geweckt hat. (Qutb)
Vergleiche Genesis: 43:4-9. (Darjabadi)
64. Er sprach: „Soll ich ihn euch
anvertrauen, damit mir dasselbe geschieht228 wie damals, als ich
euch seinen Bruder an vertraute? Doch Allah ist der beste Hüter und Er ist der
Barmherzigste aller Barmherzigen.“230
228. Wörtlich: „nicht anders als“. (Asad)
229. Euren Versprechungen und Versicherungen
schenke ich wenig Vertrauen. (Darjabadi)
230. Ich verstehe Jaquubs, Allahs Segen und
Frieden auf ihm, Antwort als klare Ablehnung, Benjamin mitreisen zu lassen. Das
wäre nämlich sonst wie damals, als er Jusuuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm,
mit ihnen ziehen ließ und er verloren ging. Und sie sprechen davon, auf ihn
Acht zu geben? Der einzige Schutz, dem, war Allahs Schutz. Er erweist Seine
Barmherzigkeit jung und alt. Gibt es bei Menschen solche Barmherzigkeit?
(Juusuf `Allii)
Spart euch eure Versprechungen und euren Schutz.
Wenn ich von irgend jemandem Schutz für meinen Sohn
und Barmherzigkeit erbitte, so erbitte ich dies allein von Allah. (Qutb)
65. Und als sie ihr Gepäck öffneten, fanden sich, dass ihre Ware zurückgegeben worden war. Da
sprachen sie: „O unser Vater! Was können wir uns mehr wünschen?231 Diese unsere Ware ist uns zurückgegeben
worden. So könnten wir also für unsere Familie Vorräte besorgen und unseren
Bruder beschützen und eine weitere Kamellast erhalten.232 Dies ist
eine leicht erhältliche Zuteilung.“233
231. Die zehn Brüder betrachteten die Antwort
des Vaters nicht als endgültig. Sie öffneten ihre Satteltaschen und entdeckten,
dass ihnen der Kaufpreis für ihre Vorräte zurückgegeben worden war. Sie hatten
das Getreide kostenlos erhalten. Was konnten sie mehr wünschen? Jusuuf, Allahs
Segen und Frieden auf ihm, fing an, seine Wirkung zu zeigen. Wenn sie nur
zurückkehrten, dann würde dieser freundliche Minister ihnen noch mehr Getreide
verkaufen, wenn sie ihm nur den Gefallen täten, ihren jüngsten Bruder
mitzubringen. Und so erklärten sie ihrem alten Vater noch einmal die ganze
Situation. (Juusuf `Allii)
Vergleiche Genesis 42:35. (Darjabadi)
232. Zusätzlich zu dem, was wir letztes mal mitgebracht haben. (Darjabadi)
Anscheinend hatte Juusuf, Allahs Segen und Frieden
auf ihm, ausländischen Käufern eine Kamelladung Getreide pro Person zugeteilt. (Asad)
233. Dies kann zweierlei bedeuten, vielleicht
auch beides gleichzeitig:
1. Was wir diesmal mitgebracht haben, ist nichts
verglichen mit dem, was wir bekommen können, wenn wir dem ägyptischen Minister
seinen Gefallen tun.
2. Es scheint das es in Ägypten
riesige Vorräte gibt. Was bedeutet dem Minister schon eine Kamelladung mehr
oder weniger? (Juusuf `Allii)
Das Getreide, das wir diesmal mitgebracht haben,
wird nicht lange reichen. (Darjabadi)
Sie trieben ihren Vater mehr und mehr in die Enge,
indem sie ihm die lebenswichtigen Interessen ihrer Familie vor Augen hielten.
(Qutb)
66. Er sprach: „Niemals werde ich ihn
mit euch schicken, ehe ihr mir nicht bei Allah schwört, dass ihr ihn ganz
gewiss zu mir zurückbringen werdet, es sei denn ihr würdet selbst überwältigt.“234
Und als sie geschworen hatten, sagte er: „Allah ist Zeuge dessen, was wir gesagt
haben!“231
234. Durch irgendwelche höhere Gewalt.
(Darjabadi)
Der Ausdruck „Juhata“ bedeute wörtlich: umzingelt,
umringt. (Anm. d. Übers.)
Der Ausdruck „Juhata“ ist ein indirekter Ausdruck
für eine ausweglose Situation. (Qutb)
Der Hinweis auf die Bedürfnisse der Familie in
dieser Notzeit veranlasst den Vater schließlich nachzugeben. Aber er lässt die
Brüder ein feierliches Versprechen ablegen, dass sie ihm Benjamin wohlbehalten
zurückbringen, es sei denn, sie würden selbst mit Gewalt daran gehindert.
(Juusuf `Allii)
235. Dies ist mehr als eine Schwurformel. Allah
wird als Zeuge angerufen, Der bei der Vereinbarung anwesend ist, und beide
Parteien stellen Ihm ihre Sache anheim, dass sie mit Seiner Hilfe in Erfüllung
gehe. (Juusuf `Allii)
67. Und er sprach: „O meine Söhne!236 Tretet nicht gemeinsam durch ein einziges
Tor ein,237 sondern tretet durch verschiedene Tore ein.231
Demnach kann ich von euch Allahs Ratschluss nicht abwenden. Denn die
Entscheidung liegt allein bei Allah.239 Auf Ihn vertraue ich, und in
Ihn sollen alle Vertrauenden ihr Vertrauen setzen.“
236. Nach diesem Übereinkommen gibt Jaquub,
Allahs Segen und Frieden auf ihm, seinen Söhnen Anweisungen, die ihm angebracht
erschienen, für die bevorstehende Reise, bei der der jüngste Bruder sie
begleiten soll. (Qutb)
237. Die Kommentatoren erwähnen einen
orientalischen oder jüdischen Brauch, nach dem Mitglieder einer großen Familie
aus Furcht vor dem „Bösen Blick“ niemals gemeinsam in der Öffentlichkeit
auftraten. Aber abgesehen von Osten oder Westen, Brauchtum oder Aberglauben, es
wäre unangebracht für eine große Familie von zehn oder elf Personen, sich
geschlossen in der Fremde zu bewegen. In diesem besonderen Fall gab es jedoch
noch einen vernünftigeren Grund – Jaquub, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war
schließlich, wie aus dem nächsten Aja hervorgeht, ein
erfahrener Mann. Würden elf Fremde, alle gleich in eine fremde Tracht
gekleidet, die sich in einer fremden Sprache unterhielten und gerade in
unsicheren Zeiten mit einer Absicht kamen, für die sie keinen Nachweis
erbringen konnten, nicht unnötigen Verdacht erregen, wenn sie gemeinsam
auftragen? Würden sie dann nicht für Spione gehalten werden, oder für Männer
mit kriminellen Absichten? Aja 73 unten bezieht sich auf einen solchen
Verdacht. Wenn sie einzeln die Hauptstadt betraten, würden sie weniger Aufsehen
erregen. fordert sie auf, alle menschenmöglichen Vorsichtsmaßnahmen zu treffen.
Als Mu“min warnt er sie jedoch auch, dass alle menschlichen Vorsichtsmaßnahmen
nichts nützen, wenn sie gegen Allahs Willen und Gesetzmäßigkeit gerichtet sind.
Dies müssen sie vor allem begreifen und sich entsprechend verhalten, und sie
sollen mehr auf Allah vertrauen als auf menschliche Verhaltensweisen,
Institutionen oder Vorsichtsmaßnahmen, wie gut und vernünftig diese auch sein
mögen. (Juusuf `Allii)
238. Um im Ausland kein Aufsehen zu erregen und
dadurch Intrigen zum Opfer zu fallen. (Asad)
Jaquubs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, große
Sorge um die Reise der Brüder war darauf zurückzuführen, dass sein jüngster
Sohn Benjamin sie begleiten sollte. Er machte sich Sorgen um dessen Sicherheit,
denn mit Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hatte er bereits eine
traurige Erfahrung machen müssen. Während er völlig auf Allah vertraute und
geduldig Seinem Willen zustimmte, gab er hier als ein Mensch seinen Söhnen
Ratschläge, Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen. Da die Israeliten an der Ostgrenze
Ägyptens in unabhängigen Sippen lebten,
wurden sie wie alle Nomaden und Grenzgänger mit Misstrauen betrachtet. Deswegen
fürchtete, würden gleich verdächtig
werden, wenn sie als geschlossene Gruppe in die Hauptstadt einzogen, besonders
in dieser Notzeit. Vielleicht würden sie für eine Räuberbande gehalten und
entsprechend behandelt. Deswegen gab er ihnen nicht nur gute Ratschläge,
sondern machte ihnen auch das Zugeständnis, dass er es ihnen nicht zur Last
legen würde, wenn sie gewaltsam an der Erfüllung ihres Versprechens gehindert
würden. (Maududi)
239. Er meint hier Allahs mächtigen Ratschluss,
dem trotz aller menschlichen Vorsorge und Vorsicht niemand entgehen kann.
(Qutb)
68. Und so zogen sie ein, wie es ihnen
ihr Vater geboten hatte.240 Doch hätte dies Allahs Ratschluss nicht
von ihnen abwenden können,241 Außer dass es ein Herzenswunsch
Jaquubs war, der so erfüllt wurde.242 Denn er besaß Wissen, doch die
meisten Menschen wissen es nicht.243
240. Nämlich durch verschiedene Tore.
(Al-Dschalalain)
241. Wie aus dem folgenden hervorgeht, sollten
sie und ihr Vater noch traurige Erfahrungen machen müssen, bevor ihre
Geschichte zu einem glücklichen Ende kam. (Asad)
Vergleiche auch den letzten
Aja. Obwohl sie die Anweisungen ihres Vaters genau einhielten waren ihre Herzen
noch nicht rein, und wie die Geschichte zeigt, bekommen sie Schwierigkeiten.
Sie machten Jusuuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Vorwürfe, ohne zu wissen,
dass sie in seiner Gewalt waren. Und Rase Jusuuf, Allahs Segen und Frieden auf
ihm, vergalt es Ihnen auf edle Weise, indem der die Zusammenführung der ganzen
Familie in die Wege leite und die Brüder zu Einsicht und Umkehr brachte. Er war
das Werkzeug zur Erfüllung des Planes Allahs. (Juusuf `Allii)
242. Es ist eine Notwendigkeit einer
prophetischen Persönlichkeit, dass sie alles lehrt, was sie weiß, Würdige und
Unwürdige gleichermaßen. Hier lehrt seine unwürdigen Söhne ebenso wie seine
würdigen, die er liebt. Ihm als Propheten steht es jedoch nicht zu, den Erfolg
zu garantieren. In diesem Fall konnte er seine Söhne nicht davor bewahren, in
Schwierigkeiten zu geraten, obwohl sie genauestens seinen Anweisungen folgten.
Dies gilt auch für einen Propheten, der größer war als Jaquub, Allahs Segen und
Frieden auf ihm, Menschen, die wortwörtlich kleinste Anweisungen von ihm
befolgen und die größeren Prinzipien vernachlässigen, die er gelehrt hat,
schieben ihm die Schuld für ihre Schwierigkeiten zu. Wenn sie der Sache auf den
Grund gehen würden, dann würden sie bald einsehen müssen, dass sie selbst sich
in diese Lage gebracht haben. (Juusuf `Allii)
Indem er seinen Söhnen diesen Rat gab, folgte
Jaquub, Allahs Segen und Frieden auf ihm, lediglich einem menschlichen
Sicherheitsbedürfnis und erwartete nicht, dass äußerliche Vorsichtsmaßnahmen
ihnen wirklich helfen würden, denn wie er selbst sagte, liegt die Entscheidung
bei Allah allein. (Asad)
243. Prophetische Persönlichkeiten sind voller
Wissen - nicht als Menschen, sondern als Wesen, die von Allah gelehrt wurden.
Denn Menschen als solche sind meistens unwissend und begreifen nicht. (Juusuf
`Allii)
Sie begreifen nicht, wie es Jaquub, Allahs Segen
und Frieden auf ihm, gelingt, das Gleichgewicht zwischen Allahvertrauen und den
Sicherheitsmaßnahmen zu halten. Das war nur dadurch möglich, dass Allah ihm
wahres Wissen hat zuteil werden lassen. Deswegen traf er alle Maßnahmen, die
der gesunde Menschenverstand, logisches Nachdenken und die Erfahrung
verlangten. Er ermahnte sie, ihr Verhalten gegenüber Jusuuf, Allahs Segen und
Frieden auf ihm, bezüglich Benjamin zu wiederholen. Er nahm ihr Ehrenwort, dass sie für die Sicherheit ihres Halbbruders Sorge tragen
würden. Er riet ihnen, sich der politischen Situation entsprechend vorsichtig
zu verhalten. Soweit es menschenmöglich war, traf er alle Maßnahmen, um jedes
Risiko zu vermeiden. Andererseits vergaß er nie, dass menschliche
Vorsichtsmaßnahmen nicht die Erfüllung des göttlichen Willens Allahs verhindern
konnten, dass man sich darauf also nicht verlassen sollte, sondern auf Allahs
Gnade. Allah allein gewährt letztendlich Erfolg oder Misserfolg. Dies ist es,
was die meisten Menschen nicht begreifen. Sie verlassen sich entweder völlig
auf ihre eigenen Bemühungen, oder sie „vertrauen auf Allah“, ohne praktische
Schritte zu unternehmen, ihre Probleme zu lösen. (Maududi)
Das Gleichgewicht zwischen vernünftigem Verhalten
und Vertrauen auf Allah kommt auch in folgendem Ausspruch des Propheten
Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zum Ausdruck: „Binde erst dein
Kamel an und vertraue dann auf Allah.“ (Anm. d. Übers.)
Abschnitt 9
69. Und als sie bei Juusuf eintraten,244 nahm er seinen Bruder zu sich.245
Er sprach:246 „Wahrlich, Ich bin dein Bruder. So sei nicht betrübt
wegen dessen, was sie getan haben.“247
244. Die zehn Brüder kamen also mit Benjamin zusammen
in Ägypten an und sprachen bei dem Minister vor. Juusuf, Allahs Segen und
Frieden auf ihm, nahm sie wiederum gastfreundlich auf, um so mehr deswegen,
weil sei seiner Bitte entsprochen und Benjamin mitgebracht hatten. (Juusuf
`Allii)
245. Baidawi schildert uns anschaulich, wie
Benjamin bevorzugt behandelt wurde. Beim Festessen wurden die Brüder jeweils zu
zweit bewirtet, wobei Benjamin übrig blieb und Juusuf, Allahs Segen und Frieden
auf ihm, ihn zu sich selbst an den Tisch setzte. Auch für die Nacht wurden sie
zu zweit einquartiert, und Benjamin, der übrig blieb, übernachtete bei Juusuf,
Allahs Segen und Frieden auf ihm. So bekam dieser die Gelegenheit, mit ihm
allein zu sprechen. Er gab sich ihm zu erkennen, ermahnte ihn jedoch, davon
nichts weiterzusagen und sich durch merkwürdige Ereignisse, die ihnen
widerfahren sollten, nicht verwirren zu lassen. Von Benjamin muss Juusuf,
Allahs Segen und Frieden auf ihm, auch näheres von seiner Familie erfahren
haben. Er wollte sie alle zu sich nach Ägypten holen. So ging er daran, seinen
Plan auszuführen. (Juusuf `Allii)
246. Zu Benjamin unter vier Augen. (Darjabadi)
247. Die Verbform bezeichnet die Handlungen der
Brüder in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Benjamin sollte sich nicht
darum kümmern, was sie in der Vergangenheit Böses getan hatten oder wie sie
sich jetzt und in der Zukunft verhielten. hatte
einen Plan, der Benjamins Stillschweigen unter merkwürdigen Umständen
voraussetzte. (Juusuf `Allii)
Er enthüllt ihm seinen Plan_ ihn bei sich
zurückzubehalten- (Darjabadi)
70. Und als er sie mit ihrem Bedarf
ausgestattet hatte, steckte er248 den Trinkbecher249 in
die Satteltasche seines Bruders.250 Dann rief ein Ausrufer: 251 „O ihr Leute
der Karawane, ihr seid fürwahr Diebe!252
248. Unmittelbar vor ihrer Abreise. (Darjabadi)
249. Der auch als Maß für das Korn benutzt
wurde. (Darjabadi)
Der gewöhnlich aus Gold war. (Qutb)
250. Vergleiche auch Genesis 44:1-2.
(Darjabadi)
Ohne, dass dies jemandem auffiel. (ibn Kasir)
Wahrscheinlich ließ Juusuf, Allahs Segen und
Frieden auf ihm, mit Benjamins Zustimmung den Becher in sein Gepäck stecken,
wie aus dem vorigen Aja geschlossen werden kann.
Offensichtlich wollte er ihn aus der Gewalt seiner grausamen Brüder befreien,
und auch Benjamin zögerte, mit ihnen zusammen die Rückreise antreten zu müssen.
Aber dies konnte nicht offen geschehen, was zu diesem Zeitpunkt noch nicht
ratsam war. Deswegen haben sich wahrscheinlich beide Brüder diesen Plan
ausgedacht, obgleich Benjamin damit vorübergehend in Verlegenheit gebracht
wurde. (Maududi)
251. Vergleich Genesis 44:3-6. (Darjabadi)
Wörtlich: „ein Ausrufer (mu“assin)“, abgeleitet von
der Verbform „assana“ („er kündigte an“ oder „er verkündete öffentlich“) (Asad)
Als sie im Begriff waren, den Ort zu verlassen.
(Al-Dschalalain)
252. Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm,
wollte ihnen einen Streich spielen, mit dem er zwei Zielsetzungen verband:
zunächst sollten sie in Verlegenheit gebracht werden, wenn auch in keiner Weise
so schlimm wie er selbst seinerzeit durch sie. Dann müssten sie sich schämen,
und ihre Schuld käme ihnen zu Bewusstsein. Zweitens würde ihm dies einen Vorwand liefern, Benjamin bei sich zu behalten
und ihren alten Vater nach Ägypten zu bringen. Er ließ einen wertvollen Becher
in Benjamins Satteltasche verstecken. Wenn dieser nach gründlicher Suche
gefunden wurde, würde er den angeblichen Schuldigen in Gewahrsam nehmen und
damit sein Ziel erreichen. (Juusuf `Allii)
Diese Verkündung muss die Brüder Juusuf, Allahs
Segen und Frieden auf ihm, schockiert haben, wo sie doch Nachkommen Jaquubs,
Ishaaqs und Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihnen allen, waren. (Qutb)
In seinem Kommentar zu diesem Aja sagt Rasi: Im
Qur“an ist nirgendwo gesagt, dass sie auf Jusuufs, Allahs Segen und Frieden auf
ihm, Anordnung hin diese Anschuldigung aussprachen, sondern dies taten sie von
sich aus, als der Becher vermisst wurde und sich Juusufs, Allahs Segen und
Frieden auf ihm, Diener erinnerten, dass niemand außer den Brüdern sich in
seiner Nähe aufgehalten hatten, so dass der Verdacht nahe lag, sie hätten ihn
gestohlen. Entsprechend äußern sich auch Tabari und Samachsari in ihrem
Kommentar zu Aja 76 einleuchtende Erklärung widerspricht dem biblischen
Bericht, demzufolge die falsche Anschuldigung mit zu Juusufs, Allahs Segen und
Frieden auf ihm, Plan gehörte (Genesis 44). Wenn wir diese biblische Version
ablehnen, müssen wir logischerweise annehmen, dass Juusuf, Allahs Segen und
Frieden auf ihm, den Becher in das Gepäck seines Bruders stecken ließ, ohne
seine Diener zu informieren, denn er wollte nicht, dass irgend jemand, und am
wenigsten seine Halbbrüder, von seiner besonderen Vorliebe für Benjamin erfuhr.
Dieser Zwischenfall und seine ethische Bedeutung wird
unten in den Fußnoten zu Aja 76 näher erläutert. (Asad)
Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, erlaubte
sich, sie des Diebstahls zu bezichtigen, weil er darin den Vorteil sah, seinen
Bruder zurückzubehalten. (Safwat al Tafsir)
71. Da sagten sie, indem sie sich ihnen
wieder zuwandten:253 „Was ist es, das ihr vermisst?“
253. Wörtlich: „sie sagten, indem sie sich
ihnen zuwandten“. (Asad)
Sie kehren zurück, um dieser Verdächtigung
nachzugehen. (Qutb)
72. Sie sagten:254 „Wir vermissen
den Trinkbecher des Königs. Und der, der ihn wieder bringt, soll eine Kamellast
bekommen, und ich verbürge mich dafür.“255
254. Entweder waren das die Leute, die damit
beschäftigt waren, die Karawanen mit ihrem Bedarf auszurüsten, oder die Wächter,
die den Diebstahl verkündeten. (Qutb)
255. Eine Kamelladung Getreide als Belohnung.
Das „Ich“ kann sich auf Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, beziehen oder
auf den von ihm Beauftragten. (Darjabadi)
73. (Die Brüder) sagten: „Bei Allah!
Ihr wisst doch, dass wir nicht gekommen sind, um Unheil zu stiften im Land, und
dass wir keine Diebe sind.“256
256. Die Brüder waren von ihrer Unschuld
überzeugt, so dass sie bei Allah mit Bestimmtheit schworen, nicht diejenigen zu
sein, die den Diebstahl begangen, indem sie sagten: „Ihr wisst doch von unserem
Verhalten und Auftreten sowie von unserer Herkunft, dass wir keine bösen
Absichten haben.“ (Qutb)
Als Fremde in einem fremden Land war es leicht
möglich, als Spione oder Verbrecher verdächtigt zu werden, oder als Diebe, die
die Notzeit ausnutzten. Die Brüder protestierten gegen einen so absurden
Verdacht, nachdem der Minister sie so fürstlich aufgenommen hatte. (Juusuf
`Allii)
74. (Die Ägypter) sagten: „Und was soll
die Vergeltung für den Betreffenden257 sein, wenn ihr Lügner seid?“258
257. Von dem wir herausfinden, dass er den
Becher gestohlen hat? (Darjabadi)
258. Was soll geschehen, wenn sich
herausstellt, dass ihr tatsächlich die Gastfreundschaft des Ministers
missbraucht habt, um den Becher zu stehlen? (Juusuf `Ali)
Dass ihr gelogen habt, indem ihr eure Schuld
leugnetet. (Darjabadi)
75. Sie sagten: „Die Vergeltung für
den, in dessen Satteltasche er gefunden wird, ist die dafür festgesetzte
Strafe.259 So vergelten wir es denjenigen, die unrecht tun.“260
259. Wörtlich: Sein Entgelt ist. (Anm. d.
Übers.)
Wir müssen versuchen, uns die Mentalität der zehn
Brüder vorzustellen. Sie verstanden einander ausgezeichnet, in bösen Taten wie
auch sonst. Für sie war eine Durchsuchung nicht weiter gefährlich. Sie hatten
ja gar keine Gelegenheit zum Stehlen gehabt. Aber was war mir Benjamin? Sie
waren bereit, alles zu glauben, was gegen ihn vorgebracht wurde, zumal das
Eingenommensein des Ministers für ihn ihre Eifersucht erregt hatte. Es würde
sie nicht weiter verwundern, wenn er ihn gestohlen hätte, wo er doch mit dem
Minister zu Tisch gesessen und bei ihm übernachtet hatte. Sie fühlten sich sehr
selbstgerecht und beschuldigten innerlich den Unschuldigsten. Wenn er wirklich
gestohlen hatte, dann war dies eine günstige Gelegenheit, ihn loszuwerden. Und
wie stand es mit ihrem Schwur dem Vater gegenüber? Aber da gab es ja eine
Ausnahme. Er hatte sich selbst in diese Lage gebracht. Sie hatten alles getan,
was in ihrer Macht stand, um ihm zu beschützen, aber hier waren sie machtlos.
Mochte der Vater selbst kommen und sehen! (Juusuf `Allii)
Nach dem Gesetz Ibrahiims, Allahs Segen und Frieden
auf ihm, wurde der Dieb demjenigen ausgehändigt, der bestohlen worden war. Dies
wusste Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sehr wohl. (ibn Kasir)
Hier wird die Wirkungsweise des Planes sichtbar,
den Allah Juusuf, Allahs Segen und
Frieden auf ihm, eingegeben hatte. Des Diin Jaquubs, Allahs Segen und Frieden
auf ihm, zufolge wurde nämlich der Dieb als Gefangener oder als Pfand zum
Ausgleich für das Diebesgut zurückbehalten. Da sie von ihrer Unschuld überzeugt
waren, erklärten sie sich bereit, das Urteil ihres Gesetzes gegen jeden zu
akzeptieren, der sich als Dieb herausstellen sollte. (Qutb)
Vergleiche Genesis 44:9. (Darjabadi)
260. Dies war lange
vor Entstehung des Gesetzes Musas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nach dem
ein Dieb den Schaden voll ersetzen musste und der Schuldige, wenn er dazu nicht
die Mittel hatte, in die Sklaverei verkauft wurde (vergleiche Exodus 22:3).
Hier war jedoch das Verbrechen mehr als einfacher Diebstahl. Es war Diebstahl
in Verbindung mit Lüge und gröbstem Missbrauch des Vertrauens und der
Gastfreundlichkeit. Während die zehn Brüder innerlich mit ihrer
„Urteilsverkündung“ sehr zufrieden waren, führten sie an aus, ohne es zu wissen. So tragen auch die gemeinsten
Motive oft dazu bei, einen guten Plan zu verwirklichen. (Juusuf `Allii)
Dies ist unser Rechtsbrauch gegenüber Dieben, und
Diebe betrachten wir als Verbrecher! (Qutb)
Rasi legt diesen letzten Satz dem ägyptischen
Ausrufer in den Mund, der bestätigt: „dies tun auch wir Ägypter mit solchen
Verbrechern.“ (Asad)
76. So begann er261 mit
ihrem Gepäck,262 bevor er das Gepäck seines
Bruders(durchsuchte). Alsdann zog er ihn aus dem Gepäck seines Bruders hervor.263
So wandten Wir für Juusuf eine List an.264 Sonst hätte er seinen
Bruder nach dem Gesetz des Königs nicht zurückhalten können, es sei denn Allah
hätte es so gewollt.265 Wir erhöhen um Rangstufen wen Wir wollen.266
Doch über jedem, der Wissen besitzt, gibt es Einen, Der noch Wissender
ist.267
261. Der Pronomen „er“ kann sich nur auf
Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, beziehen. Vielleicht war er dabei,
oder er kam dazu, denn der angebliche Diebstahl des königlichen Bechers war
eine ernste und wichtige Angelegenheit, deren Untersuchung seine persönliche
Aufsicht verlangte. (Juusuf `Allii)
Um sein Wissen zu verbergen und keinen Verdacht
aufkommen zu lassen, durchsuchte Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm,
zuerst das Gepäck seiner älteren Brüder, bevor er daran ging, das seines
Bruders zu durchsuchen. (ibn Kasir)
262. Das arabische Wort bezeichnet hier Säcke,
Taschen, Kästen oder Behälter aller Art, in denen Dinge untergebracht werden
können. Beachte die treffende Ausdrucksweise. Der Becher war in einer
Satteltasche versteckt worden (siehe oben Aja 70). Bei der Durchsuchung musste
natürlich alles Gepäck geprüft werden, wenn es überzeugend und effektiv
aussehen sollte. (Juusuf `Allii)
Vergleiche Genesis 44:11-12. (Darjabadi)
263. Nämlich den Becher. (Juusuf `Ali)
Vergleiche Genesis 44:12. (Darjabadi) Wörtlich: „er
brachte ihn heraus“. (Asad)
264. So legte Allah für Juusuf, Allahs Segen
und Frieden auf ihm, diesen subtilen Plan zurecht. (Qutb)
Diese Art von List ist gut zu vertreten und wird
von Allah erlaubt und gutgeheißen, da sie eine Weisheit und Nutzen für die
Allgemeinheit in sich birgt. (ibn Kasir)
Offensichtlich hatte Juusuf, Allahs Segen und
Frieden auf ihm, sich den Plan ausgedacht, den Becher in Benjamins Gepäck zu
verstecken. Dass die königlichen Wächter das Gepäck untersuchten, gehört zu
ihrer Berufspraxis. Nichts in diesem Abschnitt weist auf übernatürliche Hilfe
Allahs hin, außer dass die Beamten nach der bei ihnen üblichen Strafe für Diebe
fragten und sie antworteten, dass sie als Sklaven festgehalten werden sollten.
Der folgende Satz bestätigt diese Interpretation. (Maududi)
265. Nach dem Gesetz Ägyptens wäre die Strafe
des Diebes gewesen, verprügelt zu werden, oder den doppelten Wert des
Diebesgutes zu zahlen, aber keineswegs, ihn gefangen zu nehmen.
(Al-Dschalalain)
In diesem Fall war es kein böser Streich, wie er
manchmal bei der Polizei bekannt wird, wenn jemand unschuldigen Menschen
Diebesgut unterschiebt, um sie in Schwierigkeiten zu bringen. Es war vielmehr
ein Plan, die Boshaftigkeit von ihrer wahren Seite zu zeigen, den Bösen eine
Gelegenheit zur Einsicht und Umkehr zu geben, Vergebung und Versöhnung
herbeizuführen und den alten Vater zu trösten, der so viel gelitten hatte. Vor
allem aber gehört es zu jedem größeren Plan, die Welt zu lehren, so wie er sich
in der Geschichte der Kinder Israel entfaltet. Juusuf, Allahs Segen und Frieden
auf ihm, war ein Gesandter Allahs, aber er hätte diesen Plan ohne Allahs Willen
und Erlaubnis nicht durchführen, ja nicht einmal den ersten Schritt tun können.
(Juusuf `Allii)
Der Begriff „diin al-malik“ bedeutet hier
„Rechtsordnung und Gesetz des Königs“. Der Begriff Diin Allahs) bedeutet
dementsprechend Allahs Gesetz und Ordnung; diesem allein sind wir zum Gehorsam
verpflichtet. Und wir sind aufgefordert, die Gesetze anderer abzulehnen. (Qutb)
Die Weitgefasste Bedeutung des Wortes „Diin“
widerspricht der Vorstellung derer, die die Botschaft der Propheten auf sakrale
Handlungen beschränken wollen und der Ansicht sind, sie habe nichts mit den
kulturellen, politischen, gesellschaftlichen, rechtlichen und anderen
„weltlichen“ Angelegenheiten des Lebens zu tun, oder meinen, wenn sie sich
überhaupt mit solchen Dingen befasst, dann nur in Form von Empfehlungen. Eine
solche Haltung hat die Muslime lange veranlasst, die Verwirklichung einer
islamischen Lebensweise zu vernachlässigen. (Maududi)
266. Nämlich durch Wissen, wie Wir es Juusuf,
Allahs Segen und Frieden auf ihm, zukommen
ließen. (Al-Dschalalain)
Wenn wir die Angelegenheiten dieser Welt
untersuchen, dann finden wir vielerlei Pläne und viele Abstufungen von Dummheit
und Weisheit. Die Bösen planen, die Dummen planen; es gibt Menschen, die sich
für klug halten und vielleicht für klug gehalten werden, und auch sie haben
ihre Pläne; und unter den Menschen gibt es gute und nützliche Weisheit in
verschiedenem Grade. Aber über allen diesen Plänen steht Allah. Alles Gute in
unserer Weisheit ist nichts als eine Widerspiegelung Seiner Weisheit, die auch
Dummheit und Bosheit zum Guten wenden kann. (Juusuf `Allii)
267. Menschliches Wissen ist nur relativ; bei
Allah allein ist die Vollkommenheit. (Darjabadi)
Die Bedeutung dieser Geschichte wird jetzt
deutlich: sie veranschaulicht das Grundprinzip, dass alle Entscheidung bei
Allah liegt (siehe oben Aja 67). Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm,
hatte Benjamin bei sich behalten wollen, aber nach ägyptischem
Rechtsverständnis hätte er dies nicht ohne die Einwilligung seiner Halbbrüder
tun können, die für ihren Bruder verantwortlich und durch das Versprechen
gegenüber ihrem Vater gebunden waren, der sicher nicht mit dem Zurückbleiben
einverstanden gewesen wäre. Die einzige Alternative wäre es gewesen, sich den
Brüdern zu erkennen zu geben; da er jedoch nicht bereit war, jetzt schon so
weit zu gehen, war er eigentlich gezwungen, Benjamin mit ihnen abreisen zu
lassen. Die Entdeckung des königlichen Trinkbechers änderte alles, denn nun
schien Benjamin sich des Diebstahls schuldig gemacht zu haben, und Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm,
war nach den Gesetzen des Landes berechtigt, ihn als seinen Sklaven
zurückzubehalten. (Asad)
77. Da sagten sie:268
„Sollte er gestohlen haben, so hat ein Bruder von ihm schon früher gestohlen.“269
Juusuf aber bewahrte dies in seinem Herzen und er klärte sie nicht darüber auf.270
Er sagte:271 „Ihr seid nur in einer umso schlimmeren
Lage,272 und Allah weiß, was ihr da
vorgebt.“273
268. Die zehn Brüder. (Darjabadi)
269. Der Hass der zehn Brüder gegenüber Juusuf,
Allahs Segen und Frieden auf ihm, und Benjamin kommt wieder zum Vorschein. Sie
sind nicht nur bereit, Benjamin Böses zuzutrauen, sondern sie denken an Juusuf,
Allahs Segen und Frieden auf ihm, zurück und nennen auch ihn einen Dieb. Sie hatten
Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Unrecht getan und wollten mit diesem
falschen Vorwurf ihr Gewissen beschwichtigen. Dabei hatten sie keine Ahnung,
dass Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, selbst in seiner Verkleidung vor
ihnen stand und ihre Lüge bald ans Tageslicht kommen sollte. (Juusuf Allii)
Sie weisen die
Schande des Diebstahls von sich und werfen sie auf die andere Zweiglinie der
Kinder Jaquubs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nämlich die Linie Juusufs,
Allahs Segen und Frieden auf ihm, und seines Bruders. (Qutb)
Da es keinen Hinweis darauf gibt, dass Juusuf,
Allahs Segen und frieden auf ihm, jemals des Diebstahls beschuldigt werden ist,
ist es nur vernünftig anzunehmen, dass die Brüder ihm schlecht machen wollen,
um sich besser von Benjamin distanzieren zu können, wobei sie nicht ahnen, dass
Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ihnen steht. (Asad)
270. Dort gab es bereits viele Geheimnisse:
1. dass er selbst Juusuf, Allahs Segen und Frieden
auf ihm, war;
2. dass sein Bruder Benjamin ihn kannte;
3. dass Benjamin nicht schuldig war, sondern alles
eine List war, um einen größeren Plan durchführen zu können; und
4. dass sie sich selbst bloßstellten und damit
unabsichtlich den Plan vereinfachten.
(Juusuf `Allii)
271. Zu sich selbst in seinem Inneren.
(Darjabadi)
272. Ihr seid durch diese Verleumdung vor Allah
schlechter gestellt als der, den ihr verleumdet habt. (Qutb)
Nun glaubt ihr, dass ihr Benjamin aus dem Weg
geschafft habt, so wie ihr vor langer Zeit Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf
ihm, losgeworden seid! Was würdet ihr sagen, wenn ihr wüsstet, dass ihr euch
selbst bloßgestellt habt, dass ihr in Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf
ihm, Gewalt seid und er euch veranlasst hat, euch selbst zu verraten und
hoffentlich demnächst auch euer Verhalten zu bereuen? (Juusuf `Allii)
273. Wörtlich: „was ihr zuschreibt“, nämliche
Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Benjamin. Ihr seid nämlich selbst
diejenigen, die Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, seinem Vater gestohlen
haben. (Asad)
78. Sie sagten: „Ehrwürdiger Herr!274 Wahrlich, er hat einen greisen, hochbetagten
Vater.275 Darum nimm einen von uns an seiner Statt.276
Wir sehen doch fürwahr, dass du einer von jenen bist, die Gutes tun.“
274. `Asis habe ich hier mit „Ehrwürdiger“
übersetzt, um Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, der hier angeredet
wird, nicht mit jenem anderen `Asis zu verwechseln, mit dem Sulayha verheiratet
war und der vielleicht längst nicht mehr, lebte. Vergleiche oben Aja 30.
(Juusuf `Allii)
Nun werden sich der schlimmen Lage, in der sie sich
befinden, bewusst, und erinnern sich an
das Versprechen, das sie ihrem Vater gegeben haben. So gehen sie daran, das
Mitleid in Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ihre Lage zu erwecken um
seines alten Vaters willen. (Qutb)
275. Der Benjamin sehr liebt. Vergleiche
Genesis 44:18 und 33-35. (Darjabadi)
276. Als Sklaven, damit Benjamin mit uns
heimkehren kann. (Darjabadi)
79. Er sagte: „Allah bewahre277
(uns davor), dass wir jemanden (fest)nehmen anstelle dessen, bei dem wir unser
Eigentum gefunden haben.271 Sonst würden wir fürwahr
ungerecht handeln.“279
278. Er sagt nicht: „Allah bewahre, dass wir
einen Unschuldigen statt des Diebes festhalten;“ schließlich weiß er, dass sein
Bruder kein Dieb ist, sondern drückte sich so aus, dass er die Beschuldigung
weder bestätigt, noch abstreitet.. (Qutb)
Vergleiche Genesis 44.17. (Darjabadi)
Dieses Vergehen, einen wahren Sachverhalt zu
verbergen, nennt man mit einem Fachausdruck „tawrijach“. Damit darf man jedoch
keine eigennützigen Ziele verfolgen, sondern man kann auf diese Weise Böses
verhüten oder Menschen vor Benachteiligung und Unterdrückung retten, wenn es
keinen anderen Ausweg gibt, denn ein rechtschaffener Mensch würde in solchen
Fällen nicht direkt lügen wollen. (Darjabadi)
279 Hier gibt es Spannungen zwischen den zehn
Brüdern und Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Sie fürchten den Zorn
ihres Vaters und halten sich an das Abkommen, das sie selbst vorgeschlagen
hatten. (Juusuf `Allii).
„Ungerecht wollen wir wirklich nicht sein!“ Damit
schließt Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, diese Diskussion ab. Dadurch
erkennen die Brüder, dass es ausweglos ist, weiterhin Fürbitte einzulegen.
(Qutb)
Abschnitt 10
80. Als sie jegliche Hoffnung
aufgegeben hatten,280 zogen sie sich
zurück, um miteinander zu beraten. Ihr Ältester281 sprach: „Wisst
ihr denn nicht mehr,282 dass euer Vater
euch ein bindendes Versprechen vor Allah abnahm,283 und wie ihr
dieses schon vordem außer acht gelassen habt bei Juusuf. Darum werde ich das
Land solange nicht verlassen,284 bis mein
Vater es mir gestattet,285 oder Allah für mich entscheidet,286
denn Er ist der beste Richter.
280. Das Pronomen bezieht sich auf Juusuf,
Allahs Segen und Frieden auf ihm. Sie hatten die Hoffnung aufgegeben, ihn
umzustimmen. (Darjabadi)
Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Brüder
gaben die Hoffnung auf, ihren jüngsten Bruder frei zu bekommen. (Qutb)
281. „Kabiir“ bedeutet der Älteste. In Surach
20:71 wird es offensichtlich benutzt, um einen „Hauptmann“ oder „Wortführer“ zu
bezeichnen, und das Wort bezieht sich nicht auf das Alter. Deswegen übersetze
ich hier: „ihr Anführer“, derjenige unter den Brüdern, der am aktivsten an
diesen Vorgängen teilnimmt. Sein Name wird im Qur“an nicht erwähnt. Der älteste
Bruder hieß Reuben, aber nach dem biblischen Bericht war Juda der aktivste.
(Juusuf `Allii)
282. Da dieser Ausdruck hier eher eine
Erinnerung bezeichnet als Wissen im engeren Sinne, habe ich übersetzt:
„erinnert ihr euch nicht...?“. (Asad)
283. Siehe oben Aja 66. (Darjabadi)
284. Ich werde Ägypten nicht verlassen.
(Darjabadi)
285. Bis mein Vater mir erlaubt, zu ihm
zurückzukehren. (Darjabadi)
286. Das Versprechen hatte er in Allahs Namen
seinem Vater gegeben. Deswegen war er sowohl seinem Vater als auch Allah
gegenüber verpflichtet. Er musste die Entscheidung seines Vaters abwarten und
hier bleiben, wie er versprochen hatte, solange ihm Allah nicht einen anderen Weg
zeigte. Beispielsweise könnte der ägyptische Minister seine Meinung ändern, so
dass er mit Benjamin zusammen zurückkehren könnte und das Versprechen eingelöst
war. (Juusuf `Allii)
81. Kehrt zu eurem Vater zurück und
sagt: „O unser Vater! Dein Sohn hat wahrlich einen Diebstahl begangen. Und wir
bezeugen nur, was wir wissen,287 und wir
sind für das Verborgene nicht verantwortlich.288
287. Als Augenzeugen. (Darjabadi)
Das der Becher in Benjamins Gepäck gefunden wurde.
(Asad)
288. Er hat heimlich und ohne unser Wissen
gestohlen. Wie konnten wir es unter diesen Umständen verhindern? Dies mochte
eine gute Aussage für die anderen neun Brüder sein, aber Reuben selbst war
durch sein Versprechen gebunden und besonders verpflichtet. (Juusuf `Allii)
Wenn wir gewusst hätten, dass er stiehlt, dann
hätten wir dir nicht versprochen, ihn sicher zurückzubringen. (Darjabadi)
Als wir dir das Versprechen gegeben hatten, konnten
wir dies nicht voraussehen. (Asad)
82. Frage doch nach in der Stadt, in
der wir gewesen sind,289 und bei der
Karawane, mit der wir zurückgekommen sind.290 Wir sagen ganz
gewiss die Wahrheit!“291
289. Lass deine eigenen Vertrauensleute
nachfragen, wenn du uns nicht glaubst. (Darjabadi)
290. Sie werden unsere Aussage bestätigen.
(Darjabadi)
Sie waren nicht allein in dieser Karawane, denn
sehr viele waren mit ihnen nach Ägypten gereist, um in den schwierigen Jahren
Korn zu erhalten. (Qutb)
291. Um den Wahrheitsgehalt ihrer Geschichte zu
bekräftigen, fordert Reuben hier seine Brüder auf, ihren Vater zu bitten,
selbst an ihrem Aufenthaltsort und in der Karawane, mit der sie reisten,
nachfragen zu lassen, so dass er erfahre, dass es sich wirklich so verhielt.
Die neun Brüder kehrten zurück und berichteten so, wie er sie angewiesen hatte.
(Juusuf `Allii)
83. Da sagte (Jaquub):292 „O
nein! Ihr habt euch selbst etwas vorgetäuscht.293 Doch Geduld steht
mir am besten an.294 Es mag sein, dass Allah sie mir allesamt
zurückgeben wird.295 Denn Er, Er ist fürwahr der Allwissende, der
Allweise.“296
292. Nach ihrer Rückkehr, und nachdem sie ihm
die Vorfälle berichtet hatten. (Anm. d. Übers.)
293. Jaquub,
Allahs Segen und Frieden auf ihm, war von dieser Geschichte völlig schockiert.
Er kannte seinen jüngsten Sohn Benjamin zu gut, um zu glauben, er könnte gestohlen
haben. Er weigerte sich, die Geschichte zu glauben, die er für frei erfunden
hielt, wie sie es ja auch war, nur nicht in dem Sinne, wie er es den neun
Brüdern vorwarf. Mit dem Blick des Imans sah er deutlich Benjamins Unschuld,
obwohl er nicht jede Einzelheit von dem erkennen konnte, was wirklich geschehen
war. (Juusuf `Allii)
Er bezichtigte sie der Verschwörung gegen ihn wie
zuvor im Fall seines Sohnes Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm. (Ibn
Kasir)
294. Genau dieselben Worte hatte Jaquub gesprochen,
als die Nachricht von Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden,
erreichte (vergleiche oben Aja 18). Aber diesmal ist eine Hoffnung damit
verbunden, dass Allah ihm sowohl ~ais auch den jüngsten Sohn sowie den Sohn,
der freiwillig zurückgeblieben ist, wiedergibt.
295. Mit dem Blick des Imans sah er sogar noch
eine größere Hoffnung. Vielleicht würden seine drei verlorenen Söhne alle
zurückkehren – Juusuf, Benjamin und Reuben. Sein Iman an Allah war
unerschütterlich, obwohl hier alle Tatsachen dagegen zu stehen schienen.
(Juusuf `Allii)
Jaquub war niemals völlig von Tod Juusufs, Allahs
Segen und Frieden auf ihnen beiden, überzeugt gewesen. Vergleiche oben Aja 17.
(Asad)
296. Er weiß, wo sich meine drei Söhne
aufhalten, und wird sie mir zu gegebener Zeit wiederbringen. (Darjabadi)
Er weiß nicht nur, wie es um Jaquub, Allahs Segen
und Frieden auf ihm, steht, sondern kennt auch die Hintergründe all jener
Ereignisse und Prüfungen. Seine Weisheit im Anordnen von Ursache und Wirkung
wird dann sichtbar, wenn die Zeit dazu gekommen ist. (Qutb)
84. Und er wandte sich von ihnen ab und
sagte:297 O wie bekümmert bin ich über Juusuf!“ Und seine Augen
wurden trüb vor Trauer.291 Doch dann beherrschte er seinen Schmerz.
297. In Trauer und Sorge. (Darjabadi)
85. Da sagten sie: „Bei Allah! Du wirst
nicht aufhören, Juusuf zu beklagen,299 bis
du dich erregst oder gar daran zugrunde gehst!“300
298. Die Trauer des alten Vaters ist unbeschreiblich.
Die eine Trauer erweckt die Erinnerung an eine andere und größere. Seine Trauer
war zu groß für Tränen. Seine Augen verloren ihre Farbe, das Licht wurde zu
einem trüben Schimmer. Alles schien in Dunkelheit gehüllt, sowohl in der
Außenwelt als auch in seinem Gemüt. Niemand teilte seine Trauer, niemandem
konnte er sie mitteilen. Dennoch war sein Iman unerschütterlich, und er übte
sich in Geduld, jener hohen Tugend der Mu“mins. (Juusuf `Allii)
Trübe von Tränen. Obwohl Jaquub, Allahs Segen und Frieden
auf ihm, alle drei Söhne vermisste, war die Trauer um Juusuf, Allahs Segen und
Frieden auf ihm, doch die größte, denn von ihm wusste eicht, ob er lebte oder
tot war. (Asad)
Jaquub, Allahs Segen und Frieden auf ihm, fühlte
sich in seiner Trauer allein gelassen. So zog er sich zurück, um sein Unglück
zu beklagen. Da er aber seine Trauer in sich hineinfraß und sich in Geduld
fasste, wirkte es so auf seine Nerven, dass seine Augen vor Schmerz und Trauer
weiß wurden. (Qutb)
299. Sie nehmen ihm seine überschwängliche
Liebe zu Jusuuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, übel. (Darjabadi)
300. Was sie sagen ist voller Eifersucht,
Bosheit und Verständnislosigkeit. Es zeigt, dass Jaquubs, Allahs Segen und
Frieden auf ihm, Söhne immer noch unreif waren, wenn der Zeitpunkt ihrer Reue
und Umkehr sich auch näherte. Die Herzlosigkeit ihrer Worte war fehl am Platz,
denn seine Trauer in Stille und klagte nicht bei Sterblichen, sondern allein
bei Allah, wie im nächsten Aja deutlich wird. (Juusuf `Allii)
Diese zornigen, ablehnenden Worte sollen“ verstehen
geben, dass endgültig fort ist und nicht
wiederkommt. (Qutb)
86. Er sagte: „Ich klage meinen Gram
und meine Trauer nur Allah,301 und ich weiß
von Allah, was ihr nicht wisst.
