Tafsir von Teil 12

Surach 11 „Huud“ Ajach 6 – Surach 12 „Juusuf“ Ajach 52

 

 

 

6. Und es gibt kein Lebewesen18 auf Erden, dessen Versorgung nicht bei Allah liegt.19 Und Er kennt seine Wohnstatt20 und wohin es sich begibt. All das ist in einem deutlichen Buch (verzeichnet).21

 

18. Der Begriff “Dabba“ bezeichnet alles, was sich auf der Erde bewegt, darunter Menschen, Tiere, Reptilien und Insekten. (Qutb)

 

19. Jeder der Allahs Geschöpfe hat seine für ihn bestimmte Versorgung. Das ist eine Realität. Seine Nahrung ist in diesem Dasein für ihn aufgespeichert und von Allah vorherbestimmt, entsprechend seinem Gesetz, dass der Erfolg sich nach dem Grad der Mühe richtet. (Qutb)

Vergleiche im Alten Testament: „Wer bereitet dem Raben die Speise, wenn seine Jungen zu Gott rufen und irre fliegen, weil sie nichts zu essen haben?" (Hiob 38:41) oder „... der dem Vieh sein Futter gibt, den jungen Raben, die zu ihm rufen." (Psalm 147:9). (Darjabadi)

Vergleiche Surach 6:59. Nichts geschieht in Allahs Schöpfung außer mit Allahs Wissen und Wort. Kein Blatt regt sich ohne Seinen Willen. Sein Fortbestand ist in jeder Hinsicht von Ihm abhängig. (Juusuf `Allii)

 

20. “Mustaqarr“: dauernder Aufenthaltsort, Wohnort. “Mustauda“: wo etwas vorübergehend abgelegt wird. Auf Lebewesen bezogen ist ersteres ihr Leben auf dieser Erde und letzteres sein vorübergehender Aufenthalt vor diesem Leben im Ei oder im Mutterleib und nach diesem Leben im Grab. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Surach 6:89. Diese Bezugnahme auf Allahs allumfassendes Wissen knüpft an das Ende des vorigen Ajachs an (Allahs Wissen, von dem, was in den Herzen der Menschen verborgen ist). (Asad)

 

21. Vergleiche Surach 6:59 und 10:61. (Juusuf `Allii)

Im Buch der Entscheidungen Allahs. (Darjabadi)

 

 

7. Und Er ist es, Der den Himmel und die Erde in sechs Tagen erschuf,22 und Sein Thron23 ist über den Wassern,24 damit Er euch prüfe, wer von euch am Besten ist im Tun.25 Und26 wenn du sagst: „Ihr werdet fürwahr wieder erweckt werden nach dem Tod," dann sagen die Kafirs gewiss: Dies ist nichts anderes als Verblendung!"27

 

22. Vergleiche Surach  7:54. (Juusuf `Allii)

Über die Erschaffung von Himmel und Erden wurde schon in Surach 10:3 gesprochen. Sie wird hier noch einmal zitiert, um die Abhängigkeit darzustellen zwischen der Ordnung, auf der der Kosmos aufgebaut ist und der, auf der das menschliche Leben begründet ist. (Qutb)

 

23. Der Thron Seiner Herrlichkeit und Majestät, das heißt Seine Herrschaft und ordnende Macht. (Darjabadi)

 

24. Die Materie der Schöpfung im diesseitigen Reich Allahs bestand nur aus Wasser, vor und zu der Zeit, als Allah Himmel und Erde erschuf, aus Wasser, von dem Allah im Surach 21:30 als der Grundlage allen Lebens spricht.

(Al-Manar)

Es ist wissenschaftlich korrekt zu sagen, dass alles Leben dem Wasser entstammt. Diese Aussage findet sich auch im Qur’an in Surach 21:30. Der Thron der gütlichen Autorität steht metaphorisch gesprochen über den Wassern, das heißt reguliert und beherrscht alles Lebende. Meiner Ansicht nach ist eine solche mystische Bedeutung auch mit Genesis 1:2 verbunden. Die Vergangenheitsform „war“ bezieht sich auf die Zeit, bevor sich das Leben zu festen Formen entwickelte.(Juusuf `Allii)

Die symbolische Bezugnahme auf „den Thron Seiner Allmacht, der auf dem Wasser ruht“ scheint auf die von Allah gewollte Entwicklung allen Lebens aus dem Wasser hinzudeuten und wird heute durch die biologische Forschung bestätigt. Diese versuchsweise Interpretation wird weiter gestützt durch die Erwähnung von „Lebewesen“ im vorigen Ajach. In meiner Übersetzung habe ich mit einem eingeschobenen Nebensatz ergänzt: „seitdem Er beschlossen hatte, Leben zu schaffen“, und zwar in Übereinstimmung mit dem Kommentar von Radschid Rida zu diesem Ajach. (Asad)

 

25. Die Schöpfung, die wir um uns herum beobachten können, ist kein sinnloses Spiel oder die Laune einer Gottheit. Sie ist ein Mittel, durch das sich unser geistiges Leben entwickeln soll, innerhalb des Entscheidungsspielraums, der uns gegeben ist. Dieses Leben ist für uns eine Prüfungszeit. (Juusuf `Allii)

Dies erläutert den Sinn der Schöpfung. Allah hat Himmel und Erde geschaffen, um dem Menschen Lebensmöglichkeiten zu geben, und Er schuf die Menschen, um sie zu prüfen, indem Er ihnen die besonderen Vollmachten der Statthalterschaft Allahs auf Erden übertragen hat und sie dafür zur Verantwortung zieht, wie sie diese gebraucht oder missbraucht haben. Ohne diese Zielsetzung wäre die Schöpfung sinn- und zwecklos gewesen. (Maududi)

 

26. Der Ausdruck “la’in“ (wörtlich: wahrhaftig, wenn..."), der hier und in jedem der nächsten drei Ajachs erscheint, soll betonen, wie typisch die Situation ist, auf die er sich bezieht. (Asad)

 

27. Die Kafirs, die nicht an ein zukünftiges Leben den Iman verinnerlichen, halten jede Erwähnung eines Lebens nach dem Tod für magisches Gerede, dem jede Basis in der Wirklichkeit fehlt. Damit zeigen sie aber gerade ihre Unwissenheit. (Juusuf `Allii)

Die Leugner meinen mit dieser Aussage, dass der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, des Qur’an bedient, um sie hörig zu machen und ihren Verstand mit ihm zu betören, insbesondere mit der Behauptung, dass die Geschöpfe nach dem Tode von Allah wiedererweckt werden. (Al-Manar)

Die Leugner sagen dies aus Halsstarrigkeit und meinen: „Wir verinnerlichen nicht den Iman, dass es eine Auferstehung geben wird. Niemand könnte dies behaupten, außer einem, den du so betört hast, dass er dir blindlings gehorcht. (ibn Kasir)

Der Begriff “Sichr“, gewöhnlich übersetzt mit „Magie“ oder "Zauberei“, bedeutet in erster Linie „etwas von seinem normalen (natürlichen) Zustand in einen anderen Zustand zu verwandeln". Es geht dabei also um jede Handlung, die etwas Falsches oder Irreales als real erscheinen lässt. Da jedoch die Aussage des Qur’ans: „ihr werdet nach dem Tode wieder auferweckt werden“ keine „Handlung“ im eigentlichen Sinne des Wortes ist, wäre es unlogisch anzunehmen, dass diese Aussage als „Zauberei“ bezeichnet werden könnte, auch wenn dies Leute tun, die nicht daran den Iman verinnerlichen. Andererseits verwerfen sie sie offensichtlich verächtlich als „bezaubernde Verblendung“, die andere daran hindern soll, ihr irdisches Leben voll auszukosten, oder umgekehrt, die die Armen und Unglücklichen veranlassen soll, sich passiv mit ihrem irdischen Los zufrieden zu geben. Das wäre dann auch die Bedeutung von “Sihr“ in diesem Zusammenhang. Vergleiche auch Surach 10:2. (Asad)

 

 

 

8. Und wahrhaftig, wenn Wir Mir sie die Strafe bis zu einem bestimmten Zeitpunkt28 hinausschieben, dann werden sie gewiss29 sagen: „Was hält sie zurück?"30 Nun denn, an dem Tag, da diese über sie kommt, kann nichts sie abwenden von ihnen, und umschlossen

werden sie von dem, was sie zu verspotten pflegten!3l

 

28. Das heißt: „eine festgesetzte und bestimmte Zahl von Zeiteinheiten. "

Wörtlich: „einen gezählten Zeitraum“, das heißt bis zum Tag des Gerichts. Dies bezieht sich auf den letzten Satz von Ajach 3 oben, wo der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sagen soll: „Ich fürchte für euch die Strafe eines schlimmen Tages.“ Von den zahlreichen Bedeutungen des Begriffes “Umma“ ist „Zeit" oder „Zeitraum“ hier die am meisten angebrachte. (Asad)

 

29. Aus Spott. (Darjabadi)

 

30. Anders formuliert etwas so: „All dieses Gerede von Strafe und Leiden ist Unsinn. So etwas gibt es gar nicht!“ (Juusuf `Allii)

Eine ausführliche Erklärung dieser Anspielung auf die Haltung der Kafirs gibt es in den Fußnoten zu Surach 8:32 und 10:50, vergleiche auch Sure 6:57-58. Die wiederholte Erwähnung dieser spöttischen Frage im Qur’an soll offensichtlich zeigen, dass die ihr zugrunde liegende Geisteshaltung nicht auf einen vereinzelten historischen Vorfall beschränkt, sondern symptomatisch für alle ist, die die Wahrheit ablehnen. (Asad)

 

31. Nämlich das Urteil Allahs. (Darjabadi)

Wörtlich: „das, was sie gewöhnlich verspotteten, umfangt sie". Nach Ansicht fast aller Kommentatoren hat der Gebrauch der Vergangenheitsform in dem Verb - trotz der Tatsache, dass es sich auf die Zukunft bezieht - den Sinn, die Aussage besonders zu betonen, um die Unausweichlichkeit hervorzuheben, mit der dies geschieht. Vergleiche auch Sure 6:10. (Asad)

 

 

Abschnitt 2

 

9. Und wahrhaftig, wenn Wir dem Menschen Barmherzigkeit von Uns zu kosten geben32 und sie ihm daraufhin entziehen, dann verfällt er wahrlich in Verzweiflung und ist undankbar."

 

32. Das ist das wahre Bild von diesem voreiligen und beschränkten Menschen, der im gegenwärtigen Augenblick lebt und weder imstande ist, sich an das zu erinnern, was ihm die Vergangenheit gab, noch daran denkt, was die Zukunft ihm bringt. Er zweifelt am Guten und ist undankbar für das Glück, sobald es ihm entrissen wird. Er kann kein Ungemach erdulden und setzt seine Hoffnung nicht auf eine Erleichterung von Allah. (Qutb)

Der Zusammenhang bedeutet, dass sich die Gattungsbezeichnung „Mensch“ hier und im nächsten Ajach in erster Linie auf die Agnostiker bezieht, die entweder die Existenz Allahs nicht für möglich halten oder „die Wahrheit ablehnen“. In ihrer weiter gefassten Bedeutung bezieht sie sich jedoch auch auf diejenigen, die zwar an Allah den Iman verinnerlichen, aber schwach im Iman sind und sich deswegen leicht durch äußere Umstände beeinflussen lassen, besonders durch Ereignisse, die sie selbst betreffen. (Asad)

 

33. Er nimmt nicht wahr, dass manche Art von „Strafe“ dazu dient, den Menschen zur Disziplin zurückzubringen und unsere geistigen Fähigkeiten zu trainieren. (Juusuf `Allii)

Wörtlich: „er ist (der wird) völlig hoffnungslos“ oder „verzweifelt“, da er seinen vergangenen glücklichen Zustand einer bloß zufälligen Verkettung von Umständen zuschreibt, und zwar dem, was man gewöhnlich mit „Glück“ bezeichnet, und nicht Allahs Gnade. Daher ist der Begriff “ja'us“ (verzweifelt) im Sprachgebrauch des Qur’ans ein Anzeichen für geistigen bedingungslose Verneinnung. (Asad)

 

 

10. Und wahrhaftig, wenn Wir ihm von Unserer Gnadenfülle zu kosten geben, nachdem Unheil ihn erfasst hat,34 dann wird er gewiss sagen: „Das Unheil hat mich verlassen.“ Er ist wahrlich von Freude35 und Übermut erfüllt.36

 

34. Wie beispielsweise Gesundheit nach einer Krankheit oder Reichtum nach Notzeiten. (Darjabadi)

Eine Kombination von zwei Worten, etwa„ Erleichterung und Fülle“, ist notwendig, um die volle Bedeutung des Begriffes “Na'ma'“ zum Ausdruck zu bringen, der in dieser Form nur einmal im Qur’an vorkommt. Zu “la’in“ siehe oben Fußnote 26. (Asad)

 

35. Voller Frohlocken, als ob es seine eigene Leistung wäre. (Darjabadi)

 

36. Er betrachtet dies als eine Selbstverständlichkeit oder gar als Ergebnis seiner eigenen Klugheit! Er bemerkt gar nicht, dass sowohl in guten als auch in schlechten Zeiten eine Entwicklung zur Verwirklichung von Allahs Plan stattfindet. (Juusuf `Allii)

Der Mensch ist von Natur aus oberflächlich und denkt nicht tief genug nach. Wenn es ihm gut geht, genießt er diese Zeit und wird übermütig, so dass er nicht auf den Gedanken kommt, dass dieser Zustand auch sein Ende finden könnte. Wenn ihm aber ein Unheil geschieht, verzweifelt er und lamentiert, so dass er sogar Allah anklagt. Sobald sich seine Situation dann wieder bessert, prahlt er mit seiner Voraussicht und Weisheit. Eine solche Grundhaltung veranlasste auch die Kafirs, mit Spott auf die Warnungen des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu reagieren. Sie wollten nicht wahrhaben, dass Allah nur durch Seine Barmherzigkeit ihre Strafe verzögerte, um ihnen Gelegenheit zu geben, zur Einsicht zu kommen. (Maududi)

Seine Freude veranlasst ihn, sich über andere zu erheben und jene zu verachten, die von geringerem Wohlstand sind als er, und er begegnet ihnen mit der gebührenden Dankbarkeit Allah gegenüber. (Al-Manar)

 

 

11. Ausgenommen von alledem sind jene, die in Geduld ausharren37 und gute Werke tun.38 Ihnen wird Vergebung und großer Lohn zuteil werden.

 

37. Von alldem, was in den zwei vorherigen Ajachs erwähnt wurde, wie Undankbarkeit gegenüber Allahs Gnadenfülle, an Allahs Barmherzigkeit und Güte zu zweifeln, wenn sie vorübergehend genommen wird, Überschwänglichkeit und Ausgelassenheit im Fall von Wohlstand und Macht, sind nur die Geduldigen und Rechtschaffenen ausgenommen. (Maududi)

Die sich im Wohlstand wie auch in Drangsal geduldig zeigen. Es ist zu beachten, dass viele Menschen im Unglück in Geduld ausharren, aus Stolz, Schwäche zu zeigen. Die wenigsten jedoch zeigen Standhaftigkeit, wenn sie mit Wohlstand bedacht werden, indem sie nicht dadurch verblendet und verleitet werden, sich damit über andere zu erheben und ihnen mit Undankbarkeit zu begegnen. (Qutb)

Die Standhaften bleiben fest und lassen sich trotz aller Anfechtungen des Lebens nicht von ihrem Ziel ablenken. Sie lassen sich nicht durch veränderte Umstände beeinflussen, sondern halten an ihrer aufrichtigen und vernünftigen Einstellung fest. Weder verzweifeln sie, noch werden sie übermütig, wenn sie Macht, Einfluss oder Wohlstand erlangen. Sie bestehen die Prüfung, die Allah ihnen auferlegt. (Maududi)

 

38. Sie haben die ausgewogene Haltung: sie ertragen Unglück mit Stärke und Glück mit Demut, und in beiden Fällen fahren sie fort, sich ihren Mitgeschöpfen gegenüber gut zu verhalten. (Juusuf `Allii)

Sie tun Gutes unter allen Umständen. In schlechten Zeiten durch Standhaftigkeit und Geduld. In guten Zeiten durch Dankbarkeit und Rechtschaffenheit. (Qutb)

 

 

12. Wirst du etwa einen Teil dessen, was dir offenbart39 worden ist,40 auslassen, weil sie sagen:41 „Warum wird nicht ein Schatz zu ihm herabgesandt,42 oder warum ist kein Engel mit ihm gekommen?"43 Doch wahrlich du bist nur ein Warner.44 Und Allah ist der Sachwalter aller Dinge.45

 

39. Diese Frage, die dem Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gestellt wird, enthält ein Verbot ebenso wie eine Dementierung. Gefühlen wie Überdruss oder dem Verschweigen von Offenbarung Allahs, die in der Natur eines gewöhnlichen Menschen verankert sind, könnte auch der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, normal Sterblicher nicht nachgeben. Vergleiche auch 16:127, 7:1, 18:6, 26:1 (Al-Manar)

Angesichts des ständigen Spottes der Kafirs. (Darjabadi)

 

40. Wenn ein Bote Allahs nicht nur angefeindet wird, sondern man ihm Unaufrichtigkeit vorwirft und gerade die Fehler und Laster, gegen die er sich wendet, verspürt er vielleicht manchmal aus menschlicher Schwäche die Neigung, sich zu fragen: Wenn ich diesen oder jenen winzigen Punkt von Allahs Wahrheit weglasse, wird sie dann bereitwilliger akzeptiert? Oder er kommt vielleicht auf den Gedanken: Wenn ich nur etwas mehr Geld hätte, meine Kampagne zu organisieren, wie etwa das Erscheinen eines Engels, um wie viel besser könnte ich dann meine Botschaft ausrichten? Ihm wird hier gesagt, dass die Wahrheit so übermittelt werden muss, wie sie offenbart wurde, auch wenn Teile davon den Menschen nicht schmackhaft sind, und dass irgendwelche dramatischen Mittel, die Aufmerksamkeit der Menschen auf sich zu lenken, außer Frage stehen. Er muss von den Mitteln und Möglichkeiten Gebrauch machen, die ihm zur Verfügung stehen, und alles Übrige Allah überlassen. (Juusuf `Allii)

 

41. Wörtlich: „Weil deine Brust beengt ist (aus Angst), sie würden sagen. Der Ausdruck “la'alla“ (wörtl.: „es mag wohl sein, dass“ am Anfang des obigen Satzes drückt eine falsche Erwartung der Gegner von Muchammeds, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Botschaft aus und ist deswegen meiner Ansicht nach am besten mit einer Frage übersetzt. „Ist es wohl möglich, dass...“ Was die Erwartung angeht, der einen Teil der Offenbarung auslassen, so haben `Abdullah ibn `Abbas und andere Gefährten des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, dass die kafir Quraisch den Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, aufforderten, ihnen eine Offenbarung zu bringen, die nicht ihre Götzen schmähte, „damit wir dir folgen und an dich den Iman verinnerlichen können.“ (Asad)

 

42. Um uns zum Iman an seinen prophetischen Auftrag zu veranlassen. (Darjabadi)

 

43. In seiner Erklärung zu diesem Ajach berichtet ibn `Abbas, dass einige der kafir Oberhäupter von Makkach sagten: „Muhammad, sorge dafür, dass diese Berge von Makkach in Gold verwandelt werden, wenn du wirklich ein Gesandter Allahs bist,“ während andere forderten: „Lass uns einen Engel erscheinen, damit wir bezeugen können, dass du ein Prophet bist.“ Daraufhin wurde dieser Ajach offenbart. (Asad)

Einen Engel, den wir sehen und wahrnehmen können und der seinen prophetische Auftrag bestätigt. (Darjabadi)

 

44. Deine ganze Pflicht ist es, sie zu warnen. Die Aufgabe als Warner wird her besonders hervorgehoben weil dies dem Gesamtzusammenhang entspricht. Tu deine Pflicht, und Allah sorgt für das Übrige. (Qutb)     

Ein Prophet ist ein Warner und nicht unbedingt ein Wundertäter. (Darjabadi)

 

45. Er allein ist in der Lage, Dinge zu tun, die dem Menschen als „übernatürlich“ erscheinen. (Darjabadi)

Und Er ist es, der dafür Sorge trägt, dass die Wahrheit zur Geltung kommt. Vergleiche auch Surach 6:50, wo der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sagt, dass er nicht in der Lage ist, Wunder zu tun. (Asad)

 

 

13. Sollten sie jedoch sagen:46 „Er hat ihn ersonnen, so sprich: „Dann bringt zehn47 Surachs gleicher Art hervor, die auch ersonnen sind, und ruft zur Hilfe, wen ihr könnt außer Allah,48 wenn ihr wahrhaft seid!“

 

46. Über das größte existierende Wunder, den Qur’an. (Darjabadi)

 

47. Diese Anzahl wurde zuerst verlangt; später wurde den Gegnern die Sache noch einfacher gemacht, indem sie aufgefordert wurden, auch nur eine einzige Surach zu verfassen. (Darjabadi)

Vergleiche Surach 2:23. (Anm. d. Übers.)

 

48. Vergleiche auch Surach 10:38. (Juusuf `Allii)

Ruft eure Gottheiten und eure Sprachgewandten und eure Rhetoriker und Dichter zusammen, Dschin und Menschen, so dass sie zehn solche Surachs abfassen, wem ihr meint, ihr hättet recht mit eurem Vorwurf, der Qur’an könnte von einem anderen als Allah verfasst worden sein. (Qutb)

Vergleiche auch Surach 17:88. (Asad)

 

 

14. Und wenn sie49 euch nicht antworten,50 dann wisset, dass (all dies als Offenbarung) herabgesandt worden ist mit Wissen Allahs,51 und dass es keine Gottheit gibt außer Ihm. Wollt ihr euch (Ihm) also nicht ergeben?"52

 

49. Diejenigen, an die diese Aufforderung gerichtet ist. (Darjabadi)

 

50. Den besten arabischen Schriftstellern ist es nie gelungen, etwas ähnliches wie den Qur’an hervorzubringen. (Darjabadi) V

ergleiche auch Surach 2:24. (Asad)

 

51. Er allein ist in der Lage, eine solche Offenbarung zu schicken. Allein das Wissen Allahs ist der Garant dafür, dass der Qur’an in dieser vollkommenen Form herabgesandt wurde, der Qur’an, der all jene Beweise Seines allumfassenden Wissens beinhaltet über die Welt, alle Gesetze und die menschlichen Angelegenheiten in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. (Qutb)

 

52. Wollt ihr euch auch jetzt noch weigern, an den Ursprung Allahs des Qur’an den Iman zu verinnerlichen? (Darjabadi)

Dies müsste die Schlussfolgerung sein aus dem Unvermögen der von den Götzendienern zu Hilfe gerufene Götter, dass es nur einen Gott geben kann, Der die Fähigkeit besitzt, diesen Qur’an zu verfassen. (Qutb)

 

 

15. Wer sich das diesseitige Leben mit seinen Annehmlichkeiten,53 denen werden Wir den Lohn ihres Tuns voll ständig zukommen lassen.

 

53. Ohne Berücksichtigung des zukünftigen Lebens. (Darjabadi)

Bei den Menschen, die den Qur’an ablehnen, handelt es sich meistens um solche, die dem Leben in dieser Welt und seinen Annehmlichkeiten den größten Wert beimessen. Ihr Materialismus veranlagt sie zu ihrer ablehnenden Haltung, denn ihrer Ansicht nach sollte es diesbezüglich keine Restriktionen geben wie der Qur’an sie fordert. Sie entschlossen sich zuerst zu dieser Haltung und suchten sich dann Argumente dafür (wie sie teilweise im Qur’an erwähnt werden), wobei sie sich selbst und andere betrügen. (Maududi)

 

54. Wenn materialistsch orientierte Menschen die Pracht dieser Welt suchen, dann wird sie ihnen im vollen Maße zugeteilt. Aber es ist eine trügerische Pracht, die mit der Verneinung des geistigen Lebens verbunden ist, das von der Leitung durch das innere Licht und der Offenbarung Allahs herkommt. Vergleiche auch unten Ajach 17.

(Juusuf `Allii)

Jede Mühe auf dieser Erde trägt ihre Früchte. Wer sich nur um das diesseitige Leben müht und dafür arbeitet, der erntet auch die Früchte seines Handelns in dieser vergänglichen Welt, wie er es erstrebt hat. Im zukünftigen Leben bleibt ihm jedoch nichts als das Feuer, weil er sonst nichts dafür vorausgeschickt und es nicht mit in seine Rechnung einbezogen hat. Es ist jedoch wichtig zu wissen, dass das Vorausschicken für das zukünftige Leben den Wirken für das diesseitige Leben nicht im Wege steht. Die Mühe ist bei beiden die gleiche, nur mit dem einen Unterschied, dass man Allahs. Wohlgefallen ins Auge fasst beim Handeln in dieser Welt. Dies schmälert den Wert dieses Handelns keineswegs, sondern segnet die Mühe und fügt dem Glück des Jenseits das des Diesseits hinzu. (Qutb)

 

 

16. Das sind diejenigen, denen im Jenseits nichts anderes zusteht als das Feuer,55 und nutzlos ist das, was sie auf Erden getrieben haben und vergeblich ist all das, was sie zu tun pflegten.56

 

55. Dies ist eine eindeutige Warnung für diesseitsorientierte Menschen. Sie sollen wissen, dass ihnen ihre Bemühungen voll vergolten werden, und zwar in diesem Leben, wie sie es angestrebt haben. Aber sie bekommen nichts im zukünftigen Leben. Vergleiche auch Surach 10:8 (Maududi)

 

56. Da die rechte Absicht fehlte, sind ihre Handlungen fruchtlos. (Darjabadi)

Ihre Taten auf Erden, die äußerlich den Anschein von Rechtschaffenheit und Güte getragen haben, waren nicht dazu angetan, ihre Seelen zu läutern. Sie suchten damit nicht Allahs Nähe, sondern nur Achtbarkeit und Ehre auf Erden. Dies trägt keine Früchte im Jenseits. (Al-Manar)

 

 

17. Kann denn der, der sich an die klaren Beweise von seinem Herrn heilt,57 und dem ein Zeuge von Ihm58 ihn vor trägt,59 und dem das Buch von Musa als Leitung60 und Barmherzigkeit vorausging (unredlich sein)? Diese verinnerlichen den Iman daran61 Wer aber nicht daran den Iman verinnerlicht von den Parteigängern,62 für den wird das Feuer sein verheißener Ort sein. Daran sollst du nicht zweifeln,63 denn dies ist gewiss die Wahrheit von deinem Herrn, doch64 die meisten Menschen verinnerlichen den Iman nicht!

 

57. Dieser Ajach dienst als ein Vergleich zwischen dem, der den Qur’an befolgt und mit ihm rechtleitet, und dem, der ihn aus Unwissenheit und Gedankenlosigkeit oder aus Halsstarrigkeit leugnet. (Al-Manar)

Ist der Kafir, dessen Handlungen fruchtlos sind, mit dem Muslimen vergleichbar? (Darjabadi)

Der Muslim ist derjenige, der die eindeutigen Beweise angenommen hat, die in seinem eigenen Ich, in der Ordnung von Himmel und Erde und im System des Universums zu finden sind und die auf den Einen Schöpfer hinweisen, Der diese Welt reagiert und erhält. Diese Erkenntnis fuhrt ihn zu der Schlussfolgerung, dass es nach diesem Leben ein weiteres Leben geben muss, in dem der Mensch seinem Herrn Rechenschaft ablegt und wo ihm für seine Handlungen in dieser Welt vergolten wird. (Maududi)

 

58. „Ein Zeuge von Ihm oder von Seiner Wahrheit“: nämlich der Qur’an, der dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, offenbart wurde, vergleichbar mit der ursprünglichen Offenbarung, die Musa, Allahs Segen und Frieden auf ihm erhalten hat. Wir unterscheiden nicht zwischen der einen wahren Botschaft und der anderen, ja nicht einmal zwischen dem einen Propheten und dem anderen, denn sie alle kommen von dem Einen wahren Gott. (Juusuf `Allii)

 

59. Er befolgt den Qur’an, der an sich ein Zeuge dafür ist, von Allah offenbart worden zu sein. (Qutb)

Das ganze Leben des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war ein Zeugnis von Allah und vom Qur’an. (Darjabadi)

Wörtlich: „was ein Zeuge von Ihm vorträgt“ oder „verkündet“. Nach Samachsari, Rasi und anderen klassischen Kommentatoren bezieht sich diese Wendung auf den Qur’an, deswegen übersetzte ich “Schahid“ mit Zeugnis dieser Begriff auf den Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, bezieht, wie einige Kommentatoren annehmen, oder auf den Engel Dschibril, der die Offenbahrung übermittelte, muss er mit “Zeuge“ übersetzt werden. Für welche Interpretation man sich auch entscheidet, der Sinn bleibt derselbe, denn der Qur’an wurde durch Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, offenbart und durch letzteren der Welt verkündet. (Asad) Der Qur’an bezeigt die natürlichen und rationalen Beweise, die der Mensch aus seinem eigenen Inneren und aus seiner Umgebung aufgenommen hat. (Maududi)

 

60. “Imam“: das arabische Wort bedeutet hier Führung, etwas, was den Menschen zum rechten Weg lenkt. Eine solche Leitung und Führung ist ein Beispiel für Allahs Barmherzigkeit dem Menschen gegenüber. Sowohl der Qur’an als auch Prophet Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, werden als Führer bezeichnet, und diese Bezeichnungen sind auch auf andere heilige Schriften und Gesandte Allahs anwendbar. (Juusuf `Allii)

Imam bedeutet auch „Modell“ oder „Vorbild“, etwas, das anzustreben oder dem nachzueifern ist. (Darjabadi)

 

61. „Diejenigen, die (diese Botschaft verstehen - sie allein) verinnerlichen den Iman daran" Die elliptische Ausdrucksweise in diesem Abschnitt ist vergleichbar mit Surach 10:103, (Asad)

Die vorigen Ajachs handelten von den materialistisch eingestellten Menschen, die die Botschaft des Qur’an unter dem einen oder anderen Vorwand ablehnten. In diesem Vers werden ihnen diejenigen gegenübergestellt, die bereits deutliche Zeichen Allahs und Hinweise auf das zukünftige Leben aus ihrem eigenen Inneren und ganzen Universum herausgelesen haben und diese nun im Qur’an bezeugt finden, so wie sie in den Schriften Musas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, bezeugt waren. Diesen überzeugenden Hinweisen gegenüber können sie nicht ihre Augen verschließen, und sie glauben an die Botschaft. (Maududi)

 

62. “Hisb“ bedeutet Sekte oder Partei. In diesem Falle sind die mächtigen zeitgenössischen Religionsgemeinschaften gemeint, beispielsweise die Juden. (Darjabadi)

Die sich in feindseliger Haltung gegenüber der Botschaft des Qur’an zusammenschließen, ohne wirklich seine Bedeutung zu verstehen. Die „historische" Identifikationen der “Achsab“ (Sekten, Parteien) mit den kafir Arabern, die sich in ihrer Feindschaft gegenüber dem Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zusammenschlossen, so wie es einige Kommentatoren erklären, ist in diesem Zusammenhang eindeutig zu eng gefasst. (Asad)

 

63. Mit diesem Satz ist der Leser angesprochen. (Darjabadi)

Rasi weist darauf hin, dass die einleitende Konjunktion “fa“ („und so“ oder „und darum“) diesen Satz mit den Ajachs 12-14 verbindet. Angesichts des Folgenden ist dies sehr überzeugend. (Asad)

 

64. Trotz klarer Hinweise und Zeichen. (Darjabadi)

Wörtlich: „aber" oder „trotzdem“. (Asad)

 

 

18. Und wer ist also ungerechter als jener, der eine Lüge gegen Allah erdichtet?65 Diese werden vor ihren Herrn gebracht werden, und jene, die Zeugnis ablegen,66 werden sagen: Diese sind es, die wider Allah gelogen haben. Führwahr, der Fluch Allahs kommt über die Ungerechten.67

 

65. Hier wird die Unterstellung der Kafirs zurückgewiesen, der Qur’an sei von Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, selbst verfasst (vergleiche oben, Ajach 13 sowie Surach 10:17) und danach Allah zugeschrieben worden. (Asad)

Was die Ungerechten sonst Allah zuschrieben, war etwa folgendes: Er habe Teilhaber an Seiner Macht, in Seinen Rechten und an der Verehrung; oder: Er habe nichts mit der Leitung und Führung Seiner Geschöpfe zu tun, Er habe keinen Propheten und keine Schrift zu ihrer Rechtleitung gesandt, sondern habe es den Menschen freigestellt, zu leben, wie es ihnen gefällt; oder: Er habe die Menschheit sinnlos erschaffen, und es gebe keine Rechenschaft und Vergeltung im zukünftigen Leben. (Maududi)

Lügen gegen jemanden zu erfinden, ist ein verwerfliches Vergehen. Es ist nicht nur eine Ungerechtigkeit gegenüber der Wahrheit, sondern auch gegenüber der Person, gegen die es gerichtet ist. Umso abscheulicher ist es, wenn diese Lügen gegenüber Allah ersonnen werden. (Qutb)

 

66. “Aschhad“: Zeugen sind jene, die mit der Zeugenschaft beauftragt werden. Dies sind die Engel, die die Taten der Menschen niederschreiben, die gesandten Propheten und die Mu’mins. (Al-Manar)

Die Zeugen sind die Engel, Gesandten und Mu’mins, oder es ist die Gesamtheit der Menschen (Qutb)

 

66. Wörtlich: „die Zeugen“. Die meisten frühen Kommentatoren sind der Ansicht, damit seien die Engel gemeint, die die Handlungen der Menschen registrieren, während andere das Wort auf die Propheten beziehen, die am Tag des Gerichts aufgerufen werden, für oder gegen die Gemeinschaft auszusagen, zu der sie gesandt worden waren. Ad-Dachhak sieht diese Interpretation in Surach 16:84 gestützt, wo „Zeugen aus jeder Gemeinschaft“ erwähnt werden - ein Ausdruck, der in diesem Zusammenhang eindeutig nur auf Menschen angewendet werden kann. (Asad)

 

67. Das Wort “SAlliim“ (wörtlich: “Ungerechter“) bezeichnet hier die Götzendiener. Das sind nämlich diejenigen, die falsche Aussagen über Allah machen, um die Menschen von Seinen Wegen abzulenken. (Qutb)

Der Begriff “La'na“ wird gewöhnlich nicht ganz exakt mit „Fluch“ übersetzt. In erster Linie ist er jedoch gleichbedeutend mit “Ib'ad“ („Entfremdung“, „Verbannung“) im moralischen Sinne und bedeutet daher „Zurückweisung von allem Guten“. Bezogen auf Allah bedeutet es dann, dass der Ungerechte „von Seiner Gnade ausgeschlossen ist.“ (Asad)

 

 

19. Jene, die (andere) vom Pfade Allahs ablenken68 und ihn zu krümmen suchen.69 Und sie sind es, die nicht ans Jenseits den Iman verinnerlichen.70

 

68. Zusätzlich zu ihrem eigenen Kufr. (Darjabadi)

Dieser Ajach soll sozusagen in Klammern einige Eigenschaften der Ungerechten beschreiben, die bewirkt haben, dass Allah ihnen Seine Gnade entzogen hat. (Maududi)

 

69. Um andere irrezuführen und zu verleiten. (Darjabadi)

Sie wollen dem rechten Weg nicht folgen, sondern ihn krümmen, das heißt ihren Vorurteilen, Launen und abergläubischen Vorstellungen angleichen. (Maududi)

 

70. Vergleiche Surach 7:45. (Juusuf `Allii)

Sie verinnerlichen den Iman weder an die Auferstehung noch an die Vergeltung.(Al-Manar)

 

 

20. Sie sind diejenigen, die sich in keiner Weise (Ihm) entziehen können auf Erden,71 und die außer Allah keine Beschützer haben.72 Die Strafe wird ihnen verdoppelt werden,73 und sie können weder hören, noch können sie sehen.74

 

71. „Sie können nicht (der endgültigen Abrechnung) auf der Erde entgehen“: dieser Einschub ist notwendig, weil dies ein elliptischer Satz ist. Nach Tabari und anderen ist der Sinn folgender: während Allahs Strafe die erwähnten Ungerechten auf Erden treffen kann, trifft sie sie mit Sicherheit im zukünftigen Leben. Vergleiche auch Surach 3:185. (Asad)

 

72. Die ihnen helfen und sie vor Allah schützen. Diese ließ Allah auf Erden ohne Strafe, um ihnen im Jenseits doppelt zu vergelten. (Qutb)

 

73. Vergleiche Surach 7:38. In diesem Zusammenhang ist impliziert, dass sie zweifaches Unrecht begangen haben:

1. indem sie falsche Aussagen über Allah gemacht haben, wodurch sie ihrem eigenen Seelenleben Schaden zugefügt haben, und

2. indem sie andere vom Wege Allahs abgelenkt oder behindert haben. Auf diese Weise haben sie ihre geistige Wahrnehmungsfähigkeit abgestumpft, so dass sie Allahs Wort nicht mehr hören und Allahs Licht nicht mehr sehen können. (Juusuf `Allii)

Vergleiche Surach 7:38. (Asad)

 

74. Wörtlich: „sie waren nicht in der Lage zu hören, und sie sahen nicht." Vergleiche auch Surach 2:7 und 7:179. (Asad)

 

 

21. Sie sind es, die sich selbst verloren haben,75 und was sie ersonnen haben, hat sie im Stich gelassen.76

 

75. Das ist der schwerste Verlust für einen Menschen, denn wer sich selbst verloren hat, dem nützt nichts mehr von alledem, was er erworben hat. (Qutb)

 

76. Ihre falschen Götter haben sie im Stich gelassen. (Darjabadi)

Das sind auch die von ihnen erfundenen Fürsprecher und Mittler zwischen ihnen und Allah. (Al-Manar)

Dies umfasst nicht nur falsche Vorstellungen von der Existenz irgendeiner wirklichen Macht außer Allah (angeblich göttlicher oder pseudogöttlicher Wesen), sondern auch trügerische Ideen und eindrucksvolle Halbwahrheiten, die den Verstand täuschen sollen (vergleiche Surach 6:112), wie etwa „Glück“, Reichtum, persönliche Macht, NationAlliismus, deterministischer Materialismus und ähnliches, alles, was dem Menschen seinen klaren Blick für geistige Werte nimmt und ihn so veranlasst, sich selbst zu verlieren. (Asad)

Ihre selbsterdachten Theorien über Allah, das Universum und ihr eigenes Leben, auf die sie sich verlassen hatten, erweisen sich jetzt als falsch und unbegründet. (Maududi)

 

 

22. Zweifelsohne werden sie im Jenseits die größten Verlierer sein.77

 

77. Ihr Verlust ist so gewaltig, dass er seinesgleichen sucht, nachdem sie sich selbst im Diesseits wie auch im Jenseits verloren haben. (Qutb)

 

 

23. Diejenigen aber, die den Iman verinnerlichen und das Rechte tun und sich ihrem Herrn in Demut unterwerfen,78 sind wahrlich die Bewohner des Paradieses. Ewig werden sie dort verweilen.79

 

78. Demut vor ihrem Herrn, nämlich vor Allah. Es ist keine Tugend, sondern eher das Gegenteil, sich vor Menschen zu erniedrigen. Jedoch dürfen wir auch Menschen gegenüber nicht arrogant sein, weil wir vor Allah demütig sind. Wahre Demut beeinträchtigt auch nicht das Selbstvertrauen, denn wirkliches Selbstvertrauen entsteht aus dem Vertrauen auf Allahs Beistand und Hüfe..(Juusuf `Allii)

Ihre Seelen haben Ruhe und Frieden gefunden und ihre Herzen sind durch das Gedenken Allahs und Lobpreisungen Seiner (Majestät) zur Sanftmut gelangt. Sie haben es zurecht verdient. (Al-Manar)

 

79. Hiermit endet der in Ajach 20 begonnene Gedankenweg.

 

 

24. Das Gleichnis dieser beiden Menscharten80 ist wie das des Blinden und Tauben und dessen, der sehen und hören kann.82 Sind sie einander etwa gleichzusetzen?83 Wollt ihr nicht nachdenken?

 

80.    Wörtlich: „zwei Gruppen“, nämlich die Muslime und diejenigen, die die heilige Schrift ablehnen. (Asad)

 

81. Die Kafirs, denen die geistige Wahrnehmung fehlt. (Darjabadi)

Siehe oben Ajach 20 sowie Surach 2:7 und 7:197. (Anm. d. Übers.)

 

82. Die Muslime, die Allahs Botschaft mit offenen Ohren und Augen aufnehmen. (Darjabadi)

 

83. Die einen ohne jede Orientierung, die anderen zielgerichtet auf dem rechten Weg. (Darjabadi)

Vergleiche auch Surach 3:59. (Asad)

Die Antwort ist schon in der Frage enthalten. Es ist offensichtlich, dass jemand, der weder seiner Weg sieht noch jemandem zuhört, der ihm raten kann, bald auf ein Hindernis stoßen oder sich verirren wird. Demgegenüber wird jemand, der seinen Weg sieht und sich führen lässt, sicher an sein Ziel gelangen. Weder das Verhalten der beiden noch das Endergebnis sind vergleichbar. (Maududi)

 

 

Abschnitt 3

 

25. Und wahrlich,84 Wir entsandten Nuch (mit derselben Botschaft) und er sprach zu seinem Volk: „Ich warne euch wahrlich mit Nachdruck,

 

84. Die Konjunktion „und“ am Anfang dieses Ajachs verknüpft offensichtlich diesen Ajach mit dem Anfang dieser Surach und betont die Tatsache, dass die grundlegende Botschaft des Qur’an die selbe ist wie die, die von allen früheren Propheten übermittelt wurde. Ich übersetze daher: „Und wahrlich, Wir sandten Nuch mit derselben Botschaft zu seinem Volk.“ (Asad)

Vergleiche Surach 7:59-64. (Maududi)

 

 

26. Dass ihr niemanden anbeten sollt außer Allah.85 Wahrlich, ich fürchte (sonst) für euch die Strafe eines schmerzlichen Tages.

 

85. Dies ist die Grundlage der Botschaft Allahs und Warnung. (Qutb)

Nuchs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Volk war das erste, das Allah Teilhaber und ebenbürtige Partner zur Seite gestellt hat. Nuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, selbst war der erste Gesandte, den Allah zu den Erdenbewohnern schickte. (Al-Manar)

Schmerzlich für die, die sich gegen Allah und Seine Botschaft auflehnen. (Al-Manar)

 

86. Nuchs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Botschaft richtet sich an eine Welt, die in Ungerechtigkeit verstrickt war. Wie jeder prophetische Auftrag, so bestand auch Nuchs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Aufgabe einmal darin, die Menschen vor dem Bösen zu warnen und sie zur Einsicht zu rufen, und zum anderen in der Verkündung der frohen Botschaft von Allahs Gnade für alle, die sich Allah zuwenden. Insofern war er eine Führung und Barmherzigkeit für die Menschen (Juusuf `Allii)

Wie in Surach 7:59 kann sich dies sowohl auf die bevorstehende FLuut beziehen als auch auf den Tag des Gerichts. (Asad)

In Surach 10:2-3 wird Prophet Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in den Mund gelegt. (Maududi)

 

 

27. Doch die Vornehmen seines Volkes, die kafir waren, sagten: „Wir sehen in dir einen Menschen wie unseresgleichen,87 und wir sehen niemanden dir folgen außer den Niedrigsten unter uns,88 den Gedankenlosen,89 und wir sehen (auch) nicht, dass euch90 uns gegenüber irgendwelche Gunst zuteil geworden ist.91 In der Tat, wir betrachten euch als Lügner“!92

 

87. Die Antwort der hochmütigen Adligen aus Nuchs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Volk war fast identisch mit der der vornehmen Quraischiten. Sie wurden wie alle Hochgestellten in jedem Volk durch ihren hohen Rang auf Erden verblendet. (Qutb)

Dies ist ein immer wiederkehrendes Argument götzendienerischer Völker. Ein Gesandter Allahs muss ihrer Ansicht nach ein Übermensch sein und an der Macht Allahs teilhaben. (Darjabadi)

 

88. Arme Menschen werden hier als „niedrig und gemein“ bezeichnet. (Qutb)

Deren Ansichten keinerlei Gewicht haben kann. (Darjabadi)

Wie aus den Geschichten aller Propheten hervorgeht, besonders denen von Isa und später von Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, gehörten die meisten ihrer ersten Anhänger den untersten Gesellschaftsschichten an, Sklaven, Arme und Unterdrückte, denen die Botschaft Allahs die Verheißung einer gerechteren Gesellschaftsordnung auf der Erde und die Hoffnung auf Glück im zukünftigen Leben gab. Gerade der revoLuutionäre Charakter jedes prophetischen Auftrages hat bei den Angehörigen der privilegierten Gesellschaftsschichten und denen, die um jeden Preis die gegebene Ordnung aufrechterhalten wollten, solche Aversionen ausgelöst. (Asad)

 

89. Leute, die sich selbst als „besser gestellt“ betrachten, haben immer diese und ähnliche Bezeichnungen für die Muslime bereit. (Qutb)

Die sich dadurch rein emotionale Impulse haben davontragen lassen. (Darjabadi)

„Deine Anhänger sind doch nur unerfahrene Jugendliche, Sklaven oder Ungebildete, lauter solche Leute, die leicht zu beeinflussen sind und denen der gesunde Menschenverstand fehlt. (Maududi)

 

90. Dem Propheten selbst und den Muslimen. (Darjabadi)

 

91. Ihr seid uns weder an Reichtum noch an Einfluss überlegen. (Darjabadi)

Ihr behauptet, dass Allah die Muslime segnet, und dass diejenigen, die nicht eurer Lebensweise folgen, Allahs Zorn verdient haben. Aber genau das Gegenteil scheint der Fall zu sein, denn wir sind diejenigen, die Geld, Sklaven und Macht haben, während ihr nichts dergleichen besitzt. Mit welcher Begründung solltet ihr dann besser sein als wir? (Maududi)

 

92. Drei starke menschliche Regungen veranlassten die Kafirs, Allahs Gnade zurückzuweisen:

1. Neid auf andere Menschen. Sie sagten: „Ihr seid nicht besser als wir“, wobei sie die Überlegenheit des Propheten halb wahrnahmen, halb ignorierten.

