Suura 2 "Die Kuh" Aja 153 - Suura 3 "Al-'Imraan" Aja 91
253. Dies sind die Gesandten (Allahs). Wir haben einigen von ihnen den Vorrang gegeben über andere.540 Unter ihnen sind welche, zu denen Allah gesprochen hat541 und einige, die Er um (Rang) stufen erhöht hat. Und Wir gaben 'Isa, dem Sohn Marjams, die klaren Beweise und unterstützten ihn durch den heiligen Geist.542 Und wenn Allah es so gewollt hätte, dann hätten sich diejenigen, die nach ihnen kamen, nicht gegenseitig bekämpft, nachdem klare Beweise zu ihnen gekommen waren. Sie wurden jedoch uneins. Unter ihnen sind welche, die nicht den Imaan verinnerlicht haben. Wenn Allah es so gewollt hätte, dann hätten sie sich nicht gegenseitig bekämpft. Doch Allah tut, was Er will.543 540. Unterschiedliche Gaben und ein unterschiedliches Vorgehen waren für die Gesandten Allahs zu verschiedenen Zeiten vorgesehen und so sind vielleicht auch ihre Rangstufen unterschiedlich, obwohl es uns Sterblichen mit unserem unvollkommenen Wissen nicht zusteht, einen Unterschied zwischen ihnen zu machen. Indem wir hier zum Ende des Abschnittes über das Kämpfen kommen, werden uns drei Beispiele aus der Vergangenheit vor Augen geführt, wie sich dies auf die Gesandten Allahs auswirkte. Allah sprach zu Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, aus den Wolken Seiner Herrlichkeit: er führte sein Volk vierzig Jahre lang durch die Wildnis, wobei er hauptsächlich gegen den Kufr seiner eigenen Leute anzukämpfen hatte. Daawuud, Allahs Segen und Frieden auf ihm, der nichts weiter als ein junger Schafhirte war, wurde von Allah auserwählt und überwältigte den größten Krieger seiner Zeit, wurde König und führte erfolgreiche Kriegszüge durch, wobei er gleichzeitig Prophet, Dichter und Psalmsänger war. 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wurde mit dem "heiligen Geist" unterstützt; ihm wurden keine Waffen gegeben und seine Sendung war begrenzter. In Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wurden diese und noch weitere Charakterzüge zusammengefasst. Sanftmütiger als 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wurde er in weit größerem Umfang zum Führer seines Volkes als Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und von Medina aus herrschte er und erließ Gesetze, wobei der Qur’an einen weit größeren Bereich umfasst als die Psalmen Daawuuds, Allahs Segen und Frieden auf ihm. (Juusuf ‘Allii) Das Allah einige Propheten höher einstufte als andere, lag an der Art ihrer Botschaft. Je nachdem ob sie nur für einen Stamm bestimmt war, für eine Nation, für eine ganze Generation oder gar der ganzen Menschheit Richtlinien auf Dauer geben sollte. Eine wesentliche Rolle spielte auch der Inhalt der Botschaft, je nachdem ob sie nur mit Allah bekannt machen sollte, oder ob sie Verhaltensregeln enthielt, die alle Lebensbereiche umfasst. (Qutb) 541. Das heißt unmittelbar, ohne Engel als Übermittler, wie etwa im Fall von Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm. (Darjabaadi) 542. Obwohl es wörtlich "heiliger Geist" heißt, habe ich übersetzt: "Und wir stärkten 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, den Sohn Marjams, mit heiliger Eingebung", weil "Ruuch" beispielsweise in den Ajas 16:2, 40: 15,42:52,58:22 und 97:4 immer wieder im Sinn von "Eingebung" verwendet wird. (Asad) Siehe auch Fußnote 13.6 zu 2:87. (Anm. d. Übers.) Die Hervorhebung 'Isas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, als Sohn Marjams hat hier eine wichtige Bedeutung. Denn als der Qur’an herabgesandt wurde, galt die weiterverbreitete Auffassung, dass er Allahs Sohn sei und es war auch die Rede von seiner Doppelnatur als Mensch und Gott zugleich. Deshalb wird hier. auf seine menschliche Natur hingewiesen. (Qutb) 543. Hier erhebt sich natürlich die Frage: Warum will Allah es denn dann nicht? Warum lässt Er Unterschiede zu, die manchmal zu Streitigkeiten und sogar Kämpfen führen? Natürlich ist Er allmächtig und hätte es tun können, doch ist es nicht Sein Wille, die Menschen zu zwingen, einen bestimmten Weg zu befolgen, denn Er hat sie als Prüfung auf die Erde gesandt. Hätte Er ihnen die freie Willensentscheidung weggenommen, so wäre diese Prüfung sinnlos. Seine Gesandten sollen die Menschen auffordern, den rechten Weg einzuschlagen, nicht aber sie dazu zwingen. Uneinigkeit entstand, weil die Menschen ihre Willensfreiheit missbrauchten und sich andere als den von Allah offenbarten geraden Pfad ersannen. (Mauduudi) Die inhaltliche Übereinstimmung in den Botschaften der Gesandten Allahs hat ihre Anhänger nicht davor bewahrt, uneins untereinander zu sein. Wenn aber die Diskrepanz so groß wurde, dass sie zu Imaan auf der einen Seite und zu Kufr auf der anderen führte, so kam es unweigerlich zu einem Kampf, in dem das Gute das Böse besiegte, um die Erde von aller Schlechtigkeiten zu befreien. (Qutb) Die Kaafirs in Mekka behaupteten die Botschaft Ibraahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu befolgen, die Juden in Medina hielten die Religion Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hoch und die Christen beriefen sich auf die Botschaft 'Isas, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Doch alle diese Gruppierungen hatten sich von den Ursprüngen ihrer Botschaften (die im wesentlichen dasselbe enthielten) so weit entfernt, dass keine Gemeinsamkeit mehr möglich war. Die Kämpfe, die zu der Zeit, als die Ajas herabgesandt wurden, zwischen Muslimen und arabischen Kaafirs tobten, der Konflikt der sich zwischen Juden und Christen abzeichnete, bewies dies hinlänglich. So kam dieser Text, um zu erklären, dass es Allahs Wille ist, wenn es zum Kampf zwischen derart unterschiedlichen Auffassungen kommt, denn der Imaan soll über die Verirrung siegen und den Menschen den rechten Weg zeigen. (Qutb)
Abschnitt 34 254. O die ihr den Imaan verinnerlicht habt! Spendet von dem, was Wir für euch bereitet haben, bevor ein Tag kommt, an dem es kein Handeln, keine Freundschaft und keine Fürsprache geben wird. Die Kaafirs sind es, die unrecht tun.544 544. Das heißt, sie fügen ihren eigenen Seelen Schaden zu durch ihren Kufr. (Darjabaadi)
255. Allah, es gibt keine Gottheit außer Ihm, dem Lebendigen, dem Ewigen.545 Weder Müdigkeit überkommt Ihn noch Schlaf. Ihm gehört546, was in den Himmeln und was auf Erden ist. Wer ist es, der bei Ihm Fürsprache547 einlegen könnte außer mit Seiner Ermächtigung? Er weiß, was vor ihnen liegt und was hinter ihnen548; sie aber begreifen nichts von Seinem Wissen außer was Er will. Sein Thron549 umfasst die Himmel und die Erde und es fällt Ihm nicht schwer, sie (beide) zu bewahren. Und Er ist der Hohe, der Erhabene. 545. Dies ist der berühmte Thronaja. Wer könnte ihn in seiner vollen Bedeutung übersetzen oder den Rhythmus der so unvergleichlich gewählten, tiefsinnigen Worte wiedergeben? Selbst im arabischen Original scheint die Bedeutung größer zu sein als sich in Worten ausdrücken lässt. Die Eigenschaften Allahs sind so verschieden von allem, was uns aus dieser Welt bekannt ist, dass wir uns damit zufrieden geben müssen., wenn wir wenigstens begriffen haben, dass wir Ihn eigentlich nur mit dem einen Wort "Er" benennen können, wobei das Pronomen für Seinen Namen steht. Sein Name Allah wird manchmal missbraucht und für andere Geschöpfe oder Dinge verwendet. Wir jedoch müssen ganz entschieden jeden Gedanken zurückweisen, dass es irgend jemanden geben könnte, der mit Ihm Wettzueifern im Stande wäre, denn Er allein ist der Wahre, Lebendige Allah. Er lebt, doch Sein Leben ist selbsterhaltend und ewig: es ist nicht abhängig von anderen Wesen und weder an Zeit noch an Raum gebunden. In dem arabischen Wort "qaijuum" قَيُّوم mag außer dem Begriff des Selbsterhaltens auch der Gedanke des "Erhaltens und Bewahrens allen Lebens" stecken, da Sein Leben der Ursprung und die ständige Stütze jeglicher daraus entstandener Lebensform ist. Vollkommenes Leben ist vollkommene Aktivität, im Gegensatz zum unvollkommenen Leben, das wir um uns herum beobachten können und das nicht nur dem Tod unterworfen ist, sondern auch verminderter Aktivität (etwas das zwischen Aktivität und Schlaf liegt und das hier mit "Müdigkeit" übersetzt wurde) und dem Bedürfnis nach richtiggehendem Schlaf. Seine Aktivität wie auch Sein Leben sind vollkommen und selbsterhaltend. Man vergleiche damit die Ausdrucksweise in den biblischen Psalmen 78:65: "Dann aber, wie aus dem Schlaf erwachte der Herr, wie ein Krieger, der aufsteht vom Wein." (Juusuf ‘Allii) Jede der aufgeführten Eigenschaften Allahs enthält eine der Grundsäulen der gesamten islamischen Vorstellungswelt. Die "Einzigkeit" Allahs führt dazu, dass wir uns mit unseren Gebeten, unserem Gehorsam und unserer Demut einzig und allein an Ihm wenden und nur von Ihm Hilfe oder Erlösung erwarten. Die Eigenschaft "der Lebende'" ist mit unserem Begriff des Lebens nicht zu vergleichen. Denn hier ist das Leben ohne Anfang und ohne Ende gemeint, im Gegensatz zum Leben der Geschöpfe, die ja von Allah erschaffen wurden und deren Anfang und Ende von vorneherein bestimmt ist.. Von der Eigenschaft "qayjuum" der Ewige, der Erhalter, beziehen wir die islamische Vorstellung, dass alles durch Allahs Willen und Gebot entsteht. Somit bleibt der Muslim mit seiner Seele und seinem ganzen Leben stets mit Allah verbunden. Zu den wichtigsten Eigenschaften Allahs kommt die Tatsache, dass Ihn niemals Müdigkeit und schon gar nicht Schläfrigkeit überfällt. Allah ist der Einzige, der einzig Lebende, der einzige Erhalter, Er ist ewig und der einzige "Besitzer" dieser Welt. Wenn man sich dieser Tatsache bewusst wird, dass alles was man zu besitzen scheint, nur Leihgabe des Eigentümers ist, so fällt es einem "leichter, Habgier, Geiz und sein verbissenes Ringen um Macht zu bezwingen. Diese Erkenntnis verleiht einem auch Genügsamkeit, Großmut und Freigiebigkeit und führt dazu, dass das Herz sowohl in schlechten als auch in guten Zeiten mit Vertrauen und Zuversicht erfüllt ist. In der Tatsache der alleinigen Herrschaft erscheint die Vorstellung, Allah Söhne oder gleichberechtigte Partner zur Seite zu stellen, deren Fürsprache bei Ihm Erfüllung findet, als unvorstellbar und absurd. Allah ist Allah und Geschöpf ist Geschöpf. Allah und Mensch bleiben zwei Begriffe, die man nicht miteinander vermengen kann. Die Beziehung von Allah zu Seinen Untertanen ist aber voller Güte, Barmherzigkeit und Liebe. (Qutb) 546. Dies stellt eine klare Ablehnung des Pantheismus dar. Der Pantheismus behauptet, dass Er (Allah) in allem sei, während in diesem Aja eindeutig gesagt wird, dass alles Sein ist, Ihm gehört. (Siddiqi) 547. Danach wird die Doktrin des Vermittlers zwischen Allah und den Menschen, die eine Eigenheit des Christentums ist, eindeutig zurückgewiesen. (Darjabaadi) 548. Sein Wissen ist vollkommen, allumfassend. Er weiß, was verborgen ist und was offenbar. Er weiß, was jetzt geschieht, was früher gewesen ist und was dereinst sein wird. (Darjabaadi) Es ist eine der Eigenschaften Allahs, umfassendes Wissen über uns Menschen zu besitzen, so dass Ihm absolut nichts verborgen bleibt. Dies steht im Gegensatz zu unserer Unzulänglichkeit. Wenn sich der Muslim dies vor Augen führt, vertieft es noch seine Ergebenheit seinem Schöpfer gegenüber. Allah erlaubt den Menschen nur soviel Einblick in Seine Geheimnisse, wie sie es benötigen, um ihr irdisches Dasein einigermaßen vollkommen zu gestalten. Was dem Menschen von Allahs Wissen trotzdem verborgen bleibt, ist von enormen Ausmaßen. (Qutb) 549. Thron: das heißt Sitz, Macht, Wissen, Symbol der Herrschaftsgewalt. Unser Denken erschöpft sich darin, wenn wir sagen "Die Himmel und die Erde". Doch in allem wird Allahs Wirken sichtbar, Seine Macht, Sein Wille, Seine Herrschaftsgewalt. Dies schließt die geistigen Dinge ebenso ein wie alles Sichtbare. (Juusuf ‘Allii)
256. Es gibt keinen Zwang550 im Diin551. Der richtige Weg ist nun klar erkennbar geworden vom unrichtigen. Wer also nicht an falsche Götter552 glaubt, an Allah aber den Imaan verinnerlicht, der hat gewiss den sichersten Halt553 ergriffen, bei dem es kein Zerreißen gibt. Und Allah ist hörend, wissend.554 550. Zwang ist unvereinbar mit dem Diin. Denn erstens ist die Diin abhängig vom Imaan und Willen und diese wären sinnlos, wenn sie dem Menschen aufgezwungen würden. Zweitens sind Wahrheit und Irrtum durch Allahs Barmherzigkeit so klar dargelegt worden, dass kein Zweifel über die Aqiida bei irgendeinem Menschen guten Willens zurückbleiben sollte. Und drittens wird uns Allahs Behütung unablässig zuteil und in Seinem Plan ist es ständig beschlossen, uns aus den Tiefen der Finsternis ins Licht zu führen. (Juusuf ‘Allii) 551. Das arabische Wort "Ad-Diin" الدِّينِ bedeutet die Lebensweise. Hier bezieht es sich auf den Imaan, der im Vorangegangenen erwähnt wird. Dieser Aja besagt, dass der Imaan an den Islam und seine Lebensweise niemandem aufgezwungen wird. (Mauduudi) Anm. des Überarbeiters: "Ad-Diin" wir fälschlicher Weise mit nur Religion übersetzt, aber dieses Wort beinhaltet von der arabischen Wortwurzel her viel mehr als das. Damit ist die nämlich gesamte Lebensweise gemeint. Ein Beispiel währe, wenn jemand nicht nach den Gesetzen des Islams leben möchte, sondern nach seinen Willen, also Lebensweise, so darf man ihn nach der Scharii'a nicht zwingen es zu ändern. Den Allah hat jeden Menschen einen eigenen Willen gegeben und den dürfen andere Menschen einen nicht verwehren.
Religion hingegen aus dem 16. Jahrhundert in das
Frühneuhochdeutsche entlehnt, bedeutet "gewissenhafte
Berücksichtigung, Sorgfalt"). l. relegere "bedenken, achtgeben".
Gemeint ist ursprünglich die gewissenhafte Sorgfalt in der
Beachtung von Vorzeichen und Vorschriften. Ursprünglich parallel
zu l. superstitio, das dann in der Differenzierung zu
"Aberglaube" abgewertet wird. Weiter zu l. intellegere
"verstehen, erkennen", l. negligere "missachten" und gr. alégein
"berücksichtigen, beachten". Adjektiv: religiös. Da aber alle anderen Diins den Wort Religion nicht entsprechen, kann man sie auch nicht als Religion bezeichnen. D.h. nur der Islam hat das recht sich als Religion zu bezeichnen. 552. "At-Taaruut" الطَّاغُوت bedeutet in erster Linie etwas, das anstelle von Allah angebetet wird, und dementsprechend alles, was einen von Allah abwendig macht und zum Schlechten verführt. Es hat sowohl Singular wie auch Plural-Bedeutung (Rasi) und kann deshalb mit "Mächte des Bösen" übersetzt werden. (Asad) 553. Etwas, woran sich die Hand im Fall der Gefahr festklammern kann, also möglicherweise ein Seil, ein Griff oder ein Anker; etwas ohne Fehler, so dass man nicht Gefahr läuft, es könnte brechen oder reißen. Solange wir uns daran festhalten, ist unsere Sicherheit gewährleistet. Diese Sicherheit hängt von unserem Willen und unseren Imaan ab. Allahs Hilfe und Schutz wird ständig mit uns sein, solange wir uns an Ihn halten und auf Ihn vertrauen. (Juusuf ‘Allii) 554. Eines der wichtigsten, unantastbaren Menschenrechte ist die Religionsfreiheit. Der Islam garantiert, nachdem er den Menschen die Grundsätze der religiösen Vorstellungen darlegt, dieses Recht und untersagt seinen Anhängern, ihre Mitmenschen zur Religion zu zwingen. Er versucht die Menschen nicht mit materiellen Argumenten zu überzeugen, und schon gar nicht mit Drohungen und Gewalt. Die Religion ist wie ein starkes Band, das nie zerreißt. Wer sich an ihm festhält, geht niemals vom richtigen Weg, der zu Allah führt, ab. Allah hört, was die Zungen aussprechen und weiß auch, was die Herzen verbergen. Der Mu´min, der dies erkennt, hütet sich vor Ungerechtigkeiten im Tun und Denken. (Qutb)
257. Allah ist der (beschützende) Freund derjenigen, die den Imaan verinnerlicht haben. Er führt sie aus der Finsternis ins Licht555. Diejenigen aber, die kaafir sind, deren Freunde sind die falschen Götter. Sie führen sie aus dem Licht in die Finsternis556. Sie werden Bewohner des Feuers sein, darin werden sie (ewig) verweilen. 555. Die Finsternis steht hier für die Finsternis der Unwissenheit, die uns vom richtigen Weg abirren lässt und uns dazu verleitet, alle unsere Bemühungen und Kräfte falsch einzusetzen. Im Gegensatz dazu steht das Licht für das Licht der Wahrheit, das uns die Wirklichkeit erkennen lässt, so dass wir den echten Sinn des Lebens begreifen und bewusst und absichtlich den geraden Weg einschlagen. (Mauduudi) 556. Im Qur’an steht das Wort Licht stets im Singular, während sein Gegenteil, die Finsternis, immer im Plural gebraucht wird. Das bedeutet, dass der richtige Weg nur ein einziger ist, während es sehr zahlreiche Formen der Abweichung davon gibt. (Darjabaadi)
Abschnitt 35 258. Hast du nicht über jenen nachgedacht557, der ein Wortgefecht mit Ibraahiim über seinen Herrn führte, weil Allah ihm die Herrschaft gegeben hatte.558 Als Ibraahiim sagte: "Mein Herr ist derjenige, Der lebendig macht und sterben lässt", sagte er: "Ich bin es, der lebendig macht und sterben lässt." Da sagte Ibraahiim: "Doch es ist Allah, Der die Sonne im Osten aufgehen lässt; so lass du sie im Westen aufgehen." Da war derjenige, der kaafir war, betroffen.559 Und Allah leitet nicht ein Volk, das unrecht tut. 557. Wörtlich: Hast du nicht jene gesehen. Nach "Lane" bedeutet "ra'aita", wenn es durch "ila" transitiv gemacht wird, "Nachdenken". Das dazu führt, ermahnt zu werden'. (Siddiqi) Der Ausdruck "lam tara" أَلَمْ تَرَ hast du nicht gesehen, soll einem einen Vorfall so lebendig vor Augen führen. als ob man dabei gewesen sei, als es sich ereignete. (Qutb) Die nächsten drei Ajas behandeln die Geheimnisse des Lebens und des Todes, die der Menschheit bis zum heutigen Tage verborgen geblieben sind. Leben und Tod sind jedoch ein wichtiger Bestandteil der Aqiida. Sie stehen in Zusammenhang mit den in Aja 254 genannten Eigenschaften Allahs. (Qutb) 558. Aus dem betreffenden Text ergibt sich eindeutig, dass es sich bei dem Unbenannten um einen König gehandelt haben muss Manche Kommentatoren nehmen an, es sei Nimrod gewesen. (Asad) Es ist unsinnig, wenn ein Geschöpf, das von Allah mit Güte und Wohltaten bedacht worden ist, statt Dankbarkeit zu zeigen diese Gaben missbraucht und sich selbst göttliche Eigenschaften zumisst. Als Herrscher über sein Volk betrachtete sich dieser König als derjenige, der über dessen Leben und Tod zu bestimmen hat. (Qutb) 559. Hier wird der Stolz auf irdische Macht konfrontiert mit der tatsächlichen Ohnmacht menschlicher Macht im Vergleich zur Allmacht Allahs. (Juusuf ‘Allii) Da der Disput über Leben und Tod nicht den Erfolg brachte, den Ibraahiim, Allahs Segn und Frieden auf ihmj, sich erhofft hatte, ging er zur Herausforderung über. Er verlangte von seinem Gegner die Änderung eines Gesetzes Allahs, um ihm zu beweisen, dass Allah nicht nur wie ein weltlicher Herrscher über einen bestimmten Teil dieser Welt Macht besitzt, sondern dass Er der Herr des gesamten Universums ist. Die Erfahrung, die wir dieser Geschichte entnehmen können, sollten sich diejenigen, die erst neuerlich zum Islam gefunden haben, immer vor Augen führen, wenn sie sich mit Kaafirs konfrontiert sehen. (Qutb)
259. Oder (kanntest du nicht) ebenfalls (nach über) jenen, der an einer Stadt vorüberkam, die bis zu ihren Dächern in Trümmern lag? Da sagte er: "Oh, wie soll Allah dieser wieder Leben geben nach ihrer Zerstörung"560 Und Allah ließ ihn für hundert Jahre (wie) tot sein. Dann erweckte Er ihn wieder (zum Leben und) sprach: "Wie lange hast du (nun so) verharrt?" Er antwortete: "Ich verharrte (wohl) einen Tag oder den Teil eines Tages." Da sprach Er: "Nein, du verharrtest so einhundert Jahre lang: Nun betrachte deine Speise und deinen Trank. Sie sind nicht verdorben. Und betrachte deinen Esel. (All das geschah) damit Wir dich zu einem Zeichen für die Menschen machen. Und betrachte die Knochen, wie Wir sie zusammensetzen und dann mit Fleisch bekleiden." Und als ihm dies klargemacht worden war, sagte er: "Ich weiß (nun), dass Allah Macht hat über alle Dinge."561 560. Es ist nebensächlich. ob es sich bei der Stadt um Jerusalem oder irgendeine andere Stadt handelt, und ob es in diesem Aja um Esra, Nehemias, Ezechiel oder um wen auch immer geht. Aus dem nachfolgenden Text ergibt sich jedenfalls, dass es ein Prophet gewesen sein muss. Die Frage bedeutet nicht, dass der Prophet nicht an die Auferstehung den Imaan verinnerlichte oder Zweifel darüber hegte. Er wollte lediglich, wie schon andere Propheten, die Realität mit eigenen Augen sehen. (Mauduudi) Dieser Mann war im Grunde genommen ein Mu´min. Aber angesichts der großen Zerstörung kamen ihm doch Zweifel, wie Allah dies alles wieder zum Leben würde erwecken können. Allah beantwortet seine Frage nicht mit Worten, sondern führt ihm vor Augen. wie wohl Er Totes lebendig zu machen vermag. Manche Eindrücke sind so stark, dass ihnen mit Vernunft allein nicht beizukommen ist. Dann bedarf es einer sinnlich wahrnehmbaren Erfahrung, damit sich die aufgewühlten Gefühle wieder beruhigen können. (Qutb) 561. Ein Mensch verfällt in Verzweiflung, wenn er die Zerstörung eines ganzen Volkes, einer Stadt oder Zivilisation mit ansehen muss. Doch Allah kann die Wiederauferstehung bewirken, wie Er es schon so oft im Lauf der Geschichte getan hat und wie Er es bei der endgültigen Wiederauferstehung tun wird. Zeit ist bedeutungslos vor dem Angesicht Allahs. Der Zweifler meint, dass er tot gewesen sei oder "so verharrt habe" für einen Tag oder noch weniger. während es in Wirklichkeit hundert Jahre gewesen sind. Andererseits sind Speise und Trank, die er zurückgelassen hat, unverdorben und so frisch, geradeso wie zu dem Zeitpunkt, als er sie zurückließ. Der Esel dagegen ist nicht nur tot, sondern es sind nur noch seine Knochen übrig, Doch vor den Augen des Mannes werden sie wieder zusammengefügt, mit Fleisch bekleidet und wieder zum Leben erweckt. Daraus ergibt sich: 1. Zeit ist bedeutungslos für Allah; 2. sie wirkt auf verschiedene Dinge in unterschiedlicher Weise ein; 3. die Schlüssel zu Leben und Tod ruhen in den Händen Allahs; 4. der Mensch besitzt keinerlei wirkliche Macht; er sollte all sein Vertrauen in Allah setzen. (Juusuf ‘Allii)
260. Und als Ibraahiim sagte: "Herr, lass mich sehen, wie Du die Toten wieder zum Leben bringst."562 Er sprach: "Hast du denn nicht den Imaan verinnerlicht?" Da antwortete er: ,,Doch! Aber um mein Herz zu beruhigen." Er sagte: ,,Nimm vier Vögel, mach sie dir zahm, dann setze auf jeden Berg einen563 von ihnen. Hierauf rufe sie. Sie werden eilends zu dir (geflogen) kommen. Und wisse, dass Allah allmächtig ist und weise. 562. Im Aja 258 sahen wir Allahs Macht über Leben und Tod im Gegensatz zu eitler Prahlerei und Einbildung des Menschen. Aja 259 zeigte uns, wie bedeutungslos die Zeit für Allahs Wirken ist. Dinge, einzelne Menschen und ganze Völker sind den Gesetzen von Leben und Tod untergeordnet, die ganz in Allahs Hand liegen, auch wenn wir uns noch so sehr von Augenscheinlichkeiten irreleiten lassen. Jetzt, in Aja 260, wird uns die Macht der Weisheit und Liebe vor Augen geführt: wenn der Mensch Vögel zähmen kann, so dass sie ihn erkennen und zu ihm geflogen kommen, um wie viel mehr Gehorsam werden dann Allahs Geschöpfe Seinem Ruf am Tage der Auferstehung entgegenbringen? (Juusuf ‘Allii) Wenn dieser Wunsch ausgerechnet von Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, kommt, der ein wahrhaft frommer Mu´min und Vertrauter Allahs war, so zeigt dies, wie sich manchmal die Herzen der Menschen, die Allah am nächsten stehen, danach sehnen, hinter die Geheimnisse der Schöpfung zu kommen. Diese Sehnsucht hat nichts mit der Festigkeit oder Stärke des Imaans zu tun, sondern sie entspringt dem seelischen Wunsch, Vertrautheit mit Allahs Schöpfung bereits bei ihrer Entstehung zu erlangen. (Qutb) 563. Wörtlich: einen Teil von ihnen. Anerkannte Kommentatoren meinen, dies bedeute, dass die Vögel zerteilt und Stücke von ihnen auf die Berge getan werden. Obwohl das Zerteilen oder Töten nicht erwähnt wird, meinen sie, es sei logisch zu folgern aus der Frage, wie Allah die Toten wieder zum Leben bringe. Doch siehe hierzu die vorangehende Fußnote. (Juusuf ‘Allii)
Abschnitt 36 261. Das Gleichnis derjenigen, die ihren Besitz auf dem Pfad Allahs spenden, ist wie das Gleichnis eines Samenkorns, das sieben Ähren wachsen lässt, in jeder Ähre hundert Körner. Und Allah vervielfacht (den Lohn) wem Er will.564 Und Allah ist allumfassend, wissend. 564. Ab diesem Aja bis kurz vor Ende der Suura wird das islamische Gesellschafts- und Wirtschaftssystem erläutert. Dieses System ist auf Solidarität und Zusammenhalt begründet, wie sich aus der vorgeschriebenen und der freiwilligen Spende ergibt, und nicht auf Zins und Wucher. Daher wird dieser Gesetzestext nicht durch Verordnungen und Ermahnungen zur Pflichterfüllung eingeleitet, sondern durch Worte der Ermutigung und des Anspornens. Der Hinweis auf die hundertfache Vermehrung der Pflanzen aus einem einzigen Samenkorn dient als Vergleich und Ansporn für diejenigen, die ihr Geld für die Sache Allahs hingeben, dass sie nämlich dereinst ein Vielfaches des von ihnen Gespendeten werden ernten können. (Qutb) Beginnend mit Aja 243/244 werden die Mu´mins dazu aufgefordert, ihr Leben und ihren Besitz für den hohen Zweck hinzugeben, an den sie überzeugt sind das sie es für Allah tun. Nach einer Bestärkung des Imaans an Allah, dem zuliebe die Opfer gebracht werden sollen, wird in den kommenden Ajas die Einstellung erklärt, von der die Opferbereitschaft begleitet sein sollte. Es liegt auf der Hand, dass die Menschen finanzielle Opfer für einen ethischen Zweck nicht bringen können, bevor sich ihre Haltung den materiellen Dingen gegenüber nicht geändert hat. Von jenen, die nur dafür leben und sterben, um Vermögen anzuhäufen und alles vom Standpunkt des Gewinns oder Verlusts aus betrachten, kann man niemals Opfer für eine gute Sache erwarten. Selbst wenn sie etwa:; geben sollten, überlegen sie dabei, welchen Nutzen es ihnen oder den Ihren bringen könnte. Mit dieser Geisteshaltung kommt man auch nicht einen Schritt weiter auf dem Pfad Allahs. Um dem Wort Allahs Geltung zu verschaffen, muss man sein Leben, seine Kraft und seinen Besitz unabhängig von weltlichem Gewinn oder Verlust einsetzen. Doch dafür braucht es Weitsicht, viel Mut, ein großes Herz und vor allem die aufrichtige Sehnsucht danach, Allahs Wohlgefallen zu erlangen. Darüber hinaus muss aber auch eine grundlegende Veränderung der Gesellschaftsordnung herbeigeführt werden, damit die materialistische "Moral" durch geistige Werte ersetzt wird. Darum werden von hier bis zu Aja 281 Anweisungen gegeben, die eine solche ethische Grundhaltung schaffen sollen. (Mauduudi)
