Suura 9 "Die Umkehr" oder "Die Aufkündigung" Aja 94 –

Suura 11 "Huud" Aja 5

94. Sie325 werden sich bei euch entschuldigen, wenn ihr zu ihnen zurückkehrt. Sprich: „Bringt keine Entschuldigungen vor! Wir werden euch niemals glauben! Allah hat uns schon über euch unterrichtet.326 Und Allah wird weiterhin eure Taten beobachten, ebenso (wie) Sein Gesandter.321 Dann werdet ihr zum Kenner328 des Verborgenen329 und des Sichtbaren zurückgebracht, und er wird euch offenbaren, was ihr zu tun pflegtet."

325. Diese Ajas sind dem Anschein nach vor der Rückkehr von Tabuk nach Medina offenbart worden. Sie teilen dem Gesandten Allahs, Allahs Frieden und Segen auf ihm, und den Mu’min mit, was sie von jenen zurück gebliebenen Munafuqs zu erwarten haben: Sie werden sich für ihr Zurückbleiben entschuldigen, denn sie haben Angst vor der Schmach, wenn die wahren Gründe ihres Zurückbleibens enthüllt werden, nämlich Schwäche des Imaans, Bevorzugung der eigenen Sicherheit und Angst vor dem Kampf, die die eigentlichen Motive waren. (Qutb)

326. Spart euch eure Entschuldigung. Wir werden auch kein Vertrauen schenken und lassen uns von eurem äußerlichen Bekenntnis zum Islam nicht mehr täuschen, weil Allah uns bereits über eure wahren Absichten und heimlichen Gedanken in Kenntnis gesetzt hat. (Qutb)

327. In der Zukunft, um zu sehen, wie loyal ihr trotz allem noch sein könnt. (Darjabaadi)

328. Wörtlich: „und danach werdet ihr zu Ihm zurückgebracht.“ (Asad)

329. Vergleiche Suura 6:73. Der Begriff "Asch-Schahada" (wörtlich: "das, was bezeugt werden kann"), bezeichnet diejenigen Aspekte der Wirklichkeit, die von einem Geschöpf sinnlich oder verstandesmäßig erfasst werden können. (Asad)

 

95. Sie werden euch bei Allah beschwören,330 wenn ihr zu ihnen zurückkehrt, dass ihr von ihnen ablasst.331 So lasst ab von ihnen. Sie sind wahrhaftig unrein.331 Und ihr Aufenthaltsort wird die Hölle sein, als (angemessene) Vergeltung für das, was sie sich erworben haben.

330. Sie werden schwören, dass sie wirklich berechtigte Gründe hatten, zu Hause zu bleiben. (Darjabaadi)

Allah weiß und informiert Seinen Gesandten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, dass sie versuchen werden, ihre Entschuldigungen überzeugend vorzutragen und die Muslime bei Allah zu beschwören, dass sie darauf verzichten, sie zur Rechenschaft zu ziehen. (Qutb)

331. Damit ihr sie nicht für ihr Verhalten bestraft. Ihre Befürchtungen waren in der Tat unbegründet, denn nach seiner Rückkehr von Tabuk ergriff der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, keinerlei Strafmaßnahmen gegen diejenigen, die an dem Feldzug nicht teilgenommen hatten. (Asad)

332. Sie sind charakterlich so verdorben, dass ihnen kaum noch Umkehr möglich ist. (Darjabaadi)

Das Wort "Ridschs" رِجْسٌ  bedeutet wörtlich „Schmutz" oder "Greuel" und ist hier auf jeden Fall im übertragenen Sinne zu verstehen. Sie sind nicht körperlich „schmutzig", sondern sie sind es mit ihren Seelen und ihren Taten. (Qutb)

 

96. Sie beschwören euch, um euch wohl zu gefallen, doch selbst wenn ihr mit ihnen zufrieden seid, so ist Allah fürwahr nicht zufrieden mit dem Volk der Frevler.333

333. Selbst eure Zufriedenheit würde ihnen nichts nützen, solange Allah nicht mit ihnen zufrieden ist. Dafür ist ihre Heuchelei zu offensichtlich. (Darjabaadi)

 

97. Die Wüstenaraber sind die schlimmsten in Kufr334 und Heuchelei, und auf sie trifft am ehesten zu, dass sie nichts wissen (wollen) von den Verordnungen, die Allah seinem Propheten offenbart hat. Und Allah ist Allwissend, Allweise.335

334. Die Araber der damaligen Zeit teilten sich in zwei verschiedene Bevölkerungsgruppen: die Stadtbewohner und die nomadischen Wüstenbewohner. Letztere waren Viehzüchter und wechselten ständig ihren Wohnsitz entsprechend dem Wasser und Weidebedarf für ihre Kamele, Schafe und Ziegen. (Darjabaadi)

Entsprechend Rasis Interpretation dieses Aja - offensichtlich in Verbindung mit Aja 99, wo von den Mu’mins unter den Beduinen die Rede ist - übersetze ich. „(Die Munafuqs unter) den Wüstenarabern". (Asad)

Vergleiche auch Suura 49:14. (Anm. d. Übers.)

Obwohl diese Leute nach außen hin den Islam angenommen hatten, hatten sie dies nicht aus Überzeugung getan. Als sie nämlich das organisierte Staatswesen in Medina sahen, waren sie davon so beeindruckt, dass sie zunächst eine opportunistische Haltung in der Auseinandersetzung zwischen Islam und Kufr annahmen. Als sich jedoch der Einfluss der islamischen Regierung über den größten Teil von Hidschas und Nadschd ausbreitete, hielten sie es für vorteilhaft, sich dem Islam anzuschließen. Es gab jedoch nur wenige unter ihnen, die dies aus aufrichtiger Überzeugung taten. Deswegen bemühten sich die meisten von ihnen auch nicht wirklich, den Erfordernissen des Islams nachzukommen und die islamischen Pflichten zu erfüllen. Für sie war es eher eine politische Maßnahme, von der sie sich den Vorteil versprachen, auf der Seite der „herrschenden Klasse“ zu stehen, während sie sich ihren religiösen und gesellschaftlichen Verpflichtungen weitgehend zu entziehen suchten. Besonders widersetzten sie sich dem Gedanken, ihr Leben und Eigentum für Allahs Sache einzusetzen, wie es der Islam von ihnen verlangte, denn sie waren gewohnt, Kriegszüge nur der Beute wegen zu unternehmen. Deswegen ließen sie sich meist unter dem einen oder anderen Vorwand vom Kampf freistellen. (Mauduudi)

Durch ihre nomadische Lebensweise und die damit verbundenen Härten ist es für die Beduinen schwieriger als für Sesshafte, sich von ethischen Geboten leiten zu lassen, die nicht in Zusammenhang mit ihrer unmittelbaren Stammesinteressen stehen. Diese Schwierigkeit wird durch ihren physischen Abstand von den Zentren der Kultur noch weiter verschärft, denn daraus folgt ihre relative Unkenntnis der religiösen Gebote. (Asad)

Die Kaafirs und die Munafuqs unter ihnen sind in ihrem Kufr und ihrer Heuchelei noch schlimmer dran als ihresgleichen unter den Stadtbewohnern. (Al-Manar)

335. Die Eignung für eine Sache kann entweder in der Natur eines Menschen liegen oder von ihm später erworben sein. Lebensbedingungen und Milieu können auch maßgebend sein bei der Beeinflussung dieser Eignung. (Al-Manar)

Er kennt die wahre Haltung Seiner Geschöpfe und ihre Eigenschaften und Natur. Und Er ist weise in der Verteilung der verschiedenen Talente. (Qutb)

 

98. Und unter den Wüstenarabern sind manche, die das, was sie spenden, als Zwangsabgabe betrachten336 und darauf lauern, dass ihr ins Unglück geratet.337 Aber Unglück soll sie allein treffen. Und Allah ist Allhörend, Allwissend.338

336. Dies bezieht sich auf die regelmäßigen Zahlungen für soziale Zwecke, eine Institution des Islam. Wenn man diese als Strafe oder Last empfindet, ist ihr Sinn nicht mehr gegeben. Wenn du Freude bei jeder Gelegenheit empfindest, der Gemeinschaft zu helfen und ihren Standard der öffentlichen Hilfeleistung aufrechtzuerhalten, dann ist deine Haltung völlig anders. Du wünschst dir organisierte und effektive Bemühungen, die Probleme menschlicher Armut und Not zu lösen. Damit näherst du dich Allah und verdienst die Fürbitten der Mu’mins, allen voran die des Propheten. (Juusuf 'Allii)

Sie sehen sich gezwungen, von ihrem Geld die Saka zu entrichten und zu Feldzügen der Muslime beizusteuern, um in munafuq Absicht die Muslime, in deren Händen die Macht über die arabische Halbinsel liegt, zu täuschen. (Qutb)

337. Sie warten darauf, dass sie durch eine Niederlage der Muslime von dieser „Last“ befreit werden. (Darjabaadi)

Sie hatten darauf gehofft, dass die Götzendiener und die Juden die Oberhand über die Muslime gewinnen. Als dies nicht geschah, warteten sie auf den Tod des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Denn sie dachten, dass der Islam mit dem Tod des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ein Ende nehmen werde. (Al-Manar)

338. Er hört, was sie sprechen, und weiß, was sie in ihrem Inneren verbergen. (Darjabaadi)

 

99. Doch unter den Wüstenarabern sind auch solche, die an Allah den Imaan verinnerlichen und an den Jüngsten Tag.339 Sie betrachten das, was sie spenden, als ein Mittel, um Allah näherzukommen340 und um die Segenswünsche des Gesandten (zu erlangen). Fürwahr, es wird sie näher (zu Allah) bringen. Allah wird sie wahrlich in Seine Barmherzigkeit einschließen, denn Allah ist Verzeihend, Barmherzig.341

339. Dies bezieht sich auf die Mu’mins unter den Beduinen. (Darjabaadi)

340. Sie leisten ihre Zahlungen freiwillig und großzügig mit der Absicht, Allah dadurch näher zu kommen. (Darjabaadi)

Der Imaan an Allah und den Jüngsten Tag veranlasst diese Menschen zum Spenden, nicht die Angst vor Menschen, Schmeichelei gegenüber den siegreichen Kämpfern oder weltliche Nutzenrechnung. (Qutb)

341. Allahs Barmherzigkeit ist immer da, so wie auch die Sonne immer scheint. Wenn wir bereit sind, sie zu empfangen, können wir sie genießen, so wie ein Mensch aus dem Schatten durch eigene Bemühungen ins Freie kommen muss, um die Sonne zu genießen. (Juusuf 'Allii)

 

Abschnitt 13

100. Die Vorhut (des Islam),342 - die ersten von den Ausgewanderten – und den Helfern343 und jene, die ihnen folgen in guten Werken,344 an denen hat Allah Wohlgefallen und sie an Ihm,345 und Er hat für sie Gärten bereitet, durch die Ströme fließen. Dort werden sie ewig weilen. Das ist die höchste Glückseligkeit.

342. Die Vorhut des Islam - diejenigen in den ersten Reihen - sind diejenigen, die sich mutig für Allahs Sache einsetzen und leiden und niemals zurückweichen. Das erste historische Beispiel sind die Muhadschirun (Auswanderer aus Mekka) und die Ansarhelfer in Medina. Die Muhadschirun, die ihre Heimat verließen und nach Medina auswanderten, unter ihnen der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, der als letzter den Ort der Gefahr verließ, werden zuerst erwähnt. Dann folgen die Ansar, die Bürger von Medina, die sie einluden, empfingen, ihnen beistanden und entscheidend zur Entstehung der neuen Gemeinschaft beitrugen. Darauf werden alle diejenigen erwähnt, die ihnen in guten Handlungen folgen: nicht nur die frühislamischen Helden und die gewöhnlichen Männer und Frauen, die Gefährten des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gewesen waren oder ihn gesehen hatten, sondern Männer und Frauen zu allen Zeiten, die ein gutes und edles Leben geführt haben. Nach allen ihren Opfern und Leiden freuen sie sich an Allahs Wohlgefallen. (Juusuf 'Allii)

Jene Kategorie der Muslime mit ihren drei Gruppen - die ersten Auswanderer, die ersten Anhänger des Islam in Medina und die, die ihrem guten Beispiel gefolgt sind - hat schließlich jene standhafte Basis der islamischen Gemeinschaft auf der arabischen Halbinsel gebildet. Sie war es, die die Gemeinschaft sowohl in guten, als auch in schlechten Zeiten zusammenhielt. (Qutb)

343. Die dreizehn Jahre lang in Mekka unbeschreiblichen Verfolgungen standgehalten und jetzt ihre Heimat verlassen hatten. (Darjabaadi)

Wir neigen dazu, jene, die vor der Schlacht von Badr ausgewandert sind, als die vorangehenden Auswanderer zu bezeichnen. Die vorangehenden Helfer sind diejenigen, die vor diesem Zeitpunkt zum Islam fanden. (Qutb)

In diesem Zusammenhang habe ich den Begriff “Muhadschirun“ (wörtlich: „die Auswanderer") übersetzt mit „diejenigen, die den Machtbereich des Bösen verlassen haben". Er bezieht sich in erster Linie auf die mekkanischen Anhänger des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, die mit ihm nach Medina ausgewandert sind. Die „ersten und vordersten" von ihnen sind die frühesten Auswanderer, die Mekka um das Jahr 622 n.C. oder in den unmittelbar darauf folgenden Jahren verließen, als die muslimische Gemeinschaft in Medina selbst noch in Gefahr war, von der mächtigen Armee der Quraisch überrannt zu werden. Ähnlicherweise bezieht sich der Begriff “Ansar“ ("Helfer") hier auf die frühen Muslime aus Medina, die den Ausgewanderten beistanden. Die „ersten und vordersten" unter ihnen sind diejenigen, die den Islam vor oder kurz nach der Ankunft des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in Medina annahmen, besonders diejenigen, die an den beiden Treffen in Al-`Aqaba bei Mekka teilgenommen hatten. Abgesehen von ihrer rein historischen Bedeutung haben beide Begriffe im Qur’an jedoch auch noch eine geistige Bedeutung und werden oft gebraucht, um diejenigen zu bezeichnen, die moralisch „den Machtbereich des Bösen verlassen", beziehungsweise „dem Islam Hilfe und Beistand geleistet" haben. (Asad)

344. Diejenigen, die jenen Ersten und Vorangehenden, die hier im Zusammenhang mit der Expedition nach Tabuk genannt sind, in ihrem Tun folgten, folgten dem gleichen Weg wie sie, verinnerlichten den Imaan wie sie und bewährten sich wie sie. (Qutb)

Für alle Zukunft. (Darjabaadi)

345. Beachte, wie diese Symbolik das endgültige Ziel des Menschen zusammenfasst. In der Mathematik wäre dies wie eine Formel, die eine lange Beweisführung abschließt. In der bildenden Kunst wäre dies wie die Lotusblume im Buddhismus, die einen ganzen Komplex emotionaler oder religiöser Erfahrungen ausdrückt. In dieser Suura erscheint sie in Aja 72 und 89. (Juusuf `Allii)

Allahs Wohlgefallen ist, was zur Belohnung führt. Und die Zufriedenheit der Menschen mit Allah ist, dass man in Bezug auf Seine Vorherbestimmung voller Zuversicht ist, über den Göttlichen Ratschluss das Beste denkt, dankbar ist für Gnade, die Er einem zuteil werden lässt und Seine Prüfungen geduldig erträgt - kurzum: mit allem zufrieden ist, was von Ihm kommt. (Qutb)

 

101. Und einige der Wüstenaraber, die euch umgeben, sind Munafuqs, ebenso wie es unter den Bewohnern Medinas346 hartnäckige Munafuqs gibt.317 Du kennst sie nicht, Wir (aber) kennen sie.348 Wir werden sie zweimal bestrafen,349 dann wird ihnen mit einer gewaltigen Strafe vergolten.

346. Die Beduinen waren nicht naiv. Unter ihnen gab es listige Munafuqs, sowohl bei den Stämmen, die im Umkreis von Medina lagerten, als auch bei denen, die sich in Medina selbst niedergelassen hatten. Beide Gruppierungen verstehe ich als Beduinenstämme, nicht sesshafte Bürger von Medina, deren Heuchelei bereits in früheren Abschnitten behandelt worden ist. (Juusuf 'Allii)

Die Stadt hieß ursprünglich Jatrib erhielt jedoch nach der Auswanderung des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Namen Medin An-Nabi (“Stadt des Propheten!“) (Asad)

347. Hier geht es um eine besondere Art von Munafuqs, die so eingeübt und geschickt in ihrer Heuchelei waren, dass der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, obwohl er scharfsinnig und geübt war, sie nicht zu erkennen vermochte. Allah gibt dem Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, noch die Zuversicht, dass Er ihn und die Muslime von der Arglist dieser Munafuqs verschonen wird. (Qutb)

348. Selbst der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, mit all seinem Scharfsinn konnte ihre Heuchelei nicht durchschauen. (Darjabaadi)

349. Ihre Strafe in dieser Welt war zweifach, denn nicht nur ihre Verwirrung, sondern ihr Verharren in der Unwissenheit führte dazu, dass sie die vollendeten Tatsachen nicht begriffen, während klügere Menschen erkannten, dass ihre Feindschaft dem Islam gegenüber keine Zukunft haben konnte. Zusätzlich zu ihrer Verwirrung würden sie den zukünftigen geistigen Strafen begegnen. (Juusuf 'Allii)

Einmal durch ihre öffentliche Bloßstellung, und schließlich durch die Vernichtung aller ihrer Pläne. (Darjabaadi)

Eine zweifache Bestrafung erleiden sie im Diesseits, einmal durch das Unglück, von dem sie getroffen werden, und die Unruhe, die sie ergreift, aus Angst vor der Bloßstellung, und dazu durch das Leiden beim Hinscheiden aus dieser Welt. (Al-Manar)

 

102. Und außer diesen gibt es solche, die ihre Schuld bekennen.350 Sie vermischen eine gute Tat mit einer anderen üblen.351 Allah möge Sich ihnen in Seiner Gnade wieder zuwenden. Wahrlich, Allah ist Allverzeihend, Barmherzig.

350. Dies bezieht sich auf die wankelmütigen Muslime, nicht auf die Munafuqs. Sicher hatte ihnen die Kraft gefehlt, dem Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, auf dem Feldzug zu folgen, aber dennoch waren sie mu’min. (Darjabaadi)

Nicht mu’min im vollsten Sinne des Wortes, aber auch keine Munafuqs, sondern verwirrte Wankelmütige zwischen Richtig und Falsch oder zwischen Wahrheit und Unwahrheit. (Asad)

Es gibt eine dritte Gruppe von Menschen, die weder Munafuqs sind noch zu den vorangehenden Mu’mins und ihren Nacheiferern gehören, sondern Muslime, die aber manche Sünde begehen. (Al-Manar)

351. Es gibt einige Menschen, deren Wille schwach ist und dem Bösen nachgibt, obgleich viel Gutes in ihnen enthalten ist. Ihnen wird Vergebung versprochen, wenn sie bereuen und es an Freigiebigkeit den Muslimen gleichtun, wodurch sie sich reinigen, mit der Fürbitte des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm. (Juusuf 'Allii)

Wörtlich: „die ihre Vergehen eingestanden haben, nachdem sie eine gute Handlung mit einer anderen bösen verbunden haben." Obwohl sich dies in erster Linie auf die wankelmütigen Muslime bezieht, die sich weigerten, an der Tabuk-Expedition teilzunehmen, spielt dieser Aja in seiner weiteren Bedeutung auf alle an, die Fehler begehen und sich ohne äußeren Anlass dessen bewusst werden und umkehren. (Asad)

 

103. Nimm Almosenspende aus ihrem Vermögen352, um sie dadurch zu reinigen und zu läutern und bete für sie. Denn, dein Gebet ist eine Beruhigung für sie.353 Und Allah ist Allhörend, Allwissend.

352. Wörtlich: „Nimm von ihrem Eigentum eine Spende für Allahs Sache (Sadaqa)". Vergleiche auch oben Aja 58. In diesem Zusammenhang bezieht sich der Ausdruck vor allem auf Saka ("die Reinigende", Armensteuer), zu deren Zahlung jeder Muslim verpflichtet ist, der über ein gewisses Minimum an Vermögen und/oder Einkommen verfügt. Da der Leiter eines Staates oder einer Gemeinschaft durch die Annahme von Saka den Geber als Muslim im Sinne des Qur’ans anerkennt, weigerte sich der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sie von denen entgegenzunehmen, deren Verhalten sie als Munafuqs ausgewiesen hatte. Der obige Aja bevollmächtigt ihn jedoch (und damit die zuständigen Behörden des islamischen Staates aller Zeiten), Saka von denen in Empfang zu nehmen, die durch Worte und Taten ihre Umkehr zum Ausdruck bringen. (Asad)

353. Deine Fürbitte gibt ihnen neues Selbstvertrauen. (Darjabaadi)

 

104. Wissen sie denn nicht, dass Allah allein die Reue von Seinen Dienern annimmt354 und die Sadaqa entgegen nimmt und dass Allah Der Allvergebende, Der Barmherzige ist?355

354. Hier wird betont, dass kein Mensch, nicht einmal der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, die Macht hat, Menschen von ihrer Schuld freizusprechen. Ein Prophet kann nur für die Menschen um Vergebung bitten. (Asad)

355. Zu Ihm allein muss der Mensch sich wenden, um seine Fehler zu bereuen und Seine Barmherzigkeit zu erlangen. Die Vergebung hängt ausschließlich von der Umkehr des Menschen und Allahs allgegenwärtiger Barmherzigkeit ab. (Darjabaadi)

 

105. Und sprich: „Tut (Gutes),356 Allah wird eure Taten sehen, ebenso wie der Gesandte und die Mu’mins.357 Und ihr werdet zu Dem zurückgebracht, Der das Verborgene und das Offenbare kennt.358 Alsdann wird Er euch Kunde geben von dem, was ihr zu tun pflegtet."359

356. Nach ihrer Umkehr sollen die Menschen zur Wiedergutmachung ermutigt werden. Die freundliche Zuwendung ihrer Brüder im Diin gibt ihnen Kraft und löscht ihre Vergangenheit aus. Wenn sie zu ihrem Schöpfer zurückkehren, begreifen sie die heilsame Gnade, die sie gerettet hat, so wie auch den Bösen die Augen geöffnet werden, so dass sie ihre geistige Erniedrigung erkennen (siehe oben Aja 94). Der ähnliche Wortlaut in Aja 94 und hier unterstreicht den Gegensatz. (Juusuf 'Allii)

Dieser Aja schließt an das Gebot in Aja 103 an: „Nimm von ihrem Eigentum eine Spende für Allahs Sache... und bete für sie". Die Betonung der Handlung als integraler Teil des Diins ist für die Ethik des Qur’ans von grundlegender Bedeutung. Vergleiche die wiederholte Wendung „Imaan verinnerlichen und gute Werke tun" und die Verurteilung all derjenigen, „die, während sie mu’min sind, nichts Gutes getan haben" (vergleiche Suura 6:158). (Asad)

357. Hier wird eine klare Unterscheidungslinie zwischen Munafuqs und wirklichen Muslimen gezogen. In diesem Abschnitt werden die Kriterien dargelegt:

1. Ein Mu’min wird sein Fehlverhalten eingestehen, ohne zu versuchen, es mit Ausflüchten oder falschen Interpretationen zu beschönigen.

2. Aus seinem früheren Verhalten wird ersichtlich, ob er sein Vergehen aus Gewohnheit begangen hat oder durch eine momentane Schwäche. Wenn er sich früher als aufrichtiger Muslim verhalten hat, kann daraus mit Recht geschlossen werden, dass er kein Munafuq ist.

3. Aus seinem zukünftigen Verhalten geht hervor, ob es um ein bloßes verbales Reuebekenntnis ging oder ob er sich wirklich geändert hat. (Mauduudi)

358. Sein Urteil ist vollkommen, denn Er kennt sowohl das Offene als auch das Verborgenen -was der Mensch in dieser Welt geplant und was er getan hat. (Siddiqi)

Der Begriff "Asch-schahada" (wörtlich: "was bezeugt ist" oder “werden kann“) wird in diesem Zusammenhang wie auch an anderen Stellen als direkte Antithese von Al-Raib ("was sich außerhalb des Wahrnehmungsvermögens der Geschöpfe befindet") verwendet. Auf diese Weise werden die beiden Aspekte der Wirklichkeit wiedergegeben, die sinnlich oder konzeptuell von geschaffenen Wesen erfasst werden können. (Asad)

359. Allah ist der endgültige Richter, dem nichts verborgen bleibt. Selbst wenn es gelingt, in dieser Welt Unaufrichtigkeit geheim zu halten, bedeutet dies keinesfalls, dass dies im zukünftigen Leben ebenso gelingt. (Mauduudi)

Der islamische Weg ist sowohl ein Weg des Bekenntnisses als auch des Handelns, in dem der Imaan seine Bestätigung findet. Der Prüfstein, der die Reue bestätigt, ist deshalb die sichtbare Tat. Sichtbar für alle, für Allah, Seinen Gesandten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und den Mu’mins. Am Tage des Gerichts jedoch kehrt der Mensch zu Dem zurück, Der Geheimes und Offenkundiges kennt, Der seine inneren Absichten ebenso sieht wie sein äußerliches Verhalten. (Qutb)

 

106. Und es gibt (noch) andere360, über deren Schicksal Allah noch nicht entschieden hat,361 ob Er sie bestrafen oder Sich ihnen in Seiner Gnade wieder zuwenden wird.362 Und Allah ist Allwissend, Allweise.

360. Die hier erwähnte Gruppe ist die letzte der von der Tabuk-Expedition Zurückgebliebenen außer den Munafuqs, den Entschuldigten und den Reumütigen. Ihre Sache wird Allah anheim gestellt, da, bis dieser Aja offenbart wurde, kein Beschluss Allahs über sie vorlag. (Qutb)

361. Ibn Abbas und Mudschahid erzählten, dass dies drei Männer waren, die aus Trägheit und der Annehmlichkeiten der Stadt wegen zuhause geblieben waren und nicht aus Zweifel oder Heuchelei. (ibn Kasir)

Wie in den vorigen vier Ajas, so ist auch hier in erster Linie von Wankelmütigen die Rede, die nicht an der Tabuk-Expedition teilnahmen, und im weiteren Sinne von allen halbherzigen Muslimen, die unentschlossen zwischen Gut und Böse stehen. Während die in Aja 102-105 erwähnten Reumütigen spontan ihr Fehlverhalten eingesehen haben, haben die in Aja 106 erwähnten Menschen noch nicht dieses Stadium der Selbstkritik erreicht, weswegen ihr Fall „ausgesetzt" wurde bis zu einem Zeitpunkt, wo ihre Neigungen sie zu der einen oder anderen Seite hinziehen. Vom psychologischen Standpunkt her ist es möglich, eine angedeutete Verbindung zwischen diesem Aja und Suura 7:46-47 festzustellen. (Asad)

362. Drei Arten von Menschen sind aufgezählt worden, deren Imaan durch die Tabuk-Expedition auf die Probe gestellt wurde und nicht stark genug war:

1. die halsstarrigen Munafuqs, die nach ihrer Bloßstellung Ausflüchte erfanden, um nicht der Verachtung ausgesetzt zu sein; sie sind hartnäckig und unverbesserlich (Aja 110);

2. diejenigen, die dem Bösen nachgegeben haben, selbst aber nicht böse sind; sie sehen ihren Fehltritt ein und kehren um und werden angenommen (Aja 102-105); und

3. die zweifelhaften Fälle, aber Allah wird darüber entscheiden (Aja 106). Eine vierte Gruppe wird in Aja 107 erwähnt und dort erläutert. (Juusuf `Allii)

Der Islam lehrt die Muslime, nicht über eine Person oder Personengruppen zu urteilen, solange sie nicht über definitives Wissen verfugen, das auf logischer Beweisführung beruht und nicht auf diffusen Eindrücken. (Mauduudi)

 

107. Und jene, die eine Moschee erbauten,363 um Schaden364 und Kufr365 und Spaltung unter den Mu’mins zu stiften,366 und als Beobachtungsposten für den,361 der zuvor Allah und Seinen Gesandten bekämpfte368 - Und sie werden gewiss schwören: „Wir wollten nur Gutes."369 Doch Allah bezeugt, dass sie fürwahr Lügner sind.370

363. Hier wird eine vierte Gruppe von Übertätern erwähnt, die anhand der Geschichte von der "Moschee des Schadens" in Quba, einem Vorort von Medina, erläutert wird. Als der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in Medina ankam, rastete er dort vier Tage lang, bevor er die Stadt selbst betrat. Hier wurde auch die erste Moschee gebaut, die "Moschee der Taqwa", die er während seines weiteren Aufenthaltes in Medina oft besuchte. Einige Munafuqs des Stammes der Bani Dschanam versuchten nun, diese Assoziation mit dem Heiligen auszunutzen und bauten eine "Oppositionsmoschee" in Quba, angeblich um den Islam zu verbreiten, während sie in Wirklichkeit mit den bedeutendsten Gegnern des Islam verbündet waren und mittels dieser Moschee, nur Unfrieden zwischen den Muslimen stiften wollten. (Juusuf `Allii)

364. Um der Sache des Islam zu schaden. (Darjabaadi)

365. Um durch ihre böswilligen Machenschaften gegen den Islam Allah zu lästern. (Darjabaadi)

366. Um sie vom Besuch der ursprünglichen Moschee von Quba abzuhalten, und um den Munafuqs einen Unterschlupf zu bieten. (Darjabaadi)

Der Grund für die Offenbarung diesen Aja ist der: Ein Mann namens Abu 'Amir Alraheb, der in Medina wohnte, hatte das Christum vor der Verkündigung des Islams angenommen. Er wurde geehrt und geachtet in Medina, bis der    Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm dorthin immigrierte. Als die Menschen sich um den Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, anstatt um ihn scharten, offenbarte er dem Gesandten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Feindschaft, insbesondere nach der siegreichen Rückkehr aus der Schlacht von Badr. Er floh zu den mekkanischen Götzendienern und hetzte sie gegen den Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, auf. Als es zu der Schlacht von Uhud kam, war er derjenige, der die Grube aushob die der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hineinfiel und sich dabei schwer verletzte. Die Schlacht ging zu Ende und der Ruhm des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, weiter zu. So ging er zum römischen Kaiser und nahm ihm das Versprechen ab, ihn vor dem Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, im zu schützen. Er schrieb einigen Munafuqs in Medina, dass er zu ihnen mit einem Heer kommen würde den Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu bekämpfen und zu besiegen. Er befahl ihnen, eine Festung zu errichten, in der sich seine Gesandten niederlassen könnten und er später auch, wenn die Zeit dazu gekommen sei. Daraufhin bauten, die Munafuqs eine Moschee neben der des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, bevor er mit den Muslimen nach Tabuk ausrückte. Der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wurde eingeladen, darin zu beten als eine Bestätigung für diese Moschee. Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, entschuldigte sich damit, dass er verreisen werde, und dass er es nach seiner Rückkehr versuchen werde. Doch auf dem Weg zurück nach Medina kam, kurz bevor er Quba erreichte, der Engel Dschibril mit der Offenbarung dieses Ajas, und sie wurden bloßgestellt. (Al-Manar)        

367. Hintergrund der Offenbarung dieser Ajas ist die Geschichte eines Mannes der Hasradsch in Medina, den man Abu 'Amir, den Mönch nannte. Bereits in vorislamischer Zeit war er Christ geworden und hatte die Wissenschaften der Juden und Christen studiert, woraufhin er bei seinem Stamm hohes Ansehen genoss. Nach der Auswanderung des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nach Medina scharten sich die Muslime um diesen, und der Islam verbreitete sich und errang bei Badr den Sieg. Im Zusammenhang damit verlor Abu 'Amir allmählich sein   Ansehen und lief zu den feindlichen Götzendienern in Mekka über, die sich im Krieg         gegen den Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, fanden. Er veranlasste einen Zusammenschluss verschiedener Stämme gegen den Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm. (Qutb)

Er war mitverantwortlich für die Schlacht bei Uhud und spielte eine wichtige Rolle bei der Organisation der Armee, die gegen Medina zog und die „Grabenschlacht" verursachte. In allen folgenden kriegerischen Auseinandersetzungen wiegelte er die Götzendiener gegen den Islam auf. Als er schließlich einsehen musste, dass keine Macht Arabiens die Ausbreitung des Islam aufhalten konnte, verließ er die Halbinsel und warnte den byzantinischen Kaiser vor der „Gefahr aus Medina“. Aufgrund dieser Machenschaften traf der Kaiser die Vorbereitungen zur Invasion Arabiens, die den Feldzug von Tabuk auslösten. (Mauduudi)

368. Nämlich vor der Tabuk-Expedition (vergleiche vorige Fußnote). In Medina selbst hatte Abu 'Amir in seinem eigenen Stamm heimliche Anhänger, mit denen er ständig in Verbindung blieb. Im Jahre 9 nach der Hidschra teilte er diesen mit, dass Heraklius militärisch gegen Medina vorgehen wolle und groß angelegte Vorbereitungen dazu traf (die offensichtlich den Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu seiner präventiven Tabuk-Expedition veranlassten). Damit seine Anhänger im Falle einer Invasion Medinas einen Versammlungsort hatten, schlug Abu 'Amir ihnen vor, in Quba eine, eigene Moschee zu bauen und so der Verpflichtung aus dem Wege zu gehen, die Moschee zu besuchen, die der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, errichtet hatte. Nach seiner Rückkehr von Tabuk ließ der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, diese „Oppositionsmoschee“ zerstören. Abu 'Amir starb kurz darauf in Syrien. (Asad)

369. Sie werden versuchen, sich zu rechtfertigen. (Darjabaadi)

370. Obwohl sich der ganze Aja in erster Linie auf die in den vorigen Fußnoten dargelegte historische Situation bezieht, hat er eindeutig eine Tragweite für alle Versuche, sektiererische Spaltungen unter den Muslimen hervorzurufen, und er ist somit eine weitere Erläuterung eines früheren Gebotes dieser Art (vergleiche Suura 6:159). (Asad)

 

108. Verrichte niemals darin (das Gebet).371 Eine Moschee,372 die vom allerersten Tag an auf Taqwa gegründet wurde, ist würdiger, da du darin betest.373 In ihr sind Leute, die darauf bedacht sind, sich zu läutern.374 Und Allah liebt die Geläuterten.

371. Wörtlich: „Stehe niemals darin". (Anm. d. Übers.)

Allah gebietet Seinem Gesandten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nicht in jener „Moschee des Schadens“ zu beten, sondern in der Moschee von Quba, die von Anfang an auf Taqwa gegründet, und wo die Menschen bemüht waren, sich zu läutern. (Qutb)

Dieses Verbot ist an den Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gerichtet und folglich an alle Muslime. (Al-Manar)

372. Die ursprüngliche „Moschee der Taqwa“, die vom Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, selbst erbaut worden war. (Juusuf 'Allii)

373. Die meisten Kommentatoren beziehen dies auf die „Moschee der Taqwa“ in Quba. Einige Überlieferungen berichtet jedoch, der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, habe diese Bezeichnung auch für die später erbaute Moschee in Medina verwendet. Es ist daher vernünftig anzunehmen, dass sie sich auf jede Moschee bezieht, die von ihren Erbauern aufrichtig der Verehrung des Einen Gottes gewidmet ist. Diese Ansicht wird vom nächsten Aja gestützt. (Asad)

374. Wörtl.: die darauf bedacht sind, sich rein zu halten (Anm. d. Übers.)

Der Muslim soll an Körper, Herz und Geist rein sein. Seine Absichten sollen immer aufrichtig sein und sein Imaan frei von weltlichen Hintergedanken. (Juusuf `Allii)

 

109. Ist also375 der, der sein Gebäude auf Taqwa und auf Allahs Wohlgefallen gründet, besser oder der, der sein Gebäude am Rande einer wankenden, unterspülten Sanddüne gründet,376 die mit ihm in das Feuer der Hölle stürzt. Und Allah leitet nicht377 das Volk der Ungerechten.

375. Jetzt, nachdem die wahren Motivationen der beiden Gruppen aufgedeckt sind. (Darjabaadi)

376. Ein Mensch, der sein Leben auf Taqwa aufbaut (einschließlich Aufrichtigkeit und reiner Absicht) und auf Allahs Wohlgefallen hofft, der baut auf einem soliden Felsen Fundament, das nicht erschüttert werden kann. Im Gegensatz dazu steht der Mensch, der auf einer wandernden Sanddüne am Rande eines Abgrundes baut, die bereits von unsichtbaren Kräften unterspült ist. Die Sanddüne bröckelt mitsamt dem Fundament unter ihm weg, und er stürzt in das Feuer des Elends, aus dem es kein Entrinnen gibt. (Juusuf `Allii)

Dieses Bild verdeutlicht die äußerste Labilität aller Pläne, gegen Allahs Diin zu opponieren. (Darjabaadi)

Ein solcher Mensch untergräbt durch seine schlechten Taten seine eigene Lebensgrundlage. (Mauduudi)

377. Auf den rechten Weg, der die Menschen zu wahrem Erfolg führt. (Mauduudi)

 

110. Ihr Gebäude jener, das sie so gebaut haben, wird nicht aufhören, Zweifel in ihren Herzen hervorzurufen,378 ehe ihre Herzen in Stücke gerissen sind.379 Und Allah ist Allwissend, Allweise.

378. Hier wird die Parabel weiter fortgesetzt. Das Herz eines Menschen ist der Sitz seiner Hoffnungen und Befürchtungen, die Grundlage seines moralischen und geistigen Lebens. Wenn diese Grundlage schon auf abbröckelndem Sand liegt, welche Stabilität kann es dann dafür geben? Er wird von Misstrauen, Ängsten und abergläubischen Vorstellungen erschüttert, bis alles unter ihm zusammenbricht und sein geistiges Leben zerstört ist. (Juusuf 'Allii)

Nur mit bittersten Erinnerungen können sie auf ihre Handlungen zurückblicken. (Darjabaadi)

379. Oder: Ehe nicht ihre Herzen, der Sitz ihrer Vernunft und Urteilsfähigkeit, völlig transformiert werden. (Darjabaadi)

 

Abschnitt 14

111. Allah hat von den Mu’mins ihr Leben und ihr Vermögen erkauft, damit ihnen der Paradiesgarten zuteil werde380. Sie kämpfen auf seinem Pfad und töten und werden getötet.381 Dies ist ein Versprechen, das Er als (unumstößliche) Wahrheit in der Thora382 und im Evangelium383 und im Qur’an384 auf Sich genommen hat. Und wer hält sein Versprechen getreulicher als Allah? Freut euch also eures Handels, den ihr mit Ihm abgeschlossen habt,385 denn dies ist fürwahr die höchste Glückseligkeit.

