Von Suura 25 "Die Unterscheidung" Aja 20 –

Suura 27 "Die Ameisen" Aja 55

 

Abschnitt 3 

21. Und diejenigen, die nicht die Begegnung mit Uns erwarten, sagen61: „Wenn nur Engel zu uns herabgesandt würden62 oder wenn wir unseren Herrn nur mit eigenen Augen sehen könnten63!" Wahrlich, sie haben sich für allzu groß gehalten64 und sind in ihrer Widerspenstigkeit sehr weit gegangen65

61. Die Götzendiener hoffen nicht auf die Begegnung mit Allah, das heißt sie erwarten kein solches Zusammentreffen und ziehen sie nicht in Betracht. Auch ihr Leben und ihre Handlungen gestalten nicht auf dieser Grundlage. Denen, die allen Glauben aufgegeben haben und die über das zukünftige Leben spotten, ist nichts heilig. Ihre Arroganz überschreitet jedes Maß. (Juusuf `Allii)

Wörtlich: "die nicht auf ein Zusammentreffen mit Uns hoffen". Das bedeutet, dass sie nicht an eine Auferstehung und folglich auch nicht an Allahs Gericht im zukünftigen Leben den Iman verinnerlichen. (Asad)

Das Wort "radscha" bedeutet manchmal auch nicht "hoffen" sondern "fürchten". (Darjabaadi)

 62. Um den Anspruch des Propheten Muchammad , Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu bestätigen. Die Götzendiener betrachteten die Engel als eine Art Untergottheiten. (Darjabaadi)

Vergleiche auch Suura 6:124 und die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

 63. Vergleiche Suura 2:55. Auch die Israeliten zu Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Zeit verlangten, Allah zu sehen. Sie wurden jedoch von Donner und Blitz betäubt, als sie hinschauten. Wäre Allah ihnen nicht gnädig gewesen, dann hätten sie dabei ihr Leben verloren. (Juusuf `Allii)

 64. Sie hielten es für unwahrscheinlich, dass ein Mensch Allahs Gesandter sein könnte, und forderten als Vorbedingung dafür, den Islam anzunehmen, dass ihnen Engel geschickt werden, um als Zeuge seiner Wahrhaftigkeit zu fungieren, oder dass sie Allah selbst zur Beglaubigung sehen können. Dies ist eine Frechheit Allah gegenüber, die Frechheit eines Unwissenden, Achtlosen, der die Erhabenheit Allahs nicht in seinem Inneren spürt und der Allah nicht richtig einschätzt. Wer sind sie eigentlich, dass sie sich derart anmaßend benehmen? Sind sie nicht in Allahs Reich und Schöpfung, wie ein kleines Sträußchen, das solange verloren ist, bis es seinen eigentlichen Wert durch den Islam bezogen hat? Sie sind sich so bedeutend vorgekommen, dass ihr Hochmut sie zur Überschreitung des Maßes führte. Sie empfanden sich als würdig genug, dass Allah sich ihnen zeige, damit sie glauben und ihre Zustimmung dazu gäben. (Qutb)

 65. "Utuw" ????? ist das höchste Maß an Kufr und das ungeheuerste Unrecht. Wie sollten sie sich mit den Engeln begnügen, wenn sie sich nicht mit all den Wundern und mit diesem Qur’an begnügen wollen?! (Qurtubi)

 

22. An dem Tag, an dem sie die Engel sehen werden, wird es keine frohe Botschaft für die Sünder geben66, und denn (die Engel) werden (zu ihnen) sagen: „Verboten ist es euch und verwehrt67!

66. Der Tag, an dem ihre Forderung erfüllt wird, die Engel zu sehen, wird für sie kein Anlass zur Freude sein, sondern des Leides. (Qutb)

Am Auferstehungstag. (Darjabaadi)

Während die einen sagen, dass dies der Tag der Auferstehung sei, meinen andere, dass es der Tag ihres Todes ist, an dem die Engel ihnen die Nachricht vom Höllenfeuer überbringen werden. (ibn Kasir)

Vergleiche auch Suura 6:8 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Vergleiche auch Suura 15:7-8, 15:51-64 und 17:90-95 und die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

 67. Glückseligkeit und Frieden, die der normale Zustand in der zukünftigen Welt sind, bleiben ihnen versagt. Ihre eigene Vergangenheit steht ihnen im Wege und versperrt ihnen den Zugang dazu.

(Juusuf `Allii)

Die frohe Botschaft, die den Mutaqis übermittelt wird, wird ihnen verwehrt und untersagt. (ibn Kasir)

 

23. Und Wir werden uns dem, was sie gewirkt haben68 zuwenden und werden es in alle Winde zerstreuen69.

68. In ihrer Lebenszeit; ihre Handlungen, die sie für gut und einträglich hielten. (Darjabaadi)

 69. Sie sind nutzlos. Aufgrund ihres Kufr sind ihre Werke zur Wertlosigkeit verdammt. (Qurtubi)

Ohne Belohnung, weil ohne Voraussetzung. (Al-Dschalalain)

Wie in der Luft aufgewirbelter Staub, der eine feste Basis vermissen lässt. Von Tabari wird das so erklärt: Was haben sie wertlos gemacht, da diese Werte zum Gefallen des Teufels gemacht wurden und nicht zum Gefallen Allahs. Die falschen Hoffnungen, nach denen sie ihr irdisches Leben ausgerichtet hatten, und die Handlungen, die sie dementsprechend vornahmen, zerstreuen sich wie Staub im Wind. Sie haben keinerlei Wert. (Juusuf `Allii)

Die Existenz des Menschen, sein Leben und sein Handeln sind nach islamischer Anschauung alle mit den Wurzeln dieser Existenz verbunden und mit den Gesetzmäßigkeiten, die sie regieren und auf Allah selbst zurückgehen. Wenn sich der Mensch in seinem Leben von dem Zentrum trennt, das ihn mit der Wurzel der Existenz verbindet, so wird er zu einem verlorenen Etwas, ohne Wert und Gewicht und seine Handlungen unbeständig und sinnlos. Denn der Iman ist es, der den Menschen mit seinem Schöpfer und Erhalter verbindet und seinen Handlungen Wert und Gewicht gibt und dem Menschen selbst seinen Platz in der Struktur und im Aufbau dieses Daseins. (Qutb)

Vergleiche Suura 40:16. (Mauduudi)

 

24. Die Besitzer des Gartens werden an diesem Tag einen besseren Standort und eine bessere Raststätte haben70.

 70. Nun wendet sich der Qur’an der anderen Seite zu, der der Mu'mins, der Besitzer des Paradieses. Sie haben einen festen Standort und dürfen sich an schattigen Plätzen ausruhen. Ein fester Standort steht hier im Gegensatz zu den zerstreuten Staubteilchen. (Qutb)

Ein Platz, an dem das Mittagsschläfchen gehalten wird oder allgemein die Mittagsruhe. (Safwat Al-Bajan)

 

25. Und am Tag, an dem der Himmel samt den Wolken sich spalten wird71, und Engel in Scharen herniedergesandt werden72,

71. Es wird eine neue Welt geben, und die Symbolik, die sie beschreibt, muss notwendigerweise aus dem Bereich unserer gegenwärtigen Erfahrung mit den feinsten Naturereignissen genommen werden. Der Himmel, der uns jetzt entfernt und unbewohnt erscheint, wird zerrissen. Dann erscheinen Wolken der Herrlichkeit - Engel und geistige Lichter aller Abstufungen und die wahre Herrlichkeit und Güte Allahs wird sichtbar. (Juusuf `Allii)

72. Aus allen Himmelsbereichen. (Al-Dschalalain)

Wie viele andere Ajas im Qur’an, so schildert auch dieser auf anschauliche Weise die furchtbaren Ereignisse an jenem Tage. Vergleiche auch beispielsweise Suura 101; 99; 84; 82; 81 und viele andere, die alle den Tag des Gerichtes zum Thema haben. Alle diese Stellen berichten von einer globalen Vernichtung und von einer Konfrontation mit dem Schöpfer. (Qutb)

 

26. Die Herrschaft wird an diesem Tag das alleinige Recht des Allbarmherzigen sein73, und für die Kaafirs ist es ein Tag voller Härte.

 73. Vergleiche oben Fußnote 71. (Juusuf `Allii)

Alle anderen Herrschaftssysteme, die in dieser Welt die Menschen getäuscht hatten, finden ihr Ende, und es bleibt nur Allahs Reich bestehen. Er ist der wirkliche König des Universums. Vergleiche Suura 40:16. Nach einer Überlieferung sagte der Prophet - Friede sei mit ihm: „Gott nimmt den Himmel in die eine Hand und die Erde in die andere und spricht: „Ich bin der Herr, ich bin der Regierende. Wo sind nun alle die anderen Herren der Welt? Wo sind sie, die Tyrannen? Wo sind die Hochmütigen"` (Mauduudi)

 

27. Und an diesem Tag wird der Sünder sich in die Hände beißen74 und sprechen „O wehe mir! Hätte ich doch nur den Weg des Propheten eingeschlagen75!

 74. Entweder beißt er abwechselnd in beide Hände, denn nur eine genügt ihm nicht, oder aber er beißt sich in beide Hände zugleich als Ausdruck seiner brennenden Reue. (Qutb)

Und zwar am Tage der Auferstehung. (Al-Dschalalain)

 75. Der Wortlaut ist allgemein gehalten, und die Aussage ist allgemeingültig. Ein Mensch, der tatsächlich die Wahrheit empfangen hat und sich auf dem rechten Weg befindet, macht sich um so mehr schuldig, wenn er sich durch die Machenschaften falscher irdischer Freunde von diesem Weg abbringen lässt. Bei der speziellen Person, die die Kommentatoren in diesem Zusammenhang erwähnen, handelt es sich um einen gewissen 'Uqba, der das Licht des Islam empfing, dann jedoch von einem seiner irdischen Freunde zu Kufr verleitet wurde. Er fand schließlich ein böses Ende. (Juusuf `Allii)

Die Begriffe "Prophet" und "Sünder" sind hier offensichtlich als Gattungsbegriffe verwendet worden und beziehen sich auf alle Propheten beziehungsweise auf alle, die bewusst und absichtlich die Führung des Propheten lehnen. (Asad)

 

28. Ach, wehe mir! Hätte ich mir doch nur keinen solchen Freund genommen76!

 76. Der Ausdruck "soundso" ("fulaan") ?????? bezeichnet jede Person oder jeden möglichen personifizierten Einfluss, der für die Irreführung eines Menschen verantwortlich ist. (Asad)

Soundso ("fulan") in unbestimmter Form gesetzt, um jeden schlechten Gefährten einzuschließen, der vom Wege des Propheten und vom Gedenken Allahs abwendig macht. (Qutb)

 

29. Denn er hat mich wahrlich irregeleitet hinweg von der Ermahnung, die mir zuteil geworden ist." Und Schaytaan hat sich den Menschen gegenüber als Verräter erwiesen77.

77. Die verführerischen Launen des Bösen sind nur eine Falle. Sie sind trügerisch. Sobald jemand hineingeraten ist und nicht mehr entkommen kann, wird er im Stich gelassen. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 15:17 und 14:22 sowie die entsprechenden Fußnoten, wo der Begriff "Schaytaan" erläutert wird. (Asad)

"Schaytaan hat sich dem Menschen gegenüber als Verräter erwiesen", kann die Klage der Kaafirs sein oder auch eine Feststellung Allahs in dem Sinne, dass Satan immer die Menschen verrät. (Mauduudi)

Vergleiche auch beispielsweise Suura 7.23 und andere Stellen, wo Schaytaan als "offenkundiger Feind" des Menschen bezeichnet wird. (Anm. d. Übers.)

Er pflegt den Kaafirs und sich von ihm loszusprechen, sobald ihm eine Heimsuchung widerfährt. (Al-Dschalalain)

 

30. Und der Gesandte wird sagen78: „O mein Herr! Wahrlich, mein Volk79 lässt diesen Qur’an völlig außer Acht80."

78. Damit ist der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gemeint, der sich bei Allah über sein Volk beklagt hatte. (Qurtubi)

Mein Einschub der Worte "an jenem Tage" und die (linguistisch mögliche) Übersetzung des Wortes "qala" ????? ("er sprach") it der Zukunft ist auf der entsprechenden Interpretation großer Kommentatoren wie Abu Muslim (zitiert bei Rasi) oder Barawi begründet. (Asad)

 

31. Auf diese Weise81 gaben Wir jedem Propheten einen Feind unter den Übeltätern82. Doch dein Herr soll genügen als Führer und Beschützer83.

79. Das heißt, das Volk, das ich vergebens angesprochen und aufgerufen habe. (Darjabaadi)

Damit sind die Quraisch gemeint. (Al-Dschalalain)

80. Allah weiß dies alles sehr wohl. Aber dies hier ist ein Gebet der Trauer und Betroffenheit, mit dem er seinen Herrn als Zeugen ruft, dass er keine Mühe scheute, seine Aufgabe zu erfüllen. Sein Volk jedoch hatte sich geweigert, den Qur’an anzuhören, geschweige denn über ihn nachzudenken. (Qutb)

Wenn der Qur’an rezitiert wurde, pflegten sie laut zu reden und zu lärmen, um ihn zu übertönen. Sie hatten ihm insofern keine Beachtung geschenkt, dadurch, dass sie sich weigerten, an ihn den Iman zu verinnerlichen und als Wahrheit anzuerkennen. (ibn Kasir)

In diesem Fall handelt es sich besonders um die kaafir Quraisch. Sie waren jedoch nur eine Handvoll von Leuten, deren alteingesessene Interessen durch die nützlichen Reformen des Islam in Frage gestellt wurden. Sie verschwanden bald von der Szene der Weltgeschichte, und alle Völker, die Arabisch sprechen oder verstehen konnten, haben seither den Qur’an als eine Schatzkammer der Wahrheit betrachtet, die in der denkbar schönsten Sprache ausgedrückt wird und sich vertieft, je länger man sich damit beschäftigt. (Juusuf `Allii)

Sie betrachten den Qur’an als eine Äußerung reiner Wunschvorstellungen oder als etwas, was im Laufe der Zeit "nicht mehr relevant" ist. Da viele von denen, die die Botschaft des Qur’an erreichte, sie als Offenbarung Allahs betrachteten und bis heute betrachten und daher in jeder Hinsicht als "relevant" ansehen, kann sich der Ausdruck "mein Volk" hier offensichtlich nicht auf die Gesamtheit der Gemeinschaft des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nationalen oder ideologischen Sinne) beziehen, sondern nur auf solche seiner nominalen Anhänger, die allen Iman an die Botschaft im Qur’an verloren haben. Daher habe ich übersetzt: "(einige von) meinem Volk". (Asad)

Das arabische Wort "machdschuur" ???????? bedeutet "nicht ernst zu nehmen" oder "nicht von Bedeutung" oder "unsinnig und lächerlich". (Mauduudi)

81. So wie im Falle des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm.(Darjabaadi)

82. Damit soll der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, getröstet werden. (Darjabaadi)

Der Wahrheit bekundender Iman kommt immer zu gegebener Zeit, um die Lasterhaftigkeit einer Gemeinschaft oder der Menschheit im allgemeinen zu beseitigen. So ist es ganz natürlich, dass die Übeltäter, die dahinter stecken, sich in den Weg der Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und mit ihnen die Religionen stellen, um ihre Existenz zu wahren. (Qutb)

Vergleiche Suura 6:112, die sich in ähnlicher Weise auf die Kräfte des Bösen (schayjatin) besieht, mit denen sich jeder Prophet auseinandersetzen muss. Die "glitzernden Halbwahrheiten, die die Vernunft verblenden sollen," von denen dort die Rede ist, werden im vorliegenden Abschnitt durch das trügerische Argument repräsentiert, der Qur’an, der vor vierzehnhundert Jahren offenbart wurde, müsste jetzt als nicht mehr zeitgemäß betrachtet werden; dies ist in diesem Aja im wahrsten Sinne des Wortes prophetisch zu verstehen. (Asad)

Es ist eine Gesetzmäßigkeit, dass die Bösen sich gegen die Wahrheit wenden. Der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, soll deswegen entschlossen und voller Zuversicht seinen Auftrag ausführen, ohne sofortige Ergebnisse zu erwarten. (Mauduudi)

83. Er ist Führer und Beschützer für jeden, der seinen Gesandten befolgt, an Sein Buch den Iman verinnerlicht und sich nach ihm richtet. (ibn Kasir)

Das Böse ist von Natur aus der Wahrheit und Rechtschaffenheit gegenüber feindselig eingestellt. Aber eine solche Feindseligkeit schadet den Rechtschaffenen nicht und muss kein Misstrauen auslösen, denn Allah führt und leitet diejenigen, die sich für Seine Sache einsetzen. Was könnte besser und effektiver sein als Seine Hilfe? (Juusuf `Allii)

Er führt alle, die den Iman verinnerlichen wollen, und schützt sie vor ihren Feinden. (Darjabaadi)

"Führung" beschränkt sich nicht allein darauf, dass man Wissen von der Wahrheit empfängt, sondern es handelt sich auch um rechte Leitung zur rechten Zeit, um die islamische Bewegung nach den rechten Grundsätzen zu führen und die Strategien und Pläne der Feinde des Islam zunichte zu machen. "Hilfe" bedeutet moralische, geistige und materielle Hilfe aller Art für die Anhänger der Wahrheit in ihrer Auseinandersetzung mit dem Trug. Somit genügt Allah als Hilfe für die Rechtschaffenen, und sie brauchen keine andere Stütze- wenn sie volles Vertrauen in Ihn setzen und mit all ihrer Kraft dem Bösen entgegentreten. Damit sollen der Prophet und die Mu'mins ermutigt werden. (Mauduudi)

 

32. Und diejenigen, die kaafir sind, würden sprechen: „Wäre nur der ganze Qur’an ihm auf einmal herabgesandt worden84?" Wir taten dies, um dadurch dein Herz zu festigen85. Und Wir haben ihn dir nach und nach wohlgeordnet vorgetragen86.

84. Wie die Bücher vor ihm, wie die Thora, das Evangelium und der Psalter. (ibn Kasir)

Der Qur’an wurde offenbart, um ein Volk zu erziehen, eine Gesellschaft aufzubauen und eine Ordnung zu schaffen. Erziehung braucht Zeit, Beeinflussung und Wirkung durch das Gesagte, sowie eine Bewegung, die diesem Einfluss übersetzt und die Wirkung zu einer Realität werden lässt. Die Psyche des Menschen ist nämlich nicht in der Lage, sich von einem Tag auf den anderen völlig umzustellen durch das Studium eines abgeschlossenen Buches mit einer völlig neuen umfassenden Lehre, sondern begreift Tag für Tag ein bisschen mehr, wächst langsam heran und gewöhnt sich allmählich daran, seine Belastungen nach und nach auf sich zu nehmen. Der Qur’an brachte einen vollkommenen Weg, der das gesamte Leben umfasst. Er brachte zugleich eine Erziehungsmethode, die an die natürliche Veranlagung des Menschen angepasst ist, um von Tag zu Tag im Schatten von Lehre Allahs und Gesetz heranzuwachsen. Aus diesem Grund wurde der Qur’an allmählich und abschnittweise entsprechend den jeweiligen Gegebenheiten offenbart. (Qutb)

Aufgrund der schrittweise Offenbarung des Qur’an glaubten die Gegner des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ein weiteres Argument für ihre Unterstellung gefunden zu haben, er habe ihn entsprechend der gesellschaftlichen und politischen Situation selbst "zusammengestellt". (Asad)

85. Damit du es im Gedächtnis bewahrst. Denn während die anderen Bücher Propheten offenbart wurden, die des Lesens und Schreibens mächtig waren, ist der Qur’an einem Propheten offenbart worden, der das nicht konnte. (Qurtubi)

Drei Gründe werden für die schrittweise Offenbarung des Qur’an angegeben:

1. "um dein Herz zu festigen": die gewaltige Aufgabe, das arabische Volk und dadurch schließlich die ganze Welt für den Islam zu gewinnen, erforderte übermenschliche Geduld, Standhaftigkeit und Festigkeit, und diese Eigenschaften wurden dadurch gestärkt, dass schrittweise Lösungen für jeweils auftretende Probleme offenbart wurden.

2. "Langsam, in wohlgeordneten Schritten": obwohl dies allmählich voranging, wie es die jeweilige Situation erforderte, ging das ganze im Laufe der dreiundzwanzig Jahre nach seinem Abschluss als ein wohlgeordnetes Schema zur geistigen Instruktion daraus hervor, wie wir es auch an der Anordnung der Suuras ablesen können.

3. "Fragen und Antworten": siehe die Fußnoten zum nächsten Aja. (Juusuf `Allii)

Um dir Mut und Beständigkeit zu geben und Gedächtnis und Verständnisvermögen zu stärken. (Darjabaadi)

86. Der kurzgefaßte Satz "rattalnaahu tartiilan" ????????????? ?????????? enthält gleichzeitig die Vorstellung des "Zusammensetzens von Bestandteilen in einer bestimmten Ordnung" wie die einer "Verleihung inneren Zusammenhangs". Da die völlig harmonische Ordnung und das Freisein von inneren Widersprüchen in einer Botschaft, die sich dreiundzwanzig Jahre lang über ein so bewegtes Leben wie das des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, erstreckt, deutlich auf ihre Qualität als Offenbarung hinweist, stärkt sie unweigerlich den Iman eines jeden nachdenkenden Mu'mins. Hierin liegt nach der Aussage des Qur’an selbst der tiefste Grund dafür, dass er langsam und allmählich offenbart wurde. Wenn der Begriff "tartil" ???????? auf die Rezitation des Qur’an angewendet wird, wie es in Suura 73:4 der Fall ist, dann bezieht er sich auf langsamen, deutlichen Vortrag. (Asad)

 

33. Und sie kommen mit keinem Gleichnis zu dir87, ohne dass Wir dir die Wahrheit88 und die schönste Erklärung zuteil werden lassen89.

87. Mit dem sie einen Fehler im Qur’an oder beim Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, aufzudecken versuchen. (ibn Kasir)

Mit dem sie deinen Auftrag zunichte machen wollen. (Al-Dschalalain)

Wörtlich: "sie kommen niemals zu dir mit einem Vergleich (masal ?????)", das heißt mit allem Anschein nach einleuchtenden parabolischen Einwänden (wie beispielsweise in den Ajas 7-8, 21 und 32 dieser Suura sowie an vielen anderen Stellen im Qur’an), die Muchammads, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Prophetentum und damit die Tatsache der Offenbarung des Qur’ans in Zweifel ziehen sollen. (Asad)

88. Durch den Qur’an selbst als Antwort darauf. (Darjabaadi)

Der alleinige Sieg beim Disput ist nicht das Ziel des Qur’ans, sondern die Festsetzung der unwiderlegbaren Wahrheit ist der Zweck der Beantwortung ihrer Einwände. (Qutb)

89. Damit machen Wir ihre Scheinargumente zunichte. (Safwat Al-Tafsir)

Die beste Erläuterung der betreffenden Probleme oder Fragestellungen: eine Anspielung auf das sich selbst erklärende Wesen des Qur'an In diesem gesamten Abschnitt (Ajas 30-34) bezieht sich das Personalpronomen "du" nicht nur auf den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sondern auf alle seine Nachfolger in allen Zeitaltern. (Asad)

Dies ist eine weitere Weisheit, die der schrittweisen Offenbarung des Qur’an zugrungeliegt. Allah wollte nicht ein "Handbuch der Rechtleitung" herabschicken und dessen Richtlinien mittels des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, verbreiten. In diesem Fall hätten die Kaafirs mit ihren Vorwürfen recht gehabt. In Wirklichkeit wollte Allah jedoch eine Bewegung des Iman und der Taqwa in Gang setzen, um Kufr, Unwissenheit und Unrecht entgegenzutreten, und Er hat Seinen Prophet erweckt, um diese Bewegung zu leiten. Dementsprechend hat Er dem Führer dieser Bewegung und seinen Anhängern die notwendige Führung zukommen lassen, wie und wo sie notwendig war, und andererseits hat Er die Einwände und Zweifel der Gegner beantwortet und die Dinge richtig interpretiert, die sie missverstanden hatten. Auf diese Weise war der Qur’an eine Sammlung verschiedener Diskurse, die Allah offenbart hatte. Er ist nicht lediglich ein Buch mit Gesetzen oder moralischen Prinzipien, sondern ein Buch, das Schritt für Schritt die Bewegung in allen ihren Entwicklungsstadien begleiten sollte. (Mauduudi)

 

34. Diejenigen, die auf ihren Gesichtern zur Hölle getrieben werden90, befinden sich wahrlich in einer schlimmen Lage und sind am weitesten vom Weg abgeirrt91.

90. In Schmach und Schande. (Juusuf `Allii)

In äußerster geistiger Erniedrigung. (Asad)

Von ibn Anas ist überliefert, dass ein Mann den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gefragt hat: „Wie wird Allah den Kaafirs auf seinem Gesicht in die Hölle treiben lassen?" Der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, antwortete: „Derjenige, Der ihn auf den Füßen hat gehen lassen, hat auch die Macht, ihn auf seinem Gesicht laufen zu lassen." (ibn Kasir)

91. Diese Szenerie wird den Kaafirs vorgeführt als Warnung vor dem, was sie erwartet, um ihren Hochmut zu bezwingen und ihre Widerspenstigkeit zu erschüttern. Tatsächlich hat sie auch stets Wirkung bei ihnen gezeigt. (Qutb)

Dieser Aja kann Aja 24 oben gegenübergestellt und mit ihm verglichen werden. Hier wird die Argumentation über den Unterschied zwischen Gut und Böse und ihre Folgen abgerundet. Die Guten sollen den "schönsten Aufenthaltsort" bekommen; im Gegensatz dazu sind die Bösen „weit vom Weg abgeirrt", sie finden keine Ruhe, und ihre Wanderung führt ins Nirgendwo. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 17:72 und die entsprechende Fußnote. (Asad)

 

Abschnitt 4

35. Und Wir haben bereits vordem Muusa das Buch92 gegeben und Wir ernannten mit ihm seinen Bruder  Haruun als Helfer93.

92. Das Wort "Buch" bezeichnet hier nicht die Thora, die Muusa nach seinem Auszug aus Ägypten gegeben wurde, sondern die Rechtleitung Allahs, die ihm nach seiner Berufung zum Propheten bis zu seinem Auszug zuteil wurde. Darin eingeschlossen waren seine Reden am Hof des Pharao sowie die Anweisungen, die ihm während des Konflikts mit ihm gegeben wurden, wie im Qur’an an verschiedenen Stellen erwähnt werden. Diese Dinge war wahrscheinlich nicht ursprünglich in der Thora enthalten, denn die Thora begann mit den Zehn Geboten, die Muusa, auf Steintafeln eingemeißelt, am Berg Sinai bekam. (Mauduudi)

Allah droht hier denen, die den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, leugneten und sich ihm widersetze dass ihnen, falls sie dabei blieben, das gleiche widerfahren wird wie den Völkern vor ihnen, die sich gegen ihre Gesandte auflehnten. Muusa, schichte wird als erstes Beispiel aufgeführt. (ibn Kasir)

93. Vergleiche Suura 20:29 und den ganzen dort folgenden Abschnitt, auf den hier nur kurz Bezug genommen wird, um zu verdeutlichen, wie frühere Propheten behandelt wurden, wie sie jedoch an der ihnen zuteil gewordenen Offenbarung festhielten und damit zwischen Gut und Böse unterscheiden konnten. (Juusuf `Allii)

In der Fußnote zu Suura 20:29 wird auch der Begriff "wasiir" ?????? erläutert. In den folgenden Ajas soll die Aussage aus Aja 31 oben illustriert werden, dass jeder Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Feinde unter denen hat, die im Unrecht befangen sind. (Asad)

 

36. Hierauf sagten Wir: „Geht beide zu dem Volk, das Unsere Zeichen94 geleugnet hat." Dann aber vernichteten wir sie ganz und gar.

94. Dies waren die sieben leuchtenden Wunder. (Safwat Al-Tafsir)

"Unsere Zeichen": die Lehren Allahs, die durch die Propheten Ja`quub und Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, zu ihnen gekommen waren und die ihnen von den rechtschaffenen Menschen des Volkes Israel jahrhundertelang weitervermittelt wurden. (Mauduudi)

Einen Gesandten Allahs abzulehnen ist gleichbedeutend mit der Ablehnung aller Gesandten, denn sie lehren im wesentlichen dasselbe. (Darjabaadi)

 

37. Auch das Volk Nuuchs ließen Wir, als es die Gesandten zu Lügnern erklärte95, ertrinken und machten es zu einem Zeichen für die Menschen96. Und für die Ungerechten haben Wir eine schmerzliche Strafe bereitet97,

95. Dass "Qaum" ????? im Akkusativ steht, kann zweierlei bedeuten; entweder heißt es: „Und erwähne das Volk Nuuchs", oder aber es heißt: "Und das Volk Nuuchs haben wir auch zerstört." (Qurtubi)

96. Das Zeichen der Sintflut, das niemals in Vergessenheit gerät. (Qutb)

Ein deutliches Zeichen, das Unsere Macht aufzeigt und eine Lehre für den, der es zu sehen oder zu hören bekommt. (Safwat Al-Bajan)

Die Geschichten von Nuuch und dem Propheten der Völker `Aad und Samud (und anderer Propheten, Allahs Segen und Frieden auf ihnen allen) sowie der Reaktion ihrer Völker auf ihre Botschaft werden unten in Suura 26:106-159 erwähnt. In dieser Suura sollen sie nur veranschaulichen, wie wenig Respekt man in vergangenen Zeiten vor dem Propheten und Lehrern der Wahrheit hatte. Aber darunter leidet Allahs Wahrheit nicht: es waren letztendlich die Wahrheitsleugner, die dahingingen. (Juusuf `Allii)

97. Noch zusätzlich im zukünftigen Leben. (Al-Dschalalain)

 

38. Und ebenso für die ’Aad und die Samud und die Leute von Rass98 und viele andere Völker99 dazwischen.

98. Die Kommentatoren sagen nichts Bestimmtes darüber aus, wer die "Leute von Rass" waren. Das Wort "Rass" ?????? bedeutet eigentlich ein alter Brunnen oder ein Wasserloch. Eine andere Wurzel verbindet es mit der Beerdigung von Toten. Wahrscheinlich ist es jedoch der Name eines Ortes oder einer Stadt. Es kann sich sehr wohl um Schu'aibs Volk handeln, denn hier werden die 'Aad und Tamuud und Luuts Volk erwähnt, und in einer ähnlichen Verbindung steht Su'aibs Volk in Suura 25:176-190 sowie in Suura 11:84-95. Vergleiche auch die Fußnoten dort. Es gibt, Allahs Segen und Frieden auf ihnen allen, jedoch auch eine Oasenstadt in Nadschd im Zentrum der arabischen Halbinsel mitten zwischen Makka und Basra. (Juusuf `Allii)

Diese Stadt in Zentralarabien scheint von Nachkommen der nabatäischen Stämme der Tamuud bewohnt gewesen zu sein. Es gibt jedoch noch verschiedene andere Möglichkeiten, "Ar-rass" zu identifizieren. Rasi zitiert mehrere davon, lehnt sie aber alle als bloße Vermutungen ab. (Asad)

All diese Völker sind vom gleichen Schicksal ereilt worden, als sie den Lehrbeispielen, die ihnen dargelegt wurden, den Rücken kehrten. (Qutb)

99. Für jede der genannten Generationen. (Darjabaadi)

 

39. Und für alle prägten Wir Gleichnisse100. Und alle gaben Wir der völligen Zerstörung preis101.

100. Zu ihrer Ermahnung und Belehrung. (Darjabaadi)

Auf die sie nicht hörten. Ich übersetze das Wort "masaal" ?????? hier mit "Lehre" oder "Lektion"; vergleiche diesbezüglich auch Suura 17:89 und die entsprechende Fußnote. (Asad)

101. Aufgrund ihres Ungehorsams und ihrer aufrührerischen Haltung. (Darjabaadi)

Als sie Unseren Mahnungen kein Gehör schenken wollten. (Al-Dschalalain)

 

40. Und sie102 müssen doch vorübergekommen sein103 an der Stadt, auf die ein Unheil bringender Steinregen herabgegangen war104. Warum haben sie also nicht hingeschaut105? Doch nein, sie ziehen die Wiederauferstehung nicht in Betracht106.

102. Die Quraisch von Makka. (Safwat Al-Tafsir)

103. Auf ihren Handelsreisen nach Syrien. (Darjabaadi)

104. Dies bezieht sich auf die Geschichte von Luut, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und der Vernichtung von Sodom und Gomorrha, den lasterhaften Städten in der Ebene des Toten Meeres, durch einen Regen von Bimsstein. Der Ort liegt an der Karawanenstraße von Ägypten nach Syrien. Vergleiche auch Suura 15:74-75 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Die Redewendung "sie sind vorübergekommen" kann auf zweierlei Weise verstanden werden:

1. buchstäblich in dem Sinne, dass die Zeitgenossen des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, auf der gewohnten Karawanenstraße am Toten Meer und damit auch an der Stätte des ehemaligen Sodom und Gomorrha vorbeigekommen sind, und

2. im übertragenen Sinne, dass man durch Lesen oder Hörensagen auf diese Sache aufmerksam geworden ist, - in diesem Falle bezieht es sich auf Menschen aller Zeiten und auf die Tatsache, dass die Geschichte von Sodom und Gomorrha ein Teil des moralischen Erbes der Menschheit ist. (Asad)

105. Um Lehren aus ihrer Geschichte zu ziehen. (ibn Kasir)

106. Wörtlich: "sie erhoffen (oder erwarten oder glauben an) keine Auferstehung". (Asad)

Dies ist der Grund ihrer Ablehnung und der Härte ihrer Herzen. (Qutb)

Da die Kaafirs nicht an ein zukünftiges Leben glaubten, betrachteten sie diese Ruinen lediglich als Zuschauer und zogen keine Lehren daraus. Dies ist der Unterschied zwischen der Beobachtung eines Kaafirs und eines Mu'mins: ersterer sieht solche Dinge als Sehenswürdigkeit oder höchstens wie ein Archäologe, während letzterer daraus geistige Lehren zieht und eine Einsicht in Realitäten jenseits dieses irdischen Lebens gewinnt. (Mauduudi)

 

41. Und wenn sie dich sehen, dann treiben sie nur Spott mit dir: „Ist das jener, den Allah zum Gesandten gemacht hat?"107

107. Der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hatte, vor seiner Sendung eine hohe Stellung in seinem Volk genossen. Doch als er ihnen den Qur’an übermittelte, änderte sich ihre Haltung. So fingen sie an, sich mit diesen Worten über ihn lustig zu machen. Waren sie wirklich davon überzeugt, dass seine Person oder das, was er ihnen überbrachte, diesen Spott verdiente? Nichts von alldem. Vielmehr war es ein sorgfältig ausgeklügelter Plan der Führer der Quraisch, um die Wirkung, die von ihm selbst und von dem unwiderstehlichen Qur’an ausging, zu schmälern. Und dies war ein Mittel, der Botschaft entgegenzutreten. ibn Lahar berichtet: „dass einige Führer der Quraisch sich bei Walid ibn Al-Murirach versammelten, als es Zeit für die Pilgerfahrt war. Und der sprach zu ihnen: „Die Zeit der Pilgerfahrt ist gekommen, und die Vertreter der arabischen Stämme kommen zu euch, und werden auch von diesem Eurem Gefährten gehört haben. Darum findet einen Konsens in euren Ansichten über ihn, damit nicht der eine von euch dem anderen mit seiner Meinung in den Rücken fällt.“ Sie erwiderten: „Sag uns deine Meinung, die wir dann befolgen wollen.“ Er sagte: „Nein, sagt ihr eure Meinung, und ich höre erst einmal zu.“ Sie sagten: „Wir sagen, dass er ein Wahrsager ist.“ Darauf entgegnete er: Nein, bei Gott, das ist er nicht, denn er hat weder das Murmeln noch die gereimte Redeweise eines Wahrsagers, das wir kennen.“ „Dann sagen wir, dass er besessen sei.“ meinten sie. „Nein, das ist er nicht,“ sagte er, „wir haben Besessenheit gesehen und kennen sie, aber bei ihm gibt es keine solchen Anfälle und kein solch ersticktes Flüstern.“ „Dann sagen wir, dass er ein Dichter sei.“ schlugen sie vor. „Das ist er nicht,“ entgegnete er, „denn wir kennen doch Dichtung mit all ihren Formen. Und es ist keine Dichtung was er spricht.“ Dann sagen wir, „er sei ein Magier“ überlegten sie. „Das ist er auch nicht,“ wandte er ein, „wir haben die Zauberer und ihre Zauber gesehen. Er aber spuckt weder in etwas noch knotet er etwas.“ „Dann sag du uns, was wir sagen sollen.“ Er erwiderte: „Bei Gott, seine Äußerung ist schön, seine Wurzel ist die einer Palme, und seine Zweige tragen reife Früchte. Und wenn ihr etwas von dem erwähnt, was ihr vorher gesagt habt, dann wird es sofort als falsch zurückgewiesen. Das einzige, was ihr sagen könnt, ist, dass er ein Magier ist mit einer Botschaft, durch die er einen Mann von seinem Vater oder seinem Bruder oder seiner Frau oder seiner Familie trennt." (Qutb)

 

42. Es fehlte wenig und Er hätte uns von unseren Göttern abgebracht108, wenn wir ihnen nicht die Treue gehalten hätten109. „Doch bald werden sie wissen, wenn sie die Strafe zu sehen bekommen, wer am weitesten vom Weg abgeirrt ist110.

108. Durch seine Beredsamkeit. (Darjabaadi)

109. Es gibt einen offensichtlichen Widerspruch zwischen der von den Kaafirs gestellten Frage (im vorigen Aja) und der Behauptung, die sie bezüglich ihrer Gottheiten aufstellen. Die Frage sollte ihre Verachtung dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gegenüber ausdrücken „Du erhebst einen Anspruch, der deine niedrige gesellschaftliche Stellung bei weitem übersteigt." Ihre Behauptung zeigt andererseits, dass sie indirekt die Kraft seiner Argumente und den einwandfreien Charakter des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, eingestanden und sogar vor dem Erfolg seiner Botschaft Angst hatten, die sie nach ihrer eigenen Aussage beinahe von ihren Göttern abwendig gemacht hatte. (Mauduudi)

110. "Weg" (sabiil) ?????? ist hier fast gleichbedeutend mit Verhalten oder Lebensweise. (Juusuf `Allii)

Sie werden ganz genau wissen, ob das, was er ihnen gebracht hat, die Rechtleitung oder die Fehlleitung ist, aber erst zu der Zeit, da kein Wissen mehr nützt, der Zeit, da sie die Strafe zu sehen bekommen, sei es in dieser Welt, wie in diesem Fall beispielsweise bei der Schlacht von Badr, sei es im Jenseits, wenn sie die Qualen des jüngsten Tages zu kosten bekommen. (Qutb)

 

43. Siehst du111 den, der seine niederen Begierden zu Göttern nimmt112? Kannst du ihn etwa davor bewahren113?

111. Damit ist der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, angesprochen. (Darjabaadi)

112. Dieser merkwürdige Ausdruck veranschaulicht tief und gründlich einen bestimmten psychischen Zustand, der eintritt, wenn die Seele alle festen Regeln und anerkannten Maßstäbe überschreitet und lediglich ihren Gelüsten folgt und nur sich selbst dient und verehrt. Dann wird sie keine Grenzen mehr erkennen und keine Logik kann sie überzeugen, wenn diese ihrem Wunschdenken widerspricht. (Qutb)

Jemand, der seinen eigenen Leidenschaften frönt. Religion bedeutet immer Disziplin - eine Unterordnung unter ein höheres transzendentes, allumfassendes moralisches Gesetz. Aber gerade das lehnten die arabischen Götzendiener besonders stark ab. Darauf war auch die Ablehnung zurückzuführen, mit der sie dem Propheten begegneten. (Darjabaadi)

Ein solcher Mensch wird der Sklave seiner Wünsche und Leidenschaften und dient ihnen, wie jemand einer Gottheit dient. Damit macht er sich des Götzendienstes schuldig. Der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sagte: „Von allen falschen Gottheiten, denen Menschen neben Allah oder an Seiner Stelle dienen, ist aus Seiner Sicht die Leidenschaft die schlimmste." (Mauduudi)

113. Für einen, den keine Logik überzeugt, und für den Beweise keine Bedeutung und die Wahrheit keinen Wert hat, der absolut unempfänglich ist für die Rechtleitung, für den trägt der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, keineswegs die Verantwortung. (Qutb)

Rechtanleiten oder in die Irre gehen zu lassen ist nicht die Aufgabe des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sondern allein die Übermittlung der Botschaft. (Qurtubi)

Für einem Menschen, der seinen eigenen Leidenschaften, Wünschen oder Impulsen dient, ist es fast unmöglich, dass man ihn lehrt oder anleitet oder führt. In jedem anderen Fall könnte der Lehrer ihn mit Argumenten zu überzeugen versuchen. Aber die Vernunft kann gegen blinde Leidenschaft nichts ausrichten. Vergeblich ist jede Hoffnung, einen solchen Menschen zu führen, bevor seine Leidenschaften unter Kontrolle gebracht sind. Niemand kann die Verantwortung für ihn übernehmen, denn er gehorcht keinem Gesetz und hört auf keinen Rat. In dieser Hinsicht ist er schlimmer als ein Tier, das vielleicht nicht begreift, aber zumindest den heilsamen Instinkten folgt, die Allah ihm eingegeben hat. Jener gesetzlose Mensch hingegen hat diese Instinkte abgetötet und will sich überhaupt nicht leiten lassen. (Juusuf `Allii)

 

44. Oder meinst du, dass die meisten von ihnen hören oder begreifen können114? Fürwahr, sie sind wie das Vieh115. Nein116, sie sind noch weiter vom Weg abgeirrt117.

114. Was du ihnen sagst. (Al-Dschalalain)

Machen sie überhaupt von ihrer Denkfähigkeit Gebrauch? (Darjabaadi)

„Die meisten von ihnen" bedeutet, dass dies kein Pauschalurteil sein soll. Es ist doch möglich, dass einige von ihnen letztendlich Zugang zur Rechtleitung finden oder die Wahrheit begreifen. Die große Mehrheit jedoch orientiert sich am Lustprinzip. (Qutb)

115. Denn sie essen und trinken nur, ohne jemals an das Jenseits zu denken. (Al Qurtubi)

116. Vergleiche auch Suura 7:178 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

So wie Kühe und Schafe nicht wissen, ob sie auf die Weide oder zum Schlachthaus getrieben werden, so folgen diese Menschen ihren Führern blindlings, ohne darauf zu achten, wo sie hingeführt werden - zum Erfolg oder zum Ruin. Der einzige Unterschied ist der, dass Tiere keine Vernunft haben und nicht dafür zur Rechenschaft gezogen werden, wo Menschen sie hintreiben. Es ist jedoch schade, wenn ein Mensch, der durchaus vernunftbegabt ist, sich wie ein Tier verhält; insofern ist seine Lage schlimmer als die eines Tieres. (Mauduudi)

Während das Vieh seine Hirten, die es betreuen, kennt und ihnen zur Weide folgt, hören diese Leute nicht auf ihren Herrn, Der sie erschaffen und versorgt hat. Ja sie kennen Ihn nicht einmal. (Qurtubi)

Das Vieh tut das, wofür es erschaffen worden ist. Diese Menschen jedoch, die dafür geschaffen worden sind, Allah allein zu dienen, tun das nicht. (ibn Kasir)

 

Abschnitt 5

45. Hast du nicht gesehen118, wie dein Herr den Schatten verlängert119? Wenn Er es wollte, könnte Er ihn unveränderlich machen120 Dann machten Wir die Sonne für ihn zum Lotsen121.

118. Hast du nicht nach den schöpferischen Fähigkeiten deines Herrn Ausschau gehalten?

(Safwat Al-Tafsir)

Wir haben in Suura 24:35 gesehen, dass Allah das Licht des Himmels und der Erde ist. Hier liegt ein weiterer Abschnitt vor, in dem wir aufgefordert werden, Allahs Herrlichkeit anhand der Parabel des feinen Spiels von Licht und Schatten in Seiner Schöpfung zu betrachten. Wir wollen erst einmal die buchstäbliche Bedeutung verstehen, wie sie auf die materielle Welt anwendbar ist, bevor wir eine geistige Interpretation versuchen, die uns, wenn wir ihrer würdig sind, zum Fuß des Thrones der Herrlichkeit bringt. (Juusuf `Allii)

Damit ist der Leser angesprochen. Die Frage soll Verwunderung ausdrücken. (Darjabaadi)

119. Durch unsere künstliche Umwelt und Lebensweise versäumen wir, einige der feinen Geheimnisse von Licht und Schatten zu sehen. Wir loben zu Recht die wunderbaren Farben bei einem Sonnenuntergang. Besonders in nördlicheren Breiten sehen wir das feine Spiel von Licht und Schatten im Zwielicht nach dem Sonnenuntergang. Wenn wir aufmerksam einen Sonnenaufgang beobachten, sehen wir noch eindrucksvollere Phänomene, und die frühe Morgenzeit erscheint uns heiliger als jede andere Tageszeit. Da kommt zuerst die falsche Morgendämmerung mit ihrem merkwürdig unsicheren Licht und den merkwürdig unsicheren Schatten. Dann kommt der schwarze Streifen im Osten, dem die wirkliche Morgendämmerung folgt mit ihren zarten Farbtönen und Licht und Schatten. Das Licht der falschen oder der echten Morgendämmerung entsteht nicht durch direkte Sonneneinstrahlung. In gewisser Hinsicht ist es kein Licht, sondern nur die Widerspiegelung des Lichts. Dies alles geht allmählich in den tatsächlichen Sonnenaufgang über, der deutlicher abgegrenzte Schatten entstehen lässt, die wir eindeutig mit der Sonne in Verbindung bringen können. (Juusuf `Allii)

120. Der Aufbau des Universums in der Weise, wie wir ihn kennen, führt dazu, dass der Schatten sich verändert. Würde diese Ordnung sich nur ein bisschen verändern, so würde das auch den Schatten so wie wir ihn kennen, verändern. Und wäre die Erde unbeweglich, so würde sich der Schatten darauf weder ausdehnen noch zurückziehen. Auch die Geschwindigkeit ihrer Bewegung beeinflusst die Geschwindigkeit der Ausdehnung und Zusammenziehung. (Qutb)

121. Die Schatten am Morgen sind lang, aber sehr ausgeprägt, und wir können sehen, wie ihre Länge und Richtung durch die Sonne bestimmt wird. Aber unmerklich verändern sie sich in jedem Augenblick. (Juusuf `Allii)

Das Wort "Daliil" ?????? ist hier im Sinne von "Lotse" benutzt worden, jemand, der dazu ausgebildet ist, Schiffe sicher in den Hafen und wieder hinaus zu bringen. Die Sonne ist also eine Art Lotse für den Schatten, denn seine Bewegungen hängen vom Aufstieg und Niedergang der Sonne ab. (Mauduudi)

Alle Dinge werden durch ihren Gegensatz bestätigt. So würden wir den Schatten nicht kennen, gäbe es nicht die Sonne, und auch die Dunkelheit nicht, gäbe es nicht das Licht. (Qurtubi)

 

46. Dann ziehen Wir ihn nach und122 nach aber zu uns hin123.

122. Je höher die Sonne steigt, um so kürzer werden die Schatten. In Regionen, wo die Sonne tatsächlich den Zenit erreicht, gibt es mittags überhaupt keinen Schatten mehr. Wohin verschwindet er? Er war nur ein Schatten, der von einem Gegenstand geworfen wurde und zu dem Gegenstand zurückkehrt, der ihn verursacht hat. Aber alle materiellen Gegenstände sind selbst Schatten (vergleiche Suura 16:48 und die entsprechenden Fußnoten), und die einzige wahre Realität ist Allah, zu Dem alle Dinge zurückkehren. So werden die Schatten in die durch sich selbst bestehende Realität absorbiert. (Juusuf `Allii)

Allah vernichtet ihn oder lässt ihn verschwinden. Alles, was vergeht, kehrt zu Allah zurück wie es von Ihm ausgegangen ist. Das Phänomen des Schattens soll zweierlei veranschaulichen:

1. Licht und Schatten sind zwei lebenswichtige Faktoren für alle Wesen auf der Erde, die mit großer Weisheit angeordnet sind und Rückschlüsse auf Allahs Weisheit, Macht und Einheit zulassen; sie hätten nicht durch sich selbst entstehen oder durch blinde Mechanismen hervorgebracht werden können.

2. Im übertragenen Sinne liegt ein Hinweis zwischen den Zeilen, der besagt, dass ebenso der Schatten des Kufr und ’Ibada, der sich weit verbreitet zu haben scheint, sich verkürzt, je höher die Sonne der Rechtleitung steigt. Dies erfordert jedoch Geduld, denn Allah führt keine plötzlichen Veränderungen herbei. (Mauduudi)

123. Soweit wir dazu in der Lage sind, wollen wir uns jetzt der symbolischen Bedeutung zuwenden. Allah ist das Licht. Alle Dinge in der Schöpfung, seien sie konkret oder abstrakt, sind nur Schatten, die von Seinem Licht abhängig sind. Alle Schatten sind nicht gleich. Er gibt ihnen Länge und Substanz, wie Er es für richtig befindet. Manche Schatten werden auch fast zu reflektierten Lichtern, wie es bei der falschen Morgendämmerung der Fall ist. Dies ist in verschiedenem Masse bei heiligen Menschen der Fall. Die Schatten verändern sich ständig, und so verhält es sich mit allen geschaffenen Dingen, mit allem, was wir sehen oder wünschen. Wenn Allah will, kann Er einigen davon mehr Dauer oder Stabilität verleihen. Auch die Sonne ist ein Schatten von Allahs Licht, dennoch erhellt sie unsere ganze Welt. Auf ähnliche Weise erhält der Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, dieses Zeitalters sein Licht von Allah, und wir können unsere kleinen geistigen Kerzen an ihm anzünden. Oder aber die Offenbarung ist mit dem Sonnenlicht zu vergleichen, mit dem wir unser Leben erleuchten. Und so wie das Sonnenlicht mit der Sonne identifiziert wird, die seine lebende Quelle ist, so wird die Offenbarung mit dem lebenden Propheten identifiziert, durch den sie übermittelt wird. (Juusuf `Allii)

Das heißt, Allah lässt ihn verschwinden, entsprechend den Naturgesetzen, die Er selbst gegeben hat. Wie in so vielen anderen Fällen im Qur’an soll der abrupte Übergang vom "Er" zum "Wir" die Tatsache unterstreichen, dass Allah nicht definiert werden kann und dass nur die Unzulänglichkeit der menschlichen Sprache wie auch des menschlichen Verstandes - es notwendig macht, auf das Höchste Wesen mit Pronomina Bezug zu nehmen, die in Wirklichkeit nur auf vergängliche, begrenzte "Personen" anwendbar sind. (Asad)

 

47. Und Er ist es, Der euch die Nacht zu einem Gewand macht124 und den Schlaf zum Ausruhen125 und den Tag bestimmte er zum Auferstehen126.

124. Die Nacht "bedeckt" praktisch die Dinge und Lebewesen mit ihrer Dunkelheit, darum wird sie hier mit einem „Gewand" verglichen. (Qutb)

125. In der Nacht unterbleiben die meisten Bewegungen. Tiere und Menschen schlafen größtenteils, und im Schlaf ruhen Sinne, Bewusstsein und Aufnahmefähigkeit. Sie ruhen sich aus. Und wenn am Morgen alles erwacht und sich mit Leben füllt, so ist dies eine Auferweckung nach dem kleinen Tod. (Qutb)

126. Die Symbolik erscheint hier unter einem neuen Gesichtspunkt. Es geht immer noch um den Kontrast von Licht und Schatten; hier aber ist der Schatten der Nacht ein Gewand, das uns bedeckt und ausruhen lässt, während der Tag für Aktivität und Streben zur Verfügung steht. Wieder anders ist die Nacht wie der Tod, unser einstweiliger Tod vor dem Gericht, wo unsere Sinne wie im Schlaf versiegelt sind, und der Tag entspricht der Erneuerung des Lebens bei der Auferstehung. (Juusuf `Allii)

Dieser Aja hat drei Zielsetzungen:

1. er weist auf die Einheit Allahs hin;

2. er weist die Möglichkeit eines Lebens nach dem Tode aufgrund alltäglicher menschlicher Erfahrungen auf; und

3. er bringt die gute Nachricht, dass die Nacht der Unwissenheit zu Ende geht und der Tag der Rechtleitung und des Wissens heraufdämmert. Es ist daher unvermeidlich, dass diejenigen, die im Schlaf der Unwissenheit befangen sind, früher oder später aufwachen. Wer jedoch in den Schlaf des Todes versunken ist, wacht nicht auf und bringt sich selbst um das Leben, während das Geschäft des Tages auch ohne ihn abläuft. (Mauduudi)

 

48. Und Er ist es, Der die Winde als Verkünder Seiner Barmherzigkeit vorausschickt127; und Wir senden vom Himmel reines Wasser nieder128, -

127. Vergleiche Suura 7:57. Die Winde sind Freudenboten, die Regen bringen, der eine Form der Barmherzigkeit Allahs ist. Wiederum bringt die Symbolik einen neuen Gesichtspunkt. Wärme, die mit Licht verbunden ist, setzt Strömungen in der Atmosphäre in Gang, lässt Feuchtigkeit aus dem Meer aufsteigen und verteilt sie durch die Winde auf der ganzen Erde. In der physischen Welt kennen wir die wohltätige Wirkung der Wärme auf das Leben, und andererseits wissen wir auch, wie unerträglich Hitze werden kann, und wie dann die Winde und Wolken die Freudenbotschaft vom Regen bringen. Dies gilt besonders auch für trockene Gebiete der Erde. Die symbolische Bedeutung bezieht sich auf Allahs Barmherzigkeit, die für die Kaafirs ebenso unerträglich sein kann wie extreme Sommerhitze in der physischen Welt, die jedoch ihre wohltätige Aufgabe erfüllt, alle Geschöpfe zu umsorgen. Sie kann scheinbar unangenehme Bewegungen wie Stürme hervorbringen, die aber in Wirklichkeit Allahs Botschaft, Seine größte Gabe, unter der Menschheit verteilen soll und auf diese Weise Freudenboten für alle sind, die verstehen. (Juusuf `Allii)

Das ganze Leben auf der Erde lebt vom Wasser. Entweder direkt oder von den Bächen und Flüssen, die Er auf der Erdoberfläche entstehen lässt, oder auch aus dem unterirdischen Wasser, wie aus Brunnen und Quellen. Die aber, die direkt auf das Regenwasser angewiesen sind, wissen Allahs Barmherzigkeit, die darin verkörpert ist, hoch zu schätzen. Sie warten immer auf die ihnen bekannten Winde, die die Regenwolken nach sich ziehen. Sie erkennen in ihnen Allahs Barmherzigkeit, sofern sie mu’min sind. (Qutb)

128. Regenwasser (in reiner Luft) ist nicht nur reines Wasser, sondern auch das beste Reinigungsmittel, das uns bekannt ist. (Juusuf `Allii)

Das Wort "tahur" ?????? (das als "rein" übersetzt ist) könnte man auch als "zum reinigen" verstehen. Denn in Suura 8:11 steht ,... um euch darin zu reinigen". (Qurtubi)

 

49. Mit dem Wir totes Land neu beleben und damit Wir davon zu trinken geben all dem, was Wir erschaffen haben an Vieh und Menschen in großer Zahl129.