262. Diejenigen, die ihren Besitz auf dem Pfad Allahs spenden (und) dann dem, was sie gespendet haben, nicht Vorhaltungen oder Ungebührlichkeit565 folgen lassen, denen wird ihr Lohn von ihrem Herrn zuteil und sie brauchen keine Angst zu haben noch müssen sie traurig sein. 565. Sie verderben nicht ihre Wohltätigkeit, indem sie auf ihren Großmut hinweisen oder die Gefühle der Bedürftigen verletzten. (Siddiqi) Nur die Spende, die Würde und Gefühl des Empfängers nicht verletzt und die einzige und allein gegen wird, um Allahs Wohlgefallen zu erlangen, wird von Allah vervielfacht und vermehrt. (Qutb)
263. Freundliche Worte und Verzeihung566 sind besser als Wohltätigkeit gefolgt von Ungebührlichkeit.567 Und Allah ist Sich Selbstgenügend, nachsichtig.568 566..Der berühmte Qur’ankommentator Barawi hat das Wort Verzeihung gedeutet als: "bedecke seine Bedürftigkeit mit einem Schleier und lüfte den Schleier nicht vor ihm."' (Siddiqi) 567.Einige zeitgenössische Psychologen vertreten die Auffassung, dass Anfeindung die natürliche Reaktion der menschlichen Seele auf Wohltaten ist. Sie begründen diese These damit, dass der Nehmende Minderwertigkeitsgefühle und Schwäche gegenüber dem Gebenden verspürt. Dies nicht zuletzt deshalb, weil häufig der Gebende das Gefühl vermittelt, ein Wohltäter zu sein. Und so können sich die verletzten Gefühle in Hass und Feindseligkeit verwandeln. Im Islam ist dies nicht möglich, denn hier wird eindeutig festgestellt, dass das, was die Menschen besitzen, Allahs Gabe ist. Wenn also der Spendende etwas von seinem Geld hingibt, so gibt er nur Allah Gabe weiter und Allah wird ihn dafür belohnen. Wenn sich diese Einstellung in der menschlichen Gesellschaft überall durchsetzen würde, würde sich kein Gebender mehr erhaben und kein Nehmender mehr minderwertig fühlen. (Qutb) 568.Allah braucht die Spende nicht, die die Gefühle des Nehmenden verletzt. Doch ist Er langmütig gegenüber Seinen Geschöpfen, indem Er sie nicht sofort für ihre Missetaten bestraft. (Qutb)
264. O die ihr den Imaan verinnerlicht habt; macht nicht eure Wohltätigkeit zunichte durch Vorhaltungen oder Ungebührlichkeit wie diejenigen, die ihren Besitz spenden, um von den Menschen gesehen zu werden, doch sie haben nicht den Imaan an Allah verinnerlicht und an den Jüngsten Tag.569 Ihr Gleichnis ist wie das Gleichnis eines harten Felsen, auf dem Erdreich570 ist. Wenn ein schwerer Regen darauf fällt, lässt er (nichts als) nacktes Gestein zurück.571. Sie haben keine Macht über das, was sie erworben haben. Und Allah leitet nicht das Volk der Kaafir. 569. Falsche Wohltätigkeit, nur ,damit man von den Menschen dabei beobachtet wird, ist in Wirklichkeit gar keine Wohltätigkeit. Ja, sie ist sogar noch schlimmer, denn sie beweist den Kufr an Allah und an das Jenseits. Doch "Allah sieht wohl, was ihr tut", heißt es in Aja 265. Sie wird verglichen mit einem harten Felsen, auf dem sich zufällig etwas Erdreich angesammelt hat. Guter Regen, der fruchtbaren Boden noch fruchtbarer macht, wäscht das. bisschen Erdreich hinweg, das dieser Felsen besaß, und legt ihn völlig bloß. Was an Gutem kann für Heuchler selbst aus dem bisschen Reichtum erwachsen, den sie angehäuft haben mögen? (Juusuf ‘Allii) 570.Wörtlich: Staub. (Anm. d. Übers.) 571. Dem Auge des Beobachters bleibt die felsige Härte im Inneren verborgen. Ebenso verhält es sich mit einem heuchlerischen Herzen, welches, bar jeglicher Frömmigkeit, die wahre Härte des Kerns zu verhüllen weiß. Der Staub wird dann irgendwann mit dem Regen vom Felsen abgewaschen, ohne jemals eine Pflanze hervorgebracht zu haben. Desgleichen wird der Heuchler, dessen Herz nie einem guten Zweck zuliebe gespendet hat, niemals einen Lohn empfangen, (Qutb)
265. Doch das Gleichnis derjenigen, die ihren Besitz spenden im Verlangen nach dem Wohlgefallen Allahs und zur Stärkung ihrer Seelen, ist wie das Gleichnis eines Gartens auf hohem Grund, auf den ein schwerer Regen fällt und der den doppelten Ertrag hervorbringt. Und wenn kein schwerer Regen auf ihn fällt (reicht auch) leichter. Und Allah sieht wohl, was ihr tut. 266. Möchte (etwa) jemand von euch, dass er einen Garten habe mit Dattelpalmen und Weinreben, durch den572 Ströme fließen, mit allen (möglichen) Früchten für ihn darin? Und dass dann, wenn das Alter ihn überkommen hat und er (noch) schwache Nachkommenschaft besitzt, ein feuriger Wirbelsturm über den Garten573 kommt und ihn niederbrennt?574 So macht Allah euch Seine Zeichen klar, damit ihr nachdenkt. 572. Wörtlich: unter dem. (Anm. d. Übers.) 573. Wörtlich: über ihn. (Anm. d. Übers.) Auch die Sadaqa (Almosen) hat die Vorzüge eines Gartens: Sie spendet ihrem Geber Schutz und Schatten, und zwar zum kritischsten Zeitpunkt, wo er Sicherheit gerade am nötigsten hat, nämlich im Alter. (Qutb) 574. Es liegt auf der Hand, dass es niemandem angenehm ist, wenn er zu einem kritischen Zeitpunkt, nämlich in hohem Alter und ohne die Möglichkeit, wieder von neuem zu beginnen, all seine Einkünfte verliert. So ergeht es dem, der ins Jenseits kommt, ohne Vorsorge dafür getroffen zu haben. Er begreift dann, dass all sein irdischer Besitz nutzlos ist wie der niedergebrannte Garten des alten Mannes in diesem Gleichnis, weil er ihn ja doch zurücklassen musste. Wer nicht Gutes tut während seines Erdenlebens, wird dereinst hilflos sein wie dieser alte Mann, dessen Kinder noch zu schwach sind, um ihm beizustehen. (Mauduudi)
Abschnitt 37 267. O die ihr den Imaan verinnerlicht habt, spendet von den guten Dingen, die ihr erworben habt575 und von dem, was Wir für euch aus der Erde hervorgebracht haben und sucht nicht das Schlechte davon aus, um es zu spenden, wo ihr es doch selbst nicht nehmen würdet, es sei denn ihr würdet ein Auge dabei zudrücken. Und wisset, dass Allah unbedürftig und Lobenswürdig ist. 575. Das heißt auf ehrliche, aufrichtige Weise erworben habt. (Darjabaadi) Anlas für die Offenbarung dieses Ajas war das Gebaren einiger Ansar (Muslime in Medina, Helfer der aus Mekka Ausgewanderten), die bei der Dattelernte die weniger guten Früchte in der Moschee des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, aufgehängt hatten, damit sich die Armen davon nehmen konnten. Mit diesem Aja hat Allah die Muslime auf einzigartige Weise zurechtgewiesen, woran wir sehen, dass es in einer geschlossenen Gemeinschaft durchaus auch Mitglieder geben kann, die Zurechtweisung nötig haben. Im weiteren wird dann die Ursache für diese verwerfliche Handlungsweise des Menschen beim Namen genannt: Schaytaan. (Qutb)
268. Schaytaan droht euch mit Armut und gebietet euch Abscheulichkeit, während Allah euch Seine Verzeihung verspricht und Huld.576 Und Allah ist allumfassend, wissend. 576. Denn Schaytaan war es auch, der in vorislamischer Zeit den Menschen so sehr Angst vor der Armut machte, dass sie ihre neugeborenen Töchter lebendig begruben und sich mit Hilfe von Zinsforderungen am Besitz anderer bereicherten. Im Gegensatz zu Scheytaan verspricht Allah Vergebung und Überfluss, das heißt Vergebung im Jenseits am Tage des Gerichts und zudem noch Überfluss an Lohn auch im Diesseits. (Qutb) Gut und Böse ziehen uns in entgegengesetzten Richtung und unterliegen entgegengesetzten Beweggründen, die sich gerade im Fall des Almosengebens deutlich erkennen lassen. Wenn wir überlegen, ob wir etwas Gutes tun sollen, beschleichen uns Zweifel und die Furcht vor Armut; das Böse dagegen bestärkt uns in unserem Hang zur Selbstsucht, Habgier und Protzerei sowie in unseren menschenunwürdigen Begierden. Das Gute spornt uns zu Freundlichkeit und Güte an, denn auf diesem Weg erwartet uns Vergebung für unsere Sünden und viel mehr echtes Wohlergehen und Zufriedenheit. Keine gute Tat hat je jemanden ruiniert. Es ist falsch verstandene Großmut, die sich manchmal als schädlich erweist. Da Allah unsere Beweggründe kennt, für uns alle sorgt und da alles in Seiner Macht steht, ist es klar, welchen Weg ein weiser Mensch einschlagen sollte. Doch Weisheit ist selten, sie aber versteht zwischen echtem Wohlergehen und dem zu unterscheiden, was wir Falscherweise für unser Wohlergehen halten. (Juusuf ‘Allii)
269. Er gibt Weisheit577 wem Er will. Und wem Weisheit gegeben ist, dem ist (unendlich) viel Gutes gegeben worden. Doch niemand bedenkt dies außer den Einsichtigen. 577. Doch Allah gibt den Menschen nicht nur Verzeihung und Huld, sondern vor allem Weisheit, damit sie eben unterscheiden können zwischen Gut und Böse, zwischen Erlaubtem und Verbotenem. Die Einsichtigen sind es, die diese Weisheit besitzen, und nur sie bedenken auch den Wert dieser Gabe. (Qutb) Weisheit das heißt Verständnis des Islams und seine richtige Anwendung in allen Lebenslagen. (Siddiqi)
270. Und was auch immer ihr als Spenden hingebt oder an Gelöbnis578 ablegt, wahrlich Allah weiß es wohl. Und die unrecht tun, haben keine Helfer. 578. Die Spende (infaq) أَنفَقْ kann in Form von Saka, Sadaqa (das ist die freiwillige Spende) oder als Beitrag zum Dschihaad erfolgen. Das Gelöbnis kann nur Allah gegenüber abgeleistet werden. Das Ableisten einem Menschen gegenüber wäre gleichbedeutend mit Schirk (das heißt mit Götzendienerei) und den heidnischen Tieropfergaben vor der Zeit des Islams vergleichbar. (Qutb) Dieses Gelöbnis ist ein feierliches, religiös bindendes Versprechen Allah gegenüber, das man ablegt, damit einem ein Wunsch erfüllt werde. Ist dieser Wunsch legitim und wurde nur Allah allein vorgetragen und wurde das Versprechen einzig und allein Ihm gegenüber abgelegt, so muss es unter allen Umständen eingehalten werden. Sonst würde man sich einer Sünde schuldig machen. (Siddiqi)
271. Wenn ihr eure Mildtätigkeit offenbart,579 so ist es gut und recht. Doch wenn ihr sie heimlich übt und sie den Armen zukommen lasst, so ist es besser für euch und wird (etwas von) euren bösen Taten für euch tilgen. Und Allah ist wohl vertraut mit dem, was ihr tut. 579. Es ist besser, wenn man bei seiner Mildtätigkeit die Öffentlichkeit meidet. Wird sie aber doch bekannt, so ist dagegen nichts einzuwenden. Übt man Mildtätigkeit zum Wohl der Allgemeinheit, so wird sie notwendigerweise bekannt werden und ein pedantisches Bestehen auf Geheimhaltung ist ein Fehler. Der Schaden, der im öffentlichen Bekannt machen liegt, ist in den Beweggründen zu sehen und in der Zurschaustellung. Diejenigen, die unserer Hilfe tatsächlich würdig sind, lassen sich eher im Stillen ausfindig machen. Der spirituelle Nutzen kommt unseren Seelen zugute, vorausgesetzt wir handeln aus edlen Motiven und haben nichts anderes im Sinn, als das Wohlgefallen Allahs zu erlangen. (Juusuf ‘Allii) Grundsätzlich sollte man Mildtätigkeit im Stillen übern. Manchmal ist es jedoch besser, sie zu offenbaren, insbesondere wenn es sich um Seka handelt. Denn in diesem Fall ist es eine Demonstration des Gehorsams. (Qutb)
272. Ihre Rechtleitung obliegt nicht dir,580 sondern Allah leitet recht wen Er will. Was immer ihr an Gutem spendet, das ist für euch selbst, und ihr spendet nicht, es sei denn aus Verlangen nach dem Angesicht Allahs. Und was immer ihr an Gutem spendet, das soll euch voll zurückerstattet werden und es soll euch kein Unrecht zugefügt werden. 580. Im Zusammenhang mit Mildtätigkeit bedeutet dies, dass wir allen helfen müssen, die wirklich bedürftig sind, einerlei ob sie gut oder böse sind, sich auf dem rechten Pfad befinden oder auf dem falschen, ob sie Muslime sind oder nicht. Uns steht kein Urteil zu in diesen Dingen. Allah wird in Seiner Weisheit die Erleuchtung senden. Hierdurch wird übrigens auch der Anweisung "es gibt keinen Zwang im Diin" (2:256) noch ein zusätzlicher Sinn gegeben. Denn Zwang ist nicht nur durch Machtausübung möglich, sondern auch bedingt durch wirtschaftliche Notwendigkeit. In religiösen Angelegenheiten dürfen wir auch durch das Bestechungsmittel Mildtätigkeit keinen Zwang ausüben. Das Hauptmotiv der Mildtätigkeit sollte die Erlangung des Wohlgefallens Allahs sein und unser eigenes geistiges Wohl. (Juusuf ‘Allii)
273. (Die Mildtätigkeit ist) für die Armen, die auf dem Pfad Allahs581 (daran) gehindert werden, sich frei im Land zu bewegen.582 Der Unwissende meint wegen (ihrer) Zurückhaltung, sie hätten genug. Du erkennst sie an ihrem Auftreten.583 Sie betteln die Menschen nicht aufdringlich an. Und was immer ihr an Gutem spendet, wahrlich Allah weiß es wohl. 581. Da nur Allah den Nichtmuslimen den wahren Imaan eingibt, steht es nicht einmal dem Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu, darüber zu entscheiden, wem Spenden zukommen sollen und wem nicht. Der Empfänger einer Spende kann also durchaus auch ein Nichtmuslim sein, solange er der islamischen Gemeinschaft nicht feindlich gesinnt ist. Denn nur Allah kennt die Herzen der Menschen. (Qutb) Mildtätigkeit ohne Ansehen der Person kann unter Umständen mehr Schaden als Nutzen bewirken. Die Empfänger müssen bedürftig sein, und dies aus einem ehrbaren Grund, so etwa weil sie unbezahlt ein Lehramt ausüben oder sich selbst Kenntnisse aneignen oder ihrer Diin wegen vertrieben worden sind. "Auf dem Pfad Allahs" ist in weitestem Sinn zu verstehen und jeder aufrichtige und tatsächliche Dienst an der Menschheit ist darin eingeschlossen. (Juusuf ‘Allii) 582. Um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. (Darjabaadi) 583. Wörtlich: an ihrem Äußeren, ihrer Erscheinung. (Anm. d. Übers.) Dieser Aja verdeutlicht aufs Neue die wunderbare Ausdruckskraft des Wortes Allah im Qur’an, durch die etwas so bildhaft dargestellt wird, dass sich beim Leser unmittelbar eine Vorstellung ergibt. In diesem Falle die Vorstellung vom wahrhaft Bedürftigen, der sich schämt, seine Hand nach den Almosen auszustrecken, sich vielmehr den Anschein der Zufriedenheit und Sicherheit gibt. (Qutb)
Abschnitt 38 274. Diejenigen, die ihren Besitz bei Nacht und Tag, insgeheim oder offen, hingeben,584 denen ist ihr Lohn von ihrem Herrn (gewiss) und sie brauchen keine Angst zu haben noch müssen sie traurig sein. 584. In diesem Aja kommt die Allgemeingültigkeit des Gesagten zum Ausdruck: der Besitz (besser und wörtlicher: das Geld) -ein Begriff, der alles Materielle beinhaltet; Nacht und Tag das bedeutet, dass die Spende an keinen Zeitpunkt gebunden ist. (Qutb) Hier kommen wir noch einmal auf das Schöne bei der Mildtätigkeit zurück, das selbstlose Hingeben seiner selbst oder der eigenen Habe-, bevor wir uns dem Gegenteil zuwenden, nämlich der selbstsüchtigen, raffgierigen Habsucht des Wucherers, die sich gegen jene in Not und Elend richtet. Mildtätigkeit bringt statt Armut reichen Segen für den Gebenden, er wird mehr Glück empfinden und weniger Angst. Man vergleiche dies mit dem, was nun folgt der Menschenunwürdigkeit des Wucherers. (Juusuf ‘Allii)
275. Diejenigen, die Zinsen verschlingen,585 sollen nicht anders auferstehen als jemand, den Schaytaan durch Berührung zum Wahnsinn getrieben hat.586 Dies weil sie sagen: "Handeln ist dasselbe wie Zinsnehmen." Doch Allah hat Handeln erlaubt und Zinsnehmen verboten. Und wenn zu jemandem eine Ermahnung von seinem Herrn kommt und er dann aufhört, dem soll verbleiben, was bereits geschehen ist. Und seine Sache ist bei Allah. Wer es aber von neuem tut, die werden Bewohner des Feuers sein, darin werden sie (ewig) verweilen. 585. Es gibt nichts. was der Islam mit solcher Härte angegriffen und tabuisiert hat, wie das Zinssystem, nicht nur in diesen Ajas, sondern auch an anderen Stellen im Qur’an. So wurde nach den Erläuterungen über das Spenden das Gegenteil dessen, nämlich der Zinswucher, in einer abschreckenden Weise dargestellt wegen seiner unheilvollen und demoralisierenden Wirkung. Das Zinssystem, aus rein wirtschaftlichem Blickwinkel betrachtet, ist mit so vielen Mängeln behaftet, daselbst westliche Wirtschaftsexperten das längst erkannt haben. So sagte Dr. Schacht, früher Reichsbankpräsident in Deutschland, im Jahre 1953 in einem Vortrag in Damaskus, dass man anhand einer einfachen mathematischen Berechnung erkennen muss, wie das meiste Geld in den Händen einiger weniger Zinshändler verbleibt. Denn der Kreditgeber gewinnt immer, der Kreditnehmer hingegen kann zwar einmal gewinnen, aber umso öfter verlieren. So wandert das Geld unaufhaltsam in die Taschen derjenigen zurück, die immer nur gewinnen. (Qutb) Der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hat auf das schärfste nicht nur das Nehmen und Geben von Zinsen verurteilt, sondern sogar das Niederschreiben und Bezeugen solcher verabscheuungswürdigen Geschäfte. Denn solche Transaktionen entspringen einer niedrigen Gesinnung und leisten zahlreichen ethischen, sozialen und wirtschaftlichen Übeln Vorschub. Sie veranlassen den Menschen, seinen Reichtum über alles zu lieben, selbstsüchtig und habgierig zu sein; auf der anderen Seite vermitteln sie das Gefühl der Unsicherheit und unterhöhlen dadurch den Imaan an den Herrn und Erhalter. Und schließlich laufen sie dem Geist der Brüderlichkeit zuwider. Auf gesellschaftlichem Gebiet wird dadurch eine Klasse von untätigen Menschen hervorgebracht, die vom Schweiß und der Arbeit anderer leben, ohne deren Not und Kümmernisse mittragen zu müssen. (Siddiqi) 586. Ein sehr passendes Gleichnis: während legitimer Handel und Industrie das Wohlergehen und die Stabilität der menschlichen Gesellschaft und des Staates fördern, ermutigt das Zinsunwesen nur den Wettstreit Untätiger und grausamer Blutsauger, die keine Ahnung haben, was zu ihrem eigenen Besten ist und darum Wahnsinnigen gleichzusetzen sind. (Juusuf ‘Allii)
276. Allah wird den Zins dahinschwinden lassen,587 die Mildtätigkeit aber (im Lohn) vermehren. Und Allah liebt keinen, der ein hartnäckiger Kaafir und Sünder ist. 587. Das Zinswesen führt zu einer Konzentration des Geldes in den Händen einiger weniger, wodurch eine schreckliche Diskrepanz in den Einkünften der Menschen verschiedener Klassen entsteht, was wiederum den Klassenkampf heraufbeschwört und andere Übel, wie wir sie in der heutigen Gesellschaft beobachten können. Vom ethischen Gesichtspunkt aus wird der einzelne unmenschlich und zu einem rein "wirtschaftlichen Geschöpf" gemacht, bei dem alles vom Standpunkt des materiellen Gewinns aus abgewogen und eingeordnet wird. Der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, soll nach Musnad Achmed in diesem Zusammenhang gesagt haben: "Welche Vermehrung sich auch immer durch Zinsen ergeben sollte, am Ende führt sie doch zur Verarmung." (Siddiqi)
277. Wahrlich, diejenigen, die den Imaan verinnerlicht haben und gute Werke tun und das Gebet verrichten und die Saka588 geben, denen ist ihr Lohn von ihrem Herrn (gewiss) und sie brauchen keine Angst haben noch müssen sie traurig sein. 588. Gebet und Saka (das heißt eine Steuer, die im Islam zur Grundlage des Wirtschaftssystems erhoben wurde), waren stets ein wichtiger Bestandteil des Islams. Wie alle anderen Propheten, machten auch die Propheten Israa'iils beides zu bindenden Pflichten für die Juden; doch nach und nach begannen die Juden, sie zu vernachlässigen. Sie hörten auf, das Gebet gemeinsam zu verrichten, ja die meisten von ihnen beteten nicht einmal für sich allein. Anstatt Saka zu bezahlen fingen sie sogar an, Zinsen für ihr Geld zu verlangen. (Mauduudi) Zu Saka schreibt Darjabaadi: "Diese Steuer soll den Menschen von Geiz und Gier heilen. Wörtlich bedeutet Saka Reinheit, Reinigung. Es ist der Anteil am Vermögen, der Allah zuliebe von dessen Eigentümer entrichtet wird, damit es "gereinigt" werde. Die Zahlung dieser religiösen Steuer ist Pflicht, vorausgesetzt das Vermögen hat einen bestimmten Umfang und gehörte seinem Besitzer mindestens während der Dauer eines Mondjahres (das sind etwa 355 Tage). Die Steuer variiert entsprechend der Art und Größe des Vermögens; in den meisten Fällen beträgt sie jedoch ein Vierzigstel des Vermögens, das heißt zwei ein halb Prozent." Die im ersten Moment so imposant ausschauenden Kapitalsummen plus Zinsen bringen der Menschheit anstatt Segen innere Unausgeglichenheit und Unzufriedenheit. Die Spenden, die vorgeschrieben und die freiwilligen hingegen stärken den Zusammenhalt und das Füreinander in der Gesellschaft und erfüllen den Gebenden mit innerer Ruhe und Glück und der Hoffnung, dass Allah ihm Belohnung und Segen dafür geben wird. Saka ist die Basis für eine Gesellschaft, die zusammenhält und die das Zinssystem für ihre Wirtschaft nicht benötigt. (Qutb)
278. O die ihr den Imaan verinnerlicht habt,589 fürchtet Allah und verzichtet auf das, was noch übrig ist an Zinsen, wenn ihr Mu´mins seid.590 589. Dies bezieht sich nicht nur auf die Muslime zu jener Zeit, als das Zinsverbot verkündet wurde, sondern auch auf die Menschen zu späteren Zeiten, wenn sie zu der Überzeugung gelangen, dass die Botschaft des Qur’ans die Wahrheit ist. (Asad) 590. Um keine für die Wirtschaft und Gesellschaft zerrüttende Wirkung herbeizuführen, vermied der Islam ein rückwirkendes Zinsverbot. Regressansprüche konnten somit nicht gestellt werden. (Qutb) Die Wissenschaftler haben aus diesem Teil des Ajas den Schluss gezogen, dass die Ablehnung irgend eines Teils der Scharii'a gleichbedeutend ist mit deren vollständiger Verwerfung. (Siddiqi)
279. Und wenn ihr (es) nicht tut, dann ist euch Krieg angesagt591 von Allah und Seinem Gesandten.592 Doch wenn ihr bereut, dann soll euch euer geliehenes Geld ohne Zinsen zustehen, so dass weder ihr unrecht tut, noch euch Unrecht zugefügt wird.593 591. Hier geht es nicht um einen Meinungsstreit, sondern um eine tatsächliche Kriegserklärung mit dem Ziel, die Befreiung der Schuldner herbeizuführen, die ungerecht behandelt und unterdrückt werden. (Juusuf ' Allii) Dem, der die Gesetze Allahs verleugnet, wird hier vor Augen geführt, was ihn als Strafe erwartet, nämlich ein in der Tat sehr ungleicher Kampf zwischen einem schwachen Geschöpf und dem allmächtigen Allah, wobei der Verlierer ganz leicht im voraus auszumachen ist. (Qutb) 592. Doch nicht nur im Qur’an findet sich eine Kampfansage in dem Fall des Gesandten Allahs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und der Muslime gegen Wucherer. Im Alten Testament heißt es bei Ezechie 18:13: ,,(Wer) auf Wucher leiht und Zins nimmt, der wird sicherlich nicht am Leben bleiben... darum soll er sterben, seine Blutschuld liegt auf ihm." Und im Talmud gibt es dazu den Kommentar: "Der Geldverleiher ist mit dem Mörder zu vergleichen." Im Mischna, einem grundlegenden Teil des Talmud, wird der Wucherer zu denen gezählt, denen es untersagt ist, vor Gericht Zeugnis abzulegen. Im Qur’an stoßen wir auf zahlreiche andere Verbote, aber bei keiner anderen derartigen Anweisung werden so starke Worte verwendet. Durch all dies sollte nicht nur das Zinsunwesen allein, sondern jede andere Art von unlauteren Geldgeschäften unterbunden werden, damit anstelle des Kapitalismus eine neue Ordnung trete, in der Geiz durch Mildtätigkeit, Selbstsucht durch Mitgefühl und Zusammenwirken, Zins durch Saka und das Bankwesen durch das von der Öffentlichen Hand zu vergebende Geldmittel ersetzt wird. (Darjabaadi) 593. Das heißt, indem ihr Zinsen nehmt für das verliehene Geld auf der einen Seite, oder andererseits euer geliehenes Geld nicht zurückerhaltet. (Siddiqi) In der Rücknahme des Grundkapitals wird niemandem Unrecht getan, weder dem Kreditgeber noch dem Kreditnehmer. Und wer sein Geld vermehren will, dem stehen viele andere saubere Möglichkeiten offen. (Qutb)
280. Wenn jemand in Schwierigkeiten ist,594 dann gewährt ihm Aufschub, bis (es ihm) leicht (fällt, zu zahlen). Doch solltet ihr (es ihm) als Mildtätigkeit (erlassen), so ist es besser für euch, wenn ihr (es nur) wüsstet. 594. Was die Rückzahlung seiner Schulden betrifft. (Darjabaadi) Ein Mensch, der in nicht selbstverschuldete Schwierigkeiten geraten ist, darf nicht vom Kreditgeber verfolgt oder unter Druck gesetzt werden. Er (der Geldgeber) wird dazu ermahnt, sich mit seinen Geldforderungen zurückzuhalten, bis sich die Lage des Kreditnehmers gebessert hat. Und Allah appelliert an den Geldgeber, wenn irgend möglich, diese Zahlung dem Schuldner zu erlassen, da dies für beide von Nutzen ist. An anderen Stellen im Qur’an wird einem in Schwierigkeiten geratenen Geldverleiher das Recht eingeräumt, seine Schulden aus den Almosengeldern zurückzuzahlen. Zum Beispiel in Suura 9, Aja 60, wo es heißt: "Die Almosengelder sind für die Armen, Notleidenden und Schuldner." (Qutb).
