Von Suura 39 "Die Scharen" Aja 32 –

Suura 41 "Die Erklärte" Aja 47

 

 Abschnitt 4

32. Wer ist denn ungerechter als jemand, der Lügen gegen Allah vorbringt104 und die Wahrheit leugnet, wenn sie zu ihm kommt105? Ist nicht die Hölle ein (angemessener) Platz für die Kaafirs106?

104. Wenn ein Geschöpf absichtlich Unwahres über seinen Schöpfer erdenkt und äußert, obgleich die Wahrheit ihm sozusagen frei Haus geliefert wird, welches Vergehen können wir uns dann schwerwiegender vorstellen? In der christlichen Theologie bezeichnet man dies als "Sünde wider den Heiligen Geist".

"Darum sage ich euch: Alle Sünde und Lästerung wird den Menschen vergeben; aber die Lästerung gegen den Geist wird nicht vergeben. Und wer etwas redet gegen den Menschensohn, dem wird es vergeben; aber wer etwas redet gegen den heiligen Geist, dem wird's nicht vergeben, weder in dieser noch in jener Welt." Matthäus 12:31-32. (Juusuf `Allii)

Diese "Lügen über Allah" beziehen sich auf jede Vorstellung von einer Teilhaberschaft anderer Wesen an Seiner Göttlichkeit, sei es in Form polytheistischen Glaubensvorstellungen oder des Glaubens an eine "Inkarnation" Gottes in Menschengestalt oder an heilige Personen mit gottähnlichen Kräften. (Asad)

105. Durch, Seinen Gesandten. (Darjabaadi)

106. Für Gotteslästerer gibt es wirklich keinen Platz. Die Frageform deutet an, dass nicht einmal die Hölle eine Bleibe für sie ist; sie ist lediglich ein Ort der Strafe oder ein Zustand der Strafe. (Juusuf `Allii)

 

33. Und derjenige, der die Wahrheit bringt107, und wer sie bestätigt108, das sind die Mutaqis109.

107. Sei es direkt von Allah oder durch Seine Gesandten. (Darjabaadi)

108. Dies gilt für unseren Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und alle rechtschaffenen Menschen. Jeder, der die Wahrheit verkündet und den Menschen die Zeichen Allahs näher bringt, erfüllt die Pflichten eines aufrechten und edlen Lebens. Darin bestätigt er die Lehren aller früheren Gesandten Allahs. Jeder, der einen solchen Lehrer unterstützt, tut ebenso seine Pflicht und befindet sich auf dem richtigen Weg. (Juusuf `Allii)

109. Dies wird dem im vorigen Aja erwähnten Personenkreis gegenübergestellt. (Mauduudi)

 

34. Für sie ist alles, was sie wünschen, bei ihrem Herrn110. Das ist der Lohn derer, die Gutes tun.

110. In diesem Stadium ist ihr Wille gereinigt, und sie wünschen sich nur das, was sie auch bekommen können. Dies ist wie "in der Gegenwart ihres Herrn". Wenn ein irdischer König eine Auszeichnung verleiht, um wie vieles größer ist dann die Ehre, wenn Er selbst diese Verleihung vornimmt! (Juusuf `Allii)

Hier heißt es "`inda rabbihim" عِندَ رَبِّهِمْ  ("bei ihrem Herrn") und nicht "fil-dschanna" ("im Paradies"), und offensichtlich gelangt ein Mensch unmittelbar nach seinem Tode in Allahs Gegenwart. In diesem Augenblick setzen also auch Lohn und Strafe ein. (Mauduudi)

 

35. So dass Allah das Schlimme dessen, was sie getan haben, bedeckt111 und ihnen ihren Lohn gibt nach dem Besten dessen, was sie zu tun pflegten112.

111. Die Konjunktion "li" لِ, übersetzt mit "so dass", weist hier auf die Folgen hin, nicht auf den Zweck. Allahs Lohn ist so reichlich, dass Er, wenn wir aufrichtig unseren Willen dem Seinen unterordnen, nicht nur die Folgen unserer kleinen Fehler hinwegnimmt, sondern auch die unserer schwersten Vergehen, und nach den besten unserer Handlungen über uns richtet. (Juusuf `Allii)

112. In der Zeit der Unwissenheit hatten einige derer, die jetzt dem Propheten nachfolgten, in ideologischer wie auch in moralischer Hinsicht die schwersten Fehler begangen. Nachdem sie die Wahrheit anerkannt hatten, hatten sie nicht nur davon Abstand genommen, sondern auch äußerst wertvolle Dienste geleistet. Allah verspricht ihnen hier Seine Vergebung für das Vergangene und Seinen Lohn für die besten ihrer Handlungen. (Mauduudi)

 

36. Genügt nicht Allah Seinem Diener113? Dennoch wollen sie114 dich mit jenen außer Ihm115 erschrecken. Und für den, den Allah irregehen lässt116, gibt es keinen Führer.

113. Was sollte er nämlich befürchten oder warum sollte er Angst haben, wenn Allah bei ihm ist? (Qutb)

Der rechtschaffene Mensch wird bei Allah genügend Schutz für sich selbst finden sowie alle Ruhe und allen Frieden, den er braucht, und alles Glück, das er sich vorstellen kann. Wenn die Bösen ihn mit ihren falschen Gottheiten erschrecken wollen, weiß er, dass dies alles nur Aberglaube ist. Im Falle von Götzen ist dies leicht zu verstehen. Es gibt jedoch auch andere falsche Gottheiten, die Menschen verehren - Reichtum, Stellung, Macht, die Wissenschaft, egoistische Wünsche und so weiter. Vielleicht kommt jemandem der Gedanke: "Dies ist zwar richtig, aber was sagen die anderen dazu?" Alle solche falschen Gottheiten verführen die Menschen und lassen sie dann im Stich. Wenn man ihnen dient, geht Allahs Gnade verloren, die alle leiten und trösten möchte, die Allah suchen. (Juusuf `Allii)

114. Die Götzendiener in ihrer Unwissenheit. (Darjabaadi)

115. Mit der Rache ihrer Götter. (Darjabaadi)

Dies bezieht sich nicht nur auf falsche Gottheiten im engeren Sinne, sondern auch auf lebende oder tote Heilige oder selbst auf abstrakte Begriffe, denen in der Volksvorstellung charismatische Kräfte zugeschrieben werden, wie Reichtum, Macht, sozialer Status, nationale oder rassische Überlegenheit, die Vorstellung, der Mensch sei sich selbst genug und so weiter, und schließlich auf alle falschen Werte, die Gefühle und Gedanken des Menschen beeinflussen. Die Kaafirs betonen immer die Notwendigkeit, allen diesen imaginären Kräften Beachtung zu schenken, und ängstigen sich selbst und ihre Mitmenschen mit dem Gedanken, eine diesbezügliche Nachlässigkeit könne sich nachteilig auf ihr praktisches Leben auswirken. (Asad)

116. Allah weiß, wer es verdient hat, dass Er ihn irregehen lässt, und wer der Rechtleitung würdig ist. Und wenn Er so oder so entschieden hat, kann keine Macht dies verändern. (Qutb)

Infolge ihres eigenen Starrsinns. (Darjabaadi)

 

37. Und für denjenigen, den Allah rechtleitet, gibt es keinen, der ihn irreführt117. Ist nicht Allah allmächtig, Herr der Vergeltung118?

117. Wenn jemand an Allahs Wahrheit festhält, kann nichts mehr ihn irreführen oder täuschen. (Juusuf `Allii)

118. Allahs Macht kann schützen, und sie wehrt alle Machenschaften gegen Seinen Willen und Plan ab und bestraft das Böse, wenn es seine Grenzen überschreitet.

(Juusuf `Allii)

 

38. Und wenn du sie119 fragst: "Wer hat die Himmel und die Erde erschaffen?" so antworten sie sicherlich: "Allah120" Sprich: "Wisst ihr dann, was ihr außer Allah anruft121? Wenn Allah für mich ein Unglück will - gibt es irgend etwas, das seinen Schaden abwenden könnte122? Oder wenn Er Barmherzigkeit für mich will, gibt es irgendetwas, das Seine Barmherzigkeit verhindern könnte123?" Sprich: "Allah ist mein Genüge. Auf Ihn vertrauen die Vertrauenden124."

119. Die makkanischen Götzendiener. (Darjabaadi)

120. Vergleiche Suura 29:61 und 23:85 sowie die entsprechenden Fußnoten. Die meisten Verehrer falscher Gottheiten sind weder Atheisten noch Skeptiker. Sie geben im abstrakten Sinne zu, dass es einen Gott gibt, aber diese Ansicht ist nicht in ihr Inneres eingedrungen, und es drückt sich nicht in ihrem Leben aus. Ihre Abgötterei beruht auf überlieferten Bräuchen oder geschieht aufgrund ihrer Gedankenlosigkeit oder einer falschen Umgebung, oder beruht auf ihren eigenen egoistischen Interessen und ihrer Kurzsichtigkeit. Ihnen wird hier gesagt: "Letztendlich können eure falschen Gottheiten nichts für euch tun; warum wendet ihr euch dann nicht dem Einen wahren Gott zu, von dem ihr abhängig seid und der Euch Gnade und Barmherzigkeit ebenso geben kann wie Gerechtigkeit und Strafe?" (Juusuf `Allii)

121. Wenn du diese makkanischen Götzendiener ... (Safwat Al-Tafsir)

So geht es mit den meisten Menschen: wenn du sie fragst ... (Asad)

122. Vor Seinem Ratschluss. (Qutb)

Der ihr Gutes will und sie vor Schaden bewahrt. (Darjabadi)

123. Vergleiche oben Aja 36. Er genügt für Seinen Diener, der auf Ihn allein vertraut. (Qutb)

124. Vergleiche Suura 12:67 und 14:12. Allah allein ist Derjenige, Der dem Vertrauen, das wir Ihm entgegenbringen, gerecht werden kann und will. Alles andere versagt. Wer daher auf etwas vertrauen will, der sollte auf Allah vertrauen. (Juusuf `Allii)

 

39. Sprich: „O mein Volk! Handelt nach eurem Vermögen; (auch) ich werde (dementsprechend) handeln125. Doch bald werdet ihr erfahren,

125. Ihre falschen Götter haben sie im Stich gelassen. (Darjabaadi)

Das sind auch die von ihnen erfundenen Fürsprecher und Mittler zwischen ihnen und Allah. (Al-Manar)

Dies umfasst nicht nur falsche Vorstellungen von der Existenz irgendeiner wirklichen Macht außer Allah (angeblich göttlicher oder pseudogöttlicher Wesen), sondern auch trügerische Ideen und eindrucksvolle Halbwahrheiten, die den Verstand täuschen sollen (vergleiche Suura 6:112), wie etwa „Glück“, Reichtum, persönliche Macht, Nationalismus, deterministischer Materialismus und ähnliches, alles, was dem Menschen seinen klaren Blick für geistige Werte nimmt und ihn so veranlasst, sich selbst zu verlieren. (Asad)

Ihre selbsterdachten Theorien über Allah, das Universum und ihr eigenes Leben, auf die sie sich verlassen hatten, erweisen sich jetzt als falsch und unbegründet. (Maududi)

 

40. Über wen eine Strafe kommt, die Schande über ihn bringt126, und wen eine ständige Strafe trifft.

126. Vergleiche Suura 11:93. Die beiden Sätze über diejenigen, die mit Verachtung bestraft werden, und diejenigen, die eine dauerhafte Strafe erhalten, beziehen sich offensichtlich unter zwei verschiedenen Gesichtspunkten auf ein und denselben Personenkreis:

1. sie erleiden Schande; und

2. ihre Strafe dauert an. (Juusuf `Allii)

 

41. Wir haben dir fürwahr für die Menschen das Buch mit der Wahrheit127 hinabgesandt128. Wer also rechtgeleitet ist, der ist es zu seinem eigenen Nutzen129, und wer irregeht, tut es zu seinem eigenen Schaden, und du bist nicht Wächter über sie130.

127. Nämlich mit derselben Wahrheit, auf der Himmel und Erde aufgebaut sind. Die in dieser Schrift für Menschen gegebenen Gesetze stimmen mit den im gesamten Universum wirksamen Gesetzmäßigkeiten überein. Diese Wahrheit ist den Menschen herabgesandt, und du bist ihr Verkünder. Sie haben nun die Wahl, der Rechtleitung zu folgen oder dem Irrtum, der Glückseligkeit oder der Strafe. Du hast keine Verfügungsgewalt über sie noch trägst du die Verantwortung. (Qutb)

128. Allahs Offenbarung wird durch den Gesandten Allahs den Menschen übermittelt, ist aber für alle da. Sie wird übermittelt, damit Männer und Frauen dadurch eine rechtschaffene Lebensweise lernen können. Sie wird in Wahrheit gegeben: es gibt keine gekünstelten oder trügerischen Elemente dabei. Sie kommt zu ihrem eigenen Guten. Wenn sie sie ablehnen und dem Bösen folgen, dann ist es zu ihrem eigenen Schaden. (Juusuf `Allii)

129. Zum Nutzen und Vorteil ihrer selbst. (Darjabaadi)

130. Allahs Gesandte tun alles in ihrer Macht stehende, um die Menschen zu lehren. Sie können sie jedoch nicht gegen ihren Willen zu etwas zwingen. Wenn die Menschen ihre Lehre ablehnen, müssen sie sich vor Allah dafür verantworten. Vergleiche auch Suura 6:107 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Allah allein ist ihr Sachwalter. In jeder Lebenslage stehen sie Ihm gegenüber. (Qutb)

 

Abschnitt 5

42. Allah nimmt die Seelen hinweg, wenn (die Menschen) sterben131, und die derer, die (noch) nicht sterben, während sie schlafen132. Dann hält Er die zurück, für die Er den Tod bestimmt hat133, und schickt die anderen für eine bestimmte Frist134 zurück135. Hierin sind fürwahr Zeichen für Leute, die nachdenken136.

131. Die Seelen aller Menschen. (Darjabaadi)

Das Geheimnis von Leben und Tod, vom Schlaf und vom Träumen ist ein faszinierendes Rätsel, dessen Lösung vielleicht außerhalb des menschlichen Erkenntnisbereiches liegt. Eine ungeheure Menge von abergläubischen Vorstellungen, aber auch von imaginativer und psychologischer Literatur ist dazu entstanden. Die einfachste und wahrste religiöse Lehre dazu ist jedoch hier in wenigen kurzen Worten ausgedrückt worden. Im Tod geben wir unser physisches Leben auf, aber unsere Seele stirbt nicht; sie kehrt auf eine Existenzebene zurück, in der sie sich der Realitäten der geistigen Welt mehr bewusst ist. "Allah nimmt die Seele". (Juusuf `Allii)

Er schickt eine Engel der die Seele von ihn nehmen wird. Wenn er ein schlechter Mensch war wir sich seine Seele in seinen ganzen Körper verflüchtigen und verstecken. Aber der Engel wird sie Packen und mit samt seinen Eingeweiden aus dem Körper reißen. Das ist wie wenn man einen Widerhacken in ein Stück nasse Watte raus zieht. Dann wir die Seele in einen stinken Tuch gewickelt und hoch zum Himmel gebracht man wir den Engel aber nicht öffnen. Dann werden sie die Seele hinunter schmeißen.

Was aber den guten Menschen angeht seinen Seele wird hinaus gezogen wie ein Wassertropfen der aus einen Hahn hinauskommt, so sanft und weich. Seine Seele wird dann in gut riechenden Tüchern gewickelt und zum Himmel gebracht. Und sie werden sie reinlassen und willkommen heißen. (Anmerkung des Überarbeiters)

132. Vergleiche Suura 6:60. Was ist Schlaf? Soweit es das physische Leben betrifft, so hört vorübergehend das Nervensystem auf zu funktionieren, während andere Körperfunktionen wie Verdauung, Wachstum und Blutkreislauf ihre Arbeit fortsetzen, wenn auch gegebenenfalls mit einer anderen Geschwindigkeit. Auch die geistigen Prozesse und sicher auch der Wille sind im Schlaf außer Kraft gesetzt, abgesehen davon, dass in Träumen manchmal Bilder erscheinen, die dem Bewusstsein Dinge vorspiegeln, die in der uns bekannten Natur nicht geschehen können. Es gibt jedoch auch Träume anderer Art, die seltener sind - wobei der Träumer Dinge sieht, die tatsächlich geschehen, sei es in der Vergangenheit oder in der Zukunft, oder in denen besonders begabte Menschen geistige Wahrheiten erkennen, die ihnen sonst nicht zugänglich sind. Wie können wir dies erklären? Hier wird angedeutet, dass sich unsere Seele oder Persönlichkeit - das Etwas, das sich jenseits unseres physischen Daseins befindet - auf einer anderen Ebene der geistigen Existenz befindet, die dem physischen Tod verwandt ist (vergleiche oben Fußnote 131), wo wir Allah näher sind. In poetischer Sprache ist der Schlaf "der Bruder des Todes". (Juusuf Allii)

133. Da der Schlaf der Zwillingsbruder des Todes ist, sind während seiner Dauer unsere Seelen aus der Gefangenschaft des Fleisches befreit. Allah nimmt sie vorübergehend zu sich. Wenn wir, wie es einigen Menschen ergeht, friedlich im Schlaf sterben sollen, dann kehren unsere Seelen nicht in ihren physischen Körper zurück, und letzterer zerfällt und stirbt. Wenn wir nach Allahs Willen noch eine Lebensspanne zu erfüllen haben, kehrt die Seele in den Körper zurück, und wir nehmen die Funktionen dieses Lebens wieder auf. (Juusuf `Allii)

134. Das heißt bis zur Zeit ihres Todes. (Darjabaadi)

135. In ihren Körper, damit sie aufwachen. (Darjabaadi)

Nach Raasii schließt dieser Abschnitt allegorisch an den vorigen an - das Licht der Rechtleitung wird mit dem Leben verglichen und das Irregehen des Menschen mit dem Tod oder, wenn es nicht lange andauert, mit einem todesähnlichen Schlaf, dem das Erwachen folgt. Darüber hinaus werden wir hier ebenso wie auch in den folgenden Abschnitten an Allahs Allmacht erinnert, besonders an die ausschließlich Ihm gehörende Fähigkeit, Leben zu geben und zu nehmen. (Asad)

136. Wenn wir diese Dinge betrachten, können wir deutlich viele geistige Wahrheiten erkennen, beispielsweise

1. dass unser leibliches Leben und der Tod nicht die ganze Geschichte unserer Existenz sind;

2. dass wir in unserem physischen Leben der geistigen Welt gegenüber tot sein können, und dass vielleicht in unserem physischen Tod das Erwachen zum geistigen Leben liegt;

3. dass unser Schlaf in der Nacht, abgesehen davon, dass wir für unser physisches Leben neue Kraft schöpfen sollen, uns einen Vorgeschmack dessen geben kann, was wir als Tod bezeichnen, jedoch nicht unserer Persönlichkeit ein Ende setzt; und

4. dass die Auferstehung nicht wunderbarer ist als unser morgendliches Aufwachen vom Schlaf. (Juusuf `Allii)

Allah will uns dadurch erkennen lassen, dass unser Leben und unser Tod völlig in Seiner Hand liegen. (Mauduudi)

 

43. Und dennoch137 haben sie sich Fürsprecher genommen statt Allah138. Sprich: "Selbst wenn sie139 nichts vermögen und nichts verstehen140?"

137. Der Partikel "am" bedeutet in diesem Zusammenhang "und dennoch", nämlich trotz aller Beweise für Allahs Allmacht versuchen die Menschen, diese zu ignorieren. (Asad)

138. Ganz abgesehen von der Verehrung und Anbetung sollten sich Menschen nicht auf irgendeine Macht oder Person außer Allah verlassen und erwarten, dass diese sich für sie einsetzt. Soweit es sich um Götzen handelt, so sind diese leblose Dinge, die weder über Kraft noch über Intelligenz verfügen. Aber selbst Propheten, Heroen oder Heilige haben keine Macht zur Fürsprache, es sei den, Allah erlaubt es ihnen. Vergleiche auch unten Fußnote 141. (Juusuf `Allii)

Fürsprecher, die unabhängig von Allahs Erlaubnis wirken - eine Annahme, die der Qur`an kategorisch ablehnt. (Asad)

Diese Leute scheinen der Ansicht zu sein, dass die angeblichen Fürsprecher Einfluss auf Allah ausüben können, während Allah selbst nie gesagt hat, dass sie irgendeine Sonderstellung bei Ihm haben. (Mauduudi)

139. Götzenstatuen und Idole. (Darjabaadi)

140. Diese Frage ist als Tadel und Spott zu verstehen: "Nehmen sie die Götzen; Engel oder sonst etwas als Vermittler zwischen Mensch und Allah, auch wenn sie nichts vermögen und nichts verstehen?" Allahs Antwort hierauf lautet: "Sprich: Allah ist der einzige Fürsprecher." Nachdem Allah Seine Herrschaft und Macht demonstriert, bringt Er wiederum tadelnd vor, wie die Widersacher sich ekeln, wenn ihnen Allahs Einheit, Einzigkeit und Sein Plan für Leben, Verfassung und Weltordnung verkündet wird. Wenn aber ihre eigenen Gesetze und Gewohnheiten zur Sprache kommen, sind sie froh und heiter. Die Antwort auf diese Entstellung der Wirklichkeit ist das Bittgebet, dass Allah unseren Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, im nächsten Aja offenbart (vergleiche Aja 46). (Qutb)

 

44. Sprich: "Allah ist der einzige Fürsprecher überhaupt141. Sein ist die Herrschaft der Himmel und der Erde142; dann werdet ihr zu Ihm zurückgebracht143.“

141. Zu "Al-Schafaa`a" الشَّفَاعَة ("Fürsprache" oder "Vermittlung") vergleiche auch Suura 2:255; 10:3; 20:109 und 21:28 sowie die entsprechenden Fußnoten. Niemand kann bei Allah Fürsprache einlegen, es sei denn

1. mit Gottes Erlaubnis; und

2. für diejenigen, die sich selbst durch Umkehr auf Allahs Annahme vorbereitet haben. Selbst bei irdischen Gerichtshöfen kann nicht jeder Rechtsanwalt sein: ein Rechtsanwalt muss als solcher zugelassen sein, bevor er ein Plädoyer vor einem Richter abgeben kann. Auch kann eine Bitte um ein milderes Urteil nur dann abgegeben werden, wenn berechtigte Gründe vorliegen. (Juusuf `Allii)

142. In diesem Reich Allahs gibt es keinen Ausweg aus Seinem Willen. Vernünftig ist es daher, zu Ihm zurückzukehren. (Qutb)

143. Zu allen Zeiten, selbstverständlich auch in unserem irdischen Leben, gehört Allah alle Herrschaft. Am Ende der gegenwärtigen Existenzebene werden wir Allah zur Beurteilung vorgeführt. Vergleiche auch Suura 10:4. (Juusuf `Allii)

 

45. Und wenn Allah als der Einzige144 erwähnt wird, empfinden sich die Herzen derer, die nicht ans jenseits den Imaan verinnerlichen, nur Ekel145. Wenn aber jene an seiner statt erwähnt werden, dann frohlocken sie146.

144. Als der Eine und einzige Gott. (Darjabaadi)

145. Den Bösen ist jede Erwähnung des ausschließlichen Dienstes an Allah verhaßt. Sie sind erst dann froh, wenn andere Absichten hinzugefügt werden, wie beispielsweise persönliche Interessen, Bräuche der Vorfahren und verschiedene Dinge im Leben, die in dieser Welt mit Allahs Gesetz konkurrieren wollen. (Juusuf `Allii)

146. Da eine Imaanverinnerlichung einen entsprechenden Sinn für ethische Verantwortlichkeit voraussetzt, schrecken die Kaafirs davor zurück. Sie wenden sich bereitwillig der "Verehrung" - im buchstäblichen wie im übertragenen Sinne - imaginärer Kräfte zu, die keine solchen Anforderungen stellen. (Asad)

Dies gilt für alle polytheistischen Völker der Welt, und selbst einige Muslime leiden daran. Sie legen ein Lippenbekenntnis ab, schrecken aber zurück, wenn ihnen die Konsequenzen der Einheit Gottes vorgelegt werden. (Mauduudi)

 

46. Sprich147: „O Allah, Schöpfer der Himmel und der Erde, Kenner des Verborgenen und des Sichtbaren! Du allein richtest zwischen Deinen Dienern über das, worüber sie uneins zu sein pflegten148;

147. Die Geheimnisse von Leben und Tod, des ’Ibaada und des geistigen Wachstums, sind Angelegenheiten von großer Wichtigkeit, die wir vielleicht in diesem Leben gar nicht vollständig erkennen können. Es hat keinen Sinn, darüber zu streiten und sich in endlose Kontroversen zu stürzen. Die richtige Haltung ist, Allah demütig zu bitten, unsere gereinigten Herzen und unseren Imaan zu akzeptieren, in der festen Hoffnung, dass alles, was uns jetzt undeutlich erscheint, im zukünftigen Leben aufgeklärt wird, und Ihn um Gnade und Barmherzigkeit zu bitten. (Juusuf `Allii)

148. Endgültig und sichtbar am Tag des Gerichts. (Darjabaadi)

 

47. Wenn die Ungerechten149 alles besäßen, was auf Erden ist, und noch einmal soviel dazu150, dann würden sie sich sicherlich damit von der schlimmen Strafe am Tag der Auferstehung loskaufen wollen151, aber Allah ihnen gerade das erscheinen lassen152, was sie nicht erwartet hatten153.

149. Die sich selbst in ihrem irdischen Leben Unrecht taten, indem sie Kufr und Götzendienst anhingen. (Darjabaadi)

150. Vergleiche auch Suura 13:18. Wer Allahs Botschaft zurückweist, muss erkennen, dass die Zeit kommen wird, wo er sich wünscht, er hätte alles, was er besitzt, für die Sache der Wahrheit und Rechtschaffenheit eingesetzt. Dann ist es jedoch zu spät. Warum sollen wir die Angelegenheit nicht jetzt ernsthaft überprüfen und Allahs Gnade und Licht annehmen? (Juusuf `Allii)

151. Dies ist jedoch ein vergeblicher Wunsch. (Darjabaadi)

152. Wörtlich: "Von keinem von ihnen soll die ganze Erde voll Gold angenommen werden, wenn er sie als Lösegeld anbieten würde." Dieser Aja ist offenbar sinnbildlich zu verstehen. Aber nachdem hier "Lösegeld" erwähnt wird, sind einige Kommentatoren der Ansicht, dass hiermit ansonsten gute Taten in dieser Welt (insbesondere Anstrengungen und Besitz, die dazu aufgewendet werden, um den Mitmenschen zu helfen) gemeint sind, auf die sich die hartnäckigen "Verleugner der Wahrheit" berufen könnten, um am Tag des Jüngsten Gerichts Allahs Nachsicht zu erbitten doch diese Bitte wird wegen der willentlichen Bestreitung der grundlegenden Wahrheiten abgewiesen. (Asad)

153. Dieses Etwas wird all das übertreffen, was sie sich in diesem Leben vorstellen können. So wie die Rechtschaffenen dann eine Glückseligkeit erlangen, die keine menschliche Vorstellungskraft jetzt erfassen kann, so werden sich die Ungerechten in einem Elend befinden, von dem sie sich jetzt keine Vorstellung machen können.

(Juusuf `Allii)

Sie werden von eben der Wahrheit überwältigt, die sie hier verspottet haben, nämlich der Tatsache, dass die Haltung und die Handlungen des Menschen in dieser Welt seinen Zustand und seine Fortentwicklungsmöglichkeiten im zukünftigen Leben bestimmen, mit anderen Worten, dass Glück oder Leiden im zukünftigen Leben - allegorisch als "Paradies" und "Hölle" dargestellt - nur natürliche Folgen der Art und Weise sind, wie der Mensch in seinem Erdenleben seine Fähigkeiten, Begabungen und Möglichkeiten nutzt. (Asad)

 

48. Und ihnen wird das Böse dessen klar, was sie erworben haben, und es überwältigt sie das, was sie verspottet hatten154,

154. Wie demütigend ist für sie die Erkenntnis, dass die Dinge, die sie verspottet hatten, sich als Wirklichkeit erweisen, während die Dinge, die sie mit so viel Eifer verfolgt hatten, Trug oder Sinnlosigkeiten sind. (Juusuf `Allii)

Wörtlich: "wird sie einhüllen", das heißt die Tatsache des Lebens nach dem Tod und die geistigen Wahrheiten, die Allahs Gesandte ihnen verkündet hatten. (Asad)

 

49. Wenn den Menschen155 ein Unglück trifft, dann ruft er Uns an156. Wenn Wir ihm dann Gnade von Uns zuteil werden lassen157, dann sagt er158: "Dies wurde mir vielmehr aufgrund (meines) Wissens gegeben159." Es ist jedoch eine Prüfung160, aber die meisten von ihnen wissen es nicht161.

155. "Den Menschen", nämlich denjenigen, der Allah verabscheut und dessen Gesicht sich verzieht, wenn Allah als der Einzige erwähnt wird. (Mauduudi)

156. Vergleiche Suura 30:33 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Ergeben und ausschließlich. (Darjabaadi)

157. Er vergisst wiederum die schlechten Zeiten, als er jene anderen Gottheiten vergessen und Allah allein angefleht hat. (Mauduudi)

158. Wobei er Allah völlig vergisst. (Darjabaadi)

159. Vergleiche Suura 28:78 und die entsprechenden Fußnoten. Wohlstand kann ebenso eine Prüfung sein wie Schwierigkeiten. (Juusuf `Allii)

Infolge meiner eigenen Mittel und Bemühungen. (Darjabaadi)

Mein Wohlstand ist auf meine eigene Klugheit zurückzuführen. Dies wird in Suura 28:78 von Qaruun gesagt, gilt in diesem hier vorliegenden Zusammenhang - wobei diese Stelle wesentlich älter ist - für den Menschen an sich. Vergleiche beispielsweise auch Suura 7:189-190, wo dieselbe Haltung bei werdenden Eltern aufgezeigt wird. (Asad)

Dies bedeutet nicht nur "Ich habe dies durch meine eigenen Fähigkeiten erlangt", sondern auch "Allah weiß, dass ich Seines Segens würdig bin; er hat mir dies alles gegeben, weil ich ein guter Mensch bin" (Mauduudi)

160. Eine Prüfung, bei der sich herausstellen soll, ob der betreffende Mensch dankbar oder kaafir beziehungsweise undankbar ist, ob er damit Gutes tut oder Unheil stiftet, ob er seinen Weg erkennt oder abirrt. (Qutb)

161. In ihrer Unwissenheit glauben manche Menschen, jemand, der von Allah beschenkt wird, habe dies verdient, während in der Tat Allahs Gaben eine Prüfung sind. Sonst wäre es nicht der Fall, dass so viele fähige und würdige Menschen in Armut leben, während es so vielen unwürdigen Menschen materiell gut geht. Ein vernünftiger Mensch wird es nicht versäumen, diese Verhältnisse zu durchschauen. (Mauduudi)

 

50. Dasselbe sagten auch diejenigen, die vor ihnen waren162, aber alles, was sie erworben hatte, nützte ihnen nichts163.

162. Wussten diese Menschen, die so stolz darauf waren, fähig und gut informiert zu sein, etwa nicht, dass andere, die reicher und mächtiger gewesen waren als sie, in der Welt gelebt hatten und Allah sie ihrer Arroganz wegen vernichtet hatte? Wenn Fähigkeiten, Geschick und Kompetenz die einzigen Faktoren sind, die zu irdischem Erfolg führen, warum nützte dies alles nichts, als sie dem Untergang gegenüberstanden? Und wenn irdischer Erfolg ein Beweis für Allahs Gunst und Einverständnis ist, warum sind diese Leute dann überhaupt untergegangen? (Maududi)

163. Alle ihre Pläne und Machenschaften nützen ihnen nichts. (Darjabaadi)

Wenn ihre Privilegien wirklich auf ihre Fähigkeiten und ihre besondere Stellung bei Allah zurückzuführen wären, dann wären sie nicht für ihr Unrecht bestraft worden. (Mauduudi)

 

51. Und das Böse, was sie (sich selbst) erworben hatten164, erfasste sie, und auch jene von den jetzigen165, die ungerecht sind, erfasst (einmal) das Böse, was sie erworben haben166. Sie können nicht entrinnen167.

164. Vergleiche auch Suura 16:34. (Juusuf `Allii)

Die bösen Folgen ihrer eigenen Handlungen. (Darjabaadi)

165. Unter den Angehörigen dieser Generation. (Darjabaadi)

166. Es ist dieselbe Geschichte durch die Jahrhunderte hindurch. Menschen verspotten die Wahrheit, verfolgen sie und versuchen sie zu vernichten. Allahs Plan kann jedoch nicht unwirksam gemacht werden. Er wird durchgeführt, und die Feinde der Wahrheit führen nur ihren eigenen Untergang herbei. So geschah es dereinst in Arabien, und so geschieht es immer wieder und überall. (Juusuf `Allii)

167. Sie können Allah nicht an Seiner Vergeltung hindern. (Darjabaadi)

Sie können Ihn nicht hindern, Seinen Plan zu verwirklichen, und dem Islam zum Sieg zu verhelfen. (Juusuf `Allii)

 

52. Wissen sie nicht, dass Allah reichlich Unterhalt gewährt, wem Er will, und ihn auch beschränkt168? Hierin sind fürwahr Zeichen für Leute, die den Imaan verinnerlichen,

168. Vergleiche auch Suura 28:82. Allahs Gaben werden großzügig jedem gegeben, - einigen vielleicht in größerem Maße als anderen. Alles geschieht jedoch Seinem weisen Plan entsprechend, denn Sein Wille ist gerecht und bezweckt das Beste für alle Geschöpfe. Niemand sollte deswegen in guten Zeiten stolz oder in schlechten niedergeschlagen sein. Wohlstand bedeutet nicht unbedingt ein Verdienst seitens des Menschen und Unglück nicht das Gegenteil. Denkende Menschen berücksichtigen den größeren Zusammenhang, der in Allahs Zeichen sichtbar wird. (Juusuf `Allii)

169. Zeichen für Allahs alleinige Macht. (Darjabaadi)

  

Abschnitt 6

53. Sprich "O Meine Diener170, die ihr euch gegen eure eigenen Seelen maßlos verhalten habt171, verzweifelt nicht an Allahs Barmherzigkeit. Allah vergibt fürwahr alle Schuld172. Er ist der Allverzeihende, der Barmherzige173,

170. Dieses Possessivpronomen ("Meine Diener") bezieht sich auf Allah und nicht auf unseren Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm,. (Anm. d. Übers.)

171. Durch kaafir und ungerechte Handlungen. (Darjabaadi)

172. "Er vergibt alle Sünden" nämlich nach aufrichtiger Reue und Umkehr.

(Juusuf `Allii)

Vergleiche auch beispielsweise Suura 6:54 und 4:110 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

173. Dies ist die unendliche Barmherzigkeit, die alles umfasst, was es auch sei, eine Einladung zur Umkehr an alle, eine Einladung zur Hoffnung, Zuversicht und zur Vergebung Allahs. Denn Allah kennt die Schwäche seiner Geschöpfe, gibt ihnen ausreichende Gelegenheit zu Sühne und zum Umdenken und eilt nicht sie zu bestrafen. Im Augenblick der Hoffnungslosigkeit des Irrtums und der Verzweiflung hört man die sanfte barmherzige Stimme des Herrn: "Sprich: O, Meine Diener, die ihr euch gegen eure eigenen Seelen vergangen habt, verzweifelt nicht an Allahs Barmherzigkeit." Die Tür der Vergebung ist also offen für jeden, kein Hindernis und kein Vermittler steht dem im Wege. (Qutb)

Dies ist an alle Menschen gerichtet. Es gibt kein Argument, es nur auf die Muslime zu beziehen. Siehe auch die folgenden Ajas, die denjenigen, die in der Zeit der Unwissenheit schwerwiegende Missetaten begangen hatten, neue Hoffnung gaben. (Mauduudi)

 

54. Kehrt in Reue zu eurem Herrn174 und ergebt euch Ihm, bevor die Strafe über euch kommt175, denn dann werdet ihr keine Hilfe (mehr) finden176.