129. Der gesamte Wasserkreislauf - Meer, Wolken, Regen oder Hagel oder Schnee, Flüsse und schließlich wieder das Meer - veranschaulicht auf bemerkenswerte Weise die Naturvorgänge, die uns Allahs Fürsorge sichtbar machen. Die Salze des Meeres reinigen dieses von allen Schmutzstoffen, die hineinbliesen. In Form von Regen, Eis, Schnee, Gletschern, Flüssen, Seen und ähnlichem trägt das Wasser zur Formung der Erdoberfläche bei und spielt eine wichtige Rolle in der physikalischen Geographie. Durch die Einwirkung von Wasser erwacht eine ausgetrocknete Wüste schnell zum Leben. Alles Trinkwasser aus Flüssen, Seen, Quellen oder Brunnen stammt letztendlich vom Regen. Zwischen Wasser und Leben besteht eine enge Beziehung, denn Wasser ist die Grundlage des physischen Lebens überhaupt. Vergleiche auch unten Aja 54. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 24:45 und die entsprechenden Fußnoten. (Anm. d. Übers.)

Auch dieser Aja verweist auf die Einheit Gottes und das zukünftige Leben. Darüber hinaus enthält er einen Hinweis darauf, dass die "Dürreperiode" der Unwissenheit durch Allahs Barmherzigkeit mit dem "Regen" der prophetischen Botschaft beendet ist, die das lebenspendende Wissen der Offenbarung zum Nutzen der Diener Gottes heranbringt. (Mauduudi)

 

50. Und Wir haben es unter ihnen verteilt130, auf dass sie ermahnt sein mögen131. Doch die meisten Menschen verharren nicht anders, als in Kufr.132

130. "Wir haben... unter ihnen verteilt" kann drei Bedeutungen haben:

1. Wir haben immer wieder im Qur'an auf das Phänomen des Regens hingewiesen, um den Menschen die Realität zu verdeutlichen.

2. Wir zeigen ihnen immer wieder die wunderbaren Phänomene der Wärme und Trockenheit, der Winde und Wolken und des Regens mit seiner lebensspenden Wirkung.

131. Wir ändern das System des Regenfalls in der Welt von einem Jahr zum anderen, so dass sie in ihren täglichen Leben die zahllosen unterschiedlichen Ergebnisse sehen können. (Mauduudi)

Dies bezieht sich auf die immer wiederkehrende, vielfältige Wiederholung - im Qur'an ebenso wie in anderen Offenbarungen - aller jener Anzeichen, die eindeutig auf die Existenz eines bewussten Schöpfers hinweisen. (Asad)

Das Personalpronomen "hu" in "sarrafnaahu" ??????????? (verteilt, abgewandelt) könnte zum einen auf den Qur'an bezogen sein, wie zu BeDschinn der Suura erläutert. Zum anderen könnte der Regen damit gemeint sein, wie Ibn' Abbas und Ibn Mas'ud gesagt haben. Damit wird auf die Arten des Regens hingedeutet oder auf die Arten seiner Nutzung. (Qurtubi)

Wir haben ihnen den Qur'an in verschiedene Formen, Wendungen und literarischen Stellen dargelegt, damit er besser Gefühle, Verstand und Psyche anspricht. (Qutb)

131. Damit sie durch die Wiederbelebung der toten Erde erkennen, dass Allah auch die Macht besitzt, Tote zum Leben zu erwecken. Oder auch damit derjenige, dem der Regen ausbleibt, ermahnt wird, von seinen Sünden abzulassen. (ibn Kasir)

Das Wasser wird über die gesamte Welt verteilt, so dass alles Leben seinen Bedürfnissen entsprechend versorgt wird. In den Ajas 43-50 wird das Argument des Kontrasts auf eine andere Weise dargelegt. Wasser ist Leben und steht zur Verfügung, um das Leben in aller Welt zu erhalten. Dies ist eine physische Tatsache, die wir alle sehen können. Wasser ist jedoch auch das Symbol für geistiges Leben, dessen erhaltendes Prinzip Allahs Wille ist, wie er uns durch Offenbarung bekannt gemacht wird. Dies wird uns manchmal in unseren inneren geistigen Stürmen klar. Viele gewaltsame Störungen des Gemüts sind nur Vorboten für den erfrischenden Regen geistigen Verstehens, das darauf folgt. Er reinigt unser Inneres und lässt selbst da geistiges Leben entstehen, wo es vorher eine ausgedörrte geistige Wüste gab. Dann versorgt er uns weiterhin in unserem normalen geistigen Leben aus dem unerschöpflichen Vorrat der Offenbarung Allahs, der allen offen steht und in Raum und Zeit gut verteilt wird. Auf die Universalität dieser Verteilung nimmt auch der folgende Aja Bezug. (Juusuf `Allii)

132. Im scharfen Gegensatz zu Gottes grenzenloser Barmherzigkeit steht die grobe Undankbarkeit des Menschen: ein weiterer symbolischer Kontrast zwischen Licht und Finsternis oder Wasser und Trockenheit. (Juusuf `Allii)

Dieser Aja soll uns einprägen, dass das wunderbare System des Regens schon in sich ein Beweis für Allahs Existenz ist. Seine wunderbare Verteilung zeigt uns, dass es von einem weisen Schöpfer geplant ist. Aber die Kaafirs wollen daraus keine Lehre ziehen und beharren in ihrer Undankbarkeit. Der Aja verweist auch auf das Leben nach dem Tod, denn jeder sieht, wie der Regen jedes Jahr abgestorbenes Land neu belebt. Dies weist eindeutig darauf hin, dass Allah die Macht hat, die Toten wieder zum Leben zu erwecken. Aber daraus ziehen die Kaafirs keine Lehren sondern nur denjenigen nützte sie, die die Rechtleitung annahmen. Das können wir aus der Geschichte lernen. (Mauduudi)

 

51. Wenn Wir gewollt hätten, dann hätten Wir unter jeder Gemeinschaft einen Warner erwecken können.133

133. Die Aufgabe des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war keine leichte, da sie universal und an die ganzen Menschheit gerichtet war. Wenn Allah einen Warner für jede Stadt geschickt hätte, so wäre die Mühe verteilt und somit die Aufgabe erleichtert worden. Aber Allah schickte nur einen Propheten mit der Aufgabe, alle Menschen zu warnen, damit die letzte Botschaft vereinheitlicht wurde. (Qutb)

 

52. Darum folge nicht den Kaafirs134, sondern setze dich unermüdlich und mit aller Kraft gegen sie ein.135

134. Indem du nachlässig Kompromisse eingehst. (Darjabaadi)

135. In diesem Qur'an liegt eine tiefe Einflussnahme, die die Herzen der Quraisch erzittern und ihre Seelen erbeben ließ. Deshalb sagten die ihrem Volk: Hört nicht auf diesen Qur'an und übertönt ihm, damit ihr den Sieg davontragt. Dies zeigt, welche Angst sie vor dem Einfluss des Qur'ans hatten. (Qutb)

Da Allahs Zeichen universal verteilt sind, braucht ein mutaqi Mensch Kritikern, die den Islam ablehnen, keine Beachtung zu schenken. Mit der Waffe der Offenbarung Allahs führt er den größten Kampf.

(Juusuf `Allii)

Setze dich mit Hilfe der Argumente des Qur'an mit den Kaafirs auseinander, und zwar nach besten Kräften. Dschihaad (oft übersetzt mit "Kampf") bedeutet eigentlich Streben, Mühe, Bemühungen. (Darjabaadi)

Dies umfasst auch den Dschihaad mit der Zunge, der Feder, dem Eigentum, dem Leben und jeder anderen verfügbaren Waffe. (Mauduudi)

 

53. Und Er ist es, Der den beiden Gewässern freien Lauf gewährte136, das eine trinkbar und süß137, und das andere salzig und bitter. Und zwischen beiden errichtete Er eine Schranke und ein unüberwindbares Hindernis.138

136. Nun kehrt der Text zur Aufzählung der Gnadenerweisung Allahs. (Qurtubi)

Er ließ beide Arten von Gewässer fließen und zusammentreffen, ohne dass sie sich miteinander vermischen. (Qutb)

"Maradscha" ?????? bedeutet wörtlich "freilassen", "Vieh frei weiden lassen". "Bachrain" ?????????: zwei Meere oder Gewässer, denn das Wort bezieht sich sowohl auf Salzwasser als auch auf Flüsse. In der Welt gibt es zwei Arten von Wasser:

1. die großen salzigen Meere, und

2. die vielfältigen Gewässer, die durch Regenwasser vereint sie, ebenso ihr Abfluss über oder unter der Erde bis in den Ozean. Es steht ihnen frei, sich zu vermischen, und in gewissem Sinne gehen sie auch ineinander über, denn es gibt einen regulären Wasserkreislauf. Dennoch bilden die Gravitationsgesetze eine gottgewollte Barriere, die beide Arten von Gewässern getrennt hält, so dass sie ihre unterschiedlichen Funktionen erfüllen können. (Juusuf `Allii)

137. Das Wort "furat" bedeutet, wenn es auf Wasser angewendet wird, "sehr süß" oder "durstlöschend". (Darjabaadi)

138. Hier erscheint wieder ein symbolischer Kontrast: die beiden Gewässer, süß und salzig, die frei ineinander übergehen und sich dennoch wie durch eine undurchdringliche Trennwand unterscheiden. Süßwasser entspricht dem wohltätigen Regen der Offenbarung Allahs, der den Durst der geistigen Bedürfnisse des Menschen stillt; Salzwasser ist die Last der irdischen Wünsche, Ambitionen, Leidenschaften und Pläne des Menschen. Die beiden scheinen sich zu vermischen, und dennoch unterscheiden sie sich immer klar voneinander, und zwischen ihnen gibt es eine undurchdringliche Trennlinie. Anhand des Kriteriums oder der Unterscheidungsfähigkeit Al-Furqaan) wird zwischen ihnen unterschieden. Die beiden Gewässer können auch die beiden Arten des Wissens, göttliches und menschliches, bedeuten wie in der Geschichte von Muusa in Suura: 18:60; vergleiche dort die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Dies ist eine indirekte Erinnerung an Allahs Schöpferkraft, die in der zyklischen Umwandlung des Wassers sichtbar wird. (Asad)

Vielerorts ist festzustellen, dass Süßwasser und Salzwasser auf dem Land und im Meer nebeneinander existieren. Der türkische Admiral Syedi Allii Ra'is erwähnte in seinem Buch eine Stelle im Persischen Golf, wo mitten im salzigen Meereswasser Süßwasserquellen sind, denen er Trinkwasser für seine Flotte entnehmen konnte. Aus denselben Quellen schöpfte die American Oil Company, bevor sie zur Trinkwasserversorgung in der Nähe von Dachran Brunnen bohren konnte. Aber außer dieser buchstäblichen Bedeutung, die auf Allah als den Einen und Einzigen Schöpfer des Universums hinweist, enthält der Aja noch einen weiteren Hinweis: wenn Allah will, kann Er aus einer großen lasterhaften Volksgemeinschaft eine rechtschaffene Gemeinschaft entstehen lassen, so wie Er Süßwasser mitten aus dem Salzwasser hervorbringt. (Mauduudi)


 

54. Und Er ist es, Der den Menschen aus Wasser erschaffen hat139, und Er hat für ihn Verwandtschaftsbande geschaffen140. Und dein Herr hat Macht (über alle Dinge).

139. Protoplasma, die Grundlage aller lebenden Materie in der physischen Welt, besteht zum größten Teil aus Wasser. Vergleiche auch Suura 24:45 und 21:30 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Aus Wasser erschuf Allah den Menschen, und zwar als Mann und Frau, so dass- durch direkte Abstammung und durch Heirat Verwandschaftsbande entstehen. Die Entstehung von menschlichen Leben ist noch wundersamer als die des Regenwassers, denn aus einer einzigen von Millionen Samenzellen, die sich mit der Eizelle verbindet, entsteht ein kompliziertes aufgebautes Geschöpf, der Mensch. (Qutb)

140. Er ermöglicht dem Menschen, seinen biologischen und gesellschaftlichen Beziehungen geistigen Wert beizumessen und Kraft daraus zu schöpfen. (Asad)

Wasser ist eine flüssige, instabile Sache, und dennoch entsteht aus ihm die höchste uns bekannte Lebensform dieser Erde, der Mensch. Und dieser hat nicht nur die Funktionen und Eigenschaften der höchsten Tiere, sondern auch seine abstrakten Beziehungen sind typisch für sein hoch stehendes Wesen. Er kann seine Abstammung zurückverfolgen und damit eine lange Reihe seiner Ahnen ins Gedächtnis zurückrufen, mit denen er durch Taqwa verbunden ist. Dies kann kein Tier tun. Weiterhin ist da die mystische Vereinigung in der Ehe: sie ist nicht auf die physische Vereinigung der Tiere beschränkt, sondern lässt Beziehungen aus den Geschlechtern von Einzelpersonen entstehen, die sonst nicht miteinander verwandt sind. Dies sind physische und gesellschaftliche Tatsachen, aber dahinter finden wir wiederum die symbolische Lehre der geistigen Kontraste: so wie zwischen dem Wasser und dem Menschen ein langer Entwicklungsweg liegt, so liegt auch ein langer Entwicklungsweg zwischen dem gewöhnlichen Menschen und dem, der zum Licht Allahs emporgehoben wurde. Und so wie die verschiedenen Geschlechter durch ihre unterschiedlichen Funktionen zu gegenseitigen Glück beitragen, so können sich Einzelpersonen mit verschiedenen Begabungen in der geistigen Welt zu ihrem eigenen höchsten Guten und in Allahs Dienst vereinigen. (Juusuf `Allii)

 

55. Und doch beten sie anstelle von Allah an, was ihnen weder nützen noch schaden kann141. Und der Kaafirs ergreift Partei gegen seinen Herrn142.

141. Allah drückt hier seine Verwunderung aus über die, die trotz der zahllosen Gnadenerweise, die Er ihnen zukommen lässt und der Vollkommenheit Seiner Schöpfung ihm Teilhaber zuschreiben, die weder zu Schaden noch zu Nutzen fähig sind. (Qurtubi)

142. Jeder Wahrheitsleugner - einschließlich der makkanischen Götzendiener - befindet sich im Krieg gegen seinen Herrn, der ihn erschaffen und ihm Harmonie und Ebenmass gegeben hat. Wie aber ist dies möglich, wo er doch klein und schwach ist und nicht in der Lage, es mit dem allmächtigen Allah aufzunehmen und sich so aufzuspielen? Es geschieht durch Kampf gegen Sein Islam und die von Ihm gebotene Lebensweise. Auch der Kampf der Verleugner der Wahrheit ist ein Kampf gegen Allah, den Gesandten Allahs und seine Botschaft. (Qutb)

In seiner Auflehnung gegen seinen Herrn. (Darjabaadi)

Er unterstützt all jene, die gegen Allah rebellieren, und ist ein Feind all derer, die sich für Allahs Sache einsetzen und Sein Gesetz in der Welt verwirklichen wollen. Insofern ist er indirekt mit allen Handlungen des Ungehorsams assoziiert. (Mauduudi)

 

56. Und nicht anders haben wir dich geschickt, denn als Verkünder froher Botschaft143 und als Warner144.

143. Für die Gehorsamen. (Darjabaadi)

Die hohe Botschaft ist das Paradies. (Al-Dschalalain)

Als Warner vor dem Feuer für die Kaafirs. (Safwat Al-Tafsir)

144. Die Pflicht eines Gesandten Allahs beschränkt sich darauf, frohe Botschaft zu verkünden und zu warnen. Dies ist auch der Kernpunkt des prophetischen Auftrages, sowohl in Makka, wo der Schwerpunkt auf den Grundsätzen des Islams und der Ethik lag, als auch in Madina, wo kriegerische Auseinandersetzungen mit den Götzendiener notwendig wurden. (Qutb)

Dieser Aja soll den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, trösten und die Kaafirs warnen, die sein Wirken behinderten. Ähnliche Worte erscheinen im Qur'an auch an anderen Stellen als Warnung, etwa in dem Sinne: "Die Botschaft des Propheten soll die Menschen reformieren, ohne dass seinerseits eine Spur von Eigennutz damit verbunden ist. Da er nicht versucht, Menschen zur Annahme seiner Botschaft zu zwingen, besteht kein Grund dafür, dass jemand sich gestört fühlen sollte. Wenn ihr die Botschaft annehmt, geschieht dies zu eurem eigenen Guten, und wenn ihr sie ablehnt, schadet ihr nur euch selbst, denn nachdem er seine Botschaft übermittelt hat, ist er von weiteren Pflichten und Verantwortung entbunden, und die Angelegenheit ist zwischen euch und Allah." Manchmal wird irrtümlich aus dem Wortlaut des Ajas die Schlussfolgerung gezogen, es sei die einzige Pflicht eines Propheten, seine Botschaft zu verkünden. Dabei vergisst man, dass der Qur'an selbst immer wieder betont, dass der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nicht nur ein Verkünder froher Botschaft und ein Warner ist, sondern auch ein Lehrer, Gesetzgeber, Richter und Führer der Menschen, der ihr moralisches Verhalten läutert und ein Vorbild für sie ist. (Mauduudi)

 

57. Sprich: „Ich verlange keinen anderen Lohn dafür145 von euch als den, dass wer immer es will, den (geraden) Weg zu seinem Herrn nehme."146

145. Der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, verlangte weder Geld noch irgend welche irdischen Vorteile von denen, die den Islam annahmen, denn er war weder ein Priester, der den Preis seines Amtes zu kassieren pflegte, noch ein Mittler, der einen Preis für seine Vermittlung forderte. (Qutb)

Für die Übermittlung meiner Botschaft. (Darjabaadi)

146. Vergleiche auch Suura 23:72-74 und die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

Sein einziger Lohn besteht darin, dass einer sich Rechtlerinnen lässt und die Nähe Allahs zu erlangen sucht. (Qutb)

Dies verlange ich von euch: Allah zu dienen und zu gehorchen. (Safwat Al-Tafsir)

 

58. Und setze dein Vertrauen auf den Lebendigen, Der nicht stirbt,147 und lob preise Ihn148, und Er kennt die Schuld Seiner Diener zur Genüge.149

147. Auf Allah sein Vertrauen zu setzen bedeutet, dass das Herz sich ganz und gar auf Allah verlässt. (Qurtubi)

Alles außer Allah ist "tot", denn es ist sterblich und vergänglich und hat im Gegensatz zu Ihm, dem Lebendigen, der niemals stirbt, keinen Bestand. Vertrauen auf Lebloses und Vergängliches jedoch ist, als ob man sich auf einen einstürzenden Pfeiler stützen würde oder einen vergänglichen Schatten. Vertrauen setzt man somit auf Den Lebendigen, Ewigen, Der nicht vergeht. (Qutb)

148. Verkünde Seine Erhabenheit über das, was die Polytheisten Ihn zuzuschreiben versuchen.

(Safwat Al-Tafsir)

Niemand verdient wirkliches Lob außer dem Gütigen, Dem Gebenden. (Qutb)

149. Überlasse die Angelegenheit derer, die aus der Verheißung und Warnung keinen Nutzen ziehen. Denjenigen, Der seine Vergehen gut kennt und Dem nichts verborgen bleibt. (Qutb)

 

59. Er, Der die Himmel und die Erde und (alles) was zwischen ihnen ist, in sechs Tagen erschaffen hat,150 alsdann151 Sich über dem Thron erhob,152 Der Allbarmherzige! So befrage über Ihn einen Kundigen.153

150. Vergleiche Suura 7:54 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf Allii)

Die "Tage Allahs", in denen Er Himmel und Erde erschuf, sind bestimmt nicht identisch mit unsere irdischen, denn diese sind ein Produkt des Sonnensystems, und der Maßstab der kosmischen Umkreisung entstand erst nach der Erschaffung von Himmel und Erde. Diese sechs Tage, die zeitlich weitauseinander liegende Phasen sein, deren Endprodukt das ist, was wir heute kennen. (Qutb)

151. "Summa" ????? (wörtlich: "dann") ist hier nicht als zeitliche Folge zu verstehen, sondern weist auf die Höhe Seines Ranges, auf Sein Nerven und Seine Erhabenheit hin. (Qutb)

152. Vergleiche auch Suura 10:3 und die entsprechende Fußnote. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 7:54 und die entsprechende Fußnote. (Asad)

153. So befrage, du Mensch, einen Kundigen, nach den Eigenschaften des Allbarmherzigen.

(Al-Dschalalain)

Hier geht es weiterhin um die Frage, wem wir vertrauen sollen. Weltlich gesinnte Menschen vertrauen auf weltliche Dinge, aber der Rechtschaffene allein auf Allah. Der wirkliche Unterschied wird durch den Lichtstrahl des Wissens Allahs ganz klar. Wenn du dies nicht erkennen kannst, dann frage die Menschen, die über solches Wissen verfügen. (Juusuf `Allii)

Frage Allah selbst, denn Er allein besitzt die Schlüssel zu den Geheimnissen des Universums, und somit kann man nur durch Beobachtung Seiner Schöpfung und Hören auf Seine offenbarte Botschaft einen Einblick in Allahs eigene Realität erhaschen. (Asad)

 

60. Und wenn ihnen gesagt wird: "Werft euch nieder vor dem Allbarmherzigen!" dann fragen sie: "Und wer ist der Allbarmherzige?154 Sollen wir uns vor dem niederwerfen, was du uns befiehlst?" Und es verstärkt noch ihren Wider willen.155

154. Weder kennen wir ihn noch wollen wir ihn erkennen. (Ibn Kasir)

Diese Frage gibt ein äußerst hässliches Bild ihrer Frechheit und Unverschämtheit. Sie wird hier gestellt, um etwas von dem Eindruck ihrer Verachtung für den Propheten Muchammad wegzunehmen. Denn wenn sie, in dieser Weise über den Erhabenen sprechen, ist es weiterhin nicht verwunderlich, wenn sie mit dem Gesandter umgehen. (Qutb)

Dies sagen sie aus ihrer Arroganz heraus, so wie der Pharao zu Muusa sagte: "Was ist der Herr der Welten?" Die makkanischen Götzendiener wussten ebenso gut, dass es den "Allbarmherzigen" gab, wie sich der Pharao im klaren über den "Herrn der Welten" war. Der Wortlaut des Ajas selbst weist darauf hin, dass ihre Frage nicht aus Unwissenheit gestellt wurde, sondern auf ihre Ablehnung zurückzuführen war; andernfalls hätte Allah sie nicht bestraft, sondern sie nachsichtig darüber aufgeklärt, dass Er selbst „der Allbarmherzige" ist. Darüber hinaus ist es aus der Geschichte bekannt, dass der Name "Ar-Rachman" ?????????? ("der Barmherzige") seit uralter Zeit ein Bestandteil des arabischen Sprachgebrauches war. (Mauduudi)

155. Den Widerwillen gegenüber der Religion, der sie noch mehr von ihr abrücken lässt.

(Safwat Al-Tafsir)

Wer nicht über geistiges Licht verfügt, kann nicht begreifen, dass wir all unser Vertrauen auf Allah setzen sollen. Es erscheint ihnen unvernünftig. Sie haben keinen Iman oder nur einen sehr oberflächlichen. Vielleicht legen sie ein Lippenbekenntnis zu Allah ab, aber sie begreifen nicht die volle Tragweite der Bedeutung Seines Namens "Ar-Rahmaan" ("der Barmherzige"). Vielleicht haben sie im Hinblick auf ihre Vergehen Angst; vielleicht sehen sie nicht Allahs grenzenlose Güte. Solche Menschen werden den wahren Dienern Allahs gegenübergestellt, die unten in den Ajas 63-75 geschildert werden. (Juusuf `Allii)

Bei Rezitation des arabischen Textes folgt an dieser Stelle eine Niederwerfung. Nach einer Überlieferung soll man, wenn man diesen Aja hört, sagen: „Möge Allah unsere Demut zunehmen lassen so wie ja auch der Hass der Feinde zunimmt." (Mauduudi)


Abschnitt 6

61. Segenssreich ist Er, Der in den Himmeln die Mächtigen erschaffen156 und darin eine Lampe gemacht hat157 und einen leuchtenden Mond.

156. Auf ihre Unverschämtheit wird mit der Verherrlichung Allahs, Seiner Lobpreisung und den Hinweis auf Seine Segnungen und Seine Erhabenheit geantwortet. (Qutb)

Vergleiche Suura 15:16 und die entsprechende Fußnoten. (Mauduudi)

157. Das starke Licht des Himmels ist die Sonne. Ihr am nächsten steht der Mond, der ein geborgtes Licht gibt. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 10:5, wo von der Sonne als einem "strahlenden Licht" die Rede ist, und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

62. Und Er ist es, Der die Nacht und den Tag einander folgen lässt158 für den der (Seiner) gedenken mag159 oder dankbar sein will.160

158. Die regelmäßig aufeinander folgen und sich gegenseitig ersetzen. Das Universum ist nicht statisch, sondern beständig im Fluss. Diese Veränderlichkeit der Natur im Laufe der Zeit ist vielleicht der bedeutendste Erfahrungsaspekt, den der Qur'an betont. (Darjabaadi)

159. Zur Beobachtung für Menschen, denen diese Naturphänomene als Hinweis und Argumente dienen. (Darjabaadi)

160. Ihre Dankbarkeit für diese Wohltat, die die Grundlage ihres geordneten Lebens darstellt. (Qurtubi)

Die Ereignisse in der phänomenalen Welt sind Zeichen von Allahs Selbstoffenbarung für alle, die begreifen und ihren Willen in Einklang mit dem Seinen bringen. Dies tun sie, indem sie

1. Ihn preisen, was bedeutet, dass sie einen Teil Seines Wesens begreifen, und

2. durch Dankbarkeit Ihm gegenüber, die darin besteht, dass sie Seinen Willen tun und ihren Mitgeschöpfen Gutes tun. Diese beiden Haltungen des Geistes und des Herzens haben verschiedene Auswirkungen auf ihr Leben, wie sie in den folgenden Ajas ausführlich geschildert werden. (Juusuf `Allii)

Der Partikel au (wörtlich: "oder") weist hier offensichtlich nicht auf eine Alternative hin, sondern darauf, dass der zweite Satz eine Erklärung des ersten ist, etwa im Sinne von "mit anderen Worten". (Asad)

 

63. Und die Diener161 des Allbarmherzigen sind jene, die sanftmütig auf Erden einhergehen,162 und wenn die Unwissen den163 sie ansprechen,164 sagen sie:165 „Friede!"166

161. Seine aufrichtigen und treuen Diener. (Darjabaadi)

Jene, die Allah lieben und es somit zu recht verdienen, auf Ihn bezogen zu werden. (Safwat Al-Tafsir)

Obwohl alle Menschen von Geburt aus Allahs Diener sind, sind Seine wahren Diener diejenigen, die Ihm bewusst gehorchen und wünschenswerte Charaktereigenschaften entwickeln. (Mauduudi)

162. Sie sind demütig in jeder Lebenslage. (Darjabaadi)

Sie verhalten sich nicht arrogant und hochmütig wie die Tyrannen und Unterdrücker, sondern wie rechtschaffene und gutmütige Menschen. „Demütig auf der Erde wandeln" bedeutet nicht, wie ein Kranker herumzulaufen oder wie ein Heuchler, der seine Demut und Taqwa zur Schau stellen will. Nach der Überlieferung ging der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, selbst mit festen, sicheren Schritten. Der Gang eines Menschen zeigt seinen Charakter, und wahre Diener Allahs können ganz leicht daran erkannt werden. Vergleiche auch Suura 31:19 und die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

Bei einer von Zuversicht, Geradheit, Ernsthaftigkeit und Genügsamkeit erfüllten Seele sind diese Eigenschaften an ihrer Gangart zu erkennen. (Qutb)

163. "Die Unwissenden": im geistigen Sinne; sich an sie wenden, sie ansprechen: auf aggressive Weise. Demut kann auf zweierlei Weise gezeigt werden:

1. denen, die tatsächlich Wissen suchen, kann man Wissen in dem Maße vermitteln, wie man selbst darüber verfügt und wie sie aufzunehmen in der Lage sind;

2. denen, die nur debattieren wollen, braucht man nicht auf barsche Weise zu antworten, sondern man sagt: "Frieden!", das heißt "möge alles besser werden mit dir!" oder„ Möge Allah mir Frieden geben von allem Streit!" (Juusuf `Allii)

164. Mit Kufr. (Darjabaadi)

Um sie zu verspotten und den Islam lächerlich zu machen. (Asad)

165. Statt es ihnen, mit gleicher Münze heimzuzahlen. (Darjabaadi)

166. Nicht aus Schwäche oder Nachgiebigkeit, sondern aus Überlegenheit und innerer Stärke und Größe und um Zeit und Mühe davor zu bewahren, und unnützlichen Dingen verschwendet zu werden. (Qutb)

"Salaam" ?????? kann auf vielerleiweise interpretiert werden. Zuerst einmal bedeutet es keine Unterwerfung oder Kapitulation sondern Errettung oder Heil. Nach Mudschahid heißt Salaam "triff das Rechte beim Reden", eine Erwiderung an den Kaafirs in Güte und Milde, um ihn Mäßigung zu bringen. Eine andere Gruppe wiederum meint: "Das euer Heil ist unser" ist das, was ein Muslim einem Törichten sagen soll. (Qurtubi)

Wenn die Törichten sie grobschlächtig oder flegelhaft anreden, antworten sie mit Worten, die von Sündigen frei sind. Ibn Al-Hasan erklärt dies so: „Wenn sie töricht angeredet werden, so erwidern sie dies nicht mit gleichem". (Safwat Al-Tafasir)

Das heißt: "Lasst uns in Ruhe, wir wollen nicht mit euch streiten". (Darjabaadi)

Wahre Diener des "Barmherzigen" glauben nicht an Rache, auch wenn sie es mit rücksichtslosen Menschen zu tun haben. Vergleiche auch Suura 28:65 und die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

 

64. Und diejenigen, die in Verehrung ihres Herrn die Nacht über, sich oft und lang vor Ihm niederwerfen und anbetend stehen;167

167. Demütiges Gebet bringt sie Allah näher. (Juusuf `Allii)

Sie verbringen ihre Abende und Nächte weder mit sinnlosem Zeitvertrieb noch mit bösen Handlungen, sondern im Gebet und im Gedenken Allahs. Vergleiche auch Suura 32:16; 51:17-18 und 38:9 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

Während die Menschen schlafen, stehen sie vor Allah und werfen sich vor Ihm nieder. Und während die Menschen sich auf Erden verewigen wollen, halten sie Ausschau nach Dem Höchsten. (Qutb)

Tagsüber wenden sie sich von törichten Gerede ab, um sich des nachts Allah zuzuwenden.

(Safwat Al-Tafsir)

 

65. Und diejenigen168, die sagen: „Unser Herr, wende die peinigende Strafe der Hölle von uns ab,169 denn, ihre Strafe ist wahrlich eine schmerzhafte Pein;170

168. Indem sie ihre eigenen guten Handlungen völlig vergessen, wie es bei mutaqi Menschen oft der Fall ist. (Darjabaadi)

Von Ibn Abbas wird überliefert, dass sie dies sagen bei ihrer Niederwerfung und beim Stehen im Gebet. (Qurtubi)

169. Beachte die wunderbare Veränderung zum Besseren, die der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, bei seinen kaafir Landsleuten innerhalb von wenigen Jahren bewirkt hat. (Darjabaadi)

Trotz ihres Gehorsams Allah gegenüber fürchten sie sich und sind in Sorge vor Allahs Strafe. (Qurtubi)

170. Dies ist ein Gebet der Demut. Ein solcher Mensch verlässt sich nicht auf gute Handlungen, die er getan haben mag, sondern einzig und allein auf Allahs Barmherzigkeit, und er legt eine lebendige Erwartung der Auferstehung an den Tag, wenn jede Handlung berücksichtigt wird. (Juusuf `Allii)

 

66. Sie ist fürwahr eine üble Wohnstatt und ein übler Aufenthaltsort."171

171. Das Elend, das aus der Ungerechtigkeit hervorgeht, ist nicht nur eine üble Wohnstatt, sondern es ist auch schlimm, sich in diesem Zustand zu befinden oder "darin zu stehen", und sei es auch nur für kurze Zeit. (Juusuf `Allii)

Das heißt, ihr ’Ibada hat sie nicht eitel oder stolz werden lassen, so dass sie sich für Allahs Geliebte halten oder glauben, sie seien gegen das Feuer der Hölle gefeit. Im Gegenteil fürchten sie die Strafe, so dass sie Allah bitten, sie davor zu erretten, denn nur von Seiner Gnade sind sie abhängig. (Mauduudi)

Wenn sie dies wissend sagen, dann erkennen sie am besten, welch einen hohen Wert ihre Bitte hat. (Qurtubi)

 

67. Und (Allahs Diener sind), die - wenn sie (etwas) spenden172 weder verschwenderisch noch knauserig sind, sondern das rechte Maß dazwischen finden.173

172. Im Qur'an hat das Verb "anfaqa" ?????? gewöhnlich die Bedeutung "etwas für andere ausgeben". (Asad)

173. Dies ist die fünfte Eigenschaft der Diener des Allerbarmers. Sie sind weder verschwenderisch in ihren Ausgaben für Essen, Trinken und Kleidung noch schränken sie diese so sehr ein, dass sie als geizig zu bezeichnen sind. (Safwat Al-Tafsir)

Von ibn Abbas überliefert: „Wer hunderttausend für eine gerechte Sache ausgibt, ist kein Verschwender, und wer einen einzigen Dirham am falschen Platz bezahlt, ist ein Verschwender. (Qurtubi)

Bei gewöhnlichen Ausgaben ist dies eine goldene Regel. Aber selbst beim Almosengeben, wo wir unser Bestes hergeben, wird nicht von uns erwartet, dass wir extravagant sein sollen. Dies sollten wir weder tun, um andere zu beeindrucken, noch gedankenlos, indem wir dem einen Schaden zufügen, um dem anderen Gutes zu tun. Sicherlich sollen wir nicht geizig sein, aber wir sollen uns auf die Rechte aller besinnen, auch auf unsere eigenen, und ein vollkommenes Gleichgewicht dazwischen herstellen. (Juusuf `Allii)

Wahre Diener Allahs folgen dem "goldenen Mittelweg" zwischen den Extremen, wenn sie ihr Geld ausgeben. Weder lassen sie die Vorsicht außer acht und geben es unnötig aus, noch leben sie im Elend, um Geld zu sparen und zu horten. An diese vernünftigen Überlegungen haben sich die Anhänger des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gehalten, ganz im Gegensatz zu den wohlhabenden Leuten in Arabien die entweder ausschweifend ihre eigenen Interessen finanzierten, oder mit der Hilfe für andere geizig waren. Der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sagte: „Es ist ein Zeichen von Weisheit, sich bezüglich des Lebensunterhalts an den goldenen Mittelweg zu halten." (Mauduudi)

Dieser Aja deutet darauf hin, dass es nach dem Kufr keine schlimmeren Sünden gibt als das Töten ohne Berechtigung und den außerehelichen Geschlechtsverkehr. (Qurtubi)

 

68. Und die, die keine Götter neben Allah anrufen,174 und die keine Seele töten, die zu töten Allah verboten hat,175 es sei denn mit Recht,176 und die keinen Ehebruch begehen.177 Und wer dies tut,178 den soll Strafe treffen.

174. Die Einheit Gottes ist der Grundsatz dieses Imans, und die Weggabelung zwischen der Gradheit und Klarheit des Islams und der Unklarheit und Krümme des Kufrs, die keine solide Lebensbasis bietet. (Qutb)

175. Nicht zu töten - es sei denn aus einem rechtmäßigen Grund, ist die Weggabelung zwischen einer sicheren gemeinschaftlichen Existenz, in der das menschliche Leben hochgehalten wird einerseits, und dem Leben der Wildnis, in dem sich keiner seines Lebens sicher ist anderseits. (Qutb)

176. Vergleiche auch Suura 6:151 und 17:33 und die entsprechenden Fußnoten. (Anm. d. Übers.)

177. Dreierlei wird hier ausdrücklich verurteilt:

1. Götzendienst, denn er ist ein Vergehen gegen Allah;

2. Mord, denn er ist ein Vergehen gegen unsere Mitgeschöpfe;

3. Ehebruch, denn er ist ein Vergehen gegen unseren Selbstrespekt und gegen uns selbst.

Jedes Verbrechen richtet sich gegen Allah, Seine Geschöpfe und uns selbst. Aber relativ wiegt das eine schwerer als das andere. Das Verbot, Leben zu nehmen, wird mit dem Ausdruck „es sei denn aus einem gerechten Grund" eingeschränkt, beispielsweise bei Bestrafung für Mord oder als Selbstverteidigung. (Juusuf `Allii)

Mit diesen drei Merkmalen ist das Unterscheidungskriterium gegeben zwischen dem reinen Leben, eines von Allah geehrten Menschen und einem rauen und niederen Leben, dem des Tieres. Aus diesem wichtigen Grund werden sie als Eigenschaften der Diener Des Allerbarmmers genannt. (Qutb)

Nach der Überlieferung sagte der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, als er nach den schlimmsten Vergehen gefragt wurde: „Jemanden Allah gleichzusetzen, das eigene Kind aus Angst um den Lebensunterhalt zu töten und mit der Frau des Nachbarn Ehebruch zu begehen." Dies ist offensichtlich keine vollständige Liste der "schwersten Vergehen", sondern diese drei Fälle wurden genannt, weil sie in der damaligen arabischen Gesellschaft am weitesten verbreitet waren. (Mauduudi)

Denn durch die aufrichtige Reue und die ständige Bitte um Vergebung für die Missetat kehrt diese sich in eine fromme Handlung um. (ibn Kasir)

178. Wörtlich: "wer das tut", das heißt wer sich eines dieser Vergehen schuldig macht. (Asad)

 

69. Vervielfacht wird seine Strafe am Tag der Auferstehung sein179 und in Verachtung soll er ewig darin180 verweilen,

179. Dies kann zweierlei bedeuten:

1. seine Strafe findet niemals ein Ende, sondern wird wieder und wieder vollstreckt, und

2. wer außer seinem Kufr und Götzendienst noch weitere Verbrechen begeht, wird für jedes einzeln bestraft. Für jedes einzelne seiner Vergehen ist er verantwortlich. (Mauduudi)

180. Im Feuer der Strafe. (Darjabaadi)

 

70. Ausgenommen der, der bereut und den Iman verinnerlicht und gute Werke tut181 - das sind diejenigen, deren Missetaten Allah in gute umwandelt,182 und Allah ist Allverzeihend und Barmherzig,

181. Die Grundlage der Umkehr und ihre Bedingung wird hier festgesetzt: Sie fängt mit der Reue an und dem Ablassen von der Sünde und endet mit der tugendhaften Tat, die den Beweis der Aufrichtigkeit der Reue erbringt. (Qutb)

Und zwar im Diesseits. (ibn Kasir)

Es gibt zwei Interpretationen für das "Umwandeln". Das eine ist, dass Allah den sündhaften Zustand indem der Reuige sich befand, in einen Guten umwandelt, und die andere besagt, dass die Missetaten, die er anfangs begangen hat, in Gute umgewandelt werden. In der Überlieferung wird oft von Menschen berichtet, die aufrichtige Reue zeigten und ihr Leben von Grund auf änderten, und es wird erzählt, wie der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sie ermutigte und ihnen die frohe Botschaft von Allahs Vergebung mitteilte. (Mauduudi)

182. Selbst bei großen Verbrechen bleibt die Möglichkeit zu Allahs Barmherzigkeit und Vergebung offen, wenn jemand bereut und dies durch eine Änderung seiner Handlungsweise bekundet. Dann wird Allah seine Natur vom Bösen zum Guten wandeln. (Juusuf `Allii)

 

71. Und wer bereut und gute Werke tut, der wendet sich Allah in aufrichtiger Reue zu;183

183. Hier wird die Grundlage und Bedingung zur Umkehr umrissen: Ihr Anfang ist die Reue und die Abwendung von Ungehorsam und ihr Ende ist die Zuwendung zum Tugendhaften. Tun als Beweis der Aufrichtigkeit der Umkehr. (Qutb)

Wenn er aufrichtig seine Taten bereut, beginnt er ein neues Leben im Islam und Gehorsam gegenüber Allah. Mit seiner Hilfe gelingt es ihm, Gutes zu tun statt des Bösen, das er in der Zeit seines Kufrs getan hat. Nicht nur die bösen Handlungen aus seiner Vergangenheit werden ausgelöscht, sondern es wird ihm gutgeschrieben, dass er die Rebellion gegen seinen Herrn aufgegeben und den Weg des Gehorsams angenommen hat. Je mehr ihm seine vergangenen Vergehen leid tun, um so mehr Gutes wird für ihn aufgezeichnet, denn Reue und Bitte um Vergebung sind schon an sich gute Handlungen. So entgeht er nicht nur der Strafe im zukünftigen Leben, sondern wird von Allah reichlich gesegnet. (Mauduudi)

 

72. Und diejenigen, die kein falsches Zeugnis ablegen,184 und wenn sie im Vorbeigehen unnützes Gerede hören, mit Würde weitergehen;185

184. Die wörtliche Bedeutung des Ausdrucks "Jaschadunas-sur" ??????????? ???????   ist falsches Zeugnis abzulegen. Er kann jedoch auch so verstanden werden, dass sie als Ausdruck ihrer Würde sich erst gar nicht in solche Gesellschaft oder Bereiche begeben, in denen sie Falschheiten zu sehen bekommen. (Qutb)

Im weitesten Sinne bedeutet es auch "nicht lügen". (Asad)

Sie haben nicht die Absicht, einer betrügerischen oder bösen Handlung als Zuschauer zuzusehen, beispielsweise unanständigen und unrechten Handlungen. (Mauduudi)

185. Das Wort "Laru" (Törichtes) beinhaltet jede Art von Abfälligkeit sowohl als Wort als auch als Tat. Sie wenden sich von ihm ab, missbilligen es und nehmen weder daran teil, noch bleiben sie in solchen Gesellschaften sitzen. (Qurtubi)

Nicht nur tatsächliche Täuschung oder die Beteiligung daran wird verurteilt, sondern auch Sinnloses - unnützes Gerede, unanständige Witze, nutzlose Prahlerei und dergleichen. Wenn ein guter Mensch sich einer solchen Situation gegenübersieht, soll er sich auf würdige Weise zurückziehen, nicht auf arrogante und Aufsehen erregende Weise. (Juusuf `Allii)

Ein Diener Allahs hält sich nicht schadenfroh damit auf, moralische Verkommenheit, Obszönität oder schmutzige Rede genauer zu untersuchen. (Mauduudi)

 

73. Und diejenigen, die - wenn sie mit den Zeichen ihres Herrn ermahnt werden,186 - nicht (wie) taub und blind darüber fallen;187

186. Wenn vor ihnen der Qur'an rezitiert wird, gedenken sie ihres Ende und ihrer Rückkehr zu Allah. (Al Qurtubi)

187. "Harra" bedeutet umfallen, schnarchen, einnicken, wie wenn jemand gelangweilt oder unaufmerksam ist oder nicht hören oder sehen oder Acht geben will. (Juusuf `Ali)

Das Herniederfallen auf die Gesichter (Harra), ohne rechte Wahrnehmung und Nachdenken ist eine Bewegung, die die Achtlosigkeit und blinden Fanatismus illustriert. Die Diener des Allerbarmers hingegen begreifen mit ihrer aufmerksamen Wahrnehmungsgabe die Wahrheiten ihrer Religion. Somit ist ihr Iman ein rechtes Bekenntnis und kein blindes Nacheifern. (Qutb)

Der Iman eines jeden Mu'mins wird gestärkt durch das Hören der Worte Allahs. Einem Kaafir hingegen lässt es unbeeindruckt. Sein Zustand ändert sich nicht zum Besseren, sondern er bleibt bei seinem Irrtum, Unwissenheit und Kufr, so als ob er nichts zu hören und zu sehen möchte. (ibn Kasir)

Echte Diener Allahs verhalten sich der Offenbarung gegenüber nicht, als ob sie blind oder taub wären, und verschließen nicht absichtlich die Augen davor, sondern sind tief davon betroffen. Sie befolgen und praktizieren, wozu sie aufgefordert werden, und halten sich von allem fern, was ihnen verboten wird. (Mauduudi)

In seiner Erklärung zu diesem Aja bemerkt Samachsari, dass durchschnittliche Zuhörer der heiligen Schrift mit einem rein äußerlichen Anschein von Eifer begegnen und sich sozusagen des Anscheins halber förmlich "daraufstürzen", in Wirklichkeit jedoch nicht den geringsten Versuch machen, die Botschaft an sich zu verstehen und somit den Inhalt gegenüber taub und blind bleiben. Demgegenüber sind die wirkliche Mutaqis ernsthaft darauf bedacht, sie zu verstehen, sie mit offenen Ohren zu hören und mit offenen Augen zu sehen. (Asad)

 

74. Und diejenigen, die sagen: „Unser Herr, gib, dass unsere Ehepartner und unsere Nachkommen uns Augentrost sind,188 und mache uns zum Vorbild für die Mutaqis."189

188. Wir sollen darum beten, dass durch unsere Ehepartner und Kinder nach uns Allahs Gesetz gehalten wird; unsere Familienangehörigen sollen für uns nicht Menschen sein, denen wir zufällig zugeordnet sind oder die uns die Zeit vertreiben, sondern sie sollten uns wirklichen Trost und die Erfüllung unserer geistigen Sehnsucht bringen. Durch sie, wie durch uns selbst können wir vielleicht mit Allahs Gnade in der Lage sein, Wahrheit und Rechtschaffenheit weiterzuvermitteln. (Juusuf `Allii)

Indem wir sie als Deine gehorsamen Diener sehen. (Al-Dschalalain)

Wahre Diener Allahs sind mehr um das Heil ihrer Lieben im zukünftigen Leben besorgt als um den Genuss dieser Welt. (Mauduudi)

Der Islam betrachtet diese Welt nicht als wesentlich schlecht und verwirft nicht die Familienbindungen als Hindernis für den Gottesdienst. (Darjabaadi)

Es ist den Dienern des Allerbarmers endlich nicht genug, dass sie mit all diesen großartigen Eigenschaften versehen werden, sondern sie wünschen sich Nachkommen, die den gleichen Weg beschreiten wie sie und auch Ehepartner, die die gleichen Merkmale haben, wie sie selbst, auf dass ihre Herzen sich beruhigen und die Anzahl der "Diener des Allerbarmers" sich mehren. (Qutb)

189. Vervollkommne unsere Tugend, so dass die Rechtschaffenen unserem Vorbild folgen können. (Darjabaadi)

Die Allah als ihr Ziel sehen. (Qutb)

Ein Vorbild, dass zur Nachahmung einlädt. Dieses kann nur geschehen, wenn der, der zu Allah einlädt, selbst aufrichtig mutaqi ist. (Qurtubi)

Allahs Diener bitten darum, dass sie einander in Taqwa und Rechtschaffenheit übertreffen und den Mu'mins in der Verbreitung von Rechtschaffenheit und Taqwa in der Welt vorangehen. Leider ist dieser Aja oft fehlinterpretiert und zu einer Rechtfertigung politischer Ambitionen missbraucht worden. (Mauduudi)

Wir wollen uns noch einmal die Tugenden der wahren Diener Allahs vor Augen führen:

1. sie sind demütig und geduldig gegenüber denjenigen, die geistig noch nicht so weit entwickelt sind.

2. Sie sind durch ihre Gebete ständig mit Allah in Verbindung.

3. Sie sind sich immer dessen bewusst, dass sie im zukünftigen Leben zur Rechenschaft gezogen werden.

4. Sie folgen dem Mittelweg.

5. Sie meiden verräterisches Verhalten gegenüber Allah, ihren Mitgeschöpfen und sich selbst.

6. Sie gehen Trug und allem Sinnlosen aus dem Wege.

7. Sie beachten im Denken und Verhalten Allahs Zeichen.

8. Sie tragen Sorge für die Führung ihrer Familienangehörigen zur Rechtschaffenheit und für vorbildliches Verhalten.

Dies ist eine gute Zusammenfassung persönlicher wie gesellschaftlicher Ethik, eine Rechtleitung zur geistigen Entwicklung, die jedem offen steht. (Juusuf `Allii)

 

75. Das sind jene, die belohnt werden mit der höchsten Stätte (im Paradies), weil sie geduldig (und standhaft) waren.190 Und mit Grußworten191 und Friede werden sie dort empfangen.192

190. Das Wort "Sabr" ????? ("Geduld", "Standhaftigkeit") ist hier im weitesten Sinne verwendet worden. Wahre Diener Allah ertragen tapfer alle Verfolgungen durch die Feinde der Wahrheit und bleiben standhaft in ihren Bemühungen, Allahs Gesetz zu verwirklichen. Sie erfüllen ihre Pflicht gegenüber Allah aufrichtig und furchtlos und widerstehen allen Versuchungen. (Mauduudi)

Hier folgt das Prädikat des langen Satzes, der mit dem Subjekt "die Diener des Allerbarmers" angefangen hat. Zwischen diesen beiden steht die nähere Kennzeichnung des Subjekts. Dieses sind elf Eigenschaften: Bescheidenheit, Sanftmut, die Nacht im Gebet zu verbringen, Ehrfurcht vor Allah, Verschwendung und Geizen vermeiden, sich vom ’Ibada, vom außerehelichen Verkehr und vom Töten fernzuhalten, von Sünde und Falschheit abzulassen, Ermahnungen anzunehmen und schließlich Demut vor Allah. (Qurtubi)

Die mit den genannten Eigenschaften gekennzeichneten Diener Allahs, werden am Jüngsten Tag mit dem Paradies (Rurfa ??????? = Paradies) belohnt für ihr Beharren auf allen vorher erwähnten Geboten und Verboten. (ibn Kasir)

Diese Gebote zu verwirklichen und die Verbote zu meiden erfordern eine Standhaftigkeit gegenüber den eigenen Begierden und den Verlockungen des Lebens. (Qutb)

191. Dort im Paradies. (Al-Dschalalain)

192. Von den Engeln. (Al-Dschalalain)

 

76. Und ewig werden sie dort verweilen - welch vortreffliche Wohnstatt und welch schöner Aufenthaltsort!

77. Sprich: „Keine Beachtung hätte mein Herr euch beigemessen, wenn ihr Ihn nicht angerufen hättet.193 Doch ihr habt (Seine Botschaft) geleugnet und schon bald wird das unausweichliche (Urteil über euch) ergehen".194

193. Die Bösen sollen nicht glauben, sie belästigen oder stören Allah, wenn sie Ihn nicht verehren und Ihm nicht dienen. Er ist über alle Bedürfnisse erhaben. Er wendet sich jedoch in Gnade allen zu, die ihn anrufen. Wer Ihn arrogant zurückweist, für den sind die geistigen Folgen (die Hölle geistigen Elends) unausweichlich. (Juusuf `Allii)

Allah würde euch keinen Wert beimessen, wäre es nicht um eures Imans willen. (Asad)

Um euer selbst willen hat Er euch die Möglichkeit gegeben, Ihn anzurufen, so dass Er sich euch in Gnade zuwenden kann. Ansonsten besteht kein Unterschied zwischen euch und der übrigen Schöpfung. (Mauduudi)

Im Diesseits wie im Jenseits. (ibn Kasir)

194. Wenn ihr nicht bereut, bestimmen eure Vergehen euer geistiges Schicksal in der zukünftigen Welt. (Asad)

 

Einführung zu Suura 26

Mit dieser Suura beginnt eine neue Serie von vier Suuras, die den Kontrast zwischen dem Geist des Prophetentums und geistigem Licht und der Reaktion darauf in den Gemeinschaften veranschaulicht, wo es erschien. Dazu greifen sie auf die früheren Propheten und die Geschichten der Vergangenheit zurück.

In dieser speziellen Suura finden wir in der Geschichte von Muusa in seiner Auseinandersetzung mit dem Pharao und von dessen Niederlage. Andere Propheten, die hier erwähnt werden, sind Ibraahiim, Nuuch, Huud, Saalich, Luut und Schu'aib. Daraus wird die Lehre gezogen, dass der Qur’an eine Fortsetzung und Vervollkommnung früherer Offenbarungen ist. Er ist reine Wahrheit, ganz im Gegensatz zu erdachten Äußerungen gewissenloser Dichter.