281. Und fürchtet den Tag, an dem ihr zu Allah zurückgebracht werdet. Dann wird jeder Seele das zurückerstattet, was sie erworben hat und kein Unrecht soll ihnen zugefügt werden.595 595.Wie unangefochten von ibn 'Abbas bezeugt wird, handelt es sich bei diesem Aja um die letzte Offenbarung, die dem unseren Propheten Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, der kurz darauf verschied, zuteil geworden ist. (Asad)
282. O die ihr den Imaan verinnerlicht habt, wenn ihr eine Anleihe gewährt oder aufnehmt596 auf eine festgesetzte Frist, dann schreibt es nieder.597 Und ein Schreiber soll es in eurem Beisein getreulich niederschreiben. Und kein Schreiber soll sich weigern zu schreiben, so wie Allah ihn gelehrt hat. So schreibe er also, und der, der die Verpflichtung eingeht, soll es diktieren und Allah, seinen Herrn, fürchten und nichts davon weglassen. Und wenn der, der die Verpflichtung eingeht, wenig Verstand hat oder schwach ist oder unfähig, selbst zu diktieren,598 dann soll sein Sachwalter599 getreulich für ihn diktieren. Und lasst zwei Zeugen unter euren Männern (es) bezeugen, und wenn es keine zwei Männer gibt, dann ein Mann und zwei Frauen von denen, die euch als Zeugen geeignet erscheinen, damit, wenn sich eine der beiden irrt, die andere von ihnen sie erinnern kann.600 Und die Zeugen sollen sich nicht weigern, wenn sie gerufen werden. Und verschmäht nicht, es niederzuschreiben -(seien es nun) große oder kleine (Beiträge) mit der festgesetzten Frist. Das ist rechtschaffener vor Allah und zuverlässiger was die Bezeugung angeht und bewahrt euch eher vor Zweifeln,601 es sei denn es handelt sich um sogleich verfügbare Ware, die unter euch von Hand zu Hand geht, dann ist es kein Vergehen für euch, wenn ihr es nicht niederschreibt.602 Und nehmt Zeugen, wenn ihr miteinander Handel treibt. Und weder dem Schreiber noch dem Zeugen soll Schaden zugefügt werden. Und wenn ihr es (doch) tut, dann ist es wahrlich ein Frevel von euch. Und fürchtet Allah. Und Allah gibt euch Wissen und Allah ist aller Dinge gewahr.603 596. Die obige Formulierung schließt jegliche Form von Darlehensgeschäften ein. Sie bezieht sich sowohl auf den Darlehensgeber wie auch auf den Darlehensnehmer und wurde dementsprechend übersetzt. (Asad) 597. Freunde und Verwandte neigen dazu, Darlehensangelegenheiten nicht schriftlich niederzulegen, weil sie meinen, das sei ein Zeichen für mangelndes Vertrauen. Doch Allah ermahnt dazu, dass alle Übereinkünfte bezüglich Schulden und geschäftliche Dinge aufgeschrieben und bezeugt werden sollten, damit alles seine Ordnung hat. Nach einem Prophetenwort gibt es dreierlei Arten von Menschen, deren Anrufung Allahs kein Gehör findet: erstens diejenigen, die missmutige Gattinnen haben und sich nicht von ihnen scheiden lassen; zweitens diejenigen, denen das Vermögen von Waisen anvertraut wird und die es diesen übergeben, ehe sie volljährig sind; drittens diejenigen, die Geld verleihen, ohne dafür ein Dokument oder Zeugen zu haben. (Mauduudi) 598. Weil er ein physisches Handicap hat oder mit der Geschäftsterminologie bei derartigen Geschäftsabschlüssen nicht vertraut ist oder die Sprache, in der, der Vertrag abgefasst werden soll, nicht beherrscht. "Wenig Verstand oder schwach" kann sich entweder auf Minderjährige oder sehr alten Menschen beziehen, die nicht mehr Herr ihrer geistigen Kräfte sind. (Asad) 599. Der Sachwalter kann irgend jemand sein, der die Angelegenheiten des Betreffenden in Händen hat, sei es sein Vater, sein Erbe oder wer auch immer sonst. (Darjabaadi) 600. Die Anweisung, dass zwei Frauen anstelle eines Mannes Zeugnis ablegen können, hat nichts mit den ethischen oder intellektuellen Fähigkeiten der Frau zu tun; sie ist vielmehr darauf zurückzuführen, dass Frauen in der Regel weniger vertraut sind mit Geschäftsvorgängen als Männer, wodurch es leichter geschehen kann, dass sie diesbezüglich einem Irrtum anheim fallen. (Asad) Anm. des Überarbeiters: eine Frau könnte auch genau in dieser Situation ihre Menstruation haben, und kann daher nicht richtig entscheiden wenn es darauf ankommt. Denn Frauen sind bei diesen Umstand in einer ganz anderen seelischen Verfassung. 601. Hier werden in bemerkenswerter Reihenfolge alle Möglichkeiten aufgeführt, die sich bei einer geschäftlichen Verbindung und ihrer Niederschreibung ergeben können. Eine Möglichkeit nach der anderen wird ausführlich behandelt, bevor zum nächsten Punkt übergegangen wird. Damit eine völlige Neutralität bei der Niederschreibung einer Schuld gewährleistet ist, wird wohlweislich ein Dritter hinzugezogen. Dieser Schreiber wird zur Gerechtigkeit bei seinem Tun ermahnt. Es wird genau bestimmt, wer die Schuld zu diktieren hat. Da zu befürchten ist, dass der Kreditgeber, falls er selber diktiert, sich Vorteile verschaffen und somit den Schuldner schädigen könnte, ist es die Aufgabe des Schuldners, dies zu tun. Er befindet sich in der schwächeren Position und es liegt in seinem Interesse, dass das Geschäft zu beider Zufriedenheit abgewickelt wird, wobei auch an ihn die Ermahnung ergeht, Gerechtigkeit walten zu lassen. So wie der Schreiber der Pflicht unterliegt, die Niederschrift vorzunehmen als Gegenleistung für die Gabe Allahs, schreiben zu können, ist es auch Aufgabe der Zeugen, ihren Anteil beizutragen und für Wahrhaftigkeit und Gerechtigkeit zu sorgen, wenn sie dazu aufgefordert werden. Die Zeugen sind manchmal dem Zorn einer der Geschäftsparteien ausgesetzt. Um dem vorzubeugen, ist es strengstens verboten, sie bei der Wahrheitsfindung auf irgendeine Weise zu behelligen. Der Versuch, auf einen der Zeugen Druck auszuüben, wird als Angriff auf die Gesetze Allahs angesehen. (Qutb) 602. Es ist nichts dagegen einzuwenden, wenn alltägliche Geschäfte unter benachbarten Händlern nicht schriftlich festgehalten werden. (Mauduudi) 603. Aufrichtigkeit in weltlichen Dingen ist nicht nur eine Sache, die in das Ermessen des einzelnen gestellt ist und den Geschäftsinteressen dient, sondern eine Gewissenssache und eine religiöse Pflicht. Selbst in unseren alltäglichen Angelegenheiten sollen wir uns der Allgegenwart Allahs bewusst sein. (Juusuf ‘Allii)
283. Und wenn ihr auf einer Reise seid und keinen Schreiber findet, dann soll ein Pfand in Empfang genommen werden.604 Und wenn einer von euch dem anderen (etwas) anvertraut, dann soll der, dem (es) anvertraut wurde, das ihm Anvertraute zurückgeben und Allah, seinen Herrn, fürchten. Und verbergt nicht das Zeugnis.605 Und wer es verbirgt, dessen Herz ist wahrlich mit Sünde befleckt. Und Allah ist dessen gewahr, was ihr tut. 604. Das Pfänden ist auch im Falle des gegenseitigen Vertrauens nur auf Reisen beschränkt. Ansonsten ist es bindende Pflicht, die Gewährung eines Kredits niederzuschreiben. (Qutb) Wenn aus dem Unterpfand Einkünfte erzielt werden -es könnte z.B. ein Haus sein, für das Miete eingeht -, sind diese dem Verpfänder Gutzubringen bzw. von der Schuld in Abzug zu bringen, denn sonst gäbe es keinen Unterschied zwischen Zinsnahme und dem durch Einnahme aus dem Pfand entstehenden Gewinn. Ist das Pfand dagegen z.B. ein Reit- oder Lasttier oder ein Tier, das gemolken werden kann, so steht dem Geldgeber der Nutznieß zu, weil er das Tier ja auch füttern und versorgen muss. (Mauduudi) 605. Verhehlen einer Zeugenaussage oder Verdrehen von Tatsachen haben gleichermaßen ein Verbergen der Wahrheit zur Folge. (Darjabaadi) Gesündigt wird mit dem Herzen. Das Zurückhalten einer Zeugenaussage gehört zu den vorsätzlichen Sünden, die aus der Tiefe des Herzens kommen, trotzdem aber Allah nicht verborgen bleiben. (Qutb)
284. Allah gehört was in den Himmeln ist uns was auf Erden ist.606 Und ob ihr offenbart, was in euren Seelen ist, oder es geheim haltet, Allah wird euch dafür zur Rechenschaft ziehen.607 Dann verzeiht Er, wem Er will und bestraft, wen Er will.608 Und Allah hat Macht über alle Dinge. 606. Es ist der erste und wichtigste Artikel der Aqiida, die Tatsache anzuerkennen, dass Allah der Herrscher über die Himmel und die Erde ist und über alles, was sich darin befindet, und dass es für den Menschen keine andere Alternative gibt, als sich in Seinen Willen zu ergeben. (Mauduudi) 607. In diesem Satz sind zwei weitere Imaanartikel niedergelegt. Zum einen nämlich, dass jeder Mensch persönlich und individuell verantwortlich ist und Allah gegenüber Rechenschaft abzulegen hat für seine Taten. Und zum zweiten, dass der Höchste, dem gegenüber der Mensch für seine Taten Rechenschaft abzulegen hat, ganz genau über alles bescheid weiß, ob es nun verborgen wird oder offenbar ist, und zwar so genau, dass Er selbst die Absichten und Gedanken kennt, die tief im Herzen geheim gehalten werden. (Mauduudi) Der Gesetzgebung für das praktische Alltagsleben folgen nun Gebote, die den Menschen gefühlsmäßig durch starke Bande mit seinem Schöpfer verknüpfen Bande, die zugleich aus Hoffnung und Furcht bestehen. (Qutb) 608. Die Eigenschaft Allahs als dem Vergebenden wird hier vor Seiner Macht, zu bestrafen, erwähnt, damit die Tatsache erneut hervorgehoben werde, dass Seine Barmherzigkeit Seinen Zorn überwältigt. (Siddiqi)
285. Der Gesandte Allahs hat den Imaan an das verinnerlicht, was ihm von seinem Herrn herabgesandt worden ist, ebenso (wie) die Mu´mins. Sie alle haben den Imaan an Allah und an Seine Engel und an Seine Bücher und an Seine Gesandten verinnerlicht.609 Sie machen zwischen keinem Seiner Gesandten einen Unterschied.610 Und sie sagen: "Wir hören und gehorchen611 Gewähre uns Deine Verzeihung, unser Herr, und bei Dir ruht der Ausgang."612 609. Diese Suura begann mit der Frage des Imaans (Ajas 3-4), zeigte uns verschiedene Aspekte des Imaans und der Verweigerung des Imaans auf, gab uns Anweisungen für das Neue Volk des Islam als Gemeinschaft und endet nun mit dem Bekenntnis zum Imaan und seinen praktischen Auswirkungen im Verhalten ("wir hören und gehorchen"), wobei vor allem die Demut anklingt, so dass wir uns unsere Verfehlungen eingestehen, um Vergebung bitten und zu Allah beten um Hilfe und Rechtleitung. (Juusuf ‘Allii) Diese große Suura wird mit zwei Ajas beendet, in denen jedes Wort seine tiefe Bedeutung hat und auf die Natur dieses Diin und deren Charakteristika hinweist. Der Imaan an Allah ist von grundlegender Bedeutung und durchdringt alle Bereiche des Lebens vom Konzept der Schöpfung bis hin zu praktischen Dingen wie der Wirtschaft. Der Imaan an die Engel berührt Übersinnliches, das zu erfassen dem Verstand von alleine kaum möglich ist. Doch Allah, der Schöpfer, hilft dem Menschen, so dass aus der Vorstellung schließlich die Gewissheit wird, dass es noch andere, wenn auch für ihn unsichtbare Geschöpfe gibt, die mit ihm den Imaan teilen, bei Allah für ihn um Vergebung bitten und ihm zum Guten verhelfen, wodurch sein Bewusstsein erweitert und sein Herz mit Freude erfüllt wird. (Qutb) 610. Das ist, sozusagen in einer Nussschale, der wahre Imaan an die Tatsache und deren Bekräftigung, dass alle Gesandten und Propheten Allahs Verkünder und Verfechter derselben Wahrheit sind, die ihnen von Allah übermittelt worden ist. (Siddiqi) Hier ist der Unterschied zwischen Muslimen und Juden zu sehen, die Muusa anerkennen, nicht jedoch Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, und zwischen Muslimen und Christen. die Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, anerkennen, dem Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, des Islam aber die Anerkennung verweigern. (Darjabaadi) Der Imaan an Allahs Bücher und Gesandte ohne einen Unterschied zwischen ihnen zu machen, ist eine logische Schlussfolgerung aus dem Imaan an Allah, so wie ihn der Islam vorzeichnet. Denn der uneingeschränkte Imaan an Allah setzt voraus, dass man an die Richtigkeit an all dessen den Imaan verinnerlicht, was von Ihm kommt, an Seine Gesandten und ihre Botschaften, die alle gleichen Ursprungs sind. (Qutb) 611. Das ist die richtige Einstellung. die sich der Mu´min zu eigen machen sollte im Hinblick auf die Gebote Allahs. Er sollte dem Aufruf zur Wahrheit mit voller Aufmerksamkeit Gehör schenken und ihn aufrichtig und hingebungsvoll befolgen, indem er sich seinen Anforderungen willig beugt (Siddiqi) 612. Dies stellt eine Bestätigung des Imaans an das Jenseits dar. (Siddiqi) Das Bitten um Verzeihung oder Vergebung erfolgt nach der völligen Hingabe an Allah, der Bereitschaft, Ihm zu gehorchen und der Überzeugung, dass alles zu Ihm führt im Diesseits und im Jenseits, und dass Sein Urteil und Seine Strafe nur durch Seine Gnade und Barmherzigkeit abzuwenden sind. (Qutb)
286. Allah bürdet keiner Seele mehr auf, als sie zu tragen vermag. Ihr wird zuteil, was sie (an Gutem) erworben hat und über sie kommt, was sie sich zuschulden kommen lässt.613 "Unser Herr, mache uns nicht zum Vorwurf, wenn wir uns vergessen oder Schlechtigkeit begehen. Unser Herr, erlege uns keine Bürde auf, so wie Du sie jenen aufgebürdet hast, die vor uns waren.614 Unser Herr, und lade uns nichts auf, wofür wir keine Kraft haben. Und vergib uns und gewähre uns Verzeihung und habe erbarmen mit uns. Du bist unser Beschützer. So hilf uns gegen das Volk der Kaafirs.615 613. Der Gebrauch der Verben "kasaba" كَسَبَ (übersetzt mit erwerben) und "iktasaba" (übersetzt mit zuschulden kommen lassen) birgt eine tiefe Bedeutung in sich. "Iktasaba" ist eine Verbalform, die eine größere Anstrengung von Seiten des Handelnden andeutet. Dadurch wird unterstrichen. dass es eigentlich ganz leicht ist, auf dem Weg des Guten voranzuschreiten, weil das in der Natur des Menschen liegt, während es größerer Anstrengung bedarf, den Weg des Üblen einzuschlagen, weil das Schlechte der menschlichen Natur zuwiderläuft Überdies ergibt sich daraus, dass der Mensch für seine guten Taten auch dann belohnt wird, wenn er sie mehr oder weniger zufällig vollbringt und ohne sich besonders abzumühen, während er nur für jene Taten bestraft wird, die er absichtlich und im vollen Bewusstsein ihrer Schädlichkeit begeht. (Siddiqi) 614. Dies bezieht sich wohl u.a. auf die schwere Bürde von Ritualen, die nach dem Gesetz Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, den Kindern Israels auferlegt war, sowie auf die Weltverleugnung, die 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, seinen Anhängern empfahl. (Asad) 615. Um den wahren Geist dieses Gebets verstehen zu können, sollte man sich vor Augen halten, dass diese Ajas anlässlich der Himmelsreise des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, etwa ein Jahr vor seiner Auswanderung nach Medina offenbart worden sind. Zu dieser Zeit hatte der Kampf zwischen dem Islam und dem Kufr seinen Höhepunkt erreicht und die Verfolgung der Mu´mins hatte die ärgsten Formen angenommen. Das beschränkte sich jedoch nicht nur auf Mekka: es gab keinen Ort in ganz Arabien, wo es einem Muslim gestattet war. in Frieden zu leben. Um unter diesen Gegebenheiten standzuhalten, wurden die Muslime gelehrt, dieses Gebet an Allah zu richten. Es versteht sich von selbst, dass der Diener zu der Überzeugung gelangt, seine Bitte werde Gehör erlangen, wenn der Herr selbst ihm beibringt, wie man Ihn um etwas bitten sollte. Das ist auch der Grund dafür, warum dieses Gebet den Muslimen außergewöhnlich großen Mut einflößte und sie ihren Seelenfrieden inmitten der schlimmsten Verfolgung bewahren ließ. Darüber hinaus lehrte dieses Gebet sie, ihre Leidenschaften zu zügeln und innerhalb der Grenzen zu halten, die in diesem Gebet aufgezeigt sind, so dass sie nicht in die falsche Richtung ausbrachen. Darum ist es auch frei von jeglicher Verbitterung den Feinden gegenüber und weltliche Rachegefühle werden nicht einmal angedeutet. Dies war auch überaus notwendig zu jener Zeit, denn die Muslime mussten sehr harte Prüfungen und materielle Verluste auf sich nehmen und waren unsagbaren Grausamkeiten sowie körperlich und wirtschaftlich starkem Druck ausgesetzt. Infolgedessen zeichnet sich der krasse Gegensatz zwischen den hohen Idealen, die in dem Gebet zum Ausdruck kommen, und der Verfolgung, der die Mu´mins damals ausgesetzt waren, ganz deutlich ab und bringt den hohen Stand ihrer spirituellen und ethischen Erziehung zum Vorschein, die ihnen zu diesem kritischen Zeitpunkt zuteil wurde. Und gleichzeitig wurde damit der hohe Standard sittlichen Verhaltens festgelegt, den jeder wahrhaftig Mu´min zu erlangen trachten sollte. (Mauduudi) Der Islam erkennt den Menschen so an, wie er ist, mit all seinen Stärken und Schwächen. Er betrachtet ihn weder als Tier noch als Stein, weder als Engel noch als Teufel. Er sieht ihn als eine Einheit aus Körper mit Neigung, Verstand und einer Seele voller Sehnsucht und Verlangen. Er legt ihm nur das auf, was er zu ertragen vermag und schafft eine Ebenmäßigkeit zwischen Belastung und Vermögen, ohne Schwierigkeiten und Mühsal. Allah hat den Propheten Mohammed, Friede sei mit ihm, gesandt, um den Menschen die Bürde, die er ihnen früher auferlegte, zu erlassen. So entstand eine großmütige Religion, die der menschlichen Natur und ihren Bedürfnissen Rechnung trägt. (Qutb) Zum Abschluss dieses Gebets führt Siddiqi den folgenden von Dschubeyr ibn Nufeyr überlieferten Ausspruch des Propheten, Friede sei mit ihm, an: "Wahrlich, Allah hat die Suura Al-Baqara mit zwei Ajas beendet, die aus den Schätzen unter Seinem Thron stammen. So lernt sie (auswendig) und lehrt sie eure Frauen, denn sie sind ein Gebet, eine Form der Anbetung, die einen in die Nähe seines Herrn bringt, und ein Bittgebet." (Darimi)
Einführung zu Suura 3 Al-'Imraan Diese Suura ist verwandt mit Suura 2, doch werden die Dinge hier von einem anderen Standpunkt aus behandelt. Die Bezugnahme auf Badr (Ramadan des Jahres 2 nach der Hidschra) und Uhud (Schawwal des Jahres 3 nach der Hidschra) lässt Rückschlüsse auf den Zeitpunkt der Offenbarung dieser Abschnitte zu. Wie Suura 2 gibt sie einen allgemeinen Überblick über die religiöse Geschichte der Menschheit unter besonderer Bezugnahme auf das Volk der Schriftbesitzer, fahrt dann fort mit einer Beschreibung, wie das neue Volk des Islam erstanden ist mit seinen religiösen Bräuchen, betont dann die Notwendigkeit, für die Sache der Wahrheit einzutreten und zu kämpfen, und ermahnt schließlich jene, die mit dem Islam gesegnet worden sind, standhaft zu bleiben im Islam, um Rechtleitung zu beten und ihre spirituellen Zukunftserwartungen aufrechtzuerhalten. Die neuen Gesichtspunkte, die dabei entwickelt werden, sind: 1. die Betonung, die hier auf die Pflicht der Christen gelegt wird, das neue Religionslicht anzuerkennen; die Christen werden hier ganz besonders angesprochen, so wie die Juden in der letzten Suura angesprochen wurden; 2. die Lehren, die aus den Schlachten von Badr und Uhud für die Muslim-Gemeinschaft zu ziehen sind; und 3. die Verantwortung der Gemeinschaft sowohl nach innen wie auch in ihren Beziehungen zur Umwelt. Zusammenfassung: Nachdem Allah Sein Buch offenbart und dadurch die vorausgegangenen Offenbarungen bestätigt hat, müssen wir es achten und annehmen, seine Bedeutung zu verstehen trachten und die niederen Motive zurückweisen, die. die Wahrheit für jene unannehmbar machen, die den Islam verleugnen. (3:1-20) Das Volk der Schriftbesitzer besaß nur einen Teil des Buchs. Wenn sie nun das vollständige Buch nicht akzeptieren wollen, dann muss das Volk der Mu´mins sich von ihnen lossagen, und ihr Fall ist damit erledigt. (3:21-30) Die Geschichte der Familie von 'Imraan führt uns von der Gesetzesordnung Muusas zu den Wundern, die mit der Geburt von 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, und seiner Mission zusammenhängen. (3:31-63) Allahs Offenbarungen kamen fortlaufend und alle Menschen sind nun dazu aufgerufen, ihre Vervollkommnung im Islam anzunehmen, wobei jegliche Uneinigkeiten zurückzuweisen sind. Die Muslime werden dazu aufgefordert, in Einigkeit und Eintracht zusammenzuhalten. Dafür wird ihnen Sicherheit vor Schaden durch ihre Feinde versprochen und es wird ihnen angeraten, Freundschaft in den Reihen ihrer eigenen Leute zu suchen. (3:64-"120) Die Schlacht von Badr hat gezeigt, wie Allah den Tapferen hilft und sie beschützt und wie Geduld, Standhaftigkeit und Disziplin belohnt werden: die Lehre aus der Schlacht von Uhud dagegen muss ebenso gezogen werden, nicht durch Abgleiten in Verzweiflung, sondern durch den Einsatz von noch mehr Mut und die Verachtung für Schmerz und selbst den Tod. (3:121-148) Der unglückliche Ausgang der Schlacht von Uhud ist, wie sich gezeigt hat, auf die Disziplinlosigkeit einiger zurückzuführen, auf die mangelnde Entschlusskraft und Selbstsüchtigkeit anderer, und auf die Feigheit von Seiten der Heuchler. Doch kein Feind vermag der Sache Allahs Schaden zuzufügen. (3:149-180) Der Spott des Feindes sollte nicht beachtet werden und stattdessen ein aufrichtiges Gebet an Allah gerichtet werden, Der Seinen Dienern Erfolg und Wohlstand zu bescheren vermag. (3:181-200) Die Offenbarung des Qur’ans hat Schritt für Schritt das Gesetz Muusas und das Evangelium 'Isas, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, bestätigt. Sie ist eine Rechtleitung von Allah und spricht den Verstand an. Wir sollten sie richtig verstehen, ihr Achtung entgegenbringen und an ihre Wahrhaftigkeit fest den Imaan verinnerlichen, ohne uns von jenen, die den Islam verleugnen, ins Wanken bringen zu lassen. Unser Lohn liegt ja doch im Wohlgefallen Allahs, das wir uns durch Standhaftigkeit, Geduld, Disziplin und Güte erwerben können und dadurch, dass wir anderen das Licht darbieten, das wir selbst geschenkt bekommen haben. (Juusuf 'Allii)
Al-'Imraan (Die Familie von 'Imraan)Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Bannherzigen. 1.Alif LaamMiim1 1. Siehe Fußnote 1 zu Suura 2. Alif, Lam, Mim diese einzelnen Buchstaben können wir so erklären, wie es bei der vorangegangenen Suura getan wurde, dass sie nämlich darauf hinweisen sollen, dass dieses Buch, das jedem arabisch Sprechenden verständlich ist, aus der Art dieser Buchstaben besteht. Diese Erklärung hilft uns, den Zusammenhang zwischen den verschiedenen Suuras leicht zu verstehen. Während der Hinweis in Suura "Al-Baqara" eine Herausforderung beinhaltet, und zwar den Aja 23 "Und wenn ihr im Zweifel seid über das, was Wir Unserem Diener (als Offenbarung) herabgesandt haben, so bringt (doch) eine Suura gleicher Art hervor und ruft eure Zeugen auf außer Allah, wenn ihr wahrhaft seid", wird hier auf etwas anderes hingewiesen. Es ist dies, dass dieses von Allah herabgesandte Buch aus Buchstaben und Wörtern besteht, wie es auch bei den anderen Büchern Allahs der Fall ist, die von den in dieser Suura besonders angesprochenen "Buchbesitzern" anerkannt werden (Qutb)
2. Allah, es gibt keine Gottheit außer Ihm, dem Lebendigen, dem Ewigen2 Erhalter. 2. Hier gibt es eine Trennung im Imaan und in der religiösen Vorstellung zwischen dem Islam und anderen Diins, die auch eine Trennung in der Lebensführung bedeutet. Die klare Vorstellung von der Ewigkeit und Beständigkeit Allahs unterscheidet sich eindeutig von den verstaubten heidnischen Ansichten der Bewohner der Arabischen Halbinsel, Juden und Christen eingeschlossen, denn die Juden deklarierten "Usair" zum Sohn Allahs, während die Christen Allah als einen von drei verehrten. (Qutb) Siehe auch Fußnote 545 zu Suura 2, Aja 255.
