Von Suura 42 "Die gegenseitige Beratung" Aja 1 –

Suura 45 "Das Niederknien" Aja 37

 

Einführung zu Suura 42

Dies ist die dritte Suura aus der haa-miim-Serie von sieben Suuras.

Thematisch geht es darum, wie das Böse und die Gotteslästerung durch Allahs Barmherzigkeit und Führung geheilt werden kann, die durch Seine Offenbarung kommt. Die Menschen werden aufgefordert, ihre Meinungsverschiedenheiten friedlich durch gegenseitige Beratung zu lösen (siehe Aja 38 dieser Suura); dies erklärt auch den Titel dieser Suura.

Zusammenfassung:

Der Gegensatz von Gotteslästerung und Streit einerseits und Offenbarung, Einheit und Imaan andererseits, die auf Allahs Zeichen und Seiner Barmherzigkeit beruhen. (Ajas  1 - 29)

Das Böse kommt von den Taten des Menschen selbst, deren Folgen er nicht vermeiden kann, die Rechtleitung aber kommt durch Allahs Gnade und Offenbarung. (Ajas 30 - 53)

Wie alle makkanischen Suuras ist das Hauptanliegen dieser Suura der Imaan. Es geht hier vor allem um die Wahrheit der Offenbarung und die Berufung eines Gesandten Allahs für die Menschen. Als Begleitthemen spricht die Sura aber auch ausführlich über die Einheit Gottes, über die Gewißheit der Auferstehung, und beschreibt Szenen des Jenseits. Sie behandelt außerdem Eigenschaften und Charakter der Mu'mins, und die Frage des vom Allah gewährten Lebensunterhalts, der für den einen reichlich, dem anderen knapp bemessen ist. Sie beschreibt auch das Verhalten des Menschen, wenn es ihm zur Prüfung einmal gut und ein anderes Mal schlecht geht. (Qutb)

 

Die gegenseitige Beratung

 Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen.

1. Haa Miim1

1. Hier beginnt die zweite von sieben Suuras (40-47), die mit den Buchstaben "haa-mim" beginnen. Chronologisch gehören sie alle derselben Zeit an, nämlich der späten makkanischen Zeit, und folgen unmittelbar auf die vorige Suura. Zur genauen Bedeutung der abgekürzten Buchstaben "haa-mim" ist keine autoritative Erklärung erhältlich. Wenn mim hier eine ähnliche Bedeutung hat wie in "alif-laam-miim" (vergleiche Suura 2:1 und die entsprechenden Fußnoten), dann bedeutet er das Ende aller Dinge, den Jüngsten Tag, und alle diese Suuras lenken unsere Aufmerksamkeit besonders darauf. "Ha", der emphatische Gutturallaut, kann im Gegensatz zu dem sanften Hauch des "Alif" darauf hindeuten, dass der Anfang nur um des Endes willen da ist, die Gegenwart für die Zukunft, und um das Wissen vom jüngsten Gericht im Imaan zu unterstreichen. Dies ist jedoch nur eine Vermutung und sollte nicht überbewertet werden.

Diese Suura gehört zu der Suurasgruppe mit diesen zwei Buchstaben am Anfang jeder Suura (Alausi)

2. `Aiiiin Siiiin Qaaaaf2

2. Diese Buchstabengruppe bildet eine zusätzliche Bezeichnung für diese Suura. (Alausi)

 

3. Auf diese Weise3 offenbart dir und denen, die vor dir waren4 Allah, der Allmächtige5, der Allweise6.

3. Auf diese Art und Weise, vermittels von Wörtern und Sätzen, die aus Buchstaben wie diesen gebildet werden, gelangte die Offenbarung zu Muchammad - Friede sei mit ihm - und auch zu allen anderen Propheten. Sie soll auf diese Weise für die Menschen fassbar und verständlich sein, so dass sie ihren Sinn begreifen können. Andererseits sind sie selbst nicht in der Lage, dergleichen zu erschaffen, obgleich ihnen diese bekannten Buchstaben zur Verfügung stehen. (Qutb)

4. Die Offenbarung ist im wesentlichen dieselbe, unabhängig vom Zeitalter und von der prophetischen Persönlichkeit, der sie gegeben wurde. (Qutb)

Frühere heilige Schriften. (Darjabaadi)

Aus dem Stil dieses einleitenden Ajas wird deutlich, dass er vor einem Hintergrund von Mißtrauen, Verwunderung und Erstaunen offenbart wurde, die in allen Versammlungen, in jedem Haus und auf den Straßen von Mekka zum Ausdruck kamen, etwa in Form der Frage: "Woher bringt er uns immer wieder diese Offenbarungen? Wie merkwürdig, dass er unsere altüberlieferte Religion als falsch ablehnt, Bräuche, denen wir bis heute folgen, und uns seine Lehre als richtig und als Offenbarung Allahs verkündet!" Wahl bedeutet wörtlich "eine schnelle, heimliche Anweisung" oder "eine Eingabe", also eine Inspiration, die so schnell kommt, dass niemand davon erfährt außer dem, der sie gibt, und dem, der sie empfängt. Dieses Wort wird für die Rechtleitung und Anweisungen benutzt, die Allah wie einen Lichtblitz in das Herz des Menschen eingibt. (Mauduudi)

5. Er verfügt über Kraft und Entscheidungsgewalt. (Qutb)

6. Er offenbart sich demjenigen, den Er Seiner Weisheit und Seinem Wissen entsprechend auserwählt hat. Alle Gesandten Allahs, denen Seine Offenbarung zuteil wurden, bilden samt ihren Anhängern eine einzige Nation, die dem Wesen nach gleich bleibt, weil sie alle vom gleichen Gott rechtgeleitet werden. (Qutb)

Die Offenbarung ist voller Kraft und Weisheit, und diese beiden Eigenschaften entstammen der Kraft und Weisheit Allahs. Im Gegensatz zu menschlicher Macht und Kraft ist diese Kraft notwendigerweise gut und barmherzig; im Gegensatz zu menschlicher Weisheit ist diese Weisheit notwendigerweise vollkommen und fehlerfrei. (Juusuf 'Allii)

 

4. Sein ist, was in den Himmeln und was auf Erden ist, und Er ist der Hohe, der Gewaltige7.

7. Wir können uns nicht den Abstand vorstellen, der Allah von dem höchsten Seiner Geschöpfe trennt. Im nächsten Aja werden in diesem Zusammenhang die höchsten Himmel erwähnt und die Engel, die höchsten Wesen, die wir uns vorstellen können. (Juusuf `Allii)

Hier folgen nun weitere Eigenschaften Dessen, Der allen Gesandten die Offenbarungen hat zukommen lassen, indem gesagt wird, dass Er Der Eigentümer all dessen ist, was sich in den Himmeln und auf Erden befindet, sowie der Einzige, Der am höchsten und größten ist. Der Mensch hält viele Wesen für mächtig, aber das ist keine wirkliche Macht und Herrschaft. Allah allein ist der wirkliche Herr und Eigentümer, Der ins Dasein ruft und wieder vergehen lässt, Der Leben gibt und sterben lässt, Der dem Menschen geben kann, was Er will, und vorenthalten kann, was Er für angemessen befindet. Er verfügt über alle Seine Geschöpfe. (Qutb)

 

5. Fast möchten die Himmel bersten ob (Seiner Herrlichkeit8) während die Engel9 das Lob ihres Herrn verkünden10 und für jene auf Erden um Vergebung bitten. Allah ist fürwahr der Allverzeihende, der Barmherzige11.

8. "Fast möchten die Himmel bersten ob Seiner Herrlichkeit'. Wie können wir uns eine größere Erhabenheit und Herrlichkeit vorstellen als die, dass die gewaltigen Himmel dabei sind, vor ihnen zu bersten? (Juusuf `Allii)

Damit ist das Firmament oder Weltall gemeint, von dem wir Menschen nur einen geringen Teil begreifen können. Es spaltet sich fast vor Ehrfurcht vor Allah und Seiner Herrlichkeit und Größe, aber auch aus Sorge und Mitleid mit den widerspenstigen Erdenbewohnern und ihrer Vergesslichkeit Seiner Größe und Herrlichkeit gegenüber. (Qutb)

9. Die Engel sind Allah stets freiwillig gehorsam, sie sind in dieser Art erschaffen worden. Sie verherrlichen ununterbrochen ihren Schöpfer aus Ehrfurcht vor Seiner Größe und Macht und aus Furcht, ihn nicht gehörig zu preisen und ihm nicht gehorsam genug zu sein. (Qutb)

10. Die Engel sind die edelsten und reinsten Wesen, die wir uns vorstellen können. Sie reflektieren einerseits Allahs Lob und Preis, andererseits aber auch zwei weitere Eigenschaften Allahs, die Seinen Geschöpfen zugewandt sind, nämlich Vergebung und Barmherzigkeit. Beide Seiten ergänzen sich. Mu'miniin und Kufar sind gleichermaßen in ihre Fürsorge und Gebete eingeschlossen. Sie verkünden also durch ihr eigenes Sein und durch ihre Gebete Allahs Größe und unbegrenzte Güte. (Juusuf `Allii)

Sie bitten um Vergebung für die Erdenbewohner, und zwar für alles, was es bei diesen an Fehlern und Mängeln gibt. Vergleiche hierzu auch Suura 40:7 und die entsprechenden Fußnoten. (Qutb)

Das heißt für alle Menschen. Das Pronomen "man" bezieht sich immer auf Wesen, die mit Bewusstsein und Intelligenz ausgestattet sind. Vergleiche auch Suura 13:6 und 10:11 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Den Engeln schaudert vor den unsinnigen Äußerungen der Menschen über Allah (wie beispielsweise der, Allah habe Söhne oder Töchter, die Engel seien Töchter Allahs und so weiter). Sie distanzieren sich davon, preisen Allah und bitten Ihn immer wieder um Gnade für diejenigen, die sich selbst und Allah vergessen haben, so dass sie von der Strafe bewahrt bleiben und immer wieder eine Frist zur Einsicht und Umkehr bekommen. (Mauduudi)

11. Nur Allahs Barmherzigkeit und Vergebungsbereitschaft bewahrt die Menschen vor den bösen Folgen ihres Handelns. (Mauduudi)

Zu den vorher genannten Eigenschaften Gottes, nämlich Allmacht und Weisheit, Größe und Herrlichkeit kommen hier zwei weitere hinzu, nämlich die Bereitschaft zu vergeben und Barmherzigkeit. Anhand dieser Eigenschaften ist es den Mensch möglich, Allah zu erkennen. (Qutb)

 

6. Und diejenigen, die sich an Seiner Stelle andere zu Freunden12 nehmen (müssen wissen), dass Allah über sie verfügt, und du bist nicht für sie verantwortlich13.

12. Hier kommen wir nun zu dem Gegensatz, der Unvernunft und Undankbarkeit des Menschen. Diese kann jedoch in Allahs allumfassendem Plan nicht Allahs endgültigem Urteil entgehen. Die Entscheidung liegt bei Allah allein. Ein Prophet ist nicht für das Verhalten der Menschen, verantwortlich, denn das von Allah erschaffene System gewährt dem Menschen einen gewissen Spielraum der Willensfreiheit und persönliche Verantwortlichkeit. (Juusuf `Allii)

Damit soll der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, getröstet und ermahnt werden, sich nicht zu viele Sorgen um sie zu machen. (Darjabaadi)

Der Begriff "auliaa'" (Singular "walii") im Text hat eine umfassende Bedeutung; Teilaspekte davon sind "Freund" und "Beschützer". Nach dem qur`anischen Sprachgebrauch nimmt ein Mensch jemanden zum wall 1. dem er in allen Dingen gehorcht, dessen Gebote er ausführt und dessen Lebensweise und Regeln er in allen Angelegenheiten des Lebens befolgt (vergleiche auch Suura 4:118-120 und 7:27-30); 2. zu dessen Führung er volles Vertrauen hat und von dem er glaubt, er würde ihn rechtleiten und vor Irrtümern bewahren (vergleiche Suura 2:57; 17:97; 18:17-50 und 45:19); 3. von dem er hofft, er könne ihn vor Gottes Strafe im zukünftigen Leben schützen, falls es ein solches gäbe (vergleiche Suura 4:123; 6:51; 13:37; 29:22; 33:65 und 39:3); und 4. von dem er glaubt, er könne ihm auf übernatürliche Weise in dieser Welt beistehen, ihn vor Unheil und Versuchungen bewahren und alle seine Bedürfnisse erfüllen (vergleiche Suura 11:20; 13:16 und 29:41). (Mauduudi)

13. Allah sieht alles, was sie tun, und registriert ihr Verhalten. Es liegt an Ihm, sie zur Rechenschaft zu ziehen und sie zu bestrafen. Die Aufgabe eines Propheten besteht lediglich darin, den Menschen den rechten Weg zu zeigen. Ihr weiteres Schicksal entzieht sich seiner Kontrolle, und er ist nicht dafür verantwortlich. (Mauduudi)

Und so können der Prophet, und diejenigen, die ihm folgen, in Ruhe ihren Weg beschreiten, auf dem sie von der Offenbarung Gottes geleitet werden, und unbeschadet, von denen, die vom geraden Weg abfallen und sich in den Götzendienst verirren. (Qutb)

 

7. Uns so14 haben Wir dir einen arabischen Qur`an15 offenbart, damit du die Mutter der Städte16 und alle (Orte) in ihrer Umgebung warnst, und damit du die Menschen vor dem Tag der Versammlung warnst, an dem kein Zweifel ist17. Ein Teil wird schließlich ins Paradies eingehen, und ein Teil in das rasende Feuer18.

14. Siehe auch oben Aja 3 und die entsprechenden Fußnoten. Hier wird eine Verbindung hergestellt zwischen den Buchstaben am Anfang der Suura und der arabischen Sprache, in der der Qur`an offenbart worden ist, und zwar eine rein äußerliche Verbindung; denn dies sind arabische Buchstaben, und hier liegt ein arabischer Qur`an vor. (Qutb)

15. Die Wichtigkeit dessen, dass der Qur`an in arabischer Sprache offenbart wurde, liegt darin, dass er für die Menschen deutlich und verständlich sein sollte, unter denen er zuerst verkündet wurde. Siehe auch den nächsten Satz. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 14:4, wo gesagt wird, dass Propheten immer mit einer Botschaft in der Sprache ihres eigenen Volkes geschickt wurden. (Asad)

16. Die Stadt Makka. Vergleiche auch Suura 6:92 und die entsprechenden Fußnoten. Dies ist zweifellos ein makkanischer Aja. Auch abgesehen von der Qibla ist Makka das Zentrum des Islam, und "alles um sie herum" ist die gesamte Welt. (Juusuf `Allii)

Makka hat diese besondere Stellung, weil sich hier das "uralte Haus" Allahs befindet. Nach Allahs Beschluss sollte diese Stadt zum Zentrum Seiner letzten Botschaft werden, und der Qur`an wurde in arabischer Sprache offenbart, um zunächst ihre Bewohner und die der in ihrer Umgebung befindlichen Städte anzusprechen. Und wenn wir heute einen Rückblick auf die Umstände der Entstehung, des Islam werfen, so erkennen wir, dass Makka und die arabische Halbinsel, die geeignetste Geburtsstätte für die letzte Botschaft Allahs mit abschließenden Gesetzen für die Menschheit war. Die Araber konnten als Volk ziemlich frei handeln und waren keinem strengen Herrschaftssystem unterworfen. Außerdem war die arabische Sprache so weit entwickelt und in Bezug auf Wortschatz und Ausdruck so reich, dass die offenbarten Informationen und Anweisungen verständlich, klangvoll und wirkungsvoll zur Geltung kamen. (Qutb)

17. Dies ist die größte, strengste und wichtigste Warnung, die der Qur`an übermitteln soll, nämlich die vor dem Tag der Versammlung aller Lebewesen vor Allahs Richterstuhl, wo Allah allein zwischen ihnen entscheiden wird. Dann wird Er sie, je nach ihrem Wirken auf Erden in zwei Gruppen unterteilen: eine Gruppe geht ins Paradies, und eine Gruppe wird zur Hölle geführt. (Qutb)

Selbst wenn ein Geschöpf in diesem irdischen Leben den Folgen seiner bösen Handlungen entgelt entgeht es nicht diesem Tag. (Mauduudi)

18. Hier wird wieder der Kontrast betont, wie bereits in der Einführung zu dieser Suura erläutert wurde. (Juusuf `Allii)

 

8. Hätte Allah gewollt, Er hätte sie zu einer einzigen Gemeinschaft gemacht19, so aber führt Er in Seine Barmherzigkeit, wen Er will20, und die Frevler haben weder Freund noch Helfer21,22.

19. Vergleiche auch Suura 5:48 und die entsprechenden Fußnoten. Unter Allahs Zeichen ist dies, dass Er uns unterschiedlich erschaffen hat, so dass wir in der Ausübung unseres Willens geprüft werden können und durch rechtschaffenes Handeln und Glauben unsere höchste Entwicklungsstufe erreichen und Seine Geschenke der Gnade und Barmherzigkeit genießen. Wir dürfen jedoch nicht streitsüchtig sein und dem Bösen verfallen, sondern müssen unsere eigenen Grenzen erkennen. Andernfalls verlieren wir Seine Gnade und Seinen Schutz. (Juusuf `Allii)

Wenn Allah die Menschen als ganz andere Wesen hätte erschaffen wollen, so dass ihre Eigenschaften und Zielsetzungen völlig gleich gewesen wären und letztendlich alle entweder das Feuer oder das Paradies erlangt hätten. Er hat jedoch den Menschen so erschaffen, damit dieser mit Aufgaben betraut werden kann, als Sein Statthalter auf dieser Erde. Er ist anders erschaffen als die Engel, die, von Hause aus nur Gutes, und als die Teufel, die nur Böses tun. Dies bringt notwendigerweise mit sich, dass der Mensch sich für Rechtleitung, Licht und gute Handlungen entscheiden kann, aber auch für Irrtum, Finsternis und Böses. (Qutb)

20. "Wen Er will' oder "den, der will'. Dieser doppeldeutige Satz findet sich immer wieder im Qur`an . Vergleiche beispielsweise auch Suura 14:4 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Er tut das gemäß Seinem Wissen über die Absichten und das Verhalten Seiner Diener. Einige verdienen Seine Barmherzigkeit durch Rechtleitung, während andere Strafe durch ihr Irregehen verdienen. (Qutb)

21. Dieser Satz hat in diesem Zusammenhang drei Zielsetzungen:

1. soll unser Prophet Muchammad, Allaahs Segen und Frieden auf ihm, belehrt werden, etwa in dem Sinne, dass er nicht traurig oder besorgt sein sollte, wenn die kaafir Makkaner starrsinnig und unverschämt sind. Allah hat jedem Menschen Handlungsfreiheit gegeben, und wer auf einem Irrweg beharren will, der sollte dann auch irregehen können. Wäre dies nicht Allahs Wille, dann wäre es auch nicht notwendig gewesen, Propheten und heilige Schriften zu schicken, und nur ein Schöpfungsbefehl Allahs hätte genügt, dass alle Menschen ebenso gehorsam werden wie Steine, Flüsse, Bäume und andere Geschöpfe.

2. Dieser Satz ist auch an alle diejenigen gerichtet, die über die Vielfalt von Diinvorstellungen und Handlungsweisen der Menschen verwirrt sind. Es wird erklärt, dass diese Vielfalt auf Allahs Willen zurückzuführen ist, denn er wollte den Menschen Handlungsspielraum und besondere Verantwortung geben. Vergleiche auch Suura 6:148-149, 10:99; 11:118-119 und viele andere ähnliche Stellen sowie die entsprechenden Fußnoten.

3. Die Mu'mins sollen hierdurch die Wahrheit über die Schwierigkeiten erkennen, denen sie bei ihren Bemühungen der Verkündung ausgesetzt sind. Wer die Realität der gottgegebenen menschlichen Freiheit nicht erkennt, verzweifelt manchmal über den langsamen Fortschritt seines Strebens und wünscht, irgendein übernatürliches Ereignis würde die Herzen der Menschen beeinflussen; manchmal gerät er auch in Versuchung, mit unlauteren Methoden eine Reform herbeizuführen. Vergleiche hierzu auch Suura 13:31 und 16:91-93 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

22. Es kann keine größere Undankbarkeit geben als die, falsche Götter zu verehren oder Schutz bei Dingen zu suchen, die keinerlei Macht haben, während Allah - Der Macht über alle Dinge hat - immer darauf bedacht ist, Seine Geschöpfe zu schützen und zu fördern und ihnen alles zur Verfügung zu stellen, was sie zu ihrem eigenen Besten brauchen. (Juusuf `Allii)

 

9. Haben sie sich etwa andere Beschützer genommen statt Ihn? Doch Allah ist der (wahre) Beschützer23. Er erweckt die Toten zum Leben, und Er hat Macht über alle Dinge.

23. Es ist nicht eine Sache der persönlichen Wahl, jemanden zum Freund und Beschützer zu nehmen. Freund und Beschützer kann nur derjenige sein, der auch dazu fähig ist, ob man ihn als solchen anerkennt oder nicht. Freund und Beschützer des Menschen kann nur Der sein, Der Tote belebt, Der durch Seinen Atemhauch toter Materie Leben gegeben hat, und Der alle anderen Bedingungen als Freund und Beschützer erfüllt. Einen anderen als Ihn zu wählen ist nichts als Unvernunft und Selbstzerstörung. (Mauduudi)

Mit Abscheu führt Er den eigenartigen Tatbestand vor, nämlich, dass die Götzendiener die Hilfe nicht bei Ihm suchen, sondern bei hilflosen Geschöpfen. Er, der die Toten zum Leben erweckt, ist der Einzige, der alle Macht besitzt und jedem Bedrängten zu jeder Zeit helfen kann. (Qutb)

 

Abschnitt 2

10. „Über was auch immer ihr uneins seid24, die Entscheidung darüber liegt bei Allah25. Das ist Allah, mein Herr. Auf Ihn vertraue ich und zu Ihm wende ich mich26"

24. Mit diesen Worten soll der Prophet und Gesandte Allahs selbst bezeugen, dass Allah sein Herr ist, dass er auf Ihn allein vertraut und sich ausschließlich zu Ihm hinwendet. Wie kann es dann für mu’min Menschen möglich sein, sich an etwas anderes zu wenden, wenn der Prophet ihnen deutlich diesen Weg gewiesen hat? Jeder Mu'min trägt tief in seinem Inneren die Gewissheit, dass dieser Weg des absoluten Vertrauens auf Allah und des unbedingten Festhaltens an seinen Worten der Weg der Rettung ist. (Qutb)

In Angelegenheiten des Diins. (Darjabaadi)

Obwohl von hier bis Aja 12 der Text von Allah offenbart ist, ist der Sprecher nicht Allah selbst, sondern Sein Gesandter; mit anderen Worten, dieser wird aufgefordert, das folgende den Menschen zu sagen. Ein solcher Textabschnitt wird im Qur`an manchmal mit dem Wort "qul" ("Sprich") eingeleitet, manchmal aber auch nicht. Im letzteren Falle geht nur aus dem Inhalt hervor, dass der Sprecher nicht Allah, sondern Sein Gesandter ist oder aber auch die Mu'minuun, die Engel und so weiter, wie beispielsweise die Suura 1 oder auch 19:64-65. (Mauduudi)

25. In den höchsten Streitfragen des Lebens sehen die Menschen die Dinge vielleicht unterschiedlich. Wenn ihre Differenzen nur auf selbstsüchtige Absichten oder Kurzsichtigkeit zurückzuführen sind, vergehen sie sich gegen sich selbst. Wenn sie jedoch aus aufrichtigen, aber falschen Vorstellungen entstehen, sollen sie nicht zum Anlass dienen, Spaltungen oder Sektiererei hervorzubringen oder Haß und Verachtung unter den Menschen zu vermehren, sondern sie sollten diese Dinge Gott überlassen, auf Ihn vertrauen und sich in allen Schwierigkeiten zu Ihm wenden. Die endgültige Entscheidung in allen Dingen liegt bei ihm. (Juusuf `Allii)

Über alles, worüber die Menschen uneinig sind, wird Allah als der eigentliche Richter ein Urteil fällen, ob im Diesseits oder im Jenseits, so dass jeder sehen kann, wer im Recht ist. (Alausi)

26. Dies kann in der Vergangenheit und in der Gegenwart übersetzt werden. Im ersteren Fall würde es heißen: "Ich habe immer auf Ihn allein vertraut und bin Seiner Rechtleitung gefolgt." Im letzteren Falle würde es heißen: "zu Ihm wende ich mich in allen Lebenslagen, nehme Zuflucht ausschließlich zu Ihm und suche die Lösungen für meine Probleme in Seiner Lehre." (Mauduudi)

 

11. Der Schöpfer der Himmel und der Erde. Er hat für euch Gefährtinnen von euch selbst gemacht27, und schuf Paare von den Tieren. Dadurch vermehrt Er auch. Nichts ist Ihm gleich28, und Er ist dar Allhörende, dar Allsehende29.

27. Das Geheimnis der Geschlechtlichkeit hat nicht nur seine physischen, sondern auch seine ethischen und geistigen Aspekte, und daher ist der Mensch in dieser Hinsicht von den niederen Tieren unterschieden. Das Vieh wird besonders erwähnt, im Unterschied zu anderen Tieren, weil es ein besonderes Verhältnis zum Menschen hat und seinen Bedürfnissen in besonderer Weise dient, nicht nur im physischen Bereich, sondern auch in Angelegenheiten des Transportes, der der Schlüssel zu aller Kultur ist. Vergleiche hierzu auch Suura 36:71-73 und 23:21-22 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Allah, der diesen Qur`an herabsandte, damit seine Vorschriften bei Auseinandersetzungen die maßgebliche Instanz für die Menschen bilden, ist darüber hinaus Derjenige, Der Himmel und Erde und alles, was drinnen und was darauf ist, erschuf. Hierzu gehört auch das System der Vermehrung der Menschen und des für sie so wertvollen Viehs. Es ist also klar, dass Er am besten weiß, was für sie gut und recht ist. (Qutb)

Vergleiche auch Suura 16:72 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

28. Obgleich Allah alle Dinge nennt und dafür sorgt, ist Er von Seiner Schöpfung grundverschieden, sowohl in Seinem Wesen als auch in Seinen Eigenschaften. Er ist einzigartig, absolut und unvergleichbar. (Darjabaadi)

29. Die vorhergegangene Anspielung auf die von Allah gewollte Funktion der Geschlechtlichkeit und damit die Polarität und Vielfalt, die in der ganzen belebten Natur zu beobachten ist, soll die obige Aussage der Einheit und absoluten Einzigartigkeit betonen. Vergleiche auch Suura 6:100 und 112:4 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Obwohl Er einzigartig ist, und es niemanden gibt, der Ihm gleicht, ist trotzdem die Verbindung zu Seinen Geschöpfen jeden Moment aufs engste vorhanden, denn Er sieht und hört alles ganz genau. (Qutb)

 

12. Sein sind die Schlüssel dar Himmel und dar Erde. Er gewährt reichlich Unterhalt30, wem Er will, und beschränkt ihn auch31. Er kennt fürwahr alle Dinge.

30. "Versorgung" bedeutet hier wie an anderen Stellen im Qur`an alles, was das Leben in allen seinen Phasen aufrechterhält und stützt, sei es physisch, gesellschaftlich, intellektuell oder spirituell. Vergleiche auch Suura 10:59 und die entsprechenden Fußnoten. Der Ursprung aller Gaben ist Allah. Seine Güte ist unerschöpflich, und Er gibt allen, er gibt jedoch nicht allen gleichermaßen, weil Er in der Fülle Seines Wissens und Seiner Weisheit am besten entscheiden kann, was jedes Seiner Geschöpfe braucht. (Juusuf `Allii)

31. Er weiß nicht nur, was jedes Wesen "verdient", sondern auch, was im Rahmen Seines Schöpfungsplanes wirklich - wenn auch nicht immer wahrnehmbar - gut und notwendig ist. Darüber hinaus gehört alles Existierende Ihm allein, und dem Menschen steht nicht mehr als ein Nutznießungsrecht dessen zu, was gewöhnlich als "Eigentum" bezeichnet wird. (Asad)

Auch dies sind Argumente dafür, dass Allah allein der wirkliche Freund und Beschützer ist, Dem wir vertrauen und zu Dem wir uns in allen Dingen hinwenden sollen. Vergleiche auch Suura 27:60-66; 30:20-22 und die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

 

13. Er hat auch ein Diin32 verordnet, die das umfasst, was Er Nuuch auftrug33, was Wir dir offenbarten, und was Wir Ibraahiim, Muusa und ’Isa auftrugan34, nämlich, dass ihr für die Religion einstehen35 und euch nicht darin zersplittern sollt36. Schwer ist für die Götzendiener das, wozu du sie aufrufts37. Allah erwählt dazu, wen Er will, und führt dazu den, der sich Ihm zuwendet38.

32. Vergleiche auch Suura 2:256 und die entsprechenden Fußnoten. Da - wie aus dem Zusammenhang hervorgeht - der Begriff Diin bezeichnet hier offensichtlich nur die ethischen und geistigen Inhalte der Religion. Mit diesem Aja kehrt die Thematik wieder zu dem am Anfang der Suura Erwähnten zurück, nämlich die unveränderliche Gleichheit der geistigen und ethischen Grundsätzen die jeder Religion zugrunde liegen. (Asad)

33. Die eine wahre Religion, die von Anfang an allen Propheten offenbart worden ist, die Religion der Einheit Gottes, die älteste der Menschheit benannte Religion. (Darjabaadi)

34. Allahs Religion ist im wesentlichen dieselbe, ob sie beispielsweise Nuuch, Ibraahiim, Muusa, ’Isa oder Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihnen allen, gegeben wurde. Der Ursprung der Einheit ist die Offenbarung Allahs. Im Islam ist sie eine Institution, nicht eine bloße Suggestion. (Juusuf `Allii)

Nur durch Offenbarung konnte der Prophet Muchammad - Friede sei mit ihm - erfahren, was Nuuch seinerzeit offenbart worden war. (Asad)

35. Der Mu'min, der den Qur`an liest, soll seine Eingliederung in die Zusammengehörigkeit der Gemeinschaft empfinden, die durch die wiederholte Offenbarung Allahs an die Menschheit über Seine auserwählten Gesandten zustande kam. Diese Offenbarung fing mit Nuuch an, und fand ihren besiegelnden Abschluss in der Offenbarung an Muhammad. Dazwischen gab es sehr viele Verkünder, deren größte - Ibraahiim, Muusa und ’Isa - zur Zeit der Berufung Muchammads viele erklärte Anhänger hatten, nämlich Makkaner, Juden und Christen. Allah hat die gleiche Religion allen Gesandten offenbart, die sie zusammen mit ihren unmittelbaren Anhängern auch befolgten, von der sich die späteren Nachkommen aber ständig entfernten. (Qutb)

36. Imaan, Pflicht oder Religion sind nicht Angelegenheiten, über die debattiert werden kann. Die Entstehung von Sekten widerspricht dem grundlegenden Prinzip der Religion und der Einheit. Wir sollten Standhaftigkeit in der Pflichterfüllung und im Imaan anstreben, ebenso aber auch Einheit unter den Menschen. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 3:19; 3:85; 21:92 und 23:52 sowie die entsprechenden Fußnoten. Die meisten großen Kommentatoren verstehen dies als eine einstimmige Bezugnahme auf die ökumenische Einheit aller Religionen auf der Grundlage des Imaans an den Einen Gott, ungeachtet aller Unterschiede bezüglich der spezifischen Gebote und Praktiken, die den verschiedenen Gemeinschaften entsprechend ihrem zeitbedingten Zustand gegeben wurden. (Asad)

Muchammad - Friede sei mit ihm - ist nicht der Begründer einer neuen Religion, ebenso wenig wie andere Propheten Begründer separater Religionen waren. Sie alle haben dieselbe Wahrheit verkündet. Spaltungen können auf verschiedene Weise entstehen:

1. indem fremde Elemente in die Religion eingeführt werden;

2. indem Faktoren weggelassen werden, die wesentliche Bestandteile der Religion sind;

3. indem die Grundlagen der Religion durch Fehlinterpretationen entstellt werden; und

4. indem Wichtiges als nebensächlich und Nebensächliches als wichtig erklärt wird.

Spaltungen dieser Art traten zuerst als Streitfragen in den Gemeinschaften der Propheten auf, und später entstanden Konfessionen und Sekten, die sich zu völlig voneinander verschiedenen Systemen entwickelten, deren Anhänger gar nicht mehr wußten, dass sie alle einst zu dem gleichen Ursprung gehört hatten. Diese Spaltungen haben nichts mit den zulässigen und vernünftigen Meinungsverschiedenheiten zu tun, die eine ganz natürliche Begleiterscheinung des ernsthaften und aufrichtigen Studiums der heiligen Schriften und der Gesetzeslehre sind. (Mauduudi)

37. Einheit, Selbstlosigkeit, Liebe zu Allah und den Menschen - diese Dinge sind unvereinbar mit Selbstüberschätzung, ungerechter Unterdrückung unserer Mitgeschöpfe, Abgötterei und falschem Verhalten unseren Mitmenschen gegenüber. Obgleich die Botschaft der Einheit also völlig dem Muster entspricht, nach dem Allah uns erschaffen hat, erscheint sie doch denjenigen hart, die ihr Ego und die Unwahrheit lieben. Die Gnade steht jedoch allen offen, und Seinem weisen Plan entsprechend wird Er besondere Lehrer auswählen, die der Menschheit den Weg zeigen, und niemand, der sich zu Ihm wendet, muss auf Rechtleitung verzichten. (Juusuf `Allii)

Für die arabischen Götzendiener in Makka und Umgebung, die für sich den Anspruch erhoben, zu Ibraahiims Nachkommenschaft zu gehören, war es besonders schwer, diese geradlinige neue Botschaft zu akzeptieren. (Qutb)

38. Es war schwierig für die arabischen Götzendiener zu akzeptieren, dass die Offenbarung zu Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gesandt worden war, der doch einer aus ihren eigenen Reihen war, und sie hätten sich gewünscht, einer ihrer Würdenträger hätte die Offenbarung empfangen. Muhammad besaß jedoch die entsprechenden Eigenschaften, und sie kannten ihn selbst als ehrlich und aufrichtig. Schwierig zu akzeptieren war für sie auch, dass er sie aufforderte, den Götzendienst zu unterlassen, auf dem ihre gesamte Macht beruhte, und Allah allein zu dienen. Letztendlich war es ihnen auch unangenehm zu erfahren, dass sich ihre unmittelbaren Vorfahren im Irrtum befunden hatten. (Qutb)

Allah zieht nur den zu sich, der sich zu Ihm ziehen lässt, und nicht den, der sich vor Ihm zurückzieht und von Ihm abwendet. (Mauduudi)

 

14. Und sie wurden erst uneins39, nachdem das Wissen zu ihnen gekommen war40, aus Missgunst untereinander41. Und wäre nicht von deinem Herrn ein Beschluss ergangen für eine bestimmte Frist42, dann wäre gewiss zwischen ihnen entschieden worden43. Und wahrlich, diejenigen, denen nach ihnen das Buch zum Erbe gegeben wurde44, sind hierüber in beunruhigendem Zweifel45.

39. Im Gegensatz zu dem, was ihnen geboten worden war. (Darjabaadi)

40. Vergleiche auch Suura 2:213. Wenn jemand die Wahrheit ablehnt, nachdem sie ihn erreicht hat, geschieht dies nur durch Überheblichkeit oder Neid. (Juusuf `Allii)

Sie waren nicht aus Unwissenheit uneinig oder weil sie ihre gemeinsame Wurzel nicht kannten, der sie mit ihrem Diin und ihrem Propheten verbunden waren, sondern sie wurden uneinig, nachdem sie Wissen erlangt hatten. Sie stritten sich und wurden uneinig aus Gier, Neid und Ungerechtigkeit. (Qutb)

Wissen von der Einheit Gottes und dem Imaan. (Darjabaadi)

Allah ist also kein Vorwurf zu machen, sondern denjenigen, die die klaren Grundsätze der Religion und die Gebote Seines Gesetzes verlassen und eigene Konfessionen gebildet haben. (Mauduudi)

41. Nicht aufgrund unverständlicher Einzelheiten in der Offenbarung. (Darjabaadi)

Nachdem sie erfahren hatten, dass Allah ein Einziger ist und dass die Lehren aller Seiner Gesandten im Wesentlichen dieselben waren. Vergleiche auch Suura 2:213 und 23:53 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Die Ursache der Spaltung lag in Großtuerei, Eigensinn, gegenseitiger Rivalität, dem Drang, einander zu demütigen und zu übervorteilen, und der Gier nach irdischem Besitz und Rang. Wo Allah allein verehrt und Sein Gesetz befolgt wird, gibt es keinen Platz für machtsüchtige Menschen; das veranlasste diese, neue Philosophien und Bekenntnisse zu entwerfen, um damit die aufrichtigen Mu'mins von sich abhängig zu machen. (Mauduudi)

42. Vergleiche Suura 10:19 und die entsprechenden Fußnoten. Allahs Beschluss hat einen bestimmten Spielraum eingeräumt, in dem eine Möglichkeit zur Einsicht und Umkehr besteht. Wäre dies nicht der Fall, würde das Böse sofort bestraft, und die Sache wäre sofort entschieden. Auch wenn die Menschen aus Eigennutz oder Ungehorsam die Wahrheit ablehnen, bekommen sie einen solchen Spielraum. Vielleicht kommen sie zur Einsicht. (Juusuf `Allii)

43. Sie hatten wegen ihrer Tyrannen und Zerstrittenheit, die Strafe Allahs sofort verdient, aber Er gewährt ihnen - so hat Allah im voraus entschieden - Zeit zum Nachdenken. Die Wahrheit wird verwirklicht und gewinnt die Oberhand und der Irrtum wird korrigiert und wird besiegt. (Qutb)

44. Durch den Propheten Muchammad - Friede sei mit ihm - das heißt die zeitgenössischen Kufar. (Darjabaadi)

Dies bezieht sich offensichtlich auf die Bibel und ihre Anhänger in späteren Zeiten. (Asad)

45. Vergleiche Suura 14:9 und die entsprechenden Fußnoten. Hier geht es um die Anhänger der früheren Schriftreligionen in späteren Generationen. Auf die Juden und Christen zur Zeit des Propheten bezogen sehen wir, wie wahr es ist, dass sie sich :n verschiedene Sekten zerstritten hatten, die einander hassten und verfolgten. Der Islam kam, um sie zu vereinigen, und das geschah auch. Die gegenwärtigen Konfessionen der Juden und Christen entstammen einer späteren Zeit. (Juusuf `Allii)

Während des fünften und sechsten Jahrhundert war die zivilisierte Welt am Rande des Zusammenbruchs, weil die Lehren, die die Kulturen hervorgebracht hatten, zusammenbrachen und nichts Neues entstand, was diese ersetzten konnte. Man hatten den Eindruck, dass die Früchte einer viertausendjährigen hervorragenden menschlichen Zivilisation und die Menschheit in Wildnis und Chaos ohne Gesetz und Ordnung zurückversetzt würden. Die Systeme, die das Christentum damals hinterlassen hatte. schürten Uneinigkeit und Zerfall, statt Einigkeit und Weltordnung zu befördern. Die Zivilisation schien damals wie ein riesiger Baum, dessen Zweige die ganze Erde überschatteten, dem allmählichen Zerfall ausgeliefert. In diese chaotische Zeit wurde der Mann hinausgeboren (gemeint ist Muchammad - Friede sei mit ihm), der die Welt einte (G.H. Dinesan, in seinem Buch: Die Lebenswerte als Fundamente der Kulturen, Emotion als the Basis of Civilisation). (Qutb)

Sie zweifeln, ob die betreffende Schrift wirklich von Allah offenbart wurde, und letztendlich auch daran, dass es überhaupt eine Offenbarung Allahs gibt. (Asad)

 

15. Lade also hierzu ein46 und setze dich für seine Verwirklichung ein47, wie dir befohlen wurde48, und folge nicht49 ihren Wünschen50, sondern sprich: „Ich verinnerliche an das den Imaan, was Allah vom Buch herabgesandt hat51, und mir wurde befohlen, Gerechtigkeit unter euch herzustellen52. Allah ist unser Herr und euer Herr53. Uns unsere Taten und euch die Euren54! Kein Streit soll sein zwischen uns und euch55. Allah wird uns zusammenbringen, und bei Ihm ruht der Ausgang56.