380. Bei einem menschlichen Geschäftsabschluss geben beide Beteiligten etwas und erhalten dafür einen Gegenwert. In diesem „Geschäftsabschluss“ zwischen Allah und Mensch nimmt Allah Willen und Seele des Menschen sowie dessen Besitz und Eigentum und gibt ihm dafür immerwährende Glückseligkeit. Der Mensch bemüht sich für Allahs Sache und führt Seinen Willen aus. Alles, was er aufgeben muss, sind die vergänglichen Dinge dieser Welt, während er ewiges Heil gewinnt, die Erfüllung seiner höheren geistigen Hoffnungen. (Juusuf 'Allii)

Allah fordert und erhält von den Mu’mins ihr ganzes Leben und ihren ganzen Besitz, so dass ihnen nichts davon zurückbleibt. Es ist somit ein Kaufabschluss, bei dem der Verkäufer nur den ihm vorgeschriebenen Weg einzuschlagen hat. Der Preis, den er dafür erhält, ist das Paradies, und der Weg, der dahin führt, ist der Einsatz für Allahs Sache, kämpfen und getötet werden; das Ende ist entweder der Sieg oder Märtyrertum. (Qutb)

Islam ist nicht bloß eine metaphysische Vorstellung, sondern in der Tat ein Vertrag, in dem der Diener Allahs sein Leben und Eigentum an Pott "verkauft" und dafür den Garten im zukünftigen Leben gewinnt. In Wirklichkeit kann es sich hierbei gar nicht um einen tatsächlichen Verkauf handeln, denn Allah ist der wirkliche Eigentümer des menschlichen Lebens und Eigentums. Er ist der Schöpfer des Menschen und all dessen, was dieser besitzt und benutzt. Der Mensch besitzt nichts, was er verkaufen könnte, und Allah braucht nichts zu kaufen, weil Ihm alles bereits gehört. Es gibt jedoch eine Sache, die Allah dem Menschen völlig zur eigenen Verfügung gegeben hat, nämlich Willen und Entscheidungsfreiheit, und darum geht es bei diesem Geschäft. Vergleiche auch Suura 5:114. (Mauduudi)

381. Das heißt eine völlige Hingabe unseres Lebens und Eigentums an Allah. (Darjabaadi)

382. Vergleiche im Alten Testament: „Und du sollst den Herrn, deinen Gott, lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit alle deiner Kraft" (Deuteronomium 6:5); und „Und der Herr, dein Gott, wird dein Herz beschneiden und das Herz deiner Nachkommen, damit du den Herrn, deinen Gott, liebst von ganzem Herzen und von ganzer Seele, auf dass du am Leben bleibst" (Deuteronomium 30:6). (Darjabaadi)

Der „Handel Allahs mit den Menschen" wird in der heute vorliegenden Thora nur teilweise erwähnt, weil keine Vorstellung von einem Leben nach dem Tod darin enthalten ist. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Thora nicht ursprünglich diesen Teil des Imaans enthalten hat. Die Juden wurden jedoch in ihrer Verfallszeit so materialistisch, dass sie alle Versprechungen Allahs auf das diesseitige Leben bezogen, besonders auf das Land Palästina. Die Thora in der vorliegenden Form ist auf verschiedene Weise geändert worden und ist daher nicht rein Allahs Wort, sondern enthält auch Kommentare jüdischer Gelehrter und andere Hinzufügungen, so dass es stellenweise schwierig ist, Allahs Wort von jüdischer Tradition zu unterscheiden. (Mauduudi)

383. Vergleiche im Neuen Testament: „Und wer verlässt Häuser oder Brüder oder Schwestern oder Vater oder Mutter oder Kinder oder Äcker um meines Namens willen, der wird's vielfältig empfangen und das ewige Leben ererben“ (Matthäus 19:29). (Darjabaadi)

Weitere Beispiele: „Selig sind, die um der Gerechtigkeit willen verfolgt werden, denn das Himmelreich ist ihrer“ (Matthäus 5:10); „Wer sein Leben findet, der wird's verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen, der wird's finden" (Matthäus 10:39). (Mauduudi)

384. Dies ist ein altes Versprechen Allahs in all Seinen Büchern. (Qutb)

Wir geben unser ganzes Selbst und unser Eigentum Allah, und Allah gibt uns das Heil, das heißt, ewige Befreiung aus der Knechtschaft dieser Welt. Das ist die wahre Lehre von der Erlösung, die uns nicht erst der Qur’an lehrt, sondern auch die früheren Offenbarungen. Jede andere Erlösungslehre lehnt der Islam ab, besonders die entstellte christliche Lehre, die besagt, ein anderer habe für unsere Sünden leiden müssen. Nur unsere Hingabe zählt, nicht die Verdienste anderer. Die völlige Hingabe kann auch Kampf für Allahs Sache bedeuten, sowohl geistig als auch physisch. Was den Kampf mit der Waffe betrifft, so hat es zu verschiedenen Zeiten unterschiedliche theologische Theorien gegeben. Weniger Unterschiede zeigte die Praxis. Die jüdischen Kriege waren rücksichtslose Vernichtungskriege. Im Neuen Testament erwähnt Paulus Gideon, Barak und andere alttestamentliche Krieger als seine Ideale, „welche haben durch die Religion Königreiche bezwungen, Gerechtigkeit gewirkt, ... haben der Fremden Heere zum Weichen gebracht...“ (Hebräer 11:32-34). Die mögliche Moral der Evangelien in ihrer gegenwärtigen Form ist niemals in der Geschichte von einer christlichen Nation befolgt worden, die Selbstrespekt besaß. Es würde auch nicht der Vernunft entsprechen, die Blutdürstigkeit verbrecherischer Menschen zu ignorieren und nicht „im Rahmen der von Allah gesetzten Grenzen" (Suura 9:112) zu bekämpfen. (Juusuf 'Allii)

385. Freut euch darüber, dass ihr euer Leben und euer Eigentum Allah vermacht und das Paradies als Gegenleistung dafür erhaltet, wie Er es verspricht. Was entgeht einem Mu’min, der seinen Besitz und sein Leben für das Paradies hergibt. Nichts! Denn Eigentum und Leben sind vergänglich, gleichgültig ob der Mensch sie für Allahs Sache opfert oder für einen anderen Zweck hergibt. Und weil das Paradies ohnehin ein Gewinn ist, so ist dies in Wahrheit ein Gewinn ohne Gegenleistung. (Qutb)

Wir sollen uns freuen, so geringfügige Dinge wie unser Selbst und unser Eigentum aufgeben zu können, um dadurch das ewige Leben der Glückseligkeit zu gewinnen. Die Rechtschaffenen, deren verschiedenen Lebensaspekte in diesem Aja aufgezählt werden, freuen sich auf diese Weise. Die frohe Botschaft soll allen Mu’mins mitgeteilt werden, auch den Schwächsten unter uns, so dass sie von ihren Vorbüdern lernen können. (Juusuf 'Allii)

 

112 (Es sind jene) die sich immer wieder reuevoll (Allah) zuwenden,386 die Ihn anbeten,387 die Ihn lobpreisen,388 die (in Seiner Sache) umherziehen,389 die sich verneigen und (vor Ihm) niederwerfen, 390 die das Gute gebieten und das Böse verwehren391 und die Schranken Allahs wahren392. So verkünde den Mu’mins frohe Botschaft!

386. Das arabische Wort "At-Tabi'uun" التَّائِبُون bedeutet wörtlich: "die Umkehrenden". In diesem Zusammenhang bedeutet es jedoch „diejenigen, für die Umkehr zu einer dauernden Charaktereigenschaft geworden ist„. Dies gilt in erster Linie für alle Mu’mins, denn selbst ein Mu’min vergisst manchmal den Bund, den er mit Allah abgeschlossen hat. Sobald ihm jedoch dies bewusst wind, schämt er sich dessen, wendet sich zu Allah und bittet Ihn um Vergebung. Als Lob für den Mu’min bezeichnet Allah ihn als jemanden, „der immer wieder umkehrt“ nicht als jemanden, „der niemals einen Fehler macht“. Das ist die hervorragendste Leistung, die ein Mensch jemals vollbringen kann. Umkehr wird hier zuerst erwähnt, um diejenigen dazu zu ermutigen, die sich nach ihrem Bekenntnis zum Islam verschiedener Vergehen schuldig gemacht haben. (Mauduudi)

Der, dessen Umkehr vollkommen ist, hält sich von allem zurück, was Allah missfällt. Die Umkehr hat verschiedene Aspekte. Die Umkehr der Kaafirs ist die, von ihrem Leugnen und vom Götzendienst abzulassen, der Munafuqs von ihrer Heuchelei und der Sündigen von ihren Sünden. Die Umkehr dessen, der Nachlässigkeit in guten Taten gezeigt hat, ist, dass er die Hemdsärmel aufkrempelt, um vermehrt Gutes zu tun. Und jener, der Achtlosigkeit gegenüber Allah gezeigt hat, muss umso mehr Seiner gedenken und Ihn lobpreisen. (Al-Manar)

Die Umkehrenden: von ihrer früheren Lebensweise; die sich wieder Allah zuwenden und um Vergebung bitten. Zeichen der Umkehr sind Bedauern des Vergangenen, Hinwendung zu Allah, in Zukunft, von Sünden abzulassen und Verrichtung von guten Werken, um die Reue zu bestätigen. Dadurch wird der Mensch innerlich gereinigt und gebessert. (Qutb)

387. "Al-'Abiduun" الْعَابِدُونَ: Die sich nur Dem Einen Gott in Verehrung zuwenden und Ihm allein Macht zugestehen. Diese tief in ihnen verwurzelte Eigenschaft findet ihre Übersetzung in ’'Ibaada Riten. Die alleinige Verehrung Allahs drückt sich aber auch aus in jeder guten Tat, in jedem guten Wort und dem Gehorsam in der Befolgung von Allahs Geboten. (Qutb)

388. "Al-Hamidun" الْحَامِدُونَ: die Lobpreisenden, deren Herzen von der Anerkennung der Gaben Allahs erfüllt sind, und deren Zungen Ihn inbrünstig lobpreisen, im Glück wie im Unglück. (Qutb)

389. "As-Sa'ihun" السَّائِحُونَ: zu diesem Begriff gibt es verschiedene Überlieferungen. Einige besagen, es handle sich um die Muhadschirun (Auswanderer), andere, es handle sich um die Kämpfer für Allahs Sache, und wieder andere, es seien diejenigen, die auf Reisen gehen, um Wissen zu erwerben. Wiederum andere übersetzen den Ausdruck mit „die Fastenden“. Wir sind der Ansicht, dass es um diejenigen geht, die über Allahs Schöpfung und Gesetzmäßigkeiten nachdenken, wie sie in Suura 3:190-193 erwähnt werden. Dies wäre nämlich die logische Folge nach Umkehr, Dienst und Lobpreisung. (Qutb)

Lexikalisch bedeutet das Wort: "diejenigen, die im Land umherziehen“, nämlich hoher und edler Ziele wegen, beispielsweise (Dschihaad, und Auswanderung von einem Ort, wo der Kufr herrscht, Suche nach Wissen, Erwerb des Lebensunterhalt und so weiter. (Mauduudi)

390. Diejenigen, die das Gebet so verrichten und schätzen, dass es ihnen zu einer beständigen Eigenschaft wird und das Beugen und Niederwerfen zu ihrem charakteristischen Merkmal wird. (Qutb)

391. In der islamischen Gemeinschaft, die sich an Allahs Gesetz orientiert, geschieht „das Gute gebieten und das Böse verbieten“ innerhalb dieser Gemeinschaft, indem man auf Fehler und Abweichungen aufmerksam macht. Außerhalb der Gemeinschaft gilt es, auf die größte Wahrheit hinzuweisen, nämlich auf die alleinige Göttlichkeit des Schöpfers. (Qutb)

392 Die Allahs Grenzen wahren, versuchen, sie in sich selbst und bei den anderen zu verwirklichen. Dies kann nur innerhalb der islamischen Gemeinschaft geschehen, einer muslimischen Gemeinschaft, die sich in allen Dingen nur an Allahs Gesetz orientiert und allein Allah als ihren Gesetzgeber und Richter anerkennt. (Qutb)

Die Mu’mins halten diese Grenzen ein und schützen sie, indem sie sich nach besten Kräften dafür einsetzen, dass sie gewahrt werden. (Mauduudi)

 

113. Es steht dem Propheten und den Mu’min nicht an, dass sie für die Götzenanbeter um Verzeihung bitten,393 selbst wenn es sich um nahe Verwandte handelt, nachdem ihnen der Beweis erbracht worden ist, dass sie Bewohner des Höllenfeuers sind.394

393. Wie aus dem Zusammenhang hervorgeht, handelt es sich um die Verstorbenen, das heißt um solche, die ohne Reue und Umkehr gestorben sind, nicht um diejenigen, die noch am Leben sind, denn eine Fürbitte für einen lebenden Menschen kommt einer Bitte um Rechtleitung für ihn gleich. (Asad)

394. Hierbei handelt es sich nach dem gängigen Verständnis um Fürbitte für die Toten, wenn sie

1. ohne Reue gestorben sind, nachdem ihnen der Islam nahe gebracht worden ist,

2. wenn sie bis zuletzt aktiv gegen den Islam opponiert haben, und

3. wenn dem Betenden bekannt ist, dass aufgrund willkürlicher Ablehnung mit Recht angenommen werden kann, dass ihnen Allahs Barmherzigkeit endgültig verschlossen ist.(Juusuf `Allii)

Unsere Fürbitte für sie würde zweierlei bedeuten:

l. dass wir sie lieben und mit ihnen sympathisieren, und

2. dass wir ihr Vergehen für verzeihlich halten. (Mauduudi)

 

114. Ibrahim Bitte um Verzeihung für seinen Vater395 war nur wegen eines Versprechens, das er ihm gab. Als ihm jedoch klar wurde,396 dass er ein Feind Allahs war,397 sagte er sich von ihm los. Wahrlich, Ibrahim ein demütiger, sanftmütiger (Diener).398

395. Zu Lebzeiten seines Vaters, in Form von Rechtleitung (Darjabaadi)

396. Dies wurde Ibrahim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, durch die Offenbarung klar. (Al-Manar)

Ibrahims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, versprechen seinem Vater gegenüber wird in Suura 19:47-48 und 60 erwähnt, das tatsächliche Gebet in Suura 26:86-87. (Asad)

Als Ibrahim überzeugt war, dass die in der vorigen Fußnote genannten Bedingungen auf seinen Vater zutrafen, hat er allem Anschein nach aufgehört, für ihn zu beten, denn die leibliche Verwandtschaft war durch die geistige Feindseligkeit abgebrochen worden. (Juusuf `Allii)

397. und dass er als ein solcher gestorben war. (Darjabaadi)

398. Ibrahim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, treu und liebevoll ablehnte vieles, was er innerlich ablehnte. In dieser Beziehung war er der genaue Vorläufer unseres Propheten Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Es muss sehr schwer für ihn gewesen sein, auf diese Weise Beziehungen abbrechen zu müssen. Aber es ist für einen Menschen eindeutig nicht richtig, Allah um Vergebung für jemanden zu bitten, der Allah endgültig abgelehnt hat. (Juusuf `Allii)

"Awwaach" أوَّاه bedeutet demütig, mutaqi, mildherzig. "Haliim" حَلِيم ist jemand, der sich selbst unter allen Umständen beherrschen kann und weder in Zorn und Feindschaft noch in Liebe und Freundschaft außer sich gerät. Diese beiden Bezeichnungen werden hier für aufs =endet. (Mauduudi)

 

115. Allah wird ein Volk nicht irregehen lassen, nachdem Er es rechtgeleitet hat,399 bevor Er ihm nicht klargemacht hat,400 wovor es sich hüten muss.401 Und Allah (umfängt) alle Dinge mit Seinem Wissen.

399. Allahs deutliche Gebote sind gegeben, damit die Mu’mins durch ihre menschlichen Schwächen nicht zu unrechtem Verhalten verleitet werden. (Juusuf 'Allii)

Allah wird die Menschen nicht schuldig sprechen, nachdem Er sie geleitet hat. (Darjabaadi)

Es ist nicht mit Allahs Allwissenheit und Majestät zu vereinbaren, die Menschen irregehen zu lassen, nachdem Er sie geleitet hat. (Asad)

Es ist nicht Allahs Weise, jemanden, den Er zuvor zum Islam geführt hat, als irregehend zu bezeichnen und zu bestrafen allein deshalb, weil er eine Aussage gemacht oder eine Tat begangen hat, die auf einem Irrtum beruht. (Al-Manar)

400. Dieser Aja wurde offenbart, um diejenigen Muslime zu beruhigen, die für Kaafirs gebetet hatten, bevor dies verboten wurde. Ein Vergehen liegt erst dann vor, wenn absichtlich gegen ein bekanntes Gebot verstoßen wird. Alles andere hätte wenig Sinn. (Darjabaadi)

401. Rasi bietet eine weitere Interpretationsmöglichkeit für diesen Aja an, wonach dieser eine Erklärung dafür sein soll, warum diese ganze Suura so streng die Leugner der Wahrheit und die Munafuqs verurteilt. Diese sind nämlich auf Abwege gegangen, nachdem Allah ihnen verdeutlicht hatte, wovor sie sich hüten sollten. Vergleiche in diesem Zusammenhang auch Suura 6:131-132. (Asad)

 

116. Wahrlich, Allah ist es, dem die Herrschaft über die Himmel und die Erde gehört. Er gibt Leben und lässt sterben,402 und außer Allah habt ihr keinen Beschützer und keinen Helfer.

402. Himmel und Erde, Leben und Tod, Schutz und Hilfe, Lebewesen und Besitz - alles liegt allein in Allahs Hand. (Qutb)

 

117. Und Allah hat Seine Gnade dem Propheten wieder zugewandt und jenen Auswanderern und Helfern,403 die ihm in der Zeit der Bedrängnis gefolgt sind,404 nachdem die Herzen einiger von ihnen fast von der Wahrheit abgewichen wären.405 Dann wandte406 Er sich ihnen wieder gnädig zu - Er ist wahrlich überaus gütig, barmherzig.

403. Allah vergab dem Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und seinen Gefährten jene unbeabsichtigen Fehler, die im Zusammenhang mit dem Feldzug nach Tabuk gemacht worden waren. Der unbeabsichtigte Fehler des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, bestand darin, dass er Leuten, die in der Lage gewesen wären, am Dschihad teilzunehmen, erlaubt hatte zurückzubleiben. (Vergl. Aja 43)

Vergleiche oben Aja 100 und Fußnoten. Sowohl die Auswanderer als auch die Helfer setzten sich standhaft für die Sache des Islam ein und bewiesen ihren Imaan durch große Opfer. In der schwierigen Zeit der Tabuk-Expedition waren jedoch einige von ihnen aus menschlicher Schwäche den Anforderungen nicht gewachsen gewesen. Allah hat ihnen vergeben, und sie haben sich in späteren Zeiten mit vollem Eifer eingesetzt. (Juusuf `Allii)

404. Bei der Tabuk-Expedition waren die Kämpfer äußerster Härte ausgesetzt. Nicht umsonst wird sie „Zeit der Bedrängnis“ genannt. Abgesehen von der extremen Hitze waren Wasser und Nahrungsmittel so knapp, dass zwei Männer eine Dattel teilen mussten. Um den Feind in Sicherheit zu wiegen, hatte der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, das Reiseziel nicht angegeben, sondern nur dringend zur Teilnahme aufgerufen. (Darjabaadi)

405. Diese „Abkehr der Herzen“, die gleichbedeutend ist mit „Nichterfüllung der Pflicht“, war nur eine Neigung, hervorgerufen durch die menschliche Schwäche angesichts der neuen Schwierigkeiten; sie ergriff nur zeitweilig einige der Kämpfer, und auch diese überwanden sie mit Allahs Hilfe, so dass alle ihre Pflichten erfüllten und ihr Anflug von Schwäche vergeben wurde. Drei Ausnahmen werden im nächsten Aja erwähnt. (Juusuf `Allii)

406. Er gab ihnen die Kraft, diesen Anflug von Schwäche zu überwinden. (Darjabaadi)

Allah wird sie nicht für ihre Neigung zur Rechenschaft ziehen, denn Er straft niemanden für eine Schwäche, die er selbst überwunden hat. (Mauduudi)

Der Partikel “tumma“ bedeutet hier: „und wiederum" und soll die Aussage unterstreichen, dass Allah sich in Gnade Seinem Gesandten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zugewandt hat sowie all denjenigen, die ihm in der Zeit der Bedrängnis gefolgt sind." (Asad)

 

118. Und auch jenen dreien, die zurückgeblieben waren und vorerst von der Vergebung ausgeschlossen wurden,407 bis bei all ihrer Weite408 ihnen die Erde eng wurde und sie sich beengt fühlten in ihrer Seele409 und sie erkannten,410 dass es keine Zuflucht vor Allah gibt, außer bei Ihm. Dann wandte Er Sich ihnen in Seiner Gnade wieder zu, damit sie reuevoll umkehrten.411 Denn Allah ist wahrlich der Vergebende, der Barmherzige.

407 Die Muslime waren größtenteils standhaft und bereit, ihre Pflicht zu tun. Sie erlangten Allahs Wohlgefallen. Danach kamen einige, die zögerten, weil ihr Wille schwach war und sie durch die bevorstehenden Schwierigkeiten entmutigt waren. Allahs Gnade schützte sie, und sie überwanden ihre Schwäche und erfüllten ihre Pflicht, und Allah vergab ihnen und nahm ihre Reue an. Schließlich gab es einige, die tatsächlich ihre Pflicht versäumten, nicht böswillig oder aus Trotz, sondern durch Gedankenlosigkeit und menschliche Schwäche. Sie folgten dem Aufruf des Propheten, Allahs Segen und frieden auf ihm, nicht und wurden folglich zur Rechenschaft gezogen und vom Gemeinschaftsleben ausgeschlossen. Ihr Gemütszustand wird hier anschaulich geschildert. In ihrem Inneren fühlten sie sich beengt. In irdischen Dingen fühlten sie sich armselig. Sie erkannten, dass sie nicht vor Allah fliehen, sondern nur bei Ihm Trost und Zuflucht finden konnten. Sie kehrten um und bewiesen dies durch ihr Verhalten, und Allah vergab ihnen und erwies ihnen Seine Barmherzigkeit. Obwohl sich dies auf diesen historischen Zusammenhang bezieht, ist die Lehre für alle Zeiten gültig. (Juusuf 'Allii)

Die klassischen Kommentatoren nehmen an, dass es sich bei den Zurückgebliebenen um drei Personen handelt, nämlich um Ka'b ibn Malik, Mararach ibn Ar-Rabi' und Hilal ibn Umaija (alle drei von den Ansar), die nicht am Feldzug teilnahmen und daraufhin vom Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm , seinen Gefährten gemieden wurden, bis der obige Aja offenbart wurde. (Asad)

408. Sie waren vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen, so dass niemand sie grüßte oder mit ihnen sprach. (Darjabaadi)

409. Durch ihr schlechtes Gewissen und Schuldbewusstsein. (Darjabaadi)

410. Sie „verinnerlichten den Imaan“ oder sie „sahen ein". Das Wort zahn bezeichnet sowohl Zweifel als auch Annahme bzw. Erkenntnis. (Darjabaadi)

411. In seiner weiter gefassten Bedeutung - über die rein historische Anspielung hinaus - bezieht sich dieser Aja auf alle Mu’mins, die zeitweilig vom rechten Weg abweichen und später - spontan oder infolge einer Ermahnung von außen - zur Einsicht kommen und umkehren. (Asad)

 

Abschnitt 15

119. O, ihr Mu’mins! Fürchtet Allah412 und seid mit den Wahrhaftigen!413

412. Und erfüllt eure Pflicht Ihm gegenüber. (Darjabaadi)

Indem ihr Seine Anordnungen befolgt, wie es euch nur möglich ist und das meidet, was Er absolut verboten hat. (Al-Manar)

413. Mit denjenigen, die in Gedanken, Worten und Taten treu und aufrichtig sind. (Darjabaadi)

 

120. Den Bewohnern Medinas und den Wüstenarabern in der Umgebung steht es nicht an, dass sie (im Kampf) zurückbleiben hinter dem Gesandten Allahs,414 und auch nicht, dass sie ihr Leben dem seinen vorziehen.415 Dies, weil sie auf dem Weg Allahs keinen Durst noch Mühsal noch Hunger erleiden, noch einen Weg beschreiten, der die Kaafirs erzürnt,416 noch einem Feind einen Schaden zufügen,411 ohne dass es ihnen als Verdienst angerechnet wird. Wahrlich, Allah lässt den Lohn derer, die Gutes tun, nicht verloren gehen.

414. Als er auszog, der drohenden Gefahr Widerstand zu leisten. (Darjabaadi)

415. Indem sie sich weigerten, die Härten, Mühen und Gefahren des Krieges mit ihm zu teilen. (Darjabaadi)

Obwohl sich dieser und der folgende Aja auf den ersten Blick auf die „Leute aus der Stadt des Propheten“, beziehen und auf die „Beduinen, die in ihrer Umgebung leben“, ist ihre Aussage offensichtlich allgemeingültig und bezieht sich auf alle Muslime in jedem Zeitalter. Die besondere Bezugnahme auf die „Stadt des Propheten“ ist darauf zurückzuführen, dass dort die Offenbahrung des Qur’an vervollständigt wurde und von dort aus der Islam unter der Leitung des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, seiner vollen Entfaltung kam. (Asad) 

416. Wörtlich:„sie zur Wut reizt.“ (Asad)

417. Oder: „und sie erreichen bei einem Feind das, was sie erreichen wollen", nämlich Sieg über ihn oder seinen Tod oder seine Verwundung. (Asad)

 

121. Auch geben sie418 keine Spende, ob klein oder groß,419 und sie durchqueren kein Tal,420 ohne dass es für sie nieder geschrieben wird, auf dass Allah ihnen ihre Werke aufs Beste lohne.421

418. Die Mu’mins. (Darjabaadi)

419. Für Allahs Sache. (Darjabaadi)

420. Wörtlich: „ein Tal durchschneiden". Dies wird auf diese Weise formuliert, um einen Akt der Tapferkeit zu bezeichnen. Mit den Truppen durch ein Tal marschieren oder - geistig - mit den Kameraden zusammen gefährlichen Pfaden folgen, ist gut und lobenswert. Wenn sich aber jemand ganz allein in einen Bach stürzt, um eine bestimmte mutige Handlung auszuführen, bei der er nicht durch den Kameradschaftsgeist unterstützt wird, verdient dies besondere Erwähnung. Beide Handlungen, die in diesem Aja erwähnt werden, sind individuelle Handlungen, während im vorigen Aja gemeinschaftliche Handlungen erwähnt worden sind, die in mancher Hinsicht leichter fallen. (Juusuf `Allii)

421. Selbst der geringste Einsatz wird auf bestmögliche Weise vergolten. (Darjabaadi)

 

122. Doch es obliegt den Mu’mins nicht, dass sie allesamt422 aufbrechen.

422. Betroffen von der Kritik der vorigen Abschnitte wollte sich nun jeder zum Kampf bereitstellen, selbst auf die Gefahr hin, dass die Unterweisung im Islam zu Hause vernachlässigt wurde. Um solchen Schaden zu verhüten, wird geboten, dass einige Leute zu diesem Zweck zurückbleiben sollen. (Darjabaadi)

Es wird nicht von den Mu’mins verlangt, dass sie alle sich jeder Expeditionstruppe anzuschließen haben, denn dies ist eine kollektive Pflicht und keine individuelle Pflicht. Anders wäre es, wenn der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, selbst ausrücken würde und sie dazu aufruft.

 

Warum bricht nicht aus jeder Gemeinde eine Gruppe423 auf, um Wissen im Diin zu erlangen424 und es (dann) ihren Leuten zu verkünden,425 wenn sie zu ihnen zurückkehren, auf dass sie sich in Acht nehmen?426

423. Das heißt, nur eine begrenzte Anzahl soll in den Kampf ziehen und der Rest zurückbleiben. (Darjabaadi)

424. Nach Ibn Dscharir überliefert ist das Personalpronomen „sie“ auf die Leute gemünzt, die zum Kampf ausziehen und nicht auf die, die beim Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm. zurückbleiben. Er behauptet, dass sie zu Erkenntnissen im Diin gelangen, wenn sie sehen, wie Allah die, die an Ihn den Imaan verinnerlichen und Seinem Gesandten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, folgen über die, die Ihn verleugnen und Seinen Gesandten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, bekriegen, die Oberhand gewinnen lässt. Doch wir meinen, dass diese Auslegung eine künstliche ist, weil dies kein Erlernen der Diin ist, wie es das Wort „tafakkuh" eigentlich bedeutet. (Al-Manar)

Sie sollen zu Lebzeiten des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, von ihm lernen und nach seinem Tod von denen, die sein Wissen weitervermitteln. (Darjabaadi)

425. Sie sollen sich gründlich in der Diin weiterbilden und anderen dieses Wissen weitervermitteln. (Darjabaadi)

426. Der Kampf ist manchmal unvermeidlich, und wenn ein gerechter Imam dazu aufruft, muss man ihm folgen. Aber der Kampf darf nicht verherrlicht und zum Selbstzweck gemacht werden. Selbst von denen, die kampffähig sind, sollen einige zurückbleiben, um sich dem Studium zu widmen, so dass die Gemüter der Kämpfer nach deren Rückkehr von ordentlich geschulten Leuten wieder auf die normalen Interessen des religiösen Lebens eingestimmt werden können. Sowohl die Lehrer als auch die Lernenden sind in ihrem Geist des Gehorsams und der Disziplin Kämpfer. (Juusuf `Allii)

In Aja 97 werden die Beduinen für ihre Unwissenheit in Dingen der Diin kritisiert, die sie zur Heuchelei veranlasste. Hier wird eine Lösungsmöglichkeit für diesen Zustand gegeben. Zu diesem Zweck ist es nicht notwendig, dass alle gleichzeitig ihre Heimat verlassen und nach Medina kommen, um dieses Wissen zu erwerben. Nur einige aus jeder Ansiedlung sollten dies tun und dann zurückkehren, um das erworbene Wissen in ihrem eigenen Stamm weiterzuvermitteln. Dies war ein zu dieser Zeit sehr wichtiges Gebot, durch das die islamische Gemeinschaft gestärkt werdet sollte, denn die Menschen schlossen sich in großer Zahl dem Islam an, ohne ihn richtig verstanden zu haben. Im Anfangsstadium der islamischen Bewegung war ein solches Gebot nicht nötig gewesen. Jeder, der den Islam annahm, tat dies nach gründlichen Überlegungen, denn sein Schritt führte dazu, dass er deswegen verfolgt wurde. Als die islamische Bewegung erfolgreich wurde und Einfluss im Land gewann, traten Stämme geschlossen zum Islam über. Nur wenigen waren dabei alle Implikationen dieser Diin bewusst. Nach außen hin war dies scheinbar ein Kräftezuwachs, aber da alle diese Leute nicht in der Lage waren, auch die moralischen Verpflichtungen des Islam zu erfüllen, waren sie in Wirklichkeit nicht nur nutzlos, sondern sogar eine Gefahr für die islamische Gemeinschaft. Dies wurde während der Vorbereitungen zur Tabuk-Expedition deutlich. Deswegen wurden hier die notwendigen Schritte zur Integration der islamischen Gemeinschaft offenbart, so dass sie dem zahlenmäßigen Zuwachs Rechnung tragen konnte.

Hier soll noch die wirkliche Bedeutung der Worte “li-jatafagqahu fi-d-din“ erläutert werden, denn sie führten in späteren Zeiten zu merkwürdigen Missverständnissen, die sich nachteilig auf die islamische Erziehung auswirkten. Allah benutzte eindeutig diese Worte, um den Muslimen ihr Erziehungsziel vor Augen zu führen: die islamische Lebensweise zu begreifen und Einsicht in ihr System zu gewinnen, mit dem wahren Wesen und Geist des Islam vertraut und in der Lage zu sein, zwischen islamischen und nichtislamischen Denk- und Verhaltensweisen in jedem Lebensbereich zu unterscheiden. Später, als das islamische Gesetz mit dem Fachausdruck “Fiqh“ bezeichnet wurde, entwickelte sich daraus allmählich eine Wissenschaft detaillierter äußerer Formen (im Gegensatz zum geistigen Aspekt des islamischen Gesetzes). Da das Wort “Fiqh“ von derselben Wurzel stammt wie “jatafaqqahu“ in diesem Aja, entstand das Missverständnis, das Gebot des Qur’ans beziehe sich auf den Erwerb des Wissens von Fiqh im eben erläuterten Sinne. Auch dies ist sicher in einem islamischen System wichtig, wird jedoch nicht vom Qur’an gefordert, sondern ist nur ein Teilziel. Hier können nicht alle die Schäden aufgezählt werden, die dieses Missverständnis in der islamischen Gesellschaft verursacht hat; es genügt zu sagen, dass dadurch die islamische Erziehung auf die Kenntnis äußerlicher Formen reduziert wurde, ohne dass dem Geist des Islam Rechnung getragen wurde. Letztendlich wurde ein lebloser Formalismus zum Lebensziel der Muslime. (Mauduudi)

Dachhab erzählte: „Wenn der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zum Kampf aufbrach, so war es keinem Muslim erlaubt zurückzubleiben, wenn er keine triftige Entschuldigung dazu hatte. Schickte er aber eine Expedition, ohne mit ihr auszurücken, so durfte sich nur jener ihr anschließe der seine Genehmigung dazu hatte. Und wenn in der Abwesenheit jener Kämpfer Ajas aus dem Qur’an dem Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, offenbart wurden, so gab er sie an seine Gefährten weiter. Diese brachten sie den Rückkehrern bei.“ (ibn Kasir)

 

Abschnitt 16

123. O ihr Mu’mins! Kämpf gegen jene Kaafirs, die in euerer nächsten Umgebung wohnen427 und lasst sie eine Härte an euch spüren.428 Und wisset, dass Allah mit den Mutaqis ist,429

427. Wenn der Konflikt unausweichlich ist, muss zunächst aus der näheren Umgebung das Böse entfernt werden, denn nur gegen das Böse können wir mit Recht kämpfen. Ihm müssen wir unseren stärksten Widerstand entgegensetzen. Faule Kompromisse sind für Rechtschaffene nicht angebracht. Sie beruhen nicht selten auf Feigheit, Trägheit, Gier und Korruption. (Juusuf 'Allii)

Bewachung und Befestigung der Grenzen sind vom militärischen Standpunkt aus gesehen äußerst wichtig. (Darjabaadi)

Wenn wir diesen Aja im Zusammenhang mit den folgenden Abschnitten lesen, wird deutlich, dass es sich hier um Munafuqs handelt, die eine Gefahr für die muslimische Gemeinschaft bildeten, indem sie sich unter die Muslime mischten. Davon ist bereits in Aja 73 am Anfang dieser Erörterung die Rede. Die Wiederholung soll den Muslimen die Wichtigkeit des Vorgehens gegen den inneren Feind verdeutlichen. (Mauduudi)

428. Sanftmut wäre fehl am Platz. (Darjabaadi)

Härte gegenüber den Widersachern im Krieg ist oft notwendig für die Wahrung der Interessen. Dass sie hier mit einem unbestimmten Artikel erwähnt ist lässt vermuten, dass ihre Art von den jeweiligen Verantwortlichen zu bestimmen ist, wie es die Zeit und die Situation erfordert. Sie wird den Muslimen hier gesondert geboten, weil sie ansonsten zu Milde, Gerechtigkeit und Güte gegenüber den Kaafirs aufgefordert sind. (Al-Manar)

429. Darum lasst euch nicht entmutigen. (Darjabaadi)

 

124. Und wenn eine Suura (als Offenbarung) herabgesandt wird,430 fragt manch einer unter ihnen und sagt: „Bei wem von euch hat hierdurch der Imaan zugenommen?"431 Was nun diejenigen angeht, die gläubig sind, so hat ihr Imaan dadurch zugenommen und sie freuen sich dessen.432

430. Die Unvereinbarkeit von Kufr und Imaan wird in diesem Abschnitt im Hinblick auf die Offenbarung und den Propheten. Allahs Segen und Frieden auf ihm, rausgestellt. Die Kaafirs machen die Offenbarung lächerlich und fragen einander spöttisch: „Vermehrt sie euren Imaan?“ Für den Mu’min vermehrt jeder neue Aspekt der Wahrheit Allahs den Imaan, Bewunderung und Dankbarkeit. Er freut sich, denn er erhält dadurch neue Lebenskraft. (Juusuf 'Allii)

431. Diese spöttische Frage ist vielleicht eine sarkastische Anspielung auf Suura 8:2, wo von Mu’mins die Rede ist, „deren Imaan zunimmt, wenn ihnen Seine Botschaft vermittelt wird“. (Asad)

Dies ist eine Verdacht erregende Frage, die nur jemand aussprechen könnte, der die Wirkung der offenbarten Suura auf sein Herz nicht verspürt. Sie beinhaltet auch Geringschätzung und Zweifel an dem Eindruck der Offenbarung auf die Herzen der Menschen. (Qutb)

Das heißt: „Die Munafuqs fragen ihresgleichen, um sie zu testen oder sie fragen die Mu’mins, die ihnen begegnen, um ihnen Argwohn einzuflößen." (Al-Manar)

432. Wenn sie spüren, wie ihr Imaan wächst. (Darjabaadi)

Über das in Aja 111 versprochene Paradies. (Asad)

 

125. Doch was jene betrifft, in deren Herzen Krankheit ist, so fügte sie ihrem Zweifel weiteren Zweifel hinzu433 und sie sterben als Kaafirs.

433. Wörtlich:„ es fügt nur ein (weiteres) abscheuliches Übel zu ihrem abscheulichen Übel (hinzu)", das heißt, es verstärkt nur ihre Hartnäckigkeit in der Ablehnung der Botschaft Allahs, denn sie sind von vornherein entschlossen, alles abzulehnen, was nicht mit ihrer Weigerung übereinstimmt, die Existenz von Dingen außerhalb des menschlichen Wahrnehmungsbereiches anzuerkennen (Al-Dschaib, normalerweise fälschlich übersetzt mit „das Unsichtbare“, bezeichnet alle jene Aspekte der Wirklichkeit, die außerhalb des menschlichen Wahrnehmungsbereiches liegen und daher nicht durch wissenschaftliche Beobachtungen bewiesen oder widerlegt werden oder auch nur innerhalb der anerkannten Kategorien spekulativen Denkens ausgedrückt werden können, beispielsweise die Existenz Allahs oder das Leben nach dem Tod. Vergleiche auch Suura 3:3). (Asad)

Vergleiche Suura 3:10 und zahlreiche ähnliche Abschnitte. So wie Licht, das einem gesunden Auge das Sehen ermöglicht, einem kranken Auge Schmerzen verursacht, so ist den geistig Kranken Allahs Gnade unangenehm, und sie versuchen, ihre Krankheit durch weitere Zweifel zu überdecken. Sie sterben in ihrer Krankheit und durch ihre Krankheit. (Juusuf 'Allii)

Vergleiche auch Suura 8:2. (Mauduudi)

Das heißt: Noch mehr Ablehnung und Heuchelei, als sie ohnehin hatten. (Al-Manar)

 

126. Sehen sie denn nicht, dass sie Jahr für Jahr einmal, zweimal auf die Probe gestellt werden?434 Doch sie kehren weder reuevoll um, noch lassen, sie sich ermahnen.435

434. Trotz ihres Kufrs wird ihnen ein- oder zweimal im Jahr Gelegenheit zur Einsicht gegeben. Die Möglichkeit ist ihnen nicht verschlossen. Sie wenden sich jedoch absichtlich ab und beachten nicht die Warnungen, die ihr eigenes Wesen und Lehre und Vorbild guter Menschen ihnen geben sollten. (Juusuf `Allii)

Im Verlauf jedes Jahres treten Umstände auf, die ihren Imaansanspruch prüfen, beispielsweise in der damaligen Zeit durch ein Gebot des Qur’an, das ihrer Gier neue Restriktionen, auferlegt; oder eine Forderung des Imaans, die ihre eigenen Interessen trifft; oder eine interne Auseinandersetzung, die ihre Vorliebe für weltliche, familiäre oder nationale Interessen bloßstellt oder eine kriegerische Auseinandersetzung, die die Aufopferung von Leben, Eigentum, Zeit und Energie verlangt. In allen diesen Prüfungen werden die verborgenen Tendenzen zur Heuchelei ans Tageslicht gebracht. (Mauduudi)

„Ein- oder zweimal im Jahr" bedeutet „ständig“, „immer wieder". Die Prüfung besteht darin, dass der Mensch mit Vernunft ausgestattet und damit in der Lage ist, zwischen Richtig und Falsch zu unterscheiden. (Asad)

435. Weder beachten sie diese Ereignisse, noch legen sie Wert darauf, an sich selbst zu arbeiten. (Darjabaadi)

 

127. Und wenn eine Suura (als Offenbarung) herabgesandt wird, schauen sie einander an: „Sieht euch irgend jemand?"436 Dann wenden sie sich ab.437 Allah (hat) ihre Herzen abwendig gemacht,438 weil sie Leute sind, die nicht verstehen.439

436. Jemand von den Muslimen, der dies dann dem Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, mitteilen könnte. (Darjabaadi)

"Kann irgendjemand sehen, was in euren Herzen ist?" Das heißt, sie gehen von der Annahme aus, dass Allah nicht existiert. (Asad)

437. Sie gaben einander heimlich Zeichen, das Zusammentreffen mit dem Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu verlassen, wenn sie dies unbeobachtet tun konnten. (Darjabaadi)

Dies geschah, wenn die Munafuqs an einer Zusammenkunft teilnehmen mussten, bei der eine neue Suura vorgetragen wurde. Die Mu’mins hörten dann aufmerksam und respektvoll zu. Die Munafuqs hingegen hatten kein Interesse daran und warteten auf eine Gelegenheit, sich unbemerkt zu entfernen. (Mauduudi)

438. Selbst die Kaafirs haben in ihrem Herzen und Gewissen ein unangenehmes Gefühl, wenn sie sich von Imaan und Wahrheit abwenden. Sie blicken deswegen verstohlen um sich, so wie es wahrscheinlich buchstäblich die Munafuqs getan haben, wenn sie die Versammlungen des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, verließen. Dann schleichen sie davon und fühlen sich überlegen. Den noch - wenn sie es nur wüssten! - bringt sie ihr Verhalten um Allahs Gnade und Licht. Sie lehnen Allahs Gnade ab, und wenn Allah sie ihnen dann endgültig entzieht, vergehen sie. (Juusuf `Allii)

439. Hier geht es um diejenigen, die den Islam ablehnen, bis der Kufr in ihnen solche Formen annimmt, dass sie nicht mehr den Imaan verinnerlichen können. Sie sind diejenigen, die grundsätzlich ihre Versprechungen und Vereinbarungen nicht einhalten und Allah nicht fürchten. (Qutb)

 

128. Nun ist bereits ein Gesandter aus euren Reihen440 zu euch gekommen. Es betrübt ihn, wie ihr euch versündigt! Er sorgt sich um euch! Gegen die Mu’mins (aber) ist er gütig, barmherzig.441

440. Ein Mensch wie ihr, damit ihr umso mehr Nutzen von ihm haben könnt. (Darjabaadi)

Ein Mensch wie ihr, nicht mit irgendwelchen übernatürlichen Kräften ausgestattet, sondern nur von Allah auserwählt, um euch Seine Botschaft zu übermitteln. Vergleiche auch Suura 50:2. (Asad)

Wörtlich: Nicht nur „von euch“, sondern „von euch selbst“, und darin liegt ein Ausdruck intensiver Verbindung. Er ist nämlich ein Mensch wie ihr und persönlich mit euch verbunden. (Qutb)

441. Das empfindsame Herz des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sorgt sich darüber, dass jemand aus seiner Gemeinschaft sich unbedacht ins Unheil stürzen könnte. Er beobachtet sie aufmerksam, und wenn jemand die geringsten Anzeichen von Imaan zeigt, bringt er ihm Freundlichkeit und Barmherzigkeit entgegen und freut sich über ihn. (Juusuf `Allii)

Fürsorge für alle Menschen und Liebe und Zuneigung zu den Mu’mins kennzeichnen den Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm. (Darjabaadi)

 

129. Doch wenn sie sich abwenden, dann sprich: „Allah ist meine Genüge.442 Es gibt keine Gottheit außer ihm. Auf Ihn vertraue ich und Er ist der Herr des erhabenen Throns.“443

442. Allah genügt mir als Fremd und Beschützer. (Darjabaadi)

443. Wem seine Botschaft abgewiesen wird, bezeugt der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, immer noch den glühenden, unauslöschlichen Imaans in seinen Herzen. Allah ist alles in allem. Ihm zu vertrauen bedeutet, die Erfüllung aller geistigen Wünsche zu finden. Seine Majestät wird durch den erhabenen Thron dargestellt. So sind wir im Verlauf dieser Suura durch ein wichtiges Ereignis im Leben unseres Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Wahrheiten von höchster geistiger Bedeutung geführt worden. (Juusuf  'Allii)

 

Einführung zu Suura 10

In der Thematik dieser Suura geht es vom Anfang bis zum Ende darum, die Grundsätze des Monotheismus zu bestätigen und den Polytheismus zu verurteilen. Darüber hinaus werden Beweise für Sendung, Auferstehung und Vergeltung erbracht und Zweifel davon weg gewiesen. (Al-Manar)

Chronologisch ist diese Suura eng mit den fünf folgenden (Suuras l1, 12, 13, 14 und 15) verbunden. Sie alle wurden in der späten Zeit in Mekka offenbart, als das große Ereignis der Hidschra bereits näher heranrückte. Ihre zeitliche Zuordnung hat jedoch keine besondere Bedeutung.