3. Er hat dir das Buch mit der Wahrheit herabgesandt als Bestätigung dessen, was vor ihm (offenbart worden) war. Und Er hat die Thora und das Evangelium herabgesandt als Offenbahrung für die Menschen 4. Vorher schon; und er hat herabgesandt (das Buch zur) Unterscheidung3, (zwischen Gut und Böse). Wahrlich, diejenigen, die nicht an die Zeichen Allahs den Imaan verinnerlichen4, denen wird strenge Strafe zuteil. Und Allah ist allmächtig und vermag sehr wohl zu vergelten.5 3. Unterscheidung, das heißt Trennung, Scheidung, Beweis Erleuchtung Allahs, Offenbarung und letztlich der Qur’an. (Darjabaadi) Dieser Aja weist auf die Tatsache hin, dass alle Bücher, die, die Gesandten Allahs empfangen haben, demselben Ursprung entstammen. Denn es war ja der Einzige, Ewige Allah, der den Qur’an herabgesandt hat, wie zuvor Muusa durch Ihn die Thora und 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, das Evangelium erhielt. In diesem Aja wird auch die Einheit Allahs und die Wahrheit, die, die von Allah herabgesandten Bücher beinhalten, besondern hervorgehoben. Alle diese Bücher haben dieselbe Aufgabe: die Menschen Rechtzuleiten. Dieses Buch (der Qur’an) aber soll eine Entscheidung herbeiführen und Klarheit darüber schaffen, was noch an Wahrheit in den vorangegangenen Büchern Allahs zu finden ist und was von den Besitzern dieser Schriften, teils aus politischen, teils aus ideologischen Gründen, teils auch rein willkürlich entstellt worden ist. (Qutb) 4. Oder: die, die Zeichen Allahs leugnen. (Anmerkung des Übersetzers) 5. Wörtlich: Und Allah ist allmächtig, Herr der Vergeltung, d.h. Er besitzt das Recht, zu vergelten. (Anmerkung des Übersetzers).
5. Vor Allah ist wahrlich nichts verborgen weder auf Erden, noch im Himmel. 6. Er ist es, Der euch im Mutterleib gestaltet6 wie Er will. Es gibt keinen Gott außer Ihm, dem Mächtigen, dem Weisen. 6. Wer außer Allah vermag das Geheimnis zu erfassen, das. das Entstehen neuen Lebens umgibt? Der Hinweis auf das Geheimnis der Geburt ist eine Vorbereitung auf das Wunder und Geheimnis der Geburt 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, von dem ab Aja 3:41 die Rede ist. (Juusuf ‘Allii)
7. Er ist es, Der dir das Buch herabgesandt hat. Darin sind eindeutig klare Ajas7 sie sind die Grundlage8 des Buches und andere, mehrdeutige Doch diejenigen, in deren Herzen (Neigung zur) Abkehr ist, suchen gerade die nicht so klaren (Ajas) heraus, um Verwirrung zu stiften und um sie (nach Gutdünken) zu deuten. Aber niemand kennt ihre Deutung außer Allah. Die aber ein tief begründetes Wissen haben, sagen: "Wir haben den Imaan wahrlich verinnerlicht. Alles ist von unserem Herrn." Doch niemand bedenkt dies außer den Einsichtigen.9 7. Wörtlich: Zeichen. (Anmerkung des Übersetzers). Anm. des Überarbeiters: hier wir wieder klar das man das arabische Wort Aja nicht mit den deutschen Wort Vers gleich zu setzen darf. 8. Hier wird uns ein wichtiger Schlüssel zur Deutung des Qur’an gegeben. Im weitesten Sinn ist er in zwei Teile zu unterteilen, die aber nicht voneinander getrennt sind, sondern ineinander übergehen. Nämlich 1. den Kern oder die Grundlage des Buches, wörtlich "die Mutter des Buches", und 2. den Teil, der bildliche Darstellungen enthält, im übertragenen oder allegorischen Sinn zu verstehen ist. Es mag faszinierend sein, sich mit dem zweitgenannten Teil zu beschäftigen und von unserer Erfindungsgabe Gebrauch zu machen, indem wir versuchen, die tiefe Bedeutung herauszufinden. Doch geht es dabei um so rein spirituelle Dinge, dass die menschliche Sprache dafür nicht ausreicht, obwohl sehr weise Menschen hier und da einen Funken der Erkenntnis erlangen mögen. Doch darf man dabei nie dogmatisch sein, denn die wahre Deutung kennt einzig und allein Allah. Die Kommentatoren verstehen für gewöhnlich unter den "eindeutig klaren" Ajas jene, die, die kategorischen Gebote der Scharii'a (oder das Gesetz) enthalten und die jedermann ohne weiteres verständlich sind. Doch ist die Bedeutung womöglich noch weitgreifender. "Die Mutter des Buches" muss doch gerade jene Grundlage einschließen, auf der jegliches Recht beruht, die Essenz der Botschaft Allahs, im Gegensatz zu den vielfältigen anschaulichen Gleichnissen, Allegorien und religiösen Vorschriften. Wenn wir Bezug nehmen auf 11:1 "A.L.R. (Dies ist) ein Buch mit grundlegenden Ajas, die dann weiter erklärt werden, von Einem Weisen, mit allem Wohlvertrauten" und 39:23 "Allah hat (von Zeit zu Zeit) die schönste Botschaft in Form eines Buches herabgesandt, in sich übereinstimmend, (seine Lehren von verschiedenen Aspekten aus) wiederholend. Die Haut jener, die ihren Herrn fürchten, erzittert darauf; dann glättet sich ihre Haut und ihre Herzen werden ganz sanft, um Allah zu lobpreisen. Das ist die Rechtleitung Allahs...", dann wird uns klar, dass der gesamte Qur’an sowohl Dinge von feststehender und von allegorischer Bedeutung enthält. Der Unterschied besteht nicht in den Ajas, sondern in der ihnen zugeschriebenen Bedeutung. Jeder Aja ist ja nichts anderes als ein Zeichen, ein Symbol: Was er enthält ist etwas, das sich unmittelbar anwenden lässt, und etwas, das ewige, von Zeit und Ort unabhängige Bedeutung hat. Der Weise wird begreifen, dass es eine Essenz und eine Veranschaulichung dieser Essenz gibt, die sich durch das gesamte Buch verfolgen lässt. Wir müssen uns bemühen, zum bestmöglichen Verständnis zu gelangen, aber auch nicht unsere Kräfte verschwenden, indem wir uns über Dinge den Kopf zerbrechen, die unser Begriffsvermögen übersteigen. (Juusuf ‘Allii) 9. Niemand kann sich rühmen, alles zu wissen. Das tun höchstens die Oberflächlichen, denen das bisschen Wissen, das sie sich angeeignet haben, so ungeheuer erscheint, dass sie meinen, es existiere nichts, was sie nicht ohnehin schon wissen. So deuten sie Allahs Wort nach eigenem Gutdünken, das ihnen ihr beschränktes Denkvermögen einflößt. Echte Wissenschaftler dagegen sind viel bescheidener und durchaus bereit, zuzugeben, dass das menschliche Gehirn nicht im Stande ist, jegliche Sachverhalte zu erfassen. Entsprechend ihrer natürlichen Ehrlichkeit vertrauen sie auf die Wahrheit, die von den Worten Allahs ausgeht. (Qutb)
8. Unser Herr, lass unsere Herzen sich nicht abkehren, nachdem Du uns rechtgeleitet hast.10 Gib uns aus Deiner (Gnadenfülle) Barmherzigkeit, denn Du bist ja wahrlich der unablässig Gebende. 10. Nur das Herz mit Imaan vermag den Segen der Rechtleitung zu begreifen und zu schätzen, nachdem es die Irreführung hinter sich gelassen hat. Es ist sich dessen bewusst, dass diese Gabe von Allah kommt und fürchtet sich davor, vom rechten Weg abzuweichen. Wer die Hilflosigkeit der Unsicherheit und Verwirrung auszukosten hatte, weiß den inneren Frieden und die beruhigende Wirkung des tiefen Imaans zu würdigen. (Qutb)
9. Unser Herr, Du wirst gewiss die Menschen zusammenführen an einem Tag, über den es keinen Zweifel gibt. Wahrlich, Allah bricht niemals Sein Versprechen.11 11. Das ist das Gebet jener, die ein fest begründetes Wissen haben. Je mehr sie wissen, um so deutlicher begreifen sie, wie wenig sie um die Tiefen der Wahrheit wissen. Doch sie besitzen Imaan. Jene kleinen Einblicke in die Wahrheit, die sie erlangen können, versuchen sie in ihren Herzen festzuhalten und sie beten zu Allah, dass Er sie davor bewahren möge, von dem abzuweichen, was ihnen an Licht und Einsicht zuteil geworden ist. Auch sind sie ganz sicher, dass sie dereinst zu Allah zurückkehren werden, wo dann alle Zweifel behoben werden. (Juusuf ‘Allii)
Abschnitt 2 10. Wahrlich, denen, die kaafir sind, wird (weder) ihr Vermögen (noch) werden ihre Kinder12 ihnen etwas helfen bei Allah13. Sie sind es, die zur Nahrung des Feuers werden.14 12. Der Qur’an zeigt hier das tatsächliche Krebsgeschwür auf, das sich in die geistige und moralische Vitalität der Kaafir hineingefressen hat. Es ist ihre Versessenheit auf Geld und Nachkommenschaft, die sie davon abhält, sich dem Guten zu verschreiben und Opfer dafür zu bringen, damit es die Oberhand gewinnt. Doch sie haben nicht einmal den Mut, das unumwunden zuzugeben. Um ihre wirkliche Krankheit zu verbergen, sind sie bestrebt, Zweifel und Unsicherheit über die Lehren des Qur’an zu verbreiten. Sie sollten sich besser der Tatsache erinnern, dass Geld und Kinder, um derentwillen sie sich der Wahrheit verschließen, ihnen dereinst gar nichts nützen werden und dass ihnen eine ebensolche Erniedrigung zuteil werden wird, wie den anderen Kaafir, so etwa Pharao und seinem Volk. (Siddiqi). 13. Es wird allgemein erwartet, dass Kinder und Reichtum einem in der Not hilfreich sind und vor großem Unglück schützen. In Wirklichkeit aber werden sie die Strafe Allahs am Jüngsten Tag nicht abwenden können. Nur aufrichtiger Imaan hat vor Allah Gültigkeit als Mittel zur Fürsprache und Fürbitte. (Qutb) 14. Mit dem Ausdruck "Nahrung des Feuers" werden den Frevlern zur Abschreckung ihre Charakteristika als Menschen aberkannt. Stattdessen werden sie mit Holz und anderen Brennstoffen verglichen. (Qutb)
11. (Mit ihnen ist es) wie mit dem Volk Pharaos und denen, die vor ihm waren. Sie verwarfen Unsere Zeichen als Lüge. Da kam (die Strafe) Allahs über sie wegen ihrer Schuld. Und Allah ist streng im Strafen. 12. Sprich zu denen, die kaafir sind: "Bald schon werdet ihr besiegt sein15 und in der Hölle zusammengeschart werden was für eine schlechte Ruhestätte!" 15. Gemeint sind hier die Kaafir, die nicht von ihrer Feindseligkeit gegen den Islam abstehen wollen. Ihnen wird gesagt, dass ihre Bestrafung unmittelbar bevorsteht und dass sie nicht lange zu warten haben werden. Sie werden dann von der kleinen Schar der Muslime besiegt werden, auf die sie verächtlich herunterzuschauen pflegten. Historisch mag sich das entweder auf die Kaafir von Mekka beziehen, die in der Schlacht von Badr eine so völlige Niederlage hinnehmen mussten, oder auf die Juden von Medina, die ständig auf ihre materielle Überlegenheit und ihre militärische Schlagkraft pochten und doch schon so rasch überwältigt wurden. In beiden Fällen war die Erfüllung der so deutlich und mutig gemachten Voraussage, die eigentlich gänzlich im Widerspruch zu den damaligen augenscheinlichen Tatsachen stand, in sich selbst eine überzeugende Rechtfertigung für die Behauptung des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm. (Darjabaadi)
13. Schon ist euch ein Zeichen zuteil geworden in den beiden Scharen, die aufeinandertrafen.16 Die eine Schar kämpfte auf dem Pfad Allahs, die andere war kaafir. Sie sahen mit eigenen Augen (ihre Gegner) doppelt (so zahlreich). Und Allah stärkt mit Seinem Beistand wen Er will. Wahrlich, darin ist ein lehrreiches Beispiel für die, die wohl zu sehen vermögen. 16. Es wird allgemein angenommen, dies sei ein Hinweis auf die Schlacht von Badr, die in der dritten Woche des Monats Ramadaan im Jahr 2 nach der Hidschra stattfand. In dieser Schlacht überwältigten etwas mehr als 300 ungenügend ausgerüstete Muslime unter der Führung des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, eine gut bewaffnete Armee von Mekkanern, die aus fast 100, Mann, 700 Kamelen und 100 Pferden bestand, und besiegte sie vollständig. Das war die erste Schlacht zwischen den kaafir Quraisch und der jungen Muslim -Gemeinschaft von Medina. Einige Kommentatoren vertreten die Ansicht, dass diese Stelle allgemeingültige Bedeutung hat und sich auf Vorgänge bezieht, die schon häufig in der Geschichte zu beobachten waren, dass nämlich eine zahlenmäßig schwache und schlecht ausgerüstete Schar von Menschen, die von der felsenfesten Überzeugung beseelt ist, für eine gerechte Sache zu kämpfen, durchaus den Sieg davontragen kann über einen weitaus zahlreicheren Feind, dem es an einer solchen Überzeugung mangelt. (Asad)
14. Anziehend erscheint den Menschen die Liebe17 zu Begehrenswertem: zu Frauen und Söhnen, aufgehäuften Reichtümern an Gold und Silber, und zu ausgezeichneten Pferden und Viehherden und Saatfeldern.18 Dies sind Genüsse19 für das diesseitige Leben. Doch bei Allah ist die schönste Heimstatt. 17. Durch das sie auf die Probe gestellt werden. (Darjabaadi) 18. Hier werden die Freuden dieser Welt aufgezählt: Frauen zum Lieben, Söhne als Quelle der Kraft und des Stolzes, gehortete Reichtümer, mit denen sich alle erdenklichen Luxusgüter beschaffen lassen, die besten Rennpferde und Herden, die von jeher als Zeichen des Wohlstands angesehen worden sind, sowie wohlbestellte Saatfelder. Analog dazu können wir in unserem Maschinen Zeitalter Traktoren, Autos, Flugzeuge und dergleichen mehr hinzufügen. (Juusuf ‘Allii) 19.Wörtlich: Dies ist (aber nur) eine Versorgung ...(Anm. d. Übers.)
15. Sprich: Soll ich euch Kunde geben von etwas Besserem als diesem?20 Für diejenigen, die mutaqi sind, werden (dereinst) Gärten sein bei Ihrem Herrn, durch die Ströme fließen!21 Dort werden sie (ewig) verweilen, und sie werden Gefährtinnen von vollkommener Reinheit haben und das Wohlgefallen Allahs. Und Allah kennt (Seine) Diener wohl.22 20. Das Versinken in weltlichen Genüssen und das ungehemmte Ausleben der eigenen Begierden und Triebe lenkt den Menschen von höheren Betrachtungen ab. Da diese Neigungen und Triebe angeboren, also natürlich sind und vom Schöpfer dazu bestimmt, das Leben zu erhalten, rät der Islam, sie nicht zu unterdrücken oder gar abzutöten. Sie sollen lediglich gezügelt und in geordnete Bahnen gelenkt werden, so dass der Mensch sie im Griff hat und nicht sie ihn. Die Genüsse des Jenseits, die hier auf Geheiß Allahs den Menschen vom Propheten vergleichbar den irdischen Annehmlichkeiten verkündet werden, unterscheiden sich dennoch grundlegend von allem, was dem Menschen auf Erden zuteil werden kann. Denn während das Schöne im Jenseits nur denen zugute kommt, die Allah fürchten und anbeten, stehen die irdischen Wohltaten jedem Menschen offen. (Qutb) 21. Dies ist das Gegenbild zum letzten Aja. Wenn das Feuer hier zum Symbol der Bestrafung wird, dann ist der Garten das Symbol für die Glückseligkeit. Und was kann entzückender sein als ein Garten, in dem man von einer malerischen Anhöhe aus eine bezaubernde Landschaft um sich herum betrachten kann? -Ströme und Bäche, in denen kristallklares Wasser dahinplätschert und Obstbäume, die, die wunderbarsten Früchte tragen. So ist die Frucht des Guten zwar Gleicherweise Gutes, doch von noch erlesenerer, sich ständig steigernder Herrlichkeit. Man meint, es sei dasselbe, doch dies scheint nur so zu sein, weil man den Maßstab früherer Erfahrungen und Gedankenverbindungen anlegt. Und dann gibt es dort Gefährten und Gefährtinnen von Reinheit in höchster Vollkommenheit. Die Gemeinsamkeit bezieht sich sowohl auf das männliche als auch auf das weibliche Geschlecht, gemessen an unserer materiellen Welt. Die Sinne umfassende Glückseligkeit ist dabei nicht nur eine zeitlich begrenzte Hochstimmung, sondern sie wird über irdische Zeitbegriffe hinaus ewig andauern. 22. Es gibt noch etwas, das höher zu bewerten ist als jedwede Annehmlichkeiten, und zwar Allahs Wohlwollen. Dieses Wohlwollen beinhaltet Liebe Allahs und Zärtlichkeit und überwiegt alle Annehmlichkeiten dieser und der künftigen Welt. "Und Allah kennt (Seine) Diener wohl". Das heißt, Er kennt ihre Eigenheiten und weiß, welche Neigungen und Wünsche sie haben. Dementsprechend weiß Er auch, welcher Rechtleitung und Eingebung sie bedürfen, um den geraden Weg einzuschlagen. (Qutb)
16. Diejenigen, die sagen: Unser Herr, wir haben den Imaan wahrhaftig verinnerlicht. Darum verzeih uns unsere Schuld und verschone uns vor der Strafe des Feuers. 17. Die Geduldigen,23 die Wahrhaftigen, die Demütigen, die spenden (von ihrem Hab und Gut) und um Verzeihung bitten in der Zeit vor der Morgendämmerung.24 23. Gemeint sind die Geduldigen, die Standhaften und die sich selbst in der Gewalt haben. Siehe auch Fußnote 60 zu Suura 2 Aja 45. (Juusuf ‘Allii) 24. Dies sind die grundlegenden Tugenden eines wahrhaftigen Mu´min: Er sollte erstens geduldig und standhaft sein in seinem Eintreten für die Sache Allahs und sich weder durch Schwierigkeiten noch durch Versuchungen davon abbringen lassen. Zweitens sollte er wahrhaft sein, auch unter widrigsten Umständen, und sich weder durch äußeren Druck noch durch materielle Überlegungen von dieser Wahrhaftigkeit abhalten lassen. Drittens sollte er sein ganzes Leben der Liebe zu Allah widmen. Diese Ergebenheit und Demut vor Allah ist verbunden mit vollkommener Zufriedenheit und dem Bewusstsein, dass er sich das höchste Ziel gesetzt hat, indem er sich der Liebe Allahs verschreibt. Viertens sollte ein wirklich religiös gesinnter Mensch immer bereit sein, seinen Besitz Allah zuliebe hinzugeben. Und fünftens sollte er ständig in Verbindung stehen mit Allah, aber aus echter Demut heraus, die ihn dazu anhält, unablässig um Allahs Vergebung für die eigenen Fehler zu bitten. Die Zeit vor der Morgendämmerung wird sowohl im Qur’an wie auch vom Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, dem Mu´min als besonders wichtige Gebetszeit anempfohlen. Er steht dann in nächtlicher Stille, ohne von jemandem gesehen zu werden vor seinem Herrn und fühlt sich Ihm so nahe, dass er dadurch zu einer tief greifenden Weiterentwicklung seines geistigen Selbst gelangt. Das hier für die Zeit vor der Morgendämmerung verwendete arabische Wort kann aber auch das "Innerste des Herzens" bedeuten. Es ist durchaus denkbar, dass hier beide Bedeutungen eingeschlossen sind, die Zeit vor der Morgendämmerung und die vollkommene Hingabe des Herzens. (Siddiqi) Qutb schreibt zu dieser besonders gesegneten Zeit des Gebets: "Es ist der Zauber jener Nachtphase kurz vor der Dämmerung, in der die Luft klar, sanft und anheimelnd ist, so dass einen eine von zarten Gefühlen erfüllte Stimmung überkommt. Fällt das Bitten um Vergebung gerade in diese Zeit, so ist die Allgegenwärtigkeit des Schöpfers besonders spürbar."