301. Und ich klage nicht bei Sterblichen.
(Darjabadi)
…bei niemand anderem als Allah. Denn nur bei Ihm
hilft das Klagen. (Al-Dschalalain)
Jaquub, Allahs Segen und Frieden auf ihm, klagt bei
Allah über sich selbst, nicht über Allahs Wirken. Er betrauert seine
Geistesabwesenheit und den gelegentlichen Ausbruch aus den Schranken der
Geduld, die er sich selbst auferlegt hat. (Juusuf `Allii)
87. O meine Söhne, zieht aus und
erkundigt euch nach Juusuf, und seinem Bruder.303 Und verzweifelt
nicht an Allahs Erbarmen.304 Wahrlich, an Allahs Er barmen zweifeln
nur die kafir Menschen.“305
302. Er kannte Allahs barmherziges und
großmütiges Handeln mit den Menschen auf eine Weise, wie es seinen
oberflächlichen Söhnen nicht möglich war. Sein Iman an Allah sagte ihm auch,
dass alles gut ausgehen würde. Wie aus seinen Anweisungen im
nächsten Aja hervorgeht, hatte er niemals die Hoffnung auf ein
Wiedersehen mit Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, aufgegeben. (Juusuf
`Allii)
Nämlich dass alle Entscheidungen bei Allah liegen,
und dass alle, die an Ihn den Iman verinnerlichen, auf
Ihn vertrauen sollen (siehe Aja 67). Diese beiden Gedanken liegen der ganzen
Surach zugrunde, und hier versucht Jaquub, Allahs Segen und Frieden auf ihm,
sie seinen Söhnen einzuprägen. Seine Erinnerung an Juusufs, Allahs Segen und
Frieden auf ihm, prophetischen Traum (siehe oben Aja 4) und seine Überzeugung,
dass Allah ihm für Seine besondere Gnade auserwählt hatte (Aja 6), erfüllt ihn
mit neuer Hoffnung. (Asad)
Die Worte dieses gütigen Mannes vermitteln seinen unerschütterlichen Iman an seinen Herrn. (Qutb)
Er war die ganze Zeit davon überzeugt, dass er
Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wahrhaftig lebend wieder sehen wird.
(Al-Dschalalain)
303. Versucht mit allen Mitteln, etwas über sie
in Erfahrung zu bringen! (Qutb)
304. Das hier benutzte Wort ist „rauch“, nicht
„ruch“, wie es einige Kommentatoren irrtümlich verstehen. Der Begriff „rauch“
schließt den Bedanken einer Barmherzigkeit Allahs ein,
die uns selbst bei größter Verwirrung innere Ruhe gibt. (Juusuf `Allii)
Nach Ansicht der meisten Kommentatoren ist das Wort
„rauch“ hier gleichbedeutend mit „rachma“ („Gnade“ oder „Barmherzigkeit“). Da
es etymologisch mit dem Wort „ruch“ („Lebensatem“ oder „Geist,“)
verwandt ist und gleichzeitig die Bedeutung „Ruhe von Trauer und Sorge (racha)
beinhaltet, übersetze ich: „Lebensspendende Barmherzigkeit“: (Asad)
305. Jaquub, Allahs Segen und Frieden auf ihm,
ignoriert und vergibt die Stichelei und Bosheit in der Rede seiner Söhne. Als
ein wahrer Mann Allahs wünscht er ihnen Gutes, gibt ihnen Ratschläge und
schickt sie mit einer Aufgabe aus, die ihnen die Augen für die wunderbare Fürsorge Allahs öffnen und ihm selbst
Trost bringen soll. Er beauftragt sie, erneut nach Benjamin zu suchen. Vielleicht ahnt er inzwischen, dass sie
zusammen in Ägypten sind. Ohnehin sind ihre Vorräte geringer geworden, so dass
sie in Ägypten neues Getreide kaufen müssen. (Juusuf „Allii)
Seid beharrlich in eurer Suche und gebt die Hoffnung
auf Allahs Barmherzigkeit, Seinen Trost und Seine Hilfe nicht auf. Das Wort
„rauch“ enthält einen feinen Hinweis auf die Zufriedenheit nach aller Trauer
und Angst, die durch Allahs belebenden Geist über die
Seelen der Menschen weht. mu“min Menschen, deren Herzen immer mit Allah
verbunden sind, und deren Seelen mit Seinem Geist erfüllt sind, können niemals
verzweifeln, auch nicht, wenn sie von Kummer und Drangsal heftig bedrängt sind.
Sie haben stets Vertrauen in ihren Herrn. (Qutb)
88. Und als sie bei ihm306
vorstellig wurden, sagten sie: „O du Ehrwürdiger!307
Leid hat uns und unsere Familie er faßt,308 und wir konnten nur Ware
von geringerem Wert309 mitbringen. Doch gib uns dafür doch volles
Maß,310 und zeig dich mildtätig gegen uns.311
Wahrlich, Allah belohnt die Mildtätigen.“312
306. Wie ihr Vater ihnen
aufgetragen hat, kehren die neun Brüder nach Ägypten zurück. Ihr erster Weg
führt sie zu jenem Minister. Sie müssen ihm vom Leid ihres Vaters berichten und
an sein Mitleid appellieren, so dass er Benjamin vielleicht freilässt. Sie
würden sowohl von der besonderen Trauer ihres Vaters erzählen als auch von der
allgemeinen Sorge, die während der Hungersnot alle teilten. Den größten Teil
ihres Kapitals hatten sie aufgebraucht. Das würde einem so großen Mann
vielleicht gefallen, der ein so reiches Land beherrschte. Und so handelten sie
auch. Vielleicht erwähnten sie auch den unerschütterlichen
Iman ihres Vaters. (Juusuf `Allii)
307. Um Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf
ihm, zum Mitleid zu veranlassen. (Darjabadi)
308. Hunger und äußerste Not. (Darjabadi)
309. Waren, die sie gegen Getreide eintauschen
konnten. (Asad)
Diese Ware war von solch einem geringen Wert, dass
jeder, der sie erblickte, sie zurückweisen musste.
(Al-Dschalalain)
310. Aus Mitleid, ohne Rücksicht auf den
geringen Wert der Tauschwaren. (Darjabadi)
311. Ober „gib uns Almosen“. (Darjabadi)
312. So kehrten sie zum dritten Mal nach
Ägypten zurück. Diesmal waren sie sehr von der Hungersnot gekennzeichnet. Geld
hatten sie keines mehr und die Ware, die ihnen übrig geblieben war und gegen
die sie Korn tauschen wollten, war von schlechter Qualität. In ihrem
Vorstellungsgespräch war eine nie vorher festzustellende Niedergeschlagenheit.
(Qutb)
Die Wirkung einer so demütigen Bitte, die von so
hochmütigen Brüdern ausgesprochen wird, kann man sich leicht vorstellen.
(Darjabadi)
89. Da sprach er:313 „wisst
ihr, nicht mehr,314 was ihr damals Juusuf
und seinem Bruder angetan habt,311 als ihr in Unwissenheit befangen
wart?“316
313. Durch ihre Erzählung kann sich Juusuf,
Allahs Segen und Frieden auf ihm, vor Mitleid nicht mehr länger zurückhalten.
(Darjabadi)
Als sie einen solchen Grad von Demut, Bedrängnis
und Niedergeschlagenheit an den Tag legten, war Juusuf, Allahs Segen und
Frieden auf ihm, innerlich so gerührt, dass er nicht mehr die Rolle des
mächtigen Herrn spielen und ihnen seine wahre Identität weiter verheimlichen
konnte. Die Zeit der größten Überraschung war nun gekommen. Doch er teilt sie
ihnen in einer sanften Art mit. (Qutb)
314. Wörtlich: „wisst ihr...?“ Ich übersetze
hier mit: „erinnert ihr euch...?“ Vergleiche auch oben Aja 80. (Asad)
315. Er wendet sich mit ihnen der weit
zurückliegenden Vergangenheit zu, die sie allein kennen und von der sonst
keiner Kenntnis haben konnte außer Allah. (Qutb)
Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, will sich
jetzt zu erkennen geben und spricht ihr Gewissen an. Er brauchte sie nur an ihr
wirkliches Verhalten gegenüber ihm zu erinnern, den sie angeblich verloren
hatten. Inzwischen hatte er wohl auch von Benjamin erfahren, welche
Ungerechtigkeiten er hatte erleben müssen, nachdem Juusuf, Allahs Segen und
Frieden auf ihm, ihn zu Hause nicht mehr hatte schützen können. Hatte nicht
auch Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, selbst ihre Bereitschaft
gesehen, Benjamin das Schlimmste zuzutrauen und Juusuf, Allahs Segen und
Frieden auf ihm, auf schlimme Weise zu verleumden? Aber er wollte großzügig
sein - nicht nur in dem Sinne, wie sie es meinten, als sie ihn um eine
großzügige Getreidezuteilung baten, sondern in einem viel höheren Sinne. Er
wollte ihnen vergeben und ihr Verhalten damit entschuldigen, dass sie nicht
wussten, was sie taten. (Juusuf `Allii)
90. Sie sprachen: „Bist du etwa
Juusuf?“ Und er sagte: „Ich bin Juusuf, und das ist mein Bruder.311
Allah ist uns fürwahr gnädig gewesen.311 Wahrlich, wer319
mutaqi320 (und standhaft) und geduldig ist,321
- ganz gewiss wird Allah den Lohn derer, die Gutes tun, nicht verloren gehen
lassen.“
316. Unwissend bezüglich der Folgen eurer
Handlung. (Darjabadi)
Unwissend bezüglich Gut und Böse. Indem er seinen
eigenen Namen mit dem Benjamins in Verbindung bringt, will er wahrscheinlich
auf den Neid der Brüder gegen die beiden Söhne Rachels (vergleiche oben Aja 8)
hinweisen. Vielleicht erwähnt er ihn auch wegen ihrer Bereitschaft, die
„Beweise“ seiner Schuld zu akzeptieren (vergleiche Aja 77). (Asad)
Es war nichts als Unwissenheit über das Ausmaß
eurer Untat, die euch dazu getrieben hat. (ibn Kasir)
317. Juusufs,
Allahs Segen und Frieden auf ihm, Fragen, vielleicht Benjamins Auftreten -
nicht als Sklave, sondern in liebevollem Einverständnis mit diesem großen
Minister - vielleicht sogar die Erinnerung an Juusufs, Allahs Segen und Frieden
auf ihm, Kindheitstraum - all dies hat sie innerlich vorbereitet, jetzt direkt
fragen zu können: „Bist du etwa Juusuf.“ Sie bekommen die direkte Antwort
darauf: „Ja, ich bin Juusuf. Und wenn ihr noch irgendwelche Zweifel habt, dann
fragt Benjamin. Wir haben vieles erlitten, aber Geduld und rechtes Verhalten
werden letztendlich von Allah belohnt.“ (Juusuf `Allii)
Erst in diesem Moment klingt ein Ton in der Stimme,
die sie von früher kannten, in ihren Ohren. Auch einige Wesenszüge, auf die sie
zuvor nicht achteten, kommen ihnen auf einmal bekannt vor. So ahnen sie die Wahrheit,
die jetzt herauskommen wird. (Qutb)
Die Frage hier verdeutlicht die Ungeheuerlichkeit
der Überraschung. Sie wunderten sich darüber, dass sie zwei Jahre oder mehr bei
ihm aus und eingegangen waren, ohne ihn erkannt zu haben. Er seinerseits hatte
sie erkannt, aber sein Wissen ihnen gegenüber verborgen. (ibn Kasir)
318. Indem Er uns geschützt und wieder
zusammengebracht hat. (Darjabadi)
319. Wörtlich: „wer auch immer“. (Asad)
320. Wer Allah fürchtet und das Böse meidet.
(Darjabadi)
321. Wer standhaft im
Diin Allahs ist. (Darjabadi)
91. Sie sagten:322 „Bei
Allah! Wahrlich, Allah hat dich uns vorgezogen, und wir sind ganz gewiss Sünder
gewesen!“323
322. Von Reue erfasst. (Darjabadi)
323. Wie Schuppen fällt es von den Augen der Brüder.
Wir können annehmen, dass Reuben bei dieser Unterredung anwesend war. Was er
gesehen hatte, als er alleine war, trug vielleicht zu ihrem Erkenntnisprozess
bei. Sie klagen sich selbst an, und jetzt ist kein Platz mehr für
Hintergedanken. Sie gestehen ihr Unrecht und die Berechtigung von Juusufs,
Allahs Segen und Frieden auf ihm, Vorgehen ein. (Juusuf `Allii)
Sie gestehen nicht nur ihre Schuld, sondern geben
auch zu, dass Allah ihn mit einer besseren körperlichen Konstitution, besserem
Charakter, mehr Wohlstand und Macht, besserem Gebaren und schließlich mit dem
Prophetentum ihnen gegenüber den Vorzug ab. (ibn Kasir)
92. Da sagte er: „Heute soll euch kein
Vorwurf gemacht werden.324 Möge Allah euch verzeihen,325
denn Er ist ja der Barmherzigste der Barmherzigen
324. Wie es eines gütigen, edlen Mannes
gebührt, begegnet er ihrem Schuldgeständnis mit Vergeben und Verzeihen. Ja, er
selbst bittet sogar persönlich Allah, ihnen zu verzeihen. (Qutb)
Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ist sehr
großzügig. Er freut sich, dass schließlich alle die Bedeutung der Ereignisse
eingesehen haben. In diesem großen Augenblick der Versöhnung will er jedoch
nicht, dass sie sich lange mit Selbstvorwürfen herumplagen
müssen.
Es gibt wichtigeres zu tun. Ein lieber alter Vater
verzehrt sich selbst in Kanaan vor Sehnsucht nach Juusuf, Allahs Segen und
Frieden auf ihm. Er muss sofort benachrichtigt und getröstet werden. Deswegen
fordert Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, seine Brüder auf, so schnell
wie möglich nach Hause zu reisen und als Erkennungszeichen sein Hemd
mitzunehmen, als Beweismittel für alle die wunderbaren Ereignisse. (Juusuf
`Allii)
Auf ähnliche Weise vergab auch der Prophet
Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, seinen Feinden, als er siegreich wieder
in Makkach einzog. (Darjabadi)
325. Möge Allah bedenken, was ihr getan habt.
(ibn Kasir)
Auch er wird euch sicherlich vergeben. (Darjabadi)
93. Geht mit diesem meinem Hemd326
und legt es auf das Gesicht meines Vaters.327 Er wird wieder sehen
können. Dann kommt mit eurer gesamten Familie zu mir.“
326. Wie wir uns erinnern, hatten sie damals
ihr Verbrechen vertuschen wollen, indem sie Juusufs, Allahs Segen und Frieden
auf ihm, Hemd nahmen, es mit Blut befleckten und vorgaben, er sei von Wolf
getötet worden (vergleiche oben Aja 17-18). Nachdem sie nun ihr Verbrechen
gestanden haben und Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ihnen vergeben
hat, sollen sie Jaquub, Allahs Segen und Frieden auf ihm, die Freudenbotschaft
überbringen. Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gibt ihnen ein anderes
Hemd von sich, so dass sie den Erweis für ihre Geschichte bringen können. Das
erste Hemd veranlasste Jaquub, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zur Trauer.
Dieses soll ihm Freude bringen. (Juusuf `Allii)
327. Wie konnte wissen, dass der Geruch seines
Hemdes die schwach gewordene Sehfähigkeit seines Vaters wieder herstellen
würde? Dies war eines der Dinge, die Allah ihn lehrte. Überraschungen können in vielen Situationen Wunder
bewirken. In diesem Fall ist es nicht weiter verwunderlich, da Juusuf ebenso
wie Jaquub, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, ein Prophet ist. (Qutb)
Der Satz: „legt es auf das Gesicht meines Vaters“
kann auch bedeuten: „legt es meinem Vater vor“, denn der Begriff „Gesicht“ wird
im klassischen Arabisch oft gebraucht, um die Persönlichkeit oder das Wesen
einer Person zu bezeichnen. (Asad)
Al Tabari berechtet: „Man sagt, das Juusuf, Allahs
Segen und Frieden auf ihm, nachdem er seine wahre Identität seinen Brüdern
preisgegeben hatte, sich nach dem Ergeben seines Vaters erkundigte und sie ihm
antworteten, dass er sein Augenlicht aus Trauer verloren habe. So gab er ihnen
sein Hemd auf den Weg mit. Auf diese Weise wollte er seinem Vater die frohe
Botschaft übermitteln, dass er am Leben sei, was ihn mit Freude erfüllen würde.
(Safwat Al-Tafsir)
Abschnitt 11
94. Und als die Karawane aufgebrochen
war,328 sagte ihr Vater:329
„Wahrlich, ich kann den Geruch von Juusuf wahrnehmen,330 auch wenn
ihr mich des Irrtums bezichtigt.
328. Wörtlich: „als sie abgereist war“, nämlich
von Ägypten. (Asad)
329. Zu seinen Söhnen, die bei ihm geblieben
waren, und deren Kindern. (Al-Dschalalain)
Zu denen, die sich in seiner Nähe befanden.
(Darjabadi)
330. Wörtlich: „ich spüre den Duft oder den Atem
oder die Atmosphäre von Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, denn das Wort
„rich“ umfasst alle diese Behauptungen. Vielleicht können wir übersetzen: „Ich
spüre, dass Juusuf Anwesenheit in der Luft liegt“. Manchen Menschen haben eine
Art Vorahnung, bevor sie eine lange verlorengeglaubten Freund wieder sehen oder
von ihn hören; man spricht auch von Telepathie. In Jaquubs, Allahs Segen und
Frieden auf ihm, Fall war es deutlicher. Er hatte immer darauf vertraut, dass
eben war sein Traum sich erfüllen würde. Nun sollte sich diese Überzeugung
durch seine eigenen Söhne als wahr erweisen; sie hatten ihre Pflicht
vernachlässigt und waren hartherzig und unwissend gewesen. Die Umstände führten
ihnen diese Tatsache direkt vor Augen. Jaquubs, Allahs Segen und Frieden auf
ihm, Seele war sehr empfindsam. Kein Wunder, dass er bereits Bescheid wusste,
bevor er die Nachricht bekam. (Juusuf `Allii)
Gerade das hatte sonst niemand erwartet, dass
Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nach so langer Zeit noch am Leben
sein könnte und dass er überdies einen Geruch besaß, der von diesem schwachen,
alten Mann noch wahrgenommen wird. (Qutb)
Im Gegensatz dazu wird in Genesis 45:26-27
berichtet, dass der Vater den Söhnen die Nachricht zunächst nicht glauben will
und Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, für tot hält. (Maududi)
95. Da sprachen sie:331 „Bei
Allah, du befindest dich fürwahr in deinem alten Irrtum.“332
331. „Sie“ müssen die Leute sein, die sich in
seiner Nähe befanden, bevor die Brüder tatsächlich eintrafen. Ebendiese Brüder
hatten die Ansicht verbreitet, ihr Vater sei ein alter Narr, so dass die
anderen dies glaubten, selbst als die Brüder selbst diese Ansicht aufgeben
mussten. Vorurteile sind nicht leicht aus der Welt zu schaffen, wenn sie sich
einmal verbreitet haben. (Juusuf `Allii)
Diese Leute hatte geben nicht die Stellung bei
Seinem Herrn, wie er sie hatte. Somit waren sie auch nicht imstande, den Geruch
Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu spüren wie er. (Qutb)
332. Im Irrtum bezüglich Juusuf, Allahs Segen
und Frieden auf ihm, auf den er immer noch wartet. Der aber hat uns ein für
allemal verlassen. (Qutb)
Außer Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm,
begriff niemand in der ganzen Familie von ihm wirkliche Fähigkeiten als
Prophet. Er selbst kannte ihre Geistesverfassung und ihren moralischen Zustand.
Es gehört zu der Ironie des Schicksals, dass die Mehrzahl der großen
Persönlichkeiten in der Geschichte in ihrer eigenen Heimat wenig geschätzt waren. (Maududi)
96. Und als der Bringer der frohen
Botschaft333 kam, legte er es334 auf sein Gesicht und
siehe,335 er wurde wieder sehend.336
Er sprach: „Habe ich euch nicht gesagt,337 dass ich fürwahr von
Allah weiß, was ihr nicht wißt?“331
333. Es wurde berichtet, dass es Reuben war,
der ihm die frohe Botschaft überbrachte. Er war damals derjenige gewesen, der
das mit Blut befleckte Hemd seinem Vater überbracht hatte. So wollte er ihn
diesmal erfreuen, nachdem er ihn damals traurig gemacht hatte. (Al-Dschalalain)
Wir können annehmen, dass es Reuben war, der dem
Vater wegen Benjamin besonders verpflichtet war und der nun die frohe Botschaft
nicht nur von Benjamin, sondern auch von Juusuf,
Allahs Segen und Frieden auf ihm, überbringen konnte. Wir können uns
vorstellen, wie er sich beeilte, um als erster berichten zu können, auch wenn
Jaquub, Allahs Segen und Frieden auf ihm, weiter unten in diesem
Aja mehrere Personen anspricht. Dies weist vielleicht darauf hin, dass alle
gleichzeitig eintrafen. (Juusuf `Allii)
334. Das Hemd als Hinweis auf und auf das baldige Wiedersehen mit ihm.
(Qutb)
335. Der Partikel „fa“ („danach“) bedeutet hier
„von nun an“. (Juusuf `Allii)
336. Jaquub, Allahs Segen und Frieden auf ihm,
Blick hatte sich getrübt, und seine Augen waren durch die Trauer um Juusuf,
Allahs Segen und Frieden auf ihm, weiß geworden (vergleiche oben Aja 84). Auch
sein Gemüt hatte sich verfinstert (siehe Aja 85). Sowohl sein physischer als
auch sein geistiger Blick wird nun wieder klar wie zuvor. (Juusuf `Allii)
337. Als ihr meinen Worten keinen Glauben
schenken wolltet. (Darjabadi)
338. Dies hatte er gesagt, als ihm alle
Gegebenheiten zu widersprechen schienen (vergleiche Aja 86) und seine Söhne ihn
verspotteten. Jetzt waren sie selbst gekommen, um ihm mitzuteilen, dass seine
Überzeugung berechtigt und seine Zukunftsvision wahr gewesen war. (Juusuf
`Allii)
Obwohl er ihnen dies immer wieder gesagt hatte,
hatten sie nichts verstanden. (Qutb)
97. Sie sprachen: „O unser Vater! Bitte
(Allah) um Verzeihung für unsere Schuld. Wir haben wahrlich gesündigt.“339
339. Bitte für uns um Vergebung und vergib du
selbst uns. (Darjabadi)
98. Er sprach: „Ich werde meinen Herrn
um Verzeihung für euch bitten. Er ist ja fürwahr der Verzeihende, der
Barmherzige.“340
340. Der Vater wollte gern für sie um Vergebung
bitten, aber Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wahr derjenige, dem am
meisten Unrecht geschehen war, und mit ihm wollte er zuerst Rücksprache halten.
Tatsächlich hatte einen Brüdern schon ihre ganze Vergangenheit
vergeben, und sein Vater konnte erwarten, dass er sich dem Wunsch der ganzen
Familie anschließen würde, sich durch ihren alten Vater Jaquub, Allahs Segen
und Frieden auf ihm, zu Allah zu wenden. (Juusuf `Allii)
Er vertröstete sie auf später (saufa), um, ihre
Bitte zu erfüllen. Einmal wurde berichtet, dass dies die Morgendämmerung sei,
denn die Erhörung der Gebete liegt darin am nächsten. Zum anderen wurde
berichtet, dass er bis zur Nacht zum Freitag warten wollte. (Al-Dschalalain)
99. Als sie341 dann vor
Juusuf traten,342 umarmte343
er seine Eltern344 und sprach: „Zieht ein in Ägypten in Sicherheit,
wie Allah es will.“345
341. Schließlich traf die ganze Familie in
Ägypten ein, wo sie Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wieder sahen.
Alle wurden herzlich begrüßt und aufgenommen. Juusuf, Allahs Segen und Frieden
auf ihm, erwies seinen Eltern besondere Ehre, wie es sowohl seinem Charakter
als auch der Familiensitte entsprach. Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf
ihm, Mutter Rachel war vor langer Zeit gestorben, und er selbst war bei seiner
Tante und Stiefmutter Lea aufgewachsen, die er jetzt wie seine Mutter empfing.
(Juusuf `Allii)
342. Vergleiche Genesis 46:29. (Darjabadi)
Nach biblischen Berichten
betrug die Anzahl der Familienmitglieder, die sich in Ägypten niederließen 70
Personen einschließlich Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und seinen
beiden Söhnen, aber ohne die Schwiegertöchter, die nicht zu Jaquubs, Allahs
Segen und Frieden auf ihm, Familie zählten. Nach den im Buch Numeri angegebenen
Zahlen waren sie etwa zwei Millionen, als sie nach ihrem Auszug aus Ägypten
einige Generationen später in der Wüste Sinai gezählt wurden. Offensichtlich
kann sich keine Familie innerhalb von fünfhundert Jahren so stark vermehren.
Wir müssen daher annehmen, dass sich ihr Diin während
ihrer jahrhundertelange Anwesenheit in Ägypten so stark verbreitet hatte.
Wahrscheinlich hatten die konvertierten Ägypter auch die Kultur der Israeliten
übernommen, so dass sie nun von ihren Landsleuten eher als Ausländer betrachtet
wurden. Allmählich hatten sie selbst diese Position akzeptiert und sich der
Israelitischen Nation angeschlossen. So waren auch sie der Verfolgung
ausgesetzt und verließen das Land zusammen mit den Kindern Israels. Dies
bestätigt auch die Bibel in Exodus 12:37-38 und Numeri 11:4. (Maududi)
343. Und empfing sie ihrer Würde entsprechend.
(Darjabadi)
344. Seinen Vater und Lea, die Schwester seiner
Mutter und zweite Frau seines Vaters. Seine eigene Mutter war bereits
gestorben. (Darjabadi)
Auch eine Stiefmutter oder Pflegemutter wird nach
altarabischem Brauch „Mutter“ genannt. (Asad)
345. Im Arabischen steht hier der Plural, nicht
der Dual, das heißt, nicht nur die Eltern sind angesprochen, sondern alle
werden in Ägypten willkommen geheißen. Mit Allahs Willen erlangten sie auf
diese Weise eine zweifache Sicherheit: Ägypten war besser gegen den Hunger
abgesichert als irgendeines seiner Nachbarländer; und die höchststehende
Persönlichkeit des Landes trug Sorge für ihr Wohlergeben. (Juusuf `Allii)
Vergleich Genesis 47:11. (Darjabadi)
100. Und er erhob seine Eltern auf den
Thron,346 und sie warfen sich vor Ihm zu
Boden.347 Da sagte er:348 „O mein Vater! Das ist die
Deutung dessen, was ich vordem (im Traum) gesehen habe.349 Allah hat
es nun wahr werden lassen.350 Und Er hat mir fürwahr Gutes zuteil
werden lassen,351 als Er mich aus dem Kerker herauskommen ließ und
euch aus der Wüste herbrachte,352 nachdem der Scheytan
zwischen mir und meinen Brüdern Zweitracht gesät hatte.353 Mein Herr
vollendet fürwahr354 das, was Er vollbringen will, in Güte. Er ist
wahrlich der Allwissende, der Allweise.355
346. Ganz sicher metaphorisch, möglicherweise
aber auch wörtlich. Nach orientalischer Sitte ist der Ehrenplatz bei einem
offiziellen Empfang auf einem erhöhten Sitz mit einem besonderen Ehrenkissen,
wie es auch einem Bräutigam bei seinem Empfang angeboten wird. Um seinen Eltern
Respekt zu erweisen, lies Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sie auf
einem Ehrenplatz oder Thron sitzen.
Andererseits warfen sich wohl die Eltern als auch
die Brüder vor Juusuf, Allahs Segen und
Frieden auf ihm, nieder, als Anerkennung seiner hohen Stellung in Ägypten. So
ging der Traum seiner Jugend in Erfüllung (vergleiche auch Aja 4). (Juusuf
`Allii)
347. Er erinnert sich seines damaligen Traumes,
als er nun die Deutung vor Augen hat: seine Eltern und seine Brüder werfen sich
vor ihm nieder - damals im Traum waren es elf Sterne sowie Motid und Sonne, die
sich vor ihm niederwarfen. (Qutb)
„Sie“:
nämlich seine Eltern und Brüder. (Darjabadi)
Nach `Abdullah ibn `Abbas bezieht sich das „vor
Ihm“ auf Allah, denn es wäre undenkbar, dass zugelassen hätte, dass seine
Eltern sich vor ihm niederwerfen. (Asad)
Bei der Interpretation dieses
Ajas sind ernste Missverständnisse aufgetreten, die gegen die Grundsätze der
Rechtleitung Allahs verstoßen. Man ist sogar bis zu dem Extrem gegangen, es
zuzulassen, dass Menschen sich zum Zeichen des Respekts vor Königen oder
heiligen Persönlichkeiten niederwarfen. Dieses Missverständnis kam zustande,
indem die Wendung „wa harru lahu sudschdschadan“ übersetzt wurde mit „sie
warfen sich vor ihm nieder“, und zwar im technischen Sinne, während hier eher
eine respektvolle Art der Begrüßung gemeint ist. Eine tiefe Verbeugung zur
Begrüßung ist beispielsweise in der Bibel in Genesis 18:32 oder Genesis 23:12
gemeint. Andererseits wird von gläubigen Juden im babylonischen Exil berichtet,
die sich weigerten, sich nach dem ortsüblichen Brauch vor dem König
niederzuwerfen (Esther 3:1-2). (Maududi)
Ihren Gesetzen entsprechend war es erlaubt, sich
vor den Adligen bei der Begrüßung niederzuwerfen. Diese Sitte bestand seit Adem
und bis zu Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihnen allen. In einen Hadis steht,
dass Mu“ad bei seiner Reise in Syrien sah, dass das Volk sich vor den Bischöfen
niederwarf. Als er zum Gesandten Allahs, Allahs Segen und Frieden auf ihm,
zurückkam, warf er sich vor ihm nieder. Der Prophet, Allahs Segen und Frieden
auf ihm, sagte: „Was soll das, oh Mu“ad?“ Mu“ad sagte: „Ich sah sie vor ihren
Bischöfen niederknien, obwohl du als der Gesandte Allahs derjenige bist, der es
verdient, dass sich die Leute vor ihm niederwerfen.“ Daraufhin sagte der
Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm: „Würde ich jemandem befehlen, sich
vor einem Menschen niederzuwerfen, so würde ich der Frau befehlen, sich vor
ihrem Mann niederzuwerfen, da sie hoch in seiner Schuld steht“. In einem
anderen Hadis wurde erzählt, dass Salman den Prophet, Allahs Segen und Frieden
auf ihm, auf einem der Wege Medinas begegnete. Salman war gerade Muslim
geworden. Er warf sich vor dem Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm,
nieder. Daraufhin sagte der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm: „Oh
Salman, wirf dich nicht vor mir nieder, sondern vor Dem Beständigen, Ewigen,
Der den Tod nicht erleidet.“ (ibn Kasir)
348. Als Ausdruck seiner Dankbarkeit gegenüber
Allah. (Darjabadi)
349. Vergleiche oben Aja 4. (Darjabadi)
Den Traum, wie er ihn seinem Vater damals erzählt
hatte. (ibn Kasir)
350. Die Erfüllung von Juusufs, Allahs Segen
und Frieden auf ihm, Jugendtraum bestand in der hohen Würde, die er jetzt
innehatte, und darin, dass seine Eltern und Brüder seinetwegen nach Ägypten
kamen. Nach Ansicht von Rasi kann kein vernünftiger Mensch erwarten, dass die
Erfüllung eines Traumes in einer bloßen Wiederholung des Traumgeschehens
besteht. (Asad)
351. Beachte, dass Juusuf, Allahs Segen und
Frieden auf ihm, seinem prophetischen Charakter entsprechend, demütig ist und
alles Gute nicht sich selbst, sondern Allah zuschreibt. (Darjabadi)
352. Zu den Gnadengeschenken Allahs zählt
Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm,
1. dass er aus dem Gefängnis befreit und seine
Unschuld und Tugend öffentlich bekannt gegeben wurde; und
2. dass er seinen Vater wieder sehen durfte, aber
auch die Brüder, die ihn sein Leben lang verfolgt und ungerecht behandelt
hatten. Gegen sie persönlich will er nichts sagen. Zu ihren Gunsten geht er von
der Annahme aus, dass sie verleitet worden sind; Satan hatte sie gegen ihn
aufgehetzt. Nun ist durch Allahs Gnade alles gut ausgegangen, und Er soll
deswegen gepriesen werden. (Juusuf `Allii)
353. So ist der Scheytan, nicht die Brüder
selbst, an allem Unrecht schuldig! So weit geht Juusuf, Allahs Segen und Frieden
auf ihm, um seinen Brüdern zu vergeben und sie zu entlasten. (Darjabadi)
354. Er kennt alle Feinheiten der Dinge und
Ereignisse. (Darjabadi)
Der Begriff „latif“ ist hier direkt mit dem
Grundgedanken verbunden, dass Allah allein die Entscheidung zusteht (vergleiche
Aja 67). (Asad)
„Latif“: derjenige, der die feinsten Geheimnisse
versteht. Vergleiche auch Surach 22:63. (Juusuf `Allii)
Er lässt Seinen Willen mit äußerster Genauigkeit
und Milde im Verborgenen geschehen, so dass es von den Menschen zunächst nicht
wahrgenommen wird. (Qutb)
355. Dies waren dieselben Worte, die Juusuf,
Allahs Segen und Frieden auf ihm, damals sprach, als er ihm am Anfang der
Geschichte (Aja 6) von seinem Traum erzählte. (Qutb)
101. Mein Herr! Du hast mir gar große
Herrschaftsgewalt351 gegeben und mich gelehrt, Geschehenes zu
deuten.358 O Du, Der Himmel und Erde hervorgebracht hat!359 Du bist mein Beschützer360 im
Diesseits und im Jenseits. Nimm mich als Allah ergebenen (Muslim) zu Dir und
vereine mich mit den Rechtschaffenden.“361
356. So betete Juusuf, Allahs Segen und Frieden
auf ihm, er nach seinem langen und erfüllten Leben das Verlangen verspürte,
sich zu Allah zu wenden. (Darjabadi)
Trotz seiner Wiedersehensfreude, seines Wohlstandes
und seiner Machtstellung, in der er sich nun befindet, entreißt Juusuf, Allahs
Segen und Frieden auf ihm, von dieser Situation und wendet sich in Dankbarkeit
zu Seinem Herrn, um Ihn zu lobpreisen. (Qutb)
357. Vergleiche Genesis 41:43. (Darjabadi)
Wörtlich: „soviel von der Macht“, womit ausgedrückt
wird, dass die absolute Macht Allah allein gehört. (Asad) Das heißt: „Die
Deutung von Träumen zu verstehen und sie zu erklären. (Qutb)
358. In seinem Gebet kommt seine Bescheidenheit
zum Ausdruck. Er verfügte über alle Macht im Lande, bezeichnete dies aber als
„etwas Macht“ oder „etwas Autorität“. Seine Traumdeutung hatte in der
ägyptischen Hungersnot Millionen von Menschenleben gerettet, dennoch sprach er
von „etwas von der Deutung von Träumen und Ereignissen“, und zwar nicht etwa
als von seiner Fähigkeit, sondern von etwas, das Allah
ihn gelehrt hatte. (Juusuf `Allii)
359. Der Du die Macht hast zur Ausführung von
Handlungen und die Macht, zu planen und vorauszusehen - beides muss auf Allah
ausgerichtet sein, sonst wäre beides sinnlos. (Juusuf `Allii)
360. Wieder scheint die Demut durch Gebet hindurch. (Darjabadi)
361. Folgendermaßen können wir Juusufs, Allahs
Segen und Frieden auf ihm, Gebet analysieren:
1. Ich bin nichts; alle Macht und alles Wissen
gehört Dir;
2. solche Gaben können nur von Dir kommen, denn Du
bist der Schöpfer aller Dinge;
3. niemand außer Dir kann mich vor Gefahr und
Unrecht bewahren;
4. sowohl in dieser Welt als auch in der
zukünftigen brauche ich Deinen Schutz;
5. lass mich bis zum Tode treu zu Dir stehen;
6. lass mich Dir in freudigem Einverständnis meine
Seele zurückgeben;
7. in diesem Augenblick des frohen Wiedersehens mit
meiner Familie nach der langen Trennung lass mich an das endgültige Wiedersehen
mit der großen geistigen Familie der Rechtschaffenen denken. (Juusuf `Allii)
Merkwürdigerweise wird Gebet weder in der Thora noch Talmud erwähnt. So wird der Leser am
Ende der Geschichte wiederum daran erinnert, dass die Geschichte von Juusuf,
Allahs Segen und Frieden auf ihm, wie sie im Qur“an wiedergegeben ist, nicht
einfach eine Kopie der biblischen Geschichte ist. (Maududi)
In seiner Freude über Wiedervereinigung mit seiner
Familie und auf dem Höhepunkt seiner Macht und seines Wohlergehens, bekommt
Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Sehnsucht nach den Rechtschaffenen,
die ihm vorausgingen. Ibn `Abbas pflegte zu sagen: „Kein Prophet vor Juusuf,
Allahs Segen und Frieden auf ihm, hat jemals den Tod herbeigesehnt.“ (ibn
Kasir)
102. Dies ist eine Verkündigung des
Verborgenen, die Wir dir (O Prophet) offenbaren.362 Denn du warst ja
nicht dabei,363 als sie sich entschlossen,
ihr falsches Spiel zu treiben.
362. Die Geschichte ist zu Ende. Aber ist es
eine Geschichte? Es ist wohl eher eine Schilderung von Kräften und
Motivationen, Gedanken und Gefühlen, Komplikationen und Ergebnissen, die den
Menschen gewöhnlich nicht sichtbar sind. Wir sehr sie auch planen und ihre
Kräfte vereinigen, Allahs Plan wirkt unwiderstehlich und wischt ihre
Machenschaften beiseite. Am Ende siegt das Gute, aber nicht immer so, wie Menschen
es geplant haben; die Bösen werden zurückgeschlagen, aber oft leisten ihre
Machenschaften einen unbeabsichtigten Beitrag zum Guten. (Juusuf `Allii)
Diese Geschichte war den Menschen nicht geläufig,
unter denen der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm,
aufgewachsen und zu denen er später gesandt worden war. Sie enthält auch solche
Geheimnisse, die nur denen bekannt waren, die mit ihr in Berührung gekommen
waren. (Qutb)
363. Durch Allahs Eingebung war der Prophet
Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in der Lage, diese Ereignisse im
Licht Allahs zu erläutern, obgleich er selbst kein Augenzeuge war. Allegorisch
bezieht sich diese Geschichte auch auf seine eigene - wie seine eigenen
Landsleute ihn verrieten und zu töten versuchten, wie er aber durch Allahs
Fürsorge nicht nur gerettet wurde, sondern schließlich auch den Sieg davontrug,
und wie seine eigenen Freunde ihre Liebe zu ihm missverstanden und erst die
wahre Liebe lernen mussten, die das Ich transzendiert. (Juusuf `Allii)
Wörtlich: „bei ihnen“, nämlich bei Juusuf, Allahs
Segen und Frieden auf ihm, und seinen Brüdern. (Asad)
Doch die meisten Menschen werden nicht
den Iman verinnerlichen, so sehr du es auch möchtest.364
364. Trotz dieser Ausführungen und trotz aller
Veranschaulichung finden nur wenige Menschen zum Iman - einem Iman, wie ihn
Jaquub in der alten Geschichte oder Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf
ihnen beiden, hatte, dessen brennender Wunsch es war, sein Volk und die ganze
Menschheit aus dem Zustand der Gnadenlosigkeit und des Mangels an Iman zu
retten. Seine Bemühungen wurden abgelehnt, und er musste seine Heimat verlassen
und Verfolgung erleiden. Aber wie Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war
er für eine große Aufgabe auserwählt, die er schließlich erfüllen konnte.
(Juusuf `Allii)
Es wäre eigentlich folgerichtig gewesen, dass die
Menschen nach der Bestätigung der Offenbarung und all der Inspirationen aus den
Geschichten des Qur“ans daran den Iman verinnerlicht hätten, und auch an
Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Anbetracht dessen, was wie über
den Propheten wussten und von ihm hörten. Deswegen war der Prophet Muhammad,
Allahs Segen und Frieden auf ihm, sehr besorgt um den Diin seines Volkes und
hoffte, das Gute, das er ihnen brachte, würde Wurzeln schlagen und sie vor den
Plagen des Diesseits und der Strafe im zukünftigen Leben retten. Aber Allah,
der die Menschenherzen und ihre Regungen kennt, weist hier den Prophet, Allahs
Segen und Frieden auf ihm, darauf hin, dass sein Bestreben doch die meisten
Kafirs nicht zum Iman führen wird, denn wie diesem Aja zu entnehmen, gehen sie
abgewandt an Seinen Zeichen vorbei. So können sie die bestätigten Hinweise
nicht wahrnehmen. (Qutb)
104. Und du verlangst keinem Lohn von
ihnen dafür.365 Wahrlich, dies ist eine Ermahnung für alle Welt.366
365. Für den Qur“an. (Al-Dschalalain)
Der Prophet darf ihres Imans
nicht und er verlangt von ihnen auch keinen Lohn für ihre Rechtleitung. So ist
es verwunderlich, dass sie sich davon abwenden, obwohl sie ihnen unentgeltlich
dargebracht wird. (Qutb)
366. Die Botschaft Allahs ist unbezahlbar; sie
ist nicht zum persönlichen Nutzen des Gesandten gekommen, sondern für alle
Geschöpfe - wörtlich „für alle Welten“ (siehe Surach 1:2). (Juusuf `Allii)
Abschnitt 12
105. Und367 an wie vielen
Zeichen368 in den Himmeln und auf Erden gehen sie achtlos vorbei?369
367. Nach Abschluss der Geschichte von Juusuf,
Allahs Segen und Frieden auf ihm, nutzt der Qur“an hier die Gelegenheit, seine
grundlegende Botschaft zu übermitteln, denn er erzählt keine Geschichten um
ihrer selbst willen. (Maududi)
368. Zeichen Allahs und Seiner Einzigkeit
werden uns überall in diesem Dasein vor Augen geführt. In Himmel und Erde, im Wechsel
von Tag und Nacht sind sie für Einsichtige deutlich sichtbar. Doch sie sehen
sie nicht und überhören ihren Ruf, und ihre Gemüter sind nicht imstande, sie
wahrzunehmen. (Qutb)
369. Nicht nur durch die heiligen Schriften
erfahren wir etwas von Allahs liebevoller Fürsorge in der Menschheitsgeschichte
und im individuellen Lebenslauf. Seine Zeichen sind buchstäblich überall in der
Natur verstreut - für alle, die Augen haben, um zu sehen. Dennoch ist der
Mensch arrogant genug, sich davon abzuwenden. (Juusuf `Allii)
Die Dinge und Phänomene sind nicht einfach
„Sachen“, sondern Zeichen, die auf eine dahinter liegende Wahrheit hinweisen.
Der Mensch sollte sie mit anderen Blicken anschauen als mit den Blicken von
Tieren, die darin nur das sehen, was sie selbst brauchen. Allah hat dem
Menschen einen Verstand gegeben, der mehr als ihre physischen und materiellen
Aspekte begreifen kann. (Maududi)
106. Und die meisten von ihnen370
bekennen sich nicht zu Allah, ohne Ihm gleichzeitig andere Götter an die Seite
zu stellen.371
370. Die meisten Menschen allgemein.
(Darjabadi)
371. Selbst wenn Menschen pro forma an Allah den Iman verinnerlichen, entstellen sie oft ihren Diin durch
anderes, als wenn es Allahs Partner wäre oder Anteil an der Gestaltung des
Schicksals hätte. In manchen Kreisen ist das Götzendienst, die Verehrung von
Holz und Steinen. Im Christentum ist es die Vergötterung von Isa und Marjam,
Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, oder Verehrung von Helden und
berühmten Menschen. Anderswo sind es Naturkräfte, oder der menschliche Geist,
personifiziert in Wissenschaft oder Kunst: das ist die verbreiteste Form
moderner Götzendienerei. Andere wiederum verehren das Mysterium oder imaginäre
Kräfte des Guten oder Bösen: Gier und Furcht sind mit diesen Formen der
Verehrung vermischt. Der Islam ruft zur alleinigen Verehrung des einzigen
Gottes auf. (Juusuf `Allii)
In vielen Aussagen des Propheten Muchammad, Allahs
Segen und Frieden auf ihm, finden wir Beispiele für versteckte Beigesellung
Allahs wie: „Wer bei jemand anderem als bei Allah schwört, der stellt Allah
etwas an die Seite.“ Oder: „Magie und Amulette gehören zum Götzendienst.“ Oder:
„Wer ein Amulett hinhängt gesellt Gott jemanden bei.“ Auch heuchlerische
Handlungsweisen sind eine Art Götzendienst. Darüber hinaus gibt es den klar
ersichtlichen Götzendienst. Dies ist, wenn man jemand anderem als Allah folgt
in einer der vielen Angelegenheiten des Lebens, oder indem man ein anderes als
Allahs Gesetz akzeptiert. (Qutb)
Viele von ihnen verlieren die Wahrheit nicht
gänzlich aus dem Auge, sondern wissen noch Allah ist ihr Schöpfer und Erhalter,
aber sie werden in Götzendienst verwickelt, indem sie glauben, andere Wesen
hätten Anteil an Allahs Wesen, Seinen Eigenschaften, Seiner Macht und Seinem
Recht. Wenn sie Allahs Zeichen aufmerksam betrachtet hätten, dann hätten sie
überall Hinweise auf die Einheit und Einzigartigkeit Allahs gefunden. (Maududi)
107. Fühlen sie sich denn sicher
davor, dass nicht der alles verhüllende Schleier372 der Strafe
Allahs über sie kommen wird oder dass die Stunde plötzlich über sie
hereinbricht, bevor sie sich dessen bewusst werden?373
372. Diese Worte sind dazu angetan, ihr
Empfindungsvermögen aus der Gleichgültigkeit zu erwecken und vor den Folgen zu
warnen. Denn keiner kennt schließlich den Zeitpunkt der Abrechnung Allahs, die
ihn zu jeder Zeit niederschmetternd treffen könnte. Wie können die
Gleichgültigen sich davor so sicher fühlen? (Qutb)
„Raaschiija“: ein Schleicher; dieses Wort wird hier
für das endgültige Gericht benutzt, wo alle kleinen und unwichtigen Dinge vom
schweren Ernst des Ereignisses überdeckt werden, so dass den Dienern des Bösen
nichts außer diesem Schleier sichtbar ist. (Juusuf `Allii)
373. Hier ändert sich die Metapher von der intensiven
Dunkelheit zum plötzlichen Hereinbrechen des Zeitpunktes, bevor sie sich dessen
bewusst werden. Sie sollen sich in ihrem Unrecht nicht sicher fühlen. (Juusuf
`Allii)
108. Sprich: „Dies ist mein Weg.374
Ich rufe auf zu Allah aufgrund geistiger Einsicht375 - ich und wer
immer mir folgt. Gepriesen sei Allah! Und ich bin gewiss keiner von denen, die
Ihm etwas an die Seite stellen.“376
374. Einen einzigen, geraden Weg, auf dem es
keine Krümmung, keinen Zweifel und keine Unklarheit gibt. (Qutb)
375. Das heißt: Diejenigen, die mir folgen und
ich selbst sind von Allah rechtgeleitet und von Ihm erleuchtet. Wir kennen sehr
wohl unseren Weg, den wir in vollkommener Einsicht und Kenntnis folgen.
Außerdem halten wir alle nicht göttlichen und menschlichen Attribute von Allah
fern. (Qutb)
Der Islam hält fest an dem zentralen Punkt der
geistigen Welt: der Einheit Allahs, von dem alle Wirklichkeit ausgeht. Niemand
und nichts ist mit dieser einzigen Wirklichkeit
vergleichbar. Es ist die Essenz der Wahrheit. Alle anderen Ideen oder
Existenzformen, einschließlich unserer Selbstwahrnehmung, sind nur relativ,
bloße Projektionen der wunderbaren Fähigkeiten, die Allah uns gegeben hat. Dies
ist keine Hypothese, sondern es entspricht unserer eigenen innersten Erfahrung.
