Suura 8 "Die Beute" Aja 42 –

Suura 9 "Die Umkehr" oder "Die Aufkündigung" Aja 93

 

41. Und wisset: wenn ihr irgend etwas erbeutet, so gehört ein Fünftel davon Allah und Seinem Gesandten102 und den nahen Verwandten103 und den Waisen und den Bedürftigen und dem Reisen­den,104 sofern ihr an Allah den Imaan verinnerlicht habt und an das, was Wir Unserem Diener offenbart haben105 am Tage der Entscheidung, 06 an dem die beiden Heere aufeinander trafen. Und Allah hat Macht über alle Dinge.107

103. Ibn Dscharir sagte: "Das sind die Verwandten des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, für die Almosen zu empfangen nicht erlaubt ist." (ibn Kasir)

Da der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nicht mehr unter uns ist, ist die Frage nach seinem persönlichen Anteil und dem seiner Fami1ienangehöri­gen nicht mehr relevant. (Darjabaadi)

104. Die meisten großen islamischen Rechtsgelehrten sind der Ansicht, dass vier Fünftel der Beute entweder unter die Kämpfenden verteilt oder auf andere Weise zum Wohl der Gemeinschaft verwendet werden sollen, während ein Fünftel für die in diesem Aja erwähnten Zwecke reserviert werden muss, einschließlich des "Anteils für Allah und den Propheten" (was sich offensichtlich auch auf eine Regierung bezieht, die entsprechend den Geboten des Quran und den Lehren des Prophe­ten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, regiert), der für Staatsausgaben zu verwenden ist.

Der Ausdruck "ibn As-Sabn" (wörtlich: "Sohn der Straße") bezeichnet Menschen, die sich weit von ihrer Heimat entfernt befinden, besonders diejenigen, die nicht über genügend Mittel verfügen, um ihren Lebensunterhalt bestreiten zu können. Im weiteren Sinne bezeichnet er Personen, die -aus welchem Grund auch immer -nicht in der Lage sind, in ihre Heimat zurückzukehren, beispielsweise politische Flüchtlinge.

Mit den "nahen Verwandten und Waisen" sind die Angehörigen der Gefallenen gemeint. (Asad)

105. Es gibt Anzeichen, die auf den Imaan hinweisen. Allah macht hier die Anerkennung der Imaan der Kämpfer von Badr, obwohl sie einen hohen Rang innehaben, davon abhängig, dass sie Allahs Gesetz bezüglich der Verteilung der Beute annehmen. (Qutb)

106. "Furqaan": Trennung, Unterscheidung zwischen Richtig und Falsch, zwischen den Kräften des Imaans und des Kufrs. Die Schlacht von Badr wird mit diesem Ausdruck bezeichnet. Vergleiche auch Suura 8:29 und entsprechende Fußno­ten. (Juusuf 'Allii)

Die Schlacht war eine Entscheidung zwischen Recht und Unrecht, wie die Kommentatoren zusammenfassend erklären. Sie hat aber eine noch weitere und tiefreichendere Bedeutung, als dies aussagt. So war sie tatsächlich eine Entscheidung zwischen Wahrheit und Lüge -der Wahrheit, auf der Himmel und Erde und die Anlagen von Dingen und Lebewesen gebaut sind, verkörpert in der alleinigen Herrschaft Allahs und der Unterwerfung alles Erschaffenen Ihm gegenüber.

Sie war auch eine Trennung zwischen zwei Epochen der islamischen Bewegung: der Epoche der Duldsamkeit und der Erwartung um der Epoche der Erstarkung, der Bewegung und des Aufbruchs.

Ja, sie war sogar eine Trennung zwischen zwei Epochen der Menschheit. Denn von diesem Zeitpunkt an waren die neue Vorstellung, das neue System und die Wertmaßstäbe des Islams nicht mehr der alleinige Besitz der Muslime. Und schließlich war sie eine Trennung zwischen der bisherigen Vorstellung von Sieg und Niederlage und ihren Ursachen um der neuen Erkenntnis, dass der Sieg schließlich eine Sache des Imaans ist und nicht die des Kriegs­materials und der Ausrüstung. (Qutb)

Tag der Entscheidung: Ein anderes Ergebnis dieser Auseinadersetzung hätte ein ganz anderes Schicksal der Menschheit zur Folge gehabt. (Darjabaadi)

Hierbei ging es nicht um das Überleben einer bestimmten Personengruppe, sondern um eine Auseinandersetzung zwischen Islam um "Unwissenheit", repräsentiert durch Muslime und Kaafirs. (Mauduudi)

 

42. Und (gedenket der Zeit) als ihr auf der Seite diesseits des Tales wart108 und sie jenseits waren,109 und die Karawane sich unterhalb von euch befand.110 Und wenn ihr euch miteinander Verabredet hättet, so hättet ihr euch zu der festgesetzten Zeit verfehlt.111 Doch (es kam zu dem Treffen) damit Allah eine bereits beschlossene Sache vollende,112 denn wer dabei umkam, sollte auf Grund klarer Beweise umkommen,113 und wer dabei am Leben blieb, sollte auf Grund klarer Beweise leben.114 Und Allah ist wahrlich hörend, wissend.115

107. An diesem Tag wurde ein Beispiel von Allahs absoluter Allmacht gegeben. Denn durch nichts anderes könnte dieses außer­gewöhnliche Ereignis erklärt werden. (Qutb)

Allahs Macht wird in den folgenden drei Versen näher geschildert, wo die Rede davon ist, wie die Muslime einen vollkom­menen Sieg über die heidnischen Quraisch erlangten. (Juusuf 'Allii)

108. Badr liegt in einer Ebene, die im Norden und Osten von steilen Gebirgszügen, im Süden von Felsengestein und im Westen von beweglichen Sanddünen begrenzt ist. Im östlichen Gebirge entspringt ein Bach. Der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und seine Kämpfer befan­den sich an dem der Quelle des Median zunächst gelegenen Abhang. (Darjabaadi)

109. Die Armee Mekkas stand am entgegengesetzten Hang. (Darjabaadi)

110. Die kleine Truppe der Muslime stand bei Badr der weit größeren mekkanischen Armee gegenüber, während die Karawane sich auf weit tiefer gelegenem Grund in Küstennähe, etwa fünf Kilometer von Badr befand. (Juusuf 'Allii)

111. Die Verwirrung war vollständig. Die Karawane war Richtung Mekka unterwegs, und keiner ihrer Begleiter rechnete da­mit, dort jemals anzukommen. Die Armee der Quraisch versuchte, die Karawane unterwegs abzufangen um zu unterstützen, um dann die Muslime zu vernichten. Die Muslime hatten beschlossen, die Karawane in Frieden zu lassen und sich stattdes­sen einer um ein Vielfaches stärkeren Armee zu stellen, obwohl sie mit deren tatsächlicher Stärke nicht gerechnet hatten. Trotz alledem trafen genau diejenigen Parteien zusammen, die notwendig waren, um eine solche Entscheidung herbeizu­führen. Hätten sie dieses Zusammentreffen vereinbart, es hätte nicht präziser stattfinden können. (Juusuf 'Allii)

112. Wörtlich: "eine Sache, die (bereits) getan war", das heißt, was unausweichlich war und deswegen so gut wie bereits ge­schehen. In Übereinstimmung mit allen Kommentatoren übersetze ich diesen elliptischen Satz: "damit Gott eine Sache ausführte, (von der Er beschlossen hatte,) dass sie geschehen sollte." (Asad)

113. Die wörtliche Bedeutung von "Halak" ist Tod, Verderben. Es könnte aber auch Kufr damit gemeint sein. Ebenso bedeutet das Wort "Haja" wörtlich "Leben", indirekt aber auch "Imaan". In diesem Zusammenhang scheint die zweite Bedeutung der beiden Wörter die passender zu sein. (Qutb)

Einige wenige Märtyrer auf der Seite der Muslime waren sich dessen bewusst, dass ihnen der Sieg gehörte, und die Überle­benden konnten sich freuen. Auf der Seite der Götzendiener wussten sowohl die Überlebenden als auch die Gefallenen, wie es um sie stand. (Juusuf 'Allii)

114. Einige der bekannten Kommentatoren verstehen diesen Satz metaphorisch, wobei" Vernichtung" oder" Tod" mit der Ab­lehnung der Wahrheit (Kufr) und "Leben" mit Imaan gleichgesetzt wird. In diesem Falle müsste der Satz übersetzt wer­den: "...damit der Kufr der Kaafirs und der Imaan der Muslime offenkundig würde," oder: "...lass denjenigen, der die Wahrheit ablehnt, sie auch nach diesem klaren Ausdruck (von Allahs Willen) weiter ablehnen, und lass denjenigen, der Imaan erlangt hat, weiter den Imaan verinnerlichen." Meiner Ansicht nach ist es jedoch vorzuziehen, "Tod" und "Leben" hier in ihrem wörtlichen Sinne zu verstehen, nämlich auf Tod und Überleben der Kriegsteilnehmer bezogen, sowohl Muslime als auch Kaafirs: die Muslime, die in dieser Schlacht fielen, waren sich bewusst, Märtyrer für Allahs Sache zu sein, und die Überlebenden konnten in ihrem Sieg eindeutig Allahs Wirken erkennen; während die Toten unter den Kaafirs ihr Leben eindeutig für nichts aufs Spiel gesetzt hatten und die Überlebenden ihre Niederlage einge­stehen mussten, und zwar gegenüber einer Macht, die weit stärker als die Kampfkraft der Muslime war. (Asad)

115. Allah bleibt nichts verborgen, was die Partei der Wahrheit oder die des Truges äußert, auch nichts von dem, was sie hinter diesen Äußerungen innerlich zu verbergen versuchen. (Qutb)

Da Allah alles hört, sieht und weiß, regiert Er Sein Universum in Weisheit und Gerechtigkeit und wird letztendlich nur das Gute und Richtige bestehen lassen. (Mauduudi)

 

43. Damals ließ Allah ihre Anzahl dir im Traum gering erscheinen.116 Und wenn Er sie dir zahlreich hätte erscheinen las­sen, so hättet ihr gewiss den Mut verloren, wäret in der Sache uneins geworden.117 Doch Allah errettete (euch). Wahrlich, Er kennt die Geheim­nisse der Herzen.118

116. Wörtlich: "in deinem Traum". Dies bezieht sich offensichtlich auf einen Traum, den der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, unmittelbar vor der Schlacht von Badr hatte. Wir haben keine authentische Überlieferung diesbezüglich, aber der Mudschahid soll gesagt haben: "Allah hatte dem Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, im Traum seine Feinde in geringer Zahl gezeigt. Er berichtete dies seinen Gefährten, die daraufhin sehr ermutigt waren." (Asad)

117. Das heißt, ihr hättet euch sicherlich gestritten, ob eine Auseinandersetzung ratsam und sinnvoll oder der Rückzug ange­bracht wäre. (Asad)

118. Allah kannte die innersten Regungen der muslimischen Schar, und dass sie zu schwach waren, um standhaft zu bleiben in solch einer Situation. Deshalb war Er ihnen gnädig und zeigte dem Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, die Götzendiener als zahlenmäßig gering. Doch obwohl weit zahlreicher als sie dem Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, erschienen waren, waren sie unzulänglich in Effektivität und Kampf­kraft. In ihren Herzen war kein die Klugheit anspornender Imaan und keine nützliche Täuschung, wie Allah sie den Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hatte sehen lassen ,um die Herzen der Muslime mit Zuversicht zu erfüllen. (Qutb)

 

44. Und Er ließ sie damals, als ihr aufeinander traft, in euren Augen als wenige er­scheinen und ließ euch in ihren Augen als wenige erscheinen,119damit Allah eine bereits beschlossene Sache vollende.120 Und zu Allah wird alles zur Entscheidung) zurückgeführt.121

119. Obgleich die Muslime wussten, dass sie einer Übermacht gegenüberstanden, erkannten sie nicht deren volles Ausmaß. Die Leute von Mekka demgegenüber triumphierten schon von vornerein und verachteten die kleine Schar, die sich ihnen entgegen­stellte. Selbst wenn sie die muslimischen Truppen für doppelt so stark hielten (vergleiche Sure 3: 13), so war angesichts der bescheidenen Ausrüstung und Bewaffnung auch diese Zahl noch verächtlich. Diese beiden psychologischen Irrtümer trugen dazu bei, die Entscheidung herbeizuführen, ob die Kaafirs in Zukunft ihre arrogante Ungerechtig­keit fortsetzen sollten, oder ob Allahs Islam den Menschen Freiheit und Ehre bringen sollte. (Juusuf 'Allii)

120. Vergleiche oben Aja 42, Fußnote 116. Da im Augenblick der tatsächlichen Konfrontation die Muslime keinen Zweifel mehr bezüglich der Stärke ihrer Gegner haben konnten, kann der Satz: "Er ließ euch sie mit euren Augen als gering an er Zahl sehen" offensichtlich nur im übertragenen Sinne verstanden werden: zu dieser zeit waren die Anhänger des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, so voller Mut, dass ihnen der Gegner unbedeutend erschien. Die Quraisch hingegen waren sich ihrer eigenen Stärke so bewusst, dass die Muslime Ihnen unbedeutend erschienen -ein Irrtum, der ihre Niederlage verursachte. (Asad)

121. Zur Entscheidung und letztendlichen Verfügung. (Darjabaadi)

 

Abschnitt 6

45. O ihr Mu’mins! Wenn ihr auf einen Feind trefft, dann seid standfest122 und gedenket Allahs oft,123 auf dass ihr er­folgreich sein möget.

122. Das erste Gebot an die muslimische Schar ist, Standhaftigkeit bei der Begegnung mit dem Feind zu zeigen, denn Standhaf­tigkeit ist der Anfang vom Sieg. Sie stellt eine Verbindung zur unbesiegbare; Macht Allahs dar und die Zuversicht, dass Allah Seinen Freunden den Sieg verleiht. (Qutb)

123. Erinnerung an Allah stärkt die Herzen der Mu’mins. (Darjabaadi)

Erinnerung an Allah beim Zusammentreffen mit dem Gegner ist eine ständige Lenkung für den Mu’min und eine unauf­hörliche Lehre im Herzen der muslimischen Schar. Einige Beispiele dieser ständigen Erinnerung, aus der Geschichte der Gefolge, werden an einigen Stellen erwähnt, beispielsweise Sure 7:126 und 2:250. (Qutb)

 

46. Und gehorcht Allah und Seinem Gesandten124 und seid nicht uneins,125 damit ihr nicht scheitert126 und euer Kampfgeist euch nicht verlässt.127 Und seid geduldig,128 denn wahrlich, Allah ist mit den Geduldigen.129

124. Gehorsam gegenüber Allah und Seinem Gesandten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hat den Zweck, dass die Muslime demütig und ohne Geltungsdrang in den Kampf gehen. So werden die Ursachen von Streitigkeiten abgeschafft. Diese entstehen erst durch die Vielzahl von Führungen und Anweisungen. (Qutb)

125. Streit entsteht vor allen Dingen dann, wenn die Beteiligten sich an ihren persönlichen Neigungen orientieren. Orientierung an der Wahrheit lässt alle oberflächlichen Unterschiede verschwinden. Dies geschieht durch Gehorsam gegenüber Allah und Seinem Gesandten, Allahs Segen und Frieden auf ihm. (Qutb)

126. Damit ihr nicht demoralisiert werdet. (Darjabaadi)

127. wörtlich: euer Geist entschwindet. (Anm. d. Übers.)

Rich“ bedeutet wörtlich “Wind“: hier ist dieses Wort im übertragenen Sinne gebraucht und bedeutet "Geist" oder "moralische Stärke". (Asad)

Interne Streiterei kann sich besonders in Kriegszeiten fatal auswirken. Sie führt zu Mutlosigkeit und Schwäche. (Darjabaadi)

128. Ertragt geduldig und guten Mutes alle Schwierigkeiten des Kampfes. Noch mehr als Mut und Schlagkraft zählen Bestän­digkeit und Ausdauer zu den Tugenden eines Kämpfers. (Darjabaadi)

Das arabische Wort “Sabr“, das oft mit "Geduld" übersetzt wird, hat eine weit umfassendere Bedeutung: Haltet eure Gefühle und Regungen unter Kontrolle; vermeidet Voreiligkeit, Verwirrung, Verzweiflung und Gier; bewahrt die Ruhe und trefft wohlüberlegte Entscheidungen; bleibt fest und standhaft angesichts der Gefahren und Schwierigkeiten; lasst euch nicht zu falschen Maßnahmen provozieren; seid nicht ungeduldig, euer Ziel zu erreichen; und lasst euch nicht von irgendeiner irdi­schen Versuchung ablenken. (Mauduudi)

129. Seine Anwesenheit ist eindeutig der Schlüssel zum Erfolg. Einsatz für Allahs Sache kann einen Menschen mehr motivie­ren, sein Bestes zu leisten, als Disziplin, Pflichtgefühl und Vaterlandsliebe. (Darjabaadi)

Dieser Aja gibt eine schöne Beschreibung der muslimischen Tugenden, die zum Erfolg führen und deren Fehlen Demüti­gungen und Fehlschläge einbringen. (Juusuf 'Allii)

 

47. Und seid nicht wie jene, die ihre Häuser voll Überheblichkeit verließen, um den Menschen ihre Überlegenheit zu zeigen,130 und um vom Pfad Allahs abzuhalten.131 Und Allahs Wissen umfasst alles, was sie tun.132

130. Obgleich die Karawane bereits in Sicherheit war, bestand Abuu Dschachl, der Führer der Armee Mekkas, darauf, nach Badr zu ziehen und vor den Augen der Muslime seine Überlegenheit zu feiern. (Darjabaadi)

Diese Worte sollen die Muslime aller Zeiten warnen, niemals zu siegessicher einem Kampf entgegenzugehen und niemals um leeren Ruhm und sinnlose Ziele zu kämpfen. (Asad)

Eine treffende Beschreibung der Armee Mekkas, als sie in ihr Unglück lief. (Juusuf 'Allii)

131. Dieses schlechte Beispiel wird den Muslimen vorgehalten, damit sie solches Verhalten vermeiden, denn Allah ver­langt von ihnen, dass sie selbst rechtschaffen und ihre Zielsetzung gut und edel sind. Dies gilt nicht allein für die damalige Zeit, sondern für heute und auch für die Zukunft, denn die moralische Verfassung der Truppen moderner "zivilisierter" Nationen ist genau wie die der Leute von Mekka damals. Prostitution, sinnlose Freizeitaktivitäten und Alkohol sind ihre fast un­vermeidlichen Begleiterscheinungen, sogar in aller Öffentlichkeit. Soldaten und Offiziere sind regelrecht eine Verkörpe­rung von Arroganz und Eitelkeit, und die Politiker prahlen um die Wette militärisch die Stärksten zu sein. Äußerst bösartig sind auch ihre Kriegsziele. Während die Politiker feierlich verkünden, dass sie nichts als das Wohl der Menschheit im Auge haben, verfolgen sie in Wirklichkeit alle anderen Ziele als dieses. Sie führen Kriege, um sich der Rohstoffe und Energiequellen in der Welt zu bemächtigen, die Allah doch für alle Menschen zur Verfügung gestellt hat, und diese für ihre eigenen Nation zu monopolisieren und alle anderen Völker in Abhängigkeit zu halten. Deswegen warnt der Qur’an da­vor, solchen bösen Beispielen zu folgen. (Mauduudi)

 

48. Und (gedenket der Zeit) als Scheytan ihnen ihr Tun anpries133 und sprach:134 "Heute kann euch kein Mensch überwinden und ich stehe euch wahrlich zur Seite."135 Doch als die beiden Heere in Sichtweite kamen, machte er kehrt und sagte: "Wahrlich, ich sehe, was ihr nicht sehen könnt.136 Wahrlich, ich fürchte Allah.137 Und Allah ist streng im Strafen.

132. Nichts entgeht Seiner Wahrnehmung, und auch mit aller ihrer Stärke können sie nichts gegen Ihn ausrichten, denn Er hat sowohl sie als auch ihre Handlungen in Seiner Gewalt. (Qutb)

133. Einem Bericht von ibn 'Abbas zufolge erschien Iblis am Tag von Badr mit einer Truppe von Teufeln in der Gestalt von ibn Malik und sagte zu den Götzendienern: "Kein Mensch wird euch heute besiegen können, denn ich bin euer Beschützer." Als die Leute sich aufstellten, nahm der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ein Handvoll Staub und bewarf die Gesichter der Götzendie­ner damit, so dass sie entfliehen mussten. Und Dschubair ging auf Iblis los, doch dieser nahm Reißaus und mit ihm sein Gefolge. (Qutb)

134. "Sprechen" bedeutet in diesem Fall seine Suggestionen von falscher Hoffnung, oder aber auch, dass er ihnen in Menschen­ gestalt erschien und mit ihnen sprach. (Darjabaadi)

135. Ihr seid stark, und euer Heer ist unbesiegbar. (Darjabaadi)

Wörtlich: "Euer Nachbar" -ein Ausdruck, der von dem alten arabischen Grundsatz herstammt, dass ein Mensch durch seine Ehre verpflichtet ist, seinem Nachbarn zu helfen und ihn zu schützen. (Asad)

136. Nämlich das Heer der Engel. (Darjabaadi)

137. Es ist eine typische Verhaltensweise von Führern einer schlechten Sache, sich von ihren Mitläufern loszusagen, wenn ihre Sache verloren ist, und sie im Stich zu lassen. Sie sehen die Folgen deutlicher als ihre Anhänger. Sie sind nicht schwach­sinnig: sie kennen die Folgen von Allahs Zorn. Scheytans "Furcht" vor Allah ist mit Hass verbundene Angst -genau das Ge­genteil des Gefühls, das als Taqwa bezeichnet wird, nämlich der Wunsch, nichts gegen Allahs Willen zu tun, der auf Vertrauen Allahs und Liebe zu Allah begründet ist. (Juusuf 'Allii)

Vergleiche auch Suura 59:16. (Asad)

 

Abschnitt 7

49. Damals sagten die Heuchler und diejenigen, deren Herzen krank sind:138 "Diese sind von ihrem Diin geblendet worden."139 Doch wenn jemand sein Vertrauen auf Allah setzt, so ist Allah wahrlich allmächtig, weise.140

138. Vergleiche Sure 2:10. (Juusuf 'Allii)

Die Heuchler und Wankelmütigen erkennen nicht die wahre Ursache von Sieg und Niederlage, denn sie beurteilen die Vorgänge lediglich nach ihrem äußeren Anschein und können nicht die Kraft nachfühlen, die in einem Imaan wohnt und auch nicht die Zuversicht und das Vertrauen. (Qutb)

139. "Ihr Imaan hat sie zu der Annahme verleitet, trotz ihrer geringen Anzahl und unzulänglicher Bewaffnung der mächti­gen Armee Mekkas Widerstand leisten zu können." Der Begriff Diin, steht hier offensichtlich für die innere Haltung eines Menschen seines Imaans gegenüber, mit anderen Worten, für den Imaan im Gegensatz zu Wankelmütigkeit. (Asad)

Dies war die Ansicht der Heuchler von Medina: "Diese Leute gehen durch übertriebene Begeisterung für ihren Diin so weit, direkt dem Tod in die Arme zu marschieren." (Mauduudi)

140. Vertrauen auf Allah bringt seinen eigenen Lohn: unsere Augen werden geöffnet, und wir erkennen, wie groß, gut und weise der Herr der Welten ist. Die anderen können ruhig spotten. Aber Allahs Segen erhält uns zuversichtlich und unsere Herzen zufrieden. (Juusuf 'Allii)

 

50. Wenn du nur sehen könntest, wie die Engel (die Seelen) der Kaafirs hinwegnehmen.141 Sie schlagen in ihre Gesichter und auf ihre Rücken!142 "Kostet die Strafe des Feuers,

141. Im Gegensatz zu den Sticheleien gegenüber denjenigen, die auf Allah vertrauen, steht die furchtbare Strafe im zukünftigen Leben für diejenigen, die den Islam verspotten. (Juusuf 'Allii)

142. Oder: "... wenn die Engel im Tode diejenigen hinweg nahmen, die die Wahrheit ablehnten. Sie schlagen..." und so weiter, je nachdem, ob man jatawaffa auf die Engel bezieht ("sie versammeln sie im Tode") oder auf Allah ("Er lässt sie sterben"). Nach Rasis Ansicht ist das "Schlagen" eine Allegorie ihrer Leiden im zukünftigen Leben infolge ihrer ablehrenden Haltung gegenüber der Wahrheit im Diesseits. Die meisten Kommentatoren nehmen an, dass sich dieser Abschnitt besonders auf die kaafir Quraisch bezieht, die in der Schlacht von Badr umkamen; zweifellos bezieht er sich auf diese, aber meiner Ansicht nach besteht kein Grund, die Bedeutung auf dieses spezielle historische Ereignis zu beschränken, besonders in Anbetracht der folgenden Absitze bis einschließlich Aja 55, die sich offensichtlich auf alle beziehen, die "eine Neigung haben, die Wahrheit abzulehnen." (Asad)

 

51. Dies wegen dessen, was eure Hände vorausgeschickt haben.143 Und Allah ist niemals ungerecht gegenüber (Seinen) Dienern,144

143. Hier wild betont, dass die Strafe eine Folge ihrer eigenen Handlungsweise ist, denn Allah ist niemals ungerecht gegenüber Seinen Dienern. (Juusuf 'Allii)

144. Dies betont die Gerechtigkeit Allahs in der islamischen Vorstellung gegenüber den Vorstellungen von willkürlichen Gottheiten in polytheistischen Religionen und auch gegenüber der Vorstellung von einem "eifersüchtigen" Gott im Alten Te­stament, beispielsweise Exodus 20:5: "... Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifernder Gott, der die Missetat der Väter heimsucht bis ins dritte und vierte Glied an den Kindern derer, die mich hassen." (Darjabaadi)

 

52. (Sie taten das Gleiche) wie das Volk Pharaos und die, die vor ihnen waren.145 Sie leugneten die Zeichen Allahs. So bestrafte Allah sie für ihre Sünden. Wahrlich, Allah ist von der Macht, streng im Strafen.

145. Allah behandelt die Menschen nicht willkürlich, sondern nach Gesetzmäßigkeiten (Sunnach Allah), die Er festgelegt hat. Was den Götzendienern in der Schlacht von Badr widerfuhr, entspricht genau dem, was den Götzendienern zu allen Zeiten widerfährt, hier illustriert mit dem Beispiel von Pharaos Volk, das Allahs Botschaft ablehnte und die Folgen seines Verhal­tens zu spüren bekam. (Qutb)

 

53. Dies, weil Allah niemals die Gnade än­dern würde, die Er einem Volk zuteil werden ließ,146 bis sie sich selbst verändern,147 und weil Allah Allhörend, Allwissend ist.

146. Allah spendet Seine Gnade reichlich, zieht sie aber nie willkürlich zurück. Bevor er die Situation der Leute und ihren Zustand ändert, ist bereits in ihnen selbst eine Haltung der Rebellion und Willkür entstanden, die die Strafe unweigerlich nach sich zieht. (Juusuf ’Allii)

Allah straft niemanden ohne Schuld. (Darjabaadi)

Vergleiche auch Suura 13: 11 und entsprechende Fußnoten. (Asad)

147. Indem sie das, was in ihnen an Gaben Allahs angelegt ist, wie beispielsweise ihre Denkfähigkeit und Vernunft, missbrauchen. (Darjabaadi)

Allah entzieht Seine Gnade erst dann einem Volk, wenn dieses sich durch sein Verhalten als unwürdig erwiesen hat. (Mauduudi)

Dies ist eine islamische Grundvorstellung von der Wirklichkeit des Menschen, von wo aus sich die Gesetzmäßigkeiten dieses Daseins nach Allahs Maßstab erklären. (Qutb)

 

54. (Mit ihnen ist es) wie mit dem Volk Pharaos und denen, die vor ihnen waren, als sie die Zeichen Allahs leugneten. Dann gaben Wir sie wegen ihrer Schuld der Vernichtung preis,148 und Wir lie­ßen das Volk Pharao ertrinken, und alle jene waren Frevler.

148. Diese Worte aus der Rede der Engel in Aja 52 werden hier zitiert, um den folgenden Kommentar anzuschließen. Beachte, dass in Aja 52 die Rede von Leuten ist, die Allahs Zeichen ablehnten und dafür bestraft wurden; hier geht es um Leute,' die die Zeichen für falsch erklären und dafür vernichtet werden: einer Steigerung der Schuld folgt eine Steigerung der Strafe. (Juusuf ’Allii)

 

55. Wahrlich, die schlimmsten unter den Tieren149 sind vor Allah diejenigen, die(die Wahrheit) leugnen150 und deshalb werden sie niemals den Imaan verinnerlichen.151

149. auch: die undankbar oder kaafir sind. (Anm. d. Übers.)

In Aja 22 dieser Suura werden uns "die schlimmsten Tiere in Allahs Sicht" vor Augen geführt, die von ihren Fähigkeiten zu hören, zu sprechen und zu verstehen keinen Gebrauch im Dienste Allahs machen, sondern sie im Gegenteil dazu missbrauchen, um Allah zu lästern. Dieselben niedrigen Kreaturen werden hier in einem anderen Licht gezeigt: sie sind sowohl Allah als auch Menschen gegenüber treulos. (Juusuf 'Allii)

Der Ausdruck "Ad-Dawaab" الدَّوَاب bedeutet zwar "alle Lebewesen, die sich auf der Erde vorwärts bewegen", doch wenn damit die Menschen gemeint sind, werden sie dadurch implizit mit Tieren auf eine Stufe gestellt. So werden solche Menschen als Tiere bezeichnet, deren Ablehnung der Zeichen Allahs so stark ist, dass sie niemals mu’min werden können. (Qutb)

150. Vergleiche Suura 8:22. Hier hat die Partikel “fa“ am Anfang des zweiten Satzteils die Bedeutung "und deshalb" ("und des­halb verinnerlichen sie nicht den Imaan"), woraus hervorgeht, dass ihr Mangel an Imaan an geistige Wahrheiten eine Folge dessen ist, dass sie "dazu neigen, die Wahrheit abzulehnen". Positiv ausgedrückt besagt dies, dass Imaan an ethische Werte von der Bereitschaft abhängt, dieses von ihren positiven Möglichkeiten her zu betrachten und sich die Wahrheit all dessen einzugestehen, was mit anderen empirisch oder intuitiv erfassten Wahrheiten nach bestem Wissen um Gewissen übereinstimmt. (Asad)

Hier geht es um diejenigen, die den Islam ablehnen, bis der Kufr in ihnen solche Formen annimmt, dass sie nicht mehr den Imaan verinnerlichen können. Sie sind diejenigen, die grundsätzlich ihre Versprechungen und Vereinbarungen nicht einhalten und Allah nicht fürchten. (Qutb)

151. Unmittelbarer Anlass waren wiederholte Vertragsverletzungen der Banu Quraisa gegenüber den Muslimen. Aber die Lehre daraus ist allgemeingültig und ist in den beiden folgenden Ajas aufgeführt. Verrat in einer Kriegssituation ist ein doppel­tes Verbrechen, weil es so viele Menschenleben in Gefahr bringt. Solcher Verrat soll auf eine Weise bestraft werden, dass  keine Wiederholungsmöglichkeit besteht. Nicht nur die eigentlichen Verräter, sondern auch ihre Anhänger sollen au­ßerstande gesetzt werden, neuen Verrat zu üben. Auch der gebrochene Vertrag soll außer Kraft gesetzt werden, so dass sich die unschuldige Partei zumindest auf gleicher Basis zur Wehr setzen kann. Aus der physischen Kriegssituation kann dieselbe Lehre auf die geistige Auseinandersetzung übertragen werden. Gegenseitige Verständigung und Einvernehmen ist mit solchen Menschen möglich, die bestimmte Grundsätze respektieren, nicht mit solchen, die keinerlei Prinzipien ha­ben und nur auf Übervorteilung und Bosheit aus sind. (Juusuf 'Allii)

 

56. Jene, mit denen du ein Bündnis geschlossen hast152 (und) die dann jedes­ mal ihr Bündnis brechen,153 und Allah (dabei) nicht fürchten.

152. Brechen oder lösen. (Anm. d. Übers.)

Jedes mal, wenn sie eine passende Gelegenheit dazu finden. (Darjabaadi)

153. Dies bezieht sich auf Abkommen zwischen der muslimischen Gemeinschaft und nichtmuslimischen politischen Gruppierungen. Obwohl dieser Abschnitt in erster Linie an den Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gerichtet ist, bezieht sich das "Du" hier auf jeden, der sich am Qur’an orientiert, und somit auf die muslimische Gemeinschaft in jedem Zeitalter. Mit diesem Vers kommt das Thema auf die kriegerischen Auseinandersetzungen mit Kaafirs zurück, die das Hauptthema dieser Suura bilden. Die Bezugnahme auf die "Vertragsbrüchigkeit" der Kaafirs schließt zweierlei ein: erstens die, dass Vertragsabschlüsse (das heißt friedliche Koexistenz) mit Kaafirs nicht nur erlaubt, sondern in der Tat wünschenswert sind (vergleiche Aja 61), und zweitens die, dass Muslime nur dann Krieg führen dürfen, wenn sich eine Gegenpartei eindeutig feindselig verhält. (Asad)

 

57. Und wenn du im Krieg auf sie stößt, dann vertreibe sie,154 damit jene, die ihrem Beispiel folgen wollen, sich er­mahnen lassen mögen.

154. Das heißt, bekämpfe sie und bestrafe sie exemplarisch. (Asad)

Wer sich einbildet, dieser Islam habe sich auch angesichts gröbster Ungerechtigkeiten mit Mahnen und Predigen zu beg­nügen, der kennt ihn nicht! (Qutb)

 

58. Und wenn du von (einem Volk) Verrat befürchtest,155 dann verwirf in gleicher Weise (das Bündnis) mit ihnen.156 Wahrlich, Allah liebt nicht die Verräter.157

155. Dieser "Grund, ihren Verrat zu fürchten", darf natürlich nicht auf bloßen Verdächtigungen und Vermutungen beruhen, sondern er muss klar und objektiv bewiesen sein. (Asad)

156. Der Verantwortliche des muslimischen Staates muss den Gegner davon in Kenntnis setzen, dass durch den Vertragsbruch der Vertrag nicht mehr als bindend angesehen werden kann. Kampfhandlungen ohne. solche vorherige Information sind nicht erlaubt. (Darjabaadi)

Es ist nicht erlaubt, die Gültigkeit eines Vertrages einseitig zu beenden, selbst wenn die Muslime das Gefühl haben, die andere Partei erfülle ihn nicht ordentlich, oder befürchten, die andere Partei werde bei nächster Gelegenheit vertragsbrüchig. Die Muslime sind verpflichtet, die andere Partei im Falle von Vertragsbl1lch klar in Kenntnis zu setzen, bevor ir­gendwelche anderen Schritte eingeleitet werden, so dass keine Missverständnisse entstanden. Auf diesem Aja hat der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, seine Außenpolitik begründet. Jeder, der eine Vereinbarung mit einer anderen Partei trifft, ist bis zum Ablauf dieser Ver­einbarung daran gebunden, es sei denn, die andere Partei würde vertragsbrüchig. Dann muss diese Angelegenheit offen besprochen werden, so dass die beiden Beteiligten gleiche Voraussetzungen haben. Der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ermahnte die Muslime, auch an denen nicht treulos zu handeln, die treulos an den Muslimen handeln. Aus diesem Grunde protestierte 'Amr 'Anba­sach, ein Gefährte des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, energisch gegen das Vorgehen von Mu'awija, als dieser seine Truppen an der Grenze des oströmischen Reiches zusammenzog, um gleich nach Ablauf des Vertrages in dessen Gebiet einzufallen. Auf die heutige Zeit bezogen gilt dies auch für Angriffe ohne vorherige formale Kriegserklärung, wie es beispielsweise im 2, Weltkrieg mehrfach geschah. Wenn man dies mit einem Vorwand entschuldigen kann, dann kann man auch jede andere kriminelle Handlung mit einem Vorwand entschuldigen! (Mauduudi)

157. Der Islam zielt darauf ab, dass sich die Menschheit zum Guten entwickelt und sich tugendhaft verhält. Deswegen erlaubt er keinen Verrat, um den Sieg zu erlangen, während er für die höchsten und edelsten Ziele kämpft. (Qutb)

 

Abschnitt 8

59. Und die Kaafirs sollen (ja) nicht meinen, dass sie uns entkommen sind.158 Sie werden gewiss (Unserer Strafe) nicht entfliehen können.

158. Sie können Allahs Plan nicht unterlaufen. (Darjabaadi)

 

60. Und haltet für sie das beste bereit, was ihr an Kriegsmaterial159 und berittenen Truppen gegen sie aufbieten könnt,160 um damit die Feinde Allahs und eure Feinde161 abzuschrecken und andere außer diesen, von deren Feindschaften ihr keine Kenntnis besitzt. Doch Allah kennt sie wohl.162 Und was immer ihr für die Sache Allahs spendet,163 das soll euch in vollem Ma­ße zurückerstattet werden 164 und es soll euch kein Unrecht geschehen.