18. Allah bezeugt,25 dass es keine Gottheit außer Ihm gibt (ebenso wie) die Engel und die Wissenden26 Er ist der Wahrer der Gerechtigkeit. Es gibt (wahrhaftig) keine Gottheit außer Ihm, dem Allmächtigen, dem Weisen.27 25. Durch Seine Offenbarungen und die Beschaffenheit Seiner Schöpfung, die ein klarer Beweis dafür ist, dass sie von einer bewusst planenden Kraft hervorgebracht wurde und dass ihr ein ethischer Sinn innewohnt. (Siddiqi) Eigentlich bedarf es der Bezeugung Allahs, dass es außer Ihm keine andere Gottheit gibt, überhaupt nicht, denn dies ist ja die Überzeugung jedes Mu´mins. Tatsache ist aber, dass die Buchbesitzer zwar sagen das es Allah gibt, Ihm aber gleichzeitig einen Sohn und oder Teilhaber zur Seite stellen. Ja selbst Polytheisten glauben im Grunde an Allah, doch halten sie eigensinnig daran fest, an mehrere Gottheiten zu glauben. Wenn all diesen Menschen vor Augen geführt wird, dass Allah selbst Seine Alleinigkeit bezeugt, so könnte dies großen Eindruck auf sie machen und sie dazu bringen, ihre Vorstellungen zu berichtigen. (Qutb) 26. Allah Selbst spricht zu uns durch Seine (von Engeln überbrachten) Offenbarungen und durch Seine Schöpfung, denn alles in der Natur lobpreist Ihm. Kein denkender Mensch kann, wenn er sich ernsthaft damit befasst, Zeugnis dafür in seinem Herzen und Gewissen zu finden. All das deutet auf die Einigkeit Allahs hin, auf Seine Erhabenheit und Seine Weisheit. (Juusuf ‘Allii) 27. Alle mit Wissen um die Wirklichkeit begabten Menschen haben übereinstimmend seit Anbeginn ihres Erdendaseins bis zum heutigen Tag bezeugt, dass Allah allein der Herr und Schöpfer des gesamten Universums ist.( Mauduudi) Hier wird im selben Aja zum zweiten Mal auf die Einzigkeit Allahs hingewiesen, wobei zugleich Seine Allmacht und Weisheit hervorgehoben wird. Diese beiden Eigenschaften Allahs sind unerlässlich zur Wahrung der Gerechtigkeit. Denn Gerechtigkeit beruht darauf, dass die richtigen Anordnungen getroffen werden und dass diese dann auch durchgesetzt werden können. (Qutb)
19. Wahrlich, die (wahre) Lebensweise vor Allah ist der Islam28 Und diejenigen, denen das Buch gegeben worden war, wurden erst aus Missgunst untereinander uneins, nachdem das Wissen zu ihnen gekommen war29 Doch wer nicht an die Zeichen Allahs den Imaan verinnerlicht, (bei dem) ist Allah wahrlich schnell im Berechnen. 28. Der Islam ist weder ein Schlagwort noch ein Aushängeschild, weder etwas Eingebildetes noch eine einfache Aneinanderreihung vom Ritualen, die man im Gebet, bei der Pilgerfahrt oder beim Fasten verrichtet. Islam ist Hingabe, Gehorsam und Folgsamkeit gegenüber Allah. (Qutb) Das heißt, dass es vor dem Angesicht Allahs nur eine richtige Weltordnung und Lebensweise für den Menschen gibt, und zwar diese: dass der Mensch Allah allein anbeten, Ihm als seinen Herrn anerkennen und sich einzig und allein Ihm hingeben soll in seinem 'Ibaada. Er sollte nicht seine eigene Form von 'Ibaada erfinden, sondern sich ganz der Rechtleitung anvertrauen, die Allah durch Seine Gesandten offenbart hat, ohne etwas hinzuzufügen oder wegzulassen. Diese Denk- und Lebensweise wird "Islam" genannt. Und es ist selbstverständlich, dass der Herr des Universums bei Seinen Untertanen, die ja Seine Geschöpfe sind, nichts anderes als den Islam gelten lässt. (Mauduudi) 29. Das heißt, dass ursprünglich der Islam und nichts anderes als der Islam von jedem Gesandten auf Erden verkündet worden ist, zu welcher Zeit dieser auch immer gelebt haben mag. Später verfälschten dann die Menschen diese Offenbarungen um ihrer persönlichen Interessen willen. (Mauduudi) Die Buchbesitzer vermengten nicht nur das Wesen Allahs mit dem Wesen 'Isas sondern auch den Willen Allahs mit dem von Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Sie unterschieden sich hinsichtlich ihrer Interpretation so stark voneinander, dass sie sich oft bekriegten oder gar töteten. Der Grund dieser Uneinigkeit war, wie Allah in diesem Aja verdeutlicht, nicht ihre Uneinigkeit über die Alleinigkeit Allahs, sondern vielmehr ihre Missgunst untereinander, die sie von den Geboten Allahs abwendig machte. Ein Autor unserer Tage, der, der christlichen Religion angehört, vertritt die Meinung, dass die politischen Strömungen an den verschiedenen religiösen Richtungen Schuld tragen. So sei der Hass Ägyptens, Syriens und anderer Gebiete gegen die Römer seiner Zeit die Ursache für die Ablehnung des Römischen Reichs gewesen. Das Streben einiger Kaiser, ihr zerbrechendes Reich wieder zu einen, habe seinen Höhepunkt darin gefunden, dass sie eine Konfession "der Mitte" begründeten, die ihrer Ansicht nach die verschiedenen Tendenzen beinhalte. Als ob die Religion ein Spiel sei, das für politische und nationale Interessen zurechtgebogen werden kann! Diese Bestrebungen stellten eine große Ungerechtigkeit dar, die wissentlich und absichtlich begangen wurde. (Qutb)
20. Und wenn sie mit dir Wortgefechte führen30 (wollen), dann sprich: "Ich habe mich ganz Allah ergeben,31 ebenso wie die, die mir folgen. Und sprich zu denjenigen, denen das Buch gegeben worden ist und zu den Ungebildeten:32 Wollt ihr euch (Allah) ergeben?" Und wenn sie sich ergeben, dann sind sie gewiss rechtgeleitet.33 Doch wenn sie sich abwenden, so obliegt dir wahrlich nur die Verkündigung der Botschaft. Und Allah sieht Seine Diener wohl. 30. Hier sollte man wohl sinngemäß ergänzen: "Wenn sie mit dir Wortgefechte oder Streitgespräche über Islam führen ..." (Qutb) 31. Das heißt, ich habe meine Seele und mich selbst ganz und gar Allah ergeben. Das ist das Wesentliche am Islam die vollkommene Ergebenheit in den Willen Allahs. Wörtlich heißt es: Ich habe mein Angesicht Allah ergeben in der Bedeutung "ich bin Muslim geworden". Angesicht wird hier verwendet, weil es der edelste Teil des Menschen ist. (Darjabaadi) 32. Die, die nichts von den Schriften wissen. Nach Imam Ra’si bezieht sich dies auf die Menschen, die keine eigene Offenbarungsschrift besitzen. (Siddiqi) 33. Buchbesitzer und Götzendiener werden hier gleichermaßen aufgefordert, sich zum Islam in seiner ganzen Bedeutung zu bekennen. Sie sollten die Einzigkeit Allahs anerkennen und dementsprechend handeln und sich verhalten. (Qutb)
Abschnitt 3 21. Wahrlich, jene, die nicht an die Zeichen Allahs den Imaan verinnerlichen und die Propheten ohne Recht34 töten und diejenigen töten, die unter den Menschen Rechtschaffenheit gebieten35, denen bringe Kunde36 von einer schmerzlichen Strafe. 34. Das Töten von Propheten kann niemals rechtens sein. Ebenso wenig das Morden von Menschen, die zur Rechtschaffenheit aufrufen. Gemeint sind die, die andere zur Befolgung der Gesetze Allahs auffordern, denn nur dadurch wird völlige Gerechtigkeit gewährleistet. (Qutb) 35. Beispiele für ungerechterweise getötete Propheten sind Abel und Sekariijaa (Zacharias bibl. Name) sowie Jachja (Johannes bibl. Name), Allahs Segen und Frieden auf ihnen allen. "Darum: siehe, ich sende zu euch Propheten und Weise und Schriftgelehrte; und von ihnen werdet ihr einige töten und kreuzigen, und einige werdet ihr geißeln in euren Synagogen und werdet sie verfolgen von einer Stadt zur andern, damit über euch komme all das gerechte Blut, das vergossen ist auf Erden, von dem Blut des gerechten Abel an bis auf das Blut des Secharja, des Sohnes Berechjas, den ihr getötet habt zwischen Tempel und Altar." Neues Testament Matthäus 23:34-35
Das
Ende Johannes des Täufers Beispiel für einen gerechten Mann bei einem anderen Volk, der zur Rechtschaffenheit aufrief und getötet wurde, ist der griechische Philosoph Sokrates. (Juusuf ‘Allii) Aus den geschilderten Merkmalen lässt sich entnehmen, dass hier die Juden gemeint sind, da diese sich im Verlauf ihrer langen Geschichte solcher Mittel tatsächlich bedient haben. Es liegt aber auch die Vermutung nahe, dass sich der Aja auf die Machthaber des Römischen Reiches bezieht, die sich Christen nannten. Sie brachten bekanntlich Tausende von Anhängern anderer christlicher Glaubensrichtungen um, die sich zum Monotheismus bekannt und Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, für nichts weiter als einen Menschen gehalten hatten. Sie töteten also Menschen, die zur Wahrheit und Rechtschaffenheit aufgerufen hatten. Doch besitzt dieser Aja Allgemeingültigkeit, betrifft all jene, die sich zu derartigen Untaten hinreißen lassen. (Qutb)
22. Sie sind diejenigen, deren Taten nutzlos sein werden in dieser Welt und im Jenseits. Sie werden keine Helfer haben.36 36. Wörtlich: frohe Botschaft. Hier soll den Kaafirs auf ironische Weise das Ergebnis ihrer Missetaten vergegenwärtigt werden, über die sie heute noch Vergnügen empfinden und die sie für etwas "Nettes" halten. (Mauduudi)
23. Hast du nicht jene gesehen, denen ein Teil des Buches38 gegeben worden ist? Sie wurden zum Buch Allahs aufgerufen, um (damit) untereinander zu richten.39 Doch dann wandten sich einige von ihnen in Widerwillen ab.40 37. Es gibt keine Macht, die Gutes aus falsch ausgerichteten Bemühungen hervorzubringen vermag. Alles, was ihnen Vermeintlicherweise in dieser oder der künftigen Welt helfen soll, wird ihnen letztlich doch keinerlei Nutzen bringen können. (Mauduudi) 38. Es gibt in Wirklichkeit nur ein Buch Allahs, wobei die Thora der Juden und das Evangelium der Christen nur einen Teil dieses einen Buches darstellen. Den Muslimen schließlich wurde das gesamte Buch offenbart, denn der Qur’an beinhaltet nicht nur die Grundlagen sämtlicher Religionen, sondern noch viel weitergehende Prinzipien. (Qutb) 39. Das heißt, sie sollen das Buch Allahs als höchste Autorität anerkennen und sich seinen Anweisungen fügen. Mit dem Buch sind die Thora und das Evangelium gemeint und mit denen, die einen Teil des Buches erhalten haben, die Juden und die Christen. (Mauduudi) 40. Hier kommt Befremden über jene zum Ausdruck, die einen Teil des Buches Allahs erhielten. Wenn es aber darum ging. entsprechend diesem Buch untereinander zu richten und ihr Leben dem gemäß zu regeln, dann waren sie nicht bereit, dieser Aufforderung nachzukommen. Doch ihre diesbezügliche Weigerung steht in krassem Widerspruch zu ihrer Behauptung, an Allah und Sein Buch den Imaan zu verinnerlichen. (Qutb)
Abschnitt 3 24. Dies wen sie sagen: "Das Feuer wird uns nicht berühren, außer auf gezählte Tage."41 Doch was sie erlogen haben, hat sie in ihren Diin irregeleitet.42 41. Da sich solche Leute für die Auserwählten Allahs halten, meinen sie, dass sie sowieso ins Paradies eingehen werden, einerlei was sie getan haben. Und selbst wenn sie das Höllenfeuer sollten kosten müssen, werde es nur für wenige Tage sein, dann sei ihnen das ewige Paradies zugedacht. Durch solche irreführende Gedankengänge ließen sie sich zu den schlimmsten Untaten hinreißen und luden ohne Angst vor den Folgen verabscheuungswürdige Sünden auf sich, bis sie schließlich sogar die Wahrheit bestritten und keinerlei Furcht vor Allah dabei empfanden. (Mauduudi) 42. Der Grund für die widerspenstige Haltung der Buchbesitzer liegt darin, dass sie nicht ernstlich an Allahs Vergeltung und an die Begegnung mit Ihm am Jüngsten Tag den Imaan verinnerlichen, wenn die Gerechtigkeit ihren Lauf nehmen wird, ohne jemanden zu bevorzugen oder benachteiligen. Tatsächlich ist es ausgeschlossen, dass sich die Furcht vor dem Jenseits und das Schamgefühl vor Allah mit der Abkehr vom Buch Allahs in ein und derselben Seele zusammenfinden kann. (Qutb)
25. Doch was (wird sein),43 wenn Wir sie zusammenführen werden an einem Tag, über den es keinen Zweifel gibt und (an dem) jeder Seele das zurückerstattet wird, was sie erworben hat? Und es wird ihnen kein Unrecht zugefügt. 43. Was wird sein? Darin liegt eine Drohung, vor der sich das Herz eines Mu´mins fürchtet eingedenk des Ernstes dieses Tages. Diese Drohung richtet sich gegen alle Kaafirs und Buchbesitzer, ebenso wie gegen diejenigen, die von sich behaupten, Muslime zu sein, die den Islam aber -und somit die Hingabe an Allah in ihrem Leben nicht in der Tat umsetzen. (Qutb)
26. Sprich: ,,O Allah, Herr der Herrschaft!“44 Du gibst die Herrschaft wem Du willst und Du entziehst die Herrschaft wem Du willst. Du machst mächtig wen Du willst und Du demütigst wen Du willst.45 In Deiner Hand ist (alles) Gute. Wahrlich, Du hast Macht über alle. Dinge.46 44. Dies ist ein wunderbares Gebet voll tiefer Bedeutung, sowohl im wörtlichen wie auch im mystischen Sinn. Mittelpunkt sind die Worte: "In Deiner Hand ist (alles) Gute." -Was ist dieses Gute? Es kann nichts anderes sein als Allahs Wille. Wenn wir uns also in den Willen Allahs fügen und uns der wahre Islam von innen heraus erleuchtet, dann vermögen wir das höchste Gute wahrzunehmen. Der Muslim muss ständig bestrebt sein, den Willen Allahs zu erkennen, bis diese Erkenntnis ihn wie ein Schutzwall umgibt. Dann kann ihm das Böse nichts mehr anhaben. Das Böse ist die Negation des Willens Allahs. Das Gute ist in Übereinstimmung mit Allahs Willen. Mit dieser Erkenntnis im Herzen wird der Muslim sich nicht ungeduldig gegen das auflehnen, was ihm Kummer und Schmerz bereitet. Denn er weiß ja. "Allah ist in Seiner Welt" und Allah ist gut. Allahs Wille und Sein Plan sind ein und dasselbe und nichts daran ist zufällig. Auch wenn wir den gesamten Willen oder Plan Allahs nicht begreifen, so besitzen wir doch den unerschütterlichen Imaan: alles ist, wird und muss letztendlich richtig sein, so wie es ist. (Juusuf ‘Allii) 45. Allah beantwortet uns in diesem Aja eine eigentlich noch gar nicht gestellte, und doch anklingende Frage, die sich erhebt, wenn man beobachtet, wie sich in dieser Welt um einen herum die Kaafir und Ungehorsamen höchsten Wohlergehens erfreuen, während die gehorsamen Diener hungern oder sonstige Schwierigkeiten zu erdulden haben. Welche Weisheit liegt also in der Ungleichheit dieser beiden Gruppen? Als diese Suura offenbart wurde (im Jahr 3 nach der Hidschra) waren unser Prophet Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und seine Gefährten solchem Druck von allen Seiten ausgesetzt, dass sich viele der Betroffenen eben diese Frage stellten. Die Antwort steckt in diesen Ajas: Allah, Dem alle Herrschaft und Macht, alle Reichtümer und alles Wohlergehen gehört, gibt davon wem Er will. Die Muslime sollten sich nicht über Ungleichheiten grämen, denn Allah ist ja allwissend, allweise und Er gibt Reichtum wem immer Er ihn zugedacht hat. Darum sollte dieser Reichtum auch nicht als Maßstab für Achtung oder Freundschaft dienen. Dementsprechend wird den Mu´mins auch im übernächsten Aja ans Herz gelegt, sich nicht die wohlhabenden Kaafir zu Freunden zu nehmen. (Mauduudi) 46. Er ist der einzige Gott und somit der einzige Herrscher. Er gibt oder besser gesagt verleiht einen Teil Seiner Herrschaft an wen Er will. Dies geschieht nicht ohne Bedingungen und Rechtleitung, die der Beschenkte zu befolgen hat. Weicht er vom rechten Weg ab, so entzieht Allah ihm das Vertrauen wieder. Überdies hat er sich vor Allah am Jüngsten Tag zu verantworten. Da Allah Seine absolute Macht, das Geben und Nehmen, das Erhöhen und Demütigen mit größter Gerechtigkeit ausübt, kann nur das Beste für die Menschheit daraus entstehen. (Qutb)
27. Du lässt die Nacht in den Tag übergehen und lässt den Tag in die Nacht übergehen und Du bringst das Lebendige aus dem Toten hervor und das Tote aus dem Lebendigen.47 Und Du überhäufst mit Deiner Gnade wen Du willst ohne zu rechnen.48 47. Die bildliche Darstellung des Ineinandergreifens, des allmählichen Ineinanderübergehens der Tages- und Nachtabläufe, ebenso wie das Hervorbringen des Lebendigen aus dem Toten und umgekehrt deutet ohne Zweifel auf das Werk Allahs hin. Dabei kann sowohl der Wechsel der Jahreszeiten wie auch der von Tag und Nacht gemeint sein. Beim Tageswechsel strömt die Finsternis der Nacht in die Helligkeit des Tages hinein und es wird langsam dunkel. Und am Morgen fließt die Helligkeit des Tages in die Dunkelheit der Nacht. Der Winteranfang kündigt sich dadurch an, dass die Nacht dem Tag Stück für Stück abnimmt und ihn somit kürzt. Umgekehrt verlängert sich der Tag aus der Nacht, je mehr der Sommer herannaht. Ähnliches geschieht mit dem Leben und dem Tod. In jedem Lebewesen wiederholt sich fortwährend dieser Vorgang: Zellen sterben ab und vergehen und neue werden ins Leben gerufen. Dies geschieht im Körper, bis er stirbt. Seine toten Zellen lösen sich in Partikelchen auf, die wiederum in einen anderen, neuen Körper eingehen und diesem dadurch das Leben ermöglichen. Kein Mensch kann jemals behaupten, dass diese geheimnisvollen Abläufe rein zufällig und ohne genaue Planung vor sich gehen. Und schon gar nicht, dass er selber ihre Fäden in Händen hält. (Qutb) 48. Die einzige wahre Wirklichkeit ist Allah. Alles hat von Ihm seinen Ausgang. Damit wir in unseren kleinkrämerischen Gedanken nicht darüber nachsinnen, was "mehr oder weniger" ist, wird uns gesagt, dass Allah mit seiner Gnade überhäuft wen Er will ohne zu rechnen. (Juusuf ‘Allii)
28. Lasst nicht die Mu´mins sich die Kaafirs zu Verbündeten49 nehmen anstelle von Mu´mins. Und wer das tut, hat nichts, aber auch gar nichts mit Allah gemein - es sei denn, ihr schützt euch damit vor ihnen.50 Doch Allah ermahnt euch, vor Ihm auf der Hut zu sein,51 denn bei Allah ruht der Ausgang (aller Dinge). 49. Wörtlich: zu Freunden. Das arabische Wort, im Qur’an "Auwlijaa" أَوْلِيَا , bedeutet jedoch nicht nur "Freunde", sondern auch "Vertraute" oder "Verbündete". Und das arabische Wort "min duuni" مِن دُوْنِ bedeutet nicht nur "anstelle", sondern, dass diese Freundschaft nicht zum Schaden oder Nachteil der Mu´mins gereichen darf. (Anm. d. Übers.) Gemeint waren in erster Linie die Mu´mins von Medina, die ihre Handels- und verwandtschaftlichen Beziehungen zu den Kaafir in Mekka unter dem Vorwand aufrechterhielten, dass sie dadurch Schaden von sich abwenden wollten. Dadurch schufen sie jedoch eine Lage, die den Zusammenhalt und die Stärke der islamischen Gemeinschaft bedrohte. Allah weiß, ob die Menschen das eine oder andere aus wirklicher Furcht vor Repressalien tun, oder ob sie dies nur vorgeben. (Qutb) Wenn die Religion etwas ganz Grundlegendes ist in unserem Leben, dann wird unser Zusammenhalt und unsere Freundschaft ganz natürlich auf jene ausgerichtet sein, die unsere Religion mit uns teilen. "Schlechter Umgang verdirbt die guten Sitten", und schlechte Gesellschaft kann den Imaan unterhöhlen. In unseren üblichen alltäglichen Angelegenheiten werden wir dazu aufgefordert, eher um die Hilfe von Muslime als von Kaafir bemüht zu sein. Nur so kann unsere Gemeinschaft stark und gut durchorganisiert und von Einigkeit beseelt sein. Wo sich jedoch die Frage nicht ergibt, wem der Vorzug zu geben Sei, oder wenn wir zu unserem eigenen Schutz die Unterstützung jener anzustreben haben, die unserer Religion nicht angehören, so ist das durchaus zulässig, Jedenfalls aber dürfen wir unsere Brüderlichkeit nicht unterminieren. Vielmehr müssen wir stets bestrebt sein, sie zu stärken. (Juusuf ‘Allii) 50. Wörtlich: "Es sei denn, ihr fürchtet von ihnen etwas, was zu befürchten ist." Samasari schreibt dazu: "Außer ihr habt Grund zu befürchten, dass sie euch etwas antun könnten, vor dem ihr euch hüten müsstet." (Asad) Den Muslimen ist gestattet, gesellschaftliche Beziehungen mit Kaafir zu pflegen, sofern diese ihnen nicht feindlich gesinnt sind. Nur auf dieser Grundlage ist es den Muslimen erlaubt, Bündnisse mit kaafir Staaten einzugehen, die allerdings in keiner Weise die Interessen der Muslime beeinträchtigen dürfen. Bedeutungsvoll ist, was dazu in Al-Manar steht: dass nämlich Verträge mit Kaafir verboten sind, wenn der Islam dadurch erniedrigt wird oder die Muslime in irgendeiner Form einen Verlust dadurch erleiden oder in ihrem Ansehen herabgesetzt werden. (Siddiqi) Nachdem in den vorangegangenen Ajas von Allahs absoluter Macht über die ganze Welt ausführlich die Rede war und von Seiner uneingeschränkten Verfügungsgewalt über sie, stellt sich nun die Frage: Wozu brauchen wir eigentlich Beziehungen zu denen, die gegen Allah sind? Die Muslime werden davor gewarnt, solche zu Vertrauten zu nehmen, die sich von Allah und Seinen Gesetzen abgewandt haben. Wer dies trotzdem tut, entfernt sich von Allahs Pfad und bricht jegliche Verbindung zu Allah und den Islam ab. Wer aber den freundschaftlichen Umgang mit jenen sucht, die seine Religion nicht bekämpfen, auch wenn sie ihm nicht angehören, so ist dies nicht grundsätzlich verboten. (Qutb) 51. Denn Ihm werden die Menschen dereinst gegenüberstehen. Darum sollten sie sich vor Seinem Unmut hüten, der über sie kommen würde, wenn sie Seine Gebote übertreten und sich mit Seinen Widersachern anfreunden würden. (Darjabaadi)
29. Sprich: "Ob ihr geheim haltet, was in euren Herzen52 ist oder es offenbart, Allah weiß es53 Und Er weiß, was in den Himmeln ist und auf Erden und Er hat Macht über alle Dinge. 52. Wörtlich: in euren Brüsten (Anm. d. Übers.) 53. Es ist wohl möglich, dass der vorliegende Aja mit dem vorangehenden sachlich zusammengehört. Der Hinweis darauf, dass Allah auch die verborgenen Gedanken kennt, wäre dann speziell für diejenigen Muslime bestimmt, die insgeheim mit den Kaafir Freundschaft halten wollen. (Paret)
30. An dem Tag, an dem jede Seele vorfinden wird, was sie an Gutem getan hat und was sie an Bösem getan hat, möchte sie (gewiss allzu gern), dass zwischen ihr und ihm54 ein weiter Abstand wäre. Und Allah ermahnt euch, vor Ihm auf der Hut zu sein. Doch Allah ist überaus gütig gegen (Seine) Diener." 54, Hier wird dem Menschen lebhaft vor Augen geführt, was in ihm vorgeht, wenn er mit seinem Tatenkonto konfrontiert wird: Es kommt in ihm der Wunsch auf, dieser Tag -und vor allem: seine Sünden lägen weit, weit weg. Ein Zeichen der Güte und Barmherzigkeit Allahs ist, dass Er niemanden bestraft, den Er zuvor nicht ausreichend ermahnt und gewarnt hat. (Qutb)
Abschnitt 431. Sprich: "Wenn ihr Allah (wahrhaft) liebt, so folgt mir, dann wird Allah euch lieben und euch eure Schuld verzeihen.55 Und Allah ist verzeihend, barmherzig." 55. Die Liebe zu Allah bleibt weder lediglich ein leidenschaftliches Gefühl, noch ein bloßes Lippenbekenntnis, wenn sie in Taten umgesetzt wird. indem man sie mit der Befolgung der Gebote Allahs und der Worte des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, verknüpft. (Qutb)
32. Sprich: "Gehorchet Allah und dem Gesandten.,,56 Doch wenn sie sich abwenden,57 so liebt Allah die Kaafirs nicht. 56. Der von Ihm beauftragt worden ist, der Menschheit die rechte Weise des 'Ibaada beizubringen, nämlich sich Seinem Willen zu ergeben, wie es der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, vorgelebt hat, und Ihn anzubeten, wie er es gepredigt hat. Die Anbetung Allahs, und einzig und allein Allah ist das hohe Ziel des menschlichen Lebens, doch wie das zu geschehen hat, kann der Mensch nur durch die Offenbarung wissen. die ihm durch die Gesandten überbracht worden ist, nicht aber durch Heranziehen des menschlichen Verstandes, (Darjabaadi) 57. Paret verweist auf die Ajas 24:54, 65: 12, 5:9 und 8:20 und meint, auf Grund der angeführten Belege handle es sich bei "tawallau" تَوَلَّوْ um die 2. Person Jussiv. nicht um die 3. Person Perfekt. Demnach müsste es heißen: "Doch wenn ihr euch abwendet" (Anm. d. Übers.) "Wenn sie sich abwenden und Seine Gebote übertreten." Dieser Satz weist darauf hin, dass solches Handeln eine Form des Leugnens und des Kufrs ist. Allah liebt solche Kaafir nicht, und mögen sie noch so sehr ihre Liebe zu Allah beteuern. (Qutb)
33. Wahrlich, Allah58 hat Adam und Nuuch und die Familie Ibraahiims und die Familie 'Imraans vor den Menschen in aller Welt auserwählt.59 58. Diese Ajas wurden im Jahr 9 nach der Hidschra offenbart, als eine Abordnung des christlichen Staates Nadschran, der zwischen dem Hidschas und Jemen lag, unseren Propheten Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, besuchte. Dieser Staat hatte nicht vor, sich mit Waffengewalt gegen das sich ständig ausweitende islamische Reich zu wehren. Vielmehr sollte die Abordnung prüfen, ob das Volk sich als Schutzbefohlene den Muslimen unterwerfen oder den Islam annehmen sollte. Da wurde dem Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, diese Offenbarung zuteil. (Mauduudi) 59. Die Propheten in der jüdisch- christlich- muslimischen Linie bilden tatsächlich eine Familie. Doch ist dies in noch weiterem Sinne zu verstehen, denn alle Allah zugewandten Menschen stellen geistig eine Familie dar. Wir kommen nun zur Geschichte 'Isa und einleitend wird von der Geburt Marjams, seiner Mutter, berichtet sowie parallel von der Jachjaa, der ein Sohn von Sekariijaa war. Sowohl Marjam wie auch Jachjaas Mutter Elisabeth entstammen der Familie von 'Imraan, die sich bis zu Muusa und Haruun, Allahs Segen und Frieden auf ihnen allen, zurückverfolgen lässt. (Juusuf ‘Allii) Das Hauptthema dieser Suura, das im weiteren Verlauf eingehend behandelt und erläutert wird, ist die Einheit und Einzigkeit Allahs, sowohl in Seinem Wesen als auch in Seiner Allmacht. Die Geschichte Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wie sie hier erzählt wird, unterstreicht diese Tatsache und verneint den Gedanken, er sei Allahs Sohn und Teilhaber. Dies wird im Gegenteil energisch verneint. In einfacher, jedermann verständlicher Form wird die Geschichte von Marjam und ihrer Geburt sowie von 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, mit einer Chronik seiner Mission und der damit verbundenen Ereignisse dargelegt. Und dies in einer Art und Weise, die keinen Zweifel daran lässt, dass Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in jeder Hinsicht Mensch war und sich in die lange Reihe der Propheten, zwischen denen die Muslime keinen Unterschied machen, einordnen lässt. Auch die außerordentlichen Begebenheiten im Zusammenhang mit seiner Geburt und dem weiteren Verlauf seines Lebens werden berichtet, ohne dabei jedoch etwas zu verkomplizieren oder zu mystifizieren. Der Text erwähnt Adam und Nuuch als Einzelpersonen sowie die Familien von 'Imraan und Ibraahiim, denn Adam und Nuuch wurden jeder für sich von Allah auserwählt, wohingegen bei der Auserwählung Ibraahiim und 'Imraan, Allahs Segen und Frieden auf ihnen allen, zugleich auch deren Nachkommenschaft mit eingeschlossen ist. Siehe auch Suura 2 Aja 124, wo dies erwähnt ist. Dementsprechend geht das Erbe des Prophetentums und dessen Segnungen nicht auf die Blutsverwandten über, sondern auf die Angehörigen desselben Bekenntnisses . Die gesonderte Erwähnung der Familie 'Imraan, die nach einigen Überlieferungen zur Nachkommenschaft Ibraahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zählt, hat einen besonderen Grund, denn diese Sippe steht in engem Zusammenhang mit Marjam und Isa (Friede sei mit ihm). Andere Namen aus dem Stamm Ibraahiims wie zum Beispiel Muusa und Jaquub, Allahs Segen und Frieden auf ihnen allen, werden hier nicht erwähnt, da sie in dieser Geschichte keine Rolle spielen. (Qutb)
34. Ein Geschlecht, einer stammt vom anderen- und Allah ist hörend, wissend. 35. Als die Frau von 'Imraan sprach: ,,O mein Herr, ich habe Dir gelobt, was in meinem Leib ist. Es soll Dir geweiht sein.60 So nimm es von mir entgegen, denn wahrlich, Du bist der Hörende, der Wissende." 60.. Das arabische Wort "muharrar" مُحَرَّر , hier wiedergegeben mit "geweiht", heißt frei von jeglichen Bindungen an das diesseitige Leben und einzig und allein dem Gebet Allahs hingegeben. (Siddiqi)
36. Und als sie das Kind61 zur Welt gebracht hatte, sagte sie: "Mein Herr, wahrlich, ich habe ein Mädchen zur Welt gebracht." Und Allah wusste (am besten), was sie zur Welt gebracht hatte, und dass der Knabe nicht gleich dem Mädchen ist.62 (Und sie sagte) "Ich habe ihr den Namen Marjam63 gegeben und von Dir erbitte ich für sie und ihre Nachkommenschaft Schutz64 vor dem verfluchten Scheytaan." 61. Wörtlich: "sie". das heißt, dass es ein Mädchen war. (Asad) Damals wurden Knaben, die dem Tempel dienen sollten, Allah geweiht. Also tat Marjams Mutter, in der sicheren Erwartung eines Sohnes, dieses Gelübde. Sie nannte ihr Kind "befreit", das heißt befreit von der Anbetung anderer neben Allah, von jeglichem Irdischen und befreit vom Anrecht eines anderen außer Allah auf sein Herz. (Qutb) 62. Als die Mutter Marjams sah, dass sie ein Mädchen geboren hatte, wandte sie sich entschuldigend an Allah: "... ich habe ein Mädchen zur Welt gebracht ..." Sie meinte, es könne Ihm nicht so dienen wie ein Junge. (Qutb) "Dass der Knabe nicht gleich dem Mädchen ist" -wörtlich: dass das männliche nicht gleich dem Weiblichen ist kann bedeuten, dass Marjams Vorzüglichkeit weit größer war als was sich ihre Mutter von dem Kind erhofft hatte, das sie erwartete. (Siddiqi) 63. Die Worte: "Ich habe sie Marjam genannt" enthalten zugleich die Bitte an Allah, das Mädchen mit großen Vorzügen auszustatten und es so gut zu machen, wie es ihr Name besagt, der "erhaben" und "hingebungsvolle Dienerin Allahs" bedeutet. (Aqrab) 64. Wörtlich: "... und ich suche Zuflucht bei Dir für sie und ihre Nachkommenschaft ..." (Anm. d. Übers.)