2. Verachtung der Schwachen und Armen, die oft intellektuell, morAlliisch und geistig besser sind. Sie sagten: „Wir können nicht den Iman verinnerlichen oder tun, was dieser Pöbel an Iman verinnerlicht oder tut.“

3. Arroganz und Eingenommenheit von sich selbst. Dies entspricht Punkt 2, aber von einem anderen Gesichtspunkt her. Sie sagten: „Wir sind besser als ihr allesamt.“ Allahs Botschaft wendet sich gegen alle drei Haltungen. Aber alles, was sie dagegen einzuwenden haben, sind keine logischen Argumente, sondern Schmähungen und der Vorwurf, gelogen zu haben. (Juusuf `Allii)

 

 

28. Da sagte er: „Oh mein Volk!93 Seht ihr nicht, dass ich klare Beweise habe von meinem Herrn und Er mir Seine Barmherzigkeit hat zuteil werden lassen,94 während ihr demgegenüber blind seid, - sollen wir95 sie euch dann aufzwingen, auch wenn es euch verhasst ist?96

 

93. Diese Anrede ist der Ausdruck seiner Zuneigung zu seinem Volk und ein Hinweis, dass das, wozu er sie einlädt, ein Heil für sie darstellt. (Al-Manar)

 

94. Das Prophetentum und die lehrende Offenbarung sind eine besondere Barmherzigkeit Allahs für den, der sich dadurch leiten lässt. (Al-Manar)

Er gewährte mir diese Eigenschaften, die zur Überbringung Seiner Botschaften erforderlich sind. (Qutb)

Dasselbe wird von Surach 5:19 Prophet Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in den Mund gelegt: „Zunächst habe ich die Wahrheit der Einheit Allahs wahrgenommen, indem ich Allahs Zeichen im Universum und in meinem eigenen Inneren beobachtet habe. Dasselbe wurde mir dann durch die Offenbarung bestätigt.“ Alle Propheten erwerben ihr Wissen vom „Verborgenen“ zunächst durch Beobachtung und Betrachtung. Dann segnet Allah sie mit dem wirklichen Wissen, wenn Er sie zu ihrer Aufgabe beruft. (Maududi)

Nuchs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Antwort (wie auch die des späteren Gesandten Allahs in Makkach und Medina) ist ein Beispiel an Demut, Freundlichkeit, Kompromisslosigkeit, Überzeugungskraft, Aufrichtigkeit und Liebe zu seine, Volk. Er setzt sie zunächst auf zurückhaltende Weise davon in Kenntnis, dass er von Allah beauftragt ist. Dann teilt er ihnen mit, dass seine Botschaft selbst in ihrem Aspekt der Warnung eine Botschaft der Gnade ist, obgleich diese Gnade ihnen in ihrer Arroganz vielleicht nicht erkennbar ist. Er erklärt ihnen offen, dass es im Diin keinen Zwang geben kann: aber wollen sie denn nicht das anerkennen, was zu ihrem eignen Nutzen ist? So versucht er, sie zu überzeugen, nicht von oben herab, sondern als einer von Ihnen. (Juusuf `Allii)

 

95. Wir: der Prophet und die Muslime. (Darjabadi)

 

96. Es ist für uns physisch unmöglich, euch die wahre Lehre aufzuzwingen, wenn ihr sie absichtlich verwerft und es ablehnt, ruhig und sachlich darüber nachzudenken. (Darjabadi)

Dies bezieht sich auf die grundlegenden Lehren des Qur’an, dass es „keinen Zwang im Diin gibt“ (vergleiche Surach 2:256), sowie auf die wiederholte Aussage, dass ein Prophet nichts weiter ist als ein Warner und ein Übermittler der frohen Botschaft, was bedeutet, dass seine Aufgabe nur darin besteht, die ihm offenbarte Botschaft auszurichten. (Asad)

Islam (Hingabe) ist in erster Linie Überzeugung und Befolgung der Gebote Allahs, und dies kann nicht aufgezwungen werden. Somit ist die Aufgabe eines Propheten nur, zu ermahnen und zu warnen.

(Al-Manar)

 

 

29. Und O mein Volk! Ich verlange dafür keinen Reichtum von euch.97 Wahrlich, mein Lohn wird mir von niemand anderem als Allah zuteil. Und es ist nicht meine Art, jene wegzustoßen,98 die mu’min wurden.99 Denn wahrlich, sie werden ihrem Herrn begegnen.100 Doch euch sehe ich als ein Volk, das töricht ist.101

 

97. Ich habe keine andere Absicht als die, die Menschen zum Diin Allahs aufzurufen, und ich verlange von ihnen keine persönlichen Vorteile dafür. (Qutb)

Es gibt bei mir keine irdischen Hintergedanken bei meinem Anspruch, Allahs Gesandter zu sein. (Darjabadi)

 

98. Dieser Punkt in Nuchs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Ansprache erwidert ihren Vorwurf, er betrüge sie, um seine eigenen Interessen durchzusetzen. Er sagt: Im Gegenteil, ich verlange von euch keinen Lohn, sondern ertrage alle Schmähungen, denn ich schaue auf Allah statt auf die Menschen. Da sie aber die Armen und Schwachen beschimpfen, die mu’min zu ihm kommen, in der Annahme, er würde sie bald wegschicken, um seine Lehre für einflussreiche Leute attraktiv zu machen, sagt er ihnen offen, dass sie sich irren. In der Tat zögert er nicht zu sagen, dass sie die eigentlichen Unwissenden sind, nicht die Armen, die Allahs Wahrheit suchen. (Juusuf `Allii)

Wie ihr es von mir verlangt. (Darjabadi)

 

99. Dies ist eine Anspielung auf die verächtliche Aussage der Kafirs oben in Ajach 27, dass Nuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nur Angehörige der untersten Gesellschaftsschichten folgten, worin auch die Andeutung enthalten war, dass sie vielleicht Nuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zuhören würden, wenn er diese Leute wegschicken würde (vergleiche Surach 26:111). In den ersten Jahren seines Wirkens musste der Prophet Muchammed, Allahs Segen und frieden auf ihm, den Führern der Quraisch ähnliche Erfahrungen machen. Zahlreiche Überlieferungen zu diesem Thema sind bei ibn Kasir in seinem Kommentar zu Surach 6:52 zu finden. (Asad)

 

100. Bei der Auferstehung, und Allah wird sie ehrenvoll empfangen. Wie kann ich Menschen abweisen, die mein Herr geehrt hat? (Darjabadi)

Ihr wahrer menschlicher Wert wird bekannt, wenn sie ihrem Herrn gegenüberstehen. Es ist deswegen unangebracht, sie in dieser Welt zu verachten. (Maududi)

Von diesen von euch verachteten Leuten kann ich nur sagen, dass Allah allein weiß, wie es in ihrem Inneren steht. Sind sie innerlich so überzeugt, wie sie es nach süßen zeigen, so erwartet sie die beste Belohnung, und kein Mensch darf ihren Diin in Abrede stellen. Wer dies aber behauptet, ist ein Ungerechter, der es unwissentlich tut.

(ibn Kasir)

 

101. Ihr seid zu töricht, um die wahren Werte der Menschen in der Waagschale Allahs zu kennen, oder zu verstehen, dass die Rückkehr aller Menschen zu Allah ist. (Qutb)

 

 

30. Und O mein Volk! Wer würde mir helfen gegen Allah, wenn ich sie wegschicken würde?102 Wollt ihr also nicht nachdenken?103

 

102. Diese Frage drückt Nuchs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Mitbiligung ihres Verlangens aus. (Al-Manar)

Ein Prophet ist wie jeder andere Mensch Allahs Gesetz unterworfen und kann von Allah bestraft werden. (Darjabadi)

Wer sollte mich vor Allah beschützen, wenn ich gegen Seine Maßstäbe verstoße und den Muslimen unter Seinen Dienern unrecht tue, wenn ich die falschen irdischen Maßstäbe anerkenne, die Maßstäbe, zu deren Abschaffung ich gesandt worden bin. (Qutb)

 

103. Nachdem ihr in eurem jetzigen Zustand den aufrichtigen Maßstab, der euch von Natur aus mitgegeben wurde, vergessen habt. Könnt ihr nicht nachdenken, um zu wissen, dass diese Schwachen Allah haben, Der ihnen beisteht und euch für euer Vergehen gegen sie straft? Ebenso eindringlich weist Nuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hin, dass er ein Mensch ist wie jeder andere und nur seine Pflicht tut. Können sie ihn daran hindern? Sollten sie nicht vielmehr selbst die Wahrheit einsehen und sich der Gemeinschaft der Muslime anschließen?

(Juusuf `Allii)

 

 

31. Und ich sage nicht zu euch,104 dass mir dass Verfügungsrecht über die Schätze Allahs105 gegeben worden ist, noch kenne ich das Verborgene, Und ich erkläre nicht: „Ich bin ein Engel,"106 noch sage ich jenen, die in euren Augen107 verachtenswert sind, dass Allah ihnen los nicht Gutes gewähren wird,109 denn Allah weiß sehr wohl, was in ihren Seelen110 ist. Denn täte ich, dies, dann würde ich fürwahr zu denen gehören, die unrecht tun.“111

 

104. Dies ist die Fortsetzung der Ansprache Nuchs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, an sein Volk, und deswegen entfällt sie sonst gebrauchte Anrede. Nuch weist in diesem Ajach drei Dinge von sich, die die Götzendiener als notwendige Eigenschaften eines jeden Gesandten Allahs ansahen. (Al-Manar)

Weiterhin führt Nuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, an, dass er nicht irgendein Wahrsager ist der wertlose Geheimnisse enthüllt oder ein Engel aus einer anderen Welt ohne jede Verbindung und Gemeinsamkeit mit seinen Zuhörern. Er ist ein Mensch, der ihr Gutes will und der eine wahre Botschaft von Allah bringt. (Juusuf `Allii)

 

105. Als erstes weist Nuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, von sich, ein Reicher zu sein oder die Fähigkeit zu besitzen, jemanden reich zu machen. (Qutb)

Vergleiche Surach 6:50. (Juusuf `Allii)

Die unermesslichen Schätze Seiner Allmacht und Allwissenheit. (Darjabadi)

 

106. Vergleiche Surach 5:50 und 7:188 (Asad)

Ich bin ein Mensch und habe nie behauptet, mehr zu sein als das. Allah hat mir lediglich in Wissen und Handeln den rechten Weg gewiesen, und das könnt ihr auf jede erdenkliche Weise überprüfen. Stattdessen stellt ihr mir Fragen über das „Verborgene“, von dem ich nie behauptet habe, es zu kennen, oder ihr fordert mich auf, euch Allahs Schätze zu bringen, die zu besitzen ich nie behauptet habe. Ihr werft mir vor, dass mein physisches Leben wie das jedes anderen Menschen ist, obwohl ich nie behauptet habe, ein Engel oder ein Übermensch zu sein. Ihr solltet mich lieber über die wahre Lehre, die Prinzipien der Ethik und die Grundlagen der Kultur fragen statt über zukünftige Ereignisse, die voraussagen zu können ich nie behauptet habe. (Maududi)

 

107. So wie ihr gewöhnlich verächtlich sagt. (Darjabadi)

Nur um eure Arroganz zu befriedigen. (Qutb)

 

108. Nuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, schließt seine Argumentation nicht ab, ohne die Muslime zu verteidigen, die von den Reichen verachtet werden, weil sie keine irdischen Güter besitzen. Er sagt eindeutig, dass Allah in diesen vielleicht etwas sieht, was ihnen, den Arroganten, fehlt. Nur Er, der alle Geheimnisse kennt, kann ihre geistigen Fähigkeiten richtig einschätzen. Er selbst, Nuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, kann nur seinen eigenen Iman bekennen. (Juusuf `Allii)

Die armen und verachteten Anhänger oben in Ajach 27 erwähnt worden sind. Vergleiche auch Fußnote 88. (Asad)

 

109. Die Kafirs hatten Nuchs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Anhängern Opportunismus vorgeworfen und behauptet, sie würden niemals irgendwelche geistigen Werte erlangen. (Darjabadi)

 

110. Wörtlich: „alles, was in ihnen selbst ist.“ (Asad)

Ich kann sie nur nach ihrem Äußeren beurteilen und dies veranlasst mich, sie zu ehren und zu schätzen und für die Hoffnung zu leben. Allah möge sie belohnen. (Qutb)

 

111. Wenn sie Mu’mins sind und ich ihren Iman in Zweifel ziehe, dann trifft mich gewiss der Tadel. (Darjabadi) Dies wäre eine Ungerechtigkeit' gegenüber der Wahrheit, zu deren Verkündung ich gekommen bin, eine Ungerechtigkeit gegen mich selbst, weil ich damit Allahs Zorn auf mich ziehen würde, und schließlich ein Unrecht gegenüber der gesamten Menschheit, da ich ihr etwas überbringe, womit Allah mich zu ihnen geschickt hat. (Qutb)

 

 

32. Da sagten sie: „O Nuch Du hast genug mit uns gehadert und gar viel mit uns gestritten.112 So bring uns herbei, was du uns androhst, wenn du wahrhaft bist!“113

 

112. Ohne uns damit zu überzeugen. Vergleiche auch Surach 71:5-6. Die zunehmende Abneigung seiner Zeitgenossen gegenüber Nuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ist bereits in Surach 10:71 geschildert worden. (Asad)

Wir sind des Debattierens überdrüssig. (Maududi)

 

113. Siehe oben Ende von Ajach 26. (Asad)

Auf Nuchs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Ansprache geben die Oberhäupter seines Volkes ihre typische Antwort, die in ihrem aggressiven Geist genau die Antithese zu Nuchs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sanfter Ermahnung ist. Nachdem er sie freundlich und geduldig ermahnt hat, werfen sie ihm ungeduldig vor, mit ihnen zu streiten und „den Streit zu verlängern“. Sie sind nickst in der Lage, auf seine Argumente zu antworten. Darum kommen sie mit ihren ironischen, arroganten Herausforderung, doch „den Untergang, den er voraussagte, herb wenn er die Wahrheit sagt!“ (Juusuf `Allii)

 

 

33. Er sagte: Wahrlich, Allah wird es herbeiführen, wenn Er will,114 und ihr könnt euch dem nicht entziehen.115

 

114. Ich bin nicht in der Lage, eine Katastrophe herbeizuführen, denn ich bin nur ein Verkünder und Warner. (Darjabadi)

Die Macht dazu hat Allah allein, und nicht ich. Er bringt Seine Strafe zu der von Ihm entsprechend Seiner Weisheit festgesetzten Zeit. (Al-Manar)

 

115. Die Antwort auf ihre unverschämte Herausforderung konnte nur sein: „Ich habe nie behauptet, euch bestrafen zu können. Die Strafe liegt in Allahs Hand, und Er weiß am besten, wann die Zeit reif dafür ist. Nur das eine kann ich euch sagen: Seine Strafe ist sicher, wenn ihr nicht umkehrt, und wenn sie kommt, seit ihr nicht in der Lage, sie abzuwenden." (Juusuf 'Allii)

 

 

34. Mein Rat wird euch nicht nützen, auch wenn ich euch noch so gern ein guter Ratgeber sein machte, wenn Allah will, dass ihr dem Irrtum verfallt.116 Er ist euer Herr,117 und zu Ihm werdet ihr zurückgebracht.“

 

116. Infolge euer hartnäckigen Ablehnung und Arroganz. (Darjabadi)

Nuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, trauert um sein Volk, das seinem eigenen Untergang entgegengeht. Alle seine Bemühungen waren vergeblich. Da sie so hartnäckig sind, verlieren sie Allahs Gnade. Wer kann ihnen dann noch helfen, und was nützt jeder gute Rat? Er wird jedoch wiederum versuchen, sie zu ermahnen und an ihren Herrn zu erinnern. Denn ihre endgültige Rückkehr zu ihrem Herrn ist sicher, und sie werden sich für ihr Verhalten verantworten müssen. (Juusuf 'Allii)

Nach einigen Kommentatoren ist der Ausdruck an “judschgwijakum“ (wörtlich: „dass Er euch auch irregehen lässt“) so zu verstehen, dass „Er euch für eure Ungerechtigkeit straft“ (Al-Hasen Al-Basri) oder dass „Er euch vernichtet" (Tabari) oder dass „Er euch das Gute entzieht“ (Al-Dschubba'i). In diesem Zusammenhang ziehe ich jedoch die Übersetzung vor: „wenn es Allahs Wille ist, euch eurem schwerwiegenden Irrtum zu überlassen.“ Dies entspricht nämlich der Lehre des Qur’ans von Allahs Gesetzmäßigkeiten (Sunnach Allah) im Hinblick auf diejenigen, die sich hartnäckig weigern, die Wahrheit anzuerkennen. Diese Interpretation wird weiterhin bei Samachsari in seiner Erläuterung zu Surach 14:4 gestützt. (Asad)

 

117. Gegen Den ihr rebelliert. (Darjabadi)

Euer Geschicke liegen in Seiner Hand. (Qutb)

 

 

35. Oder behaupten sie:118 „Er hat ihn ersonnen!" Sprich: „Wenn ich ihn er sonnen hätte,119 dann komme meine Sünde über mich! Doch ich bin frei (von Verantwortung) von dem, was ihr an Sünden begeht."120

 

118. Die kafir Mekkaner. Beachte den Sprung von der Geschichte Nuchs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu der des letzten Propheten. (Darjabadi)

Einige der klassischen Kommentatoren gehen von der Annahme aus, dass dieser Ajach ein Teil der Geschichte von Nuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und seinem Volk ist. In Anbetracht des plötzlichen Wechsels von der Vergangenheitsform in den vorherigen und folgenden Ajachs zur Gegenwart in diesem Ajach ist dies jedoch sehr unwahrscheinlich. Die einzige einleuchtende Erklärung findet sich bei Tabari und ibn Kasir, dass nämlich der ganze Ajach 35 ein an den Propheten Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm,         gerichteter Einschub ist, der sich in erster Linie auf die Geschichte Nuchs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, bezieht, wie sie im Qur’an wiedergegeben ist, und darüber hinaus auf den Qur’an an sich. (Asad)

 

119. Wenn ich den Qur’an selbst verfasst hätte! (Darjabadi)

Dies könnte auf die Mekkaner zutreffen, die behaupteten, der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hätte diese Geschichte Nuchs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, selbst erdacht. Oder aber die Leute Nuchs, Allahs Segen und Frieden auf ihm,  gönnten dies gesagt und damit gemeint haben, die Strafe, die er ihnen androhte, sei eine Erfindung von ihm. (Al-Manar)

 

120. Die Erzählung wird hier durch einen Ajach unterbrochen, der zeigt; dass die Geschichte von Nuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, auch eine Parabel für die Zeit und den Auftrag des Propheten Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ist. Die Geschichte ist zweifellos kraftvoll und zutreffend. Der Gegner wendet sich daher ab und sagt: „Das hat er bloß erfunden!“. Die Antwort lautet: „Nein, sondern es ist Allahs eigene Wahrheit. Ihr seid vielleicht gewöhnt zu lügen, aber ich habe immer die Wahrheit gesagt.“ Der Ajach ist hier ähnlich angeordnet wie Ajach 49 am Ende des nächsten Abschnittes. Viele Kommentatoren beziehen diesen Ajach auch auf Nuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und das halte ich nicht für ausgeschlossen, denn alle Propheten haben ähnliche geistige Erfahrungen. (Juusuf `Allii)

Ich bin nicht schuld daran, dass ihr Allahs Botschaft ablehnt. (Darjabadi)

Vergleiche Surach 10:41. (Asad)

 

 

36. Und es wurde Nuch eingegeben:121 „Niemand aus deinem Volk wird mu’min außer denen, die vordem bereits mu’min waren.122 So soll dich nicht betrüben, was sie dir angetan haben.123

 

121. Als die Zeit der Ermahnung, des Aufrufs und des Disputs zu Ende war. (Qutb)

Nachdem sich seine langen, geduldigen Bemühungen als fruchtlos erwiesen hatte. (Darjabadi)

 

122. Diejenigen, die überhaupt dem Islam zugeneigt waren, waren nämlich bereits mu’min geworden. Diesen Sachverhalt offenbart Allah Nuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm,     denn Er allein kennt Seine Geschöpfe und ihre Möglichkeiten. (Qutb)

Die Geschichte von Nuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wird hier wieder aufgenommen. Es ist ein Punkt erreicht, wo deutlich wird, dass keine Hoffnung mehr besteht die Ungerechten retten zu können, die ihrem eigenen Untergang entgegenstrebten. Eine große FLuut soll stattfinden. Nuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, bekommt den Auftrag, ein großes Schiff zu bauen, nicht ein Segelschiff, sondern ein Schiff aus Brettern, die während der FLuut auf dem Wasser treiben konnte, so dass die Rechtschaffenen darin gerettet werden konnten. (Juusuf `Allii)

 

123. Darüber, dass sie dich verfolgt haben, denn das geht jetzt alles zu Ende. (Darjabadi)

Es ist nun an der Zeit, sie für ihr Vergehen zu bestrafen. So überlasse sie ihrem Schicksal. (Al-Manar)

 

 

37. Und baue das Schiff124 unter Unseren Augen und nach Unserer Eingebung:125 Und lege bei mir keine Fürsprache ein für diejenigen, die unrecht taten. Denn diese werden wahrlich ertrinken."127

 

124. Vergleiche Genesis 6:1416. (Darjabadi)

„Die Arche (die sich und deine Anhänger retten soll).“ Dieser Einschub wird notwendig, weil dem Wort Pulk (wörtlich: „Schiff“, hier „Arche“) ein bestimmter Artikel vorausgeht. (Asad)

 

125. Das Schiff sollte nach Allahs besonderer Anweisung und Anleitung gebaut werden, damit es den Zweck erfüllte, für den es bestimmt war. (Juusuf `Allii)

Nach Allahs Anweisungen und unter Seinem besonderen Schutz. (Darjabadi)

 

126. Versuche nicht, bei Mir Fürbitte einzulegen. (Darjabadi)

 

127. Wenn die Botschaft eines Propheten einem Volk übermittelt worden ist und abgewiesen wird, dann gewährt Allah diesem Volk eine Frist, solange die Möglichkeit besteht, dass noch jemand die Botschaft annimmt. Wenn aber keine solche Möglichkeit mehr besteht, gibt es keinen weiteren Aufschub. Dies ist eine Manifestation Seiner Barmherzigkeit. Dem so wie zur Erhaltung guter Früchte verdorbene entfernt und weggeworfen werden müssen, so wäre es eine unsinnige Grausamkeit gegenüber guten Menschen und zukünftigen Generationen, wenn unverbesserlichen Bösen Entgegenkommen gezeigt würde. (Maududi)

 

 

38. So baute er also das Schiff. Und immer wenn die Anführer seines Volkes an ihm vorbeigingen, Verhöhnten sie ihn.128. Da sprach er: „Wenn ihr uns auch jetzt verspottet,129 so werden wir euch(dereinst) verhöhnen,130 so wie ihr uns verhöhnt habt

 

128. Sie lachten über ihn, weil er so weit vom Meer entfernt ein Schiff baute. (Darjabadi)

Einigen Erzählungen zufolge wurde Nuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, immer wieder gefragt, was er da tue. Er antwortete ihnen, er baue ein Haus, das auf dem Wasser fährt. Dies war für sie weder bekannt noch vorstellbar, und alles, was ihnen unverständlich und unvorstellbar erschien, pflegten sie zu verlachen und zu verspötteln. (Al-Manar)

Vom Standpunkt der Ungerechten aus war ihr Sprit ganz natürlich. Der große Prediger hatte sich in einen Zimmermann verwandelt. Weit vom Meer entfernt auf einer Hochebene redet er von einer Flut. Wo doch alle zivilisierten Völker so stolz auf ihre Bewässerungsanlagen und Kanäle waren! Und dann sprach er auch noch von Vertrauen auf Allah Aber musste nicht ihr engstirniger Stolz dem Gesandten Allahs ebenso lächerlich erscheinen? Hier waren Menschen, die tief im Unrecht steckten und sich dann auch noch gegen Allahs Macht und Verheißung meinten auflehnen zu können. Ein merkwürdiges Wesen ist doch der Mensch! (Juusuf `Allii)

 

129. Jetzt, auf dem Gipfelpunkt eurer Unwissenheit und Arroganz. (Darjabadi)

 

130. Wir verspotten euch, weil ihr nicht in der Lage seid, Allahs Plan, der hinter meinem Werk steht, zu begreifen, und auch nicht das, was euch dereinst erwartet. (Qutb)

Der arabische Aorist kann sowohl in der Gegenwartsform als auch in der Zukunft wiedergegeben werden. Beides ist hier durchaus möglich. In Anlehnung an Samachsari übersetze ich in der Gegenwart, denn die Zukunft würde noch tragischer für die Ungerechten klingen. Zu dem gegebenen Zeitpunkt schauten die weltlich orientierten Menschen auf die Muslime herab, wie sie es immer tun. Aber die Muslime vertrauten auf Allah und bedauerten ihre Kritiker, dass diese nichts besseres wussten. Denn ihre Arroganz war wirklich lächerlich. (Juusuf `Allii)

Da es offensichtlich unmöglich ist, davon zu sprechen, dass ein Gesandter Allahs andere verspottet, bedeutet der obige Satz folgendes: „Wenn ihr uns wegen dessen, was wir tun und den Iman verinnerlichen, als unwissend betrachtet, so betrachten wir euch als unwissend, weil ihr euch weigert, die Wahrheit anzuerkennen, und stattdessen so begierig seid, euch Allahs Strafe auszusetzen. (Asad)

 

 

39. Und ihr werdet es schon erfahren, wen eine Strafe erfasst, die ihn in Schande stürzt,131 und für wen eine immerwährende Strafe bestimmt ist."132

 

131. Bereits in dieser Welt. (Darjabadi)

 

132. Im zukünftigen Leben. (Darjabadi)

Dies ist ein passendes Beispiel für die Ansichten derer, die alle Dinge nur oberflächlich betrachten, gegenüber denen, die die Wirklichkeit dahinter kennen. Auf den ersten Blick mag es wohl sinnlos erschienen sein, auf dem trockenen Land ein Schiff zu bauen. Demjenigen aber, der die Wirklichkeit kannte und wusste, dass bald ein Schiff gebraucht wurde, musste ihre Arroganz, Unwissenheit und Selbstzufriedenheit unsinnig erscheinen, während es doch wichtig ist, weise und vorausschauend zu handeln. (Maududi)

 

 

40. Als dann schließlich Unser Befehl erging und die Wasser aus der Erde hervorbrachen,133 da sprachen Wir: „Bringe(auf dein Schiff),134 von jeder Gattung ein Paar,135 und auch deine ganze Familie - mit Ausnahme derer, gegen die bereits der Urteilsspruch ergangen ist,136 - und außerdem all jene, die den Iman verinnerlichen."137 Doch es waren nur wenige, die mit ihm glaubten.138

 

133. Für den Ausdruck “fa-ra-t-tannuru“ gibt es zwei Interpretationen:

1. die Brunnen und Quellen auf der Erdoberfläche sprudelten hervor oder liefen über; oder

2. der Ofen (von Allahs Zorn) kochte über.

Erstere wird durch die besten Überlieferungen gestützt, und ich ziehe sie vor. Derselbe Ausdruck erscheint außerdem in Surach 23:27, wo er (wie hier) mit dem Ein treffen des Befehls Allahs verbunden ist. Diese beiden Abschnitte können mit Surach 54:11-12 verglichen werden, wo gesagt wird, dass Wasser vom Himmel stürzte und aus den Quellen hervorbrach. Dieses zweifache Ereignis ist jedem vertraut, der Überschwemmungen beobachtet hat. Der Regen von oben füllte die große Ararat-Ebene und verstärkte die Quellen unten im Tigristal. (Juusuf `Allii)

„Die Erdoberfläche kochte über“. Diese Redewendung ist verschieden interpretiert worden, wobei einige Interpretationen auf talmudischen Legenden beruhen. Die überzeugendste Erklärung gibt unter anderen Tabari: “At-Tannur“ (wörtlich: „Badegrube“) bedeutet Erdoberfläche. Auch Rasi erwähnt, dass die Araber die Erdoberfläche als “At-Tannur“ bezeichnen, während der Qamus als Bedeutung unter anderem angibt: „ein Ort, aus dem Wasser hervorströmt." Das Verb “fara“ (wörtlich: „er kochte über“) schildert die reißenden Sturzbäche, die die Erde „in Quellen verwandelten“. Dies weist allem Anschein nach auf eine riesige Sturmlut hin, die von starken Regenfällen hervorgerufen wurde (vergleiche Surach 54:11), sich schnell über die Landmasse des heutigen Syrien und Iraq ausbreitete und zu jener großen FLuut wurde, die in der Bibel und im Qur’an sowie in den Mythen der alten Griechen, Sumerer und Babylonier erwähnt wird. (Asad)

 

134. Hier erfolgt der zweite Befehl Allahs, nachdem der erste zum Bau des Schiffes ergangen war. (Qutb)

 

135. Der Dual bezieht sich auf die zwei Individuen, aus denen jedes Paar besteht, von verschiedenem Geschlecht. Manche Kommentatoren verstehen darunter auch „zwei Paare von jeder Art“. (Juusuf `All)

Ein Männchen und ein Weibchen aus jeder Gattung, der Fortpflanzung wegen und zur Erhaltung ihrer Art.

(Al-Manar)

Von all jenen Lebewesen die Nuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu fassen und mitzunehmen vermag. (Qutb)

Was die Tiere angeht, die Nuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, mit in das Schiff nehmen sollte, ist es vernünftig anzunehmen, dass es sich um zahme Haustiere handelte, die die Menschen damals besaßen, und nicht um alle Tiere, wie es die Bibel darstellte. (Asad)

 

136. Außer demjenigen, der entsprechend Allahs Gesetzmäßigkeiten (Sunnach Allah) die Strafe unausweichlich verdient hat. (Qutb)

Unten wird ein ungehorsamer Sohn Nuchs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, erwähnt (Ajachs 42-43 und 45-46). Ein Familienmitglied, dass sich in so wichtigen Angelegenheiten von der Familientradition lossagte, hat nicht mehr an den Privilegien der Familie teil. (Juusuf `Allii)

Wer von Allah verurteilt worden ist, weil er sich hartnäckig weigerte, die Wahrheit anzuerkennen. (Asad)

 

137. Diejenigen Muslime, die nicht Nuchs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Familienangehörige waren. (Qutb)

 

138. Es ist zu beachten, dass der Qur’an ausdrücklich sagt, dass der Prophet Nuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu einem bestimmten Volk gesandt worden ist, und es besteht kein Grund sich vorzustellen, dass es sich um eine universale SintfLuut handelt. Sein Auftrag bezog sich vielleicht auf die ganze damals bevölkerte Welt, aber mit Sicherheit nicht auf *ganze Welt, so wie wir sie kennen. Die SintfLuut, wie katastrophal sie sich auch ausgewirkt haben mag, muss in Nuchs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Heimat stattgefunden haben. Eine so definierte FLuut wird durch archäologische Funde bestätigt. (Darjabadi)

Dieser Ajach weist die Theorie von Historikern und Genealogen zurück, die die Abstammung der gesamten Menschen auf die drei Söhne Nuchs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zurückfuhren. Diese Theorie entstand, weil dem biblischen Bericht zufolge (Genesis 6:18; 7:7-9 und 9:19) niemand anderes als Nuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, seine drei Söhne und seine Frau aus der FLuut gerettet wurden. Der Qur’an widerspricht dieser Darstellung an verschiedenen Stellen und sagt, dass außer den eigenen Familienmitgliedern eine – wenn auch geringe - Anzahl von Muslimen gerettet wurde. Der Qur’an bezeichnet die Generationen, die Nuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm,         folgten, als „Nachkommen derer, die Wir in das Schiff trugen“ (Surach 17:3). (Maududi)

 

 

41. Und er sprach:139 „Besteigt es! Im Namen Allahs möge sie ausfahren und landen. Wahrlich, mein Herr ist Allverzeihend, Barmherzig!"140

 

139. Dies ist ein Ausdruck des Vertrauens auf Allahs Schutz und Hilfe. (Qutb)

 

140. Es ist vergebend und barmherzig Seinen Dienern gegenüber. (Darjabadi)

Diese Demut, wie sie hier von Nuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gezeigt wird, ist die wahre Charaktereigenschaft eines Mu’mins. Ein Diener Allahs trifft alle notwendigen Vorkehrungen wie jeder andere Mensch dieser Welt, aber er vertraut nicht auf diese Vorkehrungen allein, sondern vertraut auf Allah, dass Er sie zum Erfolg bringt. (Maududi)

Allah ist wahrhaftig Allvergebend Seinen Geschöpfen gegenüber, da Er sie nicht in ihrer Gesamtheit für ihre Vergehen vernichten ließ, sondern nur jene Ungerechten und Kafirs. Er ist barmherzig deswegen, weil Er das Schiff zur Errettung von Mensch und Tier dienstbar gemacht hat. (Al-Manar)

 

 

Abschnitt 4

 

42. So trieb sie mit ihnen dahin auf Wellen (hoch) wie Berge,141 und Nuch rief seinem Sohn zu,142 der sich abgesondert hatte:143 „O mein lieber Sohn!144 Steig  mit uns ein und bleibe nicht bei den Kafirs"!145

 

141. Die Wellen waren hoch wie Berge im wahrsten Sinne des Wortes, denn die Gipfel der Berge gingen darin unter. (Juusuf `Allii)

Vergleiche Genesis 7:17-19. (Darjabadi)

 

142. In diesem Chaos muss Nuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, feststellen, dass einer seiner Söhne sich von ihnen getrennt hat und sich ihnen nicht anschließen will. Er ruft ihm zu, doch noch einzusteigen. Aber der leichtsinnige Sohn achtet nicht auf den Ruf des sorgenvollen Vaters. (Qutb)

 

143. Er hatte sich von ihm und der übrigen Familie getrennt. (Darjabadi)

 

144. “Ja bunayja“ (wörtlich: „mein Söhnchen“) ist ein Ausdruck besonderer Zuneigung unabhängig vom Alter des Sohnes, der in dieser Geschichte ein erwachsener Mann zu sein scheint, während Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in der Surach 12:5 von seinem Vater so angesprochen wird, ein Kind oder höchstens ein Jugendlicher ist. (Asad)

Die Kafirs, gegen die Allahs Urteil ergangen ist, dass sie vernichtet werden sollen. (Al-Manar)

 

145. Bleibe nicht bei den Ungläubigen: weder physisch noch geistig. (Darjabadi)

 

 

43. Er sprach: „Ich will mich auf einen Berg begeben, der mir Schutz vor dem Wasser bieten wird." Da sagte Nuch: „Nichts kann irgend jemandem heute vor der Entscheidung Allahs Schutz bieten,147 außer denen, derer Er sich erbarmt.“ Und sogleich traten Wellen trennend zwischen sie, und er war unter denen, die ertranken.148

 

146. Die Kafirs weigern sich, an Allah den Iman zu verinnerlichen, haben jedoch großes Vertrauen zu materiellen Dingen. Dieser junge Mann wollte sich auf einem Berggipfel in Sicherheit bringen und nicht wahrhaben, dass auch dieser untergehen sollte. (Juusuf `Allii)

 

147. Wörtlich: „Es gibt heute keinen Beschützer“. (Darjabadi)

 

148. Vergleiche Genesis 7:20. (Darjabadi)

 

 

44. Und es wurde befohlen:149 „O Erde, nimm dein Wasser auf!"150 und „O Himmel, halte ein!"151 Und das Wasser versickerte, und so war die Angelegenheit entschieden. Und sie152 landete am Berg Dschuudii.153 Und es wurde gesprochen: „Hinweg mit dem Volk der Ungerechten!“

 

149. Mit knappen Worten werden die Ereignisse hier treffend umrissen. Die Kette der materiellen Fakten wird nicht nur in ihrer Verbindung untereinander dargestellt, sondern auch in ihrer Verbindung zu den geistigen Kräften, die sie steuern, und den geistigen Konsequenzen von Ungerechtigkeit und Fehlverhalten. Der Untergang im materiellen Sinne war der geringste Teil der Strafe. Nach der SintfLuut entstand eine ganz neue Welt - wie es immer nach einer großen Katastrophe geschieht. (Juusuf `Allii)

 

150. Nachdem das Strafgericht vorüber war. Lt. Genesis 7:24 dauerte die Sintflut 150 Tage. (Darjabadi)

 

151. Halte ein mit deinen Regengüssen. Vergl. auch Genesis 7:12. (Darjabadi)

 

152. Das Schiff von Nuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm,. (Darjabadi)

 

153. Die Laute dsch, g und k sind philologisch untereinander austauschbar, und Dschudi, Gudi oder Kudi gehen sprachlich ineinander über. Zweifellos ist der Name mit dem Namen „Kurd“ verbunden, wo der Buchstabe R später eingefügt wurde, denn die ältesten sumerischen Berichte sprechen von einem Volk namens Kuti oder Gutu, das um 2000 v.C. die mittlere Tigrisregion bewohnte. In diesem Gebiet liegt heute der türkische Distrikt Bohtan, wo sich der Berg Gudi befindet. Die große Gebirgsmasse des Ararat-Plateaus überragt das Gebiet. Die Gebirgslandschaft enthält große Wasserflächen ohne Abfluss wie den Van-See und den Urumija-See. Wenn in einem solchen Gebiet statt des üblichen spärlichen Regens ein schwerer Wolkenbruch niedergehen würde, dann wäre es wie geschaffen für eine große Überschwemmung. Auch die Blockierung des Van-Sees durch einen Gletscher in der Eiszeit hätte ein ähnliches Ergebnis. In diesem Gebiet gibt es zahlreiche Erzählungen, die der von Nuchs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und der FLuut gleichen. Die biblische Legende, nach der der Berg Ararat der Landeplatz des Schiffs von Nuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gewesen sein soll, ist kaum glaubwürdig, da dessen höchster Gipfel über 5000 m hoch ist. Wenn aber einer der niedrigeren Gipfel des Ararat-Gebirgssystems gemeint ist, stimmt dies mit der islamischen Überlieferung vom Berg Dschudi überein sowie mit der lokalen Tradition, die von Josephus, dem nestorianischen Christen und allgemein von allen Christen und Juden des Nahen Ostens akzeptiert wird. (Juusuf `Allii)

Dieser Berg ist im Altsyrischen als Qardu bekannt und liegt im Gebiet des Van-Sees 35 km nordöstlich der Stadt Dschaasirat ibn `Umar, der Hauptstadt des modernen syrischen Distrikts Al-Dschasira. (Asad)

Dachak erzählte: „Gudi ist ein Berg in Mosul. Anderen Überlieferungen zufolge ist er auf der Sinai Halbinsel zu finden. (ibn Kasir)

 

 

45. Und Nuch rief seinen Herrn an,154 indem er sprach: „Mein Herr! Wahrlich, mein Sohn gehört doch zu meiner Familie.155 und wahrlich, Dein Versprechen ist unumstößlich,156 und Du bist der Gerechteste aller Richter!“157

 

154. Bevor sein Sohn ertrank und noch Hoffnung auf seine Rettung bestand. (Darjabadi)

Es ist denkbar, dass Nuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Allah dies bat, nachdem er seinen Sohn allein sah und daraus schloss, er habe sich sowohl von den Kafirs als auch vom Kufr distanziert. (Al-Manar)

 

155. Mein Sohn gehört doch mit zu meiner Familie, und Du hast versprochen, meine Familie zu retten, und Dein Versprechen ist doch wahr... Nuch, Allahs Segen und frieden auf ihm, sagte dies in der Hoffnung, Allah möge sein Versprechen, Er werde seine Familie erretten, doch erfüllen. (Qutb)

Dies bezieht sich auf das in Ajach 40 erwähnte Gesetz Allahs, die Familie mit in das Schiff zu nehmen. Nuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, verstand dies offenbar so, dass seine gesamte Familie gerettet werden sollte und übersah den Nebensatz: „außer denen, über die das Urteil bereits gesprochen ist“. Einige Kommentatoren sind der Ansicht, die Ajachs 45-47 schließen sich an Ajach 43 an und gehen so zeitlich den in Ajach 44 erzählten Ereignissen voraus. Diese Annahme hat moderne Qur’anübersetzer veranlasst, Nuchs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in der Gegenwartsform wiederzugeben, das heißt in Form einer Bitte um Errettung seines Sohnes.

Es ist jedoch einleuchtender anzunehmen - wie es Tabari und ibn Kasir taten - dass Nuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, diese Worte sprach, nachdem das Schiff bereits gelandet war, das heißt lange nach dem Tod des Sohnes, und sie einen Versuch Nuchs, Allahs Segen und Frieden auf ihm,, herauszufinden, wie es seinem Sohn im Leben nach dem Tod ergehen würde. Folglich müssen die auf Nuchs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, bezogenen Sätze sowohl in seinem Gebet als auch in Allahs Antwort in der Vergangenheit wiedergegeben werden. (Asad)

Es ist anzunehmen, dass Nuchs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, diese Bitte äußerte nach der Zwiesprache mit seinem Sohn, und bevor die hohen Wellen sie voneinander trennten. (Al-Manar)

 

156. Alle Deine Verheißungen werden wahr. Dein Wort ist die Wahrheit selbst. (Darjabadi)

 

157. Du bist der gerechteste Richter. Darum ist Deine Entscheidung endgültig. Alle Deine Entscheidungen beruhen auf vollkommenem Wissen und absoluter Gerechtigkeit. (Maududi)

Die Entscheidungen Allahs sind frei von Fehlbarkeit, Begünstigung und Ungerechtigkeit. (Al-Manar)

 

 

46. Er sprach: „O Nuch! Er gehört keineswegs zu deiner Familie.158 Wahrlich, sein Verhalten war unrecht.159 Und bitte Mich nicht um etwas, worüber du kein Wissen besitzt.160 Ich warne dich davor, einer der Unwissenden zu sein!"161

 

158. Siehe oben Ajach 40. Wie alle Gesandten Allahs wahr Nuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, mildherzig. Aber hier wird ihm gesagt, dass es mit dem Bösen keine Kompromisse geben kann. Diese Ermahnung akzeptiert Nuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Übrigens gab es eine Frau Nuchs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, die kafir war (vergleiche Surach 66:10) und das Los der Kafirs teilte. (Juusuf `Allii)

Allah antwortete auf Nuchs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Bitte mit der Wahrheit, die Nuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, entgangen war, dass nämlich Familie (Achl) nicht die BLuutsverwandtschaft ist, sondern vielmehr die der Diin. Und da dieser Sohn kein Muslim war, konnte er keineswegs zu der Familie des Propheten gehören. In dieser Antwort Allahs ist so etwas wie Zurechtweisung, Schelte ja sogar Drohung zu hören. (Qutb)

 

159. Dies ist eine der großen Wahrheiten des Islams, nämlich die Wahrheit der Verbindung im Diin, die einzelne Individuen stärker aneinander bindet und zusammenhält als irgendeine andere Verbindung, selbst die der BLuutsverwandtschaft. Diese Bande bestand nun nicht mehr zwischen Nuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und seinem Sohn, auch wenn er sein eigen Fleisch und BLuut war. (Qutb)

Einige Kommentatoren beziehen den Satz „innahu `amal dschairi sAlliih“ auf Nuchs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Gebet für seinen Sohn und sehen darin einen Tadel Allahs, der folgendermaßen übersetzt werden müsste: „Wahrlich, dieses (Gebet) ist ein unrechtes Verhalten (deinerseits)“. Andere jedoch, wie beispielsweise Samachsari, lehnen diese Interpretation ab und beziehen diesen Satz auf den Sohn: „Wahrlich, sein Verhalten war unrecht“. Dies stimmt meiner Ansicht nach eher mit der Aussage überein: „er gehörte nicht zu deiner Familie“, das heißt geistig, da er es mit denen hielt, die die Wahrheit ablehnen und bei ihnen bleiben wollte. (Asad)

Wenn irgendein Teil des Körpers eines Menschen so krank ist, dass der Chirurg zu dem Entschluss kommt, dass es abgeschnitten werden muss, um den Körper zu retten, dann wird er nicht der Bitte des betreffenden Menschen Gehör schenken dürfen, es nicht abzuschneiden, denn es ist verdorben.“ Dies bedeutet nicht, dass das betreffende Glied niemals zum Körper des Menschen gehört hätte, sondern nur folgendes: da es aufgehört hat, als Teil oder Organ dieses Körpers zu funktionieren, gehört es in dem Sinne nicht mehr dazu wie die gesunden Glieder. Wenn dementsprechend hier dem Propheten Nuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gesagt wird: „Dein Sohn gehörte nicht zu deiner Familie“, dann wird damit nicht die Tatsache geleugnet, dass er sein leiblicher Sohn war, sondern es bedeutet: er verdient nicht, wie ein Mitglied deiner rechtschaffenen Familie behandelt zu werden, weil er morAlliisch verdorben war. In dieser Auseinandersetzung geht es nämlich nicht um Angehörige verschiedener Familien, sondern einzig und allein um Rechtschaffene und Ungerechte. (Al-Manar)

 

160. Leiste keine Fürbitte für jemanden, wenn du nicht seinen Iman kennst. (Darjabadi)

Kenntnis von den innersten Geheimnissen der Entscheidung Allahs und dem endgültigen Schicksal irgendeines Menschenwesens im zukünftigen Leben. Denn die Antworten auf solches „Warum?“ oder „Wie?“ liegen in Bereichen, die der menschlichen Wahrnehmung unzugänglich sind. (Asad)

 

161. Damit du nicht zu jenen Unwissenden gehörst, die Allah bitten. Seine Entscheidungen so zu ändern, wie es ihnen angenehm ist. (Asad)

Dies soll nicht bedeuten, dass Nuchs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Iman schwach war wie der der Unwissenden. Nuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war wie alle anderen Propheten ein Mensch und empfand als solcher Liebe zu seinen Kindern - eine ganz natürliche menschliche Regung. Darum bat er Allah, seinen Sohn vor der FLuut zu retten. Allah ermahnte ihn daraufhin, denn die Charakterstärke eines Propheten verlangte, dass er selbst für seine eigenen Familienangehörigen keine solche unmögliche Bitte hätte aussprechen sollen. Deswegen erkannte er auf diese Ermahnung hin sofort, dass er sich von der hohen Stellung eines Propheten zu der eines gewöhnlichen Vaters erniedrigt hatte, und zwar aufgrund dieser Schwäche. Er sah seinen Fehler ein und verhielt sich seiner Würde entsprechend, indem er Allah um Verzeihung bat. (Maududi)

 

 

47. Da sagte er: „Mein Herr! Ich suche Zuflucht bei Dir, dass ich Dich um etwas bitte, worüber ich kein Wissen besitze,162 und wenn Du mir nicht verzeihst und Dich meiner nicht erbarmst, werde ich gewiss einer der Verlorenen sein!“163

 

162. Nuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, erzitterte, wie es dem Frommen ansteht, vor dem Gedanken daran, einen Fehler gegenüber seinem Herrn begangen zu haben. So nahm er Zuflucht zu Ihm und bat Ihn um Verzeihung. (Qutb)

 

163. In seiner natürlichen Zuneigung zu seinem Sohn hatte Nuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, aus menschlicher Schwäche versucht, die Gesetzmäßigkeiten geistiger Gerechtigkeit umzukehren. Dies war keine Sünde, sondern Unwissenheit. Diese wurde durch Offenbarung Allahs korrigiert. Er sah unmittelbar die volle Wahrheit ein, akzeptierte seinen Fehler und bat Allah um Vergebung und Gnade. Dies ist die Norm, die uns allen gesetzt ist. (Juusuf `Allii)

Diese Geschichte sollte zur Zeit des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, auch die Quraisch warnen, die sich aufgrund ihrer Abstammung von Ibrahim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, für immun gegen Allahs Strafe hielten und zahlreiche Göttinnen und Götter als ihre Fürsprecher ansahen. Ebenso gilt diese Warnung für Juden und Christen, die ähnliche Vorstellungen haben, sowie auch für Muslime, die glauben, ihre Heiligen und ihre rechtschaffenen Vorfahren könnten sie vor den Folgen der Gerechtigkeit Allahs bewahren. Die hier geschilderte tragische Szene weist kategorisch alle solchen falschen Erwartungen und Vorstellungen zurück. (Maududi)

 

 

48. Da wurde (Nuch) befohlen: „Oh, Nein! Gehe hinaus (aus dem Schiff), begleitet mit Frieden164 von Uns, und Segen sei mit dir und den Generationen davor,165 die mit dir sind. Und es werden Generationen166 kommen, denen Wir Versorgung zuteil werden lassen.167 Dann aber wird sie eine schmerzliche Strafe von Uns treffen."168

 

164. Auf das trockene Land. (Darjabadi)

Wörtl.: Steige herab (Anm. d. Übers.) Dies befahl Allah Nuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nachdem die SintfLuut vorüber und die Erde wieder bewohnbar war. Das Herabsteigen könnte sowohl das vom Schiff Nuchs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, als auch das vom Berg DscHuudi bedeuten. (Al-Manar)

 

165. Der Begriff “Salam“ - meist übersetzt mit „Friede“ - umfasst die Vorstellung von innerer wie äußerer Sicherheit vor allem Bösen. Eine weitere Erläuterung findet sich in Surach 5:18 und den entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Mit den Menschen im Schiff und ihren mu’min Nachkommen (Darjabadi)

„Mit Segen auf dir sowie den Menschen (die bei dir sind, und den rechtschaffenen Nachkommen von dir und) denen, die bei dir sind“. Dieser Einschub basiert auf dem Konsens der meisten klassischen Kommentatoren. Der Ausdruck „die Menschen (oder Gemeinschaften) von denen, die bei dir sind“. weist auf noch ungeborene Generationen hin. Da aber Allahs Segen sich auf alle Muslime bezieht, umfasst er eo ipso auch die Muslime aus Nuchs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Generation. Und da diejenigen, die die Wahrheit leugnen, von Allahs Segen ausgeschlossen sind, wird nur den rechtschaffenen Nachkommen dieser frühen Muslime ein Anteil an seiner Gnade versprochen. In Surach 2:124 finden wir eine ähnliche Anspielung, die sich auf Ibrahims, Allahs Segen und Frieden auf ihm Nachkommen bezieht. (Asad)

 

166. Die sich vom Islam abwenden.(Darjabadi)

 

167. Vergleiche Surach 2:126. (Juusuf `Allii)

Allah lässt sie ihr Leben in dieser Welt genießen.(Darjabadi)

 

168. Im zukünftigen Leben. (Darjabadi)

Den Menschen, die aufrichtig Allahs Licht und Leitung suchen, und die versuchen, ihren Willen mit Allahs Willen in Einklang zu bringen, wird Allahs Gnade frei zuteil. Trotz aller menschlichen Schwächen gelangen sie aufgrund ihres Imans, Vertrauens und Strebens nach dem Guten in immer weitere geistige Höhen. Allah gibt ihnen Seinen Frieden, durch den Ruhe und Kraft in ihre Seele gelangt, und all den Segen, der dem geistigen Leben entspringt. Dies geschah nicht allein Nuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und seiner Familie, sondern allen Rechtschaffenen, die mit ihm gerettet wurden. Auch ihren Nachkommen wurde dieser Segen versprochen, wenn sie rechtschaffen sind. Wie wir jedoch aus der Geschichte wissen, verloren einige von ihnen diese Gnade. Allahs Gnade ist kein Gesellschafts- oder Familienprivileg. Jedes Volk und jedes Individuum muss selbst ernsthaft danach streben.(Juusuf `Allii)

 

 

49. Dies ist eine der Geschichten der Vergangenheit,169 die Wir dir offenbaren. Weder du kanntest sie vordem,170 noch dein-Volk. So fasse dich in Geduld. Wahrlich, das gute Ende gehört den Mutaqis.171

 

169. Die dem Propheten nicht durch eine andere Informationsquelle bekannt waren.(Darjabadi)

 

170. Vor der Offenbahrung. (Darjabadi)

Obgleich den Arabern die Geschichte von Nuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in ihren Grundzügen auch vor der Ankunft des Propheten Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, bekannt war, kannten sie ebenso wenig wie der Prophet Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, selbst die Einzelheiten so, wie sie im Qur’an erzählt werden. Dies bezieht sich nicht nur auf die Geschichte von Nuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sondern auch auf die nun folgenden Geschichten von anderen Propheten. In diesem Zusammenhang soll noch einmal darauf hingewiesen werden, dass es nicht in der Absicht des Qur’ans liegt, „Geschichten zu erzählen“. Wenn Geschichten von früheren Propheten erzählt werden oder auf alte Legenden oder historische Ereignisse Bezug genommen wird, liegt ohne Ausnahme die Zielsetzung darin, eine moralische Lehre zu erläutern. Da ein und dasselbe Ereignis oft verschiedene Aspekte hat, die ebenso viele moralische Implikationen aufzeigen, greift der Qur’an immer wieder auf dieselben Geschichten zurück, jedes mal mit einer leichten Betonungsverschiebung zu dem einen oder anderen Aspekt der Wahrheiten, die der Offenbahrung des Qur’ans insgesamt zugrunde liegen. (Asad)

 

171. Vergleiche Surach 11:35. Die Rechtschaffenen, die sich für Allah und für ihre Mitmenschen einsetzen, werden vielleicht beleidigt, verfolgt und misshandelt. Aber sie werden durch Allahs Gnade getragen. Sie müssen ihr Streben fortsetzen und standhaft und geduldig sein, denn die Zukunft gehört ihnen und ihrer Sache. (Juusuf `Allii)

Hier noch einmal zusammenfassend die Wahrheiten, die aus den Geschichten des Qur’ans ersichtlich sind:

1. Die Wahrheit der Offenbahrung, die von den Götzendienern geleugnet wird. Dazu gehören die verborgenen Geschichten, über die der Prophet und sein Volk bisher in Unkenntnis gewesen waren. Diese Offenbahrungen gehen von Allah, dem Allwissenden aus.