159. "Quwwa" قُوَّةٍ : wörtlich "Stärke" oder "Macht", schließt Waffen und Ausrüstung mit ein. Die Bedeutung ist: seid immer wach­sam und vorbereitet, damit euch der Feind nicht überraschen kann. (Darjabaadi)

160. Unmittelbarer Anlass für dieses Gebot war die Schwäche der Kavallerie in den frühen kriegerischen Auseinandersetzungen der Muslime. Die allgemeine Bedeutung ist jedoch folgende: In jeder Auseinandersetzung, sei sie physisch, moralisch oder geistig, soll sich der Gläubige mit den besten Waffen versehen, so dass er seinem Gegner Respekt vor sich selbst und der Sache, für die er sich einsetzt, einflößen kann. (Juusuf 'Allii)

Der Ausdruck “Ribat Al-Hayl“ bezeichnet berittene Truppen, die überall da bereitgehalten werden, wo für den Feind eine Möglichkeit zur Invasion besteht. Im weiteren Sinne soll damit ständige Verteidigungsbereitschaft ausgedrückt werden. (Asad)

Solche Vorsichtsmaßnahmen sollen getroffen werden, damit keine Panik oder Verwirrung entstehen kann und nicht man­gelhaft ausgerüstete oder ausgebildete Leute in den Kampf geschickt werden müssen, oder dass der Feind überraschend angreifen und großen Schaden anrichten kann, bevor eine Abwehr möglich ist. (Mauduudi)

161. Wörtlich: "Allahs Feind und euren Feind", was besagt, dass jeder "Feind Allahs" (das heißt, jeder, der absichtlich die von Allah festgelegten moralischen Gesetzmäßigkeiten zu untergraben sucht) von selbst ein Feind derjenigen ist, die an Ihn den Imaan verinnerlichen. (Asad)

162. Es gibt immer verborgene Feinde, die niemand kennt außer Allah. Es ist unsere Pflicht, allen gegenüber wachsam zu sein. (Juusuf 'Allii)

Es gibt sichtbare Feinde, die die Muslime genauestens kennen. Doch neben diesen gibt es solche, die sie nicht kennen oder die ihre Feindschaf\ gegenüber den Muslimen nicht offen bekundet haben. Doch Allah  kennt ihre wahren Absichten. Gerade diese werden durch die Macht des Islam eingeschüchtert, auch wenn sie sie tatsächlich nicht berührt. (Qutb)

Feinde, die ihr noch nicht kennt. Die historische Anspielung betrifft möglicherweise die benachbarten Großmächte Iran und Ostrom, mit denen die ausbreitende islamische Bewegung einige Jahre später kollidieren sollte. (Darjabaadi)

163. An Mitteln, Mühe und Menschenleben. (Asad)

164. Sei stets bereit, alle deine Mittel für Allahs Sache einzusetzen. Du tust es nicht umsonst; Allahs Lohn kommt in unter­schiedlicher Form. Er weiß nicht alles, und Sein Lohn wird immer großzügiger und reichlicher sein als alles, was du verdient hast. (Juusuf ’Allii)

Der Islam macht den Kampf und das Spenden für die Allahs Sache frei von allen weltlichen Absichten, persönlichen Be­weggründen und jedem rassischen oder nationalen Gefühl, damit er aufrichtig Allahs Wort hochhält und so Sein Wohlge­fallen erlangt. (Qutb)

 

61. Doch wenn sie sich dem Frieden zuwenden, so wende auch du dich ihm zu und setze dein Vertrauen auf Allah.165 Wahrlich, Er ist der Allhörende, der Allwissende.166

166. Er durchschaut ihre Machenschaften. (Darjabaadi)

Während wir immer zum Kampf bereit sein müssen, wenn wir dazu gezwungen werden, sollen wir auch mitten in einer Auseinandersetzung immer zum Frieden bereit sein, sobald sich eine Neigung zum Frieden auf der gegnerischen Seite abzeichnet. Im Kampf an sich liegt kein Verdienst. Er sollte eine Pflicht sein, die bereitwillig nicht um ihrer selbst willen erfüllt wird, sondern um die Herrschaft von Frieden, Rechtschaffenheit und dem Gesetz Allahs wiederherzustellen. (Juusuf ’Allii)

 

62. Und wenn sie dich betrügen wollen,167 so ist wahrlich Allah dein Beschüt­zer.168 Es ist es, Der dich mit Seiner Hilfe und mit den Mu’mins gestärkt hat.169

167. Mittels eines falschen Friedensvertrages oder Friedensangebotes, (Darjabaadi)

168. Selbst wenn sie nur deswegen Frieden anbieten, weil sie dich betrügen wollen, soll ihr Angebot angenommen werden, denn das endgültige Urteil über ihre Absichten muss auf eindeutigem Beweismaterial beruhen (Rasi), mit anderen Worten, bloßer Verdacht darf nicht dazu veranlassen, ein Friedensangebot abzulehnen, (Asad)

Eure Beziehungen zu anderen Völkern sollen auf euer Vertrauen auf Allah begründet sein, denn "Er ist euere Genüge", Wenn der Gegner Bereitschaft zu Friedensgesprächen zeigt, solltet ihr bereit sein zu verhandeln, ohne zu zögern oder das Angebot zurückzuweisen mit der Begründung, der Gegner meine es nicht ehrlich, denn niemand kennt die wahren Absichten des anderen. Wenn der Gegner aufrichtig ist, wäre es falsch, sein Angebot abzulehnen und das Blutvergießen fortzusetzen, Hat er aber verräterische Absichten, dann wird Allah euch auf Grund eures Mutes und eurer moralischen Über­legenheit schützen. (Mauduudi)

169. Bei Friedensbestrebungen kann ein gewisses Sicherheitsrisiko bestehen. Wir sollen bereit sein, dieses Risiko einzugehen, der Muslim kann auf Allah vertrauen und sich auf die Kraft der vereinten Rechtschaffenheit verlassen. (Juusuf 'Allii)

Wörtlich: "Und durch die Mu’mins", Damit werden die sichtbaren Mittel (Wasita) bezeichnet, durch die Allah Seinen Propheten unterstützte. (Asad)

 

63. Und Er hat ihre Herzen (in Liebe) vereint.170 Auch wenn du alles, was auf Erden ist (dafür) hingegeben hättest, hättest du ihre Herzen nicht (in Liebe) vereinen können,171 doch Allah vereinte sie (in Liebe). Wahrlich, Er ist Allmächtig, Allweise.172

170. So dass sie eine Quelle der Hilfe und Kraft für dich sein können. Es war doch ein regelrechtes Wunder, dass ein Volk, das so zersplittert und von Rivalitäten und Eifersüchteleien heimgesucht war wie die Araber, unter einem einzigen Führer vereint werden konnte, (Darjabaadi)

Der Segen des Islam verursachte die Einigung der verschiedenen arabischen Stimme und die Integration zu einer einzigen starken Gemeinschaft. Besonders deutlich kommt diese Gnade Allahs im Fall der Aus und Hasradsch in Medina zum Aus­druck, die Todesfeinde waren, bis es dem Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm,  gelang, sie zu versöhnen, Dies hätte nicht mitmenschlichen Mitteln bewirkt werden können. (Mauduudi)

171. So hoffnungslos war die Aussicht auf Versöhnung. (Darjabaadi)

172. In diesem historischen Zusammenhang war die Vereinigung der zerstrittenen arabischen Stämme zu einer einheitlichen Gemeinschaft das größte Wunder. In jedem Zeitalter müssen wir Gott um diese Gabe bitten: Einheit, Verständigung und reine und aufrichtige Zuneigung und Liebe unter denen, die in Seinem Namen zusammenkommen. Darin liegen Kraft

und Erfolg. Ohne dies bleiben Demütigungen, Sklaverei und moralische Degradierung. Es kann viele Gründe für Uneinigkeit und Streit geben. Die Versöhnung kann nur von Gottes Herrlichkeit und Weisheit kommen. (Juusuf ’Alli)

 

64. O Prophet! Allah ist deine Genüge, ebenso wie die Mu’mins, die dir folgen.173

173. Die Mu’mins: ein bloßes Lippenbekenntnis oder jene Art des Imaans, die nicht in Handlungen resultiert, genügt dazu nicht. Für alle die, deren Imaan so stark ist, dass er zu völligem Vertrauen auf Allah und furchtlosen Handeln in Seinem Dienst führt, zählen die irdischen Konsequenzen nicht. Allahs Wohlgefallen genügt ihnen. (Juusuf ’Allii)

Allah ist deine Genüge, Er ist dein Beschützer, und Er ist Derjenige, Der dich das erste Mal unterstützte und dich mit den Mu’mins stärkte, die das Versprechen hielten, das sie Allah gegeben hatten. Und Er ist derjenige, Der sie zu einer geeinten Kraft machte, obwohl ihre Herzen zuvor so verschieden und einander Feind waren. (Qutb)

 

Abschnitt 9

65. O Prophet! Sporne die Mu’mins zum Kampf an.174 Wenn unter euch zwanzig Standhafte sind,175 so werden sie zweihundert besiegen. Und wenn unter euch hundert sind, werden sie tausend Kaafirs besiegen, weil das Leute sind, die nicht begreifen.176

174. Vergleiche Sure 4:84. Die Worte "Al-Qitaal" الْقِتَال können hier übersetzt werden mit "Zum Kampf oder "im Kampf“. Aufgrund der konventionellen Interpretation des Verbs “harid“ als "rufe auf“ oder "rege an" könnte der Satz übersetzt werden mit "rufe die Mu’mins zum Kampf auf“. Entsprechend der Fußnote zum oben erwähnten Aja neige ich jedoch zu der Übersetzung "Befreie die Mu’mins von aller inneren Unruhe oder Todesfurcht" oder "begeistere die Mu’mins dafür, alle Todesfurcht zu überwinden". (Asad)

176. Die Mu’mins bleiben immer zuversichtlich, wie groß auch die Übern1acht sein mag, die sich ihm entgegenstellt. (Darjabaadi)

176. Im Kampf ist eine zehnfache Übermacht erschreckend. Der Muslim zögert aber nicht. Ob er selbst siegt oder stirbt, er tut es für Allahs Sache. Er ist sich seines letztichen Sieges gewiss, denn

1. hat er Allahs Beistand, und

2. sind, rein menschlich gesprochen, diejenigen, die Wahrheit und Rechtschaffenheit zu bekämpfen versuchen, in der Tat Narren, und ihre schein­bare Macht ist nicht von wirklicher Bedeutung. (Juusuf 'Allii)

Einige Kommentatoren verstehen diesen Aja als eine Voraussage Allahs, etwa in dem Sinne: "Wenn zwanzig von euch da sind ...dann werden sie zweihundert besiegen" und so weiter. Da jedoch die Geschichte zeigt, dass selbst zur Zeit des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, die Muslime nicht immer einer solchen Übermacht gewachsen waren, ist diese Ansicht nicht haltbar . Um den Abschnitt richtig zu verstehen, müssen wir ihn in enger Verbindung mit dem einleitenden Satz "Begeistere die Mu’mins, alle Todesfurcht zu überwinden" lesen. Daraus ergibt sich als Bedeutung eine Ermahnung an die Muslime, alle Todesfurcht zu überwinden und so standhaft und geduldig zu sein, dass sie vielleicht in die Lage versetzt werden, einen um ein Vielfaches stärkeren Feind zu überwinden (Rasi). Die abschließenden Worte dieser Aja: "weil sie Leute sind, .die (die Wahrheit) nicht begreifen, können auf. zweierlei. Weise verstanden werden:.

 1. als ein zusätzlicher Grund für die Überlegenheit der Mu’mins über diejenigen, die die Wahrheit ablehnen, insofern als letztere, die nicht an die ewigen Wahrheiten und ein Leben nach dem Tod den Imaan verinnerlichen, nicht die Bereitschaft zur Selbstaufopferung können, die Mu’mins auszeichnet; oder

2. als eine Erklärung, dass diejenigen, die die Wahrheit ablehnen, dies einfach deswegen tun, weil ihre geistige Taubheit um Blindheit sie daran hindert, sie zu begreifen. Meiner Ansicht nach ist die zweite Möglichkeit vorzuziehen, besonders deshalb, weil der Qur’an die Leugner der Wahrheit oft mit diesen Wor­ten kennzeichnet (vergleiche beispielsweise Suura 6:25; 7:179; 9:87 und viele andere). (Asad)

Das Wort" Verstand" oder "Begreifen" wird hier in demselben Sinne gebraucht wie heutzutage das Wort "Moral" -die moralische um geistige Verfassung, die es Menschen ermöglicht, Mut und Begeisterung zu bewahren. Es ist nämlich of­fensichtlich, dass jemand, der weiß, wofür er sich einsetzt, sein Ziel höher einschätzt als sein eigenes Leben und deswegen über größere Kampfkraft verfüg falls jemand, der vielleicht gleich stark ist, aber nicht weiß, wofür er kämpft. Darüber hinaus verfügt jemand, der die Wahrheit, die Existenz Allahs, seine eigene Position im Universum, seine eigene Beziehung zu Allah, die Bedeutung von Leben und Tod in dieser Welt und vom zukünftigen Leben sowie den Unterschied zwischen Wahrheit und Illusion richtig versteht, über weit mehr Kraft als jemand, der für seine Nation oder sein Land kämpft. (Mauduudi)

Anmerkung des Überarbeiters: Ein Mu’min mit seiner Taqwa wird Allah im Kampf mit einer Übermacht besiegen lassen. Aber einen Muslim nicht, weil jener nicht über denn Imaan, also dass Vertrauen auf Allah so sehr verinnerlicht hat wie ein Mu’min. Daher wir Allah nicht jeden dieses Geschenk geben, immer siegreich aus einer Sache hervorzugehen.

 

66. Jetzt (aber)177 hat Allah es euch leichter gemacht,178 denn Er weiß ja, dass in euch Schwäche ist.179 Wenn also unter euch hundert Standhafte sind, so werden sie zweihundert besiegen. Und wenn unter euch eintausend sind, werden sie zweitausend besiegen durch die Ermächtigung Allahs.180 Und Allah ist mit den Standhaften.

177. Zwischen dem vorigen Teil des Ajas und diesem liegt eine längere Zeitspanne. (Darjabaadi)

Ibn 'Abbas berichtete: "Als der erste Teil des Ajas offenbart wurde, fiel es den Muslims schwer und sie fanden es hart, wenn zwanzig von ihnen gegen zweihundert und einhundert gegen eintausend kämpfen sollten. So machte es ihnen Allah leichter um hob das erste Gesetz durch das zweite auf." (ibn Kasir)

178. Unter gleichen Bedingungen um Voraussetzungen könnten Muslime aufgrund ihrer Stärke des Imaans einer zehnfachen Über­macht gegenübertreten. Wenn ihre Organisation um ihre Ausrüstung jedoch mangelhaft sind, wie es bei Badr der Fall war, wird ihnen ihre Aufgabe erleichtert. (Juusuf 'Allii)

179. Einige Kommentatoren und Rechtsgelehrte leiten aus diesem Aja ein Gebot für die Mu’mins her, dass einer im Zustand der Stärke vor der zehnfachen Übermacht und im Zustand der Schwäche vor der zweifachen Übermacht nicht fliehen darf. Hier gibt es sekundäre Meinungsverschiedenheiten, auf die wir nicht näher eingehen wollen. Es ist uns wichtiger, dass dieser Aja die Wahrheit über das Kräfteverhältnis der Muslime gegenüber ihren Gegnern noch Allahs Maßstab zum Aus­druck bringt. (Qutb)

180. Vergleiche 5. Buch Moses 20: 1: "Wenn du in einen Krieg ziehst gegen deine Feinde und siehst Rosse und Wagen eines Heeres, dass größer ist als du, so fürchte dich nicht vor ihnen; denn der Herr, dein Gott, der dich aus Ägyptenland geführt hat, ist mit dir." (Darjabaadi)

Dies bezieht sich auf die Zeit, zu der der obige Aja offenbart wurde, nämlich unmittelbar nach der Schlacht von Badr, als die Mus~ sowohl zahlenmäßig als auch bezüglich der Ausrüstung sehr schwach waren und ihre Gemeinschaft noch nicht über eine nennenswerte politischen Organisation verfügte. Unter diesen Umständen konnte laut Qur’an, ebenso wenig wie von jeder späteren muslimischen Gemeinschaft, unter ähnlichen Umständen ein solcher Einsatz und eine solche Effek­tivität von ihnen erwartet werden, wie von einer voll entwickelten Gemeinschaft von Muslimen. Aber selbst dann sollten sie einer zweifachen Übermacht standhalten können (diese Proportionen sind selbstverständlich nicht wörtlich zu verste­hen; in der Tat hatten die Muslime bei Badr sogar eine dreifache Übermacht zurückgeschlagen). (Asad)

 

67. Und es ist einem Propheten181 nicht er­laubt, Kriegsgefangene zu nehmen, bevor er überall (die Götzendiener) niedergekämpft hat.182 Ihr zieht die vergänglichen Güter dieser Welt vor.183 Doch Allah wünscht euch das Jen­seits.184 Und Allah ist Allmächtig, Allweise.

181. Der sich immer mit reiner Absicht für die Rechtschaffenheit einsetzt und niemals für zweifelhafte Ziele oder persönliche Interessen. (Darjabaadi)

182. Ein gewöhnlicher Krieg wird vielleicht um ein Territorium oder Handelsmonopol, als Vergel1ungsschlag oder aus Ruhm­sucht geführt -alles "vergängliche Werte dieser Welt". Jeder solche Krieg wird verurteilt. Aber ein Dschihaad wird unter strengen Bedingungen und der Leitung eines gerechten Imams geführt, einzig und allein zur Verteidigung des Islams, und des Gesetzes ~. Alle niedrigeren Motive werden deswegen streng ausgeschlossen. Die Gier nach Besitz in Form von Lösegeld für Gefangene hat in einem solchen Kampf keinen Platz. Gleichzeitig ist es erlaubt, Gefangene zu machen, wenn Blutvergießen stattgefunden hat, und der Imam hat darüber zu verfügen, wann diese ohne Sicherheitsrisiko freigelassen werden können, und ob dies auf ihr Ehrenwort hin geschieht oder nach Zahlung einer Entschädigung.

In der Schlacht von Badr nahmen die Muslime siebzig Gefangene und beschlossen, ein Lösegeld für sie anzunehmen. Während als allgemeines Prinzip Gefangennahme als Zielsetzung, um Lösegeld zu erhalten, verurteilt wird, wurde in diesem Fall das Vorgehen gutgeheißen (vergleiche Ajas 68-71), (Juusuf 'Allii)

Wie es im Qur’an fast immer der Fall ist, ist ein an den Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gerichtetes Gebot ebenso für seine Anhänger gültig. Folglich legt dieser Aja fest, dass niemand gefangen genommen oder zurückgehalten werden darf, sofern er Dicht im Dschihaad gefangen genommen wurde –dass somit der Erwerb von Sklaven "mit friedlichen Mitteln" zum Zweck der Sklavenhal­tung völlig verboten ist. In Bezug auf Kriegsgefangene gebietet der Qur’an (Suura 47:4), dass sie nach dem Krieg freigelassen werden müssen. (Asad)

183. Hier waren gewisse Muslime angesprochen, die auf das Lösegeld spekulierten, (Darjabaadi)

Die Schlacht von Badr war die erste zwischen Muslimen und Götzendienern, Die Anzahl der Muslime war viel geringer als die der Götzendiener. Diese viel größere Anzahl galt es zu verringern, um sie zu schwächen und ihre Überheblichkeit zu brechen, damit sie aufhörten, die Muslime zu überfallen. Dieses große Ziel war nicht mit Geld zu erreichen. Und noch einen anderen Zweck hatte dieses Verbot der Gefangennahme, nämlich wie aus den Worten ’Umars zu entnehmen: "... ,dass Allah weiß, dass wir keine Nachsicht in unseren Herzen für die Götzendiener haben", Aus diesen beiden Gründen tadelte der Qur’an die Muslime die Lösegeld für die Kriegsgefangenen von Badr nahmen, (Qutb)

 

68. Und wenn nicht eine Bestimmung von Allah zuvor gekommen wäre,185 hätte euch für das, was ihr genommen habt, eine gewaltige Strafe erfaßt.l86

185. Während alle Interessen an irdischem Gewinn, die einige Angehörige der muslimischen Streitkräfte gehabt haben mögen, als strafwürdig verurteilt werden, werden die tatsächlichen Vorkommnisse als Allahs Plan entsprechend beschrieben. Un­ter den Gefangenen befanden sich 'Abbas, der Onkel des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und 'Alliis Bruder 'Aqil, die später Muslime wurden. Abbas war der Ahnherr und Begründer der späteren' Abbassidendynastie, die in der islamischen Geschichte eine bedeu­tende Rolle spielen sollte. In seinem Fall ging das in Aja 70 ausgesprochene Versprechen voll in Erfüllung. Soweit in den Herzen der Gefangenen Gutes war, führte sie ihr Kampf gegen den Islam und ihre Gefangenschaft dazu, dass sie schließlich den Islam annahmen. (Juusuf 'Allii)

186. Diese vorherige Bestimmung, ihnen ihre Sünden zu vergeben, hat sie davor bewahrt, bestraft zu werden, weil sie entgegen Allahs Verbot Lösegeld genommen hatten, (Qutb)

Nach der Schlacht von Badr debattierten die Muslime, was mit den Gefangenen zu geschehen habe. 'Umar ibn Al-Hattab war der Ansicht, sie sollten ihrer Verbrechen wegen hingerichtet werden, insbesondere für ihre Verfolgung der Muslime vor der Auswanderung. Abu Bakr demgegenüber plädierte für Vergebung und Freilassung der Gefangenen gegen Löse­geld mit der Begründung, ein solches Verhalten würde einige von ihnen veranlassen, die Wahrheit des Islam zu erkennen. (Asad)

 

69. Doch nun macht Gebrauch von dem,187 was ihr erbeutet habt, soweit es erlaubt und gut ist.188 Und fürchtet Allah. Wahrlich, Allah ist Verzeihend, Barm­herzig.

187. Wörtlich: "esst". Vergleiche auch Suura 5:66 und 7:19. (Juusuf  'Allii)

188. Allahs Gnade erlaubte damit den Muslimen, Kriegsbeute zu nehmen, einschließlich des Lösegelds, wofür sie zuvor geta­delt wurden, -während dies bei den anderen Religionen verboten war. (Qutb)

 

Abschnitt 10

70. O Prophet! Sprich zu den Kriegsgefangenen, die in euren Händen sind:189 "Wenn Allah Gutes in euren Herzen er­ kennt, wird Er euch Besseres geben als das, was euch genommen worden ist.190 Und er wird euch verzeihen.191 Und Allah ist Verzeihend, Barmherzig.192

189. Der Prophet war weit davon entfernt, die Gefangenen Drohungen auszusetzen. Er hoffte, durch freundliche Behandlung ihre Sympathie für den Islam zu gewinnen. (Darjabaadi)

l90. Dies ist ein Trost für die Kriegsgefangenen. Trotz ihrer früheren Feindseligkeiten ist Allah bereit, ihnen zu vergeben, wenn Er in ihren Herzen etwas Gutes findet, und ihnen ein größeres Geschenk zu geben als alles, was sie verloren haben. In seinem höchsten Sinne wäre dies der Segen des Islam, aber selbst im rein materiellen Sinne erwartet sie großes Glück, wie es beispielsweise bei 'Abbas der Fall war. (Juusuf 'Allii)

191. Selbst in dieser Welt. (Darjabaadi)

192. "Wenn Allah in euren Herzen die Neigung findet, die Wahrheit Seiner Botschaft zu erkennen, wird Er euch Imaan schen­ken und damit das Gute des zukünftigen Lebens. Dies wird bei weitem eure Niederlage im Krieg und den Verlust so vieler eurer Freunde aufwiegen." Obwohl diese Worte in erster Linie an die Kriegsgefangenen aus der Schlacht bei Badr gerich­tet sind, geben sie die islamische Haltung gegenüber allen ungläubigen Feinden wieder, die in die Gefangenschaft der Muslime geraten. Über Kriegsgefangene siehe weiter Suura 47:4. (Asad)

 

71. Und wenn sie Verrat an dir üben wollen,193 so haben sie bereits vor dem an Allah Verrat geübt.194 Deshalb haben Wir (dir) Macht über sie gegeben.195 Und Allah ist Allwissend, Allweise.

193. Das heißt, wenn sie vorgeben, ihre Ansicht geändert und den Islam angenommen zu haben, um dadurch von der Verpflich­tung befreit zu werden, Lösegeld zahlen zu müssen. (Asad)

194. Wem die den Gefangenen erwiesene Freundlichkeit nach ihrer Freilassung missbraucht wird, dann sollten diejenigen, die ihnen Freundlichkeit erwiesen haben, nicht entmutigt sein. Diese Menschen haben sich bereits verräterisch verhalten, in­dem sie gegen den Gesandten Allahs zu den Waffen griffen und versuchten, den reinen ’'Ibaada aus der Welt zu schaf­fen. Die Strafe der Niederlage, die die Augen mancher ihrer Kameraden öffnete, hatte bei ihnen nicht das gleiche Ergebnis. Die Muslime haben ihre Pflicht getan, indem sie ihnen solche Milde erwiesen haben, wie es unter den gegebenen Umständen überhaupt möglich war. Ihnen "ist Allah genug". (Juusuf 'Allii)

Sie haben Allah gegenüber treulos gehandelt, indem sie Ihm andere Wesen beigesellen, denn damit haben sie den menschli­chen Urbund mit Allah gebrochen (vergleiche Suura 7:172). Wenn sie nun dem Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gegenüber verräterisch handeln, während sie seine Gefangenen sind, so sollen sie an die Folgen ihres ersten Verrats, der sie in Gefangenschaft geraten ließ, denken. (Qutb)

195. Er hat sie in eure Hand gegeben, und es besteht kein Grund zu Befürchtungen. Wie Er euch in Badr beigestanden hat, so wird Er euch weiter beistehen, wenn sie Verrat üben. (Darjabaadi)

Auf diele Weile werden die Muslime indirekt ermahnt, die Aussagen ihrer Gefangenen zunächst einmal zu akzeptieren um sich nicht durch Verdächtigungen bezüglich ihrer Absichten verunsichern zu lassen. Die Möglichkeit des Verrats "sei­tens der Gefangenen und selbst die nachträgliche Entdeckung einer tatsächlich geplanten Treulosigkeit sollte die Muslime nicht veranlassen, von der von Allah gebotenen Verhaltensweise abzuweichen. (Asad)

 

72. Wahrlich, jene die denn Imaan verinnerlichten und Haus und Heimat verließen196 und sich aufopfernd mit ihrem Besitz und mit ihrem Leben für die Sache Allahs einsetzten,197 ebenso wie jene, die ihnen Aufnahme und Hilfe gewährt haben,198 sind einander Freunde und Beschützer.199 Jene Mu’mins jedoch, die Haus und Heimat nicht verließen,200 für deren Schutz seid ihr in keiner Weise ver­antwortlich, ehe sie nicht auswandern.201 Doch wenn sie eure Hilfe erbitten, um eine Gefahr für denn Diin abzuwenden,202 dann solltet ihr (ihnen) beistehen, es sei denn, es wäre gegen ein Volk, zwischen dem und euch ein Bündnis besteht.203 Und Allah sieht wohl, was ihr tut.

196. "Haadscharuu" هَاجَرُو -wörtlich: die auswanderten. (Anm. d. Übers.)

Vergleiche Sure 2:218, Fußnote 443. Historisch gesehen bezieht sich dieser Begriff auf die Muslime aus Mekka, die mit dem Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nach Medina auswanderten; die Folge jedoch verdeutlicht, dass die in diesem Aja ausgesprochenen Defini­tion und Gebote einen allgemeingültigen Charakter haben und für alle Zeiten verbindlich sind. Angesichts all dessen ist anzumerken, dass die hier erwähnte Hidschra überwiegend physische Zumutung hat im Sinne einer Auswanderung aus einem nichtmuslimischen Land in ein Land, in dem das islamische Gesetz Gültigkeit hat. (Asad)

197, Vergleiche Suura 2:218, Fußnote 444. Nach einem authentischen Hadiis wird Imaan definiert als "Erkenntnis (Ma'rifa) mit dem Herzen, Bestätigung mit der Zunge und Verwirklichung mit allen Fähigkeiten (Arkan)".

Der Islam hatte sich, wie alle anderen Religionen zuvor, zum Ziel gesetzt, nicht nur die Menschen zur völligen Hingabe an Allah zu führen und Ihn allein zu verehren, sondern sie auch von der Untertänigkeit anderen Geschöpfen gegenüber zu befreien und sie unter die Gesetze Allahs zu stellen. Da diese Ziele zu denen des vorislamischen Kufrs im Gegen­satz standen, musste es unausweichlich zur Formung einer neuen eigenständigen Gemeinschaft und zur völligen Trennung von Gemeinschaft der Götzendiener kommen. Mit diesen Ajas löste sich in Mekka jeder, der die Schahada aussprach, von der Loyalität gegenüber seiner Familie, seiner Sippe, seinem Stamm und den Führern Quraisch. Der Pro­phet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, verbrüderte daraufhin die einzelnen Angehörigen des Islams untereinander. Er machte aus ihnen eine neue Gemeinschaft und setzte die Bande des Islams anstelle der des Blutes und der Familienangehörigkeit. (Qutb)

Siehe auch 4:95. (Anm. d. Übers.)

198. Dies bezieht sich in erster Linie auf die Ansar ("Helfer") in Medina, das heißt auf diejenigen Bürger dieser Stadt, die kurze Zeit zuvor den Weg zum Islam gefunden hatten und den Muhadschirin ("Auswanderern") aus Mekka Schutz und Hilfe gewährten. Aber ähnlich der erweiterten Bedeutung des Begriffes Hidschra und Muhadschir, so überschreitet Ansar der Begriff “Ansar“ seine rein historische Bedeutung und bezieht sich auf alle Muslime, die "denjenigen, die sich vom Bösen distanzieren", Hilfe und Trost gewähren. (Asad)

Diese beiden Gruppen schlossen in Medina unter der Führung des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Blutsbrüderschaft und verhielten sich wie leibliche Verwandte zueinander. Selbst in Erbrechtsangelegenheiten hatten sie diesen Status, solange sie von ihrer eigenen Verwandtschaft getrennt waren. (Juusuf 'All)

199. Der Begriff “Aulija' wird meist mit "Freunde" oder "Helfer" oder "Beschützer" übersetzt, womit ausgedrückt werden soll, dass sie Verbündete waren, die unter allen Umständen bereit waren, füreinander einzutreten. Darjabaadi übersetzt mit "Erben" um fügt hinzu: "Dies Beziehung blieb in Kraft, bis normale Lebensverhältnisse wiederhergestellt und die' Auswanderer wieder mit ihren Familienangehörigen vereint waren. (Anm. d. Übers.)

200. Das heißt diejenigen Muslime, die aus dem einen oder anderen Grund sich außerhalb des politischen Einflusses des islami­schen Staates und des Geltungsbereiches des islamischen Rechts aufhalten. (Asad)

201. Die Muslime haben jeden Anspruch auf Hilfe und Unterstützung in islamischen Angelegenheiten. Wenn sie jedoch nicht bereit sind, für Allahs Sache auszuwandern und die Opfer zu bringen, die ihre Brüder im Islam gebracht haben, dann können sie wohl kaum deren politische oder gar militärische Hilfe verlangen. (Juusuf ’Allii)

Die rechtlichen Implikationen, die sich aus diesem Vers ergeben haben, sind sehr weit reichend. Hier genügt die Feststellung, dass zwischen Muslimen, die im islamischen Staat (Dar Al-Islam) und denen, die in einem islamfeindlichen Gebiet (Dar Al-Harb oder Dar Al-Kufr) leben, keine gegenseitige Rechtsvertretung möglich ist. Auch gegenseitige Erbschaft oder Heirat ist nur dann möglich, wenn beide Beteiligten im Geltungsbereich desselben Gesetzes leben. Darüber hinaus betrifft dieser Aja die Außenpolitik des islamischen Staates und befreit ihn von der politischen Verantwortlichkeit für die Musli­me, die außerhalb seines Rechtsprechungsbereiches leben. Auf diese Weise entfallen viele Ursachen für kriegerische Aus­einandersetzungen. (Mauduudi)

202. Dies bezieht sich auch auf Hilfe, wenn sie aufgrund des Islams Verfolgungen ausgesetzt sind. (Asad)

203. Wenn eine Gemeinschaft auf Grund von Verfolgung und Unterdrückung ins Exil geht und einige ihrer schwächeren Mitglie­der zurückbleiben müssen, weil sie außerstande sind, dieses Opfer zu bringen, besteht für die Ausgewanderten immer noch die Verpflichtung, ihnen in religiösen Angelegenheiten beizustehen. Solange sich die Ausgewanderten mit dem Staat, der sie unterdrückt hatte, im Kriegszustand befinden, können sie gegen ihn kämpfen. Leben die Zurückgebliebenen jedoch in einem Staat, mit dem die muslimische Gemeinschaft einen Friedensvertrag oder ein Bündnis abgeschlossen hat, dann kann sich die muslimische Gemeinschaft nicht in dessen innere Angelegenheiten einmischen. Für eventuelle Klagen der Zurückgebliebenen ist dieser Staat verantwortlich, und es wäre unehrenhaft, einen Verbündeten durch Einmischung in Verlegenheit zu bringen. (Juusuf ’Allii)

Da in einem solchen Fall eine bewaffnete Intervention des islamischen Staates zugunsten muslimischer Bürger eines nicht­muslimischen einen Vertragsbruch bedeuten würde, darf der islamische Staat hier nicht gewaltsam eingreifen. Eine Lö­sung der bestehenden Probleme kann gegebenenfalls durch Verhandlungen zwischen den beiden Staaten oder durch Auswanderung der verfolgten Muslime herbeigeführt werden. (Asad)

 

73. Und (auch) die Kaafirs sind einander Freunde und Beschützer.204 Wenn ihr (diesem Gebot) nicht folgt, so sind Zwietracht und großes Unheil auf Erden unausweichlich.205

204. Die Tatsache, dass sie die Wahrheit ablehnen, bildet sozusagen einen gemeinsamen Nenner für sie und schließt aus, dass sie jemals echte Freunde der Muslime sein können. Dies bezieht sich selbstverständlich auf die Beziehung zwischen Ge­meinschaften und nicht notwendigerweise auf Individuen, deswegen übersetze ich den Begriff “Aulija' hier mit "Verbündete". (Asad)

205. Böses verbündet sich mit Bösem. Um so mehr besteht für die Guten ein Grund, sich zusammenzuschließen und nicht nur in gegenseitiger Harmonie nebeneinander herzuleben, sondern jederzeit bereit zu sein, einander zu schützen. Andernfalls wird die Welt zu einem Tummelplatz der Aggressionen skrupelloser Menschen, und die Guten können nicht ihre Pflicht erfüllen, Allahs Frieden zu verwirklichen und die Kräfte der Wahrheit und Gerechtigkeit zu stärken. (Juusuf 'Allii)

Muslime, die ihre Existenz nicht auf dem Zusammenhalt all ihrer Mitglieder unter einer gemeinsamen Führung aufbauen, tragen vor Allah die Verantwortung für den Unfrieden auf Erden, zusätzlich zu dem, was sie in ihrem persönlichen Leben zu verantworten haben. (Qutb)

 

74. Und jene, die denn Imaan verinnerlichten und Haus und Heimat verließen und sich aufopfernd mit ihrem Besitz und ihrem Leben für die Sache Allahs einsetzten206 und eben­ falls jene, die (ihnen) Aufnahme und Hüfe gewährt haben,207 das sind die Mu’mins.208 Ihnen wird Ver­gebung und eine ehrenvolle Versorgung zuteil.209

206. Nämlich in der Anfangszeit der Auseinandersetzung. (Darjabaadi)

Imaan ist nicht eine bloße Annahme des Islams und Ausführung seiner Riten, sondern sie muss durch Taten untermauert werden. (Qutb)

207. Nämlich die Ansar in Medina. (Darjabaadi)

208. Die ersten und vordersten, die alles riskieren, um sich für die Wahrheit einzusetzen. (Darjabaadi)

209. Muslime, die für Allahs Sache Opfer bringen, beweisen durch ihre Handlungen am besten ihren Imaan. Sie lieben Allah sehr, und vieles wird ihnen vergeben. Was sie aufgegeben haben, war, nach allgemeinem Maßstab beurteilt, vielleicht gering an Wert, aber sein Wert wird an der damit verbundenen Liebe gemessen, und der Lohn dafür wird alles überstei­gen, was normalerweise denkbar ist. Es handelt sich nicht um eine Belohnung, die nur einmal gegeben wird, sondern um eine Fürsorge, die von Dauer ist und reichlich gewährt wird. (Juusuf 'Allii)

Vergleiche auch Aja 4 dieser Suura. (Asad)

 

75. Und Jene, die später mu’min geworden und ausgewandert sind und gemeinsam mit euch sich aufopfernd einsetzten,210 die gehören zu euch.211 Doch die Blutsverwandten stehen einander (am nächsten) nach dem Gebot Allahs.212 Wahrlich, Allah weiß um alle Dinge.