37. Ihr Herr nahm sie auf das Gnädigste an und ließ sie auf das Schönste heranwachsen. Und Er vertraute sie der Obhut von Sekariijaa65 an. Jedes Mal wenn Sekariijaa in ihre Kammer66 trat, fand er bei ihr Nahrung. Er sagte: ,,O Marjam, woher bekommst du dies?" Sie antwortete: "Es ist von Allah; denn Allah gibt Nahrung wem Er will ohne zu rechnen."67 65. Das heißt der Sekariijaa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, des Neuen Testaments, von dem Allah sagt, dass er ohne Fehl und Tadel sei: "In den Tagen des Herodes, des Königs von Juda, lebte ein Priester namens Sekariijaa aus der Priesterklasse des Abija, und seine Frau war von den Töchtern Haruuns und ihr Name Elisabeth. Beide aber waren gerecht vor Allah, wandelten untadelig in allen Geboten und Satzungen des Herrn. Sie hatten kein Kind, weil Elisabeth unfruchtbar war, und beide waren schon in vorgerücktem Alter. (Lukas 1,5-7). Sekariijaa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war Marjams Onkel mütterlicherseits, also der Gatte von Hannas Schwester. (Darjabaadi) Allah vertraute sie Sekariijaa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, an als Belohnung für ihre Ergebenheit und Treue und um sie auf eine für sie und ihre Umwelt ungewöhnliche Geburt vorzubereiten: auf die Geburt 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Sie wuchs, von Allahs Gaben überhäuft, auf und sogar Sekariijaa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, der Prophet, sah all diese Segnungen mit Staunen. Auch diese ungewöhnlichen Ereignisse sollten für Marjam ein Zeichen und Hinweis auf das bevorstehende Wunder der Erschaffung 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sein. (Qutb) 66. Das arabische Wort "mihraab" مِحْرَابَ erinnert eigentlich an die Gebetsnische, die für den Imaam in der Moschee bestimmt ist. Hier wird das Wort jedoch für jene zellenartigen Gemache verwendet, die etwas erhöht neben Klöstern und Kirchen errichtet werden. Sie sind für die Wächter und Hüter der heiligen Gebetsstätten gedacht und für jene, die sich zu einem Gebet in Abgeschiedenheit zurückziehen wollen. In einer solchen Kammer hielt Marjam sich zum Beten auf. (Mauduudi) 67. Marjam wuchs unter Allahs besonderem Schutz heran. Ihre Nahrung, unter der man sowohl ihre Speisen wie auch ihre geistige Nahrung verstehen sollte, kam von Allah, Der sie wahrhaftig auf das Schönste heranwachsen ließ - wörtlich: Er ließ sie zu schönem Wuchs heranwachsen. In einigen gefälschten christlichen Schriften ist davon die Rede, dass sie wie eine Taube im Tempel heranwuchs bis sie zwölf Jahre alt war. (Juusuf ‘Allii)
38. Da bat Sekariijaa seinen Herrn. Er sagte: "Mein Herr, schenke mir von Dir eine gute Nachkommenschaft. Wahrlich, Du erhörst ja das Bitten."68 68. Sekariijaa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war bis zu dieser Zeit kinderlos geblieben. Mit dem hingebungsvoll frommen jungen Mädchen -Marjam vor Augen, erwachte auch in ihm die Sehnsucht nach einem guten Kind. (Mauduudi) Hier macht sich in Sekariijaa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Innerstern der ursprünglichste Wunsch des Menschen bemerkbar, nämlich eine rechtschaffene Nachkommenschaft zu haben. Dieses Verlangen konnten nicht einmal die grenzenlose Frömmigkeit dieses Mannes und seine völlige Aufopferung für die Arbeit im Tempel unterdrücken. Sogar die festgelegte Vorstellung der Menschen, in der kein Platz ist für das Wunder der Zeugung eines Kindes durch einen Greis und dessen unfruchtbare Frau, sollte mit einem Male nicht mehr gültig sein? Also leugnen die Menschen das Wunder oder sie ranken die wildesten Gerüchte darum. (Qutb)
39. Daraufhin riefen ihm die Engel zu, während er betend in der Kammer69 stand: "Wahrlich, Allah verkündet dir die frohe Botschaft von Jachjaa,70 bestätigend ein Wort von Allah,71 edel und keusch, ein Prophet, einer der Gerechten." 69. Das arabische Wort "mihraab" مِحْرَابَ erinnert eigentlich an die Gebetsnische, die für den Imam in der Moschee bestimmt ist. Hier wird das Wort jedoch für jene zellenartigen Gemache verwendet, die etwas erhöht neben Klöstern und Kirchen errichtet werden. Sie sind für die Wächter und Hüter der heiligen Gebetsstätten gedacht und für jene, die sich zu einem Gebet in Abgeschiedenheit zurückziehen wollen. In einer solchen Kammer hielt Marjam sich zum Beten auf. (Mauduudi) 70. Das heißt von einem Sohn, nämlich Jachjaa, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Und als sie hineinkamen, stiegen sie hinauf in das Obergemach des Hauses, wo sie sich aufzuhalten pflegten: Petrus, Johannes, Jakobus und Andreas, Philippus und Thomas, Bartholomäus und Matthäus, Jakobus, der Sohn des Alphäus, und Simon der Zelot und Judas, der Sohn des Jakobus. Diese alle waren stets beieinander einmütig im Gebet samt den Frauen und Maria, der Mutter Jesu, und seinen Brüdern. Lukas 1:13, 14. (Darjabaadi) Die scheinbar so unmögliche Bitte wurde erfüllt, außer acht gelassen wurden die als unüberwindbar angesehenen Naturgesetze und ihre Gültigkeit. Damit war auch bewiesen, dass Allah Wille nicht an diese Gesetze gebunden ist. (Qutb) 71. Man beachte, dass es hier heißt "ein Wort von Allah, nicht "das Wort Allahs", die Bezeichnung, die das mystische Christentum für Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, verwendet. Wie in Suura 3, Aja 59 festgehalten, wurde Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, durch ein Wunder erschaffen, durch Allahs Wort "Sei" und so wurde er. (Juusuf ‘Allii)
40. Er sagte: "Mein Herr, wie kann ich einen Sohn haben, wo doch das Alter schon über mich gekommen ist und meine Frau unfruchtbar ist." Die Antwort war:72 "Solcherart ist Allahs (Beschluss). Er tut, was Er will." 72. Wörtlich: Er sagte, das heißt ein Engel. (Siddiqi) Die Engel haben Sekariijaa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nicht nur die Geburt eines Sohnes und dessen Namen verkündet, sondern auch die Eigenschaften beschrieben, die dieser haben wird. (Qutb)
41. Sekariijaa bat:73 „Mein Herr, gib mir ein Zeichen."74 Er sagte: „Dein Zeichen soll sein, dass du drei Tage nicht zu den Menschen sprichst außer durch Gesten. Und gedenke gar viel deines Herrn und lobpreise (Ihn) des Abends und des Morgens.“75 73. Wörtlich: Er sagte. (Anm. d. Übers.) 74. Das heißt einen Beweis als Sicherheit dafür, dass einem alten Mann und einer unfruchtbaren Frau die Geburt eines Sohnes zuteil wird. (Mauduudi) 75. Der Hauptzweck dieser Ausführungen ist es, den Christen ihren Irrtum vor Augen zu halten, wenn sie 'Isa für den Sohn Allahs halten und ihn anbeten. Die außergewöhnliche Geburt Jachjaas, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, ist im Qur’an als Einleitung zur folgenden Argumentation gegen diesen Kufrs angeführt. Die wunderbare Geburt 'Isa gibt ihm genauso wenig ein Anrecht auf Allahs Eigenschaften, wie die außergewöhnliche Geburt Jachjaas, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, die in derselben Familie auf andere aber gleichfalls ungewöhnliche Weise stattgefunden hat, diesen dazu berechtigt, Eigenschaften Allahs zu beanspruchen. (Mauduudi) Die Erfüllung der Bitte war selbst für Sekariijaa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, eine Überraschung, die bei ihm eine freudige Ungeduld angesichts des bevorstehenden Ereignisses auslöste. Und um sich zu beruhigen und seine letzten Zweifel zu zerstreuen, bat er Allah um ein Zeichen für das Eintreten dieses Wunders. Dieses Zeichen war dann, dass seine Zunge sich nicht mehr bewegte, wenn er zu den Menschen sprach, sich aber löste, sobald er sich Allah im Gebet zuwandte. (Qutb)
Abschnitt 542. Und (gedenket der Zeit) als die Engel sprachen: ,,O Marjam, Allah hat dich wahrlich auserwählt und rein gemacht und dich vor den Frauen in aller Welt auserwählt.76 76. Das Wort "auserwählt" wird in diesem Aja aus gutem Grund zweimal verwendet. Es bezieht sich zum einen auf Marjams wundersame Kindheit, denn ganz entgegen dem herrschenden Brauch wurde sie zum Dienst im Tempel ausersehen, von Allah auf ungewöhnliche Weise mit Nahrung versorgt und blieb von jeglichen körperlichen oder sittlichen Mängeln verschont. Zum zweiten wurde Marjam auserwählt, indem ihr die Geburt eines Kindes zuteil wurde, ohne dass ein Mann ihr beigewohnt hatte. Und der Engel kam zu ihr hinein und sprach: Sei gegrüßt, du Begnadete! Der Herr ist mit dir! Lukas 1:28. (Siddiqi) All diese Ausführungen sollen die Geschichte 'Isas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, einleiten, aus der sich später viele Sagen und Legenden entwickelt haben. Es soll ferner klargestellt werden, dass diese Geschichte nur ein Glied in einer Kette von Erscheinungen ist, die den offenbarten Willen Allahs darlegen sollen. Somit beginnt an dieser Stelle auch die Vorbereitung Marjams auf ihre ungewöhnliche Rolle als Jungfrau und Mutter. Die Betonung der Reinheit Marjams soll dem Gemunkel der Israeliten entgegenwirken. Diese vermuteten nämlich, dass hinter der wundersamen Geburt 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ein unehrenhaftes Verhalten Marjams stecke. (Qutb)
43. O Marjam, sei deinem Herrn demütig ergeben und werfe dich nieder und verneige dich (vor Ihm) mit denen, die sich (im Gebet) verneigen."77 77. Trotz all ihrer herrlichen Gaben Allahs ist Marjam nichts weiter als eine Sterbliche und hat keinerlei Teilhaberschaft an den Eigenschaften Allahs. Wie alle hingebungsvollen Diener Allahs, wird sie ganz besonders dazu ermahnt zu beten. Dabei werden die einzelnen Riten des Gebets genau angeführt, um damit ihre strikte Einhaltung besonders zu betonen. Marjam ist weder eine Göttin noch eine Halbgöttin und schon gar nicht die Mutter Allahs. (Darjabaadi)
44. Dies ist eine Verkündigung des Verborgenen, das Wir dir (O Prophet) offenbaren. Denn du warst ja nicht unter ihnen, als sie ihre Lospfeile warfen, wessen Obhut Marjam anvertraut werden solle. Und du warst nicht unter ihnen, als sie (darum) stritten.78 78. Was damals geschehen ist, darüber sind alle genauen Berichte verloren gegangen und die Einzelheiten konnten nur durch Offenbarung Allahs wieder bekannt gemacht werden. Da Marjam die Waisentochter des Hohen Priesters Ijakem war, zankten sich die Priester darum, wer sie in Obhut nehmen sollte. Sekariijaa (Friede sei mit ihm), der ein Verwandter in fortgeschrittenem Alter war, beanspruchte dieses Recht, die anderen widersetzten sich. Schließlich warf man Lospfeile. Alle warfen ihre Rohrpfeile (wörtlich Federn), auf denen bestimmte Abschnitte aus der Thora geschrieben standen, in den Jordan. Die Rohre versanken alle oder wurden von der Strömung abgetrieben bis auf das von Sekariijaa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, das gegen den Strom schwamm. So gelangte Marjam in seine Obhut. (Darjabaadi) Dadurch, dass der Prophet (Friede sei mit ihm) über etwas berichtet, das er nicht selbst miterlebt hat, wird auf eindrucksvolle Weise die Echtheit von Allahs Offenbarung demonstriert. Bei der im Aja erwähnten Begebenheit handelt es sich um das Losverfahren, das die Entscheidung um die Vormundschaft für Marjam bringen sollte. Dieses Verfahren war offenbar geheim, denn es wird weder im Alten noch im Neuen Testament erwähnt. Der Qur’an hat also den Juden und ihren hohen Priestern enthüllt, was außer ihnen kein Mensch, auch nicht der Prophet Muhammad (Friede sei mit ihm) wissen konnte. (Qutb)
45. Als die Engel sprachen: ,,O Marjam, Allah verkündet dir wahrlich die frohe Botschaft eines Wortes79 von Ihm. Sein Name soll sein Al-Messiich83 'Isa, Sohn der Marjam,81 hoch geachtet in dieser Welt und im Jenseits und einer von jenen, die (Allah) nahe sind.83 79. Wort oder Entscheid, Befehl. Die Geburt 'Isas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war ein sichtbarer Beweis der unendlichen Allmacht Allahs, denn einzig durch das Aussprechen des Wortes "Sei" vermochte Marjam zu empfangen, ohne dass dazu ein Mann da sein musste. In diesen Worten liegt aber auch die eindeutige Zurückweisung der Göttlichkeit Isas, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Wie konnte man ihn als Gott ansehen und annehmen, er sei Teilhaber an der Göttlichkeit des Schöpfers, nachdem er selbst durch einen Befehl Allahs erschaffen worden ist? (Siddiqi) 80. Al-Messiich الْمَسِيح ist die hebräische und arabische Form des griechischen Wortes Christos, das heißt der Gesalbte. Könige und Priester pflegten gesalbt zu werden, um die Weihe für ihr Amt zu symbolisieren. (Juusuf ‘Allii) 81. Selbst nichts anderes als ein Sterblicher, war 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, der Sohn einer durchaus nicht unsterblichen Frau, keinesfalls aber der Sohn Allahs. Mit der Formulierung "Sohn der Marjam" wird auf sein Menschsein hingewiesen und dieses unterstrichen. Eines der Wunder des Qu'ans ist, dass er bei der Erwähnung gleichzeitig die irrigen Auffassungen von Christen und Juden widerlegt und ständig eine Sprache verwendet, die sowohl eine Antwort auf die christliche Vergöttlichung wie auf die jüdischen Beschuldigungen gegen 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, enthält. (Darjabaadi) So war Marjam durch ihre Einheit, Frömmigkeit und Taqwa förmlich dazu geschaffen, an dem Wunder teilzuhaben. Und so erreichte sie zum ersten Mal, mit Hilfe der Engel, Allahs so unglaublich klingende Botschaft über die ihr bevorstehende Empfängnis. Dieses Zeichen Allahs lässt uns auch nachdenken über den Ursprung des Lebens, über das, woraus Allah Adem, Allahs Segen und Frieden auf ihm, erschaffen hat. War es nur ein Klumpen Lehm oder etwas mehr? Nur Allah weiß es, wenn Er sagt: "Es ist ein Hauch Seines Geistes." (Qutb) 82. Wie alle anderen Propheten auch. (Darjabaadi) 83. Auch hier heißt es, einer von jenen, die (Allah) nahe sind. Also selbst in dieser Hinsicht war Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, keineswegs einmalig oder ohne seinesgleichen. (Darjabaadi)
46. Er wird in der Wiege zu den Menschen sprechen und im Mannesalter,84 und einer der Gerechten sein. 84. Die Sendung Allahs 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, soll nur drei Jahre gedauert haben, von seinem 30. bis zu seinem 33. Lebensjahr, als er angeblich gekreuzigt wurde. Doch im Neuen Testament (Lukas 2:46) wird davon gesprochen, dass er bereits als Knabe mit den Rechtsgelehrten im Tempel diskutierte "Und es begab sich nach drei Tagen, da fanden sie ihn im Tempel sitzen, mitten unter den Lehrern, wie er ihnen zuhörte und sie fragte." und sogar schon vorher (Lukas 2:40), dass "das Kind aber wuchs und erstarkte in der Fülle der Weisheit". In einigen apokryphen Evangelien ist die Rede davon, dass er bereits im Kindesalter predigte. (Juusuf ‘Allii)
47. Sie sagte: "Mein Herr, wie soll ich einen Sohn haben, wo doch kein Mann mich berührt hat?" Er sprach:85 "Solcherart ist Allahs (Beschluss). Er erschafft was Er will. Wenn Er eine Sache beschließt, so sagt Er zu ihr "Sei!' und sie ist.86 85. Das heißt ein Engel sprach, wie Allah ihm aufgetragen hatte. (Darjabaadi) 86. Siehe Fußnote 205 zu Aja 2:117. Durch einen Akt Seines allmächtigen Willens, ohne dafür irgendwelche Materie oder Hilfe zu benötigen. Dadurch wird uns die Beschaffenheit Seines "Willens" erklärt. Ebenso wie Er Dinge stufenweise und durch vermittelnde Ursachen erschafft, so kann Er auch unmittelbar und direkt, ohne überleitende, fortlaufend vermittelnde Ursachen erschaffen. (Darjabaadi)
48. Und Er wird ihn87 das Buch88 lehren und die Weisheit und die Thora und das Evangelium. 87. Das heißt 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm. (Asad) 88. Mit dem "Buch" könnte das Evangelium bzw. die Thora gemeint sein, auch die eigentliche Fähigkeit des Lesens und Schreibens. (Qutb) Das heißt die offenbarten Bücher ganz allgemein. (Darjabaadi)
49. Und er wird ein Gesandter für die Kinder Israels sein, (zu denen er sagen wird): "Wahrlich, ich bin zu euch gekommen mit einem Zeichen von eurem Herrn. Ich werde wahrlich für euch aus Lehm etwas wie einen Vogel erschaffen und dann werde ich ihm (Leben) einhauchen und es wird ein Vogel sein mit Ermächtigung Allahs.89 Und ich werde die Blinden und die Aussätzigen hellen und die Toten (wieder) lebendig machen mit Ermächtigung Allahs. Und ich werde euch verkünden, was ihr essen und was ihr aufspeichern sollt in euren Häusem.90 Wahrlich, darin sind Zeichen für euch, wenn ihr den Imaan verinnerlicht habt seid. 89. Das Wunder der Lehmvögel ist in einigen der apokryphen Evangelien zu finden; das des Heilens der Blinden und Aussätzigen und des Auferweckens der Toten in den kanonischen Evangelien. Das ursprüngliche Evangelium (siehe 3:48) bestand nicht aus den verschiedenen Geschichten, die erst später von den Jüngern aufgeschrieben worden sind, sondern aus der Botschaft, die 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, selbst verkündet hat. (Juusuf ‘Allii) Das Bemerkenswerte an dieser Ansprache ist, dass sie aus 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, eigenem Munde kommt, so wie es Marjam von Allah vorausgesagt wurde und später tatsächlich eintraf. 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, stellt dabei klar, dass ein jedes "seiner" Wunder ein Wunder von Allah ist. (Qutb) 90 Ich weiß nicht, ob sich dies auf irgendein bestimmtes Ereignis bezieht oder ganz allgemein auf prophetisches Wissen um das, was gewöhnliche Menschen nicht wissen. (Juusuf ‘Allii)
50. Und (ich bin gekommen) um zu bestätigen, was von der Thora (bereits) vor mir da war und um euch einiges von dem zu erlauben, was euch verboten war.91 Und ich bin mit einem Zeichen von eurem Herrn zu euch gekommen. Darum fürchtet Allah und gehorcht mir. 91. 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zeigt das wahre Christentum: Er bestätigt ausdrücklich die Thora und bringt lediglich einige Erleichterungen von Allah. Denn Allah hatte den Juden zur Strafe für ihre Untreue einige Dinge, die ihnen zuerst erlaubt gewesen waren, verboten. 'Isa kam nun als Zeichen Allahs für Seine Barmherzigkeit mit der Wiederaufhebung dieser Verbote. (Qutb)
51. Allah ist mein Herr und euer Herr. So betet Ihn92 an. Das ist der gerade Weg." 92. Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, beendet seine Ansprache nicht, ohne die Muslime dazu ermahnt zu haben, nur Allah anzubeten. Er trägt den Menschen an, zu verehren seinen und ihren Herrn nicht 'Isa. (Qutb)
52. Und als 'Isa ihren Kufr bemerkte, sprach er: "Wer sind meine Helfer (auf dem Weg) zu Allah hin?,,93, (da) sagten die Jünger:94 „Wir sind Allahs Helfer. Wir haben den Imaan an Allah, so sei du unser Zeuge, dass wir (Ihm) ergeben sind.“95 93. Das heißt "meine Helfer für die Sache Allahs." (Darjabaadi) Da der Besitzer einer jeden Botschaft unbedingt Helfer braucht, welche in der Lage sind, sich mit ihm zu erheben, um die Religion zu verkünden, zu verteidigen und an die Nachkommen zu vererben, wandte sich 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, mit diesem Aufruf an die Israeliten. Diese hatten ihn bis dahin lediglich ihren Kufr und ihr Leugnen spüren lassen trotz all der Wunder, die er mit Allahs Hilfe vollbracht hatte. (Qutb) 94. Das hier verwendete arabische Wort bedeutet nach Lane, jene, die Tuch weiß machen, indem sie es waschen und klopfen. Es wird für die Gefährten 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, verwendet, weil es ihr Beruf war, Wäsche zu waschen. Einige Kommentatoren meinen, man habe den Jüngern 'Isas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, diesen Namen wegen der Reinheit ihrer Herzen gegeben. Wie Asad schreibt, sei es höchstwahrscheinlich und diese Ansicht wird durch die erst kürzlich am Toten Meer aufgefundenen Schriftrollen noch stark untermauert -, dass diese Bezeichnung damals allgemein für die Mitglieder der Essener Bruderschaft, einer jüdischen Gemeinschaft, die zu Zeiten 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in Palästina lebte und der 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wahrscheinlich selbst angehörte, benutzt wurde. Die Essener zeichneten sich durch ihr Festhalten an sittlicher Reinheit und ihre Selbstlosigkeit aus und trugen stets weiße Gewänder als äußeres Zeichen ihrer Überzeugung. Dadurch erklärt sich auf zufrieden stellende Weise diese Bezeichnung. (Siddiqi) 95. Siehe Fußnote 231 zu Aja 2:128. Darjabaadi führt eine sehr treffende Bemerkung von Dr. J.H. Bridges zu diesem Aja an: "Der Glaube der Muselmanen ist zusammengefasst in dem einen Wort Islam: das heißt so viel wie Hingabe, Ergebung unseres eigenen Willens in den Allerhöchsten Ratschluss. Dieses Wort wird von Muchammad nicht nur auf seine eigenen Anhänger angewandt; es wird gerne auch für seine jüdisch-christlichen Vorgänger benutzt. Es gibt kein besseres Wort für die Religion der Menschheit." (Anm. d. Übers)
53. Unser Herr! Wir haben den Imaan an das verinnerlicht, was du (als Offenbarung) herabgesandt hast und wir folgen dem Gesandten. So reihe uns ein unter diejenigen, die Zeugnis abgelegt haben.,,96 96. Das heißt, die Zeugnis ablegen für Deine Einheit und für die Wahrhaftigkeit Deines Propheten. (Darjabaadi) Der Muslim schwört nicht nur, an Allah den Imaan zu verinnerlichen und den von Ihm gezeigten Weg zu gehen, sondern zugleich auch, den Gesandten Allahs in Wort und Tat zum Vorbild zu nehmen. Dieser Gedanke kehrt im Verlaufe dieser Suura immer wieder. Die Jünger bitten Allah, sie in die Reihen der Bezeuger seiner Diin aufzunehmen. Das heißt, sie in ihrer Aussage zu unterstützen, wahrhafte Vertreter ihrer Diin zu werden, um nach dessen Prinzipien eine darauf basierende Gesellschaft gründen zu können. (Qutb)