174. Um Seine Vergebung zu erlangen. (Darjabaadi)

175. Kehrt um und tut Gutes, bevor es zu spät ist. Keine Hilfe ist mehr möglich, wenn der Tag des Gerichts tatsächlich eingetroffen ist und ihr Allahs Richterstuhl vorgeführt werdet. (Juusuf `Allii)

176. Wenn ihr im Zustand des Kufrs sterbt und es kein Entrinnen aus dem Unausweichlichen gibt. (Darjabaadi)

Vergleiche auch Suura 4:18. (Asad)

 

55. Und folgt dem Besten177, was euch von eurem Herrn herabgesandt ward, bevor die Strafe unverhofft über euch kommt, ohne dass ihr es wahrnehmt178,

177. Vergleiche oben Aja 18 und die entsprechenden Fußnoten. Allahs Gebot kommt den schwächsten Seiner schwachen Diener entgegen. Er fordert Seine Diener lediglich auf, ihren selbstsüchtigen Willen Seinem Willen unterzuordnen. Aus der Barmherzigkeit Allahs ist es uns deshalb erlaubt, gerade soviel zu tun wie wir leisten können, selbst wenn wir nicht die höchsten Normen erreichen. Unser Ziel sollte es jedoch sein, diese höchste Norm zu erreichen, und Allahs Gnade wird uns helfen. Dies sollen wir in diesem Leben tun - und zwar sofort, sobald das Wort unseren Verstand durchdringt. Wir sollen keinen Augenblick zögern, denn das Gericht kann plötzlich über uns hereinbrechen. (Juusuf `Allii)

Wir sollen Allahs Gebote erfüllen und uns von dem fernhalten, was Er verboten hat, sowie Lehren aus dem ziehen, was Er uns an Parabeln und Geschichten übermittelt hat. Wer sich jedoch von Seinen Geboten abwendet, Verbotenem nachgeht und nicht auf Seine Ermahnungen hört, folgt dem Schlimmsten dessen, was Er offenbart hat, nämlich dem Aspekt, den die Schrift als böse erklärt. (Mauduudi)

178. Wenn ihr die Annäherung nicht bemerkt. (Darjabaadi)

 

56. Damit (dann) nicht jemand179 sagt: "Wehe mir um dessentwillen, was ich Allah gegenüber versäumt habe, denn ich gehörte zu den Spöttern180!"

179. Wenn kein klarer Hinweis darauf vorliegt, dass "nafs" نَفْس etwas anderes bedeutet, ist das Wort als "Mensch oder "Person" zu verstehen. (Asad
 

180. Dann würden wir nämlich seufzen und vieles bedauern. Zuallererst sehen wir unsere Sünden und Mängel: wir waren nachlässig, wo wir die Sache hätten ernst nehmen sollen; wir haben gespottet, wo wir hätten versuchen müssen, zu lernen und zu verstehen. Aber dann ist es zu spät zu einer Haltungsänderung. (Juusuf `Allii)

 

57. Oder damit nicht jemand sagt: „Hätte Allah mich rechtgeleitet, so wäre Ich unter den Mutaqis gewesen181."

181. Dann wären wir vielleicht geneigt zu sagen: „Ich wünschte, ich hätte die Warnung oder Rechtleitung bekommen!" Dies würde aber nicht der Wahrheit entsprechen, denn Warnung und Rechtleitung sind auf die denkbar deutlichste Weise in Allahs Offenbarung ausgedrückt worden. Deswegen wird hier betont: "Damit sie nicht sagen..." (Juusuf `Allii)

 

58. Oder damit nicht einer sagt, wenn der die Strafe sieht: „Ach gäbe es für mich nur eine Rückkehr182! Dann wäre ich gewiss unter denen, die Gutes tun183"

182. Wenn wir schließlich der Strafe für unsere eigenen Handlungen gegenüberstehen, dann könnten wir vielleicht sagen: "Ich wünschte, ich hätte noch einmal eine Chance!" Aber nicht nur eine, sonder viele Chancen sind gegeben worden, besonders wenn uns wie oben in Aja 53 gesagt wird: "Verzweifelt nicht an Allahs Barmherzigkeit, denn Allah vergibt alle Fehler ..." (Juusuf `Allii)

183. Vergleiche auch Suura 2:167; 26:102 und 6:27-28 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Dies ist das Endstadium, das Schicksal zweier Kategorien von Menschen, die einen, deren Gesichter dunkel sind von Schande und Verächtlichkeit, wie es für die Tyrannen und Hochmütigen dieser Erde zutrifft, die sich der wiederholten Verkündigung Allahs arrogant widersetzten; und die anderen, die Erfolgszeichen, die die Offenbarung Allahs aufrichtig aufgenommen haben; Diese sind zufrieden und der Barmherzigkeit Allahs sicher. (Qutb)

 

59. (Worauf Allah antwortet): „Nein. Zu dir kamen doch Meine Zeichen, aber du leugnetest sie, und du warst stolz184 und warst einer der Kaafirs185"

184. Die Antwort erklärt, wie alle diese Ausflüchte vorausgesehen und ihnen begegnet wurde. Absichtliche Ablehnung verdient die Folgen und wird mit ihnen konfrontiert. Darüber hinaus wird erläutert, dass die Hauptursache für böses Verhalten - so wie es bereits bei Schaytaan der Fall war - Arroganz und Eigendünkel ist. Es gibt keinen Platz für das Ego, wenn Allah die Realität ist. (Juusuf `Allii)

185. Vergleiche Suura 2:34 und die entsprechenden Fußnoten. Das Beispiel des Erzverführers veranschaulicht, was in geringerem Grade in jedem Ungerechten vorgeht. (Juusuf `Allii)

 

60. Und am Tag der Auferstehung wirst du diejenigen, die über Allah Lügen verbreiteten186, mit geschwärzten Gesichtern sehen187. Ist nicht in der Hölle ein Platz für die Hochmütigen188?

186. Indem sie den Auftrag unseres Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, leugneten und den Qur`an für Menschenwerk erklärten. (Darjabaadi)

187. Wenn Allah sagt das das Gesicht schwarz wird, ist dass einen Aussage die wir so hinnehmen müssen. Wie es dann an diesen Tag aussehen mag werden wir dann sehen. (Anm. d. Überar.)

So wie fleckenloses Weiß ein Symbol für Reinheit, Ehre und Wahrheit ist, so ist Schwarz das Symbol für Böses, Schande und Unwahrheit. Im Zusammenhang mit der Hölle erinnert Schwarz auch an die versengende Strafe des Feuers. (Juusuf `Allii)

Der Ausdruck "sein Gesicht wurde schwarz" wird idiomatisch benutzt, um ein Gesicht zu beschreiben, das Trauer oder Schande ausdrückt (vergleiche auch Suura 16:58), so wie der Ausdruck "sein Gesicht wurde hell" ein Gesicht bezeichnet, das Glück oder berechtigten Stolz ausdrückt (vergleiche Suura 2:106). Abgesehen davon haben beide Wendungen auch eine übertragene Bedeutung, nämlich" er fühlte sich beschämt" beziehungsweise "geehrt". (Asad)

188. Vergleiche oben Aja 32 und die entsprechenden Fußnoten, wo die feine Bedeutung der Frageform in diesem Zusammenhang erläutert wird. (Juusuf `Allii)

 

61. Allah wird diejenigen, die mutaqi sind, befreien und ihnen Erfolg schenken189. Kein Unglück wird sie berühren noch werden sie trauern.

189. "Mafaasa" مَفَازَ : Ort oder Zustand der Sicherheit oder des Heils; Ort oder Zustand des Sieges und des Erfolges; Erlangen eines Wunsches. Dies wird der Frustration, dem Versagen und dem Untergang der Anhänger des Bösen gegenübergestellt.

(Juusuf Allii)

 

62. Allah ist der Schöpfer aller Dinge190, und Er ist der Sachwalter aller Dinge191.

190. Selbst ein dem religiösen Verständnis so selbstverständlicher Sachverhalt muss angesichts der absurden Gedankengänge mancher Philosophen besonders betont werden. (Darjabaadi)

191. Allah hat nicht nur alle Welten erschaffen, sondern Er erhält sie und sorgt für sie. Alles hängt von Ihm ab. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 17:2 und die entsprechenden Fußnoten, wo der Begriff "wakiil" وَكِيل erläutert wird. (Asad)

Er hat nicht die Welt geschaffen und sie dann sich selbst überlassen, sondern wacht ständig über allen Vorgängen. Alles geschieht unter Seinem Schutz und Seiner Fürsorge. (Mauduudi)

 

63. Sein sind die Schlüssel der Himmel und der Erde192. Und diejenigen, die nicht an Allahs Zeichen den Imaan verinnerlichen, das sind die Verlierer193,

192. Er ist ihr einziger Herr, Schöpfer und Erhalter. (Darjabaadi)

193. Allah verliert nichts durch den Ungehorsam und die Rebellion Seiner Geschöpfe. Sie sind die Verlierer, denn sie wenden sich gegen ihre eigene Natur, die schöne Form, nach der Allah sie erschaffen hat. (Juusuf 'Allii)

 

Abschnitt 7

64. Sprich194. "Gebietet ihr mir (etwa)195, einem anderen als Allah zu dienen, ihr Unwissenden196?"

194. Damit ist unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, angesprochen. (Darjabaadi)

195. Die Götzendiener hatten unseren Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, das Angebot gemacht, er solle ihre Götzen würdigen und anbeten. In diesem Fall würden sie als Kompromiss ihrerseits auch Allah anbeten. (ibn Kasir)

"Gebietet ihr mir", "Schreibt ihr mir vor": darin wird Ironie ausgedrückt. Der Gesandte Allahs wendet sich an seine Kritiker und sagt: „Ihr nehmt für euch das Recht in Anspruch, mir vorzuschreiben, wie ich Allah zu verehren habe. Wer seid ihr denn eigentlich? Ihr seid nur unwissende Menschen. Mein Auftrag ist von Allah gekommen. Es ist derselbe Auftrag, wie ihn auch frühere Propheten von Allah gekommen haben, nämlich

1. dass die Botschaft der Einheit Gottes die einzige Wahrheit ist; und

2. dass, wenn ihr anderen Wesen außer Allah dient, euer Leben sinnlos ist und ihr eure Prüfung nicht bestanden habt." (Juusuf Allii)

196. "Al-Dschaahil" الْجَاهِل bedeutet wörtlich "unwissend" oder "unvernünftig". Hier wird es auch im Sinne von "ungläubig" und "undankbar" benutzt. (Darjabaadi)

 

65. Es ist doch dir197 und denen vor dir198 offenbart worden: "Wenn du199 Nebengötter nimmst200, dann werden deine Taten sicherlich wertlos sein, und du gehörst gewiss zu den Verlierern.

197. Die Botschaft der Einheit, die durch den Islam erneuert wurde, ist seit Anbeginn der Welt Allahs Botschaft gewesen. (Juusuf `Ali)

Das heißt, dies wurde durch die Botschaften Allahs übermittelt, die den Propheten offenbart worden waren. Die Annahme fast aller klassischen Kommentatoren, dieser Abschnitt sei an unseren Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gerichtet, ist nicht sehr sinnvoll angesichts der Tatsache, dass Allah weiß, dass weder er noch irgendeiner der Propheten vor ihm den (im folgenden erwähnten) tödlichen Irrtum begehen würde, anderen Wesen als Allah göttliche Kräfte zuzuschreiben. Um so wichtiger wird die hier ausgesprochene Erinnerung jedoch, sobald sie sich an die Menschen allgemein richtet, ungeachtet von Zeit und Umständen. (Asad)

198. Früheren Propheten. (Darjabaadi)

199. Damit ist der Leser angesprochen. (Darjabaadi)

200. Vergleiche auch Suura 5:6. Abgötterei bedeutet, dass wir sinnlosen Dingen nachstreben, und dass die Hauptzielsetzung unseres Lebens verloren geht.

(Juusuf `Allii)

 

66. Diene vielmehr Allah und sei einer der Dankbaren201."

201. "Dankbar sein" bedeutet, dass wir durch unser Verhalten zeigen, dass wir Allahs Gaben schätzen und sie in Seinem Dienst nutzen wollen. (Juusuf `Allii)

 

67. Sie verkennen Allahs Macht und Würde202. Die gesamte Erde ist am Tag der Auferstehung in Seinem Griff203, und die Himmel (sind) zusammengerollt in seiner Rechten204. Gepriesen sei Er, und hocherhaben ist Er über das, was sie Ihm zur Seite stellen205

202. Vergleiche auch Suura 6:91 und 22:74 sowie die entsprechenden Fußnoten. Indem sie falschen Gottheiten oder den Naturkräften nachlaufen, vergessen sie, dass alle Geschöpfe vor Allah wie nichts sind. (Juusuf `Allii)

Indem sie Ihm andere Wesen zur Seite stellen, während Er allein allmächtig und anbetungswürdig ist. (Qutb)

Sie haben keine Vorstellung von Allahs Größe und Herrlichkeit; sie haben weder versucht zu verstehen, wie hoch die Stellung des Herrn des Universums ist, noch wie unbedeutend die Wesen sind, die sie in ihrer Unvernunft zu Partnern Allahs machen wollen. (Mauduudi)

203. Vergleiche auch die letzte Fußnote. Die gesamte Erde wird für Allah nicht mehr sein als ein Ding, das ein Mensch in seiner hohlen Hand halten kann. Auch die Himmel werden nicht mehr sein als eine Schriftrolle, die ein Mensch mit seiner Rechten zusammenrollt, der Hand der Macht und Tat. Dies ist natürlich im übertragenen Sinne zu verstehen. Allah ist kein Wesen aus Fleisch und Blut, mit Händen oder Fingern. Vergleiche auch Suura 21:104 und 81:1 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

204. Es gibt sowohl im Qur'an als auch in authentischen Hadiisen zahlreiche Stellen, an denen der Begriff "Hand" in eindeutig metaphorischem Sinne für Allahs absolute Macht und Herrschaft gebraucht wird. Die besondere Bezugnahme hier auf den Tag des Gerichts ist darauf zurückzuführen, dass der Mensch erst bei seiner Auferstehung völlig Allahs Allmacht begreift. (Asad)

Die Beschreibung im Qur’an der ungeheuren Szenen des Jüngsten Tages soll den Menschen die für sie unbeschreibliche Realitäten nahe bringen. Hier ist es eine Teildarstellung der absoluten Macht Allahs, die keine Grenze kennt. (Qutb)

205. Das heißt, es gibt keinerlei Vergleich zwischen Allahs Größe und Herrlichkeit und der Geringfügigkeit derjenigen, die sie Ihm zur Seite stellen. (Mauduudi)

 

68. Und es wird in die Posaune gestoßen206, und alle, die in den Himmeln sind, und alle, die auf der Erde sind, werden ohnmächtig niederfallen207, mit Ausnahme derer, die Allah will208, Dann wird noch einmal hineingestoßen, und siehe, sie stehen erwartungsvoll209,

206. Vergleiche hierzu auch Suura 6:73; 14:48; 18:99; 20:102-103; 22:1; 23:101; 27:87 und die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

207. "Sa`iqa" صَعِقَ beinhaltet die Vorstellung einer Ohnmacht, des Verlusts allen Bewusstseins von der Existenz; es bedeutet ein Aufhören der normalen Funktionen der gewöhnlichen Fähigkeiten, zu fühlen und zu leben. In dieser Metapher geht es darum, dass mit dem ersten Posaunenton am Tag des Gerichts alles Leben in der Form, wie wir es jetzt kennen, aufhört. Es wird einen neuen Himmel und eine neue Erde geben (vergleiche auch Suura 14:48 und die entsprechenden Fußnoten). Die menschlichen Seelen werden vorübergehend betäubt sein und alles Bewusstsein und alle Erinnerung an Zeit, Raum oder Persönlichkeit verlieren. Beim zweiten Posaunenton finden sie sich in einer neuen Welt wieder. Sie sehen deutlicher als je zuvor, und dann wird Gericht gehalten. (Juusuf `Allii)

 

69. Und die Erde wird leuchten im Licht ihres Herrn210, und das Buch wird vorgelegt211, und die Propheten und die Zeugen212 werden vorgeführt, und es wird zwischen ihnen gerichtet und ihnen geschieht kein Unrecht213.

208. Wie aus Suura 27:89 hervorgeht, ist dies eine Anspielung auf das ungebrochene geistige Leben in dieser Welt - und damit dem Glück im zukünftigen Leben - derer, die mu’min geworden sind und rechtschaffen gehandelt haben. Vergleiche auch Suura 21:103. (Asad)

209. In Verwunderung. (Darjabaadi)

Vergleiche auch Suura 37:19. (Asad)

210. Es wird eine neue Erde geben. Alle Spuren von Ungerechtigkeit und Ungleichheit, von Finsternis und Bösem werden verschwunden sein. Es wird das eine, allumfassende Licht geben, die Herrlichkeit Allahs, die dann alles erleuchtet. Trug, Täuschung und Illusionen werden verschwunden sein. Alles wird in seinem wahren Licht gesehen. (Juusuf `Allii)

Das heißt mit einer klaren Offenbarung Seines Willens. Vergleiche auch Suura 14:48, wo davon die Rede ist, dass die Erde am Tag der Auferstehung in eine neue Erde verwandelt wird, ebenso die Himmel. Eine weitere Anspielung auf diese Verwandlung finden wir in Suura 20:105-107. (Asad)

211. Das Verzeichnis der Taten wird offen vorgelegt. (Juusuf `Allii)

Vor jeden einzelnen. (Darjabaadi)

Vergleiche auch Suura 17:13-4 und 18:49 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

212. Außer den Propheten und Engeln auch die Gemeinschaft der Muslime an sich. (Darjabaadi)

Vergleiche auch Suura 4:41 und die entsprechenden Fußnoten. Dementsprechend kann der obige Satz so verstanden werden, dass die Propheten als Zeugen auftreten, nämlich für oder gegen diejenigen, denen sie Allahs Botschaft zu vermitteln hatten. Wahrscheinlich bedeutet der Begriff "sahiid" (Plural suhadaa) hier (oder "ashad" in Suura 40:51) das neu erwachte Bewusstsein des Menschen, das ihn zwingt, am Tag des Gerichts gegen sich selbst Zeugnis abzulegen. Vergleiche auch Suura 6:130; 17:14; 24:24; 36:65 und 41:20ff sowie die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Unter den Zeugen befinden sich nicht unbedingt nur Menschen. Es gibt da auch Engel, Tiere, die eigenen Glieder des Menschen, seine Wohnstätte, Bäume und Steine. (Mauduudi)

213. In einer solchen Szene der Realität wird das Gericht gehalten. Vor Allahs Thron (wenn wir dieses Gleichnis zur Veranschaulichung benutzen können) wird das Verzeichnis der Taten und Absichten eines jeden Menschen aufgeschlagen, so dass es alle sehen können; die Propheten und Lehrer der Wahrheit sowie diejenigen, die ihr Leben für Allahs Sache hingegeben oder große Opfer gebracht haben, erscheinen vor Gericht, um Zeugnis abzulegen. Das Urteil wird absolut gerecht sein, denn der Richter ist nicht nur selbst gerecht, sondern er kennt sämtliche Fakten und Umstände, und Seine Weisheit gibt allem das richtige Gewicht. (Juusuf `Allii)

 

70. Und jeder Seele wird vergolten werden, was sie getan hat214, und Er weiß am besten, was sie tun215.

214. Weder werden die Bösen mehr bestraft als sie verdient haben, noch erhalten die Guten weniger Lohn. (Darjabaadi)

Vergleiche auch Suura 99:7-8 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

215. In einem irdischen Gerichtshof kann es Justizirrtümer geben, weil der Richter getäuscht wurde. Hier ist keine Täuschung und kein Fehler möglich, denn Allah weiß alles, und Er weiß es besser als irgendein anderer. (Juusuf `Allii)

 

Abschnitt 8

71. Und die Kaafirs werden in Scharen216 zur Hölle getrieben, bis sie hingelangen und ihre Tore sich öffnen217 und ihre Wächter218 zu ihnen sprechen: "Sind nicht Gesandte aus euren Reihen zu euch gekommen, die euch die Zeichen eures Herrn vortrugen und euch vor dem Eintreffen dieses eures Tages warnten?" Sie werden sprechen: "Ja, aber gegen die Kaafirs hat sich die Strafandrohung bewahrheitet219;

216. "In Scharen": das ist das Schlüsselwort, das am Anfang der Suura gegeben wurde und ihre Thematik bestimmt. Wenn ein Mensch nicht für seine eigenen Überzeugungen einsteht oder eigenständig die Wahrheit sucht, wird er den Massen zugerechnet, die der Vernichtung entgegengehen. (Juusuf `Allii)

217. Die Tore der Hölle öffnen sich bei ihrer Ankunft wie die Tore eines Gefängnisses bei der Ankunft der Verurteilten, und werden geschlossen, sobald sie sich darin befinden. (Mauduudi)

218. Die Hüter können wir uns als Engel vorstellen, die die näheren Umstände des Bösen in dieser Welt nicht kennen und nun überrascht sind, dass so viele Menschen dem "Haus des Bösen" zugeführt werden. Die Frage ist eher eine Bemerkung oder ein Kommentar. (Juusuf `Allii)

219. Vergliche auch Suura 10:33. Diese Antwort geben möglicherweise andere Engel. (Juusuf `Allii)

Sie schenkten den Warnungen keine Beachtung. (Darjabaadi)

 

72. Es wird gesprochen werden: „Tretet ein durch die Tore der Hölle, darin zu bleiben." Übel ist dann die Wohnstatt der Hochmütigen220.

220. Wie an anderen Stellen, so wird auch hier Eigenliebe und Arroganz als die Wurzel alles Bösen betont. Vergleiche auch Suura 2:34 und andere Stellen sowie die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

 

73. Und diejenigen, die ihren Herrn fürchteten, werden in Scharen221 zum Paradies geführt werden, bis sie hingelangen und seine Tore sich öffnen222 und seine Wächter zu ihnen sprechen223: "Friede sei mit euch! Frohlocket und tretet ein, um (dort) zu bleiben 224."

221. Auch die Rechtschaffenen gehen in Scharen und sind nicht allein. Hier findet eine wirkliche Auswahl statt. Die Ajas 73-75 laufen parallel zu den Ajas 71-72 oben. (Juusuf `Allii)

Geordnet nach dem Grad ihres Imaans und ihrer guten Handlungen. (Darjabaadi)

222. Um sie zu empfangen. Vergleiche Suura 38:51. (Darjabaadi)

223 Als Gruß und Willkommen. (Darjabaadi)

224. Die Engel im Himmel sind von der Ankunft der Guten und Rechtschaffenen nicht überrascht. Sie freuen sich, sie begrüßen sie mit dem Friedensgruß; sie gratulieren ihnen und heißen sie willkommen. (Juusuf `Allii)

 

74. Sie225 werden sprechen: „Preis sei Allah226, Der uns sein Versprechen wahrgemacht und uns das Land zum Erbe227 gegeben hat, so dass wir im Paradies wohnen können, wo es uns gefällt228." Welche Gnade ist der Lohn derer, die (gerecht) handeln229!

225. Die Bewohner des Paradieses. (Darjabaadi)

226. Dies sagen diejenigen, die soeben im Paradies angekommen sind. Wie es sich gehört, beginnen sie mit Allahs Lob, das sofort ihre Zufriedenheit und Dankbarkeit zum Ausdruck bringt. (Juusuf `Allii)

227. "Als Erbe", das heißt unseren Anteil. Vergleiche auch Suura 3:180 und 6:165 sowie die entsprechenden Fußnoten. Es steht hier nicht zur Debatte, ob sie irgendwelches Eigentum ihren Erben hinterlassen. Sie sind die letztendlichen Besitzer des Paradieses für alle Ewigkeit, durch Allahs Gnade. (Juusuf `Allii)

228. In völliger Sicherheit und gut versorgt. (Darjabaadi)

Wir genießen hier unsere vollkommenen Rechte. (Mauduudi)

229. Dies sagen wahrscheinlich die Bewohner des Paradieses; vielleicht ist dieser Satz jedoch auch von Allah hinzugefügt worden. (Mauduudi)

 

75. Und du wirst sehen, wie sich die Engel um den Thron scharen230 und verkünden das Lob ihres Herrn. Und es wird zwischen ihnen231 gerichtet werden232, und es wird gesprochen werden: „Preis sei Allah, dem Herrn der Welten233."

230. In Ehrfurcht, wie es sich für sie gehört. (Darjabaadi)

231. Zwischen Allahs Geschöpfen. (Darjabaadi)

232. In völliger Gerechtigkeit und Gleichheit. (Darjabaadi)

233. Das gesamte Universum wird Allahs Lob verkünden. (Mauduudi)

Dies sind die Einleitungsworte der 1. Suura, und sie beschreiben eine Atmosphäre völliger Glückseligkeit im Himmel, im Licht des Angesichts ihres Herrn, dem allumfassenden Herrn aller Welten. (Juusuf `Allii)

 

Einführung zu Suura 40

Diese Suura heißt "Al-Mu'min" nach der Geschichte eines einzelnen Mu'mins unter dem Volk des Pharao, der den Imaan verinnerlicht bekennt und in die Zukunft schaut (Ajas 28-45). Sie heißt auch "Al-Raafir" ("der Vergebende" nach Aja 3). In Suura 23, die mit "Al-Mu'minuun" überschrieben ist, geht es thematisch um die kollektive Kraft des Imaans und der Tugend. In dieser Suura geht es um Bekenntnis zum Islam und Tugend des individuellen Menschen und um seinen letztendlichen Triumph.

Hier beginnt eine Serie von sieben Suuras (40-47), die mit den Buchstaben "haa-mim" beginnen. Chronologisch gehören sie alle derselben Zeit an, nämlich der späten makkanischen Zeit, und folgen unmittelbar auf die vorige Suura. Zur genauen Bedeutung der abgekürzten Buchstaben "haa-mim" ist keine autoritative Erklärung erhältlich. Wenn mim hier eine ähnliche Bedeutung hat wie in "alif-laam-miim" (vergleiche Suura 2:1 und die entsprechenden Fußnoten), dann bedeutet er das Ende aller Dinge, den Jüngsten Tag, und alle diese Suuras lenken unsere Aufmerksamkeit besonders darauf. "Ha", der emphatische Gutturallaut, kann im Gegensatz zu dem sanften Hauch des "Alif" darauf hindeuten, dass der Anfang nur um des Endes willen da ist, die Gegenwart für die Zukunft, und um das Wissen vom jüngsten Gericht im Imaan zu unterstreichen. Dies ist jedoch nur eine Vermutung und sollte nicht überbewertet werden.

Thematisch geht es in der ganzen Serie um die Beziehung von Imaan und Kufr, Offenbarung und Ablehnung, Gutem und Bösem, Wahrheit und Trug. Es wird deutlich, dass in jedem dieser Paare das erste Element der wahre Freund, Helfer und Beschützer des Menschen ist, während das zweite sein Feind ist. Das Wort "hamiim" (Beschützer ...) selbst wird in diesem Sinne in Suura 40:18 und 41:34 benutzt, während in den anderen Suuras Worte mit ähnlicher Bedeutung vorhanden sind, beispielsweise walk oder "nasiir" (Suura 42:8 und 31), "qariin" (Suura 43:36 und 38) "maulaa" (Suura 45:41) und die Pluralformen der beiden ersteren in Suura 45:19 und 34 und 46:32. Ist es vielleicht zulässig, die abgekürzten Buchstaben "haa-mim" mit diesen Vorstellungen in Verbindung zu bringen, wie sie in dem Begriff "hamiim" ausgedrückt werden?

Eine andere Verständnismöglichkeit ist die, dass hä für "Hay" steht und mim für "Qayjuum". Dies sind zwei Namen Allahs und bedeuten

1. der Lebendige und

2. der Ewige, aus Sich Selbst Bestehende.

Der eine weist auf Leben und Offenbarung hin, der andere auf das zukünftige Leben und die Ewigkeit. Um diese beiden Bereiche geht es thematisch in dem mit "haa-mim", verschriebenen Suuras. Auch dies ist eine bloße Vermutung und sollte nicht überbewertet werden. (Safwat al Tafsir)

Die Suura beginnt mit der Darstellung der Eigenschaften Allahs, Seines sichtbaren und geistigen Wirkens und Seiner Zeichen im Universum.

Es folgen einige Szenen über das Ende der Tyrannen, von denen keiner der Strafe Allahs entging. In dieser heftigen Atmosphäre dringt die besänftigende herzliche Szene der Träger von Allahs Thron, wie sie demütig ihrem Herrn lobpreisen und für die Mu'mins um Vergebung bitten. Die Geschichte der Auseinandersetzung zwischen Glauben und Tyrannei wird demonstriert am Beispiel der Verkündigung Muusas an den mächtigen Tyrannen Pharao und seine Scharen. Pharao in seiner Macht und Arroganz will Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und seine Gefolgschaft vernichten aus Angst, der neue Diin werde sein Ansehen und seine Macht zugrunde richten Ein. Mu’min aus dem Volk, der seine Überzeugung verborgen hatte, kommt zu Wort indem er die Sache Allahs zunächst behutsam und diplomatisch dann eindeutig und direkt darstellt. Die Geschichte endet mit der Vernichtung Pharaos und seiner Scharen im Meer. Der Verkünder und seine Gefolgschaft, die Mu'mins, gewinnen die Oberhand und werden verschont. (Safwat Al-Tafsir)

Zusammenfassung:

Imaan wird immer gerechtfertigt, denn Allah vergibt; aber das Böse trägt unweigerlich böse Früchte, denn Gott weiß und ist gerecht. (Ajas 1 - 20)

In der Geschichte hat Böses immer ein böses Ende gefunden. Der Protest des Islams inmitten alles Bösen wird vielleicht ignoriert, aber Allah schützt den Islam, während das Böse vergeht. (Ajas 21 - 50)

Es gibt keinen Zweifel bezüglich des Jüngsten Gerichts; Allahs Macht, Güte und Gerechtigkeit werden manifest; wird der Mensch dies in Frage stellen, oder wird er die Zeichen akzeptieren, bevor es zu spät ist? (Ajas 51 - 85)

 

Der Vergebende

 

Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen.

1. Haaa Miim.1

1. Siehe die Einführung zu dieser Suura. (Juusuf `Allii)

 

2. Die Offenbarung des Buches ist von Allah, dem Allmächtigen2 dem Allwissenden3,

2. Al-`Asis الْعَزِيز: der Mächtige und Starke, Der alles überwindet, selbst aber nicht überwunden werden kann; Der Gebote gibt, denen niemand widersprechen oder widerstehen kann. (Qutb)

3. Al-`Aliim الْعَلِيم: der Wissende, der Seinem Wissen entsprechend dieses Dasein gestaltet und lenkt, denn nichts bleibt Ihm verborgen, und nichts entgeht Seiner Kenntnis. (Qutb)

Der Wortlaut dieses Ajas gleicht dem in Suura 39:1, bis auf die letzten Worte, die Allahs Eigenschaften ausdrücken. Dort hieß es: "der Weise", denn die Betonung lag auf der Weisheit in Allahs Plan, die der Ordnung dieser Welt zugrunde liegt. In dieser Suura geht es um Allahs allumfassendes Wissen im Gegensatz zum oberflächlichen Wissen des Menschen (vergleiche auch unten Aja 83). (Juusuf `Allii)

 

3. Der die Sünde vergibt4 und die Reue annimmt5, dem Strengen in der Strafe6, dem Großmütigen7. Es gibt keinen Gott außer Ihm8. Zu Ihm ist die Heimkehr9.

4. "Raafiris-sunuub غَافِرِالذَّنب ("der die Fehltritte vergibt'): Er wischt die Fehler und Vergehen seiner Diener hinweg, wenn sie sich der Vergebung als würdig erweisen. (Qutb)

5. "Qaabilit-taubi" قَابِلِ التَّوْبِ ("der die Reue annimmt'): der sich den Reumütigen zuwendet und ihnen die Möglichkeit zur Umkehr ohne Schranken und Vermittler eröffnet. Die Vergebung beruht ausschließlich auf der Reue des Schuldigen einerseits und auf Allahs Barmherzigkeit und Bereitschaft zur Vergebung andererseits. (Qutb)

6. "Sadiidi Al-`Iqaab" شَدِيدِ الْعِقَاب ("dem Strengen in der Strafe"): der die Hochmütigen zu Fall bringt und die Widersacher bestraft, wenn sie nicht umkehren und um Vergebung bitten. (Qutb)

7. "Sii-t-tauli" ذِي الطَّوْلِ  ("der Eigentümer von Überfluss und Großmut'): der Seine Gnadengaben ausgießt, Gutes vervielfältigt und ohne Maß gibt. (Qutb)

Allahs Wissen ist erhaben und allumfassend. Aber hier werden auch andere Attribute erwähnt, die uns mehr unmittelbar betreffen: dass Er uns beispielsweise unsere Vergehen vergibt und unsere Reue annimmt, wenn sie aufrichtig ist, und zu einem Wandel in unserer Haltung und Lebensweise führt; aber Er ist auch gerecht und streng im Strafen, und so gibt es für das Böse keinen Ausweg außer der Umkehr. Darüber hinaus umfassen Seine Attribute alles: Seine Barmherzigkeit ebenso wie seine Gerechtigkeit und Sein Wissen, Seine Wohltaten ebenso wie Seine Strafe. (Juusuf `Allii)

 

4. Niemand streitet über Allahs Zeichen10 außer denen, die kaafir sind11. Lass dich also durch ihr Herumziehen im Lande nicht täuschen12.

8. Es gibt keinen Gott außer Ihm: Er hat keinen Partner, und nichts und niemand ist Ihm gleich. (Qutb)

9. Damit wird die Beziehung zwischen Allah und Seinen Dienern eindeutig und klar definiert. Im Bewusstsein der Menschen und in ihren Gefühlen entstehen konkrete Einstellungen in Bezug auf ihre Aufgaben und Verpflichtungen und zwar mit Ernst und in Ehrfurcht. (Qutb)

Zu Ihm ist die Heimkehr: es gibt keinen Zufluchtsort vor Seiner Abrechnung und kein Entrinnen vor dem Zusammentreffen mit Ihm. (Qutb)

Die hier erwähnten Eigenschaften Allahs haben folgende Bedeutung für die nachfolgende Thematik:

1. Seine Allmacht: Seine Entscheidung wird immer verwirklicht. Es ist somit unvernünftig zu erwarten, dass man noch erfolgreich sein kann, wenn man sich von Seinen Geboten abgewandt und Seine Botschaft in Frage gestellt hat.

2. Sein Wissen: Er sagt nichts, was auf Vermutungen beruht, sondern hat von allem eindeutige Kenntnis. Wenn Er uns also Kenntnisse von übernatürlichen Dingen übermittelt, entsprechen diese der Wahrheit, und wer sie nicht akzeptiert, bleibt in dieser Hinsicht unwissend. Jede Seiner Lehren beruht auf Weisheit und genauem Wissen, das keinen Irrtum zulässt. Nichts bleibt Ihm verborgen, so dass Er sogar die Absichten des Menschen kennt, die diesen zu seinen Handlungen veranlassen.