In der physischen Welt sagt man: „Erst sehen und dann den Iman verinnerlichen.“
In unserer inneren Welt ist das Bewusstsein der Anwesenheit Allahs so deutlich
wie das Sehen in der physischen Welt. Der Prophet Muchammad, Allahs Segen und
Frieden auf ihm, und alle, die ihm wirklich nachfolgen, rufen daher die
Mitmenschen auf, diese Wahrheit zu sehen, diese Erfahrung nachzuvollziehen und
diesem Weg zu folgen. Sie werden niemals durch metaphysische Spekulationen
abgelenkt, deren Ergebnisse immer zweifelhaft sind, oder durch Illusionen
verblendet. (Juusuf `Allii)
Das Wort „baschira“ hat auch die abstrakte
Nebenbedeutung „mit geistigen Augen sehen,“ deswegen
bezeichnet es „Einsicht“. Der Ruf zu Allah wird also hier als das Ergebnis
bewusster Einsicht der menschlichen Vernunft verstanden. Dies entspricht genau
der Methode, wie der Qur“an immer wieder Fragen des Diins und der Ethik angeht,
und dem immer wiederkehrenden Ausdruck „für Menschen, die nachdenken“ oder „für
Menschen, die ihre Vernunft gebrauchen“. (Asad)
376. Allah ist frei von allen Mängeln und
Schwächen, die jeder Ihm zuschreibt, der Ihm andere Wesen beigesellt. (Maududi)
109. Und auch vor dir waren es Männer
von den Bewohnern der Städte377, denen Wir Offenbarung378
zuteil werden ließen. Sind sie nicht im Land umhergezogen, so dass sie sehen
konnten, wie das Ende derer war, die vor ihnen waren?379
Doch die Wohnstatt des Jenseits ist besser für diejenigen, die mutaqi sind.380
Wollt ihr also nicht begreifen?381
377. Keiner von ihnen kam vom Himmel herab.
(Darjabadi)
378. Allah schickte Menschen als Seine
Gesandten, die Menschen Seine Offenbarung nahe bringen konnten. Er schickte
keine Engel oder Götter. Seinen auserwählten Menschen gab Er Seine Offenbarung
ein, so dass sie klarer als andere Menschen sehen konnten. Dennoch waren es
Menschen unter anderen Menschen, mitten unter ihnen, nicht in einsamen Klausen,
wo sie keinen Zugang zu menschlichen Erfahrungen gehabt hätten und nicht
wirklich Lehrer für die Menschen hätten sein können. (Juusuf `Allii)
Sterbliche aus Fleisch und Bein. (Darjabadi)
Die Gesandten Allahs waren weder Engel noch
irgendeine andere Schöpfung als eben Menschen. Außerdem zählten sie zu den
Stadt- und nicht zu den Wüstenbewohnern, weil die ersten sanfter im Umgang mit
Menschen sind, was wirksamer ist, um zu Allah aufzurufen. (Qutb)
110. Und erst dann,382 wenn
die Gesandten jegliche Hoffnung aufgaben und meinten, dass keiner mehr an sie
den Iman verinnerlichen werde,383 kam Unsere Hilfe zu ihnen.384
Damit erretten wir wen wir wollen. Doch Unser Unheil soll nicht abgewendet385
werden von dem Volk der Sünder.
379. Dies um zu begreifen, dass ihr Ende nichts
anderes sein wird als deren Ende. Und dass Allahs Gesetz, dessen Spuren sie
sehen können, auch sie erfassen wird. (Qutb)
Diese Ansprache ist an diejenigen gerichtet, die
den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Verleugneten. (Ibn
Kasir)
Habt ihr nicht die Überreste früherer kafir
Kulturen auf euren Reisen gesehen? (Darjabadi)
380. Wie in der Geschichte von Juusuf, Allahs
Segen und Frieden auf ihm, so hatten die Rechtschaffenen in dieser Welt mit all
ihren Unvollkommenheiten, die unsere Unvollkommenheiten widerspiegeln,
deutliche Zeichen von Allahs Fürsorge. Diese Welt hat jedoch für sie keine
wirkliche Bedeutung. Ihre Heimat ist das Jenseits. Juusufs, Allahs Segen und
Frieden auf ihm, irdische Heimat lag in Kanaan, aber seinen Ruhm erlangte er
anderswo; seine geistige Heimat jedoch ist die große Gemeinschaft der
Rechtschaffenen (vergleich auch Surach 3:39) (Juusuf `Allii)
381. Wollt ihr nicht begreifen, so dass ihr
ewiges Wohlergeben dem kurzlebigen im Diesseits vorzieht? (Qutb)
Ein sehr umfangreiches Thema ist hier mit wenigen
Sätzen zusammengefasst worden. Es erscheint den Kafirs merkwürdig, dass ein
Mensch, ein aus ihre eigenen Gesellschaft als Gesandter zu ihnen geschickt
wurde. Alle Propheten sind Menschen gewesen. Auch Isa, Musa, Ibrahiim und Nuch,
Allahs Segen und Frieden auf ihnen allen, waren Menschen, die in ihrem eigenen Volk
aufgewachsen sind. Dann kommt ein Hinweis auf die Ruinen der Städte früherer
Völker wie der `Ad, Tamud und anderer, die die Warnungen ihrer Gesandten in den
Wind geschlagen hatten. Für jeden Reisenden deutlich sichtbar berichten sie vom
Schicksal dieser Völker. Sollten wir nicht aus ihren Erfahrungen lernen, dass
im zukünftigen Leben noch viel Schlimmeres wartet, während die Mutaqis ein
glückliches Leben erlangen? (Maududi)
382. Das Wort „hattaa“ (wörtlich: „bis dass“)
knüpft an die Bezugnahme auf die früheren Propheten im vorigen Aja an; nach
Samachsari ist ein Hinweis darauf gemeint, dass diese lange Zeit zu leiden
hatten, bevor sie von Allah errettet wurden. Ich übersetze deswegen: „(Alle
früheren Propheten hatten lange Zeit unter Verfolgung zu leiden,) bis dass...“
(Asad)
Juusuf Ali übersetzt: „(Aufschub wird gewährt,) bis
dass...“ (Anm. d. Übers.)
Das Wort „hatta“ bezieht sich auf die Satz „Und wir
entsandten vor die auch nur Männer“ und bedeutet, dass Allah sie auf Seine
Hilfe solange warten ließ, bis sie jede Hoffnung aufgaben, dass ihre Völker
mu“min würden.
(Al-Dschalalain)
111. In den Geschichten über sie386
ist fürwahr ein mahnendes Beispiel387 für die Einsichtigen. Es ist
keineswegs ersonnene Erzählung,388 sondern389
eine Bestätigung dessen, was ihm vorausging, und eine Darlegung aller Dinge390
und eine Rechtleitung391 und eine Barmherzigkeit für Leute, die
bereit sind den Iman zu verinnerlichen.
383. „kuddibu“ oder „kudibu“. Bei der ersten
Aussprache heißt es, dass die Ablehnung seitens der
Kafirs derart stark war, dass an ihre Annahme des Diins Allahs nicht mehr zu
denken war. Die zweite Aussprache bedeutet jedoch, dass die Leute meinten, die
Hilfe die den Gesandten von Allah versprochen wurde, doch nicht eintreffen
werden. (Al-Dschalalain)
Wie in der Geschichte von Juusuf, Allahs Segen und
Frieden auf ihm, gibt Allah den Bösen viel Spielraum, bis Seine Gesandten fast
das Gefühl haben, es sei sinnlos, sie zu ermahnen, und sie selbst würden in
einer kafir Gesellschaft als Lügner abgestempelt. Dann ist der Wendepunkt
erreicht, und Allahs Hilfe kommt schnell zu Seinen Dienern, die aus Verfolgung
und Gefahr errettet werden, während Allahs Zorn über die Bösen hereinbricht,
ohne dass irgend etwas ihn abwenden kann. Obgleich hier Meinungsverschiedenheiten
bestehen, ist diese Interpretation von den bedeutendsten Kommentatoren
gestützt. (Juusuf `Allii)
384. Diese Worte besagen, dass Allah Seinen
Gesandten erst dann zu Hilfe kam, als sie mit ihrer Kunst am Ende waren und den
erwarteten glücklichen Ausgang am nötigsten hatten. (ibn Kasir)
Allah errettet jene, die zu erretten würdig sind,
nicht nur vor dem Untergang, der die Leugner erfasst, sondern auch vor der
Unterdrückung durch ihre Peiniger. (Qutb)
Dies sollte ohnehin geschehen, wenn auch nicht notwendigerweise
zu dem Zeitpunkt, den die Gesandten erwartet hatten. (Darjabadi)
385. Auch wenn die Strafe momentan aufgeschoben
wird. (Darjabadi)
386. Ihre Geschichten: nämlich die Geschichten
der Propheten oder der Bösen, denn die Fäden der beiden sind ineinander
verschlungen wie in der Geschichte Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm.
(Juusuf `Allii)
387. Von dem wir uns warnen und mahnen lassen
sollten. Geschichten im Qur“an haben immer das Ziel, eine moralische Lehre zu
erläutern. (Darjabadi)
Die Geschichte Juusufs, Allahs Segen und Frieden
auf ihm, ist voll von Not, Drangsal und Hoffnungslosigkeit, doch das glückliche
Ende gehört gemäß Allahs unumstößlichem Versprechen den Mutaqi. Sie steht als
ein Beispiel für die Geschichten der Propheten, denn sie beinhaltet nicht nur
eine Ermahnung an jene, die Vernunft besitzen, sondern auch eine Bestätigung
dessen, was sie in dem Qur“an vorausgegangenen Bücher verkündeten. (Qutb)
388. Nämlich der Qur“an insgesamt. Der folgende
Abschnitt knüpft an die Ajas 102-105 an. (Asad)
389. „Sondern“ - dies soll hier die
Unmöglichkeit zum Ausdruck bringen, dass Muhammad, Allahs Segen und Frieden auf
ihm, ihn erdacht haben könnte. (Asad)
390. Eine Geschichte wie die Geschichte Juusufs,
Allahs Segen und Frieden auf ihm, ist kein Märchen. Sie befindet sich in den
heiligen Schriften der Juden und Christen und wird hier in groben Zügen
wiedergegeben. Aber hier gibt es auch eine ausführliche geistige Erläuterung,
wie sie nirgends in der älteren Literatur zu finden ist. Sie beleuchtet alle
Seiten des menschlichen Lebens. Wenn wir sie richtig verstehen, gibt sie uns
wertvolle Lehren, nach denen wir unser Verhalten ausrichten können - sie ist
ein Beispiel für Allahs Gnade und Barmherzigkeit gegenüber Menschen, die sich
mu“min zu Ihm wenden und ihre Sache in Seine Hände legen. (Juusuf `Allii)
391. Alles, was der Mensch für sein geistiges
Wohlergehen braucht. Siehe auch Surach 10:37. (Asad)
Manche Menschen lesen aus dem Ausdruck: „Darlegung
aller Dinge“ Einzelheiten über alle Dinge und Phänomene dieser Welt. Wenn sie
dann aber keine Einzelheiten der Mathematik, Physik oder Medizin finden, werden
sie skeptisch. Der Qur“an beansprucht jedoch nur, Einzelheiten zu einem Thema
zu erläutern, nämlich „Rechtleitung“. Dazu ist er offenbart worden, und er
enthält tatsächlich ausführliche Erklärungen für alles, was dazu notwendig ist.
(Maududi)
Einführung zu Surach 13
Chronologisch ist diese Surach eng mit den fünf
folgenden (Surachs 11, 12, 13, 14 und 15) verbunden. Sie alle wurden in der
späten Zeit in Makkach offenbart, als das große Ereignis der Hidschra bereits
näher heranrückte. Ihre zeitliche Zuordnung hat jedoch keine besondere
Bedeutung.
In dieser Surach geht es besonders darum, wie Allah
sich dem Menschen offenbart und an ihm handelt, unter dem Aspekt bestimmter
Kontraste, die hier hervorgehoben werden. Es gibt eine an die Propheten
gerichtete Offenbarung, die unter Berücksichtigung der Sprache der betreffenden
Menschen in Worte gefasst ist, und parallel dazu gibt es die Offenbarung oder
die Zeichen in den beständigen Gesetzmäßigkeiten der äußeren Natur, auf dieser
Erde und im sichtbaren Himmel. Schon in der äußerlich sichtbaren Welt besteht
ein Gegensatz zwischen immer wieder neu entstehendem Leben und Tod: warum
sollten die Menschen dann ein Leben nach dem Tod ablehnen? Sie spotten über den
Gedanken an eine Strafe, weil sie sich zeitlich verzögert: sehen sie denn nicht
Allahs Macht und Herrlichkeit im Donner und in der Naturkräften? Die ganze
Schöpfung verkündet Sein Lob: das Gute bleibt bestehen und das Böse vergeht wie
Schaum. Nicht nur in Wundern, sondern im alltäglichen Lauf der Welt zeigen sich
Allahs Macht und Barmherzigkeit. Was bedeutet die Strafe in diesem Leben
verglichen mit dem zukünftigen? Selbst hier gibt es Zeichen für das Wirken
Seines Gesetzes: Menschen mögen planen und integrieren sie wollen, letztendlich
gelangt Allahs Wille zum Ziel. Dies ist bereits in der vorigen Surach in der Geschichte Juusufs, Allahs Segen und
Frieden auf ihm, deutlich geworden.
Zusammenfassung:
Das Buch der Offenbarung ist wahr und wird durch
Zeichen in der sichtbaren Natur bestätigt. Allah, Der so machtvolle Kräfte in
der äußeren Natur erschaffen hat, kann auch die Menschen nach ihrem Tode wieder
auferwecken. Allahs Wissen umfasst alle Dinge, ebenso Seine Macht und Güte. (Ajas
1 - 18)
Die Rechtschaffenen streben nach Allahs
Wohlgefallen und finden Frieden; die Bösen brechen Sein Gesetz, streiten und
lehnen den Iman ab; Allahs Zorn wird sie überraschen, aber erst zu Seiner Zeit.
(Ajas 19-31)
So verhielt es sich mit früheren Gesandten: sie
wurden verspottet, aber die Spötter gingen unter, während die Rechtschaffenen
triumphierten und erfolgreich waren. (Ajas 32-43). (Juusuf `Allii)
“Der Donner“
Im Namen
Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen.
1. Alif Laaaam Miiiim Ra.1
Dies2 sind die Zeichen des Buches,3 und das, was dir (als
Offenbarung) herabgesandt wurde von deinem Herrn, ist die Wahrheit,4
jedoch die meisten Menschen verinnerlichen nicht den Iman.5
1. Wenn wir versuchen, diese Symbolik zu
verstehen, dürfen wir nicht dogmatisch sein. Einer angemessenen Haltung
entspricht es zu sagen: Allah weiß es am besten. (Juusuf `Allii)
Dieses vollkommene Buch der Weisheit besteht aus nichts
anderem als aus diesen und ähnlichen Buchstaben. Und obwohl sie auch denjenigen
zur Verfügung stehen, die den Qur“an als eine Offenbarung Allahs abstreiten,
bleibt es für sie ein unerreichbares Ziel, auch nur eine einzige Surach wie die
des Qur“ans zu verfassen. (Qutb)
2. Vergleiche Surach 10:1. (Juusuf `Allii)
3. Dies sind die Ajas des Qur“an oder dies
sind die Zeichen, die darauf hinweisen, dass das Buch von Allah offenbart
wurde. Denn dass es in normalen Buchstaben gefasst ist, ist Zeichen genug
dafür, dass es Allahs Offenbarung ist, nicht das Werk eines Geschöpfes, wer
dieses auch immer sein mag. (Qutb)
Obgleich einige Kommentatoren der Ansicht sind, der
Begriff „Kitab“ („heilige Schrift“ oder „Offenbarung“) beziehe sich hier auf
diese spezielle Surach, betont ibn „Abbas ausdrücklich, dass es den Qur“an an
sich bezeichnet. (Asad)
4. Einzig und allein die Wahrheit, eine
Wahrheit, die weder Trug noch Lüge enthält. Sie ist unbezweifelbar und lässt
keinen Raum zum Zögern. Und diese Buchstaben sind Zeichen der Wahrheit, denn
sie sind Beweis dafür, dass sie von Allah stammten. Und was von Allah stammt,
kann nur die Wahrheit sein, die keinen Platz für Zweifel lässt. (Qutb)
5. Das heißt: „Trotz der Klarheit und
Deutlichkeit der Zeichen Allahs leugnen die meisten Menschen aus
Halsstarrigkeit und Heuchelei. (ibn Kasir)
2. Allah ist es, Der die Himmel erhöht
hat ohne Säulen, die ihr sehen könnt;6 dann nahm Er auf dem Thron
Seinen Platz ein.7 Und Er hat die Sonne und den Mond dienstbar
gemacht.8 Jeder von ihnen zieht auf seiner Bahn dahin bis zu einer
festgesetzten Frist.9 Er lenkt (alle) Angelegenheiten10
(und) Er legt die Zeichen dar,11 auf dass ihr an das Zusammentreffen
mit eurem Herrn den Iman verinnerlichen möget.12
6. Allah hält die Myriaden von Himmelskörpern
im Weltraum ohne wahrnehmbaren Halt fest. Obwohl allem Anschein nach nichts
erkennbar ist, das diese Himmelskörper stützt, gibt es doch eine unaufhörliche
und unsichtbare Macht, die nicht nur jeden einzelnen dieser riesigen Körper einschließlich
der Erde, die wir bewohnen, an seinem angemessenen Platz und in seiner
Umlaufbahn hält, sondern auch dafür sorgt, dass sie nicht miteinander
zusammenstoßen. (Maududi)
Bezieht sich die Wendung „die ihr sehen könnt“ auf
„die Stützen“ oder auf „die Himmel“? Beides ist möglich, aber ich ziehe erstere
vor. Wir sehen nur das blaue Himmelsgewölbe, aber Allah hat unsichtbare Kräfte
und Bedingungen geschaffen, die uns Seine Macht und Herrlichkeit einprägen
sollen. (Juusuf `Allii)
Was immer die Menschen in verschiedenen Zeitaltern
unter dem Begriff „Himmel“ verstanden haben - er erschließt sich riesig und
furchtbar den Blicken des Betrachters, sobald dieser einen Augenblick lang
offenbart, wie er ohne sichtbare Stützen sich emporhebt. (Qutb)
7. Allahs Herrschaft ist absolut. (Qutb)
8. Sie dienen Ihm und sind Seinen Gesetzen
unterworfen. Auch diese ehrfurchteinflößenden Himmelskörper sind nichts als
hilflose Geschöpfe. (Darjabadi)
Es ist zu beachten, dass die Angesprochenen hier
selbst den Wahrheitsgehalt dessen akzeptieren, was in diesem
Aja ausgesagt ist. Es ist deswegen kein Beweis erforderlich, dass Allah den
Himmel gewölbt und Sonne und Mond einer festen Ordnung unterworfen hat. Diese
Tatsachen werden hier als Argumente dafür benutzt, dass Allah Der Einzige ist,
Der dieses Universum beherrscht und lenkt. Aber auch Atheisten können von
diesem Argument angesprochen werden: das Universum bildet ein vollkommenes
System, das entsprechend einem überall wirksamen einheitlichen Gesetz
funktioniert. Dies zeigt, dass ein solches System von Jemandem entworfen worden
sein muss, Der allmächtig ist und Weisheit und unfehlbares Wissen hat. Dies ist
der entscheidende Beweis für Allah, Dem niemand gleich ist und Der keinen
Partner hat. Es gibt nämlich kein System ohne einen Verwalter, kein Gesetz ohne
Herrscher, keine Weisheit ohne einen Weisen und kein Wissen ohne einen
Wissenden. Darüber hinaus ist es unvorstellbar, dass es eine Schöpfung gäbe
ohne einen Schöpfer. (Maududi)
9. Bis zum jüngsten Tag. (Al-Dschalalain)
Sie bewegen sich in vorgeschriebenen Grenzen und
gemäß einem festgelegten Plan und ohne davon abzuweichen. (Qutb)
Dies kann sich entweder auf das Ende der Welt
beziehen und auf diese Weise die Endlichkeit aller Schöpfung ausdrücken, oder
auf die „Stationen“, durch die sich Sonne und Mond sowie alle anderen
Himmelskörper zeitlich wie räumlich bewegen. (Asad)
Dieses System zeigt nicht nur, dass ein
allmächtiger Herrscher es regiert, sondern auch, dass eine große Weisheit in
ihm liegt und dass es nichts Unvergängliches darin gibt. Alles besteht nur für
einen begrenzten Zeitraum. (Maududi)
10. Vergleiche Surach 10:3. (Anm. d. Übers.)
Die Dienstbarkeit von Sonne und Mond und ihr Lauf
bis zur festgesetzten Frist sind hier nur ein Beispiel Seiner Bestimmung.
(Qutb)
Vergleiche auch Surach 10:31. Wenngleich die
Naturgesetze festgelegt sind und alles seine bestimmte Bahn läuft, liegt die
Steuerung und Regierung all dessen in Gottes Hand. Wenn auch der Mensch über
einen gewissen freien Willen verfügt, ist dennoch Gott Derjenige, Der ihm seine
Fähigkeiten gegeben hat. Gott sorgt für Seine Geschöpfe. Er sitzt nicht - wie
es sich die alten Griechen vorgestellt haben - irgendwo weit weg auf dem Olymp,
so dass Seine Geschöpfe Ihm gleichgültig wären. (Juusuf `Allii)
11. Dazu gehört auch, dass Er Seine Zeichen
deutlich erklärt und aufeinander abstimmt und jeder von ihnen zu seiner Zeit
und zum gegebenen Anlass aufzeigt, dass ihr an die Begegnung mit eurem Herrn den Iman verinnerlicht. (Qutb)
Sowohl im Qur“an als auch im Universum. (Darjabadi)
Allah verdeutlicht die Zeichen, die aufzeigen, dass
der Prophet Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Menschen die Wahrheit
übermittelt hat. Diese Zeichen sind überall im Universum verteilt, und jeder,
der sie mit offenen Augen betrachtet, begreift, dass die Wahrheit, zu der der
Qur“an die Menschen einlädt, durch diese Zeichen bestätigt wird. (Maududi)
12. Eine Manifestation Seiner Fürsorge für
Seine Geschöpfe selbst bei einem gewissen Maß an Willensfreiheit, die zu ihrer
Entwicklung beitragen soll, ist Seine Sorgfalt, Seine Zeichen sowohl in der
Natur zu erklären als auch in einer ausführlichen Offenbarung durch Seine
Gesandten, damit der Mensch keinen Zweifel mehr daran hat, dass er schließlich
zu seinem Herrn zurückkehrt und Rechenschaft über seine Handlungen ablegen
muss, denn die „festgelegte Zeit“ ist für ihn eine Zeit der Prüfung und
Vorbereitung. Wenn der Mensch die Zeichen sorgfältig beachtet, sollte kein
Platz mehr für Zweifel bleiben. (Juusuf `Allii)
So dass ihr erkennen könnt, dass Derjenige, Der das
Universum hervorgebracht hat und alles Existierende lenkt, auch in der Lage
ist, die Toten aufzuerwecken und im zukünftigen Leben entsprechend euren
Handlungen in diesem irdischen Leben zu richten. (Asad)
3. Und Er ist es, Der die Erde
hingebreitet hat13 und auf ihr festgegründete Berge14 und
Ströme15 geschaffen hat. Und von jeder Art von Früchten erschuf Er
ein Paar.16 Er lässt die Nacht den Tage bedecken.17
Wahrlich, hierin sind Zeichen für Leute, die nachdenken.18
13. Damit ist nicht die Form der Erde gemeint,
sondern die Ausdehnung der Erde vor dem Blick des Betrachters und in der
Wahrnehmung. (Qutb)
Auch die Erde ist nicht etwas eine Gottheit,
sondern etwas Hilfloses, Geschaffenes wie das übrige Universum. (Darjabadi)
14. Die aber weder der Wohnsitz noch eine
Verkörperung göttlicher Mächte sind, wie abergläubische Völker oft vermuteten.
(Darjabadi)
15. Allahs Geschöpfe und weder „Mütter“ noch
„Beschützer“. Polytheistische Völker haben oft Flüsse angebetet, beispielsweise
betrachteten die Kelten sie als göttliche, fruchtbare Mütter, und die alten
Ägypter verehrten den Nil als einen Mann. Auch die indischen Flusskulte sind
bekannt. (Darjabadi)
16. Paarweise: süß und sauer, klein und groß
und so weiter. Es kann sich aber auch auf das Geschlecht der Pflanzen beziehen.
(Darjabadi)
Pflanzen wie Tiere haben ihr Fortplanzungssystem.
In vielen Fällen sind in einer Blüte sowohl Staubfäden als auch Fruchtknoten
vorhanden, aber manchmal befinden sich diese in verschiedenen Blüten und sogar
in verschiedenen Pflanzen. Die Dattelpalme in Arabien und die Papaya in Indien
sind Beispiele für „zweihäusige“ Pflanzen.
(Juusuf `Allii)
Der Begriff „Sawdsch“ bezeichnet entweder „ein
Paar“ oder „einen Teil eines Paares“. Wo der Dualform „sawdschan“ zusätzlich
das Zahlwort „isnan“ („zwei“) folgt, bedeutet dies ausnahmslos „ein aus zwei
Geschlechtern bestehendes Paar“. Auf diese Weise besagt der obige Satz, dass es
von jeder Pflanzenart zwei Geschlechter gibt, was völlig mit den Erkenntnissen
der Botanik übereinstimmt. (Asad)
17. Vergleiche Surach 7:54 und die
entsprechenden Fußnoten. Der ganze Abschnitt dort kann mit diesem Abschnitt
verglichen werden. Sowohl ihre Ähnlichkeit als auch ihr Abweichungen zeigen,
wie nahe die beiden Gedankengänge beieinander liegen, und wie sie dem
Zusammenhang entsprechend ausgedrückt werden.
(Juusuf `Allii)
Während im vorigen Aja
einige himmlische Zeichen zur Illustration herangezogen werden, folgen hier
einige irdische Zeichen.
1. Tauhid („Einheit Allahs“): Die Tatsache, dass
die Erde eng mit den übrigen Himmelskörpern verbunden ist, die zum Entstehen
des Lebens darauf beitragen, und dass die Berge und Flüsse in so enger
Beziehung zum Leben stehen, ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass all dies
nicht von unterschiedlichen Gottheiten geschaffen sein kann, sonst könnte es
darin nicht so viel Harmonie, Übereinstimmung und einheitliches Streben geben.
2. Auferstehung: Dieser wunderbare Planet Erde ist ein
großes Zeichen dafür, dass sein Schöpfer, der Allmächtige, die Toten wieder zum
Leben bringen kann, wenn Er will. Er dreht sich im Weltraum um die Sonne, trägt
hohe Berge und große Flüsse auf seiner Oberfläche, bringt zahlreiche Früchte
hervor und dreht sich mit präziser Regelmäßigkeit durch die Zyklen von Tag und
Nacht. All dies bezeugt die grenzenlose Macht der
Schöpfers. Es wäre daher unsinnig anzunehmen, Er könne die Toten nicht
auferwecken.
3. Verantwortlichkeit: Die Erde mit all ihren
wunderbaren und sinnvollen Zeichen ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass ihr
Schöpfer allweise ist. Man kann sich daher nicht vorstellen. Er habe den
Menschen, das edelste Seiner Geschöpfe, ohne jeden Sinn erschaffen. So wie aus
dem Aufbau der Welt Seine Weisheit ersichtlich ist, so ist ganz offensichtlich,
dass das Leben des Menschen einen Sinn hat, und dass es nicht mit Erfüllung
seines Zieles abgeschlossen ist. Der Mensch wird von seinem Schöpfer für die
Erfüllung seines von Allah Auftrages zur Rechenschaft gezogen. (Maududi)
18. An die Schöpfung Allahs. (Al-Dschalalain)
Alle diese großen Ereignisse bezeugen dem denkenden
Menschen Allahs Macht und Herrlichkeit. (Darjabadi)
4. Und auf der Erde liegen dicht
nebeneinander Landstriche19 und Gärten mit Weinreben, vielerlei
Pflanzungen20 und Dattelpalmen, ein- oder mehrstämmig.21
Alles wird durch ein und dasselbe Wasser bewässert, und doch lassen Wir die
einen die anderen an Geschmack übertreffen.22 Wahrlich, hierin sind
Zeichen für Leute, die begreifen.23
19. Gute und fruchtbare Landstriche ebenso wie
schlechte Salzsümpfe, verödete unfruchtbare felsige Gegenden - all diese
Landstriche unterscheiden sich untereinander in Bezug auf Form, Farbe und
Qualität. Während die einen bewohnt sind, sind die anderen verlassen und leer.
Ein Teil ist bepflanzt und lebendig, während ein anderer vernachlässigt ist und
tot ist - alles nahe beieinander auf dieser Erde. (Qutb)
„Es gibt (vielerlei) Landstriche nebeneinander (und
dennoch so unterschiedlich voneinander)...“ Die Notwendigkeit dieses Einschubs
in meiner Übersetzung - der nach Ansicht aller Kommentatoren den Sinn dieses
Satzes verdeutlicht - geht aus den folgenden Sätzen hervor. (Asad)
Bei sorgfältiger Beobachtung wird deutlich, dass in
den Verschiedenheiten der Erdoberfläche die Weisheit Allahs liegt. Die
verschiedenen Regionen der Erde unterscheiden sich in Form, Farbe und
Bodenschätzen. Diese Vielfalt hat so sehr zur Entwicklung der menschlichen
Kulturen beigetragen, dass ein vernünftiger Mensch das nicht für Zufall halten kann.
(Maududi)
20. Allah ist Derjenige, der all dieses
Wachstum hervorbringt, nicht etwa irgendeine „Fruchtbarkeits“ oder
„Wachstumsgottheit“. (Darjabadi)
21. Eine andere Übersetzungsmöglichkeit wäre:
„aus einer Wurzel wachsend oder anders“ - Anm. d. Übers.
Bezieht sich die Wendung „aus einer Wurzel wachsend
oder anders“ auf „Palmen“ oder auch auf „Trauben“ und „Getreide“? Die
klassischen Kommentatoren haben die erstere Auffassung vertreten, wonach es
sich um Palmen handelt, die zu mehreren aus derselben Wurzel wachsen oder
gelegentlich auch allein stehen. Bei der zweiten Auffassung würde es um Palmen
und andere Pflanzen gehen, die aus einem einzelnen Wurzelstock wachsen, während
die Mehrzahl der Bäume aus einem Wurzelnetzwerk sprießen, das sich unterirdisch
weit ausgebreitet hat. Dies ist eine Anpassung an die Bedingungen des Bodens
und der Wasserzufuhr - ein weiteres Wunder der Schöpfung. (Juusuf `Allii)
22. Dattelpalmen, Getreide und Trauben werden
von demselben Wasser ernährt, dennoch fällt die Ernte
so unterschiedlich aus. Und dies gilt für alle Pflanzen. Früchte oder andere
essbare Pflanzenteile können in Form, Größe, Farbe und Geschmack sehr
verschieden sein. (Juusuf `Allii)
Vergleiche auch Surach 6:99 und 141, wo die
Vielfalt der Pflanzenwelt auf ähnliche Weise betont wird, ebenso wie ihr
unterschiedlicher Nutzen für Mensch und Tier - als Zeichen für Allahs
sinnvolles, zielgerichtetes Handeln. (Asad)
Wer außer einem bewusst wollenden Schöpfer hätte
dies alles machen können? Wer von uns hat nicht von dieser Vielfalt des
Geschmacks gekostet? Doch wie viele von uns sind von allein, ohne diesen
Hinweis des Qur“ans darauf aufmerksam geworden? Durch diese Beispiele bleibt
der Qur“an ewig lebendig, weil er die menschlichen Sinne ständig mit solchen
Anschauungen erfüllt. (Qutb)
Wenn wir diesen Aspekt der Vielfalt betrachten,
kommen wir zu der Schlussfolgerung, dass die Weisheit Allahs dieselbe Vielfalt
in den Temperamenten und Neigungen der Menschen und somit auch in ihrem
Verhalten verlangt. Wir brauchen uns deswegen keine Sorgen bezüglich dieser
Vielfalt zu machen. Wie bereits in Surach 5:31 gesagt wurde, hätte Allah, wenn
Er es gewollt hätte, alle Menschen gleich und von Geburt aus tugendhaft
erschaffen können. Aber die Weisheit, die der Schöpfung des Universums
einschließlich der Menschheit zugrunde liegt, erfordert Vielfalt und nicht
Uniformität, sonst wäre die Schöpfung sinnlos. (Maududi)
23. Darin liegen eindeutige Zeichen für Allahs
Fürsorge. (Darjabadi)
5. Und solltest du dich (über etwas)
wundern,24 so ist das, was sie sagen, noch
verwunderlicher:25 „Wie sollen wir, die wir zu Staub geworden sind,
in einer neuen Schöpfung wieder auferstehen?“26 Diese sind wahrlich
jene, die ihren Herrn leugnen,27 und diese
sind es, die Fesseln um ihren Nacken haben werden,28 und sie werden
die Bewohner des Feuers sein. Darin werden sie (ewig) verweilen.
24. Solltest du dich darüber wundem, dass sie die Auferstehung leugnen. (Darjabadi) „Wenn du über
die Wunder in Allahs Schöpfung erstaunt bist...“ (Asad)
Wenn du dich, oh Muchammad, Allahs Segen und
Frieden auf ihm, darüber wunderst, dass sie dich der Lüge bezichtigen oder das
leugnen, was du ihnen vorträgst. (Al-Dschalalain)
25. Erstaunlich, weil es so völlig ohne
Vernunft ist. (Darjabadi)
26. Jeder vernünftige Mensch und jeder
Wissenschaftler weiß, dass die Erschaffung von Himmel und Erde weitaus
schwieriger ist als die Erschaffung des Menschen, und dass die Wiederholung
leichter ist als ein Neubeginn.
(ibn Kasir)
Angesichts der Zeichen Allahs in der Natur und in
der Schöpfung ist es wirklich erstaunlich, dass die Menschen ihren Schöpfer
leugnen. Und wenn sie die Zeichen ihres Schöpfers anerkennen, Der täglich vor
ihren Augen neue Wunder wirkt, warum sollten sie dann bezweifeln, dass sie
wieder auferweckt werden, nachdem sie einmal zu Staub zerfallen sind? Wenn
schon eine Schöpfung möglich ist, wo ist dann die Schwierigkeit, eine neue
Schöpfung für möglich zu halten? Dies ist dann eine Frage des hartnäckigen und
aufrührerischen Willens, worauf die Strafe folgt. (Juusuf `Allii)
Sollte Derjenige, Der dies alles erschaffen und in
völlige Harmonie gebracht hat, nicht in der Lage sein, die Menschen in ein
erneutes Dasein zu bringen? Dies ist Kufr und Undankbarkeit gegenüber ihrem
Herrn, Der sie erschaffen hat und führt, eine Verirrung der Vernunft und des
Herzens. (Qutb)
27. Indem sie die Auferstehung leugnen.
(Darjabadi)
Denn damit leugnen sie Seine Allmacht und damit
auch Seine Realität. (Asad)
Sie leugnen damit ebenfalls Seine Weisheit.
(Maududi)
28. „Adschlal“: Joch (der Sklaverei).
Vergleiche Surach 7:157 und die entsprechenden Fußnoten. Die Strafe kann in
zwei Stadien vorgestellt werden: unmittelbar folgend das Joch der Sklaverei von
Aberglauben und Unwahrheit im Gegensatz zur Freiheit im Diin; und schließlich
das Feuer, dass die Seele selbst verbrennt. (Juusuf `Allii)
Ein Metapher für die absichtliche Selbstaufgabe des
Menschen an falsche Werte und Abwege und der daraus folgenden Versklavung des
Geistes. (Asad)
Der Begriff „Fesseln um ihren Nacken“ soll hier
zeigen, dass sie Sklaven der Unwissenheit, Verstocktheit und Laune sind und
blind ihren Vorfahren folgen. Da ihr Denken von ihren Vorurteilen beeinflusst
wird, leugnen sie das zukünftige Leben entgegen aller Vernunft. (Maududi)
6. Und sie bedrängen dich, die Strafe
eher zu bringen als die Gnade,29 obwohl doch schon vordem
beispielhafte Strafe ergangen ist.30 Und wahrlich, dein Herr ist
voll der Vergebung31 den Menschen gegenüber trotz des Unrechts, das
sie tun.32 Aber führwahr, dein Herr ist auch streng im Strafen.33
29. Gerade die, die darüber erstaunt sind, von
neuem erschaffen zu werden, was höchst erstaunlich ist, bedrängen dich, ihnen
die Strafe Allahs schnell zu bringen, anstatt Seine Rechtleitung und
Barmherzigkeit zu erflehen. (Qutb)
30. So wie sie achtlos gegenüber den Zeichen
Gottes im Weltall sind, interessieren sie sich auch nicht für das schlechte
Ende ihrer Vorfahren. Doch darin wäre eine Ermahnung für die, die sich ermahnen
lassen wollen. (Qutb)
Sie fordern den Propheten Muchammed, Allahs Segen
und Frieden auf ihm, heraus: „Wenn es
eine Strafe gibt, dann schick sie uns doch jetzt!“ Die Antwort darauf ist
dreifach.
1. Warum wollt ihr die Strafe erleben statt Gottes
Barmherzigkeit? Was ist besser?
2. Habt ihr nicht die Geschichte von fruchtbaren
Strafen gehört, und habt ihr nicht mit eigenen Augen gesehen, wie mit dem Bösen
abgerechnet wurde?
3. Allah handelt nicht nur in Gerechtigkeit und
durch Strafgericht, sondern auch in Gnade und Vergebung. Gnade und Vergebung
haben den Vorrang. (Juusuf `Allii)
Vergleiche auch Surach 6:57-58 und 8:32 sowie die
entsprechenden Fußnoten. (Asad)
Dies bezieht sich auf eine Herausforderung der
Quraisch dem Propheten Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gegenüber.
(Maududi)
31. Allah ist den Menschen gegenüber
barmherzig, auch wenn sie eine Zeitlang ungerecht handeln. Es öffnet ihnen die
Tür der Vergebung, durch die sie durch ihre Reue eintreten können. (Qutb)
32. Als Regel. (Darjabadi)
Vergleiche Surach 10:11. (Asad)
Vergleiche Surach 6:12 und 7:156. (Anm. d. Übers.)
33. Zu gegebenem Anlass. (Darjabadi)
Strenge Strafe trifft den, der von der Möglichkeit
zur Umkehr keinen Gebraucht macht und auf seinem Unrecht beharrt. (Qutb)
7. Und diejenigen, die kafir sind,
sagen: „Warum wird nicht ein Zeichen von seinem Herrn34 zu Ihm
herabgesandt?“35 Doch du bist nur ein Warner. Und jedes Volk hat
einen, der es rechtleitet.36
34. Diese Menschen, die all die Zeichen des
Universums nicht begreifen, verlangen, dass Allah ein Zeichen zu Seinen
Propheten herab senden soll. Ein einziges Zeichen, wo doch das Universum um sie
herum voller Zeichen ist. (Qutb)
Die Kafirs verlangten vom
Propheten Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, er solle Wunder wirken,
wie die Gesandten vor ihm. So wollten sie, dass er den Berg Fafa in Gold oder
die Berge ringsum in Wiesen und Flüsse verwandeln sollte. (ibn Kasir)
35. Sie verlangen ein „übernatürliches
Ereignis“. Dies gehört jedoch nicht zum Aufgabenbereich eines Propheten,
sondern Allah wirkt Wunder, sobald Er in Seiner Weisheit sieht, dass es
notwendig ist. (Qutb) .
Nach allen diesen Zeichen, die soeben erwähnt
worden sind, ist die Forderung: „Bring uns ein Zeichen!“ reine Streitsucht. Der
Prophet Muhamma2!“ brachte Zeichen wie andere Propheten und weigert sich ebenso
wie diese, reine Neugier zu befriedigen. (Juusuf `Allii)
Vergleich auch Matthäus 12:39. (Darjabadi)
Selbst ein Wunder würde jedoch die nicht
überzeugen, die die Wahrheit leugnen wollen. Vergleiche auch Surach 6:7, 6:111;
10:96-97 und 13:31. (Asad)
Sie waren nämlich nicht bereit, seine Botschaft
anhand vernünftiger Kriterien zu überprüfen oder aus seinem hohen Charakter
oder der von seinen Gefährten hervorgebrachten moralischen Revolution eine
Lehre zu ziehen. (Maududi)
36. Deine Aufgabe ist die gleiche, wie die der
Gesandten vor dir: aufzuklären und zu warnen. Wunder jedoch obliegen Dem Lenker
der Geschöpfe und des Universums. (Qutb)
Gewöhnlich wird der letzte Satz dieses
Ajas in dem Sinne verstanden, dass die Aufgabe des Propheten lediglich darin
bestand, die Menschen zu warnen, und dass die Rechtleitung von Allah kam.
Meiner Ansicht nach ist auch folgende Interpretation möglich: Dass der Prophet
Muhammad warnt und mahnt und den Qur“an übermittelt sowie die universale
Rechtleitung, die er in Allahs Auftrag bringt, sind in sich selbst Zeichen und
Wunder.
(Juusuf `Allii)
Nach den klassischen Kommentatoren lässt dieser
Satz verschiedene Interpretationen zu:
1. du bist nur ein Warner; und jede Nation hatte
einen Warner (nämlich einen Propheten) wie dich (dies wäre in Übereinstimmung
mit der Lehre im Qur“an von der Kontinuität der prophetischen Führung); oder
2. du bist nur ein Warner, aber gleichzeitig ein
Führer für alle Menschen (das würde die Universalität der Botschaft im Qur“an gegenüber der zeitlich
und ethnisch gebundenen Sendung früherer Propheten betonen); oder
3. Du bist nur ein Warner, und deine Aufgabe
besteht lediglich darin, den Menschen die Botschaft auszurichten, während Allah
allein die Herzen der Menschen zum Iman leiten kann. (Asad)
Abschnitt 2
8. Allah weiß, was jedes weibliche
Geschöpf (unter dem Herzen) trägt37 und was den
Mutterleib abnehmen und was ihn zunehmen lässt.38 Und jedes Ding hat
bei Ihm sein rechtes Mass.39
37. Der Mutterleib ist hier nur ein Beispiel äußerster
Verborgenheit. Nicht einmal die Mutter selbst weiß, was darin ist - ein
männliches oder ein weibliches Kind, eins oder mehrere, ob es vor oder nach der
bestimmten Zeit geboren wird. Aber die verborgensten und scheinbar
unerkennbaren Dinge sind Allah bekannt. Es gibt keinen Zufall. Allah regiert
alles nach gerechtem Maß, wie es auch im letzten Satz dieses
Ajas ausgedrückt wird.
(Juusuf `Allii)
38. Der Begriff „untha“ bezeichnet jedes
weibliche Wesen, sei es Mensch oder Tier. Das „abnehmen lassen“ bezieht sich
entweder auf eine Verkürzung der Tragzeit (beispielsweise auf sieben Monate
beim Menschen) oder auf eine Fehlgeburt. „Zunahme“ bezieht sich dementsprechend
entweder auf eine Verlängerung der Zeit oder das vollständige Austragen. Wie
aus dem Zusammenhang hervorgeht, soll der Gedanke, dass Allah weiß, was im
Mutterschoß verborgen ist, darauf hinweisen, dass Er auch die innersten
Veranlagungen jedes Menschen und seine Entwicklungsmöglichkeit kennt. (Asad)
Als Antwort auf ihre Wunderforderung warnt Allah
die Menschen hier, dass sie dem allmächtigen und allwissenden Allah
gegenüberstehen, Der sie kennt, seit sie im Leib ihrer Mutter waren, und Der
alles sieht, was sie tun. Er beobachtet die gesamte Entwicklung des ungeborenen
Kindes und jedes Wachstum oder Zurückbleiben seiner Gliedmaßen sowie seiner
Fähigkeiten und Möglichkeiten. (Maududi)
39. Wörtlich: „ist entsprechend einem Maß“,
das heißt entsprechend dem bestimmten Sinn und Ziel, für das es erschaffen
wurde, seinen Existenzbedingungen und der Rolle, die es in Allahs
Schöpfungsplan spielen soll. (Asad)
9. Er kennt das Verborgene und das
Offenbare40 - Er ist der Große, der hoch Erhabene.41
40. Sein
Urteil ist vollkommen, denn Er kennt sowohl das Offene als auch das Verborgenen
-was der Mensch in dieser Welt geplant und was er getan hat. (Siddiqi)“
Der Begriff „asch-schahada“ (wörtlich: „was bezeugt ist“ oder; „werden
kann“) wird in diesem Zusammenhang wie auch an anderen Stellen als direkte
Antithese von „Al-Raib“ („was sich außerhalb des Wahrnehmungsvermögens der
Geschöpfe befindet“) verwendet. Auf diese Weise werden die beiden Aspekte der
Wirklichkeit wiedergegeben, die sinnlich oder konzeptuell von geschaffenen
Wesen erfasst werden können. (Asad)
41. Allahs Name Al-Muta“al, der im Qur“an nur
dieses eine Mal erwähnt wird, bezeichnet Seine unendliche Erhabenheit über
alles Existierende und Mögliche sowie über alles, das menschliche Definitionen
erfassen können. Vergleiche auch Surach6:100. (Asad)
Hoch Erhaben über jeden Vergleich mit einem
lebenden Wesen. (Darjabadi)
In der arabischen Sprache ist dies ein Aja von unvergleichlicher rhythmischer Schönheit.
(Juusuf `Allii)
Die Worte „kabir“ und „muta“al“ sind sehr schwer
mit anderen Worten zu umschreiben. Kein einziger Qur“an-Erläuterer wagte, sich
diesen beiden Worten zu stellen. (Qutb)
10. Es ist gleich (vor Ihm42),
ob einer von euch einen Gedanken43 geheim hält oder ob er ihn
offenbart, und ob sich jemand bei Nacht verbirgt oder am Tag offen hervortritt.44
42. Aufgrund seiner Allwissenheit. (Darjabadi)
43. Der Begriff „Qaul“ bezeichnet in erster
Linke „Gesagtes“ oder „eine Äußerung“, wird jedoch auch im übertragenen Sinne
(„eine Idee“) gebraucht, unabhängig davon, ob dies tatsächlich in Worten
ausgesprochen wird (als Behauptung, Bestätigung, Doktrin oder ähnliches) oder
eine bloße Vorstellung bleibt (eine Meinung, Ansicht, Gedankenverbindung und so
weiter). Deswegen habe ich übersetzt: „(Für Ihn) ist es gleich, ob ihr eure
Gedanken verbergt oder offen aussprecht.“ (Asad)“
44. Wörtlich: ,,...oder
bei Tag hervorgeht“, das heißt, böse Handlungen ganz offen begeht. (Asad)
Unsere geheimsten Gedanken und Absichten sind Ihm
zu jeder Zeit bekannt. (Juusuf `Allii)
11. Er hat45 Aufpasser46
vor und hinter sich,47 die ihn auf Befehl Allahs beschützen.48
Wahrlich, Allah ändert den Zustand, indem sich ein Volk befindet,49
nicht ehe sie sich selbst50 verändert haben.51 Und wenn
Allah ein Volk für sein Vergehen bestrafen will,52 so kann keiner es
abwenden, und außer Ihm haben sie keinen Beschützer.53
45. Vergleiche den letzten
Aja. Jeder Mensch, ob er seine Gedanken verbirgt oder äußert, ob er seine
Handlungen heimlich oder offen ausführt, befindet sich unter Allahs
aufmerksamer Aufsicht. Seine Barmherzigkeit umfasst jeden und schützt ihn immer
wieder vor Übel und Schaden, wenn er diesen Schutz nur annimmt. Wenn er in
seiner Unwissenheit meint, er könnte heimlich irgendein Vergnügen oder einen
Vorteil erhaschen, dann irrt er sich, denn die alles niederschreibenden Engel halten
alle seine Gedanken und Handlungen fest. (Juusuf `Allii)
46. Die einander ablösen. (Darjabadi)
47. Wörtlich: „von zwischen seinen Händen und
von hinter ihm“. Wie in Surach 2:255 bezeichnet der Ausdruck „zwischen seinen
Händen“ etwas, „das für ihn wahrnehmbar ist“ oder „was ihm ersichtlich ist“,
während das, was „hinter ihm liegt“, etwas ist, das „jenseits seines
Wahrnehmungsvermögens liegt“ oder „ihm verborgen ist“. (Asad)
48. Wörtlich: „von Allahs Befehl (amr)“. Die
Übersetzung dieses Satzes hängt von der Bedeutung ab, die dem Begriff
„mu“aqqibaat“ (Pluralform von mu`adschdschib) gegeben wird, der etwas
bezeichnet, das „unmittelbar auf eine andere Sache folgt“ oder „ohne
Unterbrechung etwas anderem nachfolgt“. Die meisten klassischen Kommentatoren verstehen
darunter „ein Heer von Engeln“, das heißt die Schreiberengel, die jeden
Menschen begleiten und einander ohne Unterbrechung ablösen. Folglich
interpretieren sie die Wendung „min bayna jadayhi wa min halfihi“ als „vor ihm
und hinter ihm angeordnet“, das heißt, die ihn von allen Seiten umrunden, und
sie erklären die Worte „von Allahs Befehl“ hier als „entsprechend Allahs
Befehl“ und beziehen sie auf die Engel beziehungsweise ihre Aufgabe. Diese
Interpretation wird jedoch längst nicht von allen Kommentatoren gestützt.
