Teil 11

Suura 1 “Die Eröffnung“ – Suura 2 “Die Kuh“ Aja 141

 

1. Der Qur’an wird in dreißig etwa gleichlange Teile unterteilt, von denen beispielsweise je ein Teil an jedem Abend des Fasten­monats Ramadan anlässlich der Tarawi-Gebete rezitiert wird. Diese Unterteilung ist eine rein mechanische, also unabhängig vom Inhalt des Qur'ans.

2. Jedes Kapitel oder jeder Abschnitt des Qur’ans wird Suura genannt. Das bedeutet Stufe oder Schritt, also Stufe, um die wir (in unserem religiösen Verständnis) höher steigen. Manchmal wurden ganze Suuras offenbart, manchmal nur Teile, die unter Auf­sicht des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, entsprechend ihrem Inhalt zusammengestellt wurden. Einige Suuras sind lang, andere kurz, doch durch alle zieht sich ein logischer Faden. Jeder Aja einer Suura wird Aja genannt, was auch so viel wie Zeichen be­deutet. Ein offenbarter Aja ist ein Zeichen der Weisheit und Güte Allahs, ebenso wie Allahs herrliche Werke in der sicht­baren Schöpfung oder Sein Wirken im Gang des Geschehens Zeichen für uns sind, wenn wir nur zu verstehen vermochten. Auch die Ajas sind von unterschiedlicher Länge. Die Aja ist die tatsächliche Einheit des Qur’ans.

 

Die Eröffnung3

3. Für wichtige Dinge haben die Araber mehrere Bezeichnungen, wie zum Beispiel für das Schwert haben sie über 100 Wörter oder auch für den Löwen haben sie mehr als 90 Namen. Im Qur'an gibt es für bestimmte Sachen mehrere Namen. Als erstes der Qur'an selbst As-Sikr, Al-Kitab, Al-Qur'an, Nuur, Huuda, Tansir und viele andere Namen. So auch der Tag am jüngsten Gericht als das wichtige Geschehnis mehr als 70 Namen hat. Jaumal Achir, Jaumel Qijama, Jaumul Huruusch und viele andere Namen. So hat auch Al-Fatiha mehrere Namen wie As-Saful Qur'an (Basis des Qur'ans) Fatihatul-Kitaab, Ummul-Kitaab (Mutter des Buches), Ummul Qur'an (Mutter der Qur'ans), Al-Schifa (Heilung), Al-Ruqija, Asch-Schafija, Al-Kafija, Al-Qur'anum Asiim, Al-Hamdu, und As-Salah jene sind alle Namen von Al-Faatiha. (Abdul-Asiim)

Faatiha=Eröffnungs-Suura. Nach allgemeiner Übereinstimmung steht diese Suura zu Recht am Anfang des Qur’ans, weil sie in wunderbar überzeugenden und alles einschließenden Worten des Menschen Verhältnis zu Allah in Andacht und Gebet zusammenfasst. In unserer geistigen Andacht sollten die ersten Worte die des Lobes sein. Wenn dieses Lobpreisen aus unserem tiefsten Inneren entspringt, versetzt es uns in Einklang mit Allahs Willen. Dann erblicken unsere Augen überall Gutes, Frieden und Harmonie. Übel, Auflehnung und Uneinigkeit werden ausgelöscht. Sie existieren nicht für uns, denn unsere Blicke heben sich darüber hinweg in Anbetung. Dann erkennen wir die Eigenschaften Allahs besser (2-4). Dies versetzt uns in den Zustand der Andacht und Erkenntnis (5). Und schließlich kommt die Bitte um Führung und das Nachdenken darüber, was Führung bedeutet (6-7). Wir dürfen aber nicht vergessen, dass Allah der Lobpreisung nicht bedarf. Er ist über jedes Lob erhaben; vor Ihm bedarf es nicht des Bittens, denn Er kennt unsere Bedürfnisse besser als wir selbst; und Seine Gaben werden allen ohne Bitten zuteil, dem Rechtschaffenen ebenso wie dem Übeltäter. Das Gebet ist zu unserer eigenen geistigen Entfaltung, zur Tröstung und Festigung bestimmt. Darum sind uns die Worte dieser Suura so gegeben, wie wir sie aussprechen sollen. Wenn wir zu geistiger Einsicht gelangen, fließen sie uns ganz spontan von den Lippen. Die sieben Ajas dieser Suura stellen eine vollkommene Einheit dar. Sie werden in jedem Gebet und bei vielen anderen Gelegenheiten rezitiert. Siehe Suura 15, Aja 87.

 

1. Im Namen Allahs, des sich Erbarmenden, des Barmherzigen.4

4. Die beiden Worte "Rachman" الرَّحْمـنِ oder "Rachiim" الرَّحِيمِ , übersetzt mit "der sich Erbarmende" und, "der Barmherzige" beziehen sich auf verschiedene Aspekte von Allahs Eigenschaft der Barmherzigkeit. Barmherzigkeit kann Mitleid bedeuten, Langmut, Geduld und Vergebung. All dies braucht der Sünder, und Gott, der Allbarmherzige, gewährt es in überreichem Maß. Doch es gibt eine Barmherzigkeit, die schon gewährt wird, bevor es ihrer bedarf; die Gnade, die stets bereitgehalten wird und die von Allah, dem Allergnädigsten, ausgeht und über Seine Geschöpfe ausgeschüttet wird, sie beschützt, bewahrt, lenkt und sie zu klarem Licht und höherem Leben geleitet. Aus diesem Grund wird das Wort "Rachman" nur in Verbindung mit Allah benutzt, während "Rachiim" sich auch auf Menschen beziehen kann. Um uns zum Nachdenken über diese uneingeschränkten Gaben Allahs zu bringen, wird der Satz "Im Namen Allahs, des sich Erbarmenden, des Barmherzigen" jeder Suura des Qur’ans (mit Ausnahme der neunten Suura) vorangestellt. Die Meinungen darüber, ob dieser Satz als eigener Aja nummeriert werden sollte oder nicht, gehen auseinander in zwei große Gruppen von Gelehrten. Allgemeine Übereinstimmung besteht darüber, dass er einen Teil des Qur’ans darstellt. Deshalb erscheint es besser, ihm in der ersten Suura eine eigene Nummer zu geben. In den folgenden Suuras wird er als Einleitung behandelt oder als Überschrift und deshalb nicht nummeriert. Qutb schreibt in seinem Kommentar zu diesem Aja: "Im Namen Allahs sind die ersten Worte, die dem Propheten Muchammad, Friede sei mit ihm, offenbart wurden, also der wirkliche Anfang des Qur’ans: "Lies im Namen deines Herrn..." (Suura 96, Aja 2). Es sind die Worte, die am Beginn jeder Tätigkeit gesprochen werden, heute ebenso wie zur Zeit ihrer Offenbarung vor 1400 Jahren."

Dieser Satz wird auch "Besmele" genannt, da wenn man ihn in einen zusammenhängenden Text als "Bismillahhir..." zu lang wäre. Jenes wurde nach der Zeit unsres Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, eingeführt hat aber jedoch allgemein Gültigkeit.

Es gibt auch weitere Abkürzungen wie Hauqale (La Haula wa Laquwata ila billa), Sabhalla (Subahanallah) und Hamdallah (Alhamdullilah).

 

2. Preis5 sei Allah, dem Herrn der Welten6 ,

5. Wörtlich: "der Preis", "das Lob", das heißt "aller Preis", "alles Lob" gebührt nur Allah allein (Qutb).

Doch das Wort steht nicht nur für Lobpreisung sondern auch für Bewunderung, und damit für die Verherrlichung und Verehrung dessen, dem es zuteil wird.

6. Wenn wir lesen "Herr der Welten", so bedeutet das, dass Allah die absolute Herrschaft über alles, also über die gesamte Schöp­fung und nicht nur über die Menschen gehört. Dies ist einer der wesentlichsten Grundsätze der islamischen Lebensanschauung. Wesentlich ist in diesem Zusammenhang auch, dass Allah nicht nur alles erschaffen und dann sich selbst überlassen hat, sondern die gesamte Schöpfung erhält, ernährt, über sie wacht. Die Bindung zwischen dem Schöpfer und dem Erschaffenen ist eine ständige, immer bestehende und nie unterbrochene, und zwar zu allen Zeiten und in jeder Lage. Aus der absoluten Herrschaft über alles wird die absolute Einheit Gottes, der strenge Monotheismus des Islam verständlich. (Qutb)

Wenn der Diener diesen Aja wiederholt sagt Allah: "mein Diener hat mich gelobt". (Abdul Asiim)

 

3. Dem sich Erbarmenden, dem Barmherzigen6a,

6a.Wenn der Diener diesen Aja wiederholt sagt Allah: "mein Diener hat mich gepriesen". (Abdul Asiim)

 

4. Dem Herrscher am Tage des Gerichts6b.

6b. Wenn der Diener diesen Aja wiederholt sagt Allah: "mein Diener hat mich hoch geehrt". (Abdul Asiim)

 

5. Dir allein7 dienen wir und Dich allein bitten wir um Beistand7a.

7. Wenn wir in unserer Seele Allahs Liebe und Fürsorge erkennen, Seine Gnade und Seine Allmacht sowie Seine Gerechtigkeit (als Herrscher am Tage des Gerichts), so ist das unmittelbare Ergebnis, dass wir uns in einem Akt der Anbetung verneigen und sowohl unsere Fehlbarkeit wie auch Seine allumfassende Macht anerkennen. Wenn wir sagen: „Dir allein dienen wir und Dich allein bitten wir..." so besagt das, dass wir nicht nur die Haltung der Anbetung Allahs einnehmen und Ihn um Seine Hilfe bitten, sondern dass wir nur Ihn anbeten und nur Ihn um Hilfe bitten. Denn es gibt nichts und niemanden sonst, der unserer Anbetung würdig wäre und uns helfen könnte. Die Pluralform “wir“ bedeutet, dass wir uns mit all denen zusammentun, die Gott suchen, womit wir uns selbst bestärken und die Gemeinschaft aller Mu`mins festigen.

7a.Wenn der Diener diesen Aja wiederholt sagt Allah: "das was zwischen mir und mein Diener ist". (Abdul Asiim)

 

6. Führe8 uns den geraden Weg,

8. Wenn wir in der Übersetzung das Wort “führen“ wählen, dann müssen wir sagen: "Führe uns zu und auf dem rechten Weg." Denn wir gehen möglicherweise ziellos umher und es ist der erste sinnvolle Schritt, den Weg überhaupt zu finden. Oft ist dies jedoch zugleich der enge und steile Weg, den viele Menschen fürchten (90:11). Meist ist es so, dass der rechte Weg geschmäht und der krumme Weg gepriesen wird. Wie können wir hier zur richtigen Unterscheidung kommen? Wir müssen um Allahs Führung bitten. Mit ein wenig geistiger Einsicht werden wir erkennen, welche die Menschen sind, die im Licht der Gnade Allahs wandeln, und welche diejenigen, die in der Finsternis des Zorns Allahs gehen. Abdul-Hamid Siddiqi schreibt dazu: "Dieses Gebet“ diese Bitte besagt, dass der Mensch mit Hilfe seines eigenen Verstandes und seiner Einsicht (so weise er auch sein mag), den rechten Weg nicht finden kann, ja ihn aufgrund seiner eigenen Bemühungen nicht einmal zu befolgen vermag. Es ist Allah allein, Der durch Seinen Gesandten der Menschheit den rechten Weg gewiesen hat und es ist durch Seine Gnade Allahs, dass sie geradewegs ihrem Ziel zugeführt wird. Mit diesen wenigen Worten wird uns ins Bewusstsein gerufen, dass Prophetentum und Rechtleitung Allahs unerlässlich sind zur Führung eines rechtschaffenen Lebens.

 

7. Den Weg derer, denen Du Gnade erwiesen hast, die nicht (Deinem) Zorn9 verfallen sind und die nicht irregehen10;

9. Wenn in diesem Aja von Gnade gesprochen wird, so ist dies die Barmherzigkeit Allahs, die uns weit über unsere eigenen Verdienste hinaus umfasst. Für den Zorn hingegen sind wir durch unsere eigenen Taten verantwortlich.

10. Hier ist von zwei Arten von Menschen die Rede, von jenen nämlich, die sich in der Finsternis des Zorns befinden und von jenen, die irregehen. Zur ersten Kategorie gehören die, die absichtlich Allahs Gesetz brechen, zur zweiten jene, die aus Unachtsamkeit oder Nachlässigkeit irregehen. Beide sind für ihre eigenen Taten oder Versäumnisse verantwortlich. Im Gegensatz zu beiden stehen die Menschen, die der göttlichen Gnade teilhaftig werden, denn diese Gnade bewahrt sie nicht nur davor, willentlich Unrecht zu begehen (wenn sie nur ihren Willen Allah unterordnen), sondern auch davor, sich auf die Wege der Ver­suchung und Unachtsamkeit zu verirren.

Wenn der Diener diesen Aja wiederholt sagt Allah: "mein Diener bekommt das worum er gebeten hat". Ein Bittgebet wir erfüllt. (Abdul Asiim)

 

Einführung zu der Suura Al-Baqara البقرة  "Die Kuh“

So wie die Faatiha in sieben herrlichen Ajas die Essenz des Qur’ans darstellt, fasst diese Suura in 286 Ajas die gesamte Lehre des Qur’ans zusammen. Sie ist eine ganz auf verstandesmäßige Erfassung ausgerichtete Gedankenfolge.

Zusammenfassung:

Die Suura befasst sich anfangs (1-2) mit drei Arten von Menschen (den Mu`min, den Kaafirs und den Munafuqs) und beschreibt, wie sie Botschaft aufnehmen.

Dann folgt die Geschichte von der Schöpfung des Menschen (30-39), seiner hohen Bestimmung, seinem Sturz und der Hoffnung, die ihm schließlich doch wieder winkt.

In der Erzählung über Israel, die Vorrechte, die diesem Volk eingeräumt wurden und wie es sie missbrauchte (40-86), sehen wir abermals eine Parabel auf die allgemeine Menschheitsgeschichte. Die Erzählung knüpft an israelische Aufzeichnungen und Überlieferungen an.

Insbesondere aus dem Leben von Muusa as und Isa as erfahren wir, wie diese gegen ein widerspenstiges Volk zu kämpfen hatten, wie die Besitzer der Schrift, ihnen zuteil gewordenen Offenbarungen verfälschten und schließlich in ihrem unmäßigen Stolz Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm,  nicht anerkennen wollten, obwohl er in echter prophetischer Reihen­folge erschien (87-121).

Sie beriefen sich fälschlicherweise auf die Tugenden des Stammvaters Ibrahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Er war in der Tat ein rechtschaffener Führer, doch war er nicht nur der Vorfahre der Linie Israels, sondern auch der Linie Ismael, Allahs Segen und Frieden auf ihm,  (nämlich der Araber). Und es war Ismael mit dem er gemeinsam die Kaaba errichtete. Damit begründete er das geistige Zentrum des allgemeingültigen und weltumfassenden Islam (122-141).

Von da ab sollte die Kaaba zum Mittelpunkt der Anbetung und zum Symbol islamischer Einigkeit werden (142-167).

Nach der Festlegung der Grundsätze für die 'Ummach (Gemeinde) mit ihrem eindeutigen Zentrum und Symbol, folgen Gebote für das Zusammenleben der Gemeinschaft. Hier gilt die Bedingung, dass Rechtschaffenheit nicht aus sinnlosen Formalitäten (und deren Einhaltung) besteht, sondern im Imaan in Güte, Gebet, Mildtätigkeit, Redlichkeit und in Geduld unter widrigen Umständen. Die Gebote beziehen sich auf Essen und Trinken, Almosengeben und Fasten, Dschihad (das heißt die Bemühung für die Sache Allahs), auf Wein und Glücksspiel, und auf die Behandlung von Waisen und Frauen (168-242).

Um Missverständnisse über den Dschihad auszuschließen, wird dieses Thema nochmals in der Geschichte von Saul, Goliath und Dawuud, Allahs Segen und Frieden auf ihm, im Gegensatz zu der von Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, handelt (243-253).

Damit wird uns klar vor Augen gehalten, dass wahre menschliche Tugend in mutigen Taten, getragen von echtem Imaan und Güte (254-283), während uns im einzigartig schönen Thron-Aja (255) die überwältigenden Eigenschaften Allahs ins Gedächtnis gerufen werden.

Zum Abschluss werden wir (284-286) nochmals zum Imaan, Gehorsam, persönlichem Verantwortungsbewusstsein und Gebet aufgerufen.

Dies ist die längste Suura des Qur’ans, die gleichzeitig auch den längsten Aja (282) beinhaltet. Al-Baqara (die Kuh) ist diese Suura nach der Parabel von der jungen Kuh in den Ajas 67-71 benannt, die die Unzulänglichkeit eines widerwilligen Gehorsams darstellt. Sie lehrt uns, dass die Menschen, sobald sie den Imaan verlieren, unter allerlei Ausreden auch den Gehorsam verweigern. Und selbst wenn sie schließlich dem Buchstaben nach gehorchen, dann fehlt die richtige Geisteshaltung. Dies bedeutet, dass sie gefühllos werden und in ihrer Selbst­herrlichkeit gar nicht bemerken, dass sie geistig nicht mehr lebendig sondern tot sind. Denn Leben bedeutet Bewegung. Tätigkeit, Streben, Ankämpfen gegen das Niedrige, Gemeine. Das ist der wesentliche Gehalt dieser Suura, die größtenteils während der ersten Zeit in Medina offenbart wurde.

Macht eure Häuser nicht zu Gräbern lest Suura Al-Baqara

Wer Suura Al-Baqara einmal am Tag leist dann kommt der Teufel 3 Tage nicht in das Haus

Wer Suura Al-Baqara auswendig kann wird Amir von der Gruppe und Suura Al-Baqara wird Fürsprache machen am Tag des jüngsten Gericht für einen einlegen.

 

Suura 2

Die Kuh

Im Namen Allahs, des sich Erbarmenden, des Barmherzigen.

1. Alif Laam Miim1

1 Allah ist der Wissende über diese Buchstaben.

Die Buchstaben Elif, Lam, Mim الم. finden sich zu Beginn der (insgesamt sechs) Suuras 2, 3, 29, 30, 31 und 32. Die Suuras 2 und 3 befassen sich mit dem Aufstieg und Niedergang von Völkern, mit ihrer geschichtlichen Vergangenheit und ihrer Zukunft. Sie sind gedacht als Lehre für die neuen Anhänger des Islam in aller Welt. In Suura 29 leitet eine ähnliche Beweisführung in Bezug auf die Völker über zum Mysterium von Leben und Tod Fehlschlag und Triumph, Vergangenem und Künftigem Im Lebensablauf der einzelnen Menschen. Suura 30 besagt, dass Allah der Ursprung von allem ist und dass alles zu Ihm zurückkehrt. Auch die Suuras 31 und 32 lehren uns, dass Allah der Schöpfer ist und am Jüngsten Tag der Richter sein wird. All diesen Suuras ist also ein Gedankengang gemeinsam, nämlich der des Geheimnisses von Leben und Tod, Anfang und Ende.

Viel ist geschrieben worden über die Bedeutung dieser Buchstaben, doch das meiste davon sind reine Mutmaßungen. Einige Kommentatoren geben sich damit zufrieden, sie einfach als mystische Symbole anzuerkennen, deren Erörterung mit den Mitteln verbaler Logik müßig ist. In der Mystik nehmen wir Symbole als solche vorerst hin; ihre esoterische Bedeutung wird uns durch Erleuchtung klar, wenn wir dazu innerlich bereit sind.

Unter den Mutmaßungen befinden sich zwei plausible Theorien: Die eine besagt, das jeder Anfangsbuchstabe für eine Eigenschaft Allahs steht. Es ist nicht schwer, unter diesen Eigenschaften drei auszuwählen, die zu diesen Buchstaben passen. Eine andere Theorie, nämlich die von Baidawi bevorzugte ist, das diese Buchstaben die Anfangs-, End- und Mittel- (oder abermals Anfangs-) Buchstaben der drei Namen Allah, Dschibriil und Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, symbolisieren. Das bedeutet Allah ist der Ursprung der Offenbarungen, Dschibriil der himmlische Bote, der sie überbrachte, und Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ist der irdische Gesandte, durch den sie in menschlicher Sprache verkündet wurden. Dies mag im Hinblick auf die erste Suura zutreffen (denn Al-Baqara ist eigentlich die erste, wenn wir Al-Faatiha als Einführung betrachten). Doch wenn diese Buchstaben auch anderen Suuras vorangestellt werden, warum dann nur diesen sechs?

Wenn wir das Wesen der Laute, die durch diese Buchstaben wiedergegeben werden, betrachten, dann ist "Elif" ein aus der Kehle kommender Hauchlaut "Lam" ein Zungen-Gaumen-Zahn-Laut, der aus der Mundmitte kommt, und ,Mim ein Labial oder Lippenlaut. Können wir sie deshalb nicht als Symbole für Anfang, Mitte und Ende nehmen? Und wenn wir das tun, passen sie dann nicht gerade zu jenen Suuras, die sich ganz besonders mit Leben, Heranreifen und Tod befassen mit dem Anfang und dem Ende? In der griechischen Fassung des Neuen Testaments stehen der erste und. letzte Buchstabe des griechischen Alphabets, Alpha und Omega, als Symbole für Anfang und Ende, geben eine der Bezeichnungen Allahs wieder: "Ich bin das Alpha und das Omega, der Anfang und das Ende, spricht der Herr, Der ist und Der war und Der kommen wird, der Allmächtige." (Geheime Offenbarung des Apostels Johannes 1/8).

 

2. Dies ist das Buch, an dem es keinen Zweifel gibt; (es ist) eine Rechtleitung für die Mutaqi2

2. Unter Taqwa ist zu verstehen:

1. die Furcht vor Allah; die (wie schon in den Sprüchen Suleymaans, Allahs Segen und Frieden auf ihm,   im Alten Testament nachzulesen) der Anfang aller Weisheit ist;

2. das Zurückhalten oder Im- Zaum- Halten der Zunge, der Hand und des Herzens von allem Üblen, demzufolge also Rechtschaffenheit, Frömmigkeit und gutes Benehmen.

All diese Gedanken sind in diesem Wort beinhaltet, in der Übersetzung kann jedoch nur der eine oder andere ausgedrückt werden, so wie es der Zusammenhang erfordert. Siehe auch Suura 47: 17 und Suura 74 :56 sowie Fußnote dazu.

Es gibt in diesem Zusammenhang eine schöne Überlieferung von Ubey ibn Ka'b, einem Gefährten des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Er ant­wortete auf .die, Frage des Amirul Muminin ’Umar, was Taqwa, bedeutet ,,O Beherrscher der Mu`mins, wie siehst du dich vor, wenn du einen Pfad entlanggehst, an dem auf beiden Seiten Dornenbüsche stehen?" "Ich raffe mein Gewand zusammen und schreite vorsichtig den Pfad entlang," antwortete 'Umar: "damit nicht ein Teil meines Gewandes in den Dornen hängen bleibt." Darauf sagte Ubey ibn Ka'b: "Das ist genau, was Taqwa bedeutet."

 

3. Die an das Verborgene den Imaan verinnerlicht haben, das Gebet (regelmäßig) verrichten und von dem spenden, was Wir ihnen gegeben haben3;

3. Zeitgemäß kommentiert Qutb "das Verborgene": "Der Imaan an das Verborgene ist eine Schwelle, die nur der Mensch überschreiten kann. Auf seinem Weg von der Entwicklungsstufe des Tieres, das nur das wahrnehmen kann, was ihm seine Sinne vermitteln, bewegt er sich auf die Entwicklungsstufe des Menschen zu, der willens ist zu begreifen, dass das Dasein größer und vollkommener ist als das, was sich mit den Sinnen oder modernen Geräten, die ja nur ein verlängerter Arm der Sinne sind, erfassen lässt. Ein Mensch, der von seinen geistigen Fähigkeiten keinen Gebrauch macht und nur in seiner Sinneswelt lebt, ist natürlich nicht gleich einem Menschen, der sich als Teil der gesamten Schöpfung versteht, die sich ihm durch seine Intuition und sein inneres Wahrnehmungsvermögen erschließt."

Alle Gaben kommen von Allah. Es mag sich dabei um materielle Dinge handeln wie Nahrung, Kleidung, Unterkunft, Reichtümer und dergleichen, oder um Dinge, die sich nicht greifen lassen, wie Einfluss, Macht, Gesundheit, Begabungen, Abstammung und die Möglichkeiten, die sich einem dadurch eröffnen, oder um geistige Gaben wie Einsichtigkeit und richtiges Unterscheiden zwischen Gut und Böse, Verständnis für die Mitmenschen, die Fähigkeit zu lieben und dergleichen mehr. Wir sollten von all diesen Gaben in Demut und mit Maß Gebrauch machen. Doch wir sollten auch von jeder einzelnen dieser Gaben etwas hingeben, um damit zum Wohl anderer beizutragen. Wir sollten weder Asketen noch in Luxus schwelgende Genießer sein, weder selbstsüchtige Geizhälse noch gedankenlose Verschwender.

 

4. Und die an das den Imaan verinnerlicht haben was dir offenbart worden ist, und an das, was vor dir offenbart wurde, und die vom Jenseits überzeugt sind4.

4. Gemeint sind die Mu`mins, die an das, was Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und den vorausgegangenen Propheten, Friede mit ihnen Allen, offenbart wurde, den Imaan verinnerlicht haben, denn wer könnte vom Qur’an "oder der Bibel und der Thora profitieren" wenn er nicht davon überzeugt wäre, dass sie das Wort Allahs sind? Diese Mu`mins sind auch vom Jenseits überzeugt. Aus dieser Überzeugung folgt die Verantwortlichkeit des Menschen für seine Taten und das Bewusstsein, dass diese Welt nicht ewig bestehen bleibt, sowie dass Erfolg oder Misserfolg auf Erden unabhängig von materiellen Werten sind.

 

5. Sie sind es, die von ihrem Herrn rechtgeleitet sind und sie sind es, denen es Wohlergehen wird5.

5. Wohlergehen im Jenseits, aber auch auf Erden, weil das Bewusstsein, in Übereinstimmung mit Allahs Geboten zu   leben, Glück und vor allem ein reines Gewissen und damit Zufriedenheit bedeutet.

 

6. Fürwahr, denen, die Kaafir sind6, ist es gleich, ob du sie warnst oder nicht6a.

6. Kufr كَفَر (bedeutet eine vorsätzliche Ablehnung des Imaans im Gegensatz zu einer falschen Vorstellung von Allah die nicht unvereinbar ist mit dem aufrichtigen Wunsch, die Wahrheit zu erkennen. Wo ein solcher Wunsch vorhanden ist, weist die Gnade und Barmherzigkeit Allahs den rechten Weg. Doch diese Rechtleitung kann nicht wirksam werden, wenn sie absichtlich zurückgewiesen wird, was durch den freien menschlichen Willen durchaus möglich ist. Die Folge dieser Zurückweisung ist dann das Absterben der geistigen Fähigkeiten, so dass sie den besseren Einflüssen gegenüber unempfänglich sind. Siehe auch Fußnote zu 2:88.

6a. Dies bedeutet nicht das man die Kaafir nicht warnen sollte

 

7. Versiegelt7 hat Allah die Herzen und ihr Gehör und über ihren Augen ist ein Schleier7a; ihnen wird eine gewaltige Strafe zuteil.8

7. Alle Ereignisse haben ihren Ursprung in Allah. Wenn wir also für unsere vorsätzliche Abkehr die Strafe bekommen, indem unsere Sinne versiegelt, also für das Gute unzugänglich gemacht werden, ist diese Bestrafung auf die Gerechtigkeit Allahs zurückzuführen. Darjabaadi schreibt dazu: "Man beachte, dass das Versiegeln ihrer Herzen die Folge der vorsätzlichen Entscheidung für den Kufr ist, nicht deren Ursache."

7a.Sie hören nur äußerlich der Schleier, der verhindert das sie nicht sehen ist im Kopf und ihr Herz. Dieser verhindert das Denken und das Lieben.

8. Die Strafe steht hier im Gegensatz zum Wohlergehen in Suura 2:5. So wie uns das hingenommene Böse mit ständig wachsender Macht immer tiefer hinabzerrt, beschwingt uns das Gute zu immer höheren Leistungen.

 

 

Abschnitt 2

8. Unter den Menschen gibt es auch einige, die sagen9: "Wir haben an Allah und an den Jüngsten Tag den Imaan verinnerlicht", doch sie sind gar keine Mu`mins,

9. Wir kommen nun zu der dritten Art von Menschen, den Heuchlern. Sie sind sich selbst gegenüber unaufrichtig und deshalb sind ihre Herzen von Krankheit befallen (Suura 2: 10). Sie sind - noch - heilbar, doch wenn sie ihre Herzen verhärten, werden sie alsbald zu der Art von Menschen gehören, die den Islam vorsätzlich ablehnen.

 

9. Sie versuchen, Allah zu betrügen und diejenigen, die den Imaan verinnerlicht haben; doch sie betrügen nur sich selbst, und sie begreifen (es) nicht.

10. In ihren Herzen ist eine Krankheit, und Allah hat ihre Krankheit größer werden lassen10, und eine schmerzliche Strafe wird ihnen zuteil um dessentwillen, was sie logen.

10. Der unaufrichtige Mensch, der meint, er könne beide Seiten zum Besten halten, indem er mit dem Guten und dem Bösen Kompromisse schließt, verschlimmert nur die Krankheit seines Herzens. Selbst das Gute, das auf ihn zukommt, kann sich zu Bösem verkehren. Es ist wie mit dem Regen, der die Ähre mit Korn füllt oder der Rose Duft verleiht, während er ebenso dem Dorn Kraft gibt oder das Gift einer Pflanze vermehrt. Dazu meint Mauduudi: "Ihrer Schlechtigkeit wegen vermehrt Allah die Krankheit ihrer Doppelzüngigkeit. Selbst wenn es so aussieht, als hätten sie vorläufig mit ihrer Falschheit Erfolg, sind sie immer fester von deren Nützlichkeit überzeugt und wenden sie noch häufiger und ausdauernder an als zuvor."

