von Suura 46 "Die Sanddünen" Aja 1 –

Suura 51 "Die aufwirbelnden Winde"  Aja 30

 

Einführung zu Suura 46

Dies ist die siebte und letzte Suura der Ha-Mim-Serie. Zur allgemeinen Thematik und chronologischen Einordnung dieser Suuras vergleich die Einführung zu Suura 40.

"Achqaaf" الأحقاف (vergleiche Aja 21) sind die langen, gewundenen Gebiete von Sanddünen, die für das Land der `Ad charakteristisch sind, das an Hadramaut und Jemen angrenzt. Vergleiche hierzu auch Suura 7:66 und die entsprechenden Fußnoten. Dieses Volk hatte zu jener Zeit wahrscheinlich ein fruchtbares, bewässertes Land, aber seine Vergehen brachten schließlich die Katastrophe über sie, wie sie in Aja 24 dieser Suura erwähnt wird. Wir lernen aus dieser Suura, dass die Wahrheit auf alle Herausforderungen entsprechend antwortet und sich schließlich durchsetzt.

Zusammenfassung:

Die ganze Schöpfung hat einen Sinn und Zweck: Wahrheit und Offenbarung werden zur Geltung gebracht, und wer sie in Frage stellt, wird durch seine eigenen Machenschaften zu Fall gebracht. Die Rechtschaffenen sollen in Geduld und Standhaftigkeit raten. (Ajas 1 - 35)

 

Die Sanddünen

Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen.

 

1. Haaa Miiim1.

1. Vergleiche die Einführung zu Suura 40. (Juusuf `Allii)

Mit diesen Buchstabennamen wird der Hörer darauf aufmerksam gemacht, dass der wunderbare Qur’an nur aus den allen bekannten Buchstaben des Alphabets besteht, sein Stil sich aber unverkennbar vom Sprachenstill der Menschen abhebt. (Qutb)

 

2. Das Buch wird nach und nach herabgesandt von Allah2, dem Allmächtigen, dem Allweisen3.

2. Er trägt die Zeichen Desjenigen, Der ihn herabsendet, nämlich des Allmächtigen, Unbesiegbaren und Allweisen. (Qutb)

3. Darum sollen wir gründlich über seinen Inhalt nachdenken. (Darjabaadi)

 

3. Die Himmel und die Erde und was zwischen beiden ist schufen Wir nicht anders als in Wahrheit4 und für eine festgesetzte Frist5. Aber diejenigen, die leugnen, wenden sich ab von dem wovor sie gewarnt werden6.

4. Vergleiche Suura 45:22. Vieles erscheint uns in der gegenwärtigen Welt merkwürdig und unerklärlich. Aber alles, was Allah erschaffen hat, dient einem gerechten Zweck, der erfüllt werden muss. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 10:5 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

5. Alles in der Welt, die Allah erschuf, ging und geht nach einem genauen Plan, der alle Geschehnisse zu bestimmten Zeiten vorsieht, und es geschieht alles ausschließlich nach diesem Plan. Wenn der Mensch die Schöpfung um sich in den Himmeln und auf Erden und die Weltgeschichte genau betrachtet, kommt er zu der Überzeugung, dass alles von einer Hand geschaffen ist, denn alles zeugt von der Allmacht und der Allweisheit Allahs. (Qutb)

Die Bezugnahme auf die "Frist", die Allah allen geschaffenen Dingen gesetzt hat, soll die Tatsache betonen, dass die Schöpfung sowohl räumlich als auch zeitlich begrenzt ist, im Gegensatz zu Seiner eigenen Zeitlosigkeit und Unendlichkeit. (Asad)

6. Die hier offenbarte, deutliche Schrift erklärt, dass Allah Einer ist, nicht eine Vielzahl von Gottheiten, und dass Er Herr aller Dinge ist, weil Er alles erschaffen hat, kennt und bestimmt. Das Buch des lebendigen Daseins spricht von dieser Wahrheit selbst und legt Zeugnis davon ab, dass alles das Werk des Einen Bestimmenden und Wissenden ist. Wie ist es dann möglich, dass die Menschen außer Ihm andere Gottheiten annehmen? Wie kann es sein, dass sie dies alles nicht begreifen? (Qutb)

,,... wovor sie gewarnt worden sind", das heißt sie weigern sich, die Warnung zu beachten, anderen Wesen oder Kräften außer Allahs keine göttlichen Eigenschaften zuzuschreiben. (Asad)

Vergleiche auch Suura 6:73; 10:5-6; 14:19; 15:85; 16:3; 21:16-18; 23:115; 29:44 und 30:8 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

 

4. Sprich: „Seht ihr denn nicht7 was ihr da anruft anstelle von Allah8? Zeigt mir, was es ist, das sie auf Erden erschaffen haben9. Oder haben sie einen Anteil am Himmel10? Bringt mir doch ein Buch, das vordem offenbart wurde11, oder eine Spur von Wissen, wenn ihr wahrhaftig seid12!"

7. Dies ist eine Aufforderung Allahs an seinen Gesandten, der durch diese rhetorische Frage das Volk mit dem Zeugnis konfrontieren soll, das das Buch des Daseins ablegt. (Qutb)

8. Manche Menschen lassen sich vielleicht aus Gedankenlosigkeit zum Götzendienst hinreisen, weil es Mode ist, ein altüberlieferter Brauch oder ähnliches. Sie werden aufgefordert, einmal in sich zu gehen und selbst zu sehen. Haben jene falsche Gottheiten irgendetwas erschaffen? (Juusuf `Allii)

9. Der Mensch ist nicht in der Lage zu behaupten, das die von ihm verehrten Wesen - seien es nun Steine oder Bäume oder Geister oder Engel oder andere Wesen - irgend etwas aus Erde oder irgendetwas auf der Erde erschaffen haben. (Qutb)

10. Vergleiche die vorige Fußnote. Ebenso wenig ist der Mensch in der Lage zu behausten, die von ihm verehrten Wesen hätten teil an der Erschaffung oder dem Besitz des Himmels. Allein die Betrachtung des Himmels gibt dem Menschen Aufschluss über seinen Schöpfer und weist auf dessen Einheit hin. (Qutb)

11. Er verlangt von den Götzendienern einen Beweis, der ihre Abgötterei bestätigen soll. Dieser Beweis könnte die Form eines wahrhaftigen Buches von Allahs haben, oder mindestens die Spuren von überliefertem Wissen vertrauenswürdiger Menschen. Die offenbarten Bücher sagen aber alle, das es nur einen Gott gibt und es gibt kein einziges stichhaltiges Argument, das die Vielgötterei untermauert. (Qutb)

12. Wenn ihr schon keinen schriftlichen Beleg finden könnt, dann bringt wenigstens eine mündliche Überlieferung von irgendeinem Propheten oder einem Mutaqi, die eure Behauptung stützt! (Darjabaadi)

Die kritiklose Annahme einer Aqida auf der Grundlage bloßen Hörensagens, ohne gründliches und tiefes Nachdenken und Nachprüfen, ist eine entsetzliche Unvernunft, die die gesamte Lebenshaltung des Menschen beeinflusst und seine Zukunft zerstört. Der Grund dieser Gleichgültigkeit liegt jedoch darin, das der Mensch sich selbst nicht als verantwortlich betrachtet und dem Missverständnis zum Opfer fällt, es mache keinen Unterschied, welche Vorstellung er von Allah hat, da es entweder kein Leben nach dem Tod gebe, in dem er zur Rechenschaft gezogen wird, oder - wenn es ein solches Leben gibt - die von ihm verehrten Wesen sich für ihn einsetzen werden. (Mauduudi)

 

5. Und wer ist noch verlorener als die, die statt Allah Nebengötter anrufen13, die ihnen bis zum Jüngsten Tag keine Bitte gewähren werden14 und die ihren Anrufen gegenüber völlig achtlos sind15?

13. Da es für Abgötterei keinerlei Rechtfertigung gibt, was hat sie dann für einen Sinn? Falsche Gottheiten sind entweder sinnlose Stöcke und Steine, die bis zum Ende der Zeiten niemals auf Gebete antworten können, weil sie nicht einmal selbst etwas verstehen, oder sie sind wirkliche Wesen, die sich letztendlich von ihren Verehrern lossagen. Wenn ihr euer eigenes Ich vergöttert, werden schließlich eure eigenen missbrauchten Fähigkeiten Zeugnis gegen euch ablegen (vergleiche auch Suura 41:20-23). Wenn ihr gute Menschen oder Propheten wie 'Isa vergöttert, werden sie sich von euch lossagen (vergleiche Suura 5:119). Auch die Engel werden sich von euch lossagen, wenn ihr sie vergöttert (vergleiche Suura 34:40-41). (Juusuf `Allii)

14. Wörtlich: „sie werden ihm nicht antworten bis zum Tag der Auferstehung", das heißt niemals. (Asad)

15. Sie können nicht einmal die Gebete der Bittenden erhören. Die vergötterten Wesen gehören gewöhnlich in folgende Kategorien:

1. leblose geschaffene Gegenstände;

2. verstorbene gute Menschen; und

3. böse Menschen, die selbst irregehen und andere verführt haben und in diesem Zustand gestorben sind.

Erstere sind ohnehin ohne Bewusstsein und können die Gebete ihrer Verehrer nicht wahrnehmen. Vergötterte Menschen befinden sich in Gegenwart, wo menschliche Stimmen sie nicht mehr erreichen können, und selbst Allah und Seine Engel würden sie nicht davon in Kenntnis setzen, dass sie von den Menschen angebetet werden, denn nichts könnte ihnen einen größeren Schock verursachen. Verstorbene Menschen schließlich befinden sich in einer Gefangenschaft, in der sie keine Stimme aus der Welt erreicht; und weder noch Seine Engel teilen ihnen mit, dass ihre Absichten in der Welt weitergetragen und sie vergöttert werden, denn dies würde ihnen Schadenfreude verursachen. In diesem Zusammenhang muss erwähnt werden, dass Allah Seinen rechtschaffenen Dienern die Grüße und Segenswünsche der Menschen in der Welt übermittelt, denn diese machen ihnen Freude. Ebenso setzt Er die Bösen über die Verwünschungen der Erdenmenschen in Kenntnis. (Mauduudi)

 

6. Und wenn die Menschen versammelt werden, dann werden sie ihre Feinde sein16 und ihre Anbetung ableugnen17.

16. Die so genannten Gottheiten werden Feinde ihrer Verehrer. (Darjabaadi)

17. Vergleiche auch Suura 35:14 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Sie werden sagen: „Wir haben diese Menschen weder aufgefordert, uns um Hilfe anzurufen, noch haben wir wahrgenommen, dass sie uns verehren. Sie selbst hatten angenommen, wir könnten ihre Bedürfnisse erfüllen, und haben daraufhin angefangen, uns anzurufen." (Mauduudi)

 

7. Und als ihnen Unsere deutlichen Zeichen vorgetragen wurden, sagten diejenigen, die leugneten, über die Wahrheit, die zu ihnen kam: „Das ist offenkundige Zauberei18!"

18. Wenn ihnen schließlich die Wahrheit deutlich gemacht wird, bezeichnen sie sie als Magie. Vergleiche auch Suura 37:12-15 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 74:24, wo der Begriff "Sichr" سِحْر ("Magie") chronologisch zum erstenmal vorkommt, und die entsprechenden Fußnoten. Die hier erwähnte Wahrheit ist in erster Linie die Botschaft des Qur’an. (Asad)

Als ihnen der Qur’an vorgetragen würde, mussten die kaafir Makkaner zugeben, dass diese Botschaft menschlicher Sprache weit überlegen war. Selbst die Worte des Propheten reichten nicht heran. Wer ihn seit seiner Kindheit gekannt hatte, musste sehr wohl den großen Unterschied erkennen, der zwischen seiner Sprache und dem erhabenen Stiel des Qur’an bestand. Da sie jedoch auf ihrer Ablehnung beharrten, versuchten sie, seine Wirkung auf diese Weise wegzuerklären. Vergleiche auch Suura 21:3 und die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

 

8. Oder behaupten sie: Er hätte ihn erdichtet19? Sprich: „Wenn ich ihn erdichtet hätte, könntet ihr mich nicht im geringsten gegen Allah verteidigen20. Er weiß am besten, in was für Reden ihr euch ergeht. Mir genügt Er als Zeuge zwischen mir und euch21. Und Er ist der Allvergebende, der Allbarmherzige22.“

19. Die Frageform soll große Überraschung zum Ausdruck bringen, dass dem Propheten so etwas unterstellt wird: „Sind diese Leute wirklich so unverschämt, Muchammad vorzuwerfen, er habe den Qur’an selbst zusammengestellt, wo sie doch genau wissen, dass es sich nicht um seine Worte handeln kann?" (Mauduudi)

20. Unser Prophet Muchammad - der Friede Allahs sei mit ihm - soll in der Weise eines Propheten antworten, die die Wahrnehmung seiner Aufgabe als Gesandter Allahs und die Erkenntnis der wahren Kräfte und Werte im Universum ermöglicht. Er soll ihnen sagen: Wie soll ich es erlügen? Für wen? Und mit welchem Zweck? Soll ich es erlügen, damit ihr an mich glaubt und mir folgt? Dann werdet ihr mir aber nicht helfen können, wenn Er mich wegen einer Lügen bestraft. Was nützt mir also eure Gefolgschaft, wenn ihr viel zu schwach seid, um mich vor der Strafe Allahs zu schützen. (Qutb)

Sein Zorn würde mich sicher treffen, wenn ich diese Botschaft gefälscht hätte. (Darjabaadi)

Ihr könntet dann nichts für mich ausrichten - warum sollte ich dann euretwegen eine Botschaft fälschen? (Asad)

21. Er kennt alle unsere Worte und Handlungen sowie auch alle, unsere Angelegenheiten. Er ist Zeuge all dessen und entscheidet darüber, und Sein Zeugnis genügt für Seinen Urteilsspruch. (Qutb)

Wenn ich wirklich etwas gefälscht und als Offenbarung Allahs gegeben hätte, dann könntet ihr mich nicht vor Allahs Strafe retten. Wenn es aber wirklich    -Wort ist und ihr es mit falschen Anschuldigungen zurückweist, wird euch dafür zur Rechenschaft ziehen. Denn die Wirklichkeit ist vor Allah nicht verborgen, und Er kann sehr wohl Wahrheit und, Unwahrheit unterscheiden. Auch wenn die ganze Welt einen Menschen als Lügner bezeichnet, während Er nach Allah Wissen ehrlich ist, dann fällt die Entscheidung zu seinen Gunsten aus. (Mauduudi)

22. Dies bedeutet auch: Möge Allah euch vergeben und euch die Gnade Seiner Rechtleitung gewähren. (Asad)

Dies kann zweierlei bedeuten:

1. In der Tat ist es Allahs Barmherzigkeit zu verdanken, dass solche Menschen überhaupt auf der Erde existieren können, nachdem sie Allahs  Wort als Unwahrheit bezeichnet haben. Ein grausamer Gott hätte ihr Weiterleben nicht einen Augenblick lang zugelassen.

2. Selbst jetzt wird euch noch vergeben, wenn ihr euren Starrsinn aufgebt. (Mauduudi)

 

Abschnitt 2

9. Sprich: „Ich mache keine Ausnahme unter den Gesandten23. Und ich weiß nicht, was geschehen wird, weder mit mir noch mit euch24. Ich folge nur dem, was mir offenbart worden ist25 und bin nichts anderes als ein deutlicher Warner26".

23. Er ist nämlich nicht der erste Prophet. Andere Propheten sind ihm vorausgegangen. Seine Botschaft ist dieselbe wie die ihrige. Da war nichts Neues in seinem Erscheinen. (Qutb)

„Was gibt es da überhaupt zu fälschen? Alle Propheten haben die Einheit Allahs und unsere Pflichten gegenüber unseren Mitmenschen gelehrt. Ich bringe keine neue Lehre, sondern ewige Wahrheiten, die der Menschheit in allen Zeitaltern bekannt waren. Ich bin gekommen, euch wieder auf den rechten Weg zu führen. Ich weiß nicht was euch für all eure Gefühllosigkeit, und auch nicht, was ihr mir antun werdet, aber eins weiß ich, nämlich dass ich die Wahrheit verkünde, so wie Allah sie mir offenbart hat. Meine Aufgabe besteht lediglich darin, die Botschaft laut und deutlich zu verkünden, die Allah mir anvertraut hat. Alles übrige stelle ich Allah anheim." (Juusuf `Allii)

„Ich bin nur ein Mensch, wie alle anderen Propheten auch", oder: „Ich verkünde nichts, was nicht schon von allen Gesandten Allahs vor mir gelehrt geworden ist." Letzteres betont die qur’anische Lehre von der Identität der ethischen Lehren, die von allen Gesandten Allahs verkündet wurden. (Asad)

24. Es gehört nämlich nicht mit zu seiner prophetischen Aufgabe, Einblicke in das Verborgene zu haben. Die Kenntnis dessen, was in der Zukunft geschieht, ist allein Allah vorbehalten. (Qutb)

Dieser Satz weist die Erwartungen zurück, die die heidnischen Makkaner an den Propheten 'stellten, nämlich dass er über übernatürliche Kräfte verfügte, Wunder tun oder die Zukunft voraussagen sollte. (Mauduudi)

Ich beanspruche nicht, allwissend zu sein, im Gegenteil, ich kenne nicht einmal meine eigene Zukunft. (Darjabaadi)

25. In der Lehre und in meinem Tun. (Darjabaadi)

26. Ich weiß nur das, was mir offenbart worden ist, und ich soll lediglich den Menschen den rechten Weg zeigen und diejenigen, die diesen ablehnen, vor einem bösen Ende warnen. (Mauduudi)

 

10. Sprich: „Wollt ihr denn nicht nachdenken27: Wenn dies wirklich von Allah ist und ihr habt es geleugnet, während ein Zeuge aus den Kindern Israels bezeugt, dass es gleich der vorherigen Offenbarung ist. Er erkennt es an28, während ihr es hochmütig ablehnt29! Wahrlich, Allah leitet nicht das Volk derer, die unrecht tun30."

27. Nun kommt eine andere Seite des Arguments: „Ihr kaafir Araber! Ihr seid stolz und aufgeblasen, obwohl ihr ein unwissendes Volk seid. Im Volk Israel gibt es Menschen, die die früheren Schriften verstehen und im Qur’an und seinem Verkünder eine wahre Bestätigung dieser früheren Schriften sehen. Sie akzeptieren den Islam als eine Erfüllung der Offenbarung, die Muusa erhielt (Vergleiche hierzu auch Deuteronomium 18:18-19). Dennoch lehnt ihr den Qur’an ab, obwohl er in eurer eigenen Sprache offenbart wurde, damit ihr ihn besser verstehen könnt. Wie ungerecht ihr doch seid! Wie könnt ihr dann noch erwarten, rechtgeleitet zu werden? (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 42:52 und die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

28. Es gab Juden (und Christen), die in unseren Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, den in früheren Offenbarungen vorhergesagten Gesandten Allahs sahen und den Islam annahmen. Da diese Suura in Makka offenbart wurde, brauchen wir dies nicht auf Abdullah ibn Salam zu beziehen, der in Madina kurz nach der Hidschra (Auswanderung) des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, den Islam annahm, es sei denn, wir gehen von der Annahme aus, dieser Aja sei zu einem späteren Zeitpunkt offenbart worden. Aufrichtige Juden und Christen waren in der Lage zu erkennen, wie diese Offenbarung mit all dem übereinstimmte, was sie selbst über Offenbarung gelernt hatten. (Juusuf `Allii)

Mit dem "Zeugen" kann hier auch Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gemeint sein, durch den die Ankunft eines Propheten "von seinen Brüdern" vorausgesagt wurde; vergleiche hierzu auch Deuteronomium 18:15 und 18. Siehe auch Suura 2:42 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

29. Dieser Satz zeigt, dass es sich nicht um den Propheten Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, handeln kann. Der "Zeuge" ist nicht eine bestimmte Person, sondern jeder gewöhnliche Israelit. „Diese Offenbarung ist dasselbe wie frühere Offenbarungen, beispielsweise die Thora. Jeder Jude kann bestätigen, dass dies die Art und Weise ist, wie sie Allah den Menschen durch die Offenbarung lehrt. Nur eure Arroganz und Selbstüberschätzung hindert euch den Imaan zu verinnerlichen." (Mauduudi)

30. Infolge ihres eigenen Starrsinns. (Darjabaadi)

 

Abschnitt 3

11. Und diejenigen, die leugnen, sagen zu denen, die den Imaan verinnerlichen: „Wenn er gut wäre, dann wären sie31 uns darin nicht zuvor gekommen32!" Und da sie sich dadurch nicht rechtleiten lassen33, werden sie sagen: „Das ist ein uraltes Lügenwerk34!“

31. Die ersten Muslime gehörten meist der ärmeren Schicht an und wurden von den reichen Quraischchch verachtet. (Darjabaadi)

Dies ist eins der Argumente, mit denen die führenden Quraischchch das Volk gegen unseren Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, aufhetzten: „Wäre es wirklich die Wahrheit, die Muchammad verkündet, dann wären die Führer und Ältesten der Stadt die ersten gewesen, die es akzeptierten. Eine vernünftige Sache wird doch nicht von jungen Leuten und Sklaven zuerst erkannt und akzeptiert, sondern von weisen und erfahrenen Menschen." Mit dieser Darstellungsweise wollten sie dem Volk gegenüber die Angelegenheit so darstellen, als ob mit der neuen Botschaft etwas nicht in Ordnung wäre und sie deswegen nicht daran den Imaan verinnerlichten. (Mauduudi)

32. Viele der frühen Muslime gehörten zu bescheidenen gesellschaftlichen Schichten. "Wenn solche Menschen etwas Gutes im Islam sehen." so argumentieren die Führer der Quraisch, "dann kann an dieser Sache nichts dran sein. Wäre sie ernst zu nehmen, dann hätten wir sie längst akzeptiert." So betrügen die geistig Blinden sich selbst in ihrem Hochmut. Da die Offenbarung aber dennoch eine historische Grundlage hat, können sie sie nur als "alt" oder "altmodisch" ablehnen. (Juusuf `Allii )

Fast alle klassischen Kommentatoren beziehen dies auf die Verachtung der kaafir Quraisch gegenüber den frühen Muslimen. Die "Aussage" hat jedoch zweifellos auch zeitlose Bedeutung, da die Armen und Verachteten immer die ersten waren, die einen Propheten anerkannten. Darüber hinaus kann sie auch für unsere heutige Zeit von Bedeutung sein, indem die materiell mächtigen Nationen, die ihr technischer Fortschritt für viele geistige Wahrheiten blind gemacht hat, zunehmend die Schwäche jener Kulturen verachten, in denen die Diins immer noch eine wichtige, wenn auch im allgemeinen formale Rolle spielt. Indem sie nicht wahrhaben wollen, dass die innere Ursache dieser Schwäche nicht in dem Diin an sich liegt, sondern in dem Formalismus und der daraus resultierenden kulturellen Sterilität, schreiben sie sie der Religion zu und sagen praktisch: "Wenn Religion überhaupt gut wäre, dann wären wir die ersten, die daran festhalten," und rechtfertigen damit ihre materialistische Haltung. (Asad)

33. Aufgrund ihrer Arroganz und ihres Starrsinns. (Darjabaadi)

34. Um mit diesem "Argument" ihr Gesicht zu wahren. (Darjabaadi)

Nämlich die Vorstellung einer Offenbarung Allahs an sich, wie aus der folgenden Bezugnahme auf die Offenbarung an Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hervorgeht. (Asad)

Sie betrachten sich selbst als Maßstab für Wahrheit und Unwahrheit. Da sie die Offenbarung hier nicht als "neue Unwahrheit" bezeichnen können, weil zuvor alle Propheten dieselbe Lehre verkündet haben, bezeichnen sie sie als "uralte Unwahrheit", mit anderen Worten, sie scheinen zu denken, dass alle Menschen, die diese Wahrheiten verkündet oder im Laufe der Jahrtausende daran den Imaan verinnerlicht haben, unvernünftig und unwissend waren und nur sie allein Wissen und Weisheit für sich beanspruchen können. (Mauduudi)

 

12. Und vordem wurde das Buch Muusa herabgesandt35 als Richtschnur und Barmherzigkeit36. Und dieses Buch bestätigt es37 in arabischer Sprache, um diejenigen zu warnen, die unrecht tun38 und als frohe Botschaft für diejenigen, die Gutes tun.

35. Die letzte Offenbarungsschrift, die ein allumfassendes Lebensgesetz (Scharii’a) beinhaltete, war die an Muusa gerichtete Offenbarung. Die 'Isa zuteil gewordene Offenbarung war kein solches Gesetz, sondern sie beinhaltete ethische Vorschriften, mit einigen Erleichterungen, die die Entstellungen beseitigen sollten, die sich im Laufe der Zeit eingeschlichen hatten. Der Qur’an hat dazu dieselbe Haltung wie die Lehre gegenüber dem Gesetz. In Matthäus 5:17 soll Allah gesagt haben: „Ihr sollt nicht wähnen, dass ich gekommen bin, das Gesetz oder die Propheten aufzulösen; ich bin nicht gekommen aufzulösen, sondern zu erfüllen." Die Entstellung nahm jedoch in den christlichen Kirchen- neue Formen an: eine völlig neue Scharii'a wurde notwendig, die durch den Islam gebracht wurde. (Juusuf `Allii)

36. Alle von Fett geoffenbarten Schriften sind ein Ausdruck Seiner Barmherzigkeit für die Erde und ihre Bewohner, und zwar in jedem Sinne des Begriffes Barmherzigkeit, sowohl für dieses Leben als auch für das zukünftige. (Qutb)

37. Diese Offenbarung bestätigt den Urgrund, auf dem jegliche Religion beruht, und den Weg Allahs, auf dem jedes religiöse Gesetz aufgebaut ist, sowie die prinzipielle Richtung, in die die gesamte Menschheit gelenkt wird, sie in stetiger Verbindung steht mit ihrem barmherzigen Gott. (Qutb)

In ihrer ursprünglichen unveränderten Form. (Darjabaadi)

38. Um alle vor dem bösen Ende ihres Verhaltens zu warnen, die sich selbst gegenüber ungerecht sind, indem sie anderen Wesen dienen und nicht den Imaan verinnerlichen und aufgrund dieses Irrtums in böse Geisteshaltungen und Handlungen verstrickt sind, die die menschliche Gesellschaft mit Ungerechtigkeit und Bosheit aller Art durchdringen. (Mauduudi)

Diejenigen, die die gerechte und wahrhaftige Botschaft Allahs .zurückweisen und zudem versuchen, andere Menschen davon abzuhalten, tun sich selbst und den anderen großes Unrecht, weil sie sich damit die Barmherzigkeit Allahs versagen und zudem verhindern, dass die anderen in den Genuss dieser Barmherzigkeit kommen. Im Gegensatz dazu erweisen diejenigen, die die Botschaft annehmen, sich und den anderen einen großen Dienst, weil sie dadurch die Barmherzigkeit im Diesseits und im Jenseits erlangen. (Anm. d. Übers.)

 

13. Wahrlich, diejenigen, die sagen: „Unser Herr ist Allah39," und dann standhaft bleiben40, die brauchen keine Angst zu haben noch müssen sie traurig sein41.

39. "Unser Herr ist Allah" ist eine Bestätigung, dass wir keinem anderen Wesen unsere Dienste schulden und auch nicht dienen werden:  hört unsere ausschließliche Hingabe. (Juusuf `Allii)

Dies ist nicht ein Satz, der so leichthin ausgesprochen wird, und nicht nur eine innere Gewissenshaltung, sondern eine vollkommene Lebensweise. "Allah ist unser Gott" bedeutet, dass Ihm allein unser Dienst und unsere Verehrung gebührt. Ihm allein sind wir verantwortlich und keinem anderen, und wir brauchen keinen anderen zu fürchten. Alle unsere Gedanken und Aktivitäten haben Sein Wohlgefallen zum Ziel. "Unser Gott ist Allah", dass heißt, die letzte Instanz für uns ist Sein Wort, Seine Entscheidung. Sein Gesetz hat absolute Gültigkeit, und nur durch Seine Offenbarung werden wir rechtgeleitet. "Unser Gott ist Allah" heißt, dass wir uns in Harmonie mit dem ganzen Universum befinden, das sich ganz und gar der Hoheit Allahs unterworfen hat. "Unser Gott ist Allah" ist also ein ganzes Lebensprogramm und nicht nur ein  Lippenbekenntnis, und auch nicht eine passive Diin abseits vom eigentlichen Leben. (Qutb)
 

40. "Standhaft auf diesem Weg bleiben" ist etwas, das sich in unserem Verhalten bemerkbar macht: wir zeigen, dass wir Allah und alle Seine Geschöpfe lieben und bereit sind, unter allen 'Umständen unsere Pflichten zu erfüllen. (Juusuf `Allii)

Sie erringen ihre Werke und ihr Verhalten im täglichen Leben nach und nach in Einklang mit ihrem Diin. Sie beweisen dadurch, dass sie den Imaan verinnerlicht haben haben. (Alousi)

41. Vergleiche Suura 2:38. Dieser Satz erscheint an zahlreichen anderen Stellen, wobei in jedem einzelnen Fall eine etwas andere Anwendung vorliegt. Hier geht es darum, dass wir wohl kaum einen Grund zur Furcht haben und kein Unheil uns wirklich traurig machen kann, wenn unser Anspruch wahr ist, dass Allah unser Herr ist. Denn unser Herr ist unser Erhalter, Beschützer und Helfer, unsere Hoffnung und unser Trost, Der uns nie verlässt. (Juusuf `Allii)

 

14. Diese sind es, die Bewohner des Gartens sein werden. Dort werden sie (ewig) verweilen42. Eine Belohnung für das, was sie zu tun pflegten.

42. Sie bleiben für immer darin. (Darjabaadi)

Die Belohnung erfolgt für die guten Taten. Des allein genügt nicht, bis die guten Werke des Mu'mins ihn bestätigen. Wenn das Bekenntniswort des Islam "Es gibt keinen Gott außer Allah" nur Lippenbekenntnis bleibt, dann kann es nicht der Eckpfeiler sein, der das Gebäude des Islam mitträgt. (Qutb

 

15. Und Wir legten dem Menschen ans Herz, seinen Eltern gegenüber gütig zu sein43. Widerstrebend trug seine Mutter ihn (unter dem Herzen) und widerstrebend brachte sie ihn zur Welt44. Und ihn auszutragen und zu entwöhnen dauert dreißig Monate45. Als er dann seine Vollkraft erlangte46 und vierzig Jahre alt wurde47 sprach er: „Mein Herr! (Halte mich an,) dankbar zu sein für Deine Gnade, die Du mir und meinen Eltern erwiesen hast48, und (sporne mich an,) Gutes zu tun, das Dir wohlgefällt. Und schenke mir rechtschaffene Nachkommen49. Ich habe mich reumütig Dir zugewandt50 und gehöre gewisslich zu denen, die sich (Dir) ergeben haben."

43. Vergleiche Suura 29:8 und 31:14 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

In diesem Zusammenhang schließt dies an jene an, die in Aja 12-14 oben als diejenigen erwähnt werden, "die Gutes tun". (Asad)

Hier wird ein Beispiel dafür gegeben, was der Imaan Allah beim Menschen bewirkt, und zwar in seinem Verhalten gegenüber einen Eltern. Dieses Verhalten kommt im Qur’an in seinem Wichtigkeitsgrad direkt nach dem Verhalten gegenüber Allah und Seinem Gesandte . (Qutb)

44. Während der Schwangerschaft ist ihr gesamter Körper auf das Wachstum des ungeborenen Kindes eingestellt, und alle Kräfte konzentrieren sich auf den Schutz dieses Wesens. Alles wird dem Fötus zur Verfügung gestellt, während für die Mutter oft nur Übelkeit, Schmerzen und physisches Unwohlsein übrig bleiben. Auch die Geburt ist bei keinem anderen Lebewesen mit so vielen Schmerzen und Gefahren verbunden. (Darjabaadi)

45. In Suura 31:14 wird das Alter der Entwöhnung mit zwei Jahren angegeben, das heißt nach 24 Monaten. Vergleiche auch Suura 2:233 und die entsprechenden Fußnoten. Damit bleibt eine Mindestzeit von sechs Monaten für die Schwangerschaft übrig, nach der das Kind lebensfähig ist. Dies stimmt auch mit den neuesten wissenschaftlichen Ergebnissen überein. Die durchschnittliche Schwangerschaft dauert 280 Tage oder zehnmal so lange wie die Zeit zwischen zwei Menstruationen, und dementsprechend wäre die Zeit bis zur Entwöhnung dann weniger als 24 Monate. Die Höchstdauer der Stillzeit (2 Jahre) stimmt wiederum mit der Zeit überein, die das Kind braucht, um die Milchzähne zu bekommen. Dann ist es nämlich in der Lage feste Nahrung zu kauen und von der Mutter unabhängig zu sein. (Juusuf `Allii)

Obwohl die Kinder sowohl der Mutter als auch dem Vater gehorchen sollen, sind die Rechte der Mutter größer und wichtiger, denn sie muss für ihre Kinder viele Widrigkeiten durchstehen. Dies wird auch in den Hadiisen betont. Jemand fragte einmal unseren  Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm: „Wer hat das meiste Anrecht darauf, dass ich ihm beistehe?" Dieser antwortete: „Deine Mutter." Da fragte der andere weiter:: „Und wer dann?" Der Prophet erwiderte: „Deine Mutter." Der Fragende fuhr fort: „Und wer dann?" Der Prophet sagte: „Deine Mutter." Jener fragte weiter: „Und wer dann?" Der Prophet erwiderte: „Dein Vater." Die im Aja erwähnten Zeitangaben haben auch weitere gesetzliche Implikationen. Beispielsweise werden Regeln zur Feststellung einer Vaterschaft oder Milchverwandschaft daraus hergeleitet. (Mauduudi)

Durch die Worte dieses Verses werden die Leiden der Mutter in der Schwangerschaft und bei der Niederkunft sehr eindrucksvoll veranschaulicht. Sie gibt dem Kind während der Schwangerschaft und danach während der Stillzeit wesentliche Elemente ihres Blutes und ihrer eigenen Knochen mit, und das dreißig Monate lang, die erfüllt sind von Anstrengung, Schlaflosigkeit und Sorge um das hilflose Kind. (Qutb)

46. Das Alter der Vollkraft (asudd) liegt gewöhnlich zwischen dem 18. und dem 30. oder 32. Lebensjahr, und zwischen dem 30. und 40. Lebensjahr ist ein Mensch besten Alter. Danach fängt er an, seine heranwachsenden Nachkommen zu betrachten und die neue Generation in Allahs Schutz zu stellen. Nach dem 40. Lebensjahr werden möglicherweise auch seine geistigen Fähigkeiten stärker. (Juusuf `Allii)

In diesem Alter sind die intellektuellen Fähigkeiten ausgereift. (Darjabaadi)

Es ist zu beachten, dass das grammatisch männliche Nomen "Insaan" ("Mensch"), das im ersten Teil dieses Ajas auftaucht, sich gleichermaßen auf beide Geschlechter bezieht. (Asad)

47. Hier betet ein weise gewordener Mensch um Dankbarkeit für die Gnade seines Herrn. Er betet darum, die Pflichten der Dankbarkeit erfüllen zu dürfen. (Qutb)

48. Das Bittgebet kommt aus einem Herzen, das die Gnade Allahs tief empfindet. Die Gnade Allahs, die von altersher so groß über ihm und seinen Eltern gewesen war, dass er gar nicht weiß, wie er Allah dafür danken kann. Er bittet um die Hilfe des Gnädigen Selbst, damit er in seinem Verhalten Ihm gegenüber gebührend dankbar sein möge. (Qutb)

Handlungen, die in den Augen anderer Menschen gut zu sein scheinen, haben vor Allah keinen Wert, wenn sie nicht mit Seinem Gesetz übereinstimmen. Umgekehrt kann aber auch eine Handlung, die vom Gesetz her einwandfrei ist, innerlich hohl sein, wenn sie mit bösen Absichten, Arroganz oder Gier getan wird. (Mauduudi)

49. Als zweites bittet er seinen gnädigen Herrn darum, dass Er ihm helfen möge, solche guten Werke zu vollbringen, die Allah wohlgefällig sind. Sein Ziel ist allein das Wohlgefallen Allahs. Als drittes wünscht er sich, dass seine Nachkommen die guten Werke, die er anfängt, weiterführen und vervollkommnen, denn rechtschaffene Nachkommen sind der große Herzenswunsch jedes rechtschaffenen Menschen. Sie sind ihm lieber als alle Goldschätze, Schmuck und Zierde des irdischen Lebens. (Qutb)

50. Seinem Bittgebet geht die vollkommene Rückkehr zu Allah und die vollkommene Unterwerfung unter Seinen Willen voraus. (Qutb)

Hinweg nämlich von allem, was ich vielleicht an Schlechtem getan habe. Vergleiche auch Suura 24:31 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

16. Das sind diejenigen, von denen Wir die besten ihrer Taten annehmen51, und von deren schlechten Taten Wir absehen52. (Sie werden) unter den Gefährten des Paradieses sein gemäß dem wahrhaftigen Versprechen, das ihnen verheißen wurde.

51. Vergleiche Suura 29:7 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Entsprechend dem Besten, was sie je getan haben. (Asad)

52. Ihre Stellung im zukünftigen Leben richtet sich nach den besten ihrer Handlungen, und ihre geringfügigen Vergehen und Irrtümer werden vergeben. (Mauduudi)

 

17. Der aber zu seinen Eltern sagt: „Pfui über euch53! Versprecht ihr mir etwa, dass ich wiedererweckt werden soll54, obwohl schon etliche Generationen vor mir dahingegangen sind55?" Die beiden flehen Allah um Hilfe an56: „Wehe dir – verinnerliche den Imaan! Wahrlich, das Versprechen Allahs kommt bestimmt57!" Doch er sagt: „Das sind doch nichts anderes als Fabeln der Alten!"

53. Als Gegenüberstellung führt der Qur’an dieses Beispiel eines grausamen und respektlosen Sohnes an, der seine Eltern samt ihrer Religion den Islamm verachtet. Er will das irdische Leben ohne jegliche Schranken voll genießen, und leugnet deswegen die Auferstehung und das jenseitige Gericht. Für seine Ablehnung führt er ein fadenscheiniges Argument an, nämlich, dass vor ihm so viele Generationen gestorben sind, und dass keine von ihnen auferweckt wurde. (Qutb)

54. Dass ich nach meinem Tode aus dem Grab auferstehe. (Darjabaadi)

55. Ohne irgendeinen Hinweis darauf, dass irgendein Mensch jemals auferstanden ist. Dieser parabolische "Dialog" soll nicht nur den immer wiederkehrenden - und vielleicht sogar natürlichen - Konflikt zwischen älterer und jüngerer Generation veranschaulichen, sondern weist auch darauf hin, dass die Übermittlung des Islams die wichtigste Aufgabe der Eltern und damit auch im weitesten Sinne ein Grundelement der Gesellschaft ist. (Asad)

56. Sie sagen folgendes zu ihrem Kind. (Darjabaadi)

57. Bezüglich der Auferstehung. (Darjabaadi)

Die mu’min Eltern sind schockiert von der Frechheit und Anmaßung ihres Sohnes, der ihnen gegenüber so undankbar ist und sich so unverschämt und verletzen verhält. Sie sind trotzdem ängstlich besorgt um sein Schicksal, und wissen nicht, wie sie ihn vor der gerechten Strafe retten können. Sie flehen Allah an, Er möge ihn rechtleiten, und mahnen ihn dringend, sich der Herrschaft Allahs zu unterwerfen, bevor es zu spät ist. Er beharrt aber auf seiner teuflischen, ablehnenden Haltung gegenüber den Offenbarungen über das Ende der Welt und über die Zukunft der Menschen im Jenseits und nennt sie Fabeln aus uralten Zeiten. (Qutb)

 

18. Das sind diejenigen, gegen die sich der Spruch bewahrheitet58 zusammen mit den Gemeinschaften von Dschinn und Menschen, die vor ihnen dahingefahren sind59. Sie waren fürwahr Verlierer.

58. Vergleiche Suura 41:25 und die entsprechenden Fußnoten. Jedes Individuum, jede Generation und jedes Volk ist für seine eigenen guten und bösen Handlungen verantwortlich. Das Gesetz der Handlungen und Ihrer Früchte kommt zur Anwendung: keiner kann dem anderen Vorwürfe machen. Das einzige Heilmittel liegt darin, Allahs Gnade und Barmherzigkeit zu suchen, nicht nur für uns selbst, sondern auch für andere in brüderlicher und väterlicher Liebe. Dieser Aja bildet einen Kontrast zu Aja 16 oben. (Juusuf `Allii)

59. Dem Leser wird hier stillschweigend die Frage gestellt, wer von den beiden in den letzten Ajas vorgestellten Charakteren besser ist. Zeitweilig existieren beide tatsächlich in der Gesellschaft, und es ist nicht schwierig, sie voneinander zu unterscheiden. Dies ist die Antwort auf die herausfordernde Aussage der Quraischchch oben in Aja 11. (Mauduudi)

 

19. Und jeder wird entsprechend seinen Taten eingestuft60, und61 Er wird ihnen den Lohn ihrer Taten in vollem Maß zukommen lassen, und ihnen soll kein Unrecht zugefügt werden62.