46. Ohne Rücksicht auf ihre Differenzen. (Darjabaadi)

Aufgrund dieses Bruches mit der ursprünglichen Einheit der menschlichen Religion. (Asad)

47. Wie schön der Auftrag des Islam in diesem Aja dargestellt wird!

1. Je mehr Zwietracht und Sektierertum in der Welt herrscht, um so notwendiger ist die Botschaft der Einheit.

2. Sie muss standhaft ihren Weg verfolgen.

3. Sie darf sich nicht durch weltliche oder politische Absichten ablenken lassen.

4. Sie muss direkt auf Allah und Seine Offenbarung bezogen sein.

5. Als Religion des Friedens und der Einheit muß sie gerecht zwischen den streitenden Parteien entscheiden. (Juusuf `Allii)

48. Standhaft in der Verkündigung wie bisher. Damit ist in erster Linie unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, angesprochen. (Darjabaadi)

49. Indem du nachlässig bist oder Kompromisse eingehst. (Darjabaadi)

50. Oder "ihren niederen Begierden", das heißt nimm keine Veränderungen vor, um ihnen einen Gefallen zu tun, und gib keinen Raum für ihre "Launen", Vorurteile und Praktiken der Unwissenheit in der Hoffnung, sie würden dir dann folgen. Wer immer will, kann sich für Allahs ursprüngliche, reine Religion entscheiden, und zwar in ihrem eigenen Interesse. (Mauduudi)

51. Mit anderen Worten: "Ich will nicht wie jene anderen eine neue Spaltung hervorrufen, sondern ich verinnerliche den Imaan an alle heiligen Schriften, die von Ihm offenbart worden sind." (Mauduudi)

In der Vergangenheit und in der Gegenwart. (Darjabaadi)

Weil die Nachfolger der Propheten zerstritten und uneinig waren, sandte Allah Muchammad - Friede und Heil auf ihn - um die Einheit des Diins und den geraden Weg Allahs zu verkünden, die Allah allen Propheten und Gesandten offenbart hat. Eine eindeutige Führung, die die Menschen zu ihrer Ursprungslehre führt, zur Einheit des Buches, Einheit der Lebensanschauung. Eine Führung, die Macht besitzt, um Gerechtigkeit unter den Menschen zu führen. (Qutb)

52. Das heißt ich soll euch veranlassen, euch gegenseitig toleranter zu verhalten: offensichtlich eine Anspielung auf die Bitterkeit, die dem gegenseitigen Verständnis der verschiedenen Sekten und Konfessionen in allen offenbarten Religionen im Wege steht. (Asad)

Dieser Satz hat verschiedene Bedeutungen:

1. Ich soll mich völlig unparteiisch verhalten und keine Vorurteile für oder gegen die eine oder andere Sekte haben; ich habe dieselbe Beziehung zu allen Menschenwesen, nämlich die der Gerechtigkeit und Gleichheit, wobei ich alle unterstütze, die der Wahrheit folgen, auch wenn sie mir völlig fremd sind, und jedem widerspreche, der Unwahrheiten folgt, auch wenn es ein enger Verwandter sein sollte.

2. Es gibt keinen Platz für besondere Privilegien in dem System der Wahrheit, das ich gebracht habe. Auch für mich selbst gibt es keine Sonderstellung.

3. Ich soll in der Welt Gerechtigkeit verwirklichen und Ungerechtigkeit beenden. (Mauduudi)

53. Der Auftrag des Islam wird hier weiter umrissen (vergleiche auch oben Fußnote 47, deren Aufzählung hier fortgesetzt wird):

6. Der Allah, von dem im Islam die Rede ist, ist kein exklusiver Gott, sondern der Herr der Welten, der Herr aller Menschen, welchen Diin sie auch immer haben.

7. Unser Islam ist nicht eine Sache von Worten; es sind Handlungen, die entscheiden, und jeder von uns hat persönlich die Verantwortung für sein eigenes Verhalten.

8. Es gibt keinen Grund zum Streit, wenn wir Einheit, Wahrheit und zukünftiges Leben verkünden.

9. Wenn Zweifel entstehen, ist Allah der letztendliche Richter, und Sein Thron ist unser Ziel. (Juusuf `Allii)

54. Jeder von uns ist selbst für seine Taten verantwortlich. Wenn ihr Gutes tut, habt ihr den Nutzen davon, nicht wir. Wenn wir Böses tun, müssen wir selbst die Folgen tragen und nicht ihr. Derselbe Sachverhalt ist im Qur`an an verschiedenen Stellen betont worden. (Mauduudi)

55. Wir stellen die ganze Angelegenheit Allah anheim, Der letztendlich darüber zu entscheiden hat. (Qutb)

Wir haben unser bestes getan, euch vernünftige Argumente vorzulegen. Streiten hat keinen Zweck, und wir haben nicht vor, uns darauf einzulassen. (Mauduudi)

56. Wir alle kehren zu Ihm zurück. (Darjabaadi)

 

16. Diejenigen aber, die über Allah streiten, nachdem Er akzeptiert wurde57, deren Streit ist vor Allah nichtig58. Zorn kommt über sie, und ihnen ist strenge Strafe bestimmt.

57. Nachdem Er akzeptiert worden ist: die Streitenden sind Kufar, die versuchen, die Mu'minuun in ihrem Inneren zu treffen, nachdem diese in ihrer Überzeugung den Imaans an Allah als das sie führende Licht angenommen haben. Solche Streitereien sind sinnlos. Eine innere geistige Erfahrung kann nicht durch dialektische Angriffe erschüttert werden. Solche Diskussion schlägt im Gegenteil auf diejenigen zurück, die damit anfangen. Allahs Zorn ist über ihnen in diesem Leben, und die unausweichliche Strafe im zukünftigen Leben folgt ihren bösen Machenschaften gegen die Wahrheit. (Juusuf `Allii)

58. Wer mit seinen sinnlosen Argumenten versucht, sich seinem Herrn entgegenzustellen, dessen Argumente haben kein Gewicht. Seine Bemühungen werden bei Allah vereitelt. Nach dem Untergang und vergebener Mühe auf Erden erwartet ihn der Zorn Allahs und seine Strafe. (Qutb)

 

17. Allah ist es, der das Buch mit der Wahrheit und den Maßstab hinabgesandt hat59. Und wie kannst du wissen? Vielleicht ist die Stunde nahe60?

59. "Al-Misaan" الْمِيزَان: Waage, Maß, Gerechtigkeit. (Anm. d. Übers.)

Offenbarung ist wie eine Waage, ein Instrument, das Allah in unsere Hand gegeben hat, damit wir alle moralischen Fragen und alle Fragen des richtigen oder falschen Verhaltens damit abwägen können. Dies müssen wir auch beständig tun. Das Gericht kann nämlich zu jedem beliebigen Zeitpunkt kommen; es kann ganz nahe sein, und wir sollten darauf vorbereitet sein. Die Waage kann sich auch auf die gottgegebene menschliche Fähigkeit beziehen, zwischen recht und unrecht zu unterscheiden. (Juusuf `Allii)

Allah hat uns die Schrift und die Gerechtigkeit geschickt und sie zu einem Entscheidungskriterium für das gemacht, worin die Anhänger der verschiedenen älteren Glaubensrichtungen uneinig sind, weil sie ihrem Wunschdenken folgen. Dadurch soll die "Scharii`a" (das Gesetzt Allahs) in Gerechtigkeit eingesetzt werden. Diese Gerechtigkeit ist die Norm, die "Waage" für Rechte, Handlungen und Verhaltensweisen. (Qutb)

Vergleiche Suura 57:25 und die entsprechenden Fußnoten. Da Allah selbst dem Menschen durch aufeinander folgende Offenbarungen einen Maßstab gegeben hat, zwischen richtig und falsch zu unterscheiden, ist es sinnlos, über Sein Wesen und Seine Attribute und Sein letztendliches Gericht zu streiten. (Asad)

60. Wer umkehren will, sollte dies unverzüglich tun und keine Zeit verlieren in der Illusion, die Stunde des Gerichts sei noch weit entfernt. (Mauduudi)

In diesem Aja wird die Wahrheit des herabgesandte Buches und dessen Gerechtigkeit in unmittelbaren Zusammenhang mit der Stunde gebracht. Denn "die Stunde" ist der Zeitpunkt, wo Gerechtigkeit herrscht und unter den Geschöpfen gerecht entschieden wird. Die Menschen aber wollen davon nichts wissen. (Qutb)

 

18. Diejenigen, die nicht an sie den Imaan verinnerlichen, möchten sie beschleunigt sehen61. Diejenigen aber, die den Imaan verinnerlichen, fürchten sich vor ihr und wissen, dass sie die Wahrheit ist. Diejenigen, die über die Stunde streiten, sind fürwahr weit abgeirrt!

61. Die Kufar verinnerlichen nicht den Imaan an das Gericht und lachen darüber. Sie fordern es sogar heraus. Eine dreifache Antwort darauf finden wir in Suura 13:6 und den entsprechenden Fußnoten. Bei den Mu'minuun verhält es sich anders. sie wissen, dass das zukünftige Leben furchtbare Realität ist, und bereiten sich darauf vor. Sie sehen deutlich, auf welchem Irrweg sich die Götter befinden. (Juusuf `Allii)

Dies bezieht sich nicht allein auf die kaafir Zeitgenossen unseres Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm,, die durch ihren Spott Allahs Strafgericht beschleunigen wollten, sondern enthält eine Anspielung auf die Kufar aller Zeiten, die ohne jedes Beweismittel dafür oder dagegen kategorisch jeden Gedanken an eine Auferstehung und ein Gericht ablehnen. (Asad)

 

19. Allah ist gütig62 gegen Seine Diener63. Er versorgt64, wen Er will, und Er ist der Starke, der Allmächtige65.

62. "Latiif" لَطِيف: freundlich, gnädig und verständnisvoll, so dass er gemäß den Bedürfnissen der Empfänger Seine Gaben verteilt. Vergleiche auch Suura 22:63 und 12:100 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

63. "Diener" scheint hier alle Menschen zu umfassen, gerechte wie ungerechte, denn Allah sorgt für sie alle. (Juusuf `Allii)

Ob sie Ihm gehorsam sind oder nicht. (Darjabaadi)

64. "Versorgung": für alle ihre Bedürfnisse, physische, moralische, geistige und so weiter. "Wem Er will" ist nicht restriktiv, sondern modal zu verstehen. Allah sorgt für alle, jedoch Seinem weisen Willen und Plan entsprechend, nicht nach den extravaganten Forderungen der Menschen. Er kann alle versorgen, denn Er verfügt über vollkommene Macht und kann Seinen Willen verwirklichen. Einen weiteren Kommentar finden wir im nächsten Aja. (Juusuf `Allii)

Er versorgt die Rechtschaffenen und die Ungerechten, die Mu'minun und die Kufar. (Qutb)

65. Sein System der Versorgung funktioniert durch Seine Eigene Macht. Niemand ist in der Lage, es zu ändern oder gewaltsam etwas wegzunehmen oder Ihn zu hindern, jemanden zu versorgen. (Mauduudi)

 

Abschnitt 3

20. Wer die Ernte des Jenseits wünscht66, dem mehren Wir seine Ernte. Wer aber die Ernte dieser Welt wünscht67, dem geben Wir davon, doch am Jenseits hat er keinen Anteil68.

66. Indem er sich hier müht, das zukünftige Leben zu erlangen. (Darjabaadi)

67. Indem er alle seine Bemühungen auf den materiellen Aspekt des Lebens ausrichtet. (Darjabaadi)

68. Dieses Gleichnis stammt aus dem Leben eines Landmannes, der pflügt und das Land bestellt, den Samen ausstreut, zur echten Zeit das Unkraut jätet und schließlich die Ernte einbringt. Was man sät, das erntet man. Allah wird jedoch einer geistigen Frucht vielfältige Mehrung geben. Diejenigen, die sich auf die Sinnlosigkeiten dieser Welt spezialisiert haben, erlangen auch in dieser Welt Früchte davon, aber das geistige Leben bleibt ihnen verschlossen. (Juusuf `Allii)

"Wer auf sein Fleisch sät, der wird von dem Fleisch das Verderben ernten; wer aber auf den Geist sät, der wird von dem Geist das ewige Leben ernten." Galater 6:8. (Darjabaadi)

Auf die Absicht und Zielsetzung folgt auch ein unterschiedliches Verhalten, und es entsteht ein wesentlicher Unterschied zwischen dem Landmann, der für das zukünftige Leben arbeitet, und dem, der sich ausschließlich um die Früchte dieser Welt bemüht. Dementsprechend hat Allah bestimmt, dass die Bemühungen auch jeweils andere Ergebnisse und Folgen haben sollen, obgleich der Ort der Handlung für beide auf dieser Erde liegt. (Mauduudi)

 

21. Haben sie etwa Nebengötter69, die ihnen von der Diin vorgeschrieben haben, was Allah nicht erlaubt hat70? Und wäre nicht Seine Entscheidung (bereits ergangen)71, es wäre schon zwischen ihnen entschieden worden72, und für die Ungerechten gibt es gewiss schmerzliche Strafe.

69. Nichts kann ohne Allahs Erlaubnis existieren. Können dann aber Menschen, die Abgötterei betreiben, sagen: "Allah hat es zugblassen?" Die Antwort darauf lautet: "Wohl ist durch den relativ freien Willen des Menschen ein gewisser Spielraum gegeben. Wenn jedoch die Stunde des Gerichts kommt, ist die Strafe für die Abgötterei sicher." Vergleiche auch Suura 13:6 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Glauben sie etwa, dass äußere Umstände wie Reichtum, Macht, Glück und so weiter etwas Göttliches an sich haben? Dies besagt, dass der Glaube an solche Kräfte gewöhnlich die Ursache für die Verfolgung rein irdischer Ziele für den Menschen ist. (Asad)

70. Das heißt, die sie veranlassen, sich mit Eifer etwas hinzugeben, das nicht Allahs Wohlgefallen findet, nämlich dem Streben nach rein materialistischen Zielsetzungen und dementsprechend Gleichgültigkeit gegenüber allen geistigen und ethischen Werten. Diin übersetze ich mit "moralisches Gesetz"; vergleiche auch Suura 109:6 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

In diesem Aja bedeutet das Wort "schurakaa" شُرَكَاء ("Partner", oft auch übersetzt mit "Götzen") offensichtlich nicht nur solche Wesen, die man anbetet oder denen man Opfer bringt, sondern auch Menschen, die von den Mitmenschen als Teilhaber an Allahs Macht und Autorität angesehen werden, an deren Gedanken, Dogmen, Ideologien und Philosophien man glaubt, deren moralische Normen man akzeptiert und deren Gesetz man in verschiedenen Bereichen des Lebens befolgt. Dies ist eine Lebensweise, die diese Personen im Widerspruch zu Geboten entwickelt haben und der die Mitläufer nun folgen; in der Tat ist es die gleiche Art des Götzendienstes wie die Anbetung anderer Wesen. Vergleiche auch Suura 4:60; 5:87, 6:121; 9:31; 10:59; 36:60 und viele andere Stellen im Qur`an sowie die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

In Aja 12 oben erwähnte der Qur`an, dass die "Scharii’a" (Gesetzgebung)

die den Muslimen herabgesandt hat, dieselbe ist, die Er früheren Propheten, wie Nuuch, Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, herabgesandt hat. In diesem Abschnitt fragt der Qur`an die Widersacher höhnisch, wonach sie sich richten. Wer hat ihnen ihre Gesetze verordnet, die im Widerspruch zu allen herabgesandten Religion stehen? Nur der Schöpfer, Der sie und das ganze Universum geschaffen hat, ist imstande für sie die passenden Lebensregeln und die richtige Lebensanschauung zu erlassen. Nur so können sie in Harmonie mit den ganzen Schöpfung leben und nicht ihr entgegengesetzt. (Qutb)

71. Wörtlich: "ein Wort der Entscheidung", dass nämlich Sein endgültiges Urteil bis zum Tag des Gerichts aufgeschoben wird. (Asad)

72. Sofort und bereits in dieser Welt. (Darjabaadi)

Allah hätte bereits hier zwischen denen unterschieden, die auf das zukünftige Leben hoffen, und denen, die sich nur auf irdischen Erfolg beschränken, indem Er den ersteren unbegrenztes Glück und den letzteren Leiden verursacht hätte. aber erst im zukünftigen Leben soll das Leben des Menschen völlig erfüllt werden. (Asad)

 

22. Du wirst die Ungerechten in Ängsten sehen73, um dessentwillen, was sie getan haben, und (seine Folgen) werden sie sicherlich treffen. Diejenigen aber, die den Imaan verinnerlichen und gute Werke tun, werden in den Gärten des Paradieses sein74. Sie werden bei ihrem Herrn finden, was sie sich wünschen. Das ist die große Huld.

73. Das Hauptmerkmal der Strafe für die Ungerechten besteht darin, dass das Gemüt der Ungerechten von Ängsten aufgrund ihres schlechten Gewissens heimgesucht wird. Sie können diesen Ängsten nicht entgehen. (Juusuf `Allii)

Dieser unheimliche Ausdruck, als ob ihre Taten, über die sie froh und stolz waren, selbst zu einem Monster gegen sie verwandelt, sie selbst in Strafe versetzt. (Qutb)

74. Den Gegensatz zu den lähmenden Ängsten der Ungerechten bildet die Erleichterung und das mit der Vernunft übereinstimmende Gefühl der Glückseligkeit für die Rechtschaffenen. Sie kennen weder Furcht noch Trauer (vergleiche auch Suura 2:38). Ihr Wille ist geläutert worden, und sie bekommen "bei ihrem Herrn" alles, was sie sich wünschen, das heißt ihr höchstes Glück ist der Anblick ihres Herrn. Nichts Größeres können sie sich mehr wünschen. (Juusuf `Allii)

 

23. Die ist es75, wovon Allah Seinen Dienern, die den Imaan verinnerlichen und gute Werke tun, frohe Botschaft gibt. Sprich76: "Ich verlange von euch keinen Lohn dafür77 außer der Liebe zu den Verwandten78." Und wer Gutes tut, dem mehren Wir (das Gute). Allah ist fürwahr allverzeihend, erkenntlich79.

75. Wir können uns das Paradies in verschiedenen Formen vorstellen. Dies ist eine der höchsten, und Allah verspricht sie den Rechtschaffenen uneingeschränkt. (Juusuf `Allii)

76. Dies soll unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, kaafir Arabern sagen. (Darjabaadi)

77. Für meine Verkündigung. (Darjabaadi)

Für alle Bemühungen unseres Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, die Menschen vor der Strafe zu retten und ihnen den Zugang zum Paradies zu ermöglichen. (Mauduudi)

78. Ein Gesandter verlangt keinen greifbaren Lohn für seine Verkündigung. Er sollte jedoch wenigstens das Recht haben zu verlangen, dass seine nächsten Angehörigen ihn nicht verfolgen und Hindernisse aller Art in seinen Weg legen, wie es die Quraisch im Fall unseres Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, taten. Liebe zu den Verwandten kann im weitesten Sinne auch die Liebe zur gesamten Menschheit bedeuten, denn wir sind alle Geschwister und Kinder Adams. Jedem ist gewöhnliche Liebe zu den Verwandten bekannt. Können wir dann nicht diesen Gedanken auf eine mystische Bedeutung der Liebe zu allen Menschen ausdehnen, die der göttlichen Liebe nahe steht? (Juusuf `Allii)

Wörtlich: "Liebe zu denen, die nahe sind". Einige Kommentatoren verstehen darunter "diejenigen, die mir (dem Propheten nahe stehen), dass heißt die Verwandten des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm,. Ganz abgesehen davon, dass eine so "persönliche" Forderung mit der vorhergegangenen Zusicherung kollidieren würde, dass er von den Menschen keinen Lohn verlangt, weist das Fehlen des Possesivpronomens in Verbindung mit dem Wort "Al-Qurbaa" الْقُرْبَى darauf hin, dass dies nicht auf persönliche Verwandtschaft bezogen ist, sondern auf die Verwandtschaft unter allen Menschen, eine Vorstellung, die das grundlegende ethische Prinzip enthält, sich für das materielle und geistige Wohlergehen anderer einzusetzen. (Asad)

Eine andere Möglichkeit der Interpretation ist folgende: "Ich verlange von euch keinen anderen Lohn als den, dass ihr durch diese Verkündigung den Wunsch entwickelt, näher zu kommen." Sie stammt von Hasan Al-Basrii und hat eine Parallele in Suura 25:57. (Mauduudi)

79. Vergleiche Suura 35:29-30 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Der die Fehler und Mängel der Mu’minun vergibt und selbst ihre kleinsten Dienste annimmt. (Darjabaadi)

Seinem Diener gegenüber, den Er rechtgeleitet und reichlich belohnt, und dem Er vergeben hat. Welch eine edle Behandlung, die einem Menschen jemals zuteil werden kann. (Qutb)

 

24. Oder sagen sie80: „Er hat sich über Allah eine Lüge ausgedacht81"? Doch wenn Allah es wollte, dann könnte Er dein Herz82 versiegeln83, aber Allah löscht den Irrtum84 aus und bestätigt die Wahrheit durch Seine Worte85. Er kennt fürwahr die Geheimnisse der Herzen86.

80. Das folgende sagen die kaafir Araber über unseren Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Darjabaadi).

81. Dieser Fragesatz enthält einen Tadel: "Sind diese Leute so frech geworden, dass sie sich nicht schämen, unseren  Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, einer infamen Lüge gegenüber Allah zu beschuldigen?" (Mauduudi)

82. Wenn jemand bezüglich des Auftrages des Propheten Muchammad, Allaahs Segen und Frieden auf ihm, Zweifel ist, sollte, er doch einmal sein Leben, sein Wirken und seinen Charakter betrachten. Allah liebt die Wahrhaftigkeit und nicht die Lüge. Allah hilft der Wahrheit, nicht der Unwahrheit. Die Schönheit und Kraft des Wortes Allah kann nicht in der Unwahrheit gefunden werden. Das Herz des unaufrichtigen Menschen würde versiegelt, nicht zu neuen Höhen ausgeweitet, wie es beim Gesandten Allahs der Fall ist. (Juusuf `Allii)

Lügen solcher Art werden nur von denjenigen geäußert, deren Herzen versiegelt sind. Allah hat in Seiner Barmherzigkeit unseren Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, davor bewahrt. (Mauduudi)

83. Seinem unveränderlichen Gesetz entsprechend. (Darjabaadi)

84. Beispielsweise falsche Ansprüche, ein Gesandter Allahs zu sein. (Darjabaadi)

85. Vergleiche Suura 10:82 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Allah gibt der Unwahrheit keine Stabilität, und auf lange Sicht erweist sich die Wahrheit als wahr. Darum wird unsere Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hier aufgefordert, seine Aufgabe weiterhin zu erfüllen und nicht auf ihre falschen Anschuldigungen zu achten. Eine Zeit wird kommen, wenn diese ganze Unwahrheit wie Staub verschwindet und die Wahrheit sichtbar wird. (Mauduudi)

86. Er weiß, warum du solchen falschen Anschuldigungen ausgesetzt bist und was die wahren Absichten hinter ihren Bemühungen sind, dein Wirken zunichte zu machen. (Mauduudi)

 

25. Er ist es, der die Reue von deinen Dienern annimmt87 und Böses vergibt und Er weiß, was ihr tut88,

87. Welches Vergehen auch vorliegt, Allahs Gnade steht immer für aufrichtige Reue offen, jederzeit, bis das Urteil gefällt wird. (Juusuf `Allii)

Dies folgt unmittelbar auf das, was zuvor über die Ungerechten gesagt wird, die erhalten, was sie verdient haben, und über die- in den Paradiesgärten (vergleiche oben Aja 2- 3). Alle Zweifel an der Aufrichtigkeit des Propheten wurden ausgeräumt (vergleiche oben Aja 24), und sie wurden an Allahs Macht erinnert sowie daran, dass Er ihr Innerstes kennt. Hier wird für alle die Möglichkeit der Umkehr vom Irrtum aufgezeigt, bevor es zu spät ist und das letzte Urteil gefällt wird. Dieser Aja öffnet die Tür zu Allahs Vergebung, denn Er nimmt die Reue an und löscht das Böse aus. Hier ist jedoch auch ein Scheideweg: Mu'minuun die Gutes tun, antworten auf diese Aufforderung ihres Herrn und erhalten mehr von Seiner Gnade. Für die die eine Strafe verdient haben, bleibt die Tür der Umkehr offen für jeden, der davon Gebrauch machen will. (Qutb)

88. Umkehr bedeutet, dass man für das Böse, das man getan hat, Reue empfindet und sich vornimmt, in Zukunft davon Abstand zu nehmen. Man soll darüber hinaus versuchen, für vergangenes Böses Wiedergutmachung zu leisten und, wo das nicht  möglich ist, Allah um Vergebung bitten und um so mehr Gutes tun, um sich innerlich zu läutern. (Mauduudi)

 

26. Und Er erhört diejenigen, die und gute Werke tun89, und schenkt ihnen noch mehr von Seiner Gnade90. Für die Kufar aber ist strenge Strafe bestimmt.

89. Er erhört die Gebete der aufrichtigen und gibt ihnen weit über ihre Verdienste hinaus. Immer, wenn sie etwas Gutes tun, wird dieses Gute vermehrt. Jeder richtige Impuls oder Antrieb wird verstärkt und führt zu weiterem geistigen Fortschritt. (Juusuf `Allii)

90. Allahs Gnade im zukünftigen Leben ist ohne Berechnung und ohne alle Grenzen, wenn auch die Versorgung für Seine Diener hier auf Erden begrenzt ist. Vergleiche auch den nächsten Aja. (Qutb)

 

27. Und wenn Allah Seinen Dienern reichlich Unterhalt geben würde91, dann würden sie auf Erden übermütig92. Er aber sendet mit Maßen hinab, was Er will93, denn Er kennt Seine Diener94 und sieht sie sehr wohl95.

91. Man könnte einwenden, dass nicht alle Gebete - selbst im Falle guter Menschen - erhört werden. Darauf wird hier geantwortet:

1. Selbst ein guter Mensch weiß nicht in jedem Falle, was gut für ihn ist, denn in diesem Leben sind die Werte eigenartig verzerrt.

2. Wenn alle das bekämen, was sie sich wünschten, gäbe es aufgrund mangelnden Wissens Chaos und Verwirrung und "Überschreitung aller Grenzen", denn die verschiedenen Interessen sind so ineinander verstrickt, dass ein gewisses Maß in der Erfüllung der Wünsche gewahrt bleiben muß. Dieses Maß ist am ehesten durch wachsame Fürsorge und Sein vollkommenes Wissen um alle unsere Bedürfnisse gewährleistet. (Juusuf `Allii)

92. Dieser Abschnitt schließt an die Aussage im vorigen Aja an, dass Allah allen antwortet, die mu'min sind und Gutes tun, und erläutert diese näher, denn die Aussage scheint auf den ersten Blick der Tatsache zu widersprechen, dass viele Ungerechte Wohlstand genießen, während viele Rechtschaffene leiden. Als Antwort darauf verweist dieser Aja auf die angeborene Gier des Menschen (vergleiche auch Suura 102:1), die ihn oft veranlaßt, sich überheblich zu verhalten und für unabhängig zu halten (vergleiche Suura 96:6). Um dieser Neigung entgegenzuwirken betont der Qur`an immer wieder, dass Allah "Antwort" für die Rechtschaffenen wie auch die Ungerechten erst im zukünftigen Leben voll erkennbar wird und nicht unbedingt in diesem, das ohnehin nur ein erstes, kurzes Stadium in der Existenz des Menschen ist. (Asad)

93. "Wie Er will" ist hier gleichbedeutend mit "wie Er es für gut befindet." (Juusuf `Allii)

Seiner unendlichen Weisheit entsprechend. (Darjabaadi)

94. Er kennt die Bedürfnisse und Erfordernisse aller Seiner Geschöpfe. (Darjabaadi)

95. Er beobachtet ihre Handlungen. (Darjabaadi)

 

28. Er ist es, der den Regen hinabsendet96, nachdem sie verzweifelt waren, und Seine Barmherzigkeit97 ausbreitet, und Er ist der Beschützer98, der Preiswürdige.

96. Dass Menschen einen solchen Segen wie den Regen bekommen, wenn sie ihn nach normalen Berechnungen erwarten, beeindruckt sie nicht sonderlich, denn sie halten es für ein selbstverständliches alltägliches Ereignis. Allahs Gnade ist jedoch mehr als das. Sie kommt uns zu Hilfe, auch wenn schon alle Hoffnung aufgegeben wurde, und gibt uns neue Möglichkeiten, wo wir sie am wenigsten erwarten. Seine Eigenschaft, Seine Geschöpfe zu schützen und zu versorgen, ist immer wirksam. (Juusuf `Allii)

97. In der Form pflanzlichen Lebens. (Darjabaadi)

Diese Bezugnahme auf das Symbol des lebensspendenden Regens schließt an die Aussage von Aja 27 oben an und ist sozusagen ein Vorwort zu der Aussage im nächsten Aja, dass alle Schöpfung ein sichtbares Zeichen oder eine Offenbarung von Allahs Existenz und Seinem zielgerichteten Wirken ist. (Asad)

98. Das Wort "Al-Walii" الْوَلِي bezeichnet hier das Wesen, Das die Angelegenheiten aller Seiner Geschöpfe regiert und die Verantwortung auf sich genommen hat, alle Bedürfnisse Seiner Diener zu erfüllen. (Mauduudi)

 

29. Und zu Seinen Zeichen99 gehört die Schöpfung der Himmel und der Erde und jedweden Lebenswesens100, das Er in beiden verbreitet hat101. Er hat auch die Macht, sie allesamt zu versammeln wenn Er will102.

99. Zeichen Seiner Macht und Herrlichkeit. (Darjabaadi)

100. "Daabba": Tiere; kriechende und krabbelnde Wesen aller Art. Vergleiche auch Suura 2:164 und die entsprechenden Fußnoten. Auch in Suura 24:45 und an anderen Stellen wurde dieses Wort für Lebewesen aller Art benutzt, deren materielle Basis jener mysteriöse Stoff ist, den die Wissenschaft Protoplasma nennt. Je weiter unser biologisches Wissen zunimmt, um so mehr sind wir erstaunt über die Einheit des Lebens einerseits und seine Vielfalt andererseits. (Juusuf `Allii)

101. Leben ist nicht auf unseren kleinen Planeten beschränkt. Sehr alt ist die Vorstellung von Leben auf dem Planeten Mars. Obgleich kein wissenschaftlicher Nachweis möglich ist, ist es vernünftig anzunehmen, dass Leben irgendeiner Form über einige der Millionen von Himmelskörpern im Weltall verteilt ist. Welch ein wunderbares Zeichen Der Allmächtige, Der alle diese Wesen erschaffen hat, hat sicherlich auch die Macht, sie alle zusammenzubringen. (Juusuf `Allii)

"In beiden": sowohl im Himmel als auch auf der Erde. (Mauduudi)

102. So wie Er die Macht hatte, sie zu verteilen, so hat Er auch die Macht, sie wieder zusammenzubringen. Darum ist es ein Irrtum anzunehmen, eine Auferstehung könne nicht stattfinden und die früheren und späteren Generationen könnten nicht zusammengebracht werden. (Mauduudi)

Außer der Schöpfung der Himmel und der Erde macht uns der Qur`an in diesem Abschnitt aufmerksam auf die zahllosen anderen Lebewesen und Geschöpfe, die in beiden und zwischen ihnen ausgebreitet hat. Von diesen Geschöpfen wissen die Menschen nur wenig. Es sind verschiedene Theorien entwickelt worden, aber der Rest ist uns verborgen. Zahllose Lebewesen, die überall auf der Erdoberfläche, in den Erdschichten, in der Tiefe der Meere, oder in der Atmosphäre existieren, sind den Menschen wenig bekannt. Trotz ihrer Vielfalt und Ausbreitung bringt Allah sie alle zusammen, wie und wann Er will. Die Menschen hingegen könnten nicht einmal alle zusammen eine Vogelschar, die aus dem Käfig geflogen ist, wieder in den Käfig zurückbringen, oder einem Bienenschwarm wieder in seinen Bienenstock zurückholen. Zahllose Schwärme von Vögeln, von Bienen, Ameisen, Insekten, Bakterien und ähnlichem, über die nur Allah Kenntnis besitzt, zahllose Arten von Fischen, Meerestieren, Vieh, Wildtieren, Menschen aller Gattungen, die überall zerstreut sind, dazu noch unendlich viele uns unbekannte Lebewesen auf unserem und auf anderen Planeten - alle diese Geschöpfe könnte sammeln, wenn Er es wollte. Zwischen ihrer Ausbreitung und ihrer Sammlung steht nur ein Wort Allahs, wie es in qur`anischer Sprache heißt. (Qutb)

 

Abschnitt 4

30. Was euch auch an Unglück trifft103, es trifft euch um dessentwillen, was eure Hände gewirkt haben, und Er vergibt vieles104.

103. Böses, Trauer, Leid und Heimsuchung sind anormale Dinge, Dinge, die der reinen und heiligen Natur entfremdet sind, nach Allah sie erschaffen hat. Was den Menschen betrifft, so ist sein Unglück nur die Folge seiner eigenen Handlungen. Er muss persönlich dafür die Verantwortung tragen und kann sie nicht anderen zur Last legen. (Juusuf `Allii)

Dieser oft wiederkehrende Satz ist eine Betonung im Qur’an für die Handlungen und die bewusste Haltung des Menschen in dieser Welt und soll die Tatsache hervorheben, dass diese Handlungen oder diese Haltung die "Ernte" seines geistigen Charakters sind und entscheidenden Einfluss auf die Qualität seines zukünftigen Lebens haben. Da dieses nur eine folgerichtige Fortsetzung des irdischen Lebens ist, hängt das spätere geistige Wachstum und die Glückseligkeit des Menschen, wie umgekehrt auch geistige Finsternis und Leiden - symbolisiert durch Paradies und Hölle - von dem ab, was er zuvor "verdient" oder "erworben" hat. (Asad)

104 In diesem Aja manifestiert sich Allahs Gerechtigkeit und Seine Barmherzigkeit diesem schwachen Menschen gegenüber. Jedes Unheil, das letzteren trifft, hat er sich selbst verschuldet, aber Allah bestraft ihn nicht für jede einzelne seiner Verfehlungen, denn Er kennt seine Schwäche, und Er vergibt vieles davon. (Qutb)

Besonders zu erwähnen sind fingen. Gesetzmäßigkeiten im Hinblick auf den aufrichtigen Alle Schwierigkeiten und Heimsuchungen, die ihn treffen, werden zu einer Läuterung, sondern auch ein Mittel, heilerhöht zu werden. (Mauduudi)

 

31. Ihr könnt euch auf Erden nicht (der Verantwortung) entziehen105, und ihr habt keinen Beschützer und Helfer außer Allah106.

105. Böse Handlungen, Worte und Gedanken müssen ihre bösen Folgen haben, aber wenn alles vergibt, soll Sich deswegen noch niemand vorstellen, er könne Plan durchkreuzen. Die einzige mögliche Hilfe kommt von Allah Vergleiche auch Suura 29:22 und die entsprechenden Fussnoten. (Juusuf `Allii)

106. Hier wird noch einmal besonders die Schwache des Menschen aufgezeigt: weder kann er Allahs Plan außer Kraft setzen, noch findet er außer Allah selbst einen wirklichen Freund und Helfer. (Qutb)

 

32. Und zu Seinen Zeichen107 gehören die Schiffe, die auf dem Meer (hochragend) wie Berge108 (dahinziehen).

107. Wie aus dem folgenden hervorgeht, ist in diesem Falle der Begriff Aja ("Zeichen" oder "Botschaft Allahs") im Sinne von "Parabel" benutzt worden. Vergleiche auch unten Fussnote 113. (Asad)

108. Die großen, stattlichen Schiffe werden immer wieder unter den Zeichen Allahs aufgeführt, und zwar von verschiedenen Gesichtspunkten her. Hier geht es darum, dass ein grosses Segelschiff geschmeidig dahinfährt, solange der Wind die Segel füllt. Aber was für ein hilfloses Ding wird es, wenn der Wind ausbleibt! Analog können wir dies auch auf andere Schiffe anwenden: auch ein Motorschiff ist nicht vor den Tücken der See sicher, und auch ein Flugzeug ist nicht immun gegen die Gefahren der Luft. (Juusuf `Allii)

 

33. Wenn Er will, kann Er den Wind stillhalten, so dass sie unbeweglich auf dem Rücken (des Meeres)109 liegen bleiben. Hierin sind fürwahr Zeichen für jeden Geduldigen, Dankbaren110

109. Auf der Wasseroberfläche. (Darjabaadi)

110. Wenn wir solche Zeichen im rechten Geiste studieren, lernen wir manche Lektion für unser geistiges Leben: einerseits geduldige Standhaftigkeit und Vertrauen auf Allah und andererseits eine Haltung der Dankbarkeit Ihm gegenüber dafür, dass Er uns trotz unserer Mängel so viele Möglichkeiten gibt und uns so vieles vergibt, wofür wir eigentlich Seine Strafe verdient hätten. (Juusuf `Allii)

Ein standhafter oder geduldiger Mensch ist jemand, der sich selbst vollkommen beherrscht unter allen Umständen fest auf den Weg des Dienstes Allahs weitergeht, der sich nicht vergisst und Allah gegenüber rebellisch und den Menschen gegenüber tyrannisch wird sobald es ihm gut geht, und der nicht in schweren Zeiten verzweifelt. Ein dankbarer Mensch ist jemand, der es als Gabe Allahs und nicht als eigenes Verdienst betrachtet wenn er durch Allahs Beschluss erhöht wird, und der auch in

Zeiten der Armut und des Mangels an den Segen denkt, den Allah ihm ständig gibt, so dass er in guten wie in schlechten Zeiten Allah mit Zunge und Herz Dank ausspricht. (Mauduudi)

 

34. Oder Er kann sie untergehen lassen111 wegen dessen, was (die Menschen) gewirkt haben112, aber Er verzeiht vieles113.

111. Er lässt sie Schiffbruch erleiden. (Darjabaadi)

112. Aufgrund des Bösen, das sie begangen haben. Dieser Abschnitt ist meiner Ansicht nach eine gleichnishafte Anspielung auf die drei möglichen Alternativen im zukünftigen Leben: geistiger Fortschritt und Glückseligkeit (symbolisiert durch die frei dahinsegelnden Schiffe); geistige Stagnation (Schiffe, die unbeweglich auf der Wasseroberfläche treiben), und geistiger Niedergang und Leiden (zusammengefasst in der Vorstellung vom Schiffbruch). Die zweite dieser drei Alternativen wird in den Fußnoten zu Suura 7:46f näher erläutert. (Asad)

113. Indem Er sie nicht ertrinken lässt. (Darjabaadi)

Er straft die Menschen nicht für jedes Vergehen, sondern ist grossmütig, vergibt immer wieder und eröffnet viele Möglichkeiten zur Umkehr. (Qutb)

 

35. Und diejenigen, die über Unsere Zeichen streiten, sollen wissen, (dass) sie keine Zuflucht haben114.

114. Wenn wir   Allahs Zeichen im falschen Geiste behandeln, das heisst sie verachten oder beständig in Frage stellen statt zu versuchen, sie zu verstehen, wird uns hier mitgeteilt, dass solches Verhalten zu nichts führt: wir können den Folgen unserer ungerechten Handlungen nicht entgehen. Die einzige Möglichkeit, ihnen zu entgehen, ist durch Umkehr unsererseits und Allahs Gnade. (Juusuf `Allii)

Zu dem Begriff "Judschaadiluun" يُجَادِلُون vergleiche auch Suura 40:35 und die entsprechenden Fussnoten. (Asad)

In Verbindung mit Handel und Geschäften mussten die Quraisch auch Reisen nach Afrika unternehmen, wozu sie in Schiffen das rote Meer überquerten. Dieses ist in der Regel stürmisch und voller unterirdischer Felsen, die eine große Gefahr für die Schifffahrt darstellen. Das hier von Allah angeführte Gleichnis ist für sie also aufgrund ihrer persönlichen Erfahrung leicht verständlich. (Mauduudi)

 

36. Was euch gegeben wurde115, ist ein Nießbrauch für das Leben in dieser Welt116. Was aber bei Allah ist, ist besser117 und dauerhafter118 für diejenigen, die  den Imaan verinnerlichen und auf ihren Herrn vertrauen119,

115. In dieser Welt. (Darjabaadi)

116. Alles Gute (und auch Böse), das uns hier zufällt, ist nur vorübergehend und dient den Erfordernissen dieses Lebens. Es gibt jedoch ein höheres Gutes, das aus Allahs eigener Gegenwart stammt. Es ist sowohl von höherer Qualität als auch von längerer Dauer. Auch Böses, das wir hier erfahren, bezieht sich nur auf die Dauer dieses vergänglichen Lebens. Das böse, das wir in unserem geistigen Leben "verdienen", wie etwa den Verlust von Gnade, ist viel bedeutsamer und dauerhafter. (Juusuf `Allii)

Es ist kein Grund zur Arroganz. Wenn einem Menschen materieller Reichtum zur Verfügung steht, dann nur für einen begrenzten Zeitraum, dann verlässt er mit leeren Händen die Welt. (Mauduudi)

117. Bezüglich der Qualität viel wertvoller. (Darjabaadi)

118. Vorzüglicher in bezug auf die Dauerhaftigkeit. (Darjabaadi)

119. Die größeren und dauerhafteren Gaben Allahs sind für diejenigen die aufrichtig dienen und Ihn verehren. Sie werden anhand von neun Eigenschaften beschrieben:

1. sie haben Imaan und daraus folgt

2. dass sie auf Allah vertrauen, statt falschen Normen und Werten nachzueifern;