3. Er vergibt und nimmt die Reue an: diese Eigenschaften vermitteln Hoffnung, so dass alle, die einem Irrweg gefolgt sind, nicht verzweifeln müssen, sondern sich ändern können in der Hoffnung, dadurch Allahs Gnade zu erlangen.

4. Er ist streng im Strafen: dies ist eine Warnung für alle, die Ihm gegenüber eine widersetzliche Haltung einnehmen, ebenso wie Er Seinen Dienern gegenüber barmherzig ist.

5. Er ist großmütig: alle Geschöpfe werden mit Seinen Segnungen überschüttet. Alles, was Seine Diener bekommen, das bekommen sie nur durch Seine Freigebigkeit. Danach werden ausdrücklich zwei Tatsachen betont:

1. dass es keine Gottheit außer Gott gibt, wie viele falsche Gottheiten die Menschen auch aufstellen mögen; und

2. zu Ihm kehren alle zurück, und niemand anderes kann die Menschen zur Rechenschaft ziehen und ihnen vergelten. (Mauduudi)

10. Allahs Wissen und Seine Eigenschaften sind vollkommen, und alles in unserer Umgebung legt davon Zeugnis ab. Wir sind von Seinen Zeichen umgeben. Nur Menschen, denen der Imaan fehlt, stellen diese in Frage. (Juusuf `Allii)

"Streiten" bedeutet, mit unaufrichtigen Argumenten zu diskutieren, irrelevante Einwände vorzubringen, Haarspalterei mit aus dem Zusammenhang gerissenen Worten und Sätzen zu betreiben und Worte ihrem eigentlichen Sinn zu entfremden und zu entstellen, so dass sie unverständlich werden. Eine solche Art und Weise des Disputs wird nur von solchen Menschen angewendet, deren andere Ansicht auf Böswilligkeit und Trotz zurückzuführen ist. Ein gutwilliger Gegner diskutiert, um die Wahrheit zu finden, und möchte sich vergewissern, ob sein eigener Standpunkt richtig ist. Der böswillige Gegner möchte nicht verstehen und noch viel weniger anderen ein Verstehen ermöglichen, sondern seinen Gesprächspartner demütigen und herabsetzen. Er hat von vornherein die Absicht, ihm das Wort abzuschneiden. Darum setzt er sich auch nicht mit der wirklichen Problemstellung auseinander, sondern greift irrelevante Punkte auf. (Mauduudi)

11. Das gesamte Dasein ist Allah ergeben und gehorsam und deutet auf Ihn hin. Niemand streitet über Allahs Zeichen außer denjenigen, die die Wahrheit leugnen. Damit isolieren sie sich aber gleichzeitig von allem Existierenden und erweisen sich als unwürdig für das, was der Prophet an Gutem verheißen hat. Stattdessen bewegen sie sich auf das Ziel zu, das auch das Ziel früherer Leugner gewesen ist: Schande und Niedergang in diesem Leben und Strafe im zukünftigen. (Qutb)

Der Begriff kufr ist hier im zweifachen Sinne benutzt worden: "Leugnen der Wahrheit" und "Undankbarkeit". In letzterem Sinne bedeutet der Satz: diese Verhaltensweise der Offenbarung Allahs gegenüber wird nur von solchen Leuten angenommen, die Seine Gaben vergessen oder sogar das Gefühl verloren haben, dass es ihnen nur durch diese wohlergeht. Im ersteren Sinne besagt der Satz: nur diejenigen verhalten sich so, die sich von der Wahrheit abgewandt haben und entschlossen sind, sie nicht zu akzeptieren. Aus dem Zusammenhang wird deutlich, dass damit nicht automatisch jeder Nichtmuslim gemeint ist, denn ein Nichtmuslim, der aufrichtig fragt und diskutiert, um den Islam zu verstehen, und versucht, all das gründlich zu begreifen, was er in der Praxis schwierig findet, der ist zwar im engeren Sinn kein Muslim, aber dennoch ist die in diesem Aja ausgesprochnere Verurteilung nicht auf ihn anzuwenden. (Mauduudi)

12. Vergleiche auch Suura 3:196. Ihr Herumstolzieren zeigt, wie wenig sie die Zeichen deuten können. (Juusuf `Allii)

Ihr Stolz ist falsch, denn sie versuchen als arme, schwache Geschöpfe sich so zu verhalten, als ob sie es mit der Macht des Daseins und ihres Schöpfers aufnehmen könnten. (Qutb)

Der Leser soll sich dadurch nicht darüber hinwegtäuschen lassen, dass sie der Strafe nicht entgehen können. (Darjabaadi)

 

5. (Schon) vor ihnen13 leugneten Nuuchs Volk und danach die (verbündeten) Parteien, und jede Gemeinschaft strebte danach, sich an ihrem Gesandten zu vergreifen14, und sie stritten mit eitlem Gerede, um die Wahrheit damit zu widerlegen15. Dann bestrafte Ich sie, und wie war meine Strafe16!

13. Vergleiche Suura 38:11-13 und die entsprechenden Fußnoten. Auch wenn sich alle Heerscharen des Bösen aus der Menschheitsgeschichte zusammentun wollten, so hätten sie doch keine Macht gegen Allahs Wahrheit, den Gesandten dieser Wahrheit oder Allahs heiligen Plan für Seine ganze Schöpfung. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch die Ajas 30ff dieser Suura. (Asad)

14. Vor der Zeit der makkanischen Götzendiener. (Darjabaadi)

Wörtlich: "jede Gemeinschaft schmiedete Pläne gegen ihren Gesandten." (Asad)

15. Immer wenn eine große und wichtige Wahrheit verkündet oder erneuert wird, sind oberflächliche Gemüter bereit, sie anzuzweifeln und in Frage zu stellen. Und was für sinnlose und engstirnige Argumente da vorgetragen werden! Sie glauben, auf diese Weise die Wahrheit in Verruf bringen oder außer Kraft setzen zu können, oder gar Allahs Plan unwirksam zu machen. Aber da irren sie sich. Wenn sie eine Zeitlang erfolgreich zu sein scheinen, so ist dies nur ihre eigene Heimsuchung. Sie versuchen vielleicht, Pläne gegen die Gesandten Allahs zu schmieden; diese werden aber auf lange Sicht fehlschlagen. Sie verfangen sich in ihrer eigenen Falle. Wie furchtbar wird dann ihre Strafe sein! (Juusuf `Allii)

16. Vergleiche Suura 13:32. (Juusuf `Allii)

Die Geschichte der Auseinandersetzung aller Gesandten mit der Tyrannei wiederholt sich im Lauf der Geschichte. Ein Gesandter nach dem anderen wird zu einem Volk geschickt. Die Mächtigen unter ihnen widersetzen sich und begegnen ihm nicht mit Argument gegen Argument sondern mit Arroganz und Verleumdung, dann mit Gewalt und Verfolgung. Sie verbreiten Lügen unter der eigenen Bevölkerung um die Wahrheit zu vertuschen und um das Volk unter Kontrolle zu halten. In diesem Moment kommt zu ihnen die Strafe Allahs und ihre Vernichtung. Das bezeugen die bleibenden Spuren dieser Völker auf den Schlachtfeldern der Geschichte, und zahlreiche Geschichten und Überlieferungen berichten davon. (Qutb)

 

6. So bewahrheitete sich das Wort deines Herrn gegen die Kaafirs17, dass sie (nämlich) Bewohner des Feuers sind18.

17. Vergleiche Suura 39:71. Der Beschluss oder das Wort Allahs, mit dem das Böse verurteilt wird, erwies sich im Falle jener Menschen als wahr. Sie sind "Bewohner des Feuers", mit anderen Worten, sie können nur im Wirkungsbereich des Bösen leben. (Juusuf `Allii)

18. Damit bringt der Qur`an eine immer wiederkehrende Wahrheit zum Ausdruck, nämlich die Wirklichkeit der Auseinandersetzung zwischen Imaan und Kufr, Wahrheit und Sinnlosem, dem Aufruf zu Allah allein und der Ungerechtigkeit derer, die ohne jedes Recht auf der Erde arrogant einherstolzieren. Wir wissen, dass dies eine seit jeher bestehende Auseinandersetzung ist, die seit Anbeginn der Menschheit stattfindet, denn das gesamte Dasein ist seinem Herrn mu’min ergeben mit Ausnahme der kaafir Menschen, die Allahs Zeichen in Frage stellen und sich damit in einer unmöglichen Position isolieren und sich und ihre Gemeinde in den Abgrund stürzen. (Qutb)

 

7. Diejenigen, die den Thron19 tragen und die ihn umgeben, verkünden das Lob ihres Herrn, verinnerlichen den Imaan an Ihn und bitten um Vergebung für diejenigen, die den Imaan verinnerlichen20: "Unser Herr21, Du umfasst alle Dinge mit Barmherzigkeit22 und Wissen23. Darum vergib denen, die reuevoll umkehren und Deinem Weg folgen24, und bewahre sie vor der Höllenstrafe25.

19. Wir kennen Allahs Thron nicht aus eigener Anschauung und können uns davon ebenso wenig eine Vorstellung machen wie von der Art und Weise, wie er getragen wird, denn all dies entzieht sich dem Verständnisbereich des Menschen, und es ist sinnlos, darüber zu spekulieren und zu streiten. Wir wissen nur das genau, was uns hier mitgeteilt wird. Die Träger des Thrones sind jedenfalls Diener Allahs in diesem Universum, die für andere mu’min Wesen mit denen sie sich durch den Islam verbunden fühlen Fürbitte einlegen. (Qutb)

Vergleiche Suura 39:75. So wie der Thron Allahs eine symbolische Darstellung ist, so auch der Akt des Tragens. Wir dürfen auch nicht vermuten, dass sich dies auf solche Wesen beschränkt, wie wir uns Engel vorstellen. Alle guten Männer und Frauen, die zu solchen geistigen Höhen aufsteigen, dass sie Allahs Thron tragen oder sich in der Gesellschaft seiner Träger befinden, verkünden Allahs Lob. Sie gehören zu dieser Umgebung, so wie die Bösen in die Umgebung des flammenden Feuers gehören. Ihr Imaan ist vollkommen, denn sie haben Allah mit ihren eigenen geistigen Augen gesehen, und sie bitten um Vergebung für ihre schwächeren Mitmenschen, die sich mit Imaan und Reue auf Allahs Weg abmühen. (Juusuf `Allii)

Wörtlich: "um ihn herum". In seinem Kommentar zu diesem Aja sagt Baydaawii ausdrücklich, dass "Allahs Thron der Allmacht tragen" (vergleiche auch die Fußnoten zu Suura 7:54) im übertragenen Sinne verstanden werden muss: "Dass sie den Thron tragen und umringen, ist ein Gleichnis dafür, dass sie sich dessen bewusst sind und dementsprechend handeln, oder ein Gleichnis für ihre Nähe zum Herrn des Thrones, ihre Würde in Seiner Sicht und dafür, dass sie Werkzeuge zur Verwirklichung Seines Willens sind. Was die Wesen betrifft, die sich in der Nähe von Allahs Thron befinden, so denken die meisten klassischen Kommentatoren - offensichtlich aufgrund ihrer symbolischen Vorstellung von den Engeln, die am Tag des Gerichts den Thron umringen (vergleiche Suura 39:75) - auch in diesem Falle ausschließlich an Engel. Während sich der vorliegende Aja aber unbestreitbar auch auf Engel bezieht, folgt daraus nicht, dass es sich ausschließlich um Engel handelt. In' seinem abstrakten Sinne bedeutet das Verb "hamala" oft auch "er trug die Verantwortung (für etwas)", und damit wird offensichtlich, dass sich dies hier nicht nur auf Engel, sondern auch auf Menschen bezieht, die sich der Bedeutung von Allahs Allmacht voll bewusst sind und sich dadurch moralisch dafür verantwortlich fühlen, dieses Bewusstsein in ihrem eigenen Leben zu verwirklichen und ihren Mitgeschöpfen nahe zu bringen. (Asad)

20. Die auf der Erde leben. (Darjabaadi)

Dies soll auch unseren Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, trösten, der sich durch die Haltung der kaafir Makkaner entmutigt fühlte. Ihm wird gesagt, dass selbst die Allah am nächsten stehenden Engel ein tiefes Mitgefühl den Menschen gegenüber haben, und dass die Gemeinschaft des Islams die wirkliche Gemeinschaft ist, die himmlische und irdische Wesen miteinander verbindet. (Mauduudi)

21. Vergleiche oben Aja 3. (Juusuf `Allii)

22. So bist Du auch sicher den Mu’mins gegenüber barmherzig. (Darjabaadi)

23. So hast Du auch sicher Kenntnis von ihrem Imaan. (Darjabaadi)

Die Schwächen, Fehler und Irrtümer Deiner Diener sind Dir nicht verborgen, denn Du weißt alles, aber wie Dein Wissen, so ist auch Deine Barmherzigkeit unermesslich und unendlich; vergib darum diesen armen Geschöpfen ihre Vergehen. (Mauduudi)

24. Denen, die Ungehorsam und Rebellion aufgegeben haben und dem Weg gefolgt sind, den Du selbst gezeigt hast. (Mauduudi)

25. Vergebung und Rettung von der Hölle sind gleichbedeutend. Wenn hier beides nacheinander erwähnt wird, so soll damit die Sorge der Engel und ihr tiefes Interesse für die Mu’mins betont werden. (Mauduudi)

 

8. Unser Herr, lass sie in die Gärten der Ewigkeit eintreten26, die Du ihnen versprochen hast, sowie ihre Eltern und ihre Ehepartner und ihre Kinder, die rechtschaffen sind27. Du bist fürwahr der Allmächtige28, der Allweise29

26. Vergleiche auch Suura 38:50 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Vergleiche auch oben Fußnote 24. Vergebung und Rettung vor der Hölle ergibt offensichtlich Zulassung zum Paradies. Wiederum erscheint es so unnötig, Allah zu bitten, den Gläubigen das Paradies zu schenken, das Er ihnen selbst versprochen hat, aber die Engel nehmen ihren Wunsch nach dem Wohlergehen der Mu'mins so ernst, dass sie immer wieder ihre Fürbitten für sie wiederholen, auch wenn sie wissen, dass Allah sie sicherlich im zukünftigen Leben segnen wird. (Mauduudi)

27. Das Zusammentreffen mit den mu’min Eltern und Ehepartnern und Nachkommen ist ein Ausdruck der Verbundenheit und Einheit unter den Mu'mins. (Qutb)

Im Gebet gibt es nichts Eigennütziges. Wir beten für alle, die wahrhaftig und aufrichtig sind. Aber so wie Böses ansteckend sein kann, so ist auch Gutes ansteckend, wenn auch in einem anderen Sinne. Die Gefährten der Guten und ihre Lieben und Angehörigen haben an ihrer Güte und schließlich an ihrem Glück teil, wenn sie nur versuchen, denselben Weg zu gehen. Und Allahs Gnade wirkt immer für alle. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 13:23 und 52:21 und die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

28. Du kannst jeden ins Paradies gelangen lassen, den Du für würdig befindest. (Darjabaadi)

29. Voller Weisheit, indem Du den Bewohnern von Paradies und Hölle ihren Rang zuteil werden lässt. (Darjabaadi)

 

9. Und bewahre sie vor dem Bösen30. Wen Du an jenem Tage31 vor dem Bösen bewahrst, dem hast Du wahrlich Barmherzigkeit erwiesen und das ist die höchste Glückseligkeit32."

30. Vor Bösem aller Art. (Darjabaadi)

Das Wort "sayyi'aat" wird in drei verschiedenen Bedeutungen gebraucht, und alle drei treffen hier zu:

1. falsche Aqida, entstellte Moral und böse Handlungen;

2. die Folgen von Irrtümern und bösen Handlungen; und

3. Unheil, Unglück und Leiden in dieser Welt, im Zwischenstadium oder am Tag der Auferstehung.

Die Engel beten darum, dass die Mu'mins vor allem bewahrt bleiben, was schlecht für sie sein kann. (Mauduudi)

31. Das ist der Tag des Gerichts, und jeder, der vor den bösen Folgen seiner Handlungen in dieser Welt bewahrt bleibt, wurde durch Allahs Gnade bewahrt. Dies ist das Höchste, das sie erreichen konnten, die Erfüllung aller ihrer Wünsche, die Erfüllung ihrer Bestimmung und des Sinnes in ihrem Leben, das höchste Heil und die höchste Glückseligkeit. (Juusuf `Allii)

Die "Übel am Tag des Gerichts" beinhalten die Schrecken und Ängste dieses Tages, das Fellen jeglichen Schattens und Trostes, die Strenge der Abrechnung und die Schmach der Aufdeckung aller Geheimnisse des Lebens sowie andere Demütigungen und Härten, die die Schuldigen im zukünftigen Leben erwarten. (Mauduudi)

32. Das Heil bedeutet mehr als bloße Rettung und Sicherheit vor Gefahren und Bösem: es ist die vollkommene Erfüllung der edlen Bestimmung des Menschen, indem er die volle Gnade erlangt. (Juusuf `Allii)

 

Abschnitt 2

10. Denjenigen, die kaafir sind, wird zugerufen33: "Allahs Abscheu ist größer als eure eigene Abscheu vor euch selbst34. (Erinnert euch,) wie ihr zum Imaan eingeladen wurdet, aber nicht den Imaan verinnerlichen wolltet35!"

33. Wenn sie sich im Feuer selbst verabscheuen. (Darjabaadi)

34. Die Kaafirs haben Allahs Zeichen abgewiesen, und jetzt, wo sie sich von der Gnade ausgeschlossen sehen, verabscheuen sie sich selbst. Wie viel größer muss Allahs Unzufriedenheit ihnen gegenüber gewesen sein, als Er ihnen eine Barmherzigkeit nach der anderen zukommen ließ und sie sich trotzdem gegen Ihn auflehnten! Wie können sie jetzt noch Gnade erwarten? (Juusuf `Allii)

"Maqt" مَقْت bedeutet starke Abneigung, Hass. Allahs Abneigung euch gegenüber, als ihr zum Imaan aufgerufen wurdet und den Aufruf ablehntet, ist stärker als euer Selbsthass, den ihr mit eurem Verhalten an den Tag legt. (Qutb)

Eure Abneigung gegen euch selbst, wenn ihr - zu spät - zur Einsicht kommt. (Asad)

35. Da es unmöglich ist, Allah rein menschliche Emotionen zuzuschreiben, muss Allahs "Abscheu" gegen diese Ungerechten offensichtlich eine Umschreibung für Seine Ablehnung ihnen gegenüber sein, ähnlich dem Ausdruck "Allahs Zorn" im Sinne Seiner Verurteilung (vergleiche Suura 1:7). (Asad)

 

11. Sie werden sprechen: "Unser Herr, Du hast uns zweimal sterben lassen36 und zweimal zum Leben erweckt37; und wir gestehen unsere Schuld ein38. Gibt es wohl einen Ausweg39"

36. Vergleiche auch Suura 2:28. Die Nichtexistenz oder die Existenz als lebloser Ton war gleichbedeutend mit dem Tod. Danach entstand wirkliches Leben auf dieser Erde; darauf folgte der physische Tod oder das Ende des physischen Lebens; nun, bei der Auferstehung, folgt das zweite Leben. (Juusuf `Allii)

37. Du hast uns auf der Erde zum Leben gebracht und sterben lassen; daraufhin hast Du uns auferweckt, und jetzt hast Du uns als Folge unserer absichtlichen Ablehnung zum geistigen Tod verurteilt. (Asad)

Die Kaafirs leugnen nicht, dass sie aus lebloser Materie entstanden sind und physisch sterben, denn diese Phänomene sind sinnlich wahrnehmbar und unbestreitbar. Sie leugnen jedoch die Auferstehung, denn sie haben sie nicht selbst erfahren, und nur die Propheten haben sie vorausgesagt. Am Tag der Auferstehung, wenn auch diese Erfahrung hinter ihnen liegt, werden sie den Propheten recht geben müssen. (Mauduudi)

38. Wir geben zu, dass wir einen schweren Fehler gemacht haben, indem wir ein zukünftiges Leben nicht wahrhaben wollten; unser Leben war infolgedessen mit Fehlern erfüllt. (Mauduudi)

39. Gibt es irgendeine Möglichkeit, dass unser Geständnis angenommen wird und wir aus diesem Zustand befreit werden können? (Mauduudi)

 

12. "Dies40 ist so, weil ihr nicht den Imaan verinnerlichen wolltet, als Allah allein angerufen wurde41. Als Ihm aber Nebengötter zur Seite gesetzt wurden, da verinnerlichtet ihr den Imaan. Die Entscheidung liegt (allein) bei Allah, dem Hohen, dem Großen42."

40. Folgendes ist die Antwort darauf. (Juusuf `Allii)

41. Vergleiche Suura 39:45 und die entsprechenden Fußnoten. Ein Geschöpf, das Allah nicht ausschließlich dient, kann weder seine eigene Position vollständig verstehen noch Allahs Willen und Plan. Wie kann es dann erwarten, den Sinn seines Lebens zu erfüllen oder Allahs Gnade zu erlangen; dies wäre der einzige Weg, den Folgen des Bösen zu entgehen. (Juusuf `Allii)

42. Bei Allahs Gericht ist die Zeit endgültig vorbei, in der noch weitere Chancen zu erhoffen sind. In jedem Fall steht Gott hoch über allen Dingen, weit über allem, was wir uns vorstellen können, sowohl in Seiner Barmherzigkeit als auch in Seiner Gerechtigkeit. Die Entscheidung liegt bei Ihm allein. (Juusuf `Allii)

Eine Antwort auf die Frage der Verurteilten kann in folgender Aussage des Propheten enthalten sein: "(Am Tag des Gerichts) werden diejenigen, die das Paradies verdient haben, ins Paradies gelangen, diejenigen aber, die das Feuer verdient haben, werden ins Feuer gelangen. Daraufhin wird Allah, der Erhabene, sprechen: „Holt alle diejenigen (aus dem Feuer) heraus, in deren Herzen ein Senfkorn von Imaan (nach einigen Versionen auch ein Senfkorn an Gutem) war.“ Diese werden dann herausgeholt, nachdem sie schon schwarz geworden sind, und in den Fluss des Lebens getaucht, so dass sie zum Leben kommen, so wie eine Pflanze am Ufer des Flusses sprießt: siehst du es nicht sprießen, gelb und voller Knospen?" wobei mit "gelb" die frische grüne Farbe einer keimenden Pflanze gemeint ist, womit hier auf die Frische des neuen Lebens für den begnadigten Schuldigen hingewiesen werden soll. Dies hat jedoch nichts mit der sinnlosen Frage der Ungerechten nach einer neuen Chance auf der Erde zu tun. Vergleiche auch Suura 6:27-27; 6:128 und 32:12 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

13. Er ist es, der euch43 Seine Zeichen44 zeigt und euch vom Himmel Unterhalt herabsendet45. Aber keiner lässt sich ermahnen außer dem, der sich (Allah) zuwendet46.

43. Damit sind die Menschen allgemein angesprochen. (Darjabaadi)

44. Zeichen Allahs sind in allen Dingen in dieser Existenz sichtbar: in den Himmelskörpern, in Tag und Nacht, in Regen, Donner und Blitz, in jedem winzigen Atom und Elementarteilchen. In allem ist Allahs Wirken erkennbar. (Qutb)

Zeichen Seiner Einheit und Allmacht. (Darjabaadi)

45. Regen ist die Wurzel allen irdischen Lebens. Er ist die Grundlage für Nahrung und Trinkwasser. Ohne Regen wäre auf diesem Planeten keinerlei Leben möglich. Zu der Versorgung, die Allah vom Himmel herabsendet, gehören möglicherweise im weitesten Sinne auch Seine Offenbarungen, die den Menschen den Weg zu einem mit Ihm verbundenen Leben weisen. (Qutb)

Damit niemand glaubt, Allahs Gnade würde dem Schuldigen nicht immer wieder entgegenkommen, wird darauf hingewiesen, dass Allahs Zeichen immer und überall frei zugänglich sind, und dass alle Mittel zur "Versorgung" des Menschen, das heißt für sein physisches, seelisches und geistiges Wachstum, zur Verfügung gestellt wurden. Aber nur diejenigen haben davon Nutzen, die ihre Aufmerksamkeit auf Allah richten und ihren Willen dem Seinen unterordnen. (Juusuf `Allii)

46. Diejenigen, die sich Allah zuwenden, erinnern sich an Seine Gnadenerweise, nehmen seine reichlichen Gaben wahr und erkennen Ihn in Seiner Schöpfung. Die Kaafirs aber haben taube Herzen und dafür kein Empfinden. (Qutb)

Diejenigen, die den Imaan verinnerlichen wollen, die aufrichtig und ernsthaft Rechtleitung suchen. (Darjabaadi)

Jemand, der sich von Allah abgewendet hat und dessen Vernunft durch Gleichgültigkeit oder Vorurteile getrübt ist, kann aus diesen Zeichen keine Lehren ziehen. Mit seinen animalischen Augen wird er zwar sehen, dass der Wind weht, dass sich Wolken ansammeln und dass Regen fällt, aber seine menschlichen Augen werden nicht einsehen, warum alle diese Dinge geschehen. Wer sie verursacht und welches Recht Er ihm gegenüber hat. (Mauduudi)

 

14. Darum rufet Allah an im aufrichtigen Imaan an Ihn47, auch wenn es den Kaafirs zuwider ist48.

47. Dazu wird in erster Linie der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, selbst aufgefordert, dem diese Schrift in Wahrheit offenbart wurde; darüber hinaus ist dies auch der Weg, zu dem er andere Menschen aufrufen soll: Allah allein aufrichtig zu dienen und das ganze Leben Seiner Einheit entsprechend auszurichten (tauhiid). Dieser "tauhiid" ist nicht ein bloßes Lippenbekenntnis sondern ein vollständiger Lebensweg, der die Lebensanschauung des Einzelnen prägt und die Gesellschaft im Ganzen ordnet. Das Herz, das die Einheit und Einzigkeit Allahs erfährt, dient nur Allah allein und fürchtet nur Ihn - keine Macht  dieser Erde kann ihm dann nützen oder Schaden zufügen. Es erfährt die Harmonie und die Gesetzmäßigkeit Universums Allahs und gelangt zu der Überzeugung, dass die Ordnung, die Allah für die Menschen gewählt hat, ein Teil des kosmischen Systems ist und dass ohne sie das Leben in Chaos verfällt. (Qutb)

Dies ist ein sehr wichtiger Aja, denn er stellt die wirkliche Zielsetzung der islamischen Botschaft dar. Wir sollten deswegen nicht oberflächlich darüber hinweglesen, sondern versuchen, den Sinn und die Absicht gut zu verstehen. Er hat zwei grundlegende Punkte, ohne deren Verständnis der Aja nicht einleuchtend ist, nämlich

1. dass gefordert wird. Allah zu dienen; und

2. dass dieser Dienst ausschließlich Ihm gewidmet sein soll. Auch der Begriff "Dienst" (’Ibaada) bedeutet zweierlei:

1. Verehrung und Hingabe; und

2. bereitwilliger Gehorsam.

Es geht also nicht nur darum, Allah anzubeten. sondern auch um bereitwilligen und aufrichtigen Gehorsam gegenüber Seinem Gebot.

Auch das arabische Wort Diin umfasst verschiedene Bedeutungen:

1. Herrschaft, politische Macht und Autorität. Entscheidungen durchzusetzen;

2. Gehorsam und Dienstbereitschaft; und

3. die Praxis und Lebensweise, der ein Mensch folgt.

Ausschließlich dienen bedeutet also, nicht die Verehrung anderer Wesen mit der Verehrung Allahs zu vermischen. sondern Ihn allein anzubeten, Seiner Rechtleitung zu folgen und nur Seinen Geboten zu gehorchen. (Mauduudi)

48. Er ist hoch erhaben über alle Dinge in dieser Welt. Etwas, das im Universum existiert, sei es ein Engel, ein Prophet, ein Heiliger oder irgendein anderes Wesen, mag sehr erhaben und anderen Geschöpfen weit überlegen sein, aber es ist unvorstellbar, dass es eine Stellung haben könnte, die der von Allah auch nur annähernd ähnlich wäre, ganz zu schweigen von einer Teilhaberschaft an Seinen Eigenschaften und Kräften oder an Seiner Autorität. (Mauduudi)

Vergleiche Suura 9:33. (Juusuf `Allii)

 

15. Der Erhabene über die Rangstufen49, der Herr des Thrones50. Er sendet den Geist auf Sein Gebot51 zu wem Er will52 von Seinen Dienern53, damit er vor dem Tag der Begegnung54 warne,

49. Er ist hoch erhaben über jeden Rang und jede Stellung, die wir uns vorstellen können. Es ist auch möglich, das Wort "Rafii" رَفِي als gleichbedeutend mit "Raafii" zu verstehen: was bedeutet, dass Er Seine Geschöpfe zum höchsten Rang in Seinem geistigen Reich erheben kann, denn Er ist der Ursprung aller Ehre. (Juusuf `Allii
 

50. Vergleiche auch Suura 7:54 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Er ist der Herr und Herrscher des gesamten Universums. Vergleiche auch Suura 10:3; 13:2 und 20:5 und die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

51. Durch Sein Gebot schickt Er den Geist (der Inspiration)... (Juusuf `Allii)

Er schickt den Geist Seines Gebotes (der Offenbarung). (Darjabaadi)

52. Die Erwählung eines Menschen zum Empfänger der Offenbarung ist die höchstmögliche Ehre im geistigen Reich. Allah erteilt diese Ehre entsprechend Seinem eigenen vollkommenen Willen und Plan, den niemand in Frage stellen kann, denn Er ist der Ursprung aller Ehre, Würde und Autorität. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 16:2 und 17:85 und die entsprechenden Fußnoten. Niemand hat ein Monopol bezüglich Allahs unendlicher Gnadenerweise. (Mauduudi)

53. Der den Menschen die Offenbarungen verkündet und sie warnt. (Qutb)

Dass er (der Offenbarungsempfänger) die Menschen warnt. (Darjabaadi)

54. Alle Menschen werden zusammentreffen und werden ihrem Herrn begegnen, ganz gleich wie weit sie im Leben oder im Tod voneinander entfernt waren. (Juusuf `Allii)

Tag der allgemeinen Begegnung: Begegnung der Menschen mit ihren wirklichen Taten, Begegnung der Menschen mit den Engeln und Dschinn, Begegnung aller Geschöpfe, wenn sie Zeugnis ablegen, Begegnung der gesamten Schöpfung mit ihrem Herrn, wenn alles und alle offen zu Rechenschaft gezogen werden - schutzlos, ohne Hindernisse, ohne Fälschung oder Irreführung. (Qutb)

 

16. Dem Tag, an dem sie55 vortreten werden56. Nichts von ihnen bleibt Allah verborgen. Wem gehört die Herrschaft an diesem Tag57? Allah, dem Einen58, dem Allgewaltigen59.

55. Nämlich die Menschen. (Darjabaadi)

56. Und ihrem Schöpfer gegenüberstehen. (Darjabaadi)

57. Allahs Reich - das Reich der Gerechtigkeit, Wahrheit und Rechtschaffenheit - wird voll verwirklicht. Das Böse kann nicht mehr mit dem Guten rivalisieren, nicht einmal im Unterbewusstsein des Menschen. (Juusuf `Allii)

Selbst wenn auf der Erde viele Menschen in ihrer Selbsttäuschung sich für Könige oder Herrscher halten, wem gehört die Herrschaft heute? Wenn jemand diese Worte aufmerksam hört, bekommt er Angst, auch wenn er sich für einen mächtigen Herrscher oder Diktator hält, und geht in sich. Hier mag die Erwähnung eines historischen Ereignisses angebracht sein. Als der Samanidenherrscher Nasr bin Achmad (301-331 nach der Hidschra) Nisapuur einnahm, hielt er eine Gerichtssitzung ab. Nachdem er den Thron bestiegen hatte, wünschte er, dass die Sitzung durch eine Qur`anrezitation eingeleitet würde. Ein älterer Mann trat vor und rezitierte gerade diese Suura. Als er an diesem Aja anlangte, wurde Nasr von Ehrfurcht ergriffen; er stieg zitternd von seinem Thron herab, warf sich nieder und sagte: "Mein Herr, Dir gehört das Reich, nicht mir!" (Mauduudi)

58. Der keine Dualität oder Pluralität zulässt, sei es in Seinem Wesen oder in Seiner Macht. (Darjabaadi)

59. Der keine Teilhabe an Seinen Attributen zulässt. (Darjabaadi)

 

17. An diesem Tag wird jedem das vergolten, was er verdient hat. Keine Ungerechtigkeit gibt es an diesem Tag60. Allah ist fürwahr schnell im Abrechnen61.

60. Niemandem geschieht an diesem Tag Unrecht. Ein Unrecht könnte in diesem Zusammenhang verschieden aussehen:

1. Jemand könnte einen Lohn nicht bekommen, den er verdient hat;

2. jemand könnte bestraft werden, obwohl er keine Strafe verdient hat;

3. jemand könnte weniger Lohn bekommen als er verdient hat;

4. jemand, der Strafe verdient hat, wird nicht bestraft:

5. jemand wird strenger bestraft als er verdient hat;

6. ein Unterdrücker geht frei aus, und

7. jemand wird für dein Verbrechen bestraft, das ein anderer begangen hat.

Keine dieser verschiedenen Arten der Ungerechtigkeit ist vor Allahs Richterstuhl möglich. (Mauduudi)

61. "Schnell" in verschiedenem Sinne:

1. Die Zeit des gegenwärtigen Lebens oder die Zwischenzeit zwischen Tod und Auferstehung, das heißt vor der Wiederherstellung der wahren Werte, ist verglichen mit der Ewigkeit so kurz, dass sie zu vernachlässigen ist; im nächsten Aja wird daher der Tag als ein Tag bezeichnet, der "immer näher kommt';

2. trotz der großen Zahl von Menschen, über die ein Urteil gesprochen werden soll, findet das Gericht fast in einem einzigen Augenblick statt (vergleiche Suura 16:77), denn alles ist Allah bereits bekannt; und dennoch geschieht nicht das geringste Unrecht. (Juusuf `Allii)

So wie Allah alle Wesen auf dieser Erde gleichzeitig mit allem versorgt, was sie brauchen, und so wie Er alles gleichzeitig sieht und zur Kenntnis nimmt und nichts Seine Aufmerksamkeit so in Anspruch nimmt, dass Er für die zahllosen anderen Wesen keine Zeit mehr hätte, so gibt es auch bei Seinem Gericht keine Verzögerungen bei der Beweisaufnahme und der Anhörung der Zeugen. Der Richter selbst kennt alle Fakten und kann daher sofort die Entscheidung treffen. (Mauduudi)

 

18. Und warne sie vor einem Tag, der immer näher heranrückt62, an dem die Herzen vor Verzweiflung die Kehlen zuschnüren63. Die Ungerechten haben dann keinen vertrauten Freund64 und keinen Fürsprecher65, der angehört würde.

