Von Suura 3 "Die Familie von Al-'Imraan" Aja 92 –
Suura 4 "Die Frauen" Aja 58
92.
Niemals werdet ihr Frömmigkeit erlangen, ehe ihr nicht von dem spendet, was ihr
liebt.161
Und was immer ihr spendet, Allah weiß wahrlich darüber Bescheid162. 161.
Der Beweis echter Wohltätigkeit liegt darin. dass man etwas gibt, was einem viel
wert ist, was man selbst sehr liebt. Wenn man sein Leben für eine gute Sache
hingibt, so ist dass das Größte, was man zu geben vermag. Wenn man sich selbst
gibt, also sich mit allen Kräften für etwas einsetzt, seine Fähigkeiten, seine
Handfertigkeit, sein Wissen anderen zugute kommen lässt, dann ist dies das
nächstgrößte Opfer. Gibt man seine Einkünfte, sein Eigentum, seinen Besitz hin,
so ist auch dies eine wirkliche Gabe, denn viele Menschen lieben gerade dies
weit mehr als alles andere. Es gibt auch weniger Greifbares wie die eigene
Stellung, das persönliche Ansehen, das Wohlergehen derjenigen, die wir lieben,
die Wertschätzung jener, die uns nützlich sein können. Allah fordert
Selbstlosigkeit von uns, und es gibt keine selbstlose Tat, wie gering und
unwägbar sie auch sein mag, ohne dass Allah um sie weiß. (Juusuf 'Allii) 162. Nachdem in den vorausgehenden Ajas denen, die wissentlich die Wahrheit verleugnen, gesagt wird, dass ihr wohlmeinendes Aufwenden von Bemühungen und Besitz während ihres Erdendaseins ihnen am Tag des Jüngsten Gerichts nichts nützen wird, erinnert der Qur´an nun die Mu´mins daran, dass andererseits ihr Imaan an Allah nicht als vollkommen erachtet werden kann, solange er ihnen nicht die Augen für die materiellen Bedürfnisse ihrer Mitmenschen öffnet. Siehe auch 2:177. (Asad)
93. Alle Speisen waren den
Kindern Israels erlaubt, außer dem, was sich Israel selbst verboten hatte, bevor
die Thora herabgesandt wurde.163 Sprich: "Bringt (doch) die Thora
herbei und lest sie vor, wenn ihr wahrhaft seid."164 163.
Die Juden zogen an den Haaren Vorwände und Kniffe herbei, um die Echtheit der
Botschaft des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in Zweifel zu ziehen,
die Gedanken zu verwirren und Misstrauen zu erregen. Wenn es im Qur´an hieß: "Er
ist eine Bestätigung für das, was in der Thora steht", fragten sie: "Wie kommt
es dann, dass im Qur'an einige der Speisen erlaubt sind, die den Kindern Israel
verboten sind?" In den Überlieferungen heißt es nämlich, dass z.B. Kamelmilch
und Kamelfleisch für die Kinder Israel verboten sind; hier aber hat Allah das
Verbotene für die Muslime für erlaubt erklärt. An dieser Stelle verweist der
Qur'an auf die historische Wirklichkeit, die sie ignorieren... Tatsächlich waren
vor der Offenbarung der Thora den Kindern Israel alle Speisen erlaubt außer
denen, die Israel -nämlich Jaqub, der Friede sei mit ihm. sich selbst versagte.
Die Tradition berichtet, dass ihn einmal eine schwere Krankheit befiel und er
Allah gelobte, freiwillig auf seine Lieblingsspeisen Kamelmilch und
Kamelfleisch zu verzichten, wenn ER ihn wieder gesund werden ließ. Allah nahm
sein Gelübde an, und seine Sunnah veranlasste die Kinder Israel dazu, sich
selbst zu verbieten, was sich ihr Vorvater versagt hatte. Außerdem verbot Allah
den Kindern Israel weitere Speisen, um sie damit für ihren Ungehorsam zu
strafen. Allah weist hier klar auf diese Tatsache hin, um den Juden in
Erinnerung zu rufen, dass ihnen diese Speisen ursprünglich erlaubt waren. Das
Verbot erfolgte dann aus Gründen und unter besonderen Umständen, die nur die
Juden selbst etwas angehen. Wenn Allah also den Muslimen diese Speisen erlaubt,
so stellt das lediglich einen Rückgriff auf den Ursprungszustand dar. Es gibt
also keinen Grund, gegen den Qur´an und dessen Authentizität Einwände zu erheben
oder an ihm zu zweifeln. Der Qur`an fordert vielmehr die Juden dazu auf, in der
Thora nachzulesen, wodurch ihnen begreiflich werden muss, dass die Speiseverbote
eine nur ihnen auferlegte Besonderheit waren und keine allgemeine Gültigkeit
besitzen. (Qutb) 164.
Die Juden zu Zeit des Propheten Muchammed (Friede sei mit ihm) beschuldigten die
Muslime, dass sie gewisse Speisen zu sich nähmen, die seit Ibraahiims as Zeiten
verboten gewesen seien. Der Qur´an weist diese Anschuldigungen zurück und bringt
die Juden zum Schweigen, indem er sich auf ihre eigenen Schriften bezieht.
(Darjabaadi) Auf ähnliche Weise argumentierten die Juden, als es um die Änderung der Qibla ging, nachdem sich der Gesandte Allahs -Friede sei mit ihm bis zum 16. oder 17. Monat nach der Hidschra beim Gebet nach Jerusalem gewandt hatte. (Qutb)
94. Wer also danach noch eine
Lüge gegen Allah erdichtet, das sind diejenigen, die unrecht tun.
95. Sprich: "Allah hat die
Wahrheit gesprochen. Darum folgt dem Bekenntnis Ibraahiims, der Imaan hatte und nicht den Götzendienern angehörte.,,165 165.
Das heißt: Sprich, O Prophet, zu den Juden, im Hinblick auf das alte Gesetz und
die Praxis Israels, dass sie Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm,, dem
Urvater ihrer Rasse und dem eigentlichen Quell ihrer Religion folgen sollen,
denn der Imaan Ibraahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war nichts anderes
als Islam. Siehe auch 2: 135. (Darjabaadi) Die Juden behaupteten, Ibraahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Erben zu sein. Aber auch hier verweist der Qur´an wieder auf Ibraahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Wahrheit, die rein war von jeder Abgötterei, und macht darüber eine zweifache Aussage: einmal das Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ein Hanif (jemand mit Imaan) war, und zum anderen, dass er kein Götzendiener war. Wie kommt es dann, dass sie die Juden Götzendienerei betreiben? Obwohl dieses Thema bereits ausführlich in Suura 2 Aja 142 behandelt worden ist und daraus bereits ersichtlich war, dass die Bestimmung der Ka'ba als Qibla -Gebetsrichtung -der ursprünglichen Gebetsrichtung Ibraahiims as entspricht und ihr daher Vorrang zukommt, während die Hinwendung nach Quds während das Volk aufzuwiegeln und Unruhe und Zweifel zu säen, um so die Wahrheit zu untergraben. (Qutb)
96.
Tatsächlich, das erste Haus, das für die Menschen errichtet worden ist, ist das
in Bekka,166
ein Segen und eine Rechtleitung für (die Menschen in) aller Welt.167 166.
Alle Gelehrten sind sich darüber einig, dass die Stadtbezeichnung Bekka
gleichbedeutend ist mit Mekka. Die Erwähnung des Hauses Allahs in Mekka, dem
Sitz der Ka'ba ist wohl darauf zurückzuführen, dass es sich dabei um die im
Qur´an festgelegte Gebetsrichtung (Qibla) handelt. Da die Ka'ba in ihrer Urform
von Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und Ismael erbaut worden ist
(siehe auch 2: 125 ff.), ist sie wesentlich älter als der Tempel Suleymaan,
Allahs Segen und Frieden auf ihm, in Quds. Die Einsetzung der Ka'ba als die
Qibla für die Muslime bedeutet also keineswegs einen Bruch mit der Tradition
Ibraahiims as (auf der letztlich die ganze Bibel beruht), sondern sie stellt im
Gegenteil die unmittelbare Verbindung zu dem Patriarchen wieder her. (Asad) Die Orientierung nach der Ka'ba ist die
ursprünglichere, denn sie ist das erste Haus, das zum ’Ibade auf Erden erbaut
wurde.. .Allah segnete sie und machte sie zu einem Versammlungsort für die
Menschheit, bei dem sie Rechtleitung zu finden vermag, Rechtleitung durch Allahs
offenbarte Religion, wie Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sie empfing. Innerhalb des so genannten
heiligen Bezirks der Ka'ba finden sich deutliche Zeichen, so der Ort Abrahams,
ein historischer Stein, auf dem Ibraahiim, Friede sei mit ihm, beim Bau der
Ka'ba gestanden haben soll. (Qutb) 167. "'Alamin" عَالَمِين kann bedeuten "Welten", wie in 1:2 "alle Welt, alle Völker", wie in 3:42; oder "alle Geschöpfe", wie in 3:97. (Juusuf 'Allii)
97.
Darin sind deutliche Zeichen,168 so die Stätte Ibraahiims; wer dort
eintritt, ist in Sicherheit.l69 Die Menschen sind Allah gegenüber
verpflichtet, zu Seinem Haus zu pilgern jene, die dazu die Möglichkeit finden.170
Doch wenn jemand den Imaan verleugnet, so ist Allah wahrlich auf Seine Geschöpfe
nicht angewiesen. 168.
Diese deutlichen Zeichen, die mit "dem Haus" verbunden sind, beweisen, dass
Allah es als "Sein Haus" angenommen und gutgeheißen hat. Obwohl es an einem
öden, unfruchtbaren Platz errichtet worden ist, hat Allah die dort lebenden
Menschen stets mit allem reichlich versorgt, das sie zum Leben benötigten.
Abgesehen davon war diese Stätte, obwohl es in den etwa 2.500 Jahren vor der
Verkündung des Islam in ganz Arabien Unruhe und Unordnung gab, stets ein Ort des
Friedens und der Sicherheit. Auch war durch die Ka'ba und ihre Umgebung für ganz
Arabien alljährlich eine Zeit von vier Monaten festgesetzt, in der Frieden zu
herrschen hatte. (Mauduudi) 169.
Die unverletzliche Heiligkeit der Ka'ba wurde von allen selbst zu Zeiten der
finstersten Unwissenheit derart geachtet, dass auch die blutrünstigsten Feinde
sich dort nicht anzurühren wagten. (Mauduudi) Anlässlich des Einzugs in Mekka sagte der
Gesandte Allahs (Friede sei mit ihm): "Diese Stadt hat Allah am Tag der
Schöpfung von Himmel und Erde geheiligt; durch Allahs Heiligung ist sie heilig
bis zum Tag der Auferstehung. Er hat vor meiner Zeit niemandem erlaubt, darin zu
kämpfen, und Er erlaubte es mir nur zu einer Stunde an einem Tag. Durch Allahs
Heiligung ist sie heilig bis zum Tag der Auferstehung. Ihre Dornbüsche dürfen
nicht beschnitten und ihre Wildtiere nicht gestört werden. Fundsachen dürfen nur
nach öffentlicher Bekanntgabe aufgehoben werden, und ihre Grünpflanzen dürfen
nicht abgeschnitten werden." Es ist exegetisch bemerkenswert, dass die Verpflichtung zur Hadsch allgemein "für die Menschen" formuliert ist. Darin ist nämlich impliziert, dass sie auch denjenigen Juden vorgeschrieben war, die über die Hinwendung der Muslime nach Mekka im Gebet diskutierten, während sie selbst sich für verpflichtet hielten, sich nach dem Haus ihres Vaters Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu orientieren...Es entsteht der Eindruck; alle Menschen müssten dem Anspruch dieser Religion genügen und ihre religiösen Verpflichtungen und Riten erfüllen, einschließlich der Orientierung nach Mekka beim Gebet und der Pilgerfahrt. Alles andere ist Kufr, auch wenn sie vorgeben, religiös zu sein. Allah ist reich und braucht weder ihren Imaan noch ihre Pilgerfahrt; es ist lediglich in ihrem eigenen Interesse, wenn sie den Imaan verinnerlichen und Allah dienen. Einer der Vorzüge dieses Hauses ist, dass jeder, der sich darin befindet, sich sicher fühlen kann. Somit ist die Ka'ba ein Schutz- und Zufluchtsort für jeden Ängstlichen, in Bedrängnis Geratenen geworden wie kein anderer Ort auf dieser Erde... Und so blieb es, seitdem die Ka'ba von Ibraahiim und Ismail, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, erbaut wurde, selbst in den finstersten Zeit, die. die Araber durchlebten und in denen sie weit von der Religion Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, abgewichen sind. Auch dann wurde die Heiligkeit des Orts gewahrt. Hassan Al-Basri und andere wissen zu erzählen: "Wenn jemand einen anderen Menschen umgebracht hatte, wickelte er sich einen Wollschal um den Hals und ging zur Ka'ba. Wenn ihm der Sohn des Ermordeten dort begegnete, durfte selbst dieser ihm nichts tun, ehe er nicht das "Haus" verließ. So hochgeehrt und geachtet wurde es Allah zuliebe, selbst zu einer Zeit, als die Menschen dort in Götzenanbetung lebten. Zur Heiligung des Ortes gehört, dass dort Wild weder gejagt noch aus seinem Bau vertrieben werden und keine Bäume umgeschlagen werden dürfen. (Qutb)
98. Sprich: ,,O ihr Besitzer
des Buches, warum verleugnet ihr die Zeichen Allahs, wo doch Allah (Selbst)
Zeuge ist für das, was ihr tut?,,171 170.
Wer die Unbequemlichkeiten der Reise und die Kosten der Pilgerfahrt zu tragen
vermag, wird die Erfahrung machen, dass sein Weg dorthin sicher ist. Die
Pilgerfahrt ist eine der fünf Säulen des Islam. (Siddiqi) 171.
So dass alles Verbergen nichts nützt. Er ist der Ewiglebende, ständig Anwesende,
der Zeuge allen menschlichen Handelns, aller unserer Leidenschaften und
Beweggründe. Wenn schon nicht aus Liebe zu Ihm, dann sollte uns die Ehrfurcht
vor Ihm und das Bewusstsein Seiner Allgegenwart dazu anhalten, wahrhaft und
menschenwürdig zu leben. (Darjabaadi) Eine Kritik wie diese wiederholt sich in vielen anderen Suuras. Den Schriftleuten wird hier die Wirklichkeit ihrer Haltung entgegengehalten, dass sie nämlich Kaafir sind, wenn sie sich auch der äußeren Erscheinung nach religiös zeigen. Sie hatten nicht den Imaan an die Zeichen Allahs im Qur´an. Wer aber an etwas von Allahs Buch nicht den Imaan verinnerlicht, der verinnerlicht auch nicht den Imaan an Seine Bücher insgesamt. Denn wenn sie an das den Imaan verinnerlichen würden, was ihnen gegeben wurde, so würden sie an sämtliche Propheten den Imaan verinnerlichen, die nach ihrem eigenen Propheten von Allah gekommen sind. (Qutb)
99.
Sprich: ,,O ihr Besitzer des Buches, warum haltet ihr die, die den Imaan
verinnerlicht haben, vom Pfad Allahs ab, indem ihr danach trachtet, ihn krumm zu
machen, wo ihr doch selbst Zeugen seid?l72 Und Allah ist nicht
achtlos dessen, was ihr tut." 172.
Durch eure eigenen Schriften. Siehe auch Fußnote 151 zu 3:86. Hier wird Bezug
genommen auf die Versuche der Juden und Christen, zu "beweisen", dass Muchammed,
Allahs Segen und Frieden auf ihm,
die wichtigsten Gedanken des Qur´an aus der Bibel entlehnt und sie so aus
dem Zusammenhang gerissen habe, dass sie seine eigenen, angeblich "ehrgeizigen
Pläne" untermauerten. (Asad) Allahs Weg ist gerade. Alles andere ist krumm und verbogen. Wenn die Mu´mins von Allahs Pfad abgehalten werden, verliert alles an Aufrichtigkeit, die Maßstäbe werden fehlerhaft, und es herrscht eine solche Verzerrung, dass sie nicht wieder gerade zu biegen ist. (Qutb)
100. O die ihr den Imaan
verinnerlicht habt, wenn ihr einem Teil derjenigen gehorcht, denen das Buch
gegeben worden ist,174 dann werden sie euch, nachdem ihr die Religion
angenommen habt,175 wieder zu Kaafir machen. 173.
Oder es zulässt, dass sie euch beeinflussen. (Darjabaadi) Den Besitzern des Buches zu folgen, sich an
ihnen zu orientieren und ihre Lebensgewohnheiten und Verhaltensweisen zu
kopieren, führt zuallererst zu einer inneren Niederlage und zur Aufgabe der
Führungsposition, zu der die muslimische Gemeinschaft berufen ist. Außerdem
werden dadurch Zweifel an der Eignung des Weges Allahs verursacht, den Menschen
zu stetigem Wachstum und Aufstieg zu führen, sofern das Leben nach dessen Lehren
gestaltet wird. Auf diese Weise schleicht sich, ohne dass die nahende Gefahr
erkannt wird, der Kufr in die Seele ein. (Qutb) 174.
Die Muslime werden ermahnt, dass sie in dieser Welt als neue religiöse Kraft
auftreten. Daher droht ihnen die größte Gefahr, der sie ausgesetzt sind, von
jener religiösen Gruppe von Schriftbesitzern, die es sich in den Kopf gesetzt
hat, sie mit Hilfe von "frommen" Machenschaften und Zungenfertigkeit dazu zu
bringen, dass sie in der alten Religion zurückfallen. (Siddiqi) 175. Wörtlich: nach eurer Religion Siehe dazu auch 2:109. (Anm. d. Übers.)
101. Wie könnt ihr (wieder)
Kaafir werden, während euch die Zeichen Allahs vorgetragen werden und Sein
Gesandter176 unter euch ist? Doch wer an Allah festhält, der wird
gewiss rechtgeleitet auf den geraden Weg. 176.
Körperlich unter euch, solange er am Leben war, geistig aber selbst nach seinem
Tode, nämlich durch sein Handeln und seine Worte, die Sunnah. Was hier betont
werden soll, ist, dass es keinen denkbaren Grund gibt, sich erneut der
unrichtigen Religion zuzuwenden, solange es den Qur´an und die Sunnah gibt.
Vielmehr sollte jedermann sich dazu bewogen fühlen, ein guter und aufrichtiger
Muslim zu sein. (Darjabaadi) Wie ist es denkbar, dass jemand von euch der
Religion verleugnen kann, wenn die Offenbarungen von Muchammed, Allahs Segen und
Frieden auf ihm, vorgetragen werden und er sich auch physisch unter euch
befindet als lebendige Verkörperung der Zeichen Allahs. Man sollte sich klar vor
Augen führen, dass die Stellung Muchammeds (Friede sei mit ihm) bis in alle
Ewigkeit unverändert bleibt, weil es ihm bestimmt ist, durch die unantastbare
Aufzeichnung seines vorbildlichen Lebens und seiner großartigen Lehren, von
denen jede kleinste Einzelheit auf das Sorgfältigste aufbewahrt und von einer
Generation zur nächsten weitergereicht worden ist als kostbarster Schatz der
Menschheit, auf immer lebendig zu sein. (Siddiqi)
Abschnitt 11
102. O die ihr den Imaan
verinnerlicht habt! Fürchtet Allah, so wie man Ihn fürchten sollte,177
und sterbt nicht anders als178(Ihm) ergeben. 177.
Furcht kann von vielerlei Art sein. So beispielsweise 1. die verächtliche Furcht des Feiglings; 2. die Furcht eines- Kindes oder eines
unerfahrenen Menschen angesichts einer unbekannten Gefahr; 3. die Furcht eines vernünftigen Menschen,
der Gefahren von sich und den Seinen abwenden möchte, um sie zu beschützen; 4. die Ehrfurcht, die eigentlich verwandt ist
mit Liebe, denn sie fürchtet, irgend etwas zu tun, was dem Geliebten missfallen
könnte. Die erste Art ist menschenunwürdig; die
zweite ist für die geistig noch nicht Ausgereiften notwendig; die dritte ist
eine mutige Vorsichtsmaßnahme gegen das Böse, das noch nicht besiegt ist; die
vierte schließlich ist das Saatbeet der Rechtschaffenheit. Jene, die in ihrem
Imaan bereits ausgereift sind, bemühen sich um eine Weiterentwicklung der
vierten Art. In früheren Stadien mag die dritte oder zweite notwendig sein.
Dabei handelt es sich um Furcht, nicht aber um die Furcht vor Allah. Die erste
ist ein Gefühl, dessen sich jeder schämen sollte. (Juusuf 'Allii) Taqwa und Ergebenheit zu Allah sind die
beiden Pfeiler, auf die. die islamische Gemeinschaft sich stützt, um ihre
mühsame und zugleich wichtige Rolle erfüllen zu können. Als erstes ist der
Pfeiler des Imaans und der Taqwa erwähnt. Aus dieser Furcht heraus versucht der
rechtgeleitete Mensch, Allahs Anforderungen zu erfüllen, und zwar so lange, bis
sein Leben zu Ende ist. (Qutb) 178.
Nämlich als Muslime. Siehe auch Fußnote 231 zu 2:128. (Anm. d. Übers.) Der Augenblick des Todes ist vor dem Menschen verborgen. Wer nur als Muslim sterben will, der soll ab sofort in jedem kommenden Augenblick Muslim sein. Die Erwähnung des Wortes Hingabe (Islam) nach der Ermahnung zur Taqwa soll auf die weit reichende Bedeutung dieser vorbehaltlosen Hingabe gegenüber Allah hinweisen, die den Gehorsam Ihm gegenüber und die Befolgung Seines Weges und Seiner Schrift mit einschließt. (Qutb)
103. Und haltet euch allesamt179
fest am Seil Allahs180 und zersplittert euch nicht und gedenket der
Gnade Allahs, die Er euch erwiesen hat, als ihr Feinde wart und Er eure Herzen
in Liebe vereinte, so dass ihr durch Seine Gnade zu Brüdern wurdet. Damals wart
ihr sm Rande einer Feuergrube und Er errettete euch daraus. So macht Allah euch
Seine Zeichen klar, damit ihr vielleicht rechtgeleitet werden möget.181 179.
Das Gleichnis ist das von Menschen, die in tiefem Wasser gegen das Ertrinken
ankämpfen und denen eine wohlmeinende Vorsehung ein langes, reißfestes
Rettungsseil entgegenstreckt. Wenn sie alle fest zusammenhalten, dann trägt ihre
gegenseitige Unterstützung zu ihrer Sicherheit bei. (Juusuf 'Allii) 180.
Das Seil Allahs ist die von Ihm vorgeschriebene Lebensweise. Sie ist ein Seil,
weil sie die Verbindung der Mu´mins zu Allah aufrechterhält und sie gleichzeitig
zu einer Gemeinschaft zusammenschließt und verbindet. (Mauduudi) 181.
Dies bezieht sich auf den schrecklichen Zustand, in dem sich die Araber befanden
und aus dem sie durch den Islam gerettet wurden. Vor der Zeit des Islam waren
die Stämme in zwei feindliche Lager aufgespalten, die sich wegen der nichtigsten
Gründe gegenseitig bekriegten. Das menschliche Leben war keinem heilig, und die
Menschen wurden getötet, ohne dass sich das Gewissen der Täter regte. Die
Feuersbrunst des Hasses und der Feindschaft hätte alle Araber auslöschen können,
wenn der gesegnete Islam sie nicht errettet hätte. Dieser Segen machte sich in
spürbarer Form gerade in Medina bemerkbar zu jener Zeit, als dieser Aja
offenbart wurde. Die beiden Stämme der 'Aus und Kasradsch, die bereits jahrelang
völlig verfeindet waren und in bittere Stammeskämpfe und blutige Schlachten
verwickelt gewesen waren, wurden zu Brüdern, als sie den Islam annahmen. Doch
nicht nur das, sie bewiesen auch jenen Opfermut, der erforderlich war, um den
Flüchtlingen aus Mekka das Einleben in ihrer neuen Umgebung zu ermöglichen und
für den es in der gesamten Geschichte nichts Vergleichbares gibt. (Mauduudi) Die Ausdrucksweise im Qur´an trifft haargenau dort hinein, wo des Menschen verborgene Gefühle, seine tiefsten Bindungen an Höheres ihren Sitz haben, nämlich ins "Herz". So heißt es nicht, "Er vereinte euch", sondern "Er vereinte eure Herzen". Diese Herzen also werden als in einem harmonischen Bund vereint dargestellt, einem Bund, der durch Allahs Allmacht geschlossen wurde. (Qutb)
104.
Und es soll unter euch eine Gemeinschaft sein, die zum Guten aufruft und das
Rechte gebietet und Unrecht verwehrt.182 Sie sind es, die erfolgreich
sein werden.183 182.
Während in Aja 101 bis 103 die Muslime an ihre islamische Verantwortung als
Individuen erinnert werden, erweckt sie dieser Aja zu ihrer sozialen
Verantwortung. Wie hoch auch immer der individuelle moralische Standard sein
mag, er kann nicht die vom Islam angestrebten Zielsetzungen erreichen, wenn
nicht die Gesellschaft als ganze religiös und taqwavoll und frei von Korruption
und Missbrauch aller Art ist. Dieses Ziel kann nur erreicht werden, wenn sich
wenigstens eine Personengruppe der Aufgabe widmet, die Menschen auf den Weg der
Rechtschaffenheit zu rufen und dem Volk die goldenen Regeln moralischen
Verhaltens nahe zulegen und den Übeltätern das Böse zu verwehren. Diese Tatsache
haben sowohl der Qur'an als auch die Sunnah betont. Abu Huraira berichtet, dass
Allahs Gesandter -Segen und Friede sei mit ihm -sagte: "Wenn jemand von euch
etwas Schändliches sieht, dann soll er es mit seiner Hand ändern; wenn ihm dies
unmöglich ist, dann mit seiner Zunge; wenn er auch dazu nicht in der Lage ist,
dann sollte er es in seinem Herzen ablehnen; und das ist die schwächste Form
des Imaans." (Muslim). Zum Gebieten des Guten und Verbieten des
Bösen muss angemerkt werden, dass es nur dann effektiv geschehen kann, wenn eine
gesellschaftliche Kraft dahinter steht, und die effektivste Kraft ist die
Regierung und die Verwaltung. Aus diesen Worten des Qur´an ergibt sich die
objektive Notwendigkeit, eine Regierung einzusetzen, die, die Gesetze der
Scharii'a durchsetzt. (Siddiqi) Es ist folglich unumgänglich, dass es eine
Gemeinschaft gibt, die zum Heil anruft, Gutes gebietet und Böses verwehrt. Und
ebenso ist es unumgänglich, dass die Staatsmacht diese Aufgabe übernimmt. Der
Text des Qur´ans beinhaltet nicht nur den Aufruf zum Heil, sondern auch den
Befehl, das Gute zu gebieten und vom Bösen abzuhalten. Während es für jedermann
möglich ist, auch ohne größere Machtbefugnisse, zum Heil aufzurufen, bedarf das
Gebieten und Verbieten der höchsten Autorität eines Landes nur ihr stehen
"Befehl" und "Verbot" zu. (Qutb) 183.
Der Grundgedanke ist Erfüllung der Wünsche; Glückseligkeit in dieser Welt und in
der nächsten; Erfolg, Freiheit von Ängsten, Sorgen oder einer gestörten
Gemütsverfassung; das Gegenteil zu dem Begriff "'Adab" im nächsten Aja, der
Versagen; Elend; Strafe; Qual und Schmerz beinhaltet. Die ideale muslimische Gesellschaft ist
glücklich, ungestört von Konflikten oder Zweifeln, selbstsicher, stark, einig
und erfolgreich, denn sie ruft zum Guten auf, gebietet Richtiges und verbietet
Falsches -eine genau zutreffende Beschreibung in drei Worten. (Juusuf 'Allii) Dieses Versprechen schließt nicht nur diejenigen ein, die sich ausschließlich dieser wichtigen Aufgabe widmen, sondern die gesamte muslimische Gesellschaft, die zu diesem Zweck entsprechende Maßnahmen trifft. (Siddiqi)
105. Und seid nicht wie jene,
die sich in Gruppen gespalten haben und uneins geworden sind, nachdem klare
Beweise zu ihnen gekommen waren.184 Und ihnen wird schwere Strafe
zuteil. 184.
Dies bezieht sich auf diejenigen Gemeinschaften, die von den Gesandten Allahs
Rechtleitung und klare Lehren erhielten, nach einiger Zeit aber die
Grundprinzipien der Rechtleitung verwarfen und sich auf Grund irrelevanter und
geringfügiger Streitfragen in verschiedene Sekten spalteten und mit sinn- und
nutzlosen Diskussionen beschäftigt waren. Auf dergleichen Dinge waren sie so
konzentriert, dass sie den Auftrag vergaßen, den Allah ihnen anvertraut hatte,
und selbst an den Grundprinzipien das Interesse verloren, von denen in der Tat
der wahre Erfolg der Menschheit abhängt. (Mauduudi) Diese Worte kennzeichnen den Unterschied zwischen destruktiven und konstruktiven Differenzen. Die Differenzen, vor denen hier gewarnt wird, sind diejenigen, deren Motivation Selbstsucht und Neid ist. Wie kann es über die klaren Zeichen Differenzen geben, wenn nicht die Absichten und Motivationen der Menschen niedrig sind? Deswegen sind in einer muslimischen Gesellschaft Auseinandersetzungen über die Grundlehren des Islam die klaren Zeichen undenkbar. Ein Spielraum für ehrliche Meinungsverschiedenheiten im Detail ist immer vorhanden und wird im Islam nicht verurteilt, sondern eher gefördert, denn er bietet den Gelehrten einen Anstoß, Intellekt und Wissen zu üben und Einzelheiten der islamischen Scharii'a zu Problemen auszuarbeiten, über die Qur`an und Sunnah schweigen. Dieses intellektuelle Streben ist im Islam, und der Prophet, Friede sei mit ihm, hat selbst demjenigen eine Belohnung versprochen, der sich hierin Mühe gibt, aber nicht zur richtigen Schlussfolgerung kommt. Dies hat den Gesichtskreis der Scharii'a erweitert. Abzulehnen ist lediglich Streit über die Grundsätze des Islam, und Differenzen, die durch selbstsüchtige Motive und gegenseitigen Neid entstanden sind. (Siddiqi)
106. Am Tage, an dem (manche)
Gesichter185 weiß und (manche) Gesichter schwarz sein werden. Und zu
denen, deren Gesichter schwarz sein werden, (wird gesagt werden): "Seid ihr
Kaafir geworden, nachdem ihr den Imaan angenommen hattet? So kostet die Strafe
dafür, dass ihr Kaafir geworden seid." 185. Das "Gesicht" bezeichnet unsere Persönlichkeit, unser inneres Wesen. Weiß ist die Farbe des Lichts, weiß werden bedeutet, vom Licht erleuchtet zu werden, nämlich vom Licht der Glückseligkeit, von den Strahlen des herrlichen Lichtes Allahs. Schwarz ist die Farbe von Finsternis, Sünde, Rebellion, Elend, Entfernung von dem Licht und der Gnade Allahs. Dies sind die Zeichen für Himmel und Hölle. Der Beurteilungsmaßstab ist allen Fragen die Gerechtigkeit Allahs. (Juusuf 'Allii)
107.
Diejenigen aber, deren Gesichter weiß sein werden, die werden in Allahs
Barmherzigkeit eingehen, darin (ewig) zu verweilen.
108.Dies sind die Zeichen
Allahs. Wir tragen sie dir in Wahrheit vor. Und Allah will nicht, dass (irgend
jemandem) in der Welt Unrecht zugefügt wird.186 186.
Da Allah nicht den Menschen in der Welt gegenüber ungerecht sein will, zeigt Er
ihnen den rechten Weg und warnt sie von vornherein vor dem, wofür sie zur
Rechenschaft gezogen werden. Wer demnach Abwege verfolgt, selbst nachdem er
gewarnt worden ist, und nicht zum rechten Weg zurückkehrt, der tut sich selbst
Unrecht. (Mauduudi) Es ist keine Willkür, sondern absolute und strenge Gerechtigkeit, mit der Allah Seine schuldigen Geschöpfe bestraft. Er ist keineswegs mit den boshaften Gottheiten der Kaafir zu vergleichen. (Darjabaadi)
109.
Und Allah gehört, was in den Himmeln und was auf Erden ist. Und zu Allah werden
alle Angelegenheiten (zur Entscheidung) zurückgebracht.187 187. Wo echter Imaan fehlt, werden alle möglichen Entschuldigungen vorgebracht, nur um Allahs Weisungen nicht befolgen zu müssen. Da heißt es dann: ,,O ja, wir werden den Imaan verinnerlichen, wenn Allah uns mit Seinen Engeln in aller Macht und Herrlichkeit erscheint." Mit anderen Worten: diese Menschen wollen so vorgehen, wie es ihnen gefällt, nicht wie Allah es von ihnen fordert. Doch das geht nicht. Die Entscheidung in allen Dingen ruht einzig bei Allah. (Juusuf ‘Allii) Eine weitere Erinnerung an die Tatsache, dass
Er der einzige Richter ist. (Darjabaadi) Dieser Aja steht in einem bedeutungsvollen Zusammenhang mit den vorhergehenden. Von Aja 104 bis 107 wurden die Erfolge und das Glück der Mu´mins sowie das Versagen und die Frustration der Kaafir aufgezeigt, und dann in Aja 108 hat Allah deutlich darauf hingewiesen, dass nicht Er Seine Geschöpfe ungerecht behandelte, sondern es sind die Geschöpfe selbst, die solche Fehltritte begehen, dass sie nach dem Gesetz der Vergeltung bestraft werden müssen. Was Allah selbst betrifft, so nützt ihm weder das Gute der Menschen noch schadet ihm das Böse der Übeltäter, denn die ganze Schöpfung gehört ihm, und Er steht hoch über den Auswirkungen menschlicher Handlungen. Er hat aus diesem Grunde kein Bedürfnis, jemandem zu schaden. Da ihm die Schöpfung gehört, hat Er eine tiefe Liebe für sie und ist gnädig und barmherzig zu jedem. Wenn jemand für seine Übeltaten bestraft wird, geschieht dies gemäß seinem Gesetz der Vergeltung, das wiederum ein wichtiger Aspekt Seiner Barmherzigkeit ist. (Siddiqi)
Abschnitt
12
110. Ihr seid die beste
Gemeinschaft, die unter den Menschen hervorgebracht worden ist. Ihr gebietet das
Rechte und verwehrt Unrecht und verinnerlicht den Imaan an188
Allah. Wenn die Besitzer des Buches den Imaan verinnerlicht hätten, dann wäre es
besser für sie gewesen. Unter ihnen sind (manche), die den Imaan verinnerlicht
haben, doch die meisten von ihnen sind Frevler. 188.