3. Sie meiden schwerere Verstöße gegen Allahs Gesetz und halten sich selbstverständlich fern von allen sexuellen Vergehen ("schändlichen Handlungen");

4. in dem Bewusstsein, selbst nicht vollkommen zu sein, sind sie bereit, anderen zu vergeben, auch wenn sie durch Zorn und Provokation in schwere Versuchung gebracht werden. Siehe ausserdem unten Fussnote 122. (Juusuf `Allii)

 

37. Und diejenigen, die die großen Sünden und Schändlichkeiten meiden120 und die vergeben, wenn sie zornig sind121,

120. Hier ist von gewöhnlichen Männern und Frauen die Rede, die versuchen, Allahs Gesetz zu befolgen: er oder sie ist nicht vollkommen, meidet jedoch wenigstens die schwersten Vergehen. Für diejenigen, die einen höheren geistigen Rang erlang haben, gelten selbstverständlich strengere Normen. aber was auch immer ihr Rang sein mag, sie alle erhalten ihren Segen. (Juusuf `Allii)

Sie reinigen ihre Herzen und halten sich aus Festigkeit in ihrem Imaan von großen Vergehen und Abscheulichkeiten fern. dies ist ein Erfordernis des rechtschaffenen Lebenswandels. (Qutb)

121. Das heißt, sie sind nicht wutentbrannt und rachsüchtig, sondern beherrscht und zurückhaltend und bereit zu vergeben. Wenn sie Zorn verspüren, halten sie ihn unter Kontrolle. Diese Charaktereigenschaft wird im Qur`an immer wieder lobend hervorgehoben, vergleiche auch Suura 3:134 und 3:159 sowie die entsprechenden Fussnoten. `A'ischa berichtet: „Allahs Gesandter hat sich nie an jemandem gerächt; wenn jedoch etwas entweiht wurde, das Allah heiligzuhalten geboten hat, dann führte er die entsprechende Strafe aus." (Mauduudi)

 

38. Und die auf ihren Herrn hören122 und das Gebet verrichten123 und ihre Angelegenheiten in gegenseitiger Beratung regeln124, und die von dem spenden, was Wir ihnen gegeben haben125,

122. Hier kommen zu den in Fußnote 119 oben aufgezählten Eigenschaften von Menschen, die dienen dienen wollet dies folgenden hinzu:

5. sie sind jederzeit bereit, auf Allahs Zeichen zu achten oder auf die Ermahnungen Gesandten Allahs zu hören und dem rechten Weg ihrem Verständnis entsprechend zu folgen;

6. sie bleiben persönlich mit An Verbindung, indem sie beten und Allah preisen;

7. ihr Verhalten im Alltagsleben ist offen für gegenseitige Beratung unter den Beteiligten, beispielsweise zwischen Mann und Frau oder anderen verantwortlichen Familienmitgliedern in häuslichen Angelegenheiten; in Geschäftsangelegenheiten unter den beteiligten Partnern; in politischen Angelegenheiten zwischen den Verantwortlichen und dem Volk beziehungsweise zwischen den verschiedenen Verwaltungsorganen;

8. sie vergessen nicht die tätige Hilfeleistung ihren schwächeren Mitmenschen gegenüber, sei es bezüglich Eigentum oder auch Fähigkeiten und Möglichkeiten, die Allah ihnen selbst zur Verfügung gestellt hat; und

9. lassen sie sich nicht einschüchtern oder zum Nachgeben gegenüber dem Bösen zwingen, sondern setzen sich innerhalb der in Aja 40 unten angegebenen Grenzen für ihre Rechte ein. (Juusuf `Allii)

Wörtlich: "die dem Ruf des Herrn antworten". Das heißt, sie beeilen sich, alles zu tun, was Allah ihnen gebietet, und akzeptieren das, was ihnen auferlegt. (Mauduudi)

123. In dieser Religion ist das Gebet nach dem Bekenntnis zum Islam "Ich bezeuge, dass es keine Gottheit außer Allah gibt und Muchammad der Gesandte ist." der wichtigste Pfeiler. Die Tatsache, dass wir alle in eine Reihe stehen und keiner eine erhöhte Position einnimmt, dass kein Fuß die Linie überschreitet und wir uns alle gemeinsam vor dem Einen, Erhabenen Allah niederwerfen, ist ein äußeres Zeichen. Es ist ein äußeres Zeichen dafür, dass wir auf Allah hören und Ihm antworten, eine Verbindung zwischen dem Diener und seinem Herrn. (Qutb)

124. "Beratung" ist das Schlüsselwort dieser Suura und weist auf die ideale Art und Weise hin, in der ein guter Mensch seine Angelegenheiten regeln sollte, so dass er einerseits nicht zu egozentrisch wird und andererseits nicht leichtfertig die Verantwortung vernachlässigt, die ihm als einer Persönlichkeit zukommt, deren Entwicklung vor zählt. Vergleiche auch oben Fussnote 122 Punkt 7. Dieses Prinzip wurde von useren Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in seinem privaten und öffentlichen Leben vollkommen angewandt, und auch die frühen islamischen Regierenden folgten ihm. Das moderne parlamentarische System ist ein Versuch - wenn auch noch kein vollkommener - dieses Prinzip im Staatsangelegenheiten anzuwenden. (Juusuf `Allii)

Wie wir wissen, wurde dieser Aja in Makka offenbart, also lange vor der Gründung des islamischen Staates. Diese Vorgehensweise der "gegenseitigen Beratung" ist also charakteristisch für alle Angelegenheiten des islamischen Gemeinde von Anfang an. Der Staat ist nur eine Sonderform dieses allgemeinen tiefgreifenden Prozesses. Die Staatliche Ausprägung der gegenseitigen Beratung ist nicht in einer bestimmten Form verfestigt, sondern extra flexibel, gelassen, um sich den Entwicklungen der Menschen und ihren Bedürfnissen anzupassen. (Qutb)

Diese spezielle Eigenschaft der Mu'minuun die von den Gefährten unseres Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, als so wichtig angesehen wurde, dass sie diese Suura danach benannten - hat eine zweifache Bedeutung:

1. soll sie die Anhänger des Qur`an daran erinnern, dass sie in einer einzigen Gemeinschaft vereinigt bleiben sollen; und

2. legt sie das Prinzip fest, dass alle ihre gemeinsamen Angelegenheiten in gegenseitiger Beratung geregelt werden sollen. (Asad)

Vergleiche auch Suura 3:159. Auf dieser Grundlage ist die gegenseitige Beratung ein wichtiger Pfeiler der islamischen Lebensweise, und eine kollektive Lebensführung ohne gegenseitige Beratung ist nicht nur eine Verhaltensweise der Unwissenheit, sondern auch ein Verstoss gegen Allahs ausdrückliches Gebot. Bei genauerer Betrachtung der Wichtigkeit dieses Gebotes fällt folgendes auf:

1. Es wäre eine Ungerechtigkeit, wenn jemand über eine Angelegenheit nach seinem eigenen Ermessen entscheiden würde, ohne andere zu Rate zu ziehen, die es angeht. Niemand hat das Recht, in gemeinschaftlichen Angelegenheiten nach eigenem Ermessen Entscheidungen zu treffen sondern die Gerechtigkeit erfordert, dass alle Beteiligten - oder wenn es sich um einen grossen Personenkreis handelt, deren Vertreter - zu Rate gezogen werden.

2. Jemand, der in gemeinschaftlichen Angelegenheiten das Entscheidungsrecht ausschliesslich für sich in Anspruch nehmen will, tut dies entweder zu eigennützigen Zwecken oder deswegen, weil er andere verachtet und sich selbst als höher einschätzt. Moralisch sind beide Haltungen gleichermassen zu verabscheuen, und ein Mu’min sollte keine davon einnehmen.

3. Es ist eine schwere Verantwortung , Entscheidungen in Angelegenheiten zu treffen, die die Rechte und Interessen anderer betreffen.

Kein Mensch, der Allah fürchtet und weiss, dass er von Ihm zur Rechenschaft gezogen wird, wird es wagen, diese schwere Last ausschliesslich auf sich selbst zu nehmen. Eine solche Kühnheit zeigen nur diejenigen, die Allah nicht fürchten und dem zukünftigen Leben gegenüber gleichgültig sind. Wer fürchtet und sich Ihm gegenüber verantwortlich fühlt, wird auf jeden Fall versuchen, sich mit allen betroffenen Personen oder deren Vertretern zu beraten, um nach Möglichkeit eine objektive und gerechte Entscheidung herbeizuführen. Das Prinzip der gegenseitigen Beratung hat fünf Voraussetzungen:

1. Die an der Entscheidung beteiligten Personen sollen volle Freiheit haben, ihre Ansicht zu äussern, und müssen über alle relevanten Ereignisse auf dem laufenden gehalten werden. Selbstverständlich sollten sie auch Widerspruch einlegen können, wenn sie einen Mangel sehen, und wenn sie keine Veränderung zum Guten hin feststellen, sollen sie in der Lage sein, den Herrscher oder verantwortlichen Politiker abzusetzen.

2. Die Person, der die Verantwortung für öffentliche Angelegenheiten übertragen wird, sollte durch den Konsens des Volkes bestimmt werden. Dies soll ein freier Konsens sein, ohne jeden Zwang oder Betrug, denn in diesem Falle wäre es gar kein Konsens. Staatsoberhaupt kann nur derjenige sein, der von seinem Volk aus eigener freier Wahl dazu gemacht wird.

3. Auch die Berater des Staatsoberhauptes sollen das Vertrauen des Volkes geniessen.

4. Die Berater des Staatsoberhauptes sollen ihrem Wissen und Gewissen entsprechend ihre Meinung zum Ausdruck bringen und nicht durch Zwang, Bestechung oder Parteigeist daran gehindert werden.

5. Der Vorschlag, der übereinstimmend von den Beratern oder von der Mehrheit des Volkes vorgetragen wird, soll auch befolgt werden, sonst verliert das Prinzip der gegenseitigen Beratung seinen Sinn. (Mauduudi)

125. Vergleiche Suura 2:3 und die entsprechenden Fußnoten. Da dies unmittelbar auf den Aufruf zur Einheit und gegenseitigen Beratung folgt, trägt es die Bedeutung der sozialen Gerechtigkeit. (Asad)

Die Forderung nach dieser Abgabe ist zugleich mit der Geburt der islamischen Gemeinde entstanden. Sie ist eine unbedingte Grundlage für die Reinigung des Menschen von Geiz und Egoismus, von Gier nach Eigentum und Bereicherung schließlich weckt sie das volle Vertrauen in das, was bei ist. Dies alles ist notwendig um einerseits den zu vervollkommnen, und andererseits die Gemeinde intakt zu halten. (Qutb)

 

39. Und diejenigen, die sich verteidigen, wenn sie ein Unrecht trifft126 -

126. Dies folgt aus dem hohen Wert, der der individuellen Persönlichkeit eines Menschen im Islam beigemessen wird. Vergleiche auch oben Fußnote 124. Vier mögliche Situationen können entstehen. Eine Person muss sich gegen einen Unterdrücker erheben, um

1. für seine eigenen Rechte einzutreten;

2. sich für die Rechte anderer ihr bekannter Menschen einzusetzen; oder

3. eine Gemeinschaft muss sich ähnlicherweise für ihre eigenen Rechte einsetzen oder

4. für die Rechte anderer.

Die Punkte 2., 3. und 4. werden für alle als sehr verdienstvoll angesehen, obwohl nur wenige den Mut haben, einen so hohen Standard zu erreichen, sie werden jedoch auch von Menschen missbraucht, die vorgeben, sich für das öffentliche Wohl einzusetzen, während sie in Wirklichkeit ihren eigenen Interessen dienen; vergleiche deswegen auch die in den nächsten Ajas erwähnten Erläuterungen. Punkt 1. wird durch den Egoismus des Menschen besonders leicht missbraucht. (Juusuf `Allii)

Schon in Makka wurde dieser wichtige Grundsatz der islamischen Gemeinschaft ausgesprochen, sich für die Gerechtigkeit einzusetzen, und von Tyrannen nicht einschüchtern zu lassen, dies jedoch im Rahmen von Recht und Gerechtigkeit. Vergleiche auch die nächsten Ajas. (Qutb)

Da Mut und Tapferkeit nicht mit Milde unvereinbar sind, machen sie Gebrauch von den Mitteln, die Allah ihnen zur Selbstverteidigung gegeben hat. (Darjabaadi)

Sie fallen nicht den Tyrannen zum Opfer, und ihre Milde ist nicht das Ergebnis von Schwäche. Ihre edle Stellung verlangt von ihnen, dass sie als Sieger den Besiegten vergeben; dass sie, wenn sie die Macht haben, Rachsucht vermeiden und die Fehler der Schwachen übersehen; wenn jedoch jemand in seinem Machtrausch Gewalt gegen sie verübt, sollten sie ihm mit aller Kraft Widerstand leisten und sich nicht einschüchtern lassen. (Mauduudi)

 

40. Die Vergeltung für ein Unrecht ist ein Unrecht im gleichen Maße127. Wer jedoch vergibt und Versöhnung bewirkt128, dessen Lohn obliegt Allah129. Er liebt fürwahr nicht die Ungerechten130.

127. Dieses Gebot wurde erlassen, um die Wirkung des Unrechts zu beheben und der Tyrannei entgegenzutreten. Die Vergebung bleibt dabei zu bevorzugen, um den muslimischen Menschen von Zorn und Rachsucht zu reinigen, und um die geringe Gemeinde vor Wut und Neid zu bewahren. (Qutb)

Vergleiche auch die vorige Fußnote. Wenn man sich im privaten oder öffentlichen Bereich für seine Rechte einsetzt, kann dies durch gerichtliche Schritte oder im Rahmen des geltenden Rechts in Form von Selbstverteidigung geschehen. In keinem Fall darf jedoch ein Ausgleich angestrebt werden, der größer ist als das zugefügte Unrecht. Man kann höchstens eine gleichwertige Wiedergutmachung verlangen. Selbst dies dient dazu, rohe Individuen oder rachsüchtige Gemeinschaften im Zaum zu halten. Die ideale Vorgehensweise besteht nicht darin, den Durst nach Vergeltung zu stillen, sondern auf bessere Weise eine Versöhnung herbeizuführen. Vergleiche auch Suura 41:34 und 23:96 sowie die entsprechenden Fußnoten. Man kann Schritte einleiten, um eine Wiederholung zu vermeiden, und zwar mit physischen und moralischen Mitteln; das beste moralische Mittel ist dabei das, durch Vergebung und Liebe Hass in Freundschaft zu verwandeln. In diese Fall ist der Lohn (wenn wir einen solchen Ausdruck benutzen müssen) unendlich größer, denn dieses Verhalten gewinnt Allahs Wohlgefallen. (Juusuf `Allii)

Die meisten klassischen Kommentatoren betonen das absolute Verbot, die "Grenzen des Rechts zu überschreiten", wenn man sich gegen Unterdrückung und Tyrannei erhebt. Vergleiche in diesem Zusammenhang auch Suura 2:190ff und die entsprechenden Fussnoten. (Asad)

128. Wenn sich jemand mit seinem Feind versöhnt. (Darjabaadi)

129. Allah zu lieben ist das höchste Ziel unseres Verhaltens, denn dies führt zur Liebe zu Allahs Geschöpfen. Allahs Wohlgefallen und Liebe zu erlangen ist der höchste Lohn, der jede Belohnung und Befriedigung übersteigt, die wir in diesem Leben erlangen können. (Juusuf `Allii)

130. Allah liebt die Ungerechten nicht. Wenn wir daher Böses tolerieren oder fördern, indem wir zulassen, dass es sich ausbreitet, während wir es verhindern könnten, erfüllen wir nickt unsere Pflicht gegenüber. (Juusuf `Allii)

In diesem Zusammenhang geht es auch um die Versuchung, ungerechtfertigte Vergeltungsakte ehemaligen Unterdrückern gegenüber zu verüben. (Asad)

 

41. Diejenigen aber, die sich verteidigen, nachdem ihnen ein Unrecht zugefügt worden ist, trifft kein Vorwurf131.

131. Sie sind nickt zu tadeln, obgleich sie einer niedrigeren Rechtsnorm folgen. Tadel verdienen nur diejenigen, die sich arrogant und gewalttätig verhalten und die Menschen unterdrücken. Vergleiche auch die nächste Fußnote. (Juusuf `Allii)

 

42. Einen Vorwurf trifft nur diejenigen, die den Menschen Unrecht zufügen und sich auf Erden tyrannisch verhalten ohne jedes Recht132. Ihnen ist schmerzliche Strafe bestimmt.

132. Die Tatsache, dass Menschen sich eher an der niedrigeren als an der höheren Rechtsnorm orientieren, ist an sich schon die Folge des Unrechts, für das Pharao steht, der sich selbst als "allerhöchsten Herrn" bezeichnete und die Israeliten unterdrückte und sein eigenes Volk in Abhängigkeit und Sklaverei hielt, indem er ihnen Magie und Trug vorgaukelte. (Juusuf `Allii)

 

43. Wer aber geduldig ist und verzeiht133 dies ist fürwahr ein Zeichen fester Entschlossenheit134.

133. Es ist schwieriger, geduldig zu sein und zu vergeben und dennoch Unrecht zu beseitigen - wie es unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, getan hat - als zu toben und "die Schuldigen zu bestrafen" oder "ihnen eine Lektion zu erteilen". Auf den ersten Blick mag es wie nutzlose Bemühungen oder Unentschlossenheit aussehen, aber in Wirklichkeit ist es die höchste und edelste Form des Mutes und der Entschlossenheit. Dadurch kann das Ziel einer Reform und der Bekämpfung des Bösen eher erreicht werden als durch harte Strafen. Selbstverständlich spielen jedoch auch die Umstände eine Rolle. In manchen Fällen wird Strenge angebracht sein, aber sie sollte sick nach strengen gereckten Normen richten und nickt nach persönlichem Zorn, Trotz oder irgendwelchen verdeckten niedrigen Motiven. (Juusuf `Allii)

134. Vergleiche auch Suura 3:186; 41:34-35 und 13:22 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Die in diesen Ajas erwähnten Eigenschaften der Mu’minuun existierten in der Praxis im Leben unseres Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und seiner Gefährten, und die kaafir Makkaner waren ihre Augenzeugen. (Mauduudi)

 

Abschnitt 5

44. Wen Allah irregehen läßt135, für den gibt es nach Ihm keinen Beschützer136, und du wirst die Ungerechten sehen, wie sie, wenn sie die Strafe erblicken137, sagen: "Gibt es denn keinen Weg zur Rückkehr138?"

135. Wenn Allah erfährt, dass der betreffende Mensch sich für den Irrtum entschieden hat, dann tritt für ihn die Gesetzmäßigkeit in Kraft, dass es für ihn keinen Freund und Helfer gibt, der ihn aus diesem Irrtum herausführt oder ihn vor der von Testgesetzten Vergeltung schützt. (Qutb)

Vergleiche auch Suura 14:4 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

136. Obwohl sich dies in erster Linie auf diejenigen bezieht, die andere unterdrücken und sich hochmütig verhalten, indem sie gegen alle Normen verstoßen (vergleiche oben Aja 42), ist die Bedeutung allgemein gehalten und auf Ungerechte aller Art anwendbar. (Asad)

137. Im zukünftigen Leben. (Darjabaadi)

138. Wenn die tatsächlichen Folgen des Bösen in Sicht sind, wünschen die Ungerechten in ihrer Unvernunft, sie könnten in diesen Leben zurückkehren und die Prüfung wiederholen. Sie haben jedoch ihr Leben vernachlässigt und missbraucht und Allahs Gnade die ganze Zeit über zurückgewiesen. Wie können sie dann in ein bereits abgeschlossenes Kapitel ihres Lebens zurückgebracht werden? (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 6:27-28 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

45. Und du wirst sie (der Strafe) ausgesetzt sehen, erdrückt von der Schande, mit eingeschüchtertem Blick um sich schauend139 Diejenigen, die den Imaan verinnerlicht hatten, werden sprechen: „Die sind fürwahr die Verlierenden140, die am Tag der Auferstehung sich selbst und ihre Angehörigen verloren haben141. " Die Ungerechten befinden sich doch wahrlich in lang anhaltender Strafe!

139. In ihrem vergänglichen Leben waren sie überheblich. Jetzt werden sie gedemütigt. Sie befinden sich in völliger Verzweiflung und im Elend. Sie sind nicht in der Lage, die Segnungen und guten Dinge des anderen Lebens zu sehen (vergleiche Suura 20:124-126). Selbst ihr Elend, das ihnen als furchtbare Wirklichkeit gegenübersteht, können sie nicht direkt anschauen, so eingeschüchtert ist ihre Seele. (Juusuf `Allii)

Von Natur aus ist der Mensch so veranlagt, dass er die Augen schließt, wenn er etwas Furchtbares vor sich sieht und weiß, dass er ihm bald zum Opfer fallen wird. Er hat nicht den Mut, den Tatsachen ins Auge zu sehen, darum blinzelt er gelegentlich, um zu sehen, um was es sich handelt, und schließt darauf wiederum vor Furcht die Augen. (Mauduudi)

140. Dies ist ihr Gedanke und jetzt auch ihre eigene Erfahrung: letztendlich sind alle Schwierigkeiten und Sorgen, alle Verfolgungen und aller Spott der im irdischen Leben ohne Bedeutung gewesen; wirklichen Verlust brachte all dies den Feinden der Wahrheit beim Gericht, als die wahren Werte wieder zur Geltung gebracht wurden. Die Bösen und Anmaßenden haben sich selbst verloren und Vernichtung über alle diejenigen gebracht, die sich ihnen angeschlossen haben. (Juusuf `Allii)

Die Tyrannen, die mit Arroganz und Überheblichkeit Unheil und Ungerechtigkeit unter die Menschen und ihre Angehörigen gebracht haben, sehen sich, wenn sie am Jüngsten Tag die Strafe als Ergebnis ihrer Taten zu Gesicht bekommen, gedemütigt und niedergedrückt. Ihr Stolz und ihre Überheblichkeit im Leben ist dahin. (Qutb)

141. Indem sie diese verführt haben. (Darjabaadi)

Der Begriff "achl" أَهْل bezeichnet in erster Linie Angehöriger einer Familie oder einer Stadt, Landsleute oder Volksgenossen, Brüder im Diin oder Berufskollegen und ähnliches. In seinem weiteren Sinne wird er für Leute benutzt, die bestimmte gemeinsame Eigenschaften haben, beispielsweise "Achl Al-`Ilm" ("Leute des Wissens", das heißt Gelehrte), oder die derselben Überzeugung sind, beispielsweise "Achl Al-kitaab" ("Anhänger der Schrift", nämlich früherer Offenbarungsschriften), und so weiter. Da es hier in erster Linie, wenn auch nicht ausschließlich, um die in Aja 42 oben erwähnten Tyrannen und Unterdrücker geht, bezeichnet der Begriff hier offensichtlich "ihre Anhänger". Damit besagt dieser Aja, dass jede Form der Ungerechtigkeit (?,ulm), besonders die Unterdrückung anderer, unweigerlich zur geistigen Schädigung und letztendlichen Selbstzerstörung der Ungerechten und ihrer Mitläufer führt. (Asad)

 

46. Und sie haben keine Beschützer, die ihnen statt Allah helfen könnten, und für den, den Allah irregehen lässt, gibt es kein Entrinnen142.

142. Der oben in Aja 44 begonnene Gedankengang wird hier abgerundet. Wenn sich Menschen endgültig selbst von Allahs Führung und Fürsorge ausschließen, haben sie keinerlei Schutz mehr. Alle ihre falschen Verehrungsobjekte verleiten sie nur noch weiter. Angesichts des Gerichts werden sie dies alles ungeschehen machen wollen und sich umsonst eine weitere Chance wünschen. Sie werden jedoch im Feuer sein, während die Menschen, die sie verachtet und abgewiesen hatten, ihr endgültiges Ziel erreicht haben. Für sie gibt es diesen Weg nicht mehr. (Juusuf `Allii)

 

47. Hört auf euren Herrn, bevor ein Tag kommt, an dem es Allah gegenüber keine Abwehr gibt143. An jenem Tag gibt es für euch keine Zuflucht und keine Möglichkeit zum Leugnen144.

143. Der Tag des Gerichts ist unausweichlich. Allah hat ihn angesetzt, und er kann nicht wieder ausgesetzt werden. (Juusuf `Allii)

144. Beim Gericht kann niemand den Folgen seiner bösen Handlungen entgehen, und niemand kann sich davon distanzieren oder sie ungeschehen machen oder vorgeben, sie hätten nichts mit ihm zu tun. (Juusuf `Allii)

 

48. Wenn sie sich aber abwenden145, dann haben Wir dich nicht als Wächter über sie gesandt146. Dir obliegt nur die Verkündigung. Wenn Wir den Menschen Unsere Barmherzigkeit spüren lassen, dann freut er sich darüber147. Wenn sie aber ein Unheil trifft ob dessen, was ihre Hände vorausgeschickt haben, dann ist der Mensch wahrlich undankbar148.

145. Statt auf Allahs Botschaft zu hören. (Darjabaadi)

146. Sie werden hier gewarnt, damit sie umkehren und Gutes tun und Gnade und Barmherzigkeit bitten. Wenn diese Warnung missachtet oder zurückgewiesen wird, ist der Gesandte nicht dafür verantwortlich, die Strafe herbeizuführen oder die Menschen auf den rechten Weg zu zwingen. Er ist nicht ihr Vormund, der sie von der Notwendigkeit befreit, von ihrem eigenen freien Willen Gebrauch zu machen. (Juusuf `Allii)

147. "(Wer sich von Unserer Botschaft abwendet, tut dies nur aufgrund der Schwäche und Mangelhaftigkeit der menschlichen Natur); wenn Wir (also) dem Menschen einen Geschmack Unserer Barmherzigkeit geben ..." Dieser Einschub - der zum richtigen Verständnis des Zusammenhanges notwendig ist - beruht auf Rasis überzeugender Erklärung, wie dieser Abschnitt an den vorigen anschließt. Der Mensch ist in der Regel in sein Streben nach materiellen Gütern verstrickt, deren Gewinn er als "Glück" bezeichnet; darum schenkt er geistigen Zielen und Werten nur wenig Beachtung, und das um so mehr, wenn er aufgefordert wird, seine egoistischen Bestrebungen zugunsten des für ihn noch hypothetischen zukünftigen Lebens aufzugeben. (Asad)

148. Vergleiche Suura 30:36. Es ist eine traurige Erkenntnis, dass Menschen, wenn sie durch Allahs Barmherzigkeit einige Gaben erhalten, über ihr Glück triumphieren und es ihren eigenen Verdiensten zuschreiben statt Allahs Gnade und Barmherzigkeit, wobei sie die Lehre übersehen, die ihnen das Leben erteilt. Wenn sie sich andererseits in Schwierigkeiten befinden, die auf ihre eigenen Fehler und Mängel zurückzuführen sind, fallen sie der Verzweiflung anheim und machen Allah die Vorwürfe, statt sich selbst. Dies ist Undankbarkeit. Auch hier achten sie also nicht auf die Lehren, die ihnen das Leben geben will. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 41:50 und die entsprechenden Fussnoten. Statt sich in Dankbarkeit an sein vergangenes Glück su erinnern, stellt er die Existenz Allahs selbst in Frage, indem er argumentiert, wenn Allah wirklich existiere, könne Er soviel Unglück in der Welt nicht zulassen. Dies ist insofern ein mangelhaftes Argument, als es das zukünftige Leben nicht in Betracht sieht und darüber hinaus auf einer durch rein menschliche Gefühle und Erwartungen geprägten Vorstellung beruht. (Asad)

 

49. Allahs ist die Herrschaft der Himmel und der Erde150. Er erschafft, was Er will151. Er schenkt Mädchen, wem Er will, und Er schenkt Knaben, wem Er will152,

150. Wenn die Menschen, die in Götzendienst und Kufr verstrickt sind, sich nicht warnen lassen wollen, so ändert dies nichts an den Tatsachen, denn die Wahrheit bleibt die Wahrheit. Das Reich der Himmel und Erde ist nicht den . -nannten Königen, Despoten und Führern dieser Welt anvertraut worden, auch hat kein Prophet, Heiliger, Engel oder Anteil daran, sondern Er ist Der alleinige Herr. Rebellion gegen Ihn kann niemals erfolgreich sein, und auch die Wesen, denen göttliche Kräfte zugeschrieben werden, können in Wirklichkeit niemandem helfen. (Mauduudi)

151. In den Ajas 49-50 geht es um Allahs Schöpferkraft in Verbindung mit Seinem Wissen und Plan, im Gegensatz zu den Instinkten des Menschen und seinem Herumtasten nach Wissen. Das Geheimnis der Geschlechtlichkeit und der Elternschaft wird unter einem neuen Gesichtspunkt aufgegriffen. Mit Bezug auf die Kinder werden Eltern oft als die Urheber von deren Dasein betrachtet. Das Wachstum der Bevölkerung und die anteilmäßige Verteilung von Männern und Frauen hat verschiedene soziologische und psychologische Implikationen, aber was wissen Eltern wirklich davon? Die Wissenschaft weiß so gut wie nichts über die Geschlechtsbestimmung eines Embryos. Selbst wenn neuerworbenes Wissen Licht auf einige der rein mechanischen Aspekte dieser Frage wirft, liegen die tieferen Fragen außerhalb der menschlichen Reichweite. Dennoch unterliegen sie nicht dem Zufall. Allah hat in alle Dinge Sinn und Zweck gelegt, und Seine Macht genügt, um Seinen Plan su verwirklichen. (Juusuf `Allii)

152. Seinem allumfassenden Plan entsprechend. (Darjabaadi)

 

50. Oder Er schenkt beides, Knaben und Mädchen153, und Er läßt unfruchtbar sein, wen Er will154. Er ist allwissend, allmächtig155,

153. Für die Eltern bleibt es ein Geheimnis, warum ein Kind im einen Fall ein Junge und im anderen ein Mädchen ist, oder wie das Gleichgewicht der männlichen und weiblichen Bevölkerung entsteht, oder warum in einigen Fällen die Elternschaft versagt bleibt. Aber jede einzelne Menschenseele ist vor Allah wertvoll, und alle diese unterschiedlichen Menschen haben, abgesehen von ihrer Rückwirkung auf Eltern und Gesellschaft, in Allahs Plan einen Sinn. (Juusuf `Allii)

154. Die Nachkommenschaft gehört zu den Gaben, die gewährt oder versagt. Dies ist etwas, was die Menschen besonders stark betrifft. Die Nachkommenschaft ergänzt das zu Anfang der Suura erwähnte Hab und Gut als Gnade und Gabe Allahs. Dies alles ist eingebettet in das gesamte Eigentum Allahs und Seiner Schöpfung von Himmel und Erde und gehört zum Gesamtbild Seiner Herrschaft. In diesem Zusammenhang von Gnade oder Versagung nennt der Qur`an Einzelheiten: Er schenkt Mädchen, wem Er will - und sie hassten es, Mädchen zu bekommen - und er schenkt Knaben, wem Er will, und Er lässt unfruchtbar sein, wen Er will. Dies alles geschieht unter Seiner Regie, und nach Seinem Willen und Seiner Weisheit. Die Einstellung und die Bereitschaft des Mu’mins diese Dinge als Allahs und weisen Entschluss anzunehmen und sich damit zufrieden zu geben, ist das Anliegen dieser Ajas. (Qutb)

155. Er kann unter allen Umständen Seinen Willen verwirklichen. (Darjabaadi)

Dieser Abschnitt soll noch einmal die Tatsache bestätigen, dass alles, was dem Menschen widerfährt, Allahs unfassbarem Willen entstammt. Diese Tatsache wurde dann durch das alltäglichste Phänomen im Leben des Menschen veranschaulicht - die Unberechenbarkeit der Geburt männlicher und weiblicher Kinder und der Unfruchtbarkeit. Allahs Verteilung irdischen Glücks und Unglücks kann also nicht gemessen oder in Begriffen dessen, was dem Menschen zusteht, vorhergesagt werden. (Asad)

 

51. Keinem Menschen steht es zu, dass Allah zu ihm spricht156, es sei denn durch Offenbarung157 oder hinter einem Schleier158, oder indem Er einen Gesandten159 schickt, mit Seiner Erlaubnis160 zu offenbaren, was Er will161. Er ist erhaben, allweise162.

156. Dies führt uns zu der höheren geistigen. Bedeutung der Ajas 49-50, die in den Ajas 51 - 53 weiter ausgeführt wird. Der Mensch ist nur ein Stäubchen in Allahs Schöpfung. Sein Wachstum und seine Familienbeziehungen sind in keiner Weise mit Allahs schöpferischer Tätigkeit vergleichbar. Wenn dies schon im alltäglichen Leben der Menschen ein so großes Mysterium darstellt, um wie vieles tiefer ist dann der Unterschied zwischen Allah und Mensch in Bezug auf höhere geistige Fragen wie die Offenbarung? Wie kann ein Mensch würdig sein, mit Allah zu sprechen? Er ist nicht würdig. Aber es gibt drei Arten, in denen sich Allah in Seiner unendlichen Barmherzigkeit dem Menschen mitteilt, wie aus den Ajas 51-53 hervorgeht. (Juusuf `Allii)

157. "Wacht" ist Eingebung in die Seele des Menschen, wobei der Mensch weiss, dass diese Eingebung von Allah kommt. (Qutb)

Allah ist der Allerhöchste und Weise. Der Mensch befindet sich demgegenüber oft in der tiefsten Tiefe (vergleiche Suura 95:5). Dennoch hat Allah in Seiner unendlichen Barmherzigkeit dem Menschen Offenbarungen zukommen lassen. Wie kommt dies zustande? Drei Arten werden hier erwähnt:

1. Inspiration;

2. hinter einem Schleier; und

3. indem Er einen Boten schickt.

Vergleiche auch die nächste Fussnote. (Juusuf `Allii)

Eine direkte Botschaft von Allah an Seinen Gesandten, die nur der verstehen kann, an den sie gerichtet ist. (Darjabaadi)

Dieser Begriff ist im Sprachgebrauch des Qur’ans oft, aber nicht immer, gleichbedeutend mit "Offenbarung". Dieser Abschnitt schliesst an Aja 48 oben an, der von der unseren Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, anvertrauten Botschaft spricht. (Asad)

Inspiration oder Vision wie in einem Traum, wie es beispielsweise bei Ibraahiim und Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, der Fall war. Vergleiche auch Suura 12:4; 12:100 und 37:102 und die entsprechenden Fussnoten. (Mauduudi)

158 So wie Allah mit Muusa sprach, als Er sich auf dem Berg manifestierte. (Qutb)

"Hinter einem Schleier": selbstverständlich kein materieller Schleier, sondern der mystische Schleier aus Licht. (Juusuf `Allii)

Wobei nur die Stimme zu hören ist, wie es bei Muusas Berufung am Sinai geschah. (Darjabaadi) Vergleiche auch Suura 20:11-48; 27:8-12 und 28:30-35 sowie die entsprechenden Fussnoten. (Mauduudi)

159. "Rasuul": ein Bote, der Engel Dschibril, der dem Propheten die Offenbarung übermittelte. Diese geistigen Visionen, die die Botschaft der Offenbarung vermittelt, sind die Grundlage des Qur`än. (Juusuf `Allii)

160. Vergleiche Suura 53:10 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

161. Niemand ist an sich würdig, Seine Botschaft zu empfangen. (Darjabaadi)

162. So dass Er in Seiner unendlichen Weisheit gewisse Methoden der Kommunikation ermöglichte. (Darjabaadi)

 

52. Sol63 haben Wir (auch) dir eine Offenbarung164 eingegeben nach Unserem Gebot. Du wusstest zuvor nicht, was das Gute165 war und der Imaan166 Wir aber haben ihn167 zu einem Licht gemacht168, mit dem Wir den von Unseren Dienern leiten, den Wir wollen. Du leitest fürwahr zum geraden Weg169,

163. Entsprechend diesen Gesetzmäßigkeiten der Kommunikation. (Darjabaadi)

164. Der Begriff "Ruuch" (wörtlich "Geist" oder "Seele") hat im Qur`an oft die Bedeutung von "Inspiration Allahs". Im vorliegenden Zusammenhang bezeichnet er den Inhalt der Inspiration, die Muhammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gegeben wurde, nämlich den Qur`an, der zu einem intensiveren geistigen Leben führen soll. (Asad)

165. Bevor der Prophet Muchammad in seinem vierzigsten Lebensjahr seinen Auftrag erhielt, war er zwar ein tugendhafter, reiner Mensch, der unablässig nach der Wahrheit suchte, aber er kannte noch keine Offenbarung im höchsten Sinne des Wortes, und auch noch nicht die Gewissheit, die von vollkommenem Imaan oder der Erfahrung der Nähe Allahs stammt. (Juusuf `Allii)

166. In seiner höchsten, vollkommenen Form. (Darjabaadi)

Das die Vorstellung von "Imaan" an sich die völlige Hingabe an Allah bedeutet. (Asad)

167. Den Qur`an. (Darjabaadi)

168. Das den Weg erleuchtet. (Darjabaadi)

169. Der Qur'an und der inspirierte Prophet werden hier miteinander identifiziert. Sie sind eine Führung für die Menschen, die den Geraden Weg zeigt. Vergleiche auch Suura 1:6; 18:1-2 und 90:11-18 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

 

53. Dem Weg Allahs, Dem alles gehört, was in den Himmeln und auf Erden ist. Zu Allah kehren doch alle Dinge zurück170!

170. Die zutreffendste Beschreibung des Geraden Weges ist die, dass er Allahs Weg ist, der Weg des allumfassenden Gesetzes, denn ist Ursprung, Mittelpunkt und Ziel aller Dinge zwischen Himmel und Erde. Alles kehrt zu Ihm zurück. Nach unserem eigenen Verstand machen wir unsere eigenen Gesetze, Normen und Institutionen. Der letztendliche Prüfstein für ihre Gültigkeit ist jedoch Allahs Wille, wie er uns durch Seine Offenbarung mitgeteilt wurde. (Juusuf `Allii)

Hier endet diese Suura, deren Mittelpunkt die Botschaft ist, die alle Propheten getragen haben. Sie alle sind den einen geraden Weg gegangen, den Weg Allahs, Der der Mittelpunkt der Schöpfung st, und zu Dem alle Schöpfung zurückkehrt. (Qutb)

 

Einführung zu Suura 43

Dies ist die vierte Suura aus einer Serie von sieben Suuras, die alle mit den Buchstaben Ha-mim beginnen. Zu ihrer chronologischen Einordnung und der allgemeinen Thematik siehe die Einführung zu Suura 40.

In dieser Suura geht es um den Gegensatz zwischen der wirklichen Herrlichkeit der Wahrheit und der Offenbarung und dem falschen Glanz dessen, was Menschen glauben und verehren. Sie führt die Beispiele von Ibraahiim, Muusa und ’Isa an, Allahs Segen und Frieden auf ihnen allen, die das Falsche bloßstellten und die Wahrheit zur Geltung brachten. Das Schlüsselwort "Al-Suchruf" الزخرف (Goldschmuck) erscheint in Aja 38, aber die Vorstellung zieht sich durch die ganze Suura hin.

Zusammenfassung:

Die Offenbarungsschrift verdeutlicht die Dinge, selbst wenn unvernünftige und unwissende Menschen Allahs Zeichen ignorieren oder darüber spotten: Sie wird überdauern, während ihre Leugner untergehen. (Ajas 1 - 25)

Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, stellte den Trug der traditionellen Götterverehrung bloß: Glanz und Schmuck dieser Welt werden vergehen.

Und was war schließlich das Ende des Pharao in seinem arroganten Kampf gegen Muusa? (Ajas 26 - 56)

’Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war ein Diener Allahs, aber seine sektiererischen Anhänger begannen sinnlose Debatten über ihn: all dies ist Allah bekannt, dessen Wahrheit trotz allen   erstrahlen wird. (Ajas 57 - 89)

 

Der Goldschmuck

Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen.

1. Haaa-miiim1

1. Zu diesen abgekürzten Buchstaben vergleiche auch die Einführung zu Suura 40. (Juusuf `Allii)

 

2. Bei dem deutlichen Buche2.

2. Vergleiche Suura 5:17. "Al-Mubiin" الْمُبِين bedeutet hier in erster Linie: etwas, das Dinge erklärt oder verdeutlicht. (Juusuf `Allii)

Ein Buch, das keine Geheimnisse erhält, sondern den Sachverhalt klar und unzweideutig darstellt. (Darjabadi)

Das Wort "mubiin" bedeutet sowohl "deutlich" als auch "verdeutlichend", und beide Übersetzungen sind in diesem Zusammenhang richtig. Nach dem Konsens aller maßgeblichen Kommentatoren sind beide Bedeutungen in diesem Satz enthalten, und es ist daher erforderlich, dies durch einen Einschub in der Übersetzung zum Ausdruck zu bringen.