Allerdings passt ihre Einordnung in die Abfolge der Lehre des Qur’ans genau zur Thematik. Suura 8 und 9 befassten sich hauptsächlich mit den ersten Fragen, die in Verbindung mit der Entstehung einer neuen organisierten Gemeinschaft des Islam und ihrem Konflikt mit denen auftraten, die diese Gemeinschaft vernichten wollten oder Gewalt anwendeten, um ihr Wachstum und die Verwirklichung ihrer Ideale zu verhindern. Siehe dazu die Einleitung zu diesen Suuras. Die nun folgende Gruppe von Suuras führt uns zu der Problematik, die uns begegnet, wenn äußere Feindseligkeiten beigelegt sind und unsere Beziehungen zu Allah, von einer höheren Warte als der der Selbsterhaltung aus gesehen werden müssen. Wie geschieht Offenbarung? Was bedeutet Allahs Gnade und ihr Entzug? Wie verkünden Allahs Gesandte ihre Botschaft? Wie sollten wir sie empfangen?

Alle diese Fragen drehen sich um die Offenbarung des Qur’an, und bis auf die 13. Suura werden alle Suuras dieser Gruppe mit den Buchstaben Alif Lam Ra eingeleitet.

Wenn wir nun Suura 10 allein betrachten, finden wir, dass ihr Hauptthema sich darum dreht, dass wir Allahs wunderbare Schöpfung nicht als eine bloße Schöpfung materieller Dinge betrachten dürfen, die geschehen und abgeschlossen ist. Äußerst wunderbar ist, dass Er sich dem Menschen durch Gesandte und Schriften offenbart; wie Gesandte abgelehnt und Schriften verleugnet wurden, bis es zu spät zur Umkehr ist; und wie selbst die Ablehnung wenn Umkehr darauf folgt, nicht das Wirken der Gnade Allahs und Barmherzigkeit verhindert, wie es bei Juunus, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und seinem Volk der Fall war, und wie diese Wirken jedes menschliche Begreifen übersteigt.

Zusammenfassung:

Das wunderbare Wirken des Geistes Allahs durch den Menschen in der Offenbarung erscheint den Menschen wie Magie; dennoch könnten sie Zeichen und Mitteilungen von Ihm in Sonne und Mond und den sich ständig verändernden und doch gesetzmäßig ablaufenden Phänomenen der Natur entdecken, aus denen der Mensch seine lehren bezüglich Imaan und Standhaftigkeit ziehen sollte. (Ajas 1-20)

Alles Gute und Schöne, das dem Menschen im Leben um ihn herum begegnet, geht von Allah aus. Dennoch stellt sich der Mensch blind und will nicht begreifen. (Ajas 21-40)

Wie alle Dinge und Wesen von Allah ausgehen, so kehren sie auch zu Ihm zurück, und Er ist der ewig Wahre. Warum macht der undankbare Mensch sich dann unwahre Phantome, statt sich über die von Ihm gesandte frohe Botschaft zu freuen? (Ajas 41-70)

Allah offenbarte sich durch Nuuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm; aber Nuuchs Volk wies ihn ab und wurde vernichtet. Er sprach durch Musa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu Pharao, aber Pharao war hartnäckig und arrogant, und als er schließlich zur Einsicht kam, war es zu spät. (Ajas 71-92)

Mangelnder Imaan stürzt immer wieder Menschen ins Verderben. Juunus, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Volk jedoch kehrte um, und Allah rettete es durch Seine Gnade. So rettete Allah die Mu’mins. Wenn Allahs Wahrheit kommt, folge ihr und sei standhaft, denn Allah ist der gerechteste Richter. (Ajas 93-109) (Juusuf ’Allii)

 

Juunus

Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen

Alif, Lam, Ra.1

1. Dieses vollkommene Buch der Weisheit besteht aus nichts anderem als aus diesen und ähnlichen Buchstaben. Und obwohl sie auch denjenigen zur Verfügung stehen, die den Qur’an als eine Offenbarung Allahs abstreiten, bleibt es für sie ein unerreichbares Ziel, auch nur eine einzige Suura wie die des Qur’ans zu verfassen. (Qutb)

 

Dies sind Ajas des Buches der Weisheit.2

2. Aja, wörtlich „Zeichen“, auch „Aja des Qur’ans“. Hier sind beide Bedeutungen enthalten. Jeder Aja ist eine Fundgrube an Weisheit. In den unmittelbar folgenden Aja 3-6 sind Beispiele von dem Wundern in Allahs materieller Schöpfung gegeben. Wenn der Sternenhimmel uns mit seiner Erhabenheit als Zeichen für Allahs Weisheit und Macht beeindruckt, um wie viel wunderbarer ist es dann, dass Er durch Seine Gesandten zum gewöhnlichen Menschen spricht, und gar noch in dessen eigener Sprache, so dass er Ihn verstehen kann? (Juusuf `Allii)

Der Begriff “hakim“, den wir bezogen auf Lebewesen mit „weise“ übersetzen können, hat hier die zusätzliche Bedeutung von „Weisheit vermitteln“. Einige der klassischen Kommentatoren (beispielsweise Tabari) sind der Ansicht, dass „Schrift Allahs“ (Kitab) hier den Qur’an als Ganzes bezeichnet, während andere (beispielsweise Samachsari) darin eine Bezugnahme auf diese spezielle Suura verstehen. In Anbetracht der Abfolge scheint mir die erstere Erklärung einleuchtender. (Asad)

Das Buch der Weisheit, das die Menschen entsprechend ihrer Veranlagung anspricht. Es macht die Unachtsamen auf die sichtbaren und verborgenen Zeichen Allahs im Universum aufmerksam Himmel und Erde, Sonne und Mond, Tag und Nacht, der Untergang früherer Generationen, die Geschichten der Gesandten Allahs und schließlich die verborgene und sichtbare Macht des Weltalls. (Qutb)

Dieser einleitende Aja enthält eine Antwort an alle jene Menschen, die von der Vermutung ausgingen, das, was der Gesandte verkündete, sei nichts weiter als Redekunst, erhabene poetische Gedanken und einige Voraussagen. Sie werden darauf hingewiesen, dass der Qur’an nicht das ist, wofür sie ihn halten, sondern eine Schrift der Weisheit. Wer ihm nicht die nötige Aufmerksamkeit entgegenbringt, versagt sich selbst den Zugang zu dieser Weisheit.

 

2. Ist es für die Menschen verwunderlich, dass Wir einem Mann aus ihren Reihen Eingebung zuteil werden ließen,3 damit er die Menschen warne und denen, die den Imaan verinnerlichen, frohe Botschaft bringe, dass sie einen wahrhaftigen Vorrang bei ihrem Herrn haben werden?4 (Doch) die Kaafirs sagen: "Wahrlich, dies ist offenkundig ein Zauberer!"5

3. Es ist gar nicht merkwürdig, dass Allah einen Menschen beruft, seine Mitmenschen vor den Folgen ihrer achtlosen Haltung gegenüber Allahs Botschaft zu warnen. Offensichtlich kann nur ein Mensch, nicht aber ein Dschin oder Engel oder irgendein anderes Wesen ein passender Gesandter für Menschen sein. Es ist gar nicht merkwürdig, dass der Schöpfer und Herr der Menschen Maßnahmen trifft, irrende Menschen rechtzuleiten; in der Tat wäre es eigenartig, wenn Er dies nicht täte. (Mauduudi)

Ist es nicht noch wunderbarer, dass der Inspirierte einer von uns ist? Die Araber hatten Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, er anderen Bedingungen und Umständen gekannt, und als durch seinen Mund die machtvolle Botschaft übermittelt wurde. Die Botschaft voller Weisheit und Kraft, wie sie kein Mensch aus sich selbst hervorbringen kann, am allerwenigsten ein Mensch, der wenig Bildung genossen hat - konnten sie dieses Phänomen in ihrer Verwunderung nur auf Magie und Zauberei zurückfuhren. Sie begriffen nicht, dass Magie und Zauberei nur Projektionen ihrer eigenen Phantasie waren, während es sich hier um zuverlässige, dauerhafte Wahrheit von Allah handelte. (Juusuf `Allii)

Einem Sterblichen wie ihnen selbst, weder einem menschgewordenen Gott noch einem Übermenschen. (Darjabaadi)

Dies schließt unmittelbar an das Ende der letzten Suura an, besonders an den Satz: „Zu euch ist ein Gesandter aus euren Reihen gekommen." (Suura 9:128). (Asad)

Dies ist eine missbilligende Frage. Sie missbilligt die Verwunderung, mit der die Menschen seit dem ersten Gesandten die wahrhaftige Offenbahrung empfangen haben. Einer solchen Haltung war jeder Prophet ausgesetzt: Hat etwa Allah einen Menschen zum Gesandten berufen? Die Ursache dieser Frage ist stets die, dass die Menschen den wahren Wert des Menschen an sich nicht begreifen. Sie sind der Ansicht, ein Mensch könne nicht ein Gesandter Allahs sein und erwarten vielmehr, dass ein Engel oder ein höheres Wesen mit dieser Aufgabe betraut wird - ohne dabei zu beachten, dass Allah den Menschen für edel erklärte. (Qutb)

4. Allahs Botschaft ist nicht nur schmeichelhaft und angenehm. Sie macht uns zunächst auf unsere Fehler aufmerksam und warnt uns vor der damit verbundenen Gefahr. Wenn wir Imaan haben, dann erfahren wir, welche hohe Würde wir in Allahs Sicht einnehmen, durch Seine Wahrheit, die uns reinigt und befreit. (Juusuf  'Allii)

Wörtlich: "sie haben den Vorrang ("Qadam" قَدَمَ) der Wahrhaftigkeit ("Sidq" صِدْقٍ)". Der letztere Begriff bezeichnet eine Übereinstimmung zwischen dem, was ein Mensch innerlich wirklich denkt und fühlt, und dem, was er Worten, Taten oder seiner Haltung zum Ausdruck bringt - mit anderen Worten: völlige Aufrichtigkeit. (Asad)

5. Die kaafir Araber hatten keinerlei Vorstellung von Prophetentum und Offenbahrung. Sie hätten dieses Phänomen als Menschwerdung Gottes oder ansonsten als Magie oder Zauberei bezeichnet. In kaafir Gemeinschaften werden Zauberern und Magiern übernatürliche Kräfte zugeschrieben, wozu auch die Fähigkeit gehört, die Zukunft vorauszusagen. (Darjabaadi)

Dies soll bedeuten, dass der „Mann aus unseren Reihen“ (nämlich Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm) nie wirklich eine Offenbarung Allahs empfangen habe, sondern nur seine Anhänger durch magische Rhetorik betöre. Ähnlich Vorwürfe haben Kaafirs aller Zeiten nicht nur gegen Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sondern wie der Qur’an wiederholt erwähnte - auch gegen alle früheren Propheten gerichtet. Der Begriff “Kaafiruun“ („diejenigen, die die Wahrheit ablehnen“) bezieht sich in diesem Zusammenhang in ersterLinie auf Menschen, die jede Vorstellung einer Offenbarung Allahs und des Prophetentums a priori ablehnen. (Asad)

Sie bezeichnen ihn als Magier, weil das, was er sagt, ein Wunder ist. Wenn sie jedoch nachgedacht hätten, wäre ihnen klar geworden, dass Magie weder etwas von den großen Wahrheiten des Weltalls, noch von den Gesetzen des Lebens oder gar von der Leitung, die zum Aufbau einer entwickelten Gemeinschaft notwendig ist, beinhaltet.

Sie vermischten Offenbarung mit Zauberei, weil Religion und Magie in allen kaafir Religionen zusammengehören. (Qutb)

Die bloße Tatsache, dass er die Herzen seiner Zuhörer bewegte und ihr Denken beeinflusste, ist ein höchst unzureichender Grund, ihn als Magier zu bezeichnen. Es ist überhaupt nicht schwierig, die Redeweise eines Propheten von der eines Magiers zu unterscheiden, denn die sind völlig unterschiedlich in ihrer Art, Zielsetzung und der Wirkung, die sie auf die Lebensweise der Muslime ausüben. Ein Magier würde sich nicht darum kümmern, ob seine Äußerungen richtig und gerecht sind, denn sein einziges Ziel bestand darin, seine Anhänger so zu beeinflussen, dass er dadurch seine eigenen Absichten verwirklichen kann. Er will nur einen emotionalen Effekt hervorrufen, durch den er die Menschen ausnutzen kann, indem er eine künstlich ausgeschmückte und übertriebene Sprache benutzt statt wirklicher Weisheit. Da es lediglich um seine eigenen Interessen geht, missbraucht er seine Rhetorik zur Ausbeutung anderer oder dazu, Zwietracht zu stiften und verschiedene Parteien gegeneinander aufzuwiegeln. Ein solcher Demagoge kann keine bleibende moralische Wirkung auf das Leben der Menschen hervorrufen oder sie zum Guten motivieren. Mittels dieser Kriterien werden die Kaafirs darauf hingewiesen, dass ihr Vorwurf gegenstandslos ist. Sie selbst sind Zeugen dafür, dass die Rede dieses Menschen weise, systematisch, ausgeglichen und gerecht ist. Jedes Wort ist wohldurchdacht, und alles ist äußerst wertvoll. Seine Zielsetzung ist allein darauf gerichtet, die Menschen zu bessern. Es gibt keine Spur persönlicher, familiärer, nationaler oder anderer irdischer Interessen. Alle, die von ihm beeinflusst sind, sind zu Vorbildern hoher moralischer Eigenschaften geworden. (Mauduudi)

 

3. Wahrlich, euer Herr ist Allah, Der die Himmel und die Erde in sechs Tagen erschaffen hat6 und dann Sich hierauf über dem Thron erhob;7 Er lenkt (alle) Geschicke.8 Es gibt keinen Fürsprecher, es sei denn mit Seiner Ermächtigung.9 Dies ist Allah, euer Herr, so dienet (nur) Ihm!10 Wollt ihr euch also nicht ermahnen lassen?11

6. Vergleiche Suura 7:54. (Juusuf `Allii)

Der Qur’an lässt sich nicht auf einen trockenen geistigen Disput ein in Bezug auf die Göttlichkeit oder Herrschaft Allahs, sondern spricht direkt die natürliche, klare und einfache Logik an. Es ist Allah, der Himmel und Erde und was sie beinhalten erschaffen hat. Er lässt die Sonne Licht ausstrahlen und den Mond leuchten und macht Tag und Nacht. Dies alles sind hervorstehende Erscheinungen, die man wahrnehmen kann und die das Herz erwecken, sie zu begreifen. Die „sechs Tage oder Zeitabschnitte“ werden hier nicht erwähnt, um uns zur Spekulation über den zeitlichen Ablauf der Schöpfung zu veranlassen, sondern damit wir die Weisheit der Ordnung und Organisation in der Schöpfung erkennen. (Qutb)

7. Den Platz auf dem Thron einzunehmen ist, so wie die Menschen es verstehen, ein indirekter Ausdruck für den hohen Rang der Vorherrschaft...

"Tununa" ("dann") bedeutet hier nicht eine zeitlich ferne, sondern eine geistige Weite. Es gibt für Allah weder eine Form noch einen Zustand, der zuerst nicht war und dann geworden ist. Er ist über Zeit und Raum erhaben. (Qutb)

"Istawa" اسْتَوَ mit der Präposition "ila" إِلاَّ  bedeutet "planen" oder "anfangen, einen Plan zu verwirklichen". In Suura 2:29 habe ich daher übersetzt "Seine Planung umfasst die Himmel", um die Tatsache zu betonen, dass die Himmel nicht ewig sind wie Er, sondern Teil Seines Planes sind und in gewissem Sinne - wie es dem Menschen subjektiv erscheint - ein Gegenstück zur Erde bilden. Mit der Präposition "'a la" wie hier und in Suura 7:54 und an anderen Stellen scheint die wörtliche Bedeutung zu sein: "hinaufsteigen" oder "besteigen" und im übertragenen Sinne "festsitzen" oder "unerschütterlich sitzen". Der Thron der Herrlichkeit gibt symbolisch verschiedene Vorstellungen wieder, beispielsweise

1. dass Allah über Seiner Schöpfung steht;

2. dass Er diese regiert, wie es ein König tut, dessen Autorität unangefochten ist;

3. dass Er dementsprechend nicht mit den kaafir Gottheiten zu vergleichen ist, die man sich in einer Welt für sich vorstellte, der Menschheit gegenüber gleichgültig oder eifersüchtig, sondern dass Er

4. sich ständig und auf gerechte Weise um sie und alle ihre Angelegenheiten kümmert und

5. Propheten und Gesandte beruft und beauftragt und ihnen auch die Möglichkeit gibt, für die Menschen Fürbitte einzulegen. (Juusuf `Allii)

Da Allah nach islamischer Vorstellung jenseits aller Materie ist, kann man Seinen "Thron" nicht auf irgendeine Weise als "Seinen Aufenthaltsort" oder "Sitz" bezeichnen. Er beschreibt vielmehr die Vorstellung von Autorität, Herrlichkeit, Majestät und Heiligkeit. (Darjabaadi)

8. Er regiert alle Dinge mit völliger Gerechtigkeit und Weisheit. Er ist nicht allein der Schöpfer, sondern regiert und ordnet beständig Seine Schöpfung. (Darjabaadi)

Dies soll die Tatsache unterstreichen, dass Allah nach der Schöpfung nicht die Verbindung mit Seinen Geschöpfen abgebrochen hat, sondern alles regiert und lenkt. Manch einer vermutet, Allah habe die Welt sich selbst überlassen, oder anderen, damit diese sie ausbeuten. Der Qur’an weist diese Vermutung jedoch zurück und sagt, dass Allah die Herrschaft selbst in der Hand behalten hat, und nichts geschieht, es sei denn, Er gebietet es oder lässt es zu. (Mauduudi) 

9. Alles unterliegt Seiner Macht und Seiner Entscheidung. Und keines Seiner Geschöpfe könnte als ein Fürsprecher auftreten, wenn Er es ihm nicht erlaubt, entsprechend Seiner Planung und Vorherbestimmung. (Qutb)

Dies weist sowohl die kaafir Vorstellung zurück, die Gottheiten seien Mittler zwischen den Menschen und der obersten Gottheit, als auch das christliche der Vermittlung. Letzteres besagt kurz gefasst, der Mensch sei von Allah entfremdet, und nur durch die Vermittlung Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, der sich selbst als Lösegeld gegeben habe, könne die normale Beziehung zwischen ihnen wiederhergestellt werden. (Darjabaadi)

Vergleiche Suura 2:255. (Asad)

Allah ist allmächtig, und niemand kann sich in Seine Ordnung einmischen oder auf Seine Entscheidungen Einflug ausüben. Das einzige, was ein Mensch tun kann, ist Ihn bitten, und dann liegt es in Seiner Hand, die Bitte zu erfüllen oder nicht. Niemand hat Verfugungsgewalt, die der Seinen vergleichbar wäre. (Mauduudi)

10. Nach der Feststellung der Tatsache, dass Allah allein der Herr ist, wird uns hier gesagt, dass diese Tatsache Konsequenzen verlangt: dass wir nämlich Ihm allein dienen. In diesem Zusammenhang soll erwähnt werden, dass das arabische Wort “Rab“ dreierlei Bedeutungen beinhaltet:

1. Fürsorge,

2. Überlegenheit und

3. Herrschaft. Dementsprechend beinhaltet auch das Wort “`'Ibaada“ dreierlei Bedeutungen:

1. Anbetung,

2. Dienst und

3. Gehorsam.

Da Allah sich dem Menschen als fürsorglich erweist, soll sich der Mensch Ihm dankbar zeigen, indem er nur Ihn allein verehrt und anbetet. Da Allah dem Menschen absolut überlegen ist, sollte der Mensch Ihm dienen und sich nicht für unabhängig von Ihm halten oder innerlich oder äußerlich einem anderen dienen. Da Allah allein die Herrschaft gehört, soll der Mensch Seine Gebote und Sein Gesetz befolgen und sich nicht selbst für einen Herrscher halten oder anderen die Herrschaft über sich zugestehen. (Mauduudi)

Allah zu dienen bedeutet Unterwerfung, Pflichterfüllung und Gehorsam allein Ihm gegenüber und in jeder Beziehung. Doch im Zustand der Unwissenheit beschränkt sich der Sinn des ’'Ibaada auf rituelle Handlungen. Die Menschen meinen, damit Allah allein zu dienen, während das Wort “’'Ibaada" von “Abd“ abgeleitet ist, was Unterwerfung und Gehorsam bedeutet. (Qutb)

11. Vergleiche Suura 6:80. (Juusuf `Allii)

Wollt ihr nicht die Bedeutung der Wirklichkeit begreifen, die hier erläutert worden ist? Wollt ihr nicht die Augen öffnen und die Missverständnisse einsehen, die euch zu falschen, der Wirklichkeit entgegenstehenden Vorstellungen geführt haben? (Mauduudi)

 

4. Zu Ihm ist euer aller Rückkehr.12 Dieses Versprechen Allahs ist (unumstößliche) Wahrheit.13 Wahrlich, Er bringt die Schöpfung ins Dasein, dann lässt Er sie wiedererstehen,14 auf dass Er jene, die mu’min sind und gute Werke tun, nach Gerechtigkeit belohne. Doch jene, die kaafir sind, wird ein Trunk aus siedendem Wasser15 zuteil und eine schmerzliche Strafe, für das, was sie zu leugnen pflegten.16

12. Dies ist das zweite Grundprinzip der Lehren jedes Propheten: Ihr werdet zu eurem Herrn zurückkehren und zur Rechenschaft gezogen für alles, was ihr in der Welt getan habt. (Mauduudi)

13. "Haq" حَق: wahr, richtig, gerecht, in richtigen Proportionen, sicher und gewiss: alle diese Gedanken sind impliziert. (Juusuf `Allii)

14. Vergleiche Suura 2:117. Allahs Schöpfung ist nicht ein einfacher Akt, einmal getan und abgeschlossen. Er setzt sich ununterbrochen fort, und es gibt verschiedene Stadien, deren wichtigstes das zukünftige Leben ist, wo die Früchte dieses Lebens geerntet werden. (Juusuf `Allii) .

Er wird ihn durch einen nerven Schöpfungsakt auferstehen lassen. Dass sich das Verb “ju`iduhu“ hier auf die individuelle Auferstehung der Menschen bezieht, geht aus dem Zusammenhang hervor. Der Begriff “Halq“ bedeutet in erster Linie „Schöpfung“ (das heißt etwas ins Dasein bringen, was vorher nicht existierte); insofern bezeichnet er das Ergebnis des Schöpfungsvorganges. Hier ist das Verb benutzt worden, um den Menschen zu bezeichnen. (Asad)

Wer anerkennt, dass Allah die Schöpfung hervorgebracht hat, kann nicht als unmöglich oder irrational ablehnen, dass Allah auf dieselbe Weise auch den Menschen wieder zum Leben erwecken kann. (Mauduudi)

15. "Hamiim" حَمِيم: eine kochendheiße Flüssigkeit. Auch wie in Suura 38:57 in Verbindung mit “Dschassaq“ erwähnt, einer finsteren, schlammigen oder eiskalten Flüssigkeit. Beides sind Symbole für die Schwere der Strafe, die auf die Rebellion gegen Allah folgt. (Juusuf `Allii)

Da alle Anspielungen des Qur’ans auf das Leben nach dem Tode notwendigerweise allegorisch sind, habe ich hier den Begriff “Hamim“ mit „brennende Verzweiflung“ übersetzt. (Asad)

16. Nachdem die Möglichkeit der Auferstehung von den Toten erläutert worden ist, wird hier gesagt, dass es absolut notwendig ist, die Forderungen der Vernunft und Gerechtigkeit zu erfüllen. Diese verlangen, dass jemand, der den Imaan verinnerlicht und Gutes tut, dafür belohnt wird, und dass jemand, der die Wahrheit ablehnt und Böses tut, bestraft wird. Da dies nicht in dieser Welt geschieht, ist es notwendig, dass die ganze Menschheit auferweckt wird. (Mauduudi)

 

5. Er ist es, Der die Sonne voll strahlender Helligkeit17 und den Mond zu einem Licht gemacht hat und für ihn Stationen bestimmt hat,18 auf dass ihr die Anzahl der Jahre wisst und die Zeit berechnen möget.19 Allah hat all dies nicht anders denn in Weisheit erschaffen.20 Er legt die Zeichen dar für Leute, die Wissen besitzen.21

17. Die passende Bezeichnung für die Sonne ist "strahlende Helligkeit", und für den Mond "ein Licht", das kühle Licht, das die Dunkelheit der Nacht erhellt. Aber Sonne und Mord dienen auch als Zeitmaß. Durch die einfachsten Beobachtungen kann man das Mondjahr und den Mondmonat bestimmen, und das ist alles, was ein Hirtenvolk braucht. Für den Ackerbau ist es notwendig, das Sonnenjahr zu bestimmen, da darin die Bestimmung der Jahreszeiten enthalten ist. Aber ein normales Sonnenjahr ist nie genau bestimmbar und bedarf einer Korrektur durch komplizierte astronomische Berechnungen. (Juusuf 'Allii)

18. Der Mond hat kein eigenes Licht, sondern reflektiert nur das Licht der Sonne. Deswegen ändert sich seine Erscheinungsform entsprechend der uns sichtbaren beleuchteten Oberfläche, die von seiner Stellung im Verhältnis zur Sonne abhängt. (Darjabaadi)

19. Nämlich durch den Mond, der ein exaktes Zeitmaß gibt. (Darjabaadi)

20. Solche Ordnung, Ebenmäßigkeit und Genauigkeit, bei der keine einzige Bewegung abweicht, kann keinesfalls eine Frucht des Zufalls oder des Zeitvertreibs sein. Alles hat einen Sinn. Die Beweise, die davon zeugen, sind klar, fest und ewig. (Qutb)

Alles in Allahs Schöpfung hat einen Sinn und einen Zweck und passt in den Gesamtplan. Es ist in jedem Sinne des Wortes wahr und auch gut und gerecht. Nichts ist nur Scherz oder Spiel (vergleiche Suura 21:16). Bei aller Vielfalt verkündet es Allahs Einheit. Obgleich den Geschöpfen in begrenztem Maße Entscheidungsfreiheit gegeben ist, werden die Folgen des Bösen immer wieder neutralisiert und die Harmonie wird wieder hergestellt. Vergleiche auch Suura 3:191. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 38:27. (Asad)

21. Vergleiche auch Suura 9:11. (Juusuf 'Allii)

Nur die Wissenden haben Nutzen von seinen Zeichen. (Darjabaadi)

 

6. Wahrlich, in dem Wechsel von Nacht und Tag und in dem, was Allah in den Himmeln und auf Erden erschaffen hat, sind Zeichen22 für Leute, die mutaqi sind.23

22. Zeichen Seiner Einzigartigkeit und Herrlichkeit. (Darjabaadi)

"In dem Wechsel von Nacht und Tag, das heißt, ihr Auftreten, ihr Aufeinanderfolgen, die Verschiedenheit ihrer Länge entsprechend der Position der Erde gegenüber der Sonne und die Genauigkeit ihrer Ordnung im täglichen und jährlichem Wechsel und auch ihre jeweilige Eigenheit in Bezug auf Ruhe und Wirken. (Al-Manar)

23. Vergleiche Suura 2:164. (Juusuf `Allii)

Dieses Argument für das Leben nach dem Tod beruht auf Allahs Manifestationen in Himmel und Erde, wovon die größten und eindeutigsten Sonne und Mond und der Wechsel von Tag und Nacht sind, denn diese sind für jeden Menschen leicht zu beobachten. All dieses zeigt, dass der Schöpfer des Universums dies nicht im Spiel erschaffen hat und es zerstört, wenn Er dessen überdrüssig geworden ist. Es zeigt vielmehr, dass Er weise ist, denn in jedem kleinsten Partikel Seiner Schöpfung gibt es ein System, einen Sinn und eine Weisheit. Wenn darin schon so viel Vernunft und Gerechtigkeit zu sehen ist, wie kann der Mensch dann erwarten, dass Allah ihn nicht für den Gebrauch oder Missbrauch seiner Fähigkeiten zur Rechenschaft zieht, nachdem Er ihn mit Vernunft, moralischem Unterscheidungsvermögen, Verantwortung und der Fähigkeit zur Nutzung Seiner Mittel ausgestattet hat? (Mauduudi)

 

7. Doch jene, die die Begegnung mit Uns nicht erwarten24 und sich mit dem diesseitigen Leben zufrieden geben25 und sich darum sicher fühlen, und die Unseren Zeichen gegenüber achtlos sind,26

24. Wörtlich: „die nicht ein Zusammentreffen mit Uns erhoffen (das heißt erwarten)“, was bedeutet, dass sie nicht an ein Leben nach dem Tod oder Allahs letztendliche Entscheidung den Imaan verinnerlichen. (Asad)

25. Deren gesamte Lebensanschauung "materialistisch" und "naturalistisch" orientiert ist, so dass sie weder Zeit noch Neigung haben, sich mit Religion oder Spiritualität zu befassen. Der durchschnittliche Europäer, sei er Demokrat, Faschist, Kapitalist oder Kommunist, ein Arbeiter oder ein Intellektueller, kennt nur eine positive "Religion", das ist der Gedanke an den materiellen Fortschritt. (Darjabaadi)

Wörtlich: „die sich damit zufrieden geben“, das heißt, die das Leben in dieser Welt als einzige Realität betrachten und die Vorstellung von einer Auferstehung als Wunschdenken abtun. (Asad)

Diejenigen, die über die Ordnung im Weltall nicht nachdenken, die sie inspiriert, dass dahinter ein Erschaffer und Verwalter steht, begreifen nicht die Wichtigkeit des Jenseits für das Dasein. Denn dort erst wird es endgültige Gerechtigkeit geben. (Qutb)

26. Diejenigen, die Allahs Gnade verwirken, werden mit drei Merkmalen beschrieben:

1. das Zusammentreffen mit Allah ist nicht das Ziel ihrer Hoffnungen und Wünsche, sondern etwas anderes, nämlich

2. die materiellen Güter dieser Welt, die sie nicht nur anziehen, sondern ihnen allem Anschein nach auch völlige Befriedigung gewähren, so dass es für sie keine Zukunftsperspektive mehr gibt;

3. sind sie Allahs Botschaft gegenüber blind und taub.

1. und 2. beziehen sich darauf, dass der Imaan in ihnen erloschen ist, und 3. besagt, dass sie in ihrem Verhalten dem Bösen dieser Welt zum Opfer gefallen sind. In Aja 9 wird ihnen der Imaan und die Rechtschaffenheit derer gegenübergestellt, die Allahs Gnade annehmen. (Juusuf `Allii)

 

8. sie sind es, deren Aufenthaltsort das Feuer sein wird wegen dessen, was sie sich erwarben.27

27. Während die vorigen Argumente für ein Leben nach dem Tod auf rationalen Erwägungen begründet waren, beruht dieses hier auf Erfahrungswissen. Während dies hier nur angedeutet ist, wird dasselbe an anderen Stellen im Qur’an ausführlich erläutert. Menschen können weder individuell noch gemeinschaftlich dem Leben gegenüber die richtige Haltung einnehmen, wenn ihnen nicht die Lehre von der Verantwortlichkeit Allah gegenüber eingeschärft worden ist. Dies ist durch lange Erfahrung erwiesen. Dennoch gibt es Menschen, die den Imaan an das Leben nach dem Tod ablehnen und ihre Moralphilosophie auf Atheismus oder Materialismus begründen und dennoch angeblich hohe ethische Normen erfüllen und Abstand vom Bösen nehmen. Wenn wir jedoch materialistischen Philosophien auf den Grund gehen, werden wir herausfinden, dass ihnen allen eine solide Grundlage für Ethik und praktische Moral fehlt. Es existiert dort keine motivierende Kraft, die Eigenschaften wie Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit, Gerechtigkeit, Mitleid, Großzügigkeit, Opferbereitschaft, Sympathie, Selbstkontrolle, Reinheit, Pflichtbewusstsein und ähnliches im Menschen hervorrufen könnte. Die einzige Alternative zur Lehre von Allahs Einheit und der Verantwortlichkeit des Menschen im zukünftigen Leben ist der Utilitarismus, der die Grundlage eines praktischen moralischen Systems sein könnte. Die motivierende Kraft der Nützlichkeitslehre ist jedoch offensichtlich sehr begrenzt, denn sie ist nicht in der Lage, den Menschen zu mehr als einem bloßen Nützlichkeitsdenken zu veranlassen. Wer diesen Standpunkt vertritt, wird eine Tugend nur so lange als Tugend betrachten, wie sie für ihn selbst, seine Familie, seine Gesellschaft oder ähnliches nützlich ist; er wird sie jedoch verwerfen, wenn er sich davon überzeugt hat, dass sie diesen unmittelbaren Zielen schadet. Deswegen glaubt einer der Vertreter der Nützlichkeitslehre nicht an absolute ethische Werte, sondern verwendet Wahrheit und Lüge, Treue oder Verrat, Gerechtigkeit oder Ungerechtigkeit entsprechend der Situation und seinen eigenen Interessen.

Wenn es trotzdem unter denen, die nicht an Allah und das Leben nach dem Tod glauben, Menschen gibt, die an absolute ethische Werte glauben, dann kann diese Überzeugung nicht aus der Nützlichkeitslehre stammen, sondern von den latenten religiösen Einflüssen, die unbewusst in ihrem Inneren vorhanden sind. (Mauduudi)

 

9. Doch jene, die den Imaan verinnerlichen und gute Werke tun, die wird ihr Herr um ihres, Imaans willen rechtleiten.28 Unter ihnen werden Ströme fließen in Gärten der Wonne.29

28. Zu ihrem Ziel, das heißt zum Paradies und zu Allahs Zufriedenheit. (Darjabaadi)

Damit ist das Paradies gemeint: Der Aja beinhaltet eine klare Aussage, dass das Eintreten ins Paradies geschieht durch den Imaan verbunden mit guten Werken. Denn der Imaan wird stets von rechtem Tun gefolgt mit einer einzigen Ausnahme: nämlich wenn jemand, nachdem er den Imaan angenommen hat, stirbt, ohne Gelegenheit gehabt zu haben, gute Werke zu tun. (Al-Manar)

Ihr Imaan ist sowohl die Ursache als auch das Instrument für ihre Rechtleitung. Es ist das Licht, das sie führt, und die Freude, die ihre Seele erfüllt. Die üblichen Symbole des Gartens und des Feuers werden hier wieder gegenübergestellt - sie sind im jeweiligen Fall das Ergebnis des Guten und Bösen im Leben. (Juusuf 'Allii)

Allah führt sie zum rechten Handeln um dieses Imaans willen, der die Verbindung zwischen Allah und ihnen herstellt. Er öffnet ihren Blick für den geraden Weg und leitet sie zur Wohltätigkeit, inspiriert durch die Empfindsamkeit des Gewissens und der Taqwa. (Qutb)

Um dies zu illustrieren, wollen wir das physische Leben des Menschen betrachten, und zwar in diesem Fall die Nahrung, die er aufnimmt, um Gesundheit und Energie zu erlangen. Diese Ergebnisse werden jedoch nicht allein durch die bloße Aufnahme irgendwelcher Nahrungsmittel erzielt, sondern dadurch, dass die Nahrung verdaut, vom Blut aufgenommen und in jeden einzelnen Körperteil transportiert wird, um diesem die notwendige Energie für seine Funktion zur Verfügung zu stellen. Ähnlicherweise hängen im moralischen Leben eine rechtschaffene Haltung und ein aufrichtiges Verhalten von den Vorstellungen und Überzeugungen ab, die im Inneren des Menschen eingebettet sind. Inhalte des Imaans, die sich nur in Lippenbekenntnissen äußern oder in irgendeinem Winkel des Gemüts dahinschlummern, können nicht zu solchen Ergebnissen führen, denn sie können nicht das Verhalten, den Charakter, die Denkweise oder die Lebenshaltung des Menschen beeinflussen. (Mauduudi)

29. "Ihr Ruf darin" oder auch "ihr Gebet (da'wa) darin" ... und so weiter. (Asad)

 

10. Ihr Ruf ist dort:30„Preis sei Dir, O Allah!" Und ihr Grußwort darin wird sein: „Friede!"31 Und zuletzt werden sie rufen: „Lob sei Allah, dem Herrn der Welten!„32

31. Damit begrüßen sie sich gegenseitig und die Engel. (Darjabaadi)

Salam bedeutet innerer Friede, Sicherheit von allem Bösen, Erfüllung. Vergleiche auch Suura 5:16. (Asad)

In diesem Aja werden drei Ausdrücke erläutert, die das geistige Leben der Paradiesbewohner im allgemeinen darstellen. Jede Zwiesprache mit Allah und jede Äußerung eines Wunsches an Ihn beginnen sie mit „Erhaben seist Du, O Allah." Das zweite hier erwähnte Wort ist „Friede“. Dieses Wort war der Gruß der Mu’mins auf der Erde. Doch im Paradies bekommen sie es von Allah zu hören, wie in 36:58 erwähnt. Auch werden sie damit beim Eintreten ins Paradies von den Engeln gegrüßt, (39:73, 16:32, 13:23-24, 19:62 und 56:25-26).

Mit dem dritten Satz „Lob sei Allah“, beenden sie jede Zwiesprache mit Allah und jede Bitte an Ihn (39:74). (Al-Manar)

32. Sie singen und rufen vor Freude, und sie freuen sich an Allahs Herrlichkeit. Die Grüße, die sie geben und empfangen, sind voller Frieden und Harmonie. Sie erkennen vollständig, dass es Allah war, der für sie gesorgt und sie zur Entfaltung gebracht hat, und Seine Strahlen sind ihr Licht. (Juusuf 'Allii)

 

Abschnitt 2

11. Und wenn Allah34 für die Menschen das Unheil so rasch herbeiführen würde,35 wie sie das Gute zu beschleunigen wünschen, so wäre ihre Lebensfrist bereits erfüllt.36 Und wir lassen diejenigen,37 die nicht auf ein Zusammentreffen mit Uns hoffen,38 in ihrer Widersetzlichkeit verblendet umherirren.39

34. Um das Folgende vollständig zu verstehen, sollten wir den Hintergrund erläutern: Kurz vor der Offenbarung dieser Ajas endete in Mekka eine jahrelange Hungersnot, die die arroganten Quraisch gedemütigt hatte. Sie hatte den Götzendienst gehemmt und die Menschen veranlasst, in ihrer Hilflosigkeit Allah um Hilfe anzurufen, so das sogar Abuu Sufjaan sich gezwungen sah, den Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm bitten, zu Allah um Beendigung dieses Unheils zu beten. Als jedoch die Hungersnot vorüber war, wurde auch das feindselige Verhalten gegenüber den Muslimen fortgesetzt.