60. Wörtlich: "Alle werden Rangstufen haben von dem, was sie taten" - siehe auch 3:132. (Asad)

Jedes Individuum hat seinen Rang und seine Handlungen, für die es im Rahmen seiner Fähigkeiten verantwortlich ist. (Qutb)

Im geistigen Reich gibt es feine Abstufungen. Jede Handlung, sei sie gut oder böse, wird genauestens abgewogen und mit ihren Absichten, Ergebnissen und Begleitumständen beurteilt. Dies ist keine grobe Einteilung. Die Früchte des Bösen entsprechen genau dem Grad des Bösen. Wie jedoch aus anderen Abschnitten hervorgeht, beispielsweise aus Suura 28:4 liegt der Lohn für Gutes weit über den Verdiensten, und zwar aufgrund der Gnade und unbegrenzten Barmherzigkeit Allahs. (Juusuf `Allii)

61. Das heißt: Damit ihnen ihre Taten voll und genau vergolten werden, und damit ihnen nicht das geringste Unrecht geschieht, werden im Jenseits viele Rangstufen nach oben und nach unten vorgesehen. (Alousi)

62. Weder gehen gute Handlungen und Opfer der Menschen verloren, noch werden die Bösen strenger bestraft als sie es verdient haben. (Mauduudi)

 

20. Und an dem Tag, an dem diejenigen, die leugneten, dem Feuer ausgeliefert werden (wird zu ihnen gesagt63): „Ihr habt alles, was euch an Gutem zustand, in eurem Erdenleben verbraucht und ausgekostet64. Heute aber sollt ihr schmachvolle Strafe erhalten65 dafür, das ihr ohne Recht hochmütig gewesen seid auf Erden66 und euch gegen aufgelehnt habt.

63. Es wird ihnen gesagt: Ihr habt auf der Erde viele. gute Gaben von bekommen. Ihr habt sie aber alle aufgebraucht, vergeudet und genossen wie die Tiere, ohne Allah dafür zu danken und ohne einen Teil davon für Mildtätigkeit zu verwenden; was ihnen dann Im Jenseits genützt hätte. Damit haben sie durch ihre Blindheit beim Genießen in ihrem kurzen Erdenleben ein ewiges schönes Leben vergeben. (Qutb)

64. "Ihr habt eure guten Dinge erhalten" bedeutet im Arabischen "danach gegriffen", "gierig an euch gerissen", "sie als vorübergehenden Genuss den ernsthafteren Dingen des Lebens vorgezogen", indem das Geistige für das Materielle geopfert wurde. (Juusuf `Allii) 

65. Ihr habt eure Wahl getroffen und müsst nun den Preis dafür bezahlen. Ihr habt rebelliert und Unrecht getan und seid stolz auf euer Unrecht gewesen, nicht gelegentlich, sondern ständig und absichtlich. Jetzt werdet ihr dafür entsprechend gedemütigt. (Juusuf `Allii)

66. Ohne jede objektive Rechtfertigung habt ihr arrogant das Leben nach dem Tod geleugnet. (Asad)

Obwohl ihr bloße Erdengeschöpfe seid. (Darjabaadi)

 

Abschnitt 4

21. Und gedenke des Bruders der Ad67, als er sein Volk bei den Sanddünen warnte68 - und es waren bereits Warner aus den umliegenden Völkern dahingegangen69: „Dient niemandem außer Allah. Ich fürchte wahrlich für euch die Strafe eines gewaltigen Tages70."

67. Vergleiche Suura 7:65 und die entsprechenden Fußnoten. Wichtig ist, dass der Warner, der zu den Ad geschickt wurde kein Fremder war, sondern ein Angehörige ihres eigenen Volkes, so wie es auch bei anderen Völkern der Fall war, letztendlich auch bei unseren Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Juusuf `Allii)

Dies knüpft insofern an den vorigen Aja an, als dieser Stamm "im Lande das Maß Allahs überschritten hatte" (vergleiche auch Suura 89:11). (Asad)

68. "Achqaf" أحْقَاف : die zerfliesenden Sanddünen. Vergleiche auch die Einführung zu dieser Suura. Dieselbe Erde, die ihnen mit Bewässerung und Allahs Segen Wohlstand und Macht gegeben hatte, sollte ihnen zum Verhängnis werden, als sie Allahs Gesetz brachen und Seine Gnade abwiesen. Siehe auch unten die Verse 24-26. (Juusuf `Allii)

Dies ist ein Name, der besonders dem südwestlichen Teil der Arabischen Wüste (arrub alhali) gegeben wird, die völlig unbewohnt ist. Dort befindet sich auch das legendäre Grab des Propheten Huud. Aus dem gegenwärtigen Zustand des Landes kann niemand schließen, dass es einstmals ein mächtiges Volk mit einer großartigen Kultur beherbergt hat. (Mauduudi)

69. Huud war bei weitem nicht der einzige Warner, der die Lehre von der Einheit         verkündete. (Darjabaadi)

Wörtlich: „von zwischen seinen Händen und von hinter ihm." Vergleiche auch Suura 2:255 und die entsprechenden Fußnoten. Dies spielt offensichtlich auf die vielen warnenden Botschaften in Huuds Zeit und vorher an, die das Volk Ad darauf hätten aufmerksam machen müssen, wie weit es vom rechten Weg abgewichen war. Indirekt erinnert dies auch daran, dass abgesehen von den Offenbarungen, die an Seine Propheten gerichtet sind, Allah die Menschen auch durch viele Zeichen leitet, die in der Natur und in den wechselnden Bedingungen der menschlichen Gesellschaft sichtbar sind. (Asad)

70. Damit ist der Tag der Auferstehung gemeint, der streng und machtvoll sein wird. (Qutb)

 

22. Sie sagten: „Bist du etwa zu uns gekommen, um uns von unseren Göttern abwendig zumachen71? So bringe doch das über uns, was du uns androhst, wenn du wahrhaftig bist72

71. Sie waren zu tief in ihre eigene böse Lebensweise verstrickt - in den Dienst an Allah ihren falschen Göttern - um den aufrichtigen Rat des Gesandten Allahs zu schätzen. Sie trotzen ihm und Allah, Der ihn gesandt hatte. Spottend forderten sie ihn auf, die angedrohte Strafe über sie zu bringen, denn sie verinnerlichten nicht den Imaan an ein Wort von dem, was er sagte. (Juusuf `Allii)

72. So weit geht ihr Misstrauen, ihr fehlendes Verständnis und ihre Missachtung des Warners, dass sie ihn herausfordern, die Strafe herbeizubringen, vor der er sie gewarnt hatte. (Qutb)

 

23. Er antwortete: „Wahrlich, das Wissen (darüber) ist einzig und allein bei Allah.73 Ich aber überbringe euch nur das, womit ich entsandt worden bin74. Doch ich sehe, dass ihr ein unverständiges Volk seid75."

73. Dass die Strafe für Böses eintrifft, ist und war immer sicher. Zu welchem Zeitpunkt genau sie eintreffen würde, konnte er nicht voraussagen. Es ist nicht Sache eines Propheten, sondern allein Allahs Sache, die Strafe herbeizubringen. Er musste jedoch sehen, dass es nutzlos war, an sie zu appellieren, denn sie waren mit ihrer Unwissenheit und Unvernunft zufrieden. (Juusuf `Allii)

74. Ich bin nur beauftragt, euch mitzuteilen, dass die Strafe kommt. (Darjabaadi)

75. Nur wegen eurer Dummheit nehmt ihr meine Warnung nicht ernst. Ihr könnt euch nicht vorstellen, wie streng Allahs Strafe ist und wie plötzlich sie über euch hereinbrechen kann. (Mauduudi)

 

24. Als sie dann Wolken aufziehen und auf ihre Täler zukommen sahen, sprachen sie: „Diese aufziehenden Wolken werden uns Regen bescheren76!“ „Nein77, es ist vielmehr das, was ihr beschleunigen wolltet - ein Wind, der eine schmerzliche Strafe bringt! -

76. Die Strafe kam plötzlich und völlig unerwartet. Sie wünschten sich Regen, sahen eine Wolke und freuten sich. Sie bewegte sich auf ihr eigenes Wohngebiet zu und würde ihre Kanäle mit Wasser füllen, so dass ihre Felder grün würden. Aber nein, es war ein furchtbarer Wirbelsturm, der Zerstörung mit sich brachte. Er vernichtete alles, was ihm in den Weg kam. Die Felder wurden mit Sanddünen zugedeckt. Der nächste Morgen graute über einer verwüsteten Landschaft. Wo waren nun die Menschen, die damit geprahlt hatten, ihrem Herrn zu trotzen? Nur die Ruinen ihrer Häuser legen Zeugnis von ihrer Vergangenheit ab. (Juusuf `Allii)

77. Das folgende sagte ihr Prophet Huud, Allahs Segen und Frieden auf ihm. (Darjabaadi)

Diese Antwort geben ihnen die vorliegenden Umstände. (Mauduudi)

 

25. Er wird alles zerstören nach dem Gebot seines Herrn!" - Dann, am Morgen78, war nichts zu sehen außer ihren Wohnstätten79. Das ist die Art und Weise in der Wir das sündige Volk belohnen80.

78. Dies ist ein Sprachbild, das man in der Rhetorik als Aposiopesis bezeichnet und das die Wirkung der Plötzlichkeit und Vollständigkeit der Katastrophe betonen soll. Das Verb "asbahu" im arabischen Text, das in der 3. Person Plural steht, lässt uns erwarten, dass uns hier mitgeteilt wird, was sie am Morgen taten. Aber nein! Sie waren vernichtet worden, und nur ein kleiner Teil von ihnen war geflohen (vergleiche 7:65 und die entsprechenden Fußnoten). Nichts war übrig geblieben als die Ruinen ihrer Häuser. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 69:6-8 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

79. Nichts als die Ruinen ihrer Häuser. (Juusuf `Allii)

Der Wind, wie er in diesem Aja beschrieben wird, lebt und versteht, und genau so ist das ganze Universum - es lebt und jede Kraft in ihm versteht den Befehl so wie er von Allah kommt und führt ihn unverzüglich aus. Der Mensch ist ein Teil dieses Universums. Wenn er den Imaan verinnerlicht mit seinem Herzen in vollkommener Harmonie mit dem ganzen Universum. Der Wind hat also den Befehl Allahs durchgeführt und zerstörte alles: die Menschen, das Vieh, die Einrichtungen und Gebrauchsgegenstände. Es war nichts mehr zu sehen außer der leeren verwüsteten Wohnungen. (Qutb)

80. Vergleiche auch Suura 7:65-72; 11:50-60; 23:31-41; 26:123-140; 29:40 und 41:15-15 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

 

26. Und wir hatten ihnen doch Macht und Ansehen verliehen, wie Wir es euch nicht gegeben haben81, und Wir hatten ihnen Gehör und Augenlicht und Verstand82 gegeben. Aber weder ihr Gehör noch ihr Augenlicht oder ihr Verstand nützte ihnen im Geringsten, da sie die Zeichen Allahs verwarfen83, und sie wurden von dem erfasst, worüber sie sich ständig lustig gemacht hatten84.

81. Damit sind in erster Linie die kaafir Makkaner angesprochen. (Darjabaadi)

Dies bezieht sich jedoch auch auf spätere Generationen. Die Ad waren unangefochtene Herren in ihrem Gebiet gewesen. Darüber hinaus waren die gesellschaftlichen Bedingungen zu ihrer Zeit so einfach und frei von den Unsicherheiten und Gefahren, von denen die Völker mit höheren Kulturen bedroht sind, dass man sie ohne weiteres als "fester etabliert" als andere Völker auf der Erde bezeichnen kann. (Asad)

82. Intellekt und Gefühl sind beide in dem Begriff "fuad" enthalten. (Asad)

Die Ad und ihre Nachfolger Samuud waren reicher mit künstlerischen, wissenschaftlichen und kulturellen Fähigkeiten ausgestattet als die vorislamischen Quraischchch. "Gehör" und "Augenlicht" bezieht sich auf die experimentellen Fähigkeiten; der Begriff "fuad" - "Herz" schließt im Arabischen den Intellekt oder die Fähigkeit zum logischen Denken ebenso ein wie Gefühle und Emotionen und ästhetische Fähigkeiten. (Juusuf `Allii)

83. Die Sinne und die Verstandeskraft nützten ihnen nicht sie sie ausschalteten und die Zeichen Allahs nicht wahrnehmen wollten. Das absichtliche Leugnen der Zeichen Allahs legt einen Schleier vor die Augen und macht die Ohren taub und die Herzen blind. Die Lehre, die wir daraus ziehen sollen ist, dass kein Mensch und keine Nation durch eigene Kraft, eigenen Reichtum oder Wissen verblendet und hochmütig werden soll. Denn hier wurde eine der Kräfte des Universums eingesetzt, um diejenigen, die Kraft, Reichtum und Wissen besaßen, so zu vernichten, dass nichts übrig blieb außer leeren Wohnungen. (Qutb)

84. Vergleiche auch Suura 45:33 und die entsprechenden Fußnoten. Sie spotteten über die Zeichen Allahs, aber diese waren dann gerade das, was sie überwältigte und zeigte, dass sie nicht mehr Macht hatten als irgendetwas anderes. (Juusuf `Allii)

 

Abschnitt 5

27. Und Wir haben bereits die Bewohner der euch umgebenden Städte vernichtet und verschiedene warnende Zeichen angeführt85, damit sie vielleicht umkehren.

85. Allein in der arabischen Geschichte und Überlieferung, ganz zu schweigen von Allahs Zeichen anderswo, fand Böses immer ein böses Ende, und zwar auf verschiedene Weise. Wollten dann spätere Völker nicht daraus lernen? (Juusuf `Allii)

In zeitlicher und räumlicher Nähe. Im weitesten Sinne bedeutet dies "die ganze übrige Welt". (Asad)

Allah vernichtete die Siedlungen in Arabien, deren Einwohner Seine Botschaft zurückwiesen wie die im Süden, die Samuud etwas nördlicher, Saba im Jemen, Madjan auf dem Weg nach Syrien, sowie das Volk Luuts, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Er gab ihnen allen vor ihrer Vernichtung mehrere Zeichen und Beweise, damit sie vom verderblichen Weg zurückkehrten. (Qutb)

 

28. Hätten diejenigen ihnen denn nicht helfen können, denen sie statt Allah dienten (mit der wagen Hoffnung), sie würden sie Ihm näher bringen86! Aber nein, sie entschwanden ihnen. Und so entpuppten sich ihre Lügen, und was sie zu erdichten pflegten87.

86. Dieser Satz weist darauf hin, dass sich dies nicht nur auf falsche Gottheiten bezieht, sondern auch auf vergötterte Heilige, seien sie lebendig oder tot, die angeblich als "Mittler" zwischen den Menschen und dem transzendenten Höchsten Wesen fungieren. (Asad)

87. Er macht sie hier auf die historische Tatsache aufmerksam, dass die Götzendiener vor ihnen verrichtet wurden, ohne dass ihre "Götter" sie retten konnten. Sie behaupteten, dass diese Nebengötter sie in die Nähe ringen würden. Aber ihre Anbetung brachte ihnen stattdessen den Zorn und die peinliche Strafe Allahs. Sie retteten sie nicht - sie ließen sie im Stich. Sie waren in der Not gar nicht mehr zu finden. Es waren alles erfundene und trügerische Vorstellungen, die so endeten. Worauf warten also die Götzendiener von den Quraisch. Es kann sie nur das gleiche Schicksal treffen! (Qutb)

Die falschen Dinge, die sie verehrten; waren Gebilde ihrer Phantasie. Auch wenn sie in Wirklichkeit existierten, hatten sie nicht die Eigenschaften, die sie sich vorstellten. (Juusuf `Allii)

 

29. Und als Wir dir eine Anzahl von Dschinn zuführten88, die dem Qur’an zu hörten89, sagten sie, als sie in seiner Anwesenheit waren90: „Schweigt und hört zu!" Und als (der Vortrag) beendet war, kehrten sie zu ihrem Volk zurück, und warnten es91.

88. Die Verbindung zwischen dem nun folgenden Abschnitt und dem vorigen besteht allem Anschein nach darin, dass, während diejenigen, die sich in Unrecht verstrickt haben (wofür die Ad als Beispiel angeführt werden), sich weigern, auf Allahs Botschaft zu achten, die im folgenden erwähnten "unsichtbaren Wesen" sofort ihren Wahrheitsgehalt erkannten und akzeptierten. (Asad)

Die Dschinn sind für uns ein Geheimnis des Universums. Wie wir längst wissen, ist das Universum um uns voller Geheimnisse, voller Kräfte und voller Geschöpfe, die nur zum kleinen Teil uns bekannt, zum großen Teil aber uns noch unbekannt sind. Jeden Tag entdecken wir einige dieser Geheimnisse und dieser Kräfte und lernen einige dieser Geschöpfe kennen. Einmal ist es ihr Wesen, einmal sind es Eigenschaften und manchmal sind es nur ihre Spuren die wir kennen lernen. Wir stehen erst auf den ersten Stufen des Wissens um das Universum. Doch das, was wir heute schon wissen, ist im Vergleich zu dem, was die Menschheit vor fünfzehn Jahrhunderten kannte, zum Teil noch verwunderlicher als die Dschinn, wie beispielsweise die Kenntnisse um den Aufbau des Atoms. Es werden uns offensichtlich mit der Zeit noch mehr Geheimnisse der Schöpfung erschlossen, dabei wird das Wissen der Menschen innerhalb eines bestimmten Kreises bleiben, von dem Allah sagte: „Euch ist nur wenig Wissen gegeben" 17:85. Deswegen dürfen wir nicht mit Bestimmtheit behaupten, dass es etwas, was wir heute nicht sehen können, nicht geben kann, denn es ist und bleibt vieles uns verborgen. Wenn Allah oder Seine Gesandten uns von solchen verborgenen Dingen berichten, so nehmen wir es zur Kenntnis und den Imaan verinnerlichen daran, weil wir an Allah, an Seinen Gesandten und an Seine Botschaft den Imaan verinnerlichen (Qutb)

89. Vergleiche auch Suura 72:1-15 und die entsprechenden Fußnoten. Aus diesen und ähnlichen Texten des Qur’an wie auch aus sicher überlieferten Aussagen unseres Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, fahren wir, dass es eine Art von Geschöpfen gibt, die als Dschinn bezeichnet werden. Sie sind aus Feuer erschaffen (vergleiche Suura 18:50; 38:73 und 55:15 sowie die entsprechenden Fußnoten). Die Dschinn sind also grundlegend andere Geschöpfe als die Menschen. Sie können die Menschen sehen, sind selbst aber für diese unsichtbar (vergleiche Suura 7:27 und die entsprechenden Fußnoten). Wir erfahren weiterhin, dass sie wie die Menschen auf dieser Erde leben, wenn auch sonst örtlich nichts genaueres angegeben wird (vergleiche Suura 2:38). Die Dschinn wurden Suleymaan zu verschiedenen Arbeiten auf der Erde dienstbar gemacht. Weiterhin wird uns mitgeteilt, dass sie fortan nicht mehr am Himmel horchen können. (Qutb)

Dies soll in der Oase Nachla gewesen sein, auf dem Weg zwischen Makka und Taif und ist offensichtlich identisch mit dem in Suura 72:1-15 erwähnten Ereignis. (Asad)

Nach den überlieferten Hadiisen muss das Zuhören der Dschinn mehr als einmal geschehen sein. (ibn Kasir)

90. Sobald sie die Rezitation unseres Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wahrnahmen. (Asad)

91. Als Verkünder der im Qur’an enthaltenen Aqida. Der Ausdruck "Warnen" schließt an die vorhergegangenen Bezugnahmen auf "warnende Botschaften" an. (Asad)

 

30. Sie sprachen: „O unser Volk! Wir haben fürwahr ein Buch gehört, das nach Muusa herabgesandt worden ist und das bestätigt, was ihm vorausging92. Es leitet zur Wahrheit und zu einem geraden Weg93.

92. Vergleiche auch Suura 72:1 und die entsprechenden Fußnoten. Die Bezugnahme auf den Qur’an als eine Schrift, die nach Muusa offenbart wurde - ohne dass ’Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, in diesem Zusammenhang erwähnt wird - deutet darauf hin, dass die Sprecher des jüdischen Diin gefolgt sein müssen. (Asad)

93. Diese Dschinn verinnerlichen den Imaan offensichtlich an  Propheten Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und seine Offenbarungsschrift. Nachdem sie den Qur’an gehört hatten, fühlten sie, dass darin dieselbe Lehre enthalten war wie die früherer Propheten. Sie verinnerlichten den Imaan infolgedessen an diese Schrift und den Propheten, der sie gebracht hatte. (Mauduudi)

Sie erwähnten das Buch Muusa ohne das Buch ’Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, weil das bedeutendste Buch vor dem Qur’an die Thora war. Sie enthielt das Gesetz Allahs, dem auch ’Isa folgen musste. (Qutb)

 

31. O unser Volk! Hört auf den, der euch zu Allah aufruft und verinnerlicht den Imaan an Ihn94, Er wird euch eure Schuld vergeben und euch vor einer schmerzlichen Strafe bewahren95.

94. Verschiedene Abgesandte der Dschinn haben in der Folgezeit nach der Überlieferung unseren Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, besucht, und zwar noch vor der Auswanderung nach Madina. (Mauduudi)

95. Derjenige, der zu Allah einlädt ist unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm,. Er lädt uns zu Allah ein: wenn wir an Allah und Seinen Gesandten den Imaan verinnerlichen wird Allah uns unsere Fehler vergeben und unsere Reue annehmen und uns vor der Strafe im zukünftigen Leben erretten. (Juusuf `Allii)

 

32. Und wer nicht dem Folge leistet, der zu Allah aufruft96, der kann sich (Allahs) Zugriff nicht entziehen auf Erden97, und niemand wird ihn vor Allah schützen können98. Das sind diejenigen, die sich in offenkundigem Irrtum befinden99

96. Dieser Satz kann noch zur Rede der Dschinn gehören, kann aber auch eine Hinzufügung von Allah sein. Angesichts des Zusammenhanges ist letzteres wahrscheinlicher. (Mauduudi)

Es ist sehr wahrscheinlich, dass dieser Aja eine Fortsetzung der Warnung der Dschinn an die Adresse ihres Volkes ist. Sie machen ihren Leuten, klar dass die Nichtbeachtung der Einladung Allahs schlimme Folgen hat, und dass es keine Rettung gibt wenn die Strafe Allahs kommt. Wer sich von Allah nicht rechtleiten lässt, der irrt in seinem gesamten Leben umher. (Qutb)

97. Wenn jemand sich weigert, an die Wahrheit den Imaan zu verinnerlichen, oder sich gar gegen sie auflehnt, hat dies keine Wirkung auf Allahs heiligen Plan, der seiner Vollendung zugeht. Es wird jedoch den Betreffenden von der Gnade ausschließen, und er wird als Gesetzloser hilflos herumirren. (Juusuf `Allii)

98. Niemand beschützt ihn im zukünftigen Leben. (Darjabaadi)

99. Vergleiche Suura 72:15 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

33. Sehen sie100 denn nicht, dass Allah, Der die Himmel und die Erde erschaffen hat und durch ihre Erschaffung niemals müde wurde101, sehr wohl vermag, die Toten wieder lebendig zu machen102. Doch nein, Er ist es fürwahr bei dem die Entscheidung über alle Dinge ruht.

100. Die kaafir Makkaner, die die Lehre von der Auferstehung ablehnten. (Darjabaadi)

101. Vergleiche Suura 2:255 (den Thronaja). Wenn Seine Macht nicht durch die Schöpfung und Erhaltung aller Dinge ermüdet oder erlahmt, dann kann Er sicherlich auch die Toten am Tag der Auferstehung wieder zum Leben bringen. (Juusuf `Allii)

Dies spielt offensichtlich auf die Lehre des Qur’ans an, dass Allahs Schöpferkraft unbegrenzt und unendlich ist. (Asad)

102. Das ganze Buch des Daseins legt Zeugnis von dieser Schöpferkraft ab, der endlosen Macht Dessen, Der dies alles hervor gebracht hat, sowohl die Himmel als auch die Erde. Und für Ihn, der die Menschen zum Leben gebracht hat, ist es leicht, sie nach ihrem Tode auch wieder zu erwecken. Die Betonung dieser Tatsache ist hier das Hauptziel. (Qutb)

 

34. Und am Tag, an dem diejenigen dem Feuer ausgeliefert werden, die (die Botschaft ablehnten103 (werden sie gefragt:) „Ist das nicht die Wahrheit104?" Sie werden antworten: „O ja! Bei unserem Herrn105!" Da wird Er sagen: „Kostet die Strafe dafür, dass ihr kaafir wart106."

103. Anschließend an die Beweisführung, dass die Auferweckung für Allah ein Leichtes ist, wird eine der Szenen vorgeführt, die die Leugner betrifft. Sie werden direkt vor die Hölle gebracht und spöttisch gefragt, ob es eine Wahrheit ist, was sie sehen. (Qutb)

104. Die ihr in eurem irdischen Leben ständig geleugnet habt. (Darjabaadi)

105. Bei ihrem Gott, auf Den sie nicht gehört hatten, als er sie einlud; Dessen Gesandten sie nicht gefolgt sind; Dem sie nicht gedient haben. Heute müssen sie die Wahrheit erkennen, die sie geleugnet haben. (Qutb)

106. Die Wahrheit, die sie geleugnet haben, ist ihnen nun allzu deutlich. Sie sind vom Licht der Wahrheit, vom Licht von Angesicht ausgeschlossen. Das ist in sich selbst eine furchtbare Strafe. (Juusuf `Allii)

 

35. So fasse dich in Geduld107, wie die Standhaften unter den Gesandten sich in Geduld gefasst haben108. Und wünsche ihre Strafe nicht herbei! Denn, an dem Tag, an dem sie sehen werden, was ihnen angedroht wurde109, wird ihnen sein, als hätten sie nur eine Stunde eines Tages auf der Erde verweilt110. Die Botschaft ist verkündet111. Wird wohl jemals ein Volk vernichtet außer dem, das sich gegen Allah auflehnt112?

107. Bezüglich der Verfolgungen und Beleidigungen der Mu'mins durch die Wahrheitsleugner. Damit ist in erster Linie unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gesprochen. (Darjabaadi)

Diese Anweisung wird an Muhammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gerichtet, der so viele Beleidigungen, Spott und Verfolgung von seinem Volk erlitt und ertrug - Muchammad, der ein entbehrungsreiches Leben führte, der als Waisenkind ohne Vater, dann ohne Mutter und schließlich ohne den schützenden Großvater bei seinem kinderreichen Onkel lebte, dann als Prophet den unterstützenden Onkel und die treue und tröstende Ehefrau verlor. Muchammad; er immer und immer wieder vergeblich versuchte, Schutz bei irgendeinem der vielen Stämme in Arabien zu finden, um die Botschaft Allahs zu verkünden. Einmal wurde er so gequält und von Kindern und herzlosen Dienern mit Steinen so heftig beworfen, dass er mit blutenden Beinen den langen Weg nach Makka zurücklegen musste. Dann tat er nichts anderes als mit einem frommen Bittgebet sich an seinen barmherzigen zu wenden. Dieser Muchammad wird von Allah angewiesen Geduld zu üben und seinem frevlerischen Volk noch eine Frist zu lassen. Daraus sehen wir, dass der Weg eines Rufers zu Allah ein mühsamer Weg ist, der viel Geduld, Entbehrungen und Opfer abverlangt. (Qutb)

108. Die früheren Gesandten. (Darjabaadi)

109. Alle spirituelle Arbeit schreitet fort, wenn die Zeit reif ist. Wir sollten niemals ungeduldig werden, weder über ihren Erfolg noch über die Strafe für diejenigen, die sich dagegen wenden oder sie unterdrücken wollen. Die unvermeidliche Strafe ist eine verheißene Strafe. Sie kommt so bald und so plötzlich, dass es scheint, als wäre nicht ein einziger Tag inzwischen vergangen. Zeit ist ein wichtiger Faktor in den Angelegenheiten dieser Welt, zählt aber im geistigen Reich kaum. (Juusuf `Allii)

Die Realität des Lebens nach dem Tod. (Asad)

110. Auf diese gleichnishafte Weise weist der Qur’an auf die illusorische Vorstellung von "Zeit" hin, wie sie vom Menschen erfahren wird - eine Vorstellung, die nichts mit der letztendlichen Wirklichkeit zu tun hat, die sich im zukünftigen Leben entfaltet. (Asad)

Eine Stunde eines Tages ist eine kurze Zeitspanne. Es ist ein blitzartiges Leben, das man vor dem Jenseits lebt, das mit all seinen schönen und seinen leidenschaftlichen Stündchen so schnell vergeht, wie eine einzige Stunde, dann steht jeder Mensch vor seinem ewigen Leben. Das kurze Leben auf der Erde war aber lang genug um jedem das eigentliche - ewige - Leben klar werden zu lassen. Wer seine Augen, seine Ohren und seine Urteilskraft nicht richtig benutzen will, der ist selbst schuld. (Qutb)

111. Aufgabe des Verkünders ist es, die Botschaft in eindeutigen Worten zu erklären. Wenn Menschen sich diesem widersetzen, ist es zu ihrem eigenen Schaden, aber nur die rebellischen Widersacher werden bestraft. Es besteht immer Hoffnung auf Vergebung nach, Reue und Umkehr. (Juusuf `Allii)

112. Gelegentlich haben auch Rechtschaffene zusammen mit den Übeltätern zu leiden. Dies ist jedoch nicht ihre Vernichtung, denn sie werden dafür im zukünftigen Leben voll entschädigt und erlangen Seligkeit. (Siddiqi)

 

Einführung zu Suura 47

Wir haben die vorliegende Anordnung der Suuras nach thematischen Gesichtspunkten untersucht und verfolgt, unabhängig von der chronologischen Zuordnung, und sind zu dem Ergebnis gekommen, dass eine logische Verbindung zwischen ihnen besteht. Hier sind nun mehr als fünf Sechstel des Qur’an abgeschlossen. Das übrige Sechstel besteht aus kurzen Suuras, aber diese sind auch wieder thematisch gruppiert.

Die erste dieser Gruppen besteht aus drei Suuras (Suura 47 - 49), die sich mit der Organisation der muslimischen Gemeinschaft befassen, sowohl mit der äußeren Verteidigung als auch mit den inneren Beziehungen. Die vorliegende Suura behandelt die Notwendigkeit der Verteidigung gegen äußere Feinde mit Mut und eifrigen Kampf und stammt aus den ersten Jahren nach der Hidschra, als die Muslime von der Vernichtung durch eine Invasion aus Makka bedroht waren. (Juusuf `Allii)

Zusammenfassung:

Aggressive Feindseligkeit gegenüber Islam und Wahrheit sollten entschlossen bekämpft werden, und Allah wird uns leiten. (Ajas 1 - 19)

Feigheit und Unentschlossenheit werden verurteilt; diejenigen, die sich Mühe geben, und diejenigen, die sich abwenden. werden voneinander getrennt. (Ajas 20 - 38)

 

Muchammad

Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen.

 

1. Diejenigen, die (die Botschaft Allahs) zurückweisen1 und die Menschen vom Weg Allahs abhalten2, deren Werke lässt er ihr Ziel verfehlen3.

1. Vergleiche auch unten die Ajas 32 und 33 und die entsprechenden Fußnoten. (Qutb)

2. Das Verb "sadda" wir im Arabischen sowohl transitiv als auch intransitiv braucht. Der Satz bedeutet daher: "sie hielten sich selbst von Allahs Wegen fern" und "sie hielten andere von Allahs Wegen ab". (Mauduudi)

3. Alles, was sie tun, verfehlt sein Ziel, denn, Allah ist der Ursprung aller Energie und allen Lebens. Wenn die Bösen versuchen, Menschen zu verfolgen oder von der Wahrheit abwendig zu machen, ist das Ergebnis ihren Absichten entgegengesetzt. (Juusuf `Allii)

Ihre guten Handlungen werden durch dieses Verhalten so übertönt, dass sie am Tag der Auferstehung nicht mehr zählen. Vergleiche auch unten Aja 9 und die entsprechenden Fußnoten. Dieser Aja schließt an den letzten Aja von Suura 46 an. (Asad)

Allah gewährt ihnen nicht die Gnade, dass ihre Mühen und ihr Einsatz zum Fortkommen auf dem rechten Weg beitragen. Was immer sie tun, sie tun es für falsche Zielsetzungen und Absichten. (Mauduudi)

Die Listen und Verschwörungen, die sie gegen unseren Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und gegen die Muslime ausheckten, schlugen alle fehl. Selbst die Handlungen, die bei frommer Absicht von Allah hoch belohnt wurden, verfehlen bei ihnen jegliche Belohnung. (Qutb)

 

2. Doch diejenigen, die mu'min sind und gute Werke tun und an das den Imaan verinnerlichen - was Muchammad herabgesandt Worden ist4 - und es ist die Wahrheit von ihrem Herrn -, deren Übel wird Er bedecken und ihren Zustand verbessern5.

4. "Was Muchammad herab gesandt wurde" wird och einmal besonders betont, denn nach Muchammads, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Berufung zum Propheten ist der Imaan eines Menschen an Allah und Seine Offenbarungsschriften unvollständig, solange er nicht auch an die Lehren den Imaan verinnerlicht, die er übermittelt hat. Diese Erläuterung war notwendig, denn nach der Auswanderung machten die Muslime auch mit Menschen Bekanntschaft alle Grundsätze der Aqida akzeptierten, sich jedoch weigerten, Muchammad - Friede sei mit ihm - als Gesandten Allahs anzuerkennen. (Mauduudi)

5. "Baal" بَال bedeutet Zustand, sowohl äußerlich als auch Zustand des Herzens oder des Gemüts. Beide Bedeutungen treffen hier zu. Je mehr die Bösen toben, um so besser ist die Lage der Rechtschaffenen, und Allahs Macht es für die Rechtschaffenen immer leichter, die Wahrheit zu lieben und ihr zu folgen. (Juusuf `Allii)

Sowohl in dieser Welt als auch im zukünftigen Leben. (Darjabaadi)

Allah wird alles auslöschen, was sie in der Zeit der Unwissenheit aus Fehlern und Vergehen begangen haben; dafür werden sie jetzt nicht mehr verantwortlich gemacht. Außerdem hat Allah alle falsche Vorstellungen und Werte von ihnen entfernt, in die sie verstrickt waren; jetzt gibt es in ihren Herzen Imaan statt Unwissenheit und rechtschaffenes Handeln statt Unmoral. (Mauduudi)

Das Bereitsein von Sorgen und die selige Ruhe sind hochrangige Geschenke Allahs; die unmittelbar hinter dem Imaan an Allah stehen, nämlich in ihrer Wertstellung und ihrer Wirkung. Wenn man keine Sorgen hat, wenn die Gefühle und Gedanken richtig, das Herz und das Gewissen beruhigt, die Nerven entspannt und die Seele zufrieden sind, dann gibt es keinen besseren Zustand, den man sich herbeiwünschen würde. (Qutb)

 

3. Dies weil diejenigen, die kaafir sind, denn Falschen folgen6 und weil die, die der Wahrheit von ihrem Herrn folgen7. Auf diese Weise prägt Allah den Menschen ihre Gleichnisse8.

6. Warum ist das alles so? Es ist keine ungerechte Bevorurteilung und auch kein Zufall. Es sind wohl begründete Verhältnisse gemäß einem ewigen Gesetz Allahs, das auf der Wahrheit als Fundament aufbaut. Sinnloses, Falsches hat keinen Bestand im System dieses Dasein und muss schließlich untergehen. Und mit ihm vergeht jeder, der sich daran orientiert und ihm folgt. Deswegen sind auch die Handlungen der und Ungerechten hinfällig, denn sie beruhen auf Sinnlosem. (Qutb)

7. "Haq" (Wahrheit und Recht) ist die Grundlage, auf der Himmel und Erde bestehen sowie auch die Beziehungen dieses Daseins. Wenn der Mu'min der Wahrheit von seinem Herrn folgt, gibt es einen wesentlichen Unterschied gegenüber dem Ungerechten, der dem Sinnlosen folgt. (Qutb)

8. Größere geistige Wahrheiten begreifen wir anhand von Gleichnissen und Parabeln von Dingen, die wir in der äußerlichen Welt beobachten können. Wenn ein Mensch einer Fata Morgana nachläuft - sonst einer Erscheinung, die keine reale Existenz hat, kann er niemals sein Ziel erreichen, während der Mensch, der Allahs Licht folgt, das ihn weiterführt, zufriedener, vernünftiger und im Leben gefestigter sein muss, und zwar in jedem Augenblick seines Lebens. (Juusuf `Allii)

Dies bezieht sich nach Ansicht der wichtigsten Kommentatoren auf die gleichnishafte Ausdrucksweise der obigen drei Ajas. Ähnlich verhält es sich mit vielen Ausdrücken im Qur’an, die sich auf den geistigen Zustand des Menschen und seine Ziele in dieser Welt und im zukünftigen Leben beziehen. (Asad)

So gibt Allah dem Menschen die Maßstäbe mit denen er seinen Wert und seine wahre Rangstellung misst. (Qutb)

 

4. Wenn ihr also (im Kampf) auf die Kufar trefft, dann schlagt ihnen auf den Nacken9, bis ihr sie niedergekämpft habt10; dann legt sie in Fesseln11. Da nach gebt sie entweder auf dem Gnadenweg12 oder gegen Lösegeld13 frei bis der Krieg endgültig vorüber ist14. Tut dies15! Und wenn Allah gewollt hätte, hätte Er gewiss (Selbst) gegen sie vorgehen können16. Doch Er will die einen von euch durch die anderen prüfen17. Und diejenigen, die auf dem Weg Allahs getötet wurden18, deren Taten wird Er ganz gewiss ihr Ziel nicht verfehlen lassen19.

9. Wenn der Kampf notwendig ist, sollte er mit äußerster Entschlossenheit geführt werden. Wir sollten an den entscheidenden Stellen treffen ("Schlagt ihren Nacken"), sowohl buchstäblich als auch im übertragenen Sinne. Man kann nicht mit Samthandschuhen kämpfen. (Juusuf 'Allii)

Nämlich diejenigen, die andere von Allahs Wegen abhalten. Dies schließt an Aja 1 oben an und die Grundlagen fest, auf denen überhaupt ein bewaffneter Kampf geführt werden darf: nämlich zur Verteidigung von Islam und Freiheit (vergleiche in diesem Zusammenhang Suura 2:190 und die entsprechenden Fußnoten). Mit anderen Worten, wenn diejenigen, die "die Wahrheit leugnen", die Muslime ihrer gesellschaftlichen politischen Freiheit berauben und es ihnen unmöglich machen, in Übereinstimmung mit den Grundsätzen ihres Diins leben, ist der bewaffnete Kampf erlaubt und - darüber hinaus - eine Pflicht. Der ganze obige Aja bezieht sich auf Kampfhandlungen, die bereits begonnen haben (vergleiche Suura 2:191 und die entsprechenden Fußnoten), und es besteht kein Zweifel daran, dass er nach Suura 22:39-40 offenbart wurde, wo zum erstenmal von bewaffnetem Kampf die Rede ist. (Asad)

10. So dass sie besiegt sind und ihre Energie zum Bösen unter Kontrolle ist. (Darjabaadi)

11. Zunächst wird es nicht ohne Blutvergießen abgehen, aber wenn der Feind mit fairen Mitteln geschlagen ist, was bedeutet, dass er nicht mehr in der Lage ist Schaden anzurichten, dann sollten konsequente Maßnahmen getroffen werden, ihn unter Kontrolle zu halten. So verstehe ich die Worte "bindet Band" oder "legt (sie) in Fesseln". Andere haben dies jedoch buchstäblich als eine Aufforderung verstanden, Gefangene zu machen. Vergleiche hierzu auch Suura 8:67 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Zusätzlich zur Erlaubnis, den Gegner gefangen zu nehmen, bezieht sich dies auch auf Sicherheitsmaßnahmen, die es ausschließen, dass er in absehbarer Zeit seine Aggressionen wieder aufnimmt. (Asad)

12. Nach der Entscheidung des islamischen Führers und entsprechend der Lage der Dinge. (Darjabaadi)

13. Wenn der Gegner unter Kontrolle gebracht ist, ist Großzügigkeit (das heißt die Freilassung der Gefangenen ohne Gegenleistung) oder Lösegeld angeraten. (Juusuf `Allii)

Der Begriff "Auslösung" oder "Lösegeld" bezieht sich auch auf einen gegenseitigen Gefangenenaustausch. (Asad)

14. Wörtlich: bis der Krieg seine Lasten niederlegt. (Anm. d. Über.)

Zusammenfassend muss folgendes gesagt werden:

1. Das eigentliche Ziel einer kriegsführenden islamischen Armee besteht darin, den Gegner kampfunfähig zu machen. Keinesfalls darf die Gier nach Gefangenen oder Beute damit verbunden sein.

2. Über die Kriegsgefangenen wird hier gesagt, dass sie gegen Lösegeld oder ohne Gegenleistung freigelassen werden sollen. Dies impliziert, dass sie keinesfalls getötet werden dürfen. Als Hadschdschadsch ibn Juusuf Abdullah ibn ’Umar aufforderte, Kriegsgefangene zu töten, weigerte dieser sich unter Berufung auf diesen Aja.

3. In besonderen Fällen von Verrat oder ähnlichem ist es möglich, dass nach einer gerichtlichen Entscheidung Gefangene ihren Kriegsgefangenenstatus verlieren und hingerichtet werden.

So geschah es beispielsweise in einigen Einzelfällen nach der Schlacht von Haibar und nach der Einnahme von Makka. Auch dann kann der Gefangene nicht hingerichtet werden, wenn er inzwischen den Islam angenommen hat oder aus dem staatlichen Gewahrsam in private Hände übergegangen ist. Auch im Falle eines schweren Vergehens darf er keinesfalls gefoltert werden.

4. "Erweist ihnen Großzügigkeit oder akzeptiert Lösegeld für sie" bedeutet auch, dass sie als Gefangene gut behandelt werden müssen; dass sie als Sklaven in private Hände gegeben werden sollen (mit den entsprechenden Möglichkeiten, sich selbst freizukaufen oder aus dem Saka-Fonds freigekauft zu werden. Anm. d. Übers); dass sie den Schutzbestimmungen für nichtmuslimische Minderheiten unterstehen; dass sie gegebenenfalls ohne Gegenleistung freigelassen werden. Die Regierung kann je nach der Sachlage entsprechende Maßnahmen festlegen.

5. Solange sich ein Kriegsgefangener im Gewahrsam des Staates befindet, ist dieser für Nahrung und Kleidung verantwortlich, ebenso für seine medizinische Behandlung, wenn er krank oder verwundet ist. In der Zeit unseres Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, kam es vor, dass Kriegsgefangene besser behandelt wurden als die Familien, in deren Gewahrsam sie gegeben worden waren.