62. Der Tag, dessen schnelles Eintreffen sie herausfordern wollen. (Darjabaadi)

Im Qur`an wird den Menschen immer wieder nahe gelegt, dass die Auferstehung nicht weit entfernt ist, sondern immer näher kommt. Vergleiche auch Suura 16:1; 21:1; 54:1 und 53:57 sowie die entsprechenden Fußnoten. All dieses weist darauf hin, dass der Tag der Auferstehung nicht in ferner Zukunft liegt, sondern dass die Menschen gleich umkehren und sich bessern sollten. (Mauduudi)

63. Diese Redewendung bedeutet, dass ihre sämtlichen Lebensfunktionen von der Angst blockiert werden. Eine weitere Analyse ergibt jedoch auch noch eine feinere Bedeutung. Das Herz (oder die Brust) ist der Sitz der Liebe, der Emotionen und aller Gefühle wie Angst, Schmerz, Verzweiflung und so weiter. All dies wird sozusagen überfließen und die Kehle zuschnüren. Die Kehle ist der Sitz der Stimme; ihre Stimme wird erstickt, so dass sie nicht mehr in der Lage sind, etwas zu sagen. Die Kehle ist auch der Weg für die Nahrung, die in den Magen gelangt und dafür sorgt, dass gesunde Lebensfunktionen aufrechterhalten werden; dieses Würgen bedeutet, dass diese gesunden Lebensfunktionen aufhören und nichts als Schmerz übrig bleibt. (Juusuf `Allii)

64. Wenn nur noch die persönliche Verantwortlichkeit gilt, welche Sympathie oder Fürsprache kann der Schuldige dann erwarten? Steht das Wort "hamiim" حَمِيم ("enger Freund") in irgendeinem Zusammenhang mit den abgekürzten Buchstaben am Anfang der Suura? Vergleiche auch die Einführung. (Juusuf `Allii)

Zur Problematik der "Fürsprache" und ihrer Bedeutung im Qur an vergleiche auch Suura 10:3 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Das Wort "hamiim" bezeichnet einen solchen Freund, der sich sofort zum Handeln veranlasst sieht, wenn seinem Freund etwas geschieht, und der sogleich zu Hilfe eilt. (Mauduudi) 

65. Damit wird die Vorstellung einer "Fürsprache" oder "Vermittlung" zurückgewiesen, wie die Kaafirs sie vertreten. Bösartige Menschen haben in der Tat überhaupt keinen Fürsprecher, denn wenn die Erlaubnis zur Fürsprache erteilt wird, dann nur den aufrichtigen Dienern Allahs; diese aber haben niemals Freunde unter den Ungerechten, für die eine Fürsprache denkbar wäre. Ohnehin gibt es keinen Fürsprecher, der sich bei Allah Gehör erzwingen könnte. (Mauduudi)

 

19. Er kennt die Täuschung der Blicke und das, was die Herzen verborgen halten66.

66. Der Mensch mag sich vielleicht von Tricks einnehmen lassen, mit denen seine Augen getäuscht werden, aber Allahs vollkommenes Wissen durchdringt alle Geheimnisse. "Mit den Blicken oder Augen täuschen" kann verschiedenes bedeuten:

1. eine Optische Täuschung (sowohl im buchstäblichen wie auch im übertragenen sinne) kann die Beobachter täuschen, indem das, was sie sehen, nicht wirklich geschieht;

2. die Augen eines Menschen selbst könnten täuschen, indem sie beispielsweise Liebe zeigen, wo Hass gemeint ist;

3. die Augen des Beobachters betrügen diesen, indem sie sehen, was sie nicht sehen sollten, so dass er mit seinen Augen einen Fehltritt begeht. (Juusuf `Allii)

Fettes Allwissenheit ist hier der Grund, warum keine Fürsprache im üblichen Sinne des Wortes bei Ihm möglich ist. (Asad)

 

20. Allah entscheidet nach Recht68. Diejenigen jedoch, die sie an Seiner statt anrufen69, können gar nichts entscheiden70. Allah ist fürwahr der Allhörende, der Allsehende71.

68. Allah ist der einzige, Der an diesem Tag das Urteil der Gerechtigkeit sprechen wird. (Qutb)

69. Beispielsweise wirkliche oder imaginäre heilige Menschen, oder Engel. Das Pronomen "alladina" bezieht sich auf alle Wesen, die mit Vernunft ausgestattet sind. (Asad)

70. Allah ist der einzige Richter und lässt Sich durch niemanden beeinflussen oder ersetzen. (Darjabaadi)

71. Wenn Menschen ihre Hoffnungen oder ihren Imaan auf anderen Dingen außer der Gnade Allahs aufbauen, finden sie sich im Stich gelassen. Alle ihre Vorwände sind Allah sehr wohl bekannt. Andererseits wird jede einzelne gute Handlung, jedes gute Wort und jede gute Absicht oder Willensregung Allahs Thron der Gnade erreichen. (Juusuf `Allii)

 

Abschnitt 3

21. Sind sie72 (denn) nicht auf der Erde herumgereist, so dass sie gesehen haben, wie das Ende derer war, die vor ihnen lebten73? Diese hatten größere Macht als sie und (hinterließen dauerhaftere) Spuren auf der Erde74. Allah erfasste sie jedoch aufgrund ihrer Schuld, und sie hatten keinen Beschützer gegen Allah75.

72. Die zeitgenössischen Kaafirs. (Darjabaadi)

73. Vergleiche auch Suura 30:9 und zahlreiche weitere Abschnitte. (Juusuf `Allii)

Dies ist eine Überleitung von der bisherigen Thematik dieser Suura, wo es um diejenigen ging, die über Allahs Offenbarungen streiten, beziehungsweise sie in Frage stellen, zur Geschichte Muusas, die im übernächsten Aja beginnt. Die Streitenden kaafir Araber, die hiermit in erster Linie angesprochen sind, werden aufgefordert, auf ihren Reisen die historischen Zeugnisse mächtigerer Völker zu betrachten, die große Kulturen aufgebaut hatten. Trotzdem waren sie schwankend, bedeutungslos gegenüber der Strafe Allahs, denn ihre Sünden und Abschweifungen von der Weltordnung Allahs isolierten sie von der Quelle der Kraft der Wahrheit und stießen sie in den Abgrund. (Qutb)

74. Vergleiche Suura 30:9 und die entsprechenden Fußnoten. Viele davon waren weitaus mächtiger oder haben eindrucksvollere Monumente hinterlassen oder ihre Umwelt mehr beeinflusst als die angesprochene gegenwärtige Generation. "Spuren" kann in diesem weiteren Sinne verstanden werden: Dennoch hat all dies sie nicht vor den Folgen ihrer Ungerechtigkeit bewahrt. Sie alle wurden zur Rechenschaft gezogen und bestraft. Weder ihre Macht noch ihre Geschicklichkeit, auf die sie so stolz waren, konnte die Strafe auch nur einen Augenblick lang von ihnen fernhalten, als ihre Zeit nach Allahs Maßstab gekommen war. (Juusuf `Allii)

75. Nichts kann vor Allahs Strafe schützen außer Imaan, gute Werke und aufrichtige Hingabe. (Qutb)

 

22. Das war so, weil ihre Gesandten mit deutlichen Zeichen kamen76, sie aber nicht daran den Imaan verinnerlichten. Darum erfasste sie Allah. Er ist fürwahr stark, streng im Strafen.

76. In Seiner Barmherzigkeit schickt Allah jedoch immer eine Botschaft der Warnung und der Verheißung durch Seine Gesandten; Er gibt Seinen Gesandten deutliche Zeichen und Autorität, die erkennbar ist. Zu den deutlichen Zeichen gehört folgendes:

1. der reine und selbstlose Lebenswandel der Gesandten;

2. die Offenbarung der Wahrheit, die sie bringen;

3. Ihr Einfluss auf den Lauf der Ereignisse in ihrer eigenen Generation und in späteren Generationen, und vieles andere. Einiges von diesem kann so bemerkenswert sein, dass es die Bezeichnung "Wunder" verdient. (Juusuf `Allii)

"Bayjanaat" بَيِّنَات bedeutet dreierlei:

1. die klaren Zeichen, die darauf hinweisen, dass ein Gesandter von Allah berufen worden ist;

2. die überzeugenden Argumente, die aufzeigen, dass ihre Lehre auf der Wahrheit begründet ist; und

3. die eindeutigen Lehren über die Angelegenheiten und Probleme des Lebens, die jedem vernünftigen Menschen zeigen, dass sie nicht von einem Hochstapler verfasst sein können. (Mauduudi)

 

23. Wir sandten schon Muusa77 mit Unseren Zeichen und mit einer deutlichen Vollmacht78

77. Hier geht es nicht so sehr um die Geschichte von Muusa selbst, sondern dies ist die Einleitung zu der Geschichte eines einzelnen gerechten Mannes am Hof des Pharao, der mu’min wurde; siehe unten Aja 28. Diese Suura ("Der Mu’min") ist nach ihm benannt. (Juusuf `Allii)

Andere Einzelheiten zur Geschichte Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, siehe auch Suura 2:49-61; 5:20-26; 7:103-162; 10:75-92-,18:60-82; 20:9-98; 26:1068 und viele andere Stellen und die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

78. Vergleiche auch Suura 28:3-44 und die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

 

24. Zu Pharao und "Haamaan" und Qaaruun79. Sie aber sprachen: "Ein Zauberer. Ein Betrüger80."

79. Hier werden drei Verkörperungen des Kufrs aufgeführt, jede in einem anderen Stadium, aber alle einig in ihrer Opposition gegen die Wahrheit und Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Auftrag.

1. Der Pharao steht für Arroganz, Grausamkeit und nackte Gewaltanwendung; vergleiche auch Suura 28:38-39.

2. "Haamaan" war der Minister des Pharao (vergleiche Suura 28:6 und 28:38 und die entsprechenden Fußnoten), ein Schmeichler, der jedem Mächtigen nach dem Mund redete.

3. Qaaruun war außerordentlich reich, nutzte aber sein Eigentum zu eigennützigen Zwecken und Hochmut gegenüber den Armen (vergleiche auch Suura 28:76-81 und die entsprechenden Fußnoten). Dies alles fand schließlich ein schlimmes Ende.

(Juusuf `Allii)

 

80. Der Pharao und seine Parteigänger waren bereits von Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Erscheinung beeindruckt gewesen, noch bevor er die Wunder mit seinem Stab und seiner Hand gezeigt hatte, und hatten feststellen müssen, dass eine größere Macht dahinter steht. Innerlich waren sie eigentlich davon überzeugt, dass Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ein Gesandter Allahs war. (Mauduudi)

 

25. Und als er mit der Wahrheit von Uns zu ihnen kam81, sprachen sie82: "Tötet die Söhne derer, die mit ihm den Imaan verinnerlichen83, und lasst ihre Frauen leben." Aber die heimtückischen Pläne der Kaafirs sind nichts als eine Verirrung84.

81. In Aja 24 wurden die verschiedenen Härten des Kufrs aufgeführt, die sich dem Islam auf unterschiedliche Weise entgegenstellten. Vergleiche auch oben Fußnote 79. In seiner Unverschämtheit mag Qaaruun sehr wohl Muusa und Haaruun, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, in der Wüste Sinai als "lügenhafte Zauberer" bezeichnet haben, denn er verachtete Priester und Gesandte Allahs und erinnerte sich an die Vorwürfe der Ägypter. Hier in Aja 25 wird uns eine Szene aus der Zeit der Geburt Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, vorgeführt; das "er" und "sie" bezieht sich auf den Pharao und seinen Hofstaat; die "Ankunft" Muusas bezieht sich hier auf seine Geburt. In Aja 26 machen wir wiederum einen Sprung über mehrere Jahrzehnte hinweg und erinnern uns daran, wie Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, mit seinem Auftrag dem Pharao gegenüberstand und einige Ägypter fast bereit waren, zu ihm den Imaan zu verinnerlichen. (Juusuf `Allii)

82. Die Beamten des ägyptischen Hofes. (Darjabaadi)

83. Nämlich die Israeliten, denn diese waren damals diejenigen, die Allahs Religion bewahrten Vergleiche auch Suura 28:4-6 und die entsprechenden Fußnoten.

(Juusuf `Allii)

Wörtlich: "diejenigen, die mit ihm den Imaan verinnerlichten", das heißt diejenigen, die den Islam für wahrhaft hielten. (Asad)

Dieser Befehl sollte Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und seine Anhänger so ängstigen, dass sie aus Furcht von ihrer Überzeugung Abstand nehmen sollten. (Mauduudi)

84. Die Verschwörungen der Kafirs blieben wirkungslos. Der Satz kann auch heißen, dass das, was die Kaafirs planten, auf Sinnloses, Tyrannei, Ungerechtigkeit und Opposition gegen die Wahrheit abzielte, das heißt selbst nachdem sie sich innerlich von der Wahrheit überzeugt hatten, beharrten sie auf ihrem Eigensinn und zögerten nicht, jedes nur mögliche Mittel zu verwenden, um die Wahrheit abzuwehren. (Mauduudi)

 

26. Und Pharao sprach85: "Lasst mich86! Ich will Muusa töten. Soll er doch seinen Herrn87 anrufen. Ich fürchte nämlich, dass er euren Diin ändert88 und im Land Unheil stiftet89."

85. Zu seinen Beamten, die ihm davon abgeraten hatten, Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu töten. (Darjabaadi)

86. In diesem Satz versucht der Pharao den Eindruck zu erwecken, als ob ihn jemand daran hindern wollte, den Propheten Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu töten. Hätten sie ihm nicht im Wege gestanden, dann hätte er ihn längst töten lassen. Es war jedoch keine äußere Gewalt vorhanden, die ihn hätte hindern können, sondern die Angst in seinem eigenen Inneren hinderte ihn. (Mauduudi)

87. Diese Episode ereignete sich, als Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, mit seinem Auftrag dem Pharao gegenübertrat und ihm seine Botschaft verkündete. Vergleiche auch Suura 20:57 und 63 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

"Seinen Herrn" ist hier sarkastisch gemeint. (Asad)

88. Einige Ägypter gaben in der Tat später ihren Königskult und ihren Götzendienst auf und "verinnerlichten den Imaan an den Herrn von Haaruun und Muusa" und erlitten dafür sogar den Märtyrertod. Vergleiche auch Suura 20:70:73 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Wenn wir ihn frei wirken lassen. (Darjabaadi)

89. Indem er die Gesetze des Landes außer Kraft setzt und Aufruhr stiftet. (Darjabaadi)

Das heißt: "Ich fürchte, dass von ihm eine Revolution ausgeht, und selbst wenn ihm dies nicht gelingt, besteht die Gefahr, dass er Unordnung im Lande stiftet. Selbst wenn er kein Verbrechen begeht, das mit der Todesstrafe geahndet wird, sollte er der öffentlichen Ordnung wegen hingerichtet werden." (Mauduudi)

 

27. Muusa aber sprach90: "Ich suche Zuflucht bei meinem Herrn und eurem Herrn vor jeglichem Hochmütigen, der nicht an den Tag der Abrechnung den Imaan verinnerlicht 91."

90. Zu seinem Volk, als er dies alles erfuhr. (Darjabaadi)

91 Der entscheidende Punkt in der Botschaft der Einheit, die Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, verkündete, bestand darin, dass der Gott Muusa und der Gott des Pharao, der Gott Israels und der Gott Ägyptens Einer ist, der Herr der Welten - der Einzige Wahre Gott. Vergleiche auch Suura 20:49-50 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, stellt seine Sache Dem anheim, Der größer ist als alle Hochmütigen und Der stärker ist als alle Tyrannen und hält an Ihm fest, trotz der großen Drohungen. (Qutb)

Der Zusammenhang, in dem diese Geschichte im Qur`an wiedergegeben wird, zeigt, dass dies auch die Antwort des Propheten Muchammad - Friede sei mit ihm - ist, als die Kaafirs ohne jede Rücksicht auf den Tag des Gerichts, an dem sie zur Rechenschaft gezogen werden, ihn töten wollen. (Mauduudi)

 

Abschnitt 4

28. Ein mu’min Mann von Pharaos Leuten, der seinen Imaan geheim hielt92, sprach93: „Wollt ihr einen Menschen töten, (nur) weil er spricht: „Mein Herr ist Allah“, wo er doch mit deutlichen (Zeichen)94 von eurem Herrn zu euch gekommen ist? Ist er ein Lügner, so kommt seine Lüge über ihn selbst95. Ist er aber wahrhaftig, so wird euch ein Teil von dem treffen, was er euch androht96. Allah leitet fürwahr den nicht recht, der maßlos, lügenhaft ist97.

92. Nichts rechtfertigt eine Identifizierung dieses Mannes mit dem, der Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, warnte, lange bevor dieser seinen Auftrag erhielt (vergleiche Suura 28:20). Im Gegenteil, der in diesem Abschnitt erwähnte Mann spricht offensichtlich, nachdem Muusa seinen Auftrag erhalten, vor dem Pharao gesprochen und ein gewisses Maß an Erfolg gehabt hat, aufgrund dessen der Pharao und seine Leute versuchten, ihn zu töten. Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hatte offensichtlich bereits seine deutlichen Zeichen gebracht. (Juusuf `Allii)

"Wer nun von den Großen des Pharao das Wort des Herrn fürchtete, der ließ seine Knechte und sein Vieh in die Häuser fliehen." Exodus 9:20.

Es ist als sicher anzusehen, dass wenigstens einige Ägypter auf Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Wirken hin gläubig geworden waren. (Darjabaadi)

93. Zu den Angehörigen des ägyptischen Königshofes. (Darjabaadi)

Vergleiche auch die Parabel von einem Mu'min in Suura 36:20-27 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

94. Der mu’min Ägypter bezieht sich hier offensichtlich auf die Zeichen, die bereits in Suura 7:107-117; 7:130-133; 17:101-102; 20:56-73 und an anderen Stellen ausführlich erwähnt werden. (Mauduudi)

95. Er ist selbst für die bösen Folgen seiner Handlungen verantwortlich. (Darjabaadi)

Wenn ihr ihn trotz der deutlichen Zeichen, die er gebracht hat, als Lügner betrachtet, dann solltet ihr ihn in Ruhe lassen, denn die andere Alternative, die sogar sehr wahrscheinlich ist, ist die, dass er ehrlich ist und ihr Allahs Zorn auf euch zieht, wenn ihr Hand an ihn legt. Wenn er in Allahs Namen Lügen verkündet, wird Allah selbst ihn zur Rechenschaft ziehen. Wir müssen hier beachten, dass dieser Mann nicht von Anfang seinen Imaan öffentlich bekannt hatte, sondern so sprach, als ob er selbst auch zur Seite des Pharao gehörte und nur gute Ratschläge geben wollte. Als der Pharao und seine Beamten jedoch nicht zur Einsicht kamen, enthüllte er schließlich das Geheimnis seines Imaans; siehe unten Aja 38-44. (Mauduudi)

96. Ein Ägypter, der sein Volk liebt und nicht will, dass es im Bösen untergeht, legt ihnen eine vernünftige Ansicht vor. "Wollt ihr diesen Menschen deswegen töten, weil er Allah anbetet? Habt ihr nicht seinen Charakter und sein Verhalten gesehen? Seht ihr nicht die deutlichen Zeichen, die auf seine Wahrhaftigkeit hinweisen? Angenommen, er sei ein Lügner und ein Hochstapler: dann wird er die Folgen seines Betruges spüren müssen, aber warum wendet ihr euch dann gegen Allah? Doch angenommen, er ist wirklich von Allah gesandt, um euch die Wahrheit zu verkünden und vor dem Bösen zu warnen, was wird dann aus euch, wenn Allahs Zorn über euch kommt? Er kommt nämlich wirklich über euch, wenn er ein wahrer Gesandter Allahs ist." (Juusuf `Allii)

97. Dies ist mit Bezugnahme auf die "deutlichen Zeichen". Sie sind Zeichen von Allahs Rechtleitung, denn Allah würde niemals einen Menschen leiten, der die Grenzen der Wahrheit überschreitet und unwahre Dinge erzählt. Ein solcher Mensch wird letztendlich überführt. (Juusuf `Allii)

Allah wird nicht zulassen, dass er sein Ziel ereicht. Ein Lügner kann auf Dauer keinen Erfolg haben. (Darjabaadi)

Wörtlich: "er hat sein eigenes Selbst vergeudet"; vergleiche auch Suura 10:12 und die entsprechenden Fußnoten. Der hier erwähnte anonyme Mu’min argumentiert damit, dass die Botschaft, die Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gebracht hat, so überzeugend ist, dass sie in sich selbst Zeugnis davon ablegt, dass er nicht zu denen gehört, die ihr eigenes Selbst vergeudet haben - das heißt sich selbst geistig ruinieren - indem sie falsche Ansprüche auf die Inspiration Allahs erhebt. (Asad)

 

29. O mein Volk98, ihr habt heute die unumschränkte Herrschaft im Land99. Wer aber schützt uns vor Allahs Strafe, wenn sie über uns kommt100?" Pharao sprach: "Ich zeige euch nichts als das, was ich (selbst) sehe, und ich führe euch nur auf den Weg der Rechtschaffenheit101."

98. Hiermit setzt der gläubige Mann seine Rede fort. (Darjabaadi)

99. Seid nicht arrogant, weil ihr augenblicklich die Macht in der Hand habt. Habt ihr das etwa verdient? Wird sie von Dauer sein? Wenn ihr ungerecht seid und euch Allahs Strafe zuzieht, kann euch dann irgendetwas davor schützen? (Juusuf `Allii)

100. Dieser Mann nimmt mit dem Herzen des Mu’mins wahr, wohin das Verhalten der Machthaber im Land führen wird, und fordert nun seine Landsleute und besonders die Mächtigen dazu auf, sich darüber Gedanken zu machen, ehe es zu spät ist. (Qutb)

101. Hier kommt der Egoismus und die Arroganz des Pharao zum Vorschein: "Ich sehe und verstehe alles ganz klar. Nach meiner Einsicht gebe ich euch meine Anweisungen. Das, was ich sehe, muss richtig sein, und ihr müsst es befolgen." (Juusuf `Allii)

Damit spielt er auch auf die Gründe an, auf denen seine Absichten beruhen, Muusa zu töten. Vergleiche auch oben Aja 26. (Asad)

Aus dieser Entgegnung des Pharao geht hervor, dass er noch nicht begriffen hat, dass der Mann an seinem Hof ein Mu’min ist. Deswegen bringt er ihm gegenüber nicht sein Missfallen zum Ausdruck, sondern gibt ihm nur zu verstehen, dass er auch nach dessen Rat nicht die Absicht hat, seine Ansicht zu ändern. (Mauduudi)

Pharao denkt und argumentiert so, wie alle Materialisten es tun: Nur was sie selbst sehen und physisch wahrnehmen können, ist wirklich. Eine beschränkte art der Wahrnehmung! (Anm. d. Übers.)

 

30. Da sprach derjenige, der mu’min war: "O mein Volk102, ich fürchte für euch dasselbe, was am Tag der (verbündeten) Parteien103,

102. Er versucht, auf die vergangene Geschichte hinzuweisen: "Habt ihr nicht von den Völkern gehört, die vor eurer Zeit lebten? Beispielsweise die Völker "`Ad und Samuud und viele andere, die sich gegen Allahs Gesandte verbündeten, wurden letztendlich ihrer Vergehen wegen vernichtet." (Juusuf `Ali)

103. Vergleiche auch Suura 38:11-13 und Aja 5 oben sowie die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

 

31. Dasselbe, was Nuuchs Volk und den `Ad und den Samuud und den (Völkern) nach ihnen geschah, und Allah will nicht, dass (Seinen) Dienern Ungerechtigkeit widerfährt104.

104. Alle diese Unglücksfälle ereigneten sich in der Geschichte und geschehen wieder, wenn ihr nicht das Böse aufgebt. Glaubt nicht einen Augenblick lang, Allah sei ungerecht. Ihr seid diejenigen, die durch ihr Verhalten das Strafgericht auf sich ziehen. (Juusuf `Allii)

Ihnen geschah kein Unrecht mit dem, was ihnen in dieser Welt widerfuhr, sondern sie hatten es verdient. Die nächsten Ajas beziehen sich auf den Tag des Gerichts. (Asad)

 

32. O mein Volk, ich fürchte für euch den Tag des gegenseitigen Rufens105,

105. Dies kann sich auf den Tag des Gerichts beziehen, von dem hier drei Charakteristika erwähnt werden:

1. die Menschen klagen und rufen einander, aber keiner kann dem anderen helfen: jeder steht seinem eigenen Gericht gegenüber;

2. die Ungerechten werden dann von Allahs Richterstuhl aus zur Hölle getrieben; und

3. es gibt niemanden, der ihnen hilft, sie führt oder Fürbitte für sie einlegt, denn Allahs Gnade und Rechtleitung war bereits abgelehnt worden.

Der Wortlaut ist jedoch völlig allgemeingültig und auf jedes Stadium anwendbar, in dem sich Allahs Zorn manifestiert. (Juusuf `Allii)

 

33. Den Tag, an dem ihr euch zur Flucht wendet106. Dann habt ihr vor Allah keinen Beschützer. Und wen Allah irregehen lässt, der hat keinen, der ihn rechtleitet107.

106. Wenn ihr den Rücken kehren und fliehen wollt. (Juusuf `Allii)

107. Aufgrund seines eigenen eigensinnigen und arroganten Verhaltens. (Darjabaadi)

Vergleiche auch Suura 7:186 und 14:4 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

34. Zuvor kam schon Juusuf zu euch108 mit deutlichen Zeichen109 ihr aber hörtet nicht auf zu bezweifeln, womit er zu euch kam110, bis ihr dann, als er gestorben war, sagtet: „Allah wird nach ihm nie wieder einen Gesandten erwecken111.“ So lässt Allah den irregehen, der maßlos, argwöhnisch ist112,

108. Damit sind die Ägypter angesprochen. (Darjabaadi)

109. Bisher hatte er allgemein von religiöser Tradition gesprochen. Als Ägypter, der zu Ägyptern spricht, bezieht er sich jetzt auf Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Auftrag in Ägypten; vergleiche hierzu auch die ganze Suura 12. Juusuf war weder in Ägypten geboren noch ein Ägypter. Durch welche wunderbare Fügung war er nach Ägypten gekommen! Welche Schwierigkeiten hatte er zuerst mit seinen eigenen Brüdern und dann mit seiner ägyptischen Adoptivfamilie zu überwinden! Und dennoch verbanden sich Ungerechtigkeit, Trotz und Vergesslichkeit auf Seiten seiner Gegner zu einem Netz, das ihn in der Seit der Hungersnot zum Herrscher und Retter Ägyptens werden ließ! Und wie er den Gefangenen im Gefängnis, Sulaiha im Kreise ihrer Angehörigen, den Damen beim Festessen und schließlich dem König Allahs Wahrheit verkündete! Die Ägypter hatten viel Nutzen durch den materiellen Gewinn, den er ihnen brachte, blieben als Nation jedoch skeptisch gegenüber den geistigen Wahrheiten, die er ihnen verkündete, und zwar viele Generationen lang. (Juusuf `Allii)

110. Seine Lehre von Gottes Einheit. (Darjabaadi)

111. Der Zeitraum zwischen Juusuf und Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, betrug wahrscheinlich ein bis drei Jahrhunderte, eine sehr kurze Zeit für das Gedächtnis einer gebildeten Nation wie die der Ägypter. Dennoch ignorierten sie als Nation sein geistiges Wirken und verfolgten danach die Israeliten in Ägypten, bis Muusa sie befreite. In der Tat sahen sie die Vorteile, die Juusuf ihnen gebracht hatte, erkannten jedoch nicht, dass Allahs Reich beständig auch dann wirkt, wenn die Menschen es ignorieren. Wie kann bei solchen Menschen Allahs Gnade und Seine Rechtleitung in ihren Herzen wirksam werden? (Juusuf `Allii)

Damit leugnen sie nicht nur Juusufs prophetisches Wirken, sondern ganz allgemein die Möglichkeit, dass Allah einen Gesandten schickt. Allem Anschein nach war Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in Ägypten als Prophet von der herrschenden Schicht der Hycksos anerkannt worden, die arabischer Abstammung waren und eine Sprache sprachen, die seiner hebräischen ähnlich war, wodurch sie emotional und kulturell eher eine Neigung dazu hatten, sich dem Geist von Juusufs Botschaft zuzuwenden, während die übrige Bevölkerung diesem abgeneigt blieb. (Asad)

112. Allah lässt nur diejenigen irregehen, die die drei folgenden Eigenschaften haben:

1. sie überschreiten mit ihren bösen Handlungen alle Grenzen und entwickeln damit einen solchen Geschmack dafür, dass sie nicht geneigt sind, irgendwelche Ermahnungen anzunehmen;

2. ihre konstante Haltung gegenüber den Propheten ist von Misstrauen und Argwohn gekennzeichnet, und zwar trotz aller eindeutigen Zeichen, die die Propheten bringen; und

3. sie versuchen, der Offenbarung Allahs mit zwielichtigen Argumenten entgegenzutreten, die weder auf der Vernunft noch auf irgendeiner heiligen Schrift begründet sind. (Mauduudi)

 

35. Diejenigen, die über Allahs Zeichen streiten, ohne dass ihnen dazu eine Vollmacht gegeben wäre113. Dies ist äußerst abscheulich vor Allah und denen, die den Imaan verinnerlichen. So versiegelt Allah das Herz eines jeden Hochmütigen, Gewalttätigen114.

113. Ohne irgendwelches "Beweismaterial" zu haben, das ihre Ablehnung gegenüber der Tatsache der Offenbarung begründen kann. (Asad)

114. Siehe auch oben Fußnote 111. Die arroganten Ungerechten haben ihre Herzen gegenüber Allahs Botschaft und jedem Appell an sie verschlossen. Daraus folgt entsprechend der Gesetzmäßigkeiten Allahs, dass ihre Herzen jedem neuen Einfluss gegenüber versiegelt werden. Vergleiche auch Suura 7:100 und 2:7 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

 

36. Und Pharao sprach: "O Haamaani115, baue mir einen Turm, damit ich Zugang bekomme117,

115. Der Hohepriester des Amon war der nächsthöchste im Rang nach dem Pharao. (Darjabaadi)
 

117. Vergleiche Suura 28:38 und die entsprechenden Fußnoten. Zwei Punkte sind hier bemerkenswert:

1. In seiner materialistischen Arroganz stellt sich der Pharao das Reich Allahs wie ein irdisches Königreich vor; er denkt an geistige Dinge in Begriffen wie "Palast" oder "Leiter". Beachte, wie das Wort "Al-Asbaab" الْأَسْبَاب ("Mittel und Wege") durch Wiederholung betont wird.

2. Sein Sarkasmus soll Allah und Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, lächerlich machen. In Wirklichkeit glaubt er an nichts Geistiges und stellt unverhohlen fest, dass er, was ihn selbst betrifft, Muusa für einen Lügner hält, wenn sich auch kleinere Geister als er (der Pharao) vielleicht von Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, beeinflussen lassen. (Juusuf `Allii)

 

37. Zugang zu den Himmeln, damit ich über den Gott Muusas Erkundigungen einhole, denn ich halte ihn für einen Lügner118." So hielt Pharao das Böse seiner Handlungen für gut119, und er kam vom (rechten) Wege ab. Aber Pharaos heimtückische Pläne (führten) nur ins Verderben120.

118. Mit seiner Behauptung, Allah sei ein anderer als ich. (Darjabaadi)

119. Die Rede des Pharao zeigt, dass sein eigener Egoismus und Hochmut ihn so weit gebracht haben, selbst das Böse, das er tat, für gut zu halten. Sein Herz war in der Tat versiegelt, und seine Arroganz hinderte ihn daran, den rechten Weg zu sehen.

(Juusuf `Allii)

120. Der Pharao hatte geplant, Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu töten (vergleiche oben Aja 26) und die Kinder Israel auszurotten (vergleiche oben Aja 25). Dieser Plan fiel auf ihn selbst zurück und auf diejenigen, die in diesem Punkt Partei für ihn ergriffen hatten. Sie alle ertranken im Roten Meer. (Juusuf `Allii)

 

Abschnitt 5

38. Derjenige, der mu’min war121, sprach: „O mein Volk, folgt mir, ich will euch zum Weg der Rechtschaffenheit leiten122.

121. Vergleiche oben Aja 28 und die entsprechenden Fußnoten. (Darjabaadi)

122. Beachte den Kontrast zwischen dem ernsten Tonfall des Gläubigen hier und der prahlerischen Rede des Pharaos in Vers 29 oben, wo er fast dieselben Worte gebraucht. (Juusuf `Allii)

 

39. O mein Volk, das diesseitige Leben ist (nur) ein (vorübergehender) Genuss123, und das Jenseits ist wahrlich die dauernde Heimstatt124.

123. Es ist unvernünftig, aufgrund eures Stolzes auf vergängliche Güter und Wohlstand in dieser Welt Allah zu vergessen. (Mauduudi)

124. Sein Glaube ermöglicht es ihm, den Unterschied zu sehen zwischen Sinnlosem und Vergänglichem, wie sehr es auch zeitweilig glänzen mag, und dem ewigen Guten, das das Ziel des Menschen sein sollte. (Juusuf `Allii)

 

40. Wer Böses tut, dem wird nur mit Gleichem vergolten125. Wer aber gute Werke tut, sei es Mann oder Frau, und -gläubig-ist, die werden in den Garten eintreten126. Darin werden sie versorgt ohne zu rechnen127.

125. Zu Allahs Gnade und Großmut gehört, dass Er wohl das Gute mehrt, nicht aber das Böse: eine besondere Barmherzigkeit Seinen Dienern gegenüber. Er mehrt für sie das Gute und ermöglicht Vergebung für Böses. Wenn die Menschen dann nach der Abrechnung ins Paradies gelangen, versorgt Er sie dort zusätzlich ohne jede Abrechnung. (Qutb)

126. Vergleiche auch Suura 3:195 und 16:98 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Anm. d. Übers.)

127. Vergleiche auch Suura 2:212. Das geistige Gute ist nicht nur von Dauer. Es ist ein großzügiger Lohn, der alle Verdienste der Betroffenen weit übertrifft. (Juusuf `Ali)

Jenseits aller menschlichen Vorstellung. Die Vorstellung von "Risq" (meist übersetzt mit "Lebensunterhalt oder "Versorgung") ist hier in seiner vollen Bedeutung gebraucht worden und bezeichnet alles, was für ein Lebewesen gut und nützlich ist, sowohl materielle wie auch geistige Dinge. (Asad)

 

41. O mein Volk, wie geschieht mir, wenn' ich euch zum Heil einlade, ihr aber ladet mich zum Feuer ein 128!

128. Wörtlich: "was ist mit mir los?", ein Ausruf des Erstaunens. (Asad)

Sie rufen nicht direkt zum Feuer auf, sondern zum Götzendienst. Aber was ist da der Unterschied? (Qutb)

Nach den Gesetzen dieser Welt mag es eigenartig erscheinen, dass er ihr Gutes will, während sie ihn ablehnen und verurteilen. Aber das ist das Verdienst des Glaubens. Seine Aufgabe besteht darin, seine Feinde und Gottes Feinde zu retten, soweit sie darin einwilligen. (Juusuf `Allii)

 

42. Ihr ladet mich ein, nicht an Allah zu glauben-und ihm Nebengötter zur Seite zu stellen129, von denen ich kein Wissen habe130. Ich aber lade euch ein zu dem Allmächtigen, dem Allverzeihenden.

129. Der Königskult war nur eine Art ägyptischer Gotteslästerung, hatte aber viele Seiten einschließlich der Verehrung von Heroen, Tieren, guten und bösen Naturkräften und Götzen aller Art. Eine so umfassende Abgötterei erfordert immer wieder Vergebung. aber Gott ist allmächtig und gewährt diese Vergebung allen, die bereuen und umkehren. (Juusuf `Allii)

130. Weil in diesen angeblich göttlichen Wesen oder Kräften keinerlei Realität enthalten ist. (Asad)

Warum sollte ich ohne jeden wissenschaftlichen Nachweis blindlings glauben, dass diese Wesen Gottes Partner sind und ich ihnen ebenso dienen muss wie Allah? (Mauduudi)

 

43. Zweifellos besitzt das, wozu ihr mich einladet131, weder in dieser Welt noch im Jenseits Geltung132, vielmehr ist unsere Rückkehr zu Allah, und die Übeltäter, sie sind Bewohner des Feuers133.