Gleichzeitig wird hiermit auch die Frage beantwortet, mit der die Kaafirs immer wieder den Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm konfrontierten, wenn er sie vor den Folgen ihres Verhaltens warnte: „Du drohst uns immer mit Allahs Zorn; warum verzögert sich dieser dann?" (Mauduudi)

35. Die kaafir Araber forderten immer wieder den Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, heraus, ihnen die Strafe schnell herbeizuführen. Dieser Aja und andere, beschreibten den Grad ihrer Widersetzlichkeit gegenüber Allahs Rechtleitung. (Qutb)

36. Wer keine geistige Zukunftshoffnung hat, greift nach jedem zeitlichen Vorteil. In ihrer Blindheit fordern sie sogar den Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, spöttisch auf, die sofortige Strafe über sie hereinbrechen zu lassen (vergleiche auch Suura 8:32), wobei sie Allah herausfordern, an Den sie gar nicht den Imaan verinnerlicht haben. Wenn Allah sie beim Wort nehmen würde, dann hätten sie keine Chance mehr. Ihr Schicksal wäre besiegelt. Aber sie nutzen selbst den Aufschub nicht, der ihnen gewährt wird. Vergleiche auch Suura 2:15. (Juusuf `Allii)

Allah hat sich selbst Barmherzigkeit vorgeschrieben (vergleiche Suura 6:12) und straft folglich nicht, ohne die Umstände der Übeltäter in Betracht zu ziehen und ihnen Zeit zur Umkehr zu geben. (Asad)

37. Wir lassen sie ungehindert umherirren. (Darjabaadi)

38. Vergleiche oben Aja 7, der im Zusammenhang mit diesem steht. (Asad)

39. „Allah ist es, Der ihrer spottet und sie in ihrer Auflehnung gewähren lässt, so dass sie verblendet umherirren.“ (Suura 2:15). (Darjabaadi)

 

12. Doch wenn den Menschen40 Unheil trifft, so ruft er Uns im Liegen, im Sitzen und im Stehen.41 Haben Wir aber das Unheil von ihm hinweggenommen, so geht er seiner Wege,42 als ob er Uns nie angerufen hätte, wegen dessen, was ihn betraf. So wird den Maßlosen ihr (schlechtes) Tun als schön vorgespiegelt.

40. Einen Mensch, der zum Kufr neigt. (Darjabaadi)

Dies ist eine allgemeine natürliche Veranlagung des Menschen, wenn ihm Unheil trifft. (Al-Manar)

41. Menschen versäumen es nicht nur, ihre Gelegenheit wahrzunehmen: selbst diejenigen, die einen oberflächlichen Imaan an Allah haben, rufen Ihn an, wenn sie in Not sind, vergessen Ihn jedoch sobald Er ihre Not von ihnen abgewendet hat. Ihr Imaan ist nicht stark genug, sie einsehen zu lassen, dass alles Gute von Allah kommt. In Augenblicken der Schwierigkeit flehen sie Ihn aus jeder Lage und Haltung heraus an. (Juusuf `Allii)

Diese drei metaphorischen Ausdrücke werden im Qur’an oft benutzt, um die verschiedenen Situationen zu bezeichnen, in der sich ein Mensch befinden kann. Der „Ruf nach Allah“ unter dem Druck des Unheils beschreibt die instinktive Reaktion vieler Menschen, die sich selbst als Agnostiker bezeichnen und in ihrem bewussten Denken nicht an Allah den Imaan verinnerlichen wollen. Siehe auch unten die Ajas 22-23 sowie Suura 6: 40-41. (Asad)

42. Und kehrt zu seiner früheren Lebensweise zurück. (Darjabaadi)

 

13. Und Wir haben bereits (viele) Generationen44 vor euch vernichtet, als sie unrecht taten.45 Ihre Gesandten kamen zu ihnen mit klaren Beweisen, doch sie waren nicht bereit, den Imaan zu verinnerlichen. Auf diese Weise belohnen Wir das sündige Volk.46

43. Wer keinen Imaan hat, ist egoistisch und so von sich selbst eingenommen, dass er glaubt, alles Gute, das er bekommt, sei auf seine eigenen Verdienste oder seine Intelligenz zurückzuführen. Dies ist in sich selbst die Ursache für seinen Untergang. Er sieht seine eigenen Fehler nicht. (Juusuf `Allii)

Der Begriff "Muschrif", der oft (beispielsweise in Suura 5:35 oder Suura 7:81) jemanden bezeichnet, der „zu Ausschweifungen neigt“ oder „Ausschweifungen begeht“, oder (wie in Suura 6:141) „einen Verschwender“, bedeutet im obigen Zusammenhang „einen, der sich selbst vergeudet“, indem er nämlich sein geistiges Potential zerstört, indem er nur seinen niederen Impulsen folgt, ohne sich moralischen Forderungen zu fügen. Die Wendung „ihre eigenen Handlungen erscheinen ihnen gut“ schildert die kritiklose Selbstgefälligkeit, mit der diese Menschen durchs Leben gehen. (Asad)

44. Das arabische Wort “qarn“ bezeichnet normalerweise Menschen, die in der gleichen Zeitspanne leben. Aus der Art und Weise jedoch, wie der Qur’an dieses Wort bei verschiedenen Anlässen benutzt, geht hervor, dass damit die Gemeinschaft bezeichnet wird, die mit Autorität und Macht ausgestattet war und jeweils ganz oder teilweise die Führung der Welt innehatte. Der Untergang einer solchen Gemeinschaft geschieht gelegentlich durch völlige Vernichtung, aber auch auf andere Weise. (Mauduudi)

45. Das Wort “Sulm“ bezeichnet hier alle Arten von Vergehen, die begangen werden, wenn der Mensch die Grenzen des ’'Ibaada überschreitet. (Mauduudi)

46. Allah schickt Gesandte zu jedem Volk, um es zu warnen und zu lehren. (Darjabaadi)

Auch "Gemeinschaften". Der Begriff „Qarya“ (wörtlich: Stadt, Ortschaft oder Land) bezeichnet auch die Bevölkerung einer Stadt oder eines Landes, kurz, eine Gemeinschaft. In diesem Sinne wird der Begriff oft, aber nicht immer, im Qur’an gebraucht. (Asad)

Allahs Bannherzigkeit mit den Menschen verlangt, dass Er sie nicht für ihren Kufr und ihren Götzendienst bestraft, bis Er ihnen Gesandte geschickt hat, trotz ihrer natürlichen Neigung zu ihrem Herrn, die er Ihnen mitgegeben hat. Aber diese Naturanlage kann verloren gehen, obwohl Allah ihnen Vernunft und Verstand geschenkt hat. Denn die Vernunft kann unter dem Einfluss von Begierden irregeführt werden. Zwar gibt es im offenen Buch des Daseins zahlreiche Zeichen Allahs, aber die Aufnahmefähigkeit des Menschen könnte gestört sein. Deswegen war die Aufgabe der Gesandten und ihrer Botschaften, diese natürliche Veranlagung von den aufgehäuften Fremdeinflüssen zu reinigen, den Verstand von Abwei­chungen zu befreien und die Wahrnehmungsfähigkeit vor dem Erlöschen zu bewahren. Strafe wird erst dann fällig, wenn die Menschen nach all diesen Zeichen und Warnungen kaafir bleiben. (Qutb)

 

14. Dann machten Wir euch zu ihren Nachfolgern auf Erden, um zu sehen, wie ihr handeln würdet.47

47. Dies ist in erster Linie an die Quraisch gerichtet, denn sie hatten das Erbe der `Ad und Samuud angetreten. Die Bedeutung ist jedoch allgemeingültig und bezieht sich genauso auf das Abbassidenreich zur Zeit von Haruun Ar-Raschid oder das islamische Spanien sowie - abgesehen von politischer Macht -auf die Muslime und Nichtmuslime unserer eigenen Zeit. (Juusuf `Allii)

Der Mensch soll begreifen, dass er lediglich ein Nachfolger ist in einem Reich, das er von früheren Generationen geerbt hat, und zu seiner Zeit auch wieder verschwinden wird. Die Tage, die er auf Erden verbringt sind gezählt und ein Prüfstein für seine Taten, und für diese wird er zur Rechenschaft gezogen. (Qutb)

Lernt aus den Erfahrungen vergangener Generationen. Sie hatten zu ihrer Zeit Gelegenheit, Gutes zu tun, nahmen jedoch stattdessen eine rebellische Haltung an und verwarfen die Lehren der zu ihnen entsandten Propheten. Da sie ihre Prüfung nicht bestanden, hat Allah sie aus ihrer führenden Rolle entfernt. Nun ist die Reihe an euch gekommen. Ihr müsst begreifen, dass euch dieselbe Prüfung auferlegt wird, die eure Vorgänger nicht bestanden haben. Wenn ihr nicht ihr Schicksal teilen wollt, müsst ihr aus ihren Erfahrungen lernen, ihre Fehler zu vermeiden. (Mauduudi)

Etwas, das nicht so konsequent und kompromisslos gegen die Götzendienerei gerichtet ist. (Darjabaadi)

 

15. Und wenn ihnen Unsere klaren Beweise vorgetragen werden, sagen jene, die nicht damit rechnen, Uns zu begegnen: „Bringe ein anderes Buch als diesen Qur’an,48 oder ändere ihn ab.“49 Sprich: „Es steht mir nicht zu,50 dass ich ihn von mir aus abändere.51 Ich folge fürwahr nur dem, was mir eingegeben worden ist.52 Wahrlich, ich fürchte, wenn ich mich meinen Herrn widersetzen würde,53 die Strafe eines gewaltigen Tages.

48. Das arabische Wort “Qur'an“ bedeutet Lesung und bezeichnet im engeren Sinne den Qur’an. Die Pflicht des Gesandten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ist es, Allahs Botschaft so zu übermitteln, wie sie ihm offenbart wurde, ob es den Zuhörern gefällt oder nicht. Egoisten möchten gern ihre eigenen Wunschvorstellungen in Vorschriften des Qur’ans hineininterpretieren und sind deswegen oft bereit, den Islam für ihre eigenen Zwecke zu missbrauchen. Entstellungen des Islams haben meist diese Ursache. Dies ist jedoch nicht das Ziel des Islams. (Juusuf `Allii)

49. Nimm einige Änderungen daran vor, um einen Kompromiss nach unserem Geschmack einzugehen. (Darjabaadi)

Änderungen, die unseren eigenen Ansichten bezüglich Richtig und Falsch entsprechen. Dies bezieht sich auf die völlig subjektive Kritik an der Ethik des Qur’ans und Eschatologie (Endzeitlehre der Christen) vieler Agnostiker (phyl. Lehre die jede übermächtige Kraft bestreitet) (sowohl unter den Zeitgenossen des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, als auch in späteren Zeiten), besonders aber auf ihre Ansicht, der Qur’an sei von Muhammad selbst verfasst worden und drücke lediglich seine persönlichen Überzeugungen aus. (Asad)

Dieser Qur’an ist eine umfassende Lebensregelung. Er ist so geordnet, dass er den individuellen und gesellschaftlichen Erfordernissen des menschlichen Lebens Rechnung trägt. Somit führt er zum Weg der Vollkommenheit auf Erden und anschließend zum jenseitigen Leben. Wer den Qur’an in seiner ganzen Bedeutung versteht, dem fällt es nicht ein, etwas anderes zu verlangen oder Teile davon ändern zu wollen. (Qutb)

Mit diesen Worten meinten sie zweierlei. Einmal unterstellten sie, dass der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sein eigenes Werk Allah unterschob, um seinem Anspruch mehr Gewicht zu verleihen. Zweitens meinten sie etwa folgendes: Wenn du der Führer deines Volkes sein willst, dann bring etwas, das sie in dieser Welt zum Erfolg führt, und gib die Lehren von der Einheit Allahs und dem Leben nach dem Tod und die moralischen Restriktionen auf, die du lehrst. Sollte dies nicht möglich sein, dann gehe einige Kompromisse ein, so dass zwischen der Lehre von Allahs Einheit und dem Polytheismus sowie für unser Handeln ein Spielraum bleibt. Du solltest wissen, dass wir deine absolute Ethik nicht akzeptieren können. (Mauduudi)

50. Ich bin lediglich ein Gesandter. (Darjabaadi)

51. Es ist nicht in meiner Hand, Änderungen vorzunehmen geschweige denn etwas ganz anderes zu bringen. (Darjabaadi)

52. Ich bin lediglich ein Instrument Allahs. Nach islamischer Vorstellung ist ein Prophet verpflichtet, das zu verkünden, was ihm offenbart wird, nicht mehr, nicht weniger und nichts anderes. (Darjabaadi)

53. Was an sich unmöglich ist. (Darjabaadi)

Das ist die Antwort auf die obigen Forderungen: „Ich bin nicht befugt, an dieser Schrift Änderungen vorzunehmen, denn ich bin nicht ihr Autor, sondern Allah hat sie mir herabgesandt. Kompromisse kommen deswegen nicht in Frage. Wenn ihr die Botschaft akzeptieren wollt, dann akzeptiert sie so, wie sie ist. Andernfalls steht es euch frei, sie abzulehnen." (Mauduudi)

 

16. Sprich: „Wenn Allah es gewollt hätte, hätte ich ihn euch nicht vorgetragen, noch euch Kenntnis davon gegeben.54 Ich habe doch bereits vordem ein ganzes Menschenalter unter euch gelebt.55 Wollt ihr denn nicht begreifen?"

54. Es entspricht Allahs Plan, dass Er sich Seinen Geschöpfen auf bestimmte Weise offenbart, und Seine Gesandten sind Seine Werkzeuge, die Seinen Willen verwirklichen. Es liegt im Wesen Seiner Barmherzigkeit, dass Er auf diese Weise Seinen Willen kundtut. Wir sollten für Seine Rechtleitung dankbar sein, statt daran herumzunörgeln. (Juusuf `Allii)

Er ist eine Offenbarung von Allah, und es ist Allahs Gesetz, euch diese zu verkünden. Hätte Allah nicht gewollt, dass ich euch dies verkünde und lehre, dann hätte ich es nicht getan. (Qutb)

55. Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sein gesamtes Leben aufrichtig und tugendhaft bei seinem Volk verbracht. Sie kannten und akzeptierten diese Tatsache, bevor er seinen Auftrag erhielt. Sie wussten, dass er sein Volk liebte. Warum sollten sie sich dann gegen ihn stellen, sobald er aufgrund der Offenbarung sie auf ihre Fehler aufmerksam machte? Es war doch nur zu ihrem eigenen Guten. Immer wieder maßte er sie darauf hinweisen: „Wollt ihr nicht begreifen, was für ein Privileg es für euch ist, Allahs Rechtleitung zu erhalten?" (Juusuf `Allii)

Seit seiner frühesten Jugend war Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, für seine Wahrhaftigkeit und Integrität bekannt gewesen, so dass seine Landsleute ihm den Beinamen Al-Amin (der Vertrauenswürdige) gaben. Darüber hinaus hatte er ganz im Gegensatz zu den zeitgenössischen Arabern niemals Gedichte verfasst oder sich durch besondere Rhetorik ausgezeichnet. „Wie könnt ihr dann“, so geht das Argument, „eure frühere Überzeugung - die auf lebenslanger Erfahrung basiert -, dass Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nicht lügen kann, mit eurer gegenwärtigen Unterstellung vereinbaren, er habe den Qur’an verfasst und ihn Allah zugeschrieben? Und wie könnte er, der bis zum Alter von vierzig Jahren niemals poetische oder philosophische Talente zum Ausdruck gebracht hat und als völlig ungebildet bekannt ist, jetzt ein Werk verfasst haben, das sprachlich so vollkommen, so durchdringend in seiner psychologischen Einsicht und so zwingend in seiner Logik ist wie der Qur’an?“ (Asad)

 

17. Wer ist also ungerechter als jener, der eine Lüge gegen Allah erdichtet56 oder Seine Zeichen ableugnet? Wahrlich, die Sünder werden keinen Erfolg haben.57

56. Wie ihr im Falle des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, vermutet. (Darjabaadi)

57. Im zukünftigen Leben. In diesem Zusammenhang bezieht sich Zuschreiben eigener lügenhafter Erfindungen zu Allah“ offensichtlich besonders auf den willkürlichen Vorwurf, Milbe selbst den Qur’an verfasst und dann Allah zugeschrieben. (Asad)

„Wenn diese Offenbarungen nicht von Allah wären und ich sie selbst verfasst und als Allahs Offenbarungen ausgegeben hätte, dann könnte es keinen größeren Verbrecher als mich geben." (Mauduudi)

 

18. Und sie beten anstelle von Allah an, was ihnen weder schaden noch nützen kann,58 und sie sagen: „Dies sind unsere Fürsprecher bei Allah."59 Sprich: „Gebt ihr Allah Kunde von etwas, wovon Er in den Himmeln und auf Erden keine Kenntnis hat?60 Gepriesen sei Er und hoch erhaben über das, was sie Ihm an die Seite stellen!

58. „Was ihnen weder schaden noch nützen kann“: dies bezieht sich sowohl auf konkrete Darstellungen als auch auf Vorstellungsbilder. Das „sie“ bezieht sich hier nicht auf die zuvor erwähnten Menschen, die „nicht damit rechnen, Uns zu begegnen" (also auf diejenigen, die den Imaan an die Auferstehung ablehnen), denn die hier erwähnten Menschen glauben offensichtlich an ein Leben nach dem Tod und die Verantwortung vor Allah, wie aus der Tatsache hervorgeht, dass sie an imaginäre „Vermittler bei Allah“ glauben. (Asad)

59. Sie setzen sich bei Allah für uns ein und sind nicht selbst Gottheiten. Mit ähnlichen Argumenten gelangten die Christen dazu, nicht nur Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu verehren, sondern auch eine ganze Reihe von Heiligen und Märtyrern. (Darjabaadi)

Sie sagen dies als Rechtfertigung für ihre Götzendiener. (Darjabaadi)

60. An solch eine unqualifizierte Vermittlung zu glauben, als bei Allah wird hier mit einer Leugnung der Allwissenheit Allahs gleichgesetzt, die alle Begleitumstände des Schuldigen und sein Vergehen a priori mit in Betracht zieht. (Asad)

Wenn wir Allahs Güte unsere Augen verschließen und falschen Gottheiten nachlaufen, suchen wir vor uns selbst nach einer Rechtfertigung wie beispielsweise der, dass sie sich für uns bei Allah einsetzen. Aber wie können sich Holzblöcke und Steine für uns einsetzen? Oder Menschen, die selbst auf Allahs Barmherzigkeit angewiesen sind? Selbst die besten und edelsten Menschen können nur mit Seiner Erlaubnis Fürbitte einlegen (vergleiche oben Aja 3). Zu behaupten, es gäbe andere Mächte als Allah, würde bedeuten, zu lügen und Allah lehren zu wollen. Es gibt nichts im Himmel und auf Erden, was Er nicht kennt, und niemand ist Ihm gleich. (Juusuf `Allii)

Allah weiß nichts davon, dass diese Wesen bei Ihm Fürsprache einlegen sollen, wie ihr vorgebt. Wisst ihr etwa mehr als Allah selbst und bringt ihr Ihm das bei, wovon Er keine Kenntnis hat? (Qutb)

Wenn von einer Sache gesagt wird, dass Allah sie nicht kennt, dann bedeutet das, dass sie nicht existiert. (Mauduudi)

 

19. Die Menschen waren einst eine einzige Gemeinschaft,61 doch dann wurden sie uneins.62 Und wäre nicht ein Wort von deinem Herrn vorausgegangen,63 so wäre bereits entschieden zwischen ihnen über das, worüber sie uneins sind.64

61. Vergleiche Suura 2:213. Die Menschheit wurde als eine Einheit erschaffen, und Allahs Botschaft an sie ist im wesentlichen eine einzige, die Botschaft der Einheit und Wahrheit. Als aber der Egoismus vom Menschen Besitz ergriff, entstanden zwischen Individuen, Völkern und Nationen Differenzen. In Seiner unendlichen Barmherzigkeit schickte Allah ihnen einen Gesandten nach dem anderen, je nach ihrer unterschiedlichen Mentalität, um sie durch Seine Gaben zu prüfen und sie zum Wettkampf in Frömmigkeit und Tugend anzuregen. (Juusuf `Allii)

62. In diesem Zusammenhang wird nicht nur auf die einstmalige Homogenität der Menschheit hingewiesen, sondern indirekt auch auf die Tatsache, die wiederholt im Qur’an betont wird (beispielsweise in Suura 7:172), dass die Fähigkeit, Allahs Existenz, Einheit und Allmacht zu erkennen, dem Menschen angeboren ist, und dass alle Abweichungen von dieser ursprünglichen Vorstellung eine Folge der Entfremdung des Menschen von seinem ursprünglichen Instinkt sind. (Asad)

Die Menschen waren am Anfang eine einzige Gemeinschaft, die gemäß ihrer natürlichen Veranlagung als eine einheitliche geschlossene Familie gelebt hat. Als ihre Anzahl jedoch stieg, spalteten sie sich zuerst zu Sippen dann zu Stämmen und schließlich zu Nationen. Ihre Bedürfnisse unterschieden sich und ihre Interessen wurden mehr und sie stritten untereinander. (Al-Manar)

63. Damit ist Allahs Entscheid gemeint, die Vergeltung für die Menschen bis zum Jüngsten Tag aufzuschieben. Wäre es nicht so, so würde Er die Frevler im Diesseits bestrafen.

Vergleiche auch Suura 6:115, 9:40 und 9:171. „Wort“ ist Allahs Entscheidung, der Ausdruck Seines universalen Willens und Seiner Weisheit in einem speziellen Fall. Als die Menschen anfingen, untereinander Differenzen zu entwickeln, machte Allah gerade diese zu einem Mittel, höhere Ziele zu erreichen, indem die Menschen dadurch zum Wetteifer in Frömmigkeit und guten Handlungen angeregt und so ihrem Ziel näher gebracht werden können. (Juusuf `Allii)

64. Dieser Aja beinhaltet auch eine Drohung bezüglich der Menschen, die bis zu Streit und Übergriffen führt, insbesondere ihre Meinungsverschiedenheit in Bezug auf Allahs Bücher. (Al-Manar)

Wörtlich: „es wäre bereits zwischen ihnen entschieden worden bezüglich dessen, worin sie uneinig waren“, das heißt, hätte Allah nicht entschieden, dass die Menschen intellektuell mit unterschiedlichem Ansatz die Probleme angehen, die von der Offenbarung angesprochen werden, dann hätten alle von Anfang an dieselbe Ansicht gehabt und behalten (vergleiche Suura 2:253). Da jedoch eine solche Uniformität die intellektuelle, moralische und gesellschaftliche Entwicklung der Menschen gehemmt hätte, hat Allah es ihrer Vernunftüberlassen, mit prophetischer Hilfe allmählich den Weg zur Wahrheit zu finden. (Asad)

Die „Wirklichkeit“ ist den menschlichen Sinnen verborgen, damit geprüft werden kann, ob der Mensch diese mit seiner Vernunft, Intelligenz, seinem Gewissen und seiner Intuition erkennt. Bis heute besteht große Verwirrung über den Ursprung der vielen verschiedenen Religionen in der Welt, von denen jede den Anspruch erhebt, die allein wahre zu sein.

Der Wunsch des Menschen, Allah möge doch selbst die Wahrheit hervorheben und ihm verdeutlichen, so dass er sich in diesem Leben entsprechend entscheiden kann, wird nicht erfüllt werden, denn der Mensch soll aufgrund seiner Vernunft und Intelligenz selbst die Entscheidung treffen. Dieses irdische Leben ist diesbezüglich eine Prüfung. (Mauduudi)

 

20. Sie sagen: 65 „Warum wird nicht ein Zeichen zu ihm herabgesandt von seinem Herrn?"66 So sprich: „Wahrlich, das Verborgene ist bei Allah.67 Wartet also. Ich werde fürwahr mit euch warten.68

65. Nicht als Frage, sondern als Herausforderung. (Darjabaadi)

66. Ein Zeichen, das unseren Vorstellungen entspricht. (Darjabaadi)

Als "Beweis" dafür, dass er wirklich Allahs Gesandter ist. Vergleiche auch Suura 6:37 und 6:109. Das Pronomen „sie“ bezieht sich auf beide Gruppen von Menschen, die die Wahrheit leugnen, die in den vorigen Abschnitten erwähnt worden sind, nämlich die Atheisten und Agnostiker sowie desjenigen, die imaginären Vermittlern aller Art Göttlichkeit zuschreiben. (Asad)

Der Grund für ihre Forderung nach einem „Zeichen“ lag nicht in einem echten Bedürfnis, die Wahrheit zu erkennen und zu akzeptieren, sondern war lediglich ein Vorwand, sie abzulehnen. Sie hatten nämlich nicht das geringste Interesse daran, ihm Moral, ihre Gewohnheiten, ihr gesellschaftliches System oder jeden anderen Aspekt ihres Lebens entsprechend dem zu ändern, was eine Annahme der Wahrheit implizierte. (Mauduudi)

Alle Zeichen, die auf wunderbare Weise in diesem Buch sowie auch im gesamten Universum offenbart wurden, genügen ihnen nicht. Sie verlangen Wunder, ähnlich wie die früheren Propheten. Somit zeigen sie, dass sie die Sendung des Propheten Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, die an sich ein Wunder ist, nicht begriffen haben. Diese Sendung, die sich nicht auf eine Generation beschränkt und mit ihr erdet, sondern die andauert, die Herzen und Verstand anspricht von Generation zu Generation. (Qutb)

67. Dies beantwortet nicht nur die Frage, warum Allah Muhammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, keine „Wundertaten“ ermöglicht habe, sondern such die, warum Allah ihn zum Propheten auserwählt hat. Vergleiche in diesem Zusammenhang auch Suura 2:105 und 3:73-74. (Asad)

Wundertaten haben nichts mit der eigentlichen Funktion eines Gesandten Allahs zu tun. (Darjabaadi)

Wunder bilden einen Teil des Verborgenen und sind allein Allahs Sache, weil sie die Fähigkeiten des Menschen übersteigen, und ich bin einer dieser Menschen. (Al-Manar)

68. Ihre Forderung nach einem Wunder ist unaufrichtig. Die ganze Natur und Schöpfung zeigt ihnen unbestreitbare Zeichen. Sie wollen, dass sich ihnen ein Buch aus der unsichtbaren Welt eröffnet wie ein materielles Buch. Dabei vergessen sie jedoch, dass ein materielles Buch sich auf einer ganz anderen Ebene befindet als Allahs Mysterien, und dass ihm physische Natur diese Mysterien nicht erfassen kann. Sie müssen abwarten. Auch die Wahrheit wird warten. Aber das Warten geschieht in jedem der beiden Fälle in einem ganz anderen Sinne. Vergleiche auch Suura 6:158 und 9:52. (Juusuf `Allii)

Das heißt: "Wenn ihr nicht eher den Imaan verinnerlichen wollt, bis ihr mit eigenen Augen das Gewünschte gesehen habt, so wartet auf das Urteil Allahs über euch und über mich. (ibn Kasir)

 

Abschnitt 3

21. Und wenn Wir die Menschen Barmherzigkeit kosten lassen, nachdem Unheil sie getroffen hat,69 dann schmieden Sie Pläne gegen Unsere Zeichen.70 Sprich: „Allah ist schneller im Pläneschmieden!"71 Wahrlich, Unsere Gesandten schreiben nieder, was für Pläne sie schmieden.72

69. Dieser Aja ist natürlich allgemeingültig, aber er spielt auch auf ein bestimmtes historisches Ereignis an. Die Mekkaner waren von einer Hungersnot heimgesucht worden. Kaum hatte Allah aufgrund der Fürbitten den Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, diese Not von ihnen abgewendet, da warfen sie ihm schon wieder Anmaßung seines Prophetenamtes vor. (Darjabaadi)

70. So verhielt sich beispielsweise auch Pharaos Volk zur Zeit Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Jedes mal, wenn eine Plage sie heimsuchte, versprachen sie, sich in Zukunft gerecht zu verhalten. Sobald sie aber Allahs Barmherzigkeit spürten, trieben sie ein falsches Spiel mit Allahs Zeichen und legten sie verkehrt aus. Das Gleiche taten auch die Quraischs. (Qutb)

71. Allah ist mächtiger im Planen und fähiger, ihre Pläne zunichte zu machen. Denn ihre Taten und Gedanken sind ihm bekannt, was es Ihm leicht macht, sie zu vernichten. (Qutb)

72. Nichts wird übersehen, und nichts wird vergessen. Was diese Gesandten betrifft und das, was sie schreiben, so gehört dies zu den verborgenen Dingen, von denen wir nur so viel wissen wie das, was uns durch Offenbarung zugänglich gemacht wird wie beispielsweise in diesem Aja. (Qutb)

In der Not wendet sich der Mensch an die geistigen Kräfte außerhalb seines Gesichtskreises. Sobald die Schwierigkeiten jedoch überstanden sind, vergisst er sie nicht nur, sondern wendet sich tatsächlich gegen sie, als wenn sie - nicht etwa er selbst - Ursache seiner Schwierigkeiten gewesen wäre. Solche Menschen sind arme Unwissende, die nicht einsehen, dass Allahs universaler Plan ihre bescheidenen Pläne schnell zu einem Ende bringen kann, und dass ihre Pläne nicht nur fehlschlagen, sondern auch zukünftig gegen sie sprechen. (Juusuf `Allii)

 

22. Er ist es, Der euch zu Lande und auf dem Meer reisen lässt,73 bis dass, wenn ihr auf den Schiffen seid74 und sie75 mit ihnen dahinsegeln unter günstigem Wind und sie sich dessen freuen, ein stürmischer Wind sie erfasst und die Wogen von allen Seiten auf sie zukommen76 und sie meinen, dass sie von ihnen überwältigt werden,77 dann rufen sie Allah in Imaan an:78 „Wenn Du uns aus diesem errettest, werden wir ganz gewiss unter den Dankbaren sein!"79

73. Alle Mittel der Fortbewegung und Navigation sind Allahs Gaben an die Menschen. (Darjabaadi)

Diese ganze Suura weist immer auf die Macht Allahs hin, Der ohne Partner die Geschicke des gesamten Daseins regiert. (Qutb)

74. Wörtlich: „bis, wenn ihr in Schiffen seid...“ und so weiter. Samachsari weist darauf hin, dass sich der Partikel “hatta“ („bis“), der diesen Satz einleitet, auf den später erwähnten Sturm bezieht, nicht auf das „zur See fahren in Schiffen“. Bemerkenswert ist, dass sich an diesem Punkt die Erörterung abrupt von der direkten Anrede „ihr“ zur dritten Person Plural („sie“) ändert: eine Konstruktion, die offensichtlich den allegorischen Charakter der folgenden Passage hervorheben und diese zu einer allgemeingültigen Lehre machen soll. (Asad)

75. Ein solcher Wechsel von der Anrede zur dritten Person Plural kommt im Arabischen öfter vor. (Darjabaadi)

76. Die Reisenden sehen sich von allen Seiten von Wellen umgeben. (Darjabaadi)

77. Sie furchten, dass jede Rettung unmöglich ist, dass ihr Schicksal besiegelt ist. (Darjabaadi)

78. In ihrer äußersten Furcht rufen sie Ihn allein um Hilfe an und vergessen ihre Götzen. (Darjabaadi)

Wir werden uns dankbar zeigen indem wir Dich allein verehren, so wie wir Dich allein angerufen haben. (ibn Kasir)

79. Alle großen Erfindungen und Entdeckungen, auf die der Mensch so stolz ist, sind Ergebnisse der geistigen Fähigkeiten und Begabungen, mit denen Allah den Menschen ausgestattet hat. Aber der Geist des Menschen bleibt kleinlich, wie die Parabel von der Seefahrt verdeutlicht. Der Mensch freut sich, wenn die Reise bei günstigem Wind gut vorangeht. In der Not wendet er sich in Angst und Hilflosigkeit zu Allah und legt alle möglichen Gelübde ab für den Fall seiner Rettung. Sobald aber die Gefahr vorüber ist, vernachlässigt er. seine Gelübde (siehe auch Suura 6:63). (Juusuf 'Allii)

Selbst die starrsinnigsten Götzendiener und härtesten Atheisten, die Allah vergessen, solange sie erfolgreich sind, fangen an, Allah um Hilfe anzurufen, wenn sie von allen Seiten unter Druck sind und keine andere Hilfe mehr zu erwarten haben. Diese Tatsache ist ein deutliches Anzeichen dafür, dass Allah alle Dinge im Universum beherrscht. (Mauduudi)

 

23. Als Er sie jedoch errettete, siehe da, sie handelten ungerecht auf Erden.80 O ihr Menschen, euer Ungerechtigkeiten sind an erster Stelle gegen euch selbst gerichtet81 - ein Genuss des diesseitigen Lebens. Dann wird zu Uns eure Rückkehr sein, und Wir werden euch verkünden, was ihr getan habt.82

80. Indem sie Allahs Gesetze brechen und unmoralisches Verhalten und Kufr propagieren. (Darjabaadi)

Sie überraschten die Menschen bei denen sie gestrandet waren, mit Übergriffen gegen sie, Ungerechtigkeiten und üblen Taten. (Al-Manar)

Vergleiche Aja 12, für den dieser Aja eine Illustration sein soll. (Asad)

81. In unserer Überheblichkeit sehen wir nicht, wie klein und unbedeutend unser sterbliches Selbst ist. Dies entdecken wir schließlich, wenn wir vor unserem Richter stehen. Bis dahin schadet unser lächerlicher Anspruch uns nur. (Juusuf `Allii)

Ihr Unrecht fällt auf sie selbst zurück. (Darjabaadi)

Vergleiche auch die im Qur’an oft wiederkehrende Redewendung: „sie haben sich gegen sich selbst versündigt“ oder „sie haben gegen sich selbst unrecht getan“ (salamu anfusahum). Dies weist darauf hin, wie jedes Unrecht seinem Täter geistigen Schaden zufügt. (Asad)

82. Und es entsprechend vergelten. (Darjabaadi)

 

24. Das Gleichnis des diesseitigen Lebens ist wie das Wasser, das Wir vom Himmel herabsenden und mit dem eine Vielfalt von Pflanzen der Erde sich entwickelt,84 davon ernährt sich Mensch und Tier; und wenn die Erde ihr Prachtgewand anlegt85 und wunderschön erscheint86 und ihre Bewohner meinen, dass sie volle Verfügungsgewalt über sie hätten, so kommt Unser Befehl bei Nacht oder am Tag zu ihr, und Wir machen sie gleich einem abgemühlten Acker,88 als habe sie am Tag zuvor nicht geblüht.89 So legen Wir die Zeichen dar für Leute, die nachdenken.

83. Eine weitere schöne Parabel erklärt das Wesen unseres gegenwärtigen Lebens. Der Regen fällt tropfenweise und vermischt sich mit der Erde. Durch Allahs unvergleichbare Schöpferkraft wird dadurch die Erde fruchtbar. Gute, nützliche und schöne Getreide, Gemüse und Früchte wachsen für Mensch und Tier. Die Erde kleidet sich prächtig in grüne und goldene Farben. Vielleicht hält der „Landbesitzer“ dies für sein eigenes Verdienst und wähnt, das müsse selbstverständlich immer so bleiben. Ein Unwetter, der Frost oder ein Erdbeben zerstört alles; oder auch die ganz normale Erntezeit kommt, und die Felder und Gärten werden all ihrer Schönheit entkleidet. Wo ist die Schönheit und Pracht von gestern? Nur Staub und Asche bleiben zurück. Was können wir mehr von diesem materiellen Leben bekommen? (Juusuf `Allii)

84. Wörtlich: „mit dem sich Pflanzen und Erde vermischen.“ (Asad)

85. Die Erde kleidet sich in voller Pracht. (Darjabaadi)

86. Die Erde ist mit Grün bedeckt. (Darjabaadi)

87. Sie glauben, sie hätten die "Herrschaft über die Natur", und ihren Erfolgen und Errungenschaften seien keinerlei Grenzen gesetzt. (Asad)

88. Vernichtung in Form von Unwetter, Frost oder ähnlichem. (Darjabaadi)

89. Die Welt ist vergänglich wie dieses Pflanzenwachstum. (Darjabaadi)

Wörtlich: „als wenn es nicht gestern noch existiert hätte“ - eine Redewendung, die im klassischen Arabisch etwas schildert, das völlig verschwunden ist oder vernichtet worden ist. (Asad)

Die Parabel soll diejenigen warnen, die aufgrund ihres anscheinenden „Erfolges“ in diesem irdischen Leben das zukünftige Leben außer acht lassen. Sie werden mit Landbesitzern verglichen, die von der irrigen Annahme ausgehen, es stünde in ihrer Macht, Wachstum und Reife herbeizuführen. Darüber sind sie so selbstsicher, dass sie schon einen Vorgeschmack auf die Ernte haben, ohne Rücksicht auf Allahs Entscheidung, die ihre großen Erwartungen zunichte machen kann. Dementsprechend wird derjenige, der es versäumt, Vorkehrungen für sein zukünftiges Leben zu treffen, zu seinem Bedauern feststellen müssen, dass alles, was er für den Genuss dieser Welt getan hat, im Vergleich zum zukünftigen Leben wie eine plötzlich vernichtete Ernte war. (Mauduudi)

 

25. Und Allah ruft zur Heimstatt des Friedens90, und leitet, wen Er will, auf den geraden Weg.

90. Dieser Satz stellt ein Vergleich dar zwischen dem, wozu der Scheytaan aufruft und wozu Allah aufruft. Der Scheytaan nämlich ruft ausschließlich zum weltlichen Genug und zur Maßlosigkeit auf. Somit führt er seine Befolger in die Hölle, die Stätte der Schändlichkeiten und der Qualen. Allah aber ruft Seine Diener zur Stätte des Friedens; zum Paradies.

Das Wort Frieden könnte dreierlei enthalten:

1. Unversehrtheit und Sicherheit vor jedwedem Unglück, Mangel, Feindschaft und Streitigkeit.

2. “Salam“ ist das Wort, womit Allah und die Engel die Mu’mins begrüßen. Er ist der Gruß, der zwischen den Mu’mins angewendet wird, was auf die Liebe und Verbundenheit, die zwischen ihnen herrscht, hindeutet.

3. Salam ist einer der 99 Namen Allahs. Die Wohnstätte der Glückseligkeit wird, in Anlehnung daran, Salam genannt. Allah ruft zwar alle Menschen auf, sich zur Wohnstätte des Friedens zu begeben, leitet aber nur, wen Er will, zu dem Weg, der dorthin führt. (Al-Manar)

Im Gegensatz zu den vergänglichen und unsicheren Annehmlichkeiten dieses materiellen Lebens gibt es ein höheres Leben, zu dem Allah beständig aufruft. Es heißt Heimstatt des Friedens. Denn dort gibt es keine Angst, Enttäuschung oder Trauer. Alle sind aufgefordert, und diejenigen werden auserwählt, die nicht materielle Vorteile, sondern Allahs Wohlgefallen gesucht haben. Salam (Friede) kommt von derselben Wurzel wie Islam, der Diin der Einigkeit und Harmonie. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 5:18 und entsprechende Fußnoten. Offensichtlich bezeichnet der Begriff dar "Us-Salam" ("Heimstatt des Friedens") nicht nur einen Zustand uneingeschränkter Glückseligkeit im Leben nach dem Tode, sondern auch den seelischen Zustand des Mu’mins in dieser Welt: nämlich einen Zustand innerer Sicherheit, des Friedens mit Allah, mit der natürlichen Umwelt und mit sich selbst. (Asad)

 

26. Für diejenigen, die Gutes taten, ist das Beste91 und noch mehr (als Lohn bestimmt),92 und weder Düsterkeit noch Schmach wird ihre Gesichter überschatten.93 Dies sind die Bewohner des Paradiesgartens, darin werden sie (ewig) verweilen.