2. Die Wahrheit der existentiellen Einheit des Islams seit Nuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, dem zweiten Stammvater der Menschheit.

3. Die Wahrheit von der sich immer wiederholenden ablehnenden Reaktion der Wahrheitsleugner auf die Verkündigung der Botschaft Allahs.

4. Die Wahrheit von der Erfüllung der Verheißung wie auch der Drohung, wie in der Geschichte ersichtlich.

5. Die Wahrheit der unveränderlichen Gesetzmäßigkeiten, die weder ausbleiben noch abweichen oder gar jemanden begünstigen. Das gute Ende gehört immer den Mutaqis. Denn sie sind jene, die in Sicherheit gebracht und zu Erben gemacht werden.

6. Die Wahrheit von dem Band, das Menschen und Generationen zusammenhält. Dieses Band ist der gemeinsame Diin, der alle Mu’mins in dem einzigen Gott vereint. (Qutb)

 

 

Abschnitt 5

 

50. Und zu den `Ad172 (entsandten Wir) ihren Bruder Huud.173 Er sagte: „O mein Volk! Betet nur Allah an, ihr habt keine andere Gottheit außer Ihm.174 Ihr seid wahrhaftig nichts als Lügner.175

 

172. Vergleiche Surach 7:55-72 sowie die Fußnoten, in denen Einzelheiten zur Person des Propheten Huud, Allahs Segen und frieden auf ihm, und dem Volk `Ad erläutert sind. (Asad)

Die Geschichte Huuds, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wurde schon einmal in Surach 7 in acht Ajachs erzählt. Hier erfolgt sie in elf Ajachs. Jede Erzählung unterscheidet sich von der anderen in Verlauf, Stil und System. Das Wissen, die Lehre und Ermahnung der einen sind nicht die gleichen, die aus der anderen zu entnehmen sind.

(Al-Manar)

 

173. Huud, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war einer aus dem Volke `Ad. Deswegen wird er hier als „ihr“ Bruder bezeichnet, was dazu hätte führen sollen, eine Vertrauensbasis, gegenseitige Sympathie und Wohlwollen zwischen ihm und seinem Volk herzustellen. (Qutb)

 

174. Huud, Allahs Segen und Frieden auf ihm, verkündet dieselbe Botschaft, die alle anderen Propheten ihren Völkern übermittelt haben, nämlich die Aufforderung, Allah allein zu dienen, nachdem sie davon abgewichen sind. (Qutb)

In Surach 7:65-72 geht es in erster Linie darum, das andere Völker ihre Propheten so behandelten wie die Mekkaner den Propheten Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Hier wird ein anderer Punkt betont: die Hartnäckigkeit der `Ad, die sich an falschen Gottheiten festklammerten, nachdem ihnen der wahre Gott nahe gebracht worden war; Allahs Nachsicht mit ihnen und schließlich Allahs Gerechtigkeit, mit der ihnen vergolten wird, während die Muslime gerettet werden. (Juusuf `Allii)

 

175. Alles, dem ihr dient und das ihr anruft, ist von euch erlogen und erfunden! (Qutb)

Ihr erfindet angeblich Gottheiten, die in sich keinerlei Realität besitzen. (Asad)

In Wirklichkeit besitzen sie keine der Kräfte und Fähigkeiten, die ihnen angeblich ein Recht auf eure Verehrung verschaffen. Ihr habt falsche Hoffnungen in sie gesetzt, dass sie eure Wünsche und Bedürfnisse erfüllen. (Maududi)

 

 

51. O mein Volk! Ich verlange dafür keinen Lohn von euch, denn mein Lohn obliegt einzig Dem, Der mich erschauen hat.176 Könnt ihr denn nicht begreifen?177

 

176. Huud, Allahs Segen und Frieden auf ihm, beeilt sich, seinem Volk zu erklären, dass sein Aufruf aufrichtig und einzig und allein ihrem Wohle dienlich sei. Er will für seinen Rat und für die Rechtleitung keinen Lohn, denn den erwartet er allein von Allah, seinem Schöpfer. Er ist sein Ernährer. (Qutb)

 

177. Dass ihr meine Botschaft nur oberflächlich betrachtet und sie zurückweist, ohne euch tiefer damit auseinandergesetzt zu haben, zeigt eindeutig, dass ihr nicht von eurer Vernunft Gebrauch macht. Hättet ihr versucht, die Sache zu begreifen, dann hättet ihr vieles gefunden, was euch zum Nachdenken veranlasst. Ihr hättet bemerkt, dass ich absoLuut keine persönlichen Interessen verfolge, sondern im Gegenteil Schwierigkeiten ertrage, die weder mir noch meinen Angehörigen Vorteile bringen. Mein Iman hat nämlich eine solide Grundlage, die es mir ermöglicht, auf alle irdischen Bequemlichkeiten und Freuden zu verzichten und mir die Feindschaft der ganzen Welt zuzuziehen, indem ich mich gegen Jahrhunderte alte Riten, Bräuche und Lebensformen wende. Ist das nicht ein Grund zum Nachdenken? Warum benutzt ihr dann nicht euren Verstand, bevor ihr die Botschaft ablehnt? (Maududi)

 

 

52. O mein Volk! Bittet euren Herrn um Verzeihung, dann kehret zu Ihm reumütig zurück!178 (Tut ihr das), so würde Er euch reichlich Regen vom Himmel spenden179 und eure Kraft mehren.180 So wendet euch nicht in Sünde ab!"

 

178. Bittet Allah um Vergebung für das, was ihr bislang getan habt, und kehret reumütig zu ihm zurück. Schlagt einen neuen Weg ein, der euer Bestreben verwirklicht und in Taten umwandelt, die der guten Ansicht entsprechen. (Qutb)

 

179. Die schöne Metapher vom Regen, der vom Himmel fällt, kommt in vielen Übersetzungen nicht klar zum Ausdruck. Das Gebiet der `Ad war ein trockenes Land, und Regen war der größte Segen, den es empfangen konnte. Wir können uns vorstellen, dass dies in der Zeit einer Hungersnot gesagt wurde, als die Menschen abergläubische Zeremonien aller Art vollzogen, statt sich mu’min und reumütig dem wahren Gott zuzuwenden. Wenn wir ferner daran denken, dass es in alter Zeit in diesem Gebiet Dämme gab, durch die das Regenwasser aufgestaut werden sollte, verstärkt dies den Hinweis auf Allahs Fürsorge und Barmherzigkeit gegenüber den Menschen. (Juusuf `Allii)

Wörtlich: „Er wird den Himmel über euch loslassen mit Überflug“. Der Begriff “Sama'“, wörtlich: “Himmel“, wird im klassischen Arabisch oft als Synonym für “Regen“ benutzt. (Asad)

 

180. Wendet euch nicht ab und widersetzt euch nicht dem, wozu ich euch aufrufe. Darin könnte die Ursache von Wohlstand im Leben und der Mehrung an Kraft liegen, als Belohnung für die Erhebung zur Wahrheit. (Al-Manar)

„Kraft zu eurer Kraft hinzufügen“ kann sich auf einen Zuwachs der Bevölkerung beziehen, wie einige Kommentatoren annehmen. Während andere Gebiete Arabiens spärlich besiedelt waren, bot das bewässerte Land der 'Ad einer vergleichsweise dichten Bevölkerung Platz und trug in Krieg und Frieden zu ihrer Stärke bei. Aber der hier gebrauchte Begriff ist ganz allgemein. In ihrer Zeit waren sie ein mächtiges Volk. Wenn sie Allah gehorchten und dem Gesetz der Rechtschaffenheit folgten, würden sie durch ihre Rechtschaffenheit noch stärker werden. (Juusuf `Allii)

Dasselbe wird in Surach 5:3 Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in den Mund gelegt. Ethische Werte zählen nicht nur im zukünfigten Leben, sondern tragen auch in diesem Leben zum Aufstieg und Niedergang von Nationen bei, denn Allah beherrscht diese Welt entsprechend ethischer Prinzipien und nicht nur aufgrund physischer Gesetzmäßigkeiten. Deswegen wird im Qur’an wiederholt erklärt, dass das Schicksal einer Gemeinschaft von der Botschaft abhängt, die Allah durch Seine Gesandten übermitteln lässt. Wenn die Gemeinschaft sie akzeptiert, eröffnet Er ihr den Zugang zu Seinem Segen und Erfolg. Wenn sie sie ablehnt, geht sie zugrunde. (Maududi)

Betrachten wir zunächst das Versprechen Allahs, ihnen als Belohnung reichen Regen zu schicken und ihre Kraft zu verdoppeln. Da dies Angelegenheiten sind, die gemäß den festen Gesetzen Allahs und entsprechend Seinem Willen ablaufen, so stellt sich die Frage, welchen Einfluss ihre Bitte um Vergebung und ihre Umkehr darauf haben kann. Die Antwort ist in Bezug auf die Mehrung an Kraft leicht und einleuchtend. Denn die Reinheit des Herzens und das aufrichtige Handeln im Diesseits erhöht die Kraft reumütiger Menschen. Das Meiden all dessen, was nicht rein ist, erhält sie körperlich gesund, während ihr Iman an Allahs Gnade ihnen seelische Kraft und Stärke verleiht.

Und was den Regen angeht, so erscheint es den Menschen, dass dies nach festen natürlichen Gesetzen erfolgt. Doch er kann durch Allahs Beschluss für den einen Leben bringen und für den anderen den Ruin, wenn Er Seine Verheißung oder Seine Drohung wahr macht. (Qutb)

 

 

53. Sie sprachen: „O Huud! Dies sind keine klaren Beweise, die du uns gebracht hast.181 Wir sind nicht bereit, unsere Götter aufzugeben (nur) auf dein Wort hin und wir werden ganz gewiss nicht an dich den Iman verinnerlichen.182

 

181. Ein Wunder, wie es unserem Geschmack entspricht. (Darjabadi)

Du hast uns nichts mitgebracht, was uns beweist, dass du ein Gesandter Allahs bist und deine Botschaft die Wahrheit ist. (Maududi)

 

182. Dieses „Argument“ der Kafirs bedeutet praktisch folgendes: Du hast uns nicht überzeugt; wir wollen auch nicht überzeugt werden. Wir sind der Ansicht, dass du lügst oder vielleicht verrückt bist (siehe auch den nächsten Ajach). (Juusuf `Allii)

 

 

54. Wir können dir nur das eine sagen: dass einige von unseren Göttern183 dich mit einem Übel heimgesucht haben".184 Da sprach er: „Wahrlich, ich rufe Allah zum Zeugen an und bezeugt auch ihr, dass ich fürwahr frei bin von dem, was ihr als Götzen anbetet,185

 

183. Deren Macht und sogar Existenz du in Frage stellst. (Darjabadi)

 

184. Das heißt: „Unsere Götter suchten dich heim mit Wahnsinn oder mit einer geistigen Verwirrung dafür, dass du sie verleugnest und uns von ihnen abwenden willst. (Al-Manar)

Die Kafirs stellen sich besorgt um Huuds, Allahs Segen und Frieden auf ihm, psychische Gesundheit, in Wirklichkeit wollen sie ihn jedoch mit diesem Hinweis auf ihre Götter zum Schweigen bringen. „Um höflich zu sein,“ so sagen sie, „wollen wir nicht gerade sagen, dass du lügst. Vielleicht ist dein Verstand verwirrt. Ach ja, du sprichst dich gegen unsere Götter aus und nennst sie falsch. Das haben sie dir nun heimgezahlt und dir den Verstand verwirrt. Dieser Spott ist noch schlimmer als ihre anderen falschen Anschuldigungen. Er stellt nämlich die Götzen Allah gegenüber. Darauf entgegnet Huud, Allahs Segen und Frieden auf ihm: „Lasst zumindest Allahs Namen aus dem Spiel! Ihr wisst genauso gut wie ich, dass ich Allah diene. Ihre behauptet, eure Götzen könnten einem Gesandten Allahs Schaden zufügen. Diese Herausforderung nehme ich an. Schmiedet Pläne gegen mich, soviel ihr wollt, ihr und eure Götter. Seht selbst, ob ihr irgendwelche Macht habt. Ich hingegen vertraue auf Allah.“ (Juusuf `Allii)

 

185. Oder: „dass ich wahrhaftig unschuldig daran bin, dass ihr (ihnen) einen Anteil an (Allahs) Göttlichkeit zuschreibt...“ und so weiter. Damit soll die sardonische Andeutung seiner Landsleute zurückgewiesen werden, eine ihrer imaginären Gottheiten habe ihn mit Wahnsinn geschlagen. (Asad)

 

 

55. Anstelle von Ihm. So schmiedet allesamt heimtückische Pläne gegen mich und gewährt mit keinen Aufschub.186

 

186. Vergleiche Surach 7:195 (Juusuf `Allii)

Hier blieb Huud, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nichts anderes übrig, als sie herauszufordern und sich Allah zuzuwenden und sich allein auf Ihn zu verlassen. Er warnte sie ein letztes Mal, um sich dann von ihnen loszusagen. (Qutb)

Ich fürchte weder euch noch eure Götter. (Al-Manar)

 

 

56. Wahrlich, ich vertraue auf Allah, meinen Herrn und euren Herrn,187 Es gibt kein Lebewesen, das Er nicht beim Schopfe188 fasst. Wahrlich, mein Herr, verfährt nach dem rechten Weg.189

 

187. Dies ist nämlich eine unerschütterliche Wahrheit, dass „Allah mein und euer Herr ist.“ Denn Er, der Einzige, ist uneingeschränkter Herr der ganzen Schöpfung, auch wenn ihr dies leugnet und so oft verneint, und Er hat keinen Partner. (Qutb)

 

188. „Er ergreift die Stirnlocke“: diese arabische Redewendung bezieht sich auf die Stirnlocke eines Pferdes. Wer sie ergreift, hat völlige Macht über das Pferd. Für das Pferd ist die Stirnlocke sozusagen die Krone seiner Schönheit, die Summe seines Selbstbewusstseins. So uneingeschränkt ist Allahs Macht über alle Seine Geschöpfe, und niemand kann Ihm widerstehen. Vergleiche auch Surach 96:15-16 (Juusuf `Allii)

Ein Zeichen der Unterwerfung und der Dienstbarkeit Allah gegenüber. (Al-Manar)

Es gibt kein lebendes Wesen, über das Er nicht vollkommene Macht hätte, und das nicht völlig von Ihm abhängig wäre (vergleiche auch Ajach 6 dieser Surach). (Asad)

 

189. Diese Worte beschreiben die Wahrheit, die der Prophet Huud, Allahs Segen und Frieden auf ihm, über Allah empfindet. Er ist davon überzeugt, dass sein Herr, der zugleich der Herr aller Geschöpfe ist, Allmächtig ist. Auch diese Rauen und Mächtigen seines Volkes werden letztendlich von Ihm beim Schopf gepackt und Seiner Herrschaft unterworfen. (Qutb)

Der Maßstab für alle Tugend und Rechtschaffenheit liegt in Allahs Willen begründet, dem universalen Willen, der alles in Güte und Gerechtigkeit lenkt. Ihr seid auf Abwegen. Allahs Weg ist gerade. (Juusuf `Allii)

Allahs Weg ist immer die Wahrheit und Gerechtigkeit. Er lässt kein Recht verloren gehen, und Ihm entgeht kein Ungerechter. (Maududi)

 

 

57. Und wenn ihr euch abwendet, so habe ich euch fährwahr überbracht, womit ich zu euch entsandt worden bin.190 Aber mein Herr wird euch durch ein anderes Volk ersetzen,191 und ihr vermögt Ihm nicht den geringsten Schaden zuzufügen.192 Wahrlich, mein Herr ist Der Wahrer aller Dinge."193

 

190. Ich habe jedenfalls meine Pflicht Allah gegenüber erfüllt und rücke von euch ab, um euch allein mit Allahs Macht zu konfrontieren. (Qutb)

Der Beweis ist durch die Übermittlung meiner Mission gegen euch erbracht worden. (ibn Kasir)

 

191. Wörtlich: „euch zu folgen.“ (Asad)

Nachdem ihr untergegangen seid. (Darjabadi)

Ein Volk, das bereit ist, Allah allein zu dienen und zu ehren. (ibn Kasir)

 

192. Huud, Allahs Segen und Frieden auf ihm, stand einem stolzen, rebellischen Volk gegenüber. Er teilt ihnen mit, dass ihr Starrsinn nur auf sie zurückfallen wird. Weder kann es Allah Schaden zufügen, noch auf irgendeine Weise Allahs gnädigen Plan behindern. Um Seinen Plan zu verwirklichen, wird Allah lediglich ein anderes Volk an seine Stelle setzen. Auf Allahs Plan bezieht sich im nächsten Satz der Ausdruck „Fürsorge und Schutz“ gegenüber der ganzen Schöpfung. (Juusuf `Allii)

Bei all eurer Fähigkeit, Böses zu tun, schadet ihr nur euch selbst. (Darjabadi)

Dies ist die Antwort auf ihre abweisende Aussage: „Wir werden zu dir nicht den Iman verinnerlichen.“ (Maududi)

 

193. Im Gegensatz zu den machtlosen Götzen. (Darjabadi)

Er bewahrt Seinen Diin, Seine Freunde sowie Seine Gesetze vor Verlust oder Schaden. Und Er wacht darüber, dass ihr Ihm nicht entflieht. (Qutb)

 

 

58. Und als Unser Befehl erging,194 da erretteten Wir Huud und jene mit ihm, die mu’min waren, durch Unsere Barmherzigkeit.195 Wir erretteten sie vor einer harten Strafe.196

 

194. Als Allahs Befehl kam, die Drohung in die Tat umzusetzen und Huuds, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Volk zu vernichten, errettete er Huud, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und die Mu’mins unmittelbar durch Seine Barmherzigkeit von einem großen Leiden, das die anderen getroffen hat. (Qutb)

Zur Geschichte von der Vernichtung der `Ad durch einen gewaltigen Sturm. Vergleiche Surach 54:19 und noch ausführlicher Surach 69:6-8. (Asad)

 

195. Eine sonders ihnen vorbehaltene Barmherzigkeit, in Abweichung von dem, was man zu den gewöhnlichen Mitteln der Errettung zählt. (Al-Manar)

 

195. Einige wenige Rechtschaffene leiden vielleicht unter den Verfolgungen vieler. Aber Allahs Plan ist vollkommen, und wenn die Zeit reif ist, rettet Er die Seinen durch Seine besondere Gnade, wenn sie an Ihn glauben und auf Ihn vertrauen. (Juusuf `All)

 

196. Nach Tabari, Samachsari und Rasi bezieht sich die zuerst erwähnte Rettung Huuds, Allahs Segen und frieden auf ihm, auf den Untergang der `Ad in dieser Welt und die zweite auf die Strafe der `Ad im zukünftigen Leben. (Asad)

 

 

59. Dies waren die `Ad, die die Zeichen ihres Herrn leugneten und sich Seinen Gesandten197 widersetzten und stattdessen dem Befehl jedes widersetzlichen Gewalthabers folgten.198

 

197. Auch wenn nur ein Gesandter zu ihnen gekommen war, so Vertrag dieser doch dieselbe Botschaft, die jeder Gesandte in jedem Zeitalter jeder Gemeinschaft übermittelt hat. Ungehorsam gegenüber seinem Gesandten ist somit gleichbedeutend mit Ungehorsam gegenüber allen Gesandten. (Maududi)

Vergleiche Surach 26:180. (Asad)

Wenn er nur ein bisschen Macht zur Schau stellte, sie zu beeindrucken. (Juusuf `Allii)

 

198. Sie folgten den Geboten eines jeden, der sich Autorität über sie anmaßte und sich keiner Wahrheit unterwerfen wollte. Dabei waren sie dazu aufgefordert, die Verantwortung allein für sich zu tragen und sich nicht an den Rockzipfel eines anderen zu hängen. Der Islam ist zum einen der Gehorsam gegenüber allen Propheten, weil dies Gehorsam gegenüber Allah bedeutet, und zum anderen die Auflehnung gegen jeden Tyrannen. Und hier liegt der Unterschied zwischen Iman und Kufr in allen Botschaften und bei allen Gesandten. Und darin liegt die Würde des Menschen als solcher. (Qutb)

 

 

60. Ein Fluch verfolgt sie in dieser Welt199 und wird sie auch am Tage der Auferstehung einholen.200 Denn siehe, die `Ad leugneten fürwahr ihren Herrn. Siehe, verdammt sind die 'Ad, das Volke des Huud!

 

199. Nämlich ihr Untergang. (Darjabadi)

 

200. Im zukünftigen Leben. (Darjabadi)

Der Begriff “la'na“ wird oft mit “Fluch“ übersetzt. Ich übersetzte ihn hier mit „Allahs Ablehnung“. Ausführliche Erläuterungen zu diesem Begriff finden sich in der Fußnote 67 zu Ajach 18 dieser Surach. (Asad)

„Sie wurden von einem Fluch im Diesseits verfolgt“ bedeutet, dass jeder nach ihnen, der Kenntnis von ihrer Geschichte erhielt oder ihre Überbleibsel zu sehen bekam, sie verflucht. (Al-Manar)

 

 

Abschnitt 6

 

61. Und zu dem Tamud201 (entsandten Wir) ihren Bruder SAlliih. Er sprach: O mein Volk! Dienet nur Allah; ihr habt keinen anderen Gott außer Ihm.202 Er ist es, Der euch aus Erde entstehen ließ und euch darin ansiedelte.204 Darum bittet Ihn um Vergebung,205 dann wendet euch ihm reumütig zu. Wahrlich, mein Herr ist nahe, bereit zu erhören."206

 

201. Die Geschichte von Salich, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und den Tamud ist in Surach 7:73-79 von einem anderen Standpunkt aus erzählt worden. Der Unterschied ist hier derselbe wie in der Geschichte von Huud, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Vergleiche oben Ajach 50, Fußnote 174. Die Geschichte ist in den Grundzügen dieselbe, und doch werden neue Schwerpunkte und Einzelheiten hervorgehoben, um jedes neue Argument zu illustrieren. Während der Hauptfehler der `Ad in Arroganz und Hartnäckigkeit besteht, liegt das Vergehen der Tamud in der Unterdrückung der Armen, wie es durch den Testfall und das Symbol der Kamelstute gezeigt wird; vergleiche Surach 7:73 und die entsprechenden Fußnoten. Alle Vergehen beruhen in gewisser Weise auf Arroganz und Auflehnung, dennoch nehmen sie entsprechend den Umständen unterschiedliche Formen an. (Juusuf `Allii)

Salich war nach Hud, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, der zweite Prophet, der zu den arabischen Völkern gesandt wurde. (Asad)

Die Geschichte Tamud wurde in neun Surachs erwähnt, nämlich in den Surachs 7, 11, 15, 26, 27, 51, 53, 54 und 91. Jede von ihnen enthält entsprechend ihrem Kontext eine passende Lehre und Ermahnung, wobei keine dieser einzelnen Geschichten die andere aufhebt oder ersetzt. (Al-Manar)

 

202. Salich, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ruft sein Volk mit diesen Worten auf, die unveränderlich und unabhängig von Ort und Zeit sind. Auch seine weitere Argumentationsweise ist nicht neu: er ruft sie zur Besinnung auf ihren Ursprung und zur Umkehr auf. Sie entstammen derselben Erde wie andere Menschen, und Allah hat sie zu Erben anderer Völker und Kulturen eingesetzt. (Qutb)

 

203. Zu “Ansa“ als Schöpfungsvorgang vergleiche auch Surach 6:98. Was seinen Körper angeht, so ist der Mensch aus Erde erschaffen, und sein Aufenthalt auf der Erde ist eine Tatsache seiner materiellen Existenz. Deswegen müssen wir uns den Gesetzmäßigkeiten unseres physischen Daseins anpassen, so dass wir durch unser irdisches Leben jenes höhere Leben entwickeln können, das dem anderen Teil unserer Existenz zugehörig ist, unserem geistigen Erbe. Entsprechend der Art und Weise, wie wir unsere Gesundheit, unseren Ackerboden und unser Weideland und allgemein unsere materiellen Grundlagen nutzen, so entwickeln wir unsere moralische und geistige Natur. (Juusuf `Allii)

Aus organischen Substanzen, die ihre Nahrung - und somit ihre Fähigkeit zur Entwicklung, Fortpflanzung und EvoLuution - direkt oder indirekt aus der Erde beziehen. Das ist auch der Sinn der Aussage des Qur’ans, der Mensch sei aus Erde geschaffen. (Asad)

 

204. Oder: „Er hat euch darauf ein langes Leben gegeben.“ (Darjabadi)

Er hat sie für euch nutz- und wohnbar gemacht. (Maududi)

Vergleiche Surach 7:74 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Das Argument beruht darauf, dass die Polytheisten selbst zugaben, dass Allah ihr Schöpfer ist, Der sie auf wunderbare Weise aus lebloser Erde hervorgebracht und ihnen die Erde zum Lebensraum gegeben hat. (Maududi)

 

205. Darum bittet Ihn um Vergebung für das Unrecht, das ihr begangen habt, indem ihr anderen als Ihm gedient habt. (Maududi)

Erbittet Seine Vergebung fier euere früheren Sünden. (ibn Kasir)

 

206. Er ist denen nahe, die danach streben, Ihm näher zu kommen, und er erhört die Bitten derer, die Ihn anflehen. (Darjabadi)

Vergleiche Surach 2:186 (Asad)

Mit diesem Satz weist der Qur’an das Missverständnis zurück, das immer wieder Menschen zu falschen Vorstellungen vom Diin veranlasst hat. Sie nahmen nämlich an, Allah sei weit von ihnen entfernt und demnach unnahbar, ähnlich wie ihre eigenen Könige und Kaiser auf der Erde. Da diese nur durch einen Fürsprecher oder Anwalt erreichbar waren, nahmen sie an, dass es auch einen Fürsprecher oder Vermittler für sie geben müsse, der ihnen helfen könne, mit Allah in Verbindung zu treten, und der ihnen die Antworten auf ihre Gebete überbringt. Durch diese Missverständnisse entstand ein ganzes Heer von „Vermittlern“, und die Einrichtung einer priesterlichen Hierarchie hat die Anhänger solcher Vorstellungen außerstande gesetzt, selbst religiöse Handlungen auszuführen. (Maududi)

Seid versichert, dass Er eure Gebete erhört und sie euch gewährt werden. (Qutb)

 

 

62. Da sagten sie: „O Salich! Wir haben ehedem207 auf dich große Hoffnung208 gesetzt. Verbietest du uns nun, das an zu beten, was unsere Väter angebetet haben?209 Wir sind fürwahr zutiefst im Zweifel über das, wozu du uns aufrufst!"210

 

207. Bevor du diesen neuen Diin verkündet hast. (Darjabadi)

 

208. Salich, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hatte sein Leben bei seinem Volk auf ähnlich rechtschaffene Weise verbracht wie später der Prophet Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, der dafür den Beinamen Al-Amin („der Vertrauenswürdige“) erhielt. Er hätte zu ihrem Führer oder König erwählt werden können, wenn er nur Kompromisse mit ihren abergläubischen Vorstellungen eingegangen und ihr ungerechtes System unterstützt hätte. Aber er war für eine höhere Aufgabe geboren, die eines Verkünders der Wahrheit und Gerechtigkeit und eines konsequenten Gegners aller egoistischen Privilegien sowie eines Verfechters der Rechte der Menschen auf Allahs freier Erde durch das Symbol der Kamelstute. Vergleich auch Surach 7:73 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Wir hatten erwartet, dass du durch deine Intelligenz, Voraussicht und Würde wohlhabend und mächtig werden würdest, so dass wir durch dich Vorteile gegenüber anderen Sippen und Stämmen hätten gewinnen können. Aber durch deine Einstellung hast du alle unsere Hoffnungen zunichte gemacht.

Auch vom Propheten Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, die Mekkaner ähnliches erhofft. Vor seiner Berufung zum Propheten schätzten sie seine Fähigkeiten hoch ein und erwarteten, dass er ein großer Führer sein würde, durch den sie eine starke Position erlangen konnten. Als er jedoch dann entgegen jeder Erwartung seine Lehre von Allahs Einheit und ihrer Verantwortlichkeit im zukünftigen Leben zu verkünden begann, schlugen ihre Ansichten ins Gegenteil um. (Maududi)

 

209. Dies war nämlich ihre Begründung für ihre Götzenverehrung. Während die Vertreter des Islam ihre Argumente mit dem gesunden Menschenverstand begründen, beruhen die Argumente der Unwissenden auf blinder Nachahmung. (Maududi)

Sie wundem sich und missbilligen etwas, was wahr ist und ihre Pflicht wäre, ohne Beweise und ohne Nachdenken, nur aus dem einzigen Grund, dass ihre Vorväter dem auch gedient haben. (Qutb)

 

210. Diese fremdartige Lehre, die alle Götter ablehnt, hat unser Misstrauen hervorgerufen. (Darjabadi)

Wir müssen uns daran erinnern, dass die vorislamischen Araber ihre Gottheiten sowie die Engel (vorgestellt als „Allahs Töchter“) als legitime Mittler zwischen Mensch und Allah ansahen, Dessen Existenz an sich sie nicht leugneten. Folglich waren sie sehr verunsichert durch die Forderung des Propheten, die Verehrung dieser angeblichen göttlichen oder gottähnlichen Wesen aufzugeben. (Asad)

Der Qur’an hat diese Gefühle des Zweifels und der Verunsicherung nicht näher ausgeführt, da sie sich von Person zu Person unterschieden. Eine Eigenschaft der Botschaft Allahs ist nämlich die, dass sie die Menschen aus ihrer Gleichgültigkeit reißt und es ihnen unmöglich macht, mit der gleichen Selbstverständlichkeit ihre gewohnten Wege zu verfolgen. Sie zwingt jeden einzelnen, darüber nachzudenken, ob er sich auf dem rechten Weg befindet oder nicht. Alle diese Dinge verunsichern diejenigen, die selbst dann noch ihre Irrwege fortsetzen sollen. (Maududi)

 

 

63. Da sagte er: „O mein Volk! Seht ihr denn nicht, dass ich klare Beweise habe von meinen Herrn211 und Er mir Seine Barmherzigkeit gewährt hat?212 Wer könnte mich denn vor Allah schützen, wenn ich Ihm den Gehorsam verweigern würde?213 Ihr würdet nur meinen Verlust mehren.214

 

211. Deutliche und einleuchtende Argumente für Allahs Einheit. (Darjabadi)

 

212. Die besondere Gabe des Prophetentums, die mich verpflichtet, die Wahrheit zu verkünden. (Darjabadi)

 

213. Allah ist gütig zu mir gewesen und hat mir Sein Licht zuteil werden lassen zusammen mit denn Privileg, euch Seine Botschaft zu übermitteln. Seht ihr nicht ein, dass ich es vor Ihm zu verantworten habe, wenn ich diese Aufgabe nicht erfülle? Wer kann mir dann beistehen? Vergleiche auch oben Ajach 28. (Juusuf `All)

Vergleiche Surach 4:48 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

214. Wenn ich euren Vorschlägen folgen würde. (Darjabadi)

Obwohl sich dieser Dialog in diesem Zusammenhang auf Salich, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und die Oberhäupter der Tamud bezieht, ist er - wie alle Geschichten und Parabeln im Qur’an - von allgemeiner, zeitloser Bedeutung. Die Betonung liegt hier auf der grundsätzlichen Unvereinbarkeit von dem Iman an den Einen Gott, dessen Allwissenheit und Allmacht alles Existierende umfasst, mit der Vergöttlichung anderer Wesen, indem man ihnen göttliche Eigenschaften und Funktionen zuschreibt. Die Andeutungen der Tamud und Salichs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Gegenargumente betreffen alle religiösen Einstellungen, die auf dem Wunsch beruhen, „Allah den Menschen näher zu bringen“, etwa durch die Vorstellung von Mittlern zwischen Allah und dem Menschen. In primitiven Religionen führte diese „Zwischenschaltung“ zur Vergötterung verschiedener Naturkräfte und folglich zu Vorstellungen imaginärer Gottheiten, die vor dem Hintergrund einer urdefinierten, undeutlich wahrgenommenen Höheren Macht agierten. In höher entwickelten religiösen Vorstellungen nahm das Bedürfnis nach Vermittlung die Form personifizierter Manifestationen Allahs durch untergeordnete Gottheiten an, oder aber Allahs angebliche Inkarnation in Menschengestalt. Eine weiter Vorstellung, die „Allah den Menschen näher bringen soll“, ist die einer Hierarchie von Heiligen, lebenden oder toten, deren Vermittlung sogar von Menschen gesucht wird, die sich selbst als „Monodeisten“ bezeichnen. (Asad)

 

 

64. Und O mein Volk! Diese Kamelstute Allahs soll ein Zeichen für euch sein.215 So lagt sie auf Allahs Erde weiden und fügt ihr nichts 'Böses zu,216 sonst werdet ihr von einer Strafe ereilt !"

 

215. Der Begriff “Naqat Allah“ („Allahs Kamelstute“) hat einige Muslime zu phantastischen Vermutungen veranlasst. Wie jedoch Raschid Rida betont, weist dieser Ausdruck lediglich auf die Tatsache hin, dass dieses Tier nicht irgendeinem Menschen gehörte und deshalb unter dem Schutz des gesamten Stammes stand. Ein ähnlicher Ausdruck ist beispielsweise „Allahs Erde“ im selben Ajach: eine Betonung der Tatsache, dass alles Allah gehört. (Asad)

Vergleiche auch Surach 7:73, Fußnote 212. (Anm. des Übers.)

Diese Kamelstute ist jenes Tier, das Allah durch die Zufügung Seines Namens ausgezeichnet hat, was ihr Sonderrechte in der Behandlung, Essen und Trinken verleihen sollte. Sie wurde auch als ein Zeichen Allahs bezeichnet, das zu missachten ihre Vernichtung nach sich ziehen würde. (Al-Manar)

 

216. Salich, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nimmt nicht einfach nur eine negative Haltung ein, sondern stellt die Kamelstute als ein Symbol vor, vergleiche Surach 7:78. „Gebt eurer eigennütziges Monopol auf. Macht Allahs Gaben auf dieser freien Erde allen zugänglich. Gebt den Armen ihr Recht, auch das Weiderecht auf unbewirtschaftetem Land. Stellt eure Umkehr und eure neue Einstellung unter Beweis, indem ihr diese Kamelstute frei weiden lasst. Sie soll ein Symbol und damit unverletzlich sein.“ Ihre einzige Antwort bestand jedoch darin, den Aufruf zu missachten und die Kamelstute zu lähmen. Und so gingen sie den Weg aller Ungerechten - ins Verderben. (Juusuf `Allii)

 

 

65. Doch sie zerschnitten ihr die Sehnen.217 Da sprach er: „Vergnügt euch in euren Häusern drei Tage lang.218 Dies ist ein Versprechen, das sich nicht als Lüge abtun lässt!"

 

217. Trotz wiederholter Mahnungen und Warnungen. (Darjabadi)

Sie schlugen ihr die Beine ab oder sie schlachteten sie. Sie töteten sie auf jeden Fall. (Al-Manar)

Vergleiche Surach 7:77, Fußnote 223. (Asad)

 

218. Nur drei Tage Zeit zur Besinnung und Umkehr! Aber sie achteten nicht darauf. Ein furchtbares Erdbeben kam bei Nacht, dem ein gewaltiger Sturm voranging - wahrscheinlich vulkanisch - wie es nur in Erdbebengebieten bekannt ist. Es kam bei Nacht und begrub sie in ihrem eigenen befestigten Häusern, die sie für so sicher gehalten hatten. Wie doch die Starken und Mächtigen erniedrigt werden! (Juusuf `Allii)

Diese drei Tage waren das Letzte, was ihnen an Genüssen des Diesseits und dieses Lebens noch geschenkt wurde. (Qutb) Dann werdet ihr von einer vernichtenden Strafe erfasst. (Al-Dschalalain)

 

 

66. Und als Unser Befehl erging,219 da erretteten Wie Salich, und jene mit ihm, die mu’min waren, durch Unsere Barmherzigkeit,220 vor der Schmach jedes Tages. Dein Herrn ist wahrlich der Allmächtige, Erhabene.221

 

219. Als Allahs Befehl kam, und die Mu’mins unmittelbar durch Seine Barmherzigkeit von einem großen Leiden, das die anderen getroffen hat. (Qutb)

 

220. Nach Überlieferungen, die auf der Sinai-Halbinsel verbreitet sind, rettete Allah sie, vor dem Untergang und führte sie fort. In der Nähe des Berges Sinai gibt es den so genannten Berg des Propheten Salich, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wo dieser nach dem Untergang seines Volkes Zuflucht gefunden haben soll. (Maududi)

 

221. Er ist in der Lage, jeden untergehen zu lassen, der es verdient hat, und jeden zu retten, der sich als würdig erwiesen hat. (Darjabadi)

Die Rede ist an den Gesandten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gerichtet und besagt, dass sein Allah, Der dies wahrgemacht hat, auch in der Lage ist, das gleiche mit seinem Volk zu tun. (Al-Manar)

 

 

67. Und jene Ungerechten wurden von dem (niederschmetternden) Schrei ergriffen,222 so dass sie am Morgen in ihren Häusern hingestreckt am Boden lagen,223

 

222. Nach Rasi erscheint der Begriff “Sayha“ (wörtlich: „Schrei“ oder „Laut“) in diesem Ajach als Synonym zu “Sa'iqa“ („Donnerschlag“). Da dasselbe Ereignis in Surach 7:78 als “Rarfa“ („Starkes Beben“) bezeichnet wird, was in diesem Zusammenhang offensichtlich für Erdbeben steht, ist es möglich, dass dieser „Laut“ oder „Donnerschlag“, der hier und an verschiedenen anderen Stellen erwähnt wurde, das unterirdische Rumpeln beschreibt, das oft einem Erdbeben vorangeht oder es begleitet, oder das Donnern eines Vulkanausbruches. Angesichts des wiederholten Gebrauchs dieses Ausdruckes können wir jedoch auch annehmen, dass es sich ganz allgemein um einen „Stoß der Strafe“ handelt oder den endgültigen Stoß wie in Surach 50:42, wo er den Augenblick des Jüngsten Gerichts ankündigt. (Asad)

 

223. Vergleiche Surach 7:78 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Ein Schrei vom Himmel, begleitet von einem gewaltigen Erdbeben. (Darjabadi)

Das heißt: „Sie lagen mit dem Gesicht nach unten, vom Donner erschlagen. (Al-Manar)

Herrn. 224 Siehe, verflucht sind die Tamud!

 

224. Vergleiche oben Ajach 60. (Juusuf `Allii)

Dies ist eine weitere Geschichte aus dem Leben früherer Propheten. Die arabischen Götzendiener verlangten auch vom Propheten Muhammad Wundertaten, die sie zum Iman veranlassen sollten. Da wird Ihnen das Beispiel der Tamud vor Augen geführt, die ein Wunderzeichen erhielten, so wie sie es verlangt hatten. Doch es fiel bei ihnen auf keinen fruchtbaren Boden. Iman kann man nicht durch Wunder erlangen. Es ist eine einfache Botschaft, die vom Herzen und vom Verstand aufgegriffen und aufgenommen wird. Absichtliche Ignoranz macht diese jedoch unbrauchbar. (Qutb)

 

 

Abschnitt 7

 

69.. Und fürwahr, Unsere Gesandten225 kamen seinerzeit zu Ibrahim mit froher Botschaft.226 Sie sprachen: „Friede!“227 Da antwortete er: „Friede!“ und er beeilte sich, sie mit einem gebratenen Kalb zu bewirten.228

 

225. Die Boten sind in diesem Falle Engel, die hier ungenannt bleiben. Wir wollen hier nicht detailliert darauf eingehen, wie es von manchen Qur’anauslegern getan wurde, ohne Nachweise zu besitzen. (Qutb)

 

226. Mit der Ankündigung der Geburt seines Sohnes Ishaaq. (Darjabadi)

An dieser Stelle wird die frohe Botschaft nicht offen dargelegt, sondern sie wird auf eine geeignete Zeit verschoben, wenn es zum Dialog kommt, und im Beisein von Ibrahims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Gattin. (Qutb)

Siehe unten Ajach 71. Der Grund, warum Ibrahim von Luut, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, eine Episode aus Ibrahims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Leben vorangeht, ist darin zu sehen, dass letzterer Fürbitte für das lasterhafte Volk von Sodom leistet (vergleiche unten Ajach 7476), möglicherweise auch in Allahs Versprochen, ihn zu einem Führer der Menschen zu machen (siehe Surach 2:124), das in ihm einen intensiven Sinn für moralische Verantwortlichkeit erweckt haben muss, nicht nur fair seine eigene Familie, sondern auch für Menschen, mit denen er durch Luut, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nur indirekt verbunden war. (Asad)

 

227. Sie begrüßten ihn mit diesem Gruß. (Darjabadi)

 

228. Ibrahim, Allahs Segen und frieden auf ihm, hatte zu diesem Zeitpunkt grausame Verfolgungen in Mesopotamien durchgemacht, hatte den Polytheismus seiner Vorfahren in Ur hinter sich gelassen, hatte Nimrods Verfolgungen widerstanden und hatte jetzt nach langen Wanderungen sich in Kanaan niedergelassen, wo sein Neffe Luut, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Auftrag bekam, den lasterhaften Städten in der Ebene östlich des Toten Meeres Allahs Botschaft zu verkünden. Auf diese Weise war er geläutert und darauf vorbereitet worden, die Botschaft zu empfangen, dass er zum Ahnherr einer langen Reihe prophetischer Persönlichkeiten erwählt worden war. (Juusuf `Allii)

Ibrahim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war als äußerst gastfreundlich bekannt. Hier bewirtet er seine Gäste, die ihm doch völlig fremd sind. Vergleiche Genesis 18:7-8). (Darjabadi)

Wörtlich: „…und er zögerte nicht, ihnen ein gebratenes Kalb zu bringen." (Asad)

Die Engel waren nämlich in Menschengestalt zu Ibrahim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gekommen und hatten ihm nicht ihre wahre Identität enthüllt. Darum hielt er sie für fremde Reisende und bewirtete sie entsprechend. (Maududi)

 

 

70. Als er aber sah, dass sich ihre Hände nicht danach ausstreckten,229 fand er sie befremdend und er empfand Furcht vor ihnen.230 Da sagten sie: „Fürchte dich nicht! Wir sind vielmehr zum Volke Luuts entsandt worden.„231

 

229. Engel essen nämlich nicht die Speisen der Erdenmenschen. (Qutb)

 

230. Wenn im Orient Gastfreundschaft zurückgewiesen wird, bedeutet das nichts Gutes für den Gastgeber. Ibrahim, Allahs Segen und frieden auf ihm, hatte folglich einen Anflug von Misstrauen und Furcht, den die Fremden jedoch sofort beschwichtigten, indem sie sagten, sie seien in erster Linie zu Luut. Allahs Segen und Frieden auf ihm, gesandt worden, um ihm bei seiner Aufgabe als Warner der lasterhaften Städte zur Seite zu stehen. Darüber hinaus hatten sie jedoch auch gute Nachricht für Ibrahim, Allahs Segen und frieden auf ihm.(Juusuf `Allii)

Gemeinsames Essen machte in alter Zeit den Gast zu einem Mitglied der Familie und begründete eine besondere freundschaftliche Verbindung zwischen dem Gastgeber und seinem Gast. (Darjabadi)

Die Ansicht, er habe Angst vor ihnen empfunden, weil er sie aufgrund ihrer Weigerung zu essen für verkappte Feinde halten musste, wird im nächsten Ajach zurückgewiesen. (Maududi)

 

231. „Das Volk Luuts“ bedeutet das Volk, zu dem Luut, Allahs Segen und Frieden auf ihm, geschickt worden war, nämlich die Bevölkerung der lasterhaften Städte Sodom und Gomorrah. (Juusuf `Allii)

Der Wortlaut der Antwort macht deutlich, dass Ibrahim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, bereits durch ihre Weigerung zu essen erkannt haben musste, dass die Fremden Engel waren. Er wusste jedoch, dass das Auftreten von Engeln in Menschengestalt Schlimmes bedeutete. Er befürchtete, sie wollten ihn vielleicht für Vergehen oder Fehler zur Rechenschaft ziehen, die er oder seine Angehörigen begangen hatten. Hätten sie ihn erst über ihre wahre Identität aufklären müssen, dann hätten sie gesagt: „Fürchte dich nicht, wir sind Engel." (Maududi)

 

 

71. Und seine Frau,232 die dabeistand,233 lachte. Darauf brachten Wir ihr die frohe Botschaft von Ishaaq,234 und über Ishaaq hinaus von Jaquub.235

 

232. Nämlich Sara, Ibrahims, Allahs Segen und frieden auf ihm, erste Frau. (Darjabadi)

 

233. Hier wird der Verlauf des Gespräches über die Engelsbotschaft für kurze Zeit unterbrochen. (Qutb)

Sie stand dabei, um sie zu bewirten. (ibn Kasir)

 

234. Die Geschichte wird mit knappen Worten erzählt, und die meisten Einzelheiten werden als bekannt vorausgesetzt. Wir können annehmen, dass die Engel ihre Nachricht zuerst mitteilten, der nach Genesis 11:5 bereits hundert Jahre alt war, und seine Frau Sara war etwa neunzig (Genesis 17:7). Wahrscheinlich hielt sie sich nach orientAlliischem Brauch von der Männerwelt fern. Sie konnte die Nachricht kaum glauben. In ihrer skeptischen Verlegenheit (manche sagen auch, vor Freude) lachte sie. Aber schließlich wurde ihr in aller Form mitgeteilt, dass sie die Mutter von Ishaaq und damit die Großmutter von Jaquub, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, werden sollte, der wiederum mit seinen zwölf Söhnen ein fruchtbarer Baum werden sollte. Sara war weit über das gebärfähige Alter hinaus. „Wie kann das möglich sein?“ dachte sie. (Juusuf `Allii)

Sie lachte aus Freude darüber, dass Engel ihre Gäste waren. (Darjabadi)

Der Grund ihres Lachens wird verschieden interpretiert. Während die einen meinen, sie lachte verwundert über das, was sie zu sehen und zu hören bekam, meinen andere, sie lachte aus Erleichterung, dass ihr die Angst genommen worden war, oder auch aus Freude über die nahe Bestrafung von Luuts, Allahs Segen und Frieden auf ihm,, dessen Sünden sie so sehr verabscheute.