Chronologisch gehört diese Suura in die mittlere makkanische Zeit, wo der Kontakt des prophetischen Lichts mit dem kaafir makkanischen Milieu die Makkaner mit ihrem extremen Hochmut in Frage stellte. Die Suura erhielt ihren Namen, weil sie die Frage der Dichtung behandelt. Damit antwortet der Qur’an auf die Behauptung der Götzendiener, der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sei ein Dichter, und das, was er ihnen brachte, stelle eine Art von Dichtung dar (Ajas 221-226). (Safwat Al-Tafsir)

Zusammenfassung:

Der Konflikt des Kufrs mit der Wahrheit ist sinnlos wie Pharaos Auseinandersetzung mit Muusa. Pharaos Zauberer beugten sich der Wahrheit, und Pharao selbst ertrank mit seinem Heer. (Ajas 1-69)

Auch Ibraahiims Volk gewann nichts mit seinem Widerstand gegen die Wahrheit, die er verkündete, und Nuuchs, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, Volk wurde durch seinen Kufr in den Untergang getrieben. (Ajas 70-122)

Huud warnte sein Volk vor übergroßem Vertrauen auf seine materiellen Mittel und Saalich, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden das seine vor Übergriffen auf Heiliges. In beiden Fällen hatten die Bösen das Nachsehen. (Ajas 123-159)

Luut musste sich mit unaussprechlichen Lastern auseinandersetzen und Schu'aib, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, mit Unehrlichkeit und Bosheit. Ihre Lehren wurden verworfen, aber ihre Feinde wurden vernichtet. (Ajas 160-191)

Als der Geist des Prophetentums nach Makka kam, lehnten ihn die Anhänger des Bösen ab. Aber die Wahrheit ist nicht wie Dichtung und setzt sich schließlich durch. (Ajas 192-277)

 

Die Dichter

Im Namen Allahs des Erbarmers, des Barmherzigen.

 1. Ta Siiin Miiim1.

1. Siehe auch die Fußnoten zu Suura 2:1, wo die abgekürzten Buchstaben ausführlich erläutert werden. Diese spezielle Kombination erscheint hier und am Anfang von Suura 28, während Suura 27 die Kombination Ta Siiin hat. Keine der Vermutungen, die ich als Erklärung für ihre Bedeutung gesehen habe, hat mich befriedigt. Wenn die Buchstaben für Tür "As-Sinin" (Berg Sina'i) und Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, stehen, dessen Geschichte den größten Teil dieser Suura einnimmt, warum fehlt dann der Buchstabe mim in Suura 27, wo dasselbe der Fall ist? Auf eine Tatsache möchte ich jedoch aufmerksam machen: diese Suura hat elf Abschnitte, von denen acht mit dem Wort "rahiim" ?????? (mit mim am Ende) aufhören. Ausnahmen bilden die Abschnitte 2, 3 und 11. Abschnitt 2 und 3 bilden einen Teil der Geschichte Muusas, die mit Abschnitt 4 abschließt und dort mit "rahiim" aufhört. Das Hauptargument in Abschnitt 11 schließt mit Aja 217 ab, der ebenfalls mit "rahiim" endet. Ob dies für unsere vorliegende Untersuchung von Bedeutung ist, kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Mein eigener Standpunkt ist der, dass wir unsere Forschungen fortsetzen sollten, wo Material vorliegt, jedoch niemals in solchen Angelegenheiten dogmatisch sein dürfen, denn einige Geheimnisse können nicht durch bloße Forschung gelüftet werden. (Juusuf `Allii)

Die getrennten Buchstaben sind da, um darauf hinzuweisen, dass die Ajas des klaren Buches - darunter auch diese Suura - eben aus der Reihe dieser Buchstaben zusammengesetzt sind. Obgleich die Leugner des Buches diese Buchstaben zur Verfügung haben, können sie kein gleichwertiges Buch wie dieses verfassen. Und wie alle Suuras, die mit diesen unterbrochenen Buchstaben anfangen, so wird auch in dieser Suura am Anfang und am Ende das Thema Qur’an angeschnitten. (Qutb)

 

2. Dies sind die Ajas des deutlichen Buches2.

2. Die in der Thora und im Evangelium versprochen worden sind. (Qurtubi)

Das klar zwischen Wahrheit und Lüge, Irrtum und Gradheit unterscheidet. (ibn Kasir)

Vergleiche Suura 5:17 und die entsprechende Fußnote. Der Vergleich der Offenbarung Allahs mit Licht wird hier fortgesetzt. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 12:1 und die entsprechende Fußnote. (Asad)

Das heißt, die Ajas in dieser Suura gehören zu der Schrift, die ihre Thematik klar und deutlich darlegt und erläutert, so dass jeder Leser oder Hörer leicht verstehen kann, wozu sie auffordert, was sie nahe legt und was sie verbietet, was sie als wahr und was sie als falsch bezeichnet. Iman oder Kufr liegt auf einer anderen Ebene, aber niemand kann sich damit herausreden, er habe die Lehren dieser Schrift nicht verstehen können. "Al-Kitaab Al-Mubiin" ?????????? ??????????  bedeutet darüber hinaus, dass der Qur’an zweifelsfrei ein Buch Allahs ist. Sprache, Thematik und erwähnte Fakten legen Zeugnis dafür ab, dass es tatsächlich vom Schöpfer selbst offenbart worden ist. In diesem Sinne ist jeder Aja ein Wunder und ein Zeichen, und jemand, der über Vernunft verfügt, braucht kein anderes Zeichen als die dieser Schrift, um an Muchammads Prophetentum den Iman zu verinnerlichen. Diese kurze Einführung, die beide Bedeutungen umfasst, stehen in engem Zusammenhang mit der Thematik dieser Suura. Die makkanischen Götzendiener verlangten vom Propheten ein Wunder als Beglaubigung für seine Botschaft. Als Antwort darauf wird gesagt, dass jemand, der wirklich ein Zeichen wünscht, nur die Ajas dieser Schrift zu studieren braucht. Der Qur’an legt eindeutig alle seine Lehren vor, die nicht Schöpfung eines Dichters oder Phantasie eines Magiers sein können. (Mauduudi)

 

3. Vielleicht wirst du dich noch zu Tode grämen3, weil sie nicht mu’min werden wollen4.

3. Der Text veranschaulicht, wie sehr sich der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, über den Kufr der Götzendiener grämt, vor allem auch im Hinblick auf die Folgen, die aufgrund ihrer hartnäckigen Ablehnung zu erwarten waren. Er machte sich Sorgen um sie, denn sie waren sein eigenes Volk und sogar seine eigene Familie. Somit erbarmt sich Allah seiner und will ihn daran hindern sich diesem tödlichen Gram hinzugeben. (Qutb)

4. "Sie" sind die makkanischen Götzendiener. Vom menschlichen Standpunkt aus war es für den Propheten eine große Enttäuschung, dass die Makkaner nicht dazu bewegt werden konnten, der Wahrheit Glauben zu schenken. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 18:6 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Vergleiche auch Suura 35:8 und die entsprechende Fußnote. (Mauduudi)

 

4. Wenn Wir wollten, könnten Wir vom Himmel ein Zeichen herabsenden5, vor dem sie ihre Nacken in Ehrfurcht beugen würden6.

5. Wenn es Allahs Willen und Plan entsprochen hätte, die Menschen zum Iman zu zwingen, dann hätte Er leicht die Makkaner zwingen können. Aber Sein Wille und Plan funktioniert anders. Seine Offenbarung soll den eigenen Willen des Menschen trainieren, so dass dieser sich im Einklang mit Allahs wohltätigen Plan entwickelt. (Juusuf `Allii)

Allahs Wille war es, den Qur’an zum einzigen Wunder dieser Botschaft zu machen. Ein anderes materielles Wunder, das durchaus in der Lage gewesen wäre, die Menschen fügsam zu machen, wollte Er nicht herabsenden, damit diese letzte Botschaft offen für alle Völker und alle Generationen zugänglich bleibt. Anders bei den zwingenden Wundern - ihnen beugen sich nur die, die sie zu Gesicht bekommen. (Qutb)

Solcher Zwang würde sie ihrer menschlichen Wahlfreiheit berauben, und sie würden Automaten. (Darjabaadi)

Wenn dem Menschen die Wahlfreiheit fehlen würde, dann würde der Iman an diese Botschaft aller moralischen Bedeutung beraubt. (Asad)

Allah will, dass die Menschen von ihrer Vernunft Gebrauch machen, um die Wahrheit in den Ajas der heiligen Schrift und in den Zeichen des Universums zu finden, die auch in ihnen selbst vorhanden sind. Wenn sie auf diese Weise zu der Überzeugung gekommen sind, dass die Botschaft der Propheten der Wahrheit entspricht, dann sollten sie bereitwillig allen Trug aufgeben und sich der Wahrheit anschließen. Ein solcher freiwilliger Iman ist es, den Allah von den Menschen verlangt. Deswegen hat Er ihnen Entscheidungsfreiheit gegeben und die Möglichkeit, dem Weg ihrer Wahl zu folgen. Aus demselben Grund hat Er in ihm beide Neigungen angelegt, die zum Guten und die zum Bösen, und ihm beide Wege eröffnet. Ebenso hat er der Macht des Bösen Freiheit und eine Frist eingeräumt, ihn zu verführen, aber auch Vorkehrungen für Prophetentum und Offenbarung getroffen, so dass der Mensch zum Guten aufgefordert und zum rechten Weg geführt werden kann. Der Mensch wird also geprüft, welchen Weg er wählt. Die Prüfung wäre sinnlos, wenn Allah ihn zwingen würde, den einen oder anderen Weg zu gehen, und es bestände keine Notwendigkeit zur Offenbarung. Vergleiche auch Suura 10:99 und 11:118 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

6. Ihre Hälse (bedeutet nach Mudschahid: ihre Obrigkeit. Demnach bedeutet dieser Satz, dass sich alle unterwerfen, wenn die Führer sich unterwerfen. (Qurtubi)

 

5. Und jedesmal, wenn eine neue Ermahnung vom Allbarmherzigen7 zu ihnen kommt, wenden sie sich beharrlich davon ab.

7. Der Name "arrrachman" ?????????? ("der Allbarmherzige") wird hier erwähnt, um auf Seine überaus große Gnade hinzuweisen, die Herabsendung der Ermahnung (des Qur’an). Demgegenüber erscheint ihre Ablehnung umso hässlicher. Sie wenden sich von ihm und lehnen sie ab, obgleich sie ihrer umso mehr bedürfen. (Qurtubi)

 

6. Sie haben fürwahr (die Ermahnung) als Lüge verworfen8, doch bald schon werden sie die Kunde erhalten von dem, worüber sie zu spotten pflegten9.

8. Und über die Wahrheit gespottet. (Darjabaadi)

9. Nicht nur die Kunde von der Bestrafung werden sie erhalten, sondern sie werden dieselbe zu spüren bekommen. Sie selber werden in die Geschichte eingehen, über deren Schicksal sich die Menschen einander erzählen. (Qurtubi)

Mögen sie auch über Allahs Botschaft der Rechtschaffenheit spotten, bald werden sie die Macht der Wahrheit sehen und die wirkliche Bedeutung der Bewegung erkennen, der sie sich entgegenstellten. Wo sind die makkanischen Götzendiener nach der Schlacht von Badr geblieben? Und der Sinn dieses Ajas kann allgemeingültig immer wieder im Verlauf der Geschichte seine Gültigkeit haben. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 6:4-5 und die entsprechende Fußnote. (Asad)

Menschen, die keinerlei Gefühl gezeigt und sich jedem vernünftigen Versuch widersetzt haben, ihnen den rechten Weg zu zeigen, können nicht mit Gewalt zum Iman veranlasst werden, indem ihnen Zeichen vom Himmel erscheinen. Sie müssen erst ihr böses Enderleben, und zwar auf dreierlei Weise:

1. die Wahrheit, der sie sich hartnäckig widersetzt haben, setzt sich vor ihren eigenen Augen in der Welt durch.

2. Sie werden von einem furchtbaren Unheil heimgesucht und aus dieser Welt entfernt.

3. Nach einem fehlgeleiteten Leben trifft sie der Tod, und sie sehen selbst, dass das, worauf sie sich in dieser Welt verlassen hatten, sich als Trug entpuppt, und die Wahrheit das ist, was sie verachtet hatten. (Mauduudi)

 

7. Haben sie denn nicht die Erde betrachtet - welche Vielzahl an vortrefflichen Gattungen Wir auf ihr wachsen ließen10.

10. Die ihnen so nahe und so leicht übersehbar sind. (Darjabaadi)

Mit diesem Aja macht Allah auf Seine Schöpfungskraft aufmerksam und weist die Menschen darauf hin, dass sie, wenn sie Seine Schöpfung mit ihren Herzen und ihrem Verstand anschauen würden, unweigerlich zu der Erkenntnis kämen, dass Er Derjenige ist, Der es verdient, angebetet zu werden. (Qutb)

Wenn das Böse in diesem Leben etwas Spielraum bekommen hat, so soll man daraus nicht schließen, die Welt sei böse. Man braucht sich nur in der physischen und moralischen Umwelt umzusehen und verliert schon bald solche Illusionen. Jene Menschen aber sind blind und ohne den Iman (das Licht), der ihre Augen öffnen würde. (Juusuf `Allii)

 

8. Wahrlich, darin ist ein Zeichen, doch die meisten von ihnen wollen nicht den Iman verinnerlichen11.

11. Sie verlangen außerordentliche und übernatürliche Wunderzeichen, missachten dabei aber die Zeichen Allahs, die überall in der Schöpfung vorhanden sind und in denen es für ein geöffnetes Herz und einen wachen Blick genug zu erkennen gibt. Auf jeder Ebene dieser Existenz gibt es solche Zeichen, die dem Herzen Gewissheit verschaffen. Ein solches Wunder ist das Hervorbringen der lebenden Pflanzen aus der toten Erde, ein Wunder, das ständig um sie herum geschieht. (Qurtubi)

Der Wahrheitssuchende braucht nicht lange zu suchen. Wenn er nur mit offenen Augen seine Umwelt beobachtet, kann er selbst beurteilen, ob die Wahrheit über das System dieser Welt, das die Propheten gelehrt haben, wahr ist oder die Spekulationen der Polytheisten und Atheisten. (Mauduudi)

 

9. Und wahrlich, dein Herr ist der Allmächtige, der Allbarmherzige12.

12. Einer, der durchaus in der Lage ist, Seinen Willen und Plan zu verwirklichen. Vergleiche auch Suura 22:40 und die entsprechende Fußnote. (Juusuf `Allii)

Er ist mächtig genug, Seine Feinde unverzüglich zu bestrafen, aber Er ist auch barmherzig, so dass er ihnen eine Frist zur Einsicht und Umkehr gibt. (Darjabaadi)

Der Wortlaut der Ajas 8-9 wiederholt sich in dieser Suura achtmal. Abgesehen von dieser Stelle schließen sie jeweils wie ein Refrain jede der nun folgenden sieben Geschichten von früheren Propheten ab, die mittels ihres fast identischen Wortlauts die Tatsache unterstreichen sollen, dass die ethische Lehre aller Propheten identisch ist, aber auch die, dass in der Menschheitsgeschichte Gottes Botschaft immer wieder abgelehnt wurde, obwohl Seine Existenz in allen lebenden Geschöpfen deutlich manifestiert ist. (Asad)

 

Abschnitt 2

10. Und (weise auf die Zeit hin,) als dein Herr Muusa aufrief13: „Gehe zu dem ungerechten Volk14 -

13. In der Nacht, in der er das Feuer und den Baum zu sehen bekam. (Al-Dschalalain)

Eine Barmherzigkeit Allahs Seinen Geschöpfen gegenüber ist die Sendung von Propheten, um sie zu belehren und zu ermahnen. Einer dieser Propheten ist Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, von dessen Geschichte hier der Teil erzählt wird, der sich in die Thematik dieser Suura einordnet. (Qutb)

Der Schwerpunkt der Geschichte Muusas liegt hier darauf, wie Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sich zunächst unsicher fühlte, Allah ihn aber dann stärkte und er mit den "Zeichen" zum Pharao ging, wie dieser ihn dann ablehnte, sein Kufr jedoch auf ihn selbst zurückfiel und Allahs Sache den Sieg davontrug. Es geht also um die Reaktion der Bösen auf das Licht, das ihnen gezeigt wurde, verglichen damit, wie es auf das Gemüt des Propheten wirkte (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 7:103-137; 10:75-92; 17:101-104 und 20:9-79 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

14. Kennzeichnend für das Volk, zu dem Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, geschickt wird, ist seine Ungerechtigkeit und Willkür. Es verhielt sich gegen sich selbst ungerecht durch Kufr und Irrtum und gegen die Kinder Israel, indem es ihre männlichen Nachkommen tötete und die weiblichen am Leben erhielt und ihnen Pein zufügte. (Qutb)

 

11. Dem Volk Pharaos15. Wollen sie denn nicht mutaqi werden?"16

15. Der Pharao und sein Volk waren so ungerecht, weil sie keinerlei Taqwa hatten und nicht daran den Iman verinnerlichten, dass sie am Tag des Gerichts zur Rechenschaft gezogen werden. (Mauduudi)

16. Samachsari und Rasi verstehen diese rhetorische Frage als Feststellung eines Tatbestandes: "die sich weigern, sich (Meiner Anwesenheit) bewusst zu werden." (Asad)

Diese Frage dient der Missbilligung ihres Ungehorsam Allah gegenüber. (Al-Dschalalain)

 

12. Er sprach: „Mein Herr, ich fürchte, dass sie mich zum Lügner erklären17.

17. Noch bevor ich überhaupt meine Botschaft übermittelt habe. (Darjabaadi)

Das Verhalten des Pharao und seiner Mächtigen ist für Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nicht neu, denn er kennt sie bereits ebenso gut wie ihre Ungerechtigkeiten. Deswegen ist er unsicher und befürchtet nicht nur ihre Reaktion, sondern auch seine eigene Unzulänglichkeit.

 

13. So dass mein Herz beklommen ist18 und meine Zunge sich nicht löst19. Darum sende zu Haruun20.

18. Durch ihre Ablehnung. (Qurtubi)

Durch die Schwere seiner Zunge. (Qutb)

19. "Mose aber sprach zu dem Herrn: Ach, mein Herr, ich bin von jeher nicht beredt gewesen, auch jetzt nicht, seitdem du mit deinem Knecht redest; denn ich hab eine schwere Sprache und eine schwere Zunge." Exodus 4:10 (Darjabaadi)

20. Dies war keine Bitte um Freistellung, sondern eine Bitte um Unterstützung durch Haruun. Dies wird jedoch hier nicht ausdrücklich erwähnt, weil es aus Suura 20:29 schon bekannt war. (Qutb)

Allahs Plan wirkt auf wunderbare Weise. Haruun sollte ihn bei der Erfüllung seines Auftrages unterstützen, und Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, Schwächen wurden durch Allahs Gnade in Stärken verwandelt, so dass er schließlich ein mächtiger Führer des Volkes Israel werden konnte. (Juusuf `Allii)

"Da wurde der Herr sehr zornig über Mose und sprach: Weiß ich denn nicht, dass dein Bruder Aaron aus dem Stamm Levi beredt ist? Und siehe, er wird dir entgegenkommen, und wenn er dich sieht, wird er sich von Herzen freuen. Du sollst zu ihm reden und die Worte in seinen Mund legen. Und ich will mit deinem und seinem Munde sein und euch lehren, was ihr tun sollt. Und der soll für dich zum Volk reden; er soll dein Mund sein, und du sollst für ihn Gott sein." Exodus 4:14-16 (Darjabaadi)

Vergleiche Suura 20:25-34 und die entsprechenden Fußnoten. In diesem Zusammenhang wird die tiefe Demut Muusas,: betont, der sich unfähig fühlte, die Aufgabe zu erfüllen, zu der er auserwählt worden war, und Allah bat, ihn durch Haruun, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, zu stärken. (Asad)

Es ist gut möglich, dass Muusa anfangs darum bat, dass an seiner Stelle Haruun zum Propheten auserwählt würde, und als er fühlte, dass Allah ihn selbst senden wollte, bat er darum, Haruun, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, als Helfer zu bekommen. (Mauduudi)

 

14. Und (überdies) haben sie gegen mich eine Schuldklage21 darum fürchte ich, dass sie mich töten werden."22

21. Wie aus Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, persönlicher Lebensgeschichte in Suura 20:39-40 hervorgeht, wurde er am Hof des Pharao aufgezogen. Als heranwachsender junger Mann sah er einmal wie Ägypter einen Israeliten schlug, und da die Israeliten allgemein von den Ägyptern unterdrückt wurden, wurde Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zornig und erschlug den Ägypter. Er musste ins Land der Midjaniter fliehen, wo er auch seinen prophetischen Auftrag erhielt. Aber der Vorwurf des Totschlags lastete noch auf ihm. Allem Anschein nach neigte er zu Jähzorn. Aber Allahs Gnade heilte diese Neigung, so dass er weise wurde; Er behob die Schwerfälligkeit seiner Sprache, so dass Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, offen zu Pharao reden konnte; und Er nahm ihm die Angst, so dass er die Ägypter mit Allahs Zeichen herausfordern konnte und sie sich vor ihm fürchten mussten. (Juusuf `Allii)

22. So dass ich keine Gelegenheit habe, meine Botschaft zu übermitteln. Vergleiche auch Suura 28:15ff. (Asad)

 

15. (Allah) sprach: „Keineswegs23! Begebt ihr beiden euch mit Unseren Zeichen24 (dorthin). Wir werden fürwahr mit euch sein und werden (euch) hören25.

23. In diesem Wort liegt ein Tadel, weil er solche Zweifel hegt, und ein Gebot, auf Allah zu vertrauen. (Qutb)

Nein! Deine Brust wird nicht beengt und deine Sprache nicht behindert sein. Auch werden sie dich nicht töten. Führe nur deinen Auftrag aus. (Qutb)

24. "Zeichen" sind hier in erster Linie die Wunder mit dem Stab und mit der leuchtenden Hand, die Muusa gegeben worden waren. (Mauduudi)

25. "Er sprach: Ich will mit dir sein. Und das soll dir das Zeichen sein, dass ich dich gesandt habe: Wenn du mein Volk aus Ägypten geführt hast, werdet ihr Gott opfern auf diesem Berge."  Exodus 3:12. (Darjabaadi)

 

16. So geht beide hin zum Pharao und sprecht: „Wir sind wahrlich Gesandte des Herrn der Welten26

26. Beachte den Ausdruck im Qur’an "Herr der Welten": von Ihm kommen diese Gesandten, nicht nur vom "Gott unserer Väter"; vergleiche diesbezüglich Exodus 3:15. (Darjabaadi)

 

17. damit du die Kinder Israels mit uns ziehen lässt."27

27. Aus diesem Text wie aus anderen Episoden der Geschichte Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, geht eindeutig hervor, dass Muusa nicht in erster Linie zum Pharao geschickt worden war, um diesen zu seiner Religion aufzurufen, sondern um von ihm die Befreiung der Kinder Israels zu erwirken, so dass diese Allah dienen konnten, wie sie es wollten. Denn sie bekannten sich, zwar zu der Religion ihres Erzvaters Ja'quub, aber dieser Diin war aber verblasst und verfälscht worden. Deshalb schickte Allah Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu ihnen, um sie von der Unterdrückung des Pharao zu befreien und sie wieder zum Bekenntnis der Einheit Gottes zurückzuführen. (Qutb)

"Weil denn nun das Geschrei der Israeliten vor mich gekommen ist und ich dazu ihre Not gesehen habe, wie die Ägypter sie bedrängen, so geh nun hin, ich will dich zum Pharao senden, damit du mein Volk, die Israeliten, aus Ägypten führst." Exodus 3:9-10. (Darjabaadi)

Im Qur’an wird an einigen Stellen nur der erste Teil des prophetischen Auftrags erwähnt, nämlich den Pharao zum Dienst an dem Einen Gott aufzurufen (vergleiche Suura 79:19-20), und manchmal nur der zweite, nämlich die Kinder Israels aus der Sklaverei zu befreien. (Mauduudi)

 

18. Er (Pharao) sprach28: „Haben wir dich nicht schon als Kind bei uns aufgenommen29 und du hast viele Jahre deines Lebens bei uns verbracht30?

28. Als er Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wieder erkannte. (Qurtubi)

Nachdem er Muusas Anliegen angehört hatte. (Darjabaadi)

Voller Geringschätzung und Verachtung. (ibn Kasir)

29. Anstatt dich zu töten, wie die anderen Jungen. (Qurtubi)

Ist dies der Lohn für die Erziehung und die Gunstbezeigung die ich dir als Kind habe angedeihen lassen? (Qutb)

Dies ist ein kleines Wortspiel. Als Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, von Dem spricht, Der „die Welten erhält und entfaltet, sagt der Pharao: „Wer hat dich erhalten und erzogen? Habe ich dich nicht aufgezogen, als du klein warst? Bist du nicht unter uns aufgewachsen?" Implizit sagt er damit, er sei Muusa "Herr", abgesehen davon, dass er ohnehin Göttlichkeit für sich beanspruchte. (Juusuf `Allii)

30. Mindestens bis in seine späte Jünglingszeit lebte Muusa am Hof des Pharaos. (Darjabaadi)

Bist du nicht derjenige, den wir unter uns und in unserem Hause großgezogen und ihm über Jahre hinaus, unzählige Wohltaten erwiesen haben? (Ibn Kasir)

In all den Jahren hast du keine derartige Behauptung aufgestellt, wie die, die du heute machst. (Qutb)

 

19. Doch dann hast du jene Tat begangen31 die wohl deine Undankbarkeit offenbarte."32

31. Darüber hinaus erinnert der Pharao Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, daran, dass er damals den Ägypter erschlagen hatte, und provoziert ihn: „Du bist nicht nur ein Mörder, sondern noch dazu undankbar, weil du jemanden aus dem Volk getötet hast, das dich aufgezogen hat." Für "undankbar" benutzt er hier das Wort "kaafir". (Juusuf `Allii)

Wörtlich: „du begingst die Tat, die du begingst" - ein Ausdruck äußerster Verurteilung der betreffenden Tat. (Asad)

32. Besonders undankbar, weil du einen Angehörigen des Volkes getötet hast, das dich aufgezogen hat. (Darjabaadi)

 

20. (Muusa) sprach: „Ich habe es damals getan, als ich ein Irrender war33.

33. Damals ließ ich mich vom Nationalgefühl hinreißen und nicht von dem Glauben, zu dem ich mich heute bekenne, und von der Weisheit, die mir mein Herr zukommen ließ. (Qutb)

Er hat die Undankbarkeit von sich gewiesen um dann mitzuteilen, dass es eher Unwissenheit war, Unwissenheit darüber, dass dieser Schlag zum Tode führen würde, wie ibn Said dies interpretiert hat. (Qurtubi)

Wie reagiert nun Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm,? Er hat keine Angst mehr. Er spricht die ganze Wahrheit und verändert nichts zu seinen Gunsten: „Ja, ich habe es getan; aber ich tat es im Irrtum." Dies bedeutet dreierlei:

1. ich war im Unrecht, denn ich habe übereilt im Zorn gehandelt;

2. ich habe einen Fehler gemacht, als ich das Recht in meine eigenen Hände nahm, aber ich habe diesen Fehler bereut und Allah um Vergebung gebeten (vergleiche Suura 28:15-16); und

3. dies geschah zu einer Zeit, wo ich noch unter eurem Einfluss stand, aber in der Zwischenzeit habe ich mich geändert. (Juusuf `Allii)

 

21. So bin ich vor euch geflohen34; als ich mich vor euch fürchtete35. Doch mein Herr hat mir36 Weisheit gegeben37 und mich zu einem der Gesandten gemacht38.

34. Aus eurem Land. (Darjabaadi)

35. Als ich auch um meiner selbst willen Angst vor euch hatte. (Qutb)

Ich hatte Angst, von euch getötet zu werden oder von euch für eine Sache bestraft zu werden, die ich nicht übersehen konnte. (Safwat Al-Tafsir)

Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, legt über alle seine Beweggründe Rechenschaft ab, und das ist weit mehr als das, was der Pharao verlangt hatte. Er hat nichts zu verbergen. Damals hatte er unter dem Einfluss seiner Angst gestanden und war geflohen. Jetzt dient er Allah, dem Herrn der Welten. Er hat keine Angst, denn er ist ein Gesandter Allahs. (Juusuf `Allii)

36. Durch Seine Gnade. (Darjabaadi)

37. Wie aus Suura 28:15-16 hervorgeht, erkannte Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, plötzlich, nachdem er den Ägypter getötet hatte, dass er einen schweren Fehler gemacht hatte; siehe dort auch die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

"Hukm"  ????? bedeutet Weisheit, Wissen oder Autorität, wie sie Allah einem Propheten gibt, so dass er mit Zuversicht und Kraft sprechen kann. (Mauduudi)

38. "Einer der Gesandten": also keine Neuerscheinung, sondern ich bin einer in der Reihe der Gesandten. (Qutb)

Ein Gesandter Allahs ist frei von absichtlichen Vergehen, nicht jedoch von kleinen Fehlern oder Irrtümern. (Darjabaadi)

 

22. Und dies ist die Gnade, die du mir vor hältst39 - dass du die Kinder Israels zu Sklaven gemacht hast!"40

39. Muusa entgegnet dem Sarkasmus des Pharao in gleicher Weise, jedoch mit der Wahrheit. (Qutb)

Der Pharao hatte Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, als undankbar bezeichnet und ihm alle Begünstigungen vorgehalten, die er bei den Ägyptern genossen hatte. "Was für Begünstigungen?" entgegnete Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, "soll das etwa auch eine Begünstigung sein, dass ihr meine Brüder, die Kinder Israels, versklavt habt?" Alle individuellen Begünstigungen, die er möglicherweise genossen hat, sind durch die Tatsache hinfällig, dass sein Volk unterdrückt wurde. (Juusuf `Allii)

40. Meine Erziehung und Bildung an deinem Hof als Kind und Jugendlicher war nur eine Folge deiner Versklavung der Kinder Israels und der Tötung ihrer männlichen Nachkommen. Dies hat meine Mutter dazu gezwungen, mich in einen Korb zu legen, und diesen dann ins Wasser zu setzen. Der Korb ist von euch dann aufgelesen worden, und statt in meinem Elternhaus wuchs ich bei euch auf. Worin besteht dann eigentlich der große Gefallen, den du mir angeblich getan hast? (Qutb)

Vergleiche auch Suura 28:4-5. (Asad)

 

23. Da fragte der Pharao: „Und was ist der Herr der Welten?"41

41. Nachdem die persönlichen Angelegenheiten abgehandelt sind, kommen wir nun auf die höchste Argumentationsebene – Allahs Wesen und Seine Barmherzigkeit. Wie oben aus Aja 16 hervorgeht, hatte Muusa bereits zuvor dieses Thema zur Sprache gebracht, aber der Pharao hatte dies zu einer persönlichen Debatte abgelenkt. Hier geht es wieder um die eigentliche Sache. Es kann bei demselben Zusammentreffen gewesen sein, aber auch bei einem späteren. (Juusuf `Allii)

Was ist das, was du den "Herrn der Welten" nennst? (Darjabaadi)

Diese Frage des Pharao bezieht sich auf Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Aussage, er sei vom Herrn aller Schöpfung mit der Botschaft gekommen, er solle die Kinder Israels freilassen. Dies war eine politische Botschaft. Sie bedeutete, dass der Eine, den Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu vertreten beanspruchte, souveräne Rechte über alle Menschen in der Welt einschließlich des Pharao besaß. (Mauduudi)

Als Pharao mit seinen Vorhaltungen nicht weiterkam, weil er auf Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Argument nichts zu erwidern wusste, begegnete er der Aussage Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, „ein Gesandter des Herrn aller Welten" zu sein, indem er nach diesem Herrn mit "was" fragte, statt mit "wer". Damit wollte er sich nach dem Geschlecht Allahs erkundigen, wo Er doch keinem Geschlecht angehört. (Qurtubi)

Diese Frage zeugt von abgrundtiefer Verleugnung und Sarkasmus gegenüber der Aussage und dem, der sie äußert. (Qutb)

 

24. Er (Muusa) sprach: „Er ist Der Herr der Himmel und der Erde und all dessen, was zwischen beiden ist - wenn ihr nur den Iman verinnerlichen wollt!"42

42. Nämlich durch die Erweise Seines schöpferischen Willens in allem, was existiert. Hierin liegt meiner Ansicht nach auch der Hauptgrund für die Wiederholung dieser Geschichte in diesem Zusammenhang. (Asad)

Ich komme nicht von einem sterblichen König dieser Welt, sondern vom Herrn des Himmels und der Erde. (Mauduudi)

Zum wahren Wesen Allahs können die Menschen nur kommen über Seine Eigenschaften. Darum ist die Antwort Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, auf diese Frage eine Aufzählung einiger dieser Eigenschaften. (Al-Dschalalain)

Das höchste, was Pharao behauptete, war, Gott und Herr von diesem Teil des Nildeltas und seinem Volk zu sein, einem Reich, das gemessen an dem Allahs, wie ein Atom oder Stäubchen erscheint. Daher wollte Muusa den Blick Pharaos auf dieses gewaltige Weltall lenken, damit er sich das klarmachen würde. Denn dann müsste dies allein ihn zur Überzeugung führen. (Qutb)

 

25. (Da) sprach er (Pharao) zu denen, die um ihn herum waren43: „Hört ihr wohl (was er sagt)?"44

43. Zu seinen Ministern und Beratern. (Darjabaadi)

44. Hört ihr euch diese merkwürdige Behauptung an, die wir nicht kennen und die noch nie jemand aufgestellt hat, den wir kennen? (Qutb)

Hört ihr euch seine Antwort an! Ich frage ihn nach dem wahren Wesen Allahs und er antwortet mit einer Beschreibung Seiner Eigenschaften. (Safwat Al-Tafsir)

Wundert ihr euch nicht über seine Behauptung, einen anderen Herrn zu haben - außer mir! (Ibn Kasir)

Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hatte den Zorn des Pharao erregt, sowohl indem er den Namen des einen wahren Gottes Pharaos Anspruch auf Göttlichkeit entgegengesetzt hatte, als auch durch seinen Hinweis darauf, dass jeder vernunftbegabte Mensch Allahs Herrlichkeit begreifen könne. Während sich der Pharao empört seinen Beratern zuwendet, treibt Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, seine Erläuterung weiter voran: „Er ist der Gott des Himmels und der Erde und somit auch euer Gott sowie von Anfang an der Gott eurer Vorfahren. Alle anderen Ansprüche sind falsch." (Juusuf `Allii)

Dies sind unerhörte, seltsame Ideen. (Darjabaadi)

Wörtlich: "Hört ihr nicht?" Diese rhetorische Frage soll Erstaunen, Empörung und Verachtung zum Ausdruck bringen. (Asad)

 

26. Er (Muusa) sprach: „Er ist euer Herr und der Herr eurer Vorfahren aus früherer Zeit.“45

45. Der Eine höchste Herr für alle Zeitalter und alle Völker. (Darjabaadi)

Ich glaube nicht an die falschen Götter, die heute angeblich existieren, während es sie gestern noch nicht gab, oder die gestern da waren und heute nicht mehr. Dieser Pharao, dem ihr heute als eurem Herrn dient, existierte gestern noch nicht, und die Pharaonen, die von euren Vorfahren verehrt wurden, sind heute nicht mehr da. Demgegenüber verinnerliche ich den Iman an die Souveränität und Autorität Dessen, Der sowohl unser Herr wie der Herr des Pharao ist, und zwar heute ebenso wie zur Zeit unserer und eurer Vorfahren. (Mauduudi)

Diese Antwort trifft Pharao und seine Behauptung, Gott zu sein, noch härter. Denn er ist plötzlich einer von vielen Dienern das Herrn der Welten und nicht der Gott seines Volkes, Er und auch seine Vorväter. Somit ist die Vererbung von Göttlichkeit null und nichtig. (Qutb)

 

27. (Da) sprach er (Pharao): „Wahrlich, euer Gesandter, der zu euch geschickt worden ist, ist gewiss ein Besessener."46

46. "Euer Gesandter, der zu euch geschickt wurde": mit dieser Formulierung will der Pharao den prophetischen Anspruch an sich in Frage stellen und bei den Zuhörern Zweifel auslösen. (Qutb)

Der Pharao ist noch weiter beunruhigt. Als Reaktion auf Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Aussage, der Eine Wahre Gott sei auch der Gott der Ägypter und des Pharao bemerkt er sarkastisch zu seinen Ministern und Beratern: „Schaut auch diesen euren "Gesandten" an; er scheint verrückt zu sein." Davon lässt Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sich jedoch nicht einschüchtern. (Juusuf `Allii)

 

28. Er (Muusa) sprach: „Der Herr des Ostens und des Westens und all dessen, was zwischen beiden ist47. Wenn ihr es doch nur begreifen würdet!"48

47. Osten und Westen sind zwei Schauplätze, die uns Tag für Tag vor Augen geführt werden. Ihre Bekanntheit jedoch und die starke Gewöhnung daran schwächt die Aufmerksamkeit der Herzen ihnen gegenüber. Dieser Wortlaut weist nicht nur auf den Vorgang vom Aufgang und Niedergang von Sonne, Mond und Sternen hin, sondern auch auf den Ort ihres Aufgangs und Untergangs. (Qutb)

Vergleiche auch Suura 2:115. (Asad)

48. Ihr bezeichnet mich als verrückt. Wann ihr euch selbst jedoch für klug haltet, dann solltet ihr selbst beurteilen, war der wahre Herr ist: dieser jämmerliche Pharao, der über ein winziges Stückchen Land regiert, oder Er, der Herr und Eigentümer des Ostens und des Westens ist, einschließlich des Landes Ägypten. Ich verinnerliche den Iman allein an Seine Souveränität und bin gesandt worden, um Seinen Geschöpfen Seine Botschaft zu verkünden. (Mauduudi)

Dieser Hinweis Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, müsste eigentlich genügen, um die einfältigen Herzen zu erschüttern und den schlummernden Verstand aufzuwecken. (Qutb)

 

29. (Da) sprach er (Pharao): „Fürwahr, wenn du (dir) einen anderen Gott als mich nimmst, werde ich dich gewiss einkerkern lassen.“49

49. Hier ist der kritische Punkt erreicht: der Pharao droht damit, Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wegen Hochverrat einsperren zu lassen. Muusa jedoch bleibt kühl und argumentiert weiter: „Und wenn ich dir ein Wunder zeige? Wird dich dieses dann davon überzeugen, dass ich nicht verrückt bin, sondern ein Gesandter des Herrn der Welten?" (Juusuf `Allii)

Im altägyptischen Diin repräsentierte der König die Inkarnation eines göttlichen Prinzips und wurde selbst als Gottheit angesehen. Eine Infragestellung seiner Göttlichkeit bedeutete somit eine Herausforderung an den bestehende Diin an sich. (Asad)

Nichts fürchtet die Tyrannei so sehr, wie die geistige Regsamkeit der Völker und die Wachheit der Herzen. Und niemanden hasst sie so sehr, wie, die, die zur Wachsamkeit und Achtsamkeit aufrufen. Daher ist die Erregung und der Zorn Pharaos gegenüber Muusa zu verstehen, als dieser mit seiner Aussage dies zu erreichen suchte. Somit beendet er die Debatte mit Drohungen und heftigen Angriffen, wie all die anderen Tyrannen, wenn sie in Verlegenheit kommen und keine Gegenargumente mehr finden. (Qutb)

Um alle Verflechtungen dieses Abschnitts vollständig zu verstehen, müssen wir davon ausgehen, dass in alten Zeiten wie heute die Vorstellung von einer "Gottheit" sich auf den ’ibada Sinn beschränkte. Die Gottheit wurde verehrt und angebetet und aufgrund ihrer übernatürlichen Fähigkeiten in Notsituationen um Hilfe angerufen. Demgegenüber haben weltliche Herrscher niemals das Recht der Gottheit anerkannt, rechtliche und politische Gebote auszusprechen, so dass sich der Mensch diesen als einem übergeordneten Gesetz fügen muss. In weltlichen Belangen haben sie immer absolute Autorität beansprucht. Hier liegt der wirkliche Grund für die Auseinandersetzung zwischen den Propheten und ihren Anhängern einerseits und den weltlichen Machthabern und Regierungen andererseits. Die Propheten haben alles versucht, die weltlichen Herrscher zur Anerkennung der souveränen und absoluten Rechte des Herrn der Welten zu veranlassen, aber jene haben nicht nur souveräne Macht und Rechte für sich selbst beansprucht, sondern jeden als Verbrecher und Aufrührer betrachtet, der einen anderen auch im politischen und rechtlichen Bereich als Gott sah. Hätte es sich nur um Verehrung und Opfer gehandelt, dann wäre es dem Pharao Teichgültig gewesen, dass anderen Götter verließ und nur Allah, den Herrn der Welten verehrte. Wenn Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, im diesem Sinne zum ’Ibada aufgefordert hätte, dann hätte er sich auch nicht angegriffen gefühlt, sondern es höchstens abgelehnt, den Diin der Vorfahren zu verlassen, oder Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in eine Debatte mit Gelehrten seiner eigenen Diin verstrickt. Was ihn jedoch provozierte, war, dass Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, mit einem politischen Auftrag kam, als sei er ein kleiner Fürst, und der Gesandte einer höheren Autorität fordere Gehorsam von ihm. In diesem Sinne war er nicht bereit, irgendeine andere politische oder rechtliche Macht anzuerkennen oder seinen Untertanen dies zu erlauben. (Mauduudi)

 

30. (Muses) fragte: „Selbst wenn ich dir50 etwas ganz Offenkundiges bringen würde"51

50. Dir mit deinem besonderen Interesse für Magie. (Darjabaadi)

51. Die Drohungen Pharaos haben Muusa keineswegs ängstigen können. Denn als der Gesandte Allahs hatte er die Zuversicht, dass Allah ihm zur Seite steht. So fuhr er fort mit einer neuen Aussage und einem neuen Beweis, für die Richtigkeit seiner Sendung, um den Pharao vor seinem Gefolge in Verlegenheit zu bringen. (Qutb)

Würdest du mich trotzdem einkerkern? (Safwat Al-Tafsir)

Die Ägypter praktizierten Magie und Zauberei mit meist falschen Tricks. Würden sie den Iman verinnerlichen, wenn sie ein wirkliches Wunder zu sehen bekämen? Vielleicht würden sie die Falschheit ihrer eigenen Magie einsehen. Dies geschah in der Tat später mit den ägyptischen Zauberern und möglicherweise auch mit den gewöhnlichen Zuschauern. Aber der Pharao und sein Hof waren zu stolz und bestanden zu sehr auf ihren Betrügereien, um der Wahrheit nachzugeben. (Juusuf `Allii)Vergleiche Suura 12:1 und die entsprechende Fußnote, wo der Begriff "mubiin" ?????? ausführlich erläutert wird. (Asad)

 

31. (Da) sagte (der Pharao): „Dann bringe es also vor, wenn du wahrhaftig bist."52

52. Wenn du in deiner Behauptung wahrhaftig bist; oder wenn du wahrhaftig einen so klaren Beweis besitzt. Denn er wollte den Menschen in Bezug auf Moral Zweifel einflößen aus Angst, dass er sie überzeugen könnte. (Qutb)

 

32. Und er (Muusa) warf seinen Stock und siehe da, er wurde zu einer mächtigen Schlange53,

53. "Tu`baan" ???????? bedeutet Schlange An anderen Stellen im Qur’an wurden die Begriffe "hayja" und "dschaan" benutzt, um die Schlange zu bezeichnen, die aus Muusa Stab entstand. Imam Rasi interpretiert die unterschiedliche Wortwahl damit, dass die Schlange von ihrer Größe her wie ein Drache aussah (hayja), sich aber schnell bewegte, wie dies sonst nur bei kleinen Schlangen (dschaann) der Fall ist. (Mauduudi)

Der Wortlaut zeigt, dass der Stock sich wirklich in eine lebendige Schlange verwandelt hat, und seine Hand ist tatsächlich weiß geworden. So war es keine Täuschung, wie es bei Magie der Fall ist, die die Natur eines Wesens nicht zu verändern vermag. (Qutb)

 

33. Und er zog seine Hand hervor54 und siehe, sie leuchtete weiß in den Augen der Betrachter55.

54. Aus der Tasche seines Gewands. (Al-Dschalalain)

55. Im Gegensatz zu ihrer vorher dunklen Farbe. (Al-Dschalalain)

Und strahlend vom Licht Allahs. (Darjabaadi)

Vergleiche auch Suura 7:107-108 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 20:22; 27:12 und 28:32. (Asad)

Unter dem Einfluss jüdischer Überlieferungen ist dies oft so gedeutet worden, dass Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Hand, als er sie aus dem Gewand zog, mit Aussatz befallen war. Dies ist aber nicht der Fall. (Mauduudi)

 

Abschnitt 3

34. Da sprach (Pharao) zu den Anführern um ihn herum56: „Dies ist wahrlich ein geschickter Zauberer57,

56. In Suura 7:109 sagen die Berater dies zu dem Pharao. In der Tat handelte es sich um eine große Zusammenkunft, und dies war die allgemeine Ansicht, die gegenseitig zum Ausdruck gebracht wurde.

(Juusuf `Allii)

57. Diese Worte des Pharao enthalten sein Eingeständnis dieses großartigen Wunders, auch wenn er es als Magie deklariert. (Qutb)

Ein Experte. Nur auf diese Weise konnten sich die Ägypter Muusa überlegene Fähigkeiten erklären. (Darjabaadi)

 

35. Er will euch mit seiner Zauberkunst aus eurem Land vertreiben58. Was also gebietet ihr nun?"59

58. So dass sein Volk die Herrschaft in Ägypten übernimmt. Der Pharao verstand den Grund der Auseinandersetzung rein politisch. (Darjabaadi)

Mit diesen Worten wollte Pharao sein Gefolge gegen Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, aufhetzen. (ibn Kasir)

Vergleiche Suura 7:109-110 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Der Eindruck, den die beiden Wunder beim Pharao hinterlassen hatten, kann daran abgelesen werden, dass dieser Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, einen Augenblick vorher noch für verrückt erklärt hatte, da er beanspruchte, ein Prophet zu sein, und die Kühnheit hatte, die Freilassung der Kinder Israels zu fordern; jetzt aber spürte er, dass seine Königsherrschaft in Gefahr war, und in seiner Verwirrung bemerkte er nicht, dass er zu seinen Gefolgsleuten sinnloses Zeug redete. Zwei Männer aus dem unterdrückten Volk der Israeliten standen vor ihm ohne jede militärische Macht, und im ganzen Land gab es keinerlei Anzeichen von Aufruhr oder von Einflüssen ausländischer Mächte. Sobald der Tyrann jedoch die beiden Zeichen gesehen hatte, fing er an, verzweifelt auszurufen: „Diese beiden Männer wollen die Macht an sich reißen und der herrschenden Klasse ihre souveränen Rechte nehmen!" Seine Befürchtungen zeigen seine innere Verwirrung an, denn nirgends in der Welt ist jemals eine politische Revolution durch bloße Magie durchgeführt worden. (Mauduudi)

59. Dieser Satz zeigt weiterhin die Verwirrung, in der sich der Pharao befand. Einen Augenblick vorher hatte er sich noch als oberste Gottheit seiner Untertanen gefühlt, und hier ist die Gottheit vom Sockel gestürzt und fragt ihre Diener um Rat in einer gefährlichen Situation. (Mauduudi)

 

36. Sie sagten: „Halte ihn und seinen Bruder hin60 und schicke in die Städte (Leute), um zur Versammlung aufzurufen61 -

60. Haltet die beiden eine Zeitlang mit falschen Versprechungen hin. Ein Kunstgriff, der Politikern in aller Welt bestens bekannt ist. (Darjabaadi)

61. Lass in der Zwischenzeit gut ausgebildete Zauberer zusammenrufen, die in allen Gegenden des Reiches zerstreut leben. (Darjabaadi)

In allen Städten deines Reiches und in den Bezirken deines Staats. (ibn Kasir)

 

37. Um dir jeden geschickten Zauberer herbeizuholen."62

62. "Sachhaar" ist eine intensivierte Form von "Saachir" ("Zauberer"), die auf Gewohnheit oder Sachkenntnis hinweist. (Darjabaadi)

So stellt Allah sie in seinen Dienst, als sie die Menschen an einem einzigen Ort zusammenbrachten, um Seine Zeichen und Seine Beweise allen sichtbar werden zu lassen. (ibn Kasir)

 

38. So wurden also die Zauberer an einem bestimmten Tag am Treffpunkt versammelt63.

63. "Ein bestimmter Tag": ein besonderer Feiertag, vergleiche auch Suura 20:59. Zielsetzung war, eine möglichst große Menschenmenge zusammenzubringen. Man erwartete zuversichtlich, die ägyptischen Zauberer mit ihrer gut organisierten Arbeitsweise würden den israelitischen Amateuren ihre Überlegenheit beweisen und der Staatskult des Pharao würde sich stärker als bisher im Volk durchsetzen. (Juusuf `Allii)

Diese Zeit wurde von Muusa selbst ausgewählt, vergleiche Suura 20:59. (Safwat Al-Tafsir)

Vergleiche auch Exodus 7:11. (Darjabaadi)

Die Veranstaltung sollte darüber hinaus bei hellem Tageslicht stattfinden, damit die Zuschauer alle Vorgänge genau beobachten konnten. (Mauduudi)

 

39. Und es wurde den Menschen gesagt: „Seid ihr (nun alle) versammelt64,

64. Um den Triumph der Staatsreligion zu bezeugen und der Niederlage der Herausforderer zuzusehen. (Darjabaadi)

Die Nachricht von Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Wundern hatte sich im Volk herumgesprochen und der Pharao wollte öffentlich zeigen, dass es nichts Besonderes war, einen Stab in eine Schlange zu verwandeln, denn dieser Trick konnte von jedem Zauberer ihres eigenen Landes durchgeführt werden. (Mauduudi)

 

40. Auf dass wir den Zauberern folgen, wenn sie die Siegreichen sein werden?"65

65. Die Fragestellung und den Sieg der Zauberer in Aussicht zu stellen, dient hier dem Ansporn, sich zur Versammlung einzufinden. (Al-Dschalalain)

Das Volk soll den Triumph des Staatsdiin bezeugen, damit es um so mehr dem Pharao gehorsam ist und um so fügsamer den Forderungen der Priester gegenüber. (Juusuf `Allii)

Ihr Sieg über Muusa wäre gleichbedeutend mit einer öffentlichen Rechtfertigung des Staatskultes. (Asad)

Dieser Satz bestätigt den Gedanken, dass im damaligen Ägypten ein Verfall des altangestammten Diin vor sich ging. Deswegen war ein Triumph der Magier so wichtig, dass der Pharao selbst großen Wert darauf legte, dies auch öffentlich bekannt werden zu lassen. (Mauduudi)

 

41. Und als die Zauberer eintrafen66, sagten sie zum Pharao: „Uns wird doch gewiss eine große Belohnung zuteil, wenn wir die Sieger sind?"67

66. Die Magier waren gleichzeitig Priester des ägyptischen Diins. (Darjabaadi)

67. In diesem Wortlaut enthüllt sich die Haltung einer gedungenen Gruppe, die der Tyrann Pharao immer für seine Zwecke benutzte. Ihnen ging es nur um ihre Vorteile und nicht um die ideologische Auseinandersetzung. Solche käuflichen Söldner werden immer und überall von Tyrannen für ihre Zwecke benutzt. (Qutb)

Gegenüber einem Herrscher wie diesem Pharao gab es keine Loyalität. Die Zauberer, die wahrscheinlich gleichzeitig priesterliche Funktionen hatten, waren käuflich und hofften, ihren eigenen Einfluss auf König und Volk durch weitere Selbstbereicherung - sowohl für sich selbst als auch für ihre Zunft zu verstärken. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 7:113 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Hier wird der große moralische Unterschied zwischen einem Propheten und einem Magier sichtbar. Ersterer verkörpert Mut und Zuversicht, indem er in diesem Fall trotz seiner Zugehörigkeit zu dem unterdrückten Volk Israels und jahrelangen Exils plötzlich am Hof erscheint und verkündet, er sei von Allah gesandt und fordere die Freilassung der Kinder Israels. Er beginnt ohne Zögern eine Diskussion mit dem Pharao, ohne sich um dessen Drohungen zu kümmern. Auf der anderen Seite stehen die Magier, denen offensichtlich alle moralische Substanz fehlt. Obgleich der Pharao sie hatte rufen lassen, damit sie den Diin ihrer Vorfahren sichern, betteln sie um Lohn für ihre Dienste und sind begeistert, als ihnen mehr als dies versprochen wird. Diese beiden Charaktertypen stellen den Unterschied zwischen einem Propheten und einem Magier eindeutig heraus, und nur jemand, der jeden Sinn für Anstand und Bescheidenheit verloren hat, kann die beiden verwechseln. (Mauduudi)

 

42. Er sagte: „Gewiss68, und ihr werdet dann zu meinen Vertrauten69 gehören."

68. „Ja (und sogar noch mehr), denn ihr werdet ..." (Juusuf `Allii)

69. Nahe zu meiner Person und meinem Thron. (Darjabaadi)

Dies sollte die höchste Würde sein, die der König denen zukommen ließ, die seiner Ideologie die besten Dienste leisteten. (Mauduudi)

 

43. Muusa  sagte zu ihnen: „Werft, was ihr zu werfen habt!"70

70. Diese Verhüllung enthält eine leise Ironie, als ob Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sagen wollte: „Ich kenne eure Tricks! Ihr gebt vor, Stäbe und Stricke hinzuwerfen und den Eindruck zu erwecken, sie verwandelten sich in Schlangen. Also los!"  (Juusuf `Allii)

Diese Worte verraten eine gewisse Geringschätzung: „Werft was ihr zu werfen habt," ohne Beachtung, Begrenzung und Besorgtheit. (Qutb)

 

44. Da warfen sie ihre Stricke und ihre Stäbe hin71 und sprachen: „Bei der Erhabenheit Pharaos, wir sind sicher, dass wir die Sieger sein werden."72

71. Im Gegensatz zu Suura 7 und 20 wird hier nicht näher ausgeführt, was mit den Stäben und Stricken geschah, sondern der Text beschränkt sich auf eine knappe Darstellung des Wesentlichen: die Überwindung des Sinnlosen durch die Wahrheit. Dies entspricht nämlich der thematischen Zielsetzung dieser Suura. (Qutb)

72. Obwohl der Pharao sich für eine Gottheit ausgab, ist es sehr wahrscheinlich, dass diejenigen, die ihm nahe standen - seine Priester und Zauberer - gar nicht an dies alles glaubten. Es handelt sich also hier um ein gemeinsames Vortäuschungsspiel gegenüber der Öffentlichkeit. Darum appellieren sie hier an seine "göttliche" Macht. (Juusuf `Allii)

Der Grund für ihr verfrühtes Triumphgefühl wird in Suura 7:116 ("sie bezauberten die Augen der Menschen und flößten ihnen Angst und Schrecken ein"! und 20:66-67 ("ihre Stricke und Stäbe erschienen ihm durch ihre Zauberei, als ob sie sich winden würden") genannt. (Asad)

 

45. Alsdann warf Muusa seinen Stab, und siehe da, er verschlang alles, was sie vorgetäuscht hatten73.

73. Die Stricke und Stäbe der Zauberer schienen sich in Schlangen verwandelt zu haben, aber Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Stab war mächtiger als sie alle und verschlang sie. So ist die Wahrheit mächtiger als Tricks und stellt diese bloß und vernichtet sie. (Juusuf `Allii)

Sie kannten die Zauberkunst als Beeinflussung. Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Stab jedoch hat tatsächlich ihre Stricke und Stäbe verschluckt, ohne eine Spur von ihnen zu hinterlassen. Wäre auch das, was Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, vortrug, Magie, so wären doch die Stricke und Stäbe zurückgeblieben, wenn der Einfluss der Einbildung, von Muusas Stab verschluckt worden zu sein, zu Ende war. Vergeblich- sie waren wirklich verschwunden. (Qutb)

Vergleiche auch Suura 7:117 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

46. Da fielen die Zauberer in Anbetung nieder74.

74. Vor dem Herrn der Welten, zu Dessen Verehrung und Anbetung Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, aufgerufen hat. (Safwat Al-Tafsir)

Vor nicht allzu langer Zeit hatten sie nur die Belohnung für ihre Geschicklichkeit vor Augen gehabt, denn sie gehörten zuvor keiner Religion und keiner Ideologie an. Doch die Wahrheit, die ihre Herzen berührt hatte, hat sie total umgewandelt und fand den Weg tief in ihre Herzen, um sie dann klar und rein für den Iman zu machen. (Qutb)

 

47. Sie sagten: „Jetzt verinnerlichen wir den Iman fürwahr an den Herrn der Welten75,

75. Das menschliche Herz ist eines der wundersamsten Dinge. Oft genügt eine kleine Berührung, die seinen Kern trifft, um es völlig zu verändern. Der Prophet Muchammad - Friede sei mit ihm - sagte: „Es gibt kein Menschenherz, das sich nicht zwischen zwei Fingern des Allerbarmers befindet. Wenn Er es für würdig befindet, dann richtet Er es auf, und wenn Er es für richtig hält, lässt Er es abschweifen." (Qutb)

 

48. Den Herrn von Muusa und Haruun.“76

76. Aus bezahlten Zauberern wurden plötzlich mu’min Menschen, die die Folgen ihres Bekenntnisses, an Allah den Iman zu verinnerlichen, vor all den versammelten Menschen und vor Pharao und seinen Anführern nicht bedachten. (Qutb)

Dies war nicht nur ein Eingeständnis ihrer Niederlage gegenüber Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, als ob er ein größerer Zauberer wäre, sondern sie gaben sich Allah hin, dem Herrn der Welten, und bekannten damit vor Tausenden von Ägyptern, dass es nicht Magie war, was Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gebracht hatte, sondern eine Manifestation der Macht des allmächtigen Gottes. (Mauduudi)

 

49. (Da) sprach (der Pharao)77: „Wie könnt ihr euch ihm ergeben, bevor ich es euch gestattet habe78? Er ist gewiss der Größte von euch79, der euch die Zauberei gelehrt hat80. Doch bald schon werdet ihr Bescheid wissen81: Ich werde fürwahr eure Hände und Füße wechselseitig abhacken lassen und ich werde euch gewiss allesamt kreuzigen lassen!"82

77. Zu den Magiern, in seiner äußersten Niederlage, um sein Gesicht zu wahren. (Darjabaadi)

78. Als der Herrscher, dem es zu gehorchen gilt. (Ibn Kasir)

Er sagte "amantum Iahu" ???????? ???? (ihr habt euch ihm ergeben) und nicht "amantum bihi" (ihr habt an ihn geglaubt). Denn er als Tyrann hatte diese Berührung, die ihre Herzen erweckte, niemals nachfühlen können. Somit nennt er ihre Verinnerlichung des Imans als Kapitulation. (Qutb)

Vergleiche Suura 7:123 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

79. "Euer Führer" oder "euer Meister". (Darjabaadi)

80. Er ist euch so weit überlegen, dass er euer Lehrer sein könnte. (Asad)

Dies war eine Anmaßung, von der jedermann wusste, dass sie falsch war. Denn sie kamen nie vor jenem Tag mit Märe zusammen. Wie sollte er ihnen dann die Zauberei beigebracht haben? (Ihn Kasir)

Dies zeigt nur die extreme Hartnäckigkeit des Pharaos, der selbst nach der Erfahrung eines solchen Wunders und dem Zeugnis der Magier immer noch darauf bestand, es sei alles nur Zauberei gewesen. Nach Suura 7:123 sagte er, es sei eine Verschwörung gegen die Machthaber gewesen, um damit dem Volk zu verstehen zu geben, die Zauberer hätten nicht wegen des Wunders Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, es Gesandten Allahs anerkannt, sondern sich bereits vor der Auseinandersetzung mit ihm verbündet, damit sie gemeinsam die politische Macht an sich reißen konnten. (Mauduudi)

Die Zauberer wussten, dass sie etwas Größeres als ihre Tricks kennen gelernt hatten. Allahs Geist wirkte auf sie ein, und sie bekannten sich zu dem Einen Wahren Gott. Da sie die Intelligenz des Volkes repräsentierten, können wir davon ausgehen, dass sie die übrigen Intellektuellen Ägyptens mit sich zogen, die ebenfalls durch die dramatische Szene beeindruckt waren. Daher die Wut des Pharao; aber es ist der Anfang von seinem Ende. (Juusuf `Allii)

81. Welche Pein ihr von mir zu erwarten habt. (Al-Dschalalain)

Spätestens bei meiner Bestrafung werdet ihr die Folgen eurer Unterwerfung unter Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu spüren bekommen. (Safwat Al-Tafsir)

82. Diese fürchterlichen Drohungen sprach der Pharao aus, um dem Gedanken Nachdruck zu verleihen, die Zauberer hätten sich von vornherein mit ihm verschworen. Er ging dabei auch von der Annahme aus, die Zauberer würden, um ihr Leben zu retten, die Verschwörung eingestehen und so den gewaltigen Eindruck rückgängig machen, den ihre Niederwerfung vor Tausenden von Zuschauern hinterlassen hatte. (Mauduudi)

50.