Einige der frühesten gehen von der Annahme aus, dass der Betrifft mu“aqqibaat
irdische Kräfte oder Vorstellungen aller Art bezeichnet, auf die sich der
Mensch so oft in der irrigen Annahme verlässt, sie könnten unabhängig von
Allahs Willen zur Verwirklichung ihrer Ziele beitragen. So deutet auch Abu
Muslim Al-Isfahaani, der bei Rasi zitiert wird, diesen Satz. In seiner
Erklärung zu Aja 10 und dem ersten Teil von Aja 11 sagt er: „In Allahs Sicht
sind alle Taten gleich, geheime wie offene, sowie derjenige, der sich im Dunkel
der Nacht verbirgt und derjenige, der offen ans Tageslicht tritt... denn
derjenige, der sich in die Dunkelheit der Nacht zurückzieht, kann Allahs Willen
(„amr“) niemals entgegen, ebenso wenig wie derjenige, der sich im Tageslicht
bewegt, umgeben von einem Heer von Helfern („mu“aqqibaat“, das heißt Wächter
und Helfer), die ihn beschützen sollen, denn diese können ihn nicht vor Allahs
Willen schützen.“ An dieser überzeugenden Interpretation habe ich meine
Übersetzung orientiert. Jene irdischen „Wächter und Helfer“, auf die sich der
Mensch verlässt, können wahrnehmbar sein (wie Reichtum, Nachkommen und so
weiter) oder nicht wahrnehmbar (wie Macht, soziale Stellung oder der Glaube an
das „Glück“); dies erklärt die Wendung „solche, die von ihm wahrgenommen werden
können, und solche, die vor ihm verborgen sind“ (siehe vorige Fußnote). (Asad)
Sie sollen sich nicht an der Illusion festklammern,
irgendein Engel oder Heiliger hätte die Macht, sie vor der Vergeltung Allahs zu
retten, denn es gibt niemanden, der sie gegen Allah verteidigen kann, auch wenn
sie ihren so genannten Beschützern Ehrerbietung erwiesen und Opfer gebracht
haben. (Maududi)
49. Den Zustand der Gnade, in dem sich ein
Volk befindet. (Darjabadi)
50. Sie selbst von sich aus. (Darjabadi)
51. In dieser Wahrheit liegt für den Menschen
eine schwere Verantwortung, denn mit seinem Handeln setzt er Allahs Willen und
Gesetz in Gang. Er ist also dafür verantwortlich, wenn Allah ihn nach Seiner
Gesetzmäßigkeit bestraft oder belohnt. Dies ist aber nicht nur eine
Verantwortung, sondern auch eine Ehre für den Menschen. Denn seine Taten gelten
als die Instrumente der göttlichen Willens. (Qutb) `
Allah hat kein Interesse daran, Menschen zu
strafen. Er hat den Menschen gut und rein erschaffen, Er hat ihm Intelligenz
und Wissen gegeben, Er hat ihm Werkzeuge Seiner Gnade und Barmherzigkeit aller
Art zur Verfügung gestellt. Trotz allem verzerrt der Mensch seinen eigenen
Willen und handelt gegen Gottes Willen. Dennoch steht ihm Allahs Vergebung
offen, wenn er sie annehmen will. Nur wenn er sich selbst verblendet hat und
seine eigene Natur oder Seele so entstellt hat, dass sie nicht mehr der schönen
Form entspricht, in der Allah sie erschaffen hat, dann trifft ihn Allahs Zorn,
und er verliert die ehrenvolle Position, in die Allah ihn gesetzt hat. Nichts
kann dann die Strafe abwenden. Keins der Dinge, auf die sich der Mensch neben
Allah verlassen hat, kann ihn nun beschützen. (Juusuf `Allii)
Wörtlich: „das, was in ihnen selbst ist . Diese
Aussage hat sowohl eine positive als auch eine negative Bedeutung, nämlich
Allah entzieht dem Menschen nicht Seine Gnade, bevor ihr inneres Selbst völlig
verkommen ist (vergleiche Surach 8:53), ebenso wenig gewährt Er Seinen Segen
hartnäckigen Sündern, bevor diese ihr innere Meinung ändern und Seiner Gnade
würdig werden. Im weiter gefassten Sinne ist dies eine Veranschaulichung für
das Gesetz Allahs von Ursache und Wirkung (Sunnach Allah), das sowohl das Leben
der Individuen wie auch das der Gemeinschaften beherrscht und Aufstieg und Fall
menschlicher Kulturen von den moralischen Qualitäten der Völker und den
Veränderungen in „ihrem innersten Wesen“ abhängig macht. (Asad)
52. Infolge ihrer ständigen Rebellion trotz
wiederholter Mahnungen. (Darjabadi)
53. Wenn schließlich Allahs Zorn über einen
Menschen hereinbricht, kann niemand ihn zurückhalten. (Darjabadi) Ein Helfer,
der sie vor der Strafe Allahs beschützt. (Al-Dschalalain)
12. Er ist es, Der euch den Blitz sehen
lässt,54 in dem Furcht und Hoffnung ist,55 und Der schwer
beladenen Wolken entstehen lässt.56
54. Der Blitz als eine geschaffene Naturkraft
ist, wie alle anderen Naturkräfte, ein bloßes Instrument in Allahs Hand.
(Darjabadi)
55. Die Reisenden fürchten seinen Einschlag.
Während die anderen, die in ihren Häusern Schutz
suchen können, in ihm Hoffnung auf Regen sehen. (Al-Dschalalain)
Hier liegt nun der Gipfelpunkt der Antwort auf die
sarkastische Herausforderung der Kafirs, die Strafe
herbeizubringen. Warum wollt ihr lieber Böses als Gutes? Warum lieber Strafe
als Gnade? Warum Angst vor der Gewalt des Blitzes lieber als die Hoffnung auf
gute, reichliche Ernte durch den Regen, der aus den blitzenden Wolken fällt.
(Juusuf `Allii)
Die Hoffnung auf Regen, der im Qur“an oft
symbolisch für Iman und geistiges Leben steht. Mit diesem Aja kehrt die
Erörterung wieder zu dem Thema zurück, das am Anfang der Surach angeschnitten
wurde (Aja 2-4) nämlich die Hinweise auf einen bewussten Plan und seinen Sinn,
der in der ganzen Natur liegt, und damit auf die Existenz Allahs. (Asad)
56. Schwerbeladen mit Regen. (Al-Dschalalain)
Blitz, Donner und schwere Wolken sind bekannte
Phänomene, ebenso der Blitzschlag, der sie gelegentlich begleitet. Sie sind in sich
Erscheinungen, die in der Seele des Menschen einen starken Eindruck
hinterlassen, gleichermaßen bei denen, die ihre wahren Eigenschaften kennen und
denen, die nichts von Allah wissen. (Qutb)
13. Und der Donner57
verkündet Seine Lobpreisung, ebenso wie es die Engel58 in Ehrfrucht
vor Ihm tun. Und Er schickt den Blitz herab und trifft damit wen Er will.59
Und doch streiten sie (nach alldem) über Allah.60 Und Er ist streng in der
Vergeltung.61
57. Selbst der Donner, der euch vielleicht
erschreckt, ist Ihm gegenüber nur eine zahme, nützliche Kraft, die Ihn preist
wie die übrige Schöpfung. „Der Donner“ ist somit ein passender Name für eine
Surach, die wie diese voller Kontraste ist, wo Dinge, die uns furchtbar
erscheinen, sich in Wirklichkeit als gehorsame Werkzeuge in Allahs Hand
erweisen. (Juusuf `Allii)
Für alle, die Ohren haben, den Sinn dieses lauten
Geräusches zu verstehen, ist der Donner eine Proklamation der Einheit Allahs,
während es für Menschen, die nur mit den Ohren eines Tieres hören, nichts als
ein lauter Lärm ist. Er verkündet, dass Allah, Der die Wolken aus den Meeren
aufsteigen und ziehen lässt, wohin er will, Blitze von ihnen aussendet und
schließlich Regen von ihnen herabfallen lässt, allen Lobes würdig ist.
(Maududi)
58. Auch die Engel, von denen wir meinem, sie
seien schöne Wesen voller Macht und Herrlichkeit, die Allah nahe stehen,
verspüren Ehrfurcht und Achtung, wenn sie Seinen heiligen Namen preisen.
(Juusuf `Allii)
Damit wird der Irrtum jener unwissenden Menschen
zurückgewiesen, die die Engel als Gottheiten verehrten und glaubten, sie seien
Partner Allahs. Sie sind nicht Seine Partner, sondern Seine gehorsamen Diener,
die Ihn preisen und mit Ehrfurcht vor Ihm erfüllt sind. (Maududi)
59. Allah tut alles, der Allmächtige, nicht
irgendein Donnergott wie Zeus bei den Griechen, Jupiter bei der Römern oder
Indra bei den Indern. (Darjabadi)
60. Über seine transzendentale Existenz oder
die Geschaffenheit Seines Wesens. (Asad)
Die Polytheisten wagen es immer noch, inmitten all
dieser furchterregenden Naturereignisse, die allesamt die Gegenwart Allahs und
Seine Einzigkeit bezeugen und Ihn lobpreisen, darüber zu disputieren, ja Ihm
sogar Nebengötter beizugesellen. (Qutb)
61. Streng im Nehmen. (ibn Kasir)
Nach Radschib bedeutet der Ausdruck „schadidul-mihhaal“,
der im Qur“an nur dies eine Mal vorkommt, jemanden, der „machtvoll ist zu
planen, in einer dem Menschen verborgenen Weise, in der viel Weisheit liegt“.
(Asad)
Wer ist der Mensch, dass er Allah in Frage stellt?
(Juusuf `Allii)
Das Wort „Mihaal“ beinhaltet: List und Schlauheit,
Planung und Stärke, Strafe und Pein. Demnach heißt „schadid“ul nichel“: streng
in der Überlistung und Bemächtigung Seiner Gegner. Was für eine Drohung
beinhalten diese Worte! (Safwat Al-Bajan)
14. Ihm allein gebührt die aufrichtige
Anbetung.62 Und jene, die sie an Seiner Statt anrufen, können sie in
keiner Weise erhören,63 gerade wie wenn jemand seine Hände64
ausstreckt nach Wasser, damit es seinen Mund erreiche, doch es erreicht ihn
nie. Und die Anrufung der Kufr ist vergeudete Mühe.65
62. Haq: Wahrheit, Recht, was angemessen ist.
Alle diese Bedeutungen treffen hier zu. Wenn wir etwas anderes außer Allah
verehren (seien es Götzen, Sterne, Naturkräfte, Geister, vergötterte Menschen,
das eigene Ich, Macht, Reichtum, Wissenschaft oder Kunst, Talent oder
Intellekt), eine solche Verehrung ist sowohl sinnlos als auch unvernünftig.
(Juusuf `Allii)
Er allein ist in der Lage, unsere Gebete und
Anrufungen zu erhören. (Darjabadi)
Wörtlich: „Ihm gebührt der Ruf der Wahrheit“ oder
möglicherweise auch „Ihm allein gebührt alle wahre Anrufung“. Wir sollten
jedoch daran denken, dass der Begriff Al-Haq („die Wahrheit“) einer der
Qur“anischen Attribute Allahs ist, der „Absolute Realität“ (in der deutschen
Philosophie der „Urgrund“) bedeutet. Der Ausdruck „Da“wat-ul-Haq“ kann deswegen
auch verstanden werden als „Gebet, das an Ihn, die Absolute Realität, gerichtet
ist“, was auch bedeutet, dass die Anrufung anderer Wesen, Mächte oder
Prinzipien „oe ipso“ falsch und sinnlos ist. (Asad)
Sein Wort „Es gibt keinen Gott außer Allah“ ist die
einzige Wahrheit. (Al-Dschalalain)
63. Ob es nun Götzen sind, Naturgottheiten,
Helden oder Heilige - sie sind nicht der Lage, Gebete zu erhören. (Darjabadi)
Sie können sie weder hören noch ihren Bitten entsprechen.
(Safwat al Tafasir)
„Statt Allah“ oder „neben Allah“. (Asad)
64. Wörtlich: „seine beiden Handflächen.“
(Asad)
65. Ohne IMan hat Anbetung und „Ibadach keinen
Sinn. Sie wären dann nur eine Verirrung des Geistes. Aber es gibt noch einen
tieferen Sinn. Gelegentlich tritt Aberglaube oder die Verehrung falscher
Gottheiten an die Stelle des Imans. Auch in diesem Fall folgt der Betende nur
Projektionen seiner Vorstellung. Beim näherem Hinsehen
erweisen sie sich als sinnlos. Nur dem Einen wahren Gott gebührt Gottesdienst
und Gebet. (Juusuf `Allii)
15. Und wer auch immer66 in
den Himmeln und auf Erden ist, unterwirft67 sich dem Willen Allahs -
willig oder unwillig -68 gleich wie ihre Schatten69 des
Morgens und des Abends.70
66. In diesem Aja wie
in der ganzen Surach liegt eine stark mystische Bedeutung. Das Personalpronomen
„man“(wer), das ich mit „welche Wesen auch immer“ übersetzt habe, steht hier
statt des Pronomens „maa“ („was“, „was auch immer“). Dies bezieht sich dann auf
Wesen mit einer Persönlichkeit, das heißt auf Engel, Geister, Menschen und
möglicherweise andere Dinge mit objektiver (nicht unbedingt materieller)
Existenz, im Gegensatz zu deren Schatten oder ihrem Anschein oder ihrem
Trugbild, wie es am Ende des Verses erwähnt wird. Sowohl diese Wesen selbst als
auch ihre Schatten sind Allahs Willen unterworfen. (Juusuf `Allii)
67. Der Ausdruck „jasdschud“ („er wirft sich
nieder“) steht für völlige Unterwerfung unter Seinen Willen, das heißt hier
auch unter die Naturgesetze, die Er für alles Existierende bestimmt hat. (Asad)
68. Nach Ansicht der meisten klassischen
Kommentatoren sind die Engel und die mu“min Wesen, die sich Allah bereitwillig
(das heißt bewusst) unterwerfen, während diejenigen, die die Wahrheit leugnen,
die „unwillig“ sind, sich Ihm zu unterwerfen, trotzdem unbewusst Seinem Willen
unterworfen sind. In Anbetracht der folgenden Bezugnahme auf die „Schatten“ ist
es jedoch logisch anzunehmen, dass sich das Relativpronomen „man“ (vergleiche
Fußnote 67) in diesem Zusammenhang nicht nur auf bewusste Wesen bezieht,
sondern auf alle materiellen Objekte, belebte wie unbelebte, das heißt auf alle
Wesen und Dinge im Himmel und auf der Erde (vergleich auch Surach 16:48-49 und
22:18). (Asad)
„Unwillig“ oder „gezwungen“: Satan und die Geister des
Bösen. Sie möchten sich der Kontrolle des allgütigen Allahs entziehen, aber das
können sie nicht, und sie müssen Seine Herrschaft über sich anerkennen. (Juusuf
`Allii)
Der einzige Unterschied zwischen dem Gehorsam eines
Mu“mins und eines Kafirs besteht darin, dass ersterer sich aus freien Stücken
Allah hingibt, während letzterer dazu gezwungen ist, sich Allahs
Gesetzmäßigkeiten zu unterwerfen, denn er ist nicht in der Lage, diesen zu
widerstehen. (Maududi)
69. Selbst die Schatten - Phantasieprodukte oder
Projektionen von anderen Dingen, von denen sie abhängig sind, wie Schatten vom
Gegenstand abhängig sind - sind Allahs Gesetzmäßigkeiten unterworfen und können
ohne Seine Erlaubnis weder entstehen noch einen Eindruck auf unsere Gemüter
machen. Die Schatten sind am längsten, wenn die Sonne tief steht, und werden
kürzer, wenn die Sonne ihren Höchststand erreicht. Aber selbst wenn sie am
längsten und auffälligsten sind, sind sie Allahs
Willen und Gesetz unterworfen. Die Sonne hat in diesem Zusammenhang eine
mystische Bedeutung, denn sie stellt die Vernunft, wahre Einsicht und das Licht
Allahs dar. (Juusuf `Allii)
70. Die gesamte Umwelt dient Allah und ruft
Ihn an. Die Niederwerfung ist das äußerste Symbol für Gehorsam, Demut und
Dienstbereitschaft gegenüber Allah. So wie alle Wesen, so dienen auch ihre
Schatten Allah, denn die Schatten folgen ihren Körpern. Sie alle unterwerfen
sich Seinem Willen, mu“min wie kafir. (Qutb)
Morgens und abends sind die Schatten am längsten
und auffälligsten. (Darjabadi)
An dieser Stelle sollte der Leser oder Hörer des
arabischen Textes eine Niederwerfung vollziehen. (Anm. d. Übers.)
16. Sprich:71 „Wer ist der
Herr der Himmel und der Erde?“72 Sprich: „(Er ist) Allah.“73
Sprich: „Habt ihr euch also Beschützer genommen außer Ihm, die sich selber
weder zu nützen noch zu schaden vermögen?“ Sprich: „Ist etwa der Blinde dem
Sehenden gleich74 oder die Finsternis dem Licht?“75 Oder
haben sie Allah Teilhaber an die Seite gestellt,76 die gleiches
geschaffen haben, so wie Er es erschafft, so dass diese Schöpfung77
ihnen gleich erscheint? Sprich: „Allah ist der Schöpfer aller Dinge und Er ist
Der Einzige, Der Allgewaltige.“78
71. „Sprich O Muchammed zu deinem Volke!“
(Al-Dschalalain)
Das arabische Wort „Rab“, das für gewöhnlich mit
„Herr“ übersetzt wird, trägt in sich auch die Bedeutung von „versorgen“,
„erhalten“, „zur Reife bringen“. Vergleiche auch Surach 1:2. (Juusuf `Allii)
72. Sprich O Muchammad zu den Götzendienern:
„Wer ist der Schöpfer von Himmel und Erde und ihr Erhalter?“ Diese Frage dient
der Verspottung der Götzen, die sie anstelle von Allah anbeten. (Safwat al
Tafsir)
Dies ist nicht eine Frage, die sie beantworten
sollten, denn sie wurde bereits zuvor beantwortet (vergleiche Aja 15), sondern
um ihnen die Antwort diesmal nicht in sichtbaren Zeichen, sondern mit Worten zu
geben. (Qutb)
73. Eine Frage, die der Missbilligung dient.
(Qutb)
Obgleich die Frage eigentlich an die
Kafirs gerichtet ist, fordert Allah hier Seinen Gesandten auf, sie
selbst mit „Allah“ zu beantworten. Die Befragten zögerten nämlich. Sie konnten
nicht sagen, es sei nicht Allah, denn sie selbst glaubten, dass Allah der
Schöpfer aller Dinge sei. Andererseits konnten sie diese Tatsache nicht einfach
anerkennen, denn eine Anerkennung von Tauhid (der Einheit Allahs) hätte ihnen
keine Grundlage für ihre Vielgötterei mehr gelassen. Sie zögerten, weil sie
feststellen mussten, dass ihre Position schwach war. (Maududi)
Vergleiche Surach 5:79. (Juusuf `Allii)
Sie sind völlig machtlos und unfähig. (Darjabadi)
74. Ein Blinder ist jemand,
der nicht die zahllosen Zeichen der Einheit Allahs sehen kann, obgleich diese
überall vor ihm im Universum ausgebreitet sind. Ein Sehender hingegen ist
jemand, der in jedem Partikel des Universums, in jedem Blatt und in jedem
Grashalm Zeichen erkennt, die auf den Schöpfer hinweisen. (Maududi)
75. „Licht“ bedeutet hier das
Licht der Erkenntnis der Wahrheit, das der Prophet Muchammed, Allahs Segen und
Frieden auf ihm, seine Anhänger hatten. Im Gegensatz dazu steht die
„Finsternis“ der Unwissenheit, in der die Ungläubigen herumtappten. Wieso sollten diejenigen, die das Licht hatten, es auslöschen und
wie die Unwissenden in der Finsternis herumirren? Wer den Wert des Lichtes
nicht kennt, mag dies vielleicht tun. Wer das Licht aber wirklich kennt, wird
den Unterschied zwischen Licht und Finsternis sehr wohl unterscheiden können
und vorziehen, seinen Weg deutlich zu sehen. (Maududi)
Wie der Unterschied zwischen den Sehenden und den
Blinden, zwischen Licht und Finsternis deutlich ist, so ist auch der
Unterschied zwischen Wahrheit und Lüge gut erkennbar. Mit Sehenden und Blinden
sind Mu“mins und Kafirs gemeint. (Qutb)
76. Dieser Aja kann in sechs
Teile geteilt werden, von denen immer zwei als Frage und Antwort gegenüberstehen.
Außer dem fünften Teil wird jeder durch das Wort „Sprich:“ eingeleitet, das im
alten Arabisch etwa Anführungszeichen entspricht. Der fünfte Teil „oder stellen
sie Allah Teilhaber an die Seite...?“ wird nicht durch „Sprich!“ eingeleitet,
denn es handelt sich hier um eine indirekte Rede. (Juusuf `Allii)
Teilhaber, das heißt Wesen, die angeblich an Allahs
Macht oder Schöpfungskraft Anteil haben. (Asad)
17. Er sendet Wasser79 vom
Himmel herab, damit die (einstmals trockenen) Flussbetten80 entsprechend
ihrem Maß durchströmt werden. Doch die Flut trägt Schaum auf ihrer Oberfläche.81
Und auf dem, was sie über dem Feuer erhitzen,82 um daraus Schmuck
oder Gerät zu machen, ist ein ähnlicher Schaum,83 Auf diese Weise
zeigt Allah Wahrheit und Trug.84 Denn was den Schaum angeht,85
verschwindet er wie Blasen. Das aber, was den Menschen nützt, bleibt auf Erden
zurück.86 Auf diese Weise prägt Allah die Gleichnisse.87
77. Dies ist ein Sarkasmus gegenüber
diesen Leuten, die doch sehen müssen, dass alles von Allah erschaffen ist, und
dass die von ihnen verehrten Götter nicht in der Lage sind, eine Schöpfung
hervorzubringen, denn sie sind selber erschaffen. (Qutb)
Obwohl der Begriff „Halq“ („Schöpfung“ oder
„Schöpfungsakt“) oft metaphorisch auf menschliche Aktivitäten bezogen benutzt
wird, gibt es grundlegende Unterschiede zwischen den „Schöpfungen“ eines
Künstlers, Dichters oder Philosophen und dem Schöpfungsakt Allahs. Während der
menschliche „Schöpfer“ sein Werk aus bereits existierenden Bestandteil
herstellt und nicht mehr tut als diese Bestandteile in einer möglicherweise
neuen Kombination zusammenstellen, hat Allah allein die Fähigkeit, im
eigentlichen Sinne des Wortes zu schaffen, das heißt, etwas ins Dasein zu
bringen, das vorher nicht existierte, weder als Ganzes noch in seinen
Komponenten (vergleiche Surach 2:117 „Wenn Er eine Sache beschließt, so sagt Er
nur zu Ihr: „Sei! und sie ist.“) Dies ist die Bedeutung dieser Anspielung auf
den Irrglauben, irgendein Wesen oder eine Macht außer Allah könne jemals
„ähnliches erschaffen, was Er erschaffen hat.“ (Asad)
78. Er ist Der Eine Schöpfer,
und Der Eine, Dem alles unterworfen ist. (Qutb)
Sowie Er Der alleinige Schöpfer ist, so gebührt Ihm
auch allein die Anbetung. (Al-Dschalalain)
Das arabische Wort „Qachhaar“ bedeutet wörtlich
„jemand, der durch Seine eigene Macht über alles regiert und alles völlig in
Seiner Gewalt hat“. Dass Allah auf diese Weise einzigartig und allmächtig ist,
folgt aus der zuvor erwähnten Tatsache, dass Allah allein Schöpfer aller Dinge
ist. Der Schöpfer aller Dinge muss logischerweise einzig sein, denn alle
anderen Dinge sind Seine Geschöpfe. Nichts kann deswegen dem Schöpfer in Seinem
Wesen, Seinen Attributen, Seiner Macht oder Seinem Recht gleich sein. Seine
gesamte Schöpfung untersteht Seiner Macht, denn es wäre unvorstellbar, dass der
Schöpfer etwas schafft, das Er nicht kontrollieren kann. Wer so zugibt, dass
Allah der Schöpfer ist, muss Ihn auch als den Einzigen und Allgewaltigen
anerkennen. Daraufhin sollte es dann keinen Grund mehr geben, einem anderen als
Ihm zu dienen. (Maududi)
79. Dieser Aja ist voller
Parabeln.
1. Es ist Allah, Der den Regen herabsendet, und Er
schickt ihn zu allen. Das Wasser fließt in Kanälen entsprechend deren
Kapazität. Einige sind träge, andere haben eine schnelle Strömung. Einige
bilden große Flüsse und bewässern weite Landstriche; einige sind kristallklare
Ströme mit polierten Kieselsteinen, die durch das Wasser hindurch sichtbar
sind. Aus einigen kann man schmackhafte Fische fangen; andere sind von
Krokodilen und schädlichem Ungeziefer bewohnt. So gibt es unterschiedliche
Qualitäten an Bächen, Flüssen, Strömen und Seen. Gleichermaßen verhält es sich
mit dem Regen der Gnade Allahs und dem Wissen und der Rechtleitung, die Er
schickt. Alle können dies empfangen. Sie werden entsprechend ihren Fähigkeiten
und Veranlagungen verschieden davon Gebrauch machen.
2. In der physischen Welt ist Wasser rein und
nützlich. Entsprechend den jeweiligen Umständen bildet sich jedoch Schaum. So
wie die Strömung den Schaum davonträgt und das Wasser reinigt, so entfernt der
Strom der Gnade Allahs unseren geistigen Abschaum.
3. Der Schaum türmt sich auffällig auf der
Wasseroberfläche auf, aber er ist nicht von Dauer. So geht es mit inhaltslosem
Wissen: es verschwindet, und Allahs Wahrheit bleibt bestehen. (Juusuf `Allii)
80. Der Einschub in meiner
Übersetzung - „die (einstmals trockenen) Flussbetten“ - wird notwendig, weil
der bestimmte Artikel vor dem Wort „Awdija“ („Flussbetten“) fehlt. Nach
Samachsari ist dies ein Hinweis darauf, dass nur einige Flussbetten Wasser
führen, während andere von diesem Regen nicht betroffen sind und trocken
bleiben. Der Begriff „waad“ (im allgemeinen Sprachgebrauch waadi) bezeichnet in
erster Linie einen Wasserlauf oder ein Flussbett, das normalerweise trocken ist
und nur nach reichlichem Regenfall Wasser führt; nur mittelbar ist dieser
Betriff für einen tatsächlichen Fluss verwendbar. (Asad)
81. Der Schmutz, den die
Flüsse auf ihren Wegen mitführen, wird auf ihrer Oberfläche als Schaum
sichtbar. (Qutb) Während das Wasser darunter klar bleibt. (Asad)
Die von den Gegnern des Islam betriebene Hetze und
Propaganda kann mit dem sich auftürmenden Schaum verglichen werden, der auf der
Wasseroberfläche treibt, aber bald dahinschwindet. (Maududi)
82. Gemeint sind die
Bodenschätze wie Gold, Silber und Kupfer. (Al-Dschalalain)
Eine weitere Parabel ist der
Erz:
4. Es ist voller fremder Beimischungen, aber das
Feuer trennt die Schlacke vom Gold für Schmuck und
5. vom Eisen für Gebrauchsgegenstände für den
Alltag. Das Feuer entspricht Allahs Prüfungen, sei es durch Schwierigkeiten
oder durch Überfluss, wodurch der wahre Kern in uns herauskristallisiert und
die Schlacken ausgeschieden werden. Es zeigt uns, was wertvoll und nützlich
ist, im Gegensatz zum Schaum der Nutzlosigkeit, den wir ansammeln und mit
wahrem Wissen verwechseln. (Juusuf `Allii)
83. Gebrauchsgegenstände.
(Darjabadi)
Es ist nur natürlich, dass Schaum auftritt, wenn
Metalle zur Reinigung geschmolzen werden. Ebenso treten böse Menschen in
Erscheinung und spielen eine wichtige Rolle in der Verfolgung guter Menschen,
die zu ihrer Reinigung das Feuer der Verfolgung durchschreiten müssen.
(Maududi)
Der Schaum, der sich beim Schmelzen auf der
Oberfläche der Metalle bildet, ist von gleicher Natur wie der auf der
Gewässeroberfläche. Er enthält auch die Schlacke und Abfälle der Metalle
(Al-Dschalalain).
84. Allah regt mit diesen
Beispielen die Menschen zum Nachdenken an. (Safwat Al-Bajan)
85. Dies sind Beispiele für
Wahrheit und Trug in seinem Leben. Falschheit türmt sich nämlich auf der
Oberfläche, bläht sich auf und erscheint hoch und mächtig, ist aber im Grunde
nichts anderes als Schaum und Abfall, der bald vergeht, ohne wirklichen Inhalt
und Substanz. (Qutb)
86. Wahrheit demgegenüber
bleibt an Leben wie das lebende Wasser und das reine Metall. (Qutb)
87. Von Wahrheit und Tugend
(Darjabadi)
Über Wahrheit und Falschheit. (Safwat Al-Tafsir)
18. Für diejenigen, die ihrem Herrn Folge
leisten,88 ist Gutes bestimmt.89
Doch diejenigen, die Ihm nicht gehorchen90 - selbst wenn ihnen alles
gehören würde, was auf Erden ist, und noch einmal soviel dazu,91
dann würden sie sich nur allzu gern damit loskaufen92 -, diese erwartet
eine schlimme Abrechnung,93 und ihr Aufenthaltsort wird die Hölle
sein. Welch eine schlechte Ruhestätte!
88. Die Seinem Aufruf Folge
leisten und sich Ihm gehorsam unterwerfen. (Al-Dschalalain)
Ihm und Seinen Gesandten. (ibn Kasir)
89. Im zukünftigen Leben.
(Darjabadi)
Ihnen ist eine gute Belohnung sicher. (ibn Kasir)
90. „Auf diese Weise
erläutert Allah das Gleichnis (Aja 18) von denen, die auf den Ruf ihres Herrn
antworten, und denen, die nicht antworten“: diese Übersetzung beruht auf Samachsari
Interpretation. Nach anderen Kommentatoren ist der Anfang von Aja 18 unabhängig
vom letzten Satz des vorigen Ajas, und sie übersetzten folgendermaßen:
„Denjenigen, die auf ihren Herrn hören, gebührt das Gute; die aber nicht auf
Ihn hören...“. Meiner Ansicht nach ist Samachsari Deutung, in der der Ausdruck
Al-Husnaa als ein Adjektiv verstanden wird, das sich auf die Reaktion der
Mu“mins bezieht, vorzuziehen, weil sie die Wiederholung von „Allahs
Gleichnisse“ rechtfertigt. (Asad)
91. Wörtlich: „und dasselbe
davon noch zusätzlich“. (Asad)
92. Von der Bestrafung im
Jenseits loskaufen. (ibn Kasir)
Sie würden nicht zögern, sich mit allem was sie
besitzen, loszukaufen. (Maududi)
Vergleiche Surach
3:91 und 10:54. (Juusuf `Allii)
Es wäre alles ohne Erfolg. (Darjabadi)
93. Sie haben voll die Folgen
ihrer bösen Taten zu tragen. (Maududi)
Abschnitt 3
19. Ist also der, der weiß, dass es die
Wahrheit ist, was dir von deinem Herrn herabgesandt worden ist, dem gleich, der
blind ist?94 Doch wahrlich, dies bedenken nur die Einsichtigen,95
94. Das Gegenteil von dem, der weiß, dass es
die Wahrheit ist, was dein Herr dir offenbart hat, ist nicht der, der es nicht
weiß, sondern der, der blind ist. Denn Blindheit ist allein die Ursache, dass diese
Unwissenheit entsteht. Die Menschen sind gegenüber dieser großen Wahrheit von
zweierlei Art: die Sehenden, die wissen, und die Blinden, die es nicht wissen.
Ihre Blindheit bezieht sich nicht auf die Sehkraft, sondern auf mangelnde
Einsicht, Verständnislosigkeit und Verschlossenheit der Herzen. (Qutb)
In diesem Abschnitt erfolgt eine Gegenüberstellung
von Iman und Rechtschaffenheit auf der einen und Kufr und Ungerechtigkeit auf
der anderen Seite. Der Rechtschaffene ist bekannt als jemand, der
1. Ermahnung annimmt;
2. sein Wort hält;
3. der den Diin Allahs folgt, in der Iman und
Handeln untrennbar miteinander verbunden sind;
4. geduldig und standhaft Allah sucht; und in den
praktischen Dingen ist er
5. regelmäßig in seinen Gebeten;
6. wirklich großzügig und freigebig, sei es
heimlich oder öffentlich; und
7. nicht rachsüchtig, sondern darauf bedacht, Böses
mit Gutem abzuwehren, um auf diese Weise den Teufelskreis des Bösen zu
durchbrechen. (Juusuf `Allii)
So wie die Haltung dieser beiden in diesem Leben
verschieden ist, so wird auch ihr Schicksal im zukünftigen Leben verschieden
sein müssen. (Maududi)
95. Diejenigen, die auf die ihnen von Allah
offenbarte Botschaft hören und Seinen Gesandten akzeptieren. Sie sind wirklich
weise. Ihr Verhalten in dieser Welt wird sich grundlegend von dem jener
Menschen unterscheiden, die demgegenüber blind sind. (Maududi)
Diejenigen, die einen verständigen Geist und Herz
besitzen, wenn sie an die Wahrheit erinnert werden, sich ermahnen lassen, und
wenn sie auf Zeichen hingewiesen werden, denken sie drüber nach. (Qutb)
20. Jene, die ihre Verpflichtungen
Allah gegenüber erfüllen und den Bund (mit Ihm) nicht brechen,96
96. Das Bündnis Allahs schließt jeden Bund
ein; Abmachungen mit Allah umfassen jede andere eingegangene Abmachung. Der
größte Bund, auf dem alle anderen Bündnisse basieren, ist der des Diins, der
uralt und zugleich neu ist. Uralt ist er in der Naturanlage des Menschen, die
mit den Gesetzmäßigkeiten des gesamten Daseins verbunden ist (vergleiche auch
Surach 7:172-173). Neu ist er mit jedem einzelnen Propheten, den Allah berufen
hat, nicht um den Diin neu zu installieren, sondern um ihn wiederherzustellen
und an ihn zu erinnern. Sie erklären auch seine Forderung, Allah allein zu
dienen und Gutes zu tun. (Qutb)
„Bund“ ist in diesem Zusammenhang ein allgemeiner
Ausdruck, der die geistigen Pflichten umfasst, die aus dem Iman an Allah
entstehen, sowie auch die daraus resultierenden moralischen und
gesellschaftlichen Verpflichtungen gegenüber den Mitmenschen. Vergleiche in
diesem Zusammenhang auch Surach 5:1, wo der Begriff „Aqd“ („Vertrag“) benutzt
wird. (Asad)
Da dieser Bund mit jedem einzelnen Menschenwesen
abgeschlossen wurde, ist er tief in der menschlichen Natur verankert. Sobald
ein Mensch in dieser Zeit geboren wird, bestätigt er sozusagen diesen Bund,
denn er verdankt seine Schöpfung demselben Allah, mit dem er diesen Bund
geschlossen hat, und dieser zieht ihn mit Seiner Fürsorge groß und versorgt ihn
mit seiner Nahrung, und der Mensch gebraucht von Ihm verliehene Fähigkeiten.
Alle diese Dinge binden ihn schon in sich selbst an sein Bündnis mit Allah.
Weise, treue und mu“min Menschen erfüllen ihren Bund und brechen ihn höchstens
unabsichtlich. (Maududi)
21. Und die verbinden, was Allah zu
verbinden befahl,97 und die ihren Herrn fürchten98 und
Furcht haben vor der schlimmen Abrechnung;
97. Das heißt, sie vereinen Diin und Handeln,
Liebe zu Allah mit Liebe zu den Mitmenschen, und den Respekt gegenüber allen
Gesandten Allahs, das heißt, sie folgen den Diin Allahs und nicht nur Teilen
davon. (Juusuf `Allii)
Dies bezieht sich auf alle zwischenmenschlichen
Bindungen, das heißt Familienbindungen, Verantwortung für Waisen und Arme,
gegenseitige Rechte und Pflichten der Nachbarn ebenso wie die geistigen und
praktischen Bindungen, die zwischen allen bestehen, die sich der großen
geistigen Familie des Islam angeschlossen haben (vergleiche auch Surach 8:75
und die entsprechenden Fußnoten). Im weitesten Sinne bezieht sich dieser Satz
auf die geistigen Verpflichtungen des Menschen, sich der einheitlichen
Sinngebung bewusst zu bleiben, die der gesamten Schöpfung Allahs zugrunde
liegt, und damit auf die moralische Verpflichtung des Menschen, alle Lebewesen
mit Liebe und Barmherzigkeit zu behandeln. (Asad)
98. Sie trachten in allem, was sie tun und
lassen, Allahs Zufriedenheit zu erlangen und fürchten eine böse Abrechnung im
Jenseits. (ibn Kasir)
22. Und die geduldig (und standhaft) sind im Verlagen nach dem
Angesicht ihres Herrn,99 und das Gebet
verrichten100 und insgeheim und offen von dem spenden, womit Wir sie
versorgen,101 und die das Üble durch das Gute abwenden,102
- für sie ist die Wohnstatt (des Jenseits)103 als Lohn bestimmt.
99. Die auch in Anfechtung und Schwierigkeiten
standhaft am Diin Allahs festhalten. (Darjabadi)
Sie harren in Geduld aus, nicht aus Angst vor den
Menschen, die sie sonst als Drückeberger bezeichnen würden, um von ihnen für
die Standhaftigkeit gelobt zu werden, sondern einzig und allein, um Allahs
Wohlwollen zu erlangen. (Qutb)
Die Standhaftigkeit zeigen, die sich selbst
beherrschen und alle ihre Wünsche unter Kontrolle haben und ihre Grenzen nicht
überschreiten, die nicht der Versuchung zum Ungehorsam gegen ihren Herrn
nachgeben, um eigene Vorteile zu gewinnen. (Maududi)
100. Die Verrichtung der Gebete gilt als ein
Teil der Erfüllung des Bundes mit Allah und als sein erster Eckpfeiler. Sie ist
der Ausdruck völliger Hinwendung zu Ihm und die sichtbare Verbindung zwischen
dem Diener und seinem Herrn. (Qutb)
101. Dies gehört zu der Verbindung dessen, was
Allah zu verbinden geboten hat. Als der Ausdruck des Zusammenhaltens unter den
Dienern Allahs in dieser Welt wird sie extra aufgeführt. Sie reinigen ihr
Inneres von Geiz und Gier und tragen damit zum Gemeinschaftsleben der Muslime
bei. (Qutb)
Sie spenden für Allahs Sache. (Darjabadi)
102. Gemeint ist die Abwendung von Bösem durch
das Gute im täglichen Umgang mit anderen. Bösem mit Gutem zu begegnen, bricht
oft die Schlechtigkeit der Seelen, wendet sie zum Besten und wehrt den
Eingebungen des Teufels. (Qutb)
Einige Kommentatoren sind der Ansicht, dies
bedeutet: „wenn sie einen Fehler begangen haben, wenden sie ihn (das heißt
seine Auswirkungen) durch Reue ab“ (ibn Kaysaan, der von Samachsari zitiert
wird), während andere meinen, das „Abwenden“ bezieht sich auf eine gute Tat,
die man zum Ausgleich für eine - unbeabsichtigte - böse Tat tut (Rasi), oder
dass es um Bemühungen geht, böse Situationen mit Wort und Tat zum Guten zu
wenden. Die große Mehrheit der klassischen Kommentatoren jedoch vertritt die
Ansicht, es bedeute, dass sie „Böses mit Gutem vergelten“, so beispielsweise
Al-Hasan Al-Basri. Tabaris Erklärung ist ähnlich :
„Sie wenden das ihnen getane Böse ab, indem sie den Tätern Gutes tun“, und:
„Sie vergelten Böses nicht mit Böse , sondern wenden es ab, indem sie Gutes
tun.“ Vergleiche auch Surach 41:34-36. (Asad)
Wie ungerecht sich jemand ihnen gegenüber veralten
mag, sie verhalten sich ihm gegenüber gerecht. Ebenso bleiben sie ehrlich und
aufrichtig auch gegenüber von Menschen, die sie belügen und sich ihren
gegenüber unehrlich verhalten. (Maududi)
103. Ihre Reise durch dieses Leben war nur ein
kurzer Aufenthalt. Die endgültige Glückseligkeit liegt in ihrer ewigen Heimat,
die in den beiden folgenden Ajas anschaulicher geschildert wird. (Juusuf
`Allii)
Wörtlich: „Für sie gibt es das Endergebnis (oder
„die Erfüllung“) der „endgültigen Heimat“. Das Wort „„uqbaa“ wird von fast
allen Philologen als Synonym zu „„Aqiba“ („Konsequenz“ oder „Ende“ oder
„Endergebnis“, daher auch „Lohn“ und im übertragenen Sinne „Bestimmung“ oder
„Erfüllung“) betrachtet. Der Begriff „ad-daar“ steht für „Ad-Dir Al-Achira“,
„die ewige Heimat“, nämlich das zukünftige Leben. (Asad)
23. Gärten der ewigen Glückseligkeit,
in die sie eingehen sollen, wie auch die Frommen unter ihren Vorfahren und
ihren Ehepartnern und ihrer Nachkommenschaft,104 und Engel werden
von allen Toren zu ihnen eintreten (und sagen):
104. Wie ich verschiedentlich hervorgehoben
habe, bedeutet der Begriff „Sawdsch“ „ein Paar“ oder „eine Komponente eines
Paares“, das heißt bezogen auf ein Menschenpaar einen Ehepartner, also entweder
Ehemann oder Ehefrau. Ebenso bezeichnet der Begriff „Abaa“(wörtlich „Väter“
oder „Vorväter“) gewöhnlich sowohl Väter als auch Mütter, das heißt Eltern;
dies ist nach Samachsari auch hier der Fall. Den Begriff „„Adn“ habe ich mit
„beständige Glückseligkeit“ übersetzt, vergleiche auch die Fußnote 261 zu
Surach 9:72, wo dieser Begriff ebenfalls im Qur“an verwendet wird. (Asad)
Auch wenn die Verwandten durch ihre Taten nicht die
gleiche hohe Belohnung verdienen wie die Rechtschaffenen, so werden sie
ihretwegen um Stufen erhöht, um sie damit zu ehren. (Safwat al Tafsir)
Die Beziehungen in diesem Leben sind zeitgebunden
und vergänglich, aber die Liebe in Rechtschaffenheit ist ewig. In den Gärten
der Glückseligkeit werden die Rechtschaffenen mit allen ihren Lieben und
Nahestehenden wiedervereinigt, vorausgesetzt dass diese selbst rechtschaffen
waren, denn in der Ewigkeit zählt nichts anderes. Blutsverwandtschaft und Ehe
bilden in diesem Leben gewisse physische Bindungen, die viel Gutes, aber auch
Böses mit sich bringen können. Alles Materielle und auch das Böse vergeht. Aber
das Gute erhält mit der endgültigen Abrechnung einen neuen Sinn. So werden
Vorfahren und Nachkommen, Ehepartner und Geschwister (Durrija bedeutet auch
dies), deren Liebe rein und geheiligt war, in der Vervollkommnung ihrer Liebe
Glückseligkeit finden und in den alten Bindungen eine neue, mystische Bedeutung
entdecken. (Juusuf `Allii)
24. „Friede sei mit euch dafür, dass
ihr geduldig (und standhaft) wart!“105 Welch ein herrliches Ende in
der Wohnstatt (des Jenseits)!
105. Weil ihr in eurem Diin standhaft geblieben
seid. (Darjabadi)
Die Engel werden sie auf diese Weise begrüßen, und
sie werden von allen Leiden Frieden finden. (Maududi) Dieser Friede im Jenseits
ist der Lohn der Standhaftigkeit im Diesseits. (Al-Dschalalain)
25. Diejenigen, die das Bündnis mit
Allah lösen, nachdem es geschlossen war,106 und das trennen, was
nach Allahs Gebot zusammenbleiben soll,107 und Unheil auf Erden
stiften, sie sind es, auf denen der Fluch108 lasten soll und für die
die schlimme Wohnstatt bestimmt ist.109
106. Im krassen Gegensatz zu den vorher
Erwähnten stehen nun jene, die zu unverständig sind, um sich ermahnen zu
lassen. Es handelt sich um die, die den Pakt brechen, den Allah in das ewige
Gesetz der Naturanlage jedes Menschen gelegt hat. Solche werden auch andere
Bündnisse und Verträge nicht halten, die ja alle auf diesem ersten,
existenziellen Bund beruhen. Wer sich Allah gegenüber verantwortlich fühlt, ist
auch in allen anderen Dingen nicht unzuverlässig. (Qutb)
107. Es folgt das Gegenteil der in Aja 21 oben
erwähnten Dinge. (Juusuf `Allii)
108. Der Begriff „la“na“ im Qur“an wird
gewöhnlich mit „Fluch“ übersetzt (und in diesem Sinne auch in der
nachklassischen arabischen Umgangssprache benutzt) und bedeutet eigentlich
„Bann“ oder „Entfremdung“, das heißt von allem Guten. Wenn es im Qur“an von
Allah gegenüber einem Übeltäter benutzt wird, bedeute es den Ausschluss des
letzteren von Allahs Gnade oder „Allahs Ablehnung“. In diesem Zusammenhang wird
seine Bedeutung durch die nachfolgende Bezugnahme auf „ein schlimmes Geschick“
im zukünftigen Leben verstärkt. (Asad)
109. Dies steht im Gegensatz zum Zustand des
Glückseligen, der oben in Aja 22-24 geschildert wird. Der „Fluch“ steht im
Gegensatz zum Segen, und das „Schlimme Ende“ steht im Gegensatz zur „ewigen
Heimat“. (Juusuf `Allii)
26. Allah versorgt reichlich mit
Wohltaten wen Er will und beschränkt sie auch.110 Und sie erfreuen
sich des diesseitigen Lebens, doch das Leben dieser Welt ist im Vergleich zum
Jenseits nur ein (vergänglicher) Genuß.111
110. Allah, der alle Seine Geschöpfe schützt
und versorgt, gibt uns allen unseren Lebensunterhalt einschließlich der Mittel
zu unserem physischen, moralischen, intellektuellen und geistigen Wachstum und
zur Entfaltung entsprechend unseren Bedürfnissen und Fähigkeiten. Einigen
gewährt Er dies im Überfluss, bei anderen legt er strenge Maßstäbe an. Niemand
kann Rechenschaft von Ihm fordern, denn Sein Wille ist der Maßstab alles Guten.
(Juusuf `Allii)
Er gewährt die Mittel zum Unterhalt Seinem
allumfassenden Plan entsprechend, ohne Rücksicht auf die Verdienste der
betreffenden Wesen, deshalb bedeutet materielles Wohlergeben in dieser Welt
nicht unbedingt Allahs Gunst. Ebenso verhält es sich mit der Einschränkung
dieser Mittel, so dass Mangel nicht unbedingt ein Zeichen für den Zorn Allahs
ist. (Darjabadi)
Die kafir Makkachs wie auch andere unwissende Menschen
in der Welt schätzen den Wert eines Menschen nach seinem Besitz und seinem
irdischen Wohlergeben ein, statt nach seinem Iman und seinem rechtschaffenen
Handeln. In diesem Aja werden sie vor diesem Irrtum
gewarnt. Allah verteilt die Mittel zum Lebensunterhalt nach ganz anderen
Maßstäben, und Reichtum oder Armut ist kein Maßstab, nach dem der Wert von
Menschen eingeschätzt werden kann. (Maududi)
111. Vergleiche Surach 9:38. Es kann auch
folgendes bedeuten: dieses gegenwärtige Leben ist nichts als ein Mittel, eine
Gelegenheit, eine Prüfung für das zukünftige Leben. Selbst ist es weit weniger
wichtig als das zukünftige Leben. (Juusuf `All)
Die Freuden der Bewohner Mekkachs sind von Übermut
und Missachtung begleitet. (Al-Dschalalain)
Ihre Freude über das Diesseits mit seinen
vergänglichen Genüssen ließ ihren für das Jenseits mit seiner bleibenden
Glückseligkeit schwinden. Hätten sie das Jenseits begehrt, so wären ihnen
dennoch die Genüsse des Diesseits von Allah nicht verwehrt worden. (Qutb)
Abschnitt 4
27. Und jene, die kafir sind, sagen:
„Warum wird nicht ein Zeichen von seinem Herrn zu ihm herabgesandt?“112
Sprich:
„Wahrlich, Allah lässt irregehen, wen Er will,113
und Er leitet zu Sich, wer sich (reuig Ihm) zuwendet.114
112. Nachdem zuvor die Frage nach einem Wunder
damit beantwortet wurde, dass der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden
auf ihm, nichts anderes als ein Warner ist, wird sie hier wieder aufgeworfen
von jenen, denen der Qur“an nicht als Beweis genügt. Diesmal lautet die Antwort
anders, nämlich, dass es nicht die Beweise sind, die den Menschen zum
verinnerlichen des Imans bewegen. Vielmehr liegt der entscheidende Beweggrund
im Inneren des Menschen selbst. (Qutb)
Der in Aja 7 begonnene Gedankengang ist
abgeschlossen, und hier setzt ein neuer Gedankengang an. Allah stellt jedem,
der sich zu Ihm wendet, Mittel zur Rechtleitung zur Verfügung. Er lässt jedoch
diejenigen auf ihrem Irrweg, die absichtlich Augen und Herzen vor Seiner Gnade
verschließen und sich nicht dem Trost öffnen, der vom Gedenken an Ihn und
Seiner Lobpreisung kommt. (Juusuf `Allii)
Die Wiederholung dieser Frage hier weist auf ihre
Verbindung mit dem Hinweis auf „diejenigen, die ihren Bund brechen“ hin.