(Al-Manar)

Von Al'ufi über ibn Abbas überliefert bedeutet „sie lachte“: sie bekam ihre Regel. (ibn Kasir)

Sie lachte, als sie erkannte, dass die Engel Allahs Boten waren und sie und Ibrahim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nichts von ihnen zu befürchten hatten. Sie widerspricht der biblischen Aussage: „Darum lachte sie bei sich selbst und sprach: Nun ich alt bin, soll ich der Liebe pflegen, und mein Herr ist auch alt!“ (Genesis 18:12). Im obigen Abschnitt des Qur’ans kommt nämlich die Ankündigung von der Geburt eines Sohnes nach der Aussage, dass sie lachte, und wird mit dem Partikel “fa“ eingeleitet, was in diesem Zusammenhang „dann“ oder „daraufhin" bedeutet. (Asad)

 

235. Die Engel teilten die gute Nachricht von der Geburt eines Sohnes Sara mit, nicht in erster Linie Ibrahim, Allahs Segen und Frieden auf ihm,, denn dieser hatte ja bereits einen Sohn, nämlich Ismail. Deswegen verhießen sie ihr Ishaaq, der wiederum einen Sohn namens Jaquub haben sollte, und beide sollten große Gesandte Allahs werden. (Maududi)

 

 

72. Sie sprach: „O wehe mir!236 Wie sollte ich noch gebären, wo ich doch eine alte Frau bin231 und dieser, mein Gatte, ein Greis ist.238 Das ist wahrlich merkwürdig!“

 

236. Dies ist ein Seufzer sowohl um eine bedauernswerte Vergangenheit als auch um Zukunftswünsche.

(Juusuf `Allii)

Ein Ausruf der Verwunderung. (Darjabadi)

Dieser traurige Ausruf bezieht sich offensichtlich ebenso auf ihre Unfruchtbarkeit in der Vergangenheit als auch auf ihre Befürchtung, diese erstaunliche Ankündigung könnte sich als illusorisch erweisen. (Asad)

Diese Worte werden gewöhnlich ausgerufen, wenn man überrascht wird durch ein Unglück oder eine Bloßstellung oder auch als Missbilligung oder Wehklage. (Al-Manar)

 

237. Über das gebärfähige Alter hinaus. (Darjabadi)

 

238. Vergleiche Genesis 18:11-12. (Darjabadi)

 

 

73. Sie sagten: „Wunderst du dich über Allahs Entscheidung?239 Die Barmherzigkeit Allahs und Sein Segen sei über euch,240 O ihr Angehörigen dieses Hauses!241 Er ist wahrlich Preiswürdig, Ruhmreich."242

 

239. Als Frau eines Propheten, die mit Allahs wunderbarem Wirken vertraut ist. (Darjabadi)

Die wirkliche Bedeutung dieser rhetorischen Frage kann nur zum Vorschein kommen, wenn man sie als Echo auf die im Qur’an oft wiederholte Aussage versteht: „Wenn Allah will, dass eine Sache existiert, spricht Er zu ihr nur: „Sei! und sie ist.“ (Asad)

 

240. Nichts ist für Allah seltsam oder verwunderlich. Wenn etwas nach gewohntem Muster abläuft, heißt es trotzdem nicht, dass dies ein unabänderliches Gesetz darstellt. Will Allah diese Gewohnheit für eine begrenzte Zeit absetzen, so macht er dies aufgrund Seiner Weisheit; in diesem Fall ist es Seine Barmherzigkeit gegenüber den Angehörigen dieses Hauses sowie Sein Segen, den Er ihnen und den Mu’mins versprochen hat. (Qutb)

Der Ursprung dieses Satzes war eine Fürbitte, die in Erfüllung gegangen ist. (Al-Manar)

 

241. “Achl-ul-Bait“ bedeutet wörtlich: „Leute des Hauses“. Es ist eine höfliche Anredeform für Ehefrau und Familienangehörige. Hier wird die ganze Familie gesegnet. (Juusuf `Allii)

 

242. Statt euch über Seine Macht zu wundern, preist und verherrlicht Ihn, denn Er kann alles tun, was Er will. (Darjabadi)

 

 

74. Als die Angst von Ibrahim gewichen war und die frohe Botschaft ihn, erreicht hatte,243 begann er mit Uns zu rechten244 wegen des Volks von Luut.245

 

243. Frohe Botschaft: nicht nur die, dass er einen Sohn bekommen sollte, sondern auch die, dass er Stammvater der Propheten werden sollte. Daraufhin beginnt er gleich, sich für die lasterhaften Menschen einzusetzen, zu denen als Warner geschickt worden war. (Juusuf `Allii)

 

244. Er setzte sich intensiv für sie ein, dass es den Eindruck eines Streitgesprächs machte. (Darjabadi)

„...er begann mit Uns zu disputieren“ soll die liebevolle Beziehung zwischen Ibrahim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und Allah unterstreichen. Nur weil Ibrahim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Allah so nahe steht, war es ihm möglich, so intensiv für dieses Volk zu bitten. (Maududi)

 

245. Wie Said bin Dschubair erzählte, fragte Ibrahim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Engel: „Wollt ihr eine Stadt vernichten, in der 300 Mu’mins sind?“ Und sie antworteten: „Nein“. Er fragte weiter: „Wollt Ihr eine Stadt vernichten, in der 200 Mu’mins sind?“ und sie antworteten wieder mit Nein. Er reduzierte die Zahl der Mu’mins nach und nach auf vierzig, dann auf dreißig, bis er die Zahl fünf erreichte. Als sie auch dann noch mit Nein antworteten, fragte er sie: „Und wenn nur ein einziger Gläubiger darin ist?“ Und sie sagten wieder: „Nein“. Da sagt        „In dieser Stadt ist Luut“ Ajach 31-29. Erst dann beruhigte sich Ibrahim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, als er von der Errettung Luuts hörte. (ibn Kasir)

 

 

75. Denn Ibrahim war wahrlich nachsichtig,246 weichherzig247 (und) Allah ergeben.248

 

246. “Al-HAlliim“ ist jemand, der seinen Ärger in Zaum hält, sich geduldig zeigt und nicht aufbrausend ist. (Qutb)

 

247. “Awwach“ ist jemand, der den Allmächtigen demütig im Gebet anfleht. (Qutb)

 

248. “Munib“ ist jemand der sich schnellstens seinem Herrn wieder zuwendet. Diese drei Eigenschaften zusammen veranlassten Ibrahim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Engeln über das Schicksal von Luuts, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Volk zu streiten. Während der Qur’an keine Einzelheiten über das Streitgespräch selbst wiedergibt, bekommt er nur die Antwort, dass Gott Seine Entscheidung bereits getroffen hat. (Qutb)

Wie auch später der Prophet Muchammad., so hat Ibrahim, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, besonders die hier erwähnten drei Eigenschaften:

1. er war nachsichtig gegenüber den Schwächen anderer;

2. er hatte in hohem Maße Mitleid und Mitgefühl; und

3. er wandte sich in allen Schwierigkeiten zu Allah im Gebet. (Juusuf `Allii)

Diese Eigenschaften Ibrahims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, waren die Ursache seines Disputs mit den Engeln. (Al-Manar)

 

 

76. O Ibrahim Enthalte dich dessen.249 Der Befehl deines Herrn ist ja bereits ergangen. Über sie wird fürwahr eine Strafe kommen, die unabwendbar.250

 

249. Enthalte dich des Streitgespräches und der Fürbitte. (Al-Manar)

 

250. All dein Mitgefühl und deine Sorge ist nutzlos, Ibrahim, Allahs Segen und Frieden auf ihm! Alle deine Warnungen, Luut, Allahs Segen und Frieden auf ihm, werden nicht beachtet! Sie stecken so tief in ihren Lastern, dass nichts sie zurückbringen kann. Dies ist unten in Ajach 79 veranschaulicht. Und nun geht es weiter zu Luut, Allahs Segen und Frieden auf ihm.(Juusuf `Allii)

Diese Ereignisse aus der frühen Geschichte wurden hier wiedergegeben, um die Quraisch darauf hinzuweisen, dass sie sich irrten, er Annahme, sie seien immun gegen die Strafe, die der Qur’an ihnen androhte, aufgrund ihrer Abstammung von Ibrahim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ihrer Zuständigkeit für Schutz und Erhaltung der Ka'ba und ihrer religiösen, wirtschaftlichen und politischen Führungsrolle in Arabien. Sie glaubten, der Prophet Ibrahim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, würde sie, seine Nachkommen, bei Allah einsetzen und sie verteidigen. Deswegen war auch das Schicksal von Nuchs, Allahs Segen und Frieden auf ihm,       Sohn so ausführlich geschildert worden. Aber die Geschichte Ibrahims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, soll hier auch noch etwas anderes verdeutlichen. Die Quraisch hatten vergessen, dass die Gesetzmäßigkeit Gerechtigkeit Allahs beständig wirksam und in ihrer Umgebung erkennbar war. Auf der einen Seite stand der um der Wahrheit willen seine Heimat hatte verlassen müssen und nun in einem fremden Land lebte, wo er allem Anschein nach keinerlei äußere Macht hatte. Die Gerechtigkeit Allahs belohnte ihn jedoch mit einem Sohn wie Ishaaq und einem Enkel wie Jaquub, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, deren Nachfahren, die Kinder Israels, jahrhundertelang Filistin beherrschten, wo er als Fremder Zuflucht gefunden hatte. Auf der anderen Seite stand das Volk, zu dem Luut, Allahs Segen und Frieden auf ihm, geschickt worden war, das in allernächster Nähe in Überfluss und Luxus lebte, wodurch es jedoch so leichtsinnig und übermütig gewesen war, dass es in offener Lasterhaftigkeit lebte und Allahs Vergeltung vergessen zu haben schien, so dass es nicht auf Luuts Warnungen hörte. Die göttliche Gerechtigkeit wurde zur selben Zeit wirksam, als die frohe Botschaft verkündet wurde, indem dieses Volk von der Erde hinweggefegt wurde. (Maududi)

 

 

77. Als Unsere Gesandten251 zu Luut kamen,252 geriet er ihretwegen in Bedrängnis253 und fühlte sich außerstande (sie zu beschützen).254 Und er sagte: „Dies ist ein schlimmer Tag!“255

 

251. Die Engel in Menschengestalt. (Darjabadi)

 

252. Der in Sodom wohnte. (Darjabadi)

Nachdem sie Ibrahim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hatten. (Al-Manar)

 

253. Sie erschienen nämlich in der Gestalt hübscher junger Männer, durch die die widernatürlichen Begierden der Leute herausgefordert wurden. (Darjabadi)

Luut erkannte sein Volk und dessen Schwächen. Die Männer fühlten sich zu Männern hingezogen statt zu Frauen; ihre natürlichen Anlagen waren entartet, und sie erkannten die Weisheit nicht, in der Allah alle Lebewesen als Mann und Frau erschaffen hat, wodurch die Fortpflanzung gewährleistet ist, solange Allah es will. (Qutb)

 

254. Denn er wusste, was sie bei seinen Leuten erwartete, und er erkannte die Schande, die ihm dadurch zugefügt wurde. (Qutb) Wörtlich: „Er war eingeengt bezüglich der Reichweite seines Armes für sie,“ eine Redewendung, die im klassischen Arabisch oft benutzt wird und bedeutet, dass Luut, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hier völlig außerstande ist, seine Gäste vor den Leuten von Sodom zu schützen, deren homosexuelle Neigungen in dem Begriff „Sodomie“ sprichwörtlich geworden sind. Da Luut, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in dem Fremden nicht mehr als hübsche junge Männer sah, befürchtete er mit Recht, dass sie von seinen Landsleuten sexuell belästigt werden würden. (Asad)

 

255. Die Geschichte von Luut, Allahs Segen und Frieden auf ihm, die sie in Surach 7:80-84 wiedergegeben ist, legt den Schwerpunkt auf die Darstellung, wie Menschen mit widernatürlichen Neigungen Allahs Botschaft ablehnten. Hier liegt die Betonung auf Allahs Handeln mit den Menschen - mit Gnade für wahren geistigen Dienst, und mit gerechtem Zorn und Strafe für diejenigen, die sich den von Ihm gegebenen Naturgesetzen widersetzen -, somit auf dem Verhalten der Menschen untereinander und dem Kontrast zwischen dem Rechtschaffenen und denen, die weder göttliche noch menschliche Gesetzte achten. (Juusuf `Allii)

 

 

78. Und sein Volk kam eilends zu ihm.256 Und schon vordem pflegten sie Übles zu tun.257 Er sprach (zu ihnen)258„O mein Volk! Hier sind meine Töchter;259 sie sind doch viel reiner für euch!260 So fürchtet also Allah und bringt mich nicht in Verlegenheit hinsichtlich meiner Gäste!261 Gibt es denn keinen einzigen vernünftigen Mann unter euch?„262

 

256. Hocherfreut, ihre Begierde stillen zu können und von der Leidenschaft getrieben. (Al-Manar)

In seiner passiven Form, wie sie hier benutzt wird, bedeutet das Verb “juchra'un“ nicht nur„ sie kamen angerannt“, sondern „sie kamen gerannt, als wenn sie von einer Kraft vorwärts getrieben würden,“ in diesem Falle die Kraft ihrer entarteten Begierde. (Asad)

 

257. Ihr Register an Missetaten war sehr lang. Das Abscheulichste darunter war die gegen die natürliche Veranlagung gerichtete HomosexuAlliität. (Al-Manar)

 

258. Als er die Bedrohung gegenüber seinen Gästen sah, wollte er die gesunde, natürliche Veranlagung in ihnen wecken, indem

er ihre Aufmerksamkeit auf das weibliche Geschlecht hinwendete. (Qutb)

 

259. „Meine Töchter“ bedeutet nicht unbedingt, dass es sich um Luuts, Allahs Segen und Frieden auf ihm, eigene Töchter handelte. So konnten auch andere unverheiratet Mädchen der Stadt bezeichnet werden. (Darjabadi)

Ein Prophet ist wie ein Vater in seinem Volk. Deswegen betrachtet er die Mädchen unter ihnen wie eigene Töchter. (Al-Manar)

 

260. Die biblische Erzählung berichtet, Luuts. Allahs Segen und Frieden auf ihm, Töchter seien verheiratet gewesen (Genesis 19:14), und wirft ihnen danach inzestuöse Beziehungen zu ihrem Vater vor (Genesis 19-31).

Im Qur’an wird nirgends ein solch abscheuliches Verhalten erwähnt. Nach Ansicht einiger Kommentatoren kann der Ausdruck „meine Töchter“ im Mund eines so ehrwürdigen Menschen wie Luut Mädchen dieser Städte meinen. In arabischsprachigen Ländern ist „mein Sohn“ bis harte eine gängige Anrede eines alten Mannes einem jungen gegenüber. (Juusuf `All)

Wenn ihr sie heiratet. (Darjabadi)

Ob sich „meine Töchter“ auf die Mädchen der Gemeinschaft oder auf Luuts, Allahs Segen und Frieden auf ihm, eigene Töchter bezieht - es besteht kein Zweifel, dass hier auf die natürlichen Beziehungen zwischen Mann und Frau verwiesen werden soll im Gegensatz zu den perversen Wünschen der Sodomiten. (Asad)

Auf keinen Fall handelt es sich hier um ein Angebot außerehelicher Beziehungen, wie es in dem Nachsatz „sie sind reiner für euch“ verdeutlicht ist, so dass kein Platz für Missverständnisse bleibt. Luut, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ermahnt sie auf diese Weise, sich an rechtmäßige sexuelle Beziehungen zu Frauen zu halten, statt widernatürliche Mittel zu suchen. (Maududi)

Sie sind reiner in jeder Beziehung: sowohl seelisch als auch körperlich. Seelisch, weil sie damit der reinen natürlichen Veranlagung, wie sie von Allah erschaffen ist, folgen. In ihnen werden Regungen erweckt, die als rein und natürlich zu bezeichnen sind. Körperlich, weil Allah in ihrem Körper den geschützten Ort für das entstehende Leben erschaffen hat. (Qutb)

 

261. Er sprach damit ihren Edelmut an und die traditionelle beduinische Art, Gäste zu ehren und sie freundlich aufzunehmen. (Qutb)

 

262. Wahrscheinlich gab es in der ganzen Bevölkerung von Sodom keinen einzigen rechtschaffen gesinnten Mann. Vergleiche auch Genesis 18:26. (Darjabadi)

Die Missetaten dieses Volkes richtet sich nicht nur gegen die reine natürliche Veranlagung, sondern auch gegen die Vernunft. (Qutb)

 

 

79. Sie sagten: „Du weißt doch recht wohl, dass wir nichts mit deinen Töchtern im Sinn haben.263 Und du weißt sehr wohl, was wir wollen!"264

 

263. Wir haben überhaupt kein Interesse an Frauen. (Darjabadi)

Wörtlich: „keinerlei Anspruch auf deine Töchter." (Asad)

Sie bringen damit zum Ausdruck, dass sie jegliches Interesse an natürlicher Sexualität verloren haben. Solange jemand sich falsch verhält und noch weiß, dass er solches Verhalten eigentlich vermeiden sollte, besteht noch Hoffnung für ihn, und selbst wenn er sich nicht zur Umkehr aufraffen kann, kann man ihn allerhöchstens als einen „verdorbenen Menschen“ bezeichnen. Wenn jemand jedoch völlig seinem Fehlverhalten verfällt und jedes Interesse an rechtmäßigem Verhalten verliert, dann ist er kaum noch als Mensch zu betrachten. (Maududi)

 

264. „Du weißt genau, dass wenn wir deine Töchter gewollt hätten, so hätten wir sie auch geheiratet. Dies wäre nämlich unser Recht. Doch dies ist eine boshafte Anspielung auf ein widerwärtiges Tun.“ (Qutb)

Du weißt wohl, dass wir nur die Männer begehren. Warum dann diese wiederholte Ermahnung. (ibn Kasir)

 

 

80. Da sagte er: „Wenn ich doch nur Macht hätte über euch oder bei einer starken Stütze Zuflucht finden könnte!"265

 

265. Luut, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sah sich in einer ausweglosen Situation - allein gegen eine wütende, leidenschaftliche Menschenmenge. Er wünschte, er könnte sie selbst zurückdrängen oder hätte eine mächtige Hilfe. Diese mächtige Hilfe war bereits da, aber er hatte sie bisher noch nicht wahrgenommen. Es war Allahs Hilfe. Seine Gäste waren keine gewöhnlichen Menschen, sondern Engel, die das Volk prüfen sollten, bevor sie die Strafe vollzogen. Sie gaben sich nun zu erkennen und wiesen ihn an, vor Tagesanbruch den Ort zu verlassen, weil dann die Strafe darüber hereinbrechen sollte. (Juusuf `Allii)

Der Prophet Muhammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, pflegte beim Rezitieren dieses Ajachs zu sagen: „Allahs Gnade sei mit Luut; ihn beherbergte doch die schützende Kraft. (Qutb)

 

 

81. (Die Gesandten) sprachen: „O Luut! Wir sind in Wahrheit Gesandte deines Herrn.266 Sie werden dir ganz gewiss nichts anhaben können. Darum breche mit deiner Familie267 auf während des (letzten) Teils der Nacht. Und keiner von euch soll zurückblicken268 mit Ausnahme deiner Frau.269 Ihr wird fürwahr zustoßen, was Ihnen (allen) zustößt.270 Wahrlich, der für sie bestimmte Zeitpunkt wird der Morgen sein. Ist der Morgen nicht schon nahe?“271

 

266. Wir sind Engel Allahs, deswegen sei unbesorgt. (Darjabadi)

Als die Sorge den Propheten Luut, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu erdrücken schien, lüfteten die Engel ihr Geheimnis und wiesen ihm den Stützpfahl, an dem sich Luut, Allahs Segen und Frieden auf ihm, festhalten konnte (Qutb)

 

267. Verlasse diese Stadt. (Darjabadi)

 

268. Jeder, der in der Stadt zurückbleibt, wird mit ihr untergehen. (Qutb)

Damit sollte ihnen die Dringlichkeit der Sache eingeprägt werden. (Maududi)

„Lag niemanden zurückbleiben“ ist auch im abstrakten Sinne zu verstehen: auf das, was ihr zurücklagt. Das bedeutet offensichtlich, dass alle Verbindungen mit der lasterhaften Stadt abgebrochen werden mussten, nicht einmal ein physischer Blick zurück. (Asad)

 

269. Selbst in Luuts, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Familie war noch jemand, der sich von der familiären Harmonie losgesagt hatte. Sie folgte ihrem Mann nicht, wo er Allahs Gebot folgt. Sie blickte zurück und teilte das Schicksal der lasterhaften Bewohner der Städt. Vergleiche auch Surach 66:10. Nach der biblischen Erzählung verwandelt sie sich in eine Salzsäule (Genesis 19:26). (Juusuf `Allii)

Sie war in ihren Innern kafir und damit verurteilt. (Darjabadi)

 

270. Da sie nicht auf die Warnung hörte. (Darjabadi)

Vergleiche Surach 7:83. (Asad).

Auch das Schicksal von Luuts, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Frau, das in dieser Surach erwähnt wird, soll die Lehre betonen, dass keine Beziehung zu einem Menschen jemanden vor den Folgen seines eigenen Fehlverhaltens bewahren kann. (Maududi)

Sie war kafir und sündenhaft wie ihr Volk. (Al-Manar)

 

271. Dies ist eine rhetorische Frage, die Luut, Allahs Segen und Frieden auf ihm, trösten und ihm neue Hoffnung geben soll. Die Erfüllung der Verheißung ist ebenso nahe wie sicher. (Qutb)

Der Zeit ihrer Bestrafung wurde frühmorgens gesetzt, weil sie sich zu dieser Zeit alle in ihres Häusern befanden. Somit konnte keiner der Sünder dem Ruin entgehen. (Al-Manar)

 

 

82. Als nun Unser Befehl erging, kehrten Wir das Oberste der Stadt zuunterst und ließen auf sie einen Regen von Steinen 272 aus hartem Ton273 niedergehen, Schicht auf Schicht.

 

272. Vergleiche Surach 7:34. (Al-Manar)

Vergleiche Genesis 19:24-25. (Darjabadi)

Dies bezieht sich wahrscheinlich auf Gestein, das durch Lava und Hitze aus dem Erdinneren geformt wurde. Anzeichen für solche Gesteinsformationen befinden sich bis heute in Nähe des Toten Meeres. (Maududi)

 

273. “Sidschdschil“ ist ein arabisiertes persisches Wort, das „Stein“ oder „Gebrannter Ton“ bedeutet. Sodom und Gomorra lagen in einem Gebiet mit hartem, schwefelhaltigem Boden, auf den diese Beschreibung sehr gut passt. Vergleiche auch. Surach 51:33, wo in Verbindung mit demselben Ereignis von “hidscharatan min tin“ (Tonsteinen) die Rede ist. (Juusuf `Allii)

„Steinharte Schläge (der Strafe), die für sie bestimmt war.“ Wie aus Hinweisen bei Samachsari und Rasi hervorgeht, besteht auch die Möglichkeit, dass das Wort “sidschdschil“ arabischen Ursprungs ist, nämlich ein Synonym zu “sidschdschil“, das in erster Linie „Schriftzug“ bedeutet und im weiteren Sinn „etwas, das bestimmt worden ist“. In diesem Falle kann der Ausdruck “hidscharat min sidschdschil“ auch im übertragenen Sinne verstanden werden, nämlich als die „Steine der Strafe, die Allah bestimmt hat“. (Asad)

 

 

83. Dies ist von seinem Herrn (für sie) bestimmt.274 Und es275 ist nicht fern von jenen, die unrecht tun.

 

274. Wenn wir dies wörtlich verstehen, bedeutet es, dass der Regen aus Bimsstein sozusagen für seinen Zielort gekennzeichnet war, entsprechend Allahs Beschluss. Aber wäre es nicht besser, es im übertragenen Sinne zu verstehen, etwa in dem Sinne, dass der Steinregen nach Allahs Beschluss die Strafe für die Verbrechen der Städte Sodom und Gomorra kennzeichnen sollte? (Juusuf `Allii)

 

275. Das arabische Wort hier ist “hija“: „sie“.

Nach Ansicht einiger Kommentatoren sind damit die lasterhaften Städte gemeint, die zerstört wurden. Das würde dann bedeuten: diese Städte unterschieden sich nicht so sehr von anderen Städten, wo Unrecht herrscht, und alle diese werden von ähnlicher Strafe ereilt. Vielleicht ist es aber besser, das Wort auf die Steine als Metonym für die Strafe zu beziehen: die Strafe ist nicht fern von einem Volk, das Unrecht begeht. (Juusuf `All)

Die Ruinen von Sodom sind nicht weit von Makkach entfernt. (Darjabadi)

Diese Androhung einer endgültigen Strafe bezieht sich nach Ansicht einiger der ältesten Kommentatoren auf die Ungerechten aller Zeiten. (Asad)

Ihr solltet euch nicht immun gegen eine solche Strafe fühlen, als wenn sie fern von euch wäre. Was Luuts, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Volk treffen konnte, kann auch euch geschehen. (Maududi)

Diese Strafe oder diese Städte, die von der Strafe erfasst wurden, liegen nicht weit entfernt von den Kafirs in Makkach, die sich selbst Unrecht tun, indem sie dich ablehnen und deine Ermahnungen nicht beachten: Sie liegen sogar an ihrer Karawanenstraße, die sie zweimal im Jahr im Winter und im Sommer entlang zu ziehen. (Al-Manar)

 

 

Abschnitt 8

 

84. Und zu den Madjan (entsandten Wir) ihren Bruder Schu`aib.276 Er sprach: „O mein Volk! Dienet nur Allah,277- ihr habt keine andere Gottheit außer ihm. Und mindert nicht Maß und Gewicht.278 Ich sehe euch doch führwahr im Wohlstand,279 Doch, ich fürchte wahrlich für euch die Strafe eines allumfassenden Tages.280

 

276. Vergleiche Surach 7:85-93, wo in den Fußnoten zu Ajach 85 auch die geographische Lage von Madjan und in den Fußnoten

zu Ajach 93 historische Erläuterungen zu Schu'aib, Allahs Segen und Frieden auf ihm, finden sind. Im Unterschied zu Surach 7 liegt hier das Schwergewicht auf Allahs Handeln mit den Menschen und den Abwegen der Menschen. (Juusuf `Allii)

 

277. Die Aufforderung, Allah allein zu dienen, ist und bleibt die erste Basis des Imans, des Lebens, der Gesetzgebung Allahs und der zwischenmenschlichen Beziehungen. Ohne diese Grundlage haben weder Iman noch Handlungen der ’Ibadach noch irgendwelche Handelsbeziehungen Bestand. (Qutb)

 

278. „Wie ihr es gewöhnlich tut“. Sie waren ein Handelsvolle und neigten zu wirtschaftlicher Ausbeutung. (Darjabadi)

Iman an den einen Gott und Gerechtigkeit in allen zwischenmenschlichen Vorgängen werden hier als zwei Forderungen der Rechtschaffenheit nebeneinander gestellt. Einige Kommentatoren nehmen an, dass die Madjaniter ein Handelsvolk waren, das zu betrügerischen Machenschaften neigte. Offensichtlich geht jedoch, der Sinn dieses Abschnittes weit über die rein historische Interpretation hinaus. Diese Version der Geschichte von Schu’aib, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zielt wie immer im Qur’an darauf ab, allgemeinverbindliche ethische Prinzipien zu erläutern. Hier geht es darum, dass es unmöglich ist, vor Allah gerecht zu sein, wenn man nicht in zwischenmenschlichen Beziehungen - sowohl im moralischen als auch im gesellschaftlichen Sinne - gerecht ist. (Asad)

 

279. Die Midjaniter waren ein Handelsvolk, und, ihr Hauptfehler bestand in wirtschaftlichem Eigennutz und betrügerischem Umgang mit Maß und Gewicht. Ihr Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, teilt ihnen mit, dass dies der sicherste Weg ist, ihren „Wohlstand“ zu verringern, sowohl im materiellen wie auch im geistigen Sinne. Am Tag des Gerichts wird ihre Handlungsweise genau geprüft, „er wird sie von allen Seiten umfassen“, und sie werden dann keinen Ausweg sehen, wie geschickt sie auch in dieser Welt ihre Unehrlichkeit verbergen mögen. (Juusuf `Allii)

Ihr habt es nicht nötig, euch auf diese gemeine Art zu bereichern, denn Allah gab euch beachtlichen Wohlstand. (Qutb)

 

280. Wenn ihr diese Verhaltensweise fortsetzt. (Darjabadi)

Nicht nur den Wohlstand, den ihr genießt, bringt ihr durch euer schlechtes Verhalten in Gefahr, sondern ihr zieht damit die Strafe Allahs auf euch, entweder im Jenseits oder bereits im Diesseits, wenn Betrug und widerrechtliche Aneignung sich ungünstig auf die Gesellschaft auswirken. (Qutb)

 

 

85. Und O mein Volk! Gebet also volles Maß und Gewicht, wie es euch gerecht ist, und enthaltet den Menschen nicht das vor, was ihnen zusteht,281 und richtet nicht absichtlich Unheil an auf Erden,282

 

281. Sowohl Plato als auch Aristoteles definieren Gerechtigkeit als die Tugend, die jedem das gibt, was ihm zusteht. Von diesem Standpunkt her ist Gerechtigkeit die oberste Tugend und schließt die meisten anderen Tugenden ein. Ihr Fehlen ruinierte die Midjaniter. Ihr Eigennutz veranlasste sie, anderen Menschen wirtschaftlich das Leben unmöglich zu machen, indem sie ihnen nicht das gaben, was ihnen zustand. (Juusuf `Allii)

Das Wirtschaftsleben kann nur dann nutzbringend gestaltet werden, wenn sich die Beteiligten an die Regeln der wirtschaftlichen Moral halten. (Darjabadi)

Vergleiche Surach 7:85. (Asad)

 

282. Unheil Stiften ist “Fasad“, ein vorsätzliches schlechtes Handeln. (Qutb)

 

 

86. Das, was Allah euch lässt, ist besser für euch, wenn ihr Mu’min seid.283 Und ich bin nicht (als) Hüter über euch (ein gesetzt),«284

 

283. Allahs Gesetz fordert nicht, dass der Mensch auf Dinge verzichtet, die für sein eigenes Wohlergehen und seine Entfaltung notwendig sind. Wenn er Allahs Gesetz befolgt, dann ist das, was ihm übrig bleibt, nachdem er anderen den ihnen zustehenden Anteil gegeben hat, nicht nur genug, sondern er erweist sich als optimale Grundlage für sein physisches und geistiges Wachstum. Selbst die Freundlichkeit und Fürsorglichkeit gegenüber anderen, die Allahs Gesetz von ihm verlangt, liegt in seinem eigenen Interesse. Natürlich soll sich diese Freundlichkeit und Fürsorglichkeit spontan äußern. Sie muss vom Willen des einzelnen Menschen ausgehen und kann ihm nicht aufgezwungen werden. auch nicht von den Lehrern, die kommen, um ihm seinen Weg zu weisen. (Juusuf `Allii)

Was der Mensch auf ehrliche Weise erwirbt, ist auf lange Sicht nutzbringender als unrechtmäßig erworbenes Eigentum. (Darjabadi)

Vergleiche auch Surach 18:46 und 19:76. (Asad)

 

284. Ich kann euch nicht zu tugendhaftem und gerechtem Verhalten zwingen. (Darjabadi)

Ich kann euch nur als ein guter Freund raten, und es liegt bei euch, ob ihr meinem Rat folgt oder nicht. Ihr seid Allah gegenüber für euer Verhalten verantwortlich, nicht mir, deswegen solltet ihr Ihn fürchten und eure Bosheit aufgeben. (Maududi)

Worte wie diese lassen den Angesprochenen spüren, wie bedeutend diese Angelegenheit ist und wie schwerwiegend ihre Folgen sind. Sie haben die Bestrafung allein zu ertragen, ohne Mittler und ohne Beschützer. (Qutb)

 

 

87. Sie sprachen: „O Schu’aib, Gebietet dir dein Gebet,285 dass wir aufgeben, was unsere Väter angebetet haben,286 oder dass wir mit unserem Vermögen nicht mehr tun, was wir wollen?287 Du bist doch sonst immer nachsichtig und verständig.288

 

285. Sie nehmen nicht wahr oder wollen nicht wahrhaben, dass das Gebet ein folgerichtiges Erfordernis des Imans und ein Ausdruck der Dienstbereitschaft gegenüber Allah ist. Sie können auch nicht einsehen, dass der Iman ohne das Bekenntnis zu Allahs Einheit und das Aufgeben all dessen, was sie und ihre Vorfahren außer Ihm verehrt haben, keinen Bestand haben kann. Auch, dass alle Angelegenheiten des Lebens und des geschäftlichen Verkehrs sich an Allahs Gesetz zu orientieren haben, ist ihnen fremd. (Qutb)

 

286. Sie wollen mit diesen Worten ihr Befremden und ihre Missbilligung zum Ausdruck bringen, dass das Gebet ihn zum aufrichtigen Handeln hätte veranlassen sollen. Stattdessen will er sie dazu bringen, die Götzen zu verlassen, die ihre Vorfahren angebetet haben, um Fürbitte für sie bei Allah einzulegen. (Al-Manar)

Veranlasst dich dein Gebet, uns aufzufordern, die Religion unserer Vorfahren zu verlassen? Hier wird verdeutlicht, wozu die Verabsolutierung von Sitten und Gebräuchen führt. (Darjabadi)

Schu'aibs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Gegner richteten Ihren Spott auf das Gebet, denn dies ist die erste und wichtigste äußerlich sichtbare religiöse Handlung, die andererseits den Kafirs und Bösen verhasst ist. Dieser Hass kann auch heute festgestellt werden, denn alle, die absichtlich böswillig sind, empfinden religiöse Handlungen als die größte Bedrohung ihrer Lebensweise. Da sie das Gebet als eine Art Symbol für kommende Auseinandersetzungen sehen, verspotten sie diejenigen, die es einhalten, denn sie wissen, dass religiöse Menschen sich nicht mit ihrer eigenen Besserung und Fortentwicklung zufrieden geben, sondern auch auf andere Einfluss ausüben. (Maududi)

 

287. Was hat Diin mit unserem Wirtschaftsleben zu tun? (Darjabadi)

Ohne Rücksicht auf die Rechte und Bedürfnisse anderer, besonders der Armen. Daher auch im nächsten Satz ihre sarkastische Anspielung auf Schu'aibs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Mildherzigkeit und Rechtschaffenheit. (Asad)

Eigennützig und materialistsch gesinnte Menschen

1. spotten über geistige Dinge wie beispielsweise Gebet und ’Ibadach und

2. pochen auf ihre eigenen Besitzrechte, als wenn es nicht Rechte gäbe, die größer und bedeutender wären als das Besitzrecht. (Juusuf `Allii)

Diese beiden Dinge unterscheiden den Weg der „Unwissenheit“ von dem des „Islam“. Der Weg der „Unwissenheit“ ist theoretisch auf der Annahme begründet, dass man der Lebensweise der Vorfahren folgen sollte; aus dem einfachen Grunde, dass man sie von diesen ererbt hat. Die zweite Grundvorstellung besteht darin, dass sich Iman und Diin nur mit religiösen Handlungen befassen und nichts mit den alltäglichen Angelegenheiten des Lebens zu tun haben, in denen es dem Menschen freisteht, sich so zu verhalten, wie es ihm gefällt. Die grundlegende Theorie des Islam besagt demgegenüber, dass jeder Weg, der nicht auf der persönlichen Hingabe an Allah beruht, ein Abweg ist, denn er erweist sich bei einer genauen Überprüfung anhand von Kriterien der Vernunft, des Wissens und der Offenbarung als unwahr. Darüber hinaus beschränkt sich der Islam nicht auf die Allahverehrung, sondern umfasst alle Lebensäußerungen, seien sie kulturell, gesellschaftlich, wirtschaftlich oder politisch. Dies ist darauf zurückzuführen, dass alles, was der Mensch besitzt, in Wirklichkeit Allah gehört und der Mensch daher keineswegs ein Recht hat, mit seinem Eigentum nach eigenem Gutdünken umzugehen. (Maududi)

 

288. Dies ist eine ironische Wortverdrehung der Götzendiener. Für sie ist nämlich “Hilm“ („Geduld“, „Nachsicht mit den Fehlern anderer") und “Ruschd“ („Integrität", „vernünftiges Verhalten“) gleichbedeutend damit, kritiklos diejenigen zu vergöttern, die die Vorfahren vergöttert haben, oder aber auch zwischen „’Ibadach" und „sakralen Handlungen“ einerseits und „Handeln im Alltag“ oder „säkularem Handeln“ andererseits zu trennen. Gerade auf diese Weise verhalten sich heute die so genannten Gebildeten oder „Zivilisierten“, die andere dann als „fanatisch“ und „rückständig“ kritisieren. (Qutb)

 

 

88. Er sagte: „O mein Volk! Seht ihr nicht, dass ich klare Beweise habe von meinem Herrn und Er mich mit Seinen Gaben beschenkt,289 (wollt ihr mir da nicht den Iman verinnerlichen?). Ich will im Gegensatz zu euch290 nicht nach dem handeln, das zu unterlassen ich euch bitte.291 Ich will doch nur das Beste für euch,292 soweit es mir möglich ist. Und es gibt kein Gelingen außer durch Allah. Auf Ihn vertraue ich, und Ihm wende ich mich voll Ergebenheit zu.293

 

289. Schu'aib, Allahs Segen und Frieden auf ihm, antwortet ruhig und überzeugend. Zunächst fordert er sie auf, sich zu beherschen und sachlich zu überprüfen, wie es sich mit seiner Botschaft von Allah verhält; schließlich kritisiert er sie ja auch nicht ohne Grund. Dann fordert er sie auf, doch zu sehen, dass er glücklich und zufrieden lebt, obwohl er kein reicher Mann ist: Allah hat ihn sowohl materiell als auch geistig mit allem Notwendigen versorgt, obwohl er nicht die unehrlichen Kniffe verwendet, die sie als notwendig für ihr Wohlergehen erachten. Er macht sie darauf aufmerksam, dass sie an ihm selbst die Maßstäbe anlegen können, die er ihnen als Zielsetzung vorhält. Jeder Rat, den er ihnen gibt, ist zu ihrem eigenen Guten, denn darin besteht seine Zielsetzung. Schließlich bringt er seine Demut und Bescheidenheit zum Ausdruck; er selbst hat keinen Nutzen davon, wenn sie ihm gehorchen, und der Erfolg seines Einsatzes für ihr Wohl hängt von Allahs Gnade ab. Sollten sie sich nicht deswegen zu Allah wenden und sich durch Seine Gnade heilen lassen? (Juusuf `Allii)

Seine höchste Gabe ist das Prophetentum. (Darjabadi)

Die Betonung der Tatsache, dass Allah ihn mit irdischen Gütern versorgt hat, soll Schu'aibs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Landsleute daran erinnern, dass keine persönlichen Interessen ihn zu der Aufforderung veranlassen, Gerechtigkeit im Umgang mit ihren Mitmenschen zu üben. (Asad)

“Risq“ bedeutet hier zweierlei: einmal die Versorgung mit Wissen über die Wahrheit, und zweitens Versorgung mit dem Lebensnotwendigen. (Maududi)

 

290. Nur um der Opposition und Kritik willen. (Darjabadi)

Aufgrund meiner Überzeugung von Allah und Seiner Huld, die Er mir gewährt hat, könnte ich euch niemals etwas verbieten, zu dem ich persönlich neige. Vielmehr bin ich der Erste, der daran festhält. (Al-Manar)

 

291. Ich tue selbst das, was ich euch zu tun auffordere, und daran könnt ihr erkennen, dass ich es ernst meine. (Darjabadi) Ich habe nicht die Absicht, euch um etwas zu bringen, worauf ihr mit Recht Anspruch habt. Dies bezieht sich auf Ajach 85 oben. (Asad)

 

292. “Islach“ bedeutet, für Individuen und die Gemeinschaft Gutes zu verwirklichen. (Qutb)

 

293. Auf Ihn allein vertraue ich und auf keinen anderen. Zu Ihm allein wende ich mich bei alldem, was mir zustößt. Und auf Ihn richte ich all meine Taten und Anstrengungen. (Qutb)

 

 

89. Und O mein Volk! Lasst euch nicht durch meine Meinungsverschiedenheiten (mit euch) zur Sünde verleiten,294 so dass auch das Gleiche zustößt, was dem Volk Nuchs oder dem Volk Huuds oder dem Volk Salichs zugestoßen ist! und das Volk Luuts ist nicht fern von euch,295

 

294. Schließlich appelliert Schu'aib, Allahs Segen und Frieden auf ihm, an sie von Mensch zu Mensch: „Glaubt nicht, dass ich euch nicht liebe oder kein Mitgefühl für euch habe, nur weil meine Ansicht von der eurigen abweicht. Lasst euch nicht in Hartnäckigkeit treiben. Ich sehe Dinge, die ihr nicht sehen könnt, darunter auch das Schicksal früherer Generationen, die aufgrund ihres ungerechten Verhaltens untergegangen sind. Wendet euch darum Allah zu und kehrt um!" (Juusuf 'Allii)

Lasst euch nicht durch euren Trotz gegen mich verleiten. (Darjabadi)

Bittet Allah um Vergebung für eure Götzendienerei und eure Sünden. Gebt sie gänzlich auf und wendet euch ihm reumütig zu, jedesmal wenn ihr euch eines Vergehens schuldig gemacht habt. Allah ist barmherzig und vergebend gegenüber jenen, die Ihn um Verzeihung bitten. Er zeigt sich ihnen zugetan mit Seiner Huld und Seinen Wohltaten. (Al-Manar)

 

295. Wenn Schu'aib, Allahs Segen und Frieden auf ihm, der vierten Generation nach Ibrahim angehörte, dann war Luuts, Allahs Segen und Frieden auf ihnen allen, Generation chronologisch nicht weit von der seinen entfernt. Auch geographisch war die Entfernung zwischen Sodom und Gomora und Schu'aibs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Wohnort gering, denn die Midjaniter wanderten von der Sinai-Halbinsel bis zum Jordantal. (Juusuf 'Allii)

Vergleiche auch Surach 7:85 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

 

90. Und bittet euren Herrn um Verzeihung, und dann kehrt euch reuevoll Ihm zu. Wahrlich, mein Herr ist Barmherzig. Liebevoll .“296

 

296. Dann eröffnet er ihnen - im Angesicht der nahenden Strafe - die Möglichkeit der Umkehr und Vergebung und malt ihnen, mit sanften Worten Allahs Barmherzigkeit in schönsten Farben verlockend aus, um ihre Herzen zu öffnen. (Qutb)

Er macht sie besonders auf Allahs Liebe und Barmherzigkeit aufmerksam, um ihnen zu sagen, dass sie nicht verzweifeln, sondern sich Allah zuwenden und um Vergebung bitten sollen. Allah ist nicht hartherzig oder grausam, und Er hegt keine Feindschaft gegenüber Seinen Geschöpfen. Er hat keine Freude daran, sie strafen zu müssen. Wenn er sie straft, dann nur, wenn sie alle Grenzen überschreiten, und selbst dann nur zum Besten der übrigen Menschheit. Wenn ihr also euer Fehlverhalten einseht und umkehrt, vergibt Er euch, denn Er liebt Seine Geschöpfe. (Maududi)

 

 

91. Sie sprachen: „O Schu’aib! Wir begreifen vieles nicht von dem was du sagst.297 Und wir halten dich für schwach unter uns.298 Und wäre es nicht um deiner Familie299 willen,300 so hätten wir dich gesteinigt.301 Denn du genießt kein Ansehen bei uns."