 

3. Wir haben ihn zu einem arabischen Qur'an3 gemacht, damit ihr begreift4,

3. Vergleiche Suura 42:7 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

4. Damit ihr begreift und Weisheit erlangt. (Juusuf `Allii)

Vergleiche Suura 12:2 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Der Schwur beim Qur`an selbst, dass er Offenbarung ist, bedeutet folgendes: Dies ist für euch Menschen ein offenes Buch. Lest es mit Vernunft. Seine eindeutigen, klaren Themen, seine Sprach und sein literarischer Stil, seine Lehren, die Wahrheit von Trug unterscheiden, legen Zeugnis davon ab, dass niemand als Allah selbst der Urheber sein kann. Vergleiche auch Suura 41:44 und die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

 

4. Und er5 ist fürwahr bei Uns in der Urschrift6 erhaben7 (und) voller Weisheit8.

5. Der Qur`an. (Darjabaadi)

Urschrift - wörtlich: "Mutter des Buches" (Anm. d. Übers.)

 

5. Sollen Wir etwa die Ermahnung von euch abwenden9, weil ihr ein maßloses Volk seid10?

6. Vergleiche Suura 3:7 und 13:39 und die entsprechenden Fußnoten. Die "Mutter des Buches" oder Urquell der Offenbarung, die "wohlbewahrte Tafel" (vergleiche Suura 85:22) ist das Wesen oder die Essenz der Offenbarung, das Urprinzip oder die Urgrundlage des ewigen und universalen Gesetzes Allahs. Von diesem Urprinzip stammen alle Ströme der Weisheit und des Wissens her, die durch die Zeiten fließen und die Intelligenz der Geschöpfe prägen. Die "Mutter des Buches" befindet sich Allahs Gegenwart, und ihre Würde und Weisheit ist größer als alles, was wir uns in der geistigen Welt vorstellen können. (Juusuf `Allii)

Der Begriff "Ummu-l-kitaab" (wörtlich: "Mutter des Buches") wird von den Kommentatoren verschieden verstanden. Es handelt sich entweder um die "Verborgene Tafel' oder um das ewige Wissen Allahs. Für diese beiden Ansichten gibt es jedoch weder direkte Belege noch unmittelbare Wahrnehmungsmöglichkeiten. Wenn wir aber lesen, dass dieser Qur'an die Eigenschaft der Erhabenheit und Weisheit leitet, führt uns das zu der Feststellung seiner geistigen Führungsqualität für die Menschheit. (Qutb)

Vergleiche auch den letzten Abschnitt von Suura 13:39 und die entsprechenden Fußnoten. Der Begriff umm (wörtlich: "Mutter") hat oft die idiomatische Bedeutung von "Ursprung" oder "Quelle" und manchmal auch - wie in Suura 3:7 - von "Wesen". Im vorliegenden Zusammenhang ist nur die erstere Bedeutung anwendbar. Vergleiche auch Suura 85:22 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Die Urschrift, von der alle den Propheten offenbarten heiligen Schriften herstammen. In verschiedenen Zeitaltern sind zur Leitung und Führung verschiedener Völker verschiedene Schriften offenbart worden. Sie alle rufen die Menschheit zu ein und demselben Diin auf und verkündeten ein und dieselbe Wahrheit. Ihr Ursprung war derselbe, nur ihr Wortlaut war verschieden. Sie hatten denselben Sinn und dieselbe Bedeutung wie es in jener bei Allah befindlichen Quellenschrift festgelegt ist. Wenn immer es notwendig wurde, erweckte erweckte Allah einen Propheten und offenbarte ihm denselben Sinn, eingekleidet in eine spezielle Sprache je nach der Umgebung und dem Anlaß. Vergleiche auch Suura 26:192-196 und die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

7. Dieser Satz bezieht sich sowohl auf "Al-kitaab Al-mubiin" (siehe oben Aja 2), als auch auf "Umm Al-Kitaab“, das heißt damit wird sowohl der Qur`an als auch die Urschrift bezeichnet. Wenn jemand den wahren Wert dieser Schrift nicht anerkennt und aufgrund seiner eigenen Unvernunft nicht von ihren Lehren profitiert, dann tut er dies zu seinem eigenen Schaden. Die Schrift selbst wird durch mangelnde Anerkennung nicht wertlos, und ihre Weisheit wird dadurch nicht vermindert. (Mauduudi)

8. Voller Würde und Weisheit. (Darjabaadi)

Niemand kann seinen Wert vermindern. Vergleiche auch unten Aja 44, wo den Quraisch mitgeteilt wird, dass die Offenbarung dieser Schrift, die sie so verachteten, eine einzigartige Gelegenheit für sie war, Ehre zu erlangen, die sie aber damit verloren hatten und wofür sie sich vor Allah verantworten müssen. (Mauduudi)

9. Durch Seine Offenbarung hat Allah der Menschheit unermessliche Barmherzigkeit zukommen lassen. Dennoch sind viele verblendete Menschen undankbar und ignorieren ihre Lehren oder lehnen sich dagegen auf. Wäre Er nicht vergebend und langmütig, dann wäre es Sein volles Recht, dieses Licht wieder von uns zu nehmen, aber Er sendet es weiterhin für alle, die sich dafür öffnen. (Juusuf `Allii)

10. Vergleiche auch Suura 10:12 und die entsprechende Fußnote. Den Begriff "musrif" übersetze ich mit "jemand, der sein eigenes Selbst vergeudet". Die obige rhetorische Frage beantwortet sich selbst natürlich negativ - was bedeutet, dass niemals aufhört, die Menschen durch Seine Offenbarung zu erinnern, und immer Reue annimmt. (Asad)

Dieser eine Satz umschreibt die gesamte Geschichte seit der Zeit, in der der Prophet Muhammad (Friede sei mit ihm) zum Propheten berufen wurde, bis zur Offenbarung dieses Ajas. Der Aja ergibt folgendes Bild: Ein Volk war jahrhundertelang in Unwissenheit, Rückständigkeit und Verwahrlosung verstrickt gewesen. Plötzlich wendet sich Allah ihm gnädig zu und erweckt aus ihm einen hervorragenden Führer, dem Er Seine eigenen Worte offenbart, so dass er es aus der Finsternis der Unwissenheit herausführt und auf die Wahrheit und die rechte Lebensweise aufmerksam macht. Die Unwissenden dieses Volkes und die Stammesführer wenden sich jedoch feindselig gegen diesen Führer und versuchen ihr äußerstes, ihn und seine Botschaft zurückzudrängen. Im Laufe der Zeit nimmt ihre Feindseligkeit zu, bis sie schließlich beschließen, ihn zu töten. Zu diesem Zeitpunkt wird ihnen gesagt: "Sollten Wir etwa die Versuche einstellen euch zu bessern, nur weil ihr euch als ein unwürdiges Volk erweist? Sollten Wir etwa aufhören, euch diese Ermahnung herabzusenden, und euch in diesem elenden Zustand lassen, in dem ihr seit Jahrhunderten steckt? Glaubt ihr wirklich, dies lasse sich mit Unserer Barmherzigkeit vereinbaren? Habt ihr jemals bedacht, welches Schicksal euch ereilt, wenn ihr 'Gaben abweist und in eurem Trug beharrt, nachdem euch die Wahrheit zugänglich gemacht wurde?" (Mauduudi)

 

6. Und wie viele Propheten schickten wir zu den früheren (Völkern)11,

11. Trotz der hartnäckigen und rebellischen Natur des Menschen oder gerade deswegen schickte einen Prophet ,nach dem anderen zu den früheren Völkern, aber unter ihnen gab es immer solche die die Propheten verspotteten und Allahs Zeichen ignorierten. (Juusuf `Allii)

 

7. Und nie kam ein Prophet zu ihnen, ohne dass sie ihn verspotteten12.

12. Wenn solche Absurdität oder Sinnlosigkeit Allah daran hindern würde, einen Propheten zu schicken oder eine Schrift zu offenbaren, dann wäre niemals eine solche Offenbarung zu den Völkern gekommen. (Mauduudi)

 

8. So haben Wir (schon Völker) vernichtet, die stärker waren als sie13, und das Beispiel der früheren (Völker) liegt (bereits) vor14.

13. Die zeitgenössischen Kufar die kaafir Araber. (Darjabaadi)

Die oben in Aja 5 Angesprochenen. (Asad)

14. Die Rebellion führte zur Zerstörung. Die zeitgenössische kaafir Generation in Makka wird hier daran erinnert dass die früheren Völker, die untergingen, sehr oft mächtiger waren als sie, und dass sie durch ihren Ungehorsam gegenüber dasselbe Schicksal herausfordern. Die Ereignisse der Vergangenheit sind zu Gleichnissen für die Gegenwart und die Zukunft geworden. (Juusuf `Allii)

 

9. Wenn du sie15 fragst: "Wer hat die Himmel und die Erde erschaffen?", dann werden sie sicherlich antworten16: "Der Allmächtige, der Allwissende hat sie erschaffen17. "

15. Die kaafir Araber. (Darjabaadi)

16. Den kaafir Arabern waren durchaus Glaubens Vorstellungen erhalten geblieben, die vielleicht Überreste des alten  Diins Ibraahiims waren. Diese waren jedoch durch Sagen und Mythen entstellt. Ursprünglich hatten die Araber an einen einzigen Schöpfer dieses Daseins geglaubt, nämlich an Allah außer Dem es keinen anderen Schöpfer geben kann, und niemand anderer als Er kann dieses Dasein erschaffen haben. Sie hatten sich jedoch auf Feststellung dieser Wahrheit beschränkt und nicht die richtigen Schlußfolgerungen daraus gezogen. Sie kannten Allah nicht mehr mit allen den Eigenschaften, mit denen er sich offenbart hatte. (Qutb)

Vergleiche auch Suura 29:61 und 31:25 und die entsprechen en Fußnoten. Menschen dieser Art erkennen Allahs Macht, Sein Wissen oder Seine Weisheit an, aber sie erkennen nicht Allahs unendliche Barmherzigkeit und Fürsorge für Seine Geschöpfe. (Juusuf `Allii)

17. Beachte die schöne sprachliche Ausdrucksweise hier. Die Antwort der innerlich zwiespältigen Menschen, die Gesetz nicht folgen, wird gegen sie selbst gewendet. Wenn sie Allahs Macht und Wissen anerkennen, wird ihre Rede unterbrochen, und die gleichzeitig vorhandenen Eigenschaften Seiner Barmherzigkeit und Seiner Fürsorge für Seine Geschöpfe - zugespitzt mit Bezug auf die Zwiespältigen selbst - werden hervorgehoben. Damit wird vervollständigt, was sie selbst gesagt hatten, und sie werden auf die folgerichtige Verhaltensweise hingewiesen (Ajas 10-14). (Juusuf `Allii)

 

10. Derjenigen, Der die Erde für euch gemacht hat als Wiege19, und Der für euch darauf Wege gemacht hat20, damit ihr dem richtigen Weg findet21,

18. Siehe auch die vorige Fußnote. (Juusuf `Allii)

19. Wir wissen heute mehr Einzelheiten darüber, wie Er die Erde zur Wiege für die Menschen gemacht hat, so dass sie darauf leben und sich entwickeln können. Zuvor hat dieser Planet viele Stadien durchlaufen müssen, und viele verschiedene Faktoren müssen zusammenwirken, um menschliches Leben zu ermöglichen. (Qutb)

Vergleiche auch Suura 20:53 und die entsprechenden Fußnoten. "Mihaad", ein Teppich oder ein Bett, bedeutet nicht nur Bewegungsfreiheit, sondern auch Ruhe. Die "Wege" veranschaulichen den Gedanken der Kommunikation und schließen Reisewege zu Land, zu Wasser und in der Luft ein. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 27:61 und die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

20. Immer neue Phänomene werden uns enthüllt, die die Macht Allahs Seine Führung und Sein Allwissen demonstrieren. Diese Vollkommenheit führt zu dem Schluss, dass die Schöpfung nicht dem Zufall sinnlos überlassen, sondern der Gesetzmäßigkeit, dem Sinn, und der Zweckmäßigkeit untergeordnet ist, und dass die Hand Allahs den Menschen bei jedem Schritt und in jeder Sekunde führt und über ihn verfügt. (Qutb)

Gebirgspässe und Flüsse sind natürliche Wege, die Allah auf der Erdoberfläche zur Verfügung gestellt hat. Dadurch hat sich der Mensch auf der Erde verbreitet. Auf die gleiche Weise hat Allah die Erdoberfläche nicht einförmig geschaffen, sondern verschiedene Unterscheidungsmerkmale gesetzt, durch die verschiedene Gegenden erkennbar wurden. Auch dies ist für Reisen auf der Erde notwendig. Diesen Segen kann nur jemand richtig schätzen, der die Gelegenheit hatte, in einer weiten Wüste unterwegs zu sein, wo kilometerweit kein Orientierungsmerkmal zu finden ist. (Mauduudi)

21. Wenn wir nämlich dieses Dasein und die darin enthaltenen Gesetzmäßigkeiten studieren, wird das Herz zum Schöpfer dieses Daseins gelenkt. (Qutb)

In diesem Satz sind zwei Bedeutungen gleichzeitig enthalten:

1. dass wir mittels dieser natürlichen Unterscheidungsmerkmale auf unseren Reisen den Weg finden und unser Ziel erreichen; und

2. dass wir durch die Beobachtung dieser Kunstwerke des Allmächtigen Rechtleitung erlangen, indem wir die zugrungeliegende Wirklichkeit erkennen und verstehen, dass dies nicht durch Zufall entstanden sein kann, sondern dass es einen allweisen Schöpfer gibt, Der dies alles zum Wohl Seiner Geschöpfe gemacht hat. (Mauduudi)

 

11. Und Der das Wasser vom Himmel herniedersendet nach Maß22, durch das Wir ein totes Land zum Leben erwecken23 - ebenso werdet auch ihr auferweckt24 -

22. Das Wasser, das Er vom Himmel sendet kennt und sieht jeder Mensch, aber durch die Gewöhnung nehmen es die meisten als selbstverständlich hin. Der hingegegen empfängt es mit Freude und Dankbarkeit, denn das mit Allah verbundene Herz empfindet den Regen als Segen Allahs für alle Lebewesen. (Qutb)

In rechtem Maße, das heißt den Bedürfnissen entsprechend, und zwar an örtlichen wie auch an globalen Maßstäben gemessen. Dies bezieht sich auf den normalen Regenfall. Überschwemmungen und Trockenheiten sind anormale Zustände und können als ungewöhnliche Manifestationen Seiner Macht bezeichnet werden, denn sie erfüllen einen besonderen Zweck, den wir nicht immer verstehen. (Juusuf `Allii)

Die grammatische Form "nassala" bedeutet ein immer wiederkehrendes Ereignis: Er sendet immer wieder Wasser vom Himmel. (Asad)

Vergleiche auch Suura 15:21-22 und 23:n-20 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

23. Alles Leben ist vom Wasser abhängig und stammt vom Wasser her. Der, der das Leben anfangs hervorgebracht hat, kann es wieder zurückrufen. Und Der Leben aus der toten Erde erschaffen hat, kann es am Jüngsten Tag wiedererwecken, denn das ist Teil der Schöpfung. (Qutb)

24. Dieser Hinweis auf die Auferstehung ist ein Einschub. Vergleiche auch Suura 35:9 und die entsprechenden Fußnoten. Beachte den Übergang von der dritten zur ersten Person, durch den die Auferstehung als eine besondere Handlung Allahs von den gewöhnlichen Prozessen der Natur, wie sie Allah angeordnet wurden, unterschieden wird. (Juusuf `Allii)

24. Wie so oft im Qur’an folgt hier auf eine Schilderung des durch Offenbarung Allahs hervorgebrachten geistigen Lebens ein Hinweis auf das Wunder des physischen Lebens als weiteres Beispiel für Allahs schöpferisches Handeln. (Asad)

Wenn die Erde mit ihrem Pflanzenkleid ausgetrocknet und tot zu sein scheint, gibt ein Regenschauer vom Himmel ihr neues Leben. Dies ist ein Zeichen oder Symbol für das geistige Leben. Wenn das Böse fast die Seele getötet zu haben scheint, gibt der fruchtbare Regen der Offenbarung Allahs ihr neues Leben ein. (Juusuf `Allii)

Ein Zeichen für denjenigen, der zu hören versteht und nachzudenken vermag. (Qutb);

Sowie: 22:5-7; 27:60; 30:19 und andere Stellen sowie die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

 

12 Und Der alle Arten paarweise25 erschaffen und für euch Schiffe und Tiere gemacht hat, auf denen ihr reitet26,

25. Vergleiche auch Suura 20:53 und 36:36 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Alles Leben existiert paarweise, und jede lebende Zelle trägt die dementsprechenden Informationen in sich. Wahrscheinlich gibt es in allem Geschaffenen eine Polarität, nicht nur in den Lebewesen. (Qutb)

Einige Kommentatoren verstehen den Begriff "aswadsch" ("Paare") hier im Sinne von "Arten", das heißt sie verstehen den obigen Satz dahingehend, dass hinge aller Art erschaffen hat, Wesen ebenso wie Phänomene. Andere sehen darin einen Hinweisen auf die Polarität, die überall in der Schöpfung vorhanden ist. Damit wäre dieser Satz ein Echo zu der Aussage in Suura 112:4, dass "nichts Ihm gleich ist". (Asad)

26. Analog dazu alle Transportmittel, Pferde und Kamele ebenso wie Schiffe, Eisenbahnen und Flugzeuge. Sowohl die Zähmung von Haustieren als auch die Erfindung von Maschinen als Transportmittel erfordern Geschicklichkeit und Einfallsreichtum des Menschen, der hier als Gabe Allahs bezeichnet wird. (Juusuf `Allii)

 

13 So dass ihr fest auf ihren Rücken27 sitzt und dann der Gnade eures Herrn gedenkt, wenn ihr euch darauf gesetzt habt28, und sprecht: "Preis sei Ihm, der uns dies ermöglicht hat, denn wir (selbst) hätten es nicht meistern können29,

27. "Auf ihren Rücken", das heißt, damit ihr Herrschaft über sie gewinnt. Nach Ansicht aller klassischen Kommentatoren bezieht sich dies auf Transportmittel aller Art. Die Singularform des Pronomens im arabischen Originaltext weist darauf hin, dass die Vorstellung von Transport- und Verkehrsmitteln kollektiv ausgedrückt werden soll. (Asad)

28. Vergleiche oben Fußnote 26. Vernünftige Menschen führen alles auf seinen wahren und ursprünglichen Urheber zurück,; nämlich Allah. (Juusuf `Allii)

29. Dies spricht man auch als Gebet beim Besteigen und Fahren eines Fahrzeuges. (Anm. d. Übers.)

 

14. Und zu Unserem Herrn kehren wir schließlich zurück30.

30. Vernünftige Menschen erinnern sich jedesmal, wenn sie auf der Erde eine Reise unternehmen, an die größere Reise, bei der sie auf dem Rücken der Zeit in die Ewigkeit getragen werden. Haben sie die Zeit so gezähmt, dass sie sie im Rahmen des Gesetzes nutzen können, oder erlauben sie ihr, mit ihnen wild und ziellos davonzulaufen? Ihr Ziel ist Allah und ihre Gedanken weilen ständig bei Ihm. (Juusuf `Allii)

 

15. Doch sie machen aus Seinen Dienern einen Teil Seiner selbst31. Fürwahr, der Mensch ist doch offenkundig undankbar!

31. Im Gegensatz zu den vernünftigen Menschen stehen hier jene undankbaren Geschöpfe, die anderen Wesen als Allah einen Anteil an Seiner Göttlichkeit zuschreiben. Sie stellen sich Söhne und Töchter Allahs vor und vergessen die wahre Lehre der gesamten Schöpfung, die auf die Einheit und Einzigartigkeit Allahs hinweist. Dieses Thema wird im folgenden Abschnitt weiter ausgeführt. (Juusuf `Allii)

 

Abschnitt 2

16. Hat Er etwa von dem, was Er erschafft, Töchter genommen, euch hingegen mit Söhnen ausgezeichnet32?

32. Sich Göttinnen (weibliche Gottheiten) oder Mütter oder Töchter Allahs vorzustellen, war für solche Menschen besonders gotteslästerlich, die normalerweise das weibliche Geschlecht verachteten. Dies war bei den kaafir Arabern der Fall, aber eine solche Haltung findet man bis in moderne Zeiten hinein. Sie klagen, wenn ihnen eine Tochter geboren wird, und wünschen sich Söhne. Wie können sie bei dieser Mentalität Allah Töchter zuschreiben? (Juusuf `Allii)

Vergleiche in diesem Zusammenhang auch Suura 16:57-59 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

17. Wenn aber einem von euch frohe Botschaft gebracht wird33 von dem, was er dem Erbarmer zuschreibt34, dann verfinstert sich sein Gesicht, und er ist von Gram erfüllt.

33. Mit zugespitzter Ironie wird darauf hingewiesen, dass sie Allah etwas zuschreiben, was sie selbst als verabscheuenswürdig betrachten und dessen sie sich schämen. (Juusuf `Allii)

Kulturgeschichtlich ist es bemerkenswert, dass eine Überidealisierung oder Vergötterung weiblicher Personen oder als weiblich vorgestellter Ideale in der Praxis mit Frauenverachtung in der Gesellschaft einherging. Dies war nicht nur auf die kaafir Araber beschränkt, sondern war und ist bei vielen Völkern ein verbreitetes Phänomen. Ein bekanntes Beispiel ist die Marienverehrung, der eine regelrechte Verteufelung und sogar Verfolgung von Frauen seitens der Kirche gegenüberstand. (Anm. d. Übers.)

34. Das heißt weibliche Nachkommen, womit eine "Ähnlichkeit" mit ihrem Erzeuger impliziert ist. (Asad)

 

18. (Wie können sie) jemanden, der mit Schmuck aufgezogen wurde35 und in Streit nicht deutlich wird36 ( zuschreiben!)

35. Das schwächere Geschlecht wurde (und wird!) gewöhnlich mit Schmuck und Luxus aufgezogen und ist aufgrund seiner Zurückhaltung und Bescheidenheit, die in diesem Falle eine Tugend sind, nicht in der Lage, sich im Streit auseinanderzusetzen und Durchsetzungsvermögen zu zeigen. Sind diese Eigenschaften mit Allah in Verbindung zu bringen? (Juusuf `Allii)

Das heißt jemand, der nach der Vorstellung der kaafir Araber nur die Funktion hat, das Leben eines Mannes zu "verschönern". (Asad)

36. Wörtlich: "er befindet sich selbst in einem unsichtbaren Konflikt', das heißt in einem inneren Konflikt, den er sich nicht ganz eingestehen will. Vergleiche auch Suura 16:59 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

19. Und sie machen (in ihrer Vorstellung) die -Engel, die doch Diener des Erbarmers sind, zu weiblichen Wesen37. Waren sie etwa Zeugen ihrer Erschaffung? Ihr Zeugnis wird aufgeschrieben, und sie werden (danach) gefragt38.

37. Engel können mit den schönsten und reinsten Lebensformen verglichen weiden, die wir kennen. Es wäre jedoch falsch, ihnen Geschlechtlichkeit zuzuschreiben. Sie sind Boten und Diener Allahs und weit davon entfernt, Seine Rivalen sein zu wollen oder ich verehren zu lassen, sondern sie verehren Ihn und dienen Ihm. Wenn jemand gotteslästerliche Vorstellungen über Allah erfindet, bilden diese ein großes Hindernis für ihn, und er wird dafür zur Rechenschaft gezogen. (Juusuf `Allii)

Sie sind "Diener" oder "Geschöpfe" Allahs; auf jeden Fall ist betont, dass sie geschaffene Wesen sind. (Asad)

Sie sind weit davon entfernt, männlich oder weiblich zu sein. (Mauduudi)

38. Wörtlich: "Ihr Zeugnis", nämlich ihre falsche Behauptung bezüglich des "Geschlechts" der Engel, die geistiger Natur und damit jenseits der Geschlechtlichkeit sind. (Asad)

 

20. Und sie sprechen39: "Wenn der Erbarmer gewollt hätte, dann hätten wir sie nicht verehrt40." Sie haben hiervon keinerlei Wissen41, (sondern) sie stellen nichts als Mutmaßungen an42.

39. Um ihre gotteslästerliche Haltung zu rechtfertigen. (Darjabaadi)

40. Wenn ihnen die Argumente ausgehen, greifen sie zu unaufrichtigem Sarkasmus: "Wen Allah nicht will, dass wir diese Gottheiten verehren, warum hindert Er uns dann nicht daran?" Indem sie auf diese Weise Allah die Verantwortung zuschieben, ignorieren sie ihre eigene relative Willensfreiheit, auf der ihr gesamtes Leben beruht. Sie spielen mit der Wahrheit. Dafür finden sie keine Vollmacht in irgendeiner heiligen Schrift, und in der Tat wollen sie sich auf keine heilige Schrift festlegen. (Juusuf `Allii)

41. Sie haben keinerlei Kenntnis von Gesetzmäßigkeiten Allahs. (Darjabaadi)

42. Entgegen jeglicher Vernunft. (Darjabaadi)

Vergleiche Suura 6:116 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Sie können auch keine "Kenntnis" von etwas haben, das keinerlei Realitätswert hat, denn abgesehen davon, dass ihr Vergehen nicht "gewollt" hat, hat Er es ihrer Willensentscheidung überlassen, den Unterschied von richtig und falsch zu beurteilen. (Asad)

 

21. Haben Wir ihnen etwa ein Buch vor diesem gegeben, auf das sie sich berufen43?

43. Eine Offenbarung, die dem Menschen erlauben würde, andere Wesen als {zu verehren oder Ihm Nachkommen zuzuschreiben: eine rhetorische Frage, die ihre eigene Verneinung in sich trägt. (Asad)

Sie können sich weder auf schriftliche noch auf vernünftige Grundlagen stützen. (Darjabaadi)

 

22. Nein, sie sprechen vielmehr44: "Wir fanden fürwahr unsere Väter mit diesem Brauch vor45 und ließen uns durch ihr Vorbild leiten46.“

44. Dies ist ihr einziges Argument. (Darjabaadi)

45. Als Argument dient hier der Brauch der Vorväter; dies wird jedoch von Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zurückgewiesen (vergleiche unten Ajas 26-28). In der Tat war das, Beispiel Ibraahiims des Aufrechten im Diin, das beste Gegenargument gegen den "überlieferten Brauch", denn Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war der gemeinsame Ahnherr sowohl der Araber als auch der Israeliten. (Juusuf `Allii)

46. "Durch ihr Vorbild" - wörtlich: durch ihre Spuren (Anm. d. Übers.)

Gerade der Islam ist doch die Botschaft von der Befreiung des Denkens, die sich nicht mit kritikloser Nachahmung und starrer Befolgung überlieferter Traditionen vereinbaren läßt. Es gelten nur fundierte Beweise, klare Argumente, Forschen und Nachdenken. (Qutb)

In der vorislamischen arabischen Gesellschaft wählte der Mensch seinen Diin nicht selbst; er übernahm sie als einen Teil des allgemeinen Systems gesellschaftlicher Verpflichtungen, die ihm durch seine Stellung in Familie und Stamm auferlegt wurden. Der Diin existierte nicht als Mittel zur Erlangung des Seelenheils, sondern zur Bewahrung der Gesellschaft, und dazu war es notwendig, dass jeder einzelne seine Rolle spielte oder sich von der gesellschaftlichen oder politischen Einheit trennte, der er angehörte. Somit wurde ein Mensch in eine festgelegte Beziehung zu bestimmten Gottheiten hineingeboren, ebenso wie er in eine Beziehung zu seinen Mitmenschen hineingeboren wurde. (Darjabaadi)

 

23. So haben Wir vor Dir47 niemals einen Warner in eine Stadt gesandt, ohne dass die Wohlhabenden48 sagten: "Wahrlich, wir fanden, dass unsere Väter diesem Brauch folgten und sind nur in ihre Fußstapfen getreten49."

47. Damit ist der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, angesprochen. (Darjabaadi)

48. Nicht der Brauch der Vorfahren, sondern die gesellschaftliche Position liegt in Wirklichkeit oft der Unaufrichtigkeit und Heuchelei in dieser Welt zugrunde. Dies wird auch immer wieder in der Religionsgeschichte sichtbar. (Juusuf `Allii)

Der Begriff "mutraf" مُتْرَف bezeichnet auch jemanden, der sich völlig dem Streben nach Genuss in dieser Welt hingegeben hat. Vergleiche hierzu auch Suura 11:116 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

49. Die Reaktion der Leugner auf den Imaan an die Einheit Gottes es ist immer wieder dieselbe: Nachahmung ihrer Vorfahren ohne wirkliche Beweise. Ihre Herzen verschließen sich, ihre Vernunft stemmt sich gegen jede Neuerung, auch wenn es für sie vorteilhafter ist und überzeugender bewiesen werden kann. So beschwören sie ihre eigene Vernichtung herauf und erhalten ihre verdiente Strafe. (Qutb)

In seinem Kommentar zu diesem Abschnitt sagt Raasii: „Wenn es im Qur'an nichts als diese Ajas gegeben hätte, dann hätten sie genügt zu zeigen, wie falsch es ist, fraglos die Ansichten anderer Menschen zu übernehmen, denn Allah hat (in diesen Ajas) deutlich gemacht, dass jene Wahrheitsleugner weder durch die Vernunft noch durch die Autorität eines offenbarten Textes zu ihrer Überzeugung gelangt sind, sondern durch die kritiklose Übernahme der Ansichten ihrer Vorfahren und Vorläufer. Alles dies erwähnt Allah mit scharfem Tadel." (Asad)

 

24. Er sprach50: "Und wenn ich euch nun eine bessere Führung bringe als die, mit der ihr eure Väter vorfandet51?" Da sagten sie: „Wahrlich, wir verinnerlichen den Imaan nicht an das, womit ihr gesandt seid."

50. Während in einigen Lesarten des Qur'an das einleitende Wort dieses Ajas als Imperativ "qul" ("sprich") vokalisiert ist, wird es nach der Lesart von Hafs ibn Sulaymaan Al-Asadii als "qaala" ("er sprach" oder "er würde sagen") ausgesprochen. (Asad)

51. Der Warner oder Gesandte weist auf die Vorzüge und die Wahrheit seiner Lehre hin und deutet auf die Überlegenheit dessen gegenüber den altüberlieferten Bräuchen. Sie jedoch leugnen seinen Auftrag an sich beziehungsweise die Gültigkeit eines solchen Auftrages überhaupt. Mit anderen Worten, sie glauben nicht an Inspiration oder Offenbarung und setzten ihre schlechte Lebensweise fort, mit dem unausweichlichen Ergebnis, dass sie ihren eigenen Untergang heraufbeschworen. (Juusuf `Allii)

 

25. Da übten Wir Vergeltung an ihnen52. So sieh nun, wie das Ende der Leugner war.

52. Bereits in dieser Welt. (Darjabaadi)

 

Abschnitt 3

26. Und (gedenke der Zeit,) als Ibraahiim zu seinem Vater und seinem Volk sprach: „Ich sage mich los von dem, was ihr verehrt53

53. Die Berufung auf die Traditionen der Vorfahren wird durch Ibraahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Beispiel auf zweierlei Weise zurückgewiesen:

1. Er verließ den Kult der Ahnen, dem sein Vater und sein Volk anhingen, und folgte dem wahren Weg, selbst als er dafür Opfer auf sich nehmen mußte; und

2. er war der Ahnherr der Araber, und wenn die Araber schon darauf bestanden, dem "Weg ihrer Vorfahren" zu folgen, warum sollten sie dann nicht dem Vorbild ihres guten Ahnherrn folgen, statt den schlechten Vorfahren, die dem Bösen zum Opfer gefallen waren?

Vergleiche auch oben Aja 22 und die entsprechenden Fußnoten. Einzelheiten der Geschichte Ibraahiims, auf die hier Bezug genommen wird, finden wir in Suura 21:51-70. (Juusuf `Allii)

Eben dieser Aufruf zum Imaan an die Einheit Gottes, den die kaafir Araber ablehnten, war derselbe Aufruf, mit dem dereinst ihr Stammvater Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu seinem Vater und zu seinem Volk gekommen war. Hiermit verurteilte er den von ihren Vorfahren übernommenen Götzendienst und die Verehrung anderer Gottheiten außer Allah. Ibraahiim distanzierte sich von ihrem Vergehen, andere zu verehren als Allah. Der sie erschaffen hatte, und ihren Vorfahren so blindlings zu folgen. Erst spätere Generationen waren von dieser Lehre Ibraahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, abgewichen und hatten sich nicht um das positive Beispiel ihrer Vorfahren gekümmert. (Qutb)

Indem er dies sagte, wandte er sich genau gegen die blinde Befolgung von religiösen Anschauungen, die allein durch die Tradition der Vorfahren begründet und damit in der Umgebung vorhanden waren, selbst wenn sie der Vernunft und /oder der Offenbarung Allahs widersprechen. Ibraahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Suche nach der Wahrheit wird im Qur`an mehrfach erwähnt, besonders in Suura 6:74ff und 21:51ff. (Asad)

 

27. Anstelle Dessen, Der mich erschaffen hat, denn Er wird mich rechtleiten54."

54. In beiden Welten. Er ist der einzige Schöpfer, Erhalter und Führer. (Darjabaadi)

In diesen Worten bekennt Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nicht nur seinen Imaan an den einen Allah sondern begründet auch seine Überzeugung. (Mauduudi)

 

28. Und er machte es zu einem Wort55, das unter seiner Nachkommenschaft fortdauerte56. Vielleicht werden sie umkehren57?

55. "Ein Wort": das heißt die Botschaft der Einheit, nämlich: „Ich diene nur Dem, Der mich geschaffen hat", wie oben in Aja 27 Dies war seine Lehre, und dieses Vermächtnis hinterließ er denen, die ihm nachfolgten. Er hoffte, dass sie es heilig halten und die Fahne der Einheit hochhalten würden. Vergleiche auch Suura 100:7-8 und 37:108-111 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

56. Indem er sie ermahnte, seinem Diin zu folgen. (Darjabaadi)

57. Damit sie sich zu  zurückwenden. (Juusuf `Allii)

Damit sie sich vom Götzendienst ab und der Einheit Allahs zuwenden. (Darjabaadi)

Dies zeigt, dass der Prophet Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nicht glaubte, dass man den Vorfahren fraglos folgen sollte, sondern man sollte zunächst durch kritische Überprüfung feststellen, ob sie dem rechten Weg folgten oder nicht. Wenn es der Vernunft deutlich wird, dass sie einem falschen Weg folgten, dann soll man diesen Weg verlassen und sich dem zuwenden, der sich als richtig erweisen hat. (Mauduudi)

 

29. Ich aber ließ sie und ihre Väter wohl versorgt leben58, bis die Wahrheit zu ihnen kam59 und ein offenkundiger Gesandter60.

58. Beachte hier die Verwendung der ersten Person Singular, aus der Allahs persönliche Liebe und Fürsorge für Ibraahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Nachkommen in beiden Familienzweigen deutlich wird. Dies steht im Zusammenhang mit dem Wohlstand, den Makka und die Makkaner genossen, bis sie die Wahrheit des Islam ablehnten, die in ihrer Mitte von einem Gesandten aus ihren eigenen Reihen verkündet wurde. (Juusuf `Allii)

59. Nämlich der Qur`an. (Darjabaadi)

60. Ein Gesandter mit einer deutlichen Botschaft. (Darjabaadi)

Allah legte ihnen keine moralische Verpflichtungen auf, bevor Er ihnen durch eine offenbarte Botschaft die Bedeutung von Richtig und Falsch deutlich gemacht hatte. Dies ist in erster Linie eine Anspielung auf die kaafir Zeitgenossen des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und den Wohlstand, den diese lange Zeit hindurch genießen durften (vergleiche auch Suura 21:44). Im weiteren Sinne bedeutet dieser Abschnitt jedoch auch, dass Allah niemals ein Volk für ein Unrecht zur Rechenschaft zieht, ohne dass ihm deutlich eine Möglichkeit gegeben worden ist, zwischen Recht und Unrecht zu unterscheiden. Vergleiche auch Suura 6:131-132 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Eine weitere Bedeutung des Ausdrucks "rasuulun mubiin" رَسُولٌ مُّبِين kann folgendes sein: ein Gesandter, dessen Auftrag offensichtlich und unzweideutig ist, dessen Leben vor und nach seiner Berufung zum Prophetentum eindeutig Zeugnis davon ablegt, dass er Allahs Gesandter ist. (Mauduudi)

 

30. Als aber die Wahrheit zu ihnen kam, sprachen sie61: „Dies ist Zauberei, und wir verinnerlichen nicht den Imaan daran62."

61. Um ihre wunderbare Wirkungsweise wegzuerklären. (Darjabaadi)

62. Als die kaafir Makkaner die wunderbar Macht und Autorität nicht begreifen konnten, mit der der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, seine Botschaft verkündete, bezeichneten sie diesen Allah ergebenen Einfluss als Zauberei. (Juusuf `Allii)

Wahrheit und Dichtung sind nicht miteinander vergleichbar, denn die Wahrheit ist klar und offensichtlich und ein deutlicher Aufruf. Darüber waren sich die Führer der Quraisch auch nicht im unklaren, dass es sich hier um die Wahrheit handelte, aber sie wollten mit dieser falschen Anschuldigung eine bestimmte Reaktion beim Volk auslösen und es veranlassen, sich ihrem Kufr anzuschließen, wie Tyrannen dies zu tun pflegen. Sie belügen ihr Volk aus Angst, ihre Macht und ihrs Privilegien zu verlieren, wenn das Volk die Wahrheit erfährt. Erst dann stürzen alle falschen Größen und es bleibt nur Allah allein zu dienen und Ihn allein zu fürchten. (Qutb)


 

31. Und sie sagen63: "Warum ist dieser Qur`an nicht einem angesehen Mann aus den beiden Städten herabgesandt worden64?"

63. Dies sagen die kaafir Makkaner unter dem Einfluss ihrer reichen Aristokraten, indem sie den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nach rein weltlichen Massstäben beurteilen. (Darjabaadi)

64. Die Welt urteilt nach ihren eigenen niedrigen Kriterien. Vom weltlichen Standpunkt aus betrachtet, war der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, arm und ein Waisenknabe. Warum - so dachten sie - sollte gerade er so reichlich mit geistigem Wissen und Macht ausgestattet werden? Wenn eine solche Gabe einem Menschen aus ihren Reihen zukäme, dann sollte es ihrer Ansicht nach doch einer der führenden Männer entweder in Makka oder in der fruchtbaren Gartenstadt Taaif sein. (Juusuf `Allii)

Jemand, der wohlhabend und einflussreich war und einen offensichtlichen natürlichen Anspruch auf Autorität und Prestige hatte. (Darjabaadi)

 

32. Verteilen etwa sie65 die Barmherzigkeit deines Herrn66? Wir (selbst) verteilen doch unter ihnen Unterhalt67 im Leben dieser Welt68 und haben die einen von ihnen im Rang erhöht über die anderen69, so dass sie voneinander Nutzen ziehen. Die Barmherzigkeit deines Herrn aber70 ist besser als all das, was sie anhäufen71.

65. Diese Menschen, und nicht Allah. (Darjabaadi)

66. Ihren eigenen Wünschen und Launen entsprechend. (Darjabaadi)

67. Das heißt geistige Gaben, so wie sie mit einer Offenbarung verbunden sind. Welche Kühnheit ist doch ihr Anspruch, darüber verfügen zu wollen oder sie untereinander verteilen zu können. Vielleicht bilden sie sich ja auch ein, sie verteilten die guten Dinge dieser Welt unter sich. In gewissem Sinne mag dies stimmen, aber selbst hier ist ihre eigene Macht und Initiative sehr beschränkt. Selbst hier hängt alles von Allahs Willen ab. In Seiner Weisheit läßt er einige Menschen an Macht und Reichtum zunehmen und Macht über andere ausüben, so dass sich verschiedene Ränge unter den Menschen herausbilden. Die Menschen streben eifrig nach den guten Dingen dieses Lebens, obgleich sie im Vergleich zu den geistigen Gaben wertlos sind. (Juusuf ’Allii)

Sie vermögen nicht einmal für sich selbst etwas zu erreichen oder sich selbst auf dieser Erde ihren Lebensunterhalt zu sichern, geschweige denn über Allahs Barmherzigkeit zu verfügen. (Qutb)

68. Die Versorgung für das diesseitige Leben wird den einzelnen wie der Gemeinschaft von Allah unterschiedlich gegeben und unterscheidet sich je nach deren Gewerbe, dem Zeitalter und den gesellschaftlichen Begleitumständen. (Qutb)

Ein konstantes Merkmal bleibt aber - auch in autoritären Gesellschaften, die von oben künstlich gelenkt werden - die unterschiedliche Verteilung der Gaben. Die Weisheit, die diesen Unterschieden in jeder Zeit und in jeder Gesellschaft zugrunde liegt, ist, dass die Menschen auf diese Weise Nutzen voneinander ziehen können. (Qutb)

Die islamische Idealvorstellung ist nicht der autarke Mensch, der nichts und niemanden mehr braucht, sondern der in die Gemeinschaft eingebundene Mensch dessen Leben durch Geben und Nehmen bestimmt ist. (Anm. d. Übers.)