Sie antworteten: „Es ist einerlei, denn wir werden zu unserem Herrn zurückkehren83!

83. „Es kümmert uns nicht, wenn du uns Hände und Füße abschlagen und uns kreuzigen und peinigen lässt. Es kümmert uns nicht, weil wir eines Tages zu unserem Herrn zurückkehren werden. Bei Allah! Welch ein schönes Gefühl Iman zu haben, wenn er das Innere erleuchtet und die Seelen überflutet und sie mit Ruhe und Zuversicht erfüllt. Man erachtet danach alles, was es auf dieser Erde gibt als klein und unbedeutend. (Qutb)

Denn deine Bestrafung dauert nur Stunden. Die wollen wir mit Geduld ertragen, damit wir als Mu’mins unseren Herrn begegnen. (Qurtubi)

 

51. Wahrlich, wir sehnen uns nur danach, dass unser Herr uns unsere Vergehen vergibt, dafür, dass wir zu den Vordersten der Mu'mins gehören."84

84. Es wird auf der Erde geschehen, was geschehen soll. Denn unser sehnlichster Wunsch und wonach wir streben, ist, dass uns unser Herr unsere Vergehen vergibt. (Qutb)

Sofort, als das Zeichen Allahs sichtbar wurde, waren wir die Ersten, die mu’min wurden. (Qurtubi)

Dies ist das Kernstück der in diesem Abschnitt schaulichten Lektion. Wie reagierte die Umwelt auf das Licht oder die Botschaft von Allah?

1. Sie veränderte Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, so dass er ein furchtloser Führer und einer der Vordersten im Diin wurde.

2. Bei Menschen wie dem Pharao und seinen korrupten Beratern löste es Trotz und hartnäckige Weigerung mit allen Tricks des Bösen aus, aber das Böse wurde auf seinem eigenen Gebiet überwunden.

3. Die Opfer des Bösen wurden von Allahs Licht berührt und waren bereit, Qualen und sogar den Tod zu erleiden, denn in ihrem verwandelten Zustand war ihr einziges Ziel, zu den Vordersten im diin zu gehören. (Juusuf `Allii)

Diese Reaktion der Magier verdeutlichte en Zuschauern zweierlei:

1. dass der Pharao ein unehrlicher und unfairer Mensch war. Als er sehen musste, dass Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, siegreich aus der Auseinandersetzung hervorgegangen war, die der Pharao selbst arrangiert hatte, wollte er den Magiern mit Drohungen in den Rücken fallen. Hätten seine Drohungen und Behauptungen überhaupt eine Basis in der Wirklichkeit gehabt, dann hätten die Magier nicht so konsequent darauf reagiert. Als Experten in ihrem Gebiet hatten sie jedoch gleich gesehen, dass es nicht Magie war, die Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, vorführte, sondern eine Manifestation der Macht Allahs.

2. Die Zuschauer, die zu Tausenden aus allen Teilen des Landes zusammengekommen waren, hatten selbst die große moralische Veränderung in den Magiern sehen können, die eintrat, sobald sie den Iman an den Einen Gott bekannt hatten. Dieselben Magier, die gerufen worden waren, die Ideologie ihrer Vorfahren durch ihre Magie zu stärken und noch kurz zuvor um eine Belohnung gebettelt hatten, waren jetzt geistig so veredelt, dass sie weder die Macht noch die Drohungen des Pharao berücksichtigten und sogar bereit waren, um ihrer Überzeugung willen Folter und Tod auf sich zu nehmen. Psychologisch konnte es also keine bessere Gelegenheit geben, die polytheistische Ideologie der Ägypter vor den Augen der Massen bloßzustellen und ihnen die Wahrheit von Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Botschaft einzuprägen. (Mauduudi)

 

 

Abschnitt 4

52. Und Wir gaben Muusa ein85: „Ziehe bei Nacht aus mit Meinen Dienern86, denn ihr werdet gewiss verfolgt werden."87

85. Am Vorabend des Auszugs aus Ägypten. (Darjabaadi)

Nach einem Zeitraum, in dem die Ägypter von Plagen heimgesucht wurden. (Asad)

Entsprechend der gewohnten Handlungsweise Allahs, Seine mu’min Diener zu erretten und ihre kaafir Gegner zu vernichten, befahl Allah Muusa, nachts zusammen mit den Kindern Israels auszuwandern. (Qurtubi)

Nachdem er lange Jahre unter ihnen verweilte und in denen er nie aufhörte, sie mit den Zeichen Allahs zur Wahrheit aufzufordern. (Al-Dschalalain)

Vergleiche auch Suura 7:127-135; 10:83-89; 40:23-46 und 43:46-56 sowie die entsprechenden Fußnoten. Hier ist die Geschichte gekürzt, und nur die Endphase des Konflikts wird erwähnt, um das tragische Ende des Pharao zu zeigen, der selbst nach deutlichen Zeichen und Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, endgültigen Erfolg starrsinnig blieb. (Mauduudi)

86. Nun offenbarte Allah Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, dass er nach einer gewissen Vorbereitung und Regelung zusammen mit Seinen übrigen Dienern auswandern sollte. (Qutb)

"Eine Nacht des Wachens war dies für den Herrn, um sie aus Ägyptenland zu führen; darum sollen die Israeliten diese Nacht dem Herrn zu Ehren wachen, sie und ihre Nachkommen. Exodus 12:42." (Darjabaadi)

87. Wir kommen nun zu der Episode der Auswanderung der Kinder Israels und der Verfolgung durch den Pharao. Hier sind wiederum drei Verhaltenswesen gegenübergestellt:

1. die blinde Arroganz der Ägypter gegenüber der Entwicklung des Planes Allahs;

2. Muusas Diin gegenüber den Befürchtungen seines Volkes; und

3. der letztendliche Erfolg des Keimes der Rechtschaffenheit gegenüber der Zerstörungswut der Heerscharen bloßer Gewalt. (Juusuf `Allii)

Die zu erwartende Verfolgung war der Grund dafür, dass sie bei Nacht aufbrechen sollten, so dass sie einen weiten Vorsprung hatten, bevor die Truppen des Pharaos die Verfolgung aufnahmen. (Mauduudi)

Ihr werdet verfolgt werden, um euch zurückzuholen. Doch Allah enthüllt ihnen mit diesen Worten zugleich, dass Er sie erretten wird. (Qurtubi)

 

53. Und der Pharao sandte Boten in die Städte, um sie zusammenzurufen88

88. Der Pharao erfuhr vom heimlichen Aufbruch der Kinder Israels und gab den Befehl zur so genannten "Mobilmachung". Dazu schickte er Boten in die Städte seines Reiches, um die Soldaten zusammenzurufen. Aber es war ihm nicht bewusst, mit wem er sich in Wirklichkeit auseinandersetzen musste. (Qutb)

 

54. „Wahrlich, diese sind nur eine kleine Schar89,

89. Wörtlich: "eine kleine Gruppe". Samachsari ist jedoch der Ansicht, dass das Adjektiv "qaliluun" ????????? in diesem Zusammenhang ein Ausdruck der Verachtung ist und nicht notwendigerweise "zahlenmäßig klein" bedeutet. (Asad)

Im Verhältnis zur Zahlenstärke seiner Armee. (Al-Dschalalain)

Da diese Mobilmachung ein Hinweis sein könnte auf eine Beunruhigung Pharaos und auf die Kraft und die Gefahr, die von Muusa und seinen Leuten ausging, gebrauchte er diese Darstellung, um die Stellung der Mu'mins geringschätzig erscheinen zu lassen. (Qutb)

 

55. Sie wollen uns mit allen Mitteln erzürnen90,

90. Sie tun und sagen ständig etwas, das uns ärgert und erzürnt. (Qutb)

 

56. Wir aber sind alle wachsam und bereit (sie zu verfolgen)."91

91. "Hasiruun" ?????????? bedeutet hier "wachsam", "kampfbereit", "gut ausgerüstet". (Darjabaadi)

So veranschaulicht der Qur’an die psychologische Tatsache, dass eine dominante Nation in der Regel nicht in der Lage ist, das Freiheitsbegehren von ihr unterdrückten Gruppierungen zu verstehen, und darum ihren Aufruhr auf nichts als grundlosen Hass und blinden Neid den Stärkeren gegenüber zurückführt. (Asad)

Aus all diesem geht hervor, dass der Pharao in Wirklichkeit Angst hatte, diese jedoch unter dem Anschein der Furchtlosigkeit zu verbergen versuchte. Einerseits sammelte er seine Truppen, um mit der Situation fertigzuwerden, andererseits wollte er zeigen, dass er nicht nachgab. (Mauduudi)

 

57. Doch Wir vertrieben sie aus Gärten und Quellen92,

92. Wörtlich auch: Wir brachten sie heraus. (Anm. d. Verf.)

Durch die Verfolgung der Kinder Israels. (Al-Dschalalain)

Sie sind selbst herausgegangen, um sie zu verfolgen. So war dies ihr letzter Weggang. Ein Abschied von all den Annehmlichkeiten ohne Wiederkehr. (Qutb)

 

58. Und von Schätzen und aus ihrer geachteten Stellung93,

93. Dies ist allem Anschein nach eine Anspielung auf die Hohe Stellung und den Wohlstand, den die Kinder Israels in Ägypten einige Generationen lang nach der Zeit von Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, genossen hatten, das heißt bevor eine neue ägyptische Dynastie sie ihres Wohlstandes beraubte und sie in jene Sklavenstellung hinabdrückte, aus der Muusa sie befreien sollte. (Asad)

Die vom Pharao angeordnete Mobilmachung zielte darauf ab, die Kinder Israels völlig zu vernichten, aber Allahs Plan drehte ihre Absichten gegen sie selbst, so dass alle ägyptischen Machthaber ihr Heim verließen und an den Ort gelangten, wo sie mitsamt ihren Truppen ertranken. Hätten sie die Israeliten nicht verfolgt, so wäre nichts dergleichen geschehen. Lediglich hätte ein Volk in aller Ruhe ihr Land verlassen, und sie selbst hätten ihr Leben fortgesetzt. Nun aber gelang es nicht nur den Israeliten, sicher aus Ägypten zu entkommen, sondern die Elite des tyrannischen Pharaonenreiches ging im Meer unter. (Mauduudi)

 

59. So geschah es94, dass Wir all dies den Kindern Israels vermachten95.

94. Auf diese Weise nahm Allah ihnen ihren Wohlstand und ihre Annehmlichkeiten. (Darjabaadi)

95. Die Kinder Israels gewannen sicherlich Gärten, Quellen, Schätze und eine ehrenvolle Position in Palästina, nachdem sie jahrelang in der Wüste hatten herumziehen müssen. Als sie sich dann jedoch Allah gegenüber treulos verhielten, verloren sie diese wieder, und ein anderes Volk erbte sie, das seinem Diin treu war, nämlich die Muslime. Diese erbten nicht nur Palästina, sondern auch Ägypten, und die Macht der alten Pharaonen war für immer dahin. (Juusuf `Allii)

Dieser eingeschobene Satz spiegelt die in Suura 7:137 ausgesprochene Anspielung auf die Zeit des Wohlstandes und der Würde wieder, die die Kinder Israels nach ihrem Leiden in Ägypten in Palästina genießen sollten. Der Begriff "Erbe" ist in diesem Zusammenhang wie auch an anderen Stellen eine Umschreibung dafür, dass Allah den ehemals Unterdrückten ein Leben in Wohlstand und Würde schenkt. (Asad)

Es ist nicht bekannt, dass die Kinder Israels nach ihrer Emigration in das Heilige Land sofort wieder zurückkehrten und die Schätze und die Macht Pharaos übernahmen. Deswegen sagen die Interpreten diesbezüglich, dass Allah ihnen das gleiche vermachte, was Pharao und seine Anführer besaßen. (Qutb)

 

60. Und96 sie folgten ihnen97 als der Morgen graute.

96. Hier wird nach dem Einschub die Erzählung fortgesetzt. (Darjabaadi)

97. Die Israeliten. Vergleiche auch Exodus 14:9. (Darjabaadi)

 

61. Und als die beiden Scharen in Sichtweite zueinander kamen, sagten die Gefährten von Muusa „Wir werden gewiss ein geholt!"98

98. "Und als der Pharao nahe herankam, hoben die Israeliten ihre Augen auf, und siehe, die Ägypter zogen hinter ihnen her. Und sie fürchteten sich sehr und schrieen zu dem Herrn und sprachen zu Mose: Waren nicht Gräber in Ägypten, dass du uns wegführen musstest, damit wir in der Wüste sterben? Warum hast du uns das angetan, dass du uns aus Ägypten geführt hast? " Exodus 14:10-11. (Darjabaadi)

Gemeint mit den beiden Scharen sind Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und seine Gefährten auf der einen, und Pharao mit seinen Soldaten auf der anderen Seite. (Safwat Al-Tafsir)

Auf Allahs Geheiß und nach Seinem Plan wanderte Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, mit seinem Volk aus Ägypten. Und unter Pharaos Führung versuchten er und seine Soldaten sie daran zu hindern. So holte er sie beim Morgengrauen ein. Als alle Zeichen darauf hindeuteten, dass es für sie keinen Fluchtweg gab, denn vor ihnen breitete sich das Meer aus, das sie nicht überqueren konnten, und hinter ihnen stand der Feind, und sie besaßen keine Waffen, da erreichte die Besorgnis der Kinder Israels ihren Höhepunkt. (Qutb)

 

62. Er (aber) sagte99: „Niemals, wahrlich, mein Herr ist mit mir. Er wird mich leiten."100

99. Gestärkt mit der Zuversicht. auf Allahs Beistand. (Qutb)

100. "Mich leiten", das heißt mir einen Ausweg aus der Gefahr aufzeigen. Dies geschah tatsächlich, und die Armee des Pharaos ging unter. Muusas Diin steht in scharfem Gegensatz zu den Befürchtungen seines Volkes. (Juusuf `Allii)

 

63. So gaben Wir Muusa ein: „Schlage mit deinem Stab auf das Meer101." Da teilte es sich und jeder der Teile wurde gleichsam zu einem gewaltigen Berg102.

101. "Du aber hebe deinen Stab auf und recke deine Hand über das Meer und teile es mitten durch, so dass die Israeliten auf dem Trockenen mitten durch das Meer gehen."  Exodus 14:16. (Darjabaadi)

102. "Und die Israeliten gingen hinein mitten ins Meer auf dem Trockenen, und das Wasser war ihnen eine Mauer zur Rechten und zur Linken." Exodus 14:22. (Darjabaadi)

Vergleiche Suura 20:77 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

"Tawd" ????? ist wörtlich ein hoher Berg. Allem Anschein nach wurde das Meer geteilt, und das Wasser stand wie zwei mächtige Gebirge an den Seiten des Weges und blieb so stehen, bis die Israeliten sicher am anderen Ufer angekommen waren. (Mauduudi)

 

64. Daraufhin ließen Wir die anderen herankommen.103

103. Pharao und sein Volk, damit sie den gleichen Weg nahmen wie Muusa und seine Gefährten. (Al-Dschalalain) "Und die Ägypter folgten und zogen hinein ihnen nach, alle Rosse des Pharao, seine Wagen und Männer, mitten ins Meer." Exodus 14:23. (Darjabaadi)

 

65. Und Wir erretteten Muusa und die mit ihm waren allesamt104.

104. So dass keiner von ihnen umkam. (ibn Kasir)

"Aber die Israeliten gingen trocken mitten durchs Meer, und das Wasser war ihnen eine Mauer zur Rechten und zur Linken. So errettete der Herr an jenem Tage Israel aus der Ägypter Hand. Und sie sahen die Ägypter tot am Ufer des Meeres liegen. Exodus 14:29-30. (Darjabaadi)

 

66. Dann ließen Wir die anderen ertrinken105.

105. "Und das Wasser kam wieder und bedeckte Wagen und Männer, das ganze Heer des Pharao, das ihnen nachgefolgt war ins Meer, so dass nicht einer von ihnen übrig blieb."  Exodus 14:28. (Darjabaadi)

Aus verschiedenen Andeutungen in der Bibel scheint es, dass der Durchzug durch das Rote Meer am nordwestlichem Ende dessen stattgefunden haben muss, was heute als Golf von Suez bezeichnet wird. In alter Zeit war dieser nicht so tief wie heute und ähnelte möglicherweise den seichten Teilen der Nordsee zwischen dem Festland und den Friesischen Inseln, wo die Ebbe das Watt freilegt, so dass man das Gebiet zu Fuß durchqueren kann, woraufhin die Flut es plötzlich wieder überspült. (Asad)

Allahs Plan ging auf. Die Kinder Israels konnten das andere Ufer erreichen zu der Zeit, als der Pharao und sein ganzes Heer sich noch zwischen den beiden Teilen des gespaltenen Meeres befanden. (Qutb)

 

67. Wahrlich, darin ist ein Zeichen106. Doch die. meisten von ihnen wollen nicht den Iman verinnerlichen107.

106. Ein Zeichen für Allahs Allmacht. (Darjabaadi)

Eine Lehre für die nachfolgenden Generationen. (Al-Dschalalain)

Die Quraisch sollten hieraus eine Lehre ziehen: der Pharao und seine arroganten Minister und Berater hatten sich geweigert den Iman zu verinnerlichen, obgleich sie jahrelang Zeichen Allahs gesehen hatten. Ihr Starrsinn machte sie so blind, dass sie selbst kurz vor ihrem Untergang die Teilung des Meeres sahen und dennoch nicht begriffen, dass Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Allahs Hilfe auf seiner Seite hatte. Als sie schließlich den tatsächlichen Sachverhalt erkennen mussten, war es zu spät, und Allahs Zorn kam über sie. In diesem Augenblick rief der Pharao: „Ich verinnerliche den Iman, dass es keinen Gott gibt außer dem wahren Gott der Kinder Israel." Vergleiche auch Suura 10:90. (Mauduudi)

107. So wie es damals war, verhält es sich auch heute. Trotz der offensichtlichen Zeichen Allahs bewirken Menschen, die blindlings in ihrem starrsinnigen Widerstand gegen die Wahrheit verharren, ihren eigenen Untergang, während bescheidene, verfolgte Mu’mins durch Allahs Licht umgewandelt werden und das Heil erlangen. (Juusuf `Allii)

 

68. Und wahrlich, dein Herr ist der Allmächtige, der Allbarmherzige108.

108. Der Seine Feinde überwältigt, seinen Freunden gegenüber ist Er jedoch voll der Barmherzigkeit.

(Safwat Al-Tafsir)

Nichts, was in der Macht des Bösen steht, kann Allahs barmherzigen Plan zunichte machen. Böses, das sich gegen das Gute wendet, bewirkt damit nur seinen eigenen Untergang. (Juusuf `Allii)

Vergleiche oben die Ajas 8-9 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

108. Den Quraisch. (Anm. d. Übers.)

 

Abschnitt 5

 69. Und bringe ihnen Kunde von Ibraahiim109.

109. Allah befiehlt hier Seinem Gesandten Muchammad (Allahs Friede sei mit ihm), seinem Volk die Geschichte Ibraahiims vorzutragen, damit sie diesem in seiner aufrichtigen Ergebenheit, in seinem Gottvertrauen und in seiner Anbetung des einen Gott, der keine Partner hat, nacheifern. (ibn Kasir)

Die Götzendiener Makkas behaupteten, die Erben Ibraahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu sein, und seine alten Diin zu befolgen. Sie stellten jedoch Götzen in dem heiligen Haus auf, das Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, einzig und allein für die Anbetung Allahs gebaut hatte. Daher sollte er ihnen die Geschichte Ibraahiims vortragen, damit sie die Wahrheit erkennen sollten. (Qutb)

Für die Argumentation in dieser Suura sind Einzelheiten aus Ibraahiims Leben nicht relevant und werden deswegen auch nicht erwähnt. Was hier nur erwähnt wird, ist folgendes:

1. die einzelnen Schritte, in denen er lehrt, was für ein Vergehen Götzendienst ist, und zwar in Dialogform;

2. die Ziele eines rechtschaffenen Menschen nicht nur in seinem individuellen Leben, sondern auch für seine Vorfahren und Nachkommen, und zwar in Form eines Gebets; und

3. ein Bild des zukünftigen Gerichts in Form einer Vision. (Juusuf `Allii)

Dieser Ausschnitt aus Ibraahiims Lebensgeschichte bezieht sich auf die Zeit, als nach seiner Berufung zum Prophetentum zwischen ihm und seinem Volk ein Konflikt über die Frage von Götzendienst und Monotheismus entstand. Vergleiche in diesem Zusammenhang auch Suura 2:258-260; 6:75-83; 19:41-50; 21:51-70; 37:83-113 und 60:4-5. (Mauduudi)

 

70. Als er zu seinem Vater und seinem Volk sprach: „Was ist das, was ihr betet?"110

110. Die Geschichte Ibraahiims spielt im Qur’an eine besondere Rolle, weil nicht nur die Araber im allgemeinen und die Quraisch im besonderen sich als seine Nachkommen betrachteten und sich auf sein Diin beriefen, sondern auch die Juden und Christen in ihm eine führende Persönlichkeit sahen. Deswegen weist der Qur’an wiederholt darauf hin, dass der Islam nichts anderes als der Diin Ibraahiims ist die jetzt vom Propheten Muchammad - Friede sei mit ihm - verkündet wird, und die sie so hartnäckig ablehnen. lbraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war kein Götzendiener, sondern ein Gegner allen Götzendienstes. Aus ebendiesem Grunde musste er sein Heim und sein Vaterland verlassen und als Nomade in Syrien, Palästina und im Hidschas umherreisen. Er war weder Jude noch Christ, denn diese beiden Diins entstanden erst Jahrhunderte nach seiner Zeit. Dieses historische Argument konnte weder von den Götzendienern noch durch Juden oder Christen widerlegt werden, denn die Götzendiener selbst mussten zugeben, dass der Polytheismus in Arabien erst Jahrhunderte nach Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, entstanden ist, und ähnlich geht es Juden und Christen mit ihren Diins. Vergleiche auch Suura 6:67-68.

Ziel dieser Frage war es offensichtlich, die Leute darauf aufmerksam zu machen, dass die von ihnen verehrten Gottheiten falsch und völlig machtlos waren. Vergleiche auch Suura 21:52. (Mauduudi)

 

71. Sie sprachen: „Wir beten Götzen an, denen wir uns ganz und gar hingeben.“111

111. Sie wollen ihre aufrichtige und eifrige Frömmigkeit zum Ausdruck bringen. Aber Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, kommt gleich zum Kern der Sache, indem er fragt: „Wen verehrt ihr? Ist es das Verehrungsobjekt wert?" (Juusuf `Allii)

Sie pflegten ihre Götzen Götter zu nennen. Dass sie hier den Ausdruck "Götzen" benutzten, lässt erkennen, dass sie nicht leugnen konnten, dass diese Götzen Figuren waren, die sie selbst aus Stein gehauen hatten. Und trotzdem beteten sie diese inständig an. (Qutb)

 

72. Da sprach er: „Hören sie euch, wenn ihr sie anruft,

 

73.   oder können sie euch nützen112 oder euch Schaden zufügen?"113

112. Wenn ihr sie verehrt. (Darjabaadi)

113. Wenn ihr sie nicht verehrt. (Darjabaadi)

Mit dieser Frage will Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ihr Herz und ihre Vernunft herausfordern. Denn das wenigste, was ein Gott besitzen muss, ist ein Gehör für Seinen Anbeter, der sich zu Ihm mit seinen Fürbitten und Gebete wendet. (Qutb)

Wenn sie dies alles nicht zu tun vermögen, was ist dann der Sinn von ihrer Verehrung. (Qurtubi)

 

74. Sie antworteten: „Nein, aber wir haben gesehen, wie unsere Väter das Gleiche taten."114

114. Eine gedankenlose Übernahme ohne Beweismittel oder Hinweise. (Qurtubi)

In dieser Aussage liegt ein indirektes Eingeständnis, dass ihre Götzen nichts von alldem zu tun vermochten. (ibn Kasir)

Der Partikel "bal" ???? am Satzanfang drückt Erstaunen aus. Indem sie also eine direkte Antwort auf Ibraahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Kritik an ihrem Götzendienst vermeiden, betonen seine Leute lediglich, dass es sich um einen althergebrachten Brauch handelt, und vergessen dabei - wie Samachsari hervorhebt - dass Alter kein Beweis für den Wahrheitsgehalt einer Vorstellung ist. Rasi betont in diesem Zusammenhang, dass der obige Aja einer der stärksten Hinweise im Qur’an darauf ist, dass kritiklose Nachahmung Elemente der Unmoral in sich enthält, vor allem auch unkritische Übernahme von Praktiken auf der Grundlage blinden Glaubens an die Autorität Gelehrter oder Führer. (Asad)

 

75. Da sprach er: „Habt ihr überhaupt über das nachgedacht, was ihr da anbetet115? -

115. Habt ihr überhaupt über ihr Wesen, ihre Eigenschaften und ihre Fähigkeiten nachgedacht? (Darjabaadi)

Genügt es wirklich, einen Diin aufgrund der Tatsache für wahr zu halten, dass die Vorfahren ihr gefolgt sind? Sollen die Menschen Generation für Generation blindlings ihren Ahnen folgen, ohne sich darum zu kümmern, ob die von ihnen verehrten Gottheiten überhaupt Eigenschaften Allahs haben oder die Macht, ihr Geschick zu beeinflussen? (Mauduudi)

 

76. Ihr und eure Väter und Vorväter116?

116. Ihre Antwort war beschämend. Die Polytheisten jedoch schämten sich nicht sie auszusprechen, genauso wenig, wie die makkanischen Quraisch dies taten. Der Brauch der Vorväter war für sie Grund genug, sie ohne Überlegung nachzuahmen. So war das Verlassen des Diins der Vorväter eines der stärksten Hindernisse, den Islam anzunehmen. Angesichts dieser Verfestigung sah Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, keine andere Möglichkeit, als sie mit diesen Worten aufzurütteln. (Qutb)

 

77. Sie alle sind meine Feinde117, nicht aber der Herr der Welten118,

117. Die Dinge, die ihr verehrt, sind Feinde der Menschheit. Dies kann ich aufgrund meiner eigenen Erfahrung bezeugen; sie sind meine Feinde: sie können mir nichts Gutes tun, sondern mich nur irreführen. Betrachtet im Gegensatz zu ihrer Unfähigkeit oder ihrer Fähigkeit zum Bösen den Einen wahren Gott, dem ich diene. Er hat mich und alle Welten geschaffen; Er leitet und führt mich; Er sorgt für mich, und wenn ich sterbe, gibt Er mir neues Leben; Er vergibt mir und lässt mich schließlich das Heil erlangen. Wollt ihr euch nicht diesem wahren ’Ibada anschließen? Wie können da noch Zweifel übrig sein, wenn ihr das eine dem anderen gegenüberstellt? Ist es nicht wie der Kontrast zwischen Licht und Finsternis? (Juusuf `Allii)

Wenn ich ihnen dienen würde, dann würde ich mich damit in diesem wie im zukünftigen Leben ruinieren. Vergleiche auch Suura 19:81-82. (Mauduudi)

Ich schenke ihnen keine Beachtung und verliere keinen Gedanken über sie. (ibn Kasir)

So geschah es, dass der Diin seiner Väter und seines Volkes für ihn kein Hindernis darstellte, sie seiner Überzeugung wegen zu verlassen und seine Feindschaft ihren Göttern und ihren Diin gegenüber zu bekennen. Auf diese Weise lehrt der Qur’an, dass es, wenn es um den Diin geht, keine Höflichkeitsbezeugungen geben darf, auch nicht gegenüber Vätern oder Verwandten. Das erste Band und der erste Wert ist die Überzeugung und der Iman. (Qutb)

118. Den bete ich an. (Al-Dschalalain)

Der die Eigenschaften besitzt, die nachfolgend zu beschreiben sind. (ibn Kasir)

Da die Möglichkeit bestand, dass es unter den Vorvätern solche gab, die nur Allah anbeteten, bevor der Diin verfälscht wurdet oder dass einige zwar an Allah den Iman verinnerlichten, Ihm aber andere Gottheiten zugesellten, war die Präzision in der Aussage Ibraahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nötig, Allah von der Feindschaft zu ihren Gottheiten auszunehmen. (Qutb)

Das heißt: "Von allen Gottheiten, die in der Welt verehrt werden, ist nur Der Gott der Herr der Welten, in dessen Dienst ich Gutes für mich selbst finden kann, und wo ich weiß, dass ich meinem Erhalter diene und nicht meinem Feind." Beachte, dass Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, die Götzen nicht als "eure Feinde" bezeichnet, um seine Gegner nicht zu provozieren. Nur indirekt ist damit die Andeutung verbunden, dass die von ihm angesprochenen Götzendiener keine rationale Basis für ihren Kult hatten und nur ihre Vorfahren imitierten. (Mauduudi)

 

78. Der mich erschaffen hat119 und Der mich rechtleiten wird120,

119. Er allein, nicht irgend jemand aus eurem Pantheon. (Darjabaadi)

Dies ist der erste Grund für den Menschen, nur Allah allein zu dienen. Auch die Polytheisten in der Welt glauben daran, dass die von ihnen verehrten Gottheiten Allahs Geschöpfe sind, und abgesehen von ausgesprochenen Atheisten hat niemand je geleugnet, dass Allah der Schöpfer des gesamten Universums ist. Ibraahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Argument bedeutet, dass er, da er ein Geschöpf ist, nur seinem Schöpfer dienen kann und niemand anderes seiner Verehrung würdig war, weil niemand Anteil an seiner Erschaffung hatte. (Mauduudi)

120. Zu meinem wirklichen Ziel. (Darjabaadi)

Er entfaltet meine Anlagen auf eine Weise, die nur Er kennt und von der ich keine Ahnung habe. So kennt Er am besten meine Natur, meine Formung, meine Funktionen und meine Gefühle. Deshalb weist Er mir meinen Weg, den ich beschreiten soll und mein Gesetz, das ich zu befolgen habe. (Qutb)

 

79. Und Er ist Derjenige, Der mir zu essen und zu trinken gibt121,

121. Nicht irgendein Korngott oder ein Wassergott. (Darjabaadi)

Das Pronomen "huwa" ???? soll darauf hinweisen, dass kein anderer dies zu tun vermag. (Qurtubi)

Durch die Mittel zum Leben, die Er mir im Himmel und auf der Erde zur Verfügung stellte. (Qutb)

 

80. Und wenn ich krank bin, ist Er es, Der mich heilt122, -

122. Viele polytheistische Völker wie beispielsweise die alten Griechen glaubten an einen besonderen Gott der Heilkunst. (Darjabaadi)

Keiner vermag mich von der Krankheit zu heilen außer Ihm, durch Mittel, die Er dazu zur Verfügung stellt. (ibn Kasir)

Der zweite wichtige Grund dafür, Allah allein zu dienen, besteht darin, dass Allah die Menschen nach ihrer Erschaffung nicht sich selbst überlässt oder andere Helfer und Beschützer suchen lässt, sondern auch Vorkehrungen zu ihrer Rechtleitung, ihrem Schutz und zur Erfüllung aller ihrer Bedürfnisse getroffen hat. Sobald ein Menschenkind geboren wird, entsteht in der Brust seiner Mutter Milch, und eine unsichtbare Macht lehrt es, zu saugen und zu schlucken. Vom ersten bis zum letzten Lebenstag eines Menschen hat sein Schöpfer in seiner Umwelt alle Mittel zur Verfügung gestellt, die für seine Entwicklung, seinen Unterhalt und seine Rechtleitung notwendig sind, und ihm alle Kräfte und Fähigkeiten gegeben, um diese Mittel zu nutzen. Auch zum Schutz des menschlichen Lebens vor Krankheiten aller Art, Bakterien und Giften hat Er wirksame Gegenmittel geschaffen, die nicht einmal voll vom menschlichen Wissen erfasst worden sind. Wenn diese allumfassende Barmherzigkeit den Menschen in jedem Augenblick seines Lebens begleitet, dann gibt es wohl keine größere Unvernunft und Undankbarkeit seitens des Menschen, als andere Wesen zu verehren und in Notzeiten ihre Hilfe zu suchen. (Mauduudi)

 

81. Und Der mich sterben lässt, dann aber mich wieder zum Leben erweckt123, -

123. Dies ist der Iman daran, dass Allah es ist, Der die Todesstunde des Menschen bestimmt und der Iman an die Wiederauferstehung, in voller Ergebenheit und tiefer Zufriedenheit. (Qutb)

 

82. Und von dem ich erhoffe, dass Er mir meine Vergehen verzeiht am Tag des Gerichts124.

124. Gericht und Vergebung sind allein in Seiner Hand. (Darjabaadi)

Das höchste, was Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, von Allah zu erhoffen wagte, war seine Vergebung. Er, der Allahs Prophet und Gesandter war, der Allah so gut kannte wie kein anderer und Seine Nähe am besten fühlte, wollte sich nicht nur auf seine Taten verlassen. (Qutb)

Der dritte Grund, Allah allein zu dienen, besteht darin, dass die Beziehung des Menschen zu Allah nicht allein auf dieses irdische Leben beschränkt ist, sondern sich auch auf das zukünftige Leben erstreckt. Derselbe Gott, Der den Menschen hat entstehen lassen, nimmt ihn auch wieder aus dieser Welt hinweg, und kein Arzt, keine Medizin und keine andere Macht kann dies unterbinden. Alle jene Menschen, die vergöttert wurden, können nicht einmal ihren eigenen Tod verhindern. Allein Allah entscheidet darüber, wann ein bestimmter Mensch diese Welt verlassen muss. Dann wiederum ist es Allah allein, Der entscheidet, wann Er alle diese Menschen auferwecken wird, die Er auf dieser Erde erschaffen hatte und die hier gestorben sind und begraben wurden, und wann Er sie für ihr irdisches Leben zur Rechenschaft zieht. Auch dann hat niemand die Macht, seine eigene Auferstehung oder die anderer zu verhindern. Allah allein ist an diesem Tag der Richter, und niemand hat Einfluss auf sein Urteil. Auch Strafe und Vergebung liegen ausschließlich in Seiner Hand. Wer in dieser Welt als Vermittler oder Fürbitter angesehen wurde, hofft nun selbst auf Allahs Barmherzigkeit und Vergebung. Angesichts dieser Tatsachen fällt jeder, der außer Allah anderen Wesen dient, sein eigenes Urteil. Es gibt keine größere Ungerechtigkeit als sich von Allah abzuwenden, Der jetzt wie im zukünftigen Leben unser Herr ist, und sich anderen Wesen zuzuwenden, die in dieser Hinsicht völlig machtlos sind. (Mauduudi)

 

83. O mein Herr, gib mir Weisheit125 und vereine mich mit den Rechtschaffenen126,

125. Verstand und Wissen um Dein Gebot und Gesetz. (Qurtubi)

Nachdem Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, auf diese Weise den Unterschied zwischen Wahrheit und Trug eindeutig dargelegt hat, zeigt er nun in Form eines Gebets seine innersten Wünsche.

1. Er wünscht sich die Erleuchtung seines eigenen Inneren mit der Weisheit Allahs; und

2. dass sein Herz und sein Leben mit Rechtschaffenheit erfüllt wird;

3. gibt er sich nicht damit zufrieden, für sich selbst und seine eigene Generation zu arbeiten, sondern sein Einsatz gilt auch den zukünftigen Generationen.

4. Natürlich möchte er gern das Ziel der Rechtschaffenen, den Garten der Glückseligkeit und den Anblick von Allahs Angesicht erlangen; aber damit gibt er sich nicht zufrieden, denn er wünscht sich

5. dass sein Vater und seine Verwandten seine geistigen Freuden mit ihm teilen können, so dass er mit Stolz alle, zu denen er Zugang hatte, am Tag des Gerichts in einer ehrenvollen Position sehen kann. (Juusuf `Allii)

Noch mehr Weisheit als bisher. (Darjabaadi)

"Hukm" ????? bedeutet hier nicht prophetische Fähigkeiten, denn Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war bereits ein Prophet, als er dieses Gebet sprach. Hier muss es mit Weisheit, Urteilsfähigkeit und Verständnis übersetzt werden. Vom Propheten Muchammad kennen wir ein ähnliches Gebet: „Unser Herr, gib uns die Fähigkeit, eine Sache so zu sehen und zu verstehen, wie sie in Wirklichkeit ist, so dass wir den wahren Sachverhalt beurteilen können." (Mauduudi)

126. Im zukünftigen Leben. (Darjabaadi)

Lass mich in dieser Welt in einer rechtschaffenen Gesellschaft leben, und lass mich mit den Rechtschaffenen zusammen auferstehen. Ein mutaqi Mensch hat selbst in dieser Welt den Wunsch, dass Allah ihn davor bewahrt, in einer unmoralischen und bösen Gesellschaft leben zu. müssen. Dort würde er sich nicht wohl fühlen, bis sich diese Gesellschaft verändert oder er sie verlässt, um sich anderen, rechtschaffenen Menschen anzuschließen. (Mauduudi)

 

84. Und verleih mir den Ruf eines Wahrhaftigen bei den zukünftigen Generationen127.

127. Vergleiche auch Suura 19:50. Der ganze Abschnitt über Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm.

Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hier kann mit dem dortigen verglichen werden.

(Juusuf `Allii)

Wörtlich: „Gewähre mir eine Rede der Wahrheit unter den anderen" oder "den späteren". Das heißt gewähre mir die Fähigkeit, die Wahrheit unter denen bekannt zu machen, die nach mir kommen. (Asad)

Gewähre mir die Gnade, dass meine Nachfahren sich an mich als einen rechtschaffenen, wahrhaftigen Menschen erinnern. Ermögliche mir, mein Leben so zu gestalten, dass es für alle zukünftigen Zeiten eine Quelle des Lichts wird, so dass ich zu den Wohltätern der Menschheit gezählt werden kann. (Mauduudi)

Und Allah erfüllte ihm diese Bitte. Denn es gibt keine Gemeinde, die nicht an ihm festhält und die ihm nicht große Wichtigkeit beimisst. (Qurtubi)

 

85. Und mache mich zu einem der Erben des Gartens der Glückseligkeit.

86. Und verzeih meinem Vater128, denn er gehört zu den Irregehenden129.

128. Indem du ihm ermöglichst, den Weg zur Umkehr und zum Iman zu finden. (Darjabaadi)

Sein Vater hatte ihm scheinbar versprochen an ihn den Iman zu verinnerlichen. Aufgrund dieses Versprechens bat Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, um Verzeihung für ihn. (Qurtubi)

129. Dieses Gebet sprach Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, für seinen Vater, als Ibraahiim noch nicht klar war, dass sein Vater ein Feind Allahs war. (Al-Dschalalain)

Vergleiche Suura 19:47-48. (Asad)

Um Sein Versprechen zu erfüllen, das er bei seinem Abschied aus seinem Elternhaus gegeben hatte (vergleiche Suura 19:47), betet Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nicht nur um Vergebung für seinen Vater, sondern für beide Eltern (vergleiche Suura 14:41). Später musste er jedoch selbst erkennen, dass es nicht möglich ist, für einen Feind der Wahrheit, auch wenn es der eigene Vater ist, um Vergebung zu beten, deswegen wird in Suura 9:114 darauf hingewiesen, dass er es nur des Versprechens wegen tat. (Mauduudi)

Der Qur’an hat später untersagt, für Menschen, die Allah ablehnen, um Verzeihung zu bitten, auch wenn diese nahe verwandt wären. (Qutb)

 

87. Und stürze mich nicht in Schande an jenem Tage, an dem alle auferweckt werden130,

130. Demut ist wesentlich für einen Propheten. (Darjabaadi)

Indem du es zulässt, dass ich meinen Vater unter den Verlorenen sehen muss. (Asad)

Indem du meinen Vater in aller Öffentlichkeit bestrafst und ich dabei hilflos zusehen muss. (Mauduudi)

Aus dieser Bitte können wir ersehen, wie sehr sich Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, vor den furchterregenden Ereignissen des Jüngsten Tag ängstigte, und welch ein Schamgefühl er vor seinem Herrn empfand, und dies obwohl er ein edler Prophet war. (Qutb)

 

88. Dem Tag, an dem weder Vermögen noch Söhne von Nutzen sein werden131,

131. Wenn die eigenen Söhne ihren Vätern nicht helfen können, wer sonst sollte dies tun. Die Erwähnung nur der Söhne schließt sich hier an die Rede von Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, an , der seinem Vater nicht zu nützen vermag. (Qurtubi)

Nun folgt eine Vision des Gerichtstages. Nichts ist mehr von Nutzen außer einem reinen Herzen. So genannte "gute Taten" aller Art in dieser Welt, deren Grund nicht eine reine Absicht war, sind nutzlos. Der Gegensatz zwischen dem Garten der Glückseligkeit und dem Feuer des Elends wird deutlich sichtbar. Das Böse zeigt sein wahres Gesicht - isoliert, hilflos, fluchend und verzweifelt, und alle seine Chancen sind verloren. (Juusuf `Allii)

Sie werden sie vor der Bestrafung Allahs nicht zu schützen vermögen. (ibn Kasir)

 

89. Sondern (es nur dem wohl ergehen wird) der zu Allah kommt mit einem reinen Herzen132.

132. Frei von jeder Spur des Kufr; ohne alle falschen Absichten; nicht entstellt. (Darjabaadi)

Keine andere Wertschätzung wird es am Tage des Gerichts geben außer der aufrichtigen Ergebenheit. Die Allahergebenheit des Herzens und seine Befreiung von Makel, Krankheit und Voreingenommenheit. (Qutb)

 

90. Nahe herangebracht wird133 der Paradiesgarten den Mutaqis134,

133. Nun folgt die Beschreibung einer der vielen Szenen am Tage des Gerichts, dem Tag, der Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, stets in Furcht versetzte. (Qutb)

 „(An diesem Tag) wird das Paradies ..." Die Ajas 90-102 sind allem Anschein nach nicht Teil der Rede -Ibraahiims, sondern Allahs eigene Worte. (Mauduudi)

134. Die Guten werden nur Gutes sehen (die Gärten der Glückseligkeit) die Bösen dagegen nur Böses (das Feuer der Hölle). Dieser Kontrast wird uns in der Welt unserer geistigen Wahrnehmung bereits in diesem Leben gezeigt. (Juusuf `Allii)

Die ihn im Diesseits anstrebten und für ihn vorarbeiteten. (ibn Kasir)

 

91. Und vor Augen geführt wird das Höllenfeuer denen, die fehlgegangen sind135.

135. Während einerseits den Mutaqis zahllose Segnungen gezeigt werden, die sie durch Allahs Gnade im Paradies genießen dürfen, wird auf der anderen Seite die Hölle mit allen ihren Schrecken vor den rebellischen Menschen eröffnet. (Mauduudi)

Noch bevor sie sie betreten, wird ihnen die Hölle gezeigt, damit sie von Furcht und Traurigkeit erfüllt werden. Demgegenüber werden die Bewohner des Paradieses voll der Freude sein, wenn sie wissen, dass sie dort eingehen werden. (Qurtubi)

 

92. Und sie werden gefragt werden: „Wo ist nun das, was ihr anzubeten pflegtet -

93. Anstelle von Allah136? Können sie euch nun helfen oder auch nur sich selbst helfen?“137

136. "Statt Gott" oder "neben Gott". Wenn das Relativpronomen "ma" ("welches" oder "was") im Qur’an auf falsche Anbetungsobjekte verwendet wird, dann werden damit nicht nur unbelebte Dinge (wie Götzen, Fetische, Reliquien und ähnliches) oder vergötterte Menschen bezeichnet, sondern auch reale oder imaginäre Naturgewalten sowie der Kult des Menschen um Eigentum, Macht, gesellschaftliche Stellung und dergleichen. Vergleiche auch Suura 10:28-29 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

137. Indem sie die Bestrafung von euch oder von sich selbst abwenden. (Al-Dschalalain)

Die Antwort auf diese Frage wird weder gehört noch abgewartet. Denn diese Frage ist lediglich rhetorisch. (Qutb)

 

94. Alsdann werden sie kopfüber hineingestürzt138, sie und die Irrgeleiteten139,

138. Wörtlich: "in sie", nämlich in die Hölle. (Asad)

139. Die falschen Gottheiten, die Teufel oder personifizierte Phantasiegestalten sind, werden in die Strafe der Hölle zusammen mit ihren Verehrern einbezogen, ebenso die letztendliche Wurzel des Bösen, des Schaytaans mit seinen Heerscharen. (Juusuf `Allii)

Bis auf den letzten von ihnen. (Ibn Kasir)

Dieses sind seine Kinder und Kindeskinder oder im allgemeinen alle, die seinem Aufruf, Götzen anzubeten, gefolgt sind. (Qurtubi)

Sein Gefolge unter den Menschen und Dschinn. (Al-Dschalalain)

 

 95. Und die Heerscharen von Iblis allesamt140.

 140. Vergleiche auch Suura 2:24 und die entsprechenden Fußnoten. "Schaytaans Heerscharen" sind die Kräfte des Bösen, die im Qur’an oft in Verbindung mit menschlichen Vergehen erwähnt werden. Vergleiche auch Suura 15:17; 19:68 und 19:83 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

96. Sie werden sagen, während sie dort miteinander streiten141:

141. Wörtlich: "Während sie miteinander streiten", indem sie nämlich einander Vorwürfe machen. (Asad)

Die Menschen, mit den Schaytaans, den Verführern und den Angebeteten. (Qurtubi)

Nachdem es zu spät ist. (Qutb)

 

97. „Bei Allah, wir befanden uns wahrlich in offenkundigem Irrtum142,

142. "In offenkundigem Irrtum": unser Irrtum ist jetzt offenkundig, aber er hätte uns offenkundig sein sollen, bevor es zu spät war, denn Allahs Zeichen waren überall in unserer Umgebung zu erkennen. Dies sagen die Kaafirs, deren Augen jetzt völlig geöffnet sind. (Juusuf `Allii)

 

98. Als wir euch auf die gleiche Stufe stellten mit dem Herrn der Welten.

99. Und niemand anderer verführte uns als die, die selbst der Sünde verfallen waren143.

143. Jene Teufel, die uns die Anbetung von Götzen angepriesen haben. Oder unsere Vorfahren, denen wir blind nachahmten. (Al-Qurtubi)

Jetzt müssen sie erkennen, dass diejenigen, die sie verführten, selbst böse waren und dafür bestraft werden, und dass ihre Verführung Trug war. Sie fühlen, dass sie dies vorher hätten erkennen müssen. Denn wer würde freiwillig dem Weg derer folgen, die ein böses Ende finden? Wie unvernünftig waren sie doch, nicht den wahren Charakter der Verführer zu sehen, obgleich sie immer wieder gewarnt worden waren! Ihre eigene Unvernunft veranlasste sie, einer so offensichtlich falschen Führung zu folgen. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 7:38; 33:67-68 und 38:60-61 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

So behandeln sie nun ihre Führer, die sie in ihrem irdischen Leben wie Gottheiten verehrt hatten, deren Worte und Verhaltensmuster sie kritiklos übernahmen und denen sie vieles opferten. Im zukünftigen Leben werden diese Menschen feststellen, dass ihre Führer sie verführt und ihren sowie ihren eigenen Untergang verursacht haben. Dann machen sie ihre Führer für ihr Unglück verantwortlich und machen ihnen Vorwürfe. Der Qur’an wiederholt diese furchtbare Szene an verschiedenen Stellen, um diejenigen, die zu blinder Nachahmung neigen, aufzufordern, ihre Führer in dieser Welt kritisch zu betrachten und sich zu versichern, ob sie dem rechten Weg folgen oder nicht. Vergleiche auch Suura 41:29 und viele andere Stellen. (Mauduudi)

 

100. Nun haben wir keinen Fürsprecher144,

144. Diejenigen, die wir im irdischen Leben für unsere Vermittler gegenüber Allah und für unsere Fürsprecher gehalten haben und von denen wir glaubten, sie würden uns sicher ins Paradies bringen, sind heute selbst völlig hilflos und nützen uns nichts. (Mauduudi)

Fürsprechen unter den Engeln, Propheten oder Mu'min. (Qurtubi)

 

101. Und keinen mitfühlenden Freund145.

145. Der sich um uns kümmert. (Al-Dschalalain)

Niemand kann uns sein Mitgefühl ausdrücken oder uns trösten. Im zukünftigen Leben sind nur die Mu'mins weiterhin Freunde. Die Kaafir sind einander Feind, auch wenn sie in ihrem irdischen Leben enge Freunde waren. Jeder macht den anderen für seine Lage verantwortlich und wünscht ihm die größte Strafe. Vergleiche auch Suura 43:67. (Mauduudi)

Während die Fürsprecher im Plural genannt werden, da sich mehrere der Sache annehmen, wird der aufrichtige Freund im Singular aufgeführt, weil es nur wenige von ihnen gibt. (Qurtubi)

 

102. Wenn es für uns (nur die Möglichkeit einer) Rückkehr gäbe, dann würden wir gewiss unter den Mu'mins sein!'"146

146. Ihr anscheinendes Verlangen nach einer neuen Chance ist im Grunde unehrlich. Wenn sie in ihr irdisches Leben zurückgeschickt würden, dann würden sie auch zu ihrer bösen Verhaltensweise zurückkehren. Vergleiche auch Suura 6:27-28.