91. Diejenigen, die Gutes tun: deren Imaan und Handlungen gut sind; die den rechten Weg kennen; die die Gesetzmäßigkeiten des Daseins begreifen, die zur Stätte des Friedens führen. Ihnen wird das Gute mit Gutem vergolten und noch darüber aus der unendlichen Gnade Allahs hinaus. (Qutb)

92. Der Lohn der Rechtschaffenen übersteigt bei weitem ihre Verdienste. Ihnen wird nämlich die uneingeschränkte Seligkeit zuteil, Allah nahe zu sein und „Sein Angesicht zu schauen“. (Juusuf `Allii)

Gute Taten werden mit dem Zehnfachen oder mehr belohnt. (Al-Manar)

Vergleiche auch Suura 6:160 und 27:89. (Asad)

93. Das Gesicht ist das Symbol der Persönlichkeit, des inneren und wahren Selbst, das die Antithese zum äußeren und vergänglichen Selbst darstellt. Es wird durch Allahs Licht erleuchtet, hinter dem es keinen Schatten und keine Finsternis gibt. Alle seine früheren Mängel werden ausgelöscht, und Allah gewährt ihm Vollkommenheit. (Juusuf `Allii)

 

27. Und denjenigen, die üble Taten begangen haben,94 wird eine Strafe im gleichen Maß zuteil werden,95 und Schmach wird sie überkommen. Nichts wird sie vor der Strafe Allahs schützen,96 so dass ihre Gesichter gleichsam von der Finsternis der Nacht97 verhüllt sind. Diese sind die Bewohner des Feuers, darin werden sie auf ewig verweilen

94. Das heißt verbrecherische und verräterische Handlungen. (Darjabaadi)

Die schlechten Taten sind ihr Gewinn aus dem Handel des Lebens. Gott lässt ihnen Gerechtigkeit zukommen, in dem Er ihnen die schlechten Taten nicht vervielfacht vergilt, sondern nur Gleiches mit Gleichem. (Qutb)

95. Beachte, dass die schlimme Vergeltung denen zukommt, die Böses „verdient“ haben, indem sie es durch die bewusste Entscheidung für das Böse über sich gebracht haben. Entsprechend Allahs Gerechtigkeit wird ihnen mit demselben Maß an Bösem vergolten, wie sie es getan haben, nicht mit mehr - im Gegensatz zu den Guten, die durch Allahs Freigebigkeit weit über das hinaus belohnt werden, was sie verdient haben oder überhaupt nur hätten verdienen können. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 41:50. (Asad)

96. Vor Seinem gerechten Urteil. (Darjabaadi)

97. Nacht ist das Nichtvorhandensein von Licht und metaphorisch das Fehlen von Freude und Glück. Mit der Wendung „Tiefe der nächtlichen Finsternis“ wird die Intensität dargestellt. (Juusuf `Allii)

Diese Art von Finsternis überschattet das Gesicht der Ungerechten, wenn sie ertappt sind und alle Hoffnung auf ein Entkommen aufgeben müssen. (Mauduudi)

Es scheint so, als ob die Finsternis ihrer Gesichter eine Wirklichkeit ist, sie könnte aber auch eine Metapher sein. (Al-Manar)

 

28. Eines Tages werden Wir sie allesamt versammeln. Dann werden Wir zu denen, die Allah Partner beigesellten,98 sagen: „Auf euren Platz mit euch und denen, die ihr Allah als Partner beigesellt habt!"99 Aber dann werden Wir sie voneinander trennen.100 Und die, die sie (Allah) als Partner beigesellten, werden sagen:101 Uns habt ihr gar nicht angebetet102 

98. Dies ist die Geschichte der "Fürsprecher" und "Teilhaber" bei einer der vielen Szenen des Jüngsten Tages. Sie wird lebendiger und nachdrücklicher beschrieben, als wenn nur gesagt würde, dass die Fürsprecher und Teilhaber vor Allahs Vergeltung nicht schützen, noch ihnen jetzt helfen können. (Qutb)

99. Wörtlich: "ihr und diese eure (Allahs-)Partner". Vergleiche auch Suura 6:22 und entsprechende Fußnoten. Der Ausdruck “makanakum“ (wörtlich: "euer Platz". "Bleibt an eurem Platz") trägt einen Beigeschmack von Verachtung und eine implizierte Drohung. (Asad)

Der Qur’an nennt diese ironisch "Schurakaa" (Allahsteilhaber) um darauf hinzuweisen, dass sie von den Götzendienern zu solchen gemacht worden sind. Sie sind niemals Allahs Partner gewesen. (Qutb)

100. Diejenigen, die anderen Wesen als Allah Göttlichkeit zuschrieben, werden von den Objekten ihrer einstmaligen Verehrung getrennt. Dieses Bild soll die Einsicht ersterer illustrieren, dass es niemals eine existenzielle Verbindung zwischen ihnen und den Objekten ihrer Anbetung gegeben hat. Vergleiche auch Suura 6:24; 10:30; 11:21; 16:87 und 28:75. (Asad)

Einige Kommentatoren sind der Ansicht, diese Wendung bedeute: „Wir werden jede Verbindung und Beziehung zwischen ihnen abtrennen, so dass sie nicht in der Lage sind, sich umeinander zu kümmern. Diese Bedeutung widerspricht jedoch dem arabischen Sprachgebrauch, wonach übersetzt werden muss: „Wir werden sie voneinander unterscheiden“ oder „Wir werden einen Unterschied zwischen ihnen machen", das heißt, die Götzendiener und ihre Gottheiten werden einander gegenübergestellt und erkennen ihre gegenseitige Position. (Mauduudi)

101. Die Götzen werden sprechen und sich selber von der Schuld distanzieren, dass sie von den Götzendienern neben oder statt Allah verehrt worden sind und Allah als Zeugen dafür benennen. (Qutb)

102. Falsche Gottheiten sind nicht real. Sie sind nur Phantasiegebilde derjenigen, die sie verehren. Aber Propheten oder große und gute Menschen, deren Namen ohne ihr eigenes Zutun vergöttlicht worden sind, und die personifizierten Ideen oder Ideale, mit denen das gleiche geschehen ist, werden gegen diesen Missbrauch ihrer Namen protestieren und zeigen, dass die Verehrung nicht ihnen entgegengebracht wurde, sondern der Unwissenheit, dem Aberglauben und den egoistischen Interessen der Verehrer. (Juusuf ’Allii)

„Nur eure eigenen Wünsche und Neigungen habt ihr verehrt, indem ihr sie in die Gestalt übersinnlicher Wesen eingekleidet habt“; mit anderen Worten, die Verehrung von Idolen, Naturkräften, Heiligen, Propheten, Engeln und so weiter ist, wie hier aufgezeigt wird, nichts anderes als eine Projektion der unbewussten Wünsche der Verehrer. Vergleiche auch Suura 34:41. (Asad)

 

29. Allah genügt als Zeuge zwischen uns und euch. Wir hatten fürwahr keine Ahnung von eurer Anbetung.103

103. Vergleiche oben Fußnote 102. Sie wussten nicht einmal, dass sie auf diese Weise verehrt wurden. (Juusuf `Allii) Wir sind weit davon entfernt, daran Gefallen zu finden. (Darjabaadi)

Auf diese Weise verdeutlicht der Qur’an, dass Propheten und Heilige, die nach ihrem Tod von ihren Anhängern vergöttert worden sind, nicht dafür verantwortlich gemacht werden (vergleiche Suura 5:116-117). Darüber hinaus werden selbst die leblosen Gegenstände, die verehrt worden sind, symbolisch jede Verbindung zwischen sich und ihren Verehrern leugnen. (Asad)

Alle jene Wesen, die sie als Partner neben Allah gestellt und denen sie Rechte zugestanden haben, die Allah allein zustehen - Engel, Geister, die Vorfahren, Propheten, Heilige, Märtyrer und alle die anderen -, werden sich von ihren Verehrern distanzieren und erklären: „Wir wussten überhaupt nicht, dass ihr uns verehrt habt, denn keine Anbetung, kein Opfer, keine Bitte, keine Bewunderung, die ihr in unserem Namen geäußert habt, ist jemals bis zu uns gedrungen. (Mauduudi)

 

30. Dort werden alle Menschen erfahren, was sie (an Taten) vorausgesandt hat,104 und dass sie zu Allah, ihrem wahren Herrn, zurückgebracht worden sind,105 und was sie ersonnen haben,106 wird sie im Stich lassen

104. Ob diese Taten ihr nützen oder nicht. (Darjabaadi)

Vergleiche Suura 2:95, wo das Verb “qaddama“ benutzt wird. Das hier benutzte Verb “aslafa“ ist falsch gleichbedeutend. (Juusuf 'Allii)

105. Das heißt sie werden veranlasst, sich wieder darauf zu besinnen, dass Allah einig, einzigartig und allmächtig ist - jene instinktive Erkenntnis, die dem menschlichen Wesen an sich anerschaffen ist (vergleiche Suura 7:172). (Asad)

106. Das heißt, die Gottheiten ihrer Vorstellungen und Phantasien werden sie im Stich lassen. (Darjabaadi)

 

Abschnitt 4

31. Sprich: „Wer gewährt euch Versorgung vom Himmel und aus der Erde?107 Und wer ist es, der Macht hat über Gehör und Augenlicht?108 Und wer bringt das Lebendige aus dem Toten hervor und das Tote aus dem Lebendigen?109 Und wer lenkt (alle) Dinge ?110 Da werden sie sagen: „Allah!“111 Sprich: „Wollt ihr Ihn also nicht fürchten?“112

107. Unterhalt kann sowohl als Mittel zur Erhaltung des physischen Lebens als auch als Versorgung zur Erhaltung des seelischen und geistigen Wohlergehens verstanden werden. Beispiele für ersteres sind Licht und Regen vom Himmel und die Früchte der Erde sowie die Fortbewegungsmittel auf dem Land, auf dem Wasser und in der Luft. Beispiele für letzteres sind ethische Werte und geistige Einflüsse, die von unseren Mitmenschen und den großen Lehrern und Propheten kommen. (Juusuf `Allii)

108. Wie mehrfach erwähnt, hatten die arabischen Polytheisten Allahs Existenz nicht geleugnet, auch nicht seine Eigenschaften als Schöpfer, Ernährer und Herrscher. Sie verehrten die Götzen lediglich, damit sie sie Allah näher brächten, oder weil sie glaubten, dass neben Allah auch diese Götzen Macht besäßen. Allah will hier ihren Irrtum berichtigen, indem Er ihre Achtsamkeit erweckt und ihre Naturanlagen aufrüttelt. (Qutb)

Nur zwei unserer gewöhnlichen Fähigkeiten, nämlich Gehör und Gesicht, werden als Beispiele für alle übrigen erwähnt. Alle Gaben Allahs, die materiellen wie die geistigen, genießen und verkörpern wir durch die Fähigkeiten und Anlagen, mit denen Er uns ausgestattet hat. (Juusuf `Allii)

Allah erwähnt diese zwei Sinne besonders, weil gerade durch sie die Menschheit ihre Vervollkommnung erlangt und sich elementares Wissen aneignet. Und je tiefer der Mensch sich in die Materie der Wissenschaft hineinwagt, desto größer wird seine Bewunderung und Dankbarkeit Allah gegenüber für diese Huld. (Al-Manar)

109. Vergleiche Suura 3:27; 6:95 und 30:19. (Juusuf `Allii)

Wie das Küken aus dem Ei und das Ei aus dem Huhn. (Darjabaadi)

In "Al-Tafsir Al-Maasur" wird Leben und Tod unter anderem so ausgelegt, dass ein Muslim aus einer kaafir Familie kommen könnte, ein Gelehrter von einem unwissenden Vater und ein Rechtschaffener von einem Wüstling stammen könnte. (Al-Manar)

110. Hiermit wird das ganze Argument zusammengefasst. Die Führung des gesamten Universums und seine Erhaltung und Entfaltung liegt in Allahs Hand. Wie sinnlos wäre es dann, Seinen Dienst zu vernachlässigen und falschen Gottheiten nachzulaufen! (Juusuf `Allii)

111. Sie können weder Allahs Existenz noch Seine Macht leugnen. Nur eine Entartung ihres wahren Wesens hat sie veranlasst, Ihm andere Wesen zur Seite zu stellen.

Die Menschen, auf die der Qur’an hier Bezug nimmt, glauben

1. dass es Wesen mit gewissen göttlichen oder halbgöttlichen Eigenschaften gibt, die somit an Allahs Göttlichkeit einen "Anteil" haben;

2, dass der Mensch durch die Verehrung solcher Wesen näher zu Allah kommen kann. Diese Vorstellung setzt offensichtlich den Imaan an Allahs Existenz voraus.

Da sie aber gegen die Auffassung von Allahs Einheit und Einzigartigkeit verstößt, nimmt sie dem Glauben jener Menschen an Allah seinen wahren Sinn und seinen geistigen Wert. (Asad)

112. Fürchtet ihr nicht Allah, Der euch von Himmel und Erde versorgt, Der Macht über Gehör und Gesicht hat, Der Totes aus Lebendigem und Lebendiges aus Totem hervorbringt, und Der alle Dinge lenkt? Der dies alles kann, ist Allah, euer wirklicher Herr. (Qutb)

 

32. Das ist Allah, euer wahrer Herr.113 Und was gibt es außer der Wahrheit anderes als Irrtum?114 Wie lasst ihr euch also abwendig machen?115

113. Das heißt, nachdem ihr selbst zugegeben habt, dass Er der Eine ist, Der alle Dinge erschafft und lenkt und die absolute Realität hinter allem Existierenden ist. Dies bedeutet eine kategorische Ablehnung der Möglichkeit, dass irgendein anderes Wesen einen noch so geringen Anteil an Seiner Göttlichkeit haben könnte. (Asad)

114. Nachdem das wunderbare Wirken und Wissen Allahs als Wahrheit gegenüber dem falschen ’'Ibaada und den Götzen erwähnt worden ist, folgt daraus, dass eine Missachtung der Wahrheit uns zu großem Unrecht verleitet, nicht nur in unsere Aqiida, sondern auch in unserem Verhalten. Wir irren und verirren uns und gehen verloren. Wie können wir uns dann von der Wahrheit abwenden? (Juusuf `Allii)

Es gibt nur eine einzige Wahrheit. Sie lässt sich nicht vervielfältigen. Wer sie hinter sich lässt, der fällt in Irrtum. (Qutb)

115. Wir dürfen nicht vergessen, dass diese Frage an gewöhnliche Menschen gerichtet ist. Deswegen wird nicht gefragt: „Wie wendet ihr euch dann ab?“ sondern: „Wie werdet ihr dann abgewendet?“ Das Passiv zeigt deutlich, dass es da Leute geben muss, die Menschen vom rechten Weg auf Abwege bringen. Deswegen ist diese Frage ein Appell: „Warum folgt ihr blind denen, die euch irreführen? Warum gebraucht ihr nicht eure Vernunft? Wenn ihr selbst die Wahrheit bezüglich Allah eingesteht, warum befasst ihr euch dann nicht einmal mit der Tatsache, dass ihr von Ihm entfernt werdet?“ (Mauduudi)

 

33. Und so bestätigt sich das Wort deines Herrn denen gegenüber, die freveln,116 dass sie niemals den Imaan verinnerlichen werden.117

116. Ungehorsam gegenüber Allah bringt seine eigenen furchtbaren Folgen über uns. Das Gesetz, das Wort, die Entscheidung Allahs muss erfüllt werden. Wenn wir uns falschen Göttern zuwenden, wird unser Imaan schwächer und schließlich ausgelöscht. Unsere geistigen Fähigkeiten sterben ab. (Juusuf `Allii)

Die absichtlich dem Weg des Irrtums und des falschen Verhaltens folgen. (Darjabaadi)

117. Nicht, weil Er sie vom Imaan abhält - die Wegweiser zum Imaan sind im Dasein klar ersichtlich. Vielmehr weil sie von dem Weg abweichen, der sie zum Imaan führt, die Beweise, die sie in Händen hatten ableugnen, und sich selbst von jedem ihnen sichtbaren Zeichen abwenden, setzen sie schließlich die aufrichtige Sprache der natürlichen Veranlagung außer Gefecht. (Qutb)

Vergleiche Suura 2:7 und 8:55 sowie die entsprechenden Fußnoten. In diesem speziellen Fall scheint "das Wort des Herrn" gleichbedeutend zu sein mit Sunnah Allah ("Gewohnheit Allahs") gegenüber bewussten Leugnern der Wahrheit. (Asad)

 

34. Sprich: „Gibt es unter denen, die ihr Allah zur Seite setzt, einen, der Schöpfung hervorbringen und sie dann wiedererstehen lassen kann?"118 Sprich: „Allah bringt Schöpfung hervor und lässt sie dann wiedererstehen.119 Wie könnt ihr euch also nur (von der Wahrheit) abbringen lassen?“120

118. Das Argument wird hier von einem andern Gesichtspunkt her aufgenommen. Die falschen Gottheiten können wieder Dinge aus dem Nichts erschaffen noch die kreative Energie aufrechterhalten, die die Welt in Gang hält. Sie können auch keine Leitung und Führung anbieten, die dem zukünftigen Geschick der Menschheit dienlich sein könnte, im Gegenteil, sie brauchen (sofern es sich um vergötterte Menschen handelt) selbst Leitung und Führung. Warum sollte man dann leeren Phantasiegebilden folgen, statt sich der Quelle allen Wissens, aller Wahrheit und aller Rechtleitung zuzuwenden und nur Allah allein zu dienen? (Juusuf `Allii)

119. Im zukünftigen Leben. (Darjabaadi)

Im weiteren Sinne bezieht sich dies auf den Allah gewollten zyklischen Prozess von Geburt, Tod und Regeneration, der in der ganzen belebten Natur sichtbar wird. (Asad)

120. Vergleiche Suura 5:75 (Asad)

Wenn Allah die Schöpfung hervorbringt und die Macht hat, sie wieder ins Dasein zu bringen, welche Funktion haben dann eure Gottheiten? Wenn ihr ein bisschen nachdenkt, werdet ihr selbst zu dem Schluss kommen, dass es für niemanden im ganzen Universum Platz gibt, der eure Verehrung und euren Dienst beanspruchen könnte außer Allah. (Mauduudi)

 

35. Sprich: „Gibt es unter denen, die ihr Allah zur Seite setzt, einen, der zur Wahrheit leiten kann?“121 Sprich: „Allah leitet zur Wahrheit.122 Ist nicht Der, der zur Wahrheit leitet, würdiger, dass man ihm folge,123 als jener, der selbst keine Rechtleitung zu finden vermag, außer er wird dazu geleitet?124 Was ist nur mit euch? Wie urteilt ihr denn?"125

121. Diese Frage soll hervorheben, wie wichtig die Führung zur Wahrheit ist. Sie ist eins der größten menschlichen Bedürfnisse. Denn offensichtlich beschränkt sich das, was der Mensch braucht, nicht auf Nahrung, Kleidung, Schutz vor Gefahren und ähnliche Dinge, sondern am meisten braucht er die Kenntnis der rechten Weise, dieses Leben zu gestalten, so dass er darin erfolgreich sein kann. Dazu gehört, dass er weiß, wie er seine eigenen physischen, seelischen und geistigen Kräfte und Fähigkeiten einsetzen sollte. Außerdem sollte er wissen, wie er sich seinen Mitmenschen gegenüber verhalten soll - wie auch gegenüber der gesamten Umwelt, in der er lebt und wirkt - um dementsprechend seine verschiedenen Beziehungen zu gestalten. Dies alles nennt der Qur’an "Führung zur Wahrheit".

Der Qur’an fragt nun die Götzendiener und all die Menschen, die die Lehren des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, verwerfen: Gibt es irgendeinen unter den Götzen, die ihr Allah zur Seite gestellt habt, der euch zur Wahrheit führen kann? Die Antwort kann offensichtlich nur ein Nein sein, denn

1. soweit es sich bei den Götzen um imaginäre Götter oder Göttinnen oder tote oder lebende Menschen handelt, so wenden sich ihre Verehrer wohl an sie um Erfüllung ihrer Wünsche oder Schutz vor Unglück, jedoch niemals auf der Suche nach Rechtleitung.

2. Gibt es Personen, die Regeln und Gesetze erlassen, denen andere Menschen folgen. Sie werden zwar als Führer akzeptiert, aber die Frage ist in diesem Fall: fuhren sie wirklich zur Wahrheit, und sind sie überhaupt in der Lage dazu? Besitzt irgendeiner von ihnen das Wissen, das alle jene Wahrheit umfasst, die zur Festlegung von Orientierungsgrundsätzen für das menschliche Leben notwendig sind? Hat irgendeiner von ihnen volle Übersicht über all die Aktivitätsbereiche, über die sich menschliche Probleme erstrecken? Ist irgendeiner von ihnen frei von Vorurteilen, Schwächen, persönlichen oder gemeinschaftlichen Interessen, die der Formulierung gerechter Gesetze im Wege stehen? Wie können dann Menschen mit so begrenzten Fähigkeiten für Führer zur Wahrheit gehalten werden? (Mauduudi)

...indem er ein Buch offenbart, einen Gesandten schickt, ein System, ein für ewig geltendes Gesetz gibt, die Menschen ermahnt und zum Guten führt, auf die Zeichen im Dasein und sich selbst aufmerksam macht, die schlafenden Herzen aufweckt und schließlich die untätigen geistigen Fähigkeiten in Bewegung setzt. (Qutb)

122. Diese Antwort soll der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, an ihrer Stelle geben, um sie damit in die Pflicht zu nehmen. (Qutb)

123. Dass man ihm folgt und gehorcht oder ihn verehrt. (Darjabaadi)

124. Da sich die Vorstellung, dass sich jemand „auf dem rechten Weg befindet“, nicht auf leblose Idole und Statuen anwenden lässt, bezieht sich dies offensichtlich auf Lebewesen - lebende oder verstorbene - denen ungerechtfertigt ein „Anteil an Allahs Göttlichkeit“ zugeschrieben wird, das heißt, auf heilige Menschen, Propheten oder Engel, denen die Volksvorstellung Allahs Eigenschaften zuschreibt, manchmal sogar so weit, dass diese Persönlichkeiten als Manifestationen oder Inkarnationen Allahs auf Erden betrachtet werden. Was Allahs Rechtleitung betrifft, so kommt diese in erster Linie in der Fähigkeit zum vernünftigen Denken und in der intuitiven Einsicht des Menschen zum Ausdruck, womit Allah den Menschen ausgestattet hat, um ihm zu ermöglichen, dem Gesetz Allahs zu folgen. (Asad)

125. Wörtlich: „Wie urteilt ihr?“ (Asad)

 

36. Aber die meisten von ihnen folgen nichts anderem als Mutmaßungen. Doch wahrlich, Mutmaßungen sind wertlos gegen über der Wahrheit.126 Allah weiß, was sie tun.

126.  Die Leute, von denen hier (und wohl auch im ersten Satz von Aja 53 dieser Suura) die Rede ist, sind die Agnostiker, die zwischen Wahrheit und Lüge schwanken. Einige der großen islamischen Rechtsgelehrten - vor allem ibn Hasm - begründen mit diesem Aja ihre Ablehnung des "Qijas" (Analogieschlusses) als Mittel zur Herleitung religiöser Gesetze, die im Wortlaut des Qur’an oder den Lehren des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, impliziert sein können, aber nicht eindeutig ausgesprochen worden sind. Vergleiche auch Suura 5:104-105 (Asad)

Sie mutmaßen, Allah habe Partner, ohne dieser Vermutung auf den Grund zu gehen oder sie durch Vernunft oder Verhalten zu überprüfen. Sie meinen, ihre Vorfahren hätten diese Wesen nicht verehrt, wenn sie nicht der Verehrung würdig wären, wobei sie weder diese Legende überprüfen noch ihren Verstand von der kritiklosen Nachahmung befreien. Sie mutmaßen, Allah würde einem Mann unter ihnen keine Offenbarung zukommen lassen, ohne nachzuprüfen, warum dies für Allah unmöglich wäre. Sie mutmaßen, der Qur’an sei Muchammeds, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Werk, ohne nachzuforschen, ob Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, als Mensch, überhaupt in der Lage war, so etwas hervorzubringen, während sie, die selbst Menschen sind, dies nicht zu bewerkstelligen vermögen. (Qutb)

Das bedeutet, dass weder die Autoren religiöser Glaubenssätze, noch die Philosophen, noch die Gesetzgeber ihre Ansichten auf wirklichem Wissen begründeten, sondern auf reinen Vermutungen und Meinungen. Auch diejenigen, die diesen geistlichen oder weltlichen Führern folgten, taten dies aufgrund der bloßen Annahme, sie seien große Persönlichkeiten und müssten deswegen Recht haben. (Mauduudi)

 

37. Dieser Qur’an könnte von niemand anderem als von Allah ersonnen werden.127 Vielmehr128 ist er eine Bestätigung dessen, was vor ihm (offenbart worden) war129 und eine Darlegung130 des Buches, an dem es keinen Zweifel gibt, vom Herrn der Welten.131

127. Aufgrund seiner unvergleichlichen Lehren und seiner schönen Ausdrucksweise. (Darjabaadi)

Er könnte in seiner Einzigartigkeit in der Thematik und in der Ausdrucksweise der Vollkommenheit seiner planmäßigen Anordnung, seiner Lehre des Diins, seiner auf die Menschen bezogene Anordnung, in seiner präzisen Beschreibung der Wahrheit Allahs, der Natur des Menschen, des Lebens und des Daseins, niemals von einem anderen als Allah selbst verfasst worden sein. Denn nur eine einzige Macht ist dazu imstande, und dies ist die Macht Allahs, die das Offenbare und das Verborgene umfasst. (Qutb)

128. Wörtlich: "aber" (wa-lakin). Damit soll betont werden, dass es absolut unmöglich ist, das Gegenteil des nun folgenden zu behaupten. (Asad)

129. Das sind die Bücher, die den Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zuvor offenbart worden sind. Er bestätigt sie in den Grundprinzipien des Diins und in der Aufforderung zum Guten. (Qutb)

130. Vergleiche Suura 3:23: Allahs Offenbarung in allen Zeitaltern ist eine einzige. Der Qur’an bestätigt, erfüllt, vervollständigt und erläutert diese eine wahre Offenbarung, die der Eine Allah immer wieder gesandt hat. (Juusuf `Allii)

131.  Der obige Abschnitt hat eine zweifache Bedeutung.

1. Die im Qur’an enthaltene Weisheit schließt jede Möglichkeit aus, dass er von einem Menschen verfasst sein könnte.

2. Die Botschaft des Qur’ans soll die ewigen Wahrheiten bestätigen und erläutern, die dem Menschen durch eine lange Folge prophetischer Sendungen übermittelt worden ist: Wahrheiten, die jeweils in der Folgezeit durch falsche Interpretationen, bewusste Auslassungen und Hinzufügungen oder teilweisen oder vollständigen Verlust der Originaltexte entstellt worden sind. (Asad)

 

38. Und doch132 behaupten sie: „Er hat ihn erdichtet!“133 Sprich: „So bringt eine (einzige) Suura gleicher Art hervor134 und ruft dazu, wen ihr nur könnt, außer Allah,135 wenn ihr wahrhaft seid!“136

132. Der Partikel "am", der diesen Satz einleitet, hat keine Fragefunktion, sondern ist, wie an vielen anderen Stellen im Qur’an, gleichbedeutend mit der Konjunktion "wa" ("und"), die in diesem Fall mit "und doch" übersetzt werden kann. (Asad)

133. Die Götzendiener Mekkas machten dem Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, diesen Vorwurf. (Darjabaadi)

134. Den besten arabischen Schriftstellern ist es nie gelungen, etwas mit dem Qur’an Vergleichbares hervorzubringen. (Darjabaadi)

135. Ruft eure besten Dichter zu Hilfe. (Darjabaadi)

Es ist ein allgemeines Missverständnis, diese Herausforderung des Qur’an, ein solches Buch oder auch nur eine solche Suura hervorzubringen, beziehe sich auf seine literarische Einzigartigkeit. Dies ist das natürliche Ergebnis der Art und Weise, wie argumentiert worden ist, um das Wunder des Qur’an zu beweisen. Aber der Qur’an selbst steht weit über dem Anspruch, allein seiner ausgezeichneten Ausdrucksweise wegen ein unvergleichliches Buch zu sein. Sicher ist er auch in dieser Beziehung unvergleichlich, aber die wirkliche Grundlage dieses Anspruchs und dieser Herausforderung ist seine Thematik und seine Lehre. (Mauduudi)

Wer sich mit der literarischen Kunst beschäftigt hat und Einsicht in die Kunst des Vortrages besitzt, weiß, wie unnachahmlich der Qur’an von diesem Gesichtspunkt aus ist. Und wer sich mit den Lehren der Soziologie, der Gesetzgebung und der Psychologie oder im Allgemeinen mit dem menschlichen Charakter und seinen Bedürfnissen beschäftigt hat, weiß das Wunder des thematischen Charakters des Qur’ans einzuschätzen (Qutb)

136.  „Wenn ihr wahrhaft seid“ lässt sich auf zweierlei Weise verstehen: zum einen kann es bedeuten, dass der, der im Zweifel darüber ist, ob der Qur’an das Buch Allahs ist, als Untermauerung seiner Zweifel eine Suura wie die des Qur’ans hervorbringen möge. Und zum anderen kann es besagen, dass der, der guten Grund hat zu glauben, er könne andere Helfer herbeirufen, um seine Meinung zu rechtfertigen, diese hier und jetzt zu Hilfe holen möge, denn es gibt keinen geeigneteren Augenblick als diesen, ihre Fähigkeiten und Kräfte vor dem Angesicht Allahs darzutun. (Siddiqi)

 

39. Aber, sie behaupten, was sie mit ihrem Wissen nicht zu empfangen vermögen,137 ohne die Erfüllung138 seiner Verheißungen abzuwarten. Genauso leugneten jene, die vor ihnen waren.139 Nun siehe, wie das Ende derer war, die unrecht taten.140

137. Nämlich die Wahrheiten des höheren und des zukünftigen Lebens, die nicht mit den physischen Sinnen wahrnehmbar sind. Diese haben sie völlig verleugnet. (Darjabaadi)

Nach dieser Herausforderung wird der Disput hier mit der Feststellung beendet, dass die Leugner ihr Urteil auf Mutmaßungen gründen, ohne genaue Kenntnisse über die Offenbarung des Qur’ans zu besitzen, und ohne die Bewahrheitung der darin enthaltenen Verheißungen und Drohungen abzuwarten. (Qutb)

138. "Tawil": Erläuterung, Erklärung, Erfüllung. Vergleiche Suura 7:53. Allahs Botschaft vermittelt uns nicht nur Regeln für unser alltägliches Verhalten, sondern spricht über Dinge von höchster mystischer Bedeutung, die auf dreierlei Weise der Erläuterung bedürfen:

1. durch Erklärung von Lehrern mit großer geistiger Erfahrung,

2. durch Erfahrungen aus den tatsächlichen Gegebenheiten des Lebens, und

3. durch die letztendliche Erfüllung der Hoffnungen und Warnungen, die wir jetzt durch unsere Imaan akzeptieren. Die Kaafirs lehnen Allahs Botschaft einfach deswegen ab, weil sie sie nicht verstehen, ohne ihr auf einem dieser Gebiete Gelegenheit zu einer Erläuterung zu geben. (Juusuf 'Allii)

138.  Wörtlich: „...und bis zu diesem Zeitpunkt das nicht zu ihnen gekommen ist, was er ihnen verhieß“. Viele der Tefsirgelehrten deuteten, weil sie die Feinheiten der Sprache des Qur’ans nicht beherrschten. Sie leugneten, als ihnen der Wundercharakter des Qur’ans nicht klar erschienen war. “Tawil“ aber hat in der Sprache des Qur’ans nur eine einzige Bedeutung, nämlich „der Ausgang jeder Angelegenheit" oder „die Bewahrheitung des Vorhergesagten". (Al-Manar)

139. Mit ähnlicher Verachtung der Wahrheit. (Darjabaadi)

140. In vergangenen Zeitaltern. Dies bezieht sich auf die ungehorsamen Nationen, die untergegangen sind. (Darjabaadi)

Übeltäter finden letztendlich immer ein schlimmes Ende. Dies zeigt der Verlauf der Geschichte immer wieder. Sie sind jedoch so starrsinnig, dass sie in ihrer Unwissenheit Fragen beiseite schieben, bevor diese entschieden sind. (Juusuf `Allii)

 

40. Doch unter ihnen sind manche, die daran den Imaan verinnerlichen, und (auch) manche, die nicht daran den Imaan verinnerlichen.141 Doch dein Herr kennt wohl die Unheilstifter.142

141. Das Verb "ju'ninun", das in diesem Aja zweimal erscheint, kann entweder im Präsens verstanden werden ("diejenigen, die den Imaan verinnerlichen" beziehungsweise "diejenigen, die nicht den Imaan verinnerlichen") oder im Futur. (Asad)

142. Diejenigen, die nicht an den Qur’an den Imaan verinnerlichen, werden hier als Unheilstifter bezeichnet, denn ihre Ablehnung beruht nicht auf einleuchtenden Gründen, sondern auf Vorurteilen und Eigennutz und hält andere vom Diin fern. Allah kennt sie sehr wohl, denn Er kennt alle Dinge. Sie können Allah nicht täuschen, indem sie vorgeben, den Qur’an aus bester Absicht abzulehnen. (Mauduudi)

Die Unheilstifter sind diejenigen, die nicht den Imaan verinnerlichen, wollen. Es gibt kein größeres Unheil auf der Erde als die Abwendung der Menschen vom Imaan an seinen Herrn und davon, Ihm allein zu dienen. (Qutb)

 

Abschnitt 5

41. Und wenn sie dich der Lüge bezichtigen, so sprich: „Mir meine Taten und euch eure Taten.143 Ihr seid frei (von Verantwortung) für das, was ich tue, und ich bin frei (von Verantwortung) für das, was ihr tut.144

143. Wenn ein Diener Allahs abgelehnt wird und man ihm Unaufrichtigkeit vorwirft, gibt er nicht seine Arbeit deswegen auf, sondern verkündet weiterhin seine Botschaft. Er mag vielleicht denen sagen, die sich in seine Sachen einmischen: „Kümmert euch um eure eigenen Angelegenheiten. Wenn euer Vorwurf berechtigt ist, habe ich das vor Allah zu verantworten. Und wenn ich nur meine Pflicht tue und meinen Auftrag ausführe, macht eure Ablehnung mich nicht für eure bösen Taten verantwortlich; die habt ihr vor Allah zu verantworten." (Juusuf `Allii)

Mein Tun entspricht meiner Sendung; nämlich Allahs Botschaft zu übermitteln, zu warnen, zu verheißen und zum Besseren zu führen. Euer Tun aber entspricht eurem Leugnen und eurem Götzendienst, nämlich Unheil zu stiften und Ungerechtigkeit zu begehen. (Al-Manar)

 

42. Und unter ihnen sind welche, die dir zuhören.145  Doch kannst du die Tauben hörend machen, selbst wenn sie nicht begreifen wollen?146

145. Von diesen Geschöpfen, die zuvor zuhören, aber nicht imstande sind das Gehörte zu begreifen, gibt es, überall und zu aller Zeiten sehr viele. (Qutb)

146. Vergleiche Suura 6:25, 36 und 39 sowie die entsprechenden Fußnoten. Heuchler gehen hin, um einen großen Lehrer zu sehen und zu hören, aber sie ziehen keinen Nutzen daraus, denn sie suchen nicht aufrichtig nach der Wahrheit. Sie sind wie Blinde, Taube oder Schwachsinnige. Man kann sie nicht führen, weil sie sich nicht führen lassen wollen. (Juusuf `Allii)

Obgleich dieser und der folgende Aja an den Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gerichtet ist, soll er jene tadeln, die Allahs Botschaft keine Beachtung schenken. Denn sie hörten nur die Laute der Worte, die der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu ihnen sprach, ohne sich Mühe zu geben, auch zu verstehen, was sie beinhalten. Sie hatten von vornherein ein Vorurteil gegen ihn und wollten nichts akzeptieren, was er sagte, wie vernünftig es auch immer sein mochte. Sie waren so damit beschäftigt, ihre eigenen Wünsche zu erfüllen, dass sie gar nicht daran interessiert waren herauszufinden, ob ihr Verhalten recht oder unrecht war. (Mauduudi)

 

43. Und unter ihnen sind welche, die zu dir schauen.147 Doch kannst du die Blinden rechtleiten, wenn sie nicht sehen wollen?148

147. Für diese Menschen vermag der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nichts zu tun. Ihre Sinne und ihre Gefühle haben jede Verbindung zum Verstand verloren. Sie sind außer Kraft gesetzt. Sie hörend oder sehend zu machen steht allein Allah zu und nicht dem Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Doch da diese Menschen die Gaben, die Allah ihnen gibt, um zur Rechtleitung zu gelangen, selbst außer Kraft setzen, verdienen sie es gemäß dem Gesetz Allahs, niemals die Fähigkeit dazu zu bekommen. (Qutb)

148. Sie sind entschlossen, sich davon nicht beeindrucken zu lassen. (Darjabaadi)

Auch hier können sie wieder mit Tieren verglichen werden, die nur das sehen, was an der Oberfläche deutlich wird. Jene Menschen sahen wohl den Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und seine Gefährten, nahmen aber nicht ihre reinen Lebensweise wahr, denn sie hatten nicht den Wahrnehmungssinn für die Veränderungen, die in all den Menschen vorgingen, die Allahs Botschaft annahmen. (Mauduudi)

Sie schauen dich zwar an, wenn du den Qur’an rezitierst, sie sehen aber das dir von Allah gegebene Licht nicht. Die Vollkommenheit des Schöpfers und der Schöpfung und die Zeichen der Rechtleitung und die Wahrheit sind für sie unsichtbar. Wer unbeeindruckt bleibt in seinem Verstand und in seiner der Seele von dem, was er sieht, ist so, als ob seine Augen blind wären. (Al-Manar)

 

44. Wahrlich, Allah tut dem Menschen in nichts Unrecht, sondern es ist der Mensch, der sich selbst Anrecht tut.149

149. Die Folgen der bösen Handlungen der Menschen können nicht Allah vorgeworfen werden. Er behandelt auch die Menschen nicht ungerecht. Er hat ihnen die Fähigkeiten und Mittel zur Rechtleitung gegeben. Wenn der Mensch auf Irrwege kommt, dann nur deswegen, weil er sich selbst Unrecht tut. (Juusuf `Allii)

Nicht Allah nimmt den Menschen ihr Gehör und Gesicht, sondern die Menschen selbst missbrauchen ihre Sinne und Fähigkeiten. (Darjabaadi)

Ihr falsches Verhalten macht sie unfähig, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden, denn ihr Gewissen ist allmählich abgestorben. (Mauduudi)

Diese letzten Ajas sollen den Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, trösten, der traurig war über die Ablehnung der Wahrheit, die er in Händen hielt. Allah stellt fest, dass dies nicht wegen einer Nachlässigkeit seitens des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, oder gar wegen der Unzulänglichkeit dieser Wahrheit geschieht, sondern einzig und allein der Blindheit und Taubheit dieser Menschen zuzuschreiben ist. (Qutb)

 

45. Eines Tages wird Er sie versammeln (und es wird ihnen sein,)150 als ob sie nicht länger als eine Stunde des Tages auf Erden verweilt hätten.151 Die gerade einander kennen gelernt hätten.152 Verloren werden gewiss jene sein, die das Zusammentreffen mit Allah leugneten und die keine Rechtleitung annehmen wollten.153

150. Es wird ihnen so scheinen. (Darjabaadi)

151. Von der Ewigkeit aus sieht unser irdisches Leben aus, als wäre es nur ein kleiner Teil unseres kurzen Tages gewesen. Genauso kurz erscheint dann die Zeitspanne zwischen unserem Tod und dem Aufruf zum Gericht. (Juusuf `Allii)

Sie werden dann auch einsehen, welche Torheit es war, das ewige Leben für vergängliche Freuden dieser Welt aufs Spiel zu setzen. (Mauduudi)

Einen Teil der Wahrnehmung unserer gegenseitigen Beziehungen auf der Erde werden wir behalten, so dass das gerechte Urteil für uns verständlich ist. (Juusuf `Allii)

Aber niemand wird in der Lage sein, Freunden oder Verwandten zu helfen. (Darjabaadi)

Vergleiche auch Suura 6:94, wo der Zustand der Wahrheitsleugner am Tag des Gerichts geschildert wird: „Und siehe, ihr kommt zu Uns nackt und bloß, wie Wir euch beim ersten Mal erschaffen haben", und später wird im gleichen Aja gesagt, dass alle Bindungen zwischen ihnen und ihrem irdischen Leben nun abgeschnitten sind. (Asad)

152. Es wird ihnen so vorkommen, als ob ihr Verweilen auf der Erde von so kurzer Dauer war, das sie sich gerade untereinander bekannt machen konnten. Die Stunde wird hier als Symbol der kurzen Zeit genannt. (Al-Manar)

153. Sie hatten sich in ihrem irdischen Leben nicht leiten lassen wollen. (Darjabaadi)

Sie hatten vergessen, dass sie eines Tages vor Allah Rechenschaft ablegen müssen. (Mauduudi)

 

46. Und ob Wir dir (zu Lebzeiten) einiges von dem zeigen, was Wir ihnen versprochen haben,154 oder ob Wir dich zuvor sterben lassen,155 so ist doch zu Uns ihre Rückkehr. Dann wird Allah Zeuge sein156 für das, was sie tun.157

154. Die Folgen ihrer Übeltaten. (Darjabaadi)

Den Teil der Strafe, der schon im Diesseits verhängt wird. (Al-Manar)

Wörtlich: „von dem, was Wir ihnen versprochen haben“ oder „womit Wir sie bedroht haben“, nämlich die unvermeidliche Vergeltung, oft auch in dieser Welt. (Asad)

155. Bevor dies geschieht. (Darjabaadi)

156. Auf jeden Fall kommt die Wahrheit ans Licht, und die bösen Folgen böser Handlungen werden allen deutlich. (Darjabaadi)

..Und Uns obliegt die Abrechnung mit ihnen, wenn der zweite Teil der Strafe erfolgt. Der Satz könnte auch bedeuten, dass in beiden Fällen, zu Lebzeiten des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, oder nach dessen Tod, die Angelegenheit dieser Leute allein zu Allah zurückgeführt wird. (Al-Manar)

157. Dem Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wird hier versichert, dass böse Handlungen böse Folgen haben, so wie gute Handlungen Gutes bringen. Ob sah diese Ergebnisse vor seinen eigenen Augen zu seinen Lebzeiten zeigen oder später, macht keinen Unterschied. Die Basen haben keinen Grund, sich zu freuen, wenn ihnen Spielraum gegeben wird oder sie gar vorübergehend die Oberhand haben. Und die Rechtschaffenen sollen nicht den Mut verlieren, denn Allahs Versprechen ist sicher und wird erfüllt. Ohnehin kann die Gerechtigkeit in diesem Leben nur teilweise hergestellt werden. Die endgültige Abrechnung geschieht am Tag des Gerichts. (Juusuf `Allii)

In seinem weiteren Sinne richtet sich dieser Aja an alle Mu’mins, die es schwer verständlich finden, dass leberlanges Leiden oft das Los der Rechtschaffenen ist, während viele Übeltäter und Wahrheitsleugner allem Anschein nach ungestört das Leben genießen können. Der Qur’an löst diesen scheinbaren Widerspruch, indem er verdeutlicht, dass das Leben dieser Welt im Vergleich zum zukünftigen Leben nur einen kurzen Augenblick dauert, und dass erst dann sich zeigt, was das wahre Schicksal des Menschen ist. Vergleiche auch Suura 3:185. (Asad)

 

47. Und für jedes Volk ist ein Gesandter bestimmt.158 Wenn ihr Gesandter zu ihnen kommt,159 dann wird zwischen ihnen in Gerechtigkeit entschieden werden160 und es wird ihnen nicht unrecht getan.

