Der Tafsir von Teil 13

Surach 12 „Juusuf“ Aja 54 – Surach 15 „Das Felsengebirge“ Aja 1

 

 

53. Und spreche mich selbst keineswegs frei.197 Denn das niedere Ich198 treibt199 zu Schlechtem an, ausgenommen denen200 mein Herr Gnade erweist. Mein Herr ist fürwahr Verzeihend, Barmherzig.“201

 

197. Ich selbst bin da keine Ausnahme, und ich halte mich nicht für besser und fehlerfreier als andere. (Darjabadi)

 

198. Das Ich jedes menschlichen Wesens. (Darjabadi)

 

199. „Ammaara“: treibend, antreibend, leidenschaftlich, gierig. Vergleiche auch Surach 75:2. (Juusuf `Allii)

Das Ich des Menschen ist oft voll mit solchen Impulsen, die im Gegensatz zu dem stehen, was die Vernunft als moralisch gut erkannt hat. Dass Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hier die Schwäche der menschlichen Natur betont, ist ein schöner Ausdruck der Demut bei einem Menschen, der selbst diese Schwäche überwunden hat, denn wie aus dem folgenden hervorgeht, schreibt er seinen moralischen Sieg nicht sich selbst, sondern Allah zu. (Asad)

 

200. Die unter Seinem besonderen Schutz stehen, wie beispielsweise die Propheten. (Darjabadi)

Nach Ansicht der meisten Kommentatoren ist der Ausdruck „ma“ (eigentlich: „was“) hier gleichbedeutend mit man („wer“). (Asad)

 

201. Ich betrachte diesen Aja als eine Fortsetzung von Sulayhas Rede, denn der Inhalt passt besser zu ihr als zu vergleiche oben Aja 52, Fußnote 195 und 196). Sie ist schließlich zu der Einsicht gekommen, dass ihr Verhalten falsch war, und hat einen Einblick in die geistige Liebe erlangt, die ein Element Allahs enthält und nur durch die völlige Hingabe an Allah erlangt werden kann. (Juusuf „Ali)

Mit diesen Worten gibt sie ihren Iman an Allah bekannt. (Qutb)

 

 

54. Da sprach der König: „Bringt ihn zu mir!202 Ich habe ihn eigens für mich als Vertrauten ausersehen.“203 Und nach dem er mit ihm gesprochen hatte,204 sagte er: „Wahrlich, du besitzt von heute an unsere Achtung und unser Vertrauen.“205

 

202.  Bis jetzt ist Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, noch nicht vor dem König erschienen. Der Befehl des Königs in Aja 50 hatte nur dazu geführt, dass er ihm eine Botschaft ausrichten ließ, woraufhin es zu der Verhandlung mit den Frauen kam. Nachdem nun Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm Unschuld, Weisheit, Wahrhaftigkeit und Zuverlässigkeit erwiesen war, verstärkt durch Sulayhas Eingeständnis und Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, konsequentes Verhalten, war der König sehr beeindruckt und nahm ihn als seinen Vertrauten in seinen persönlichen Dienst. Aber Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, kam mehr als Rang und Namen, denn er wurde besonders beauftragt, die Maßnahmen durchzuführen, die dem Volk über die vorausgesagten schweren Zeiten hinweghelfen sollten. Er bekam jede Vollmacht, die der König einem seiner Vertrauten überhaupt geben konnte. (Juusuf `Allii)

 

203. Vergleiche Genesis 41:37-38. (Darjabadi)

Der König holt ihn nicht aus dem Gefängnis, um ihm seine Freiheit zu schenken oder um den zu sehen, der die Träume zu deuten vermag, sondern er holt ihn, um ihn zu seinem Berater, Vertrauten und Freund zu machen. (Qutb)

 

204. Und nachdem er noch mehr von ihm beeindruckt war. (Darjabadi)

 

205. Dieser König gehörte wahrscheinlich der Hyksos-Dynastie an, die etwa zwischen dem 19. und 17. vorchristlichen Jahrhunderte Ägypten regierte. (Juusuf `Allii)

Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, erhält beim König eine angesehene, vertrauenswürdige Stellung. Er ist nicht ein Diener des Königs, sondern ein Würdenträger. Er ist nicht der Schuldige, der mit einer Gefängnisstrafe bedroht wird, sondern jemand, der Vertrauen und Sicherheit des Königs besitzt. Und wie reagiert nun Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, diesen plötzlichen Wechsel? Er ergießt sich nicht etwa in Dankbarkeitsausbrüchen dem König gegenüber, wie es mancher seiner Zeitgenossen durchaus getan hätte. Sondern er verlangt, dass ihm diese Aufgaben übertragen werden, von denen er überzeugt war, sie bestens lösen zu können, nämlich die Krise, die er dem Traum des Königs entnommen hat, gut zu überbrücken. (Qutb)

Vergleiche Genesis 41:39-44. (Darjabadi)

 

 

55. Er sprach: „Setze mich über die Vorratskammern des Landes ein.206 Denn ich bin ein wohlunterrichteter Verwalter.“207

 

206.  Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hatte nun beim König eine Vertrauensstellung mit allen Vollmachten. Er hätte nun seine Würde genießen, seine Vorteile wahrnehmen, unbequeme Arbeit auf andere abwälzen und selbst das Leben genießen können. Dies entsprach jedoch nicht seiner Art, und es entspricht auch nicht der Art eines Menschen, der wirklich etwas Nützliches tun will. Die schwierigste und unbequemste Arbeit führte er selbst durch. Dabei ging es nämlich darum, in den Jahren des Überflusses Vorräte anzulegen, von denen während der Hungersnot gezehrt werden konnte. Diese Aufgabe übernahm er freiwillig einschließlich der Sorge für Einrichtung und Bewachung der Vorratshäuser, aus dem einfachen Grund, weil er besser als jeder andere die Situation kannte und bereit war, lieber selbst die undankbare Aufgabe auf sich zu nehmen, in der Zeit des Überflusses den Verbrauch einzuschränken, als diese einem anderen aufzubürden. (Juusuf `Allii)

 

207. Die Verratshäuser mussten sorgfältig eingerichtet und bewacht werden, denn das Leben von Tausenden hing davon ab. (Darjabadi)

Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wollte nicht aus der Gunst der Stunde für sich persönlichen Profit ziehen, sondern er war klug genug, den richtigen Moment für seine Forderung zu wählen, denn er wollte sich der schwierigen Aufgabe stellen, die schwere Krise zu meistern und für die Ernährung eines ganzen Volkes und der Völker der umher liegenden Länder verantwortlich zu sein. Diese Aufgabe hätte man gewiss nicht als einen Gewinn bezeichnen können. Sie war eher eine Bürde, die kein anderer hätte übernehmen können. (Qutb)

Aus den folgenden Ajas wird deutlich, dass seiner Bitte entsprochen wurde, so dass er in der Lage war, seine Aufgabe zu erfüllen. (Asad)

Dies ist nicht etwa die Bitte um einen bestimmten Posten, sondern ein Vorschlag, wie seine Fähigkeiten genutzt werden könnten. Alle waren davon überzeugt, dass er der einzige war, der wusste, wie die Ressourcen des Landes am besten eingesetzt werden konnten, und sobald er seine Bereitschaft zeigte, die Verantwortung dafür zu übernehmen, wurde ihm dieses Amt bereitwillig übertragen. Dies beschränkte sich nicht allein auf die Aufgaben eines „Wirtschaftsministers“ oder „Krisenverwalters“, wie einige Kommentartoren irrtümlich angenommen haben, sondern - wie auch in der Bibel und Talmud bestätigt wird – Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, erhielt alle Privilegien und Vollmachten eines Herrschers. Deswegen heißt es auch unten in Aja 100, dass er „auf einem Thron saß“, und in Aja 72, dass er mit dem Titel („König“) angeredet wurde. Er selbst drückte Allah gegenüber seine Dankbarkeit dafür aus, dass Er ihm Herrschaft (Mulk) gegeben hatte. Schließlich bestätigt Allah in Aja 56, dass Er ihm Macht gegeben hat, so dass er auch das Recht hatte jedes Stück Land zu besitzen, das er wünschte.