210. Die Bedingung auszuwandern bestand für die Muslime bis zu der Eroberung Mekkas. Danach gab es keine Auswanderung mehr, jedoch, wie der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gesagt hat, aufopferungsvolle Arbeit und Hingabe für den Diin. (Qutb)

Diejenigen, die sich der muslimischen Gemeinschaft später anschließen, sind Geschwister im Islam im vollsten Sinne des Wortes. Allerdings wird das, was durch die au8ergewöbnlichen Umstände den ersten Märtyrern für Allahs Sache vorbehalten ist, sich nicht auf sie anwenden lassen, da diese besonderen Umstände nicht mehr vorliegen. (Juusuf 'Allii)

211. Auch sie gehören der Bruderschaft des Islam an, in der der gemeinsame Imaan das entscheidende Band zwischen den Mu’mins bildet. (Asad)

212. Wörtlich: im Buch Allahs, das heißt in Allahs universalem Plan, nach Seinen Gesetzmäßigkeiten. Blutsverwandtschaft und die sich daraus ergebenden Rechte und Pflichten hängen nicht von besonderen Umständen ab. Alle zeitweiligen Rechte auf gegenseitige Erbschaft, die für die frühen Emigranten und ihre Helfer galten, können auf spätere Neulinge nicht ange­wandt werden, die unter vollkommen anderen Bedingungen dazukommen. (Juusuf 'Allii)

Die klassischen Kommentatoren sind der Ansicht, dass sich dieser letzte Satz auf tatsächliche Familienbeziehungen bezieht, im Unterschied zu der geistigen Verwandtschaft, auf der eine Gemeinschaft im Islam begründet ist. Dieser Ansicht nach schaffte dieser Aja den unter den frühen Muslimen üblichen Brauch ab, dass die Ansar (die "Helfer" aus Medina) mit den Muhadschirin (den "Auswanderern") individuell symbolisch Bruderschaft schlossen. Letztere kamen oft völlig mittellos in Medina an und erhielten durch diesen Bruderschafftsbund einen Anteil am Eigentum der jeweiligen Ansar, sowie nach deren Tod ein Erbrecht. (Asad)

Die erste Aufbauphase der islamischen Existenz hatte ihre eigenen Gesetze und Pflichten. Islamzugeörigkeit stand anstelle von Blutsbanden in jeder Hinsicht, Erbschaften eingeschlossen. Als jedoch der Islam sich zu stabilisieren begann, gingen die Ausnahmreglungen zu Ende, die für diese außergewöhnliche Periode von Wichtigkeit waren. Erbschaften und gegenseitige Verantwortlichkeiten wurden wieder den Blutsverwandtschaften zugeführt. (Qutb)


 

Einführung zu Suura 9

Diese Suura setzt logisch die Argumentation der letzten Suura fort und kann als ein Teil davon angesehen werden, obgleich beide chronologisch durch einen siebenjährigen Zwischenraum getrennt sind.
Wie wir gesehen haben, befasst sich Suura 8 zum größten Teil mit wichtigen Fragen, die sich zu Beginn des Lebens einer neuen Gemeinschaft oder neuorganisierten Nation stellen: Fragen des Verhaltens im Verteidigungsfall, die Ver­teilung des im Krieg Erworbenen, notwendige Tugenden für gemeinschaftliche Handlungen sowie Milde und Rück­sichtnahme gegenüber den eigenen Leuten und dem Gegner im Falle des Sieges. In dieser Suura werden folgende Fragen aufgegriffen: Was ist zu tun, wenn der Gegner Vereinbarungen bricht und Verrat begeht? Kein Volk kann an einem Vertrag festhalten, wenn der Vertragspartner absichtlich dagegen verstößt; es wird jedoch hier festgelegt, dass ein "Leitraum von vier Monaten als eine Art Kündigungsfrist eingeräumt wird, in der eine gewisse Sicherheit zu gewährleisten ist; außerdem soll der Zugang zu Umkehr und Wiedervereinigung mit Allahs Volk immer offen bleiben. Wenn all dieses versagt und ein Krieg unvermeidlich wird, dann soll dieser mit äußerster Entschlossenheit geführt werden.
Dies sind die allgemeinen Grundsätze. die sich aus dieser Suura herleiten lassen. Der unmittelbare Anlass ihrer Ver­kündung kann in Verbindung mit dem chronologischen Ort dieser Sure betrachtet werden.
Chronologisch handelt es sich bei den Ajas 1-19 um eine staatspolitische Erklärung aus dem Monat Schawwal des Jahres 9 nach der Hidschra. die von 'Allii anlässlich der Pilgerfahrt zwei Monate später vorgetragen wurde, um sie so weit wie möglich bekannt zu machen. Der Rest dieser Suura, Ajas 30-129, wurde etwas früher offenbart, ungefähr im Ramadan des Jahres 9. und fasst die Lehren zusammen, die sich aus der Tabuk-Expedition des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, im Sommer desselben Jahres ergehen haben.
Tabuk liegt nicht weit von der Grenze zum byzantinischen Reich entfernt, etwas südlich der Südwestspitze von Palästina. heute an der Hidschas-Eisenhahn etwa 500 km nordwestlich von Medina. Damals befand sich dort eine Festung und eine Süßwasserquelle. Infolge wiederholter und starker Gerüchte von einem geplanten Einfall der Byzantiner (Römer) in Arabien und der Ankunft des Oströmischen Kaisers selbst zu diesem Zweck rief der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, die größtmögliche Streitmacht zusammen und marschierte nach Tabuk. Eine byzantinische Invasion fand jedoch nicht statt. Der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nahm die Gelegenheit wahr, die Position der Muslime in dieser Richtung abzusichern und Bündnisver­träge mit bestimmten in der Nähe des Golfes von Aqaba ansässigen jüdischen und christlichen Stämmen abzuschlie­ßen Bei seiner Rückkehr nach Medina musste er die Gesamtsituation neu überdenken. Während seiner Abwesenheit hatten die Heuchler ihn hintergangen. und die bisher befolgte Politik des freien Zugangs zum heiligen Zentrum des Islam für die Muslime und Nichtmuslime gleichermaßen musste geändert werden, weil sie. von den Feinden des Islam missbraucht worden war.
Diese Suura ist die einzige, in der die übliche Einleitungsformel „Bismillahi-r-Rahmani-r-Rahiim" fehlt. Sie ist eine der zuletzt offenbarten Suuras, und obwohl der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, die Anweisung gegeben hatte, sie nach Suura 8 einzufügen, war nicht eindeutig, ob sie eine separate Suura oder ein Teil von Suura 8 sein sollte. Sie wird heute als separate Suura behandelt. aber das ..Bismillah" wurde ihr nicht vorangestellt, weil kein Grund zur Annahme besteht, der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, habe es vor der Rezitation dieser Suura ausgesprochen. Die Suura selbst ist unter verschiedenen Namen bekannt; die gebräuchlichsten sind 1. Tauba (Reue oder Umkehr) unter Bezugnahme auf Aja 104, und 2. Bara'a (Immunität, Privileg) nach dem ersten Wort dieser Suura.
 
Zusammenfassung:


Verträge mit denjenigen Götzendienern. die gegen ihre Bedingungen verstoßen hatten, werden aufgekündigt, es wird jedoch eine viermonatige Frist zur Wiedergutmachung eingeräumt. Götzendienern wird der Zugang zur Heiligen Moschee untersagt. (Ajas 1-29)
Die Schriftbesitzer haben Allahs Führung entstellt, aber Seine Wahrheit muss zur vollen Geltung kommen. Wir sol­len bereit sein, uns für den Islam einzusetzen, der in unserem Inneren ist, sonst sind wir unwürdig, Allahs Sache zu vertreten, und Er setzt ein anderes Volk an unsere Stelle. (Ajas 30-42)
Die Heuchler und ihre Machenschaften werden bloßgestellt. Ihre Strafe ist ebenso sicher wie der Segen für die Recht­schaffenen. (Ajas 43-72)
Allem Bösen soll Widerstand geleistet werden, bis es sich ändert. Die Lüge gibt sich nicht mit Treulosigkeit zufrieden, sondern spottet alles Guten: man darf nicht Neid empfinden, sondern sollte sie meiden. (Ajas 73-99)
 
Allahs Wohlgefallen ist mit allen, die aufrichtig sind und für Seine Sache Opfer bringen. Er vergibt allen, die Fehltritte begehen und nachher bereuen und umkehren, nicht jedoch denjenigen, die absichtlich ungerecht sind und unter den Muslimen Kufr und Zwietracht verbreiten. Allah wendet sich in Gnade selbst denjenigen zu, die sich letztendlich zu Ihm wenden, auch wenn sie ihre Pflichten nicht oder nur mangelhaft erfüllt haben.
(Ajas 100-118)
 
Die Muslime sollten sich an die Rechtschaffenen und Aufrichtigen halten und mit ihnen gemeinsam aktiv ihre Pflichten  erfüllen. Wenn die Gemeinschaft auszieht, sollte ein Teil zurückbleiben, um den Islam gewissenhaft zu studieren und die muslimischen Geschwister zu lehren, wenn sie zurückkehren. Jede Suura lässt den Imaan der Muslime anwachsen, während sie bei denjenigen, in deren Herzen Krankheit ist, die Zweifel sich vermehren lässt. (Ajas 119-129) (Juusuf 'Allii)
 
Bei dieser Suura fehlt der gewohnte Anfang mit Bismillahi-r-Rahmani-r-Rahiim, wie es der Fall ist in ’Umans Qur’an, auf das sich alle Qur’ans beziehen. Tirmisi berichtet von Ibn 'Abbas, der sagte: „Ich fragte ’Uman bin Affan: Was hat euch veranlasst, die Suura Al-Anfal - obwohl sie weniger als einhundert Ajas beinhaltet -- und
die Sure Bara'a mit ihren weit über hundert Ajas hintereinander zu setzen, ohne Bismillahi-r-Rahmani-r-Rahiim dazwischen, und sie beide zu den sieben langen Suuras zu gesellen?" ’Usman antwortete: „Immer wenn dem Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, einige Ajas vom Qur’an offenbart wurden, rief er Schreiber zu sich und sagte zu ihnen: „Setzt diesen Aja in die Suura so und so ein." Die Suura Al-Anfal war eine der ersten und Bara'a eine der letzten Suuras. die offenbart worden sind. Ihrs Geschichten sind einander so ähnlich, dass ich vermutete, sie gehörten zusammen. Der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, starb bevor er uns sagen konnte, ob At-Tauba eine Teil von Al-Anfal darstellt. Deshalb habe ich sie hintereinander gesetzt, ohne jedoch Bismillahi-r-Rahmani-r-Rahiim dazwischen zuschreiben. Außerdem setzte ich beide zu den sieben langen Suuras.“

 

Suura 9

"Die Umkehr" oder "Die Aufkündung"

1. Dies ist eine Lossprechung1 Allahs und Seines Gesandten (von allen Versprechungen) gegenüber jenen Götzendienern, mit denen ihr ein Bündnis geschlossen habt.2

1. Bara'a wird gewöhnlich mit „Lossagung" oder „Freiwerden" übersetzt. Ich glaube jedoch nicht, da8 damit die ganze Bedeutung des arabischen Wortes in diesem Zusammenhang wiedergegeben ist, auch wenn kaum ein anderes deutsches Wort besser zur Wiedergabe geeignet ist. Die allgemeine Bedeutung wird in der Einführung zu dieser Suura erläutert. Götzendiener und Gegner des Islam schlossen mehrfach mit den Muslimen Verträge ab. Während die Muslime gewissenhaft ihre Bedingungen einhielten, brachen die Götzendiener immer wieder ihre Verträge, sobald sie sich davon einen Vorteil versprachen. Nach mehrjährigen Erfahrungen dieser Art erwies es sich als unvermeidlich, solche Verträge aufzukündigen. Dies geschah in angemessener Form mit einer viermonatigen Kündigungsfrist, und allen jenen, die ihr Abkommen gewissenhaft erfüllten wurde, Gelegenheit gegeben, ihr Bündnis fortzusetzen. (Juusuf `Allii)

Die Ajas 1-28 dieser Suura enthalten die endgültige Festlegung der Beziehungen zwischen der islamischen Gesellschaft, die sich sowohl in Medina als auch in der gesamten arabischen Halbinsel stabilisiert hatte, und denen, die noch beim Götzendienst verblieben sind, gleich ob es sich um jene handelt, die ein bestehendes Bündnis mit dem Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gebrochen haben, oder andere, die einen zeitlich begrenzten oder unbegrenzten Vertrag hatten und ihre Verpflichtungen eingehalten haben. Der Ausdruck dieser Aja nimmt die Form einer allgemeinen Bekanntmachung an. (Qutb)

2. Mit denen ihr zeitlich unbegrenzte Verträge abgeschlossen habt. (Darjabaadi)

Und die sie (die Kaafirs) absichtlich gebrochen haben (Tabari, Barawi, Samachsari, Rasi; vergleiche auch unten Aja 4, der sich auf diejenigen Kaafirs bezieht, die ihre vertraglichen Vereinbarungen mit den Muslimen einhalten. Das Wort “Bara'a“ (abgeleitet von bari'a „er wurde frei von etwas" oder „er hörte auf, an etwas teilzuhaben") bezeichnet eine Erklärung der Befreiung von moralischen oder vertraglichen Verpflichtungen mit den betreffenden Personen oder Personengruppen. (Asad)

 

2. So bewegt euch also vier Monate lang3 frei im Lande und wisset, dass ihr euch Allah nicht entziehen könnt und dass Allah die Kaafirs demütigen wird. 

3. Einige Kommentatoren sind der Ansicht, es handle sich hierbei um die heiligen Monate, in denen nach altem arabischen Brauch jede kriegerische Handlung verboten war, nämlich Radschab, Sul-Qa'da, Sul-Hidschdscha und Muharram; vergleiche auch Suura 2:194. Besser ist jedoch die Annahme, dass es sich um die unmittelbar auf diese Erklärung folgenden vier Monate handelte. Das wären in diesem Falle Schawwal, Sul-Qa'da, Sul-Hidschdscha und Muharram, die letzteren drei entsprechen also den ursprünglichen heiligen Monaten. (Juusuf `Allii)

Diese Worte sind an die Götzendiener gerichtet, die absichtlich die zwischen ihnen und den Muslimen abgeschlossenen Verträge gebrochen haben, und annullieren alle vertraglichen Verpflichtungen der letzteren. Der Zeitraum von vier Monaten, der zwischen dieser Erklärung und der Aufnahme beziehungsweise Wiederaufnahme kriegerischer Auseinandersetzungen vergehen soll, ist eine nähere Bestimmung der Aufforderung „verwirf den Vertrag (gegenseitig auf gerechte Weise)" in Suura 8:58, bezogen auf Vertragsbrüche seitens der Kaafirs. (Asad)

Diese viermonatige Kündigungsfrist wird eingeräumt, um den Götzendienern Zeit zu geben, ihre Position zu überdenken und eine Entscheidung zu treffen. (Mauduudi)

4. Entweder sofort oder letztendlich. (Darjabaadi)

 

3. Und diese Ankündigung Allahs und Seines Gesandten ist den Menschen am großen Tag der Pilgerfahrt bekannt zu geben:5 Wahrlich, Allah spricht sich von den Götzendienern6 los, ebenso wie Sein Gesandter. Wenn (und) ihr jedoch reuevoll wieder umkehrt, so ist es besser für euch.7 Wenn ihr euch aber abwendet, dann wisset, dass ihr euch Allah nicht entziehen könnt.8 Und verheiße den Kaafirs schmerzliche Strafe.

5. "Jaumma-1 hadschdschi-1 akbari" kann sowohl mit „am großen Tag der Pilgerfahrt" als auch mit „am Tag der großen Pilgerfahrt" übersetzt werden. (Anm. d. Übers.)

Es gibt unterschiedliche Überlieferungen, ob es sich bei dem „großen Tag der Pilgerfahrt" um den Tag von Arafat oder den Tag des Opferschlachtens handelt. Richtiger ist jedoch der Opfertag. (Qutb)

Einige Kommentatoren sind auch der Ansicht, dass sich dies auf die Pilgerfahrt im Jahre 9 nach der Hidschra bezieht, an der der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, selbst nicht teilnahm, sondern Abu Bakr als Führer der Pilgerfahrt bestimmte. Allein diese Tatsache macht es jedoch unwahrscheinlich, dass der Qur’an gerade diese Pilgerfahrt als „die größte Pilgerfahrt" bezeichnet. Andererseits existiert eine von `Abd Allah ibn "Umar überlieferte Aussage des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, die mit diesen Worten die „Abschiedspilgerfahrt“ bezeichnet, die der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ein Jahr später selbst leitete. Aus diesem Grund kann man annehmen, dass diese Pilgerfahrt gemeint ist. Wenn diese Annahme richtig ist, würde das die Schlussfolgerung rechtfertigen, dass Aja 3 und 4 dieser Suura während dieser „Abschiedspilgerfahrt" offenbart worden sind, das heißt kurz vor dem Tod des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Dies würde dann die sonst verwirrende Aussage des Prophetengefährten Al-Bara` erklären, diese Sure sei die letzte, die dem Propheten offenbart wurde; denn obwohl feststeht, dass diese Suura als ganze im Jahre 9 nach der Hidschra offenbart wurde und verschiedene andere Teile folgten, wie beispielsweise Suura 5, so ist es doch möglich, dass Al-Bara` lediglich diese beiden Ajas im Sinne hatte, die während der „Abschiedspilgerfahrt“ offenbart wurden. (Asad)

6. Das Wort "Götzendiener" bezeichnet hier diejenigen unter ihnen, die absichtlich und wiederholt ihre Verträge und Vereinbarungen gebrochen und sich verräterisch verhalten haben. (Darjabaadi)

7. Auf diese Weise entgeht ihr der Strafe sowohl in dieser Welt als auch in der zukünftigen. (Darjabaadi)

8. Ihr könnt nicht verhindern, dass Allahs Plan verwirklicht wird. (Darjabaadi)

Trotz dieses Aufschubs, den Allah den Götzendienern gewährt, will Er ihre Augen auf die Tatsache richten, dass sie obwohl sie sich vier Monate lang frei bewegen können, niemals Allah oder ihrem unabänderlichen Schicksal entrinnen könnten. (Qutb)

 

4. Mit Ausnahme jener Götzendiener, mit denen ihr ein Bündnis geschlossen habt, die euch aber keinen Abbruch getan9 und niemanden gegen euch unterstützt haben10. Darum haltet ihnen gegenüber ihr Bündnis bis zu seinem Ablauf ein.11 Wahrlich, Allah liebt die Frommen.12

9. Die heilige Pflicht, Verträge und Verpflichtungen aller Art gewissenhaft zu erfüllen, gegenüber Muslimen wie Nichtmuslimen, in der Öffentlichkeit sowie im Privatleben, ist eins der grundlegenden Charakteristika islamischer Ethik. Die Frage ist, was mit denjenigen geschehen soll, die dieses Prinzip missbrauchen, indem sie ihre Pflichten vernachlässigen, von den Muslimen jedoch Pflichterfüllung erwarten. Soweit es sich um Verträge und Bündnisse handelt, ist dieses Problem nicht durch eine allgemeine Kündigung zu lösen, sondern durch sorgfältige Erwägung der einzelnen Fälle. Wo die Verträge eingehalten worden sind, werden wir aufgefordert, sie auch unsererseits gewissenhaft einzuhalten, denn dies ist ein Teil der Rechtschaffenheit und Pflichterfüllung gegenüber Allah. (Juusuf `Allii)

10. Nach der grundsätzlichen Befreiung von allen Vertragsvereinbarungen mit den Götzendienern kommt diese Ausnahme für die zeitlich begrenzten Fälle. Der Islam hielt denen die Treue, die zu ihrer Verpflichtung gestanden hatten. Er gab ihnen nicht einen viermonatigen Aufschub wie allen anderen, sondern erfüllte ihnen ihre Verträge bis zum Ablauf, auch deswegen, weil sie die Feinde der Muslime nicht unterstützt hatten. (Qutb)

11. Wie ibn al Qajim berichtete, sind jene, die Allah von der Lossprechung ausgenommen hatte, tatsächlich zum Islam übergegangen, bevor die Frist verstrichen war. Ebenso wählten den Islam einige von denen, die ständig ihr gegebenes Wort gebrochen hatten und andere, denen Aufschub gewährt worden war. (Qutb)

12. Allah macht die Einhaltung von Vereinbarungen zu einer ’'Ibaada Handlung und einer Frömmigkeit, die Er an den Mutaqi liebt. Eine solche Haltung ist ein Grundsatz des Charakters im Islam. (Qutb)

Diejenigen, die sich ihrer Pflicht gegenüber den Menschen bewusst sind und ihre Verträge und Vereinbarungen halten. (Darjabaadi)

Muslime sollen unter allen Umständen gewissenhaft sein, denn Allah liebt die Gewissenhaften. (Mauduudi)

 

5. Doch wenn die Heiligen Monate13 vorüber sind, dann tötet die Götzendiener wo immer ihr sie findet.14 Ergreift sie15 und belagert sie16 und lauert ihnen aus jedem Hinterhalt auf.17 Doch wenn sie reuevoll umkehren und das Gebet verrichten und Saka geben,18 dann gebt ihnen den Weg frei.19 Wahrlich, Allah ist Allverzeihend, Barmherzig.

13. Erst wenn die vier Monate der Kündigungsfrist vorüber sind und die Gegenpartei keinerlei Anzeichen gibt, dass sie beabsichtigt, auf ihre verräterischen Machenschaften zu verzichten, werden die Kampfhandlungen aufgenommen beziehungsweise wieder aufgenommen. (Juusuf 'Allii)

Nach einem vorislamischen arabischen Brauch waren die Monate Muharram, Radschab, Sul-Qa'da und Sul-Hidschdscha als heilig angesehen in dem Sinne, dass in dieser Zeit alle Stammesfehden und Kämpfe zu unterbleiben hatten. Um diese Zeiten allgemeinen Friedens zu bewahren und den Frieden unter den zerstrittenen Stämmen zu fördern, schafft der Qur’an diesen Brauch nicht ab, sondern bestätigt ihn. Vergleiche auch Suura 2:194 und 2:217. (Asad)

14. Wenn kriegerische Auseinandersetzungen unvermeidlich werden, sollen sie auch entschlossen geführt werden. Verschiedene Formen der Kampftechnik können hier zur Anwendung kommen. In jedem Fall muss aber Raum bleiben für Umkehr und Wiedergutmachung seitens der schuldigen Partei, und wenn dies stattfindet, ist es unsere Pflicht zu vergeben und den Frieden wieder herzustellen. (Juusuf  'Allii)

Dieses Gebot bezieht sich nicht allgemeingültig auf alle Götzendiener, sondern auf diejenigen, die sich gegen ihre Abmachungen wiederholt vergangen haben. (Darjabaadi)

In Verbindung mit den beiden vorangehenden Ajas sowie Suura 2:190-194 bezieht sich dies auf einen bereits bestehenden Kriegszustand mit denjenigen, die eine vertragliche Abmachung gebrochen und einen Angriff durchgeführt haben. (Asad)

15. Nutze alle zur Verfügung stehenden militärischen Operationstechniken, um ihren Widerstand zu brechen. (Darjabaadi)

Das heißt: tötet sie oder nehmt sie gefangen. (ibn Kasir)

16. Belagert sie, wenn sie sich befestigt haben, vertreibt sie aus ihren Positionen und zwingt sie zur Kapitulation. (Darjabaadi)

17. Tut alles, was kampftechnisch notwendig und ratsam ist. Der Begriff "Marsad" مَرْصَدٍ bezeichnet einen Ort von dem aus der Gegner und seine Bewegungen beobachtet werden kann". (Asad)

18. Die Umkehr muss aufrichtig sein, und dies zeigt sich im Verhalten - einem religiösen Geist von aufrichtigem Gebet und Freigebigkeit. In diesem Fall dürfen wir dem Umkehrenden nicht den Weg versperren. Wir sollen im Gegenteil alles in unserer Macht stehende tun, um ihm seinen Weg zu erleichtern, indem wir daran denken, dass Allah alles vergibt und barmherzig ist. (Juusuf 'Allii)

Umkehren heißt, dass sie sich vom Götzendienst abwenden, indem sie denn Schahada aussprechen. (Al-Manar)

Zu Sekat siehe Suura 2 Aja 43, Fußnote 58. (Anm. d. Übers.)

19. Wie ich mehrfach betont habe, muss jeder Aja des Qur’an im Zusammenhang mit dem gesamten Qur’an interpretiert werden. Der obige Aja, der von einem möglichen Übertritt der Götzendiener spricht, mit denen sich die Muslime im Kriegszustand befinden, muss daher im Zusammenhang mit einigen grundlegenden Geboten des Qur’an betrachtet werden. Eins davon, "Es gibt keinen Zwang im Diin" (Suura 2:256), legt eindeutig fest, dass jeder Versuch, Kaafirs zwangsweise zu bekehren, kategorisch verboten ist - wodurch jede Möglichkeit ausgeschlossen wird, dass die Muslime fordern oder erwarten, ein besiegter Gegner solle als Gegenleistung für seine Sicherheit den Islam annehmen. Zweitens gebietet der Qur’an: „Und kämpft auf dem Pfad Allahs gegen diejenigen, die gegen euch kämpfen, doch übertretet nicht (das Maß). Wahrlich, Allah liebt nicht diejenigen, die (das Maß) übertreten," (Suura 2:190) und ähnliche Ajas wie beispielsweise Suura 4:91. Kriegerische Handlungen sind also nur zur Verteidigung erlaubt, mit der weiteren Einschränkung, dass sie aufzuhören haben, sobald der Gegner auf seine Aggression verzichtet (vergleiche Suura 2:192 und 193). Der Übertritt des Gegners zum Islam - hier ausgedrückt mit den Worten „wenn sie reuevoll umkehren und das Gebet verrichten..." - ist eine, aber keineswegs die einzige Art, „auf ihre Aggression zu verzichten", und die Bezugnahme darauf in diesem Aja und in Aja 11 bedeutet keinesfalls eine Alternative von „Bekehrung oder Tod", wie böswillige Kritiker des Islams oft annehmen. Die Ajas 4 und 6 erläutern weiter die Haltung, die Muslime gegenüber denjenigen Nichtmuslimen annehmen sollen, die sich ihnen gegenüber nicht feindselig verhalten. Vergleiche in diesem Zusammenhang auch Suura 60:8-9. (Asad)

 

6. Und wenn einer von den Götzendienern dich um Schutz bittet, dann gewähre ihm Schutz,10 bis er das Wort Allahs vernommen hat.21 Sodann geleite ihn zu einem Ort, wo er sicher ist.22 Dies (gebietet dir Allah), weil es Leute sind, die nicht Bescheid wissen.23

20. Selbst unter den Gegnern des Islam, die aktiv in Kampfhandlungen verwickelt sind, kann es einzelne Personen geben, die in eine Situation kommen, in der sie Schutz suchen müssen. Ihnen ist Asyl zu gewähren sowie Gelegenheit, Allahs Wort zu hören. Wenn sie dies annehmen, werden sie Muslime und Brüder im Islam, ohne dass weitere Komplikationen bestehen. Wenn sie nicht den Weg zum Islam finden, brauchen sie doppelten Schutz:

1. vor den muslimischen Streitkräften, die sich im offenen Kampf gegen ihr Volk befinden, und

2. vor ihren eigenen Volksgenossen, von denen sie sich getrennt hatten. In beiden Richtungen soll ihnen der Schutz gewährt werden, und es soll dafür Sorge getragen werden, dass sie einen Ort erreichen, wo sie sicher sein können. Solche Menschen befinden sich nur durch Unwissenheit auf Irrwegen, und es kann viel Gutes in ihnen stecken. (Juusuf `Allii)

Wörtlich: „lass ihn dein Nachbar werden“: ein metaphorischer Ausdruck, der Bitte um Schutz und Asyl bezeichnet und auf einem altarabischen Brauch beruht (der im Islam ausdrücklich bestätigt wird), den Nachbarn nach allen Kräften zu ehren und zu schützen. (Asad)

21. Die vorhergegangene Kampfansage umfasst nicht die Gesamtheit aller Götzendiener. Sie wird auch nach Möglichkeit zu einer Offensive der Rechtleitung umgewandelt gegenüber jenen einzelnen Götzendienern, die sich keiner Gruppe anschließen, um den Islam anzugreifen. Denen wird auf Anordnung Allahs Schutz gewährt, bis sie Allahs Wort vernommen haben und über denn Islam bescheid wissen. Sodann soll der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sie beschützen, bis sie den Ort ihrer Sicherheit erreicht haben... obwohl sie Götzendiener sind. Dies drückt aus, wie eifrig der Islam bestrebt ist, jeden Einzelnen zu erretten und rechtzuleiten. (Qutb)

22. "Maa'manahu" مَأْمَنَه bedeutet wörtlich: „seinen Ort der Sicherheit“, das heißt „lasst ihn in seine Heimat zurückkehren" (Rasi), was bedeutet, dass es ihm freisteht, die Botschaft des Qur’an zu akzeptieren oder nicht; eine weitere Bestätigung für den Grundsatz des Qur’ans „Es gibt keinen Zwang im Diin" (Sure 2:256). (Asad)

23. Sie haben keine wirkliche Kenntnis vom Islam. (Darjabaadi)

Auch wenn während einer kriegerischen Auseinandersetzung ein Angehöriger des gegnerischen Volkes den Islam kennen lernen möchte, sollen die Muslime ihm Gelegenheit geben, sie zu besuchen, und ihm ihren Schutz zusichern sowie freies Geleit, wenn er den Islam nicht annimmt, nachdem er ihm erklärt worden ist. (Mauduudi)

 

Abschnitt 2

7. Wie sollte es für die Götzendiener ein Versprechen bei Allah und bei Seinem Gesandten geben,24 ausgenommen für jene, mit denen ihr bei der Heiligen Moschee eine bindende Abmachung eingegangen seid?25 Sofern sie zu euch halten,26 so haltet auch zu ihnen.27 Denn Allah liebt jene, die Ihn fürchten.

24. Wörtlich: „Wie können die Götzendiener bei Allah und Seinem Gesandten einen Vertrag haben", das heißt unter dem Schutz derer stehen, die an Allah und Seinen Gesandten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, den Imaan verinnerlichen. Letzterer wird besonders betont, um hervorzuheben, dass der Gesandte, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in Allahs Namen spricht und handelt (Asad)

Die Götzendiener bekennen sich weder zur Einzigkeit Allahs, noch erkennen sie die Sendung des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, an. Wie sollten sie dann bei Allah und Seinem Gesandten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Wort haben? Sie setzen sich mit ihrer Ablehnung nicht über einen Menschen wie sie hinweg, sondern über ihren Schöpfer und Ernährer. Wie sollten sie bei Ihm ein Versprechen haben? (Qutb)

25. Die nichtmuslimischen Stämme, die ihre Verpflichtungen einhielten, waren die Banu Hamsa und die Banu Kinana. die bei der Heiligen Moschee ein Abkommen mit den Muslimen getroffen hatten und gewissenhaft daran festhielten. Sie sollten vollen Nutzen aus ihrer Treue ziehen können, auch wenn sich die mit ihnen verwandten Stämme verräterisch verhalten hatten. (Juusuf 'Allii)

26. Vergleiche auch oben Aja 4. Der Vertrag, auf den hier angespielt wird, ist das im Jahre 6 nach der Hidschra geschlossene Abkommen von Hudaybiija zwischen dem Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und den kaafir Quraisch, das ein Modellfall an Selbstbeherrschung und Toleranz war (und offensichtlich auch bleiben sollte), wie sie von Mu’mins gegenüber solchen Kaafirs erwartet wird, die sich nicht offen feindselig verhalten. (Asad)

27. Und haltet gewissenhaft eure sich aus diesem Abkommen ergebenden Verpflichtungen, solange der Vertrag gültig ist. (Darjabaadi)

 

8. Wie (könnte das sein, wo sie doch,)28 wenn sie die Oberhand über euch gewinnen, weder auf Verwandschaftsbander29 noch auf Versprechungen Rücksicht nehmen.30 Sie stellen euch mit ihren Äußerungen zufrieden,31 doch ihre Herzen lehnen (das Gesagte) ab,32 und die meisten von ihnen sind Frevler.

28. Nachdem in Aja 7 in einem Einschub die Ausnahmen erwähnt worden sind, geht es hier um die Mehrheit der kaafir Stämme und ihr Verhalten. Kann nach solchen Erfahrungen ein Vertrag mit ihnen möglich sein? Folgendes spricht dagegen:

1. sobald sie sich davon einen Vorteil versprachen, missachteten sie gegenüber den Muslimen aufgrund ihrer Zugehörigkeit zum Islam sowohl verwandtschaftliche als auch vertragliche Bindungen und verhielten sich auf diese Weise doppeltverräterisch;

2. sie äußerten zwar schöne Worte, hatten aber in ihrem Inneren nur böse Absichten;

3. ihre ganze Haltung war Auflehnung gegen ihr geleistetes Versprechen;

4. sie setzten Allahs Zeichen für irdischen Gewinn aufs Spiel;

5. sie behindern andere Menschen auf Allahs Weg. (Juusuf `Allii)

Wie kann es ein Vertrauensverhältnis mit Menschen geben, die absichtlich ihre Verträge brechen? (Darjabaadi) Dies bezieht sich auf diejenigen unter den Götzendienern, die sich feindselig verhaften. (Asad)

29. Unter den Arabern galten verwandtschaftliche Bindungen als so stark, da sie fast unzerreißbar waren. Die kaafir Araber setzten sich darüber hinweg, indem sie sie im Falle der Muslime, die ihre Familienangehörigen und Verwandten waren, zerrissen und zusätzlich die mit den Muslimen abgeschlossenen Verträge brachen. (Juusuf `Allii)

30. Sie brachen selbst ihre Eide, wenn es sich bei der Gegenpartei um Muslime handelte. (Darjabaadi)

Der Begriff "ill" bezeichnet jede Bindung, die durch Bruderschaft oder Blutsverwandtschaft entsteht und beide Seiten zu gegenseitigem Schutz verpflichtet; letztere Bedeutung kommt in dem Wort “Dimma“ zum Ausdruck, das wörtlich „Schutzbündnis" bedeutet. (Asad)

31. Sie führen dich mit ihren Worten irre. (Darjabaadi)

32. Innerlich weigern sie sich, sich an die Bedingungen zu halten. (Darjabaadi)

Wie könnten die Götzendiener einen Vertrag mit Allah und bei Seinem Gesandten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, haben, wo sie eine Verpflichtung mit euch nur im Falle ihrer Schwäche eingehen. Doch wenn sie euch überlegen sind, kümmern sie sich überhaupt nicht um die verbindlichen Abmachungen. Da ihr heute jedoch überwindbar für sie seid, versuchen sie, euch mit ihren sanften Äußerungen und mit ihren Vortäuschungen, sie würden die Abmachungen mit euch einhalten, zufrieden zu stellen. Innerlich sind sie jedoch von Hass gegen euch erfüllt, und ihre Herzen weigern sich, diese Abmachungen zu akzeptieren. (Qutb)

Während sie nach außen hin einen Friedensvertrag aushandeln, hegen sie innerlich böse Absichten und warten auf eine Gelegenheit, den Friedensvertrag zu brechen. Dies waren jedenfalls die Erfahrungen mit ihnen. (Mauduudi)

33. Sie hatten keinen Sinn für moralische Verantwortung und zögerten nicht, ethische Grenzwerte zu übertreten. (Mauduudi)

 

9. Sie haben die Zeichen Allahs gegen einen geringen Preis eingehandelt34 und damit (viele) von Seinem Pfad abgehalten.35 Übel ist wahrlich, was sie tun.

34. Das heißt, wenn sie zwischen der Rechtleitung Allahs und ihren vergänglichen irdischen Ambitionen wühlen mussten, wählten sie letztere, denn sie begriffet nicht den jeweiligen Wert. Während Allahs Offenbarung sie zu Güte, Rechtschaffenheit und Gehorsam gegenüber Allahs Gesetz aufforderte und dafür Glückseligkeit im zukünftigen Leben verhieß, entschieden sie sich für die Befolgung ihrer eigenen Launen und Begierden, die ihnen zwar einige weltliche Vorteile verschaffen konnten, letztendlich jedoch zum Untergang führten. (Mauduudi)

Vergleiche auch Suura 2:41 und Fußnote. (Anm. d. Übers.)

35. Sie wählen nicht nur für sich selbst ihren Irrweg, sondern versuchen auch, andere von der Befolgung des rechten Weges abzubringen, indem sie Hindernisse aufbauen und diejenigen zum Schweigen bringen, die zur Rechtleitung aufrufen. (Mauduudi)

 

10. Sie achten weder eine Bindung noch eine Verpflichtung eines Mu’mins gegenüber,36 und sie Sind fürwahr die Übertreter.37

36. Siehe oben Aja 8 und entsprechende Fußnote. (Darjabaadi)

Ihre Feindschaft ist eine grundsätzliche, die sich gegen den Islam an sich richtet. Es ist ihre ungehemmte Zurückweisung aller ethischen Werte, die verbindliche Abmachungen mit den Muslimen aufhebt. (Qutb)

37. Mit dieser Aufzählung wird deutlich, dass es sich um böswillige Aggressoren handelt, denen man kaum noch gewaltlos begegnen kann. (Juusuf 'Allii)

 

11. Sollten Sie jedoch reuevoll umkehren38 und das Gebet verrichten und Saka geben, darin sind sie eure Brüder im Diin der.39 Und wir legen die Zeichen dar für Leute, die Bescheid wissen.40

38. Die Möglichkeit zur Umkehr und Gnade selbst gegenüber den schlimmsten Feinden wird erneut betont, damit sich keiner, der nur über eine Spur Verstand verfügt, zu der Annahme hinreißen lässt, Krieg sei eine leichtfertige und leicht zu nehmende Angelegenheit. Das Gegengewicht zu dieser Betonung liegt im folgenden Aja auf den Gründen, die kriegerische Auseinandersetzung für jeden unausweichlich machen, der über Selbstachtung verfügt. (Juusuf 'Allii)

39. Ihre Vergangenheit soll ihnen vergeben werden. (Darjabaadi)

Vergleiche oben Aja 5, Fußnote 18 und 19. (Asad)

Der Begriff "Ichwanukum-fi-diin" فَإِخْوَانُكُمْ فِي الدِّينِ "Brüder (oder Geschwister)" (im Diin) erscheint im Qur’an mehrfach, beispielsweise in Suura 2:220, wo er sich auf volljährig gewordene Waisen bezieht, Suura 33:5, wo es um Adoptivkinder geht, Suura 3:103, wo gesagt wird, dass Allah die Herzen der Gläubigen verband, so dass aus Feinden Brüder wurden, und Suura 49:10, wo die brüderlich verbundenen Mu’mins zur Einheit aufgerufen werden. (Anm. d. Übers.)

„...dann sind sie euere Brüder im Diin." Das heißt: sie haben die gleichen Rechte und die gleichen Pflichten wie ihr auch. Mit dieser Bruderschaft wird die bis dahin bestehende Feindschaft abgebaut. Sie bezieht sich auf alle früheren Götzendiener, die Reichen und die Armen gleichermaßen. Und wie könnten Brüder einander besser kennen lernen als bei der Verrichtung der Gebete in den Moscheen und wenn sie untereinander Trost spenden, indem sie einander mit Geld und anderen Dingen helfen. Diese Geschwisterschaft ist eine der ersten weltlichen Vorteile des Islam, die den Götzendienern zuvor unbekannt waren. (Al-Manar)

40. Auch hier wird wieder hervorgehoben, dass sie nicht durch bloße Lippenbekenntnisse eine Geschwisterschaft im Islam werden, sondern durch entsprechendes äußeres Verhalten (hier: Gebet und Armensteuer). (Mauduudi)

 

12. Doch wenn sie ihre Eide brechen, nachdem sie verbindliche Abmachungen eingegangen sind,41 und euren Diin verunglimpfen,42 dann bekämpft die Anführer des Kufrs,43 da ihre Eide wertlos sind,44 auf das sie davon ablassen.45

41. Wörtlich: „wenn sie nach ihrem Vertrag ihre Eide brechen". Dies bezieht sich offensichtlich auf Kaafirs, die Bündnisverträge mit den Muslimen abgeschlossen haben, ohne ihre eigene Religion aufzugeben. Bei dem im folgenden erwähnten Vertragsbruch handelt es sich um den Vertrag von Hudaybiija, der von den kaafir Quraisch gebrochen wurde, was wiederum die Einnahme Mekkas durch die Muslime im Jahre 8 nach der Hidschra zur Folge hatte. (Asad)

42. Die Gegner brachen nicht nur schamlos ihre Verträge, sondern verspotteten zusätzlich die Muslime als "einfältig", weil sie geneigt waren, ihren Teil des Vertrages einzuhalten, und als "feige", als hätten sie Angst vor kriegerischen Auseinandersetzungen. (Juusuf `Allii)

Allahlästerung wurde selbst nach der säkularen Gesetzgebung in Europa bis vor kurzem schwer bestraft. Vergleiche auch Leviticus 24:16: „Wer des Herrn Namen lästert, der soll des Todes sterben; die ganze Gemeinde soll ihn steinigen. Ob Fremdling oder Einheimischer, wer den Namen lästert, soll sterben." (Darjabaadi)

43. Das Wort "Imam" أَئِمَّةَ  (Plural: A'imma) bezeichnet nicht nur einen „Führer" oder „Leiter", sondern auch - und zwar in erster Linie - „eine Person, die von ihren Anhängern nachgeahmt wird", also ein „Modell" oder „Vorbild" oder „Beispiel". Das Wort Kufr, das gewöhnlich mit „Ablehnung der Wahrheit" übersetzt wird, bedeutet hier eher „Treulosigkeit" oder „Unzuverlässigkeit", denn es bezieht sich besonders auf den Bruch feierlicher Vereinbarungen. (Asad)

Vergleiche auch Suura 28:41, wo von „Führern" (A'imma) die Rede ist, die „zum Feuer einladen". (Anm. d. Übers.)