 

11. Und wenn ihnen gesagt wird: "Stiftet nicht Unheil auf Erden", so sagen sie: "Wir sind doch Förderer des Friedens."

12. Gewiss jedoch sind sie diejenigen, die Unheil stiften, allein sie begreifen es nicht.11

11. Viel Unheil wird, manchmal unbeabsichtigt, von Menschen angerichtet, die meinen, sie hätten eine Friedensmission zu erfüllen, während sie nicht einmal eine wirkliche Vorstellung von Recht und Unrecht besitzen, In ihrer blinden Anmaßung unterdrücken sie das Gute und leisten dem Bösen Vorschub.

Gerade zu diesem Aja haben wir etliche Beispiele aus der jüngsten Geschichte, wo die Staatsmänner in Ost und West ihren Völkern "Frieden und Wohlstand" versprechen, obwohl sie von dem wirklichen Sinn und Gehalt dieser Worte keinerlei Ahnung haben.

 

13. Und wenn ihnen gesagt wird: "Verinnerlicht den Imaan wie (andere) Menschen den Imaan verinnerlicht haben", so sagen sie: "Sollen wir etwa wie Idioten den Imaan verinnerlichen?" Gewiss jedoch sind sie selbst die Idioten, allein sie wissen es nicht.12

12.  Dies ist eine weitere Entwicklungsphase des Munafuqs und Zynikers. "Imaan", sagt er, "ist nur etwas für Narren," Doch dieser Zynismus dürfte wohl die größte Dummheit vor Allah sein. Zu diesen Ajas schreibt Mauduudi: "Wenn es heißt: “verinnerlicht den Imaan wie (andere) Menschen den Imaan verinnerlichen“, dann bedeutet dies: „Wenn ihr vorgebt, an den Islam zu den Imaan zu verinnerlichen, dann müsst ihr ihn ehrlich und aufrichtig in seiner Gesamtheit mit all seinen Geboten anerkennen und dementsprechend leben" Zu den Munafuq meint er: "Sie betrachten diejenigen als Toren, die sich durch aufrichtige Befolgung der islamischen Gebote Unannehmlichkeiten und Gefahren aussetzen. Nach ihrer Auffassung ist es nichts anderes als Torheit, wenn man sich der Wahrhaftigkeit und Redlichkeit zuliebe alle Welt zum Feind macht. Sie halten es für Weisheit, wenn man sich über Recht und Unrecht nicht viel den Kopf zerbricht, sondern sich in erster Linie ums eigene Wohl kümmert."

 

14. Und wenn sie mit denen zusammentreffen, die den Imaan verinnerlicht haben, so sagen sie: "Wir haben den Imaan verinnerlicht." Wenn sie aber mit ihren Teufeln allein sind, sagen sie: "Wir halten es mit euch; (mit den anderen) treiben wir ja nur Spott“.13

13. Doppelzüngigkeit ist Falschheit in besonderem Grade. Deshalb zahlt sie sich am Ende nicht aus, Mit den Teufeln sind diejenigen gemeint, mit denen die Munafuqs in Kufr und Falschheit wetteifern.

 

15. Allah ist es, Der ihrer spottet und sie in ihrer Auflehnung gewähren lässt, so dass sie verblendet umherirren.

16. Das sind die, die den Irrtum für die Rechtleitung eingekauft haben, doch ihr Handel brachte ihnen keinen Gewinn, noch sind sie auf dem rechten Weg.

17. Ihr Gleichnis ist wie das Gleichnis eines (Menschen), der ein Feuer anzündete.14 Als es nun alles um ihn herum erleuchtet hatte, nahm Allah ihr Licht hinweg und ließ sie in tiefer Finsternis zurück, so dass sie nicht sehen.

14. Dieser Mensch wollte Licht haben. Er entfachte ein Feuer. Doch es wurde zu einer gewaltigen Flamme, die von vielen beifällig bestaunt wurde. Aber sie hielt nicht lange an. Als die Flamme dann unvermeidlicherweise erlosch, wurde die Finsternis schlimmer als zuvor und sie alle kamen völlig vom Weg ab. Ebenso mögen Munafuqs, Betrug, anmaßender Kompromiss mit dem Bösen, Zynismus oder Doppelzüngigkeit zeitweiligen Beifalls erfreuen. Doch das echte Licht des Imaans und der Aufrichtigkeit fehlt und so müssen schließlich alle, die diesen Weg einschlagen, in die Irre gehen.

 

18. Taub, stumm und blind (sind sie), darum kehren sie nicht um.15

15. In der Verwirrung können sie nicht sprechen oder einander hören. Deshalb enden sie genauso wie jene, die den Imaan vorsätzlich zurückweisen (Suura 2:7), kopflos herumtaumelnd, stumm, taub und blind. Mauduudi und Darjabaadi kommentieren dieses Gleichnis so: "Es war Muchammad (Friede sei mit ihm), der als letzter Prophet das Licht der Wahrheit entzündete, welches Recht von Unrecht, Tugend von Laster unterschied und jene recht leitete, die ihre Fähigkeiten richtig zu gebrauchen wussten. Die Munafuqs hingegen, die von ihrer Selbstsucht geblendet waren, konnten den rechten Weg selbst mit Hilfe dieses Lichtes nicht erkennen. Sie beraubten sich somit ihres eigenen Sehvermögens und blieben in der Finsternis zurück. Deshalb sind sie taub, stumm und blind und können die Wahrheit und das Gute weder hören noch aussprechen noch sehen. Für sie gibt es keine Möglichkeit einer Umkehr."

 

19. Oder (es ist) wie ein Regenguss vom Himmel voller Finsternis, Donner und Blitz. Sie stecken ihre Finger in die Ohren in Todesfurcht vor den Donnerschlägen. Und Allah umfängt die Kaafir.16

16. Eine wunderbar anschauliche und kraftvolle Darstellung des Zustandes jener, die den Islaam zurückweisen. In ihrer Selbstzufriedenheit lassen sie sich normalerweise durch nichts stören. Doch was geschieht, wenn ein starkes Gewitter (sowohl wörtlich als auch im übertragenen Sinn) über sie hereinbricht? Sie bedecken ihre Ohren zum Schutz gegen die Donnerschläge und der Blitz lässt sie fast erblinden. Sie befinden sich in Todesangst, doch Allah umfängt sie selbst jetzt, denn Er umfängt zu jeder Zeit alles. Er gewährt ihnen sogar Aufschub. -Kommentar von Mauduudi zu den Ajas 19 und 20: "Mit dieser zweiten Parabel dürften jene Munafuq gemeint sein, die von Zweifeln, Argwohn und mangelndem Imaan heimgesucht werden. Zwar sind sie nicht ganz und gar Kaafir, doch führen sie nur insoweit ein islamisches Leben, als es für sie keine Schwierigkeiten mit sich bringt. Während der Islam als Regenguss der Menschheit Segen brachte, stellte er doch in Form von Finsternis, Donner und Blitz die hier für Behinderung, Gefahr und Anfeindung stehen mögen hohe Anforderungen an die Opferbereitschaft seiner Anhänger. Wenn immer die Aussichten etwas besser wurden, begaben sie sich auf den Vormarsch für den Islam. Doch sobald dunkle Wolken aufzogen oder Anforderungen gestellt wurden, die gegen ihre eigenen Interessen, ihren Aberglauben und ihre Vorurteile gerichtet waren, blieben sie in völliger Bestürzung wie angewurzelt stehen. Allah hätte ihnen, wie den Munafuq in der ersten Parabel, die Fähigkeit entziehen können, die Wahrheit zu sehen. Doch Er gewährte ihnen Aufschub und gibt ihnen die Möglichkeit der Einsicht, so dass sie vielleicht eines Tages den Mut finden werden, sich in guten wie in schlechten Zeiten für den Islam einzusetzen."

 

20. Der Blitz nimmt ihnen beinahe das Augenlicht. Sooft Er es um sie hell werden lässt, gehen sie (in dem Licht) umher, und wenn es um sie dunkel wird, bleiben sie stehen. Und wenn Allah es wollte, hätte Er ihnen gewiss Gehör und Augenlicht genommen. Fürwahr, Allah hat Macht über alle Dinge.

 

Abschnitt 3

21. O ihr Menschen17, dienet eurem Herrn,  Der euch erschaffen hat und die, die vor euch waren; vielleicht werdet ihr Ihn fürchten,

17. Die Botschaft des Islaam richtet sich an die gesamte Menschheit. nicht etwa nur an ein auserwähltes Volk, wie die Thora. Sie hat damit universelle Gültigkeit.

 

22. Der euch die Erde zu einer Ruhestatt18 und den Himmel zu einem Baldachin19 gemacht hat, und vom Himmel Wasser hernieder sandte und dadurch Früchte hervorbrachte als Unterhalt für euch; deshalb stellt Allah keine Götzen20 gleich, wo ihr doch wisst.

18. Das Gleichnis der Erde als Ruhestatt soll die Tatsache versinnbildlichen, dass diese Erde erst bewohnbar gemacht werden musste, damit überhaupt Leben auf ihr ermöglicht wurde. Die Lebensbedingungen, die der Mensch und alle anderen Lebewesen auf Erden vorfinden, sind durchaus kein Zufall oder gar ein Muss, sondern ebenfalls ein Akt der Schöpfung, den die Menschen jedoch allzu gern als etwas Selbstverständliches hinnehmen. (Qutb)

19. Wörtlich: Bau, Überbau. Genauso wie die Begriffe Ruhestatt und Baldachin in enger Beziehung zueinander stehen, besteht ein fester Zusammenhang zwischen dem Himmel oder Kosmos und der Erde. Setzt man für "Baldachin" den wörtlichen "Überbau", so wird damit zum Ausdruck gebracht, dass der Himmel ein planmäßig angeordneter Weltraum ist, durch dessen Einflüsse wie Licht, Wärme, Schwerkraft, das Leben auf der Erde erst möglich gemacht wurde.

20. In diesem Aja werden Beweise der Güte Allahs genannt. Da alle diese Gaben einzig und allein von Allah kommen, solle!! die Menschen keinen falschen Göttern nachjagen, die lediglich ihrer Einbildung entspringen. Diese können nicht nur Götzen in Form von Statuen oder Bildern sein, sondern auch Idole, Aberglaube, das eigene Ich oder gar so wunderbare Dinge wie Poesie, Kunst oder Wissenschaft, wenn sie mit einer solchen Hingabe ausgeübt oder genossen werden, dass sie zu Götzen werden. Doch es kann auch Rassenstolz oder der Stolz auf die gute Abstammung, auf Vermögen, Position, Macht oder Gelehrsamkeit sein.

 

23. Und wenn ihr im Zweifel seid über das, was Wir Unserem Diener (als Offenbarung) herabgesandt haben21, so bringt (doch) eine Suura gleicher Art hervor und ruft eure Zeugen auf außer Allah, wenn ihr wahrhaft seid22.

21. Wie können wir wissen, dass es Offenbarungen gibt und dass sie von Allah kommen? Es gibt einen konkreten Prüfungsmaßstab. Unseren Propheten Muhammad (Friede sei mit ihm) sind viele Suuras offenbart worden und die Menschen werden kategorisch aufgefordert, auch nur eine Suura gleicher Art hervorzubringen. Wenn es jemanden außer Allah gibt, der geistige Wahrheit in so herrlichen Worten einzugeben vermag, dann sollen sie ihre Beweise vorlegen.

22. "Wenn ihr wahrhaft seid" lässt sich auf zweierlei Weise verstehen: zum einen kann es bedeuten, dass der, der im Zweifel darüber ist, ob der Qur’an das Buch Allahs ist, als Untermauerung seiner Zweifel eine Suura wie die des Qur’ans hervorbringen möge. Und zum anderen kann es besagen, dass der, der guten Grund hat zu glauben, er könne andere Helfer herbeirufen, um seine Meinung zu rechtfertigen, diese hier und jetzt zu Hilfe holen möge, denn es gibt keinen geeigneteren Augenblick als diesen, ihre Fähigkeiten und Kräfte vor dem Angesicht Allahs darzutun. (Siddiqi)

 

24. Wenn ihr es aber nicht tut -und nie werdet ihr es tun23 -, dann fürchtet das Feuer, dessen Nahrung Menschen und Steine sind, das bereitet ist für die Kaafir.24

23. Dies ist eine Herausforderung an die gesamte Menschheit, der es bis heute nicht gelungen ist, auch nur eine Suura wie die des Qur’ans hervorzubringen. So wie es bis heute trotz aller großartigen wissenschaftlichen Errungenschaften niemandem gelungen ist, auch nur das geringste unter den Geschöpfen Allahs nachzubilden und ihm Leben einzuhauchen, so wird es niemals jemandem gelingen, auch nur eine Suura hervorzubringen. Der Qur’an ist unnachahmbar, sei es in der Eleganz seiner Sprache, in dem ihm eigenen Stil, in der Gedankenfolge, in der Wahl der Parabeln oder in der Beschreibung von Ereignissen, vor allem aber in der unvergleichlichen Vermittlung der geistigen Wahrheiten. (Siddiqi)

24. Wenn sich die Menschen aus eigenen Kräften mit dem geistigen Licht nicht messen können und doch den Imaan widerspenstig zurückweisen, dann wird ihnen eine Strafe zuteil, die gleichzeitig auch ihre geliebten Idole verzehrt. Vielleicht werden sie wenigstens diese Bestrafung fürchten. Dieses Feuer verschlingt sowohl die Anbeter der Trugbilder wie die Idole, die sie irrtümlich verehren. Siddiqi setzt in seinem Kommentar alle Gegenstände der Anbetung oder Anrufung -abgesehen von Allah den Steinen gleich, wobei deren Hilflosigkeit und Untauglichkeit durch die Starre der Steine symbolisiert wird.

 

25. Doch verheiße denen, die den Imaan verinnerlicht haben und Gutes tun, dass ihnen Gärten zuteil werden, durch die Ströme fließen. Wann immer sie eine Frucht daraus gereicht bekommen, sagen sie: "Das ist (doch dasselbe) was wir (schon) früher (auf Erden) zu essen bekamen." Doch es wird ihnen nur Ähnliches gegeben. Und sie werden darin Gefährten und Gefährtinnen von vollkommener Reinheit haben, und ewig werden sie dort verweilen.25 

25. Dies ist das Gegenbild zum letzten Aja. Wenn das Feuer hier zum Symbol der Bestrafung wird, dann ist der Garten das Symbol für die Glückseligkeit. Und was kann entzückender sein als ein Garten, in dem man von einer malerischen Anhöhe aus eine bezaubernde Landschaft um sich herum betrachten kann? -Ströme und Bäche, in denen kristallklares Wasser dahinplätschert und Obstbäume, die, die wunderbarsten Früchte tragen. So ist die Frucht des Guten zwar Gleicherweise Gutes, doch von noch erlesenerer, sich ständig steigernder Herrlichkeit. Man meint, es sei dasselbe, doch dies scheint nur so zu sein, weil man den Maßstab früherer Erfahrungen und Gedankenverbindungen anlegt. Und dann gibt es dort Gefährten und Gefährtinnen von Reinheit in höchster Vollkommenheit. Die Gemeinsamkeit bezieht sich sowohl auf das männliche als auch auf das weibliche Geschlecht, gemessen an unserer materiellen Welt. Die Sinne umfassende Glückseligkeit ist dabei nicht nur eine zeitlich begrenzte Hochstimmung, sondern sie wird über irdische Zeitbegriffe hinaus ewig andauern.

 

26. Fürwahr, Allah schämt sich nicht, irgendein Gleichnis zu prägen von einer Mücke26 oder was sie (noch) übertrifft (an Winzigkeit oder Größe). Was nun die angeht, die den Imaan verinnerlicht haben, so wissen sie, dass es die Wahrheit ist von ihrem Herrn. Was aber die angeht, die Kaafir  sind, so sagen sie: "Was meint denn Allah mit solchem Gleichnis?" Er führt damit viele irre, aber Er leitet (auch) viele recht; doch führt er damit niemanden irre außer den Frevlern;

26. Das hier benutzte arabische Wort für Mücke ist in Arabisch zugleich eine Bezeichnung für das schwächste aller Geschöpfe. In Suura 29 Aja 41, einem Aja, der vor dieser Suura offenbart worden ist, wird das Gleichnis der Spinne verwendet, ebenso wie in Suura 22 Aja 73 die Fliege für ein Gleichnis herangezogen wird. Für Allah hat alles Erschaffene seine ihm zukommende Bedeutung. Einige von jenen, die wir für die niedrigsten Geschöpfe halten, haben wunderbare Eigenschaften wie etwa die Spinne oder die Fliege. Über Parabeln dieser Art können jene stolpern, die den rechten Pfad verlassen haben, anders ausgedrückt: jene, die ihre Augen absichtlich vor Allahs Zeichen verschließen. Ihre Bestrafung wird auf Allah zurückgeführt, Der, der Ursprung allen Geschehens ist. Um jedoch jedes Missverständnis auszuschließen, wird sofort hinzugefugt, dass das Stolpern nur das Ergebnis der eigenen Entscheidung für den falschen Weg ist. Jene hingegen, denen ihr Imaan und ihr Nachdenken die Zusammenhänge zwischen allem Erschaffenen deutlich macht, werden dieses Gleichnis als einen weiteren Beweis betrachten für die sich in unermesslicher Mannigfaltigkeit äußernde Einheit des Universums, die auf eine einzige Quelle zurückzuführen ist.

 

27. Die den Bund Allahs brechen, nachdem er geschlossen wurde, und trennen, was nach Allahs Gebot zusammenbleiben soll, und Unheil auf Erden stiften. Diese sind die Verlierenden27.

27. Die Ajas 27 und 27 bilden einen Satz und sollten zusammenhängend gelesen werden. Das "Freveln" wird in 2:27 als "Bruch des Bundes (oder Vertrages) mit Allah" definiert, wodurch eine Spaltung unter den Menschen verursacht wurde, die doch einer Gemeinschaft angehören sollten. Die Erwähnung des Bundes hat eine besondere und eine allgemeine Bedeutung. Die besondere bezieht sich auf die jüdische Überlieferung, wonach mit dem Stammvater Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ein Bund geschlossen wurde, dem nach Ibraahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Nachkommen Allah zum Dank für die gewährten Wohltaten treu dienen sollten. Doch befand sich ein großer Teil der Nachfahren Ibraahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in Wirklichkeit in ständiger Auflehnung gegen Allah was von eigenen Propheten und Predigern ebenso bestätigt wird wie von Muchammad (Friede sei mit ihm). Die allgemeine Bedeutung liegt darin, dass ein ebensolcher Bund im übertragenen Sinn von jedem Geschöpf Allahs eingegangen wird. Für Allahs liebevolle Fürsorge schulden wir Ihm zumindest volle Dankbarkeit und willigen Gehorsam. Der Rebell weiß dies, bevor er sein Gewissen zum Schweigen bringt, ganz genau und verlässt trotzdem nicht nur den rechten Weg, sondern widersetzt sich der Gnade Allahs, die ihm zu seiner Rettung zuteil wird. Der Verlust betrifft jedoch ihn allein, denn niemand kann Allahs Plan durcheinander bringen.

Siddiqi zählt die folgenden drei Merkmale der "Verlierenden" auf, die ihren Charakter durch ständige Übeltaten verdorben haben: "Zum einen zerreißen sie das heilige Band, das sie mit Allah als Dessen Diener verbindet. Der Mensch sehnt sich eigentlich danach, in geistiger Übereinstimmung mit den Forderungen des planenden Willens zu sein und sich dem Gebot Allahs zu unterwerfen. Diese Sehnsucht ist tief in der Seele des Menschen verwurzelt, er ist sich ihrer instinktiv ebenso wie durch seine gemachten Erfahrungen bewusst, doch die, Verlierenden  widersetzen sich absichtlich diesem natürlichen Drang. Zum zweiten zeigt sich ihre unnatürliche Mentalität in ihrer Einstellung zu anderen Menschen. Ihrem Wesen entsprechend sollten sie enge Verbindung zu diesen knüpfen, da sie ja alle der Familie Allahs angehören und ohne gegenseitige Liebe, Zuneigung und Hilfe kein friedliches Leben fuhren können. Doch auch in dieser Hinsicht handeln sie nicht in Übereinstimmung mit ihren natürlichen Eingebungen sondern zerreißen die Bande der Brüderlichkeit. Und zum dritten äußert sich ihre Abwegigkeit in ihrer Handlungsweise. Als Menschen sollten sie Gutes tun, um damit das Wohl der Menschheit und ein friedliches Zusammenleben auf Erden zu fördern. Doch stattdessen stiften sie Unheil und verbreiten Uneinigkeit im Lande."

 

28. Wie könnt ihr Allah leugnen, wo ihr doch leblos wart und Er euch das Leben gab, und euch dann sterben lässt, und euch am Jüngsten Tag (wieder) lebendig machen wird, worauf ihr zu Ihm zurückgebracht werdet?28

28. In den vorangegangenen Ajas werden den Menschen mannigfaltige Tatsachen vor Augen geführt: Allahs Güte gegenüber Seinen Geschöpfen (2:21-22); die Gültigkeit der Offenbarungen Allahs (2:23); die Bestrafung für deren Anzweiflung (2:24); die Belohnung der Mu`mins (2:25); und die Gnade, die für die Mu`mins in Gleichnissen verborgen liegt, während sie den Kaafir zum Verderben werden können (2:26-27). Nun (2:28-29) wird an das subjektive Gefühl der Menschen als Geschöpfe Allahs appelliert: Allah hat sie ins Dasein gebracht; die Geheimnisse des Lebens und des Todes sind in Seinen Händen; wenn sie hier auf Erden sterben, so ist dies nicht das Ende; sie sind von ihm ausgegangen und zu Ihm müssen sie zurückkehren. Und trotzdem wollen sie die Fähigkeit Imaan zu bekommen, die allen ins Herz gelegt ist, absichtlich verleugnen oder zum Schweigen bringen?

Siddiqi meint dazu: "Das Gewissen der Menschen wird aufgerüttelt, indem ihr Augenmerk auf einige ganz eindeutige Tatsachen gelenkt wird. Sie werden dazu angehalten, über ihr Leben nachzudenken, um einzusehen, das ihr gesamtes Dasein von Allah abhängig ist. Er ist es, Der das Leben spendet und den Tod herbeiführt und am Jüngsten Tag alle wieder auferstehen lässt. So wie der Mensch in Bezug auf seine materielle Existenz von der Gnade und Gunst Allahs abhängig ist, so hängt sein geistiges Wohlergehen davon ab, dass er sich dem Willen Allahs unterwirft. Vor allem jedoch ist das der Imaan an das Jenseits, der den Menschen in diesem Aja bewusst gemacht wird."

 

29. Er ist es, Der für euch alles erschuf, was auf Erden ist; dann wandte Er sich dem Himmel zu; Er formte ihn zu sieben Himmeln29 ; und Er weiß über alles Bescheid.

29. Was die "sieben Himmel" betrifft, so sollte man sich vergegenwärtigen, dass in Arabisch wie auch in anderen semitischen Sprachen die Zahl "sieben" oft gleichbedeutend ist mit "mehreren", geradeso wie "siebzig" oder "siebenhundert" oft "viele" oder "sehr viele" bedeutet. So lässt sich der Begriff der "sieben Himmel" gleichsetzen mit einer, Vielzahl von kosmischen Systemen. (Siddiqi)

 

Abschnitt 4

30. Und (gedenke der Zeit) als dein Herr zu den Engeln sagte: "Wahrlich, Ich werde auf Erden einen Statthalter einsetzen." Sie sagten: "Willst Du auf ihr jemanden einsetzen, der dort Unheil stiftet und Blut vergießt, wo wir doch Dein Lob singen und Deine Herrlichkeit rühmen? "Er sagte: "Fürwahr, Ich weiß, was ihr nicht wisst."30

30. Zu diesem Aja gibt es einige interessante Ansichten und Meinungen folgender Kommentatoren:

Juusuf ’Allii: "Es scheint, dass die Engel, obwohl sie heilig und rein und von Allah mit bestimmten Fähigkeiten ausgestattet sind, nur eine Seite der Schöpfung darstellen. Wir müssen sie uns wohl ohne Leidenschaften und Gemütsbewegungen vorstellen, deren edelste Blüte die Liebe ist. Wenn der Mensch mit Gefühlen begabt werden sollte, so konnten ihn diese Gefühle in höchste Höhen tragen oder in tiefste Tiefen stürzen. Die Fähigkeit, sich frei zu entscheiden, selbst zu wählen, musste mit diesen Gefühlen einhergehen, damit der Mensch das Steuer seines Lebensschiffs selbst in der Hand habe. Die Fähigkeit der freien Willensentscheidung verlieh ihm (sofern er sie richtig nutzte) in gewissem Umfang die Herrschaft über sein eigenes Geschick und über die Natur. Dadurch wurde er dem Wesen Allahs näher gebracht, Das die höchste Gewalt und den absoluten Willen besitzt. Wir können annehmen, das die Engel keinen eigenen, unabhängigen Willen besitzen. Ihre Vollkommenheit auf anderen Gebieten spiegelt die Vollkommenheit Allahs wieder. Doch vermochte sie nicht, sie in den hohen Rang der Statthalterschaft Allahs zu erheben. Der vollkommene Statthalter oder Stellvertreter ist der, der die Fähigkeit und das Recht des eigenen Handels hat, dessen selbständiges Tun jedoch stets genau den Willen seines Herrn wiedergibt. Die Engel sahen infolge ihrer Einseitigkeit nur das Unheil, das sich aus dem Missbrauch der von Gefühlen beherrschten Natur des Menschen ergeben kann; vielleicht verstanden sie auch, da sie selbst ohne Gefühle waren, das Wesen Allahs in einer Gesamtheit nicht, das Liebe gibt und fordert. In Demut und Ergebenheit in Allah machen sie ihre Bedenken geltend. Wir dürfen uns hier nicht die mindeste Schattierung von Eifersucht vorstellen, weil sie ja ohne Empfindungen sind. Da das Geheimnis der Liebe außerhalb ihres Vorstellungsvermögens liegt, wird ihnen gesagt, dass sie “nicht wissen“, und sie gestehen (in 2:32) die Unvollkommen­heit ihres Wissens ein."

Qutb: "Durch diese Bestimmung zum Statthalter Allahs auf Erden ist dem Menschen nicht nur der höchste Rang unter allen Geschöpfen zuerkannt worden, sondern es wird ihm damit auch die ungeheure Aufgabe gestellt, sich die Erde in Übereinstimmung mit dem Willen Allahs untertan zu machen und sie in allen Belangen im besten Sinn zur Entfaltung zu bringen."

Darjabaadi: "Engel sind außerirdische, körperlose, tatsächlich vorhandene Wesen, nicht etwa personifizierte Eigenschaften und etwas nur Gedachtes. Sie sind zulässige Diener Allahs und Seine Gesandten, denen Er vertraut. Als reine Geisteswesen sind sie absolut frei von Sünde und unbestechlich. Nach islamischer Auffassung unterscheiden sie sich unverkennbar ebenso eindeutig von "Göttern" wie von Menschen. Der Islaam kennt nichts dergleichen wie "gefallene Engel" oder "herabgewürdigte Götter".

 

31. Und Er lehrte Adem31 alle Namen32 , dann zeigte Er sie (die benannten Dinge) den Engeln und sagte: "Nennt Mir deren Namen, wenn ihr wahrhaft seid!"

31. Im Islaam war Adem, Allahs Segen und Frieden auf ihm,  nicht nur unser Vorfahre, sondern zugleich der erste Prophet Allahs auf Erden.

32. Die Kommentatoren stimmen darin überein, dass mit den "Namen" das innere Wesen, die Eigenschaften der Dinge gemeint sind und dass in diesen "Dingen" selbst Nicht-Greifbares wie Empfindungen eingeschlossen ist.

Qutb sieht in der Fähigkeit, das Erschaffene zu benennen und zu verstehen, die Schlüssel des Menschen zur Statthalterschaft Allahs auf Erden, denn im Begreifen der Dinge liegt das Geheimnis der Gewalt über sie. Auch ist diese Fähigkeit eine unabdingbare Voraussetzung für die Verständigung und das Zusammenwirken unter den Menschen, was wiederum erst die Herrschaft über die Schöpfung möglich macht. Die Engel dagegen brauchen diese Fähigkeit für ihre Aufgaben nicht und deshalb ist ihnen dieses Wissen nicht gegeben worden.

Siddiqi kommentiert den Aja wie folgt: "Es ist durch die Bezeichnung, dass der menschliche Geist Dinge wahrnimmt. Doch unter dem Begriff "Namen" oder "Benennung" versteht man so viel wie, Vermittlung von Wissen (über ein Ding). Er wird verwendet, um Wesen oder Eigenschaften zum Zweck der Unterscheidung anzudeuten (Lane). In der Philosophie würde man “Konzept“ sagen. Es ist aufgrund dieses Ajas, dass der Mensch als den Engeln überlegen betrachtet wird (Baidawi). Allahs lehrte Adem, Allahs Segen und Frieden auf ihm, die Namen aller Dinge und deren Eigenschaften, denn ohne klares Wissen darüber wären Adem, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und seine Nach­fahren nicht in der Lage gewesen, sich ihrer wirklich zu bedienen und sich verantwortungsbewusst der ihnen übertragenen Aufgabe der Statthalterschaft Allahs zu entledigen.

 

32. Sie sprachen: "Gepriesen seiest Du. Wir haben kein Wissen außer dem, was Du uns gelehrt hast33; wahrlich, Du allein bist der Wissende, der Weise."

33. Als Allah nun die Engel aufforderte, das Erschaffene zu benennen und sie es nicht konnten, begriffen und gestanden sie ihr Unvermögen ein. (Qutb)

 

33. Er sagte: ,,O Adem, nenne ihnen ihre Namen!" Und als er ihnen ihre Namen genannt hatte34, sagte Er: "Habe ich euch nicht gesagt, Ich kenne die Geheimnisse der Himmel und der Erde und Ich weiß, was ihr offenbart und was ihr geheim haltet? "

34. Als Adem, Allahs Segen und Frieden auf ihm, den Engeln die Namen und Eigenschaften der Dinge genannt hatte, war der Beweis erbracht, dass er besser befähigt war zur Statthalterschaft Allahs auf Erden als die Engel.