Die logische Schlussfolgerung aus der Entwicklung der Religionsgeschichte ist
eine weder sektiererisch noch rassisch noch doktrinär 'orientierte universale
Religion, die der Islam zu sein beansprucht. Denn Islam ist einfach Hingabe in
den Willen Allahs. Dies impliziert 1. Imaan, 2. rechtes Handeln, wobei man für andere ein
Vorbild ist und die Kraft hat, dafür zu sorgen, dass das Richtige überwiegt 3. das Böse meiden, wobei man wiederum für
andere ein Vorbild in der Vermeidung des Bösen ist, und die Kraft hat, dafür zu
sorgen, dass Falsches und Unrecht abgewehrt werden. Der Islam existiert daher nicht um seiner
selbst Willen, sondern für die Menschheit. Wenn die Leute der Schrift nur den
Imaan verinnerlicht hätten, wären sie Muslime, denn sie sind auf den Islam
vorbereitet worden. Unglücklicherweise gibt es Kufr, doch dieser kann niemals
denen schaden, die das Banner von Religion tragen, denn diese müssen letztlich
immer siegreich sein. (Juusuf 'Allii) Dieser Aja bezieht sich auf die Träger der
muslimischen Gemeinschaft, und zwar in dem Maße, wie wertvoll diese Gemeinschaft
und wie hoch ihr geistiges Niveau ist, und wie weit sie tatsächlich ihre
besondere Stellung innehält, die von keiner anderen Gemeinschaft erreicht wird.
(Qutb) Dies ist was die islamische Gemeinschaft
erkennen muss; nämlich ihre Aufgabe und auch ihren Stellenwert. Sie muss wissen,
dass sie hervorgebracht worden ist als eine Vorhut und um die Führung zu
übernehmen. Denn Allah will, dass das Gute und nicht das Böse die 0berhand
bekommt. Sie muss immer imstande sein, den anderen Gemeinschaften von dem zu
geben was sie besitzt: den Imaan, die rechte Vorstellung, das rechte System,
rechte Moral und rechtes Wissen. (Qutb) Diese Worte fassen Status und Funktion der muslimischen Gemeinschaft zusammen. Sie ist die beste Gemeinschaft, auf der die Verantwortung ruht, die moralische Gesundheit der gesamten Menschheit zu bewahren. Bloße platonische Unterscheidung von Gut und Böse hat im Islam keinen Wert. Von einem Muslim wird erwartet, dass er in seinem Herzen beständig das Verlangen verspürt, Richtiges zu fördern und Falsches auszurotten, damit die Menschheit ein friedliches Leben führen kann. Im Islam steht und fällt die Moral mit dem menschlichen Streben, sie auf der Erde zu verwirklichen. (Siddiqi)
111... Sie werden euch gewiss
keinen Schaden zufügen, außer (ein wenig) Ungemach. Und wenn sie euch bekämpfen,
werden sie euch (alsbald) den Rücken kehren. Dann soll ihnen keine Hilfe zuteil
werden.189 189. Wie aus dem ersten Satz von Aja 110 hervorgeht, ist dieses Versprechen an die Anhänger des Qur'an daran gebunden, dass sie eine Gemeinschaft von Menschen sind bzw. bleiben, die "Gutes gebietet und Böses verwehrt und wirklich an Gott den Imaan verinnerlicht", und wie die Geschichte beweist, entfällt dieses Versprechen, sobald die Muslime die Forderungen von Allah nicht erfüllen. (Asad)
112. Verachtung soll sie
treffen,191 wo immer man auf sie stößt, außer wenn eine Bindung
zwischen ihnen und Allah191 und eine Bindung zwischen ihnen und den
Menschenl92 besteht. Und sie haben den Zorn Allahs auf sich geladen
und Elend soll sie treffen. Dies, wen sie immer wieder die Zeichen Allahs
leugneten und die Propheten ohne Recht töteten193 (und) dies, wen sie
sich widersetzten und (Allahs Gesetz) immer wieder übertraten.194
190.
"Duribat" ضُرِبَتْ: hier wird das Aufschlagen eines Zeltes als Vergleich
herangezogen. Das Zelt eines Menschen ist gewöhnlich ein Ort der Ruhe und der
Ehre. Das Zelt der Bösen jedoch ist Schmach, Schande und Demütigung. Nur Mitleid
von Allah oder den Menschen gewährt ihnen Schutz, wenn ihr Hochmut zu Fall
kommt. Mit dem gleichen Bild von einem Zelt: Verzweiflung und Elend wird ihre
Wohnstatt sein. (Juusuf 'Allii) 191.
Eine Bedeutung ist, dass sie den Bund respektieren, den sie mit Allah
geschlossen haben, indem sie den Islam annehmen. Die zweite Bedeutung ist, dass
sie einen Vertrag mit einem islamischen Staat eingehen und auf diese Weise unter
seinem Schutz, der sozusagen eine Garantie seitens des Herrn ist, ein
friedliches Leben führen. (Siddiqi) 192.
Mauduudi bezieht diesen Aja auf die Juden: "Die wenige Sicherheit, die sie hier
oder da in der Welt genießen,. ist nicht auf sie selbst zurück zuführen, sondern
auf die Hilfe und Freundlichkeit anderer. Diese erhielten sie entweder von einigen
muslimischen Staaten im Namen Allahs oder von nichtmuslimischen Staaten aus
anderen Gründen." Und wenn es ihnen gelegentlich gelungen ist, sogar politische
Macht zu gewinnen, geschah dies nicht aus eigener Kraft, sondern ist anderen zu
verdanken. (Mauduudi) ...Wenn sie (die Juden) zu der Vorstellung
von Allah als dem Herrn und Erhalter der ganzen Menschheit zurückkehren und die
Idee aufgeben, "Allahs auserwähltes Volk" zu sein, die zwischen ihnen und allen
anderen, die an den Einen Gott den Imaan verinnerlicht haben, eine Barriere
bildet. (Asad) 193.
Vgl. Suura 3:21. (Anm. d. Übers.) 194. Dies bezieht sich besonders auf die Kinder Israel (Vgl. auch Suura 2:61), obwohl der Abschnitt als Ganzes (Ajas 110 bis 115) offensichtlich die Anhänger der Bibel allgemein, das heißt, Juden und Christen, betrifft. (Asad)
113. (Doch) sie sind nicht (alle) gleich. Unter den Besitzern des Buches ist eine Gemeinschaft, die standhaft (für das Gute) eintritt195 (und) die Zeichen Allahs die ganze Nacht lang vorträgt und sich (vor Ihm demütig) niederwirft. 195. Im
Islam respektieren wir aufrichtigen Imaan und wahre Rechtschaffenheit, in
welcher Form sie auch immer erscheinen. (Juusuf 'Allii) Wörtlich: "eine aufrichtige Gemeinschaft":
ein Hinweis auf diejenigen unter den Anhängern der Bibel, die wahre Mu´mins sind
(Vgl. Aja 110) und "den Bund mit Allah und den Menschen halten" (Aja 112).
(Asad)
114. Sie den Imaan an Allah
verinnerlichen und an den Jüngsten Tag und sie gebieten das Rechte und verwehren
Unrecht und beeilen sich,196 Gutes zu tun. Und diese gehören zu den
Tugendhaften. 196. Dies ist ein leuchtendes Bild des Mu´mins unter den Leuten der Schrift. Sie haben den Imaan wahrhaftig, tief und vollkommen verinnerlicht und gesellten sich zu den Reihen der Muslime. Sie haben den Imaan an Allah verinnerlicht und an den Jüngsten Tag und mühten sich, Allah gerecht zu werden. Somit verwirklichten sie die Charakteristika, die auch die Muslime kennzeichneten. Wie sie befahlen sie das Gute und wehrten dem Bösen, und ihre Seelen begehrten danach Gutes zu tun. Deshalb wurde ihnen von Allah bescheinigt, dass sie zu den "Tugendhaften", gehören (Qutb)
115. Und was sie an Gutem tun,
soll ihnen gewiss nicht ungedankt bleiben. Und Allah kennt wohl die Mutaqi.l97
197.
Haakim ibn Hischam berichtet, dass er den Gesandten Allahs, Friede und Allahs
Segen sei mit ihm, fragte, wie es um seine guten Taten stehe, die er vor seinem
Übertritt zum Islam getan hatte, und er antwortete: "Du hast den Islam mit allen
Tugenden angenommen, die du praktiziert hattest." Muslim (Siddiqi) Keine gute Tat oder die Absicht dazu geht jemals verloren. (Darjabaadi)
116. Wahrlich, denen, die
Kaafir sind, wird (weder) ihr Vermögen noch ihre Kinder etwas helfen bei Allah.198
Sie werden Bewohner des Feuers sein. Dort werden sie (ewig) verweilen. 198.
Wer an das Prophetentum Muchammeds, Friede und Allahs Segen sei mit ihm, nicht
den Imaan verinnerlicht, wird hier auf die Tatsache hingewiesen, dass er die
Wahrheit nur seiner eigenen materiellen Interessen und der Interessen seiner
Kinder wegen ablehnt, aber er sollte sich die Tatsache vor Augen halten, dass
weder Reichtum noch Kinder ihm am Tag der Auferstehung nützen, wenn er vor dem
Allmächtigen Herrn steht. (Siddiqi) Durch Wiedergutmachung oder Opfer für ihre Vorfahren. Hindus und Chinesen versprechen sich Vorteile im Jenseits, wenn sie einen leiblichen oder adoptierten Sohn haben, der nach ihrem Tod die entsprechenden Opfer darbringt. Das Wort "Putra" (Sohn) auf Sanskrit bedeutet "jemand, der seinen Vater aus einer Hölle namens Put erlöst". (Darjabaadi)
117.
Das Gleichnis dessen, was sie im diesseitigen Leben spenden,l99 ist
wie das Gleichnis eines eisigen Windes, er kommt über die Saatfelder eines
Volkes, das sich selbst unrecht getan hat, und vernichtet sie.200 Und
nicht Allah hat ihnen unrecht getan, sondern sie tun sich selbst unrecht.201 199.
Falsches "Spenden" kann entweder falsche Mildtätigkeit oder Verschwendung sein.
Für den Menschen, der sich gegen Allahs Plan wendet, ist keines von beiden
nützlich. Das Wesen des Almosen ist Imaan und Liebe. Wo diese fehlen, sind
Almosen keine Almosen. Ein niedrigerer Beweggrund liegt vor: Großtuerei, oder
noch schlimmer durch vorgebliches Almosengeben jemanden dem Geber auszuliefern,
jedenfalls etwas, was mit dem Leben dieser gierigen materiellen Welt verbunden
ist. Und was geschieht? Man erwartet, dass die Tat Früchte trägt. Aber "während
du meinst, mein Lieber, dass deine Größe mit Sicherheit heranreift", kommt ein
beißender Frost und zerstört alle deine Hoffnungen. Der Frost mag ein Unheil
sein oder die Tatsache, dass du durchschaut bist... In deiner Verzweiflung
klagst du das blinde Schicksal oder gar Allah an! Blindes Schicksal existiert
nicht, denn es gibt Allahs Vorsorge, die gerecht und gut ist. Schaden und
Ungerechtigkeit sind nicht von Allah gekommen, sondern von dir selbst. Du hast
deiner Seele unrecht getan, und nun erleidet sie den Frost. Dein niedriges
Motiv hat dir nichts eingebracht, es hat dich vielleicht in Armut, Schmach und
Schande gestürzt. Die ganze Show der Bösen in diesem Leben ist nichts anderes
als eine Wolke, die Arges auf sie selbst herabregnet. (Juusuf 'Allii) 200.
Ebenso wie Luft für das Wachstum der Ernte nützlich ist, sie aber auch zerstören
kann, wenn Frost darin ist, so trägt Freigebigkeit dazu bei. dass die Ernte im
nächsten Leben heranreift; sie zerstört sie aber, wenn sie durch Kufr vergiftet
ist. Es ist eindeutig. dass Allah der Herr sowohl über dem Menschen wie auch
über dessen Reichtum und dem Bereich steht, in dem er handelt. Wenn nun Allahs
Diener die Oberhoheit seines Herrn nicht anerkennt oder andere Wesen verehrt und
in der Nutzung Seines Reichtums und Seines Reiches nicht Seinen Gesetzen
gehorcht, macht er sich eines Verbrechens schuldig. Darum hat er keinen Anspruch
auf eine Belohnung für seine Freigebigkeit, sondern wird für unrechtmäßige
Ausbeutung belangt. Das Almosen eines solchen Menschen kann mit dem Almosen
eines Dieners verglichen werden, der seinem Herrn eine Geldsumme stiehlt und
sie nach seinem Belieben ausgibt. (Mauduudi) Samachsari erklärt diese Parabel
folgendermaßen: "Wenn das Ackerland (d.h. der Erfolg) derjenigen, die, die
Wahrheit ablehnen, verloren geht, so geht es endgültig verloren, so dass nichts
in dieser Welt um im kommenden Leben zurückbleibt; während andererseits das
,Ackerland' des Mu´mins niemals vollständig verloren geht: denn selbst wenn es
anscheinend verloren gegangen ist, bleibt die Erwartung einer Belohnung im
zukünftigen Leben für seine Geduld im Unglück." (Asad) 201.
Sie weichen nämlich von dem Weg ab. der Güte und Frömmigkeit vereinigt und sie
gradlinig vorwärts bringt, der ein vorgezeichnetes Ziel. einen sinnvollen
Beweggrund und eine bewährte Methode hat. (Qutb) Hinter diesen Worten liegt der Gedanke, dass die Bemühungen der Kaafir gegen den Islam und ihr materieller Aufwand für diese Sache dem Imaan an Allah und den Muslimen nicht schaden können. Ihre Bestrebungen fallen auf sie selbst zurück. (Siddiqi)
118. O die ihr den Imaan
verinnerlicht habt! Nehmt nicht (jene) zu Vertrauten, die nicht zu euch (den
Mu´mins) gehören202 Ihnen wird keine Mühe zuviel sein, euch zu
verderben. Sie möchten, dass ihr in Bedrängnis geratet. Schon ist Hass aus ihrem
Mund offenbar geworden, doch was ihre Brust verbirgt, ist weitaus schlimmer. Wir
haben euch die Zeichen bereits klargemacht, wenn ihr (nur) begreifen wollt! 202.
"Bitaana" بِطَانَة: Jemand, der einem Menschen so nahe steht, dass keins von
dessen Geheimnissen vor ihm verborgen ist und mit dem er über alles spricht.
(Siddiqi) Einige Kommentatoren neigen zu der Ansicht,
dass dieser Ausdruck alle Kaafir umfasst; dies widerspricht aber eindeutig
60:8-9, wo den Mu´mins ausdrücklich erlaubt wird, Freundschaft mit solchen
Kaafir zu schließen, die ihnen und den Islam nicht feindselig gegenüberstehen.
Der Zusammenhang verdeutlicht außerdem, dass mit "denen, die nicht zu euch
gehören" nur Menschen gemeint sind, deren feindselige Einstellung dem Islam und
den Muslimen gegenüber durch ihr Verhalten und ihre Äußerungen erkennbar
geworden ist (Tabari). Die Übersetzung "die nicht zu euch gehören"
soll darauf hinweisen, dass ihre Lebenseinstellung der, der Muslime so
grundlegend entgegengesetzt ist, dass wirkliche Freundschaft völlig
ausgeschlossen ist. (Asad) Zweifelsohne betrifft diese Aussage des Qur´an zuallererst die Leute der Schrift, die Nachbarn den Muslime in Medina. In starken Worten wird ihr heimlicher Zorn über die Muslime und den Islam beschrieben und die Arglist, die ihre Seelen vergiftete zu einer Zeit als einige Muslime ihnen noch trauten und aus ihre Mitte Freunde und Kameraden genommen hatten. Sie fanden nichts dabei, ihnen die Geheimnisse der islamischen Gemeinschaft anzuvertrauen. So kam diese Warnung, um sie auf die Heimtücke ihrer Feinde aufmerksam zu machen. (Qutb)
119.
Seht, ihr seid ja diejenigen, die ihnen in Liebe zugetan sind, doch sie lieben
euch nicht, obwohl ihr an das gesamte Buch203 den Imaan verinnerlicht
habt204. Wenn sie mit euch zusammen treffen, sagen sie: "Wir haben
den Imaan verinnerlicht." Wenn sie aber allein sind, beißen sie sich in die
Fingerspitzen vor Wut über euch. Sprich: "Sterbt an eurer Wut!" Wahrlich, Allah
weiß wohl, was in den Herzen verborgen Ist. 203.
Der Islam umfasst die vollständige Offenbarung, "das gesamte Buch", wenn auch
teilweise Offenbarungen zu allen Zeiten gekommen sind. Vergleiche auch 3:23 und
2:14. (Juusuf 'Allii) Eine weitere Bedeutung ist, dass auch die
Muslime an die Offenbarung in allen ihren Aspekten den Imaan verinnerlicht haben
und mit Freude jedem Gebot darin folgen, während die Schriftbesitzer "an einige
Teile des Buches glauben und an andere nicht" (2:85). (Siddiqi) 204. An dieser Stelle ist es angebracht, auf einen anderen Aspekt hinzuweisen, nämlich auf die Toleranzen des Islams angesichts all der Feindseligkeit die ihm begegnete. Zwar wurden die Muslime angewiesen, keine Freunde unter den Feinden ihrer Religion zu nehmen, aber nicht etwa dazu, Zorn und Arglist mit gleichem zu vergelten. Diese Ajas sollten als Warnung vor der Gefahr verstanden werden, womit die anderen sie umringten. Der Muslim begegnet allen Menschen mit der Toleranz des Islams und behandelt alle Menschen mit der Aufrichtigkeit, die der Islam gebietet, und lässt allen seine Nächstenliebe zukommen. Er schützt sich vor Arglist, ist aber selber nicht hinterlistig. Er nimmt sich in Acht vor Gehässigkeit, selbst aber hasst er niemanden, außer er wird in seiner Religion bekämpft oder man versucht, ihn vom Pfade Allahs abzubringen. In diesem Falle ist er aufgefordert, dagegen zu kämpfen, um nicht vom rechten Weg abgebracht zu werden. (Qutb)
120. Wenn euch Gutes zuteil wird, macht es sie böse, trifft euch jedoch Übles, dann freuen sie sich darüber. Wenn ihr aber geduldig und mutaqi seid, werden euch ihre heimtückischen Pläne keinen Schaden zufügen. Wahrlich, Allahs Macht und Wissen umschließt das, was sie tun.
Abschnitt 13
121. Und (gedenke der Zeit) als
du von deinen Angehörigen frühmorgens aufgebrochen bist, um den Mu´mins ihre
Stellungen für den Kampf anzuweisen205 Und Allah ist hörend, wissend.206 205.
Dieser Aja bezieht sich auf die Schlacht von Uhud, die eine ernsthafte Prüfung
für die junge muslimische Gemeinschaft war. Ihr Mut und die Weisheit und Kraft
ihres Anführers hatten sich in der Schlacht von Badr gezeigt (siehe 3:13), in
der die Kaafir eine entscheidende Niederlage erlitten. Aus diesem Grund
sammelten sie eine große Streitmacht und marschierten auf Medina. Sie zählten
etwa 3000 Kämpfer unter Abuu Sufjaan und waren so siegesgewiss, dass ihre Frauen
mitzogen und nach der Schlacht die schändlichste Brutalität an den Tag legten.
Um der drohenden Gefahr entgegenzutreten, beschloss der Prophet, Allahs Segen
und Frieden auf ihm, als Führer der Muslime in seiner üblichen Voraussicht,
Tapferkeit und Initiative, am Fuß des Berges Uhud Aufstellung zu nehmen, der
etwa drei Meilen nördlich der Stadt Medina aufragt. Früh am Morgen des 7.
Schawwal 3 n.H. (Januar 625 n.C.) ging er in Stellung für den Kampf. Die Winter
in Medina sind äußerst streng, aber die Kämpfer des Islam (700 bis 1000 Mann)
waren früh unterwegs. Südlich von ihnen befand sich ein Sturzbach (Nullah), und
die Pässe im hinter ihnen liegenden Gebirge waren von 50 Bogenschützen besetzt,
um gegen einen feindlichen Angriff von hinten die Rückendeckung zu sichern.
Anfangs stand der Kampf gut für die Muslime. Der Gegner geriet ins Wanken, aber
die an den Pässen postierten muslimischen Bogenschützen verließen entgegen ihrem
Befehl ihren Posten, um an der Verfolgung und Beuteverteilung teilzunehmen.
Dazu kam der Verrat der 300 von' Abdullah ibn Ubay angeführten "Heuchler", die
im entscheidenden Augenblick desertierten. Der Feind nutzte die von den
Bogenschützen offengelassene Lücke aus, und es kam zu einem schweren Gefecht, in
dem der Feind zahlenmäßig begünstigt war. Viele Gefährten und Helfer fielen.
Dennoch erlitten die Muslime keine vernichtende Niederlage. Unter den Gefallenen
der Muslime befand sich auch der tapfere Hamsa, ein Onkel väterlicherseits des
Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Die Gräber der Märtyrer sind noch
bei Uhud zu sehen. Der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, selbst
wurde an Kopf und Gesicht verwundet, und einer seiner Vorderzähne wurde
ausgeschlagen. Nur seiner Festigkeit, seiner Besonnenheit und seinem Mut war es
zu verdanken, dass nicht alles verloren war. Trotz seiner Verletzung kehrte der
Gesandte Gottes und mit ihm viele verwundete Muslime, die mit Begeisterung
seinem Beispiel folgten, am nächsten Tag auf das Schlachtfeld zurück, und Abu
Sufjaan und seine mekkanische Armee hielten es für das Vernünftigste, sich
zurückzuziehen. Medina war gerettet, aber die Muslime hatten eine Lektion in
Imaan, Beständigkeit, Festigkeit und Standhaftigkeit bekommen. (Juusuf 'Allii) Das hier beginnende neue Thema, die Schlacht
von Uhud, ist harmonisch mit den vorhergehenden Ausführungen verbunden, die mit
der Ermahnung endeten, dass die böswilligen Pläne der Feinde den Muslimen nichts
anhaben können, wenn sie angesichts von Schwierigkeiten Standhaftigkeit beweisen
und ihre Pflichten Allahs gegenüber erfüllen. Diese Ausführung hier ist eine
angemessene Fortsetzung des gleichen Themas, denn der Rückschlag in der Schlacht
von Uhud war auf fehlende Selbstbeherrschung und mangelndes
Verantwortungsbewusstsein vor Allah zurückzuführen. (Siddiqi) 206. Es ist sehr bedeutsam, dass diese beiden Attribute Allahs in diesem Zusammenhang erwähnt werden. Die wichtigen Fragen, auf die der Qur´an Bezug nimmt und die Art und Weise, wie er sie behandelt; betreffen mehr die verborgenen Aspekte des Islam, die der Mensch nicht beurteilen kann. Es ist Allah allein, Der sie vollständig kennt und beurteilen kann. (Siddiqi)
122. (Und gedenke der Zeit) als
zwei Gruppen207 von euch sich anschickten, aufzugeben. Doch Allah war
ihr Schutzherr.208 Und auf Allah sollen die Mu´mins vertrauen. 207.
Die beiden wankelmütigen Gruppen waren wahrscheinlich die Banu Salima Hasradsch
und die Banu Harita. Das Beispiel des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf
ihm, brachte sie jedoch zur Besinnung. Der Zwischenfall zeigt, dass der Mensch
schwach sein kann; wenn er aber dem Vorbild Allah ergebender Menschen folgt,
kann er seine Schwäche überwinden. (Juusuf ’Allii) 208. Diese Ausdrucksweise weist eindeutig darauf hin, dass ihr Fehltritt von Allah vergeben wurde, zumal ihre wankelmütige Haltung etwas grundlegend anderes war als der Verrat von' Abdullah ibn Ubay. Die Hadiise zeigten, dass diese beiden Stämme zweifellos einer momentanen Unentschlossenheit nachgaben, dann jedoch sich glücklich über die Bestätigung Allahs fühlten, dass Er sie beschützt hatte. (Siddiqi)
123. Und Allah hat euch bereits
bei Badr209 geholfen, als ihr schwach und verachtet wart.210
Und fürchtet Allah. Vielleicht, dass ihr dankbar sein werdet.211 209.
Badr ist eine Raststätte und ein Marktort etwa zwanzig Meilen südwestlich von
Medina, der für reiche Wasserversorgung bekannt ist und an der Vereinigung der
Straße von Medina mit der Karawanenroute von Syrien nach Mekka liegt. Die
Schlacht fand am 17. Ramadan 2 n.H. (11. März 624 n. Chr.) statt. (Siddiqi) 210.
Die Hilfe Allahs bei Badr gehört in den Bereich des Wunderbaren, denn sie kam
nicht durch eins der bekannten Hilfsmittel in einer solchen Situation. Das
Verhältnis zwischen den Mu´mins und den Muschriks war nicht einmal annähernd
gleich. Die Anzahl der Muschriks betrug 1000 unter der Führung von Abu Sufjaan;
sie waren schwer bewaffnet und gut ausgerüstet als Geleitschutz der Karawane
ausgezogen und brannten darauf, nicht nur ihren Reichtum zu sichern, sondern
auch darauf, ihre verletzte Ehre zu rächen. Die Muslime waren lediglich 300. Sie
waren nicht zum Kampf ausgezogen, sondern hatten nur der ungerüsteten Karawane
den Weg abschneiden wollen. Sie schlugen den gleichen Weg ein wie die Karawane,
spärlich bewaffnet und gering an Zahl. In Medina hatten sie Muschriks
zurückgelassen, die ihnen feindlich gesinnt waren, die Heuchler warteten im
Hinterhalt, und die Juden lauerten auf ihre Gelegenheit... diese geringe Anzahl
von Muslimen stand allein in einem Ozean des Kufrs und Schirks auf der
Arabischen Halbinsel. (Qutb) 211.
Allah ist Derjenige, Der ihnen half, als sie sich nicht aus eigener Kraft helfen
und von niemandem Hilfe erwarten konnten. Wenn sie sich also fürchteten, dann
fürchteten sie sich vor Allah, Der, der Herr über Sieg und Niederlage ist und
Der allein Macht und Stärke besitzt. Und diese Taqwa veranlasste sie zur
uneingeschränkten Dankbarkeit, die Allahs Gnade angemessen ist. (Qutb) Dankbarkeit gegenüber Allah ist nicht mit Worten zu messen. Sie sollte sich in Verhalten und Lebensführung zeigen. Wenn damals alle Muslime aus dem Sieg bei Badr die richtigen Lehren gezogen hätten, dann hätten die Bogenschützen nicht die ihnen zugewiesenen Stellungen verlassen, und die beiden erwähnten Stämme wären nicht wankelmütig in ihrem Imaans geworden. (Juusuf .Allii)
124.
(Und gedenke der Zeit) als du zu den Mu´mins sagtest: "Ist es euch nicht genug,
dass euch euer Herr mit dreitausend herabgesandten Engeln stärkt?212 212. Dies waren die Worte des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, am Tag von Badr zu der kleinen Schar der Muslime, die mit ihm ausgezogen war und nun auf eine waffenstarrende Kampftruppe traf statt auf eine mit Waren beladene Karawane. Der Prophet, Gottes Segen und Friede sei mit ihm, teilte ihnen mit, was sein Herr ihm an diesem Tag gesagt hatte, um ihnen Herz und Hand zu stärken. Da sie Menschen waren, die der Hilfe bedurften, sagte Er es ihnen in einer Weise, die ihren Gefühlen und Vorstellungen am nächsten kam. Aber Er knüpfte die versprochene Verstärkung an die Bedingung: Standhaftigkeit angesichts der Gewalt des Angriffs, und Taqwa, die in Sieg und Niederlage das Herz mit Allah verbindet. (Qutb)
125. Doch fürwahr, wenn
ihr euch geduldet und Allah fürchtet213 und sie ganz plötzlich über
euch kommen, wird euer Herr euch mit fünftausend heranstürmenden Engeln stärken." 213. Die volle Betonung liegt auf Standhaftigkeit und Disziplin (Darjabaadi)
126. Und Allah hat dies zu
nichts anderem als einer frohen Botschaft für euch gemacht und um damit eure
Herzen zu beruhigen.214 Und es gibt keine Hilfe außer von Allah,215
dem Allmächtigen, dem Weisen. 214.
Hier lehrt Allah die Muslime, dass alles in Seiner Hand liegt, und dass Er
selbst -Preis sei Ihm -eingreift. Das Herabsenden der Engel ist eine Hoffnung
für ihre Herzen, um sie damit zu stärken und zu trösten, zu beruhigen und zu
festigen. (Qutb) 215.
Was immer geschieht, ob es zu den Wundem zählt oder nicht, alle Hilfe kommt von
Allah. Der Mensch sollte nicht so anmaßend sein anzunehmen, er könnte durch
eigenes Zutun den Lauf der Weltgeschichte verändern. Allah hilft denen, die
Beständigkeit, Mut und Selbstbeherrschung zeigen und alle ihnen zur Verfügung
stehenden menschlichen Mittel einsetzen, und nicht denen, die ihre Hände in den
Schoß legen und keinen Hoffnung haben. Aber Allahs Hilfe beruht auf Erwägungen,
die weit über unsere kurzsichtigen menschlichen Motive hinausreichen, auf
vollkommener Weisheit, von der wir nur einen schwachen Funken erfassen können.
(Juusuf 'Allii) Dieser Aja dient nicht nur als Warnung vor einer möglichen Vergötterung der Engel und als Betonung der Tatsache, dass Allah allein -und nicht etwa Seine Engel -wirklich den Sieg herbeigeführt hat, sondern demonstriert auch die sonst nicht erklärbare Wahrheit, dass die Ausbreitung des Islam nur durch direktes Eingreifen Allahs möglich war. (Darjabaadi)
127. Damit Er einen Teil der
Kaafir vernichte216 oder sie demütige, so dass sie durch Misserfolg
(gezwungen) kehrt machen. 216. Wörtlich: "Damit Er einen Streifen der Kaafir abschneide, das heißt, ein Extrem, ein oberes oder unteres Ende. Dies kann hier bedeuten, dass die Oberhäupter der mekkanischen Muschriks, die so zuversichtlich gekommen waren, um die Muslime zu vernichten, enttäuscht zurückkehren mussten. Die schamlose Grausamkeit, mit der sie und ihre Frauen die Leichen der Muslime auf dem Schlachtfeld verstümmelten, wird für immer ihre Niedertracht bezeugen. Möglicherweise zeigte dies auch einigen, die für sie kämpften, ihr wahres Gesicht, z.B. Halid ibn WAlliid, der nicht nur später den Islam annahm, sondern sich einer der namhaftesten Vorkämpfer des Islam wurde. Er beteiligte sich mit den Muslimen am Einmarsch in Mekka und gewann später in Syrien und dem Iraq große Auszeichnungen. (Juusuf 'Allii)
128. Nicht dir obliegt die
Entscheidung, ob Er ihnen (vergibt), oder ob er sie bestraft,217 denn
sie sind ja wahrlich diejenigen, die unrecht tun. 217.
Uhud ist ebenso sehr ein Meilenstein für den Islam wie Badr. Für uns in der
heutigen Zeit beinhaltet dies eine noch größere Lehre. Allahs Hilfe kommt, wenn
wir den Imaan verinnerlichen, gehorsam sind, Disziplin, Einheit und den Geist
rechtschaffenen und gerechten Handeins zeigen. Wenn wir dies nicht schaffen,
steht uns doch immer Seine Barmherzigkeit offen. Aber sie steht auch unseren
Gegnern offen und denen, die uns als Seine Feinde erscheinen. Es mag in Seinem
Plan liegen, Sünder zur Reue zu bewegen und uns Rechtschaffenheit und Weisheit
durch jene zu lehren, die in unseren Augen als ungehorsam oder gar trotzig
erscheinen. In Ihnen kann es Gutes geben, das Er sieht und wir nicht -ein
demütigender Gedanke, der uns zu Selbstprüfung und Selbstverbesserung
veranlassen muss. (Juusuf 'Allii) Mit diesem Aja wird der in Aja 120 unterbrochene Bezug zu Uhud wiederhergestellt. Als der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, verwundet dasaß und ihm das Blut abgewischt wurde, dachte er traurig an das Schicksal, das sein ungehorsames Volk erwartete, und soll gesagt haben: "Wie soll es einem Volk wohl ergehen, das so seinen Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, behandelt, der es zu seinem Herrn ruft!" Daraufhin wurde dieser Aja offenbart. (Darjabaadi)
129. Und Allah gehört, was in
den Himmeln ist und was auf Erden ist. Er verzeiht, wem Er will und bestraft,
wen Er will. Und Allah ist verzeihend, barmherzig.218 218.