Ihren Bedürfnissen und Fähigkeiten entsprechend. (Darjabaadi)

69. In der Verteilung des Lebensunterhalts, aber auch im Rang und in der Stellung. (Darjabaadi)

Bei sorgfältiger Beobachtung stellen wir fest, dass in jeder Beziehung unter den Menschen große Unterschiede vorhanden sind. Allah hat dem einen etwas gegeben, was er dem anderen vorenthalten, wofür Er ihm aber etwas anderes gegeben hat. Dies beruht auf der Weisheit, dass kein Mensch unabhängig von anderen sein sollte, sondern alle Menschen sind voneinander auf verschiedene Weise abhängig. (Mauduudi)

70. Was die irdischen Gaben betrifft, so kann jeder daran teilhaben, Gerechte und Ungerechte, Gute und Böse. Die Barmherzigkeit Allahs, Sein Segen, und Seine Leitung ist etwas anderes. Allah gibt sie dem, der dafür geeignet ist, der bestimmte Voraussetzungen erfüllt hat. Dies hat mit den irdischen Gaben und Errungenschaften nichts zu tun, die bei Allah kein Gewicht haben, und geringe, sehr geringe Bedeutung besitzen. (Qutb)

71. An materiellem Wohlstand. (Darjabaadi)

 

33. Und wäre es nicht so, dass die Menschen eine einzige Gemeinschaft (von Bösen) werden könnten, so würden Wir allen, die nicht an den Erbarmer den Imaan verinnerlichen, für ihre Häuser Dächer aus Silber und Treppen geben, um hinaufzusteigen72,

72. In der geistigen Welt wird Gold und Silber oder weltlichem Rang und Schmuck so wenig Wert beigemessen, dass diese allen zur freien Verfügung gestellt werden könnten, die Allah leugnen oder verachten, wenn nicht dadurch eine zu große Versuchung den Menschen in den Weg gelegt würde, denn sie würden dann alle danach drängen, ihr geistiges Leben für materiellen Reichtum zu verkaufen. Sie hätten dann vielleicht silberne Dächer, Treppen, Türen und Throne und Goldschmuck aller Art. Aber Allah lässt nicht zu, dass dem Menschen allzugrosse Versuchungen in den Weg gelegt werden. Er verteilt die Dinge ungleichmäßig, gibt einige den Ungerechten und einige den Gerechten, so dass ihr Besitz kein Kriterium für einen gerechten oder ungerechten Lebenswandel sein kann. Seine Weisheit sieht weit genauer die Hintergründe als wir sie jemals wahrnehmen können. (Juusuf `Allii)

Da der Mensch "schwach erschaffen wurde" (vergleiche Suura 4:28), ist es beinahe ein "Naturgesetz", dass er, sobald ihm grosser Reichtum in Aussicht gestellt wird, dazu neigt, alle geistigen und moralischen Rücksichten ausser acht zu lassen und völlig egoistisch, gierig und rücksichtslos zu werden. (Asad)

 

34. Und Türen für ihre Häuser und Ruhebetten, darauf zu liegen73,

73. Allah lässt jedoch nicht zu, dass dem Menschen so große Versuchungen in den Weg gelegt werden. (Darjabaadi)

 

35. Und Schmuck74. Dies alles ist aber nur eine Versorgung für das Leben dieser Welt75, und das Jenseits76 bei deinem Herrn ist für die Mutaqiin77.

74. "Schmuck": das Schlüsselwort dieser Suura. Aller falsche Glanz und Schmuck dieser Welt ist wertlos. Er hindert meistens eher als dass er hilft. (Juusuf `Allii)

75. Vergänglicher Glanz, der die Grenzen dieses Lebens nicht überschreitet und selbst hier noch geringfügig ist. (Qutb)

76. Das wirklich ein Ziel ist, nach dem es sich zu streben lohnt. (Darjabaadi)

77. Aufgrund ihrer Taqwa sind sie Allah nahe und haben einen hohen Rang bei Ihm, denn sie haben sich an dem orientiert, was wertvoller und dauerhafter ist. Wohlstand und Wohlleben wirken fatal bei vielen Menschen. besonders wenn man sieht, dass bei den Kufar Prunk und Macht herrscht, und bei den Aufrichtigen Bedrängnis und Machtlosigkeit. Aber Allah zeigt ihnen, dass dies alles gering gilt und bei Ihm keine Bedeutung hat. (Qutb)

 

Abschnitt 4

36. Wer sich78 vom Gedenken des Erbarmers abwendet79, für den bestimmen Wir einen Schaytaan80, der sein Gefährte wird81.

78. Wenn Menschen absichtlich den Gedanken an Allah aus ihrem Bewusstsein verbannen, ist es nach Gesetzmäßigkeiten die natürliche Folge, dass sie sich dem Bösen anschliessen. Gleiches gesellt sich zu gleichem gleichem. Das Böse können wir im Abstrakten verallgemeinern, aber es nimmt in den Gefährten auf unserem Lebensweg korekte Form an. (Juusuf `Allii)

79. Die Erinnerung an Ihn ebenso wie Seine Ermahnung im Qur`an. (Mauduudi)

80. Dies ist eine Gesetzmäßigkeit, der der Mensch als Geschöpf Allahs unterworfen ist. Wenn er Allah gegenüber gleichgültig wird, findet Satan den Weg zu ihm und beeinflusst ihn zum Bösen. Davor wird der Mensch hier gewarnt. (Qutb)

Als Folge seiner bewussten Entscheidung für das Böse. (Darjabaadi)

81. Wörtlich: "dem bestimmten Wir einen Schaytaan, und der wird sein Gefährte" oder "sein anderes ich", das heißt einen bösen Impuls, der zu seinem zweiten Selbst wird. Vergleiche auch Suura 41:25 und die entsprechenden Fußnoten. Für die psychologische Bedeutung des Begriffes Schaytaan im Sinne von "böser Impuls" vergleiche auch Suura 15:17 und 14:22 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

37. Sie82 bringen sie wahrhaftig vom Wege ab83, während sie wähnen, rechtgeleitet zu sein84,

82. Jene im vorigen Aja erwähnten üblen Gefährten. (Darjabaadi)

83. Der Niedergang des Bösen erfolgt schnell. Die tragische Konsequenz ist jedoch das das Böse seine Opfer so täuscht, dass sie glauben, sie folgten dem Guten. Sie halten das Böse für ihr Gutes. So gelangen immer tiefer in ihr Elend und werden immer verstockter. "Ihnen" und "Sie" sind der generische Plural für alle, die sich vom Gedenken Allahs fernhalten vergleiche den vorigen Aja). (Juusuf `Allii)

84. Dies ist das schlimmste, was der böse Gefährte ihm vorspiegelt. Er leitet ihn nicht nur weg vom geraden Weg und lässt ihm nicht los, so dass er Gelegenheit hätte, sich zu besinnen sondern er macht ihr- den Weg schmackhaft, so dass er dass Gefühl bekommt, auf dem richtigen Weg zu sein, bis er sein Schicksal trifft. (Qutb)

 

38. Bis schließlich, wenn er85 zu Uns kommt86, er spricht: "Ach, wäre doch zwischen mir und dir87 ein Abstand wie zwischen Osten und Westen88!" Welch schlimmer Gewährte!

85. Ein solcher Mensch. (Darjabaadi)

Immer wenn Allahs Gegenwart spürbar wird, oder auch am Tag des Gerichts, erscheint der betrogenen Seele ein Schimmer der Wahrheit, und sie schreit in ihrer Todesangst ihrem bösen Gefährten zu: "Hätte ich eich doch nie getroffen! Wären wir doch weit, weit voneinander entfernt!" Sie kann jedoch das Böse nicht abschütteln. Durch eine absichtliche Entscheidung ist sie selbst in seine Falle geraten. (Juusuf `Allii)

86. Am Tag des Gerichts, oder wenn ihm seine Irrtümer deutlich werden. (Darjabaadi)

Hier wechselt die Szene vom Leben in dieser Welt zum zukünftigen Leben, wo die wahren Werte wiederhergestellt werden. Da müssen die Verleiteten ihren Irrtum einsehen und wünschen, sie wären der Rechtleitung gefolgt und von ihren bösen Gefährten weit entfernt. (Qutb)

87. Dies spricht er zu seinem bösen Gefährten. (Juusuf `Allii)

88. Wörtlich: "der Abstand der beiden Osten". Die meisten Kommentatoren verstehen dies im Sinne von "ein Abstand wie zwischen Osten und Westen", aber einige verstehen darunter auch den Abstand der Extrempunkte des Sonnenaufgangs Sommer- und Wintersonnenwende. Vergleiche auch Suura 37:5 und die entsprechenden Fußnoten. Eine  Übersetzungsmöglichkeit wäre "unendlich weit entfernt'. (Juusuf `Allii)

 

39. "Heute89 nützt es euch nichts, dass ihr Teilhaber an der Strafe seid90, denn ihr habt Unrecht getan9l. "

89. Dies wird dann zu ihnen gesagt. (Darjabaadi)

90. Alle Teilhaber am Bösen werden sicherlich die Strafe teilen, aber das ist für die einzelne Seele kein Trost. Das Böse wünscht anderen Böses, aber das vermindert nicht das eigene Leiden und befreit nicht von der persönlichen Verantwortlichkeit jeder individuellen Seele. (Juusuf `Allii)

91. Da dies im Plural und nicht im Dual ausgerückt ist, bezieht es sich offensichtlich auf alle Ungerechten, die in ihrem irdischen Leben von ihren bösen Impulsen - sozusagen von ihrem anderen Ich - veranlasst wurden, sich dem Gedenken gegenüber zu verschließen. Im weiteren Sinne bedeutet dieser Aja, dass alle bösen Handlungen, wann und wo sie auch immer begangen wurden, Glieder einer Kette sind, wo ein böses Element immer zum nächsten führt. Vergleiche auch Suura 14:49 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

40. Kannst du etwa den Tauben hörend machen oder den Blinden92 oder den, der in offenkundigem Irrtum ist93 rechtleiten?

92. Sie sind nämlich nicht wirklich taub und blind, sondern sie stellen sich blind und taub in ihrem Irrtum und hören nicht auf die Aufrufe zur Rechtleitung. Die Aufgabe eines Propheten besteht auch nicht darin, sie zum Hören zu bringen oder auf den rechten Weg zu zwingen oder ihre Herzen zu wenden, sondern lediglich darin, ihnen den Weg zu weisen, und er ist nicht für ihren Trotz verantwortlich. (Qutb)

Vergleiche Suura 30:52-53 und die entsprechenden Fußnoten. Die Bösen gelangen immer tiefer ins Unrecht und sinken immer tiefer, bis ihre geistigen Fähigkeiten absterben und keine Hilfe von außen sie mehr retten kann. Sie haben Allahs Allahs Gnade abgelehnt. (Juusuf `Allii)

93. Es gibt Hoffnung für jemanden, der auf der Suche nach der Wahrheit herumirrt, und selbst für jemanden, der aus Versehen oder Willensschwäche herumirrt. Es gibt jedoch keine Hoffnung für jemanden, der sich absichtlich dafür entscheidet, einem "offenkundigen Irrtum" zu folgen, dass heißt einem Irrtum, den eigentlich jeder einsehen müßte. (Juusuf `Allii)

Diese rhetorische Frage impliziert eine negative Antwort. Vergleiche hierzu auch Suura 35:22 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Schenke deine Aufmerksamkeit denen, die zuhören wollen und ihre Augen nicht vor der Wirklichkeit verschlossen haben, und verausgabe dich nicht, indem du versucht, den Blinden den Weg zu zeigen oder die Tauben zum Hören zu veranlassen. Gräme dich auch nicht, wenn deine Angehörigen nicht auf den rechten Weg kommen wollen und die Strafe Allahs auf sich ziehen. (Mauduudi)

 

41. Wenn Wir dich hinwegnehmen94, dann werden Wir sicherlich Vergeltung an ihnen üben,

94. Vergleiche auch Suura 8:30. Während der Zeit in Makka planten die Kufar immer wieder Anschläge gegen den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm,. Aber selbst wenn ihre Anschläge gegen Menschen erfolgreich gewesen wären, hätten sie doch Allahs Plan nicht unwirksam machen können, und die Strafe wäre unvermeidlich gefolgt. Vergleiche auch Suura 10:46 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf ’Allii)

 

42. Oder Wir werden dir zeigen95, was Wir ihnen angedroht haben, denn Wir haben fürwahr Macht über sie96.

95. Während deiner Lebenszeit als vollendete Tatsache. (Darjabaadi)

96. Dies können wir nur im Zusammenhang mit seinem Hintergrund richtig verstehen. Die kaafir Makkaner waren der -Ansicht, dass der Prophet Muchammad - Friede sei mit ihm - für sie zur Ursache ihrer Schwierigkeiten geworden war. Wenn sie ihn loswürden, so würden die Dinge zu ihrem normalen Zustand zurückkehren. Aufgrund solcher Überlegungen beratschlagten sie, wie sie ihn töten könnten. Hier wird dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, mitgeteilt: „Ob du bei ihnen bleibst oder nicht, es macht keinen Unterschied. Wenn du lebst, wirst du mit eigenen Augen ihr weiteres Schicksal sehen; wenn du von dieser Welt abberufen wirst, ereilt ihr Schicksal sie in deiner Abwesenheit, denn sie können den Folgen ihrer bösen Handlungen nicht entgehen." (Mauduudi)

 

43. Darum halte fest an dem, was dir eingegeben wurde97. Du bist fürwahr auf dem rechten Weg98.

97. Lass die Bösen toben und sagen, was sie wollen: der Mutaqi wird ermahnt, standhaft vorwärtszuschreiten in dem Licht. das ihm geben wurde, denn er befindet sich auf dem Weg, der geradewegs zu Allah führt. (Juusuf `Allii)

98. Halte standhaft und beruhigten Herzens an deinem Weg fest." Damit tröstet und stärkt Allah Seinen Gesandten. (Qutb)

 

44. Und es99 ist doch eine Erinnerung100 für dich und für dein Volk, und ihr werdet sicherlich bald (danach) gefragt werden101.

99. Qur'an. (Darjabaadi)

100. "Sikr" ذِكْر Erinnerung, Botschaft, Mittel zur Erinnerung, Ermahnung für die folgenden Generationen. Auf diese Weise sind hier zwei Bedeutungen ausgedrückt, die sich nicht gegenseitig ausschließen:

1. der Qur`an bringt dem Gesandten Allahs eine Botschaft der Wahrheit und Rechtleitung und damit auch seinem Volk;

2. die Offenbarung des Qur`an erhöht den Rang des Propheten und des Volkes, in dessen Sprache er verkündet wurde, und macht es für alle Zeiten der Erinnerung würdig. Diese Ehre bringt auch eine große Verantwortung mit sich. Alle, die davon hören, werden dafür zur Rechenschaft gezogen, wie weit sie geistig davon profitiert haben. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 21:10 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

101 Am Tag des Gerichts werden - metaphorisch gesprochen - alle Propheten gefragt, mit welcher Reaktion ihre jeweiligen Völker ihnen begegneten (vergleiche auch Suura 5:109), und ihre Anhänger werden nach dem geistigen und gesellschaftlichen Nutzen gefragt, den sie aus der übermittelten Offenbarung zogen oder nicht zogen. Die den Anhängen Muchammads, Allahs Segen und Frieden auf ihm, versprochene "Ehre" hängt also von ihrem Verhalten ab und nicht vom bloßen Lippenbekenntnis ihres Diins. (Asad)

 

45. Frage Unsere Gesandten, die Wir vor dir geschickt hatten102: „Haben Wir etwa Götter gemacht, die außer dem Erbarmer verehrt werden sollen103?"

102. Indem ihr nämlich ihre Botschaft untersucht und die, Gelehrten unter ihren Anhängern befragt. Es wird sich herausstellen, dass keine Religion wirklich lehrt, einen anderen als Allah zu verehren. (Juusuf `Allii)

Betrachte frühere Offenbarungen und befrage dein eigenes Gewissen. (Asad)

103. Die Lehre von der Einheit Allahs ist die Grundlage jeder Religion, wo auch immer ein Gesandter Allahs sie verkündete. Auf welche Grundlagen stützen sich denn die Götzendiener indem sie dem Erbarmer Nebengötter zu Seite stellen? Der Qur`an bringt diese Realität zum Ausdruck indem er den Propheten Muchammad - Friede und Heil auf ihm - auffordert, die Gesandten von ihm über diese Problematik zu befragen. Ihre Antwort ist eindeutig und klar. Eine für die Herzen wirksame Technik des qur'anischen Dialogs. (Qutb)

 

Abschnitt 5

46. Wir sandten bereits Muusa104 mit Unseren Zeichen105 zu Pharao und seinen Vornehmen. Da sprach er: "Ich hin fürwahr ein Gesandter vom Herrn der Welten106"

104. Diese Geschichte wird hier aus drei Gründen erzählt:

1. Wenn Allah Seinen Gesandten zu einem Volk schickt und ihm eine solche Gelegenheit gibt wie jetzt den Arabern, dieses aber daraus keinen Nutzen zieht, sondern sich so verhält wie der unvernünftige Pharao und sein Volk, dann trifft es dasselbe Schicksal wie in diesem Falle, der in der Geschichte zum Anschauungsunterricht geworden ist.

2. So wie der Pharao aufgrund seiner Arroganz, seiner Machtgier und seines Größenwahns den Propheten Muusa verachtet hatte, so achten jetzt die Quraisch den Propheten Muchammad - Friede sei mit ihm - als unbedeutend gegenüber ihren Führern. Allahs Maßstab ist jedoch anders, und letztendlich erweist es sich, wer wirklich groß ist.

3. Spott gegenüber Offenbarung und Trotz gegenüber Seinen Warnungen ist kein Scherz, sondern ein sehr ernsthaftes Vergehen. Wer nicht aus dem Schicksal derer lernt, die Allahs Strafgericht auf sich gezogen haben, läuft dem gleichen Schicksal entgegen. (Mauduudi)

105. Einzelheiten zur Geschichte Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, finden wir in Suura 7:103-137. (Juusuf `Allii)

Beweismitteln und Argumenten. (Darjabaadi)

106. Bestärkung des Propheten Muchammad - Frieden und Heil auf Ihn - und als Ermahnung an die Widersacher, bringt der Qur’an hier eine Passage von der Geschichte von Muusa und Pharao, die ein Parallele mit der Situation des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, zeigt: Wieder verkündet ein Gesandter Allahs die Einheit des Diins eine Führung die die Menschen von Tyrannei und befreien will, einem Tyrann, der sich über sein unterdrücktes und ausgebeutetes Volk als Allah erhebt und sich deswegen dem Imaan der Einheit hartnäckig und arrogant widersetzt. (Qutb)

 

47. Als er aber mit Unseren Zeichen zu ihnen kam107, da lachten sie ihn aus108.

107. Zeichen, Wunder oder wie immer man sie nennt geschehen niemals durch die Handlung des Propheten sondern immer durch Allahs eigene Macht. Der Prophet benutzt sie nur im Auftrage Allahs als Beweismittel für die Wahrheit seines Anspruches. Ein Wunder ist nichts anderes als ein Eingriff in die Ordnung der Natur, wie wir sie aus der alltäglichen Erfahrung kennen, durch den Schöpfer der Natur. (Darjabadi)

Ein "Wunder" ist eine ungewöhnliche Botschaft Allahs, die oftmals in symbolischer Form eine geistige Wahrheit zum Ausdruck bringt, die sonst dem Intellekt des Menschen verborgen geblieben wäre, Aber selbst solche außergewöhnlichen "wunderbaren" Botschaften können nicht als "übernatürlich" bezeichnet werden, denn die so genannten Naturgesetze sind lediglich wahrnehmbare Manifestationen von "Allahs Gewohnheit" (Sunna Allah) bezüglich seiner Geschöpfe, Folglich ist alles, was existiert und geschieht, "natürlich" im eigentlichen Sinne des Wortes. Da nun diese außergewöhnlichen Botschaften in der Regel durch besonders begabte und von Allah erwählte Persönlichkeiten ausgedrückt werden, sagt man von ihnen gelegentlich, sie "tun Wunder", Dieses Missverständnis behebt der Qur’an hier mit den Worten: "Wunder sind allein in Allahs Macht", Vergleiche auch Suura 17:59. (Asad)

108. Vergleiche auch Suura 17:101 und unten Aja 49 und 52-53 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

 

48. Wir zeigten ihnen kein Zeichen109, das nicht größer gewesen wäre als das vorige, und Wir belegten sie mit Strafe, damit sie vielleicht umkehrten110.

109. Muusa zeigte ihnen neun klare Zeichen; vergleiche auch Suura 7:133 und 17:101 sowie die entsprechenden Fußnoten. Jedes an war je nach den gegebenen Umständen größer als sein "Schwesterzeichen". Zielsetzung war es, möglichst viele Ägypter von ihrer trotzigen Haltung gegenüber Allah abzubringen. (Juusuf `Allii)

110. Damit sie sich Allah zuwenden. (Darjabaadi)

Die Vorstellung einer "Umkehr" oder "Rückkehr" zu Allah impliziert, dass die instinktive Fähigkeit, Seine Existenz wahrzunehmen, in der menschlichen Natur an sich liegt und die Entfernung des Menschen von Allah nur die Folge geistiger Degeneration ist und nicht eine ursprüngliche Neigung oder Veranlagung. Vergleiche hierzu auch Suura 7:172-173. Die oben erwähnte "Strafe" oder die "Leiden" beziehen sich auf die Plagen mit denen die trotzigen Ägypter heimgesucht wurden. (Asad)

 

49. Sie aber sprachen111: "O du Zauberer112, rufe für uns deinen Herrn an bei dem, was Er dir versprochen hat, dann werden wir sicher rechtgeleitet113.

111. Dies sagten sie zu Muusa. (Darjabaadi)

112. Diese Anrede ist halb Spott, halb ei Herausforderung. Trotz ihres Kufr hatten sie Angst, und um die Plagen zu einem Ende zu bringen, versprachen sie, zu gehorchen. Sobald jedoch eine bestimmte Plage zu Ende war, fielen sie wieder in ihren Ungehorsam zurück. Vergleiche auch Suura 7:133-135. (Juusuf `Allii)

113. Vergleiche auch Exodus:

"So gingen Mose und Aaron vom Pharao. Und Mose schrie zu dem Herrn wegen der Frösche, wie er dem Pharao zugesagt hatte." 8:8;

"Aber der Pharao everhärtete sein Herz auch diesmal und ließ das Volk nicht ziehen." 8:28 und

"Da schickte der Pharao hin und ließ Mose und Aaron rufen und sprach zu ihnen: Diesmal hab ich mich versündigt; der Herr ist im Recht, ich aber und mein Volk sind schuldig. Bittet aber den Herrn, dass er ein Ende mache mit diesem Donnern und Hageln, so will ich euch ziehen lassen, dass ihr nicht länger hierbleiben müßt" 9:27-28. (Darjabaadi)

 

50. Doch als Wir die Strafe von ihnen nahmen114, siehe, da wurden sie wortbrüchig115.

114. Jedesmal, bei jeder Plage. (Darjabaadi)

115. Vergleiche auch Exodus

"Da sprachen die Zauberer zum Pharao: Das ist Gottes Finger. Aber das Herz des Pharao wurde verstockt, und er hörte nicht auf sie, wie der Herr gesagt hatte." 8:15 und

"Als aber der Pharao sah, dass Regen, Donner und Hagel aufhörten, versündigte er sich weiter und verhärtete sein Herz, er und seine Großen." 9:34. (Darjabaadi)

 

51. Und Pharao (ließ) unter seinem Volk verkünden116: „O mein Volk, gehört nicht mir die Herrschaft über Ägypten117 und diese Ströme118, die zu meinen Füßen fließen119? Seht ihr das denn nicht ein?

116. Der Pharao schickte wahrscheinlich Herolde in die Städte und Ortschaften des Landes, um zu verkünden, was er seinen Ministern und Beamten in der Hauptstadt mitgeteilt hatte. Andere Möglichkeiten der Nachrichtenübermittlung gab es damals noch nicht. (Mauduudi)

117. Der Pharao hält das Land Ägypten für seinen Herrschaftsbereich während in Wirklichkeit die Herrschaft über Himmel und Erde - einschließlich Ägyptens - Allah gehört, was für den mu’min Menschen klar und einleuchtend ist, für den äußerlichen, materiellen Menschen aber undenkbar ist. Hier versucht er, Allahs Herrschaft seinen eigenen Herrschaftsanspruch gegenüberzustellen. (Qutb)

118. Die Konjunktion "wa" وَ (eigentlich: "und") soll hier eine Begründung ausdrücken: die Ströme des Nils, die unter seinem Palast flossen, wurden nämlich als Beweis seiner Macht, seiner Herrschaft und seines Wohlstandes angesehen. Der Nil ist die Lebensgrundlage Ägyptens, und der Mythos des Gottes Osiris war ein Bestandteil der Mythen des Nils und der Sonne. Da der Pharao demnach den Nil kontrollierte, kontrollierte er die Gottheiten, die Ägypten personifizierten. Er prahlte mit dem Wasser, und im Wasser kam er um - eine angemessene Strafe.

(Juusuf `Allii)

119. Wörtlich: "unter mir", das heißt nach meiner Anordnung. Dies bezieht sich offensichtlich auf das Bewässerungssystem, das im Nil seinen Ursprung hatte und durch königliche Macht kontrolliert wurde. (Asad)

Offensichtlich hatte der Pharao das Gefühl, dass ihm der Boden unter den Füßen weggezogen wurde. Die von Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, vollbrachten Wunder hatten den Diin des Volkes an die alten Gottheiten ins Wanken gebracht, und der Bann, durch den der Pharao seine Herrschaft aufrechterhielt, geriet ebenfalls ins Wanken, so dass er hier ausruft: „Könnt ihr nicht sehen, dass ich die Herrschaft im Lande habe und die Kanäle kontrolliere, von denen eure gesamte Wirtschaft abhängt? Die ganze Entwicklung dieses Landes wurde von mir und meinen Vorfahren ermöglicht, aber ihr laßt euch von diesem Armseligen beeindrucken!" (Mauduudi)

 

52. Bin ich nicht besser als jener120, der verächtlich ist und sich nicht deutlich ausdrücken kann121?

120 Denn er ist in jedem Fall ein verachteter Israelit und kann sich zudem nicht einmal sprachlich gut ausdrücken. Vergleiche auch Suura 20:27 und die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

Ein armseliger Mensch, der weder über Reichtum noch über Macht verfügt. Mit demselben Einwand begegneten die Quraisch dem Propheten Muchammad - Friede sei mit ihm. (Mauduudi)

121. Das heißt Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Hatte weder ein Reich noch irgendwelche Befehlsgewalt noch Geld. Darüber hinaus entstammte er dem verachteten Volk Israel. Vor einem gleichgültigen Volk wäre sicherlich der Pharao der Eindrucksvollere der beiden gewesen, da er über Ägypten herrschte. Er hält sich hier für besser als Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, der allein mit der Verkündigung der Wahrheit, dem prophetischen Auftrag und einer Warnung und Rettung vor strenger Strafe gekommen war. (Qutb)

Eine Anspielung auf die sprachliche Behinderung, mit der Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, belastet war (vergleiche auch Suura 20:27-28 und die entsprechenden Fußnoten), oder möglicherweise auf den Inhalt seiner Botschaft, der dem Pharao unverständlich erschien. (Asad)

 

53. Warum sind ihm denn keine goldenen Armbänder angelegt worden122, oder (warum) sind mit ihm nicht Engel im Gefolge gekommen123?"

122. Goldene Armbänder und Goldketten gehörten möglicherweise zu den Insignien der Königswürde. Jedenfalls waren sie ein Anzeichen für Reichtum, und die Materialisten beurteilen einen Menschen nach seinem Reichtum und seiner Anhängerzahl. So verlangte auch der Pharao, Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zum im Beweis seiner Position im geistigen Reich in goldenen Armreifen und mit einem Gefolge von Engeln zu sehen. "Beweise" ähnlicher Art verlangten die materialistischen Quraisch vom Propheten Muchammad - Friede sei mit ihm. Dies waren sicher Kindereien, aber solche Kindereien finden bei den Massen Anklang. Abgesehen von einigen wenigen Ägyptern, die an Allah und die von Muusa übermittelte Botschaft den Imaan verinnerlichen, folgen alle übrigen Angehörigen seines Hofstaates dem Pharao auf seinem Rachefeldzug und ertranken im Roten Meer. (Juusuf `Allii)

123. Zum Beweis, dass er von Allah auserwählt ist. (Darjabaadi)

 

54. So gering schätzte er sein Volk124, und sie gehorchten ihm. Sie waren wahrlich ein abtrünniges Volk125.

124. Dass ein Volk auf diese Weise zum Narren gehalten wird, ist hier kein Einzelfall. Viele Völker sind in späteren Zeiten ähnlicherweise von ihren Herrschern verführt worden. Sie isolieren ihre Massen von der Wahrheit , und beschäftigen sie dauernd mit künstlichen Problemen, so dass sie keine Gelegenheit haben, zur Vernunft zu kommen. Wenn die eingehämmerten Denkschablonen Wirkung zeigen, können die Herrscher mit ihrer Bevölkerung machen, was sie wollen. Eine solche Verführung ist jedoch nur dann wirksam, wenn das Volk selbst ungerecht und der Ausschweifung verfallen ist, nd nicht dem geraden Weg folgt, nicht an Allahs Führung festhält und nicht die Maßstäbe des Diins anlegt. (Qutb)

125. In diesem kurzen Satz kommt eine ungeheure Wahrheit zum Ausdruck. Wenn jemand in einem Land die Macht ergreifen will und offen diesen Bestrebungen nachgeht, indem er verschiedene Kniffe anwendet, das Gewissen von Menschen kauft und verkauft und alle aus dem Weg räumt, die sich nicht kaufen lassen, dann zeigt er durch sein Verhalten - was er auch an Gegenteiligem sagen mag - dass er die Bürger des Landes intellektuell und moralisch geringeschätzt und den Eindruck hat, er könne jene unvernünftigen, feigen Menschen zu allem mißbrauchen, was er will. Wenn er dann sein Ziel erreicht und die Menschen versklavt hat, dann zeigen diese durch ihr Verhalten, dass sie tatsächlich das sind, wofür jener Verführer sie gehalten hat, denn die wirkliche Ursache für ihre Niedrigkeit liegt darin, dass sie ein "moralisch verkommenes Volk" sind. Sie interessieren sich nicht dafür, was Wahrheit und was Unwahrheit ist, worin Gerechtigkeit und worin Ungerechtigkeit Liegt, oder für die edlen Charakterzüge von Aufrichtigkeit und Ehrlichkeit. Stattdessen sind ihnen nur ihre persönlichen Interessen wichtig, derentwegen sie bereit sind, mit jedem bösen Menschen zusammenzuarbeiten, jedem Tyrannen nachzugeben, jede Unwahrheit zu akzeptieren und jeden Protest zum Schweigen zu bringen, der im Namen der Wahrheit laut werden will. (Mauduudi)

 

55. Als sie Uns also zum Zorn reizten, übten Wir Vergeltung an ihnen126 und ließen sie allesamt ertrinken127.

126. Allah ist langmütig und gibt immer wieder Gelegenheit zur Umkehr, selbst für den am meisten verhärteten Ungerechten. Letztendlich kommt jedoch die Zeit, in der Seine Gerechtigkeit ihren Lauf nehmen muß und die unausweichliche Strafe folgt. (Juusuf `Allii)

127. Als der Pharao die Kinder Israels schließlich ziehen ließ, wählten diese nicht die Hauptstraße nach Kanaan, die am Mittelmeer entlang und über Gaza führte, denn sie waren unbewaffnet und wären dort auf sofortigen Widerstand gestoßen, sondern den Weg durch die Wüste am Sinai. Sie mussten den sumpfigen Nordzipfel des Roten Meeres durchqueren, wobei Pharao mit seinem Heer auf seiner Verfolgungsjagd ertränkt wurde. Vergleiche auch Suura 2:50. (Juusuf ‘Allii)

 

56. Und Wir machten sie zu einem (Volk), das der Vergangenheit angehörte, und zu einem Beispiel für die späteren (Generationen)128.

128 Der Pharao und seine Heerscharen wurden vernichtet und wurden zu einer bloßen Geschichte aus der Vergangenheit. Ihre Geschichte dient als warnende Lehre für spätere Generationen. (Juusuf `Allii)

 

Abschnitt 6

57. Immer, wenn das Beispiel von 'Isa, dem Sohn der Marjam erwähnt wird, dann bricht dein Volk darüber in Geschrei aus129.

129. 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war ein Mensch und ein Prophet der Kinder Israel, auch wenn sein eigenes Volk ihn nicht annahm. Einige Kirchen, die in seinem Namen gegründet wurden, verehrten ihn als "Gott" oder als "Sohn Gottes", wie es auch die Trinitarier bis heute tun. Die orthooxen Kirchen taten dies in der Zeit des Propheten Muchammad - Friede sei mit ihm. Als die Lehre von der Einheit Gottes erneuert und alle Abgötterei abgewiesen und verurteilt wurde, wurden alle falschen Götter verdammt, vergleiche beispielsweise in Suura 21:98. Die kaafir Araber betrachteten 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, als in derselben Kategorie wie ihre Götzen und wollten nicht einsehen, wieso ein fremder Kult oder ein fremder Gott als besser angesehen werden sollte als ihre eigenen Götzen. Dies hatte an sich keine Substanz, sondern war nur ein Scheinargument und ein Wortgefecht. 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war einer der größten Propheten; er war weder ein Gott, noch war er für die Haarspaltereien des Athanasischen Bekenntnisses verantwortlich. (Juusuf `Allii)

 

58. Sie sagen130: "Sind unsere Götter besser oder er131?" Darüber sprechen sie mit dir nur aus Streitsucht132. Nein, sie sind ein streitsüchtiges Volk.

130. Ihr Argument war mehr oder weniger folgendes: Der Qur'an sagt aus, dass 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, lediglich ein Mensch war - dennoch betrachteten ihn die Christen, die in ebendiesem Qur'an als "Anhänger früherer Schriften" (Achl Al-kitaab) bezeichnet werden, als göttlich. Haben wir dann nicht eher ein Recht, unsere Engel zu verehren, die doch einem menschlichen Wesen sicher überlegen sind? - Die Fehlerhaftigkeit dieses "Argumentes" wird im folgenden aufgedeckt. (Asad)

131. Indem sie die Lehre des Islam mit der des Christentums durcheinander bringen. (Darjabaadi)

132. Sie führen diese Diskussion nur um ihrer selbst willen. (Darjabaadi)

Da der Qur'an ausdrücklich an vielen Stellen die Vergötterung 'Isas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, verurteilt, kann diese von ihm nicht gewollte Vergötterung nicht als Argument für die kaafir Engelverehrung und damit gegen den Qur'an herangezogen werden. (Asad)
 

59. Er war nur ein Diener133, dem Wir Gnade erwiesen haben134, und Wir haben ihn zu einem Beispiel für die Kinder Israel gemacht135,

133. Nicht eine anzubetende Gottheit, wie einige Christen behaupten, die ihn verehren, sondern ein Diener, dem {Gnade erwiesen hat und den Er auserwählt hat, ein Beispiel und Vorbild für die Kinder Israel zu sein. Sie jedoch vergaßen sein Beispiel und wandten sich von seinem Weg ab. (Qutb)

Insofern ist er auch nicht verantwortlich für das, was ihm nachträglich zugeschrieben wurde. (Darjabaadi)

134.Mit der Gabe des Prophetentums. (Darjabaadi)

135. Dies ist eine Bezugnahme auf den begrenzten Auftrag des Propheten 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, dessen frohe Botschaft an die Juden nur in gewisser, fragmentarischer Form erhalten geblieben ist. (Juusuf `Allii)

 

60. Wenn Wir es wollten, könnten Wir aus euch Engel als (eure) Nachfolger auf Erden hervorgehen lassen136.

136. Wenn gesagt wurde, dass 'Isas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Geburt ohne Vater ihn vor anderen Propheten auszeichnet, dann würde die Erschaffung von Engeln ohne Vater und Mutter diese noch höher einstufen, besonders auch insofern, als Engel nicht essen oder trinken müssen und keinen physischen Gesetzmäßigkeiten unterworfen sind. Aber in Wirklichkeit stehen Engel nicht höher. (Juusuf `Allii)

Dies bedeutet , dass nicht nur 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, kein übernatürliches Wesen war, sondern dass auch die Engel erschaffene, in ihrer Existenz begrenzte Wesen sind - wie mit dem Satz angedeutet wird "die einander nachfolgen" - und damit weit vom Status Allahs entfernt sind. (Asad)

kann auch in folgendem Sinne verstanden werden: "Er könnte einige von euch zu Engeln machen". (Mauduudi)

 

61. Doch er137 ist fürwahr ein Anzeichen für die Stunde138. Darum zweifelt nicht daran139, sondern folgt mir140. Das ist der gerade Weg.

137. Dies wird als Bezugnahme auf das zweite Erscheinen 'Isa in den letzten Tagen unmittelbar vor der Auferstehung verstanden, wenn er falsche Lehren vernichtet, die in seinem Namen verbreitet werden, und den Weg für die allgemeine Annahme des am bereitet, die Botschaft der Einheit und des Friedens, den geraden Weg des Qur'an. (Juusuf `Allii)

Während die meisten Kommentatoren das Pronomen "hu" auf 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, beziehen, bringen es einige auch mit dem Qur'an in Verbindung und verstehen den obigen Satz im Sinne von: „Diese (Schrift Allahs) ist in der Tat ein Mittel zu wissen, (dass) als eine Letzte Stunde (kommen muß)." Dies soll in diesem Zusammenhang die letztendliche Verantwortlichkeit des Menschen vor seinem Schöpfer betonen und damit die Tatsache, dass unsere Verehrung nur Ihm allein gebührt, deshalb folgt dieser Satz als eine Art Einschub logisch auf die Erwähnung der Vergötterung ’Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm.(Asad)

138. Ein Anzeichen (wörtlich: Wissen) in dem Sinne, dass er die Annäherung der Stunde, der Auferstehung oder ihr unmittelbares Bevorstehen ankündigt. (Qutb)

139. Sie zweifeln an dieser Stunde der Auferstehung, aber der Qur'an ruft sie zur Gewißheit auf. (Qutb)

140. Sie befanden sich im Irrtum, und der Qur'an ruft sie durch den Mund des Propheten auf, diesem zu folgen, denn er führt sie auf den rechten Weg, auf dem der Reisende sich nicht verirrt. (Qutb)

 

62. Und lasst den Schaytaan euch nicht abhalten141. Er ist euch fürwahr ein offenkundiger Feind.

141. Von Allahs Religion abbringen. (Darjabaadi)

Am Imaan an die Auferstehung hindern. (Mauduudi)

 

63. Als 'Isa mit klaren Beweisen142 zu ihnen kam, sprach er: "Ich komme fürwahr zu euch mit der Weisheit143 und um euch etwas von dem144 zu erläutern, worüber ihr uneinig seid. Darum fürchtet Allah und gehorcht mir145.

142. Mit weisen Lehren, besonders mit der Lehre der Einheit und Unsichtbarkeit Allahs. (Darjabaadi)

143. Wahr Weisheit besteht im Verständnis der Einheit der Zielsetzung Allahs und der Einheit Allahs selbst. Der Mensch 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, kam, um die zerstrittenen Sekten der Kinder Israel zu vereinigen, und seine wahre Lehre war dieselbe wie das, was in erweiterter Form im Islam gelehrt wird. Er erhob nicht den Anspruch, Allah zu sein. Warum sollten dann auch die Christen nicht der Lehre der Einheit folgen statt ihrer überlieferten Gewohnheit? (Juusuf `Allii)

144. Nach Tabari bezieht sich der Ausdruck "etwas von ..." auf den Bereich des Diins und der Ethik, denn zu 'Isa Aufgaben gehört es nicht, sich mit dem Alltagsleben der Menschen zu befassen. Diese Beobachtung stimmt mit der Vorstellung 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, von überein, wie sie aus den (zugegebenermaßen fragmentarischen) Berichten von seiner Lehre hervorgeht, die uns in den synoptischen Evangelien überliefert sind. (Asad)

145 Er sagte weder: „Ich bin Allah" noch "Ich bin Sohn Allahs" und beanspruchte keine andere Bindung zu Allahs; als die eines Dieners zu seinem Herrn. (Qutb)

 

64. Wahrlich, Allah ist mein Herr und euer Herr146. Darum dienet Ihm. Das ist der gerade Weg147."

146. In den Ajas 26-28 wird an die kaafir Araber appelliert, dass der Islam eigentlich ihre eigene Religion ist, die Religion ihres Vorfahren Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm. In den Ajas 46-54 werden die Juden darauf aufmerksam gemacht, dass der Islam eigentlich dieselbe Religion ist wie die, die ihr Prophet Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, lehrte, und dass sie nicht ihren Führern erlauben sollten, sie zu Narren zu halten. In den Ajas 57-65 wird an die Christen appelliert, dass der Islam dieselbe Religion ist wie die, die ehrte, und dass sie ihre sektiererische Haltung aufgeben und der universalen Religion folgen sollten, die den rechten Weg weist. (Juusuf `Allii)

147. Vergleiche auch Suura 3:50-51; 4:171-172; 5:72; 5:116-117 und 19:30-36 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

 

65. Aber die Parteien waren uneins und spalteten sich148. Wehe darum denen, die unrecht tun149 angesichts der Strafe eines schmerzlichen Tages!