131. Der Gläubige ist nicht mit seiner eigenen inneren Vision und Überzeugung zufrieden. Er kann reichlich Argumente vorlegen. Drei davon werden hier erwähnt:

1. nichts außer Allah ist der Verehrung würdig, weder in dieser Welt noch in der geistigen Welt;

2. unsere Rückkehr ist zu Allah, der einzigen Realität; und

3. Dienst am Falschen führt notwendigerweise zur Strafe für das Falsche, wenn nicht Gottes Barmherzigkeit eingreift und auf unsere aufrichtige Umkehr hin vergibt. (Juusuf `Allii)

132. Dieser Satz kann verschiedene Bedeutungen haben:

1. dass sie weder im zukünftigen Leben noch hier irgendwelchen Anspruch darauf haben, dass die Menschen sie als Gottheiten anerkennen;

2. dass sie von den Menschen selbst ohne jeden vernünftigen Grund zu Gottheiten gemacht worden sind, denn sie selbst haben niemals einen solchen Anspruch erhoben und würden dies auch im zukünftigen Leben nicht tun; und

3. es ist sinnlos, sie hier oder im zukünftigen Leben anzurufen, denn sie sind völlig machtlos. (Mauduudi)

133. Ein Übeltäter ist jeder, der andere Wesen als Gott vergöttert, sich selbst zum Gott erhebt oder gegen Gott rebelliert und eine Haltung annimmt, als sei er von Ihm unabhängig, wodurch er gegen sich selbst und andere Geschöpfe Unrecht begeht. Ein solcher Mensch überschreitet alle Grenzen der Vernunft und Gerechtigkeit. (Mauduudi)

 

44. Bald werdet ihr euch an das erinnern, was ich euch (jetzt) sage134. Ich stelle meine Sache Allah anheim135. Allah sieht fürwahr (Seine) Diener136.“

134. Sobald ihr die Strafe seht. (Darjabaadi)

135. Aus dem Wortlaut geht indirekt hervor, dass es zwar Pläne gegeben haben muss, ihn zu töten, dass er aber gerettet wurde, wie auch der nächste Vers zeigt. Bis zum letzten Augenblick gilt sein Gedanke seinem Volk. "Was auch immer ihr mir angetan habt, ihr werdet Grund haben, euch an meine Ermahnungen zu erinnern, wenn es vielleicht für euch zu spät zur Umkehrt ist. Ich stelle mich unter Allahs Schutz, und mein Glaube sagt mir, dass alles gut werden wird." (Juusuf `Allii)

136. Aus diesem Satz geht eindeutig hervor, dass der Gläubige, während er dies alles sagte, sich voll der Tatsache bewusst war, dass er dem Zorn des gesamten pharaonischen Reiches ausgesetzt sein würde, weil er die Wahrheit sprach, und dass er alle seine Ehre und Privilegien und vielleicht sogar sein Leben verlieren würde. All diesem zum Trotz erfüllte er seine Pflicht, indem er auf Gott allein vertraute, und hörte in diesem kritischen Augenblick auf die Stimme seines Gewissens. (Mauduudi)

 

45. Da schützte ihn137 Allah vor dem Bösen was sie planten138, und Pharaos Leute traf die schlimme Strafe139.

137. Den gläubigen Ägypter, dessen Rede mit dem vorigen Vers abgeschlossen ist. (Darjabaadi)

138. Demnach muss dieser Gläubige eine so hohe Stellung am Hofe des Pharao innegehabt haben, dass niemand wagte, ihn öffentlich zu bestrafen, obgleich er eine so unangenehme Wahrheit aussprach. Der Pharao und seine Vertrauten müssen geheime Pläne entworfen haben, ihn zu töten, die aber von Gott zunichte gemacht wurden. (Mauduudi)
 

139. Der Pharao und sein Volk wurden zu Moses' Zeit von verschiedenem Unheil heimgesucht. Vergleiche auch Suura 7:130-136 und die entsprechenden Fußnoten. Dies alles aber war nichts gegen die im nächsten Vers erwähnten Strafen. (Juusuf `Allii)

Aus dem Zusammenhang geht hervor, dass dies allem Anschein nach im letzten Stadium der Auseinandersetzung zwischen Moses und dem Pharao stattfand. (Mauduudi)

 

46. Dem Feuer sind sie ausgeliefert früh und spät140 und an dem Tag, an dem die Stunde kommt, (wird gesprochen)141: „Lasst Pharaos Leute in die strengste Strafe eingehen142."

140. Wenn Allahs Strafgericht tatsächlich eintrifft, ist es ganz anders als ein rein physisches Unglück. Das Feuer der Strafe ist allgegenwärtig - "morgens und abends", dass heißt immer. Das Urteil ist endgültig, und es ist keine Berufung möglich.

(Juusuf `Allii)

141. Dies wird das Urteil sein. (Juusuf `Allii)

142. In diesem Aja geht es um die Strafe im Zwischenstadium, das in der Überlieferung auch als "Strafe des Grabes" bezeichnet wird. Nach der Auferstehung folgt die größere und endgültige Strafe. (Mauduudi)

 

47. Wenn sie143 im Feuer miteinander streiten144, dann werden die Schwachen zu den Hochmütigen sprechen: "Wir waren145 doch eure Anhänger. Wollt ihr uns da nicht einen Teil des Feuers abnehmen146?"

143. Die verurteilten Ungläubigen (Darjabaadi)

144. So wie Einheit, Harmonie und Frieden für Wahrheit, Glückseligkeit und Heil stehen, so sind Vorwürfe, Streit und Unordnung Symbole der Hölle. (Juusuf `Allii)

145. In unserem irdischen Leben. (Darjabaadi)

146. Vergleiche auch Suura 14:21 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Dies sagen sie nicht in der Hoffnung, ihre ehemaligen Führer oder Herrscher könnten ihnen einen Teil der Strafe abnehmen oder sie davon befreien. Zu jenem Zeitpunkt werden sie voll erkannt haben, dass diese ihnen dort nichts nützen können. Sie sagen dies vielmehr, um sie zu demütigen, als wenn sie sagen wollten: "In der Welt habt ihr mit einem großen Anschein von Macht und Autorität über uns geherrscht; jetzt rettet uns dementsprechend auch von dem Unglück, in das wir euretwegen hineingeraten sind." (Mauduudi)

Die Masse der Untergebenen gelangt nun zusammen mit den arroganten Machthabern ins Feuer. Die Tatsache, dass sie ihnen blindlings und kritiklos gefolgt waren, hat sie vor der Strafe nicht verschont. Gott hatte sie mit der Würde der Vernunft, der freien Entscheidung und mit Verantwortung ausgestattet. Davon haben sie keinen Gebrauch gemacht, sondern ließen sich wie eine Herde treiben und sagten nicht: "Halt" oder "Nein". Hier erst, im Feuer richten sie diese höhnischen Worte an ihren hochmütigen Machthaber: "Wollt ihr uns nicht etwas vom Feuer abnehmen?" Im Leben schienen jene wegen ihres Wohlstands groß dazustehen - wo ist jetzt ihre Größe und Aufrichtigkeit? Die Antwort kommt alsbald, verstimmt und mürrisch: "Wir sind alle darin, Gott hat schon endgültig entschieden." (Qutb)

 

48. Diejenigen, die hochmütig waren, werden antworten: „Wir sind fürwahr alle darin147. Allah hat schon (endgültig) zwischen (Seinen) Dienern entschieden148."

147. Beachte den ausweichenden Ton und den Zynismus in der Antwort, wie es zum Charakter der geistigen Verführer passt! "Wir sitzen jetzt mit euch im selben Feuer! Betet doch zu Allah, wenn ihr wollt! Er hat Sein Urteil gesprochen!" Vergleiche auch Suura 14:21-22 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

148. Jetzt ist keiner mehr dazu in der Lage, Allahs Urteil zu ändern oder Seine Strafe zu vermehren oder zu vermindern. (Mauduudi)

 

49. Diejenigen, die im Feuer sind, werden zu den Höllernwächtern sprechen: "Betet zu eurem Herrn, dass Er unsere Strafe um einen Tag vermindert149."

149. Vergleiche auch Suura 39:71. Die armen Verführten wenden sich jetzt an die Engel, die die Hölle bewachen, und bitten sie, für sie zu beten und Fürbitte einzulegen. Aber die Engel sollen sie bewachen, nicht Fürbitte für sie einlegen. In ihrer Unschuld fragen sie: "Habt ihr keine Warnungen von Gottes Gesandten in eurem vergangenen Leben bekommen, von Menschen wie euch selbst?" (Juusuf `Allii)

Dies ist vielleicht auch eine allegorische Darstellung für das erwachende Gewissen der Schuldigen. (Asad)

 

50. Sie150 werden erwidern: "Kamen nicht eure Gesandten mit deutlichen (Zeichen) zu euch151?“ (Die Höllenbewohner) werden antworten: "Doch." (Die Wächter) werden sprechen: "Dann betet (doch) selbst." Aber das Gebet der Kaafirs152 ist nutzlos153.

150. Die Engel, die die Hölle bewachen. (Darjabaadi)

151. Da die Antwort ein Ja ist, müssen sie die furchtbare Wahrheit sagen: "Dies ist weder die Zeit noch der Ort für ein Gebet um Gnade. Ohnehin ist ein Gebet ohne Glauben eine Selbsttäuschung und verfehlt zwangsläufig sein Ziel." Vergleiche auch Suura 13:14. (Juusuf `Allii)

Hier liegt eine indirekte Anspielung auf die einstmalige gotteslästerliche Verehrung der Schuldigen für falsche Gottheiten und falsche Werte vor, indem hier gesagt wird: "Betet doch jetzt zu den imaginären Mächten, denen ihr seinerzeit einen Anteil an Gottes Herrschaft zugeschrieben habt, und seht, ob sie euch helfen können!" Diese Interpretation wird im nächsten Satz gestützt, wo die Rede von der Selbsttäuschung ist, die in den Gebeten der Wahrheitsleugner enthalten ist, und zwar in ihrem irdischen Leben, denn offensichtlich sind am Tag des Gerichts solche Selbsttäuschungen nicht mehr möglich. (Asad)

152. Im zukünftigen Leben, selbst, wenn sie an Gott gerichtet sind. (Darjabaadi)

153. Das ist nichts als sinnloses Herumtasten im Nebel des Irrtums. (Juusuf `Allii)

Sie haben keinen Erfolg. (Darjabaadi)

 

Abschnitt 6

51. Wir helfen fürwahr Unseren Gesandten und denen, die den Imaan verinnerlichen, im diesseitigen Leben154 und an dem Tag, an dem die Zeugen vortreten155,

154. Allah hat nicht Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sich selbst überlassen, als Er ihn zum Pharao schickte, sondern ihn Schritt für Schritt geleitet, bis zu seinem letztendlichen Erfolg. Damit soll auch dem Propheten Muhammad - Friede sei mit ihm - die Verheißung gegeben werden, dass Allah ihn ebenso schützen und leiten wird. Allah hat ihn nicht sich selbst überlassen, nachdem er ihn in der Stadt Mekka zum Propheten berufen hatte, sondern steht ihm bei und leitet ihn in jedem Augenblick. (Mauduudi)

155. Der Tag des Gerichts wird hier als der Tag bezeichnet, "an dem die Zeugen vortreten". Dies bedeutet zweierlei:

1. Der Mensch wird gerecht beurteilt werden; seine vergangenen Handlungen, seine Fähigkeiten und Möglichkeiten sind Zeugen dafür, wie er sie genutzt hat (vergleiche auch Suura, 24:24); 2. in der Tat ist er selbst ein Zeuge gegen sich selbst (vergleiche Suura 6:130), und die Propheten und Gerechten legen Zeugnis davon ab, dass sie die Menschen gewarnt und ermahnt haben (vergleiche Suura 39:69 und 2:133).

(Juusuf `Allii)

Dies ist ein Versprechen Allahs. Die meisten Menschen sehen jedoch nur den oberflächlichen Anschein der Dinge und fragen: "Wo bleibt Allahs Hilfe in dieser Welt? Worin besteht sie?" Sie neigen dazu, den Erfolg begrenzt auf eine bestimmte Zeit, oder einen bestimmten Ort zu sehen und vergessen viele Werte und Wirklichkeiten, die dahinter stecken. Wenn wir in diesem Bereich Lehren und Praktiken im Islam tiefergehend betrachten, stellen wir fest, dass sie den Sieg und den Erfolg erringen. Der Erfolg eine Lehre ist gleichzeitig der Erfolg ihrer Träger. Der Imaan an diese Lehre verlangt von denen, die sie tragen dass sie sich für sie einsetzen und persönlich zurücktreten, damit die Lehre zum Vorschein kommt. Als Ibraahiim zum Scheiterhaufen gebracht wurde, ohne dass dies seine Überzeugung erschüttern könnte, stellte das bereits den ersten Sieg dar. Der zweite Sieg war seine Rettung durch Allahs Allmacht. (Qutb)

 

52. Dem Tag, an dem den Ungerechten ihre Ausrede nichts nützt156, gibt es für sie einen Fluch157 und eine schlimme Wohnstatt.

156. Nach den in der vorigen Fußnote erwähnten Zeugenaussagen bleibt kein Raum mehr für Entschuldigungen oder Ausflüchte, und selbst wenn solche vorgebracht würden, wären sie sinnlos, anders als in dieser Welt, wo viel vorgegaukelt wird und sich Trug als Wahrheit ausgibt, um als solche selbst von denen akzeptiert zu werden, die es eigentlich besser wissen müssten. (Juusuf `Allii)

157. Der Begriff "Al-La'na" اللَّعْنَة (gewöhnlich übersetzt mit "Fluch") bedeutet eigentlich Entfremdung oder Zurückweisung. In der Terminologie des Qur`an bedeutet er "Zurückweisung von allem Guten" und "Entfremdung von Allahs Gnade". (Asad)

 

53. Wir gaben schon Muusa die Rechtleitung und machten die Kinder Israels zu Erben des Buches158,

158. Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, erhielt eine Offenbarung, die den Kindern Israels als Erbe blieb, damit sie sie bewahrten, ihr Verhalten danach ausrichteten und seine Botschaft lebendig erhielten; in allen diesen Einzelheiten versagten sie jedoch. (Juusuf `Allii)

 

54. Eine Führung und Ermahnung für die Einsichtigen159.

159. Dies schließt an die einleitenden Worte oben in Aja 51 an und erklärt den Sinn der vorausgehenden Geschichte eines Mu'mins, der sich für Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, einsetzte. Die Bezugnahme auf "diejenigen unter den Kindern Israels, die mit Einsicht begabt sind" und damit von Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Botschaft Nutzen haben konnten, soll zweifellos die Anhänger des Qur`an daran erinnern, dass auch diese heilige Schrift für diejenigen gedacht ist, "die mit Einsicht begabt sind", für "Menschen, die nachdenken" und für "Leute, die von ihrer Vernunft Gebrauch machen". (Asad)

 

55. Darum habe Geduld160. Allahs Versprechen161 ist wahr. Und bitte um Vergebung für deine Schwäche162 und verkünde das Lob deines Herrn früh und Spät163.

160. Die Israeliten entstellten oder verloren ihre Schrift; sie gehorchten Allahs Gesetz nicht, und sie verkündeten weder Allahs Botschaft noch dienten sie dafür als Beispiel. Deswegen kam die neue Offenbarung an den Propheten Muchammad - Friede sei mit ihm. Wenn diese anfangs abgelehnt wurde, sollte dies kein Grund zur Entmutigung sein, im Gegenteil, um so größer war die Notwendigkeit für Geduld und Standhaftigkeit. (Juusuf `Allii)

Geduld mit Leugnern, Geduld beim Erleiden von Schaden, Geduld bei Arroganz und Aggressivität der Machthaber, Geduld bei menschlichen Eigenarten und entartetem Verhalten, Geduld bei menschlicher Begierde und Unruhe, Geduld bei Unangenehmen, das eher vom Freund als vom Feind kommt. (Qutb)

161. Dies bezieht sich auf das Versprechen oben in Aja 51. (Mauduudi)

162. Jedes sterbliche Wesen hat entsprechend seiner Natur und dem Grad seiner geistigen Erleuchtung Fehler und Schwächen gegenüber Allahs vollkommenem Maßstab (vergleiche auch Suura 6:61 und die entsprechenden Fußnoten) und sollte Allah dafür um Vergebung bitten. Was für einen gewöhnlichen Menschen bereits ein Verdienst ist, kann für jemanden, der sich in Allahs Nähe befindet, ein Mangel sein (vergleiche auch Suura 38:24-25 und die entsprechenden Fußnoten). Propheten tragen weitere Verantwortung für ihr Volk oder ihre Gemeinschaft, und sie bitten stellvertretend um Vergebung. (Juusuf `Allii)

Der Begriff "danb" bezeichnet im Gegensatz zu ihm einen unbeabsichtigten Fehler. Wenn der erste Begriff auf eine prophetische Persönlichkeit bezogen benutzt wird, dann bezeichnet er eine unvollkommene Handlung, die nicht an sich tadelnswert, wohl aber ihres hohen Ranges unwürdig ist. Ein bloßer Irrtum ohne moralische Vergehen ist kein Fehler in diesem Sinne. (Darjabaadi)

In diesem Zusammenhang bezieht sich das Wort "Schwäche", "Fehler" auf einen Zustand der Ungeduld, der unseren Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, durch starken Widerstand und besonders durch die Verfolgung seiner Anhänger verursacht wurde. Er wünschte sich ernsthaft, es sollte entweder ein Wunder geschehen, das einen Sinneswandel bei den Kaafirs bewirkte, oder dass Allah auf andere Weise eingreifen und die Angriffe abwehren würde. Obgleich dieser Wunsch an sich kein Fehler war, der Buße erforderte, verlangte der hohe Rang, mit dem Allah Seinen Gesandten bedacht hatte, Mut und Willenskraft, mit dem selbst dieses bisschen Ungeduld nicht vereinbar war. Deswegen sollte er Allah um Vergebung für seine Schwäche bitten und fest belieben, wie es sich für einen Menschen in seiner Stellung gehört. (Mauduudi)

163. Vergleiche auch Suura 3:41 und die entsprechenden Fußnoten. Abend und Morgen sind die besten Zeiten für mystische Bemühungen. Die Wendung (wörtlich:) "abends und morgens", bedeutet jedoch auch "immer". (Juusuf 'Allii)

Nach Ansicht der klassischen Kommentatoren ist dieser Abschnitt in erster Linie an unseren Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gerichtet, durch ihn aber auch an alle Mu'mins. (Asad)

Lobpreisung Allahs ist das einzige Mittel, durch das diejenigen, die für Allahs Sache arbeiten, die Kraft gewinnen, ihre Schwierigkeiten zu überwinden. (Mauduudi)

 

56. Diejenigen, die164 über Allahs Zeichen streiten, ohne je eine Vollmacht bekommen zu haben165, mit nichts als Größenwahn in ihren Herzen166, können (ihren Standpunkt)167 nicht halten. Suche also Zuflucht bei Allah168. Er ist fürwahr der Allhörende, der Allsehende.

164. Ohne jeden einleuchtenden Grund. (Darjabaadi)

165. Die Streitenden werden durch nichts gestützt als durch ihren Wunsch, sich selbst ins rechte Licht zu rücken. Ihr Wunsch führt letztendlich zu nichts, und andere sollten sich warnen lassen. (Juusuf `Allii)

Nichts als Machtstreben. (Darjabaadi)

166. Ein solcher Mensch vergisst Seine Schwäche und seine Winzigkeit gegenüber der Schöpfung. Er gibt sich nicht damit zufrieden, eins von zahlreichen Lebewesen und Geschöpfen Allahs zu sein und sich Ihm hinzugeben, Er zerstört die Verbindung zur Quelle seiner Lebenskraft, zu Allah und wird hochmütig und arrogant. (Qutb)

Die wirkliche Ursache für ihren grundlosen Widerstand und ihre irrationale und verschrobene Argumentationsweise ist nicht die, dass sie die Wahrheiten nicht verstehen, die ihnen durch Allahs Offenbarung nahe gebracht werden, sondern sie liegt darin, dass sie ein falsches Selbstbild haben und sich nicht einem Menschen fügen wollen, dem gegenüber sie einen größeren Machtanspruch zu haben glauben. (Mauduudi)

167. Dies bezieht sich auf den Selbstbetrug, der viele Agnostiker zu dem Trugschluss verleitet, der Mensch sei von Allah unabhängig, und man brauche darum nicht anzunehmen, er sei einer höheren Macht gegenüber verantwortlich. Vergleiche in diesem Zusammenhang auch Suura 96:6-7 und Aja 35 oben sowie die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

168. Gegen ihre Machenschaften. Damit ist in erster Linie unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, angesprochen. (Darjabaadi)

So wie seinerzeit Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, seine Angst überwältigen konnte, indem er Allah um Hilfe anrief und bei Ihm vor den Drohungen des Pharao Zuflucht nahm, so sollst auch du deine Zuflucht bei Allah nehmen und ohne jede Angst Allahs Wort verkündigen. (Mauduudi)

 

57. Die Schöpfung der Himmel und der Erde ist wahrlich größer als die Schöpfung des Menschen169, doch die meisten Menschen wissen es nicht170.

169. Himmel und Erde schließen die Menschen, zahlreiche andere Lebewesen, sowie die Sterne mit ein. Der Mensch ist selbst nur ein winziges Teilchen in dieser Schöpfung. Warum sollte er dann so egozentrisch sein? Das Ganze ist doch größer als ein winziger Teil davon. Und Allah, der das gesamte Universum erschaffen hat, kann noch viele wunderbarere Dinge tun als der Mensch sich vorstellen kann. Warum sollte der Mensch dann so arrogant sein und die Auferstehung in Frage stellen und die Möglichkeit der Offenbarung Allahs anzweifeln? Das kann doch nur daran liegen, dass er sich blind stellt. (Juusuf 'Allii)

Die Schöpfung der Himmel und der Erde ist großartiger als die Neuerschaffung der Menschen bei der Auferstehung. (Darjabaadi)

Mit der Betonung der Tatsache, dass der Mensch nur ein winziges, unbedeutendes Teilchen im Universum ist, weist der Qur`an darauf hin, dass das anthropozentrische Weltbild, von dem im vorigen Aja die Rede ist, völlig absurd ist. (Asad)

170 Himmel und Erde sind für den Menschen wahrnehmbare, erkennbare Dinge, deren Größe für ihn erstaunlich sein muss, die er aber nicht wahrhaben und seine begrenzte Fähigkeit nicht erkennen will. (Qutb)

Wer von seiner Vernunft Gebrauch macht, wird leicht einsehen, dass es für Den, Der Himmel und Erde erschaffen hat, leicht sein muss, die Menschen ein zweites Mal zum Leben zu erwecken. (Mauduudi)

 

58. Der Blinde und der Sehende sind nicht gleich171. Und diejenigen, die den Imaan verinnerlichen und gute Werke tun, sind nicht denen (gleich), die Böses tun172. Weniges nur bedenkt ihr!

171. Der Mu'min, der seine Überzeugung in guten Handlungen zum Ausdruck bringt, ist wie ein Mensch mit klarem Blick, der die Dinge in ihrer richtigen Perspektive sieht und mit festen Schritten Allahs Weg entlangschreitet. Jemand, der Böses tut, ist wie ein Blinder: Allahs Licht ist überall um ihn herum vorhanden, aber da der Mensch selbst seine Augen verschließt, kann er nichts sehen. Er hat den Imaan abgewiesen und kann nicht einmal mehr durch die Ermahnungen anderer Menschen lernen. (Juusuf `Allii)

Der Sehende sieht, weiss und erkennt seine Fähigkeiten, seinen Wert und seine Grenzen; er versucht darum nicht, seine Mitmenschen von oben herab zu behandeln und zu terrorisieren. Der Blinde hingegen sieht nicht und erfährt folglich auch nicht seinen Standort; dementsprechend schätzt er sich selbst falsch ein. (Qutb)

172. Dies ist ein Argument für die Notwendigkeit eines zukünftigen Lebens. Im vorigen Aja war von der Möglichkeit die Rede. Hier wird gesagt, dass es sowohl eine Erfordernis der Vernunft als auch der Gerechtigkeit ist. Wie kann ein vernünftiger Mensch glauben, dass diejenigen, die auf dieser Erde wie Blinde leben und durch ihre unmoralischen und bösen Handlungen Allahs Erde in Unordnung versetzen, nicht auch das böse Ende ihres Verhaltens sehen sollten, oder dass umgekehrt die Menschen, die ihr irdisches Leben mit offenen Augen verbringen und Gutes tun, nicht auch die guten Ergebnisse ihrer Rechtschaffenheit sehen dürften? Nicht an ein zukünftiges Leben den Imaan zu verinnerlichen, würde bedeuten, dass man davon ausgeht, Gute und Böse würden gleichermaßen nach dem Tod zu Staub zerfallen und somit dasselbe Schicksal erleiden. Dies würde aber der Vernunft und der Gerechtigkeit widersprechen und wäre sinnlos und ohne ethischen Wert. (Mauduudi)

 

59. Die Stunde kommt fürwahr173, daran ist kein Zweifel. Aber die meisten Menschen verinnerlichen nicht den Imaan174.

173. "Die Stunde" ist die Krönung und der Vollzug des menschlichen Lebens auf der Erde, das Tor zum zukünftigen Leben. (Juusuf `Allii)

174. Sie weigern sich, sich selbst einzugestehen, dass die Welt, wie sie sie kennen, jemals ein Ende finden wird; dies ist ein weiterer Aspekt der Selbsttäuschung, von der oben in Aja 58 die Rede ist. (Asad)

Aufgrund vernünftigen Nachdenkens kann lediglich gesagt werden, dass die Letzte Sunde stattfinden kann und stattfinden muss. Nur aufgrund der Offenbarung bekommen wir eine absolute Zusage, dass sie auch wirklich stattfinden wird. (Mauduudi).

 

60. Euer Herr spricht175: "Rufet Mich an176, Ich werde Mich euch zuwenden177. Diejenigen aber, die zu hochmütig sind, Mir zu dienen, die werden gedemütigt in die Hölle eintreten178."

175. Hier wendet sich die Thematik wieder der Einheit Allahs zu, einem weiteren Streitpunkt zwischen den Kaafirs

 und unseren Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, außer dem zukünftigen Leben. (Mauduudi)

176. Gebet ist zweifellos mit einer Bedingung verbunden, nämlich mit einer aufrichtigen inneren Haltung Allah gegenüber, die nicht mit Arroganz und falscher Selbsteinschätzung vereinbar ist. (Qutb)

Dass man sich demütig und voller Erwartung Allah zuwendet und Ihn im Bittgebet anruft, ist eine Gabe Allahs. Eine zusätzlicher Gnade ist es, wenn Allah das Bittgebet erhört. (Qutb)

177. Da dieses Leben nicht das Ziel aller Dinge ist und wir die Erfüllung im zukünftigen Leben erwarten, sollen wir nur zum Herrn der gegenwärtigen und zukünftigen Welt beten, und Er wird uns erhören, uns vergeben, uns leiten und uns den Weg leicht machen. Hochmut hingegen kommt vor dem Fall. Vergleiche auch Suura 37:18 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Jesaja 55:6 und Lukas 21:36. (Darjabaadi)

Vergleiche auch Suura 2:186 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

178. Allah selbst, der Einzige, offenbart sich den Menschen durch Seine Gesandten und auf andere Weise, und der Mensch steht im Gebet Allah direkt gegenüber. (Darjabaadi)

Nach verschiedenen Überlieferungen sagte unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm: „Das Gebet ist das Wesen des ’Ibaada." und „Allah ist zornig über jemanden, der Ihn um nichts bittet." Hier wird oft der Einwand erhoben, das Gebet sei sinnlos, da Allah doch das Geschick der Menschen lenke. Dieser Aja zeigt jedoch, dass das Schicksal nicht etwas ist, das selbst Allah die Hände gebunden hat und Ihm somit die Macht genommen wäre, Gebete zu erhören. Zweifellos haben Geschöpfe keine Macht, Allahs Beschlüsse zu ändern oder zu beeinflussen, aber Er hat sicherlich die Macht, Seine Beschlüsse zu ändern, wenn Er die Bitte Seiner Diener hört. Andererseits hat ein Gebet, ob es erhört wird oder nicht, auch noch einen anderen Nutzen: der Mensch wird sich der völligen Abhängigkeit und seiner Stellung als Diener gegenüber Allah bewusst, und dies ist in sich selbst bereits ein ’Ibaada. (Mauduudi)

 

Abschnitt 7 

61. Allah ist es, der für euch die Nacht gemacht hat, damit ihr darin Ruhe findet179, und den Tag zum Sehen180. Allah ist fürwahr voll der Gnade gegenüber den Menschen, aber die meisten Menschen danken (es Ihm) nicht181.

179. Ruhe bei Nacht ist für alle Lebewesen notwendig: (Qutb)

Für die Körperzellen ist es notwendig sich in der Dunkelheit zurückzubilden, damit sie am Tag aktiv sein können. Die Folge von Tag und Nacht in unserem physischen Leben wird häufig als ein Symbol dargestellt, um unsere Aufmerksamkeit auf Allahs Barmherzigkeit und Güte zu lenken. Wenn wir diese Dinge im rechten Sinne betrachten, so sollten wir bei Ihm Licht und Ruhe suchen und in Dankbarkeit Sein Lob verkünden. (Juusuf `Allii)

180. Tag und Nacht, Sommer und Winter kämpfen nicht miteinander, wie es manchmal in kaafir Mythologien dargestellt wird, sondern ergänzen einander. (Darjabaadi)

Vergleiche auch Suura 27:86 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

181. Es ist doch merkwürdig, dass der Mensch Allahs Wirken in allen Dingen eindeutig wahrnehmen kann, weiß, dass Er der Schöpfer aller Dinge ist, und mit der Vernunft die Zusammenhänge erkennen kann, aber trotzdem nicht dankbar ist! (Qutb)

 

62. So ist Allah, euer Herr, der Schöpfer aller Dinge182. Es gibt keinen Gott außer Ihm. Wie könnt ihr euch da abwendig machen lassen183?

182. Der Wechsel von Tag und Nacht zeigt, dass Allah euer Schöpfer und der Schöpfer aller anderen Dinge ist, und der große Nutzen, der für euch in diesem Wechsel liegt, weist darauf hin, dass Er Gutes für euch will. Daraus folgt, dass Er auch euer einziger Gott Sein sollte, denn es würde Vernunft und Gerechtigkeit widersprechen, wenn Er euer Schöpfer und Erhalter ist, euer Gott aber ein anderer wäre. (Mauduudi)

183. Wenn wir falsche Götter verehren, das heißt Sinnlosem folgen, was ist es eigentlich, da$ uns auf diese Irrwege bringt? Was könnte es anderes sein als unsere Undankbarkeit und die Weigerung zu verstehen, was Gott uns gegeben hat?

(Juusuf `Allii)

Warum wendet ihr euch von Seiner Verehrung ab? (Darjabaadi)

Vergleiche auch Suura 5:75 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

63. So lassen sich nur diejenigen abwendig machen, die Allahs Zeichen zu leugnen pflegen184.

184. Vergleiche auch oben Fußnote 197 und 183. Wenn Menschen durch Trug getäuscht werden, dann liegt das daran, dass sie die Offenbarung ablehnen und sich weigern, aus den Zeichen Allahs zu lernen, die sie überall in ihrer Umgebung sehen.

(Juusuf `Allii)

Auch in früheren Zeiten. (Darjabaadi)

 

64. Allah ist es185, Der die Erde zur Ruhestätte186 für euch gemacht hat und den Himmel zum Zeltdach187, und Der euch gestaltet und eure Gestalt schön , gemacht188 und euch mit guten Dingen versorgt hat189. So ist Allah190, euer Herr191. Segensreich ist Allah, der Herr der Welten.

185. In den letzten beiden Ajas wurde mit der Erfahrung des Menschen aus seinem eigenen physischen Leben argumentiert. In diesem Aja und dem nächsten wird auf einer viel höheren Ebene ein weiteres Argument an den Menschen gerichtet: Sieh dir die Geräumigkeit der Erde und die Weite des Himmels an; betrachte die besondere Stellung, die du selbst unter anderen dir bekannten Lebewesen hast, deine besondere Form wie auch deine besonderen ethischen und geistigen Fähigkeiten; betrachte beispielsweise deine verfeinerte Nahrung sowie die höhere geistige Versorgung, für die sie ein Symbol ist: Musst du dir dann nicht eingestehen, dass dein Herr gut ist, und willst du Ihn dann nicht preisen? (Juusuf `Allii)

186. Einen Ruheplatz: dies verstehe ich als den vorübergehenden Aufenthaltsort, eine Probezeit, der die ewige Heimat folgt. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 27:61 und die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)
 

187. Ihr seid nicht den Einflüssen des Weltalls ausgesetzt, so dass euch außerirdische Einwirkungen treffen und vernichten können, sondern Allah hat über euch ein befestigtes Himmelssystem aufgebaut, das dem bloßen Auge wie eine Kuppel erscheint und keinem zerstörerischen Element erlaubt, auf euch herabzufallen, so dass selbst die gefährlichen kosmischen Strahlen euch nicht erreichen und ihr friedlich auf der Erde leben könnt. (Mauduudi)

188. Vergleiche Suura 7:11 und die entsprechenden Fußnoten. Dies bezieht sich sowohl auf die physische Form und Gestalt des Menschen als auch auf seine angeborenen moralischen und geistigen Fähigkeiten, die durch das Einhauchen des göttlichen Geistes dargestellt werden; vergleiche Suura 15:29. (Juusuf `Allii)

Entsprechend den Erfordernissen menschlichen Lebens. (Asad)

189. "Versorgung": alles, was für Wachstum und Entwicklung notwendig ist, im physischen ebenso wie im moralischen und geistigen Sinne. (Juusuf `Ali)

190. Bereits vor eurer Erschaffung hat Allah für euch einen ruhigen und sicheren Aufenthaltsort zur Verfügung gestellt. Dann hat Er euch geformt und mit physischen und geistigen Fähigkeiten höchster Qualität versehen. sobald ihr zur Welt kamt, fandet ihr durch Seine Gnade alles vor, was zu eurer Versorgung notwendig ist. und darüber hinaus Gesundheit und Freude schenkt. (Mauduudi)

191. "Rabbukum" رَبُّكُمْ (euer Herr): so ist Er, Der euch erschafft, Der bestimmt und leitet, versorgt und euch euren Platz in Seinem Reich zuweist. (Qutb)

 

65. Er ist der Lebendige192. Es gibt keinen Gott außer Ihm. Darum rufet Ihn an im Imaan an Ihn193. Preis sei Allah, dem Herrn der Welten194.

192. Wirkliches, sich selbst erhaltendes Leben gibt es nur ihn Ihm. Vergleiche auch Suura 2:255 und die entsprechenden Fußnoten. Alle anderen Lebensformen sind, mit Seinem Licht verglichen, nur Schatten. (Juusuf `Allii)

Alles andere ist sterblich und vergänglich. (Mauduudi)

193. Vergleiche auch Suura 39:2 und die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

194. Niemand anderes verdient Lob und Preis. (Mauduudi)

 

66. Sprich195: "Mir ward verboten, denen zu dienen, die ihr statt Allah anruft196, nachdem deutliche Zeichen von meinem Herrn197 zu mir gekommen sind; und mir ward befohlen, mich dem Herrn der Welten zu ergeben."