Darüber hinaus hatten sie in diesem Leben bereits genügend Gelegenheiten zur Umkehr, die sie jedoch zum Bösen missbrauchten. (Juusuf `Allii)

Weder eine Rückkehr noch eine Fürsprache wird es für sie am Tage des Gerichts geben. (Qutb)

 

103. Wahrlich, darin ist ein Zeichen147, doch die meisten von ihnen werden nie daran den Iman verinnerlichen.

147. In dieser Geschichte von Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm,, oder in der Tatsache der Auferstehung. (Darjabaadi)

 

104. Und wahrlich, dein Herr ist der allmächtige, der Allbarmherzige148.

148. Und Er kann jedem vergeben, den Er dazu auserwählt. (Asad)

Während Er barmherzig gegenüber Seinen Freunden ist, ist Er mächtig in der Bestrafung Seiner Feinde.

(Safwat Al-Tafsir)

 

Abschnitt 6

105. Auch das Volk Nuuchs149 beschuldigte die Gesandten150.

149. Vergleiche auch Suura 7:59-64; 10:71-73; 11:25-48; 17:3; 21:76-77; 23:23-30 und 25:37. Einzelheiten aus der Geschichte von Nuuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, finden wir in Suura 29:14-15; 37:75-82; 54:9-50 und ihn Suura 71, die auch nach Nuuch benannt ist. (Mauduudi)

150. Obgleich Nuuchs Volk niemanden außer Nuuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, selbst ablehnte, ist hier die Rede davon, dass es "die Gesandten" leugnete. Dies ist deswegen der Fall, weil die Botschaft aller Gesandten Allahs an derselben Wurzel stammt und im wesentlichen einen Aufruf zum Iman an den Einen Gott und zur Aufrichtigkeit in Seinem Dienst beinhaltet. Wer dies ablehnt, lehnt die Gesandten insgesamt ab. Diese Vorstellung wird an vielen Stellen des Qur’ans bestätigt und festgelegt, da sie einen Teil des islamischen Bekenntnisses darstellt. Demnach werden die Menschen in zwei Gruppen geteilt: Die Gruppe der Mu'mins  und die der Leugner und zwar aller Botschaften. So betrachtet der Muslim die Gemeinschaft eines jeden Bekenntnisses, das von Allah kommt, als die seine. (Qutb)

 

106. Damals, als ihr Bruder Nuuch zu ihnen sprach151: „Wollt ihr nicht mutaqi sein152?

151. Es war Nuuchs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, brüderliche Pflicht, sein Volk zur vorbehaltlosen Anerkennung, zur Gewissheit, zur Wahrheit zu führen. Stattdessen nahmen sie keine Notiz von dieser Warnung. (Qutb)

Nuuchs Generation hatte allen Iman verloren und sich selbst dem Bösen überlassen. Sie hatten die Lehren früherer Propheten vernachlässigt.  Nuuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wurde als einer von ihnen selbst ("ihr Bruder") zu ihnen geschickt. Sein Leben war ihnen allen bekannt: er hatte sich als aufrichtig und gutherzig erwiesen (wie lange nach ihm der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in Arabien), so dass man ihm vertraute. Würden sie Allah fürchten und Nuuchs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Rat folgen? Sie konnten eindeutig sehen, dass er nicht seinen eigenen Interessen diente. (Juusuf `Allii)

152. Fürchtet ihr nicht die Folgen eures Leugnens? Vergleiche Suura 7:59. "Allah fürchten" bedeutet, ein rechtschaffenes Leben zu führen und Böses zu meiden. (Juusuf 'Allii)

Fürchtet ihr nicht, dass ihr, wenn ihr Allah, dem wahren Herrn, Götzen zur Seite stellt, Seinen Zorn und Seine Strafe verdient? (Mauduudi)

Vergleiche auch Suura 71:3. (Mauduudi)

Fürchtet ihr Allah nicht, wenn ihr andere außer Ihm anbetet. (ibn Kasir)

 

107. Wahrlich, ich bin für euch ein Gesandter, der es ehrlich (mit euch) meint153.

153. Der euch weder betrügt noch täuscht oder unredlich handelt und der auch nichts zufügt oder weglässt von dem Auftrag der Übermittlung. Das arabische Wort "Amin": Jemand, dem Vertrauen geschenkt wird. Dieses Wort hat verschiedene Bedeutungsaspekte, beispielsweise

1. vertrauenswürdig;

2. an seine Treue gebunden, so wie ein Prophet daran gebunden ist, seinen Auftrag zu erfüllen;

3. ausschließlich an das gebunden, was ihm anvertraut wurde, so wie ein Prophet ausschließlich Allahs Botschaft verkünden kann, ohne etwas anderes hinzuzufügen; und

4. ohne jedes Eigeninteresse. (Juusuf `Allii)

Ich bringe euch nichts als das, was Allah mir aufgetragen hat; und: ich bin ein Gesandter, den ihr bereits als ehrlich und aufrichtig kennt. Wenn ich euch gegenüber ehrlich und aufrichtig war, wie kann ich dann unehrlich sein, wenn ich euch Allahs Botschaft verkünde? (Mauduudi)

 

108. So fürchtet Allah und gehorcht mir154.

154. Wenn ich also ein vertrauenswürdiger Gesandter bin, dann sollt ihr mir auch folgen, nicht euren so genannten Herren, und meinen Anweisungen und Geboten gehorchen, denn sie repräsentieren Allahs Willen. Allah zu fürchten ist also gleichbedeutend mit Gehorsam gegenüber dem Propheten. (Mauduudi)

In dem, dass ich euch gebiete, Allah allein zu verehren. (Al-Dschalalain)

Denn euch müsste meine Wahrhaftigkeit und die Aufrichtigkeit meiner Ermahnung klar und deutlich geworden sein. (ibn Kasir)

 

109. Und ich verlange dafür keinen Lohn von euch. Denn wahrlich, mein Lohn obliegt allein dem Herrn der Welten155,

155. Dem Herrn der Menschen, Der ihm den Auftrag gab, die Menschen zum Islam aufzurufen. (Qutb)

Das erste Argument, das Nuuch, Allahs Segen und Frieden auf ihm, vorbrachte, war die Erinnerung daran, dass er als ehrlicher und aufrichtiger Mensch bekannt war. Sein zweites Argument bedeutet, dass er keine eigenen oder selbstsüchtigen Interessen mit der Verkündung der Botschaft verbindet. Zumindest dann sollte man doch begreifen, dass er es mit seinem Aufruf ehrlich und ernst meinte und nur das verkündet, was er selbst als Wahrheit erkannt hatte und in dem er den Weg zu wirklichem Heil der Menschheit sah. (Mauduudi)

 

110. Darum fürchtet Allah und gehorcht mir."156

156. Beachte, wie diese Wiederholung das Argument abrundet. (Juusuf `Allii)

Nachdem er sie bezüglich des Lohnes zu beruhigen suchte, wiederholte er sein Anliegen: Allah zu gehorchen und zu fürchten. (Qutb)

 

111. Sie sprachen: „Sollen wir dir (etwa) wegen  dir den Iman verinnerlichen157, wo dir (doch nur) die Niedrigsten folgen?"158

157. Wir, die Führer und Elite des Volkes. (Darjabaadi)

158. Mit Verachteten meinen sie die Armen, die immer die ersten sind, die den Gesandten und ihren Botschaften folgen, ihnen ihre Zustimmung geben und sich Allah unterwerfen. Kein falscher Stolz oder Angst vor Verlust an Status oder Interesse hält sie davon ab. (Qutb)

Die Verachteten sind das gemeine Volk mit verachteten Berufsständen. (Safwat Al-Bajan)

Die Führer dieses Volkes sprechen so, wie es zur Zeit des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, die Führer der Quraisch taten. „Wir wissen wohl, dass du dein Leben lang ehrlich gewesen bist. Aber schau dir doch einmal diesen Pöbel an, der dir nachfolgt. Erwartest du etwa, dass wir uns mit denen zusammentun?" Seine Antwort darauf war: „Ich weis von nichts, das gegen sie spricht; wenn sie etwas Böses getan haben oder nur Heuchler sind, dann sind sie Allah gegenüber verantwortlich. Wie kann ich sie von, mir wegschicken, wo ich doch gesandt bin, um alle Menschen zu ermahnen?"

(Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 11:27 und die entsprechende Fußnote. (Asad)

Ähnlich argumentierten die Quraisch; vergleiche Suura 43:31. (Mauduudi)

 

112. Da erwiderte er: „Und was weiß ich von dem, was sie zu tun pflegten159?

159. Ich bin nicht beauftragt worden, nach ihrem Berufsstand zu fragen, sondern nur, sie zum Islam aufzurufen, also ihren Iman in Betracht zu ziehen und nicht Beruf oder Gewerbe. Auf die Aussage der Leugner: „Diese Schwachen sind dir nur gefolgt, in der Hoffnung, Macht oder Geld zu erlangen." antwortet er: „Ich bin nicht an den Hintergründen ihrer Angelegenheit interessiert, sondern an dem, was da sichtbar ist. (Qurtubi)

 

113. Fürwahr, ihre Abrechnung liegt allein bei meinem Herrn160, wenn ihr es (doch nur) wüsstet161!

160. Wenn sie unaufrichtig sind und mir aus selbstsüchtigen Interessen folgen. (Darjabaadi)

Nun sind sie mu’min geworden. Was sie davor zu tun pflegten, obliegt nur Allah. Er allein kann abwägen und bewerten und sie entsprechend belohnen oder bestrafen. (Qutb)

161. Wenn ihr nur wahrnehmen könntet, dass Allah über das Innere und die geheimsten Gedanken jedes Menschen bestens informiert ist. (Safwat Al-Tafsir)

Ihr könnt die wahren Wertschätzungen Allahs nicht nachempfinden. (Qutb)

Dies ist offensichtlich eine Erwiderung auf die Unterstellung der Kufar, Nuuchs Anhänger hätten ihren Iman nicht aus Überzeugung, sondern um irdischer Vorteile willen bekannt. Nuuchs Antwort beinhaltet ein Grundprinzip der Ethik des Qur’an und damit des islamischen Gesetzes: kein Mensch hat das Recht, über den Iman oder die verborgenen Absichten eines anderen zu urteilen; während Allah weiß, was in den Herzen der Menschen verborgen ist, kann die Gesellschaft nur anhand äußerlichen Beweismaterials urteilen, das aus den Worten und Handlungen eines Menschen ersichtlich ist. Wenn also jemand sagt: „Ich bin ein Mu’min" und nicht auf eine Art und Weise redet oder handelt, die seinem Iman widerspricht, dann muss die Gemeinschaft ihn als einen Mu'min betrachten. (Asad)

 

114. Und ich bin nicht der, der die Mu'mins wegschickt162.

162. Aufgrund der Niedrigkeit ihres Berufs- oder gesellschaftlichen Standes. Damit scheint es, als ob sie von ihm das Gleiche verlangt hätten, was später die Quraisch auch taten. (Qurtubi)

Wie ihr mir nahe legt, um euch zu gewinnen. (Darjabaadi)

Vergleiche auch Suura 6:29. Alle mu’min Menschen haben das Recht, Allahs Wort zu hören und Seine Barmherzigkeit zu empfangen, aus welcher Klasse oder Kaste sie auch stammen. Der Gesandte Allahs empfängt sie alle, denn seine Botschaft gilt für alle Menschen gleich. (Juusuf `Allii)

 

115. Fürwahr, ich bin nur ein deutlicher Warner."163

163. Wie kann ich diese unvernünftige Haltung annehmen, mich nur um diejenigen ernsthaft zu kümmern, die eigentlich gar nicht auf mich hören wollen, während ich die anderen wegschicke, die an mich den Iman verinnerlichen und auf mich hören? Ich bin ein Warner, der öffentlich erklärt, dass der. Weg, dem ihr folgt, falsch ist, und der den Weg zum Heil aufzeigt. Es liegt nur an euch, ob ihr meiner Warnung folgt und euch für den rechten Weg entscheidet, oder blindlings in euren Untergang lauft. Es steht mir nicht zu, nach Klasse, Abstammung oder Beruf der Menschen zu fragen, die meine Warnungen beachten und umkehren. Ähnliches geschah dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in Makka um die Zeit, als diese Ajas offenbart wurden, und vor diesem Hintergrund ist Nuuchs Gespräch mit den Führern seines Volkes zu verstehen. Vergleiche auch Suura 80:5-12 und die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

 

116. Sie sprachen: „Wenn du nicht endlich aufhörst, O Nuuch, wirst du gewiss gesteinigt werden."164

164. Die Worte im Text können zweierlei bedeuten:

1. du wirst zu Tode gesteinigt; und

2. Du wirst von allen Seiten mit Vorwürfen und Schimpfreden überschüttet und überall beschimpft und verflucht. (Mauduudi)

Im Qur'an  sind noch zwei weitere Fälle erwähnt, wenn Prophet mit dem Tod durch Steinigung bedroht wird, der eine war Ibraahiim in Suura 19:46) und der andere Schu`aib, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, in Suura 11:91). In keinem der beiden Fälle hielt diese Drohung den Propheten davon ab, sein Wirken fortzusetzen. Die Drohungen fielen stattdessen auf ihre Urheber zurück. (Juusuf `Allii)

Wir sehen immer wieder, dass die Tyrannen, wenn sie in ihrem Disput nicht weiterkommen, und mit ihrer Argumentation am Ende sind, zu handfesten Drohungen greifen. (Qutb)

 

117. Da sagte er: „O mein Herr, wahrlich, mein Volk hat mich der Lüge bezichtigt165.

165. Sie haben mich so vollständig abgelehnt, dass keine Hoffnung mehr besteht, dass sie dennoch Mu’min werden könnten. Dieses Gebet folgt sicher nicht unmittelbar auf die Auseinandersetzung mit den Führern des Volkes, sondern dazwischen lag ein langer Kampf, der sich über mehrere Generationen hinzog. (Mauduudi)

 

118. Entscheide Du zwischen mir und ihnen mit einer (klaren) Entscheidung166 und errette mich und die Mu'mins, die mit mir sind."167

166. „Entscheide du mit einer (klaren) Entscheidung zwischen mir und ihnen" oder, wie ich in meiner Übersetzung vorgezogen habe: „eröffne du die Wahrheit zwischen mir und ihnen." Die Bedeutung des Wortes "iftach" ??????? (wörtlich: "eröffnen", im weiteren Sinne aber auch "entscheiden") wurde in der Fußnote zu Suura 7:89 erläutert. (Asad)

Entscheide Du zwischen uns mit Deinem gerechten Urteil. (Safwat Al-Tafsir)

167. Entscheide nicht nur der Wahrheit entsprechend zwischen uns, sondern auch auf solche Weise, dass die Anhänger der Wahrheit gerettet und die Anhänger des Truges von der Erde entfernt werden. (Mauduudi)

Diese Bitte richtete Nuuch erst dann an Allah, als er es aufgegeben hatte, sein Volk zum Islam zu führen. Und siehe, sie wurde erfüllt. (ibn Kasir)

 

119. Da erretteten Wir ihn und die, die mit ihm waren in dem vollbeladenen Schiff168.

168. Die Geschichte von der großen Flut wird in Suura 11:36-48 erzählt. Hier wird Nuuchs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Geduld und Standhaftigkeit angesichts aller Drohungen betont, sowie der Triumph der Wahrheit Allahs, auch wenn sich die ganze Welt dagegenstellte. (Juusuf `Allii)

Mit lebenden Wesen und deren Hab und Gut. (ibn Kasir)

Vergleiche auch Suura 11:40. (Mauduudi)

 

120. Danach ließen wir die übrigen ertrinken169.

169. Vergleiche auch Suura 11:25-48. (Asad)

Jene, aus seinem Volk, die ihm nicht den Iman verinnerlichen wollten und sich ihm widersetzten.

(ibn Kasir)

 

121. Wahrlich, darin170 ist ein Zeichen171. Doch die meisten von ihnen wollen nicht den Iman verinnerlichen172.

170. Im letztendlichen Triumph Nuuchs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und der Vernichtung seines aufrührerischen Volkes. (Darjabaadi)

171. Zeichen für Allahs Allmacht. (Darjabaadi)

Für den, der bereit ist nachzudenken und abzuwägen. (Safwat Al-Tafsir)

Zu der hier besonders betonten Lehre vergleiche oben die Ajas 111-115 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

172. Dieser Satz und der folgende Aja zieht sich wie ein wiederkehrender Reim durch die ganze Suura hin und führt immer wieder auf die

Thematik zurück: wie Allahs Botschaft verkündet wird, wie sie in jedem Zeitalter abgelehnt wird, und wie sich die Wahrheit schließlich durch Allahs Gnade durchsetzt. Vergleiche die Ajas 8-9; 68-69; 103-104; diese Stelle hier (121-122); 139-140; 158-159; 174-175 und 190-191. (Juusuf `Allii)

 

122. Und wahrlich, dein Herr ist der Allmächtige, der Allbarmherzige.

 

Abschnitt 7

123. Auch die `Ad173 bezichtigten die Gesandten der Lüge.

173. Die ’Ad waren ein Volk, das einige Zeit nach der Sintflut auf das Volk Nuuchs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gefolgt war. Und nachdem Allah die Erde von den Sündigen befreit hatte, wichen diese wiederum von der Wahrheit ab. (Qutb)

Vergleiche die Fußnote zu Suura 7:65 zur Identität und geographischen Lage des Volkes `Ad. Hier liegt die Betonung auf der Tatsache, dass die `Ad Materialisten waren, die an nackte Gewalt glaubten, und sich in ihren Festungen und mit ihren Mitteln sicher fühlten, jedoch völlig hilflos waren, als Allahs Botschaft kam und 'sie diese zurückwiesen. (Juusuf `Allii)

 

124. Als ihr Bruder Huud zu ihnen sprach: „Wollt ihr nicht mutaqi sein174?

174. Fürchtet ihr denn nicht Allahs Bestrafung für eure Anbetung anderer Gottheiten neben Ihm.

(Safwat Al-Tafsir)

Um Huuds, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Rede an die `Ad vollständig zu verstehen, sollten wir uns einige Einzelheiten ins Gedächtnis rufen, die im Qur’an an verschiedenen Stellen erwähnt werden, wie beispielsweise folgende:

1. Nach dem Untergang von Nuuchs Volk wurde ihnen Macht in der Welt gegeben (vergleiche Suura 7:69).

2. Sie waren ein physisch starkes und widerstandsfähiges Volk (vergleiche Suura 7:69).

3. Als Volk waren sie ohne Rivalen (vergleiche Suura 89:8).

4. Sie waren ein zivilisiertes Volk, das für große handwerkliche Geschicklichkeit und den Bau von hohen Gebäuden mit Säulen bekannt war (vergleiche Suura 89:6-7).

5. Materieller Fortschritt und physische Macht hatten sie arrogant und eitel werden lassen (vergleiche Suura 41:15). 6. Ihre politische Macht lag in den Händen einiger weniger Tyrannen, denen niemand zu widersprechen wagte (vergleiche Suura 11:59).

7. Sie leugneten zwar nicht die Existenz Allahs, aber sie dienten Götzen (vergleiche Suura 7:70). (Mauduudi)

 

125. Wahrlich, ich bin für euch ein Gesandter, der es ehrlich (mit euch) meint175.

175. In dessen treuen Händen die Offenbarung liegt, und der es treu und ehrlich mit euch meint.

(Safwat Al-Tafsir)

Vergleiche oben Aja 107 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

 

126. So fürchtet Allah und gehorcht mir.

127. Und ich verlange dafür keinen Lohn von euch. Denn wahrlich, mein Lohn obliegt allein dem Herrn der Welten176.

176. Dies ist der Anfang und der Kern der Botschaft jedes einzelnen Propheten: der Aufruf zur Taqwa und zum Gehorsam gegenüber Seinem Gesandten. Danach erklärt jeder Prophet seinen Verzicht auf das, was sein Volk an irdischen Gütern besitzt und eine allgemeine Erhebung über die vergänglichen Genüsse dieser Welt. (Qutb)

 

128. Errichtet ihr etwa auf jeder Anhöhe ein Monument177, um ein frevelhaftes Spiel damit zu treiben,

177. Der Zweck der Erbauung dieser Wunderwerke war nur, sich damit die Zeit zu vertreiben und die eigene Macht zu demonstrieren und nicht, weil sie diese benötigten. (ibn Kasir)

Ajar wurde von Ikrima und Quatada so erklärt: „Sie ließen sich zuerst bei ihren Reisen von den Sternen den Weg weisen.

Dann aber bauten sie sich hohe Türme am Wegesrand, die die Aufgabe der Sterne übernehmen sollten." (Qurtubi)

Der Zweck dieser Bauten war, sich mit dem eigenen Können und Macht zu rühmen und prahlen. Wären diese Türme erbaut worden, um den Reisenden den Weg zu weisen oder mit ihnen die Himmelsrichtungen festzustellen, so hätte Gott ihr Tun nicht als törichten Zeitvertreib bezeichnet. (Qutb)

Jede rein materielle Zivilisation ist stolz auf ihre äußeren Errungenschaften. Ihre Vertreter stellen an wichtigen Plätzen Denkmäler für alles mögliche auf - Denkmäler für Taten und Ereignisse, die nach wenigen Generationen vergessen sind! (Juusuf `Allii)

Das Wort "Aja", das in erster Linie "Zeichen" oder "Merkmal" bedeutet, bezieht sich hier allem Anschein nach auf den altsemitischen Brauch, die Stammesgottheiten auf Hügeln zu verehren, wo zu diesem Zweck Altäre oder Monumente aufgestellt wurden, die jeweils einer besonderen Gottheit geweiht waren. (Asad)

Ihr errichtet große Gebäude, nur um eure Macht und euren Reichtum zu demonstrieren wobei diese keinen anderen Sinn haben, als für euren Ruhm als Denkmäler zu dienen. (Mauduudi)

 

129. Und baut ihr euch Festungen als ob ihr ewig leben würdet178,

178. Dies bedeutet entweder "in der Hoffnung, dass ihr ewig in ihnen leben könnt" oder „damit ihr unsterblichen Ruhm für ihre Erbauung erlangt". (Asad)

Die ’Ad hatten solch einen hohen Grad an technischer Zivilisation, dass sie sogar große Anlagen bauten, mit deren Hilfe sie Steine meißelten, Paläste errichteten und Leuchttürme aufstellten. Dies versetzte das Volk in den Glauben, diese Bauten würden sie nicht nur von Naturkatastrophen und von den Feinden schützen, sondern auch vor dem Sterben bewahren. (Qutb)

In diesem Zusammenhang sollten wir berücksichtigen, dass Extravaganz in der Architektur nicht als vereinzeltes Laster bei einem Volk auftritt, sondern nur als Begleiterscheinung bei seinem Streben nach selbstsüchtigen Gewinn und materialistischen Zielsetzungen, wobei in diesem Stadium das gesamte gesellschaftliche System entartet ist. Huuds, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Kritik richtete sich nicht allein gegen Festungen und Denkmäler, sondern eigentlich gegen ihr entartetes Gesellschaftssystem, dessen Symptome in Form dieser Gebäude überall im Land erkannt werden konnten. (Mauduudi)

 

130. Und wenn ihr jemanden überfällt179, so seid ihr grausam und rücksichtslos180?

179. Wenn ihr eure Macht über irgendeins von Allahs Geschöpfen ausübt. (Darjabaadi)

180. Ohne Mitleid und Erbarmen. (Safwat Al-Tafsir)

Ohne jedes Verantwortungsbewusstsein oder jede Rücksichtnahme für diejenigen, die sich in eurer Macht befinden. (Juusuf `Allii)

Willkürlich und ohne die Absicht, zur Besserung des Betreffenden beizutragen. (Darjabaadi)

Auf Menschen angewendet bezeichnet der Begriff "dschabbaar" ??????? in der Regel jemanden, der arrogant, maßlos und grausam ist und sich im Umgang mit Schwächerer, keinerlei moralischen Einschränkungen unterordnet. Manchmal (beispielsweise in Suura 11:59 und 14:15) wird damit die negative ethische Haltung einer Person bezeichnet und kann in diesem Fall mit "Feind der Wahrheit" übersetzt werden. Hier liegt die Betonung jedoch auf dem tyrannischen Verhalten der Ad, offensichtlich in Verbindung mit ihren kriegerischen Auseinandersetzungen mit anderen Völkern. In diesem Sinne bringt dieser Aja indirekt ein Verbot aller unnötigen Grausamkeit im Krieg zum Ausdruck, in Verbindung mit dem positiven Gebot, alle Kampfhandlungen moralischen Überlegungen unterzuordnen. (Asad)

Um die Forderungen eures ständig steigenden Lebensstandards zu erfüllen, gebt ihr euch nicht mit gewöhnlichen Häusern zufrieden, sondern baut Schlösser und Festungen, aber menschlich seid ihr so heruntergekommen, dass ihr keinerlei Mitgefühl mehr für die Armen habt, keine Gerechtigkeit für die Schwachen, und dass alle Angehörigen niedrigerer gesellschaftlicher Schichten unterdrückt und ausgebeutet werden, so dass niemand vor eurer Grausamkeit sicher sein kann. (Mauduudi)

 

131. Doch (ich sage euch:) fürchtet Allah und gehorcht mir181.

181. Vergleiche oben Aja 110 und die entsprechende Fußnote. (Juusuf `Allii)

Er will zu Taqwa und zum Gehorsam gegenüber den Propheten zurückführen, damit sie von ihrem tyrannischen, rauben und ungerechten Handeln befreit werden. (Qutb)

Trachtet nach Allah in all eurem Handeln und gehorcht mir in dem, was ich euch gebiete. (Al-Dschalalain)

 

132. Und fürchtet Jenen, Der euch reichlich versorgt hat mit Dingen, die euch wohl bekannt sind182, -

182. Die Wohlgenüsse, die Allah ihnen gewährt hat, sind ihnen wohl bekannt, denn sie halten sie in Händen und sind ihnen allgegenwärtig. (Qutb)

 

133. Euch reichlich versorgt hat mit Viehherden und Kindern183, -

183. Nun werden einige dieser Genüsse im einzelnen aufgeführt. (Qutb)

"Vieh" umfasst Eigentum im allgemeinen, und "Söhne" umfasst Bevölkerungszuwachs und Arbeitskraft.

(Juusuf `Allii)

 

134. Und Gärten und Quellen184.

184. Er stellt sie euch zur Verfügung und gewährte sie euch aus der Fülle Seiner Gnade. Somit ist Er Derjenige, Dem alle Ehre gebührt und aller Dank. (Qurtubi)

Dieses waren wohlvertraute Genüsse zu dieser Zeit und sind es zu allen Zeiten. (Qutb)

Dies sind die Grundlagen allen Wohlbefindens. (Safwat Al-Tafsir)

 

135. Wahrlich, ich fürchte für euch die Strafe eines gewaltigen Tages!"185

185. Wer alle diese Gaben Allahs missbraucht hat, erleidet unweigerlich die Strafe für diesen Missbrauch und diese Undankbarkeit. (Juusuf `Allii)

Das sagt er ihnen in einer liebevollen, fürsorglichen Weise. Denn er ist ihr Bruder und einer von ihnen. Somit ist er bestrebt, sie von der Strafe des Tages, an dem es keinen Zweifel gibt, zu bewahren. (Qutb)

 

136. Sie sprachen: „Es ist uns gleich, ob du uns ermahnst oder uns nicht er mahnst186.

186. Ob du uns etwas verkündest oder nicht, wir achten sowieso nicht darauf. Der zweite Satz ist schneidend formuliert, etwa in dem Sinne: „Wir haben schon viele Prediger wie dich gehört."

(Juusuf `Allii)

Wir werden sowieso nicht von unserem Standpunkt abrücken. (ibn Kasir)

In einer geringschätzigen und unbekümmerten Weise degradierten sie das, wovor er ihnen Furcht einzuflößen versuchte, als bloßes Gerede. (Safwat Al-Tafsir)

 

137. Denn dies187 ist nichts anderes als die altbekannte Art und Weise der Vorfahren188

187. Wovor er sie in Furcht zu versetzen suchte. (Al-Dschalalain)

188. Wie viele unserer modernen Religionsgegner, so sagen auch sie hier: „Du bringst nur wieder einen alten Aberglauben in Umlauf, Opium für das Volk. So etwas wie ein zukünftiges Leben oder diese Art vor Strafe, die du verkündest, gibt es nicht." (Juusuf `Allii)

Wörtlich: „die angeborene Gewohnheit früherer Völker". Das Wort "huluuq" ????? bezeichnet die "Natur" eines Menschen im Sinne seiner "angeborenen Veranlagung" oder seines "Charakters", deswegen wird dieser Begriff auch benutzt, um damit etwas zu beschreiben, "woran man festhält", "eine angeborene Gewohnheit" oder, im engeren Sinne, jemandes Religion. (Asad)

Was du uns sagst, ist uns immer wieder von religiösen Fanatikern und Moralisten vorgehalten worden, aber auch sie haben die Welt nicht verändert. Es ist niemals vorgekommen, dass in der Welt ein Unheil geschah, nur weil Leute sich geweigert haben, einem Prediger wie dir zuzuhören. (Mauduudi)

 

138. Und niemals werden wir bestraft werden."189

189. Das ist also ihr Beweis, für den Zustand, in dem sie sich befinden: Sie führen nur die Lebensweise ihrer Vorfahren (deren "angeborene Gewohnheiten") fort. (Qutb)

Wir verfahren nicht anders als all die Vorfahren vor uns, die auch starben, ohne von irgendeiner Strafe betroffen worden zu sein. (Qurtubi)

 

139. So bezichtigten sie ihn der Lüge. Da vernichteten Wir sie190. Wahrlich, darin ist ein Zeichen191. Doch die meisten von ihnen wollen nicht den Iman verinnerlichen192.

190. Nach dem Bericht des Qur’an wurden die `Ad durch einen gewaltigen Sturm vernichtet. Als sie sahen, dass sich in ihrem Tal Wolken näherten, jubelten sie, denn sie hielten sie für Regenwolken. In Wirklichkeit jedoch trugen sie Allahs Zorn. Das Volk wurde wie Spreu hinweggeweht, und nur die Ruinen ihrer Ansiedlungen blieben, um Zeugnis für ihr furchtbares Schicksal abzulegen. Das fruchtbare Land der `Ad verwandelte sich in Wüste. (Mauduudi)

191. Im Untergang derer, die alle Warnungen ablehnten. (Darjabaadi)

192. Die Lehre, auf die sich dies bezieht, kommt in den Ajas 128-130 zum Ausdruck, wo auf die aus dem Machtstreben des Menschen entstehenden Hauptvergehen hingewiesen wird: Verehrung anderer Wesen außer Allah, selbstsüchtiges Streben nach "Ruhm" und Grausamkeit oder Härte gegenüber den Mitmenschen. (Asad)

Und wie viele Generationen nach Huud weigerten sich, trotz aller dieser Erfahrungen, aus der Geschichte zu lernen und vernünftige Schlüsse daraus zu ziehen! (Qutb)

 

140. Und wahrlich, dein Herr ist der Allmächtige, der Allbarmherzige.

 

Abschnitt 8

141. Die Samuud bezichtigten die Gesandten der Lüge193.

193. Vergleiche auch Suura 7:73 und die entsprechende Fußnote, wo Einzelheiten über die Samuud erwähnt werden. Sie waren ein Volk mit reicher Landwirtschaft und kunstvollen Gebäuden, aber sie waren auch elitär und unterdrückten die Armen. Der hier besonders betonte Punkt ist: „Wie lange wird euer Wohlstand andauern, besonders dann, wenn ihr euer eigenes Volk unterdrückt und euch gegen Allahs Zeichen vergeht?" (Juusuf `Allii)

Die Tamuud erlangten nach der Vernichtung der `Ad Macht und Ruhm, und auf den Fortschritt der materiellen Kultur bezogen folgten sie ihren Vorgängern auf dem Fuße. Auch in ihrem Falle stieg der Lebensstandard immer weiter an, während der menschliche Standard ' er weiter absank. Die Schlimmsten von ihnen wurden Herrscher und Tyrannen. Die Botschaft des Propheten Saalich hatte nur bei den sozial Schwachen Gehör; die Angehörigen der oberen Klassen wiesen sie ab. (Mauduudi)

 

142. Als damals ihr Bruder Saalich zu ihnen sprach: „Wollt ihr nicht mutaqi sein194?

194. Saalich hatte sein Leben bei seinem Volk auf ähnlich rechtschaffene Weise verbracht wie später der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, der dafür den Beinamen "Al-Amin" ("der Vertrauenswürdige") erhielt. Er hätte zu ihrem Führer oder König erwählt werden können, wenn er nur Kompromisse mit ihren abergläubischen Vorstellungen eingegangen und ihr ungerechtes System unterstützt hätte. Aber er war für eine höhere Aufgabe geboren, die eines Verkünders der Wahrheit und Gerechtigkeit und eines konsequenten Gegners aller egoistischen Privilegien sowie eines Verfechters der Rechte der Menschen auf Allahs freier Erde durch das Symbol der Kamelstute.

 

143. Wahrlich, ich bin ein Gesandter für euch, der es ehrlich (mit euch) meint195.

195. Nach dem Bericht des Qur’an (vergleiche Suura 11:62) musste Saalichs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Volk selbst zugeben, dass er ein Mensch von hoher Rechtschaffenheit und eine außergewöhnliche Persönlichkeit war. (Mauduudi)

 

144. So fürchtet Allah und gehorcht mir.

145. Und ich verlange keinerlei Lohn dafür von euch. Wahrlich, mein Lohn obliegt allein dem Herrn der Welten196.

196. Es ist wortwörtlich der gleiche Aufruf eines jeden Gesandten. Der Qur’an bringt in voller Absicht den ausgesprochenen Wortlaut aller Gesandten, um auf den einheitlichen Kern und die Absicht aller Botschaften hinzuweisen. Dies ist nämlich, an Allah zu glauben und sich vor Seiner Bestrafung zu hüten, wie auch demjenigen zu folgen, der von Ihm gesandt wurde. Nach dieser einheitlichen Aussage wird dann im Qur’an die Besonderheit jeder Begebenheit in Angriff genommen. (Qutb)

 

146. Werdet ihr (etwa) mit dem, was ihr hier habt197, in Ruhe gelassen198? -

197. In dem Genuss all dessen. (Darjabaadi)

"Hier", nämlich auf der Erde. (Asad)

198. Glaubt ihr etwa, euer Leben im Überfluss und Luxus sei ewig, und ihr würdet niemals für Allahs Wohltaten und eure Vergehen zur Rechenschaft gezogen? (Mauduudi)

Glaubt ihr etwa, dass ihr in all der Ruhe, dem Überfluss, den Genüssen, dem Wohlstand und all dem, was diese Formulierung an Herrlichkeit und Pracht einschließt, auf Ewigkeit gelassen würdet? (Qutb)

 

147. Mit Gärten und Quellen, -

148. Und Kornfeldern und Dattelpalmen, Mit  Fruchtbüscheln, die fast brechen199.

199. Datteln blühen an einer langen Rispe; wenn sich aus den Blüten Früchte entwickeln, hängen diese schwer beladen herab. Die Samuud waren offensichtlich stolz auf ihr landwirtschaftliches Geschick und ihre Felsenwohnungen. (Juusuf `Allii)

Vergleiche Suure 7:74. (Darjabaadi)

Die nicht verdaulich sind. (Qutb)

Sie lebten sehr angenehm in soviel Wohlstand und Genuss, wie Saalich  hier ausführt, jedoch achtlos und ohne an den Geber all dessen zu denken. Sie dachten weder an Ursprung und Entstehung ihres Wohlstandes noch fiel es ihnen ein, sich bei dem Wohltäter dafür zu bedanken. Somit war es die Aufgabe des Gesandten, ihre Aufmerksamkeit darauf zu lenken. (Qutb)

 

149. Und aus den Bergen meißelt ihr Häuser mit großem Geschick200.

200. "Farihin" ????????? (mit größtem Geschick) bedeutet auch "in Eitelkeit und Übermut". (Anm. d. Übers.)

So wie die Kultur der `Ad durch ihre hohen Gebäude mit Säulen gekennzeichnet war, so war das Merkmal der Kultur der Samuud die in den Felsen gehauenen Höhlenwohnungen. Deswegen werden die Samuud in Suura 89:9 auch als Leute bezeichnet, die "im Tal Felsen bearbeiteten". Einige dieser Steinarbeiten existieren bis heute. (Mauduudi)

 

150. Doch (ich sage euch:) fürchtet Allah und gehorcht mir, -

151. Und folgt nicht dem Rat der Maßlosen201

201. Alle eure Fähigkeiten sind gut und schön, aber kultiviert auch die Tugend und imitiert nicht diejenigen, die an die Arbeitskraft des Menschen und an die materiellen Ressourcen extravagante Ansprüche stellten oder ein verschwenderisches Leben führten, denn das führt zum Bösen. Die Möglichkeit zur Umkehr ist noch offen. Wollt ihr also zur Einsicht kommen? (Juusuf `Allii)

Dies sind die Oberen, die sie zur Vielgötterei, Kufr und zur Abweichung von der Wahrheit aufrufen.

(ibn Kasir)

 

152. Die Unheil stiften auf Erden statt für ihr Gedeihen zu sorgen."202

202. Gehorcht nicht euren Führern und Herrschern, unter deren Führung ihr dem Weg zum Bösen folgt. Sie haben alle moralischen Grenzen überschritten. Sie sind nicht in der Lage, Reformen zum Besseren durchzuführen, sondern bringen Korruption in jedes System, das sie annehmen. Zu eurem eigenen Besten solltet ihr euch Taqwa einschärfen und nicht mehr den Verführern gehorchen, sondern dem Gesandten Allahs, dessen Aufrichtigkeit ihr kennt, und der keine persönlichen Interessen mit seinem Wirken verbindet. (Mauduudi)

 

153. Sie sprachen: „Fürwahr, du bist nicht anders als einer, der verhext worden ist203.

203. Sie gehen von der Annahme aus, dass er verrückt ist, und das sagen sie ihm auch. (Juusuf `Allii)

Der Zauber hat dir den Verstand geraubt. (Safwat Al-Bajan)

 

154. Denn du bist nur ein Mensch204, wie wir auch. So bring uns ein Zeichen, wenn du wahrhaftig bist."205

204. Der immer wiederkehrende Einwand gegen einen Propheten war der, dass er "nur" ein Mensch sei. Denn sie begriffen nicht die Weisheit Allahs, einen Menschen zum Gesandten zu machen. (Qutb)

Nach der polytheistischen Anschauung ist nicht zu erwarten, dass ein Mensch, der weder ein Halbgott, noch ein Engel ist, eine Botschaft Allahs übermitteln kann. (Darjabaadi)

205. Ein Wunder oder eine übernatürliche Erscheinung. (Darjabaadi)

Als Beweis, dass wir deinen Anspruch, ein Gesandter Allahs zu sein, ernst nehmen können. (Asad)

 

155. Er erwiderte: „Dies ist eine Kamelstute206, sie darf die Tränke aufsuchen und ihr dürft auch tränken, jeder an einem festgesetzten Tag207.

206. Das Volk der Samuud verlangte ein greifbares Wunderzeichen, als Beweis der Wahrhaftigkeit Saalich. So erhörte Allah die Bitte Seines Dieners und gab ihm dieses Zeichen in der Form einer Kamelstute. (Qutb)

Vergleiche Suura 7:73 und die entsprechende Fußnote. Die Kamelstute sollte ein Zeichen und gleichzeitig ein Prüfstein sein. Würden sie ihre Rechte auf Wasser (und Weide) respektieren? (Juusuf `Allii)

207. Die Kamelstute erschien mit der Bedingung, dass sie abwechselnd jeder an einem Tag mit den Leuten von Samuud Anteil am Trinkwasser haben sollte und dass sich die beiden Parteien nicht gegenseitig ihre Rechte streitig machten. (Qutb)

Dies bedeutet entweder: "jeder an einem festgelegten Tag", also abwechselnd, oder - eher wahrscheinlich, weil dies mit dem altarabischen Brauch in Einklang steht - "an den für die Kameltränke festgelegten Tagen". Letzteres bedeutet, dass an diesen Tagen die herrenlose Kamelstute den gleichen Anteil am Wasser erhalten sollte, wie die Kamele des Stammes. (Asad)

Für die Araber war kaum eine größere Herausforderung möglich, denn Auseinandersetzungen um die Wasserrechte waren mit unter den Hauptgründen für ihre ständigen Fehden untereinander. Ohne das Bewusstsein, von einer besonderen Macht unterstützt zu werden, hätte niemand gewagt, eine solche Herausforderung auszusprechen. (Mauduudi)

 

156. Und fügt ihr keinen Schaden zu, sonst wird euch die Strafe eines gewaltigen Tages erfassen."

157. Doch sie schnitten ihr die Kehle durch208, dann aber überkam sie Bedauern209, -

208. "Fa’aqaru" ??????? wird auch übersetzt mit "da schnitten sie ihr die Fußsehnen durch". (Anm. d. Übers.)

Einige taten dies mit Zustimmung der anderen. (Al-Dschalalain)

209. Ihr Bedauern kam zu spät, sie hatten selbst ein Zeichen gefordert. Dieses wurde ihnen in der Form einer Kamelstute gegeben, die der Prophet Saalich ihnen als Prüfstein setzte. Würden sie anhand dieses Symbols das Gesetz der Gleichheit achten, nach dem alle Geschöpfe Anspruch auf Wasser und die Gaben der Natur haben? Sie jedoch weigerten sich, dieses Gesetz zu achten, und begingen ein Allahlästerung, indem sie die Kamelstute absichtlich töteten. Daraufhin fanden sie selbst ein böses Ende. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 7:77. (Asad)

Als sie die Bestrafung vor Augen sahen. Diese Reue hat ihnen wenig genützt, da sie immer noch nicht bereit waren umzukehren. Im Gegenteil, sie gingen auf Suche nach Saalich, Allahs Segen und Frieden auf ihm, um ihn auch zu töten. (Qurtubi)

 

158. Da erfasste sie die Strafe210. Wahrlich, darin ist ein Zeichen211. Doch die meisten von ihnen wollen nicht den Iman verinnerlichen.

210. Die ihnen versprochen wurde. (Safwat Al-Tafsir)

Vergleiche Suura 11:65, wo noch einmal von einer Zeitspanne von drei Tagen die Rede ist, nach deren Ablauf die Samuud durch ein Erdbeben vernichtet wurden. (Mauduudi)

211. Für Allahs Macht und Majestät. (Darjabaadi)

Für jemand der überlegt und Verstand hat. (Safwat Al-Tafsir)

 

159. Und wahrlich, dein Herr ist der Allmächtige, der Allbarmherzige.

 

Abschnitt 9

160. Das Volk Luuts bezichtigte den Gesandten der Lüge212.

212. Erst hier kommt die Geschichte Luuts, obgleich sie zeitlich mit der Geschichte Ibraahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, zusammenfiel. In dieser Suura wird jedoch nicht auf die Reihenfolge der Geschehnisse Wert gelegt, sondern auf die Einheit aller Botschaften und auf die Gleichheit in Bezug auf die Konsequenz der Ablehnung: die Errettung der Mu'mins und die Vernichtung der Sündigen. (Qutb)

 

161. Damals, als ihr Bruder Luut zu ihnen sprach: „Wollt ihr nicht mutaqi sein213?

213. Vergleiche auch Suura 7:80-84 und die entsprechenden Fußnoten. Hier geht es darum, dass die Bevölkerung der Städte in der Ebene so schamlos widernatürlichen Lastern verfallen waren, dass Luuts, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Warnungen sie nur verärgerten, bis sie letztendlich durch einen Regen aus Bimsstein vernichtet wurden. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 11:69-83 (Asad)

 

162. Wahrlich, ich bin für euch ein Gesandter, der es ehrlich (mit euch) meint,

163. So fürchtet Allah und gehorcht mir.

164. Und ich verlange dafür keinen Lohn von euch. Wahrlich, mein Lohn obliegt allein dem Herrn der Welten214.

214. Der Anfang von Luuts Botschaft an sein Volk ist der gleiche, wie der von Nuuch, Huud und Saalich, Allahs Segen und Frieden auf ihnen allen,: eine Missbilligung ihrer Zügellosigkeit, ein Aufruf zur Taqwa, zu Iman und Gehorsam und die Zusicherung, keinen Lohn von ihnen für sich zu beanspruchen. Dann aber hält er ihnen voller Abscheu, ihr anormales Laster vor, durch das sie in der Geschichte bekannt geworden sind. (Qutb)

 

165. Von allen Geschöpfen kommt ihr zu Männern215 -

215. Wie manche unserer modernen Zeitgenossen praktizierte Luuts, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Volk sexuelle Perversionen. (Darjabaadi)

Damit kann zweierlei gemeint sein:

1. Unter allen Geschöpfen habt ihr euch ausgerechnet Männer als Sexualobjekte ausgesucht, während es doch genügend Frauen in der Welt für eine natürliche Partnerschaft gibt.

2. Ihr allein seid diejenigen, die ihre sexuellen Bedürfnisse mit Männern befriedigen, was sonst nicht einmal die Tiere tun. Vergleiche auch Suura 7:80. (Mauduudi)

Dies taten sie auch mit Fremden. (Al-Dschalalain)

Da die gleichgeschlechtliche Beziehung zwischen Männern jedes vernünftigen Sinns und Ziels entbehrt, und auch nicht mit den Gesetzmäßigkeiten und Naturgegebenheiten dieses Universums in Einklang zu bringen ist, wurden sie aufgerufen, entweder dieses Laster aufzugeben, oder sie würden der Vernichtung preisgegeben. (Qutb)

 

166. Und lasst die (unbeachtet), die euer Herr für euch als eure Frauen geschaffen hat216! O nein, ihr seid wahrlich ein Volk, das (schlimme) Übertretung begeht!"217

216. Auch dies kann zweierlei bedeuten:

1. Ihr habt eure Frauen verlassen, die Allah für euch geschaffen hat, und befriedigt stattdessen eure sexuellen Bedürfnisse auf unnatürliche Weise mit Männern.

2. Selbst mit Bezug auf eure Frauen folgt ihr unnatürlichen Methoden, um eure Bedürfnisse zu befriedigen. (Mauduudi)

217. Dies ist nicht euer einziges Laster; euer gesamtes Leben ist entartet; vergleiche Suura 27:54 und 29:29 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

Ihr übertretet die Schranken Allahs. (Qurtubi)

 

167. Sie entgegneten: „Wenn du nicht aufhörst218, Luut, dann wirst du bald gewiss zu denen gehören, die vertrieben werden."219

218. Wenn du weiter so predigst. (Darjabaadi)

219. Er lebte sowieso als Fremder unter ihnen, denn er war zusammen mit seinem Onkel Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu ihnen gekommen, als dieser seinen Vater und sein Volk verließ. Dann lebte er dort aber allein weiter, bis Allah ihn zum Gesandten ernannte, um sie von ihren Lastern abzubringen. (Qutb)

Ihre Drohung, ihn hinauszuwerfen, steht in einem düsteren Zusammenhang mit dem, was dann wirklich geschah. Sie wurden da vernichtet, wo sie sich befanden, er jedoch entkam, aufgrund einer Warnung, glücklich dem furchtbaren Strafgericht. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 7:82. (Mauduudi)

 

168. Er sagte: „Wahrlich, ich verabscheue euer Tun220!

220. Nur aus reinem Pflichtgefühl lebte er unter ihnen. Die ganze Atmosphäre dort war ihm zuwider, und er war froh, fortgehen zu können, als sein Auftrag nicht mehr seine Anwesenheit dort erforderte. Er betete um Befreiung aus einer solchen Umgebung. (Juusuf `Allii)

Erwartet also nicht, dass ich meine Ermahnungen aufgebe. (Darjabaadi)

Als er sah, dass sie nicht bereit waren von ihrem Laster abzugehen, sprach er sich von ihrer Schuld frei. (ibn Kasir)

 

169. Mein Herr! Errette mich und meine Familie vor dem, was sie tun!"221

221. Dies kann auch bedeuten: „Unser Herr, befreie uns von den bösen Folgen ihrer Vergehen" oder „Schütze die Kinder der Mu'mins vor den bösen Folgen der Unmoral dieses bösen Volkes." (Mauduudi)

 

170. Da erretteten Wir ihn und seine Familie, allesamt222, -

 222. Auf diese Weise erhörte Allah Luuts, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Gebet aus dem vorigen Aja. (Qutb)

 

171. Mit Ausnahme einer alten Frau, die unter den Zurückgebliebenen war223,

223. Nämlich Luuts, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Frau, die zurückblieb und unterging. Vergleiche auch Suura 7:83 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Die der Vernichtung preisgegeben werden sollten. (Safwat Al-Tafsir)

Denn sie hatte das Übel gutgeheißen und unterstützte ihr Volk darin. (Qutb)

Denn nach Allahs Befehl sollte sie zurückbleiben. (Safwat Al-Tafsir)

Vergleiche auch Suura 11:81; 27:57 und 29:32-33. Luuts, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Frau war eine Sodomiterin, die es vorzog, bei ihrem Volk zu bleiben, statt ihren Mann zu begleiten, den sie auf diese Weise verriet (vergleiche Suura 66:10). (Asad)

 

172. Dann vernichteten Wir die Anderen ganz und gar.

173. Und Wir ließen einen Steinregen auf sie niedergehen224. Welch ein übler Steinregen für die, die (vergebens) gewarnt worden waren225!