44. Es ist ihre Gewohnheit, treulos zu sein. (Darjabaadi)

Wenn die Götzendiener sich zur Umkehr entschließen, den Islam anzunehmen und keine Übertretungen mehr begehen, so ist es die Pflicht der Muslime ihnen zu verzeihen und sie als Glaubensbrüder anzunehmen. Sollten sie aber statt dessen ihre abgegebenen Eide brechen und den Islam verspotten, so sind sie tief im Unglauben verwurzelt und können weder Wahrhaftigkeit in ihren Worten noch Ehre besitzen. In diesem Fall müssen sie bekämpft werden, auf dass sie zur Rechtleitung zurückfinden können. (Qutb)

Ihre Eide bedeuten ihnen nichts. (Juusuf 'All)

45. Möglicherweise hält nur Gewalt sie zurück. (Mauduudi)

 

13. Wollt ihr denn nicht Leute bekämpfen, die ihre Eide gebrochen haben46 und sich anschickten, den Gesandten zu vertreiben, und sie waren es, die mit Feindseligkeiten gegen euch anfingen?41 Fürchtet ihr sie etwa? Allah ist es, Den ihr in Wahrheit fürchten solltet,48 wenn ihr Mu’mins seid.

46. Im Laufe der Geschichte der Götzendiener mit den Muslimen ist es immer vorgekommen, dass erstere ihre Verträge verletzt und Abkommen gebrochen haben, so zum Beispiel das Abkommen von Hudaybiija, das sie mit dem Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, abgeschlossen hatten. Der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hielt sich peinlichst an die Vereinbarung, doch die Götzendiener brachen ihre Versprechungen nach zwei Jahren. (Qutb)

Die Quraisch hatten den Banu Bakr beigestanden, die ein Lager der ahnungslosen Banu Husa'a überfallen und viele von diesen getötet hatten, trotz vereinbarten Waffenstillstandes. (Darjabaadi)

47. Dies richtet sich an die Muslime mit Angabe verschiedener Gründe:

1. den schamlosen Vertragsbruch des Gegners;

2. die hinterhältigen Verschwörungen, den Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu diskreditieren und ihn aus Medina zu vertreiben, wie er aus Mekka vertrieben worden war;

3. die aggressiven Handlungen der Quraisch nach dem Vertrag von Hudaybiija;

4. ( in Bezug auf die Muslime) die Grundhaltung der Taqwa statt Angst vor Menschen; und

5. die Notwendigkeit, Imaan durch Handlungen und Streben und Opferbereitschaft zu beweisen. (Juusuf 'Allii)

Vertreibung aus Mekka, wodurch die Auswanderung (Hidschra) nach Medina ausgelöst wurde. (Asad)

48. Indem ihr Seinen Geboten gehorcht. (Darjabaadi)

Nach dieser langen Reihe von Erinnerungen an Vorfälle und Ereignisse, die einen Widerhall im Herzen der Muslime finden dürfte, wird sogleich die Frage an sie gerichtet „.. Fürchtet ihr sie..?". Denn nichts könnte sie davon abhalten, diese Götzendiener zu bekämpfen, außer der Angst. Und dieser Frage wird sogleich mit einer Antwort gefolgt, die noch mehr die Herzen zu bewegen vermag: „Allah ist würdiger von euch gefürchtet zu werden, wenn ihr Mu’mins seid." Denn ein Mu’min hat nur Allah zu fürchten und sonst niemanden. Und in ihren Herzen sollte außer Ihm niemand Platz finden. (Qutb)

 

14. Bekämpft sie! Allah wird sie durch eure Hände bestrafen, sie erniedrigen und euch helfen gegen sie49 und innere Genugtuung denen verschaffen, die mu’min sind,50

49. Allah macht euch zum Zeichen Seiner Macht und Werkzeug Seines Willens. So lässt Er sie durch euere Hände bestrafen und durch die Niederlage demütigen, nachdem sie von ihrer eigenen Stärke voreingenommen waren. Vergleiche Exodus 23:31: „...denn ich will dir in deine Hand geben die Bewohner des Landes, dass du sie ausstoßen sollst vor dir her." (Darjabaadi)

50. Wörtlich: Die Brüste des Volkes der Mu’mins heilen: von Wunden, die durch die Angriffe, den Spott und die Grausamkeiten des Feindes entstanden sind. (Juusuf 'All)

 

15. und die Wut aus ihren Herzen Hinwegnehmen.51 Und Allah wendet Seine Gnade zu, wem Er will.52 Und Allah ist Allwissend, Allweise.53

51. Wenn der Sieg kommt und die Wunden geheilt sind, bereitet sich in den Herzen derer, die gelitten, gekämpft und gestrebt haben, Frieden aus. Der Kampf war eine außergewöhnliche Notwendigkeit, und sie waren durch Ungerechtigkeit und Unterdrückung dazu gezwungen gewesen. Wenn Allahs Gerechtigkeit zur Geltung kommt, wird das Feuer der Entrüstung gelöscht, und der wahre Frieden des Islam kehrt ein. (Juusuf 'Allii)

52. Allahs Barmherzigkeit ist grenzenlos. Sobald das Böse zurückgeschlagen ist, erkennen viele, die davon verleitet worden waren, die Wahrheit und wenden sich der Rechtschaffenheit zu. Die Beendigung, des Krieges und Konflikts bringt Frieden, sicherlich für diejenigen, die sich für die Gerechtigkeit eingesetzt haben. aber wahrscheinlich auch denen, deren Augen durch das Wirken der Gesetzmäßigkeiten Allahs geöffnet wurden und die sich ausgesöhnt und der Geschwisterschaft des Friedens im Islam angeschlossen haben. (Juusuf 'Allii)

Der Sieg der Muslime könnte einige der Götzendiener veranlassen zum Islam überzutreten und ihnen die Augen für die Rechtleitung öffnen, sobald sie sehen, dass eine übermenschliche Macht auf der Seite der Muslime steht, und die Spuren ihres Imaans in vielen Situationen sichtbar werden. (Qutb)

Hiermit sollen die Muslime ermutigt werden, die nach der Kündigung der Verträge einen blutigen Krieg befürchteten, indem ihnen mitgeteilt wird, dass einige der Götzendiener auf diese Weise den Weg zum Islam finden können. (Mauduudi)

53. Er verwirklicht Seinen Plan, sobald die Zeit reif dazu ist. (Darjabaadi)

Allwissend, denn Er kennt die verborgenen Folgen aller Geschehnisse im Voraus, und Allweise, denn Er schätzt die Ergebnisse aller Bewegung und Fähigkeiten zuvor ein. (Qutb)

 

16. Denkt ihr etwa, ihr würdet ungeprüft bleiben,54 als ob Allah nicht jene unter euch kennen würde, die sich (Seinetwegen) mühen und niemanden außer Allah und dem Gesandten und den Mu’mins55 zum Vertrauten nehmen.56 Und Allah kennt wohl, was ihr tut.

54. Wörtlich: „(in Ruhe) gelassen“, das heißt ohne jegliche Prüfung durch Leiden und Schwierigkeiten. (Asad) Vergleiche Suura 2:155. (Anm. d. Übers.)

55. Einige Übersetzungen geben hier die Verbalkonstruktion anders wieder, aber letztendlich ist die Bedeutung dieselbe: wir werden Ale geprüft, aber Allah kennt unser Innerstes und unterstützt diejenigen, die sich aus Liebe zu Ihm für Seine Sacht einsetzen, wie beispielsweise Sein Gesandter, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und die Mu’mins, die ihm folgten. (Juusuf 'Allii)

Vergleiche auch Suura 3:142. (Asad)

56. Dies bezieht sich auf diejenigen Muslime, die zögerten, gegen ihre Stammesangehörigen zu kämpfen. (Darjabaadi)

 

Abschnitt 3

17. Es steht den Götzendienern nicht zu, die Gebetsstätten Allahs zu hüten,57 während sie sich selbst den Kufr bescheinigen.58 Die sind es, deren Werke wertlos sind,59 und im Feuer werden sie ewig bleiben.

57. Das Wort “'amara“ bedeutet in Bezug auf Moscheen folgendes:

1. bauen oder instand setzen;

2. in würdigem Zustand erhalten, pflegen;

3. sie zu Gebet und ’'Ibaada besuchen; und

4. sie mit Leben und Aktivität füllen. (Juusuf 'Allii)

Allahshäuser sind ausschließlich Ihm geweiht. Nur Sein Name wird darin ausgesprochen, und niemand außer Ihm wird darin angerufen. Wie könnten dann jene, deren Herzen nicht von Allahs Einzigkeit erfüllt sind, und die neben Ihm Teilhaber anrufen, sich darin aufhalten? (Qutb)

58. Hier wird der allgemeine Grundsatz für die Pflege der Allahshäuser festgelegt, die ausschließlich für die Verehrung Allahs bestimmt sind. Offensichtlich können Menschen, die Allah bezüglich Seines Wesens, Seiner Eigenschaften und Seiner Macht andere beigesellen, nicht fier solche Orte verantwortlich sein.

Obwohl es sich hier um einen allgemeinen Grundsatz handelt, wurde es hier unmittelbar mit der Zielsetzung erwähnt, die Götzendiener ihres Amtes als Verantwortliche für die Heilige Moschee in Mekka zu entheben und dieses für die Zukunft denen zu übertragen, die Allah verehren. (Mauduudi)

59. Das wenige Gute, das sie taten, wurde durch die Überhandnahme des Bösen wertlos. (Mauduudi)

All ihre Werke sind von Grund auf null und nichtig. Davon betroffen sind auch ihre Aktivitäten in Bezug auf die Gebetsstätten, die nur auf der Basis des Monotheismus beruhen können. (Qutb)

Einige Kommentatoren schließen aus diesem Aja, dass „diejenigen, die Allah andere Wesen beigesellen", keine Moschee betreten dürfen. Diese Schlussfolgerung ist jedoch völlig unhaltbar angesichts der Tatsache, dass der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, selbst im Jahre 9 nach der Hidschra - also nach der Offenbarung dieses Ajas - eine Abordnung der kaafir Banu Thaqif in der Moschee von Medina unterbrachte. Der Aja bringt also lediglich zum Ausdruck, dass es moralisch unangebracht ist, dass Kaafirs für die „Gebetshäuser Allahs" verantwortlich sind. Bezüglich ihres Ausschlusses von der Heiligen Moschee in Mekka siehe Aja 28 dieser Sure. (Asad)

 

18. Wahrlich, der Moscheen Allahs soll sich nur annehmen, wer an Allah und an den Jüngsten Tag den Imaan verinnerlicht, das Gebet verrichtet und Saka entrichtet und niemanden außer Allah fürchtet.60 Diese mögen zu den Rechtgeleiteten gehören.61

60. Mu’mins sind diejenigen, die an Allah und das zukünftige Leben den Imaan verinnerlichen und eine innere Haltung von Hingabe und Freigebigkeit haben - eine dauerhafte Haltung, nicht nur einige gute Taten hier und da. Darüber hinaus dürfen sie nicht irdischem Ehrgeiz nachgeben, der Furcht vor irdischen Mächten hervorruft. (Juusuf `Allii)

Die ausdrückliche Erwähnung, Allah allein zu fürchten im Anschluss an die beiden Bedingungen, nämlich die innere Überzeugung und die äußerlich sichtbaren Taten, ist keine unnötige Beigabe. Denn die Ehrfurcht gegenüber jemandem außer Allah ist eine Art versteckter ’'Ibaada. (Qutb)

Zu Saka siehe 2:43 und Fußnote 58. (Anm. d. Übers.)

61. Andere mögen sich Bezeichnungen zulegen, die ihnen genehm sind. Wahre Rechtleitung wird nur durch die hier erwähnten Prüfungen sichtbar. (Juusuf `Allii)

Das Wort “'asa“, das gewöhnlich im Sinne von „vielleicht" oder „möglicherweise" benutzt wird, soll hier auf die Hoffnung hinweisen, die oben erwähnte Mu’mins hegen dürfen. (Asad)

 

19. Setzt ihr etwa die Tränkung der Pilger62 und das Hüten der Heiligen Moschee dem Verdienst dessen gleich,63 der an Allah und an den Jüngsten Tag den Imaan verinnerlicht und sich auf Allahs Pfad aufopfert?64 Bei Allah sind sie keineswegs gleich.65 Und Allah weist dem ungerechten Volk nicht den Weg.66

62. Durstigen Pilgern kühles Wasser reichen und der Moschee materielle Dienste erweisen sind verdienstvolle Handlungen, aber sie sind nur äußerlich. Wenn sie nicht die Seele berühren, ist ihr Wert nur gering. Viel mehr zählt vor Allah Imaan, Streben und Hingabe an Allah. Wer dies übt, wird vor Allah Ehre erlangen. Allahs Licht und Leitung kommt zu ihm, nicht zu jenen Selbstzufriedenen, die meinen, Zurschaustellung dessen, was gemeinhin als Frömmigkeit bezeichnet wird, genüge. (Juusuf `Allii)

63. Allahs Waage ist die Waage schlechthin und Seine Einschätzung ist die beste. (Qutb)

64. Diese Frage soll verdeutlichen, dass Pflege eines Heiligtums oder andere Handlungen im ’'Ibaada, die des Ansehens wegen getan, für weltliche Zwecke ausgenutzt oder als religiöses Deckmäntelchen missbraucht werden, vor Allah keinerlei Wert haben. Der wahre Wert eines Menschen vor Allah besteht in der Stärke seines Imaans und seiner Opferbereitschaft für Seine Sache ohne Rücksicht darauf, ob er deswegen zu Rang und Namen gelangt oder nicht, oder ob er aus einer besonders „frommen" Familie stammt oder nicht. Es ist auch nicht rechtmäßig, dass die Verantwortung für heilige Stätten Menschen überlassen wird, denen diese Eigenschaften fehlen, nur weil sie vielleicht das Amt von ihren Vorfahren geerbt haben. (Mauduudi)

65. Viele Kommentatoren sehen in diesem Aja eine Anspielung auf die Prahlerei der kaafir Quraisch vor der Einnahme Mekkas durch die Muslime, sie seien aufgrund ihres Amtes als Hüter der Heiligen Moschee allen anderen Völkern überlegen. Als `Abbas, der Onkel des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, bei der Schlacht bei Badr von den Muslimen gefangen genommen wurde, entschuldigte er sich, wegen diese Aufgabe nicht an der Auswanderung teilgenommen zu haben. Wahrscheinlich hat dieser Aja jedoch noch eine weitere, tiefere Bedeutung. Einer der Prophetengefährten soll nach einer Überlieferung von Muslim und anderen in der Moschee von Medina gesagt haben: „Nachdem ich den Islam angenommen habe, würde ich nichts lieber tun an guten Taten als die Pilger mit Wasser zu versorgen." Daraufhin erklärten andere Gefährten: „Nein, wir würden lieber die Verantwortung für die Ka'ba übernehmen". Noch ein anderer sagte: „Nein, der Kampf für Allahs Sache ist weit besser als alles, was ihr erwähnt habt!" Kurze Zeit später wurde dem Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, dieser Aja offenbart. Es scheint daher, dass hier gemeint ist, der Imaan an Allah und der Einsatz für Seine Sache sei wertvoller im Vergleich zu Handlungen, die, wie verdienstvoll sie auch sein mögen, sich nur mit äußeren Formen befassen: der unermesslich höhere Wert wirklicher Hingabe an Allah gegenüber bloßem Ritual. (Asad)

Beide Parteien sind weder in ihren Eigenschaften noch in ihren Taten gleich in der Beurteilung und in der Vergeltung Allahs. (Al-Manar)

66. Dies sind die Götzendiener, die nicht den Islam folgen und die Vielgötterei aus ihrer Religion nicht entfernen wollen. (Qutb)

 

20. Diejenigen, die den Imaan verinnerlicht haben und ausgewandert sind67 und sich auf Allahs Pfad mit ihrer Vermögen und ihrem Leben aufopfern,68 nehmen die höchste Stellung bei Allah ein und sie sind die Erfolgreichen.69

67. Hiermit waren zunächst die ersten Muslime in Mekka gemeint. die auf Wunsch des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nach Medina ausgewandert sind, um in Frieden und in Übereinstimmung mit den islamischen Vorschriften leben zu können. Das Wort „auswandern“ hatte aber seit Anbeginn des Islams auch eine tiefere Bedeutung im Sinn von ,verlassen des Gebiets, wo das Böse vorherrscht, und Hinwenden zu Allah. Das betrifft sowohl die in der islamischen Geschichte als ,Auswanderer' bekannten Muslime, wie auch alle Mu`mins in späterer Zeit, die das verlassen, was zur Sünde verleitet, und, zu Allah auswandern'. (Asad)

68. Dies ist eine Veranschaulichung des Begriffes Dschihaad. Er kann Kampf für Allahs Sache als eine Art Selbstopferung erfordern. Im Wesentlichen jedoch besteht er aus

1. einem Imaan, der den Blick so auf Allah richtet, dass alle egoistischen und irdischen Interessen gering erscheinen und verschwinden;

2. ernsthellem und beständigen Streben und Handeln, einschließlich - wenn es notwendig wird - der Aufopferung von Leben und Eigentum für Allahs Sache. Bloßer Kampf und Gewaltanwendung um ihrer selbst willen sind dem Geist des echten Dschihaads entgegengesetzt, wohingegen die Feder des Gelehrten, die Stimme des Predigers oder die Spende des Reichen vielleicht den wertvollsten Beitrag leisten können. (Juusuf 'Allii)

69. Sie sind die Gewinner von Allahs vorzüglicher Belohnung und hochgeschätzte Großmut. (Al-Manar)

Mit „höchste Rangstufe ist nicht gemeint, dass die anderen ebenfalls eine, wem auch niedrigere Stufe bei Allah haben, sondern dies muss als Absolutheit verstanden werden. Denn die anderen sind mit den Worten in Aja 17 bedacht worden: „Ihre Taten werden nutzlos sein und im Feuer werden sie ewig bleiben.“ (Qutb)

 

21. Ihr Herr verheißt ihnen (eine besondere) Gnade von Ihm selbst und Wohlgefallen70 und Gärten, in denen immerwährende Gnadenfalle ist.

70. Allah verheißt ihnen dies zunächst in Seinem offenbarten Buch, und später wird es "ihnen von den Engeln bei ihrem Tod verkündet. (Al-Manar)

 

22. Darin werden sie ewig verweilen. Wahrlich, bei Allah ist gewaltiger Lohn.71

71. Denjenigen, die sich für Allahs Sache einsetzen und leiden, wird folgendes versprochen:

1. besondere Gnade von Ihm selbst;

2. Sein Wohlgefallen und Seine Zufriedenheit;

3. Gärten von höchster Glückseligkeit;

4. als höchster Lohn Allahs Gegenwart und Nähe.

Seine Gnade ihnen gegenüber übersteigt alles, was anderen Geschöpfen zukommt. Das Bewusstsein von Allahs Wohlgefallen hebt die Seele über sich selbst hinaus. Der Zustand ständiger geistiger Sicherheit wird als Garten höchster Glückseligkeit dargestellt. Das Höchste ist Allahs Anwesenheit oder Sein Anblick. (Juusuf 'Allii)

 

23. O ihr Mu’mins! Nehmt nicht eure Väter und eure Brüder zu Freunden (und Beschützern), wenn sie auf ihrem Kufr beharren und ihn dem Imaan vorziehen.72 Und wer von euch sie zu Freunden nimmt, das sind die Ungerechten.73

72. Der Islam verlangt nicht, dass ein Muslim sich von seinen Verwandten und von seiner Sippe, von seinem Eigentum und Wohlleben trennt und sich der Genüsse dieser Welt enthält. sondern sie will, dass die Herzen ihr treu ergeben sind. Die alleinige Herrschaft und Triebkraft soll ihr gehören. Wenn dies erreicht ist, im danach nichts einzuwenden, -wenn der Muslim sich all diesem zuwendet, solange es nicht im Gegensatz zum Imaan steht. (Qutb)

73. Wenn sich Freundschaft. Zusammenhalt und Loyalität als Hindernis für die Erfüllung der islamischen Pflichten erweisen. (Darjabaadi)

Der Begriff “Walijaa“ („Freundschaft" oder ,.Bündnis") wird in diesem Zusammenhang gebraucht, um ein Bündnis gegen andere Muslime zu bezeichnen, wie auch in Suura 3:28. Dass er sich nicht auf „Freundschaft" im Sinne einer normalen menschlichen Zuneigung bezieht, wird aus den zahlreichen Ermahnungen und Aufforderungen im Qur’an deutlich, gut zu Eltern und Verwandten zu sein. Noch deutlicher geht dies aus Suura 60:8-9 hervor, wo die Muslime daran erinnert werden, dass freundliche Beziehungen zu Nichtmuslimen, die sich den Muslimen gegenüber nicht feindselig verhalten, nicht nur erlaubt, sondern sogar wünschenswert sind. (Asad)

Auch hier ist “Salimun“ („Ungerechte") gleichbedeutend mit „Götzendiener". Denn Loyalität gegenüber Verwandten und Nation ist - wenn diese Kufr dem Imaan vorziehen - eine Art Götzendienst, die sich nicht mit dem Imaan verträgt. (Qutb)

 

24. Sprich:74 „Wenn euch eure Väter und Kinder und Geschwister und Ehepartner und Verwandten und das Vermögen, das ihr erworben habt, und Handel, dessen Niedergang ihr fürchtet,75 und Wohnstätten, die ihr liebt, euch teurer sind als Allah und Sein Gesandter und als der Einsatz aller Kräfte für Seine Sache,76 dann wartet, bis Allah Seine Entscheidung ergehen lässt. Und Allah weist dem lasterhaften Volk nicht den Weg.«77

74. Zu den Mu’mins. Dies ist an den Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gerichtet. (Darjabaadi)

75. Jemand hatte die Befürchtung zum Ausdruck gebracht, dass die Handelsbeziehungen der Muslime in Mekka darunter leiden könnten, wenn sie alle nach Medina auswanderten. (Darjabaadi)

Vergleiche auch Suura 8:28. (Anm. d. Übers.)

76. Des Menschen Herz hängt an

1. den eigenen Angehörigen - Eltern, Kindern, Geschwistern, Ehepartnern und anderen Verwandten;

2. Besitz und Erfolg;

3. Gewerbe oder den Mitteln zum Gewinn; oder

4. würdigen und bequemen Wohnungen.

Wenn diese ein Hindernis gegenüber Allahs Sache darstellen, müssen wir entscheiden, was wir mehr lieben. Wir sollen Allah lieben, auch wenn dies Aufopferung alles anderen bedeutet. (Juusuf `Allii)

77. Wenn wir unsere irdischen Bindungen, Bequemlichkeiten, Vorteile und Vergnügungen mehr lieben als Allah und uns deswegen nicht für Allahs Sache einsetzen, leidet darunter nicht Allahs Sache. Allahs Plan wird verwirklicht, mit uns oder ohne uns. Unser Versäumnis, Seinem Willen zu folgen, wird uns jedoch geistig ärmer werden lassen, ohne Gnade und Rechtleitung, denn „Allah leitet nicht die lasterhaften Frevler."

Dies ist ein allgemeingültiger Grundsatz. Er wurde jedoch veranschaulicht im Falle jener Getreuen, die dem Ruf des Gesandten Allahs folgten und die Annehmlichkeit ihrer Häuser in Mekka verließen, um nach Medina auszuwandern, die ihr Gewerbe und ihr Eigentum aufgaben und für Allahs Sache strebten und kämpften, oft gegen ihre eigenen Verwandten und Stammesangehörigen, die Gegner des Islam waren. Andere wiederum waren nicht zu einem solchen Opfer bereit, aber ihr Versäumnis konnte die Verwirklichung von Allahs Plan nicht aufhalten. (Juusuf `Allii)

„Bis Allah Seinen Willen manifestiert" oder „bis Er (die Erfüllung) Seines Befehls verursacht". Dies kann sich auf den Tag des Gerichts beziehen - wahrscheinlicher aber auf den unvermeidlichen Niedergang und Verfall von Gemeinschaften, die unmittelbare Eigeninteressen höher einschätzen als ethische Werte. Besonders lehnt dieser Abschnitt die Neigung ab, verwandtschaftliche Bindungen und nationale Interessen zu entscheidenden Faktoren gesellschaftlichen Verhaltens zu machen, und stellt die Überzeugung als einzige gültige Grundlage vor, auf der das Leben eines Muslims - individuell und gesellschaftlich - ruhen sollte. (Asad)

Allah würde dies nicht vom Menschen verlangen, wenn Er nicht wüsste, dass es dessen eigentlicher Natur entspricht. Er erlegt niemandem mehr auf, als er tragen kann. (Qutb)

 

Abschnitt 5

25. Wahrlich, Allah verhalf euch schon auf zahlreichen Schlachtfeldern zum Sieg,78 so auch am Tage von Hunain,79 als euch eure große Zahl stolz machte,80 doch sie nützte euch nichts.81 Und die Erde wurde euch eng bei all ihrer Weite, da wandtet ihr euch zur Flucht.82

78. Wie beispielsweise bei Badr. (Darjabaadi)

Wovor habt ihr Angst? Allah, der euch so oft auch in viel schwierigeren und gefährlicheren Situationen beigestanden hat, wird euch auch jetzt beistehen. Wäre die Verwirklichung Seines Planes von eurer Kraft und Macht abhängig gewesen, dann hättet ihr aus diesen Prüfungen nicht erfolgreich hervorgehen können. (Mauduudi)

Dies sollte der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, auf Allahs Geheiß den Muslimen sagen, da unter ihnen manch ein Heuchler war und einige, deren Imaan noch schwach war. Im Anschluss an die vorher erwähnte Liebe zu Allahs wird ihnen hier gesagt, dass die Liebe zu Seinen Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und zum Kampf auf Allahs Pfad wichtiger ist als die Liebe zu Verwandten, Geld und Wohnhäusern, und dass Allahs Hilfe ihnen auf den vielen Schlachtfeldern zuteil wurde, nicht aufgrund irgendwelcher verwandtschaftlicher Beziehungen oder der Macht des Geldes erfolgt, sondern allein aufgrund von Allahs Gnade durch die Überbringung des Islams. (Al-Manar)

Vergleiche Suura 8:9-13 und 8:26. (Anm. d. Übers.)

79. Hunain liegt an der Straße von Taif nach Mekka. Unmittelbar nach der Einnahme von Mekka im Jahre 8 nach der Hidschra organisierten die Götzendiener, überrascht über die wunderbare Aufnahme des Islam, ein großes Treffen in der Nähe von Taif, um Pläne für einen Angriff auf den Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm,          schmieden. Die Stämme der Hawasin und der Thaqif über nahmen die Führung und bereiteten den Marsch auf Mekka vor, wobei sie mit ihrer Stärke und ihrem militärischen Geschick prahlten. Auf der anderen Seite, unter den Muslimen in Mekka, herrschte große Begeisterung und Zuversicht, der sich die neuen Muslime anschlossen. Letztendlich konnten die Götzendiener nur 4.000 Mann zusammenbringen, während die Muslime über 10.000 zählten, da sich alle anschließen wollten. Die Schlacht fand bei Hunain statt, siehe unten. (Juusuf `Allii)

80. Die Muslime waren sich ihrer zahlenmäßigen Überlegenheit nur allzu bewusst. (Darjabaadi)

81. Die Vorhut der Muslime geriet in einen feindlichen Hinterhalt. (Darjabaadi)

82. Zum ersten Mal in ihrer Geschichte waren die Muslime bei Hunain dem Gegner überlegen. Aber dieses Bewusstsein bildete eine Gefahr in sich selbst. Viele in ihren Reihen besaßen mehr Begeisterung als Weisheit, mehr gehobene Stimmung als Imaan und Zuversicht auf die Gerechtigkeit ihrer Sache. Der Gegner hatte den Vorteil, das Gelände gründlich zu kennen. Die Vorhut der Muslime geriet in einen Hinterhalt. Der Gegner versteckte sich in dem gebirgigen Gelände. Sobald die muslimische Vorhut das Tal von Hunain betrat, fiel der Gegner wütend über sie her und richtete mit seinen Pfeilen ein Blutbad an. Auf einem solchen Gelände ein schon die Anzahl der Muslime ein Nachteil. Viele wurden getötet, und viele ergriffen die Flucht. Aber der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wahrte wie immer seine innere Ruhe. Er reorganisierte seine Streitkräfte und brachte dem Gegner eine entscheidende Niederlage bei. (Juusuf 'Allii)

Wahre Hilfe kommt allein von Allah. Zahlenmäßige Überlegenheit, verwandtschaftliche Bindungen und irdischer Reichtum nützen nichts, wenn sie „dir lieber sind als Allah und Sein Gesandter, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und die Bemühung für Seine Sache". (Asad)

 

26. Dann sandte Allah auf Seinen Gesandten und auf die Mu’mins innere Ruhe herab83 und ließ Heerscharen herabkommen, die ihr nicht sahet.84 Und Er bestrafte die Kaafirs,85 und das ist die Vergeltung der Kaafirs.86

83. “Sakina“ bedeutet Ruhe, Frieden, Sicherheit. Vergleiche auch Suura 2:248. Der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war nie mit übertriebenem Selbstvertrauen oder Vertrauen auf menschliche Kraft und Macht einverstanden. Im Augenblick der Gefahr, als die Sache allem Anschein nach verloren war, bewahrte er seine innere Ruhe und vertraute mit Mut und Gelassenheit auf Allahs Hilfe. Seine Gelassenheit inspirierte alle, die sich in seiner Nähe befanden, und hielt das Heer der Flüchtenden auf. Mit Allahs Hilfe trugen sie den Sieg davon, verfolgten den Gegner und nahmen seine Herden und Familien, die er in prahlerischer Siegesgewissheit mitgebracht hatte. (Juusuf 'Allii)

Diese innere Ruhe ist wie ein Kleid, das herab gesandt wird, um den heftig erregten Herzen Standfestigkeit und Frieden zu verleihen. (Qutb)

Vergleiche auch Suura 48:26; 9:40; 48:4 und 48:18. (Amn. d. Übers.)

84. Das heißt geistige Kräfte. Vergleiche Suura 3:124-123 (bezogen auf die Schlacht bei Uhud) und Suura 8:9 (bezogen auf die Schlacht bei Badr). Die geistige Natur dieser Hilfeleistung wird deutlich ersichtlich aus der Formulierung „Heerscharen, die ihr nicht sehen konntet“. (Asad)

Über die Wesenheit und die Narr dieser Heerscharen wissen wir nichts. Dem niemand außer dem Herrn kennt Seine Armee. (Qutb)

85. In Form von Tod, Gefangenschaft, materiellen Verlust und Niederlage. (Qutb)

86. Bereits in dieser Welt. (Darjabaadi)

 

27. Darauf wendet Allah Seine Gnade dem zu, den Er will.87 Und Allah ist Verzeihend, Barmherzig.87

87. Beispiele von Allahs Gnade und Barmherzigkeit in schwierigen Situationen illustrieren den Muslimen Seine allumfassende Barmherzigkeit. (Juusuf 'Allii)

"Nach all diesem" oder "trotz all dessen". (Asad)

Nach ihrer Bestrafung im Diesseits verzeiht und leitet Allah jene Götzendiener zum Islam, deren Herzen von der Unwissenheit und den Irrtümern des Kufrs nicht vollkommen verschlossen waren. (Al-Manar)

Nach dem Sieg von Hunain nahmen viele Götzendiener, beeindruckt von der freundlichen und großzügigen Behandlung durch die Muslime, den Islam an, obgleich sie zuvor seine schärfsten Gegner gewesen waren. (Mauduudi)

88. Die meisten Kommentatoren verstehen diesen Aja als auf die Kaafirs im allgemeinen Sinne bezogen, während Rasi annimmt, er beziehe sich auf die Muslime, die sich im Anfangsstadium der Schlacht von Hunain wenig vorbildlich verhalten hatten. Meiner Ansicht nach ist jedoch die erste Interpretation vorzuziehen. (Asad)

Die Tür der Vergebung bleibt immer für alle offen, die Fehler machen, dann aber zur Einsicht kommen und umkehren. (Qutb)

 

28. O Ihr Mu’mins! Wahrlich, die Götzendiener sind unrein.89 So sollen sie der Heiligen Moschee90 nach diesem ihrem Jahr nicht mehr nahekommen.91 Und falls ihr Armut befürchtet,92 so wird Allah euch, wenn Er will, aus Seiner Gnadenfalle reich machen.93 Wahrlich, Allah ist Allwissend, Allweise.94

89. Unrein: sowohl im wörtlichen als auch im übertragenen Sinne. Den Muslimen ist geboten, gründlich auf ihre Waschungen und ihre physische Reinlichkeit zu achten, sowie auf die Reinheit von Herz und Gedanken, so dass man sich auf ihr Wort verlassen kann. (Juusuf 'All)

In Herz und Seele. Dies bezieht sich nicht auf körperliche Unreinheit. (Darjabaadi)

Der Begriff "nadschas" نَجَسٌ  ("unrein") erscheint im Qur’an nur an dieser Stelle und hat ausschließlich geistige Bedeutung. Bis heute bezeichnen die Beduinen in Zentral- und Ostarabien - die im Gegensatz zu modernen Stadtbewohner die Reinheit der arabischen Sprache am meisten bewahrt haben - eine unmoralische, treulose und boshafte Person als nadschas. Hierbei handelt es sich um die seelische und nicht um die körperliche Unreinheit. Denn ihre Körper sind an sich nicht schmutzig, sondern dies ist die Art und Weise, wie der Qur’an etwas als verabscheuenswürdig erscheinen lässt. (Qutb)

Wenn eine Person mit dem Wort “nadschas“ (unrein) bezeichnet wird, so ist damit ihre Seele an erster Stelle gemeint, auch wenn sie äußerlich sauber erscheint. (Al-Manar)

90. Gemeint ist die Ka'ba und damit das heilige Gebiet in Mekka. (Asad)

Dieses Verbot soll alle Ansätze von Götzendienerei und „Unwissenheit" aus dem heiligen Gebiet entfernen. (Mauduudi)

91. "Nach diesem ihrem Jahr" hat eine zweifache Bedeutung:

1. nachdem Mekka in der Hand der Muslime ist und diese für die Reinheit des ’'Ibaada dort verantwortlich sind, soll von nun an alle Verunreinigung ausgeschlossen werden;

2. ihr habt gesehen, wie sich die Götzendiener in diesem Jahr verhalten haben; das Jahr ihrer Macht und ihres Machtmissbrauchs kann somit als ihr Jahr bezeichnet werden; dies ist nun vorbei, und ihr Muslime sein von nun an verantwortlich. (Juusuf 'Allii)

Das Jahr 9 nach der Hidschra, in dem diese Ajas offenbart wurden. (Asad)

92. Dies spielt auf die Befürchtungen einiger Muslime (nicht nur zur Zeit der Offenbarung dieses Ajas) an, dass ein Ausschluss der Kaafirs vom Besuch und Aufenthalt in Mekka die Stellung der Stadt als Zentrum von Handel und Gewerbe beeinträchtigen und so zu wirtschaftlichen Nachteilen für ihre Bewohner führen könnte. (Asad)

Wir sollen jedoch keine solchen Befürchtungen haben, sondern für die Stärkung unserer Gemeinschaft arbeiten, so dass dadurch der anscheinende Verlust ausgeglichen werden kann. Allah hat andere Mittel, die wirtschaftliche Lage zu verbessern. So geschah es auch zur damaligen Zeit. Der Kufr verschwand aus Arabien, und der Zustrom von Pilgern aus aller Welt trug das Übrige dazu bei. Selbst von einem rein menschlichen Standpunkt aus betrachtet, finden wir hier gesunden Menschenverstand, Weisheit und politischen Weitblick. (Juusuf `Allii)

93. Völlig unabhängig von Mekka und den damit verbundenen Faktoren. (Darjabaadi)

Wenn Allah will, so ersetzt er die Ursachen durch andere. Und wenn Er will, macht Er eine Tür zu, aber dafür mehrere andere auf. (Qutb)

Vergleiche auch Suura 24:32-33 und 4:130, wo besonders von Existenzängsten in Verbindung mit Familiengründung beziehungsweise Ehescheidung die Rede ist und Allah Seine Hilfe und Unterstützung zusagt. (Anm. d. Übers.)

94. Er kennt die Bedürfnisse Seiner Geschöpfe und versorgt sie nach Seiner Weisheit mit allem Notwendigen. (Darjabaadi)

Allah weiß, was die Menschen in Zukunft erwartet, ob sie arm oder reich werden. Er ist weise in allem, was Er ihnen gebietet und verbietet. (Al-Manar)

 

29. Kämpft gegen jene vom Volk der Schrift,95 die nicht an Allah den Imaan verinnerlicht haben und nicht an den Jüngsten Tag und die das nicht verbieten, was Allah und Sein Gesandter verboten haben,96 und nicht die wahren Diin befolgen91 bis sie die Dschisja98 freiwillig99 entrichten und sich unterordnen.100

95. Vergleiche in diesem Zusammenhang die Aussage in Suura 5:13-14, dass Juden und Christen vieles von dem vergessen haben, was sie beherzigen sollten. (Asad)

96. Während im ersten Abschnitt dieser Suura die Vorschriften zur Regelung der Beziehungen zwischen Muslimen und Götzendiener dargelegt worden sind, erläutert ihr zweiter Abschnitt die Regeln der Beziehungen zu den Schriftbesitzern. Diese Regeln haben einen allgemeinen Charakter und gelten für die Anwendung sowohl innerhalb als auch außerhalb der arabischen Halbinsel. Und obwohl in diesen Vorschriften der Befehl an die Muslime ergeht, jene Leute der Schrift zu bekämpfen, die von Allahs Diin abweichen, bis sie entweder die ihnen auferlegte Steuer entrichten oder aber sich aus freiem Entschluss zum Islam bekennen, dürfen sie keineswegs dazu gezwungen werden. Denn der Qur’an sagt ausdrücklich „es darf keinen Zwang im Diin geben". (Qutb)

Der Kampf wird im Islam zur Pflicht gemacht, um die Wahrheit und ihre Anhänger zu verteidigen und den Islam zu schützen. Ihm wird auf alle Fälle der Aufruf zum Islam vorgezogen. Und es ist festzuhalten, dass alle Kriegszüge, die der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und die ersten Amirul Mu’minun nach ihm geführt haben, ausschließlich der Verteidigung dienten. (Al-Manar)

Den Imaan an Allah haben sie verloren, als sie von der Einzigkeit Allahs ließen. Während einige von ihnen statt Allah ihre Priester und Rabbiner zum Gesetzgeber ihrer Religion nahmen gesellten andere Allah weitere Gottheiten bei – so zum Beispiel die, die Usair zu Allahs Sohn ernannten, oder        die als Sohn Allahs oder sogar als Allah selbst darstellten. Und auch, was den Jüngsten Tag angeht, unterscheiden sich die Christen von den, Muslimen. Während sie an ein weiteres Leben allein der Seele - vergleichbar den Engeln - glauben, verinnerlichen wir den Imaan daran, dass Körper und Seele im Jenseits wieder vereint sein werden. - In der Thora gibt es keine klaren Aussagen über Auferstehung und Vergeltung nach dem Tode. Solche sind eher in den Psalmen Daawuuds, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu finden.