195. Dies soll unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, den Götzendienern sagen. (Darjabaadi)

196. Wenn Allah die einzige Realität ist, dann müssen wir Maßstäbe und Offenbarung von Ihm nehmen. Alle anderen Anbetungsobjekte sind nur Trug. Wenn jemandem dies durch Allahs Selbstoffenbarung deutlich geworden ist, bleibt ihm nur die einzige Möglichkeit, alles andere aufzugeben, das seiner eigenen inneren Erfahrung sowie auch der äußeren Offenbarung entsprechend falsch sein muss oder vergänglich ist, und seinen eigenen Willen und seine Handlungen völlig mit der einzigen Realität in Einklang zu bringen: denn das ist die Bedeutung von Islam, sich Allahs Willen zu unterwerfen. Wenn wir uns dem Wahren und Ewigen beugen, sind wir damit automatisch sicher davor, Opfer von Trug und Täuschung zu werden. (Juusuf `Allii)

197. Eindeutige Argumente, die Seine Einheit bezeugen. (Darjabaadi)

 

67. Er ist es, der euch aus Erde er schaffen198 hat, dann aus einem Samentropfen, dann aus einem Embryo, dann bringt Er euch als Kind hervor199, so dass ihr danach eure Vollkraft erreicht, dann (lässt Er) euch alt werden. Und manche unter euch werden vorher abberufen200. (Dies alles lässt Er geschehen,) so dass ihr201 eine bestimmte Frist202 erfüllt und damit ihr begreifen möget203.

198. Vergleiche diesen Abschnitt mit Suura 22:5 und den entsprechenden Fußnoten. Die verschiedenen Stadien der menschlichen Entwicklung sind folgende:

1. einfache Materie (Staub);

2. ein Samentropfen des Vaters;

3. eine befruchtete Eizelle in der Mutter;

4. ein gerade zur Welt gekommenes Menschenkind;

5. Jugend und volle Reife;

6. Verfall; und

7. der Tod.

In einigen Fällen fallen einige der späteren Stadien aus, aber in jedem Fall wird die bestimmte Lebenszeit erreicht, so dass jeweils der Höhere Zweck von Allahs Willen und Plan erfüllt wird, damit der Mensch "Weisheit lernt". (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 23:12 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

199. Aus dem Mutterleib. (Darjabaadi)

200. Einige Menschen sterben bereits vor oder während ihrer Geburt, andere erreichen ihr Jugendalter, und andere wiederum sterben, bevor sie alt geworden sind. (Mauduudi)

201. Ihr alle, ob ihr ein Kind, ein junger oder ein alter Mensch seid. (Darjabaadi)

202 Die für euch in Allahs Wissen bestimmte Zeit. (Darjabaadi)

Oder: "den (nur Ihm) bekannten Termin". Vergleiche auch Suura 6:2 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Dies bezieht sich entweder auf den Augenblick des Todes oder auf den Zeitpunkt der Auferstehung. (Mauduudi)

203. Damit ihr durch vernünftiges Nachdenken Gottes Einheit erkennt. (Darjabaadi)

Damit ihr lernt, von eurer Vernunft Gebrauch zu machen. (Asad)

Ihr sollt nicht wie Tiere dahinleben, sondern durch die Beobachtung aller dieser verschiedenen Entwicklungsstadien das System begreifen, in dem ihr lebt. (Mauduudi)

 

68. Er ist es, der Leben gibt und sterben lässt204, und wenn Er eine Sache beschließt spricht Er nur zu ihr: "Sei!", und sie ist.

204. Die Schlüssel von Leben und Tod sind in Allahs Hand. Er aber ist nicht von Ort, Zeit, Umständen oder Material abhängig. Er braucht nur zu sprechen: "Sei!" und es kommt ins Dasein. Vergleiche auch Suura 16:40 und 36:82 sowie die entsprechenden Fußnoten. Ebenso vernichtet Sein Wille oder Befehl auch Existierendes oder bringt es vom Leben zum Tod oder bestimmt die Grenzen oder Bedingungen von Existenz und Nichtexistenz. (Juusuf `Allii)

 

Abschnitt 8

69. Siehst du nicht diejenigen205, die über Allahs Zeichen streiten206? Wie lassen sie sich doch abwendig machen,

205. Angesichts aller dieser in den vorigen Ajas erwähnten Sachverhalte ist es um so merkwürdiger, dass es dennoch Menschen gibt, die über Allah streiten. (Qutb) 

206 Wer über die Zeichen Allahs streitet, die doch überall eindeutig sichtbar sind, für alle, die sie sehen wollen, befindet sich wirklich im Nebel der Unwirklichkeit. Vergleiche Suura 10:32. (Juusuf `Allii)

Wörtlich: "wie sind sie abgewendet," das heißt von der Wahrheit; in diesem Falle von allen sichtbaren Zeichen von Allahs Allmacht und Seinem schöpferischen Handeln. (Asad)

 

70. Diejenigen, die das Buch207 leugnen und das, womit Wir Unsere Gesandten geschickt haben208. Doch bald schon werden sie es erfahren,

207. "Das Buch" kann sich auf den Qur`an beziehen oder auf die Urvorlage aller Offenbarung, die "Mutter der Schrift" (vergleiche Suura 13:39 und die entsprechenden Fußnoten), während die den Gesandten offenbarten Schriften bestimmte Offenbarungen sind, die von Zeit zu Zeit herabgekommen sind. (Juusuf `Allii)

208. Indem sie eine Schrift und einen Gesandten verleugnen und zurückweisen, lehnen sie in Wirklichkeit alles ab, was die Gesandten je gebracht haben, denn alles beruht auf derselben Grundlage. (Qutb)

Dies ist der tatsächliche Grund für ihre Irrtümer (vergleiche oben Aja 69, Fußnote 206). (Mauduudi)

 

71. Wenn Fesseln und Ketten um ihren Nacken (gelegt werden)209. Sie werden gezerrt

209. Die Ablehnung der Botschaft Allahs, auf welche Weise auch immer sie kommen mag, zieht ihre eigene Strafe nach sich. Das Joch geistiger Versklavung gegenüber dem Bösen umschließt immer fester den Hals des Leugners, denn es gibt nichts und niemanden, der sich für seine Freiheit einsetzen würde. Die Ketten des Aberglaubens und der schlimmen Folgen des Bösen schränken seine Entscheidungsfreiheit ein, die Allah ihm ursprünglich gegeben hatte. Dieser Prozess erreicht in der Stunde des Gerichts einen Höhepunkt. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 13:5; 34:33 und 36:8 und die entsprechenden Fußnoten, wo die Gleichnisse von den "Ketten" und "Fesseln" näher erläutert werden. (Asad)

 

72. In siedendes Wasser210. Dann werden sie ins Feuer geworfen211.

210. Der Schuldige wird immer weiter in die abscheulichen Folgen seiner bösen Handlungen hineingezogen, bis sich das Feuer der Zerstörung über ihm schließt. (Juusuf `Allii)

211. Von ihrem brennenden Durst geplagt bitten sie um Wasser und werden dann in Ketten zu Quellen von kochendem Wasser geführt. Sobald sie getrunken haben, werden sie wieder ins Feuer zurückgebracht. (Mauduudi)

 

73. Dann wird zu ihnen gesprochen212: "Wo sind nun diejenigen, die ihr abgöttisch verehrt habt213

212. Diese Fragen stellen ihnen die Engel. (Darjabaadi)

213. Wenn sie wirklich Götter wären oder Anteil an Allahs Macht hätten und ihr sie verehrt habt in der Hoffnung, sie würden euch in schlechten Zeiten beistehen, warum kommen sie euch dann jetzt nicht zu Hilfe? (Mauduudi)

 

74. Statt Allah214?" Sie werden antworten: „Sie haben sich von uns abgekehrt. Nein, wir haben zuvor nichts angerufen215" So lässt Allah die Kaafirs irregehen216.

214. Aller Trug schwindet dahin; vergleiche auch Suura 7:36 und die entsprechenden Fußnoten. Die einzige Realität manifestiert sich auch denjenigen, denen in ihrem irdischen Leben alles Böse verlockend erschien. In ihrem tiefsten Inneren werden sie spüren, dass sie Phantomen nachgelaufen sind, Dingen ohne wirkliche Existenz. Dies war die Folge davon, dass sie Allahs Licht und Gnade abgelehnt und sich im Nebel des Irrtums verlaufen hatten (vergleiche oben Aja 69-71 und die entsprechenden Fußnoten). (Juusuf `Allii)

215. Wir haben die ganze Zeit über bloße Schatten, nicht existierende Dinge, Phantasiegebilde angerufen. (Darjabaadi)

Damit sehen sie verspätet die Wertlosigkeit jener imaginären Kräfte oder Wesen ein - einschließlich des falschen Selbstbildes des Menschen - denen sie in ihrem irdischen Leben Gefolgschaft geleistet hatten. (Asad)

216. Diejenigen, die absichtlich den Weg des Irrtums gewählt haben. (Darjabaadi)

Indem Er zulässt, dass sie infolge ihrer Ablehnung gegenüber der selbstverständlichen Wahrheit der Existenz und Einheit Gottes und der völligen Abhängigkeit des Menschen von Ihm Illusionen und falsche Vorstellungen verfolgen. Vergleiche auch Suura 14:4 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

75. "Dies (geschieht)217, weil ihr auf Erden ohne jedes Recht frohlocket218 und weil ihr übermütig wart219.

217. Damit sind die Bewohner der Hölle angesprochen. (Darjabaadi)

218. Allah entzieht niemandem Seine Gnade, wenn nicht

1. der Betreffende absichtlich Gefallen an sinnlosen und falschen Dingen findet; und

2. er bewusst alles Wahre ablehnt, das heißt mit anderen Worten, solange nicht der Mensch seinem eigenen inneren Licht untreu wird, das durch Allahs Licht entzündet wurde. (Juusuf `Allii)

219. Ihr seid nicht nur dem Unwahren gefolgt, sondern habt euch so damit identifiziert, dass ihr der Wahrheit keine Beachtung schenktet, als sie euch vorgelegt wurde. (Mauduudi)

 

76. Tretet (nun) ein in die Tore der Hölle, um darin zu bleiben. Schlimm ist die Wohnstatt der Hochmütigen220.

220 Vergleiche auch Suura 39:72 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

 

77. Habe darum Geduld221. Allahs Versprechen222 ist gewiss wahr. Ob Wir dir (nun) einiges von dem zeigen, was Wir ihnen angedroht haben, oder dich (zuvor) abberufen223, zu Uns werden sie zurückgebracht224.

221. Damit wird unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, angesprochen und getröstet. (Darjabaadi)

Du solltest Geduld mit dem haben, was diese Leute sagen und dir antun, die dir mit Streitereien und unfairem Verhalten gegenübertreten. (Mauduudi)

Mit anderen Worten wird unseren Propheten Muchammad - Friede und Heil auf Ihn - nahe gelegt, trotz der Schikanen, Verleumdungen und Aggressivitäten seiner Widersacher Zurückhaltung und Geduld zu währen: Tu deine Pflicht, die Vergeltung und das Resultat sind Allahs Sachen. Dies sollten sich die Verkünder jeder Zeit vor Augen halten. (Qutb)

222. Bezüglich ihres letztendlichen Schicksals. (Darjabaadi)

223. Vergleiche Suura 10:46 und die entsprechenden Fußnoten. Da letztendlich ein Gericht und die Wiederherstellung aller wahren Werte stattfindet und jeder sich Allah gegenüber verantworten muss, ist es gleichgültig, ob Gute und Böse schon im Leben das bekommen, was sie verdienen. Vergleiche auch Suura 13:40 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

"Oder ob Wir (zuvor) deine Seele (in Unsere Barmherzigkeit) eingehen lassen; (in jedem Falle) ..." (Juusuf `Allii)

224. Zum endgültigen Gericht. (Darjabaadi)

Vergleiche auch einen fast identischen Abschnitt in Suura 10:46 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

78. Und wir schickten schon vor dir Gesandte225. Darunter sind einige, von denen Wir dir erzählt haben. Keinem Gesandten steht es zu, ein Zeichen zu bringen226, es sei denn mit Allahs Erlaubnis227. Wenn aber Allahs Befehl kommt, wird nach Recht entschieden228, und dann sind die verloren, die (Allahs Zeichen) für nichtig erklärt haben229.

225. Vergleiche auch Suura 4:164 und die entsprechenden Fußnoten. Allah schickte die Gesandten Seiner Wahrheit zu jedem Volk. Es gibt einige, deren Namen uns bekannt sind, weil sie im Qur`an erwähnt wurden, aber eine große Anzahl der Namen ist uns nicht auf diese Weise bekannt gemacht worden. Wir müssen die Wahrheit erkennen, wo immer wir sie finden. (Juusuf `Ali)

226. Aus eigener Initiative. (Darjabaadi)

Im folgenden Abschnitt geht es um die Wunderforderungen der kaafir Makkaner. Vergleiche hierzu auch Suura 11:12; 15:7; 17:90-93 und 25:21 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

227. Die Menschen und auch die Propheten wünschen sich, dass ihre Lehre die Oberhand gewinnt, und wollen die Resultate ihrer Verkündung mit Hilfe von Gottes Eingreifen erleben, sei es durch Bestrafung der Tyrannen, die sie terrorisieren und ihnen Schaden zufügen, oder mit Hilfe von Wundern, die die Ausbreitung ihrer Lehre in Gang bringen. Aber gerade hier will Gott, dass Seine Diener, die Er ausgewählt hat, Geduld und Standhaftigkeit bewahren und sich selbst dazu erziehen. Er bringt damit zum Ausdruck, dass sie ihre Aufgabe zu erfüllen haben, der Rest ist Allahs Sache. Er bringt Seine Zeichen, wann Er will. Ihre Herzen sollen beruhigt sein und zufrieden mit dem, was sie bewirken. Allah will darüber hinaus dem Menschen allgemein nahe bringen, dass Gottheit und Prophetentum als zwei vollkommen verschiedene Wesen voneinander zu trennen, und dass Propheten und Gesandte auserwählte Menschen sind. Sie haben bestimmte Aufgaben, über die hinaus sie keine Macht besitzen. Im Hinausschieben der erwarteten Zeichen Allahs ist eine Barmherzigkeit gegenüber den Menschen zu sehen, weil sie dadurch Gelegenheit haben, sich zu besinnen. In den folgenden Ajas lenkt der Qur`an die Aufmerksamkeit auf schon vorhandene Wunder Allahs, die die Menschen alltäglich erleben, deren Existenz sie aber wegen ihrer Vertrautheit vergessen und nicht wahrnehmen wollen. Sie sind im Universum um sie herum so zahlreich, dass kein Vernünftiger sie leugnen kann. (Qutb)

Vergleiche auch Suura 6:109 und die entsprechenden Fußnoten. Beide Abschnitte beziehen sich auf die sinnlosen Forderungen der Gegner unseres Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm,, durch ein Wunder den Ursprung Allahs des Qur`an zu beweisen. Hier wird gesagt, dass Allah nicht die Leugner durch das überzeugen will, was gemeinhin als "Wunder" betrachtet wird. (Asad)

228. Allahs Zeichen sind überall sichtbar und können mit offenen Augen jederzeit wahrgenommen werden. Wenn jedoch die Kaafirs und Zyniker darüber hinaus Zeichen verlangen, so werden solche nicht allein aus dem Grunde gebracht, weil sie verlangt werden. Allahs Wille bringt sie hervor, nicht der Wunsch der Menschen, und sei es selbst ein Gesandter Allahs. Wenn jedoch durch Allahs Gebot ein außergewöhnliches Zeichen eintrifft, so bedeutet das, dass das Maß voll ist: der Fall der Hochmütigen ist entschieden und ihre Bewährungsfrist verstrichen; Gerechtigkeit tritt an die Stelle der Barmherzigkeit, und das Böse wird vernichtet. (Juusuf 'Allii)

In dieser Welt oder am Tag des Gerichts. Vergleiche auch oben Aja 77. (Asad)

229. Alle diejenigen, die das für unbedeutend erklären wollten, was sie nicht verstehen konnten. Dies ist hier die. Offenbarung Allahs an sich. Vergleiche auch Suura 29:48. (Asad)

Wunder sind nie um ihrer selbst willen oder zum Zeitvertreib gezeigt worden. Wenn ein Volk selbst nach einem Wunder nicht glaubt, verfällt es der Strafe. (Mauduudi)

 

Abschnitt 9

79. Allah ist es, der für euch das Vieh (Weidevieh) gemacht hat, so dass ihr auf den einen reiten und von den anderen essen könnt230,

230. Vergleiche Suura 16:5-8. Die Tatsache, dass Tiere, die im wilden Zustand dem Menschen so lästig sein können, nützlich sind, sobald man sie gezähmt hat, ist in sich selbst ein großes Zeichen von Allahs Fürsorge für die Menschen. Die Nützlichkeit der Tiere enthält selbst eine Lehre. Man benutzt sie zum Reiten und einige von ihnen als Nahrung; man kann sie vor den Pflug spannen oder ihre Milch oder Wolle nutzen, und ihre Knochen und Hörner erfüllen manchen Zweck. Wenn wir zu höheren Aspekten des Lebens fortschreiten, haben sie sozialen, moralischen und geistigen Nutzen als Transporttiere, durch die den grundlegenden Bedürfnissen der Zivilisation gedient ist, wobei sie in dieser Hinsicht Schiffen gleichen; siehe auch Suura 30:46 und die entsprechenden Fußnoten. Durch den so ermöglichten Verkehr können wir die Bedürfnisse erfüllen, "die in unseren Herzen sind", das heißt die kulturellen Bedürfnisse unseres innersten Wesens. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 16:6-8, wo es um materielle Bedürfnisse geht, Suura 38:31-33, wo es um abstrakte Werte wie Schönheit geht, und die Gemeinschaft von Mensch und Tier, wie sie in Suura 18:18 zum Ausdruck kommt. (Asad)

 

80. Und ihr habt (noch anderen) Nutzen an ihnen, und dass ihr durch sie so manches Bedürfnis befriedigen könnt, das euch am Herzen liegt231. Auf ihnen und auf den Schiffen werdet ihr getragen232.

231. Wörtlich: "ein Bedürfnis in eurer Brust", das heißt ein echtes Bedürfnis. (Asad)

232. Beispielsweise das Bedürfnis des Reisens. (Darjabaadi)

 

81. Und Er zeigt euch Seine Zeichen233. Welches der Zeichen Allahs wollt ihr also leugnen234?

233. Die Zeichen von Allahs Güte und Barmherzigkeit sind so zahlreich, dass es unmöglich ist, sie alle aufzuzählen. Welches davon kann irgendein Sterblicher leugnen? Dies ist auch das Thema der sehr poetischen Suura 55. (Juusuf `Allii)

234. Dies ist der Abschluss dieses Gedankenganges. Vergleiche auch die Ajas 4, 5 und 21 dieser Suura. (Mauduudi)

 

82. Sind sie235 nicht auf der Erde herumgereist, so dass sie gesehen haben, wie das Ende derer war, die vor ihnen lebten236? Diese waren zahlreicher und hatten größere Macht als sie und(hinterließen dauerhaftere) Spuren auf Erden, aber alles, was sie erworben hatten, nützte ihnen nichts237.

235. Die kaafir Araber. (Darjabaadi)

236. Indem sie die Ruinen alter Nationen betrachten. (Darjabaadi)

237. Vergleiche Suura 9:69. Für jede Generation ist es lächerlich, übermäßig stolz auf die eigenen Errungenschaften in Wissenschaft oder Kunst zu sein, wenn wir den Lauf der Geschichte betrachten. Zuerst werden Menschen entdecken müssen, dass ein großer Teil dessen, was sie auf ihr eigenes Verdienst zurückführen, nur durch die früheren Arbeiten ihrer Vorgänger möglich wurde. Darüber hinaus waren viele dieser Vorgänger weitaus zahlreicher und mächtiger als sie, obwohl die Zeitperspektive die scheinbare Tiefe ihres Einflusses vielleicht vermindert hat, und die Monumente, die sie hinterlassen haben, mögen vielleicht vom Zahn der Zeit angenagt worden sein. Drittens - und das ist das wichtigste - nützen ihnen alle ihre Werke nichts mehr, als sie Allah und Sein unausweichliches Gesetz vergaßen: sie gingen im allgemeinen Ruin unter, wie es mit Sinnlosem immer der Fall ist. Vergleiche auch oben Aja 21 und die entsprechenden Fußnoten. Die Wiederholung soll den Gedankengang abrunden. (Juusuf `Allii)

 

83. Wenn dann Gesandte mit deutlichen Zeichen zu ihnen kamen, da frohlockten sie über das Wissen, das sie (selbst) besaßen238, und (schließlich) ergriff sie das, worüber sie zu spotten pflegten239.

238. Arroganz und ein übertriebenes Selbstbild lagen dem Bösen zugrunde, dem sie zum Opfer fielen. (Juusuf `Allii)

Sie gaben sich völlig mit dem Wissen zufrieden, das sie empirisch oder spekulativ gewonnen oder übernommen hatten. In ihrer arroganten Überzeugung, der Mensch sei sich selbst genug, fühlten sie nicht die Notwendigkeit der Führung durch ein höheres Wesen und verwarfen alle ethischen und geistigen Wahrheiten, die ihnen durch die Propheten angeboten wurden. (Asad)

Sie hielten ihre Philosophie, ihre Wissenschaft, ihr Gesetz, ihre Mythologie und die von ihren religiösen Führern erdachte Theologie für wirkliches Wissen und missachteten das Wissen, das die Gesandten Allahs ihnen übermittelten. (Mauduudi)

239. Nichts konnte Allahs Gerechtigkeit daran hindern, das Böse zu bestrafen. Vergleiche auch Suura 16:34. Was sie verspottet hatten, erwies sich als unabänderliche Tatsache. Nichts von ihrer Größe, ihrer Kunst oder ihrer Wissenschaft nützte ihnen etwas, als sie sich selbst verloren hatten. (Juusuf `Allii)

Nämlich der Gedanke an Allahs Existenz und das unausweichliche Gericht. Vergleiche auch Suura 6:10 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

84. Als sie aber Unsere Strafe sahen240 sprachen sie: "Wir verinnerlichen den Imaan Allah, den Einen Einzigen, und wir lehnen (alles das) ab, was wir Ihm zur Seite zu stellen pflegten241."

240. Den gottgewollten, katastrophalen Niedergang ihrer Gesellschaft und Kultur infolge ihrer absichtlichen Ablehnung aller geistigen Werte. (Asad)

241. Dies schließt offensichtlich ihren ehemaligen Diin an die "unbegrenzten Möglichkeiten" des Menschen ein und die illusorische Überzeugung, der Mensch könne eines Tages "die Natur beherrschen". (Asad)

 

85. Nichts nützte ihnen aber ihr Imaan242, nachdem sie Unsere Strafe gesehen hatten243. Dies ist Allahs Gesetz244, das (Seinen) Dienern gegenüber immer befolgt wird. So gingen die Kaafirs verloren.

242. Immer wieder wurden ihnen Chancen gegeben, und immer wieder wiesen sie diese zurück. Als es zu spät war und in der Tat keinen Sinn mehr hatte, bekannten sie ihren Glauben. Das war nutzlos. Allah akzeptiert keine sinnlosen Dinge dieser Art. Er will unseren Willen reinigen und trainieren. Ihr Ungehorsam und ihre Rebellion endete in ihrem Untergang. (Juusuf `Allii)

243. Es war ja nicht länger ein Imaan an das Unsichtbare. (Darjabaadi)

Erstens deswegen, weil dieser verspätete Imaan die Vergangenheit nicht mehr ungeschehen machen konnte, und zweitens, da er nichts mehr, zu ihrem geistigen Wachstum beitragen konnte, weil er nicht aus freier Willensentscheidung kam, sondern ihnen durch den Schock eines unausweichlichen Unheils sozusagen aufgezwungen worden war. (Asad)

244. Sunnat Allah ("Allahs Gesetz") ist der Begriff im Qur'an für die Gesamtheit der Naturgesetze, die der Schöpfer gegeben hat. In diesem Fall geht es um die Gesetzmäßigkeit, dass Glaube nur dann einen geistigen Wert hat, wenn er aus echter innerer Einsicht entsteht. (Asad)

 

Einführung zu Suura 41

Dies ist die zweite aus einer Serie von sieben Suuras, die mit den Abgekürzten Buchstaben "haa-mim" حم beginnen, wie in der Einführung zu Suura 40 näher erläutert wird. Um Verwechslungen mit anderen Suuras dieser Serie auszuschließen, wird dem Titel oft das Wort "Sadschda" (Niederwerfung) beigefügt, woraus dann "Haa-mim-as-sadschda" entsteht. Der doppelte Titel ist deswegen notwendig, weil eine andere Suura den Titel "Sadschda" trägt (Suura 32). Um den doppelten Titel ganz zu vermeiden, wird diese Suura auch oft mit "Fussilat" فُصِّلَتْ (nach Aja 3 dieser Suura) überschrieben.

Zur Bedeutung von "haa-mim" vergleiche auch die Einführung zu Suura 40, wo sich auch eine Anmerkung zur chronologischen Einordnung und der Thematik aller sieben Suuras befindet.:

In dieser speziellen Suura geht es thematisch darum, dass Allahs Macht und Güte die Grundlage für Imaan und Offenbarung sind; die Früchte der beiden wiederum sind Rechtschaffenheit und Heil des Menschen.

Zusammenfassung:

Was sind Offenbarung und Imaan; was ist die Haltung des Menschen beiden gegenüber, und was sind die Folgen davon? (Ajas 1 - 32)

Die Früchte von Imaan und Kufr, Wahrheit und Trug. (Ajas 33 - 54) Vier Themenbereiche finden in dieser Suura Erwähnung:

Die Herabsendung des Qur`an , der eine Fülle von Beweismaterial über die Erhabenheit Allahs, Seine Macht und Seine Gnade enthält, die allen Geschöpfen zugute kommt, Mu'mins, wie Kaafirs.

Die Offenbarungen, die Botschaft und der menschliche Charakter der Propheten und Gesandten als von Allah auserwählte und rechtgeleitete Menschen.

Szenen über die Schöpfung des Menschen, die Schöpfung des Universums, von Himmel und Erde und was darauf und dazwischen ist, als Anregung zu tiefem Nachdenken und Rückbesinnung auf den Schöpfer.

Szenen vom schlimmen Ende des Kufrs am Beispiel früherer Völker, die Macht und hohe Kulturen besaßen. (Safwat Al-Tafsir)

 

Die Erklärte

Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen.

1. HaaMiim.1

1. Vergleiche auch die Einführung zu Suura 40; Suura 40:18 und unten Aja 34 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

 

2. Eine Offenbarung von dem Erbarmer, dem Barmherzigen2.

2. In der letzten Suura (siehe dort die Ajas 2-3) wurde die Offenbarung in Verbindung mit einigen Eigenschaften Gottes beschrieben, woher sie kommt. Hier wird sie in Verbindung mit ihrer Thematik beschrieben:

1. Sie bringt die Botschaft von Gnade und Barmherzigkeit.

2. sie ist nicht nur ein Buch, das Aussagen Allahs enthält, sondern alles wird deutlich von verschiedenen Gesichtspunkten her erläutert.

3. sie ist in Arabisch, der Sprache des Volkes, bei dem sie zuerst verkündet wurde; darum ist sie für die Araber leicht verständlich, wenn diese sich nur die Mühe geben, sie zu begreifen.

4. Sie eröffnet die Möglichkeit zur Vergebung durch Umkehr und warnt vor geistigen Gefahren. (Juusuf `Allii)

Die Erwähnung von dem Erbarmer, dem Barmherzigen in Zusammenhang mit der Herabsendung des Buches weist auf die Hauptmerkmale dieser Sendung hin. Ohne Zweifel war mit dieser Sendung eine Barmherzigkeit Allahs für die ganze Menschheit, Mu'mins, die diese Lehre getragen haben und andere (die von der islamischen Gelehrsamkeit und Kultur profitierten - Anm. d. Übers.) Jeder aufrichtige Historiker bescheinigt dies. (Qutb)

 

3. Ein Buch, dessen Ajas deutlich gemacht wurden3, als ein Qur`an in arabischer Sprache4 für ein Volk, das Wissen besitzt5,

3. Sie wurden deutlich gemacht; sie erläutern alle Einzelheiten. (Darjabaadi)

"Fussilat" فُصِّلَتْ ("sie wurden deutlich gemacht") ist auch ein weiterer Titel dieser Suura; vergleiche die Einführung. (Anm. d. Übers.)

4. "Arabi" bedeutet sowohl "arabisch" wie auch "beredet" oder "ausdrucksstark". (Darjabadi)

Damit er euch in eurer Sprache verdeutlicht, was ihr zuvor in Bezug auf Diin, Berichten über die Gesandten Allahs, allgemeines Wissen und Weisheit, Literatur und Politik nicht wissen konntet. (Asad)

5. Obgleich diese Offenbarung an alle gerichtet ist, haben nur diejenigen Nutzen davon, die von ihrer Vernunft und Denkfähigkeit Gebrauch machen und wissen wollen. (Darjabaadi)

 

4. Als Übermittler froher Botschaft6 und als Warnung7. Aber die meisten von ihnen wenden sich ab8, so dass sie nicht hören9

6. Sie bringt frohe Botschaft für die Mu'mins, die Gutes tun. (Qutb)

7. Sie warnt die Leugner, die Böses tun. (Qutb)

8. Obwohl alle Einzelheiten in arabischer Sprache deutlich erklärt worden sind, so dass sie als Araber sie eigentlich verstehen müssten, wenden sich die meisten Menschen von Allahs Botschaft ab und reagieren so, wie es am nächsten Aja zum Ausdruck kommt. (Qutb)

Wenn trotz aller in Fußnote 2 erwähnten Eigenschaften die Menschen vom Segen dieser Offenbarung keinen Nutzen haben, dann liegt der Fehler bei ihrem Willen: sie wenden sich ab und hören nicht auf die Stimme, die sie ruft. (Juusuf `Allii)

9. Die im vorigen Aja erwähnten "Wissenden" sind offensichtlich diejenigen, die die geistige Bedeutung dieser Schrift Allah verstehen und sich daher an ihrer Rechtleitung orientieren; sie können daher nicht mit "den meisten von ihnen" identisch sein, auf die sich der erste Satz und der folgende Aja bezieht. Letztere sind im Gegenteil solche Menschen, denen dieses Wissen fehlt und für die infolgedessen der Qur`an bedeutungslos ist. Für den arabischen Leser ist er selbstverständlich! (Asad)

 

5. Sie sagen10: „Unsere Herzen sind verhüllt vor dem, wozu du uns aufrufst11, und in unseren Ohren ist Taubheit, und zwischen uns und dir ist eine Trennwand12. Handle also13, auch wir werden handeln14."

10. Sie widersetzen sich hartnäckig und sagen dies, um unseren Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu demütigen; er soll aufhören, ihnen den Qur'an zu verkünden. Offenbar hat er doch eine Wirkung auf ihre Herzen und sie sträuben sich dagegen. (Qutb)

11. Die Folge ihrer absichtlichen Ablehnung ist, dass zwischen der Offenbarung und denen, für die sie gedacht ist, ein Abstand entsteht; ihre Ohren werden taub, so dass die Stimme immer schwächer in ihr Bewusstsein dringt; Sie spüren eine Barriere zwischen sich selbst und dem Gesandten, der gekommen ist, um sie zu lehren. Vergleiche auch Suura 7:25 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf 'Allii)

Die Offenbarung kann unsere Herzen nicht erreichen. (Mauduudi)

12. Vergleiche auch Suura 7:46 und 6:25 sowie die entsprechenden Fußnoten. Dieser Ausspruch derjenigen, die sich von der Botschaft des Qur`an abwenden, ist natürlich im übertragenen Sinne zu verstehen, denn damit wird nur ihre Haltung zum Ausdruck gebracht. (Asad)

Dieser Aufruf hat uns gespalten: er hat uns von euch getrennt. Er ist für uns ein Hindernis geworden, mit euch zusammenzusein. (Mauduudi)

13. Dies ist entweder ein übertrieben sarkastischer Ausdruck der Überlegenheit, wie er symptomatisch für einen Minderwertigkeitskomplex ist, oder eine berechnende Gleichgültigkeit geistiger Lehre gegenüber. In der Tat wird damit folgendes ausgedrückt: "Wir sind nicht intelligent genug, eure edlen Gedanken zu verstehen, und unsere Ohren sind nicht scharf genug, um ihre Erläuterungen zu hören. Ihr und wir sind ganz verschieden voneinander; zwischen uns ist eine Kluft. Warum macht ihr euch Sorgen um uns? Ihr geht euren Weg und wir gehen unseren." (Juusuf `Allii)

14. Auf unsere eigene Weise. (Darjabaadi)

Dies bedeutet zweierlei:

1. "Wir haben nichts mit euch zu schaffen", und

2. "Wenn ihr nicht mit euren Ermahnungen aufhört, werden wir auch unsere Opposition fortsetzen und alles tun, um euer Wirken zunichte zu machen". (Mauduudi)

 

6. Sprich: „Ich bin nur ein Mensch wie ihr15, dem offenbart wurde, dass euer Gott ein einiger Gott ist16. Seid also aufrichtig gegen Ihn17 und bittet Ihn um Vergebung18." Und wehe den Götzenanbetern,

15. Die Antwort besagt, dass der Überbringer der Botschaft kein Engel oder Allah ist und es demnach auch keine Barriere zwischen ihm und seinen Zuhörern geben kann. Er ist lediglich auserwählt worden, ihnen eine Botschaft der Wahrheit und Hoffnung zu bringen. Sie sollten also die frohe Botschaft der Einheit akzeptieren und durch Umkehr Allahs Gnade und Vergebung erlangen. (Juusuf `Allii)

Ich habe darum keine Macht, euch auf den Rechten Weg zu zwingen. (Darjabaadi)

Vergleiche auch Suura 6:50 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Ich kann nicht die Hindernisse von euren Ohren und Herzen entfernen, die ihr selbst dort angebracht habt. Ich kann nur denen erklären, die bereit sind zuzuhören, und denen entgegenkommen, die bereit sind, mir entgegenzukommen. (Mauduudi)

16. Wenn ihr wollt, könnt ihr eure Herzen und Ohren verschließen, aber das ändert nichts an der Tatsache, dass ihr mehrere Götter verehrt. Es gibt nur Einen Einzigen Gott, Dessen Diener ihr seid. Und dies ist keine selbsterdachten Philosophie, die möglicherweise gleich wahr oder falsch sein kann, sondern die Wirklichkeit, die mir durch Offenbarung bekannt gegeben worden ist und jeden Irrtum ausschließt. (Mauduudi)

17. Macht nicht andere zu euren Göttern; dient ihnen nicht und betet sie nicht an; wendet euch nicht an andere um Hilfe; gehorcht nicht den Gesetzen und Bräuchen, die von anderen außer Allah gegeben worden sind. (Mauduudi)

18. Diejenigen, die die Wahrheit zurückweisen, falschen Gottheiten nachlaufen, kein Mitgefühl mit ihren Mitmenschen haben und sogar leugnen, dass es für sie ein zukünftiges Leben gibt, sind nur zu bedauern. (Juusuf `Allii)

Bittet um Vergebung für alles Vergangene. (Darjabaadi)

Für die bisherige Treulosigkeit Ihm gegenüber, für Götzendienst, Kufr und Ungehorsam, und für alles, was ihr falsch gemacht habt, weil ihr Allah vergessen hattet. (Mauduudi)

Muchammad - Friede und Heil auf ihn - zeigt ihnen schließlich, wie schlimm und abstoßend es ist, sich von Allah abzuwenden und Ihm Götter beizugesellen, und lenkt sie in den folgenden Ajas in den unendlichen Bereich des Universums, wo Schönheit, Harmonie und Gesetzmäßigkeit alle zur Einheit, Einzigkeit und Macht Allahs führen. (Qutb)

 

7. Die die "Sakaat" nicht zahlen19 und nicht an das Jenseits den Imaan verinnerlichen20.

19. Die Bedeutung des Wortes "Sakaat" an dieser Stelle ist unter den Kommentatoren viel diskutiert worden. Ibn `Abbaas und seine Schüler sind der Ansicht, dass das Wort Sakaa hier im Sinne von innerer Reinigung verwendet worden ist, die durch Imaan an Gottes Einheit und Gehorsam Ihm gegenüber zustande kommt. Dementsprechend würde der Aja dann heißen: "Wehe den Götzendienern, die sich nicht innerlich reinigen!" Andere Kommentatoren, unter ihnen Qataada, Hasan Basrii und andere, verstehen das Wort hier im Sinne von "Armensteuer". Demnach würde der Vers bedeuten: "Wehe denen, die nicht Gottes Recht achten, indem sie Götzendienst begehen, und die die Menschenrechte nicht achten, indem sie die Armensteuer zurückbehalten." (Mauduudi)

Es ist auffällig, dass hier in einem in Makka offenbarten Aja von Sakaa die Rede ist, die doch als "Armensteuer" erst im 3. Jahr nach der Hidschra in Madina verbindlich gemacht wurde. Die Grundlagen des Sakaatsystems waren jedoch bereits in Makka bekannt und Sakaa wurde individuell verrichtet. Was in Madina folgte, waren Erläuterungen ihrer genauen Anwendung und Verteilung. (Qutb)

20. Imaan an Gottes Einheit und Freigebigkeit gegenüber den Mitmenschen sind zwei Hauptforderungen des Islam. Demgegenüber ist ein absichtlicher Verstoß gegen eins von beidem gleichbedeutend mit eine Ablehnung der menschlichen Verantwortlichkeit vor Allah und damit eines zukünftigen Lebens. (Asad)

 

8. Diejenigen aber, die die den Imaan verinnerlichen und gute Werke tun21, die werden unendlichen Lohn erhalten22.

21. Gesegnet sind diejenigen, die Imaan haben. Ihnen steht eine Zukunft in nie endender Glückseligkeit offen. (Juusuf `Allii)

22. Auch die Worte "adschrun rayru mamnuun" أَجْرٌ غَيْرُ مَمْنُون im Originaltext haben zwei Bedeutungen:,

1. es wird ein Lohn sein, der sich nie vermindert oder abnimmt; und

2. er wird nicht sparsam gegeben wie in Gabe eines Geizigen, der den Empfänger stets an seine Großzügigkeit erinnern muss. (Mauduudi)

 

Abschnitt 2

9. Sprich23: „Glaubt ihr wirklich nicht an den, der die Erde in zwei Zeiten24 erschaffen hat, und setzt ihr Ihm Nebengötter25 gleich? Er allein ist der Herr der Welten.