224.Vergleiche Suura 7:84 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Ali)

Vergleiche auch Suura 11:82 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Allah ließ ihre Städte in der Erde versinken, darunter auch die Stadt Sodom. Allem Anschein nach liegt sie unter dem Toten Meer begraben. Von einigen Geologen wird bestätigt, dass das Tote Meer unter sich einige bevölkerte Städte begraben hat. So haben einige Archäologen den Rest einer Festung neben dem Meer entdeckt und angrenzend einen Altar, auf dem Opfergaben dargereicht wurden. (Qutb)

225. Die die Warnung ihres Propheten nicht annehmen wollten. (Safwat Al-Tafsir)

"Übel ist ein solcher Regen für alle, die ermahnt werden (aber nicht darauf hören)"; oder: „Übel war der Regen über alle gekommen, die gewarnt worden waren." Im letzteren Falle würde sich dieser Satz besonders auf die lasterhaften Bewohner von Sodom und Gomorrha beziehen. Es ist jedoch wahrscheinlicher, dass die Bedeutung allgemeingültig ist. (Asad)

Hier brachte der Regen nicht Wasser, sondern Steine aus gebranntem Ton infolge eines Vulkanausbruchs, der von einem Erdbeben begleitet wurde. (Mauduudi)

 

174. Wahrlich, darin ist ein Zeichen226. Doch die meisten von ihnen wollen nicht den Iman verinnerlichen.

226. Ein Zeichen für Allahs Strafgericht. (Darjabaadi)

Für die Einsichtigen. (Safwat Al-Tafsir)

 

175. Und wahrlich, dein Herr ist der Allmächtige, der Allbarmherzige.

 

Abschnitt 10

176. Die Waldbewohner bezichtigten den Gesandten der Lüge227.

227. Vergleiche Suura 15:78 und die entsprechende Fußnote. (Juusuf `Allii)

Zeitlich liegt diese Geschichte vor der Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm. In dieser Suura wurde sie jedoch aus thematischen Gründen hier eingeordnet. Die "Gefährten der Ayka" ?????? sind wahrscheinlich die Bewohner Madjans. Ayka ist ein dicht gewachsener Baum. Es scheint, dass die Stadt Madjan von solchen üppigen Bäumen umgeben war. (Qutb)

Die Kommentatoren sind unterschiedlicher Meinung darüber, ob es sich bei den Madjanitern und dem Volk von Ayka um zwei verschiedenen Völker handelt oder ob sie identisch sind. Nach den bisherigen Forschungsergebnissen handelt es sich um verschiedene Stämme ein und desselben Volkes, und zwar um Nachkommen Ibraahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, von dessen dritter Frau Ketura. Da Abstammung und Sprache also dieselbe war, konnte ein einziger Prophet zu beiden Stämmen geschickt werden, zumal beide die gleiche Lebensweise und dieselben Laster hatten. Vergleiche auch Numeri 25:1-5 und 31:16-17. Die Stämme siedelten an den internationalen Handelsstraßen zwischen dem Jemen und Syrien und zwischen dem Persischen Golf und Ägypten und nutzten ihre vorteilhafte Situation nicht nur zum Handel, sondern auch zur Wegelagerei (vergleiche Suura 7:86). (Mauduudi)

 

177. Damals als Schu`aib228 zu ihnen sagte: „Wollt ihr nicht mutaqi sein?

228. Vergleiche Suura 7:85 und die entsprechende Fußnote, wo näheres über Schu`aib, Allahs Segen und Frieden auf ihm, erläutert wird. (Juusuf `Allii)

Hier wird Schu`aib, Allahs Segen und Frieden auf ihm, rocht als ihr Bruder bezeichnet, wie in den vorhergehenden Geschichten die Propheten bezeichnet wurden. Er war nicht einer der Ihrigen sondern seine Heimat war Madjan, wie aus Suura 7:59 zu entnehmen ist. So wurde er sowohl zu seinem eigenen Volk in Madjan gesandt, wie auch zu den Steppenbewohnern (den Gefährten der Ajka). (Qurtubi)

 

178. Wahrlich, ich bin für euch ein Gesandter, der es ehrlich (mit euch) meint.

179. Darum fürchtet Allah und gehorcht mir.

180. Und ich verlange dafür keinen Lohn von euch229. Wahrlich, mein Lohn obliegt allein dem Herrn der Welten230.

229. Für meine Ermahnungen. (Darjabaadi)

230. Schu’aib, Allahs Segen und Frieden auf ihm, beginnt seine Ermahnungen mit der Botschaft, die allen Propheten gemeinsam ist, nämlich mit den Grundprinzipien des Islams und einem Hinweis auf seinen eigenen Verzicht auf irdische Vorteile. Erst dann spricht er sie auf ihre besonderen Vergehen an. (Qutb)

 

181. Gebt volles Gewicht231 und seid nicht von denen, die es zu mindern suchen232.

231. Sie waren ein Handelsvolk, verübten jedoch Betrügereien, Ungerechtigkeiten und andere Vergehen. Hier werden sie aufgefordert, Allah zu gehorchen und der von Ihm vorgezeichneten Lebensweise zu folgen. (Juusuf `Allii)

232. Verursacht nicht anderen Schaden durch Betrug. (Asad)

 

182. Und wiegt mit richtigen Waagen233,

233. Beachtet vollständig alle Regeln der wirtschaftlichen Moral. (Darjabaadi)

Zu ihrem Wesen gehörte, beim Messen und Wiegen zu knausern, und sich mit Gewalt mehr anzueignen, als es ihnen zustand. Sie pflegten den Preis herabzusetzen, wenn sie einkauften, aber ihn übermäßig zu erhöhen, wenn sie selbst verkauften. Somit war es nötig, sie zum gerechten Handel anzuhalten, denn zu einem aufrechten Diin gehört auch ein aufrechtes Benehmen. (Qutb)

 

183. Und sucht nicht die Rechte anderer zu schmälern, und richtet kein Unheil an auf Erden234,

234. Sie pflegten andere zu überfallen, zu morden und Straßenraub zu begehen. (Safwat Al-Bajan)

Mudschahid erläutert das Wort "Geschöpfe" mit Nationen. (Safwat Al-Tafsir)

 

184. Und fürchtet Den, Der euch geschaffen hat und die früheren Generationen."235

235. Die vorher geschaffenen Wesen. (Darjabaadi)

Ein Hinweis auf die vergängliche Natur des menschlichen Erdenlebens und damit auf Allahs Gericht. (Asad)

 

185. Da entgegneten sie: „Du gehörst fürwahr zu den Verhexten236!

236. Sie streiten ab, dass er ein Prophet ist, oder dass sie im Unrecht sind, oder dass frühere Generationen sich jemals anders verhalten haben. Sie halten sich selbst für wahre Vertreter des menschlichen Wesens und solche wie ihn - Idealisten ganz allgemein - für verrückt. (Juusuf `Allii)

Der verwirrt ist und irre redet. (Qutb)

 

186. Und du bist nichts anderes als ein Mensch wie wir237, und wir halten dich wahrlich für einen Lügner238!

237. Der auch zu essen und zu trinken pflegt. (Qurtubi)

Vergleiche auch oben Aja 154 und die entsprechenden Fußnoten. (Darjabaadi)

238. Der absichtlich lügt in seiner Behauptung, von Allah gesandt zu sein. (ibn Kasir)

 

187. So lass ein Stück vom Himmel auf uns herabfallen, wenn du wahrhaft bist!"239

239. Wenn du, wie du behauptest, wirklich Verbindung mit Allah hast, dann lass uns doch einmal sehen, ob du nicht ein Stück Himmel auf uns herabfallen lassen kannst. (Juusuf `Allii)

Wenn du wirklich ein Prophet bist, dann müsstest du auch ein Wunder vollbringen können. (Darjabaadi)

Dies, damit der Himmel sich öffnet, um Allah zu sehen. (Qurtubi)

"Kesafan" ??????? (Teil) könnte auch Stücke oder Strafe vom Himmel heißen. Eine ähnliche Forderung hatten auch die Quraisch dem Propheten Muhammad gestellt. (Ibn Kasir)

 

188. Da sagte er: „Mein Herr240 weiß sehr wohl, was ihr tut."241

241. Mir obliegt die Übermittlung und nicht das, was ihr von mir fordert. (Qurtubi)

Die Herausforderung, ein Stück Himmel auf sie, herunterfallen zu lassen, war nichts als eine leere Aufforderung derer, die ihn als Lügner bezeichnet hatten. Aber Schu`aib, Allahs Segen und Frieden auf ihm, lässt sich nicht auf einen Austausch von Beleidigungen ein, sondern sagt nur: „Allah kann am besten über euer Verhalten urteilen; was kann ich da mehr sagen?" Und tatsächlich strafte Allah sie.

(Juusuf `Allii)

Er wird entscheiden, was mit euch geschehen soll. (Darjabaadi)

Es steht nicht in meiner Macht, die Strafe über euch herabzubringen, sondern allein in Allahs Macht, und Er kennt eure Vergehen sehr wohl. In dieser Herausforderung der Midjaniter und der Antwort ihres Propheten Schu'aib legt gleichzeitig eine Ermahnung für die Quraisch, die dem Propheten Muhammad - Friede sei mit ihnen beiden - auf ähnliche Weise herausforderten (vergleiche Suura 17:92). (Mauduudi)

 

189. Doch sie bezichtigten ihn der Lüge. Da erfasste sie die Strafe eines (vom Unheil) überschatteten Tages242. Wahrlich, dies war die Strafe eines ungeheuerlichen Tages243.

240. Mein Herr und nicht ich. (Darjabaadi)

242. Wahrscheinlich ein Ascheregen als Begleiterscheinung eines Vulkanausbruches. Wenn es sich bei diesem Volk um die Midjaniter handelt, gab es auch ein Erdbeben. (Juusuf `Allii)

Die Schattenwolke wurde zum Kennzeichen dieses bekannten Tages. (Qutb)

Dies bezieht sich entweder auf die physische Finsternis, die oft eine Begleiterscheinung von Vulkanausbrüchen ist, oder auf die geistige Finsternis, die auf verspätete Reue folgt. (Asad)

243. Es miss ein furchtbarer Tag des Untergangs gewesen sein - Erdbeben, Vulkanausbrüche, Lava- und Ascheregen und dazu rumpelnde Geräusche, die denjenigen Angst einjagten, die nicht gleich starben. (Juusuf `Allii)

 

190. Wahrlich, darin ist ein Zeichen244. Doch die meisten von ihnen wollen nicht den Iman verinnerlichen245.

244. Im Untergang dieses großartigen Handelsvolkes. (Darjabaadi)

245. Nur wenige sind Schu'aib, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gefolgt. (Qurtubi)

 

191. Und wahrlich, dein Herr ist der Allmächtige, der Allbarmherzige246.

246. Vergleiche oben Aja 121 und die entsprechende Fußnote. (Juusuf `Allii)

Machtvoll in Seiner Bestrafung der Sündigen, überaus barmherzig gegenüber den Mu'mins. (ibn Kasir)

Mit diesem Refrain endet der Zyklus von sieben Geschichten, die aufzeigen, dass geistige Wahrheit in allen ihren Manifestationen für die große Mehrheit der Menschen immer inakzeptabel war - ob sie sich nur im die intellektuelle Erkenntnis der Existenz Allahs handelte, im die Weigerung, Macht, Reichtum oder Ruhm als wirkliche Werte zu betrachten, oder im die Tugend des Mitgefühls und der Barmherzigkeit gegenüber Wesen, die auf der Erde leben. Gerade die Wiederholung von Redewendungen, Sätzen und Szenen in allen obigen Geschichten - oder in der oben wiedergegebenen Version davon - soll ins die Tatsache einprägen, dass sich die menschliche Situation als solche niemals ändert, und dass folglich diejenigen, die die Wahrheit verkünden, immer gegen menschliche Gier, Machthunger und Selbstsicht ankämpfen müssen. (Asad)

 

Abschnitt 11

192. Und dies247 ist fürwahr herabgesandt241 vom Herrn der Welten249.

247. "Dies": der Qur’an. (Al-Dschalalain)

Dieses Buch, dessen Ajas euch vorgetragen werden, und diese Ermahnung, von der ihr euch abwendet. (Mauduudi) Von dem am Anfang der Suura die Rede war. (ibn Kasir)

Nach Beendigung all der aufgeführten Geschichten kehrt der Kontext zur Thematik dieser Suura zurück, zum Inhalt der einleitenden Ajas. (Qutb)

248. Nachdem die feindselige Reaktion auf einige der früheren Gesandten erwähnt wurde, wendet sich die Thematik jetzt den speziellen Eigenschaften des Qur’an zu, im aufzuzeigen, dass dieser

1. wahr ist und

2. die feindselige Reaktion der kaafir Makkaner darauf in Einklang mit früheren historischen Erfahrungen des Menschen zu sehen ist: vorgefasste Interessen wenden sich gegen die Wahrheit, aber diese setzt sich letztendlich durch. (Juusuf `Allii)

249. Vergleiche auch den Beginn dieser Suura, wo es im das Phänomen der Offenbarung Allahs am Beispiel des Qur’an und die Reaktion des Menschen darauf geht. (Asad)

 

193. Mit ihm ist der Geist der Treue und Wahrheit herabgekommen250 -

250. Der eine hohe Stellung bei Allah inne hat, und dem die himmlische Schar willig ist. (Ibn Kasir)

"Ruch Ul-Amin" ist ein anderer Name für den Engel Dschibril, der die Offenbarung zum Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, brachte, und es ist schwierig, ihn mit einem einzigen Begriff zu übersetzen. In der Fußnote zu Aja 107 oben habe ich versucht, einige Bedeutungsnuancen des Wortes "amin" zu erläutern, wenn dieses Wort auf einen Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, angewendet wird. Eine weitere Bedeutung, die auf den Geist der Offenbarung bezogen ist, ist die, dass dieser selbst das Wesen von Treue und Wahrheit ist im Gegensatz zu den trügerischen Geistern, die Menschen mit Illusionen verleiten. Insgesamt glaube ich, dass die Übersetzung "der Geist der Treue und Wahrheit" hier die Bedeutung am besten wiedergibt. (Juusuf `Allii)

Deswegen ist es ausgeschlossen, dass an dem Text etwas verändert worden ist. (Darjabaadi)

Vergleiche auch Suura 2:97. (Mauduudi)

 

194. In dein Herz251, damit du einer von denen sein mögest, die ermahnen252

251. Um ihn vor jeder Unreinheit, Hinzufügung oder Kürzung zu bewahren. (ibn Kasir)

Der sofort in dein Herz eindringt, wenn er ihn dir vorträgt. (Qurtubi)

"Qalb" ????? ("Herz") bezeichnet hier nicht nur den Sitz der Gefühle, sondern auch den Sitz des Gedächtnisses und der Vernunft. Der Offenbarungsvorgang geschieht dadurch, dass die Botschaft Allahs dem Inspirierten in Herz, Gedächtnis und Vernunft eingeprägt und von dort aus in menschlicher Sprache der Umwelt weitervermittelt wird. Bei der menschlichen Sprache handelt es sich in diesem Fall um die arabische, die den Zuhörern bekannt und verständlich war, so dass diese die Botschaft unmittelbar hören und in alle Welt weitergeben konnten. (Juusuf `Allii)

252. Um durch ihn die vor Allahs Bestrafung zu warnen, die ihm zuwiderhandeln. Denen jedoch, die sich überzeugen lassen, bringt er eine frohe Botschaft. (ibn Kasir)

Wie die Propheten früherer Völker. Der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hatte jedoch einen zweifachen Auftrag. Er war wie alle anderen Propheten zu seinem eigenen Volk gesandt, darüber hinaus aber auch an die gesamte Menschheit. Dieser und der folgende Aja beziehen sich auf den ersteren Aspekt. (Darjabaadi)

 

195. In klarer arabischer Sprache253.

253. Diese Sprache war die Sprache seines Volkes, mit der er sie aufrief und in der er ihnen den Qur’an vortrug. Somit hätten sie wissen müssen, wie weit sich ein Mensch auszudrücken vermag, und dass die Sprache des Qur’an keine menschliche sein könnte, auch wenn es ihre eigene Sprache war. (Qutb)

Damit keiner behaupten kann, nichts von dem zu verstehen, was du sprichst. (Qurtubi)

Klar und deutlich, in der Beweisführung, um jede Entschuldigung auszuschalten. (ibn Kasir)

Einige Wissenschaftler sind der Ansicht, dass die Sprache der Israeliten in der Patriarchenzeit ein arabischer oder aramäischer Dialekt war. Arabisch steht dem Ursemitischen am nächsten und ist bei weitem die älteste und reinste lebende Sprache. (Darjabaadi)

Vergleiche auch Suura 14:4. Dass die Botschaft des Qur’an trotzdem universal ist, wird in vielen anderen Ajas betont, beispielsweise in Suura 7:158 oder 25:1. Andere im Qur’an erwähnte Propheten, die Arabisch sprachen, waren Ismaa'iil, Huud, Saalich und Schu'aib, Allahs Segen und Frieden auf ihnen allen,. Wenn wir darüber hinaus berücksichtigen, dass Hebräisch und Aramäisch nichts anderes als alte arabische Dialekte waren, können wir auch die hebräisch sprechenden Propheten mit einschließen. (ibn Kasir)

 

196. Und er254 findet sich in den offenbarten Schriften255 der Altvorderen256.

254. Der Qur’an oder Qur. (Darjabaadi)

Mit "er" könnte auch der Prophet Muhammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gemeint sein, wie manche Interpreten meinen. (Al-Qurtubi)

255. In Suura 3:184 habe ich den Begriff "Subur" mit "Bücher dunkler Prophezeihungen" übersetzt. Hier sind vielleicht mystische Schriften aller Art gemeint, denn die universale Botschaft des Islam wurde in allen wahren Büchern des Wissens Allahs vorausgesagt. (Juusuf `Allii)

256. Wörtlich: "in den Schriften der Alten", das heißt die Grundlagen dieser Offenbarung sind bereits in früheren heiligen Schriften enthalten. Diese Interpretation, die unter anderem auch von Samachsari und Baydawi vertreten und von letzterem auf Abul Hanifa Zurückgeführt wird, stimmt völlig mit der im Qur’an oft wiederholten Lehre überein, dass die Botschaft, die Muchammad offenbart wurde, in ihrer Grundbedeutung identisch mit der ist, die frühere Propheten verkündet haben. Eine andere, weiter verbreitete Interpretation ist die, dass dieser Qur’an in früheren heiligen Schriften vorausgesagt wurde. Vergleiche in diesem Zusammenhang auch Suura 2:42 und 61:6 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Alle diese Schriften enthalten die Botschaft Allahs von der Hingabe an den Einen Gott, den Iman an ein zukünftiges Leben und dem Gehorsam gegenüber den Gesandten Allahs. Sie alle verurteilen Götzendienst und eine materialistische Lebenseinstellung und fordern die Menschen auf, sich der wahren und gesunden Lebensphilosophie anzuschließen, die davon ausgeht, dass der Mensch vor Allah verantwortlich ist. Keines dieser Dinge ist neu. (Mauduudi)

 

197. Ist es nicht ein Beweis257 für sie258, dass die Gelehrten unter den Kindern Israels ihn (als wahr) erkannten259?

257. Ein Argument für den Ursprung Allahs des Qur’an. (Darjabaadi)

Von dem Beweis in sich selbst nun zu einem von außerhalb kommenden Beweis. (Qutb)

Ein Beweis seiner Richtigkeit. (Al-Dschalalain)

258. Die kaafir Makkaner. (Darjabaadi)

Für diejenigen, die nicht daran den Iman verinnerlichen, dass Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ein Gesandter Allahs ist. (Darjabaadi)

259. Viele der jüdischen Gelehrten erkannten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, als Gesandten Allahs , beispielsweise Abdullah ibn Salam und Muhairiq. Letzterer war ein wohlhabender Mann, der sein Vermögen für die Ziele des Islam zur Verfügung stellte. Es gab auch christliche Mönche und Gelehrte, die den Auftrag des Propheten anerkannten. (Juusuf `Allii)

Der Grund dafür, dass in diesem Zusammenhang nur jüdische und nicht auch christliche Gelehrte erwähnt werden, ist der, dass im Gegensatz zur Thora, die - wenn auch in veränderter Form - immer noch existiert, die ursprünglich an 'Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gerichtete Offenbarung völlig verloren gegangen ist und daher nicht als Beweismaterial für die wesentliche Identität ihrer Lehre mit der des Qur’an herangezogen werden kann. (Asad)

Die Eigenschaften des Propheten sowie die Grundlagen des Diins Allahs, mit denen die früheren Gesandten gekommen sind, sind in den früheren Schriften genannt worden. Somit haben die Gelehrten der Kinder Israels die neue Botschaft und den neuen Propheten erwartet. Sie fühlten, dass die Zeit für ihn gekommen war worüber sie auch untereinander zu sprechen pflegten, wie dies von Salman Al-Farsii und Abdullah ibn Salam berichtet worden ist. (Qutb)

 

198. Und hätten Wir ihn auf irgendeinen Nichtaraber herabgesandt260,

260. Dann wäre das Wunder der arabischen Sprache des Qur’an noch größer gewesen. (Darjabaadi)

 

199. Und der ihn vorgetragen hätte261, so hätten sie auch nicht von ihm überzeugt werden können262.

261. Um zu lehren und zu erklären. (Darjabaadi)

262. Da Arabien an der Reihe war, Allahs Offenbarung zu empfangen, wie es in früheren heiligen Schriften vorausgesagt worden war, musste sie unweigerlich durch den Mund eines Arabers in arabischer Sprache verkündet werden. Sonst wäre sie unverständlich gewesen, und die Araber hätten keinen Weg zum Islam finden und diesen nicht verbreiten können, wie es in der Geschichte der Fall war. (Juusuf `Allii)

Selbst dann hätten die kaafir Makkaner nicht daran den Iman verinnerlicht (vergleiche oben Fußnote 260. (Darjabaadi)

Vergleiche auch Suura 41:44. Der Qur’an wurde in einer Sprache offenbart, die sie völlig verstehen konnten. Wenn die Botschaft in einer fremden Sprache zu ihnen gekommen wäre, dann hätten sie die legitime Entschuldigung gehabt, sie könnten ihn nicht verstehen. (Asad)

Selbst wenn ein Nichtaraber die Botschaft in arabischer Sprache vorgetragen hätte - wobei das Wunder noch größer gewesen wäre - dann hätten sie den einen oder anderen Vorwand gefunden, ihm nicht zu glauben. Wer wirklich die Wahrheit sucht, betrachtet das, was ihm vorgelegt wird, distanziert und bildet sich eine Meinung darüber, nachdem er sachlich nachgedacht hat. Wer jedoch ohnehin nicht bereit ist den Iman zu verinnerlichen, der sucht nach allerlei Vorwänden, selbst erfundenen. (Mauduudi)

 

200. Auf diese Weise ließen wir ihn in die Herzen der Sünder eindringen263.

263. Wir ließen die Ablehnung oder die Härte in die Herzen der Sünder eindringen. (Qurtubi)

"Auf diese Weise" bedeutet meiner Ansicht nach mittels der arabischen Sprache und der Araber. Der Qur’an drang über ihre Sprache in ihre Herzen ein. Wenn die Hartherzigen unter ihnen nicht den Iman verinnerlichen wollten, dann werden sie angesichts der Strafe einsehen müssen, welchen schwerwiegenden Fehler sie gemacht haben. Denn die Strafe kommt unweigerlich, auch wenn sie sie am wenigsten erwarten. In dem Augenblick sagen sie vielleicht gerade: "Wir haben noch genug Zeit", aber dann ist es schon zu spät. (Juusuf `Allii)

"Die Botschaft geht unbeachtet durch die Herzen der Ungerechten hindurch", das heißt, sie verwurzelt sich nicht in den Herzen, sondern geht "zum einen Ohr hinein und zum anderen hinaus". (Asad)

Im Gegensatz zu den Wahrheitsliebenden, denen der Qur’an inneren Frieden bringt, dringt er wie ein heißes Eisen durch die Herzen der Kaafirs, so dass sie sich unwohl fühlen und, statt darüber nachzudenken, Ausflüchte suchen, um ihn abzulehnen. (Mauduudi)

 

201. Sie wollen nicht daran264 den Iman verinnerlichen, bis sie die schmerzliche Strafe zu sehen bekommen265,

264. An den Qur’an. (Darjabaadi)

265. In ihrer Todesstunde. (Darjabaadi)

Wenn den Ungerechten keine Entschuldigung mehr nützt. (ibn Kasir)

Dieselbe Art von Strafe, wie sie die oben erwähnten Völker traf. (Mauduudi)

 

202. Die ganz plötzlich über sie kommt, ohne dass sie dessen gewahr werden266.

266. Sie nehmen ihre Annäherung nicht wahr. (Darjabaadi)

 

203. Da werden sie sagen267: „Könnte uns nicht Aufschub gewährt werden?"268

267. Wenn es schon zu spät ist. (Darjabaadi)

268. Bekommen wir eine neue Chance im Leben? (Asad)

Um den Iman zu verinnerlichen. (Al-Dschalalain)

Damit wir es besser machen. (Qutb)

 

204. Wie können sie Unsere Strafe herbei wünschen269?

269. Der Grund der Offenbarung dieses Ajas war, dass die Polytheisten immer wieder zum Propheten sagten: „Wie lange willst du uns die Strafe versprechen, wo sie ja doch nicht kommt?" (Qurtubi)

Während einige Ungerechte aus Nachlässigkeit die Umkehr aufschieben, bis es zu spät ist, verlangen vielleicht andere aus Trotz, dass Allahs Strafe sofort über sie hereinbricht, denn sie verinnerlichten den Iman weder an Allah noch an eine Strafe. Die Antwort lautet: Die Strafe kommt noch früh genug - zu schnell, werdet ihr denken, wenn sie einmal da ist. Vergleiche auch Suura 22:47 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 6:57 und 8:32 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

205. Willst du (nicht ein) sehen270: Wenn Wir sie auch auf Jahre171 hinaus das Leben genießen lassen,

270. Sage es mir O Muhammad! (Safwat Al-Tafsir)

271. Wenn Wir ihnen über einen langen Zeitraum Aufschub gewähren. (ibn Kasir)

 

206. Dann aber kommt das über sie, was ihnen stets versprochen worden ist272,

272. Das Strafgericht. (Darjabaadi)

 

207. Nichts wird ihnen (dann) das nützen, was ihnen an Genuss zuteil geworden ist273.

273. In diesem Leben. (Darjabaadi)

Zwischen diesem Satz und dem vorigen gibt es eine Lücke, die der Leser mit etwas Nachdenken füllen kann. Sie forderten die Strafe heraus, weil sie nicht den Iman verinnerlichten, dass sie jemals eintreffen würde. Dabei erwarteten sie, dass sie weiterhin ungestört im Wohlstand leben könnten, wie dies bisher der Fall gewesen war. Darauf wird geantwortet: „Selbst wenn sie vorläufig recht haben und die Strafe nicht unmittelbar über sie hereinbricht, so dass sie ein langes Leben genießen können, so wie sie es erwarten, dann bleibt die Frage, was diese wenigen Jahre des irdischen Lebens nützen, wenn eines Tages tatsächlich ein Strafgericht wie bei den früheren Völkern hereinbricht oder sie nun ihrem unausweichlichen Tod gegenüberstehen?" (Mauduudi)

 

208. Und Wir haben niemals eine Stadt vernichtet, ohne dass zuvor Warner zu ihr gekommen wären274, -

274. Allah hat nämlich mit dem Menschen den in der menschlichen Natur verankerten Bund geschlossen, dass er Ihn allein verehrt und Ihm allein dient. In jedem Menschen ist das Bewusstsein von einem einzigen Schöpfer angelegt, solange er nicht verdirbt und abirrt. Darüber hinaus gibt es in der gesamten Existenz Hinweise auf die Einheit ihres Schöpfers. Wenn die Menschen jedoch jenen Urbund vergessen und die Hinweise außer acht lassen, dann wird ihnen ein Mahner geschickt, der sie an das erinnert, was sie vergessen haben, und der sie auf das aufmerksam macht, wogegen sie gleichgültig geworden waren. (Qutb)

 

209. Als Mahnung275, und niemals haben Wir ungerecht gehandelt276.

275. Für die, die nach ihnen kommen. (Safwat Al-Tafsir)

Vergleiche auch Suura 6:131; 15:41; 20:134 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

276. In der Bestrafung der sündigen Städte. Es war vielmehr die Vergeltung für ihre Abwendung von der Rechtleitung und der Befolgung der geraden Wege. (Qutb)

Allah gibt den Ungerechten viel Gelegenheit zur Umkehr, denn Er ist Allbarmherzig. All dies wird ihnen jedoch nichts nützen, wenn sie ihre Zeit nur für die Sinnlosigkeiten dieser Welt vergeuden. Trotz ihrer Ablehnung und Rebellion schickt Allah immer wieder Warnungen und Warner, bevor schließlich Gerechtigkeit geübt werden muss. Allah kennt die menschlichen Schwächen und ist niemals ungerecht. (Juusuf `Allii)

Die Strafe wäre höchstens dann ungerecht, wenn kein Versuch stattgefunden hätte, die Menschen zu ermahnen und zu leiten. (Mauduudi)

 

210. Und es waren keineswegs böse Kräfte, die ihn herabgebracht haben277.

277. Wenn etwas Außergewöhnliches geschieht, gibt es immer Menschen, die gleich das Schlimmste annehmen wollen und sagen, dies sei Teufelswerk. Auch als der Qur’an mit seiner herrlichen Botschaft in wunderbarem Arabisch erschien, konnten sich dies seine Gegner nur mit einer solchen Unterstellung erklären. Aber eine solche wohltuende Botschaft kann niemals den Zielen des Bösen gelegen sein, und es wäre auch gar nicht in der Lage, sie hervorzubringen. In der Tat sind Gut und Böse genau das Gegenteil voneinander, und das Böse kann nicht einmal die Worte des Guten hören, die Mitleid mit den Sündern und Vergebung für Sie Reumütigen verkünden. (Juusuf `Allii)

In den frühen Jahren seines prophetischen Wirkens versuchten einige Gegner Muchammads, Allahs Segen und Frieden auf ihm, die rhetorische Schönheit und die Überzeugungskraft des Qur’an wegzuerklären, indem sie den Propheten als einen Wahrsager bezeichneten, der mit den Kräften des Bösen im Bunde war. (Asad)

Vergleiche auch den positiven Aspekt oben in Aja 192-193. Die Gegner des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, betrachteten diesen Vorwurf als äußerst effektiv, denn er konnte nicht leicht bewiesen oder widerlegt werden. (Mauduudi)

Mit diesem Aja beginnt eine neue Argumentationsreihe. In den Ajas zuvor wurde er beschrieben als eine wahre Offenbarung Allahs, herabgesandt mittels des wahrhaftigen Geistes. Nun wird ihre Behauptung zurückgewiesen, dass er eine Inspiration des Schaytaans sei in der Weise der Wahrsager, die behaupteten, durch die Schaytaane Nachricht über das Verborgene zu erhalten. (Qutb)

 

211. Dies steht ihnen nicht an278 und sie hätten es auch nicht vermocht279.

278. Wie könnten die Kräfte des Bösen etwas mit einem Buch zu tun haben, das so erhaben in seiner Sprache, so vollkommen in seinen Erläuterungen und so hervorragend in seinen Lehren ist? (Darjabaadi)

Er passt überhaupt nicht zu ihnen. Denn während der Qur’an zu Rechtleitung, Aufrichtigkeit und Überzeugung aufruft, rufen die Schaytaane auf zu Irrtum, Verderbtheit und Kufr. (Qutb)

Diese Offenbarungen und diese Thematik passen überhaupt nicht zu den Kräften des Bösen. Jeder, der auch nur über ein bisschen Vernunft verfügt, kann dies sehr wohl begreifen. Es ist noch nie geschehen, dass die Schaytaane durch Zauberer oder Wahrsager die Menschen zu lehren versuchten, nur Allah allein zu dienen und Ihn zu fürchten, oder dass sie ihnen den Götzendienst verboten und sie vor ihrer Verantwortung im zukünftigen Leben gewarnt hätten, oder ihnen Tyrannei und moralische Übel verboten und stattdessen geboten hätten, rechtschaffen zu handeln, und anderen Gutes zu tun. Ihre Beschäftigung bestand vielmehr seit jeher darin, Zwietracht zu stiften und die Menschen zu Bosheit und Lasterhaftigkeit aufzustacheln. Ein Wahrsager wird gewöhnlich aufgesucht, wenn jemand herausfinden will, ob er in einer Liebesaffäre oder beim Spiel Glück haben wird, oder welche Strategie am effektivsten gegen seine Feinde ist. Niemand kann erwarten, dass ein Wahrsager sich Mühe gibt, die Menschen zu bessern, sie moralisches Verhalten zu lehren und ihr Leben von Lastern und Bösem zu reinigen. (Mauduudi)

279. Sie vermögen ihn nicht zu empfangen, da sie, wenn der Qur’an rezitiert wird, auf Allahs Geheiß vom Zuhören ausgeschlossen sind. (Qutb)

Selbst wenn sie es wollten, könnten die Kräfte des Bösen die Menschen nicht zur Wahrheit und zum Guten aufrufen, wie es der Qur’an tut. Auch wenn sie auf diese Weise die Menschen betrügen wollten, dann wäre ihr Werk nicht frei von Unvollkommenheiten, die ihre Unwissenheit und ihre verborgene schaytaanische Natur verraten würden. Auch das Leben und die Lehre einer Person, die sich als religiöser Führer ausgibt, würde unter dem Einfluss des Bösen Bosheit in Absicht und Plänen reflektieren. Die schaytaanischen Kräfte können weder andere mit Taqwa und Güte inspirieren, noch können diejenigen, die mit ihnen in Verbindung stehen, selbst mutaqi und rechtschaffen werden. Der Qur’an hingegen enthält über seine guten und hoch stehenden Lehren hinaus das Wissen von der Realität. Deswegen wird auch immer wieder die Herausforderung ausgesprochen, dass Menschen und Dschinn auch mit vereinten Kräften niemals eine solche Schrift hervorbringen können. (Mauduudi)

 

212. Sie sind wahrlich weit davon entfernt, ihn (auch nur) zu hören280.

280. Zur Zeit der Offenbarung des Qur’ans wurde der Himmel stets von starken Wächtern und lodernden Flammen bewacht (Suura 72:9), um die Schaytaane davon abzuhalten, zu ihm zu gelangen und ähnliches zu erfinden. (ibn Kasir)

Ganz abgesehen davon (vergleiche die vorige Fußnote) können sie sich nicht  irgendeine Weise in die Offenbarung des Qur’an einmischen, indem sie ihn etwa unterwegs zum Herzen des Propheten "abhören". Sie können nicht den geringsten Hinweis auf seinen Inhalt erhaschen. (Mauduudi)

 

213. Darum rufe neben Allah keine andere Gottheit an, denn sonst wärest du einer von denen, die bestraft werden281.

281. Der Partikel "fa" ?? am Satzanfang (hier mit "darum" übersetzt) verbindet offensichtlich diesen Aja mit Aja 108 oben. Der ganze vorliegende Abschnitt ist an den Menschen allgemein gerichtet. (Asad)

Wenn selbst dem Propheten mit Strafe gedroht wird, falls er eine andere Gottheit anruft, was unmöglich wäre, wie sollte es dann einem anderen ergehen? (Qutb)

Manche interpretieren diesen Aja so: „Sprich zu jenen, die kaafir sind..." Während andere meinen, dass die Rede zwar an den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gerichtet ist, obwohl er weit davon entfernt ist dies zu tun, gemeint sind damit aber andere. Diese Meinung wird auch durch den nächsten Aja belegt. (Qurtubi)

 

214. Und warne282 deine nächsten Verwandten283,

282. In aller Öffentlichkeit. (Safwat Al-Bajan)

Dies richtet sich wieder an den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm,; der aufgefordert wird, zunächst die ihm Nahestehenden zu warnen. (Darjabaadi)

283. Ein Mu’min ist moralisch verpflichtet, die Wahrheit allen mitzuteilen, die er erreichen kann. Offensichtlich muss er aber bei denen anfangen, die ihm an nächsten stehen, vor allem dann, wenn sie seine Autorität akzeptieren. (Asad)

Nachdem er diese Aufforderung erhalten hatte, rief der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, die Nächsten seiner Sippe auf, um ihnen diese Warnung zu übermitteln und zu erklären, wie wenig die Tatsache, dass sie mit ihm verwandt seien, ihnen nützen würde, wenn nicht ihre Taten sie vor Allahs Bestrafung schützen würden. Somit wird die Vermittlung allein aufgrund von Verwandschaftsbanden negiert. (Qutb)

Für die Person des Propheten gibt es in Allahs Diin keine Sonderstellung, aber auch nicht für seine Angehörigen und Verwandten. Jeder wird nach seinem eigenen Verdienst beurteilt, und keiner wird aufgrund seiner Abstammung oder der Verwandtschaft mit einem anderen bevorzugt. Die Verantwortlichkeit im zukünftigen Leben ist für alle gleich verbindlich. Deswegen soll der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, auch besonders seine Angehörigen ermahnen. Jeder sollte sehen, dass der Prophet seine Botschaft nicht nur verkündete, sondern auch vorlebte und seine Familie dazu aufrief, bevor er sich damit an andere Menschen wandte. Diese Prinzip hat er sein Leben lang befolgt. (Mauduudi)

 

215. Und senke deine Fittiche284 über die, die dir folgen unter den Mu'mins285.

284. Dies bedeutet, freundlich, liebevoll und rücksichtsvoll ihnen gegenüber zu sein, wie eine Vogelmutter, die ihre Jungen unter ihre Flügel nimmt. Vergleiche auch Suura 17:24 und 15:88 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Verhalte dich demütig. (Darjabaadi)

285. Die deine Warnung akzeptieren. (Darjabaadi)

Er ist als Vorbild angesprochen! Hier ist jeder angesprochen, der sich durch diesen Qur’an führen lässt, und er wird aufgerufen, sich allen Mu'mins gegenüber liebevoll und freundlich zu verhalten, die ihm "folgen", indem sie ihn als geistiges oder intellektuelles Vorbild oder als erfahrener betrachten. Diese Erklärung erstreckt sich auch auf Aja 113 oben: während die dort enthaltene Mahnung in bezug auf alle Leser oder Hörer des Qur’an einen Sinn hat, wäre sie auf den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, bezogen sinnlos, denn für ihn ist der Grundsatz der Einheit Allahs fraglos Anfang und Ende aller Wahrheit. (Asad)

Das Verhalten des Propheten gegenüber den Mu'mins entsprach sein Leben lang diesem Aufruf. Somit war er eine lebendige Übersetzung des Qur’an. (Qutb)

 

216. Wenn sie sich dir aber widersetzen286, dann sprich: „Wahrlich, ich bin frei (von Verantwortung) für das, was ihr tut."287

286. Und die Warnung in den Wind schlagen. (Darjabaadi)

Wenn sie Böses tun - denn der Prophet befahl Gutes und verbot Böses. (Juusuf `Allii)

Die Widersetzlichkeit gegenüber dem Propheten ist Widersetzlichkeit Allah gegenüber. (Qurtubi)

287. Wenn jemand Böses tat, dann lag die Verantwortung dafür nicht auf dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm,, denn dieser hatte alles versucht, sie rechtzuleiten. (Juusuf `Allii)

Dieser Aja weist darauf hin, dass es zu jener Zeit auch Menschen gab, die zwar an die Wahrheit der Botschaft des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, glaubten, die aber noch nicht angefangen hatten, seine Lehren auch in der Praxis zu verwirklichen. Sie führen immer noch ihr Leben auf dieselbe Weise unter den Kaafirs. Der Propheten soll ihnen mitteilen, dass sie allein für ihr Verhalten verantwortlich sind. (Mauduudi)

 

217. Und setze dein Vertrauen in den Allmächtigen, den Allbarmherzigen288,

288. Ungeachtet der Drohungen deiner mächtigen Feinde. (Darjabaadi)

Er ist allmächtig, und niemand, der von Ihm unterstützt wird, kann jemals von einer anderen Macht besiegt werden. Er ist barmherzig, darum wird Er die Mühen und Opfer Seiner Diener nicht verloren gehen lassen. (Mauduudi)

 

218. Der dich sieht, wie du (allein im Gebet) stehst289,

289. Der dir Seine Aufmerksamkeit widmet. (ibn Kasir)

Nach Mudschahid bedeutet dies: "wo immer du sein magst". Andere Kommentatoren sind der Ansicht, es bedeute: "wenn du im Gebet stehst", aber diese Interpretation erscheint mir hier zu eng. (Asad)

 

219. Und wie du dich bewegst290 unter denen, die sich niederwerfen291.

290. Im Gebet und auch sonst. (Darjabaadi)

291. Er sieht ihn, wenn er allein betet und auch unter der Schar der Betenden, wie er auf sie achtet, ordnet, vorbetet und sich unter ihnen bewegt. Diese Worte beinhalten die Vertraulichkeit der Sorge, Nähe und Fürsorge Allahs. (Qutb)

Die Gebetshaltungen sind Symbole für Geisteshaltungen und das Verhalten im Leben allgemein, so dass sich der Begriff "sich kehren" oder wörtlich: "deine Bewegungen" hier sehr wohl auf die Wechselfälle des Lebens beziehen kann, in denen der Mensch geprüft wir , so wie der Körper durch Stehen, Beugen und Niederwerfungen im Gebet geübt wird. Das Verhalten des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war in jeder Lebenslage vorbildlich, und wie sehr ihn auch böse Menschen verleumden mögen, Allah kennt seine Reinheit und Aufrichtigkeit. (Juusuf `Allii)

Unter denen, die sich niederwerfen", im Gegensatz zu „denen, die dir nicht gehorchen" in Aja 216 oben. (Asad)

 

220. Er ist wahrlich der Allhörende und der Allwissende.

221. Soll ich euch Kunde geben292 von dem, auf den die Schaytaane herabkommen293?

292. O, ihr kaafir Makkaner. (Al-Dschalalain)

Dies soll der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu den Menschen sagen. (Darjabaadi)

293. Diejenigen, die dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, böswillig unterstellten, er sei mit bösen Geistern im Bunde oder besessen (vergleiche oben Aja 210), haben bereits eine Antwort bekommen. Hier wird jedoch darüber hinaus erklärt, dass Aberglaube selbst das Werk des Bösen ist. Hinter solchen Unterstellungen liegt Bosheit und Lügenhaftigkeit, bestenfalls einige Halbwahrheiten vom Hörensagen, die in ihr Gegenteil verdreht wurden. (Juusuf `Allii)

 

222. Sie kommen herab auf jeden gewohnheitsmäßigen Lügner294,

294. Und nicht auf einen wie Muchammad in seiner Ehrlichkeit, Wahrhaftigkeit und der Geradheit seines Weges. (Qutb)

Der Begriff "affak" ??????? (wörtlich: "ein großer oder gewohnheitsmäßiger Lügner") bezeichnet hier jemanden, der "sich selbst betrügt". Dies wird auch im nächsten Aja bestätigt, wo die psychologische Tatsache betont wird, dass jemand, der sich selbst betrügt, auch andere belügt. (Asad)

Dies umfasst Zauberer, Wahrsager, Astrologen und Okkultisten, die sich als Kenner des Verborgenen ausgeben oder als Weise, die über Geistermacht verfügen und angeblich durch sie das Schicksal der Menschen beeinflussen können. (Mauduudi)

 

223. Sie teilen ihnen mit, was sie vom Hören sagen wissen295, doch die meisten von ihnen sind Lügner296.

295. Die den Einflüsterungen des Bösen Gehör schenken. (Darjabaadi)

"Sie sprechen Halbwahrheiten vom Hörensagen in ihre Ohren." (Juusuf `Allii)

Das von ihnen erlauschte Wort vom verborgenen Wissen vermischen sie mit hundert erlogenen, um diese dann ihren Freunden unter den Menschen mitzuteilen. Erzählen die letzteren diese weiter, so schenken ihnen manche Glauben, aufgrund des wahren, vom Himmel gehörten Wortes. (ibn Kasir)

296. Aus Gewohnheit. (Darjabaadi)

"Die bereitwillig (jeder Lüge) Gehör schenken und (auch selbst) andere belügen." Dies kann sich auf zweierlei beziehen:

1. Die Schaytaane erhaschen irgendwo einen kleinen Hinweis auf die Wahrheit und geben diesen, vermischt mit allerlei Lügengespinsten, ihren Agenten ein.

2. Die betrügerischen, skrupellosen Magier hören etwas von den Kräften des Bösen und suggerieren dies, vermischt mit allerlei Unwahrheiten, ihren Opfern. (Mauduudi)

 

224. Und die Dichter297 - die ihnen folgen sind der Verlockung verfallen298.

297. "Die Dichter": diesen Begriff muss man zusammen mit den unten in Aja 227 erwähnten Ausnahmen lesen. Poesie und andere Künste sind nicht an sich böse, sondern können im Gegenteil im Dienste der Religion und der Rechtschaffenheit genutzt werden. Es besteht jedoch auch die Gefahr, dass sie für niedrige Zwecke missbraucht werden. Wenn Unaufrichtigkeit dahinter steckt ("sie sagen, was sie nicht tun"), oder wenn sie vom tatsächlichen Leben oder seiner Güte oder seinen ernsthaften Zielsetzungen losgelöst sind, können sie zu Instrumenten des Bösen oder Sinnlosen werden. Dann irren sie ohne jede Zielsetzung herum, eher in den Tiefen (den "Tälern") menschlicher Unvernunft als in den Höhen des Lichts Allahs. (Juusuf `Allii)

Auch sie neigen dazu, sich selbst zu betrügen. Dies ist auch eine Anspielung darauf, dass die kaafir Araber den Qur’an als ein Produkt der poetischen Phantasie Muchammads, Allahs Segen und Frieden auf ihm, trachteten. Vergleiche auch Suura 36:69. (Asad)

Die Dichter sorgten im alten Arabien nicht nur für Unterhaltung, sondern verbreiteten auch Nachrichten und schließlich auch Gerüchte. Sie waren in jeder Hinsicht das, was wir heute als "die Medien" bezeichnen würden. (Anm. d. Übers.)

Die Makkaner verwarfen in ihrer Unschlüssigkeit, den Qur’an manchmal als Dichtung und den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nannten sie einen Dichter. Deshalb wollte ihnen der Qur’an hier aufzeigen, dass der Weg des Qur’ans und des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, auf der einen, und der der Dichter auf der anderen Seite grundverschieden sind. Während der Qur’an ein Ziel verfolgt und einen geraden Weg dazu nimmt, ohne sich von wechselnden Wünschen und Launen beeinflussen zu lassen, ist bei den Dichtern genau das Gegenteil der Fall. Sie sind die Gefangenen ihrer wankelmütigen Gefühle und Launen. (Qutb)

Unter den Dichtungen gibt es solche, deren Vortrag statthaft ist, und solche, die verwerflich oder unerlaubt sind. Der Prophet selber konnte nie genug von der Poesie eines Mannes namens Omaija bekommen. Der Grund dafür war, dass Weisheit darin lag. (Qurtubi)

298. Diejenigen die auf den Wegen des Bösen irregehen; die keine Verbindung mit der alltäglichen Wirklichkeit haben. (Darjabaadi)

In ihren wilden Phantasien. (Darjabaadi)

So wie sie selber unter dem Einfluss ihrer Stimmung und Begierden stehen, folgen ihnen auch die, die kein aufrechtes Ziel verfolgen und mehr oder weniger den eigenen Wünschen verfallen sind. (Qutb)

Der Unterschied zwischen denen, die gewissenlosen Dichtern folgen, und denen, die dem Propheten `folgen, ist offensichtlich. Während letztere durch Ernst, gutes Verhalten, Taqwa, Verantwortungsbewusstsein und Rücksicht auf die Rechte anderer Menschen erkennbar sind, vertreiben sich erstere die Zeit, indem sie spotten und lästern und von Sensationen leben. (Mauduudi)

 

225. Siehst du299 (denn) nicht, wie sie300 in jedem Tal umherstreifen301.

299. Dies richtet sich an den Leser. (Darjabaadi)

300. Nämlich die Dichter. (Darjabaadi)

301. In jedem Tal der Gefühle, der Phantasie und der Rhetorik entsprechend dem Erregungszustand, der sie befällt. (Qutb)

Die arabischen Dichter malten oft auch lasterhafte Dinge mit so lebhaften Farben aus, dass sie damit die Vernunft ihrer Zuhörer verdunkelten. (Darjabaadi)

Nach Ansicht fast aller Kommentatoren wird damit ihre Verwirrung und Ziellosigkeit bezeichnet, mit der sie oft widersprüchlich mit Worten und Gedanken spielen. Dies soll in diesem Zusammenhang auch den Gegensatz zum Qur’an aufzeigen, der frei von allen Widersprüchen (vergleiche Suura 4:82 und die entsprechenden Fußnoten) und Ungenauigkeiten ist, wie sie für die Poesie kennzeichnend sind. (Asad)

Sie lassen sich von augenblicklichen Impulsen treiben, denen sie ohne Rücksicht auf Wahrheit oder Lüge folgen. Dies ist, wie in Suura 36:69 erwähnt wird, unvereinbar mit dem Charakter des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm. (Mauduudi)

 

226. Und dass sie das nicht tun, wovon sie sprechen302 -

302. Da sie in einer selbst erfundenen, imaginären Welt leben, stimmen ihre Handlungen nicht mit ihrem Bekenntnis überein. (Darjabaadi)

Dies ist genau die Antithese zum Verhalten des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Jeder kannte ihn als jemanden, der selbst praktizierte, was er verkündete. Bei den Dichtern war meist das Gegenteil der Fall. Sie waren sehr wohl in der Lage, Werte wie Großzügigkeit oder Selbstrespekt zu besingen, sich in der Praxis aber selbstsüchtig, gemein und feige zu verhalten. Sie bauschten die Fehler anderer auf, während sie selbst schwerwiegende moralische Schwächen hatten. (Mauduudi)

Dies ist besonders dann der Fall, wenn Kunst kommerzialisiert, das heißt von vornherein aus eigennützigen Gründen betrieben wird. Dann schwellen unter der ästhetischen Fassade umso mehr Konkurrenz, Neid, Sensationssucht und andere niedrige Motive. (Anm. d. Übers.)

 

227. Außer denen, die den Iman verinnerlichen und gute Werke tun303 und gar viel Allahs gedenken304, und sich (nur) verteidigen, nachdem ihnen unrecht getan worden ist305. Bald schon werden diejenigen, die unrecht tun306, wissen, in welcher Art sie (dereinst) verstoßen werden307.

303. Zu empfehlen ist diejenige Dichtung und Kunst, die einer mu’min Haltung entstammt, von Menschen, die in ihrem Leben die verfeinerten Gefühle in die Tat umsetzen, die sie in ihren künstlerischen Werken ausdrücken, und danach streben, Allah zu verherrlichen, statt sich selbst zu beweihräuchern. Sie greifen (wie im Dschihaad) nur das wirklich destruktive Böse in der Gesellschaft an. In diesem Sinne sollte ein vollkommener Künstler ein vollkommener Mensch sein. Vielleicht ist diese Vollkommenheit nicht in diesem Leben realisierbar, aber sie sollte die Zielsetzung jedes Menschen sein, besonders

dann, wenn er nicht nur technisch, sondern auch in Geist und Wesen ein großer Künstler werden will. Unter den lobenswerten zur Zeit des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Sind besonders Hassaan und Labid zu nennen; letzterer war schon in vorislamischer Zeit berühmt.

(Juusuf `Allii)

304. Mu’mins und rechtschaffene Dichter fallen nämlich nicht mit in die Kategorie der in Aja 224 genannten. Denn diese sind mu’min geworden und ihre Herzen sind eng mit ihrer Überzeugung verbunden. Ihr Leben richtete sich nach einer aufrechten Lehrmethode, und sie setzten ihre Kraft für aufrechte Taten ein ohne sich mit Phantastereien zu begnügen. (Qutb)

In ihre Dichtungen oder auch allgemein in ihrer Rede. (Ibn Kasir)

Ihre Beschäftigung mit der Poesie hindert sie nicht daran, Allahs zu gedenken. (Safwat Al-Tafsir)

305. Der Qur’an verdeutlicht, dass einem wahren Mu'min Kampfhandlungen nur zur Selbstverteidigung erlaubt sind. Vergleiche auch 22:39-40 und 2:190-194. (Asad)

306. Die mit ihrer Satire ethische Werte untergraben. (Darjabaadi)

Die Gemeinheiten zusammenreimen. (Juusuf `Allii)

307. "Munqalab" ???????? bedeutet wörtlich: "ein Ort des Umsturzes", in dem sie sich am Ende umherwälzen werden. (Anm. d. Übers.)

 

Einführung zu Suura 27 Die Ameisen

Diese Suura ist thematisch mit der vorigen und den beiden folgenden verwandt. Auch chronologisch bildet sie mit diesen eine Gruppe aus der mittleren makkanischen Zeit.

Hier liegt viel mystische Symbolik vor. Wunder in der physischen Welt sind nur Sinnbilder größerer Wunder in der geistigen Welt. Da gibt es das Feuer. die weiße Hand und den Stab in der Geschichte Muusas; die sprechenden Vogel. die Begegnung von Scharen von Menschen und Dschinn mit einer bescheidenen Ameise, der Wiedehopf und die Königin von Saba in der Geschichte von Suleymaan: der Fehlschlag der Verschwörung der neun Bösen in der Geschichte von Saalich: und die öffentlichen Laster in der Geschichte von Luut, Allahs Segen und Frieden auf ihnen allen. Sie alle vermitteln Lehren vom wahren und falschen ’Ibada und von den Wundern der Gnade Allahs und Offenbarung.

Die zentrale Aussage dieser Suura betrifft das Wissen: das Wissen Allahs vom Sichtbaren und Unsichtbaren im allgemeinen und vom Verborgenen im besonderen ebenso wie das Wissen, das er Daawuud und Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, zukommen ließ. (Qutb)

Zusammenfassung:

Wunderbar ist die Offenbarung. wie das Feuer. das Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sah und das ein Fünkchen von Seiner Herrlichkeit war, und wie Seine Wunder, die zu denjenigen kamen. die trotz des Lichtes, das sie empfangen hatten, den Diin Allahs ablehnten. (Ajas 1-14)

Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, kannte die Sprache der Vögel. und ganze Heerscharen von Dschinn und Menschen standen ihm zur Verfügung, dennoch konnte die weise Ameise sich ihrer erwehren; der Wiedehopf fehlte beim Appell und war ihm dennoch zu Diensten: die Königin von Saba beherrschte ein Reich, ordnete es aber aus Überzeugung Suleymaans, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Weisheit und dem Reich Allahs unter. (Ajas 15-44)

Unvernünftige Menschen machen Allah für ihr Unglück verantwortlich, wie in der Geschichte von Saalich der verstricken sich mit offenen Augen in die Fallen ihrer Laster,. wie in der Geschichte von Luut, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden. Allah aber macht ihre Wut und ihre Verschwörungen zunichte.

(Ajas 45-58)

Allahs Herrlichkeit und Güte umfasst die gesamte Schöpfung. Beim endgültigen Ausgleich der Werte muss der Kufr dem Iman weichen. Darum folgt der Offenbarung, dient Allah und vertraut auf Ihn.

(Ajas 59-93)

 

Die Ameisen

Im Namen Allahs des Erbarmers, des Barmherzigen.