157. Dies heißt, das Allah, nicht nur nach dem Tode des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Zeuge dessen ist, was sie zu tun pflegten, sondern zu jeder Zeit. Der Hintergrund dieser Aussage ist der, dass die Leugner den Tod des Propheten Allahs Segen und Frieden auf ihm, herbeiwünschten um ihre Ruhe zu haben. Allah sagt ihnen hiermit, dass Seine Strafe sie so oder so unabwendbar treffen wird. (Al-Manar)

158. Das Wort Umma bedeutet hier nicht nur "Gemeinschaft" oder "Nation", sondern es schließt alle jene Völker und Generationen ein, an die die Botschaft eines Gesandten gerichtet ist, selbst wenn er nicht mehr unter ihnen lebt. Solange seine Lehren unverändert bleiben und jedem zugänglich sind, werden alle diese Menschen als seine Umma bezeichnet. (Mauduudi)

159. Jedes Volk, jede Generation und jede Nation hat ihre Botschaft oder ihren Gesandten: Allah hat sich auf die eine oder andere Weise offenbart. Ob diese Botschaft ignoriert oder abgelehnt, missbraucht oder entstellt wurde, der Tag des Gerichts wird kommen, an dem völlige Gerechtigkeit hergestellt und die ganze Wahrheit ans Licht gebracht wird. Die Kaafirs mögen spöttisch fragen: „Wenn das stimmt, wann kommt dann dieser Tag?“ Und der antwortet: „Er wird schon zu seiner Zeit kommen; niemand kann ihn verzögern oder beschleunigen. Wenn ihr meint, ich könnte euch dann Schaden zufügen, weil ihr mich misshandelt habt, dann wisst, dass dies alles allein in Allahs Hand liegt. Er wird die volle Gerechtigkeit zur Geltung bringen. Selbst was mich angeht, geschieht mir alles Glück und Unglück allein durch Allahs Macht.“ (Juusuf ’Allii)

Mit der Sendung jedes Propheten, wird der Beweis gegen sein Volk erbracht. (Al-Manar)

160. Dieser Aja betont

a) die Kontinuität Offenbarungen Allahs in der Geschichte der Menschheit und die Tatsache, dass auf lange Sicht keine Gemeinschaft oder Kultur ohne prophetische Leitung geblieben ist; und

b) die Lehre, dass Allah keine Gemeinschaft für ihr Unrecht straft, solange die Menschen sich nicht des Unterschiedes zwischen Gut und Böse bewusst sind (vergleiche Suura 6:131-132) (Asad)

 

48. Und sie sagen: „Wann wird dieses Versprechen in Erfüllung gehen, wenn ihr wahrhaft seid?"161

161. Dies wurde dem Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und seinen Anhängern gesagt. (Al-Manar)

Dies ist eine Herausforderung an den Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, die Strafe herbeizuführen, ähnlich wie bei früheren Völkern, die ihre Gesandten ablehnten. (Qutb)

 

49. Sprich: „Ich vermag mir selbst162 weder Schlechtes noch Gutes zuzufügen, außer Allah will es.163 Für jede Gemeinschaft164 gibt es eine festgesetzte Frist und wenn ihre Frist abgelaufen ist, können sie sie weder um eine Stunde hinausschieben noch sie beschleunigen.“165

162. Der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ist ein Mensch und ein Diener Allahs und verfügt nicht über Kräfte, die die gewöhnlicher Sterblicher übersteigen. (Darjabaadi)

163. Wenn der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sich selbst weder zu nutzen noch zu schaden vermag, so kann er auch für sie weder Schaden noch Nutzen herbeiführen. (Qutb)

„Und da ich nicht über übernatürliche Kräfte verfüge, kann ich auch nicht voraussagen, was jenseits der menschlichen Wahrnehmung liegt.“(Asad)

„Ich habe nie gesagt, dass ich über euch Gericht halten und Strafen verhängen werde. Deswegen bin ich auch nicht in der Lage, vorauszusagen, wann die Verheißung erfüllt wird. Allah allein hat diese Verheißung ausgesprochen, und all dies liegt in Seiner Hand.“ (Mauduudi)

164. Hier wiederholt sich die Wendung aus Suura 7, Aja 34, aber die Bedeutung ist indem jeweiligen Zusammenhang unterschiedlich. Hier wird der Spott der Kaafirs beantwortet, der den Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, rausfordern soll. Aja 34 dagegen bezieht sich auf die Strafe für ungerechtes Verhalten allgemein: Ungerechtigkeit wird nicht notwendigerweise sofort bestraft, sondern jedem Volk und jeder Generation wird eine Chance eingeräumt. Erst wenn diese Zeitspanne abgelaufen ist, kommt die endgültige Abrechnung. (Juusuf `Allii)

Allah macht Seine Drohung wahr, wann immer Er es will, wobei Seine Gesetzmäßigkeit ("Sunna Allah") sich nicht ändert. Auch die Frist die Er festsetzt ist unabänderlich. (Qutb)

165. In diesem Zusammenhang bedeutet das „Ende der Frist“ besonders den Tag des Gerichts. (Asad)

Diese Frist, die auf einer gerechten Entscheidung Allahs beruht, kann Jahrhunderte dauern. Wenn sie jedoch abgelaufen ist, spricht Allah Sein Urteil. Dieser Zeitpunkt kann weder beschleunigt noch verzögert werden. (Mauduudi)

 

50. Sprich: „Überlegt doch - wenn Seine Strafe euch bei Nacht oder am Tage erfaßt,166 welche wünschen die Sünder dann zu beschleunigen?167

166. Der Spott der Kaafirs wandelt sich in Panik, wenn der Zorn Allahs über sie hereinbricht. Dies kann plötzlich bei Tag oder Nacht geschehen, wenn es am wenigsten erwartet wird. Dann wünschen sie sich keine "Beschleunigung" mehr. (Juusuf `Allii)

167. Allahs Strafe ist furchtbar und sollte den Menschen veranlassen, davor zu fliehen, statt sich zu wünschen, dass sie schnell herbeikäme: Dies soll die Ungeheuerlichkeit der Forderung betonen. (Asad)

Ist es die Strafe des Diesseits oder die des Gerichtes, die sie sich herbeiwünschen? Wie dem auch sei, eine Torheit und Dummheit ist, sich solches zu wünschen. Manche Kommentatoren verstehen den Satz auch so „Wie wollen die Sünder sie dann abwenden?“ (Al-Manar)

 

51. Wollt ihr erst dann, wenn sie über euch gekommen ist,168 daran den Imaan verinnerlichen?169 Jetzt (endlich)! Und doch wolltet ihr sie (vordem) beschleunigen!"170

168. Wenn die Drohung keine Verheißung mehr ist, sondern vollendete Tatsache, und wenn also Imaan nichts mehr nützen kann. (Darjabaadi)

169. Gezwungenermaßen. (Al-Manar)

Das heißt, wenn es zu spät ist. (Asad)

170. In Verleugnung und Überheblichkeit. (Al-Manar)

Ihr wolltet dies durch eure spöttische Herausforderung beschleunigen! (Darjabaadi)

 

52. Dann wird den Ungerechten gesagt: „Kostet nun die ewig währende Strafe!171 Werdet ihr denn anders belohnt als für das, was ihr erworben habt?"172

171. Dies ist das endgültige Urteil, das sie selbst über sich gebracht haben. Die Psychologie der Kaafirs wird hier analysiert und bloßgestellt. Diese besondere Argumentation beginnt in Aja 47 und endet in Aja 53. Sie beginnt mit der allgemeinen Feststellung, dass jede Gemeinschaft durch einen Propheten gewarnt und ermahnt worden ist. Dieser Prophet wird am Tag des Gerichts ein entscheidender Zarge sein, wenn über die Angelegenheit in vollkommener Gerechtigkeit entschieden wird. Dann folgt ein Dialog. Die Kaafirs fordern spöttisch zur Beschleunigung der Strafe heraus, und die Antwort darauf ist, dass sie schon zu ihrer Zeit eintreffen wird. Die Muslime werden aufgefordert abzuwarten und zu sehen, wie die Ungerechten auf die Strafe reagieren würden, wenn sie plötzlich über sie hereinbräche. Ist es ihnen dann nicht zu plötzlich? Wenn die Strafe wirklich eintrifft, ist ihre Panik unbeschreiblich, und sie können es kaum glauben, dass dies wahr ist. (Juusuf `Allii)

172. Oder: „Wird euch für irgend etwas anderes vergolten als ihr es verdient habt?" (Asad)

 

53. Und sie173 werden Auskunft von dir verlangen: „Ist das wahr?" Sprich: „Ja, bei meinem Herrn,174 das ist ganz gewiss die Wahrheit! Und ihr könnt euch dem nicht entziehen!“

173. "Sie", nämlich diejenigen unter den Kaafirs, die in ihrem Agnostizismus hin- und herschwanken und - wie oben in Aja 36 erwähnt - nichts als Vermutungen folgen. (Asad)

174. Wonach sie fragen, ist die Auferstehung und der Tag des Gerichtes (ibn Kasir)

Dessen Göttlichkeit ich so hoch schätze, dass ich niemals verräterisch bei Seinem Namen schwören könnte. Ich schwöre in Seinem Namen nur ernsthaft und mit Überzeugung. (Qutb)

 

Abschnitt 6

54. Und wenn eine jede Seele, die unrecht getan hat,175 all das besäße was auf Erden ist, würde sie sich damit loskaufen wollen.176 Und Bedauern würde sie insgeheim überkommen,177 wenn sie die Strafe sehen. Doch zwischen ihnen wird in Gerechtigkeit entschieden werden und kein Unrecht wird ihnen widerfahren.

175. In diesem Falle dadurch, dass sie absichtlich den Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, verleugnet und die Botschaft des Qur’an abgelehnt hat. (Asad)

176. Wörtlich: “...würde sie sich damit loskaufen wollen.“ Dieser Aja ist offenbar sinnbildlich zu verstehen. Aber nachdem hier “Lösegeld“ erwähnt wird, sind einige Kommentatoren der Ansicht, dass hiermit ansonsten gute Taten in dieser Welt (insbesondere Anstrengungen und Besitz, die dazu aufgewendet werden, um den Mitmenschen zu helfen) gemeint sind, auf die sich die hartnäckigen “Verleugner der Wahrheit“ berufen könnten, um am Tag des Jüngsten Gerichts Allahs Nachsicht zu erbitten doch diese Bitte wird wegen der willentlichen Bestreitung der grundlegenden Wahrheiten abgewiesen. (Asad)

177. „Sie würden alles geben, um der Strafe zu entgehen, aber das schwerste für sie würde sein, ihre Fehler offen einzugestehen und zu bereuen, deswegen verbergen sie ihr Schamgefühl."(Juusuf `Allii)

Sie verbergen voreinander ihre Scham und Reue, nämlich die Verführer vor den Verführten und umgekehrt. (Darjabaadi)

Angesichts der zahlreichen Feststellungen im Qur’an, dass die Übeltäter am Tag des Gerichts ihre Reue nicht nur nicht verbergen, sondern sie besonders hervorheben, sind viele Kommentatoren der Ansicht, dass “asarra““ hier das Gegenteil seiner Grundbedeutung bezeichnen muss, nämlich „sie werden ihre Reue kundtun". Da diesem linguistische Gründe entgegenstehen, erklärt Samachsari, dieser Satz müsse in dem Sinne verstanden werden, dass sie unwillkürlich ihre Reue verbergen, indem sie unfähig sind, sie zum Ausdruck zu bringen. (Asad)

Der Schreck des Augenblicks steht auf den Gesichtern geschrieben, und obwohl Reue und Bedauern sie überkommen, kommt kein Ton über ihre Lippen. (Qutb)

 

55. Führwahr - ist nicht Allahs, was in den Himmeln und auf Erden ist? Und ist das Versprechen Allahs nicht in der Tat (unumstößliche) Wahrheit?178 Doch die meisten von ihnen wissen es nicht.179

178. Mit dem Wort "Ala" (Fürwahr, höret, wisset) wird die Macht Allahs über Himmel und Erden dröhnend verkündet. Wer die Macht über den Himmel und auf Erden besitzt, Der kann auch Seine Verheißung in die Tat umsetzen. Keine Macht besitzt die Fähigkeit, es Ihm unmöglich zu machen oder Ihn daran zu hindern. (Qutb)

179. Gerade weil sie unwissend sind, bezweifeln oder leugnen sie das. (Qutb)

 

56. Er ist Der, Der zum Leben erweckt und sterben lässt180 und zu Ihm ist eure Rückkehr.181

180. Wer Leben und Tod verursachen kann, besitzt auch die Macht, die Menschen wieder zu erwecken und sie zur Rechenschaft zu ziehen. (Qutb)

181. Vergleiche Suura 11:123: „alles, was existiert, kehrt zu Ihm zurück.“ (Asad)

 

57. O ihr Menschen! Es ist bereits eine Ermahnung von eurem Herrn zu euch gekommen und ein Heilmittel für das, was in euren Herzen ist182 und eine Rechtleitung und eine Barmherzigkeit für die Mu’mins.

182. Die Herzen derer, die ständig Böses tun, haben eine Krankheit, die ihren geistigen Tod verursacht. In Seiner Barmherzigkeit erklärt Allah ihnen Seinen Willen als Orientierung für ihr Leben, damit ihre geistige Krankheit geheilt werden kann. Wenn sie den Imaan verinnerlichen, wirkt das Heilmittel: sie finden Führung und Leitung und empfangen Allahs Vergebung und Gnade. (Juusuf `Allii)

Diese vortreffliche Lehre ist von eurem Herrn in dem Buch, das ihr anzweifelt, zu euch gekommen. Sie ist gekommen, um eure Herzen neu zu beleben und euch von all den falschen Vorstellungen, Zweifeln, Abweichungen und der Unruhe, von denen sie übermannt waren, zu heilen. (Qutb)

Ein Heilmittel für alles, was der Wahrheit und dem ethisch Guten entgegengesetzt ist. (Asad)

 

58. Sprich: „Über die Huld Allahs und Seine Barmherzigkeit - darüber183 mögen sie184 sich freuen." Denn sie sind weitaus besser als das, was sie anhäufen.185

183. Die Güte Allahs gegenüber all Seinen Geschöpfen ist überaus groß, jedoch ist sie noch größer gegenüber den Mu’mins unter ihnen. Ebenso ist Seine Barmherzigkeit im allgemeinen weitreichend, aber noch weitreichender ist sie gegenüber den Mu’mins. (Al-Manar)

Der Diin des Islam, die hohe Ideale setzt, aber auch praktisch den Weg dahin zeigt. (Darjabaadi)

184 Die Menschheit. (Darjabaadi)

185. Über diese Güte und Barmherzigkeit, die Allah Seinem Diener geschenkt hat, sollen sie sich freuen. Sie allein verdienen es, sich darüber zu freuen, nicht Geld und auch nicht vergängliche Genüsse dieser Welt. Diese Freude ist die höchstrangige, weil sie die Seele von Habgier befreit und ihr Augenmerk auf höhere Ziele lenkt. (Qutb)

 

59. Sprich: „Steht ihr nicht, wie Allah euch reichlich mit Wohltaten beschenkt hat? Überlegt euch doch, was Allah euch an Versorgung186 herabgesandt hat, und doch erklärt ihr einiges davon für verboten und einiges für erlaubt.“187 Sprich: „Hat Allah euch (das) gestattet, oder habt ihr (Lügen) ersonnen gegen Allah?«188

186. Das Wort "Versorgung" oder "Lebensunterhalt" ist sowohl wörtlich als auch im übertragenen Sinne zu verstellen. Wenn wir es wörtlich verstehen, wie viele schöne und gute Dinge hat Allah uns auf dem Land, im Meer und in der Luft, im Reich der Pflanzen, Tiere und Mineralien, zur Verfügung gestellt! Engstirnige Menschen ersinnen künstliche Hindernisse für ihre Nutzung. Wenn wir es im übertragenen Sinne verstehen, welche wunderbaren Bereiche des Wissens und geistigen Strebens sind in unserem individuellen und gemeinschaftlichen Leben vorhanden! Und wer sagt uns, dass ein Teil davon erlaubt, ein anderer hingegen verboten ist? Es ist nicht richtig, künstliche Restriktionen Allah zuzuschreiben und pseudoreligiöse Hindernisse dagegen aufzurichten. (Juusuf `Allii)

Dies schließt an die Aussage in Aja 67 an, dass der Qur’an dem Menschen eine vollständige Führung und Leitung zu einer guten Lebensweise und geistiger Erfüllung in diesem Leben und Glück im zukünftigen Leben bietet. Der Begriff "Risq" ("Lebensunterhalt", vergleiche Suura 2:3) bezeichnet alles, was für den Menschen gut und nützlich ist, sei es materieller Natur (im üblichen Sinne von „Lebensunterhalt“) oder geistiger, wie Imaan, Freundlichkeit, Geduld und so weiter. Er bezieht sich ausschließlich auf positive, nützliche Mittel und niemals auf Dinge oder Erscheinungen, die moralisch verwerflich und/oder schädlich für das Wohlergehen einzelner oder der Gesellschaft sind. (Asad)

187. Wörtlich: "dann habt ihr einige von ihnen verboten gemacht (Haram) und (einige) erlaubt (Halal)." Allein die Tatsache, dass Allah diese Dinge gegeben und damit den Willen zum Ausdruck gebracht hat, dass der Mensch sie nutzen soll, erklärt alles, was zu Risq gehört (vergleiche vorige Fußnote), als erlaubt. Dieser Aja nimmt eindeutig und ausdrücklich Stellung gegen alle willkürlichen Verbote, die der Mensch aufgestellt oder die künstlich aus dem Qur’an und der Sunna „hergeleitet“ werden. In seinem weiter gefassten Sinn bezieht sich dieser Aja auf Leute, die sich nicht von der Offenbarung leiten lassen wollen, sondern lieber ihren Vermutungen folgen (vergleiche Aja 36 dieser Suura). (Asad)

Die Erkenntnis, dass Allah unser Schöpfer und Ernährer ist, lässt nichts anderen Raum, als dass Er der Herr ist, Dem wir zu dienen haben, und dass Er allein Derjenige ist, Dem es zustehet, in allen Angelegenheiten des Menschen zu entscheiden. Dazu gehört auch die Nutzung des Lebensunterhaltes, den Allah den Menschen gegeben hat. (Qutb)

Wie kann der Mensch entgegen Allahs Gebot sich selbst Bestimmungen erlassen, während er selbst doch Sein Geschöpf ist? Was soll man von einem Diener halten, der das Recht beansprucht, selbst Entscheidungen über die ihm anvertrauten Dinge zu treffen, ohne seinen Herrn zu konsultieren - ganz abgesehen von dem Diener, der überhaupt nicht anerkennt, dass er einen Herrn hat und dass die ihm anvertrauten Dinge gar nicht ihm, sondern diesem Herrn gehören? (Mauduudi)

188. Diese Frage soll diejenigen zur Rede stellen, die sich anmaßen, eigenmächtig über das verfügen zu können, was ihr Herr ihnen anvertraut hat. Sie haben sich dadurch in eine peinliche Lage gebracht. Etwas anderes wäre es gewesen, wenn sie zu ihrer Handlungsweise von ihrem Herrn bevollmächtigt gewesen wären. Ohne eine solche Vollmacht können ihnen zwei Vergehen vorgeworfen werden: Rebellion und Betrug. (Mauduudi)

 

60. Und was denken wohl jene, die Lügen gegen Allah ersinnen, über den Tag der Auferstehung?189 Wahrlich, Allah ist voll der Güte zu den Menschen,190 doch die meisten von ihnen sind nicht dankbar.191

189. Haben Menschen, die falsche Lehrsätze aufstellen oder falsche Gottheiten und ’'Ibaadas erfinden, ein Bewusstsein von einem Tag der Abrechnung, an dem sie zur Rechenschaft gezogen werden und ihre Handlungsweise verantworten müssen? (Juusuf `Allii)

190. Er straft nicht unmittelbar, sondern gibt jedem eine Frist zur Umkehr und Besinnung. (Darjabaadi)

191. Bedauerlicherweise sind sehr viele Diener ihrem Herrn gegenüber undankbar für die Anleitung, wie sie in Seinem „Haus“ leben und wie sie mit Seinen Dingen umgehen sollten, um Seine Zufriedenheit zu erlangen. (Mauduudi)

Allah ist gnädig und barmherzig und großmütig mit Seinen Gaben aller Art, seien sie materiell oder geistig. Aber die Menschen begreifen dies nicht. Sie sind undankbar genug, den Geber zu vergessen und falsche Gottheiten und Werte zu verehren. (Juusuf `Allii)

 

Abschnitt 7

61. Und es gibt keine Angelegenheit, mit der du beschäftigt bist, und du trägst nichts aus dem Qur’an vor,192 und ihr begeht keine Tat, ohne dass wir eure Zeugen sind193 sind, wenn ihr darin vertieft seid. Und deinem Herrn bleibt auch nicht das Gewicht eines Stäubchens verborgen, weder auf Erden noch im Himmel. Auch gibt es nichts Kleineres oder Größeres als dies, ohne dass es im Buche klar verzeichnet ist.194

192. Welche Abhandlungen von dieser (Schrift) du auch vorträgst“ oder „welche Abhandlung (Qur'an) von Ihm du auch vorträgst". (Asad)

Im Anschluss an die letzten Ajas, in denen Allah Seine Huld und Seine Güte beschreibt, erinnert Er hier die Menschen daran, dass Er umfassend über all ihre Angelegenheiten und Taten Bescheid weiß, auch über solche, die klein oder gering erscheinen, damit sie sich selbst zur Verantwortung ziehen. (Al-Manar) ,

Dies sind private Angelegenheiten des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sowie allgemeine Angelegenheiten der Gemeinschaft, mit denen der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, beschäftigt war, nämlich zu Allah aufzurufen durch Mahnen und Warnen und durch Wort und Tat. (Al-Manar)

193. Wörtlich: "Zeugen", entsprechend dem Plural majestatis "Wir". Die besondere Erwähnung des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und seiner Lesung des Qur’an im ersten Teil des Satzes (impliziert in der Singularform der Anrede) soll betonen, wie wichtig die Offenbarung Allahs im Gesamtzusammenhang des menschlichen Lebens ist. Mit der Anrede in Pluralform soll die ganze Menschheit angesprochen werden. (Darjabaadi)

Allahs wachsame Fürsorge umfasst alle Geschöpfe. (Darjabaadi)

194. Menschen können nichts tun, ohne dass Allah es wahrnimmt. Wir können ganz auf eine Sache konzentriert sein, so dass wir während dieser Zeit nichts anderes mehr wahrnehmen. Aber Allahs Wissen umfasst nicht nur alle Dinge, sondern nimmt alle Dinge mit gleicher Wachsamkeit wahr. Nichts bleibt Ihm verborgen. Sein Wissen hat darüber hinaus eine weiter Eigenschaft, die menschliches Wissen nicht hat. Letzteres wird nämlich im Laufe der Zeit ausgelöscht. Allahs Wissen hingegen ist wie eine Aufzeichnung, die nie ausgelöscht werden kann. Es ist völlig unabhängig von Zeit, Ort und äußeren Umständen. (Juusuf `Allii)

Dies wird hier erwähnt, um den Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu trösten und seine Feie zu warnen. Ihm wird gesagt: „Allah sieht alles, was du tust, um mit viel Geduld und Stärke die Botschaft der Wahrheit zu verkünden, und wie du dir äußerste Mühe gibst, die Menschheit zu bessern. Allah hat dich nicht verlassen, nachdem Er dir diese wichtige Aufgabe anvertraut hat. Er sieht sowohl das, was du tust, als auch das, was deine Feinde gegen dich tun.“ Zu den Gegnern wird gesagt: „Versteigt euch nicht in die Illusion, dass euch niemand sieht, wie ihr den Gesandten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, der Wahrheit verwerft. Allah sieht das Böse, das ihr tut, und welche Hindernisse ihr ihm in den Weg legt. Alles wird registriert. Hütet euch vor dem Tag, an dem ihr dafür zur Rechenschaft gezogen werdet." (Mauduudi)

 

62. Fürwahr, diejenigen - die Allah nahe stehen - keine Furcht soll über sie kommen, noch sollen sie traurig sein,195

195. Angst und Trauer gehören zum Leben des Menschen, und niemand ist davon gefreit. Die Frommen sind jedoch in der Lage, sie geduldiger hinzunehmen als andere, mit der Überzeugung, dass Allah sie damit prüfen und sie dadurch erhöhen will. (Al-Manar)

Allahs allumfassendes Wissen und Seine ständige wachsame Fürsorge für alle Geschöpfe verursacht vielleicht den Bösen Furcht, nicht aber denen, die Er mit Seiner Liebe und Freundschaft geehrt hat - weder in dieser Welt noch in der zukünftigen. (Juusuf `Allii)

Wie könnten auch die Mutaqis traurig sein oder Angst haben, wo sie doch wissen, dass Allah immer bei ihnen ist bei allem, was sie tun? (Qutb)

Das Verb "walija" (von dem das Nomen "Wali", Plural "aulija'", abgeleitet ist) bedeutet in erster Linie „nahe sein“. So sagt der Qur’an, dass Allah denen „nahe oder ihr beschützender Freund ist (wali), die den Imaan verinnerlichen“ (beispielsweise in Suura 2:257 und 3:68). Obwohl der Begriff "wali", auf Allah oder auf zwischenmenschliche Beziehungen bezogen, im Qur’an oft im Sinne von „Freund“, „Helfer“ oder "Beschützer" gebraucht wird, können diese Bedeutungen nicht ohne weiteres benutzt werden, um die Beziehung des Menschen zu Allah zu bezeichnen. Der Ausdruck ist daher vielleicht am besten übersetzt mit „diejenigen, die Allah nahe stehen.“ (Asad)

 

63. Diejenigen, die mu’min und stets mutaqi sind,196

196. Das heißt diejenigen, die ein rechtschaffenes Leben führen. Es ist besonders bedeutsam, dass beides zusammen erwähnt wird. Eine bloße intellektuelle Zustimmung zur Existenz Allahs bringt uns sehr wenig, wenn sie nicht mit dem Gefühl und der Erfahrung verbunden ist. (Darjabaadi)

Wie könnten sie sich ängstigen oder traurig sein, .wo sie Allah so nahe stehen und Seine Verheißung für diese Welt und für das Jenseits erhalten haben? (Qutb)

 

64. Für sie ist frohe Botschaft197 in dieser Welt und im Jenseits. Unabänderlich sind Allahs Versprechen. Dies198 ist für wahr die höchste Glückseligkeit.

197. Das Glück, das aus dem Bewusstsein entsteht, Allah so nahe zu. sein und solche geistige Erfüllung zu erlangen. (Asad) Den Freunden Allahs wird die frohe Botschaft mitgeteilt, dass sie wahrhaftig glauben und in der Taqwa verwurzelt sind. Imaan ist das, was im Herzen wurzelt und im Handeln verwirklicht wird. Handeln bedeutet, das auszuführen, was Allah geboten hat, und das zu unterlassen, was Er verboten hat. Das ist die eigentliche Bedeutung von Nähe zu Allah. (Qutb)

Alle Seine Verheißungen werden mit Sicherheit eintreffen. (Darjabaadi)

198. „Dies“ bezieht sich auf die Zufriedenheit in beiden Leben, die Allah den Mu’mins verkündet hat. Eine höhere Zufriedenheit gibt es nicht. (Al-Manar)

 

65. Ihre Rede soll dich nicht betrüben.199 Wahrlich, alle Macht und Ehre200 ist bei Allah. Er ist der Hörende, der Wissende.

199. Manchmal tun die Äußerungen und Beleidigungen der Ungerechten dem Rechtschaffenen weh oder machen ihn traurig. Aber es besteht kein Grund zu Zorn oder Trauer: sie haben keine Macht, und sie können niemanden entehren, dem alle Macht und Ehre kommt allein von Allah. (Juusuf 'Allii)

200. Überlegenheit, Stärke und Würde sind Eigenschaften, die Allah nach eigenem Willen und Ermessen jemanden schenkt oder entzieht. Sie sind keineswegs ein Gut der Mehrheit. Denn wie oft hat eine kleine Anzahl eine größere mit Hilfe Allahs besiegt. (Al-Manar)

Er allein genügt, um die Würde Seines Gesandten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und Seinen Diin zu schützen. (Darjabaadi)

Das Wort "'Issa" enthält sowohl die Bedeutung "Überlegenheit", "Macht" als auch "Ehre'". Wie es in eine andere Sprache übersetzt werden kann, hängt vom Zusammenhang ab. Manchmal - wie in diesem Fall - ist es notwendig, zwei Begriffe dafür zu verwenden. (Asad)

 

66. Fürwahr - Allahs ist, wer in den Himmeln und wer auf Erden ist.201 Und was befolgen diejenigen, die anstelle von Allah Götzen anbeten?202 Sie folgen wahrlich nichts anderem als Vermutungen und stellen nichts weiter als Mutmaßungen an.203

201. Heilige Menschen, Engel und Propheten dienen Ihm in aller Demut. (Darjabaadi)

Eine große Weisheit liegt darin, dass hier nicht "ma" ("was") gesagt wird, sondern "man" ("wer"). Damit soll hervorgehoben werden, dass die Starken wie die Schwachen alle in Allahs Hand sind. (Qutb)

202. Berücksichtigen sie überhaupt die Forderungen der Vernunft und des logischen Denkens? Folgen sie überhaupt ihrem inneren Licht? Haben sie irgendeine Rechtfertigung in einer heiligen Schrift, auf die sie sich stützen? (Darjabaadi)

Wörtlich: "Partner" Allahs. Das Pronomen man ("wer"), das zweimal im ersten Teil dieses Ajas erscheint, spielt auf vernunftbegabte Wesen (im Gegensatz zu unbelebten Gegenständen) an, denen Eigenschaften oder Kräfte zugeschrieben werden, die tatsächlich nur Allah allein besitzt. Der Qur’an lehnt diese götzendienerische Vorstellung ab, indem er darauf hinweist, dass alle vernunftbegabten Wesen, ob Menschen oder Engel, Allah angehören, dass heißt völlig von Ihm abhängig sind wie alles andere im Universum. Sie besitzen keine göttlichen Eigenschaften oder Kräfte und es ist deswegen sinnlos, sie als Gottheiten zu verehren. (Asad)

203. Diese Partner sind der Phantasie entsprungen und keine wirklichen Partner Allahs. Ihre Anhänger besitzen diesbezüglich, keine Gewissheit. (Qutb)

Alle Geschöpfe sind von Allah abhängig. Irgendwelche falsche Gottheiten - hier als „Partner“ Allahs bezeichnet - sind lediglich Projektionen oder erdachte Gebilde. (Juusuf `Allii)

 

67. Er ist es, Der die Nacht für euch gemacht hat, auf dass ihr darin Ruhe findet, und den Tag zum Sehen.204 Wahrlich, darin sind Zeichen tos für Leute, die fähig sind zu hören.206

204. Unser physisches Leben - und auch unser höheres Leben, soweit es mit diesem verbunden ist - wird durch den Wechsel von Aktivität und Ruhe aufrechterhalten. Die angemessene Umweltbedingung ist der Wechsel von Tag und Nacht in dieser physischen Welt. Der Tag „bringt uns die Dinge ans Licht“, ein schönes Symbol nicht nur für die körperliche Arbeit, der wir tagsüber nachgehen, sondern auch für die höheren Aktivitäten, die mit Sehen, Wahrnehmen und Forschen verbunden sind. Intuition (Einsicht) liegt vielleicht etwas außerhalb. dieses Kreises, denn sie kann auch bei Nacht kommen, wenn die anderen Fähigkeiten ruhen. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 14:32-33 und 27:86. (Asad)

203. Zeichen Seiner Einzigkeit im Wesen wie auch in den Eigenschaften. (Al-Manar)

Zeichen Seiner Herrlichkeit. (Darjabaadi)

 

68. Sie sagen: „Allah hat sich einen Sohn genommen.“207 Geheiligt sei Er!208 Er ist Der Sich Selbst Genügende. Ihm gehört, was in den Himmeln und was auf Erden ist.209 Ihr besitzt keinerlei Beweis hierfür!210 Sagt ihr von Allah, was ihr nicht wisst?"211

206. Für diejenigen, die zuhören und über das Gehörte nachdenken. Der Qur’an benutzt oft die Phänomene des Universums bei der Behandlung der Frage von Göttlichkeit und Anbetung. Dieses Universum bezeugt nämlich durch seine Existenz und seine vielfältigen Phänomene die schöpferische Kraft in eindeutiger Weise. (Qutb)

207. Dies bezieht sich nicht nur auf Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sondern auf die verschiedenen „Gottessöhne“ der Polytheisten. Die Lehre von der Gottssohnschaft ist keine spezifisch christliche Lehre. Die polytheistische Mythologie und Theologie ist voll von solchen Vorstellungen, und die Religion der vorislamischen Araber bildete hierin keine Ausnahme. (Darjabaadi)

208. Vergleiche Suura 2:116, Fußnote 203. (Asad)

Diese arabische Redewendung wird oft benutzt, um Erstaunen über etwas anscheinend Unerklärliches auszudrücken. Wörtlich bedeutet es: „Allah ist rein und über jeden Mangel erhaben.“ Hier sind beide Bedeutungen enthalten. (Mauduudi)

209. Drei Dinge werden dieser Gotteslästerung entgegengehalten:

1. Allah ist rein und ohne jeden Mangel.

2. Allah ist in jeder Hinsicht unabhängig.

3. Allah besitzt alles im Himmel und auf der Erde.

Ein Sohn ist entweder gezeugt oder adoptiert. Im ersteren Fall würde eine solche Vorstellung von Allah folgendes bedeuten: dass Er sterblich wäre wie alle anderen Wesen und daher wie diese einen Ehepartner brauche, um Nachkommenschaft hervorzubringen. Im letzteren Falle müsste man annehmen, Allah brauche einen Sohn, der Sein Reich erbt, um gewissermaßen einen Mangel auszugleichen, der durch Seine Kinderlosigkeit verursacht wurde. Oder dass Er wie menschliche Wesen väterliche Bedürfnisse hätte und deswegen aus den Millionen Seiner Diener. einen als Sohn annähme. Wie dem auch immer sei, es ist offensichtlich, dass eine solche Lehre auf der Vorstellung begründet ist, Gott habe Mängel, Schwächen und Bedürfnisse. Alle solche Vorstellungen weist der Qur’an zurück, indem er sagt: „Allah ist frei von solchen Mängeln: Er ist unabhängig und leidet nicht an irgendwelchen Schwächen.“ Schließlich erklärt Er eindeutig, dass alle Wesen im Himmel und auf der Erde Ihm gehören, und dass Er nicht zu einem einzelnen davon eine solche besondere Beziehung hat, dass man es als Seinen Sohn oder gar „einzigen Sohn“ bezeichnen könnte. Auch wenn Allah einige Seiner Diener mehr liebt als andere, bedeutet das nicht, dass diese dadurch vom Diener zum „Partner“ Allahs erhoben würden. Das höchste, was ein Mensch erlangen kann, ist, ein Freund Allahs zu werden. (Mauduudi)

210. Ihr könnt eine solche Lehre weder beweisen noch vernünftig begründen. (Qutb)

211. Was ihr nicht durch einen soliden und stichhaltigen Erkenntnisprozess erfahren habt. (Darjabaadi)

Diese Frage dient der Schelte und dem Tadel. (Al-Manar)

 

69. Sprich: „Wahrlich, jene, die gegen Allah eine Lüge ersinnen, werden niemals erfolgreich sein."212

212. In der Sprache des Qur’an bezieht sich „Erfolg“ sowohl auf das Alltagsleben als auch auf das höhere Leben in unserem Inneren, auf Gegenwart und Zukunft, Gesundheit und Kraft, Möglichkeiten und Mittel, innere Zufriedenheit und Einfluss auf andere. Hier scheint eine besondere Bedeutungsnuance vorzuliegen. Ein Lügner bringt sich nicht nur selbst um den

„Erfolg“ in jedem Sinne, sondern auch seine Falschheit gegenüber Allah hat keinen Erfolg: sie wird auf jeden Fall bloßgestellt. (Juusuf `Allii)

 

70. Ein (kurzer) Genuss im diesseitigen Leben.213 Hernach kehren sie zurück. Dann werden Wir sie die strenge Strafe kosten lassen für das, was sie geleugnet haben.