23. Dies soll unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, den Kaafirs sagen. (Darjabaadi)

24. Dies ist ein schwieriger Abschnitt, der die ursprüngliche Schöpfung unserer physischen Erde und des physischen Himmels um uns herum beschreibt. Wenn wir die in diesem Aja erwähnten zwei Tage, die unten in Aja 10 erwähnten vier Tage und die unten in Aja 12 erwähnten zwei Tage zusammenzählen, erhalten wir eine Summe von acht Tagen, während in vielen anderen Abschnitten davon die Rede ist, dass die Schöpfung an sechs Tagen stattgefunden hat; vergleiche Suura 7:54 und 32:4 sowie die entsprechenden Fußnoten. Die Kommentatoren verstehen dies so, dass in den in Aja 10 erwähnten vier Tagen die hier erwähnten zwei Tage eingeschlossen sind, so dass die Summe wieder sechs Tage ist. Dies ist vernünftig, denn der in Aja 9 und 10 geschilderte Prozess  bildet insgesamt eine Serie. Im ersten Fall geht es um die Schöpfung der formlosen Materie der Erde, im letzteren geht es um die allmähliche Entwicklung der Form der Erde, ihrer Gebirge und Meere und ihres Pflanzen- und Tierlebens sowie der jeder Art angemessenen Versorgung. Vergleiche auch Suura 15:19.20. (Juusuf `Allii)

Wie in so vielen Ajas des Qur'an, die sich auf kosmische Ereignisse beziehen, hat die wiederholte Erwähnung der "sechs Zeitalter", in denen das Universum erschaffen wurde (wobei nach dem obigen Aja zwei davon für die Entstehung des anorganischen Universums einschließlich der Erde verwendet wurden), rein allegorische Bedeutung. In diesem Falle handelt es sich meiner Ansicht nach um eine Andeutung, dass das Universum nicht "von Ewigkeit her" existiert hat, sondern einen bestimmten Anfangszeitpunkt hatte und dann einen bestimmten Zeitraum brauchte, um sich bis in seinen gegenwärtigen Zustand zu entwickeln. (Asad)

25. Wörtlich: "gebt ihr Ihm Gleiche?", das heißt behauptet ihr etwa, irgendeine Macht könnte mit Ihm rivalisieren? Vergleiche auch Suura 2:22 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

10. Er hat auf ihr Berge gegründet, die sie überragen26, und sie gesegnet27 und ihr ihren Unterhalt zugeteilt28 - zu vier Zeiten29, im rechten Verhältnis für diejenigen, die danach suchen30.

26. Vergleiche Suura 13:3 und 16:15 sowie die entsprechenden Fußnoten. "Hoch darüber": die höchsten Berge sind über 7000 Meter über dem Meeresspiegel und die tiefsten Tiefseegräben liegen über 10000 Meter darunter. Die Gebirge sind am wichtigsten für die Wasserversorgung in allen Gebieten der Erde, von der das Pflanzen und Tierleben abhängt. (Juusuf `Allii)

Die Gebirge dienen dem Ausgleich der trockenen Erde, deshalb wird "rawaasi" (Gebirge) in anderen Ajas mit "tamida" "bikum" verknüpft, Jas heißt damit sie nicht aus dem Gleichgewicht gerät. (Qutb)

27. Durch viele schöne und nützliche Dinge. (Darjabaadi)

Dies umfasst alle die unzähligen Dinge, die die Erde im Laufe der Jahrmillionen hervorgebracht hat und die die stets zunehmenden Bedürfnisse der Geschöpfe erfüllen, von mikroskopisch kleinen Lebenskeimen bis zum hochzivilisierten Menschen. (Mauduudi)

28. Die die Bedürfnisse ihrer Bewohner erfüllen sollen. (Darjabaadi)

Entsprechend der Gerechtigkeit Allahs, nicht nach menschlichen Vorstellungen von "Gleichheit" oder Bedürfnis". (Asad) 29 Vergleiche oben Aja 9, Fußnote 24.

(Juusuf `Allii)

30. "Saa'iliin" سَّائِلِين bedeutet entweder "diejenigen, die suchen" oder diejenigen, die bitten oder fragen". Im ersteren Fall bedeutet der Satz, dass alles den Bedürfnissen der Geschöpfe Allahs angepasst ist. Im letzteren Falle bedeutet es, dass die Bedürfnisse der Bittenden angemessen erfüllt werden. (Juusuf `Allii)

Unter marxistischem Einfluss ist dieser Satz oft übersetzt worden: "gleich für alle, die bitten". Daraus ist dann hergeleitet worden, dass Allah allen Menschen die gleiche Versorgung zur Verfügung gestellt hat. Ein islamischer Staat müsste dementsprechend dafür sorgen, dass an alle Menschen gleiche Rationen an Nahrungsmitteln verteilt werden. Dabei wird jedoch übersehen, dass es sich bei denen, "die bitten", nicht nur um Menschen handelt, sondern auch um die unzähligen verschiedenen Pflanzen und Tiere, die alle verschiedene Nahrungsmittel in unterschiedlichen Mengen brauchen. (Mauduudi)

 

11. Dann31 wandte Er sich zum Himmel33 der34 noch Rauch war35, und sprach zu ihm und zur Erde: "Kommt36 freiwillig oder widerwillig." Sie antworteten: „Wir kommen37 freiwillig38."

31. Darüber hinaus. (Juusuf `Allii)

Immer, wenn der Partikel "summa" ثُمَّ (meist übersetzt mit "dann") benutzt wird, um wie im hier vorliegenden Fall zwei parallele, also nicht aufeinander folgende Aussagen zu verbinden, hat er die Funktion einer einfachen Konjunktion und kann mit "und" übersetzt werden. (Asad)

33. Aus Suura 69:30 entsteht der Eindruck, als sei erst der Himmel geschaffen und dann darunter die Erde ausgebreitet worden. Im vorliegenden Abschnitt wird erst die Erschaffung der Erde und des Lebens darauf erwähnt und erst dann die Schöpfung der sieben Firmamente. Diese beiden Aussagen bilden keinen Widerspruch. Hier wird nämlich gesagt, dass der Himmel bereits vor seiner Existenz in Form von sieben Firmamenten als Rauch, Dampf oder Nebel existierte. Aus einer parallelen Betrachtung relevanter Abschnitte aus dem Qur`an gewinne ich den Eindruck, dass Allah zuerst die Urmaterie erschuf, die noch ungeordnet war. Dieses Stadium heißt in der griechischen Kosmologie Chaos im Gegensatz zu Kosmos. Das nächste Stadium wäre dann eine Verdichtung der Urmaterie in Gase, Flüssigkeiten und feste Stoffen. Zu diesem Thema wird uns hier keine konkrete Information gegeben, es gehört in den Bereich der Physik. Bezüglich der Erde wird uns die Zahl von zwei "Entstehungstagen" angegeben; bezüglich des Himmels die von sechs. Wenn diese Stadien sich zeitlich überschneiden, bedeutet das, dass jedes uns auf der Erde bekannte Stadium halb so lang ist wie jedes Stadium im Himmel. Dies sind jedoch Fragen der Physik, Astronomie und Geologie, nicht Fragen der Religion. (Juusuf `Allii)

34. Die Materie des Himmels, die bereits geschaffen war. (Darjabaadi)

35. Es gehört zu unseren Vorstellungen, dass der Himmel vor der Erschaffung der Sterne etwas war, was als Nebel oder Rauch bezeichnet werden kann, also eine Art gasförmiger Stoff und Staub. Daraus wurden dann die Sterne geschaffen. (Qutb)

"aber ein Nebel stieg auf von der Erde und feuchtete alles Land" Genesis 2:6. (Darjabaadi)

Möglicherweise Wasserstoffgas, das die Physiker als Urstoff ansehen, aus dem alle anderen Elemente entstanden sind und noch entstehen. (Asad)

36. Dies verstehe ich dahingehend, dass Allah mit der Schöpfung der Himmel und der Erde nicht bezweckte, die beiden getrennt zu lassen, sondern sie sollten zusammen einen Teil des Sonnensystems bilden, wie es ja auch tatsächlich der Fall ist, und gemeinsam ihrer Flugbahn durch den Weltraum folgen. Alle von Allah geschaffene Materie gehorcht bereitwillig den für sie festgelegten Gesetzmäßigkeiten.

(Juusuf `Allii)

37. Wir unterwerfen uns Deiner Herrschaft. (Darjabaadi)

38. Ein erstaunlicher Hinweis auf die Unterordnung des ganzen Universums unter die Norm Allahs, in der die gesamte Existenz harmonisch mit ihrem Schöpfer verbunden ist. Eine Beziehung des vollständigen Gehorsams gegenüber dem Wort Göttes und Seiner Leitung. Es bleibt nur dieser Mensch, der, ob er will oder nicht, der Norm Allahs und der Gesetzmäßigkeit dieses Universums unterworfen ist, in dem er ein winziges Rad innerhalb der riesigen Räder des Universums bildet. Er ist allein der, der aus diesem Mechanismus ausscheren will, und so gerät er zwischen die Räder und bereitet sich seinen eigenen Untergang. Ausgenommen sind nur die aufrichtigen Diener Allahs, deren Wille, Neigungen und Ausrichtung mit der Norm Allahs im Einklang steht. Sie bewegen sich behutsam in Harmonie mit der gesamten Existenz. Kein Wunder, dass sie auf dieser Erde mit ihren Taten Wunder vollbringen, allein aufgrund der Tatsache, dass sie auf dem Weg Allahs ihre Kraft aus der Urkraft schöpfen. (Qutb)

In der freudigen Bereitschaft treuer Diener, nicht in trüber Resignation. (Darjabaadi)

Auf Allahs Aufforderung kamen sie ins Dasein. Dies ist eine Art Gleichnis, dessen Bedeutung in der Veranschaulichung Seiner Allmacht gegenüber allem ist, was Er will. (Asad)

Damit wird Allahs Schöpferkraft von menschlichem Vorgehen unterschieden. Während der Mensch sich erst mühsam hinsetzen und Werkzeug und Material zur Verfügung haben muss, braucht Allah nur Sein Gebot auszusprechen. (Mauduudi)

 

12. So vollendete39 Er sie als sieben Himmel40 in zwei Zeiten41, und jedem Himmel gab Er Sein Gebot ein42, und Wir schmückten den niedrigsten Himmel43 mit Leuchten44 und machten ihn sicher45. Das ist die Entscheidung des Allmächtigen46, den Allwissenden47.

39. "Er bestimmte" oder "Er vollendete": Das Wort "qadaa" قَضَا bedeutet beides. (Darjabaadi)

40. Eine Vielzahl kosmischer Systeme. Vergleiche auch Suura 2:29 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

41. Der Begriff "Tage", der hier "Jahrtausende" bedeuten kann, wird in den Fußnoten zu Suura 7:54 erläutert. Die "Tage" beziehen sich auf Stadien in der Entwicklung der physischen Natur. In der biblischen Kosmogenese (Genesis 1 und 2:1-7) ist das Schema allem Anschein nach buchstäblich verstanden worden.

"So wurden vollendet Himmel und Erde mit ihrem ganzen Heer. Und so vollendete Gott am siebenten Tage seine Werke, die er machte, und ruhte am siebenten Tage von allen seinen Werken, die er gemacht hatte. Und Gott segnete den siebenten Tag und heiligte ihn, weil er an ihm ruhte von allen seinen Werken, die Gott geschaffen und gemacht hatte.

So sind Himmel und Erde geworden, als sie geschaffen wurden. Es war zu der Zeit, da Gott der Herr Erde und Himmel machte. Und alle die Sträucher auf dem Felde waren noch nicht auf Erden, und all das Kraut auf dem Felde war noch nicht gewachsen; denn Gott der Herr hatte noch nicht regnen lassen auf Erden, und kein Mensch war da, der das Land bebaute; aber ein Nebel stieg auf von der Erde und feuchtete alles Land. Da machte Gott der Herr den Menschen aus Erde vom Acker und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen."

Unsere Vorstellung unterscheidet sich hiervon:

1. Allah ruht nicht und braucht nicht zu ruhen; vergleiche auch Suura 2:255;

2. Allahs Werk ist nicht beendet. Er handelt weiter. Vergleiche Suura 32:5 und 7:54;

3. In unserem System tritt der Mensch nicht zusammen mit den Landtieren auf, sondern viel später;

4. Nach unserer Vorstellung sind die Stadien nicht scharf voneinander unterschieden. Die sechs Stadien in der im Qur’an sind folgende:

1. Die Abtrennung unseres Planeten von kosmischer Materie;

2. seine Abkühlung und Verdichtung;

und

4. die Entstehung pflanzlichen und tierischen Lebens;

5. und

6. parallel dazu die Ausformung anderer Sternensysteme und unseres Sonnensystems. (Juusuf 'Allii)

Dies ergibt eine Summe von sechs Tagen. (Darjabaadi)

42. Jeder Sphäre wurden die Gesetzmäßigkeiten offenbart, die darin wirksam sein sollten, entsprechend Allahs Rechtleitung. (Qutb)

43. Den der Erde am nächsten gelegenen Himmel. (Darjabaadi)

44. Nämlich mit Sternen. (Darjabaadi)

45. Vergleiche Suura 15:17 und 37:6-9 sowie die entsprechenden Fußnoten. Der Übergang von der dritten Person ("Er vervollkommnte") zur ersten ("Wir schmückten") ist bemerkenswert. Der Schöpfungsakt ist eine unpersönliche Handlung. Das Ausschmücken und Bewachen ist eine persönliche Gnade Gottes für Seine Geschöpfe. (Juusuf `Allii)

46. Er kann alle Seine Entscheidungen verwirklichen. (Darjabaadi)

47. Er kennt die Bedürfnisse aller Wesen. (Darjabaadi)

48. Die arabischen Götzendiener. (Darjabaadi)

 

13. Wenn sie48 sich jedoch abwenden49 dann sprich: "Ich habe euch vor einem Unheil gewarnt50 einem Unheil gleich dem, das die `Aad und Samuud (traf)51."

49. Von der Einheit Gottes. (Darjabaadi)

Dies schließt an den ersten Satz von Aja 9 oben an. (Asad)

50. Vergleiche auch unten Aja 17. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 2:55 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

51. Vergleiche auch Suura 7:65-79 und 26:123-158 sowie die entsprechenden Fußnoten, wo die Geschichte dieser beiden alten Stämme ausführlich wiedergegeben ist. (Asad)

 

14. Als von allen Seiten52 ihre Gesandten zu ihnen kamen (und sie aufforderten): "Dienet niemandem außer Allah!", da antworteten sie: "Wenn unser Herr gewollt hätte53, dann hätte Er sicherlich Engel herabgesandt54. Darum verinnerlichen wir nicht den Imaan an das, womit ihr geschickt worden seid55."

52. "Von vor ihnen und hinter ihnen". von allen Seiten. Sie wurden von jedem Gesichtspunkt aus gewarnt. (Juusuf `Allii)

Indem sie sie an etwas erinnerten, was sie bereits kannten - nämlich das, was den Ungerechten früherer Generationen widerfahren ist - und sie vor dem warnten, was auch ihnen in der Zukunft geschehen musste, wenn sie auf ihrer ablehnenden Haltung gegenüber der Wahrheit beharrten. Der obige Satz (vergleiche auch Suura 2:255 und die entsprechenden Fußnoten) ist auch noch auf eine andere, direktere Weise zu verstehen: die Gesandten Gottes wiesen die Ungerechten auf das hin, was ihnen offensichtlich hätte sein sollen ("zwischen ihren Händen"), nämlich ihre völlig falsche Haltung in ihren weltlichen, gesellschaftlichen Angelegenheiten und ethischen Vorstellungen, und auf die Unvernunft in ihrer Ablehnung gegenüber etwas, das noch außerhalb ihres Wahrnehmungsbereiches lag ("hinter ihnen"), nämlich das Leben nach dem Tod und Allahs Gericht. (Asad)

53. Wenn Er überhaupt Gesandte hätte schicken wollen. (Darjabaadi)

54. Vergleiche Suura 15:7 und 6:8-9 und die entsprechenden Fußnoten. Die `Ad verfügten über mehr Macht und materielle Zivilisation als die Araber zur Zeit unseres Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm,. Aber je größer die materielle Zivilisation, um so größer die Arroganz. (Juusuf 'Allii)

Dies ist ein Einwand, mit dem jeder Gesandte irgendwann einmal konfrontiert wurde. Ein Gesandter Allahs kann Menschen nur dann Allahs Botschaft verkünden, wenn er selbst ein Mensch ist, so dass er sie kennt und sie ihn kennen. (Qutb)

55. Euren Auftrag überhaupt. (Juusuf `Allii)

Da ihr keine Engel, sondern Menschen seid, verinnerlichen wir nicht an das den Imaan, womit ihr gesandt seid. Letzteres ist nur sarkastisch gemeint; es bedeutet nicht, dass sie den Imaan verinnerlichen, die Propheten seien von Allah gesandt worden und lehnten dies nur ab. Vergleiche auch Pharaos Aussage in Suura 26:27. (Mauduudi)

 

15. Was nun die `Ad betrifft, so waren sie hochmütig auf Erden ohne jedes Recht56 und sprachen57: "Wer hat größere Macht als wir58?" Haben sie denn nicht gesehen, dass Allah, der sie erschaffen hat, größere Macht hat als sie59? Sie aber bestritten weiterhin Unsere Zeichen.

56. Wider alle Wahrheit und Vernunft: Vergleiche auch Suura 7:33. Sie schätzten ihre eigenen Kräfte höher ein als es die Tatsachen erlaubten, aber selbst wenn sie über all die Kraft verfügten, die sie sich anmaßten, wie könnten sie vor Allah bestehen?

(Juusuf `Allii)

57. Als Entgegnung auf die Warnungen der Propheten. (Darjabaadi)

58. Dies ist eine Selbsttäuschung, die zu Ungerechtigkeit und Unterdrückung führt. (Qutb)

59. Schließlich hat Er ihnen doch ihre Kraft und ihre Fähigkeiten gegeben. Aber daran denken die Ungerechten nicht. (Qutb)

 

16. Darum schickten Wir einen rasenden Wind gegen sie60, (mehrere) furchtbare Tage lang, damit Wir sie die Strafe der Schande im diesseitigen Leben spüren ließen61. Und die Strafe des Jenseits ist schändlicher, und ihnen wird nicht geholfen.

60. Vergleiche auch Suura 21:123-140 und 7:65-72 sowie die entsprechenden Fußnoten, wo die Geschichte vom Verhalten der `Ad gegenüber ihrem Propheten Huud, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ausführlich wiedergegeben wird. In Suura 54:19 und den entsprechenden Fußnoten wird dieser Sturmwind näher erläutert. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 69:6-8 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

61. Diese Strafe war die Antwort auf ihre Arroganz und ihren Hochmut, durch die sie sich Macht im Lande angemaßt hatten ohne jedes Recht und sich für das mächtigste Volk der Erde hielten. Allah demütigte sie und vernichtete den größten Teil ihrer Bevölkerung zusammen mit ihrer Kultur. (Mauduudi)

 

17. Was nun die Samuud betrifft62, so leiteten Wir sie recht63. Sie aber zogen dem rechten Weg die Blindheit vor, darum ergriff sie das Unheil einer erniedrigenden Strafe64 um dessentwillen, was sie begangen hatten,

62. Die Geschichte der Samuud wird gewöhnlich zusammen mit der der `Ad erzählt. Vergleiche auch Suura 26:140-150 und 7:7379 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

63. Allah zeigte ihnen den Weg durch Seinen Gesandten. (Darjabaadi)

64. "Die erniedrigende (oder lähmende) Strafe": betäubender Lärm wie vom Donner oder von einem Erdbeben. Vergleiche auch Suura 7:78 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

 

18. Und Wir retteten diejenigen, die den Imaan verinnerlichten und mutaqi waren65.

65. Die Gutes taten. (Juusuf `Allii)

 

Abschnitt 3

19. An dem Tag, an dem Allahs Feinde am Feuer versammelt werden, werden sie in Gruppen eingeteilt66,

66. Dies soll eine weitere Demütigung ausdrücken, denn sie sind wie Gefangene, die in den Kerker gebracht werden. (Juusuf `Allii)

Entsprechend ihrer Vergehen eingeordnet. (Darjabaadi)

 

20. Bis, wenn sie es67 erreichen, ihre Ohren und ihre Augen und ihre Haut Zeugnis gegen sie ablegen von dem, was sie zu tun pflegten68.

67. Es oder Ihn: Allahs Richterstuhl; die Nähe der Hölle. (Darjabaadi)

68. Alle Glieder ihres Körpers und alle Fähigkeiten ihres Geistes, die sie missbraucht haben, sagen als Zeugen gegen sie aus. Ähnlicherweise wird in Suura 36:65 gesagt, dass ihre Hände und Füße Zeugnis gegen sie ablegen. Die Haut schließt nicht nur den Tastsinn ein (der oft im Zusammenhang mit Sexualität missbraucht wird), sondern auch den Geschmacks- und Geruchssinn, die auf besondere Arten der Berührung spezialisiert sind. Alle Sinnesorgane und die intellektuellen und emotionalen Gegenstücke ermöglichen uns ein Fortschreiten, wenn wir sie richtig nutzen, ziehen uns jedoch herab, wenn wir sie missbrauchen. Sie sprechen legen uns, wenn sie missbraucht werden. (Juusuf `Allii)

 

21. Sie werden zu ihrer Haut sprechen69: "Warum legst du Zeugnis gegen uns ab?" Sie wird antworten70: "Allah hat mir Sprache gegeben, Er, der jedem Ding Sprache gegeben hat71. Er hat euch zum erstenmal erschaffen, und zu Ihm wurdet ihr zurückgebracht.

69. Hier beginnt eine neue Phase ihrer Existenz. Gewöhnlich waren sie davon ausgegangen, dass ihnen nichts geschehen könnte, wenn sie nur ihre bösen Handlungen vor der übrigen Welt verbergen würden. Allah kann jedoch "toten" Dingen Sprache verleihen, und jede Tatsache im Leben, sei sie bekannt oder unbekannt, trägt zur Wahrheitsfindung und zu einem gerechten Urteil bei. Die "Sprache" ihrer Glieder und Sinne ist natürlich im übertragenen Sinne zu verstehen. Wenn wir dem Bösen nachgeben, lassen uns unsere Glieder und Fähigkeiten im Stich. (Juusuf `Allii)

Sie sind verwirrt und sprachlos über diese Selbstoffenbarung. (Darjabaadi)

70. Er hat alle Sprachen entstehen lassen, und Er bestimmt, was Er entstehen lässt und auf welche Weise. An diesem Tag lässt Er alle Dinge sprechen, denn es ist der Tag, an dem alle Sachverhalte ausgesprochen und erklärt werden. (Qutb)

71. Dies hatten sie mit ihrem Bewusstsein abgelehnt, aber ihre eigene Haut bringt es ihnen wieder nahe. (Qutb)

 

22. Ihr habt (eure Vergehen) nicht so geheim gehalten72 dass eure, Ohren und eure Augen und eure Haut nicht Zeugnis gegen euch ablegen könnten73, sondern meintet, Allah wüsste nicht viel von dem, was ihr tatet74.

72. Die Glieder und Fähigkeiten werden sagen: "Ihr habt nicht versucht, euer Böses vor uns zu verbergen. In der Tat habt ihr uns sogar dazu missbraucht, weil wir in eurer Gewalt waren. Habt ihr nicht daran gedacht, dass Allah alles weiß, und dass euer eigenes Wissen ein Beweismittel gegen euch ist?" (Juusuf `Allii)

73. Ihr konntet eure Vergehen nicht vor euren eigenen Gliedern geheim halten und euch nicht vorstellen, dass sie gegen euch als Zeugen aussagen könnten. (Darjabaadi)

Nicht nur gegen den Menschen wird ausgesagt, sondern auch zu seinen Gunsten. So sagte beispielsweise unser Prophet Muchammad - Friede sei mit ihm l dass der Qur'an Zeugnis für diejenigen ablegt, die ihn lesen und studieren. (Anm. d. Übers.)

74. Diese Vermutungen und Spekulationen haben euch schließlich ins Unheil gestürzt. Vergleiche auch den nächsten Aja. (Qutb)

 

23. Und das, was ihr bezüglich eures Herrn annahmt, hat euch zu Fall gebracht75. So fandet ihr euch unter den Verlierern wieder76."

75. Jetzt seht ihr selbst eure Lage. Wir sind euch gegeben worden, damit wir euch dienen und ihr Nutzen von uns habt: Ihr aber habt uns missbraucht, und zwar zu eurem eigenen unvermeidlichen Untergang. (Juusuf `Allii)

76. Hasan Basrii hat diesen Aja folgendermaßen erklärt: „Die Haltung und das Verhalten jedes Menschen wird durch die Gedanken und Vorstellungen bestimmt, die er von seinem Gott hat. Das Verhalten eines rechtschaffenen Mu'mins ist richtig, weil seine Vorstellung von seinem Herrn richtig ist, und das Verhalten eines Heuchlers oder eines Ungerechten ist falsch, weil seine Vorstellung von seinem Herrn falsch ist." Dasselbe sagt auch der unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, auf folgende Weise: „Euer Herr spricht.' Ich bin bei den Gedanken und Vorstellungen, die Mein Diener von Mir hat."' (Mauduudi)

 

24. Selbst wenn sie nun Geduld zeigen77, so ist doch das Feuer ihr Aufenthaltsort78, und wenn sie auch um Milde bitten, so wird ihnen doch keine Milde zuteil79.

77. "Wenn sie Geduld haben": das ist sarkastisch ausgedrückt. "Sie brauchen nicht ungeduldig zu werden, denn sie werden bald eine Bleibe im Feuer finden. Wenn sie dann um Vergebung bitten, ist es zu spät." (Juusuf `Allii)

Welch eine Ironie: hier ist die Geduld mit der Strafe des Feuers das Ergebnis ihrer bösen ungerechten Taten, und nicht (wie sonst) eine Tugend des Diesseits, die mit der Erlösung und der Belohnung endet. (Qutb)

78. Ihre Resignation bringt ihnen keine Erleichterung. (Darjabaadi)

Solange Allah sie nicht rettet. Vergleiche auch Suura 6:128 und 40:12 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

79. Wenn sie Allah um Gnade bitten, wird ihre Bitte nicht erhört, und wenn sie Allah um eine neue Chance in dieser Welt bitten, so wird diese ihnen doch nicht gewährt, denn Allah weiß, dass sie in jedem Fall zu dem zurückkehren würden, was ihnen verboten ist. (Darjabaadi)

Vergleiche auch Suura 6:27-28 und 32:12 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

25. Wir bestimmten Gefährten für sie80 die ihnen als gut erscheinen ließen, was vor und was hinter ihnen lag81. So wurde der Spruch fällig gegen sie, zusammen mit den Scharen von Dschinn82 und Menschen, die vor ihnen dahingefahren waren. Sie waren fürwahr Verlierer83.

80. So wie der Gedanke der himmlischen Glückseligkeit nicht nur in individueller Zufriedenheit zum Ausdruck kommt, sondern in Gemeinsamkeit, so wird auch der Gedanke der Strafe durch die Tatsache vertieft, dass Böses mit Bösem zusammentreffen muss. Diejenigen, die in diesem Leben dem Bösen einen angenehmen Anschein verliehen, teilen nun das Bedauern und die gegenseitigen Vorwürfe miteinander, die das Leben zu einer Last machen. In der Tat ziehen sich diese haa-mim-Ajas mit dem Gedanken passender Gefährten für die Guten und unerträglicher für die Bösen wie ein roter Faden durch den Text. Vergleiche auch die Einführung zu Suura 40. (Juusuf `Allii)

"Seelengefährten" oder auch "ihre (eigenen bösen Impulse als) zweites Ich". Vergleiche auch Suura 4:38 und 43:36 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Das ist ein Hinweis darauf, dass sie auch in ihrer Entgleisung und ihrem Hochmut nicht aus der Macht Allahs ausbrechen können. Sich selber, ihrer Ablehnung und Widersetzlichkeit verdanken sie den Misserfolg und die Strafe. Denn Allah teilte ihnen Gefährten zu, die sie trieben, wohin sie wollten, indem sie ihnen ihre Missetaten als wohlgefällig erscheinen ließen. Das Schlimmste was Menschen widerfahren kann, ist dass sie das Gleichgewicht und die Vernunft verlieren, indem sie das Böse als gut und das Gute als böse empfinden. Auf Betreiben ihrer Gefährten entstellen sie die Wahrheiten des Qur'an und bekämpfen ihn. (Qutb)

81. Sie stellten die Vorteile und Annehmlichkeiten unmoralischen Verhaltens in den leuchtendsten Farben dar, für die Gegenwart ebenso wie für die Zukunft, womit sie einen doppelten Betrug begingen, der jetzt aufgedeckt wird. (Juusuf `Allii)

Ihre eigenen bösen Regungen (die zu ihrem zweiten Ich geworden waren) lockten sie mit unbegrenzten Annehmlichkeiten ohne jegliche moralische Bedenken und veranlassten sie gleichzeitig, jeden Gedanken an eine Auferstehung und an Allahs Gericht als illusorisch abzutun. (Asad)

Sie versicherten ihnen, dass ihre Vergangenheit und ihre Zukunft viel versprechend sein würde; sie ließen Böses von allen Seiten her als attraktiv erscheinen; sie suggerierten ihnen, ihre Kritiker seien unvernünftig, weil sie doch eigentlich gar nichts Neues oder Merkwürdiges täten, denn jeder, der in der Welt zuvor Erfolg gehabt habe, habe ihn auf dieselbe Weise errungen. (Mauduudi)

82. Dschinn: siehe auch Suura 6:100 und die entsprechenden Fußnoten. Alle Geister der Bosheit und alle Menschen, die sich ihnen unterordneten, verfallen demselben Urteil, und auch zukünftige Generationen, die sich für das Böse entschieden haben, schließen sich ihnen an. Vergleiche auch Suura 6:128. (Juusuf `Allii)

83. Das hier vorliegende Echo von Aja 23 oben vervollständigt den Gedankengang von einem anderen Gesichtspunkt her. (Juusuf `Allii)

 

Abschnitt 4

26. Die Kaafirs sprechen84: „Hört nicht auf diesen Qur'an85, sondern sprecht so laut86 dass ihr ihn übertönt87.

84. Das folgende sagten tatsächlich die Führer der Quraisch selbst und beeinflussten damit ihre Gesellschaft, denn sie wollten die Wirkung des Qur'an unterbinden. Sie brachten ihre Befürchtung zum Ausdruck, der Qur'an würde "die Vernunft überwältigen" und "Unruhe stiften" und der Qur'an wirke, wie sie richtig sagten, tatsächlich wie ein Zauber: er überwältigte sie und sprach ihre Vernunft an. Auf diese Weise brachte er Unordnung in ihr gewohntes Leben. Er trennte Eltern von ihren Kindern und den Mann von seiner Frau. Aber diese Trennung war in Wirklichkeit ... Allahs. Und der Qur'an Allahs Unterscheidung zwischen Imaan und Kufr, Rechtleitung und Irrtum. (Qutb)

85. Diejenigen, die die Offenbarung herabwürdigen wollen, hören nicht nur selbst nicht darauf, sondern fangen an laut zu sprechen, wenn sie vorgetragen wird, so dass auch aufrichtige Zuhörer nicht in der Lage sind, sich zu konzentrieren. Sie glauben, sie könnten damit Allahs Stimme zum Schweigen bringen, in der Tat tragen sie aber nur zur Vermehrung ihres -zukünftigen Elends bei. Allahs Stimme kann nämlich nicht zum Schweigen gebracht werden. (Juusuf `Allii)

86. So dass die Rezitation vor Gespött und Gelächter nicht mehr zu hören ist. (Darjabaadi)

87. Dies ist eine Anspielung auf Bestrebungen, die den Qur'an als von Muchammad für seine eigenen politischen und persönlichen Ziele "erfunden" abtun wollen, als eine Serie "missverstandener Zitate" aus früheren heiligen Schriften, als "Halluzinationen" und so weiter. Dies alles deutet darauf hin, dass die Gegner des Qur'an instinktiv seine Kraft spüren und gleichzeitig feststellen müssen, dass er ihren egozentrischen, materialistischen Lebensanschauungen im Weg steht und daher bekämpft werden müsse. Dies erklärt die Aussage am Ende von Vers 28 unten, dass sie bewusst Allahs Botschaft ablehnen. (Asad)

 

27. Wir jedoch werden diejenigen, die kaafir sind, eine strenge Strafe kosten lassen, und Wir werden das Schlimmste vergelten von dem, was sie zu tun pflegten88.