54. Und sie schmiedeten Pläne, doch (auch) Allah plante und Allah ist der beste Planer.97 97. Das arabische Wort "makara" مَكَرَ kann sowohl gute wie schlechte Bedeutung haben. Es besagt, dass ein Plan ausgeklügelt wird, mit dessen Hilfe ein geheimer Zweck zur Durchführung gelangt. Aber Allah in Dessen Händen alles Gute ruht - hat auch Seine Pläne, gegen die, die Übeltäter absolut nichts ausrichten können. (Juusuf ‘Allii) Nach den Plänen der Kaafir von den Juden sollte 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, am Kreuz sterben, nachdem sie ihn der Lüge und der Gaukelei schuldig befunden hätten. Der Allwissende machte jedoch alle Pläne zunichte, indem Er ihren Propheten durch einen natürlichen Tod zu Sich holte und einen ihm Ähnlichen an seiner Statt am Kreuze sterben ließ. (Qutb) D.h.: Allah machte ihre Pläne zunichte. (Abdullah F. Bubenheim)
Abschnitt 6 55. Als Allah sprach: ,,O 'Isa, Ich will dich abberufen und dich zu Mir erheben98 und Ich will dich rein machen von den (Übeln derer) die kaafir sind.99 Und Ich will machen, dass diejenigen, die dir folgen, über denen (stehen), die kaafir sind bis zum Tag der Auferstehung. Dann (schließlich) werdet ihr zu Mir zurückkehren und Ich werde über das entscheiden zwischen euch, worüber ihr zu streiten pflegtet.100 98. Dies sollte zusammen gelesen werden mit Suura 4 Aja 157 und 158. wo gesagt wird. dass 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, weder gekreuzigt noch getötet worden ist, sondern zu Allah erhoben wurde. (Juusuf ‘Allii) Die Art und Weise, in der 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, von seinem Herrn abberufen und zu Sich geholt wurde, ist allein Allahs Geheimnis. Dem Menschen bleibt sie verborgen. Und es ist weder für die Diin noch für deren Gesetzgebung von Nutzen, danach zu fragen oder zu forschen. Dispute in dieser Angelegenheit haben nur Komplikationen und Zweifel zur Folge. (Qutb) 99. Das heißt, reinigen von deren falschen Beschuldigungen und unwürdigen Anklagen. (Darjabaadi) Es könnte auch bedeuten: ich werde dich reinigen von (der unpassenden Gesellschaft und dem beschmutzenden Umgang mit) denen, die dich verleugnet haben. (Siddiqi) 100. Dies bezieht sich auf alle, die 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, verehren, das heißt auf die Christen. die meinen, er sei der "Sohn Allahs", und die Muslime, die ihn als Propheten betrachten, ebenso wie auf diejenigen. die ihn ganz und gar verleugnen. (Asad) Diejenigen, die 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gefolgt sind, waren jene, die von der Wahrheit des Islams überzeugt wurden und sich Ihm hingaben -arabisch: Islam. (Qutb)
56. Was nun denjenigen angeht, die kaafir sind101, so werde Ich sie mit strenger Strafe bestrafen in dieser Welt und im Jenseits und es wird für sie keine Helfer geben." 101. Jene, die von 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, schlecht sprechen und seine geheiligte Sendung ableugnen, sowie jene, die Verschwörungen gegen ihn ausheckten. (Siddiqi)
57. Was aber jene angeht, die den Imaan verinnerlicht haben und gute Werke tun, so wird Er ihnen ihren Lohn voll ausbezahlen. Und Allah liebt nicht die, die unrecht102 tun. 102. Dies ist eine Warnung sowohl für die Juden wie auch die Christen, weil sie 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, feindlich gesinnt sind oder ihm Göttlichkeit zuschreiben. (Siddiqi) Allah liebt nicht die Ungerechten. Es liegt Ihm somit fern Seinerseits jemandem Unrecht anzutun. Jeder Mensch wird von Ihm seine gerechte Belohnung bzw. Vergeltung erhalten und keinen Deut mehr oder weniger. (Qutb)
58. So tragen Wir dir einige Unserer Zeichen vor und eine weise Ermahnung103. 103. Allahs Weisheit zeigt sich darin, wie Er die komplexen Erscheinungen Seiner Schöpfung dem menschlichen Verstand vereinfacht nahe bringt. (Qutb)
59. Gewiss, das Gleichnis 'Isas ist bei Allah wie das Gleichnis Adams.104 Er erschuf ihn aus Staub. Dann sprach Er zu ihm: "Sei" und er war.105 104. Wörtlich: Das Gleichnis 'Isa ist vor Allah wie das Gleichnis von Adam, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, das heißt er ist in seiner Natur, seinem Wesen wie Adam, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Damit wird das christliche Dogma von der Göttlichkeit 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, widerlegt. Wie an vielen anderen Stellen im Qur´an wird hier die Tatsache bekräftigt, dass 'Isa wie Adam, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, und somit das gesamte Menschengeschlecht, "aus Staub erschaffen wurde", nämlich aus organischen und anorganischen Substanzen, wie sie in elementarer Form auf und in der Erde vorkommen. Siehe auch 18:37, 22:5, 30:20. 35:11 und 40:67. (Asad) 105. So wie Adem, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ohne Vater und Mutter nur auf den Befehl "Sei!" entstanden ist. wurde auch 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ohne Vater allein auf Allahs Gebot "Sei!" erschaffen. (Siddiqi) Die Geburt 'Isa ist nach menschlichen Maßstäben ungewöhnlich. Vergleicht man sie aber mit der Erschaffung Adams, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, so verliert sie ihre Mysteriosität. Aber eben jene Besitzer der Offenbarung, welche die Tatsache der Erschaffung Adams, Allahs Segen und Frieden auf ihm, aus Staub akzeptieren, erdichten plötzlich Legenden über die Geburt 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Wo doch in beiden Fällen Allahs Wort "Sei" die entscheidende Rolle spielt, so, wie in anderen Bereichen der Schöpfung auch. (Qutb)
60. Das ist die Wahrheit von deinem Herrn. So sei nicht einer von jenen die zweifeln.106 106. Diese Wahrheit kommt weder aus dem Mund von Priestern, noch aus den abergläubischen Vorstellungen ganzer Völker, sondern von Allah. Und wo wir eine unmittelbare Offenbarung besitzen, gibt es keinen Raum für Zweifel. (Juusuf ‘Allii) Der Gesandte Allahs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hatte natürlich keine Zweifel an dem, was ihm sein Schöpfer offenbarte. Dies ist vielmehr ein Appell an ihn und an die Muslime, an der Wahrheit festzuhalten. (Qutb) 61. Wenn also jemand Wortgefechte mit dir darüber führt nach dem, was dir an Wissen zugekommen ist, so sprich: "Kommt herbei, lasst uns unsere Söhne und eure Söhne und unsere Frauen und eure Frauen und uns selbst und euch selbst herbeirufen und Allah anflehen und Seinen Fluch auf die Lügner herabbeschwören."107 107. Dieser Aja wurde anlässlich des Besuchs einiger Christen vom Stamm Nadschran beim Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, im Jahr 10 der Hidschra offenbart. Ihnen wurde die wahre Natur 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, dargelegt und seine Göttlichkeit widerlegt, doch vergebens. So forderte der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, die Christen dazu auf (wie Allah ihm aufgetragen hatte) den Fluch Allahs auf jene herabzurufen, die sich im Irrtum befänden. Als er seine Lieblingstochter Fatima, deren Ehemann 'Allii und seine beiden Enkel herbeiholen ließ, verließ die Christen der Mut und sie weigerten sich, Allahs Fluch auf die Irrenden zu erflehen. Vielmehr erklärten sie sich bereit, sich der islamischen Herrschaft zu unterwerfen, Tribut zu entrichten und friedlich als Schutzbefohlene ihr Leben weiterzuführen. (Darjabaadi) Nachdem nun alle Zweifel über die Geburt 'Isas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ausgeräumt waren, weist Allah Seinen Propheten an, die Diskussion über dieses Thema zu beenden. Hierzu soll er die Besitzer der Schrift auffordern, gemeinsam mit den Muslimen Allahs Fluch auf die Leugner zu erbitten. Als sich die Nichtmuslime, angesichts der für sie zu erwartenden Folgen, seinem Vorschlag verweigerten, war klar, welche Seite im Recht und welche im Unrecht war. (Qutb)
62. Dies ist der wahre Bericht. Und es gibt keinen Gott außer Allah. Und Allah ist der Allmächtige, der Weise. 63. Doch wenn sie sich abwenden, so kennt Allah wohl die Unheilstifter.
Abschnitt 764. Sprich: ,,O ihr Besitzer des Buches, kommt herbei zu einem Wort, das uns und euch gemeinsam ist: dass wir niemandem dienen außer Allah,108 und dass wir neben Ihm keine Götzen anbeten, und dass nicht die einen von uns sich die anderen zu Herren nehmen anstelle von Allah."109 Doch wenn sie sich abwenden, dann sprecht: "Bezeugt, dass wir (Ihm) ergeben sind." 108. Wörtlich: dass wir Allah keine anderen Gottheiten an die Seite stellen. (Anm. d. Übers.) 109. In der Theorie stimmen alle Schriftbesitzer in diesen drei Grundsätzen überein. In der Praxis allerdings scheitern sie. Abgesehen von den irrigen Ansichten über die Einheit des Einen, Wahren Gottes taucht das Problem der geweihten Priesterschaft auf (die unter den Juden sogar erblich war), als ob sterbliche Menschen -seien es nun Hohepriester, Päpste, Pfarrer oder Brahmanen -eine Vorrangstellung für sich in Anspruch nehmen könnten, es sei denn auf Grund ihrer Gelehrsamkeit und ihrer vorbildlichen Lebensweise, oder als ob sie auf besondere Weise eine Vermittlerrolle zwischen Allah und den Menschen übernehmen könnten. Dies bezieht sich auch auf die Anbetung von so genannten Heiligen. Auch wenn diese noch so fromm sind, niemand kann uns beschützen oder Herrschaftsgewalt über uns beanspruchen außer Allah. (Juusuf ‘Allii)
65. O ihr Besitzer des Buches, warum führt ihr Wortgefechte über Ibraahiim, wo doch die Thora und das Evangelium erst nach ihm herabgesandt worden sind? Begreift ihr denn nicht?110 110. Hier wird eine andere Ungereimtheit bei den Juden und Christen angesprochen. Es hatte nämlich endlose Diskussionen zwischen Juden und Christen gegeben, ob Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ein Jude oder ein Christ gewesen sei. (Siddiqi) Angeblich hatten sich christliche Bischöfe und jüdische Rabbiner in Gegenwart des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, darüber gestritten, ob Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Christ oder Jude war. Ob dies der Anlass für die Offenbarung dieses Ajas war, ist eigentlich sekundär. Wichtig ist, dass Allah hiermit dem Anspruch der Besitzer des Buches entgegengetreten ist, alleinige Erben des Prophetentums Ibraahiim zu sein und bevorzugt die Gnade Allahs zu genießen. Vor allem jedoch war damit klargestellt, dass sich der Prophet Muchammad (Friede sei mit ihm) entgegen der Behauptung der Juden und Christen, sehr wohl auf dem Pfade der Religion Ibraahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, befand. (Qutb) Die Zahl der Sekten bei den Juden und Christen beweist, dass sie selbst über Angelegenheiten ihrer eigenen Religion miteinander gestritten haben, von denen sie doch durchaus Wissen gehabt haben sollten. Doch wenn sie über den Stammvater Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sprechen, dann geraten sie vollends auf Abwege, denn er lebte ja lang bevor ihre besonderen Glaubensrichtungen sich entwickelten. (Juusuf 'Allii)
66. Seht nur, ihr seid diejenigen, die Wortgefechte führten über etwas, worüber ihr Wissen besitzt. Warum führt ihr also Wortgefechte über etwas, worüber ihr kein Wissen besitzt? Doch Allah weiß, ihr aber wisst nicht.111 111. Die Besitzer der Schrift stritten nicht nur über die Person 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sondern auch über Dinge, die durchaus im Bereich ihrer Kenntnisse lagen. Darüber hinaus führten sie dann auch Dispute über Dinge aus einer Zeit, die weit vor der ihrer eigenen Existenz, der ihrer Bücher und Religionen lag, ohne dass hierüber irgendwelche Anhaltspunkte oder Belege vorlagen. Es war also lediglich ihre Vorliebe für die Führung von Wortgefechten, die sie bei ihren Gesprächen leitete. (Qutb)
67. Ibraahiim war weder ein Jude noch ein Christ, sondern er bekannte sich zum wahren Diin und war (Allah) ergeben (Muslim) und er gehörte nicht zu den Götzenanbetern.112 112. Damit sollten die Juden und Christen darauf aufmerksam gemacht werden, dass sie Götzenanbetung praktizieren und somit von dem rechten Weg Ibraahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, abgeschweift sind, der Allah bei seiner Anbetung niemanden und nichts zur Seite stellte. Diese Tatsache konnten sie nicht leugnen, weil ihre eigenen Schriften dies bestätigen. (Mauduudi)
68. Wahrlich, die (unter den) Menschen, die Ibraahiim am nächsten stehen,113 sind jene, die ihm folgen, ebenso wie dieser Prophet und die, die den Imaan verinnerlicht haben.114 Und Allah ist der beschützende Freund der Mu´mins. 113. Seit den Zeiten Ibraahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, bildet die islamische Gemeinschaft ein weder durch geographische noch durch ethnische Grenzen geteiltes Ganzes. Sie hat von Generation zu Generation fortbestanden als ein Gebilde, das die Muslime nicht unterscheidet nach Verwandtschaft, Sippe oder Rasse, sondern sie einzig und allein an ihrem Imaan misst. Dieser Imaan ließ die Anhänger Ibraahiims und später die Muchammeds, Friede sei mit ihnen beiden, enger zusammenrücken und machte sie zu den Ibraahiim Nahestehenden. (Qutb) 114. Das heißt Muchammad, der letzte der Propheten, Friede sei mit ihm, und seine Umma, also seine Anhängerschaft. (Siddiqi)
69. Einige von den Besitzern des Buches möchten gerne, dass sie euch irreführen könnten. Doch sie führen nur sich selbst irre,115 aber sie nehmen (es) nicht wahr.116 115. Wer einen Rechtgeleiteten irreführen will, kann nur jemand sein, der sich selbst in den tiefsten Kufr befindet. Solche Verirrten, auf die eines Tages die eigenen Täuschungsversuche zurückfallen werden, können den Muslimen keinen Schaden zufügen, solange diese an ihrer Religion festhalten. (Qutb) 116. Indem sie sich nicht mit ihrer eigenen Verderbtheit begnügten, bemühten sich einige Juden auch noch, die Muslime in Versuchung zu führen. Doch sie begriffen nicht, dass diese Anstrengungen auf sie selbst zurückfallen mussten. (Darjabaadi)
70. O ihr Besitzer des Buches,117 warum verleugnet ihr die Zeichen Allahs, wo ihr doch selbst Zeugnis (dafür) ablegt?118 117. Allah gebraucht im Qur´an für Juden und Christen die Anrufungsformel "O ihr Besitzer des Buches!" deshalb, weil gerade sie als Buchbesitzer am ehesten die Wahrheit in der im Qu´ran offenbarten Religion hätten erkennen müssen. Dabei leugnen sie nicht aus Mangel an Erkenntnis oder klaren Beweisen, sondern aus niederen Beweggründen wie Eigennutz und Neid. (Qutb) 118. Tatsache ist, dass das mutaqi Leben unseres Propheten Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und dessen Auswirkungen auf das Leben seiner Gefährten, sowie die wunderbaren Lehren des Qur´an derart eindeutige Zeichen waren, dass niemand, der mit dem Leben des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und den Heiligen Schriften vertraut war, das Prophetentum Muchammeds bestreiten konnte. Insbesondere unter den gebildeten Besitzern des Buches erkannten tatsächlich viele, dass Muchammad, Friede sei mit ihm, der von seinen Vorgängern angekündigte Prophet war und gaben dies schließlich auch freimütig zu. Darum werden sie im Qur´an immer wieder beschuldigt, die Wahrheit zu verbergen, obwohl Allahs Zeichen zu ihnen gekommen waren. (Mauduudi)
71. O ihr Besitzer des Buches, warum vermengt ihr wahres mit falschem und verbergt die Wahrheit, wo ihr doch wißt?119 119. Dies ist eine Anspielung auf eine weitere Schwäche der Juden. Ihre Moralbegriffe waren durch ihre Vorliebe für alles Materielle bereits so untergraben, dass sie Wahres mit Falschem vermengten. Allah offenbarte die Wahrheit einfach und klar. Doch diese stets auf materielle Vorteile Bedachten verdarben sie durch Hinzufügen von Unwahrheiten und trachteten sogar danach, sie zu verbergen, wenn es ihnen im Hinblick auf weltlichen Gewinn oder Verlust notwendig erschien. (Siddiqi) Es gibt viele Wege, um den Menschen den Zugang zur Wahrheit zu verwehren. Einer ist, die Wahrheit zu verfälschen oder zu verfärben, wobei Halbwahrheiten oft gefährlicher sind als augenscheinlich Falsches. Ein anderer Weg besteht darin, dass man sie ganz verbirgt. Jene, die auf einen Mann eifersüchtig sind, der die Menschen zu Allah ruft, lassen es oft nicht zu, dass seine Wahrheitsbeweise oder charakterlichen Vorzüge bekannt werden, verleumden ihn oder verheimlichen Tatsachen, die andere Menschen zu ihm hinziehen könnten. Wer dies bewusst und absichtlich tut, entgegen seinem eigenen Licht (wo ihr doch selbst Zeugnis dafür ablegt), begibt sich in die tiefsten Tiefen der Erniedrigung und schadet sich selbst noch mehr als anderen. (Juusuf ‘Allii)
Abschnitt 8 72. Einige von den Besitzern des Buches sagen: "Verinnerlicht an das den Imaan, was den Mu´mins (als Offenbarung) herabgesandt worden ist zu Beginn des Tages und leugnet es (dann) am Ende (des Tages).120 Vielleicht werden sie umkehren.121 120. Eines ihrer geheimen Komplotte, die sie nur ihren eigenen Religionsgefährten anvertrauten, waren Scheinübertritte zum Islam. Durch ihren späteren Wideraustritt aus der islamischen Gemeinschaft hofften sie, andere Muslime zu verunsichern und zum gleichen Schritt zu verleiten. (Qutb) 121. Die Juden waren wegen ihres Wissens in religiösen Dingen hoch geachtet bei den kaafir Arabern und ließen sich darum keine Gelegenheit entgehen, sich die Empfänglichkeit der Araber auf diesem Gebiet zunutze zu machen. Unter den verschiedenen Taktiken, die sie anwendeten, um die heidnischen Araber irrezuführen, war vor allem die, dass ein Teil der Juden bei Tagesanbruch sich zum Islam bekannten, um ihn dann gegen Tagesende zu widerrufen. So wurde bei den heidnischen Arabern und den neu zum Islam Übergetretenen der Eindruck erweckt, dass irgend etwas an der Religion des Islam nicht stimmen könnte, da ja so gelehrte Leute wie die Juden sich vom Islam wieder abgewandt hatten und zu ihrer alten Religion zurückgekehrt waren. (Siddiqi)
73. Und vertraut122 niemandem außer dem, der eure Religion befolgt." Sprich: "Wahrlich, die (echte) Rechtleitung ist die Rechtleitung Allahs. (Bekümmert es euch,) dass jemandem das gleiche (als Offenbarung) gegeben wurde wie das, was euch gegeben worden ist123 oder dass sie es (einmal) vor eurem Herrn als Argument verwenden?"124 Sprich: "Wahrlich, (alle) Huld ist in der Hand Allahs. Er gibt sie wem Er will. Und Allah ist allumfassend, wissend.125 122. Wörtlich: vertraut an niemanden außer... (Anm. d. Übers.) 123. Allahs Wille war es, Seine Botschaft jemand anderem als den damaligen Besitzern der Schrift zu offenbaren, nachdem diese sie verfälscht, das Erbe Ibraahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, veruntreut und die Lüge der Wahrheit vorgezogen hatten. Er offenbarte die neue Lehre als Zeichen Seiner Gnade den Ihm ergebenen Muslimen. Dies müsste die Muslime dazu veranlassen, Seine Gunst und Güte nicht nur wertzuschätzen, sondern danach zu trachten, sich diese auch zu bewahren. (Qutb) 124. Das Volk der Schriftbesitzer ärgerte sich in doppelter Hinsicht über die Muslime. Zum einen, weil sie, die ja nicht zu den Ihren gehörten, Offenbarungen Allahs erhalten haben sollten, und zweitens, weil sie, nachdem ihnen solche Offenbarungen zuteil geworden waren, auch noch in der Lage sein sollten, die Schriftbesitzer anhand von deren eigenen Büchern von der Wahrhaftigkeit ihrer Botschaft Allahs zu überzeugen. (Juusuf 'Allii) 125. Mit diesen Worten werden die Muslime getröstet und die Juden gewarnt: Beide Völker sollten sich vergegenwärtigen, dass Allah der Allmächtige der alleinige Ursprung jeglichen Gnadenerweises ist und dass Er allein weiß, wem Er ihn zuteil werden lässt. Der Neid und die Missgunst der Juden kann nur ihnen selbst, niemand anderem, Schaden zufügen. Sie bringen sich durch ihre bösen Absichten selbst um das Licht Allahs und tappen in der Finsternis umher. (Siddiqi)
74. Er zeichnet mit Seiner Barmherzigkeit aus, wen126 Er will, und Allah ist der Herr übergroßer Huld. 126. Dies ist ein klarer Hinweis auf das Prophetentum Muchammeds, Friede sei mit ihm. (Siddiqi)
75. Und unter den Besitzern des Buches ist manch einer, der, wenn du ihm einen Qintaar127 anvertraust, ihn dir zurückgibt. Doch ist unter ihnen auch mancher, der, wenn du ihm einen Dinar anvertraust, ihn dir nicht zurückgibt, es sei denn, du wirst ständig bei ihm vorstellig. Dies weil sie sagen: "Gegen uns kann man der Ungebildeten128 wegen nicht vorgehen." Und sie sprechen gegen Allah eine Lüge aus, und sie wissen es wohl.129 127. Qintaar قِنطَار, das ist eine unermessliche Ansammlung von Besitz, oder eine Anhäufung von Reichtum, oder aber entspricht 1000 Dinaren. (Siddiqi) 1 Qintär = 100 Ratl, das heißt 44,93 kg in Ägypten. (Anm. d. Übers.) 128. Zur Zeit des Propheten, Friede sei mit ihm, wurden die Araber von den Juden als Ungebildete oder Analphabeten bezeichnet. Sie meinten jedoch mit dieser Bezeichnung alles, was nichtjüdisch war und behaupteten, es sei keine Sünde für einen Juden, diese Ungebildeten zu betrügen, ja "ihr" Allah empfehle es ihnen sogar. Sie behaupteten dies, obwohl sie wussten. dass es eine Lüge war und dass Allah niemals ein so niederträchtiges Verhalten gutheißen würde. (Qutb) 129. Sie behaupten fälschlicherweise, dass Allah sie von jeglicher moralischen Verantwortung den Nicht Juden gegenüber (die hier geringschätzig als Ungebildete bezeichnet werden) befreit habe, obwohl sie sehr wohl wissen, dass ihre eigenen Offenbarungsschriften keinerlei Grundlage hierfür aufweisen. (Asad)