Es ist erwähnenswert, dass Allah es in Seiner grenzenlosen Barmherzigkeit vielen
Gegnern des Islam ermöglichte, den Weg zum Islam zu finden, wie z.B. Halid ibn
Walid (Siddiqi) Dies ist ein Ausdruck für die absolute Souveränität Allahs, die darauf basiert, dass Er allein das Eigentumsrecht besitzt. Er hat die freie Verfügung über Seine Geschöpfe und über das, was auf Erden und, im Himmel ist. So gibt es weder Ungerechtigkeit noch irgendwelche Bevorzugung, wenn es um Vergebung oder um Bestrafung geht. Was Er in dieser Sache entscheidet, geschieht in Weisheit und Gerechtigkeit und mit Barmherzigkeit und Vergebung. (Qutb)
130. O die ihr den Imaan
verinnerlicht habt! Verschlingt nicht die Zinsen,219 verdoppelt und
vervielfacht,220 und fürchtet Allah, damit es euch wohl ergehe. 219.
Siehe auch 2:275. Im vorigen Aja war von Vergebung selbst Feinden gegenüber die
Rede. Wenn Allah irrenden Sündern solche Gnade gewährt, um wie viel mehr sollten
wir uns davor hüten, unsere in Not befindlichen Mitgeschöpfe zu unterdrücken,
wenn es um rein materiellen und vergänglichen Reichtum geht! Wucher ist das
äußerste Gegenteil von Freigebigkeit, Selbstlosigkeit, Streben und Einsatz im
Dienst Allahs und unserer Mitmenschen. (Juusuf 'Allii) Die Hauptursache für den Rückschlag bei Uhud
war die von den Muslimen an den Tag gelegte Gier nach Besitz. Sie wurden von
der Beutegier so überwältigt, dass sie sich auf den Besitz der gefallenen Feinde
stürzten, statt ihren anfänglichen Erfolg bis zum Sieg zu verfolgen. Das ist
einer der Gründe, warum Allah in Seiner Weisheit das, Zinswesen die Wurzel
solcher Missstände, verboten hat. Denn es ist eine allgemeine
Erfahrungstatsache, dass Menschen, die Wucher betreiben, so darauf konzentriert
sind, dass sie keinen anderen Gedanken haben als den, ihre unverdienten Profite
zu vergrößern, und dies fördert automatisch ihre Besitzgier. (Mauduudi) Manche Menschen versuchen das Zinsverbot zu
umgehen. Dieser Aja, so argumentieren sie, verbiete doch nur die Vervielfachung
des Zinses, nicht aber so geringe Zinssätze wie 4,5 oder 8 Prozent, da sie keine
Vervielfachung darstellten. Sie könnten somit wieder zum Verbotenen gezählt
werden. Hier müssen wir entschieden sagen, dass die hier erwähnte Vervielfachung
lediglich die Schilderung eines Vorganges und nicht eine Bedingung ist, von der
die Vorschrift abhängt. Aja 275 in Suura 2 verbietet eindeutig und ohne
Einschränkung jede Art von Zins. (Qutb) 220.
Wahrer Erfolg besteht nicht in Gier, sondern im Geben -uns selbst und von
unserem Unterhalt geben für Allahs Sache und Allahs Wahrheit und im Dienst an
Allahs Geschöpfen. (Juusuf 'Allii) Die enge Beziehung zwischen Krieg und nationalen Krediten und Schulden ist ganz offensichtlich... (Darjabaadi)
131. Und fürchtet das Feuer,
das bereitet ist für die Kaafir.221 221.
Wucher ist eine Praktik der Kaafir und eine Art der Kriegführung gegen Allah und
den Propheten, Friede sei mit ihm. Die beste Erklärung für die Verbindung dieses
Ajas mit dem in den vorherigen Ajas behandelten Thema gibt es bei Imam Rasi,
zitiert von Qiffal: die mekkanischen Kaafir hatten durch Wucher gewonnene Mittel
in die Ausrüstung ihres schlagkräftigen Heeres investiert. Dies hat
möglicherweise die Muslime in Versuchung gebracht, es ihnen darin gleichzutun;
und um dieser Versuchung zu begegnen wurde im Qur´an noch einmal das Zinsverbot
betont. (Siddiqi) Das Feuer wird hier wie überall in einem geistigen Sinne dem Garten gegenübergestellt. (Juusuf 'All)
132. Und gehorcht Allah und dem
Gesandten, damit euch Bannherzigkeit zuteil werde.
Abschnitt 14
133. Und beeilt euch um die
Wette, um die Verzeihung eures Herrn zu erlangen und einen Garten, dessen Weite
die Himmel und die Erde umfaßt222 und der bereitet ist für die
Mutaqi, 222.
Damit nicht der Eindruck entstehen kann, der Himmel sei eine Art von räumlich
begrenztem materiellem Garten irgendwo im All, wird uns hier mitgeteilt, dass
allein seine Weite der Gesamtheit von Himmel und Erde entspricht - aller
Schöpfung, die wir uns vorstellen können. Mit anderen Worten: unsere geistige
Glückseligkeit erstreckt sich nicht nur auf den einen oder anderen Teil unseres
Daseins, sondern auf alles Leben und Sein. Wer kann da Länge, Breite oder Tiefe
messen? (Juusuf 'Allii) Die Muslime werden hier ermahnt, positive Verdienste zu erwerben und den Weg zur immerwährenden Glückseligkeit zu gewinnen, nicht sich mit dem rein negativen Aspekt der Enthaltsamkeit vom Bösen zufrieden zu geben. (Darjabaadi)
134. Jene, die bereitwillig
spenden, sei es in Glück oder im Unglück,223 und ihre Wut bezähmen
und den Menschen vergeben224 – und Allah liebt die, die Gutes tun. 223.
Ihre Freigiebigkeit ist beständig. Weder Glück noch Unglück kann sie davon
abhalten. So macht sie Glück nicht übermütig. so dass sie von Allah abgelenkt
werden. Und Unglück macht sie nicht verdrießlich, so dass sie Ihn vergessen
könnten. Sie haben auf alle Fälle das Gefühl, eine Aufgabe erfüllen zu müssen,
um sich von Geiz- und Habgiergefühlen zu befreien. Und die Ehrfurcht vor Allah
ist ihr ausschließlicher Beweggrund. (Qutb) Eine weitere Definition der Rechtschaffenen.
Weit entfernt von der Habgier nach materiellem Besitz, geben sie freizügig von
sich selbst und ihrem Unterhalt, nicht nur, wenn es ihnen gut geht und leicht
fällt, dies zu tun, sondern auch dann, wenn sie in Schwierigkeiten stecken, denn
andere können zur gleichen Zeit ebensolche Schwierigkeiten haben. Im Unglück
sind sie nicht beunruhigt, auch werden sie nicht ärgerlich, wenn andere sich
schlecht verhalten oder ihre eigenen Pläne fehlschlagen. Im Gegenteil, sie
verdoppeln dann ihre Bemühungen. Denn Freigebigkeit und gute Taten sind im
Unglück um so notwendiger. (Juusuf 'Allii) Wucher schafft Gier, Geiz, Knauserigkeit und
Egoismus in denen, die nehmen, und Hass, Wut, Feindschaft und Neid in denen, die
geben -diese moralischen Missstände trugen zu dem Rückschlag von Uhud bei. Aus
diesem Grund hat Allah Wucher verboten und verurteilt und als Gegenmittel
Freigebigkeit verordnet. Es liegt auf der Hand, dass das Paradies für diejenigen
bestimmt ist, die freigebig sind und großzügig spenden, nicht für die
Habgierigen, die Wucher betreiben. (Mauduudi) 224.
Die Rechtschaffenen machen nicht den anderen Vorwürfe. Selbst wenn ein Vorwurf
berechtigt und eine Korrektur notwendig ist, bleibt ihr eigenes Gemüt frei von
beleidigten Gefühlen, denn sie vergeben und verzeihen die Fehler anderer. Dies, soweit es um andere Personen geht. Aber
wir können selbst Fehler machen und vielleicht ein Unheil über uns bringen. Der
Rechtschaffene ist nicht notwendigerweise vollkommen. Sein Verhalten unter
diesen Umständen wird im nächsten Aja behandelt. (Juusuf 'Allii) Diejenigen, die darauf verzichten, jemanden
zu strafen, den zu strafen sie ein Recht haben. Es ist bemerkenswert, dass diese
Lehre hier einem so rachsüchtigen Volk, wie dem der Araber, erteilt wurde.
(Darjabaadi) Dies ist die geistige Rüstung eines Muslims,
ohne die er keinen Erfolg erringen kann. Wenn er in die Herzen seiner Feinde
vordringen und seine Gegner zu Freunden gewinnen will, muss er lernen, seinen
Zorn zu kontrollieren und die Fehler anderer zu verzeihen. (Siddiqi) Den Zorn zu beherrschen geschieht durch den Einfluss der Taqwa, denn Zorn ist eine menschliche Eigenschaft, die sogar von körperlichen Anzeichen begleitet ist. Nur durch die ihn durchdringenden Strahlen der Taqwa und geistige Kraft kann der Mensch ihn beherrschen. Aber den Zorn zu unterdrücken ist erst der erste Schritt, der allein keineswegs genügt. Denn es kann sein, dass der Mensch seinen Zorn unterdrückt, und der äußerliche Zorn sich in inneren Hass verwandelt, was noch schlimmer ist als reiner, offener Zorn. Darum will dieser Aja dem Mutaqi zeigen, wie er sich von dem Zorn in seiner Seele befreien kann, nämlich durch verzeihen. Der Zorn lastet schwer auf der Seele und bedrückt das Herz, Vergebung aber ist eine Befreiung von dieser Last und gibt inneren Frieden. Wer in guten und schlechten Zeiten von seinem Besitz spendet, ist großzügig. Und wer in Zorn und Hass vergibt, ist ebenso großzügig. Und Allah liebt die Großzügigen. (Qutb)
135. Und jene, die, wenn sie
eine Schandtat begangen oder sich selbst unrecht getan haben,225
Allah gedenken und für ihre Schuld um Verzeihung bitten226 -und wer
kann Schuld vergeben außer Allah227 -und die nicht wissentlich
beharren auf dem, was sie getan haben.228 225.
Sünde ist eine Vergewaltigung unserer selbst durch uns selbst. Dies folgt aus
der Lehre von der persönlichen Verantwortlichkeit, im Gegensatz zu der Lehre von
einem blinden Schicksal oder einem boshaften Gott oder Göttern, die darauf
lauern, sich an der Menschheit zu rächen oder ihr Unheil zuzufügen. (Juusuf
'Allii) 226.
Wenn der Rechtschaffene feststellt, dass er eine Sünde oder einen Irrtum
begangen hat, lamentiert und verzweifelt er nicht, sondern bittet Allah um
Vergebung, und sein Imaan gibt ihm Hoffnung. Wenn er aufrichtig ist, bedeutet
dies, dass er sein Fehlverhalten aufgibt und wieder gutmacht. (Juusuf `Allii) Dies ermutigt die Menschen, Allah um
Vergebung zu bitten, und impliziert ein Versprechen, dass ihre Reue angenommen
wird. (Darjabaadi) Der Qur`an wollte die islamische Gemeinschaft
unmittelbar nach einer Schlacht, die sich nicht nur auf dem Schlachtfeld,
sondern darüber hinaus auf dem weit größeren Kampfgebiet der menschlichen Seele
abspielte, einem Gesundungsprozess unterziehen. So macht er unter anderem beim
Wucher halt, um ihn zu verbieten, und beim Spenden in guten und schlechten
Zeiten, um es zu fördern. Er wendet sich auch der Unterdrückung des Zornes zu,
der Verrichtung guter Werke, der Reinigung von den Sünden durch die ständige
Bitte um Vergebung, und der Erinnerung an die Rückkehr des Menschen zu Allah,
und weist sie aus als Mittel um die Gunst und die Gnade Allahs zu erlangen.
(Qutb) 227.
Dies ist unter anderem eine Widerlegung der christlichen Lehre, dass die Macht,
Sünden zu vergeben, in der Hand Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und der Priester der Kirche liegt.
(Darjabaadi) 228.
Das heißt, sie wiederholen ihren Fehltritt nicht wissentlich. (Darjabaadi) Diese Religion kennt genau die Schwächen des menschlichen Wesens, die ihn manchmal bis zu den tiefsten Tiefen der Sünde herabsinken lassen. Sie begreift diese Schwäche und geht deswegen nicht unbarmherzig mit ihm um. Sie verbannt ihn nicht sofort aus Allahs Gnade, wenn er sich selbst Unrecht tut, indem er eine Schandtat begeht, solange auch nur ein Funken Imaan in ihm ist, und solange er weiß, dass er ein Diener Allahs ist, der Fehler macht, die ihm sein Herr verzeihen kann. Der sündige Mensch ist nicht verloren, solange er an Allah denkt und sich Ihm unterwirft und sich nicht etwa damit brüstet, sich Ihm widersetzen zu wollen. (Qutb)
136.
Jenen wird als ihr Lohn Verzeihung von ihrem Herrn zuteil und Gärten, durch229
die Ströme fließen. Dort werden sie (ewig) verweilen. Was für eine Gnade ist der
Lohn der Rechtschaffenen. 229. Wörtlich: unter denen Ströme fließen ...(Anm. d. Übers.)
137.Schon vor euch ist (gegen die ungehorsamen Völker) nach (bestimmten)
Gesetzen vorgegangen worden. Darum reist umher auf Erden und seht, wie das Ende
der Leugner230
war. 230.
Den Muslimen wird mitgeteilt, dass der Konflikt zwischen Imaan und Kufr kein
Problem ist, dem sie allein gegenüberstehen. Der einzige Imaan ist von manchem
Volk abgelehnt worden, und es fehlte nicht an früheren Nationen, die ihre
Gedanken Institutionen auf der Grundlage des Kufrs aufbauten. Es ist daher ihre
Pflicht zu sehen, was das Schicksal dieser beiden war: der Bekenner des Imaans
und derer, die Kaafir waren. In der Geschichte kann man ablesen, wie Allah mit
den Rechtschaffenen und den Bösen verfuhr. (Siddiqi) Das heißt, Ende (der Untergang in dieser
Welt. Reist über die Erde und lasst euch von den Spuren ihres Untergangs warnen,
die ihr da zu sehen bekommt. (Darjabaadi) Die Geschichte berichtet vom Untergang dieser
Völker, und im Qur`an wird an verschiedenen Stellen davon berichtet. Die gesamte
Erde ist Schauplatz menschlichen Lebens, und die Erde und das Leben sind ein
aufgeschlagenes Buch, aus dem Einsichten gewonnen werden können. (Qutb) Nur Allahs Wahrheit ist dauerhaft und wird am
Ende den Sieg davontragen. In der Niederlage dürfen wir nicht entmutigt sein
oder den Kampf aufgeben. Imaan bedeutet Hoffnung, Aktivität, beständiges Streben
nach dem Ziel. (Juusuf 'Allii) Der Begriff "Sunna" bezeichnet eine Lebensweise oder Verhaltensweise (daher in der islamischen Terminologie seine Verwendung für die Lebensweise des Propheten Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, als Beispiel für seine Nachfolger). Im obigen Aja bezieht sich der Begriff "Sunan" سُنَنٌ auf die "Verhältnisse, die für frühere Zeitalter charakteristisch waren" , in denen trotz aller ständigen Veränderungen ein immer wiederkehrendes Muster erkennbar ist: ein typischer Hinweis, für den Qur`an auf die Möglichkeit und Notwendigkeit, aus den vergangenen Erfahrungen des Menschen zulernen. (Asad)
138. Dies231 ist
eine klare Darlegung für die Menschen und eine Rechtleitung und Ermahnung für
die Mutaqi. 231.
Unter den Gelehrten gibt es unterschiedliche Ansichten über die Bedeutung des
Pronomens "hada". Nach Qurtubi und anderen Steht es für "Qur`an". Imaan Ra’si
ist der Ansicht, dass es sich auf die zuvor erwähnten Gebote und Verbote
bezieht, und auf die damit verbundene frohe Botschaft und Warnung. Samsari
vertritt die Ansicht harte weise auf die Strafe für diejenigen hin, welche die
W8hrheit ablehnen; hier werden die Rechtschaffenen aufgefordert, selbst das
furchtbare Urteil über die Kaafir der Vorzeit zu betrachten. (Siddiqi) Ein Wort der Rechtleitung kann nur ein Herz erreichen was den Imaan verinnerlichen will.. Und eine ernste Ermahnung nur ein mutaqi Herz, das sich davon bewegen lässt. (Qutb)
139.Und werdet nicht zaghaft
und seid nicht traurig232 Ihr werdet gewiss die Oberhand gewinnen,
wenn ihr den Imaan verinnerlicht habt. 232.
Dies bezieht sich auf die Beinahe Niederlage bei Uhud und den schweren Verlust
an Menschenleben (ungefähr siebzig Mann) den die Muslime erlitten hatten. (Asad) Man sollte nicht verzweifeln, wenn man den
Schaden sieht, der einem auf Grund eigener Verfehlungen zugefügt wurde.(Siddiqi) Den Muslimen war in der Schlacht von Uhud viel Leid zugefügt worden. Sie waren verwundet, getötet und besiegt worden. Eine starke seelische Erschütterung durch den Rückschlag, den sie nach dem wundervollen Sieg von Badr nicht erwartet hatten, war das Ergebnis dieses Kampfes. Der Qur´an zeigt auf, welche Weise Allah stets gegen die ungehorsamen Völker vorgegangen ist, und die Weisheit, die hinter diesen Gesetzen steht. Die Vergangenheit soll die Muslime lehren, welchen Weg sie in Zukunft zu gehen haben. Sie dürfen nicht meinen, nur weil sie Muslime wären, würden sie den Sieg erlangen, ohne sich an die Bedingungen zur Erlangung des Sieges zu halten. Das erste Gebot, nämlich Gehorsam gegenüber Allah und Seinem Gesandten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hatten einige von ihnen in Uhud nicht befolgt. Deshalb ließ Allah sie diesmal die Bitterkeit der Niederlage spüren, damit sie die wahren Gründe von Sieg und Niederlage erkennen lernten: die Nähe zu Allah zu suchen, Ihm zu gehorchen und auf Ihm zu vertrauen. (Qutb)
140.
Wenn euch eine Wunde zugefügt worden ist,233 so ist dem Volk (eurer
Gegner)
bereits eine gleiche Wunde
zugefügt worden. Und solche Tage (unterschiedlichen Schicksals), lassen Wir
unter den Menschen wechseln,234 damit Allah diejenigen erkenne, die
den Imaan verinnerlicht haben und um aus euren Reihen Märtyrer auszuersehen.235
Und Allah liebt nicht die, die Unrecht tun. 233.
Diese a11gemeinen Erwägungen beziehen sich speziell auch auf Uhud. 1). Im
Kampf für die Wahrheit, wenn du verletzt wirst, sei sicher, dass der Gegner auch
Verletzungen erlitten hat, und zwar um so mehr, als er keinen Imaan hat, der ihn
aufrechterhält. 2).
Erfolg und Misserfolg in dieser Welt hat jeder zu verschiedenen Zeiten; wir
sollten darüber nicht grollen, denn wir können nicht den gesamten Plan Allahs
überblicken. 3). So wie Gold im Feuer geläutert wird, so
zeigt sich der wahre Mut eines Menschen im Unglück. 4). Das Märtyrertum ist eine Ehre und ein
Privileg in sich selbst: welch hervorragende Stellung hat Hamsa, der Märtyrer,
in der islamischen Geschichte, und in späteren Zeiten Hassan und Hussein! 5). Wenn es in uns Schlacken gibt, werden
diese durch Widerstand und Kampf herausgelöst. 6). Wenn dem Bösen etwas Spielraum gegeben
wird, arbeitet es auf seine eigene Vernichtung hin: die Orgien der Grausamkeit
der Götzendiener nach dem, was sie für ihren Sieg bei Uhud hielten, machte ihr
Maß an Schlechtigkeit voll; sie verloren daraufhin die Unterstützung der Besten
aus ihren Reihen und beschleunigten damit die Vernichtung des Kufrs in Arabien.
(Juusuf 'Allii) 234.
Hier erklärt Allah den Grund, warum auch Mu´mins von Unheil getroffen werden. So
wie beim Dreschen die Spreu vom Weizen getrennt wird, so werden durch
Schicksalsschläge die aufrichtigen Mu´mins von den Heuchlern getrennt. Die
Mu`mins zeigen im Unglück Geduld und Standhaftigkeit, aber die Heuchler brechen
zusammen, und die Leere ihres Scheinbekenntnisses kommt ans Tageslicht.
(Siddiqi) Oft kennt der Mensch sich selbst nicht genau.
Seine Schwächen und Stärken bleiben ihm verborgen. Die Ablagerungen, die sich in
seiner Seele festgesetzt haben, bedürfen eines besonderen Anlasses, um in
Erscheinung zu treten. Mit der Prüfung, der Allah den Mu`mins durch den Wechsel
von Glück und Unglück unterzieht, will Er, dass sie ihr Innerstes durch die
Reibung der Ereignisse besser kennen lernen. (Qutb) 235.
Das heißt: "Sein Entschlu§, einige von euch als Märtyrer fallen zu lassen, ist
nicht etwa auf Liebe zu den sündhaften Feinden zurückzuführen, die euch
bekämpfen, sondern auf Seine Liebe zu euch." Der Begriff bedeutet nicht nur
"Märtyrer", sondern auch "Zeugen". (Asad) Allah will damit der ganzen Menschheit zeigen, wie die Aufrichtigen unter euch bereit sind, ihr Leben für Allahs Sache zu geben, und sie so vor der ganzen Menschheit auszeichnen. (Siddiqi)
141. Und damit Allah die
Mu´mins prüfe und läutere,236 und die Kaafir vernichte. 236.
Diese Prüfung oder Läuterung hat zwei Aspekte: 1) Die Reihen der muslimischen Kämpfer werden
von Heuchlern gereinigt. 2) Die Prüfungszeit stärkt den Imaan der
Schwachen und Wankelmütigen; denn Leiden hat seinen eigenen Sinn im Leben. Das Beispiel des Gesandten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, -verwundet, aber fester als je -gab der Gemeinschaft neues Leben. (Juusuf 'Allii)
142. Meint ihr etwa, dass ihr
den Paradiesgarten betreten werdet, bevor Allah diejenigen unter euch, die sich
mit aller Kraft (für Seine Sache) einsetzen, und die Geduldigen237
kennt? 237.
Siehe auch 1:214 (Anm. d. Übers.) Es reicht nicht, dass die
Muslime auf dem Schlachtfeld kämpfen; sie werden hier auch dazu aufgerufen,
Standhaftigkeit in Bezug auf die vielfältigen Pflichten des Islams zu zeigen:
Geduld und Standfestigkeit im Imaan, Festhalten an seinen Erfordernissen in
Bewusstsein und Verhalten und Geduld gegenüber menschlichen Schwächen bei sich
und bei anderen. (Qutb) Allahs "Nichtwissen" impliziert, dass die Sache oder das Geschehnis noch nicht aus seinem Zustand der Nichtexistenz herausgetreten ist. (Asad)
143.
Und gewiss habt ihr euch bereits den Tod238 gewünscht, bevor ihr ihm
begegnet seid. Nun habt ihr ihn schon deutlich vor Augen gesehen. 238. Tod steht hier für Kampf. Der Prophet -Friede und Gottes Segen sei mit ihm -befürwortete nicht, dem Feind außerhalb von Medina entgegenzutreten, aber einige seiner Gefährten, die nicht an der Schlacht von Badr teilgenommen hatten, waren dafür und drängten ihn zu einer offenen Schlacht. Allah fordert sie auf, jetzt selbst das Ergebnis ihrer Forderung und ihres Übereifers zu sehen. Mit diesem Aja werden sie daran erinnert, dass ihre Kraft und ihr Erfolg nicht von ihrem Willen zur Selbstaufopferung abhängt, sondern von der Stärke ihres Imaans an Allah. (Darjabaadi)
Abschnitt
15
144. Muchammed ist nichts
anderes als ein Gesandter, dem andere Gesandte vorausgegangen sind. Wenn er also
sterben oder getötet werden sollte, werdet ihr dann auf euren Fersen kehrt
machen? Und wer auf seinen Fersen kehrt macht, wird Allah nicht den geringsten
Schaden zuzufügen. Und Allah wird die Dankbaren reichlich belohnen.239 239.
Während der Schlacht bei Uhud erhob sich plötzlich der Ruf, der Gesandte Allahs,
Allahs Segen und Frieden auf ihm, sei gefallen. Er war in der Tat schwer
verletzt worden, aber Talha, Abuu Bakr und 'Allii waren an seiner Seite, und
seine eigene beispiellose Tapferkeit bewahrte die Armee der Muslime vor der
Niederlage. Als der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, acht
Jahre später eines natürlichen Todes starb, erinnerte Abu Bakr mit diesem Aja
die Menschen daran, dass Allah, Dessen Botschaft er überbracht hatte, ewig lebt.
In zwei Fällen müssen wir uns diesen Aja gesondert vor Augen halten:
1)
wenn wir uns
geneigt fühlen, jemandem, der einer der Wahrhaftigsten, Reinsten und Größten
war, mehr als menschliche Ehren zu erweisen, um damit einen Ausgleich dafür zu
schaffen, dass wir den Geist seiner Lehren vergessen, und
2)
wenn wir uns im
Auf und Ab der Zeit deprimiert fühlen und vergessen, dass der Ewige Gott über
uns wacht und über all Seinen Geschöpfen, sowohl jetzt als auch in der
Vergangenheit und in aller Zukunft.
(Juusuf 'Allii) Der Ausdruck "auf den Fersen kehrt machen"
bedeutet, je nach den Umständen, entweder tatsächlich Abfall vom Islam Oder
absichtlicher Rückzug von Bestrebungen im Wege Allahs. (Asad) Wer kehrt macht ist derjenige, der Schaden erleidet. Er schadet sich selber indem er vom rechten Weg abweicht. Seine Umkehr kann Allah auf keinen Fall schaden, denn Er braucht weder den Menschen noch seine Bezeugung zum Islam. Er hat ihm den geraden Weg zur Glückseligkeit gezeigt. Wer diesen Weg verfehlt, wird die Auswirkungen in Form von Leid und Verirrung zu spüren bekommen. (Qutb)
145.
Und keine Seele kann sterben außer mit Allahs Erlaubnis das ist ein festgelegter
Beschluss. Und wer sich Belohnung in dieser Welt wünscht, dem geben Wir sie.240
Und wer sich Belohnung im Jenseits wünscht, dem geben Wir sie. Und Wir werden
die Dankbaren reichlich belohnen. 240.
Hierin liegt eine leichte Ironie. Bezogen auf die Bogenschützen von Uhud, die
der Beute wegen ihren Posten verließen, so haben diese vielleicht etwas Beute
bekommen, dafür aber sich selbst und die ganze Armee gefährdet. Für ein bisschen
irdischen Gewinn bitten sie fast ihr Leben verloren. Wer jedoch weiter blickte
und mit Ausdauer und Disziplin kämpfte, dessen Lohn kam schnell und sicher. Wer
starb, gewann die Krone des Märtyrertums, und wer lebte, war in diesem wie im
kommenden Leben geehrt. (Juusuf 'Allii) Jede Seele hat ein zeitlich begrenztes und
bestimmtes Leben. Sie stirbt nicht, bevor sie diesen Zeitpunkt erreicht hat,
Angst und Zagen vermögen das Leben nicht zu verlängern und ebenso können
Tapferkeit, Mut und Standhaftigkeit das Leben nicht verkürzen. (Qutb) Dies soll die Muslime lehren, das Flucht aus Todesfurcht sinnlos ist. Worum wir deshalb Sorge tragen sollten, ist nicht, wie wir dem Tod entkommen können, sondern wie wir am besten die Zeit ausnutzen, die uns in dieser Welt gegeben ist. Die entscheidende Frage lautet: soll sie für dieses irdische Leben oder für das kommende Leben genutzt werden? (Mauduudi)
146. Kein Prophet der nicht
gekämpft hätte (für Allahs Sache) und mit ihm zahlreiche mutaqi Menschen.241
Und sie verloren nicht den Mut ob dessen, was ihnen auf dem Weg Allahs zustieß
und zeigten keine Schwäche und gaben nicht nach.242 Und Allah liebt
die Geduldigen. 241.
Das hier angeführte Beispiel gilt ganz allgemein. Es ist weder ein bestimmter
Prophet, noch ein bestimmtes Volk damit gemeint. Es soll den Muslimen das
Verhalten anderer Mu`mins vor ihnen nahe bringen und ihnen zeigen, dass harte
Prüfungen in allen Religionen die Regel waren. (Qutb) Gewöhnlich wird das Wort "Ribbiyy" mit "Allah
ergebenden Menschen" übersetzt, aber nach Imaam Qurtubi ist "Ribbiyya" verwandt
mit "Ribbach" und bedeutet eine Schar oder eine große Gruppe. (Siddiqi) 242. Sie sollten sich nicht vor dem Feind demütigen oder der Falschheit nachgeben. Obwohl die drei Begriffe “Du'f“, “Wahan“ und “Istikanat“ fast synonym sind, gibt es darin einen feinen Unterschied. Aus Todesfurcht und Liebe zum diesseitigen Leben entstandene Feigheit ist Wahan, während die Art, wie sie Mut und Handlungswillen zersetzt, Du'f heißt. Und die Tendenz, wegen Du'f der Falschheit nachzugeben, ist Istikanat. (Siddiqi)
147. Und ihre Rede war nicht
anders, als dass sie sagten: "Unser Herr, vergib uns unsere Schuld und dass wir
in unseren Angelegenheiten maßlos waren. Und festige unsere Schritte und hilf
uns gegen das Volk der Kaafir.“234 243. Diese Worte spiegeln die Demut der Gefährten des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wider. Sie hatten einen Fehltritt begangen, indem sie nicht auf ihrem Posten blieben, wo der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sie mit der ausdrücklichen Anweisung aufgestellt hatte, ihn unter keinen Umständen zu verlassen. Sie hatten ihn verlassen, als es ihnen schien, die Muslime hätten einen klaren Sieg errungen, und sie brauchten nicht länger dort zu bleiben. Ihr Fehler richtete bei den Muslimen großen Schaden an. Als ihnen diese Schwäche deutlich gemacht wurde, gaben sie ihren Fehler zu, bereuten, was sie getan hatten und baten Allah um Vergebung für ihr Vergehen, um Festigkeit im Kampf gegen das Böse und um Sieg über ihren Feind. (Siddiqi)
148. Und Allah gab ihnen
Belohnung in dieser Welt und eine noch schönere244 Belohnung im
Jenseits. Und Allah liebt die, die Gutes tun. 244. Das Wort "husn" حُسْن soll betonen, wie weitaus wertvoller der Lohn ist, den Allah für diejenigen bereithält, die sich mit Eifer für Seine Sache einsetzten verglichen mit dem Lohn in dieser Welt. (Siddiqi)
Abschnitt 16
149. O die ihr den Imaan
verinnerlicht habt! Wenn ihr denen gehorcht, die Kaafir sind, dann werden sie
euch wieder zu Kaafir machen (und euch dazu bringen) dass ihr auf euren Fersen
kehrt macht und dann werdet ihr als Verlierer zurückkehren.245 245.
Die Niederlage von "Uhud" gab den Leugnern, den Heuchlern und den Juden in
Medina Raum für Intrigen. Die lauernden Feinde bekamen Gelegenheit ihre
Hassgefühle offen zu zeigen und ihr Gift zu verspritzen. Sie fanden in dem
Unglück, das jede muslimische Familie heimsuchte, insbesondere die
Familien der Märtyrer und schwer Verwundeten, ein günstiges Klima zur
Verbreitung ihrer Verschwörungen und um Unruhe zwischen den Muslimen auszusäen.
Sie nutzten die Situation aus, um die Entschlossenheit der Muslime zu
untergraben und um ihnen Angst vor Unternehmungen mit dem Propheten und dem
Kampf und den Folgen der Auseinandersetzungen mit den Quraisch und ihren
Verbündeten einzuflößen. Die Stimmung nach einer Niederlage ist immer sehr
günstig, um Gefühle der Beunruhigung, Beeinträchtigung der Solidarität,
Misstrauen gegenüber der Führung und ähnliches zu schüren. Deswegen warnt Gott
gerade hier davor, den Kaafir zu folgen. (Qutb) Hauptargument der Propaganda gegen den Islam in Medina war, die Niederlage wäre nicht möglich gewesen, wenn Muchammed -Friede sei mit ihm -wirklich ein Gesandter Allahs wäre. Er habe in Badr gesiegt, die Mekkaner in Uhud, und somit ständen beide Parteien gleich. Die Muslime werden hier gewarnt, nicht auf solche Propaganda zu hören, sondern auf Allah zu vertrauen und am Weg des Propheten-Friede sei mit ihm- festzuhalten. (Siddiqi)
150. Doch nein! Allah ist euer
Beschützer und Er ist der beste der Helfer!246 246.
Einige der wankelmütigen Muslime spielten angesichts ihrer Lage mit dem
Gedanken, Abu Sufjaan um Amnestie zu ersuchen. Diese werden hier ermahnt, dass
Allah der beste Beschützer und Helfer ist. (Siddiqi) Dies ist die Seite, auf der die Mu’mins Freundschaft, Schutz und Hilfe finden. Wer Allah zum Freund und Beschützer hat, was braucht der Freundschaft und Schutz Seiner Geschöpfe? Und wer Allahs Hilfe erhält, was braucht der die Hilfe eines Menschen? (Qutb)
151.