 

34. Und (gedenke der Zeit), als Wir zu den Engeln sagten: "Werft euch vor Adem nieder"35 ; da warfen sie sich (alle vor ihm) nieder bis auf Ibliis36; er weigerte sich und war hochmütig. Und er gehörte zu den Kaafir.

35. Der Befehl Allahs an die Engel, sich vor Adem, Allahs Segen und Frieden auf ihm, niederzuwerfen, ist die höchste Auszeichnung und Ehrung, die überhaupt möglich ist, und gleichzeitig die sichtbare Bestätigung der menschlichen Überlegenheit über die Engel. (Qutb)

36. Die sinnvollere aber nicht ganz für wortgetreue Übersetzung wäre: "doch Ibliis nicht", da Ibliis laut Qur’an kein Engel sondern ein Dschin ist (18:50). Die Tatsache, dass Ibliis hier zusammen mit den Engeln erwähnt ist, lässt darauf schließen, dass er unter ihnen, aber nicht einer von ihnen war. Denn wäre er ein Engel, hätte er sich dem Befehl Allahs nicht widersetzen können. (Qutb)

Mauduudi schreibt zu diesem Aja: "Der Name "Ibliis" (wörtlich: "der Enttäuschte") wurde dem Dschinn gegeben, der Allah nicht gehorchte und sich weigerte, sich vor Adem, Allahs Segen und Frieden auf ihm,  zu verneigen als Zeichen seiner Unterwerfung ihm und seinen Nachkommen gegenüber, und der Allah bat, ihm Gelegenheit zu geben, die Menschen bis zum Jüngsten Tag in Versuchung zu führen. Man nennt ihn auch Schaytaan. Er ist nicht irgendeine abstrakte Kraft des Bösen, sondern ein Wesen mit eigener Persönlichkeit wie der Mensch. Er ist nicht ein Engel, wie gemeinhin angenommen wird, sondern einer der Dschinns, die ihrerseits eine Art von Wesen darstellen. so wie die Engel einer bestimmten Art von Wesen angehören. Aus dem arabischen Text scheint hervorzugehen, dass Ibliis nicht der einzige war, der sich weigerte, sich vor Adem, Allahs Segen und Frieden auf ihm, niederzuwerfen, sondern dass es eine Gruppe von anderen Dschinns gab, die sich auch auf den Ungehorsam versteiften. Der Name von Ibliis ist wohl besonders erwähnt, weil er derjenige war. der den Aufruhr anführte."

 

35. Und Wir sagten: ,,O Adam, weile du und deine Gefährtin im Paradiesgarten37 und esst von seinen Früchten38 nach Herzenslust wo immer ihr wollt! Kommt jedoch diesem Baum39 nicht nahe, sonst würdet ihr zu den Frevlern40 gehören."

37. War der Paradiesgarten ein Platz hier auf Erden? Offenbar nicht. Denn in 2:36 steht, dass es nach dem Sündenfall war, als der Satz gesprochen wurde: "Und ihr sollt auf Erden Wohnstatt und Versorgung auf eine Weile haben." Wir müssen uns vorstellen, dass der Mensch vor dem Sündenfall auf einer ganz anderen Ebene weilte in einem geistigen Dasein voll Glückseligkeit, Unschuld und Vertrauen, dem genauen Gegenteil von Feindseligkeit, mangelndem Imaan und allen Übeln. Vielleicht gab es dort weder Zeit noch Raum und der Garten ebenso wie der Baum sind nur sinnbildlich zu verstehen.

38. Wörtlich übersetzt müsste es statt "esst von seinen Früchten" heißen: "esst von ihm".

39. Im Qur’an finden sich keine weiteren Erläuterungen über den Baum (Siddiqi).

Die Kommentatoren meinen jedoch, dass der "verbotene Baum" nicht der "Baum der Erkenntnis" war, denn dem Menschen war in jenem Stadium der Vollkommenheit ein viel tieferes Wissen gegeben als jetzt (2:31). Vielmehr ist es nach ihrer Ansicht der "Baum des Bösen", von dem zu essen Adem, Allahs Segen und Frieden auf ihm,  verboten war und dem er nicht einmal nahe kommen durfte.

Qutb meint: "Der Baum scheint das Symbol des Verbotenen zu sein, das in diesem Leben eine wichtige Aufgabe hat; denn ohne das Verbotene kann der menschliche Wille nicht wachsen und der Mensch kann sich nicht vom Tier unterscheiden. Ebenso könnte ohne das Verbotene die Geduld des Menschen und seine Treue zum Bündnis mit Allah nicht geprüft werden.

40. Das deutsche Wort "Frevler" gibt nur ungenügend die volle Bedeutung des arabischen "Salimuns" wieder. "Sulm", vereinfacht übersetzt mit "Frevel", "Sünde", bedeutet so viel wie Schaden, Unrecht, Ungerechtigkeit, Übertretung, soweit es einen selbst betrifft. Bezogen auf andere ist es Unrecht in Form von Tyrannei und Unterdrückung. Der Gedanke des Unrechts, des Falschen ist ganz natürlich verknüpft mit Finsternis, Dunkel einer weiteren Schattierung in der Bedeutung dieses Wortes.

Mauduudi fasst die Bedeutung des Wortes “Sulm“ in “Verletzung eines Rechts oder einer Pflicht“ zusammen. Nach seiner Meinung verletzt der, der gegen Allah ungehorsam ist, drei Grundrechte: "Erstens die Rechte Allahs, Dem absoluter Gehorsam zukommt. Zweitens die Rechte der Dinge und Geschöpfe, deren sich der Mensch in seinem Ungehorsam und entgegen Allahs Willen bedient; beispielsweise seiner eigenen Gliedmaßen und Fähigkeiten, der Mitmenschen oder Engel, die ihm bei der Durchsetzung seines Willens behilflich sind, oder aller Dinge, die er bei seinem üblen Tun benutzt. Denn sie alle haben ein Recht darauf, nur in Übereinstimmung mit den Geboten ihres wirklichen Herrn verwendet zu werden. Es ist also eine Unge­rechtigkeit, wenn er die Macht, die er über sie hat, missbraucht. Und drittens verletzt er seine eigenen Rechte, denn sein eigenes Ich hat Anspruch darauf, dass er sein Bestes tut, um es vor dem Verderben zu bewahren. Bringt er jedoch durch seinen Ungehorsam Allahs Zorn über sich, so begeht er sich selbst gegenüber ein Unrecht. Deshalb steht an vielen Stellen im Qur’an das Wort "Sulm" für "Sünde"."

Siddiqi fasst die große Bedeutung dieses Aja wie folgt zusammen: "Hier wird uns vor Augen gehalten, welche große Aufgabe Adem, Allahs Segen und Frieden auf ihm, von Allah übertragen wurde, wie sehr er der Gebote Allahs zu seiner Rechtleitung bedurfte und wie es ihm erging, solange er diese Gebote befolgte und als er sie schließlich verwarf. Zunächst durfte Adem im Paradies leben, um seinen ursprünglichen Aufenthaltsort kennen zu lernen, der ihm bei einem Allah gefälligen Leben zugedacht war. Es wurde ihm geboten, sich nicht einem bestimmten Baum zu näheren, um ihm zu verstehen zu geben, dass sein Wohlergehen in der Be­folgung des Willen Allahs liege und worin seine Überlegenheit den Engeln gegenüber zu sehen sei. Obwohl ihm freie Willensentscheidung gegeben war, wurde von ihm erwartet, dass er sich in aller Demut den Geboten seines Schöpfers fügen würde. Im Falle seiner Auflehnung dagegen würde er zu den Übeltätern gehören, die. die Grenzen überschreiten."

 

36. Doch Scheytaan41 ließ sie von dort straucheln42 und brachte sie aus dem (Zustand der Glückseligkeit) heraus, in dem sie (bis dahin) waren. Da sagten Wir: "Geht43 (vom Paradiesgarten) hinunter! Der eine ist des anderen Feind44. Und ihr sollt auf Erden Wohnstatt und Versorgung auf eine Weile haben45."

41. "Ibliis" in 2:34 ist offensichtlich die Kraft des Bösen mit dem Grundgedanken der Verzweiflung, Enttäuschung und Auflehnung. Schaytaan in diesem Aja ist die Kraft des Bösen mit dem Grundgedanken der Verdorbenheit oder Feindseligkeit.

Man beachte, wie sinngemäß die Begriffe bei jeder Gelegenheit verwendet werden.

42. Das Wort "straucheln" soll besagen, dass der Mensch vom Bösen allmählich aus einem höheren in ein niedrigeres Stadium hinabgelockt wurde.

43. Allahs Befehl ergeht aufgrund dessen, was der Mensch getan hat. Man beachte im Arabischen den Übergang vom Singular in 2:33 über den Dual in 2:35 (Adem, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und seine Gefährtin) zum Plural hier. Entweder bezieht sich der Plural auf die gesamte Menschheit, für die Adem, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hier stellvertretend steht, oder auf Adem, Allahs Segen und Frieden auf ihm, seine Frau und Schaytaan.

Siddiqi schreibt in diesem Zusammenhang: "Im Qur’an wird die Frau nicht wie im Alten Testament für den Fehltritt Adems verantwortlich gemacht. Vielmehr verführte Schaytaan beide gleichzeitig dazu, von den Früchten des verbotenen Baums zu essen."

44. "Einer ist des anderen Feind" besagt nicht, dass einige Menschen Feinde der anderen sein sollen, denn diese Feindschaft ent­spricht nicht dem Wesen des Menschen. Die menschliche Persönlichkeit entfaltet sich durch gemeinsames Wirken, gegen­seitige Liebe und Zusammengehörigkeitsgefühl. Wenn der Mensch einem anderen gegenüber Hass an den Tag legt, so tut er das entgegen seinen natürlichen Charaktereigenschaften. Ewige Feindschaft jedoch herrscht zwischen Mensch und Satan. (Siddiqi)

45. Said Qutb macht sich hierzu folgende grundlegenden Gedanken: Obwohl Adem as von Anfang an für die Statthalterschaft Allahs auf Erden bestimmt war, musste er das Paradies auf diese Art verlassen. Sein Fehltritt sollte dem Menschen die in ihm schlummernden, nicht nur guten Kräfte bewusst machen. Die Möglichkeit, der Verführung zu unterliegen, die Folgen einer Tat tragen zu müssen, Reue auszukosten und den Feind zu erkennen sind alles Erfahrungen, die für seine Statthalterschaft auf Erden unerlässlich waren.

Die Ajas 30 bis 36 bilden die Grundlage des islamischen Konzepts vom Menschen und seinem Verhältnis zur Umwelt. Demnach ist erstens der Mensch der Herr der Erde. Seinetwegen ist alles auf ihr erschaffen worden. Er selbst ist also das wertvollste und wichtigste Geschöpf. Zweitens ist es der Mensch, der auf Erden die führende Rolle spielt: er ist es, der die Umwelt verändert und sie zur Entfaltung bringt; er ist es, der neue Quellen erschließt und damit dem Fortschritt vielfältige Wege eröffnet. Der Mensch selbst ist also die aktive, dynamische Kraft.

Daraus ergibt sich der krasse Widerspruch zur materialistischen Weltanschauung, die behauptet, der Mensch werde durch seine Umwelt und die vorhandenen “Produktionsmittel“ geprägt, wodurch er herabgewürdigt und ihm eine passive Rolle zugedacht wird.

Die grundverschiedene Einstellung zum Menschen und die Bewertung seiner Rolle in der Welt sind zweifelsohne die Ursache der verschiedenartigen Gesellschaftsformen, die beide Weltanschauungen für den Menschen schaffen wollen. In der islamischen Gesellschaft wird der Mensch mit all seinen Fähigkeiten als von Allah kommend hoch geschätzt. Er als tragende Kraft ist sich seiner ungeheuren Verantwortung der Umwelt gegenüber voll bewusst, schätzt die ihm anvertrauten Mittel und Güter und verwendet sie sinnvoll und fördert vor allem die geistigen Werte, die moralischen Verpflichtungen, der Religion und die Rechtschaffenheit im Leben und hält sie aufrecht. Die Worte "diejenigen, die Meiner Rechtleitung folgen, brauchen keine Angst zu haben noch sollen sie traurig sein" stellen diese Werte haushoch über alle materiellen Güter, ohne dass diese verteufelt oder gering geschätzt werden.

In der materialistischen Gesellschaft dagegen, gleich ob in Ost oder West, wird der Mensch, wenn überhaupt, nur wegen seiner in bare Münze umsetzbaren Fähigkeiten geschätzt. Er wird lediglich als Produkt seiner Umwelt und der “Produktionsmittel“ betrachtet, dessen wichtigste Aufgabe es ist, um jeden Preis mehr an materiellen Gütern zu schaffen, auch wenn dadurch künstliche Bedürfnisse erweckt werden müssen und Raubbau mit der Natur getrieben wird (siehe Peitsche der "Planerfüllung" im früheren Osten und "Umsatzsteigerung" im Westen). Die geistigen Werte, seien es nun moralische Verpflichtungen, Religion oder Rechtschaffenheit, werden in der materialistischen Gesellschaft nicht nur nicht gefördert, sondern mit Füßen getreten und sogar die Menschen, die sie aufrechterhalten möchten, liquidiert oder zumindest lächerlich gemacht.

 

37. Da empfing Adem von seinem Herrn Worte46 und Er nahm seine Reue an47 , denn wahrlich, Er ist der Verzeihende, der Barmherzige.

46. Es mögen "Worte der Erleuchtung" oder "Worte der Reue" sein, wie wir sie in Suura 7, Aja 23 finden, wo Adem Allah für seinen Fehltritt um Verzeihung bittet: "Unser Herr, wir haben wider uns gesündigt; und wenn Du uns nicht verzeihst und Dich unser erbarmst, dann werden wir gewiss unter den Verlierern sein." (Siddiqi)

47. Hier tritt der große Unterschied zwischen Adem, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und Schaytaan zutage. Schaytaan weigerte sich aus Stolz und Hochmut, Allah zu gehorchen. Er fühlte keine Reue, sondern beschloss im Gegenteil, möglichst viele Menschen irrezuführen. Adem, Allahs Segen und Frieden auf ihm, dagegen schämte sich unendlich dafür, dass er sich hatte verleiten lassen und flehte zu Allah um Verzeihung. Die stets bereite Vergebung Allahs gibt dem Menschen Gelegenheit, sich trotz seiner Fehler und Verirrungen zu bessern. Der Islaam nimmt ihm niemals die Hoffnung. Wer sich in aufrichtigem Bedauern Allah zuwendet, dem wird Allah vergeben. (Siddiqi)

 

38. Wir sagten: "Geht hinunter von hier (vom Paradies) allesamt! Und wenn (dann) zu euch Rechtleitung48 von Mir49 kommt, brauchen diejenigen, die Meiner Rechtleitung folgen, keine Angst zu haben noch sollen sie traurig sein.

48. Trotz des menschlichen Fehltritts, ja als Folge dessen, wird uns die Zusage der Rechtleitung Allahs gegeben. Wenn der Mensch dieser Weisung folgt, dann gibt es für ihn keine Furcht vor der Gegenwart oder Zukunft, noch braucht er sich wegen des Vergangenen Sorge zu machen. Der Begriff der Erbsünde ist dem Islaam völlig fremd, ebenso wie der Gedanke, dass diese "Erbsünde" durch eine "Kreuzigung" gesühnt werden musste, da Fehltritte und auch Reue rein individueller Natur sind und nichts durch andere Menschen gesühnt werden kann. (Siddiqi und Qutb)

49. Der Übergang vom Plural "Wir" zu Beginn des Ajas zum Singular "Mir" ist von großer Bedeutung. Damit wird die enge und ganz persönliche Verbindung zwischen der Gnade Allahs, Barmherzigkeit und Güte und den Mu`min betont und gleichzeitig dem Menschen bewusst gemacht, dass Allah allein der Ursprung aller Rechtleitung ist. (Siddiqi)

 

39. Die aber die kaafir sind und Unsere Zeichen als Lüge verwerfen, diese sollen Bewohner des Feuers sein, in ihm sollen sie ewig bleiben50 ."

50. Wenn jedoch der Mensch trotz der ständig sich ihm wieder zuwendenden Barmherzigkeit Allahs die echte Erkenntnis zurückweist und fortfährt, gegen diese bessere Erkenntnis zu handeln, dann muss eine strenge Strafe die unausbleibliche Folge sein. Hier handelt es sich nicht um ein Spiel des Zufalls. Wenn der Mensch absichtlich und eindeutig das Gute und Richtige ablehnt, müssen sich daraus bleibende Folgen ergeben.

 

Abschnitt 5

40. O ihr Kinder Israa'iils! Gedenket Meiner Wohltaten51, die Ich euch gewährt habe und erfüllt euer Bündnis52 mit Mir, so will auch Ich Mein Bündnis mit euch erfüllen. Und vor Mir allein sollt ihr Furcht empfinden.53

51. Wörtlich: Wohltat, Gnade.

52. Dieser Aufruf ergeht unmittelbar an Israel, und zwar in Worten, die sich auch in dessen eigener Überlieferung finden: Die Juden erheben den Anspruch, ein auserwähltes Volk zu sein. Dabei haben sie die Wohltaten Allahs vergessen. Wenn sie behaupten, ein besonderes Bündnis mit Allah geschlossen zu haben, so hat Er Seinen Teil dieses Bündnisses erfüllt, indem Er sie aus dem Land der Knechtschaft herausführte und ihnen Kanaan, das Land, wo "Milch und Honig fließt", gab. Wie jedoch haben sie ihren Teil des Bündnisses erfüllt?

Darjabaadi zeigt in seinem Kommentar zu diesem Abschnitt den geschichtlichen Hintergrund auf, der für ein besseres Verständnis sehr nützlich ist: "Kinder Israa'iils" ist die Bezeichnung für das Volk der Juden. Israel war der Name, den ihr Vorfahre Jaquub trug. Er war der Vater der "zwölf Stämme", ein Sohn Ishaaqs und ein Enkel Ibraahiims (Friede sei mit ihnen allen). Dieses Volk von Priestern, Patriarchen und Propheten, vielleicht die bemerkenswertesten Menschen in der Geschichte des Altertums, gesegnet von ihrem Henn und Schöpfer, stets von besonderer Größe, was Religion und Imaan betraf, mächtig und ruhmreich über lange Zeitabschnitte hinweg in der Weltgeschichte, war nach der Eroberung Quds durch die Römer unter Titus zu Tausenden nach Arabien ausgewandert. Sie hatten sich in und um Medina niedergelassen und zwar schon lange vor dem Erscheinen des Propheten Muchammad (Friede sei mit ihm). Der gesamte Nordosten Arabiens war von ihren Kolonien übersät und viele arabische Kaafirs hatten sich im Lauf der Zeit ihrer Lebensweise angepasst und waren zu ihren Diin übergetreten. Als stolze Besitzer der Schrift und des Göttlichen Gesetzes und mehr noch als Adepten ("Eingeweihte") furchterregender okkultistischer Geheimlehren und magischer Kräfte waren diese arabischen Juden in den Anfängen des Islaam tatsächlich intellektuell gesehen die einflussreichsten Herren im Lande. In Angelegenheiten, die das Religiöse und Göttliche betrafen, waren sie für die des Schreibens und Lesens unkundigen Kaafir vertrauenswürdige Ratgeber und deren anerkannte Oberhäupter. Jüdische Überlieferungen, jüdische Lehren und jüdische Teufelsaustreibungskünste galten damals in ganz Arabien als allgemeingültige Wissensgrundlagen. Die "Vielgötterei Arabiens" war, um mit Muir zu sprechen, einen Kompromiss mit dem Judentum eingegangen und hatte viele von dessen Überlieferungen, ja vielleicht sogar von dessen Lehren übernommen. Auch waren es die Juden, die schon seit langem das Erscheinen eines neuen "Erlösers" vorhergesagt hatten und ihn ungeduldig erwarteten. Dies alles sollte uns helfen zu verstehen, warum ihnen im Qur’an so viel Aufmerksamkeit gewidmet wird und weshalb derart zahlreiche Ermahnungen, Warnungen und Aufrufe an sie gerichtet werden. Auf religiösem Gebiet nahmen sie stets eine vorrangige Stellung ein; in Arabien zur Zeit des sich ausbreitenden Islaam kam ihnen eine besonders große Bedeutung zu. (Siehe in diesem Zusammenhang auch im alten Testament:

"...sprach zu Josef: Der allmächtige Gott erschien mir zu Lus im Lande Kanaan und segnete mich und sprach zu mir: Siehe, ich will dich wachsen lassen und mehren und will dich zu einer Menge von Völkern machen und will dies Land zu eigen geben deinen Nachkommen für alle Zeit."

1. Buch Mose (Genesis) 48:3-4

Werdet ihr nun meiner Stimme gehorchen und meinen Bund halten, so sollt ihr mein Eigentum sein vor allen Völkern; denn die ganze Erde ist mein. Und ihr sollt mir ein Königreich von Priestern und ein heiliges Volk sein. Das sind die Worte, die du den Israeliten sagen sollst.

2. Buch Mose (Exodus) 19:5-6

Die Bundeszusagen

Heute gebietet dir der Herr, dein Gott, dass du tust nach allen diesen Geboten und Rechten, dass du sie hältst und danach tust von ganzem Herzen und von ganzer Seele. Du hast dir heute vom Herrn sagen lassen, dass er dein Gott sein wolle und dass du sollest in allen seinen Wegen wandeln und halten seine Gesetze, Gebote und Rechte und seiner Stimme gehorchen. Und der Herr hat dich heute sagen lassen, dass du sein eigenes Volk sein wollest, wie er dir zugesagt hat, und alle seine Gebote halten wollest und dass er dich zum höchsten über alle Völker machen werde, die er geschaffen hat, und du gerühmt, gepriesen und geehrt werdest, damit du dem HERRN, deinem Gott, ein heiliges Volk seiest, wie er zugesagt hat.
 

5. Buch Mose (Deuteronomium) 19:5-6 usw.

Aus Mauduudis Kommentar sind vor allem zwei Sätze von besonderem Interesse: "An der Geschichte Israa'iils lässt sich ablesen, welches Auf und Nieder sich daraus ergibt, wenn die Weisungen Allahs befolgt oder verworfen werden; obwohl der Aufruf an die Juden gerichtet ist, soll er zugleich Warnung für alle Menschen sein." Und: "Den Anhängern früherer Propheten wird damit gesagt, dass die Botschaft des Qur’ans dieselbe ist wie die in den Schriften der vorangegangenen Gesandten Allahs."

53. Der größte Fehler der “Kinder Israels“ war, vergessen zu haben, dass die Furcht vor Allah wichtiger und ausschlaggebender ist als irgendwelche anderen Ängste oder Befürchtungen. Ihnen lag jedoch weitaus mehr daran, den Beifall der Menge zu gewinnen, als das Wohlgefallen Allahs. (Siddiqi)

 

41. Und verinnerlicht den Imaan an das, was Ich (als Offenbarung) herabgesandt habe54 als Bestätigung dessen, was bei euch (an früheren Offenbarungen bereits) ist, und seid nicht die ersten, die daran nicht den Imaan verinnerlichen! Und verkauft nicht Meine Zeichen zu einem geringen Preis55; und vor Mir allein sollt ihr Ehrfurcht empfinden.

54. Obwohl diese Aufforderung in erster Linie an die Juden gerichtet ist, betrifft sie die ganze Menschheit. Alle Menschen werden aufgerufen, diese letzte Offenbarung anzunehmen und dadurch, dass sie Allah allein als ihren Herrn anerkennen, zu einer weltumfassenden Bruderschaft zu werden, die keine Sekten oder Parteien kennt und in der weder Volks- noch Rassenzugehörigkeit zählt, sondern nur der Dienst an Allah. (Qutb)

55. Die Wahrheit zugunsten materieller Vorteile hintanzustellen bedeutet, die ewige Seligkeit für einen kümmerlichen Preis zu verschachern. Doch die Juden scheinen schon in alten Zeiten eine besondere Schwäche weltlichen Verlockungen gegenüber gehabt zu haben, wie sich im Alten und Neuen Testament nachlesen lässt: "In Kanaans Hand ist falsche Waage, es liebt den Betrug." (Altes Testament, Hosea 12:8) Und: "Denn es gibt viele Widerspenstige, Schwätzer und Verführer, vor allem unter den Beschnittenen. Die muss man zum Schweigen bringen; denn sie bringen ganze Familien in Verwirrung mit den ungehörigen Lehren, die sie schnöden Gewinns halber vortragen." (Neues Testament, Brief des Apostels Paulus an Titus 1:10-11)

 

42. Und verdeckt nicht die Wahrheit durch das Falsche und verbergt die Wahrheit nicht56, wo ihr doch wisst!

56. Dies ist eine Anspielung auf eine weitere Schwäche der Juden. Ihre Moralbegriffe waren durch ihre Vorliebe für alles Materielle bereits so untergraben, dass sie Wahres mit Falschem vermengten. Allah offenbarte die Wahrheit einfach und klar. Doch diese stets auf materielle Vorteile Bedachten verdarben sie durch Hinzufügen von Unwahrheiten und trachteten sogar danach, sie zu verbergen, wenn es ihnen im Hinblick auf weltlichen Gewinn oder Verlust notwendig erschien. (Siddiqi)

 

43. Und verrichtet das Gebet57 und zahlt Sakat58 und verneigt euch mit denen, die sich (im Gebet) verneigen.

57. Zum Gebet im Islam zitiert Darjabaadi (aus Arnolds "The Islamic Faith", Seite 29) die Meinung des Bischofs Leroy: "Keiner, der zum ersten Mal mit den Muslimen in Kontakt kommt, kann von diesem Aspekt ihres Imaans unberührt bleiben. „Wo immer man gerade sein mag auf offener Straße, auf einem Bahnhof, in einem Feld, ist es die natürlichste Sache der Welt, dass man einen Mann beobachten kann, wie er seine Arbeit, der er gerade nachgegangen ist, verlässt, um ohne den leisesten Anflug von Scheinheiligkeit oder Angabe ganz ruhig und demütig sein Gebet zur festgesetzten Stunde zu verrichten. Ganz besonders der regelmäßige Gebetsruf, ob er bereits vor Anbruch des Tages oder mitten im Lärm und Getriebe der Geschäftsstunden oder erneut bei Herannahen der Nacht erklingt, ist getragen von so viel Würde."

58. Gebet und Saka (das heißt eine Steuer, die im Islaam zur Grundlage des Wirtschaftssystems erhoben wurde), waren stets ein wichtiger Bestandteil des Islaams. Wie alle anderen Propheten, machten auch die Propheten Israa'iils beides zu bindenden Pflichten für die Juden; doch nach und nach begannen die Juden, sie zu vernachlässigen. Sie hörten auf, das Gebet gemeinsam zu verrichten, ja die meisten von ihnen beteten nicht einmal für sich allein. Anstatt Saka zu bezahlen fingen sie sogar an, Zinsen für ihr Geld zu verlangen. (Mauduudi)

Zu Saka schreibt Darjabaadi: "Diese Steuer soll den Menschen von Geiz und Gier heilen. Wörtlich bedeutet Saka Reinheit, Reinigung. Es ist der Anteil am Vermögen, der Allah zuliebe von dessen Eigentümer entrichtet wird, damit es "gereinigt" werde. Die Zahlung dieser religiösen Steuer ist Pflicht, vorausgesetzt das Vermögen hat einen bestimmten Umfang und gehörte seinem Besitzer mindestens während der Dauer eines Mondjahres (das sind etwa 355 Tage). Die Steuer variiert entsprechend der Art und Größe des Vermögens; in den meisten Fällen beträgt sie jedoch ein Vierzigstel des Vermögens, das heißt zwei ein halb Prozent."

 

44. Wollt ihr den Menschen das Rechte gebieten, während ihr euch selbst vergesst, wo ihr doch das Buch lest?59 Begreift ihr denn nicht?

59. Obwohl von allgemeiner Gültigkeit wie alle Ermahnungen im Qur’an, dürfte sich dieser Aja auf das recht wenig fromme Leben beziehen, das die Juden trotz ihres großen theoretischen Wissens über die Gebote Allahs führten. Die Rabbiner gingen sogar so weit, dass sie lehrten: "Wer andere dazu anhält, eine gute Tat zu tun, steht im Angesicht des Himmels höher als jener, der die Tat vollbringt." (Zitiert aus "The Jewish Encyclopaedia", Seite 55, von Darjabaadi)

In diesem Zusammenhang sei auch an den Kummer Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, über das Verhalten der Juden erinnert: "Er (Jesus) aber sprach: „Wehe auch euch Gesetzeslehrern, unerträgliche Lasten bürdet ihr den Menschen auf, und ihr selbst rührt die Lasten mit keinem Finger an." Neues Testament, Lucas 11:46. (Siddiqi)

 

45. Und sucht Hilfe in Sabr60 und Gebet61; dies ist wahrlich schwer, außer für die Demütigen,

60. Das arabische Wort "Sabr" الصَّبْر  trägt so viele Bedeutungen und feine Schattierungen in sich, dass diese sich unmöglich in einem deutschen Wort zusammenfassen lassen. Es bedeutet

1. Geduld im Sinn von Gründlichkeit, dem Gegenteil von Hast;

2. geduldige Beharrlichkeit, Ausdauer, Standhaftigkeit, Entschlossenheit in den Absichten;

3. systematisches im Gegensatz zu Sprunghaftem oder rein zufälligern Vorgehen;

4. gefasste und einsichtige Hinnahme von Kummer, Misserfolg oder Leiden, im Gegensatz zu Aufbegehren und Widerspenstigkeit, wobei völlige Passivität oder Gleichgültigkeit wegen der gleichzeitig angedeuteten Ausdauer und Standhaftigkeit ausgeschlossen ist.