6. Kriegsgefangene dürfen nicht zu Zwangsarbeit herangezogen werden. Wenn sie nicht gegen andere Kriegsgefangene ausgetauscht oder ausgelöst werden, sollen sie als Sklaven in den Besitz von Privatpersonen übergeben werden mit der Auflage, sie gut zu behandeln.

7. Kriegsgefangene können auch ohne Gegenleistung freigelassen werden und im islamischen Staat weiterhin unter den für nichtmuslimische Minderheiten gültigen Schutzbestimmungen leben. So verfuhr unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, selbst beispielsweise mit den Bewohnern von Haibar, und der Halif ’Umar führte dies konsequent fort.

8. In der Zeit unseres Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, selbst ist es oft vorgekommen, dass Gefangene ohne jede Gegenleistung freigelassen wurden und dass sie so von Feinden zu Freunden geworden sind.

9. Nach der Schlacht von Badr sind Gefangene auch gegen Lösegeld freigelassen worden. Spätere Gelehrte fanden diese Lösung jedoch unbefriedigend, denn die Gefahr besteht, dass der islamische Staat zwar die Gelder bekommt, der Freigelassene aber wieder bereit ist, zu den Waffen zu greifen. Nach wie vor ist dieses Verfahren jedoch erlaubt.

10. Nach der Schlacht von Badr finden wir auch ein Beispiel dafür, dass Gefangene gegen von ihnen geleistete Dienste freigelassen wurden. Ihnen wurde aufgetragen, jeweils zehn muslimische Kinder Lesen und Schreiben zu lehren und damit ihre Freiheit zu erlangen.

11. Auch für einen gegenseitigen Austausch von Kriegsgefangenen gibt es aus der Zeit unseres Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, verschiedene Beispiele. Aus diesen Erläuterungen wird deutlich, dass der Islam eindeutige Gesetze bezüglich der Behandlung von Kriegsgefangenen gegeben hat, die alle denkbaren Umstände abdecken. (Mauduudi)

Diese Suura legt die Grundprinzipien fest, die von den Muslimen während ihrer Kämpfe gegen nichtmuslimische Feinde, die die Muslime angreifen, eingehalten werden sollen. Es ging hier um die Götzendiener von Arabien, die den Islam und die Muslime auslöschen wollen. Diese Grundprinzipien sollen jedoch in allen ähnlichen Fällen angewandt werden. (Anm. d. Übers.)

15. "So (ist es euch befohlen worden)". (Juusuf `Allii)

16. Allah hat den Menschen diesen Kampf nicht auferlegt, weil Er ihre Hilfe gegen die Kufar braucht - darüber ist Er erhaben! Er will vielmehr dadurch die Menschen prüfen. In jeden Zeitalter und überall gibt es Wahrheitsgegner, die die Menschen von Allah Wegen abbringen wollen, und Mu’minuun  , die standhaft Widerstand leisten. (Qutb)

17. Die Mu'minuun werden in ihrem Imaan geprüft, wie weit sie bereit sind, Opfer zu bringen, selbst wenn es um ihr eigenes Leben geht. Die Gegner werden ebenfalls geprüft; bei ihnen geht es darum, ob sie umkehren und in Freiheit und Sicherheit ein rechtschaffenes Leben führen wollen. (Juusuf `Allii)

Auf diese Weise wird den  Mu'min ermöglicht, die Tiefe ihrer Überzeugung durch ihre Handlungen unter Beweis zu stellen und ihre Bereitschaft zur Selbstaufopferung zu zeigen, und den Angreifern wird ermöglicht, ihr Unrecht einzusehen und der Wahrheit näher zu kommen. (Asad)

18. Hier gibt es zwei alternative Lesarten:

1. "qatalu" "diejenigen, die kämpfen" und

2. "qutilu", "diejenigen, die getötet werden". Die Bedeutung der ersten Lesart ist weiter und schließt die der zweiten mit ein. (Juusuf `Allii)

Nur wer Wege Allahs getötet wird ist Märtyrer (Schafid). Auf dem Wege Allahs heißt, dass er kämpft, damit das Wort  a oberster Stelle steht. (Qutb)

19. Im Gegensatz zu den Werken der   Kufar gehen die Werke der Märtyrer nicht verloren. Sie wirken weiter nach ihrem Tod, sowohl in der muslimischen Gemeinschaft, als auch in ihrem eigenen jenseitigen Leben. (Qutb)

 

5. Er wird sie rechtleiten und ihnen Seelenruhe schenken20,

20. Denn Allah ist ihr Herr, für dessen Sache sie getötet worden sind, und dies ist ein Versprechen Seinerseits. (Qutb)

Allah, ihr gnädiger Gott, auf dessen Wege sie getötet wurden, leitet sie und betreut sie nach ihrem Tod, so dass ihre Seelen rein und glücklich ins Himmelreich eingehen. Ihr Leben geht in Wirklichkeit dort weiter, wo alles weit schöner ist. Die Erdenbewohner aber nehmen dieses ununterbrochene Leben nicht wahr. (Qutb)

 

6. Und Er wird sie ins Paradies eingehen lassen, das Er ihnen verheißen hat21.

21. Wie Imaam Achmad in seinem Musnad anführt, hat unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gesagt: „Dem Märtyrer werden sechs Vorteile gewährt: Beim ersten Tropfen seines Blutes werden ihm alle Sünden vergeben, er sieht seinen Platz im Paradies, wird mit den schönen Paradiesjungfrauen verheiratet, er bleibt am Tag der größte Schrecken seelenruhig und unberührt, er erfährt keine Pein im Grab, und wird geschmückt mit dem Kleid des Imaans." (Qutb)

 

7. O die ihr den Imaan verinnerlicht! Wenn ihr Allah helft22, dann wird (auch) Er euch helfen23 und eure Schritte festigen24.

22. Indem ihr Seinem Gesetz folgt, das eine vollkommene Lebensweise aufzeigt, Seine Maßstäbe anlegt und Sein Gesetz im alltäglichen Leben verwirklicht. Streben und Zeugnis bringen uns nur dann zu unserem Ziel, wenn sie für Allahs Sache allein sind. Dies gilt auch für unser Sterben in Seinem Wege und allen Einsatz mit unserer Person und unserer Lebensweise. (Qutb)

23. Gegen eure Feinde. (Darjabaadi)

Und wie können die Mu'minuun Allah helfen? In ihren Seelen sollen sie mit ihren Taten Sein Wohlgefallen erstreben und gar nichts, weder heimlich noch offen, zur Seite stellen. Sie sollen Ihn mehr lieben als sich selbst und als alles andere, was sie lieben und woran sie Freude haben. Alle ihre Wünsche und ihre Gefühle sollen im Einklang mit Seinen Geboten sein. Das ist die Art und Weise, wie man für Allah in seiner Seele Partei nimmt. Außerdem sollen die Mu'minuun die Gesetze Allahs, die Er offenbarte und von Seinem Gesandten erklären ließ, in ihrem gemeinschaftlichen Leben durchführen und genau beachten, und zwar all Gesetze ohne Ausnahme. So helfen sie Allah in ihrem täglichen Leben. Das sind die Bedingungen, die die Mu’minuun erfüllen müssen. Wenn sie das tun, kommt die Hilfe Allahs und Seine Verstärkung und Festigung ihrer Schritte ganz bestimmt. (Qutb)

24. Dies wurde bei der Schlacht von Badr und bei anderen Anlässen veranschaulicht. (Darjabaadi)

 

8. Doch die, die kaafir sind25, über die wird Unheil kommen26 und deren Werke ihr Ziel verfehlen27.

25. Die sich gegen Allahs Gebote auflehnen und verschwören. (Darjabaadi)

26. Bereits in dieser Welt. (Darjabaadi)

"Tas" bedeutet Stolpern, Fallen. (Mauduudi)

27. Alles, was sie tun, verfehlt sein Ziel, denn, Allah ist der Ursprung aller Energie und allen Lebens. Wenn die Bösen versuchen, Menschen zu verfolgen oder von der Wahrheit abwendig zu machen, ist das Ergebnis ihren Absichten entgegengesetzt. (Juusuf `Allii)

Ihre guten Handlungen werden durch dieses Verhalten so übertönt, dass sie am Tag der Auferstehung nicht mehr zählen. Vergleiche auch unten Aja 9 und die entsprechenden Fußnoten. Dieser Aja schließt an den letzten Aja von Suura 46 an. (Asad)

Allah gewährt ihnen nicht die Gnade, dass ihre Mühen und ihr Einsatz zum Fortkommen auf dem rechten Weg beitragen. Was immer sie tun, sie tun es für falsche Zielsetzungen und Absichten. (Mauduudi)

Die Listen und Verschwörungen, die sie gegen unseren Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und gegen die Muslime ausheckten, schlugen alle fehl. Selbst die Handlungen, die bei frommer Absicht von Allah hoch belohnt wurden, verfehlen bei ihnen jegliche Belohnung. (Qutb)

 

9. Dies, weil sie das hassen, was Allah herabsandte28. Darum ließ Er ihre Werke fruchtlos werden29.

28. Nämlich die Offenbarung, die sich auf die Verantwortlichkeit des Menschen vor Allah bezieht. (Asad)

Sie zogen ihre Neigungen abergläubischen Bräuche und moralischen Abweichungen aus der Zeit der Unwissenheit der Rechtleitung Allahs. (Mauduudi)

29. Ihre Handlungen sind "fruchtlos" in dem Sinne, dass sie erfolglos sind; sie bringen nicht die Ergebnisse, die die Handelnden von ihnen erwartet hatten. Sie sind jedoch nicht davon ausgenommen, dass sie die natürlichen Folgen des Bösen hervorbringen, nämlich weiteres Absinken und Elend für die betreffende Seele. (Juusuf `Allii)

Der Partikel "faa" فَأ am Anfang dieses Satzes weist auf eine Konsequenz hin, mit anderen Worten, mit ihrer Ablehnung gegenüber der Vorstellung einer moralischen Verantwortlichkeit, wie sie in allen Offenbarungen Allahs halten ist, verlieren die Handlungen derer, die "die Wahrheit leugnen", allen moralischen Wert, auch wenn sie sonst als "gut" bezeichnet werden könnten. Dieses Gesetz der inneren Kausalität erklärt den Satz "Er lässt ihre Handlungen zunichte werden" in Ajas 1 und 3. (Asad)

 

10. Sind sie denn nicht im Land umhergezogen, um zu sehen, wie das Ende derjenigen war, die vor ihnen waren30? Allah hat völlige Vernichte über sie gebracht und den Kufar wird das gleiche wie ihnen zuteil31.

30. Das Böse findet ein böses Ende. Die gesamte Geschichte der Vergangenheit zeigt es. Wollen die Menschen jeder Generation nicht daraus lernen? Allah hilft Seinen Dienern, aber diejenigen, die gegen Allah rebellieren, haben niemanden, der ihnen hilft. (Juusuf `Allii)

31. Spöttische Ablehnung geistiger Wahrheiten schlägt unweigerlich auf die Spötter zurück und hat nicht nur eine schädliche Wirkung auf ihr persönliches Leben, sondern schädigt, wenn sich eine solche Haltung in einer Gesellschaft ausbreitet, die moralische Grundlage der Gemeinschaft und somit ihr irdisches Glück und manchmal sogar ihre physische Existenz. (Asad)

 

11. Dies, weil Allah denen beisteht, die einen Bund mit ihm schlossen32, während den Kufar niemand beisteht33.

32. Wenn jemand Allah als Helfer und Beschützer hat, dann genügt Er für ihn, denn Allah verlässt ihn nicht und bricht auch Sein Versprechen nicht. (Qutb)

33. Als bei der Schlacht von Uhud unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, verwundet wurde und in einem Gebirgspass ausruhte, rief Abu Sufjaan: „Wir haben Ussa und ihr nicht." Darauf antworteten unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und seine Gefährten: „Unser Beschützer und Helfer ist Allah und ihr habt keinen Beschützer und Helfer." analog zu diesem Aja. (Mauduudi)

 

Abschnitt 2

12. Wahrlich, Allah wird diejenigen, die mu’min sind und gute Werke tun, in Gärten eingehen lassen, durch die Ströme fließen. Doch diejenigen, die kaafir sind, genießen34 und fressen, wie das Vieh frisst35, und das Feuer wird ihr Quartier sein.

34. Dies ist ein passendes Gleichnis. Das Vieh frisst sich satt, hat aber keine höheren Interessen. Menschen, die ausschließlich dieser Welt dienen, sind nicht besser: ihr Vergnügen reicht nicht höher als das des Viehs. Sie haben keine Vorstellung von geistigem Glück. Im Gegenteil: da sie mit geistigen Ansagen ausgestattet wurden, entgehen sie nicht dem Feuer der Strafe. (Juusuf `Allii)

35. Ohne sich über die Zukunft Gedanken zu machen. (Darjabaadi)

So wie Tiere fressen und nicht darüber nachdenken, woher die Nahrung kommt, wer Sie erschaffen hat und welche Rechte der Schöpfer über sie hat, so fressen diese Leute und haben darüber hinaus keine höheren Werte oder Ideale. (Mauduudi)

Der Hauptunterschied zwischen einem Menschen und einem Tier ist, dass der Mensch einen Wissen und ein Ziel hat und eine besondere Vorstellung vom Leben, welche auf seinem echten Fundamenten aufbaut, das von Allah, dem Schöpfer des Lebens offenbart wurde. Wenn dem Menschen das alles verloren geht, verliert er damit die wichtigsten Eigenschaften des Menschen, die seine Art auszeichnen und ihn über die Tiere erheben. (Qutb)

 

13. Und wie so manche Stadt, die mächtiger war als deine Stadt, die dich vertrieben hat,36, haben Wir zerstört, ohne dass jemand ihnen helfen konnte37.

36. Dies bezieht sich auf das kaafir Makka, das unseren Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, vertrieb, weis er rechtschaffen war und zur Umkehr aufrief. Diese Suura muss demnach nach der Hidschra offenbart worden sein. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 6:131 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

37. Als unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, eine Heimatstadt Makka verlassen musste, sagte er: „O Makka, du bist die geliebteste Stadt in Allahs Augen, und ich siebe dich von allen Städten Allahs am meisten; wenn die Götzendiener mich nicht vertrieben hätten, dann hätte ich dich nie verslassen." Daraufhin wird hier gesagt: „Die Leute von Makka glauben, mit deiner Vertreibung einen großen Erfolg erlangt zu haben, während sie in der Tat damit nur ihren eigenen Untergang besiegelt haben." (Mauduudi)

 

14. Ist also der, der klare38 Beweise von seinem Herrn hat, gleich dem, dessen üble Taten ihm bunt geschmückt werden39 und denen, die ihren Gelüsten nachgehen40?

38. Deutlich oder erleuchtet, ein Weg, auf dem Allahs Licht leuchtet. (Juusuf `Allii)

39. Durch die Einwirkungen des Bösen. (Darjabaadi)

40. Kann das endgültige Ziel der Mutaqiin dasselbe sein wie das der Kufar? (Darjabaadi) Die

Die Mu'miniin sahen die wahren Zeichen und erkannten die Wahrheit. Sie waren auch sicher über ihren Ursprung. Sie pflegten die Verbindung zu ihrem gnädigen Herrn und ließen sich direkt von Ihm leiten, während die Kufar sich täuschen und betrügen ließen. Was hässlich und übel ist, schien ihren kranken Seelen schön und gut. Sie folgten dem flüchtigen Schein ohne genau zu sehen und zu überlegen. Sie lebten dahin ohne Maßstab und ohne Licht. (Qutb)

 

15. Um euch ein Bild41 von dem Paradiesgarten (zu vermitteln), der den Allahs Mutaqiin verheißen ward: Es fließen Ströme von Wasser in ihm, das nicht verdirbt42 und Ströme von Milch, deren Geschmack sich nicht ändert, und Ströme von Wein, köstlich für die Trinkenden43, und Ströme von geläutertem Honig. Und ihnen werden dort alle Arten von Früchten zuteil44 und Vergebung von ihrem Herrn45. (Sind sie etwa) wie jene, die im Feuer bleiben müssen46 und zu trinken siedendes Wasser bekamen, das ihre Eingeweide zerreißt47?

41. Meine Übersetzung dieses Ajas beruht vollständig auf der grammatischen Konstruktion, die Samachsari ihm gibt und die von Rasi gestützt wird. Dabei ist die parabolische Beschreibung des Paradieses ein Einschub. Der Begriff "Masal" مَثَل ("Gleichnis") selbst soll zweifellos den Lesern des Qur’an einprägen, dass seine Beschreibungen des zukünftigen Lebens rein allegorisch sind. Vergleiche auch Suura 13:35 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

42. In dieser Symbolik gibt es viererlei Getränke und Früchte aller Art sowie die Zusammenfassung aller geistigen Freuden in der "Gnade von ihrem Herrn". Bei den Getränken handelt es sich um

1. wohlschmeckendes, kühles, reines Wasser, nicht wie irdisches Wasser, denn es unterliegt keinen Veränderungen;

2. Milch, die nicht sauer wird und immer wie frische warme Milch schmeckt, die gerade gemolken wurde;

3. Wein, der nicht mit irdischem Wein vergleichbar ist, denn er verursacht keine Kopfschmerzen und berauscht nicht, und er bereitet den Trinkenden ungetrübte Freude, statt sie zu vergiften oder ihnen den Verstand zu rauben; und

4. Honig, rein und klar, ohne Beimischungen von Wachs oder Fremdstoffen. Diese Getränke werden - wiederum in übertragenen Sinne den Geist kühlen, das Herz ernähren, die Gefühle erwärmen und das Leben versüßen. (Juusuf `Allii)

"Asin" ist wörtlich der Geruch oder die Farbe von Wasser, das sich verändert hat, oder das, was es übel riechend macht. In dieser Welt ist das Wasser in Flüssen und Kanälen gewöhnlich schlammig; sein Geschmack und seine Farbe ändern sich je nach der Beimischung von Sand, Staub und Pflanzenteilen verschiedener Art; dementsprechend riecht es auch. Das Wasser in den Füssen und Kanälen des Paradieses hingegen ist rein und klar ohne jede Veränderung. (Mauduudi)

43. Nach einem Hadiis wird dieser Wein nicht aus gegorenen Früchten hergestellt, die unter den Füßen zertreten werden, wie der Wein in dieser Welt, sondern Allah lässt ihn aus Quellen hervorströmen und in Kanäle strömen. Er ist auch nicht bitter und übel riechend wie irdischer Wein, der nicht einmal von einem Gewohnheitstrinker ohne jede Abscheu genossen werden kann. Vergleiche auch Suura 37:47 und 56:19 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

44. Die Früchte aller ihrer guten Handlungen. (Asad)

Dieses Gleichnis soll ein bescheidenes aber vorstellbares Bild von der Großzügigkeit, Freigebigkeit und Gastfreundlichkeit geben, mit denen Allah der Erhabene Seinen treuen Dienern aufwartet. Die Wirklichkeit des Jenseits ist, wie unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sagte, noch unvorstellbar schöner. (Anm. d. Übers.)

45. Gnade von ihrem Herrn: das ist die Vergebung und Auslöschung er ihrer Fehler und all dessen, was in ihrem irdischen Leben unbefriedigend oder bedrückend war; das reine Licht von Allahs Angesicht. Vergleiche auch Suura 92:20 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Dass Allahs Gnade und Vergebung nach den Segnungen des Paradieses erwähnt wird, kann zweierlei bedeuten.

1. dass die größte Gnade Allahs den Menschen gegenüber die ist, dass Er ihnen vergibt; und

2. dass die Fehler, die sie in dieser Welt begangen haben, nicht einmal mehr erwähnt werden, sondern verdeckt sie für immer, so dass sie sich im Paradies nicht mehr schämen müssen. (Mauduudi)

46. Kann dieses Gleichnis vom Paradies mit dem Gleichnis der Vergeltung für diejenigen verglichen werden, die im Feuer bleiben müssen ...? (Asad)

47. Vergleiche auch Suura 37:66-67 und die entsprechenden Fußnoten. So wie die Glückseligkeit der Gesegneten ihr ganzes Wesen durchdringt, so durchdringt auch das Leiden die Verurteilten. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 6:70 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

16. Und unter ihnen gibt es welche48, die (vorgeben) dir zuzuhören49. Doch wenn sie von dir fortgehen50, sagen sie zu denen, denen Wissen gegeben wurde51: „Was hat er da eben gesagt?" Das sind diejenigen, deren Herzen Allah versiegelt hat und die ihren Gelüsten nachgehen52.

48. Ab hier beginnt ein Abschnitt dieser Suura, der sich mit den Heuchlern befasst. Er beschreibt ihres Einstellung gegen unseren Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gegenüber dem Qur’an und in Hinsicht auf den Kampf gegen die Feinde Allahs, der den Mu'min von Allah als heilige Pflicht auferlegt wurde. (Qutb)

49. Dieses Muster wiederholt sich in allen Generationen, Nationen und zu jeder Zeit und Überall. Sie sind zwar Menschen vom Stamme Adams, Allahs Segen und Frieden auf ihm,, die hören, was ihnen gesagt wird, aber ohne es zu begreifen, als ob ihre Ohren taub wären und ihnen den Dienst versagt hätten. Ihr Verstand scheint so verhüllt zu sein, so dass zu ihm nichts von dem Gehörten durchzudringen vermag. (Qutb)

Sie suchen nicht die Wahrheit und haben nicht die Absicht, vom Qur’an zu profitieren. (Darjabadi)

Vergleiche Suura 2:1 und Fußnote. (Siddiqi)

Vergleiche Suura10:42-43 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

50. Vergleiche auch Suura 10:42 und 6:25 und 36 sowie die entsprechenden Fußnoten. Die Heuchler nahmen an den islamischen Zusammenkünften in Madina teil und gaben vor, unseren Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zuzuhören. Aber ihre Herzen und Gemüter waren nicht auf Rechtschaffenheit ausgerichtet, sondern darauf, die Dinge, die sie sahen und hörten, zu verspotten. Wenn sie fortgingen, hatten sie nichts von der Lehre begriffen, sondern stellten im Gegenteil sinnlose und unvernünftige Fragen, die bei anderen Menschen Zweifel auslösen sollten. (Juusuf `Allii)

51. Zu den gelehrten Prophetengefährten. (Darjabaadi)

Wissen von der Wahrheit oder von der Botschaft des Islam. (Asad)

52. Dies ist der innere Zustand der Heuchler, dem im nächsten Aja der Zustand der Rechtgeleiteten gegenübergestellt wird. (Qutb)

Vergleiche auch Suura 2:7 und die entsprechenden Fußnoten. Die "Versiegelung ihrer Herzen" geschieht infolge ihrer absichtlichen Ablehnung und ihrer Orientierung nach den eigenen Begierden. (Asad)

Da sie Sklaven ihrer eigenen Begierden waren, wurden sie den Lehren unseres Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gegenüber taub. Auch wenn sie ihm zugehört hätten, hätten sie nichts davon verstanden. (Mauduudi)

 

17. Doch für die, die nach Rechtleitung trachten, mehrt Er die Rechtleitung53 und Er gibt ihnen ihre Taqwa54

53. Geistiges Vorwärtskommen geschieht schrittweise. Jeder Schritt macht den nächsten leichter und vollkommener. (Juusuf `Allii)

Aus derselben Zusammenkunft, aus denen die Heuchler verständnislos herauskommen, gewinnen die Mu'miniin einen neuen Schatz von Wissen und Einsicht. (Mauduudi)

54. Er hilft ihnen in ihrem praktischen Leben und belohnt sie. (Darjabaadi)

Allah gewährt ihnen die Gnade, ihre Taqwa so zu entwickeln, wie sie in ihnen angelegt ist. (Mauduudi)
 

 

18. Warten sie also nur auf die Stunde55 dass sie plötzlich über sie hereinbricht56? Doch schon sind Vorzeichen davon gekommen57. Was aber nützt ihnen dann ihr spätes Begreifen, wenn sie schon da ist58?

55. Vergleiche Suura 12:107. Worauf warten? Die Stunde des Gerichts kann jeden Augenblick schlagen. Sie kommt plötzlich, bevor sie bemerken, dass sie über sie hereinbricht. Sie sollten ihren Beschluss fassen, irreführende Debatten aufzugeben und auf den rechten Weg zu kommen. (Juusuf `Allii)

56. Plötzlich, so dass ihre Reue dann sinnlos ist. (Darjabaadi)

57. Der Fluss der Zeit fließt stetig voran, und wenn ein Unrecht getan wird, nähert sich der Zeitpunkt für die entsprechende Strafe in jedem Augenblick. Niemand sollte darum abwarten. Die Zeit zur Umkehr ist jetzt in jedem Augenblick. Wenn die Strafe kommt, ist es dazu zu spät, und jede Ermahnung ist nutzlos. Wenn wir den Zeitpunkt betrachten, an dem diese Suura offenbart wurde, nämlich unmittelbar nach der Hidschra, so gab es schon damals Anzeichen dafür, dass sich die Pläne der Götzendiener zu vernichten, zerschlagen würden. Die Hidschra zeigte, wie viel Bereitwilligkeit es in Madina gab, den Gesandten Allahs aufzunehmen und zu unterstützen, und wie viele Menschen in Makka ihm anhingen. Die Schlacht von Badr zeigte, dass sie es mit einer dreifachen Übermacht aufnehmen konnten. (Juusuf `Allii)

Zeichen für den Jüngsten Tag, wie die Ankunft des letzen Propheten. (Darjabaadi)

Dies ist eine Bezugnahme auf die vielen Hinweise im Qur’an darauf, dass die Zeit der Abrechnung unvermeidlich ist, sowie auf die jedem vorurteilslosen Menschen zugänglichen Hinweise auf die Vergänglichkeit alles Geschaffenen. (Asad)

58. Wenn die Stunde erst einmal kommt, was nützt ihnen dann noch die verspätete Erkenntnis ihrer Vergehen und ihre Reue? (Asad)

 

19. Wisse darum, dass es keinen Gott gibt außer Allah59, und bitte um Vergebung für deine Sünden60 und für die mu'min Männer und die mu’min Frauen61. Und Allah kennt eurer Treiben und euren Ausgang62.

59. Dies ist die Grundlage, auf der die Botschaft unseres Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ruht, und daraus folgt das, was im nächsten Satz erwähnt wird. (Qutb)

60. Vergleiche Suura 40:55 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Indem du damit auch den Mu'min ein Beispiel gibst. (Darjabaadi)

61. Zu den Lehren, die der Islam den Menschen nahe bringt, gehört auch die folgende: Wie aufrichtig und eifrig auch der Mensch versucht Allah dienen und ihn zu verehren und sich für Seine Sache einzusetzen, er sollte nie dem Missverständnis zum Opfer fallen, er habe das getan und erreicht, was er tun sollte. Er sollt stattdessen immer das Gefühl haben, nicht alles erfüllt zu haben, was sein Herr von ihm verlangt. Darum sollte er vor Allah immer seine Fehler und Schwächen eingestehen und dafür um Vergebung bitten. Dies ist der Kern dieses Satzes: „O Prophet, bitte um Vergebung für deine Schwächen oder Fehler ..." Dies bedeutet keinesfalls, dass unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, absichtlich Fehler begangen hat, für die jetzt um Vergebung bitten müsste, sondern die korrekte Bedeutung ist die, dass es nicht einmal dem größten Diener Allahs zusteht, auch nur die leiseste Spur von Selbstgerechtigkeit und Stolz auf seine Errungenschaften im Herzen haben, sondern er sollte trotz aller seiner wichtigen und hervorragenden Dienste immer seine Fehler und Schwächen vor Allah eingestehen. In diesem Bewusstsein betete unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, der Überlieferung zufolge "hundertmal am Tag" um Vergebung. (Mauduudi)

62. Die Zeit und die Art und Weise unseres Verhaltens, zu Hause ebenso wie draußen im Geschäftsleben, sind alle wesentliche Faktoren bei der Beurteilung unseres Verhaltens, und wir sollen Allah für jede Nuance in unserem moralischen und geistigen Fortschreiten um Hilfe bitten. (Juusuf `Allii)

Nichts bleibt Ihm verborgen. (Darjabaadi)

Er weiß alles, was ihr tut und was ihr versäumt. (Asad)

Dadurch empfindet das Herz eines Mu’mins sowohl Sicherheit, dass, er sich immer unter den Augen seines gnädigen Herrn befindet, als auch Angst, dass er grobe Fehler macht, während Allah ihn sieht. (Qutb)

 

Abschnitt 3

20. Und diejenigen, die mu’min sind, sagen63: „Warum wird nicht eine Suura herabgesandt?" Doch wenn eine eindeutige Suura64 herabgesandt wird, in der vom Kampf die Rede ist65, dann siehst du, wie diejenigen, in deren Herzen Krankheit ist66, dich anstarren wie einer, der vor Todesangst ohnmächtig wird67. Doch besser wäre für sie, -

63. Mu'miniin und treue Menschen warten bereitwillig auf die Aufforderung, sich für die Sache einzusetzen, selbst wenn sie dabei ihr Leben aufs Spiel setzen. Dies trifft jedoch nicht für die Heuchler zu, „in deren Herzen Krankheit ist". Wie weiter unten erwähnt wird, haben sie furchtbare Angst. (Juusuf `Allii)

Den Begriff "Suura" سُورَة übersetze ich hier und im nächsten Aja mit "Offenbarung", denn während es keine Suura gibt, die sich ausschließlich mit der Frage des bewaffneten Kampfes befasst, wird in verschiedenen Suuras darauf Bezug genommen. Vergleiche auch Suura 9:86 und die entsprechenden Fußnoten. Zweifellos wurde dieser Aja früher offenbart als Suura 22:39 im 1. Jahr der Hidschra, worin zum erstenmal ausdrücklich erwähnt wird, dass die Muslime gegen diejenigen kämpfen dürfen, die sie bekämpfen. Vergleiche auch dort die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

64. Die Sehnsucht der Mu'miniin nach der Offenbarung resultiert erstens grundsätzlich aus ihrer Liebe zum Qur’an und zweitens weil sie Aufklärung von Fragen wünschen, die sie beschäftigen, und die mit dem aufgenommenen Kampf gegen ihre Feinde und die Freunde Allahs zusammenhängen. (Qutb)

Dies bezieht sich auf Suura 22:39-40. (Asad)

65. Wenn der Kampf darin zur Sprache kommt im Sinne eines Gebotes oder einer Erklärung über den Umgang mit denjenigen, die den Kampf verweigern, oder ähnlichem. (Qutb)

66. Vergleiche Suura 2:10. Bei dieser Krankheit handelt es sich um Heuchelei, Treulosigkeit gegenüber Allahs Sache, Mutlosigkeit und fehlende Opferbereitschaft sowie Mangel an wirklichem Verständnis. (Juusuf `Allii)

67. Aufgrund ihrer äußersten Angst davor, dass ihre Heuchelei bloßgestellt wird. (Darjabaadi)

Vergleiche auch Suura 4:77 und die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

 

21. Gehorsam und geziemende Worte68. Und wenn die Sache beschlossen ist69, dann wäre es am besten für sie, wenn sie sich für Allah aufrichtig einsetzten70.

68. Nämlich ein Ausdruck der Bereitschaft, für Seine Sache zu kämpfen. (Asad)

69. Gehorsam, bei dem Mu’miniin sich dem Geboten Allahs bereitwillig fügt und freundlicher Kommentar, der die reinen Gefühle und das gute Gewissen widerspiegelt. Und wenn es dann mit dem Krieg ernst wird, so ist es für die Heuchler mit ihren kranken Herzen besser, aufrichtig mit zu sein, und Ihn zu bitten um Festigung ihrer Schritte und Verstärkung ihrer Seelen. Er würde dann die Schwierigkeiten und Gefahren, die ihnen so groß erscheinen, beiseite schieben und ihnen eine der beiden schönsten Dinge schenken - den Sieg oder das Märtyrertum (Schahada) auf dem Weg Allahs. (Qutb)

70. Wenn sie selbst dann noch. und Seinem Gesandten ihre Loyalität bewiesen. (Darjabaadi)

 

22. Oder habt ihr etwa die Absicht71, wenn ihr euch abwendet72, Unheil auf Erden zu stiften73 und eure Verwandtschaftsbande zu zerschneiden?

71. Hier werden die Heuchler direkt angesprochen. Die Frage soll klarstellen, dass ihr Verhalten dazu führen kann, dass die Götzendiener mit all dem damit verbundenen Verderb der Bosheit und der Zerstörung der Verwandtschaft Oberhand gewinnen würden. Kann das ihr Ziel sein? (Qutb)

72. "Wenn ihr euch abwendet" oder "wenn ihr die Herrschaft über das Volk bekommt". (Mauduudi)

73. Wenn ihr euch von Allahs Geboten abwendet und auf eure alte Lebensweise zurückfallt. Fast alle klassischen Kommentatoren betrachten diese rhetorische Frage als eine Anspielung auf die chaotischen Zustände im vorislamischen Arabien, seine sinnlosen Stammesfehden und die moralische Finsternis, von der der Islam seine Anhänger befreit hat. Trotzdem hat dieser Aja wie der ganze Abschnitt, zu dem er gehört, eine überzeitliche Bedeutung. (Asad)

 

23. Diese sind es, die Allah verflucht74 und Er hat sie taub gemacht und ihr Augenlicht geblendet.

74. "Verflucht": das heißt Er hat ihnen Seine Gnade entzogen; Er hat sie ihrem Irrtum überlassen, weil sie absichtlich Seine Rechtleitung ablehnten. Infolgedessen ist alles, was sie hören, als ob sie es nie gehört hätten, und was sie sehen, als ob sie es nie gesehen hätten. Sie haben nicht den Wunsch Allahs Willen und Offenbarung zu begreifen, oder sie haben sich selbst innerlich so verschlossen, dass nichts davon in sie eindringen kann. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 2:7 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

24. Wollen sie denn nicht über den Qur’an nachdenken75, oder sind ihre Herzen verschlossen und verriegelt76?

75. Dessen Lehren so deutlich und einsichtig sind. (Darjabaadi)

76. So dass sie jedem Argument unzugänglich sind. (Darjabaadi)

Entweder denken solche Menschen überhaupt nicht über den Qur’an nach, oder sie haben sich ihm innerlich so verschlossen, dass sie seinen Sinn gar nicht verstehen. (Mauduudi)

 

25. Wahrlich, diejenigen, die ihren Rücken kehren, nachdem ihnen der rechte Weg klar wurde, die hat Schaytaan betört und ihnen falsche Hoffnungen vorgegaukelt77.

77. Solche Menschen sind völlig in der Hand des Bösen. Sie folgen seinen Anweisungen, und ihre Hoffnungen beruhen auf einer trügerischen Grundlage. (Juusuf `Allii)

 

26. Dies78, weil sie zu denen sagten, denen zuwider ist was Allah herabgesandt hat79: „Wir wollen euch in einigen Dingen folgen80." Aber Allah weiß genau, was sie heimlich tun81!

78. Dieser furchtbare Zustand hat sie aus folgendem Grund befallen. (Darjabaadi)

79. Sie sind Tatsachen und Wahrheiten gegeben so unempfänglich geworden, weil sie - ohne den Mut zu haben, offen gegen Allahs Sache aufzutreten - heimlich mit Feinden intrigieren und sagen, sie wollten ihnen teilweise folgen und teilweise im anderen Lager verbleiben, so dass sie als Spione und halbherzige Zweifler nützlicher für sie sind als wenn sie ganz zu ihnen überliefen. Wenn sie glauben, sie könnten mit diesem Spiel Erfolg haben dann irren sie sich. Allah kennt alle ihre Geheimnisse und Absichten. Vergleiche auch Suura 59:11 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

80. Indem wir beispielsweise zu Hause bleiben und uns nicht an kriegerischen Auseinandersetzungen beteiligen. (Darjabaadi)

"Obgleich wir nicht mit euch in euren atheistischen Ansichten übereinstimmen, so teilen wir mit euch jedoch die Ansicht, Muchammad sei ein Hochstapler" (Rasi).

Im weiteren Sinne bezieht sich dies jedoch auf alle diejenigen, die zwar von den Lehren des Qur’an beeindruckt sind, sich trotzdem aber weigern, ihn als von Allah offenbart und damit als ethisch verbindlich anzuerkennen. (Asad)

81. Darum können ihre Machenschaften keinen Erfolg haben. (Darjabaadi)

Die Juden in Madina waren die ersten, denen Muchammads, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Offenbarung zuwider war. Sie hatten gehofft, dass der letzte Prophet aus ihren Reihen sein würde und hatten vor den Götzendienern von Madina geprahlt, sie würden ihm folgen und ihr früheres Reich wieder errichten. Als der Prophet aber berufen wurde, und zwar aus dem anderen Zweig der Nachkommen Ibraahiims, hassten die meisten von ihnen seine Botschaft, und als er nach Madina auswanderte, war seine Gegenwart in Madina ihnen zuwider. Sie heckten vom ersten Tag an Verschwörungen gegen ihn aus, denn sie waren zu feige um sich öffentlich gegen ihn aufzulehnen. Ihnen schlossen sich in ihren Verschwörungen alle Heuchler und alle Personen an, deren Herzen mit Neid erfüllt war. Die Auseinandersetzungen zwischen ihnen und dem Propheten flammten immer wieder auf, bis er sie schließlich aus der Halbinsel Arabiens vertrieb. (Qutb)

 

27. Doch wie sieht es wohl aus, wenn die Engel ihr Leben besiegeln82 und sie dabei ins Gesicht und auf ihre Rücken schlagen83?

82. Es mag in Ordnung für sie sein, wenn sie ihre Heuchelei in diesem Leben praktizieren. Wie werden sie sich aber in ihrer Todesstunde fühlen, wenn sie erkennen müssen, dass die Engel alles wissen und sie gerade auf die dunklen Stellen ansprechen, die sie sich solche Mühe gegeben haben zu verbergen? (Juusuf `Allii)

83. "Ihr Gesicht und ihren Rücken": dies ist ein feinsinniges Gleichnis. Das Gesicht ist der Teil, der nach vorn schaut, die Seite, die man der Umwelt zeigt. Der Rücken ist der Teil, der nicht gezeigt wird, der vor der Welt verborgen ist. Der Heuchler wird an beiden Stellen getroffen. Das Gesicht ist auch das, womit man prahlt und worauf man stolz ist, während der Rücken das ist, worüber man nicht zu sprechen wagt, was einen jedoch immer verfolgt. Die Heuchler werden auf allen Seiten geschlagen. Vergleiche auch Suura 8:50 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Dies bezieht sich auf die Strafe im Zwischenstadium zwischen Tod und Auferstehung. (Mauduudi)

Das ist eine furchtbare erniedrigende Szene in dem Moment, in dem sie ihr irdisches Leben beenden und das nächste Leben anfangen. Es fängt mit grausamen Schlägen an, auf ihre Gesichter um sie zu demütigen und auf die Hinterteile, auf denen sie rückwärts flohen, nachdem sie doch von der Wahrheit der Botschaft überzeugt waren. (Qutb)

 

28. Dies84, weil sie dem folgten, was Allah erzürnte85 und das hassten, war ihm wohlgefällig war86. Deshalb brachte Er sie um die Früchte ihrer Werke87.

84. Sie erleiden dies aus folgendem Grund. (Darjabaadi)

85. Sie sind nämlich diejenigen, die selbst dieses Ziel angestrebt haben. Sie haben das getan, was Allah verabscheut und was ihnen ihr Diin und ihr Prophet verboten hat. (Qutb)

86. Alle Handlungen, die Sein Wohlgefallen erlangen. (Darjabaadi)

Vergleiche auch oben Aja 3. Die Handlungen die Allahs Wohlgefallen erlangen, sind in diesem Falle die Bereitschaft, wenn notwendig das eigene Leben für Allahs Sache einzusetzen. (Asad)

87. Dies bezieht sich auf alle Handlungen wie Gebet, Fasten und so weiter, die gewöhnlich als gute Handlungen zählen, hier aber mit einer unaufrichtigen Grundeinstellung getan worden sind. (Mauduudi)

 

Abschnitt 4

29. Oder meinen etwa diejenigen, die krank in ihrem Herzen sind88, dass Allah ihren Groll nicht ans Licht bringen würde?

88. Vergleiche oben Aja 20 und die entsprechenden Fußnoten. Da das Kernstück ihres Daseins krank ist, verstehen sie die einfachsten Tatsachen des geistigen Lebens nicht. (Juusuf `Allii)

 

30. Wenn Wir gewollt hätten, hätten Wir sie dir zeigen können, dann hättest du sie an ihrem Verhalten erkannt89. Doch du wirst sie ganz sicher am Tonfall ihrer Rede erkennen90. Und Allah weiß was ihr tut91.

89. Wörtlich an ihren Merkmalen. (Anm. d. Verf.)

Das Böse ist in diesem Leben nicht unbedingt als solches gekennzeichnet. Ein Mensch mit Unterscheidungsvermögen kann es jedoch erkennen. Es verrät sich durch seine Rede und sein Verhalten. (Juusuf `Allii)

Dies bedeutet indirekt auch, dass ein niemandem eine direkte Einsicht in das Innere eines anderen Menschen gibt. (Asad)

90. Daran erkennt ein wahrer Mu’min Heuchelei auch ohne ein äußerlich sichtbares Kennzeichen. (Asad)

91. Damit sind sowohl die, als auch die Heuchler angesprochen. (Darjabaadi)

 

31. Und Wir werden euch ganz gewiss so lange prüfen, bis Wir die kenntlich machen, die sich unter euch mit aller Kraft (für Unsere Sache) einsetzen92 und standhaft sind, und Wir werden prüfen, was über euch berichtet wird93.