Wir werden mit Bestimmtheit in die Herzen jener, die Kaafir sind, Schrecken
tragen, weil sie Allah andere Gottheiten an die Seite gestellt haben, wofür von
Ihm keine Ermächtigung herabgesandt worden ist. Das Feuer wird ihr
Aufenthaltsort sein. Was für eine schlimme Zufluchtstätte für die, die unrecht
tun!247 247.
Ein bemerkenswertes Beispiel von furchtsamer Mentalität zeigt das Verhalten der
Mekkaner nach ihrem anscheinenden Sieg bei Uhud. Hier wäre es das
Selbstverständlichste für sie gewesen, nach Medina einzumarschieren. Stattdessen
zogen sie sich eiligst nach Mekka zurück, ohne ihren "Erfolg" auszunutzen.
Tatsächlich waren es die Muslime, die sie bis nach Hamra-ul-Asad verfolgten und
einen von ihnen gefangen nahmen. Die "siegreiche" Armee auf dem Rückzug und die
"geschlagenen und verwundeten" Muslime als Verfolger müssen wirklich ein
merkwürdiges Bild abgegeben haben! "Die Quraisch wurden von Panik ergriffen, als
sie die ernsten und entschlossenen Gesichter der Muslime sahen. Denn für die
Auswanderer und ihre Brüder war dieser Kampf kein ritterlicher Sport oder
festlicher Zeitvertreib, um nationalen Ruhm zu erlangen. Ihnen war es todernst.
Schon in dieser Schlacht gewinnen wir einen Eindruck von der Geisteshaltung der
jungen muslimischen Gemeinschaft" (Andrew). (Darjabaadi) Das Versprechen Allahs, Schrecken in
die Herzen der Kaafir zu tragen, ist eine Garantie für die Beendigung des
Kampfes und zwar mit einem Sieg für die Muslime und Niederlage für die Kaafir.
Dieses Versprechen ist gültig für jeden Kampf, in dem Muslime auf Kaafir
treffen. Die Kaafir fürchten sich vor den Muslimen und der Schrecken, der von
Allah in ihre Herzen getragen wird, macht sich darin breit -vorausgesetzt, dass
Imaan die Herzen der Muslime erfüllt und echtes Gefühl und die Gewissheit, dass
Allah ihr alleiniger Beschützer ist.(Qutb)
152. Allah hat wahrlich bereits
Sein Versprechen euch gegenüber eingehalten, als ihr sie mit Seiner Ermächtigung
fast geschlagen hattet,248 bis ihr aufzugeben begannt249
und dem Befehl zuwiderhandeltet und euch widersetztet, nachdem Er euch zeigte,
was euch lieb ist. Unter euch sind einige, die sich das Diesseits wünschen und
unter euch sind einige, die sich das Jenseits wünschen. Dann ließ Er euch vor
ihnen fliehen,250 um euch zu prüfen. Doch nun hat Er euch schon
vergeben. Und Allah ist von der Huld für die Mu’mins.251 248.
Dies bezieht sich auf das Anfangsstadium der Schlacht von Uhud, als die Muslime
die Oberhand hatten, die Mekkaner sich zurückzuziehen begannen und der Sieg der
Muslime abzusehen war. (Siddiqi) 249.
Dies bezieht sich auf die Bogenschützen, die vom Propheten -Friede sei mit ihm
-den Befehl erhalten hatten, die Pässe im Gebirge die strategisch wichtigsten
Punkte zu bewachen, dann aber ihren Posten verließen. Zu diesem Zeitpunkt gab es
unter ihnen eine Diskussion. 'Abdullah ibn Dschubair, der Anführer und zehn
weitere Bogenschützen, bestanden darauf, keinen Zentimeter von ihrer Stellung
abzuweichen, bis der Prophet -Friede sei mit ihm -es ihnen befehlen werde. Die
vierzig Bogenschützen, die ihren Posten verließen, taten dies unter dem
Eindruck, die Muslime hätten gesiegt, und es wäre nicht mehr nötig, dort zu
bleiben. (Siddiqi) Vgl. auch 3: 121. (Juusuf 'Allii) 250.
Das heißt: "Dass ihr euren Posten verlassen habt, hätte zu eurem völligen
Untergang führen können, wenn Allah euch nicht verziehen hätte. Nur Allahs Gnade
hat euch von schweren Folgen bewahrt, und die Quraisch zogen sich trotz ihres
Sieges ohne offensichtlichen Grund aus eigenem Antrieb zurück". (Mauduudi) 251. Als Allah unter euch einige fand, die nach den Vorteilen des irdischen Lebens strebten, hielt Er zeitweilig Seine Hilfe zurück und veranlasste vorübergehend euren Rückzug vor den Kaafir. Diese Worte zeigen, dass diese vorübergehende Niederlage nicht als Ausdruck für den Zorn Allahs, sondern als Prüfung für die Festigkeit ihres Imaans zu verstehen ist. Der Vers beweist deutlich, dass Allah ihren Fehltritt bereitwillig verzieh und ihnen half und sie vor der endgültigen Niederlage rettete. (Siddiqi)
153. (Damals, gedenket der
Zeit) als ihr das Weite suchtet und euch nach niemandem umblicktet und der
Gesandte hinter euch herrief252 Da ließ Allah Kummer über Kummer über
euch kommen,253 damit ihr weder traurig wäret über das, was euch
entgangen, noch über das, was euch zugestoßen war.254 Und Allah ist
wohl vertraut mit dem, was ihr tut. 252.
Wahrscheinlich kam eine Reitertruppe unter der Leitung von Halid ibn Al-Walid
durch die Lücke in den Pässen geritten, wo die muslimischen Bogenschützen hätten
sein sollen, und in der Konfusion, die dadurch entstand, kehrte der Gegner um
und wandte sich gegen die Muslime. Nun zogen sich die Muslime ihrerseits aus der
Talsenke des Baches zurück und versuchten, ins Gebirge zu gelangen. Sie hatten
einen doppelten Verlust erlitten:
1)
Sie verloren die
Beute, der sie nachgejagt waren, und
2)
ihr eigenes
Leben und die Existenz ihres Heeres war in Gefahr, abgesehen von den Gefährten,
die bereits gefallen waren. Da ihr eigenes
Leben in Gefahr war, hatten sie wohl kaum Zeit, über die ihnen entgangene Beute
oder das allgemeine Unglück zu lamentieren. Aber dies festigte sie, und einige
von ihnen bestanden ihre Prüfung. (Juusuf 'Allii) 253.
Eine Bedeutung ist die, dass Allah euch Kummer gab für den Kummer, den ihr dem
Propheten -Gottes Segen und Friede sei mit ihm mit eurem Verhalten bereitet
habt. Es kann außerdem bedeuten: Trauer über Trauer um die im Kampf erlittenen
Rückschläge, die Nachricht vom angeblichen Tod des Propheten -Friede sei mit ihm
-, den Verlust der Gefährten, das Elend der Verwundeten, das Gefühl der
Unsicherheit und die Ängste, die das Bewusstsein heimsuchten. (Siddiqi) 254. Die Erkenntnis der Schändlichkeit ihres Verhaltens bei Uhud sollte letztendlich schmerzhafter für sie sein als der verlorengegangene Sieg und der Tod so vieler ihrer Gefährten: dies ist auch die Bedeutung der "Prüfung", die im vorigen Aja erwähnt wurde. (Asad)
154. Dann ließ Er nach dem
Kummer Frieden bei euch einkehren, einen Schlummer,255 der einen Tell
von euch überkam, während ein (anderer) Tell zutiefst beunruhigt war,256
denn sie machten sich ungerechtfertigte und unsinnige Gedanken über Allah.257
Sie sagten: "Haben wir hier irgendetwas zu befehlen?,,258
Sprich: "Dies ist wahrlich ganz und gar Allahs Sache." Sie verbargen in ihren
Seelen, was sie dir nicht offenbarten. Sie sagten: "Wenn wir hier etwas zu
befehlen hätten, wären wir hier nicht getötet worden." Sprich: "Selbst wenn ihr
in euren Häusern gewesen wärt, wären jene, für die es bestimmt war, getötet zu
werden, ausgezogen zu ihren letzten Ruhestätten. Dies damit Allah prüfe, was in
eurer Brust ist und läutere, was in euren Herzen ist.259 Und Allah
kennt die Geheimnisse der Herzen.260 255.
Nach der ersten Überraschung darüber, dass der Feind sich gegen sie wandte,
taten die Muslime größtenteils ihr Bestes, und der Feind zog sich in sein Lager
zurück, als er ihren Mut sah. Die Lage beruhigte sich, die Verwundeten konnten
ausruhen, und alle, die im harten Kampf gestanden hatten, fanden erquickenden
Schlaf. Ganz anders war die Situation der Heuchler, von deren Verhalten in der
nächsten Anmerkung die Rede ist. (Juusuf 'Allii) Nach einigen Kommentatoren besonders Radschib
-ist der Begriff "Nu'as" (wörtl. dem Schlaf vorangehende Schläfrigkeit) hier
metaphorisch benutzt und bedeutet "innere Ruhe". (Asad) Wenn Schlummer angestrengte und verängstigte
Menschen überkommt, und sei es nur für wenige Augenblicke, wirkt er wie ein
Wunder und verwandelt sie in völlig neue Geschöpfe. Frieden und Ruhe kehren in
ihren Herzen ein auf eine unbekannte Art und Weise. Ich sage das, nachdem ich
es in einer Zeit von Not und Schmerz selbst erlebt habe. Ich spürte Allahs
Großmut in einer Form, die, die menschliche Sprache nicht beschreiben kann.
(Qutb) 256.
Die Heuchler hatten sich vom Kampf zurückgezogen. Wahrscheinlich waren sie unter
denen gewesen, die geraten hatten, Medina von innerhalb ihrer Mauem zu
verteidigen, statt kühn herauszukommen und sich dem Feind zu stellen. Ihre
Verzweiflung war von ihrem eigenen Gemütszustand verursacht, und sie murrten
ständig darüber, was hätte sein können. Das tun nur Dummköpfe; der Weise stellt
sich den Gegebenheiten. (Juusuf 'Allii) 257.
Dschahilija (Unwissenheit) ist ein bekanntes Synonym für das arabische dunkle
Zeitalter oder das vorislamische Arabien, aber ein hervorragender ägyptischer
Gelehrter wie von Dr. Saki ’Allii zitiert hat
nachgewiesen, dass statt dieser Bedeutung das Wort eher "Arroganz,
Großtuerei und Streitsucht bezeichnet, die in vorislamischer Zeit unter den
Arabern vorherrschten. Im Gegensatz zu Bescheidenheit, frommer Ergebenheit, die
zum Frieden führt, und dem Vorzug guter Handlungen vor edler Abstammung allen
diesen hervorragenden Eigenschaften des Islam". (Darjabaadi) 258.
Allah lehrt den Muslimen unter anderem, dass sie keine Macht über sich selbst
besitzen, sondern dass sie ganz allein Allah gehören. Wenn sie sich um Allahs
Willen zum Kampf begeben, so kämpfen sie für Ihn. In Zufriedenheit und
Ergebenheit fügen sie sich in Allahs Bestimmungen ein, welche Folgen das auch
für sie haben mag. Diejenigen aber, die an nichts anderes denken als die eigene
Person, deren Imaan hat nicht seine Vollkommenheit erlangt. Von diesen Menschen
ist hier die Rede. Sie sind besorgt und fühlen sich verloren in einer Sache, die
für sie unklar erscheint. Sie meinen, dass sie, obwohl sie es eigentlich nicht
wollten, in den Kampf hineingezogen worden seien. Sie wurden wie die anderen
auch, einer harten Prüfung unterzogen und mussten ihren Preis zahlen. Da sie
Allah in Seiner ganzen Wahrheit nicht kennen, denken sie falsch, wie Unwissende
über Ihn. Ihr Spruch hier beinhaltet einen Protest
gegen den Führungskurs und den Kampf. Sie bitten zwar mit anderen dafür
plädiert, nicht aus Medina auszurücken, waren aber bei der Truppe geblieben, als
Abdullah ibn Ubay mit 300 seiner Anhänger noch vor Beginn des Kampfes nach
Medina zurückkehrte. Ihre Herzen aber waren nicht zur Ruhe und Zufriedenheit der
Mu’mins gelangt. (Qutb) Die Heuchler waren nicht bereit, moralische
Verantwortung für die Geschehnisse in Uhud zu übernehmen und gaben vor, keinen
Anteil bei der Planung des Kampfes gehabt zu haben. Einige Gelehrte vertreten
die Ansicht, dass sie der Verantwortung mit der Entschuldigung aus dem Weg gehen
wollten, ihr Versagen, die Forderungen des Allahs zu erfüllen, sei prädestiniert
gewesen. Auf diese Weise schoben sie ihre Verantwortung auf das Schicksal.
(Siddiqi) 259.
Diese Prüfungen geschehen, um uns zu helfen, unseren Willen zu formen und uns
von falschen Motivationen zu reinigen, die sich im Unglück zeigen. Wenn es sich
um einen verhärteten Sünder handelt, bringt die Prüfung die Bestätigung aus
seinem eigenen Selbst. (vgl. auch 3: 14). (Juusuf .Allii) Hier werden die positiven Ergebnisse der
Schlacht von Uhud erwähnt: einmal das, dass die wahren Muslime gegenüber den
Heuchlern herausgestellt wurden. Dies war notwendig, denn die Heuchler waren
eine ständige Bedrohung in der muslimische Gemeinschaft. Außerdem reinigten
diese Leiden die Herzen der Muslime von allen darin befindlichen Schlacken, so
dass sie rein wie Gold daraus hervorgingen und es deutlich wurde, dass Unglück
den Mut des Menschen beweist und seine Aufrichtigkeit prüft. (Siddiqi) 260. Die unsichtbaren Geheimnisse der Herzen,
die daran haften und die sich darin verbergen und die nie offenkundig werden
oder ans Licht kommen. Allah weiß um diese Geheimnisse. Er will sie den Menschen
enthüllen, insbesondere ihren Besitzern, die sie selbst nicht kennen, bis die
Ereignisse sie entblößen und zum Vorschein bringen. (Qutb) Dieser Aja illustriert eine wichtige Lehre Allahs, die folgendermaßen zusammengefasst werden kann: "satanischer Einfluss" ist nicht die eigentliche Ursache für die Sünde des Menschen, sondern deren erste Folgeerscheinung, d.h. die Folgeerscheinung der Geisteshaltung eines Menschen, die in Augenblicken der moralischen Krise ihn veranlasst, die leichtere und scheinbar angenehmere der ihm möglichen Alternativen zu wählen und sich damit durch Tat oder Unterlassung einer Sünde schuldig zu machen. Sünde ist also bedingt durch das Vorhandensein einer Geisteshaltung in dem betreffenden Individuum, die ihm die Neigung zu einer solchen Sünde gibt: dieses setzt wiederum den freien Willen des Menschen voraus d.h. die Fähigkeit, in einem gewissen Rahmen bewusst zwischen zwei oder mehr möglichen Handlungsalternativen auszuwählen. (Asad)
155.
Wahrlich, jene von euch, die sich abwandten am Tag, als die bei den Heere
aufeinander trafen, es war in der Tat Schaytaan, der sie straucheln ließ um
dessentwillen, was sie sich hatten zuschulden kommen lassen.261 Und
Allah hat ihnen schon vergeben.262 Wahrlich, Allah ist verzeihend,
nachsichtig. 261.
Dies könnte ein Hinweis auf die Bogenschützen sein, die sich innerlich mit dem
Wunsch nach Beute so sehr beschäftigten und befürchteten, dass der Prophet,
Allahs Segen und Friede auf ihn, ihnen ihren Anteil streitig machen wollte. Das
war es, was sie sich hatten zuschulden kommen lassen. Es war der Satan, der sie
zum Straucheln brachte. Gleichzeitig ist dies aber auch als eine allgemeine
Beschreibung der menschlichen Seele anzusehen, die eine Sünde begeht. Sie
verliert das Vertrauen in ihre eigene Stärke und ihre Bindung zu Allah schwächt
sich ab. Ihr Gleichgewicht wird gestört und sie ist Versuchungen und schlechten
Gedanken ausgesetzt. Alsdann findet der Teufel den Weg zu ihr und führt sie von
Fehler zu Fehler. (Qutb) 262. Es war die Pflicht aller Kampffähigen, für die heilige Sache in Uhud zu kämpfen. Einige wenige waren furchtsam: sie waren nicht so schlecht wie diejenigen, die sich gegen Allah stellten oder gedankenlos die Befehle nicht befolgten; Dennoch kamen sie ihrer Pflicht nicht ganz nach. Diesen Furchtsamen vergab Allah. Vielleicht gab es für sie eine neue Chance; vielleicht würden sie dann aufstehen und ihre Pflicht tun. (Juusuf 'Allii)
Abschnitt 17
156. O die ihr den Imaan
verinnerlicht habt! Seid nicht wie die, die Kaafir sind und von ihren Brüdern,
die auf Erden herumreisen oder in den Krieg ziehen, sagen: "Wenn sie bei uns
geblieben wären, wären sie nicht gestorben und nicht getötet worden", damit
Allah dies zu einer Ursache für gramvolle Reue in ihren Herzen mache. Doch es
ist Allah, Der zum Leben erweckt und sterben läßt.263 Und Allah sieht
wohl, was ihr tut. 263.
In Allahs Hand liegt es, Leben zu geben und auch wieder zurückzunehmen, und zwar
zu seinem festgesetzten Zeitpunkt, gleichgültig, ob sich die Menschen in ihren
Häusern und bei ihren Familien oder am Ort des Kampfes für den Lebensunterhalt
oder für den Islam befinden. Und bei Ihm liegt die Vergeltung und die Belohnung.
(Qutb) Mangel an Imaan verursacht dem Menschen Angst
1)vor dem Sterben, 2) ihre Pflicht zu erfüllen, wenn damit Gefahr verbunden ist, wie etwa
reisen, um auf ehrliche Weise den Lebensunterhalt zu verdienen, oder für eine
heilige Sache zu kämpfen. Solche Angst ist ein Teil der Strafe für mangelnden
Imaan. Wenn du den Imaan verinnerlicht hast, ist keine Angst mit dem Sterben
verbunden, denn es bringt dich näher zu deinem Ziel; auch Angst vor Gefahren in
Verbindung mit einem triftigen Grund ist nicht notwendig, denn du weißt, dass
die Schlüssel für Leben und Tod in Allahs Hand liegen. Nichts kann geschehen
ohne Allahs Willen. Wenn Allah will, dass du stirbst, kann dein Zuhausebleiben
dich nicht davor bewahren. Wenn es Sein Wille ist, dass du weiterlebst, bringt
dir die Gefahr, der du dich um einer gerechten Sache willen aussetzt, Ruhm ein.
Sollte es Sein Wille sein, dass du in dieser Gefahr dein Leben verlierst, kannst
du ihr aus drei Gründen getrost entgegensehen: 1) Sterben, während du deine
Pflicht tust, ist ein Mittel, Allahs Barmherzigkeit zu erlangen; 2) der Mu’min weiß, dass er nicht in ein
fremdes Land geht, von dem er keine Kenntnis hat; er reist näher zu Allah; und 3) vor Allah wird er "zusammengeführt", das heißt er trifft alle seine Lieben im Imaan: statt der Trennung, vor der sich Seelen ohne Imaan fürchten, freut er sich auf eine beständigere Wiedervereinigung als in diesem Leben möglich. (Juusuf 'Allii)
157. Und wenn ihr getötet
werdet oder sterbt auf dem Wege Allahs, dann sind Verzeihung von Allah und
Barmherzigkeit weitaus besser als alles was sie zusammenhäufen.264 264.
Beachte die schöne literarische Nuance: auf den ersten Blick sollte man hier die
zweite Person ("was ihr ansammeln könntet") erwarten, passend zu der zweiten
Person in der ersten Satzhälfte. Bedenke aber, dass sich die zweite Person in
der ersten Satzhälfte auf den Mu’mins bezieht, die dritte Person in der letzten.
Zeile dagegen auf die Kaafir, als wenn gesagt werden sollte: "Als Mu’min hortest
du natürlich keine Reichtümer: dein Reichtum Pflichtbewusstsein und Allahs
Barmherzigkeit -sind bei weitem wertvoller als alles, was die Kaafir in ihrem
egoistischen Leben ansammeln können." (Juusuf 'Allii) Die ganze Angelegenheit wird weder mit dem
Sterben noch mit dem Getötet werden zu Ende gehen, denn dies ist nicht der
Schluss des Umherwanderns. Das Leben auf der Erde ist nicht das Beste, was Allah
dem Menschen geschenkt hat. Es gibt andere Werte und höhere Ziele in Allahs
Waagschale wie zum Beispiel die Erlangung von Allahs Gnade und Barmherzigkeit,
die bei weitem wertvoller sind als das Leben und dessen vorübergehende Freuden,
die man darin ansammelt in Form von Geld, Ansehen und Macht.(Qutb) Wer für Allahs Sache stirbt oder getötet wird, erlangt eine weitaus bessere Belohnung als die materiellen Vorteile des Lebens, die er vielleicht in einer längeren Lebenszeit in der Welt ansammeln könnte. (Siddiqi)
158. Und wenn ihr sterbt oder
getötet werden, so werdet ihr bestimmt zu Allah zurückkehren.265 265. Absolut deutlich ist die Tatsache, dass jeder zu einer bestimmten Zeit sterben muss. Weder kann der Tod beschleunigt noch um den Bruchteil einer Sekunde hinausgezögert werden, und jeder einzelne muss vor Allah treten und über seine Taten Rechenschaft ablegen. (Siddiqi)
159. Und durch Allahs
Barmherzigkeit bist du milde mit ihnen gewesen.266 Wenn du schroff
und hartherzig gegen sie gewesen wärst, so hätten sie sich von dir abgewandt. So
vergib ihnen und bitte für sie um Verzeihung. Und ziehe sie in (allen
weltlichen) Angelegenheiten267 zu Rate. Doch wenn du einen festen
Entschluss befasst hast, dann vertraue auf Allah.268 Wahrlich, Allah
liebt die, die auf Ihn vertrauen. 266.
Der außerordentlich sanfte Charakter Muchammeds, Allahs Segen und Friede auf
ihn,, machte ihn bei allen beliebt und gilt als eine der Gnaden Allahs. Einer
der Beinamen des Propheten, Gottes Segen und Friede, ist "eine Barmherzigkeit
für die ganze Schöpfung". Niemals war diese Sanftheit, diese Barmherzigkeit,
diese Geduld mit menschlichen Schwächen wertvoller als nach einem Unglück wie
dem bei Uhud. Es ist eine Qualität Allahs, die damals wie immer die Seelen
zahlloser Menschen an ihn bindet. (Juusuf 'Allii) Der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf
ihm, neigte stets zu Milde. In seinem ganzen Leben hat er nie jemanden
geschlagen. Er zog nie als erster seine Hand von jemandem zurück. Er war der
sorgsamste Beschützer seiner Schutzbefohlenen, der Freundlichste und Angenehmste
im Gespräch; wer ihn sah, war plötzlich von Ehrfurcht erfüllt; wer in seine Nähe
kam, liebte ihn ...(Darjabaadi) 267.
Durch diesen entscheidenden Satz "Und berate dich mit ihnen in den
Angelegenheiten" bestimmt der Qur’an den Grundsatz des Regierens. Der Prophet
Mohammed, Allahs Segen und Friede auf ihn, hat auch diese Aufgabe zu verwalten.
Es ist ein eindeutiger Wortlaut, der, der islamischen Gesellschaft kein Zweifel
daran lässt, dass die Schura ein grundlegendes Prinzip darstellt. Die Form der
Schura und die Mittel zu ihrer Verwirklichung sind allerdings Dinge die
entsprechend der Situation und den Lebensverhältnissen der jeweilige~
Gesellschaft zu verändern und zu entwickeln sind. Jede Form und jedes Mittel,
womit die Schura dem Wesen und nicht etwa nur der äußeren Aufmachung nach
verwirklicht werden kann, stimmt mit dem Islam überein. (Qutb) 268. Alle maßgeblichen Gelehrten sind sich darüber einig, dass diese Vorschrift, obwohl sie in erster Linie an den Propheten, Allahs Segen und Friede auf ihn, gerichtet ist, für alle Muslime in allen Zeiten verbindlich ist. Aus der Formulierung dieser Vorschrift schließen einige muslimische Gelehrte, dass der Führer einer Gemeinschaft, obwohl er verpflichtet ist, Ratschläge anzuhören, trotzdem die Freiheit hat, diese anzunehmen oder abzulehnen; aber die Eigenmächtigkeit dieser Schlussfolgerung wird deutlich, wenn wir berücksichtigen, dass sich selbst der Prophet, Allahs Segen und Friede auf ihn, an die Beschlüsse seines Rates gebunden betrachtete. Er antwortete außerdem, als er einem von ’Allii ibn Abu TAlliib Hadis zufolge gebeten wurde, die Implikationen des Wortes “Asm“ ("Entscheidung über einen Handlungsverlauftreffen") im obigen Text zu erklären: "Mit gut informierten Leuten beratschlagen und ihren Rat befolgen", (siehe auch den Kommentar von ibn Ka’sir zu diesem Aja). (Asad)
160. Wenn Allah euch beisteht,
kann niemand euch überwinden, und wenn Er euch verlässt, wer ist dann da, der
euch danach noch helfen könnte269 Und auf Allah sollen die Mu’mins
dann vertrauen. 269. Als "Gewohnheit Allahs" bezeichnen wir die (naturgesetzliche) Zuordnung von Ursachen und ihrer Wirkung. Aber die Ursachen sind nicht diejenigen, die, die Wirkung "wollen"; somit bleibt Allah der eigentlich Handelnde, denn Er verbindet die Ursachen mit ihrer Wirkung durch Seine Bestimmung und Seinen Willen. Aus diesem Grunde verlangt Er vom Menschen, dass dieser seine Pflicht erfüllt und sich müht, und in dem Maße, wie er dies tut, bestimmt Allah die Auswirkungen, so dass in Verbindung mit dem Willen Allahs die Konsequenzen entstehen. Der Mensch handelt und strebt, wie es in seinen Kräften steht, und ist mit dem Ergebnis seines Handelns und Strebens von Allahs Willen und Entscheidung abhängig, was nicht notwendig einem Ursache-Wirkungs-Konzept folgen muss. Was das Problem der Hilfe Allahs bzw. des Allahverlassenseins bei Kampfhandlungen betrifft, so wollen die Muslime, was Allah will und bestimmt, und sind darin abhängig von Allahs Erlaubnis und Hilfe; wenn Allah ihnen hilft, kann niemand sie besiegen, und wenn Allah sie verlässt, dann kann ihnen niemand mehr helfen. (Qutb)
161. Es ziemt sich nicht für
einen Propheten, (die Beute) zu veruntreuen.270 Und wer etwas
veruntreut, der wird das Veruntreute am Tag der Auferstehung (mit sich) bringen271.
Dann wird jeder Seele das zurückerstattet, was sie erworben hat und kein Unrecht
soll ihnen zugefügt werden. 270.
Außer der Sanftheit seines Charakters war der Prophet, Allahs Segen und Frieden
auf ihm, seit frühester Jugend für
seine Ehrlichkeit bekannt. Daher kommt sein Beiname Emin. Skrupellose Menschen
interpretieren nicht selten ihre eigenen niedrigen Motive in andere hinein, und
ihre verletzend gemeinten Anklagen sind auf die verschiedenen Tugenden gemünzt,
für die, die angegriffene Person sehr wohl bekannt ist. Nach Uhud verbreiteten
einige Heuchler Zweifel bezüglich der Beuteverteilung, mit der Absicht, den Keim
des Misstrauens in die Herzen der Männer zu legen, die aus Beutegier ihre Posten
verlassen hatten. Kein vernünftiger Mensch glaubte diesen niedrigen
Verdächtigungen, und für uns heute sind sie nicht von Interesse. Aber die
allgemeinen Prinzipien, die hier dargelegt werden, sind von bleibendem Wert. 1)Allah ergebende Menschen handeln nicht aus
niedrigen Motiven heraus. 2)Wer aus solchen Motiven heraus handelt,
gehört geistig zu den niedrigsten Geschöpfen und wird damit nichts gewinnen. 3)An einen gottergebenen Menschen kann nicht
der gleiche Maßstab angelegt werden wie an ein gieriges Geschöpf. 4) In den Augen Allahs gibt es Menschen
verschiedener Rangstufen, und wir müssen lernen, diese Rangstufen zu verstehen
zu schätzen. Wenn wir einer führenden Persönlichkeit vertrauen, sollten wir
nicht ohne Grund ihre Ehrlichkeit anzweifeln. Wenn sie aber unehrlich ist, ist
sie nicht in der Lage zu führen. (Juusuf 'Allii) 271. Imaam Achmed berichtet eine Hadis des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wonach er einen Mann schickte, um die Sakach zu sammeln. Dieser kam zurück und sagte: "Das ist für euch, und dies ist mir geschenkt worden." Daraufhin stieg der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, auf die Kanzel und sprach: "Was ist das für ein Arbeiter, den wir mit einem Auftrag schicken, und der dann zurückkommt und sagt; das ist für euch und dies ist mir geschenkt worden. Er sollte im Hause seiner Eltern bleiben und schauen, ob ihm was geschenkt wird. Ich schwöre bei Dem, Der Muchammeds Seele in Seiner Hand hat: Wer von euch so etwas tut, wird es am Tage der Auferstehung um seinen Hals tragen, auch wenn es ein schäumendes Kamel oder eine brüllende Kuh oder ein blökendes Schaf wäre." Diese und andere Hadi’se und dieser Aja haben ihre Wirkung bei der Erziehung der islamischen Gemeinschaft gezeigt und Wunder über Wunder vollbracht. Sie brachten eine Gruppe von Menschen hervor, die Ehrlichkeit und Frömmigkeit verkörperten und sich vor jedweder Veruntreuung zurückhielten, wie es in dieser Art nie eine andere menschliche Gruppe gab. Wenn in die Hände eines gewöhnlichen Mannes aus Masse der Muslime ein wertvolles Beutestück gefallen war, ohne dass ihn jemand dabei gesehen hatte, brachte er es stets zu dem Verantwortlichen aus Angst, dass der gefürchtete Aja auf ihn zuträfe und aus Furcht, den Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, auf die im Hadiis genannte schreckliche Weise zu treffen.(Qutb)
162. Und ist der, der dem
Wohlgefallen Allahs folgt, gleich dem, der den Unwillen Allahs auf sich lädt und
dessen Aufenthaltsort die Hölle ist? Was für ein schlechtes Los!
163. Sie nehmen
(unterschiedliche) Rangstufen bei Allah ein272 Und Allah sieht wohl,
was sie tun. 272. Entsprechend ihrer Handlungsweise in Übereinstimmung mit oder entgegen Allahs Gesetz, woraufhin Er jeden nach seinem Verdienst belohnt. (Darjabaadi)
164.Allah bat den Mu’mins
wahrlich große Gnade erwiesen, indem Er ihnen einen Gesandten aus ihrer Mitte273
geschickt bat, der ihnen Seine Zeichen vorträgt und sie läutert und sie das Buch
und die Weisheit lehrt,274 während sie sich vorher gewiss in
offenkundigem Irrtum befanden. 273.
Der besondere Vorzug, dass Allah einen Propheten, Allahs Segen und Frieden auf
ihm, "aus ihrer Mitte" oder "von ihnen selbst" hervorbrachte, kann nur auf einem
Überfließen der Gnade Allahs beruhen. Es ist eine Gnade, die durch nichts
vergolten werden kann. Denn was ist der Mensch, dass Allah mit solcher Fürsorge
seiner gedenkt? Dass Er einen Propheten schickte, der den Menschen Seine Zeichen
mitteilt und Seine Worte übermittelt? Die Freigebigkeit Allahs fließt über ohne
zu rechnen und überflutet die Schöpfung ohne deren Zutun. Und die Gnade wird
dadurch noch vervielfältigt, dass der Gesandte, Allahs Segen und Frieden auf
ihm, "von ihnen" ist, denn der Ausdruck im Qur’an "von ihnen selbst" beinhaltet
eine tiefergreifende Bedeutung. Die Beziehung der Mu’mins zum Propheten, Allahs
Segen und Frieden auf ihm, ist eine Beziehung von Seele zu Seele, nicht die
Beziehung eines Individuums zur Gattung. Es genügt nicht zu sagen, dass er einer
von ihnen ist, denn es geht noch weiter. Durch den stärker werdenden Imaan
wachsen sie immer mehr in diese Beziehung zum Propheten, Allahs Segen und
Frieden auf ihm, hinein und erlangen eine hohe Würde. (Qutb) Vergleiche auch 2:151. (Juusuf 'Allii) 274.
Ein Prophet ist nach islamischer Vorstellung nicht ein bloßes Medium oder ein
unbeteiligter, mechanischer Übermittler der Wahrheiten Allahs, sondern ein
Lehrer, Interpret und Modell dieser grundlegenden Wahrheiten. (Darjabaadi) Dieser Aja hat einen weitreichenden Begriffsinhalt, der in Suura Al-Baqara erklärt wurde, aber in diesem Zusammenhang soll er die positive Rolle des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, als dem Gesandten Allahs erläutern. Er ist ein Vorbild an Tugend, Ehrlichkeit und Integrität und hervorragend geeignet, den Menschen die Botschaft Allahs in vollkommener Übereinstimmung mit Allahs Gebot zu übermitteln und mit der ihm übertragenen Weisheit Allahs zu erklären und vorzuleben. Darum ist es Allahs größter Gnadenerweis für die Menschheit, dass Er unter den Menschenwesen einen Propheten hervorgebracht hat, der sie aus der Finsternis der Unwissenheit ins Licht des Imaans an Allah geführt hat. (Siddiqi)
165. Wenn euch etwa ein Unglück
zustößt, obwohl ihr (euren Gegnern) bereits ein doppelt so schlimmes zugefügt
hattet,275 dann sagt ihr: "Woher kommt dies?" Sprich: "Dies kommt von
euch selbst.276 Wahrlich, Allah bat Macht über alle Dinge. 275.