88. Nichts von dem, was sie tun können, und sei es auch noch so empörend, entgeht der gerechten Strafe. Allahs Zeichen zurückzuweisen bedeutet, sich selbst den Zugang zu Allahs Gnade zu verschließen. (Juusuf `Allii)

 

28. Das ist die Vergeltung für Allahs Feinde: das Feuer. Für sie ist darin eine dauerhafte Wohnstatt bestimmt, eine Vergeltung dafür, dass sie von Unseren Zeichen nichts wissen wollten89.

89. Vergleiche hierzu auch Suura 29:47 und die entsprechenden Fußnoten, wo das Wort "dschahada" näher erläutert wird. (Asad)

 

29. Diejenigen, die kaafir sind, werden sagen90: "Unser Herr, zeige uns doch die von den Dschinn und Menschen, die uns irregeführt haben91. Wir wollen sie mit Füßen treten, so dass sie zu den Niedrigsten gehören92. "

90. Wenn sie sich in der Hölle befinden. (Darjabaadi)

91. Zu den Eigenschaften des Bösen gehört auch die, dass es immer versucht, andere ins eigene Lager zu ziehen und über ihre Demütigungen Schadenfreude zu empfinden, so wie auch im umgekehrten Falle sich die Guten freuen, anderen helfen und sie ehren und glücklich machen zu dürfen. Vergleiche auch Suura 6:112-113. (Juusuf `Allii)

Damit wir uns rächen können. (Darjabaadi)

92. Vergleiche Suura 7:38 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

In der Welt waren jene Leute Mitläufer ihrer Diin und politischen Führer und anderer Betrüger gewesen, jetzt aber möchten sie sie in ihre Gewalt bekommen, um sie zu demütigen. (Mauduudi)

 

30. Wahrlich, diejenigen, die sprechen93: "Unser Herr ist Allah," und dann standhaft sind94, zu denen steigen die Engel hernieder95 (und sprechen): „Fürchtet euch nicht und seid nicht traurig, und freut euch des Paradieses, das euch versprochen wurde96.

93. Nachdem die Kaafirs vor den Folgen ihres Widerstandes gegen die Wahrheit gewarnt worden sind, werden jetzt die Mu'mins und unser Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, angesprochen. (Mauduudi) 

94. Diejenigen, die im zukünftigen Leben erfolgreich sind, sind diejenigen, die die einzige Realität, nämlich Allah, erkennen und begreifen und außerdem ihr vergängliches Leben konsequent nach den Grundsätzen der Wahrheit ausrichten. Sie werden die guten Engel als Freunde und Beschützer haben, im Gegensatz zu den Bösen, die keine Freundschaft und keinen Schutz haben und nur den Vorwürfen der Bösen ausgeliefert sind. (Juusuf `Allii)

Die Verwirklichung der Aussage "Allah ist unser Herr" beschränkt sich nicht auf Vorstellungen und Gewissen, sondern äußert sich in Geduld und Standhaftigkeit in schweren Zeiten. (Qutb)

95. Besonders in ihrer Todesstunde, um sie zu trösten. (Darjabaadi)

Es ist nicht unbedingt der Fall, dass die Engel für die Mu'mins sichtbar oder ihre Worte hörbar sind. Obgleich Allah auch zu auserwählten Dienern ganz offen Engel schickt, geschieht dies gewöhnlich auf nicht wahrnehmbare Weise, besonders bei Mu'mins, die in schweren Zeiten von den Feinden der Wahrheit verfolgt werden. Ihre Stimme dringt dann tief in die Herzen der betreffenden Menschen ein und bringt Ruhe und Frieden. Dies ist viel mehr als eine bloße Regung des Trommelfells. Einige Kommentatoren haben diese Aussage nur auf den Augenblick des Todes oder der Auferstehung bezogen, aber in Anbetracht der Offenbarungszeit dieses Ajas ist zu bezweifeln, dass dies gemeint ist. Es geht vielmehr darum, dass die Mu'mins in diesem Leben getröstet und gestärkt werden sollen. (Mauduudi)

96. Dies sind sehr kurzgefaßte Worte. die einen neuen Trost für die Mu'mins in diesem Leben beinhalten: "Wie stark auch immer die Kräfte der Unwahrheit sein mögen, ihr solltet sie nicht fürchten, und was für Schwierigkeiten ihr auch immer aufgrund eurer Liebe zur Wahrheit erleidet. ihr solltet deswegen nicht traurig sein, denn auf euch warten solche Dinge, gegen die jeder Segen in dieser Welt bedeutungslos ist." (Mauduudi)

 

31. Wir97 sind eure Beschützer98 im Diesseits und im Jenseits; darin werdet ihr alles haben, was eure Seele begehrt99, und darin werdet ihr alles haben, wonach ihr verlangt.

97. Dir Engel. (Darjabaadi)

98. "Freunde" oder "Beschützer": ein Schlüsselwort in den haa-mim-Suuras. Vergleiche auch oben Aja 25 und unten Aja  34 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Psalm 34:7-8. (Darjabaadi)

99. Ihre Wünsche sind dann so gereinigt, dass ein Wunsch, der Ausdruck dieses Wunsches und seine Erfüllung für sie praktisch synonym sind, denn sie befinden sich dann in völliger Übereinstimmung mit der wahren und einzigen Realität.

(Juusuf `Allii)

 

32. Eine Gabe von einem Allverzeihenden, Barmherzigen100. "

100. Vergleiche Suura 3:198 und die entsprechenden Fußnoten. Durch Allahs unendliche Gnade und Vergebung befinden sie sich jetzt in der Situation von Gästen bei einem großzügigen Gastgeber und erhalten Geschenke aller Art, die ihre Verdienste bei weitem übersteigen. (Juusuf `Allii)

 

Abschnitt 5

33. Wessen Rede101 ist besser als die desjenigen, der zu Allah ruft102 und gute Werke tut und spricht: „Ich gehöre fürwahr zu den Muslimen?"

101. "Besser in der Redeweise": jemand, der bessere Ratschläge hat oder auf den man eher hören sollte. Dass seine Worte die höchsten Werte menschlicher Sprache erreichen, macht sich durch drei Tatsachen bemerkbar:

1. dass er alle zu Allahs Wahrheit aufruft, wobei er erkennen lässt, dass er nicht egozentrisch denkt;

2. jede seiner Handlungen ist rechtschaffen, woraus erkennbar wird, dass es zwischen seiner Rede und seinem Verhalten keine Widersprüche gibt; und

3. er unterstellt sich völlig Allahs Willen wodurch er sich ganz und gar als eine Verkörperung des Islam erweist. Welch eine schöne Beschreibung des Propheten Muhammad - Friede sei mit ihm! (Juusuf `Allii)

102. Der Aufruf zu Allah ist das beste Wort, das auf der Erde gesprochen wird; es wird jedoch erst durch rechtschaffenes Handeln vollkommen, das diese Rede bestätigt, sowie durch aufrichtige Hingabe an Allah. (Qutb)

Um dir volle Bedeutung dieser Worte verstehen zu können, müssen wir uns vor Augen halten, unter welchen Umständen sie gesagt wurden. Jeder, der sich damals als Muslim zu erkennen gab, trat damit sozusagen in ein Wespennest. In dieser Umgebung wird ihm gesagt: "Den Imaan zu verinnerlichen und Gutes tun ist gut und wertvoll, aber am wertvollsten ist es, wenn jemand für den Islam einsteht und ohne Furcht vor den Folgen andere zu Allahs Weg aufruft und sich währenddessen in Charakter und Verhalten so rein hält, dass niemand seinetwegen einen Grund zur Kritik am Islam und an den Muslimen findet." (Mauduudi)

 

34. Gut und Böse sind nicht gleich103. Wehre (das Böse) mit dem ab, was besser ist104, und schon wird der, zwischen dem und dir Feindschaft herrschte, wie ein guter Freund105 werden.

103. In ihren Auswirkungen, oder vor Allah. (Darjabaadi)

104 Die standhafte Erfüllung von Pflichten und islamischen Aufgaben auf dem Weg der Verkündung Allahs trotz ständiger Konfrontation mit menschlicher Unwissenheit, Egoismus und falschem Stolz auf alte Gewohnheiten, ist wahrlich schwer. Aber es ist eine großartige Sache. Das Wort der Verkündung ist in diesem Fall das edelste Wort auf Erden. Es steigt zum Himmel empor - selbstverständlich mit den entsprechenden guten Taten, die dieses Wort bestätigen. Schikanen, Verleumdung und Beschimpfungen seitens der Widersacher werden dem Verkünder dann nichts anhaben. Er begegnet ihnen mit guten Werken. (Qutb)

Man vergilt nicht Böses mit Gutem, denn die beiden sind weder gleich noch vergleichbar. Man wehrt vielmehr Böses mit Gutem ab oder zerstört es mit etwas, das weit besser ist, ebenso wie das Gegengift weit besser als das Gift ist. Hass wird durch Liebe vereitelt. Unwissenheit wird durch Wissen abgewehrt, Unvernunft und Bosheit mit der freundlichen Botschaft der Offenbarung. Wenn sich jemand in der Knechtschaft des Bösen befindet, wird er nicht nur daraus befreit, sondern wird zum besten Freund und Helfer in Allahs Sache. So wirkt Allahs Wort. Vergleiche auch Suura 23:96 und 28:54 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Damit ist der Leser angesprochen. (Darjabaadi)

Vergleiche auch Suura 13:22 und die entsprechenden Fußnoten: Dieses Gebot bezieht sich hier in erster Linie auf feindselige Kritik am Qur`an. Der gesamte Abschnitt (Ajas 33ff) schließt oben an Aja 26 an. (Asad)

105. Haa-mim: das Schlüsselwort der haa-mim-Suuras. Vergleiche auch oben Fußnote 98 und die Einführung zu Suura 40. (Juusuf `Allii)

Man soll dem Bösen nicht nur mit Gutem Widerstand leisten, sondern mit Besserem. Wenn du also beispielsweise von jemandem schlecht behandelt wirst und vergibst ihm, dann ist dies gut. Besser ist es jedoch, denjenigen, der dich schlecht behandelt, mit Freundlichkeit und Liebe zu behandeln. Auf diese Weise wird dein schlimmster Feind zu deinem engsten Freund, denn dies entspricht der menschlichen Natur. Wenn du Vorwürfen gegenüber einfach nur schweigst, dann ist es gut, bringt aber den Betreffenden nicht zum Schweigen. Wenn du aber auf seine Vorwürfe mit guten Wünschen antwortest, dann wird sich selbst der unverschämteste Gegner beschämt fühlen und nicht mehr in der Lage sein, seine Schmähungen fortzusetzen. Wenn jemand keine Gelegenheit auslässt, dir zu schaden, und du tolerierst einfach sein Verhalten, so kann dies dazu führen, dass er noch dreister wird. Wenn er jedoch irgendwann in Schwierigkeiten gerät und du kommst ihm zu Hilfe, dann hast du ihn überwunden, denn keine Bosheit kann dem Guten standhalten. Es wäre jedoch falsch, dies als einen allgemeinen Grundsatz in dem Sinne zu verstehen, dass jeder Feind auf diese Weise zum Freund werden muss. Es gibt in der Welt auch so feindselig gesinnte Menschen, dass sie sich nicht ändern, gleichgültig, wie oft du ihnen vergibst und ihnen Güte erweist. Diese sind allerdings sehr selten. (Mauduudi)

 

35. Das106 wird aber nur denen gegeben, die geduldig sind107; niemandem wird es gegeben als dem Besitzer innerer Größe108.

106. Der im letzen Aja erwähnte moralische Standard kann nur erreicht werden, wenn man äußerste Geduld und Selbstbeherrschung übt. Menschliche Schwächen aller Art, Pseudoratschläge und falsche Vorstellungen von Selbstrespekt schleichen sich ein; man sollte ihnen jedoch widerstehen als Suggestionen des Bösen (siehe auch den nächsten Aja). Wer diesem hohen Standard näher kommen kann, gehört in der Tat im geistigen Sinne zu den Glücklichen, denn Allahs Offenbarung hat ihn groß und frei gemacht. (Juusuf `Allii)
 

107. Die Geduld und Selbstbeherrschung üben. (Darjabaadi)

Obgleich dieses Rezept (siehe oben Aja 34) sehr effektiv ist, ist es nicht leicht anzuwenden. Es erfordert Willenskraft, Mut, Ausdauer und vollständige Kontrolle über sich selbst. Ein Mensch kann gelegentlich spontan mit Gutem auf Böses reagieren, und daran ist nichts Außergewöhnliches. Wenn sich aber jemand jahrelang für die Sache der Wahrheit einsetzt und denen ausgesetzt ist, die keine moralischen Grenzen kennen und von ihrer Macht berauscht sind, dann erfordert es außerordentliche Tapferkeit, auch dann noch Böses mit Besserem abzuwehren, ohne jemals die Selbstbeherrschung zu verlieren. Dies kann nur von jemandem erreicht werden, der mit kühlem Kopf für die Sache der Wahrheit arbeitet, der sein Ich der Vernunft untergeordnet hat und in dem Gutes und Rechtschaffenes so tief verwurzelt sind, dass er nicht durch die Machenschaften seiner Gegner aus dem Gleichgewicht gebracht werden kann. (Mauduudi)

108. Dies ist ein Naturgesetz. Nur ein auf einer sehr hohen Stufe befindlicher Mensch besitzt diese Eigenschaften und kann von keiner Macht der Welt daran gehindert werden, sein Ziel zu erreichen. Es ist unmöglich, dass niedriggesinnte Menschen ihn mit ihren üblen Machenschaften hindern können. (Mauduudi)

 

36. Und wenn der Teufel109 dir Schlechtes einflüstert110, dann suche Zuflucht bei Allah. Er ist fürwahr der Allhörende, der Allwissende111.

109. Das Wort "nasara" نَزْغ enthält die Vorstellung von Zwietracht, Verleumdung, Disharmonie sowie die entsprechenden Regungen im menschlichen Inneren. Sie können nur vom Bösen stammen, und wir sollen ihnen mit Allahs Hilfe Widerstand leisten. Vergleiche auch oben Fußnote 106. (Juusuf `Allii)

Ein Gefühl des Zorns oder der Rache. (Darjabaadi)

110. Im Augenblick größter Provokation. (Darjabaadi)

Allah ist der Schöpfer der Menschenherzen und kennt alle ihre Regungen. Er weiss auch, von woher das Böse seinen Einfluss nimmt. Deswegen wird hier derjenige, der andere Menschen zu Allah aufruft, aufgefordert, immer wieder bei Allah seine Zuflucht zu suchen. (Qutb)

Schaytaan missfällt es, wenn er sieht, dass im Kampf zwischen Wahrheit und Trug dem Bösen Gutes entgegengesetzt wird. Er möchte darum diejenigen, die sich für die Wahrheit einsetzen, und vor allem ihre Führer provozieren, solche Fehler zu machen, dass die anderen Menschen mit Recht sagen können, dass Böses nicht nur von einer Seite ausgeht. Darum wird hier gesagt, dass wir uns vor Schaytaans Täuschungen hüten sollen. Immer, wenn wir eine solche Provokation spüren, sollten wir nicht der Selbsttäuschung verfallen, wir hätten uns selbst fest im Griff und seien dagegen immun. Stattdessen sollten wir bei Allah unsere Zuflucht nehmen, denn nur mit Allahs Hilfe kann der Mensch sich vor Fehlern schützen. (Mauduudi)

111. Er allein sieht, was in den Herzen der Menschen ist, und Er allein versteht die tiefsten Absichten derer, die den Qur`an feindselig kritisieren, auch wenn sie ihnen selbst gar nicht bewusst sind. Vergleiche auch Suura 7:199-200 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Wenn der Mu'min im Sturm der Opposition bei Allah Zuflucht gesucht hat, bringt diese Überzeugung Geduld, Ruhe und Frieden in sein Herz. Daraufhin legt er die Angelegenheit in Allahs Hand und ist zufrieden. (Mauduudi)

 

37. Unter Seinen Zeichen112 sind die Nacht und der Tag113 und die Sonne114 und der Mond115 werft euch weder vor der Sonne noch vor dem Mond (anbetend) nieder, sondern werft euch nieder vor Allah, der sie erschaffen hat, wenn es Er ist, dem ihr dient116.

112. Zeichen Seiner Allmacht. (Darjabaadi)

Das sind Naturphänomene, die alle Menschen sehen, Wissenschaftler und einfache Menschen. Mit diesen Zeichen Allahs sind die Menschen in ihrer Existenz von Natur aus verbunden. Ohne wissenschaftliche Analyse bezeichnet der Qur`an sie daher als Geschöpfe Allahs, so wie die Menschen. Sie gehorchen dem Plan Allahs und die Menschen sollten sie als Beispiel nehmen und Allah allein gehorchen. (Qutb)

Nacht und Tag sind Gegensätze. Dennoch können durch Allahs wunderbares Wirken beide dem Zweck des Guten für den Menschen dienen, denn die Nacht kann Ruhe spenden, während der Tag die Aktivitäten fördert. Ähnlicherweise ergänzen sich Sonne und Mond. So können auch in moralischen und geistigen Angelegenheiten Gegensätze durch Allahs Wirken dazu kommen, den Zielen des Guten zu dienen. Sie sind nur Instrumente: Allah ist die Ursache. Verehre Allah und nicht die Dinge, die Er erschaffen hat. Nutze die Dinge, die Er erschaffen hat, aber verehre sie nicht. (Juusuf `Allii)

Einfache Menschen sollen hier die Wahrheit in wenigen einfachen Sätzen verstehen. (Mauduudi)

113. Diese Zeichen sind für jeden Menschen deutlich sichtbar, für den Wissenschaftler ebenso wie für den Ungebildeten. Sie lösen im Herzen der Menschen Verwunderung und Erstaunen aus, denn es gibt eine eindeutige Entsprechung zwischen den in diesen Himmelskörpern sichtbaren Zeichen Allahs und dem menschlichen Inneren. (Qutb)

Sie sind nicht Gegenstände der Macht Allahs, so dass man sie anbeten sollte in der Annahme, Allah manifestiere sich in ihrer Form, 'sondern sie sind Zeichen Allahs, durch deren Beobachtung und Nachdenken darüber wir die Wirklichkeit des Universums und sein System begreifen und erfahren können, dass die Lehre von Gottes Einheit, die die Propheten verkündet haben, die Wahrheit ist. (Mauduudi)

114. Eine der bekanntesten und verbreitetsten "Naturgottheiten". Fast alle Völker haben zu irgendeinem Zeitpunkt in der Geschichte die Sonne verehrt. (Darjabaadi)

115. Der "Mondgott" oder die "Mondgöttin" kennzeichnet die Festtage verschiedener Völker. Es ist nicht ungewöhnlich, dass der Mond einen höheren Rang einnahm als die Sonne, möglicherweise aus astronomischen Gründen. Sonne und Mond werden manchmal auch als Bruder und Schwester beziehungsweise als Mann und Frau betrachtet. (Darjabaadi)

116. Dies schließt nach "Raasi" an Aja 33 oben an. Allah ist die einzige Ursache und Quelle alles Existierenden; und alles, was existiert, ist nur ein Zeichen Seiner wunderbaren Macht. Es ist daher eine Gotteslästerung - abgesehen davon, dass es unvernünftig ist - geschaffenen Dingen wirkliche Macht zuzuschreiben (das ist in diesem Zusammenhang die Bedeutung von "anbeten" oder "verehren"), sei es ein konkretes Phänomen, eine abstrakte Naturgewalt, eine Verkettung von Umständen oder nur eine Idee. (Asad)

Wenn ihr wirklich Allah dient, braucht ihr keine von diesen "Zwischenstationen" oder Mittlern. Warum betet ihr Ihn dann nicht direkt an? (Mauduudi)

 

38. Wenn jene auch hochmütig sind117, so preisen Ihn doch Tag und Nacht, die bei deinem Herrn sind118, und sie werden dessen nicht überdrüssig119.

117. "Wenn sie Hochmut zeigen": wenn sie es für unter ihrer Würde halten, dir zuzuhören, und in ihrer Unwissenheit beharren. (Mauduudi)

Es schadet Allah auf keine Weise, wenn der Mensch gegen Ihn rebelliert. Es ist nur zum Nachteil des Menschen selbst. Allahs Lob wird Tag und Nacht von Engeln und von Menschen verkündet, die das Privileg haben, in Seiner Gegenwart zu sein. Für sie ist es eine Freude und Ehre, sich im Licht von Wahrheit und Glück zu befinden.

(Juusuf `Allii)

118. Dies sind die Engel, die erhabene Wesen sind und sich in Allahs Nähe aufhalten. Sie sind deswegen jedoch nicht hochmütig wie die irrenden Menschenkinder und haben trotz ihres hohen Ranges keinerlei Eigendünkel. (Qutb)

 

39. Unter Seinen Zeichen ist auch dies120, dass du die Erde leblos siehst. Wenn Wir dann Wasser auf sie niedersenden, gerät sie in Bewegung und schwillt121. Er, der sie belebt, wird auch die Toten wiederbeleben122, denn Er hat Macht über alle Dinge.

119. Sie lassen nicht nach in ihrem Gebet und ihrer Verehrung. (Darjabaadi)

Weder ermüden sie, noch fühlen sie sich darüber erhaben. (Juusuf `Allii)

Nach der Rezitation des arabischen Textes folgt hier eine Niederwerfung, wenn auch Meinungsverschiedenheiten darüber bestehen, Ob die Niederwerfung hier oder nach Aja 37 geboten ist. (Mauduudi)

120. Das Böse macht aus den Menschenseelen das, was eine Trockenheit aus dem Land macht: es tötet Leben, Schönheit und Fruchtbarkeit. In der geistigen Welt hat Allahs Wort dieselbe wunderbare Wirkung wie der Regen auf dem Trockenen Land: es gibt Leben, Schönheit und Fruchtbarkeit. Die Wirkung des Wortes Allahs ist auch im Leben der Menschen sichtbar, die Böses mit Gutem abwehren. Auch sie verwandeln tote Seelen (die Trotz und Hass beherbergen) in lebendige Seelen, die in den Strom geistigen Lebens hineingezogen werden und dazu beitragen, Allahs gütige Zwecke zu erfüllen. (Juusuf `Allii)

121. Warum sollten wir dann über die Macht des Wortes Allahs erstaunt sein, sei es hier in unserem vergänglichen Leben, sei es im zukünftigen Leben? (Juusuf `Ali)

Wie Allah die tote Erde belebt, ist für jeden Menschen zu beobachten. Dies wird hier als ein Gleichnis dafür aufgeführt, wie Allah auch Menschen nach ihrem Tode neu belebt. (Qutb)

122. Obwohl die Anspielung auf die Wiederbelebung der Erde im Qur`an oft als ein Gleichnis für die letztendliche Auferstehung der Toten dient, scheint sie in diesem Zusammenhang als eine Veranschaulichung von Allahs Macht zu sein, bisher verschlossenen Herzen geistiges Leben zu geben. Dies wäre auch im Einklang mit dem ganzen Abschnitt von Aja 33 - 39. Die Mu'mins werden damit aufgefordert, nie die Hoffnung aufzugeben, dass die "Wahrheitsleugner" eines Tages die Wahrheit der Botschaft des Qur’ans begreifen. (Asad)

 

40. Diejenigen. die Unsere Zeichen entstellenl23, sind Uns nicht verborgen124. Ist wohl jemand, der ins Feuer geworfen wird, besser als jemand, der am Tag der Auferstehung sicher hervorkommt? Tut nur, was ihr wollt. Er sieht fürwahr alles, was ihr tut125.

123. "Die Wahrheit in Unseren Zeichen verdrehen": indem sie entweder die heiligen Schriften entstellen oder sie zu falschen und selbstsüchtigen Zwecken missbrauchen; oder indem sie die Zeichen Gottes in der sie umgebenden Natur missachten; oder indem sie Seine Stimme in ihrem eigenen Gewissen zum Schweigen bringen. Allah weiß alles. Warum sollten wir uns dann nicht für unser wirkliches Heil bei Allahs Gericht einsetzen? (Juusuf `Allii)

124. Sie werden dessen überführt, was sie entstellt haben, und dafür zur Rechenschaft gezogen. (Qutb)

125. Und Er ist der endgültige Richter. (Darjabaadi)

 

41. Diejenigen126, die nicht an die Ermahnung den Imaan verinnerlichen, wenn sie zu ihnen kommt (sind sicherlich die Verlierer127). Und es ist fürwahr ein machtvolles Buch128.

126. Die Ablehnung der Menschen kann Allahs Zeichen nicht zum Schweigen bringen, denn sie wirken ununterbrochen mit voller Kraft. (Juusuf `Allii)

127. "Diejenigen, die die Botschaft zurückweisen ... (sind Uns nicht verborgen)". (Juusuf `Allii)

"Diejenigen, die die Botschaft zurückweisen ... (können nur sich selbst Vorwürfe machen)". (Darjabaadi)

128. Mit machtvollen Beweisen und Argumenten. Diejenigen, die den Qur'an ablehnen, tun dies aufgrund ihrer fehlenden Bereitschaft, ihn zu verstehen, und nicht aufgrund eines Mangels im Qur`an selbst. (Darjabaadi)

Es hat die Kraft der Wahrheit in sich, die Kraft wahren Wissens, die Kraft der Vernunft, die Kraft der Herrlichkeit Allahs und die Kraft der Persönlichkeit des Propheten, der es übermittelte. Es kann daher nicht durch leere Propaganda übertönt werden. (Mauduudi)

 

42. Nichts Unrechtes kann daran herankommen, weder von vorn noch von hinten129. Es ist eine Offenbarung von einem Allweisen, Preiswürdigen130.

129. Allahs Wahrheit ist von allen Seiten geschützt. Niemand kann sie durch Angriffe von vorn oder hinten, offen oder heimlich oder auf irgendeine andere Weise überwältigen. (Juusuf `Allii)

Weder offen durch Änderungen oder Auslassungen, noch heimlich durch feindselige oder verwirrende Interpretationen. (Asad)

130. Es ist voll Weisheit bezüglich des Inhaltes, der Art und Weise der Offenbarung und der direkten Anrede des Menschen indem es sein Herz und seine Vernunft anregt. Im Qur`an befindet sich vieles, was den Menschen zur Lobpreisung Allahs veranlasst. (Qutb)

 

43. Nichts131 wird dir gesagt als das, was schon den Gesandten vor dir gesagt wurde132. Dein Herr ist der Herr der Vergebung133, aber auch der Herr schmerzlicher Strafe134.

131. Nichts von den Unverschämtheiten und Spöttereien der Kaafirs. (Darjabaadi)

132. Das Wesentliche an Allahs Botschaft war und ist dasselbe: Barmherzigkeit für die Umkehrenden und Suchenden; gerechte Strafe für alle, die bewusst und absichtlich gegen Allah rebellieren. (Juusuf `Allii)

Es ist im wesentlichen eine einzige Offenbarung, eine einzige Botschaft und eine einzige Religion. Aber auch die Reaktion der Menschen darauf war im wesentlichen dieselbe. (Qutb)

Dies ist eine Anspielung auf die Wunderforderungen der Gegner des Propheten, die behaupteten, er habe den Qur`an selbst verfasst. Damit waren auch frühere Propheten konfrontiert gewesen. Vergleiche auch Aja 5 dieser Suura und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

133. So dass sie sich immer noch durch Umkehr retten können. (Darjabaadi)

Durch Seine Barmherzigkeit und Vergebungsbereitschaft war es möglich, dass Er allen Gegnern der Propheten jahrelang Aufschub und Gelegenheit zur Einsicht gab. (Mauduudi)

134. Wenn sie weiterhin uneinsichtig bleiben und nicht umkehren wollen. (Darjabaadi)

 

44. Hätten Wir ihn zu einem Qur’an in einer fremden Sprache gemacht135, dann hätten sie gesagt: "Warum sind seine Zeichen nicht erklärt worden136? Eine fremde Sprache und ein Araber137!" Sprich: "Es ist eine Rechtleitung138 und eine Heilung139 für die Mu'mins." Diejenigen jedoch, die nicht den Imaan verinnerlichen140, in deren Ohren ist Taubheit141, und er ist ihnen unzugänglich. (Es ist als) würden sie aus weiter Ferne angerufen142.

135. Vergleiche Suura 16:103-105; 12:2 und so weiter sowie die entsprechenden Fußnoten. Da unser Gesandte Allahs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ein Araber war, war es nur natürlich, dass die an ihn gerichtete Botschaft in arabischer Sprache gehalten war, so dass er sie selbst mit allen Einzelheiten und Redegewalt verkünden konnte. Obgleich die Botschaft an die ganze Welt gerichtet sein sollte, musste sie auf diese Weise in arabischer Sprache gehalten sein. Wenn jedoch Menschen keinen Imaan haben oder geistig blind oder taub sind, ist es gleichgültig, in welcher Sprache Allahs Botschaft abgefasst ist. (Juusuf `Allii)

136. Nämlich in einer Sprache, die wir verstehen können. Vergleiche auch Suura 13:37 und 14:4 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

137. "(Eine Schrift) nicht in Arabisch, und (ein Araber) ist der Bote!" (Juusuf `Allii)

138. In jedem Stadium des praktischen Lebens. (Darjabaadi)

139. Für jede Krankheit des Geistes und des Gemüts. (Darjabaadi)

Zu jeder Zeit und an jedem Ort wird der Mensch diese Aussage bestätigt finden. Der Qur`an wirkt auf manche Menschen so, dass er sie in positiven, dynamischen und aufrichtigen Menschen verwandelt, die hervorragende Arbeiten für die ganze Menschheit leisten. Bei anderen Menschen fällt es schwer auf ihren Ohren und Herzen. Der Qur`an hat sich dabei nicht verändert, sondern die Herzen verändern sich. (Qutb)

 

Abschnitt 6

45. Wir gaben schon Muusa das Buch. Sie aber wurden uneins darüber143. Und wäre nicht ein Wort von deinem Herrn vorausgegangen144, längst wäre zwischen ihnen entschieden worden145. Sie sind wahrlich in beunruhigendem Zweifel146.

140. Die sich absichtlich gegen die Wahrheit wenden und weder hören noch einsehen wollen. (Darjabaadi)

141. Vergleiche auch oben Aja 5 und Suura 6:25 sowie die entsprechenden Fußnoten. Sie gaben vor, es sei zu schwierig, für sie zu verstehen, während sie sich gleichzeitig für überlegen hielten. In der Tat brachten sie sich absichtlich in eine künstliche falsche Position und machten sich unzugänglich für die Botschaft. Die Stimme der Offenbarung oder die Stimme des Gewissens klang ihnen, als ob sie aus weiter Ferne käme. Sie selbst hatten sich ihr entfremdet. (Juusuf `Allii)

142. So weit entfernt, dass sie den Ruf nicht mehr verstehen können. (Darjabaadi)

143. Ähnlich wie im Fall des Qur'an akzeptierten einige Menschen die Muusas offenbarte Botschaft Allahs, während andere über ihre Bedeutung und die Anwendung ihrer Gebote uneinig waren. (Asad)

144. Herzlosigkeit und Egozentrismus in der Religion werden oft anhand von Splittergruppen wie den Pharisäern und Sadduzäern unter den Juden veranschaulicht. Wenn es ehrliche Meinungsverschiedenheiten gibt, können diese in Allahs Plan zu tieferen Nachforschungen und einem Wetteifern untereinander führen. Wenn die Differenzen Menschen in Parteien gespalten haben, ist immer noch Zeit zur Umkehr. Allahs Wort und Beschluss ist in jedem Falle zum Besten aller und sollte den Imaan nicht stören. Vergleiche auch Suura 10:19. Ein gutes Leben in Imaan und Wahrhaftigkeit ist in unserem eigenen Interesse, das Gegenteil davon widerspricht unseren Interessen. Allah ist niemals ungerecht. (Juusuf `Allii)

145. Zwischen den Mu'mins und den Ablehnenden wäre schon längst entschieden worden. (Darjabaadi)

Dies bedeutet zweierlei:

1. Wenn Allah nicht bereits beschlossen hätte, dass diesen Menschen genügend Frist zum Nachdenken und zur Umkehr gegeben werden soll, wären sie längst vernichtet worden.

2. Wenn Allah nicht beschlossen hätte, dass die Uneinigkeiten am Tag des Gerichts geklärt werden sollten, dann wäre ihnen bereits der wirkliche Sachverhalt mitgeteilt worden. (Mauduudi)

146. Wörtlich: "darüber", nämlich ob die Vorgehensweise des Qur`an bezüglich Körper und Geist des Menschen - besonders seine Betonung der essentiellen Einheit dieser beiden Aspekte des menschlichen Lebens - berechtigt ist oder nicht. Im weiter gefassten Sinne beziehen sich diese Zweifel der Wahrheitsleugner.

In diesem kurzen Satz ist die geistige Krankheit der makkanischen Götzendiener diagnostiziert worden. Sie befinden sich im Zweifel über den Qur`an und den Propheten Muhammad - Friede sei mit ihm - und diese Zweifel haben ihnen Ängste und Verwirrung verursacht. Obgleich sie nämlich den Qur`an und den Propheten ausdrücklich ablehnen, beruht diese Ablehnung nicht auf einer Überzeugung, sondern sie sind innerlich von Zwiespalt und Unsicherheit erfüllt. Einerseits fordern ihre eigennützigen Absichten und ihre Vorurteile, den Qur`an und den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu leugnen und zurückzuweisen; andererseits sind ihre Herzen im Grund überzeugt, dass der Qur'an ein einzigartiges Wort ist, wie es nie zuvor von irgendeinem Literaten oder Dichter verfasst werden konnte. (Mauduudi)

 

46. Wenn jemand Gutes tut, so ist es für seine eigene Seele147, und wenn jemand Böses tut, so ist es gegen sie, und dein Herr ist nicht ungerecht gegen (Seine) Diener148.

147. ... für seine eigene Seele: für sich selbst im eigenen Interesse. (Anm. d. Übers.) 

148. Allah ist barmherzig und gerecht, nicht rachsüchtig oder boshaft wie manche kaafir Vorstellungen es behaupten. (Darjabaadi)

Diese Botschaft ist ergangen, um die Reife der Menschheit zu demonstrieren, der die Last auferlegt wurde. Jeder hat die Chance und die Wahl.

 

47. Ihm allein149 ist das Wissen von der Stunde vorbehalten150. Früchte kommen nicht aus ihren Hüllen und eine Frau empfängt und gebärt nicht ohne Sein

149. Es gibt tiefe Geheimnisse, die menschliches Wissen nicht ergründen kann, die jedoch offen vor Allahs Wissen liegen, denn Er plant, leitet und kontrolliert alle Dinge. Die genaue Zeit des Gerichts ist eins davon. Wir sollten über Angelegenheiten wie diese nicht streiten oder diskutieren, denn für die menschliche Intelligenz sind sie reine Spekulationen. Ähnliche Spekulationen brachten die Gemeinschaft von Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zum Zerfall und führte sie auf den Weg der Zweifel und Kontroversen. Unsere Aufgabe ist es, unsere Pflicht zu tun und Allah und die Menschen zu lieben. Siehe auch die letzten beiden Ajas und Suura 21:4 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Dies ist die Antwort auf die herausfordernde Frage der Wahrheitsleugner, wann denn die Folgen ihrer bösen Handlungen sie ereilen würden. (Mauduudi)

150. Kein Prophet oder Engel kann den genauen Zeitpunkt voraussagen. (Darjabaadi)

"Die Stunde": die Stunde der Auferstehung, wenn die Bösen für ihre Ungerechtigkeit bestraft und die Guten belohnt werden. (Mauduudi)