Dadurch, dass sie ihre ursprüngliche innere Fähigkeit, Allahs Existenz und ihre
eigene Abhängigkeit von Seiner Rechtleitung zu erkennen brachliegen lassen,
wird es denen, die die Wahrheit leugnen unmöglich, die ganze Tiefe der ihnen
durch Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, mittelten die Botschaft
Allahs zu erfassen, deswegen weigern sie sich, sie anzuerkennen, wenn sie nicht
durch äußerliche Wunder gestützt wird. (Asad)
113. „Allah lässt irregehen, der irregehen
will“ und „Allah lässt den irregehen, den Er irregehen lassen will“. (Asad)
Infolge
seines mangelnden Willens den Iman zu verinnerlichen. (Darjabadi)
114. Und dies ist der Wegbereiter für ihre
Rechtleitung, nämlich ihre reuige Umkehr zu Allah. Sie macht sie würdig, von
Ihm rechtgeleitet zu werden. Damit ist auch klar, dass diejenigen, die nicht
bereit sind zur Umkehr es auch nicht verdienen, rechtgeleitet zu werden. Es ist
einzig und allein die Bereitschaft des Herzens und sein Streben, die Allah
veranlassen, den Menschen rechtzuleiten. (Qutb)
Dies ist die Antwort auf ihre Frage. Nicht aufgrund
fehlender Wunderzeichen befinden sie sich auf ihrem Irrweg, sondern was ihnen
fehlt ist ihr eigener Wunsch, nach Rechtleitung zu streben. Allah zwingt
niemanden, dem rechten Weg zu folgen, wenn er sich absichtlich davon abwendet.
Er lässt diese Menschen auf ihrem Weg weitergehen. Sogar das, was dem
Wahrheitsuchenden zur Orientierung dient, verblendet den, der auf seiner
Abweichung besteht. (Maududi)
28. Jene, die den Iman verinnerlichen
und deren Herzen im Gedenken Allahs Ruhe und Frieden finden,115 denn
fürwahr, im Gedenken Allahs finden die Herzen Ruhe und Frieden.116
115. Sie finden Ruhe und Zuversicht bei dem
Gefühl, stets mit Allah verbunden zu sein, geborgen in Seiner Nähe und sicher
in Seinem Schutz. Sie sind frei von der Angst des Alleinseins und der Ratlosigkeit
des Weges. Sie nehmen Prüfungen ruhig hin und im Unglück zeigen sie sich
gefasst. (Qutb)
116. Dies kennen nur diejenigen, die Iman in
ihren Herzen haben. Sie können es jedoch nicht mit Worten denen vermitteln, die
es nicht kennen, weil es nicht mit Worten zu fassen ist. (Qutb)
Ein Zeichen oder Wunder ist nicht ein äußerliches
Ereignis. Es ist etwas Innerliches, etwas im Gemüt, im Herzen oder in der
Seele. Es hängt von der inneren geistigen Erfahrung eines Menschen ab. Wenn ein
Mensch sich zu Allah hinwendet, wird dieses Licht und
diese Erfahrung kommen. Wenn er es nicht tut, wird Allah ihn nicht dazu
zwingen. (Juusuf `Allii)
29. Denjenigen, die den Iman
verinnerlichen und Rechtes tun, wird Seligkeit117 zuteil, und ihnen gehört
die schönste Heimstatt.
117. „Tubaa“ ist ein innerer Zustand der
Zufriedenheit, eine innerliche Freude, die mit Worten schwierig zu beschreiben
ist, sich aber im Leben eines guten Menschen in guten wie in schlechten Zeiten
in allen Lebenslagen widerspiegelt. Außerdem gibt es noch das endgültige Ziel,
auf das seine Augen gerichtet sind, nachdem der Kampf dieses Lebens vorüber
ist. Dieses Ziel ist Allah selbst. (Juusuf `Allii)
30. So118 haben Wir auch
dich zu einem Volk entsandt, dem andere Völker vorausgingen,119
damit du ihnen vorträgst, was Wir dir offenbart haben. Und doch sind sie
solche, die nicht an den Allbarmherzigen den Iman verinnerlichen.120
Sprich: „Er ist mein Herr. Es gibt keine Gottheit außer Ihm. Auf Ihn vertraue
ich,121 und zu Ihm ist die Heimkehr.“122
118. Auf die gleiche Weise wir die Gesandten
früherer Völker. (Darjabadi)
Du bist nicht der erste, der mit solch einer
Botschaft zu seinem Volk gesandt worden ist, so dass sie ihnen seltsam erscheint.
Denn ihnen sind andere Völker und andere Gesandten vorausgegangen. Sollten sie
trotzdem auf ihrem Leugnen beharren, so setze du
deinen Weg fort und vertraue dabei auf Allah. (Qutb)
119. Unser Prophet Muchammed, Allahs Segen und
Frieden auf ihm, kam zu einem späteren Zeitpunkt als andere Propheten, um Ihre
Botschaft zu vervollständigen und den Islam allgemein zugänglich zu machen. Mit
Sicherheit begann erst nach seinem Auftreten der Prozess der Vereinigung der
Welt, der noch nicht abgeschlossen ist, aber schnell voranschreitet. (Juusuf
`Allii)
Wörtlich: „vor dem (andere) Gemeinschaften
dahingegangen sind“: ein indirekter Hinweis auf die Kontinuität der
prophetischen Offenbarung vor und bis zur Zeit des letzten Propheten Muchammad,
Allahs Segen und Frieden auf ihm Asad)
120. Indem sie Allahs Existenz leugnen, oder
indem sie Seine Rechtleitung ablehnen, oder indem sie anderen Wesen oder
Kräften neben Ihm Eigenschaften Allahs zuschreiben. (Asad)
Dieses Volk, zu dem der Prophet Muchammad, Allahs
Segen und Frieden auf ihm, entsandt worden ist, leugnet den Erbarmer. Sie
lehnten es ab, Allah als den Erbarmer, den Barmherzigen zu bezeichnen. Deswegen
weigerten sie sich auch am Tag von Hudaibija. „Im Namen des Erbarmers der
Barmherzigen“ zu schreiben. Dies berichtet Qatada im Sahich Al-Bucharii. (Ihn
Kasir)
Anmerkenswert ist, gerade den Iman an den
„Barmherzigen“ ablehnen, bei Dessen Gedenken sich die Herzen beruhigen. Der
Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, kann nichts weiter tun als ihnen
vermitteln, was ihm offenbart wurde, denn dazu wurde er gesandt. (Qutb)
Statt dem allbarmherzigen Herrn zu dienen,
schreiben sie anderen Wesen Seine Eigenschaften, Macht und Rechte zu und danken
anderen für Seinen Segen. (Maududi)
121. Wenn sie deine Botschaft ablehnen, so
verkünde ihnen, dass du dein Vertrauen allein auf Allah setzt, dass deine Um-
und Rückkehr zu Ihm ist, und dass du dich niemandem zuwendest außer Ihm. (Qutb)
122. Der Iman sagt uns, dass keinerlei
Widerstand seitens der Kafirs Allahs Plan verhindern
kann. (Juusuf `Allii)
123. Wörtlich Qur“an. (Anm. d. Übers.)
Mit Qur“an werden: alle vorausgegangen Bücher
bezeichnet wie beispielsweise das des Propheten Dawud (nach einem Hadis in
Al-Buchari. (Ibn Kasir)
Dieser Qur“an ist gekennzeichnet durch außergewöhnliche
durchdringende Kraft, die von jedem empfunden wird, der Geschmack, Durchblick
und sprachliches Verständnis besitzt. Jenen, die ihn in sich aufnehmen und sich
durch ihn formen ließen, haben Größeres als Berge in
Bewegung versetzt, nämlich die Geschichte von Nationen und Generationen. Sie
zerbrachen Härteres als die Erde selbst, nämlich die starren Ansichten und
Traditionen. Und sie erwecken Regungsloseres als Tote, nämlich die Völker,
deren Geist durch Unterdrückung verstört worden war. (Qutb)
31. Und wenn es auch ein Buch123 gäbe, das Berge
versetzten oder die Erde spalten oder die Toten zum Sprechen bringen könnte,
sie würden doch nicht den Iman verinnerlichen!124 Doch alles liegt
in Allahs125 Hand.126 Wollen denn diejenigen, die mu“min
sind, nicht wahrhaben , dass Allah, wenn Er gewollt hätte,127 die
gesamte Menschheit hätte rechtleiten können?128 Das Unheil129
wird immer wieder diejenigen treffen, die kafir sind, wegen dessen, was sie
getrieben haben,130 oder sich nahe ihren Wohnstätten niederlassen,131
bis die Verheißung Allahs eintrifft. Wahrlich, Allah bricht niemals (Sein)
Versprechen.132
124. „Selbst wenn (sie) eine Offenbarung Allahs
(hören würden), durch die Berge versetzt oder die Erde gespalten oder Tote zum
Sprechen gebracht würden, (sie würden sich immer noch weigern, daran den Iman
zu verinnerlichen)“. Diese Hinzufügung entsprechen der Interpretation dieses Ajas bei Tabari und einigen anderen Kommentatoren.
Vergleiche auch Surach 6:109-111. (Asad)
Gäbe es unter den vorherigen Büchern Allahs eines,
mit dem die Berge versetzt oder die Erde gespalten oder die Toten zum Sprechen
gebracht werden könnten, so hätte dieser Qur“an all diese Eigenschaften in sich
vereint und kein anderes außer ihn. Seine Unnachahmlichkeit lässt weder Mensch
noch Dschin, einzeln oder gemeinsam, seinesgleichen oder mindestens eine
einzige Surach zustande bringen. Dennoch weigern sich die Polytheisten, ihm
ihre Anerkennung zu zollen. (ibn Kasir)
Alles liegt in Allahs Hand. Sein Plan ist gut und
allumfassend. Aber es steht Seinen Geschöpfen nicht zu, Ihm Vorschriften zu
machen oder Forderungen zu stellen, wann oder wie Er etwas tun sollte. In allen
Dingen steht die Entscheidung allein Allah zu. Die Mu“mins kennen Seine
Allmacht und wissen, dass Er die Welt zu ihrem Besten lenkt. (Juusuf `Allii)
Kein Wunderzeichen kann jemals diejenigen
überzeugen, deren Herzen infolge ihrer „Treulosigkeit gegenüber ihrem Bund mit
Allah“ (vergleiche Surach 2:7 und die entsprechenden Fußnoten) versiegelt sind.
(Asad)
Allah ist allmächtig und kann jedes Zeichen zeigen,
wenn Er es will. Aber Seine Absicht ist, den Menschen durch Seine Gesandten
ihren Weg zu zeigen und sie nicht zum Iman zu zwingen. Sie sollen durch
Vernunft und Beobachtung Rechtleitung erlangen, nicht durch Wunder. (Maududi)
126. Sollte es noch Leute geben, dessen Herzen
vom Qur“an nicht erweicht werden können, so geziemt es den Mu“mins, die sie
trotzdem zum Iman veranlassen wollen, die Sache Allah anheim zu geben. (Qutb)
„Der Befehl“ oder „die Angelegenheit“. (Darjabadi)
127. Seinem allumfassenden Plan entsprechend.
(Darjabadi)
128. Der Sinn ist, dass Allah dem Menschen die
Freiheit gibt, selbst zwischen richtig und falsch zu unterscheiden: „Er führt
zu Sich alle, die sich Ihm zuwenden“ (oben Aja 27) und „ihren Bund mit Allah
halten“ (Aja 20); andererseits entzieht Er Seine Rechtleitung denen, die „ihren
Bund mit Allah brechen“ (Surach 2:26-27). Vergleiche auch den letzten Satz von
Surach 6:149 und die entsprechenden Fußnote. (Asad)
Abschnitt 5
32. Und es sind vor dir (viele)
Gesandte verspottet worden,133 doch Ich gewährte denen, die kafir
waren, Aufschub.131 Dann bestrafte Ich sie, und was für eine
Strafe war das!135
129. „Qaari“a“: Unglück, das sie mit allen Arten
der Prüfungen wie Tod, Gefangenschaft, Krieg und Dürre heimsucht.
(Al-Dschalalain)
130. Wörtlich: „ein plötzliches Unheil
(Qaari“a) wird immer wieder über sie hereinbrechen oder nahe bei ihren
Wohnstätten herabkommen.“ Da dieser Satz jedoch auf Wiederholung und
Kontinuität hindeutet, hat das Wort „Qaari“a“ hier offensichtlich einen
kumulativen Sinn, nämlich eine unaufhörliche Folge von gesellschaftlichen
Katastrophen, Bürgerkriegen und gegenseitiger Ausbeutung, die infolge ihrer
absichtlichen Vernachlässigung aller geistigen Werte direkt diejenigen befällt,
die „die Wahrheit leugnen“, oder sie indirekt leiden lässt, indem ihre gesamte
organische Umwelt gestört wird. Vergleich in diesem Zusammenhang Surach 5:36
und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)
131. Das sie in Angst und Schrecken versetzt in
der Erwartung, dass ihnen das gleiche widerfährt. (Qutb)
Von Unheil werden sie in dieser Welt entweder
direkt getroffen, oder ihre nahe Umgebung wird damit heimgesucht, auf dass sie
ermahnt werden. (ibn Kasir)
132. Die Kafirs sollen nicht der Illusion
verfallen, es sei endgültig, wenn es ihnen gut geht. Sie werden hier vor drei
Dingen gewarnt:
1. ihre bösen Taten müssen böse Folgen haben, auch
wenn sie diese zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht bemerken können:
2. ihre Häuser, ihre Zufluchtsstätten, die Kreise,
in denen sie leben, werden ebenfalls durch die Folgen ihrer bösen Handlungen
heimgesucht, denn Böses beeinflusst seine Umgebung;
3. die endgültige Abrechnung wird stattfinden, denn
Allah erfüllt sein Versprechen. Wahre Werte müssen schließlich
wiederhergestellt werden: Gutes kommt zu Gutem und Böses zu Bösem. (Juusuf
`Allii)
Allah bricht nie Sein Versprechen, das Er Seinem
Gesandten und ihren Anhängern gegeben hat, dass Er ihnen zum Sieg verhelfen
werde, in diesem und im zukünftigen Leben. (ibn Kasir)
133. Spott und Ablehnung sind in der Geschichte
der Propheten nicht neu und brauchen deswegen nicht zu ernst genommen oder
gefürchtet zu werden. Vergleiche 2. Chronik 30:10: „aber die verlachten und
verspotteten sie.“ (Darjabadi).
134. Allah duldet lange ihr Verhalten.
(Darjabadi)
33. Wer ist es also, Der über jeder Seele136 steht (und
weiß), was sie tut?137 Und doch schreiben sie
Allah Partner zu!138 Sprich: „So nennt sie doch mit Namen!139
Wollt ihr Ihm also Kunde geben von etwas auf Erden, von dem Er nichts weiß.140
Oder sind es nur leere Behauptungen?“141 Doch nein, denen, die kafir sind,
erscheinen ihre falschen Vorstellungen anziehend,142
und sie sind dadurch vom (rechten) Weg ab wendig geworden. Und wen Allah irre
gehen lässt,143 für den gibt es niemanden,
der ihn rechtleiten könnte.144
135. In vielen Fällen wurde die Strafe
aufgeschoben. Als sie dann jedoch hereinbrach, war sie furchtbar und
exemplarisch. (Juusuf `Allii)
Und das gleiche wird auch jene ereilen, die dich
verspotten. (Al-Dschalalain)
136. Der Begriff „Nafs“ hat hier offensichtlich
eine allgemeine Bedeutung wie „Seele“ oder „lebendes Wesen“ und bezieht sich sowohl
auf Tiere als auch auf Menschen. (Asad)
137. Wörtlich: „Was sie erworben hat“, nämlich
entsprechend ihren Lebensbedingungen und - im Falle des Menschen - auch
entsprechend seinem moralischen Verhalten. (Asad)
138. Die nicht nur überhaupt nichts wahrnehmen
können, sondern selber Phantasieprodukte und gar nicht real sind. (Darjabadi)
139. So klärt uns über sie auf, wenn sie
überhaupt wahr sind. (ibn Kasir)
Vergleiche Surach 12:40. Ihr braucht eure falschen
Gottheiten nur beim Namen zu rufen, und es stellt sich heraus, dass sie außer
dem Namen überhaupt nichts sind. Hinter ihnen steht keine Wirklichkeit, während
Allah die absolute Realität ist. Er durchdringt alles und kennt alle Dinge.
(Juusuf `Allii)
Wörtlich „nennt sie!“ Die meisten Kommentatoren fassen
dies als einen Ausdruck äußerster Verachtung für diese angeblich „göttlichen“
Wesen auf, das heißt: „sie sind so unwirklich und sinnlos, dass sie nicht
einmal einen Namen verdienen“. Es wäre auch vorstellbar, dass es sich hier um
ein Echo der Aussage in Surach 7:71; 12:40 und 53:23 handelt, dass nämlich
diese Anbetungsobjekte „nichts als (leere) Namen sind, die ihr erfunden habt.“
Angesichts des nächsten Satzes, der sich auf Allahs Allwissenheit bezieht und
Surach 10:18 ähnelt, wo imaginäre „Vermittler“ ausdrücklich erwähnt werden, ist
es möglich, diesen Satz genauer zu interpretieren, nämlich: „Nennt sie
„Vermittler Allahs“ oder was ihr sonst wollt, aber und so weiter. (Asad)
140. Er weiß nichts von ihrer Existenz, weil
sie nicht existieren. (Darjabadi)
Meint ihr Menschen vielleicht, mehr zu wissen als
Allah? Denn ihr gebt vor zu wissen, dass es hier auf der Erde Götter gibt, was
angeblich vor Allahs Wissen verborgen sein soll. (Qutb)
141. Entspricht eure Bezeichnung gar nicht der
Wahrheit? (Darjabadi)
Vergleiche auchden zweiten Teil von Surach 10:18
und die entsprechende Fußnote. (Asad)
Behauptet ihr die Existenz dieser Götter mit bloßen
Worten ohne jeglichen Beweis? Ist denn das Thema Göttlichkeit von so geringer
Bedeutung, dass die Menschen es mit bedeutungslosen Worten abhandeln? (Qutb)
34. Ihnen wird Strafe zuteil in dieser
Welt,145 doch die Strafe des Jenseits ist
noch härter.146 Und vor Allahs Bestrafung kann keiner sie bewahren.
142. Alle Vorstellungen und Illusionen
erscheinen ihren Urhebern attraktiv, sind aber ein großes Hindernis auf dem Weg
zum Islam und der Wahrheit. Wenn sich die Menschen jedoch selbst von Allahs
Gnade entfernt haben, wer kann dann ihre Irrtümer richtig stellen und sie
leiten? (Juusuf `Allii)
Wörtlich: „ihre geschmiedeten Pläne“; da sich
dieser Begriff hier, wie Tabari betont, auf absichtliche Götzendienerei bezieht
und damit auf falsche islamische Vorstellungen ganz allgemein, kann er mit
„ihre falsche Vorstellungen“ übersetzt werden. (Asad)
Ihre Vorliebe für zweifelhafte Methoden und
entstellte Ansichten. (Darjabadi)
Abgötterei wurde hier als „List“ oder „Betrüg“
bezeichnet, denn keiner der Engel, Geister, Heiligen oder andere Wesen, denen
sie Eigenschaften Allahs zuschreiben oder Rechte Allahs zugestehen, hat je
beansprucht, diese Eigenschaften und Kräfte zu besitzen oder diese Rechte zu
fordern. Diese Gottheiten wurden erfunden, damit sie einen nachhaltigen
Einfluss auf gewöhnliche Menschen ausüben, die dadurch um so
leichter ausgebeutet werden konnten. (Maududi)
Mit der Abschirmung ihrer Seelen vor den Zeichen,
die zum Iman an Allah und zur Rechtleitung führen, haben sie die gewohnte
Handlungsweise Allahs gegen sich erwirkt. (Qutb)
143. Infolge ihres starrsinnigen Verhaltens.
(Darjabadi)
Wenn Götzendiener abweichende Wege erfinden, die zu
ihrem beabsichtigten Lebensstil passen, müssen sie auch Argumente finden, ihr
Gewissen zu beschwichtigen und andere Menschen zu überzeugen, dass sie sich auf
dem rechten Weg befinden. Diese Unehrlichkeit bestärkt sie in ihrem Irrtum, so
dass ihnen der rechte Weg nicht mehr zugänglich ist. (Maududi)
144. Vergleiche Surach 7:186 und 14:4 sowie die
entsprechenden Fußnoten.(Asad)
145. Die Bestrafung durch die Hände der
Mu“mins. (ibn Kasir)
Die Folgen ihres Fehlverhaltens können die Menschen
hier in diesem Leben treffen; dies ist aber nichts verglichen mit der Strafe im
zukünftigen Leben. (Juusuf `Allii)
Vergleiche oben Aja 31 und Fußnote 130. (Asad)
Beispielsweise Untergang, Niederlagen und Schmach.
(Darjabadi)
Selbst die Unruhe des Herzens, das nicht von der
Zuversicht des Imans durchdrungen ist, ist eine Qual. Und jede Konfrontation
mit dem Unglück, ohne die große Weisheit zu begreifen, die dahinter steht, ist
eine Bestrafung. (Qutb)
146. Die Bestrafung, die für das Jenseits für
sie ausgespart ist. (ibn Kasir)
Nicht nur intensiver, sondern dauerhafter.
(Darjabadi)
35. Der Gleichnis des Paradiesgartens,
der den Mutaqis versprochen wurde, ist,147: dass (in ihm) Ströme
fließen, ewigwährend sind seine Früchte148, ebenso wie sein
Schatten.149 Dies ist der Ausgang derer, die mutaqi sind, und der
Ausgang der Kafirs ist das Feuer.150
147. „Die Parabel vom Paradies, das den Mu“mins
verheißen wurde, (ist die eines Gartens)...“ Diese Übersetzung gibt wörtlich
die Interpretation bei Samachsari und Rasi wieder; nach Samachsari dient dieser
Abschnitt zur gleichnishaften Illustration für etwas, das
außerhalb unserer Wahrnehmungsmöglichkeiten liegt, durch etwas, das wir kennen.
Wie in der ähnlichen, aber weiter gefassten „Paradiesparabel“ in Surach 47:15
werden wir hier daran erinnert, dass die Beschreibung im Qur“an dessen, was den
Menschen nach der Auferstehung erwartet, zwangsläufig metaphorisch ist, denn
der menschliche Verstand kann nichts erfassen, das völlig anders ist als das,
was in dieser Welt erfahrbar ist. (Asad)
148. Vergleiche auch Surach 5:69, wo die
umfassende Bedeutung des Wortes „akala“ (wörtlich: „essen“) erläutert wird. In
seiner abgeleiteten Bedeutung bezeichnet es Früchte und Genus, geistig wie auch
anders. Die Freuden des Paradieses sind nicht den Freuden der Erde gleich, die
vorübergehen oder derer man überdrüssig wird. Sie sind rein, dauerhaft und ohne
all die Nachteile, die mit sinnlichen Freuden verbunden sind. (Juusuf `Allii)
149. „Sil“: wörtlich „Schatten“; daher auch
Schutz und Sicherheit. Alle diese Bedeutungen sind impliziert. Vergleiche auch
Surach 4:57. (Juusuf `Allii)
150. Das Wort „„uqbaa“ wird von fast allen
Philologen als Synonym zu „„Aqiba“ („Konsequenz“ oder „Ende“ oder „Endergebnis“,
daher auch „Lohn“ und im übertragenen Sinne „Bestimmung“ oder „Erfüllung“)
betrachtet. (Asad)
Hier wie an anderen Stellen wird der Garten dem
Feuer gegenübergestellt, wie Glückseligkeit dem Elend entgegengesetzt ist. Wir
können uns auch andere Einzelheiten vorstellen, die einen Gegensatz zum Garten
bilden: das Feuer wird mit Trockenheit und Durst verbunden sein statt mit
schönen Flüssen; mit Leid und Schmerzen statt dauerhafter Freude; und es gibt
keinen Schutz gegen die Hitze, gegenüber den kühlen Schatten, die sich
vertiefen, je weiter man ihn den Garten hineingelangt. (Juusuf `Allii)
36. Und diejenigen, denen Wir die
Schrift gegeben haben,151 freuen sich über
das, was dir (als Offenbarung) herabgesandt worden ist.152 Doch unter
den Parteien153 gibt es welche, die einen Teil dessen absstreiten.154
Sprich: „Wahrlich, mir ist geboten worden, dass ich Allah diene155
und Ihm keine Götzen an die Seite stelle. Ihn allein rufe ich an,156 und bei Ihm ist meine Heimstatt.“157
151. Und die entsprechend seinen Gesetzen
handeln. (ibn Kasir)
Allgemein bezeichnet die Schrift die Offenbarung
Allahs. „Diejenigen, denen die Schrift gegeben wurde“, sind sowohl
1. die Angehörigen früherer Schriftreligionen,
welche die neue Offenbarung ohne Vorurteil studieren und darin eine Bestätigung
dessen finden, was ihre Vorfahren empfangen haben; und
2. die Muslime, die den Qur“an mit großer geistiger
Freude empfangen. (Juusuf `Allii)
Die Empfänger früherer Offenbarungen, die noch an
ihrer reinen, unverfälschten Form festhalten. (Darjabadi)
Das heißt: eine Offenbarung, und die daran den Iman
verinnerlicht haben. (Asad)
152. Weil der Qur“an den Beweisen für seine
Wahrheit und der Verkündung entspricht, die in ihren Büchern zu finden sind.
(ibn Kasir)
Denn es vermittelt ihnen Rechtleitung in dieser
Welt und verkündet ihnen das Versprechen endloser Glückseligkeit im zukünftigen
Leben. (Asad)
Sie wissen, dass der Qur“an eine Fortsetzung ihrer
früheren Offenbarungen ist. (Darjabadi)
153. „Achsaab“ (Plural von Hisb): Parteien, Sekten,
Sippen, Truppen. Dies kann sich auf die in Surach 30:20 und 22 erwähnten Stämme
beziehen (die ganze Surach trägt den Namen Al-Achsaab). Wir können es jedoch
auch in einem völlig allgemeingültigen Sinne verstehen. In allen Gruppen der
Menschen gibt es Personen, die einen Teil der Wahrheit Allahs annehmen, aber
alles ablehnen, was ihnen nicht passt oder ihren egoistischen Zielsetzungen
zuwiderläuft. Die passende Antwort ihnen gegenüber ist: „Allahs Gebot ist
universal - Ihm zu dienen und keinem anderen, darin findet der Mu“min seinen
Halt; er soll jedoch alle einladen, diesen Segen zu teilen; er ist von Allah
gekommen, und zu Allah kehren wir alle zurück.“ (Juusuf `Allii)
Gemeint sind verschiedene Parteien der Juden,
Christen und Götzendiener. Welcher Teil der Offenbarung von diesen geleugnet
wird, ist hier nebensächlich. Hauptsache ist es, dass sie überhaupt etwas
abstreiten. Die Antwort darauf wird im nächsten Satz gegeben. (Qutb)
154. Während sie ansonsten zugeben, dass der
Qur“an vieles enthält, das mit den von ihrer eigenen Religion gelehrten
geistigen Vorstellungen übereinstimmt. Der Begriff „Achsaab“ (wörtlich:
„Parteien“ oder „Sekten“) bezeichnet hier die Anhänger anderer Religionen.
(Asad)
155. Die grundlegende Lehre des Islam, der
Monotheismus, bildet auch die Basis der anderen heiligen Schriften. (Darjabadi)
Der Partikel „innama“ („nur“) am Anfang dieses
Satzes zeigt deutlich, dass es im Islam keine Pflicht, kein Verbot und kein
Gebot gibt, das nicht mit diesem Prinzip verbunden ist. (Asad)
156. Dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und
Frieden auf ihm, wurde von Allah geboten, jenen, die einen Teil des Buches
leugnen, seine Entschlossenheit zu demonstrieren, an dem Buch, das ihm von
Allah offenbart wurde, als ganzem festzuhalten, einerlei, ob das Volk der
Schrift sich über das Buch in seiner Gesamtheit freut, oder ob eine Gruppe von
ihnen Teile der Offenbarung ablehnt. (Qutb)
Auch bezüglich der Lehre des Prophetentums (Aufruf,
nur dem Einen Gott zu dienen) stimmen die heiligen Schriften überein. Er allein
ist würdig, dass wir Ihm dienen und Ihn anrufen, und zu Ihm kehren wir zurück.
(Qutb)
157. Übereinstimmung besteht auch bezüglich der
Lehre von der Auferstehung nach dem Tode. In welchen grundlegenden Lehren liegt
dann der Unterschied? (Darjabadi)
37. Und so158 haben Wir ihn159
herabgesandt als Richtschnur in arabischer Sprache.160 Doch solltest
du ihrem Ansinnen folgen161 nach dem, was dir an Wissen zugekommen
ist, (so) wirst du vor Allah weder Freund noch Beschützer haben.162
158. Auf dieselbe Weise wie die verschiedenen
Botschaften gleichen Inhalts an die verschiedenen Völker gesandt wurden.
(Darjabadi)
159. Den Qur“an. (Darjabadi)
160. Mit ihm sollte der Prophet Muchammad,
Allahs Segen und Frieden auf ihm, unter den Menschen entscheiden und urteilen.
(Al-Dschalalain)
Der Qur“an ist in arabischer Sprache abgefasst. Die
Araber, unter denen er offenbart wurde, dürften also keine Schwierigkeiten
haben, seine Aussagen zu verstehen und zur Unterscheidung von Gut und Böse
anzuwenden. Er ist jedoch auch universal, deswegen sollte niemand seine eigenen
Phantasien seiner autoritativen Erklärung vorziehen. (Juusuf `Allii)
Wörtlich: „Als Vorschrift in arabischer Sprache,
das heißt um dem Propheten Muchamed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu
ermöglichen, ihn den Menschen in seiner unmittelbaren Umgebung und durch sie
der ganzen Welt zu verkünden. Vergleiche in diesem Zusammenhang Surach 14:4, wo
gesagt wird, dass Allah jedem Seiner Gesandten „eine Botschaft in der Sprache
seines eigenen Volkes anvertraute, um ihnen die Wahrheit zu verdeutlichen“.
Dass die Botschaft des Qur“an universal, das heißt nicht auf die Araber
beschränkt ist, wird deutlich an vielen Stellen betont, beispielsweise in
Surach 7:158. (Asad)
161. Das, was du erhalten hast, ist die
absolute Wahrheit. Demgegenüber stützt sich die Aussage der ablehnenden
Parteien auf keine sichere Grundlage. Von der absoluten Wahrheit abzugehen,
nach dem sie einen erreicht hat, ist ein Vergehen, das Allah niemandem
verzeiht, auch nicht dem Propheten Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm,(Qutb)
Gerechtfertigt durch ihre entstellten Schriften.
(Darjabadi)
Wörtlich: „ihren Wünschen folgen“, das heißt mit
den Anhängern anderer Religionen Kompromisse schließen, die nur einige der
grundlegenden Wahrheiten des Qur“an akzeptieren und andere ablehnen. (Asad)
162. Vergleiche Surach 2:120. Der Unterschied
liegt hier in dem einen Wort „Waaq“ anstelle von „Nasir“ („Helfer“,
„Beschützer“) in Surach 2:120. Im jeweiligen Fall wurde das passende Wort nicht
nur das Reimes wegen gewählt, sondern auch, um den
allgemeinen Gedankengang zu unterscheiden. (Juusuf `Allii)
Abschnitt 6
38. Und Wir haben bereits vor dir Gesandte geschickt163
und gaben ihnen Gattinnen und Kinder.164 Und es steht einem
Gesandten nicht zu, Zeichen165 zu bringen außer mit Erlaubnis
Allahs.166 Für je des Zeitalter gibt es eine offenbarte Schrift.167
163. Du bist genauso als Mensch von Uns gesandt
worden, wie die Gesandten vor dir, die normal aßen wie andere Menschen auch,
und Frauen heirateten und von ihnen Kinder bekamen wie andere Menschen auch.
(ibn Kasir)
Dieser Aja wurde offenbart als Antwort auf die
Kritik der Widersacher des Propheten; wegen seiner Mehrehe. (Al-Dschalalain)
164. Du bist auch nicht anders
als sie. (Al-Dschalalain)
Außer einem hatten alle Propheten, von denen wir
ausführliche Kenntnis haben, Frauen und Kinder. Die eine Ausnahme ist Isa, der
Sohn der Marjam, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, Sein Leben war
jedoch unvollständig und sein Wirken dauerte nur drei Jahre lang. Sein Auftrag
war beschränkt, und er war nicht aufgefordert, sich mit den vielfältigen
Problemen einer organisierten Gesellschaft oder eines Staatswesens
auseinanderzusetzen. Wir ehren ihn ebenso wie die anderen Propheten, aber das
bedeutet nicht, dass sich seine Botschaft ebenso allgemein auf alle
Lebensbereiche bezieht wie die des Propheten Muchammad, Allahs Segen und
Frieden auf ihm. Einen normalen Menschen trifft kein Vorwurf, wenn er wie ein
normaler Mensch lebt. Besonders lobenswert ist es, wenn er vorbildlich lebt und
ein nacheiferungswertes Beispiel an Tugend gibt, wie Muchammad, Allahs Segen
und Frieden auf ihm, es getan hat. (Juusuf „Allii)
Es gibt absolut keinen Widerspruch zwischen
Familienleben und prophetischem Auftrag, und es gibt nichts Unheiliges in der
Ehe und im ehelichen Zusammenleben. Dies ist eine eindeutige Absage an die
christliche Vorstellung, die Zeugung von Kindern sei ein Hindernis für das
geistige Leben. Beeinflusst von Paulus, den Juden der zum Christentum übergetreten
ist, Lehre wurde das Zölibat dem ehelichen Leben vorgezogen mit der Begründung,
Ehe und eheliche Beziehungen seien sozusagen unrein. In vielen Religionen,
besonders im Buddhismus und im Christentum, gibt es Orden, deren Mitglieder
ehelos leben, und Ehe und Familie werden als etwas
Niedrigeres betrachtet. (Darjabadi)
Sie waren sterblich wie alle anderen Menschen und
verfügten nicht über „übernatürliche“ Eigenschaften. Gleichzeitig betont der Aja
indirekt den positiven Wert des natürlichen, physischen Lebens eines Menschen -
hier in der Wendung „Frauen und Kinder“ zusammengefasst - und die Ablehnung
übertriebener Askese und Selbstkasteiung als angeblich wünschenswerten „Weg zu
Allah“. (Asad)
165. Oder einen Aja des
Qur“ans. (Darjabadi)
166. Entsprechend Seiner
Weisheit und zu dem Zeitpunkt, den Er auserwählt. (Qutb)
Kein Gesandter tat irgendein „Wunder“ oder brachte
irgendein „Zeichen“, ohne dass es Allahs Willen entsprechend geschah. Allahs
Wille ist ein allweiser, umfassender Plan, der nicht zum Nutzen eines einzigen
Volkes oder einer bestimmten Gemeinschaft oder eines Landes oder Zeitalters
entworfen wurde (vergleiche auch den nächsten Aja).
Das größte Wunder in der Geschichte war und ist der Qur“an. Wir können heute
seine Schönheit und Aussagekraft ebenso empfinden wie die Menschen zur Zeit des
Propheten - sogar mehr, denn das gesamte Wissen über die Natur und Allahs
Schöpfung hat zugenommen. (Juusuf `Allii)
Menschen steht es nicht zu, auf eigene Initiative
Allahs Gebote zu verkünden. (Darjabadi)
Vergleiche Surach 6:109 und die entsprechenden
Fußnoten. (Asad)
167. Das Wort „Kitab“ (Buch)
habe ich übersetzt mit „eine offenbarte Schrift“. Es kann jedoch auch heißen
„eine gesetzliche Vorschrift“ oder „eine festgesetzte Entscheidung“.
Letztendlich ist der Sinn derselbe: entsprechend Allahs Weisheit wird in jedem
Zeitalter Seine Botschaft erneuert. (Juusuf „Allii)
Mit Gesetzen, die dem jeweiligen Zeitalter
entsprechen. Deswegen ist der Einwand gegenstandslos, der Qur“an weiche in
verschiedenen Geboten von den Vorschriften früherer Offenbarungsschriften ab.
(Darjabadi)
Al-Dahak ibn Musahim pflegte diesen Satz zu
interpretieren: Jedes Buch, das von Allah offenbart wurde, hat eine festgelegte
Zeitdauer. Mit dem nächsten hebt Allah einen Teil davon auf, während Er den
Rest bestätigt. Doch mit dem Qur“an sind alle Bücher vor ihm aufgehoben. (ibn
Kasir)
Vergleiche auch Surach 5:51 und die entsprechenden
Fußnoten, wo die Folge der verschiedenen Offenbarungen erläutert wird, die
schließlich mit dem Qur“an ihren Gipfelpunkt erreicht und abschließt. (Asad)
39. Allah löscht aus und lässt
bestehen, was Er will,168 und bei Ihm ist der Ursprung aller Bücher.169
168. Er ersetzt einige Seiner
Gebote durch neue oder bestätigt sie. (Darjabadi)
Nach ibn Abbas heißt es: Allah ändert im Buch das,
was Er will, außer den Zeitpunkt von Tod und Geburt, Glück und Unglück. Doch es
wurde auch erklärt, dass alle Dinge ohne Ausnahme von Allah aufgehoben oder
bestätigt werden. Gestützt wird diese Aussage durch die Erzählung über `Umar
ibn Al-Hattab, der weinend um die Ka“ba zu laufen und zu sagen pflegte: „Oh
mein Gott, falls Du mir ein Unglück oder eine Sünde beschieden hast, so lösche
sie. Denn Du löschst und bestätigst, was Du willst, Und bei Dir ist der
Ursprung aller Bücher.
(Safwat at Tafsir)
169. Dies ist die wohlbewahrte
Tafel, in der Allah die Bestimmungen aller Dinge niederschrieb. (Safwat at
Tafsir) Die Grundlage aller Entscheidungen Allahs. (Darjabadi)
Wörtlich: „Mutter des Buches“, das heißt die Urform
aller Offenbarungen, das Wesen des Willens Allahs und Gesetzes. Vergleiche auch
Surach 3:7 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)
Die Quellen aller Offenbarung. Über die Bezugnahme
auf die früheren Gebote Allahs durch spätere, abgeschlossen mit endgültigen
Offenbarung des Qur“an, vergleiche auch Surach 2:106 und die entsprechenden
Fußnoten. (Asad)
Dies beantwortet die Frage nach der Offenbarung des
Qur“an. Sie war notwendig, weil frühere Schriften verändert wurden. Deswegen
hat Allah sie außer Kraft gesetzt und geboten, der neuen Offenbarung zu folgen.
(Maududi)
40. Und ob Wir dich170
einiges von dem erleben lassen, was Wir ihnen versprochen haben,171
oder dich zuvor abberufen,172 so obliegt dir wahrlich nur die
Verkündigung der Botschaft,173 und Uns obliegt die Abrechnung.174
170. Schon zu deinen
Lebzeiten. (Darjabadi)
Die Rede ist an den Propheten Muchammad, Allahs
Segen und Frieden auf ihm, gerichtet. (ibn Kasir)
171. Von der Vergeltung.
(Darjabadi)
Das Unheil, das diejenigen erwartet, die die
Wahrheit leugnen. Vergleiche oben Aja 31. (Asad)
172. Bevor sie die Strafe
trifft. (Darjabadi)
173. Die Pflicht eines jeden,
der zu Allah aufruft, ist es, seine Aufgabe in allen Stadien voll zu erfüllen.
Auch wenn er das erhoffte Ziel nicht erreichen sollte. Man darf weder verzagen
noch die Hoffnung aufgeben, wenn der augenscheinliche Sieg auf sich warten
lässt. (Qutb)
Deine Pflicht ist es in jedem Fall, die Botschaft
zu verkünden. Dies bezieht sich auf die wiederholten Herausforderungen der
Mekkaner, die Strafe unmittelbar herbeizubringen. (Darjabadi)
41. Haben sie denn nicht gesehen, wie
Wir über das Land kommen und es um einen Teil nach dem anderen verkleinern?175 Und wenn Allah entscheidet,176 so
kann keiner Seine Entscheidung umstoßen. Und Er ist schnell im Abrechnen.
174. In diesem Leben und im
zukünftigen. (Darjabadi)
Dies soll den Propheten Muchammad, Allahs Segen und
Frieden auf ihm, Trösten. Er soll sich nicht über das Schicksal derer sorgen,
die starrsinnig die Wahrheit leugnen, sondern mit innerer Ruhe fortfahren,
seine Botschaft zu übermitteln, und Allah die Abrechnung überlassen. Obgleich
die an den Propheten Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gerichtet
ist, sollen damit offensichtlich die Gegner der Wahrheit gewarnt werden, die
den Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, herausfordern.
(Maududi)
175. ...als der Islam den Kufr
aus einer Stadt nach der anderen verdrängte und über ihn siegte. (ibn Kasir)
Die Wirkung von Allahs starker Hand ist klar um sie
herum sichtbar. Sie kommt über mächtige Nationen, wenn sie von Übermut erfasst
werden und Unheilstiftern. Ihre Macht, Reichtum und Territorien werden
verringert. Und wenn Allah sie dazu verurteilt, so nimmt Seine Entscheidung
ihren Lauf. (Qutb)
Während der Prophet Muchammad, Allahs Segen und
Frieden auf ihm, in Mekka wirkte, kam die stärkste Opposition aus den Reihen
der Mächtigen in Mekka. Die einfacheren Menschen schlossen sich bereitwillig
dem Islam an, ebenso einige Stämme in der Umgebung. Nach der Auswanderung kam
es zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Medina und Mekka, die mit der
kampflosen Einnahme von Mekka endeten, wodurch das kafir System endgültig
zusammenbrach. So findet die Wahrheit am ehesten Zugang zu den Geringen und
Demütigen, nicht in den Schlüsselpositionen der Macht, aber mit
unwiderstehlicher Kraft gelangt sie überallhin, wenn die Zeit reif ist. (Juusuf
`Allii)
„Atraaf“ kann „Seiten“ oder „Extremitäten“ oder
„Außenbezirke“ (eines konkreten Gebietes oder Landes) bedeuten, aber auch „die
hervorragenden (Persönlichkeiten)“, das heißt die großen Gelehrten, Führer und
Denker. Viele Kommentatoren sind aufgrund ersterer Bedeutung der Ansicht,
dieser Satz beziehe sich auf die Auseinandersetzungen der frühen muslimischen
Gemeinschaft in Medina mit den Götzendienern in Mekka und leiten
daraus eine Vorhersage der allmählichen Ausbreitung des Islam in Arabien her.
Andere Kommentatoren ziehen jedoch die zweite Bedeutung vor, ohne ihre
Bezugnahme auf die frühislamische Geschichte zu leugnen, und interpretieren
diesen Abschnitt in einem allgemeingültigen Sinne, wie beispielsweise Rasi:
„Haben sie noch nie die Schicksalswendungen (ichtilaafaat) betrachtet. die in
dieser Welt vorkommen - Vernichtung nach Wohlstand, Tod nach dem Leben,
Demütigung nach Ruhm, Mangel nach Vollkommenheit? Was macht sie denn so sicher,
dass Allah sie nicht niederwirft, nachdem sie Herrscher waren?“ Auf diese Weise
kann der Satz nicht nur auf physische oder soziale Katastrophen bezogen werden,
sondern auch auf den Verlust ethischer Werte und damit auch auf den Verlust
irdischer Macht der die Wahrheitsleugner schließlich trifft. (Asad)
176. Wie lange Er auch
Aufschub gewähren mag. (Darjabadi)
42. Schon diejenigen, die vor ihnen
waren, schmiedeten Pläne.177 Doch bei Allah liegt alles Planen.178
Er weiß, was ein jeder erwirbt.179 Und die Kafirs werden wahrlich
erfahren, wem das gute Ende (des Jenseits)180 beschieden ist.
177. Gegen die Propheten ihres
Zeitalters. (Darjabadi)
Der Ausdruck „Makr“ (wörtlich: „Plan“ oder „List“)
bezieht sich in diesem Zusammenhang offensichtlich auf blasphemische
Vorstellungen und Haltungen. (Asad)
Die Menschen, die jetzt Pläne gegen die Botschaft
der Wahrheit schmieden, lernen nicht aus dem traurigen Schicksal der Völker,
die ähnliches zuvor taten. (Maududi)
178. Vergleiche Surach 3:54
und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)
Ihre Verschlagenheit kann niemandem schaden, es,
sei denn mit Seinem Willen. (Safwat al Tafsir)
Die Kafirs, die vor ihm waren,
versuchen ebenfalls, ihre Gesandte hintergehen, um sie aus ihrer Stadt zu
vertreiben. Allah jedoch kehrte ihre List gegen sie selbst. (ibn Kasir)
Sein Plan ist wirklich und wirkungsvoll.
(Darjabadi)
179. Gutes wie Böses, und Er
vergibt dementsprechend. (Darjabadi)
Wörtlich: „was sie verdient“ oder „erwirbt“. (Asad)
43. Und diejenigen, die kafir sind,
sagen:181 „Du bist kein Gesandter“182 Sprich: „Allah
genügt als Zeuge zwischen mir und euch, ebenso wie diejenigen, die Wissen vom
Buch besitzen.“183
180. Vergleiche auch Surach
6:135 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)
181. Zum Propheten Muchammad,
Allahs Segen und Frieden auf ihm,, ohne Rücksicht auf ihre eigenen
Zukunftsaussichten. (Darjabadi)
182. Das heißt: „nicht von
Allah gesandt“. (ibn Kasir)
Die Surach endet damit, dass die
Kafirs die Sendung des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf
ihm, leugneten. Angefangen hat sie mit der Feststellung, dass dies die
Botschaft Allahs ist. So findet sich ein Zusammentreffen zwischen Anfang und
Ende. (Qutb)
Die Gegner des Islam müssen zugeben, dass
Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ein großer und edler Mensch war,
aber sein Prophetentum lehnen sie ab. Er kann nur darauf hinweisen, dass Allah
sein Wirken gesegnet hat, und auf die Schrift, die er übermittelte. (Juusuf
`Allii)
183. Wer allgemeine Kenntnis
von der Offenbarung hat, wird im Qur“an Allahs Offenbarung wieder erkennen.
Eine andere Lesart ist min „„indihi“, wobei nur drei Vokale geändert sind. Dann
würde der Satz bedeuten: „und von Ihm (ko ) Kenntnis der Schrift“, das heißt,
da alles Wissen der Schrift von Allah kommt, bezeugt der Qur“an die Sendung
Muchammads, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Juusuf `Allii)
Das heißt über die früheren heiligen Schriften, die
Vorhersagen über den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm,
enthielten. (Darjabadi) Wer den Qur“an wirklich versteht, gelangt unweigerlich
zu der Überzeugung, dass er Allahs Offenbarung ist. (Asad)
Jeder, der die heiligen Schriften kennt, wird
bezeugen können, dass der Qur“an dieselbe Lehre enthält wie die Offenbarung
früherer Propheten. (Maududi)
Dies sind die Muslime unter den Juden und Christen.
Sie bezeugen ebenfalls die Wahrheit der Sendung.
(Al-Dschalalain)
Einführung zu Surach
14 „Ibraahiim“
Chronologisch ist diese Surach eng mit den fünf
anderen Surachs 11, 12, 13, und 15 verbunden. Sie alle wurden in der späten
Zeit in Makkach offenbart, als das große Ereignis der Hidschra bereits näher
heranrückte. Ihre zeitliche Zuordnung hat jedoch keine besondere Bedeutung.
Thematik dieser Surach ist die Fortsetzung des
Schlussabschnittes der letzten Surach, wo erklärt wird, wie Allahs Offenbarung
sich trotz der Opposition des egoistischen Menschen ausbreitet. Dieser
Sachverhalt wird durch die Geschichte von Musa und Ibraahiim, Allahs Segen und
Frieden auf ihnen beiden illustriert. Ibraahiims Gebet für die Stadt Makkach
bildet ein Kernstück dieser Surach.