213. Ein kurzer Genuss in einem Leben, das an sich schon kurz genug ist. (Darjabaadi)

 

Abschnitt 8

71. Und trage ihnen die Geschichte von Nuuch vor,214 als er zu seinem Volk sprach: „O mein Volk! Wenn es euch so untragbar erscheint, dass ich mich bei euch aufhalte215 und euch die Zeichen Allahs in Erinnerung bringe, so setze ich mein Vertrauen in Allah.216 Stimmt eure Vorgehensweise untereinander217 und mit euren Götzen ab. Dann lasst euch in ihrer Vorgehensweise nicht beirren. Darauf trefft eure Entscheidung über mich und gewährt mir keinen Aufschub.218

214. Die Geschichte von Nuuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wird hier kurz erwähnt, um einen speziellen Punkt zu erläutern. Ausführlicher ist sie in Suura 11:25-48 wiedergegeben sowie in einigen anderen Abschnitten beispielsweise in Suura 7:59-64; 13:23-32; 16:105-122 und 37:75-82. An jeder Stelle soll ein besonderer Punkt hervorgehoben werden. Hier geht es um Nuuchs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Leben und Wirken in seinem Volk, woran dieses Anstoß nahm. Er jedoch fürchtete nichts, vertraute auf Allah, richtete seine Botschaft aus und wurde vor der Flut gerettet. (Juusuf `Allii)

Der Prophet Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, diese Geschichte den Götzendienern erzählen, die seine Botschaft leugneten, denn sie beschreibt ein allgemein gültiges Gesetz Allahs, wie Er mit den Leugnern zuvor stets verfahren ist. Allah will damit sagen: Genauso wie Er den vorherigen Gesandten zum Sieg verhalf, wird Er dich auch die Oberhand gewinnen lassen über jene Leute, die deine Botschaft leugnen. (Al-Manar)

215. Als Aufrufer zu Allahs Einzigkeit. (Al-Manar)

Die Geschichte von Nuuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, schließt hier an Aja 47 oben an und damit an das Hauptthema dieser Suura. (Asad)

216. Er kann mich gegen alle eure Machenschaften beschützen. (Darjabaadi)

Auf Ihn allein vertraue ich, denn Er genügt mir als Helfer und Freund. Diese Standhaftigkeit des Gesandten Allahs soll allen ein Beispiel sein, die zu Allah aufrufen. Sie sollen auf Ihn allein vertrauen angesichts von Unterdrückung und Ungerechtigkeit und finsteren Machenschaften, wo immer sie auch sein mögen. (Qutb)

217. Fest verwurzelt in seinem Bewusstsein von der Wahrheit Allahs erklärte Nuuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, seinem Volk ganz offen, wenn sie ihn auch zum Tode verurteilten, so könnte er doch wenigstens mit eigenen Augen sehen, wer seiner Botschaft zuhörte und wer nicht. Er wollte, dass sie frei und offen ihre Ansicht aussprachen, denn er fürchtete nichts. (Juusuf `Allii)

"Amr" bedeutet in diesem Zusammenhang "Vorgehensweise". (Asad)

218. Ihr braucht eure Pläne nicht vor mir geheim zu halten. (Darjabaadi)

Darin ist etwa folgende Herausforderung enthalten: „In keinem Fall werde ich meine Botschaft aufgeben, was auch immer ihr gegen mich tun wollt, denn ich vertraue auf Gott." (Mauduudi)

 

72. Und wenn ihr euch abwendet, so habe ich keinen Lohn von euch verlangt.219 Mein Lohn wird mir von niemand anderem als von Allah zuteil. Und mir ist geboten worden, dass ich unter denen sein soll, die sich (in Allahs Willen) ergeben.220

219. Da ich von euch keinerlei Lohn für meine Mühe, euch zu ermahnen und zu leiten verlangt habe, so schadet es mir auch nicht, wenn ihr euch abwendet. Es entgeht nur ja nichts dadurch. (Al-Manar)

Der Gesandte Allahs predigt zum Wohl seines Volkes. Dafür verlangt er jedoch keinen Lohn von ihnen. Im Gegenteil wird er oft beleidigt, verfolgt, vertrieben oder auch sogar getötet. (Juusuf `Allii)

220. Das heißt: „Mein Allah, Der mich zu euch gesandt hat, wird auch Derjenige sein, Der mich dafür belohnt, euch aufzurufen und zu ermahnen. Dies geschieht gleichviel, ob ihr den Imaan verinnerlicht oder euch abwendet. (Al-Manar)

Ich verkündige euch dies nicht, um meinen eigenen Interessen nachzugehen. Ich habe nicht die Absicht, dadurch irgendwelche Vorteile von euch zu erlangen, sondern ich vertraue einzig und allein auf Allah. (Darjabaadi)

 

73. Doch sie erklärten ihn zum Lügner. Da erretteten Wir ihn und diejenigen, die mit ihm waren, in der Arche. Und wir machten sie zu (ihren) Nachfolgern221 und ließen jene ertrinken, die Unsere Zeichen verwarfen.222 So schau, wie das Ende derer war, die (zuvor) gewarnt wurden.223

221. Nachfolger und Erben derjenigen, die untergegangen waren. (Darjabaadi)

Vergleiche auch Suura 2:30. Der Begriff “Halifa“ (abgeleitet von dem Verb “halafa“ „er folgte nach“) bedeutet „Nachfolger“ oder „Statthalter“. (Asad)

222. Vergleiche Suura 7:64. (Juusuf `Allii)

Der Qur’an spricht nicht unbedingt von einer weltweiten Sintflut wie die Bibel. Es wird lediglich gesagt, dass die Menschen untergingen, die Nuuchs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Botschaft ablehnten. Vergleiche Genes 6:7. (Darjabaadi)

223. Die vor Allahs Urteilsspruch gewarnt worden waren, diesem aber keine Beachtung schenkten. (Darjabaadi)

Hier ist jeder, der zur Einsicht kommen will, aufgefordert, das Ende der Leugner zu betrachten. Wer sich ermahnen Büßt, sollte aus der Geschichte der Erretteten seine Lehre ziehen. (Qutb)

 

74. Alsdann ließen Wir ihm andere Gesandten folgen, jeden zu seinem Volk. Sie brachten ihnen klare Beweise,224 doch auch die waren nicht bereit, an das den Imaan zu verinnerlichen, was jene vorher geleugnet hatten.225 So versiegelten Wir die Herzen (auch jener) Übeltäter.226

224. Jeder dieser Gesandten brachte seinem Volke die Beweise für die Richtigkeit seiner Sendung und seines Aufrufes, und zwar je nachdem wie es dies zu begreifen und ihm zu folgen vermag. (Al-Manar)

Wörtlich: „Wir schickten Gesandte zu ihren (eigenen) Völkern“. Dies spielt darauf an, dass die Gesandten vor Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, jeweils zu einem bestimmten Volk, oder einer bestimmten Gemeinschaft geschickt worden waren. Muhammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war der erste und letzte Prophet, der eine universale Botschaft brachte und die ganze Menschheit ansprach. (Asad)

225. Meinem Verständnis nach bedeutet dies, dass eine Art geistiger Einfuß durch die Generationen hindurch weitervermittelt wird; sowohl unter den Kaafirs als auch unter den Muslimen. Im Laufe der Geschichte können wir dieselben geistigen Probleme viele Zeitalter hindurch beobachten: Leugnen der Gnade Allahs, Ablehnung des Gesetzes Allahs, Zurückweisung der Botschaft Allahs. Diese Einflüsse führen dazu, dass die Herzen der Ungehorsamen versiegelt und für die Wahrheit unempfänglich werden. Vergleiche Suura 2:7 und Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Vergleiche Suura 7:101 und Fußnote. (Asad)

226. Infolge ihrer absichtlichen Ablehnung der Wahrheit Allahs. (Darjabaadi)

Diejenigen, die so auf ihren Vorurteilen bestehen, dass sie jeder vernünftigen Überlegung unzugänglich sind. Da sie selbst sich gegen jeden Rat und jede Ermahnung sperren, ziehen sie sich Allahs Zorn zu und verlieren die Fähigkeit, den rechten Weg zu finden. (Mauduudi)

 

75. Dann entsandten Wir nach ihnen Musa und Haruun unseren Beweisen227 zu Pharao und seinen Vornehmen. Doch sie waren hochmütig228 und sie waren ein sündiges Volk.

227. Die Geschichte von Musa und Haruun, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, und Pharao wird in Suura 7:103 7:103-137 ausführlich erzählt und an vielen anderen Stellen im Qur’an erwähnt. Hier soll sie besonders beschreiben, wie die Bösen arrogant und hartnäckig in ihrem falschen Verhalten sind und den Trug der Wahrheit vorziehen. Sie schrecken nicht davor zurück, den Gesandten Allahs, die selbst los für andere arbeiten, niedere Absichten zu unterstellen, entsprechend den Absichten, die sie selbst unter ähnlichen Umständen zum Handeln veranlassen würden. (Juusuf `Allii)

228. In der Bibel wird nichts davon erwähnt, dass Musa und Haruun, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, als Gesandte Allahs zu den Ägyptern geschickt wurden. Erst der Qur’an ruf diese Tatsache wieder in Erinnerung. Es ist auch eigentlich unvorstellbar, dass Musa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, als Gesandter Allahs die Irreligiosität der Ägypter auf sich beruhen lassen sollte. (Darjabaadi)      

Sie waren arrogant aufgrund ihres Reichtums und ihrer Macht. Deswegen reagierten sie hochmütig auf die Botschaft, statt sich ihr unterzuordnen. (Mauduudi)

 

76. Und als die Wahrheit von Uns zu ihnen kam, da sagten sie: „Wahrlich, dies ist offenkundige Zauberei!"229

229. Dieser Vorwurf bezieht sich allem Anschein nach auf die magische Kraft der Botschaft, die Musa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ihnen übermittelte. Ein ähnlicher Vorwurf wurde auch Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, dem letzten Propheten, gemacht (vergleiche auch Aja 2 dieser Suura und die entsprechende Fußnote). (Asad)

In diesem Zusammenhang soll erwähnt werden, dass der Auftrag der Propheten Musa und Haruun, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, nicht nur darin bestand, die Kinder Israels aus der ägyptischen Sklaverei zu befreien, wie es einer gängigen Ansicht entspricht. Wenn wir den Zusammenhang betrachten, indem diese Geschichte hier steht, wird uns deutlich, dass sie denselben Auftrag auszuführen hatten wie alle Propheten von Nuuch bis Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden. Von an Anfang an war das Hauptthema dieser Suura: „Verehrt Allah allein als euren Herrn, denn Er ist der Herr des gesamten Universums. Verinnerlicht den Imaan an das Leben nach dem Tode, wo ihr doch vor Allah stehen werdet und Rechenschaft ablegen müsst.“

Die Rolle, die diese beiden Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, bei der Befreiung der Kinder Israels spielten, wurde nur deswegen in der Geschichte so wichtig, weil Pharao und seine Parteigänger die Botschaft ablehnten und das Volk Israel aus dem Land geführt werden musste. Der Qur’an gibt diesem Ereignis denselben Stellenwert. Wenn man jedoch diese Einzelheiten nicht von den Grundprinzipien isoliert, sondern sie gerade vom Standpunkt dieser Prinzipien aus betrachtet, kann man nicht dem Missverständnis zum Opfer fallen, der Auftrag der beiden Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, habe nur in der Befreiung des Volkes bestanden, und die Verkündigung der Botschaft sei sekundär. (Mauduudi)

Sie schwören, dass die Zeichen, die auf die Wahrheit der Botschaft Meers hinweisen sollten, nichts anderes waren als Zauberei. Zauber war aber in ihren Augen ein betrügerisches Handwerk, obwohl sie selbst die Geschicktesten darin waren. Wie konnten sie dann jemandem folgen, der ihnen ihre Machtstellung streitig machen wollte? (Al-Manar)

 

77. Da sprach Musa „Sagt ihr das über die Wahrheit, wenn sie zu euch kommt? Wie könnte dies Zauberei sein?" Doch die Zauberer werden niemals erfolgreich sein.230

230. Magie ist genau das Gegenteil von Wahrheit, denn sie besteht aus Täuschung oder eindrucksvollen Schauspielen der Mächte des Bösen. Diese können jedoch keinen bleibenden Erfolg haben, denn die Wahrheit wird letztendlich zur Geltung kommen. (Juusuf `Allii)

Was hier als „Magie“ bezeichnet wird, kann nicht mehr hervorbringen als vergängliche Phänomene ohne jeden geistigen Wert, und es kann keinen Bestand haben gegenüber den Naturgesetzen, die in ihrer Gesamtheit im Qur’an als „Gewohnheit Allahs“ (Sunna Allah) bezeichnet werden. Die Geschichte von Musa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und den ägyptischen Zauberern wird ausführlicher in den Suuras 7 und 20 erzählt, die beide zeitlich Ehre offenbart wurden. (Asad)

 

78. Sie sagten: „Bist du zu uns gekommen, um uns von dem abwendig zu machen, bei dem wir unsere Väter fanden231, damit ihr beide die Herrschaft gewinnt im Lande?232 Doch wir werden beiden233 gewiss keinen Imaan schenken!"

231. Der wahre Beweggrund ihrer Ablehnung war ihre Angst. Es war die Angst vor der Vernichtung ihrer überlieferten Glaubenssätze, auf denen ihr politisches und wirtschaftliches System gegründet war. Es war auch die Angst vor dem Verlust ihrer Herrschaft, die sie aus ihrer elitären Ideologie herleiteten. Dies waren und sind immer noch die Gründe für die Bekämpfung der Aufrufer zu Allah. (Qutb)

232. Sie unterstellen den Gesandten Allahs niedrige Motive wie Ehrgeiz und Machtgier. Gerade das sollen die Gesandten überwinden. Ähnliche Vorwürfe wurden auch gegen Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, erhoben. (Juusuf `Allii)

Sie beurteilten die Absichten der Propheten nach ihren eigenen Maßstäben. (Darjabaadi)

Wenn es nur um die Befreiung der Israeliten gegangen wäre, hätte offensichtlich nicht von einer Gefahr für das ägyptische Reich die Rede sein können. Die Gefahr bestand in der Botschaft, die verlangte, sich der Wahrheit unterzuordnen. Diese war allerdings eine Gefahr für ein System, das auf Götzendienst aufgebaut war und von dem die Herrschaft Pharaos und seiner Zauberpriester abhängig war. (Mauduudi)

233. Die Dualform der Anrede bezieht sich auf Musa und Haruun, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden. (Asad)

 

79. Da sagte Pharao:234 „Bringt mir alle geschickten Zauberer herbei!"235

234. Zu seinen Beamten. (Darjabaadi)

235. Um den allem Anschein nach von Musa und Haruun, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, angewendeten Kräften entgegenzuwirken. Die Ägypter schienen zu glauben, dass ihrer Magier Wunder aller Art tun konnten. (Darjabaadi)

 

80. Und als die Zauberer gekommen waren, sprach Musa zu   ihnen: „Werft, was ihr zu werfen habt!" 236

236. Wie aus Suura 7 und 20 zu entnehmen, sprach Musa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, diese Worte, nachdem man ihm die Wahl ließ, als erster oder als letzter zu werfen. Er entschied sich dafür, zuletzt zu werfen, um aus dieser Situation die Wahrheit klar hervorzuheben gegenüber Lüge und Trug. (Al-Manar)

Werft hin, was und wie ihr wollt. (Darjabaadi)

 

81. Und als sie geworfen hatten, sagte Musa: „Was ihr da gebracht habt, ist (nichts anderes als) Zauberei.237 Allah wird es wahrlich zunichte machen.238 Fürwahr, Allah lässt die Taten der Unheilstifter239 nicht gedeihen.

237. Als sie ihre Stäbe hinwarfen, verwandelten sich diese durch einen Zaubertrick in Schlangen. Aber Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Wunder war größer als jeder Zaubertrick, denn hinter ihm stand die Wahrheit. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 7:116, woraus hervorgeht, dass sie die Sichtweise der Zuschauer beeinflussten, so dass es ihnen so schien, als hätten sich die Stäbe in Schlangen verwandelt. Vergleiche auch Suura 20:66. (Asad)

Magie und Illusion, nicht die grundlegende Wahrheit, die ich gebracht habe. (Darjabaadi)

238. In diesen Worten offenbart sich die Zuversicht des Mu’mins, der uneingeschränktes Vertrauen in seinem Herrn setzt, dass Der nicht zulassen wird, dass Zauberei über die Wahrheit siegt. (Qutb)

239. Weder derjenigen, die durch Magie und Illusionen Menschen irreführen, noch die Machthaber, die die Zauberer herbeiriefen, um Unheil zu stiften und den Irrtum fortdauern zu lassen.

 

82. Und Allah bestätigt durch Seine Worte240 die Wahrheit, auch wenn es den Sündern noch so verhasst ist.“

240. Durch Sein Schöpferwort „Sei!“, und es ist. (Qutb)

Allahs Worte und Gebote haben wirkliche Macht, während magische Tricks nur die Augen täuschen. (Juusuf `Allii) Allah erfüllt Seine Verheißungen. (Darjabaadi)

Hier bedeutet „Worte Allahs“ Seinen schöpferischen Willen, der sich sowohl in den von Ihm eingesetzten Naturgesetzten manifestiert als auch in der Offenbarung, die Er Seinen Gesandten hat zukommen lassen. Eine ähnliche Redewendung finden wir auch in Suura 8:7 und 42:24. (Asad)

 

Abschnitt 9

83. Doch241 niemand bekannte sich zu außer einige wenige junge Leute aus seinem Volk,242 aus Angst243 vor Pharao und dessen Anführern, dass sie sie der Heimsuchung aussetzen könnten. Denn Pharao besaß große Macht im Lande244 und wahrlich, er war einer der Maßlosen.241

241. Doch auch nach der Niederlage der Zauberer und dem Sieg der Wahrheit, die Musa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, verkörperte, beharrten Pharao und seine Sippe auf dem Leugnen der Botschaft Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm. (Al-Manar)

242. Das Pronomen "sein" in "sein Volk" beziehen einige Kommentatoren auf Pharao. Die Mehrheit von Pharaos Volk lehnte zu jener Zeit ab zu glauben, aber die Magier wurden mu’min (Suura 7:120), ebenso Pharaos Frau (Suura 66:11) und schließlich Pharao selbst, wenn auch zu spät (Suura 10:90). Wenn wir "sein" auf Musa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, beziehen, würde dies bedeuten, dass die Israeliten verstockt waren und murrten (Suura 7:129), auch als sie aus Ägypten befreit wurden, und dass nur wenige von ihnen auf Allahs Fürsorge und die Wirksamkeit Seiner Gesetzmäßigkeiten vertrauten, so dass die Mehrheit von ihnen Pharao mehr fürchtete als Allah. (Juusuf `Allii)

Wörtlich: "verinnerlichten den Imaan an Musa". Da jedoch aus dem Folgenden hervorgeht, dass sich dies nicht nur auf Imaan sondern auf ein offenes Bekenntnis bezieht, habe ich übersetzt: "nur wenige bekannten ihren Imaan an Musa, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Was den Begriff "Durriija" (wörtlich: "Nachkommen", "Nachfahren") betrifft, so wird er oft im Sinne von "eine kleinen Schar aus einem Volk" benutzt. Da der Qur’an erwähnt (beispielsweise in Suura 7:120-126), dass auch einige Ägypter an Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Botschaft den Imaan verinnerlichten und ihren Imaan offen bekannten, muss vernünftigerweise angenommen werden, dass sich „sein Volk“ nicht nur auf die Israeliten bezieht, sondern ganz allgemein auf das Volk, in dem Musa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, lebte nämlich Israeliten und Ägypter. Diese Annahme wird weiter gestärkt durch den nächsten Teil dieses Satzes: „ihre Anführer" bezieht sich offensichtlich auf die ägyptischen Anführer. (Asad)

Nur wenige junge Leute aus seinem eigenen Volk folgten Musa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, das heißt: während der furchtbaren Zeit der Verfolgung hatten nur wenige junge Männer und Frauen die moralische Stärke, den Boten der Wahrheit als ihren Führer anzuerkennen und sich für ihn einzusetzen. Ihre eigenen Väter und Mütter hatten diesen Mut nicht. Der Qur’an erwähnt dies, weil es sich zur Zeit des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ähnlich verhielt. Anfangs schlossen sich nicht die älteren Leute dem Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm) an, sondern einige mutige junge Leute. Diese ersten Muslime leisteten der Verfolgung Widerstand und ertrugen Schwierigkeiten für die Sache des Islam. (Mauduudi)

243. Wenn der Ausdruck "'Ala" bedeuten soll „trotz ihrer Angst" (bezogen auf diejenigen die den Imaan offen bekannten), würde der obige Satz folgendermaßen lauten: „sie bekannten ihren Imaan an ihrer Angst, dass Pharao und seine Großen sie verfolgen würden.“ Dies impliziert, wie auch die von mir gewählte Übersetzung, dass die Mehrheit aufgrund ihrer Furcht ihren Imaan nicht offen bekannte. (Asad)

244. So dass die Befürchtungen des Volkes nicht unbegründet waren. (Darjabaadi)

245. Er war einer von denen, die ständig die Grenzen von Barmherzigkeit und Gerechtigkeit überschritten. (Al-Manar)

Er gehörte zu denen, die Ausschreitungen begingen. (Darjabaadi)

Zu denen, die keine Grenzen anerkannten. Es gibt Menschen, die ohne zu zögern die bösartigsten Mittel anwenden, um an ihr Ziel zu gelangen, die ohne Gewissensbisse Grausamkeiten aller Art begehen, wenn diese ihren Zielsetzungen dienen, und sich allen Einschränkungen widersetzen, um ihren Neigungen folgen zu können. (Mauduudi)

 

84. Und  sprach: „O mein Volk! Wenn ihr wirklich an Allah den Imaan verinnerlicht habt, dann vertraut auf Ihn, wenn ihr Ihm tatsächlich ergeben (Muslime) seid."246

246. Wenn ihr Muslime seid, die sich Allah vorbehaltlos hingegeben haben. (Darjabaadi)

Musa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wollte damit die Kinder Israel ermutigen, tapfer zu sein: „Wenn ihr wirklich Allah ergeben seid, wie ihr es bekennt, dann fürchtet nicht Pharao, sondern setzt euer Vertrauen allein auf Allah." (Mauduudi)

 

85. Da antworteten sie:247 „In Allah setzen wir unser Vertrauen. O unser Herr, mache uns nicht zu einer Versuchung248 für das ungerechte Volk!“

247. Diejenigen, die Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Aufruf Folge leisteten, nicht das Volk der Israeliten als solches. (Mauduudi)

248. Verschiedene Bedeutungen des Begriffes “Fitna“ sind in den Fußnoten zu Suura 8:25 erklärt. In diesem Gebet geht es darum, dass die Rechtschaffenen, die schwach sind, vor Unterdrückung und Verfolgung durch ihre mächtigen Feinde geschützt werden sollen. Schwäche fordert die Mächtigen zur Unterdrückung heraus und wäre also in diesem Falle eine Versuchung zur Unterdrückung. (Juusuf 'Allii)

Der Ausdruck "Fitna" kann sowohl "Verführer" -als auch "Verführte" bedeuten. Somit könnte dieser Satz bedeuten: „O unser Herr, lass sie nicht die Oberhand über uns gewinnen, so dass sie uns verfuhren. Und verführe sie nicht, indem Du uns schwach und arm in ihren Augen erscheinen lasst, denn dies könnte sie zu der falschen Annahme verleiten, sie wären besser als wir. (Al-Manar)

 

86. Und errette uns durch Deine Barmherzigkeit von dem Volk der Kaafirs"249

249. Dass sie Allah zweimal anrufen widerspricht hier nicht ihrem Vertrauen auf Ihn. Ein Mu’min wünscht nicht die Versuchung herbei, bleibt aber standhaft, wenn er geprüft wird. (Qutb)

 

87. Und Wir gaben Musa und seinem Bruder ein:250 „Errichtet für euer Volk Häuser in Ägypten251 und macht eure Häuser zu Gebetsstätten252 und verrichtet das Gebet,253 und verkünde den Mu’mins frohe Botschaft!"254

250. Als Antwort auf die Bitte der Israeliten um ihre Errettung. (Darjabaadi)

251. Wir können von der Annahme ausgehen, dass diese Instruktion gegeben wurde, als die Magier in Verwirrung gebracht worden waren und einige Ägypter mu’min wurden. Musa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sollte noch eine Zeitlang in Ägypten bleiben, so dass seine Botschaft wirken konnte, bevor die Israeliten aus Ägypten geführt werden sollten. Sie sollten aus ihren Häusern Gebetsstätten (Qibla) machen, denn Pharao würde ihnen wahrscheinlich nicht erlaubten, öffentliche Gebetsstätten einzurichten. (Juusuf 'Allii)

252. "Qibla" bedeutet nach einer Überlieferung von ibn Abbas Gebetsstätte. Mudschahid meinte: „Die Israeliten fürchteten, von Pharao und seinem Handlangern während der gemeinsamen Gebete in den Gebetsstätten umgebracht zu werden. So kam der Befehl, ihre Häuser in Richtung Kaaba zu errichten und darin im Verborgenen zu beten." Said ihn Dschubair meinte aber, „sie gegenüberliegend zu errichten.“ (ibn Kasir)

Wörtlich: "eine Gebetsrichtung (Qibla)". Diese Metapher soll den Kindern Israels einprägen, dass ihr einziges Heil im Bewusstsein der Anwesenheit Allahs und ständigem 'Ibaada lag. Die ursprüngliche Bedeutung von “Misr“ gewöhnlich übersetzt mit "Ägypten" - ist "Stadt" oder "Metropole". (Asad)

253. Die Kommentatoren sind bezüglich dieses Ajas verschiedener Ansicht nach gründlichem Nachdenken über die Formulierung und die Begleitumstände bin ich zu dem Schluss gekommen, dass Musa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, befohlen wurde, einige Häuser zu erwerben, die als Gebetsstätten dienen konnten, so dass das Gebet gemeinsam verrichtet werden konnte. Dies war deswegen notwendig, weil der Brauch, das Gebet gemeinsam zu sprechen, von den Israeliten und den ägyptischen Muslimen aufgrund der Verfolgung vernachlässigt worden war. Da dies zu ihrer Desintegration beigetragen und ihren Imaan geschwächt hatte, war es wesentlich, das gemeinsame Gebet wieder einzuführen, denn es trägt in der Tat viel zur Wiederbelebung des Geistes und des Gemeinschaftssinnes bei und stärkt die muslimische Gemeinschaft. (Mauduudi)

254. Das arabische Wort "baschschir" bedeutet: „erfülle sie mit Hoffnung und Mut, indem du ihnen die frohe Botschaft des Erfolgs mit Allahs Hilfe gibst." Dies brauchten sie zu jener Zeit sehr dringend, denn sie waren voller Verzweiflung, Angst und Mutlosigkeit. (Mauduudi)

 

88. Und Musa sprach: „O unser Herr! Du hast wahrlich Pharao und seinen Anführern Pracht und Reichtümer, gegeben im diesseitigen Leben,255 unser Herr, damit sie (andere) irreführen256 (hinweg) von Deinem Pfad. Unser Herr, darum tilge ihre Reichtümer und mache ihre mache ihre Herzen voll Härte.257 So werden sie nicht den Imaan verinnerlichen, bis sie die schmerzliche Strafe sehen.“258

255. Muusas Gebet, dem sich Haruun anschloss, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, kann folgendermaßen zusammengefasst werden: „O Allah, wir verstehen, dass die Ägypter nicht um all ihren Glanz und Prunk zu beneiden sind. Das sind nur die vergänglichen Dinge dieses Lebens. In diesem Fall sind sie insofern ein Hindernis, als die Ägypter sich durch ihren Stolz auf irdischen Besitz selbst betrogen und andere irreführten. Lag ihren Stolz zu ihrem Verderben werden! Verwandle ihren Reichtum in Bitterkeit und verhärte ihre Herzen, denn sie lehnen Dich ab und werden nicht den Imaan verinnerlichen, bis sie die Strafe für ihr Verhalten tatsächlich sehen." (Juusuf `Allii)

Reichtum: Mittel, die es Leuten wie dem Pharao ermöglichen, ihre Pläne zu verwirklichen, und deren Fehlen die Vorkämpfer der Wahrheit daran hindert, ihre Pläne zu verwirklichen. (Mauduudi)

256. Pharaos Reichtümer könnten auf zweierlei Weise die Menschen den Weg zu Allah verlieren lassen: entweder durch die Verlockung, die davon ausgeht und auf die Seelen anderer, weniger Wohlhabender ihre Wirkung nicht verfehlt, oder aber durch die Macht, die das Geld seinen Besitzern verleiht, so dass sie andere damit unterdrücken und verführen können. (Qutb)

Nach Ansicht der meisten klassischen Kommentatoren bezeichnet der Partikel “li“ vor dem Verb “judillu“ (" sie führen irre“) eine Folge und nicht wie anderswo eine Absicht (“damit“, „so dass“).

Mit meiner Übersetzung „mit dem Ergebnis, dass sie die Menschen verleiten“ soll Musa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, moralische Entrüstung über die Entartung des Pharao und seiner Parteigänger ausgedrückt werden, die statt Allah für Seine Gaben dankbar zu sein, ihre Macht missbrauchen, um ihr eigenes Volk irrezuführen. (Asad)

257. Musa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, richtete dieses Stoßgebet an seinen Herrn erst dann, als er die Hoffnung aufgab, eine Spur von Güte oder gar Anzeichen einer Besserung zu entdecken.

Ein furchtbarer Fluch! Lass ihren Reichtum und ihre Macht so entstellt werden, dass sie, statt darum beneidet zu werden, deswegen verachtet werden! Das Herz ist der Sitz der Liebe und der Freude: lass es durch ihren Kufr so verhärtet werden, dass es stattdessen der Sitz von Hab und Trauer wird! Erst wenn sie die Strafe sehen, verinnerlichen sie den Imaan! (Juusuf `Allii)

Vernichte, ihre Reichtümer, so dass sie diese nicht mehr benutzen können, um weiteres Unheil zu stiften. (Darjabaadi)

258. Wenn es zu spät zur Umkehr ist. In diesem Gebet ging es um schnellstmögliche Verrichtung der Ungerechten, so dass ihr Verhalten nicht noch mehr Schaden anrichten konnte. Ganz abgesehen von Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Gebet war für Pharao ein solches Ende unausweichlich, weil er hartnäckig gegen Allahs Willen ankämpfte. (Darjabaadi)

 

89. Da259 sprach Er: „Euer beider Bittgebet ist bereits erhört. So seid denn standhaft und folgt nicht dem Pfad derer, die unwissend sind.“260

259. Wörtlich: Er sprach. (Anm. d. Übers.)

260.  Lasst euch nicht durch ihre Macht verunsichern, sondern steht für die Wahrheit ein, denn darin liegt euer Heil. Damit sind Musa und Haruun, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, und angesprochen, darüber hinaus jedoch auch die Israeliten allgemein. (Juusuf `Allii)

Bleibt standhaft auf eurem Weg der Rechtleitung, bis die Frist, die Allah gesetzt hat, gekommen ist. (Qutb)

In diesem Aja warnt Allah Musa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und seine Anhänger gegen ein in solchen Fällen verbreitetes Missverständnis. Wer die Wirklichkeit nicht kennt und Allahs Weisheit nicht versteht, schließt möglicherweise aus dem scheinbaren Erfolg der Feinde Allahs, es sei Sein Wille, dass die Macht in ihren Händen liegt. Aus der Schwäche der Muslime schließen sie, Allah würde der Wahrheit nicht in ihrer Auseinandersetzung mit dem Trug beistehen, und somit sei es sinnlos, sich für ihre Verwirklichung einzusetzen. Sie halten es daraufhin für angebracht sich mit etwas Religiosität zufrieden zu geben, soweit es die Herrschaft des Bösen ihnen erlaubt. Deswegen warnt Allah Musa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und seine Anhänger und fordert sie auf, ihren Auftrag standhaft durchzuführen. (Mauduudi)

Mit der Wüste auf der einen Seite und dem Meer auf der anderen standen die Kinder Israels nach ihrem Auszug in einer' ausweglosen Situation, aus der sie Allah rettete, indem Er ihnen die Überquerung des Meeres ermöglichte. (Darjabaadi)

 

90. Und Wir ließen die Kinder Israels das Meer durchqueren,261 und Pharao und seine Heerscharen folgten ihnen in Rachsucht und Feindseligkeit,262 bis er, als er dem Ertrinken nahe war,263 rief:264 „Ich verinnerliche den Imaan, dass es keinen Gott gibt außer dem Einen Gott,265 an Den die Kinder Israels den Imaan verinnerlichen,266 und ich bin einer der Muslime."

262. Beachte die schnelle Handlungsabfolge in dieser Erzählung. Es hätte kaum knapper und präziser ausgedrückt werden können. (Juusuf `Allii)

263. Als er den Tod unmittelbar vor Augen sah. (Darjabaadi)

264. Wörtlich: bis er sagte (Aren. d. Übers.)

Er hatte noch Zeit, dies auszusprechen, was beweist, dass das Meer nicht sofort über ihm zusammenschlug. (Al-Manar)

Vergleiche auch Exodus 1-14, wo die Geschichte von     und Pharao und der Tyrannei und Grausamkeit des letzteren sowie des Auszugs der Kinder Israels ausführlich wiedergegeben ist. Wir sollten uns immer daran erinnern, dass jede Bezugnahme des Qur’an auf Ereignisse der Geschichte oder der Legende - ob sie in der Bibel geschildert werden oder in der mündlichen Überlieferung des vorislamischen Arabien - immer eine spezielle ethische Lehre erläutern sollen und nicht die Geschichte an sich wiedergeben. Darauf ist die bruchstückhafte Widergabe dieser Geschichten zurückzuführen. (Asad)

265. Nämlich an den Einen wahren Gott. Dies war Umkehr im letzten Atemzug, noch dazu durch die Schrecken der Katastrophe herbei gezwungen. Vergleiche in diesem Zusammenhang Suura 4:18. Deswegen war sie nicht ganz annehmbar. Sein Körper wurde aus dem Meer geborgen und wahrscheinlich dem ägyptischen Brauch entsprechend einbalsamiert und der Mumie die letzten Ehren erwiesen. Die Geschichte jedoch ist erhalten geblieben, um Allahs Wirken zu schildern, Seine Barmherzigkeit gegenüber den Seinen und Seine gerechte Strafe für die Unterdrücker. (Juusuf `Allii)

266. An den das Volk glaubte, das er so lange unterdrückt hatte! (Darjabaadi)

Die Bibel erwähnt dieses Bekenntnis in letzter Minute nicht, aber der talmudischen Überlieferung zufolge soll Pharao gesagt haben, bevor er ertrank: „Wer ist gleich Dir unter den Göttern, O Allah!“ (Mauduudi)

 

91. (Da wurde zu ihm gesprochen: „Jetzt (endlich)!267 Und doch hast du dich vordem ständig widersetzt und gehörtest zu den Unheilstiftern.

267. Ausgerechnet jetzt, wo dir der Tod unmittelbar bevorsteht und dich die Angst zur Umkehr veranlagt hat! (Darjabaadi)

Jetzt, wo es zu spät ist? Vergleiche auch Suura 4:18. (Asad)

 

92. Meute werden Wir deinen Leib erretten,268 damit du ein Zeichen sein mögest269 für die, die dir nachfolgen werden. Doch viele unter den Menschen sind Unseren Zeichen gegenüber achtlos!"270

268. Wörtlich: „Wir werden dich in deinem Körper retten", wahrscheinlich eine Anspielung auf den altägyptischen Brauch, die Leichen der Könige und bedeutenden Persönlichkeiten einzubalsamieren auf diese Weise für die Zukunft zu erhalten. Einige Ägyptologen nehmen an, dass es sich bei dem Pharao der Geschichte Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, um Ramses II. (etwa 1324-1258 v.C.) handelt, während andere ihn mit seinem unglücklichen Vorgänger Tut-ench-Amon oder sogar mit Tutmosis II. identifizieren, der im 15. vorchristlichen Jahrhundert lebte. Alle diese „Identifikationen“ sind jedoch rein spekulativ und haben keinen historischen Wert. In diesem Zusammenhang muss daran erinnert werden, dass „Pharao“ kein Eigenname ist, sondern ein Titel der ägyptischen Könige. (Asad)

269. Möglicherweise als Mumie in irgendeinem Museum, die jeder betrachten kann. (Darjabaadi)

270. Sie gebrauchen weder ihr Herz noch ihren Verstand, um Allahs Zeichen in ihrer Umgebung und in ihrem eigenen Inneren zu begreifen. (Qutb)

 

Abschnitt 10

93. Und Wir haben für die Kinder Israels wahrhaftig eine (herrliche) Wohnstatt errichtet271 und sie mit guten Dingen versorgt. Doch sie wurden uneins unter einander,272 erst nachdem das Wissen zu ihnen gekommen war.273 Wahrlich, dein Herr wird am Tag der Auferstehung zwischen ihnen über das entscheiden, worüber sie uneins waren.274

271. Nach ausgedehnten Wanderungen ließen sich die Kinder Israels im Land Kanaan nieder, von dem man sagt, dass dort Milch und Honig fließen (vergleiche Suura 3:8). Sie hatten nun ein fruchtbares Land, und sie wurden mit geistiger Nahrung durch Menschen versorgt, die Allah mit Seiner Botschaft schickte. Sie hatten keinen Grund, sich durch Streit und Sektiererei zu zersplittern, aber gerade das taten sie. Dies war um so ungerechtfertigter angesichts der reichlichen Gaben, die sie von Allah erhalten hatten. Die Spaltungen entstanden durch egoistische Arroganz, und Allah wird am Tag des Gerichts zwischen ihnen entscheiden. (Juusuf `Allii)

Dieser Aja bildet der Schluss dieser Geschichte. Er stellt eine ganz klare Warnung an die dar, die sich mit aller Macht dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, widersetzten, verblendet durch ihre Macht, Anzahl und Reichtum. Doch Pharao besaß noch mehr als sie. Eine Parallele zwischen beiden Geschichten besteht, sowohl im Verlauf als auch in ihrem Ende. (Al-Manar)

272. Und wichen vom rechten Weg ab. (Darjabaadi)

Dies bezieht sich auf die Abweichung der Israeliten von Allahs Gesetz und auf die neuen Lehren des Diins, die sie ersannen. Der Aja wirft ihnen vor, von ihrem Weg abgewichen zu sein, obwohl Allah ihnen Kenntnisse gegeben hatte, die ihnen ermöglichten, Richtiges von Falschem zu unterscheiden. (Mauduudi)

273. Das theologische Wissen im allgemeinen. (Al-Manar)

Die Kenntnis von Allahs Geboten, erst durch ihre eigenen Propheten und schließlich durch den letzten Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm,(Darjabaadi)

274. In seinem Kommentar zu diesem Aja sagt Rasi: „Das Volk Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hatte eine einzige religiöse Überzeugung und folgte einer Meinung ohne Differenzen, bis es begann, die Thora zu studieren. Daraufhin wurden sich die Menschen der (verschiedenen) Problemstellungen und Verpflichtungen bewusst, und es entstanden Meinungsverschiedenheiten (bezüglich ihrer Interpretation). Allah verdeutlicht (in diesem Aja), dass diese Art der Meinungsverschiedenheiten unvermeidlich ist und im Leben dieser Welt immer wieder vorkommen wird." Sein durchdringender psychologischer Kommentar stimmt genau mit der immer wiederkehrenden Aussage des Qur’an überein, dass die Neigung zu intellektuellen Differenzen ein permanenter Charakterzug des Menschen ist. Vergleiche auch Suura 2:213, 2:253 und 23:53 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

94. Doch wenn du275 im Zweifel sein solltest über das, was Wir dir (als Offenbarung) herabgesandt haben, dann frage diejenigen, die das Buch276 schon vor dir gelesen haben. Die Wahrheit277, ist fürwahr zu dir gekommen von deinem Herrn, so sei also keinesfalls einer von denen, die (daran) zweifeln.278

275. Im arabischen Sprachgebrauch wird oft zuerst ein Zweifel geäußert, um dann Annahme kategorisch zu verneinen. Dies ist auch aus Aja 116 Suura 5 zu entnehmen, wo es heißt: „Hast du (o Isa) den Leuten gesagt, sie sollen dich und deine Mutter zu Gottheiten neben Allah nehmen?" „Wenn ich es gesagt hätte, so hättest Du davon erfahren."' setzt somit voraus, dass wenn er es gesagt hätte, hätte Allah es gewusst. Er hat es also nicht gesagt. Auch hier soll zum Ausdruck kommen, dass der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, keinerlei Zweifel an den Tatsachen hatte, die ihm in der Geschichte Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Allah offenbart wurden. (Al-Manar)

Einige Kommentatoren nehmen an, dass mit den Ajas 94 und 95 der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, angesprochen ist. Dies ist jedoch sehr unwahrscheinlich in Anbetracht der Ermahnung in Aja 95: „Sei nicht einer von denen, die Allahs Zeichen verwerfen“, denn Allahs auserwählter Prophet war niemals in Gefahr, einen solchen Fehler zu begehen. Rasi versteht dementsprechend diese beiden Ajas als an den Menschen generell gerichtet. Diese Interpretation verdeutlicht darüber hinaus, dass dieser Abschnitt eng mit Aja 57-58 verbunden ist, der davon spricht, dass der Menschheit durch ein endgültiges heiliges Buch, den Qur’an, Führung und Leitung gegeben worden ist. (Asad)

276. Allahs Wahrheit ist immer dieselbe, und selbst hinter unterschiedlichen Ausdrucksformen erkennt der aufrichtige religiöse Mensch die Einheit. Deswegen waren aufrichtige Juden wie 'Abdullah ibn Salam aufrichtige Christen wie Waraqa oder der nestorianische Mönch Bahira bereit, die Sendung des Propheten Muchammad, Allahs Segen und frieden auf ihm,       anzuerkennen. „Das Buch“ bedeutet in diesem Zusammenhang die Offenbarung allgemein einschließlich vorislamischer Offenbarungen. (Juusuf `Allii)

Frage die Juden und Christen. "Lesen" steht hier für "Imaan", nämlich an die Bibel, die - ungeachtet der Tatsache, dass ihr Text im Laufe der Zeit Veränderungen unterworfen war - immer noch eindeutige Hinweise auf die Erscheinung des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, enthält und damit indirekt auf die durch ihn übermittelte Botschaft Allahs. In seinem weiteren Sinne bezieht sich dieser Aja auf die ungebrochene Kontinuität der religiösen Erfahrung des Menschen und auf die immer wieder im Qur’an betonte Tatsache, dass jeder einzelne Gesandte Allahs immer dieselbe grundlegende Wahrheit verkündete. Vergleiche in diesem Zusammenhang auch Suura 5:43 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

277. Das, was in jedem Aspekt und Teil wahr ist. (Darjabaadi)

278. Vergleiche auch Suura 3:60. (Juusuf `Allii)

 

95. Und auch auf keinen Fall einer derjenigen, die die Zeichen Allahs verwerfen,279 sonst würdest du zu den Verlorenen gehören.