Über "das zu verbieten, was Allah und Sein Gesandter verboten haben", gibt es zwei Auslegungen. Die erste meint: das, was unser Islam verbietet. Es ist jedoch nicht möglich, etwas zu verbieten, was Allah und der Prophet Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, verboten haben, ohne den Islam anzunehmen. Die zweite Auslegung meint: das, was in ihren Gesetzen steht, die Musa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ihnen überbrachte, und die Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zum Teil widerrufen hatte. (Al-Manar)

97. Entsprechend dem Grundprinzip, dass alle Aussagen und Gebote im Qur’an einander ergänzen und daher nicht richtig verstanden werden können, wenn sie nicht als Teil eines integrierten Ganzen behandelt werden, muss auch dies im Rahmen des grundlegenden Gebots des Qur’ans gesehen werden, dass Krieg nur im Verteidigungsfall erlaubt ist (vergleiche Suura 2:190-194 und die entsprechenden Fußnoten). Mit anderen Worten, das obige Gebot zu kämpfen gilt nur, wenn entsprechende aggressive Handlungen gegenüber der muslimischen Gemeinschaft vorliegen oder ihre Sicherheit unmittelbar bedroht ist. (Asad)

In Bezug auf „den wahren Diin" gibt es ebenfalls zwei Auslegungen. Mit der ersten ist der Islam gemeint, als die letzte vollständige Anweisung Allahs. Die zweite Auslegung meint: den Diin, die sie befolgen ist nicht die, die Allah Musa und Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, offenbart hatte, sondern der Diin, die ihnen ihre Priester und Rabbiner verfasst haben. (Al-Manar)

98. "Dschisja": die Grundbedeutung ist "Ersatz". Die davon abgeleitete technische Bedeutung ist eine Steuer, die von denjenigen erhoben wurde, die den Islam nicht annahmen, jedoch unter dem Schutz des islamischen Staates leben wollten und so stillschweigend mit dessen Zielen einverstanden waren, während sie sich selbst ihre eigene Gewissensfreiheit vorbehielten. Es wurde kein fester Betrag dafür bestimmt, und die Steuer war in jedem Falle eine symbolische - eine Anerkennung des Sachverhalts, dass diejenigen, deren Diin toleriert wurde, sich ihrerseits nicht in die Verkündung und Ordnung des Islam einmischen würden. Der tatsächlich gezahlte Betrag war unterschiedlich, und es gab Ausnahmen für Arme, Frauen, Kinder, Sklaven, Priester und Mönche. Da die Steuer in der Hauptsache von erwachsenen, gesunden Männern entrichtet werden musste, diente sie gleichzeitig als Ersatzleistung für den Militärdienst. (Juusuf `Allii)

Dschisja wird von denjenigen Nichtmuslimen gezahlt, die als Schutzbürger in einem islamischen Staat leben, als Gegenleistung für dir vom Staat gewährleistete Sicherheit.

Der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, bezog dies zunächst nur auf Juden und Christen, später aber auch auf die Zarathustrier. Nach seinem Tod wandten seine Gefährten diese Regel auf alle nichtmuslimischen Völker außerhalb Arabiens an.

Zu den Gegenleistungen für die Zahlung der Dschisja gehört unter anderem auch das Recht auf Ausübung der eigenen (nichtislamischen) Diin unter vollem Schutz des Staates. (Mauduudi)

Die Dschisja lag in jedem Fall niedriger als Saka, von dem die Nichtmuslime ausgenommen waren, da es sich um eine Pflicht für die Muslime handelt. Nichtmuslimische Bürger, die sich freiwillig zum Militärdienst meldeten, waren von der Dschisja ausgenommen. (Asad)

99. "'An-Jadin" عَن يَدٍ  (wörtlich: "aus der Hand") ist verschieden interpretiert worden. Da die Hand ein Symbol der Macht und Autorität ist, neige ich zu der Interpretation "als Zeichen bereitwilliger Unterordnung". (Juusuf 'Allii)

Meine Interpretation "bereitwillig", das heißt „ohne zu zögern" beruht auf einer der vielen Erklärungen von Samachsari in seinem Kommentar zu diesem Aja. Raschid Rida versteht das Wort "Jad" in seiner metaphorischen Bedeutung von „Macht“ oder „Fähigkeit" und bezieht diesen Ausdruck auf die finanzielle Leistungsfähigkeit dessen, der Dschisja zu zahlen hat. Diese Interpretation ist angesichts der Definition dieser Steuer durchaus gerechtfertigt. (Asad)

100. "Saariruun" صَاغِرُون (von sarir „klein“ wird von Pickthall übersetzt mit „nachdem sie kleinlaut gemacht wurden“, von Arberrry mit „...und gedemütigt wurden", von Dawood mit „...und vollkommen unterworfen worden sind“, und von Juusuf ’Allii mit „...und sich unterworfen fühlen“. Paret schreibt „kleinlaut". Darjabaadi übersetzt „...bis sie unterworfen sind" und kommentiert: und die Autorität des islamischen Gesetzes anerkannt haben. (Anm. d. Übers.)

 

Abschnitt 5

30. Und die Juden sagen 'Usair ist der Sohn101 und die Christen sagen, der Messias102 ist Allahs Sohn.103 Dies sind ihre Worte, die sie im Munde führen.104 Sie tun es mit dieser Aussage jenen gleich,105 die vordem kaafir waren.106 „Allah verfluche sie!"107 Wie verlogen sie sind!108 

101. Dass die Juden 'Usair als „Sohn Allahs" bezeichneten, ist heute kaum noch bekannt. Tatsache ist, dass es unter den heiligen Bücher Juden ein Buch gibt mit dem Namen „Esra" (Ezair). Darin wird er als ein geschickter Schreiber der Thora Musa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, bezeichnet. Dass der Qur’an dies erwähnt ist genug Beweis dafür, dass es zumindest einige von ihnen gab, die dies behaupteten und propagierten, insbesondere die Juden Medinas. (Qutb)

Die Geschichtsschreiber, unter ihnen auch Juden und Christen, vertreten die Ansicht, dass die Thora, die Musa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, geschrieben und in oder neben die Bundeslade gelegt hatte, vor der Zeit 8 verloren gegangen ist. Denn darin fanden sich nur die zwei Tafeln mit den zehn Geboten, wie es in "Safar Al-Muluk" zu lesen ist. Esra (Eiair) schrieb sie nach der Gefangenschaft neu, - wie die Schriftbesitzer behaupten, nach einer Offenbarung oder Inspiration Allahs. (Al-Manar)

Einige Kommentatoren identifizieren 'Usair auch mit dem ägyptischen Vegetations-, Königs- und Totengott Osiris. Dieser bildete eine Familie mit Isis und Homs, und als sein „heiliges Tier" galt der Stier. Der Isis- beziehungsweise Osiriskult war im ganzen Einfluggebiet des römischen Reiches verbreitet, vor allem in Form von Mysterienkulten, die zu neutestamentlicher Zeit geradezu ein religiöses Massenphänomen geworden waren und sowohl auf Juden- wie auch auf Christentum einen gewissen Einfluss ausübten. (Anm. d. Übers.)

Der Qur’an sagt nicht, dass die Juden einstimmig 'Usair als Sohn Allahs bezeichneten. Er will vielmehr ausdrücken, dass die Religion der Juden so weit degeneriert war, dass einige unter ihnen sogar 'Usair zum Sohn Allahs erklärten. (Mauduudi)

Zu dieser Aussage bemerkt Speyer: „Esra wird von den Juden besonders verehrt, wie Sanh(edrin) 21 b und Jebam(öt) 86 b zeigen. Die Stelle im Qur’an zeigt aber mehr Ähnlichkeit mit 4. Esra 14:9, wonach Esra den Menschen entrückt werden und bei Gottes  Sohn sitzen soll. Auch Apok. des Esra 1:7 lässt Esra in den Himmel aufgenommen werden..." (Paret)

Wie anderswo im alten Orient galt auch in Israel der König als Sohn Allahs. Mit diesem Ehrentitel (vergleiche 2. Samuel 7:14 und Psalm 2:7 und 89:28) war jedoch keineswegs, wie bei den ägyptischen Pharaonen, die Vorstellung einer leiblichen Zeugung durch Gott verbunden. Es war lediglich Ausdruck der durch Gott verliehenen Macht und des von Ihm gewährten Schutzes. Es handelte sich also gleichsam um einen mit dem Akt der Inthronisation verbundene Adoption durch Gott. Zuweilen wird auch das Volk Israel als „Sohn Allahs" bezeichnet (beispielsweise Deuteronomium 14:1; Jesaja 1:2; Hosea 2:1 und so weiter). Dadurch wird sein besonderes Zugehörigkeitsverhältnis zu Allah, das es von allen Weltvölkern unterscheidet, zum Ausdruck gebracht.

Der Gedanke einer physischen Gottesverwandtschaft im Sinne der griechischen Mythologie mit ihren von Göttern gezeugten Halbgöttern und Heroen war dem AT jedoch fremd. (Reclams Bibellexikon)

102. Masich bedeutet wörtlich „jemand, der (mit Öl) benetzt worden ist, also „Gesalbter". Diesen Titel stellt der Qur’an nie in Frage. Lediglich die Lehre von seiner Göttlichkeit, sei es als Sohn Allahs oder als Mensch gewordener Gott, lehnt der Qur’an ab. (Darjabaadi)

Das Wort wurde vorexilisch einzig für den regierenden König aus der Dynastie Daawuuds, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in Quds verwendet. Durch Salbung mit heiligem Öl war er menschlichem Alltag entnommen und zum „Sohn Allahs" erhoben, der stellvertretend die Herrschaft Allahs auf Erden repräsentierte und vollzog... Als jedoch mit dem Aufkommen der Propheten die zeitgenössischen Könige einer radikalen religiösen und sittlichen Kritik anheim fielen, bestritten einzelne Propheten die Inanspruchnahme so hoher religiöser Aussagen durch die derzeitigen Könige. Sie bestritten zwar nicht den göttlichen Ursprung dieser Orakel (l. Samuel 24:7-11, Königspsalmen, 2. Samuel 7), bezogen sie aber auf einen erst in der Zukunft auftretenden Heilskönig, der später allein Messias genannt wurde. Bestärkt wurde diese Ansicht dadurch, dass die betreffenden Aussagen seit alters einen idealen König beschrieben... (Reclams Bibellexikon)

103. Dass die Christen Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, als „Sohn Allahs" bezeichnen, ist allgemein bekannt. Diese Annahme ist, seit Paulus ihn geändert hat, bei ihnen verbreitet. Er wurde dann steter von den heiligen Konzilen bestätigt. (Qutb)

Bis heute wird in den christlichen Kirchen das Nicänische Glaubensbekenntnis verwendet: „Wir glauben an den einen Gott, den Vater, den Allmächtigen, der alles geschaffen hat, Himmel und Erde, die sichtbare und die unsichtbare Welt. Und an den einen Herrn Jesus Christus, Gottes eingeborenen Sohn, aus dem Vater geboren vor aller Zeit: Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott, gezeugt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater; durch ihn ist alles geschaffen. Für uns Menschen und zu unserem Heil ist er vom Himmel gekommen, hat Fleisch angenommen durch den Heiligen Geist von der Jungfrau Maria und ist Mensch geworden. Er wurde für uns gekreuzigt unter Pontius Pilatus, hat gelitten und ist begraben worden, ist am dritten Tage auferstanden nach der Schrift und aufgefahren in den Himmel. Er sitzt zur Rechten des Vaters und wird wiederkommen in Herrlichkeit, zu richten die Lebenden und die Toten; seiner Herrschaft wird kein Ende sein..." Dieses Glaubenbekenntnis gewinnt in ökumenischen Gottesdiensten wieder mehr an Bedeutung. Siehe auch 4:171. (Anm. d. Übers.)

104. Das heißt unautorisiert, nicht gestützt durch die Lehre ihrer Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm. (Darjabaadi)

Die Evangelien enthalten eine Reihe von Aussagen Jesus, über sein Wesen, seine Bedeutung und seine Funktion. Besonderes Gewicht haben dabei jene Selbstbezeichnungen, in denen Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, vorgegebene Hoheitstitel auf sich selbst überträgt. Vielfach dürfte sie erst nachösterlichen Christusbekenntnis der Gemeinde in die Überlieferung eingedrungen sein. Einiges spricht dafür, dass Jesus, sich in geheimnisvoll andeutender Redeweise mit dem kommenden Menschensohn gleichgesetzt hat... (Reclams Bibellexikon)

105. Menschen für Götter oder Gottessöhne zu erklären war nichts Neues. Alle antiken Mythologien enthalten ähnliche Geschichten. Um so weniger Entschuldigungen für solche Irrlehren gab es da, wo die Gesandten Allahs deutlich ihre wahre Beziehung zu Allah dargelegt hatten. (Juusuf `Allii)

106. Diese Aussage ist mit dem vorigen Aja verbunden, der von den im Irrtum befindlichen Anhängern früherer Offenbarungen spricht. Der Vorwurf des Schirk (der Beigesellung anderer Wesen zu Allah) wird sowohl Juden als auch Christen gemacht, sozusagen in weiterer Ausführung der Aussage, dass sie „nicht den Diin Allahs folgen".

„Diejenigen, die vor ihnen die Wahrheit ablehnten", sind beispielsweise die Ägypter, Griechen, Römer, Perser und so weiter. Sowohl Juden und Christen waren so von der Philosophie und Mythologie dieser Völker beeinflusst, dass sie ähnliche Vorstellungen entwickelten. (Mauduudi)

107. Dies soll einen Tadel gegenüber der absichtlichen Blindheit der Juden und Christen ausdrücken. (Darjabaadi)

Ursprünglich benutzten die Araber den Ausdruck: „Möge Allah ihn vernichten!" als direkte Verwünschung. Bereits im Sprachgebrauch vor dem Qur’an wandelte er sich jedoch schon in eine idiomatische Wendung, die alles bezeichnete, was Abscheu erregte. Nach Ansicht zahlreicher Philologen ist dies hier eher gemeint als die wörtliche Bedeutung. Ich schließe mich daher der Interpretation von Rasi und Samachsari an und übersetze: „(Sie verdienen die Verwünschung:) Möge Allah sie vernichten!" (Asad)

108. Die Heuchler widersprechen sich selbst; und dies ist typisch für den Menschen an sich. Wenn ihrer eigenen Dummheit wegen ein Unglück geschieht, schieben sie es jemand anderem zu; wenn sie aber erfolgreich sind, rechnen sie sich selbst aufgrund ihrer eigenen hohen Verdienste, für die "der Himmel sie besonders ausgezeichnet har' die Ehre an. Der moderne kritische Mensch verwirft sogar diesen Vorwand, verleugnet den Himmel überhaupt und schreibt alle Verdienste direkt sich selbst zu, sofern er sich nicht auf den Zufall beruft, aber das tut er meist nur, um "Misserfolge" zu erklären. Wenn wir nach der Ersten Ursache aller Dinge suchen, dann kommt alles von Allah. Suchen wir aber nach der nächstliegenden Ursache, dann ist unser eigener Verdienst so gering, dass wir, wenn wir gerecht sein wollen, kaum Verdienste für uns selbst beanspruchen können. Alles Gute liegt in Allahs Hand (Suura 3:26). Andererseits ist die nahe liegende Ursache für unsere Misserfolge auf Unrecht in uns selbst zurückzuführen, denn niemals werden wir im geringsten ungerecht behandelt (Suura 4:77 und andere). (Juusuf 'Allii)

 

31. Sie haben ihre Schriftgelehrten109 und ihre Mönche110 zu Herren genommen anstelle von Allah111 sowie den Messich, den Sohn Marjams.112 Und dabei war ihnen doch nichts anderes befohlen worden, als dem Einen Gott zu dienen,113 außer dem es keinen Gott gibt.114 Erhaben ist Er über das, was sie Ihm beigesellen.115

109. "Achbar" أَحْبَار: Rechtsgelehrte. Vergleiche auch Suura 5:47, wo sie mit den Rabbinern gleichgesetzt werden. (Juusuf 'Allii)

110. "Ruchban": Mönche, Asketen, Eremiten; Menschen, die der Welt entsagt haben; wo Priester im Zölibat leben, kann der Ausdruck auch auf sie angewendet werden, sowie auf die Mitglieder von Klostergemeinschaften. Der Ausdruck trifft auch auf „Heilige" zu, ob sie vergöttert oder mit übermenschlichen Kräften in Verbindung gebracht oder wie in der katholischen Kirche verehrt werden. (Juusuf 'Allii)

Rahab pl. Ruchban (Mönche) bedeutet sprachlich: derjenige, der Angst hat. Dies ist eine Neuerung in der christlichen Lehre, die durch den Einfluss der Worte Isas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, über Enthaltsamkeit und Weltentsagung entstanden ist. Und im vierten Jahrhundert wurden diesbezüglich Gesetze und Richtlinien aufgestellt. (Al-Manar)

111. Die Verehrung von Priestern, Heiligen und Asketen ist eine Form des Aberglaubens, zu der die Menschen in jedem Zeitalter neigten. Die Entwicklung des jüdischen Aberglaubens ist aus dem Talmud ersichtlich; bei den Christen geht sie aus der Entwicklung der Dogmen von der Unfehlbarkeit des Papstes und der Heiligenverehrung hervor. Der bloße Gedanke eines gesonderten Priesterstandes, der zwischen Gott und Mensch steht und „die Sakramente verwaltet", widerspricht der Güte und allgegenwärtigen Gnade Allahs. Vielgötterei war nicht auf die Polytheisten beschränkt. Die Vergötterung des Mariensohnes wird hier gesondert erwähnt, denn sie beeinflusst nach wie vor einen großen Teil der zivilisierten Menschheit. (Juusuf 'Allii)

Indem sie sie als unfehlbar erklären wie Allah selbst. So wird der Papst in der katholischen Kirche für unfehlbar erklärt, und dem Dogma zufolge gibt es "außerhalb der Kirche kein Heil“. Die Kirche steht unter dem Einfluss des Heiligen Geistes und kann deswegen in Religionsdingen nicht irren. (Darjabaadi)

Vergleiche Suura 3:64. (Asad)

'Adl ibn Hatim, der ehemals ein Christ gewesen war, kam zum Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, um den Islam zu verstehen, und stellte verschiedene Fragen, die seine Zweifel klären sollten, unter anderem diese: „Dieser Aja beschuldigt uns, unsere Gelehrten und Mönche als Herren anzunehmen. Was bedeutet das eigentlich? Wir nehmen sie doch nicht als unsere Herren an“ Darauf antwortete ihm der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, mit einer Gegenfrage: „Stimmt es nicht, dass ihr als verboten betrachtet, was sie verbieten, und als erlaubt, was sie erlauben?" „Doch!“ musste 'Adl zugeben. Da erwiderte der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm: „Dies bedeutet, sie zu euren Herren anzunehmen." (Mauduudi)

112. Siehe oben Aja 30, Fußnote 103. (Anm. d. Übers.)

113. Allah dienen bedeutet, Allahs Gesetze zu befolgen entsprechend dem Wortlaut des Qur’an und der Auslegung Seines Gesandten, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Juden und Christen wird die Vielgötterei nicht angekreidet, weil sie ihre Priester und Mönche als Götter verehren, Fendern weil sie die Gesetze von ihnen anstatt von Allah beziehen. (Qutb)

114. Der wahre Diin, den Allah von allen Menschen annimmt, ist aufrichtige Hingabe an Ihn (Islam). Sie beruht darauf, dass man ausschließlich Allahs Gesetze befolgt, nachdem man sich dazu bekannt hat, dass Er der einzige Gott ist. Wer dem Gebot eines anderen gehorcht, setzt damit praktisch Allah Partner zur Seite. (Qutb)

115. Das heißt weit entfernt ist Er von aller Unvollkommenheit und der Unvollständigkeit, die impliziert ist, wenn von Nach­kommen die Rede ist. Schon allein die Vorstellung einer "Begrenzung" bedeutet die Möglichkeit eines Vergleiches oder einer Korrelation eines Objektes mit einem anderen: Allah aber ist einzigartig, "nichts ist Ihm gleich" (vergleiche Suura 42:11 und 2:4). Jeder Versuch, Ihm oder Seine Attribute einzugrenzen, ist eine logische Unmöglichkeit und vom ethischen Standpunkt her betrachtet eine Sünde. (Asad)

 

32. Sie wollen am liebsten das Licht Allahs mit ihren Mündern auslöschen,116 doch Allah will, dass sein Licht vollendet wird,117 auch wenn es den Kaafirs zuwider ist.118

116. In dem Ausdruck "mit ihren Mündern" liegt eine zweifache Bedeutung:

1. die alten offenen Öllampen wurden mit dem Munde ausgeblasen; so möchten die Kaafirs Allahs Licht ausblasen, weil es sie stört.

2. Falsche Lehrer und Prediger entstellen Allahs Botschaft durch die falsche Rede ihres Mundes. Sie wollen das Licht der Wahrheit zum Verlöschen bringen, denn sie sind Menschen der Finsternis. Allah will jedoch sein Licht vervollkommnen, das heißt vor den Augen der Menschen heller erstrahlen lassen. In sich selbst ist Sein Licht immer vollkommen, aber es soll immer weiter in die Herzen der Menschen eindringen und auf diese Weise für sie immer vollkommener werden. (Juusuf 'Allii)

Sie kämpfen aktiv gegen Allahs Licht sowohl durch Unwahrheiten und Entstellungen als auch indem sie ihr Gefolge und ihre Anhänger zum Kampf gegen den Islam und ihre Anhänger aufhetzen. (Qutb)

117. Wörtlich: „Außer (illa), dass Er Sein Licht zur Vervollkommnung bringt". Der Partikel "illa" إِلاَّ ist hier elliptisch und bedeutet „denn Er will (im Gegensatz zu dem, was die Irrenden wollen)". (Asad)

118. Dies ist ein wahres Versprechen von Allah. Es deutet auf Seine unabänderlichen Gesetzmäßigkeiten, dass Er Sein Licht zur Vollendung bringt, indem Er den Islam die Oberhand gewinnen lässt. Dieses Versprechen ist dazu angetan, die Herzen der Mu’mins zu besänftigen und sie dazu anzuspornen, den Weg weiter zu verfolgen, auch wenn er voller Mühsal ist. (Qutb)

 

33. Er ist es, Der Seinen Gesandten mit der Rechtleitung und dem wahren Diin119 geschickt hat, auf dass sie die Oberhand über alle Diins gewinnt, auch wenn es den Götzendienern zuwider ist.120

119. Aus diesem Text wird ersichtlich „mit der wahren Diin, die im Aja 29 erwähnt ist, die Botschaft gemeint ist, mit der Er Seinen letzten Gesandten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, geschickt hat. Allgemein ist mit der Wahren Diin gemeint, Allah allein zu dienen und Seine Gebote zu befolgen. Und dies ist die Grundlage aller Diins, die von Ihm kommen. (Qutb)

120. Jeder Diin, die sich an die Menschen richtet, hat einen Funken Wahrheit in sich. Islam ist jedoch das vollkommene Licht der Wahrheit. So wie das größere Licht durch seine Leuchtkraft alle anderen Lichter überstrahlt, so wird der Islam alles andere überstrahlen, trotz des Unbehagens derer, die sich von diesem Licht gestört fühlen. Vergleiche auch Suura 48:28 und 61:9. (Juusuf 'Allii)

Diin Unterwürfigkeit. Sie darf nur auf Allah gerichtet sein. (Qutb)

Vergleiche auch Suura 3:19. (Asad)

 

34. Oh, ihr Mu’mins! Wahrhaftig, unter den Schriftgelehrten121 und Mönchen122 gibt es viele, die das Gut der Menschen auf trügerische Weise verzehren123 und vom Pfad Allahs abhalten.124 Und jenen, die Gold und Silber anhäufen125 und es nicht auf dem Pfad Allahs spenden126 ihnen verkünde schmerzliche Strafe,127

121. Gemeint sind jüdische Priester und Schriftgelehrte. (Darjabaadi)

122. Gemeint sind christliche Priester und Mönche. (Darjabaadi)

123. "Bil-Batil" بِالْبَاطِلِ: in Trug, das heißt unter Vorspiegelung falscher Tatsachen, oder zu sinnlosen Zwecken. Dies wird beispielhaft aus der Geschichte des mittelalterlichen Europa ersichtlich, obgleich kein Zeitalter und keine Organisation vor solchen Missständen sicher sein kann. Priester bereicherten sich an Ablässen und Dispensationen; sie missbrauchten ihr Amt als Ausgangspunkt für Macht- und Besitzstreben. Selbst die Klöster, die Einzelpersonen das Gelübde der Armut abnahmen, wurden reich an gemeinsamem Eigentum, bis ihr Reichtum selbst in ihrer eigenen Gesellschaft als Skandal empfunden wurde. (Juusuf 'Allii)

124. In diesem Aja wird die Rolle der Schriftgelehrten und Mönche weiter verfolgt, die, wie im Aja 31 erwähnt, von den Schriftbesitzern als Herren und Gesetzgeber angenommen worden sind. Diese Schriftgelehrten und Mönche bereichern sich auf unerlaubte Weise und bringen dadurch viele Leute vom Pfade Gottes ab, indem sie Unerlaubtes zu Erlaubtem deklarieren und umgekehrt, wie zum Beispiel den Zins. (Qutb)

Die religiösen Führer machen sich zweierlei Vergehen schuldig:

1. sie beuten das Volk aus, indem sie falsche Entscheidungen verkaufen und unter verschiedenen Vorwänden Geschenke. Bestechungen und Spenden annehmen. Sie erfinden religiöse Rituale und Regeln, um die Menschen zu veranlassen, sich ihr Seelenheil und ihren irdischen Erfolg zu „erkaufen", und machen Eheschließungen, Beerdigungen und andere „Amtshandlungen" von einer an die „Monopolisten des Himmels" zu zahlenden Gebühr abhängig.

2. Zusätzlich dazu behindern sie die Menschen auf dem Weg zu Allah, indem sie sie in ihre Irrtümer verwickeln und jeder Reformbewegung Hindernisse in Form von „gelehrten" Zweifeln und „frommen" Einwänden in den Weg legen. (Mauduudi)

Anlass zur Reformation Martin Luthers war unter anderem der so genannte Ablasshandel: durch eine entsprechende Spende an die Kirche, die zum Bau des Petersdomes in Rom verwendet werden sollte, konnte man sich von seiner Sünde freikaufen. Aus dieser Zeit stammt der Vers: "Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele in den Himmel springt." (Anm. d. Übers.)

125. Der Missbrauch von Eigentum und Mitteln wird immer wieder verurteilt, und zwar in dreierlei Hinsicht:

1. Nichts darf auf illegitime Weise oder unter falschen Vorwänden erworben werden;

2. Eigentum darf nicht gehortet, aus dem Verkehr gezogen oder sonst wie um seiner selbst willen angesammelt werden, sondern soll frei für gute Zwecke Verwendung finden, sei es für andere oder für dich selbst.

3. Besonders ist darauf zu achten, dass Eigentum nicht sinnlos verschwendet wird, sondern es soll so verwendet werden, dass es den Menschen Nutzen bringt. (Juusuf 'Allii)

126. Wahrscheinlich ist dies in erster Linie eine Anspielung auf den Reichtum der jüdischen und christlichen Gemeinschaften und ihren Missbrauch ihres Eigentums. Einige Kommentatoren sind jedoch der Ansicht, dass die Bedeutung weiter gefasst ist und alle Menschen einschließt, auch die Muslime, die ihren Besitz horten und nichts davon für Allahs Sache zur Verfügung stellen. (Asad)

127. Vergleiche Matthäus 6:19-20: „Ihr sollt euch nicht Schätze sammeln auf Erden, wo sie die Motten und der Rost fressen, und wo die Diebe nachgraben und stehlen. Sammelt aber Schätze im Himmel, wo sie weder Motten noch Rost fressen und wo die Diebe sticht nachgraben und stehlen." (Darjabaadi)

 

35. am (Jüngsten) Tag, wenn dieses128 im Feuer der Hölle erhitzt wird und ihnen Stirn, Seiten und Rücken damit gebrandmarkt werden:129 „Dies ist, was ihr für euch selbst gehortet habt. So kostet das, was ihr anzuhäufen pflegtet,"130

128. Der Text im Qur’an beschreibt hier die Strafe dieser Priester und Mönche, die das zu unrecht erworbene Eigentum anhäufen. Sie ist auch die Strafe jener, die Gold und Silber horten, anstatt sie für die Sache Allahs zu spenden. (Qutb)

Hier wird eine sehr treffende Metapher benutzt, um die Strafe zu beschreiben, die jene erleiden, die Eigentum missbrauchen, denn ein solcher Missbrauch ist ebenso ein geistiges Vergehen wie jeder andere Akt des Ungehorsams gegenüber Allah. Solch missbrauchtes Eigentum wird selbst Zeugnis gegen uns ablegen. Das ist dann so, als ob Gold und Silber erhitzt würden, um zur Hitze des Höllenfeuers beizutragen, und als wenn es uns auf der Stirn brandmarkte., um unsere Dummheit zu tadeln, die uns zu der Annahme veranlasste, Eigentum sei um seiner selbst willen erstrebenswert, nicht als Mittel, Gutes zu tun; und als wenn es ein Brandmal auf unsere Seiten (der Bauch wird als Sitz der Gier angesehen) und unseren Rücken (den Sitz von Stabilität und Kraft) setzen würde, um zu zeigen, dass Gier keine wirkliche Befriedigung bringen kann, und dass Reichtum, der zu unserer Stabilität und Kraft hätte beitragen können, durch den Missbrauch gerade zu Labilität und Schwäche beigetragen hat. (Juusuf 'Allii)

129. Vergleiche die parallele Allegorie in Suura 3:180, wo es um das Leiden der Gierigen und Geizigen im zukünftigen Leben geht. (Asad)

Ihre Stirne, die sie auf der Erde zu runzeln pflegten, so dass sie die Armen bei dieser finsteren Miene davor zurückschreckten, um etwas zu bitten.

Ihre Rücken und Seiten haben sie stets auf die Kissen des Wohlstandes gebettet und sich nicht dazu herablassen wollen, den Armen zu erhören. (Al-Manar)

130. Die Stimme, die hier zu den Geizigen spricht, betont die Moral der Geschichte: „Habt ihr von eurem missbrauchten Eigentum Befriedigung oder Heil erwartet? In Wirklichkeit trägt es zu eurem Leiden bei." (Juusuf  'Allii)

 

36. Die Anzahl der Monate131 bei Allah beträgt zwölf Monate nach der Bestimmung Allahs seit dem Tag, als Er die Himmel und Die Erde erschuf.132 Davon sind vier geheiligt (unverletzlich). Dies ist das rechte Gesetz. Darum tut euch darin nicht selbst unrecht.133 Und bekämpft die Götzendiener allesamt,134 so wie sie euch allesamt bekämpfen.135 Und wisset, dass Allah mit den Mutaqis ist.

131. Dieser Aja muss zusammen mit dem folgenden gelesen werden. Sie verurteilen das willkürliche und selbstsüchtige Verhalten der kaafir Araber, die einerseits an dem althergebrachten Brauch festhielten, vier Monate des Jahres als geheiligt zu betrachten, in denen jede kriegerische Auseinandersetzung verboten war, andererseits aber die Monate vertauschten oder Monate hinzufügten oder ausfallen ließen, wenn sie sich davon einen Nutzen versprachen, um einen unfairen Vorteil gegenüber ihren Feinden zu erlangen. Dies gefährdete auch die Sicherheit der Pilgerfahrt. Der alte Brauch forderte Fairness allen gegenüber und seine Manipulation wird hier verurteilt.

Dies bezieht sich nicht die Frage nach Sonnenjahr oder Mondjahr. Das reine Mondjahr hat sich nach der Abschiedspilgerfahrt des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nach der Hidschra) zur Berechnung der islamischen Feiertage und Fastenzeiten eingebürgert. (Juusuf 'Allii)

Dieser und der folgende Aja kehren wieder zu den Götzendienern und zu den Bedingungen zurück, die die Beziehungen zu ihnen regeln. (Al-Manar)

132. Dies soll der willkürlichen Einführung eines Schaltmonats ein Ende bereiten, mittels dessen die vorislamischen Araber die Anzahl der Monate auf 13 oder 14 erhöhten und die Daten für 'Ibaada Anlässe nach ihrem Gutdünken änderten. (Mauduudi)

133. In diesen Monaten, deren Heiligung auf das Daseinsgesetz für Himmel und Erde zurückgeht, dürft ihr euch selbst kein Unrecht tun, indem ihr die Heiligung verletzt. Allah hat sie geheiligt, um eine Phase der Sicherheit und eine Oase des Friedens zu schaffen. So handelt nicht Allahs Willen zuwider. Denn dadurch setzt ihr euch der Strafe Allahs im Jenseits und im Diesseits Angst und Unruhe aus. (Qutb)

Unrecht gegen sich selbst ist dann gegeben, wenn man etwas Verbotenes tut. Dazu gehört, die heiligen Monate zu verletzen. (Al-Manar)

Wegen ihrer Gewissenhaftigkeit bezüglich der heiligen Monate waren die Muslime im Nachteil. Ihnen wird geboten, deswegen kein Unrecht zu begehen. Wenn die Götzendiener unter dem einen oder anderen Vorwand in jedem Monat Kampfhandlungen begannen, durften sich die Muslime auch in allen Monaten verteidigen. Zurückhaltung und Selbstkontrolle wird jedoch wie immer empfohlen, so weit es möglich ist. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 2:194. (Mauduudi)

134. Dies ist mit der weiter unten folgenden Aufforderung verbunden, "diejenigen zu bekämpfen, die anderen Wesen außer Allah Göttlichkeit beilegen." (Asad)

135. Das heißt: „So wie sie alle sozusagen in der Ablehnung der Wahrheit gegen euch vereint sind, so seid ihnen gegenüber einig in eurer Bereitschaft zur Selbstaufopferung." Bezüglich der Umstände, unter denen es den Muslimen erlaubt ist, Krieg gegen Nichtmuslime zu führen, vergleiche den ersten Teil dieser Suura, besonders die Ajas 12-13, sowie Suura 2:190-194, wo die allgemeinen Grundsätze für die bewaffnete Auseinandersetzung dargelegt werden. (Asad)

Das heißt: Schließt euch zusammen gegen sie, wobei sich kein einziger von auch ausschließen darf, so wie sie es auch gegen euch tun. Ihr Widerstand gegen euch gilt eurem Islam und hat nichts mit Rache oder rassistischen Gründen zu tun, und es geht ihnen auch nicht um materiellen Gewinn. (Al-Manar)

Diese Aufforderung könnte zwei Bedeutungen haben. Einmal könnte es heißen: So wie sie sich in eurer Bekämpfung zusammenschließen, so schließt ihr euch auch zusammen gegen sie. Oder aber dies könnte als Erlaubnis verstanden werden, die Götzendiener während der heiligen Monate zu bekämpfen im Falle, dass sie mit den feindlichen Handlungen anfangen. (ibn Kasir)

136. "Taqwa" die einen Mutaqi definiert bedeutet nämlich Bedachtsamkeit, Verantwortungsbewusstsein und Aufmerksamkeit. (Anm. d. Übers.)