 

297. Ihre Hartherzigkeit, ihr Mangel an Achtung für die Werte des Lebens und ihre falschen Vorstellungen von Grundlagen des Handels und Benehmens offenbart ihre hartnäckige Ablehnung. Die klare Wahrheit erzürnt sie so sehr, dass sie nicht begreifen wollen. (Qutb)

Geistige Dinge sind leicht verständlich, wenn wir ihnen die richtige Haltung entgegenbringen. Wer aber ihnen gegenüber Vorurteile hat, verschließt absichtlich die Augen vor Allahs Zeichen und beruft sich dann auch noch in seiner Arroganz darauf, sie „nicht zu verstehen“. (Juusuf `Allii)

Vergleiche Surach 6:25. In diesem Zusammenhang ist die Aussage der Midjaniter aber eher als subjektiver Vorwurf zu sehen: „Ich weiß nicht, wovon du redest!" (Asad)

Dies beruhte nicht etwa darauf, dass Schu'aib, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu ihnen in einer fremden Sprache sprach oder sich kompliziert ausdrückte, denn er sprach schlicht und klar in ihrer eigenen Sprache. Sie wollten aber nicht verstehen. Ihr entartetes Denken ließ weder den Wunsch noch den Raum für Verständnis übrig. Dies gilt auch für alle die Menschen, die Opfer ihrer eigenen Vorurteile geworden sind: sie verstehen nichts, was ihrer vorgefassten Meinung widerspricht. (Maududi)

 

298. Du hast weder Macht noch Einfluss. (Darjabadi)

Du hast nicht die Unterstützung eines starken Stammes hinter dir. (Asad)

Von Al-Suddi überliefert: „Du bist ein einzelner.“"(ibn Kasir)

 

299. „Familie“ oder „Gemeinschaft“. (Darjabadi)

 

300. Die damaligen Kafirs befassten sich wenig mit ihren Gottheiten und deren Verehrung. Aber sie empfanden eine starke religiöse Verehrung für ihren Stamm, und das Blut eines Stammesangehörigen war ihnen heilig und unverletzlich. (Darjabadi)

 

301. Was sie begreifen, ist rohe Gewalt. Sie sagen praktisch: „Siehst du nicht, dass wir Macht und Einfluss besitzen, während du nur ein armer Lehrer bist? Wir könnten sich steinigen oder einsperren. Wir sind jedoch so freundlich, dies mit Rücksicht auf deine Familie nicht zu tun. Du verdienst es nicht! (Juusuf `Allii)

Beachte den Wechsel des Tonfalls vom Spott zur Drohung! (Darjabadi)

Ähnliche Umstände herrschten in Makkach zu der Zeit, als diese Geschichte offenbart wurde. Der Antwort Schu`aibs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, entspricht die Reaktion des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, auf das blutdürstige Verhalten der Quraisch. (Maududi)

 

 

92. Er sagte: „O mein Volk! Ist denn meine Familie ehrenwerter bei euch als Allah?302 Um Ihn kümmert ihr euch wohl nicht.303 Doch mein Herr umfasst alles, war ihr tut.304

 

302. Ist denn eine Gruppe Menschen ehrenwerter bei euch als Allah, obwohl sie, egal wie stark und mächtig sie in euren Augen

sind, doch schwache Diener Allahs bleiben? Wie könnten sie euch dann mehr Macht und Furcht einflößen als Allah? (Qutb)

 

303. Wörtlich: „Ihr habt Ihn hinter eurem Rücken gelassen.“ (Anm. d. Übers.) Ihr beachtet Allah überhaupt nicht. (Darjabadi)

Die Redewendungen „etwas hinter seinen Rücken legen" bedeutet im klassischen Arabisch so viel wie „etwas verachten“ oder „etwas vergessen“ oder „etwas als etwas betrachten, was vergessen werden kann.“ (Asad)

 

304. Vergleiche Surach 8:47. (Juusuf `Allii)

Er umfasst mit Seinem Wissen alles was ihr tut. Er vermerkt es, um es euch später zu vergelten. (Al-Manar)

 

 

93. Und O mein Volk! Handelt nach eurem Vermögen. Auch ich werde wahrlich handeln.305 Bald schon werdet ihr wissen, über wen eine Strafe kommt, die ihn in Schande stürzt, und wer ein Lügner ist. So wartet ab, ich werde führwahr mit euch abwarten."306

 

305. Vergleiche Surach 6:185 und die entsprechende Fußnote. (Juusuf `Allii)

Hier erfolgt die Drohung eines Menschen, der auf seine Stärke vertraut, obwohl er ein Einzelner ist. Er ist zugleich von der Schwäche seiner Leute überzeugt, obwohl sie zahlreich sind. (Al-Manar)

 

306. Wenn die Bösen weiterhin spotten und Allah lästern, was können die Mutaqis dann anderes sagen? Seid wachsam und wartet! Allahs Plan wird mit Sicherheit verwirklicht. Ich verinnerliche den Iman daran, und auch ich werde warten, bis er erfüllt wird. Vergleiche auch Surach 10:102 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

 

 

94. Und als Unser Befehl erging, erretteten Wir Schu`aib und mit ihm jene, die mu’min waren, durch Unsere Barmherzigkeit.307 Und jene Ungerechten wurden von dem gewaltigen Schrei erfasst,308 so dass sie am Morgen in ihren Häusern hingestreckt am Boden lagen, -309

 

307. Vergleiche Surach 11:66 und 11:58 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

 

308. Ein Schrei vom Himmel. (Darjabadi)

 

309. Vergleiche Ajach 67 dieser Surach und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

 

95. Als ob sie nie darin existiert hätten.310 Siehe, verflucht sind die Madjan, so wie zuvor die Thamud.311

 

310. Vergleiche Surach 11:67-68. Der Lärm war wahrscheinlich mit einem Vulkanausbruch verbunden. (Juusuf `Allii)

 

311. Sie lagen tot dahingestreckt. (Darjabadi)

 

 

Abschnitt 9

 

96. Und Wir entsandten seinerzeit312 mit Unseren Zeichen313 und mit einem deutlichen Beweis,314

 

312. Die Geschichte von Musa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und Pharao wird an vielen Stellen im Qur’an angesprochen, jedesmal mit einem speziellen Thema, das damit illustriert werden soll. Hier geht es darum, dass Allah in Seinem Handeln mit den Menschen immer und überall gerecht ist. Der Mensch entscheidet sich hingegen immer wieder, falschen Führern nachzufolgen, und geht zusammen mit deren Ideen unter. Wenn der Mensch Gebrauch von seiner Intelligenz und seinem Willen macht, sollte er besonders darauf bedacht sein, seine eigene Verantwortlichkeit zu verstehen, aus Allahs Zeichen Nutzen zu ziehen und Allahs Barmherzigkeit und Segen zu erlangen. (Juusuf `Allii)

Die Weisheit, die wir diesen vier Ajachs über die Geschichte Musas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, entnehmen können, ist die, dass die erniedrigende Strafe nicht, wie in den zuvor erzählten Geschichten, das gesamte Volk erfasst hat. In diesem Fall wurden nur Pharao und die Adligen seines Volkes der Vernichtung preisgegeben.

(Al-Manar)

 

313. Dies sind die neuen Zeichen, die in Surach 17 erwähnt und in anderen Surachs erläutert sind. (Al-Manar)

 

314. Mit einem einleuchtenden Argument. (Darjabadi)

Dies waren die Beredsamkeit und die überzeugenden Argumente, die Allah Musa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, verlieh, um mit Pharao zu disputieren. (Al-Manar)

 

 

97. Zu Pharao und seinen Anführern.315 Doch sie folgten Pharao in all seinen Entscheidungen, doch die Befehle Pharaos führten nicht auf den richtigen Weg316

 

315. Pharao ist der Typ des arroganten, egoistischen falschen Führers, der sich anmaßt, mit Allah konkurrieren zu wollen. Eine solche Haltung scheint ungebildete Menschen zu beeindrucken, so dass sie ihr bereitwillig zum Opfer fallen, trotz der Lehren und Warnungen der Gesandten Allahs und der vielen moralischen und geistigen Kräfte, die den Menschen zu Allahs Gnade einladen. (Juusuf `Allii)

Sie folgten kritiklos Pharaos falscher Führung, ohne nachzudenken und ohne eine eigene Meinung zu haben. Damit verachteten sie sich selbst und gaben die ihnen von Allah verliehene Ehre auf, sich frei zu entfalten und mit Vernunft eigene Entscheidungen zu treffen. (Qutb)

 

316. Wörtlich: „war nicht rechtgeleitet (raschid)“. Dieser kurze Abschnitt, der von Pharao und seinen Anhängern handelt (Ajachs 96-99) schließt an die Bezugnahme auf den Stamm `Ad an, der „dem Gebot eines jeden arroganten Feindes der Wahrheit gehorchte“ (Ajach 59 dieser Surach). Es geht also hier in erste Linie um unmoralische Führerschaft und damit auch um das Problem der individuellen moralischen Verantwortlichkeit für Unrecht, das im Gehorsam gegenüber einer höheren Autorität begangen wurde. Der Qur’an beantwortet diese Frage und betont, dass Führer und Mitläufer gleichermaßen schuldig sind und niemand von seiner Verantwortung befreit ist, weil er blindlings Befehlen seiner Vorgesetzten folgte. Dies ist indirekt eine Abspielung auf den freien Willen des Menschen, das heißt auf seine Entscheidungsfreiheit zwischen Gut und Böse, und damit ein passender Abschluss fier die Geschichten von den Propheten und ihren ungerechten Völkern, die in dieser Surach erzählt wurden. (Asad)

 

 

98. Es wird seinem Volk vorangehen am Tag der Auferstehung und wird sie hinabführen317 ins Feuer. Welch eine schlechte Tränke, zu der sie da hinab geführt werden!

 

317. Wie eine Hammelherde. (Anm. d. Übers.)

“Awrada“: „zur Wasserstelle führen wie Vieh". Dies ist eine treffende Metapher. Dem wahren Hirten vertraut seine Herde, und er führt sie in der Hitze des Sommertages hinab zur kühlen Tränke, so dass sie ihren Durst löschen kann. Der falsche Führer tat das Gegenteil: er treibt sie hinab ins endlose Elend. Dennoch vergehen sich die Menschen gegen ihre eigene Vernunft und folgen dem Führer wie das unvernünftige Vieh. (Juusuf `Allii)

Aus diesem Vers geht hervor, dass die Führer einer Gemeinschaft in dieser Welt auch am Tage der Auferstehung ihre Führer sind. Wenn sie ihr Volk in dieser Welt zu Tugend, Rechtschaffenheit und Wahrheit geleitet haben, dann werden sich die Menschen am Tag des Gerichts hinter ihn versammeln und in das Paradies eingehen. Wenn sie jedoch die Menschen auf Irrwege geführt haben, werden ihre Anhänger ihnen dann ins Höllenfeuer folgen, wobei sie ihren ungerechten Führer verfluchen. (Maududi)

 

 

99. Und sie werden von einem Fluch verfolgt im Diesseits318 und auch am Tag der Auferstehung.319 Welch eine schlechte Gabe, mit der sie beschenkt werden!

 

318. In diesem Fall ertranken sie im Meer. (Darjabadi)

 

319. Vergleiche Ajach 18 dieser Surach und die Fußnote zu dessen letztem Satz, sowie Ajach 60, der sich mit derselben Ausdrucksweise auf das Volk der `Ad bezieht. (Asad)

 

 

100. Dies sind einige Berichte320 über Städte,321 von denen Wir dir berichtet haben,322 Manche von ihnen sind noch sichtbar,323 doch andere sind ausgelöscht.324

 

320. Wörtlich: „diesen von den Berichten“ (eine ähnliche Konstruktion wie in Surach 3:44, 11:49 und 12:102). Dies bezieht sich auf die Tatsache, dass nur bestimmte Aspekte der betreffenden Geschichte und nicht die ganze Geschichte als solche wiedergegeben wird (vergleiche Ajach 102). Das Ziel ist wie immer im Qur’an die Veranschaulichung eines ethischen Grundsatzes oder ethischer Grundsätze sowie der unterschiedlichen Reaktion des Menschen auf die Rechtleitung, die Allah ihm direkt durch die Propheten und indirekt durch die Beobachtung Seiner Zeichen in der Natur anbietet. (Asad)

 

321. Städte alter Völker und Nationen. (Darjabadi)

 

322. Vergleiche oben Fußnote 320. (Asad)

Damit du es den Menschen zur Mahnung weitererzählst. (Al-Manar)

 

323. Einige davon stehen noch; wie Korn, das reif ist zur Ernte. Unter den Gemeinschaften, die blieben, befand sich Ägypten, obwohl Pharao und die Ungerechten untergingen. Dieses Gleichnis vom reifen Korn weist auch darauf hin, dass eine Gemeinschaft zu keiner Zeit erwarten kann, dauerhaft zu bestehen, es sei denn entsprechend der Gesetzmäßigkeiten Allahs. (Juusuf `Allii)

 

 

101. Und nicht Wir haben ihnen unrecht getan, sondern sie taten sich selbst unrecht.325 Und die Gottheiten, die sie an stelle von Allah anbeteten,326 nützten ihnen nicht das geringste, als der Befehl deines Herrn erging. Sie mehrten nur (ihr) Verderben.327

 

324. Nationen wachsen, reifen und gehen unter. Wenn sie Allah nicht gehorcht haben, finden sie ein böses Ende. Wenn sie wahrhaftig und mutaqi waren, wird die Ernte gut. (Juusuf `Allii)

Ihre Bestrafung war nicht unbegründet, sondern geschah ihrer Verderbtheit wegen. Das Unrecht, das sie sich selbst taten, war nicht nur ihr Götzendienst, sondern auch die zahlreichen Untaten, die sie auf Erden begingen. Anstatt die Wahrheit zu akzeptieren, ziehen sie das Böse dem Guten vor. Hätte Allah sie länger auf der Erde verweilen lassen, so wären sie nur noch ungerechter und sündiger geworden. (Al-Manar)

 

325. Indem sie diese Strafe verdienten. (Darjabadi)

Sie sperrten sich nämlich dagegen, die Ermahnungen zu begreifen, wichen von der Rechtleitung ab, leugneten Allahs Zeichen und verspotteten die Verheißungen. Somit waren sie ungerecht gegen sich selbst. (Qutb)

 

326. Diese Gottheiten, die sie anbeteten, um das Böse von selbst oder durch ihre Fürbitte bei Allah von ihnen abzuwenden. (Al-Manar)

Alle falschen und vergänglichen Schatten müssen der Wirklichkeit und Beständigkeit des göttlichen Beschlusses weichen. Wenn wir das Unwahre verehrt haben, verdienen wir nichts anderes als mit diesem zu vergehen.

(Juusuf `Allii)

 

327. Diese falschen Gottheiten tragen nur zum Schmerz ihrer Verehrer bei. (Darjabadi)

Ihr Festhalten an diesen Gottheiten machte sie noch starrsinniger und sündiger. Damit wollten sie sich an ihren Gesandten rächen und ihren Widerstand zum Ausdruck bringen. (Al-Manar)

 

 

102. Und wie dein Herr328 mit den (früheren) Städten verfahren ist, ergreift er auch (andere), wenn sie unrecht tun.329 Wahrlich, Seine Bestrafung ist schmerzlich, streng.

 

328. Was dir anhand der prophetischen Geschichte erläutert wurde. (Qutb)

 

329. “Salima“ (wörtlich: „Ungerechtsein") bedeutet hier, sich des ’Ibadach schuldig zu machen, indem man nämlich anderen Wesen als Allah die Herrschaft zugesteht. Durch ’Ibadach, verbrecherisches Verhalten in der Welt und Ablenkung anderer vom Aufruf, Allah allein zu dienen und Gutes zu tun, begeht der Mensch Unrecht gegen sich selbst. (Qutb)

 

 

103. Wahrlich, darin liegt ein Zeichen für den, der die Strafe des Jenseits fürchtet.330 Dies ist ein Tag, an dem die Menschen versammelt werden und ein Tag des Zeugnisablegens.331

 

330. Jeder, der kritisch die Geschichte studiert mit dem Gedanken auch daran, dass sie nicht nur eine Abfolge von Ereignissen ist, sondern eine Grundlage zu logischen Schlussfolgerungen, wird feststellen, dass Aufstieg und Niedergang von Gemeinschaften und Nationen mit einer gewissen Regelmäßigkeit stattgefunden haben. Er wird weiterhin feststellen, dass dies im Zusammenhang mit gewissen moralischen Gesetzmäßigkeiten stattgefunden hat. Dies verdeutlicht, dass der Mensch einer höheren Autorität untersteht, die mittels rationaler ethischer Gesetzmäßigkeit das Universum regiert. Dementsprechend werden diejenigen gefördert, die ein Minimum an ethischen Normen erfüllen oder sogar überschreiten, und diejenigen sinken immer tiefer, die es nicht erfüllen. Allah gibt letzteren eine Frist, sich zu besinnen, aber wenn sie davon keinen Gebrauch machen und ihren Niedergang fortsetzen, dann lässt Er sie untergehen, und zwar auf eine Weise, die dennoch als Lehre für andere dienen kann. Dass solche Ereignisse immer in einem regelmäßigen Zyklus stattfinden, räumt jeden Zweifel daran aus, dass es sich hierbei um dauerhafte Gesetzmäßigkeiten handelt. (Maududi)

In der schmerzlichen Bestrafung jener Völker liegt der Hinweis auf die Strafe im Jenseits. Doch nur derjenige, der diese Strafe fürchtet, ist in der Lage, diesen Hinweis zu sehen und zu begreifen. Seine Taqwa öffnet seine geistige Wahrnehmungskraft und reinigt sein Herz. Wer das Jenseits nicht fürchtet, dem bleibt das Herz verschlossen gegenüber Allahs Zeichen. Er begreift nicht die Weisheit Allahs in der Entstehung und Wiederkehr. Er sieht nur die oberflächlichen, vergänglichen Phänomene dieser Welt. (Qutb)

 

331. “Jaumun maschud“: um die umfassende Bedeutung dieses arabischen Ausdruckes optimal wiederzugeben, übersetze ich mit „ein Tag des Zeugnisablegens“. Hier die darin enthaltenen verschiedenen Bedeutungsnuancen:

1. ein Tag, von dem überall in der Schöpfung Zeugnis abgelegt wird;

2. ein Tag, an dem alle relevanten Zeugen, beispielsweise die Propheten, die die Menschen lehrten, oder die Männer und Frauen, denen wir Nutzen oder Schaden gebracht haben, die Engel, die unsere Worten und Taten notierten, oder unsere personifizierten Worte und Taten, vor Allahs Richterstuhl Zeugnis ablegen;

3. ein Tag, der bezeugt werden wird, dass heißt, den alle erleben, unabhängig davon, wann und wie sie gestorben sind. (Juusuf `Allii)

Die gesamte Schöpfung wird versammelt und zur Rechenschaft gezogen. (Qutb)

 

 

104. Und Wir werden ihn nur bis zu einem festgesetzten Zeitpunkt hinausschieben.332

 

332. Wörtlich: „es sei denn bis zu einem Termin, den Wir berechnet haben“. (Asad)

 

 

105. Wenn (dieser) Tag eintrifft, wird keine Seele sprechen dürfen außer mit Seiner Erlaubnis.333 Und unter ihnen sind solche, die unselig sind, und solche, die glückselig sind.334

 

333. Entweder, um sich selbst zu rechtfertigen, oder um andere anzuklagen, oder um sich für andere einzusetzen, oder um untereinander Fragen zu stellen und ein Gespräch anzufangen. Es wird ein ernster Tag sein, wo alle vor ihrem Richter stehen, Der alles weiß und Dessen Autorität über allem steht. Für Ausflüchte, Wortverdrehungen oder Entschuldigungen bleibt kein Platz, und niemand kann die Schuld auf einen anderen schieben oder einem anderen die Verantwortung abnehmen. Jeder wird ganz persönlich nach seiner Verantwortung gefragt.

(Juusuf `Allii)

Alles hüllt sich in ein gewaltiges Schweigen. Keiner wagt, dieses Schweigen zu durchbrechen und um Erlaubnis zu Sprechen zu bitten. Doch derjenige, dem Allah erlaubt zu sprechen, wird seine Sprache wieder finden und das Schweigen weicht von ihm. (Qutb)

Vernünftige Menschen, die sich auf die Versprechungen ihrer „Fürsprecher“ verlassen, sollen hiermit gewarnt werden. Sie sollen von ihren bösen Handlungen Abstand nehmen, die sie in der Erwartung begehen, ihre „Fürsprecher“ würden sich schon bei Allah für sie einsetzen. Ihnen wird hier gesagt, dass diese nicht wagen können, vor Allah ein einziges Wort ohne Seine Erlaubnis zu äußern, ganz zu schweigen von ihrem angeblichen Einfluss auf Allah. Wer sich auf andere als Allah verlässt, wird an jenem Tag sehr enttäuscht sein. (Maududi)

 

334. “Schaq“ (unselig, elend) und “sa'id“ (glücklich, selig) sind fast zu theologischen Fachausdrücken geworden. Sie werden in den vier folgenden Ajachs näher erläutert. (Juusuf `Allii)

 

 

106. Was nun diejenigen angeht, die unselig sind,335 so werden sie dem Feuer anheim gegeben. Dort wird für sie (nichts als) Seufzen und Schluchzen sein,336

 

335. Aufgrund ihres mangelnden Imans. (Darjabadi)

 

336. Das erste Wort, “safir“, übersetzt mit „Seufzen“, wird im Sprachgebrauch auf den Teil des Eselsschreies angewandt, wo der Esel tief ausatmet. Der zweite Begriff, “sahiq“, übersetzt mit „Schluchzen“, bezeichnet den anderen Teil, das Einatmen des Esels. Diese Anspielung auf ein Tier, dessen Dummheit sprichwörtlich ist, bedeutet hier, dass die Bösen trotz all ihrer Arroganz und Unverschämtheit im irdischen Leben schließlich einsehen müssen, dass sie dumm gewesen sind und ihre eignen Chancen vertan haben. In Surach 67:7 wird mit dem Wort “sahiq“ das entsetzliche Lärmen bezeichnet, mit dem das Höllenfeuer seinen Brennstoff verschlingt. (Juusuf `Allii)

Stöhnen und Schluchzen sind zwei Geräusche, die im Falle großer Bedrängnis und Trauer der Brust entströmen, wie zum Beispiel beim Weinen. (Al-Manar)

 

 

107. Darin werden sie verweilen,337 so lange die Himmel und die Erde bestehen, außer wie dein Herr will.331 Wahrlich, dein Herr tut, was Er will.339

 

337. “HAlliidin“ wird gewöhnlich übersetzt mit: „sie bleiben für immer darin". Hier ist es mit zwei Bedingungen verbunden:

1. solange Himmel und Erde bestehen, und

2. es sei denn, Allah wollte es anders.

Einige muslimische Gelehrte schließen daraus, dass die in diesem Zusammenhang erwähnten Strafen nicht ewig sind, weil Himmel und Erde, wie wir sehen können, nicht ewig sind, und die Strafe für Taten eines vergänglichen Lebens könnten nicht ewig sein. Die Mehrheit der muslimischen Gelehrten lehnt diese Ansicht ab. Sie vertreten den Standpunkt, dass Himmel und Erde, wie sie hier erwähnt werden, nicht dieselben sind, die wir hier erleben, sondern andere, die von ewiger Dauer sind. Sie stimmen dem zu, dass Allahs Wille uneingeschränkt ist, dass Er aber bereits festgelegt habe, dass Lohn und Strafe am Jüngsten Tag ewig sein werden. Dies ist jedoch nicht die Gelegenheit, auf diese ungeheuere Auseinandersetzung näher einzugehen. (Juusuf `Allii)

„Solange wie Himmel und Erde bestehen“ -Dieser Ausdruck wird in der arabischen Sprache benutzt für etwas ewig Andauerndes. Die Meinungen, dass die Strafe im Jenseits nur solange andauert, wie Himmel und Erde bestehen, ist irrig und falsch. Die jetzige Erde schwindet am Tage der Auferstehung und wird durch eine andere ersetzt. Der Himmel ist die Schicht, die über der Erde ist. Ibn `Abbas berichtet: „Jedes Paradies hat einen Himmel und eine Erde". (Al-Manar)

 

338. Alle Entscheidungen und Gesetzmäßigkeiten gehen letztendlich auf Allahs Willen zurück. Allahs Wille hat zwar die Gesetzmäßigkeit bestimmt, sich jedoch das Recht vorbehalten, sie zu durchbrechen, wenn es Ihm erforderlich erscheint. (Qutb)

Das Urteil ist an sich ewig, bleibt jedoch dem Willen Allahs unterworfen. (Darjabadi)

Das heißt, wenn Allah ihnen nicht noch eine Gnadenfrist gewährt. Vergleiche auch Surach 6:128 und 40:12 mit den entsprechenden Fußnoten. Die Redewendung „solange Himmel und Erde bestehen“ bedeute im klassischen Arabisch „ein unberechenbar langer Zeitraum“. Vergleiche auch Surach 20:105-107 und 14:43 mit den entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

339. Er ist nicht durch Bedingungen gebunden oder durch Ihm übergeordnete Gesetzmäßigkeit eingeschränkt. (Darjabadi)

Was Allah will, geschieht, und was Er nicht will, geschieht nicht. Sein Wille hängt mit Seinem umfassenden Wissen zusammen und entspringt Seiner Weisheit. (Al-Manar)

Niemand kann die Menschen vor Seiner Strafe schützen. Er selbst jedoch hat die Macht, jemandem zu vergeben oder seine Strafe abzuändern. Kein Gesetz ist höher als Sein Gesetz oder kann Seine Macht einschränken. (Maududi)

 

 

108. Was aber diejenigen angeht, die glückselig sind,340 so werden sie im Paradiesgarten sein. Darin werden sie verweilen,341 so lange die Himmel und die Erde bestehen, außer wie dein Herr will,342 eine nie endende Gabe.343

 

340. Aufgrund ihres Imans und ihrer guten Handlungen. (Darjabadi)

 

341. Vergleiche Fußnote 337. (Al-Manar)

 

342. Wenn Allah ihnen nicht noch einen größeren Lohn zuteil werden lassen will (Rasi), oder - was mir wahrscheinlicher scheint - wenn Er dem Menschen nicht ein neues, noch höheres Entwicklungsstadium ermöglicht. (Asad)

Wie mehrfach im Qur’an erwähnt, verspricht Allah den Mu’mins, Gutes nicht nur mit Gutem zu vergelten, sondern es zu vervielfachen. Es ist oft die Rede vom Zehn- bis Siebenhundertfachen. Im Gegensatz dazu verspricht Allah, das Böse nur im gleichen Maße zu vergelten, denn Allahs Gebot ist die Gerechtigkeit. (Al-Manar)

 

343. Diese Glückseligkeit wird ununterbrochen sein, anders als andere Arten der Freude und des Glücks, die wir uns in diesem Leben vorstellen können und die Veränderungen unterworfen sind, wie wir sie aus unserer alltäglichen Erfahrung kennen. (Juusuf `Allii)

 

 

109. Darum sei nicht im Zweifel darüber, was diese (Menschen) anbeten.344 Sie beten nichts anderes an, als was ihre Väter345 vordem angebetet haben.346 Doch Wir werden ihnen fürwahr ihren Anteil in vollem Maße und ungekürzt zukommen lassen.347

 

344. Das Wort ist hier an den Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gerichtet. (Qutb und Al-Manar)

 

345. Aufgrund dessen, was Wir dir über das Ende der früheren Völker berichtet haben, sollst du nicht den geringsten Zweifel darüber haben, dass das Ende deiner Leute wegen ihrer falschen Vorstellungen und ihres Götzendienstes einen ähnlichen Verlauf nehmen wird. (Al-Manar)

Glaube nicht, dass ihre Glaubensvorstellungen auf der Vernunft beruhen. Dies bezieht sich in erster Linie auf die kafir Araber, die - ähnlich wie die in den vorigen Abschnitten erwähnten Ungerechten – Allahs Botschaft mit der Begründung abwiesen, sie widerspräche den Glaubensvorstellungen ihrer Vorfahren. Darüber hinaus bezieht es sich auf alle jene, die gewohnheitsmäßig falsche, von den Vorfahren überlieferte Wertvorstellungen verehren und folglich sich an falschen ethischen Normen orientieren. Eine solche Haltung führt unweigerlich - wie der letzte Satz dieses Ajachs zeigt - zu Leiden, sei es in dieser Welt oder im zukünftigen Leben oder in beiden. (Asad)

 

346. Ihre Religiosität ist nicht auf einer spirituellen Geisteshaltung begründet. Sie folgen lediglich den Traditionen ihrer Vorfahren. (Juusuf `Allii)

Ihre Religiosität beruht weder auf Wissen noch auf Erfahrung noch auf wirklicher Beobachtung, sondern nur auf blinder Imitation. (Maududi)

 

347. Allah zieht auch ihre Absichten mit in Betracht, und sie tragen in der Zukunft die geistigen Konsequenzen ihres Verhaltens. (Juusuf `Allii)

Was ihnen zusteht, ist an dem messbar, was den Völkern und Generationen vor ihnen vergolten worden ist. (Qutb) Vergleiche auch die Ajachs 15-16 dieser Surach und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

 

 

Abschnitt 10

 

110. Wir gaben ja fürwahr Musa bereits die Schrift, doch dann entstand Uneinigkeit darüber.348 Und wäre nicht ein Wort von deinem Herrn vorausgegangen,349 So wäre bereits entschieden350 zwischen ihnen. Und sie sind wahrlich zutiefst im Zweifel darüber.351

 

348. Sowohl bezüglich ihrer Eintracht als auch bezüglich der Lehre des Diins und der Handlungen der ’Ibadach entstanden diese Uneinigkeiten. (Qutb)

Sie stritten sich vor allem über die Führerschaft und aus Übermut und wurden uneins. Sie teilten sich in Gruppen und Parteien, wobei jede Partei ihre eigenen Vorstellungen zu praktizieren versuchte. Die Schrift war aber dazu da, ihre Eintracht und Einigkeit herzustellen. (Al-Manar)

So wie die frühen Zeitgenossen des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm; so akzeptierten auch einige der Zeitgenossen Musas, Allahs Segen und frieden auf ihm, die Botschaft Allahs, während andere sich weigerten, sich danach zu richten. (Asad)

 

349. Dass die Vergeltung erst am Jüngsten Tag eintrifft. (Darjabadi)

 

350. Vergleiche Surach 10:19. Frühere Offenbarungen sind nicht abzulehnen oder zu verachten, weil die Menschen, an die sie gerichtet waren, sie durch ihre Kontroversen und Dispute entstellt und ihres geistigen Sinnes beraubt haben. Es wäre sogar möglich, diese Kontroversen auf der Grundlage jener alten Offenbarungen beizulegen, aber Allah wollte Seine Botschaft durch den Islam wieder beleben und erneuern, unter einem neueren und jüngeren Volk, das nicht durch jahrhundertelange Vorurteile vorbelastet war. (Juusuf `Allii)

Hier und jetzt, und den Leugnern wäre an Ort und Stelle voll vergolten worden. (Darjabadi)

Sie würden wie die alten Gemeinschaften durch Vernichtung bestraft, hätte Allah nicht beschlossen, die Strafe bis zum Jüngsten Tag hinauszuschieben. Vergleiche auch Surach 10:93 und die dazugehörigen Fußnoten. (Asad)

 

351. Dies sind jene Leute, die der Lehre der Propheten, Allahs Segen und frieden auf ihm, folgten, bevor der letzte Gesandte kam. Sie hegten starke Zweifel über die Schrift, die sie in Händen hielten, denn jene Tafeln, die Musa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, niederschrieb, gingen bei der Vernichtung des Tempels von Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, verloren. (Al-Manar)

Vergleiche Surach 11:62. In allen menschlichen Angelegenheiten besteht der Konflikt zwischen dem Alten und dem Neuen - den eingefahrenen Sitten der Vorfahren und der frischen, lebendigen Quelle der Inspiration Allahs, die neuen Zeiten und einer neuen Umgebung entspricht. Die Vertreter der ersteren sehen auf letzteres nicht nur mit intellektuellen Zweifeln, sondern auch mit moralischen Bedenken herab, so wie die Juden und Christen auf den Islam mit seiner neuen Zukunftsperspektive und seiner realistischen Sichtweise. (Juusuf `Allii)

 

 

111. Und wahrlich, allen wird dein Herrn den Lohn ihrer Taten in vollem Maße zukommen lassen. Er weiß wohl, was sie tun.352

 

352. Vergleiche Surach 11:109, woran das Argument hier anknüpft, indem das charakteristische Wort („ausbezahlen“) wieder aufgegriffen wird und in den folgenden Ajachs zu der Ermahnung überleitet, konsequent auf dem neu offenbarten rechten Weg fortzuschreiten.(Juusuf `Allii)

Ihm bleibt nichts von dem verborgen, was sie getan haben. So kann es Ihnen auch nicht passieren, dass Er einen Teil davon nicht voll vergelten kann. (Al-Manar)

 

 

112. So tritt also standhaft (für das Gute) ein, wir dir geboten worden ist,353 ebenso wie jene, die sich mit dir (Allah) zuwenden,354 und überschreitet nicht das Maß Allahs.355 Wahrlich, Er sieht wohl, was ihr tut.356

 

353. Der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wird hier aufgefordert, fest und konsequent seine Pflicht zu erfüllen. (Darjabadi)

Der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, empfand bei diesen Worten solche Ehrfurcht, dass man ihn sagen hörte: „Die Surach Huud ließ meine Haare ergrauen.“ (Qutb)

 

354. Die ganze Gemeinschaft der Muslime wird aufgefordert, sich für die Wahrheit einzusetzen, ohne sich von dem beeinflussen zu lassen, was die Kafirs tun. (Darjabadi)

 

355. „Seid demütig vor Allah und verhaltet euch nicht arrogant.“ Einige spätere Kommentatoren sehen die Bedeutung weiter gefasst, nämlich, überschreitet nicht die Grenzen dessen, was Allah geboten hat“, oder „überschreitet nicht die Grenzen der Gerechtigkeit." (Asad)

 

356. „Allah sieht“, das ist in diesem Zusammenhang ein angemessener Ausdruck, denn er bezeichnet Allahs Einsicht in und Übersicht über alle Dinge, so dass Er aufgrund vollkommener Wahrnehmung Seine Entscheidung trifft. (Qutb)

 

 

113. Und neigt euch nicht demjenigen zu, die unrecht tun,357 damit euch das Feuer nicht erfasse. Und außer Allah habt ihr keine Beschützer, noch358 soll euch Hilfe zuteil werden.

 

357. Angesprochen sind der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und jene, die ihm folgen und umkehren. Sie sollen den Ungerechten weder vertrauen noch ihnen Zuneigung entgegenbringen - solchen Tyrannen, die die Macht auf Erden besitzen und damit Allahs Geschöpfe unterjochen. Dies wäre als eine Beteiligung am Unrecht zu betrachten. (Qutb)

Das Verb “rakana“ bezeichnet sowohl eine Zuneigung oder Neigung zu etwas als auch „sich auf etwas verlassen“ und kann deswegen nicht mit einem einzigen Wort übersetzt werden. Die Vergangenheitsform in “allasina salamu“ soll, wie es oft im Qur’an der Fall ist, darauf hinweisen, dass es sich um ständiges, absichtliches Unrecht handelt: diejenigen, die gewohnheitsmäßig Unrecht tun. (Asad)

 

358. Nach Samachsari bezeichnet der Partikel “summa“ am Anfang dieses Satzes keine zeitliche Abfolge („dann“, „danach“), sondern betont, dass es unmöglich ist, dass sie jemals Allahs Beistand erlangen. (Asad)

 

 

114. Und verrichtet das Gebet359 an den beiden Enden des Tages360 und in den ersten Stunden der Nacht.361 Wahrlich, die guten Taten nehmen die schlechten hinweg.362 Dies ist eine Ermahnung für solche , die bereit sind, sich ermahnen zu lassen

 

359. Die besondere Erwähnung des Gebets in dieser Ermahnung hat ihren Grund. Das Gebet ist das Haupt der ’Ibadach und eine ständige Wahrung des Imans. Richtig verrichtet verhilft es zu anderen Wohltaten. (Al-Manar)

Allah weiß, dass dies eine unerschöpfliche Wegzehrung ist, die die Seele aufbaut. Das Gebet hilft dem Herzen, an der Wahrheit festzuhalten. Es verbindet den Menschen mit seinem barmherzigen, liebenden Allah, Der nahe ist und die Gebete erhört, und lässt ihn inmitten aller Einsamkeit Vertrautheit erfahren. (Qutb)

 

360. Die beiden Enden des Tages: Morgen und Nachmittag. Das Morgengebet ist, nach Anbruch der Morgendämmerung, aber vor dem Sonnenaufgang. Wir stehen also früh auf und beginnen den Tag mit der Besinnung auf Allah und auf unsere Pflicht Ihm gegenüber. Das Mittagsgebet am frühen Nachmittag findet dann statt, wenn wir mitten in unseren täglichen Geschäften stecken. Auch da besinnen wir uns wiederum auf Allah. (Juusuf `Allii)

Nach ibn `Abbas ist dies das Morgen- und Abend- Gebet. Und nach Qatadak und Jachhak und anderen ist dies das Morgen- und Nachmittags- Gebet. (ibn Kasir)

 

361. Nach Qatadak und Dachak ist dies das Abend- und Nacht- Gebet. (ibn Kasir)

Dieser Ajach erwähnt die beiden Gebete am Anfang und am Ende des Tages und die Gebete in den ersten Stunden der Nacht. Er fasst die Gebetszeiten zusammen, ohne jedoch ihre Zahl zu benennen. Aus der Summe sind ihre genaue Zahl und ihre Zeiten zu entnehmen. (Qutb)

Wenn sich die Nacht nähert. “Sulafun“, Plural und “Sulfa“, wörtlich „Annäherung“ bedeutet etwas, was nahe ist. Da das Arabische ähnlich dem Griechischen zusätzlich zum. Plural noch eine Dualform hat und hier der Plural benutzt wurde, muss vernünftigerweise angenommen werden, dass mindestens drei „Annäherungen der Nacht“ gemeint sind. Eine davon kann das Nachmittagsgebet sein, das zweite wäre dann Abendgebet, das Gebet unmittelbar nach dem Sonnenuntergang. Schließlich wäre dann Nachtgebet, das Gebet nach Eintritt der Dunkelheit, das dritte, wo wir uns Allah anvertrauen bevor wir schlafen. Dies sind die fünf Pflichtgebete im Islam. (Juusuf `Allii)

Dies beschreibt alle Pflichtgebete, ohne ihre Form oder ihren genauen Zeitpunkt näher festzulegen, die beide in der Sunnach

(Gewohnheit des Propheten Muchammed, Allahs Segen und frieden auf ihm, näher ausgeführt sind. Da dieser Ajach die außerordentliche Wichtigkeit des Gebetes betont, kann man mit Sicherheit annehmen, dass er sich nicht nur auf die fünf Pflichtgebete bezieht, sondern auf eine Besinnung auf Allah in jedem Augenblick des bewussten Lebens. (Asad)

 

362. „Die guten Taten“: dies bezieht sich in diesem Zusammenhang in erster Linie auf das Gebet und die Besinnung auf Allah, umfasst aber auch alle guten Gedanken, Worte und Handlungen. Durch sie halten wir das Böse von uns fern, ob in der Vergangenheit, in der Gegenwart oder in der Zukunft. (Juusuf `Allii)

Sie löschen das Böse aus. (Darjabadi)

Die guten Taten läutern die Sache und schenken ihr Gedeih. Alle jene Einflüsse, die schlecht auf sie gewirkt haben, werden gelöscht. (Al-Manar)

Ein Hadis bei Imam Achmed berichtet über einen Rat, den Allahs Gesandter, Allahs Segen und frieden auf ihm, Mu'ad mit auf dem Weg gab: „O Mu'ad, lass der bösen eine gute Tat folgen, um die böse mit der guten zu löschen. Und im Umgang mit Menschen übe dich in guten Sitten.“ (ibn Kasir)

 

 

115. Und sei geduldig (und standhaft). Wahrlich, Allah lässt den Lohn derjenigen, die Gutes tun, nicht Verlorengehen.364

 

363. Eine Ermahnung, die Tugend sorgfältig zu pflegen. (Darjabadi)

 

364. Standhaftigkeit gehört zu den guten Handlungen (hm). Dazu gehört auch das Verrichten des Gebets zu den festgelegten Zeiten und Geduld gegenüber denen, die die Wahrheit leugnen. Allah lässt den Lohn der “muchsinin“ (derer, die aufrichtig Gutes tun) nicht verloren gehen. (Qutb)

 

 

116. Hütte es nur unter den Generationen vor euch mehr tugendhafte (Menschen) gegeben,365 die von Unheilstiften auf Erden abhielten, außer den wenigen, die Wir erretteten von ihnen.366 Doch diejenigen, die unrecht taten, ergaben sich dem Wohlleben,367 das sie übermütig nachte, und sie verfielen ständig in Sünde.

 

365. “Baqija“: eine Tugend oder Fähigkeit, die dauerhaft ist und störenden Kräften von außen widersteht; inneres Gleichgewicht und Harmonie, die zu ihrer Tugend steht und sich nicht durch die Launen und Ablenkungen dieser Welt verunsichern lässt und nicht durch Furcht daran gehindert wird, Böses zu verurteilen, auch wenn es eine Mode oder eine Gewohnheit geworden ist. Führende Persönlichkeiten mit solchen Eigenschaften können eine Nation vor Unheil und Untergang bewahren. (Juusuf `Allii)

Den Partikel “law-la“ am Anfang dieses Ajachs übersetze ich mit „ach!“ oder „o wehe!“: vergleiche auch Surach 10:98 und die entsprechende Fußnote. Dieser Abschnitt schließt an die Aussage im vorigen Ajach an: „Allah wird denen gewiss vergelten, die Guter tun“, sowie an Ajach 111 oben: „Jedem von euch wird euer Herr das geben, was ihm zusteht für das (gute), das er getan hat."“(Asad)

 

366. Jene außerordentlich guten Menschen wären schon längst von den Bösen vernichtet worden, deren Unwillen sie erregten, wenn nicht Allahs Gnade und Barmherzigkeit sie gerettet hätte. Wenn diese Gnade sie nicht gehalten hätte, dann hätten sie ja vielleicht auch denn Bösen in ihrer Umgebung nachgeben müssen oder wären mit in das allgemeine Unheil hineingezogen worden. (Juusuf `Allii)

 

367. Das Verb “tarifa“ bedeutet: „er genoss ein Leben der Gemächlichkeit und des Überflusses“, und das Partizip “Mutraf“ bezeichnet „jemanden, der ein Leben in Gemächlichkeit und Überfluss genießt“, das heißt unter Ausschluss moralischer Bedenken. Die Form “Mutarraf“ bedeutet, noch verstärkt: „jemand, den sein Leben in Gemächlichkeit und Überfluss zum Übermut veranlasst hat." (Asad)

 

 

117. Und dein Herr würde niemals die Städte zu Unrecht368 vernichten, während ihre Bewohner Gutes tun.369

 

368. “Bizulmin“ könnte man entweder mit „zu Unrecht“ oder aber „wegen des Unrechts (das sie taten) übersetzen. Mit Unrecht ist hier der Götzendienst gemeint. Damit bekommt dieser Ajach einen anderen Sinn: Dein Herr könnte niemals die Städte bestrafen allein ihres Götzendienstes wegen, wenn sie sonst gute Werke verrichten“. (Al-Manar)

Dieser Ajach kann verschieden interpretiert werden. Nach Baidawi übersetze ich “sulmin“ hier mit „ein einziges Unrecht“. Er geht von der Annahme aus, dass mit Unrecht hier Götzendienst gemeint ist; Allah vernichtet die Menschen nicht wegen vereinzelter falscher Vorstellungen des Diins, solange ihr Verhalten richtig ist. Dabei neige ich zu einer allgemeineren Erklärung. Allah ist nachsichtig und vergibt immer wieder. Seine Barmherzigkeit ist zu groß, als dass Er Menschen eines einzigen Unrecht wegen vernichten würde, wenn noch Hoffnung besteht, dass die Ungerechten den Weg zu Einsicht und Umkehr finden. Eine alternative Interpretation wäre. „Völker ungerecht zu vernichten“. (Juusuf `Allii)

 

369. Dieser Abschnitt schließt an den Schlusssatz von Ajach 116 an. Nach Ansicht der meisten klassischen Kommentatoren ist der Begriff “Sulm“ in diesem Zusammenhang gleichbedeutend mit „falschen Vorstellungen des Diins“, die so weit gehen, dass Menschen die von Allah offenbarten Wahrheiten zurückweisen, Allahs Existenz leugnen oder einem anderen als Ihm Eigenschaften Allahs und Fähigkeiten zuschreiben. Rasi sagt in seiner Erläuterungen zu diesem Ajach: „Allahs Strafe trifft ein Volk nicht einfach aufgrund seiner bloßen Vorstellungen des Diins, die dem Tatbestand von Kufr und Götzendienst gleichkommen, sondern nur dann, wenn sie ständig in ihrem Verhalten untereinander Unrecht tun, absichtlich (anderen Menschen) schaden und sich (ihnen gegenüber) tyrannisch verhalten. Die islamischen Rechtsgelehrten (Fuqaha) sind der Ansicht, dass die Verpflichtungen der Menschen Allah gegenüber auf dem Prinzip der Vergebung und Großzügigkeit beruhen, während die Rechte der Menschen (untereinander) streng befolgt werden müssen.“ Grund für diese Ansicht ist offensichtlich der, dass Allah allmächtig ist und keinen Verteidiger braucht, während Menschen schwach sind und Schutz brauchen. Vergleiche auch Surach 28:50 (Asad)

Wenn sie aber den Weg des Bösen wählen und sich ungerecht verhalten, erfüllt sich Allahs Entscheidung, und Seine Gerechtigkeit nimmt ihren Lauf. Im Verlauf dieser Ereignisse wird die Hölle mit Menschen und Dschin gefüllt. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Surach 5:47-53. (Anm. d. Übers.)