Wenn Uhud für die Muslime ein Rückschlag war, so hatten sie doch bei Badr den
Mekkanern einen doppelt so großen Rückschlag zugefügt. Dieser Rückschlag kam
nicht ohne Allahs Erlaubnis, denn Er wollte den Imaan der Muslime prüfen und
reinigen und ihnen zeigen, dass sie streben und alles in ihren Kräften Stehende
tun müssen, um Allahs Hilfe zu verdienen. Da sie den Befehlen nicht gehorcht und
die Disziplin vernachlässigt hatten, mussten sie sich das Unheil selbst
zuschreiben und nicht Allah. (Juusuf 'Allii) 276.
Dieser Aja soll die Verwirrung beseitigen, die durch den Rückschlag bei Uhud im
Gemüt der einfachen Muslime entstanden ist. Obgleich die dem Propheten, Allahs
Segen und Frieden auf ihm, nahe stehenden Gefährten nicht dem Irrtum erlagen,
seine bloße Anwesenheit unter ihnen sei eine Erfolgsgarantie, so litten doch die
gewöhnlichen Muslime unter diesem Missverständnis. Sie glaubten, die Kaafir
könnten sie niemals besiegen, weil der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf
ihm, unter ihnen weilte und Allahs Hilfe und Beistand mit ihnen sei. Als sie
daher entgegen ihren Erwartungen in Uhud einem Rückschlag gegenüberstanden,
fingen sie an, Fragen dieser Art zu Stellen: Warum ist dieses Unglück über uns
gekommen, wo wir doch für Allahs Sache gekämpft haben, noch dazu von Seiten der
Kaafir, die gekommen sind, um den Islam zu vernichten? Dies alles konnten sie
vor allem deswegen nicht verstehen, weil Allah ihnen versprochen hatte, ihnen zu
helfen und sie zu unterstützen und sich der Prophet, Allahs Segen und Frieden
auf ihm, selbst auf dem Schlachtfeld befand. Ihnen wird hier gesagt, dass sie
selbst für das Unglück verantwortlich sind: "Es ist das Ergebnis eurer eigenen
Schwächen und Fehler; ihr habt keine Geduld gezeigt; ihr habt Dinge getan, die
gegen die Frömmigkeit verstießen; ihr habt den Anordnungen eures Führers nicht
gehorcht; ihr seid der Gier zum Opfer gefallen und seid untereinander uneinig
gewesen: fragt ihr immer noch: "Woher kam dieses Unglück?" (Mauduudi) Ihr selbst seid die sich loslösten, versagten und uneinig wurden. Und ihr selbst seid diejenigen, die Bedingungen Allahs und des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nicht erfüllten, sich von Gier und falschen Vorstellungen vereinnahmen ließen und die Befehle des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und den Schlachtplan missachteten. Und wenn die Folgen eintreffen fragt ihr: "Wie kommt das?" Es kommt von euch selbst. Denn Allahs Gesetz wurde auf euch angewandt, als ihr euch selbst in diese Lage brachtet. Dieser (naturgesetzmäßigen) "Gewohnheit Allahs" wird jeder Mensch, ob Muslim oder Götzendiener, ausgesetzt. Und wessen Islam vollkommen ist, dessen Ich ist mit der Notwendigkeit der "Gewohnheit Allahs" einverstanden. (Qutb)
166. Und was euch zustieß am
Tag, als die beiden Heere aufeinander trafen, das geschah mit Ernächtigung
Allahs, und damit Er die Mu’mins erkenne.277 277. Es geschah nichts aus Zufall oder aufs Geratewohl oder zwecklos oder vergeblich. Denn jede Bewegung des Weltsystems ist genauestens berechnet. Ursache und Wirkung sind vorherbestimmt. Sie verwirklichen in ihrer Gesamtheit die dahinterstehende Weisheit und vervollkommnen den endgültigen "Plan" des gesamten Weltalls. (Qutb)
167. Und damit Er die erkenne,
die heuchelten. Zu ihnen wurde gesagt: "Kommt, kämpft auf dem Pfad Allahs oder
leistet Widerstand." Sie sprachen: „Wenn wir wüssten wie man kämpft,278"
dann würden wir euch gewiss folgen. "Sie waren an jenem Tag dem Kufr näher als
dem Imaan. Sie sprechen mit ihrem Mund, was nicht in ihren Herzen ist279
Doch Allah weis, was sie verbergen. 278.
Durch diese Prüfung sollten die Motive der Heuchler herausgestellt und vor den
Muslimen bloßgelegt werden, die sich sonst von ihnen hätten vereinnahmen lassen.
In erster Linie rieten sie zur Vorsicht; während es in ihrem Inneren nur
Feigheit gab. In zweiter Linie wollten sie nicht das Wohl der Gemeinschaft,
sondern sie wollten sie bloßstellen. Wo sich andere selbst aufopferten,
begnügten sie sich mit Bequemlichkeit und schönen Worten. Während sie vorgaben,
Muslime zu sein, waren sie in Wirklichkeit näher dem Kufr. Zynisch gaben sie
vor, von diesem Kampf nichts zu verstehen, und überließen es ihren Brüdern, den
Islam und seine Ideale zu verteidigen. Wenn ihnen die Frömmigkeit schon nicht
zusagte, dann hätten sie doch wenigstens die Stadt Medina verteidigen können,
als sie bedroht war, indem sie als gute Bürger ihr Heim verteidigten. (Juusuf
'Allii) Oder es kann heißen: "Wenn wir wüssten, dass
etwas ,stattfindet, was wert ist, als Kampf bezeichnet zu werden; aber wenn der
Gegner euch zahlenmäßig um vier zu eins überlegen und noch obendrein sehr viel
besser ausgerüstet ist als ihr, dann ist es Unsinn, sich auf einen so ungleichen
Kampf einzulassen." Dieser vorgebliche Entschuldigungsgrund der Abtrünnigen
sollte den eigentlichen Grund ihres Vorsagens übertünchen: den Mangel an Imaan.
(Darjabaadi) 279.
Der Qur’an weist in diesem Aja auf die Haltung von' Abdullah ibn Ubay hin und
denen, die ihm folgten und nennt sie "diejenigen, die heuchelten". Allah stellte
sie in diesem Kampf bloß und sonderte sie ab von den Reihen der Muslime. Er
stellte ihre wahre Haltung fest: ,;Sie waren an jenem Tag dem Kufr naher als dem
Imaan." Ihre Begründung, dass sie kehrtmachen wollten, weil sie nicht wüssten,
ob es zu einem Kampf zwischen den Muslims und den Götterdienern kommen würde,
ist nicht echt. Das war wahrhaftig nicht der Grund, sondern "sie sagen mit ihrem
Mund, was nicht in ihrem Herzen ist". Denn in ihrem Herzen war Heuchelei und
nichts anderes. (Qutb) Imaan an das Prophetentum beinhaltet, dass man ihm und der Heiligkeit seiner Sendung und der Aufrichtigkeit seiner Absicht völlig vertraut. Misstrauen ihm, seiner Lehre und seiner Zielsetzung gegenüber ist gleichbedeutend mit der Ablehnung des Islams. (Siddiqi)
168. (Sie sind) diejenigen, die
von ihren (im Kampf gefallenen) Brüdern sagen, während sie selbst sich
zurückzogen: "Wenn sie uns gehorcht hätten, wären sie nicht getötet worden."
Sprich: "Wendet den Tod von euch ab, wenn ihr die Wahrheit sagt!,,280 280.
Haltet den Tod von euch selbst fern, wenn ihr mit Recht annehmt, ihr Tod sei
einzig und allein die Folge ihrer Teilnahme am Kampf! (Darjabaadi) Sie begnügten sich nicht damit zurückzubleiben, was doch eine gewisse Erschütterung in den Reihen und in den Seelen der übrigen Muslime verursachte, sondern versuchten nach dem Kampf in den Herzen der Angehörigen der Märtyrer und ihrer Freunde Betrübnis hervorzurufen. Sie sagten: "Wenn sie uns gefolgt wären, wären sie nicht getötet worden"; somit machten sie aus ihrem Zurückbleiben eine Weisheit und einen Vorteil und aus dem Gehorsam gegenüber dem Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und der Befolgung seiner Anordnungen Schaden und Verlust. Mehr noch, sie wollten die klare islamische Vorstellung von Allahs Bestimmung und von der Unabänderlichkeit des Todes in Zweifel ziehen. Dabei kommt sofort die klare und herausfordernde Antwort: "Dann wendet den Tod von euch ab, wenn ihr die Wahrheit sagt." (Qutb)
169. Und denkt nicht, dass
diejenigen, die auf dem Pfad Allah getötet wurden, gestorben seien. Nein!
Lebendig sind sie bei ihrem Herm;281 und werden mit Gnade überhäuft.282 281.
In dem Aja wird uns untersagt zu denken, dass diejenigen, die auf Allahs Pfad
getötet wurden und sich von dieser Welt trennten, gestorben seien. Es wird
ausdrücklich festgestellt, dass sie lebendig sind "bei ihrem Herrn". Obwohl wir
in dieser vergänglichen Welt von der Art des Lebens, die, die Märtyrer
genießen, nur das wissen, was uns die glaubwürdigen Hadiise überliefern, genügt
allein diese Erklärung des Allwissenden, um unsere Vorstellungen von Leben und
Tod zu Indem. Und sie genügt auch, um uns zu lehren, dass die Dinge in Wahrheit
nicht das sind, was sie ihrem Äußeren nach scheinen. Wenn wir unser Verständnis
von den absoluten Tatsachen auf die äußeren Zeichen aufbauen, werden wir nie zur
eigentlichen Wahrheit gelangen, und es ist besser für uns, sie uns von
Demjenigen erläutern zu lassen, der diese Wahrheit besitzt. (Qutb) 282. Dies ist ein schöner Abschnitt über die Märtyrer für die Sache der Wahrheit. Sie sind nicht tot: sie leben -und zwar in einem weit höheren und tieferen Sinne als in dem Leben, das sie verlassen haben. Selbst wer nicht an ein Leben nach dem Tod den Imaan verinnerlicht hat, ehrt die für ihre Sache Gefallenen mit der Krone der Unsterblichkeit im Bewusstsein und Gedächtnis von noch ungeborenen Generationen. Im Islam sehen wir eine noch höhere, wahrere und weniger relative Unsterblichkeit. "Unsterblichkeit" ist in diesem Zusammenhang vielleicht nicht das richtige Wort, da es eine Fortdauer dieses Lebens besagt. Sie dagegen betreten durch das Tor des Todes hindurch das wahre, wirkliche Leben im Gegensatz zu dessen Schatten hier. Unser materielles Leben wird mit materieller Nahrung unterhalten, und seine Freuden und Vergnügungen sind bestenfalls die, die sich auf der Leinwand dieser materiellen Welt abzeichnen. Ihr wahres Leben wird von der unaussprechlichen Anwesenheit und Nähe Allahs unterhalten. Siehe auch 2: 154. (Juusuf 'Allii)
170. Sie freuen sich über das,
was ihnen Allah von Seiner Huld gab und sind zuversichtlich (hinsichtlich der
Zukunft) der Zurückgelassenen, die ihnen (noch) nicht nachgefolgt sind, denn sie
sollen keine Angst haben, noch traurig sein.283 283. Die Märtyrer freuen sich nicht nur über die Seligkeit, die sie selbst erlangt haben. Sie denken an ihre Lieben, die sie zurückgelassen haben: es gehört mit zu ihrer Ehre, dass sie ihre Lieben vor Angst, Sorge, Demütigung und Trauer in diesem Leben bewährt haben, bevor sie nachkommen und an der Ehre im jenseitigen Leben teilhaben. Beachte, wie der Refrain: "Sie werden weder Furcht noch Trauer kennen" hier eine neue, angemessene Bedeutung erhüllt: unter anderem ist damit gesagt, dass die Angehörigen nicht den Tod der Märtyrer betrauern müssen; sie haben eher Grund zur Freude. (Juusuf' Allii)
171.
Sie sind über die Gnade und Huld Allahs erfreut und darüber, dass Allah den Lohn
der Mu’mins nicht verloren gehen Iäßt.284 284.Diese Wahrheit können sie jetzt tatsächlich erfahren. (Darjabaadi)
Abschnitt 18
172. Jene, die Allah und dem
Gesandten Folge leisteten, (selbst) nachdem ihnen Leid zugefügt worden ist,285
denen wird, wenn sie Gutes tun und mutaqi sind, gewaltiger Lohn zuteil. 285.
Sie sind diejenigen, die der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, rief, um
mit ihnen am Morgen des folgenden Tages nach dem bitteren Kampf noch einmal zum
Kampf auszuziehen. Sie waren nicht nur schwer verwundet, sondern dem Tode mühsam
entronnen. Sie hatten die Schrecken des Kampfes und der starken Bedrängnis noch
nicht vergessen können, und dass sie viele ihr Lieben verloren hatten, wodurch
ihre Zahl dezimiert worden war. Aber als der Prophet, Allahs Segen und Frieden
auf ihm, sie rief, leisteten sie seinem Ruf Folge. Sie folgten seinem Ruf, weil
es der Ruf Allahs war, auch nachdem "ihnen Leid zugefügt worden ist." (Qutb) Nach der Vorwirrung von Uhud versammelten
sich die Leute um den Gesandten, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Er war
verwundet, und sie waren verwundet, dennoch waren alle bereit weiterzukämpfen.
Abu Sufjaan zog sich mit seinen Mekkanern zurück, jedoch mit der
Herausforderung, den Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und sein Heer
im nächsten Jahr beim Markt von Badr wiederzutreffen. Die Herausforderung wurde
angenommen, und eine bewaffnete Schar von Muslimen hielt dieses Versprechen,
aber der Gegner erschien nicht. Sie kehrten nicht nur unversehrt zurück,
sondern gewannen auf dem Markt nicht nur Wohlstand und wurden (wahrscheinlich)
auch durch den Zugang neuer Anhänger in ihrer Sache bestärkt. (Juusuf 'Allii) Die meisten Kommentatoren sind der Ansicht, dass dies eine Anspielung auf die bei Uhud erlittenen Verluste der Muslime ist. Es ist jedoch möglich, dass die Bedeutung viel weiter reicht, um so mehr, als sich dieser Abschnitt direkt an die vorhergehenden Ajas anschließt, die ganz allgemein von den Märtyrern sprechen, die für Allahs Sache sterben. Die meisten klassischen Kommentatoren haben eine Tendenz, winzige historische Bezüge in viele Abschnitte des Qur’ans hineinzulesen, die Gedanken von viel größerer Tragweite ausdrücken und sich auf die Umstände des. Menschen an sich beziehen. Die Ajas 172 -175 sind ein Beispiel dafür. Einige Kommentatoren sind der Ansicht, diese Ajas bezögen sich auf die ergebnislose "Hamra Al- Asad- Expedition" am Tag nach der Schlacht von Uhud, während andere darin eine Anspielung auf die Expedition des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, im folgenden Jahr sehen, die in der Geschichte als das "Kleines Sadr" bekannt ist, wieder andre sind der Ansicht, Aja 172 beziehe sich auf ersteres und die Ajas 173 -175 auf das letztere. Angesichts dieser fehlenden Übereinstimmung durch nicht vorhandene autoritative Belege, weder im Qur’an selbst noch in authentischen Überlieferungen, für diese spekulativen Annahmen besteht Grund genug zu der Schlussfolgerung, dass der ganze betreffende Abschnitt sozusagen eine allgemeine moralische Abrundung der historischen Zeugnisse von der Schlacht von Uhud bildet und Lehren daraus zieht. (Asad)
173. Diejenigen, zu denen die
Leute sagten: "Wahrlich, die Leute haben sich gegen euch zusammengeschart, so
fürchtet sie",286 was sie nur noch in ihrem Imaan bestärkte. Und sie
sagten: "Allah ist uns genug, und was für ein Sachwalter von Gnadenfülle ist
Er!" 286. Es wird berichtet, dass Abuu Sufjaan bei seinem Rückzug von Uhud ausrief: "Muchammed! Wir treffen uns nächstes Jahr beim Markt von Badr, wenn du willst!" woraufhin der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, antwortete: "Wenn Allah will!" Als das nächste Jahr gekommen war, zog Abu Sufjaan mit seinen Mekkanern aus, bis er bei Marra Sahran rastete, wo Allah Angst in sein Herz einflößte, so dass er umkehrte. Auf dem Rückweg kamen ihm einige Reiter von Abd Qais entgegen, die nach Medina unterwegs waren. Er versprach ihnen eine Kamelladung Rosinen, wenn sie die Muslime entmutigten, indem sie unter ihnen Gerüchte mekkanische Überlegenheit verbreiteten. (Darjabaadi)
174. Und sie kehrten überhäuft
von Allahs Gnade und Huld zurück,287 ohne dass ihnen Böses zugefügt
wurde,288 und sie folgten dem Wohlgefallen Allahs, und Allah ist der
Herr gewaltiger Huld. 287.
Der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und seine Gefährten trafen bei
Badr nicht mit dem Feind zusammen; sie gewannen jedoch die Gnade Allahs und
machten gute Gewinne durch den Handel mit einer Gruppe von Kaufleuten, die
gerade durch Badr durchzog. (Siddiqi)
175.
Es ist wahrlich nur Schaytaan, der versucht, euch Furcht vor seinen Anhängern
einzuflößen, doch ihr solltet sie nicht fürchten, sondern fürchtet Mich, wenn
ihr mu’min seid.289 288.
Ohne von einem Übel berührt worden zu sein: nämlich moralischem Übel, das aus
Imaanschwäche und Verlust des Mutes entsteht: eine Anspielung auf das, was so
vielen Muslimen bei Uhud geschehen war. (Asad) 289.
Das heißt, vor denjenigen, die "sich mit Satan verbünden", indem sie Böses tun.
(Asad) Der Satan bläht die Angelegenheiten seiner
Freunde auf und verkleidet sie mit Macht bzw. suggeriert ihnen Machtbewusstsein
ein sowie die Vorstellung, sie verfügten über Macht und Stärke, die sie in die
Lage versetzten, sein Ziel- nämlich Sünde und Verbrechen auf der Erde zu
verbreiten zu verwirklichen, die Menschen zu versklaven und ihre Herzen zu
beherrschen. Er ist ein hinterhältiger Betrüger, der sich hinter seinen Freunden
verbirgt und Furcht vor ihnen in den Herzen derer, die sich nicht vor ihm in
Acht nehmen, entstehen lässt. Aber hier stellt Allah ihn bloß und nimmt ihm sein Gewand von Betrug und List, so dass der Mu’min die Wahrheit über seine Betrügereien und Einflüsterungen erfährt und davor auf der Hut ist. Fürchtet nicht die Freunde Satans und habt keine Angst vor ihnen! Denn sie sind zu schwach, als dass sie ein Mu’min fürchten müsste, der sich auf seinen Herrn verlässt und Seiner Macht vertraut. Die einzige Macht, die ihm Furcht einflößen sollte, ist die Macht, die wirklich über Nutzen und Schaden verfügt, nämlich die Macht Allahs. (Qutb)
176. Und lass dich nicht durch
jene traurig machen, die sich kopfüber in den Kufr stürzen290 Sie
vermögen Allah wahrlich nicht den geringsten Schaden zuzufügen291
Allah will ihnen keinen Anteil am Jenseits geben, Und ihnen wird gewaltige
Strafe zuteil. 290.
Dieser Aja beschreibt einen psychischen Zustand, den es tatsächlich gibt:
Manchmal sieht man Menschen auf dem Weg des Kufrs, des Unheils und der Sünde
dahinstürmen, als hätten sie ein Rennen zu gewinnen. Das Herz des Propheten,
Allahs Segen und Frieden auf ihm, war von Feuer erfüllt, als er sah, dass die
Leute seine Warnung überhörten und sich auf den Weg zur Hölle machten, ohne dass
er sie bitte zurückhalten können. Eine Hauptsorge des Propheten, Allahs Segen
und Frieden auf ihm, war der Gedanke, die Heuchler könnten mit ihren ständigen
Manipulationen in gewissem Grade den Fortschritt des Islam und der Muslime
aufhalten. Dieser Aja beruhigt seine Sorgen hierüber. (Darjabaadi) 291. Diejenigen, die sich in den Kufr stürzen, tun eigentlich nichts anderes, als Allah zu bekämpfen. Da sie aber zu schwach dazu sind, können sie Ihm nicht den geringsten Schaden zufügen, und somit auch nicht Seiner Religion und deren Trägem, so oft sie dies auch versuchen. (Qutb)
177. Wahrlich, jene die den
Kufr für den Imaan einhandeln, vermögen Allah nicht den geringsten Schaden
zuzurügen292
und ihnen wird schmerzliche Strafe zuteil. 292.
Sie werden im Laufe der Zeit nur sich selbst schaden. (Darjabaadi) Ja, der Imaan ist ihnen geschenkt worden. Doch sie verkauften ihn und erhandelten mit vollem Bewusstsein den Kufr dafür. Somit haben sie es verdient, dass Allah es zulässt, wenn sie sich in den Kufr stürzen, und dass ihr vorhandener Bestand an Leben sich erschöpft und nichts davon fürs Jenseits übrig bleibt. (Qutb)
178. Jene, die Kaafir sind,
sollen ja nicht meinen, dass Wir ihnen Aufschub gewähren, sei gut für sie
selbst. Wahrlich, Wir gewähren ihnen nur Aufschub, damit sie an Sündhaftigkeit
zunehmen293 und ihnen wird erniedrigende Strafe zuteil. 293.
So dass das Maß ihrer Frevelhaftigkeit voll wird. Der Appetit auf Sünde wächst
mit dem "Essen". Das natürliche Resultat ist, dass der Sünder immer tiefer in
der Sünde versinkt. Dies folgt selbstverständlich daraus, dass
der Mensch einen freien Willen hat, wenn Allah auch immer bereit ist, den
Umkehrenden anzunehmen. Wenn die Gnade abgelehnt wird, dann nimmt die
Frevelhaftigkeit zu und verdeutlicht den wahren Charakter der Frevelhaftigkeit
denjenigen gegenüber, die sich sonst von ihrem Glanz hätten anziehen lassen. Auf
diese Weise wirkt Allahs Gesetz sowohl gerecht als auch barmherzig. Siehe auch
nächsten Aja. (Juusuf 'Allii) Der Sinn dieses Aufschubs ist nicht, dass
Allah ihre Sündhaftigkeit zunehmen lassen will, sondern dass ihnen selbst
Gelegenheit gegeben wird, die bösen Ergebnisse ihrer bösen Handlungen zu sehen.
Wie in vielen ähnlichen Abschnitten im Qur’an schreibt Allah hier das Zunehmen
ihrer Sündhaftigkeit der Tatsache zu, dass Er ihnen Aufschub gewährt, denn Er
ist es, der Seine Schöpfung dem Gesetz von Ursache und Wirkung unterworfen hat.
(Siddiqi) Dies ist eine Anspielung auf die Lehrte von
der Naturgesetzlichkeit (in der Terminologie des Qur’an Sunnah Allahs,
"Gewohnheit Allahs"), der die menschlichen Neigungen und Handlungen -sowie
andere Ereignisse im Universum unterworfen sind. Der obige Aja besagt: "Da diese
Leute dazu neigen, die Wahrheit abzulehnen, wird der von uns gewährte Spielraum
(das heißt Entscheidungsfreiheit und Zeit zum Überdenken ihrer Haltung) sich
nicht zu ihrem Nutzen auswirken, sondern im Gegenteil bewirken, dass ihr
falsches Selbstbewusstsein und damit ihre Sündhaftigkeit zunimmt." Vergleiche
auch 14:4. (Asad) Die Erniedrigung, die ihnen zuteil werden soll, ist genau das Gegenteil dessen, was sie im Diesseits genossen, nämlich Würde, Ansehen und Wohlleben. (Qutb)
179. Allah will die Mu’mins
nicht in dem Zustand belassen, in dem ihr (jetzt) seid,294 so lange
Er das Schlechte von295 dem Guten nicht abgesondert hat, und es ist
nicht (die Absicht) Allahs, euch das Verborgene zu enthüllen,296
sondern Allah erwählt (dafür) von Seinen Gesandten wen Er will297
Darum verinnerlicht den Imaan an Allah und Seine Gesandten!298 Und
wenn ihr den Imaan verinnerlicht habt und mutaqi seid, dann wird euch
großartiger Lohn zuteil. 294.
Einige Kommentatoren (z.B. Rasi) nehmen an, dass der Ausdruck ma antum 'alayhi
(wörtl. "das, worauf ihr seid") hier bedeutet "der Zustand, in dem ihr seid",
d.h. der Zustand der Schwäche und Verwirrung, in der sich die muslimische
Gemeinschaft nach der Schlacht von Uhud befand, und dass dieser Abschnitt darum
an die Mu’mins gerichtet ist. Diese Interpretation leuchtet jedoch nicht ein.
Abgesehen davon, dass von den Mu’mins hier in der dritten Person die Rede ist,
während ma antum 'alayhi zweite Person Plural ist, bezeichnet letzterer Ausdruck
sowohl im Qur’an als auch in der Überlieferung fast ausschließlich Lebensweise
und Imaan der Menschen. Darüber hinaus haben wir verlässliche Berichte, die
besagen, dass ibn 'Abbas, Qatidah, Al- Dachhaq, Muqatil und Al- Kalbi ohne
Zögern erklärten, dass die hier Angesprochenen diejenigen seien, welche "die
Wahrheit leugnen", auf die sich die dazugehörigen Abschnitte beziehen (vgl. die
Kommentare von Tabari, und Barawi, zu diesem Aja). In diesem Sinne gelesen
bedeutet der obige Abschnitt, dass sich im Laufe der Zeit die Mu’mins nicht nur
in ihrer Überzeugung von den Kaafir unterscheiden, sondern auch in ihren
sozialen Zielsetzungen und in ihrer Lebensweise. (Asad) 295.
Die Prüfung guter Menschen durch Unglücksfalle und schlechter Menschen durch den
Genus guter Dinge ist ein Teil des universalen Plans, in welchem dem Menschen
eine gewisse Entscheidungsfreiheit überlassen ist. Die psychologische und
subjektive Prüfung ist unfehlbar, und die Unterscheidung wird teilweise direkt
durch die Wirksamkeit des menschlichen Willens herbeigeführt, der über eine
gewisse Freiheit verfügt. Sie muss aber allein schon im Interesse des Guten
herbeigeführt werden. (Juusuf 'Allii) 296.
Es ist nicht Sache Allahs, den Menschen das Verborgene zu zeigen, dass Er sich
selbst vorbehalten hat, denn sie sind für eine solche Offenbarung nicht
geschaffen, und ihre menschlichen Fähigkeiten, die Allah ihnen gegeben hat, sind
nur in sehr begrenztem Maße geeignet, das Verborgene wahrzunehmen. So hat Er es
in Seiner Weisheit beschlossen. Der Mensch ist für seine Aufgabe als Statthalter
Allahs auf der Erde geschaffen, und dazu ist die Kenntnis des Verborgenen nicht
notwendig. Um den Menschen jedoch Seine Anordnungen kundzutun und Seine Sunnah
zu verwirklichen und die Muslime zu reinigen und aus der Finsternis
herauszuführen, dazu wählt Er Propheten aus; durch das Prophetentum und den
Imaan daran bzw. den Kufr, und durch das Streben der Propheten nach
Verwirklichung ihrer Sendung, dadurch wirkt Allah und verwirklicht Seine
Absichten, trennt Gutes vom Bösen und reinigt Herzen und Seelen. (Qutb) 297.
Hier ist anzumerken, dass die Worte: "Es ist nicht Allahs Absicht oder Sache,
euch über das Verborgene in Kenntnis zu setzen" hier in einem bestimmten
Zusammenhang stehen, indem sie die Frage der Heuchler beantworten. Sie sagten:
"Wenn Muchammed ein Prophet ist, dann soll er uns doch sagen, wer ihm aufrichtig
den Imaan verinnerlicht und wer nicht." In Beantwortung dieser Herausforderung
sagt Allah, dass niemand außer Ihm das Verborgene vollkommen kennt. Die
Propheten haben davon einige Einblicke, aber nur in dem Maße, wie Allah es ihnen
offenbart, nicht in das Ganze. Dennoch gibt es "wenige Auserwählte", durch die
Allah den Menschen Seinen "Willen" vermittelt. In diesen Worten steckt auch eine
Erklärung dafür, warum Allah durch Prüfungen die Mu’mins von den Kaafir
unterscheidet. Hätte Er diese Methode nicht angewandt, so hätten die Mu’mins
eine besondere Fähigkeit haben müssen, in die Herzen der Menschen zu schauen und
selbst zu sehen, ob diese Mu’mins oder Heuchler sind. Da Allah uns eine solche
Kenntnis des Verborgenen nicht gegeben hat, sind Prüfungen die einzige Methode,
Mu’mins nach außen bin von Heuchlern zu unterscheiden. (Siddiqi) 298.
Beachte die Universalität des Islam: selbst hier wird befohlen, an die Propheten
(Mehrzahl!) und nicht allein an den letzten Propheten, Allahs Segen und Frieden
auf ihm, den Imaan zu verinnerlichen. (Darjabaadi) Der sicherste Weg für einen aufrichtigen Menschen ist nicht, einen Propheten durch überflüssige Fragen über das Verborgene auf die Probe zu stellen, sondern ehrlich an ihn den Imaan zu verinnerlichen und ihm ernsthaft zu folgen. (Siddiqi)
180.
Und diejenigen, die geizig sind mit dem, was Allah ihnen von Seiner Huld gegeben
bat,299
sollen nicht meinen, dass dies gut für sie sei.300 Nein! Es ist
schlecht für sie. Um den Hals tragen301 werden sie das, womit sie
geizig waren, am Tage der Auferstehung. Und Allah gehört das Erbe302
der Himmel und der Erde. Und Allah ist wohl vertraut mit dem, was sie tun. 299.
Dies sind Gaben aller Art: materielle Gaben wie zum Beispiel Wohlstand,
Eigentum, Körperkraft usw., oder immaterielle Gaben, wie beispielsweise
Einfluss, Intelligenz, Geschicklichkeit, Einsicht und so weiter, oder geistige
Gaben der höchsten Art. Diese für andere zu verwenden, die sie brauchen
(abgesehen von dem, was wir selbst benötigen), ist Großzügigkeit und reinigt
unseren eigenen Charakter. Sie zurückzuhalten (außer für unsere eigenen
Bedürfnisse) ist Gier und Egoismus und wird entschieden verurteilt. (Juusuf
'Allii) Es wird hier nicht genau gesagt, wer: gemeint
ist, und wer vor Geiz und dem Jüngsten Tag gewarnt werden soll, wobei der
Zusammenhang mit den nächsten Ajas vermuten lässt, dass es die Juden sind, die
gesagt haben "Allah ist arm und wir sind reich". Sie werden hiermit aufgerufen
ihre finanziellen Verpflichtungen, die aus den Vereinbarungen mit dem Propheten,
Allahs Segen und Frieden auf ihm, entstanden sind, zu erfüllen. Sie werden auch
aufgerufen, an den Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, den Imaan zu
verinnerlichen und auf dem Wege Allahs zu spenden. Der Hinweis des Ajas ist aber
auch allgemein zu verstehen. Er deutet nicht nur auf die Juden hin, sondern
schließt diejenigen mit ein, die mit dem geizen, was Allah ihnen gegeben hat,
und meinen, dass dies ihr Eigentum erhält, während Spenden es aufzehren würden.
(Qutb) 300.
Hier wird eine weitere negative Eigenschaft der Heuchler sowie ihr verzerrtes
Bild vom Leben und ihre schlechte Logik aufgezeigt. Sie lieben Besitz und
weltlichen Reichtum und horten diesen, statt ihn für die Sache Allahs
einzusetzen. Ihre sündhafte Einstellung stammt aus ihrer verzerrten
Weltanschauung. Das gesamte Universum mit allem, was darin ist, gehört Allah;
es ist von daher ganz logisch anzunehmen, dass alle Reichtümer, die Menschen
besitzen, ein Allah anvertrautes Gut sind. Sie sind also nicht ihre wahren
Eigentümer, sondern ihre Treuhänder. (Siddiqi) 301.Durch
diese passende Metapher wird dem Geizigen mitgeteilt, dass sein Reichtum und
andere von ihm gehortete Geschenke sich an seinen Hals klammem und ihm nichts
Gutes einbringen. Er wird sich wünschen, sie loszuwerden, das aber wird ihm
nicht gelingen. Einem in anderem Zusammenhang erwähnten biblischen Ausdruck
zufolge werden sie wie ein Mühlstein an seinem Hals hängen (Matth. 18:6). Hier
ist die Metapher umfassender. Er umklammerte seine Reichtümer, und sie werden zu
einem schweren Kragen, einem Sklavenjoch um seinen Hals. Sie werden enger und
enger und verursachen ihm Ängste und Schmerzen statt des Vergnügens. Siehe auch
17:13. (Juusuf 'Allii) 302. Eine weitere Metapher wird hier verwendet. Materieller Reichtum oder Besitz kann nur während unseres kurzen irdischen Lebens als unser Eigentum bezeichnet werden: dann geht er auf die Erben und deren Erben über, bis er letztendlich beim letzten Erben landet, beim Staat. Auf diese Weise sind alle Geschenke lediglich unser anvertrautes Gut, letztendlich kehren sie zu Allah zurück, Dem alles im Himmel und auf Erden gehört. (Juusuf 'Allii)
Abschnitt 19
181.Allah hat sehr wohl die
Worte derjenigen gehört, die sagen: "Wahrlich, Allah ist arm und wir sind
reich!“303 Wir werden gewiss das niederschreiben, was sie sagen und
dass sie die Propheten ohne Recht getötet haben.304 Und Wir werden
sagen: "Kostet die Strafe des brennenden Feuers!" 303.