Die sich davor hüten, ungerecht zu handeln oder Gewalt anzuwenden, schimpfliche Taten zu begehen, wie die Vielgötterei oder in Sünden zu verfallen. (Al-Manar)

 

37. Das Hinausschieben (eines heiligen Monats)137 ist wahrhaftig eine weitere Steigerung des Kufrs.138 Die Kaafirs werden dadurch in die Irre gleitet. Sie erklären ihn im einen Jahr für heilig, im anderen nicht.139 Und damit sie Übereinstimmung mit der Anzahl (der Monate) erzielen, die Allah heilig gemacht hat, erlauben sie das, was Allah verboten hat.140 So werden ihnen ihre bösen Taten als lobend vorgespiegelt.141 Und Allah leitet nicht das kaafir Volk.142

137. Manipulation mit einem althergebrachten Brauch war nicht nur eine Provokation der Kaafirs gegenüber den Muslimen auf Grund ihres Islams, sondern ein Unrecht in sich selbst, dem sie unterlief die vernünftigen Einschränkungen unkontrollierter Fehden und brachte durch die willkürlichen Entscheidungen den dem Gesetz treuen Parteien Nachteile. (Juusuf `Allii)

Die Araber übernahmen von der Diin Ibrahims und Ismails, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, den Brauch, in vier Monaten des Mondjahres den Kampf zu verbieten, um der Pilgerfahrt und dem Pilgerfahrtsort Sicherheit zu geben. Doch mit der Zeit änderten sie nicht nur die Zeremonien der Pilgerfahrt, sondern auch die Monate, die zuvor heilig waren, insbesondere den Monat Muharram (erster Monat des Jahres). Sie schoben sein Verbot auf den Monat "Saffar" (2. Monat d. Jahres) hinaus. (Al-Manar)

138. Der Begriff "An-Nasii" النَّسِي, den ich mit "Einschaltung" übersetze, kann auch mit „Verzögerung" übersetzt werden, das heißt, die Verzögerung von Mondmonaten mittels der Einschaltung eines dreizehnten Monats, wie es bei den vorislamischen Arabern praktiziert wurde, um aus geschäftlichen und anderen irdischen Gründen den traditionellen Mondkalender in Ein klang mit dem Sonnenjahr zu bringen. Der Qur’an bezeichnet dies als einen weiteren Fall von Kufr, denn es wendet sich gegen Allahs erklärten Willen bezüglich der Einhaltung eines reinen Mondkalenders im Hinblick auf die Erfüllung verschiedener ’'Ibaada Pflichten. (Asad)

139. Eine Anspielung auf die willkürliche Weise, in der die vorislamischen Araber im dritten, sechsten und achten Jahr einer achtjährigen Periode einen Schaltmonat einfügten. (Asad)

Es gibt zwei Berichte bezüglich dieses Ajas. Darin werden zwei Formen des Hinausschiebens eines heiligen Monats genannt. Im ersten Bericht von Mudschahid wurde die Heiligkeit des Monat Muharram (l. des Mondjahres) auf den zweiten Monat Safar verschoben von einen Mann aus dem Stamm der Bani Kananach. Somit blieben trotzdem vier geheiligte Monate. Doch sie waren nicht die gleichen, die Allah verboten hatte. In der zweiten Erzählung wurden nur drei Monate eines Jahres geheiligt und dafür im nächsten Jahr fünf Monate. So blieb ein Durchschnitt von vier Monaten jedes Jahr. Aber es wurde dadurch einmal die Heiligkeit eines Monats aufgehoben und ein andermal wurde ein Monat geheiligt, der gar keiner war. Dies war ein klares Vergehen gegen das Gesetz Allahs. (Qutb)

140. Das Gesetz Allahs wählte den Mondkalender statt des Sonnenkalenders für die Erfüllung der 'Ibaada Pflichten. Auf diese Weise sollten den Muslimen viele geistige Vorteile zukommen wie beispielsweise der, dass sie geübt werden sollten, Allahs Geboten zu allen Jahreszeiten und unter allen Umständen Folge zu leisten. Beispielsweise zirkuliert dadurch der Ramadan durch alle Jahreszeiten, und die Muslime gewöhnen sich daran, Allahs Gebot zu folgen, ob es Sommer oder Winter ist, sonnig oder regnerisch. Auf diese Weise lernen sie, standhaft in ihrem Gehorsam zu sein. Dieses Training komm ihnen zugute, wenn sie sich unter verschiedenen Lebensumständen für die Wahrheit einsetzen müssen. (Mauduudi)

141. Hiermit werden die Muslime ermutigt, mit aufrichtiger Hingabe dem rechten Weg zu folgen, denn sie sind mit dem himmlischen Licht in Form des Qur’an und des Propheten Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gesegnet worden. Wie kannst du erwarten, dass ein Mensch, der das Leben wirklich versteht und im Lichte seines Wissens deutlich den rechten Weg von den zahllosen krummen Wegen unterscheiden kann, ein solches Leben führt wie diejenigen, denen das Verständnis fehlt und die blindlings in der Finsternis der Unwissenheit umherirren? (Mauduudi)

142. Jene Kaafirs, die die Beweise der Rechtleitung nicht an ihre Herzen herankommen lassen wollten. Somit haben sie es verdient von Allah in der Finsternis und im Irrtum gelassen zu werden, in die sie sich verstrickt haben. (Qutb)

 

Abschnitt 6

38. O die ihr den Imaan verinnerlicht habt! Was ist mit euch,143 dass ihr, wenn euch gesagt wird: „Rückt aus auf dem Pfad Allahs," euch schwer zur Erde sinken lasst? Wollt ihr euch denn mit dem diesseitigen Leben144 anstelle des Jenseits zufriedengeben?145 Doch der Genuss des diesseitigen Lebens verglichen mit dem des Jenseits ist wahrhaftig gering!

143. Dies bezieht sich unmittelbar auf die Expedition nach Tabuk im Jahre 9 nach der Hidschra. Aber die Lehre daraus ist allgemeingültig. Wenn zur Teilnahme an einer großen Sache aufgerufen wird, sind diejenigen die Glücklichen, die das Privileg haben, diesem Ruf Folge leisten zu können. Weniger glücklich daran sind diejenigen, die von ihren Alltagsahngelegenheiten so eingenommen sind, dass sie nicht darauf hören. (Juusuf `Allii)

144. Es sind die irdischen Verlockungen und Vorstellungen, die zu Schwerfälligkeit führen; Angst um das eigene Leben, um Eigentum, Interessen und Wohlstand. Es ist die Anziehungskraft der Erde, die einen nach unten zerrt und das Hinaufsteigen der Seelen und die Ungebundenheit der Sehnsüchte unterbindet. (Qutb)

Diejenigen, die sich weigerten, an der Tabuk-Expedition teilzunehmen, kamen mit folgenden Einwänden:

1. die Sommerhitze, in der wegen der drohenden Gefahr für die kleine Gemeinschaft die Expedition unternommen werden musste, und

2. die Befürchtung, die Erntezeit zu versäumen. (Juusuf `Allii)

Das heißt: „Ihr zögert mit eurer Reaktion und klammert euch an das Leben dieser Welt."

Unmittelbarer Anlass für die Tabuk-Expedition war die Nachricht, dass die Byzantiner, besorgt durch die schnelle Ausbreitung des Islam in Arabien und aufgewiegelt von Abu ’Amir, dem Feind des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Truppen in den Randgebieten der arabischen Halbinsel zusammenzogen mit der Absicht, nach Medina zu marschieren und die Muslime zu überwältigen. Zum Schutz vor einem solchen Überfall rief der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, stärkste Streitmacht zusammen, die die Muslime zu Verfügung stellen konnten, und zog im Radschab des Jahres 9. nach der Hidschra zur Grenze. Bei der Ankunft in Tabuk, halbwegs zwischen Medina und Damaskus, erfuhr der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, dass die Byzantiner entweder noch nicht zu ihrer Invasion bereit waren oder den Plan vorläufig aufgegeben hatten. Deswegen kehrte er - treu dem islamischen Prinzip, dass ein Krieg nur zur Verteidigung geführt werden darf - mit seinen Anhängern nach Medina zurück, ohne dass es zu Kampfhandlungen gekommen war.

Bei den Vorbereitungen für diese Expedition zeigten die Heuchler und eine Minderheit unter den Muslimen äußerste Zurückhaltung, sich einer Auseinandersetzung mit den Byzantinern anzuschließen. Hierauf spielen dieser und der folgende Aja an. (Asad)

145. Der hier gegebene Vergleich des irdischen Lebens mit dem zukünftigen Leben kann zweierlei bedeuten:

1. Wenn du dir bewusst wirst, dass das zukünftige Leben ewig ist und viel Gutes bringt, wirst du feststellen, dass die Möglichkeiten und der tatsächliche Genuss in diesem Leben ihm gegenüber verschwindend gering sind. In diesem Augenblick wird es dir leid tun, dass du dich selbst der kurzlebigen Vorteile des vergänglichen Lebens wegen um diese dauernde Glückseligkeit gebracht hasst.

2. Die Güter dieses irdischen Lebens haben im zukünftigen Leben keinen Wert, wie reichhaltig sie auch sein mögen. Mit deinem letzten Atemzug musst du alles zurücklassen und kannst nichts mitnehmen. Selbstverständlich wird dir jedoch das vergolten, was du aus Liebe zu Allah aufgeopfert hast. (Mauduudi)

 

39. Wenn ihr nicht (zum Kampf) ausrückt,146 wird Er eich schmerzlich strafen147 und euch durch ein anderes Volk ersetzen.148 Doch Ihm149 vermögt ihr keinen Schaden zuzufügen, und bei Allah liegt die Entscheidung über alle Dinge.

146. "Tanfiruu" تَنفِرُو: „Ihr geht vorwärts, seid bereit zu streben und euch einzusetzen." Dies ist nämlich die Vorbedingung für allen Fortschritt, sowohl in der geistigen und moralischen als auch in der materiellen Welt. Ein deutsches Sprichwort besagt: „Hilf dir selbst, dann hilf dir Gott." Trägheit und Lethargie sind tödlich. Niemand kann sich auf seinen Lorbeeren ausruhen. Allah braucht den Menschen nicht, aber der Mensch braucht Allah. Wenn einem Volk Gnade erwiesen wird, das Volk sich aber als unwürdig erweist, wird es durch ein anderes ersetzt; dies ist in der Geschichte häufig genug geschehen. Wir können dies als eine besondere Warnung an die muslimischen Völker auffassen. (Juusuf `Allii)

147. Bereits in dieser Welt. (Darjabaadi)

148. Ein Volk, das Allahs Willen erfüllt. (Darjabaadi)

149. Das heißt: Seiner wahren Diin. (Darjabaadi)

 

40. Wenn ihr ihm150 nicht beisteht, so wird Allah ihm helfen wie damals,151 als die Kaafirs ihn Vertrieben.152 Als sie beide153 in der Höhle154 waren, sagte er zu seinem Gefährten:155 „Sei nicht traurig! Wahrlich, Allah ist mit156 uns.“ So sandte Allah innere Ruhe auf ihn herab157 und stärkte ihn mit Heerscharen,158 die ihr nicht saht. Und Er machte das Wort der Kaafirs verächtlich,159 doch das Wort Allahs ist über alles erhaben.160 Und Allah ist Allmächtig, Allweise.

150. „ihm", nämlich dem Propheten Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm.(Asad)

Hier gibt Allah ein Beispiel der Hilfe, die Er Seinem Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zuteil werden ließ, ohne dass sie einen Anteil daran hatten. Dieses Beispiel ist aus ihrer jüngsten Geschichte, die sie gut kennen. Und schließlich verleiht Allah den Sieg wem Er will. (Qutb)

151. Die Tabuk-Expedition war kein Fehlschlag. Obgleich viele zögerten, schlossen sich doch um so mehr an. Ein viel treffenderes Beispiel war es jedoch, als der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Mekka vertrieben wurde und seine bekannte Auswanderung nach Medina vollzog. Seine Gegner hatten es auf sein Leben abgesehen. Er hatte bereits seine Anhänger nach Medina geschickt. 'Allii war freiwillig geblieben, um im Haus des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Verschwörungen gegenüberzutreten. Sein einziger Gefährte war Abu Bakr. Die beiden versteckten sich in der Höhle Taur, etwa 4-5 km von Mekka entfernt, während der Feind umherstreifte und sie suchte. Die Kräfte, die ihnen beistanden, waren zwar unsichtbar, aber auch unüberwindbar. (Juusuf 'Allii)

152. Aus seiner Heimatstadt Mekka, und als er einsam und verlassen zu sein schien. (Darjabaadi)

153. Wörtlich: „Einer von zweien; diese Redewendung wurde später zu Abu Bakrs Ehrentitel. (Juusuf 'Allii)

Dieser Ausdruck bedeutet nicht eine Rangfolge, sondern eher „einer der beiden". Vergleiche auch, was der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, bei der Gelegenheit zu Abu Bakr sagte: „Was kann deiner Ansicht nach zwei (Menschen) geschehen, die Allah als Dritten bei sich haben?" (Asad)

154. In der Höhle Taur südöstlich von Mekka lagen die beiden Auswanderer drei Tage lang versteckt, während ihre Feinde, die geschickt in der Kunst des Fährtenlesens waren, sie suchten. Wie durch ein Wunder entgingen sie knapp der Entdeckung. (Darjabaadi)

155. Das heißt, der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sagte zu Abu Bakr. (Darjabaadi)

156. Als die Verfolger bis vor die Höhlenöffnung kamen und die beiden ihre Stimmen hören konnten. (Darjabaadi)

In diesem kritischen Augenblick befürchtete Abu Bakr ganz natürlich, sie würden einen Blick in die Höhle werfen und sie sehen. Der Propheten, Allahs Segen und Frieden auf im, wahrte jedoch seine Ruhe und beruhigte seinen Gefährten mit diesen Worten. (Mauduudi)

157. Damit ist Abu Bakr gemeint, denn der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, selbst blieb die ganze Zeit ruhig. (A1-Manar)

Vergleiche Suura 9:26 und entsprechende Fußnoten. (Juusuf 'Allii)

158. Engel, die Sicherheit bringen. (Darjabaadi)

Engel, die die beiden davor abschirmten, von Kaafirs gesehen zu werden. (Al-Manar)

159. Die Feinde des Islam hatten damit geprahlt, den Islam ausrotten zu wollen. Das Ergebnis ihrer Bemühungen machte sie selbst lächerlich. (Juusuf 'All)

160. Allahs Plan wird letztendlich immer verwirklicht. (Darjabaadi)

Wörtlich: "ist höher" oder „ist am höchsten". Das Wort "Kalima" كَلِمَةَ, das in diesem Satz zweimal erscheint und wörtlich „Wort" bedeutet, habe ich mit "Sache" ("Allahs Sache") übersetzt. (Asad)

Ibn 'Abbes erzählte: „Das Wort der Götzendiener ist der Polytheismus und das Wort Allahs ist la ilaha illa 'llah (Es gibt keinen Gott außer Allah). (ibn Kasir)

 

41. Rückt aus, (sei es) leicht oder schwer (für euch),161 und kämpft mit eurem Vermögen und eurem Leben für die Sache Allahs. Das ist zu eurem eigenen Besten, 162 wenn ihr es nur wüsstet!

161. Nach den Interpretationen der meisten klassischen Kommentatoren (beispielsweise Samachsari und Rasi) übersetze ich "leicht und schwer" mit ..sei es leicht oder schwierig (für euch)". (Asad)

Leicht oder schwer ausgerüstet: dies ist sowohl örtlich als auch im übertragenen Sinne zu verstehen. Alle sind aufgerufen, und sie sollen die Mittel einsetzen, die ihnen zur Verfügung stehen - leichte oder schwere Rüstung, beritten oder zu Fuß, Erfahrene für besonders gefährliche Situationen, Ungeübte für Aufgaben, die ihnen angemessen sind. Jeder soll seinen Beitrag leisten. Selbst diejenigen, die zu alt oder zu schwach sind, können ihre Mittel auf ihre Weise zur Verfügung stellen. (Juusuf `Allii)

„Unter allen Umständen": sei es leicht oder schwierig; oder ob ihr alt seid oder jung, gut oder schlecht ausgerüstet... (Mauduudi)

162. Sowohl in diesem Leben als auch im zukünftigen. (Darjabaadi)

 

42. Wenn es sich um ein leicht zu erreichender Gewinn163 und um eine Reise von mäßiger (Mühe) gehandelt hätte,164 dann wären sie dir gewiss gefolgt,165 doch die Reise schien ihnen weit.166 Und sie werden dir bei Allah schwören: „Wenn wir nur imstande wären, würden wir gewiss mit euch ausziehen."167 Dabei richten sie sich selbst zugrunde.168 Und Allah weiß, dass sie fürwahr Lügner sind.

163. Wenn leicht erreichbare Beute in Aussicht gestellt wäre. (Darjabaadi)

164. Wenn keine Schwierigkeiten bevorständen wie in der Tabuk- Expedition. (Darjabaadi)

165. Dies bezieht sich nicht auf Muslime, sondern auf die Heuchler, die zurückblieben. (Darjabaadi)

166. Ein anstrengender Marsch von etwa 14 Tagen war notwendig, um Tabuk zu erreichen. Die Ungewissheit des Unternehmens sowie die bevorstehenden Mühen und Schwierigkeiten gaben Anlass zu verschiedenen Ausreden seitens der halbherzigen Muslime und der Heuchler. Wie aus dem nächsten Aja hervorgeht, akzeptierte der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Entscheidungen vielfach und erlaubte den betreffenden Leuten, in Medina zu bleiben. (Asad)

167. Die Ausflüchte der Heuchler werden hier bloßgestellt. Wäre leicht erreichbare Beute oder ein einfaches Unternehmen in Aussicht gestellt worden, dann wären sie bereitwillig gekommen. Mit ihren falschen Schwüren beeinträchtigen sie ihr geistiges Leben. In Wirklichkeit gefährden sie durch ihr Zurückbleiben auch ihr leibliches Leben. denn wenn der Gegner siegt. sind alle in Gefahr. (Juusuf `Allii)

Unabhängig von Ort und Zeitalter zeigen viele eine solche Haltung, sobald sie aufgefordert werden. sich für eire Sache einzusetzen. Durch solche Lügen und Schwüre. die ihnen als Rettung erscheinen. bestraft Allah die Lügner im Diesseits für ihre Lüge und im Jenseits hilft ihnen ihr Leugnen nicht. (Qutb)

168. Durch den Missbrauch des Namens Allahs bei ihrem falschen Schwur. (Al-Manar)

 

Abschnitt 7

43. Allah möge dir verzeihen!169 Weswegen hast du ihnen gestattet, (zurückzubleiben),170 bevor du diejenigen erkannt hast, die die Wahrheit sagten und jene die gelogen haben.172

169. Wörtlich: "Allah möge dir vergeben". Hier geht es jedoch nicht um Schuld. und Imam Rasi versteht den Ausdruck als einen Ausruf, so wie man sagt: "Allah segne dich"; oder „Allah bewahre;“ Bei seiner Tabuk-Expedition hatte der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Ausnahmen gewährt, die vom militärischen Standpunkt her viel zu liberal waren. Er hatte sich dabei von freundlicher Zuvorkommendheit wie auch von politischen Absichten leiten lassen. Freundlichkeit deswegen. weil er nicht jemandem die Erlaubnis verweigern wollte, der eine wirkliche Entschuldigung hatte. Politische Absichten in dem Sinne. dass jemand. der sich nicht bereitwillig anschloss. eher eine Last als eine Verstärkung für das Heer darstellte. Dieses Vorgehen war gerechtfertigt, weil ihm in der Tat etwa 30.000 oder mehr Männer folgten. Dies rechtfertigte jedoch nicht die Wankelmütigen, die hier verurteilt werden. (Juusuf 'Allii)

Obgleich dieser Ausdruck in der Form einer Bitte oder eines Wunsches formuliert ist. sind sich die Kommentatoren darüber einig, dass es sich um eine Feststellung handelt: „Allah vergibt dir“ oder „Allah hat dir vergeben“: Damit wird der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, jeder moralischen Verantwortlichkeit für seine irrtümliche, aber menschlich verständliche Annahme der Bitten derer befreit. die sich an der Teilnahme an der Expedition entschuldigen wollten. Meiner Ansicht nach sollte diese Feststellung den Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, davon befreien, sich wegen seiner übergroßen Liberalität in dieser Hinsicht Selbstvorwürfe zu machen. (Asad)

Manche Kommentatoren, insbesondere "Samachsari", legen die Verzeihung Allahs gegenüber dem Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, falsch aus und behaupten, dass dies eine Sünde (Sanb) voraussetzt. Andere wiederum, wie Rasi, wollen festhalten, dass die Verzeihung keineswegs die Folge eines Vergehens ist. Das arabische Wort "Sanb" jedoch bedeutet im Sprachgebrauch auf jede Tat hin, die einen Schaden nach sich zieht oder einen Nutzen entgehen lässt. Somit ist das Wort “Sanb" nicht mit dem Wort “Ma'asiah" gleichbedeutend, wie auch aus Aja 2 Suura 48 ersichtlich wird (Al-Manar)

170. Warum hast du ihnen erlaubt, zu Hause zu bleiben. Dies bezieht sich auf gewisse Munafuqs. (Darjabaadi)

171. Dies bezieht sich auf Muslime, die einen gerechtfertigten Grund hatten, zu Hause zu bleiben. (Darjabaadi)

172. Die gewohnheitsmäßigen Drückeberger. (Darjabaadi)

Allah mahnt den Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, denn solche Großzügigkeit konnte den Munafuqs Gelegenheit geben, ihre Unaufrichtigkeit zu verbergen, und war deswegen nicht angebracht. Wären sie ohne seine Genehmigung zurückgeblieben, dann wäre ihre Heuchelei bloßgestellt worden. (Mauduudi)

 

44. Diejenigen, die an Allah und an den Jüngsten Tag den Imaan verinnerlicht haben, bitten dich nicht, zurückbleiben zu dürfen, um nicht mit ihrem Vermögen und ihrem Leben (für Allahs Sache) kämpfen zu müssen.173 Und Allah kennt die Mutaqi sehr wohl.174

173. Mu’mins werden immer ihre persönlichen Interessen denen des Islam unterordnen. (Darjabaadi)

Der Weg zu Allah ist klar und gerade. Wer zögert oder zaudert, diesen Weg zu begehen, kann nur einer sein, der entweder diesen Weg nicht kennt, oder ihn wohl kennt, jedoch aus Angst vor dessen Strapazen sich davon abwendet. (Qutb)

Ein Mensch, der den Imaan verinnerlicht hat, konnte nicht den Kampf für Allahs Sache scheuen, wenn er nicht einen triftigen Grund dazu hatte. (Al-Manar)

Dieser Aja kann auch so verstanden werden: Es ist nicht die Gewohnheit derer, die an Allah und an den Jüngsten Tag den Imaan verinnerlichen, dich um Freistellung vom Kampf mit ihrem Vermögen und ihrem Leben zu ersuchen, sondern sie gehen mutig an ihn heran, wenn sie dazu aufgefordert werden. (Al-Manar)

174. Juusuf Allii übersetzt den Ausdruck "Al-Mutaqiin" الْمُتَّقِين hier mit "diejenigen, die ihre Pflicht erfüllen." Vergleiche hierzu auch oben Aja 36, Fußnote 136. (Anm. d. Übers.)

"Er kennt diejenigen, die sich Allahs Gegenwart bewusst sind." (Asad)

 

45. Nur diejenigen bitten dich um Freistellung, die nicht an Allah und an den Jüngsten Tag den Imaan verinnerlichen und deren Herzen in Zweifel sind und in ihren Zweifel hin und herschwanken.175

175. Zweifel zerstört alle Standhaftigkeit, während der Imaan die Handlungen eines Menschen stärkt und ihm innere Ruhe und Sicherheit gibt. (Juusuf `Allii)

Einer den Islam gegenüber nicht positiv eingestellter Psychologe schreibt: „Das Gegenteil von Glauben ist nicht Unglaube, sondern Zweifel. In wichtigen Angelegenheiten ist Zweifel der Zustand unglaublichen Elends.“ Zweifel, der für den Zweifler selbst Labilität, inneren Zwiespalt und Verwirrung bedeutet, ist mit Glauben nicht vereinbar. (Darjabaadi)

 

46. Und wenn sie entschlossen gewesen wären (mit euch) auszurücken,176 dann hätten sie sich gewiss darauf vorbereitet.177 Doch Allah war gegen Ihren Auszug,178 so hielt Er sie zurück179 und es wurde (ihnen) gesagt: „Bleibt zurück mit den daheim Sitzenden;"180

176. So wie sie es jetzt nachträglich vorgeben. (Darjabaadi)

Diese Drückeberger waren imstande auszurücken. Sie hätten die Mittel dazu gehabt. (Qutb)

177. Sie hätten beispielsweise Sorge für ihre Ausrüstung getragen. (Darjabaadi)

178. Infolge ihrer eigenen fehlenden Bereitschaft. (Darjabaadi)

Sie sollten nicht am Kampf für Allahs Sache teilnehmen, ohne die aufrichtige Absicht und den Willen dazu zu haben. Da sie keine Opfer für die Sache des Islam bringen wollten und deswegen nur halbherzig am Kampf teilgenommen hätten, hätte ihre Anwesenheit mehr Schaden als Nutzen gebracht, wie auch aus dem nächsten Aja klar hervorgeht. (Mauduudi)

179. Er übte keinen Zwang auf sie aus, um sie zur Teilnahme zu veranlassen, so wie es auch Seiner Gewohnheit entspricht. (Darjabaadi)

Allah ließ in ihnen keinen Eifer aufkommen. (Qutb)

180. Mit denen, die wirklich nicht in der Lage zu aktiven Kampfhandlungen sind, wie die Alten und die Invaliden. (Darjabaadi)

Dies kann sich auf die Erlaubnis beziehen, die der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, (vergleiche Aja 43 oben) einigen seiner Anhänger gab, die aus anscheinend legitimen Gründen nicht in der Lage waren, an dem Feldzug teilzunehmen - eine Erlaubnis, die die Munafuqs nur allzu bereitwillig für ihre eigenen Zwecke ausnutzten. (Asad)

Dies könnte eine Einflüsterung des Scheytans sein. Eine andere Auslegung die die, dass die Munafuqs dies zueinander gesagt haben. Die dritte Auslegung bezieht sich auf die Erlaubnis, die der Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gab. Er sagte es ihnen jedoch mit diesen Worten, die seinen ganzen Unmut ausdrückten. Denn diese Worte hießen nichts anderes als: bleibt sitzen wie die Kinder, Gebrechliche und Frauen. Doch diesen tieferen Sinn wollten sie nicht begreifen, denn der äußere Anschein entsprach dem, was sie wollten. (Al-Manar)

 

47. Wären sie mit euch ausgezogen, so hätten sie euch nichts als Verwirrungen gebracht und wären bestrebt gewesen, Zwietracht und Zweifel unter euch181 zu verbreiten. Und unter euch gibt es manche, die auf sie gehört hätten.182 Doch Allah kennt die Ungerechten wohl.

181. Das Wort "Hilal" hat mehr als eine Bedeutung, aber ich schließe mich der Ansicht von Radschib und der Mehrzahl der Kommentatoren an und übersetze: "in eurer Mitte". (Juusuf 'Allii)

182. Menschen, die sich von ihnen hätten verleiten lassen. (Darjabaadi)

Wankelmütige Herzen verbreiten Schwäche in den Reihen und treulose Menschen stellen für die Kampftruppen eine Gefahr dar. Wenn jene Heuchler sich dem Feldzug angeschlossen hätten, dann hätten sie die Schlagkraft der Muslime keineswegs gestärkt, sondern ihnen mehr Unruhe und Unordnung eingebracht. Doch Allah beschützte die Muslime vor ihrer Intrige, indem Er die Drückeberger daheim zurückbleiben ließ. (Qutb)

 

48. Auch vordem waren sie gewiss bestrebt, Zwietracht herbeizuführen,183 und sie schmiedeten Ränken gegen dich,184 bis schließlich die Wahrheit siegte und das Gebot Allahs die Oberhand gewann, was ihnen zuwider war.185

183. Wie beispielsweise in Uhud. (Darjabaadi)

184. Sie haben dir Schwierigkeiten bereitet. (Darjabaadi)

Dies geschah, als der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Medina ankam, und bevor Allah ihm die Oberhand über seine Feinde verliehen hatte. So blieb ihnen nichts anderes übrig, als sich angesichts des Sieges der Wahrheit Allahs ihr widerstrebend zu beugen. (Qutb)

185. Verschwörer gegen die Wahrheit machen nur zu bereitwillig von jeder Gelegenheit Gebrauch, das, was sie zerstören sollen, von innen her zu manipulieren. Sie sind jedoch nicht bereit, dafür Gefahren auf sich zu nehmen oder Opfer zu bringen. Ihr gesamtes Handeln ist auf Bosheit ausgerichtet. Eine führende Persönlichkeit braucht viel Weisheit, um mit einer solchen Situation fertig zu werden, und die besten von ihnen brauchen Allahs Leitung und Führung, wie es sich in diesem Fall zeigte. (Juusuf 'Allii)

 

49. Und unter ihnen ist manch einer, der sagt: „Stelle mich frei 186 und führe mich nicht in Versuchung.“181 Fürwahr, sie sind bereits in die Versuchung hineingestürzt.188 Und wahrlich, die Hölle wird Kaafirs umschließen.

186. Nämlich zu der Zeit, als der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, den Feldzug vorbereitete. (Asad)

187. Dies bezieht sich auf den ersten, der den Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, darum bot, zurückbleiben zu dürfen, weil er Angst habe, durch der Reiz der Frauen aus dem Stamm der "Banu Asfar" in Versuchung zu geraten. (Al-Manar)

"Al-Fitna" الْفِتْنَة, wie in Suura 8:25 und den entsprechenden Fußnoten erklärt wurde, kann sowohl Prüfung oder Versuchung bedeutet als auch Aufruhr, Spaltung und Bürgerkrieg. Die Kommentatoren nehmen hier die erstere Bedeutung an und erklären dass einige Heuchler um Befreiung vom Kriegsdienst in der Tabuk-Expedition baten mit der Begründung, sie könnten der Reizen der syrischen Frauen nicht widerstehen und sollten deswegen besser zu Hause bleiben. Die Antwort darauf lautet „Ihr seid ja bereits einer Versuchung zum Opfer gefallen, indem ihr euren Dienst verweigert und dem Aufruf nicht Folge geleistet habt.“ Vielleicht kann auch die zweite Bedeutung, „Aufruhr", zum Tragen kommen; in diesem Falle weigere sie sich, in den „Aufruhr“ des Krieges hineingezogen zu werden, werden jedoch darauf hingewiesen, dass sie sich bereit in einem moralischen Zwiespalt befinden, wenn sie ihre Bitte vortragen. (Juusuf `Allii)

188. Während sie um Befreiung bitten, sind sie bereits der Versuchung zum Opfer gefallen, zu lügen, Hintergedanken zu habet und unaufrichtig zu sein. Sie hatten sich selbst getäuscht in der Annahme, sie würden für fromme Menschen gehalten wenn sie die Angst vor Versuchungen als Vorwand anführten, nicht am Dschihaad teilzunehmen. (Mauduudi)

Indem sie sich weigerten, dem Aufruf des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu folgen. (Darjabaadi)

 

50. Trifft dich etwas Gutes, betrübt sie das,189 und wenn dich ein Unglück trifft, dann sagen sie:190 „Wir haben uns ja uns bereits vorgesehen,"191 und sie ziehen sich hocherfreut zurück.

189. Weil sie neidisch sind. (Darjabaadi)

Im Laufe der Tabuk-Expedition. Wir sollten uns jedoch daran erinnern, dass diese Ajas nicht nur eine historische Bedeutung haben, sondern Heuchelei an sich schildern. (Asad)

190. Untereinander, indem sie sich gegenseitig beglückwünschen. (Darjabaadi)

191. Weil wir uns von der Gefahr ferngehalten haben (Darjabaadi)

Sie betrachten nämlich alles dem äußeren Anschein nach und denken, dass jede Heimsuchung ein Unglück bedeutet. Sie denken, sich Gutes zu verschaffen, wenn sie zurückbleiben. Dies geschieht, wenn sie die Hingabe an Allah und die Zufriedenheit mit dem, was Er beschlossen hat, in ihren Herzen vermissen lassen. (Qutb)

 

51. Sprich: „Nur das, was uns Allah bestimmt hat, wird uns zustoßen. Er ist unser Beschützer." Und auf Allah sollten die Mu’mins vertrauen.192

192. Vergleiche auch Aja 129 dieser Suura. (Anm. d. Übers.)

In diesem Abschnitt wird zwischen dem an der Welt orientierten und dem an Allah orientierten Menschen unterschieden. Alles, was der an der Welt orientierte Mensch tut, geschieht seiner selbst zuliebe. Er ist stolz, wenn er seine irdischen Zielsetzungen verwirklicht, und ist äußerst deprimiert, wenn ihm dies nicht gelingt. Der an Allah orientierte Mensch hingegen tut alles nur zu Allahs Wohlgefallen und vertraut auf Ihn, statt auf seine eigenen Kräfte und Mittel. Deswegen ist er weder überheblich im Erfolg noch verliert er den Mut, wenn ihm etwas nicht gelingt. Denn er hat den Imaan daran verinnerlicht, dass Erfolg und Misserfolg von Allah kommen und Prüfungen von Ihm sind. Sehre einzige Sorge ist, diese Prüfungen zu bestehen. Da er keine irdischen Zielsetzungen hat, müsst er darüber hinaus Erfolg und Misserfolg mit anderen Maßstäben, nämlich an der Erfüllung. seiner Pflicht. Wem er diese erfüllt hat, weiß er, dass er durch Allahs Barmherzigkeit erfolgreich war, auch wenn er nach weltlichem Standard nichts erreicht hat. Denn Allah lässt seine Mühe nicht verloren gehen. Er strebt danach, unter allen Umständen seine Pflicht zu erfüllen. (Mauduudi)

Der Imaan an die Vorherbestimmung Allahs und das Vertrauen auf Ihn stehen nicht damit in Widerspruch, Vorsichtsmaßnamen zutreffen und sich in Acht zu nehmen. (Qutb)

 

52. Sprich: „Worauf ihr bei uns wartet, kann nur einer von zwei guten Ausgängen sein.193 Wir jedoch warten darauf, dass euch Allah eine Strafe zuteil werden läßt,194 entweder (direkt) von Ihm oder durch unsere Hände.193 So wartet denn und wir warten mit euch."196

193. Entweder den Sieg in dieser Welt, oder den Tod auf dem Wege Allahs und damit Glückseligkeit im zukünftigen Leben. Menschen mit einem solchen Imaan können nur Erfolg haben. (Darjabaadi)

Das Verb "tarabbassa"  bedeutet gewöhnlich "er wartet hoffnungsvoll" oder "voller Erwartung". (Asad)

Denjenigen, die in der Auseinandersetzung zwischen Imaan und Kufr nicht Stellung bezogen, sondern abwarteten, ob der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, seiner Expedition nach Tabuk erfolgreich zurückkehren oder von der machtvollen byzantinischen Armee vernichtend geschlagen würde, wird hier gesagt, dass beide Ergebnisse des Kampfes für die Muslime nur gut sein können. Selbst wenn sie auf dem Wege Allahs fielen, war das zwar kein Erfolg im weltlichen Sinne, jedoch sehr wohl nach ihrem eigenen Maßstab. Das Kriterium für Erfolg und Misserfolg ist einzig und allein der Einsatz aller Kräfte des Körpers und der Seele für Allahs Sache. (Mauduudi)

194. In diesem Leben oder im zukünftigen. (Darjabaadi)

195. In diesem Leben, indem euer schlecht verdeckter Kufr bloßgestellt wird. (Darjabaadi)

196. Das Warten der Muslime und der Kaafirs geschieht aus einer unterschiedlichen Haltung heraus. Die Kaafirs wünschen den Muslimen Unglück. Die Muslime werden jedoch entweder siegen oder für Allahs Sache fallen, in jedem Fall aber glücklich aus der Auseinandersetzung hervorgehen. Die Muslime erwarten, dass die Kaafirs für ihre Haltung bestraft werden, entweder durch ihr eigenes Wirken oder auf andere Weise, wie es Allahs Plan entspricht. Den Kaafirs wird es auf jeden Fall unangenehm sein. Vergleiche auch Suura 6:158. (Juusuf `Allii)

 

53. Sprich: „Spendet freiwillig oder widerwillig197 - es wird ganz gewiss nicht von euch angenommen werden.198 Denn ihr seid wahrlich ein frevelhaftes Volk.

197. Die Munafuqs, die insgeheim gegen den Islam intrigierten, leisteten gelegentlich demonstrativ Beiträge zu dessen Sache, um den Schein zu wahren. Ihre Beiträge waren nicht annehmbar, ob sie willig oder unwillig geleistet wurden, denn in ihrem Inneren herrschte Auflehnung und Ungehorsam. Drei Gründe werden im nächsten Aja besonders erwähnt:

1. sie hatten nicht den Imaan verinnerlicht;

2. ihre Gebete waren nicht ernsthaft, sondern eine bloße Demonstration; und

3. sie standen innerlich nicht hinter den Beiträgen, die sie leisteten.