 

 

118. Und wenn dein Herr gewollt hätte, hätte Er die Menschen gewiss zu einer einzigen Gemeinschaft gemacht.370 Doch sie sind immer uneins,371

 

370. Wenn Allah gewollt hätte, dann hätte Er alle in derselben Art und mit gleicher Anlage geschaffen. Dies ist jedoch nicht die Art des Lebens, die Allah bestimmt hat, und dies ist auch nicht die Natur des menschlichen Wesens, das Allah zum Stadthalter auf Erden gemacht hat. (Qutb)

 

371. In allen Dingen, selbst in dem Diin, den Allah für sie zur Vervollkommnung ihrer Naturanlage offenbart hat, und auch um ihre Unterschiedlichkeit auszuräumen. (Al-Manar)

 

 

119. ausgenommen jene, denen dein Herr Gnade erwiesen hat.372 Und dafür373 hat Er sie erschaffen. Und das Wort deines Herrn soll in Erfüllung gehen: Wahrlich, Ich werde die Hölle füllen mit den Dschin und den Menschen alle Samt.374

 

372. Die sich darauf einigten, sich Allahs Geboten in Seiner Schrift unterzuordnen, dieser Schrift, die keinen Raum für Unterschiedlichkeit lässt und zur Einigkeit fahrt. (Al-Manar)

Das heißt diejenigen, die von Seiner Gnade Gebrauch machen, indem sie mittels ihrer von Allah verliehenen Fähigkeit Seine Existenz (vergleiche Surach 7:172 und die entsprechende Fußnote) und die Führung und Leitung erkennen, die Er der Menschheit durch Seine Gesandten anbietet. (Asad)

 

373. Einige der frühesten Kommentatoren (beispielsweise Mudschahid und `Ikrima) sind der Ansicht, dass der Ausdruck “li-sAlliika“ („deswegen“, „mit diesem Ziel“) sich darauf bezieht, dass Allah dem Menschen Seine Gnade hat zukommen lassen, während andere ihn auf die Fähigkeit des Menschen beziehen, sich intellektuell von anderen zu unterscheiden. Nach Samachsari bezieht er sich auf die moralische Entscheidungsfreiheit, die den Menschen auszeichnet und von der im folgenden Abschnitt die Rede ist. Da diese Freiheit Allahs besonderes Geschenk für den Menschen ist, das ihn über alle anderen geschaffenen Wesen hinaushebt (vergleiche die Parabel von Adem, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und den Engeln in Surach 2:30-34), ist Samachsari Interpretation meiner Ansicht nach die Überzeugendste. (Asad)

Um zu zeigen, dass das Gesetz Allahs der individuellen Vielfalt im gesamten menschlichen Leben vorherrscht. (Darjabadi)

 

374. Vergleiche Surach 7:18 und 7:179. Wenn Scheytan und seine bösen Geister die Menschen vom rechten Weg ablenken, liegt auf den Verführten, die den Weg des Bösen gewählt haben, nicht weniger Verantwortung als auf den Verführern, und beide werden gemeinsam bestraft. (Juusuf `Allii)

Es versteht sich, dass diejenigen, die sich der Wahrheit wegen zusammen finden, und denen Allahs Gnade erwiesen wird, ein anderes Ende zu erwarten haben, nämlich das Paradies, das sich mit ihnen füllen wird. Ebenso wird sich die Hölle mit jenen Irrenden Pillen, die nicht nur verschiedener Meinung mit jenen waren, die die Wahrheit vertreten, sondern auch untereinander. (Qutb)

Das „Wort Allahs“, auf das sowohl hier als auch in Surach 32:18 Bezug genommen wird, wurde ursprünglich in Surach 7:18 im Hinblick auf die „Nachfolger Scheytans“ ausgesprochen, das heißt diejenigen, die alle Führung ablehnen, die Allah ihnen angeboten hat. (Asad)

Während die eine Partei Einigkeit im Diin zeigte und sich den Geboten im Buch Allahs unterordnete, ohne sich darüber zu streiten, was eine Gnade Allahs ihnen gegenüber war, stritt die andere Partei über weltliche Dinge und über Macht. Ihre Strafe dafür bekamen sie nicht nur im Diesseits, sondern die Gnade Allahs wird ihnen auch im Jenseits wegen ihrer Ungerechtigkeit entzogen. Allahs Wort vollzieht sich dann gegen diejenigen unter den Menschen und den Dschin, die sich der Rechtleitung widersetzt haben. (Al-Manar)

 

 

120. All das berichten Wir dir von den Geschichten der Gesandten, damit Wir dadurch dein Herz festigen.375 Und in Ihnen ist die Wahrheit zu dir gekommen und eine Ermahnung und eine Erinnerung für die Mu’mins.376

 

375. Der Qur’an beabsichtigt nicht, diese Geschichten an sich wiederzugeben, sondern benutzt sie (oder relevante Teile davon) als Illustration moralischer Wahrheiten und als Mittel, den Iman der Menschen zu stärken. (Asad)

 

376. Mit „hierin“ ist „in dieser Surach“ gemeint, wie ibn `Abbas, Abu Musa Asan, ibn Dschubair und Al Hassan Al-Basri gesagt haben. Oder aber ist damit „in diesen erzählten Geschichten“ gemeint. (Al-Manar)

Die Geschichten der Propheten im Qur’an umfassen dreierlei:

1. sie lehren die höchste geistige Wahrheit,

2. sie geben Rat, Weisung und Warnung bezüglich der Art, wie wir unser Leben ausrichten sollten, und

3. sie erwecken unser Gewissen und erinnern uns an das Wirken der Gesetzmäßigkeiten Allahs in den menschlichen Angelegenheiten. Dies verdeutlicht die Geschichte von Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in der nächsten Surach. (Juusuf `Allii)

 

 

121. So sprich also zu denen, die nicht den Iman verinnerlichen: „Handelt nach eurem Vermögen. Auch wir werden wahrlich handeln.377

 

377. Vergleiche Surach 11:93 und 6:135 mit den dazugehörigen Fußnoten. Auch das Schlimmste, das Menschen tun können, kann Allahs Plan nicht stören. Was die Mu’mins betrifft, so besteht ihre Pflicht darin, ihre Aufgaben zu erfüllen, so wie es sie die Offenbarung Allahs gelehrt hat. (Juusuf `Allii)

Handelt gemäß einer Art und Weise. Und wir handeln gemäß unserem Diin. (ibn Kasir)

 

 

122. Und wartet nur.378 Auch wir werden warten.“379

 

378. Wartet nur auf das Ergebnis eures Kufr. (Darjabadi)

Die Kafirs warten entweder auf das Ende der Mu’mins oder das ihrer Diin. (Al-Manar)

 

379. Die Mu’mins warten auf den von Allah versprochenen Sieg ihrer Diins und auf die Bestrafung der Halsstarrigen. (Al-Manar)

Vergleiche Surach 11:93 und 10:102 sowie die entsprechenden Fußnoten. Wenn die Bösen abwarten, werden sie schon sehen, wie sich Allahs Plan entfaltet. Die Mu’mins warten voller Freude und Zuversicht, denn sie wissen, dass Allah gut und barmherzig ist, aber auch gerecht und wahr. (Juusuf `Allii)

 

 

123. Und Allah allein kennt380 das Verborgene der Himmel und der Erde.381 Und alles ist Seiner Entscheidung unterstellt. So diene Ihm und setze dein Vertrauen in Ihn.382 Und dein Herr ist nicht achtlos dessen, was ihr tut.383

 

380. Wörtlich: „Allahs ist (die Kenntnis der) verborgenen Wirklichkeit..." Zu dem Begriff “rayb“ vergleiche Surach 2:3 und die entsprechende Fußnote. (Asad)

 

381. Vergleiche Surach 2:210. In unserer Welt oder in der Schöpfung gibt es weder Sichtbares noch Geheimes, das nicht letztendlich von Allahs Willen und Plan abhängig wäre. Alle Dinge kehren zu Ihm zur Entscheidung zurück. Darum sollen wir Ihm dienen und auf Ihn vertrauen. Dienen bedeutet vielerlei: beispielsweise

1. versuchen, Ihn und Seinen Willen zu begreifen;

2. Seine Güte und Herrlichkeit sowie Sein Wirken in uns zu erkennen; als Mittel dazu,

3. uns ständig an Ihn erinnern und Ihn loben und preisen; und schließlich

4. unseren Willen völlig mit Seinem Willen in Einklang bringen. Dies bedeutet, Seinem Gesetz zu gehorchen und aufrichtig Ihm und Seinen Geschöpfen zu dienen. (Juusuf 'Allii)

 

382. Und ignoriere die Drohungen deiner kafir Verfolger. (Darjabadi)

 

383. Abschließend warnt Allah die Vertreter des Kufr und tröstet die Mu’mins, indem Er sagt, dass Er über allen Handlungen beider Parteien wacht. Auch wenn Er den Bösen jetzt Aufschub gewährt, wird Er sie zur Rechenschaft ziehen, weil sie die Verkünder der Wahrheit unrechtmäßig verfolgt haben, Zwietracht stiften und die Verwirklichung des Guten verhindern wollen. (Maududi)

 

 

 

Einführung zu Surach 12

 

Chronologisch ist diese Surach eng mit den fünf (Surachs l0, 11, 13, 14 und 15) verbunden. Sie alle wurden in der späten Zeit in Makkach offenbart, als das große Ereignis der Hidschra bereits näher heranrückte. Ihre zeitliche Zuordnung hat jedoch keine besondere Bedeutung. Thematisch behandelt diese ganze Surach die Geschichte von Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, (mehr eine Rekapitulation als eine Erzählung), dem zweitjüngsten der zwölf Söhne des Propheten Jaquub, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Sie wird als die schönste der Geschichten bezeichnet (Surach 12:3), und zwar aus verschiedenen Gründen:

1. sie ist die ausführlichste aller Geschichten im Qur’an;

2. sie ist voller Wechselfälle des menschlichen Lebens und hat daher Männer und Frauen aller Gesellschaftsschichten angesprochen;

3. sie gibt auf lebhafte Weise die verschiedensten Aspekte des Lebens mit ihren geistigen Implikationen wieder: das hohe Alter des Propheten und sein besonderes Vertrauensverhältnis zu seinem kleinen Lieblingssohn, die Eifersucht der älteren Brüder gegenüber diesem Sohn, ihr Komplott und die Trauer des Vaters, der Verkauf des Jungen in die Sklaverei für einen elenden Preis, eigennützige Liebe im Gegensatz zu Reinheit und Keuschheit, falsche Anklagen, Gefängnisaufenthalt, die Deutung von Träumen, niedriges und hohes Leben, Aufstieg der Unschuld zur Ehre, die süße „Rache“ der Vergebung und Güte, wichtige Angelegenheiten von Staat und Verwaltung, Demut in einer hohen Position, Treue des Sohnes zu seinem Vater, und die Schönheit von Taqwa und Wahrhaftigkeit.

Die Geschichte ist der biblischen Geschichte ähnlich, aber nicht gleich. Die Atmosphäre ist eine ganz andere. Die biblische Geschichte ist eine Volkserzählung, in der Moral kaum Platz hat. Sie dient dazu, den klugen und geschäftstüchtigen Juden gegenüber dem Ägypter hervorzuheben, sowie einige ethnische Besonderheiten in der späteren Geschichte des Judentums zu erklären. Die Geschichte des Qur’ans ist demgegenüber weniger eine Erzählung als eine hochgeistige Predigt oder Allegorie, in der die scheinbaren Widersprüche im Leben erklärt werden, das dauerhafte Wesen der Tugend in einer ständig sich verändernden Welt, und das wunderbare Wirken des Willens Allahs, der Seinen Plan vor uns in der Geschichte zur Entfaltung bringt. Dieser Aspekt war ein beliebtes Thema für muslimische Dichter und mystische Qur’ankommentatoren. (Juusuf `Allii)

Die Surach wird mit drei einleitenden Ajachs eröffnet, die den Qur’an und dis ihm eigene Art, Berichte zu erzählen kennzeichnen. Darauf folgt bis zum hundertsten Ajach die Geschichte Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Abgeschlossen wird sie mit zehn Ajachs, die die Bestätigung der letzten Botschaft als Schlussfolgerung beinhalten. Diese Surach vervollständigt die Prophetengeschichte der vorherigen Surach. Während Surach Huud über mehrere Propheten und ihre Völker berichtet, behandelt diese Surach die Geschichte eines einzelnen Gesandten Allahs. Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, der fern von seinem Volk in einer fremden Umgebung aufwuchs, wurde erst mit der Übermittlung der Botschaft Allahs beauftragt. als er ein reifes Alter erreicht hatte. Er wandelte sich von einem Sklaven zu einem mächtigen Herrn in einem mächtigen Land. Er erfüllte seine Aufgabe in vollkommener Weise und wurde ein Vorbild für die Menschheit, sowohl in der Ausführung seiner Aufgabe als Allahs Gesandter, als auch in seinem Verhalten in allen Lebenslagen, insbesondere seinem Verhalten seinen Eltern und Brüdern gegenüber. Deswegen war es notwendig, die Surach als ganzes zu bringen. (Al-Manar)

In dieser Geschichte kommen verschiedne Elemente zum Ausdruck:

- die väterliche Liebe zu Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm,        und seinem Bruder einerseits und zu den anderen Brüdern andererseits. - Die Eifersucht und der Neid zwischen den Halbbrüdern.

- List und Tücke in verschiedenen Formen. - die Leidenschaft und ihre Ausbrüche.

- die Reue in einigen ihrer Formen, die Verzeihung zur rechten Zeit und die Freude über das Zusammentreffen nach langen Jahren der Trennung - all dies in der bekannten beeindruckenden Art der Erzählung des Qur’ans. (Qutb)

 

 

Zusammenfassung:

 

Das Leben ist wie ein Traum oder eine Vision, die durch Geschichten und Parabeln erklärt werden muss, wie es im Qur’an auf scharfsinnige Weise geschieht. Die Wahrheit, die der Mannes Allahs Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm   in seiner Vision sieht, ist seinen Halbbrüdern unerträglich, so dass sie sich gegen ihn verschwören und ihn einem Kaufmann für ein paar Münzen als Sklaven verkaufen. (Ajachs 1-20)

 

Der Kaufmann bringt. Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nach Ägypten, wo ihn ein hoher Würdenträger des ägyptischen Königshofes (`Asis) kauft und an Kindes Statt annimmt. Dessen Frau versucht vergeblich, zu den Genüssen irdischer Liebe zu verführen. Sein Widerstand trägt ihm Schmach und Gefangenschaft ein, aber selbst im Gefängnis verkündet er die Wahrheit und ist für seine Güte bekannt. Einer seiner Mitgefangenen, dessen Traum er gedeutet hatte, wird entlassen und als Mundschenk wieder in die Gunst des Königs aufgenommen. (Ajachs 21-42)

 

Der König hat einen Traum, und durch die Vermittlung des Mundschenks bekommt Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Gelegenheit, ihn zu deuten.

Er besteht darauf, dass der ganze Skandal, der um seine Person entstanden ist, öffentlich richtig gestellt wird. Er wird rehabilitiert und vom König zum Minister ernannt. Seine Halbbrüder kommen aufgrund der Hungersnot nach Ägypten und werden von Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf im, denn sie nicht erkennen freundlich behandelt. Er fordert sie auf, seinen Halbbruder, den jüngsten Sohn Benjamin, mitzubringen. (Ajachs 43 - 68)

 

Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hält seinen Bruder Benjamin zurück und überführt durch eine List seine Halbbrüder ihres Hasses und des Verbrechens ihm gegenüber. Er vergibt ihnen und schickt sie aus, um Jaquubs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und die ganze Familie von Kanaan nach Ägypten zu bringen. (Ajachs 69 - 93)

 

Jaquub, Allahs Segen und Frieden auf ihm, kommt und wird getröstet. Er lässt sich in Ägypten nieder. Allahs Name wird verherrlicht. Allahs Wahrheit bleibt immer bestehen, und Sein Plan wird im zukünftigen Leben voll offenbart. (Ajachs 94 - 111)

 

 

 

Juusuf

 

Im Namen Allahs, des Erbarmens, des Barmherzigen.

 

1. A.L.R. 1 Dies sind die Ajachs2 des deutlichen Buches.3

 

1. Dieses vollkommene Buch der Weisheit besteht aus nichts anderem als aus diesen und ähnlichen Buchstaben. Und obwohl sie auch denjenigen zur Verfügung stehen, die den Qur’an als eine Offenbarung Allahs abstreiten, bleibt es für sie ein unerreichbares Ziel, auch nur eine einzige Surach wie die des Qur’ans zu verfassen.

Aus diesen drei Buchstaben und anderen, die die Araber ohnehin benutzen, sind diese Ajachs, die so unnachahmlich sind, dass sie das menschliche Können übersteigen. Es sind jene Ajachs des deutlichen Buches, das Allah in arabischer Schrift herabgesandt hat, mit eben diesen bekannten arabischen Buchstaben. (Qutb)

 

2. Ajach: Zeichen, Symbole des Qur’an. Hier ist die symbolische Bedeutung angebracht, denn die ganze Geschichte von Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ein Zeichen oder Wunder - eine wunderbare Darstellung von Allahs Willen und Plan.

 (Juusuf `Allii)

 

3. Vergleiche Surach 5:17. “Mubiin“ bedeutet hier in erster Linie: etwas, das Dinge erklärt oder verdeutlicht. (Juusuf `Allii)

Ein Buch, das keine Geheimnisse erhält, sondern den Sachverhalt klar und unzweideutig darstellt. (Darjabadi)

Das Wort “mubiin“ bedeutet sowohl „deutlich“ als auch „verdeutlichend“, und beide Übersetzungen sind in diesem Zusammenhang richtig. Nach dem Konsens aller maßgeblichen Kommentatoren sind beide Bedeutungen in diesem Satz enthalten, und es ist daher erforderlich, dies durch einen Einschub in der Übersetzung zum Ausdruck zu bringen. (Asad)

 

 

2. Wir haben ihn in arabischer Sprache4 herabgesandt5, auf dass ihr begreifen möget.6

 

4. `Arabi bedeutet sowohl „arabisch“ wie auch „beredet“ oder „ausdrucksstark“. (Darjabadi)

Damit er euch in eurer Sprache verdeutlicht, was ihr zuvor in Bezug auf Diin, Berichten über die Gesandten Allahs, allgemeines Wissen und Weisheit, Literatur und Politik nicht wissen konntet. (Asad)

 

5. Qur'an bedeutet etwas, was

1. zu lesen,

2. zu rezitieren oder

3. zu verkünden ist.

Das Wort kann sich auch auf einen Ajach oder eine Surach oder aber die ganze offenbarte Schrift beziehen. (Juusuf `Allii)

Dieses Buch wird als Qur'an bezeichnet, um damit zu betonen, dass jeder Mensch es immer wieder lesen soll. (Maududi) Sprachlich, rhetorisch und umfassend verständlich (Al-Manar)

Damit ihr begreift, dass Derjenige, Der aus gewöhnlichen Buchstaben solch ein unnachahmliches Buch zuwege bringt, kein menschliches Wesen sein kann. Vernünftigerweise kann es sich als nur um eine Offenbarung handeln. (Qutb)

 

6. Obwohl diese beiden Ajachs zunächst an die arabischen Zeitgenossen des Propheten gerichtet sind, sind damit alle Menschen angesprochen, was auch immer ihre Abstammung sein mag, die die arabische Sprache verstehen. Sie sollen jedem Hörer oder Leser einprägen, dass sich der Qur’an in erster Linie an die Vernunft des Menschen wendet, und dass „Gefühl“ allein keine genügende Grundlage für den Iman bilden kann. Vergleiche auch Surach 13:37 und 14:4. (Asad)

 

 

3. Wir erzählen dir die schönste der Geschichten,7 indem Wir dir diesen Qur’an eingeben,8 und du warst vordem unter denen, die sie nicht kannten.9

 

7. „Die schönste der Geschichten“: Vergleiche auch die Einführung zu dieser Surach. Beredsamkeit ist die Fähigkeit, mit einem Wort oder einer Andeutung viele Bedeutungen demjenigen zu vermitteln der sie verstehen kann und Weisheit lernen will. Aber nicht nur in diesem Sinne ist die Geschichte von Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, „schön“. Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, selbst war für seine männliche Schönheit bekannt: die Frauen in Ägypten nannten ihn einen edlen Engel (Surach 12:31), und seine äußere Schönheit war ein Symbol für die Schönheit seiner Seele. Außerdem bewegt sich die ganze mystische Bedeutung von Sulaihas Liebe zu ihm um das Thema, wie Schönheit in einer Art verstellter Leidenschaft vergöttert werden kann, im Gegensatz zu dem Wachstum jener wahren Liebe zum Schönen, die das Ich aus dem Spiel lässt und sich der ewigen Schönheit der Seele zuwendet. (Juusuf `Allii)        

Rasi vertritt die Ansicht, dass sich das Adjektiv „beste“ oder „schönste“ nicht auf den Inhalt dessen bezieht, was hier vorgetragen wird, nämlich die in dieser Surach erzählte spezielle Geschichte, sondern auf die Art und Weise, wie der Qur’an oder diese Surach offenbart ist. Wenn andererseits das Wort “qasas“ in diesem Text als Synonym zu “qissa“ („Geschichte“ oder „Erzählung“) verstanden wird, dann müsste es sich auf die folgende Geschichte Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, beziehen. Meiner Ansicht nach ist jedoch die Übersetzung „Wir erklären ihn (den Qur’an) auf die bestmögliche Weise“ vorzuziehen, denn dies harmonisiert mit den beiden einleitenden Ajachs dieser Surach, die aussagen, dass der Qur’an sich selbst erklärt. (Asad)

 

8. Diesen Teil des Qur’an. Das Wort “Qur'an“ bezeichnet nicht nur das gesamte Buch, sondern auch bestimmte Teile oder Abschnitte davon. Beachte, dass alle Geschichten im Qur’an didaktisch benutzt werden, nicht um eine Geschichte zu erzählen. sondern um eine Moral zu lehren. (Darjabadi)

 

9. „Die gehörtest zu denen, die nicht wussten (was Offenbarung ist).“ An dieser Stelle weist Rasi den Leser auf Surach 42:52 hin, einen Satz mit ähnlichem Inhalt, daher meine Ergänzung in Klammern. Asad

Du warst einer der vielen Analphabeten deines Volkes, die kein Interesse hatten, sich dieser Geschichte zuzuwenden. (Qutb)

 

 

4. (Gedenke der Zeit) als10 Juusuf11 zu seinem Vater sagte: „O mein Vater!12 Wahrlich, ich habe elf Sterne und die Sonne und den Mond gesehen.13 Ich sah sie, wie sie sich vor mir niederwarfen."14

 

10. Der Partikel “is“ wird gewöhnlich zeitlich gebraucht und kann dann mit „als“ übersetzt werden. Gelegentlich wird er jedoch benutzt, um die Aufmerksamkeit des Lesers auf ein plötzliches Ereignis zu lenken, oder - wie es im Qur’an oft der Fall ist - auf einen thematischen Wendepunkt. In solchen Fällen ist es eher angebracht, ihn mit „siehe!" oder „nun“ wiederzugeben. (Asad)

 

11. Der Joseph in der Bibel (etwa 1910-1800 v.C.), ein Gesandter Gottes. Er war ein hübscher junger Mann - der älteste Sohn von Frau Rachel und der Lieblingssohn seines Vaters, dessen elfter und zweitjüngster Sohn er war. (Darjabadi)

 

12. Um die Parabel zu verstehen, genügt es zu wissen, dass Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu den auserwählten Allahs gehörte. Für die Geschichte selbst sind einige Einzelheiten erforderlich. Sein Vater war Jaquub, auch Israel genannt, der Sohn von Ishaaq jüngeren Sohn   Ibrahims, der jüngere Bruder Ismails, Allahs Segen und Frieden auf ihnen allen dessen Geschichte in Surach 2:124-129 erwähnt wird). Ibrahim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, als Stammvater des semitischen Prophetentums bezeichnet werden Jaquubs vier Frauen. Von den ersten dreien hatte er zehn Söhne. In hohem Alter bekam er zwei weitere Söhne, von Rachel, nämlich Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und  Benjamin. Um die Zeit, in der diese Geschichte beginnt, können wir annehmen, dass        er siebzehn Jahre alt war. Die Familie lebte in Kanaan, etwa 45 km nördlich des heutigen Quds im alten Sichern (heute Nablus). Der Brunnen, in den der Überlieferung nach die Brüder Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, warfen, wird in dieser Gegend heute noch gezeigt. (Juusuf `Allii)

 

13. Da Juusuf, Allahs Segen und frieden auf ihm, zu dieser Zeit ein Kind oder im Jugendalter war, war dieser Traum, wie er ihn seinem Vater erzählte, kein für dieses Alter gewöhnlicher Kindertraum. Als Echo von Wachträumen ist es bei Kindern möglich zu träumen, dass sie Sterne, Sonne und Mond entweder in ihrem Schoß oder in Händen halten. Doch Juusuf, Allahs, Segen und Frieden auf ihm, sah sie sich vor ihm niederwerfen in der Art vernünftiger Menschen, die sich in Ehrfurcht verneigen. (Qutb)

Dieser Traum war der Anfang des Leidenswegs von Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, der doch einen glücklichen Ausgang nahm. Sein Vater folgerte aus seinem Traum, dass Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, große Bedeutung bei Allah und bei den Menschen haben wurde. So setzte er seine Hoffnungen auf ihn und liebte ihn heiß und innig, was seine Brüder sehr verärgerte. (Al-Manar)

 

14. Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war noch ein junger Bursche. Aber er war aufrichtig, wahrhaftig und rechtschaffen. Sein Vater liebte ihn sehr Seine Halbbrüder jedoch waren eifersüchtig auf ihn und hassten ihn. Hier wird ihm in einer Vision sein zukünftiges Geschick gezeigt. Er sollte über seine elf Brüder (die Sterne) und seine Eltern (Sonne und Mond) erhoben werden. Wie jedoch die Geschichte im weiteren Verlauf zeigt, hat er darüber nie den Kopf verloren, sondern immer seine Eltern geehrt und seinen Brüdern Vergebung und Güte entgegengebracht. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Genesis 37:9. Im alten Israel war die Niederwerfung die ehrfurchtsvollste Form der Begrüßung (Darjabadi)

 

 

5. Da sagte er:15 „O mein lieber Sohn!16 Erzähle deinen Traum17 nicht deinen Brüdern,18 sie werden sonst auf Verderben gegen dich sinnen!19 Wahrlich, der Scheytan ist dem Menschen ein offenkundiger Feind!.20

 

15. Sein Vater Jaquub, Allahs Segen und Frieden auf ihm, begreift intuitiv, dass diese Vision ein Zeichen von größter Bedeutung für diesen Jungen ist. Doch er will ihm dies nicht sagen, sondern rät ihm nur davon ab, seinen Brüdern davon zu erzählen, aus Angst, sie könnten die Bedeutung dieses Traumes erkennen und aus Neid und in ihrer Eifersucht ihrem jüngeren Bruder etwas antun. (Qutb)

 

16. “Ja bunayja“ (wörtlich: „mein Söhnchen“) ist ein Ausdruck besonderer Zuneigung unabhängig vom Alter des Sohnes, der in dieser Geschichte ein Kind zu sein scheint, während Nuchs Sohn, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in der Surach 11:42 von seinem Vater so angesprochen wird, ein erwachsener Mann ist. (Asad)

 

17. In dem deine Überlegenheit gegenüber deinen Brüdern zum Ausdruck kommt. (Darjabadi)

 

18. Jenen zehn Brüdern, die Söhne seines Vaters, aber anderer Mütter waren. (Darjabadi)

 

19. Der junge Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war völlig arglos und wusste nicht einmal etwas von der Heimtücke und dem Hass seiner Brüder. Der Vater jedoch wusste davon und warnte ihn. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Genesis 37:4 und 37:11. (Darjabadi)

Da die Bedeutung des Traumes ganz offensichtlich war, fürchtete Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu Recht, dass seine Halbbrüder noch eifersüchtiger würden, wenn sie davon hörten. Er warnte seinen rechtschaffenen Sohn, seinen Brüdern nichts davon zu erzählen, denn er wusste, dass seine Söhne nicht die Charakterstärke besaßen, die für Söhne eines Propheten angemessen gewesen wäre, und deswegen aus Neid in der Lage waren, Böses gegen ihn zu planen. (Maududi)

 

20. Hier bekommt die Geschichte ihre geistige Tragweite. Die bösartigen Brüder waren Marionetten in der Hand des Bösen. Sie ließen es zu, dass ihre Menschlichkeit vom Bösen beherrscht wurde, ohne sich daran zu erinnern, dass das Böse das Gegenteil oder der Feind ihrer wahren Natur war. (Juusuf `Allii)

Vergleiche Genesis 37:8. (Darjabadi)

 

 

6. Und auf diese Weise21 wird dich dein Herr erwählen22 und dich lehren, Träume23 zu deuten, und Seine Gnade an dir vollenden und an der Familie Juusufs,24 so wie Er sie vordem an deinen Vorvätern Ibrahiim und Ishaaq vollendete. Wahrlich, dein Herr ist Allwissend und Allweise.“25

 

21. Wie du in deinem Traum gesehen hast. (Darjabadi)

 

22. Das heißt mit dem Prophetentum segnen. (Maududi)

 

23. Wenn Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu den Auserwählten zählen sollte, musste er Zeichen und Ereignisse richtig verstehen und deuten können.

“Ta'wil" heißt die Zukunft zu wissen. Und was ist mit “Ahadis" gemeint? Meint Jaquub etwa damit, dass Allah Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, lehren wird und ihn den Wahrnehmungssinn und den Scharfsinn schenkt, mit denen er den Ausgang der Geschehnisse vorhersagen kann? (Qutb)

Die Vorstellungskraft der Reinen sieht Wahrheiten, die gewöhnliche Menschen nicht begreifen können. Die Träume der Rechtschaffenen sehen große Ereignisse voraus, während die Träume der Gleichgültigen leer sind. Selbst Ereignisse, die uns geschehen, sind oft wie Träume. Der Rechtschaffene akzeptiert Unglück und reagiert nicht mit Anklagen gegen Allah, sondern mit demütiger Hingabe, und versucht, Seinen Willen zu erforschen. Auch günstige Lebensumstände nimmt er nicht mit Arroganz hin, sondern als eine Gelegenheit, Gutes zu tun. So ist auch seine Haltung gegenüber Geschichten und geschichtlichen Ereignissen, er sucht darin Wege zu Allah. (Juusuf `Allii)

Die arabischen Worte “ta'wilul-ahadis“ in diesem Text bedeuten nicht nur „die Deutung von Träumen“, wie es allgemein verstanden wurde. Sie sind umfassender und bedeuten auch: Allah wird dich mit dem vollen Verständnis für die Probleme des Lebens und ihren Lösungen segnen und dir die Einsicht geben, die Wirklichkeit aller Angelegenheiten zu erkennen. (Maududi)

Rasi betont, dass der Begriff “Hadis“ in diesem Zusammenhang möglicherweise gleichbedeutend ist mit “Hadis“ („etwas, das ins Dasein kommt“, das heißt, ein Ereignis oder Geschehnis). Dies klingt noch überzeugender als eine bloße Anspielung auf Traumdeutung, und zwar um so mehr, weil der Begriff “ta'will“ im Qur’an (beispielsweise in Surach 3:7; 10:39 oder 18:78) oft im Sinne von „tieferer Bedeutung“ oder „wahrer Bedeutung“ eines Ereignisses oder einer Aussage oder eines Sachverhalts benutzt wird, im Gegensatz zu dessen oberflächlicher, scheinbarer Bedeutung. Der Gebrauch des Partikels min („von“) vor dem Begriff “ta'will“ weist darauf hin, dass absolutes Wissen von der wahren Bedeutung der Dinge oder Ereignisse Allah allein vorbehalten bleibt, und dass selbst von Allah Auserwählte - auch wenn ihre Einsichtsfähigkeit die des gewöhnlichen Menschen weit übersteigt-- nur teilweise Einsicht in die Geheimnisse der Schöpfung Allahs haben. (Asad)

 

24. Jaquub ist ein Nachkomme Ishaaqs und Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihnen allen. Aus dem Traum seines Sohnes folgert er intuitiv, dass aus ihm etwas ganz besonderes werden wird. Sein Gedanke richtet sich sofort darauf, dass er in Bezug auf Diin, Reformierung und Wissen Bedeutendes leisten wird auf der Basis des prophetischen Milieus, in dem er aufgewachsen ist. Und das er weiß, dass Allah Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und die Mu’mins aus seiner Familie gesegnet hat, erwartet er, dass sein Sohn von Allah auserwählt ist, um diesen Segen zu empfangen und die Kette im Ibrahiims , Allahs Segen und Frieden auf ihm, Stamm fortzusetzen. (Qutb)

 

25. Alles, was geschieht, ist dass Ereignis von Allahs Willen und Plan. Er ist gut und weise und kennt alle Dinge. Deswegen

sollen wir ihm vertrauen. Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, konnte auf das Beispiel seiner Vorfahren und Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zurückblicken, die trotz aller widrigen Lebensumstände ihren Iman reinhielten und schließlich erfolgreich waren. (Juusuf `Alt)

Er weiß am besten, wen Er mit der Aufgabe, Seine Botschaft den Menschen zu überbringen, zu beauftragen hat. (ibn Kasir)

 

 

Abschnitt 2

 

7. Wahrlich, in Juusuf und seinen Brüdern26 sind Zeichen27 für jene, die danach suchen.28

 

26. Die Söhne desselben Vaters, aber verschiedener Mütter. (Darjabadi)

 

27. Zeichen verschiedener Arten, die auf Allahs Allmacht und Weisheit hindeuten. Die Ausführung der Vorherbestimmung Allahs, das Wohlwollen, das Allah Seinen Auserwählten erweist und die Fürsorge, die Er ihnen zukommen lässt, sind Zeichen für die, die nach der Wahrheit suchen und sich davon ermahnen lassen. (Al-Manar)

 

28. Wörtlich: „für diejenigen, die nachfragen“. (Asad)

In der Geschichte Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wird auf vielfache verschiedene Weise Gut und Böse gegenübergestellt. Wer wirkliche geistige Erkenntnis sucht, kann beides in den Ereignissen dieser Geschichte verwoben sehen wie ins buntfarbenem Mantel. (Juusuf `Allii)

In der Geschichte von Jusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und seinen Brüdern liegen nämlich Zeichen und Hinweise auf viele Wahrheiten für alle, die danach forschen, fragen und bestrebt sind, sie zu finden. (Qutb)

 

 

8. (Gedenke der Zeit) als (Juusufs Brüder) sagten: „Wahrlich,) und sein Bruder 29 sind unserem Vater lieber als wir, obwohl wir doch eine stattliche Schar sind.30 Unser Vater31 befindet sich fürwahr in offenkundigem Irrtum.32

 

29. Benjamin war Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm,        Vollbruder und viele Jahre jünger als er. Die Mutter war bei Benjamins Geburt gestorben deswegen wandte Jaquub, Allahs Segen und Frieden auf ihm, den beiden mutterlosen Kindern seine besondere Fürsorge zu. Darüber hinaus war Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, der einzigen Sohn, bei dem er Anzeichen von Rechtschaffenheit und Kompetenz feststellen konnte. (Maududi)

 

30. Während wir doch eine Schar sind, die stark genug ist, Gefahr zu bannen und Arbeit zu verrichten. (Qutb)

Angesichts unserer Kraft und unserer zahlenmäßigen Stärke sollten wir doch -mehr Aufmerksamkeit beanspruchen können. (Darjabadi)

Obwohl diese zwei klein sind und sich nicht nützlich machen können, sind wir zehn starke Männer, die für ihn alle Arbeiten verrichten, die er braucht. (Al-Manar)

 

31. Die zehn Brüder hassten und beneideten nicht nur ihre beiden arglosen jüngeren Brüder, sondern verachteten auch ihren

Vater als einen alten Dummkopf. In Wirklichkeit hatte Jaquub, Allahs Segen und Frieden auf ihm, die Einsicht zu erkennen, dass seine beiden jüngsten Söhne Schutz brauchten und dass Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu geistiger Größe berufen war. Seine Weisheit galt bei ihnen jedoch als Dummheit, denn sie traf ihren Egoismus, wie die Wahrheit es oft tut. Sie verließen sich auf ihre bloße zahlenmäßige Überlegenheit- zehn kräftige Brüder gegen den alten    Jaquub, den jungen Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, und dass Kind Benjamin das Kind Benjamin! (Juusuf `Allii)

 

32. Weil er einen Jugendlichen und einen kleinen Jungen einer im Verteidigungsfall nützlichen Schar von Männern vorzieht. (Qutb)

Um dies richtig zu verstehen, müssen wir uns die Bedingungen des Stammeslebens der damaligen Zeit vor Augen halten. Solange es kein Staatswesen gab, führte jeder Stamm sein unabhängiges Leben neben anderen Stämmen. Die Macht eines Stammesoberhauptes hing völlig von der Anzahl der Söhne, Enkelsöhne, Brüder und Neffen ab, die Leben, Ehre und Eigentum der Familie verteidigen konnten. Der Stammesführer schenkte deswegen seinen erwachsenen Söhnen mehr Aufmerksamkeit als den Kindern und Frauen in seiner Familie. Da Jaquub, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in diesem Falle das Stammesoberhaupt war, erwarteten seine Söhne, von ihm bevorzugt zu werden. Der Prophet verhielt sich jedoch anders. Deswegen warfen sie ihm vor, er habe sein geistiges Gleichgewicht verloren, sonst könne er sie nicht so vernachlässigen und die jüngeren Brüder vorziehen, die nutzlos waren und selbst Schutz brauchten. (Maududi)

 

 

9. Tötet Juusuf oder setzt ihn in einer fernen unbekannten33 Gegend aus, damit euer Vater sich euch wieder frei zuwendet. Dann könnt ihr, wenn er fort ist,34 rechtschaffene Leute sein."35

 

33. Dies alles besprachen sie unter sich und schmiedeten gegen Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, einen Plan. (Darjabadi)

Der Hass treibt sie so weit, und der Teufel findet den Weg zu ihnen, bis sie die richtige Beurteilung der Dinge verlieren. Eine so verwerfliche Tat wie die, einen Menschen zu töten, zudem den eigenen wehrlosen Bruder, erscheint ihnen von geringer Bedeutung. Die Bevorzugung ihres Bruders kommt ihnen so ungeheuer vor, dass sie sie mit der Tötung eines Menschen gleichsetzen. (Qutb)

 

34. Wenn   fort ist, wird sich der Vater wieder uns zuwenden. (Darjabadi)

 

35. Entsprechend der zynischen Art der Brüder scheint dieser Satz ironisch gemeint zu sein. Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Rechtschaffenheit war eine ständige Herausforderung für ihre Bosheit. Vielleicht hielten sie sein Verhalten für bloße Heuchelei. Deswegen wollten sie Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, loswerden und erwarteten, dass ihr Vater sie dann mehr beachten würde. Sie schätzten seine Liebe jedoch nur nach den damit für sie verbundenen Vorteilen ein. Andererseits war ihr Vater weder dumm noch parteiisch. Er kannte lediglich den Unterschied zwischen echter und unechter QuAlliität. Ironisch sagten die Brüder unter sich: Lasst uns erst einmal       loswerden. Dann ist noch Zeit genug, sich so „gut wie er“ zu geben oder unser Vorgehen zu bereuen, nachdem wir alle Vorteile davon hatten. (Juusuf `Allii)

Dieser Satz umreißt den psychologischen Zustand von Menschen, die ihren egoistischen Wünschen nachgeben und dennoch nicht ganz mit der Religion brechen wollen. Wenn ein solcher Mensch in die Versuchung kommt, etwas Böses zu tun, dann beschließt er dies zunächst zu tun und die Forderungen seines Diins währenddessen beiseitezulassen. Wenn sich sein Gewissen meldet, dann beschwichtigt er es und sagt: „Geduld! Lass mich dies erst tun, dann will ich bereuen und so gut sein wie du mich haben willst." (Maududi)

 

 

10. Da sagte ein Wortführer unter ihnen: „Tötet Juusuf nicht,36 sondern werft ihn hinunter auf den Grund des Brunnens,37 auf dass ihn einer von den Reisenden dann herausholen möge.38 (Dies,) wenn ihr unbedingt etwas tun wollt."

 

36. Einen von ihnen schlägt das Gewissen. Zwar liegt ihm ebenso an der Zuwendung seines Vaters, aber dafür würde Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nicht töten. (Qutb)

Er will sich nicht mit der Blutschuld belasten. Vergleiche auch Genesis 37:21-22. (Darjabadi)

 

37. Der Brunnen, den sie für diesen Zweck aussuchten, war ausgetrocknet, so dass für ihn keine unmittelbare Lebensgefahr bestand. Vergleiche auch Genesis 37:24 (Darjabadi)

 

38. Einer der Brüder, der vielleicht weniger grausam veranlagt oder ein bisschen vorausschauender war, sagte: „Warum sollten wir eine Blutschuld auf uns laden? Werft ihn in jenen Brunnen. Reisende werden ihn finden und in ein fernes Land mitnehmen. Wenn nicht, dann haben wenigstens wir ihn nicht getötet.“ Dies war ein Trugschluss, aber solche Trugschlüsse sagen Übertätern einer bestimmten Gemütsverfassung besonders zu. Der Brunnen war offensichtlich versiegt, tief genug, dass er nicht herauskommen konnte, aber ohne Wasser, in dem er hätte ertrinken können. Es war Allahs Plan, ihn lebend zu retten, aber er sollte nicht einem seiner Brüder sein Leben verdanken. (Juusuf `Allii)

Zwischen Palästina und Ägypten sowie zwischen Arabien und Ägypten fand ein regelmäßiger Karawanenverkehr statt. (Darjabadi)

 

 

11. Sie sprachen: „O unser Vater! Warum willst du uns Juusuf nicht anvertrauen, wo wir es doch fürwahr nur gut mit ihm meinen?39

 

39. Nachdem sie ihr Vorhaben abgesprochen haben, gehen die Brüder an die Ausführung der Tat. Jaquub, der die Situation kannte, vertraute Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, gewöhnlich nicht seinen Brüdern an. Sie stellen deswegen brüderliche Zuneigung zur Schau. (Juusuf `Allii)

Der Wortlaut zeigt deutlich, welche Mühe sie sich geben, sich in das Herz ihres Vaters einzuschleichen, das sehr an seinen kleinen Sohn hängt und von dem er sich verspricht, dass er eines Tages den Segen seines Stammvaters Ibrahim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, erben würde. (Qutb)

In diesen Punkt unterscheidet sich der Bericht des Qur’ans von dem in Bibel und Talmud, wo nicht die Brüder ihren Vater baten, Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, mit ihnen zu schicken, sondern Jaquub, Allahs Segen und Frieden auf ihm, selbst ihn mit einem Auftrag nach Sichern schickte, wo die Brüder die Herden ihres Vaters hüteten. Die Darstellung des Qur’ans ist offensichtlich realistischer, denn da Jaquub genau wusste, dass die Brüder Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, beneideten, hätte er nie daran gedacht, ihn selbst zu ihnen zu schicken und der Gefahr auszusetzen. (Maududi)

 

 

12. Schicke ihn morgen mit uns, damit er sich vergnügt40 und spielt,41 und wir werden gewiss auf ihn achtgeben."

 

40. Mit solchen Vorstellungen, dass Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in solcher Ausflug doch Freude machen würde, versuchten sie, den Vater zu überreden. (Qutb)

 

41. Sie zeichneten nicht damit, dass ihre Vorstellungen überzeugend wirkten. Aber sie fügten ein Argument hinzu, das sowohl Jaquub als auch Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, gefallen sollte. Sie „wollten ihrem kleinen Bruder eine Freude machen“. Warum sollte er also nicht mitkommen und sich vergnügen dürfen? (Juusuf `Allii)

 

 

13. Er erwiderte: „Wahrlich, es macht mich traurig, wenn ihr ihn mit fortnehmt. Außerdem fürchte ich, der Wolf könnte ihn fressen, wenn ihr für einen Moment nicht auf ihn Acht gebt.„42

 

42.  Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wusste nicht genau, was die Brüder vorhatten, war aber sehr misstrauisch. Wie könnte er diese Brüder an ihrem Vorhaben hindern? Wenn sie offen herausgefordert wurden, könnten sie ihm sicher        Schaden zufügen. Er musste weise und vorsichtig mit ihnen umgehen. Deswegen sagte er, er sei ein alter Mann, und Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, würde ihm sehr fehlen. Außerdem passte Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nicht zu ihnen. Sie würden sich um ihre eigenen Angelegenheiten kümmern, und währenddessen könnte ein Wolf Farbgreifen und töten. Indem er dies sagte, gab er ihnen unbeabsichtigt einen Hinweis, denn genau diese Entschuldigung führen sie in Vers 17 unten an. So kommt der Plan der Bösen zur Ausführung, aber es gibt auch einen Gegenplan, demgemäß die Bösen allmählich in die Enge getrieben werden und schließlich ihre Schuld eingestehen müssen. (Juusuf `Allii)

Zweifellos fanden die Brüder hierin die Entschuldigung, nach der sie gesucht hatte. Oder der Hass hatte sie verblendet, so dass sie nicht einmal mehr nachdachten, was sie ihrem Vater nach Ausführung ihrer Tat sagen sollten, bis er ihnen selbst diesen Vorwand gab. (Qutb)

 

 

14. Sie sagten: „Sollte der Wolf ihn fressen, während wir doch eine stattliche Schar sind,43 dann würden wir gewiss selbst verloren sein."44

 

43. Wir sind starke und kampferprobte junge Männer. (Darjabadi)

 

44. Traust du uns nicht zu, dass wir Juusuf vor einem Wolf schützen können? (Darjabadi)

Jaquubs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Einwänden konnte leicht widersprochen werden, und das taten die Brüder. Sie wären 11 Personen, und die zehn starken erwachsenen Männer müssten erst selbst vernichtet werden, bevor ein Wolf an Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, herankäme. So überredeten sie schließlich ihren Vater, während ganz unabhängig davon ein anderer Plan zu wirken begann. Benjamin war offensichtlich zu klein, um mit ihnen gehen zu können. (Juusuf `Allii)

 

 

15. Und als sie ihn also mitnahmen und einmütig beschlossen, ihn in die Tiefe des Brunnens hinabzuwerfen, gaben Wir ihm ein:45 „Du wirst ihnen dereinst46 Kunde geben von dieser ihrer Angelegenheit, und sie werden es nicht merken."47

 

45. Allah stand Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in allen seinen Schwierigkeiten und Leiden bei, so wie Er allen Seinen Dienern beisteht, die auf Ihn vertrauen. Der Junge wurde von seinen Brüdern in eine Falle gelockt und verlassen, um vielleicht zu sterben oder in die Sklaverei zu geraten. Aber sein Herz war unerschrocken, und sein Mut verließ ihn nicht. Im Gegenteil, er bekam eine Ahnung, ein Vorgefühl dessen, was geschehen sollte - dass seine eigene Aufrichtigkeit und die Schönheit seiner Seele ihm auf die Füße helfen sollte, und dass eines Tages vielleicht seine Brüder ihn brauchen würden und er ihnen helfen könnte. Und das würde er bereitwillig tun, so dass sie sich für ihre gegenwärtige Hinterhältigkeit und Treulosigkeit schämen mussten.

(Juusuf `Allii)

In diesem Moment der Hoffnungslosigkeit flößt Allah ihm ein, dass er gerettet werden und solange leben wird, bis er seine Brüder mit dieser üblen Tat konfrontiert. (Qutb)

 

46. Eines Tages. (Darjabadi)

 

47. Dies traf später tatsächlich ein, als Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Gouverneur von Ägypten war und seine Brüder vor ihm standen und ihn um Hilfe baten, ohne zu wissen, dass er ihr betrogener Bruder war. Siehe unten Ajach 89 sowie auch Ajach 58. (Juusuf `Allii)

Die arabischen Worte “wa hum la jasch'uruun“ („sie verstehen es nicht oder nehmen es nicht wahr“) können dreierlei bedeuten:

1. "Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wird durch Allahs Offenbarung getröstet, ohne dass seine Brüder davon etwas wissen;

2. Er wird ihnen eines Tages unter unerwarteten Umständen ihre Tat vor Augen führen, ohne dass sie wissen, dass er es ist; und

3. heute begehen sie ein Verbrechen, aber sie kennen sie kennen seinen Folgen nicht.