61. "Das Gebet ist schwer" nur für den, der Allah gegenüber ungehorsam ist und nicht ans Jenseits den Imaan verinnerlicht hat. Es ist eine beglückende Pflicht für den, der gern und bereitwillig Allah gehorcht, keinen Hochmut kennt und daran den Imaan verinnerlicht, dass er eines Tages vor Allah hinzutreten hat; ja, für diesen ist es eher schwer, das vorgeschriebene Gebet zu versäumen. (Mauduudi)

Das Gebet ist die unmittelbare Verbindung zwischen dem Mu`min und Allah, eine Verbindung, durch die das Herz Kraft schöpft. Selbst der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, dessen Verbindung mit Allah besonders innig und stark war, flüchtete sich immer wieder ins Gebet, wenn ihn etwas bewegte. (Qutb)

 

46. Die dessen eingedenk sind62 , dass sie ihrem Herrn (dereinst) begegnen und dass sie zu Ihm zurückkehren werden.

62. "Eingedenk sein oder vielmehr, sich gewiss sein", dass man Allah einst begegnen wird, ist der Schlüssel zu Sabr und Hinnahme, Taqwa und richtiger Einordnung der Werte im Hinblick auf Diesseits und Jenseits. (Qutb)

 

Abschnitt 6

47. O ihr Kinder Israa'iils! Gedenket Meiner Wohltaten, die Ich euch gewährt habe63, und dass Ich euch den Vorrang vor den Völkern (der ganzen Welt) gegeben habe.64

63. Allah ließ dem Volk Israa'iils viele Wohltaten zuteil werden, die wichtigste war jedoch, dass es dazu ausersehen war, die Rolle des Vorkämpfers und Fahnenträgers für die Religion zu übernehmen. Dies stellte zweifelsohne eine große Verantwortung dar, doch war es eine überaus ehrenhafte und begehrenswerte Aufgabe. (Siddiqi)

64. Darjabaadi fragt zu diesem Aja: "Worin bestand der Vorrang der Israa'iiliten? War es ihr ausgeprägter Geschäftssinn, ihre vielen Abenteuer, ihr Kriegsruhm, ihre künstlerischen oder wissenschaftlichen Errungenschaften? Nichts dergleichen! Ihr einziger Vorzug und ihre besondere Vortrefflichkeit als Stamm lag in ihrer Sendung ihrem unerschütterlichen, reinen und vollkommenen Monotheismus. In "The Jewish Encyclopaedia" heißt es dazu in Band VIII, Seite 659 und 661: Die Hebräer erreichten als einziger aller semitischen Stämme das Stadium des reinen Monotheismus, und zwar durch die Lehren ihrer Propheten. So lange ein Mensch sich weigerte, anderen Göttern zu dienen, wurde er als Jude betrachtet. Wer immer die Existenz anderer Götter verneinte, wurde Jude genannt. Die Einheit Allahs war offenbarte Wahrheit für die Juden, es bedurfte keiner Beweise, um die zu bestätigen; es war der wichtigste Grundsatz."

 

48. Und fürchtet den Tag64a, an dem keine Seele etwas (sei es Schuld oder Verdienst) für eine andere wird übernehmen können und (an dem) von ihr weder Fürsprache65 noch Lösegeld angenommen wird; und (an dem) sie (die Menschen) keine Hilfe erhalten werden66.

64a. Wörtlich: einen Tag, das heißt den (Jüngsten) Tag, von dem man nicht weiß, wann er kommen wird. (Anm. d. Übers.)

65. In diesem Aja werden die Israeliten wegen ihrer falschen Vorstellung über das Jenseits gewarnt, die der Hauptgrund für ihre Degeneration war. Sie bildeten sich ein, die Errettung sei ihnen sicher, weil sie die Nachfahren großer Propheten waren und es unter ihnen viele bedeutende Heilige gegeben hatte. Sie meinten, ihre Priester würden sich vor Allah aufgrund all dessen für sie einsetzen. So vernachlässigten sie ihren Diin und schreckten auch vor schlechten Taten nicht zurück. (Mauduudi)

66. Das Prinzip der persönlichen Verantwortung des Menschen für seine Taten und der alleinigen Haftung für deren Folgen ist eine der Grundlagen der islamischen Weltordnung. Es ist nämlich diese Verantwortung, die ihm das Gefühl der eigenen Würde gibt und gleichzeitig sein Gewissen zu ständiger Wachsamkeit anhält. Beide Aspekte bilden einen wichtigen Faktor in der Erziehung des Menschen. (Qutb)

 

49. Und (gedenket der Zeit) als Wir euch von dem Volk Pharaos retteten, das euch schlimme Pein zufügte, indem es eure Söhne hinmetzelte und (nur) eure Frauen am Leben ließ67 Darin war eine schwere Prüfung (für euch) von eurem Herrn.

67. Die ägyptische Knechtschaft war in der Tat eine furchtbare Prüfung. Selbst der Wunsch der Ägypter, das Leben der israa'iilitischen Frauen zu schonen, während die männlichen Israeliten hingemetzelt wurden, verschlimmerte nur deren Verbitterung. Der Hass der Ägypter war grausam, doch ihre Liebe war noch viel grausamer. „Da kam ein neuer König in Ägypten zur Herrschaft, der sprach zu seinem Volk: „Seht, das Volk der Israeliten wird für uns zu zahlreich und zu stark. Wir wollen klug gegen sie vorgehen, damit es nicht noch zahlreicher wird“. Sie setzten darum über es Fronvögte, damit sie es durch ihre Fronarbeit bedrückten. Aber je mehr sie es bedrückten, desto zahlreicher wurde es, und desto mehr breitete es sich aus, so dass sie vor den Israeliten ein Grauen erfasste. Deshalb zwangen die Ägypter die Israeliten zur Arbeit und verbitterten ihnen das Leben durch harte Fron in Lehm und Ziegeln und durch allerlei Feldarbeit, durch alle Arbeiten, zu denen man sie zwang.“ (Altes Testament, Exodus 1:8-14). Die Aufseher des Pharao stellten kein Stroh zur Verfügung, verlangten aber von den Israeliten, dass sie trotzdem Ziegeln herstellten (Exodus 5:5-19). Und weiter heißt es in Exodus 1:22: "Da gab der Pharao seinem ganzen Volk den Befehl: „Werft alle Knaben, die den Hebräern geboren werden, in den Fluss; alle Mädchen aber lasst am Leben!" Es war aufgrund dieses Erlasses, dass Moses (Muusa) nach seiner Geburt drei Monate lang versteckt gehalten wurde. Und als man ihn nicht mehr länger verbergen konnte, wurde er in ein Kästchen aus Papyrusschilf gelegt und in den Nil gesetzt, wo er von der Pharao Tochter und Frau (Suura 28:9) gefunden und in die Familie aufgenommen wurde (Exodus 2:2-10) -siehe auch Suura 20:37-40 Auf diese Weise wurde Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, von den Feinden seines Volkes erzogen und von Allah dazu ausersehen, sein Volk zu befreien. Durch Allahs Weisheit trugen somit  Gelehrsamkeit, Erfahrungen und selbst die Grausamkeiten der ägyptischen Feinde zur Errettung seines Volkes bei. (Juusuf ’Allii)

 

50. Und (gedenket der Zeit) als Wir für euch das Meer teilten68 und euch retteten, während wir das Volk Pharaos vor euren Augen ertrinken ließen69.

68. Mit diesem Wunder wurde die Wahrhaftigkeit des Propheten Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, bestätigt. Wunder entspringen, nicht das sollte man sich vor Augen halten, der Willkür Allahs. Sie sollen eine Warnung für Leute sein, die sich bedenkenlos dem Schlechten zuwenden, und sind darauf ausgerichtet, die Ordnung Allahs in der Natur wiederherzustellen, nicht etwa sie umzuwerfen. (Siddiqi)

69. Als die Israa'iiliten schließlich aus Ägypten flohen, wurden sie von Pharao und dessen Heer verfolgt. Wie durch ein Wunder überquerten die Israeliten trockenen Fußes das Rote Meer, die Truppen des Pharao jedoch ertranken bis zum letzten Mann.

"Als es dem König von Ägypten angesagt wurde, dass das Volk geflohen war, wurde sein Herz verwandelt und das Herz seiner Großen gegen das Volk, und sie sprachen: Warum haben wir das getan und haben Israel ziehen lassen, so dass sie uns nicht mehr dienen? Und er spannte seinen Wagen an und nahm sein Volk mit sich und nahm sechshundert auserlesene Wagen und was sonst an Wagen in Ägypten war mit Kämpfern auf jedem Wagen. Und der Herr verstockte das Herz des Pharao, des Königs von Ägypten, dass er den Israeliten nachjagte. Aber die Israeliten waren unter der Macht einer starken Hand ausgezogen. Und die Ägypter jagten ihnen nach mit Rossen, Wagen und ihren Männern und mit dem ganzen Heer des Pharao und holten sie ein, als sie sich gelagert hatten am Meer bei Pi-Hahirot vor Baal-Zefon.
Und als der Pharao nahe herankam, hoben die Israeliten ihre Augen auf, und siehe, die Ägypter zogen hinter ihnen her. Und sie fürchteten sich sehr und schrieen zu dem Herrn und sprachen zu Mose: Waren nicht Gräber in Ägypten, dass du uns wegführen musstest, damit wir in der Wüste sterben? Warum hast du uns das angetan, dass du uns aus Ägypten geführt hast? Haben wir's dir nicht schon in Ägypten gesagt: Lass uns in Ruhe, wir wollen den Ägyptern dienen? Es wäre besser für uns, den Ägyptern zu dienen, als in der Wüste zu sterben. Da sprach Mose zum Volk: Fürchtet euch nicht, stehet fest und sehet zu, was für ein Heil der Herr heute an euch tun wird. Denn wie ihr die Ägypter heute seht, werdet ihr sie niemals wieder sehen. Der Herr wird für euch streiten, und ihr werdet stille sein.

Und der Herr sprach zu Mose: Was schreist du zu mir? Sage den Israeliten, dass sie weiterziehen. Du aber hebe deinen Stab auf und recke deine Hand über das Meer und teile es mitten durch, so dass die Israeliten auf dem Trockenen mitten durch das Meer gehen. Siehe, ich will das Herz der Ägypter verstocken, dass sie hinter euch herziehen, und will meine Herrlichkeit erweisen an dem Pharao und aller seiner Macht, an seinen Wagen und Männern. Und die Ägypter sollen innewerden, dass ich der Herr bin, wenn ich meine Herrlichkeit erweise an dem Pharao und an seinen Wagen und Männern. Da erhob sich der Engel Gottes, der vor dem Heer Israels herzog, und stellte sich hinter sie. Und die Wolkensäule vor ihnen erhob sich und trat hinter sie und kam zwischen das Heer der Ägypter und das Heer Israels. Und dort war die Wolke finster, und hier erleuchtete sie die Nacht, und so kamen die Heere die ganze Nacht einander nicht näher. Als nun Mose seine Hand über das Meer reckte, ließ es der Herr zurückweichen durch einen starken Ostwind die ganze Nacht und machte das Meer trocken, und die Wasser teilten sich. Und die Israeliten gingen hinein mitten ins Meer auf dem Trockenen, und das Wasser war ihnen eine Mauer zur Rechten und zur Linken. Und die Ägypter folgten und zogen hinein ihnen nach, alle Rosse des Pharao, seine Wagen und Männer, mitten ins Meer. Als nun die Zeit der Morgenwache kam, schaute der Herr auf das Heer der Ägypter aus der Feuersäule und der Wolke und brachte einen Schrecken über ihr Heer und hemmte die Räder ihrer Wagen und machte, dass sie nur schwer vorwärtskamen. Da sprachen die Ägypter: Lasst uns fliehen vor Israel; der Herr streitet für sie wider Ägypten. Aber der Herr sprach zu Mose: Recke deine Hand aus über das Meer, dass das Wasser wiederkomme und herfalle über die Ägypter, über ihre Wagen und Männer. Da reckte Mose seine Hand aus über das Meer, und das Meer kam gegen Morgen wieder in sein Bett, und die Ägypter flohen ihm entgegen. So stürzte der Herr sie mitten ins Meer. Und das Wasser kam wieder und bedeckte Wagen und Männer, das ganze Heer des Pharao, das ihnen nachgefolgt war ins Meer, so dass nicht einer von ihnen übrig blieb. Aber die Israeliten gingen trocken mitten durchs Meer, und das Wasser war ihnen eine Mauer zur Rechten und zur Linken. So errettete der Herr an jenem Tage Israel aus der Ägypter Hand. Und sie sahen die Ägypter tot am Ufer des Meeres liegen. So sah Israel die mächtige Hand, mit der der Herr an den Ägyptern gehandelt hatte. Und das Volk fürchtete den Herrn, und sie glaubten ihm und seinem Knecht Mose.

Altes Testament 2. Buch Mose (Exodus) 14:5-31

(Juusuf ‘Allii)

Darjabaadi schreibt zu diesem Aja: "Eine Wasserteilung, obwohl in diesem Fall ein Akt unmittelbaren Eingreifens Allahs, stellt keineswegs eine einmalige Aufhebung der Naturgesetze dar, wenn es auch auf den ersten Blick so scheinen mag. Erdbeben können durchaus zu solchen Erscheinungen führen." Er erwähnt in diesem Zusammenhang ein Erdbeben in der indischen Stadt Patna am 15. Januar 1934, wo um zwei Uhr nachmittags vor den Augen Hunderter entsetzter Zuschauer der riesige Fluss Ganges wie durch ein Wunder im Sand versiegte und erst nach etwa fünf Minuten wieder anschwoll (u. a. The Pioncer, Lucknow, 20. I. 1934).

 

51. Und (gedenket der Zeit) als Wir mit Muusa eine Abmachung für vierzig Nächte trafen70. Dann, nachdem er weggegangen war, nahmt ihr euch das Kalb (zum Götzen)71 und habt euch versündigt.

70. Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sollte die vierzig Nächte in Abgeschiedenheit und Meditation verbringen, um sich darauf vorzubereiten, Allahs Gebote entgegenzunehmen. (Siddiqi)

71. Während Muusa, Allahs Sehen und Frieden auf ihm, vierzig Tage und Nächte auf dem Berg weilte

"Und Mose ging mitten in die Wolke hinein und stieg auf den Berg und blieb auf dem Berge vierzig Tage und vierzig Nächte."

1. Buch Mose (Exodus) 24:18),

wurde das Volk ungeduldig und machte ein Kalb aus geschmolzenem Gold, das es anbetete und dem es Opfer darbrachte.

Das goldene Stierbild
Als aber das Volk sah, dass Mose ausblieb und nicht wieder von dem Berge zurückkam, sammelte es sich gegen Aaron und sprach zu ihm: Auf, mach uns einen Gott, der vor uns hergehe! Denn wir wissen nicht, was diesem Mann Mose widerfahren ist, der uns aus Ägyptenland geführt hat. Aaron sprach zu ihnen: Reißet ab die goldenen Ohrringe an den Ohren eurer Frauen, eurer Söhne und eurer Töchter und bringt sie zu mir. Da riss alles Volk sich die goldenen Ohrringe von den Ohren und brachte sie zu Aaron. Und er nahm sie von ihren Händen und bildete das Gold in einer Form und machte ein gegossenes Kalb. Und sie sprachen: Das ist dein Gott, Israel, der dich aus Ägyptenland geführt hat! Als das Aaron sah, baute er einen Altar vor ihm und ließ ausrufen und sprach: Morgen ist des Herrn Fest. Und sie standen früh am Morgen auf und opferten Brandopfer und brachten dazu Dankopfer dar. Danach setzte sich das Volk, um zu essen und zu trinken, und sie standen auf, um ihre Lust zu treiben.

Moses Fürbitte
Der Herr sprach aber zu Mose: Geh, steig hinab; denn dein Volk, das du aus Ägyptenland geführt hast, hat schändlich gehandelt. Sie sind schnell von dem Wege gewichen, den ich ihnen geboten habe. Sie haben sich ein gegossenes Kalb gemacht und haben's angebetet und ihm geopfert und gesagt: Das ist dein Gott, Israel, der dich aus Ägyptenland geführt hat.

1. Buch Mose (Exodus) 32: 1-8.

(Juusuf ‘Allii)

Der Götzendienst, der Kühen entgegengebracht wurde, war in Kanaan, Ägypten und den angrenzenden Ländern weit verbreitet. Als die Israeliten mehr und mehr degenerierten und nach dem Tode Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu Sklaven der Kopten wurden, übernahmen sie diese üblen Praktiken von ihren Herren. (Mauduudi)

Darjabaadi schreibt zu diesem Aja: "Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, der sowohl im Juden- und Christentum wie auch im Islaam als einer der bedeutendsten Propheten Allahs gilt, lebte nach Charles Martons Berechnung etwa von 1520 bis 1400 vor der christlichen Zeitrechnung. Wie im Alten Testament,  nachzulesen, soll er 120 Jahre alt geworden sein.

"Und Mose war hundertundzwanzig Jahre alt, als er starb. Seine Augen waren nicht schwach geworden, und seine Kraft war nicht verfallen."

5. Buch Mose (Deuteronomium) 34:7

Die Bibel berichtet in aller Ausführlichkeit von der Anbetung des Kalbes durch die Israeliten. Der Qur’an stimmt im Großen und Ganzen mit diesem Bericht überein, bis auf den entscheidenden Punkt, dass in der Bibel ausgerechnet der Prophet Haruun (Aaron), Allahs Segen und Frieden auf ihm, für den empörenden Akt verantwortlich gemacht wird."

 

52. Alsdann, nachdem dies geschehen war, haben Wir euch verziehen72, auf dass ihr dankbar sein möget.

72. Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, betete für sein Volk und erwirkte dadurch Allahs Vergebung. Das ist die Sprache des Qur’an. Was in der Bibel steht, hört sich dagegen etwas seltsam an: "Da ließ sich Jahwe das Unheil gereuen, das Er Seinem Volk angedroht hatte." (1. Buch Mose (Exodus) 32:14). Nach muslimischer Auffassung sind die jüdischen und christlichen Schriften, so wie wir sie heute vorfinden, nicht in gerader Linie auf Muusa oder Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, (um nur zwei Namen zu nennen) zurückzuführen. Vielmehr handelt es sich um spätere Sammlungen oder Zusammenfassungen. Die moderne Wissenschaft und die strenge Bibelkritik haben daran keinen Zweifel gelassen. Die Erzählungen in diesen überlieferten Büchern können als Untermauerung in Diskussionen mit denen verwendet werden, die sie zu Rate ziehen möchten; nur sollten sie mehr im übertragenen Sinn verstanden werden wie hier und in den zu Suura 2:54 angeführten Stellen. (Juusuf ‘Allii)

 

53. Und (gedenket der Zeit) als Wir Muusa das Buch und die Unterscheidung73 (zwischen Gut und Böse) gaben, auf dass ihr rechtgeleitet werden möget.

73. "Furqaan", فُرْقَانَ hier die "Unterscheidung", bedeutet einen feststehenden Maßstab für die Beurteilung oder Erprobung der Wahrheit und Falschheit. Im Zusammenhang mit diesem Aja steht es für Wissen um und Verständnis für die Religion, die den Menschen dazu befähigen, zwischen Recht und Unrecht, Wahrheit und Falschheit zu unterscheiden. (Mauduudi)

Allahs Offenbarung ist der gültige Maßstab für das Richtige und Falsche, ob er nun aus einem Buch oder aus Allahs Walten in der Geschichte ersichtlich ist. Alle diese Äußerungen können als Seine Zeichen oder Wunder betrachtet werden. Einige Kommentatoren halten in diesem Abschnitt das Buch und die Unterscheidung (Furqaan) für identisch; andere meinen, es handle sich dabei um zwei verschiedene Dinge, wobei das Buch das Niedergeschriebene sei, während die Unterscheidung sich auf die übrigen Zeichen beziehe. Ich stimme mit der zweiten Ansicht überein. Das Wort "Furqaan" findet sich auch in Suura 21:48 im Zusammenhang mit Muusa und Haruun, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, sowie im Titel und in den ersten Ajas der Suura 25 im Zusammenhang mit Muchammad (Friede sei mit ihm). Da Haruun kein Buch offenbart bekam, muss sich "Furqaan" auf die anderen Zeichen beziehen. Muchammad (Friede sei mit ihm) erhielt sowohl das Buch wie auch andere Zeichen. Auch in diesem Fall sollten wir vielleicht die anderen Zeichen als Ergänzung zum Buch betrachten. (Juusuf 'Allii)

 

54. Und (gedenket der Zeit) als Muusa zu seinem Volk sagte: ,,O mein Volk! Ihr habt euch gegen euch selbst (schwer) unrecht getan, indem ihr euch das Kalb (zum Götzen) nahmt. Bittet deshalb euren Schöpfer um Vergebung und tötet (die Schuldigen unter) euch74. Dies ist für euch besser in den Augen eures Schöpfers." Alsdann vergab Er euch; wahrlich, Er, Er (allein) ist der Vergebende, der Barmherzige.

74. Wenn man Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Befehl wörtlich nimmt, so entspricht er, wenn auch in wesentlich abgemilderter Form, dem, was sich im Alten Testament findet: ",Jeder gürte sein Schwert um die Hüfte! Geht im Lager hin und her von einem Tor zum anderen und tötet auch den eigenen Bruder, Freund und Anverwandten!' Die Leviten taten nach dem Befehl des Moses, und es fielen von dem Volk an jenem Tag gegen dreitausend Mann." (Exodus 32:27-28) Eine mehr vergeistigte Auslegung wäre, dass zwar der Befehl zur Hinrichtung als eine Art Prüfung gegeben, dann jedoch aufgehoben wurde, denn Allah wandte sich ihnen in Vergebung zu. Will man den Befehl noch mehr im übertragenen Sinn verstehen, dann könnte man Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, 'Worte kurz gefasst so wiedergeben: "Indem ihr das Kalb angebetet habt, habt ihr euch gegen eure Seelen versündigt; bereut und kasteit (reinigt) eure Seelen nun. Das ist für euch besser vor Allahs Angesicht'" (Juusuf ‘Allii)

 

55. Und (gedenket der Zeit) als ihr sagtet: ,,O Muusa! Wir werden dir gewiss nicht den Imaan verinnerlichen, bis wir Allah unverhüllt (von Angesicht zu Angesicht) sehen“75. Da ereilte euch der Donnerschlag, während ihr schautet.

75. Wie in Suura 7:155 festgehalten, brachte Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, siebzig Häupter vom Volk Israels mit sich. Doch als er ihnen die Steintafeln mit Allahs Geboten zeigte, weigerten sie sich, diese als Offenbarung Allahs anzuerkennen, ohne vorher Allah unverhüllt gesehen zu haben. (Mauduudi)

 

56. Dann erweckten Wir euch nach eurem Tode76 wieder (zum Leben), auf dass ihr dankbar sein möget.

76. Im Alten Testament bittet Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm,  Herr: "Lass mich doch deine Herrlichkeit schauen'" Und Allah antwortet: "Mein Angesicht kannst du nicht schauen, denn kein Mensch sieht Mich und bleibt am Leben." (Exodus 33: 18/20)

Siddiqi schreibt dazu: "Das hier verwendete Wort für Tod bedeutet nicht stets physischen Tod. Nach Imam Radschib kann es in bestimmtem Zusammenhang auch "Bewusstlosigkeit", "Gefühllosigkeit", manchmal sogar "Schlaf" heißen. Nach allgemeiner Meinung fielen die Häupter der Israa'iiliten entweder dem Donnerschlag zum Opfer und wurden von Allah wieder zum Leben gebracht, oder sie wurden bewusstlos und Allah ließ sie dann aus ihrer Ohnmacht wieder aufwachen."

 

57. Und Wir ließen die Wolken über euch Schatten ausbreiten77 und sandten euch Manna und Wachteln78 herab (indem Wir sagten): "Esst von den guten Dingen, die Wir euch bereitet haben." (Als sie sich jedoch auflehnten,) da schadeten sie nicht Uns, sondern sich selbst fügten sie Schaden zu.79

77. Um sie auf ihrer langen Wanderschaft vor der sengenden Wüstensonne zu schützen. (Qutb)

78. Manna ist eine Art Tau, eine süßliche Flüssigkeit. Wachteln überfliegen in großen Zügen bis heute die Sinai-Halbinsel. (Juusuf 'Allii)

79. Ihre Auflehnung bestand darin. dass sie Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nicht gehorchten: "Weiter sprach Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm: ,Niemand soll etwas davon (von der Nahrung) bis zum anderen Morgen aufheben.' Sie hörten jedoch nicht auf Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sondern einige hoben etwas bis zum anderen Morgen auf. Es war aber voll Würmer und stank. Da wurde Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zornig auf sie." (Altes Testament, Exodus 16: 19-20).

Die Widerspenstigkeit beweist, wie undankbar die Israa'iiliten waren. Allah hatte ihnen auf wunderbare Weise Nahrung und andere Vergünstigungen zuteil werden lassen. Trotzdem lehnten sie sich selbst in ganz alltäglichen Dingen gegen die Weisungen der Propheten auf. Die fortgesetzten Wohltaten Allahs für ein Volk, das irregeht, weisen immer deutlicher auf den unaufhaltsam näher rückenden Untergang hin, der unvermeidlich kommen muss, wenn sich die Menschen nicht dem rechten Weg zuwenden. (Qutb und Siddiqi)

 

58. Und (gedenket der Zeit) als Wir sagten: "Tretet ein in diese Stadt8O und esst von ihren (Gaben)81, wo immer ihr wollt nach Herzenslust. Doch tretet durch das Tor ein, indem ihr (demütig) mit der Stirn den Boden berührt und sagt: Vergebung!82, auf dass Wir euch eure Missetaten verzeihen. Und Wir werden denen, die Gutes tun, (ihren Lohn) vermehren.

80. Es steht nicht eindeutig fest, um welche Stadt es sich handelt. Laut Altem Testament,

"Und Israel lagerte in Schittim. Da fing das Volk an zu huren mit den Töchtern der Moabiter; die luden das Volk zu den Opfern ihrer Götter. Und das Volk aß und betete ihre Götter an.

4. Buch Mose (Numeri) 25:1-2

"...und ging dem israelitischen Mann nach in die Kammer und durchstach sie beide, den israelitischen Mann und die Frau, durch ihren Leib. Da hörte die Plage auf unter den Israeliten. Es waren aber durch die Plage getötet worden vierundzwanzigtausend.

4. Buch Mose (Numeri) 8-9,

könnte es Schittim am Ostufer des Jordan gewesen sein. Dort begingen die Israeliten Unzucht und brachten falschen Göttern Opfer dar. Als Strafe wurden 24.000 von einer Seuche dahingerafft. (Juusuf 'Allii)

Laut Qutb könnte die Stadt auch Quds gewesen sein.

81. Wörtlich: "und esst von ihr" (Anm. d. Übers.)

82. Es wurde ihnen geboten, die Stadt nicht als grausame und gewissenlose Eroberer zu betreten, sondern in aller Demut, wie es Mutaqi zukommt. Mit "Vergebung", kann bedeuten, dass die Israeliten die Stadt betreten sollten, indem sie Allah um Vergebung ihrer Sünden baten, oder indem sie für die Bewohner eine Amnestie erließen und selbst weder Plünderungen begingen noch die Bewohner ermordeten. (Mauduudi)

 

59. Doch die Ungerechten vertauschten das Wort83 mit einem, das ihnen nicht gesagt ward. Da sandten Wir auf die Ungerechten eine Strafe vom Himmel herab, weil sie gefrevelt hatten.

83. Nämlich das Wort, "Vergebung". Nach verschiedenen Überlieferungen (die ausführlich von ibn Kasir zitiert werden) versuchten die Israa'iiliten, das Wort in Lächerliche zu ziehen, indem sie es gegen Worte wie "Hinatun" (Weizen) oder "Habba­tun" (Korn) vertauschten, die in diesem Zusammenhang völlig sinnlos sind. (Siddiqi)

 

Abschnitt 7

60. Und (gedenket der Zeit) als Muusa für sein Volk um Wasser betete. Da sagten Wir: "Schlage mit deinem Stab auf den Fels." Da sprudelten aus ihm zwölf Quellen heraus84. So kannte jeder Stamm seine Trinkstelle. (Dann forderten Wir euch auf:) "Esst und trinkt von dem, was Allah euch bereitet hat, und richtet nicht Unheil an auf Erden, indem ihr Verderben stiftet."

84. Dies bezieht sich auf die zwölf Stämme der Israeliten, hervorgegangen aus den Nachkommen Ja'quubs, Allahs Segen und Frieden auf ihm,

"Er sprach: Du sollst nicht mehr Jakob heißen, sondern Israel; denn du hast mit Gott und mit Menschen gekämpft und hast gewonnen."

1. Buch Mose Genesis 32:29,

die als "Kinder Israels" in den vierzig Jahren der Wanderschaft durch die Wüste und der darauf folgenden Ansiedlung in Kanaan eine so große Rolle spielten. Dadurch, dass jeder der Stämme seine eigene Wasserstelle und später im "Verheißenen Land" sein eigenes Territorium hatte, wurde Verwirrung und Maßgunst vermieden, worin sich Allahs Vorsehung zeigt. (Juusuf ‘Allii)

 

61. Und (gedenket der Zeit) als ihr sagtet: ,,O Muusa, wir können uns mit einer einzigen Speise nicht mehr zufriedengeben85. Bitte also deinen Herrn für uns, dass Er für uns von dem hervorbringt, was die Erde wachsen lässt, (nämlich) Kräuter, Gurken, Knoblauch, Linsen und Zwiebeln!" Da sagte er86: "Wollt ihr etwa das, was geringer ist, in Tausch nehmen für das, was besser ist?87 Geht doch zurück88 in irgendeine Stadt89. Dort werdet ihr erhalten, wonach ihr verlangt!" Und Schande und Elend kamen über sie90 und sie verfielen dem Zorn Allahs. Dies (war deshalb), weil sie immer wieder die Zeichen Allahs leugneten und die Propheten ohne Recht töteten,91 (und) weil sie sich auflehnten und (Allahs Gesetze) immer wieder übertraten.