148. So dass die Religion 'Isas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, fast zu Götzendienst entartete. (Darjabaadi)

Bezüglich der Natur 'Isa und er Unzulässigkeit andere Wesen als Allah zu verehren: eine Anspielung auf die Entwicklung des Christentums in der Folgezeit. (Asad)

Vergleiche auch Suura 4:171; 5:17 und 5:116-117 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

149. Sie tun sich selbst unrecht bezüglich der Menschlichkeit 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm. (Darjabaadi)

 

66. Warten sie nur auf die Stunde150, dass sie plötzlich über sie hereinbricht, ohne dass sie sich dessen bewusst sind?

150. Vergleiche Suura 12:107. Worauf warten? Die Stunde des Gerichts kann jeden Augenblick schlagen. Sie kommt plötzlich, bevor sie bemerken, dass sie über sie hereinbricht. Sie sollten ihren Beschluss fassen, irreführende Debatten aufzugeben und auf den rechten Weg zu kommen. (Juusuf `Allii)

 

67. An jenem Tag werden Freunde miteinander verfeindet sein, mit Ausnahme der Mutaqiin151

151. Hass und Groll, wie sie mit dem Bösen verbunden sind, werden in dieser Zeit der Angst besonders spürbar. Dies wäre an sich schon eine Strafe, von der die Rechtschaffenen frei sind. Die Rechtschaffenen haben dann die Gefahr hinter sich, in eine falsche Gemütsverfassung zu verfallen. (Juusuf `Allii)

Sie werden einander hassen - diejenigen, die nun erkennen müssen, dass ihre einstmaligen Freunde sie verführt haben, und die letzteren, weil sie sehen, dass ihnen die Fehler der von ihnen Verführten mit zur Last gelegt werden. (Asad)

Die Feindschaft der Freunde resultiert geradewegs aus ihrer freundschaftlichen Beziehung. Ihre Freundschaft basierte auf ihrer gemeinsamen Ausschweifung und Irreführung. Heute, am Jüngsten Tag nun tadeln sie und schieben sich gegenseitig die Verantwortung zu und verwandeln sich in regelrechte Feinde gegeneinander. (Qutb)

 

Abschnitt 7

68. O Meine Diener, an jenem Tag sollt ihr keine Angst haben und nicht traurig sein152,

152. Verehrung und ’Ibaada führen dazu, dass die Seele von aller Trauer und Sorge befreit wird, sowohl bezogen auf die Vergangenheit als auch auf die Gegenwart und Zukunft, wenn wir diese Analogie von der Zeit auf einen zeitlosen Zustand anwenden können. Verehrung und ’Ibaada zeigen sich

1. im Imaan  an Allahs  Zeichen, was bedeutet, dass wir Seinen Willen verstehen und akzeptieren; und

2. indem wir unseren Willen völlig mit Seinem allumfassenden Willen in Einklang bringen; das bedeutet, sich im Einklang mit dem Unendlichen zu befinden und in allen Dingen die Verwirklichung Seines Reiches zu fördern. (Juusuf `Allii)

 

69. Die ihr an Unsere Zeichen den Imaan verinnerlicht haben und euch (Allah) ergeben habt.

70. Tretet ein in den Garten, ihr und eure Gefährten und Gefährtinnen153, als Glückselige!

153. Der Garten ist das Symbol für alles, was für Auge, Gemüt und Seele schön ist, alles, was Ruhe und Harmonie gibt, ein Zustand der Glückseligkeit, wie wir ihn uns in unserer hektischen Welt kaum vorstellen können. (Juusuf `Allii)

Das Wort "aswaadsch" أزْوَاج, das im arabischen Originaltext verwendet wurde, bedeutet sowohl "Ehepartner" als auch "nahe stehende Gefährten". (Mauduudi)

 

71. Schüsseln und Becher aus Gold machen unter ihnen die Runde154, und es gibt darin alles, was ihre Seelen begehren155 und woran die Augen Freude finden: darin sollt ihr ewig bleiben156.

154. Alle unsere Lieben werden bei uns sein, denn die vollkommene Liebe beschränkt sich nicht auf das Selbst, sondern findet wie eine Note ihren Ton im Einklang mit den anderen. Die schönsten und reichlich gefüllten Gefäße erfüllen unsere geläuterten Wünsche und geben unseren Seelen auf jede mögliche Weise vollste Befriedigung. (Juusuf `Allii)

155. Damit finden wir vollste Zufriedenheit. (Darjabaadi)

156. Die Freude des Paradieses ist nicht nur vollkommen, sondern auch endlos. (Darjabaadi)

 

72. Das ist das Paradies, dessen Erben ihr seid aufgrund dessen, was ihr zu tun pflegtet157.

157. Wir werden dort nicht als Fremde oder vorübergehende Gäste sein, sondern als Erben - Erben für alle Zeit aufgrund unserer guten Handlungen im irdischen Leben. (Juusuf `Allii)

 

73. Für euch sind darin Früchte158 in Fülle, von denen ihr essen könnt159.

158. "Früchte" und "essen" sind im übertragenen Sinne zu verstehen. Symbolisch wurden Essen und Trinken schon oben in Aja 71 durch die "Becher aus Gold" angedeutet. "Früchte" schließt hier an die letzten Worte von Aja 72 oben an. Es geht nicht um eine "Lohnethik". Lohn wird dem Verdienst entsprechend bemessen, aber die hier zu erwartende Glückseligkeit übersteigt jedes Verdienst. Es ist eine Lehre von Handlungen und deren Früchten: jede Handlung hat ihre unvermeidlichen Folgen. Auf den ersten Blick erscheint dies wie eine andere Version der Karmalehre, unterscheidet sich davon jedoch durch die Betonung der grenzenlosen Barmherzigkeit Allahs und der Wirksamkeit der Reue. (Juusuf `Allii)

159. Wörtlich: "davon werdet ihr essen". Das Wort "akala" wird aber im Qur'an mehrfach in einem weiter gefassten Sinne als "genießen" oder "Zufriedenheit gewinnen" benutzt. Vergleiche hierzu auch Suura 5:66 und 7:19 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

 

74. Wahrlich, die Schuldigen bleiben in der Strafe der Hölle160.

160. Für einen unbestimmten Zeitraum. Vergleiche auch Suura 6:128 und 40:12 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

75. Sie wird ihnen nicht gemildert, und Verzweiflung wird sie erfassen.

76. Nicht Wir haben ihnen unrecht getan, sondern sie selbst haben ständig unrecht161 getan.

161. Die Ungerechten leiden nicht, weil Allah ungerecht oder grausam ist, auch nicht als Abschreckungsmittel für andere, denn ihre Probezeit ist abgelaufen, sondern weil ihre bösen Handlungen ihre unvermeidlichen Früchte nach sich ziehen. Gnade war immer bereit, Möglichkeiten zur Reue und Vergebung zu eröffnen, sie aber lehnten sie ab. Sie waren ungerecht zu sich selbst. Dies ergänzt die Lehre von den Handlungen und ihren Früchten, wie sie oben in Fußnote 158 erläutert wurde. (Juusuf `Allii)

 

77. Sie werden schreien162: „O Wächter163, lass deinen Herrn ein Ende mit uns machen164." Er wird sprechen: „Ihr bleibt165!"

162. In äußerster Verzweiflung. (Darjabaadi)

163. "Maalik" مَالِك: ein Herrscher oder Besitzer; jemand, der die Macht hat; hier ist damit der Engel gemeint, der die Oberaufsicht über die Hölle hat. (Juusuf `Allii)

164. Bitte für uns, dass Er uns völlig vernichtet und damit von diesem Leiden befreit. (Darjabaadi)

165. Vergleiche auch Suura 20:74. Vernichtung ist besser als Leiden. Aber die Ungerechten können die Früchte ihrer Handlungen nicht aus dem Weg räumen, indem sie um ihre Vernichtung bitten. (Juusuf `Allii)

 

78. Wir haben euch doch die Wahrheit gebracht 166, aber die meisten von euch haben die Wahrheit verabscheut167.

166. Damit kommen wir in die Gegenwart zurück- in erster Linie in die Zeit, in der in Makka der Islam verkündet wurde, analog aber in jede andere Zeit. Für diejenigen, die von Unwahrheit und Trug leben und davon profitieren, erscheint die Wahrheit manchmal bitter. Sie hassen die Wahrheit und verschwören sich gegen sie. Werden sie jedoch Erfolg haben? Vergleiche auch den nächsten Aja und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

167. Diejenigen, die die Wahrheit bekämpfen, tun dies nicht aus Unwissenheit, sondern weil sie die Wahrheit hassen und ihren Gelüsten und Wünschen folgen wollen und zu schwach sind, diese zu beherrschen. Aus ihrer Schwäche gewinnen sie Stärke, um gegen die Wahrheit und ihre Verkünder zu kämpfen. (Qutb)

 

79. Haben sie etwa (unter sich) eine Sache geplant168? Aber auch Wir haben einen Plan gemacht169.

168. Menschen können sich nicht in wesentliche Angelegenheiten des Universums einmischen. Wenn sie sich gegen die Wahrheit wenden, wird die Wahrheit sie vernichten, wenn sie sie aber akzeptieren, wird die Wahrheit sie befreien. entscheidet diese Angelegenheiten. (Juusuf `Allii)

169. Allahs Plan wird sich schließlich durchsetzen, nicht der ihrige. (Darjabaadi)

 

80. Meinen sie denn, Wir hören ihre Geheimnisse und ihre heimlichen Beratungen nicht170? Doch, und Unsere Gesandten171 bei ihnen schreiben es auf.

170. Wie heimlich Menschen auch planen mögen, alles ist Allah bekannt. Seine Schreiberengel sind immer und überall dabei, den Bericht ihrer Taten zu schreiben, der sie dereinst am Tag des Gerichts überführen wird. (Juusuf `Allii)

Dies ist möglicherweise eine Anspielung auf die jahrhundertelangen christliche Kontroverse zu der Frage, ob 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, "Allahs Sohn" und damit göttlich sei oder nicht. Diese Kontroversen wurden oft durch unbewusste Entlehnungen einiger christlicher Denker aus antiken Kulten und Vorstellungen beeinflusst, die anfangs von unitarischen Theologen wie Arius, dem Patriarchen von Alexandria (etwa 280-336 n.'Isa.) bekämpft wurden. Beim Konzil von Nicäa (325 n. Chr.) wurden jedoch die Arianischen Lehren, die bis dahin von der überwiegenden Mehrheit der Christen geteilt wurden, als häretisch verurteilt, und die Lehre von der Göttlichkeit 'Isas wurde im so genannten Nicäischen Glaubensbekenntnis als Grundlage des christlichen Glaubens formuliert. (Asad)

171. Oder: "Unsere Boten", das heißt die Engel. (Asad)

 

81. Sprich172: „Hätte der Erbarmer einen Sohn173, ich wäre der erste, der ihn verehrt174 und dient."

172. Damit ist der Prophet Muhammad - Friede sei mit ihm - angesprochen. (Darjabaadi)

173. Wie es die Christen und Götzendiener sich vorstellen. (Darjabaadi)

174. Ein Mutaqi hat gegen 'Ibaada nichts einzuwenden, in welcher Form auch immer. Er muss jedoch der Wahrheit entsprechen und darf weder, irgendwelche abergläubischen, herabwürdigenden Dinge zuschreiben noch falsche Vorstellungen fördern. (Juusuf `Allii)

 

82. Gepriesen sei der Herr der Himmel und der Erde, der Herr des Throns175, (erhaben ist Er) über alles, was sie behaupten176.

175. Vergleiche auch Suura 7:54 und die entsprechenden Fußnoten. Alle Macht, Autorität, alles Wissen und alle Wahrheit sind Allah. Er zeugt nicht und ist nicht gezeugt. Er ist erhaben über alle Dinge. (Juusuf `Allii)

176. Das heißt weit entfernt ist Er von aller Unvollkommenheit und der Unvollständigkeit, die impliziert ist, wenn von Nachkommen die Rede ist. Schon allein die Vorstellung einer "Begrenzung" bedeutet die Möglichkeit eines Vergleiches oder einer Korrelation eines Objektes mit einem anderen: Allah aber ist einzigartig, "nichts ist Ihm gleich" (vergleiche Suura 42:11 und 2:4). Jeder Versuch, Ihm oder Seine Attribute einzugrenzen, ist eine logische Unmöglichkeit und vom ethischen Standpunkt her betrachtet eine Sünde. (Asad)

 

83. Lass sie also reden und (mit Worten) spielen177, bis sie ihrem Tag begegnen178, der ihnen verheißen ward.

177. Dies ist offensichtlich eine Anspielung auf Feinheiten im Wortlaut des Nicänischen Glaubensbekenntnisses, besonders die Aussage: "... gezeigt, nicht geschaffen, eines Wesens mit dem Vater, Gott vom Gott..." und so weiter. (Asad)

178. Dieser ihr Tag: sie hatten ihre Zeit auf der Erde; eine Zeit anderer Art werden sie im zukünftigen Leben haben, nach der Verheißung Allah von der Auferstehung oder vielleicht auch der Vergeltung in diesem Leben. Lass sie darum mit ihren Vorstellungen und Eitelkeiten spielen. Die Wahrheit wird sich schließlich durchsetzen. (Juusuf `Allii)

 

84. Er ist es, der im Himmel Gott ist179 und auf Erden Gott ist180, und Er ist der Allweise, der Allwissende.

179. Dies weist jede polytheistische Vorstellung zurück, nach der etwa eine Gottheit für den Himmel und eine andere für die Erde zuständig ist. (Darjabaadi)

180. Es gibt nur einen Gott für das gesamte Universum. Seine Weisheit ist im gesamten System des Universums wirksam, und Er kennt die gesamte Wirklichkeit. (Mauduudi)

 

85. Segensreich ist Er181, Dessen die Herrschaft ist über Himmel und Erde und alles, was zwischen beiden ist, und Er hat Kenntnis von der Stunde, und zu Ihm werdet ihr zurückgebracht182.

181. Wir preisen Allah, und wir nennen Seinen Namen segensreich, weil Er nicht nur die höchste Macht und Autorität ist, sondern weil wir zu Ihm zurückkehren und das "Licht Seines Angesichts" sehen werden. Vergleiche auch Suura 30:38. (Juusuf `Allii)

Er ist hoch erhaben darüber, dass jemand teilhaben könnte an Seiner Herrschaft. Was auch immer im Himmel und auf der Erde ist, seien es Propheten, Engel, Dschinn, Sterne oder Planeten, sie alle sind Seine gehorsamen Diener. (Mauduudi)

182. In dieser Welt mögt ihr andere zu Freunden und Beschützern nehmen, aber nach dem Tode werdet ihr Allah allein gegenüberstehen und nur Ihm Rechenschaft über eure Taten ablegen. (Mauduudi)

 

86. Jene, die ihr statt Seiner anruft183, können keine Fürsprache (für euch) einlegen, mit Ausnahme dessen, der Zeugnis für die Wahrheit ablegt184, und das wissen sie auch185.

183. Dies bezieht sich auf vergötterte Heilige und Propheten, insbesondere auf ’Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm. (Asad)

184. Die klassischen Kommentatoren verstehen diesen Satz unterschiedlich. Nach ihrem Verständnis müsste der Satz konstruiert werden: "außer denen, die die Wahrheit bezeugen, und zwar mit vollem Wissen." Unter "Wahrheit" verstehen sie die Botschaft von der Einheit Gottes. Während Götzen und falsche Götter keine Macht zur Fürsprache haben, können Personen, wie beispielsweise 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, der von seinen verleiteten Anhängern unrichtigerweise vergöttert wird, selbst jedoch die Botschaft von Allahs Eihheit verkündete, durchaus Fürsprache einlegen. In diesem Falle müsste jedoch der Singular von "man schahida" شَهِدَ مَن sich auf dieselbe Person beziehen wie der Plural von "hum ja`lamuun" هُمْ يَعْلَمُون. Diese Schwierigkeit entfällt, wenn wir den Satz folgendermaßen konstruieren: "außer dem, der die Wahrheit bezeugt - und sie kennen ihn". Damit wäre dann der Prophet Muchammad - Friede sei mit ihm - gemeint, der die Botschaft der Wahrheit verkündet, und "sie kennen ihn" wäre dann auf die Quraisch bezogen, unter denen er aufwuchs und den Ruf besonderer Zuverlässigkeit erwarb. (Juusuf `Allii)

185. Vergleiche auch Suura 10:3, wo die Vorstellung von der "Fürsprache" ausführlich erläutert wird, und die entsprechende Fußnote. (Asad)

Diejenigen, die Fürsprache einlegen dürfen, können dies nur für solche Menschen tun, die bewusst die Wahrheit bezeugt haben. (Mauduudi)

 

87. Und wenn du sie fragst, wer sie erschaffen hat, dann antworten sie sicherlich: „Allah186." Wie lassen sie sich doch (vom rechten Weg) abhalten!

186. Vergleiche Suura 31:25 und 39:38 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Dieser Aja kann zweierlei bedeuten:

1. Wenn du sie fragst, wer sie erschaffen hat, werden sie sagen: "Allah"; und

2. Wenn du sie fragst, wer ihre Götter erschaffen hat, werden sie sagen: "Allah".(Mauduudi)

 

88. (Hört) seinen Ruf187: „Mein Herr, dies ist ein Volk, das nicht den Imaan verinnerlicht188!"

187. Hier sind die Kommentatoren unterschiedlicher Ansicht. Die beste Lösung ist, "qiilihii" قِيلِهِ als Genitivkonstruktion auf "`Ilm" عِلْم in Aja 85 oben zurückzubeziehen: "Allah weiss sehr wohl Bescheid über den Ruf des Propheten ..." Eine Alternative wäre, als Erklärung in diesen elliptischen Satz einen anderen Teilsatz einzuschieben. (Juusuf `Allii)

Raasii, versteht dies als auf den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, bezogen. Die Bedeutung scheint jedoch weiter gefasst zu sein, und sich auf jeden Mu’min zu beziehen, der besorgt ist über die Blindheit der Menschen, die anderen Wesen als Allah im selbst göttliche Eigenschaften zuschreiben. (Asad)

188. Unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war über den Kufr der Quraisch innerlich sehr besorgt; vergleiche auch Suura 18:6. Er wird hier aufgefordert, sie eine Zeitlang sich selbst zu überlassen, denn die Wahrheit wird sich bald durchsetzen. (Juusuf `Allii)

Unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, soll ihnen vergeben im Dialog und in der Behandlung. Bald werden sie ihre schlechten Taten bereuen und ihre widerspenstige Haltung aufgeben. Und tatsächlich die Wahrheit siegte, und viele Menschen im Osten und Westen traten scharenweise zum Islam über. (Safwat Al-Tafaasir)

 

89. Wende dich ab von ihnen und sprich: „Frieden189!" Bald werden sie wissen.

189. Nicht aus Schwäche oder Nachgiebigkeit, sondern aus Überlegenheit und innerer Stärke und Größe und um Zeit und Mühe davor zu bewahren, und unnützlichen Dingen verschwendet zu werden. (Qutb)

"Salaam" سَلَام kann auf vielerleiweise interpretiert werden. Zuerst einmal bedeutet es keine Unterwerfung oder Kapitulation sondern Errettung oder Heil. Nach Mudschahid heißt Salaam "triff das Rechte beim Reden", eine Erwiderung an den Kufar in Güte und Milde, um ihn Mäßigung zu bringen. Eine andere Gruppe wiederum meint: "Das euer Heil ist unser" ist das, was ein Muslim einem Törichten sagen soll. (Qurtubi)

Wenn die Törichten sie grobschlächtig oder flegelhaft anreden, antworten sie mit Worten, die von Sündigen frei sind. Ibn Al-Hasan erklärt dies so: „Wenn sie töricht angeredet werden, so erwidern sie dies nicht mit gleichem". (Safwat Al-Tafsir)

Das heißt: "Lasst uns in Ruhe, wir wollen nicht mit euch streiten". (Darjabadi)

Wahre Diener des "Barmherzigen" denken nicht an Rache, auch wenn sie es mit rücksichtslosen Menschen zu tun haben. Vergleiche auch Suura 28:65 und die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

 

Einführung zu Suura 44

Zur chronologischen Anordnung und der allgemeinen Thematik der Suuras aus der Haa-mim-  Serie, von der diese Suura die fünfte ist, vergleiche die Einführung zu Suura 40.

Thematisch geht es in dieser Suura besonders darum, wie irdischer Stolz und irdische Macht gedemütigt werden, wenn sie sich geistigen Kräften widersetzen, und wie Gutes und Böses im zukünftigen Leben ihren wirklichen Platz finden. Das Titelwort "Al-Duhaan" الدخان erscheint in Aja 10. Es bedeutet Rauch oder Nebel und kann sich auf eine Trockenperiode oder Hungersnot beziehen, wie es in den entsprechenden Fußnoten erläutert wird.

Zusammenfassung:

Die Offenbarung erklärt deutlich, wie irdischer Stolz und Hochmut zunichte wird, selbst wenn sie geistigen Wahrheiten weit überlegen zu sein scheinen. (Ajas 1 - 29)

Einem Volk kann aller Segen zuteil werden, aber es kann dennoch das ihm Anvertraute veruntreuen, wie es beim Volk Israel der Fall gewesen war: werden die Quraisch daraus ihre Lehren bezüglich Gut und Böse ziehen? (Ajas 30 - 59)

 Diese makkanische Suura wirkt mit ihrer kurzen, gereimten, eindrücklichen, und vielfältig schattierten Darstellungsweise auf die Herzen wie hämmernde Schläge. Ob Geschichten und Szenen des Jüngsten Tages, der Vernichtung früherer Völker, Bilder des Universums oder ein direkter Dialog über den Tauhid, die Botschaft, oder die Wiedererweckung - all dies hat das Ziel, die Menschen auf zurütteln und ihre Vernunft zu wecken, damit sie die Realität des Islams lebendig erfahren und aufnehmen können. Dies ist die Art, wie der Qur`an die Herzen des Menschen zu bearbeiten pflegt. (Qutb)

 

Der Rauch

Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen.

1. Haa-miiim1.

1. Hier beginnt die vierte von sieben Suuras (40-47), die mit den Buchstaben "haa-mim" beginnen. Chronologisch gehören sie alle derselben Zeit an, nämlich der späten makkanischen Zeit, und folgen unmittelbar auf die vorige Suura. Zur genauen Bedeutung der abgekürzten Buchstaben "haa-mim" ist keine autoritative Erklärung erhältlich. Wenn mim hier eine ähnliche Bedeutung hat wie in "alif-laam-miim" (vergleiche Suura 2:1 und die entsprechenden Fußnoten), dann bedeutet er das Ende aller Dinge, den Jüngsten Tag, und alle diese Suuras lenken unsere Aufmerksamkeit besonders darauf. "Ha", der emphatische Gutturallaut, kann im Gegensatz zu dem sanften Hauch des "Alif" darauf hindeuten, dass der Anfang nur um des Endes willen da ist, die Gegenwart für die Zukunft, und um das Wissen vom jüngsten Gericht im Imaan zu unterstreichen. Dies ist jedoch nur eine Vermutung und sollte nicht überbewertet werden.

Diese Sura gehört zu der Suurasgruppe mit diesen zwei Buchstaben am Anfang jeder Suura (Alausi)

 

2. Bei dem deutlichen Buch2 -

2. Der Qur'an beweist sich selbst. In der letzten Suura (Suura 43:3) wurde die Tatsache betont, dass jeder ihn verstehen kann. Hier liegt der Schwerpunkt darauf, dass er eine Botschaft von Allah ist und die Menschen vor dem Bösen warnt. (Juusuf °Allii)

Vergleiche auch Suura 12:1 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

3. Wir haben es3 fürwahr in einer gesegneten Nacht4 hinabgesandt - (und) Wir haben doch immer gewarnt5 -

3. Den Qur`an; das deutliche Buch. (Darjabaadi)

4. Bei dieser Nacht handelt es sich - und weiß es am besten - um die Nacht, in der die Offenbarung begann, nämlich eine der Nächte im Ramadaan (vergleiche Suura 2:185 und die entsprechenden Fußnoten). Der Qur`an wurde jedoch nicht als Ganzes in dieser Nacht herabgesandt, sondern die Offenbarung begann und wurde allmählich fortgesetzt. (Qutb)

Gewöhnlich wird darunter die 23., 25. oder 27. Nacht des Monats Ramadaan verstanden. Diese wird als "Nacht der Allmacht" bezeichnet (vergleiche auch Suura 97:1-2 und die entsprechenden Fußnoten). Wir brauchen sie jedoch möglicherweise nicht buchstäblich im Kalender zu fixieren. Die Nacht, in der eine Botschaft von Allah herabkommt, ist in der Tat eine gesegnete Nacht, wie ein Regentag für ein ausgedörrtes Land. (Juusuf `Allii)

5. Allah kennt nämlich die Gleichgültigkeit und Achtlosigkeit der Menschen und ihre Vergesslichkeit, darum warnt und mahnt Er immer wieder. (Qutb)

Die Offenbarung des Qur`an ist eine Fortsetzung und in der Tat ein Höhepunkt aller Offenbarung Allahs seit dem Heraufdämmern des menschlichen Bewusstseins. Ihre innerste Zielsetzung ist immer die Warnung Allahs an die Menschen gewesen, sich nicht an materialistische Ambitionen zu verlieren und damit den Blick für geistige Werte zu verlieren. (Asad)

 

4. In ihr6 wurde jegliches Ding weise erläutert7


 

6. In dieser Nacht wurden nämlich durch den Qur`an alle Angelegenheiten erläutert und alle Dinge erörtert, so dass Wahrheit und Trug unterschieden und ihre Grenzen erkannt und die Handlungen der Menschen auf ihrer Lebensreise beurteilt werden können, von dieser Nacht bis hin zum Tag des Gerichts. Damit ist dem Menschen eine endgültige Lebensgrundlage gegeben. (Qutb)

7. Bei einem solchen Anlass legt die Weisheit Allahs uns durch die Offenbarung die Lösung geistiger Probleme vor, die für die Menschheit von größter Wichtigkeit sind. (Juusuf `Allii)

Die Offenbarung des Qur’ans, deren Beginn durch diese "gesegnete Nacht" symbolisiert wird, versieht den Menschen mit einem Maßstab zur Unterscheidung von Gut und Böse, oder zwischen allem, was zu geistigem Wachstum und sich immer weiter vertiefender Erkenntnis der Existenz Allahs einerseits und was zu geistiger Blindheit und Selbstzerstörung andererseits führt. (Asad)

 

5. Entsprechend Unserem Befehl. Wir haben fürwahr immer wieder (Gesandte) geschickt8

8. Allah hat den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, geschickt. (Darjabaadi)

 

6. Als eine Barmherzigkeit von deinem Herrn9 - Er ist fürwahr der Allhörende, der Allwissende10 -

9. All dies ist eine Barmherzigkeit Allahs den Menschen gegenüber bis zum Tag des Gerichts. Nirgends manifestiert sich Seine Barmherzigkeit so sehr wie in der Offenbarung des Qur`an. (Qutb)

10. Er hört und weiß und sendet Seine Offenbarung zu den Menschen aufgrund Seines Wissens und Seiner Kenntnis dessen, was sie sprechen und denken, und was notwendig ist, um ihre Angelegenheiten zu heilen. (Qutb)

Allah ist der Freund der Freundlosen und die Hilfe der Hilflosen, darum erhört Er alle aufrichtigen Gebete, und da Sein Wissen alle Dinge umfasst, gewährt Er uns das, was das beste für uns ist - nicht aus unserer Sicht, sondern nach Seinem vollkommenen Wissen. (Juusuf `Allii)

 

7. Dem Herrn der Himmel und der Erde und all dessen, was zwischen beiden ist, wenn ihr nur Gewissheit hättet11.

11. Vergleiche Suura 2:4. Sie können nicht voll begreifen, was es bedeutet, dass Allah ihr Schöpfer und Erhalter ist (siehe den nächsten Aja), so wie Er Schöpfer und Erhalter des gesamten Universums ist, wenn sie nicht den Imaan verinnerlichen wenn ihr Imaan nicht eine unerschütterliche, sichere Überzeugung ist. (Juusuf `Allii)

Nach Abuu Muslim Al-Isfahaanii bedeutet dies: "du würdest wissen, wenn du nur wirklich innere Gewissheit wünschen und darum beten würdest." (Asad)

 

8. Es gibt keinen Gott außer Ihm12. Er gibt Leben und Er lässt sterben13, euer Herr und der Herr eurer Vorfahren14.

12. Dem wahren Gott, Der allein das Recht darauf hat, dass wir Ihn verehren und Ihm dienen. (Mauduudi)

13. Die Entstehung des Lebens und das Sterben sind zwei Tatbestände, die jedem hinreichend bekannt sind, und ihnen ist alles Geschaffene unterworfen. Hier werden sie erwähnt, um die Aufmerksamkeit des Zuhörers zu wecken. (Qutb)

14. Hierin ist eine feine Anspielung enthalten: Er war auch der Herr jener eurer Vorfahren, die andere Wesen als Gott verehrten; damit haben sie unrecht getan, als sie ihren wahren Herrn verließen und anderen dienten. Ihr seid also nicht berechtigt, ihnen zu folgen und ihr Verhalten als Begründung für eure Vorstellungen heranzuziehen. Sie hätten Ihm allein dienen sollen. Ihr jedoch solltet aufhören, anderen zu dienen, und euch eurem wahren Herrn zuwenden. (Mauduudi)

 

9. Und doch zweifeln sie und nehmen (diese Botschaft) nicht ernst15.

15. Wörtlich: Sie spielen nur. (Anm. d. Übers.)

Hierbei geht es hauptsächlich um die Quraisch. Es steht jedoch immer ein weiter gefasster Sinn dahinter, der sich auf die Menschen allgemein und zu allen Zeiten bezieht. Insgesamt standen die Quraisch anfänglich, bevor sie ihre Verfolgungen begannen, der Botschaft mehr amüsiert als verärgert gegenüber. Sie spielten damit herum und brachten Zweifel zum Ausdruck, während ihr Verkünder seine Sache ernstnahm und sich ihr mit Herz und Seele widmete, denn er liebte sein Volk und wollte es vor Kufr und Unvernunft retten. (Juusuf `Allii)

Sie haben kein ernsthaftes Verlangen nach der Wahrheit. (Darjabaadi)

 

10. Du aber erwarte den Tag16, an dem der Himmel einen deutlich sichtbaren Rauch17 hervorbringt,

16. Welcher "Tag" ist hier gemeint? Offensichtlich bezieht sich dies auf ein großes Unheil, und dem Wortlaut nach muss es sich um ein Unheil in der Zukunft handeln, das vom prophetischen Auge vorhergesehen wird. Das Wort "jarschaa" يَغْشَى in Aja 11 kann mit dem Wort "raaschiija" غَاشِيَة in Suura 88:1 in Verbindung gebracht werden, das sich offensichtlich auf den Tag des Gerichts bezieht. Aber aus Aja 15 unten geht hervor, dass es sich nicht auf ein Endgericht beziehen kann, sondern auf ein Unheil, das abzusehen war. Möglicherweise war es eine Hungersnot; näheres dazu siehe in der nächsten Fußnote. (Juusuf `Allii)

17. Das Wort "Rauch" oder "Nebel" in diesem Aja ist unterschiedlich interpretiert worden. Einige Kommentatoren sind der Ansicht, dass es sich um einen Rauch handelt, der den Tag des Gerichts ankündigt. Andere verstehen darunter ein bestimmtes historisches Ereignis, das hier vorausgesagt wird. (Qutb)

Das Wort "Rauch" oder "Nebel" bezieht sich nach Ansicht einiger Kommentatoren auf eine schwere Hungersnot in Makka, in der die Menschen vom Hunger so gequält wurden, dass sie Nebel vor ihren Augen sahen, wenn sie zum Himmel schauten. Ibn Kasir erwähnt zwei Hungerperioden in Makka, eine im 8. Jahr nach der Berufung, das heißt im 4. Jahr vor der Hidschra, und die andere im 8. Jahr nach der Hidschra. Da jedoch beide oder wenigstens eine davon über sieben Jahre dauerte, können diese Daten nicht so genau genommen werden. Es ist sogar möglich, dass diese beiden Hungerzeiten ineinander übergingen und nur in ihrer Intensität variierten. Buchaarii erwähnt nur eine Hungersnot nach der Hidschra, die allem Anschein nach so schwer war, dass die Menschen anfingen, Knochen und Aas zu essen. Im Jahre 8 nach der Hidschra wandte sich Abuu Sufjaan an den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, dass dieser sich im Gebet für ein Ende der Hungersnot einsetzte, denn die Kufar führten sie auf einen Fluch des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zurück. Auch Suura 23, die in Makka offenbart wurde, aber zu einem späteren Zeitpunkt als die hier vorliegende, nimmt Bezug auf eine Hungersnot; vergleiche Suura 23:75 und die entsprechenden Fußnoten. Da die Suuras jedoch nicht vollständig, sondern oft stückweise offenbart wurden, ist es möglich, dass einzelne Ajas chronologisch anders einzuordnen sind als die ganze Suura. (Juusuf 'Allii)

 

11. Der die Menschen18 einhüllt. Das ist eine schmerzliche Strafe.

18. Die Einwohner von Makka. (Darjabaadi)

 

12. „Unser Herr19, nimm die Strafe von uns, denn wir wollen den Imaan verinnerlichen!“

19. So werden sie rufen, wenn die Strafe sie trifft und es kein Entrinnen besteht. Daher die Antwort im nächsten Aja. (Safwat Al-Tafsir)

 

13. Wie können sie ermahnt werden, wo doch klar (ersichtlich) ein Gesandter20 zu ihnen gekommen ist21,

20. Die Quraisch hatten einen Gesandten Allahs vor sich, dessen makelloser Lebenswandel ihnen hinreichend bekannt war; sie selbst hatten ihm den Beinamen Al-Amin (der Vertrauenswürdige) gegeben. Er verkündete seine Botschaft in ihrer eigenen Sprache mit Worten brennender Beredsamkeit und transparenter Klarheit. Dennoch wandten sie sich von ihm ab und bezeichneten ihn als Lügner und Verrückten, oder als jemanden, dessen Botschaft nicht von inspiriert, sondern von geheimen Hintermännern (siehe auch den nächsten Aja) verfasst war. Wie wird die Lehre der geistigen Wahrheit sich bei so unvernünftigen Menschen fortsetzen? (Juusuf `Allii)

Wie kann diese Strafe eine Warnung für sie sein? (Darjabaadi)

21. Mit offensichtlichen Zeichen und klaren Argumenten. (Darjabaadi)

 

14. Sie sich aber von ihm abwandten und sprachen22: "Er bezieht sein Wissen (von anderen)23, (er ist) besessen24"?

22. Über den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm,. (Darjabaadi)

23 Von anderen, beispielsweise Juden oder Christen gelehrt. (Darjabaadi)

Vergleiche auch Suura 16:103 und 25:4 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

24. Vergleiche auch Suura 15:6 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

 

15. Wahrlich, Wir werden die Strafe für ein wenig von euch abwenden25, aber ihr werdet sicherlich rückfällig26.

25. Allah gibt allen Seinen Geschöpfen alle Möglichkeiten, wie rebellisch sie auch sein mögen. Er schickt ihnen geringfügige Prüfungen, vielleicht persönlich oder wirtschaftlich, um zu sehen, ob diese sie zur Besinnung bringen und ihren Willen in die richtige Richtung bewegen. Einige finden auf diese Weise den Weg zur Umkehr, andere sind unbelehrbar. Letzteren gibt Er vielleicht eine weitere Chance, indem Er die Heimsuchung hinwegnimmt; auch hier werden einige zur Umkehr veranlasst, während andere starrsinnig bleiben. In Seiner Weisheit lässt Er so Seine Gnade wirken, immer wieder, bis zuletzt das Strafgericht über die letzten unbelehrbaren Nachzügler hereinbrechen muss. Dieses Wirken der Gnade Allahs wird in der Geschichte der Quraisch eindeutig sichtbar. Es ist schade, dass die wirtschaftlichen Verhältnisse in Makka nicht in den Biographien des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, untersucht worden sind. (Juusuf `Allii)

Dies ist offensichtlich auf der Zeitebene der Gegenwart ausgedrückt, das heißt vor dem Eintreffen der letzten Stunde, so dass den Ungerechten eine Möglichkeit zur Umkehr gegeben wird. (Asad)

26. Ihr werdet zu eurer alten Lebensweise zurückkehren. (Darjabaadi)

 

16. An dem Tag, an dem Wir euch mit mächtigem Griff ergreifen, werden Wir gewiss Vergeltung üben27.

27. Nach ibn Mas'uud, bezieht sich die Vergeltung auf die Schlacht von Badr, in der die Feinde des Islam eine vernichtende Niederlage erlitten haben. Nach ibn Abbas (beide Gefährten des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm,) ist hier die Strafe des Jüngsten Tages gemeint. (Safwat Al-Tafsir)

 

17. Wir haben schon vor ihnen Pharaos Volk geprüft28, und zu ihnen kam ein edler Gesandter29 (und sprach:)

28. Dies bezieht sich auf den Stolz des Pharao und seiner Ägypter und nicht so sehr auf die Geschichte Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, selbst, ähnlich wie unten in Aja 30-33 der Schwerpunkt auf dem Segen liegt, der dem Volk Israel gegeben wurde, im Gegensatz zu ihrem Stolz, und Abfall, und in Aja 37 dem alten Himjar-Reich im Jemen, das ähnlicherweise unterging. (Juusuf `Allii)

Nämlich durch Allahs Gnadengeschenke und Macht und Herrschaft im Land. (Qutb)

29. Ein edler Prophet: diese Bezeichnung wird hier Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gegeben, der die Wahrheit vertritt, im Gegensatz zu Pharaos Vorwurf in Suura 43:52, er sei ein armer, elender Mensch. (Juusuf `Allii)

Der Ausdruck bezeichnet einen Menschen, der mit einem edlen Charakter und lobenswerten Eigenschaften ausgestattet ist. (Mauduudi)

 

18. "Übergebt mir Allahs Diener30. Ich bin für euch ein Gesandter31, der des Vertrauens würdig ist32.

30. Nach Ibn Abbas bedeutet dieser Ausdruck: folgt mir, ihr Diener Allahs. Folgt dem, was ich euch verkünde. Nach Mudschahid und anderen: Befreit (ihr Ägypter) das Volk Israel von seinem Joch und eurer Unterdrückung. (ibn Algaausi)

Die hier zitieren Aussagen des Propheten Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sind nicht Teile einer durchlaufenden Ansprache, sondern eine Zusammenfassung von deren Inhalt. (Mauduudi)

31. Genaueres über Mawa Argumente finden wir in Suura 7:104-108; 7:120-1 und 7:130-137. Beachte sein Auftreten mit kraftvoller Autorität. Er verlangt, dass "alle Diener  Allahs, das heißt alle Mu'minuun, unter seinen Schutz gestellt werden, denn sein Auftrag wandte sich sowohl an die Kinde Israel als auch an die Ägypter. Er verlangt, dass sie ihm übergeben werden, und wirft dem Pharao Arroganz gegenüber Allah vor. (Juusuf `Allii)

 Die meisten klassischen Kommentatoren verstehen diesen Satz auch im Sinne von: "Gebt mir nach, ihr Diener Allahs!", also als einen an die Ägypter gerichteten Aufruf, die  Botschaft Allahs zu akzeptieren. Da die Vokalisierung `Ibaada gleichermaßen auf den Vokativ und auf den Akkusativ anwendbar ist, sind beide Interpretationen gerechtfertigt. (Asad)

32. "Des Vertrauens würdig": ein Titel, der beispielsweise in Suura 26:107 dem Propheten gegeben wird. Da der Prophet Muchammad - Friede sei mit ihm - bei seinem eigenen Volk historisch diesen Titel erworben hat, lassen sich diese Aspekte der Geschichte Muusas auch auf ihn und seine Beziehung zu den Quraisch anwenden. (Juusuf `Allii)

 

19. Und seid nicht hochmütig gegen Allah. Ich komme mit einer offenkundigen Ermächtigung zu euch33.

33. Von offensichtlichen Zeichen gestützt. (Darjabaadi)

 

20. Und ich suche Schutz bei meinem Herrn und eurem Herrn34 davor, dass ihr mich steinigt35.

34. Es nützt nichts, seinen Tod oder seine Vertreibung zu planen, denn seine Sicherheit liegt bei Allah. Wie er der Wahrheit  entsprechend sagt: „Allah ist nicht nur mein Herr, sondern auch euer Herr; eure Verantwortlichkeit ist unabhängig von meiner Verkündigung, aber ich predige, um euch daran zu erinnern." (Juusuf `Allii)

35. "Steinigen" steht hier wahrscheinlich symbolisch für Verletzungen aller Art oder Vertreibung. (Juusuf `Allii)

"So gingen Mose und Aaron vom Pharao. Und Mose schrie zu dem Herrn wegen der Frösche, wie er dem Pharao zugesagt hatte." Exodus 8:26. (Darjabaadi)

Das Verb "ragama" steht auch für "beleidigen" und "verfluchen". (Asad)

 

21. Wenn ihr mir nicht den Imaan schenkt, dann haltet euch von mir fern36."

36. Wenn ihr nicht den Imaan schenken wollt, dann lasst mich wenigstens in Ruhe. Vergrößert nicht euer Unrecht, indem ihr versucht, mich und die Botschaft der Wahrheit, die ich bringe, zu unterdrücken. Stellt euch mir nicht in den Weg. (Juusuf `Allii)

Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, verlangt von ihnen eine positive Einstellung und die freiwillige Hingabe an Allah, dessen Diener er und sie sind. Es gehört sich nicht, dass Diener hochmütig sind gegenüber ihrem Herrn, Der einen ihnen bekannten, edlen Gesandten mit dieser Lehre betraut hat, einen aufrichtigen edlen Gesandten, mit kraftvoller und vitaler Lehre, ausgestattet mit eindeutigen, mächtigen Beweisen, der die Herzen anrührt. (Qutb)

 

22. Dann rief er zu seinem Herrn37: „Wahrlich, sie sind ein sündiges Volk38!"

37. Sie wollten ihn nicht einmal in Ruhe seine Pflicht erfüllen lassen. Deswegen betete er zu Allah , nicht um sie zu vernichten, denn ein Prophet ist kein Richter, sondern nur Allah  entscheidet, so rechtfertigte er sich im Gebet, denn er hatte sein bestes getan, sie aber hatten hartnäckig auf ihrem Irrweg beharrt und versucht, die Mu'minuun zu unterdrücken und ihnen Schaden

zuzufügen. Dann kam das Gebot zur Auswanderung: Sie sollten im Schutz der Nacht das Land verlassen, denn der Feind würde sie sicher verfolgen. Alle Mu'minuun sollten ausziehen, wahrscheinlich die mu'min Ägypter ebenso wie die Israeliten. Vergleiche auch Suura 7:121 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

38. Was kann der Gesandte Allahs, in einem solchen Falle tun als Allah um Hilfe anrufen, denn Er hält alle diese Angelegenheiten in Seiner Hand und hat die Entscheidungsgewalt. (Qutb)

 

23. (Allah antwortete ihm und sprach): „Führe39 Meine Diener40 des nachts fort, denn ihr werdet verfolgt werden41.