Zusammenfassung, Offenbarung führt den Menschen von
der Finsternis zum Licht. Sie kommt zu jeden Volk in
dessen eigener Sprache und Bring seiner eigenen Lebensumstände. So war es der
Fall mit Musa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und anderen Gesandten. Es kam
zum Konflikt zwischen Gut und Böse, wobei das Böse vernichtet wurde. Das
Gleichnis vom guten Baum. (Ajas1-17)
Warum ist der Mensch nicht bereit, Allahs Gnade
anzunehmen? Warum entscheidet er sich für Abwege? Ibraahiim, Allahs Segen und
Frieden auf ihm, betete um Schutz vor Kufr für sich selbst und seine
Nachkommen, und er betete für Mekka, die Stadt, in der die neue Offenbarung
kommen rollte- Gutes und Böses findet seine entsprechende Vergeltung, und
Allahs Plan der Einheit wird verwirklicht (Aja 2852)
Der hauptsächliche Gegenstand dieser Surach ist,
wie in allen mekkanischen Surachs, das Bekenntnis zu den großen Grundsitzen.
Offenbarung, Sendung, Monotheismus, Auferstehung, Rechenschaft und Vergeltung,
Sie hat jedoch ihre eigenen Merkmale, die sie von den anderen Surachs
unterscheiden. Und obwohl sie mehrere grundsätzliche Wahrheiten beinhaltet, so
sind davon zwei zu erwähnen, die besonders herausragen. Als erste ist es die
Einheit aller Sendungen und Gesandten und die Einheit ihrer Mission. Eine
zweite Grundwahrheit sind die Gnade und Wohllaien Allahs, die Er den Menschen
zuteil wehen laut. Diese Gnade, die man durch Dankbarkeit mit mehren lassen
kann. (Qutb)
“Ibraahiim“
Im Namen
Allahs, des Erbarmens, des Barmherzigen
1. Alif.Laaam.Ra.1. Dies ist
ein Buch, das Wir dir (als Offenbarung) herabgesandt haben, damit du die Menschen
aus der Finsternis2 ins Licht3 führen mögest, mit
Ermächtigung ihres Herrn,4 auf den Weg5 des Allmächtigen,
des Preiswürdigen,6
1. Dieses vollkommene Buch
der Weisheit besteht aus nichts anderem als aus diesen und ähnlichen
Buchstaben. Und obwohl sie auch denjenigen zur Verfügung stehen, die den Qur“an
als eine Offenbarung Allahs abstreiten, bleibt es für sie ein unerreichbares
Ziel, auch nur eine einzige Surach wie die des Qur“ans zu verfassen. (Qutb)
2. Des Kufrs.
(Al-Dschalalain)
Der Zweck der Offenbarung ist nämlich der, dass die
Menschheit aus der Finsternis herausgeführt wird, der Finsternis des Irrtums
und des Aberglaubens, der erstarrten Bräuche und der Ratlosigkeit in der
Wildnis der Vielgötter, der Zerrüttung der Vorstellungen, Werte und
Gerechtigkeit. (Qutb)
3. Des Imans.
(Al-Dschalalain)
Das Licht, das diese Finsternisse erhellt,
zuallerst im Bereich des Gewissens und in der Welt des Denkens, dann im
wirklichen Leben, in den Werten, Zuständen und Gebräuchen. Der
Iman an Allah ist ein Licht, das im Herzen erstrahlt und dadurch dieses
menschliche Dasein erhellt. Der Iman an Allah ist ein
Licht, das die Seele erhellt, so dass sie den Weg findet zu Allah. Der Iman an Allah ist Licht, Licht der Gerechtigkeit, der
Freiheit, der Erkenntnis, der Vertrautheit in der Nähe Allahs und der
Zuversicht durch Seine Gerechtigkeit und Barmherzigkeit. (Qutb)
4. Ein Prophet vermag nur zu
übermitteln. Und seine Aufgabe liegt darin zu erläutern. Doch das Herausbringen
der Menschen aus der Finsternis zum Licht kann nur mit der Ermächtigung Allahs
geschehen, gemäß Seinen Gesetzmäßigkeiten (Sunnach Allah). (Qutb)
Es wird betont, dass ein Gesandter Allahs nicht aus
eigener Initiative spricht, sondern von Allah aus. Dass er die Menschen aus der
Finsternis zum Licht führt, geschieht nur durch Allahs Gnade und
Barmherzigkeit, nicht durch seine eigenen Kräfte oder durch den Verdienst
seiner Zuhörer. (Juusuf `Allii)
5. Jeder, der nicht auf
Allahs Wegen geht, irrt in der Tat in der Finsternis der Unwissenheit herum, auch
wenn er sich für sehr aufgeklärt und wissend hält. Wer andererseits Allahs Weg
findet, gelangt in das Licht des Wissens, selbst wenn er nicht über
konventionelle Bildung verfügt.
Allah hilft demjenigen, der aufrichtig den Wunsch
hat, sich von Allah leiten zu lassen, der sich selbst von Engstirnigkeit,
Eigensinn und Vorurteilen befreit und bereit ist, Vernünftiges zu akzeptieren.
(Maududi)
6. Das Wort „Hamiid“ ist
umfassender als das Wort „Machmuud“. Letzteres wird auf eine Person angewendet,
die gelobt wird. Hamiid dagegen ist jemand, der selbstverständlich und dauernd
des Lobes würdig ist, ob ihn jemand lobt oder nicht, denn seine
Lobenswürdigkeit ist eine seiner Charaktereigenschaften. (Maududi)
In diesem und im nächsten Aja,
in dem dieser Satz abgeschlossen wird, werden drei Eigenschaften Allahs
erwähnt, nämlich
1. Seine Erhabenheit gegenüber Seiner gesamten
Schöpfung;
2. Seine Güte, die Ihn, nur Ihn allein, des Lobes
würdig macht; und
3. Seine Macht im Himmel und auf der Erde. Damit
ist Er nicht auf die Verehrung durch die Menschen angewiesen; Seine Güte kommt
allein zum Nutzen des Menschen und Seiner übrigen Geschöpfe zum Ausdruck; und
Er besitzt völlige Macht über Seine Geschöpfe. Somit kann Er Seinen Willen und
Plan verwirklichen.
(Juusuf `Allii)
2. Allahs, Dem gehört, was in den
Himmeln und auf Erden ist. Wehe darum den Kafirs vor einer strengen Strafe!7
7. Wehe ihnen am Tage der
Auferstehung, wenn sie dir widersprechen oder dich ablehnen. (ibn Kasir)
Vergleiche die letzte Fußnote. Da dies der Fall
ist, sind alle diejenigen Menschen in einer schlimmen Situation, die den Islam
ablehnen und die ihnen angebotene Gnade zurückweisen und sich damit den
furchtbaren Folgen ihrer Ablehnung aussetzen – Allahs Zorn. (Juusuf `Allii)
3. Denen, die das Leben dieser Welt
mehr lieben8 als das Jenseits und (andere) vom Pfad Allahs
abzuhalten und ihn krumm zu machen trachten.9 Sie sind es, die weit
in die Irre gegangen sind.
8. Die Kafirs werden hier
mit drei Haupteigenschaften geschildert;
1. sie lieben dieses vergängliche Leben und seine
vorübergehenden Phänomene mehr als das wahre Leben, das über den Tod hinaus
besteht;
2. sie schaden nicht nur sich selbst, sondern
verführen auch andere; und
3. ihr eigenes unaufrichtiges Gemüt sucht nach
Ungeradem in Allahs geradem Weg (vergleiche Surach 7:45) Indem sie dies tun,
entfernen sie sich immer weiter von der Wahrheit. (Juusuf `Allii)
Nach Samachsari und Rasi bedeutet die Verbform
„jastahibbuun“ „sie lieben ausschließlich“. Dies bedeutet, dass eine solch ausschließliche
Liebe zum diesseitigen Leben unvermeidlich zur Ablehnung moralischer Wahrheiten
führt. (Asad)
Wer sein Herz auf das zukünftige Leben richtet,
verliert dadurch nicht die Genüsse des diesseitigen Lebens, denn nach
islamischem Verständnis setzt das Heil im zukünftigen Leben das Heil im
Diesseits voraus. Iman an Allah bedeutet, die menschliche Aufgabe als
Statthalter Allahs auf dieser Erde gewissenhaft zu erfüllen. (Qutb)
9. Um dadurch andere
irrezuleiten. (Darjabadi)
Sie wollen nicht Allahs Weg folgen, sondern
wünschen, dass Allahs Weg sich nach ihren Wünschen richtet: er sollte sich auf
solche Weise anpassen, dass er allen ihren Phantasien, Theorien und Launen
gerecht wird und alles ausschließt, was sich nicht mit ihrer Lebensweise
vereinbaren lässt. Er soll alle ihre Bräuche, Gewohnheiten und Verhaltensweisen
gutheißen und nichts von ihnen verlangen, was sie nicht mögen. (Maududi)
4. Und Wir haben10 keinen
Gesandten geschickt, der nicht in der Sprache seines Volkes gesprochen hat,11 um ihnen (alles)12 verständlich
darzulegen. Und Allah lässt irregehen,13
wen Er will,14 und Er leitet recht, wen Er will.15 Und Er
ist Allmächtige, der Allweise.
10. In der Vergangenheit.
(Darjabadi)
11. Wenn eine Botschaft Dinge
klären soll, muss sie in einer Sprache übermittelt werden, die dem Volk
geläufig ist, zu dem der Gesandte geschickt wird. Dadurch kann sie dann die
ganze Menschheit erreichen. Das Wort „Sprache“ hat auch noch eine weiter
gefasste Bedeutung. Es geht nicht nur um Buchstaben oder Worte. Jedes Volk oder
Zeitalter drückt seine Gedanken in einer bestimmten Form aus. Da Allahs
Botschaft universal ist, kann sie in allen diesen Formen ausgedrückt werden und
ist für alle Teile der Menschheit gleich notwendig und verbindlich. Deswegen
muss sie auch jedem einzelnen Menschen entsprechend seiner Aufnahmefähigkeit
vermittelt werden. In dieser Beziehung ist der Qur“an wunderbar. Er ist sowohl
für den einfachsten wie auch für den fortgeschrittensten Menschen verständlich.
(Juusuf `Allii)
In jeder Botschaft Allahs liegt ein besonderer
Gnadenerweis von ihm. Um es den Gesandten zu ermöglichen, die Menschen mit
Ermächtigung Allahs aus der Finsternis zum Licht führen zu können, muss der
Prophet ihre Sprache beherrschen und sein Anliegen deutlich erklären. Der
Prophet Muchammad - Friede sei mit ihm - wurde in der Sprache seines Volkes
ausgesandt, obgleich die Botschaft an alle Menschen gerichtet ist. Sein Volk
wiederum sollte dasjenige werden, das seine Botschaft der übrigen Menschheit
übermittelt, da er selber nur begrenzt zu leben hatte. (Qutb)
12. Allahs Willen und Gesetz,
auf vollkommene Weise. (Darjabadi)
Vergleich auch Surach 7:158 (Asad)
Die Völker, zu denen die Propheten gesandt wurden,
sollten nicht Ausflüchte vorbringen können, sie könnten die Sprache der
Botschaft nicht verstehen. Auch wurde kein Prophet etwa um des Wundereffektes
willen mit seiner Botschaft in einer fremden Sprache geschickt. Für Allah war
es wichtiger, dass die Menschen Seine Botschaft verstanden und geleitet wurden.(Maududi)
13. Nachdem die Botschaft
deutlich verkündet und erklärt worden war. (Darjabadi)
Die des Gesandten endet mit der Übermittlung der
Botschaft Allahs. Das Resultat - Rechtleitung oder Ablehnung - liegt nicht in
seiner Macht, noch unterliegt es seinen Wünschen. Dieses obliegt allein dem
Gesetz Allahs und Seinem absoluten Willen. (Qutb)
14. „Wen Er will“: ein
allgemeiner Ausdruck für Allahs allumfassenden Willen und Plan, der allweise
und gut und gerecht ist. (Juusuf `Allii)
Wenn auch die Gesandten ihre Botschaft in der
Sprache des Volkes verkünden, zu denen sie gesandt wurden, und die jeder
verstehen kann, bedeutet das nicht, dass alle rechtgeleitet werden. Dies
geschieht deswegen, weil all diejenigen, die ihre Botschaft verstehen, sie nicht
notwendigerweise auch akzeptieren. (Maududi)
15. Allah ist allmächtig und
allweise. Er benutzt Seine Macht nicht blind, indem Er ohne Ziel und Zweck den
einen rechtleitet und den anderen irregehen lässt. In der Tat wird jemand dann
rechtgeleitet, wenn er sich als würdig erweist, und Allah lässt denjenigen
irregehen, der aus eigener Initiative einen Irrweg verfolgt. (Maududi)
Wann immer der Qur“an darauf Bezug nimmt, dass
„Allah den Menschen irregehen lässt“, muss dies vor dem Hintergrund von Surach
2:26-27 verstanden werden, das heißt, das Irregehen der Menschen ist die Folge
seiner eigenen Haltung und Neigungen, nicht das Ergebnis einer willkürlichen
„Prädestination“. Samachsari betont die Tatsache der Entscheidungsfreiheit des
Menschen. Wenn dementsprechend davon die Rede ist, dass Allah jemanden
irregehen lässt, bedeutet dies, dass Allah ihn verlässt und ihm Seine Gnade
entzieht, während der Ausdruck“ Rechtleitung“ bedeutet, dass Er dem
Betreffenden Gnade und Erfüllung gewährt. Er verlässt jedoch niemanden, der
dies nicht verdient hätte, und schenkt Seine Gnade niemandem, der sich ihrer
nicht würdig erweist. (Asad)
5. Und vordem haben Wir Musa mit
Unseren Zeichen entsandt (und ihm geboten): „Führe dein Volk aus der Finsternis
ins Licht16 und erinnere sie an die Gnadenerweise Allahs.“17
Wahrlich, darin18 sind Zeichen19 für alle Geduldigen,
Dankbaren.20
16. Auch die Sendung Musas,
Allahs Segen und Frieden auf ihm, erfolgt in der Sprache seines Volkes. Sein
Auftrag war derselbe wie der Muchammads –Allahs Friede sei mit ihnen beiden-,
nämlich die Menschen aus der Finsternis zum Licht zu führen. Dies weist zwar
auf die Einheit der Botschaft hin, doch in einem Wort weichen sie voneinander
ab. Während es im Auftrag des Propheten Muhammad, Allahs Segen und Frieden auf
ihm, heißt: ,,...führe die Menschen...“ heißt es hier
im Auftrag Musas, Allahs Segen und Frieden auf ihm,: ,,...und führe dein
Volk...“. (Qutb)
17. „Ayjaam“ wörtlich Tage,
Zeitalter oder Zeit. (Anm. d. Übers.)
Die meisten namhaften Kommentatoren jedoch
interpretieren „Ayjaam“ hier mit Wohltaten, Güte, Gnadenerweise. (Anm. d.
Übers.)
„Die Tage Allahs“ : die Zeiten, in denen ihnen
Allahs Gnade besonders gezeigt wurde. Täglich, stündlich und in jeder Minute
fließt Allahs Gnade uns reichlich zu, aber es kann in der Geschichte einer
Person oder eines Volkes Zeiten geben, die besonders denkwürdig sind. Solche
besonderen Zeiten für das Volk Israel werden beispielsweise in Surach 2:30-61
und an anderen Stellen ausführlich erwähnt. (Juusuf `Allii)
Und erinnere sie an die Güte Allahs und Seine
Gnadenerweise, als Er sie aus der Gefangenschaft, Unterdrückung und der
Terrorherrschaft Pharaos herausführte. Und Er errettete sie vor ihrem Feind,
der sie verfolgte, indem Er das Meer spaltete. Er schickte ihnen Wolken, die
ihnen Schatten vor den glühenden Sonnenstrahlen spendeten. Dies und noch vieles
mehr. Diese Interpretation ist der Aussage Mudschahid, Qatadas und einiger
anderer zu entnehmen. (ibn Kasir)
Alle Tage sind „Tage Allahs“. Gemeint ist jedoch
hier, sie an solche Tagen zu erinnern, die für die Menschen oder für eine
Gruppe von ihnen von besonders herausragenden Geschehnissen gekennzeichnet
waren, sei es durch einen wunderbaren Gnadenerweis oder auch durch eine schwere
Heimsuchung. (Qutb)
Der Begriff „Ayjaam“ (Tage) wird in der alten
arabischen Tradition oft benutzt, um besondere historische Ereignisse zu
bezeichnen beispielsweise „Ayjaam Al-“Arab“ als Bezeichnung für die
Stammeskriege im vorislamischen Arabien. Da der Qur“an das Wort „Tag“ jedoch oft
für eschatologische Ereignisse verwendet, beispielsweise für den „Jüngsten
Tag“, den „Tag der Auferstehung“, den „Tag des Gerichts“ und so weiter, und im
Hinblick auf Surach 45:14, wo der Ausdruck „Tage Allahs“ eindeutig auf Sein
Gericht am Ende der Zeiten hinweist, ist es nur logisch anzunehmen, dass hier
in diesem Zusammenhang der Ausdruck dieselbe Bedeutung hat. Die Pluralform soll
vielleicht den Gedanken unterstreichen, dass der im Qur“an so oft erwähnte
„Tag“ nichts mit menschlicher Zeiteinteilung zu tun hat, sondern sich vielmehr
auf eine endgültige Realität bezieht, in der die Vorstellung von „Zeit“ keinen
Sinn mehr hat. (Asad)
18. In diesen historischen
Ereignissen. (Darjabadi)
19. Es liegt eine Lehre in der
Art und Weise, wie Wir die Muslime unter den Kindern Isaraels aus der Hand
Pharaos errettet haben. (ibn Kasir)
Die sorgfältige und vernünftige Auseinandersetzung
damit verdeutlicht, dass es nur einen einzigen Gott gibt, dass die
Gesetzmäßigkeiten der Vergeltung allgemeingültig sind und allein -auf der
Kenntnis und Praxis von Wahrheit und Trug basieren, und dass diese
Gesetzmäßigkeiten auch eine andere Welt erfordern, in der sie endgültig erfüllt
werden. Diese Ereignisse enthalten darüber hinaus Warnungen vor den bösen
Folgen einer Lebensweise nach falschen Ideologien und Theorien, aus denen wir
lernen können. (Maududi)
20. Standhaft im Unglück,
dankbar für die Wohltaten. (Safwat Al-Tafsir)
„Sabbaar“ ist eine intensive Form und bezeichnet
jemanden, der in einem besonderen Grade Sabr (Standhaftigkeit, Geduld,
vergleiche Surach 2:45 und 2:153) besitzt. „Schakuur“ ist jemand, der
anerkennt, dankbar ist und entsprechend gut handelt. Beide Begriffe werden
sowohl für Allah als auch für Menschen angewendet, jedoch gibt es einen kleinen
Bedeutungsunterschied. (Juusuf `Allii)
In diesen historischen Erfahrungen liegen Lehren
zur Entwicklung unserer Standhaftigkeit, und sie sind eine Aufforderung zur
Dankbarkeit. Ein standhafter, dankbarer Mensch begreift diese Zeichen und war
hinter ihnen steckt. Er findet darin für sich eine Mahnung so wie auch Trost
und Erinnerung. (Qutb)
Obgleich diese Zeichen immer vorhanden sind, können
nur solche Menschen daraus lernen, die standhaft in Prüfungen sind und Allahs
Gnade dankbar annehmen. Undankbare, oberflächliche Menschen können
offensichtlich keine Lehren aus diesen Zeichen ziehen, auch wenn sie vielleicht
ihre Bedeutung begreifen können. (Maududi)
6. Und (gedenket der Zeit) als21
Musa zu seinem Volk sprach: „Erinnert euch der Wohltaten Allahs, die Er euch
gewährt hat, als Er euch vor den Leuten Pharaos rettete,22 die euch
schlimme Pein zu zufügten, indem sie eure Söhne hinmetzelten23 und
(nur) eure Frauen am Leben ließen. Darin war eine schwere Prüfung (für euch)
von eurem Herrn“.24
21. Vergleich auch Surach
2:30. Normalerweise wird der Partikel „id“ mit „als“ übersetzt. Er bezeichnet
ein plötzliches Auftreten einer Sache oder ein unerwartetes Ereignis. (Asad)
22. Vergleiche Surach 2:49.
Der Rückblick auf das Volk Israel und Musa, Allahs Segen und Frieden auf ihm,
erfüllt einen doppelten Zweck: eine Erinnerung für die Leute der Schrift“ , und ein Hinweis für die Quraisch auf die Gnade, die
ihnen nun zuteil wurde, indem ein größerer Gesandter als Musa, Allahs Segen und
Frieden auf ihm, bei ihnen erschien. (Juusuf `Allii)
Musa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, erinnert
sich an die Gnade Allahs, als Er sie errettete von den fortwährenden und nie
endenden Qualen, die der Pharao und seine Leute ihnen zufügen. (Qutb)
23. Eine Art von Qual, die ihnen zugefügt worden
waren, ragt besonders heraus: Sie schlachteten ihre Knaben, ließen jedoch die
Mädchen am Leben. Sie wollten sie damit schwächen und demütigen. (Qutb)
Sie taten dies, als einige Weissager ihnen
prophezeiten, dass ein Knabe, der den Kindern Israels geboren wurde, den
Untergang von Pharaos Reich herbeiführen würde. (Al-Dschalalain)
Zweifellos fielen mehrere Jahre lang tausende von
unschuldigen Menschenleben dem grausamen Völkermord zum Opfer. (Darjabadi)
24. Die ägyptische Knechtschaft
war in der Tat eine furchtbare Prüfung. Selbst der Wunsch der Ägypter, das
Leben der israelitischen Frauen zu schonen, während die männlichen Israeliten
hingemetzelt wurden, verschlimmerte nur deren Verbitterung. Der Hass der
Ägypter war grausam, doch ihre Liebe war noch viel grausamer. „Da kam ein neuer
König in Ägypten zur Herrschaft, der. ..sprach zu
seinem Volk: „Seht, das Volk der Israeliten wird für uns zu zahlreich und zu
stark. Wir wollen klug gegen sie vorgehen, damit es nicht noch zahlreicher
wird“. ..Sie setzten darum über es Fronvögte, damit sie es dur.ch ihre
Fronarbeit bedrückten. ..Aber je mehr sie es bedrückten, desto zahlreicher
wurde es, und desto mehr breitete es sich aus, so dass sie vor den Israeliten
ein Grauen erfasste. Deshalb zwangen die Ägypter die Israeliten zur Arbeit und
verbitterten ihnen das Leben durch harte Fron in Lehm und Ziegeln und durch
allerlei Feldarbeit, durch alle Arbeiten, zu denen man sie zwang.“ (Altes
Testament, Exodus 1:8-14). Die Aufseher des Pharao stellten kein Stroh zur
Verfügung, verlangten aber von den Israeliten, dass sie trotzdem Ziegeln
herstellten (Exodus 5:5-19). Und weiter heißt es in Exodus 1:22: „Da gab der
Pharao seinem ganzen Volk den Befehl: „Werft alle Knaben, die den Hebräern geboren
werden, in den Fluss; alle Mädchen aber lasst am Leben!“ „ Es war aufgrund
dieses Erlasses, dass Musa as nach seiner Geburt drei Monate lang versteckt
gehalten wurde. Und als man ihn nicht mehr länger verbergen konnte, wurde er in
ein Kästchen aus Papyrusschilf gelegt und in den Nil gesetzt, wo er von der
Pharao Tochter und Frau (Surach 28:9) gefunden und in die Familie aufgenommen
wurde (Exodus 2:2-10) -siehe auch Surach 20:37-40. Auf diese Weise wurde Musa
as von den Feinden seines Volkes erzogen und von Allah dazu ausersehen, sein
Volk zu befreien. Durch Allahs Weisheit trugen somit Gelehrsamkeit, Erfahrungen und selbst die
Grausamkeiten der ägyptischen Feinde zur Errettung seines Volkes bei. (Juusuf
„Allii)
Darjabadi schreibt, dass nach jüngsten archäologischen
Forschungen Thotmas III der Pharao der Unterdrückung und Amenhotep II der
Pharao des Exodus gewesen sei, so dass der Exodus in die Zeit zwischen 1447 und
1417 vor der christlichen Zeitrechnung falle (siehe auch Marston „The Bible is
True“, Seite 171).
Abschnitt 2
7. Und (gedenke der Zeit) als eurer
Herr ankündigte:25 „Wenn ihr dankbar seid,26
werde Ich euch noch mehr (Gnade) erweisen27 und wenn ihr undankbar
zeigt,28 so ist Meine Vergeltung (dafür) gewiss sehr streng.“29
25. Durch Dies ist die Fortsetzung seiner wörtlichen
Rede. (Darjabadi)
26. Wenn ihr dankbar seid,
werdet ihr Allahs Gaben schätzen und richtig Gebrauch davon machen und nicht
gegen Seine Gebote rebellieren, sondern euch Allah hingeben, um Ihm eure
Dankbarkeit zu erweisen. (Maududi)
Dankbarkeit zeigt sich in dem Bekenntnis zu Allahs
Einheit und im Gehorsam Ihm gegenüber. (Al-Dschalalain)
27. Dankbarkeit für erwiesene
Wohltaten ist ein Hinweis auf die Aufrichtigkeit und Wertschätzung im Inneren
des Menschen. Die natürliche Vergeltung einer guten Tat ist in der gesunden
Naturanlage die Dankbarkeit. (Qutb)
Vergleiche auch Psalm 136:1-26. (Darjabadi)
Noch mehr als ihr verdient. (Asad)
28. „Kafara“ bedeutet
1. den Islam zurückweisen, wie beispielsweise in
Surach 2:6;
2. undankbar sein gegenüber der Gunst und Gnade,
die der Mensch von Allah empfangen hat, wie hier;
3. sich gegen Allah oder den Islam auflehnen, wie
in Surach 3:13;
4., die Zeichen Allahs leugnen, wie in Surach 3:21,
oder die Sendung des Propheten leugnen, wie in Surach 14:9.
8. Und Muusa sprach: „Wenn ihr auch
undankbar seid,30 ihr und alle, die auf
Erden sind, so ist Allah wahrlich Sich selbst Genügend, Allgepriesen.“31
29. Die Bibel (Deuteronomium)
enthält eine lange und ausführliche Schilderung zu diesem Thema, wonach Muusa,
Allahs Segen und Frieden auf ihm, vor seinem Tod die Kinder Israels an alle
wichtigen Ereignisse ihrer Geschichte erinnert, alle grundlegenden Gebote
Allahs wiederholt und ihnen in einer langen Rede mitteilt, dass sie reich belohnt
werden, wenn sie Allahs Gebote halten. Sie würden jedoch bestraft, wenn sie
eine Haltung des Ungehorsams annähmen. (Maududi)
In Falle Ihrer Verleugnung entzieht Allah Ihnen
nicht nur Seine Wohltaten, die Er ihnen geschenkt hat, sondern Er bestraft sie
auch für ihre Undankbarkeit. (ibn Kasir)
30. Undankbarkeit nicht nur
in Gefühlen und Worten, sondern in Ungehorsam, absichtlicher Ablehnung und
Rebellion ausgedrückt. Auch wenn ihr euch alle gegen Allah verbünden würdet,
könntet ihr Allahs Macht nicht um das Gewicht eines Atoms verringern, denn
Allah ist nicht im geringsten von euch abhängig. und
Seine Güte, Gerechtigkeit und Preiswürdigkeit kann durch euren Ungehorsam nicht
in Frage gestellt werden. (Juusuf `Allii)
31. Allah zieht keinen Nutzen
aus der Dankbarkeit des Menschen, und dessen Undankbarkeit lässt kein Mal auf
Ihm zurück. Vielmehr führt Dankbarkeit zum Gedeihen im Leben, die Seelen
läutern sich durch die Zuwendung zu Allah, werden aufrichtig durch ihre
Dankbarkeit für die Güte und erfahren eine Zuversicht in ihrer Verbindung mit
dem Wohltäter. (Qutb)
Allah braucht die Dankbarkeit des Menschen nicht;
Er ist vielmehr selbst Eigentümer aller Vollkommenheit und damit allen Lobes.
(Darjabadi)
Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wird hier
erwähnt, um die Makaner vor den Folgen ihrer Undankbarkeit zu warnen, die darin
bestand, dass sie die Botschaft des Propheten Muchammad, Allahs Segen und
Frieden auf ihm, ablehnten. Sie sollen deswegen eine Lehre aus der Geschichte
der Kinder Israels ziehen, die gegen Allahs Gnadengeschenke rebellierten und
sich undankbar erwiesen. (Maududi)
9. Ist nicht die Kunde von denjenigen
zu euch32 gekommen, die vor euch waren, vom Volk Nuuchs und von den
`Ad und den Samud und denen, die nach ihnen kamen? Niemand kennt sie außer
Allah.33 Ihre Gesandten kamen zu ihnen mit klaren Beweisen,34
aber sie legten ihre Hände auf ihren Mund35 und sagten: „Wahrlich,
wir verinnerlichen nicht den Iman an das, womit ihr36 entsandt
worden seid, und wir sind fürwahr zutiefst im Zweifel über das, wozu
ihr uns aufruft!“37
32. Diese Mahnung stammt noch
von Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Seine Person tritt jedoch hier in
den Hintergrund, damit die großen Auseinandersetzungen, die ständig zwischen
den Propheten und den sie leugnenden Völkern herrschten, mehr zum Ausdruck
kommen. (Qutb)
Ibn Dscharir sagte zwar, dass dieses noch die Worte
Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sind in Ergänzung seiner Rede. Diese
Aussage ist jedoch fraglich, weil behauptet wird, dass weder die Geschichte der
`Ad, noch die der Samud in der Thora zu finden seien. Vielmehr scheinen dieses
Worte Allahs zu sein als Anknüpfung an die damalige Rede Muusas, Allahs Segen
und Frieden auf ihm, an sein Volk. (ibn Kasir)
Die direkte Rede des Propheten Muusa, Allahs Segen
und Frieden auf ihm, endet mit Aja 8. Hier werden nun unmittelbar die
mekkanischen Götzendiener angesprochen. (Maududi)
33. Nicht einmal die Namen
aller Propheten und Gesandten sind den Menschen bekannt, geschweige denn
Einzelheiten ihrer Lebensgeschichten. Wenn eine Nachricht (auch übersetzt mit
„Geschichte“) von ihnen zu uns gelangt, dann mit dem Ziel, uns für unser
eigenes Leben eine Lehre zu übermitteln. (Juusuf `Allii)
Ihre Zahl ist so beträchtlich, dass keiner außer
Allah sie alle kennt. (Al-Dschalalain)
Siehe auch unten Aja 14. (Asad)
34. Sowohl mit überzeugenden
Argumenten als auch mit Wunderzeichen. (Darjabadi)
35. Dies bedeutet entweder,
dass die Ungläubigen im übertragenen Sinne den Propheten die Hände vor den Mund
legten, um sie daran zu hindern, dass sie ihre Botschaft verkündeten, oder dass
die Kafirs sich selbst den Finger auf den Mund legten, um damit zu sagen: „Hört
nicht auf sie“, oder um sich vor Wut in den Finger zu beißen. Wie auch immer
wir diesen Satz verstehen, der Sinn ist der.* sie sich ihren Propheten
gegenüber ebenso abweisend verhielten wie die Quraisch gegenüber dem Propheten
Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und dass sie alles daransetzen,
Allahs Wahrheit zu unterdrücken. (Juusuf `Allii)
Diese Redewendung soll ihre Unfähigkeit bezeichnen,
der vernünftigen Darlegung der Propheten mit zusammenhängenden, logischen
Gegenargumenten zu begegnen. Der gewaltsame Versuch, die Botschaft zu
unterdrücken, kann nämlich kaum als „Argument“ angesehen werden. (Asad)
Bezüglich der Bedeutung dieser arabischen Worte
haben verschiedene Kommentatoren verschiedene Erklärungen gegeben. Wir sind
jedoch der Ansicht, dass damit lediglich ihre Intoleranz, Verwirrung und etwas
von der Wut zum Ausdruck gebracht werden soll, die die Kafirs der Botschaft
entgegenbrachten. Dies wird auch im folgenden Aja bestätigt. (Maududi)
36. Nach euren eigenen
Angaben. (Darjabadi)
37. Vergleiche auch Surach
11:62. Bemerkenswert ist der Unterschied zwischen „schak“ und „raib“. „Schak“
ist intellektueller Zweifel, ein Zweifel an den Tatsachen; verhält es sich so
oder nicht? Raib ist mehr als nur intellektueller Zweifel, nämlich der
Verdacht, es könne Betrug im Spiel sein, etwas, das die moralische Überzeugung
umstürzt und Unruhe im menschlichen Inneren verursacht. In Surach 52:30 wird
dieses Wort gleichbedeutend mit „Unheil“ oder „Unglück“ benutzt, eine Strafe
oder Anfechtung. Beide Arten des Zweifels kamen gegenüber den Gesandten Allahs
zum Ausdruck. (Juusuf `Ali)
Während in Surach 11:62 eine ähnliche Antwort einer
bestimmten Gemeinschaft - den Samud - in den Mund gelegt wird, erscheint sie
hier in der Pluralform als die generelle Antwort verschiedener Völker an ihre
Propheten. Diese Verallgemeinerung soll den symptomatischen Charakter dieser
Haltung hervorheben: die engstirnige Haltung von Menschen, die entweder Allah
überhaupt leugnen oder - ohne Seine Existenz in Frage zu stellen - sich
veranlasst fühlen, Vermittlungsgestalten aller Art zwischen sich selbst und Ihn
zu stellen. (Asad)
Sie hatten „beunruhigende Zweifel“, denn die
Botschaft hatte sie ihrer inneren Ruhe beraubt. Eine Einladung, der Botschaft
Allahs zu folgen, beunruhigt immer, denn selbst ihren Gegnern und Leugnern
fällt es schwer, ihr mit innerer Ruhe entgegenzutreten. Wie sehr sie sich auch
immer dagegenstellten, ihre Offenheit und Ehrlichkeit und Überzeugungskraft
rief im Inneren ihrer Gegner eine starke Gefühlsregung hervor, und der reine
Charakter der Propheten und die eindeutige Wendung zum Guten verunsicherten
ihre Feinde in ihrem eigenen Standpunkt. (Maududi)
10. Ihre Gesandten sprachen: „Gibt es
einen Zweifel über Allah, den Schöpfer der Himmel und der Erde?38 Er39
ruft euch (zum Islam) auf40, um euch eure Schuld zu verzeihen und
euch Aufschub zu gewähren bis zu einer festgesetzten Frist“.41 Doch
sie entgegneten: „Wahrlich, ihr seid nur Menschen wie wir.42 Ihr
wollt uns nur von dem abwendig machen, was unsere Väter anzubeten pflegten.
Bringt uns also einen deutlichen Beweis!“43
38. Diese Frage dient der
Missbilligung. Die Antwort darauf muss heißen: „An Allahs Einigkeit kann es
keinen Zweifel geben, denn allzu viel sind die sichtbaren Beweise, die auf Ihn
hindeuten“. (Al-Dschalalain)
„Gibt es irgendwelchen Zweifel über Allah“
beinhaltet zwei Gedankengänge. Der erste könnte sich auf die Existenz Allahs
überhaupt beziehen. Der zweite bezieht sich auf Seine Göttlichkeit, und dass es
Ihm alleine gebührt, angebetet zu werden als der Schöpfer aller Lebewesen und
des Universums. (Ibn Kasir)
Gerade auf diese zwei Dinge wiesen ihre Gesandten
sie hin, weil sie die gewaltigsten und hervorstechendsten Zeichen sind, die auf
Allah hindeuten. Damit sprechen sie die Naturanlage des Menschen direkt an.
(Qutb)
Daraus sollten die Götzendiener erkennen, wie
absurd ihr Standpunkt war. Denn wenn auch die Götzendiener eines jeden
Zeitalters an Allahs Existenz den Iman verinnerlichten und zugaben, dass Er der
Schöpfer des Himmels und der Erde war, so akzeptierten sie dennoch nicht die
Botschaft, dass Er allein der Verehrung und des Dienstes würdig ist, wie es
eigentlich die logische Folgerung sein müsste. Deswegen fragen hier die
Gesandten: „Zweifelt ihr etwa an Allahs Existenz?“ (Maududi)
39. Die Gesandten klären
(normalerweise) beide Arten von Zweifel (vergleiche oben Fußnote 37). Ihr könnt
nicht an Allah zweifeln. Seht doch, was er erschaffen hat! Wir sprechen nicht
aus eigenem Antrieb oder um euch zu betrügen. Wir sprechen das, was Allah uns
durch Seine Offenbarung aufgetragen hat. Wenn die Zweifler zu den Propheten
sagen: „Ihr fordert uns auf“, dann entgegnen diese: „Allah fordert euch auf,
rettet euch durch Seine Gnade und gibt euch reichlich (aber nicht endlos viel)
Zeit zur Umkehr und Wiedergutmachung.“ (Juusuf `Allii)
40. Der Aufruf gilt zuerst
dem Islam. Und Iman führt zur Vergebung. (Qutb)
Mit der Hingabe an Allah erfolgt die Vergebung
aller zuvor begangenen Sünden. (Al-Dschalalain)
41. Allah erwartet nicht,
dass auf Seinen Aufruf unmittelbar Iman folgt. Dementsprechend lässt Er dem
Vergehen auch nicht unmittelbar die Strafe folgen, sondern räumt eine Frist ein
und gibt Gelegenheit zu Einsicht und Umkehr. (Qutb)
Das heißt, bis zum Ende eures Lebens in dieser
Welt. Dies ist meiner Ansicht nach eine Anspielung auf das Unheil, das auch in
diesem Leben schon die Gegner der Wahrheit befällt (vergleiche auch Surach
13:31 und die entsprechenden Fußnoten). Wer bereitwillig der durch die
Propheten vermittelten Einladung Allahs folgt, bleibt von diesem Leiden
verschont und wird mit dauerhaftem geistigen Glück
gesegnet (vergleiche Surach 13:29). (Asad)
Für Individuen bezieht sich diese Frist entweder
auf ihre irdische Lebensspanne oder auf den Tag der Auferstehung. Die „Frist“
für Völker und Gemeinschaften, nämlich ihr Aufstieg und Untergang, wird durch
ihr kollektives Verhalten bestimmt. Wenn beispielsweise eine gesunde
Gesellschaft vor Ablauf ihrer natürlichen Lebensspanne degeneriert, wird die
Frist abgekürzt und die Gesellschaft abgelöst. Wenn demgegenüber eine
degenerierte Gesellschaft sich zum Guten wendet, wird ihre Frist verhängt.
(Maududi)
42. Sterblich, keine Götter
oder Halbgötter, darum können wir euch nicht vertrauen. (Darjabadi)
Wie könnten wir euch folgen nur aufgrund einer
Aussage und obwohl wir keinerlei außergewöhnliche Zeichen von euch zu sehen
bekamen. (Ibn Kasir)
Ihr teilt alle menschlichen Eigenschaften mit uns,
und wir sehen in euch nichts Außergewöhnliches, was uns veranlassen könnte,
euch als Gesandte Allahs zu akzeptieren und den Iman zu verinnerlichen, dass
Allah mit euch Verbindung aufnimmt und euch Seine Engel schickt. (Maududi)
43. Kufr ist unlogisch und
argumentiert im Kreis. Wenn die Gesandten von Allah sprechen, dann sagen die
Kafirs: „Ihr seid doch nur Menschen!“ „Wir sprechen aber in Allahs Auftrag.“
„Ach, wir sind mit dem Kult unserer Vorfahren zufrieden.“ „Und wenn dieser
falsch ist?“ „Was habt ihr überhaupt für eine Vollmacht, dies zu sagen?“ „Die
höchste Vollmacht, nämlich von Gott.“ Und so beginnt der Kreis von vorn. Die
Bösen greifen dann zur Gewalt, diese fällt jedoch auf sie zurück, und sie gehen
unter. (Juusuf `Allii)
11. Ihre Gesandten sagten zu ihnen:
„Fürwahr, wir sind auch nur wie ihr.44 Doch Allah erweist unendliche
Gnade wem Er will von Seinen Dienern.45 Und es steht uns
nicht zu, euch einen Beweis zu bringen, außer mit Erlaubnis Allahs,46
Und auf Allah sollen die Mu“mins vertrauen.47
44. Erschaffene und
sterbliche Wesen wie ihr, ebenso den Gesetzmäßigkeiten von Leben und Tod
unterworfen. (Darjabadi)
45. Wir sind zwar Menschen
wie ihr, aber Prophetentum ist nicht mit Menschlichkeit unvereinbar, wie ihr in
eurer Unwissenheit annehmt. Es ist das höchste Geschenk Allahs für Seine
auserwählten Diener. (Darjabadi)
Allah hat uns unter euch auserwählt und uns mit der
Kenntnis von der Wahrheit gesegnet. So war es Allahs Wille, und Er hat die
Macht, Gaben Seiner Wahl Menschen Seiner Wahl zu geben. Wir können Ihn weder
bitten, euch ebensolche Gaben zuteil werden zu lassen, noch können wir die
Wahrheit leugnen, die uns gezeigt worden ist. (Maududi)
46. Wir sind nicht in der
Lage, euch durch ein Wunder unseren Auftrag zu beweisen. Nach islamischer
Vorstellung ist ein Wunder immer eine Handlung Allahs, nie die eines Propheten,
auch wenn es seinetwegen geschieht. (Darjabadi)
47. Wie es die Propheten tun,
die keine Angst vor der Verfolgung der Kafirs haben.
(Darjabadi)
Auf Allah allein vertrauen die Mu“mins, Sie wenden
ihre Herzen keinem anderen zu und suchen bei niemand anderem Hilfe und Zuflucht
als bei Ihm. (Qutb)
Die Wahrheitssuchenden müssen sich dem Inhalt der
Botschaft Allahs zuwenden, die ihnen verkündet wird (vergleiche auch Surach
7:75 und 13:43 und die entsprechenden Fußnoten). An vielen Stellen befasst sich
der Qur“an mit der moralischen und intellektuellen Sinnlosigkeit der Forderung,
dass der Ursprung Allahs einer prophetischen Botschaft mit greifbaren,
außergewöhnlichen Mitteln bewiesen werden soll (beispielsweise in Surach
6:109-111 oder 13:31). Eine moralisch gültige und intellektuell gerechtfertigte
Überzeugung vom Wahrheitsgehalt einer solchen Botschaft kann nämlich nur durch
bewusste, der Vernunft zugängliche Einsicht gewonnen werden. (siehe Surach
12:108). (Asad)
12. Und warum sollen wir nicht auf
Allah vertrauen, wo Er uns doch auf den Pfad unseres Heils geleitet hat.48
Und wir werden geduldig ertragen, was ihr uns an Ungemach zufügt. Und in Allah
sollen alle Vertrauenden ihr Vertrauen setzen.“49
48. Er wies uns auf den
geradesten und klarsten Weg zu unserem Heil. (ibn Kasir)
Die Pluralform weist auf die grundlegende Identität
der von allen Propheten übermittelten Botschaft hin. (Asad)
Der Mu“min, der davon überzeugt ist, dass Allah
Derjenige ist, Der zur Rechtleitung führt, ist auch der Ansicht, dass Er es
auch ist, der hilft und beisteht. Ihn kümmert es danach nicht, ob ihm in dieser
Welt zum Sieg verholfen wird oder nicht. (Qutb)
49. All den bösen Reden und
den Taten des Zorns werden wir mit Geduld begegnen. (ibn Kasir)
Wir werden standhalten. Wir werden weder zurückweichen
noch schwach werden noch ausweichen noch zweifeln oder verzweifeln. (Qutb)
Abschnitt 3
13. Und jene, die kafir waren, sagten
zu ihren Gesandten:50 „Wir werden euch gewiss aus unserem Land
vertreiben, es sei denn ihr kehrt zu unserem Bekenntnis zurück.“51
Doch ihr Herr gab ihnen ein:52 „Wir werden wahrlich die Ungerechten
der Vernichtung preisgeben!53
50. Unzugänglich für Vernunft
und Überzeugung. (Darjabadi)
51. In Fußnote 43 zum vorigen
Aja wurde gezeigt, wie sich die Argumente im Kreis drehen. Der Kufr nimmt
jedoch logische Auseinandersetzungen nicht ernst. Seine Hauptwaffe ist
physische Gewalt. Da seine Hauptüberzeugung im Materialismus wurzelt, geht er
von der Annahme aus, Gewaltandrohungen könnten die Rechtschaffenen
einschüchtern. Er stellt sie vor die Wahl zwischen Exil und gewaltsamer
Unterdrückung, wenn sie sich nicht seinen Normen des Bösen anpassen, die er für
gut hälte. Iman lässt sich jedoch nicht durch Gewalt einschüchtern. Allah ist
die Quelle seiner Kraft, und er bekommt die Zusicherung, dass Gewalt
schließlich durch Gewalt vergeht, und dass der Islam letztendlich bestehen und verwirklicht wird. In der Tat sollen die Guten
die Erde erben und die Bösen vernichtet werden. (Juusuf `Allii)
Hier zeigt sich die
Wirklichkeit und die Natur des Kampfes zwischen Unwissenheit (Dschahilija) und
Hingabe an Allah (Islam). Die Unwissenheit Weinen akzeptieren, dass der Islam
eine eigenständige Existenz besitzt, die von ihr unabhängig ist. Sie kann mit
dem einen Frieden schließen, auch wenn der Islam dazu bereit wäre. Und deswegen
verlangen die Kafirs von den Gesandten nicht nur, ihre
Mission aufzugeben, sondern sich wieder ihrer Religion anzuschließen und ihre
Gemeinschaft aufzugeben. (Qutb)
Vergleiche Surach 7:88-89, wo Schu`aib vor diese Alternative
gestellt wird. (Asad)
Es wäre falsch, aus dieser Forderung zu schließen,
die Propheten hätten vor ihrer Berufung die religiösen Vorstellungen ihres
jeweiligen Volkes geteilt. Es bedeutet nur, dass ihre Völker von dieser Annahme
ausgingen, weil sie vor ihrer Berufung ein unscheinbares Leben führten und
weder einen neuen Diin verkündeten, noch sich gegen die vorherrschende Religion
wandten. Daher nahmen die Leute an, sie hätten die Religion ihrer Vorfahren
befolgt und sich nun davon abgewandt. Dies haben die Propheten ihn Wirklichkeit
jedoch nie getan. (Maududi)
14. Und wir werden euch fürwahr das
Land nach ihnen bewohnen lassen.54 Das gilt für den, der Mein
Gericht fürchtet55 und Meine Warnung fürchtet,“56
52. Um sie zu stärken und zu
trösten. (Darjabadi)
53. Sie werden selbst
vernichtet werden und nicht in der Lage sein, euch zu vertreiben. (Darjabadi)
54. Dies ist ein Versprechen
Allahs, dass die von den Propheten verkündete Wahrheit ihre Gegner überlebt und
schließlich den Sieg davonträgt. (Darjabadi)
Die Propheten sollten also wegen der Drohungen der Kafirs nicht besorgt sein. (Maududi)
55. Da er dem Tag des
Gerichts Rechnung trägt. So maßt er sich keine Macht an und wird weder stolz
noch übermütig werden. (Qutb)
„Fürchten“ bedeutet hier „sich innerlich etwas
vergegenwärtigen, das Furcht verursacht, so dass sie
ihr Verhalten so ausrichten, dass sie die bösen Folgen der Allahlosigkeit
vermeiden.“ (Juusuf `Allii)
56. Der sich Meine Warnung zu
Herzen nahm, so dass er kein Unheil auf Erden anrichtete und den Menschen kein
Unrecht tat. (Qutb)
Wie Samachsari betont, entspricht das Versprechen
Allahs in diesem Aja der Aussage in Surach 7:128, dass
„die Zukunft den Mutaqis gehört“. (Asad)
15. Und sie57 beteten um
Sieg. Doch jeder halsstarrige Gewalthaber wurde zuschanden.58
57. Mit „sie“ sind entweder
die Gesandten gemeint. Dann würde es heißen: „Die Gesandten erflehten die Hilfe
Allahs gegen die Kafirs.“ Oder aber sind ihre kafir Völker gemeint, die die
Strafe Allahs erbaten (wie es in Aja 32 Surach 8) als Zeichen Seiner Wahrheit.
(ibn Kasir)
Vergleich Surach 8:19. Ich gehe von der Annahme
aus, dass „sie“ in diesem Aja sich auf dieselben bezieht wie das „ihnen“ im
vorigen Aja, nämlich auf die Kafirs. In der Hoffnung auf ihren Sieg wollen sie
eine Entscheidung herbeizwingen, und sie bekommen sie auch - gegen sich selbst.