In Suura 2:245 lesen wir: "Wer ist es, der Allah ein schönes Darlehen gibt?" An
anderen Stellen wird von Geben und Spenden im Wege Allahs metaphorisch
gesprochen als von Gaben für Allah. Der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf
ihm, benutzte diesen Ausdruck oft, wenn er im Wege Allahs Spenden sammelte.
Darüber machten sich die Spötter lustig und sagten: "So ist Allah wohl arm, und
wir sind reich!" Diese Lästerung war ein Teil ihres gesamten Verhaltens in der
Geschichte, wozu auch die Prophetenmorde zählen. (Juusuf 'Allii) 304.
Über den Ausdruck "widerrechtlich Töten" vgl. auch Suura 3:21 und 3:112. (Juusuf
'Allii) Die Geschichte der Kinder Israel kennt eine
lange Serie von Prophetenmorden; der letzte davon ist der Versuch, den Messich
-Friede sei mit ihm - zu töten. Sie gaben jedenfalls vor, ihn getötet zu haben,
und brüsteten sich mit dieser schrecklichen Tat. (Qutb) Die oben genannten sarkastischen Bemerkungen entstammen der gleichen kriminellen Mentalität, mit der die entsetzlichsten Verbrechen, zum Beispiel die Prophetenmorde, begangen wurden. Deshalb sind beide Verbrechen hier im selben Atemzug erwähnt worden. (Siddiqi)
182. Dies (geschieht) wegen
dem, was eure Hände vorausgeschickt haben. Und wahrlich, niemals tut Allah
(Seinen) Dienern unrecht.305 305.
Siehe 2:95 und Fußnote. (Juusuf 'Allii) Die Strafe, die Allah den Bösen zukommen lässt, ist andererseits auch ein Gnadenakt, so wie auch die Vergeltung ein Zeichen Seiner Barmherzigkeit ist. (Siddiqi)
183. (Das sind) diejenigen, die sagten: "Wahrlich, Allah hat uns
auferlegt, dass wir an keinen Gesandten den Imaan verinnerlichen sollen, bevor
er ein Opfer darbringt, das vom Feuer verzehrt wird.,,306 Sprich:
"Gewiss sind vor mir schon Gesandte mit klaren Beweisen zu euch gekommen und mit
dem, wovon ihr gesprochen habt. Warum habt ihr sie dann getötet, wenn ihr
wahrhaftig seid?,,307 306.
Brandopfer spielten zwar im Gesetz Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und
in religiösen Riten lange vor Musa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, eine
Rolle, aber es ist nicht wahr, dass das Gesetz Muusas. O festlegte, ein Feuer vom Himmel, das auf
ein Brandopfer fällt, sei als Beglaubigungstest für einen Propheten zu
betrachten. Selbst wenn es so gewesen wäre -gehorchten etwa die Juden den
Propheten, die dieses Zeichen zeigten? In Lev. 9:23-24 wird uns von einem
Brandopfer berichtet, das Musa und Haruun; Allahs Segen und Frieden auf ihnen
beiden, vorbereiteten: "Und ein Feuer ging aus von dem Herrn und verzehrte auf
dem Altar das Brandopfer und das Fett." Dennoch rebellierten die Leute immer
wieder gegen Musa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und Rebellion gegen einen
Propheten ist geistig gesehen ein Versuch, ihn zu töten. Abels Opfer war
vermutlich ein Brandopfer: es wurde von Allah angenommen, und er wurde von Kain
aus Eifersucht getötet (Gen. 4:3-8). Opfer im Sinne des Gesetzes Musa as waren
für die Anhänger Isa as und Muchammeds, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nicht
mehr notwendig. (Juusuf 'Allii) Weitere Bibelstellen, in denen von einem
ähnlichen Wunder die Rede ist, gibt Darjabaadi an, z.B. I. Kön. 18:38, I. Chron.
21:26,2. Ghron. 7:1, Richter 6:21. Obwohl dieser Aspekt des Gesetzes seit der
Zerstörung des Zweiten Tempels außer Kraft gesetzt war, waren die Juden in nach
-talmudischer Zeit überzeugt, dass, der ihnen versprochene Messich die Riten
Musa, Allahs Segen und Frieden auf ihm,in ihrer Ganzheit wiederherstellen
würde; aus diesem Grunde weigerten sie sich, jemanden als Propheten
anzuerkennen, der nicht in jedem Detail dem Gesetz der Torah entsprach. (Asad) Mit dieser Aufforderung werden ihre Lügen und
Vorwände ad absurdum geführt und ihre Verstocktheit im Kufr, mit der sie auch
noch prahlten, und ihre Falschheit gegenüber Allah bloßgestellt. (Qutb) 307.Um die Zeit, als Jachja und Sekariijaa hingerichtet wurden und 'Isa, Allahs Segn und Frieden auf ihnen allen, ausrief: "Jerusalem, Jerusalem , die du tötest die Propheten und steinigst, die zu dir gesandt sind!" (Matth. 23:37), und als Paulus von Tarsus von den Juden redet als denjenigen, die "ihre eigenen Propheten getötet haben", existierte der Zweite Tempel noch, und Brandopfer waren ein alltäglicher Ritus: darum kann die Weigerung der Juden, diese Propheten zu akzeptieren, die bis zum Prophetenmord führte, nicht damit begründet werden, diese Propheten hätten nicht dem Gesetz Musa as entsprochen. (Asad)
184.
Und wenn sie dich zum Lügner erklären, so sind schon vor dir Gesandte zu Lügnern
erklärt worden,308
die mit klaren Beweisen gekommen sind und mit Psalmbüchern und300
dem Buch der Erleuchtung. 308.
Er ist nicht der erste Gesandte, Allahs Segen und Frieden auf ihm, der auf
Ablehnung stieß. Generation auf Generation -und vor allem auch die Kinder
Israelbegegneten ihren Gesandten, die mit Offenbarungen und Wunderzeichen, mit
Schriften, die Rechtleitung Allahs enthielten, zu ihnen geschickt worden waren,
mit Ablehnung. So ergeht es den Propheten und der Offenbarung. (Qutb) 309.
Die drei Dinge, die im Text erwähnt werden, sind 1.deutliche Zeichen (baiyinat) 2.Subur 3.kitabu-I-munir. Im weitesten Sinne bedeutet 1. die klaren
Beweise, mit denen Allahs Handeln Seine mit einem wahren Auftrag gesandten
Menschen begleitet, zum Beispiel Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in
seiner Beziehung zu Pharao. 2. Habe ich mit
"Bücher dunkler Prophezeiungen" übersetzt, denn die Wurzel "sabara" ist mit
Drohung verbunden. Die Kommentatoren sind sich darüber nicht einig, aber
diejenigen prophetischen Schriften, die für ihre Zeitgenossen schwer
verständlich schienen, könnten wohl zu dieser Bezeichnung passen. Auch die
Psalmen Daawuuds, Allahs Segen und Frieden auf ihm, (Sabur, Suura 4:163) gehören
mit in diese Kategorie. 3.So gibt es keinen Zweifel über die wörtliche Bedeutung "Buch der Erleuchtung". Worauf aber bezieht es sich genau? Ich halte es für die fundamentalen Verhaltens Richtlinien -die klaren, in allen Geboten niedergelegten Regeln, die dem Menschen helfen, ein gutes Leben zu führen. (Juusuf 'Allii)
185.
Jede Seele wird den Tod zu kosten bekommen.310 Und euer Lohn wird
euch wahrlich (erst) am Tag der Auferstehung voll ausbezahlt werden.311
Und wer dann dem Feuer entrissen und in den Paradiesgarten eingelassen wird, dem
wird Erfolg beschieden sein. Und das diesseitige Leben ist nichts weiter als ein
trügerischer Genuß.3l2 310.
Die Seele stirbt nicht, jedoch gibt der Tod des Körpers der Seele einen
Geschmack des Todes, wenn sie vom Körper getrennt wird. Dann weiß die Seele,
dass dieses Leben lediglich eine Prüfung war. Und anscheinende Ungleichheiten
werden am Tag des Gerichts endgültig ausgeglichen. (Juusuf 'Allii) Beachte, dass im Islam der Tod ein ebenso
natürliches Phänomen ist wie das Leben, und zwar eine notwendige
Begleiterscheinung des animalischen Lebens, wie das Wort "Seele" impliziert.
Der Tod war auf der Erde bekannt, lange bevor der Mensch auftrat, und ist in
keiner Weise mit der "Ursünde" Adems, Allahs Segen und Frieden auf ihm,
verbunden. (Darjabaadi) Es ist notwendig, dass man sich diese
Tatsache einprägt: Die Tatsache nämlich, dass das Leben auf dieser Welt von
begrenzter, vorbestimmter Dauer ist. Danach kommt unweigerlich das Ende -Alle
müssen sterben: die Rechtschaffenen und die Bösen, die, die auf dem Wege Allahs
kämpfen und die, die daheim geblieben sind, die Mutigen, die das Unrecht
ablehnen und die Feiglinge, die am Leben um jeden Preis festhalten wollen, die
nach höheren Lieben Strebenden und die Einfältigen, die nur die billigen Genüsse
dieser Welt vor Augen haben. Jede Seele wird den Tod kosten müssen, ohne
Unterschied zwischen den einen Oder den anderen. Der Unterschied liegt woanders,
nämlich in dem Wert dessen was danach folgt. (Qutb) 311.
In dieser Aussage liegt eine Botschaft sowohl des Trostes als auch der Warnung.
Ein Mu’min wird getröstet, indem er an die großartige Wahrheit erinnert wird,
dass er nicht den Mut verlieren soll, wenn er wegen des Islams und seiner
Rechtschaffenheit wegen im Leben Schwierigkeiten gegenübersteht. Es geht nur um
wenige Tage, und alle seine Sorgen finden ein Ende, und er wird die Freuden des
Paradieses genießen. Der Kaafir hingegen wird mit dieser Aussage gewarnt; er
soll zur Kenntnis nehmen, dass er nicht die Tatsache aus den Augen verlieren
darf, dass er bald den Tod kosten muss und all seine weltliche Größe und Macht
beendet wird, woraufhin er für die Übertretungen in seinem irdischen Leben
bestraft wird. (Siddiqi) 312. Das Leben in dieser vergänglichen Welt wird als ein Leben in trügerischem Vergnügen bezeichnet, denn in dieser Welt "sind die Dinge nicht, was sie zu sein scheinen". Auf diese Weise könnte man verleitet werden, anscheinenden Erfolg oder Misserfolg als Kriterium für Wahrheit Oder Unwahrheit anzusehen. Jemand führt vielleicht ein erfolgreiches Leben, und der oberflächliche Beobachter hält dies für einen Hinweis auf seinen Erfolg in dieser Welt und in der kommenden, während es sich in Wirklichkeit um eine von Allah gewährte Nachsicht handelt, woraufhin seine Sündhaftigkeit zunimmt und er im kommenden Leben einer demütigenden Strafe gegenübersteht. Da der gewöhnliche Mensch durch solchen Anschein irregeführt wird, wird diese vergängliche Welt als trügerisch bezeichnet. (Siddiqi)
186. Ihr werdet bestimmt
geprüft werden in eurem Besitz und eurer Person.313 Und ihr werdet
gewiss von denen, denen das Buch vordem bereits gegeben worden ist und von
denen, die Götzen anbeten, viel bösartiges Gerede314 zu hören
bekommen. Doch wenn ihr geduldig und mutaqi seid, dann ist dies wahrlich ein
Zeichen fester Entschosenheit.315 313.
Bekenntnis und Da'wa sind untrennbar mit Anfechtung und Schaden an Eigentum und
Person, aber auch mit Geduld, Standfestigkeit und Entschlossenheit verbunden.
Das ist der Weg zum Paradies. Außer diesem gibt es keinen anderen Weg, um eine
Gemeinschaft aufzubauen, die diese Aufgabe ernst nimmt und ihre Verantwortung
wahrnimmt. Auf diese Weise wird diese Gemeinschaft erzogen, so dass ihre
verborgenen Anlagen an Gutem und Kraft und Fähigkeiten ans Tageslicht gebracht
werden. Es ist der Weg der tätigen Verantwortung und der realen Erfahrung der
Wirklichkeit des Menschen und der Wirklichkeit des Lebens. (Qutb) 314.
Wörtlich: Ungebührliches. (Anm. d. Übers.) Nicht allein Reichtum und Besitz (oder der
Mangel daran) sind Mittel zu unserer Prüfung. Alle unsere persönlichen
Begabungen, unser Wissen, unsere Möglichkeiten und auch das Gegenteil davon -in
der Tat alles, was uns geschieht und unsere Persönlichkeit bildet, ist Mittel zu
unserer Prüfung. Ebenso der Islam: wir werden seinetwegen viele Beleidigungen
von denen einstecken müssen, die ihn nicht teilen. (Juusuf 'Allii) 315. Das heißt: "Ihr solltet die Kraft eures Charakters auch angesichts der Provokationen beweisen, indem ihr eure Gemütsverfassung unter Kontrolle haltet. Ertragt mit Geduld ihren Spott, ihre Anschuldigungen und unangebrachten Reden und falsche Propaganda. Ärgert euch auch unter kritischsten Umständen nicht so, dass ihr Falsches, Ungerechtes, Ungezogenes oder Unmoralisches sagt oder tut." (Mauduudi)
187. Und (gedenket der Zeit)
als Allah denen, denen das Buch gegeben worden ist, das Gelübde abnahm, dass sie
es den Menschen klar darlegen und es nicht316 verbergen sollten. Doch
sie haben es hinter ihren Rücken geworfen und für einen geringen Preis verkauft.317
Was für ein schlechter Handel!318 316.
"Und du sollst deinen Kindern und Kindeskindern kundtun den Tag, da du vor dem
HERRN, deinem Gott, standest ..." (Deut. 4:9); "... dass wir's nicht verhalten
sollten ihren Kindern, die hernach kommen, und verkündigen den Ruhm des Herrn
und Seine Macht und Wunder, die Er getan hat." (Psalm 78:4); "Was ich euch sage
in der Finsternis, das redet im Licht, und was ihr hört in das Ohr, das predigt
auf den Dächern", (Matt. 10:27). (Darjabaadi) Der Aja bezieht sich auch darauf, dass die
Ankunft des Propheten Muhammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sowohl im
Alten als auch im Neuen Testament vorausgesagt wurde und die Anhänger der Bibel
aufgefordert waren, diese Prophezeiung zu veröffentlichen und nicht zu
verheimlichen, wie sie es dann tatsächlich taten. (Asad) 317.
Wahrheit die Botschaft Allahs kommt zu jedem Menschen oder zu jeder Nation als
heiliges Pfand. Sie soll verbreitet und verkündet und gelehrt und allen erklärt
werden, die sich in Reichweite befinden. Privilegiertes Priestertum schafft
sogleich Barrieren. Und schlimmer noch: wenn eine solche Priesterschaft die
Wahrheit manipuliert, indem sie davon nimmt, was ihr genehm ist, und den Rest
ignoriert, dann verkauft sie Allahs Geschenk für einen elenden, vergänglichen
Preis; wie elend dieser war, werden sie bei der Endabrechnung erfahren. (Juusuf'
Allii) 318.
Vergleiche 1:101. (Juusuf 'Allii) Wörtlich: "Wie schlecht ist, was sie verkaufen (oder sich einhandeln)". Dies ist eine Anspielung auf den Glauben der Juden, sie seien "Gottes auserwähltes Volk“, und auf die Überzeugung der Christen, dass ihr Glaube an Isa as "stellvertretenden Sühnetod" ihnen automatisch das Heil sichere: in beiden Fällen ist der "Handel" eine Illusion von Immunität im kommenden Leben. (Asad)
188. Meine nur nicht, dass
diejenigen, die sich über das freuen, was sie begangen haben und es lieben
gelobt zu werden rar das, was sie nicht getan haben319 -meine ja
nicht, dass sie der Strafe entrinnen werden. Und es wird ihnen eine schmerzliche
Strafe zuteil. 319. Eine
treffende Darstellung der ganz auf Weltliches ausgerichteten Menschen. Sie
verursachen vielleicht Unglück und Elend für andere, aber es bringt ihnen
allenfalls Schaden ein. Sie treten vielleicht Allahs Wahrheit mit Füßen und
etablieren falsche Gottesdienstnonnen. Sie schreiben sich Tugenden zu, die sie
nicht haben, und scheinbare Erfolge, die sie trotz ihres schändlichen Betrugs
genießen. (Juusuf 'Allii) Sie haben nichts getan, um das Versprechen, das sie Allah gegeben haben, auch einzuhalten; vielmehr verheimlichten sie die Botschaft Allahs, verdrehten und verfälschten sie um weltlicher Vorteile willen und verbargen insbesondere jene Prophezeiungen, die sich auf das Kommen des Propheten Muhammad, Friede sei mit ihm, bezogen. Doch trotz all dieser Missetaten wollten sie unbedingt gelobt, geehrt und hochgeachtet werden als fromme Vorkämpfer Allahs. (Siddiqi)
189. Und Allah gehört die
Herrschaft über, Himmel und Erde. Und Allah hat Macht über alle Dinge.320 320. Alles liegt in Allahs Hand, und darum kann niemand Seiner Strafe entgehen oder ohne Lohn ausgehen. (Siddiqi)
Abschnitt
20
190. Wahrlich, in der
Erschaffung der Himmel und der Erde und in der Verschiedenheit von Nacht und Tag321
sind Zeichen für die Einsichtigen,322 321.
Siehe auch Suura 2:164. Die beiden hier genannten Dinge sind nur kurzgefasste
Symbole, die, die in dem Abschnitt in Suura 2 genannten sechs oder sieben
repräsentieren. Auch diese sind nur kurzgefasste Symbole und Erinnerungen an
Allahs Macht und Majestät und Seine Güte gegenüber dem Menschen. (Juusuf 'Allii) Dies ist eine lebendige Schilderung des
Begreifens der dynamischen Kräfte des Kosmos und der Resonanz auf dieses
Begreifen des für Blicke Fassbaren und des Nachdenkens über das Wesen des
Daseins. Der Qur’an wendet die Blicke und Herzen fortdauernd zu diesem
geöffneten Buch der Schöpfung, dessen Seiten sich unaufhörlich wenden, so dass
auf jeder Seite des Buches ein inspirierendes Wunderzeichen sichtbar wird. Sie
bewegt in dem gesund veranlagten Menschen das Empfinden für die Wahrheit der
Schöpfung, die deutlich auf jeder Seite des Buches steht und für den "Plan
dieses Gebäudes". Er lässt in ihm auch den Willen aufkommen, auf den Schöpfer
zu hören, in Liebe zu Ihm und zugleich in Furcht vor Ihm. Und die Leute mit
Vernunft öffnen ihre Augen zur Wahrnehmung der kosmischen Zeichen Allahs. Sie
stellen keine Hindernisse auf zwischen sich selber und diesen Zeichen, und
versperren auch nicht den Weg zu ihnen. Sitzend, stehend oder liegend wenden sie
sich mit ihren Herzen zu Allah und öffnen ihre Augen und schärfen ihre Sinne und
begreifen die Wirklichkeit des Seins, die Allah festgelegt hat. Durch ihre
Einsicht verbinden sie das menschliche Herz mit den Gesetzmäßigkeiten dieses
Daseins. (Qutb) 322. Der Prophet Muchammed -Friede sei mit ihm -hat einmal gesagt: "Wehe dem, der diesen Aja liest und nicht darüber nachdenkt!" (Darjabaadi)
191. Diejenigen, die Allahs im
Stehen und im Sitzen gedenken und wenn sie auf ihrer Seite liegen323
und nachdenken über die Erschaffung der Himmel und der Erde (und sagen): "Unser
Herr! Du hast dies (alles) nicht umsonst erschaffen!324
Gepriesen seiest Du. Verschone uns vor der Strafe des Feuers!325 323.
Das heißt in allen Körperhaltungen, die wiederum symbolisch für die
verschiedenen persönlichen, sozialen, wirtschaftlichen, historischen oder
anderen Lebensumstände des Menschen stehen. (Juusuf .Allii) Mit tieferem Verständnis begabte Menschen
sind nicht damit zufrieden, die Wahrheit zur Kenntnis zu nehmen, sondern sie
versuchen, geistig Verbindung mit dem Urgrund der Wahrheit aufzunehmen, indem
sie Tag und Nacht unter allen Umständen Allahs gedenken. (Siddiqi) 324.
Die Verständigen begreifen, dass diesem Dasein ein Plan und ein Ziel zugrunde
liegt, dass hier Weisheit und Sinn, Wahrheit und Gerechtigkeit sichtbar wird,
auch im Leben des Menschen auf diesem Planeten. Unweigerlich folgt daraus, dass
es eine Abrechnung und Vergeltung gibt für die vom Menschen begangenen Taten,
und dass es eine andere Heimstätte, als die jetzige geben wird, in der Wahrheit
und Gerechtigkeit herrschen werden. (Qutb) 325. Die Zeichen Allahs helfen dem Menschen, die Wahrheit zu verstehen, vorausgesetzt dass man nicht von Allah absieht und die Naturphänomene wie ein Tier betrachtet statt wie ein Vernunft begabter Mensch. Das System des Universums spricht selbst deutlich von der großen Weisheit, die hinter ihm steht, woraus folgt, dass ein Allweiser Schöpfer mit der Schöpfung des Menschen ein bestimmtes Ziel verfolgt haben muss. Die Tatsache, dass Er dem Menschen alles zur Verfügung gestellt und ihn mit einem moralischen Unterscheidungsvermögen für Gut und Böse ausgestattet hat, zeigt außerdem, dass er Allah gegenüber verantwortlich dafür sein muss, wie er diesen Zweck erfüllt hat. Dies führt zu der Schlussfolgerung, dass es ein Leben nach dem Tod geben muss, wo der Mensch für seine Taten zur Rechenschaft gezogen wird. Wenn der Mensch dies erkennt, füllt sich sein Herz mit Furcht vor der Strafe im Jenseits, und er betet spontan zu Allah um Rettung vor dem Höllenfeuer .(Mauduudi)
192. Unser Herr, wahrlich, wen
Du ins Feuer eingehen lässt, den hast Du gewiss in Schande gestürzt.326
Und diejenigen, die unrecht tun, werden keine Beschützer haben. 326.
Das heißt, das Leiden, dem der Sünder im kommenden Leben ausgesetzt sein wird,
ist eine Folge der geistigen Schande, die er bereits durch seine Taten in dieser
Welt über sich gebracht hat. (Asad) Der Schauder, der die Mu’mins beim Gedanken an das Feuer ergreift, ist unter anderem auch der Schauder vor der mit der Strafe verbundenen Schande. Denn die Strafe bewirkt die größte Schande vor Allah, und das trifft härter als das Brennen des Feuers selbst. (Qutb)
193.
Unser Herr, wir haben wahrlich einen Rufer gehört, der (uns) zum Imaan
aufgerufen hat:, verinnerlicht den Imaan an euren Herrn!' Und wir haben den
Imaan verinnerlicht. Unser Herr, verzeih uns unsere Schuld und bestrafe uns
nicht für unsere Schwachen und reihe uns ein unter die Rechtschaffenen.327 327. Die Beobachtungen der Verständigen überzeugen sie auch in gleicher Weise davon, dass die Lehre der Gesandten über Anfang und Ende des Universums und den Sinn seiner Erschaffung richtig ist; dass somit die. von ihnen gelehrte und gepredigte Lebensweise der einzig richtige Weg ist. (Mauduudi)
194. Unser Herr, und las uns
zuteil werden, was Du uns durch Deine Gesandten versprochen hast und stürze uns
nicht in Schande am Tag der Auferstehung. Wahrlich, Du brichst niemals (Dein)
Versprechen.328 328. Diese Bitte bedeutet nicht, dass bezüglich der Versprechungen Allahs Zweifel bestehen, sondern sie zeigt, dass die Menschen gespannt sind zu erfahren, ob sie selbst den ihnen versprochenen Segen verdient haben. Darum beten sie zu Allah: "Unser Herr, vergib uns -Du brichst doch nie Dein Versprechen". (Mauduudi)
195. Und ihr Herr erhörte sie
(und antwortete): "Ich lasse das Tun desjenigen unter euch, der (Gutes) tut,
gewiss nicht verloren gehen, sei es Mann oder Frau.329 Die einen von
euch sind von den anderen.330 Und denjenigen, die ausgewandert oder
aus ihren Häusern vertrieben worden sind, und die auf Meinem Weg Ungemach
erleiden mussten und die gekämpft haben und getötet worden sind,331
werde Ich gewiss ihre Schwächen vergeben und sie eintreten lassen in Gärten,
durch die Ströme ffießen.332 Eine Belohnung von Allah. Und bei Allah
ist die schönste Belohnung.333 329.
Es geht nicht einfach nur um Nachdenken und Meditation, und nicht nur um Demut
und Schauder. Es geht um die Tat. Um die Tat, die aus dieser Erschütterung und
diesem Schauder resultiert. Der Islam betrachtet die Tat als "Ibaada, genau wie
das Nachdenken und Meditieren, das Gedenken Allahs und die Bitte um Vergebung.
Er betrachtet sie, als Frucht der Anbetung. Sie wird von allen angenommen, von
Männern und Frauen, ohne Unterscheidung zwischen den Geschlechtern. Denn alle
sind Menschen und alle sind gleichwertig. (Qutb) 330.
Der gleiche Status der Geschlechter wird im Islam nicht nur anerkannt, sondern
mit Nachdruck betont. Und wenn schon Geschlechtsunterschiede, die in der Natur
begründet sind, in geistigen Dingen nicht zählen, dann zählen natürlich um so
weniger künstliche Unterschiede wie etwa gesellschaftlicher Rang, Besitz,
Position, Rasse, Hautfarbe, Geburt und dergleichen. (Juusuf 'Allii) "In Meinen Augen seid ihr als Menschen alle
gleich, und Ich beurteile alle nach den gleichen Gerechtigkeitsnormen. Männer
dürfen nicht vergessen, dass Frauen den gleichen menschlichen Status genießen
wie sie selbst. Ich mache keinen Unterschied zwischen Mann und Frau, Herrn und
Sklaven, Schwarz und Weiß, Hoch und Niedrig." (Mauduudi) 331.
Dies war das Bild der Mu’mins, die der Qur’an als erste ansprach; der Mu’mins,
die aus Mekka ausgewandert und wegen ihrer Religion aus ihren Häusern vertrieben
worden waren, denen auf dem Wege Allahs Schaden zugefügt worden war, die
gekämpft hatten und getötet worden waren. Es ist aber auch das Bild aller
Angehörigen dieser Religion, überall und zu allen Zeiten. (Qutb) In einer Hadiis wird berichtet, das jemand
zum Gesandten Allahs, Allahs Frieden und Segen auf ihm, kam und fragte:" Was
meinst du, wenn ich für Allahs Sache getötet werde, wenn ich geduldig eine
Belohnung von Ihm erhoffe und vorwärts marschiere, ohne meine Fersen zu zeigen:
wird Allah dann meine Sünden auslöschen?" Der Gesandte, Allahs Frieden und Segen
auf ihm, erwiderte: "Ja." (Siddiqi) Siehe auch Suura 2:218 mit Fußnoten. (Asad) 332.
Wörtlich: unter denen Ströme fließen. (Anm. d. Übers.) 333.
Hier sowie unter in 3:198 und an vielen anderen Stellen wird die Tatsache
betont, dass an allen Geschenken, Belohnungen oder Glückseligkeiten für die
Rechtschaffenen das Wichtigste ist, dass sie von Allah Selbst ausgehen. "Nähe
Allahs" drückt dies besser aus, als irgendein anders Symbol. (Juusuf 'Allii) Eine Überlieferung berichtet, dass der Prophet, Allahs Frieden und Segen auf ihm, die Ajas 190-195 rezitierte, als einige Nichtmuslime zu ihm kamen und sagten: "Alle Propheten brachten das eine oder andere Wunderzeichen mit. Zum Beispiel hatte Musa den wunderbaren Stab und die leuchtende Hand, die er vorzeigen konnte, und Isa heilte die Blinden und Aussätzigen. Sag uns doch bitte, was für ein Zeichen du uns zum Beweis deines Prophetenturms mitgebracht hast." Der Prophet, Allahs Frieden und Segen auf ihm, rezitierte diese Ajas und sagte: "Ich habe dies mitgebracht." (Mauduudi)
196. Lass dich nicht durch das
Umherreisen der Kaafir im Lande täuschen.334 334.
Das Umherreisen der Kaafir im Land vermittelt den Anschein von Wohlstand und
Seelenruhe, von Einfluss und Autorität. Dadurch entsteht in den Herzen der
Mu’mins der Eindruck, dass sie selbst ständig Schwierigkeiten und Entbehrungen
ausgesetzt sind und Verfolgung und Kampf ertragen müssen; während die Eitlen in
Luxus und Überfluss leben. Und die achtlose Masse sieht die Wahrheit und ihre
Verfechter in Bedrängnis und die Eitelkeit und ihre Vertreter in Sicherheit.
Daraus entsteht ein falscher Eindruck nicht nur in den Herzen der unwissenden
Masse sondern auch in den Herzen der Eitlen, die sich selbst betrügen, und er
vermehrt ihren Irrtum und ihre Arroganz und sie verbohren sich immer mehr in
ihre Schlechtigkeit. (Qutb) Lass nicht die Aktivitäten der Kaafir in Ländern, wo sie eine führende Position innehaben, in dir den Eindruck hervorrufen, dass sie für immer eine vorherrschende Macht in der Welt darstellen und niemals vernichtet werden können. (Siddiqi)
197.
Nur gering ist (ihr) Genuß.335 Dann wird die Hölle ihre Bleibe sein.
Was für eine schlechte Ruhestätte! 335.
Der Prophet Muhammad, Allahs Frieden und Segen auf ihm, hat gesagt: "Verglichen
mit dem jenseitigen Leben ist das Leben in der gegenwärtigen Welt so, 'wie wenn
einer von euch seinen Finger ins Meer steckt: lass ihn nur sehen, wie viel
Wasser er herausbringt." (Darjabaadi) Welche Vorteile die Hochmütigen auch immer in dieser Welt genießen mögen: sie sind alle vergänglich. Ihr Ende ist tragisch, denn sie werden in die Hölle kommen, worin sie für immer bleiben. (Siddiqi)
198.
Diejenigen jedoch, die ihren Herrn fürchten, denen werden Gärten zuteil, durch
die Ströme fließen.336
Dort werden sie (ewig) verweilen. Ein Geschenk von Allah. Und was bei Allah
ist, ist besser für die Rechtschaffenen.337 336.
Wörtlich: unter denen Ströme fließen. (Anm. d. Übers. ) 337.
Auf diese Weise erzieht Allah die Gemeinschaft, in deren Hand er die Schlüssel
der Erde und die Zügel der Führerschaft zu legen beschlossen hat, und der Er das
größte Vertrauenspfand übergibt, nachdem sie von allen Wünschen und
Leidenschaften befreit ist. In dieser Situation der Erziehung und der Fortsetzung der wichtigsten Werte der islamischen Vorstellung, verspricht Allah hier den Mu’mins nicht den Sieg über die Feinde und auch nicht die Herrschaft auf der Erde und nichts von den Lebensgenüssen, die Er ihnen an anderen Stellen verspricht. Er verspricht ihnen hier nur das eine, und das ist "was bei Allah ist", denn dies ist die Quelle, von der alles ausgeht, was diese Religion ausmacht. (Qutb)
199
.Und unter den Besitzern des Buches338 sind gewiss solche, die an
Allah den Imaan verinnerlicht haben und an das, was euch (als Offenbarung)
herabgesandt worden ist und was ihnen (selbst als Offenbarung) herabgesandt
worden ist.339
Sie sind voll Demut vor Allah und verkaufen die Zeichen Allahs nicht um einen
geringen Preis. Sie sind es, deren Lohn bei ihrem Herrn ist. Wahrlich, Allah ist
schnell im Rechnen. 338.
Das heißt der Torah und des Evangeliums in ihrem unverfälschten Zustand.
(Darjabaadi) 339. Dies ist die Schlussbilanz für die Leute der Schrift. Nachdem mehrfach in der Suura von ihren Gruppen und Standpunkten die Rede war, wird hier auch erwähnt, das es unter den Leuten der Schrift einige gab, die dem Weg gefolgt und am Ziel angekommen sind. Sie hatten den Imaan verinnerlicht an die gesamte Schrift und machten keinen Unterschied zwischen den Gesandten Allahs, Allahs Frieden und Segen auf ihm. Sie verinnerlichten den Imaan an das was ihnen zuvor herabgesandt, und an das was den Muslimen offenbart wurde das ist das Charakteristikum ihres Bekenntnisses. (Qutb)
200. O die ihr den Imaan
verinnerlicht habt! Seid geduldig und wetteifert in Geduld340 und
seid standhaft341 und fürchtet Allah, damit ihr erfolgreich sein
werdet.342 340.
"Sabr" صْبِر ist hier in seiner ganzen Bedeutung zu verstehen, nämlich Geduld,
Ausdauer, Beständigkeit, Selbstbeherrschung, Standfestigkeit. Diese Tugenden
sollen wir für uns selbst und in unserer Beziehung zu anderen üben: wir sollen
ein Beispiel setzen, so dass andere mit uns wetteifern können, und wir sollen
mit ihnen wetteifern, damit wir nicht zurückfallen; auf diese Weise sollen wir
einander unterstützen und unsere gegenseitigen Beziehungen verstärken, so dass
wir gemeinsam Allah dienen können. (Juusuf 'Allii) 341.