85. Siehe Altes Testament, Numeri 11:4-6: "Das Gesindel aber, welches sich unter ihnen befand, bekam heftige Gelüste, und da jammerten auch die Israeliten wieder und sprachen: “Wer gibt uns Fleisch zu essen? Wir denken an die Fische zurück, die wir in Ägypten umsonst zu essen bekamen, an die Gurken und Melonen, an den Lauch, die Zwiebeln und den Knoblauch. Jetzt aber sind wir am Verschmachten, gar nichts ist da, nichts als Manna bekommen wir vor die Augen!"

86. Das heißt Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm. (Al-Dschalalain)

87. Damit ist gemeint: ihr denkt nur ans Essen und nicht an die gewonnene Freiheit. (Qutb)

88. Wörtlich: hinunter (Anm. d. Übersetzers.)

89. Die grammatikalische Form des Wortes "misrun" مِصْراً im arabischen Text zeigt, dass es sich um ein gewöhnliches Substantiv handelt, zu übersetzen mit "eine (oder irgendeine) Stadt"; "mirsu" dagegen ist der Eigenname für Ägypten. (Anm. d. Obers.) dementsprechend zeigt Qutb zwei mögliche Deutungen auf, wobei er der zweiten den Vorzug gibt. Entweder: "Das was ihr verlangt, ist zu gering und unbedeutend, als dass ihr darum bitten solltet. Es ist in jeder Stadt in Hülle und Fülle vorhanden. Geht also in irgendeine Stadt, wo ihr das findet, was ihr wollt." Oder: "Geht zurück nach Ägypten, das heißt kehrt zu dem alten Leben voller Demütigungen und Unterdrückung zurück, dort werdet ihr auch die von euch ersehnte Nahrung vorfinden. vergesset aber dann die großen Aufgaben, für die euch Allah ausersehen hat."

90. Dies dürfte sich ganz allgemein auf die weitere Geschichte der Israa'iiliten beziehen. Sie kamen in das "Verheißene Land", und doch lehnten sie sich immer wieder gegen Allah auf. So wurde ihre Demütigung zum Unheil für das ganze Volk: es wurde nach Assyrien in die Sklaverei getrieben und obwohl es später von den Persern befreit wurde, verblieb es unter persischer Herrschaft, später unter der, der Griechen, Römer und Araber. Und schließlich wurden die Israeliten in alle Welt verstreut, weil sie den Imaan zurückgewiesen, die Gesandten Allahs verfolgt und erschlagen und die Gesetze übertreten hatten. Dies sollte eine Warnung für alle Völker und Menschen sein. (Juusuf ’Allii)

91. Das schlimmste Verbrechen, das man sich vorstellen kann, ist die Ermordung der Propheten, die von Allah gesandt wurden, um die Menschen auf den rechten Weg zu führen. Da sie frei von Sünde waren und keinerlei Verbrechen begingen, ist jeder Versuch, ihnen Böses anzutun, eine große Ungerechtigkeit. Wenn hier steht, ...und die Propheten ohne Recht töteten, so wird damit die Ungeheuerlichkeit des Verbrechens gebrandmarkt. (Siddiqi)

 

Abschnitt 8

62. Wahrlich, diejenigen die Imaan verinnerlichen (an die Botschaft Muchammads) und die, die Juden92 sind, und die Christen93 und die Sabu94 , wer (auch immer) an Allah und den Jüngsten Tag den Imaan verinnerlicht und Gutes tut, die haben ihrem Lohn bei ihren Herrn95 und sie brauchen keine Angst zu haben noch müssen sie traurig sein.

92. Hier ist erstmals im Qur’an von den "Juden", im Gegensatz zu den "Kindern Israels" die Rede. Obwohl beide Begriffe oft als Synonyme verwendet werden, sind sie nicht genau gleichbedeutend oder auswechselbar. Die Israa'iiliten sind eine Rasse, eine Nation, ein Volk, eine  große Familie, die Nachkommen eines bestimmten Stammvaters; sie sind sich ihrer edlen Abstammung bewusst und stolz darauf. Die Juden dagegen sind eine religiöse Gemeinschaft, eine Kirche, Anhänger eines bestimmten Diin. Im Qur’an werden diese feinen Unterschiede stets berücksichtigt. (Darjabaadi)

93. Wörtlich: die Nazarener, entstanden aus der Ortsbezeichnung Nazareth, wo 'Isa, ALlahs Segen und Frieden auf ihm, seine Jugend verbrachte. (Darjabaadi)

94. Die Sabäer waren wahrscheinlich eine arabische Sekte in der Zeit vor Muchammad (Friede sei mit ihm). Die, die Heidnischen Bräuche ihrer Stammesgenossen anzweifelten, sich vom Götzendienst abwandten und die ursprungliebe monotheistische Religion wieder annahmen. Deshalb sagten die Götzenanbeter von ihnen: ,sie wandten sich (von der Religion ihrer Väter) ab Daher der Name Sabu (Qutb)

Juusuf ‘Allii und Darjabaadi erwähnen in diesem Zusammenhang noch andere Gruppen, die mit den Sabäern gemeint sein könnten. Nach Ansicht verschiedener Kommentatoren handelt es sich vielleicht um die so genannten Johannes-Christen, von denen einige Tausend noch heute im Irak leben.

95. Trotz ihrer Verbrechen und Untaten, die in den vorangegangenen Ajas geschildert werden, behaupteten die Juden immer noch, dass sie das auserwählte Volk Allahs seien, dass nur sie rechtgeleitet seien. Dass nur ihnen die Gnade Allahs zuteil werde, dass nur sie Allahs Lohn erhalten werden. Hier nun werden diese Behauptungen Lügen gestraft und zurückgewiesen. Stattdessen verkündet der Qur’an den universellen Grundsatz der Einheit in der Religion demzufolge die Gnade Allahs sich nicht auf eine Rasse oder einen Stamm beschränkt, sondern gleichermaßen alle aufrichtig Mu`mins zu allen Zeiten und überall auf der Welt umfasst. (Qutb)

 

63. Und (gedenket der Zeit) als Wir mit euch einen Bund96 schlossen und über euch den Berg (Sinai)97 emporragen ließen (und zu euch sagten): "Haltet fest an dem, was Wir euch (an Offenbarungen) gebracht haben und gedenket dessen, was darin (enthalten) ist; vielleicht werdet ihr Allah fürchten."

96. Gemäß diesem Bund sollten die "Kinder Israels" die Gebote Allahs  befolgen. Das Konzept der Religion als Vertrag, abgeschlossen zwischen Allah und dem Menschen, ist spezifisch jüdisch. (The Jewish Encyclopaedia, Band IV, Seite 319, zitiert von Darjabaadi)

97. Der Berg Sinai ist eine hohe Erhebung in der Arabischen Wüste, und zwar auf der Halbinsel zwischen den beiden Seitenarmen des Roten Meeres. Hier wurden Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, die Gebote und das Gesetz gegeben. Deshalb spricht man heute vom "Berg Muusas" (Dschabal Muusa). Die Israa'iiliten lebten fast ein Jahr am Fuß des Berges in ihren Zelten. Der Bund wurde, wie im Alten Testament,

"Der ganze Berg Sinai aber rauchte, weil der Herr auf den Berg herabfuhr im Feuer; und der Rauch stieg auf wie der Rauch von einem Schmelzofen, und der ganze Berg bebte sehr."

2. Buch Mose Exodus 19:18;

"Und alles Volk wurde Zeuge von dem Donner und Blitz und dem Ton der Posaune und dem Rauchen des Berges. Als sie aber solches sahen, flohen sie und blieben in der Ferne stehen..."

2. Buch Mose Exodus 20:18,

unter vielen furchterregenden Anzeichen geschlossen. Von unten muss der Berg bei Blitz und Donner tatsächlich ein ehrfurchtgebietender Anblick gewesen sein. So schlossen die Israa'iiliten alle gemeinsam den Bund und versprachen feierlich, sich nach all dem zu richten, was Allah ihnen befohlen hatte. (Juusuf ‘Allii)

 

64. Danach (jedoch), nach diesem (Ereignis) habt ihr euch abgewendet98 und wenn nicht die Gnade Allahs und Seine Barmherzigkeit über euch gewesen wäre, so wäret ihr bestimmt unter den Verlierenden.

98. Von euren Verpflichtungen Allah gegenüber. (Darjabaadi)

 

65. Und gewiss kennt ihr diejenigen unter euch, die das Sabbat-Gebot übertreten haben99. Da sagten Wir zu ihnen: "Werdet ausgestoßene Affen."100

99. Der Sabbat ist der siebte Wochentag (Samstag), der entsprechend dem jüdischen Gesetz ausschließlich dem ’Ibaada vorbehalten war. Jegliche Alltagstätigkeiten wie Feldarbeit, Handel, Kochen und Jagen mussten unter allen Umständen unterbleiben.

"Darum haltet meinen Sabbat, denn er soll euch heilig sein. Wer ihn entheiligt, der soll des Todes sterben. Denn wer eine Arbeit am Sabbat tut, der soll ausgerottet werden aus seinem Volk."

2. Buch Mose Exodus Exodus 31: 14 (Darjabadi)

100. Nachdem die Israeliten selbst am Sabbat ihren Erwerb nicht unterlassen wollten, sind sie auf das Niveau der Tiere herabgesunken, die keinen freien Willen besitzen und sich nur von ihren Bäuchen leiten lassen. Dabei müssen sie nicht unbedingt körperlich in Affen verwandelt worden sein, sondern vielmehr in ihrem Denken und Fühlen, was sich wiederum in ihren Gesichtszügen und ihrer Haltung geäußert haben mag. Oft prägen Charaktereigenschaften die äußere Erscheinung des Menschen. (Qutb)

Mit der Meinung, dass die Verwandlung vor allem geistiger Natur war, stimmen verschiedene Kommentatoren überein. Andere dagegen sind der Ansicht, die Israeliten seien tatsächlich zu Affen geworden. Siehe auch Suura 7:163-166; (Anm. d. Übers.)

 

66. Und Wir machten dies101 zu einem warnenden Beispiel für alle Zeiten102 und zu einer Lehre für die Mutaqi.

101. Das heißt Strafe (Al-Dschalalain)

102. Wörtlich: für das, was vor dem und was nach dem ist, das heißt für die Zeitgenossen und die, die nach ihnen kamen. (Anm. d. Übers.)

 

67. Und (gedenket der Zeit) als Muusa zu seinem Volk sagte: "Wahrlich, Allah gebietet euch, eine Kuh103 zu schlachten." Sie sagten: "Willst du dich über uns lustig machen?" Er sagte: "Allah bewahre mich davor, dass ich einer der Unwissenden sei."

103. Das Gleichnis von der Kuh sollte mit dem in 2:71-73 vom Toten gelesen werden, der wieder zum Leben gebracht wurde. Als Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, den Israeliten befahl, eine Kuh zu opfern, versuchten sie, das Ganze ins Lächerliche zu ziehen. Unter allerlei Vorwänden und durch unnötige Fragen glaubten sie, die Sache umgehen zu können. Als ihnen schließlich kein Ausweg blieb, brachten sie das Opfer dar, doch es fehlte die redliche Absicht, denn ihr Gewissen war keineswegs rein, wie aus dem Gleichnis vom toten Mann zu ersehen. (Juusuf ‘Allii)

 

68. Sie sagten: "Rufe für uns deinen104 Herrn an, dass Er uns erkläre, wie sie sein soll." Da antwortete Muusa104: "Wahrlich, (Allah) sagt, es soll eine Kuh sein106, die nicht (zu) alt und nicht (zu) jung ist, (sondern) ein Alter dazwischen (hat). So tut denn, was euch befohlen."

104. Während Muusa, Allahs Sehen und Frieden auf ihm, vierzig Tage und Nächte auf dem Berg weilte

"Und Mose ging mitten in die Wolke hinein und stieg auf den Berg und blieb auf dem Berge vierzig Tage und vierzig Nächte."

1. Buch Mose (Exodus) 24:18),

105 Wörtlich: er sagte (Anm. d. Übers.)

106. Wörtlich: wahrlich, es ist eine Kuh (Anm. d. Übers.)

 

69. Sie sagten: "Rufe für uns deinen Herrn an, dass Er uns erkläre, welche Farbe sie haben soll." Da antwortete Muusa107: "Wahrlich, (Allah) sagt, es soll eine gelbe Kuh sein von lebhafter Farbe, die, die Schauenden erfreut."

107. Wörtlich: er sagte (Anm. d. Übers.)

 

70. Sie sagten: "Rufe für uns deinen Herrn an,  dass Er uns (noch einmal) erkläre, wie sie (genau) sein soll. Für uns sind die Kühe einander (doch sehr) ähnlich; und wenn Allah will, werden wir gewiss recht geleitet sein."

71. Muusa antwortete108: "Wahrlich, (Allah) sagt, es soll eine Kuh sein, die nicht fügsam (gemacht worden) ist, die weder den Boden gepflügt noch den Acker bewässert (hat), makellos, ohne jeglichen Flecken." Da sagten sie: "Jetzt (endlich)109 bist du mit der Wahrheit gekommen." So schlachteten sie, sie und beinahe hätten sie es nicht getan.110

109. Qutb macht in diesem Zusammenhang auf die Arroganz der Israa'iiliten aufmerksam, indem er auf die Art hinweist, wie sie mit Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, der doch immerhin ihr Prophet war, sprechen. In den vorangegangenen Ajas 68, 69 und 70 sagen die Israa'iiliten immer wieder zu Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm: "Rufe für uns deinen Herrn an ...", als ist Allah nur sein Herr sei und nicht ebenso auch der ihre. Diese Arroganz tritt auch in Aja 71 zutage, wo die Israa'iiliten sagen: "Jetzt (endlich) bist du mit der Wahrheit gekommen", als ob das Vorherige nicht die Wahrheit gewesen sei!

110. Der Sinn dieser Geschichte berührt nach Ansicht vieler Kommentatoren (Tabari, Samasari, Qutb) ein wichtiges Problem jedes (und deshalb auch des islamischen) religiösen Rechts: Wenn ein Gesetz in allgemeiner Form erlassen worden ist, ist es überflüssig, zusätzliche Einzelheiten herausfinden und festlegen zu wollen. Denn je zahlreicher und vielfältiger solche Einzelheiten sind, desto komplizierter und unbeweglicher wird das Gesetz. Hätten die Juden gleich nach der ersten Aufforderung irgendeine Kuh ihrer Wahl geschlachtet (was sie allerdings nicht wollten, siehe Aja 72 und 73), wären sie dem Befehl Allahs durchaus gerecht geworden.

Um das Übel übergroßer Spitzfindigkeiten, die mit dem Imaan nichts mehr zu tun haben, auszuschalten, hat unser Prophet Muchammad (Friede sei mit ihm) die Mu`mins dringend davor gewarnt, ihre Zeit und Energie in solch unnötigen Fragereien zu vergeuden.

Wie Abuu Huraira berichtet, hat der Prophet (Friede sei mit ihm) einst gesagt: "Befragt mich nicht über Dinge, die unerwähnt geblieben sind. Denn wahrlich, es gab Völker vor euch, die untergingen, weil sie den Propheten zu viele Fragen stellten und danach (über deren Lehren) uneinig wurden. Wenn euch also etwas aufgetragen wird, so handelt nach besten Kräften dementsprechend. Und wenn euch etwas verboten wird, dann haltet euch davon fern. (Überliefert in "Sahich Muslim")

 

Abschnitt 9

72. Und (gedenket der Zeit) als ihr einen (Menschen) getötet und darüber untereinander gestritten habt. Doch Allah sollte ans Licht bringen, was ihr verborgen gehalten hattet.

73. Da sagten Wir: "Berührt ihn111 mit einem Stück von ihr"!112 So bringt Allah die Toten wieder zum Leben113 und zeigt euch seine Zeichen; vielleicht werdet ihr begreifen.

111. Das heißt den Getöteten (Anm. d. Übers.)

112. Das heißt mit einem Stück vom Fleisch der Kuh. (Anm. d. Übers.)

Im Alten Testament, Deuteronomium 21:1-9 ist vorgeschrieben, dass sofern man unter bestimmten Umständen den Mörder eines Getöteten nicht kennt, eine Kuh geschlachtet werden soll und die Ältesten aus der Stadt des Getöteten über dem Opfertier ihre Hände waschen und bezeugen sollen, dass sie den Mord weder begingen noch etwas darüber wissen. Im Fall des hier erwähnten Getöteten versuchten die Juden, ihre Schuld zu bestreiten. Deshalb auch zunächst die Ausflüchte, als ihnen befohlen wurde, eine Kuh zu schlachten (Suura 2:67). Als sie schließlich geschlachtet war, deckte Allah auf wunderbare Weise auf, wer der wirklich Schuldige war. Durch Berühren des Toten mit einem Stück Fleisch der geopferten Kuh wurde dieser wieder lebendig und enthüllte den Hergang des Verbrechens.

Sühnung eines Mordes von unbekannter Hand

Wenn man einen Erschlagenen findet in dem Lande, das dir der Herr, dein Gott, geben wird, es einzunehmen, und er liegt auf freiem Felde und man weiß nicht, wer ihn erschlagen hat, so sollen deine Ältesten und Richter hinausgehen und den Weg abmessen von dem Erschlagenen bis zu den umliegenden Städten. Welche Stadt am nächsten liegt, deren Älteste sollen eine junge Kuh nehmen, mit der man noch nicht gearbeitet und die noch nicht am Joch gezogen hat, und sollen sie hinabführen in einen Talgrund, der weder bearbeitet noch besät ist, und dort im Talgrund ihr das Genick brechen. Und die Priester, die Leviten, sollen herzutreten, denn der Herr, dein Gott, hat sie erwählt, dass sie ihm dienen und in seinem Namen segnen, und nach ihrem Urteil sollen alle Sachen und alle Schäden gerichtet werden. Und alle Ältesten der Stadt, die dem Erschlagenen am nächsten liegt, sollen ihre Hände waschen über der jungen Kuh, der im Talgrund das Genick gebrochen ist. Und sie sollen anheben und sagen: Unsere Hände haben dies Blut nicht vergossen, und unsere Augen haben's nicht gesehen. Entsühne dein Volk Israel, das du, der Herr, erlöst hast; lege nicht das unschuldig vergossene Blut auf dein Volk Israel! So wird für sie die Blutschuld gesühnt sein. So sollst du das unschuldig vergossene Blut aus deiner Mitte wegtun, damit du handelst, wie es recht ist vor den Augen des Herr. (Juusuf ’Allii)

113. Selbstverständlich kann Allah ohne irgendwelche Hilfsmittel Tote zum Leben erwecken. Das leblose Stück Fleisch wird hier lediglich als sichtbares Werkzeug gebraucht, das dem Menschen bildlich die Macht Allahs vor Augen fuhren soll, deren Auswirkungen er zwar sieht, deren Wirkungsweise er aber nicht begreift. "So bringt Allah die Toten wieder zum Leben" besagt also: auf diese Weise und mit dieser Leichtigkeit geschah, was ihr gesehen, ohne dass ihr wisst, wie es geschehen. (Qutb)

 

74. Dann verhärteten sich eure Herzen nach jenem (Ereignis), so dass sie wie Steine wurden oder noch härter. Es gibt doch Steine, aus denen Bäche hervorsprudeln und es gibt auch welche unter ihnen, die bersten und aus denen Wasser herausfließt.114 Und es gibt (auch) welche unter ihnen, die Hehrniederstürzen aus Furcht vor Allah. Und Allah ist nicht achtlos dessen, was ihr tut.

114. Siddiqi erinnert daran, dass für die Kinder Israa'iils das Gleichnis von den Steinen keineswegs nur poetische Allegorie war. Vielmehr hatten sie mit eigenen Augen gesehen, wie durch ein Wunder die zwölf Quellen aus einem Felsen hervorgesprudelt waren (Suura 2:60).

 

75. Verlangt ihr 115 denn, dass sie116 den Imaan verinnerlichen, wo doch ein Teil von ihnen117 das Wort Allahs bereits gehört und es dann, nachdem sie es begriffen hatten, bewusst verfälscht hat?118

115. Das heißt ihr Muslime (Qutb)

116. Das heißt die Juden (Qutb)

117. Das heißt die jüdischen Rabbiner und Gelehrten (Qutb)

118. Nicht nur im Qur’an werden die Juden beschuldigt, ihre heiligen Bücher verfälscht zu haben. Im Alten Testament heißt es bei Jeremia 23:36: "Denn ihr verdreht die Worte des lebendigen Gottes." Und im Neuen Testament lesen wir im 2. Korintherbrief 2:17: "Wir treiben nämlich nicht, wie so viele, mit dem Worte Gottes Schacher." Die Juden verfälschten. Die Texte absichtlich und anstatt sich dessen zu schämen, waren sie noch stolz darauf. (Darjabaadi)

 

76. Und wenn sie mit denen zusammentreffen, die den Imaan verinnerlicht haben, so sagen sie: "Wir haben den Imaan verinnerlicht." Wenn sie aber untereinander allein sind, sagen sie: "Sprecht ihr (vielleicht) zu ihnen über das, was Allah euch eröffnet hat, damit sie es (einmal) vor eurem Herrn als Argument gegen euch verwenden119? Begreift ihr denn nicht120? "

119. Wenn sich die Juden heimlich trafen, warnten sie einander davor, den Muslimen das von ihren Schriften zu enthüllen, was das Prophetentum Muchammads (Friede sei mit ihm) bestätigt und ihre eigene falsche Haltung offenbart hätte. Sie befürchteten, den Muslimen dadurch beim Jüngsten Gericht Beweise gegen sich selbst in die Hände zu geben. So verblendet waren sie, dass sie dachten, durch Verbergen der Wahrheit hier auf Erden vor der Strafe im Jenseits verschont zu bleiben. (Mauduudi)

120. Die Frage: "Begreift ihr denn nicht? " stellt in diesem Zusammenhang den Gipfel des Hohns auf echtes Begreifen und Ver­stehen dar. (Qutb)

 

77. Als ob sie nicht wüssten121, dass Allah weiß, was sie verheimlichen und was sie kundtun!

121. Wörtlich: wissen sie denn nicht (Anm. d. Übers.)

 

78. Es gibt (andererseits) Ungebildete unter ihnen, die das Buch nicht kennen122, sondern (nur ihre eigenen) Wunschvorstellungen und sie stellen nichts anderes als Vermutungen an.

122. Die Ungebildeten unter den Juden wurden von den Priestern irregeführt. Bei ihnen wurden falsche Hoffnungen und Wünsche geweckt. So zum Beispiel, dass kein Jude zu ewigen Höllenqualen verdammt werde, weil er ja zum "auserwählten Volk" gehöre. (Siddiqi)

 

79. Doch wehe denen, die das Buch mit ihren (eigenen) Händen schreiben (und) dann sagen: "Dies ist von Allah123," um dafür einen geringen Preis zu erlangen. Wehe ihnen also ob dessen, was ihre Hände geschrieben und wehe ihnen ob dessen, was sie erworben haben124.

123. Die "gelehrten" Juden verfälschten nicht nur ihre Schriften im eigensten Interesse, sondern versetzten den Originaltext mit eigenen Deutungen, ihrer nationalen Geschichte, ihrem Aberglauben und ihren selbsterdachten Lehren, Philosophien und Gesetzen. Und dies alles stellten sie dann als Wort Allahs hin, an das zu glauben jedem Juden zur bindenden Pflicht gemacht wurde. (Mauduudi)

124. Der Qur’an verurteilt in diesem Zusammenhang nachdrücklich sowohl die Mittel als auch den Zweck. Siehe im Gegensatz dazu, was der Apostel Paulus im Neuen Testament, Römerbrief 3:7 sagt: "Aber wenn die Wahrheit Gottes durch meine Lüge überströmend geworden ist zu seiner Verherrlichung, was werde ich dann noch als Sünder gerichtet?" (Darjabaadi)

 

80. Und sie sagen: "Gewiss wird uns125 das Feuer nicht berühren außer auf gezählte Tage!" Sage: "Habt ihr (vielleicht) ein Versprechen (darüber) von Allah erhalten? Dann wird Allah Sein Versprechen bestimmt nicht brechen, oder wollt ihr von Allah etwas sagen, wovon ihr kein Wissen besitzt? "

125. Uns, das heißt die Israa'iiliten als Rasse, als Volk. Im Talmud wird immer wieder versichert, dass das Feuer der Hölle keine Macht über die "Beschnittenen" oder die Sünder aus dem Volk Israa'iils habe. (Darjabaadi)

 

81. Doch nein!126 Wer (auch immer) sich Übles erworben hat und wen seine Sündhaftigkeit umfangen hält, die werden Bewohner des Feuers sein (und) darin bleiben.

126. Das heißt, das Feuer wird sie sehr wohl berühren, und das nicht nur auf gezählte Tage! (Anm. d. Übers.)

 

82. Diejenigen aber, die Imaan verinnerlicht haben und gute Werke tun127, werden Bewohner des Paradieses sein (und) darin bleiben.

127. Wirklicher Imaan muss sich in guten Taten äußern. Jeder, der für die Religion eintritt, muss dies begreifen. Wir, die wir uns Muslime nennen, müssen von der Tatsache überzeugt sein, dass der Imaan nichtig ist, solange aus ihm nicht gute Taten hervorgehen. Es gibt aber auch Menschen, die sagen zwar, sie seien Muslime, gleichzeitig aber stiften sie Unheil auf Erden und untergraben die wichtigste Voraussetzung für das Wohlergehen der Menschheit, nämlich die Errichtung der Ordnung Allahs auf Erden und die Einführung der Gesetze Allahs und ethischen Werte in der Gesellschaft. Solche Menschen besitzen in Wirklichkeit überhaupt keinen Imaan, sie werden dereinst auch keinen Lohn von Allah empfangen und keinen Beschützer vor Seiner Strafe finden, selbst wenn sie sich an ihren eitlen Wünschen festklammern, wie seinerzeit die Juden. (Qutb)

 

Abschnitt 10

83. Und (gedenket der Zeit) als Wir mit den Kindern Israels einen Bund schlossen (indem Wir sie aufforderten): "Ihr sollt niemanden außer Allah anbeten, euch Eltern, Verwandten, Waisen und Armen gegenüber wohltätig erweisen, freundlich zu den Menschen sprechen128, das Gebet verrichten und Saka129 zahlen." Danach habt ihr euch (jedoch von dieser Vereinbarung) abgewendet bis auf wenige unter euch, indem ihr abtrünnig wart.

128. "Freundlich zu den Menschen sprechen" bedeutet nicht nur äußerliche Höflichkeit Hochgestellter selbst den Ärmsten gegenüber, sondern auch Schutz vor Ausbeutung, Betrug und Irreführung. (Juusuf ’Allii)

129. Gebet und Saka (das heißt eine Steuer, die im Islaam zur Grundlage des Wirtschaftssystems erhoben wurde), waren stets ein wichtiger Bestandteil des Islams. Wie alle anderen Propheten, machten auch die Propheten Israa'iils beides zu bindenden Pflichten für die Juden; doch nach und nach begannen die Juden, sie zu vernachlässigen. Sie hörten auf, das Gebet gemeinsam zu verrichten, ja die meisten von ihnen beteten nicht einmal für sich allein. Anstatt Saka zu bezahlen fingen sie sogar an, Zinsen für ihr Geld zu verlangen. (Mauduudi)

Zu Saka schreibt Darjabaadi: "Diese Steuer soll den Menschen von Geiz und Gier heilen. Wörtlich bedeutet Saka Reinheit, Reinigung. Es ist der Anteil am Vermögen, der Allah zuliebe von dessen Eigentümer entrichtet wird, damit es "gereinigt" werde. Die Zahlung dieser Steuer ist Pflicht, vorausgesetzt das Vermögen hat einen bestimmten Umfang und gehörte seinem Besitzer mindestens während der Dauer eines Mondjahres (das sind etwa 355 Tage). Die Steuer variiert entsprechend der Art und Größe des Vermögens; in den meisten Fällen beträgt sie jedoch ein Vierzigstel des Vermögens, das heißt zwei ein halb Prozent."

 

84. Und (gedenket der Zeit) als Wir mit euch einen Bund schlossen (und zu euch sagten): "Ihr sollt weder euer Blut vergießen noch euch (gegenseitig) aus euren Häusern vertreiben." Daraufhin habt ihr (diese Gebote als für euch bindend) anerkannt, indem ihr (es selbst) bezeugtet.130

130. Der in Aja 83 und 84 erwähnte Bund bezieht sich nach allgemeiner Auffassung auf die zahlreichen in der Bibel festgehaltenen Gebote, die Allah den Kindern Israels auferlegte.

"Du sollst keine anderen Götter haben neben mir."

"Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, auf dass du lange lebest in dem Lande, das dir der HERR, dein Gott, geben wird."

"Du sollst nicht töten."

"Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, Knecht, Magd, Rind, Esel noch alles, was dein Nächster hat."

2. Mose (Exodus) 20:3,12,13,17

"Aber dem Herrn, eurem Gott, sollt ihr dienen, so wird er dein Brot und dein Wasser segnen, und ich will alle Krankheit von dir wenden."

2. Mose (Exodus) 23:25

"Und er nahm das Buch des Bundes und las es vor den Ohren des Volks. Und sie sprachen: Alles, was der Herr gesagt hat, wollen wir tun und darauf hören."

2. Mose (Exodus) 24:7

"Alle drei Jahre sollst du aussondern den ganzen Zehnten vom Ertrag dieses Jahres und sollst ihn hinterlegen in deiner Stadt. Dann soll kommen der Levit, der weder Anteil noch Erbe mit dir hat, und der Fremdling und die Waise und die Witwe, die in deiner Stadt leben, und sollen essen und sich sättigen, auf dass dich der Herr, dein Gott, segne in allen Werken deiner Hand, die du tust."

5. Buch Mose (Deuteronomium) 14:28,29

"Es werden allezeit Arme sein im Lande; darum gebiete ich dir und sage, dass du deine Hand auftust deinem Bruder, der bedrängt und arm ist in deinem Lande."