Vergleiche auch Genesis 41:40-45. Durch seine Stellung bekam Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm darüber hinaus Gelegenheit, Allahs Gesetz zu verwirklichen und Wahrheit und Gerechtigkeit zur Geltung zu bringen.

Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Verhalten ist oft so interpretiert worden, dass er, obgleich er ein Prophet ist, seine Dienste einem kafir System anbietet und den Kompromiss schließt, mit kafir Prinzipien zu arbeiten. Dies würde seiner Aussage in Aja 40, „Die Herrschaft gehört niemandem außer Allah“, und seinen eigenen im Gefängnis verkündeten Prinzipien des Monotheismus widersprechen, denn der ägyptische König beanspruchte für sich selbst göttliche Verehrung. Mit einer solchen Fehlinterpretation würden die Muslime den Juden folgen, die zur Zeit ihrer Dekadenz ihre Propheten und heiligen Persönlichkeiten als Personen mit niedrigen Charaktereigenschaften darstellten. Entsprechend verhielten sich die Muslime, als sie sich unter nichtmuslimischer Herrschaft befanden und dieser dienen wollten, wobei ihnen die Lebensweise ihrer, Vorfahren im Wege stand. Um ihr Gewissen zu beschwichtigen, schoben sie diese Missinterpretation vor. In Wirklichkeit lehrt jedoch das Leben dieses Propheten, dass selbst ein einziger Muslim durch seinen reinen islamischen Charakter, seinen Diin und seine Intelligenz sowie mit seiner Konsequenz ohne Waffen und materielle Ausrüstung eine islamische Revolution verursachen kann. (Maududi)

 

 

56. Und so verliehen Wir   Juusuf Macht im Lande und ließen ihn sich unbeschränkt darin bewegen, wo immer er wollte.208 Wir gewähren Unsere Barmherzigkeit, wem Wir wollen,209 und Wir lassen den Lohn der Rechtschaffenden nicht verlorengehen.210

 

208. So wunderbar wirkt Allahs Plan. Der Junge, den die neidischen Brüder loswerden wollten und für einen elenden Preis in die Sklaverei verkauften, wird der höchste Würdenträger und Vertrauensmann in einem fremden Land, der oberste Minister in einem der größten damaligen Weltreiche. Und dies geschieht nicht allein für ihn selbst, sondern auch für seine Familie und die Welt überhaupt, so dass er für alle Zeiten ein Beispiel gab für beharrliche, standhafte Dienstbereitschaft.

„Haisu“ bedeutet wann, wie und wo (er im Land Wohnung nehmen wollte). Er hatte die Macht eines absoluten Herrschers, aber seine Loyalität war erwiesen, so dass diese Macht nicht ihm selbst, sondern seiner Aufgabe diente. (Juusuf `Allii)

Vergleiche Genesis 41:45. (Darjabadi)

Durch Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Wirken soll sogar der König von Ägypten den Islam angenommen haben. (Maududi)

 

 

209. Allah sorgt dafür, dass auf Schwierigkeiten Erleichterung folgt, auf Unterdrückung Befreiung, auf Angst Sicherheit, auf Gefangenschaft Freiheit und auf Verachtung Ehre und Würde.

(Qutb)

 

210. Jene, die fest an Allah den Iman verinnerlichen und unverrückbar auf Ihn vertrauen und sich an ihn wenden, sich am besten benehmen, das Beste tun und die Mitmenschen am besten behandeln. (Qutb)

 

 

57. Doch der Lohn des Jenseits ist besser für diejenigen, die den Iman verinnerlichen und die mutaqi sind.211

 

211. Die Rechtschaffenen freuen sich über Allahs Lohn in dieser Welt und nutzen ihn, um Allah besser zu dienen und ihre Aufgaben zu erfüllen. Aber der wahre und beste Lohn ist im zukünftigen Leben. (Juusuf `Allii)