39. Der Ausdruck "asri" zeigt, dass der Plan heimlich und in der Nacht umgesetzt werden muss, denn Pharao und sein Sodateska lauern ihnen auf und schmieden Pläne gegen die Mu'miniin. (Qutb)

40. "Mit Meinen Dienern": mit allen denen, die mu’min geworden sind, sowohl unter den Kindern Israels als auch unter den Ägyptern, die entweder schon seit der Zeit Juusufs mu'min waren oder von Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, Zeichen zum  Imaan veranlasst worden waren. (Mauduudi)

41. Dies war das Auswanderungsgebot, das an den Propheten Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gerichtet war. Vergleiche auch Suura 20:77 und 26:52-68 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

 

 

24. Und lasse das Meer im Passgang hinter dir42. Sie sind ein Heer, das ertränkt werden soll43."

42. Für den Durchzug Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm,und der Kinder Israels hatte sich das Meer geteilt: sie zogen durch eine trockene "Schlucht", die das ägyptische Heer täuschte, indem sich das Meer plötzlich über diesen schloss und sie vernichtete. (Juusuf `Allii)

43. Die Geschichte des Pharao wird hier nur ganz knapp mit den Szenen des Ertrinkens angesprochen. Dies ist das schlimme Ende eines hochmütigen Tyrannen und seiner Volksmassen, die ihm heuchlerisch folgten und ihn in seiner Tyrannei unterstützten. Jetzt sind Sie machtlos. Ihres Prunks und Prestiges beraubt, gehen sie in die Vernichtung und Bestrafung. (Qutb)

Muusa sollte erst dann seinen Stab wieder über das Meer strecken, um die Kluft zu schließen, nachdem die ägyptische Armee den Kindern Israels ins Meer gefolgt war, so dass diese unterging. (Mauduudi)

 

25. Wie zahlreich waren die Gärten und Quellen, die sie zurückliessen44,

44 . Damit wird eine umfassende Übersicht über alle die guten Dinge gegeben, die die herrschende Klasse in Ägypten monopolisiert hatte. Nun waren diese hochmütigen Monopolisten im Meer ertrunken, und das Erbe ging in andere Hände über. (Juusuf `Allii)

 

26. Und die Kornfelder und edlen Wohnstätten,

27. Und der Wohlstand, den sie genossen hatten!

28. So geschah es45. Und Wir gaben alles einem anderen Volk46 zum Erbe.

45. Auf diese Weise nahmen Wir ihnen ihren Reichtum und ihre Macht. (Darjabaadi)

46. Hasan Al-Basrii versteht "andere" als die Kinder Israels, denen Allah Ägypten zum Erbe nach der Zeit des Pharao gab. Qataada ist der Ansicht, es bedeute noch andere Völker, denn die Historiker erwähnen nichts davon, dass die Kinder Israels jemals nach Ägypten zurückkehrten. Vergleiche auch Suura 26:57-59 und die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

 

29. Himmel und Erde weinten nicht über sie47, und ihnen wurde keine Frist gewährt48.

47. Sie starben, ohne dass jemand um sie trauerte. Sie waren zu rebellisch gewesen, als dass sie eine weitere Chance verdient hätten. Der Pharao hatte den Anspruch erhoben, ihr oberster Gott zu sein, und sie waren ihm gefolgt. (Juusuf `Allii)

Anas ibn Malik berichtet, dass der Prophet  Muchammad - Friede und Heil auf ihm - in dieser Hinsicht gesagt hat: jeder Diener hat zwei Tore im Himmel. Durch ein Tor können zu ihm die Gaben Allahs herab, und durch das andere steigen seine guten Taten empor Wenn er stirbt trauern die beiden Tore um ihn und ibn Abbas sagt in einer anderen Überlieferung, dass die Orte, wo der  Mu’min seine Gebote verrichtet und Allahs gedacht hatte, um ihn trauern, wenn er stirbt. Deshalb, weil die Unterdrücker des Volkes Israel dies versäumt hatten, haben Himmel und Erde nichts für sie übrig. (Safwat Al-Tafsir)

48. Um ihr Fehlverhalten aufzugeben (Asad)

 

Abschnitt 2

30. Wir retteten die Kinder Israel vor der schmählichen Strafe49,

49. Die Israeliten waren vor ihrer Auswanderung in Knechtschaft gehalten worden. Ihr Unterdrücker legte ihnen jede erdenkliche Härte auf, und durch Pharaos Beschluss sollten alle männlichen Kinder getötet und alle weiblichen für die Ägypter am Leben gehalten werden. (Juusuf 'Allii)

 

31. Vor Pharao, denn er war hochmütig und gehörte zu den Maßlosen50.

50. Das heißt, der Pharao selbst war eine Strafe für sie, und alle anderen Leiden waren lediglich Auswirkungen davon. (Mauduudi)

Hierin liegt eine ironische Anspielung auf die Führer der Quraisch. Folgendes wird ihnen gesagt. "Ihr seid nichts Besonderes unter den Ungerechten: Der Pharao war in der Tat ein Rebell höchsten Ranges und herrschte über ein mächtiges Reich, wobei er sich für einen Gott hielt. Wenn sogar er hinweggewischt wurde, wie könnt ihr dann meinen, den Zorn Allahs abwenden zu können?" (Juusuf `Allii)

 

32. Und Wir erwählten sie51 aufgrund (Unseres) Wissens vor den Völkern52.

51. Sie sollen Allah allein dienen, und seine Lehre pflegen und praktizieren, und sie den Menschen weitergeben. (Anm. d. Übers.)

52. Aus dieser degradierenden Knechtschaft wurden die Kinder Israels befreit und trotz aller Rebellion und aller Rückfälle in ein Land gebracht, "in dem Milch und Honig fließt" und wo später das mächtige Reich von Daawuud und Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, entstehen sollte. Dies war kein Zufall. Vor Allah war dies alles nur ein Glied in der Verwirklichung Seines allumfassenden Planes. Dass die Kinder Israels auserwählt waren, bedeutet jedoch nicht, dass sie tun konnten, was sie wollten. In einem solchen Sinne gibt es vor kein "auserwähltes Volk''. Allah gibt jedoch jedem Volk und jedem Individuum eine Möglichkeit, und wenn das Volk oder das Individuum keinen Gebrauch macht, geht es unter und räumt anderen den Platz. (Juusuf `Allii)

Nach einstimmiger Ansicht der Kommentatoren über die Völker ihrer Zeit, denn damals waren sie das einzige Volk, das dem Einen Gott diente - daher auch die häufige Bezugnahme auf ihre Befreiung aus der Knechtschaft. (Asad)

 

33. Und Wir gaben ihnen von den Zeichen das, welches eine offenkundige Prüfung war53.

53. Zu den "Zeichen", die dem Volk Israel gegeben wurden gehörten ihre eigene Offenbarung zur Zeit von Muusa ihr fruchtbares Land Kanaan, ihr blühendes Reich unter Daawuud und Suleymaan ihre Propheten und Lehrer der Wahrheit, und die Ankunft ’Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihnen allen, um die Verlorenen von ihnen zurückzugewinnen. All dieses waren Prüfungen. Als sie in diesen Prüfungen versagten, wurden sie sich selbst überlassen und mussten herumirren und leiden. (Juusuf `Allii)

All dies sollte eine Prüfung sein für ihre Aufrichtigkeit bezüglich der geistigen Prinzipien, durch die sie anfangs "vor allen Völkern auserwählt" worden waren, und damit für ihre Bereitschaft, sich für Allahs Sache einzusetzen. Die Formulierung des obigen Satzes beinhaltet, dass sie diese Prüfung nicht bestanden, da sie bald ihren geistigen Auftrag vergaßen, für den sie auserwählt worden waren, und sich stattdessen aufgrund ihrer Abstammung von Ibraahiim,, Allahs Segen und Frieden auf ihm, als "auserwähltes Volk" betrachteten, eine Vorstellung, die der Qur'an an vielen Stellen verurteilt. Abgesehen davon verlor die Mehrheit der Kinder Israel sehr bald die Überzeugung, dass das Leben auf dieser Erde nur ein erstes und keineswegs endgültiges Stadium des menschlichen Lebens ist, und verstrickte sich - wie auch die biblische Geschichte zeigt - völlig in das Streben nach materiellem Wohlstand und Macht. (Asad)


 

34. Fürwahr, diese54 sagen55:

54. Die Götzendiener unter den Arabern. (Qutb)

Ägypter und Israeliten sind als Beispiele großer Nationen angeführt worden, die durch Hochmut und Ungerechtigkeit zu Fall kamen. Derselbe Sachverhalt liegt nun bei den Quraisch vor, die sich gegenüber unseren Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, arrogant verhielten. Sie lehnten die Offenbarung ab; sie lehnten ein zukünftiges Leben ab wie vorher bei den Juden die Sadduzäer; sie verfolgten den Gesandten Allahs und seine Anhänger und verlangten herausfordernd, doch ihre Vorfahren wieder zum Leben zu erwecken, wenn an der Lehre von der Auferstehung etwas Wahres sei. Hier werden sie daran erinnert, dass in ihrem eigenen Land Arabien bessere Menschen als sie gelebt hatten, Menschen, die Allahs Offenbarung bereits früher gekannt, hatten. Vergleiche auch unten Fußnote 59. Sie gingen ihres Unrechts wegen unter. Welche Chance haben sie, wenn sie nicht umkehren und bereuen? (Juusuf `Allii)

55 Obwohl auf den ersten Blick mit "diese (Leute)" die Israeliten gemeint zu sein scheinen, bezieht sich dies offensichtlich ganz allgemein auf alle, die ähnliche Ansichten vertreten wie die im folgenden ausgedrückten, besonders auf die kaafir Zeitgenossen unseres Propheten Muchammad - Friede sei mit ihm. Es gibt jedoch eine feine Verbindung zwischen diesem Abschnitt und der vorausgehenden Bezugnahme auf die "Prüfung", der die Kinder Israel gegenüberstanden, denn es ist eine historische Tatsache, dass bis zur Zeit der Zerstörung des zweiten Tempels und ihrer Vertreibung durch den römischen Kaiser Titus die Priesteraristokratie unter den Juden, bekannt als die Sadduzäer, offen die Vorstellungen einer Auferstehung, des göttlichen Gerichts und eines Lebens nach dem Tod leugneten und eine völlig materialistische Lebensanschauung vertraten. (Asad)

 

35. "Es gibt gewiss nur unseren ersten Tod56, und wir werden nicht wieder auferweckt.

56. "Unser erster Tod", im Sinne des unmittelbar bevorstehenden, auf den sich die Verheißung der Auferstehung und Rückkehr bezieht. Mit diesem Tod ist ihrer Ansicht nach die Sache abgeschlossen. Diese Ansicht begründen sie damit, dass auch ihre Vorfahren unwiederbringlich von ihnen gegangen sind und keiner von ihnen je wieder zurückgekommen ist. Sie verlangen von unseren Propheten Muchammad - Friede sei mit ihm - sie wieder zurückzubringen, wenn die Wahl wäre! (Qutb)

 

36. Bringt doch unsere Väter wieder, wenn ihr die Wahrheit sprecht57. "

57. Indem sie diese Herausforderung aussprechen, missachten sie die Weisheit, die mit der Auferstehung und Rückkehr verbunden ist, und begreifen nicht, dass es ein neuer Zyklus des menschlichen Lebens ist, der an das Leben in dieser Welt anschließt und es ergänzt als Ziel und Resultat der ersten Welt, wo die Aufrichtigen ihr glückliches Ende erfahren, und die hochmütigen Ungerechten ihre entsprechende Strafe bekommen. (Qutb)

Diese ironische Herausforderung stimmt mit der Aussage der Kufar in Suura 43:22-23 überein, dass sie nämlich in Dingen im Diin ihren Vorfahren folgen. Dass ihre Vorfahren nicht an ein zukünftiges Leben den Imaan verinnerlichten, ist für sie also Argument genug, dies als Tatsache anzusehen, dass es kein zukünftiges Leben gibt. (Asad)

 

37. Sind sie58 besser oder das Volk der Tubba59 und diejenigen, die vor ihnen waren60? Wir vernichteten sie, denn sie hatten sich schuldig gemacht61.

58. Die kaafir Makkaner, bezüglich ihres Wohlstandes und ihrer Macht. (Darjabaadi)

 

59. Tubba ist als Titel oder Familienname der Himyar-Könige aus dem Jemen zu verstehen, die dem Stamm der Hamdan angehörten. Die Himyar waren ein altes Volk. Zeitweilig scheint sich ihre Herrschaft über ganz Arabien ausgedehnt zu haben, vielleicht bis zur ostafrikanischen Küste hinüber. Der Sabianismus oder die Verehrung von Himmelskörpern scheint ihre frühester Diin gewesen zu sein. Später haben sie sich vielleicht zu verschiedenen Zeiten zum Judentum oder Christentum bekannt. Unter den Botschaftern, die im Jahr 9-10 nach der Hidschra vom Propheten ausgeschickt wurden, befand sich auch einer an die Himyar von Jemen, der ihren Anschlug an den Islam bewirkte. Dies war jedoch viel später als die Offenbarung dieser Suura. (Juusuf `Ali)

60. Andere alte, mächtige Nationen. (Darjabaadi)

61. In prähistorischen Zeiten scheinen die Himyar und überhaupt der Jemen eine große Rolle in Arabien und sogar darüber hinaus gespielt zu haben. Vergleiche auch oben Fußnote 59. In ihrem Machtrausch verfielen sie jedoch der Ungerechtigkeit und verloren allmählich an Bedeutung, nicht nur in Arabien, sondern auch im Jemen selbst. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 50:14 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

38. Wir erschufen die Himmel und die Erde und das, was zwischen den beiden ist, nicht zum Spiel62.

62. Vergleiche Suura 21:16 und die entsprechenden Fußnoten. Die gesamte Schöpfung dient einem weisen und gerechten Zweck. Die Menschen verstehen dies jedoch gewöhnlich nicht oder wollen es nicht wahrhaben, denn sie sind in ihre eigene Unwissenheit, Unvernunft und Leidenschaft verstrickt. (Juusuf `Allii)

Wenn es kein zukünftiges Leben gäbe, wäre das diesseitige Leben in der Tat sinnlos. (Asad)

 

39. Wir erschufen sie nicht anders als in Weisheit63, aber die meisten von ihnen64 wissen es nicht.

63. Solche Ordnung, Ebenmäßigkeit und Genauigkeit, bei der keine einzige Bewegung abweicht, kann keinesfalls eine Frucht des Zufalls oder des Zeitvertreibs sein. Alles hat einen Sinn. Die Beweise, die davon zeugen, sind klar, fest und ewig. (Qutb)

Alles in Allahs Schöpfung hat einen Sinn und einen Zweck und passt in den Gesamtplan. Es ist in jedem Sinne des Wortes wahr und auch gut und gerecht. Nichts ist nur Scherz oder Spiel (vergleiche Suura 21:16). Bei aller Vielfalt verkündet es Allahs Einheit. Obgleich den Geschöpfen in begrenztem Maße Entscheidungsfreiheit gegeben ist, werden die Folgen des Bösen immer wieder neutralisiert und die Harmonie wird wieder hergestellt. Vergleiche auch Suura 3:191. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 38:27. (Asad)

64. Die meisten Menschen. (Darjabaadi)

Wer das zukünftige Leben und die dann stattfindende Vergeltung leugnet, der betrachtet in der Tat diese Welt als ein Spielzeug und den Schöpfer als ein unvernünftiges Kind. Dementsprechend hat er auch die Vorstellung entwickelt, dass der Mensch, nachdem er in diesem Leben große Umwälzungen hervorgebracht hat, letztendlich in Staub zerfällt und keine seiner guten oder bösen Handlungen irgendwelche Früchte trägt. (Mauduudi)

 

40. Der Tag der Entscheidung ist für sie alle der festgesetzte Zeitpunkt65,

65. Vergleiche auch Suura 37:21 und die entsprechenden Fußnoten. Unwissenheit, Vorurteile, Leidenschaften, Trotz und Egoismus scheinen in diesem vorübergehenden Leben zu gedeihen. In jedem Fall sind sie mit Wissen, Gerechtigkeit, Vernunft, Liebe Rücksichtnahme auf andere vermischt. Am Tag der Entscheidung wird jedoch Gut und Böse voneinander getrennt. In Allahs Zeit kommt alles an seinen rechten Platz. (Juusuf `Allii)

Vergleiche Suura 77:13 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

41. Der Tag, an dem ein Freund seinem Freund nichts nützen kann, und sie finden keine Hilfe66,

66. Wenn dieser Tag kommt, herrscht strengste Gerechtigkeit. Kein Mensch, wie sehr er sich auch im irdischen Leben ausgezeichnet haben mag, kann einem anderen helfen. Er selbst wird Hilfe brauchen. Und die einzige Hilfe ist Barmherzigkeit. (Juusuf `Allii)

Das arabische Wort "mawlaa" wird auf eine Person angewandt, die aufgrund von Verwandtschaft, Freundschaft oder einer anderen Beziehung einer anderen beisteht. (Mauduudi)

 

42. Außer denen, deren Allah sich erbarmt67. Er ist doch der Allmächtige68, der Barmherzige69

67. Allahs Barmherzigkeit wird das einzige sein, was wirklich hilft: denn Er ist sowohl in der Lage zu helfen als auch bereit zu vergeben. (Juusuf `Allii)

68. Er kann die Ungerechten bestrafen. (Darjabaadi)

69. Er ist bereit, den Mu'mins zu vergeben. (Darjabaadi)

 

Abschnitt 3

43. Der Baum Saqquum70 ist fürwahr71

70. Hier folgt ein Schreckensbild dessen, wohin das Böse uns führt. Welche menschliche Sprache und welche Sprachbilder können es beschreiben? (Juusuf `Allii)

71. Das Gegenteil der "köstlichen Früchte" ist der furchtbare Saqquum-Baum, der weiter in Suura 37:62-68 beschrieben wird; vergleiche auch die dortigen Fußnoten. Siehe auch Suura 17:60 und die entsprechenden Fußnoten. Hier folgt ein Schreckensbild dessen, wohin das Böse uns führt. Welche menschliche Sprache und welche Sprachbilder können es beschreiben? (Juusuf `Allii)

 

44. Die Speise des Sünders72.

72. Der Begriff "Atiim" (der Sünder) hat hier allem Anschein nach eine besondere Bedeutung, indem er sich auf die absichtliche Ablehnung der Auferstehung und des Gerichts Allahs bezieht, mit anderen Worten die Ablehnung jeglichen Sinnes in der Existenz des Menschen. (Asad)

 

45. Wie geschmolzenes Erz brodelt er in den Bäuchen73,

73. Der Verurteilten. (Darjabaadi)

 

46. Wie das Brodeln siedenden Wassers74.

74. Zu dieser Bedeutung des Begriffes haa-miim (sinnbildlich auch für "brennende Verzweiflung") vergleiche auch Suura 6:70 und die entsprechende Fußnote. (Asad)

 

47. "Packt ihn75 und schleppt ihn in die Mitte des flammenden Feuers,

75.  Eine Stimme wird dies rufen. (Juusuf `Allii)

Packt ihn und schleppt ihn: Mit dem Schleppen und Zerren und Verbrennen kommt der Hohn und die Erniedrigung. (Qutb)

 

48. Dann gießt über sein Haupt die Strafe des siedenden Wassers.

49. Koste (dies)! Du warst doch der Mächtige, der Geehrte76!

76. Dies ist die Strafe des wirklich Mächtigen und Geehrten für diejenigen Ehrlosen, die sich ohne jeden Grund für mächtig und geehrt gehalten haben. In Wirklichkeit treffen diese Eigenschaften in erster Linie auf Allah und Seinen Gesandten zu. (Qutb)

Der Hauptfehler, um den es in dieser Suura geht, ist Arroganz aufgrund von Wohlstand und Macht, gemessen am Maßstab dieser Welt. Die Strafe der Demütigung bezieht sich zurück auf das Vergehen, das damit bestraft wird. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 96:6-7 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

50. Dies ist nun da, woran ihr gezweifelt habt77."

77. Wenn die Strafe sich verwirklicht, wie dumm werden dann alle diejenigen dastehen, die an einem zukünftigen Leben zweifelten! (Juusuf `Allii)

 

51. Wahrlich, die Mutaqiin sind (dann) an einem sicheren Ort78

78. Es gibt dann keine Unsicherheit oder Ungewissheit wie auf dieser Erde; es gibt keine Gefahr, dass alles dies einmal vorüber sein könnte, keine Möglichkeit, dass ihre Zufriedenheit jemals gestört wird. (Juusuf `Allii)

Sicher vor aller Angst, Trauer, Sorge, Gefahr, Schwierigkeit und Disharmonie. (Mauduudi)

 

52. In Gärten und an Quellen,

53. Mit feiner Seide und schwerem Brokat bekleidet79, sitzen sie einander gegenüber80.

79. Das Paradies wird in Bildern von einem angenehmen Leben geschildert, wie wir es uns in unserem gegenwärtigen Zustand vorstellen können: Gärten, Quellen mit kristallklarem Wasser, die schönsten und kostbarsten Schmuckstücke und Kleider. Die Farbe grün wird besonders erwähnt, denn sie erfrischt das Auge und passt gut in den Garten. (Juusuf 'Allii)

80. Alles geschieht in offener und freier Gemeinschaft, denn alle kleinlichen Gefühle des Neides und der Eifersucht sind vergangen. (Juusuf `Allii)

 

54. So (ist es)81. Und Wir geben ihnen Gefährten und Gefährtinnen82 mit großen, strahlenden Augen83.

81. So wird es sein. (Darjabaadi)

82. Die Gefährten, wie auch die Umgebung, die Kleidung, der Anblick und die Früchte sind schön. Diese symbolischen Worte brauchen nicht zu bedeuten, dass es hier um Essen und Trinken, Kleidung oder Heirat oder andere physische Dinge dieser Art geht. Es gibt Leben, aber frei von aller irdischen Grobheit. Männer und Frauen aus diesem irdischen Leben erlangen unbeschreibliche Glückseligkeit. Vergleiche auch Suura 9:72. Gegenstände der Schönheit, Feinheit und Zufriedenheit, die hier symbolisch beschrieben werden, beziehen sich auf beide, Mann und Frau. (Juusuf `Allii)

83. Der Begriff "huur" حُور beinhaltet die folgenden Vorstellungen:

1. Reinheit; möglicherweise ist das Wort "hawwaarijuun", mit dem im Qur`an die Jünger 'Isa bezeichnet werden, mit derselben Wurzel verbunden.

2. Schönheit, besonders die der Augen, wo die Schwärze der Pupille im Kontrast mit dem Weiss des Augapfels steht und mit seinem Glanz intensives Gefühl ausdrückt, im Gegensatz zu Trübheit und Ausdruckslosigkeit.

3. Wahrhaftigkeit und gute Absicht. (Juusuf `Allii)

 

55. Sie können dort nach Früchten aller Art verlangen84, (und werden) in Frieden und Sicherheit (sein).

84. "Früchte" und "essen" sind im übertragenen Sinne zu verstehen. Symbolisch wurden Essen und Trinken schon oben in Suura 43 Aja 71 durch die "Becher aus Gold" angedeutet. "Früchte" schließt hier an die letzten Worte von Suura 43 Aja 72 oben an. Es geht nicht um eine "Lohnethik". Lohn wird dem Verdienst entsprechend bemessen, aber die hier zu erwartende Glückseligkeit übersteigt jedes Verdienst. Es ist eine Lehre von Handlungen und deren Früchten: jede Handlung hat ihre unvermeidlichen Folgen. Auf den ersten Blick erscheint dies wie eine andere Version der Karmalehre, unterscheidet sich davon jedoch durch die Betonung der grenzenlosen Barmherzigkeit Allahs und der Wirksamkeit der Reue. (Juusuf `Allii)

 

56. Dort werden sie den Tod nicht kosten außer dem ersten Tod85, und Er bewahrt sie vor der Strafe des flammenden Feuers86 -

85. "Der erste Tod": der gewöhnliche biologische Tod, der dieses Leben abschließt und sie in den Garten der Glückseligkeit gebracht hat. Danach gibt es keinen weiteren Tod mehr. Vergleiche auch Suura 37:59 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

86. Wie in der buddhistischen Lehre ist das höchste Ziel in unserem Leben Errettung von Leid, Trauer und anderen Dingen, die das Leben zu einem beständigen Kampf machen. Der Islam lehrt uns, dass dies nicht allein durch unsere eigenen Bemühungen möglich ist. Sicher ist unser Streben eine unerlässliche Vorbedingung, aber Allahs Barmherzigkeit kommt uns zu Hilfe und bewahrt uns vor dem Feuer der Strafe. Dies wird erwähnt, weil es die Grundlage ist, auf der unser ewiges Glück und unsere positive geistige Freude aufgebaut ist. (Juusuf `Allii)

 

57. Eine Gnade von deinem Herrn87. Das ist die höchste Glückseligkeit88.

87. Indem Er ihnen Rechtleitung gewährt hat, von der sie Gebrauch gemacht haben. die ewige Glückseligkeit ist somit das Ergebnis einer Interaktion zwischen Allah und dem Menschen. (Asad)

88. Dies ist unsere Vorstellung vom Heil: im negativen Sinne die Vermeidung aller Folgen des Bösen, und im positiven Sinne alles - und mehr als alles - was unsere Herzen sich wünschen. Denn Allahs Großmut übersteigt alles, was unsere Augen je gesehen, unsere Ohren je gehört und unsere Phantasie sich je vorgestellt hat. (Juusuf `Allii)

 

58. Wir haben (den Qur`an) in deiner Sprache leicht verständlich89 gemacht, dass sie sich ermahnen lassen90.

 

89. "Leicht": nicht allein zu verstehen, da er in arabischer Sprache abgefasst ist, sondern in dem Sinne, dass sein Rhythmus unseren Geist leicht auf eine höhere spirituelle Ebene trägt. In anderer Hinsicht ist er schwierig: denn um seine tiefste Bedeutung zu verstehen, müssen wir uns viel Mühe geben, wie allein diese Suura schon zeigt. (Juusuf `Allii)

90. Da der Mensch nicht in der Lage ist, das "Wort" Allahs an sich zu verstehen, wurde es ihm immer in seiner eigenen, menschlichen Sprache offenbart (vergleiche auch Suura 14:4) und in dem menschlichen Verstand zugänglichen Vorstellungen erläutert. Damit wird auch gesagt, dass die Offenbarung "in das Herz des Propheten" herabgesandt wurde (siehe Suura 2:97 oder 26:193-194). (Asad)

 

58. Warte darum ab, wahrlich auch sie  werden abwarten91.

91. Ob sie es wissen oder nicht, Allahs Wille geschieht. (Asad)

 

Einführung zu Suura 45

 

Dies ist die sechste Suura der Haa-miim-Serie; zu ihrer allgemeinen Thematik und chronologischen Einordnung vergleiche oben die Einführung zu Suura 40.

Zusammenfassung:

Der Titel "Das Niederknien", der aus Aja 28 stammt, drückt den Grundgedanken dieser Suura aus. Trotz aller Zeichen Allahs und alle Beweise Seiner Güte um uns herum bestehen Menschen in diesem Leben auf dem Kufr und spotten über den Islam das Ende wird sie jedoch in die Knie zwingen. (Juusuf `Allii)

 

Das Niederknien

Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen.

1. Haaa-miiiml.

1. Vergleiche auch die Einführung zu Suura 40. (Juusuf `Allii)

 

2. Die Offenbarung des Buches kommt von Allah2, dem Allmächtigen, dem Allweisen3.

2. Dieser Aja ist derselbe wie in Suura 40:2 mit der Ausnahme, dass statt "Weisheit" Wort in der letzten Zeile "Wissen" steht. Dies ist angemessen, denn in dieser Suura geht es um die Unvernunft derer, die und Seine Zeichen ablehnen, während es in Suura 40 um das Zeugnis der individuellen Seele für Imaan und Tugend geht. (Juusuf `Allii)

Auf die Erwähnung der Buchstaben Haa-miim folgt der Hinweis auf die Offenbarung der Schrift von Allah, dem Erhabenen und Weisen. Damit wird der Inhalt dieser Schrift angedeutet, wie wir bereits im Zusammenhang mit den abgekürzten Buchstaben erwähnt haben: diese Schrift besteht aus Buchstaben wie diesen; diese jedoch können von sich aus nichts ausdrücken, sondern nur durch ihre Anordnung vom Autor, dies ist ein Hinweis darauf, dass die Offenbarung dieser Schrift von Allah kommt. (Qutb)

3. "Al-`Asiis" الْعَزِيز: Er ist mächtig und verfügt über alles und beschließt alle Dinge; "Al-Hakiim" الْحَكِيم: Er erschafft alles durch Seine Macht und entsprechend Seiner allumfassenden Weisheit, eine Tatsache, die der Atmosphäre der Suura zugrunde liegt. (Qutb)

 

3. In den Himmeln und auf Erden sind fürwahr4 Zeichen5 für die Mu’miniin

4. In den Ajas 3-5 geht es um ähnliche Argumente wie in Suura 2:164, aber auch hier gibt es dem Zusammenhang entsprechende Unterschiede. Hier wird der Gedankengang in drei Teile aufgeteilt:

1. in Aja 3 geht es um große Zeichen, die außerhalb uns selbst liegen und von denen einige auch außerhalb unserer persönlichen Erfahrung liegen; für letztere benötigen wir Imaan; sie sind Zeichen "für diejenigen, die den Imaan verinnerlichen": Zu den weiteren vergleiche unten die Fußnoten 6 und 8. (Juusuf `Allii)

5. Alle Dinge auf dieser Erde und alle Lebensformen sind Zeichen, vom kleinsten bis zum größten. Aber sie sind nicht Zeichen für jeden, der willkürlich daran herumdeutelt, sondern für die Mu’miniin, denn der Imaan öffnet die Herzen zum wirklichen Verständnis. (Qutb)

Zeichen Seiner Macht und Seiner Einheit. (Darjabaadi)

Botschaften für den Menschen insofern, als diese sichtbaren Zeichen einer bewussten schöpferischen Macht dem Menschen eine geistige Botschaft vermitteln. (Asad)

Der Hintergrund dieser Argumentation besteht in den Einwänden der kaafir Makkaner gegen die Lehren des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm,, besonders gegen die Lehre von der Einheit. Dazu wird hier gesagt, dass die Welt voll ist mit Zeichen der Wahrheit, zu der sie aufgerufen werden. Wenn sie sich nur mit offenen Augen umsehen würden, dann würden sie diese Zeichen in sich selbst und außerhalb ihrer selbst überall finden, die Zeugnis davon ablegen, dass dieses ganze Universum die Schöpfung des Einen und Einzigen Gottes ist, und dass Er allein sein Herr und Meister ist. (Mauduudi)

 

4. Und in eurer Erschaffung und der jedweden Getiers6, das Er (auf der Erde) verbreitet, sind Zeichen7 für Leute, die Gewissheit haben.

6. Vergleiche auch oben Fußnote 4. 2. Diese Zeichen sind in unserem eigenen Wesen und in den Tieren enthalten, mit denen wir täglich zu tun haben. Hier gibt es für uns eine Gewissheit im Rahmen unserer menschlichen Grenzen; es sind Zeichen für "diejenigen, die Gewissheit haben". (Juusuf `Allii)

7. Zeichen Seiner einzigartigen Autorität und Weisheit. (Darjabaadi)

Vergleiche auch Suura 7:185 und die entsprechenden Fußnoten. Die komplizierte Struktur des menschlichen und tierischen Körpers und die lebenserhaltenden Instinkte, mit denen alle Lebewesen ausgestattet sind, machen die Annahme unmöglich, dies alles sei durch "Zufall" entstanden. Wenn wir jedoch davon ausgehen, dass dieser ganzen Entwicklung ein kreativer Zweck zugrunde liegend, müssen wir auch den Schluss ziehen, dass es von einer bewussten Macht gewollt wurde, die die Naturphänomene einem inneren Sinn entsprechend geschaffen hat (vergleiche hierzu Suura 10:5 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

5. Und im Wechsel von Nacht und Tag8 und in der Versorgung9, die Allah vom Himmel herniedersendet, und durch die Er die Erde nach ihrem Tod wiederbelebt 10, und im Wechsel der Winde sind Zeichen für Leute, die begreifen11.

8. Vergleiche auch oben die Fußnoten 4. und 6. 3. Dies sind unsere alltäglichen Erfahrungen mit äußeren Dingen, aber sie gehen uns und unser Leben unmittelbar an. Hier ergeben sich Fragen und Schlussfolgerungen "für die Weisen". (Juusuf `Allii)

9. "Lebensunterhalt" oder "Versorgung" ist in diesem Fall gleichbedeutend mit dem Wasser, das vom Himmel herabgeschickt wird, aber der Begriff ist umfassender. Nicht nur der Unterhalt für unser irdisches Leben wird vom Himmel herabgeschickt, sondern auch die Sonnenstrahlen, die Wasser vom Meer verdunsten und somit den Regen überhaupt erst entstehen lassen. (Qutb)

Der Begriff "Regen" selbst und die Tatsache, dass er die tote Erde belebt, steht wiederum symbolisch für die Offenbarung, die einer toten Seele neues Leben gibt. Ähnlich verhält es sich mit dem Wechsel von Tag und Nacht und dem Wechsel der Winde. Abgesehen davon, dass sie wunderbare Naturphänomene sind, beziehen sie sich auf geistige Unwissenheit und Wissen, Ruhe und Aktivität und die beständigen wohltuenden Veränderungen, die in der Welt stattfinden und dafür sorgen, dass sich der Segen der Offenbarung Allahs verbreitet. (Juusuf `Allii)

Regen bedeutet symbolisch die physische und geistige Gnade und wird in dieser Verbindung oft im Qur'an erwähnt. (Asad)

10. Vergleiche auch Suura 23:18-20; 25:48-49; 26:7; 27:16 und 30:24 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

11. Hier liegt das eigentliche Betätigungsfeld für die Vernunft. (Qutb)

 

6. Dies sind Allahs Zeichen12, die Wir dir in Wahrheit13 vortragen. An welches Wort wollen sie denn den Imaan verinnerlichen, nachdem (sie) Allah und Seine Zeichen (abgelehnt haben)14?

12. Wenn es jemanden gibt, den die Zeichen in der Natur, in seinem eigenen Herzen und Gewissen und in der Stimme der Offenbarung nicht überzeugen können, welche Art von Erklärung wird er dann akzeptieren? (Juusuf 'Allii)

13. Genau und ohne die Möglichkeit eines Irrtums. (Darjabaadi)

14. Wörtlich: "an welche Nachricht (oder Botschaft) nach Art--und Seinen Zeichen". (Asad)

 

7. Wehe jedem sündigen Lügner15,

15. Eine Seele, die so tot ist, wie es oben aus Aja 6 und Fußnote 12 hervorgeht ist in der Tat in einer elenden Situation. Sowohl in der Verehrung als auch im Verhalten und in der Haltung gegenüber Allah wird sie sich an Unwahrheiten halten. Sie wird hartnäckig sein und vorgeben, "über solchen Dingen" zu stehen. Sie wird die schönste Botschaft hören, aber nicht davon profitieren. Dies alles tut sie zu ihrem eigenen Verlust und Nachteil. (Juusuf `Allii)

Der Begriff "Affaak" أَفَّاك (wörtlich "Lügner" und besonders "gewohnheitsmäßiger Lügner") hat hier auch die Bedeutung: "jemand, der sich selbst betrügt", denn er ist "ma'fuuk", das heißt "in seinem Intellekt und seiner Urteilsfähigkeit gestört". (Asad)

 

8. Der Allahs Zeichen hört, wie sie ihm vorgetragen werden, und sich dennoch hochmütig abwendet16, als hätte er sie nie gehört! Verheiße ihm schmerzliche Strafe17.

16. Wer auf seinem beharrt. (Juusuf `Allii)

Er ist der Selbsttäuschung zum Opfer gefallen, er wüsste bereits alles und niemand könne ihn mehr etwas lehren. Darum betrachtet er Offenbarung als nicht der Aufmerksamkeit wert, als ob es gleichgültig wäre, ob er zuhört oder nicht. (Mauduudi)

17. Wie sie seiner Arroganz entspricht. (Darjabaadi)

Das Wort "buschraa" (gewöhnlich übersetzt mit "frohe Botschaft") bezieht sich normalerweise auf die Ankündigung von Gutem. Hier wird es jedoch auf ironische Art benutzt. (Qutb)

 

9. Und der, wenn er etwas von Unseren Zeichen erfährt, sie verspottet18. Das sind jene, denen schändliche Strafe bestimmt ist19,

18. Er gibt sich nicht damit zufrieden, über eine bestimmte Offenbarung zu spotten, sondern spottet ganz allgemein über die Offenbarung an sich. Wenn er beispielsweise einen bestimmten Sachverhalt im Qur`an erwähnt findet, geht er nicht auf dessen wirkliche Bedeutung ein, sondern verdreht den Sinn, um ihn zur Zielscheibe des Spottes zu machen und hinterher zu sagen, dies alles sei ohnehin nicht ernst zu nehmen. (Mauduudi)

19. In jedem der Ajas 8-11 wird die Strafe mit einer speziellen Beschreibung versehen, die mit dem Vergehen übereinstimmt.

1. In Aja 8 geht es um einen Menschen, der Allahs Zeichen in seiner Umgebung, die Seine Liebe und Fürsorge ausdrücken, Hochmut entgegenbringt: seine Strafe ist "schmerzlich" oder "bedrückend".

2. In Aja 9 verspottet er Allahs Zeichen, und seine Strafe ist "schändlich" oder "erniedrigend", er macht sich selbst lächerlich. 3. und 4. werden unten in den Fußnoten 23 und 25 beschrieben. (Juusuf `Allii)

 

10. Vor ihnen liegt die Hölle20, und das, was sie erworben haben, wird ihnen nichts nützen21, auch nicht die Beschützer22, die sie sich statt Allah angenommen haben, und ihnen ist eine furchtbare Strafe23 bestimmt.