5. Buch Mose (Deuteronomium) 15:11

"...auf dass nicht unschuldiges Blut in deinem Lande vergossen werde, das dir der Herr, dein Gott, zum Erbe gibt, und so Blutschuld auf dich komme.

5. Buch Mose (Deuteronomium) 19:10. (Anm. d. Übers.)

 

85. Dennoch seid gerade ihr es, die ihr euch (gegenseitig) umbringt und einen Teil von euch aus ihren Häusern vertreibt, indem ihr gemeinsam gegen sie vorgeht in Sünde und Unrecht131. Wenn sie jedoch als Gefangene zu euch kommen, kauft ihr sie los, wo euch doch ihre Vertreibung verboten worden ist. Verinnerlicht ihr den Imaan denn an einen Teil des Buches und leugnet einen anderen?132 Für diejenigen unter euch, die solches tun, gibt es aber keine (andere) Vergeltung außer Schande in diesem Leben und am Tage der Auferstehung werden sie der strengsten Bestrafung zugeführt werden. Und Allah ist nicht achtlos dessen, was ihr tut.

131. Hier wird Bezug genommen auf die Juden von Medina. (Darjabaadi)

132. Die in der Nähe von Medina lebenden Juden gingen vor der Hidschra Bündnisse mit verschiedenen kaafir Araberstämmen ein. Als diese sich gegenseitig bekriegten, führten auch die jeweiligen jüdischem Verbündeten Krieg gegeneinander. So lagen Juden in Fehde gegen Juden, was eindeutig im Widerspruch zu ihren Schriften und Gesetzen stand, die sie damit wissentlich übertraten. Fielen nun Juden eines Stammes in die Hände eines anderen Stammes, so wurden sie gegen Zahlung eines Lösegeldes freigelassen oder losgekauft. Befragt über den unmenschlichen Handel mit den eigenen Stammesbrüdern, rechtfertigten sich die Juden, indem sie darauf verwiesen, dass das Loskaufen von Gefangenen in ihren Schriften ausdrücklich erlaubt sei. (Mauduudi)

 

86. Diese sind es, die das diesseitige Leben um das jenseitige erkauft haben; deshalb wird ihnen die Strafe nicht erleichtert und ihnen nicht geholfen werden.

 

Abschnitt 11

87. Wir gaben Muusa fürwahr die Schrift und ließen ihm die Gesandten133 nachfolgen; und Wir gaben 'Isa, dem Sohn Merjems134, die klaren Beweise135 und unterstützten ihn durch den heiligen Geist136. Doch sooft euch ein Gesandter etwas brachte, was euch nicht behagte, wart ihr (da nicht) hochmütig und erklärtet einige zu Lügnern und erschlugt andere?l37

133. Die Gesandten, um ganz klar herauszustellen, dass es sich nicht um irgend welche, sondern um Allahs Gesandten handelt. (Anm. d. Übers.)

134. ’Isa der Sohn Marjams, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, das besagt, der Sohn einer Frau und deshalb ein Sterblicher wie alle anderen Menschen; und nicht der "Sohn Allahs", der Ihm in irgendeiner Beziehung gleichzusetzen wäre. (Darjabaadi)

135. Die klaren Beweise, das heißt von Allah kommend, siehe auch Fußnote 133.

(Anm. d. Übers.)

136. "Der heilige Geist" (Ruch Al-Quds بِرُوحِ الْقُدُسِ) kann sieh beziehen auf die Offenbarungen oder den Engel Dschibriil, der sie den Propheten überbrachte, oder auf die "heilige Seele ’Isas" die Allah in Reinheit erschaffen hat. Der Begriff "Ruuch" wird im Qur’an auch im Sinn von Eingebung verwendet -siehe 16:2,40:15,42:52,58:22,97:4. "Der heilige Geist" hat außer dem Namen nichts gemeinsam mit dem "Heiligen Geist" des Christentums der dritten Person der "Heiligen Dreieinigkeit". (Siddiqi)

137. Der Versuch, richtungweisende Persönlichkeiten und Gesetze von bleibender Gültigkeit vorübergehenden Gemütsaufwallungen zu unterwerfen, ist ein Phänomen, das auftritt, wenn das natürliche Empfinden des Menschen entstellt und dadurch die Logik seines Denkens ausgeschaltet ist. Logischem Denken entspricht doch, dass das Gebäude des Gesetzes auf einer unverrückbaren Grundlage ruht, also nicht auf einem schwankenden, vom Menschen geschaffenen Ausgangspunkt, sondern auf einer Grundlage, die von Leidenschaften unabhängig ist und der plötzliche Launen nichts anhaben können. Dem logischen Denken entspricht ferner, dass auch der Mensch zu jenem in sich ruhenden Gleichgewicht zurückfindet, das nicht ständig zwischen entgegengesetzten Polen wie Wohlwollen und Unwillen, Zustimmung und Ablehnung hin und her pendelt.

Das hier geschilderte Verhalten der Kinder Israels ist als Warnung Allahs für die Muslime zu verstehen, damit ihnen ihr Auftrag als Seine Statthalter auf Erden und ihre Stellung als Seine Treuhänder nicht entzogen wird. Als die Muslime jedoch trotz dieser Warnung derselben Fehler begingen wie die Kinder Israels, indem sie den Pfad Allahs verließen und ihre Launen und Begierden zum Richter machten, einen Teil ihrer geistigen Führer töteten und andere zu Lügnern stempelten, hat Allah sie mit demselben Schicksal geschlagen wie vordem die Kinder Israels, nämlich mit Zwiespalt und Schwäche, mit Verworfenheit und Erniedrigung, mit Elend und Not. Daran wird sich so lange nichts ändern, bis sie wieder Allah und Seinen Gesandten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, folgen, ihre Leidenschaften Seinen Geboten unterordnen, ihren Vertrag mit Allah erfüllen und mit aller Kraft an ihm festhalten werden, indem sie sieh darauf besinnen, was in ihm enthalten ist. (Qutb)

Qutb selbst war unter dem Nasser-Regime in Ägypten über zehn Jahre im Gefängnis und wurde schließlich 1966 hingerichtet. (Anm. d. Übers.)

 

88. Und sie sagen: "Unsere Herzen sind unempfindlich138." Doch nein! Allah hat sie wegen ihres  Kufrs verflucht139 und wenig ist das, was sie an Imaan verinnerlicht haben.

138. Wörtlich: unbeschnitten, oder soviel wie umhüllt, das heißt unempfindlich gegen das, wozu sie aufgerufen werden und allen neuen Einflüssen gegenüber unzugänglich. In ihrem Hochmut und ihrer Selbstherrlichkeit hielten sich die Juden dem Islam gegenüber für weit überlegen. (Darjabaadi)

139. Das heißt, Er hat ihnen die Rechtleitung entzogen. (Qutb)

 

89. Und als zu ihnen ein Buch140 von Allah kam, bestätigend das, was bei ihnen (an früheren Offenbarungen bereits) war141 und sie hatten (schon) vordem (Allah) um Sieg gebeten über diejenigen, die Kaafir sind, als (also) zu ihnen kam, was sie (schon) kannten, (da) leugneten sie es. Darum Allahs Fluch142 über die Kaafirs!

140. Nämlich der Qur’an. (Darjabaadi)

141. Das heißt die Thora. (Darjabaadi)

142. Wenn du aber nicht gehorchen wirst der Stimme des Herrn, deines Gottes, und wirst nicht halten und tun alle seine Gebote und Rechte, die ich dir heute gebiete, so werden alle diese Flüche über dich kommen und dich treffen:
Verflucht wirst du sein in der Stadt, verflucht wirst du sein auf dem Acker. Verflucht wird sein dein Korb und dein Backtrog. Verflucht wird sein die Frucht deines Leibes, der Ertrag deines Ackers, das Jungvieh deiner Rinder und Schafe. Verflucht wirst du sein bei deinem Eingang und verflucht bei deinem Ausgang. Der Herr wird unter dich senden Unfrieden, Unruhe und Unglück in allem, was du unternimmst, bis du vertilgt bist und bald untergegangen bist um deines bösen Treibens willen, weil du mich verlassen hast. Der Herr wird dir die Pest anhängen, bis er dich vertilgt hat in dem Lande, in das du kommst, es einzunehmen. Der Herr wird dich schlagen mit Auszehrung, Entzündung und hitzigem Fieber, Getreidebrand und Dürre; die werden dich verfolgen, bis du umkommst. Der Himmel, der über deinem Haupt ist, wird ehern werden und die Erde unter dir eisern. a Statt des Regens für dein Land wird der Herr Staub und Asche vom Himmel auf dich geben, bis du vertilgt bist. Der Herr wird dich vor deinen Feinden schlagen. Auf einem Weg wirst du wider sie ausziehen, und auf sieben Wegen wirst du vor ihnen fliehen und wirst zum Entsetzen werden für alle Reiche auf Erden. Deine Leichname werden zum Fraß werden allen Vögeln des Himmels und allen Tieren des Landes, und niemand wird sie verscheuchen. Der Herr wird dich schlagen mit ägyptischem Geschwür, mit Pocken, mit Grind und Krätze, dass du nicht geheilt werden kannst. Der Herr wird dich schlagen mit Wahnsinn, Blindheit und Verwirrung des Geistes. Und du wirst tappen am Mittag, wie ein Blinder tappt im Dunkeln, und wirst auf deinem Wege kein Glück haben und wirst Gewalt und Unrecht leiden müssen dein Leben lang, und niemand wird dir helfen. Mit einem Mädchen wirst du dich verloben; aber ein anderer wird es sich nehmen. Ein Haus wirst du bauen; aber du wirst nicht darin wohnen. Einen Weinberg wirst du pflanzen; aber du wirst seine Früchte nicht genießen. Dein Rind wird vor deinen Augen geschlachtet werden; aber du wirst nicht davon essen. Dein Esel wird vor deinem Angesicht mit Gewalt genommen und dir nicht wiedergegeben werden. Dein Schaf wird deinen Feinden gegeben werden, und niemand wird dir helfen. Deine Söhne und deine Töchter werden einem andern Volk gegeben werden, dass deine Augen zusehen müssen und täglich vor Verlangen nach ihnen vergehen, und in deinen Händen wird keine Kraft sein. Den Ertrag deines Ackers und alle deine Arbeit wird ein Volk verzehren, das du nicht kennst, und du wirst geplagt und geschunden werden dein Leben lang und wirst wahnsinnig werden bei dem, was deine Augen sehen müssen. Der Herr wird dich schlagen mit bösen Geschwüren an den Knien und Waden, dass du nicht geheilt werden kannst, von den Fußsohlen bis zum Scheitel. Der Herr wird dich und deinen König, den du über dich gesetzt hast, unter ein Volk treiben, das du nicht kennst noch deine Väter, und du wirst dort andern Göttern dienen: Holz und Steinen. Und du wirst zum Entsetzen, zum Sprichwort und zum Spott werden unter allen Völkern, zu denen der Herr dich treibt. Du wirst viel Samen auf das Feld säen, aber wenig einsammeln; denn die Heuschrecken werden's abfressen. Weinberge wirst du pflanzen und bauen, aber weder Wein trinken noch Trauben lesen; denn die Würmer werden's verzehren. Ölbäume wirst du haben in deinem ganzen Gebiet, aber du wirst dich nicht salben mit Öl; denn dein Ölbaum wird seine Frucht abwerfen. Söhne und Töchter wirst du zeugen und doch nicht behalten; denn sie werden gefangen weggeführt werden. Alle Bäume und Früchte deines Landes wird das Ungeziefer fressen. Der Fremdling, der bei dir ist, wird immer höher über dich emporsteigen; du aber wirst immer tiefer heruntersinken. Er wird dir leihen, du aber wirst ihm nicht leihen können; er wird der Kopf sein, und du wirst der Schwanz sein.
Alle diese Flüche werden über dich kommen und dich verfolgen und treffen, bis du vertilgt bist, weil du der Stimme des Herrn, deines Gottes, nicht gehorcht und seine Gebote und Rechte nicht gehalten hast, die er dir geboten hat. Und diese Flüche werden Zeichen und Wunder sein an dir und an deinen Nachkommen immerdar, weil du dem Herrn, deinem Gott, nicht gedient hast mit Freude und Lust deines Herzens, obwohl du Überfluss hattest an allem. Und du wirst deinem Feinde, den der Herr gegen dich schicken wird, dienen in Hunger und Durst, in Blöße und allerlei Mangel, und er wird ein eisernes Joch auf deinen Hals legen, bis er dich vertilgt hat. Der Herr wird ein Volk über dich schicken von ferne, vom Ende der Erde, wie ein Adler fliegt, ein Volk, dessen Sprache du nicht verstehst, ein freches Volk, das nicht Rücksicht nimmt auf die Alten und die Jungen nicht schont. Es wird verzehren die Jungtiere deines Viehs und den Ertrag deines Ackers, bis du vertilgt bist, und wird dir nichts übriglassen vom Korn, Wein und Öl und vom Jungvieh deiner Rinder und Schafe, bis es dich umgebracht hat. Es wird dich ängstigen in allen deinen Städten, bis es niedergeworfen hat deine hohen und festen Mauern, auf die du dich verlässt, in deinem ganzen Lande; und du wirst geängstigt werden in allen deinen Städten, in deinem ganzen Lande, das dir der Herr, dein Gott, gegeben hat. Du wirst die Frucht deines Leibes, das Fleisch deiner Söhne und deiner Töchter, die dir der Herr, dein Gott, gegeben hat, essen in der Angst und Not, mit der dich dein Feind bedrängen wird. Ein Mann unter euch, der zuvor verwöhnt und in Üppigkeit gelebt hat, wird seinem Bruder und der Frau in seinen Armen und dem Sohn, der noch übrig ist von seinen Söhnen, nichts gönnen von dem Fleisch seiner Söhne, das er isst, weil ihm nichts übrig geblieben ist von allem Gut in der Angst und Not, mit der dich dein Feind bedrängen wird in allen deinen Städten. Eine Frau unter euch, die zuvor so verwöhnt und in Üppigkeit gelebt hat, dass sie nicht einmal versucht hat, ihre Fußsohle auf die Erde zu setzen, vor Verwöhnung und Wohlleben, die wird dem Mann in ihren Armen und ihrem Sohn und ihrer Tochter nicht gönnen die Nachgeburt, die von ihr ausgegangen ist, und ihr Kind, das sie geboren hat; denn sie wird beides vor Mangel an allem heimlich essen in der Angst und Not, mit der dich dein Feind bedrängen wird in deinen Städten.
Wenn du nicht darauf hältst, dass du alle Worte dieses Gesetzes tust, die in diesem Buch geschrieben sind, und nicht fürchtest diesen herrlichen und heiligen Namen, den Herrn, deinen Gott, so wird der Herr schrecklich mit dir umgehen und dich und deine Nachkommen schlagen mit großen und anhaltenden Plagen, mit bösen und anhaltenden Krankheiten. Und er wird auch alle Seuchen Ägyptens über dich bringen, vor denen du dich fürchtest, und sie werden dich nicht loslassen; dazu wird der Herr alle Krankheiten und alle Plagen, die nicht geschrieben sind in dem Buch dieses Gesetzes, über dich kommen lassen, bis du vertilgt bist. Und nur wenige werden übrig bleiben von euch, die ihr zuvor zahlreich gewesen seid wie die Sterne am Himmel, weil du nicht gehorcht hast der Stimme des Herrn, deines Gottes. Und wie sich der Herr zuvor freute, euch Gutes zu tun und euch zu mehren, so wird er sich nun freuen, euch umzubringen und zu vertilgen, und ihr werdet herausgerissen werden aus dem Lande, in das du jetzt ziehst, es einzunehmen. Denn der HERR wird dich zerstreuen unter alle Völker von einem Ende der Erde bis ans andere, und du wirst dort andern Göttern dienen, die du nicht kennst noch deine Väter: Holz und Steinen. Dazu wirst du unter jenen Völkern keine Ruhe haben, und deine Füße werden keine Ruhestatt finden. Denn der Herr wird dir dort ein bebendes Herz geben und erlöschende Augen und eine verzagende Seele, und dein Leben wird immerdar in Gefahr schweben; Nacht und Tag wirst du dich fürchten und deines Lebens nicht sicher sein. Morgens wirst du sagen: Ach dass es Abend wäre! und abends wirst du sagen: Ach dass es Morgen wäre! vor Furcht deines Herzens, die dich schrecken wird, und vor dem, was du mit deinen Augen sehen wirst. Und der Herr wird dich mit Schiffen wieder nach Ägypten führen, auf dem Wege, von dem ich dir gesagt habe: Du sollst ihn nicht mehr sehen. Und ihr werdet dort euren Feinden als Knechte und Mägde verkauft werden, aber es wird kein Käufer da sein

5. Buch Mose (Deuteronomium) 28:15-68. (Darjabaadi)

 

90. Schlecht ist, wofür sie ihre Seelen verkauft haben, indem sie das leugnen, was Allah herabgesandt hat, aus Mißgunst143, dass Allah etwas von Seiner Huld herabkommen lässt auf welchen Seiner Diener (auch immer) Er will. So haben sie Zorn über Zorn auf sich geladen und den Kaafir wird eine erniedrigende Strafe zuteil.

143. Hierdurch wird betont, dass der Widerstand der Juden nicht auf mangelndes Verständnis, sondern einzig und allein auf Ärger und Neid beruhte, weil ein Nicht-Israa'iilite mit der großen Gnade des Prophetentums ausgezeichnet worden war. (Darjabaadi)

 

91. Wenn ihnen gesagt wird: "Verinnerlicht den Imaan an das, was Allah herabgesandt hat", (so) sagen sie: "Wir haben den Imaan verinnerlicht an das, was uns herabgesandt wurde", während sie das leugnen, was danach (gekommen) ist, obgleich es die Wahrheit ist, bestätigend das, was bei ihnen (an früheren Offenbarungen bereits) war. Sprich: "Warum habt ihr so die Propheten Allahs vordem getötet144, wenn Ihr Mu`min seid?"

144. Doch selbst wenn die Juden vorgaben, ihrem eigenen Volk und ihrer eigenen Rasse den Vorzug zu geben, war dies nur eine dürftige Ausrede. Denn sobald ihre Propheten ihnen unerquickliche Wahrheiten sagten. verwarfen sie, sie. In Wirklichkeit waren ihre Motive Selbstsucht, Engstirnigkeit und Abscheu gegen alles, was den eigenen Sitten, Gebräuchen und Neigungen zuwiderlief. (Juusuf ‘Allii)

 

92. Und Muusa war zu euch gekommen mit den klaren Beweisen145.(Doch) dann, nachdem er weggegangen war, nahmt ihr euch das Kalb (zum Götzen) und habt unrecht getan.

145. Die Verwandlung des Stabes in eine Schlange, die weißgewordene Hand Muusas und das Teilen des Roten Meeres sowie die Offenbarung Allahs waren die klaren Beweise, mit denen Muusa zum Volk Israa'iil entsandt wurde. (Siddiqi)

 

93. Und (gedenket der Zeit) als Wir mit euch einen Bund schlossen und über euch den Berg (Sinai) emporragen ließen (und zu euch sagten): "Haltet fest an dem, was Wir euch (an Offenbarungen) gegeben haben146 und höret." (Da) sagten sie: "Wir hören, doch wir widersetzen uns147." Und sie wurden trunken gemacht in ihren Herzen durch das Kalb148 um ihres Kufrs willen. Sprich: "Schlecht ist, was euer Imaan euch befiehlt, wenn ihr (überhaupt) Mu`min seid."

146. Mit denselben Einleitungsworten wie in diesem Aja wurden die Israeliten in 2:63-64 (siehe auch Fußnoten 96 und 97) daran erinnert, wie sie den feierlich geschlossenen Bund später brachen. Hier wird ihnen, nach Erwähnung desselben Bundes, gesagt, dass sie eigentlich niemals beabsichtigten, sich an den Bund zu halten. (Juusuf ‘Allii)

147. Das heißt: "Wir hören, was du sagst, doch wir widersetzen uns dem, was du befiehlst."

(Al-Dschalalain)

148. Das heißt, die Liebe zum Kalb hat ihre Herzen wie ein berauschendes Getränk durchdrungen. (Al-Dschalalain)

 

94. Sprich: "Wenn die Wohnstätte des Jenseits bei Allah (nur) euch gehört unter Ausschluss der (anderen) Menschen, dann wünscht euch den Tod149, wenn ihr wahrhaft seid!"

149. Doch weit davon entfernt, ihn sich zu wünschen, versetzt sie allein der Gedanke an den Tod und das Jenseits in Angst und Schrecken. (Mauduudi)

 

95. Doch nie werden sie ihn herbeiwünschen wegen dessen, was ihre Hände vorausgeschickt haben150 so, und Allah ist derer gewahr, die Unrecht tun.

150. "Wegen dessen, was ihre Hände vorausgeschickt haben" ist ein oft im Qur’an wiederholter Satz und bezieht sich auf die Taten der Menschen hier auf Erden, die ihnen vorangehen. In diesem Fall sind die Sünden gemeint. (Juusuf ’Allii)

 

96. Und bestimmt wirst du sie am gierigsten nach Leben151 unter den Menschen finden152, und mehr (noch) als die, die Götzen anbeten.153 (Manch) einer von ihnen möchte, dass ihm ein Leben von tausend Jahren gewährt wird154, doch erhält sich (dadurch) von der Strafe nicht fern, (selbst) wenn ihm ein langes Leben gewährt würde155. Und Allah sieht wohl, was sie tun.

151. Wörtlich: "nach (irgend) einem Leben". Das bedeutet, dass sie leben wollten ohne Rücksicht darauf, was für eine Art von Leben sie führten. Es war ihnen völlig gleichgültig, ob es ein ehrenhaftes oder ein schmachvolles Leben war. (Mauduudi)

152. So ist es keineswegs überraschend, dass die amerikanischen Juden des 20. Jahrhunderts voll Freude und Stolz festgestellt haben, dass die Juden sowohl im Lande wie im Ausland sich einer Langlebigkeit erfreuen, die über der. der christlichen Bevölkerung liegt. The Jewish Encyclopaedia, Seite 308. (Darjabaadi)

153. Wörtlich: die, die Allah andere Gottheiten an die Seite stellen. (Anm. d. Übers.)

154. Die hier gewählte Übersetzung der ersten zwei Sätze entspricht einer Satzanordnung, für die sich die meisten Kommentatoren entschieden haben. Eine andere Interpretationsmöglichkeit, die nicht nur Sinn entsprechend ist, sondern auch dem grammatikalischen Aufbau eher gerecht wird, wäre: "Und bestimmt wirst du sie am gierigsten nach Leben unter den Menschen finden. Und von den Götzendienern möchte (manch) einer, dass ihm ein Leben von tausend Jahren gewährt wird..." Diese Satzunterteilung findet sich auch bei Qutb. (Anm. d. Übers.)

155. Denn Belohnung oder Bestrafung im Jenseits hängt davon ab, wie der Mensch auf Erden gelebt hat, und nicht wie lange. (Darjabaadi)

 

Abschnitt 12

97. Sprich: "Wer (auch immer) Dschibriil156, Feind ist und er hat ihn157 doch mit Ermächtigung Allahs in dein Herz herabgesandt als Bestätigung dessen, was vor ihm (offenbart worden) war, und als Rechtleitung und frohe Botschaft für die Mu`mins.158

156. Ein Teil der Juden machten sich lustig zu Zeiten Muchammads (Friede sei mit ihm) darüber, dass die Muslime erzählten, es sei Dschibriil, der dem Propheten Muchammad (Friede sei mit ihm) die Offenbarungen überbrachte. In ihren Schriften wird "Michael der große Fürst, der einsteht für die Söhne deines Volkes" genannt (Altes Testament, Daniel 12:1), während das Erscheinen Gabriels Schrecken bei ihnen auslöste (Daniel 8:16-17). Doch wenn sie vorgaben, dass Michael ihr Freund und Gabriel ihr Feind sei, so bewiesen sie damit nur ihren eigenen Kufr an die Engel, die Propheten und an Allah selbst. (Juusuf ‘Allii)

Indem die Juden behaupteten, dass Dschibriil ihr Feind sei, wollten sie sich rechtfertigen, dass sie deshalb Muchammad (Friede sei mit ihm) keinen Imaan schenken könnten. Wenn es Michael gewesen wäre, der die Botschaft überbrachte, dann hätten sie wohl den Imaan verinnerlicht. (Qutb)

157. Das heißt den Qur’an. (Al-Dschalalain)

158. Dies ist die klare Feststellung, dass Dschibriil für die Mu`mins der Überbringer froher Botschaft ist. Wenn er Furcht auslöst, so nur bei den Kaafirs und Ungehorsamen. (Siddiqi)

 

98. Wer (also) Allah Feind159 ist und Seinen Engeln und Seinen Gesandten und Dschibriil und Miickael, so ist wahrlich Allah Feind den Kaafirs." 160

159. Was die Feindschaft des Menschen gegen Allah und die Allahs gegen den Menschen betrifft, so sollte man sich darüber im klaren sein, dass es zwischen Allah und dem Menschen in Wirklichkeit gar keine Feindschaft geben kann, weil der Mensch nicht einmal den geringsten Anflug von Zorn des Allmächtigen Herrn und Herrschers ertragen kann. Die Feindschaft Allahs gegen den Menschen besagt in dem Zusammenhang, welcher Entbehrung dieser in seinem Leben aufgrund seines Kufrs ausgesetzt wäre und welche Bestrafung er sich folglich im Jenseits zuziehen würde. Was die Feindschaft des Menschen gegen Allah angeht, so äußert sie sich in der Auflehnung gegen Seine Gebote. (Siddiqi)

160. Dieser Aja stellt klar, dass alle Engel und Gesandten Diener Allahs sind. Wer also einen von ihnen anfeindet, greift alle an und somit auch Allah selbst. (Qutb)

 

99. Und Wir haben dir161 fürwahr klare Zeichen162 herabgesandt und niemand leugnet sie außer den Frevlern.

161. Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm. (Al-Dschalalain)

162. Das heißt: klare Zeichen des Prophetentums. (Darjabaadi) 

 

100. Ist es denn (nicht so, dass) jedes Mal, wenn sie162 ein Bündnis eingegangen sind, ein Teil von ihnen es verwirft? Nein, die meisten von ihnen haben den Imaan (doch) nicht verinnerlicht.

163. Das heißt die Juden. (Al-Dschalalain)

 

101. Und als (nun) zu ihnen ein Gesandter164 von Allah gekommen ist, bestätigend das, was bei ihnen (an früheren Offenbarungen bereits) war, da hat ein Teil von denen, die das Buch bekommen hatten, das Buch Allahs165 hinter ihren Rücken geworfen, als ob sie nicht wüssten.

164. Das heißt Muchammad (Friede sei mit ihm). (Al-Dschalalain)

165. Dies kann sich entweder auf die Thora oder auf den Qur’an beziehen. Ist die Thora gemeint, so heißt es, dass die Juden das Buch Allahs im Hinblick auf Muchammad (Friede sei mit ihm), dessen Kommen darin ganz klar vorausgesagt wird, ver­warfen, als ob sie das alles nichts anginge. Ist der Qur’an gemeint, so bedeutet es, dass sie bedenkenlos das Buch Allahs und dessen Lehren ignorierten, obwohl es ihre Schriften bestätigte, von denen sie doch dachten, dass sie Ursprungs Allahs seien. Hätten sie wirklich an die Thora den Imaan verinnerlicht, dann wäre es ihnen gewiss nie eingefallen, den Qur’an zu verwerfen, da beider Inhalt im Grunde der gleiche war. Doch aus Stolz und Überheblichkeit ließen sie den Qur’an völlig außer acht und benahmen sich, als wüssten sie überhaupt nicht, was er enthielt. (Siddiqi)

 

102. Und sie166 folgten dem, was die Schaytaane167 (bereits) während der Herrschaft Suleymaans vorzutragen pflegten168; doch nicht Suleymaan war Kaafir169, sondern die Schaytaane waren Kaafirs, indem sie den Menschen die Zauberei beibrachten und das, was den (beiden) Engeln in Babel, Harut und Marut, herabgesandt worden war170. Die beiden jedoch haben niemanden (etwas) gelehrt, ohne dass sie gesagt hätten: "Wir sind nur eine Versuchung, so werde nicht Kaafir!" Und sie lernten von den beiden das, womit man zwischen den Eheleuten Zwietracht herbeiführt. Doch sie fügten damit niemandem Schaden zu, es sei denn mit Ermächtigung Allahs. Und sie lernten (nur), was ihnen schadet und ihnen nicht nützt. Und doch wussten sie, dass, wer es erkauft, keinen Anteil hat am Jenseits. Schlecht ist fürwahr, wofür sie ihre Seelen verkauft haben, hätten sie (es nur) gewusst!

166. Das heißt die Juden in Arabien, die für ihre magischen Praktiken bekannt waren. (Darjabaadi)

167. Es kann sich allerdings auch um eine versteckte Anspielung auf historische Persönlichkeiten handeln, die sich gegen die Herrschaft Suleymaans, Allahs Segen und Frieden auf ihm,  auflehnten (siehe Altes Testament,  und ), wie etwa der Renegat Jerobeam und der Abtrünnige Achija mit ihren Scharen von rebellischen Verschwörern und kafir Wahrsagern.

"So hörte der König nicht auf das Volk; denn so war es bestimmt von dem Herrn, damit er sein Wort wahr machte, das er durch Ahija von Silo geredet hatte zu Jerobeam, dem Sohn Nebats."