 

 1. Ta Siiiin1. Dies sind die Ajas des Qur’ans und eines deutlichen Buches2

1. Vergleiche Suura 26:1 und die entsprechende Fußnote. (Juusuf `Allii)

2. Das Buch "Al-Kitaab" ?????? ist eigentlich der Qur’an selbst. Wenn er hier als eine Schrift, ein Schriftstück bezeichnet wird, scheint uns das ein versteckter Vergleich zu sein zwischen der Art und Weise, wie einerseits die Götzendiener die Schrift Allahs, die Er ihnen zukommen "li" und wie andererseits die Königin Saba und ihr Volk das Schriftstück aufnahmen. das ihnen von Suleymaan einem Diener Allahs gesandt wurde. (Qutb)

Vergleiche auch Suura 12:1, wo das Wort "mubiin" ??????? näher erläutert wird. Die Konjunktion "wa", die in erster Linie "und" bedeutet, hat hier eher die Funktion wie das Wort "nämlich". (Asad)

"Kitaab Al-mubiin" ??????? ??????? hat drei Bedeutungen:

1. Dieses Buch erläutert klar und deutlich seine Lehren und Gebote.

2. Es unterscheidet klar zwischen Wahrheit, und Trug.

3. Es ist eindeutig ein das Buch Allahs: wer es mit offenen Augen studiert. wird erkennen, dass es nicht von Menschen verfasst wurde. (Mauduudi)

 

2. Eine Rechtleitung und frohe Botschaft für die Mu'mins3, -

3. Die Offenbarung wird hier von drei Gesichtspunkten her vorgestellt:

1. Sie erläutert Sachverhalte, Allahs  Wesen, unsere eigene Position und die geistige Umwelt:

2. Sie leitet uns zu rechtem Verhalten an und hält uns vom Bösen fern: und

3. Sie verkündet denen, die mu’min sind und ihre Führung annehmen, frohe Botschaft von Allahs Vergebung, Reinigung und Heil. (Juusuf `Allii)

In der Verbindung der Mu'mins mit der Rechtleitung und der frohen Botschaft liegt eine tiefe und große Wahrheit verborgen. Denn der Qur’an ist weder ein theoretisches noch ein praktisches Lehrbuch, das jedem nützt, der ihn lesen und verstehen kann, sondern er ist ein Buch, das zuallererst das Herz anspricht. Er ergießt sein Licht in das geöffnete Herz, das hinfort von Iman und Gewissheit erfüllt wird. Der Mensch kann die Ajas und Suuras des öfteren lesen, und wenn er dabei unachtsam oder in Eile ist, so gibt es ihm nichts, doch wenn plötzlich ein Lichtstrahl in sein Herz dringt, öffnen sich ihm ungeahnte Welten. Alle Gebote und Verhaltensweisen im Qur’an beruhen zuallererst auf dem Iman an Allah: und wer nicht daran den Iman verinnerlicht und den Qur’an nicht empfängt als die Offenbarung Allahs und nicht überzeugt ist, dass das, was er enthält, der von Allah beschriebene Weg ist, der wird von ihm auch nicht rechtgeleitet und in ihm nicht die frohe Botschaft finden, die er enthält. (Qutb)

 

3. Diejenigen, die das Gebet verrichten4 und Sakaa geben5 und vom Jenseits überzeugt sind6.

4. Die das Gebet verrichten, indem sie es so ausführen, wie es sich gehört, und sich in ihrem Herzen der Tatsache bewusst sind, dass sie vor Allah stehen und ihre Seele sich in Seiner Gegenwart befindet. (Qutb)

5. Die sich selbst innerlich von Gier und Geiz reinigen, ihre Seele über die Versuchungen des Besitzes erheben, sich mit ihren Mitmenschen durch das verbinden, womit Allah sie versorgt hat, und sich für die muslimische Gemeinschaft einsetzen. (Qutb)

Gebet und Sakaa (das heißt eine Steuer, die im Islam zur Grundlage des Wirtschaftssystems erhoben wurde), waren stets ein wichtiger Bestandteil des Islams. Wie alle anderen Propheten, machten auch die Propheten Israels beides zu bindenden Pflichten für die Juden; doch nach und nach begannen die Juden, sie zu vernachlässigen. Sie hörten auf, das Gebet gemeinsam zu verrichten, ja die meisten von ihnen beteten nicht einmal für sich allein. Anstatt Sakaa zu bezahlen fingen sie sogar an, Zinsen für ihr Geld zu verlangen. (Mauduudi)

Zu Sakaa schreibt Darjabaadi: "Diese Steuer soll den Menschen von Geiz und Gier heilen. Wörtlich bedeutet Sakaa Reinheit, Reinigung. Es ist der Anteil am Vermögen, der Allah zuliebe von dessen Eigentümer entrichtet wird, damit es "gereinigt" werde. Die Zahlung dieser religiösen Steuer ist Pflicht, vorausgesetzt das Vermögen hat einen bestimmten Umfang und gehörte seinem Besitzer mindestens während der Dauer eines Mondjahres (das sind etwa 355 Tage). Die Steuer variiert entsprechend der Art und Größe des Vermögens; in den meisten Fällen beträgt sie jedoch ein Vierzigstel des Vermögens, das heißt zwei ein halb Prozent."

6. Denn die Erwartung eines Gerichts hält sie davon ab, ihren Begierden und Launen nachzulaufen. Ihre Seelen sind erfüllt von Taqwa und von der Sorge, eines Tages als Sündige vor Allah zu stehen. (Qutb)

Der Iman an das zukünftige Leben wird hier besonders erwähnt, weil es ohne diesen nicht möglich ist, dem Weg des Qur’an zu folgen. Wer nämlich nicht daran den Iman verinnerlicht, bewertet Gut und Böse nach dem Erfolg, den sie in diesem irdischen Leben allein bringen. Sobald sie durch irdische Vorteile verlockt werden, geben sie dieser Versuchung nach, ohne über den dadurch entstandenen Verlust im zukünftigen Leben nachzudenken. (Mauduudi)

 

4. Wahrlich, diejenigen (aber), die nicht ans Jenseits den Iman verinnerlichen, denen lassen Wir ihre Werke schön erscheinen7, und so irren sie verblendet umher8.

7. Wer Allah ablehnt und dem Bösen folgt, der betrügt sich selbst. Seine Taten gefallen keinem anderen. Da er Allahs Führung zurückgewiesen hat, bleibt er seinem eigenen Selbstbetrug überlassen, aber er bekommt noch Gelegenheit zur Umkehr. Er folgt jedoch weiter seinen eigenen Launen und irrt ziellos umher, denn er hat keine solchen Orientierungsmöglichkeiten wie die Mutaqis. (Juusuf `Allii)

Die eigene Begierde erscheint der Seele, die nicht an das Jenseits den Iman verinnerlicht, immer als schön. Sie strebt nach Verwirklichung, ohne ein Gefühl von Furcht oder Scham. Lässt sie sich jedoch durch die Zeichen Allahs und Seine Botschaften zum Iman an ein ewiges Leben nach diesem vergänglichen führen, so findet sie Freude an anderen Taten und anderen Wünschen, die das Leibliche gering erscheinen lassen. (Qutb)

8. Sie können das Böse darin nicht sehen oder die Richtigkeit nicht erkennen. (Qutb)

Sie finden keinen Seelenfrieden. (Darjabaadi)

Vergleiche auch Suura 2:7 und die entsprechende Fußnote. Menschen, die nicht an ein zukünftiges Leben den Iman verinnerlichen, konzentrieren alle ihre Bemühungen in der Regel auf materielle Vorteile und können sich jenseits "ihres eigenen Tuns" nichts vorstellen, was sich lohnt. Die aus diesem Verhalten resultierende geistige Blindheit und Taubheit wird auf Allah als letztendliche Ursache zurückgeführt, denn alles geschieht nach Seinen Gesetzmäßigkeiten. (Asad)

Dies ist das von Allah stammende Naturgesetz und die natürliche Logik der menschlichen Psychologie. (Mauduudi)

 

5. Sie sind es, denen schlimme Strafe zuteil wird9 und im Jenseits werden sie die Verlorensten sein10.

9. Im Jenseits und im Diesseits. (ibn Kasir)

Über Zeitpunkt und Form dieser Strafe ist nichts Definitives gesagt. Strafe trifft bestimmte Personen, Gruppen oder Völker in diesem Leben auf verschiedene Weise. Einen Teil davon erfahren die Bösen auch, wenn sie diese Welt verlassen sowie im Zwischenstadium zwischen Tod und Auferstehung. Nach der Auferstehung jedoch wird sie endgültig. (Mauduudi)

10. Gleich, ob die schlimme Bestrafung sie im Diesseits oder im Jenseits trifft, der absolute Verlust ist jedoch im Jenseits. (Qutb)

Es gibt Menschen, die das Diesseits verlieren, dafür aber das Jenseits gewinnen, Diese Menschen jedoch haben das Jenseits verloren. Somit sie die größten Verlierer. (Qurtubi)

 

6. Und wahrlich, Du11 hast den Qur’an empfangen von einem Weisen, Allwissenden12.

11. Damit ist der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, angesprochen. (Darjabaadi)

12. Die Einleitung der Suura endet mit der Bestätigung der Quelle Allahs, aus der der Qur’an, auf den Gesandten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, herabgesandt wird. Und das Wort "tulaqqa" ???????? (empfangen) weist auf ein direktes Geschenk seitens eines Allwissenden, Allweisen hin, Der alles mit Weisheit tut und alles mit Wissen ins Werk setzt. Seine Weisheit und Sein Allwissen zeigt sich ganz deutlich in diesem Qur’an, nicht nur in seinen Geboten und seinen Anleitungen. sondern auch in der Offenbarung zur rechten Zeit, seine Aufeinanderfolge und der Anordnung seiner Abhandlungen. (Qutb)

Diese Betonung der dem Menschen durch die Offenbarung Allahs angebotenen geistigen Erleuchtung knüpft nicht nur an die einleitenden Ajas dieser Suura an, sondern verbindet diesen Abschnitt auch mit dem folgenden, der von Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, plötzlicher Erleuchtung spricht, die durch die Vision des brennenden Busches symbolisiert wird. (Asad)

 

7. (Gedenke der Zeit) als Muusa13 zu seiner Familie sagte: „Ich habe voller Freude ein Feuer erblickt. So will ich euch Kunde14 von dort bringen, oder ich werde euch etwas Glut mitbringen; damit ihr euch aufwärmen könnt."15

13. Auf seinem Weg von Madjan nach Ägypten. (Al-Dschalalain)

Die Geschichte Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, schließt hier unmittelbar an, als ob damit der Prophet Muchammad - (Friede sei mit ihm) - darauf aufmerksam gemacht werden sollte, dass die ihm herabgesandte Offenbarung nichts eigentlich Neues ist. Auch Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war bereits diese Aufgabe übertragen werden, und er wurde aufgerufen, Allahs Botschaft zum Pharao und seinem Volk zu bringen. Auch die ablehnende Haltung seiner Leute ist nicht neu. Der Pharao reagierte seinerzeit ebenfalls mit Unrecht und Hochmut. (Qutb)

Vergleiche auch Suura 20:9-24. Beide Stellen beziehen sich auf das Heraufdämmern der Offenbarung in Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Herz. Vergleiche auch die Fußnoten dort, aus denen die Punkte hervorgehen, die besonders betont werden. Hier liegt der Ton auf dem wunderbaren Wesen des Feuers und der wunderbaren Weise, auf die Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, durch die Berührung des geistigen Lichts verändert wurde. Auf der Suche nach gewöhnlichen Licht fand er ein Licht, das ihn Allahs höchsten Geheimnissen nahe brachte. Zweifellos hatte ihn seine gesamte innerliche Geschichte auf diese wichtige Zusammenkunft vorbereitet. Auf die innerliche Geschichte kommt es an, nicht auf die Stellung, die jemand in den Augen seiner Mitmenschen einnimmt. (Juusuf 'Allii)

14. Vergleiche Suura 20 ab Aja 9 wo sich ein ausführlicher Bericht befindet. und die entsprechenden Fußnoten. (Qutb)

Wie wir unseren Weg wieder finden können. (Darjabaadi)

15. Offensichtlich war es eine winterkalte Nacht und Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wanderte durch unbekanntes Gebiet. (Mauduudi)

 

8. Doch als er dort ankam, wurde gerufen16: „Gesegnet seien die im Feuer17 und die darum herum sind18. Und gepriesen sei Allah, Der Herr der Welten19!

16. Dies ist ein Ruf, der seinen Widerhall im ganzen Universum findet und mit dem sich die Welten mit den Gestirnen verbinden, dem sich das gesamte Dasein unterwirft, und durch den sich die Erde mit dem Himmel verbindet. Durch ihn erhebt sich der schwache, vergängliche Mensch zu einem Rang, der ihm eine Zwiesprache mit seinem Schöpfer ermöglicht. (Qutb)

Diese Erfahrung war ähnlich wie die des Propheten Muhammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, als er in der Höhle von Hira von einem Engel angesprochen wurde. Bei einem solchen Anlass befindet sich das Innere des Propheten, wie auch seine Umgebung in einem außergewöhnlichen Zustand, so dass er mit der Gewissheit erfüllt ist, dass dies nicht eine Illusion, eine Sinnestäuschung oder ein Schaytaanischer Einfluss ist, sondern dass Allah selbst oder Sein Bote zu ihm spricht. (Mauduudi)

17. "Diejenigen im Feuer": der Partikel man` kann auch als Plural verstanden werden. Die Kommentatoren sind gewöhnlich der Ansicht, dass es sich nicht um ein physisches Feuer handelte, sondern um die Herrlichkeit der Engel, eine Reflektion von Allahs Herrlichkeit. Daher auch der Ausruf am Ende des Ajas. (Juusuf `Allii)

"Gesegnet": von Allah auserwählt; Empfänger besonderer Gnade. (Darjabaadi)

18. Dies war kein gewöhnliches Feuer, sondern ein Feuer, dessen Quelle die himmlische Schar ist. Ein Feuer, das die reinen Geister unter Allahs Engeln zur größten Rechtleitung entzündet hatten. So erschien es als Feuer durch die reinen Geister, die sich darin befanden. Daher der Segenswunsch auf die, die sich im Feuer befanden, und die, die um das Feuer standen, unter anderem also auf Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm. (Qutb)

19. Weit über alle räumliche Begrenzung und örtliche Gebundenheit erhaben. (Darjabaadi)

Nach Dessen Willen alles geschieht. Doch niemand aus Seiner Schöpfung ähnelt ihm. (Ibn Kasir)

 

9. Oh Muusa! Ich bin es, Ich bin Allah20, der Allmächtige, der Allweise21!

20. Ich bin es, Allah selbst, Der dich ruft. (Qurtubi)

Somit fand Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, die Kunde, zu der er sich hingezogen fühlte, aber was für eine großartige, gewaltige Nachricht! Und er fand die wärmende Fackel, die er suchte, es war jedoch die Fackel, die zum geraden Weg führt. (Qutb)

21. Frei von allen Begrenzungen und nicht gleich dem Feuer, das ein materielles Phänomen ist. (Darjabaadi)

 

10. Nun wirf deinen Stab!" Doch als er ihn sah, wie er sich regte22 als wäre er eine flinke Schlange23, wandte er sich zur Flucht, ohne sich umzudrehen24 (Da ertönte der Ruf): „Oh Muusa Fürchte dich nicht! Wahrlich, in Meiner Gegenwart sollen die Gesandten sich nicht fürchten25

22. Die vertrauliche Unterhaltung von Suura 20:17-19 wird hier nur kurz gefasst, denn maßgeblich ist hier die Anrufung Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und sein Verkündigungsauftrag. (Qutb)

23. In Suura 26:32 wird die Schlange als ("große Schlange", "Drachen"; vergleiche auch die entsprechende Fußnote) bezeichnet, hier hingegen als "dschaann" ???? ("kleine, lebhafte Schlange"). Der Grund dafür liegt darin, dass die Schlange zwar groß war, sich aber wie eine kleine, lebhafte Schlange bewegte. Vergleiche auch Suura 20:20. (Mauduudi)

24. Vergleiche auch Suura 20:20-21 und die entsprechende Fußnote, wo die dem Wunder des Stabes zugrunde liegende Symbolik erläutert wird. (Asad)

Entsprechend seiner impulsiven Art und aufgrund der großen Überraschung, die ihn traf dachte er nur an die Flucht, weitweg von der Schlange, und ohne an eine Wiederkehr zu denken. (Qutb)

Er wurde wie gewöhnliche Menschen von einer großen Angst gepackt. ((Safwat Al-Tafsir)

25. Fürchte dich nicht, dir soll eine Aufgabe übertragen werden. Gesandte Allahs brauchen sich in der Gegenwart ihres Herrn nicht zu fürchten, wenn sie den Auftrag erhalten. (Qutb)

Der Stab, der eine lebendige Schlange geworden war, erschreckte ihn, und dennoch sollte er bei seiner neuen Aufgabe sein Arbeitsgerät werden. Alle Angst sollte er von sich werfen, wie es sich für einen Gesandten Allahs gehört. (Juusuf `Allii)

Allah Selbst ist für die Sicherheit Seiner Gesandten verantwortlich, so dass sie keine Angst zu haben brauchen. (Mauduudi)

 

11. Mit Ausnahme dessen26, der unrecht tut27, es sei denn, er habe sich zum Guten gewandt nach dem Bösen (das er getan), dann, fürwahr, bin Ich verzeihend29, barmherzig.

26. Aus der Masse der anderen Menschen. (Safwat Al-Tafsir)

Diese "Ausnahme" kann zweierlei Bedeutung haben:

1. Sollte ein Gesandter Allahs tatsächlich ein Unrecht tun, so besteht für ihn ein wirklicher Grund zur Angst.

2. Niemand braucht in Allahs Gegenwart Angst zu haben, es sei denn, er hätte ein Verbrechen begangen. (Mauduudi)

27. So dass er eigentlich Allahs Zorn verdient hat. (Darjabaadi)

Die einen Kommentatoren meinen, dass dieser Aja mit dem vorigen in keinem Zusammenhang steht. Dennoch müsste es heißen: „Kein Gesandter braucht sich bei Mir zu fürchten, sondern nur andere, die Unrecht tun." Oder er steht in Zusammenhang mit dem letzen, und in diesem Fall bedeutet er: „Außer denjenigen unter den Gesandten, die kleine Vergehen, vor denen keiner gefeit ist, begangen haben." (Qurtubi)

28. Wie das, was Adam begangen hat, Juunus, Daawuud, Suleymaan, und die Brüder Juusufs. Auch das, was Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihnen allen, selbst getan hat. (Qurtubi)

Zu fürchten haben nur die Ungerechten, es sei denn, sie verwandeln Böses in Gutes, ihr Unrecht in Gerechtigkeit und ihren Götzendienst in Gläubigkeit. Dann ist Meine Barmherzigkeit allumfassend und Meine Vergebung gewaltig. (Qutb)

Dass Muusa seiner Zeit den Ägypter erschlagen hatte (vergleiche Suura 26:14 und die entsprechenden Fußnoten), war, obwohl es in gewisser Hinsicht zu entschuldigen war, etwas aus seiner Vergangenheit, das noch getilgt werden musste. Dies tat Allah dann auch aus Seiner allumfassenden Barmherzigkeit. Darüber hinaus gab Er Muusa eine reine, strahlende Hand zum Zeichen seiner persönlichen Umwandlung. (Juusuf `Allii)

Durch aufrichtige Umkehr. (Asad)

29. In diesen Worten steckt eine große frohe Botschaft für die Menschheit. Denn wer zuerst Böses tat, dann aber dieses in Reue aufgibt, der kann auf Vergebung von Allah hoffen. (ibn Kasir)

 

12. Und stecke deine Hand in dein Gewand30. Sie wird weiß hervorkommen31, ohne krank zu sein. (Dies) ist eines der neun Zeichen32 für (den) Pharao und sein Volk. Denn sie sind wahrlich immer ein frevelhaftes Volk gewesen33."

30. "Dschaib" ????? ist der Halsausschnitt eines Gewandes, der bis zur Brust reicht. (Safwat Al-Bajan)

31. Im Unterschied zu ihrer sonst dunklen Farbe. (Al-Dschalalain)

Vergleiche auch Suura 7:108. (Asad)

32. Vergleiche auch Suura 7:133. Die einzelnen Zeichen werden hier nicht mehr aufgeführt. (Qutb)

Der Herr sprach zu Mose: Siehe, ich habe dich zum Gott gesetzt für den Pharao, und Aaron, dein Bruder, soll dein Prophet sein. Du sollst alles reden, was ich dir gebieten werde; aber Aaron, dein Bruder, soll es vor dem Pharao reden, damit er die Israeliten aus seinem Lande ziehen lasse. Aber ich will das Herz des Pharao verhärten und viele Zeichen und Wunder tun in Ägyptenland. Exodus 7:1-3. (Darjabaadi)

33. Vergleiche Suura 17:101 und die entsprechende Fußnote. (Asad)

Erst als Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sich nach dem ersten Wunderzeichen beruhigte, gab ihm Allah das nächste, um ihn dann die Richtung seiner Aufgabe zu verraten, deretwegen Er ihn vorbereitete und mit Seiner Fürsorge umgab. (Qutb)

 

13. Doch als Unsere Zeichen zu ihnen kamen, um ihnen die Augen zu öffnen34, da sprachen sie: „Dies ist offenkundige Zauberei35!"

34. Die Zeichen sollten eigentlich jedem die Augen öffnen, der sie ehrlich beobachtete und darüber nachdachte. Wer sie ablehnte, wandte sich damit gegen sein eigenes Licht und seine eigene innere Überzeugung. Das machte sein Vergehen so schwerwiegend. (Juusuf `Allii)

Diese zahlreichen Wunderzeichen bringen so die Wahrheit ans Licht, dass sie von jedem gesehen werden kann, der zwei Augen besitzt. Ja, sie werden selbst als sehend (mubsira ????????) genannt, da sie die Menschen erleuchten um sie dann zur Rechtleitung zu führen. (Qutb)

35. Wie es ihre Gewohnheit war zu leugnen. (Qurtubi)

Vergleiche Suura 10:76 und die entsprechende Fußnote. Das "sie" bezieht sich hier auf den Pharao und die Großen seines Reiches. (Asad)

 

14. Und sie leugneten sie36 in Unrecht und Überheblichkeit37, obgleich sie im Inneren davon überzeugt sein mussten38. So schau, wie das Ende derer war, die Unheil stiften39.

36. Zum Schein. (ibn Kasir)

37. Da gingen Mose und Aaron hinein zum Pharao und taten, wie ihnen der Herr geboten hatte. Und Aaron warf seinen Stab hin vor dem Pharao und vor seinen Großen, und er ward zur Schlange. Exodus 7-10. (Darjabaadi)

38. Da schickte der Pharao hin und ließ Mose und Aaron rufen und sprach zu ihnen: Diesmal hab ich mich versündigt; der Herr ist im Recht, ich aber und mein Volk sind schuldig. Bittet aber den Herrn, dass er ein Ende mache mit diesem Donnern und Hageln, so will ich euch ziehen lassen, dass ihr nicht länger hier bleiben müsst. Mose sprach zu ihm: Wenn ich zur Stadt hinauskomme, will ich meine Hände ausbreiten zum Herrn, so wird der Donner aufhören und kein Hagel mehr fallen, damit du binnewirst, dass die Erde des Herrn ist. Ich weiß aber: Du und deine Großen, ihr fürchtet euch noch nicht vor Gott dem Herrn. So wurden zerschlagen der Flachs und die Gerste, denn die Gerste stand in Ähren und der Flachs in Blüte. Aber der Weizen und das Korn wurden nicht zerschlagen, denn es ist Spätgetreide. Exodus 9:27-34. (Darjabaadi)

Dass sie von Allah kommen. (Qurtubi)

Genauso wie die Quraisch den Qur’an empfingen und ihn leugneten, obgleich sie ihn als die Wahrheit erkannten, um auf ihren Diin und ihrem Bekenntnis zu beharren, das ihre Position stärkte und ihnen soviel Profit einbrachte. Und so ist es immer mit der Wahrheit, die von den Leugnern abgelehnt wird, nicht weil sie sie nicht erkennen können, oder weil sie nicht davon zu überzeugen sind, sondern einzig und allein, weil sie darin eine Gefahr für ihre Existenz, ihre Position und ihre Interessen sehen! (Qutb)

39. Das Ende des Pharaos ist bekannt und wird an anderen Stellen beschrieben. Hier wird es nur genannt, um die Achtlosen aufzuwecken, damit sie nicht wie alle Frevler von Allah bestraft werden. (Qutb)

 

Abschnitt 2

15. Und Wir gaben vordem Daawuud und Suleymaan.40 Wissen41. Und beide sprachen42: „Preis sei Allah.43 Der uns über viele44 Seiner mu’min Diener den Vorrang gegeben hat45!"

40. Wahres Wissen, nämlich geistige Einsicht. (Asad)

Vergleiche auch Suura 21:78-82. "Wissen" bedeutet in diesem Falle solches Wissen, das zu den höheren Dingen des Lebens führt, die Weisheit, die sich in ihren Entscheidungen und Urteilssprüchen zeigte, und das Verständnis, das sie in die Lage versetzte, ihren Auftrag im Leben zu erfüllen. Sie waren beide gerechte Menschen und Gesandte Allahs. Die Bibel ist in dieser Beziehung wiedersprüchlich: einerseits nennt sie Daawuud "einen Mann... nach Seinem (Gottes) Herzen"

"Aber nun wird dein Königtum nicht bestehen. Der Herr hat sich einen Mann gesucht nach seinem Herzen, und der Herr hat ihn bestellt zum Fürsten über sein Volk; denn du hast das Gebot des Herrn nicht gehalten."

1. Samuel 13:14 und

"Und als er diesen verstoßen hatte, erhob er David zu ihrem König, von dem er bezeugte: «Ich habe David gefunden, den Sohn Isais, einen Mann nach meinem Herzen, der soll meinen ganzen Willen tun.» "

Apostelgeschichte 13:22,

und die Christen legen Wert darauf, 'Isa als "Sohn Daawuuds" zu bezeichnen, andererseits werden ihm furchtbare Verbrechen nachgesagt, die ihn, wenn er sie wirklich begangen hätte, zu einem Ungeheuer an Grausamkeit und Ungerechtigkeit gemacht hätten. Auch über Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gibt es, während er ansonsten als ruhmreicher König dargestellt wird, in der Bibel Geschichten von seinen angeblichen Rückfällen in Ungerechtigkeit und Götzendienst. Die islamische Lehre betrachtet beide als Menschen mit Taqwa und Weisheit sowie hohem geistigen Wissen. (Juusuf `Allii)

41. Beide waren Propheten der Kinder Israel, daher folgt ihre Geschichte hier nach der Geschichte Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm,  und nach den einleitenden Ajas über den Qur’an, dessen Funktion es unter anderem ist, das richtig zu stellen, worüber die Kinder Israels uneinig sind. Hier wird nicht weiter ausgeführt, von welcher Art das Wissen war, da das Wissen im allgemeinen das Ziel der Erschaffung ist, und um aufzuzeigen, dass das gesamte Wissen ein Geschenk Allahs ist und dass es jedem Menschen, der Wissen besitzt, obliegt, die Quelle des Wissens zu erkennen um sich seinem Herrn dankbar zu erweisen. Das Wissen jedoch, das das Herz weg von seinem Herrn bringt, ist ein nichtiges, von seiner Quelle und seinem Ziel abweichendes Wissen. Statt Glückseligkeit bringt es Unheil und Ruin, wie beispielsweise in Hiroshima und Nagasaki und überall in der Welt, wo ähnliche Gefahren drohen. (Qutb)

Dieses Wissen ist das Gegenteil von Pharaos Unwissenheit, und so werden diese beiden dem in den vorigen Ajas behandelten Muster der Unwissenheit gegenübergestellt. (Mauduudi)

42. In dankbarer Anerkennung für Allahs Gnade. (Darjabaadi)

43. Für seine sowohl zeitlichen als auch geistigen Gnadengaben, indem Er uns sowohl zu Gesandten als auch zu Königen gemacht hat. (Darjabaadi)

44. Viele, aber nicht alle, denn einige Seiner Gesandten sind mit reichlicheren Gaben ausgestattet als selbst Daawuud und Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden. (Darjabaadi)

Vergleiche auch Suura 2:253 und die entsprechenden Fußnoten. (Anm. d. Übers.)

45. Dieser Aja zeigt, wie ehrvoll Wissen ist und welch hohen Rang die Wissenden besitzen, und auch, dass das Wissen eine der höchsten Gaben ist, die man erhalten kann. (Qurtubi)

Wie es sich gehört, schrieben sie ihr Wissen, ihre Weisheit und ihre Macht der einzigen Quelle alles Guten zu, nämlich Allah. (Juusuf `Allii)

Dies betont den hohen moralischen Charakter dieser beiden Gesandten Allahs und weist die gegen sie in der Bibel erhobenen Vorwürfe zurück. (Darjabaadi)

 

16. Und Suleymaan war der Erbe Daawuuds46. Er sprach: „Oh ihr Menschen, uns47 wurde die Sprache der Vögel gelehrt48, und uns wurde von allen Dingen gegeben49. Wahrlich, das ist offenkundige Huld50."

46. Daawuud war sowohl die Königsherrschaft als auch Prophetentum und Wissen gegeben worden. Aber weder auf ihn noch auf Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, bezogen, wird an dieser Stelle die Königsherrschaft als Gnadengabe Allahs bezeichnet, sondern ihr Wissen. Die Königsherrschaft ist demgegenüber vergleichsweise geringfügig, so dass sie in diesem Zusammenhang nicht gesondert erwähnt zu werden braucht. Beim "Erbe" geht es also in erster Linie um eine Nachfolge in Wissen und Weisheit, die erwähnenswert zu sein scheint. (Qutb)

Suleymaan erbte zwar auch das Königreich seines Vaters Daawuud, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, aber vor allem auch seine geistige Einsicht und die prophetische Aufgabe, die gewöhnlich nicht vom Vater auf den Sohn übergeht. (Juusuf `Allii)

"So war Salomo König über ganz Israel. Und dies waren seine Großen: Asarja, der Sohn Zadoks, war Priester; Elihoref und Ahija, die Söhne Schischas, waren Schreiber; Joschafat, der Sohn Ahiluds, war Kanzler; Benaja, der Sohn Jojadas, war Feldhauptmann; Zadok und Abjatar waren Priester; Asarja, der Sohn Nathans, stand den Amtleuten vor; Sabud, der Sohn Nathans, war des Königs Freund; Ahischar war Hofmeister; Adoniram, der Sohn Abdas, war Fronvogt.

Und Salomo hatte zwölf Amtleute über ganz Israel, die den König und sein Haus versorgten, und zwar ein jeder im Jahr einen Monat lang. Sie hießen: Der Sohn Hurs auf dem Gebirge Ephraim; der Sohn Dekers in Makaz und in Schaalbim und in Bet-Schemesch und in Elon und Bet-Hanan; der Sohn Heseds in Arubbot, und hatte dazu Socho und das ganze Land Hefer; der Sohn Abinadabs über das ganze Hügelland von Dor; er hatte Tafat, eine Tochter Salomos, zur Frau; Baana, der Sohn Ahiluds, in Taanach und in Megiddo und über ganz Bet-Schean, das liegt neben Zaretan unterhalb von Jesreel, von Bet-Schean bis Abel-Mehola, bis jenseits von Jokneam;"

1. Könige 2:1-12 und

"So setzte sich Salomo auf den Thron des Herrn als König an seines Vaters David Statt und fand Anerkennung. Und ganz Israel wurde ihm gehorsam."

1. Chronik 29:23. (Darjabaadi)

Als einziger seiner Kinder. (Al-Dschalalain)

47. Hier handelt es sich um einen Plural majestatis und bedeutet nicht, dass andere außer Suleymaan selbst die Sprache der Vögel verstehen konnten. (Darjabaadi)

48. Vögel, Tiere und andere Lebewesen können sich untereinander mit Lauten verständigen - das ist ihre "Sprache". Allah hat ihnen diese Möglichkeit gegeben und gesagt: „Kein Tier gibt es auf Erden, keinen Vogel, der auf seinen Schwingen dahinfliegt, die nicht Gemeinschaften wären gleich euch ..." (Suura 6:38). Eine Gemeinschaft (Umma) kann jedoch nicht entstehen, wenn die Verständigungsmöglichkeit untereinander fehlt. (Qutb)

Gesprochene Worte in menschlicher Sprache sind anders als die Verständigungsmöglichkeiten, die Tieren und Vögeln untereinander zur Verfügung stehen. Aber niemand kann bezweifeln, dass sie sich untereinander verständigen, wenn er nur ihre Verhaltensweisen genauer beobachtet, beispielsweise die Wanderungen der Zugvögel und das Verhalten von Bienen oder Ameisen, die regelrechte Staaten bilden. Die Weisheit Suleymaans und anderer, die ihm ähnelten, bestand unter anderem darin, dass er diese Dinge verstand - sowohl in der Tierwelt als auch in gewissen Sphären der menschlichen Intelligenz. (Juusuf `Allii)

Vergleiche 1. Könige 10:24. (Darjabaadi)

Während im biblischen Bericht nicht eigentlich davon die Rede ist, dass Suleymaan die Sprache der Tiere und Vögel verstand, gibt es entsprechende Berichte in der jüdischen Überlieferung. (Mauduudi)

49. Von allem was die Herrschaft erfordert. (ibn Kasir)

Dies sagte Suleymaan nicht aus Stolz, sondern in Dankbarkeit gegenüber Gott für Seine Gnade. (Mauduudi)

"Und alle Welt begehrte, Salomo zu sehen, damit sie die Weisheit hörten, die ihm Gott in sein Herz gegeben hatte."

1. Könige 10:23-25;

"So setzte sich Salomo auf den Thron des Herrn als König an seines Vaters David Statt und fand Anerkennung. Und ganz Israel wurde ihm gehorsam."

1. Chronik 29:23-25 (Darjabaadi)

50. Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war einmächtiger König. Auch außerhalb seines Reiches besaß er Einfluss bei vielen Nachbarvölkern. Er verstand die Sprache der Tiere und anderer Lebewesen; er war gerecht und weise und verstand die Menschen und hatte vor allem die geistige Einsicht, die ihn in Allahs Nähe brachte. Mit wahrer Dankbarkeit führte er dies alles auf Allah zurück, den Geber aller Gaben. (Juusuf `Allii)

 

17. Und vor Suleymaan wurden (all) seine Heerscharen -, Dschinn51 und Menschen und Vögel - versammelt und in Reih und Glied aufgestellt52.

51. Zu einer Expedition. (Al-Dschalalain)

Menschen sind uns hinreichend bekannt. Aber Dschinn sind eine Art von Geschöpfen, von denen wir nur das wissen, was Allah uns über sie im Qur’an mitgeteilt hat, dass sie nämlich aus Feuer erschaffen wurden und Menschen sehen können, während sie selbst für diese unsichtbar sind. Außerdem sind sie in der Lage, Menschen Böses "einzuflüstern" (vergleiche Suura 114:4-6). Iblis war ein Dschinn (vergleiche Suura 18-50). Einige von ihnen verinnerlichen den Iman jedoch nicht an die Gesandten Allahs der sie jedoch nicht sehen konnte, sondern nur durch die Offenbarung an ihrem Diin erfuhr. (vergleiche Suura 72:1-15). Hier erfuhren wir, dass Allah eine Anzahl von ihnen Suleymaan zu verschiedenen Zwecken dienstbar gemacht hat. (Qutb)

Auch dies wird nicht in der Bibel erwähnt, wohl aber in der rabbinischen Tradition und im Talmud. (Mauduudi)

52. Außer der buchstäblichen Bedeutung gibt es hier zwei symbolische Bedeutungen.

1. Alle seine Untertanen mit verschiedenen Gründen und Intelligenz, Geschmack und Kultur wurden zu Ordnung und Zusammenarbeit angehalten, indem der König für Gerechtigkeit, Disziplin und eine gute Regierung sorgte.

2. Die verschiedenartigen Gaben, die er besaß (vergleiche die Fußnoten zum vorigen Aja), nutzte er in angemessener Ordnung und Koordination, als wären sie eine gut organisierte Armee, und auf diese Weise erlangte er von ihrem Einsatz die besten Ergebnisse. (Juusuf `Allii)

 

18. Und als sie53 ins Tal der Ameisen kamen, sagte eine Ameise54: „Oh ihr Ameisen55 geht hinein in eure Wohnstätten, damit nicht Suleymaan und seine Heerscharen euch zertreten ohne es wahrzunehmen56."

53. Einst war er mit ihnen auf einem Feldzug unterwegs ... (Mauduudi)

Ameisen sind sowohl für ihren Fleiß als auch für ihre Weisheit und Voraussicht bekannt. Es ist schwierig, ihnen die Vernunft abzusprechen. (Darjabaadi)

54. Wegen der vielen Ameisen in diesem Tal wurde es "Tal der Ameisen" genannt. Der Staat der Ameisen ist wie der Staat der Bienen, streng organisiert. Die Aufgaben sind darin so wundersam eingeteilt, dass die Menschen es kaum nachvollziehen können. So hatte diese Ameise, die in ihrer Sprache zu ihren Artgenossen sprach, die Aufgabe der Beaufsichtigung und der Organisation. (Qutb)

Ameisen sind sowohl für ihren Fleiß als auch für ihre Weisheit und Voraussicht bekannt. Es ist schwierig, ihnen die Vernunft abzusprechen. (Darjabaadi)

55. Die Verständigung unter Ameisen geschieht weniger durch Laute als durch eine Art Morsesignale, die mittels der Fühler übertragen werden und sich mit telegrafischer Geschwindigkeit im ganzen Ameisenstaat "herumsprechen". (Anm. d. Übers.)

56. Suleymaan und seine Streitkräfte können euch nämlich wahrnehmen. (Qutb)

Dieser Aja und der nächste weisen zusammengenommen darauf hin, dass hier die symbolische Bedeutung das ist, worauf es ankommt. Äußerlich ist eine Ameise ein kleines, unbedeutendes Wesen. Im großen Pomp und Trubel der Welt wird sie vielleicht einfach übersehen oder sogar zertreten, und zwar auch von Menschen, die ihr eigentlich gar nichts Böses wollen. Durch ihre Weisheit führt sie jedoch innerhalb ihrer eigenen kleinen Sphäre ("Wohnungen") ungestört ihr eigenes Leben fort und trägt auf nützliche Weise zur Ökonomie der Welt bei. In der geistigen Welt ist ähnlicherweise Platz für die geringsten, bescheidensten Menschen. (Juusuf `Allii)

„Ohne es zu merken." In diesen Worten liegt ein Hinweis darauf, dass sie eigentlich gläubig, gerecht und mitleidig waren. (Qurtubi)

 

19. Da lächelte er erheitert57 über ihre Worte58 und sprach59: Mein Herr, mache, dass ich dankbar bin für Deine Gnade60, die du mir und meinen Eltern gewährt hast61, und dass ich gute Werke tue, die Dir wohlgefällig sind62, und lass mich, durch Deine Barmherzigkeit, in die Schar deiner rechtschaffenen Diener eingehen.63"

57. Verwundert und amüsiert. (Darjabaadi)

Erfreut über die wunderbare Intelligenz der Ameise und auch darüber, dass ihre Artgenossen in der Lage waren, sie zu verstehen und ihr zu folgen. (Qutb)

58. Die so voller Weisheit waren. (Darjabaadi)

59. Von Dankbarkeit gegenüber seinem Schöpfer überwältigt. (Darjabaadi)

60. Vereine alle meine Kräfte, Gefühle, meine Zunge, mein Herz, meinen Geist, meine Gewissensregungen, meine Worte, meine Äußerungen und all meine Taten, damit sie allesamt Dir danken für die Gnade, die Du mir und meinen Eltern gewährt hast. (Qutb)

Die wunderbaren Gaben und Fähigkeiten, die Du mir verliehen hast, sind so vielfältig, dass ich leicht die Grenzen meines Dienstes Dir gegenüber sprengen kann, wenn ich auch nur ein kleines bisschen vergesslich oder unachtsam bin. Halte Du mich darum in meinen Grenzen, damit ich Dir für all deinen Segen dankbar bleibe. (Mauduudi)

61. Das Gegenstück zur Position der bescheidenen Ameise ist die eines großen Königs wie Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Er betet darum, dass seine Macht, seine Weisheit und alle anderen Gaben Allahs rechtschaffen und zum Nutzen aller Wesen in seiner Umgebung zum Einsatz kommen können. Da er durch die Ameise dazu veranlasst wird, können wir annehmen, dass es ihm in seinem Gebet ganz besonders darum geht, dass er auch nicht versehentlich bei all seiner Beschäftigung mit den großen Angelegenheiten dieser Welt auf eine bescheidene Ameise tritt. (Juusuf `Allii)

In diesem Fall bezieht sich Suleymaan offensichtlich auf sein Verständnis und seine Bewunderung der Natur (vergleiche auch

Suura 38:31-33 und die entsprechenden Fußnoten) sowie auf sein liebevolles Mitgefühl auch gegenüber den geringsten Geschöpfen Allahs, als eine große Gnade. Dies ist die Lehre des Qur’ans aus der legendären Geschichte von der Ameise. (Asad)

62. Auch die Fähigkeit, Gutes zu tun, ist eine Gabe Allahs, die Er den Dankbaren schenkt. (Qutb)

Die Taten, die mich näher zu Dir bringen. (Safwat Al-Tafsir)

Die Rechtschaffenheit, die der Welt gefällt, unterscheidet sich oft grundlegend von der Rechtschaffenheit, die Allah gefällt. Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, betet darum, dass er immer in der Lage sein möge, Seinen Willen zum Maßstab zu nehmen und nicht die Normen der Menschen. (Juusuf `Allii)

63. "Durch Deine Barmherzigkeit". Denn Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, weiß, dass das Eingehen in die Schar der Rechtschaffenen eine Barmherzigkeit Allahs darstellt. Diese hält den Diener, wenn sie ihn erfasst hat, nur zu tugendhaften Taten an, und die wiederum lassen ihn in die Schar der Rechtschaffenen eingehen. (Qutb)

In Allahs Reich ist Rechtschaffenheit das Kennzeichen für die "Staatsbürgerschaft". Und wenn es auch Rang und Würde verschiedener Art gibt (vergleiche Suura 4:69 und die entsprechenden Fußnoten), so ist die Grundlage dieser "Staatsbürgerschaft" doch die universale Bruderschaft der Rechtschaffenheit. Der Größte in Allahs Reich ist froh und stolz darauf, für dieses wesentliche Kennzeichen beten zu dürfen. (Juusuf `Allii)

Die Propheten und heiligen Menschen. (Darjabaadi)

Der Zugang zum Paradies beruht nicht allein auf guten Handlungen, sondern auch auf Allahs Gnade. (Mauduudi)

 

20. Und er musterte die Vögel64 und sprach: „Wie kommt es, dass ich den Wiedehopf65 nicht sehen kann? Oder ist er abwesend66?

64. Die Vögel, von deren "Scharen" die Rede ist, gehörten ebenso zu Suleymaans, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Heer wie die Scharen der Menschen und Dschinn. Möglicherweise setzte Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sie besonders zum Ausspähen und bei ähnlichen Aufgaben ein. (Mauduudi)

65. Dass er gerade den einen Wiedehopf vermisste, lässt darauf schließen, dass dieser Vogel ihm gehörte, und nicht eine von den unzähligen Wiedehopfen war, die die Erde beherbergt. Diese Begebenheit führt uns einige Charakterzüge Suleymaans, Allahs Segen und Frieden auf ihm, vor Augen, seine Aufmerksamkeit, seine Genauigkeit und seine Entschlossenheit, denn das Fehlen eines einzigen aus dieser großen Heeresschar blieb ihm nicht verborgen. (Qutb)

Obwohl er keinen besonders kräftigen Eindruck macht, ist dieser Vogel zu extrem weiten Flügen in der Lage, wie auch aus seinen Wanderungen deutlich wird. Wenn ein Raubvogel ihn verfolgt, kann er schnell sehr hoch hinauf fliegen und so seinem Feind entkommen. (Darjabaadi)

66. Hat er sich ohne Erlaubnis entfernt? (Safwat Al-Tafsir)

Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war kein König, der müßig herumsaß und sich die Zeit vertrieb. Er sorgte dafür, dass sowohl seine Streitkräfte im buchstäblichen Sinne als auch seine Kräfte und Fähigkeiten im übertragenen Sinne stets gut organisiert und einsatzbereit blieben. Seine beweglichste Truppe war die der Vögel, die leicht und effektiv alles erspähen konnten. Eines Tages vermisste er beim Appell den Wiedehopf, ein leichtes, elegantes Wesen mit hübscher bunter Federfärbung und einer Krone auf dem Kopf, die ihn als einen königlichen Vogel erscheinen lässt. (Juusuf `Allii)

 

21. Ich werde ihn gewiss mit strenger Strafe belegen oder ihn töten lassen, es sei denn er bringt mir eine eindeutige Erklärung67."

67. Wörtlich: "Einen klaren Beweis", nämlich eine überzeugende Entschuldigung. Die Drohung, den Wiedehopf zu "töten", ist selbstverständlich nicht buchstäblich, sondern idiomatisch zu verstehen. (Asad)

Da Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, kein Gewalthaber war, sondern ein Prophet Allahs, ziemte es ihm nicht, ein endgültiges Urteil gegen den Wiedehopf auszusprechen, bevor er ihn angehört und den Grund erfahren hatte. (Qutb)

 

22. Doch er blieb nicht lange aus und sprach68: „Ich habe etwas in Erfahrung gebracht, wovon du keine Kenntnis besitzt69. Denn ich bringe dir aus Saba70 zuverlässige Kunde71.

68. Als er schließlich bei Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ankam .(Darjabaadi)

69. Da er die Entschlossenheit und Strenge des Königs kennt, versucht er, seine Rede mit einer überraschenden Mitteilung einzuleiten, die zum einen seine Abwesenheit in den Hintergrund treten lässt, und zum anderen garantiert, dass ihm Gehör schenkt. (Qutb)

Mit diesen Worten wird die Behauptung zurückgewiesen, die Propheten besäßen Kenntnis des Verborgenen. (Qurtubi)

70. Saba kann durchaus mit dem biblischen Saba identifiziert werden

"Und als die Königin von Saba die Kunde von Salomo vernahm, kam sie, um Salomo mit Rätselfragen zu prüfen.  Und sie kam nach Jerusalem mit einem sehr großen Gefolge, mit Kamelen, die Spezerei trugen und viel Gold und Edelsteine. Und als sie zum König Salomo kam, redete sie mit ihm alles, was sie sich vorgenommen hatte. Und Salomo gab ihr Antwort auf alles, und es war dem König nichts verborgen, was er ihr nicht hätte sagen können. Als aber die Königin von Saba alle Weisheit Salomos sah und das Haus, das er gebaut hatte, und die Speisen für seinen Tisch und die Rangordnung seiner Großen und das Aufwarten seiner Diener und ihre Kleider und seine Mundschenken und seine Brandopfer, die er in dem Hause des Herrn opferte, geriet sie vor Staunen außer sich und sprach zum König: Es ist wahr, was ich in meinem Lande von deinen Taten und von deiner Weisheit gehört habe. Und ich hab's nicht glauben wollen, bis ich gekommen bin und es mit eigenen Augen gesehen habe. Und siehe, nicht die Hälfte hat man mir gesagt. Du hast mehr Weisheit und Güter, als die Kunde sagte, die ich vernommen habe. Glücklich sind deine Männer und deine Großen, die allezeit vor dir stehen und deine Weisheit hören. Gelobt sei der Herr, dein Gott, der an dir Wohlgefallen hat, so dass er dich auf den Thron Israels gesetzt hat! Weil der Herr Israel liebhat ewiglich, hat er dich zum König gesetzt, dass du Recht und Gerechtigkeit übst. Und sie gab dem König hundertundzwanzig Zentner Gold und sehr viel Spezerei und Edelsteine. Es kam nie mehr soviel Spezerei ins Land, wie die Königin von Saba dem König Salomo gab." 1. Könige 10:1-10);

auch in einer anderen Suura, die danach benannt ist (Suura 34:15-20) wird darauf Bezug genommen. Ein deutscher Forscher, Dr. Hans Helfriz, hat angeblich Saba dort entdeckt, wo jetzt das Gebiet von Hadramaut beginnt, drei Tagereisen von der Stadt Sana entfernt. Der berühmte Maarib-Damm sorgte dafür, dass das Land äußerst fruchtbar war und eine hoch entwickelte Kultur ermöglichtete (vergleiche euch den nächsten Aja). Die Königin von Saba trug daher zu Recht ihren Kopf hoch, bevor sie Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Herrlichkeit kennen lernte. (Juusuf `Allii)

71. Meine Abwesenheit war somit nicht auf meine Nachlässigkeit zurückzuführen, sondern ergab sich aus dienstlichen Gründen. (Darjabaadi)

Auf diese Weise werden wir gleichnishaft daran erinnert, dass auch das geringste Wesen Dinge wissen und in Erfahrung bringen kann, die selbst Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in all seiner Weisheit bisher nicht bekannt waren. Diese Erinnerung wirkt der immer gegenwärtigen Gefahr der Selbstüberhebung entgegen, der gelehrte Menschen mehr als alle anderen ständig ausgesetzt sind. (Asad)

 

23. Ich habe fürwahr eine Frau gefunden, die über sie herrscht72. Ihr ist allen Dingen gegeben73, und sie besitzt einen mächtigen Thron.

72. Die Königin von Saba, nach der arabischen Überlieferung Bilqis genannt, stammte anscheinend aus dem Jemen, aber sie hatte auch Beziehungen zu Abessinien, wo sie möglicherweise auch herrschte oder Einfluss ausübte. Der Stamm Habasa, nach dem Abessinien benannt ist, stammt jedenfalls aus dem Jemen. Zwischen der Jemenitischen Südküste und der Nordostküste von Abessinien liegt nur die Meerenge des Bab-al-Mandab, und es bestehen zahlreiche Verbindungen zwischen den Kulturen auf beiden Seiten. Die Abessinier berichten in ihrer traditionellen Geschichte von der Königin von Saba und ihrem Sohn als Gründer einer Dynastie. (Juusuf `Allii)

73. Oder: "Mit allen Mitteln ausgestattet": dies bezieht sich meiner Ansicht nach nicht nur auf den Reichtum an Gewürzen, Gold und Juwelen in ihrem Land, sondern auch auf Wissenschaften und Künste und möglicherweise auch auf geistige Möglichkeiten, die sie in die Lage versetzten, letztendlich doch die Religion der Einheit und Wahrheit anzunehmen (vergleiche unten Aja 44). (Juusuf `Allii)

Von den Genüssen des Lebens, die eine festgegründete Monarchie benötigt. (ibn Kasir)

 

24. Und ich fand, dass sie und ihr Volk die Sonne anbeten74 anstelle von Allah75. Und der Schaytaan hat ihnen ihre Taten ausgeschmückt und sie vom (richtigen) Pfad abgehalten, so dass sie nicht rechtgeleitet sind76,

74. Die alte Religion der Leute von Saba bestand in der Verehrung von Himmelskörpern wie Sonne, Mond und Planeten. Möglicherweise stand dieser Kult in Verbindung mit dem in Chaldäa, der Heimat Ibraahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, (vergleiche Suura 6:75-79 und die entsprechenden Fußnoten). Auf dem Seeweg hatten die Jemeniten der damaligen Zeit leicht Zugang zu Mesopotamien und dem Persischen Golf. Auf diesem Wege gelangten auch christliche Einflüsse in den Jemen, so dass dort christliche Dynastien entstehen konnten oder auch die Herrschaft des christlichen Gouverneurs Abraha, der im Jahr der Geburt des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in Makka mit Elefanten angriff. (Juusuf `Allii)

75. Von hier bis zum Ende des Abschnitts handelt es sich nicht mehr um die Rede des Wiedehopfs, sondern um einen Kommentar des Qur’an zu den geschilderten Verhältnissen. (Mauduudi)

76. Über hundert Gottheiten und viele Tempel werden in der Überlieferung genannt. (Darjabaadi)

 

25. (Und) nicht Allah anbeten77, Der ans Licht bringt, was verborgen ist78 in den Himmeln und auf Erden79 und weiß, was ihr80 verbergt und was ihr kundtut81.

77. Diese Worte beziehen sich auf die Aussage des letzten Ajas, wo es heißt: „Und Schaytaan hat ihnen ihre Taten ausgeschmückt." Dies tat er, damit sie nicht Allah anbeteten. (Qurtubi)

78. Das Verborgene beinhaltet im allgemeinen alles, was unsichtbar ist, so wie der Regen im Himmel und die Saat in der Erde, aber auch all die Geheimnisse, die in ihnen verborgen sind. (Qutb)

Die Abgötterei der Leute von Saba wird hier auf dreierlei Weise gekennzeichnet:

1. Sie waren selbstzufrieden aufgrund ihrer menschlichen Errungenschaften, statt auf Allah zu schauen;

2. Das Licht der Himmelskörper, die sie verehrten, ist abhängig vom Licht des Einen wahren Gottes, das sich über Himmel und Erde ausbreitet; man soll dem Schöpfer dienen statt den Geschöpfen; und

3. Allah kennt die verborgenen Geheimnisse des Menschen ebenso gut wie das, was dieser offen bekennt: verehren Götzendiener dann in Wirklichkeit nicht eigentlich ihr eigenes Selbst und haben Angst, sich Allah zuzuwenden, Der alles weiß? (Juusuf `Allii)

79. Er bringt ständig alle jene Dinge ins Dasein, die vor ihrem Entstehen verborgen waren: verschiedene Arten von Pflanzen und Mineralien aus der Erde, aber auch aus dem Weltraum solche Dinge, die sich Menschen nicht vorstellen können. (Mauduudi)

80. Oh ihr erschaffenen Wesen! (Darjabaadi)

81. Was ihr in euerm Herzen verbergt und was ihr mit der Zunge kundtut. (Al-Dschalalain)

 

26. Allah - es gibt keine Gottheit außer Ihm, dem Herrn des gewaltigen Throns82!"

82. Der Wiedehopf, der bis zu diesem Zeitpunkt noch als Schuldiger dasteht, dem der König noch nicht verziehen hat, weist am Schluss seines Berichtes auf Allah Den Allmächtigen hin, Den Herrn, Den Inhaber des mächtigen Throns, der nicht mit irgendeinem anderen Thron zu vergleichen ist. Dies erwähnt er mit der Absicht, den menschlichen Hochmut des Königs zu besänftigen angesichts der Erhabenheit Allahs. Damit verfehlt er seinen Zweck nicht, denn der König beginnt sofort, eine Bestätigung des Berichts einzuholen. (Qutb)

Der Bote (Wiedehopf) ist, wie es sich für einen Boten Suleymaans, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gehört, ein mutaqi Vogel. Nachdem er von der Abgötterei in Saba berichtet hat, schließt er mit dem Bekenntnis zur Einheit Allahs und betont. dass Allah der Herr des höchsten Thrones ist, um damit zu verdeutlichen, dass er durch nichts von seiner Loyalität zu Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, dem Vertreter des Diins der Einheit, abgelenkt werden kann, auch nicht durch die Pracht eines menschlichen Thrones, wie beeindruckend dieser auch immer sein mag. (Juusuf `Allii)

Hier folgt für den Leser oder Hörer des arabischen Originaltextes eine Niederwerfung. Damit soll er vor allem zum Ausdruck bringen, dass er sich von aller Abgötterei distanziert und allein dem Einzigen Gott zuwendet. (Mauduudi)

 

27. Da sprach (Suleymaan): „Wir werden sehen, ob du die Wahrheit gesagt hast oder ob du gelogen hast83.

83. Ob dieser Bericht nur erfunden war, um der ihm angedrohten Strafe zu entgehen. (Ibn Kasir)

Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zweifelt nicht an der Aussage seines Boten, dass dieser ein neues Land entdeckt hat, aber er möchte überprüfen, ob ihm nicht die Phantasie einen Streich gespielt und ihn zu einer übertriebenen Schilderung der dort vorgefundenen Verhältnisse veranlasst hat. (Juusuf `Allii)

 

28. Begib dich mit diesem Brief von mir hin84 und übergib ihn ihnen85. Dann ziehe dich von ihnen zurück und sieh, was sie erwidern86."