Übertrefft die Feinde Allahs an Standhaftigkeit und Ausdauer! Steht mit eurem
Körper gegen den äußeren Feind und mit eurer Seele gegen den inneren.
(Darjabaadi) 342.
"Felach" فْلِح (Gedeihen, Erfolg) ist hier und an anderen Stellen im weitesten
Sinne zu verstehen, sowohl als Erfolg in unseren irdischen Angelegenheiten als
auch als geistigen Fortschritt. In beiden Fällen ist Glück und Erfüllung unserer
Wünsche impliziert, gereinigt durch die Liebe zu Allah. (Juusuf 'Allii) Einführung zu der Suura "Die Frauen"Diese Suura ist chronologisch eng mit der 3.
Suura verbunden. Ihr Gegenstand sind die gesellschaftlichen Probleme, denen die
muslimische Gemeinschaft unmittelbar nach Uhud gegenüberstand. Während dieser
besondere Anlass höchste Dringlichkeit erforderlich machte, haben die hier
festgelegten Grundsätze dauerhaft die muslimische Gesetzgebung und das soziale
Verhalten bestimmt. Im wesentlichen besteht diese Suura aus zwei
Teilen: 1) dem, der sich mit Frauen, Waisen,
Erbschaft, Eheschließung und Familienrecht im allgemeinen befasst, und 2)dem, der von den Widerspenstigen in der
großen Familie der Gemeinschaft von Medina handelt, nämlich von den Heuchlern
und ihresgleichen. Zusammenfassung: Die Suura beginnt mit einem
Aufruf zur Solidarität der Menschheit, den Rechten der Frauen und Waisen und den
Implikationen familiärer Bindung einschließlich der gerechten Verteilung des
Erbes nach dem Tod (Ajas 1-14). Während die Anstandsformen des Familienlebens
zur Geltung gebracht werden sollten, müssen Frauen respektiert und ihre Rechte
bezüglich Ehe, Eigentum und Erbschaft anerkannt werden; dieser Grundsatz der
Güte und Gerechtigkeit muss auf alle Lebewesen, große wie kleine, ausgedehnt
werden. (Ajas 15-42). Die Bevölkerungsgruppen in Medina, die noch
nicht der muslimischen Gemeinschaft angehören, sollten nicht falschen Gottheiten
nachlaufen, sondern die Autorität des Gesandten Allahs, Allahs Friede und Segen
auf ihm, anerkennen und ihm folgen. Damit wird es ihr Privileg, einer großen und
siegreichen Gemeinschaft zugerechnet zu werden (Ajas 43-70). Die Mu’mins sollen sich zur
Selbstverteidigung gegen ihre Feinde organisieren und sich vor den heimlichen
Verschwörungen und Machenschaften der Heuchler hüten; wie Verräter behandelt
werden sollten (Ajas 71-91). Warnung davor, unberechtigterweise zu töten;
Empfehlung, Orte zu verlassen, wo man dem Islam feindlich gegenübersteht;
religiöse Pflichten während kriegerischer Auseinandersetzungen (Ajas 92-104). Verrat und die Verlockungen des Bösen (Ajas
105- 126). Gerechte Behandlung von Frauen und Waisen;
Imaan muss Gerechtigkeit. Aufrichtigkeit und Zurückhaltung beim Sprechen zur
Folge haben (Ajas 127-152). Wie das Volk der Schrift, von wenigen Ausnahmen abgesehen, immer wieder in die Irre geht. (Ajas 153-176). (Juusuf 'Allii) Die Frauen
Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen.
1. O ihr Menschen! Fürchtet
euren Herrn, Der euch aus einem einzigen Wesen1 erschafft hat, und
aus ihm erschuf er seine Gattin, und aus beiden ließ er viele Männer und Frauen
(sich auf Erden) ausbreiten. So fürchtet Allah, in Dessen Namen ihr einander
ersucht2 und wahret die Verwandtschaftsbanden3
(fest). Wahrlich, Allah wacht stets über euch. 1.
"Nafs" نَّفْس wird übersetzt mit 1. Seele, 2. Selbst, 3. Person, lebende Person,
4. Wille. "minhaa" مِنْهَا (von ihr): hier folge ich
der von Imam Rasi vorgeschlagenen Konstruktion. Dieses "min"(von) hier würde
dann nicht bedeuten "Teil von einem ganzen" oder "von etwas herstammend",
sondern Spezies, Natur, Gleichheit. Das Pronomen "ha" bezieht sich natürlich auf
Nafs. Die biblische Geschichte von der Erschaffung Hawas aus Adems, Allahs Segen
und Frieden auf ihm, Rippe mag allegorisch sein, wir brauchen sie aber nicht als
für die Lehre des Qur’an relevant anzusehen. (Juusuf 'Allii) Durch die Lehre von der grundlegenden Einheit
der Menschheit wird jede Vorstellung von "Klassen", die zwischen den Menschen
Barrieren bilden, hinweggeräumt (Darjabaadi) Von den vielen verschiedenen Bedeutungen des
Begriffes Nefs wählen die meisten klassischen Kommentatoren .,menschliches
Wesen" und nehmen an, dass er sich hier auf Adam bezieht. Muchammed' Abduh lehnt
jedoch diese Interpretation ab (Manar IV, 323ft) und zieht stattdessen
"Menschengeschlecht", "Menschheit" vor, da dieser Begriff den gemeinsamen
Ursprung und die Brüderlichkeit der Menschheit hervorhebt (was zweifellos die
Absicht des obigen Ajas ist, ohne ihn gleichzeitig ungewollt mit dem biblischen
Bericht von der Erschaffung Adems und Hawas zu verbinden. Wenn ich Nefs mit
"lebendige Wesenheit" übersetze, geschieht dies aufgrund der gleichen
Argumentation. Was den Begriff "ihren Partner" betrifft, so ist anzumerken, dass
sich in Verbindung mit Lebewesen der Begriff
"Paar", "einer von einem Paar oder "Partner" sowohl auf die männ1iche als auch
auf die weibliche Komponente des Paares bezieht. Auf Menschen bezogen bezeichnet
er den Partner einer Frau (Ehemann) ebenso wie die Partnerin eines Mannes
(Ehefrau). Abu Muslim -nach einem Zitat bei RasI -interpretiert den Satz "Er
erschuf von ihr Gegenstück": "Er erschuf ihren Partner (d.h. ihr sexuelles
Gegenstück) von ihrer eigenen Art" und stützt damit die oben zitierte Ansicht
von Muchammed 'Abduh. Die wörtliche Übersetzung von "minha" als "von ihr"
verweist in Übereinstimmung mit dem Text eindeutig auf die biologische Tatsache,
dass beide Geschlechter aus "einer einzigen lebenden Wesenheit "hervorgegangen
sind." ( Asad ) Die Anrede ist an "die Menschen" als solche
gerichtet, um sie zu ihrem Herren zurückzuführen "der sie erschaffen hat", und
erschaffen hat er sie "aus einem einzigen Wesen". Diese einfachen Aussagen
enthalten tief greifende und wichtige Wahrheiten: 1) Sie erinnern die Menschen alle erst an
ihren Ursprung, um sie zu ihrem Schöpfer zurückzuführen, Der sie auf dieser Erde
sich entwickeln ließ. Wenn die Menschen diese Tatsache vergessen, vergessen sie
alles und ihr ganzes Dasein verliert seine Aufrichtigkeit. 2) Ebenso offenbaren diese Aussagen, dass
diese Menschheit, die aus einem einzigen Schöpferwillen hervor geht, in einer
Verwandtschaft zueinander steht, durch enge Bande miteinander verbunden ist, der
gleichen Wurzel entstammt und so die gleiche Abstammung besitzt. Wenn sich die
Menschheit daran erinnert, werden all die ehedem unbekannten Unterschiede. die
erst später entstanden sind, aus ihrem Empfinden schwinden. Und dies wäre eine
Garantie dafür, dass die Menschen den Rassenkampf, unter dem sie schließlich
selber leiden, endlich aufgeben. 3) Eine weitere Wahrheit beinhaltet dieser
Aja: Aus dem einzigen Wesen "schuf Er seinen Partner". Dieser Hinweis, wenn er
von der Menschheit richtig verstanden wird, würde ihr die schmerzlichen
Irrtümern ersparen, die sie beging, indem sie vom Weibe die unsinnigsten
Vorstellungen verbreitete, zum Beispiel die, sie sei die Quelle der Schande und
der Unreinheit und die Wurzel des Bösen und des Unglücks. Sie, die naturgemäß
und in ihrem Charakter von eben der Art ist, wie das erste Wesen, und die Allah
erschuf, um seine Partnerin zu werden, und um aus beiden viele Männer und Frauen
hervorzubringen. Somit besteht der Unterschied weder im Ursprung noch in der
Naturanlage, sondern allein in den Neigungen und Pflichten. Der Aja offenbart weiterhin, dass die Basis
des menschlichen Lebens die Familie ist. Allah wollte, dass dieser Keim auf
Erden aus einer einzigen Familie seinen Anfang nimmt. So erschuf Er zuerst ein
einziges Wesen und daraus dessen Partner, so dass eine Familie aus zwei Partnern
bestand. Und er ließ aus ihnen viele Männer und Frauen sich ausbreiten. Wenn
Allah gewollt hätte, so hätte Er gleich zum Anfang viele Männer und Frauen
entstehen lassen und sie miteinander gepaart. So wären dann viele Familien aus
ihnen entstanden, die keinerlei Zugehörigkeit zu einander hätten und nicht durch
so enge Bande miteinander verbunden wären. (Qutb) 2.
Alle unsere gegenseitige Rechte und Pflichten werden auf Allah zurückgeführt.
Wir sind Seine Geschöpfe: Sein Wille ist Norm und Maß des Guten, und unsere
Pflichten werden nach unserer Übereinstimmung mit Seinem Willen gemessen. Unter
uns (Menschenwesen) ergeben sich unsere Rechte und Pflichten aus Allahs Gesetz,
dem Rechtsempfinden, das uns von Ihm mitgegeben wurde. (Juusuf 'Allii) wörtl:
"fürchtet die Verwandtschaftsbande". Taqwa ist ein gewohntes, im Qur’an oft
zitiertes Wort. "Fürchtet die Verwandtschaftsbande" ist ein merkwürdiger
Ausdruck, der den Menschen inspirieren soll: Schärft eure Sinne, um sie zu
spüren, und um ihre Rechte zu erfassen. Hütet euch, sie zu untergraben oder ihr
Unrecht zu tun! (Qutb) 3.
Eins der wunderbarsten Geheimnisse unser Natur ist das der Geschlechtlichkeit In
seinem Stolz auf seine physische Kraft ist der Mann normalerweise geneigt, die
äußerst wichtige Rolle zu vergessen, welche die Frau in der Existenz selbst und
in allen gesellschaftlichen Beziehungen spielt, die sich in unserem gemeinsamen
menschlichen Leben ergeben. Die Mutter, die uns geboren hat, verdient stets
unsere Achtung und Liebe. Die Ehefrau, durch welche wir der Elternschaft
teilhaftig werden, verdient unsere Achten und Liebe. Die SexuAlliität, die so
sehr unser physisches Leben beherrscht und in so großen Maße unsere emotionale
und höhere Natur beeinflusst, verdient nicht Misstrauen, Verachtung oder
amüsierte Nachsicht, sondern unsere Ehrfurcht im höchsten Sinne des Wortes. Mit
dieser angemessenen Einführung gelangen wir zu einer Diskussion über Frauen,
Waisen und Familienbeziehungen. (Juusuf 'Allii) Arham: PI. von "Mutterleib" oder auch "Verwandtschaft". Das Wort hat einen direkten Bezug zum hohen Status der Mutter und Ehefrau im Islam. Beachte, dass das Wort etymologisch mit Allah (Rachmen) verbunden ist. Die Verwandtschaft wird im Islam als eine der wichtigen gesellschaftlichen Institutionen angesehen (Darjabaadi)
2. Und gebt den Waisen
ihren Besitz4 und vertauscht nicht das Schlechte gegen das Gute. Und
bereichert nicht euren Besitz mit ihrem Besitz. Das ist wahrlich ein schweres
Vergehen. 4.
Es herrschte bei den Quraisch der Brauch, bis zu zehn oder mehr Frauen zu
heiraten. Dies führte oft zu Verarmung, so dass sie zum Besitz der Waisen
griffen, die ihrer Obhut anvertraut waren, und ihn zu ihrem eigenen
Lebensunterhalt verwendeten. Oder aber sie heirateten diese Waisen Mädchen. um
in den Besitz ihres Geldes zu kommen. Dies wird hier untersagt. (Al-Manar) Hier wird Gerechtigkeit gegenüber Waisen
anbefohlen, und drei hauptsächliche Versuchungen, denen ein Vormund ausgesetzt
ist. werden besonders erwähnt: 1.Er darf es nicht aufschieben, seinem Mündel
dessen gesamten Besitz auszuhändigen. wenn die Zeit gekommen ist, allerdings
unter Berücksichtigung von Aja 5 (s.u.). 2. Wenn eine Aufstellung des Eigentums
vorliegt, genügt es nicht, dass der Aufstellung technisch Folge geleistet wird:
das ausgehändigte Eigentum muss den gleichen Wert wie das übernommene Eigentum
haben (das heißt, es ist nicht nur Stück für Stück auszuhändigen, sondern muss
auch den gleichen Wert haben). 3. Wo Eigentum gemeinsam verwaltet wird oder verderbliche Waren unvermeidlich aufgezehrt werden müssen. ist bei der Trennung (bzw. Wiedererstattung) strengste Redlichkeit notwendig Siehe auch 2:220. (Juusuf ’Allii)
3. Und wenn
ihr befürchtet, dass ihr die Waisen nicht gerecht behandeln könnt, dann heiratet
Frauen, so wie es euch gut erscheint,5 zwei, drei, oder vier. Doch
wenn ihr befürchtet, sie nicht (alle) gleich behandeln zu können, dann (heiratet
nur) eine,6 oder jene, die euch gehören.7
Dies kommt dem am nächsten, dass ihr kein Unrecht begeht. 5.
Beachte den Konditionalsatz über die Waisen. der die Regeln für das Heiraten
einleitet. Dies erinnert uns an den unmittelbaren Anlas der Offenbarung dieses
Ajas: Es war nach Uhud, als die muslimische Gemeinschaft sich dem Problem der
vielen Witwen. Waisen und Kriegsgefangenen gegenübersah. Das Verhalten ihnen
gegenüber sollte gemäß den Prinzipien größter Menschlichkeit und Gleichheit
erfolgen. Der Anlass gehört der Vergangenheit an, aber die Prinzipien sind
geblieben. Heirate die Waisenmädchen, wenn du ganz sicher bist, dass auf diese
Weise ihre Interessen und ihr Eigentum am besten geschützt werden, in
vollkommener Gerechtigkeit gegenüber ihnen und deinen eigenen
Familienangehörigen, soweit sie vorhanden sind. Wenn nicht, triff andere
Maßnahmen für die Waisen. (Juusuf 'Allii) Eine Bedeutung dieser Worte wird von' A'ischa
erklärt. Ihrer Ansicht nach bezieht sich der Aja auf Waisenmädchen, deren
Vormund sie wegen ihrer Schönheit oder wegen ihres Reichtums heiraten will, ohne
ihnen das ihnen zustehende Brautgeld zu geben (Muslim). Eine weitere Erklärung
geben Sa'id ibn Dschubair, Qatäda und andere Nachfolger der Prophetengefährten:
in der gleichen Weise, wie du fürchtest, die Interessen der Waisen zu verletzen,
achte auf die Interessen deiner Ehefrauen. Du darfst vier Frauen heiraten unter
der Bedingung, dass alle von ihnen gerecht behandelt werden. Maulana Islahi hat
eine andere Erklärung. Er hält es für falsch, das Wort "Al-Jatamaa" الْيَتَامَى
als " Waisenmädchen" zu verstehen. Seine Interpretation ist folgende: Wenn du
fürchtest, dich den Waisen gegenüber nicht gerecht verhalten zu können, wird das
Problem dadurch praktisch gelöst, dass du ihre Mütter heiratest, mit deren Hilfe
du dann in der Lage bist, auf schöne und gerechte Weise ihre Interessen zu
schützen. (Siddiqi) 6.
Die unbegrenzte Anzahl von Ehefrauen aus der, "Zeit der Unwissenheit" wird hier
auf eine Höchstzahl von vier begrenzt, vorausgesetzt, dass alle mit völliger
Gleichheit behandelt werden können, sowohl in materiellen Dingen als auch
bezüglich Zuneigung und immaterielle Dingen. Da diese Bedingung äußerst
schwierig zu erfüllen ist, verstehe ich den Aja als Empfehlung der Einehe.
(Juusuf ’Allii) Die Monogamie ist das Ideal; Polygamie ist
lediglich erlaubt, um größere soziale Missstände zu verhüten. Diese oft
zitierten Heiratsvorschriften sollen nicht die Polygamie einführen, sondern sie
begrenzen. (Darjabaadi) Der Islam ist ein realistisches System, das
der Natur und den Bedürfnissen des Menschen angepasst ist. Er kümmert sich um
die Moral des einzelnen Menschen und die der ganzen Gesellschaft. Er erlaubt
nicht, dass sich eine materielle Welt aufbaut, die zum Zerfall der Moral führt,
wenn diese mit den realen Gegebenheiten zusammenstößt. Wenn wir diese
grundlegende Eigenschaft des islamischen Systems in Bezug auf die Mehrere
akzeptieren, so sehen wir, dass es in vielen Gesellschaftssystemen, heute und
früher tatsächliche Fälle gibt, in denen die Zahl der ehefähigen Frauen die der
Männer bei weitem übersteigt. Soweit uns aus der Geschichte bekannt, überstieg
diese Ungleichheit jedoch niemals das Verhältnis eins zu vier. Wie können wir dieser Tatsache begegnen, die
sich immer wiederholt, und die zu leugnen uns nichts nützt? Es muss ein System
geben, mit dem dagegen vorgegangen werden kann. Wir sehen dafür drei
Möglichkeiten: 1.) Ein Mann heiratet eine Frau, wobei eine
oder mehr Frauen im heiratsfähigen Alter ohne Ehe bleiben. 2.) Jeder Mann geht eine rechtmäßige Ehe und
unterhält daneben Verhältnisse mit einer oder mehr Frauen, die keinen Mann
finden. 3.) Die heiratsfähigen Männer -alle oder
einige von ihnen -heiraten mehr als eine Frau, so dass diese als achtbare
Ehefrauen, und nicht als Geliebte leben. Die erste Möglichkeit ist gegen die Natur und
in Bezug auf die Frauen geht sie über das Erträgliche hinaus. Wenn sie auch ohne
den Mann ihren Lebensunterhalt verdienen können -aufgrund ihres natürlichen
Verlangens nach einem normalen Leben kann sie ihn doch nicht entbehren. Die zweite Möglichkeit ist gegen die
moralisch einwandfreie Richtung, die der Islam einschlägt und gegen die Würde
der Frau. Die dritte Möglichkeit ist die, die der Islam
wählt. Er wählt sie als eine eingeschränkte Erlaubnis, um einer Tatsache zu
begegnen, die nur mit Schulterzucken nicht zu beheben ist. (Qutb) 7.
Wörtl. "die eure Rechte besitzt"- d.h. Kriegsgefangene aus einem Krieg für
Allahs Sache. Es liegt auf der Hand, dass der Ausdruck, ,zwei, drei oder vier;
wenn ihr aber fürchtet..." usw. sich sowohl auf die im ersten Teil des Satzes
genannten freien Frauen als auch auf Sklavinnen bezieht -denn beide Nomina
gehören zu dem Verb "heiratet'. Deswegen hat der gesamte Satz folgende
Bedeutung: "Heiratet von (anderen) Frauen solche, die euch erlaubt sind, oder
(auch von den) Sklavinnen, die ihr besitzt -(auch) zwei, drei oder vier; wenn
ihr aber befürchten müsst, sie nicht gerecht zu behandeln, dann (nur) eine" -was
besagt, dass die Anzahl der Ehefrauen, ungeachtet ob es sich um freie Frauen
oder Sklavinnen handelt, vier nicht überschreiten darf. In diesem Sinne verstand
Muchamrned Abduh den Aja (Manar IV, 350). Außerdem wird diese Deutung von Aja 25
dieser Suura gestützt sowie von 24:32, wo von Heirat mit Sklavinnen gesprochen
wird. Entgegen der volkstümlichen Ansicht und der Praxis vieler Muslime in
vergangenen Jahrhunderten legitimiert weder der Qur’an noch das Lebensbeispiel
des Propheten, Allahs Frieden und Segen auf ihm, sexuellen Umgang mit Sklavinnen
außerhalb der Ehe. (Asad) Wenn ein Muslim die Kosten der Heirat mit einer freien Frau nicht bestreiten kann, dann bleibt für ihn die Möglichkeit, eine Sklavin zu heiraten (vgl. auch 4:25). Es ist zu beachten, dass es nicht erlaubt ist, Verwandte einer Sklavin zu heiraten, die den verbotenen Verwandtschaftsgraden angehören; z.B. kann man nicht die Mutter, Tochter oder Schwester einer Sklavin heiraten, ganz analog zu freien Frauen. Nach der Geburt eines Kindes verbessert sich der Status der Sklavin. Ihr Kind genießt die gleichen Rechte wie die Kinder ihres Mannes und seiner freien Frauen, und beim Tode ihres Mannes erhält sie automatisch den Status einer freien Frau. (Siddiqi)
4. Und gebt den Frauen ihre
Brautgabe8 als Geschenk9. Doch wenn sie euch etwas davon
freiwillig erlassen,10 dann genießt es als etwas Bekömmliches und
Erfreuliches. 8.
Die Brautgabe gehört der Braut und nicht etwa ihren Eltern, denn ihr allein
steht sie zu. Sie hat keinerlei Beziehung zu der Unsitte des "Frauenkaufs" die
wir im vorislamischen Arabien und bei sehr vielen anderen Völkern bis in die
neueste Zeit hinein antreffen. (Siddiqi) Dieser Aja gibt der Frau eindeutig das Recht,
über ihre Brautgabe persönlich zu verfügen, nach dem es ihr in vorislamischer
Zeit auf verschiedenen Weisen vorenthalten worden war. So bekam beispielsweise
ihr Vormund diese Brautgabe für sich selbst, als ob er eine Ware zu verkaufen
hätte, deren Eigentümer er war, oder sie wurde im Tausch gegen eine andere Frau
hergegeben. Der Islam verbot diese und andere Praktiken und machte die Heirat zu
einer Vereinigung von zwei Seelen in Harmonie und Übereinstimmung. Und mit
diesem Beschluss gab er der Frau das Recht über sich selbst und über ihren
Besitz, ihre Würde und ihre gesellschaftliche Stellung zurück. (Qutb) 9.
Das heißt, freudig und bereitwillig, als freies Geschenk. (Darjabaadi) Bereitwillig aus eigenem Antrieb, ohne dafür
eine Gegenleistung zu erwarten (Samachsari). Zu beachten ist, dass die Höhe der Brautgabe
nicht vom Gesetz vorgeschrieben ist, sondern von der Übereinkunft der beiden
Parteien abhängt. Einigen authentischen Überlieferungen zufolge hat der Prophet,
Allahs Frieden und Segen auf ihm, erklärt, dass "selbst ein eiserner Ring"
genügt, wenn die Braut bereit ist, ihn anzunehmen, oder sonst sogar "dass du
deine Braut einen Aja aus dem Qur’an lehrst." (Asad) 10. Das heißt ohne jeden Druck oder Einfluss von dritter Seite. (Darjabaadi)
5.Und gebt nicht den
Unmündigen,11
euren Besitz,12 den Allah euch zu (ihrem) Unterhalt13
anvertraut hat, sondern ernährt und kleidet sie daraus und sprecht zu ihnen auf
geziemende Weise. 11.
Dies bezieht sich auf die Waisen, jedoch ist die Formulierung ganz allgemein.
Eigentum ist nicht nur mit Rechten, sondern auch mit Verantwortung verbunden.
Der Eigentümer kann damit nicht absolut tun, was ihm gefällt, sondern seine
Rechte werden durch das Wohl der Gemeinschaft eingeschränkt, der er angehört,
und wenn er nicht in der Lage ist, dieses zu begreifen, muss ihm das
Verfügungsrecht entzogen werden. Dies bedeutet nicht, dass er misshandelt werden
soll. Im Gegenteil, seine Interessen müssen geschützt werden, und er muss wegen
seiner Unfähigkeit mit besonderer Freundlichkeit behandelt werden. (Juusuf
'Allii) 12.
Euren Besitz oder euer Eigentum: letztendlich gehört das Eigentum der
Gemeinschaft und ist für euren -der Gemeinschaft -Unterhalt bestimmt. Ein
einzelner Mensch hat die Treuhandschaft dafür. Wenn er dazu nicht in der Lage
ist, wird er auf freundliche und rücksichtsvolle Weise beiseite gesetzt. Während
seine Unfähigkeit fortdauert, ruht die Verantwortung auf dem Vormund noch
schwerer als auf dem eigentlichen Eigentümer, denn er darf selbst keine Gewinne
davon nehmen, es sei denn, er wäre arm, und in diesem Fall darf die
Entschädigung für seine Mühe nicht das Maß des Gerechten und Vernünftigen
übersteigen. (Juusuf 'Allii) 13. In dem hier verwendeten Wort "qijam" قِيَاماً liegt der Hinweis, dass der Vormund den Besitz in gewinnbringende Geschäfte investieren sollte, so dass er sich selbst unterhalten und die Kosten für sein Mündel bestreiten kann. (Siddiqi)
6. Und prüft die Waisen, wenn
sie das heiratsfähige Alter erreicht haben.14 Und wenn ihr
feststellt, dass sie mündig sind, dann händigt ihnen ihren Besitz
aus. Und zehrt ihn nicht verschwenderisch und in Eile auf, bevor
sie herangewachsen sind.15 Und wer reich ist, soll sich ganz
enthalten. Und wer arm ist, der nehme davon was angemessen ist.16
Und wenn ihr ihnen ihren Besitz aushändigt, dann lasst es vor ihnen bezeugen.17
Doch Allah ist ein trefflicher (Wächter), der euch zu Rechenschaft ziehen wird. 14.
Das heiratsfähige Alter ist gleichbedeutend mit der Volljährigkeit. (Juusuf
'Allii) Mit anderen Worten: "Wenn sie ihre Reife
erreichen, beobachtet sie und prüft ihre Intelligenz, um festzustellen, wie weit
sie in der Lage sind, ihre eigenen Angelegenheiten zu regeln." (Mauduudi) 15
Das heißt, wenn du sie schnell zur Volljährigkeit heranwachsen siehst, gib nicht
eilig das Erbe der Waise aus, weil es ja bald ausgehändigt werden muss. Hiermit
wird der Vormund vor Missbrauch und Unterschlagung aller Art gewarnt.
(Darjabaadi) 16.
Das heißt, nicht mehr als einen angemessenen Ausgleich für seine Mühe.
(Darjabaadi) Der Aja zeigt detailliert alle Schritte auf,
mit denen eine Waise bei Erreichen der Volljährigkeit ihren Besitz übernimmt,
aber auch die damit verbundene größere Verpflichtung. (Qutb) 17.
Das Eigentum der Waisen muss ihnen in Anwesenheit zuverlässiger Zeugen übergeben
werden, wodurch die Übertragung formal legalisiert ist. (Siddiqi) Es ist gut, Menschen als Zeuge zu nehmen, wenn man anvertrautes Gut aushändigt. Bedenke jedoch, dass, wie gründlich du auch immer mit deiner Abrechnung deine Mitmenschen zufrieden stellst, Allah eine strengere Abrechnung von dir fordern wird. Um vor Allah gerecht zu sein, musst du diesen strengeren Normen genügen. (Juusuf 'Allii)
7.
Den Männern steht ein Anteil an dem zu, was die Eltern und die nächsten
Verwandten hinterlassen. Und den Frauen steht ein Anteil an dem zu, was die
Eltern und die nächsten Verwandten hinterlassen, sei es wenig oder viel ein
festgesetzter Anteil.18 18.
Dies ist der Grundsatz, mit dem der Islam vor vierzehn Jahrhunderten der Frau
grundsätzlich ein Recht auf Erbschaft gegeben und auch die Rechte der
Minderjährigen beachtet hat, die in vorislamischer Zeit untergraben worden
waren. Damals sah man den Menschen je nach seinem Wert im Krieg und seinem
Nutzen für die Produktivität. Der Islam aber sieht in ihm zuallererst den
"Menschen" und dies ist in jedem Fall die Basis seines Wertes. (Qutb) Von diesem Aja werden fünf Erbschaftsregel
abgeleitet: 1) dass sowohl Männer als auch Frauen Anteil
haben; 2) dass die Erbschaft unter allen Erben
verteilt werden muss, wie geringfügig sie auch sein mag; jedoch kann ein Erbe
nach gegenseitiger Absprache die Anteile anderer Erben erwerben; 3) das Gesetz bezieht sich auf Eigentum aller
Art, übertragbares wie nicht übertragbares, landwirtschaftliches oder
industrielles und so weiter; 4) wird das Recht auf Erbschaft erst wirksam,
wenn der Verstorbene Eigentum hinterlässt; 5)wird deutlich, dass sich das Erbrecht in
erster Linie auf die nächsten Verwandten bezieht. (Mauduudi) Das islamische Erbrecht ist ein Meilenstein in der Geschichte legaler und gesellschaftlicher Reformen. Im vorislamischen Arabien hatten Frauen aller Altersgruppen sowie minderjährige Jungen überhaupt keinen Anteil am Erbe ihres Ehemannes oder Vaters, nach dem Prinzip, dass nur waffenfähige Männer auch erbfähig seien. Ehefrauen, Töchter und Schwestern waren somit grundsätzlich ausgeschlossen, auch minderjährige Söhne und Brüder. Das Hauptprinzip des islamischen Erbschaftsgesetzes ist es, das Eigentum unter alle nahen Verwandten zu verteilen und nicht in der Hand des ältesten Sohnes zu konzentrieren -eine weise und effektive Maßnahme zur Eindämmung des Kapitalismus. (Darjabaadi)
8.
Und wenn bei der Aufteilung andere Verwandte19 oder Waisen und
Bedürftige anwesend sind, dann beschenkt sie daraus20 und sprecht zu
ihnen auf geziemende Weise. 19.
Das heißt, Leute, die keinen gesetzlichen Erbanspruch haben, trotzdem aber
berücksichtigt werden sollten. (Asad) 20. Also vom Erbanteil der Erwachsenen. Es ist nicht erlaubt, vom Anteil Minderjähriger zu geben. Diese Aufforderung ist lediglich eine Empfehlung, keine Verpflichtung. (Darjabaadi)
9.
Und diejenigen sollen sich in Acht nehmen, die, wenn sie selbst schwache
Nachkommenschaft hinterlassen würden, um diese doch auch besorgt wären.21
Darum sollen sie Allah fürchten und ein rechtes Wort sprechen. 21. Hier werden die Gefühle der Eltern angesprochen, die selbst kleine Kinder haben, mit der Vorstellung, ihre eigenen schwachen Nachkommen könnten ungeschützt und unversorgt bleiben, ohne jemanden, der Erbannen mit ihnen hat und sie schützt. Auf diese Weise soll ihre Sympathie mit den Waisen geweckt werden, die ihrer Obhut anvertraut sind. (Qutb)
10.
Wahrlich, diejenigen, die den Besitz der Waisen zu Unrecht aufzehren, gewiss
schlingen sie Feuer in ihre Bäuche hinein. Sie werden der Feuerglut ausgesetzt.22 22.Ata ibn As Sa'ib überliefert von Sa'id ibn dschabr, dass ibn 'Abbas sagte: "Als die Offenbarung kam: ,wer den Besitz der Waise aufzehrt...', beeilte sich jeder, der eine Waise bei sich hatte, und trennte ihre Speise von seiner Speise und ihren Trank von seinem Trank, und was daraus übrig blieb ließ er solange stehen, bis sie es verzehrte oder es verdarb. Dies wurde schließlich unerträglich, und man erwähnte es dem Propheten, Allahs Frieden und Segen auf ihm, gegenüber, woraufhin Allah den Aja offenbarte: ,Und sie werden dich über die Waise befragen...' (Suura 2:220). Seitdem vermischte er seine Speise mit ihrer Speise und sein Getränk mit ihrem Getränk." (Qutb)
Abschnitt 2
11. Allah schreibt euch
hinsichtlich eurer Kinder vor: Der männliche (Erbe) soll so viel wie den Anteil
von zwei weiblichen (Erben) erhalten.23 Und wenn es sich um weibliche
(Erben) handelt, zwei oder mehr, dann sollen sie zwei Drittel der
Hinterlassenschaft erhalten. Und wenn es nur eine Erbin gibt, dann gehört ihr
eine Hälfte.24 Und für die Eltern ist je ein Sechstel des Erbes
(bestimmt), wenn der Verstorbene Nachkommen hat. Und wenn er keine Nachkommen
hat und die Eltern sind die (einzigen) Erben, dann ist für die Mutter ein
Drittel. Und wenn er Geschwister hat, dann ist für die Mutter ein Sechstel
(festgesetzt) nach Abzug (aller) Vermächtnisse oder Schulden.25 Eure
Eltern und eure Kinder -ihr wisst nicht, welche von ihnen euch an Nutzen am
nächsten sind. Dies ist eine Vorschrift von Allah. Und Wahrlich, Allah ist
allwissend, allweise.26 23.