92. Vergleiche Suura 34:21 und die entsprechenden Fußnoten. Die Prüfungen sollen unsere eigene geistige Entwicklung fördern und uns in der Ausübung unserer Willensfreiheit unterstützen. (Vergleiche auch Suura 3:154 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 3:140 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

93. "Achbar": die Dinge, die dir berichtet werden; Ruf des Mutes und der Standhaftigkeit, der durch Tatsachen und Erfahrungen unter Beweis gestellt werden muss. In diesem Leben halten wir uns vielleicht für so mutig, aufrichtig und opferbereit, wie andere uns einschätzen, aber erst die tatsächliche Erfahrung zeigt, ob wir wirklich so sind. (Juusuf `Allii)

Die Prüfungen bringen die tatsächlichen Eigenschaften und Tugenden oder Untugenden eines jeden Menschen zutage, die sonst verborgen bleiben. Dadurch erkennt jeder sich selbst und versucht sich zu verbessern, und die Gemeinde der Mu’miniin kennt ihre Mitglieder und weist jedem Mitglied entsprechend seinen Eigenschaften die richtige Stellung zu. (Qutb)

 

32. Wahrlich, diejenigen, die kaafir sind und (andere) vom Weg Allahs abwendig machen und sich gegen den Gesandten auflehnen94, nachdem ihnen der rechte Weg klar wurde95, werden Allah nicht den geringsten Schaden zufügen. Er wird sie um die Früchte ihrer Werke bringen96.

94. Vergleiche Suura 8:13 und die entsprechenden Fußnoten, wo das Wort "saduu" näher erläutert wird. Sich selbst von Allahs Gesandtem "abschneiden" bedeutet selbstverständlich, seine Lehre abzuweisen und in diesem Zusammenhang besonders die Weigerung, sich für eine gerechte Sache so einzusetzen, wie der Qur’an es befiehlt. Vergleiche auch Suura 2:190 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

95. Am Anfang des letzten Teils ist wie am Anfang der Suura die Rede von den Götzendienern. Diese sind aggressiv und frech in ihrem Verhalten gegenüber dem Islam. Sie versuchen mit allen Mitteln zu verhindern, dass die Menschen Muslime werden, und stehen dem Gesandten Allahs äußerst feindlich gegenüber. Die Ajas gelten aber dem Sinne nach für alle ähnlichen Situationen bis zum Jüngsten Tag. Alle diejenigen, die die Botschaft wissentlich ablehnen und sich mit allen Mitteln gegen ihre Verbreitung stellen, sei es mit persönlichem Einsatz oder Geld oder Betrug oder anderswie - und sich als Feinde dem Gesandten Allahs entgegenstellen gleich, ob ihm persönlich zu Lebenszeiten oder seiner Lehre und seinen treuen Anhängern nach seinem Tod, nachdem ihnen eindeutige Beweise vorlagen, dass Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, auf dem rechten Weg ist, all diese Leute werden Allah nicht schaden und all ihre Bemühungen werden zu nichts führen das ist eine beschlossene Sache. Sie sind viel zu schwach, um die Gesetze Allahs der Welt zu ändern. Wenn die Mu'miniin eine vorübergehende

Niederlage erleiden, dann ist das nur eine Prüfung, um sie zu läutern und für den Endsieg zu qualifizieren. (Qutb)

96. Dieser Satz bedeutet zweierlei:

1. Allah lässt alle jene Taten vergeblich und fruchtlos werden, die sonst als "gute Handlungen" gelten, und sie erhalten dafür keinen Lohn;

2. Alles, was sie tun, um den Islam und Seines Gesandten zu behindern, erweist sich letztendlich als wirkungslos. (Mauduudi)

 

33. O die ihr den Imaan verinnerlicht Gehorcht Allah und gehorcht dem Gesandten und macht nicht eure guten Taten zunichte97.

97. Die Wirksamkeit und der Nutzen der Handlungen hängt völlig davon ab, ob sie im Gehorsam gegenüber Allah und Seinem Gesandten getan worden sind. (Mauduudi)

 

34. Wahrlich, diejenigen, die sind98 und andere vom Weg Allahs abwendig machen99, die sterben im Kufr100, denen wird Allah nicht vergeben.

98. Vergleiche oben Aja 25 und unten Aja 34. In Aja 25 wurde der Ursprung des Bösen aufgezeigt, nämlich das nachgeben gegenüber den Täuschungen des Bösen; hier geht es um die nächstliegenden Konsequenzen dieser Nachgiebigkeit, nämlich um das Fehlschlagen aller unserer Handlungen, und in Aja 34 schließlich geht es um die ewigen Folgen, nämlich unseren Ausschluss aus Allahs Gnade und Barmherzigkeit. (Juusuf `Allii)

99. Zu den Mitteln, mit denen Menschen von Allahs Wegen abwendig gemacht werden können, gehört beispielsweise Gewalt, Geld, Täuschungen und anderes. (Qutb)

100. Obwohl sie die Wahrheit kennen, denn die Rechtleitung ist ihnen deutlich genug zugänglich gemacht worden. (Qutb)

 

35. So lasst im Kampf nicht nach, und ruft nicht nach Schlichtung wobei ihr überlegen seid101. Und Allah ist mit euch und Er wird euch (den Lohn für) eure Werke nicht vorenthalten.

101. Für diejenigen, die das Böse zu unterbinden versuchen und dazu die Vollmacht haben, geht es nicht um Frieden oder Konflikt, sondern darum, ob das Böse oder Gute die Oberhand haben soll. Sie müssen daran denken, dass sich das Gute schließlich durchsetzen soll, und dass Allah denen hilft, die - soweit es menschenmöglich ist - versuchen, zur Verwirklichung Seines allumfassenden Planes beizutragen. Vergleiche auch oben Aja 22 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 3:139 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Dies ist nicht so zu verstehen, dass Muslime keine Friedensverhandlungen führen sollen. Es ist jedoch nicht richtig, aus Schwäche Friedensverhandlungen einzuleiten, denn dadurch wird der Gegner noch ermutigt. Erst von einer starken Position aus sollen die Muslime Friedensverhandlungen führen. (Mauduudi)

Diese Warnung und Ermutigung zugleich ist an die Adresse derjenigen unter den Muslimen gerichtet, die die Last des Kampfes und seine Unannehmlichkeiten als zu schwer empfinden und sich nach einem Frieden sehnen, um diese Schwierigkeiten los zu werden. Es mag sein, dass einige von ihnen Verwandte unter den bei Kufar oder aber auch irdisch - Interessen hatten. Diese Muslime werden hier ermahnt sich selbst besser zu erziehen und ihre Seelen zu läutern. Allah sagt ihnen: Ihr seid die höher gestellten, in eurem und eurer Lebensvorstellung, in eurer Verbindung zu Allah dem Höchsten, in eurem Lebensweg und euren Lebenszielen in euren Gefühlen, eurem Charakter und eurem Verhalten und schließlich seid ihr die Überlegenen, was Stärke und Macht angeht, denn Allah, der Allmächtige ist mit euch. Ihr seid nicht allein. Ihr seid in Begleitung des Höchsten und Unbesiegbaren. Er hilft euch und verteidigt euch. Was zählen eure Feinde, wenn Allah mit euch ist? Und alle Schwierigkeiten und alle Opfer werden euch vergolten. Es geht nichts von euren Werken verloren. (Qutb)

 

36. Das diesseitige Leben102 ist fürwahr nur Spiel und Zeitvertreib103. Und wenn ihr mu’min und mutaqi seid dann wird Er euch euren Lohn geben und nicht euren (ganzen) Besitz von euch verlangen104.

102. Das für die Kufar die einzige Zielsetzung ist. (Darjabaadi)

103. Vergleiche Suura 6:32 und 29:64 sowie die entsprechenden Fußnoten. Spiel und Scherz sind nicht in sich selbst schlecht. Als Vorbereitung auf den Ernst des Lebens haben sie ihren Wert. Wenn wir uns jedoch ganz auf sie konzentrieren und das eigentliche Geschäft des Lebens vernachlässigen, können wir keinen Erfolg haben. Wir müssen unser irdisches Leben zur Vorbereitung auf unser geistiges oder inneres Leben nutzen. (Juusuf `Allii)

104. Das irdische Leben ist Spiel und Scherz, wenn man kein weiteres Ziel nach diesem Leben hat, wenn man also nur dieses Leben im Sinne hat. Es wird aber ganz anders, wenn man sich seiner Aufgabe bewusst wird und sich dementsprechend verhält, und darauf weist der nächste Satz im Aja hin. Der das fromme Verhalten bringen Ernst ins Leben und heben das Niveau des Menschen vom bloßen tierischen Genuss zur Sphäre eines Statthalters Allahs auf der Erde, der ständige Verbindung mit Allah und seinen Engeln pflegt. In diesem Fall sind seine Leistungen und seine Aufwendungen nicht umsonst. Er wird vielmehr volle Vergütung bekommen in dem nächsten, ewigen Leben. Trotzdem verlangt Allah nicht von seinen Dienern, dass sie ihr ganzes Vermögen spenden. Er will ihnen keine schweren Lasten auferlegen, denn Er weiß um ihre Knauserigkeit und will niemanden überfordern. (Qutb)

 

37. Wenn Er ihn von euch verlangen105 und euch gedrängt hätte, dann würdet ihr damit geizen106 und Er würde euren Groll ans Licht bringen107.

105. Wenn Wir alle diese Dinge von euch fordern würden. (Asad)

106. Dies sind Gaben aller Art: materielle Gaben wie zum Beispiel Wohlstand, Eigentum, Körperkraft usw., oder immaterielle Gaben, wie beispielsweise Einfluss, Intelligenz, Geschicklichkeit, Einsicht und so weiter, oder geistige Gaben der höchsten Art. Diese für andere zu verwenden, die sie brauchen (abgesehen von dem, was wir selbst benötigen), ist Großzügigkeit und reinigt unseren eigenen Charakter. Sie zurückzuhalten (außer für unsere eigenen Bedürfnisse) ist Gier und Egoismus und wird entschieden verurteilt. (Juusuf 'Allii)

Es wird hier nicht genau gesagt, wer: gemeint ist, und wer vor Geiz und dem Jüngsten Tag gewarnt werden soll, wobei der Zusammenhang mit den nächsten Ajas vermuten lässt, dass es die Juden sind, die gesagt haben "Allah ist arm und wir sind reich". Sie werden hiermit aufgerufen ihre finanziellen Verpflichtungen, die aus den Vereinbarungen mit dem Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, entstanden sind, zu erfüllen. Sie werden auch aufgerufen, an unseren Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, den Imaan zu verinnerlichen und auf dem Wege Allahs zu spenden. Der Hinweis des Aja ist aber auch allgemein zu verstehen. Er deutet nicht nur auf die Juden hin, sondern schließt diejenigen mit ein, die mit dem geizen, was Allah ihnen gegeben hat, und meinen, dass dies ihr Eigentum erhält, während Spenden es aufzehren würden. (Qutb)

107. Völlige Selbstaufopferung, wenn sie freiwillig geschieht, hat ihre Bedeutung: es heißt, dass der betreffende Mensch sich ausschließlich und vollständig für die Sache hingibt. Aber kein Gesetz und keine Regel kann dies verlangen. Auch das bloße Angebot, sich selbst zu töten, hat keinen Sinn. Du solltest bereit sein, für die Sache zu kämpfen und Risiken auf dich zu nehmen, aber das Ziel sollte das Leben sein, nicht der Tod. Wenn du lebst solltest du bereit sein, deine Fähigkeiten und Mittel für die Sache zur Verfügung zu stellen. Es wäre jedoch unvernünftig, darüber selbst arm zu werden und anderen zur Last fallen zu müssen. Der angeborene Selbsterhaltungstrieb des Menschen würde normalerweise ohnehin zu Heimlichtuerei und Geiz führen, wenn per Gesetz alles verlangt würde, und es gäbe weiterhin nur ein Gefühl der Verbitterung und Rebellion. (Juusuf `Allii)

Vergleiche oben Aja 29. Unmut oder Abscheu oder irgendein anderes Gefühl als das der Hingabe sollte durch ein weises Gesetz nicht ausgelöst werden. (Juusuf `Allii)

Durch diesen Aja sieht man die Weisheit - Der die menschliche Seele genau kennt. Man sieht zudem Seine Güte und Seine Barmherzigkeit im Umgang mit der menschlichen Seele. Man sieht klar, dass das islamische Gesetz, das eigentlich in Bezug auf seinen Ursprung ein Gesetz Allahs, gleichzeitig ein durch und durch menschliches Gesetz ist, und zwar weil es die menschlichen Verhältnisse und die Fähigkeit und Bereitschaft des Menschen genau berücksichtigt. Allah hat den Menschen geschaffen. Er kennt am besten was er geschaffen hat. Er ist Der am tiefgründigsten Wissende und Durchschauende. (Qutb)

Die Liebe zu besitzen ist eingeboren und wird durch den Islam in die, für den Einzelnen wie für die Gemeinde nützlichen Bahnen geführt, ohne sie zu ersticken oder zu verschmähen. (Anm. d. Übers.)

 

38. Siehe, ihr seid jene, die dazu aufgerufen werden108, auf dem Weg Allahs zu spenden109 Doch unter euch sind solche, die geizig sind. Wer aber geizig ist, der ist fürwahr nur geizig gegen sich selbst110, Und Allah ist Der Reiche111 und ihr seid die Bedürftigen. Und würdet ihr euch abwenden, so würde Er ein anderes Volk an eure Stelle setzen. Dann werden sie nicht sein wie ihr112.

108. Hier wird der Fall eines besonders gottergebenen Menschen von dem eines gewöhnlichen Menschen unterschieden Geiz ist keine Tugend: er verletzt das feinere Wesen der individuellen Praxis mehr als dass er der Sache schadet. Allah ist frei von allen Bedürfnissen und unabhängig. Ebenso unabhängig von menschlicher Hilfe ist Seine Sie benutzt jedoch menschliche Mittel zu unserer eigenen Fortentwicklung. Wir haben es nötig, uns zum Dienst in Allahs Reich zu befähigen. (Juusuf `Allii)

109. Zu eurem eigenen Nutzen. (Darjabaadi)

110. Er betrügt sich selbst um Allahs Gnade. (Darjabaadi)

111. Er ist frei von allen Bedürfnissen. (Darjabaadi)

112. Selbst wenn wir die Sache vernachlässigen, schadet dies nicht der Sache selbst. Bessere Menschen werden sich dafür einsetzen. (Juusuf `Allii)

Das ist eine fürchterliche Warnung an diejenigen, die den Imaan richtig geschmeckt haben, und als treue Diener" in Würde und Edelmut gelebt haben. Der richtige ist ein riesengroßes Geschenk in dieser Welt. Alles, was der Mensch sonst besitzen kann, ist demgegenüber fast wertlos. Deshalb ist diese Warnung das fürchterlichste, was ein Mu’min von seinem Herrn hören kann. (Qutb)

In den letzten Ajas der Suura wird vor allem die muslimische Gemeinde angesprochen. Sie wird vor ihre historische Aufgabe gestellt, nämlich die Macht der Tyrannen zu brechen und die Unterdrückten zu befreien. In seinem Inneren soll jeder Mensch nur Allah fürchten. Überall sollen Friede, Sicherheit und Gerechtigkeit herrschen. Um diese Aufgabe zu erfüllen, muss die muslimische Gemeinde hart kämpfen und viele Opfer auf sich nehmen. Sie müssen vieles für lange Zeit entbehren. Einige von ihnen werden scheitern. Sie schaden nur sich selbst. Die anderen müssen aushalten. Sie werden von ihrem gnädigen reichlich belohnt im Jenseits - das steht fest. Im Diesseits gibt es am Ende einen großen Sieg. Das steht auch fest. Wenn die muslimische Gemeinde aber als solche nicht durchhält, wenn sie einen Rückzieher machen, dann hilft nichts mehr. Dann muss ein anderes Volk mit der schweren Aufgabe betraut werden. Und Allah weiß es, das andere Volk würde sich anders verhalten. (Anm. d. Übers.)

 

Einführung zu Suura 48

Dies ist die zweite Suura aus einer Serie von drei madinensischen Suuras, wie in der Einführung zu Suura 47 erläutert. Ihre Datierung wird dadurch festgelegt, dass der Vertrag von Hudaybija im Sul-Qad des Jahres 6 nach der Hidschra Februar 628 erwähnt wird (vergleiche auch Suura 9:13 und die entsprechenden Fußnoten).

Hudaybija ist eine Ebene, eine kurze Tagesreise nördlich von Makka und etwas westlich von der Straße von Makka nach Madina gelegen, so wie sie zur Zeit unseres Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, benutzt wurde. Sechs Jahre waren vergangen, seitdem unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, seine geliebte Vaterstadt hatte verlassen müssen, und sie war in den Händen der kaafir Autokratie. Aber der Islam war in diesen sechs Jahren gewachsen. Seine Qibla war in Richtung der Ka'ba. Die Götzendiener hatten mehrmals vergeblich versucht, den Islam anzugreifen. Nach arabischem Brauch hatte jeder Araber das Recht, das Heiligtum unbewaffnet zu besuchen, und in den Heiligen Monaten war jeder Kampf untersagt (vergleiche Suura 2:194 und die entsprechenden Fußnoten). Auch der Sul-Qad gehörte zu diesen Heiligen Monaten. Im Sul-Qad des Jahres 6 nach der Hidschra nahm sich unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, daher vor, die Umra oder die kleine Pilgerfahrt durchzuführen (vergleiche Suura 2:196 und die entsprechenden Fußnoten), unbewaffnet, aber in Begleitung seiner Gefährten. Viele schlossen sich ihm an, bis eine Zahl von vierzehn- oder fünfzehnhundert erreicht war.

Den kaafir Autokraten in Makka gefiel dies gar nicht. In Alarmstimmung bereiteten sie sich ohne Rücksicht auf den arabischen Brauch darauf vor, die friedliche Abordnung an der Durchführung der Pilgerfahrtsriten zu hindern. Sie zogen aus, um die unbewaffnete Gruppe anzugreifen. Unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wich etwas nach Westen von der Straße ab und lagerte bei Hudaybija, wo Verhandlungen stattfanden. Einerseits war unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nicht bereit, den Quraischch einen Vorwand für Gewaltanwendung auf dem Heiligen Gebiet zu liefern andererseits hatten die Quraischch aus der bitteren Erfahrung der vergangenen sechs Jahre gelernt, dass ihre Macht nach allen Seiten hin abbröckelte und der Islam mit seinen moralischen und spirituellen Kräften wuchs, wie es sich auch in seiner Kraft zur Organisation und zum Widerstand widerspiegelte. Die Begeisterung, mit der diese große Menschenmenge, vereinigt in ihrer Liebe zu ihrem Führer, unter dem Baum in Hudaybija (Siehe Suura 48:18) den Friedensvertrag einging, bewies die große Kraft, über die er auch im weltlichen Sinne verfügte. als die Quraischch mit ihm die Bedingungen festlegten.

So wurde ein Friedensvertrag geschlossen, der als der "Vertrag von Hudaybija" bekannt wurde. Folgende Bedingungen waren darin enthalten:

1. dass zwischen den beiden Parteien zehn Jahre lang Frieden herrschen sollte;

2. dass es jedem Stamm oder jeder Einzelperson freistand, sich einer der jeweiligen Parteien anzuschließen oder sich mit ihr zu verbünden;

3. dass eine Person (männlich oder weiblich), von den Quraischch, die einer Vormundschaft unterstand und sich ohne Einverständnis des Vormundes dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, anschloss, nach Makka zurückgeschickt werden sollte, im umgekehrten Fall jedoch nicht nach Madina zurückgeschickt wurde; und dass

4. der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und seine Gefährten Makka in diesem Jahr nicht betreten durften, aber im folgenden Jahr wiederkommen konnten.

Dem Punkt 3 des Vertrages wurde im Lager der Muslime heftig widersprochen, aber er war in Wirklichkeit von geringer Bedeutung. Muslime, die einer Vormundschaft unterstanden und nach Makka zurückgeschickt wurden, würden ohnehin den Segen des Islam nicht aufgeben, während Muslime, die nach Makka kamen, Zentren des islamischen Einflusses sein würden, so dass es wichtiger war, dass sie dableiben konnten als dass sie nach Madina zurückgeschickt würden. Es war undenkbar, dass es Rückfälle ins Kufr geben könnte.

Die Muslime hielten sich sorgfältig an ihren Teil der Abmachungen. Im folgenden Jahr vollzogen sie die kleine Pilgerfahrt. In der Tat brachen die Makkaner später den Friedensvertrag, indem einer der mit ihnen verbündeten Stämme, die Banu Bakr, die mit den Muslimen verbündeten Banu Husa'a überfielen, aber dies führte zur Einnahme von Makka und zur Vernichtung der kaafir Herrschaft. In der Zwischenzeit war der Vertrag von Hudaybija sowohl moralisch und gesellschaftlich als auch politisch ein großer Sieg, und die Lehren daraus werden in dieser Suura ebenso dargelegt wie die Lehren aus der Schlacht von Badr in Suura 3:42-43 und der Schlacht von Uhud in Suura 3:121-129 und 149-180. (Juusuf `Allii)

Zusammenfassung:

Wie aus den Ereignissen von Hudaybija hervorgeht, wird der Sieg durch kühlen Mut, Hingabe, Imaan und Geduld

errungen; gedenkt darum   und folgt Seinem Gesandtem. (Ajas 1-29).


 

Die Eröffnung

Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen.

 

1. Wahrlich, Wir haben dir eine klare Eröffnung zuteil werden lassen1,

1. Dies bezieht sich auf den Vertrag von Hudaybija; vergleiche hierzu auch die Einführung zu dieser Suura. In diesem Vertrag mussten die Makkanischen Quraischch nach jahrelangem ununterbrochenem Konflikt mit dem Islam endlich den Islam als ihnen (wie sie glaubten) ebenbürtig anerkennen. In Wirklichkeit wurde damit die Möglichkeit zur freien Verbreitung des Islam in Arabien und von da aus durch die ganze Welt eröffnet. (Juusuf `Allii)

Ein moralischer und politischer Sieg. (Darjabaadi)

 nach dem Vertragsabschluss von Hudaybija von einem "Sieg" die Rede war (vergleiche die Einführung zu dieser Suura, wo die Bedingungen aufgeführt sind), stieß dies bei vielen auf Unverständnis und Verwunderung. In Madina sagte jemand: „Was soll das für ein Sieg sein? Uns ist der Zutritt zum Haus verwehrt worden; unsere Opferkamele haben ihr Ziel nicht erreicht; der Prophet musste bei Hudaybija umkehren, und infolge dieses Vertrages haben wir zwei unserer unterdrückten Brüder (Abu Dschandal und Abu Basir) ihren Unterdrückern ausliefern müssen." Als unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, von diesem Protest hörte, sagte er: „Da ist ein großes Unrecht geäußert worden. Es ist in der Tat ein großer Sieg. Ihr habt das Zentrum der Götzendiener erreicht, und sie haben euch überreden müssen, gegen das Versprechen, im nächsten Jahr die Pilgerfahrt vollziehen zu können, umzukehren. Sie selbst haben den Wunsch zum Ausdruck gebracht, die Feindseligkeiten gegen euch einzustellen und in Frieden mit euch zu leben, obgleich euch ihre Bosheit und ihre Feindschaft euch gegenüber wohlbekannt ist. Allah hat euch die Oberhand über sie gegeben. Habt ihr den Tag vergessen, als ihr von Uhud geflohen seid und ich euch von hinten zurückrufen musste? Habt ihr den Tag vergessen, als in der Grabenschlacht der Feind aus allen Richtungen auf euch eindrang und euch das Herz bis an die Kehle stieg?" Einige wichtige Gefährten unsres Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ollen später gesagt haben: „Die Leute sehen die Einnahme Makkas als den Sieg an, aber wir betrachten den Vertrag von Hudaybija als den wirklichen Sieg." (Mauduudi)

Der Abschluss des Abkommens von Hudaybija hat viele Möglichkeiten eröffnet in friedlicher Atmosphäre Dialog mit den Nichtmuslimen zu führen. In den nächsten zwei Jahren traten mehr Menschen zum Islam über als in den vorhergehenden neunzehn Jahren. Das war ein ausgesprochener Erfolg. Während dieser zwei Jahre konnte unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Hilfe Allahs die Gefahren beseitigen, die von den jüdischen Siedlungen in Haibar ausgingen, die immer wieder das friedliche Leben in Madina störten. Das war wieder ein großer Segen. (Qutb)

Vergleiche Suura 40:55 und 47:19 sowie die entsprechenden Fußnoten. Fehler aus der Vergangenheit wurden jetzt berichtigt und zukünftigen durch die Möglichkeiten vorgebeugt, die sich hier eröffnen, indem die kaafir Quraisch selbst die Möglichkeit zur Anerkennung und freien Verbreitung des Islam einräumen. (Juusuf `Allii)

Damit wird elliptisch angedeutet, dass Allah allein frei von Fehlern ist und dass jeder Mensch, wie hoch er auch immer stehen mag, gelegentlich irrt. (Asad)

 

2. Damit Allah dir deine vergangenen wie künftigen Sünden vergebe2 und Er Seine Wohltat an dir vollende3 und dich einen geraden Weg führe4

2. Unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hat immer wieder Allah darum gebeten, seine Sünden zu vergeben. Er sagte zu den Mu'min: „Bittet Allah um Vergebung, denn ich bitte Ihn jeden Tag hundertmal um Vergebung." Nachdem diese Suura offenbart wurde, in der ihm die frohe Mitteilung macht, Er hätte ihm alle seine Sünden vergeben, betete er weiter stundenlang in der Nacht, bis seine Beine durch das lange Stehen im Gebet stark geschwollen waren. Seine Frau A'ischa fragte ihn „Warum gibst du dir soviel Mühe, obwohl Allah dir alle Sünden vergeben hat?" Seine Antwort lautete „Sollte ich das nicht als dankbarer Diener Allahs." (Qutb)

3. „Vollendung der Gnade oder des Segens" bedeutet, dass die Muslime völlig frei werden, ihr Leben in einer islamischen Kultur, mit islamischen Gesetzen und frei von aller Angst und allen äußeren Einmischungen zu gestalten und die Kraft bekommen, Allahs Wort in der Welt zur Geltung zu bringen. (Mauduudi)

4. Unbehindert durch die Machenschaften der Kufar. (Darjabaadi)

Zur Erfüllung deines Auftrages. (Asad)

 

3. Und damit Allah dir zu einem überragenden Sieg verhelfe5.

5. Drei Ergebnisse dieses Vertrages werden hier erwähnt:

1. Vergebung, die gleichbedeutend mit Barmherzigkeit ist;

2. Erfüllung des Prophetischen Auftrages mit der Würde einer effektiven und anerkannten Position in Arabien; und

3. die Eröffnung eines geraden Weges zum Islam, in dem symbolisch vom nächsten Jahr an Makka, das Zentrum des Islam, zugänglich sein würde.

Diese drei Punkte werden in dem Ausdruck "überragender Sieg" zusammengefasst. (Juusuf `Allii)

Unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war sehr froh, als diese Suura auf einem Weg zurück von Hudaybija offenbart wurde. Er war glücklich über all die Gaben und Versprechungen, die ihm vom gnädigen Allah in dieser Suura gemacht wurden und sagte zu seinen Gefährten: „Es ist mir in dieser Nacht eine Suura offenbart worden, die mir lieber ist als alles, was die Sonne mit ihren Strahlen erreicht." (Qutb)

 

4. Er ist es Der innere Ruhe in die Herzen der Mu’miniin herabsandte6, um ihren zu mehren7, und Allah gehören die Heerscharen der Himmel und der Erde8. Und Allah ist allwissend, all weise9, -

6. "As-Sakina" السَّكِينَة bedeutet Beruhigung, Friede, Gewissheit, Zufriedenheit, Festigkeit, Zuversicht und Zustimmung, die Allah in die Herzen der Mu’miniin legt. (Qutb)

Die Herzen der waren bei diesem Ereignis von verschiedenen Gefühlen bewegt. Zunächst harrten sie erwartungsvoll der Verwirklichung der Vision unseres Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ih,; Wonach sie die heilige Moschee betreten würden, mussten aber plötzlich erfahren, dass dies nicht in diesem Jahr sein würde und dass sie abseits der Kaaba, ihren Weihezustand beenden, ihre Opfer schlachten und nach Madina zurückkehren sollten. Das war für sie eine schwere Enttäuschung. Vorher fühlten sie sich von den Quraischch stark herausgefordert, als es hieß, 'Usmaan, der Botschafter unseres Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu den Quraischch sei von diesen ermordet worden. Sie waren nicht viele und hatten wenige Waffen, und trotzdem leisteten sie vor unseren Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, einen Eid, sie würden bis zum letzten Mann kämpfen. Das eine aufregende und mutige Entscheidung. Es kam aber nicht zum Kampf, sondern zu einem Abkommen, von dem die dachten, sie würden dadurch benachteiligt. Da es aber die Entscheidung unseres Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war, beugten sie sich ihr schweren Herzens. Und als sie das taten, empfanden sie die Seelenruhe, die Allah auf sie herabsandte. (Qutb)

Das Ergebnis kam durch die Ruhe, den kühlen Mut und die innere Zufriedenheit der 1400 bis 1500 unbewaffneten Menschen zustande, die unseren Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nach Hudaybija begleitet hatten und von den erregten Führern der Makkanischen Quraischch mit Gewaltanwendung bedroht wurden. (Juusuf `Allii)

Zufriedenheit Allahs im Herzen in einer Situation, wo es natürlich für sie gewesen wäre, über die scheinbare Ungleichheit im Vertrag erregt und enttäuscht zu sein. (Darjabaadi)

7. Gibt es im Imaan Abstufungen? Der Sinn dieses Ajas ist der, dass die Mu'miniin ein Zeichen Allahs nach dem anderen sehen, und mit jedem wird der Imaan bestätigt. Während all der Jahre des Konflikts und der Verfolgung hatten sie Imaan, aber wenn sie jetzt ihre alten Feinde auf sie zukommen sehen, um mit ihn zu verhandeln, erweist sich dieser Imaan als gerechtfertigt, erfüllt und bestätigt: sie wenden sich in Dankbarkeit zu Allah. (Juusuf `Allii)

Dieser Aja ist einer von denen, die zeigen, dass Imaan kein statischer Zustand ist, der nicht in der Lage ist zu wachsen, sondern er kann sich sowohl fortentwickeln als auch verfallen und vermindern. Bei Schritt seines Lebens ist ein Muslim Prüfungen ausgesetzt, in denen sich erweisen soll, ob er um seines Imaans willen bereit ist, sein Leben, sein Eigentum, seine Gefühle, Wünsche und Interessen zu opfern oder nicht. Sobald er sich für die Opferbereitschaft entscheidet, nimmt dementsprechend sein Imaan zu und entwickelt sich. (Mauduudi)

8. Es gibt sichtbare Kräfte, die wir in der physischen Welt wahrnehmen. Menschen kämpfen mit Waffen, und das mussten auch die Muslime tun, und zwar nicht ohne Erfolg. Aber gesellschaftliche, moralische und geistige Kräfte kämpfen unter Allahs Befehl auf ihrer Seite, und sie sind die wirklichen Kräfte, die den Islam zur Geltung bringen und die Stellung seines Verkünders stützen. (Juusuf `Allii)

9. Entsprechend Seiner Weisheit und Seinem Wissen entscheidet Er diese Angelegenheiten. (Qutb)

Allah verfügt über solche Macht, dass Er die vernichten kann sobald Er will, aber Er hat absichtlich und Seiner Weisheit entsprechend die Verantwortung in die Hände der Mu’miniin gelegt, allen Anfeindungen zum Trotz Allahs Religion in der Welt zur Geltung zu bringen. (Mauduudi)

 

5. Damit Er die mu'min Männer und Frauen in Gärten eingehen lasse, durch die Ströme fließen10, um dort (auf ewig) zu verweilen, und damit Er ihnen ihr Übles bedecke11. Und das ist bei Allah die höchste Glückseligkeit, -

10. Dieser Satz schließt an den Satz an: "damit Er ihrem Imaan hinzufüge ..." die Worte dazwischen sind als Einschub zu verstehen. Der dritte zugeordnete Satz folgt unten: "Damit Er diejenigen bestrafen. Grob zusammengefasst ist damit gesagt: „Allah endet ruhige Zuversicht in die Herzen der Muminiin, damit ihr Imaan bestätigt wird, so dass sie sich der Glückseligkeit des Himmels als würdig erweisen, und dass die ihre verdiente Strafe erhalten." (Juusuf `Allii)

Im Qur’an wird der Lohn für die Mu’miniin im allgemeinen kollektiv verheißen, und Männer und Frauen werden nicht gesondert erwähnt. Da in diesem Zusammenhang jedoch irrtümlich der Eindruck entstehen könnte, diese Verheißung gelte nur für die Männer, sind die Frauen als Partnerinnen der Männer besonders aufgeführt worden, denn sie haben ihre männlichen Angehörigen ermutigt und in ihrer Abwesenheit zum Kampf ihr Eigentum und ihre Kinder geschützt. Selbst wenn sie "zu Hause geblieben" sind, steht ihnen also gleichermaßen der Lohn für den Dschihaad zu. (Mauduudi)

11. Welche Fehler sie auch immer aus menschlicher Schwäche begangen haben mögen. Er entfernt jede Spur dieser Irrtümer von ihnen, so dass sie frei von allem Bösen, das ihnen Verlegenheit verursachen könnte, ins Paradies gelangen. (Mauduudi)

 

6. Und damit Er die Heuchler und Heuchlerinnen und die Götzendiener und Götzendienerinnen bestrafe12, die über Allah üble Mutmaßungen anstellen13. Doch das Übel wird sie selber treffen14. Und der Zorn Allahs fällt auf sie und Er hat sie verflucht15 und die Hölle für sie bereitet. Was für ein schlimmes Ende!

12. Deswegen hat Er den Kufar diesen inneren Frieden nicht gewährt. (Darjabaadi)

Im zukünftigen Leben. (Asad)

13. Hier werden die Heuchler und Heuchlerinnen sowie die götzendienerischen Männer und Frauen zusammengefasst mit der gemeinsamen Eigenschaft, dass sie eine schlechte Meinung von Allah haben. Das Herz eines Mu’mins denkt und erwartet von seinem Herrn immer Gutes und verinnerlicht den Imaan, dass Allah unter allen Umständen Gutes will. Das Geheimnis liegt darin, dass es immer mit Allah verbunden und nie von Seiner Gnade abgeschnitten ist. Bei Heuchlern und Götzendienern ist diese Verbindung unterbrochen; sie werden deshalb der Tatsache nicht gewahr, dass Allah barmherzig ist. Deswegen misstrauen sie Ihm und beachten nur den äußeren Anschein der Dinge, demzufolge es ihnen, manchmal auch den Mu’miniin, schlecht zu ergehen scheint, wobei die kühne Bestimmung und Planung      en verborgen bleibt. (Qutb),

14. Sie werden vom Bösen umzingelt. (Juusuf `Allii)

Ihre Angelegenheit wird sich in dieser Welt zum Bösen wenden. (Darjabaadi)

Dasselbe Missgeschick, dem sie hatten ausweichen wollen und gegen das sie alle ihre Pläne entworfen hatten, holt sie jetzt ein. (Mauduudi)

15. Das heißt, Er hat sie von Seiner Gnade ausgeschlossen, weil sie diese immer wieder zurückgelassen hatten. (Juusuf `Allii)

 

7. Und Allah gehören die Heerscharen der Himmel und der Erde16. Und Allah ist allmächtig, allweise17.

16. Mit einer leichten Abänderung werden diese Worte aus dem Einschub oben in Aja 4 hier wiederholt, um noch einmal zu bestätigen, dass die sichtbaren Mächte der physischen Welt nicht die einzigen sind, die sich am Kampf beteiligen und mit denen ;amen Plan verwirklicht. Die sichtbaren Kräfte sind wichtiger als sie es in Hudaybija waren. Der kleine Unterschied ist lehrreich: oben wurde Wissen betont und hier Allahs Macht. Wissen plant, und Macht verwirklicht. (Juusuf `Allii)

17. Allah ist in der Lage, Seine Feinde ohne menschliches Eingreifen zu vernichten, aber in Seiner Weisheit bedient Er sich menschlicher Werkzeuge. (Darjabaadi)

 

8. Wir haben dich18 fürwahr als Zeugen19 entsandt und als Verkünder froher Botschaft20 und als Warner, -

18. Unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, kam, um und Ibaada zu lehren. Wir können ihn in dreierlei Eigenschaften sehen:

1. als ein Zeuge, der den Schwachen hilft, wenn sie unterdrückt werden, und die Starken warnt, wenn sie Unrecht tun;

2. als ein Verkünder froher Botschaft von Allahs Barmherzigkeit und Gnade für alle, die umkehren und ein gutes Leben führen; und

3. als jemand, der die Ungerechten vor den Folgen ihrer Vergehen warnt. (Juusuf `Allii)

19. "Sach Walijullah" übersetzt das Wort "Schahid" شَاهِد mit "Zeuge für die Wahrheit". (Mauduudi)

Der Prophet Muchammad - der Friede Allahs ihm - ist zu der gesamten Menschheit gesandt worden. Er wird Zeugnis darüber ablegen, dass er ihr die Botschaft Allahs brachte und eingehend erklärte, und dass einige Menschen die Botschaft annahmen, während andere sie zurückwiesen, andere wiederum heuchelten. Einige waren Rechtschaffene, andere Übeltäter. Er wird dieses Zeugnis am Jüngsten Tag ablegen. (Qutb)

20. Nämlich die Botschaft von Gutem, von der Vergebung und von Allahs Zufriedenheit und Lohn für die gehorsamen Mu'min. (Qutb)

 

9. Damit ihr an Allah und Seinen Gesandten den Imaan verinnerlicht und damit ihr Ihm helft21 und Ihn ehrt und preist am Morgen und am Abend22.

21. Indem ihr Seine Religion verwirklicht. (Darjabaadi)

22. Zu allen Zeiten. (Asad)

 

10. Wahrlich, diejenigen, die dir gegenüber den Treueschwur ablegen23, die haben fürwahr Allah Treue geschworen24. Die Hand Allahs ist über ihren Händen.25 Wer aber seinen Eid bricht, der bricht ihn wahrlich zu seinem eigenen Schaden. Doch wer sein Versprechen, das er Allah gegenüber26 abgelegt hat, einhält, dem wird Er gewaltigen Lohn zuteil werden lassen.

23. Bei den Verhandlungen von Hudaybija, als es noch ungewiss war, ob die Quraischch den Abgesandten unseres Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nach Makka gut oder schlecht behandeln würden, ging eine große Welle von Mitgefühl durch das Lager der 1400 oder 1500 Muslime. Sie kamen mit großer Begeisterung herbei und schworen unseren Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, mit Handschlag die Treue, wie es arabischer Brauch war. Dies war in sich selbst eine eindrucksvolle Demonstration moralischer und materieller Stärke, ein wirklicher Sieg, der in der islamischen Geschichte als Baiat Ur-Ridwan Treueschwur der Zufriedenheit Allahs) genannt wird. Sie legten ihre Hände auf die Hand des Propheten, aber Allahs Hand war über ihren Händen, und Er nahm ihren Schwur an. (Juusuf `Allii)

24. Dieser Handschlag galt Allah selbst, nicht nur Seinem Gesandten. (Darjabaadi)

25. Unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ist gekommen um die Menschen direkt mit Allah zu verbinden, und um einen Bund zwischen ihnen und Allah zu schließen, der andauert, unabhängig davon, ob der Prophet gegenwärtig ist oder nicht. Wenn der Prophet also ihnen die Hand zum Treueschwur gibt, so tut er das symbolisch in Vertretung Allahs - die Hand Allahs ist über ihren Händen, Er ist dabei. Er nimmt Selber den Treueschwur entgegen und legt Seine Hand über die Hände der Mu'miniin. (Qutb)

Über diese rein historische Anspielung hinaus hat diese Aja die Bedeutung, dass der Imaan an den Gesandten Allahs gleichbedeutend ist mit der Erklärung des an Imaan an Allah selbst, und umgekehrt bedeutet die Bereitschaft, Allah in allen Dingen zu gehorchen, einen Gehorsam Seinem Gesandten gegenüber. Der Satz "Allahs Hand ist über ihren Händen" bezieht sich nicht nur auf den Handschlag, mit dem die Gefährten unseres Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, diesem ihre Treue zusicherten, sondern ist ein Gleichnis für die Tatsache, dass Er Zeuge ihres Gelübdes ist. (Asad)

26. "’Alayhu" عَلَيْهُ ist eine ältere Form von "’alayhi".  (Juusuf `Allii)

Damit soll besondere Ehrfurcht Allah gegenüber zum Ausdruck gebracht werden. (Mauduudi)

  

Abschnitt 2

11. Die unter den Wüstenarabern27, die zurückgeblieben sind28, werden zu dir sagen: „Wir waren beschäftigt mit unseren Herden und unseren Familien29. Darum bitte um Vergebung für uns." Sie sprechen mit ihren Zungen, was nicht in ihren Herzen ist30. Sprich: „Wer vermag das geringste für euch auszurichten gegen Allah31, wenn Er Schaden über euch bringen will oder wenn Er euch Nutzen zuteil werden lassen will32? Doch nein, Allah ist wohl vertraut mit dem, was ihr tut33.