84. Die Nutzung von Vögeln zum Transport von Nachrichten braucht niemanden zu verwundern. Wir kennen alle den Gebrauch von Brieftauben. Vor der Erfindung der Telegraphie war dies eine effektive, weit verbreitete Kommunikationsmethode. (Darjabaadi)

85. Zu beachten ist hier die Pluralform. Denn gemeint sind all jene, die dieser Religion angehören, und die Religion war das Hauptanliegen in der ganzen Sache. (Qurtubi)

86. Nach reiflicher Überlegung. (Darjabaadi)

 

29. (Die Königin) sprach: „Oh ihr Anführer87! Mir ist fürwahr ein Brief übergeben worden, der (Be)achtung verdient88.

87. Zu ihren Beratern und Ministern, nachdem sie den Brief sorgfältig gelesen hatte. (Darjabaadi)

88. Offensichtlich hatte der Wiedehopf ihr den Brief unbemerkt zugespielt, denn wenn sie gewusst hätte, wer der Bote war, dann hätte sie sicher dieses wundersame und nicht alltägliche Ereignis auch erwähnt. (Qutb)

Sie bezeichnet den Brief als achtbar, entweder, weil er von einer hoch geachteten Persönlichkeit wie Suleymaan kommt, wie ibn Said es erklärt. Oder aber weil er mit einem Siegel versehen ist, was auch vom Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihnen  beiden, überliefert worden ist. Eine weitere Erklärung wäre, dass er mit: „Im Namen Allahs ..." eingeleitet wurde. (Qurtubi)

 

30. Er ist von Suleymaan rund er lautet89: „Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen90,

89. Er beinhaltet folgendes. (Darjabaadi)

90. Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, beginnt seinen Brief ausdrücklich mit der Formel der wahren und universalen Religion der Einheit und lädt das neue Volk, mit dem er ehrenvolle Beziehungen aufnehmen möchte, zum Iman ein, nicht irdischer Expansion wegen, sondern um Allahs Licht zu verbreiten. (Juusuf `Allii)

 

31. Seid nicht hochmütig mir gegenüber, sondern kommt zu mir als Muslime91."

91. Sie war zu dem Zeitpunkt keine gehorsame Dienerin Allahs. Aber Suleymaans Ruf war bis in dieses Land gedrungen. (Qutb)

Dieser Brief ist für die Königin aus mehreren Gründen bedeutsam:

1. Er kam auf einem ungewöhnlichen Wege;

2. Er stammte von Suleymaan einen großen König von Palästina und Syrien;

3. Er wurde im Namen Allahs, des Erbarmers und Barmherzigen, geschrieben, eine ungewöhnliche Einleitung für internationale Korrespondenz;

4. Keine anderen Gottheiten wurden darin erwähnt.

5. Am wichtigsten ist die klare und eindeutige Aufforderung, allen Hochmut aufzugeben und als Gottergebene zu Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu kommen.

Eine Aufforderung ähnlicher Art wurde auch nach der Zeit des Propheten Muchammad an Staaten und Regierungen geschickt, dass sie nämlich entweder den Islam annehmen und als gleichwertige Partner am islamischen Lebenssystem teilnehmen oder sich gegen die Zahlung der "Dschisja" unter den Schutz des islamischen Systems stellen sollten. (Mauduudi)

 

Abschnitt 3

32. Sie sprach: „Oh ihr Anführer, ratet mir in dieser Angelegenheit92. Ich pflege keinen Entschluss zu fassen, ohne euch zu beteiligen93."

92. Wörtlich: "In diesem meinem Fall (oder Problem)". (Asad)

93. "Ohne dass ihr anwesend seid" oder "ohne dass ihr Zeugen seid". Das heißt: ich halte es bei wichtigen Entscheidungen für notwendig, dass ihr anwesend seid, und ihr sollt Zeugen sein, dass letztendlich das Richtige entschieden wird. Daraus geht hervor, dass das politische System zwar eine Monarchie war, aber keine tyrannische, sondern eine, in der der jeweilige Herrscher in Übereinstimmung mit wichtigen Regierungsmitgliedern seine Entscheidungen traf. (Mauduudi)

Die Klugheit dieser Königin wird aus ihren Worten klar ersichtlich. Sie will zwar keine Feindschaft, doch offen sagt sie das nicht, sondern holt zuerst die Meinung der Ratsherren ein. (Qutb)

 

33. Da sagten sie: „Wir verfügen über eine Streitmacht und gewaltige Stärke94. Doch die Entscheidung liegt bei dir95. Überlege also, wie du entscheiden willst96.“

94. So wie jedes Gefolge, zeigten sie ihre Bereitschaft zur Mitarbeit. (Qutb)

95. Sie überließen jedoch ihr die Entscheidung. (Qutb)

96. Ihr menschliches Verhalten, ihren Ratsherren gegenüber, und ihre Bitte um Rat konnte praktisch nur erwidert werden durch Vertrauen und Mutmachen und absoluten Gehorsam. (Qurtubi)

 

34. Sie sprach: „Wahrlich, Könige stiften, wenn sie in ein Land eindringen97, (meist) Unheil98 und machen die Angesehensten seiner Bewohner zu den verächtlichsten. Und so verfahren sie immer99.

97. Der Charakter der Königin Bilqis, wie er hier dargestellt wird, war der einer Herrscherin, die über großen Reichtum und hohe Würde verfügte und das volle Vertrauen ihrer Untertanen genoss. Sie traf keine Entscheidungen ohne Rücksprache mit ihrem Beraterstab, und dieser wiederum ist bereit, ihren Entscheidungen zu folgen. Ihre Leute sind mannhaft, loyal und zufrieden sowie bereit, gegen Feinde ihres Landes in den Kampf zu ziehen. Aber ihre Königin macht eine vorausschauende Politik und ist nicht bereit, ihr Land in einen Krieg zu verwickeln. Sie kann gut genug differenzieren, um einzusehen, dass Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wie ein gewöhnlicher König auf Eroberungen aus ist. Vielleicht ist bereits ein Funke des Lichts Allahs in ihr Herz eingedrungen, auch wenn ihr Volk noch im Heidentum steckt. In allem, was sie tut, hat sie es auf Einheit mit ihrem Volk abgesehen, denn ihm gegenüber ist sie ebenso loyal wie umgekehrt. Vielleicht stellt ein Austausch von Geschenken bessere Beziehungen zwischen den beiden Reichen her. Möglicherweise hofft sie auch auf geistiges Verständnis (was sich später verwirklichte). Wir haben hier das Bild einer sanften, vorausschauenden Frau, die durchaus in der Lage ist, die Leidenschaften der Untertanen im Zaum zu halten. (Juusuf `Allii)

Wenn sie als Eroberer eindringen. (Darjabaadi)

In diesem Zusammenhang bedeutet der Begriff "dahaluu" ??????? , wie alle klassischen Kommentatoren hervorheben, "gewaltsamer Zugang", sei es durch bewaffnete Invasion oder durch einen Umsturz im Lande selbst. Der Begriff "muluuk" ?????? (wörtlich: "Könige") kann sich auf alle Personen beziehen, die vielleicht nicht Könige im konventionellen Sinne des Wortes sind, aber - möglicherweise auch unrechtmäßig - Macht über ihre "Untertanen" ausüben. (Asad)

98. In diesem einen Satz ist eine gründliche Kritik des Imperialismus enthalten. Eroberungen anderer Länder und die Gewalt der Sieger gegenüber den Besiegten geschah niemals zum Besten der letzteren, sondern zur Kontrolle und Ausbeutung der Rohstoffe und der Versorgung, die letzterem Volk von Allah gegeben worden war, und um dieses so zu schwächen, dass es sich nicht mehr gegen die Ausbeutung wehren und seine Rechte fordern konnte. Zu diesem Zweck werden alle seine Mittel, Wohlstand, Macht und Ehre zu erlangen, sowie aller Selbstrespekt vernichtet und ihm eine Sklavenmentalität anerzogen, so dass es seine eigene Kultur verachtet und einzelne Bevölkerungsgruppen leicht gegeneinander aufzuwiegeln sind. (Mauduudi)

99. Der Grund für die Erniedrigung der Führer eines Landes ist der, dass sie das Hauptelement des Widerstandes darstellen. (Qutb)

Und so wird auch Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, verfahren, wenn er unser Land einnimmt. (Qurtubi)

Dieser Satz hat zwei Bedeutungen, die beide gleich möglich sind.

1. Es kann sich um einen Teil der Rede der Königin von Saba handeln, den sie hinzugefügt hat, um dem vorigen Nachdruck zu verleihen.

2. Es können Allahs Worte sein, die hier eingefügt wurden, um die Rede der Königin zu bestätigen, denn es handelt sich um eine allgemein gültige Tatsache. (Mauduudi)

Damit lehnt die Königin Gewalt als Mittel ab, Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu begegnen. In ihrer Aussage wird die Ablehnung des Qur’an gegenüber aller politischen Macht deutlich, die durch Gewalt erlangt wird, denn sie ist die Ursache für Unterdrückung, Leiden und Demoralisierung. (Asad)

 

35. Doch ich werde ihnen ein Geschenk schicken100 und sehen, mit welcher Antwort die Abgesandten zurückkehren werden101.“

100. Denn ein Geschenk kann das Herz ansprechen und Freundschaft signalisieren, Überdies könnte es eine kriegerische Auseinandersetzung abwenden. Aber sie stellt nur einen Versuch dar. Nimmt Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, an,  ist er ein Lebemann und bei solchen erreichen die Mittel des Diesseits ihren Zweck. Nimmt er es jedoch nicht an, so ist es tatsächlich eine Angelegenheit, die den Iman betrifft und weder Geld noch vorübergehende Genüsse dieser Welt werden ihn davon abbringen. (Qutb)

101. Daraufhin schickte sie ihm ein großartiges Geschenk, das in vielfältiger Weise beschrieben worden ist. (Qurtubi)

 

36. Und als er102 zu Suleymaan kam103 sprach der: „Wollt ihr mich mit Reichtum bestechen104?! Doch was Allah mir gegeben hat105, ist weit besser als das, was Er euch gegeben hat106. Nein, ihr seid es107, die sich über ihre Geschenke freuen.

102. Der Bote oder die Delegation. (Darjabaadi)

103. Mit den Geschenken. (Darjabaadi)

104. Wollt ihr mich mit irdischen Gütern betören, statt die Religion anzunehmen? (Darjabaadi)

Um euch in eurem Götzendienst zu belassen. (ibn Kasir)

105. Seine Rechtleitung. (Darjabaadi)

Nicht nur an irdischen Reichtümern, sondern auch an Iman, Weisheit und Einsicht in Realitäten, die dem Menschen gewöhnlich verborgen sind. (Asad)

106. An irdischen Gütern. (Darjabaadi)

Dieser Satz soll nicht Stolz und Überheblichkeit zum Ausdruck bringen, sondern folgendes: „Ich habe kein Interesse an euren Reichtümern. Mein einziger Wunsch ist, dass ihr den Iman verinnerlicht oder zumindest ein gerechtes System annehmt. Wenn ihr mit keiner dieser beiden Alternativen einverstanden seid, dann kann ich nicht eure Geschenke als Bestechung annehmen und euch mit eurem götzendienerischen und ungerechten Lebenssystem euch selbst überlassen. Mein Herr hat mir mehr gegeben, als dass ich noch den Wunsch haben könnte, mich an euch zu bereichern." (Mauduudi)

107. Bilqis hatte gedacht, sie hätte mit weiblichem Taktgefühl Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, beschwichtigen und ihre kriegerischen Untertanen im Zaum halten können. Aber die Gesandtschaft mit den Geschenken hatte gerade das Gegenteil bewirkt. Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, verstand es als eine Beleidigung, dass sie ihm Geschenke schickte, statt sich zum Diin Allahs zu bekennen. Er schickte ihr die Geschenke zurück, als ob er sagen wollte: „Amüsiert euch selbst damit! Allah hat mir reichlich irdische Schätze gegeben, noch dazu etwas viel besseres, nämlich Sein Licht und Seine Rechtleitung. Warum sagt ihr nichts darüber? Versteht ihr nur militärische Argumente?" Möglicherweise richtete sich diese Rede Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nur an das Volk von Saba, denn als die Königin tatsächlich zu ihm kam, empfing er sie freundlich, und sie nahm die Religion der Einheit an. (Juusuf `Allii)

Die nur materielle Dinge schätzen und keinen Begriff von geistigen Werten haben. (Asad)

 

37. Kehre zu ihnen zurück108. Wahrlich wir werden mit Heerscharen zu ihnen kommen109 denen sie nichts entgegenzusetzen haben, und wir werden sie daraus vertreiben110 in Schande und sie werden gedemütigt sein111!"

108. Nach der Missbilligung folgt nun die Drohung.

Kehrt zu ihnen zurück mit dem Geschenk und wartet auf euer furchtbares Los. (Qutb)

109. Eine Armee wie sie keinem Menschen zuvor unterstellt war. (Qutb)

110. Zwischen diesem und dem vorigen Satz gibt es eine Lücke, die durch sorgfältiges Studium des ganzen Gesprächsverlaufs leicht gefüllt werden kann: „Ihr Boten, nehmt eure Geschenke wieder mit zu dem Volk, das euch geschickt hat. Wenn sie dann immer noch unser Angebot ablehnen, dann setzen wir unsere Truppen gegen sie ein." (Mauduudi)

111. Wir behandeln sie als unterworfene Nation. (Darjabaadi)

Von Ibn Ishaaq überliefert: „Als die Boten mit dieser Aussage Suleymaans zurückkehrten, sprach sie: 'Bei Gott! Dies ist kein gewöhnlicher König, dem wir deshalb keine Macht entgegensetzen vermögen. Überdies bringt uns der Streit mit ihm nichts Gutes.“ Dann schickte sie zu ihm, dass sie, mit den Führern ihres Volkes zu ihm kommen würde, um die Sache mit seiner Religion selbst zu klären." (ibn Kasir)

Da der Qur’an ausdrücklich jede aggressive Kriegsführung verbietet (vergleiche auch Suura 2:190-194 und die entsprechenden Fußnoten), leuchtet nicht ein, dass derselbe Qur’an eine Kriegsdrohung in den Mund eines Propheten legen sollte. Wir müssen daher hier wie oben in Aja 31 davon ausgehen, dass hier Allah durch Seinen Propheten die Leute von Saba davor warnt, "dass Er über sie kommt", das heißt sie bestraft, wenn sie nicht ihren gotteslästerlichen Standpunkt aufgeben. Diese Interpretation wird gestützt durch den plötzlichen Wechsel vom Singular, in dem Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, von sich selbst spricht, zum Plural majestatis "Wir" im obigen Satz. (Asad)

 

38. (Dann) sprach er (zu den Seinen)112: „Oh ihr Anführer, wer von euch kann mir ihren Thron herbringen, bevor sie in Ergebenheit zu mir gekommen sind113?"

112. Die Szene wird damit beendet, dass die Boten die Heimkehr angetreten haben. Doch der Text erwähnt nichts weiteres, so als ob die Dinge ihren Lauf genommen hätten. Es scheint aber, dass Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wohl erkannt hatte, dass die Königin keine Feindschaft wollte. Dies war klar ersichtlich aus der Art und Weise, wie sie seinem scharfen Schreiben mit einem Geschenk zu begegnen suchte. Daher vermutete er, ja er war sich sogar sicher, dass sie seine Einladung annehmen würde, was ja auch geschah. (Qutb)

"Als Suleymaan erfuhr, dass die Königin kam" - offensichtlich als Antwort auf seine Botschaft. (Asad)

113. Von Baidawi wird überliefert: „Damit wollte er ihr die Fähigkeit, Wunder zu vollbringen, die Allah ihm verliehen hatte, vor Augen führen. Dieses war der Beweis für seine Stärke und die Wahrhaftigkeit seines Prophetentums". (Safwat Al-Tafsir)

Von ibn Qatada wird überliefert: „Dies sprach Suleymaan, als er von ihrem Kommen und von der Schönheit ihres Thrones erfuhr". (ibn Kasir)

"Bevor sie zu mir kommen als Leute, die sich hingegeben haben (muslimin ??????????)", nämlich Allah hingegeben (vergleiche oben Aja 31). Der Begriff "Thron" wird hier und im folgenden wie auch am Ende von Aja 23 im übertragenen Sinne von "Herrschaft" oder "Regierungsgewalt" benutzt (radschib). Allem Anschein nach hat Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, die Absicht, seine Besucherin mit einem Abbild ihrer irdischen Macht zu konfrontieren und so davon zu überzeugen, dass ihr "Thron" im Vergleich zu Allahs Allmacht nichts ist. (Asad)

 

39. Da sagte ein ’Ifriit von den Dschinn114: „Ich werde ihn dir herbringen, ehe du dich von deiner Ratssitzung erhebst115. Und ich habe wahrlich die Kraft dazu und bin vertrauenswürdig116."

114. ’Ifriit ??????? : ein großer, starker Dschinn, eigentlich auch ein böser und listiger, darum ist er hier so darauf bedacht, als "vertrauenswürdig" angesehen zu werden. (Juusuf `Allii)

115. Allem Anschein nach dauerten Suleymaans, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Gerichts- oder Ratssitzungen höchstens drei oder vier Stunden hintereinander., und in einer solchen Zeit den Thron der Königin aus dem Jemen nach Jerusalem zu holen, ist nicht einmal heute mit einem Düsenflugzeug möglich, wenn wir berücksichtigen, dass er nicht abholbereit irgendwo in der Wildnis herumstand, sondern in einem gut bewachten Palast. Wenn ein Mensch ihn hätte holen wollen, dann hätte er dies wohl nicht ohne Waffengewalt und einen beträchtlichen Aufruhr tun können. (Mauduudi)

116. Ich bin kräftig genug, um ihn zu tragen und vertrauenswürdig, damit nichts von seinen Juwelen abhanden kommt. (ibn Kasir)

 

40. Darauf sagte einer, der Wissen um das Buch besaß117: „Ich werde ihn dir herbringen118 in einem einzigen Augenblick119." Und als er ihn fest vor sich stehen sah, sprach er: „Dies ist durch die Huld meines Herrn (geschehen), damit Er mich prüfe, ob ich dankbar120 oder undankbar bin121. Und wer dankbar ist, der ist es fürwahr zum (Nutzen) seiner eigenen Seele, und wer undankbar ist - wahrlich, dein Herr ist Sich Selbst genügend, Freigebig122."

117. Die symbolische Bedeutung setzt sich hier weiter fort. Der ’Ifriit hatte mit seiner rohen Kraft geprahlt und seine Zuverlässigkeit beteuert. Aber dies genügt nicht, um eine Macht (den "Thron"), die auf Materialismus begründet ist, in eine zu verwandeln, die auf innerem Wissen begründet ist, Wissen des Herzens und des Geistes, jenes Wissen, das dem Buch der Gnade Allahs entstammt, dem Geist der Wahrheit und Güte, der die unsichtbare "Magie" der Allahsfreunde ist. Selbst wenn irdische Macht und gewöhnliche Ehrlichkeit Gutes zuwegebringen können, dauert dies verhältnismäßig lange, während das Geheimnis geistiger Liebe sofort wirksam wird. Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war Allah dankbar dafür, dass ihm Menschen mit solchen Kräften zur Verfügung standen, und ließ Bilqis' Thron an seinen Hof bringen und verändern, ohne dass Bilqis dies überhaupt bemerkte. (Juusuf `Allii)

Als Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, dies in einer kürzeren Zeit verlangte. (Qurtubi)

Weder der Name dieses Mannes noch der des Buches werden hier erwähnt. Was wir aus diesen Worten verstehen können, ist, dass dieser Mann ein Diener Allahs war, der in enger Verbindung mit Allah stand, Der ihm eines Seiner Geheimnisse offenbarte. Aus diesem Geheimnis schöpfte er Kräfte, die weder durch Hindernisse noch Entfernung gebremst werden konnten. Die Kommentatoren hingegen befleißigten sich, das Wissen dieses Mannes zu kennzeichnen. So sagten die einen, dass es das Wissen über die Thora war, während die anderen meinten, dass er den höchsten Namen Allahs kannte, der zur Erhörung führte, wenn man Ihn damit anrief. (Qutb)

118. Es ist nicht bekannt, wer diese Person war, über was für besonderes Wissen sie verfügte und auf was für eine Schrift sich dies bezieht. Einige Kommentatoren sind der Ansicht, es handle sich um einen Engel, andere meinen, es sei ein Mensch gewesen, und sind dann uneinig über dessen Identität, aber keine dieser Ansichten stützt sich auf eine zuverlässige Quelle. Fest steht nur, dass es sich hier nicht um einen Dschinn handelt, sondern möglicherweise um einen Menschen, der über außergewöhnliches Wissen aus einer heiligen Schrift verfügte: Der Dschinn hatte den Anspruch erhoben, den Thron innerhalb weniger Stunden mittels seiner physischen Kraft herbeiholen zu können; dieser Mensch holte ihn in einem Augenblick durch die Macht seines Wissens. (Mauduudi)

119. Wörtlich: Ehe du einmal mit dem Auge gezwinkert hast. (Anm. d. Übers.)

Nachdem er den Blick auf etwas gerichtet hat oder in der Zeit eines Augenblickes. (Qurtubi)

Schneller als jede Magie. Dies spielt auf die symbolische Natur der Erscheinung dieses "Thrones" an. Wie in der ganzen Geschichte von Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sind hier Symbolik und legendäre "Tatsache" eng miteinander verschlungen und entwickeln sich zu einer Allegorie vom Erwachen der Menschenseele zum Bewusstsein geistiger Werte. (Asad)

120. Serie spurte sofort, dass die Erfüllung seines Wunsches auf so wundersame Weise eine ernst zu nehmende Prüfung darstellt, die seine ganze Aufmerksamkeit erfordert, um sie gut zu bestehen. Wenn Allah in ihm dieses Bewusstsein erkennt, so erweist Er ihm immer wieder Seine Gnade und hilft ihm, diese Prüfung zu bestehen. (Qutb)

121. Ob ich meine geistigen Kräfte auf Allah zurückführe oder der arroganten Illusion verfalle, sie stammten aus mir selbst. (Asad)

122. Die Dankbarkeit des Menschen gegenüber Allah ist nicht etwas, wovon Allah Nutzen hat, denn Allah ist über alle Bedürfnisse erhaben. Sie nützt jedoch der Seele des Menschen selbst und gibt ihm in der geistigen Welt einen hohen Rang. Demgegenüber schmälert die Undankbarkeit des Menschen nicht Allahs Herrlichkeit oder den Wert der Gnadengeschenke Allahs für den Menschen, denn Allah ist erhaben und großmütig. (Juusuf `Allii)

Allahs Souveränität ist nicht von der Zustimmung oder Ablehnung Seiner Geschöpfe abhängig. (Mauduudi)

Er gibt aus Freigebigkeit und nicht in Erwartung des Dankes. (Qutb)

 

41. Dann sprach er: „Verändert ihren Thron für sie123. Wir wollen sehen, ob sie sich rechtleiten lässt124 oder ob sie eine von jenen ist, die sich nicht recht leiten lassen wollen125.“

123. Es wird nichts darüber gesagt, wie die Königin in Jerusalem ankam und empfangen wurde. Die Geschichte wird an dem Punkt fortgesetzt, wo sie beim Königspalast ankam, um mit Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, selbst zusammenzutreffen. (Mauduudi)

124. Nachdem der Thron umgewandelt wurde, soll nun geprüft werden, ob Bilqis ihn als ihren eigenen wieder kennt und aus freier Entscheidung als ihren eigenen anerkennt oder als etwas ihr Fremdes ablehnt, als etwas, worauf sie sich nicht einlassen will. So geht es in unserem Leben. Wir gewöhnen uns an Denkmuster, Verhaltensweisen und Umgangsformen. Allahs Botschaft kommt, um uns umzuwandeln und auf eine andere Art von "Thron" zu setzen, und zwar mit unserer eigenen aktiven, bereitwilligen Zustimmung. Wenn wir weise sind, fühlen wir uns dadurch geehrt und dankbar. Wenn wir jedoch "hartnäckig und rebellisch" sind, lehnen wir es ab als etwas, das "nicht von uns" ist, und sehnen uns nach der alten Sklaverei, so wie sich die Kinder Israels nach Ägypten zurücksehnten, als sie sich unter Allahs Führung in der Wüste befanden. (Juusuf `Allii)

 

42. Und als sie angekommen war126, wurde sie gefragt127: „Ist dies dein Thron?" Da sagte sie: „Es ist, als wenn er es wäre128, und uns ist schon vordem Wissen darüber gegeben worden129. Und wir haben uns fürwahr in Allahs Willen ergeben130."

125. Oder ob es ihr gelingt, ihn trotz der Veränderung wieder zu kennen. (Qutb)

Ob sie sich damit zufrieden gibt, nur den äußerlichen Anschein der Dinge und Ereignisse zu sehen, oder ob sie versucht, ihre geistige Realität zu, ergründen. Da die Leute von Saba bisher nur durch die Liebe zu Luxus und irdischer Macht motiviert waren, will Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, der Königin jetzt ihren "Thron" oder das Abbild ihrer Herrschaft zeigen, wie es sein könnte, wenn es durch den Iman an Allah und damit von einem Bewusstsein moralischer Verantwortung inspiriert wäre. (Asad)

Dies widerspricht der weit verbreiteten irrigen Ansicht, Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, habe sich ihres Thrones bemächtigen wollen. Er wollte ihr damit lediglich helfen, die Rechtleitung zu erkennen. (Mauduudi)

126. ...wurde ihr Thron vorgeführt, nachdem er einigen Änderungen unterzogen worden war. (ibn Kasir)

Einen ganz anderen Bericht vom Besuch der Königin von Saba finden wir in 1. Könige 10:1-13.

"Und als die Königin von Saba die Kunde von Salomo vernahm, kam sie, um Salomo mit Rätselfragen zu prüfen. Und sie kam nach Jerusalem mit einem sehr großen Gefolge, mit Kamelen, die Spezerei trugen und viel Gold und Edelsteine. Und als sie zum König Salomo kam, redete sie mit ihm alles, was sie sich vorgenommen hatte. Und Salomo gab ihr Antwort auf alles, und es war dem König nichts verborgen, was er ihr nicht hätte sagen können. Als aber die Königin von Saba alle Weisheit Salomos sah und das Haus, das er gebaut hatte, und die Speisen für seinen Tisch und die Rangordnung seiner Großen und das Aufwarten seiner Diener und ihre Kleider und seine Mundschenken und seine Brandopfer, die er in dem Hause des Herrn opferte, geriet sie vor Staunen außer sich und sprach zum König: Es ist wahr, was ich in meinem Lande von deinen Taten und von deiner Weisheit gehört habe. Und ich hab's nicht glauben wollen, bis ich gekommen bin und es mit eigenen Augen gesehen habe. Und siehe, nicht die Hälfte hat man mir gesagt. Du hast mehr Weisheit und Güter, als die Kunde sagte, die ich vernommen habe. Glücklich sind deine Männer und deine Großen, die allezeit vor dir stehen und deine Weisheit hören. Gelobt sei der Herr, dein Gott, der an dir Wohlgefallen hat, so dass er dich auf den Thron Israels gesetzt hat! Weil der Herr Israel lieb hat ewiglich, hat er dich zum König gesetzt, dass du Recht und Gerechtigkeit übst. Und sie gab dem König hundertundzwanzig Zentner Gold und sehr viel Spezerei und Edelsteine. Es kam nie mehr soviel Spezerei ins Land, wie die Königin von Saba dem König Salomo gab." (Darjabaadi)

127. Suleymaans, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Beauftragte fragten sie. (Darjabaadi)

128. Die Überraschung war perfekt. Denn ihren Thron hatte sie in ihrem Königreich gut verschlossen und scharf bewacht zurückgelassen. Wie konnte er hier sein und wer hatte ihn hierher gebracht? Sie erkannte ihn jedoch sofort trotz aller an ihm vorgenommenen Veränderungen. Und da sie weder zugeben noch dementieren wollte, dass er es war, antwortete sie klug und diplomatisch: „Es ist, als ob er es wäre", also weder Bejahung noch Verneinung. So deutet diese Antwort auf ihren Scharfsinn hin und ihr spontanes Sicheinstellen angesichts dieser wundersamen Überraschung. (Qutb)

Bilqis besteht diese Prüfung. Sie weiß, dass es ihr Thron war, wenn auch nicht genau derselbe, denn er war jetzt viel besser. Sie freut sich über ihr Glück und akzeptiert für sich selbst und für ihr Volk in Dankbarkeit das Licht, das ihnen von Allah gegeben wurde, das sie in Suleymaan den Gesandten Allahs erkennen und mit Willen, Herz und Seele die wahre Religion aufnehmen konnten. (Juusuf `Allii)

"Und dennoch nicht ganz derselbe" - damit bringt sie Zweifel zum Ausdruck, und Zweifel ist der erste Schritt in allem geistigen Fortschritt. Sie erkennt, dass der veränderte Thron äußerlich derselbe ist wie der, den sie zurückgelassen hat, aber sie nimmt intuitiv wahr, dass er eine geistige Qualität besitzt, die der andere nicht hatte, kann dies aber noch nicht so ganz verstehen. (Asad)

129. Es besteht hier eine Lücke im Text. Denn anschließend soll sie gesagt haben, dass sie schon bereit gewesen war zu kapitulieren und sich zu ergeben, als sie beschlossen hatte, zu Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu kommen, insbesondere, nachdem er ihr Geschenk zurückgewiesen hatte. (Qutb)

Dies sagte Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, als er sah, welche Kenntnisse und Wissen sie besaß. (Al-Dschalalain)

Sie hat die richtige Antwort gesprochen und die Wahrheit erkannt, wir jedoch befanden uns schon vor ihr auf dem rechten Weg. (Safwat Al-Bajan)

130. Dies sind allem Anschein nach Suleymaans, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Worte. Er äußerte sie zum Lobpreis Allahs und um Seine Gnadenfülle zu betonen, was daraufhin deuten sollte, dass, auch wenn sie mit Allahs Gnade zum Wissen und zur Hingabe gekommen ist, ihm dies bereits beschert war, noch bevor sie dazu kommen konnte. (Safwat Al-Bajan)

 

43. Und er lenkte sie weg von dem, was sie anstelle von Allah anzubeten pflegte131. Denn sie stammte von einem Volk, das kaafir war132.

131. Was sie hinderte, sich Allah zu ergeben. (Qurtubi)

132. Sie war unter ihnen aufgewachsen, das heißt ihre Abgötterei war nicht ihr eigenes Verschulden, sondern auf falsche Erziehung und ihre lasterhafte Gesellschaft zurückzuführen. (Darjabaadi)

Damit wird die Rolle der polytheistischen Tradition betont, mit der sie aufgewachsen war und die es ihr in der Vergangenheit erschwert hatte, den rechten Weg zu finden. Angesichts dieses kulturellen Hintergrundes, so hebt Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hervor, muss ihr Fortgehen aus der altgewohnten Umgebung und ihr Erwachen als sehr bemerkenswert und lobenswürdig betrachtet werden. (Asad)

 

44. Ihr wurde gesagt: „Tritt ein in den Palast133. « Und als sie ihn sah, meinte sie, da sei tiefes Wasser134 und entblößte ihre Beine135. Da sagte er: „Dies ist wahrlich ein Schloss, das mit Glas getäfelt ist136.“ (Daraufhin) sagte sie: „Mein Herr, ich habe fürwahr mir selbst unrecht getan137. Doch nun ergebe ich mich mit Suleymaan,  dem Herrn der Welten138.“

133. Die symbolische Bedeutung bringt uns einen Schritt weiter. Zuerst wollen wir jedoch die buchstäbliche Geschichte betrachten. Nachdem die Königin Bilqis in Ehren empfangen wurde und die Verwandlung ihres Thrones akzeptiert hat, der allem Anschein nach in einem Nebengebäude des Palastes aufgestellt worden war, wird sie nun aufgefordert, den Palast selbst zu betreten. Dessen Fußboden ist mit polierten Glasplatten ausgelegt, die wie Wasser schimmern. Sie hält es für Wasser und schürzt ihre Kleider, um hindurchzugehen. Dies war für eine Dame eine unwürdige Haltung, besonders für eine Königin. Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, klärt sogleich über die Täuschung auf und teilt ihr den wahren Sachverhalt mit, woraufhin sie sich dankbar Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in der Lobpreisung Allahs anschließt. (Juusuf `Allii)

134. Seinen Fußboden. (Darjabaadi)

135. Indem sie ihre Kleider schürzte. (Darjabaadi)

Um hindurchzuwaten oder vielleicht auch hindurch zu  schwimmen, denn es erschien ihr unermesslich tief. Dies ist möglicherweise eine symbolische Anspielung auf die Angst, die ein Mensch verspürt, wenn seine eigene Suche nach der Wahrheit ihn veranlasst, die warme, tröstliche Sicherheit seiner einstigen gesellschaftlichen und seelischen Umgebung zu verlassen und in bisher unbekannte Bereiche des Geistes einzudringen. (Asad)

136. Kaum war die erste Überraschung vorbei, wurde sie mit der zweiten konfrontiert. Diesmal ging es um ein Schloss aus Glas, dessen Bodenfläche auf der Wasseroberfläche konstruiert war. Nun, als die Überraschung vollkommen war, lichtete Suleymaan ihr Geheimnis. (Qutb)

Es ist nicht gefährlich oder bodenlos tief, wie es zuerst den Anschein haben mag, sondern eher das feste, glasklare Licht der Wahrheit. Und mit ihrer Wahrnehmung des stets vorhandenen Unterschiedes zwischen Schein und Wirklichkeit gelangt die Königin von Saba ans Ende ihrer geistigen Reise. (Asad)

137. Durch die Anbetung anderer außer Dir. (Al-Dschalalain)

In symbolischer Sprache mag jemand, der zum erstenmal das Schloss des göttlichen Wissens betritt, innerlich noch viele Illusionen der niedrigen Welt mit sich herumtragen. Den transparenten Kristall der Wahrheit mag er noch mit dem trügerischen Wasserspiegel irdischer Eitelkeit verwechseln, der die Kleidung derer benetzt, die darin umherwaten. Dies führt zu verschiedenen unwürdigen Haltungen und Fehlern. Ein feinfühliger Führer zeigt jedoch die Wahrheit auf, und der Neuangekommene ist dankbar, gesteht freimütig seine eigenen Fehler ein und stimmt freudig mit in den ’Ibaada seines Lehrers ein. (Juusuf `Allii)

138. Eine ganz andere Version in 2. Chronik 9:1-12, wie auch schon oben erwähnt.  Die Königin von Saba wird auch in Matthäus 12:42

"Die Königin vom Süden wird auftreten beim Jüngsten Gericht mit diesem Geschlecht und wird es verdammen; denn sie kam vom Ende der Erde, um Salomos Weisheit zu hören. Und siehe, hier ist mehr als Salomo".

und Lukas 11:31 (Aja wiederholt sich) kurz erwähnt. Jedoch stellt sowohl die Bibel als auch die jüdische Überlieferung Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nicht als einen Gesandten Gottes, sondern als einen gewöhnlichen König dar und wirft ihm verschiedene Verbrechen vor, unter anderen auch eine Neigung zu polytheistischen Frauen. Der Qur’an stellt dieses Bild richtig. (Mauduudi)

Jetzt kehrt sie um zu Allah und hält ein Zwiegespräch mit Ihm. Darin gibt sie zu, gegen sich selbst Unrecht getan zu haben durch ihre frühere Anbetung anderer außer Ihm, um anschließend ihre Hingebung zu bekennen. Sie. erkennt auch, dass dies keine Unterwerfung bedeutet gegenüber irgendwelchen Menschen, auch wenn es Suleymaan, Allahs Segen und Frieden auf ihm, selbst ist, mit all seinen Wundertaten. Sondern es gibt nur eine Hingabe und zwar zum Gott der Welten, zusammen mit all denen, die mu’min sind und auf der Basis der Gleichheit zu Allah aufrufen. (Qutb)

 

Abschnitt 4

45. Und Wir haben bereits vordern zu den Samuud ihren Bruder Saalich entsandt139 (mit der Aufforderung). „Dient Allah!"140 Doch sie spalteten sich in zwei Gruppen, die miteinander stritten141.

139. An den meisten Stellen im Qur'an kommt die Geschichte Saalichs im Zusammenhang mit anderen Geschichten vor, wie z.B.. Nuuchs und Huud, Luut und Schu'aib, und ab und an wird auch die Geschichte Ibraahiims erwähnt. In die er Suura hingegen, in der der Schwerpunkt auf der Geschichte der Kinder Israels liegt, wird von Muusas, Daawuud und Suleymaan  berichtet. Die Geschichten Huuds und Schu'aibs werden in gekürzter Form wiedergegeben, während die Geschichte Ibraahiims gar nicht zur Sprache kommt. In der Geschichte Saalichs wird hier nicht auf die Begebenheit mit der Kamelstute eingegangen. Was hier erwähnt wird, sind die dunklen Pläne der neuen lasterhaften Gruppen gegenüber Saalich, Allahs Segen und Frieden auf ihnen allen, und seiner Familie. (Qutb)

140. Bekennt euch zum Iman an die Einheit Allahs. (Al-Dschalalain)

Vergleiche auch Suura 7:73 und die entsprechenden Fußnoten. Ich habe in meiner Übersetzung Anfang das Wort "ebenso" eingeschoben, denn Saalichs Botschaft an die Samuud ist identisch mit der Botschaft Suleymaans, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, für die Königin von Saba; dies ist in sich wieder ein Hinweis auf die Gleichheit der fundamentalen Wahrheiten, die allen offenbarten Religionen zugrunde liegen. (Asad)

141. Vergleiche auch Suura 11:61-68, 54:23-32 und 91:11-15 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Mauduudi)

Sobald der Prophet Saalich, Allahs Segen und Frieden auf ihm, begann, seinen Auftrag auszuführen, spaltete sich sein Volk in zwei Gruppen, die Mu’mins und die Kaafirs, und der Konflikt begann. Genau dieselbe Situation ergab sich in Makka, als der Prophet Muchammad - (Friede sei mit ihm) - anfing, seine Botschaft zu verkünden. Diese Geschichte ist daher voll auf die Umstände anwendbar, unter denen diese Ajas offenbart wurden. (Mauduudi)

Wobei jede Gruppe von sich behauptete, auf dem rechten Weg zu sein. (Qurtubi)

 

46. Er sprach: „Oh mein Volk! Warum wollt ihr das Schlechte vor dem Guten beschleunigen142? Ach, wenn ihr nur Allah um Verzeihung bitten würdet, auf dass Er euch Barmherzigkeit erweise."

142. Warum beschwört ihr die Bestrafung Allahs herauf, anstatt Ihn um Seine Barmherzigkeit zu ersuchen. (ibn Kasir)

Im Übermut ihrer Verleugnung pflegten sie zu sagen: "Bringe uns die Bestrafung." (Qurtubi)

Vergleiche auch Suura 13:6. Die Ungerechten zogen sich beschleunigt ihre eigene Strafe zu, indem sie die Armen misshandelten und unterdrückten. die Verkünder der Gerechtigkeit brachten ihnen nicht Unglück, sondern zeigten Mittel und Wege, es zu verhindern. Ihre eigene Ungerechtigkeit brachte ihnen den Untergang. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 10:50 und die entsprechende Fußnote. (Asad)

 

47. Sie sprachen: „Wir sehen in dir und denen, die mit dir sind, ein (böses) Omen143." Da sagte er: „Euer Omen liegt bei Allah144. Doch nein, ihr seid ein Volk, das auf die Probe gestellt werden soll145.“

143. Da ihnen der Regen ausblieb, so dass sie Hunger leiden mussten. (Al-Dschalalain)

Vergleiche auch Suura 7:73-79 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

144. Euer jetziges Geschick, eure Zukunft und euer Ende liegt allein bei Allah, Allah aber hat Gesetze geschaffen und den Menschen Gebote auferlegt. Überdies zeigte Er ihnen den Weg der Erleuchtung. Wer nun Seine Gesetze befolgt und sich nach Seiner Leitung richtet, der findet Gutes, ohne den Einfluss von irgendwelchen Omen. Wer hingegen von den Geboten und vom rechten Wege abweicht, der findet Schlechtes, auch ohne Einfluss von Omen. (Qutb)

145. Durch Gutes und Schlechtes. (Al-Dschalalain)

Ihr seid ein Volk, das der eigenen Sünden wegen bestraft wird. (Qurtubi)

Wenn Böses nicht gleich bestraft wird, ist es damit nicht vergessen und vergeben, sondern den Menschen wird eine Gelegenheit zur Umkehr gegeben. Durch Allahs Barmherzigkeit befinden sie sich in einer Prüfung oder Probezeit. Was sie als "böses Omen" bezeichnen, ist in Wirklichkeit die verdiente Strafe für ihre Vergehen, und diese liegt bei Allah allein. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Suura 17:13 ("jedem Menschen haben Wir sein Geschick um seinen Nacken gehängt") und die entsprechende Fußnote. (Juusuf `Allii)

In Wirklichkeit verhält es sich nicht so, wie ihr es seht. Ihr habt bisher nicht wahrhaben wollen, dass meine Ankunft euch auf die Probe stellt. Zuvor seid ihr eurem gewohnten Weg der Unwissenheit gefolgt, konntet die Wahrheit nicht vom Trug unterscheiden und hattet keinen Maßstab, Echtes von Gefälschtem zu unterscheiden. Nun ist jedoch ein solcher Maßstab da, der jeden nach seinem wahren Wert misst. Wer die Wahrheit annimmt, wiegt schwer, auch wenn er bisher keinen Heller wert zu sein schien, aber wer auf seinem Trug besteht, wiegt kaum ein Gramm, auch wenn er bisher als der Höchste und Edelste galt. Dieser Maßstab beruht nicht auf Abstammung oder Wohlstand oder physischer Kraft, sondern allein darauf, ob jemand die Wahrheit akzeptiert oder nicht. (Mauduudi)

 

48. Und in der Stadt waren neun Sippenführer146, die Unheil stifteten im Lande, anstatt für ihr Wohl zu sorgen147.

146. Oder "neun Sippen" denn der Begriff "racht" ????? ermöglicht in diesem Zusammenhang beide Interpretationen. Bei dem "Land" handelt es sich offensichtlich um das als "Al-Hidschr" bezeichnete Gebiet im nördlichen Hidschas. Im Gegensatz zu der vorigen Geschichte, wo die Königin von Saba bereitwillig den Weg zum Iman findet, sollen die Geschichten von den Samuud und (weiter unten in den Ajas 54-58) Luuts, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Volk die Aufmerksamkeit auf die Feindseligkeit lenken, die ein Aufruf zur Rechtschaffenheit oft in einem Volk auslöst, das stark. aber eitel ist. Oder von einem anderen Standpunkt her betrachtet, schwach und sinnlosen Leidenschaften ergeben. (Asad)

Neun Sippenführer, die jeweils eine Truppe von Männern um sich hatten. (Mauduudi)

147. Sie hatten bei den Samuud die Oberhand, da sie die führenden Männer des Volkes waren. (ibn Kasir)

Sie hatten beschlossen, die Gerechtigkeit erbittert zu bekämpfen. Aber sie vernichteten damit nicht die Gerechtigkeit, sondern die Gerechtigkeit vernichtete letztendlich sie. (Juusuf 'Allii)

Ihre Herzen waren einzig und allein auf Lasterhaftigkeit gerichtet. So gab es darin keinen Platz mehr für Rechtschaffenheit und Ordnung. Darum erzürnten sie Saalichs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Aufruf und seine Argumente. (Qutb)

 

49. Sie sprachen: „Schwört bei Allah143, dass wir ihn und seine Familie bei Nacht überfallen werden149. Dann werden wir zu seinem nächsten Verwandten150 sagen, dass Wir den Tod seiner Familie nicht gesehen haben, und wir sind ganz gewiss wahrhaftig151!"

148. Das heißt: Die einen sagten zu den anderen: „Schwör hei Allah." (Safwat Al-Tafsir)

Das Verwunderliche bei dieser Sache ist, dass sie einander auffordern, in Allahs Namen zu schwören um Böses auszuhecken, nämlich die nächtliche Ermordung Saalichs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und seiner Familie. obwohl er sie doch zu nichts anderem aufrief als zu Anbetung und Verehrung Allahs. (Qutb)

Wie aus Suura 7:73 ff und der obigen Anspielung hervorgeht, hatten die Samuud eine undeutliche Vorstellung von Allah. Aber ihr ursprünglicher Diin war von ihrer extremen Arroganz überlagert worden und hatte damit allen geistigen Wert verloren. (Asad)

149. Um sie zu taten. (Al-Dschalalain)

Eine äußerst heimtückische Verschwörung. denn:

1. Sollte alles heimlich geschehen;

2. Bei Nacht;

3. Überraschend für das Opfer: und

4. Wurde gründlich dafür gesorgt, dass jeder lügen sollte, als ob er angeblich nichts davon wüsste, um einer eventuellen Rache der Erben Saalichs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, (falls solche übrig blieben) oder seines Stammes zu entgehen. (Juusuf 'Allii)

150. Der "Wall": der Führer seines Stammes der nach dem Brauch der damaligen Zeit Blutrache fordern konnte. Dasselbe war in Makka mit dem Onkel des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Abu Talib. der Fall. Die Quraisch befürchteten damals, Abu Talib könnte Blutrache fordern, wenn sie den Propheten  töteten. (Mauduudi)

151. Denn wenn sie in der Dunkelheit töten, können sie auch ihren Tod nicht sehen. (Qutb)

Eine Verschwörung gleicher Art gab es in Makka gegen den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Die Sippenführer planten, ihn zu ermorden, und entschieden, dass Vertreter aller Sippen ihn angreifen sollten, so dass die Banu Hasim nicht eine der Sippen für den Mord verantwortlich machen konnten und es dann unmöglich finden würden, gegen alle gleichzeitig zu kämpfen. (Mauduudi)

 

50. Und sie schmiedeten Pläne. Doch (auch) Wir planten152, ohne dass sie es merkten153.

152. Vergleiche Suura 3:54. Ihre geheimen Verschwörungen sind Allah sehr wohl bekannt, sie aber wissen nichts von Allahs Plan. Böse finden schließlich ein böses Ende. (Juusuf 'Allii)

"Auch Wir ersannen eine List." Das heißt: Wir haben ihnen ihre Arglist mit der Beschleunigung ihrer Bestrafung vergolten. So wird die Bestrafung als List bezeichnet, um die Ausgewogenheit des Ausdrucks herzustellen. (Safwat Al-Tafsir)

153. Bevor sie ihren nächtlichen Angriff auf den Propheten Saalich, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ausführen konnten, wurden sie von Allahs Zorn getroffen, der sie und ihr Volk völlig vernichtete. Allem Anschein nach folgte diese Verschwörung auf den Übergriff auf die Kamelstute, denn in Suura 11:65 warnte Saalich, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sie nach diesem Verbrechen, dass sie noch drei Tage lang das Leben in ihren Häusern genießen könnten und dann von der Strafe heimgesucht würden. Ob sie dies nun ernstnahmen oder nicht, jedenfalls planten sie Rache gegen Saalich, Allahs Segen und Frieden auf ihm, selbst. Dazu wählten sie offensichtlich dieselbe Nacht. die Allah für sein Strafgericht ausersehen hatte, das ihnen dann zuvorkam. (Mauduudi)

 

51. So schau, wie das Ende ihrer Pläne war - dass Wir sie und ihr Volk allesamt zugrunde richteten.

52. Und dies sind ihre Häuser154 - sie liegen in Trümmern155, wegen des Unrechts das sie begingen. Wahrlich, darin ist ein Zeichen156 für Leute, die zu erkennen vermögen157

154. Dort: auf dem Karawanenweg von Makka nach Syrien. (Darjabaadi)

155. Und leer; als Ruinen. (Darjabaadi)

156. Eine Lehre. (Al-Dschalalain)

157. Zu erkennen und zu wissen. Und auf Wissen liegt der thematische Schwerpunkt dieser ganzen Suura. (Qutb)

Unwissende werden sagen, dass zwischen Saalich, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und seiner Kamelstute und dem Erdbeben, das die Samuud vernichtete, kein Zusammenhang besteht und alles seine natürlichen Ursachen habe. Wer jedoch über Wissen verfügt, der weiß auch. dass dieses Universum nicht von einem blinden und tauben Gott regiert wird, sondern von einem weisen und wissenden, der über das Schicksal Seiner Geschöpfe entscheidet. Seine Entscheidungen hängen nicht von physischen Ursachen ab, sondern die physischen Ursachen von Seinem Willen. In Seinen Gesetzmäßigkeiten ist ein Vergeltungsprinzip enthalten, nach dem die Bösen für ihre bösen Handlungen auch in dieser Welt aus moralischen Gründen leiden müssen. Wer sich dessen bewusst ist, kann ein Erdbeben nicht durch Bezugnahme auf physische und natürliche Ursachen wegerklären, sondern wird es als eine Warnung für sich selbst verstehen und Lehren daraus ziehen. Er versucht vielleicht auch, die moralischen Gründe zu verstehen, warum der Schöpfer ein blühendes Volk vernichtet, das Er selbst erschaffen hat. Dementsprechend wird er sein Verhalten ändern, so dass er nicht Allahs Zorn auf sich zieht, sondern Seiner Gnade würdig wird. (Mauduudi)

 

53. Und Wir erretteten diejenigen, die den Iman verinnerlichten und mutaqi waren158.

158. Wer Allah fürchtet, den bewahrt Allah vor allen Ängsten, so dass er keine andere Furcht kennt als Taqwa, wie es in einem Hadis heißt. (Qutb)

 

54. Und (gedenke) Luuts, als er zu seinem Volk sprach159: „Wie könnt ihr so Abscheuliches begehen160, während ihr doch einsichtig sein solltet161?

159. Vergleiche auch Suura 26:160-175 und 7:80-84 sowie die entsprechenden Fußnoten. Hier soll besonders betont werden, dass sich die in den Städten auf der Ebene verbreiteten Laster gegen die Natur der Menschen selbst richteten. Sie sahen sehr wohl deren Tragweite, aber dennoch gaben sie ihnen nach. Können Menschen noch weiter herunterkommen? (Juusuf `Allii)

160. Vergleiche auch Suura 11:69-83 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

161. Während ihr seine Abscheulichkeit völlig einsehen könnt. (Darjabaadi)

Sie können selbst erkennen, wie sich das Leben bei allen Arten und Rassen gemäß ihrer natürlichen Veranlagung abspielt. Sie allein sind anormal inmitten aller Schöpfung und Geschöpfe. (Qutb)

Dies kann verschiedene Bedeutungen haben, die möglicherweise alle hierin enthalten sind:

1. Ihr wisst sehr wohl, dass solche Handlungen böse sind, aber trotzdem begeht ihr sie.

2. Ihr wisst genau, dass Männer und Frauen zur gegenseitigen sexuellen Ergänzung erschaffen wurden und nicht Männer für Männer, dennoch vergeht ihr euch gegen eure eigene Natur.

3. Ihr begeht eure Schandtaten in aller Öffentlichkeit. (Mauduudi)

 

55. Wahrlich, ihr richtet eure Begierde auf Männer anstelle von Frauen162. Ihr seid in der Tat ein unverständiges Volk163,"

162. Dies ist tatsächlich die seltsamste Erscheinung in der Geschichte der menschlichen Gesellschaften. Es kommt immer wieder vor, dass einzelne sich in einer Gesellschaft anormal verhalten, entweder aus seelischen Gründen oder aufgrund von vorübergehenden Verhältnissen. Dass jedoch dieses anormale Verhalten sich so ausbreitet, dass es zur Regel in der Gesellschaft wird, obgleich es weder an Frauen mangelt noch irgendwelche Heiratserschwernisse vorhanden sind, so ist dies in der Tat ein groteskes Ereignis. Da Allah die Heirat als einen Grundsatz in den Geheimnissen der Schöpfung festlegte, so machte Er die Hingezogenheit der Geschlechter zueinander zur angeborenen Veranlagung. Dies braucht weder erlernt zu werden, noch ist es vom Denken abhängig. (Qutb)

163. Wer nicht die Logik der natürlichen Veranlagung kennt, ist in jeder Beziehung unvernünftig und weiß von nichts. (Qutb)

Dies bezieht sich auf die geistige Unwissenheit, die Unwissenheit darüber, wie Rohheit und Vergehen, die die eigene physische und moralische Natur entwürdigen, den Menschen zerstören. Es ist sein eigener Verlust. Dass jene Leute die Tragweite ihrer Lasterhaftigkeit kannten, wurde bereits im vorigen Aja erwähnt. Diese Kenntnis vertieft noch ihre geistige Unwissenheit und ihre Schuld. (Juusuf `Allii)