Im Qur’an werden die Grundsätze des Erbgesetzes in groben Zügen dargelegt. Die
genauen Details wurden aufgrund der Praxis des Propheten, Allahs Frieden und
Segen auf ihm, und seiner Gefährten ausgearbeitet sowie durch Interpretation und
Analogie. Muslimische Juristen haben auf diesem Gebiet sehr viel Stoff
gesammelt, und dieses Teilgebiet des Gesetzes genügt als Objekt lebenslanger
Studien. Wir werden uns hier nur mit den allgemeinen Prinzipien befassen, die
aus dem Text zu ersehen sind. 1) testamentarisch kann nur über ein Drittel
des Eigentums verfügt werden; die übrigen zwei Drittel sind, wie festgelegt,
unter die Erben zu verteilen. 2)Die Verteilung findet statt, nachdem Legate
und Schulden (auch Beerdigungskosten) bezahlt worden sind. 3) Legate zugunsten eines in der Aufzählung
erwähnten Erbberechtigten können nicht gemacht werden; das würde zu einer
Konfusion des ganzen Systems und Bevorzugung eines Erben vor den anderen führen.
4)Im allgemeinen -aber nicht immer -bekommt
ein männlicher Erbe einen doppelt so großen Anteil wie ein weiblicher der
gleichen Kategorie. (Juusuf 'Allii) Hierbei handelt es sich nicht um eine
Bevorzugung des einen Geschlechtes vor dem anderen, sondern es geht darum,
Gleichheit und Gerechtigkeit bei der Belastung der Männer und der Belastung der
Frauen bei der Familienbildung und der Schaffung einer islamischen
Gesellschaftsstruktur herzustellen. Denn wenn ein Mann eine Frau heiratet, muss
er unter allen Umständen für ihren Lebensunterhalt und ihrer Kinder aufkommen,
egal ob sie mit ihm zusammen -oder getrennt lebt. Sie aber hat entweder allein
für sich zu sorgen, oder dies wird von einem Mann, vor oder nach der Heirat,
übernommen, während sie davon befreit ist, für den Mann und die Kinder zu
sorgen. Die Belastung des Mannes ist demnach doppelt so groß wie die der Frau.
Gerechtigkeit und Ausgewogenheit zwischen Verlust und Profit sind aus dieser
weisen Verteilung ersichtlich. (Qutb) 24.
Auf den ersten Blick scheinen die arabische Worte zu bedeuten: "wenn mehr als
zwei Töchter (vorhanden sind)". Die Alternative im nächsten Teilsatz heißt
jedoch "wenn nur eine Tochter (vorhanden ist)." Logischerweise muss der erste
Teilsatz demnach übersetzt werden: "wenn Töchter (vorhanden sind), zwei oder
mehr..." Dies ist die allgemeine Interpretation, die in Aja 176 am Ende dieser
Suura ergänzt und bestätigt wird. (Juusuf 'Allii) 25.
Hierein zählen auch Beerdigungskosten. Ein Abzug von diesen Kosten sowie Legaten
und Schulden muss in jedem Fall der Erbteilung vorausgehen. (Darjabaadi) Es gibt verschiedene Gründe dafür, dass im
Qur’an Legate vor den Schulden genannt werden. Hier sollen einige aufgezählt
werden. Legate werden zugunsten der Armen und Bedürftigen aus eigenem Antrieb
gemacht, um damit die Liebe zu Allah zu beweisen, während Schulden bezahlt
werden müssen, wozu nach dem Tod eines Menschen seine Erben gezwungen werden
können; von daher der Vorzug von Legaten gegenüber Schulden. Außerdem ist ein
Legat eine Anweisung zur Zahlung an würdige Personen ohne den Gedanken, selbst
einen Nutzen davon zu haben, während es sich bei Schulden um die Rückzahlung von
Geldern handelt, von denen man bereits Nutzen hatte, weswegen der Schuldner
verpflichtet ist, die Schulden zu bezahlen. Ein Testament zu machen bedeutet ein
größeres Opfer für den Testator als die Zahlung von Schulden (Imam Saukani:
Fath-ul-Qadir, Bd. I). (Siddiqi) Die Legate werden gemacht, um in manchen
Fällen Abhilfe zu schaffen, in denen Angehörige vom Erbe ausgeschlossen sind,
weil andere vorrangig sind. Diese könnten bedürftig sein, oder es könnte im
Interesse der Familie liegen, den Zusammenhalt zwischen ihnen und den Erben zu
stärken, und jeden Grund zur Eifersucht, Neid oder Streit auszuschließen. Für
die Erben selbst gibt es keine Legate. Darüber hinaus dürfen solche Legate nicht
das dafür vorgesehene Drittel der Erbschaft überschreiten, um zu garantieren,
dass der Erblasser den Erben keinen Schaden zufügt. (Qutb) 26. Es gibt Leute, deren elterliche Gefühle sie dazu bewegen, die Kinder vor den Eltern zu bevorzugen, da die angeborene Neigung gegenüber den Kindern größer ist. Und es gibt welche die gegen diese Neigung mit dem Gefühl der moralischen Verpflichtung angehen wollen um darum umgekehrt die Eltern bevorzugen. Wieder andere werden ständig zwischen Neigung und moralischer Verpflichtung hin und her gerissen. So wollte Allah, dass Ruhe und Zufriedenheit in die Herzen einkehrt durch die Ergebung in Seinen Willen und Seine Bestimmung und durch das Gefühl, dass das Wissen allein bei Allah liegt, während sie nicht wissen können, wer von ihren Verwandten oder welche Aufteilung eher zu ihrem Nutzen ist. (Qutb)
12.
Und euch gehört eine Hälfte von dem, was eure Frauen hinterlassen, wenn sie
keine Nachkommen haben. Und wenn sie Nachkommen haben, dann gehört euch ein
Viertel von ihrer Hinterlassenschaft nach Abzug (aller) Vermächtnisse oder
Schulden.27
Und ihnen (euren Frauen) gehört ein viertel von dem, was ihr hinterlasst, wenn
ihr kein Kind habt. Und wenn ihr ein Kind habt, dann gehört ihnen ein Achtel von
dem, was ihr hinterlasst nach Abzug (aller) Vermächtnisse oder Schulden. Und
wenn es ein Mann oder eine Frau ohne erbberechtigte Eltern oder Kinder28
ist, und er (oder sie) hat einen Bruder oder eine Schwester,29
dann gehört jedem von ihnen beiden ein Sechstel. Sind es jedoch mehr als dies,
dann teilen sie sich (alle)30 in ein Drittel (des Erbes) nach Abzug
(aller) Vermächtnisse oder Schulden, damit keinem Erben ein Nachteil entsteht.31
Dies ist eine Bestimmung von Allah. Und Allah ist wissend, nachsichtig. 27.
Während im vorigen Aja die Anteile von a) Kindern und b) Eltern behandelt wurden, geht es hier um
die Anteile von c) Ehemann oder Ehefrau des Verstorbenen und d) Seitenverwandte. Überlebende Kinder und
Eltern haben immer einen Anteil, der aber von der Existenz und Anzahl weiterer
Erben in dieser Kategorie abhängt. Der Ehemann erhält die Hälfte vom Eigentum
seiner Frau, wenn sie kein Kind hinterlässt, der Rest geht an die übrigen
Verwandten; wenn sie ein Kind hinterlä8t, bekommt der Mann nur ein Viertel.
Entsprechend der Regel, dass der Anteil der Frauen der Hälfte des Anteils der
Männer entspricht, bekommt die Witwe ein Viertel des Eigentums ihres Mannes,
wenn er keine Kinder hinterlä8t, sonst ein Achtel. Wenn mehr als eine Witwe
vorhanden ist beträgt ihr kollektiver Anteil ein Viertel bzw. ein Achtel, den
sie gleichmäßig unter sich aufteilen. (Juusuf ’Allii) Das gilt, wenn ein Kind vorhanden ist oder
mehr als eins, männlich oder weiblich, vom verstorbenen Ehepartner oder einem
vorigen. Übrigens ist anzumerken, dass das Brautgeld zu den Schulden zählt und
vor der Erbteilung bezahlt werden muss. (Siddiqi) 28.
Das arabische Wort ist "Kalaalat" كَلاَلَة; es wurde jedoch zu Lebzeiten des
Propheten, Allahs Frieden und Segen auf ihm, niemals genau definiert, so wie
auch einige andere Begriffe. Nach der gängigen Definition geht es um das Erbe
von Personen, die weder Nachkommen noch Vorfahren (wie entfernt verwandt auch
immer) hinterlassen, nur Seitenverwandte, mit oder ohne Witwe bzw. Witwer. Ist
eine Witwe bzw. ein Witwer vorhanden, dann bekommt sie bzw. er den festgelegten
Anteil, bevor die Reihe an die Seitenverwandten kommt. (Juusuf 'Allii) 29.
Bruder oder Schwester bedeutet hier Bruder oder Schwester von der gleichen
Mutter aber nicht vom gleichen Vater, im Gegensatz zu Vollgeschwistern oder
Brüdern und Schwestern mit dem gleichen Vater. aber verschiedenen Müttern, von
denen im letzen Aja dieser Suura die Rede ist. (Juusuf 'Allii) 30.
Die Gleichheit der Anteile von Männern und Frauen bildet eine Ausnahme zu der
allgemeinen Regel, einem Mann doppelt so viel zu geben wie einer Frau. ,Wo
Eltern und Geschwister nur Anspruch auf einen kleinen Anteil am Erbe haben,'
schreibt ein christlicher Autor über das islamische Gesetz, ,ist dieser Anteil
für alle ohne Geschlechtsunterschied gleich.' (Darjabaadi) 31.
Schulden (und vor allem Beerdigungskosten) und Legate werden zuerst vom Vermögen
des Verstorbenen abgezogen, bevor die Verteilung stattfindet. Aber in allen
Dingen sollte Gleichheit und Gerechtigkeit gewahrt werden, so dass niemandes
Interessen geschädigt werden. Deshalb sollten sich Beerdigungskosten im Rahmen
halten. Schulden müssen echt sein und nicht rücksichtslos, und die Anteile
müssen auf faire Weise errechnet werden. (Juusuf 'Allii) Falls die Erbmasse die Schulden nicht deckt,
werden diese vom Staat übernommen. (Anm. d. Übers.) In Fällen, wo gesetzliche Erben vorhanden waren, verbot einigen authentischen Überlieferungen zufolge der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Legate zugunsten Dritter über ein Drittel des Vermögens hinaus (Bucharii und Muslim). Sind jedoch keine nahen Verwandten erbberechtigt, kann der Testator über sein Vermögen frei verfügen. (Asad)
13. Dies sind die Schranken
Allahs. Und wer Allah und seinem Gesandten gehorcht, den lässt Er in
Paradiesgärten eingehen, durch die Ströme fließen.32 Dort werden sie
(ewig) verweilen. Das ist die höchste Glückseligkeit.33 32.
Wörtlich: unter denen Ströme fließen. (Anm. d. Übers.) 33. Glückseligkeit. Gewinn. Errettung. Das ist unsere Auffassung von der Errettung: Die Erlösung von allem, was Schlechtes zur Folge haben kann und das Streben nach und Erlangen von allem Erdenklichen, was unsere Herzen sich irgend ersehnen mögen -ja sogar noch mehr als das -. Denn die Gnade Allahs übertrifft alles, was unsere Augen sehen oder unsere Ohren hören können oder unser Vorstellungsvermögen sich ausmahlen kann. (Juusuf ’Allii).
14.
Doch wer sich Allah und Seinem Gesandten widersetzt und Seine Schranken
überschreitet,34
den lässt Er ins Feuer eingehen, wo er ewig bleibt. Und ihm wird eine
erniedrigende Strafe zuteil. 34. Dies sind die Gesetze und Bestimmungen, die Allah zur Verteilung der Erbschaft entsprechend Seinem Wissen und Seiner Weisheit angeordnet hat, um die familiären Bindungen und die wirtschaftlichen und sozialen Beziehungen in der Gesellschaft zu koordinieren. Und dies sind "Seine Schranken", die Er errichtet hat als ein entscheidendes Kriterium für diese Verhältnisse und als eine Vorschrift bei der Aufteilung der Hinterlassenschaften. Und auf den Gehorsam gegenüber Allah und Seinem Gesandten folgt das Paradies, sowie auf den Ungehorsam die Hölle folgt. (Qutb)
Abschnitt 3
15. Und jene von euren Frauen,
die eine Abscheulichkeit35 begehen, nehmt vier von euch als Zeugen
gegen sie.36 Und wenn (diese) es bezeugen, dann schließt sie in die
Häuser ein, bis der Tod sie abberuft oder Allah ihnen einen Ausweg bereitet.37 35.
Anfangs wurden die sündigen Frauen von der Gesellschaft isoliert, wenn ihnen
eine Schandtat nachgewiesen worden war, und die Männer, die perverse Schandtaten
begingen, wurden bestraft. Aber weder die Art noch die Dauer dieser Strafe waren
festgelegt. Später wurde für Frauen und Männer die gleiche Strafe festgesetzt,
und zwar die: Strafe für Ehebruch, wie sie in Suura "Al-Nuur" erwähnt ist -die
Prügelstrafe. Das Ziel all dieser Gesetze ist, die Gesellschaft vor moralischer
Verderbnis zu schützen. Und wie bei allen anderen Strafen, garantiert die
islamische Gesetzgebung, dass Vergehen und Fehler nicht auf bloße Vermutung oder
Verdacht hin zu so schwerwiegenden Strafen führen, die einschneidend in das
Leben der Menschen eingreifen. (Qutb) Die meisten Kommentatoren gehen davon aus,
dass sich dies auf Ehebruch bezieht; in diesem Fall schließen sie, dass die
Strafe durch den späteren Ajas (Suura 24:2) auf 100 Schläge geändert wurde. Ich
gehe jedoch davon aus, dass es sich auf widernatürliche Vergehen unter Frauen
bezieht, analog zu widernatürlichen Vergehen unter Männer in 4: 16 (siehe
unten). denn 1.ist hier keine Strafe für den Mann
vorgesehen, wie es der Fall wäre, wenn ein Mann an dem Vergehen beteiligt wäre, 2.wird das Wort "Al-Laatii" اللاَّتِي, der
rein feminine Plural von "Al-Laatii", hier für die an dem Vergehen Beteiligten
benutzt, und 3. ist die Strafe unbestimmt, siehe unten.
(Juusuf 'Allii) 36.
Um die Ehre der Frauen zu schützen, ist strengere Beweisführung erforderlich,
zum Beispiel die Aussage von vier statt der üblichen zwei Zeugen. Das gleiche
gilt für Ehebruch (Vergleiche Suura 24:4). (Juusuf 'Allii) Angesprochen sind hier die Verantwortlichen
in der muslimischen Gemeinschaft, nicht Ehemänner oder die Bürger allgemein.
(Darjabaadi) 37.
"Oder Allah ihnen einen Ausweg bereitet" indem Er ihr sittliches Verhalten oder
ihre Strafe ändern lässt. Dies gibt einem das Gefühl, dass dieser Urteilsspruch
nicht der letzte sein kann, sondern ein Urteilsspruch für eine gewisse Zeit und
für bestimmte Verhältnisse ist, und dass ein anderer zu erwarten sei, der
dauernd und beständig sein würde, was auch tatsächlich der Fall war. So wurde er
in "Suura 24:2 geändert. Die Vorschriften bezüglich des Nachweises einer Tat
bleiben jedoch die gleichen. (Qutb) Haltet sie zurück, bis eine genaue Anordnung eintrifft. Wer das Vergehen mit Ehebruch identifiziert, ist der Ansicht, dass diese genaue Anordnung (Ausweg) einen endgültigen Urteilsspruch des Propheten, Allahs Friede und Segen auf ihm, infolge einer Offenbarung bedeutet: dies ist dann die Strafe von 100 Schlägen, die in Suura 24:2 erwähnt wird. Wenn wir das Vergehen als ein widernatürliches Vergehen verstehen, können wir davon ausgehen, dass, solange eine genaue Anordnung (Ausweg) nicht vorhanden ist, die Strafe der für die Männer im nächsten Aja entspricht. Diese ist selbst nicht genau bestimmt, vielleicht absichtlich, da dieses Vergehen äußerst schändlich ist und in einer gesunden Gesellschaft unbekannt sein sollte. Die höchste Strafe wäre natürlich Gefangenschaft auf Lebenszeit. (Juusuf 'Allii)
16. Und wenn zwei (Männer)
unter euch sich schuldig machen,38 dann bestraft sie beide. Doch wenn
sie reuevoll umkehren und sich bessern, dann lasst ab von ihnen. Wahrlich,
Allah ist verzeihend, barmherzig. 38.
Die wahrscheinlichste Erklärung für die Worte "und wenn zwei von euch..." ist
die, dass damit zwei Männer gemeint sind, die eine perverse Tat begehen. Und sie
ist auch die Erklärung von Mudschahid -Allah schenke ihm Seine Gunst -Ibn Abbas,
-Said ibn Dschabir und anderen, die meinen: "...bestraft beide..." bedeutet
Beschimpfung, Schmähungen und Schläge mit den Schuhen. "Doch wenn sie reuevoll
umkehren und sich bessern..." Reue und Besserung bedeuten, dass sich der
Charakter, das Wesen und die gesamte Ausrichtung in Tat und Lebensweise geändert
haben. Somit muss die Strafe eingestellt werden. Und Allah ist Derjenige, Der
die Strafe vorgeschrieben hat, und Er ist auch Derjenige, Der befiehlt, sie
einzustellen. (Qutb) Der Abscheulichkeit, die im vorangehenden Aja erwähnt wird. Der Begriff „sich schuldig machen“ muss sich nicht unbedingt auf unerlaubten Geschlechtsverkehr beziehen: er bezeichnet alles, was herausfordernd, unziemlich, gemein, unanständig oder abscheulich in Wort und Tat ist (vgl. Lane VI, 2344 ft), und ist keineswegs auf sexuelle Übergriffe beschränkt. In diesem Zusammenhang und in Verbindung mit Suura 24:2 gelesen bezeichnet der Ausdruck hier offensichtlich unmoralisches Verhalten, da notwendigerweise Sina (Ehebruch) sein muss und somit durch aufrichtige Reue getilgt werden kann (im Gegensatz zu nachgewiesenem Ehebruch, der mit Schlägen zu bestrafen ist). -Es ist bemerkenswert, dass in allen Fällen angeblicher sexueller Vergehen der Qur’an die direkte Aussage von vier Augenzeugen fordert (statt der in anderen Fällen üblichen zwei), als conditio sine qua non einer Anklage. Für die dieser Anordnung zugrunde liegenden Gründe und ihre juristischen Implikationen siehe Suura 24:4. (Asad)
17.
Wahrlich, Verzeihung ist nur bei Allah für diejenigen, die Böses getan haben aus
Unwissenheit, dann bald darauf (aber) reuevoll umkehren -und denen gewährt Allah
Verzeihung. Und Allah ist wissend, weise.39 39.
Aufrichtige Reue hat folgende Elemente: 1.Einsicht im Herzen, 2.Aufgeben der Sünde, 3. die Absicht, sie in Zukunft zu
unterlassen, 4. ernsthaft Allah um Vergebung zu bitten. Sie hat sowohl einen negativen als auch einen
positiven Aspekt: eine Abwendung von der Sünde, und eine Zuwendung zu Allah.
Einem reumütigen Sünder darf seine Vergangenheit nicht vorgeworfen werden: der
Reumütige ist besser als der Sündenlose. (Darjabaadi) -zeitlich nah -, bedeutet "sobald das Gute in
ihnen die Oberhand gewonnen hat," Wie der Prophet, Allahs Frieden und Segen auf
ihm, selbst erklärt hat, bedeutet der Ausdruck hier "vor Eintreffen der
Todesstunde." Dies hebt der nächste Aja hervor. (Siddiqi) Allah stößt Seine schwachen Diener nicht zurück und verbannt sie nicht aus Seiner Barmherzigkeit, wenn sie sich reuevoll zu Ihm wenden, obwohl Er sie nicht braucht und ihre Reue Ihm nichts nützt. Sie nützt jedoch ihnen selbst und schenkt ihrem eigenem Leben Gedeihen und dem Leben der Gesellschaft, der sie angehören, (Qutb)
18.
Doch denjenigen wird nicht verziehen, die Übles tun, bis einen von ihnen der Tod
ereilt40
(und) er spricht: "Wahrlich, jetzt bereue ich!", und denjenigen, die Kaafir
sterben.41 Denen haben Wir schmerzliche Strafe bereitet. 40,
Beachte die feine Nuance: Eine Sünde mag in Mode sein, und die Menschen begehen
sie gemeinsam ununterbrochen. Erst wenn einer von ihnen dem Tod gegenübersteht,
bereut er, aber diese Art von Reue ist wertlos. (Juusuf 'Allii) Diese Reue ist nämlich erzwungene Reue, bei
der die Sünde selbst bestehen bleibt. Er bereut lediglich, damit er nicht für
seine Sünden bestraft wird. Dies nimmt Allah nicht an, denn mit solcher Reue ist
nicht die Absicht zur Wiedergutmachung und Besserung im Leben verbunden, und sie
beweist nicht eine erfolgte Charakter- oder Verhaltensänderung. (Qutb) 41. Das arabische Wort "At-Tauba" bedeutet "Umkehr" und "Hinwendung". Wenn jemand seine Sünden bedauert und sich von ihnen abwendet, kann er mit einem entlaufenen Sklaven verglichen werden, der zu seinem Herren zurückkehrt. Wenn der Herr seine Reue annimmt, wendet er sich freundlich zu ihm und vergibt ihm. Dies ist seine "At-Tauba" ("Hinwendung") zu seinem Diener. Die Reue und Umkehr eines Menschen wird nur solange angenommen, wie sie nicht angesichts des nahen Todes geschieht. Es ist deutlich, dass es nach Ablauf dieser Frist keine Möglichkeit mehr gibt, sich von der Sünde abzuwenden. Ebenso wenig ist Umkehr möglich, wenn jemand als Kaafir stirbt und mit eigenen Augen die kommende Welt ganz anders sieht, als er erwartet hatte. (Mauduudi)
19. O die ihr den Imaan
verinnerlicht habt! Es ist euch nicht erlaubt, Frauen gegen ihren Willen als
Erben zu übernehmen42, auch nicht, sie (gegen ihren Willen)
festzuhalten, um ihnen einen Teil dessen wegzunehmen, was ihr ihnen gegeben
habt,43 außer wenn sie sich einer unsittlichen Tat schuldig gemacht
haben44; und lebt mit ihnen in gütlicher ehelicher Gemeinschaft.45
Und wenn sie euch widerwärtig sind, so mag es sein, dass euch etwas widerwärtig
ist, in das Allahs viel Gutes legt.46 42.
In der vorislamischen Zeit konnte es geschehen, dass wenn einer starb, sein
nächster Verwandter kam und seinen Überwurf über die Witwe warf und sie als sein
Eigentum betrachtete wie eine Beute. Falls sie hübsch war, heiratete er sie, und
wenn sie hässlich war, so hielt er sie fest bis zu ihrem Tod, um sie zu beerben,
oder sie musste sich mit Geld loskaufen. (Qutb) Nach dem Tod ihres Mannes steht es der Witwe
frei zu wohnen, wo sie möchte und -nach Ablauf ihrer Wartefrist- zu heiraten,
wen sie will. (Mauduudi) 43.
Nach einer von Samachsari vertretenen Ansicht bezieht sich dieser Aja darauf,
dass ein Mann seine ungeliebte Frau gewaltsam zurückhält und daran hindert,
einen anderen Mann zu heiraten, um auf diese Weise entsprechend den in Aja 12
genannten Regelungen ihr Vermögen zu erben.(Asad) Skrupellose und habgierige Ehemänner in der
vorislamischen Zeit tyrannisierten oft ihre Frauen grundlos und sperrten sie
ein, um sie damit zu veranlassen, sich von ihren Männern zu trennen, so dass
diese sich dann der Brautgabe oder Erbschaft bemächtigen konnten. Diesem
Missstand wird hier ein Ende gesetzt. (Darjabaadi) Der Islam verbietet, Frauen wie Gegenstände
oder Vieh als Erbe zu übernehmen, sowie Frauen gewaltsam am Heiraten zu hindern,
und gibt der Frau das ihr zustehende Recht, selbst zu wählen, mit wem sie
zusammenleben will. (Qutb) Auch
andere Formen von Gewaltanwendung gegen Frauen waren in vorislamischer Zeit
üblich: dass zum Beispiel geschiedene Frauen so lange zurückgehalten und an
einer Wiederheirat gehindert wurden, bis sie ihre Brautgabe zurückerstatteten.
Alle Arten von unfreundlichem Verhalten sind verboten. (Juusuf ’Allii) 44.
Es sei denn, die Frau hätte sich gegen Person oder Eigentum ihres Mannes oder
dessen Familie vergangen. In diesem Fall muss sie ihre Brautgabe oder einen Teil
davon zurückerstatten, um eine Scheidung zu erlangen, weil sie diese selbst
verschuldet hat. (Darjabaadi) Wenn das ehebrecherische Verhalten der Frau
durch die Aussage von vier Augenzeugen bewiesen ist', hat der Ehemann das Recht,
bei der Scheidung Rückerstattung des Brautgeldes oder einen Teil davon zu
verlangen. Falls die Brautgabe -wie es im islamischen
Recht erlaubt ist -nicht tatsächlich bei der Hochzeit der Braut ausgehändigt
wurde, sondern in Form einer gesetzlichen Verpflichtung des Ehemanns vorliegt,
ist er bei Nachweis des ehebrecherischen Verhaltens der Frau von dieser
Verpflichtung befreit. (Asad) 45.
Nachdruck auf Gerechtigkeit, Gutwilligkeit und gute Behandlung der Ehefrau
erweist sich so als Wesen des islamischen Ehegesetzes. (Darjabaadi) 46.
Eine großartige Aussage in diesem Zusammenhang ist die von 'Umar ibn AI-Hatab
gegenüber einem Mann, der sich von seiner Frau trennen wollte mit der
Begründingung, er liebe sie nicht: „O weh! Sind Familien nur auf Liebe
gegründet? Und wo bleiben Verantwortung und Verpflichtung?“ (Qutb) Scheidung ist die allerletzte Maßnahme, die man ergreifen kann, um ein gesellschaftliches Übel zu beheben, aber auch nur dann, wenn es unbedingt notwendig ist. Der Prophet, Allahs Frieden und Segen auf ihm, sagte, dass von allen erlaubten Dingen die Scheidung das ist, was Allah am meisten verabscheut. In einer anderen Überlieferung ermahnt er: „Heiratet, und trennt euch nicht, denn Allah liebt nicht solche Männer und Frauen, die rein aus sexuellem Vergnügen heiraten und sich scheiden lassen.“ (Mauduudi)
20.
Dann wenn ihr eine Gattin anstelle einer (anderen) Gattin nehmen wollt,47
und ihr habt der einen von ihnen ein (ganzes) Vermögen gegeben, dann nehmt nicht
das geringste davon zurück. Wollt ihr es nehmen und (dadurch) Unrecht48
und offenkundige Sünde begehen? 47.
Wörtlich: ...anstelle einer (anderen) Gattin einzutauschen wünscht. (Anm. d.
Übers.) Wenn trotz aller Geduld, Freundlichkeit,
Versuchens und Hoffens ersichtlich wird, dass das Zusammenleben nicht möglich
ist und es zur Trennung kommen muss und eine andere Gattin an die Stelle der
Ehefrau tritt, so behält die erste Frau die ihr gegebene Brautgabe und es ist
dem Mann nicht erlaubt, auch wenn es eine ungeheure Summe ist, den geringsten
Teil davon zurückzunehmen, denn dies wäre ein klares Vergehen. (Qutb) 48. Das heißt, indem ihr sie ungerechtfertigter weise moralischen Fehlverhaltens bezichtigt in der Erwartung, eure Brautgabe zurückzuerhalten. Vergleiche auch Aja 19. (Asad)
21.
Und wie könnt ihr es zurücknehmen, wo ihr doch eins miteinander wart49
und sie euch ein festes Versprechen abgenommen haben?50 49.
Der Ausdruck „eingehen zueinander“, aber auch soviel wie erreichen, ist sehr
weit gefasst und hat verschiedene Bedeutungsnuancen. Er beschränkt sich nicht
auf den Körper und körperliche Beziehungen, sondern er schließt Zuneigung und
Gefühl, emotionales Leben und Phantasie, geheimste Gedanken und Sorgen und
Harmonie in jeder Beziehung mit ein. (Qutb) 50. Die eheliche Verbindung ist eine geheiligte Verbindung und ein feierlicher Vertrag, der um jeden Preis respektiert werden muss. (Siddiqi)
22.
Und heiratet nicht Frauen, die eure Väter geheiratet haben, außer dem, was
bereits geschehen ist.51
Wahrlich, das ist etwas Unzüchtiges, Widerwärtiges und ein übler Weg. 51.
Wo der Qur’an die Missstände aus der Zeit der Unwissenheit abschafft, beendet er
gewöhnlich die entsprechenden Anweisungen mit Worten wie diesen: "Außer dem, was
(in der Vergangenheit) geschehen ist." Damit ist zweierlei bezweckt. Erstens
soll nichts gegen das unternommen werden, was in Unwissenheit geschehen ist,
vorausgesetzt, dass in Zukunft dieser Missstand behoben wird und Fehlverhalten
aufgegeben wird, nachdem entsprechende Anordnungen gekommen sind. Zweitens soll
versichert werden, dass Gebote keinen rückwirkenden Effekt haben. Wenn zum
Beispiel jemand vor diesem Verbot seine Stiefmutter geheiratet hatte, wurden
nicht etwa sämtliche Nachkommen aus dieser Verbindung automatisch dadurch zu
unehelichen Kindern erklärt und so um ihren Erbanteil gebracht. (Mauduudi) Vergeben wird demjenigen, der dies vor der
Verkündung dieses Verbots tat, aber auch (im Fall eines Übertritts in späterer
Zeit) vor dem Übertritt zum Islam. (Asad) Vergleiche auch oben, Suura 4:19. (Juusuf 'Allii)
Abschnitt 4
23. Verboten sind euch (zur
Heirat) eure Mütter, eure Töchter, eure Schwestern,52 die Schwestern
eures Vaters, die Schwestern eurer Mutter,53 die Töchter (eures)
Bruders und die Töchter (eurer) Schwester, eure Nährmütter, die euch gestillt
haben, und eure Milchschwestern,54 die Mütter eurer Gattinnen, eure
Stieftöchter, die unter eurer Obhut stehen, von euren Frauen, zu denen ihr
eingegangen seid; und wenn ihr nicht zu ihnen eingegangen seid, dann ist es kein
Vergehen für euch;55 und die Frauen eurer Söhne, die aus euren Lenden
hervorgegangen sind56, und zwei Schwestern57 gleichzeitig zur Ehe,58
außer dem, was bereits geschehen ist. Wahrlich, Allah ist verzeihend,
barmherzig. 52.
Die hier ausgesprochenen Verbote beschränken sich auf Verwandtschaftliche
Beziehungen, Milchverwandtschaft oder Heirat. Alle anderen Einschränkungen, die
in andere Gesellschaften bekannt waren, hat der Islam abgeschafft, wie zum
Beispiel Einschränkungen, die auf die Verschiedenheiten der menschlichen Rassen
zurückzuführen sind, wie Farbe und Nationalität, und auf die Verschiedenheiten
der gesellschaftlichen Klassen in ein und derselben Gesellschaft. (Qutb) Diese Aufstellung der verbotenen
Verwandtschaftsgrade stimmt im allgemeinen mit der überein, die bei allen
Völkern gilt, bis auf geringfügige Einzelheiten. Sie beginnt im letzten Aja (mit
den Witwen oder geschiedenen Frauen des Vaters). Das Schema beruht auf der
Annahme, dass die Person, die zu heiraten beabsichtigt, ein Mann ist: wenn es
eine Frau ist, gilt mutatis mutandis das gleiche Schema; dann ist zu lesen:
"eure Väter, Söhne, Brüder," usw.; oder es kann auch vom Standpunkt des
Ehemannes aus gelesen werden, da an einer Ehe immer ein Ehemann beteiligt ist.
(Juusuf 'Allii) 53.
"Mutter" schließt Großmutter (väterlicher- oder mütterlicherseits), Urgroßmutter
usw. ein; " Tochter" schließt Enkeltochter (von Sohn oder Tochter),
Urenkeltochter usw. ein; "Schwester" bezieht sich auf Voll Schwester und
Halbschwester. "Vaters Schwester" schließt auch die Schwester des Großvaters
usw. und "Mutters Schwester" schließt Schwester der Großmutter usw. mit ein.
(Juusuf 'Allii) 54.
Milchverwandtschaft spielt im islamischen Gesetz eine wichtige Rolle und zählt
wie Blutsverwandtschaft: aus diesem Grund ist davon auszugehen, dass nicht nur
Ammen und Milchschwestern, sondern auch die Schwestern der Amme usw. alle zu den
verbotenen Verwandtschaftsgraden zu zählen sind. (Juusuf 'Allii) 55.
Allgemein (aber nicht einstimmig) wird die Ansicht vertreten, dass "unter eurer
Obhut" eine Beschreibung ist, nicht eine Bedingung. Darum gehört eine nicht
"unter eurer Obhut" befindliche Stieftochter noch zu den verbotenen
Verwandtschaftsgraden, wenn die andere Bedingung (bezüglich ihrer Mutter)
erfüllt ist. (Juusuf 'Allii) 56.
Söhne schließt Enkel ein, aber nicht Adoptivsöhne oder Personen, die wie solche
behandelt werden.(Juusuf 'Allii) 57.
Das Verbot, zwei Schwestern gleichzeitig zu heiraten, bezieht sich auch auf
Tante und Nichte gleichzeitig, aber nicht auf die Schwester einer verstorbenen
Ehefrau. (Juusuf 'Allii) 58.
Vergleich auch Aja 22 und Anmerkung. Sobald jedoch ein mit zwei Schwestern
verheirateter Mann den Islam annimmt, soll er sich von einer der beiden trennen.
(Mauduudi) |