27. Als unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, von Madina zu seiner Reise nach Makka aufbrach, die in Hudaybija enden sollte, forderte er alle Muslime auf, ihn bei diesem Unternehmen zu begleiten, und dieser Aufforderung kamen viele begeistert nach. Nur einige der Wüstenstämme blieben mit Entschuldigungen zurück. Ihr Imaan war lediglich lau, und sie wollten sich nicht eventuellen Schwierigkeiten aussetzen, indem sie den Makkaner unbewaffnet gegenübertraten. Die Entschuldigung, sie müssten nach ihren Herden und Familien sehen, war nachträglich ausgedacht, nachdem unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und seine Gefährten wohlbehalten und siegreich nach Madina zurückgekehrt waren. (Juusuf `Allii)

28. Wörtlich: "die zurückgelassen wurden,.", nämlich die Stämme der Dschifar, Musayna, Dschuhayna, Asdscha, Aslam und Dayl, die zwar äußerlich mit unseren Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, verbündet waren und sich zum Islam bekannten, sich aber jetzt mit verschiedenen Entschuldigungen geweigert hatten, ihn auf seiner Reise nach Makka zu begleiten, da sie davon überzeugt waren, dass die Makkaner die unbewaffneten Muslime überfallen und vernichten würden. (Asad)

29. Es war keine absichtliche Rebellion unsererseits. (Darjabaadi)

30. Dies sprachen sie mit ihrem Mund, während sich in ihren Herzen kein  Imaan finden ließ. (Juusuf `Allii)

31. Dies waren völlig heuchlerische Ausflüchte. (Asad)

Hätten sie wirklich den Wunsch nach Allahs Barmherzigkeit und Vergebung, dann wären sie nicht zurückgeblieben. (Mauduudi)

32. Die zurückgelassenen Beduinen von den Stämmen aus der Umgebung um Madina werden als Entschuldigung für ihr Zurückbleiben sagen, sie hätten mit ihren Geschäften und ihren Familien zu tun gehabt. Das ist keine Entschuldigung, der - alle Menschen haben Geschäfte und Familien. Wenn jeder das sagt, wird sich niemand finden, der für den Islam kämpft und ihn verteidigt. Und sie werden sagen: „Bitte Allah für uns um Vergebung. Und sie sind nicht ehrlich in dieser Bitte an dich. Denn Allah weiß, dass sie in ihren Herzen etwas anderes verbergen als die Reue über ihr Verhalten.“ Dies ist die Antwort Allahs, in der Er die Wahrheit darlegt über das Schicksal jedes Menschen, das nicht abwendet und nicht geändert werden kann, gleichgültig, ob der Mensch mutig und kühn oder feige ist. Die Frage nach jenem, der den Willen zu ändern vermag, ist rhetorisch und soll die Menschen veranlassen, sich dem Willen Allahs zu fügen und allen Seinen Befehlen ohne Zögern zu gehorchen, denn Ungehorsam und Zögern wird gegen Allahs Willen keinen Schaden abwenden und keinen Nutzen bringen. Und Allah weiß genau um die Unwahrheit der vorgetragenen Ausflüchte. (Qutb)

Ihre Ausflüchte waren auf Erwägungen irdischen Gewinns oder Verlustes begründet. Wie verhielt es sich aber mit dem geistigen Verlust, sich selbst von unseren Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, abzutrennen, oder dem geistigen Gewinn durch die Teilnahme an den herrlichen Gefühlen der Treue, des Dienstes und des Gehorsams, die bei Hudaybija zum Ausdruck kamen? Auf jeden Fall brauchten sie nicht zu denken, ihre inneren Absichten seien Allah verborgen. (Juusuf 'Allii)

33. Allah fällt Seine Entscheidungen auf der Grundlage des Wissens, das Er von euren Handlungen hat. Wenn ihr dafür eine Strafe verdient, kann meine Bitte um Vergebung euch nicht davor schützen, und wenn ihr keine Strafe verdient, wird eure Weigerung, um Vergebung für euch zu beten, euch nicht schaden. Alles liegt in Allahs Hand, nicht in meiner, und man kann ihn nicht mit leeren Worten betrügen. (Mauduudi)

 

12. Nein, Ihr habt vielmehr gemeint34, dass der Gesandte und die Mu’miniin niemals mehr zurückkehren würden zu ihren Familien35, und dies schien euch in euren Herzen zu gefallen36 und ihr hegtet üble Gedanken und wart ein verderbtes Volk37."

34. Veranlasst durch euren Wankelmut. (Darjabaadi)

35. Dies ist ein Beispiel für das oben in Aja 6 erwähnte Misstrauen der Heuchler gegenüber Allah. (Qutb)

36. Ihr Imaan war so schwach, dass sie sich vorstellten, das schlimmste würde geschehen, und die Makkaner würden die unbewaffnete Gruppe vernichten. In ihrem Innersten wären sie darüber nicht einmal sehr traurig gewesen, denn sie waren in Bosheit verstrickt und schadenfroh über das Leiden anderer. Aber solche Menschen brennen schließlich im Feuer ihrer eigenen Enttäuschung. (Juusuf `Allii)

Sie hegten nicht nur dieses Misstrauen, sondern die Vorstellung gefiel ihnen so sehr, dass sie nicht mehr in der Lage waren, etwas anderes zu sehen oder zu denken. Dies geschah nicht nur bei den Arabern der damaligen Zeit, sondern in jedem Zeitalter bei jedem Volk, dass man meint, die würden den kürzeren ziehen, weil sie geringer an Zahl oder Ausrüstung sind, oder wenn sie nicht so viel Macht und Vermögen und Landbesitz haben wie die Feinde Allahs. So denken die Beduinen und viele Menschen, die ihnen ähneln, zu jeder Zeit und in jedem Land, wenn vorübergehend der Trug und die Eitelkeit die Oberfläche bedecken. Sie distanzieren sich von den Mu'min und erwarten, dass diese jeden Moment von ihren Feinden vernichtet werden und meinen, es wäre ratsamer und sicherer, sich ihnen nicht anzuschließen. Aber Allah lässt alle diese Mutmaßungen fehlschlagen und ändert die Verhältnisse nach seinem Wissen und nach Seinen Erwägungen. Er ändert sie gemäß den wahren unsichtbaren Kräfteverhältnisse, wodurch Er bestimmten Menschengruppen zum Sieg verhilft und andere zum Abgrund führt. Diese Änderung der Kräfteverhältnisse kommt schnell und von den Meuterern und Heuchlern unerwartet. (Qutb)

So entsprach es ihrem Wunschdenken. (Darjabaadi)

Dies bedeutet, dass ihre wirklichen Sympathien eher bei den heidnischen Quraischch lagen als bei den Muslimen. (Asad)

37. Das Wort "bair" (im Plural "buur" بُور) hat zwei Bedeutungen:

1. eine böswillige Person, die nicht in der Lage ist, etwas Gutes zu tun; und

2. jemand, der dem Weg zum Abgrund folgt und ein böses Ende finden muss. (Mauduudi)

 

13. Und jene, die nicht an Allah und Seinen Gesandten den Imaan verinnerlichen - Wir haben wahrlich für die Kufar eine Feuerglut bereitet38.

38. Hierdurch werden die Heuchler und die Unaufrichtigen und Wankelmütigen unter den Muslimen massiv gewarnt. Wenn sie den Gesandten Allahs und den Aufforderungen Seines Gesandten nicht nachkommen, wenn den sie im Jenseits genau wie die Feinde Allahs, die Seine Botschaft ablehnten, behandelt. Das flammende Feuer wird gleichermaßen mit ihnen geschürt. (Qutb)

 

14. Und Allah gehört die Herrschaft über die Himmel und die Erde. Er vergibt wem Er will und Er bestraft wen Er will39. Doch Allah ist vergebend, barmherzig40.

39. Das Böse muss unweigerlich seine Strafe finden, aber es gibt einen Ausweg, nämlich durch Umkehr und Allahs Gnade Gerechtigkeit straft, aber Seine Barmherzigkeit vergibt, und Barmherzigkeit ist der dominierende Zug in Allahs Universum. (Juusuf `Allii)

40. Er wird auch den Kufar vergeben, wenn sie umkehren. (Darjabaadi)

 

15. Jene, die zurückgeblieben sind, werden sagen, wenn ihr aufbrecht, um Beute zu machen41: „Erlaubt uns, mit euch zu gehen." Sie wollen die Anweisungen Allahs abändern42. Sprich: „Nein, ihr werdet nicht mit uns gehen43. Allah hat dies schon vorher befohlen44." Da werden sie sagen: „Nein, ihr beneidet uns nur nicht45!" Doch nein, sie verstehen nur wenig46.

41. Hier kommt ein anderes Motiv der Zurückgebliebenen zum Vorschein. Die Reise zur Pilgerfahrt hatte keine Aussicht auf Kriegsbeute. Wenn es in der Zukunft Aussicht auf Beute gäbe, dann würden sie schon kommen! Dies aber widerspricht Allahs Gesetz und Beschluss. Im Dschihaad geht es nicht um persönlichen Gewinn oder um Beute; vergleiche auch die Einführung zu Suura 8. Es geht im Gegenteil um das Streben für Allahs Sache in Krieg und Frieden. (Juusuf `Allii)

Dies werden sie bei irgendeinem anderen Feldzug sagen, wo die Aussicht auf Beute besteht. Allgemein wird dies auf den bevorstehenden Maibar-Feldzug verstanden. (Asad)

Damit warnt Allah Seinen Gesandten vor den Opportunisten. (Mauduudi)

42. Dies bezieht sich offensichtlich auf Suura 8:1: „Alle Beute gehörtem Allah und Seinem Gesandten"; vergleiche auch die dortigen Fußnoten. Damit wird nämlich gesagt, dass kein einzelner Kämpfer Anspruch auf Kriegsbeute hat. Der Kampf um der Beute willen widerspricht darüber hinaus den Grundprinzipien des "Kampfes für Allahs Sache", der nur zur Verteidigung der Religion und der Freiheit geführt werden darf. Vergleiche hierzu auch Suura 2:193 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

43. "Nicht so": nicht unter diesen Umständen; nicht, wenn eure Zielsetzung die Beute ist! (Juusuf `Allii)

44. Vergleiche Suura 8:1 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Dies braucht sich nicht auf eine frühere Offenbarung zu beziehen, sondern dieser Text selbst kann damit gemeint sein, indem unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, diese Worte später an die Zurückgebliebenen richtet. (Mauduudi)

45. Die Wüstenaraber liebten Kampf und Plünderung und verstanden dies als einen Grund zum Krieg. Höhere Motive lagen jenseits ihres Horizonts. Wie Unwissende schieben sie es der Eifersucht oder dem Neid zu, wenn sie dem Kampf und der Beute ferngehalten wurden. Aber sie mussten eine Lehre erhalten, damit ihnen höhere Ideen der Disziplin, der Opferbereitschaft und des harten Strebens für Allahs Sache begreiflich werden konnten. (Juusuf `Allii)

46. Ihr versteht nicht diese höheren Absichten. (Darjabaadi)

 

16. Sage zu den Wüstenarabern47, die zurückgeblieben sind: „Ihr werdet (zum Kampf) gegen ein Volk aufgefordert, das über gewaltige Kampfkraft verfügt48. Ihr sollt gegen sie kämpfen oder sie sollen sich ergeben49. Wenn ihr dann gehorcht wird Allah euch eine schöne Belohnung geben. Doch wenn ihr euch abwendet, so wie ihr euch vordem abgewendet hat50, dann wird Er euch eine schmerzliche Strafe zuteil werden lassen.

47. Während ihnen ihre Gleichgültigkeit gegenüber der Reise zum Vorwurf gemacht wird, die nach Hudaybija führte, wo es Gefahr, aber keine Aussicht auf Beute gab, wird ihnen hier - wenn sie Disziplin halten lernen - versprochen, dass sie sich für den Islam einsetzen dürfen, wenn es um wirklichen Kampf gegen gut organisierte Armeen gehen würde (wie es später in den Kriegen gegen die Perser und Byzantiner der Fall war). (Juusuf `Allii)

48. So wie jedes Gefolge, zeigten sie ihre Bereitschaft zur Mitarbeit. (Qutb)

49. Wenn ihr Disziplin halten lernt, sollt ihr in den Kampf ziehen, nicht für Beute, sondern für eine große und edle Sache. Denn wenn eure Gegner sich der Sache unterwerfen, gibt es weder Kampf noch Beute. (Juusuf `Allii)

Die Worte "Au Juslimuun" أَوْ يُسْلِمُونَ  können zweierlei bedeuten:

1. dass sie den Islam annehmen; und

2. dass sie sich der islamischen Herrschaft fügen. (Mauduudi)

50. Nämlich damals, als sie aufgefordert wurden mit unseren Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nach Makka zur Umra zu ziehen. (Anm. d. Verf.)

 

17. Weder dem Blinden, noch dem Gehbehinderten noch dem Kranken ist es verwehrt (zurück zu bleiben)51. Und wer Allah und Seinem Gesandten gehorcht, der wird in Gärten eingehen, durch die Ströme fliehen52. Wer sich aber abwendet, den wird Er gewiss schmerzlich bestrafen.

51. Mit diesen drei Ausdrücken wird Kampfunfähigkeit aller Art umschrieben. (Asad)

Hier soll angemerkt werden, dass, wie unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, es erklärte, Menschen aus zweierlei Gründen von der Verpflichtung zum Dschihaad ausgenommen sind:

1. wenn sie körperlich den militärischen Anforderungen nicht gewachsen sind, wie beispielsweise Kinder, Frauen, Kranke, Blinde und alle die Behinderten, die nicht kampffähig sind; und

2. wenn es aus anderen gewichtigen Gründen schwierig für sie ist, am Kampf teilzunehmen, wie es beispielsweise bei Sklaven und anderen Personen der Fall ist, die zwar innerlich bereit sind, sich aber Waffen und Ausrüstung nicht leisten können, Schulden haben, oder deren Eltern die Hilfe ihrer Kinder brauchen.

In diesem Zusammenhang muss darauf hingewiesen werden, dass keiner ohne die Erlaubnis seiner muslimischen Eltern am Kampf teilnehmen darf. (Mauduudi)

52. Möglicherweise gibt es weder Kampf noch Beute. Aber alle, die dem Aufruf eines gerechten Imam zum Dschihaad mit vollkommener Disziplin Folge leisten, erlangen den geistigen Lohn des zukünftigen Lebens. Blinde, Lahme und Behinderte sind von der Pflicht zum aktiven Kampf ausgenommen, können aber im Rahmen ihrer Fähigkeiten dazu beitragen und sind vom Lohn nicht ausgeschlossen. (Juusuf `Allii)

Dies bezieht sich auf alle, die physisch nicht kampffähig sind, innerlich aber die Kämpfenden voll unterstützen. (Asad)

Aus dem bisher gesagten war klar ersichtlich, dass Allah alle Mu’miniin durch die Verpflichtung zum Kampf für Seine Sache prüfen will. Deswegen hat Allah jetzt diejenigen genannt, die eine wirklich annehmbare Entschuldigung dafür haben, dass sie dem Kampf fernbleiben. Diese brauchen keine Bestrafung zu befürchten, solange sie innerlich willens sind, Allah unn einem Gesandten zu gehorchen. Es geht mehr um die innerliche Einstellung bezüglich des Gehorsams gegenüber und Seinem Gesandten. Wer kämpft, hat es nicht leicht, wird von Allah aber reichlich belohnt, weil er dadurch eine wichtige seelische Prüfung bestanden hat. Wer zurückbleibt, hat es leichter, wird aber, wenn er keinen triftigen Grund dafür hat peinlich bestraft. Jeder Mensch soll für sich selbst wählen. (Qutb)

 

Abschnitt 3

18. Allah fand wirklich Wohlgefallen53 an den als sie dir gegenüber den Treueschwur unter dem Mu’miniin Baum ablegten54. Er wusste, was in ihren Herzen war55 alsdann sandte Er Ruhe auf sie herab56 und bestimmte für sie zur Belohnung einen nahen Sieg57, -

53.  Vom Verb "radija" wird das Nomen "ridwan" (Wohlgefallen Allahs) abgeleitet, daher auch der Name "Baiat ur-Ridwan"; vergleiche auch oben Aja 10 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Mu'miniin und ist unter anderem ein Zwiegespräch zwischen Allah Ab hier und bis zum Ende der Suura geht es um die Mu'miniin, und Seinen treuen Dienern, nämlich mit dieser einmaligen glücklichen Gruppe von Menschen, welche unseren Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, unter dem Baum huldigten, während Allah zugegen war, Zeuge des Bundes war, und Seine Hand über ihre Hände hielt. Diese Gruppe hat mit eigenen Ohren gehört, wie Allah sie belohnt, und was Er ihnen verspricht. Sie haben auch gehört, wie unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nach der Huldigung sagte: „Heute seid ihr die Besten unter den Erdenbewohnern." (Qutb)

54. Dieser Treueschwur wurde abgelegt, als unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in der Ebene von Hudaybija unter einem Baum saß. (Juusuf `Allii)

55. Er wusste was in ihren Herzen war. Das war nämlich große Liebe und Treue gegenüber Allah; Seinem Gesandten und Seiner Botschaft. Er kannte ihre Aufrichtigkeit beim Gelöbnis und ihre Selbstkontrolle und Rücksicht als ihre Gefühle aufgestachelt wurden. Sie standen trotz allem in Gehorsam, Geduld und Ergebenheit hinter dem Wort unseres Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Allah lässt etwas Besonderes von Seiner Barmherzigkeit auf die Herzen dieser Mu’miniin herabkommen, welches die heißen, eifrigen, erregten Herzen mit Kühle, Ruhe, Sicherheit und Zufriedenheit umgibt. Er belohnte sie sehr bald mit dem Abkommen von Hudaybija, das Tür und Tor öffnete für viel Segen, großartige Siege und reichliche Beute, die sie kurz darauf in Haibar machten, aber auch später in Arabien und der ganzen Welt. Das geschah alles weil Allah unbesiegbar und weise ist. (Qutb)

56. "Sakina": Friede, Ruhe, Gewissheit, Zuversicht: Vergleiche oben Aja 4 und die entsprechenden Fußnoten. In Suura 9:26 wird dasselbe Wort im Zusammenhang mit der Schlacht von Hunain benutzt und in Suura 9:40 in Verbindung mit der Höhle Taur während der Hidschra. (Juusuf `Allii)

Das Wort "Sakina" bedeutet den Zustand des Herzens, mit dem ein Mensch sich voller Gewissheit und Zuversicht Gefahren aussetzt, um ein großes Ziel zu erreichen. (Mauduudi)

57. Der Vertrag von Hudaybija war in sich selbst ein "rascher (wörtlich: naher) Sieg": er folgte unmittelbar auf das Treuegelöbnis. (Juusuf `Allii)

Die meisten Kommentatoren beziehen dies auf den Haibar-Feldzug, der wenige Monate nach dem Vertragsschluß von Hudaybija stattfand. Wahrscheinlich ist die Bedeutung aber viel weiter gefasst und bezieht sich auf die kampflose Einnahme der Stadt Makka im 8. Jahr nach der Hidschra, die Ausbreitung des Islam in Arabien und schließlich die Ausdehnung der islamischen Völkergemeinschaft unter den unmittelbaren Nachfolgern unseres Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm,. (Asad)

 

19. Und viel Beute, die sich machen würden58. Und Allah ist allmächtig, allweise.

58. Dies bezieht sich auf den Haibar-Feldzug, an dem nur diejenigen teilnehmen durften, die den Propheten nach Hudaybija begleitet hatten. (Mauduudi)

 

20. Allah hat euch versprochen, dass ihr reiche Beute machen werdet59, und Er hat euch dies eilends gegeben60, und hat die Hände der Menschen von euch zurückgehalten61 damit es ein Zeichen für die Mu’miniin62 sei und damit Er euch auf den geraden Weg leite63,

59. Der Gewinn, der aus dem Treueschwur und dem ruhigen, disziplinierten Verhalten der Muslime erwuchs, war sicherlich groß, aber noch größer war der Gewinn im geistigen Sinne, in der schnellen Ausbreitung des Islam, in der Reinigung des Heiligen Hauses von der Beherrschung durch die Götzendiener und in der allgemeinen Annahme der Botschaft unseres Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in Arabien. (Juusuf `Allii)

60. Zu den ersten Früchten des Treueschwurs gehörte der Sieg oder der Vertrag von Hudaybija, der für die nächste Zeit alle Feindseligkeiten der kaafir Makkaner beendete und den Weg nach Makka öffnete. Dies ist in den Worten enthalten: „Er hielt ihre Hände von euch zurück". (Juusuf `Allii)

Vor dem, was ihr im zukünftigen Leben erlangen werdet. (Asad)

61. Er hielt die Quraisch davon zurück, euch bei Hudaybija anzugreifen, obwohl sie sich in einer wesentlich günstigeren Position befanden, und ihr militärisch gesehen schwächer wart:: Außerdem hätten in ihrer Abwesenheit die Juden und Heuchler in Madina Vorteile aus ihrer Situation ziehen können. (Mauduudi)

62. Hudaybija - sowohl auf den Treueschwur als auch auf den Vertrag bezogen - war wirklich ein Wendepunkt für die Muslime: es zeigte die Solidarität des Islam und die Stellung, die die Muslime in der arabischen Welt errungen hatten. (Juusuf `Allii)

Ein Symbol für die nachfolgenden Generationen. (Asad)

Ein Zeichen dafür, dass Allah die Standhaften und Gehorsamen unterstützt. (Mauduudi)

Dieser Umma-Zug und die Ereignisse, die ihn begleiteten und das Abkommen, das zum Schluss folgte und den Muslimen nicht besonders lieb war, sollten für sie ein Zeichen dafür sein, Wer plant und Vorsorge trifft, und wie Er denen beisteht, die Seinem Gesandten gehorchen und sich dem Willen Allahs geben. (Qutb)

63. Als Lohn für ihren Gehorsam und ihre Aufrichtigkeit. (Qutb)

Zum Weg größerer Einsicht und stärkeren Imaans, so dass ihr im Gehorsam gegenüber Allah und Seinem Gesandten standhaft voranschreitet und aus diesen Erfahrungen lernt, Allah zu vertrauen. (Mauduudi)

 

21. Und andere (Siege), die ihr noch nicht zu erlangen vermochtet64, die Allah jedoch bereits erfasst hat65. Und Allah hat Macht über alle Dinge.

64. Andere Vorteile: dies wird gewöhnlich auf spätere Siegeszüge des Islam bezogen, aber wir dürfen uns nicht auf die politischen und materiellen Aspekte beschränken, sondern müssen den Aufstieg des Islam als moralische und spirituelle Macht betrachten. (Juusuf `Allii)

Hierzu gibt es verschiedene Überlieferungen: nach einigen ist damit die Einnahme von Makka gemeint, nach anderen der Haibar-Feldzug oder die Auseinandersetzungen mit dem oströmischen Reich oder ganz allgemein die Ausbreitung des Islam. Nach dem Vertrag von Hudaybija wäre die Einnahme Makkas das Nächstliegende, zumal Allah den Muslimen Makka ohne Blutvergießen eröffnete. (Juusuf `Allii)

Die Glückseligkeit im zukünftigen Leben. (Asad)

65. Er ermöglicht euch dies, wenn seine Zeit gekommen ist. (Darjabaadi)

 

22. Und hätte euch diejenigen bekämpft, kaafir sind so hätten sie gewiss den Rücken gekehrt66. Dann würden sie weder einen Beschützer noch einen Helfer finden67.

66. Ihre Kampfmoral war nun wirklich gebrochen. (Juusuf `Allii)

67. Dieses Versprechen Allahs erfüllte sich in einer ununterbrochenen Reihe von Siegen nach dem Vertragsschluß von Hudaybija, die schließlich dazu führten, dass ein Reich vom Atlantik bis zu den Grenzen Chinas entstand. (Asad)

 

23. Eine Gesetzmäßigkeit Allahs68, wie sie vordem immer wirksam war. Und du wirst niemals eine Änderung in der Gesetzmäßigkeit Allahs feststellen.

68. Das Gesetz Allahs in der Welt, das immer wieder zur Wirkung kommt und sich nie ändert ist, dass die Oberhand, der Sieg und die Erde am Ende für die Fromm ist die Allah treu bleiben und dem Gesandten gehorchen. Dieser Endsieg kann sich je nach dem inneren Zustand der Mu'miniin etwas verzögern. Er kommt aber bestimmt, wenn sie getan haben, was in ihrer Macht stand und sich ganz auf  Allah verlassen. (Qutb)

 

24. Und Er ist es, Der ihre Hände von euch zurückgehalten hat und, eure Hände von ihnen69 im Talgrund von Makka, nachdem Er euch über sie obsiegen ließ. Und Allah sah sehr wohl, was ihr tatet70.

69. Kleinere Zwischenfälle hatten stattgefunden, die die Quraisch und die Muslime aus Medina in Kampfhandlungen hätten verwickeln können. Einerseits waren die Quraisch entschlossen, die Muslime aus der Stadt fernzuhalten, obgleich sie kein Recht dazu hatten; andererseits hatten die Muslime, obgleich sie unbewaffnet waren, geschworen, zusammenzuhalten, und in einem Gegenangriff hätten sie sich sehr wohl den Zugang zur Kaaba erzwingen können. Aber Allah hielt beide Seiten von allem zurück, das den Frieden des Heiligtums hätte verletzen können, bis der Vertrag unterzeichnet und die Gefahr vorüber war. (Juusuf `Allii)

70. Kurz vor dem Vertragsschluß griff eine Gruppe Quraisch von zwischen dreißig und achtzig Mann - das Lager unseres Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, an, aber seine praktisch waffenlosen Männer überwältigten sie und nahmen sie gefangen, um sie nach der Unterzeichnung unversehrt freizulassen. (Asad)

Allah weist hier auf einen Zwischenfall hin, der geschah, während das Abkommen von Hudaybija niedergeschrieben wurde. Er erwähnt ihn auf diese Art und Weise, damit sie wissen, dass alles, was geschah, von Ihm gewollt und geplant war. Und wenn sie wissen, dass dieses Abkommen von Allah gewollt und gutgeheißen ist, dann werden sie es ohne Murren akzeptieren und genau einhalten. (Qutb)

 

25. Sie sind es, die kaafir waren71 und euch vom Besuch der Heiligen Moschee72 abhielten und die Opfertiere73 daran hinderten, ihre Opferstätte zu erreichen74. Und hätte es nicht mu’min Männer und mu’min Frauen gegeben, die ihr nicht kanntet und womöglich niedergetreten hättet, so dass euch ihretwegen Schuld getroffen hätte ohne euer Wissen75 und wäre es nicht so, dass Allah einige (der        Kufar) in Seine Gnade führen wollte77, und wären sie getrennt gewesen78, dann hätten Wir gewiss diejenigen von ihnen, die kaafir waren, schmerzlich bestraft79.

71. Rasi schiebt als Verbindung zwischen dem vorigen und diesem Aja erklärend ein: „Es geschah nicht um eurer Feinde willen, dass Er eure Hände von ihnen zurückhielt, denn sie sind es, die die Wahrheit leugnen ..." (Asad)

Sie sind diejenigen, die gegen Allah meuterten, Seine Botschaft zurückwiesen und die Wahrheit zu verdecken suchten.

Sie verdienen deswegen den Hass Allah und Seine Verachtung. (Qutb)

72. Die Ka'ba, zu der die Muslime bis zum 7. Jahr nach der Hidschra keinen Zugang hatten. (Asad)

73. Die Muslime aus Madina hatten ihre Opfertiere mitgebracht und ihre Pilgerkleidung angezogen (vergleiche Suura 2:197 und die entsprechenden Fußnoten), aber sie durften nicht nur Makka nicht betreten, sondern es wurde ihnen auch nicht erlaubt, ihre Tiere zum Platz der Opferung in Makka zu schicken, wie sie es nach Suura 2:196 hätten tun können. Das Opfer wurde deshalb in Hudaybija vollzogen. (Juusuf `Allii)

74. Und außerdem, haben sie euch davon abgehalten die Heilige Moschee zu Makka zu besuchen, und selbst die Opfertiere daran gehindert, ihre Opferstätte zu erreichen. Das galt in allen Religionen nach Ibraahiim und selbst bei den damaligen Kufar als schweres Vergehen. Sie hatten damit die Heiligkeit der Moschee, in deren Nachbarschaft sie wohnten und die Unantastbarkeit der heiligen Monate, die seit eh und je verkehrt wurden verletzt. (Qutb)

75. Es gab zu jener Zeit in Makka Muslime Männer und Frauen und der Imaan von einigen von ihnen war ihren muslimischen Geschwistern aus Madina unbekannt. Hätten in Makka Kampfhandlungen stattgefunden, hätten die Muslime, selbst wenn sie erfolgreich gewesen wären, unbeabsichtigt einige dieser unbekannten Muslime getötet und sich damit unbeabsichtigt des Blutvergießens an Muslimen schuldig gemacht. Dies wurde durch den Vertrag verhindert. (Juusuf `Allii)

Dies waren Muslime, die nach der Hidschra den Islam angenommen hatten, von den Quraisch aber an der Auswanderung gehindert worden waren. (Juusuf `Allii)

76. Allah hätte euch erlauben können,. den Zugang zu erzwingen, aber er hat eure Hände zurückgehalten ... (Juusuf `Allii)

77. Allah wirkt nach Seinem weisen und heiligen Willen und Plan und nicht nach dem, was uns in der Erregung des menschlichen Lebens als logischer Lauf der Dinge erscheint. Indem Er den Kampf verhinderte, rettete er viele wertvolle Menschenleben, nicht nur die der Muslime, sondern auch die derjenigen, die später ihren Weg zum Islam fanden und sich dafür einsetzten. Er gewährt Seine Gnade auf der Grundlage höherer Normen als der Mensch mit seinem begrenzten Horizont erkennen kann. (Juusuf `Allii)

78. Wenn die Gruppe aus Madina die Muslime unter den Makkaner von den Nichtmuslimen hätte unterscheiden können, dann hätten sie vielleicht die Stadt betreten und die kaafir Quraisch für ihre Arroganz und ihren Bruch der Landesgesetze bestrafen dürfen. Unter den gegebenen Umständen war der Vertrag von Hudaybija jedoch die beste Lösung. (Juusuf `Allii)

Dies bedeutet im weiteren Sinne, dass der Mensch niemals weiß, ob sein Mitmensch Allahs Strafe oder Gnade verdient. (Asad)

79. Nämlich die Vernichtung der Götzendiener durch die Muslime. (Darjabaadi)

Allah wollte, dass die unbekannten Muslime in Makka in ihrem Imaan gestärkt und dadurch noch mehr begnadigt würden, und dass einige der Makkaner, die noch nicht zum Islam übergetreten waren, deren Herzen aber noch nicht "versiegelt" waren von der Großmut Allahs mit Seinen verwahrlosten Dienern in Makka und von der Disziplin der Muslime beeindruckt würden, zum Islam überträten und damit in die Gnade Allahs kämen.. (Alousi)

 

26. Während diejenigen, die Kufar waren, in ihren Herzen heftige Erregung – die Erregung der Unwissenden, trugen80 senkte Allah Seine innere Ruhe81 auf den Gesandten und auf die Mu'miniin herab und ließ sie am Gebot der Taqwa82 festhalten und sie hatten durchaus Anspruch darauf und waren ihrer würdig83. Und Allah weiß um alle Dinge.

80. Während die Götzendiener erregt und nervös waren und peinliche einleitende Worte wie "Im Namen Allahs des sich Erbarmenden, des Barmherzigen" vermeiden wollten, verhielten sich die Muslime ruhig und gefasst, und es gelang ihnen, ihre wesentlichen Forderungen ohne viel Gerangel um Worte in den Vertrag einzubringen. Dies war durch ihre Einigkeit und durch ihr Vertrauen zu ihrem Führer möglich. (Juusuf `Allii)

"Hamijat Al-Dschahilija" bedeutet, dass jemand bewusst etwas Unangemessenes oder Unangebrachtes tut, nur um sein eigenes Prestige zu wahren. (Mauduudi)

In diesem Zusammenhang wird folgender Zwischenfall berichtet: Unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, fing an, Allii den Text der vorgeschlagenen Vereinbarungen zu diktieren: „Schreibe: "Im Namen Allahs, des sich Erbarmenden, des Barmherzigen'!" Aber Suhayl, der Vertreter der Makkaner, unterbrach ihn und sagte: Wir haben den Ausdruck "Der sich Erbarmende" nie gehört; schreibt nur das, was wir wissen." Darauf sagte unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu Allii: „Schreibe dann: 'In deinem Namen, O Allah!" Allii schrieb, wie ihm geheißen wurde, und unser Prophet , Allahs Segen und Frieden auf ihm, fuhr fort: „Folgendes wurde vereinbart zwischen Muhammad, dem Gesandten Allahs, und den Leuten von Makka ..." aber Suhayl unterbrach ihn wieder. „Wenn du (wirklich) ein Gesandter wärst, dann (wäre dies ein Zugeständnis, dass) wir dir Unrecht getan haben; schreibe darum so, wie wir es verstehen." Also diktierte unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Allii: „Schreibe: 'Folgendes wurde vereinbart zwischen Muhammad, dem Sohn von Abdullah, des Sohnes Abdul Muttalib, und den Leuten von Makka ...'!" (Asad)

81. Vergleiche oben Aja 18 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Der Begriff "Sakina" bezeichnet hier die Würde und Geduld, mit der die Muslime der Erregung der Götzendiener entgegentraten. Sie ließen sich nicht durch deren unangebrachtes Verhalten provozieren und taten nichts, was der Sache der Wahrheit und des Rechts hätte schaden können oder was ihre Situation verkompliziert hätte. (Mauduudi)

82. Wörtlich: "das Wort der Taqwa" . Dies bedeutet, dass ihr Bewusstsein von Allahs Anwesenheit und Seiner allumfassenden Macht ihnen ermöglichte, der Erregtheit ihrer Feinde ruhig und gefasst gegenüberzutreten. (Asad)

83. Dies bezieht sich auf die oben erwähnte innere Ruhe. Ihre Gefasstheit angesichts aller Provokation war eine Gabe sie hatten sie sich verdient durch Gehorsam und Disziplin und erwiesen sich ihrer würdig. (Juusuf `Allii)

 

Abschnitt 4

27. Allah hat wahrlich das Traumgesicht Seines Gesandten erfüllt84: Ihr werdet die Heilige Moschee gewiss betreten, so Allah will85, in Sicherheit, mit geschorenem Kopf oder kurz geschnittenem Haar86. Seid ohne Furcht, denn Er weiß, was ihr nicht wisst87 und Er gewährte euch außerdem einen raschen Sieg88.

84. Unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hatte im Traum gesehen, dass er die Heilige Moschee von Makka betrat, kurz bevor er zu der Reise aufbrach, die mit dem Vertrag von Hudaybija endete. Dadurch konnten er und seine Gefährten im folgenden Jahr ohne jede Störung und Belästigung Makka betreten und die üblichen Riten durchführen. (Juusuf `Allii)

85. Nämlich im nächsten Jahr. (Darjabaadi)

Die Wendung "Wenn  will" schränkt hier nicht das Versprechen Allahs ein, sondern betont, dass es nach Seinem Willen geht, nicht nach dem eventuellen Willen der Makkaner, die Muslime auch im folgenden Jahr an der Pilgerfahrt zu hindern. (Mauduudi)

86. Beide Riten sind symbolisch für die Grosse und die Kleine Pilgerfahrt. (Darjabaadi)

Vergleiche auch Suura 2:196 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

87. Nämlich um die zukünftigen Ereignisse. (Asad)

88. Vergleiche oben Aja 18 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

 

28. Er ist es, Der seinen Gesandten mit der Rechtleitung und den Diin der Wahrheit89 geschickt hat, damit sie die Oberhand über alle Diins gewinnt90. Und Allah genügt als Zeuge.

89. Letztendlich setzte sich der Islam nicht nur auf der arabischen Halbinsel durch, sondern in relativ kurzer Zeit in großen Teilen der Welt, sowohl im oströmischen Kaiserreich als auch in Persien, Indien, China, Indonesien und vielen anderen Ländern. (Qutb)

90. Der Islam übertrifft an Überzeugungskraft und Ausbreitungstempo alle anderen Diins, selbst nach dem weitgehenden Rückgang ihrer politischen Macht in weiten Teilen der Erde, insbesondere in Europa und auf den Mittelmeerinseln, und nach dem Rückgang der Macht der Muslime überall auf der Erde. Der Islam ist in sich selbst und ihrer Natur nach stark. Sie ist im Vormarsch begriffen, ohne Schwert und ohne Kanonen ihrer Anhänger. Das kommt daher, weil sie mit der menschlichen Veranlagung und den prinzipiellen Schöpfungsgesetzen in Einklang steht. Sie sorgt für alle Bedürfnisse des Geistes und der Seele. Sie begünstigt und bejaht den kulturellen Aufbau und den wissenschaftlichen und technischen Fortschritt. Sie passt zu jeder Umgebung - sowohl zum Leben in einfachen Hütten, als auch in Wolkenkratzern. Jeder, der unvoreingenommen den Islam betrachtet, erkennt die Aufrichtigkeit und die Energie, die ihr innewohnt, und sieht ein, dass sie in der Lage ist, die Menschheit sicher und vernünftig zu führen und leicht und geradlinig für alle ihre Bedürfnisse in ihrer immer währenden Entwicklung zu sorgen. (Qutb)

Die Vorgänge in Verbindung mit der Entstehung und Ausbreitung des Islam beweisen in sich schon seinen Wahrheitsgehalt und seine Universalität, denn nichts ist davon unbeeinflusst geblieben. Vergleiche auch Suura 61:9 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 8: und die entsprechenden Fußnoten, woraus hervorgeht, dass jeder Diin, die nicht auf dem Prinzip der Hingabe angebaut ist, eo ipso falsch ist. (Asad)

 

29. Muchammad ist der Gesandte Allahs91, und diejenigen, die mit ihm sind, sind streng gegen die Kufar92, aber barmherzig untereinander93. Du siehst sie sich beugen und sich niederwerfen (im Gebet) im Streben nach der Huld Allahs und (Seinem) Wohlgefallen94. Ihre Merkmale sieht man auf ihren Gesichtern als Spuren der Niederwerfung95. Dies ist ihr Gleichnis in der Thora96. Und ihr Gleichnis im Evangelium ist: wie das ausgesäte Samenkorn, dass seinen Schössling treibt, ihn dann stark werden lässt, dann wird er dick und steht fest auf seinem Halm, zur Verwunderung (und zur Freude) des Sämannes97; doch98 erfüllt es die Kufar mit Wut.   Allah hat denjenigen unter ihnen99, die mu’min sind und gute Werke tun, Vergebung versprochen und einen gewaltigen Lohn.

91. Und Allahs Offenbarung legt für immer Zeugnis davon ab, darum brauchen wir uns keine Sorgen zu machen, wenn diese Tatsache in Situationen wie beispielsweise dem Vertragsabschluss von Hudaybija verschwiegen wird. (Darjabaadi)

92. Seine Gefährten, und besonders diejenigen, die ihn nach Hudaybija begleitet hatten. (Darjabaadi)

Im obigen Zusammenhang bedeutet der Begriff "aschiddaa" أَشِدَّاء (Singular "sahid", "streng") vor allem "unnachgiebig". (Asad)

Sie lassen sich nicht einschüchtern oder manipulieren. (Mauduudi)

93. Vergleiche aus Suura 9:128 und die entsprechenden Fußnoten. Allahs kämpfen ununterbrochen gegen das Böse, sowohl für sich selbst als auch für andere. Ihren Geschwistern gegenüber - vor allem den schwächeren - sind sie milde und barmherzig. Sie nehmen jede Gelegenheit wahr, ihnen ihre Sympathie zu erweisen und zu helfen. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 5:54 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Die gleiche Zielsetzung schafft eine harmonische Einheit unter ihnen. (Mauduudi)

94. Hier wird das Verborgene in ihren Herzen beschrieben. Alles, was sie beschäftigt, und alles, wonach sie Sehnsucht haben, ist die Huld Allahs und Sein Wohlgefallen. (Qutb)

95. Die Spuren ihres Ernstes und ihrer Demut sind in ihren Gesichtern eingegraben, das heißt sie durchdringen ihr innerstes Wesen, denn das Gesicht ist das Äußre des inneren Menschen. Wenn wir dies buchstäblich verstehen, zeigt das Gesicht eines guten Menschen bereits Allahs Licht und Gnade; er ist sanft, freundlich und langmütig, hilft anderen, vertraut auf Allah und besitzt inneren Frieden (vergleiche oben Aja 26 und die entsprechenden Fußnoten) wie er von keiner anderen Quelle kommen kann. (Juusuf `Allii)

"Niederwerfung" steht hier auch für die Verinnerlichung des Imaans, während die "Spuren" dies im Äußeren des Mu'min widerspiegeln. (Asad)

Damit sind nicht die Spuren auf der Stirn mancher Menschen gemeint, die von der Niederwerfung herrühren, sondern ihr Gesichtsausdruck. Das Gesicht eines Menschen ist ein offenes Buch, in dem die Persönlichkeit leicht abgelesen werden kann. Das Gesicht eines eitlen, arroganten Menschen unterscheidet sich wesentlich von dem eines demütigen, bescheidenen Menschen. Aufgrund des Gesichtsausdrucks der Muslime sollen die syrischen Christen beim Einmarsch muslimischen Truppen gesagt haben: „Diese Menschen besitzen dieselben Charaktereigenschaften wie die Jünger 'Isas, Allahs Segen und Frieden auf ihm. (Mauduudi)

96. In den Büchern Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, die inzwischen viele Veränderungen über sich ergehen lassen mussten, wird die Gebärde der Demut im Gebet mit der Niederwerfung ausgedrückt, vergleiche beispielsweise:

"Sie fielen aber auf ihr Angesicht und sprachen: Ach Gott, der du bist der Gott des Lebensgeistes für alles Fleisch, wenn ein einziger Mann gesündigt hat, willst du darum gegen die ganze Gemeinde wüten?"

Numeri 16:22. (Juusuf `Allii)

Dies bezieht sich wahrscheinlich auf Deuteronomium 33:2-3, wo die Ankunft des Propheten Muchammad vorausgesagt wird und seine Gefährten als "heilige" bezeichnet werden.

"Er sprach: Der Herr ist vom Sinai gekommen und ist ihnen aufgeleuchtet von Seïr her. Er ist erschienen vom Berge Paran her und ist gezogen nach Meribat-Kadesch; in seiner Rechten ist ein feuriges Gesetz für sie. Wie hat er sein Volk so lieb! Alle Heiligen sind in deiner Hand. Sie werden sich setzen zu deinen Füßen und werden lernen von deinen Worten." (Mauduudi

97. In diesem Gleichnis im Evangelium geht es darum, dass ein gutes Samenkorn ausgestreut wird und allmählich heranwächst und die Erwartungen des Sämannes übertrifft; vergleiche Markus 4:27-28:

"Vom Wachsen der Saat

Und er sprach: Mit dem Reich Gottes ist es so, wie wenn ein Mensch Samen aufs Land wirft und schläft und aufsteht, Nacht und Tag; und der Same geht auf und wächst - er weiß nicht, wie. Denn von selbst bringt die Erde Frucht, zuerst den Halm, danach die Ähre, danach den vollen Weizen in der Ähre. 29Wenn sie aber die Frucht gebracht hat, so schickt er alsbald die Sichel hin; denn die Ernte ist da."