1 Könige 12:15

Und Jerobeam sprach zu seiner Frau: Mache dich auf und verkleide dich, damit niemand merkt, dass du Jerobeams Frau bist, und geh hin nach Silo. Siehe, dort ist der Prophet Ahija, der mir zugesagt hat, dass ich König sein sollte über dies Volk. Und nimm mit dir zehn Brote, Kuchen und einen Krug mit Honig und geh zu ihm, damit er dir sagt, wie es dem Knaben ergehen wird.
Und Jerobeams Frau tat das und machte sich auf und ging hin nach Silo und kam ins Haus Ahijas. Ahija aber konnte nicht sehen, denn seine Augen standen starr vor Alter. Aber der Herr sprach zu Ahija: Siehe, Jerobeams Frau kommt, um dich wegen ihres Sohnes zu befragen; denn er ist krank. So rede nun mit ihr so und so. Als sie nun hineinkam, stellte sie sich fremd. Als aber Ahija das Geräusch ihrer Tritte hörte, wie sie zur Tür hereinkam, sprach er: Komm herein, du Frau Jerobeams! Warum stellst du dich so fremd? Ich bin zu dir gesandt als ein harter Bote. Geh hin und sage Jerobeam: So spricht der Herr, der Gott Israels: Ich habe dich erhoben aus dem Volk und zum Fürsten über mein Volk Israel gesetzt und habe das Königtum von Davids Hause gerissen und dir gegeben. Du aber bist nicht gewesen wie mein Knecht David, der meine Gebote hielt und mir von ganzem Herzen nachwandelte, dass er nur tat, was mir wohlgefiel. Du hast mehr Böses getan als alle, die vor dir gewesen sind, bist hingegangen und hast dir andre Götter gemacht und gegossene Bilder, um mich zum Zorn zu reizen, und hast mir den Rücken gekehrt. Darum siehe, ich will Unheil über das Haus Jerobeam bringen und ausrotten von Jerobeam alles, was männlich ist, bis auf den letzten Mann in Israel und will die Nachkommen des Hauses Jerobeam ausfegen, wie man Unrat ausfegt, bis es ganz mit ihm aus ist. Wer von Jerobeam stirbt in der Stadt, den sollen die Hunde fressen; wer aber auf dem Felde stirbt, den sollen die Vögel des Himmels fressen; denn der Herr hat's geredet. So mache dich nun auf und geh heim; und wenn dein Fuß die Stadt betritt, wird das Kind sterben. Und es wird ihm ganz Israel die Totenklage halten, und sie werden ihn begraben; denn dieser allein von Jerobeam wird zu Grabe kommen, weil der Herr, der Gott Israels, etwas Gutes an ihm gefunden hat im Hause Jerobeam. Der Herr aber wird sich einen König über Israel erwecken, der wird das Haus Jerobeam ausrotten - wie es heute ist. Und der Herr wird Israel schlagen, dass es schwankt, wie das Rohr im Wasser bewegt wird, und wird Israel ausreißen aus diesem guten Lande, das er ihren Vätern gegeben hat, und wird sie zerstreuen jenseits des Euphrat, weil sie sich Ascherabilder gemacht haben, den Herrn zu erzürnen. Und er wird Israel dahingeben um der Sünden Jerobeams willen, der da gesündigt hat und Israel sündigen gemacht hat.
Und Jerobeams Frau machte sich auf, ging heim und kam nach Tirza. Und als sie auf die Schwelle des Hauses kam, starb der Knabe. Und sie begruben ihn, und ganz Israel hielt ihm die Totenklage nach dem Wort des Herrn, das er geredet hatte durch seinen Knecht Ahija, den Propheten.

1 Könige 14:2-18

(Darjabaadi).

168. An schwarzer Magie, Zauberkunst und Hexerei. Den Juden zur Zeit des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm,  wird vorgeworfen, wohlbewandert gewesen zu sein in allerlei Teufelskünsten und diese okkultischen Fertigkeiten als hinlänglichen Ersatz für geistige Wahrheiten, religiöses Wissen und Frömmigkeit betrachtet zu haben. (Darjabaadi)

169. König Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, (973 bis 933 vor 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm) war entsprechend islamischer Auffassung ein Gesandter Allahs und daher entgegen biblischer Geschichte keineswegs ein Götzenanbeter.

Salomos heidnische Frauen und seine Abgötterei
Aber der König Salomo liebte viele ausländische Frauen: die Tochter des Pharao und moabitische, ammonitische, edomitische, sidonische und hetitische - aus solchen Völkern, von denen der Herr den Israeliten gesagt hatte: Geht nicht zu ihnen und lasst sie nicht zu euch kommen; sie werden gewiss eure Herzen ihren Göttern zuneigen. An diesen hing Salomo mit Liebe. Und er hatte siebenhundert Hauptfrauen und dreihundert Nebenfrauen; und seine Frauen verleiteten sein Herz. Und als er nun alt war, neigten seine Frauen sein Herz fremden Göttern zu, so dass sein Herz nicht ungeteilt bei dem Herrn, seinem Gott, war wie das Herz seines Vaters David. So diente Salomo der Astarte, der Göttin derer von Sidon, und dem Milkom, dem greulichen Götzen der Ammoniter. Und Salomo tat, was dem Herrn missfiel, und folgte nicht völlig dem Herrn wie sein Vater David.
Damals baute Salomo eine Höhe dem Kemosch, dem gräulichen Götzen der Moabiter, auf dem Berge, der vor Jerusalem liegt, und dem Milkom, dem gräulichen Götzen der Ammoniter. Ebenso tat Salomo für alle seine ausländischen Frauen, die ihren Göttern räucherten und opferten. Der Herr aber wurde zornig über Salomo, dass er sein Herz von dem Herrn, dem Gott Israels, abgewandt hatte, der ihm zweimal erschienen war und ihm geboten hatte, dass er nicht andern Göttern nachwandelte. Er aber hatte nicht gehalten, was ihm der Herr geboten hatte.

1 Könige 11:1-10

(Siddiqi)

170. Dieser Aja wird von den Kommentatoren unterschiedlich interpretiert. Einen einleuchtenden und sachbezogenen Kommentar finden wir bei Juusuf ‘Allii. Die Engel Harut und Marut lebten in Babel, wobei das Wort Engel allegorische Bedeutung haben und hier im Sinn von Männer von großer Güte Gelehrsamkeit, Weisheit und Macht verstanden werden kann. Babel war zu Zeiten, als die alten Monarchien des Ostens noch in voller Blüte standen, ein bedeutendes Zentrum der Wissenschaft, insbesondere der Astronomie. Da Harut und Marut von edlem Charakter waren, befassten sie sich selbstverständlich mit nichts Schlechtem und Betrug und List waren ihnen fremd. Doch wenn Wissen und Fertigkeiten von bösen Menschen beherrscht werden, können sie zu bösen Zwecken verwendet werden. Die, die sich von schlechten Absichten leiten ließen, lernten abgesehen von ihren Zauberkünsten auch einiges vom echten Wissen und machten davon bösen Gebrauch. Harut und Marut behielten ihr Wissen nicht für sich, doch lehrten sie niemanden etwas, ohne ihn ausdrücklich davor zu warnen, welche Prüfung und Versuchung dieses Wissen in den Händen von Übelgesinnten bedeuten kann. Wissen stellt tatsächlich eine Prüfung und Versuchung dar und da der Mensch von Allah mit freiem Willen ausgestattet ist. muss er selbst entscheiden, zu welchen Zwecken er dieses Wissen verwendet. Was die Übelgesinnten von Harut und Marut lernten, das verwendeten sie für schlechte Zwecke und aus dem Gelernten, durchsetzt mit Betrug und Täuschung, wurden Verwünschungen, Zauberformeln und Liebestränke, mit denen sie Zwietracht zwischen den Geschlechtern säten. Die Macht dieser Zauberer konnte selbstverständlich die von Allah gesteckten Grenzen nicht überschreiten, denn Seine Gnade bewahrte all jene, die bei Ihm Zuflucht suchten. Abgesehen vom Schaden jedoch, den die Zauberer anderen zugefügt haben mochten, trugen sie wegen ihrer bösen Absichten den ärgsten Schaden selbst davon.

(Juusuf ‘Allii)

 

103. Hätten sie aber den Imaan verinnerlicht und wären mutaqi gewesen, (so) wäre eine Belohnung von Allah (für sie) besser gewesen173, hätten sie (es nur) gewusst!

173. Um den Zusammenhang zu verstehen, muss man sich vergegenwärtigen, dass den Juden in Aja 101 vorgeworfen wird, das Buch Allahs abgelehnt zu haben, während in Aja 102 ihre Neigung zu schwarzer Magie und Zauberei als Ersatz für religiöse Hingabe behandelt wird. Hier nun werden sie daran erinnert, dass ihnen, wenn sie nur an den letzten Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und das letzte Buch den Imaan verinnerlicht und von ihren üblen Machenschaften abgelassen hätten, eine herrliche Belohnung von Allah zuteil geworden wäre. (Siddiqi)

 

Abschnitt 13

104. O die ihr den Imaan verinnerlicht habt, sagt nicht174 raa’inaaرَاعِنَا,175 sondern sagt unsurnaaانظُرْنَا und hört (auf den Propheten). Und den Kaafir wird eine schmerzliche Strafe176 zuteil.

174. Zu unseren Propheten Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm,. (Al-Dschalalain)

175. Das heißt "schau auf uns", "wende dich uns zu". Dieser an sich völlig unverfängliche Ausdruck wurde von den Juden durch eine geringfügige Veränderung in der Aussprache zu einer verletzenden Anrede missbraucht. Den Muslimen wurde untersagt, mit solch zweideutigen Worten die Aufmerksamkeit des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm,  auf sich zu lenken. Vielmehr sollten sie "unsurnaa" verwenden, dass gleichfalls "schau auf uns", "wende dich uns zu" heißt, ohne anstößige Gedankenverbindungen anzudeuten. (Darjabaadi)

176. Die absichtliche Beleidigung unseres Propheten Muchammed Allahs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, stellt zweifelsohne eine besonders krasse Form von Kufr dar und wer sich dessen schuldig macht, den erwartet eine schmerzliche Strafe. (Siddiqi)

 

105. Diejenigen, die Kaafir sind unter den Besitzern des Buches und den Götzenanbetern,177 mögen nicht, dass euch etwas Gutes von eurem Herrn herabgesandt wird,178 doch Allah zeichnet mit Seiner Barmherzigkeit aus, wen Er will, und Allah ist der Herr übergroßer Huld.

177. Hier werden die Besitzer des Buches und die Götzenanbeter unter dem Begriff des "Kufr" zusammengefasst, da sie beide an die letzte Offenbarung nicht den Imaan verinnerlichen und den Muslimen gegenüber nur Hass und Groll empfinden, wobei das, was sie ihnen am meisten missgönnen, dieser Islam und dieser Qur’an ist. (Qutb)

178. Hier stellt der Qur’an den wirklichen Grund gerecht die feindselige Einstellung der Juden unseres Propheten Muchammad (Friede sei mit ihm) gegenüber heraus. In ihrem Rassenstolz konnten sie sieh nicht damit abfinden, dass weder Prophetentum noch Offenbarung das alleinige Vorrecht einer bestimmten Gruppe, Rasse oder Nation ist, sondern von Allah dem Allmächtigen dem gewährt wird, den Er dafür auserwählt. (Siddiqi)

 

106. Wenn Wir einen Aja179 (aus den Offenbarungen) aufheben oder der Vergessenheit anheim fallen lassen, (so) bringen Wir einen besseren als ihn, oder (zumindest) einen gleichwertigen180 so. Weißt du denn nicht, dass Allah Macht hat über alle Dinge?

179. Es wird nicht nur für den Qur’an Aja verwendet, sondern auch für Allahs Offenbarung im allgemeinen Sinn, wie in 2:39 und 2:61, wo von Allahs Zeichen die Rede ist. Ferner kann es sich auch auf Seine Zeichen in der Geschichte der Menschheit und in der Schöpfung beziehen. Außerdem kann dieses Wort auch für die Zeichen menschlichen Wirkens benützt werden, wie etwa für Monumente und Wahrzeichen, die von früheren Völkern errichtet wurden. (Juusuf ‘Allii)

180. Dies ist als Antwort auf Einwände zu betrachten, die. die Juden erhoben, um bei den Muslimen Zweifel zu erwecken. Hier sollte man jedoch nicht vergessen, das sich diese Feststellung keinesfalls auf die Ajas bezieht, denn es ist eine feststehende Tatsache, dass nicht eine einzige der von unsern Propheten Muchammad (Friede sei mit ihm) empfangenen Offenbarungen dazu bestimmt war, der Vergessenheit anheim zufallen. Somit können also nur frühere Schriften gemeint sein. (Siddiqi)

Juusuf ’Allii schreibt: "Im Ganzen gesehen steht fest, dass Allahs Botschaft von Generation zu Generation grundsätzlich dieselbe geblieben ist, während ihre Form entsprechend den Bedürfnissen und Erfordernissen der Zeit unterschiedlich sein kann. Diese Unterschiede in der Form zeigten sich bei Muusa, 'Isa und schließlich bei Muchammad (Friede sei mit ihnen allen). Das bedeutet nicht, dass sich die ewigwährenden Grundsätze ändern. Es ist vielmehr ein Zeichen von Allahs Allmacht, dass Seine Schöpfung so vielerlei Formen annehmen kann, und zwar nicht nur in der materiellen Welt, sondern auch in der Gedankenwelt der Menschen, für die, die Offenbarung Allahs bestimmt ist."

 

107. Weißt du denn nicht, dass Allah (allein) die Herrschaft über die Himmel und die Erde gehört?181 Und außer Allah habt ihr weder Freund noch Helfer.

181. Dieser Aja bezieht sich eindeutig darauf, dass die Juden ihre außerordentliche Stellung als Vorkämpfer der Religion an die Muslime verlieren sollten. Die Klugen unter den Juden konnten durchaus voraussehen, dass die Aufhebung einiger in der Thora enthaltener Gebote und ihre Ersetzung durch andere im Qur’an von weittragender Bedeutung war, weil das ein deutliches Signal für die Berufung einer neuen "Umma" zum geistigen Führer der Menschheit war, was sie nicht hinnehmen konnten. Darum wird ihnen hier gesagt, dass die Herrschaft über die Himmel und die Erde allein bei Allah ist und dass Er jederzeit einer Gemeinschaft eine ehrenvolle Aufgabe entziehen kann, um sie einer anderen zu übertragen. Niemand darf Ihn wegen dieser Entscheidung zur Rechenschaft ziehen oder eine solche Entscheidung in Frage stellen. (Siddiqi)

 

108. Oder wollt ihr (vielleicht) euren Gesandten bitten,182 wie früher Muusa183 gebeten wurde? Und wer den Kufr gegen den Imaan eintauscht, der ist gewiss vom rechten Pfad184 abgeirrt.

182. Die Juden gaben sich von jeher gerne mit Haarspalterei ab. Die Muslime jedoch sollen tun, was ihnen geboten und unterlassen, was ihnen verboten wurde und ihre Kräfte nicht durch unnutzes Tun vergeuden. (Mauduudi)

183. Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm,  wurde von seinem eigenen Volk dauernd durch dumme, unangebrachte und hinterlistige Fragen belästigt. Die Muslime sollen diesem schlechten Beispiel nicht folgen. In geistigen Dingen sind Fragen, die den Befragten in Verlegenheit bringen sollen, besonders unpassend. Fragen sollten nur gestellt werden, damit tatsächlich eine Belehrung durch deren Beantwortung erfolgen kann. (Juusuf ‘Allii)

184. "Vom rechten Pfad": das arabische Wort "sawa" سَوَاء deutet Glätte im Gegensatz zu Unebenheit, Symmetrie im Gegensatz zu Ungereimtheit und Unordnung, Ausgeglichenheit und Proportion im Gegensatz zu Planlosigkeit, Aufrichtigkeit im Gegensatz zu Krummheit und Verdorbenheit, den goldenen Mittelweg im Gegensatz zu den Extremen und Richtigkeit unter den gegebenen Umständen im Gegensatz zu Falschheit an. (Juusuf ’Allii)

 

109. Viele von den Besitzern des Buches möchten, dass sie euch, nachdem ihr den Imaan angenommen habt185, wieder zu Kaafirs machen (könnten); (dies) aus Neid in ihren Seelen, nachdem ihnen die Wahrheit186 klar gemacht worden ist.187 Doch vergebt (ihnen) und meidet (sie), bis Allah (darüber) Seine Entscheidung ergehen läßt.188 Wahrlich, Allah hat Macht über alle Dinge.

185. Wörtlich: nach eurer Verinnerlichung des Imaans. (Anm. d. Übers.)

186. über das Prophetentum Muchammads (Friede sei mit ihm). (Al-Dschalalain)

187. Also nicht, weil die Besitzer des Buches unwissend wären, sondern im Gegenteil, weil sie nur zu gut wissen, dass die Muslime im Besitz der Wahrheit sind. (Qutb)

188. Nämlich zu kämpfen. Dies ist eine Ankündigung der Vergeltungsschläge, die alsbald einsetzen sollten. (Darjabaadi)

 

110. Und verrichtet das Gebet und gebt Saka,189 und was ihr für euch an Gutem vorausschickt,190 das werdet ihr bei Allah (wieder) finden. Wahrlich, Allah sieht wohl, was ihr tut.

189. Rüstet euch geistig und moralisch durch Gebet und das Geben von Saka, bevor ihr euch auf das Schlachtfeld begebt, um gegen die Feinde des Islaam zu kämpfen. Denn ohne diese moralische und geistige Vorbereitung würdet ihr nicht vertrauenswürdig die Rolle der Kämpfer für die Sache Allahs übernehmen können. (Siddiqi)

190. In 2:95 ist von unseren schlechten Taten die Rede, die wir vorausschicken, hier von unseren guten Werken. Unsere Taten werden sozusagen personifiziert und damit vor Allah zu Zeugen für oder gegen uns, und sie gehen uns stets voraus. (Juusuf ‘Allii).

 

111. Und sie sagen: "Es wird niemand in das Paradies eintreten außer denen, die Juden sind oder Christen191." Dies sind ihre Wunschvorstellungen. Sprich: "Bringt her euren Beweis, wenn ihr wahrhaft seid!"192

191. Dazu heißt es in Cheyne und Black's 'Encyclopaedia Biblica'c. 1685: "Es mag sein, dass sich die ganze Menschheit der Gnade Allahs erfreut, und doch mag es auch sein, dass sich diese Gnade einzig und allein auf die Juden beschränkt unter der ganz einfachen Bedingung, dass die Menschen Juden werden müssen, die Beschneidung, das physische Merkmal des Judentums, erhalten müssen und die gesellschaftlichen Bräuche übernehmen." In der Bibel lesen wir im Johannes­evangelium 4:22: "...denn das Heil kommt aus den Juden." Und bezüglich der Christen: "Jesus antwortete: “Wahrlich, wahrlich ich sage dir: Wer nicht aus Wasser und Geist geboren wird, kann nicht in das Reich Gottes eingehen." (Johannesevangelium 3:5). Oder: "Ich (Jesus) bin die Tür. Wer durch mich hineingeht, wird gerettet werden und er wird ein- und ausgehen und Weide finden." (Johannesevangelium 10:9). Und schließlich: "Denn kein anderer Name unter dem Himmel (als der Jesu Christi) ist den Menschen gegeben, in dem wir gerettet werden sollen." (Apostelgeschichte 4:12). (Darjabaadi)

192. Selbst wenn die Besitzer des Buches die in Fußnote 191 angeführten und andere Bibelstellen als Beweise vorlegen, werden solche Behauptungen in diesem Aja als ihre Wunschvorstellungen bezeichnet und damit als willkürliche Entstellung des ursprünglichen Wortes Allahs gebrandmarkt. (Anm. d. Übers.)

 

112. Doch fürwahr! Wer (auch immer) sich193 Allah hingibt und Gutes tut, der hat seinen Lohn bei seinem Herrn; und sie brauchen keine Angst zu haben noch müssen sie traurig sein.194

193. Wörtlich: Wer sein Gesicht Allah hingibt. Da das Gesicht der ausdrucksvollste Teil des menschlichen Körpers ist, wird es im klassischen Arabisch benutzt, um die ganze Persönlichkeit, das gesamte Wesen des Menschen zu bezeichnen. Dieser Ausdruck, der im Qur’an mehrmals wiederkehrt, stellt eine vollkommene Definition des Islaam dar, der entsprechend seiner Abkunft vom Ursprungsverbum "aslama", das heißt "er hat sich ergeben" soviel bedeutet wie Selbsthingabe (in Allah). Und genau in diesem Sinn werden die Begriffe Islam und Muslim im gesamten Qur’an verwendet. (Asad)

194. Hier wird klar der islamische Grundsatz der Vergeltung der guten und schlechten Taten definiert, nach dem keine Nation, Gemeinde, Sekte oder auch nur ein Individuum wegen eines bloßen Namens oder Titels begünstigt wird. Es sind nur der Islam, also die Hingabe in den Willen Allahs, und gute Taten, also die Einheit zwischen Überzeugung und Durchführung, Theorie und Praxis, eine Einheit, die sich sowohl in der geistigen wie auch in der materiellen Welt äußert, die dem Menschen seinen Lohn bringen. Genauso wie es sein Kufr und seine schlechten Taten sind, die ihn ins Verderben stürzen. Diese Ajas (111 und 112) stehen in engem Zusammenhang mit den Ajas 80 (Und sie sagen: "Gewiss wird uns das Feuer nicht berühren außer auf gezählte Tage. ..") und 81 (Wer (auch immer) sich Übles erworben hat und wen seine Schlechtigkeit umfangen hält. ..), in denen wiederum die Strafe für den Kufr und schlechte Taten, ebenfalls ohne Rücksicht auf die Zugehörigkeit zu einem Volk oder einer Gemeinde, angekündigt wird. (Qutb)

 

113. Und die Juden sagen: "Die Christen stützen sich auf nichts", und die Christen sagen: "Die Juden stützen sich auf nichts",195 wo sie doch (alle) das Buch lesen. So, wie sie reden, sprachen (schon) diejenigen, die kein Wissen besitzen196 Doch Allah wird am Tag der Auferstehung zwischen ihnen entscheiden, worüber sie zu streiten pflegten.

195. Die Juden distanzierten sich ganz klar von den Christen und auch die Christen hatten ernstliche Differenzen mit den Juden, die sich zu tätlichen Feindseligkeiten verschärften. Doch all diesen weit reichenden Unstimmigkeiten zum Trotz machten sie nichtsdestoweniger gemeinsam Front gegen unseren Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und seine Anhänger. (Siddiqi)

196. Damit sind die arabischen Götzenanbeter gemeint, die von den Anhängern jedes Diins behaupteten, dass sie sich auf nichts stützen. (Al-Dschalalain)

 

114. Wer tut mehr unrecht als derjenige, der verhindert, dass in den Gebetsstätten Allahs Seines Namens gedacht wird197 und der sich bemüht, sie zu zerstören? Jene hätten sie (doch) nicht anders als in Furcht betreten dürfen.198 Für sie ist im Diesseits (nur) Schande199 und im Jenseits wird ihnen eine schwere Strafe zuteil.

197. Es gab tatsächlich Kaafir in Mekka, die versuchten, die arabischen Muslime vom Betreten der Ka'ba, der Stätte des allgemeinen 'Ibaada, abzuhalten. (Juusuf ‘Allii)

198. Da doch selbst die Heiden die Ka'ba "das Haus Allahs" nannten. (Juusuf ‘Allii)

199. Eine Prophezeiung, die tatsächlich wörtlich in Erfüllung gehen sollte durch die gänzliche Vernichtung der mächtigen Kaafirstämme und die völlige Auslöschung der tief verwurzelten Götzenanbetung in Arabien innerhalb weniger Jahre. (Darjabaadi)

 

115. Und Allah gehört der Osten und der Westen; wo immer ihr euch also hinwendet, dort ist das Angesicht Allahs. Wahrlich, Allah ist allumfassend, wissend200.

200. Allahs Anwesenheit ist nicht auf irgendeine Richtung beschränkt, sei es der Osten oder der Westen. Wenn für das Gebet eine bestimmte Richtung festgelegt ist, so bedeutet das nicht, dass Allah nur in dieser einen Richtung weilt. (Mauduudi)

 

116. Und sie201 sagen: "Allah hat Sich Kinder202 genommen." Gepriesen sei Er!2O3 Nein! Ihm gehört, was (auch immer) in den Himmeln und auf Erden ist alles ist Ihm untertan.204

201. Das heißt die Juden, die Christen und die Menschen, die behaupten, dass die Engel Töchter Allahs seien. (Al-Dschalalain)

202. Nach christlicher Auffassung ist 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, die zweite Person in der "Heiligen Dreifaltigkeit" von Vater, Sohn und Heiligem Geist. Im Apostolischen Bekenntnis heißt es: "Ich glaube an Gott, den allmächtigen Vater, Schöpfer des Himmels und der Erden, und an Jesus Christus, seinen eingeborenen (d.h. einzigen) Sohn, unsern Herrn. .." (Darjabaadi)

Nicht nur die Christen verstießen auf diese Weise gegen die absolute Einheit Allahs. Auch die Juden hielten Usair für den Sohn Allahs und die Götzenanbeter sahen die Engel als Töchter Allahs an. (Qutb)

203. Der Ausdruck gepriesen sei Er, der nur in Verbindung mit Allah verwendet wird, besagt, dass Er hoch erhaben ist über jegliche Unvollkommenheit und die entfernteste Ähnlichkeit mit irgendwelchen erschaffenen Lebewesen oder Dingen. (Asad)

204. "Untertan" in diesem Aja bedeutet nicht "gehorsam" im religiösen Sinn, also aus freiem Willen, sondern "gehorsam gegenüber dem Willen Allahs" als unabdingbare Notwendigkeit, weil alles von Allah Erschaffene den unerbittlichen Naturgesetzen unterworfen ist. (Siddiqi)

 

117. Der Schöpfer der Himmel und der Erde in ihrer schönsten Form! Wenn Er eine Sache beschließt, so sagt Er nur zu ihr: "Sei!" und sie ist205.

205. Durch einen einzigen Akt Seines allmächtigen Willens, ohne dafür irgendwelche Materie oder Hilfe zu benötigen. (Darjabaadi)

 

118. Diejenigen, die kein Wissen besitzen206, sagen: "O würde Allah doch zu uns sprechen oder käme zu uns ein Zeichen!" So, wie sie reden, sprachen (schon) diejenigen, die vor ihnen waren207. Ihre Herzen sind einander ähnlich. Wir hatten bereits die Zeichen erklärt einem Volk, das (von deren Wahrheit) überzeugt ist2O8.

206. Die kaafir Araber, die keine offenbarte Religion besaßen. (Darjabaadi)

207. "Diese unsinnige Forderung war keineswegs neu, sondern lediglich ein Echo dessen, was schon zu früheren Zeiten irregeführte Menschen von ihren Propheten verlangten, wie etwa im Neuen Testament, Matthäusevangelium 16:1, nachzulesen: "Da traten die Pharisäer und Sadduzäer an ihn (Jesus) heran, um ihn zu versuchen. Sie baten ihn, ihnen ein Zeichen vom Himmel zu zeigen." (Siddiqi)

208. Nur die können aus den offenbarten Zeichen lernen, die es mit der Suche nach der Wahrheit ernst meinen und nicht jene, die durch ihre Bosheit und ihren Neid mit Blindheit geschlagen sind. Für die, die zweifeln und misstrauisch sind, sind alle Zeichen und "Wunder" vergeblich. (Darjabaadi)

 

119. Wir haben dich mit der Wahrheit gesandt als Verkünder froher Botschaft und Warner, und du wirst nicht über die Bewohner der Hölle befragt209.

209. Unser Prophet Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm,  war über alle Maßen besorgt wegen der Kaafir Hier wird ihm gesagt, dass seine Verantwortung als Prophet darin bestehe, die wahrhaftige Lehre zu verbreiten und die Botschaft zu erklären. Für seine Taten ist jeder selbst verantwortlich. (Darjabaadi)

 

120. Und es werden weder die Juden noch die Christen mit dir zufrieden sein, bis du ihrem Bekenntnis210 gefolgt bist211.Sprich: "Wahrlich, die Rechtleitung Allahs ist die (einzig richtige) Rechtleitung." Doch solltest du ihren Ansinnen folgen nach dem, was dir an Wissen zugekommen ist, so wirst du vor Allah weder Freund noch Helfer haben.

210. Der Qur’an spricht hier ganz richtig vom "Bekenntnis" im Singular, obwohl Juden und Christen verschiedener Diins sind. Dadurch wird unterstrichen, dass die Irrlehre stets den gleichen Ursprung hat, selbst wenn sie in vielerlei Formen auftritt. (Siddiqi)

211. An dieser Feststellung hat sich bis heute nichts geändert. Die Juden und die Christen interessiert nicht im mindesten, ob die Muslime im Besitz der Wahrheit sind oder ob sie selbst in ihren Schriften die Bestätigung über die Botschaft unsers Propheten Muchammads, Allahs Segen und Frieden auf ihm, oder andere Hinweise auf den Islam finden. Nur wenn die Muslime sich entschließen würden, Christen oder Juden zu werden, würden sie von diesen in Ruhe gelassen werden. Die Aufgabe des Islam ist also der einzige Preis, mit dem sie sich zufrieden geben würden.

Deshalb bekämpfen die Juden und die Christen den Islam wo und wann sie nur können. Obwohl sie untereinander Differenzen und Meinungsverschiedenheiten haben, treten sie gegen den Islam und die Muslime stets geeint auf.

Dieser Kampf wird allerdings heute nicht mehr offen als Krieg ausgetragen, sondern unter allen möglichen Mäntelchen und Vorwänden geführt, wie wirtschaftliche Interessen, politische Zusammenschlüsse, Militärbasen, Kulturabkommen etc. Dabei versuchen sie, den Einfaltigen und Irregeführten unter den Muslimen weiszumachen, dass das Festhalten an Allahs Grundsätzen veraltet ist und der Vergangenheit angehört. Dies sei nur ein Merkmal von Unterentwickelten, Zurückgebliebenen und Fanatikern.

In ihrem innersten Kern sind sich jedoch die neuzeitlichen Bewegungen, die sich aus den einstigen islamfeindlichen Gruppen entwickelt haben, nämlich der Weltzionismus, das weltweite Kreuzzüglertum und der Weltkommunismus, einig: sie alle führen den Kampf zu allererst gegen die Grundsätze des Islam, in welcher Form auch immer, und es ist ihr vordringlichstes Bestreben, diesen Felsen, gegen den sie sich so lange vergeblich geworfen haben, endlich zu unterhöhlen und zu zertrümmern. (Qutb)

 

121. Diejenigen, denen Wir das Buch gegeben haben (und) die es lesen, wie man es lesen soll212, die haben den Imaan verinnerlicht. Wer aber daran nicht den Imaan verinnerlicht, diese sind die Verlierenden.