76. Doch fürwahr, wer sein Versprechen130 hält und (Allah) fürchtet wahrlich, Allah liebt die Mutaqis. 130. Die Einhaltung eines gegebenen Versprechens ist eng verknüpft mit Taqwa. Es macht dabei keinen Unterschied, ob es einem Freund oder Feind gegeben wurde, sondern es ist eine Angelegenheit, die in erster Linie um Allahs, nicht um der eigenen Interessen willen geschieht. Die Theorie der islamischen Ethik beruht im allgemeinen darauf, dass der Muslim zu aller erst Allah gegenüber Verpflichtungen hat. Die Nähe Allahs wird angestrebt, indem man durch Einhaltung Seiner Gebote und Verbote danach trachtet, Sein Wohlgefallen zu erlangen und Seinen Unwillen zu vermeiden. Das bedeutet, dass Moralvorstellungen nicht aus den Bräuchen der Gemeinschaft abgeleitet werden können, da diese irregehen und somit falsche Maßstäbe übernehmen könnte. Diese Maßstäbe müssen vielmehr von absoluter Vollkommenheit und Unanfechtbarkeit sein, etwas, das hervorzubringen dem Menschen unmöglich ist: Sie müssen von Allah kommen. (Qutb)
77. Wahrlich, jene, die das Bündnis mit Allah und ihre Versprechen um einen geringen Preis verkaufen,131 die sollen keinen Anteil haben am Jenseits. Und Allah wird am Jüngsten Tag weder mit ihnen sprechen noch sie ansehen132 und Er wird sie nicht läutern, sondern ihnen wird schmerzliche Strafe zuteil. 131. Wer mit dem Bruch eines Versprechens, das er ja in erster Linie Allah gegeben hat, geringfügige Vorteile im Diesseits zu erlangen sucht, der wird im Jenseits von Allah mit Missachtung gestraft. So wird Er diese Krämerseelen weder ansehen noch mit ihnen sprechen. Da dies die Zeichen von Missachtung im Sprachgebrauch der Menschen sind, wendet der Qur´an sie an, damit sie von jedem verstanden werden. (Qutb) 132. Selbst auf Sünder -gewöhnliche Sünder -wird Allah voll Mitgefühl und Barmherzigkeit blicken. Er wird freundliche Worte zu ihnen sagen und sie von ihren Verfehlungen läutern. Jene aber, die sich in echtem Aufruhr gegen Allah befinden und sich gegen ihr inneres Licht versündigen was für eine Barmherzigkeit können sie erwarten? (Juusuf ‘Allii)
78. Und wahrlich, unter ihnen ist ein Teil, die mit ihren Zungen das Buch so verdrehen,133 dass ihr meint, es sei aus dem Buch. Doch es ist nicht aus dem Buch. Und sie sagen: "Das ist von Allah", aber es ist nicht von Allah. Und sie sprechen gegen Allah eine Lüge aus, und wie wissen (es) wohl.134 133. Während sie das Buch lesen, verdrehen sie ihre Zungen und geben dadurch gewissen Worten oder Sätzen, die ihren selbstsüchtigen Interessen zuwiderlaufen, eine andere Wendung. (Mauduudi) Sie suchen in Allahs Buch nach Sätzen und Ausdrücken, die im übertragenen Sinn gebraucht werden, um sie verdreht zu interpretieren und ihnen eine neue, ihnen genehmere Bedeutung zu geben. Sodann gaukeln sie den Leuten vor, dies sei ein Teil des Buches. Dieses Verhalten ist nicht allein für die Besitzer des Buches bezeichnend. Auch andere Völker, die Allahs Lehre für billig erachten, handeln dementsprechend. (Qutb) 134. Ihren Machenschaften liegt eine bestimmte Absicht zugrunde. (Darjabaadi)
79. Es steht einem Menschen, dem Allah das Buch, die Urteilsfähigkeit135 und das Prophetentum mitgegeben hat, nicht an, dass er dann zu den Menschen sagt: "Betet mich an136 anstelle von Allah". Sondern (er wird) vielmehr sagen: "Seid Leute des Herrn (Muslime),137 da ihr doch das Buch lehrt und da ihr es doch studiert." 135. Das Wort "Hukm" حُكْمَ beinhaltet auch das Recht, unter den Menschen zu richten aufgrund von Wissen, Weisheit und Einsicht. (Qutb) 136. Der Prophet Muchammad, Friede sei mit ihm, sah sich selbst immer als Untertan Allahs, dem Herrn über die gesamte Schöpfung. So wie alle anderen Propheten vor ihm leitete er aus der Lehre, die er verkündete, niemals den Anspruch für sich selbst ab, Eigenschaften Allahs zu besitzen. Auch widerspricht er dem Auftrag des Propheten an die Menschen, sich die anderen Propheten und die Engel zu Gottheiten zu nehmen. Deshalb ist es auch ausgeschlossen, dass Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, seinen Gefährten befohlen haben könnte, ihn als Allah oder Allah Gleichgestellten zu verehren. (Qutb) 137. Imam Rasi gibt unter Berufung auf Sibawayh für das Wort Rabbani folgende Bedeutung an: "Einer, der Wissen um Allah besitzt und sich unablässig bemüht, ihm zu dienen." Nach anderen Kommentatoren bezeichnet dieses Wort "einen Gelehrten, der den Menschen religiöses Wissen vermittelt und sie dazu ermahnt, dementsprechend zu leben", das heißt einen Mann Allahs, ein Muslim. (Siddiqi)
80. Und er würde euch nie gebieten, dass ihr euch die Engel und die Propheten zu Herren nehmt.138 Wie könnte er euch den Kufr gebieten, nachdem ihr euch (Allah) ergeben habt?139 138. Das würde bedeuten, ihm Allahs oder nahezu Allahs Eigenschaften beizumessen. Hierin liegt eine kategorische Ablehnung jeglicher Form der Anbetung von "Heiligen" oder engelsgleichen Geschöpfen. (Asad) 139. Dies alles ist als Widerlegung an die Bekenner der Dreieinigkeit unter den Christen gerichtet. 'Isa, Friede sei mit ihm, hätte als Prophet die Menschen niemals lehren können, ihn anzubeten oder ihn in irgendeiner Weise Allah gleichzustellen. Der Gesandte Allahs ruft die Menschen dazu auf, ihm im Gehorsam Allah gegenüber zu folgen, keinesfalls aber, ihn zu versgöttlichen. (Darjabaadi)
Abschnitt 9 81. Und (gedenket der Zeit) als Allah den Propheten das Gelübde abnahm:140 "Wahrlich, was auch immer Ich euch an Schrift und Weisungen gab, und es kommt hernach ein Gesandter zu euch, der das bestätigt, was ihr in Händen habt, so schwört bei Allah, ihm zu folgen und beizustehen.,,141 Er sprach: "Bestätigt ihr dies und nehmt ihr unter dieser (Bedingung) Meine Bürde an?"142 (Da) sagten sie: "Wir bestätigen es." Er sprach: "So bezeugt es und Ich bezeuge es mit euch."143 140. Dieses Gelübde (oder wörtlich: dieser Bund) ist mindestens ebenso bindend für die Anhänger der Propheten, (Darjabaadi) 141. Dies bezieht sich eindeutig auf den letzten Gesandten Muchammed, Friede sei mit ihm, denn er hat sowohl Zeugnis abgelegt für die früheren Propheten, wie auch deren Mission erfüllt und die Wahrhaftigkeit ihrer Botschaften bestätigt. In seiner Person erfüllten sich die Prophezeiungen, die die früheren Offenbarungen Allahs und Propheten über sein Kommen hinterlassen haben, (Siddiqi) 142. Nehmt ihr diese Vertrag auf euch? (Anm. d. Übers.) 143. Allah hat jedem Seiner Gesandten das feste Versprechen abgenommen, das folgendes zum Inhalt hat: dass der Gesandte oder Prophet jeweils an das, was auch immer Allah ihm an Schrift und Weisheit oder Weisungen hatte zukommen lassen und das dann ein nach ihm kommender Gesandter bestätigen würde, den Imaan verinnerlichen sollte und seinen Vorgänger unterstützen und seiner Religion folgen werde. Die Gesandten verpflichteten sich vor Allah, der Einen Wahrheit, von der Allah will, dass darauf das Leben der Menschen aufgebaut wird, zu folgen und nicht von ihr abzuweichen oder sich abzuwenden. Vielmehr versprachen sie, sich als jeweils auserwählte Diener Allahs völlig ihr zu widmen; dann übergaben sie diese Aufgabe den Auserwählten nach ihnen. Hierbei ging es nie um persönliche Wünsche oder er den eigenen Ruhm, sondern es ging darum, dass sie auserwählte Diener Allahs und damit Vorbilder waren. Auf diese Weise verbreitete sich der Aufruf Allahs unter allen Völkern, Durch dieses Abkommen wird Allah Religion frei von Subjektivität, Fanatismus und Nationalismus, Vor diesem Hintergrund wird deutlich, wie das Volk der Schrift es versäumte, an den letzten Propheten, Friede sei mit ihm, den Imaan zu verinnerlichen und ihn zu unterstützen. Dies konnte nur deshalb geschehen, weil die Menschen fanatisch an ihrer Religion festhielten, wenn auch nur dem Namen nach, nicht aber wegen deren wahrem Inhalt, der sie ja tatsächlich dazu aufforderte, dem Propheten, Friede sei mit ihm, zu folgen und beizustehen, Damit jedoch wichen sie von der Botschaft ihrer jeweiligen eigenen Propheten ab, die ihnen ihre Religion gebracht hatten, und brachen das Abkommen mit ihrem Herrn. Indem sie sich gegen das Abkommen mit Allah vergehen, verstoßen sie gegen die Ordnung des gesamten Daseins, das sich dem Schöpfer ergeben hat und demütig Seinem Gesetz gehorcht. (Qutb)
82. Doch wer sich danach (trotzdem) abwendet, so sind diese wahrhaftig die Frevler.144 144. Das besagt, dass das Volk oder die Besitzer des Buches seinen Bund mit Allah gebrochen hat, indem es den Propheten Muchammed, Friede sei mit ihm, verleugnete und sich seiner Botschaft widersetzte und damit den Bund, den seine Propheten mit Allah eingegangen waren, verwarf. Es waren also abgeirrte Frevler, die, die von Allah gesetzten Grenzen überschritten. (Mauduudi) Der Islam ist der einzige; sämtliche Propheten übermittelten und befolgten sie. Auch Allahs Bund ist ein einziger; Er schloss ihn mit allen Propheten. Der Imaan an die jeweils nachfolgende Religion und ihren Propheten und die Verwirklichung ihrer Lehre gehören zur Erfüllung des Bundes mit Allah. Wer sich vom Islam abwendet, der wendet sich von jeder Religion Allahs ab und bricht Allahs Bund, (Qutb)
83. Wollen sie denn eine anderen Diin befolgen als den Diin Allahs (Islam), wo sich doch freiwillig oder widerwillig Ihm ergibt, was in den Himmeln und auf Erden ist?145 Und zu Ihm werden sie alle zurückgebracht werden.l46 145. Allahs Wahrheit manifestiert sich überall und alles Gute, Wahre, Gesunde und Normale erkennt dies freudig an. Doch selbst wo "eine Krankheit im Herzen" ist (In ihren Herzen ist eine Krankheit, und Allah hat ihre Krankheit größer werden lassen, und eine schmerzliche Strafe wird ihnen zuteil um dessentwillen, was sie logen. 2:10) oder die Urteilsfähigkeit beeinträchtigt ist, muss jedes Geschöpf notwendigerweise Allah und Seine Allmacht anerkennen (Und diejenigen, die gefolgt sind, sagen (dann): "Wenn wir (nur die Möglichkeit einer) Rückkehr hätten, so würden wir uns von ihnen lossagen, wie sie sich von uns losgesagt haben." So zeigt ihnen Allah ihre Taten als (Grund für) gramvolle Reue und sie kommen aus dem Feuer nicht heraus. 2:167). So sagt beispielsweise Robert Seymour Bridges in seinem "Testament of Beauty" dem Sinn nach: "Allahs Liebe kann man nicht entfliehen, so wie man der natürlichen Umwelt nicht zu entfliehen vermag, denn der Mensch, der sie missachtet oder meint, sich ihrer entledigen zu können, ist ein krankhafter Narr, der dem Tod blindlings die Arme rennt." (IV 1419-22). Die gesamte Natur dient Allah, betet Ihn an. Der Islam verlangt nichts Außergewöhnliches, Abwegiges von uns. Er verlangt nur, dass wir unserer eigenen Natur entsprechend leben und unseren Willen in Einklang bringen mit dem Willen Allahs, wie wir es in der Natur, der Geschichte und der Offenbarung vor Augen haben. Seine Botschaft ist universal. (Juusuf ‘Allii) 146. Schließlich werden die Menschen ermahnt, selbst nachzudenken: Auch wenn sie in dieser vergänglichen Welt die Wahrheit verleugnen und der Strafe entgehen, werden sie das auf immer tun können? Wie dumm von ihnen, sich so etwas einzubilden! Sie werden ausnahmslos zu Allah zurückgebracht werden, wo sie für ihre Treulosigkeit ihrem Schöpfer gegenüber bestraft werden. (Siddiqi)
84. Sprich: "Wir haben den Imaan fest verinnerlicht an Allah und an das, was Er uns herabgesandt hat und was Er Ibraahiim, Ismael, Ishaaq, Jaquub und dessen Nachkommen147 herabgesandt hat und (ebenso fest verinnerlichten wir den Imaan an das) was Muusa, 'Isa und den (anderen) Propheten von ihrem Herrn offenbart worden ist. Wir machen zwischen keinem von ihnen einen Unterschied,148 und sind Ihm vollkommen ergeben. 147. "Asbaat" الأَسْبَاط sind die Enkelkinder Jaquubs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, also seine Nachkommen. Sie waren die Väter der zwölf Stämme, aus denen das Volk Israel hervorgegangen ist. (Qutb) 148. Der Islam -verwirklicht durch die Befolgung und Erfüllung von Allahs vorgeschriebenem Weg -ist das Gesetz alles Seienden und die Religion aller Lebewesen in diesem Dasein. Jede Religion Allahs basiert auf der Lehre von der Einheit Allahs, und sämtliche Aufrufe und Botschaften sind auf diese einzige Wurzel zurückzuführen. Hier wird noch einmal aufgezählt, was wesentlich ist: Imaan an Allah und an das, was Er den Muslimen offenbart hat den Qur´an und an das, was Er den früheren bekannten Propheten und Gesandten offenbart hat. (Qutb)
85. Und wer einen anderen Diin will als den Islam die völlige Hingabe an Allah -, so wird sie von Ihm nicht angenommenl49 und er wird im Jenseits zu den Verlierern zählen.150 149. Hierdurch wird die bequeme Lehre zurückgewiesen, dass alle Diins gleich gut seien und dass verschiedene Pfade, die von verschiedenen Völkern und unterschiedlichen Bevölkerungsschichten eingeschlagen werden, alle zur gleichen Wahrheit hinführen. Es gibt nur eine gerade Linie zwischen zwei Punkten. Ebenso gibt es nur eine wahre, vollkommene und vernünftige Religion. Alle anderen Diins sind nichts weiter als Abweichungen. (Darjabaadi) 150. Der Islam beschränkt sich nicht darauf, dass man das zweiteilige Bekenntnis ausspricht. Der Aussage, dass es keine Gottheit außer dem einen Allah gibt, muss ihre Umsetzung in die Tat folgen, nämlich die Überzeugung von der Einheit Allahs, und schließlich die Einheit des Dienstes an Allah. Ebenso muss die Aussage, dass Muchammad der Gesandte Allahs ist, Verwirklichung finden durch die Bindung an den Lebensweg, den der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, uns von seinem Herrn übermittelt hat, das heißt durch die Befolgung der Scharii'a, die er uns gebracht hat, und das Festhalten an dem Buch, das er den Menschen übergeben hat. Der Islam ist somit nicht allein die Zustimmung des Herzens zur Wahrheit Allahs, dem Verborgenen, der Auferstehung, den Propheten und den Büchern Allahs, sondern diese Zustimmung muss durch praktisches Handeln unter Beweis gestellt werden. Islam bedeutet nicht Wallfahrtsbrauch und Gebetsritus, auch nicht Erleuchtung und Meditation, auch nicht Reinigung und geistige Belehrung, wenn nicht mit all diesem das entsprechende Handeln verbunden ist, gemäß dem Lebensweg, der zu Allah führt. Durch Gebet und Pilgerfahrt, durch Erleuchtung und Meditation erfahren die Herzen Taqwa und werden gereinigt und belehrt; dies alles darf aber nicht passiv bestehen bleiben, sondern muss im Alltagsleben des Menschen in der gesellschaftlichen Ordnung zum Ausdruck kommen. Dies ist Islam, wie Allah ihn will. Keine Beachtung verdienen aber kann ein Islam, wie ihn die Willkür der Menschen, wenn diese insbesondere einer unseligen Epoche angehören, wünscht, oder aber ein Islam, wie ihn seine Feinde und deren Handlanger, die nur auf seinen Untergang lauern, darzustellen versuchen. Wer sich dem Islam nicht so fügt, wie Allah ihn will, nachdem er die Wahrheit erfahren hat, sondern weiterhin auf seinen subjektiven Anschauungen besteht, der gehört im künftigen Leben zu den Verlierenden. Allah leitet ihn nicht und seine Strafe wird nicht erleichtert. (Qutb)
86. Wie soll Allah ein Volk recht leiten, das kaafir geworden ist, nachdem es den Imaan verinnerlicht hat und bezeugt hat, dass der Gesandte wahrhaftig ist und dass klare Beweise zu ihm gekommen sind?151 Und Allah leitet nicht das Volk jener, die unrecht tun.152 151. Die Menschen, auf die sich dies bezieht, sind die Juden und die Christen. Dadurch, dass sie die Bibel angenommen haben, in der das Kommen des Propheten Muchammad, Friede sei mit ihm, vorausgesagt wird, wurden sie zu "Zeugen" der Wahrhaftigkeit seines Prophetentums. Siehe auch die vorstehenden Aja 70 und 81. (Asad) Hier wird nochmals darauf hingewiesen, dass die jüdischen Gelehrten, die zur Zeit des Propheten, Friede sei mit ihm, in Arabien lebten, ganz eindeutig verstanden hatten, dass er ein wahrhaftiger Prophet war, und dass sie auch Zeugnis abgelegt hatten, ebenso wie dafür, dass die von ihm übermittelten Lehren dieselben waren wie die früherer Propheten. Doch trotz alledem verleugneten sie ihn nicht nur, sondern widersetzten sich ihm auch wegen ihrer jahrhundertealten Vorurteile, ihrer Halsstarrigkeit und ihrer feindseligen Einstellung der Wahrheit gegenüber. (Mauduudi) 152. Das heißt, sie begehen die schlimmste Ungerechtigkeit sich selbst gegenüber. Allah leitet jene nicht recht, die wissentlich Seine Rechtleitung zurückweisen und anstelle des Imaans den Kufr setzen. (Darjabaadi)
87. Sie sind diejenigen, deren Vergeltung sein wird, dass der Fluch Allahs und Seiner Engel und der Menschen allesamt auf ihnen lasten wird.153 153. Von Allah verflucht zu werden heißt im Sprachgebrauch des Qur’an, von Allah hinweggetrieben, Ihm entfremdet zu werden, also Seiner Barmherzigkeit und Gnade verlustig zu gehen. Verflucht von den Fluchenden bedeutet, verflucht von Engeln, Menschen und den Dschinn, also von allen, die das Böse hassen und verabscheuen. (Darjabaadi) Ein Fluch ist nicht nur eine Sache von Worten. Vielmehr ist er ein furchtbarer geistiger Zustand im Gegensatz zum Zustand der Gnade. Kann ein Mensch verfluchen? Natürlich nicht in dem Sinn, in dem wir vom Fluch Allahs sprechen. Doch wenn Menschen unterdrückt oder ungerecht behandelt werden, steigen ihre Hilferufe im Gebet zu Allah empor und daraus entsteht Allahs "Zorn" oder "Fluch", das heißt, dem Übeltäter wird Allahs Gnade entzogen. (Juusuf 'Allii) Das heißt der Fluch all jener Rechtschaffenen, die in ethischen Fragen richtig zu urteilen vermögen. Allahs Fluch ist gleichbedeutend mit dem Ausschluss aus Seiner Gnade, mit Entfremdung oder Verbannung. (Asad)
88. Darin154 werden sie ewig bleiben und die Strafe wird ihnen nicht erleichtert und es wird ihnen auch kein Aufschub gewährt. 154. Das heißt im Höllenfeuer. (Anm. d. Übers.)
89. Außer jenen, die nach alledem reuig umkehren und sich bessern.155 Denn Allah ist wahrlich verzeihend, barmherzig 155. Der Islam öffnet hiermit trotz allem der Umkehr die Tür und verschließt sie nicht vor dem Irrenden, der reuig umkehren will. Er braucht nur anzuklopfen. Selbst wenn er zögernd eintritt, so wird er feststellen können, dass es hinter dieser Tür keine Schranken mehr gibt, die ihn am Weitergehen hindern. Hält er dann noch sein Versprechen, Gutes zu tun, dann beweist dies, dass seine Reue aufrichtig ist und von Herzen kommt. (Qutb)
90. Wahrlich, jene, die kaafir geworden sind, nachdem sie den Imaan verinnerlicht hatten, und dann noch in ihrem Kufr zunehmen,156 deren Reue wird ganz gewiss nicht angenommen157 und sie sind diejenigen, die irregegangen sind.158 156. Die in ihrem Kufr verharren (und womöglich noch darin zunehmen): Sie machen nicht halt bei der Zurückweisung des Imaans, sondern gehen immer weiter in ihrer Widersetzlichkeit und ihrer Feindseligkeit ihm gegenüber. Sie tun alles in ihren Kräften stehende Arge, um die Menschen vom Pfad Allahs abzuhalten, indem sie Zweifel und Misstrauen in ihrem Denken heraufbeschwören und insgeheim Pläne und Ränke schmieden, um die Sendung zum Scheitern zu bringen. (Mauduudi) Ihr Festhalten am Kufr ist gleichbedeutend mit einer Zunahme des Kufrs. Doch gibt es hier noch eine weitere Bedeutung: Die Juden bekräftigen ihren Imaan an Muusa doch hatten sie nicht den Imaan an 'Isa; dies war ein weiteres Stadium ihres Kufrs. Doch sie steigerten diesen noch, indem sie nicht an den Propheten Muchammad, Friede sei mit ihnen allen, den Imaan verinnerlichten. Und dann gingen sie noch weiter, indem sie sich dem Islam mit allen Kräften widersetzten. (Siddiqi) 157. Weil sie keine Reue wegen der tief verwurzelten Ursache ihrer Sünden empfinden, die in ihrem Kufr zu suchen ist. Die Reue jener, die an ihrer Abwendung vom Imaan festhalten und lediglich bereuen, was ihrer unmaßgeblichen Meinung nach falsches Verhalten ist, ist unannehmbar. (Darjabaadi) 158. Für diejenigen aber, die nicht bereuen und nicht wieder zur Vernunft kommen, die auf ihrer Ablehnung bestehen und im Kufr verharren, sowie diejenigen, die sich immer tiefer darin verstricken, bis ihnen die letzte Gelegenheit zur Umkehr entronnen ist, so dass die Zeit der Prüfung zu Ende gegangen und die des Ausgleichs und der Vergeltung gekommen ist, für die gibt es dann keine Möglichkeit der Umkehr mehr und ihnen wird keine Erleichterung gewährt. Es würde ihnen dann nichts mehr nützen, selbst wenn sie die Goldschätze der ganzen Welt aufwendeten für das, was ihnen nun plötzlich als gut und richtig erscheint, weil sie sich, solange noch Zeit dazu war, von ihrer Verbindung mit Allah abgeschnitten haben. So sind sie also ohne Bindung an Ihn und ihre Taten sind natürlich nicht aufrichtig vor Seinem Angesicht. Auch mit allen Schätzen der Welt könnten sie sich nicht von der Strafe des Auferstehungstages loskaufen. (Qutb)
91. Wahrlich, jene, die kaafir sind und als Kaafirs159 sterben, von denen würde nicht einmal die (ganze) Erde voll Gold angenommen werden, selbst wenn sie sich damit loskaufen wollten.160 Sie sind es, denen schmerzliche Strafe zuteil wird und sie werden keine Helfer haben. 159. Wörtlich: während sie kaafir sind. (Anm. d. Übers.) 160. Wörtlich: "Von keinem von ihnen soll die ganze Erde voll Gold angenommen werden, wenn er sie als Lösegeld anbieten würde." Dieser Aja ist offenbar sinnbildlich zu verstehen. Aber nachdem hier "Lösegeld" erwähnt wird, sind einige Kommentatoren der Ansicht, dass hiermit ansonsten gute Taten in dieser Welt (insbesondere Anstrengungen und Besitz, die dazu aufgewendet werden, um den Mitmenschen zu helfen) gemeint sind, auf die sich die hartnäckigen "Verleugner der Wahrheit" berufen könnten, um am Tag des Jüngsten Gerichts Allahs Nachsicht zu erbitten doch diese Bitte wird wegen der willentlichen Bestreitung der grundlegenden Wahrheiten abgewiesen. (Asad) |