Allah nimmt nichts an, was nicht von einem reinen und aufrichtigen Herzen kommt. (Juusuf 'Allii)

Hiermit werden die Munafuqs getadelt, die sich vom Kampf freistellen ließen, gleichzeitig aber finanzielle Beiträge leisten wollten, um eine Bloßstellung ihrer Heuchelei zu vermeiden. (Mauduudi)

Der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm sollte zu den Munafuqs dies sagen: Spendet von euerem Eigentum soviel ihr wollt für den Kampf und andere Dinge. Einmal tut ihr es freiwillig als Augendienerei und einmal widerwillig aus Angst, bestraft zu werden. In beiden Fällen wird eure Spende von Allah nicht angenommen, solange ihr an der Sendung des Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zweifelt und an die Vergeltung im Jenseits nicht den Imaan verinnerlicht. (Al-Manar)

198. Vergleiche auch Suura 2:264 und 4:38. (Asad)

 

54. Und nur deshalb werden ihre Spenden nicht angenommen, weil sie199 nicht an Allah und an Seinen Gesandten den Imaan verinnerlichen,200 und weil sie sich nur träge zum Gebet erheben201 und weil sie nur widerwillig spenden.202

199. Wörtlich: „Nichts hindert ihre Spende daran, akzeptiert zu werden, außer dass....". (Asad)

200. Weil sie Allah und Seinen Gesandten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in ihrem Inneren ablehnen. (Darjabaadi)

Die Taten sind nur durch den Imaan aufrichtig. (ibn Kasir)

201. Denn es fehlt die motivierende Kraft. (Darjabaadi)

Wenn sie an ’'Ibaada Handlungen teilnehmen, tun sie dies nur aus Gründen äußerlicher Konformität, nicht aus innerer Überzeugung. (Asad)

Da sie das Gebet mit Trägheit pro forma verrichten, werden sie körperlich nicht munter, und seelisch können sie im Gebet keine Entspannung finden. (Al-Manar)

202. Allah beurteilt die Taten nicht nach dem Äußeren, sondern danach, ob sie aus Imaan und reinem Verantwortungsgefühl entspringen. (Qutb)

 

55. Und du sollst dich weder von ihrem Vermögen noch von ihren Kindern betören lassen,201 denn fürwahr, Allah will sie damit strafen in dieser Welt204 und sie dahinscheiden lassen, während sie kaafir sind.205

203. Diese widerwillig Spendenden waren reich an Mitteln und Nachkommenschaft. Sie waren unter ihren Leuten angesehen und geehrt. Doch dieser Maßstab hat bei Allah und auch bei seinen Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, keine Geltung. Diese Gaben sind eine ihnen als Prüfung und nicht zur reinen Freude gegebene Gnade. (Qutb)

Wenn die Munafuqs allem Anschein nach erfolgreich sind, so sind sie dennoch nicht zu beneiden. Ihr Reichtum und ihre Nachkommenschaft können sich als Falle erweisen, vergleiche Suura 8:23. Zu diesem gegebenen Anlass wurde diese Aussage auch bewiesen. Der Reichtum der Götzendiener erfüllte sie mit Stolz, verzerrte ihre Wahrnehmung und führte so ihren Untergang herbei. Ihre Nachkommen und Nachfolger bekannten sich zu dem Diin, den ihre Vorfahren bekämpft hatten. (Juusuf 'Allii)

204. Vergleiche Suura 3:176178. (Juusuf 'Allii)

Ihr Reichtum und ihre zahlreiche Nachkommenschaft enthielten in sich selbst eine Strafe, denn die Angst, sie zu verlieren, und der Wunsch, sie zu mehren, machte ihr Leben zur Hölle. (Qutb)

205. Für dieses werden sie im zukünftigen Leben zu leiden haben. Vergleiche auch Suura 3:178 und 8:28. (Asad)

Sie sterben im Kufr, denn ihre Heuchelei versperrt ihnen bis zuletzt den Zugang zum Imaan. Während sie Also ihr geistiges und moralisches Leben in dieser Welt zerstören, verlassen sie diese Welt als Kaafirs und zerstören damit auch ihr zukünftiges Leben. (Mauduudi)

 

56. Und sie schwören bei Allah, dass sie ganz gewiss zu euch gehören, doch sie gehören nicht zu euch, sondern sind vielmehr ein furchtsames Volk.206

206. Sie fürchten, ihr wahres Gesicht zu zeigen. Die Munafuqs verheimlichen einerseits ihren Kufr, um nicht von den Muslimen wie Kaafirs behandelt zu werden, aber andererseits zögern sie nicht, ihren Hass und ihre Verachtung dem Islam gegenüber zu zeigen, wenn sie denken, dies ohne Gefahr tun zu können. (Darjabaadi)

Diese Munafuqs haben sich in die Reihen der Muslime eingeschlichen nicht aus Imaan, sondern aus Angst und als Vorsichtsmaßnahme. Sodann behaupten sie, aus Überzeugung Muslime geworden zu sein. Sie werden in dieser Suura bloßgestellt. (Qutb)

Aus Angst drohen ihre Herzen gespalten zu werden ("faraqa"). (Al-Manar)

 

 

57. Wenn sie einen Zufluchtsort oder Höhlen oder einen Schlupfwinkel finden könnten, so würden sie sich in wilder Hast dorthin begeben.207

207. "Dschamaha": unbezähmbar sein, wie ein entlaufenes Pferd rennen, wie verrückt davon hasten. (Juusuf 'Allii)

Der Qur’an zeigt damit auf, dass die innerste Ursache aller Heuchelei Angst ist - Angst vor moralischen Verpflichtungen und gleichzeitig Angst, offen mit der gesellschaftlichen Umgebung zu brechen. In ihrem ausschlaggebenden Wunsch nach gesellschaftlicher Konformität „versuchen die Heuchler, Allah zu betrügen - während Er sie sich selbst betrügen lässt“ (vergleiche Sure 4:142), und da sie Allah vergessen, vergisst Er sie“ (vergleiche Suura 9:67). In diesem Zusammenhang muss darauf hingewiesen werden, dass das arabische Wort "Munafuq", das mangels eines besseren Ausdrucks mit „Heuchler" übersetzt werden muss, sich sowohl auf bewusste Heuchler bezieht, die es darauf abgesehen haben, ihre Mitmenschen zu betrügen, als auch auf Menschen, die sich aus innerer Verunsicherung heraus selbst betrügen. Vergleiche diesbezüglich auch die Fußnote zu Suura 29:11. (Asad)

 

58. Unter ihnen ist mancher, der dich wegen der Sadaqa verleumdet.208 Erhalten sie etwas davon,209 so sind sie zufrieden. Doch wenn ihnen nichts davon gegeben wird, dann sind sie erzürnt.210

208. "Sadaqaa" الصَّدَقَا: Spenden, die in Allahs Namen gegeben werden, hauptsächlich den Armen und Notleidenden sowie zu anerkannt wohltätigen Zwecken, so wie sie im übernächsten Aja aufgezählt werden. Saka (siehe 2:43) ist die regelmäßige und pflichtgemäße Armensteuer in einer organisierten muslimischen Gemeinschaft, in der Regel 2,5 Prozent von Handelswaren und 10 Prozent von Ernteerträgen. Über Einzelheiten kamt umfangreiche Fachliteratur eingesehen werden. (Juusuf 'Allii)

Sadaqa umfasst alles, was ein Muslim einem anderen Menschen aus Mitleid und Hilfsbereitschaft gibt einschließlich dessen, wozu er moralisch und rechtlich verpflichtet ist, ohne eine Gegenleistung zu erwarten, also Gaben und Handlungen aller Art. Im obigen Zusammenhang bezieht sich der Ausdruck auf die auf diese Weise gesammelten Spenden, die von der muslimischen Gemeinschaft oder vom Staat verwaltet werden. (Asad)

Die Munafuqs tadelten den Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und warfen ihm Ungerechtigkeiten bei der Verteilung der Spenden vor. Sie behaupteten, er wolle bestimmte Leute damit begünstigen. Sie taten dies nicht, um der Gerechtigkeit und der Wahrheit zu dienen, sondern um sich Vorteile dadurch zu verschaffen. (Qutb)

209. Wie sie es wünschen und anstreben. (Darjabaadi)

210. Es geht ihnen also nicht um grundsätzliche Einwände, sondern nur um ihre eigenen Wünsche, die sie erfüllen wollen. (Darjabaadi)

Die Munafuqs von Medina fühlten sich übergangen, wenn die Spenden ausgeteilt wurden, und warfen dem Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, vor, bei der Verteilung ungerecht vorzugehen. Dies geschah, als in der muslimischen Gemeinschaft in Medina Saka Pflicht eingeführt wurde und auf diese Weise große Beträge durch die Hände einer einzelnen Person - des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, flossen. Die Materialisten sahen diesem gierig und neidisch zu und wollten einen möglichst großen Anteil daran haben. Aber ihre Gier konnte nicht gestillt werden, denn vom Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, der Saka-Gelder für sich selbst und seine Familienangehörigen als unerlaubt erklärt hatte, konnte nicht erwartet werden, dass er sie anderweitig Personen zukommen ließ, die sie nicht verdienten. Aus dieser Unzufriedenheit stammten ihre unrechtmäßigen Vorwürfe. (Mauduudi)

 

59. Wären sie nur mit dem zufrieden, was ihnen Allah und Sein Gesandter gegeben haben211 und hätten gesagt: „Allah ist unser Genüge!212 Allah wird uns aus seiner Gnadenfülle geben und ebenfalls Sein Gesandter. Wahrlich, zu Allah wenden wir uns mit unseren Bitten"!213

211. Sie hätten lieber mit dem zufrieden sein sollen, was der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ihnen von der Kriegsbeute zuteilte, und mit dem, was sie durch Allahs Barmherzigkeit auf ehrliche Weise erwarben. (Mauduudi)

„Was Allah und Sein Gesandten ihnen gegeben haben“: eine typisch Redewendung des Qur’ans, die unterstreichen soll, dass der wahre Geber Allah  ist, und dass der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nur Sein Werkzeug ist. Obgleich sich dieser Abschnitt in erster Linie auf die Munafuqs von Medina und die historische Situation in Verbindung mit der Expedition nach Tabuk bezieht, geht die Bedeutung über den historischen Zusammenhang hinaus und beschreibt „die Haltung und Mentalität der Munafuqs aller Zeiten und an jedem Ort. Wir können daher annehmen, dass sich die Bezugnahme auf „Allahs Gesandten“ in diesem Zusammenhang nicht auf die Person des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, beschränkt, sondern sich auch auf das durch ihn offenbarte islamische Gesetz erstreckt und damit auf jede Regierung, die in Übereinstimmung damit regiert. (Asad)

212. Und Seine Entscheidung bezüglich unseres Anteils. (Darjabaadi)

 

Abschnitt 8

60. Wahrlich, die Sadaqa214 ist nur für die Armen215, Bedürftigen216 und die, die damit beschäftigt sind,217 und jene, deren Herzen gewonnen werden sollen,218 und für die Befreiung von Sklaven219 und die Verschuldeten,220 und für die Sache Allahs,221 und für den Wanderer.222 Dies ist eine Vorschrift Allahs, und Allah ist Allwissend, Allweise.221

213. Das wäre die rechte Handlungsweise gewesen!

Egoisten glauben, dass Spendenkassen ausgenutzt werden sollten, aber die islamischen Normen auf dem Gebiet sind sehr anspruchsvoll. Die Durchsetzung solcher Normen ist immer unangenehm, und selbst der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war wegen seiner Strenge Vorwürfen und Verleumdungen ausgesetzt. In zweifelhaften Fällen sollten enttäuschte Antragsteller nicht den Prinzipien Vorwürfe machen oder denen, die sie aufrechterhalten, sondern auf Allah vertrauen, Dessen Gaben reichlich allen zukommen, Reichen wie Armen, entsprechend ihren Bedürfnissen und ihrem Verdienst. (Juusuf 'Allii)

„Sich zu Allah wenden“ heißt hier: die Aufmerksamkeit auf Allah und Seine Barmherzigkeit lenken, nicht auf die Welt und ihren Reichtum. Wir richten unsere Hoffnungen und Erwartungen auf Ihn und sind zufrieden mit dem, was Er uns gibt. (Mauduudi)

214. Vergleiche oben Aja 58 Fußnote 208. (Asad)

215. Diejenigen, die keine Möglichkeit haben, ihren Lebensunterhalt selbst zu erwerben. (Darjabaadi)

Im arabischen Sprachgebrauch sind "Fuqaraa" لِلْفُقَرَاء  diejenigen, die bezüglich ihres Lebensunterhaltes von anderen abhängig sind, beispielsweise aufgrund von Krankheit, Alter oder aus anderen Gründen, und die sich selbst weiterhelfen können, wenn ihnen erst einmal geholfen wird, wie beispielsweise Waisen, Witwen und Arbeitslose. (Mauduudi)

216. Im arabischen Sprachgebrauch bezeichnet das Wort “Masakin“ diejenigen Notleidenden, die sich in einer außergewöhnlich bedrängten Lage befinden. Der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hat die Muslime ermahnt, besonders denen zu helfen, aus deren äußerer Erscheinung ihre Notsituation nicht ersichtlich ist, und die nicht betteln. (Mauduudi)

217. Diejenigen, die sie einnehmen. (Qutb)

Das sind die Leute, die vom Oberhaupt eingesetzt sind, um die Almosensteuer einzunehmen und zu verwahren. Auch jene, die Almosen in Form von Vieh hüten, und ferner die Schreiber, die Buch darüber führen. (Al-Manar)

Unabhängig davon, ob sie sich in Not befinden oder nicht; ihre Vergütung soll aus dem Sadaqa-Fonds bezahlt werden. In diesem Zusammenhang muss erwähnt werden, dass der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, diese Gelder als unerlaubt für sich selbst und die Mitglieder seiner Familie erklärt hat. Dementsprechend erhielt er selbst für die Sammlung und Verteilung keinerlei Entgelt. (Mauduudi)

218. Unter diesem Begriff werden verschiedene Menschengruppen zusammengefasst:

1. Personen, die zum Islam übergetreten sind und die darin gefestigt werden sollen;

2. Personen, von denen zu erwarten ist, dass sie sich dem Islam zuwenden;

3. gefestigte Muslim, von deren Volk man hofft, dass sie den Islam annehmen, angespornt durch die Gaben, die die zum Islam Bekehrten erhalten. (Qutb)

Personen, die vor kurzer Zeit zum Islam gekommen sind und nun finanzielle Hilfe und Unterstützung brauchen. (Darjabaadi)

Diese Gelder können auch verwendet werden, um solche Personen zu gewinnen, die in antiislamische Aktivitäten verwickelt sind, oder diejenigen im gegnerischen Lager, mit deren Hilfe zu rechen ist. Über Einzelheiten bestehen unterschiedliche Ansichten. Imam Schafi ist beispielsweise der Ansicht, dass solche Gelder nicht Nichtmuslimen zukommen dürfen, während einige Gelehrte sogar die Ansicht vertreten, dass diese Verwendung nach dem Tode des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nicht mehr in Frage kommt. (Mauduudi)

219. Zu deren Freikauf. (Darjabaadi)

Dies war zu der Zeit, als die Sklaverei eine in der ganzen Welt verbreitete Einrichtung war. Der Islam fügte sich zuerst in dieses System, bis es galt, es abzuschaffen. (Qutb)

Der Islam konnte die Abschaffung der Sklaverei nicht durchsetzen, solange die übrige Welt nicht bereit war, der einzigen Quelle der Sklaverei ein Ende zu bereiten: der Versklavung von Kriegsgefangenen. Nachdem auf diesem Gebiet eine Übereinstimmung erzielt worden war, begrüßte der Islam dieses als Grundprinzip seiner Politik: Freiheit und Gleichheit für alle. Wir sollten uns nicht von schönen Bezeichnungen einnehmen lassen. Die Französische Revolution in Europa und Lincoln in Amerika schafften die Sklaverei ab, und die Völker der Welt waren sich einig, sie in jeder Form zu unterdrücken. Ist jedoch die Sklaverei in Wirklichkeit abgeschafft worden? Ist nicht immer noch die Tyrannei in den verschiedensten Erscheinungsformen überall in der Welt verbreitet? Wie nennt sich das, was die Franzosen in Algerien taten? Womit bezeichnet man die Verbrechen der Amerikaner gegenüber den Farbigen und die Ausschreitungen der Engländer gegen die Schwarzen in Südafrika? Ist es nicht in der Tat Sklaverei, wenn ein Volk dem anderen unterworfen wird, oder wenn einer Klasse von Menschen Rechte verweigert werden, die andere Menschen genießen?. Warum sollen wir diese verschiedenen Formen der Sklaverei irreführend als Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit bezeichnen? Denn die scheinbar glänzende Oberfläche ist wertlos, wenn die unter ihrer Decke begangenen Verbrechen zu den furchtbarsten und entsetzlichsten gehören, die die Menschheit während ihres langen Erdendaseins erlebt hat. (Muchammad Qutb: Islam, the Mistunderstood Religion) Auf zweierlei Art kann Sklaven mit Sadaqa-Geldern geholfen werden:

1. dem Sklaven kann Hilfe zu seinem Freikauf gewährt werden, wenn er mit seinem Herrn ein entsprechendes Abkommen trifft, gegen Zahlung einer bestimmten Stimme freigelassen zu werden.

2. Die islamische Regierung selbst zahlt den Preis und lässt ihn frei. (Mauduudi)

220. Dies sind Schuldner, die ohne gesetzliche Übertretung sich Geld leihen. Sie erhalten Saka-Gelder, um ihre Schulden begleichen zu können. (Qutb)

Wenn sie zahlungsunfähig oder fast zahlungsunfähig sind. (Darjabaadi)

Nach Ansicht einiger Rechtsgelehrter sind die einzigen Ausnahmen hierzu Personen, die verschwenderisch sind oder in Schulden geraten, indem sie Geld für illegale Handlungen verwenden. Ihnen kann nur geholfen werden, wenn sie ihre Verhaltensweise ändern. (Mauduudi)

221. Dies ist ein weit gefasstes Kapitel, das alle Erfordernisse für die Gemeinschaft umfasst, um Allahs Wort zu verwirklichen. (Qutb)

Für Versorgung und Ausrüstung desjenigen, die sich für die Verteidigung der Gemeinschaft und des Islams einsetzen. (Darjabaadi)

Dschihaad auf dem Wege Allahs ist ein Begriff, der weit mehr enthält als Kampf. Er bezieht sich auf alle Bemühungen, Allahs Wort zur Geltung zu bringen und ein islamisches Lebenssystem aufzubauen. (Mauduudi)

222. Gemeint ist ein mittelloser Reisender, auch wenn er in seiner Heimat über Eigentum verfügt. (Qutb)

Hilfe und Unterstützung für gestrandete Reisende. (Darjabaadi)

Einige Gelehrte sind der Ansicht, dass mit Saka-Geldern nur Reisenden geholfen werden darf, die ihre Reise nicht zu sündhaften Zwecken unternommen haben. Weder Qur’an noch Hadis legen jedoch solche Bedingungen fest. Außerdem geht au den Grundlagen des Islam hervor, dass die Fehler eines Bedürftigen uns nicht darin hindern sollen, ihm zu helfen. In der Tat kann eine solche Hilfe dazu beitragen, sittlich verkomme Menschen zur Umkehr zu bewegen. (Mauduudi)

Alle diese Personengruppen haben Anspruch auf Hilfeleistung. Ihnen soll durch individuelle oder gemeinschaftliche Bemühungen geholfen werden, aber auf verantwortungsvolle Art und Weise. (Juusuf 'All)

223. Diese Pflicht wurde von Allah vorgeschrieben. Er weiß, was für die Menschheit nützlich ist, und Er regelt ihre Angelegenheiten mit Weisheit. (Qutb)

 

61. Und unter ihnen224 sind welche, die den Propheten kränken und sagen: „Er ist ganz Ohr."225 Sprich: „Er ist ganz Ohr für das, was gut ist für euch.226 Er verinnerlicht den Imaan an Allah und er vertraut den Mu’mins,227 und er ist eine Barmherzigkeit für diejenigen von euch, die den Imaan verinnerlicht haben."228 Doch demjenigen, die den Gesandten Allahs kränken,229 erwartet eine schmerzliche Strafe.

224. Unter den Munafuqs. (Darjabaadi)

225. Das heißt: „Er glaubt alles, was er hört." Die meisten Kommentatoren nehmen an, dass die Munafuqs auf diese Weise auf die angebliche Leichtgläubigkeit des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, bezüglich dessen, was ihm über andere Personen mitgeteilt wurde, anspielten. Da es jedoch für eine solche „Leichtgläubigkeit" keine historischen Belege gibt, scheint es mir, dass es sich hier handelt, was die Munafuqs ebenso wie andere Kaafirs als „Halluzinationen“ bezeichneten, auf die der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hörte und die er „irrtümlich" als Offenbarung verstand. Dies würde auch die Feststellung begründen, dass sie „den Propheten verleumden": indem sie ihm nämlich Selbstbetrug unterstellen, wodurch ihre Behauptungen „gleichbedeutend ist mit der Ablehnung der Wahrheit“ (vergleiche Aja 74 dieser Suura). Das Verb “asa“ bedeutet in erster Linie „er belästigte“, das heißt auf eine Weise, die nicht unmittelbar gefährlich ist. (Asad)

Da der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, jedem zuhörte und ihn offen sagen ließ, was er meinte, warfen die Munafuqs ihm Leichtgläubigkeit vor. Sie wollten durch diese Verleumdung die Muslime von ihm fernhalten, vor allem auch deswegen, damit sie ihn nicht von ihren Intrigen in Kenntnis setzen konnten. (Mauduudi)

226. "Er hört auf das, was das Beste ist, nämlich auf die Offenbarung, und er verkündet sie euch zu eurem eigenen Wohl." (Qutb)

"Er hört auf die Menschen zu ihrem eigenen Guten, und er ist ein Segen und eine Barmherzigkeit für alle Muslime, besonders aber auch für euch (die Angeredeten)". (Juusuf 'Allii)

Die Antwort bedeutet zweierlei:

1. Obgleich der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, allem zuhört, beachtet er nur das Gute und das, was der Gemeinschaft Nutzen bringt, nicht das, was Schaden verursacht.

2. Es ist gut für euch, dass er geduldig jedem zuhört; er hätte sonst nicht zugelassen, dass ihr fadenscheinige Entschuldigungen für euer Fernbleiben vom Kampf auf Allahs Weg vorbringt. Wäre er nicht so geduldig gewesen, dann hätte er eure falschen Bekenntnisse zum Islam nicht beachtet, sondern euch für eure Vergehen zur Verantwortung gezogen und es schwierig für euch gemacht, überhaupt in Medina zu leben. (Mauduudi)

227. Er verlässt sich auf die Mu’mins und vertraut ihnen, denn er weiß, dass der ihr Imaan sie von Lüge und Verrat weit entfernt. (Qutb)

228. Indem er euch zum Guten führt. (Qutb)

229. Durch ihre Schmähungen und Verleumdungen. (Darjabaadi)

 

62. Sie schwören euch bei Allah, um euch zufrieden zu stellen.230 Doch Allah und Sein Gesandter haben größeres Anrecht, dass sie Ihm gefallen sollten, wenn sie Mu’mins sind.231

230. Um den Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu beschwichtigen und so ihr Leben und Eigentum zu sichern. (Darjabaadi)

Sie schwören, um euch zu gefallen - wie es die Verhaltensweise der Munafuqs aller Zeiten ist, die hinter dem Rücken tun und sagen, was sie wollen. Sie haben jedoch Angst davor, euch damit zu konfrontieren. (Qutb)

231. Die erste und oberste Pflicht jedes Mu’mins. (Darjabaadi)

Wörtlich: „...während Allah und Sein Gesandte größte Anrecht darauf haben, dass sie Sein Wohlgefallen suchen sollten." viele Kommentatoren betont haben, geht es hier nicht um eine Nebeneinanderstellung Allahs und Seines Gesandten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, es wird durch die Wendung verdeutlicht: „dass sie Sein Wohlgefallen suchen sollten," wodurch in elliptischer Form, wie sie für den Qur’an so typisch ist, der Gedanke zum Ausdruck gebracht wird, dass Allah das einzige Ziel alles menschlichen Strebens ist. Die Pflicht des Mu’mins, der Führung des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu folgen, beruht nur darauf, dass er den Menschen Allahs Botschaft übermittelt. Vergleiche hierzu auch Suura 4:80 und 3:31. (Asad)

 

63. Wissen sie denn nicht, dass für den, der Allah und Seinem Gesandten zuwiderhandelt, das Feuer der Hölle bestimmt ist, in dem er verweilen wird?232 Das ist die größte Erniedrigung.

232. Dies ist weniger eine Frage als ein Tadel und Vorwurf, denn sie geben vor den Imaan verinnerlicht zu haben, und wer mu’min ist, müsste eigentlich wissen, dass eine Kampfansage gegen Allah und Seinen Gesandten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, größte Sünde ist. Die Hölle wartet auf den, der diese Sünde begeht. (Qutb)

 

64. Die Munafuqs fürchten,233 dass über sie eine Suura herabgesandt werden könnte, die ihnen offenbart, was sie in irren Herzen verbergen.234 Sprich: „Spottet nur! Allah wird ans Licht bringen, wovor ihr euch fürchtet."235

233. Wie alle, die ein schlechtes Gewissen haben. (Darjabaadi)

Die Bloßstellung der verschiedenen Motive der Munafuqs versetzte diese in Angst. Dies bedeutet nämlich, dass sowohl ihr Opportunismus als auch ihr Vorhaben, die Loyalität der schwächeren Mitglieder der Gemeinschaft zu untergraben, fehlschlagen mussten. Deswegen versuchen sie, es lächerlich zu machen. Aber dafür werden sie scharf zurechtgewiesen. In der Tat war dies für viele Munafuqs ein entscheidender Punkt, an dem sie sich entweder für den Islam entschieden oder offene Gegner des gleichen wurden, wie auch aus dem übernächsten Ajas deutlich wird. (Juusuf 'Allii)

Während Abu Muslim meint, dass die Munafuqs ihre Angst nur demonstrierten, um über die Offenbarung zu spotten, verstehe es die meisten anderen Qura’an-Kommentatoren anders. Sie meinen, dass die meisten Munafuqs in ihrem Zweifel an der Offenbarung und der Sendung des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sich weder den Muslimen noch den Kaafirs anschließen konnten. So bekannten sie sich nur, wenn sie unter sieh waren zu ihrer Feindschaft. Dann wieder befürchteten sie, diese könnten durch die Offenbarung enthüllt werden. (Al-Manar)

234. Dies bezieht sich auf eine bestimmt Art von Munafuqs, nämlich auf den Zweifler, der ohne eine eigene Überzeugung auf diesem Gebiet die Frage nach Allahs Existenz und/oder dem Prophetentum Muchammeds, Allahs Segen und Frieden auf ihm, offen lässt, trotzdem aber irdischer Vorteile wegen als Muslim betrachtet worden möchte. Die ambivalente Geisteslid wog, auf die hier angespielt wird, bedeutet Heuchelei nicht nur bezüglich der gesellschaftlichen Umwelt, sondern auch sich selbst gegenüber: fehlende Bereitschaft oder sogar Angst dieser Menschen, sich selbst einzugestehen, was „in ihren Herzen vor sich geht" (vergleiche oben Aja 56-57) und die angedeutete Erkenntnis, dass diese Ambivalenz nur ein Deckmantel ist, um sich jeder geistigen Bindung und Verpflichtung zu entziehen. Vergleiche auch Suura 2:9: „Sie wollen Allah und die Muslime betrügen und betrügen nur sich selbst." (Asad)

Obgleich die Munafuqs nicht an Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, als Gesandten Allahs den Imaan verinnerlichten, waren sie doch durch ihre Erfahrung in den letzten neun Jahren überzeugt, dass er übernatürliche Kräfte besaß, durch die er möglicherweise ihre geheimen Gedanken in Erfahrung bringen und veröffentlichen könnte. (Mauduudi)

235. Nämlich die Selbsterkenntnis. (Asad)

 

65. Und wenn du sie befragst,236 werden sie ganz gewiss sagen:237 „Wir haben fürwahr nur Unsinn geredet und gescherzt."238 Sprich: „Wie könnt ihr über Allah und Sein Zeichen und Seinen Gesandten spotten?"239

236. Wenn du sie bezüglich ihrer Verhaltensweise zur Rede stellst. (Darjabaadi)

237. Als Erklärung oder Entschuldigung. (Darjabaadi)

238. „Es ist nicht ernst gemeint.“ Während der Tabuk-Expedition sprachen einige der Munafuqs verächtlich vom Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Von ihm zur Rede gestellt erklärten sie, gar nicht von ihm und seinen Gefährten gesprochen, sondern sich nur mit belanglosem Gerede die Zeit vertrieben zu haben.

Die meisten Kommentatoren nehmen an, dass sich dies auf Bemerkungen der Munafuqs über die angebliche Sinnlosigkeit der Tabuk-Expedition bezieht. In Anbetracht des größeren Zusammenhanges bin ich jedoch der Ansicht, dass es sich weiterhin auf diejenigen bezieht, die den „Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, verleumden, indem sie sagen: „Er ist ganz Ohr“ (siehe Aja 61). (Asad)

239. Als ob diese wichtigen Themen, über die sie sprachen, und die mit den Grundlagen des Glaubens zusammenhängen, ein Gegenstand wären, mit dem man Spiel und Spaß treibt. (Qutb)

 

66. Bringt keine Entschuldigung vor.240 Ihr seid wieder kaafir geworden, nachdem ihr mu’min ward.241 Wenn wir einem Teil von euch vergeben, doch einen anderen Teil bestrafen, dann deswegen, weil sie Sündige waren.242

240. Keine Entschuldigung kann euer Verhalten rechtfertigen. (Darjabaadi)

241. Vergleiche Aja 64. (Asad)

242. Heuchelei ist ein Zustand der Unentschlossenheit zwischen Gut und Böse. Wer sich auf die Seite des Guten stellt, erlangt Vergebung. Wer sich für das Böse entscheidet, hat die Folgen des Bösen zu erleiden. (Juusuf `Allii)

Dieser Satz bringt die Lehre des Qur’ans zum Ausdruck, dass Allah bei Seinem endgültigen Urteil alles in Betracht zieht, was sich im Herzen eines Sünders abgespielt hat, und nicht unterschiedslos jeden verurteilt, der aus Schwäche oder der inneren Unfähigkeit, seiner Zweifel Herr zu werden, Fehler begangen hat, ohne eine bewusste Neigung zum Bösen. Vergleiche auch Suura 4:98. (Asad)

Wer aus mangelnder Ernsthaftigkeit überhaupt Gefallen an belanglosem Gerede findet, ist vielleicht ausgenommen. Es gibt jedoch andere, die absichtlich ihren Spott mit ernsthaften Dingen treiben, weil sie den Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und seine Lehre ins Lächerliche ziehen und die Moral der Muslime untergraben wollen. Sie sind keine Unwissenden, sondern Verbrecher. (Mauduudi)

Das heißt: „Wenn wir einem Teil vergeben, so geschieht das, weil sie reuig sich Allah zuwandten. Doch die anderen, die sich tief in den Sünden und der Heuchelei verstrickt haben, werden Wir bestrafen. (Al-Manar)

 

Abschnitt 9

67. Die Munafuq-Männer und die Munafuq-Frauen sind einander gleich.243 Sie gebieten das Böse und verwehren das Gute244 und halten ihre Hände geschlossen.245 Sie haben Allah vergessen, so hat (auch) Er sie vergessen.246 Die Munafuqs sind die wahren Frevler.247

243. Wörtlich: die einen von ihnen sind von den anderen. (Anm. d. Übers.)

Die Formen der Heuchelei mögen sich unterscheiden, aber die Heuchler sind alle gleich und verstehen einander in ihrer Heuchelei und halten zusammen. (Juusuf `Allii)

Die munafuq Männer und Frauen legen dieselben Charaktereigenschaften an den Tag. Dies gilt für alle Munafuqs unabhängig von Zeit und Ort. So unterschiedlich ihre Redens- und Verhaltensweisen jedoch auch sein mögen, sie alle lassen sich auf eine gemeinsame Grundhaltung zurückführen. (Qutb)

244. Die Zusammenfassung ihrer Verhaltensweise ist, dass sie Böses gebieten und Gutes verbieten und mit ihrem Eigentum geizen, wenn es heißt zu spenden. (Qutb)

Das heißt, ihr Verhalten ist - zumindest in seinen Auswirkungen - das genaue Gegenteil des Verhaltens der Muslims (vergleiche Suura 3:104, 3:110, 3:114, 9:71, 9:112 und 22:41). (Asad)

245. Die Hand ist ein Symbol für Macht, Hilfe und Beistand. Letzteres kann finanzieller Art sein oder auch auf andere Weise. Die Munafuqs verstehen es, einen bestimmten Anschein zu erwecken, sind jedoch niemandem wirklich eine Hilfe. (Juusuf `Allii)

Die Hand geschlossen zu halten, ist ein indirekter Ausdruck für Geiz. Das Gegenteil davon ist sie auszubreiten, was Freigiebigkeit bedeutet. Die Munafuqs verbieten es den Menschen, für Allahs Sache zu spenden und tun es auch selbst nicht. (Al-Manar)

246. Vergleiche Suura 7:51 und die entsprechende Fußnote. Sie ignorieren Allah, deswegen wird Allah sie ignorieren. (Juusuf `Allii)

Sie haben vergessen, sich durch die guten Taten Allah zu nähern. Sie ignorieren Seine Gebote und missachten Seine Verbote. Und Allah vergisst sie, indem Er sie aus der Vergebung verbannt. (Al-Manar)

247. Es ist zu beachten, dass dieser Aja und die folgenden sich auf die im letzten Satz des vorigen Ajas erwähnten bewussten Munafuqs bezieht, und nicht auf die Wankelmütigen, deren Heuchelei das Resultat innerer Ängste und Unsicherheit ist. (Asad)

 

68. Allah hat den Munafuq-Männer und den Munafuq-Frauen und den Kaafirs das Feuer der Hölle versprochen, in dem sie ewig verweilen werden. Das ist die passende Vergeltung für sie. Und Allah verflucht sie, und ihnen wird dauernde Strafe zuteil,248

248. Sie sind von Allahs Barmherzigkeit ausgeschlossen. (Qutb)

„Fluch“ bedeutet hier wie an anderen Stellen den Ausschluss von Allahs Gnade und Barmherzigkeit, den die Kaafirs durch ihre Ablehnung Allahs selbst verursacht haben. (Juusuf 'Allii)

Während die Strafe des Feuers eine körperliche ist, ist diese Strafe eine seelische. (Al-Manar)

 

69. wie jenen, die vor euch waren.249 Sie waren noch mächtiger als ihr und reicher an Vermögen und Kindern. Sie genossen ihren Anteil (an den Gütern dieser Welt)250 und ihr habt auch euren Anteil genossen, wie die vor euch, und ihr ließet euch auf eitles Gerede ein wie sie.251 Deren Taten werden nutzlos sein in dieser Welt und im Jenseits, und sie sind die eigentlichen Verlierer.252

249. Dies bezieht sich auf die Aussage in Aja 67, dass bewusste Munafuqs im wesentlichen „alle von der gleichen Art“ sind. (Asad)

250. Sie genossen ihren Anteil an dieser Welt. (Darjabaadi)

251. Mit leerem Geschwätz und üblen Worten. (Darjabaadi)

Mit lügnerischem und eitlen Geschwätz. (Al-Manar)

252. Ihre Handlungen sind von Grund auf sinnlos, wie Pflanzen ohne Wurzeln, die haltlos sind und weder wachsen noch blühen. (Qutb)

Dasselbe wie den früheren Völkern geschieht euch, wenn ihr euer Verhalten nicht ändert. (Asad)

 

70. Hat sie nicht die Kunde von jenen (Völkern)253 vor ihnen erreicht,254 vom Volk Nuuchs und von 'Ad und Samuud, und vom Volk Ibrahim von den Bewohnern Madjans255 und von den beiden untergegangenen Städten?256 Ihre Gesandten kamen zu Ihnen mit klaren Beweisen. Nicht Allah hat ihnen Unrecht getan, sondern sie taten sich selber Unrecht.251

253. Jene Völker, die nur darauf bedacht waren, das diesseitige Leben zu genießen und die sich auf dem Weg des Verderbens befanden, sich aber nicht mahnen ließen. (Qutb)

Die Geschichte ihres Untergangs. (Darjabaadi)

254. Die Geschichte von Nuuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wird in Suura 7:59-64 ausführlich erzählt; die von 'Ad in Suura 7:65-72; die von Samuud in Suura 7:73-79; die von Ibrahim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, verschiedenen Stellen, besonders jedoch in Suura 6:74-82; die von den Madjaniter in Suura 7:85-93; und die von Lut, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und den vernichteten Städten in Suura 7:80-84. (Juusuf 'Allii)

255. Im Falle von Nuuch und Ibrahim, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, ich das Wort "Qaum" mit "sein Volk" übersetzt; diese Propheten waren als Gesandte zu jeweils ihrem eigenen Volk geschickt worden, so wie auch Huud zum Volk der 'Ad und Salich, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, zum Volk der Samuud. Für die Madjaniter wird das Wort "Ashub-i-Madjan" gebraucht, das ich mangels eines besseren Ausdruckes mit "Leute von Madjan" übersetzt habe. Die Madjaniter waren während der meisten Zeit ihrer Geschichte Nomaden ohne feste Siedlungen und Städte, sondern mit Weidegründen. Die Stadt Madjan am Golf von Aqaba existierte erst viel später, als die Madjaniter schon nicht mehr als Volk entstand. Vergleiche auch Suura 7:85. (Juusuf 'Allii)

256. Die Städte Sodom und Gomorrha, in denen Luut, Allahs Segen und Frieden auf ihm, vergeblich wirkte, um sie von ihrer Sittenlosigkeit abzubringen, Vergleiche auch Suura 7:80-84. (Juusuf 'Allii)

257. Sie wendeten sich von ihnen ab und leisteten ihnen Widerstand. (Al-Manar)

258. „Sie tun sich selbst Unrecht", denn sie sind selbst verantwortlich für ihren Untergang. Allah hegte weder ihnen gegenüber irgendwelche Feindschaft noch hatte Er den Wunsch, sie zu vernichten. In der Tat wandten sie sich selbst einer Lebensweise zu, die ihren Untergang herbeiführte, während Allah Seine Gesandten zu ihnen schickte und sie mit Vernunft, Einsichtsfähigkeit und der Möglichkeit zur Umkehr ausstattete. Die Gesandten warnten sie vor den Folgen ihrer falschen Lebensweise und lehrten sie den Weg zum Erfolg. Aber sie zogen keinen Nutzen aus den ihnen gebotenen Möglichkeiten und verfolgten weiter ihren einmal gewählten Weg, bis sie unweigerlich ihr „Ziel" erreichten. Dieses furchtbare Ende ist nicht darauf zurückzuführen, dass Allah ihnen gegenüber ungerecht oder grausam sein wollte, sondern es ist die Folge ihrer eigenen Handlungen. (Mauduudi)

Die verdorbene Menschenseele wird durch die eigene Macht so übermütig, dass sie sich durch nichts ermahnen lässt. Und der Wohlstand macht sie blind, so dass sie nicht sehen kann. Auch die Warnungen aus der Geschichte fruchten bei ihr nicht. (Qutb)

 

71. Die mu’min Männer und die mu’min Frauen sind einander Beschützer und Helfer.259 Sie gebieten das Gute und verwehren das Böse und verrichten das Gebet und geben die Saka, und gehorchen Allah und Seinem Gesandten.260 Sie sind es, denen Allah Seine Barmherzigkeit schenkt. Wahrlich, Allah ist Allmächtig, Allweise.

259. Gefährten im Diin und Imaan. (Darjabaadi)

Oder: "sie sind gegenseitig Beschützer (oder: Freunde und Beschützer)". Da jedoch die Mu’mins hier den Munafuqs (vergleiche Aja 67) gegenübergestellt werden, von denen gesagt wird, sie seien "alle von der gleichen Art", ist es angebracht, den Begriff "wall" (Plural: "Auwlija") hier in seiner Grundbedeutung „(einander) nahe“ wiederzugeben. (Asad)

Wenn die Munafuq-Männer und Munafuq-Frauen einander gleichen, weil sie gleiche Naturanlage haben, dann sind demgegenüber die mu’min Männer und Frauen untereinander Freunde und Beschützer oder enge Verbündete. Dies kann von den Munafuq-Männer und Munafuq-Frauen nicht gesagt werden. Freundschaft setzt nämlich Mut, Solidarität, Zusammenarbeit und Pflichterfüllung voraus. Es liegt in der Natur der Heuchelei, dass diese Eigenschafen bei den Munafuqs selbst in ihren Beziehungen untereinander fehlen. Demgegenüber entspricht die Natur des Mu’mins der Natur der islamischen Gemeinschaft, zu deren Charakteristika Einheit, Solidarität und gegenseitige Verantwortlichkeit gehören, und zwar zur Verwirklichung des Guten und zur Abwendung des Bösen. (Qutb)

260. Dies sind die Haupteigenschaften der Mu’mins und der islamischen Gesellschaft. (Darjabaadi)

Obwohl der äußere Eindruck islamischen Verhaltens den Anschein erweckt, dass Mu’min und Munafuqs eine Gemeinschaft bilden, unterscheiden sich die Munafuqs in Wirklichkeit durch ihre Charaktereigenschaften so eindeutig von den Mu’mins, dass man von zwei völlig verschiedenen Menschengruppen sprechen muss. (Mauduudi)

Die Mu’mins gehorchen keinem anderen Gesetz und keiner anderen Verhaltensnorm außer der Scharia Allahs und Seines Gesandten. (Qutb)

Saka (das heißt eine Steuer, die im Islam zur Grundlage des Wirtschaftssystems erhoben wurde), waren stets ein wichtiger Bestandteil des Islams. Wie alle anderen Propheten, machten auch die Propheten Israels beides zu bindenden Pflichten für die Juden; doch nach und nach begannen die Juden, sie zu vernachlässigen. Sie hörten auf, das Gebet gemeinsam zu verrichten, ja die meisten von ihnen beteten nicht einmal für sich allein. Anstatt ’Saka zu bezahlen, fingen sie sogar an, Zinsen für ihr Geld zu verlangen. (Mauduudi)

Zu ’Saka schreibt Darjabaadi: "Diese Steuer soll den Menschen von Geiz und Gier heilen. Wörtlich bedeutet ’Saka Reinheit, Reinigung. Es ist der Anteil am Vermögen, der Allah zuliebe von dessen Eigentümer entrichtet wird, damit es ,gereinigt' werde. Die Zahlung dieser. Steuer im Diin ist Pflicht, vorausgesetzt das Vermögen hat einen bestimmten Umfang und gehörte seinem Besitzer mindestens während der Dauer eines Mondjahres (das sind etwa 355 Tage). Die Steuer variiert entsprechend der Art und Größe des Vermögens; in den meisten Fällen beträgt sie jedoch ein Vierzigstel des Vermögens, das heißt zwei ein halb Prozent."