212. Nämlich in Ehrfurcht und ohne Voreingenommenheit. (Darjabaadi)

 

Abschnitt 15

122. O ihr Kinder Israa'iils! Gedenket Meiner Wohltaten, die Ich euch gewährt habe, und dass Ich euch den Vorrang vor den Völkern (der ganzen Welt) gegeben habe.213

213. Allah ließ dem Volk Israa'iils viele Wohltaten zuteil werden, die wichtigste war jedoch, dass es dazu ausersehen war, die Rolle des Vorkämpfers und Fahnenträgers für den Islaam, seiner Zeit, zu übernehmen. Dies stellte zweifelsohne eine große Verantwortung dar, doch war es eine überaus ehrenhafte und begehrenswerte Aufgabe. (Siddiqi)

 

123. Und fürchtet den Tag, an dem keine Seele etwas (sei es Schuld oder Verdienst) für eine andere wird übernehmen können und (an dem) von ihr kein Lösegeld angenommen noch ihr eine Fürsprache nützen wird, und (an dem) ihnen (den Menschen) kein Beistand zuteil wird.214

214. Wörtlich: einen Tag, das heißt den (Jüngsten) Tag, von dem man nicht weiß, wann er kommen wird. (Anm. d. Übers.)

 

124. Und (gedenket der Zeit) als Sein Herr Ibraahiim215 prüfte mit Worten216, und er vollbrachte sie. (Da) sagte Er: "Ich werde dich den Menschen zum Imaam217 machen." Da bat Ibraahiim218: "Und (einige) von meiner Nachkommenschaft (gleichfalls)." Doch Allah sagte219: "Mein Versprechen erstreckt sich nicht auf die, die Unrecht tun."22O

215. Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war ein großer Prophet und Patriarch, der erste nach Nuuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, der von Allah den Auftrag zur Verkündigung Seiner Botschaft erhielt. Er begann seine Sendung in seiner Heimat, dem heutigen 'lraq, trug sie weiter nach Syrien, Palästina, Ägypten und Arabien. An verschiedenen Orten setzte er Stellvertreter ein, die seine große Aufgabe weiterführen sollten. So gab er Luut, Allahs Segen und Frieden auf ihm,  die Obhut über Transjordanien, seinem Sohn Ishaaq, Allahs Segen und Frieden auf ihm,  die über Syrien und Palästina und sein älterer Sohn Ismaa'iil, Allahs Segen und Frieden auf ihm,  war für Ägypten verantwortlich. Den beiden Söhnen Ismaa'iil und Ishaaq entstammen die zwei Völker der Ismaa’iiliten und Israa*iiliten, von denen sich die ersteren in Arabien, die letzteren im 'Iraq, in Syrien, Palästina, Transjordanien, Ägypten usw. niederließen. Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war das von allen respektierte Oberhaupt sowohl der Ismaa’iiliten wie der Israa'iiliten. Nach Sir Charles Marson wurde Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, im Jahre 2160 geboren und starb 1985 vor Christus. (Siddiqi)

216. Worte, hier benützt im Sinn von Befehlen Allahs und Aufgaben, die Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu erfüllen hatte, bevor er zum Anführer der Menschheit gemacht wurde. Der Qur’an beschreibt an verschiedenen Stellen diese Aufgaben, von denen die schwerste die der Bereitschaft zur Opferung des eigenen Sohnes Allahs zuliebe war. (Siddiqi)

217. "Imaam" إِمَامْ bedeutet im ursprünglichen Sinn "einer, der vorne ist". Dementsprechend also

1.Führer in islamischen Angelegenheiten,

2.Vorbeter beim Gemeinschaftsgebet,

3. Vorbild, Muster, Beispiel,

4. Meister und Lehrer. (Juusuf 'Allii)

218. Wörtlich: Er sagte. (Anm. d. Übers.)

219. Wörtlich: Er sagte. (Anm. d. Übers.)

220. Hierdurch wird die Behauptung der "Kinder Israa'iils" zurückgewiesen, dass sie allein schon aufgrund ihrer Abstammung von Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm,  "Allahs auserwähltes Volk" seien. Im Qur’an wird klargestellt, dass die hervorragende Stellung Ibraahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm,  nicht automatisch eine vergleichbare Stellung auch für seine leiblichen Nachkommen mit sich bringt, ganz gewiss jedoch nicht für die Übeltäter unter ihnen. (Asad)

 

125. Und (gedenket der Zeit) als Wir das Haus221 zu einem Ort der Zusammenkunft für die Menschen machten und zu einem Schutz (gebiet) und (sagten): "Nehmt euch die Stätte Ibrahiims zum Gebets Ort." Und wir haben Ibraahiim und Ismael auferlegt: "Reinigt Mein Haus für diejenigen, die (es) um­schreiten222, die sich (dorthin zur Andacht) zurückziehen, die sich (im Gebet) verneigen (und) niederwerfen."

221. Die Ka'ba, das Haus Allahs. Ihre Gründung geht nach arabischer Überlieferung zurück auf Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm,. Sie hatte und hat viererlei Funktionen:

1. Sie war das Zentrum, zu dem alle arabischen Stämme kamen, um Handel zu treiben, Dichterwettbewerbe auszutragen und ihren 'Ibaada zu verrichten.

2. Sie gilt als Schutzgebiet, das von Freund und Feind gleichermaßen respektiert wird.

3. Sie ist Gebets Ort; auch heute noch gibt es innerhalb ihrer Mauern eine "Stätte Ibraahiims" Allahs Segen und Frieden auf ihm, an der dieser gebetet haben soll.

4. Sie ist von jeher ein Platz, der unter allen Umständen rein und heilig gehalten werden muss. (Juusuf ‘Allii)

222. Die Umschreitung der Ka'ba ist ein wichtiger Ritus der Pilgerfahrt. (Siddiqi)

 

126. Und (gedenket der Zeit) als Ibraahiim sagte: "Mein Herr, mach dies zu einem sicheren Ort223 und gib den dort Wohnenden224 Früchte225, wer von ihnen an Allah und den Jüngsten Tag den Imaan verinnerlicht226." Da sagte Allah227: "Wer aber Kaafir ist, den werde Ich (ebenfalls das Leben) ein wenig genießen lassen228, (doch) dann werde Ich ihn zur Strafe des Feuers zwingen, und welch ein schlechtes Los ist das!"

223. Dieses Gebet fand Gehör. Nach islamischem Gesetz ist es verboten, in der näheren Umgehung der Ka'ba menschliches Blut zu vergießen oder auch nur das von Tieren, irgendwelchen Lebewesen Schaden zuzufügen, Pflanzen abzuschneiden oder Bäume zu fällen und Streitigkeiten vom Zaum zu brechen. (Siddiqi)

224. Wörtlich: seinen Leuten. (Anm. d. Übers.)

225. Das Gebiet von Mekka ist unfruchtbar und felsig. Diese Bitte ist darum zugleich ein Gehet um Wohlergehen in diesem Leben. (Juusuf ‘Allii)

226. Hier geht Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, schon behutsamer vor, verglichen mit Aja 2:124, wo er bittet, dass auch seine Nachkommenschaft zu religiösen Führern erhoben werde, und zwar ohne Einschränkung. Die Lehre, die sein Herr ihm erteilt, indem er sagt: "Mein Versprechen erstreckt sich nicht auf diejenigen, die Unrecht tun," hat Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, beherzigt. Wenn er nun um den Lebensunterhalt für die Bewohner Mekkas bittet, fügt er also gleichzeitig einschränkend hinzu, wen er damit meint, nämlich: "wer von ihnen an Allah und den Jüngsten Tag den Imaan verinnerlicht." (Qutb)

227. Wörtlich: Er sagte. (Anm. d. Übers.)

228. Aus dem Besitz von Reichtum lässt sich nicht schließen, dass Allah mit den betreffenden Menschen tatsächlich zufrieden ist oder sie der religiösen Führung für würdig erachtet. (Mauduudi)

 

127. Und (gedenket der Zeit) als Ibraahiim die Grundmauern des Hauses229 errichtete und Ismael (mit ihm). (Dann beteten sie:) "Unser Herr, nimm (dieses Werk) von uns entgegen, denn wahrlich, Du bist der Hörende, der Wissende.230

229. Das heißt der Ka'ba. (Anm. d. Übers.)

230. Denn Du hörst, was wir sagen und kennst unsere Absichten. (Darjabaadi)

 

128. Unser Herr, und mach uns Dir ergeben131 und aus unserer Nachkommenschaft eine Gemeinde232, die Dir ergeben231 ist. Und zeige uns, wie wir Dich anbeten sollen233 und wende uns Deine Gnade wieder zu, denn wahrlich, Du bist der gnädig Sich wieder Zuwendende, der Barmherzige.

231. Die hierfür verwendeten Worte im Originaltext مُسْلِمَيْنْ heißen "Muslim" und "Muslima". Es sind Formen, die von dem arabischen Verbum "aslama" abgeleitet sind, das heißt "er hat sich Allah ergeben" oder "er hat den Islam angenommen". Ebenso wird der Imperativ dieses Verbums in Aja 2:131 in diesem Sinne verwendet, nämlich "ergib dich", mit anderen Worten "nimm den Islam an" oder "werde Muslim". Hierdurch wird ein für allemal mit der irrtümlichen, im Westen weit verbreiteten Auffassung aufgeräumt, dass "Muchammad der Begründer des Islam ist". Es ist Allah selbst, Der allen Propheten, wie hier Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, aufgetragen hat, sich Ihm zu ergeben. das heißt. Muslim zu werden. und diese Ergebenheit, also den Islam. zu verkünden, Islam ist somit die ursprüngliche Religion aller Menschen. (Anm. d. Übers.)

Dazu schreibt Mauduudi: "So also ist ein Muslim. wer sich vollkommen Allah hingibt und Ihm gehorcht. Ihn allein als seinen Herrn und Gesetzgeber anerkennt und den vom Ihm vorgeschriebenen Weg befolgt. Der Islam ist die auf diesem Imaan beruhende Diin, Das war der Diin aller Propheten, die von Allah gesandt wurden."

 

129. Unser Herr, und erwecke unter ihnen einen Gesandten234 aus ihrer Mitte235, der ihnen Deine Zeichen236 vorträgt und sie das Buch und die Weisheit lehrt und sie läutert237, denn wahrlich, Du bist der Mächtige, der Weise."

232. Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm,  und Ismaa'iil vererbten somit das Imaamat Ibraahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und die Ka'ba der "Ummach Muslimun" das heißt der Muslim­ Gemeinde. Sie ist also das Haus der Angehörigen dieser Gemeinde. zu dem sie sich im Gehet wenden als zu der ersten. ursprünglichen Qibla, Wenn sich also die Juden und die Christen auf Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, berufen, von dem sie angeblich ihre Religion ableiten, und wenn sie aufgrund dieser Erbschaft ihre Ansprüche auf die Leitung Allahs und das Paradies geltend machen, so sollten sie sich ins Gedächtnis rufen. was Allah zu Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sagte. nämlich: „Mein Versprechen erstreckt sich nicht auf diejenigen, die Unrecht tun," Siehe Suura 2. Aja 124. (Qutb)

233. Wörtlich: unsere Riten. (Anm. d. Übers,)

234. Bedeutungsvoll ist hier der Singular, der die historische Tatsache belegt, dass es unter den Nachkommen Ismaa'iils nur einen Propheten geben sollte, nämlich Muchammad (Friede sei mit ihnen beiden). (Siddiqi)

235. Wörtlich: von ihnen. (Anm. d. Übers.)

Siehe auch Altes Testament: "Einen Propheten wie dich will ich ihnen aus der Mitte ihrer Brüder erstehen lassen. Ihm werde ich meine Worte in den Mund legen; und er hat ihnen alles zu verkünden, was ich ihm gebiete." (Deuteronomium 18:18) 236, Nämlich den Qur'an. (Al-Dschalalain)

237. Die Verantwortung unsers Propheten Muchammed (Friede sei mit ihm)  bestand nicht nur darin, die Offenbarung Allahs vorzutragen und aus dem Buch Allahs zu lehren, sondern auch die praktische Anwendung dieser Lehren aufzuzeigen. Ebenso war es die Pflicht des Propheten (Friede sei mit ihm), die Herzen der Menschen von allen bösen Gedanken und Sehnsüchten zu reinigen und in ihnen so hohe Qualitäten zur Entfaltung zu bringen, dass es ihnen möglich war, die vom Islam verkündeten Ideale zu verwirklichen. (Siddiqi)

 

Abschnitt 16

130. Und wer verschmäht das Bekenntnis Ibraahiims außer dem, der sich selbst zum Toren macht? Denn Wir hatten ihn bereits im Diesseits auserwählt238 und im Jenseits ist er gewiss unter den Gerechten.

238. Durch seine Sendung. (Al-Dschalalain)

 

131. (Gedenket der Zeit) als sein Herr zu ihm sagte: "Ergib dich239(Mir)!" Da antwortete er240: "Ich ergebe mich dem Herrn der Welten." 241

239. Die hierfür verwendeten Worte im Originaltext مُسْلِمَيْنْ heißen "Muslim“ und "Muslima". Es sind Formen, die von dem arabischen Verbum "aslama" abgeleitet sind, das heißt "er hat sich Allah ergeben" oder "er hat den Islam angenommen". Ebenso wird der Imperativ dieses Verbums in Aja 2:131 in diesem Sinne verwendet, nämlich "ergib dich", mit anderen Worten "nimm den Islam an" oder "werde Muslim". Hierdurch wird ein für allemal mit der irrtümlichen, im Westen weit verbreiteten Auffassung aufgeräumt, dass "Muchammad der Begründer des Islam ist". Es ist Allah selbst, Der allen Propheten, wie hier Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, aufgetragen hat, sich Ihm zu ergeben. das heißt. Muslima zu werden. und diese Ergebenheit, also den Islam. zu verkünden, Islam ist somit die ursprüngliche Religion aller Menschen. (Anm. d. Übers.)

240. Wörtlich: Er sagte. (Anm. d. Übers.)

241. Hier wird Bezug genommen auf die erstaunlichen Beweise für Ibraahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, bedingungslose Unterwerfung und Hingabe an Allah zum einen, als er in vollkommenem Vertrauen auf seinen Schöpfer ins Feuer ging (21:68-71; 29:24) und zum anderen, als er bereit war, seinen Sohn Allah zuliebe zu opfern (37: 100-111). (Siddiqi)

 

132. Und Ibraahiim trug dieses Bekenntnis242 seinen Söhnen auf243 und (ebenso) Jaquub244 (indem sie sprachen): "Meine Söhne, Allah hat für euch denn Al-Diin245 auserwählt, deshalb sterbt nicht anders als (Ihm) ergeben."246

242. Wörtlich: trug es. (Anm. d. Übers.)

243. "Denn ich habe ihn dazu erkannt, dass er seinen Söhnen und seinem Haus nach ihm gebiete, den Weg Jahwes durch Übung von Recht und Gerechtigkeit einzuhalten, auf dass Jahwe über Ibraahiim as kommen lasse, was er ihm verheißen." (Altes Testament. Genesis I H: 19)

244. Ja'quub, Allahs Segen und Frieden auf ihm, der auch in der Bibel erwähnte Prophet Allahs und Enkel Ibraahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm. (Darjabaadi)

245. Siddiqi schreibt in diesem Zusammenhang: "Durch den bestimmten Artikel "Al" vor dem Wort "Diin" الدِّينْ wird der Islam zu dem einzig wahren erhoben."

246. Dazu schreibt Mauduudi: "So also ist ein Muslim. wer sich vollkommen Allah hingibt und Ihm gehorcht. Ihn allein als seinen Herrn und Gesetzgeber anerkennt und den vom Ihm vorgeschriebenen Weg befolgt. Der Islam ist die auf diesem Imaan beruhende Diin, Das war der Diin aller Propheten, die von Allah gesandt wurden."

 

133. Oder wart ihr (etwa) Zeugen, als sich bei Ja’quub der Tod einstellte247 (und) als er zu seinen Söhnen sagte: "Wem werdet ihr nach mir248 dienen?" Da antworteten sie249: "Wir werden deinem Gott dienen und dem Gott deiner Väter Ibraahiim, Ismael und Ishaaq",250 einem einzigen Gott, und Ihm sind wir ergeben"251

247. Diese Frage richtet sich nicht ganz ohne Ironie an die Juden und Christen, die sich mit den Muslimen über die tatsächlichen Diin Ibraahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm,  streiten möchten. Sie sind sich der Fakten gar nicht bewusst und behaupten doch, dass ihre verkehrten Ansichten den Diin Allahs darstellen. Tatsache ist, dass Ja'quub, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wie alle Propheten und Rechtgeleiteten, klarer Verfechter des Monotheismus war und seinen Söhnen das feste Versprechen Ibraahiim as, dass sie zu niemandem außer Allah beten würden. (Siddiqi)

248. Das heißt nach meinem Tod. (Al-Dschalalain)

249. Wörtlich: Sie sagten. (Anm. d. Übers.)

250. Ishaaq der zweite Sohn Ibrahims, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden.  (Darjabaadi)

Hier ist zu beachten. dass Ja'quubs Söhne in ihrem Versprechen auch ihren Großonkel Ismaa'iil as erwähnten. Dies beweist eindeutig. dass er zu jener Zeit von ihnen ebenso geachtet und respektiert wurde. wie ihr Großvater Ishaaq, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und, dass es keinen Groll gegen einen von beiden gab. Wie es sich in später Zeit heranbildete. (Siddiqi)

251 Dazu schreibt Mauduudi: "So also ist ein Muslim. wer sich vollkommen Allah hingibt und Ihm gehorcht. Ihn allein als seinen Herrn und Gesetzgeber anerkennt und den vom Ihm vorgeschriebenen Weg befolgt. Der Islam ist die auf diesem Imaan beruhende Diin, Das war der Diin aller Propheten, die von Allah gesandt wurden."

 

134. Dies ist eine Gemeinde,252 die bereits dahingegangen ist; ihr wird zuteil, was sie sich erworben hat, und euch253 wird zuteil, was ihr euch erworben habt"'.254 Und ihr werdet nicht darüber befragt was jene255 zu tun pflegten.

252. Wohlgemerkt. eine Gemeinde von Muslimen, die sich nicht aufgrund von Rasse oder Nationalität gebildet hat. Sondern einzig und allein auf der Grundlage ihrer Religionsgrundsätze und geistigen Einstellung. (Qutb)

253. Dies richtet sich an die Juden. (Al-Dschalalain)

254. Am Tag das Jüngsten Gerichts wird sich jede Seele für ihre eigenen Taten zu verantworten haben. Sie kann sich nicht der Verdienste anderer rühmen, auch für die Vergehen anderer zur Rechenschaft gezogen werden. Hier besagt dies: wenn die Juden und Christen sich auf die Verdienste Ibraahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und der Patriarchen oder ’Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, berufen, hilft ihnen selbst das gar nichts. Die Lehre von der persönlichen Verantwortung ist eines der Hauptmerkmale des Islam. (Juusuf ‘Allii)

255. Wörtlich: Was sie zu tun pflegten. (Anm. d. Übers.)

 

135. Und sie sagen: "Werdet Juden oder Christen, (dann) werdet ihr rechtgeleitet sein. Sprich: "Nein! (Wir befolgen) das Bekenntnis Ibraahiims, der Rechtschaffenheit hatte256 und nicht den Götzenanbetern angehörte."257

256. Der Ausdruck "hanif“ حَنِيف, übersetzt mir Rechtschaffenheit, stammt vom Verbum "hanafa" ab, das wörtlich heißt "er neigte sich der Aufrichtigkeit zu". Schon in vorislamischer Zeit hatte dieser Begriff ganz eindeutig monotheistische Bedeutung und wurde dazu verwendet, um einen Menschen zu beschreiben, der sich von Sünde und Weltlichkeit und allen zweifelhaften Ritualen, insbesondere dem Götzendienst, abgewandt hatte; und "tahannuf" bezeichnet den hingehungsvollen Dienst an Allah, hauptsächlich bestehend aus nächtlichen Andachtsübungen und Gebeten, wie er in vorislamischer Zeit von den Allah-Suchern ausgeübt wurde, Viele Beweise für diese Anwendung der Begriffe "hanif" und "tahannuf" finden sich in den Versen vorislamischer Dichter. (Asad)

257. Damit sollten die Juden und Christen darauf aufmerksam gemacht werden, dass sie Götzenanbetung praktizieren und somit von dem rechten Weg Ibraahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, abgeschweift sind, der Allah bei seiner Anbetung niemanden und nichts zur Seite stellte. Diese Tatsache konnten sie nicht leugnen, weil ihre eigenen Schriften dies bestätigen. (Mauduudi)

 

136. Sprecht258: "Wir verinnerlichen den Imaan an Allah und an das, was uns (als Offenbarung) herabgesandt worden ist, und was Ibraahiim, Ismaa'iil, Ishaaq, Ja'quub und ihren Nachkommen259 (als Offenbarung) herabgesandt wurde, und was Muusa und 'Isa (von Allah) gegeben ward, und was den (anderen) Propheten von ihrem Herrn (als Offenbarung) gegeben worden ist260. Wir machen zwischen keinem von ihnen einen Unterschied261 und Ihm sind wir ergeben."262

258. Ihr Muslime. (Al-Dschalalain)

259. Wörtlich: den Stämmen. (Anm. d. Übers.)

Das heißt den zwölf Stämmen Israa'iils, die ihre eigenen Propheten und Apostel hatten. (Darjabaadi)

260. Es liegt auf der Hand, dass alle von Allah gesandten Propheten dieselbe Botschaft überbracht und die Menschen auf denselben rechten Weg gerufen haben. Folglich muss, wer rechtgeleitet ist, alle Propheten anerkennen. Wer dem allumfassenden Ruf Muusas oder 'Isas, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, wirklich folgt, kann niemals irgendeinen anderen Propheten (wie beispielsweise Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm) ablehnen. Tatsache ist jedoch, dass die meisten nur vorgaben, an ihre eigenen Propheten den Imaan zu verinnerlichen, weil ihre Väter dies schon getan hatten. Deshalb bestand ihr "Diin" in Wirklichkeit nur aus Vorurteilen, Verherrlichung der eigenen Rasse und blinder Nachahmung der Vorfahren. (Mauduudi)

261. Diese allumfassende Einheit sämtlicher Offenbarungen und Propheten ist der Ausgangspunkt der islamischen Ideologie. Dadurch wird die “Umma Muslima“, zum rechtmäßigen Erben und Hüter der Religion Allahs auf Erden. Und dadurch wird auch die islamische Ordnung, die das gesamte Leben ohne Voreingenommenheit und Unterdrückung zu beherrschen hat, zu einer für die ganze Welt gültigen Ordnung. Es ist diese Einheit aller Offenbarungen und Propheten, die, die islamische Gesellschaft offen für die ganze Menschheit macht, offen in Zuneigung und Frieden, und die, die Rechtleitung für unser aller Weg in die Zukunft beinhaltet. (Qutb)

262. Die hierfür verwendeten Worte im Originaltext heißen "Muslim“ und "Muslima" مُسْلِمُونَ. Es sind Formen, die von dem arabischen Verbum "aslama" abgeleitet sind, das heißt "er hat sich Allah ergeben" oder ,er hat den Islam angenommen'. Ebenso wird der Imperativ dieses Verbums in Aja 2:131 in diesem Sinne verwendet, nämlich “ergib dich“, mit anderen Worten “nimm den Islam an“ oder “werde Muslim“. Hierdurch wird ein für allemal mit der irrtümlichen, im Westen weit verbreiteten Auffassung aufgeräumt, dass "Muchammad der Begründer des Islam ist". Es ist Allah selbst, Der allen Propheten, wie hier Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, aufgetragen hat, sich Ihm zu ergeben. das heißt. Muslima zu werden. und diese Ergebenheit, also den Islam. zu verkünden, Islam ist somit die ursprüngliche Religion aller Menschen. (Anm. d. Übers.)

Dazu schreibt Mauduudi: "So also ist ein Muslim. wer sich vollkommen Allah hingibt und Ihm gehorcht. Ihn allein als seinen Herrn und Gesetzgeber anerkennt und den vom Ihm vorgeschriebenen Weg befolgt. Der Islam ist die auf diesem Imaan beruhende Diin, Das war der Diin aller Propheten, die von Allah gesandt wurden."

 

137. Wenn sie an das den Imaan verinnerlichen woran ihr den Imaan verinnerlicht habt, dann werden sie rechtgeleitet sein; wenn sie sich aber abwenden, so sind sie nur in Abspaltung (geraten)263. Doch Allah wird dir wider sie genügen264. Er ist der Hörende, der Wissende.

263. Die Muslime befinden sich auf dem rechten Pfad jener, die der einen und unteilbaren Botschaft des Einzigen Gottes folgen, wo immer sie auch verkündet wurde. Wenn andere sie einengen und verfälschen, so sind sie es, die den rechten Imaan verlassen und ihre eigene Abtrennung oder Abspaltung herbeigeführt haben. Doch Allah sieht und weiß alles. Er wird die Seinen beschützen und Seine Unterstützung ist weitaus wichtiger als jegliche Hilfe von Menschen. (Juusuf ‘Allii)

264. Dem Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wird hier tröstend gesagt, dass er nicht verzweifeln solle, wenn irregeleitete Menschen sich vom rechten Weg abwenden, da sie ihm keinerlei Schaden zufügen können. Allah ist allmächtig und sehr wohl in der Lage, ihm gegen alle bösen Kräfte zu helfen, auch wenn diese sich gegen ihn verbünden. Die Eigenschaften Allah des Hörens und Wissens besagen in diesem Zusammenhang, dass Allah selbstverständlich der insgeheim gegen den Propheten getroffenen Verschwörung gewahr ist. Diese sollen ihn nicht beunruhigen. Vielmehr möge er sich in seiner Sendung niemals beirren lassen, sondern sie ohne Furcht und Umwege fortführen. (Siddiqi)

 

138. (Wir wählten) die Farbe265 Allahs, und wer hat eine schönere Farbe als Allah! Und Ihm dienen wir.

265. Das arabische Wort "sibra" صِبْغَةَ hat mehrere Bedeutungen: Farbe, Färbung, Charaktermerkmal, auch Taufe. Im Sinne von Charaktermerkmal versteht es Qutb, wenn er schreibt: "Es ist dieses Merkmal (der Einheit aller Offenbarungen und Propheten), das Allah Seiner letzten Offenbarung für die Menschheit aufprägen wollte. Daraus sollte die breite Einheit aller Menschen entstehen, ohne Hass und Fanatismus, ohne Rassismus und Chauvinismus." Eine andere Interpretationsmöglichkeit wäre die mystische Auslegung, wobei das Wort "sibra" in seiner Grundbedeutung von Farbe, Färbung verwendet werden könnte, um die Ausstrahlung oder Aura der Muslime zu beschreiben. (Anm. d. Obers.)

 

139. Sprich: "Wollt ihr etwa mit uns über Allah Wortgefechte führen, wo Er unser Herr und euer Herr ist?266 Doch wir haben unsere Taten und ihr habt eure Taten (vorzuweisen), und Ihm sind wir aufrichtig zugetan.

266. Dass Allah als Schöpfer und Erhalter des gesamten Universums natürlich auch der Herr der ganzen Menschheit ist, ist eine feststehende Tatsache. Dieser Imaan ist die Grundlage jedes Gott bezogenen Diins. Wenn die Juden und Christen jetzt über diese gemeinsame Grundlage streiten wollen und behaupten. dass die Gnade Allahs, deren wichtigste Manifestation die nahe des Prophetentums ist. sich nur auf ihr eigenes Volk beschränkt unter Ausschluss aller anderen Völker "dann ist dies ein eindeutiger Beweis" dass diese Leute so fanatisch und engstirnig geworden sind, dass sie den Herrn der Welten zu einem Herrn ihrer Rasse und ihres Volkes herabzuwürdigen versuchen. (Siddiqi)

 

140. Oder wollt ihr etwa sagen, dass Ibraahiim, Ismaa'iil, Ishaaq, Ja’quub und ihre Nachkommen267 Juden waren oder Christen?" Sprich: "Wisst ihr es besser oder Allah?" Und wer tut mehr Unrecht als derjenige, der ein Zeugnis verbirgt, das er von Allah erhalten hat!268 Und Allah ist nicht achtlos dessen, was ihr tut.

267. Wörtlich: die  (Anm. d. Übers.)

Das heißt den zwölf Stämmen Israa'iils, die ihre eigenen Propheten und Apostel hatten. (Darjabaadi)

268. Wörtlich: das bei ihm ist von Allah, nämlich "dass Ibraahiim und seine Nachkommen weder Juden noch Christen waren. sondern Allah ergebene Muslime", wie es Al-Dschalalain und Qutb formulieren. (Anm. d. Übers.)

 

141. Dies ist eine Gemeinde, die bereits dahingegangen ist; ihr wird zuteil, was sie sich erworben hat, und euch wird zuteil, was ihr euch erworben habt. Und ihr werdet nicht darüber befragt, was jene269 zu tun pflegten.270

269. Wörtlich: was sie zu tun pflegten. (Anm. d. Übers.)

270. Hier finden wir genau dieselben Worte wie in 2:134, womit folgende Argumentation abgerundet wird: Es ist falsch, wenn ein Volk den Anspruch erhebt, ein Monopol für Allahs Botschaft zu besitzen. Diese Botschaft ist im Kern dieselbe für alle Völker und Zeiten. Selbst wenn es gewisse örtlich oder zeitlich bedingte Abweichungen gab, so erfolgte im Lauf der Jahre wieder die Angleichung. Und damit wird übergeleitet zu dem, was die noch folgenden Ajas der zweiten Suura beinhalten: dass nämlich mit der Erneuerung einer Botschaft und dem Aufsteigen eines neuen Volkes auch eine neue Symbolik und neue Verordnung angebracht sind, die nun dargelegt werden. (Juusuf ‘Allii)