So wurde der Islam von unseren Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, verkündet; der Same schien für menschliche Beobachter im Boden verloren zu sein, aber er keimte, wuchs und wurde stark, bis er auf eigenen Füssen stehen konnte und seine ärgsten Feinde seine Existenz und Daseinsberechtigung anerkennen mussten. Beachte, wie dieses Gleichnis im Qur’an vervollkommnet wurde. Die Mentalität der Säleute wird in schönen Ausdrücken geschildert, sie sind von Verwunderung und Freude erfüllt: (Juusuf `Allii)

98. Den Partikel "li" verstehe ich nicht als Hinweis auf eine Zielsetzung ("damit"), sondern auf ein Ergebnis („infolgedessen") Das Ergebnis des wunderbaren Wachstums des Islam war, d eine Feinde verwirrt waren und innerlich wüteten, im Gegensatz zu Verwunderung und Zufriedenheit des Propheten und Seiner Gefährten. (Juusuf `Allii)

99. "Von ihnen" schließt die Gefährten des Propheten und alle diejenigen ein, die ihm folgen und versuchen, sich so zu verhalten wie er und seine Gefährten, und je besser und innerlicher die Nachahmung ist, um so größer ist die Belohnung. (ibn Kasir)

 

Einführung zu Suura 49

Dies ist die dritte aus einer Gruppe von drei madinansischen Suuras, die mit Suura 47 anfing. Vergleiche auch die dortige Einführung.

Thematisch geht es um das Verhalten der Mitglieder der schnell wachsenden muslimischen Gemeinschaft, sowohl untereinander als auch ihrem Führer gegenüber. Das Schlüsselwort "hudschuraat" الحجرات (die inneren Gemächer) erscheint in Aja 4.

Chronologisch wird diese Suura dem "Jahr der Abordnungen" zugeordnet, dem Jahr 9 nach der Hidschra, in dem Abordnungen aller Art in großer Zahl Medina besuchten, um sich dem Islam anzuschließen.

Zusammenfassung:

Eine Gemeinschaft muss in ihrem Verhalten ihrem Führer Respekt entgegenbringen; Streitigkeiten sind unangebracht und sollten geschlichtet werden; Verhalten ergibt sich aus der Moral; und gegenseitiger Respekt und Vertrauen sind eine Pflicht und ein Privileg im Islam. (Ajas 1-18)

 

Die inneren Gemächer

Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen.

1. O die ihr den Imaan verinnerlicht Haltet euch zurück vor Allah und Seinem Gesandten1, und fürchtet Allah2. Wahrlich, Allah ist allhörend, allwissend3.

1. Drei Bedeutungen werden damit zusammengefasst:

1. verhaltet euch nicht mit Wort und Tat auffällig, wenn ihr in Allahs Gegenwart seid (beispielsweise in einer Masdschid, beim Gebet oder in religiösen Versammlungen);

2. nehmet nicht in Wort und Tat vorweg, was euer Führer (der Gesandte Allahs) sagt oder tut; und

3. seid nicht ungeduldig, indem ihr Dinge zu beschleunigen sucht, bevor die Zeit reif dafür ist - worüber Allah am besten entscheiden kann, Der durch Seinen Gesandten spricht. Seid respektvoll in allen Dingen, denn ihr befindet euch in Allahs Gegenwart, und Er hört und sieht alle Dinge. (Juusuf `Allii)

Seid nicht dreist. (Darjabaadi)

Gebt nicht euren eigenen Wünschen den Vorrang. (Asad)

Dies bezieht sich nicht nur auf die individuellen Angelegenheiten der Muslime, sondern auch auf ihr Gemeinschaftsleben. Keine muslimische Regierung, kein Gerichtshof und kein Parlament kann diesen Grundsatz außer acht lassen. In diesem Zusammenhang wird überliefert, dass unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, als er Muad ibn Dschabal als Richter in den Jemen schickte, diesen fragte: „Auf welcher Grundlage wirst du deine Entscheidungen fällen?" Er antwortete: „Allahs Offenbahrungsschrift" „Und wenn du darin kein entsprechendes Gebot finde wonach richtest du dich dann?" fragte unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, weiter. „Nach der Sunna (Lebensgewohnheit) des Gesandten Allah erwiderte er. Schließlich fragte unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm: „Und wenn du auch da keine Lösung findest?" Dann, erwiderte Muad: „werde ich mich bemühen, selbst eine Entscheidung zu finden." Da legte unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, seine Hand auf seine Brust und sagte: „Preis sei er dem Abgesandten Seines Gesandten geholfen hat, eine Verhaltensweise zu finden, die Seinem Gesandten gefällt." (Mauduudi)

2. In jeder Angelegenheit, sei sie groß oder klein; in eurer gesamten Lebensführung. (Asad)

3. Er hört eure; Worte und sieht eure Taten. (Darjabaadi)

 

2. O die ihr den Imaan verinnerlicht Erhebt nicht eure Stimmen über die Stimme des Propheten und sprecht nicht laut zu ihm im Gespräch4, so wie ihr untereinander laut sprecht5, damit eure Taten nicht fruchtlos werden, ohne dass ihr es bemerkt6.

4. Es gehört sich nicht, in der Anwesenheit eures Führers laut zu reden. Einige unhöfliche Leute sprachen so laut, dass sie die Stimme ihres Führers übertönen. (Juusuf `Allii)

Dies hat sowohl eine buchstäbliche als auch eine übertragene Bedeutung. Buchstäblich gilt es für die Zeitgenossen unseres Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und im übertragenen Sinne für alle späterer Zeiten - was besagt, dass persönliche Meinungen und Neigungen nicht die eindeutigen Gebote oder ethischen Normen außer Kraft setzen dürfen, die unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, verkündet hat. Vergleiche auch Suura 4:65 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

5. Das heißt sprecht mit ihm oder (in späteren Zeiten) von ihm nicht ungehörig vertraulich. (Asad)

6. Grobheit und Rücksichtslosigkeit können sogar den Wert jener Dienste zerstören, die sie sonst hätten leisten können, und alles dies geschieht, ohne dass ihnen bewusst wird, welchen Schaden sie damit anrichten. (Juusuf `Allii)

Respektlosigkeit unseren Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gegenüber ist mehr als Grobheit gewöhnlichen Menschen gegenüber, nämlich eine Respektlosigkeit Allah Selbst gegenüber. (Mauduudi)

Bucharii führte folgenden Hadiis an: ibn Abi Malika erzählte selbst: „Abuu Bakr und 'Umar wären beinahe verloren gewesen, als ihre Stimmen in Gegenwart des Propheten laut wurden. Das war im 9. Jahr nach der Hidschra, als die Abordnung von Bani Tamim zu ihm kam. Einer der beiden schlug dem Propheten den Agraa-Ben-Habis als Amir vor, während der andere für jemand anderes war. Da sagte Abu Bakr zu 'Umar: „Du willst mir nur widersprechen." und 'Umar erwiderte: „Das will ich nicht!" und sie wurden laut im Streit. Darauf offenbarte Allah diesen Aja. ibn Al-Subair sagte: „’Umar sprach nachher nie in Gegenwart des Propheten, bevor der Prophet ihn nach seiner Meinung fragte:" Von Abu Bakr wurde erzählt, dass er zu unseren Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sagte: „O Gesandter Allahs von nun an werde ich zu dir nur flüsternd sprechen." Und Imaam Achmad berichtet: Anas-Ben-Malik sagte: „Als dieser Aja offenbart wurde, sagte Sabit-Ben-Quais, der eine laute Stimme hatte: „Das war ich, der seine Stimme in Gegenwart des Propheten erhob, ich bin unter den Genossen der Hölle. Meine Werke sind nichtig." Er war sehr traurig und blieb zuhause. Der Prophet fragte nach ihm, als er ihn vermisste. Einige Gefährten des Propheten gingen zu ihm und teilten ihm mit, dass der Prophet nach ihm fragte. Er sagte: „Ich bin derjenige, der die Stimme des Prophet übertönte, ich bin einer der Hölle Einwohner." Die Gefährten gingen zum Propheten zurück und berichteten ihm, was Sabit gesagt hatte. Der Prophet sagte: „Nein, er ist vielmehr einer der Bewohner des Paradieses. " (Qutb)

 

3. Wahrlich, diejenigen, die ihre Stimmen vor dem Gesandten Allahs senken7 - das sind diejenigen, deren Herzen Allah auf (ihre) Taqwa geprüft hat8. Ihnen wird Vergebung und ein großer Lohn zuteil.

7. Ein Zeichen guter Erziehung und Verhaltensformen. (Darjabaadi)

8. Das Wesen des gute Verhaltens entstammt dem Herzen. Ein Mensch, der seinen Führer wirklich und aufrichtig respektiert, hat wahre in seinem Herzen. Andererseits kann ein Mensch, der sich respektlos verhält, jahrelange Bemühungen zunichte machen indem er die Autorität des Führers untergräbt. (Juusuf `Allii)

Nur diejenigen Menschen erweisen unseren Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, den ihm zustehenden Respekt, die erfolgreich durch die Prüfungen hindurchgegangen sind, die Allah ihnen geschickt hat, und ihre Standhaftigkeit unter Beweis gestellt haben. (Mauduudi)

 

4. Wahrlich, diejenigen, die dich von draußen aus deinen Wohnräumen heraus rufen9, - denken gar nicht nach10.

9. "Al-Hudscharat" الْحُجُرَاتِ : innere Gemächer, Wohnräume. (Anm. d. Übers.)

Den Führer aus seinen Wohnräumen herauszurufen beweist Respektlosigkeit sowohl seiner Person als auch seiner Zeit und seiner Beschäftigung gegenüber. Nur unvernünftige Menschen sind in der Lage, sich so zu verhalten. Es wäre angemessener für sie, zu warten, bis er frei ist, um herauszukommen und sich um sie zu kümmern. Am Hof eines geistigen Königs wird jedoch vieles vergeben, das aus Unwissenheit geschieht. In einem irdischen Gerichtshof ist Unkenntnis des Gesetzes keine Entschuldigung. Wenn ein Mensch sich einem: irdischen Befehlshaber, Gouverneur oder gar König gegenüber so verhalten würde, dann würde er von den Wachen festgenommen und könnte niemals sein Anliegen vortragen. (Juusuf `Allii)

Während sich dies in erster Linie auf unseren Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, bezieht, kann es auch in bezug auf jeden Führer der Gemeinschaft verstanden werden, der ein Nachfolger unseres Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ist und in seinem Namen regiert, das heißt dem islamischen Gesetz entsprechend Nach Ansicht einiger islamischer Denker beinhaltet dieser Aja auch ein Verbot, beim Besuch des Grabes unseres Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, laut zu rufen. (Asad)

10. Sie begreifen nicht, dass sie mit diesem Verhalten unseren Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, respektlos begegnen. (Darjabaadi)

 

5. Hätten sie sich geduldet, bis du zu ihnen herauskommst, dann wäre es besser für sie11, Und Allah ist allvergebend, barmherzig12.

11. Diejenigen Menschen, die in der Zeit unseres Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, von diesem selbst gelehrt worden waren, hatten vollen Respekt vor ihm. Sie wussten sehr wohl, wie beschäftigt er durch seinen Auftrag war, und verstanden, dass er sowohl zum Ausruhen als auch für wichtige Tätigkeiten und seine häuslichen Angelegenheiten Zeit haben musste. Sie besuchten ihn also nur dann, wenn er außerhalb seiner Wohnräume erreichbar war, und wenn dies nicht der Fall war, dann warteten sie auf ihn und riefen ihn nicht unnötig zu sich hinaus. Andere jedoch, die kein solches Taktgefühl besaßen, gingen davon aus, dass jemand, der zu Allah Aufrief und für die Besserung der Menschen arbeitete, kein Recht auf ein Privatleben hatte und stets für sie bereit sein musste. Zahlreiche Vorfälle uns diesbezüglich überliefert worden, und aufgrund seiner milden Veranlagung ertrug unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, dies alles, bis Allah selbst in Seiner Offenbarung Einspruch erhob. (Mauduudi)

12. Er wird ihnen das vergeben, was bisher geschehen ist, wodurch sie Seinem Gesandten Unannehmlichkeiten verursacht haben, aber sie sollten in Zukunft von solchem Verhalten Abstand nehmen. (Mauduudi)

 

6. O die ihr den Imaan verinnerlicht Wenn einer, der nicht vertrauenswürdig ist, euch eine Nachricht bringt13, so vergewissert euch dessen14, damit ihr nicht einem Volk unwissentlich Unrecht zufügt und danach bereut, was ihr getan habt15.

13. Das betrifft insbesondere solche Personen, von denen bekannt ist, dass sie einige Vorschriften nicht beachten. Wenn so jemand eine Nachricht bringt, soll diese Nachricht auf ihren Wahrheitsgehalt hin geprüft werden, bevor man Konsequenzen daraus zieht, vor allem, wenn diese Konsequenzen ein Vorgehen gegen eine Gruppe von Menschen bedeuten. Das heißt aber nicht, dass solche Nachrichten, die von glaubenswürdigen Muslimen überbracht werden, bezweifelt werden sollen. Bei der Annahme von Nachrichten wird also unterschieden zwischen einer glaubwürdigen Person, deren Mitteilung angenommen wird, und einer unglaubwürdigen, deren Mitteilung überprüft werden muss. (Qutb)

14. Bevor man Gerüchten Glauben schenkt. Der Berichterstatter wird hier als Frevler bezeichnet, weil die Verbreitung von Gerüchten ohne jede Grundlage, die dem Ruf anderer Menschen schaden, in sich bereits ein geistiges Vergehen darstellt. (Asad)

15. Nachdem in den vorherigen Ajas der Respekt betont wird, der unseren Gesandten Allahs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zusteht und damit auch jedem gerechten Führer der Gemeinschaft, geht es hier um die moralische Verpflichtung, die Ehre und den Ruf eines jeden Mitgliedes der Gemeinschaft zu schützen, sei es Mann oder Frau. Ausdrücklicher wird dieses Thema weiter unten in Aja 12 ausgeführt. (Asad)

Die meisten Kommentatoren sind der Ansicht, dies beziehe sich auf Walid ibn Uqba, der zu den Bani Al-Mustaliq geschickt wurde, nachdem diese den Islam angenommen hatten, um Sakatgelder zu sammeln. Als er sich dem Gebiet dieses Stammes näherte, bekam er aus irgendeinem Grunde Angst, kehrte nach Madina zurück und berichtete, sie hätten sich geweigert, Sakat zu zahlen, und ihn sogar töten wollen. Unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wurde daraufhin zornig und beschloss, eine Strafexpedition zu ihnen zu schicken. Inzwischen kam jedoch der Führer des Stammes Harit ibn Dinar (übrigens der Vater von Dschuwayrija, der Frau des Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm) nach Madina und sagte: „Bei Allah wir haben Walid gar nicht gesehen; um so weniger konnte es überhaupt zur Debatte stehen, die Sakatzahlung zu verweigern, geschweige denn ihn zu töten. Wir sind standhaft im Islam und haben keine Absicht, die Sakat zurückzuhalten." Daraufhin wurde dieser Aja offenbart. Aufgrund eines falschen Berichtes wäre beinahe großes Unheil angerichtet worden, deswegen wird den Muslimen die Überprüfung aller Nachrichten nahe gelegt. Aufgrund dieses Prinzips wurde übrigens die kritische Überprüfung von Hadiisen entwickelt. (Mauduudi)

 

7. Und wisset, dass unter euch der Gesandte Allahs ist16. Würde er euch in manchen Angelegen nachgeben, dann würdet ihr gewiss in Schwierigkeiten geraten17. Doch Allah hat euch den Diin liebgemacht18 und ihn ausgeschmückt in euren Herzen19, während Er euch Kufr, Frevel und Aufruhr zuwider gemacht hat20. Diese sind fürwahr auf dem rechten Weg,-

16. Wisset dieses, und schätzt den Wert dieser Tatsache richtig ein! Dazu gehört, dass man sich vor Allah und Seinen Gesandten nicht herauszustellen versucht, sondern die Offenbarung achtet, in der Gutes und eine Erleichterung für die Menschen und Allahs Barmherzigkeit liegt, und sich dieser unterordnet und gehorcht, denn i Allah weiss, was das Beste für uns ist, und Sein Gesandten ist ein Ausdruck Seiner Barmherzigkeit für uns. (Qutb)

Das heißt er ist ein Vorbild für euch in bezug auf euer Verhalten untereinander. Er würde beispielsweise nicht blindlings auf Gerüchte hören, die die Ehre anderer Personen in Frage stellen, sondern sich entweder überhaupt weigern zuzuhören oder, wenn aus Gründen der Interessen der Gemeinschaft Klarheit nötig ist, der Sache auf den Grund gehen. (Asad)

17. Allah hat ihnen den Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gesandt, damit er sie belehrt und erzieht. Er lässt sich auch oft von ihnen beraten, aus Güte und Barmherzigkeit. Sie sollen die Lehren, die er ihnen vermittelt, beherzigen, sich damit rechtleiten lassen, und den anderen Menschen weitergeben. Nicht alles, was sie sich spontan wünschen, ist gut für sie. (Qutb)

18. Die Generation, in der unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sein Leben verbrachte, war in der Tat glücklich. Sein Beispiel war inspirierend. Ihr innerer Imaan war diesen Menschen lieb, und sie waren in ihren Herzen stolz darauf; sie liebten auch Disziplin, Gehorsam Gerechtigkeit. Kein Wunder, dass damit alle Nachteile neutralisiert und sie immer mehr gestärkt wurden. Nichts als Allahs Gnade konnte ein solches Ergebnis herbeiführen. (Juusuf `Allii)

19. Da für Seine Diener das Beste wollte, öffnete Er ihre Herzen für den Imaan bewegte ihre Herzen und ließ sie verstehen, wie viel Gutes und Schönes es darin gibt. Dies ist ein großes Geschenk ganz abgesehen von allen Seinen anderen Gaben. (Qutb)

20. So dass ihr durch Allahs Gnade selbst gern den Geboten unseres Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, folgt, statt ihm eure Meinung entgegenzuhalten. (Darjabaadi)

 

8. (all das ist für euch) eine Huld von Allah und eine Gnade21. Und Allah ist allwissend, allweise22.

21. Dass die Gemeinschaft der Muslime nicht den schwerwiegenden Fehler beging, der oben in Fußnote 15 erläutert wurde, ist allein auf Allahs Gnade zurückzuführen. (Mauduudi) 

22. Das heißt, Allah verteilt Seine Gnade nicht blind, sondern aufgrund Seiner Weisheit und Seines Wissens darüber, wer Seiner Gaben würdig ist. (Mauduudi)

 

9. Und wenn zwei Gruppen von den Mu'miniin sich gegenseitig bekämpfen23, dann stiftet Frieden zwischen ihnen24. Und wenn sich die eine gegen die andere vergeht, so kämpft gegen die, die sich vergeht25, bis sie sich Allahs Gebot fügt26. Doch wenn sie sich fügt, dann stiftet Frieden zwischen beiden wie es recht und billig ist27. Und seid gerecht. Wahrlich, Allah liebt die, die gerecht handeln28.

23. Individuelle Streitereien sind leichter zu schlichten als Streitereien zwischen Gruppen oder - in der modernen Welt - zwischen Nationen. Die gesamte Gemeinschaft der Muslime sollte über Gruppen und Nationaldenken stehen. Man sollte von ihr erwarten können, gerecht zu handeln und einen solchen Streit schlichten zu können, denn Frieden ist besser als Streit. Wenn eine Gruppe jedoch entschlossen ist, andere anzugreifen, muss die Gemeinschaft ihre gesamte Kraft dagegensetzen. Wesentlich ist dabei natürlich, dass völlige Gerechtigkeit geübt und die höchsten Werte geachtet werden, denn der Islam setzt sich für jedes gerechte und legitime Interesse ein, ohne geistige von zeitlichen Dingen zu trennen. Die Vereinten Nationen werden dieser Aufgabe nicht gerecht, weil diese wesentlichen Bedingungen fehlen. (Juusuf `Allii)

Ein Streit zwischen muslimischen Gruppen ist an sich schon verwerflich. (Darjabaadi)

Dies bezieht sich auf Zwietracht aller Art, sowohl in Worten als auch in Handlungen, wie sie auch das Ergebnis der in Aja 6 oben erwähnten Verleumdungen und Gerüchte sein können. (Asad)

24. Angesprochen sind alle Muslime, die sich nicht einer der beiden betroffenen Parteien zugehörig fühlen und für die es möglich ist, zwischen ihnen zu vermitteln. Mit anderen Worten, es gefällt Allah nicht, wenn unbeteiligte Muslime einfach zuschauen, wie andere streiten. Wenn eine solche traurige Situation entsteht, geht das alle Mu'miniin an, und sie sollten alles in ihrer Macht stehende tun, die beiden Parteien zu versöhnen. Sie sollten ihnen nahe legen, mit dem Streit aufzuhören; ihre einflussreichen Leute sollen den Vertretern der beiden Seiten ins Gewissen reden, die Ursache ihres Streites herausfinden und den Frieden wiederherstellen, wenn es ihnen möglich ist. (Mauduudi)

25. Die Muslime sollten nicht zulassen, dass der Aggressor seine Angriffe fortsetzt, oder sich gar auf seine Seite stellen. Wenn alle Bemühungen fehlschlagen, Frieden zwischen den streitenden Parteien zu stiften, dann sollten sie herausfinden welche die schuldige Partei ist, und diejenigen unterstützen, die im Recht sind. Dies ist ein gerechter Kampf, den befohlen hat, ein Dschihaad, und einige Gelehrte schätzen ihn sogar höher ein mit der Begründung, dass Allii seine gesamte Regierungszeit im Kampf gegen Rebellen dieser Art verbrachte, statt gegen Kufar ins Feld zu ziehen. "Kämpfen" muss nicht unbedingt einen bewaffneten Kampf bedeuten, sondern es bedeutet, dass Kräfte gegen den Aggressor eingesetzt werden mit dem Ziel, seine Aggression zum Stillstand zu bringen. Dazu können alle möglichen Mittel eingesetzt werden. Das Gebot ist an diejenigen gerichtet, die die Macht haben, solchen Aggressionen entgegenzutreten. (Mauduudi)

26. Und vom Kämpfen Abstand nimmt. (Darjabaadi)

Siehe hierzu auch den nächsten Aja, wo der Normalzustand geschildert wird. (Asad)

Daraus geht hervor, dass dieser Kampf nicht als Strafmassnahme gegen den Aggressor gedacht ist, sondern ihn lediglich wieder zum Gehorsam gegenüber Allah zurückbringen soll. Die schuldige Partei soll sich dem fügen, was nach der Offenbarung und der Sunna des Gesandten Allahs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, recht ist und eine Haltung aufgeben, die Streit verursacht. Sobald dieses Ziel erreicht ist, haben die Maßnahmen gegen diese Gruppe aufzuhören. (Mauduudi)

27. Einen beständigen und dauerhaften Frieden. (Darjabaadi)

Es geht nicht allein darum, Frieden zu schließen, sondern einen gerechten Frieden. Ein Friede, der nur im Aufhören bewaffneter Auseinandersetzungen besteht, ohne dass dabei Recht und Unrecht oder der Druck einer Gruppe gegen eine andere berücksichtigt wird, ist nicht erstrebenswert. Nur ein gerechter Friede kann Unheil und Bosheit vorbeugen und von Dauer sein. (Mauduudi)

28. Dieser Aja bildet die Grundlage für alle Überlegungen im Zusammenhang mit Streit zwischen verschiedenen muslimischen Gruppen. Später ist daraus ein ganzes System von Gesetzen hergeleitet worden, die verschiedenen Situationen entsprechen:

a) Wenn die beiden sich bekämpfenden Gruppen derselben staatlichen Einheit angehören, ist es Aufgabe der Regierung, sie miteinander auszusöhnen beziehungsweise den Aggressor zum gerechten Verhalten zu veranlassen.

b) Wenn es sich um zwei mächtige Gruppierungen oder zwei muslimische Regierungen handelt, sollten die einzelnen Muslime sich von jeder Teilnahme an dieser Auseinandersetzung fernhalten und die Betreffenden ermahnen, Allah zu fürchten und den Kampf einzustellen.

c) Wenn eine der unter b) genannten Parteien eindeutig der Aggressor ist und nicht zum Frieden neigt oder auf Ratschläge hört, sollten die die Partei derer ergreifen, die im Recht sind.

d) Wenn eine der Parteien eine Gruppe ist, die gegen die Regierung rebelliert, kommt es darauf an, wo der Grund dieser Rebellion liegt. Die Regierung ist berechtigt, gegen Rebellen vorzugehen, die keinen legitimen Grund für ihr Verhalten haben, und die Muslime müssten in einem solchen Fall die Regierung unterstützen. Reine Machtinteressen sind kein legitimer Grund zum Aufstand. Viele Gelehrte sind der Ansicht, es sei ohnehin unrechtmäßig, gegen eine Regierung zu rebellieren, die Frieden und Stabilität im Land garantiert, gleichgültig, ob es eine gerechte oder ungerechte Regierung ist, weil dadurch eventuell mehr Schaden als Nutzen entstehen kann. Diese Ansicht ist jedoch nicht richtig. Es ist keine Rebellion im eigentlichen Sinne des Wortes, wenn man sich gegen einen ungerechten Herrscher auflehnt. Je nach den Umständen kann ein solcher Aufstand sogar eine Pflicht für die Muslime sein. (Mauduudi)

 

10. Die Mu’miniin sind doch Brüder29, darum stiftet Frieden zwischen euren (zerstrittenen) Brüdern30. Und fürchtet Allah, auf dass euch Barmherzigkeit zuteil wird.

29. Die Bestärkung der muslimischen Bruderschaft ist das größte gesellschaftliche Ideal im Islam. Auf dieser Vorstellung beruhte die Predigt unseres Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, anlässlich seiner letzten Pilgerfahrt, und ohne sie kann der Islam nicht vollkommen verwirklicht werden. (Juusuf `Allii)

Unter Geschwistern soll es Liebe, Frieden, gegenseitige Hilfe und Einigkeit geben. Dies ist grundlegend für die muslimische Gemeinschaft. (Qutb)

Wie sehr sie sich auch in mancher anderen Beziehung voneinander unterscheiden mögen. (Darjabaadi)

Der Begriff "ichwa" إِخْوَ ("Brüder" oder "Bruderschaft") hat hier selbstverständlich eine rein ideologische Bedeutung und umfasst Männer und Frauen gleichermaßen. Dasselbe bezieht sich auf das, was im folgenden Satz ausgesagt wird. (Asad)

30. Unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sagte: „Niemand von euch ist wirklich mu’min, solange er nicht für seinen Bruder das wünscht, was er für sich selbst wünscht." Und: „Einen Muslim zu beleidigen, ist eine üble Tat, und ihn zu bekämpfen ist eine Auflehnung gegen Allah. (Darjabaadi)

Nachdem in der letzten Sura "Al-Fath" das Friedensabkommen mit den Götzendienern Eröffnung für den Gesandten Allahs bezeichnet wurde, weil es der Verbreitung des Islams, der Diin Allahs durch freie Diskussionen und ausgiebige Informationen den Weg bereitete, wird in dieser Sura deutlich auf die Priorität der brüderlichen Beziehungen unter den Mu’min hingewiesen. Die Gemeinschaft der Muslime soll ein lebendiges Vorbild dafür sein, wie die Diener Allahs in Frieden und Eintracht miteinander leben. Durch gegenseitigen Respekt und gegenseitige Liebe sollte es gar nicht zum Streit kommen, und falls doch, dann sollte er gleich von den anderen Muslimen geschlichtet werden. Da aber unter den Mu’miniin auch Kufar und Heuchler leben, können diese versuchen, Zwietracht zu säen und Verschwörungen zu schmieden, so dass unter den Brüdern scharfe Auseinandersetzungen entstehen können. Die anderen Muslime sollten sich sehr bemühen, diese Auseinandersetzungen zu entschärfen und ihre Brüder zur Vernunft zu bringen. Gerechte, unparteiische Richter sollten gegebenenfalls die Rechtslage klären. Die jährliche Pilgerfahrt kann wesentlich dazu beitragen im heiligen Land beim heiligen Haus Allahs die Streitigkeiten unter den muslimischen Völkern zu schlichten und die Probleme zu lösen. Sollte es trotz alledem zu einer kriegerischen Auseinandersetzung zwischen zwei Gruppen von Mu'miniin kommen, so sollen die anderen Muslime so vorgehen, wie in diesen Ajas beschrieben. Eine kriegerische Einmischung sollte äußerst schonend für die Nichtbeteiligten vor sich gehen und sofort beendet werden, wenn beide Parteien Versöhnungsbereitschaft zeigen. (Qutb und Anm. d. Über.)

 

Abschnitt 2

11. O die ihr den Imaan verinnerlicht! Kein Volk soll über ein anderes spotten31 , es mag sein, dass diese besser sind als sie32 - und (auch) nicht Frauen über andere Frauen33 – es mag sein, dass diese besser sind als sie34. Und verleumdet euch nicht gegenseitig35 und ruft einander nicht mit Schimpfnamen36. Schlimm ist ein Name, der Schlechtes bedeutet, nachdem man den angenommen hat37. Und die, die nicht davon ablassen, das sind diejenigen, die unrecht tun.

31. Während in den vorigen Ajas Regelungen getroffen wurden, Streit zwischen den Muslimen zu schlichten, und darauf hingewiesen wurde, dass die Muslime Geschwister sind, geht es hier darum, dass sie die Hauptursachen meiden sollen, durch die in der Gesellschaft Zwietracht entsteht. Verleumdungen und Spott sowie Misstrauen und übertriebene Neugier verursachen Feindschaft und führen zu Unheil. Das islamische Gesetz sichert jedem Menschen seine Würde zu und gibt niemandem das Recht, diese anzugreifen. (Mauduudi)

32. Gegenseitiger Spott ist kein Spaß mehr, wenn Arroganz, Eigensucht oder Bosheit dahintersteckt. Wir dürfen mit Menschen zusammen lachen und das Glück des Lebens mit ihnen teilen, aber wir dürfen nicht über Menschen lachen und sie verachten. In vielen Dingen sind sie vielleicht sogar besser als wir. (Juusuf `Allii)

33. Mu'miniin, ob sie Männer sind oder Frauen, sollen niemals andere verspotten. (Asad)

Spott ist nicht nur spöttische Rede, sondern auch spöttische Nachahmung, Anspielungen oder ähnliches. In einem solchen Verhalten kommt immer das eigene Überlegenheitsgefühl und Verachtung dem anderen gegenüber zum Ausdruck; darüber hinaus verletzt man damit seine Mitmenschen. Dass Männer und Frauen auf diese Weise separat erwähnt werden, bedeutet nicht, dass Männer über Frauen und Frauen über Männer spotten dürfen. (Mauduudi)

34. Nach Allahs Maßstab. (Darjabaadi)

35. Eine Verleumdung kann darin bestehen, dass man von einem anderen schlecht spricht oder schreibt oder sich so verhält, dass ein Verdacht gegen ihn entsteht, dessen Wahrheitsgehalt wir nicht beurteilen können. Das Wort "lamasa" beinhaltet spitze Bemerkungen und Sarkasmus. Ein verächtlicher Spitzname kann schon einen Menschen herabsetzen und passt auf jeden Fall schlecht zu den ernsthaften Zielen, die Muslime in ihrem Leben haben sollten. Dazu gehören alle Bezeichnungen, die anderen Menschen wehtun, selbst wenn sie zutreffen sollten. (Juusuf `Allii)

Da ein solches Verhalten die zwischenmenschlichen Beziehungen stören, ist es verboten. Hier wird auch nicht nur gesagt: "Spottet nicht über andere", sondern auch: "Verspottet euch nicht selbst," denn wer andere verspottet, macht in Wirklichkeit sich selbst lächerlich. Ein Mensch behandelt andere nicht verächtlich, solange er nicht selbst von bösen Gefühlen erfüllt ist. (Mauduudi)

36. Damit sind alle Namen und Titel gemeint, die einen Menschen demütigen. Nur solche Beinamen sind erlaubt, die der. Unterscheidung dienen oder die liebevoll gemeint sind wie beispielsweise Abu Huraira (Vater des Kätzchens). (Mauduudi)

37. Vergleiche auch Suura 6:82 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Es ist schandhaft für eine Mu’min, dass er sich trotz seines Imaans einen schlechten Ruf für unangebrachte Redeweise und unanständiges Verhalten verdient. (Mauduudi)

 

12. O die ihr den Imaan verinnerlicht Vermeidet häufigen Argwohn38. Wahrlich, mancher Argwohn ist Sünde39. Und spioniert nicht40 hintereinander her und sprecht nicht schlecht übereinander41. Möchte vielleicht jemand von euch das Fleisch seines toten Bruders essen42? Doch das würdet ihr verabscheuen. So fürchtet also Allah. Fürwahr, Allah ist der (gnädig) Sich wieder Zuwendende, Der Barmherzige.

38. Die meisten Verdächtigungen sind grundlos und sollen vermieden werden, und wieder andere sind an sich schon ein Vergehen, denn sie tun unschuldigen Männern und Frauen Unrecht. Spionieren oder neugierige Einmischung in die Angelegenheiten anderer Menschen bedeutet entweder sinnlose Neugier und ist somit nutzlos oder ein Misstrauen, das selbst ein Vergehen ist. Verleumdungen sind Vergehen derselben Art. Selbst wenn sie nur aus Unachtsamkeit zustande kommen, verursachen sie Unheil, geschweige denn, wenn eine böse Absicht dahintersteckt. (Juusuf `Allii)

Alle Vermutungen, die unbegründetes Misstrauen den Absichten andere gegenüber hervorrufen. Vergleiche hierzu auch Suura 24:19 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

39. Indem sie mu’min Männern und Frauen Unrecht tun. (Darjabaadi)

Verboten ist nicht eine Vermutung an sich sondern ihre Steigerung (der Argwohn und, Mandeln auf ihrer Grundlage. Erlaubt und sogar empfohlen ist es, von Allah und Seinem Gesandte und den Mu’min Gutes zu erwarten, auch wenn dies aufgrund von Vermutungen geschieht. Einige Vermutungen sind im Alltagsleben unerlässlich; so ist beispielsweise ein Gerichtsurteil, das durch Beweismittel zustande kommt, auf einer gewissen Wahrscheinlichkeit begründet, nicht auf Gewissheit. Auch begründetes Misstrauen aufgrund schlechter Erfahrungen ist natürlich und kann nicht verboten sein. Schädlich und verboten ist jedoch grundloses Misstrauen und Argwohn gegenüber Menschen, die keinerlei Anlass dazu gegeben haben, oder die Unterstellung böser Absichten, wenn jemand irrtümlich einen Fehler macht. Deswegen wird hier auch gesagt, dass man sich vor "viel Misstrauen" oder "Argwohn" hüten soll. (Mauduudi)

40. "Belauern", "Spionieren" geht noch einen Schritt weiter als Misstrauen oder Argwohn. Es geschieht nämlich mit der Absicht, Schändliches oder Böses ans Tageslicht zu bringen. Solche Handlungsweise verbietet der Qur’an ausdrücklich, denn die Herzen der Menschen sollen gereinigt werden von allen bösen Gedanken anderen gegenüber. Aber es gibt noch einen anderen Grund. Menschen haben eine Freiheit und Würde, die nicht zulässt, dass sich andere in ihre persönlichen Angelegenheiten einmischen. In einer islamischen Gesellschaft bleiben Person, Haus und Ehre eines Menschen geschützt und geachtet. (Qutb)

Suche nicht nach den Fehlern und Schwächen anderer Menschen; mische dich nicht in ihre Angelegenheiten ein. Dies ist in jedem Fall verboten, ob es aus Misstrauen geschieht oder aus absichtlicher Bosheit. Dazu gehört auch das Lesen fremder Briefe, das Abhören privater Gespräche, heimliche Blicke in fremde Häuser und alle Arten der Nachforschung nach den Geheimnissen anderer Menschen. Dies bezieht sich nicht nur auf Einzelmenschen, sondern auch auf eine islamische Regierung. Spionieren ist keine Methode, die Bürger zu bessern, sondern nur Erziehung, Ermahnung und Beratung. (Mauduudi)

41. "Riba" (üble Nachrede) wird folgendermaßen definiert: "Hinter dem Rücken einer Person etwas sagen, was ihr wehtun würde, wenn sie es erführe." Nachdem der Prophet dies so definiert hatte, wurde er gefragt: „Wie verhält es sich, wenn das, was ich über meinen Mitmenschen sage, zutrifft?" Er antwortete: „Dann ist es Riba; wenn es nicht zutrifft, ist es Verleumdung." Dies gilt auch für verstorbene Menschen. Ausnahmen sind nur dann gerechtfertigt, wenn dadurch Schaden verhütet werden kann, wie etwa die Klage eines Unterdrückten über seinen Unterdrücker bei jemandem, der ihm helfen könnte; oder um Menschen vor den bösen Absichten eines anderen zu warnen. Wenn jemand einen anderen verleumdet hat, gehört es zum Ausdruck seiner Reue und Umkehr, seine Aussage zu widerrufen. (Mauduudi)

42. Niemand würde auch nur entfernt auf den Gedanken kommen, eine solche Abscheulichkeit zu begehen und das Fleisch seines toten Bruders zu essen. (Juusuf `Allii)

In dieser Parabel wird das Beschmutzen der Ehre eines abwesenden Bruders mit dem Zerfressen seiner Leiche veranschaulicht, und das Entblößen seiner negativen Eigenschaften mit dem Bloßlegen der Knochen seines toten Körpers. (Alausi)

 

13. O ihr Menschen43! Wir haben euch aus Mann und Frau erschaffen44 und euch zu Völkern und Stämmen gemacht45, damit ihr euch untereinander kennt46. Der Edelste von euch ist vor Allah derjenige, der mit am meisten Taqwa41. Wahrlich, Allah ist allwissend, allkundig48.

43. O ihr Menschen der verschiedensten Rassen und Farben, die ihr euch auf viele Völker und Stämme verteilt! Ihr habt alle eine einzige gemeinsame Urabstammung, und besteht überall aus Mann und Frau. Deswegen dürft ihr euch nicht in Rassenkämpfe und Feindseligkeiten verstricken. Wer euch dies gebietet, ist derjenige, Der euch aus Mann und Frau erschuf und euch in verschiedene Völker und Stämme unterteilte, damit ihr euch gegenseitig leichter und genauer kennt. Ihr braucht euch nicht eurer jeweiligen Abstammung zu rühmen, um dann zu streiten und euch in unsinnige Kämpfe zu verwickeln, denn die Besten unter euch sind die Mutaqiin. Die Mutaqiin aber tragen einander, ergänzen einander und arbeiten zusammen zum Wohle der Erde und ihrer Bewohner. (Qutb)

44. Ihr stammt aus einer einzigen Wurzel. Seid darum nicht uneinig und spaltet euch nicht und zerstreitet euch nicht. Der Gesandte Allahs sagte: „Ihr seid alle Kinder Adams, und Adam wurde aus Erde erschaffen." (Qutb)

Die Gleichheit des biologischen Ursprungs spiegelt sich in der Gleichheit der Menschenwürde wieder, die allen gemeinsam ist. (Asad)

45. Dies vernichtet Klassendünkel, Rassismus und ähnliches von der Wurzel her. (Darjabaadi)

46. Damit ihr einander erkennt, nicht damit ihr einander verachtet. (Juusuf `Allii)

Ihr gehört alle derselben Menschheitsfamilie an, ohne irgendwelche Überlegenheit der einen über die anderen. Dies schließt an die Ermahnung der vorigen Verse an, die Würde der anderen zu schützen und zu respektieren. Die Entwicklung der Menschheit zu Stämmen und Völkern sollte eher den Wunsch fördern, einander zu verstehen und die Wesenseinheit der Menschheit zu begreifen, die dieser Vielfalt zugrunde liegt. Infolgedessen werden alle nationalen oder rassistischen Vorurteile verurteilt. (Asad)

47. Dies erweist sich im Alltagsleben, nicht in der Abstammung. (Darjabaadi)

Auf diese Weise fallen alle künstlichen Unterscheidungen und alle behaupteten Privilegien besonderer Menschenrassen oder Völker weg. Es bleibt nur noch ein Unterscheidungsmerkmal, nach dem alle Menschen gemessen werden. Dadurch verschwinden alle Gründe für Feindseligkeiten und Kriege unter den Völkern, und ein wahrhaftiger Grund für Freundschaft und Zusammenarbeit wird offensichtlich, nämlich, dass sie einen einzigen Gott haben, der sie alle aus einem einzigen Stamm erschuf, und dass eine einzige Fahne ganz hochsteht, zu welcher alle eilen, um in ihrem Schatten zu stehen, nämlich die Fahne der Gottesfürchtigkeit. (Qutb)

48. Gott allein kennt den Grad der Gottesfurcht in jedem einzelnen. (Darjabaadi)

Die Normen, die Menschen diesbezüglich aufgestellt haben, haben vor Gott keine Gültigkeit. (Mauduudi)

 

14. Die Wüstenaraber sagten49: ,,Wir verinnerlichen den Imaan50." Sprich: „Ihr habt nicht den Imaan verinnerlicht. Sagt lieber: „Wir haben uns (in Allahs Willen) ergeben51“ Doch noch ist der Imaan nicht in eure Herzen eingedrungen52. Doch wenn ihr Allah und Seinem Gesandten gehorcht53, dann wird Er euch den Lohn eurer Taten nicht mindern 54. Wahrlich, Allah ist vergebend, barmherzig."

49. Die Wüstenaraber waren wankelmütig in ihrem Imaan. Ihre Herzen und Gemüter waren kleinlich, und sie dachten an kleinliche Dinge, während der Islam die völlige Hingabe des Wesens an Allah verlangt. Siehe auch den nächsten Vers. Vergleiche hierzu auch Suura 48:11-15 und die entsprechenden Fußnoten. Dies soll sich hier besonders auf die Banu Asad beziehen, die sich während einer Hungersnot dem Islam anschlossen, um Almosen zu bekommen. (Juusuf `Allii)

50. ...und haben deswegen ebenso einen Anspruch auf Almosen wie andere Muslime. (Darjabaadi)

 

15.   Mu’min sind nur jene, die an Allah den Imaan verinnerlichen Seinen und Gesandten55 und dann keinen Zweifel hegen56 und sich mit ihrem Gut und ihrem Leben für die Sache Allahs einsetzen. Das sind die Wahrhaftigen57.