279. Diese Worte sind an diejenigen gerichtet, die Zweifel an der Botschaft hatten. Die Juden und Christen kannten ihre Schriften, während den Arabern etwas Vergleichbares fehlte und ihnen die Sprache des Qur’an deswegen fremd war. Außerdem war zu erwarten, dass aufrichtige und mutaqi Gelehrte der früheren Schriftreligionen bezeugen würden, dass es sich bei dieser Schrift um dieselbe handelte wie im Falle früherer Propheten. (Mauduudi)

 

96. Wahrlich, diejenigen, gegen die das Wort deines Herrn ergangen ist, werden nicht den Imaan verinnerlichen, 280

280. Sie könnten niemals den Imaan verinnerlichen, weil sie die Bereitschaft, rechtgeleitet zu werden, verloren haben, durch ihre tiefe Verwurzelung in der Sündhaftigkeit. (Al-Manar)

Allah hat im Laufe der Jahrtausende immer wieder vor dem Bösen und vor mangelndem Imaan gewarnt, durch Zeichen. wie durch Offenbarungen, wobei letzteres („das Wort“) direkter und persönlicher war als ersteres. Die Menschen, die diese Warnungen missachteten, entdeckten schließlich zu ihrem eigenen Nachteil die Wahrheit und gingen unter. Hartnäckige Leugner der Wahrheit kommen erst dann zur Einsicht, wenn sie mit den Folgen konfrontiert werden, wie es bei Pharao der Fall war. Vergleiche Suura 10:90. (Juusuf `Allii)         `

Siehe oben Aja 33 sowie Suura 14:4 (Asad)

Den Menschen, die nicht nach der Wahrheit suchen, zwingt Allah den Imaan nicht auf. (Mauduudi)

 

97. auch wenn jedes erdenkliche Zeichen zu ihnen käme,281 bis Sie die schmerzliche Strafe mit eigenen Augen sehen werden.282

281. Zeichen, die mit den Augen wahrzunehmen sind, wie die von fieses; neben den Zeichen, die der Qur’an enthält, und die daraufhin deuten, dass sie nur von Allah kommen können. (Al-Manar)

282. Ein zu diesem späteren Zeitpunkt erlangter Imaan nützt aus dem Grunde nicht, weil er nicht aus freiem Willen entsteht, zumal er im weiteren Leben keine Bestätigung mehr finden könnte. Ein Beispiel hierfür entnehmen wir der Geschichte Pharaos, die die obigen Ajas dieser Suura erzählen, der erst dann bereit war den Imaan zu verinnerlichen im Angesicht des Todes durch Ertrinken. (Qutb)

Wenn nämlich der Imaan ihnen nichts mehr nützen kann: eine Anspielung auf die Ajas 90-91, die von Pharaos „Umkehr“ auf der Schwelle des Todes berichten. (Asad)

 

98. Warum283 gab es keine (einzige) Stadt,284 die mu’min wurde, und deren Imaan ihr genützt hätte, außer dem Volk von Juunus285 Als diese        mu’min wurden, nahmen Wir die Schande der Erniedrigung in diesem Leben von ihnen hinweg286 und versorgten sie eine Zeitlang.287

283. Der Partikel "lau-la" („wenn nicht gewesen wäre" oder „wäre nicht") wird manchmal synonym zu "hal-la" benutzt und kann deswegen mit "warum nicht" oder ähnlich übersetzt werden. In diesem Falle würde aber weder die wörtliche Übersetzung noch die Frageform den Sinn genau wiedergeben. Dieser wird erst dann deutlich, wenn wir daran denken, dass “lau-la“ außer seiner Grundbedeutung auch einer der Partikel ist, die Beharrlichkeit zum Ausdruck bringen. Wenn ihm ein Verb im Futur folgt, wird dadurch eine dringende Ermahnung ausgedrückt, folgt ihm aber ein Verb in der Vergangenheit, wie es oben der Fall ist, dann bedeutet es einen Tadel für etwas, das nicht getan worden ist, obgleich es hätte getan werden sollen. Dies ist auf Deutsch schwierig wiederzugeben. (Asad)

284. Unter den vielen, die gewarnt und ermahnt worden waren. (Darjabaadi)

285. Die Geschichte von Juunus, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wird in Suura 37:139-143 ausführlich erzählt und ist dort auch kommentiert. Hier genügt es, darauf hinzuweisen, dass Ninive eine antike Stadt war, die von der Landkarte verschwunden ist. Man nimmt an, dass sie sich dort befunden hat wo jetzt gegenüber von Mossul am Tigris zwei Hügel liegen. Einer dieser Hügel wird als “Grab des Propheten Juunus“ bezeichnet. Archäologen haben dort noch keine gründlichen Forschungen angestellt, aber es ist erwiesen, dass es sich um eine sumerische Ansiedlung gehandelt hat, möglicherweise älter als 3500 v.C. Sie wurde die Hauptstadt des Assyrischen Reiches, das sich zu einer der damaligen Großmächte in Westasien entwickelte, und dem Babylon tributpflichtig wurde. Das zweite Assyrische Reich entstand 745 v.C. und wurde um 612 v.C. von den Skythen (den genannten Medern) zerstört. Wenn wir annehmen, dass Juunus, Allahs Segen und Frieden auf ihm, 800 v.C. lebte, dann wäre dies zwischen dem ersten und zweiten Assyrischen Reich, als die Stadt ihrer Verdorbenheit wegen beinahe zerstört wurde. Durch ihre Umkehr wurde ihr jedoch eine neue Chance gegeben. (Juusuf `Allii)

Vergleiche 2. Könige 14:25. (Darjabaadi)

An vielen Stellen weist der Qur’an darauf hin, dass kein Prophet jemals sofort als solcher von seinem gesamten Volk anerkannt wurde, und dass manche Gemeinschaft infolge ihrer hartnäckigen Ablehnung unterging. Die einzige Ausnahme ist hier das Volk von Ninive, das - nachdem es seinen Propheten Juunus, Allahs Segen und Frieden auf ihm, erst einmal abgewiesen hatte, so dass dieser „zornig wegging“ (vergleiche Suura 21:87) - später einstimmig seinem Aufruf folgte und gerettet wurde. Siehe auch Suura 21:87-88 und 37:139-148 sowie die entsprechenden Fußnoten. Eine ausführlichere Wiedergabe der Geschichte die nicht en Aussagen des Qur’an widerspricht, befindet sich in der Bibel im Buch Jona. In diesem Zusammenhang wird erwähnt, um die Hörer und Leser des Qur’an zu ermahnen, dass eine böswillige Ablehnung seiner Botschaft ihr geistiges Schicksal besiegelt und im zukünftigen Leben Leiden bringt. (Asad)

286. Der Prophet Juunus, Allahs Segen und Frieden auf ihm, verließ zornig die Stadt, deren Bevölkerung ihn abgewiesen hatte. Allah vergab den Assyrern, als sie durch Vorzeichen der drohenden Strafe einsichtig wurden und umkehrten. Dies entspricht den Gesetzmäßigkeiten Allahs, wie sie im Qur’an erläutert werden. Allah straft nämlich kein Volk, ohne ihm vorher Seine Botschaft vollständig zu erläutern. (Mauduudi)

287. Die neue Chance, die der Stadt gegeben wurde, war für ihr Weiterbestehen als städtische Gemeinschaft, das heißt in dieser Welt. Das bedeutet nicht, dass einzelne böse Menschen den geistigen Folgen ihres Verhaltens entgingen, solange sie nicht individuell umkehrten und Allahs Gnade und Vergebung erlangten. (Juusuf `Allii)

Wörtlich: „für eine Zeit“, das heißt für ihre natürliche Lebenszeit. (Asad)

 

99. Und hätte es dein Herr gewollt, so wären alle miteinander mu’min geworden.288 Willst du also die Menschen da zu zwingen, dass sie den Imaan verinnerlichen?289

288. Wenn Allah gewollt hätte, dann hätte Er die Menschen als andere Wesen mit anderen Eigenschaften erschaffen, so dass sie nur einen einzigen Weg gekannt und befolgt hätten, und zwar den Weg des Islams wie zum Beispiel die Engel. Oder Er hätte ihm einzig die Bereitschaft gelassen, die unweigerlich zum Imaan führt. Er hätte den Menschen auch die Freiheit zu wählen nehmen und sie zum verinnerlichen des Imaans zwingen können. Der Schöpfer in seiner Weisheit hat sich jedoch dafür entschieden, das menschliche Wesen mit der Bereitschaft zum Guten und Bösen, zur Rechtleitung und zum Irrtum zu versehen. (Qutb)

Wenn dies Seinem universalen Plan entsprochen hätte. (Darjabaadi)

Vergleiche auch beispielsweise Suura 6:149. Der Qur’an betont diese Tatsache wiederholt, und dies bedeutet ofensichtlich, dass Er etwas anderes wollte, nämlich dem Menschen die Freiheit geben, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden. Dadurch hat Er ihn zu einem moralischen Wesen erhoben, im Gegensatz zu den Tieren, die nur ihren Instinkten folgen können. (Asad)

289. Wenn es nicht Allahs Wille gewesen wäre, dem Menschen eine gewisse Willensfreiheit zu gewähren, hätte Er sie in Seiner Allmacht alle gleich erschaffen können. Alle wären dann mu’min gewesen, aber das hätte keine Tugend für sie bedeutet. In der Welt, so wie sie tatsächlich ist, ist der Mensch mit verschiedenen Möglichkeiten und Fähigkeiten ausgestattet, so dass er streben und forschen und sich selbst mit Allahs Willen in Einklang bringen kann. insofern wird Imaan zu einer moralischen Errungenschaft, und Ablehnung des Imaans ist ein gravierender Fehler. Mu’mins dürfen nicht ungeduldig oder zornig werden, wenn sie sich mit dem Kufr auseinandersetzen müssen. Vor allem müssen sie sich vor der Versuchung hüten, anderen den Imaan aufzwingen zu wollen, sei es durch physische Gewalt oder andere Formen von Zwang wie sozialen Druck, Beeinflussung durch materielle Güter oder sonstige Vorteile oder andere Arten der Überredung. Erzwungener Imaan ist kein Imaan. Die Mu’mins sollen geistig voranstreben und Allahs Plan nach Seinem Willen wirken lassen. (Juusuf `Allii)

Diese Frage wird gestellt, um sie gleich zu verneinen, denn einen solchen Zwang zum Imaan darf es nicht geben. (Qutb)

Dies soll nicht bedeuten, dass der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihn, die Menschen zum Imaan zwingen wollte und Allah ihm dies hiermit verboten hat. Der Qur’an hat hier vielmehr dieselbe Methode angewendet, die Menschen zu lehren, wie auch an vielen anderen Stellen, nämlich durch Worte, die auf den ersten Blick an den Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gerichtet zu sein scheinen, womit aber in Wirklichkeit die Menschen allgemein angesprochen sind. (Mauduudi)

 

100. Und niemand kann den Imaan verinnerlichen außer mit Allahs Erlaubnis.290 Und Er wird Verwirrung291 über die bringen, die nicht begreifen wollen.292

290. Für Geschöpfe, die mit einem freien Willen ausgestattet sind, entsteht Imaan aus dem aktiven Gebrauch dieses Willens. Wir dürfen jedoch nicht so arrogant sein anzunehmen, dass dies genügt. Der Mensch ist schwach und braucht Allahs Gnade und Hilfe. Wenn wir aufrichtig begreifen wollen, hilft Er unserem Imaan. Sind wir jedoch unaufrichtig, dann vermehren sich nur unsere Zweifel und Schwierigkeiten. Dies ist eine notwendige Gesetzmäßigkeit von Ursache und Wirkung, und in der Sprache des Qur’an wird Allah als Urheber aller dieser Gesetzmäßigkeiten genannt. (Juusuf `Allii)

Durch Allahs Führung und innerhalb der Rahmenbedingungen, die Allah der menschlichen Natur gesetzt hat, einschließlich der Fähigkeit, zwischen richtig und falsch zu unterscheiden. Da sich die menschliche Freiheit zur moralischen Differenzierung in seiner vorhandenen oder fehlenden Bereitschaft ausdrückt, seinem wahren Allahgewollten Wesen zu entsprechen, kann man wohl sagen, dass dies letztendlich von Allahs Gnade abhängt. (Asad)

Niemand kann über Allahs Segen verfügen. (Mauduudi) 

291. "Ridschs" hat verschiedene Bedeutungen, beispielsweise

1. Schmutz, Unreinheit, wie in Suura 9:95;

2. von daher schmutzige Taten, übles Verhalten, Verbrechen, wie in Suura 5:93;

3. von daher die Strafe für Verbrechen, wie in Suura 6:125; und 4. eine Unsicherheit, innere Unruhe, wie in Suura 9:125 und hier, aber vielleicht ist hier auch Strafe im allgemeinen gemeint. (Juusuf `Allii)

292. Die von ihrer Willensfreiheit keinen angemessenen Gebrauch machen. (Darjabaadi)

Wenn der Mensch seine Vernunft nicht zur Erkenntnis gebraucht, teilt ihm Allah das Schlimmste zu, nämlich seelische Schande. (Qutb)

Vergleiche Suura 8:22 und 8:55. Kufr wird hier als Ergebnis der grundsätzlichen Ablehnung angesehen, die Vernunft zu benutzen, um Allahs Botschaft zu verstehen, ob sie direkt ausgedrückt ist wie in den prophetischen Offenbarungen oder aus den Phänomenen der Natur ersichtlich ist. (Asad)

 

101. Sprich: Schaut doch auf all das, was in den Himmeln und auf Erden ist293 Aber weder Zeichen noch Warner nützen bei Leuten, die nicht bereit sind den Imaan zu verinnerlichen.294

293. Beobachten Seiner Schöpfung und Nachdenken darüber führt letztendlich zur Erkenntnis Seiner Einheit. (Darjabaadi)

294. Wenn Imaan das Ergebnis eines aktiven Einsatzes unserer geistigen Fähigkeiten und unserer Vernunft ist, folgt daraus, dass Allahs Zeichen in der Schöpfung oder das gesprochene Wort Allahs, das uns durch die Propheten übermittelt wird, uns nicht mehr ansprechen oder verständlich sind, wenn wir diese Fähigkeiten absterben lassen. (Juusuf `Allii)

Das Wort “Nusur“ - Warner ist der Plural sowohl von “Nasir“ - Mahner, als auch von “Indhar“ - Mahnung. (Al-Manar)

 

102. Erwarten sie denn etwas anderes als das Abbild der Tage jener, die vor ihnen dahingegangen sind? Sprich: „Wartet also, ich bin uhrwahr mit euch unter den Wartenden.“293

295. Vergleiche Suura 10:20 und entsprechende Fußnoten. Die Thematik von Allahs Offenbarungen beginnt in diesen Ajas am Anfang dieser Suura und wird nun mit der gleichen Aufforderung abgeschlossen. (Juusuf `Allii)

Den Leugnern sind ohne Zweifel die Gesetzmäßigkeiten Allahs zu Ohren gekommen wie jene mit Seinen Gesandten umgingen und wie sie von Seiner Strafe erfasst wurden - etwas anderes haben sie nicht zu erwarten. (Al-Manar)

 

103. Dann296 erretten Wir Unsere Gesandten und jene, die den Imaan verinnerlichten. So wird es sein.297 Denn es ist bindend für Uns,298 dass Wir die Mu’mins erretten.

297. Ich übersetze: „So geschieht es immer: Wir sprechen das Urteil über alle, die die Wahrheit ablehnen und Unsere Botschaft verleugnen; daraufhin erretten Wir unsere Gesandten und die Mu’mins." Dies ist notwendig, weil sich die Konjunktion “summa“ („daraufhin“ oder „danach“) nicht auf die unmittelbar vorhergehenden Abschnitte bezieht, sondern auf ein Thema, das wiederholt im Qur’an angesprochen wind und oben in Aja 102 nur indirekt angedeutet wird, nämlich die Erfahrung früherer Propheten mit ihren Gemeinschaften, das Schicksal derer, die ihre Botschaft verleugneten, und in jedem Fall die Errettung des betreffenden Propheten und seiner Anhänger durch Allahs Eingreifen. Rasid Rida bezeichnet den Abschnitt mit Recht als eins der hervorragendsten Beispiele für die elliptische Ausdrucksweise im Qur’an. (Asad)

298. Rasi erklärt die Wendung “haqqan `alayna“ (wörtlich: „wie es für Uns verbindlich ist“) als Ausdruck einer logischen Notwendigkeit, das heißt die unvermeidliche Erfüllung dessen, was Allah sich vorgenommen hat, nicht als „Pflicht" Seinerseits. (Asad)

 

Abschnitt 11

104. Sprich: „O ihr Menschen: Auch wenn ihr an meinen Diin zweifeln solltet,299 so werde ich doch nicht diejenigen anbeten, die ihr neben Allah anbetet,300 sondern ich bete Allah an, Der euch dereinst hinwegnehmen wird.301 Und mir ist geboten worden,302 einer der Mu’mins zu sein.303

300. Wofür ihr am Jüngsten Tag zur Rechenschaft gezogen werdet. Dass hier das Pronomen "alladina" in der Wendung „diejenigen, die ihr anbetet,“ gebraucht wird, zeigt, dass sich dies auf vernunftbegabte Wesen bezieht, wie "heilige" Menschen, Engel und so weiter, nicht auf unbelebte Standbilder oder Gegenstände. (Asad)

...so werde ich doch niemals zu irgendeinem von denen beten, welche ihr anstelle von Allah verehrt, sei es ein König, ein Mensch, ein Stern, ein Baum oder ein Stein. (Al-Manar)

301 Die Erwähnung der Tatsache, dass Allah allein die Menschen sterben lässt, sollte sie eindringlich an die Folgen ihrer Taten erinnern und an das, was sie zu erwarten haben. (Al-Manar)

Die Verehrung des Einen Wahren Gottes ist nicht eine intellektuelle Neigung, zu der man durch Nachdenken und Philosophieren gelangt. Sie berührt die wesentlichen Fragen von Leben und Tod. Beides liegt allein in Seiner Hand. (Juusuf 'Allii)

Der besondere Hinweis darauf, dass Allah alle Lebewesen sterben lässt, soll denen, die die Wahrheit leugnen, einprägen, dass sie nach ihrem Tod Ihm Rechenschaft ablegen müssen. (Asad)

Nur Allah allein hat die Macht über Leben und Tod. Warum sollte dann jemand außer Ihm verehrt und angebetet werden? (Mauduudi)

302. Die Verehrung des Einzigen Gott ist nicht etwa eine Erfindung des Propheten. Sie ist ein direktes Gebot, durch ihn an alle Menschen gerichtet. (Juusuf 'Allii)

303. Individueller Imaan ist gut, aber er wird vervollkommnet und gestärkt, indem man sich vereint und eine gerechte Gemeinschaft bildet, in der sich der Einzelne entwickeln und entfalten kann. Der Islam war nie ein Diin der Asketen und Eremiten. Er legte immer großes Gewicht auf gesellschaftliche Pflichten, die auf vielerlei Weise den Charakter des Einzelnen prüfen und erziehen. (Juusuf 'Allii)

 

105. Und (weiter): „Widme dich ganz und gar den Diin in Rechtschaffenheit304 und sei nicht einer von jenen, die Götzen anbeten,305

304. Im klassischen arabischen Sprachgebrauch und besonders im Qur’an wird das Wort „Gesicht“ oft als Bezeichnung für das eigentliche Wesen benutzt, denn das Gesicht drückt mehr als irgendein anderer Teil des menschlichen Körpers die Persönlichkeit des Menschen aus (vergleiche auch Suura 2:112). Der Ausdruck “hanif“, übersetzt mir Rechtschaffenheit, stammt vom Verbum “hanafa“ ab, das wörtlich beißt ,er neigte sich der Aufrichtigkeit zu. Schon in vorislamischer Zeit hatte dieser Begriff ganz eindeutig monotheistische Bedeutung und wurde dazu verwendet, um einen Menschen zu beschreiben, der sich von Sünde und Weltlichkeit und allen zweifelhaften Religionsritualen, insbesondere dem Götzendienst, abgewandt hatte; und “tahannuf“ bezeichnet den hingehungsvollen Dienst an Allah, hauptsächlich bestehend aus nächtlichen Andachtsübungen und Gebeten, wie er in vorislamischer Zeit von den Allah-Suchern ausgeübt wurde. Viele Beweise für diese Anwendung der Begriffe, “hanif“ und “tahannuf“ finden sich in den Versen vorislamischer Dichter. (Asad)

Verfolge konsequent den Weg des Islams und schließe alle falsche Verehrung aus. (Darjabaadi)

Wörtlich: Richte dein Anblick auf (Anm. d. Übers.)

Widme dich aufrichtig, ausschließlich und standhaft dem Islam. Die Ausdrücke „Nimm diesen Diin an" oder „Folge diesem Diin" wären in diesem Zusammenhang zu schwach gewesen, um das auszudrücken, was hier gesagt werden soll: „Wende dich standhaft allein in diese Richtung, ohne jemals auch nur ein bisschen nach rechts oder links abzuweichen oder gar nach rückwärts zu wenden, und schreite konsequent vorwärts." (Mauduudi)

305. Ihr sollt in keiner Weise zu denen gehören, die irgendjemanden oder irgendetwas Allah zur Seite stellen, sei es bezüglich Seines Wesens, Seiner Attribute, Seiner Rechte oder Seiner Macht, sei es das eigene Ich, ein anderer Mensch oder eine Gruppe anderer Menschen, irgendein Engel oder Geist oder irgendein anderes materielles oder imaginäres Wesen. Die Verehrung Allahs allein (Tauhid) wird in diesem Aja einmal auf positive Weise gefordert („wende dich ganz zu Allah“) und einmal in negativer Form („setze Ihm niemanden zur Seite“). Auf diese Weise wird Götzendienst im Diin und Handeln verboten, im individuellen und im gemeinschaftlichen Leben, in Diin und Erziehung, im Recht, in der Politik und in wirtschaftlichen Vorgängen. (Mauduudi)

 

106 Und rufe nicht anstelle von Allah etwas anderes an, das dir weder nützen noch schaden kann. Tätest du das, so wärest du fürwahr einer der Ungerechten.

107. Wenn Allah zulässt, dass dich Unheil erfasst, kann niemand es abwenden außer Ihm. Und wenn Er dir Gutes zukommen lassen will, so gibt es niemanden, der Seine Gunst zurückhalten kann. Er lässt sie dem von Seinen Dienern zuteil werden, dem Er will, und Er ist der Allverzeihende, Barmherzige.306

306. Allah ist barmherzig und vergibt immer wieder. Selbst wenn wir unter Prüfungen und Schwierigkeiten zu leiden haben, ist dies zu unserem eigenen Guten, und keiner kann es von uns nehmen außer Ihm, wenn es Seinem Plan entsprechend für alle das beste ist. Andererseits kann keine Macht Seinen Segen zurückhalten, und Seine Gaben fließen reichlich, wenn wir ihrer würdig sind. Oft genug auch dann, wenn wir ihrer nicht würdig sind. (Juusuf `Allii)

Böses wie Gutes ist ein unerlässliches Ergebnis der Gesetzmäßigkeiten Allahs, wenn der Mensch sich deren Ursachen aussetzt. Sollte dich Allah gemäß dem Lauf Seiner Gesetze mit Bösem treffen, so ist kein Mensch fähig, es von dir zu entfernen, außer du lässt von den Ursachen ab, wenn sie dir bekannt sind. Sind sie dir unbekannt, so wende dich zu Allah, damit Er dir dabei hilft, sie zu erkennen und zu meiden. Wünscht Er dir aber Gutes als Frucht deiner Taten, so kann auch niemand diese Gunst von dir zurückhalten. (Qutb)

 

108. Sprich: „O ihr Menschen! Die Wahrheit ist bereits zu euch gekommen von eurem Herrn.307 Wer sich also rechtleiten lässt, der lässt sich um seiner selbst willen rechtleiten,308 und wer sich irreführen lässt, der lässt sich zu seinem eigenen (Schaden) irreführen.309 Und ich bin nicht für euch verantwortlich."310

307. Gestützt durch klare Beweise und erläutert durch einleuchtende Argumente. (Darjabaadi)

Diese Aussprache sollte der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, an die ganze Menschheit richten, direkt oder indirekt. (Al-Manar)

Dies ist die letzte Proklamation und das alles entscheidende Wort. Jeder kann für sich wählen, was er will, nachdem die Wahrheit von Allah genug erläutert worden ist. (Qutb)

308. Zu seinen eigenen Nutzen. (Darjabaadi)

309. Seinem eigenen Untergang entgegen. (Darjabaadi)

310. Allah hat uns das Unterscheidungsvermögen zwischen Richtig und Falsch gegeben. Wenn wir die Rechtleitung annehmen, tun wir nicht demjenigen einen Gefallen, der sie uns übermittelt. Die Propheten setzen sich selbstlos für uns ein, damit wir zu unserem eigenen Nutzen rechtgeleitet werden. Wenn wir andererseits diese Leitung und Führung abweisen, so ist es unser eigener Nachteil. Wir haben ein bestimmtes Maß an Willensfreiheit, und die Verantwortung für ihren Gebrauch liegt bei uns und kann nicht den Gesandten Allahs zugeschoben werden. (Juusuf `Allii)

 

109. Und folge dem, was dir eingegeben worden ist und harre in Geduld aus,311 bis Allah richtet,312 denn Er ist fürwahr der Beste Richter.313

311. Ertrage ihre Verfolgungen. (Darjabaadi)

312. In dieser Welt oder in der zukünftigen. (Darjabaadi)

Zwischen dir und jenen, die deine Botschaft leugnen. (Al-Manar)

313. Denn Er richtet nur mit der Wahrheit. Ein anderer könnte womöglich nach einem falschen Gesetz richten, weil er entweder das wahre Gesetz nicht kennt oder ihm von Willkür getrieben zuwiderhandelt. (Al-Manar)

Wenn die Menschen trotz aller Bemühungen der Gesandten Allahs Wahrheit nicht akzeptieren und das Böse eine zeitlang die Herrschaft zu haben scheint, dann müssen wir warten und geduldig und standhaft sein. Gleichzeitig dürfen wir aber nicht die Hoffnung aufgeben oder in unseren Bemühungen nachlassen. Nur, so können wir unseren Beitrag zur Verwirklichung von Allahs Plan leisten. (Juusuf `Allii)

 

Einführung zu Suura 11

Diese Suura wurde als Ganzes nach Suura 10 und diese wiederum nach Suura 17 „Al-Israa“ (Die Nachtreise) offenbart. Die Offenbarung fiel in eine für den Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, seine Sendung äußerst kritische und schwierige Zeit, denn kurz zuvor starben hintereinander der Onkel und die Frau des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, die die Götzendiener Rücksicht genommen hatten. Nun wurden sie dreist, insbesondere nach dem Ereignis der Nachtreise des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, weswegen er von den Götzendienern verspottet wurde. Der gegen ihn und seiner Gefolge erklärte Kampf wurde so unerträglich, dass fast keiner mehr bereit war, sich den Islam anzuschließen. Deswegen wurde das Jahr, in dem der Onkel und seine Frau starben, vom Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, als das „Jahr der Trauer" bezeichnet. Alle drei Suuras 10, 11 und 17, die in diesem Zeitraum offenbart wurden, berichten davon, wie weit die Quraischiten mit ihren Herausforderungen und Übergriffen gingen. Die Themen und die Atmosphäre dieser Suuras lassen den damaligen Zeitraum vor unseren Augen entstehen, insbesondere wo es darum geht, den Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und die, die mit ihm der Wahrheit folgten, zu festigen und zu trösten. Deswegen wird die Geschichte aller Bekenntnisse, angefangen von –Nuuch zu Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, in dieser Suura vergegenwärtigt. Auch hier wird festgehalten, dass sie alle auf der gleichen Grundlage entstanden sind, nämlich Allah allein und ohne Nebengöttern zu ehren und Ihm zu dienen.

Chronologisch ist diese Suura eng mit der vorigen und den vier folgenden verbunden. Vergleiche auch die Einführung zu Suura 10.

Thematisch ergänzt diese Suura die vorige. Dort lag der Schwerpunkt auf Allahs Handlungsweise mit den Menschen, die zur Gnade tendiert, während hier das Hauptgewicht auf Gerechtigkeit liegt und auf der Strafe, wenn alle Gnade zurückgewiesen wird.

Zusammenfassung:

Allahs Offenbarung der Gnade, Seine barmherzige Handlungsweise mit den Menschen und Seine Geduld mit ihnen wird der Undankbarkeit des Menschen, seinem Eigennutz und seiner Unwahrhaftigkeit gegenübergestellt. (Ajas 1 - 24)

Nuuchs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Selbstlosigkeit und Demut, mit der er seinem Volk Allahs Botschaft übermittelte, wurde von den Kaafirs verachtet, und seine Botschaft wurde verspottet und abgelehnt. Er jedoch baute nach Allahs Anweisung sein Boot aus Holz und wurde gerettet, und Allah schenkte ihm Segen und Frieden, während seine Feinde untergingen. (Ajas 25 - 49) Der Prophet Huud, Allahs Segen und Frieden auf ihm, predigte vor seinem Volk `Ad gegen falsche Götzen und der Prophet Salich, Allahs Segen und Frieden auf ihm, seinem Volk Tamud gegen den Frevel gegen das Symbol von Allahs reichen Gaben. In beiden Fällen wurden Gottes Zeichen abgelehnt und die Feinde Allahs vernichtet. (Ajas 50 - 68)

Luut ermahnte sein Volk, und Ibrahim, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, leistete Führbitte dafür, aber die Leute gerieten immer tiefer in ihre Lasterhaftigkeit und wurden schließlich bestraft. Schu'aibs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Volk, die Midjaniter, wurden vor Unehrlichkeit und Ungerechtigkeit gewarnt, aber sie verachteten ihren Propheten und wurden vernichtet. (Ajas 69 -75 )

Arrogante Führer wie Pharao führen die Menschen irre, so dass sie sich selbst ins Verderben stürzten. Aber Allah ist gerecht. Die Strafe für solche Ungerechtigkeit ist wahr und dauerhaft, darum meide alle Ungerechtigkeit und diene Allah von ganzem Herzen. (Ajas 96 - 123) (Juusuf `Allii)

 

Huud

Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen

1. A. L. R.1

(Dies ist) ein Buch,2 dessen Ajas3 eindeutig klar sind, eindeutig er "4 Von einem Weisen, Allkundigen.

1. Dieses vollkommene Buch der Weisheit besteht aus nichts anderem als aus diesen und ähnlichen Buchstaben. Und obwohl sie auch denjenigen zur Verfügung stehen, die den Qur’an als eine Offenbarung Allahs abstreiten, bleibt es für sie ein unerreichbares Ziel, auch nur eine einzige Suura wie die des Qur’ans zu verfassen. (Qutb)

In dieser Suura geht es in erster Linie um folgendes:

1. Allahs Offenbahrung und die Sendung der Propheten werden bestätigt.

2. Dienstbereitschaft ausschließlich gegenüber Allah.

3. Allahs Belohnung in dieser Welt und im zukünftigen Leben für alle, die sich durch diese Grundsätze leiten lassen und ihr Leben danach orientieren.

4. Vergeltung Allahs im zukünftigen Leben für alle, die Seine Zeichen leugnen; Rückkehr aller Wesen zu Allah.

5. Allahs absolute Macht und uneingeschränkte Autorität. (Qutb)

2. Das arabische Wort “Kitab“ bedeutet nicht nur „Buch“ oder „etwas Geschriebenes“, sondern auch „Vorschrift“ oder „Gebot“ . In diesem Sinne wird es im Qur’an an verschiedenen Stellen benutzt. (Mauduudi)

Vergleiche Suura 3:7. Allahs Offenbahrung schließt alle Grundprinzipien ein, und diese werden dann weiter erläutert und in Einzelheiten erklärt. (Juusuf `Allii)

3. Die Ajas des Buches sind in jeder Hinsicht vollkommen ... Jedes Wort und jeder Satz ist beabsichtigt und jeder Ausdruck und jede Bezugnahme ist bewusst ausgesucht. Sie sind ebenmäßig und ohne Widerspruch. Darüber hinaus sind sie entsprechend ihrem Zweck und Ziel eingeteilt und gemäß ihren Themen nach Gruppen geordnet. (Qutb)

4. Nach Samachsari und Rasi bezeichnet die Konjunktion “tumma“ (tununa fussilat, „dann wurden sie genau erläutert“) hier keine zeitliche Folge, sondern eher eine Koordination von Eigenschaften und Bedingungen, deswegen habe ich übersetzt: „und sie wurden außerdem genau erläutert“. (Asad)    

Allahs Gesetz ist fest und eindeutig. Da ist kein Platz für viele Worte, Kleinlichkeit, poetische Phantasie und rhetorische Übertreibung. Die Wahrheit ist klar ausgedrückt worden, nicht mehr und nicht weniger. Darüber hinaus sind Einzelheiten erläutert und Dinge erklärt worden, so dass weder Verwirrung noch Komplikationen möglich sein dürften. (Mauduudi)

5. Allah vollendete das Buch aufgrund Seiner Weisheit und ordnete es im einzelnen aufgrund Seiner Kenntnisse an. (Qutb)

Jeder Aja der Schrift reflektiert die Weisheit und Allwissenheit ihres Urhebers. (Darjabaadi)

 

2. (Es lehrt) dass ihr niemanden außer Allah anbeten sollt.6 Denn: ich bin wahrlich von Ihm damit entsandt worden, euch zu warnen und frohe Botschaft zu verkünden.

6. Hier werden die grundlegenden Bekenntnisse ausgeführt..., und zwar als erstes, „niemanden außer Allah anzubeten“.

Das bedeutet: sich der alleinigen Herrschaft Allahs zu unterstellen, Ihm alleine zu folgen und zu gehorchen. (Qutb) Dies ist das wesentliche Merkmal des Islam im Unterschied zu allen Formen von Polytheismus, Dualismus und anderen Weltanschauungen. (Darjabaadi)

7. Die Botschaft des Propheten Muhammad - wie auch die Botschaft aller anderen Gesandten Allahs - soll vor dem Bösen warnen und all jenen die frohe Botschaft von Allahs Barmherzigkeit und Gnade bringen, die sie mu’min und im Vertrauen auf Allah aufnehmen. Diese zweifache Botschaft wird in dieser Suura besonders eindringlich illustriert. (Juusuf `Allii)

 

3. Und dass ihr euren Herrn um Vergebung bittet und euch reuevoll Ihm zuwendet,8 damit er Euch schöne Versorgung gewährt Mir eine festgesetzte Frist,9 und jedem, der es verdient, Seine Gunst zuteil werden lässt.10 Doch wenn ihr euch abwendet, wahrlich dann fürchte ich für euch die Strafe eines gewaltigen Tages!11

8. Dies bedeutet die Rückkehr und Umkehr zu Allah von Götzendienst und Sünden, hin zum Bewusstsein der Einheit Allahs und der Unterordnung unter Seiner Herrschaft. (Qutb)

9. Das ist der Lohn für diejenigen, die umkehren und Allah um Vergebung bitten. (Qutb)

Nämlich bis zum Ende eures Lebens. Da Allah in Seiner unerforschlichen Weisheit nicht immer allen Muslimen irdisches Glück und materielles Wohlergehen gewährt, ist es nur vernünftig anzunehmen - wie es Rasid Rida tut - dass diese „reichliche Versorgung bis zum Ende der Frist“, die in diesem Satz versprochen wird, sich auf die Gemeinschaft der Muslime bezieht, nicht notwendigerweise auf Individuen. Vergleiche auch Suura 3:139. (Asad)

Vergleiche auch Suura 16:97. Allah segnet Seine mu’min Diener und gibt ihnen Erfolg in diesem Leben und im zukünftigen. Es ist eine allgemeine Erfahrung, dass nur die Menschen wahren inneren Frieden genießen und respektiert werden, die gottesfürchtig sind und einen reinen Charakter haben die in allen Angelegenheiten gerecht und großmütig sind und sich vom Bösen fernhalten, denn zu ihnen hat man Vertrauen, und niemand hat irgendein Unrecht von ihnen zu befürchten. (Mauduudi)

10. Während sich meiner Ansicht nach die Versorgung mit allem Guten bis zu einem bestimmten Termin auf das irdische Leben bezieht, geht es bei der hier erwähnten reichlichen Gnade um den höheren geistigen Lohn, der schon hier wirksam wird, aber erst im zukünftigen Leben vervollständigt wird. (Juusuf `Allii)

Wenn der Begriff “Fadl“ im Zusammenhang mit Allah benutzt wird, bedeutet er immer „Gnade“ oder „Gnadengeschenke“. Auf Menschen bezogen bedeutet er gewöhnlich „Verdienst" oder gelegentlich auch „Auszeichnung“ oder „Würde“. Der obige Aja verdeutlich, dass Allah im Gegensatz zu den teilweisen und oft nur moralischen Belohnungen und Strafen in dieser Welt im zukünftigen Leben jedem Seine ganze Gnade und Barmherzigkeit zukommen lässt, der sie durch seinen Imaan und sein Verhalten verdient hat. Vergleiche auch Suura 3:185. (Asad)

11. Oder: „das Leiden eines großen Tages“. Vergleiche in diesem Zusammenhang Suura 9:128. (Asad)

 

4. Zu Allah ist eure Rückkehr, und Er hat Macht über alle Dinge."12

12. Das ist die Rückkehr in dieser Welt und in der zukünftigen zu Dem, Der allein unabhängige Macht und wirkliche Autorität besitzt.

Dies waren die wichtigsten Lehrsätze, die das Buch enthielt und zu deren Festlegung es offenbart wurde. Ohne diese Grundsätze kann kein Diin aufrechterhalten und keine Ordnung für die Menschheit errichtet werden. Seiner Allmacht untersteht die Auferstehung und Versammlung der Menschen am Tage des Gerichts. (Al-Manar)

 

5. Siehe, sie13 verschließen ihre Herzen,14 um sich vor Ihm zu verbergen.15 Doch selbst wenn sie sich die Köpfe in die Gewänder einhüllen,16 weiß Er, was sie verheimlichen und was sie kundtun, und Er weiß wohl, was in den Herzen verborgen ist17.

13. Die Feinde des Islam in Mekka. (Darjabaadi)

14. Das menschliche Herz (wörtlich: „Brust“) liegt geschützt im Körper, und in seinem Inneren sind die Geheimnisse verborgen. Unvernünftige Menschen bemühen sich vielleicht, ihr Herz noch weiter zu verhüllen, aber vor Allah bleibt nichts verborgen. (Juusuf `Allii)

Wörtlich: "sie falten ihre Brüste zusammen". (Anmerkung d. Übersetzers)

Manche Qur’anausleger interpretieren das "Zusammenfalten der Brüste" so, dass die Leugner sich vollkommen von Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, abwandten, wenn er aus dem Qur’an zu zitieren anfing. Andere sind der Meinung, dass die Leugner ihre Brüste, über den Hass und die Feindschaft, die sie für den Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hegten, verschließen wollten. Es ist aber wahrscheinlicher, dass dieser Satz eine bildliche Beschreibung war für den Zustand mancher Leugner oder Munafuqs , wenn sie den Qur’an hörten. Sie versuchten sich zu verstecken, indem sie die Köpfe verneigten und versuchten, den Oberkörper wie ein Gewand falten, um von anderen Anwesenden nicht gesehen zu werden, wie sie sich schämten angesichts ihrer Zurechtweisung in manchen Ajas. (Al-Manar)

15. Sie versuchten, ihre heimlichen Pläne und Absichten zu verbergen. (Darjabaadi)

Da die in diesem Aja beschriebenen Menschen offensichtlich nicht an den Ursprung Allahs der Botschaft Muhammads, Allahs Segen und Frieden auf ihm, den Imaan verinnerlichten wollten, kann in diesem Zusammenhang ihr Versuch, sich „vor Allah zu verbergen“, nur eins bedeuten, nämlich ihre Weigerung, auf die Wahrheit zu hören. Das würde auch die Redewendung erklären: „sie verschließen ihre Herzen“, das heißt, sie lassen ihr Herz und ihren Verstand in Vorurteile eingehüllt und machen sie so unempfänglich für die geistige Wahrnehmung. Vergleiche in diesem Zusammenhang auch Suura 8:55 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Ibn Dscharir und andere berichteten: „Manch einer der Leugner und Munafuqs beugte seinen Oberkörper weit vor, wem er den Propheten sah, um von ihm nicht erkannt zu werden.“ (Al-Manar)

In Mekka gab es Menschen, die zwar dem Propheten gegenüber nicht direkt feindlich eingestellt waren, die aber eine Abneigung gegen seine Botschaft hatten und deshalb vermieden, damit konfrontiert zu werden. Da sie nicht den Mut hatten, sich mit der Wahrheit auseinanderzusetzen, handelten sie wie der „Vogel Strauß“, der den Kopf in den Sand steckt und glaubt, die Wahrheit, die er nun nicht mehr sehen kann, sei verschwunden. (Mauduudi)

16. „Sie hüllen sich in ihre Gewänder (um nicht zu sehen und zu hören)“. Dieser Einschub in Klammern entspricht der Bedeutung, die in fast allen Lexika angegeben ist. (Asad).

Allah weiß um Alles, und sei es noch so verborgen. Der Mensch jedoch fühlt sich in dieser Zurückgezogenheit unbeobachtet. Deswegen versucht diese Erklärung ihn aus dieser Illusion herauszureißen und seine Seele für die Wahrheit zu erwecken. (Qutb)

17. Vergleiche Suura 3:119 (Juusuf `Allii)

Allah kennt die Geheimnisse, die jedem Herzen als ständiger Begleiter anhaften. Und obwohl sie so tief darin verborgen scheinen, weiß Allah um sie bestens Bescheid. (Qutb)