Oder sie fordern die Strafe heraus, und sie kommt zu ihrer Zeit. Einige
Kommentatoren beziehen das „sie“ auf die Propheten. Das würde in diesem Fall
bedeuten: sie beteten um Sieg und Entscheidung, und die Bemühungen der Kafirs,
die Wahrheit zu unterdrücken, wurden zunichte. (Juusuf `Allii)
58. Vergleiche auch Surach
7:89, wo Schu`aib um Allahs Hilfe und Sieg bittet.
Das Wort „Dschabbaar“ habe ich in diesem
Zusammenhang mit „Feind und Wahrheit“ übersetzt. Vergleiche auch Surach 26:130.
(Asad)
16. Denn es steht ihm die Hölle bevor.
Darin bekommt er ekelerregende Flüssigkeit zu trinken.59
59. Das Wort „sadid“ ist
abgeleitet von „sadda“, das in erster Linie bedeutet: „er wandte sich ab“ oder
„er war (einer Sache) abgeneigt“; oder auch „er schrie laut (aufgrund seiner
Aversion gegen eine Sache)“. Da „Sadid“ etwas Abstoßendes bezeichnet, wird es
hier auch benutzt für Eiter, der aus Wunden fließt, oder eine ekelerregende
Flüssigkeit, die aus Leichen austritt. In seinem Kommentar zu diesem Aja
schlägt Rasi vor, das Wort hier rein im übertragenen Sinne zu verstehen als
„Wasser wie (das, was als) „sadid“ (bezeichnet wird)“. In Anlehnung daran habe
ich übersetzt: „Wasser der bittersten Verzweiflung“, ein Sinnbild grenzenlosen
Leidens und bitterster Frustration, das im zukünftigen Leben diejenigen
erwartet, die während ihres irdischen Lebens alle geistigen Wahrheiten
ablehnten. (Asad)
17. Er würgt sie60 hinunter,
aber sie will ihm beinahe nicht durch die Kehle gehen.61 Der Tod
kommt von allein Seiten über ihn, doch er kann nicht sterben,62
und vor ihm liegt harte Strafe.
60. In äußerstem Durst.
(Darjabadi)
Er kann diese Flüssigkeit nur schluckweise zu sich nehmen,
da sie sehr bitter ist. (Al-Dschalalain)
61. Er würgt sie widerwillig
hinunter. (Qutb)
Er kann sich mit diesem Leiden nicht abfinden.
(Asad)
Weil es so abstoßend ist. (Darjabadi)
62. Ein abschreckendes, furchtbares
Bild von den Leiden der Hölle. Selbst ein Entkommen durch Vernichtung ist ihnen
unmöglich. (Juusuf `Allii)
Er stirbt nicht, damit seine Strafe vervollständigt
wird. (Qutb)
18. Das Gleichnis derjenigen, die nicht
an ihren Herrn den Iman verinnerlichen, ist, dass ihre Taten wie Asche63
sind, die der Wind verweht an einem stürmischen Tag.64 Sie haben
über das, was sie erworben haben, nicht die geringste Macht.65 Das
ist fürwahr ein weitgehender Verlust!66
63. Alle ihre Handlungen,
auch die guten. (Asad)
Beachte den treffenden Vergleich. Die Handlungen
der Kafirs sind an sich schon leicht und wertlos wie Asche: nur unnützer Müll
bleibt von den Fähigkeiten und Möglichkeiten zurück, die sich missbraucht
haben. Diese Asche wird darüber hinaus vom Wind verweht: die Kafirs haben keine
Orientierungsmöglichkeit und kein Ziel. Auch der Wind, der die Asche verweht,
ist kein gewöhnlicher Wind, und der Tag, an dem sie versuchen, die Früchte
ihres Handelns zu ernten, ist kein gewöhnlicher, ruhiger Tag: ein wütender
Sturm weht, wie es Allahs Zorn entspricht. Wenn die Asche verweht wird,
verlieren sie auch jene Dinge außer Sicht, die sie vielleicht verdient hätten,
wenn ihre bösen Handlungen nicht gewesen wären. Ihr ganzes Wesen ist verseucht.
Alle ihre Wünsche sind fehlgeleitet. Sie werden weit, weit von allem entfernt,
was sie ursprünglich im Sinn hatten. Was haben sie erstrebt, und was haben sie
erreicht? (Juusuf `Allii)
64. In diesem Gleichnis wird
der wirkliche Wert der Handlungen der Kafirs
dargestellt. Denn Handlungen, die nicht im Islam wurzeln, stehen nicht auf
jener festen Grundlage, die Handlungen mit ihrer Motivation und diese
Motivation wiederum mit Allah verbindet. Sie können weder Bestand noch Wert
haben. (Qutb)
65. Was sie an Gutem und
Nützlichem erworben haben könnten. (Darjabadi)
Alle ihre großen Errungenschaften erweisen sich im
Jüngsten Tag als ein Haufen Asche. Ihre großen Zivilisationen, ihre mächtigen
Staaten und Imperien, ihre großartigen Universitäten, ihre Wissenschaft und
ihre Literatur, selbst ihre so genannten guten Taten, auf die sie so stolz
waren, erweisen sich als wertlos. Nichts bleibt davon zurück, was auf der Waage
der Gerechtigkeit Allahs zu ihren Gunsten ins Gewicht fallen könnte. (Maududi)
66. Der bestimmte Artikel in dem
Ausdruck „ad-dalaal al-ba`id“ soll hier betonen, wie äußerst weit sie
„abgewichen“ oder „irregegangen sind“. Diese besondere Betonung kann im
Deutschen nur umschrieben werden. Im Qur“an erscheint dieser Satz nur zweimal,
nämlich in diesem Abschnitt und in Surach 22:12. In beiden Fällen bezieht er
sich auf die bewusste oder indirekte Leugnung der Einheit und Einzigartigkeit
Allahs. (Asad)
19. Siehst du67 denn nicht,
dass Allah die Himmel und die Erde in vollkommener Weise erschaffen hat?68
Wenn Er will, nimmt Er euch hinweg und lässt (statt euch) eine neue Schöpfung
entstehen,69
67. Hier wird der Leser
angesprochen. (Darjabadi)
68. Haq: Wahrheit, Recht,
Wirklichkeit, in angemessenen Proportionen, Allahs Schöpfung ist nicht zu
unterschätzen. Sie ist auf Gerechtigkeit aufgebaut, und wer ihren
Gesetzmäßigkeiten nicht gehorcht, muss anderen weichen, die dies tun. In der
Geschichte wie in der Offenbarung wird diese Warnung immer wieder
ausgesprochen. Vergleiche auch Surach 6:73. (Juusuf `Allii)
Allah hat Himmel und Erde mit Sinn und Zweck
erschaffen. (Darjabadi) Vergleiche Surach 10:5. (Asad)
Das ganze System von Himmel und Erde ist darauf
begründet, dass die Wahrheit überlebt, nicht der Trug. Alles Existierende
bezeugt, dass alles, was nicht auf Wahrheit und Wirklichkeit, sondern auf
irrealen Spekulationen und Vermutungen beruht, nicht lange bestehen kann. Wer
also seinen Handlungen letzteres zugrundelegt, wird mit Sicherheit keinen
Erfolg haben. Er baut sein Werk auf Sand und kann deswegen keine Stabilität erwarten.
(Maududi)
69. Wer die Macht über Himmel und Erde hat, hat
auch die Macht, diese Art von Lebewesen durch eine andere zu ersetzen oder dem
einen Volk ein anderes folgen zu lassen. (Qutb)
Wörtlich: „eine neue Schöpfung“ oder „ein neues
Volk hervorbringen“, denn es ist zu beachten, dass der Begriff halq nicht nur
„Schöpfung“ oder „Schöpfungsakt“ bedeutet, sondern auch „Volk“ oder
„Menschheit“. Letzteres scheint hier gemeint zu sein. (Asad)
20. Und dies ist für Allah keineswegs
schwierig.70
70. „`Asis“ bedeutet hier
groß, mächtig, ausgezeichnet, kostbar. (Juusuf `Allii)
Die Schöpfung von Himmel und Erde ist offenkundig.
Ebenso steht der Untergang der Leugner als Beweis vor Augen. (Qutb)
Das ist für
Ihn weder zu groß, noch zu schwierig. (Darjabadi)
Wenn den Bösen eine Frist gewährt wird und die
Drohung nicht sofort erfüllt wird, bedeutet das nicht, dass überhaupt keine
Gefahr besteht. Statt gleichgültig und achtlos zu sein, sollte der Mensch jeden
Augenblick nutzen und sich vor Augen führen, dass sein falsches System nicht
von Dauer sein kann. Er sollte darauf achten, dass er auf einer festen
Grundlage baut. (Maududi)
21. Und sie werden allesamt vor Allah
hin treten,71 und die Schwachen72
werden zu denjenigen, die sich mächtig dünkten,73 sagen: „Wahrlich,
wir sind euch nur gefolgt.74 Könnt ihr uns denn überhaupt nicht
helfen gegen die Strafe Allahs?“ Da werden sie75 sagen: „Wenn Allah
uns rechtgeleitet hätte, hätten wir auch euch rechtgeleitet.76 Nun
ist es gleich für uns, ob wir uns ängstigen77 oder standhaft
ertragen. Es gibt für uns kein Entrinnen.“78
71. Allesamt werden sie vor
Allah erscheinen, die Führer der Leugner wie auch ihre „schwachen“ Mitläufer
und mit ihnen der Scheytan. Aber auch diejenigen, die an ihre Gesandten den
Iman verinnerlicht haben und Gutes getan haben, sie alle stehen unverhüllt,
offenbar vor Allah. Sie wissen es und fühlen, dass sie sich vor Allah in dieser
Stunde nicht verbergen und durch nichts schützen können. (Qutb)
„Barasuu“ bedeutet sowohl „sie kommen hervor“ als
auch „sie werden bekannt“. Deswegen habe ich übersetzt: „sie werden vor Allah
bloßgestellt“, denn das umfasst beide Bedeutungen. In der Tat sind alle
Menschen zu jeder Zeit Allahs wachsamem Blick ausgesetzt. Dies werden sie
jedoch am Tag der Auferstehung selbst bemerken, wenn sie dem Größten Richter
gegenüberstehen. (Maududi)
72. Wer besitzt überhaupt die
Macht, die Schwachen zu veranlassen, den Mächtigen in Islam, Denken und Streben
zu folgen? Wer konnte sie überhaupt veranlassen, anderen als Allah zu dienen
und Ehrfurcht zu erweisen, wo doch Allah ihr Schöpfer und Erhalter ist? Niemand
außer ihnen selbst. Sie sind nicht deswegen schwach, weil sie keine Kraft
haben, sich gegen Zwänge zu wehren, sondern weil sie in ihren Seelen und Herzen
schwach sind und stolz auf die besondere Eigenschaft des Menschen, für sich
selbst Entscheidungen zu treffen. (Qutb)
Diejenigen, die aus moralischer Schwäche und
Selbstbezogenheit Fehler gemacht und sich auf das angebliche Wissen der so
genannten „geistigen Führer“ verlassen haben, die deswegen als arrogant
bezeichnet werden, weil sie sich weigerten, Allahs Botschaft zu beachten.
(Asad)
73. Wenn der Zeitpunkt des
Gerichts gekommen ist, erwartet die Kafirs zweierlei
Desillusionierung:
1. Die Verführten, die nicht einsahen, dass jeder
Mensch seine eigene persönliche Verantwortung trägt (vergleiche Surach 2:143),
die er nicht anderen übertragen kann, wenden sich an ihre Verführer in der
Hoffnung, diese würden sich für sie einsetzen oder ihnen irgendwie helfen. Sie
bekommen eine Antwort wie im zweiten Teil dieses Ajas.
2. Diejenigen, die sich auf Scheytan, die Macht des
Bösen, verlassen haben. Seine Antwort (siehe unten Aja 22) ist freimütig,
zynisch und brutal. (Juusuf `Allii)
74. Ihr habt uns zu Kufr und
Götzendienst verführt. (Darjabadi)
Alles, was ihr uns befohlen habt, haben wir
ausgeführt. (ibn Kasir)
75. Einflussreiche Menschen
wie geistige und politische Führer. (Darjabadi)
76. Diejenigen, deren Macht
oder Intelligenz andere verführte - wie beispielsweise falscher Priester oder
politische Führer - befinden sich in einer kritischen Lage. Wie können sie
anderen helfen? Sie selbst haben von Allahs Rechtleitung keinen Nutzen gezogen,
und sie können mit Recht sagen, dass sie andere auf den falschen Weg bringen,
dem sie selbst folgten. (Juusuf `Allii)
„Wenn Allah uns den Weg zeigen würde, dann würden
wir euch führen. Jetzt ist es jedoch zu spät zur Umkehr.“ Dies ist nach Tabari
und Rasi der Sinn dieses Ajas. Samachsari zieht jedoch
eine andere Interpretation vor, die sich nicht auf die Gegenwart, sondern auf
die Vergangenheit bezieht: „Hätte Allah uns geleitet, dann hätten wir euch
geführt,“ mit anderen Worten, als einen Versuch, die Verantwortung von sich
selbst abzuwälzen und ihre vergangenen Fehler damit zu entschuldigen, „Allah
habe sie gewollt“. Ich ziehe die erstere Interpretation vor, weil sie eine
logische Verbindung zwischen der Bitte der „Schwachen“ und der Antwort der
ehemals „Hochmütigen“ sowie auch zur verzweifelten Äußerung letzterer
herstellt, dass es zu spät ist. (Asad)
77. Angesichts der Strafe.
(Darjabadi)
78. Dies ist eine
eindringliche Warnung für alle, die anderen blind folgen oder Tyrannen
gehorchen, indem sie sagen: „Wir sind schwach.“ Ihnen soll gesagt werden: Ihr
sollt wissen, dass jene Führer, Heiligen, Befehlshaber und Machthaber, denen
ihr heute kritiklos folgt, nicht in der Lage sein werden, euch vor Allahs
Strafe zu schützen. Ihr solltet euch gut überlegen, wohin die Menschen, denen
ihr folgt, selbst gehen und wohin sie euch führen. (Maududi)
Abschnitt 4
22. Und der Scheytan wird sagen,79
wenn alles entschieden ist80: „Wahrlich, Allah hat euch ein
Versprechen gegeben, das (unumstößliche) Wahrheit ist,81 während ich
das Versprechen, das ich euch gab,82 gebrochen habe.83
Doch ich hatte keine andere Macht über euch,84 als die, dass ich
euch rief und ihr mir Gehör geschenkt habt.85 Darum tadelt nicht
mich, sondern tadelt euch selbst.86 Weder kann ich euch beistehen,
noch könnt ihr mir beistehen.87 Wahrlich, ich bin schuldlos daran,88
dass ihr vordem mir anstelle von Allah gehorcht habt.89 Wahrlich,
denen, die Unrecht tun,90 wird schmerzliche Strafe zuteil.
79. Zu den Höllenbewohnern,
als Antwort auf die bitteren Vorwürfe, die sie ihm machen. (Darjabadi)
Scheytan ist derjenige, der im Inneren des Menschen
flüstert, um ihn zum Ungehorsam zu veranlassen, zum Kufr zu verführen und von
Allahs Einladung abzulenken. Damit versetzt er ihm einen schmerzlichen Stich,
den er ihm nicht zurückgeben kann, denn es ist zu spät, und alles ist schon entschieden.
(Qutb)
80. Nachdem Allah über Seine
Geschöpfe Seine Entscheidung fällt: den Mu“mins die Paradiesgärten als ewigen
Wohnstätte gibt, die Kafirs aber in die Tiefen der Hölle schickt. (ibn Kasir)
Vor Allahs Gericht zeigt der Böse sein wahres
Gesicht. Er sagt: „Ich habe euch betrogen. Allahs Verheißung war wahr, aber ihr
habt mir mehr geglaubt als Allah. Ich hätte euch nicht zwingen können. Ich habe
euch nur gerufen, und ihr kamt hinter mir hergelaufen. Nun müsst ihr euch
selbst tadeln. Habt ihr geglaubt, ich sei wie Allah? Ich weiß selbst nur zu
gut, dass ich das nicht bin und nie sein kann. Wenn ihr euch vergangen habt,
verdient ihr die Strafe dafür.“ (Juusuf `Allii)
81. Nämlich die Auferstehung
und Vergeltung. (Darjabadi)
Wörtlich: „Allah gab euch ein Versprechen der
Wahrheit“ - nämlich Auferstehung und Gericht. (Asad)
82. Nämlich das Gegenteil
davon. (Darjabadi)
83. Und ließ euch im Stich.
(Darjabadi)
Wenn die Kafirs dem Scheytan vorwerfen, er habe sie
verführt, gibt er sozusagen ein Eingeständnis seiner Schuld: „Ihr seht selbst,
dass Allahs Verheißungen und Warnungen in Erfüllung gegangen sind und alle
meine Versprechungen falsch waren. Ich gebe zu, dass alles Betrug war, wenn ich
euch falsche Versprechungen von Wohlstand und Erfolg gemacht, euch zur Gier
verführt und euch die Falle großer Erwartungen gestellt habe. In erster Linie
habe ich euch auszureden versucht, dass es ein zukünftiges Leben gibt, und -
wenn es ein solches gäbe - dass sich schon irgend ein Heiliger für euch
einsetzen würde; ihr braucht ihm nur eure Verehrung zu erweisen und könnt dann
tun, was ihr wollt, denn er wird euch erlösen.“ (Maududi)
84. Ich hätte euch nicht
zwingen können. (Darjabadi)
Ich hatte keinen Beweis für das, wozu ich euch
aufrief, und kein Argument für mein Versprechen. (ibn Kasir)
85. „Ihr könnt nicht
behaupten und schon gar nicht beweisen, ich hätte euch gezwungen, dem falschen
Weg zu folgen, während ihr den richtigen einschlagen wolltet. Ihr müsst selbst
zugeben, dass dies nicht der Fall ist. Ich habe euch nur zum Trug aufgerufen,
in Opposition zum Aufruf zur Wahrheit, und euch zum Laster verführt statt zur
Tugend. Bei euch lag die Entscheidung, entweder dem einen oder dem anderen Weg
zu folgen. Jetzt bin ich bereit, die Konsequenzen meiner bösen Aufforderung zu
tragen, aber ihr hat nicht das Recht, mir die Schuld dafür zuzuschreiben, dass
ihr mir gefolgt seid, denn dafür seid ihr selbst verantwortlich und müsst
folglich auch die Konsequenzen tragen.“ (Maududi)
Das hier geschilderte Prinzip ist sehr wichtig. Im
Islam gibt es keine solchen Vorstellungen wie die einer Erbsünde oder einer
Disposition zu einem sündhaften Lebenswandel. „Sünde“ ist eine Verhaltensweise,
die durch die Schwäche der Menschen entsteht, und ein Mensch, der auf der Hut
ist, braucht sich nicht vom Bösen überwältigen zu lassen. Der Teufel würde
überschätzt, wenn man ihm die Fähigkeit zutrauen würde, einen Menschen gegen
dessen Willen zu Fall zu bringen, denn er hat keine Macht als die böser
Einflüsterungen. Wenn ein Muslim von seiner Willenskraft rechten Gebrauch
macht, wird er aus dem Kampf gegen das Böse erfolgreich hervorgehen.
(Darjabadi)
86. Werft mir nicht vor, ich
hätte euch verführt, sondern macht euch selbst Vorwürfe, weil ihr Allahs Gebote
nicht gehalten habt und jetzt die Folgen spürt. Ihr wusstet sehr wohl, dass ich
ein Verführer bin. (Darjabadi)
Ihr habt einen Fehler gemacht, als ihr entgegen den
Beweisen wirktet, die euch die Gesandten über Allah brachten. Stattdessen
folgtet ihr mir blindlings, als ich euch zum Falschen aufrief. (Ibn Kasir)
Sie gaben ihre Eigenständigkeit auf und vergaßen
die alte Feindschaft mit dem Teufel, als sie seinem falschen Aufruf gehorchten.
Den Aufruf der Wahrheit ließen sie jedoch außer acht.
(Qutb)
In seinem Kommentar zu diesem Abschnitt bemerkt Rasi:
„Dieser Aja zeigt, dass der wirkliche Scheytan des Menschen eigener Komplize
aus Wünschen und Begierden (An-Nafs) ist. Scheytan macht nämlich hier deutlich,
dass er nur durch Einflüsterung (waswasa) das Innere des Sünders erreichen
konnte. Wäre nicht bereits aufgrund von Begierde, Aberglauben oder
Phantasieregungen eine Neigung zum Bösen da gewesen, dann wären diese
scheytanischen Einflüsterungen völlig wirkungslos geblieben.“ (Asad)
87. Unter uns besteht weder
eine Beziehung noch ein Schutzverhältnis. (Qutb)
Das heißt: „Ich kann eurem Hilferuf nicht
nachkommen, so wie auch ihr zu Lebzeiten nicht meinem Ruf hättet folgen
sollen.“ Der obige Satz wird oft auch folgendermaßen interpretiert: „Ich kann
euch jetzt ebenso wenig helfen wie ihr mir helfen könnt.“ Angesichts der
Bezugnahme Scheytans hier wie auch im vorigen Aja auf das irdische Leben der
Schuldigen erscheint mir meine Interpretation angemessener, zumal sie der
Grundbedeutung von „saracha“ („er rief aus“) näher kommt, wovon die Form
„musrich“ („jemand, der auf einen Ruf antwortet“) abgeleitet ist. (Asad)
88. Eine alternative
Übersetzung dieses Satzes wäre: „Ich habe bereits zuvor gegen Allah rebelliert,
mit dem ihr mich gleichgesetzt habt.“ (Juusuf `Allii)
89. „Ich habe mich immer
geweigert zuzugeben, dass es irgendeinen Wahrheitsgehalt in euren ehemaligen
Vorstellungen gäbe, ich hätte einen Anteil an Allahs Herrschaft.“ Dies würde
bedeuten, dass Scheytan, während er versucht, die Menschen zu verleiten,
niemals vorgibt, Allah „gleich“ zu sein (vergleiche Surach 7:20, wo er
Adem und Hawa, Allahs Segen und Frieden
auf ihnen beiden, gegenüber von Allah als „eurem Erhalter“ spricht, oder Surach
8:48 und 59:16, wo er sagt: ,;Siehe, ich fürchte Allah“, oder Surach 15:36 und
39, wo er Gott als „mein Erhalter“ oder „mein Herr“ anspricht), sondern er
wirkt eher darauf hin, dass den Menschen ihre bösen Handlungen „gut erscheinen“
(vergleiche beispielsweise Surach 6:43; 8:48; 16:61; 27:25 und 29:38), das
heißt er überredet sie zu der Vorstellung, es sei moralisch gerechtfertigt, dem
eigenen Wunschdenken und egoistischen Regungen uneingeschränkt zu folgen.
Während Scheytan selbst niemals beansprucht, Allah zu sein, gesteht jedoch der
Mensch, indem er seinen Verführungskünsten nachgibt, ihm „einen Anteil an
Allahs Herrschaft“ zu. - Es muss noch einmal betont werden, dass der Qur“an mit
dem Ausdruck „Scheytan“ oft metaphorisch alle menschlichen Impulse bezeichnet,
die wesentlich unmoralisch und deswegen nicht zum Besten des Menschen sind, das
heißt seinen geistigen Interessen entgegensetzt. (Asad)
Hier wird deutlich unterschieden zwischen
Götzendienst im Handeln und Götzendienst im Islam. Was den Islam angeht, so
gibt es selbstverständlich niemanden, der Scheytan Allah gleichsetzt oder
anbetet, sondern jeder verflucht ihn seiner bösen Einflüsse wegen. Dennoch
gehorchen die Menschen ihm und folgen ihm so blindlings, als ob er ihr „Allah“
wäre, und dieses Verhalten wird hier als Götzendienst bezeichnet. (Maududi)
90. Das heißt allen, die
bewusst - sei es aus intellektueller Arroganz oder aus moralischer Schwäche -
dem „Ruf Scheytans“ Folge leisteten. (Asad)
23. Die aber, die den Iman
verinnerlichen und gute Werke tun, werden in Gärten eingehen, durch die Ströme
fließen. Dort werden sie (ewig) verweilen mit Erlaubnis ihres Herrn. Ihr
Grußwort darin ist „Friede!“91
91. Welch ein Gegensatz zum
Elend der gegenseitigen Vorwürfe und Selbstvorwürfe der
Kafirs!. (Juusuf `Allii)
Das arabische Wort „tachiija“ bedeutet wörtlich
„ein Gebet um langes Leben“, im Sprachgebrauch bedeute es jedoch „Gruß“ bei
einem Zusammentreffen. Deswegen kann dieser Satz übersetzt werden: „Sie werden
einander mit Friede sei mit euch begrüßen“ oder „Sie werden mit Friede sei mit
euch begrüßt werden.“ (Maududi)
Von Allah, den Engeln und auch untereinander werden
sie mit „Friede“ begrüßt. (Al-Dschalalain)
24. Siehst du92 nicht, wie
Allah ein Gleichnis prägt von einem guten Wort,93 das ist wie ein
guter Baum,94 dessen Stamm fest verwurzelt ist95 und
dessen Zweige hoch in den Himmel ragen?96
92. Damit ist der Prophet
Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, angesprochen. (Darjabadi)
93. Das „gute Wort“ wird
gewöhnlich verstanden als Allahs Wort, Allahs Botschaft oder der Islam. Es kann
jedoch auch allgemeiner verstanden werden als ein wahres Wort, ein Wort der
Güte und Freundlichkeit, das der echten Verwirklichung des Islams entstammt.
Islam umfasst nämlich unsere Pflicht gegenüber Allah wie auch unsere Pflicht
gegenüber den Menschen. Das „böse Wort“ wäre dann dessen Gegenteil: falscher
Diin, Gotteslästerung, unwahre Rede, Unfreundlichkeit und die Verbreitung des
Bösen. In mystischer Sprache ist das Wort die Wurzel der Handlung und wird mit
der Handlung identifiziert. (Juusuf `Allii)
Das „reine Wort“ : das Bekenntnis zu Allahs Einheit
und der prophetischen Sendung Muhammads, Allahs Segen und Frieden auf ihm.
(Darjabadi)
In seiner weiter gefassten Bedeutung bezeichnet der
Begriff „Wort“ eine Vorstellung oder Lehre. Ein „gutes Wort“ ist somit eine
Lehre oder Idee, die wahr ist und - da sie einen Aufruf zum Guten im
moralischen Sinne impliziert - sich als wohltuend und dauerhaft erweist. Da der
Aufruf zu moralischer Rechtschaffenheit der innere Sinn aller göttlichen
Botschaften ist, bezieht sich der Begriff „gutes Wort“ auch darauf.
Dementsprechend bezeichnet der in Aja 26 verwendete Begriff „böses Wort“ das
genaue Gegenteil davon: jede Idee, die falsch, moralisch böse und damit geistig
schädlich ist. (Asad)
94. Ein Baum, der schön
anzusehen ist. (Darjabadi)
95. Fest in der Erde verwurzelt.
So fest und unerschütterlich ist er. (Darjabadi)
96. Damit soll die Kraft und
Weite des „reinen Wortes“ dargestellt werden. Da das gesamte System des
Universums auf der Wahrheit beruht, die in diesem „reinen Wort“ enthalten ist,
wirkt die Erde mit ihrem ganzen System mit dem Mu“mins zusammen, der es
ausspricht, und der Himmel mit seinem ganzen System heißt ihn willkommen. Es
gibt deshalb keine Konflikte zwischen dem Mu“mins und den Gesetzmäßigkeiten der
Natur, die ihm sogar ihre Hilfe gewähren. (Maududi)
Allii ibn Allii Falta sagte in Anlehnung an ibn
Abbas: „Das gute Wort ist das Bekenntnis, dass es keine Gottheit gibt außer
Allah. Der gesunden Baum ist der Mu“min selbst, dem dieses Bekenntnis fest im
Herzen verwurzelt ist. Die Zweige, die in den Himmel ragen, sind die Taten des
Mu“mins, die nach oben in den Himmel hoch getragen werden“. (Ibn Kasir)
25. Er bringt seine Früchte hervor97
zu jeder Zeit, mit Erlaubnis seins Herrn.98 So prägt Allah
Gleichnisse für die Menschen,99 auf dass
sie nachdenken mögen.
97. Das Reine Wort ist so
fruchtbar, dass jede einzelne Person (oder jede Gemeinschaft), die ihre
Lebensweise darauf begründet, in jedem Augenblick davon Nutzen hat. Es hilft
nämlich, Reinheit der Gedanken, Ausgeglichenheit im Temperament Charakterstärke,
moralische Reinheit, konsequentes Verhalten, Rechtschaffenheit in der Rede,
Aufrichtigkeit, Freundlichkeit im gesellschaftlichen Verhalten, Ausgewogenheit,
Ehrlichkeit in der Politik, Großmut im Krieg und Aufrichtigkeit im Frieden
hervorzubringen. Es ist, kurz gesagt, das Elixier, das alles in Gold
verwandelt, wenn man es auf rechte Weise benutzt. (Maududi)
98. Der gute Baum ist bekannt
für
1. seine Schönheit; er schenkt allen Freude, die
ihn anschauen;
2. seine Stabilität; er bleibt bei Stürmen fest und
unerschütterlich, weil er fest in der Erde verwurzelt ist;
3. seine weit ausladenden Äste und Zweige; sie
reichen hoch hinauf, fangen den Sonnenschein vom Himmel ein und geben zahllosen
Vögeln, Tieren und Menschen unter sich Schatten; und
4. reichliche Früchte, die er jederzeit trägt. So
verhält es sich mit dem guten Wort. Es ist schön, weil es wahr ist. Es bleibt
in allen Wechselfällen des Lebens bestehen, selbst darüber hinaus (siehe unter Aja
27): niemals wird es durch Trauer erschüttert oder durch das, was uns als
Unglück erscheint; seine Wurzeln liegen tief unten in den Grundtatsachen des
Lebens. Seine Reichweite ist universal, nach oben, nach unten und ringsum: vom
Himmel wird es durch das Licht Allahs erleuchtet, und sein Trost erreicht
zahllose Wesen aller Lebensbereiche. Seine Früchte - der Genuss seines Segens -
sind nicht auf eine Jahreszeit oder gewisse Umstände beschränkt. Überdies hat
der Mensch, der Träger dieses Wortes ist, keinen
Eigendünkel. Er schreibt die Güte des Wortes sowie auch sein eigenes Wirken
Allahs Willen und Erlaubnis zu. Vergleiche auch im Neuen Testament das
Gleichnis vom Sämann (Matthäus 4:14-20) oder vom Senfkorn (Matthäus 4:30:32).
(Juusuf `Allii)
Das gute Wort - das Wort der Wahrheit - ist wie ein
gesunder Baum, fest verwurzelt, hochragend und fruchtbar. Weder der Wirbelwind
des Lebens kann ihn ins Wanken bringen, noch können die Stürme der Lüge ihn
fortwehen. Die Kräfte der Tyrannei vermögen nicht, ihn zu untergraben, auch
wenn es manchen erscheint, als ob die ihn von allen Seiten umzingelnde Gefahr
ihn unweigerlich vernichten würde. (Qutb)
26. Doch das Gleichnis eines schlechten
Wortes100 ist wie ein schlechter Baum,101 der entwurzelt
ist und keinen festen Halt hat.102
99. Vergleich auch Psalm 1:3:
,,...der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, der seine Frucht
bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht. Und was er macht, das
gerät wohl.“ (Darjabadi)
Wie der immer wieder fruchttragende Baum sind die
Taten des Mu“mins. Sie werden in den Himmel hoch getragen und dafür bekommt er
den Segen und die Belohnung zu jeder Zeit. (Al-Dschalalain)
Die Gleichnisse, die Allah anführt, sind aus dem
Leben gegriffen. Doch die Menschen vergessen sie leicht im Gedränge des Lebens.
(Qutb)
Vergleiche auch die Fußnote zum ersten Teil von
Surach 39:27. (Asad)
100. Aus Ausdruck des Kufrs
und der Treulosigkeit.
Das „schlechte Wort“ ist das Gegenteil zum „reinen
Wort“. Es kann auf alles angewendet werden, das unwahr und falsch ist, und hier
steht es für falsche Vorstellungen, die als Lebensgrundlage angenommen werden,
gleichgültig ob es Atheismus oder Irrlehren oder - Götzendienst oder irgendein
- ismus ist, der nicht durch einen Gesandten Allahs übermittelt wurde.
(Maududi)
101. Schlecht und hässlich in
Form, Farbe, Geruch und so weiter. (Darjabadi)
102. Der schlechte Baum ist
das genaue Gegenstück zum guten Baum. Die Parallele dieses Kontrastes kann in
allen Einzelheiten aus Fußnote 99 verfolgt werden. (Juusuf `Allii)
Wörtlich: „der überhaupt keine Dauerhaftigkeit
(qarar) hat“; das heißt, das „entstellte Wort“ ist von vorübergehender Wirkung,
wie stark auch immer der Eindruck sein mag, den es im Gemüt der Menschen
hinterlässt, die ihm zum Opfer fallen. (Asad)
Er hat keine Stabilität, weil er den
Gesetzmäßigkeiten der Natur widerspricht. Alles im Universum wendet sich
deshalb dagegen, als wenn die Erde ihn hassen würde und bereit wäre, seinen
Samen auszuspucken, wo immer er gesät wird, und wenn es doch einem schlechten
Baum gelingt zu wachsen, drückt der Himmel seine Zweige herab. Falsche
Ideologien hätten in der Tat nie entstehen können, wenn der Mensch nicht
Willensfreiheit und eine Frist zu seiner Prüfung bekommen hätte. Wenn also
unvernünftige Menschen darauf eine Lebensweise aufbauen, dann können sich diese
bis zu einem gewissen Grade behaupten, bringen aber nichts als schlechte,
schädliche Ergebnisse hervor. Sobald sie aber mit widrigen Lebensumständen
konfrontiert werden, werden sie völlig entwurzelt. (Maududi)
Wie der schlechte Baum ist das Wort des Kufrs. Es
ist ohne Halt, ohne Zweig und ohne Segen. (Al-Dschalalain)
Das schlechte Wort - das Wort der Lüge - ist wie
ein schlechter Baum, der mächtig, hoch und weit verzweigt erscheint. Manch
einer bekommt den Eindruck, dass er größer und kräftiger ist als der gute Baum.
Doch er bleibt zerzaust und zerbrechlich. Seine Wurzeln sind flach und
oberflächlich. Über kurz oder lang wird er herausgerissen. (Qutb)
27. Allah festigt diejenigen, die den Iman verinnerlichen, durch Sein Wort, das unumstößlich103
in dieser Welt und im Jenseits fortbesteht. Doch Allah lässt die irregehen, die
unrecht tun.104 Und Allah tut, was Er will.105
103. Wörtlich: „fest“. Der
Begriff „qawl“ bezeichnet - ähnlich wie der Begriff „kalima“ (siehe oben Aja 24
und die entsprechenden Fußnoten) - über seine Grundbedeutung „Aussage“ und
„Äußerung“ hinaus auch alles, was als Ausdruck einer Überzeugung oder Meinung
definiert werden kann. beispielsweise „Vorstellung“, „Bekenntnis“ oder
„Ansicht“. In diesem Zusammenhang bezeichnet er die Vorstellung, dass es keinen
Gott außer Allah gibt, und dass Muchammad sein Gesandter ist. Dieser
Interpretation dieses, Satzes stammt vom Propheten Muchammad, Allahs Segen und
Frieden auf ihm, selbst nach der Überlieferung bei Bucharii. Das Adjektiv
„saabit“ bezeichnet die „Festigkeit“, das heißt die unerschütterliche Wahrheit,
des „Wortes“, das damit qualifiziert wird, und dadurch wird dieser Satz mit den
vorherigen Gleichnissen vom „guten Baum“ und vom „schlechten Baum“ verbunden. (Asad)
Die Mu“mins bleiben in diesem Leben fest durch ihre
Lebensweise, die auf dem „reinen Wort“ aufgebaut ist. Dies gibt ihnen nämlich
einen sicheren Standpunkt, ein, solides Gedankensystem und eine umfassende
Lebensphilosophie, und es bildet einen Schlüssel für alle Probleme. Mit seiner
Hilfe erlangen sie die Charakterstärke, die es ihnen ermöglicht, den
Wechselfällen des Lebens konsequent gegenüberzutreten. Es gibt ihnen
zuverlässige Lebensprinzipien, durch die sie innere Ruhe und Frieden erlagen,
so dass sie nicht durch Launen und Zufälle abgelenkt werden. Vor allem dann,
wenn sie aus diesem Leben scheiden, gehen sie völlig ruhig und ohne Angst ins
zukünftige Leben hinüber und finden dort alles so vor, wie sie es erwartet
haben, weil sie bereits zuvor davon wussten und darauf vorbereitet waren.
(Maududi)
104. Allah lässt die
Ungerechten irregehen durch ihre Ungerechtigkeit und Götzendienerei (der Qur“an
benutzt das Wort Ungerechtigkeit oft im Sinne von Götzendienst) sowie durch
ihre Entfernung vom Licht der Rechtleitung und ihr Herumirren in den
Finsternissen des Aberglaubens und der Selbsttäuschung. Entsprechend Seinen
Gesetzmäßigkeiten (Sunnach Allah) lässt Allah sie irregehen, denn wer ungerecht
ist und seinen Gelüsten folgt, hat den Irrtum zum Ziel. (Qutb)
Infolge ihrer starrsinnigen Verbundenheit mit ihren
falschen Vorstellungen (dem „bösen Wort“). (Darjabadi) Vergleiche Aja 4 dieser
Surach und die entsprechende Fußnote. (Asad)
105. Seinem allumfassenden
Plan entsprechend, und ohne sich daran von jemandem hindern zu lassen.
(Darjabadi)
Sein Wille und Plan mag alles Verstehen
überschreiten, bestimmt jedoch alle Dinge. Er ist nicht wie der Wille des
Menschen, der vielleicht Gutes plant, dann aber nicht unbedingt in der Lage
ist, es auszuführen. (Juusuf `Allii)
Abschnitt 5
28. Hast du nicht diejenigen gesehen,
die die Gnade Allahs gegen den Kufr eingetauscht und ihr Volk zur Stätte des
Verderbens gebracht haben?106
106. Ihnen wurde Allahs Gnade
zuteil, repräsentiert in den Gesandten, dem Aufruf zum Islam, in der Hinführung
zur Vergebung und zum Paradies. Dieser allen kehren sie jedoch den Rücken und
entscheiden sich stattdessen für den Kufr. Damit reißen sie ihre Völker und
Gemeinschaften mit sich in die Hölle, wie wir es bei früheren Generationen erfahren
haben, einem schlimmen Schicksal entgegen. (Qutb)
Die Allahs Gnade mit Kufr und Undankbarkeit
vergelten. (Darjabadi)
Dies hat eine spezielle und eine allgemeine
Bedeutung. Die spezielle Bedeutung bezieht sich auf die mekkanischen
Götzendiener, die das Haus Allahs in einen Götzentempel verwandelten. Es ist
nicht schwierig, dies als Teil einer späten mekkanischen Surach zu verstehen,
ohne es für eine Prophezeiung zu halten. Die mekkanischen Götzendiener hatten
die Religion in gotteslästerlichen Aberglauben verwandelt, verführten das Volk
und verfolgten den wahren Gesandten Gottes und alle, die seiner Botschaft
folgten. Das Maß ihrer Unverschämtheit schien voll zu sein, und sie schienen
dem Untergang entgegenzugehen, wie es die späteren Ereignisse dann auch
tatsächlich zeigten. Auch die allgemeine Bedeutung ist klar. Wenn egoistische
Menschen die Macht ergreifen, fordern sie für sich selbst oder ihre
Phantasievorstellungen Verehrung, die eigentlich nur Allah zukommt. Macht, die
ein Instrument zum Guten sein sollte, wird in ihrer Hand zu einem Instrument
des Bösen. Sie und ihre Völker stürzen sich kopfüber in die Vernichtung.
(Juusuf `Allii)
29. In die Hölle. Dort werden sie
brennen. Was für eine schlechte Wohnstatt.107
107. Dies ist offensichtlich eine
Anspielung auf die oben in Aja 21 erwähnten arroganten Führer und ihre
schwachen Mitläufer. (Asad)
30. Und sie stellten Allah andere108
gleich, um dadurch von Seinem Pfad in die Irre zu führen.109 Sprich:
„Vergnügt euch also,110 dann aber wird euer
Los fürwahr das Feuer sein!“
108. Sie setzen Allah
Gefährten zur Seite und dienen ihnen, wie sie nur Ihm dienen sollten, beugen
sich ihrer Autorität, wie sie sich Seiner Autorität beugen sollten und gestehen
ihnen die gleichen Attribute Allahs zu, die Ihm allein gehören. (Qutb)
Ihre Tat beschränkte sich nicht darauf, Allah
Partner an die Seite zu stellen, sondern sie riefen die Menschen dazu auf, sie
gemeinsam mit ihnen anzubeten. (Ibn Kasir)
„Sie behaupten, es gäbe Mächte, die mit Allah
rivalisieren können.“ Alle Kommentatoren sind sich einig, dass der Begriff
(Plural „andaad“) Verehrungsobjekte aller Art bezeichnet, denen alle oder
einige der Eigenschaften Allahs beigelegt werden, sei es nun eine „Gottheit für
sich“ oder ein Heiliger, von dem man annimmt, er habe göttliche oder
gottähnliche Kräfte. Vergleiche auch Surach 2:22. (Asad)
109. Der Entwicklungsgang des
Polytheismus ist vielseitig und unterschiedlich, gemeinsam ist jedoch, dass
jede Art eine Abweichung vom Monotheismus ist. (Darjabadi)
110. Bis zu der Frist, die
Allah für euch festgelegt hat. (Qutb)
Für eine kurze vergängliche Zeit, mit den
Annehmlichkeiten dieser Welt. (Darjabadi)
31. Sage zu Meinen Dienern, die mu“min
sind,111 dass sie das Gebet verrichten112 und von dem
spenden sollen, womit Wir sie versorgt113 haben, insgeheim und
offen,114 bevor ein Tag kommt, an dem es kein Handeln und keine
Freundschaft geben wird.115
111. Nachdem du nun den Kafirs
alles klar dargelegt hast, wende dich meinen Dienern zu, die Mu“mins sind,
denen die Ermahnung nützlich ist und die Allahs Gnade mit Freude annehmen und
ihr nicht mit Undankbarkeit begegnen. (Qutb)
Wenn wir uns in die Lage zurückversetzen, in der
sich die muslimische Gemeinschaft in Mekka unmittelbar vor der Hidschra befand,
können wir uns vorstellen, wie viel Stärkung und Trost die Muslime brauchten
und durch die Lehre, den Islams und das standhafte Beispiel des Propheten
Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, auch bekamen. Grausame Verfolgung
war an der Tagesordnung; weder das Leben noch das Eigentum oder der Ruf der
Muslime war sicher. Sie werden aufgefordert, Kraft und Ruhe darin zu finden,
dass sie beten und einander ihren Fähigkeiten und Bedürfnissen entsprechend
helfen. (Juusuf `Allii)
112. Die Mu“mins sollen sich
Allah gegenüber dankbar erweisen, indem sie das Gebet verrichten, denn das
Gebet ist die äußerliche Manifestation der Dankbarkeit gegenüber Gott. (Qutb)
113. Hier kann wie überall das
Wort „Unterhalt“ oder „Versorgung“ sowohl wörtlich als auch im übertragenen
Sinne verstanden werden. Viele unter den Muslimen waren Arme, Sklaven oder
Unterdrückte, die aufgrund ihres Islams ihres Lebensunterhalts beraubt worden
waren. Wer die Mittel dazu hatte, sollte für ihre Nahrung, Kleidung und
Sicherheit Sorge tragen. Die Ungebildeten brauchen geistigen Beistand: sie
sollten die Gelegenheit bekommen, von denen zu lernen und Kraft zu gewinnen,
denen Allah Wissen und Charakterfestigkeit verliehen hatte. Unterstützung wurde
gewöhnlich heimlich gegeben, um alles Aufsehen und jeden Stolz zu vermeiden,
vielleicht auch um den Feind daran zu hindern, gewaltsam die Mittel zu sperren.
Vieles musste jedoch auch offen und organisiert geschehen, so dass alle
Bedürftigen erfahren konnten, wo ihnen geholfen wurde. (Juusuf `Allii)
Die praktische Form der Dankbarkeit gegenüber Allah
zeigt sich im Gebet und in der Verwendung des Eigentums im Weg Allahs.
(Maududi)
114. Wie es die Situation
erfordert. (Darjabadi)
Insgeheim, damit die Würde des Nehmers und die Aufrichtigkeit
des Gebers gewahrt werden. Das Spenden sollte nicht als Ruhmestat und aus Stolz
geschehen. Offenkundig, um den Gehorsam dem Spendenaufruf gegenüber kund zu tun
und die Pflicht des Spenders zu erfüllen, und um zur Nachahmung in der Gemeinschaft
zu animieren. Die Entscheidung, welche Art man wählt, wird dem Empfinden des
Gewissens der Mu“mins und ihrer Einschätzung der Lage überlassen. (Qutb)
115. Am Tage des Gerichts
werden alle Werte verändert. Reichtum, wie es in dieser Welt verstanden wird,
zählt nicht mehr. Sollten wir dann vielleicht nicht unser Eigentum, das wir
hier besitzen, zur Verfügung stellen, um dort zu gewinnen? „Bai“ bedeutet
Handel, Kauf, Verkauf und so weiter. In diesem Leben, wo Reichtum einen Wert
hat, wollen wir diesen aufwenden und einen „Schatz im Himmel“ erwerben. Im
kommenden Leben bekommt jeder Mensch, was er verdient hat, und wird persönlich
zur Rechenschaft gezogen. Keiner kann dem anderen helfen. Wir sollen hier
einander helfen, ehrlich und aufrichtig zu werden, so dass dies dort für uns
günstig ins Gewicht fällt. (Juusuf `Allii)
Vergleiche auch Surach 2:254. Nach Ansicht des
Philologen Abu „Ubaida bedeutet der Ausdruck „Bai“„ hier auch im übertragenen
Sinne „Lösegeld (geben oder nehmen)“. Wie der Qur“an verschiedentlich betont,
wird dies am Tag des Gerichts unmöglich sein (vergleiche beispielsweise Surach
3:91; 5:35; 10:54; 13:13; 39:47 und 70:11-15). Ebenso unmöglich ist „hilaal“,
nach Abu „Ubaida gleichbedeutend mit „Muhaala“ („gegenseitige Freundschaft“),
nämlich jede „Auslösung“ wie Fürbitte, denn nun steht der Mensch Allah allein
gegenüber, wie er zuerst erschaffen wurde (vergleiche Surach 6:94), (Asad)
32. Allah ist es, Der die Himmel und
Erde geschaffen hat und vom Himmel Wasser herabsendet und dadurch Früchte
hervorbringt zu eurer Versorgung.116 Und Er hat euch die Schiffe
dienstbar117
gemacht,
die auf dem Meer dahinsegeln nach Seinem Geheiß, und Er hat euch die Ströme
dienstbar gemacht.118
116. Pflanzen sind der erste
Lieferant zum Lebensunterhalt des Menschen und die sichtbare Quelle des
Wohlstandes. Wenn die Menschen das Wort „Risq“ (Lebensunterhalt) hören, so
denken sie zuallererst an den erworbenen Eigentum.
Doch die Bedeutung dieses Wortes ist weitreichender und tiefgründiger. Die
kleinste Versorgung, die dem Menschen zuteil wird, bedarf des Bewegens vieler
Bestandteile des Universums, entsprechend einer festgesetzten Ordnung, ohne die
der Mensch weder entstehen noch existieren könnt. (Qutb)
Sie vergelten Seine Gnade und Barmherzigkeit mit
Undankbarkeit und Ungehorsam und stellen Ihm trotz allem Götzen zur Seite.
(Maududi)
117. Er hat die Schiffe für
Euch Seinem Willen untertan gemacht. (Darjabadi)
Durch die Eigenschaften, die Allah in die
verschiedenen Elemente legte, die dazu nötig sind, die Schiffe in Bewegung zu
setzen. (Qutb)
33. Und Er hat euch die Sonne und den
Mond dienstbar gemacht,119 die beide unablässig ihre Bahn ziehen,120
und Er hat euch die Nacht und den Tag dienstbar gemacht.121
118. Sie fließen, und mit ihnen
fließt das Leben. Sie ergießen sich reichlich und bringen eine Fülle des Guten
mit sich. (Qutb)
Wir müssen einsehen, dass hinter all unserer Kraft,
Geschicklichkeit und Intelligenz Allahs Macht und Güte steht. Er hat uns dies
alles gegeben. Der Mensch kann die Kräfte der Natur verstehen und
kontrollieren, so dass sie ihm dienstbar werden. Das kann er jedoch nur
deswegen, weil Allah ihm
1. diese Fähigkeiten gegeben hat und
2. die Natur bestimmten Gesetzmäßigkeiten
unterworfen hat, von denen er nach Allahs Gebot und Erlaubnis Gebrauch machen
kann.