51. Ihr solltet erst einmal unter Beweis stellen, ob euer Imaan eine Bedeutung hat, aber ihr legt nur ein Lippenbekenntnis ab. (Juusuf `Allii)

"Wir haben uns der Herrschaft des Islam unterstellt." (Darjabaadi)

Hieraus wird oft fälschlich geschlossen, Mu’min und Muslim seien entgegengesetzte Begriffe. Wobei ein Muslim jemand ist, der sich lediglich äußerlich zum Islam bekannt hat. In Wirklichkeit verhält es sich jedoch so, dass sich die Begriffe überschneiden und ergänzen. (Mauduudi)

Aus diesem Aja geht hervor, dass Mu’min eine Stufe höher ist als ein Muslim, wie auch aus dem Hadiis hervorgeht, das bei dem Bucharii überliefert ist, und in dem Dschibraa’iil vor den Gefährten dem Propheten Fragen stellte über Islam, Imaan und "Ichsan". Islam - sich Allah unterwerfen - ist die erste Stufe, dann kommt Imaan an Allah, seine Engel, Seine Bücher, Seine Gesandten, an den Jüngsten Tag und an die Vorherbestimmung den Imaan zu verinnerlichen - dann kommt "Ichsan" -Allah von ganzem Herzen die guten Taten widmen. (ibn Kasir)

Hierdurch werden die Beduinen belehrt, welche behaupteten, sie hätten den Imaan beherzigt. Allah wusste, dass das nicht stimmte, und dass der Imaan noch nicht Fuss gefasst hatte in ihren Herzen. Der Gesandte Allahs sollte ihnen widersprechen dass sie erst auf der Stufe des sich Unterwerfens standen. Es wäre noch ein langer Weg bis sie wahrhaftige würden. (Qutb)

52. Konformität mit gewissen äußerlichen Regeln ist noch kein Imaan. (Darjabaadi)

Dies spielt offensichtlich auch auf das im vorigen Aja verurteilte Stammesdenken an, gilt aber nicht nur für die Zeit unseres Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm,, sondern allgemein und zeitlos. (Asad)

53. Aufrichtig und mit ganzem Herzen. (Darjabaadi)

54. Weil die Barmherzigkeit und die Vergebung Allahs zuerst kommen, nimmt Er den ersten Schritt Seines Dieners an und akzeptiert von ihm den Gehorsam und die Ergebenheit und belohnt ihn für seine guten Taten ohne Minderung. (Qutb)

55. Imaan ist Erkenntnis der Wahrheit im Herzen, nämlich der Wahrheit Allahs und Seines Gesandten. (Qutb)

56. Hier erklärt Allah, wer in Wahrheit mu’min ist: dieser weiss und ist überzeugt. Er schwankt nicht mehr und weicht unter dem Druck der Lebensverhältnisse und der Prüfungen nicht von seinem Imaan zurück. Sein veranlasst ihn dazu, sein äußerstes zu geben und alles, was er hat, für die Sache Allahs einzusetzen. Er ist immer bemüht die Welt um sich herum so weit zu verbessern, bis er sie in Einklang bringt mit dem, was in seinem Herzen ist. Solange die Menschen, mit denen er lebt, sich gegen auflehnen und Seine Gebote nicht beachten, so lange ist er unruhig und unzufrieden und versucht mit allen ihm zur Verfügung stehenden Mitteln, diese Verhältnisse zu ändern, damit das Leben für alle Menschen schöner, glücklicher und friedlicher wird. (Qutb)

57. Die in ihrem Imaan aufrichtig sind. Wenn Imaan nicht einer wirklichen inneren Erkenntnis entstammt und nicht im praktischen Leben zum Ausdruck kommt, kann von eigentlich nicht mehr die Rede sein, und es ist keine Aufrichtigkeit vorhanden. (Qutb)

 

16. Sprich: „Wollt ihr Allah über eure Religiosität belehrten58? Und Allah weiß doch, was in den Himmeln und auf Erden ist59. Und Allah weiß um alle Dinge60."

58. Ihr behauptet Muslime zu sein, wo aber sind die Früchte eures Imaans? Allah kennt eure innersten Absichten und die Geheimnisse eurer Herzen, und ihr könnt Ihn nicht täuschen, indem ihr euch äußerlich ein bestimmtes Mäntelchen umhängt. Diese Antwort für die Wüstenaraber gilt leider auch für viele Menschen in unserer Zeit. (Juusuf `Allii)

59. Mit wirklichem Wissen, nicht durch Vermutungen oder Hypothesen, sondern weil Er die Wirklichkeit und das Wesen aller Dinge kennt. Sein Wissen diesbezüglich ist unbegrenzt und unvergänglich. (Qutb)

60. Einschließlich eurer innersten geheimen Absichten. (Darjabaadi)

 

17. Sie61 tun als sei es eine Gnade, die sie dir erweisen, wenn sie den Islam annehmen62. Sprich: „Haltet mir eure Annahme des Islam63 nicht als Gnade vor. Nein! Allah hat vielmehr euch Gnade zuteil werden lassen, indem Er euch zum Imaan geleitet hat, wenn ihr wahrhaftig seid64."

61. "Sie", nämlich viele Menschen; vergleiche auch oben Fußnote 58. (Asad)

62. Der Islam ist selbst ein kostbares Privileg. Wenn wir ihn annehmen, tun wir damit weder seinem Verkünder noch irgend Gesellschaft einen Gefallen. Wer den Islam aufrichtig annimmt, erlangt selbst den großen Gewinn, dass Allahs Licht in sein Herz kommt und er Rechtleitung empfängt. (Juusuf `Allii)

63. Der Begriff Islam wird in diesem Satz im Sinne von "Unterwerfung" gebraucht. (Darjabaadi)

64. Wenn ihr euch wirklich aufrichtig dem Islam angeschlossen habt, dann denkt daran, dass Allah euch damit ein großes Privileg hat zukommen lassen. (Darjabaadi)

 

18. Wahrlich, Allah kennt alles, was in den Himmeln und auf Erden verborgen ist65. Und Allah sieht sehr wohl, was ihr tut66.

65. Wer die verborgenen Geheimnisse des Himmels und der Erde kennt, der kennt auch das in den Seelen Verborgene und die Geheimnisse des Gewissens. Er sieht, was die Menschen nicht wissen, und Sein Wissen kann durch ihr leeres Gerede nicht getäuscht werden. (Qutb)

66. Dies bedeutet nicht, dass wir jedem, der sich dem Islam anschließt, kleinliche Absichten unterstellen dürfen. Das wäre in der Tat gleichbedeutend mit Argwohn oder neugieriger Einmischung in die Absichten anderer Menschen, wie es oben in Aja 12 so ausdrücklich verurteilt wird. Wir sollen selbst aufrichtig, wahrhaftig und gottergeben sein und die Angelegenheiten der anderen in Allahs Hände legen, denn vor Seinem Auge bleibt nichts verborgen. (Juusuf `Allii)

Und so endet diese für die soziale Erziehung der Mu'miniin so bedeutende Suura. Mit ihren achtzehn Ajas zeichnet sie das Bild einer sauberen, gesunden und ehrenhaften Gemeinschaft, während sie zur gleichen Zeit die Fundamente für den wahrhaftigen Imaan im Gewissen des Menschen legt. (Qutb)

 

Einführung zu Suura 50

Wir kommen jetzt zu einer Gruppe von sieben makkanischen Suuras (Suura 50-56), in denen es um Gottes-Offenbarung in der Natur, der Geschichte und durch den Mund der Propheten geht, die alle auf das zukünftige Leben hinweisen. Wie wir gesehen haben, ging es in den letzten drei Suuras (Suura 47-49) um die inneren und äußeren Beziehungen der entstehenden Umma. In der nun vorliegenden Serie wird unsere Aufmerksamkeit auf das Weltende gelenkt - die Zukunft, die vor uns liegt, wenn unser Leben abgeschlossen ist.

Diese Suura gehört in die frühe makkanische Zeit. Nach einem Hinweis auf die Natur und das Schicksal böser Völker in der Geschichte wird in Vers 22 sozusagen der Schleier von der Zukunft nach dem Tode gelüftet.

Zusammenfassung:

Skeptiker sollten einmal einen Blick auf den Himmel über sich und die Natur in ihrer Umgebung sowie auf das Schicksal es Bösen in der Geschichte werfen: werden sie dann an Allahs Offenbarung zweifeln, wenn der Schleier gelüftet wird? (Ajas 1 -20)

Eine Vision des Tages der Vergeltung und des Tages der Realität. (Ajas 30-45)

Diese Suura veranschaulicht insbesondere die Nähe - die absolute, unmittelbare Nähe - Allahs zu dem Menschen. Die Nähe Seiner Zeichen, die man mit einem Blick sieht: Einem Blick nach oben, der die Mächtigkeit, Vollkommenheit und Schönheit Seiner Schöpfung in den Himmeln vermittelt, und einem Blick auf das immer wieder entstehende Leben auf der Erde mit der unüberschaubaren Vielfalt von Nutzpflanzen, Zierpflanzen, hohen, schönen Bäumen und Dattelpalmen, der zeigt wie Er die Erde mit lebendigen Wesen erfüllt hat und immer wieder erfüllt. Das ist die Nähe, die wir spüren. Die andere Nähe Allahs, die in der Suura besonders veranschaulicht und betont wird, ist die Nähe Seiner Begleitung, Seines Schutzes und Seiner Registrierung aller Handlungen eines jeden Menschen. Letzteres tun die Engel sehr genau, so lange man lebt, und wenn man stirbt, dann sieht man alles, was man bisher nicht sah. Und wenn der ganz große Tag kommt, dann bewahrheitet sich alles, was Allah durch Seine Gesandten ankündigte. (Qutb)

Diese Suura ist die erste Suura des "Mufassal" d.h. des siebten Teils des Qur’ans, wenn man den Qur’an, wie die Gefährten unseres Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu tun pflegten, in je sieben Tage durchliest. Mufassal heißt ausführlich dargelegt. (ibn Kasir)

 

Qaf

Im Namen Allahs, des Erbarmer, des Barmherzigen.

1. Qaaaaaf1. Beim erhabenen Qur’an2!

1. Dies ist einer der Abgekürzten Buchstaben; vergleiche hierzu auch Suura 2:1 und die entsprechenden Fußnoten. Der Buchstabe "qaf" ق  erscheint nur hier als einzelner Buchstabe und in Suura 42 in einer Kombination; vergleiche auch die dortigen Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Chronologisch erscheint hier (nach Suura 68) zum zweiten Mal eines der Buchstabensymbole, die einige Suuras einleiten. (Asad)

Es kommt anschließend der Schwur bei dem Qur’an, der aus Buchstaben besteht, ähnlich dem Qaf, der seinerzeit den ersten Buchstaben im Wort Qur’an darstellt. (Qutb)

2. Der Qur’an wird als erhaben bezeichnet, weil er das Wort Allahs, des Erhabenen, ist, denn "Al-Maddschiid" الْمَجِيد ist einer der schönsten Namen Allahs. Oder auch, weil jeder Mensch, der den Qur’an lernt und sich nach ihm verhält, eine hohe Stellung hat bei Allah und unter den Menschen. (Alausi)

Das Wort "madschid" drückt im Arabischen zweierlei aus, einmal den Rang und die Würde einer Person, dann aber auch ihre Wohltätigkeit und Großzügigkeit. Beide Bedeutungen sind auf den Qur’an anwendbar. Er ist großartig und erhaben in dem Sinne, dass keine Schrift der Welt ihm gleichkommen kann, und er ist wohltätig und freigebig in dem Sinne, dass der Mensch, je mehr er versucht, Rechtleitung und Segen daraus zu gewinnen, auch um so mehr Rechtleitung und Segen in diesem Leben und im zukünftigen bekommt. (Mauduudi)

 

2. Sie aber wundern sich, dass ein Warner zu ihnen gekommen ist, der einer von ihnen war 3, und die Kufar4 sprechen: „Das ist doch unerhört5

3. Hier wird zum erstenmal erwähnt, dass - wie später immer wieder gesagt wird - Menschen es merkwürdig finden, dass jemand "aus ihrer eigenen Mitte" eine Botschaft Allahs übermittelt. Auch wenn damit in erster Linie die makkanischen Götzendiener gemeint sind, die Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, mit dieser negativen Haltung entgegentreten, bedeutet der ständige Hinweis darauf im Qur’an offensichtlich mehr als nur dieses historische Phänomen: sie weist auf die Neigung vieler Menschen hin, religiösen Aussagen zu misstrauen, denen ein gewisses exotisches Moment fehlt, indem sie von Personen verkündet werden, die denselben gesellschaftlichen und kulturellen Hintergrund mit ihnen teilen, und die, wie es auch beim Qur’an der Fall ist, ausschließlich die Vernunft und das ethische Gespür des Menschen ansprechen. Vergleiche hierzu auch Suura 25:7 und 25:20 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

4. Die eine Auferstehung ebenso leugneten wie die Offenbarung. (Darjabaadi)

5. Sie staunten darüber, dass der Gesandte Allahs; der sie warnen sollte, einer von ihnen war. Darüber sollte man aber gar nicht stauen, denn das ist die natürlichste Methode, die der gesunde Menschenverstand bejaht. Es ist ganz selbstverständlich, dass Allah einen Menschen als Gesandten für die Menschen auserwählt, damit er die gleichen Gefühle und die gleiche Sprache hat, und den gleichen Lebensbedingungen ausgesetzt ist wie sie. Er wird dadurch in der Lage sein, richtig einzuschätzen, welche Pflichten sie ertragen können und wo ihre Schwäche sind denn er wird ihr Lehrer und Erzieher sein. Sie staunten auch über die Auferstehung nach dem Tod. Der Gesandte Allahs musste ganz früh über diese Aqida sprechen, weil er fundamental ist im Leben eines Muslims. Der Muslim wird aufgefordert, sich für die Wahrheit und die Gerechtigkeit einzusetzen und den Mitmenschen mit großer Selbstlosigkeit zu helfen. Die Belohnung für seine guten Taten bekommt er hauptsächlich im Jenseits. Deswegen ist der Imaan an das Jenseits so wesentlich und fundamental. (Qutb)

 

3. Wie! Wenn wir tot und zu Staub zerfallen sind6 (sollen wir dann wieder zum Leben auferstehen)? Das wäre eine Wiederkehr von weither7."

6. Sie sind gleichgültig gegenüber dem Eindruck der Macht Allahs auf die Dinge und Phänomene, die sie beobachten können, wie auch der Einwirkung von Allahs Macht in ihrem eigenen Inneren, auf die Schöpfung von Himmel und Erde und was dazwischen ist, auf die Schöpfung von Sternen und Meteoriten, von Engeln und Dämonen. Sie vergessen auch ihre eigene Entstehung aus Ton. Dementsprechend bezweifeln sie, dass es Allah möglich ist, die Toten wieder zum Leben zu erwecken. (Qutb)

7. Weit außerhalb des Möglichen. Die Auferstehung von den Toten wurde von den Zeitgenossen unseres Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ein Phantasieprodukt abgetan und deswegen aufgrund dieser Lehre als Magier verspottet. (Darjabaadi)

 

4. Wir wissen wohl, was die Erde von ihnen fortnimmt8, und bei Uns ist ein Buch, das (alles) bewahrt9 

8. Wenn sie gestorben sind, lässt die Erde nur ihren Körper zerfallen und nimmt ihn weg; sie hat keine Macht über die Seele. Ein vollständiger Bericht von deren Handlungen befindet sich in Allahs Aufzeichnungen. (Juusuf `Allii)

Die Auferstehung ist insofern gleichbedeutend mit einer "neuen Schöpfung". Vergleiche hierzu auch Suura 10:4; 21:104; 30:11; 85:13 und andere Stellen sowie die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

9. Ein vollständiger Bericht von allen Ereignissen. Dies bezieht sich auf die Wohl verwahrte Tafel. (Darjabaadi)

 

5. Nein, vielmehr leugneten sie die Wahrheit, als sie zu ihnen kam, und sind nun in einem Zustand völliger Verwirrung10.

10. Da sie die offenbarte Wahrheit ablehnten, haben sie keine feste Lebensgrundlage mehr. Sie werden hin und her gerissen durch ihre Launen, Begierden und niederen Motiven. (Qutb)

Ein Zeichen ihrer Verwirrung war, dass sie sich nicht darüber einigen konnten, was sie über Muchammad sagen sollten. Einmal behaupteten sie er sei Dichter, ein andermal er sei verrückt. Andere behaupteten er sei ein Zauberer, andere wieder er sei Wahrsager, und keine dieser Behauptungen war haltbar. (Qutb)

Da sie a priori jeden Gedanken an ein zukünftiges Leben ablehnen, sind sie in Verwirrung bezüglich des "Warum" und "Wozu" des menschlichen Lebens, indem sie nur die offensichtliche Ungleichheit menschlicher Schicksale sehen und das, was ihnen als sind oder als blinde Grausamkeit der Natur erscheint. Solche Probleme lassen sich nur auf der Grundlage eines        Imaans an das zukünftige Leben und damit an einen diesem allen zugrunde liegenden Plan lösen. (Asad)

 

6. Haben sie denn nie zum Himmel über sich emporgeschaut, wie Wir ihn erbaut und geschmückt haben11, und dass er keine Risse aufweist12?

11. Dieser Himmel ist eine Seite im Buch des Universums, welche die Wahrheit offenbart, die die Leugner verließen. Haben sie nicht seine gewaltige Höhe und seine Stabilität wahrgenommen, und überdies seinen Schmuck, seine Schönheit und Makellosigkeit. Diese offensichtlichen Eigenschaften des Himmels passen haargenau zu den Besonderheiten der wahrhaftigen Offenbarung, welche ihnen herabgesandt wird, und bezeugen, dass dieses Universum nicht umsonst erschaffen wurde. (Qutb)

Die größten Philosophen haben es schwierig gefunden, die Position der Skeptiker zu verstehen, wenn sie die Wunder und Geheimnisse des Himmels mit seinen zahllosen Sternen und Planeten und Lichtern betrachteten oder die Gesetze der Ordnung, Bewegung und Symmetrie, die fehlerlos den höchsten mathematischen Abstraktionen entsprechen. Könnte der Blinde Zufall dies hervorbringen? (Juusuf `Allii)

12. Frei von allen Fehlern, wörtlich: "ohne Lücken darin". (Asad)

 

7. Und die Erde haben Wir ausgebreitet und festgegründete Berge darauf gesetzt13. Und Wir ließen allerlei herrliche Arten von Pflanzen auf ihr wachsen14,

13. Vergleiche auch Suura 13:3 und 15:19 sowie die entsprechenden Fußnoten. Die Erde ist rund und erscheint trotzdem ausgebreitet wie ein Teppich, der vom Gewicht der Gebirge an seinem Platz gehalten wird. (Juusuf `Allii)

Nach den neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen der Geologie gehen die Wurzeln jedes großen Berges zehn bis fünfzehnmal so tief wie seine sichtbare Höhe durch die Erdkruste hindurch in die Erde und tragen dadurch zur Stabilität der Kontinente bei. (Vergleiche Dr. Z. Naggr in seinem Buch "Die Berge")

Welche der Zeichen wollt ihr beiden da noch leugnen! (Anm. des Überarbeiters)

14. Vergleiche Suura 22:5 und die entsprechenden Fußnoten. Auch die Geschlechtlichkeit der Pflanzen kann hierin enthalten sein; vergleiche Suura 13:3 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

 

8. Zur Einsicht und Ermahnung15 für jeden Diener, der sich bekehrt16.

15. Das in den vorigen Ajas Erwähnte ist eine Beobachtung, die Verschleiertes enthüllt und einsichtig werden lässt und die Herzen öffnet, die Seelen mit diesem wunderbaren Dasein verbindet und Weisheit und Leitung erkennen lässt. Diese Existenz ist ein aufgeschlagenes Buch der Wahrheit, das in jeder Sprache gelesen werden und von jedem verstanden werden kann. Und der Weg des Islams steht nicht etwa im Gegensatz zum Weg des Wissens, was das Begreifen dieser Wahrheiten betrifft, sondern beide ergänzen einander. (Qutb)

16. Alle diese Dinge dringen in das Herz und die Seele eines Mu'min ein. Er beobachtet sie gern und betrachtet sie als Zeichen für Allahs Güte und Herrlichkeit. Er erwähnt und verkündet sie gern, wie beispielsweise in der Form von Psalmen, Liedern oder dem "Sikr". (Juusuf `Allii)

Die Menschen sind ein Teil dieses Universums. Ihr Leben wird erst gesund und glücklich wenn ihre Herzen eine feste Verbindung haben mit den Gegebenheiten und mit den Fakten des großen Universums. Jedes Wissen um einen Stern, um einen Orbit, um eine Eigenschaft einer Pflanze oder eines Tieres, oder überhaupt der Schöpfung mit all den belebten und unbelebten Welten - wenn überhaupt etwas Unbelebtes in der Welt ist - jede wissenschaftliche neue Erkenntnis soll gleich in das Herz des Mu’mins eindringen, um das Gefühl der Harmonie und Einheit der gesamten Schöpfung einschließlich des Menschen zu stärken und zu vertiefen. Jedes Wissen um die Natur, das dieses Gefühl nicht fördert, ist unecht, unvollkommen und auf lange Sicht fruchtlos. (Qutb)

 

9. Und Wir senden vom Himmel Wasser, das voller Segen ist, und bringen damit Gärten hervor und Getreide für die Ernte17

17. Das Wasser, das Lm Himmel fallen lässt, ist ein Zeichen, das tote Herzen wiederbelebt, bevor es die tote Erde zu neuem Leben bringt. (Qutb)

Wasser ist die Grundlage allen Lebens. (Darjabaadi)

 

10. Und stattliche Palmen mit übereinander sprossenden Fruchtständen18

18. Dieser Abschnitt schildert wunderschön die Herrlichkeit der Natur. Wie unvergesslich ist dies allen, die jemals einen Frühling und Sommer in einer arabischen Oase verbracht haben! (Juusuf `Allii)

Eine Dattelpalme bringt drei oder vier große Büschel von Zweigen hervor, an denen die Datteln hängen. (Darjabaadi)

 

11. Als eine Versorgung für die Diener. Und damit beleben Wir ein totes Land19. So wird auch die Auferstehung sich voll ziehen20.

19. Vergleiche auch Suura 30:24 und ähnliche Stellen sowie die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

Ein Lebensunterhalt, dessen Ursache - den Regen - Allah herbeibringt. Dann lässt Er Samen im Boden wachsen und aus den Pflanzen und Bäumen Früchte sprießen. Er ist der Barmherzige Versorger, aber die Menschen schätzen es nicht und danken Ihm kaum. (Qutb

20. Die Auferstehung der Toten aus ihren Gräbern. (Darjabaadi)

Fast täglich seid ihr Zeugen dafür, wie vertrocknetes Land durch Regen neu belebt wird. Wie könnt ihr dann leugnen, dass Allah in der Lage ist, euch auf ähnliche Weise aus der Erde hervorzubringen wie alle die unzähligen Pflanzen? (Qutb)

 

12. Schon vor ihnen leugneten das Volk Nuuchs und die Bewohner von Ar-Rass und die Samuud21

21. Im folgenden werden nur die Namen jener Völker aus der arabischen Überlieferung erwähnt, die für ihre Vergehen bestraft wurden; ihre Geschichten finden wir anderswo. Vergleiche auch Suura 11:25-48; 25:38 und 26:123-158 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

 

13. Und die ’Ad und Pharao und die Brüder Luuts22

22. Vergleiche auch Suura 26:123-140; 2:49-50 und andere Stellen; 7:80-84; 15:59-84 und 44:37 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Anm. d. Übers.)

 

14. Und die Waldbewohner und das Volk von Tubba. Sie alle leugne ten die Gesandten23. So traf sie mit Recht die angedrohte Strafe24.

23. Obgleich jedes dieser Völker seinen eigenen Propheten abwies und dessen Lehre für unwahr erklärte, leugnete es damit auch alle anderen Gesandten Allahs, denn ihre Lehre ist im wesentlichen dieselbe. Sie glaubten grundsätzlich nicht daran, dass ein Mensch aus ihrer Mitte eine Botschaft Allahs übermitteln konnte, und leugneten also das Prophetentum an sich. (Mauduudi)

24. Dies ist eine Begründung für das zukünftige Leben aus der Geschichte. In den vorigen Ajas ist von der Möglichkeit eines zukünftigen Lebens die Rede; diese Beispiele aus der Geschichte dienen als Argumente dafür, dass die Lehre von der Auferstehung, die die Propheten verkündet haben, die Wahrheit ist, und jedes Volk, das sie abgelehnt hat, verstrickte sich in einen moralischen Zerfall, der zu seinem Untergang führte. Daraus geht hervor, dass der Mensch sich auf dieser Erde nicht verantwortungslos verhalten darf, sondern dereinst zur Rechenschaft gezogen wird. (Mauduudi)

Die Leugner unter den Quraisch würde also das gleiche Schicksal ereilen, wenn sie sich gegenüber der Botschaft Allahs ähnlich verhielten wie diese früheren Völker, die vernichtet wurden. (Qutb)

 

15. Hat Uns denn die erste Schöpfung ermüdet25? Nein, sondern sie sind in Verwirrung angesichts einer neuen Schöpfung26.

25. War denn die erste Schöpfung jenseits Unserer Fähigkeit? (Alausi)

So dass Wir nicht in der Lage wären, eine neue Schöpfung hervorzubringen? (Darjabaadi)

26. Vergleiche auch Suura 46:33 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Ali)

Hinsichtlich eines nächsten Lebens sind sie gedankenmässig in vollkommener Verwirrung. Sie wagen nicht daran zu denken. (Alausi)

 

Abschnitt 2

16. Wir erschufen doch den Menschen und wissen27 was sein Inneres ihm zuflüstert28, und Wir sind ihm näher als (seine) Halsschlagader29.

27. Besser als sogar der Mensch selbst. (Darjabaadi)

28. Allah hat den Menschen erschaffen und ihm in gewissem Rahmen einen freien Willen gegeben. Er kennt die innersten Wünsche und Absichten des Menschen besser als dieser selbst. Er ist dem Menschen näher als seine Hauptschlagader, die auf beiden Seiten des Halses das Blut zwischen Herz und Kopf hin- und hertransportiert. (Juusuf `Allii)

Allah kennt alle unsere bösen Impulse. (Darjabaadi)

29. Dies ist die wirkliche Beziehung zwischen Allah und den Menschen. Selbstverständlich sind die beiden nicht identisch miteinander: wir bleiben wir selbst und Er ist der große Andere. Dennoch ist Seine Kommunikation von engerer Art als unsere Kommunikation mit uns selbst. Dieser Aja korrigiert auch endgültig die Vorstellung,

Allah sei unnahbar oder unerreichbar, und betont Seine enge Beziehung zu seinen Geschöpfen. (Darjabaadi)

 

17. Wenn die beiden aufzeichnenden (Engel) niederschreiben, zur Rechten und zur Linken sitzend30,

30. Dies muss im übertragenen Sinne verstanden werden. Diese Engel sind ständig bei ihm, um seine Gedanken, Worte und Handlungen aufzuzeichnen. Dieses Gleichnis wird noch weiter ausgeführt. Der eine sitzt zu seiner Rechten und schreibt die guten Handlungen, der andere zu seiner Linken und schreibt seine bösen Handlungen. Dies entspricht den Gefährten zur Rechten und den Gefährten zur Linken in Suura 56:27 und 41. (Juusuf `Allii)

Es geht hier um die Beschreibung der engen Kontrolle Allahs über alles, was jeder Mensch spricht oder tut. Es entgeht Ihm nichts, aber auch gar nichts, weil Er ihm näher steht als seine eigene Schlagader, und weil Seine Engel, die jeden Menschen auf Schritt und Tritt begleiten, alles registrieren. Ein mu'min Mensch, der an diese Tatsache denkt, überlegt tunlichst, bevor er etwas Böses spricht oder tut, und kehrt eilends zu seinem Herrn zurück, wenn er doch etwas Falsches sagt oder eine Sünde begeht. Imam Achmad ibn Hanbal führt in seinem Musnad einen Hadiis an, dass unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sagte: Wahrlich, ein Mensch spricht ein Wort, welches Allah liebt, und denkt dabei nicht an den großen Segen, den es ihm bringt. Wegen dieses Wortes bleibt Allah mit ihm zufrieden bis er zu Ihm zurückkehrt. Und ein Mensch spricht ein Wort, welches Allah verabscheut, und denkt dabei nicht an seine schlimmen Folgen. Er zieht damit den Zorn Allahs auf sich, bis er zu Ihm zurückkehrt. (Qutb)

 

18. Kein Wort bringt er hervor, ohne dass bei ihm ein Wächter bereitstünde (es aufzuzeichnen)31.

31. Jedes Wort, das der Mensch spricht, wird von einem "Beobachter" aufgezeichnet. Dies wird so verstanden, dass nur gesprochene Worte registriert werden, nicht aber unausgesprochene Gedanken. Gedanken werden vergeben, solange sie nicht ausgesprochen oder gar in die Tat umgesetzt werden. In dem Stadium, in dem wir einen Gedanken in Worte fassen, haben wir bereits eine Tat begangen. Vergleiche auch Suura 82:11 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Das Gewissen des Menschen Das "Aussprechen eines Wortes" ist konzeptuell mit dem „Flüstern" in der Psyche des Menschen verbunden, von dem im vorigen Aja die Rede war. (Asad)

 

19. Und es kommt der. Todeskampf und mit (ihm die Stunde) der Wahrheit32: Das ist es, dem du zu entkommen suchtest33.

32. In diesem Offenbarungstext wird uns mitgeteilt, dass das menschliche Ich im Todeskampf die vollkommene Wahrheit ohne jeden Schleier sehen wird und dann endlich begreift, was es nicht wahrhaben wollte. Dies ist die Wahrheit, die er gegen besseres Wissen leugnete. (Qutb)

Was Verwirrung und Bewusstlosigkeit in diesem vorübergehenden Leben entspricht, ist die Öffnung der Augen für die geistige Welt, denn der Tod ist das Tor zwischen beiden. Wenn er einmal dieses Tor durchschritten hat, wird der Mensch erkennen, dass die Dinge, die er vernachlässigt oder als weit entfernt angesehen hatte, jetzt greifbare Realität geworden sind, und die Dinge, die in dieser Welt groß ausgesehen haben, wie Schatten davonfliegen. Was er vermeiden wollte, ist nun eingetroffen. Sowohl Gute wie auch Böse nehmen jetzt die Wahrheit in all ihrer Intensität wahr. (Juusuf `Ali)

Menschen gewinnen volle Einsicht in ihr eigenes Selbst. (Asad)

33. Dies ist genau die Wahrheit, die ihr nicht annehmen wolltet. Ihr hattet euer irdisches Leben in ungezügelter Willkür verbringen wollen und deswegen das zukünftige Leben geleugnet, in dem ihr für eure Handlungen zur Rechenschaft gezogen werdet. Jetzt müsst ihr sehen, wie ebendieses zukünftige Leben sich vor euch auftut. (Mauduudi)

 

20. Und es wird in die Posaune gestoßen34: Dies ist der Tag, der angedroht wurde35.

34. Das nächste Stadium ist das Gericht, das mit einem Posaunenstoß angekündigt wird. Jede Seele wird dann vortreten. (Juusuf `Allii)

35. Der Tag, an dem das in Erfüllung geht, wovor die Menschen gewarnt worden sind. (Darjabaadi)

 

21. Und jede Seele kommt36 mit einem Treiber37 und einem Zeugen38.

36. Hierbei handelt es sich um die Seele, mit der abgerechnet und deren Handlungen vergolten werden sollen. (Qutb)

Vor Allahs Richterstuhl. (Darjabaadi)

37. Die Treiber sind Engel, die damit beauftragt werden, und die Zeugen sind die Engel, die die Werke eines jeden Menschen aufzeichneten und alle Geschöpfe, die seine Werke auf der Erde miterlebten. (Alausi)

38. Hier sind mehrere Interpretationen möglich, die alle zur selben allegorisch dargestellten Wahrheit führen, dass das Gericht stattfindet, dass die Waage aufgestellt wird, dass die guten und bösen Handlungen Fürsprache leisten beziehungsweise anklagen und schließlich vollkommene Gerechtigkeit hergestellt wird, so dass jede Handlung die entsprechenden Früchte einbringt.

1. Bei dem (Engel), der treibt, und dem (Engel), der Zeugnis ablegt, kann es sich um die berichterstattenden Engel (vergleiche oben Aja 17 und die entsprechenden Fußnoten) handeln;

2. es brauchen nicht Engel zu sein, sondern die bösen Taten treiben an wie Zuchtmeister, und die guten Taten legen Zeugnis für die angeklagte Seele ab;

3. die missbrauchten Glieder und Fähigkeiten treiben den Menschen seinem Urteil entgegen, während seine wohlgenutzten Glieder und Fähigkeiten Zeugnis für ihn ablegen. (Juusuf `Allii)

 

22. „Du 39 wart dessen achtlos40. Nun aber haben Wir von dir deinen Schleier genommen41, und heute ist dein Blick klar42."

39. Folgendes wird zu dem Betreffenden gesagt. (Juusuf `Allii)

40. Du hast diesen Tag ignoriert, nicht beachtet. (Darjabaadi)

41. Nun stehst du der Realität von Angesicht zu Angesicht gegenüber. (Darjabaadi)

42. Die Sicht wird jetzt noch besser und klarer sein. Vergleiche auch oben Aja 19 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Du kannst deutlich alles sehen, was die Propheten vorausgesagt haben. (Mauduudi)

 

23. Und sein Gefährte43 wird sprechen: „Hier ist alles bereit, was mir anvertraut ward44."

43. "Qariin" قَرِين : Gefährte. Wenn wir von der ersten möglichen Bedeutung von Aja 21 (siehe auch die Fußnoten dort) ausgehen, ist dieser Gefährte einer der beiden berichterstattenden Engel, vielleicht der treibende, oder vielleicht auch der aus Aja 18, der seinen Bericht bereits mitbringt. Wenn wir eine andere Bedeutung zugrunde legen, sind es vielleicht die bösen Handlungen oder die missbrauchten Fähigkeiten. In jedem Fall handelt es sich um Faktoren, auf deren Zeugnis das Urteil beruht. (Juusuf `Allii)

44. Die Vernunft des Angeklagten wird aussagen, sie sei doch immer mehr oder weniger bewusst und vielleicht sogar kritisch gewesen, und nur seine Triebe und Gelüste hätten ihn zu bösen Handlungen verleitet. Wie aber aus dem folgenden hervorgeht, vermindert diese verspätete und darum moralisch ineffektive rationale Erkenntnis nicht die Last der Schuld, sondern vergrößert sie eher noch. (Asad)

 

24. „Werft45 in die Hölle jeglichen der sich hartnäckig undankbar und trotzig verhielt,

45. "Werft" steht hier wie weiter unten im Aja 26 im Dual. Gemeint sind der Treiber und der Zeuge, Allah befahl beiden den Verurteilten in das Höllenfeuer zu werfen. Und schlimm ist sein Verbleib. (ibn Kasir)

Die lange Liste der bösen Eigenschaften drückt aus, wie zornig Allah über ihn ist. (Qutb)

 

25 . Der das Gute verhinderte46, den Übertreter47, den Zweifler,

46. Das Wort "hair" خَيْر wird im Arabischen sowohl für Wohlstand als auch für Güte benutzt. Wenn wir von der ersteren Bedeutung ausgehen, besagt dieser Satz, dass der Betreffende sich weigerte, von seinem Wohlstand seinen Mitmenschen abzugeben. Nach der zweiten Bedeutung hielt er sich nicht nur selbst vom Pfad der Güte fern, sondern hinderte auch andere daran, ihm zu folgen. (Mauduudi)

47. Er überschritt die Grenzen der Moral in allem, was er tat. Er war stets bereit, für seine eigenen Interessen alles zu tun, häufte mit unerlaubten Mitteln Reichtümer an und verwendete ihn für unerlaubte Dinge. Er nahm anderen Menschen ihre Rechte, hielt weder seine Hände noch seine Zunge unter Kontrolle und beging Unrecht und Übertreibungen aller Art. (Mauduudi)

 

26. Der neben Allah einen anderen Gott setzte48. Darum werft ihn in die schreckliche Qual."

48. Dies bezieht sich nicht nur auf die Verehrung wirklicher oder imaginärer Wesen oder Kräfte, denen Eigenschafen Allahs zugeschrieben werden, sondern auch auf den "Dienst" an falschen Werten und unethischen Vorstellungen, denen Menschen oft mit religiösem Eifer anhängen. (Asad)

 

27. Sein Gefährte49 wird sprechen: „Unser Herr, nicht ich habe ihn zum Unrecht verführt, sondern er (selbst) ist weit irregegangen50."

49. Vergleiche auch oben Aja 23 und die entsprechenden Fußnoten. Der "Gefährte" wird hier auch oft als ein böser Gefährte in dieser Welt verstanden, der den Betreffenden verführte. (Juusuf `Allii)

50. Hier spricht der Teufel, der den irregehenden Menschen auf Schritt und Tritt begleitete und unablässig in sein Herz einflüsterte. Er machte ihm trügerische Hoffnungen und versuchte, ihn zu sündhaften Handlungen zu verlocken. Dabei hatte er keine eigentliche Macht über ihn. Der Mensch ließ sich freiwillig verführen und degradierte sich selbst zum Knecht des mit ihm verbundenen Teufels. Daher dieser aussichtslose Streit zwischen ihnen beiden am Gerichtstag. Jeder versucht, die Schuld dem anderen zuzuschieben. Auch die Rech rechtschaffenen haben im Diesseits einen Teufel zur Begleitung, der mit allen Mitteln versucht, sie zu verführen. Der V nimmt jedoch Zuflucht bei Allah und wird von Ihm geschützt. und wenn er einmal vergisst und dem Teufel folgt, so dauert es nicht lange, bis er wieder zu sich kommt, klar sieht und den Fehler bereut. Der Prophet sagte zu seinen Gefährten: „Es gibt keinen Menschen, der nicht von einem Ihm zugeteilten Teufel begleitet wird." Und die Gefährten fragten: „Wirst auch du von einem Teufel begleitet?" Er antwortet: „Ja selbst ich. Nur hat Allah mir so lange gegen ihn geholfen, bis er sich Allah ergab. Er regt mich nur noch zum Guten an." (Alausi)

 

28. Er51 wird sprechen: „Streitet nicht vor Mir52. Ich hatte euch die dringliche Warnung früh genug geschickt53.

51. Dies spricht Allah zu dem Schuldigen und dem Verführer. (Darjabaadi)

52. Die Schuldigen fühlen sich in die Enge getrieben und werfen anderen vor, sie verführt zu haben. Solche Vorwürfe sind vor Allahs Richterstuhl nicht zulässig. (Juusuf `Allii)

53. Persönliche Verantwortlichkeit ist ihnen immer wieder in Allahs Botschaften verkündet worden, und sie wurden vor den Folgen ihrer Handlungen gewarnt. "Ihr" steht hier im Plural und bezieht sich auf alle, die vor Allahs Richterstuhl erscheinen. (Juusuf `Allii)

 

29. Ein Befehl, den Ich gegeben habe, wird nicht mehr abgeändert54, und ich füge meinen Dienern niemals Unrecht zu55.

54. Allahs Urteil. (Darjabaadi)

55. Das Wort "abd" ("Diener") hat zwei Pluralformen

1. "abid", wie sie hier benutzt wurde, bezeichnet alle Diener Allahs das alle Seine Geschöpfe.

2. "Ibad" hat die zusätzliche Bedeutung von Dienern Allahs die sich ihrem Dienst widmen.