Weder Bibel noch Talmud erwähnen, dass Allah durch Seine Offenbarung tröstet. Der Qur’an hingegen stellt einen jungen Mann dar, der dazu auserwählt ist, eine große historische Persönlichkeit zu werden. (Maududi)

 

 

16. Und sie kamen bei Einbruch der Nacht weinend zu ihrem Vater.48

 

48. Die Übeltäter waren bereit, ihrem Vater mit einem unwahren Bericht gegenüberzutreten. Um es jedoch überzeugend darzustellen, kamen sie einige Zeit nach Sonnenuntergang, als ob sie zeigen wollten, dass sie sich Mühe gegeben hätten, ihren Bruder zu suchen und zu retten. (Juusuf `Allii)

Sie stellen sich sehr traurig. (Darjabadi)

 

 

17. Sie sprachen: „O unser Vater! Wir sind miteinander um die Wette gelaufen und ließen    " Juusuf bei unseren Sachen zurück. Da fraß ihn der Wolf.49 Doch du wirst uns nicht glauben, auch wenn wir noch so wahrhaftig sind."50

 

49. Sie wollten hervorheben, dass sie Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, keinesfalls vernachlässigt hatten. Natürlich hatten sie die Zeit mit Sport und Spiel verbracht, während Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, bei ihren Sachen zurückgelassen wurde. Da er dem Wettlauf seiner Brüder zuschaut, bemerkte er nicht den Wolf. Jaquubs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Befürchtungen bezüglich des Wolfes (siehe oben Ajach 13) ließ sie annehmen, dass Jaquub, Allahs Segen und Frieden auf ihm, diese Geschichte bereitwillig akzeptieren würde. (Juusuf `Allii)

 

50. In ihrem aufbrausenden Hass achteten sie nicht darauf, ihre Lüge geschickt zu, formulieren. Wären sie etwas bedächtiger gewesen, hätten sie ihre Tat nicht gleich beim ersten Mal ausgeführt, als Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, -sie begleiten durfte. Aber sie befürchteten wohl, diese Gelegenheit böte sich ihnen nicht ein zweites Mal, worauf ihre Eile, die Tat auszuführen, gleich nachdem der Vater seine Befürchtungen geäußert hatte, hindeute. Es war ungeschickt, gleich am nächsten Morgen das zu tun, wovor sie gewarnt worden waren. So war ihre Lüge offensichtlich, was sie auch zu spüren bekamen. Deswegen versuchen sie mit diesen Worten noch einmal, sich ins rechte Licht zu rücken. Jaquub, Allahs Segen und Frieden auf ihm, jedoch begreift intuitiv, dass nicht etwa ein Wolf gefressen hatte, sondern dass seine Söhne dem Bruder eine Falle gestellt haben. (Qutb)

Zu ihrer Überraschung nahm der Vater die Geschichte mit dem Wolf skeptisch auf. Deshalb spielten sie die beleidigte Unschuld und brachten des blutbefleckte Hemd herbei. (Juusuf `Allii)

 

 

18. Und sie brachten sein Hemd, mit falschem Blut befleckt.51 Da sagte er: „O nein! Ihr habt euch zu Schlimmem verführen lassen. Doch Geduld52 steht mir am besten an.53 Allah allein kann Beistand gewähren gegen das, was ihr da vorgebt.54

 

51. Die Befleckung seines Hemdes war ungenau und fehlerhaft ausgeführt. (Qutb)

Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, trug gewöhnlich ein bundfarbiges Gewand, das schon an sich eine Allegorie war für die wunderbaren Wechselfälle in seinem Leben. In indem die Brüder dieses Gewand ihrem Vater blutbefleckt vorlegen konnten, glaubten Sie, ihn überzeugen zu können, aß von einem wilden Tier getötet worden war. Der Fleck auf dem Gewand war jedoch „falsches Blut“ - nicht - Blut, sondern das einer Ziege, die die Brüder zu diesem Zweck getötet hatten. (Juusuf `Allii)

Vergleiche Genesis 37:31. (Darjabadi)

Jaquub, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sah, dass da Betrug im Spiel war, und sagte dies klar heraus: „Diese Geschichte ist vielleicht gut genug für euch, die ihr sie erfunden habt. Aber was ist mit mir, eurem alten Vater? Was hat das Leben mir noch zu bieten, nachdem mein geliebter Sohn fort ist? Und ich kann nichts tun als mein Herz in Geduld zu üben und Allah um Hilfe zu bitten.“ (Juusuf `Allii)

 

52. Jaquub, Allahs Segen und Frieden auf ihm, vermied demonstrativ, sie offen der Lüge zu bezichtigen, sondern sagte ihnen nur, dass ihr niedriges Ich ihnen Böses eingegeben hatte. Er aber, der Prophet Allahs, begegnet ihrem Verhalten mit einem ihm geziemenden Verhalten, nämlich in Geduld auszuharren. Weder zweifelt er an Allahs Barmherzigkeit, noch will er irgendeinem anderen als Allah sein Leid klagen. (Al-Manar)

 

53. “Sabr“ ist vollkommener Iman an Allah ohne Bitterkeit und Klage. (Darjabadi)

“Sabrun kamil“ bedeutet wörtlich „schöne Geduld“, nämlich eine Geduld oder Standhaftigkeit, die es dem Menschen ermöglicht, Schwierigkeiten und Heimsuchungen aller Art auf ruhige, beherrschte und klagelose Weise zu ertragen, wie es großer Geister würdig ist. (Maududi)

 

54. Wörtlich: „Zu Allah wende ich mich um Hilfe gegen das, was ihr schildert.“ (Asad)

Nur Allahs Beistand erflehe ich, um dieses Leid zu ertragen. (Al-Manar)

Auch Jaquubs Reaktion auf die Nachricht von Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, Tod unterscheidet sich von der Schilderung in Bibel und Talmud (vergleiche Genesis 37:34). (Maududi)

 

 

19. Und eine Karawane von Reisenden kam (an diesem Platz) vorbei.55 Sie entstandten ihren Wasserträger56 und als er seinen Eimer herabließ,57 schrie er: „Welche eine Freude! Da ist ein junger Mann!"58 Und sie verbargen ihn wie Handelsware.59 Doch Allah weiß sehr wohl, was sie tun.60

 

55. Nachdem Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Brüder ihn in den Brunnen hinuntergeworfen hatten und heimgekehrt waren, blieb er drei Tage darin, wie Abu Bakr bin Ajas berichtete. Und Muchammad ibn Ishaaq erzählte: „Nachdem die Brüder Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in den Brunnen warfen, saßen sie den ganzen Tag um den Brunnen, um zu sehen, was er tun würde. Allah führte diese Karawane in die Nähe dieses Brunnens, wo sie Halt machte. Man schickte einen Wasserträger, um Wasser herbeizuschaffen. (Al-Manar)

Hier kommt eine Karawane von unbekannten Reisenden - vielleicht Midjaniter oder Arabern - mit Waren. Dem Brauch entsprechend geht ihr eine Vorhut voraus, die Wasser sucht und das Lager aufschlägt. Selbstverständlich gehen diese Leute zuerst zu dem Brunnen und lassen ihren Eimer hinunter. Zu ihrer Überraschung ist der Brunnen ausgetrocknet, aber ein hübscher junger Mann ist in den Eimer gestiegen und kommt zum Vorschein, als sie ihn heraufziehen. (Juusuf `Allii)

„Sayjarach“ - Karawane - (von Sayr = langer Marsch) steht hier, um zu beschreiben, dass sie einen langen Marsch vor sich und hinter sich hatten. (Qutb)

 

56. Gleiche Genesis 37:25. (Darjabadi)

 

57. Er ließ seinen Eimer in den Brunnen hinab, und Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nahm die Gelegenheit war und ließ sich herausziehen. (Darjabadi)

 

58. Der Wasserträger ist völlig überrascht, als der Eimer statt Wasser einen hübschen jungen Mann ans Tageslicht befördert. Was soll er davon halten? Jedenfalls freut er sich darüber und ruft es als Freudenbotschaft seinen Kameraden zu. Einige Kommentatoren sind der Ansicht, dass arabische Wort “Buschra“ („frohe Botschaft") sei der Name eines Gefährten, dem er dies zuruft. (Juusuf `Allii)

 

59. Es war eine Handelskarawane, und die Kaufleute betrachteten alles unter dem Gesichtspunkt des finanziellen Gewinns. Hier fanden sie nun einen jungen Mann von unvergleichlicher Schönheit, den sie nicht kannten, der aber offensichtlich von gleicher innerlicher Schönheit war. Wenn sie ihn auf dem Sklavenmarkt von Memphis (oder was immer die Hauptstadt des damaligen Reiches der Hyksos-Dynastie war) verkaufen konnten, dann würde er eine ganze Menge Geld einbringen. Da hatten sie wahrhaftig einen Schatz gefunden. Sie wollten ihn gut verstecken, falls er ein Sklave war, der einem anderen Herrn entlaufen war, der ihn vielleicht zurückfordern konnte. (Juusuf `Allii)

 

60. Verschiedenen Beobachtern erscheint die Situation unterschiedlich. Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, spürte die Gemeinheit seiner verräterischen Brüder. Der Vater gab sich der Trauer um seinen verlorenen Sohn hin. Die Brüder triumphierten über ihren Anschlag, den verhassten Jungen loszuwerden. Die Kaufleute rechneten ihren Gewinn aus. Aber der Horizont aller war beschränkt. Allah kannte ihre Taten, Gefühle und Absichten, und Er ließ Seinen eigenen Plan wirksam werden. (Juusuf `Allii)

Allah wusste sowohl was die Reisenden, als auch was die Brüder Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, getan hatten. Jeder von ihnen verfolgte bestimmte Absichten bei seinem Tun. Die einen gaben an, Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sei ihr eigener Sklave und somit besäßen sie das Recht, ihn zu verkaufen. Seine Brüder aber belogen ihren Vater, um ihn aus dem Weg zu räumen. Es war Unrecht in beiden Fällen, doch Allahs weiser Beschluss steht über allem. (Al-Manar)

 

 

20. Und sie61 verkauften ihn um einen geringen Preis, für einige wenige ausbezahlte Dirham,62 für so wertlos hielten sie ihn.63

 

61. Nämlich die Brüder, die eilig dazukamen und Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, als ihren entlaufenen Sklaven ausgaben, sich jedoch damit einverstanden erklärten, ihn billig zu verkaufen. (Darjabadi)

Vergleiche Genesis 37:25-28. In diesem biblischen Bericht befinden sich verschiedene Widersprüche. (Maududi)

Aus der Anordnung der Erzählung entnehmen wir, dass diejenigen, die Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, verkauften, die Reisenden der Karawane waren. Im Gegensatz dazu steht im biblischen Bericht, dass es die eigenen Brüder waren, die ihn verkauften. (Al-Manar)

 

62. “Dirham“ (Plural Darahim) kommt von dem griechischen Wort Drachme, eine Silbermünze, die zu verschiedenen Zeiten in verschiedenen Ländern unterschiedlichen Wert hatte. (Juusuf `Allii)

Vergleiche Genesis 37:28. (Darjabadi)

Sie verkauften ihn unter Wert. Sein Preis wurde in Dirham statt in Dinar ausbezahlt, was üblich für solche Sklavenware war. Der Ausdruck „abgezählte“ soll auf den sehr geringen Preis hindeuten. Im Gegensatz zu „abgezählt“ steht der Ausdruck „gewogen“. Die Araber pflegten bis zu vierzig Dirham zu zahlen, und was darüber war, wurde gewogen. Also war sein Preis unter vierzig Dirham. (Al-Manar)

 

63. Oder: Sie waren darin (überaus) enthaltsam (Anm. d. Übers.).

Beide Seiten betrogen einander. Die Brüder hatten offensichtlich beobachtet, was mit Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, geschah. Als sie sahen, dass die Kaufleute Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, aus dem Brunnen zogen und versteckten, kamen sie und verlangten seinen Gegenwert, indem sie ihn als entlaufenen Sklaven ausgaben, wagten jedoch nicht zu feilschen, weil sie befürchteten, ihn dann nicht loszuwerden, wie es ihre Absicht war. Die Kaufleute waren schlau genug, den Anspruch der Brüder zu bezweifeln, aber sie wagten nicht zu feilschen, weil sie fürchteten, einen wertvollen Fund zu verlieren. Auf diese Weise wurde das wertvollste Menschenleben der damaligen Zeit in die Sklaverei verkauft. (Juusuf `Allii)

 

 

Abschnitt 3

 

21. Und derjenige aus Ägypten, der ihn gekauft hatte,64 sprach zu seiner Frau:65 „Gewähre ihm einen großherzigen Aufenthalt. Es mag sein, dass er uns Nutzen bringt oder dass wir ihn an Kindesstatt annehmen66 Auf diese Weise gaben Wir Juusuf seinen Platz auf Erden,67 und lehrten ihn,68 Geschehnisse69 zu deuten. So gewinnt Allahs Beschluss immer die Oberhand, doch die meisten Menschen wissen es nicht.70

 

64. Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ist nun weit fort von seinen neidischen Brüdern in Kanaan. Die Kaufleute nehmen ihn mit nach Ägypten. In der damaligen Hauptstadt des Landes wird er zum Verkauf angeboten. Die Kaufleute hatten sich nicht verrechnet. Sein hübsches Aussehen, sein einnehmendes Wesen, seine Reinheit und Arglosigkeit, seine Intelligenz und Integrität sowie seine Höflichkeit ziehen die Aufmerksamkeit der Käufer an. Interessenten aus den höchsten Kreisen des ägyptischen Hofes drängen sich, ihn zu kaufen. Sie alle werden überboten von einem hochgestellten Beamten, der unten in Ajach 30 als “`Asis“ („der Hochstehende") bezeichnet wird. (Juusuf `Allii)

Der Qur’an erwähnt weder den Namen noch den Rang dieses Käufers, noch den Namen seiner Ehefrau, denn er ist weder ein Buch der Fabeln noch ein Geschichtsbuch. Seine Erzählungen enthalten nur Weisheiten, Ermahnungen, Lehren und Belehrungen. In den nächsten Ajachs wird er jedoch von den Damen der damaligen Gesellschaft mit dem Titel “Al-`Asis“ bezeichnet, was später der Titel Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wurde, als er mit der Verwaltung des Königreichs Ägyptens betraut wurde. Somit scheint es der Titel des höchstrangigen Ministers zu sein. Im biblischen Bericht wird er unter anderem als Eunuch bezeichnet, was dadurch widerlegt wird, dass Eunuchen keine Frauen haben durften. Deshalb wurde aufgrund reiner Vermutung behauptet, dass das Wort Eunuch vielleicht ein Titel sei und hier eine andere als die bekannte Bedeutung habe. (Al-Manar)

 

65. Nach dem Talmud ist sie unter dem Namen Selicha bekannt, daher auch der Name Sulayha in den islamischen Schriften. (Maududi)

 

66. `Asis hatte möglicherweise rein irdische Gründe. So ein hübscher intelligenter Sohn würde ihm Ehre, Würde und Wohlstand einbringen. Sulayhas Gefühle dagegen waren ganz anders. Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war der Mann ihrer Träume. Sie musste sich erst noch von ihrer irdischen Leidenschaft reinigen und die Bedeutung der reinen und geistigen Liebe kennen lernen, bevor sie seiner würdig sein konnte. (Juusuf `Allii)

Man entnimmt dieser Erwartung, dass `Asis keine Kinder hatte und auch auf keine hoffen konnte. Es wurde von ihm berichtet, dass er unfruchtbar war. (Al-Manar)

 

67. Wahrscheinlich waren die beiden kinderlos, wie einige Überlieferungen berichten. Jedenfalls schlägt der Mann vor, Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, an Kindes statt anzunehmen, wenn sich herausstellt, dass er seinen Charakter und seiner Vollkommenheit richtig eingeschätzt hat. Hier werden die Weichen gestellt für die Zukunft, zu der Allah Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, berufen hatte, denn Sein Plan war es, ihm eine mächtige Position im Land zu geben; deswegen hatte Er dem Herzen dieses Mannes Zuneigung eingeflößt. (Qutb)

Auch Bibel und Talmut bestätigen, dass Potiphar (`Asis) Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hoch schätzte. Nach dem Talmudbericht soll er gesagt haben: „Er sieht nicht wie ein Sklave aus, und ich fürchte, er ist aus seiner Heimat entführt worden.“ Deswegen behandelt er ihn auch nicht wie einen Sklaven, sondern setzt ihn als Verwalter seines Eigentums ein. Letzteres berichtet auch die Bibel (vergleiche Genesis 39:6). (Maududi)

 

68. Allahs Plan ist unfehlbar. Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sollte lernen, mit Wissen und Macht umzugehen und in seiner Rechtschaffenheit geprüft werden, deswegen wurde er in Ägypten zu einem hohen Rang erhoben. Gleichzeitig sollte damit Sulayha geprüft und gereinigt werden, die Männer und Frauen in Ägypten sollten einen Zugang zu Gottes Botschaft finden, und der Weg sollte für Israel und seine Nachkommen bereitet werden, der Welt Allahs Wahrheit zu verkünden und das Erscheinen Musas und des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, ermöglichen. (Juusuf `Allii)

 

69. Wie zum Beispiel die Träume zu erklären oder die wirkliche Bedeutung von Geschehnissen zu erfassen. (Al-Manar)

“Ahadis“ können Geschichten sein, Vorstellungen oder Berichte, Dinge, die im Leben oder in wahren Träumen geschehen. Die Annahme, phänomenologische Ereignisse seien die einzige Wirklichkeit, ist ein Anzeichen für einseitigen Materialismus. Äußerliche Ereignisse haben ihren eigenen begrenzten Wirklichkeitsgehalt, aber eine größere Wirklichkeit steht hinter ihnen, die in den Visionen gewöhnlicher Menschen gelegentlich andeutungsweise sichtbar werden, deutlich jedoch in den Visionen von Dichtern, Sehern, Weisen und Propheten erkennbar sind. Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, musste lernen, die Wirklichkeit hinter den Dingen zu sehen. Er wurde von seinen Brüdern gehasst und in die Sklaverei verkauft; er kam nach Ägypten, wo er Menschen führen sollte. Er liebte seinen Vater und wurde von ihm getrennt; seine Mutter war früh gestorben, aber seine Gefühle stumpften nicht ab, sondern er setzte sich um so mehr für die Menschen in Ägypten und in der Welt ein. (Juusuf `Allii)

Durch diese Erziehung wurde es möglich, alle seine vielseitigen Fähigkeiten zu entfalten, die für sein zukünftiges Schicksal notwendig waren, und er sammelte die Erfahrungen, die er später brauchen konnte, um die Angelegenheiten des ägyptischen Reiches zu verwalten. (Maududi)

 

70. Sie wissen nicht, dass Allahs Beschlüsse immer ihre Vollendung finden und dass Sein Wille geschieht. (Qutb)

 

 

22. Und als Juusuf seine volle Manneskraft erreicht hatte,71 verliehen Wir ihm Weisheit72 und Wissen.73 So belohnen Wir jene, die Gutes tun.74

 

71. Als Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Kanaan verließ, war er ein junger, unausgereifter Bursche, aber innerlich war er arglos und gut. Durch die Wendungen seines Schicksals in Ägypten wuchsen sein Wissen, seine Urteilsfähigkeit und sein Können. (Juusuf `Allii)

 

72. Urteilsfähigkeit in weltlichen Angelegenheiten. (Darjabadi)

 

73. Die Erkenntnis religiöser Wahrheiten. (Darjabadi)

Die Kombination dieser beiden Worte bezeichnet prophetische Fähigkeiten, denn das arabische Wort “Hukm“ bedeutet sowohl „Urteilsfähigkeit“ als auch „Autorität“, und “`Ilm“ steht für „Wissen“, das den Propheten direkt von Allah offenbart wird. (Maududi)

Allah gab ihm die Fähigkeit, vernünftig zu entscheiden und die Entwicklung von Ereignissen oder Träumen im voraus zu wissen. Solches Wissen kann auch allgemein sein. Diese Gaben waren der Lohn für seinen starken Iman und sein gutes Handeln (Qutb)

 

74. “Muchsinin“: diejenigen, die richtig handeln und Gutes tun. Beide Bedeutungen sind hierin enthalten. Wer richtig handelt, tut sich selbst und anderen Gutes. (Juusuf `Allii)

 

 

23. Und jene; in deren Haus er war, suchte ihn zu verführen.75 Und sie verriegelte die Türen76 und sagte: „So komm doch her zu mir!"77 Da sagte er: „Ich suche Schutz bei Allah! Wahrlich, Er ist mein Herr.78 Er bescherte mir eine vortreffliche Wohnstatt.79 Fürwahr, die Ungerechten können80 niemals glücklich werden!"81

 

75. Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, muss etwa 14 Jahre alt gewesen sein, als er ins Haus des ’Asis kam. Denn der Qur’an bezeichnet ihn als “Ghulam“ was in arabischer Sprache für genau Vierzehnjährige angewandt wird, nicht mehr und nicht weniger. Dann kommen die Stufen „Fata“ (Jüngling) gefolgt von „rabb“ (junger Mann) und schließlich „Radschul“ Als dieser Vorfall sich ereignete, war Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, etwa fünfundzwanzig Jahre alt, die Frau des `Asis etwa vierzig. Sie war also eine in jeder Hinsicht reife Frau - geistig wie körperlich - die die Kunst der Verführung beherrschte. (Qutb)

Suhayhas Liebe war noch irdisch und deshalb ihrer und Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, unwürdig. Er war bereits gereinigt, aber ihr stand dies noch bevor. So kam es zu diesem Konflikt. Wie formal ihre Bindung zu ihrem Ehemann gewesen sein mag, sie selbst war dafür verantwortlich und musste sie respektieren und konnte sie nicht einfach missachten, als ihre Leidenschaft sie dazu veranlassen wollte. Nicht nur hierin machte sie sich schuldig. Der  ehrenhaft behandelt; er war mehr sein Gast und Sohn alt sein Sklave. Als sie unter diesen Umständen Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu verführen versuchte, machte sie sich eines Verbrechens gegen Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Ehre und Würde schuldig. Und noch einen weiteren Fehler hatte ihre irdische Liebe: wahre Liebe lässt das Ich aus dem Spiel. Sie denkt mehr an den Geliebten als n sich selbst. Sulayha suchte Befriedigung ihrer eigenen egoistischen Leidenschaft, und dies war ein Verrat an Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, reiner Seele und seiner hohen Bestimmung Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, musste unweigerlich ihre Annäherungsversuche zurückweisen. (Juusuf `Allii)

 

76. Sie verschloss die Türen fest. Die arabische Form beinhaltet eine besondere Betonung. (Darjabadi)

 

77. Vergleiche Genesis 39:7 und 37:10-12. (Darjabadi)

 

78. Mit „mein Herr“ könnte sowohl Allah als auch der `Asis, der ihn gekauft hat und als dessen Sklave er zu bezeichnen war, oder aber allgemein der Herr des Hauses gemeint sein. (Al-Manar)

 

79. Dies ist Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Hauptgrund für die seine Abweisung. (Darjabadi)

 

80. Vergleiche Genesis 39:8-9. (Darjabadi)

 

81. Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Zurückweisung ist dreifach:

1. Sowohl ich als auch du haben deinem Mann gegenüber unsere Pflichten zu erfüllen;

2. die Freundlichkeit und Achtung, mit der er mich aufgenommen hat, verpflichten mich ihm gegenüber zum mehr als Dank;

3. auf jeden Fall, siehst du nicht ein, dass dies eine böse Leidenschaft ist, und dass Böses zu nichts Gutem führen kann? Wir sind alle Allahs und menschlichen Gesetzen unterworfen. (Juusuf `Allii)

Sie tun sich selbst und anderen keinen guten Dienst durch ihre Untreue. Sie können dadurch auf keinen Fall zu Ansehen in dieser Welt gelangen und werden im Jenseits die Nähe Allahs und Sein Paradies nicht erreichen. (Al-Manar)

 

 

24. Und sie begehrte ihn (leidenschaftlich)82 und auch er hätte sie begehrt,83 wenn er nicht den Beweis seines Herrn gesehen hätte.84 So geschah es,85 damit Wir alles Böse und Abscheuliche von ihm abwendeten.86 Denn er war wahrlich einer Unserer aufrichtigen Diener.87

 

82. Und sie war eben im Begriff, sich ihm tatsächlich hinzugeben. (Qutb)

 

83. Er wäre auf ihre Annäherungsversuche eingegangen. (Darjabadi)

 

84. Er nahm in sich ein Zeichen seines Herrn wahr, nämlich die Bestätigung dieser Worte Allahs „und Allah behält immer die Oberhand“. (Al-Manar)

Sie war blind vor Leidenschaft, und seine Vorhaltungen hatten keine Wirkung. Bei all diesem war er auch ein Mensch. Ihre leidenschaftliche Liebe und ihre Schönheit waren eine große Versuchung für ihn. Aber er hatte eine Zuflucht: seinen Glauben an Allah. Seine geistigen Augen sahen etwas, was ihre von der Leidenschaft geblendeten Augen nicht sehen konnten. Sie glaubte, dass niemand sie sah, wenn die Türen verschlossen waren. Er aber wusste, dass Allah überall und auch in diesem Augenblick da war. Dies stärkte ihn und machte ihn sicher gegen die Versuchung. (Juusuf `Allii)

Saih Radschid Rida verwirft die Meinung der meisten Qur’ankommentatoren, dass Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, weder im Geiste noch tatsächlich den Annäherungsversuchen der Frau erlegen sein könnte. Er meint, dass sie sich anschickte, ihn dafür zu bestrafen, dass er sich ihrem Befehl widersetzte und sie damit beleidigte. Er aber schickte sich an, ihren Angriff abzuwehren. Ich neige aber dazu, diese Wort so zu verstehen: Sie beschreiben den letzten Akt einer Reihe von Verführungsversuchen, die Juusuf anfangs abgewiesen und denen er widerstanden hatte. Dies ist eine realistische Darstellung einer aufrichtigen menschlichen Seele, die zuerst widersteht, dann aber von einer Schwäche ergriffen wird. Aber am Ende sucht sie Zuflucht bei Allah, Der sie errettet und beschützt. (Qutb)

Die Auslegungen dieser Aussage sind sehr unterschiedlich. Während die einem meinen, dass er im Begriff war, sie zu begehren, wie es nur natürlich ist für einen jungen Mann seines Alters, behaupten andere, dass er im Begriff war zuzuschlagen. Eine dritte Meinung behauptet, dass er sie zu seiner Frau gewünscht hatte, bis er ein Zeichen seines Herrn zu sehen bekam. (ibn Kasir)

Wenn man sich von den israelitischen Überlieferungen befreit, die bekanntlich voller Ungereimtheiten und Unterstellungen dem erhabenen Allah und seinen Gesandten gegenüber sind, und wenn man versucht, den Ajach unvoreingenommen zu verstehen, so wird man unweigerlich auf die zweite von ibn Kasir aufgeführte Deutung kommen:

1.) Das Zeitwort „hammat bihi“ kann nur bedeuten: er (bzw. sie) schickte sich an, etwas zu tun. (Vergl. auch Surach 5:11, 3:122 u.a.)

2.) Die Reihenfolge der Ereignisse war: Sie forderte ihn auf, mit ihr zu sündigen. Er lehnte jegliche Untreue gegenüber dem gütigen Herrn ab und nahm Zuflucht bei Allah. Sie fühlte sich als Herrin in ihrem Stolz gekränkt und wollte den Diener zurecht weisen (ihn schlagen). Er begann, sich gegen sie zu wehren und sie zurückzudrängen. Dann sah er aber das Zeichen seines Herrn und flüchtete zur Tür. Auf diese Weise wendete Allah sowohl Schaden als auch Sünde von ihm ab. „Denn er ist wahrlich einer Unserer besten auserwählten Diener“. (Al-Manar)

Was hier so betont wird, ist Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Selbstkontrolle, nicht seine Indifferenz oder Unfähigkeit. (Darjabadi)

In seinem Kommentar zu diesem Ajach weist Samachsari darauf hin, dass die moralische Bedeutung von „Tugend“ darin liegt, dass man unrechte Wünsche innerlich überwindet, nicht im Fehlen solcher Wünsche. (Asad)

„Der Beweis seines Herrn“ bedeutet Inspiration Allahs, die sein Gewissen erweckte und ihm verdeutlichte, dass es nicht seiner Würde entsprach, der Verführung nachzugeben. Dieser Ajach erklärt auch, was die Aussage bedeutet, Propheten seien „sündenfrei“. Dies bedeutet nämlich nicht, dass ein Prophet unfehlbar oder nicht in der Lage ist, sich zu irren oder Fehler zu machen, sondern folgendes: obgleich ein Prophet Leidenschaften, Gefühle und Wünsche wie jeder andere Mensch besitzt und durchaus in der Lage ist, Fehler zu machen, ist er so tugendhaft und sich seiner Verbindung mit Allah bewusst, dass er niemals von sich aus böse Absichten hegt, denn er kennt seinen Herrn so gut, dass er seinen Leidenschaften nicht erlaubt, die Stimme seines Gewissens zu übertönen. Selbst wenn er unbeabsichtigt seinen Regungen nachgibt, bringt Allah ihn durch Seine Offenbarung auf den rechten Weg zurück. (Maududi)

 

85. Dass wir von Fehlern ferngehalten werden, ist nicht auf unsere schwache menschliche Natur zurückzuführen, sondern auf Allah. Wir können nur wie Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, versuchen, wahrhaftig und aufrichtig zu sein. Allah wird uns dann reinigen und vor allem Falschen bewahren. Wenn wir in der Versuchung standhaft sind, erheben wir uns über uns selbst hinaus. (Juusuf `Allii)

 

86. Böse Gedanken und Absichten und böse Handlungen. (Darjabadi)

Durch Allahs Gnade konnte Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Allahs Warnung wahrnehmen und sich vor diesem Fehltritt bewahren, denn Allah wollte alles Böse von Seinem         auserwählten Diener wegnehmen. Die zweite Bedeutung geht noch tiefer: Dieser Zwischenfall fand statt, weil er für Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, geistiges Fortkommen notwendig war. Durch diese harte Prüfung sollte er gegen böse Versuchungen immun werden, denn er sollte alle seine Kräfte brauchen und dadurch für die Zukunft stärker werden. (Maududi)

 

87. Während die einen “muchlisin“ lesen, lesen die anderen “muchlasin“. Während beim ersten das Wort treu ergeben oder aufrichtig bedeutet, heißt das andere auserwählt, geläutert. Inhaltlich sind beide Lesungen eng miteinander verbunden und stimmen überein. Denn die so Bezeichneten sind sowohl aufrichtig und treu ergeben in ihrem Iman an Allah als auch von Ihm geläutert, beschützt und für das Prophetentum auserwählt. (Al-Manar)

 

 

25. Und sie liefen um die Wette zur Tür,88 und sie zerriss sein Hemd von hinten.89 Als sie an der Tür auf ihren Herrn trafen, sagte sie:90 „Was ist die Belohnung für den, der deiner Familie Böses antun wollte,91 außer eingesperrt oder sonst mit einer anderen schmerzlichen Strafe bedacht zu werden?"92

 

88. Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zieht vor, sich aus dieser Situation zu befreien, nachdem er erwacht ist. Doch sie läuft in starker Erregung hinter ihm her, um ihn festzuhalten. (Qutb)

Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, versuchte, so schnell er konnte, die Tür zu erreichen, um vor ihr zu flüchten und sich zu retten. Er hielt dies für besser, als ihrem Angriff mit einem Gegenangriff zu begegnen. Doch sie wollte nicht, dass er ihr entgehe. So folgte sie ihm, so schnell sie konnte, um ihn zurückzuhalten. (Al-Manar)

 

89. Das Wort „Qadda“ ist eine spezielle Bezeichnung für ein Riss der Länge nach. Dagegen bezeichnet man ein Riss der Breite nach mit dem Wort „Qalta“. (Al Manar)

 

90. Zu ihrem Mann. (Darjabadi)

Als die Situation unerträglich wird, läuft Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, weg, und Sulayha läuft hinter ihm her und versucht, ihn an seinem Gewand festzuhalten, aber er reißt sich los. Er hat vor, die Tür aufzubrechen und wegzugehen, denn es ist sinnlos, mit ihr in ihrer Leidenschaft zu argumentieren. Als sich die Tür schließlich öffne, ’Asis da. Wir brauchen nicht anzunehmen, dass er gehorcht hatte oder irgendwelches Misstrauen gegen Sulayha oder     Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hegte. Auf seine Weise ist er ein gerechter Mann. Wir können uns Suhayhas Verblüffung vorstellen. Und dann führt der eine Fehler zum anderen. Sie nimmt Zuflucht zu einer Lüge, nicht nur um sich selbst zu rechtfertigen, sondern um sich an dem Mann zu rächen, der sie abgewiesen hatte. (Juusuf `Allii)

 

91. Sie reagiert mit einer schnellen Lüge, mit der auch Rache verbunden ist. (Darjabadi)

 

92. Ihre Lüge und Anschuldigung klang überzeugend. Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Kleidung war in Unordnung gekommen. Sie wollte, dass man daraus die Schlussfolgerung zog, er habe sie überfallen und sie habe Widerstand geleistet. Für einen Menschen in seiner Position wäre dies ein furchtbares Verbrechen, für das er eingesperrt oder geschlagen würde. Auf jeden Fall erwartete sie davon, dass er in Zukunft ihren Wünschen gegenüber entgegenkommender sein würde. (Juusuf `Allii)

Vergleiche Genesis 39:16-19. (Darjabadi)

Mit dieser Aussage ihrem Mann gegenüber wollte die Frau dreierlei erreichen:

1. Sie wollte ihm vorgaukeln, dass Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ihr etwas antun wollte, was ihr und ihrem Mann verhasst wäre.

2. Durch die nicht sehr genaue Umschreibung dieser Tat wollte sie andererseits ihren Mann nicht so weit treiben, dass er Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, mit einer Strafe belegte, die ihr nicht genehm wäre, wie z.B. ihn zu verkaufen.

3. Sie wollte damit eine Drohung an Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Adresse richten und ihn daran erinnern, dass sie über ihn verfügen kann, damit er sich ihr in Zukunft unterwirft und gehorcht. (Al-Manar)

 

 

26. Er sprach:93 „Sie war es, die mich zu verführen suchte, entgegen meiner wahren Bestimmung.“94 Und einer von ihren Leuten bezeugte:95 „Wenn sein Hemd von vorne zerrissen ist, so hat sie die Wahrheit gesagt und er ist ein Lügner.

 

93. Zu seiner Selbstverteidigung. (Darjabadi)

 

94. Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, bewahrte seine Würde. Er ließ sich nicht auf verärgerte Widerworte ein. Aber er musste die Wahrheit sagen, und das tat er auf schlichte Weise, ohne Zorn oder Bitterkeit und ohne Rücksicht darauf, ob man ihm glaubte oder nicht. (Juusuf `Allii)

 

95. Es gab keinen Augenzeugen für das, was zwischen den beiden vorgefallen war. Da es jedoch eine Auseinandersetzung gab und alle Familienmitglieder zusammenströmten, kam die Lösung von jemandem, der nicht unmittelbar beteiligt war.

Man sagt, es sei ein Kind gewesen. Wenn dies der Fall ist, wird damit veranschaulicht, dass Menschen, die so erregt sind, oft die offensichtlichsten Dinge nicht wahrnehmen, die einfachen, ruhigen Menschen unmittelbar klar sind. Weisheit kommt oft von kleinen Kindern. (Juusuf `Allii)

Dieser Zeuge entschied aufgrund dessen, was hier erwähnt ist. Und wie so oft, gehen die Meinungen, wer dieser Zeuge war, weit auseinander. Eine Überlieferung von ibn Abbas, Said ibn Dschubayr und Dachhak besagt jedoch, dass dieser ein kleines Kind war. Sie wird auch durch ein Hadis untermauert, den ibn `Abbas vom Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm,  berichtet. Wir  haben im Kindesalter gesprochen: der Sohn des Friseurs Pharao, der Zeuge Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, der Begleiter „Dscharidschs“ und‚ ’Isa der Sohn der Marjam. (Al-Manar)

Wörtlich: „Ein Anwesender (Schahid) des Haushalts sagte aus“, das heißt, er schlug ein Kriterium vor, anhand dessen die Sache überprüft werden konnte. Auch hier unterscheidet sich die Geschichte von der in der Bibel wiedergegebenen Fassung (Genesis 39:12-20), wo der Ehemann gleich der falschen Anschuldigung glaubt und ins Gefängnis werfen lässt. Die in Ajach 26-34 dieser Surach berichteten Ereignisse werden in der Bibel nicht erwähnt. (Asad)

 

 

27. Ist jedoch sein Hemd von hinten zerrissen, so hat sie gelogen und er hat die Wahrheit gesagt."96

 

96. Wenn Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Hemd hinten zerrissen war, dann musste er derjenige gewesen sein, der weglief, während sie ihn von hinten festhielt. Niemand konnte mehr daran zweifeln, wer der Schuldige war. Jeder konnte es sehen, und der `Asis war überzeugt. (Juusuf `Allii)

 

 

28. Und als er97 nun sah, dass sein Hemd von hinten zerrissen war, sprach er:98 „Wahrlich, das ist ein heimtückischer Plan von euch Frauen.99 Fürwahr, schlimm sind ihre heimtückischen Pläne!100

 

97. Ihr Ehemann. (Darjabadi)

 

98. Er wandte sich zuerst an seine Frau. (Darjabadi)

 

99. Als der wahre Sachverhalt jedem deutlich wurde, musste der `Asis als Haushaltsvorstand entscheiden, was jetzt zu tun sei. Seine eigene Position war schwierig, und er war lächerlich gemacht worden. Er war ein hoher Staatsbeamter. Sein Rang war durch die Ehe mit einer Prinzessin noch erhöht worden. Sollte er der Öffentlichkeit mitteilen müssen, dass seine Frau hinter einem Sklaven herlief? Wahrscheinlich hatte er sie gern, und andererseits sah er auch Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Arglosigkeit, Treue und echte Tugend. Er musste die ganze Sache als etwas betrachten, was nicht ernst zu nehmen war. Er musste nicht etwas unternehmen, sondern sich gerecht verhalten und seiner Frau ins Gewissen reden. (Juusuf `Allii)

 

100. Dies ist keine Lehre des Islam, sondern die Privatmeinung von Potiphar (`Asis) - eine Ansicht, die von nichtmuslimischen Autoren weidlich ausgenutzt worden ist. „Die Natur hat sie als das schwächere Geschlecht dazu bestimmt, nicht von Kraft abhängig zu sein, sondern von List; deswegen sind sie instinktiv listig und haben eine unverbesserliche Neigung zum Lügen,“ meint beispielsweise Schopenhauer. Ähnliche Ansichten vertreten auch andere moderne Autoren. (Darjabadi)

 

 

29. O Juusuf! Denk nicht mehr an diese Sache!101 Du aber, (O Frau), sollst um Verzeihung bitten für deine Schuld,102 denn du bist fürwahr eine Sünderin."

 

101. Das heißt, übersieh diese Angelegenheit und vergiss sie. Damit wendet er sich entschuldigend an Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm,, nachdem er seine Frau zurechtgewiesen hat. (Darjabadi)

Nach Ansicht fast aller Kommentatoren bedeutet dies: „Erzähle niemandem davon," und dies weist darauf hin, dass er ein Ehemann war, der bereit war, zu vergeben und zu vergessen. (Asad)

 

102. Wie es recht und billig war, so entschuldigt er sich bei Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und bat ihn, nicht mehr an das Unrecht zu denken, das seine Frau ihm zugefügt hatte, erst durch ihren Verführungsversuch und dann durch ihre falsche Anschuldigung und schließlich durch all das Aufsehen, das einem solchen charakterfesten Menschen wie Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sicher sehr peinlich gewesen sein musste.

Darüber hinaus musste er noch Sulayha auffordern, Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ihr Unrecht um Verzeihung zu bitten und selbst einmal über ihr unpassendes Verhalten nachzudenken. (Juusuf `Allii)

Trotz dieser Verfehlung versuchte der Herr nicht, seine Frau von dem jungen Mann zu trennen. Und der Alltag kehrte wieder ein. (Qutb)

 

 

Abschnitt 4

 

30. Die Frauen103 in der Stadt sprachen:104 „Die Frau des `Asis105 sucht ihren Burschen zu verführen. Sie ist fürwahr heftig in ihn verliebt.106 Wie wir sehen, befindet sie sich in offenkundigem Irrtum."107

 

103. Die Damen, die in der ägyptischen Gesellschaft eine wichtige Rolle spielten. (Darjabadi)

 

104. Untereinander, indem sie Klatsch verbreiteten. (Darjabadi)

 

105. `Asis bedeutet ein hochgestellter Beamter oder Würdenträger. Er kann ein Oberkämmerer oder Minister gewesen sein. Ich glaube jedoch, dass mit diesem Wort ein Titel, nicht ein Amt bezeichnet werden soll. Deswegen habe ich das Wort stehengelassen und nicht übersetzt, denn „Hoheit“ oder „Exzellenz“ oder ähnliches hätte moderne Assoziationen wachgerufen, und das wollte ich vermeiden. (Juusuf `Allii)

Dieser Klatsch ähnelt dem, der in allen Gesellschaften grassiert, die sich in einem Zustand der Unwissenheit befinden. Und zum ersten Mal erfahren wir, dass diese Frau die Frau des `Asis ist, und dass dieser Mann, der Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gekauft hat, der höchstrangige Beamte Ägyptens war. Dies wird erst hier enthüllt, um zu erklären, warum sich die Nachricht von dieser Schande mit rasender Geschwindigkeit in der Stadt verbreitet. (Qutb)

 

106. Er hat ihr so den Kopf verdreht, dass sie sich in ihren eigenen Sklaven verliebt hat. Wie konnte sie sich so erniedrigen! (Darjabadi)

 

107. Das weise, gerechte und diskrete Verhalten des `Asis hätte die ganze Affäre beendet, wenn es nicht zu diesem Klatsch gekommen wäre. Der `Asis hatte ihr Vorhaltungen gemacht, wie es auch sein Recht war. Wahrscheinlich verstand er sie auch. Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hatte durch sein Verhalten sowohl seine als auch ihre Würde gerettet. Nachdem ihre niedrigere Liebe fehlgeschlagen war, versuchte sie vielleicht, in ihrem Inneren jene höhere Liebe zu finden, die das Ich aus dem Spiel lässt und alles geduldig erträgt, so dass ihre Standhaftigkeit sie des Gedankens an Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, würdig machen konnte. Aber böse Zungen begannen sich zu regen, und sie hatte nicht gelernt ihre Bosheit und Stichelei abzuwehren. Sie wussten nichts von der geheimen Geschichte ihres Herzens oder Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wahrer Stellung. Vom boshaften Gerede gekränkt, versuchte sie, sich durch einen Kunstgriff wieder ins rechte Licht zu rücken und fiel damit noch um einer weitere Stufe tiefer. (Juusuf `Allii)

Sie sagten dies nicht, um eine abscheuliche Tat zu missbilligen und die Tugend hochzuhalten, sondern aus Arglist und Verschlagenheit. Sie rechneten damit, dass ihr Gerede sie erreichen würde und sie daraufhin zu ihr eingeladen würden, um sich mit eigenen Augen Kenntnis zu verschaffen. Vielleicht könnten sie sie dann von Schuld freizusprechen. (Al-Manar)

 

 

31. Und als sie von ihrer Bosheit108 hörte, lud sie sie zu sich ein109 und bereitete für sie ein Festmahl,110 und sie gab einer jeden von ihnen ein Messer.111 Dann sagte sie (zu Juusuf): „Komm heraus zu ihnen!" Als sie ihn sahen, staunten sie so über ihn,112 dass sie sich in ihre Hände113 schnitten und sprachen: „Gott bewahre!114 Dies ist kein Mensch! Dies ist nichts anderes als ein edler Engel."115

 

108. Nämlich von ihrem verleumderischen Gerede und Klatsch, der sie verletzt. (Darjabadi)

 

109. Um sie zu einem Festmahl einzuladen. Es muss sich um hochgestellte Damen gehandelt haben, für die es angebracht war, von der Frau eines solchen Würdenträgers eingeladen zu werden. (Darjabadi)

 

110. Als ihr Ruf mit allen Übertreibungen und Entstellungen und Boshaftigkeiten durch den Klatsch zerstört wurde, lud Sulayha die Damen der Gesellschaft zu einem Essen ein. Als denn der Nachtisch serviert wurde und die Unterhaltung ungezwungen

ihren Lauf nahm, wollten sie gerade ihre Früchte schneiden, als Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hereingerufen wurde. Seine Schönheit versetzte sie in Erstaunen und verwirrte sie. Sulayha meinte schon, sich freuen zu können, dass sie ihre Heuchelei bloßgestellt hatte: „Wie könnt ihr mir Vorwürfe machen? Ihr habt ja selbst so die Beherrschung verloren, dass ihr euch in die Finger geschnitten habt!" (Juusuf `Allii)

Von ibn Abbas, Said ibn Dschubayr, Mudschahid, Al Hasan, Al Suddi und anderen: „Muttakaa“ ist der Raum, der mit Decken und Polstern ausgestattet ist, und in dem Essen serviert wird, das auch mit Messern zu schneiden ist, wie zum Beispiel „Atrag“ . Und deswegen wird hier berichtet, dass sie jeder von ihnen ein Messer gab. (ibn Kasir)

Der Ausdruck “muttakaa“ - wörtlich: „ein Platz, wo man sich (beim Essen) zurücklehnt", vielleicht ein gepolstertes Sofa - ist hier offensichtlich als Umschreibung für „ein Festmahl" benutzt worden. (Asad)

Dieses Mahl wird in der Bibel nicht erwähnt, auf eine völlig andere Weise nur im Talmud, und zwar ohne die im Qur’an enthaltene moralische Lehre. (Maududi)

 

111. Anscheinend benutzen die Ägypter beim Essen Besteck. (Darjabadi)

 

112. Sie lobten ihn sowohl wegen seiner äußerlichen Schönheit als auch für seine Selbstbeherrschung und sein würdiges Auftreten. (Darjabadi)

 

113. Sie waren völlig verwirrt, und ihre Augen waren wie gebannt auf Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gerichtet. (Darjabadi)

In Ihrer Verwirrung schnitten sie sich die Hände statt dessen, was sie zu Essen in Händen hielten. (Al-Manar)

 

114. Dieser Ausruf soll äußerste Verwunderung oder Bewunderung zum Ausdruck bringen, nämlich über Allahs Macht, die

sich in der Schöpfung eines Menschen wie Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zeigt. (Darjabadi)

 

115. Vergleiche Genesis 39:6 Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war mit keinem anderen Menschen in ganz Ägypten zu vergleichen. (Darjabadi)

 

 

32. Sie sprach: „Dies ist eben der, um dessentwillen ihr mich getadelt habt. Ich suchte ihn in der Tat zu verführen. Doch er blieb standhaft. Und wenn er (nun) nicht tut, was ich ihm befehle, so wird er gewiss eingesperrt werden116 und zu den Gedemütigten gehören."117

 

116. Sulayhas Worte zeigen, dass jedes Reuegefühl, das sie vielleicht noch gehabt haben mag, durch die MentAlliität der um sie versammelten Menschen verloren gegangen ist. Ihre Rede besteht aus zwei Teilen. Zunächst ist es ein Triumph: „Da seht ihr, dass es bei mir nicht um vulgäre Leidenschaft ging! Ihr seid genauso davon betroffen. Und ihr hättet dasselbe getan!“ Und da sie in den Gefühlen der anderen Bestätigung und Zustimmung findet, gibt sie als Frau unter Frauen offen zu, was sie vor anderen zuvor niemals zugegeben hätte. Sie fällt noch eine Stufe tiefer und prahlt damit. Sie verachtet Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf im, Unschuld und Standhaftigkeit. Hier müssen wir uns eine Pause denken. Die Wellen der Leidenschaft schlagen noch höher, und der zweite Teil ihrer Rede beginnt. Obgleich sie für sich selbst spricht, setzt sie voraus, dass alle anderen hinter ihr stehen. Sie alle sind der Ansicht, dass kein Mann das Recht hat, sich ihren Forderungen zu widersetzen. Schönheit abzuweisen gilt als das größte Verbrechen. Und so erreicht Sulayha den Gipfel ihrer Schuld, indem sie Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, droht. Sie vergisst alle ihre feineren Gefühle, ihre ganze höhere Liebe, und wird von der Leidenschaft überwältigt. Immerhin ist er ein Sklave und muss seiner Herrin gehorchen. Andernfalls droht ihm das Gefängnis und die Gesellschaft der Niedrigsten. (Juusuf `Allii)

Sie sah in diesem Moment, dass sie den Sieg über die Damen ihrer Gesellschaft errungen hatte. Nicht nur, dass sie ohne Scheu vor ihren Artgenossinnen ihre Verfehlung zugab, sondern sie prahlte damit, dass sie es in der Hand habe, ihn doch noch klein zu kriegen. (Qutb)

 

117. Oder: Er wird bestimmt zu den niedrigsten Geschöpfen gehören. (Anm. d. Übers.)

In dieser Drohung liegt die Gewissheit dieser Frau von ihrer Macht über ihren Mann, den hochrangigen Minister, der zudem Kenntnis von ihrer Verfehlung besaß. (Al-Manar)

 

 

33. Da sprach er:„ O mein Herr!118 Eingesperrt zu werden,119 ist mir lieber als das, wozu sie mich auffordern.120 Wenn Du nicht ihre heimtückischen Pläne von mir abwendest, könnte ich ihren Verführungen vielleicht nachgeben121 und zu den Törichten gehören."122

 

118. Mein Herr, Der meine Geschicke in Händen hält und meine Geheimen und sichtbaren Angelegenheiten kennt. (Al-Manar)

In dieser Situation hält Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Zwiesprache mit seinem Herrn. (Qutb)

 

119. Mit den Verbrechern zusammen ein hartes Leben im Gefängnis zu führen, ist mir bei weitem lieber als das wozu sie mich auffordern. (Al-Manar)

 

120. „Wozu sie mich auffordern": beachte den Wechsel vom Singular zum Plural. Während es sich zuvor um die Verführung durch eine handelte, geht es hier um die gemeinsame Erpressung durch viele Frauen. (Juusuf `Allii)

Er sagte nicht: „Wozu sie mich auffordert“ sondern er sagt „aufforderten“. Denn alle waren gemeinsam an dieser Aufforderung beteiligt. ...Somit sucht er Hilfe bei seinem Schöpfer aus Angst er könnte ihren dauernden Verlockungen unterliegen. (Qutb)

 

121. Als einfacher Sterblicher, ohne Allahs besonderen Schutz. (Darjabadi)

Wörtlich: „ihnen zuneigen“. Das Wort “Saba“ umfasst die Bedeutungen „Zuneigung“, „Verlangen“ oder auch „Verliebtheit“. Ich übersetze: „dann würde ich ihren Verführungen doch nachgeben.“ (Asad)

Dies ist das Gebet eines Menschen, der seine menschliche Schwächen kennt und nicht der Illusion von seiner Fehlerlosigkeit verfallen ist. Er wendet sich zu Allah, um noch mehr Fürsorge und Schutz von Ihm zu bekommen. (Qutb)

Dieses Gebet ist charakteristisch für Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Als aufrichtig mu’min Mensch nimmt er Zuflucht bei Allah. Er kennt die menschlichen Schwächen und versucht nicht, mit eigener Kraft allein dem Ansturm des Bösen Widerstand zu leisten. Er vertraut darauf, dass Allah das Böse von ihm abwendet und preist Ihn für jeden Erfolg in dieser Auseinandersetzung. Nur die Unwissenden nehmen menschliche Schwächen und Allahs Allmacht nicht wahr. (Juusuf `Allii)

 

 

34. Und sein Herr erhörte ihn123 und wandte ihre heimtückischen Pläne von ihm ab.124 Wahrlich, Er ist Der Allhörende, Der Allwissende.125

 

122. Einer der Törichten, die sich von ihren Wünschen. hinreißen lassen und Sünden begehen. (Al-Manar)

 

123. Er erhörte sein Gebet. (Darjabadi)

 

124. Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wurde vor allen Launen jener Frauen gerettet, die ihn zu Fall hätten bringen können. Darüber hinaus wurde durch Sulayhas Eingeständnis seine Wahrhaftigkeit und seine Charakterstärke vor allen hervorgehoben. (Juusuf `Allii)

Diese Abwendung könne darin bestehen, dass Allah diese Frauen der Hoffnung auf eine Erwiderung durch Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, beraubte.