Der Mensch wurde zum Statthalter Allahs auf der
Erde gemacht (siehe Surach 2:30); Allah befahl den Engeln, sich vor Adem,
Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu verbeugen (vergleiche Surach 2:34). Auf
Allahs Geheiß kann der Mensch vom Regen Gebrauch machen, um für sich selbst
Nahrungsmittel zu produzieren; Schiffe bauen, um die Meere zu durchsegeln;
Flüsse als Verkehrswege benutzen und Kanäle als Wasserstraßen und zur
Bewässerung bauen. Nicht nur das, auch die Himmelskörper können auf Allahs
Geheiß zur Erfüllung seiner Bedürfnisse beitragen (siehe den nächsten Aja).
(Juusuf `Allii)
Alle klassischen Kommentatoren sind sich darin
einig, dass Allah die Naturphänomene dem Menschen „dienstbar“ gemacht hat: dies
ist eine Umschreibung dafür, dass Er dem Menschen ermöglicht, dauerhaften
Nutzen daraus zu ziehen. Deswegen übersetze ich: „Er hat sie (Seinen Gesetzen)
dienstbar gemacht, (damit sie) euch (zum Nutzen sein können).“ (Asad)
119. Mond und Sonne werden vom
Menschen nicht direkt benutzt wie Wasser, Früchte, Meere, Schiffe, Flüsse....
Doch er bedient sich ihrer Wirkungen für die Bedürfnisse des Lebens. (Qutb)
Die Sonne strahlt Wärme aus, die die Quelle alles
Lebens und aller Energie auf diesem Planeten ist und die Jahreszeiten bewirkt,
durch deren Nutzung der Mensch seine Bedürfnisse erfüllen kann, nicht nur im
materiellen Sinne, sondern auch immateriell in Form von Licht, Gesundheit und
anderen Segnungen. Sonne und Mond gemeinsam sorgen für Ebbe und Flut und verursachen
atmosphärische Veränderungen, die für das Leben des Menschen von höchster
Bedeutung sind. Die Folge von Tag und Nacht kommt durch die tägliche scheinbare
Wanderung der Sonne durch den Himmel zustande, und das kühle Licht des Mondes
erfüllt andere Aufgaben als das heiße Tageslicht. Da hier Gesetzmäßigkeiten
vorliegen, die der Mensch verstehen und berechnen kann, kann er alle diese
Dinge zu seinem eigenen Nutzen verwenden, und in diesem Sinne sind mit Allahs
Erlaubnis selbst Himmelskörper ihm dienstbar. (Juusuf `Allii)
120. Die beständig ihren Lauf
einhalten. Diese beiden großen Himmelskörper sollen dem Menschen dienen, nicht
von ihm verehrt oder angebetet werden. (Darjabadi)
121. Zu eurem Nutzen. Abergläubige
Völker halten selbst Tag und Nacht für Gottheiten. (Darjabadi)
Die Wort „sachhara lakum“ („Er hat euch dienstbar
gemacht“) hat manche Menschen verführt zu glauben, das Hauptziel des
menschlichen Lebens bestehe darin, Himmel und Erde unter ihre Herrschaft zu
bringen. Der wirkliche Sinn ist jedoch, dass Allah sie „für euch
(Gesetzmäßigkeiten) unterworfen hat“. In der Tat hat Allah alle diese Dinge
solchen Gesetzmäßigkeiten unterworfen, wie sie für den Menschen gut sind. Wären
Schiffe nicht gewissen physikalischen Gesetzen unterworfen, dann wäre keine
Seefahrt möglich; waren Flüsse nicht bestimmten Gesetzen unterworfen, so wäre
es nicht möglich, Bewässerungskanäle daraus abzuleiten; wären dementsprechend
nicht Himmelskörper und Erde bestimmten Gesetzmäßigkeiten unterworfen, dann
wäre kein Leben möglich gewesen, ganz zu schweigen von zivilisiertem Leben.
(Maududi)
34. Und Er gibt euch (etwas) von allem,
worum ihr Ihn bittet.122 Und wenn ihr die Segnungen Allahs
aufzuzählen versucht, so könnt ihr sie doch niemals erfassen.123
Wahrlich, der Mensch ist gewiss ungerecht, undankbar.124
122. Eigentum und Nachkommen
und Gesundheit und Schmuck und Gebrauchsgegenstände. (Qutb)
Aufrichtige und wahrhaftige Gebete werden von Allah
erhört. So gibt Er uns alles, was eine weise und gütige Vorsehung geben kann.
(Juusuf `Allii)
Und was ihr würdig seid zu empfangen. (Darjabadi)
Allah erfüllt alle Wünsche des Menschen, wenn Er in
Seiner unermesslichen Weisheit diese Erfüllung als für den betreffenden
Menschen gut befindet. Dies ist die Bedeutung des Partikels min (wörtlich:
„von“, in diesem Zusammenhang jedoch „etwas von“ vor der Wendung „worum ihr
bittet“. (Asad)
Er stellt euch alles zur Verfügung, was für euer
Leben und seine Entwicklung „und Entfaltung notwendig ist. (Maududi)
123. Sie sind nämlich größer
und mehr, als ein Teil oder die Gesamtheit der Menschen je erfassen könnte.
(Qutb)
Die Unfähigkeit des Menschen, all die Segnungen
Allahs aufzuzählen, ist nicht zu übersehen, geschweige denn die Unfähigkeit,
für alle zu danken. (ibn Kasir)
124. Nach alldem setzt ihr
Allah Götzen zur Seite und zeigt euch nicht dankbar für all Seine Wohltaten.
(Qutb)
Ich habe versucht, die Intensivform des Arabischen
so wiederzugeben, wie es ihrer nächsten Entsprechung nahe kommt. Der Satz: „Sie
sind Ungerechtigkeit und Undankbarkeit ergeben“ soll ausdrücken, dass sie
gewohnheitsmäßig gerechte Worte ignorieren und für die unermesslichen Gaben und
Fähigkeiten undankbar sind, die Allah der Menschheit zur Verfügung gestellt
hat. (Juusuf `Allii)
Abschnitt 6
35. Und (gedenke der Zeit) als Ibrahiim
sprach:125 „Mein Herr! Mache diese Stadt126 zu einem Ort
der Sicherheit127 und bewahre mich und meine Söhne128
davor, dass wir Götzen anbeten!129
125. Dieses Gebet Ibrahiims,
Allahs Segen und Frieden auf ihm, des Stammvaters der semitischen Völker und
des Urbildes ihres Diins, wird hier vorgestellt, um einige in den vorigen Ajas
erläuterte Punkte zu illustrieren, nämlich wie die neue Offenbarung in Mekka
die universale Offenbarung von Gebet und Freigebigkeit, Liebe zu Allah und den
Menschen, Erkenntnis des Wirkens Allahs in der Natur und Aufforderung an den
Menschen, sich von Götzendienst und Undankbarkeitweg zu Allah hinzuwenden,
bestätigt und entfaltet. Beachte die vier Abschnitte:
1. in den Ajas 35-36 spricht Ibrahiim, Allahs Segen
und Frieden auf ihm, von seinem eigenen Anliegen;
2. in den Ajas 37-38 bittet er für seine Nachkommen
(„O unser Herr!“), aber mit besonderem Gewicht auf ihrem älteren Zweig, den
Kindern Ismails, Allahs Segen und Frieden auf ihm;
3. die Ajas 39-40 sind wieder eine persönliche
Bitte, aber beide Zweige seiner Familie, nämlich die Kinder Ishaaqs und
Ismails, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, werden ausdrücklich
erwähnt;
4. Aja 41 ist eine Fürbitte für ihn selbst, seine
Eltern und allen Muslimen und versinnbildlicht, dass in der Universalität des
Islam alle Völker gesegnet werden sollen. Quds war mit dem Gesetz Musas, Allahs
Segen und Frieden auf ihm, und dem Evangelium Zentrum und Symbol des jüdischen
Volkes, wenn auch Allahs Wahrheit allumfassend ist. Mekka, das Zentrum des
arabischen Volkes, sollte seinen Stammescharakter ablegen und universal werden,
trotz der Neigungen der, Mekkaner selbst. (Juusuf `Allii)
Das vollkommene Beispiel eines stets an Allah
denkenden und dankbaren Menschen ist Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf
ihm, der gütigste aller Propheten. Sein beispielhaftes Verhalten gibt dieser
Surach nicht nur den Namen, sondern auch einen erhabenen Sinn. (Qutb)
Diese Gebet erfolgt nach der
Entstehung Mekkas. (ibn Kasir)
Nachdem er auf Allahs Geheiß Hadschar und Ismail,
Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, im Tal von Mekka angesiedelt hatte.
(Darjabadi)
Dieser ganze Abschnitt (Ajas 35-41), von dem der
Titel dieser Surach stammt, erinnert in der Form von Ibrahiims, Allahs Segen
und Frieden auf ihm, Gebet an den einzigen Weg zur Rechtschaffenheit im
tiefsten Sinne des Wortes, der dem Menschen offen steht, nämlich die
Anerkennung von Allahs Existenz, Einheit und Einzigartigkeit und daher die
Ablehnung jeder Art von Diin an „andere Mächte“, die angeblich an Seiner Seite
existieren (siehe oben Aja 30). Da dieses Gebet Dankbarkeit für Allahs
unermessliche Gaben zum Ausdruck bringt, schließt es unmittelbar an Aja 34 und
unten an Aja 42 an. (Asad)
Während in den vorigen Ajas an Allahs
reichliche Gaben an die Menschlichkeit allgemein erinnert wird, enthält dieser
Abschnitt einen Hinweis auf Allahs besondere Gaben für die Quraisch. Sie sollen
sich erinnern, dass Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Vorfahren in
der Nähe der Ka“ba angesiedelt und ihre Stadt Mekka zu einer „Stadt des
Friedens“ gemacht hatte, und dass Allah als Antwort auf Ibrahiims, Allahs Segen
und Frieden auf ihm, Gebet die Quraisch segnete. Sie sollten dafür dankbar sein
und umkehren. (Maududi)
126. Die Stadt Mekka.
(Darjabadi)
127. Zu einem Ort der
Sicherheit und Gewaltlosigkeit, indem Er ihr Gebiet heilig und unverletzlich
macht. (Darjabadi)
Allah erhörte Ibrahiims, Allahs Segen und Frieden
auf ihm, Gebet und machte diese Stadt sicher. Aber seine Nachfahren in späteren
Zeiten folgten einem anderen Weg als Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf
ihm, denn sie leugneten Allahs Gnade, setzten Allah andere Wesen zur Seite und
lenkten andere Menschen von Allahs Wegen ab. (Qutb)
Mit diesen Worten wendet sich Allah gegen die
polytheistischen Mekkaner und erinnert sie daran, dass dieser heilige Ort an
erster Stelle erbaut wurde, um Allah allein zu dienen. (ibn Kasir)
128. Dies bezieht sich
auf Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden
auf ihm, mittelbare Nachkommen, nicht auf die daraus entstandenen Völker.
(Darjabadi)
129. Vergleiche Surach
2:125-129. Ibrahiim baute (zusammen mit Ismail, Allahs Segen und Frieden auf
ihnen beiden) die Ka’ba und bat um Segen für seine Arbeit und Vergebung für
jene Rückfälle in die Götzendienerei, die beide Zweige seiner Familie eventuell
erleiden können. (Juusuf `Allii)
Es ist eine große Gnade Allahs, wenn das Herz aus
einer Finsternis des Kufrs und der Unwissenheit heraus zum Licht des Imans an
Allah und die Erkenntnis Seiner Einheit geführt wird. (Qutb)
Der Begriff „Götzen“ („Asnaam“) beschränkt sich
nicht auf tatsächliche, konkrete Abbildungen falscher „Gottheiten“, denn Schirk
- das heißt Zuschreibung göttlicher Macht oder Eigenschaften zu anderen außer
Allah - kann auch darin bestehen, dass man äußere Ursachen oder Mittel verehrt,
beispielsweise Reichtum, Macht, Glück, Sympathie oder Antipathie von Menschen
und so weiter, während Iman an Allah darin besteht, sich von all diesem zu
lösen und überzeugt zu sein, dass es außer Allah keine wirkliche Macht gibt.
(Asad)
36. Mein Herr! Sie130 haben
gewiss viele Menschen irregeführt.131 Wer mir folgt, der gehört zu
mir,132 und wer sich mir widersetzt133
- so bist Du fürwahr Allverzeihend, Allbarmherzig.134
130. Die Götzen und Bildnisse,
von denen die Götzendiener meinen, sie stellten Gottheiten dar und strahlten
göttliche Majestät aus. (Darjabadi)
131. Zahlreiche Völker sind
dem Einfluss der Götzendienerei zum Opfer gefallen. (Darjabadi)
132. Er gehört und gesellt
sich zu meiner Familie, nämlich durch das große Band des Islams. (Qutb)
Damit akzeptiert Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden
auf ihm, Urteil Allahs (vergleiche Surach 2:124) über die Ungerechten unter
seinen Nachkommen. (Asad)
133. Wer mir nicht folgt,
dessen Sache stelle ich Dir anheim. (Qutb)
37. Unser Herr! Ich habe einen Teil
meiner Nachkommenschaft135 in einem unfruchtbaren Tal136
bei Deinem geheiligten Haus ausgesiedelt,137
unser Herr, damit sie das Gebet verrichten.138 So lege in die Herzen
einiger Menschen Zuneigung zu ihnen,139 und versorge sie140
mit Früchten,141 auf dass sie dankbar sein mögen.142
134. Du kannst ihn in Deiner
Barmherzigkeit zur Umkehr bewegen und ihm seinen Weg zeigen und vergeben.
(Darjabadi)
Aus dieser Nachsicht mit denen, die vom rechten Weg
abweichen, spricht Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, großes es
Mitleid mit der Menschheit. Er stellte ihre Sache Allahs Barmherzigkeit und
Vergebung anheim, denn er konnte nicht ertragen, sie Allahs Zorn ausgeliefert
zu sehen. Auf ähnliche Weise setzte er sich (in Surach 11:74-75) für Luuts,
Allahs Segen und Frieden auf ihm, Volk ein. Auch Isa, Allahs Segen und Frieden
auf ihm, war so mildherzig (siehe Surach 5:118). (Maududi)
Aus diesen Worten spricht der gütige Charakter
Ibrahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und seine Mildherzigkeit. Er
verlangt nicht die Bestrafung derjenigen, die sich ihm widersetzten und seinen
Weg verlassen - sie wird überhaupt nicht erwähnt. Vielmehr vertraut er sie
Allahs Vergebung und Barmherzigkeit an. (Qutb)
Wir können aus diesem Teil des Gebets folgern, dass
wir aufgefordert werden, nicht nur für uns selbst, sondern auch für unsere
Vorfahren und Nachkommen zu beten. (ibn Kasir)
135. Dies bezieht sich ganz
offensichtlich auf Ismail und seine Nachkommen. (Qutb)
136. Das Tal von Mekka ist von
allen Seiten von Gebirge umschlossen, anders als Medina, das von fruchtbaren
Ebenen umgeben ist. Aber gerade durch diese natürliche Abgeschlossenheit ist es
für die Lobpreisung Allahs geeignet. (Juusuf `Allii)
137. Dieses Gebet scheint nach
dem Bau der Ka’ba erfolgt zu sein. (ibn Kasir)
Die Ka’ba galt seit uralten Zeiten als heilig.
(Darjabadi)
138. Dies ist nämlich der
Sinn, weswegen Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, einige seiner
Familienangehörigen in diesem öden Tal angesiedelt hatte. (Qutb)
139. Lass sie sich danach
sehnen, sie zu besuchen - nämlich während der Pilgerfahrt nach Mekka - und
ihnen auf diese Weise zu helfen, in diesem öden, aber heiligen Land leben zu
können. (Asad)
Seit Ibrahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm,
Zeiten ist Mekka eine große Handelsstadt. Das Heiligtum erhielt durch den Islam
einen neuen Wert. (Darjabadi)
Ibn „Abbas, Mukahid, Said ibn Dschubayr und andere
sagten: „Wenn Allah gesagt hätte, die Herzen der Menschen“ so hätten sich alle
Menschen zu ihnen gedrängt. Doch Er sagte: einiger Menschen“, und damit sind
die Muslime an erster Stelle gemeint.“ (Ibn Kasir)
140. Durch Deine eigene
Fürsorge. (Darjabadi)
141. Um die in ihrem Bemühen
zu unterstützen, Dir zu gehorchen. (Ibn Kasir)
Vergleiche Surach 2:126 und die entsprechende
Fußnote. Diese „Früchte“ sind nicht nur wörtlich, sondern auch im übertragenen
Sinne zu versehen. (Juusuf `Allii)
Allah erhörte Ibrahiims, Allahs Segen und Frieden
auf ihm, Gebet, und so kam es, dass zur Zeit der Offenbarung dieser Surach
Menschen aus ganz Arabien und jetzt sogar aus aller Welt nach Mekka kommen, um
die Pilgerfahrt zu vollziehen. Darüber hinaus gibt es zu allen Jahreszeiten
genügend Nahrung und Früchte, obgleich das Tal völlig unfruchtbar ist und nicht
einmal Futter für die Tiere hervorbringen kann. (Maududi)
142. Allein schon für alle
diese Gaben, ganz zu schweigen von anderen Gründen. (Darjabadi)
38. Unser Herr! Du weißt wahrlich, was
wir verbergen und war wir kundtun.143 Doch
vor Allah ist nichts verborgen, weder auf Erden noch im Himmel.144
143. Diese Gebete sind nur ein
Ausdruck unserer Bedürfnisse und Bitten. (Darjabadi)
Du kennst unsere Gedanken und Gefühle. (Maududi)
144. Wie könnte Ihm etwas
verborgen bleiben, wo Er ihr Schöpfer ist? (Safwat Al-Tafsir)
39. Preis sei Allah, Der mir in hohem
Alter Ismaa’iil 145 und Ishaaq146 schenkte.147
Wahrlich, mein Herr erhört die Bittgebete.
145. Nach Genesis 16:16 im
Alter von 84 Jahren. (Darjabadi)
Kinder in fortgeschrittenem Alter zu bekommen,
berührt die Seele umso stärker. Da die Nachkommen als eine Fortsetzung des
Geschlechtes gelten, liegt es in der Natur des Menschen, sich danach zu sehnen,
insbesondere wenn er merkt, dass sein Ende naht. (Qutb)
146. Nach Genesis 21:5 im
Alter von 100 Jahren. (Darjabadi)
147. Die Nachkommen des
jüngeren Sohnes brachten den jüdischen und christlichen Diin hervor die
nachkommen des älteren Sohnes vervollkommnten den universaleren Diin des Islam,
den Diin Ibrahiims, Allahs Segen und
Frieden auf ihm. (Juusuf `Allii)
40. Herr! Mache mich zu einem jener,
die das Gebet verrichten, ebenso wie ein Teil meiner Nachkommen.148
Unser Herr, nimm meine Bitten an!
148. Ibrahiim, Allahs Segen
und Frieden auf ihm, bittet für beide Zweige seiner Familie und blickt damit
weiter als einige der späteren Kinder Israels. (Juusuf `Allii)
Das heißt, im weiteren Sinn, „Dir völlig ergeben zu
sein.“ Der Partikel min („einige von“), der dem Wort „durijati“ (meinen
Nachkommen) vorangeht, ist offensichtlich eine Anspielung auf Surach 2:124, wo
Allah auf Ibrahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nach seinen Nachkommen
antwortet: „Mein Bund umfasst nicht die Ungerechten.“. Auf diese Weise wurde
Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, davon in Kenntnis gesetzt, dass
nicht alle seine Nachkommen rechtschaffen sein würden und niemand beanspruchen
kann, aufgrund seiner oder ihrer Abstammung von einem Gesandte Allahs zu einem
„auserwählten Volk“ zu gehören. Dies bezieht sich nicht nur auf „ Kinder
Israels, die über Ishaaq von Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihnen
beiden, sondern auch auf den arabischen (islamischen) Zweig der ibrahiimischen
Völker, aus dem die Quraisch stammen sollten. Es gilt somit indirekt auch für
die Ungerechten unter den Nachkommen des letzten Propheten Muchammad, Allahs
Segen und Frieden auf ihm. (Asad)
Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, bittet
Allah für sich und für seine Kinder um Seine Unterstützung in ihren Bemühungen,
das Gebet beständig zu verrichten. (Qutb)
41. Unser Herr!149 vergib150
mir und meinen Eltern151 und den Mu’mins am Tag, an dem die
Abrechnung ihre Bestätigung findet.“152
149. Vergleiche wiederum oben Fußnote
125. Nach seiner Fürbitte für seine Nachkommen bittet Ibrahiim, Allahs Segen
und Frieden auf ihm, jetzt um Allahs Gnade für sich, seine Eltern und die ganze
geschwisterliche Gemeinschaft des Islams ungeachtet der Familienzugehörigkeit,
der Nationalität oder des Zeitalters. (Juusuf `Allii)
Beachte, in welcher Weise Ibrahiim, Allahs Segen
und Frieden auf ihm, seine Bitte einleitet, nämlich entweder mit „Unser aller
Herr“ oder „mein Herr“. Seine inbrünstige Anrede hat einen tiefen Sinn. Er ruft
Allah nicht in Seiner Eigenschaft als Gott, sonder in Seiner Eigenschaft als
Herr, denn die Göttlichkeit Allahs war kaum Gegenstand der Dispute in der
vorislamischen Zeit, insbesondere der arabischen. Über die Herrschaft Allahs
wurde jedoch dauernd gestritten. Gerade in dieser Eigenschaft liegt der
Unterschied zwischen Monotheismus und Polytheismus. Denn entweder dienen die
Menschen dem Einen Gott, und damit ist Er ihr Herr, oder sie dienen einem
anderen, der dann ihr Herr und Gebieter ist. Hier liegt die Wegegabelung
zwischen Islam und Unwissenheit. (Qutb)
150. Im Qur’an werden drei
Worte gebraucht, die in verschiedenem Grade „vergeben“ bedeuten. „`Afaa“
bedeutet vergessen, auslöschen aus dem Gedächtnis auswischen. „Safaha“ bedeute,
sich abwenden von, ignorieren, eine Sache so behandeln, als ob sie einen nichts
anginge. „Dschafara“ (das hier benutzt wird. Anm.d.Übers.) bedeutet, etwas
verdecken, so wie Allah unsere Fehler mit Seiner Gnade bedeckt; dieses Wort ist
besonders mit Bezug auf Allahs Namen Al-Dschaffar angemessen: Derjenige, Der
immer wieder vergibt. (Juusuf `Allii)
Dies setzt nicht unbedingt einen sündhaften
Lebenswandel dessen voraus, der um Vergebung bittet. (Darjabadi) .
151. Dieses Bittgebet erfolgt,
bevor Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, klar wurde, dass seine Eltern
Feinde Allahs waren. Einige der Qur’anleser haben anstatt „liwalidayja“ (meinen
Eltern) „liwalidii“ (meinem Vater) gelesen, weil von manchen behauptet wird,
dass seine Mutter Muslima geworden ist. (Al-Dschalalain)
Meine Eltern: Ibrahiims, Allahs Segen und Frieden
auf ihm, Vater war ein Götzendiener (vergleich Surach 43:26 und 6:74), darüber
hinaus verfolgte er den Iman an Allahs Einheit und drohte Ibrahiim, Allahs
Segen und Frieden auf ihm, mit Steinigung und Vertreibung (Surach 19:46) und
ließ ihn ins Feuer werfen, damit er verbrennen sollte (Surach 21:52). Dennoch
hatte Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ein liebevolles Herz, und er
betet um Vergebung für seinen Vater, weil er es ihm versprochen hatte (Surach
4:114). Er verließ jedoch das Land seiner Vorfahren. (Juusuf `Allii)
152. Beim endgültigen Gericht
wird alles ausgeglichen, was in dieser Welt ungerecht oder ungleich erscheint.
Aber auch die Verdienste der Besten unter uns brauchen Allahs Gnade, damit die
dauerhafte Glückseligkeit erlangt werden kann, die den Rechtschaffenden
versprochen wurde. Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, als der Vater
des Prophetentums betete für alle - für den universalen Diin, der im Islam
vervollkommnet wurde. (Juusuf `Allii)
Abschnitt 7
42. Meine ja nicht, dass Allah dessen
achtlos ist, was die Ungerechten tun.153 Er gewährt ihnen Aufschub154
bis zu einem Tag, an dem die Blicke erstarren werden,
153. Er schiebt ihre
Vergeltung auf. (Darjabadi)
Der Gesandte – Allahs Friede sei mit ihm - glaubt
nicht, Allah sei achtlos gegenüber den Handlungen der Ungerechten, wie es manch
einem erscheint, wenn er die Ungerechten das Leben genießen sieht. Zwar hört er
von der Drohung Allahs, doch er sieht sie nicht in Erfüllung gehen. Hier wird
ihm mitgeteilt, dass die Ungerechten sehr wohl nach Ablauf ihrer Frist die
Konsequenzen zu tragen haben und ihnen nicht entgehen können. (Qutb)
154. Dies schließt an den
letzten Satz von Ibrahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Gebet an, wo er
den Tag erwähnt, „an dem das endgültige Gericht stattfindet. Die hier erwähnten
Ungerechtigkeiten sind diejenigen, die an ihrer Vorstellung festhalten, es gäbe
„andere Mächte, die mit Allah rivalisieren können“ (vergleiche oben Aja 30) und
damit die unverzeihliche Sünde des Götzendienstes begeben. Was den ihnen
gewährten „Aufschub“ betrifft, vergleiche auch den ersten Satz von Surach 11:20
und die entsprechende Fußnote. (Asad)
43. (Und) sie vorwärts taumeln werden,
mit vorgereckten Köpfen. Sie können ihren Blick nicht abwenden,155 und ihre Herzen sind leer.156
155. Wörtlich: „Ihr Blick
kehrt nicht zu ihnen zurück“, das heißt sie können nicht wegsehen von dem, was
sie erblicken. (Asad)
156. Wenn die Bösen ihre Lage.
erkennen, sind sie wie benommen. Ihre Augen starren ausdruckslos hin und
bewegen sich nicht von der Stelle, ihr Hals ist ausgestreckt und ihr Kopf
voller Angst vor dem Gericht in die Höhe erhoben; ihre Herzen sind leer, ohne
Hoffnung, so wie das physische Herz blutleer wird, wenn der Blutkreislauf
stillsteht. In diesem Zustand drängen sie sich dem Gericht entgegen. (Juusuf
`Allii)
44. Darum warne157 die
Menschen vor dem Tage, an dem die Strafe über sie kommt, und diejenigen, die
Unrecht taten, sagen: „Unser Herr!158 Gewähre uns Aufschub für eine
kurze Frist.159 Wir werden (auch gewiss) auf Deinen Ruf hören160
und den Gesandten Folge leisten.“ Aber habt ihr nicht
schon vordem geschworen, dass es für euch keinen Untergang161 geben
wird?
157. Warne sie vor der soeben
beschriebenen Strafe. (Qutb)
Diese Aufforderung richtet sich an den Propheten
Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm. (Darjabadi)
158. Erst jetzt rufen sie:
„Unser Herr!“, während sie Ihn zuvor geleugnet und Ihm andere Wesen beigesellt
hatten! (Qutb)
159. Schiebe unsere Strafe auf
und schicke uns wieder in die Welt zurück. (Darjabadi)
160. Vergleiche Surach 6:27.
(Asad)
Hier geht die Erzählung in wörtliche Rede über, um
den Eindruck hervorzurufen, sie ständen nur vor Allah und flehten ihn an und
wir befänden uns im Jenseits und das Diesseits wäre endgültig abgeschlossen.
(Qutb)
161. „Sawaal“: Abstieg
(beispielsweise der Sonne) vom Zenit; Niedergang eines Himmelskörpers vom
höchsten Punkt, den er am Himmel erreicht. Die Kafirs
neigen zu der Annahme, dass ihre Macht sich aufgrund materieller Vorteile, die
ihnen Allah zeitweilig zur Verfügung gestellt hat, stets vermehrt. In der
Geschichte und in der Offenbarung und durch das Beispiel früherer Generationen
werden sie jedoch immer wieder gewarnt. Diese Warnung richtet sich in erster
Linie an die zeitgenössischen mekkanischen Götzendiener, gilt aber darüber
hinaus allgemein und für alle Zeiten. (Juusuf `Allii)
Das heißt keinen Übergang aus diesem Leben in das
zukünftige, mit Vergeltung für die Handlungen im irdischen Leben. Dies bezieht
sich auf die im Qur’an oft erwähnte Weigerung mancher Menschen, an das Leben
nach dem Tod und damit an Allahs endgültiges Gericht den Iman zu
verinnerlichen. (Asad)
45. Ihr habt doch in den Wohnstätten
derjenigen gelebt, die gegen sich selbst ungerecht handelten,162 und
es ist euch klar geworden, wie Wir mit ihnen verfahren sind.163 Wir
haben für euch genug Beispiele angeführt.164
162. Die vor euch gegen sich
selbst ungerecht waren, indem sie prahlten und leugneten. (Darjabadi)
Das heißt, ihr lebt auf derselben Erde und im
Grunde in derselben menschlichen Umgebung wie jene früheren Generationen, die
sich gegen alle ethischen Werte vergingen und dadurch ihren eigenen Untergang
herbeiführten. Ihr tragisches Schicksal hätte euch deswegen eine Warnung sein
sollen. '(Asad)
163. Doch dies schreckte euch
nicht ab. (Al-Dschalalain )
Es ist verwunderlich, dass ihr vor euch die
Wohnstätten der Ungerechten seht, wie sie von ihnen verlassen dastehen, und ihr
an ihre Stelle getreten seid. Trotzdem schwört ihr, dass es für euch kein
Untergang geben wird. (Qutb)
164. Wie in diesen Beispielen,
so geschieht es im Leben immer wieder. (Qutb)
Die Beispiele haben euch nicht belehrt.
(Al-Dschalalain)
Die Gleichnisse und Beispiele im Qur’an erläutern
den Gedanken der Auferstehung und des Gerichts Allahs. (Asad)
46. Und sie haben bereits ihre Ränke
geschmiedet,165 doch (über) ihre Ränke (wird letztendlich) bei Allah
(entschieden),166 auch wenn (diese) ihre Ränkesolcherart wären, dass
durch sie Berge versetzt werden sollen.167
165. Um Allahs Plan zu
vereiteln. (Darjabadi)
„Sie schmiedeten ihre Pläne“, das heißt ihre
Vorstellungen von der Existenz anderer „göttlicher“ Mächte neben und außer Allah.
Diese Interpretation gibt Tabari gegen Ende seines langen Kommentars zu dieser
Surach. Ich übersetze deswegen „Makr“ mit „falsche Vorstellungen“. Vergleiche
auch Surach 13:33 und die entsprechende Fußnote. (Asad)
166. Allah kennt alle, auch
die geringsten Einzelheiten ihrer Pläne, denn nichts ist vor Ihm verborgen.
(Darjabadi)
Ihre Ränke sind Allah weder unbekannt, noch sind
sie Ihm verborgen oder für Ihn unerreichbar. Sie sind „bei Ihm“ gegenwärtig und
Er verfährt damit Seinem eigenen Willen entsprechend. (Qutb)
167. Gerade die Berge, die als
das Schwerste und Härteste gelten. Ihre Versetzung oder gar ihre Vernichtung
erscheint unvorstellbar. (Qutb)
Dennoch blieben sie alle erfolglos. (Darjabadi)
47. Meine ja nicht, dass Allah von
Seinem Versprechen Seinen Gesandten gegen über abweichen würde.168
Wahrlich, Allah ist allmächtig, der Herr der Strafe.169
168. Das Versprechen der
Auferstehung und der Vergeltung am Tag des Gerichts. Dies bezieht sich
besonders auf den „Aufschub“ oder die „Frist“, die gelegentlich den Ungerechten
eingeräumt wird (vergleiche auch oben Aja 42). (Asad)
Dass Er ihnen, im irdischen Leben, zum Sieg
verhelfen wird. (ibn Kasir)
Ihre List kann Allahs Versprechen, Seine Gesandten
die Oberhand gewinnen zu lassen, nicht im geringsten
stören oder seine Verwirklichung verhindern. (Qutb)
Obwohl dies an den Propheten Muchammad, Allahs
Segen und Frieden auf ihm, gerichtet ist, sind in Wirklichkeit damit seine
Gegner gemeint. Sie werden vor ihrer Illusion gewarnt, die sie sich wegen der
zeitlichen Verzögerung der Strafe machen. Sie sollten wissen, dass Allah Sein
Versprechen gegenüber früheren Propheten erfüllt hat; ebenso wird Er Sein
Versprechen gegenüber dem Propheten Muhammad - Friede sei mit ihm - erfüllen.
(Maududi)
169. „'Asis“: Dem nichts
entgegen kann. Der Allüberwältigende. (Al-Dschalalain)
Nach islamischer Vorstellung ist Allah nicht etwas
Abstraktes oder irgendeine anonyme Macht. Er ist eine lebende Person, gerecht
und furchtbar in der Bestrafung der Schuldigen. (Darjabadi)
Er lässt den Ungerechten nicht entkommen und den
Listigen nicht entrinnen. Er straft sie für ihr Vergehen, um seine
Gerechtigkeit zu verwirklichen. (Qutb)
48. Am Tage, an dem die Erde in eine
andere Erde verwandelt wird, ebenso wie die Himmel,170 und sie
werden hin treten vor Allah, den Einen, den Allgewaltigen.171
170. In eine andere, die nicht
mit der jetzigen identisch ist, wie es in einem Hadis in Al-Sahich steht. (ibn
Kasir)
Von ibn Mas'ud überliefert: Die Erde wird durch
eine andere ersetzt, die so rein ist wie Silber. Weder wurde Blut auf ihr
vergossen, noch Sünde begangen. (Safwat al Tafsir)
„Eine neue Erde und ein neuer Himmel“ bezieht sich
1. auf die völlig veränderten Verhältnisse am Ende
der uns bekannten Dinge, so dass wir uns die neue Welt nur in Symbolen und
Metaphern wie in den folgenden Ajas beschreiben lassen können;
2. auf die geistige Welt der sich mit der Zeit
veränderten Werte, so dass das Gericht über den Menschen allmählich seine Wirkung
zeigt, auch wenn er sich äußerlich noch in dieser Welt aufhält, denn in seinem
innersten Wesen erfüllt er die - guten wie bösen - Auswirkungen seines
irdischen Verhaltens.
Auch im letzteren Fall kann seine mystische
Erfahrung nur in Symbolen geschildert werden. (Juusuf `Allii)
Am Jüngsten Tag verändern sich alle Naturphänomene
und damit das ganze dem Menschen bekannte Universum (vergleiche auch Surach
70:105-107 und die entsprechende Fußnote). Da diese Veränderung alles
übersteigt, was der Mensch je erfahren hat oder sich vorstellen kann, sind alle
Beschreibungen davon im Qur’an notwendigerweise allegorisch. Dies bezieht sich
auch auf alle Beschreibungen vom Zustand des Menschen im zukünftigen Leben.
(Asad)
171. Alle Geschöpfe werden an
diesem Tag aus ihren Gräbern auferstehen und vor den gerechten Richter treten.
Unverhüllt und ohne Schutz stehen sie am Ort der Versammlung vor Dem Einen, Dem
Allbezwinger. (Safwat al Tafsir)
Der Ausdruck “Qachhar, wörtlich: „Der Bezwinger“,
soll hier eine Drohung andeuten. Keine Macht kann Seiner gewaltigen Macht
widerstehen - selbst wenn die Pläne der Menschen in der Lage wären, Berge zu
versetzen. (Qutb)
49. Und du wirst die Übertäter an
diesem Tag mit Fesseln zusammen gekettet sehen,172
172. Die Gleichen immer zusammen.
(Ibn Kasir)
Zusammen mit ihren Teufeln. (Al-Dschalalain)
Tabari erklärt dies so: „Ihre Hände und Füße sind
an ihre Hälse gekettet. (Safawat Tafsir)
Diese Fesseln sind ihre bösen Gedanken, Worte und
Handlungen, die sie nicht abschütteln können. Sie hätten sich durch Umkehr
davon befreien können, solange noch Zeit dazu war. (Juusuf `Allii)
Dies bezieht sich nach Rasi auf die eigenen bösen
Handlungen und Absichten der Schuldigen und folglich die äußerste Verzweiflung,
die sie alle am Jüngsten Tag „zusammenkettet“. Meiner Ansicht nach kann es sich
auch um die Kettenreaktion handeln, die jede böse Handlung auf der Erde
auslöst, indem sie unvermeidlich wieder Böses hervorbringt. (Asad)
50. Ihre Gewänder173 werden
aus Pech174 sein und ihre Gesichter mit Feuer bedeckt,175
173. “Sirbaal“, Plural
“Saraabil“: ein Hemd, Panzerhemd, Gewand, etwas, das den Körper bedeckt.
(Juusuf `Allii)
174. “Qatiraan“: schwarzes
Pech; eine harzige Substanz, die aus einer bestimmten Art von Bäumen austritt
oder aus Holz oder Kohle hergestellt wird. Es fängt leicht Feuer. Von der
Kleidung (saraabil) ausgehend schlagen die Flammen bald über das Gesicht, den
ausdrucksvollsten Teil des menschlichen Wesens. Das Gleichnis von den Fesseln
(vergleiche den vorigen Aja) wird also hier abgelöst durch das Pech, das die
Seele des Menschen verfinstert und brennen lässt. (Juusuf `Allii)
“Qatiraan“ ist eine schwarze, übel riechende
Substanz, die schnell Feuer fängt. Man bestreicht damit das Vieh, das von der
Krätze befallen ist. Durch die Hitze wird dann der Aussatz verbrannt. (Safwat
al Tafsir)
Einige Kommentatoren und Übersetzer übersetzen dies
auch mit „Schwefel“ oder „geschmolzenes Kupfer“; eigentlich heißt es jedoch
„Pech“. (Maududi)
175. Nach Rasi handelt es sich
bei den „Kettenhemden aus Pech“ und dem „Feuer, das die Gesichter bedeckt“ um
Gleichnisse für das unaussprechliche Leid, das die Seelen der Ungerechten am
Tag des Gerichts erfasst. (Asad)
51. Damit Allah jeder Seele vergelte,
was sie erworben hat.176 Wahrlich, Allah ist schnell im Abrechnen.177
176. Dementsprechend, was der
Mensch durch seine eigenen Handlungen, gute wie böse, in diesem Leben verdient
hat. (Juusuf `Allii)
„Damit“ bezieht sich auf den Satz: „und sie werden vor
Ihm erscheinen, damit Allah jeder Seele vergelte...“
(Al-Dschalalain)
177. „Schnell im Abrechnen“
kann entweder bedeuten, dass Allah die Abrechnung in kurzer Zeit ausführt, da
er alles weiß. Oder aber Er berechnet alles sehr schnell. Beides könnte auch
gemeinsam zutreffen. (Ibn Kasir)
Dies können wir auf zweierlei Weise verstehen:
1. Die Bösen sollen nicht meinen, nur weil Allah in
Seiner unendlichen Barmherzigkeit eine Frist gewährt, könnte sich die
Vergeltung verzögern oder ausbleiben. Wenn nach Allahs Plan die Zeit reif ist,
bricht die Vergeltung so schnell über die Kafirs
herein, dass sie überrascht sind und sich wünschen, noch eine zusätzliche Frist
eingeräumt zu bekommen (vergleiche auch oben Aja 44).
2. Sie sollen nicht glauben, dass es am Tag des
Gerichts, wo viele Millionen Menschen vor ihrem Richter stehen, zu einer
ähnlichen Verzögerung käme wie vor einem menschlichen Gericht. Dies alles wird
in einer neuen Welt jenseits unserer Zeitvorstellungen stattfinden. Wenn wir in
einem Gleichnis aus dieser Welt sprechen wollen, dann können wir sagen, es
findet innerhalb eines Augenblicks statt (siehe auch Surach 16:77). (Juusuf
`Allii)
52. Dies ist eine Verkündung für die
Menschen, damit sie sich dadurch warnen lassen und wissen mögen, dass Er ein
Einziger Gott178 ist, und damit sich die Einsichtigen ermahnen
lassen.
178. Mit der Verkündung ist
der Qur’an gemeint. (Al-Dschalalain)
Eine Verkündung an alle Geschöpfe, Mensch wie
Dschin. (ibn Kasir)
Mit dieser Verkündung werden die Menschen ermahnt und
vor Allahs Strafe gewarnt. Durch seine schlagenden Beweise gelangen sie zu der
Gewissheit, dass Er Der Eine, Einzige, Einzigartige und Immerwährende ist.
(Safwat al Tafsir)
Hier gibt es einen weiteren Aspekt der Wahrheit von
Allahs Einheit. Da Allah ein Einziger ist, hat alle Gerechtigkeit eine einzige
Norm, denn die Wahrheit ist eine einzige, und wir sehen sie, sobald uns die
Schuppen der phänomenalen Vielfalt von den Augen fallen. Dann kommt die eine
wahre Wirklichkeit zum Vorschein. Selig sind diejenigen, die diese Wahrheit
bereits in diesem Leben in ihrem Inneren gehütet haben. (Juusuf `Allii)
Das Hauptziel der Verkündung und der Ermahnung ist,
dass die Menschen wissen, dass Allah ein Einziger ist. Dies ist der oberste
Grundsatz des Islams, auf der die Lebensweise beruht. Natürlich ist nicht das
bloße Wissen gemeint, sondern es geht darum, das Leben nach diesem Wissen
auszurichten; der Sinn des Lebens besteht darin, Allah zu dienen, außer Dein es
keinen anderen gibt. Er allein hat das Recht, Herr zu sein. Ein Leben, das an
dieser Wahrheit orientiert ist, ist grundverschieden von einem Leben, in dem
jemand, der eigentlich Allahs Diener ist, einem anderen Diener Allahs sklavisch
ergeben ist. (Qutb)
Einführung zu
Sure 15
Dies ist die letzte der sechs Surachs aus dieser
Serie (Surach 10-15). Chronologisch stammt sie aus der späten mekkanischen
Zeit, wahrscheinlich um die Mitte dieses Zeitraums herum. Vergleiche auch die
Einführung zu Surach 10, wo auch die allgemeine Thematik dieser ganzen Serie im
Gesamtzusammenhang der Lehre des Qur’ans behandelt wird.
Thematisch geht es in dieser Surach vor allem um
den Schutz der Offenbarung Allahs und der Wahrheit Allahs. Das Böse entstand
aus Stolz und der Entstellung des menschlichen Willens, aber Allahs Barmherzigkeit
ist das Gegenmittel, wie es im Fall von Ibrahiim und Luut, Allahs Segen und
Frieden auf ihnen beiden, gezeigt wird und wie es sich vielleicht auch an den
Völkern der Aika und Hidschr erwiesen hätte, wenn sie nur Allahs Zeichen
beachtet hätten. Angefangen von den „sieben oft wiederholten Ajas" ist der
Qur’an voll Allahs Lobpreisung.
Zusammenfassung:
Trotz aller Krittelei der
Kafirs hütet Allah Seine Offenbarung; Er ist der Ursprung aller Dinge; Er kennt
Seine eigene Gemeinschaft und wird sie bei sich versammeln. (Ajas 1-25)
Wie durch Iblis Stolz das Böse entstand und ihm
eine bestimmte Frist eingeräumt wurde; jedoch wird weder Böse noch Angst
diejenigen erfassen, die Allahs Botschaft aufnehmen. (Ajas 26 - 50)
Allahs Barmherzigkeit gegenüber Ibrahiim wurde
durch dieselben Boten verkündet, die auch Luuts, Allahs Segen und Frieden auf
ihnen beiden, Volk seiner
unglaublichen Verbrechen wegen vernichten sollten;
das Böse zeigt seine Folgen auch bei den Waldbewohnern (Aika) und den Bewohnern
des Felsengebirges (Hidschr). (Ajas 51-84)
Der Qur’an und seine Suren lehren dich, Allahs Lob
zu verkünden, im ’Ibadach Demut zu erlernen und Allah das ganze Leben lang zu
dienen. (Verse 85 - 99)
Während Surach „Al Rad“ thematisch an Sure Al-An'am
erinnert, ähnelt diese Sure der Sure Al-A'raf. Diese Surach kann man in fünf
Abschnitte teilen. Ihr erster Abschnitt beinhaltet das unabweichliche Gesetz
Allahs in Bezug auf Seine Botschaft - Annahme oder Ablehnung.
Der zweite Abschnitt zeigt die Zeichen Gottes im
Weltall - in Himmel und auf der Erde und auch zwischen beiden. Der dritte
behandelt die Geschichte der Menschheit und die Ursache von Recht- und
Irreleitung und wohin sie hinführen.
Der vierte Abschnitt erzählt vom Untergang früherer
Völker, wie denen des Lot, des Schu'aib und des Saleh. Doch fünfter und letzter
Abschnitt enthüllt die in der Schöpfung verborgene Wahrheit, die den Jüngsten
Tag belegt. (Qutb)
Das
Felsengebirge
Im Namen
Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen.
1. Alif Laaaam Ra1 Dies sind
die Ajas des Buches2 und eines deutlichen Qur’ans.3
1. Wenn wir versuchen, diese Symbolik zu
verstehen, dürfen wir nicht dogmatisch sein. Einer angemessenen Haltung entspricht
es zu sagen: Allah weiß es am besten. (Juusuf `Allii)
Dieses vollkommene Buch der Weisheit besteht aus
nichts anderem als aus diesen und ähnlichen Buchstaben. Und obwohl sie auch
denjenigen zur Verfügung stehen, die den Qur’an als eine Offenbarung Allahs
abstreiten, bleibt es für sie ein unerreichbares Ziel, auch nur eine einzige
Surach wie die des Qur’ans zu verfassen. (Qutb)
Diese Buchstaben und ihresgleichen bilden das Buch,
den Qur’an. Und obwohl sie jeder bei der Hand hat, bilden sie doch diese
hocherhabenen, ,unerreichbaren und in ihrer Einteilung
unnachahmlichen Verse. Obwohl sie einzeln an sich keine Bedeutung besitzen,
bilden sie zusammen doch den klaren und deutlichen Qur’an. (Qutb)
2. Vergleiche Surach 10:1,
Fußnote 2. (Juusuf `Allii)
Beachte, auf welch angemessene Weise die
Formulierung im Qur’an die verschiedenen Aspekte seiner Offenbarung hervorhebt.
Wenn wir die Sätze am Anfang der sechs Alif-Laaaam-Ra-Surachs vergleichen,
lesen wir in Surach 10:1: „Ajas des Buches der Weisheit“, und das Thema der
Surach sind Allahs wunderbare Schöpfung und ihre Beziehung zu Seiner
Offenbarung. In Surach 11:1 lesen wir: „Ein Buch, dessen Ajas eindeutig klar
sind, überdies dargelegt von einem Weisen, mit allem Wohlvertrauten“, und es
geht in der Surach um Allahs Gerechtigkeit und Strafe zur Bewahrung des
Grundsystems Seines Gesetzes. In Surach 12:1 heißt es: „Die Ajas des deutlichen
Buches“; hier wird anhand der Geschichte Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf
ihm, die wunderbare Entfaltung des Planes Allahs verdeutlicht. In Surach 13:1
lesen wir: „Die Zeichen des Buches“; der Gegensatz zwischen den verschiedenen
Arten der Offenbarung Allahs und der Reaktion des Menschen darauf wird betont,
aber nicht wie in der Geschichte Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm,
ausführlich erläutert. In Surach 14:1 steht: „Ein Buch... herabgesandt... damit
du die Menschen aus der Finsternis ins Licht führen mögest..."; in dieser
Surach geht es um Ibrahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Fürbitte für die
Menschen, dass sie aus der Finsternis der falschen Anbetung zum Licht der
Einheit geführt werden. Hier in Surach 15:1 lesen wir: „Ajas des Buches und
eines deutlichen Qur’ans"; das heißt eines Qur’ans, der die Dinge
erläutert; dabei wird das Böse erklärt und erläutert, wie Allahs Wahrheit davor
geschützt ist. (Juusuf `Allii)
Qur’an qara'a = lesen. (Anm. des Übersetz.)
3. Das die Wahrheit von der
Falschheit deutlich unterscheidet. (Al-Dschalalein)