Allah spricht Sein Urteil in völliger Gerechtigkeit: es ändert sich nicht und braucht keine Veränderung; die unausweichlichen Folien des Bösen müssen eintreffen. Die Reue kam zu spät. (Juusuf `Allii)

Das arabische Wort "sallam" bedeutet„ sehr ungerecht". Damit wird in etwa gesagt: „Wenn Ich als der Schöpfer und Erhalter Meiner Eigenen Diener ungerecht wäre, dann wäre Ich sehr ungerecht. Diese Strafe entspricht jedoch genau dem, was ihr verdient habt. " (Mauduudi)

Niemand wird übermäßig bestraft. Nur die aufgezeichneten bösen Taten werden geahndet. Allah hat Sich Selbst die Ungerechtigkeit verboten. Er ist der absolut gerechte Richter. (Qutb)

 

Abschnitt 3

30. Am Tag da Wir zur Hölle sagen: „Bist du gesättigt56?" Sie wird antworten: „Gibt es noch mehr57?"

56. So wie die Kapazität des Guten unbegrenzt ist, so ist auch die Kapazität des Bösen unbegrenzt. Die personifizierte Hölle wird hier gefragt: „Bist du gesättigt?" Sie antwortet: „Wenn es noch mehr gibt, dann lass sie nur kommen!" Sie hat noch nicht genug. (Juusuf `Allii)

57. Hier wird die Hölle in dem Augenblick gezeigt, wo alle Undankbaren, alle Trotzigen, alle Verhinderer der Mildtätigkeit, alle Aggressoren und alle dunklen Figuren in sie hineingeworfen werden. Dann fragt Allah sie, ob sie genug hat, ob sie sie jetzt voll ist. Sie ist aber nicht satt. Sie will noch mehr! Das ist wirklich eine furchterregende Szene! (Qutb)

Dies kann zweierlei bedeuten:

1. Ich habe keinen Platz mehr für noch mehr Menschen; und

2. Ich habe noch nicht genug.

Das erste würde Entsetzen darüber ausdrücken, dass noch mehr Menschen in die Hölle kommen sollen. Die zweite Bedeutung würde die Wut und Unersättlichkeit der Hölle zum Ausdruck bringen. (Mauduudi)

 

31. Und das Paradies wird den Mutaqi nahe gebracht und nicht länger fern sein58:

58. Dem Entsetzlichen gegenübergestellt ist die andere Szene, eine Szene des Friedens und des Wohlseins. eine Szene voller Zufriedenheit. Es ist die Szene, wie das Paradies den Rechtschaffenen nahe gebracht wird. So nahe, dass sie hineinschauen und die Begrüßungsworte seiner Engel hören können. Sie laden sie ein und heißen sie willkommen. (Qutb)

 

32. „Das ist es, was euch verheißen ward59, jedem, der sich (Allah) zugewandt hat60, (das Gute) bewahrte61 

59. Durch Allahs Gesandte in dieser Welt. (Darjabaadi)

Die Eigenschaften der Rechtschaffenen werden in vier meisterhaften Sätzen geschildert:

1. die sich in aufrichtiger Reue vom Bösen abwandten;

2. deren neues Leben gut und rechtschaffen war;

3. die in ihrem innersten Herzen und in sämtlichen Handlungen  sich als den Allbarmherzigen vorstellen; und

4. die sich Ihm ganz hingegeben haben. (Juusuf `Allii)

60. "Awwaab" أَوَّاب heißt immer wieder zurückkehrend zu Allah, zur Vernunft, zum geraden Weg nachdem er in einem Moment der Schwäche oder des Zorns sich unislamisch verhalten hat. (ibn Kasir)

Das Wort "awwab" hat eine sehr umfassende Bedeutung. Es besagt, dass jemand den Weg des Gehorsams und der Zufriedenheit umgeschlagen hat, anstatt des Weges des Ungehorsams und des Materialismus, alles aufgibt, was vorn hervorruft und alles annimmt, was Sein Wohlgefallen erweckt, unruhig wird, sobald er nur einen Fingerbreit vom rechten Weg abweicht, und gleich zurückkehrt und Allahs in allen Dingen des Lebens gedenkt. (Mauduudi)

61. Das Wort "Hafis" حَفِيظ bezeichnet jemanden, der "bewahrt". Damit wird jemand bezeichnet, der sorgfältig die Grenzen und Verpflichtungen achtet, die auferlegt hat, der die von vertrauten Dinge hütet und Verbotenes meidet, der seine Zeit und Energie unter Kontrolle hält, so dass nichts davon missbraucht oder verschwendet wird, der falsche Handlungen bereut, standhaft ist und sich selbst immer wieder prüft, ob er nicht seinem Herrn auf irgendeine Art und Weise ungehorsam ist. (Mauduudi)

 

33. Der den Erbarmer fürchtete ohne Ihn zu sehen62, und mit reuigem Herzen63 zu Ihm kam.

62. Vergleiche auch Suura 36:11 und 35:18 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Obwohl er Allah nicht sehen kann, fürchtet er dennoch, Ihm ungehorsam zu sein. Er fürchtet den unsichtbaren Gott mehr als wahrnehmbare Mächte und obwohl er Ihn als den Barmherzigen kennt, nutzt er dies nicht durch böse Handlungen aus. Dies gibt ihm vor Allah Ehre und Würde. Das hier gebrauchte Wort "hasschia" خَشِيَ weist darauf hin, dass der Mensch Allah Ehrfurcht entgegenbringt und nicht bloße Furcht vor Strafe. (Mauduudi)

63. Vergleiche auch Suura 24:31 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Das Wort "muniib" مُّنِيب wird von "inaba" abgeleitet, was bedeutet, dass man sich immer wieder derselben Richtung zuwendet, so wie eine Kompassnadel sich immer wieder nach Norden dreht, wie weit man sie auch immer ablenken mag. "Qalbin muniib" قَلْبٍ مُّنِيب ist also ein Herz das wohl in eine andere Richtung abgelenkt worden sein mag, sich aber immer wieder von neuem zuwendet, das ganze Leben lang. (Mauduudi)

 

34. Gehet ein in Frieden64. Dies ist der Tag der Ewigkeit65."

64. Während die Verbrecher und Tyrannen im lodernden Feuer vergebens um Hilfe schreien, herrscht bei den Mutaqi. Friede und Genugtuung. Mit liebevollem Willkommen werden sie im Paradies empfangen. (Qutb)

Die wahre Bedeutung von Islam ist Friede, Sicherheit, Gruß und Harmonie mit Allahs Plan in alle Ewigkeit. (Juusuf `Allii)

Friede und Sicherheit von aller Angst, Sorge, Kümmernis und Heimsuchung. Wenn das Wort "Salam" سَلَام als "Gruß" verstanden wird, dann ist es der Gruß, den Allah und Seine Engel beim Betreten des Paradieses an die Gerechten richten. (Mauduudi)

65. An dem Tag, an dem dauerhaftes Leben beginnt. (Asad)

 

35. Sie haben darin alles, was sie begehren66, und bei Uns ist noch weit mehr (für sie)67

66. An Glück und Zufriedenheit. (Darjabaadi)

67. Alles zu erlangen, was unsere geläuterten Wünsche anstreben, fasst allem Anschein nach die Glückseligkeit zusammen, aber da fehlt noch etwas, was durch Allahs Gegenwart dazu beigetragen wird, durch das Licht Seines Angesichts. (Juusuf `Allii)

Zusätzlich bekommen die Menschen das, was sie sich nie haben vorstellen und damit auch nicht wünschen können. (Mauduudi)

 

36. Doch wie viele Generationen68 haben Wir vor ihnen untergehen lassen69, die stärker und mächtiger waren als sie70! Damals zogen sie im Land umher: Gab es da einen Zufluchtsort71?

68. Dies schließt oben an Aja 12:14 an. Wir sollten daran denken, dass der arabische Begriff "qaran" - hier mit "Generation" übersetzt - oft eine "auf eine andere folgende Zeitperiode" bezeichnet und damit auch „ein Jahrhundert" oder "Zeitgenossen" und schließlich "eine Kultur" im historischen Sinne des Wortes. Dass letzteres hier gemeint ist, wird aus dem Zusammenhang deutlich. (Asad)

69. Tugend und Gerechtigkeit erreichen ihr endgültiges Ziel, aber wie geht es für das Böse aus? Betrachten wir einmal die Vergangenheit. Viele mächtige und arrogante Generationen sind ausgelöscht worden und ins Elend gelangt, ohne diesen Folgen des Bösen entgehen zu können. Dies wird bereits hier in diesem irdischen Leben sichtbar. In der zukünftigen Welt ist es noch schlimmer, wie bereits oben aus den Ajas 24-26 hervorgeht. (Juusuf `Allii)

70. Sie waren nicht nur im eigenen Lande stark und mächtig, sondern bemächtigten sich auch anderer Länder. (Mauduudi)

71. Konnte ihnen ihre Macht etwas nützen, als Strafgericht bevorstand? Konnten sie irgendwo Zuflucht und Schutz finden? Auf welcher Grundlage hofft ihr denn dann, irgendwo auf der Welt Schutz zu finden, wenn ihr euch gegen Allah aufgelehnt habt? (Mauduudi)

Nach dem Untergang ihrer Kultur konnten sie nicht mehr tun als ums bloße Überleben ringen. (Asad)

 

37. Hierin72 liegt wahrlich eine Ermahnung für denjenigen, der mit seinem ganzen Herzen dabei ist, oder denjenigen, der aufmerksam zuhört73 und Zeuge ist über das, was sein Volk tut74.

72. In solchen historischen Vorfällen. (Darjabaadi)

73. Vergleiche auch Matthäus 11:15 "Wer Ohren hat zu hören, der höre." Viele geistige Lehren sind aus diesen Dingen demjenigen zugänglich, der Herz und Verstand hat, mit denen er Allahs Lehren aufnimmt und darüber nachdenkt, wie es ein Zeuge tut, bevor er vereidigt wird. (Juusuf `Allii)

In den Untergangsgeschichten der früheren Völker ist eine Ermahnung für alle, deren Herz nicht abgestorben ist, denn es genügt schon, dass man aufmerksam zuhört, denn werden die Geschichten ihre tiefe Wirkung in der menschlichen Seele nicht verfehlen. Die menschliche Seele ist, was die Geschichten der früheren Völker anbetrifft, sehr empfindsam, so dass die geringste Aufmerksamkeit genügen würde, um dabei hellwach zu sein. (Qutb)

Für jeden, dessen Herz hellwach ist. (Asad)

74. "Schahid" شَهِيدٌ  bedeutet in diesem Fall nicht nur "Zeuge", sondern "jemand, der mit seiner Vernunft anwesend ist". (Asad)

 

38. Wir erschufen wohl Himmel und Erde und was dazwischen liegt75, in sechs Tagen76, und empfanden keine Müdigkeit dabei77.

75. Allahs Schöpfung der Himmel und der Erde in langen Zeiträumen nach unserer Zeitrechnung zeigt, wie die Dinge in ihrer Zeit entstehen. Wir müssen deshalb geduldig sein, wenn das Gute nicht so in Erfüllung zu gehen scheint, wie wir es uns vorstellen. Unser Wille sollte sich Allahs Willen unterordnen, und wir sollen Ihn preisen und erkennen, dass Er alles Gute in sich umfasst und im zukünftigen Leben alles vergilt. (Juusuf `Allii)

76. Vergleiche Suura 7:54 und 41:12 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Ali)

77. Vergleiche Suura 35:35 und die entsprechenden Fußnoten. (Qutb)

Der ranze Abschnitt betont Allahs Allmacht, die jeder wahrnehmen kann, dessen Herz "wach" ist. Diese Bezugnahme des Qur’an auf die Schöpfung "in sechs Zeitaltem" ist die erste in der chronologischen Ordnung. In diesem Zusammenhang muss daran erinnert werden, dass bei den alten Arabern der Begriff "Jaum" ("Tag") nicht einen Zeitabschnitt von vierundzwanzig Stunden bezeichnete, sondern jeden Zeitraum, wie lang oder kurz auch immer. (Asad)

Die Juden behaupteten, dass Allah die Welt in sechs Tagen erschuf, dann machte Er Rast am siebten Tag, nämlich dem Samstag, den sie Ruhetag nennen. Allah widerspricht hier dieser von den Juden erfundenen Behauptung und erklärt, dass Er nicht die geringste Ermüdung empfand, so dass die Wiedererschaffung der Welt noch leichter für Ihn sein wird. (ibn Kasir)

 

39. Fass dich in Geduld ob dessen, was sie. sagen78, und verkünde das Lob deines Herrn vor Aufgang der Sonne und vor (ihrem) Untergang79,

78. Bezüglich einer angeblichen "Unmöglichkeit" der Auferstehung. (Asad)

79. In Bucharii, Muslim und Achmad erzählt Dscharir ibn Abdullah: „Wir (die Gefährten) saßen bei dem Propheten, als er zum Vollmond schaute und sagte: 'Ihr werdet vor eurem Herrn stehen und Ihn dann sehen wie ihr den Mond jetzt seht, ohne dass euch sein Anblick Getrübt wird. Wenn es euch also gelingt, kein Gebet vor dem Sonnenaufgang und vor dem Sonnenuntergang zu verpassen, dann verrichtet es! "` (ibn Kasir)

Wir sollten zu allen Zeiten Allahs gedenken. Die beste Zeit für die individuelle Anbetung ist jedoch der frühe Morgen vor dem Sonnenaufgang, spät am Tag vor dem Sonnenuntergang und ein Teil der Nacht, wenn Stille in der Luft liegt und der Geist des Menschen gern mit geistigen Dingen in Verbindung tritt. Wer dies mit den fünf kanonischen Gebeten in Verbindung bringen möchte, bezieht es auf das Fadschr-Gebet vor dem Sonnenaufgang, Suchr und Ars am Nachmittag vor Sonnenuntergang und Marrib und Isa für die Nacht. (Juusuf `Allii)

Erinnert euch zu jeder Tageszeit an Seine Allmacht. (Asad)

 

40. Und preise Ihn in einem Teil der Nacht80 und im Anschluss an die Niederwerfungen (im Gehet)81.

80. Auch in der Nacht. Dies schließt das Abend- und Nachtgebet mit ein. (Darjabaadi)

Vor der Himmelfahrt des Propheten waren die täglichen Pflichtgebete zwei: Ein Gebet vor dem Sonnenaufgang (Fadschr) und ein Gebet vor dem Sonnenuntergang (Asr). Außerdem blieb das Nachtgebet ein Jahr lang Pflichtgebet, sowohl für unseren Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, als auch für seine Gefährten. (ibn Kasir)

81. Damit würde die Versunkenheit in religiöser Betrachtung und das Sikr nach den rituellen Gebeten bezeichnet. Wer diesen ganzen Abschnitt in Verbindung mit den Fars Gebeten verstanden wissen will, bezieht dies auf freiwillige Gebete und auf die Lobpreisungen Allahs und Erwähnung Seiner Namen. (Juusuf `Allii)

Am Ende eines jeden Gebetes. (Asad)

Dies sind die Mittel, mit denen der Mensch die Kraft und Energie bekommt, seine Bemühungen für die Sache der Wahrheit mit voller Entschlossenheit fortzusetzen, auch wenn manchmal alles erfolglos auszusehen scheint. Dazu gehören auch Anrufungen und Gedenken an Allah über das rituelle Gebet hinaus. Nichts kann besser sein als dies in der Art und Weise zu tun, wie unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, es selbst gelehrt hat. Aber ebensowichtig ist es, dass wir den Inhalt unserer Gebete verstehen und bewusst aussprechen. (Mauduudi)

 

41. Und höre! Der Tag, wenn der Herold82 von einem nahen Ort83 ruft,

82. Dies ist der Tag der Auferstehung, wenn der Aufruf an die Seelen, aufzustehen und vor Allahs Richterstuhl zu treten, unmittelbar befolgt wird. Vergleiche auch Suura 36:49-53 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii) 

83. Ein Engel, Dschibraiil oder Israafiil, soll den Befehl s an die Toten geben - sie sollen alle aufstehen. Dieser Befehl zur Auferstehung entspricht Seinem Befehl: Sei - und es wird - bei der Erschaffung. (Alausi)

 

42. Der Tag, wenn sie den Schall der Posaunen84 wahrhaftig hören - das ist der Tag an dem sie hervorkommen (aus den Gräbern).

84. Das ist der zweite Posaunenstoß am Auferstehungstag. (ibn Kasir)

Das Wort "As-Sayjahat" الصَّيْحَةَ wird - wie hier - für die Auferstehung benutzt oder aber auch für die Bestrafung der Schuldigen auf dieser Erde wie beispielsweise in Suura 11:67 und den entsprechenden Fußnoten, wo weitere Referenzen angegeben sind. (Juusuf `Allii)

 

43. Wahrlich! Wir (selbst) rufen ins Leben und lassen sterben85, und zu Uns kehrt alles zurück86,

85. Der einzige, Der erschafft und vergehen lässt, ohne irgendwelchen Partner. (Darjabaadi)

86. Die Rückkehr aller Geschöpfe. (Darjabaadi)

 

44. An dem Tag, an dem die Erde sich überall spaltet, und sie eilig hervorkommen87. Das wird ein Versammeln88 sein, das für uns ein Leichtes89 ist.

87. Die Menschen werden von allen Ecken der Erde herbeieilen, um dem Ruf Folge zu leisten, und die Erde selbst wird auseinander gerissen. Vergleiche Suura 84:1-4. (Juusuf `Allii)

88. Zu Allahs Richterstuhl. (Darjabaadi)

 

45. Wir wissen am besten, was sie sprechen90, und du hast keine Gewalt über sie91. Darum ermahne mit dem Qur’an denjenigen, der Meine Drohung fürchtet92.

89. Unserer materiellen Vorstellungskraft mag es schwierig erscheinen, die Seelen aller dieser verschiedenen Menschen zu versammeln, die zu verschiedenen Zeiten gestorben sind. Aber dies geschieht in einer völlig anderen Welt und in einer neuen Schöpfung, und für Allah ist dies nicht nur möglich, sondern sogar leicht. (Juusuf `Allii)

90. Die Menschen begegnen ein Gericht und dem zukünftigen Leben vielleicht mit allerlei Zweifeln. Es ist nicht die Aufgabe des Propheten, sie zum an irgendetwas zu zwingen. Seine Aufgabe besteht darin, die Botschaft des Qur’an zu übermitteln und diejenigen zu ermahnen, die geistig geeignet und bereit sind, Ermahnung anzunehmen und sich auf das dem Menschen bestimmte neue und höhere Leben vorzubereiten. (Juusuf `Allii)

91. Du sollst sie nicht zum  -zwingen. (Darjabaadi)

92. Nur diejenigen haben Nutzen vom Qur’an, die bereit sind, darauf zu hören und sich mahnen zu lassen. (Darjabaadi)

Dies soll nicht bedeuten, dass unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Wunsch gehabt hätte, seine Zeitgenossen zum Islam zu zwingen, sondern diesen selbst soll gesagt werden, dass Allah den Propheten nicht als Diktator geschickt hat, sondern dass seine einzige Aufgabe darin besteht, ihnen den Qur’an zu verkünden und die Wahrheit zu erklären. (Mauduudi)

Und der Qur’an schüttelt die Herzen und lässt sie beben. Kein Herz kann dem Qur’an gegenüber starr bleiben, sofern es die Wahrheiten begreift, die er auf diese wunderbare Weise vor Augen führt. Eine Suura wie diese besitzt eine so gewaltige Macht über die Herzen, wie sie kein Tyrann auf der Erde haben kann, und so wurden die Menschen, die ihre Herzen für den Qur’an öffneten, gewaltig von ihm beeinflusst. (Qutb)

 

Einführung zu Suura 51

Dies ist eine frühe makkanische Suura. Sie ist die zweite von sieben Suuras, die eine Gruppe bilden, in der von der .Auferstehung und dem zukünftigen Leben die Rede ist. Vergleiche auch die Einführung zu Suura 50.

Diese Suura drängt die Menschen dazu, ohne Aufschub eine direkte und ständige Verbindung ihres Herzen mit Eit zu pflegen. Nichts in ihrem Leben darf sie daran hindern oder ablenken. Selbst die Sorge um das tägliche Brot darf sie nicht vom 'Ibaada abhalten. Er gewährt es ihnen, damit sie Ihm von ganzem Herzen dienen. Sie sollen vielmehr weitherzig sein und großzügig spenden. Er wird ihnen Ersatz leisten und sie reichlich belohnen. (Juusuf `Allii)

Zusammenfassung:

Allahs Zeichen im Himmel und auf der Erde sowie die Geschichte der früheren Völker bestätigen das, was Allah Seinem Propheten offenbarte. Diejenigen, die so gerne verlieren jeden Tag, und ihr unbegründeter Zweifel wird sie zum Schluss auf ewig in die Hölle führen. Die Klugen aber, die Vorsorge treffen, häufig gedenken, um Seinetwillen Gutes tun und bei Tag und bei Nacht um Seine Vergebung bitten, werden reichlich belohnt. Das ist ein Versprechen Allahs des Allmächtigen, und das Versprechen l W hat sich immer bewahrheitet. Es wird ohne den geringsten Zweifel eintreffen.

 

Die aufwirbelnden Winde

Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen.

1. Bei den aufwirbelnden Winden1, (die)2

1. Allah schwört am Anfang der Suura bei verschiedenen Zeichen Seiner Macht und der Vollkommenheit Seiner Schöpfung. Zuerst schwört Er beim mächtigen Wind, der zerschmettert, zerstreut, aufwirbelt und weht. Alles, was der Wind tut, ist von€ vorgeplant, vorgerechnet und vorgesehen. (Alousi)

2. Winde können stark wehen und Staubpartikel nah und fern verteilen, aber sie vermindern nicht um das geringste Bisschen die Substanz der Schöpfung Allahs, im Gegenteil, sie tragen zum Wiederausgleich der Dinge bei. Sie formen die Konturen der Erdoberfläche neu und verteilen Pflanzensamen, die daraufhin in verschiedenen Gegenden keimen können; in der Luft verursachen sie Veränderungen der Temperatur und des Luftdruckes, die tierisches und pflanzliches Leben beeinflussen; sie tragen die Feuchtigkeit aus der . e Gegend der Welt in die andere und so weiter. Dennoch sind sie nur ein geringfügiges Werkzeug, an dem wir Allahs Wirken in der materiellen Welt beobachten können. Ähnlich verhält es sich in der geistigen Welt. Die Offenbarung verursacht mächtige Veränderungen. Vielleicht wird ihr Widerstand entgegengebracht, aber dieser Widerstand wird hinweggeweht; sie verweist immer wieder auf das große endgültige Ereignis, auf das sich die ganze Schöpfung zubewegt. (Juusuf `Allii)

 

2. Dann die Last (der Wolken) tragen3,

3. Dann schwört l ei den schwer beladenen Wolken, die vom mächtigen Wind getragen und getrieben werden, bis sie die vorgesehen Orte erreichen, auf welche sie ihren Wassersegen ergießen, so weit es befiehlt. (Qutb)

 

3. Dann leicht dahinwehen4,

4. Dies können die Winde sein, die die Segel der Schiffe mit einer sanften und günstigen Brise füllen, so dass sie Menschen und Waren zu ihrem Bestimmungsort tragen. Es können aber auch die Schiffe selbst sein, deren fließende Bewegung durch das Wasser oft mit dem Verb „fließen" oder „treiben" geschildert wird; vergleiche hierzu auch Suura 2:164. (Juusuf `Allii)

Dann schwört Allah, der Erhabene, bei den Schiffen, welche mit Menschen, Tieren und Waren über die Meere gleiten und so den Welthandel ermöglichen. (Qutb)

 

4. (Und) dann den Befehl ausführen5:

5. Dies können Winde oder andere Kräfte sein, die Feuchtigkeit oder Regen verteilen oder Luftdruck beeinflussen oder andere Gaben Allahs austeilen, nicht zufällig, sondern entsprechend festgelegter Gesetzmäßigkeiten, das heißt entsprechend dem Gebot ihres Herrn. (Juusuf `Allii)

Dann schwört Allah bei den Engeln, die Seine Befehle prompt und genau ausführen und auf dem Geheiß   jedes Geschöpf mit der von Ihm vorbestimmten Nahrung versorgen. Nichts und niemand ist von Allah vergessen worden. (Qutb)

 

5. Was euch verheißen wird, ist sicherlich wahr6,

6. Das, was euch versprochen worden ist: das Versprechen Allahs bezüglich Gnade und Vergebung für die Umkehrenden und Gerechtigkeit und Strafe für die Aufrührerischen; das Versprechen, dass hier nicht alles zu Ende ist, sondern dass eine wahrere und dauerhaftere Welt kommt, für die dieses Leben nur eine Vorbereitung ist. (Juusuf `Allii)

Die Auferstehung nach dem Tod, welche die Götzendiener verleugneten. (Alousi)

 

6. Und das Gericht7 trifft sicherlich ein.

7. Die Belohnung bzw. die Bestrafung beim Jüngsten Gericht. (Alousi)

Dinn bedeutet eigentlich, dass jeder genau das bekommt, was ihm zusteht. Dies ist in den Begriffen Gericht und Gerechtigkeit enthalten. Alle Ungleichheiten dieses Lebens werden ausgeglichen. (Juusuf `Allii)

 

7. Beim Himmel mit seinen Bahnen8,

8. Das Studium der zahlreichen regelmäßigen Umlaufbahnen der Planeten und der unregelmäßigen Bahnen der Kometen, sowie der verschiedenen sichtbaren und unsichtbaren Bewegungen der Fixsterne und anderer Himmelskörper bildet in sich ein Netzwerk des Wissens und der Wissenschaft höchste Mathematik und Astronomie kann nur Teilbereiche davon erfassen. Aber alle haben einen festen Platz in Allahs System und Plan. In ihnen führt die Vielfalt zur Einheit. Betrachte im Gegensatz dazu die Verwirrung der Lehren, Ansichten und Dogmen, die von den Skeptikern verbreitet wird und von der im folgenden Vers die Rede sein soll. (Juusuf `Allii)

Erinnert euch an den Schöpfer dieses großen Universums und an eure Verantwortung Ihm gegenüber. (Asad)

 

8. Ihr seid fürwahr in Widerspruch verstrickt9,

9. Qaul: Aussage, Wort, Lehre. "Muchtalif": unterschiedlich, in sich selbst nicht schlüssig, widersprüchlich. Keine Theorie oder Lehre, die auf einer Leugnung des zukünftigen Lebens beruht, kann mit geistigen Tatsachen, wie wir sie kennen, harmonieren oder auch mit Güte und Barmherzigkeit übereinstimmen. (Juusuf `Allii)

Ob es ein Leben nach dem Tod gibt oder nicht, ob Allah Nachkommen hat oder nicht, ob es Offenbarung gibt oder nicht und so weiter. (Asad)

 

9. (Durch die) der abwendig gemacht wird, der sich abbringen lässt10 

10. Der, dessen Vernunft und Ansichten entstellt sind, das heißt derjenige, der a priori dazu neigt, sich selbst zu täuschen. Damit wird indirekt ausgedrückt, dass der Imaan an Allah und damit an ein zukünftiges Leben im Gemüt und Gefühl des Menschen inhärent ist und eine Abweichung davon das Ergebnis intellektueller Fehlentwicklung ist. (Asad)

 

10. Tod denen11 , die nur Mutmaßungen12 anstellen,

11. "Qutila": sie werden getötet, das heißt sie zerstören nur sich selbst. Vergleiche auch Suura 74:19 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

12. Mutmaßungen: Verdächtigungen, Vorurteile. Leichtsinniges Gerede, Gerüchte, die dem Maßstab der Wirklichkeit nicht standhalten können. Allah verurteilt dies hier. (Qutb)

Die an dem herumrätseln, was sie nicht mit Sicherheit feststellen können, nämlich an dem, was außerhalb des menschlichen Wahrnehmungsbereiches liegt. (Asad)

Aufgrund einer "Arbeitshypothese" im irdischen Leben Entscheidungen zu treffen, mag in gewissen Grenzen angebracht sein, obwohl es kein Ersatz für wirkliches Wissen ist. Es wäre jedoch katastrophal, Fragen von grundlegender Wichtigkeit allein aufgrund von Vermutungen entscheiden zu wollen, wie beispielsweise die, ob wir vor jemandem für unsere zu Lebzeiten ausgeführten Handlungen verantwortlich sind oder nicht, und was die Folgen unseres Verhaltens sein werden, denn wenn wir dies aufgrund von Vermutungen beurteilen und diese sich nachher als falsch erweisen, haben wir uns selbst zum Untergang verurteilt gibt uns hierüber Wissen durch Seine Gesandten, und wir werden aufgefordert, die Zeichen in der Natur und in uns selbst zu studieren und dadurch zur Gewissheit zu kommen. (Mauduudi)

 

11 . Die in einem Abgrund von Unwissenheit und Achtlosigkeit13, versunken sind.

13. Sie befinden sich in großer spiritueller Gefahr (wörtlich: vor einem Abgrund), verhalten sich dieser gegenüber jedoch gleichgültig. (Juusuf `Allii)

Aufgrund ihrer Vermutungen wissen sie nicht, welchem Schicksal sie entgegengehen, und lassen sich treiben, ohne die nötigen Vorkehrungen zu treffen. (Mauduudi)

 

12. Sie fragen: „Wann wird der Tag des Gerichts denn eintreffen?“.14

14. Dies fragen sie nicht, weil sie es erfahren oder damit ihr Wissen erweitern wollen, sondern als Herausforderung, weil sie es leugnen und ablehnen. (Qutb)

 

13. Es wird der Tag sein, an dem sie im Feuer gepeinigt werden15:

15. Allah führt ihnen ihren eigenen Zustand zu jenem Tag vor, den sie leugnen. Sie wurden dem Feuer ausgesetzt wie ein Metall, dessen eigentlichen Wert man prüfen will. (Qutb)

 

14. „Kostet nun eure Pein!16 Das ist es, womit ihr es so eilig hattet17."

16. Das Wort "Fitna" ("Prüfung", "Heimsuchung", "Versuchung") bedeutet hier zweierlei:

1. Kostet diese eure Heimsuchung; und

2. Kostet das Unheil, das ihr in der Welt hervorgerufen und verbreitet habt. (Mauduudi)

17. Spöttisch und herausfordernd hatten sie gefordert, die Strafe schneller herbeizubringen. Wenn sie jedoch eintrifft, wissen sie, was für eine furchtbare Sache sie ist. Vergleiche auch Suura 26:204 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 6:57-58 und 8:32 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

15. Die Mutaqiin werden inmitten von Gärten und Quellen sein18.

18. Auf der anderen Seite ist eine andere Szene mit einer anderen Gruppe von Menschen, und zwar denjenigen, die Selbstbeherrschung und Selbstkontrolle übten, weil sie genau wussten, dass Allah sie prüfen wollte, und dass sie für ihre Enthaltsamkeit und für jede gute Tat eine vielfache Belohnung bekommen würden. Die Szene zeigt sie in wahrer Glückseligkeit. (Qutb)

In diesem Zusammenhang bezeichnet das Wort "Al-Muttaqiin" eindeutig diejenigen, die an ein zukünftiges Leben glauben und - wenn ihnen durch Allahs Offenbarung und Seine Gesandten eine entsprechende Botschaft gegeben wird - ihr Leben dementsprechend ausrichten. (Mauduudi)

 

16. Sie empfangen die Gaben ihres Herrn19, denn sie hatten zuvor20 Gutes getan.

19. An Gnade, als Lohn für das, was sie im irdischen Leben an teefälligen Handlungen getan haben. (Qutb)

Dies bedeutet nicht nur, dass sie „empfangen", sondern dass sie mit Freude empfangen, was Allah ihnen gibt. (Mauduudi)

20. Vor diesem Tag. (Asad)

Sie erreichten auf der Erde die hohe Stufe des "Ichsan", d.h. sie dienten so, als ob sie Ihn sähen, und wenn sie Ihn nicht sahen, so wussten sie doch genau, dass Er sie sah. (Qutb)

 

17. Sie pflegten nachts nur wenig zu schlafen21,

21. Sie verbrachten den größten Teil der Nacht im Gebet und mit der Planung guter Handlungen. Sie zogen Aktivität der Tatenlosigkeit vor und den Dienst an Allah und Seinen Geschöpfen der Selbstsucht. (Juusuf `Allii)

 

18. Und gegen Ende der Nacht22 um Vergebung23 zu bitten,

22. Das heißt, sie gehörten nicht zu denjenigen, die die Nächte mit unmoralischen und unanständigen Handlungen verbrachten und selbst nicht daran dachten, Allah um Vergebung zu bitten. Im Gegenteil, sie verbrachten einen großen Teil der Nacht beziehungsweise die frühen Morgenstunden im Gebet und im Bitten um Vergebung. (Mauduudi)

23. Sie wissen, dass sie Allah für Seine unzähligen Gaben zu wenig danken, selbst wenn sie die Nächte im Gebet verbringen, und deswegen bitten sie um Vergebung für all ihre Fehler und ihre Unzulänglichkeit. (Qutb)

Vergleiche auch Suura 3:17 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

19. Und sie räumten in ihrem Vermögen ein Recht ein für denjenigen der (um Hilfe) bat, und denjenigen, der trotz seiner Not schwieg24.

24. Wirkliche Freigebigkeit berücksichtigt nicht nur diejenigen Bedürftigen, die um Hilfe bitten, sondern auch diejenigen, die aus irgendwelchen Gründen nicht bitten können. Ein wirklich freigebiger Mensch sucht die letzteren heraus. Verschiedene Gründe können einen Menschen hindern, um Hilfe zu bitten:

1. er schämt sich vielleicht, oder sein Ehrgefühl hindert ihn daran;

2. er ist vielleicht so sehr mit einem bestimmten Ideal befasst, dass er nicht daran denkt, um Hilfe zu bitten;

3. er weiß vielleicht nicht einmal, dass er Hilfe braucht, besonders im Hinblick auf Reichtum und Besitz im geistigen Sinne einschließlich geistiger Gaben und Fähigkeiten;

4. er weiß vielleicht nicht, dass du die Dinge besitzt, die er braucht; und

5. er ist vielleicht ein hilfloses Wesen, Mensch oder Tier oder irgendein anderes Geschöpf, das nicht bitten kann. Freigebigkeit schließt im höheren Sinne alle Hilfe ein, die von einem privilegierten Menschen einem anderen geleistet wird. Vergleiche auch Suura 2:177 und 2:273-274 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Dies bezieht sich auf alle Lebewesen und alle Arten der Hilfeleistung, sei sie materieller oder emotionaler Natur. (Asad)

Sie erkennen einerseits die Rechte ihres Herrn erfüllen sie, andererseits aber auch die Rechte ihrer Mitmenschen, die ein Anrecht auf einen Anteil dessen haben, was Allah ihnen gegeben hat. Sie geben auch nicht Almosen in Erwartung von Dankbarkeit dafür, sondern weil es ihre Pflicht ist. (Mauduudi)

 

20. Und auf Erden sind allerlei Zeichen für diejenigen, die den Imaan verinnerlichen,25

25. Dieser Planet, auf dem wir leben, ist voller Zeichen Allahs. Wir können da jeden Tag etwas Neues davon entdecken und aufs neue daraus lernen. (Qutb)

Dies bezieht sich vor allem auf die Zeichen, die auf die Möglichkeit und Notwendigkeit einer Auferstehung hinweisen. Dazu gehört die Struktur der Erde, die wunderbare Versorgung aller Lebewesen darauf und zahllose andere Phänomene, aus denen ein vorurteilsloser Beobachter die entsprechenden Schlussfolgerungen ziehen kann. Allein die Tatsache, dass der Mensch mit verschiedenen besonderen Fähigkeiten ausgestattet ist, weist darauf hin, dass er für ihre Anwendung verantwortlich ist, sonst würde das aller Weisheit und Gerechtigkeit widersprechen. (Mauduudi)

 

21. Und ebenso in euch selber26. Wollt ihr denn nicht sehen?

26. Dieses Geschöpf, der Mensch, ist auf dieser Erde ein großes Wunder. Er ist jedoch seinem eigene Wert und seinen eigenen inneren Geheimnissen gegenüber achtlos und gleichgültig, so dass sein Herz gegenüber und Gewissheit verschlossen ist. Schon der menschliche Körper und seine Funktionen sind wunderbar. Und erst sein Geist und seine Fähigkeit zu begreifen, und seine Art und Weise zu begreifen! Jedes Individuum dieser Gattung ist eine Welt für sich. (Qutb)

Die Zeichen Allahs sind überall in der Natur und im Körper und in der Seele des Menschen, wenn der Mensch nur offene geistige Augen hat, um sie zu sehen. Vergleiche auch Suura 41:53 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 45:4 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

22. Und im Himmel ist eure Versorgung27 und das, was euch verheißen wird28,

27. Die Mu'miniin dürfen nicht einen Augenblick daran zweifeln, dass Allah sie versorgen wird. Allah gewährt jedem Geschöpf, das auf Ihn vertraut, seinen Unterhalt. Wir sollen nur das tun, was Er uns befiehlt, und uns ganz und gar auf Ihn verlassen. Das bedeutet aber nicht, dass wir die Bestellung der Erde vernachlässigen. Im Gegenteil, wir tun das als eine Pflicht, die Allah uns auferlegt hat. (Qutb)

28. Die Auferstehung, die Versammlung aller Lebewesen, die Verantwortlichkeit, Lohn und Strafe, wie sie in allen Offenbarungen   verheißen worden sind. (Mauduudi)

 

23. Darum, beim Herrn des Himmels und der Erde, dies ist die Wahrheit29, so wahr ihr reden könnt30.

29. Nachdem unsere Aufmerksamkeit auf die Zeichen des Wirken Allahs auf der Erde, in unserem eigenen Inneren und im Himmel gelenkt worden ist, wird nun im Namen des Herrn von Himmel und Erde an unser Gewissen appelliert, dass wir der Offenbarung entsprechend handeln und uns den geistigen Wahrheiten zuwenden. Sie sind nämlich ebenso real wie unsere bewusste und intelligente Existenz, auf der all unser Wissen beruht. (Juusuf `Allii)

30. Dies ist eine Anspielung darauf, dass der Mensch in der Lage ist zu denken und sich auszudrücken, das heißt auf etwas, dessen sich der Mensch völlig bewusst ist. (Asad)

 

Abschnitt 2

24. Ist dir (nicht) die Geschichte von Ibraahiims geehrten Gästen (zu Ohren) gekommen31

31. Vergleiche Suura 11:69-73 und die entsprechenden Fußnoten, wo Einzelheiten zu dieser Geschichte ausgeführt sind. Vergleiche auch Suura 15:51-56. (Juusuf `Allii)

Diese Geschichte, wie auch in die folgenden erwähnten, schließen an die Bezugnahme auf Allahs sichtbare und konzeptuelle Zeichen an, die auf Allahs Existenz und Allmacht und die unveränderliche moralische Kausalität in dem hinweisen, was der Qur’an als "Allahs Gesetz (Sunnat Allah)" bezeichnet. (Asad)

Diese Geschichte über Ibraahiim, den Gesandten Allahs sowie die nachfolgenden Geschichten über andere Gesandte Allahs sollen Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, trösten und seinen Imaan und seine Hoffnung auf die Nähe und den Beistand Allahs verstärken. (Alousi)

Die Engel, die zu Ibraahiim kamen, sind bei Allah hochgeehrt, und wurden von Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ehrenvoll aufgenommen. (Qutb)

 

25. Als sie bei ihm eintraten und sprachen: „Frieden32!" Er antwortete: „(Euch) Frieden," (und dachte bei sich:) „Fremde Leute33.“

32. Es waren Engel, die plötzlich in Menschengestalt vor seinem Zelteingang standen und ihm den Friedensgruss entboten. Er erwiderte den Gruß, bekam aber durch ihre Erscheinung und ihr Verhalten das Gefühl, dass sie keine gewöhnlichen Fremden waren. (Juusuf `Allii)

33. "Munkar" مُّنكَر : unbekannt, ungewöhnlich, ungebräuchlich (daher auch die hier nicht anwendbare Bedeutung "abscheulich"); das Gegenteil von "maruf" - bekannt, üblich, gefällig. Vergleiche auch Suura 15:62 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

 

26. Dann eilte er unbemerkt zu seiner Familie34, brachte ein gemästetes Kalb herbei35

34. Sie schienen ungewöhnliche Fremde zu sein, aber er sagte nichts und ging ruhig daran, die Pflichten der Gastfreundschaft zu erfüllen. Er brachte ihnen das gebratene Mastkalb zu essen. Die Fremden aßen jedoch nicht (vergleiche Suura 11:70). Dies beunruhigte ihn. Nach den Gesetzen der Gastfreundschaft befindet sich der Fremde in deinem Haus unter deinem Schutz, wenn er sich jedoch weigert zu essen, weist er damit die Gastfreundschaft zurück und hält sich frei von den dadurch entstehenden Bindungen zwischen Gast und Gastgeber. Sie waren jedoch Engel und konnten nicht essen. Sie erklärten ihre Situation und verkündeten Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, die Geburt eines weisen Sohnes - mit anderen Worten die Verheißung, dass Ibraahiim der Stammvater einer langen Reihe von Propheten werden solle. Vergleiche auch Suura 15:53 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

35. Vergleiche Suura 15:53, wo von einem gebratenen Kalb die Rede ist. Hier wird ein gemästetes gebratenes Kalb erwähnt. (Mauduudi)

 

27. Und setzte es ihnen vor. Er sprach36: „Wollt ihr nicht essen?"

36. Als er sah, dass sie das Essen nicht anrührten. (Darjabaadi)

 

28. Da empfand er Furcht vor ihnen37. Sie sprachen: „Fürchte dich nicht", und sie brachten ihm die frohe Botschaft von einem weisen Sohn38.

37. Er fürchtete, sie könnten etwas gegen ihn im Schilde führen. (Darjabaadi)

Möglicherweise erkannte er auch, dass es Engel waren, und fürchtete, sie könnten in einem schlimmen Auftrag unterwegs sein. (Mauduudi)

38. Ausgestattet mit dem Prophetentum. Vergleiche auch Suura 15:53. (Asad)

 

29. Da kam seine Frau aufgeregt39 herbei, schlug (die Hände) vor das Gesicht40 und sprach: „(Ich) Ein unfruchtbares altes Weib!"

39. Ibraahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Frau Sarah war alt und unfruchtbar. Diese Nachricht klang ihr zu schön, um wahr zu sein. Sie kam laut lachend heraus (vergleiche Suura 11:71), schlug sich die Hände vor das Gesicht, um mit dieser Geste zu zeigen, wie unwahrscheinlich sie dies fand. (Juusuf `Allii)

40. In äußerster Verwunderung. (Darjabaadi)

Nach dem biblischen Bericht war Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, damals hundert Jahre alt und Sarah neunzig; vergleiche Genesis 17:17.

"Da fiel Abraham auf sein Angesicht und lachte und sprach in seinem Herzen: Soll mir mit hundert Jahren ein Kind geboren werden, und soll Sara, neunzig Jahre alt, gebären?" (Mauduudi)

 

30. Sie sprachen: „Also spricht Dein Herr41. Er ist fürwahr der Allweise, der Allwissende42."

41. Die Engel sagten: „Was für menschliches Verständnis unwahrscheinlich klingt, kann auf Allahs Geheiß hin dennoch geschehen. Und Allah, dein Herr, hat gesprochen. So wird es geschehen. Denn alle Seine Verheißungen sind voller Weisheit und Wissen." So sprachen die Engel aus dem gegebenen Anlass. Es gilt jedoch für alle Zeiten und für alle menschlichen Angelegenheiten. Darum sollen wir niemals verzweifeln. Wie sehr die Wahrheit auch in den Schatten gedrängt wird, sie wird sich mit vollem Glanz durchsetzen. Und schließlich wird Gericht kommen, wo das Gute voll verwirklicht wird. (Juusuf `Allii)

42. Allah wird sicherlich Seinen Diener voll belohnen, der in dieser Welt seine 'Ibaada sorgfältig erfüllte, aber auch in dieser Welt wird er ihm Segen geben, so wie Er Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in seinem hohen Alter Kinder und Enkel auf ungewöhnliche Weise schenkte. (Mauduudi)