Oder aber, dass kein Verlangen für ihre dauernden Verlockungen spürte. Beides könnte gemeint sein. (Qutb)

Allah wandte ihre List von Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, indem Er seinen Charakter so stärkte, dass alle ihre Bemühungen wirkungslos bleiben mussten. Andererseits sorgte Er dafür, dass Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ins Gefängnis kam, wo er erst einmal vor Verführungen und Versuchungen sicher war. (Maududi)

         `

125. Er erhört die Gebete derer, die sich aufrichtig in Furcht und zugleich in Hoffnung an Ihn wenden. Und Er weiß, wie es um ihren Iman bestellt ist und was ihnen Nutzen bringt. (Al-Manar)

 

 

35. Alsdann erschien es ihnen ratsam,126 nach all den Zeichen, die sie gesehen hatten,127 ihn eine Zeitlang einzukerkern.128

 

126. Wörtlich: „es fiel ihnen ein.“ (Asad)

Als strategische Maßnahmen. (Darjabadi)

Da sich herausgestellt hatte, dass Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Charakter einwandfrei war, war es keine Schande für ihn, daraufhin ins Gefängnis gesperrt zu werden. Im Gegenteil, der Tadel dafür traf nun diejenigen, die ihn aus eigennützigen Motiven eine Zeitlang seiner Freihat beraubten. (Juusuf `Allii)

Nach einer gewissen Zeit der Beratung und Überlegung der Angelegenheit seitens des `Asis, seiner Frau und des Verwandten, der gegen sie entschied. (Al-Manar)

 

127. Dem `Asis erschien es als in Sulayhas bestem Interesse, dass Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, eine Zeitlang aus ihrem Gesichtsfeld verschwinden sollte. Der entscheidende Faktor lag bei der Meinung der Leute an sich, die beunruhigt waren durch die Verlegenheit, in die er die Frauen gebracht hatte. Sie wussten, dass         Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, rechtschaffen war: sie hatten in seiner wunderbaren Persönlichkeit und seiner ruhigen Zuversichtlichkeit Allahs Zeichen gesehen. Aber - so argumentierten sie - es ist besser, wenn einer im Gefängnis leidet, auch wenn er rechtschaffen ist, als dass viele unter den außerordentlichen Störungen leiden sollten, die er unbeabsichtigt in ihrem Gesellschaftsleben verursachte. Nicht zum ersten und nicht zum letzten Mal hatte so ein Unschuldiger für die Vergehen der Schuldigen zu leiden. (Juusuf `Allii)

Mit den Zeichen sind die vielen Beweise gemeint, die sie zu sehen bekamen und in Erfahrung gebracht hatten. Als erstes die tiefe Gläubigkeit Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und dann seine Charakterzüge, angefangen mit seiner Sittsamkeit bis hin zur Ablehnung des Überflusses in solchen Lebensgesellschaften. Auch der Schutz, den Allah ihm angedeihen ließ, als er seine Zuflucht zu Ihm nahm, blieb ihnen nicht verborgen. Ein weiteres Zeichen war, dass ein Mitglied ihrer Familie gegen sie entschied, anstatt sie in Schutz zu nehmen. All diese Zeichen und Beweise ließen sie zu dem Entschluss kommen, dass sein Verbleib in diesem Haus eine Versuchung für den Herrn des Hauses und seine Genossin darstellte. Und so gaben sie ihrem Vorschlag nach, ihn einzusperren. (Al-Manar)

Sie sperrten Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ins Gefängnis, um „ihr Gesicht nicht zu verlieren“, nachdem sie eindeutig gesehen hatten, dass Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, unschuldig war. Ihrer Ansicht nach gab es keine andere Alternative, den Skandal zu entschärfen, der sich schnell verbreitete. Sie konnten nicht wahrnehmen, dass seine Gefangenschaft eigentlich Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, moralischer Sieg und die Niederlage der ägyptischen Herrscher und Würdenträger war. Übrigens ist das Vergehen, unschuldige Menschen ohne Gerichtsurteil ins Gefängnis zu sperren, so alt wie die „Zivilisation“ selbst. Die unrechtmäßigen Herrscher von heute unterscheiden sich diesbezüglich nur dadurch von denen, die vor vier Jahrtausenden regierten, dass jene ohne juristischen Vorwand ihr Unrecht begingen, während ihre modernen Nachkommen den Anschein der Rechtmäßigkeit erwecken und oft erst unnötige Gesetze erlassen, um ihre ungerechten Praktiken zu rechtfertigen und ihre Opfer „rechtmäßig“ einzusperren. Die alten Ägypter waren wenigstens insofern ehrlich, als sie zugegebenermaßen Leute einsperrten, um ihre eigenen Interessen zu wahren und nicht, um angeblich die Interessen des Gemeinwesens zu schützen. (Maududi)

 

128. Bis das Gerede in der Stadt aufgehört hatte. Vergleiche auch Genesis 39:19-20. (Darjabadi)

Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wurde eingesperrt, nicht weil sein Meister ihn für schuldig hielt, sondern weil er schwach war und seine Frau beschwichtigen wollte. (Asad)

 

 

Abschnitt 5

 

36. Und mit ihm kamen zwei junge Männer ins Gefängnis.129 Der eine von ihnen sagte:130 „Ich sehe mich131 Wein pressen."132 Und der andere sprach:133 „Ich sehe mich,134 wie ich auf meinem Kopf Brot trage, von dem die Vögel fressen."135 Sage uns, was das bedeuten soll. Fürwahr, wir sehen, dass du einer derjenigen bist, die Gutes tun."136

 

129. Hier beginnt ein neuer Abschnitt in Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Leben. Allahs Plan entwickelt sich. Mögen die Bösen sich verschwören, mögen die Schwachen auch durch Argumente verunsichert werden; in diesem universalen Plan wird jedoch alles zum Guten genutzt. Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, muss die Bekanntschaft des Pharao machen, um Ägypten retten zu können, und dennoch soll dies nicht so geschehen, dass er anderen deswegen Dank schuldet. Außerdem soll er seine Persönlichkeit entwickeln und im Gefängnis Menschen aller Art die Wahrheit verkünden. (Juusuf `Allii)

Der eine war der Mundschenk, der andere der Bäcker des Königs. Vergleiche auch Genesis 40:2-2. (Darjabadi) Nach dem Bericht des Talmud waren sie verurteilt worden, weil während eines Festmahls Sand im Brot und eine Fliege im Wein gefunden worden war. (Maududi)

 

130. Nämlich der Mundschenk. (Darjabadi)

 

131. Im Traum. (Darjabadi)

 

132. Vergleiche Genesis 40:9-11. (Darjabadi)

 

133. Nämlich der Bäcker. (Darjabadi)

 

134. Im Traum. (Darjabadi)

 

135. Vergleiche Genesis 40:16-17. (Darjabadi)

 

136. Diese beiden Männer sahen in Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf im, Zeichen Allahs. Sie hatten nicht nur das Gefühl, dass er über Weisheit verfügte, sondern sie spürten auch, dass er freundlich und großzügig war und sein Wissen auch mit Fremden wie ihnen teilen würde. Deswegen erzählten sie ihm seine Träume und baten ihn, diese zu deuten. (Juusuf `Allii)

Badschawi, Samachsari und Baydawi verstehen das Verb “achsana“ hier als „er wusste etwas gut“, so dass die Übersetzung dann lauten müsste: „wir sehen, dass du einer von denen bist, die gut wissen (wie man Träume deutet)“. Damit wäre in einem elliptischen Satz der Hinweis enthalten, dass der Ruf von Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Weisheit und der Fähigkeit, Träume zu deuten, bis ins Gefängnis gedrungen war. (Asad)

Dass die beiden Gefangenen Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Rechtschaffenheit und Güte bestätigen, zeigt, dass, Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, im Gefängnis in hohem Ansehen stand. Sonst hätten sie sich auch nicht an ihn gewandt mit der Bitte, ihre Träume zu deuten. Nicht nur die Gefangenen, sondern auch die Gefängnisbeamten sahen in Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, einen ehrenhaften Mann und hatten völliges Vertrauen zu ihm. Dies bestätigt auch die Bibel (Genesis 39:22-23). (Maududi)

 

 

37. Er sagte: „Jedes Mal, wenn ihr mit Nahrung versorgt werdet, werde ich euch die Deutung dessen kundtun,137 bevor es euch zugestoßen ist. Dies ist ein Teil dessen,138 was mein Herrn mich gelehrt hat.139 Denn ich mied die Religion jener Leute,140 die nicht an Allah den Iman verinnerlichen und das Jenseits leugnen.141

 

137. Der Traum des einen verhieß ihm Gutes, und der Traum des anderen sagte ihm Schlimmes voraus. Es war gut, dass jeder

sich auf sein Schicksal vorbereitete. Aber Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Auftrag ging viel weiter als bis zur Vorhersage von Ereignissen. Er sollte beiden Männern die Wahrheit Allahs verkünden und sie lehren, an das zukünftige Leben den Iman zu verinnerlichen. Dies tut er zuerst, bevor er von den Ereignissen in ihrem diesseitigen Leben spricht, und zwar auf eine sehr sanfte Weise. (Juusuf `Allii)

Wörtlich: „die richtige Bedeutung davon.“ (Asad)

 

138. Diese Gabe, Träume deuten zu können. (Darjabadi)

 

139. In der Annahme, dass seine beiden Genossen ihr Vertrauen in sein Wissen und seine Weisheit setzten und ihm gerne zuhörten, fing er mit einem für seine Begriffe wichtigeren Thema an, bevor er auf ihre Fragen antwortete. So lud er sie und die anderen Gefängnisgenossen ein zum Iman an den einzigen Gott. (Al-Manar)

Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hält keine pompöse Predigt und beansprucht keine Anerkennung dafür, dass er ihnen diesen Gefallen erweist. Er tut nur seine Pflicht, und das beste, was er für sie tun kann, ist, sie den Diin zu lehren. (Juusuf `Allii)

Indem Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, betont, dass Allah ihn die Traumdeutung gelehrt hat, distanziert er sich gleichzeitig von Magiern und Wahrsagern. (Darjabadi)

 

140. Von Anfang an. (Darjabadi)

Er weist damit auf die Leute hin, unter denen er gelebt hat, nämlich die Familie des `Asis, das Gefolge der Könige, die Oberen der Gesellschaft und ihr Gefolge. Zu ihnen gehörten auch diese beiden jungen Männer. Doch er spricht sie persönlich nicht an. (Qutb)

 

141. Diese Männer waren Ägypter und steckten vielleicht tief in Materialismus und Götzendienst. Er lehrt sie die frohe Botschaft von der Einzigkeit Allahs. Dies tat er auf einfache Weise, indem er seine eigene Erfahrung anführt: „Ich habe die Erfahrung gemacht, dass Allah gut ist. In guten wie in schlechten Zeiten hat mich der Diin unterstützt. Kein Mensch kann sein Leben in Irrtum und Übel fristen. Einer von euch hat vielleicht ein Unrecht begangen, weswegen er hier ist, einer von euch ist vielleicht unschuldig, aber wie dem auch sei, wollt ihr nicht den Iman annehmen und ewig leben?" (Juusuf `Allii)

Die Erwähnung des Jenseits in dieser Aussage Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, stellt fest, dass der Iman an das Jenseits immer eine der ’Aqidach ist, die von den ersten Anfängen der Menschheit an alle Propheten verkündet haben und nicht, wie behauptet wird, eine Neuerung in den letzten Diin. (Qutb)

 

 

38. Und ich folge dem Bekenntnis meiner Vorväter142 Ibrahim und Ishaaq und Jaquub143 Es steht uns nicht an, Allah irgendwelche Gottheiten an die Seite zu stellen.144 Dies gehört zur Huld Allahs uns und der ganzen Menschheit gegenüber,145 aber die meisten Menschen sind nicht dankbar.

 

142. Hier klingt dieselbe persönliche Bescheidenheit an: „Ihr denkt vielleicht, dass ich so jung bin wie ihr oder noch jünger. Das stimmt, aber ich,, trage Erbe großer Menschen, die wegen ihrer Weisheit und Wahrhaftigkeit berühmt waren, wie Ishaaq, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und sie wussten, verlangt unseren Respekt. Niemals wichen sie um Haaresbreite von der Botschaft der Einzigkeit Allahs ab. Damit prahlen wir nicht. Allah in Seiner Gnade hat uns gelehrt und lehrt alle Menschen. Die Menschen jedoch erweisen sich undankbar, indem sie andere so genannte Gottheiten erfinden. (Juusuf `Allii)

 

143. Die Stammväter des Volkes Israel, die weithin dafür bekannt sind, dass sie die selbe Botschaft verkünden. (Darjabadi) .

 

144. Juusuf, Allahs Segen und Frieden, in seiner Ansprache fort und zählt die Merkmale des Imans auf, nachdem er zuvor die des Kufr erwähnt hat. Dieser Diin, dem seine Vorväter angehören, ist das Bekenntnis zur Einheit Allahs. (Qutb)

 

145. Uns, den Nachkommen Ibrahim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und allen Menschen gegenüber. (Darjabadi)

Die Rechtleitung zum Iman an Allahs Einheit ist eine Gnade Allahs für alle, die sich leiten lassen, und zwar für alle Menschen, die sie nur zuzugreifen brauchen, wenn sie sie erlangen wollen. Sie liegt nämlich in der ureigensten Natur des Menschen. (Qutb)

Da Allah allmächtig und unabhängig ist, verbietet Er nicht zu Seinem eigenen Nutzen die Abgötterei, sondern zum Nutzen des Menschen, den Er von würdelosem Aberglauben befreien will. (Asad)

 

 

39. O meine beiden Gefängnisgefährten!146 Sind mehrere unterschiedliche Herren besser,147 oder Allah, Der Einzige, Der Allgewaltige?148

 

146. Hier ist wieder dieser ganz persönliche Ton: „Sind wir nicht Kameraden im Unglück? Kann ich mit euch nicht völlig auf gleicher Ebene sprechen - als ein Gefangener zum anderen? Also, glaubt ihr dann wirklich, eine Vielzahl konkurrierender Gottheiten könnte besser sein als der Eine wahre Gott, Der über allem steht und Dessen Macht unwiderstehlich ist?" (Juusuf `Allii)

 

147. Wie sie von polytheistischen Völkern verehrt werden. (Darjabadi)

„Besser" ist offensichtlich gemeint als „besser mit den Erfordernissen vernünftiger Überlegung übereinstimmend". (Asad)

 

148. Diese Frage spricht überraschend die Tiefe ihrer natürlichen Anlage an und bringt sie zur Erschütterung. Denn die natürliche Anlage des Menschen kennt nur den einen einzigen Gott. Wozu dann eine Vielzahl von Herren? (Qutb)

 

 

40. Was ihr außer Ihm anbetet sind nichts als Namen, die ihr selbst erfunden habt,149 ihr und eure Väter, wofür Allah aber keinerlei Beweis herabgesandt hat.150 Wahrlich, die Entscheidung liegt allein bei Allah.151 Er hat geboten, dass ihr niemanden anbetet außer Ihm.152 Das ist der rechte Diin.153 Doch die meisten Menschen wissen es nicht.154

 

149. Wenn ihr andere Gottheiten anruft, dann sind sie nichts als eure eigenen Erfindungen, Namen, die ihr und eure Vorfahren nennt ohne eine Wirklichkeit dahinter. Wer hat euch ermächtigt, so etwas zu tun? Die einzige Realität ist Allah. Nur von Ihm kann eine Ermächtigung kommen. Nur Er kann gebieten. Und Er hat euch geboten, niemandem außer ihm zu dienen. Dies ist die einzige wahre Diin, der Diin, die immer bestanden hat und immer bestehen bleibt. Er hat sich zu allen Zeiten durch Seine Gesandten und Seine Zeichen offenbart. Wenn die Menschen sie nicht verstehen wollen, dann ist das ihre Sache. (Juusuf `Allii)

Diese Gottheiten, egal ob es sich um Menschen, Geister, Teufel und andere Wesen in diesem Dasein handelt, besitzen keinerlei Eigenschaften Allahs. Die besitzt allein Der Einzigartige, Allmächtige Allah. Er ist es, Der erschafft und die Geschöpfe beherrscht. Doch die Menschen in allen unwissenden (Dschahilija) Gesellschaften erfinden für sich Götter, denen sie Namen geben und Eigenschaften zuschreiben, die sie in Wahrheit nicht besitzen. Als erstes schreiben sie ihnen Macht zu, doch Allah hat sie dazu nicht ermächtigt. (Qutb)

Sie existieren nur in euer Vorstellung und sind nur Begriffe ohne entsprechenden Realitätsgehalt. (Darjabadi)

 

150. Weder durch die Vernunft noch durch die Offenbarung. (Darjabadi)

 

151. Allah ist der einzige Souverän und Gesetzgeber. Dies wirkt sich auch direkt auf die islamische Staatstheorie aus. (Darjabadi)

 

152. “`Abada“ bedeutet sprachlich: sich beugen, unterwerfen, demütigen. In der Anfangsphase des Islam hat man es auch so verstanden. Denn zu der Zeit, als dieser Ajach offenbart wurde, waren noch keine ’Ibadach Pflichten vorgeschrieben. So blieb man bei der sprachlichen Bedeutung dieses Wortes. (Qutb)

 

153. Wie auch die Wissenschaft jetzt bestätigt hat, ist Monotheismus, nicht Polytheismus, die Urreligion der Menschheit. (Darjabadi)

 

154. Der Diin, zu der alle Gesandten Allahs aufriefen. (Al-Manar)

Da sie es nicht wissen, können sie sich auch nicht der aufrichtigen Diin unterordnen. Denn Wissen ist die Voraussetzung, um an etwas den Iman zu verinnerlichen oder es gar zu verwirklichen.

Mit diesen Worten (Ajachs 37-40) umreißt Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, kurz alles, was von dieser Diin wichtig zu wissen ist - alle Grundlagen dieses Diins. Demgegenüber widerlegt er die Grundlagen des Götzendienstes, der Unwissenheit und der Tyrannei. (Qutb)

Vergleiche auch den letzten Satz von Surach 30:30. (Asad)

 

 

41. O meine beiden Gefängnisgenossen!155 Was nun den einen von euch angeht,156 so wird er seinem Herrn Wein ein schenken.157 Und was den anderen angeht,158 so wird er gekreuzigt werden, und die Vögel werden von seinem Kopf fressen.159 Die Angelegenheit, über die ihr mich befragt, ist bereits entschieden."160

 

155. Nachdem er seine große Pflicht in geistigen Dingen erfüllt hat, fährt Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, jetzt fort und kommt zu dem, was für die beiden bar interessant ist, nämlich die Frage nach ihren Träumen und deren Bedeutung für ihre Zukunft. Beachte, wie Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, durch seine Anrede wiederum seine Sympathie zu verstehen gibt. Für den einen hat er gute Nachricht, für den anderen schlechte. Er verschwendet keine Worte und redet nicht um die Sache herum. Er sagt nur schlicht die Wahrheit und hofft, dass die größeren geistigen Wahrheiten, die er ihnen zuvor mitgeteilt hat, ihnen wichtiger erscheinen als ihr irdisches Heil oder Unheil. (Juusuf `Allii)

 

156. Hier geht es um den Mundschenk. (Darjabadi)

 

157. Vielleicht hatte sich herausgestellt, dass er das ihm vorgeworfene Verbrechen nicht begangen hatte, so dass er die Gunst des Königs wiedererlangte. Er sollt wieder     den König die Getränke reichen und sein Vertrauen genießen. Wie viel mehr Gutes konnte er nun tun, nachdem Juusuf, Allahs Segen und Friede auf ihm, geistiger Einfluss auf ihn gewirkt hatte! Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, kennen gelernt zu haben bedeutete für ihn mehr als die Wiedereinsetzung in sein Amt. Dennoch war er nicht vollkommen, wie wir gleich sehen werden. (Juusuf `Allii)

Vergleiche Genesis 40:12-13. (Darjabadi)

 

158. Hier geht es um den königlichen Bäcker. (Darjabadi)

 

159. Dem Bäcker teilt Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, schlechte Nachricht mit, ohne ihn lange in Spannung zu halten. Vielleicht hatte sich herausgestellt, dass er schuldig war, vielleicht war er ja auch tatsächlich in irgendeine Intrige verwickelt gewesen. Jedenfalls sollte er hingerichtet und den Vögeln zum Fraß vorgeworfen werden. Wenn er wirklich schuldig war, so hatte Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gelehrt, seine Fehler zu bereuen, so dass er im nächsten Leben gewinnt, so wie er in diesem verloren hat. Wenn er unschuldig war, so bedeutet ihm sein Tod nichts. Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hatte ihm im zukünftigen Leben eine höhere und dauerhaftere Hoffnung gezeigt. (Juusuf `Allii)

Vergleiche Genesis 40:18-19. (Darjabadi)

 

160. Diese Mitteilung geht über die Deutung ihrer Träume hinaus. Sie reiht sich ein unter die Rubrik, Verborgenes zu enthüllen aufgrund des ihm von Allah verliehenen Wissens. Er macht sie zu einem Beweis seiner Wahrhaftigkeit, um seine Aussage zu untermauern. (Al-Manar)

Hier tritt Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zum ersten Mal als Verkünder des wahren Diins auf. Vorher stellt der Qur’an ihn zwar als einen ethischen hoch entwickelten Menschen dar, sagt aber nichts über seine Botschaft. Daraus kann man schließen, dass es sich bei diesen Stadien um eine Art Vorbereitungszeit handelt und die Berufung zu einer prophetischen Aufgabe erst im Gefängnis erfolgte.

Hier enthüllt er auch zum ersten Mal anderen seine Identität. Vorher hatte er geduldig alles ertragen, was ihm geschah, ohne jemals von seiner Verwandtschaft mit Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und anderen Propheten zu sprechen. Da diese Propheten bekannte Persönlichkeiten waren, hätte er ihre Namen zu seinem Vorteil nutzen können. Die Leute in der Karawane, seien es Madjaniter oder Ismailiten gewesen, waren mit seiner Familie eng verwandt, und die Ägypter kannten zumindest Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Dennoch nutzt es nicht aus. Wahrscheinlich weiß er selbst, dass alles, was ihm geschieht, seiner Erziehung dient. Hier ist es jedoch zur Erfüllung seines Auftrages notwendig, seine Identität zu enthüllen, um zu zeigen, dass er nicht etwa einen neuen Diin verbreiten wollte, sondern dieselbe Wahrheit verkündete, die seine prophetischen Vorfahren verkündet hatten.

Wenn ein Mensch die Absicht und die erforderliche Weisheit besitzt, kann er Mittel und Wege finden, seine Botschaft anderen mitzuteilen. Wie sehen hier, wie    de Bitte seiner Mitgefangenen zum Anlass nimmt und dem Gespräch diese Wendung gibt. Dabei muss man jedoch achtsam sein und zwischen der richtigen Nutzung einer Gelegenheit und unüberlegter Propaganda eines impulsiven Menschen unterscheiden können, der unwillige Zuhörer mit seiner Mitteilung konfrontiert und damit ihre Ablehnung herausfordert.

Hier erfahren wir auch, wie wir Allahs Botschaft mitteilen können Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, fängt nicht damit an, ausführlich Einzelheiten des Diins zu erörtern, sondern er spricht von den grundlegenden Dingen, die einen Muslim von einem Kafir unterscheiden, nämlich die Einheit Allahs und Götzendienst. Dies tut er auf so vernünftige Weise, dass es jeden verständigen Menschen überzeugen muss. Er fordert sie auch nicht direkt auf, seinen Diin anzunehmen und ihren eigenen zu verwerfen, sondern lenkt ihre Aufmerksamkeit auf die Tatsache, dass Allahs Gnade uns ermöglicht, niemanden außer Ihm dienen zu müssen. (Maududi)

 

 

42. Und er sprach161 zu demjenigen von ihnen, von dem er meinte, er würde gerettet werden: „Erwähne mich bei deinem Herrn."162 Doch Scheytan ließ ihn vergessen, ihn bei seinem Herrn zu erwähnen,163 und so blieb er noch einige Jahre164 im Kerker.

 

161. Vielleicht kurz vor seiner Entlassung aus dem Gefängnis. (Darjabadi)

 

162. Während er die Träume deutet und seinen Mitgefangenen Freundlichkeit entgegenbringt, spricht Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, niemals von sich selbst. Erst danach, als der Traum des Mundschenks in Erfüllung geht und er entlassen und wieder in sein Amt eingesetzt wird können wir uns vorstellen, dass er sich von Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, verabschiedet und ihn fragt, ob er nicht etwas für ihn tun könnte.

Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, brauchte keinen solchen Gunsterweis, am wenigsten vom König oder dessen Hofleuten. Allahs Gnade genügte ihm. Aber er hatte einen großen Auftrag, den er nicht im Gefängnis erfüllen konnte - für Ägypten, den König und die Welt überhaupt. Wenn der Mundschenk ihn dem König gegenüber erwähnen würde, nicht in Form einer Empfehlung, sondern weil die Gerechtigkeit des Königs in Frage gestellt war, wenn er einen Unschuldigen im Gefängnis behielt, dann könnte dies vielleicht der Sache des Königs und Ägypten nützlich sein. Deswegen sagt er: „Erwähne mich bei dem König.“ (Juusuf `Allii)

Vergleiche Genesis 40:14-15. (Darjabadi)

 

163. Allahs Plan lässt nicht zu, dass seine Auserwählten in die Situation kommen, irdischen Machthabern Dank zu schulden. In diesem Fall war der Mundschenk auch nur ein Mensch. Als er wieder mitten im Hofleben stand, vergaß er seinen ehemAlliigen Mitgefangenen, der noch im Gefängnis saß. Damit folgte er dem niedrigen Teil seiner Persönlichkeit, die von Scheytan, der Personifizierung des Bösen, geleitet wird, einer mächtigen Triebkraft in unserem Leben. (Juusuf `Allii)

Vergleiche Genesis 40:23. (Darjabadi)

 

164. “Bid“ ist eine Zahl zwischen drei und neun. (Al-Manar)

Einige Kommentatoren haben diesen Ajach folgendermaßen interpretiert: Scheytan ließ Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, seinen Herrn vergessen, so dass er sein Vertrauen auf einen Menschen setzte statt auf Allah und von ihm erwartete, er könnte seine Befreiung bewirken. Deswegen ließ Allah ihn noch einige Jahre im Gefängnis bleiben.

Eine solche Interpretation ist völlig abwegig, denn das Pronomen „ihn“ bezieht sich eindeutig auf den, der offensichtlich aus dem Gefängnis entlassen werden sollte. Gelegentlich in diesem Zusammenhang zitierte “Ahadis“ sind nicht nur aus wissenschaftlicher Sicht schwach, sondern widersprechen auch der Vernunft, denn ein zu Unrecht eingesperrter Mensch, der Maßnahmen zu seiner Freilassung trifft, wendet sich damit nicht von Allah ab, und man kann ihm kein mangelndes Vertrauen auf Allah vorwerfen. (Maududi)

 

 

Abschnitt 6

 

43. Der König sprach: „Ich sah165 (im Traum) sieben fette Kühe, die von sieben mageren verschlungen wurden, und sieben grüne Kornähren und die gleiche Anzahl dürre.166 O Ihr Mächtigen, gebt mir Aufschluss über meinen Traum,167 wenn ihr die Fähigkeiten besitzt, (im Traum) Geschehenes zu deuten.168

 

165. Vergleiche Genesis 41:1-8. (Darjabadi)

 

166. Bei der Ratsversammlung des Königs ist auch sein Mundschenk anwesend. Der König berichtet von seinem zweifachen Traum: sieben volle Ähren stehen neben sieben verdorrten, und sieben fette Kühe werden von sieben mageren verschlungen. (Juusuf `Allii)

Dieser König scheint einer von den sechs Hyksos-Herrschern zu sein, die Ägypten zwischen 1700 und 1580 v. Chr. regierten, nachdem sie von Osten her über die Sinaihalbinsel in das Land eingedrungen waren. Dies würde das Vertrauen erklären, das der König später zu Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hatte, sowie die Einwanderung seiner Familie nach Ägypten, denn wir müssen im Gedächtnis behalten, dass die Hebräer auch von einem der vielen Nomadenstämme abstammen, die einige Jahrhunderte früher von der arabischen Halbinsel nach Mesopotamien und dann nach Syrien gezogen waren, und dass die Sprache des Hyksos dem Hebräischen ähnlich sein musste, denn beide sind vor allem arabische Dialekte. (Asad)

Nachdem die Ereignisse der letzen Jahre im Gefängnis übersprungen worden sind, wird hier die Erzählung wieder an dem Punkt aufgenommen, wo Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Zugang zum Hof des Königs erhält. (Maududi)

 

167. Die Ägypter maßen Träumen große Bedeutung bei. Eine ähnliche Symbolik wie die hier erwähnte tritt auch in der ägyptischen Götterwelt auf. Beispielsweise sind Hathor, die Göttin der Fruchtbarkeit, und Isis beide kuhköpfig, denn die Kuh war ein Symbol der Fruchtbarkeit. (Darjabadi)

 

168. Nach dem Bericht in der Bibel und im Talmud war der König durch diese Träume sehr beunruhigt. Deswegen ließ er überall im Land Weise und Wahrsager zusammenrufen, um diese Träume zu deuten. (Maududi)

Dies ist der dritte Traum, der uns in dieser Surach begegnet. Der erste war der des Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Der Zweite war der der Mitgefangenen. Und der Dritte war der des Königs. Jedesmal beobachten wir, dass man solche Träume auszulegen versuchte und ihnen große Wichtigkeit beigemessen wurde, wie es zu dieser Zeit üblich war. (Qutb)

 

 

44. Sie sagten: „Wirre Träume169 sind das, und wir kennen uns nicht aus in der Deutung von Träumen."170

 

169. Träume, die nur entfernt wahren, gottgesandten Visionen ähneln. (Darjabadi)

 

170. Niemand in dieser Ratsversammlung wollte anscheinend die Verantwortung auf sich nehmen, diese Träume entweder zu deuten oder ihre Deutung zu ermöglichen. (Juusuf `Allii)

Entweder sahen sich die Leute im Gefolge des Königs außerstande, seine Träume zu deuten, oder aber sie spürten, dass sie auf Schlimmes hinwiesen. Und wie es üblich ist, versuchen dienstbeflissene Untertanen des Königs, ihrem Herrscher nur das zu berichten, was ihm Freude bereitet, und ihm alles zu verheimlichen, was ihn beunruhigen könnte. So versuchen sie, ihn davon abzulenken. (Qutb)

 

 

45. Doch jener von den beiden, der gerettet worden war und sich nun nach einem längeren Zeitraum171 erinnerte, sprach: „Ich könnte euch die Deutung erbringen, darum entsendet mich."172

 

171. Nach Ansicht fast aller Kommentatoren bedeutet das Wort “Umma“ hier „eine Zeitspanne“ oder „ein längerer Zeitraum." (Asad)

 

172. Schließlich erwachte das Gewissen des Mundschenks. Er erinnerte sich an ihn, Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war ein aufrichtiger Mensch, und der Mundschenk kannte aus eigener Erfahrung seine Fähigkeit, Träume zu deuten. Vielleicht konnte er seine Freilassung bewirken, indem er vorschlug, er solle die Träume des Königs deuten. Wenn er ehrlich gewesen wäre, hätte er bei diesem Anlass Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Direkt erwähnt und dem König vorgestellt. Aber er wollte auch sich selbst ein bisschen hervortun, während er seine alte Verpflichtung erfüllte. Sein Gewissen wäre beschwichtigt, wenn er Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Freilassung herbeiführen könnte, und in der Zwischenzeit wollte er sehen, wie viel Aufmerksamkeit er bei Hofe auf sich ziehen konnte. So bat er dann um die Erlaubnis, sich zurückzuziehen, um eine Deutung zu beschaffen. Er ging geradewegs ins Gefängnis und sprach mit Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wie es im folgenden Ajach wiedergegeben ist. (Juusuf `Allii)

Der Mundschenk wandte sich offensichtlich nicht nur an den König, sondern an die ganze Versammlung, daher der Plural „euch“. (Asad)

Im Qur’an wird das Wesentliche erwähnt. Bibel und Talmud erwähnen Einzelheiten, wonach der Mundschenk dem König von Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, erzählt von, wie er die Träume seiner Mitgefangenen richtig gedeutet hatte. Dann bat er den König um Erlaubnis, Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, deswegen zu besuchen. (Maududi)

 

 

46. „O Juusuf! O du Wahrhaftiger.173 Gib uns174 Aufschluss darüber, was dies bedeuten soll, dass sieben fette Kühe von sieben mageren verschlungen werden und sieben grüne Kornähren neben der gleichen Anzahl anderer stehen, auf dass ich zu den Menschen zurückkehren kann, damit sie verstehen mögen."175

 

173. Das arabische Wort “Siddiq“ bezeichnet einen Menschen, der äußerst wahrhaftig und aufrichtig ist. Der Mundschenk war von Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, reinem Charakter so beeindruckt gewesen, dass selbst die dazwischen liegenden Jahre diesen Eindruck nicht hatten auslöschen können. (Maududi)

Auch der Freund des Propheten Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Abu Bakr wurde Siddiq genannt. Das war in den Ereignis als Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in einer Nacht die sieben Himmel und Quds besuchte, und sein Bett nicht einmal kalt wurde. Die Leute machten sich über ihn lustig weil es für einen Menschen nicht möglich sei, und auch viele Muslime vielen wieder vom Islam ab. Für Abu Bakr klingte jenes Anfangs auch seltsam. Aber als er hörte dass Muchammed das sagte, war er davon überzeugt. Daher gab Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, von da an ihm dem Beiname Siddiq. (Anm. des Überarbeiters)

 

174. Mir und denen, die mich hergeschickt haben. (Darjabadi)

 

175. Damit sie deine Kenntnis zu würdigen wissen, oder damit sie das, was sie nicht zu verstehen vermögen, in Erfahrung bringen und das Nötige in die Wege leiten. (Al-Manar)

Die Unterredung muss jedenfalls länger gewesen sein, so dass die näher näheren Umstände erklärt werden konnten. Hier werden

nur die wichtigsten Punkte wiedergegeben. Der Mundschenk kann vor Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nichts verbergen, denn er weiß, dass dieser mehr weiß als er selbst. Er sagt ihm, dass er, wenn Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, die Deutung mitteilen würde, sie der Ratsversammlung mitteilen würde. Es wäre vermessen für einen Mundschenk, Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, irgendwelche Hoffnung auf Befreiung in Aussicht zu stellen, Beachte wie er es wie er es vermeidet, seinen eigenen Fehler einzugestehen. Dass er Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, so lange vergessen hatte, und wie Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, dies mit keinem Wort vorwirft, sondern gleich die Deutung mitteilt. (Juusuf `Allii)

„Damit sie erfahren“ oder „begreifen“, nämlich, Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm wirklichen Wert und ihren eigenen Irrtum, ihn so lange ohne rechtmäßigen Grund im Gefängnis festgehalten zu haben. (Maududi)

 

 

47. Er sagte: „Ihr werdet, wie gewohnt sieben Jahre lang Getreide anbauen.176 Doch was ihr erntet, dass lasst in seinem Ähren,177 bis auf weniges, das ihr esst.178

 

176. Ägypten war ein fruchtbares Land und die Kornkammer der umliegenden Länder. (Darjabadi)

 

177. Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sagt nicht nur voraus, was geschehen wird, sondern er schlägt auch unaufgefordert Maßnahmen vor, das Unheil zu bewältigen. Sieben Jahre lang wird die Ernte reichlich ausfallen. Bei bedachtsamem Anbau kann es eine Riesenernte geben. Davon sollen die Ägypter nur wenig für ihren Lebensunterhalt nehmen und das übrige in den Ähren lassen und lagern, so dass Ungeziefer ihm nichts anhaben kann. (Juusuf `Allii)

 

178. Das war es nämlich, was den König so beunruhigt und seine Berater so verwirrt hatte: nicht die sieben Kühe und sieben Ähre sei selbst sondern die Begleitumstände, dass nämlich jeweils die fetten von den mageren verschlungen wurden. Hier löst ~- Weisheit das Problem, indem er den ganzen Traum als eine Voraussage für die Zukunft des Landes deutet. (Darjabadi)

 

 

48. Dann weiden danach sieben schlimme (Jahre) kommen, die das verschlingen werden, was ihr für sie aufgespeichert hattet, bis auf weniges, das ihr eigens aufgewahrt habt.179

 

179. Danach kommt eine siebenjährige furchtbare Hungersnot, in der sie von den Vorräten zehren müssen, die sie in den sieben guten Jahren angelegt haben. Auch während der Hungersnot müssen sie vorsichtig sein, nicht alles Korn zu verbrauchen, sondern auch etwas zur Aussaat aufbewahren, so dass ein Neubeginn möglich ist, sobald der Nil wieder genügend Wasser bringt.

(Juusuf `Allii)

Vergleiche Genesis 41:34-36. (Darjabadi)

 

 

49. Danach wird ein Jahr kommen, in dem die Menschen180 (reichlich) Regen haben werden181 und in dem sie (Wein und Öl) pressen werden."182

 

180. Beachte, dass es sich hier nicht um Ägypten geht, sondern um „die Menschen“, die wieder Regen bekommen sollen. Die Hungersnot hatte also nicht nur lokale Bedeutung, sondern weit verbreitete Folgen. (Darjabadi)

 

181. Der Ausdruck “juraasun-naas“ beinhaltet, dass sie in jeder Form aus ihrer schwierigen Lage erlöst werden. “Raus" heißt: Beistand, Errettung. (Al-Manar)

Je nachdem, ob man die Verbform “juras“ mit dem Nomen “Rays“ („Regen") oder “raws“ („Befreiung vom Unheil“) in Verbindung bringt, muss übersetzt werden: „die Menschen werden (reichlich) Regen haben" oder „die Menschen werden vom Unheil befreit werden." (Asad)

 

182. Dies steht symbolisch für ein Jahr des Überflusses, das auf die sieben Hungerjahre folgt. Die Menschen leben wieder auf, nachdem sie sich jahrelang mit dem bloß zum Überleben Notwendigen begnügen mussten. (Juusuf `Allii)

Öl und Saft aus Früchten, und Milch von ihrem Vieh. (Maududi)

 

 

Abschnitt 7

 

50. Und der König sprach:183 „Bringt ihn zu mir.“181 Doch als der Entsandte zu ihm kam,185 sagte er: „Kehre zu deinem Herrn zurück und frage ihn, wie es um die Frauen steht, die sich in die Hände geschnitten haben.186 Wahrlich, mein Herr weiß gewiss um ihre heimtückischen Pläne."187

 

183. Zu seinen Beamten, nachdem. der Mundschenk dies alles berichtet hatte. (Darjabadi)

 

184. Der König wollte Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nun natürlich selbst sehen und schickte einen Boten aus, um ihm zu holen. (Juusuf `Allii)

Er wollte selbst seinen Verstand prüfen. (Al-Manar)

 

185. In der Bibel und im Talmud wird dieser sehr wichtige Teil der Geschichte nicht erwähnt, so Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, es ablehnt, das Gefängnis zu verlassen, bevor er völlig rehabilitiert worden ist. (Maududi)

 

186. Der Bote des Königs hatte wohl erwartet, dass der Gefangene nur allzu bereitwillig der Vorladung zum König folgen würde. Aber Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sollte ganz sicher sein, dass er nicht mehr dem Klatsch und der Erpressung ausgesetzt sein würde. Deshalb wollte er wissen, wie es jetzt um jene Frauen steht. Diskret vermeidet er es, auf Sulayha persönlich anzuspielen, die trotz allem ja freundlich zu ihm gewesen war, und deren unerfahrene Liebe in all den Jahren geprüft und von groben Elementen gereinigt worden war. Aber Klatsch und Intrigen mussten erst aus der Welt geschafft sein, bevor Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sich darauf vorbereiten konnte, seinen eigentlichen großen Auftrag zu erfüllen. (Juusuf `Allii)

Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wollte, dass der König sich selbst um die Wahrheitsfindung kümmert, denn er wollte nicht zu ihm kommen als Verdächtiger in einer Sache. Er war ja sogar verurteilt und lange Jahre ins Gefängnis geworfen worden, obwohl er unschuldig war. (Al-Manar)

 

187. Auch wenn der König nichts von den Fallstricken wusste, die Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in den Weg gelegt worden waren, so kannte doch Allah sie mitsamt den damit verbundenen Absichten und Motiven. (Juusuf `Allii)

Allah kennt zwar meine Unschuld, aber bevor ich hier herauskomme, muss ich auch vor den Menschen rehabilitiert sein. (Darjabadi)

 

 

51. Er sprach:188 „Was habt ihr eigentlich erhofft, als ihr Juusuf zu verführen suchtet?"189 Sie sagten: „Gott bewahre!190 Wir wissen nichts Schlechtes von ihm." Die Frau des `Asis191 sprach: „Nun ist die Wahrheit ans Licht gekommen!192 Ich war es,193 die ihn zu verführen suchte. Und er ist fürwahr einer der Wahrhaftigsten."194

 

188. Der König befragte die ägyptischen Damen. (Darjabadi)

 

189. Der König schickte einen Boten, um die betreffenden Damen zu sich zu zitieren, unter ihnen Sulayha. Er fordert sie auf, die ganze Wahrheit zu sagen. (Juusuf `Allii)

Offensichtlich wollte der König herausfinden, ob Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, für ihr Verhalten Anlass gegeben hatte oder ob er wirklich unschuldig war. Das Nomen “Hatb“ bedeutet „Zweck“, „etwas, was jemand zu erreichen hofft“, deswegen kann die Wendung “maa hatbukunna“ (wörtlich: „was hattet ihr (wirklich) vor?“) frei übersetzt werden mit: „was wolltet ihr eigentlich damit erreichen?" (Asad)

 

190. Dieser Ausdruck ist allgemein ein Ausruf der Verwunderung oder Bewunderung. Vergleiche auch Ajach 31 dieser Surach. (Darjabadi)

 

191. Wörtlich: „die Frau des `Asis" oder „des hohen Würdenträgers" . (Asad)

 

192. Ich kann nichts tun als ein Geständnis ablegen. (Darjabadi)

 

193. Nicht etwa er, wie ich von ihm behauptet habe. (Darjabadi)

 

194. Sulayha stand dabei, als die anderen Damen antworteten und widerwillig zugeben mussten, dass Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, unschuldig war, wobei sie ihren eigenen Beitrag, nämlich den Klatsch, beschämt verschwiegen. Dann gestand Sulayha schlicht und ohne viele Umstände ihre Schuld ein. Sie hielt sich nicht damit auf, den anderen Damen ihre Eifersucht, Kleinlichkeit und ihren ganzen Beitrag zu diesem Geschehen vorzuhalten, wodurch sie die bösen Regungen in ihr selbst verstärkt hatten. Aber für ihr erwachtes geistiges Bewusstsein war es ein Triumph, dass Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, den sie verehrte, in jeder Hinsicht wahrhaftig war, und dass die Wahrheit öffentlich am Hof bekannt gegeben wurde, so wie es bereits im Kreise der Betroffenen geschehen war, als sie vor den Damen die Schuld auf sich genommen hatte und ihr Geist noch nicht emanzipiert war. Was war in der Zwischenzeit mit ihr geschehen? Sie hatte durch Trauer, Schmerz und Demütigung viel gelernt, unter anderem auch, wie vergänglich irdische Liebe ist. Nun musste sie sehen, ob sie Liebe in dem Sinne verstehen konnte, wie Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, es sie lehren wollte - die reine Hingabe des Selbst ohne jede irdische Beeinträchtigung. (Juusuf `Allii)

Dies ist ein Zeugnis seiner Reinheit, Unschuld und Wahrhaftigkeit seitens dieser Frau. Sie kümmert sich nicht im geringsten darum, welche Folgen dies für sie haben wird. War es die reine Wahrheitsliebe, die sie dazu getrieben hat, solch ein klares Geständnis im Beisein des Königs auszusprechen? (Qutb)

 

 

52. „Dies (sage ich195), damit bekannt werde, dass ich niemals trügerisch gehandelt habe gegen ihn in (seiner) Abwesenheit, und dass Allah die heimtückischen Pläne jener nicht gelingen lässt, die trügerisch handeln.196

 

195. Einige Kommentatoren, wie beispielsweise ibn Kasir und Raschid Rida, fassen diesen Ajach wie auch den nächsten als eine Fortsetzung des Geständnisses der Frauen auf. Die große Mehrheit der klassischen Kommentatoren schreibt jedoch einstimmig diese Rede Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu, und dies ist meiner Ansicht nach auch überzeugend. (Asad)

Offensichtlich muss dies jemand gesagt haben, der rechtschaffen, großmütig, demütig und mutaqi ist. Daraus wird deutlich, dass es nicht eine Frau gesagt haben kann, die ihren Sklaven verführen wollte, es sei denn, es gäbe einen eindeutigen Hinweis darauf, dass sie ihr Verhalten geändert hat. Ich sehe jedoch keinen solchen Hinweis. (Maududi)

 

196. Ich verstehe die Ajachs 52 und 53 als Fortsetzung der Rede Sulayhas und habe dementsprechend übersetzt. Es gibt dafür gute Gründe als auch überzeugende frühere Interpretationen, zum Beispiel bei ibn Kasir. Die meisten Kommentatoren legen diese Worte Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in den Mund, was bedeuten würde, dass er seine Treue gegenüber dem `Asis anspielt. Meiner Ansicht nach bereut Sulayha völlig ihr Verhalten und betont hier, dass sie zumindest geduldig gewesen ist und darauf hofft, Barmherzigkeit und Vergebung erlangen und verstehen zu können, was wahre Liebe ist. Was auch immer sie ihm vorgeworfen hat, es geschah in einem Augenblick leidenschaftlicher Unbeherrschtheit, aber niemals mit Absicht oder hinter seinem Rücken. (Juusuf `Allii)

Der Text verrät noch einen anderen Grund ihres Geständnisses, nämlich ihr Bestreben, den Respekt des mu’min Mannes, der ihre Annäherungsversuche nicht beachtet hat, zu gewinnen. Sie hoffte, er werde nun ihren Iman, Wahrheitsliebe und ihre Ehrlichkeit ihm gegenüber, auch in seiner Anwesenheit, zu würdigen wissen. (Qutb)

Allah wird die Intrigen der Unwahrhaftigen nicht erfolgreich werden lassen. (Darjabadi)