20. Das Wort "waraa"  وَرَا wird für alles gebraucht, was vor dem Menschen verborgen ist, ob es vor ihm oder hinter ihm liegt. Im ersteren Falle wäre die Bedeutung: Sie laufen unbewusst auf diesem Weg voran und wissen nicht, dass die Hölle vor ihnen liegt und sie hineinfallen werden. Im letzteren Falle wäre die Bedeutung: sie sind in ihr Unrecht verstrickt, ohne einen Gedanken an das zukünftige Leben zu richten, und wissen nicht, dass die Hölle sie verfolgt. (Mauduudi)

21. Nichts von alledem, was sie geleistet haben oder können, nützt ihnen jetzt m, denn ihre Handlungen, auch wenn sie gut waren, können sie nicht freikaufen, weil sie nicht auf der Grundlage des Islams geschehen sind. Ihre Macht und ihr Besitz sind vergangen und nützen ihnen jetzt nichts. Und auch ihre Beschützer, ihre Freunde, ihre Idole können ihnen jetzt nicht helfen. (Qutb)

22. Alles, was sie gottähnlichen Einflüssen auf ihr Leben zuschreiben, seien es falsche Gottheiten oder falsche Werte wie beispielsweise Reichtum, Macht, gesellschaftlicher Status und so weiter. (Asad)

Das Wort "walii" steht hier auch für alle jene Führer und Herrscher, die die Menschen für sich als maßgeblich ansahen, als von Allah unabhängig betrachteten und ihnen blindlings folgten und zu gefallen versuchten, auch wenn sie damit Wohlgefallen verwirkten. (Mauduudi)

23. Vergleiche oben Fußnote 19. 3. Hier in Aja 10 geht es um den Menschen, der die guten Dinge dieses Lebens aufgehäuft hat und der Annahme ist, er habe viele Freunde und Beschützer, aber all dies ist letztendlich nutzlos. Im Gegenteil, seine Strafe ist "furchtbar", entsprechend der großen Sorgfalt, die er aufgewendet hat, seine Götzen zu vervielfachen. (Juusuf `Allii)

 

Abschnitt 2

11. Dies ist die Rechtleitung24. Und denjenigen, die nicht an die Zeichen ihres Herrn den Imaan verinnerlichen, ist eine schändliche Strafe bestimmt25.

24. Dieser Qur`an ist in Wirklichkeit die Rechtleitung, die keinen Irrtum mehr zulässt. (Qutb)

25. Wenn sie nach allen diesen Zeichen noch die Wahrheit vertuschen und leugnen, verwirklicht sich für sie die Strafe. (Qutb)

Vergleiche auch Suura 34:5 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Vergleiche oben die Fußnoten 19 und 23. 4. Hier geht es um den Menschen, der die besondere Rechtleitung zurückgewiesen und verachtet hat, die durch das Wort Allahs oder die Ermahnungen eines Gesandten Allahs zu ihm gekommen ist. Seine Strafe ist die Strafe der Verachtung: er verdient die Abscheu und Verachtung aller Rechtschaffenen und ist im Reich Allahs ein Ausgestoßener. (Juusuf `Allii)

 

12. Allah ist es, Der euch das Meer dienstbar gemacht hat26, so dass die Schiffe darauf fahren nach Seinem Gebot27, und ihr nach Seiner Gnade strebt28 auf dass ihr dankbar sein möget.

26. Vergleiche Suura 16:14 und die entsprechenden Fußnoten. Der eine, alles Land umschließende Ozean ist eine der bedeutendsten Gegebenheiten in unserer physikalischen Geographie. Sein Salzwasser sorgt für die Reinhaltung dieser Erde. Die heilsame Wirkung der Seeluft mit ihrem Ozongehalt ist jedem bekannt, der dadurch seine Gesundheit wiedergewonnen hat. Durch die Möglichkeit der Seefahrt verbindet das Meer eher als dass es trennt: die Verbindung zwischen Hafenstädten war immer intensiver als mit dem Hinterland. Damit wird die Verbindung unter Menschen gefördert, und wir können "Allahs Gnade" suchen, nicht allein im kommerziellen, sondern auch im intellektuellen und geistigen Sinne. All dies geschieht durch "Allahs Gebot", das heißt durch Seine wohltätige Ordnung des Universums, und wir sollen dafür dankbar sein. (Juusuf `Allii)

27. Dies bezieht sich auf die Winde, die das Segeln ermöglichen. In alten Zeiten war die Seefahrt davon abhängig, und widrige Winde waren verheerend. Darum wird hier dieser Aspekt des Windes nach dem Regen erwähnt, beides als besonderer Gnadenerweis Allahs. (Maududi)

Vergleiche auch Suura auch 17:66-67 sowie Die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

28. Das heißt erlaubte Versorgung sucht Durch Handel, Fischerei, Tauchen, Seefahrt und andere Möglichkeiten, Die Das Meer bietet. (Mauduudi)

 

13. Und Er hat euch dienstbar gemacht, was in den Himmeln und was auf Erden ist29. Alles ist von Ihm. Hierin sind fürwahr Zeichen für Leute, die nachdenken30.

29 Vergleiche Suura 31:20 und Die entsprechenden Fußnoten. Das Meer ist nur ein Beispiel für Allahs liebende Fürsorge, mit Der Er alle Dinge Der Nutzung Durch Den Menschen zugänglich macht, Durch Die Intelligenz und Die Fähigkeiten, die Er Dem Menschen gegeben hat. Der Mensch sollte nie vergessen, Dass Dies alles "von Ihn" ist, das heißt von Allah. Ist nicht Der Mensch Allahs Statthalter auf Der Erde (vergleiche Suura 2:30)? (Juusuf `Allii)

30. Nachdenken ist nur Dann vollkommen und stichhaltig, wenn man Die in Der Natur vorhandenen Gesetzmäßigkeiten in Betracht zieht und zwischen Diesen und Den Schöpfer als Quelle Dieser Kräfte eine Verbindung herstellt. Ohne Diese Quelle wäre Der Mensch wieder imstande, alle Diese Phänomene zu begreifen noch sie zu nützen. (Qutb)

Zeichen Seiner Allmacht. (Darjabaadi)

 

14. Sprich31 zu denen, die den Imaan verinnerlichen, sie sollen denen vergeben32, die die Tage Allahs33 nicht erwarten, so dass Er34 jedem Volk35 vergilt, was es zu erwerben pflegte.

31. Damit ist in erster Linie unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, angesprochen. (Darjabaadi)

32. Für Die Mu'miniin ist es ein edler Charakterzug, Denjenigen zu vergeben, Die nicht an "Allahs Zeiten" den Imaan verinnerlichen und sich damit selbst in eine bedauernswerte Situation bringen. Sie sollten die Angelegenheit Dieser Menschen Allah anheim stellen. (Qutb)

Sie sollten Geduld mit ihnen haben. (Darjabaadi)

33. Vergleiche auch Suura 7:54 und die entsprechenden Fußnoten. Unter "Tagen Allahs" verstehe ich nicht Zeitabschnitte von vierundzwanzig Stunden, sondern Zeiträume, in denen Allahs Absicht in uns wirksam wird und uns ein Gefühl für unsere Fehler und für Allahs Barmherzigkeit nahe bringt Wir müssen geduldig mit Denen sein, die ein solches Gespür noch nicht entwickelt haben. "Tage Allahs" oder "Zeiten Allahs" kann auch die Zeit des Reiches Allahs bedeuten, wenn das Böse vernichtet wird und Allahs  Macht unangefochten regiert. (Juusuf `Allii)

Die nicht an Seine Vergeltung den Imaan verinnerlichen. (Darjabaadi)

Diejenigen, die nicht fürchten, dass der Tag kommt, an dem sie für ihre Handlungen und Verhaltensweisen zur Rechenschaft gezogen werden, so dass Diese Gleichgültigkeit sie zu Kufr und Starrsinn veranlasst. (Mauduudi)

34. Es steht Menschen nicht zu, auf eigene Faust Vergeltung zu suchen, selbst wenn es in einer gerechten Sache wäre. Allah vergilt Gutes und Böses auf angemessene Weise nach seinen eigenen Wissen und Seinen gerechten Plan, und zu Seiner Zeit. Es ist auch nicht zulässig, Dass Gruppen von Personen sich zu Vorkämpfern des Rechts aufschwingen und Ausschreitungen begehen. Sie neigen immer Dazu, private Motive von Neid und Hass mit ins Spiel zu bringen. Solche Motive Dürfen bei einen gerechten Dschihaad unter der Führung eines rechtschaffenen Imaam nicht vorhanden sein; ein rechtschaffener Imaam ist per Definitionen nicht privaten Gefühlen unterworfen und nur von Allahs Licht geleitet. Private Rache ist das, was hier verboten wird, nicht Beistand oder Kampf gegen das Böse, wo dies möglich ist. (Juusuf `Allii)

35. Das Wort "Volk" bezeichnet hier eine Gruppe von Menschen mit gemeinsamen Eigenschaften, das heißt die Gerechten im Gegensatz zu den Ungerechten, die Unterdrückten im Gegensatz zu den Unterdrückern und so weiter. (Juusuf `Allii)

Die Kommentatoren verstehen diesen Aja auf zweierlei Weise, und beides ist gerechtfertigt:

1. die sollen die Ausschreitungen der Bösen vergeben, so dass Allah sie für ihre Geduld und Standhaftigkeit belohnt und sie für die für Seine Sache erlittenen Verfolgungen entschädigt;

2. die Mu'miniin sollen jenen Menschen vergeben, so dass es selbst sie für ihre Ausschreitungen bestraft.

Einige Kommentatoren wollen die Gültigkeit dieses Ajas auf die Zeit in Makka beschränkt sehen, bevor den Muslimen der bewaffnete Kampf erlaubt war. Ein sorgfältiges Studium des Wortlautes zeigt jedoch, dass dies nicht richtig sein kann. Da Wort "vergeben" bedeutet niemals, dass jemand, der sich ohnehin nicht gegen die Ausschreitungen anderer zur Wehr setzen kann, darauf verzichtet; in diesem Fall würde von Und Standhaftigkeit gesprochen. Wenn wie hier das Wort "vergeben" benutzt wird, ist immer vorausgesetzt, dass die Allah ihrer Fähigkeit zu Vergeltung darauf verzichten, das betreffende Volk für seine Ausschreitungen zu bestrafen und die Sache Allah anheim stellen. Dieser Aja widerspricht in keiner Weise denen, in denen den Muslimen der Kampf erlaubt wird. Die Erlaubnis zum Kampf ist an die Bedingung gebunden, dass eine islamische Regierung hinreichend Grund hat, militärisch gegen Kufar vorzugehen, und das Gebot Vergebung bezieht sich auf die gewöhnlichen Umstände, wenn in Verbindung mit einem Volk leben müssen, das nicht fürchtet, und Verfolgungen verschiedener Art ausgesetzt sind. Die Muslime sollen dann ihre moralische Überlegenheit wahren und sich nicht dazu herablassen, sich in Streitereien und Racheakte verwickeln zu lassen. (Mauduudi)

 

15. Wer Gutes tut, tut es für seine eigene Seele, und wer Unrecht begeht, der tut es gegen sie36. Dann werdet ihr zu eurem Herrn zurückgebracht37.

36. "Linafsihi" لِنَفْسِهِ: für sich selbst, in seinem eigenen Interesse, beziehungsweise "aleihaa" zu seinem eigenen Schaden. (Anm. d. Übers.)

Gutes und Böses findet gewöhnlich bereits in dieser Welt sein entsprechendes Ziel; in jedem Falle findet jedoch vor Allah ein endgültiges Gericht statt. (Juusuf `Allii)

37. Damit sollen die Herzen der Mu'miniin beruhigt und gestärkt werden, ohne Schwäche und ohne betrübt zu sein. Denn ist derjenige, der alle Handlungen vergibt, und zu Ihm kehren wir alle zurück. (Qutb)

 

16. Wir gaben schon den Kindern Israels das Buch und die Herrschaft38 und das Prophetentum39, und Wir versorgten sie mit guten Dingen40 und erwiesen ihnen Huld vor allen Völkern41.

38. Die Argumentation verläuft hier ähnlich wie in Suura 44:32-33, aber hier birgt es eine Besonderheit. Die Kinder Israel erhielten die Offenbarung durch Muusa die Macht zur Entscheidung durch das Königreich Daawuud und Suleymaan verschiedene prophetische Warnungen durch Männer wie Jesaja und Jeremia, Allahs Segen und Frieden auf ihnen allen. (Juusuf `Allii)

Vor dem Islam hatte das Volk Israel die Führung. Denn sie besaßen die monotheistische Lehre Gottes, für deren Verwirklichung Allah sie für diesen Zeitabschnitt der Menschheit auserwählt hatte. Die Menschen bedürfen der ständigen Leitung Allahs denn ohne sie verfallen sie durch ihre Begierden der Selbstvernichtung. Die Kinder Israels erhielten die Thora, Allahs Gesetz, mit dem Gebot, dieses Gesetz zu halten. Und immer wieder wurden Propheten zu ihnen geschickt. (Qutb)

39. Auf dieselbe Weise und mit derselben Zielsetzung erfolgt jetzt die Offenbarung des Qur`an - damit wird die Kontinuität aller Offenbarung Allahs betont. (Asad)

 

17. Und Wir gaben ihnen deutliche (Weisungen)42 in der Sache43. Sie wurden erst dann uneins als das Wissen zu ihnen gekommen war, aus Missgunst untereinander44. Dein Herr wird fürwahr am Tag der Auferstehung zwischen ihnen über das entscheiden, worüber sie uneins waren45.

40. "Versorgung" ist hier wie an anderen Stellen sowohl im physischen als auch im metaphorischen Sinne zu verstehen. Das Gesetz Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, beinhaltete Regeln für die Ernährung, wobei unreine Dinge ausgeschlossen wurden, und ebenso Regeln für ein reines und ehrenhaftes Leben. Auf diese Weise wurde das Volk Israel zu einem Vorkämpfer für Allahs Gesetz und damit "auserwählt unter den Völkern". (Juusuf `Allii)

"Versorgung" bedeutet auch ihre Herrschaft und ihr Prophetentum im Heiligen Land, dem guten, fruchtbaren Gebiet zwischen Nil und Euphrat. (Qutb)

41. Insofern als sie zu ihrer Zeit das einzige monotheistische Volk waren. Vergleiche auch Suura 2:47 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Allah hatte die Kinder Israel unter den Völkern ihrer Zeit zu dem besonderen Dienst auserwählt, an Gesetz Allahs festzuhalten und sich für die Verehrung Allahs in der Welt einzusetzen. (Mauduudi)

42. Beweise und Argumente. (Darjabaadi)

43. Für den Islam. (Darjabaadi)

Da der gemeinsame Nenner aller möglichen Bedeutungen des Wortes "Amr" أمْر ("Befehl', "Gebot", "Sache", "Angelegenheit", "Ereignis", "Handlung" und so weiter) das Element der Absicht oder Zielsetzung ist, sei es implizit oder explizit, können wir mit Sicherheit annehmen, dass diese Bedeutung in diesem elliptischen Satz gemeint ist, der offensichtlich auf Ziel und Zweck aller Allahs Offenbarung anspielt, folglich also auf den Imaan des Menschen daran. Aus der Gesamtheit der Lehren des Qur'ans wird deutlich, dass der innere Zweck allen Imaans erstens eine Erkenntnis der Existenz Allahs und der Verantwortlichkeit des Menschen vor Ihm ist, und zweitens die Bildung eines Bewusstseins menschlicher Würde als positives und notwendiges - Element in Allahs Schöpfungsplan wodurch der Mensch Freiheit von Aberglauben und irrationalen Ängsten aller Art erlangt; und schließlich soll der Imaan dem Menschen verdeutlichen, dass alles, was er an Gutem oder Bösem tut, ihm selbst Nutzen beziehungsweise Schaden bringt. (Asad)

44. Vergleiche Suura 10:93 und die entsprechenden Fußnoten. Die Juden verdienten umso mehr Vorwürfe, als sie nach allem, womit Allah sie bevorzugt hatte, Seine Gnade verwirkten. Ihre Spaltungen und Differenzen entstanden durch gegenseitigen Neid, der eine Rebellion gegen Allah war. Wie aus dem nächsten Aja hervorgeht, lehnten einige, jedoch nicht alle, die Botschaft des letzten Propheten ab, ebenfalls aus Eifersucht deswegen, weil unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, unter den Arabern erschienen war. (Juusuf `Allii)

45. Vergleiche Suura 2:90 und den gesamten Abschnitt dort mit den entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Dies geschah aus Neid, Hass und Ungerechtigkeit, bei voller Kenntnis der Wahrheit und des Rechts, und durch diese Haltung verwirkten die Kinder Israel ihren Stellenwert auf der Erde. (Qutb)

Nicht durch Zweideutigkeit oder Unverständlichkeit der Botschaft Allahs. (Darjabaadi)

Vergleiche Suura 23:53 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Die Kinder Israel verloren aufgrund ihrer Uneinigkeit ihre besondere Verantwortung in der Weltgeschichte. Diese ist nun euch auferlegt worden. (Mauduudi)


 

18. Dann46 brachten Wir dich47 auf einen klirren Weg in der Sache48 (des Islams). Darum folge ihm49 und folge nicht den Wünschen derer, die nicht wissen50.

46. Nachdem das Volk Israel Allahs Gnade verwirkt hatte. (Darjabaadi)

Wörtlich: "danach" oder "schließlich", das heißt nachdem frühere Völker versäumt hatten, das ideelle Ziel des Islams in ihrer tatsächlichen Lebensweise zu verwirklichen. (Asad)

47. Daraufhin bestimmte Allah, dass ein neuer Prophet mit seinem Auftrag die Nachfolge und Verantwortung auf der Erde übernehmen sollte, der die Menschen zu Allahs Gesetz bringt, und es von Beimischungen der Menschen befreit. (Qutb)

48. Der Begriff "Scharii`a" شَرِيعَة wird am besten mit "der rechte Weg der Religion" wiedergegeben, denn dies ist weiter gefasst als formale Riten und rechtliche Bestimmungen, wie sie vor allem in der madinensischen Zeit kamen, lange nachdem dieser makkanische Aja offenbart wurde. (Juusuf `Allii)

49. Sowohl in der Praxis als auch in der Verkündung. (Darjabaadi)

50. So wird entweder die Scharii'a Allahs, das heißt Seine Gesetzgebung, herrschen oder die Interessen von Menschen und ihre Begierden. Es gibt keinen dritten Weg zwischen dem klaren eindeutigen Weg des Islams und den Spekulationen der Unwissenden. (Qutb)

Wir haben dich auf einen Weg gebracht, durch den die Zielsetzung des Islams erreicht werden kann. Vergleiche oben Aja 17 Fußnote 43. Vergleiche auch Suura 5:48 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

19. Sie nützen dir nichts gegen Allah51. Was aber die Ungerechten angeht, so sind sie untereinander Freund. Allah aber ist der Freund der Mutaqiin.

51. Das heißt in deinem ’Ibaada Unwissende und verblendete Menschen dienen keiner Sache. Je mehr man sich um ihre Hilfe bemüht, umso mehr verstärkt ihre Unwissenheit und Verblendung das Gefühl ihrer eigenen Wichtigkeit. Böses schützt Böses (oder glaubt dies jedenfalls, es hat in Wirklichkeit keine Macht, überhaupt zu schützen, weder sich selbst noch andere.

Die Rechtschaffenen suchen Allahs Schutz, Der sie schützen kann und will. (Juusuf `Allii)

Wenn du mit ihnen Kompromisse schließt, sind sie nicht in der Lage, dich vor deiner Verantwortung Allah gegenüber zu schützen. (Mauduudi)

 

20. Dies sind Mittel zur Einsicht für die Menschen und eine Rechtleitung und eine Barmherzigkeit für Leute, die Gewissheit haben52.

52. Die Beweise der Zeichen Allahs sollten allen Menschen deutlich sein: für Mutaqiin; die Allahs Gnade annehmen, sind sie eine Führung und eine Barmherzigkeit. (Juusuf `Allii)

Nämlich der Qur`an, der dem Menschen die Zielsetzung des Imaans entfaltet. (Asad)

Diese Schrift und diese "Scharii`a" ist ein solches Licht für die Menschen der Welt, das die Wahrheit vom Irrtum unterscheidet, aber nur diejenigen werden davon geleitet, die an seine Wahrheit den Imaan verinnerlichen für sie ist es eine Barmherzigkeit. (Mauduudi)

 

21. Meinen etwa diejenigen, die Böses tun53, Wir würden sie wie diejenigen behandeln, die den Imaan verinnerlichen und gute Werke tun54, so dass ihr Leben und Tod gleich wäre55? Schlimm ist, wie sie urteilen56!

53. Treulose und unrechte Handlungen. (Darjabaadi)

Nach der Einladung zum Islam an die Einheit Gottes wendet sich die Thematik jetzt dem zukünftigen Leben zu. (Mauduudi)

54. Drei Bedeutungen können hergeleitet werden:

1. die Bösen sind vor Allah nicht den Guten gleich; sie sind weder im Leben noch im Tode gleich; im Leben werden die Rechtschaffenen von Allah geleitet und empfangen Seine Gnade und nach dem Tode Seine Barmherzigkeit, während die anderen Seine Gnade ablehnen und nach dem Tod Seinen Zorn verdient haben.

2. Die beiden sind weder in diesem noch im zukünftigen Leben gleich: wenn es den Bösen hier gut geht, werden sie doch im zukünftigen Leben verurteilt; wenn die Guten hier leiden und traurig sind, erhalten sie im zukünftigen Leben Trost.

3. Das wirkliche Leben der Rechtschaffenen - da sie geistiges Leben empfangen haben - ist nicht mit dem nominalen Leben der Bösen zu vergleichen, das in Wirklichkeit ein Tod ist; ebenso wenig ist der physische Tod der Rechtschaffenen, der sie ins ewige Leben bringt, wie der furchtbare Tod der Bösen, der sie in ewiges Elend stürzt. (Juusuf `Allii)

55. Die Bezugnahme auf den Unterschied zwischen diesen beiden Kategorien hinsichtlich ihres "Lebens und Todes" weist nicht nur auf die moralische Qualität ihrer irdischen Existenz hin, sondern auch auf einerseits ihrer innere Ruhe und Zufriedenheit, mit der ein wahrer Mu'min den Anfechtungen des Lebens und dem Augenblick des Todes entgegentritt, und andererseits die Besorgnis und Ängste, die so oft geistigen Nihilismus begleiten, und die "Angst vor dem Unbekannten" im Augenblick des Todes. (Asad)

56. Dies ist das moralische Argument für ein zukünftiges Leben. Der Unterschied von Gut und Böse erfordert einen Lohn für das Gute und eine Strafe für das Böse. Sonst wären Tugend und Laster gleich und Allah letztendlich ungerecht. Vergleiche auch Suura 10:4; 11:106; 16:38-39; 30:7-8 und 38:28 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

 

Abschnitt 3

22. Allah hat die Himmel und die Erde in Weisheit erschaffen57, so dass jede Seele belohnt wird nach dem, was sie erworben hat58, und ihnen soll kein Unrecht widerfahren59.

57. Vergleiche auch Suura 44:38-39 und die entsprechenden Fußnoten. Die Welt ist so geordnet, dass jede Seele alle Möglichkeiten zu ihrer vollen Entwicklung erhält und die Früchte aller ihrer Aktivitäten erntet. Wenn sie sich von Allahs Gnade abtrennt, leidet sie, aber niemandem geschieht Unrecht. Im Gegenteil, Allahs reicher Segen übersteigt bei weitem die Verdienste des Menschen. (Juusuf `Allii)

Vergleiche Suura 10:5 und die entsprechenden Fußnoten. Ohne eine Differenzierung zwischen richtig und falsch oder wahr und unwahr gäbe es keine "innere Wahrheit" in der Vorstellung einer Schöpfung nach Allahs Plan. (Asad)

58. Die Erfüllung dieser Zielsetzung der Gerechtigkeit macht eine allgemeine Auferstehung notwendig. (Darjabaadi)

59. Es wäre ungerecht, wenn das Gute nicht belohnt und das Böse nicht bestraft würden und wenn es keinen Ausgleich für die Leiden der Unterdrückten gäbe. In Allahs Reich ich kann es keine solche Ungerechtigkeit geben. (Mauduudi)

 

23. Hast du den gesehen, der sich seine Begierden zum Gott nimmt60 und den Allah wissentlich61 irregehen läßt62 und dem Er Gehör und Herz versiegelt hat63 und auf dessen Augenlicht Er einen Schleier gelegt hat64? Wer könnte ihn rechtleiten nach Allah65? Wollt ihr euch nicht ermahnen lassen66?

60. Wer der Diktatur seines niederen Ich folgt. (Darjabaadi)

Wenn ein Mensch nicht den Gesetzen Allahs folgt, die auch den Gesetzmäßigkeiten seiner eigenen inneren, von Allah geschaffenen Natur entsprechen, sondern den niederen Begierden seines verzerrten Ego, das seinem rebellischen Willen folgt, ist der Verlust der Rechtleitung Allahs und Gnade die unvermeidliche Folge. Alle seine Fähigkeiten werden dann degradiert, und nichts kann ihn führen, bis er sich wieder in Reue zu Allah wendet. (Juusuf `Allii)

Wenn ein Mensch anfängt, jemandem auf diese Weise zu gehorchen, bedeutet dies, dass nicht sein Gott ist sondern der­oder dasjenige, dem er kritiklos gehorcht, gleichgültig, ob er dies verbal zu seinem Gott erklärt oder nicht. Praktischer Götzendienst kann nicht damit entschuldigt werden, dass man das Objekt seines Dienstes nicht als Gott bezeichnete. (Mauduudi)

61. Dies kann zweierlei bedeuten:

1. Allah hat den Menschen irregehen lassen, obwohl er gelehrt war und über Wissen verfügte;

2. Allah wusste, dass dieser Mensch seinen Begierden folgte, und ließ ihn irregehen. (Mauduudi)

62. Weil er bewusst und absichtlich den Weg des Irrtums gewählt hat. (Darjabaadi)

Vergleiche auch Suura 14:4 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

63. Alle Ereignisse haben ihren Ursprung in Allah. Wenn wir also für unsere vorsätzliche Abkehr die Strafe bekommen, indem unsere Sinne versiegelt, also für das Gute unzugänglich gemacht werden, ist diese Bestrafung auf die Gerechtigkeit Allahs zurückzuführen. Darjabadi schreibt dazu: "Man beachte, dass das Versiegeln ihrer Herzen die Folge der vorsätzlichen Entscheidung für den Kufr ist, nicht deren Ursache." (Juusuf `Allii)

Infolge seines Starrsinns. (Darjabaadi)

64. Vergleiche Fußnote 63. (Asad)

Vergleiche auch Suura 2:18; 6:25; 7:100; 9:87; 9:93; 10:74; 13:27; 16:108 und 17:46 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

65. Denn alle Rechtleitung kommt von Allah. Niemand anderes ist in der Lage, Menschen zu führen oder irregehen zu lassen. Dies gehört zu  Allahs Angelegenheiten, an denen niemand Anteil hat. (Qutb)

Wer kann ihn rechtleiten, nachdem ihm Allah Seine Rechtleitung entzogen hat? (Juusuf `Allii)

66. Aus dem Zusammenhang wird deutlich, dass nur diejenigen das zukünftige Leben leugnen, die ihren eigenen niederen Begierden und Wünschen dienen wollen und das zukünftige Leben als etwas betrachten, das ihre Freiheit einschränkt. Wenn sie dies einmal geleugnet haben, nimmt die Versklavung durch ihr Ego zu, so dass sie immer weiter dem Irrtum verfallen. Schließlich begehen sie Unrecht aller Art, ohne Gewissensbisse zu verspüren. Sie zögern nicht, anderen ihre Rechte zu verweigern. Man kann nicht erwarten, dass sie Selbstbeherrschung üben. Auch sie sind Zeugen der Ereignisse, die den Menschen als Warnung dienen sollen, aber sie ziehen falsche Schlussfolgerungen daraus. Kein Argument, das Menschen vom Bösen abhält, findet ihr Gehör, sondern sie erfinden ihrerseits Argumente, um ihre Zügellosigkeit zu rechtfertigen. Das einzige, was die Menschlichkeit des Menschen gewährleisten kann, ist der Gedanke an seine Verantwortlichkeit vor (Mauduudi)

 

24. Sie sprechen67: „Es gibt nichts als unser Leben in dieser Welt68. Wir sterben und wir leben, und nichts als die Zeit lässt uns vergehen69. " Sie haben jedoch keine Kenntnis davon70, sondern stellen nur Vermutungen an71.

67. Diejenigen, die das zukünftige Leben und die Verantwortlichkeit des Menschen vor Allah leugnen. (Darjabaadi)

 

25. Wenn ihnen Unsere deutlichen Zeichen72 vorgetragen werden, haben sie kein anderes Argument, als dass sie sagen73: "Bringt doch unsere Väter wieder zurück74, wenn ihr75 die Wahrheit sagt76."

68. Es gibt kein zukünftiges Leben. (Darjabaadi)

69. Oder auch: "das Schicksal". (Darjabaadi)

Zufällig oder als Ergebnis blinder Naturkräfte. (Asad)

Sie ist ein oberflächliches Argument, denn der Tod trifft auch Kinder und Greise, Gesunde und Kranke, Starke und Schwache. (Qutb)

Vergleiche Suura 23:37 und die entsprechenden Fußnoten. Der Zusatz hier, "nichts als die Zeit lässt uns vergehen" erinnert an die materialistische Theorie, dass Materie und Zeit anfangslos und endlos ewig sind, möglicherweise auch, dass zwar jedes Individuum vergeht, das Volk oder die Rasse jedoch fortbesteht, bis die Zeit sie zerstört. Dies ist nicht Wissen, sondern Vermutung oder Hypothese. Warum sollten wir nicht von Dem das Licht akzeptieren, Der alles weiß? (Juusuf `Allii)

70. Kein wirkliches Wissen, keine Fakten, keine Vernunftgründe. (Darjabaadi)

71. Wissenschaftlich könnten sie höchstens sagen: "Wir wissen nicht, ob es ein Leben nach dem Tode gibt oder nicht" oder "Wir wissen nicht, was nach dem Tode geschieht". Alle anderen Aussagen, die nicht auf einer tatsächlichen Wissensquelle begründet sind, entsprechen dem Wunschdenken. (Mauduudi)

72. Die Offenbarungen, in denen Argumente für die Möglichkeit einer Auferstehung gegeben wurden und in denen gesagt wurde, dass diese ein Erfordernis der Weisheit und Gerechtigkeit ist, da sonst das ganze System des Universums sinnlos wäre. (Mauduudi)

73. Dies sagen sie zu den Mu’miniin. (Darjabaadi)

74. Bringt sie wieder zum Leben (Darjabaadi)

Dies ist wiederum kein stichhaltiges Argument, sondern ein oberflächlicher Einwand, der den Sinn des Universums und seine Gesetzmäßigkeit nicht wirklich begreift, nämlich die Weisheit und Zweckmäßigkeit Allahs. In der Schöpfung von Leben und Tod. Der Mensch wird auf Erden Gelegenheit gegeben, dem entsprechend, was Allah ihnen zur Verfügung gestellt hat, zu agieren und zur Tat zu schreiten. Diese Prüfung ist mit ihren Ableben beendet, bis sie zum Tage der Auferstehung, an dem sie wieder auferweckt und zur Rechenschaft gezogen werden. (Qutb)

75. Vergleiche Suura 44:36 und die entsprechenden Fußnoten. Es ist kein Argument zu sagen: "Wenn es ein zukünftiges Leben gibt, dann bringt hier und jetzt unsere Vorfahren zurück". Menschen können nicht Tote erwecken, wie es ihnen gefällt. Dies steht allein Allah zu. Und Seine Verheißung bezieht sich auf eine allgemeine Auferstehung am Tag des Gerichts. In Seiner Hand liegen die Schlüssel zu Leben und Tod. (Juusuf `Allii)

76. Wenn sie dies nicht mit eigenen Augen gesehen haben, wollen sie es nicht glauben. (Mauduudi)

 

 

26. Sprich: "Allah gibt euch Leben77, dann lässt Er euch sterben78, dann versammelt Er euch zum Tag der Auferstehung79, daran ist kein Zweifel, aber die meisten Menschen wissen (es) nicht80.

77. Solange Er will. (Darjabaadi)

78. Dies ist die Antwort auf ihre Behauptung der Tod käme automatisch im Laufe der Zeit. Weder kommt der Mensch zufällig ins Leben noch stirbt er automatisch. Allah gibt Leben und nimmt es wieder. (Mauduudi)

79 Dies ist die Antwort auf ihre Forderung, die Vorfahren wieder ins Leben zu bringen: die Auferstehung geschieht nicht einzeln für jedes Individuum, sondern es wurde ein Tag festgelegt, an dem die ganze Menschheit versammelt wird. (Mauduudi)

80. Mangelndes Wissen und fehlendes Verständnis sind der wahre Grund dafür, dass Menschen das zukünftige Leben leugnen. Es würde der Vernunft widersprechen, wenn es kein zukünftiges. Leben gäbe. Wer richtig über das System des Universums nachdenkt, wird selbst erkennen, da es über das zukünftige Leben keinen Zweifel geben kann. (Mauduudi)

 

Abschnitt 4

27. Allah gehört die Herrschaft der Himmel und der Erde81, und an dem Tag, an dem die Stunde kommt, werden die verloren sein, die (Allahs Zeichen) für nichtig erklärt haben82.

81. In diesem Zusammenhang beinhaltet dieser Satz in sich die Bedeutung, dass es keineswegs außerhalb der Macht Allahs liegt, Der dieses große und wunderbare Universum erschaffen hat, die Menschen, die Er einmal erschaffen hat, wieder neu ins Dasein zu bringen. (Mauduudi)

82. Diejenigen, die über das zukünftige Leben streiten und die Wahrheit ablehnen, haben vielleicht in dieser vergänglichen Welt die Oberhand, aber in dem Augenblick, wo die Welt der Wirklichkeit eintritt, werden sie das sehen, was sie jetzt leugnen. Die Tatsachen vernichten ihre Phantasien, und sie selbst finden sich gedemütigt und verloren, denn sie haben absichtlich Zeichen ignoriert und Seinem Willen zuwider gehandelt. (Juusuf `Allii)

Was sie nicht durch direkte Beobachtung oder Berechnung "beweisen" konnten. (Asad)

 

28. Und du wirst jede Gemeinschaft auf den Knien sehen83. Jede Gemeinschaft wird zu ihrem Buch84 gerufen: "Heute werdet ihr für das belohnt, was ihr getan habt.

83. Im vorigen Aja legt der Qur'an den Leugnern das Ergebnis ihrer Missetaten vor, dass sie nämlich Verlierer sein werden, an dem Tag, den sie geleugnet haben. Hier folgt die Darstellung einer gewaltigen Szene in der sämtliche Generationen, die unseren alten Planeten bewohnt haben, alle Nationen, und Gruppierungen demütig niederkniend auf einer riesigen Fläche vor ihrem Herrn zu Redenschaft versammelt werden. (Qutb)

"Die Knie beugen" ist das Schlüsselwort der Suura und ihr Titel. Vergleiche auch Suura 19:72 und die entsprechende Fußnote. Wie groß die Arroganz der Bösen in diesem Leben auch sein mag, und wie viele exklusive Gruppen u Se en sie auch bilden mögen, die Zeit wird kommen, wenn sie demütig ihr Knie vor der Wahrheit beugen müssen. Vor   en haben sie nichts mehr zu sagen, wenn der Bericht ihrer Handlungen vorgelegt wird. (Juusuf `Allii)

Die Ehrfurcht vor Allahs Gericht bricht den Starrsinn der Arroganten, so dass sie demütig ihr Knie beugen. (Mauduudi)

84. Dem Bericht ihrer Handlungen, um Rechenschaft abzulegen. (Darjabaadi)

 

29. Das ist Unser Buch85, das in Wahrheit gegen euch aussagt86. Wir haben fürwahr immer alles aufgeschrieben, was ihr zu tun pflegtet."

85. Es ist ein genauer Bericht eurer Handlungen. (Darjabaadi)

86. Vergleiche Suura 43:80. Der berichterstattende Engel übersieht nichts, und alles, was in seinem Bericht enthalten ist, ist wahr. (Juusuf `Allii)

Menschliche Aufzeichnungen sind nicht auf Tinte und Papier beschränkt. Viele andere Formen, menschliche Worte und Handlungen aufzuzeichnen und sie genau wiederzugeben, sind erfunden worden, und wir können uns nicht vorstellen, was für Möglichkeiten in der Zukunft noch entdeckt und genutzt werden können. Noch weniger können wir uns vorstellen, mit welchen Mitteln        alle Worte und Handlungen, ja selbst die verborgenen Absichten des Menschen aufzeichnet. (Mauduudi)

 

30. Was nun die angeht, die den Imaan verinnerlichen und gute Werke taten, so führt ihr Herr sie in Seine Barmherzigkeit. Das ist die offenkundige Glückseligkeit87.

87. Die Erfüllung und Befriedigung aller Wünsche und Hoffnungen; die Ankunft am letztendlichen Ziel der Glückseligkeit. Vergleiche auch Suura 44:57 und die entsprechende Fußnote. (Juusuf `Allii)

 

31. Was aber die angeht, die nicht geglaubt haben88: „Sind euch nicht Meine Zeichen vorgetragen worden? Ihr aber ward hochmütig, und ihr wurdet ein schuldiges Volk89.

88. Zu ihnen wird gesagt. (Juusuf `Allii)

89. Habt ihr es etwa für unter eurer Würde gehalten, an Allahs Offenbarung den Imaan zu verinnerlichen und euch ihr unterzuordnen? Habt ihr euch für mehr als Diener gehalten? (Mauduudi)

 

32. Und als gesprochen wurde90: Allahs Verheißung91 ist wahr, und über die Stunde92 ist kein Zweifel, da sagtet ihr:Wir wissen nicht, was die Stunde ist93. Wir halten sie für eine bloße Vermutung94, und wir sind nicht (davon) überzeugt95."

90. Wenn Propheten euch dies in dieser Welt verkündet haben. (Darjabaadi)

91. Bezüglich Lohn und Strafe. (Darjabaadi)

92. Die Stunde des Gerichts und der Vergeltung. (Darjabaadi)

93. In diesem Anspruch liegt sowohl Arroganz wie auch Unwahrheit. Jeder Gesandte         hat im Laufe der Zeiten die Stunde des Gerichts angekündigt. Sie können dies nicht als bloße Vorstellung oder Aberglauben abtun. (Juusuf `Ali)

94. Nur eine Angelegenheit, die vom Hörensagen bekannt ist. (Darjabaadi)

95. Wir sind nicht davon überzeugt, dass sie überhaupt kommen wird. (Darjabaadi)

Während es oben in Vers 24 um Leute ging, die das zukünftige Leben offen leugneten, geht es hier um solche, die es für eine Vermutung halten. In der Praxis gibt es jedoch zwischen beiden Gruppen kaum einen, Unterschied, denn die moralischen Konsequenzen sind dieselben. Beiden fehlt das Gefühl der Verantwortlichkeit vor Allah. (Mauduudi)

 

33. Dann erscheinen ihnen die bösen (Früchte) dessen, was sie getan haben96, und das, worüber sie zu spotten pflegten, umschließt sie97.

96. Vergleiche Suura 11:8 und die entsprechenden Fußnoten. Ihr Spott wendet sich nun gegen sie selbst, denn sie werden von gerade den Realitäten umringt, die sie ignoriert, bezweifelt oder verspottet hatten. (Juusuf `Allii)

97. Wörtlich: "was sie gewöhnlich verspottet hatten, wird sie umfasst haben". (Asad)

 

34. Und es wird gesprochen: „Heute haben Wir euch vergessen, so wie ihr das Eintreffen dieses eures Tages vergessen hattet98. Euer Wohnort ist (nun) das Feuer, und ihr habt keinen Beschützer.

98. Vergleiche Suura 7:51 und die entsprechenden Fußnoten. "Vergessen" steht hier selbstverständlich bildlich für "absichtlich ignorieren". (Juusuf `Allii)

 

35. Dies, weil ihr Allahs Zeichen verspottet habt und das Leben dieser Welt euch getäuscht hat99." Darum sollen sie an jenem Tag nicht von dort herausgeholt werden, und keine Wiedergutmachung wird ihnen gestattet100,

 

99. Hier ist impliziert, dass die Angesprochenen sich absichtlich durch die Sinnlosigkeiten dieser Welt verleiten ließen oder sich in eine Situation brachten, wo sie getäuscht wurden, denn sie waren vor dem Bösen gewarnt worden. (Juusuf `Ali)

100. Dieser letzte Satz stellt die Verhaltensweise eines Herrn dar, der seinen Dienern Vorwürfe macht und sich dann zu anderen wendet und sagt: "Sie haben nun diese oder jene Strafe verdient". (Mauduudi)

 

36. Preis sei also Allah, dem Herrn der Himmel und dem Herrn der Erde, dem Herrn der Welten101.

101. Nachdem die Argumentation über die Früchte dieses Lebens abgeschlossen ist, die im zukünftigen Leben geerntet werden, wenn völlige Harmonie und Gerechtigkeit wiederhergestellt wird, schließt diese Suura mit einem Lobpreis Allahs, der nicht nur allmächtig, sondern auch voller Weisheit und liebevoller Fürsorge für alle Seine Geschöpfe ist. (Juusuf `Allii)

 

37. Sein ist die Herrlichkeit in den Himmeln und auf Erden, und Er ist der Allmächtige, der Allweise102.

 

102. Beachte, wie das Argument mit einer Erinnerung an den letzten Satz von Vers 2 dieser Suura abgeschlossen wird. (Juusuf `Allii)