 

72. Allah hat den mu’min Männern und den mu’min Frauen Gärten verheißen, die von Strömen durchflossen sind, in denen sie ewig verweilen werden. Und treffliche Wohnstätten in Gärten der Ewigkeit.261 Doch das Wohlgefallen Allahs ist die größte (Gnade). Das ist die höchste Glückseligkeit.

261. Wo im Qur’an das Wort “`adn“ erscheint, wird es als Beschreibung für die „Gärten“ (Dschanach) des Paradieses gebraucht. Es ist hergeleitet von der Wurzel “`adana“, das in erster Linie bedeutet: „er blieb (irgendwo)“ oder „er behielt (etwas)", das heißt auf Dauer. Im biblischen Hebräisch, das an sich nur ein alter semitischer Dialekt ist, hat das hiermit eng verwandte Wort “Eden“ die zusätzliche Bedeutung von „Freude", „Seligkeit". Die Verbindung dieser beiden Bedeutungen veranlasst mich, die Wendung mit „Gärten andauernder Seligkeit" zu übersetzen. Wie an anderen Stellen im Qur’an wird die Seligkeit hier allegorisch durch Schilderungen dargestellt, die an irdische Freuden erinnern und sie so der menschlichen Vorstellung näher bringen. (Asad)

 

Abschnitt 10

73. O Prophet! Setze dich mit aller Kraft gegen die Kaafirs und die Munafuqs ein262 und sei streng mit ihnen.263 Ihr Zufluchtsort ist die Hölle. Welch ein schlimmes Ende!

262. Mit Worten und Argumenten; gegen erstere auch mit Waffen. (Darjabaadi)

Bezüglich des Verbs "dschahada" („er bemühte sich", nämlich für eine gute Sache) vergleiche Suura 4:95. Der Imperativ "Dschihid" wird hier offensichtlich in seiner geistigen Bedeutung benutzt und bezeichnet Bemühungen, sowohl ausgesprochen Muslime als auch Wankelmütige zu überzeugen, einschließlich der in den vorigen Abschnitten erwähnten Munafuqs verschiedenster Art. Obgleich dieser Imperativ in erster Linie an den Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gerichtet ist, versteht er sich als moralisch allgemein verbindlich für alle Muslime. (Asad)

Dieses Gebot beinhaltet eine Änderung der Politik gegenüber den Munafuqs. Bis zu diesem Zeitpunkt hatten die Muslime ihr Verhalten geduldet, einmal deswegen, weil die Gemeinschaft noch nicht stark genug war, sich auf innere Konflikte einlassen zu könne, und zum anderen, um denjenigen eine Gelegenheit einzuräumen, die mit Zweifeln und Misstrauen zu kämpfen hatten. Nach der Tabuk-Expedition war es an der Zeit, diese Haltung zu ändern. Ganz Arabien hatte sich dem Islam angeschlossen, und eine erbitterte Auseinandersetzung mit äußeren Gegnern stand bevor. Deswegen war es notwendig, dass innere Feinde unschädlich gemacht wurden, damit sie nicht mit den äußeren Feinden eine Verbindung eingingen und so die Muslime gefährdeten.

Zu beachten ist, dass dieser Aja die Muslime nicht auffordert, mit Waffengewalt gegen die Munafuqs vorzugehen. Er bedeutet lediglich, dass die bisherige Politik der Toleranz ihnen gegenüber beendet sein sollte und sie nicht mehr als Teil der muslimischen Gemeinschaft anzusehen waren oder das Recht hatten, auf ihre politischen Entscheidungen einzuwirken. Jede Gemeinschaft muss sich vor inneren Feinden und Verrätern schützen, wenn sie nicht schließlich untergehen will. (Mauduudi)

263. Der Notwendigkeit des Einzelfalles entsprechend. (Darjabaadi)

Das heißt: „Gehe in grundsätzlichen Dingen keine Kompromisse mit ihnen ein." (Asad)

 

74. Sie schwören bei Allah, dass sie nichts gesagt hätten.264 Doch ihre Äußerungen sind lasterhaft265 und sie verfielen dem Kufr, nachdem sie den Islam angenommen hatten. Und sie planten etwas, was sie nicht erreichen konnten.266 Und sie waren nur deshalb hasserfüllt, weil Allah und sein Prophet sie reich gemacht hatten aus Seiner Gandenfülle.267 Wenn sie aber reuevoll umkehren, so ist es besser für sie.268 Doch wenn sie sich abwenden, wird Allah Ihnen im Diesseits und im Jenseits eine schmerzliche Strafe zuteil werden lassen,269 und sie sollen auf Erden weder Beschützer noch Helfer finden.

264. Die Munafuqs schwören, dass die Anschuldigungen gegen sie falsch sind. (Darjabaadi)

265. Indem sie sich zu einem Anschlag auf das Leben des Propheten verschworen, nämlich bei der Rückkehr von der Tabuk-Expedition. (Darjabaadi)

Vergleiche den ersten Satz von Aja 61 oben. Die Unterstellung, der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, habe sich bezüglich der Offenbarung selbst getäuscht, ist selbstverständlich gleichbedeutend mit Kufr gegenüber dem Offenbarungsinhalt, nämlich dem Qur’an. (Asad)

Wir können nicht mit Sicherheit feststellen, was dieses „Wort des Kufr" war, das sie äußerten. Es gibt jedoch Überlieferungen, die verschiedenes erwähnen, was die Munafuqs der damaligen Zeit äußerten. (Mauduudi)

Vergleiche Suura 48:26, wo das Gegenstück zu dem Ausdruck „Wort des Kufr" gebraucht wird, nämlich „Wort der Taqwa" (Kalimat At-Taqwa). (Anm. d. Übers.)

266. Dies bezieht sich auf eine Verschwörung der Feinde des Propheten Allahs Segen und Frieden auf ihm, ihn auf der Rückreise von Tabuk zu töten. Der Anschlag schlug jedoch fehl. Der Plan war um so heimtückischer, als sich unter den Verschwörern Männer aus Medina befanden, die von dem Frieden und der Ordnung, die der Islam in Medina hergestellte hatte, wirtschaftlich profitiert hatten. Der Handel blühte, und für Gleichheit und Gerechtigkeit war gesorgt. Diese Männer waren jedoch darauf aus, Gutes mit Bösem zu vergelten. Dies war ihre Art der Vergeltung, denn der Islam zielt darauf ab, Eigennutz einzuschränken, setzt sich für die Rechte der Ärmsten und Geringsten ein und beurteilt den Wert eines Menschen nach seiner Rechtschaffenheit und nicht nach Abstammung oder Klassenzugehörigkeit. (Juusuf `Allii)

Die klassischen Kommentatoren beziehen dies auf einen Anschlag auf das Leben des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, bei der Rückkehr von Tabuk. Ohne die Gültigkeit dieser historischen Interpretation in Frage stellen zu wollen, denke ich, dass diese Anspielung eine weitaus tiefere Bedeutung hat - nämlich die existentielle Unmöglichkeit, inneren Frieden zu erlangen oha die Überzeugung, dass das Leben des Menschen ein Sinn und ein Ziel hat, obwohl dies nur durch die Offenbarungen wahrgenommen werden kann, die von den Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, empfangen wurden. Ein indirekter Hinweis darauf befindet sich in Suura 96:5, einem der Ajas, die als erste offenbart wurden. Hin und her gerissen zwischen dem halbherzigen Wunsch, "sich Allah hinzugeben", und ihrer fehlenden Bereitschaft, die vom Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, übermittelte Rechtleitung Allahs zu befolgen, strebten die Munafuqs hier nach etwas, was für sie unerreichbar war. (Asad)

Eine weitere Verschwörung zielte darauf ab. 'Abdullah ibn Ubayy zum König von Medina zu ernennen, sobald irgendeine „schlechte Nachricht" von der muslimischen Armee eintraf. Die Munafuqs in Medina erwarteten nämlich nicht, dass der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und seine Getreuen gegenüber der Armee des großen byzantinischen Reiches jemals erfolgreich sein könnten. (Mauduudi)

267. Dies ließ ihr Verbrechen noch heimtückischer erscheinen. (Darjabaadi)

Nämlich durch die im Qur’an enthaltene geistige Rechtleitung und das materielle Wohlergeben, das aus der Befolgung seiner moralischen und sozialen Grundsätze resultiert. Der obige Satz bedeutet, dass die Munafuqs nicht den Islam selbst mangelhaft fanden und sich deswegen weigerten, dem Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu folgen, sondern dass sie für die geistigen und materiellen Vorteile, die sie dadurch hatten, undankbar waren.

Wegen seiner historischen Assoziationen ist der größte Teil dieses Aja in der Vergangenheit ausgedrückt, obwohl seine moralische Bedeutung offensichtlich zeitlos ist . (Asad)

Vor der Auswanderung des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war Medina eine kleine, unbedeutende Stadt gewesen, deren beide Hauptstämme nicht nur wenig Einfuß besaßen, sondern durch interne Fehden geschwächt waren. Innerhalb der neun Jahre, die der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, verbracht hatte, entwickelte sich diese kleine Stadt zur Hauptstadt von Arabien. Die Munafuqs wenden hier dafür getadelt, dass sie statt dem Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, für diese Änderung ihrer Situation dankbar zu sein, ihm Hass entgegenbrachten. (Mauduudi)

268. Selbst jetzt ist noch die Möglichkeit zur Umkehr gegeben. (Darjabaadi)

269. Wenn sie sich von dieser Möglichkeit zur Umkehr abwenden und auf ihrer destruktiven Einstellung beharren. (Darjabaadi)

 

75. Und manch einer ist unter ihnen, der Allah gelobte: „Wenn Er uns von Seiner Gnadenfülle gibt, dann werden wir gewiss Almosen geben und rechtschaffen sein;“270

270. Unter den Munafuqs befinden sich solche Menschen, die Allah geloben, dass sie reichlich spenden und Gutes tun wollen, wenn Er ihnen Seine Gnadengeschenke gewährt und sie versorgt. Dieses Gelöbnis wird in einer Zeit der Armut und Not abgelegt. Sobald Allah jedoch ihre Bitte erhört und sie versorgt, vergessen sie ihr Gelöbnis und werden vom Geiz gepackt. (Qutb)

 

76. Doch als Er Ihnen aus Seiner Gnadentülle gab, geizten sie damit271 und wandten sich widerstrebend ab.272

271. Sie wenden sich ab von ihrem Gelöbnis und wollen ihrerseits ihrer Verpflichtung nicht nachkommen. (Darjabaadi)

272. Dies ist ein Beispiel für die Undankbarkeit, die den Munafuqs oben in Aja 74 vorgeworfen wird. Sie haben ihren Bund mit Allah gebrochen, der sie dazu verpflichtete, zu spenden, sobald Allah ihnen die Mittel gab. Sie kümmerten sich jedoch nicht um die Vereinbarungen, die sie eingingen, waren geizig und beachteten keine moralische Norm. (Mauduudi)

 

77. Und als Folge ließ Er Heuchelei in ihre Herzen einziehen273 bis zum Tage, an dem sie Ihm begegnen werden, weil sie Allah gegenüber das gegebene Versprechen brachen,274 und weil sie zu lügen pflegten.275

273. Wem Menschen ihr Wort brechen und ihre Vereinbarungen nicht einhalten, ist Heuchelei die natürliche Folge davon, denn dadurch soll ihre Einstellung überdeckt weiden. Alle Folgen unserer Handlungen werden in der Sprache des Qur’an Allah zugeschrieben. Solche Folgen bestehen bis zum Tage des Gerichts, wenn die Menschen sich Ihr ihre Taten verantworten müssen. Sie mögen vielleicht annehmen, dass sie mit ihrer Heuchelei Menschen betrügen können, aber sie können nicht Allah betrügen, Der alle geheimen Gedanken und Pläne kennt. (Juusuf `Allii)

Hier ist nicht Allah Derjenige, Der die Initiative ergreift. Die Verwurzelung der Heuchelei in ihren Herzen ist das Ergebnis ständiger Wortbrüchigkeit und Treulosigkeit. (Darjabaadi)

274. Immer wieder. (Darjabaadi)

Diese zwei Gründe sind die markantesten Eigenschaften der Munafuqs und die sichtbarsten Zeichen ihrer Heuchelei: Das nicht Einhalten von Versprechen und das Lügen. (Al-Manar)

275. Sie belogen ständig sich selbst bei dem Versuch, Rechtfertigungen für ihre Wortbrüchigkeit und Treulosigkeit zu finden. (Asad)

 

78. Wissen sie denn nicht, dass Allah ihre Geheimnisse276 und ihre vertraulichen Gespräche kennt,277 und dass Allah Der beste Kenner des Verborgenen ist?

276. Was sie in ihrem Inneren verbergen. (Darjabaadi)

277. Was sie ihren Genossen anvertrauen. (Darjabaadi)

Wissen sie es nicht - wo sie doch vorgeben, Muslime zu sein, und es als solche eigentlich wissen müssten - dass Allah wahrnimmt, was tatsächlich bei ihnen anliegt und was sie insgeheim untereinander aushecken und vor den Menschen geheim halten wollen? Allah kennt alles Verborgene und Geheime. (Qutb)

 

79. Diejenigen, die über jene Mu’mins lästern, die bereitwillig Sadaqa278 geben und über jene, die nichts außer ihrer Hände Arbeit (als Beitrag) finden können,279 und sie deswegen verspotten - Allah wird ihrer spotten280 und ihnen wird schmerzliche Strafe zuteil.281

278. "As-Sadaqa" الصَّدَقَا: was für Allahs Sache gespendet wird. Vergleiche auch oben Aja 58 und Fußnoten. (Asad)

279. Wenn in Allahs Sache finanzielle Hilfe notwendig ist, trägt jeder Muslim dazu bei, was er kann. Wer große Beiträge leisten kann, ist stolz darauf, sie freiwillig beizusteuern, und selbst die Armen tragen aus ihrer geringen Habe oder durch ihren Arbeitseinsatz dazu bei. Beides ist durch den dahinter stehen den guten Willen und Imaan gleich wertvoll, und nur Zyniker lachen über die Geringfügigkeit des einen oder die Freizügigkeit des anderen. Gelegentlich lachen sie nicht nur, sondern unterstellen den Gebern falsche Motivation. Dies wird hier getadelt. (Juusuf 'Allii)

Zahlreiche authentische Überlieferungen berichten. wie die medinensischen Munafuqs die Spenden der Muslim für Allahs Sache lächerlich machten. So berichtet beispielsweise Abu Mas'ud, ein Gefährte des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm: „Wenn jemand eine reichliche Spende brachte, dann sagten sie: 'Er will nur gesehen und von den Leuten gelobt werden.' Und wenn jemand eine geringfügige Spende brachte (beispielsweise ein paar Datteln oder eine Handvoll Weizen), dann sagten sie: „Allah braucht eine solche Spende nicht!“

Dieser Aja spielt jedoch nicht allein auf die historischen Ereignisse an. sondern soll die Mentalität der Munafuqs schildern, deren eigene innere Haltung ihre Betrachtungsweise anderer Menschen beeinflusst. (Asad)

280. Wörtlich: „Allah wird über sie spotten", eine Redewendung, die im Qur’an öfter vorkommt und Allahs Vergeltung bezeichnet, beispielsweise in Suura 2:15. (Asad)

281. Im zukünftigen Leben. (Darjabaadi)

 

80. Ob du für sie um Verzeihung bittest oder nicht,282 ja selbst wenn du siebzig mal für sie um Verzeihung bitten würdest,283 - Allah wird ihnen niemals verzeihen! Dies weil sie nicht an Allah und Seinen Gesandten den Imaan verinnerlichen.284 Und Allah leitet nicht das Volk der Frevler.285

282. Es ist alles gleich; ihre Vergehen sind unverzeihlich. (Darjabaadi)

Dem Anschein nach pflegte der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, für die Fehlgegangenen um Vergebung zu bitten in der Hoffnung, Allah möge es ihnen verzeihen. Doch das Schicksal dieser Leute war von Allah schon beschlossen, und es gab diesbezüglich keine Rückkehr mehr denn: "... Allah leitet ein verbrecherisches Volk nicht ." (Qutb)

283. Die Zahl siebzig soll hier auf die Reichlichkeit der Fürbitte hinweisen, nicht auf eine festgesetzte Zahl. (Qutb)

Eine furchtbare Warnung für alle, die sich Allahs Sache in den Weg stellen. Der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war von Natur aus mildherzig und bereit zu vergeben. Er betete für seine Feinde. Aber in einem solchen Fall macht ihre ablehnende Haltung sogar ein Gebet wirkungslos. (Juusuf `Allii)

284. Absichtlich und immer wieder, und sie starben in dieser feindseligen Haltung gegenüber Allah. (Darjabaadi)

285. Die sich nicht selbst leiten lassen wollen und die Wahrheit gar nicht suchen. (Darjabaadi)

Die so tief in ihrer verbrecherischen Haltung verwurzelt sind, dass sie jede Disposition für Umkehr und Imaan verloren haben. (Asad)

 

Abschnitt 11

81. Die zurückgelassen worden waren,286 freuten sich hinter dem Rücken des Gesandten Allahs darüber, dass sie zuhause geblieben waren.287 Und es war ihnen zuwider, mit ihrem Vermögen und mit ihrem Leben sich mit ganzer Kraft für Allahs Sache einzusetzen,288 und so sagten sie:289 „Rückt nicht aus in der Hitze;" Sprich: „Die Hitze der Hölle ist noch heißer;"290 Wenn sie doch nur begreifen könnten.

286. In der Tabuk-Expedition. (Darjabaadi)

287. Wörtlich: "sie freuten sich über ihr Sitzen (-bleiben zu Hause)". Dies bezieht sich auf diejenigen, die unter dem einen oder anderen Vorwand sich von der Teilnahme an dem Feldzug entschuldigten. (Asad)

288. Einmal aus Mangel an Imaan, und zum anderen aus Bequemlichkeit. (Darjabaadi)

Sie waren ein Beispiel für die Schwäche der Motivation und des Willens. Und es gibt viele, die die Mühe scheuen und vor dem Kampf fliehen. (Qutb)

289. So sprachen sie zu ihren munafuq Brüdern. (Al-Manar)

290. Die Tabuk-Expedition musste eilig in der Sommerhitze durchgeführt werden, da eine Invasion der Byzantiner drohte. Die Muslime brachen etwa im September oder Oktober des Sonnenkalenders von Medina auf. (Juusuf 'Allii)

Der Sommer ist in Arabien die härteste Jahreszeit. Die wenigen Brunnen trocknen aus. selbst das letzte bisschen Weide verdorrt, und die Sonne brennt unbarmherzig vom Himmel. (Darjabaadi)

Wenn sie vor der irdischen Hitze zurückschrecken und lieber untätig im Schatten herumsitzen. um wie viel mehr müsste sie dann die Hitze der Hölle abschrecken, die intensiver und dauerhafter ist? (Qutb)

 

82. So mögen sie denn ein wenig lachen,291 doch gar viel werden sie weinen!292 Eine Vergeltung für das, was sie sich erwarben.

291. Ihr Lachen ist auf diese Welt beschränkt. (Darjabaadi)

292. Es mag sein, dass sie sich jetzt freuen oder lachen oder spotten, aber dies geht vorüber, und danach werden sie viel Grund zum Weinen haben. (Juusuf 'Allii)

Im zukünftigen Leben. (Darjabaadi)

Wörtlich: „Lass sie viel weinen," (Asad)

Die Vergeltung ist von der Art der Taten. (Qutb)

 

83. Und wenn Allah dich zu einem Teil von ihnen wieder zurückkehren lässt,293 und sie dich dann um Erlaubnis bitten,294 mit auszuziehen,295 so sprich: „Ihr werdet niemals mit mir ausziehen, und ihr werdet niemals mit mir gegen einen Feind kämpfen. Wahrlich, es gefiel euch beim ersten Mal, daheim sitzen zu bleiben,296 so bleibt auch jetzt mit denen sitzen, die zurückbleiben.297

293. Wenn Allah dich sicher von diesem Feldzug zurückkehren lässt. (Darjabaadi)

Nämlich zu jenen Munafuqs, die unter einem Vorwand zu Hause bleiben. (Asad)

294. Um ihre Loyalität zu demonstrieren, während sie innerlich immer noch unloyal sind. (Darjabaadi)

295. Sie bitten um Erlaubnis, das nächste mal mit dabei sein zu können. (Darjabaadi)

296. Ihr seid aus Treulosigkeit zurückgeblieben, und selbst jetzt verstellt ihr euch nur. (Darjabaadi)

297. Mit denen, die zurückbleiben müssen, wie Kinder, Alte und Invaliden. (Darjabaadi)

Dies ist der Weg, den Allah dem Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, vorgezeichnet hat. Es ist auch der Weg des Diins Allahs und derer, die zu ihr stehen, ewig und immer. (Qutb)

 

84. Und bete niemals für einen von ihnen, wenn er stirbt, und stehe nicht an seinem Grab.291 Wahrlich, sie verinnerlichten nicht den Imaan an Allah und an Seinen Gesandten und starben als Frevler.299

298. Wenn ein Muslim gestorben ist, dann ist es die selbstverständliche Pflicht der anderen, nach Möglichkeit an der schlichten Beerdigungszeremonie teilzunehmen, für Allahs Barmherzigkeit zu beten, bevor der Tote bestattet wird und ihm die letzte Ehre zu erweisen. Dies ist jedoch bei solchen Menschen nicht angebracht, die sich dem Islam gegenüber feindselig verhalten haben. (Juusuf 'Allii)

Das heißt, falls er nicht vor seinem Tod Reue gezeigt hat. Es wird berichtet, dass 'Abdullah ibn Ubayy, der lebenslange Gegner des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und Führer der Munafuqs in Medina, auf seinem Sterbebett seinen Sohn zum Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, schickte mit der Bitte um sein Hemd, in dem er sich begraben lassen wollte, und dass der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nach seinem Tode für ihn beten solle. Der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, verstand diese Bitte als ein Zeichen der Reue und Umkehr, schickte ihm das Hemd und leitete später das Totengebet. Als 'Umar ibn Al-Hattab energisch gegen diese Mildherzigkeit gegenüber einem Mann protestierte, den alle Muslime als „Feind Allahs“ angesehen hatten, erwiderte der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm: „Allah hat mir in dieser Angelegenheit die Wahl gegeben (vergleiche Aja 80 dieser Suura: „ob du für sie um Vergebung bittest oder nicht..."), darum werde ich mehr als siebzig Mal für ihn beten." Da 'Abdullah ibn Ubbayy geraume Zeit nach der Rückkehr des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, von Tabuk starb, während dieser Aja während des Feldzuges offenbart wurde, wird deutlich, dass das hier ausgesprochene Verbot sich auf diejenigen bezieht, die „permanent Allah und Seinen Gesandten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, leugneten und in diesem Zustand starben", also auf solche, die nicht bereut haben. (Asad)

Das heißt: „Bete niemals in deinem Leben bei dem Begräbnis eines dieser Munafuqs und stehe auch nicht an dessen Grab, um für ihn Vergebung zu erbitten, wie du es mit den Muslimen machst." (Al-Manar)

299. "Fasiq"  فَاسِقُونَ ist in diesem Zusammenhang nicht einfach jemand, der gegen Allahs Gesetz handelt, sondern jemand, der das Gesetz ablehnt. (Darjabaadi)

 

85. Verwundere dich nicht ob ihres Reichtums und ihrer Kinder,300 denn Allah will sie nur im Diesseits damit bestrafen301 und sie im Kufr sterben lassen.

300. Vergleiche auch oben Aja 55. (Darjabaadi)

301. Bis auf das Wort "Leben" wird hier der Inhalt von Aja 55 wiederholt, wodurch ein harmonischer Abschluss der Argumente angedeutet werden soll. In Aja  55 erscheint diese Formulierung in Verbindung mit den Gründen, die Beiträge solcher Personen zurückzuweisen, die insgeheim gegen die Sache des Islam opponierten. Hier geht es darum, die Teilnahme an den Trauerfeierlichkeiten nach dem Tode solcher Personen zu verweigern, daher ist es nur natürlich, dass das Wort „Leben" hier fehlt. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 3:178 und 8:28 sowie die entsprechenden Fußnoten. Diese fast wörtliche Wiederholung von Aja 55 dieser Suura soll die psychologische Bedeutung dieses Problems hervorheben, nämlich die Bedeutungslosigkeit irdischen Glücks gegenüber geistiger Rechtschaffenheit. (Asad)

 

86. Und jedes Mal wenn eine Suura302 offenbart wird: „Verinnerlicht den Imaan an Allah und kämpft gemeinsam mit Seinem Gesandten",303 baten dich die Reichen 'unter ihnen mit Freistellung,304 und sie sagten: „Lass uns bei denen, die daheim bleiben." 305

302. Das Wort "Suura" ist hier gleichbedeutend mit „offenbarter Botschaft". Vergleiche auch Suura 47:20 und Fußnote. (Asad)

303. Mit Einsatz eures Eigentums und Lebens für Allahs Sache. (Darjabaadi)

Dies sind zwei Veranlagungen: Die Veranlagung zur Heuchelei, Willenschwäche und Unentschlossenheit auf der einen Seite und Imaan, innere Stärke und Tapferkeit auf der anderen Seite. Sobald eine Suura offenbart wird, die den Kampf gebietet, kommen diejenigen, die die Mittel dazu hätten, nicht um als erste dabei zu sein, sondern um sich zurückzuziehen und zu entschuldigen, ohne sich dabei zu schämen. (Qutb)

304. Die Reichen bitten darum, zurückbleiben zu dürfen. (Darjabaadi)

305. Zusammen mit denen, die zurückbleiben müssen. (Darjabaadi)

Das heißt, mit denen, von denen nicht erwartet werden kann, dass sie in den Krieg ziehen, beispielsweise Frauen und Kinder, oder diejenigen, die durch Alter, Krankheit oder Invalidität daran gehindert werden. (Asad)

 

87. Sie sind froh, bei denen zu sein, die zurückbleiben,306 und ihre Herzen sind versiegelt, so dass sie nicht begreifen können.307

306. In dieser Formulierung liegt beißende Ironie, ein Hinweis auf ihre Feigheit, die sie veranlasst, mit den Schwachen zu Hause zu sitzen, während von ihnen erwartet werden könnte, dass sie ihr Heim verteidigen. Sie sind nicht nur feig, sondern auch dumm, denn sie verstehen nicht, was in ihrem eigenen Interesse liegt. Wenn der Gegner ihre Brüder überwältigt, leiden sie selbst mit darunter. (Juusuf `Allii)

307. Infolge ihrer lebenslangen Gewohnheit, ihren Eigennutz zu rechtfertigen, so dass sie die Niederträchtigkeit ihrer Haltung gar nicht mehr wahrnehmen. (Darjabaadi)

Sie begreifen nicht mehr, dass Einsatz für Allahs Sache Mut, Ehre und Beständigkeit für einen Menschen bedeuten, Zurückbleiben hingegen Schwäche, Demütigung und Vergänglichkeit. (Qutb)

Vergleiche Suura 2:7 und 7:100-101 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

88. Der Gesandte jedoch und die mit ihm mu’min sind308 kämpfen mit ihrem Vermögen und ihrem Leben. Sie sind es, denen Gutes bestimmt ist,309 und sie sind die Erfolgreichen.

308. Die Mu’mins sind ein Gegenbeispiel zu den Munafuqs und Unentschlossenen, die in den vorigen Ajas erwähnt wurden. Sie haben die Pflichten, die die Diin Allahs von Ihnen fordert, erfüllt. (Qutb)

309. "Gute Dinge" und „Erfolg" sind sowohl in ihrem physischen Sinne zu verstehen als auch im höchsten geistigen Sinne, wie der nächste Aja verdeutlicht. (Juusuf `Allii)

Güter des Diesseits und des Jenseits. Im Diesseits erlangen sie Ehre und Gewinn, und im zukünftigen Leben Lohn und Allahs Wohlgefallen. (Qutb)

 

89. Allah hat ihnen Gärten bereitet, die von Strömen durchflossen sind. Darin werden sie ewig verweilen. Das ist die höchste Glückseligkeit.310

310. Dieser Aja erinnert an Aja 72 dieser Suura, ist jedoch keine direkte Wiederholung. Vergleiche auch die parallele Wiederholung von Aja 85 (vergleiche Fußnote 301). Die Symmetrie der Argumentation gegenüber den Munafuqs Medinas ist damit abgeschlossen, und wir gehen im nächsten Abschnitt dazu über, uns mit den Munafuqs unter den Beduinen zu befassen. (Juusuf `Allii)

 

Abschnitt 12

90. Und es kamen solche311 Wüstenaraber,312 um ihre Entschuldigungen vorzubringen, damit sie freigestellt werden. Doch jene,313 die Allah und Seinen Gesandten belogen, blieben zu Hause.314 Eine schmerzliche Strafe wird jene unter ihnen treffen, die kaafir sind.311

311. Der Begriff "Al-Mu'addirun" bedeute sowohl "diejenigen, die einen wirklichen Entschuldigungsgrund haben" als auch „diejenigen, die mit Ausflüchten kommen", ist also am besten übersetzt mit "diejenigen, die sich entschuldigten". Die besondere Erwähnung der “Arab“ (Wüstenaraber, Beduinen, „echte" Araber) in diesem Zusammenhang ist wahrscheinlich darauf zurückzuführen, dass deren Haltung gegenüber dem Islam - sowohl die positive als auch die negative - für die frühe Geschichte der Muslime von außerordentlich großer Bedeutung war, denn die Botschaft Muchammads, Allahs Segen und Frieden auf ihm, konnte in Arabien nicht wirklich Fuß fassen, solange nicht die Unterstützung dieser kriegerischen Nomaden und Halbnomaden gesichert war, die den größten Teil der Bevölkerung auf der arabischen Halbinsel bildeten. Als der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, den Tabuk-Feldzug vorbereitete, waren viele der zum Islam übergetretenen Nomaden bereit, unter seiner Führung in den Kampf zu ziehen und taten dies auch, während andere befürchteten, ihre Abwesenheit vom Lager ihres Stammes könnte kaafir Stämme veranlassen, dieses zu überfallen, und wieder andere wollten sich einfach nicht den Schwierigkeiten eines Feldzuges in ein so weit entferntes Gebiet aussetzen, da sie der Ansicht waren, es habe nicht unmittelbar etwas mit ihren eigenen Interessen zu tun. (Asad)

312. Dies bezieht sich jetzt nicht auf die Munafuqs von Medina, sondern auf diejenigen aus der Wüste, in erster Linie auf die Stämme der Asad und Dschatafan, die sich unter dem Vorwand, für Bedürfnisse der Familie Sorge tragen zu müssen, von der Tabuk-Expedition freistellen ließen. (Darjabaadi)

313. Die Munafuqs hatten nicht nur eine Basis in Medina, sondern ihre Taktik beeinflusste auch Beduinen in den Dörfern und in der Wüste, die kriegerisch veranlagt waren und einer Aufforderung zum Kampf bereitwillig auch dann gefolgt wären, wenn es nicht um den Islam gegangen wäre. Einige von ihnen hatten trotz ihres Bekenntnisses zum Islam Bedenken wegen der Schwierigkeiten des Feldzuges und der Aussicht, den gut ausgebildeten Truppen des byzantinischen Großreiches entgegentreten zu müssen. Sie fanden alle möglichen Ausflüchte, während in Wirklichkeit ihr mangelnder Imaan sie außerstande setzte, sich für Allahs Sache anwerben zu lassen. Einige kamen mit Ausflüchten, andere kamen nicht einmal, sondern blieben einfach zu Hause und ignorierten den Aufruf. (Juusuf 'Allii)

314. Deren Bekenntnis zum Islam war von vornherein nicht ehrlich gemeint war. (Darjabaadi)

Sie sind weder zum Kampf noch zum Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gegangen, um sich freistellen zu lassen. (Al-Manar)

315. Die bis zu ihrem Lebensende kaafir bleiben. (Darjabaadi)

Ein geheucheltes Bekenntnis zum Islam wird hier zum Kufr gerechnet, denn ein Bekenntnis, dem keine praktische Äußerung folgt, wie Gehorsam und Aufrichtigkeit, ist in der Tat Kufr. Da solche Menschen ihre eigenen Interessen und irdischen Wünsche Allah und Seiner Sache vorziehen, wird Allah mit ihnen entsprechend verfahren, auch wenn sie in dieser Welt aufgrund ihres Bekenntnisses als Muslime behandelt worden sind. Das islamische Gesetz behandelt in diesem Leben nur diejenigen Munafuqs als Kaafirs, die sich des Verrats und der Untreue nachweislich schuldig gemacht haben. (Mauduudi)

 

91. Kein Vorwurf trifft die Schwachen und die Kranken316 und jene, die nichts finden, was sie ausgeben könnten,317 wenn sie nur Allah und Seinem Gesandten die Treue halten.318 Kein Vorwurf trifft jene, die Gutes tun,319 - und Allah ist verzeihend, barmherzig -

316. Obwohl im Notfall von jedem ein aktiver Beitrag erwartet wird, sei es durch persönlichen Einsatz oder durch Beisteuerung von Mitteln, gibt es einzelne Menschen, die hiervon ausgenommen sind, ohne dass sie deswegen der geringste Tadel treffen könnte. Dazu gehören beispielsweise diejenigen, die aufgrund ihres hohen Alters schwach geworden sind, oder die Kranken. Persönlicher Einsatz ihrerseits kann nicht erwartet werden, jedoch können sie einen Beitrag zu den Mitteln leisten, soweit sie dazu in der Lage sind. Wenn sie selbst hierzu zu arm sind, sind sie entschuldigt. In jedem Fall muss jedoch die Absicht aufrichtig sein, und der Mensch sollte den Wunsch haben, einen seinen Fähigkeiten entsprechenden Dienst zu leisten. Durch die Aufrichtigkeit der Absicht erlangt man Allahs Segen und Barmherzigkeit, und wir dürfen niemanden kritisieren, der nicht mehr als dies einbringen kann. (Juusuf 'Allii)

317. Aufgrund äußerster Armut. (Darjabaadi)

Zu jener Zeit gab es noch keinen öffentlichen Fundus, und jeder Teilnehmer an einem Feldzug musste seine eigenen Ausrüstungsgegenstände und Reittiere beisteuern. (Asad)

318. Wenn ihr Imaan und ihr Verhalten ansonsten aufrichtig sind. (Darjabaadi)

Allah urteilt nicht nach dem äußeren Anschein, indem er allen vergibt, die ein „ärztliches Attest“ bringen, um ihre Unfähigkeit nachzuweisen. Er sieht, was wirklich im Herzen verborgen ist, und er kennt die wirklichen Absichten der Menschen. (Mauduudi)

319. Es gibt keiner! Grund, sie zu tadeln. (Darjabaadi)

 

92. und auch nicht jene, die zu dir kamen, damit du ihnen Reittiere geben mögest,320 zu denen du aber sagen musstest: „Ich kann nichts finden, das ich euch zum Reiten geben könnte." Da wandten sie sich ab und ihre Augen flossen über von Kummer darüber, dass sie nichts fanden, was sie ausgeben konnten.321

320. "Hamala, Jachmilu" bedeutet hier wahrscheinlich: Transportmittel zur Verfügung stellen, nämlich Reittiere (Pferde, Kamele), möglicherweise auch Lasttiere zum Transport von Ausrüstung und Gepäck. Damit kann aber auch anderes bezeichnet werden, was zum Vorwärtskommen beiträgt, wie Stiefel oder Schuhe oder auch Verpflegung, alle jene Dinge, von denen ein Feldzug abhängt. Wenn Menschen für eine Sache freiwilligen Einsatz leisten, ohne dass öffentliche Mittel zur Verfügung stehen, besorgt nach Möglichkeit jeder diese Dinge für sich selbst, während diejenigen, denen die Mittel fehlen, zurückgelassen werden müssen, obgleich sie ansonsten zum Einsatz bereit sind. Ihre Enttäuschung entspricht ihrer Bereitschaft. (Juusuf 'Allii)

321. Einige von den Ansar kamen zum Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und baten ihn um Schuhe, da sie einen weiten Weg in der heißen Jahreszeit nicht barfuss zurücklegen konnten. Der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, musste ihnen erklären, dass er nicht in der Lage war, ihnen Schuhe zur Verfügung zu stellen, woraufhin sie sehr enttäuscht weggingen. (Darjabaadi)

 

93. Zu tadeln sind nur jene,322 die dich um Freistellung bitten, obwohl sie reich sind.323 Sie waren froh, bei denen zu sein, die zurückgeblieben waren. Allah hat ihre Herzen versiegelt, so dass sie nichts wissen.324

322. Ein Grund zum Tadel. (Darjabaadi)

323. Wörtlich: „die dich um Freistellung bitten, während sie reich sind". Der Begriff "dschani" bezeichnet jemanden, der "reich" ist oder „frei von Bedürfnissen". In diesem Zusammenhang bezieht er sich offensichtlich nicht nur auf die finanziellen Mittel, sondern auch auf die physische Fähigkeit, das heißt, auf Personen, die sowohl gesund sind als auch finanziell in der Lage, ihre Ausrüstung zu stellen. Vergleiche auch oben Aja 86-87. (Asad)

324. Sie wissen nicht, was für sie gut ist und was nicht. (Darjabaadi)

Was sie versäumen. Vergleiche oben Aja 87, wo ein ähnlicher Ausdruck benutzt wird, um, die Stadtbewohner zu bezeichnen, die auf ähnliche Weise ihre Pflichten versäumen wie hier die Wüstenbewohner. Es ist nicht einfach nur eine Pflicht, sondern ein Privileg, sich durch persönliche Selbstaufopferung für Allahs Sache einsetzen zu können. Wer dieser Gelegenheit ausweicht, weiß nicht, was er versäumt. (Juusuf 'Allii)