Dies ist eine Warnung vor dem Missverständnis, dass Herrschaft und Macht der endgültige Lohn für Tugend und Rechtschaffenheit seien, denn der beste Lohn, den ein Mu“min wünscht und anstrebt, ist der, den Allah den Mu“mins im zukünftigen Leben zuteil werden lässt. (Maududi)

 

 

Abschnitt 8

 

58. Und212 die Brüder Juusufs kamen (nach Ägypten)213 und traten vor ihn hin214 und er erkannte sie, doch sie hielten ihn für einen Unbekannten.215

 

212. Nach sich die Hungersnot bis Palästina und Syrien ausgebreitet hatte. Vergleiche auch Genesis 41:54 und 56:57. (Darjabadi)

 

213. Die guten Zeiten sind vorbei und die Hungersnot herrscht in Ägypten und den Nachbarländern. Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Vorbereitungen sind abgeschlossen. Nicht nur die Ägypter, sondern auch Menschen aus anderen Ländern kommen, um Getreide zu kaufen! Alle werden gastfreundlich aufgenommen und bekommen Getreide zugemessen. Seit langem nagte jedoch die Trauer an Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Herz. Er dachte an den Schmerz seines alten Vaters, der seinen Sohn verloren glaubte. Und der kleine Bruder - würden die anderen Brüder überhaupt etwas für ihn übrig haben, oder würden sie ihn so behandeln wie ihn selbst? Wie mochte es der ganzen Familie in dieser schweren Zeit ergehen? Wie eine Art Antwort darauf kamen die zehn egoistischen Brüder aus Kanaan, um Getreide zu kaufen. Obgleich Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ein so hoher Würdenträger war, kümmerte er sich selbst um die Verwaltung der Vorräte - es hätte ja sonst vielleicht jemand Verschwendung betreiben können. In der Öffentlichkeit trat er als hoher ägyptischer Verwalter auf, wahrscheinlich in ägyptische Kleidung und mit seinen Würdezeichen. Als seine Brüder kamen, erkannte er sie gleich, aber sie wussten nicht, dass er Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war. Der war in ihrer Vorstellung vielleicht irgendein gewöhnlicher Sklave, oder in dieser schweren Zeit sogar schon längst verhungert. (Juusuf `Allii)

 

214. Vergleiche Genesis 42:5-6. (Darjabadi)

Anscheinend hatte Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, die Angelegenheit so geregelt, dass kein Ausländer ohne eine besondere Genehmigung von ihm Getreide kaufen konnte. Deswegen mussten seine Brüder nach ihrer Ankunft in Ägypten bei ihm vorstellig werden, um diese Genehmigung zu erhalten und ihre Ration zugeteilt zu bekommen. (Maududi)

 

215. Vergleiche Genesis 42:6-8. (Darjabadi)

Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gab seine Identität nicht preis, denn er wollte ihnen eine Lektion erteilen. (Qutb)

Dass sie Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nicht erkannten, ist nicht verwunderlich, denn als sie ihn das letzte Mal gesehen hatten, war er erst ein siebzehnjähriger Bursche gewesen, und nun war er ein erwachsener Mann. In dieser langen Zeit hatte er sich natürlich verändert. Sie hätten sich außerdem nie vorstellen können, dass der Bruder, den sie in den Brunnen geworfen hatten, jetzt der Herrscher Ägyptens geworden war. (Maududi)

 

 

59. Und als er sie mit ihrem Bedarf ausgestattet hatte, sagte er: „Bringt (nächstesmal) euren Bruder216 väterlicherseits217 mit. Seht ihr denn nicht, dass ich volles Maß gebe und dass ich der beste Gastgeber bin?211

 

216. Benjamin, von dem sie erzählt hatten, er sei bei ihrem Vater geblieben. (Darjabadi)

 

217. Wörtlich: „Bringt mir einen Bruder von eurem Vater her.“ (Anm. d. Übers.,)

Benjamin wahr Jusuufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Vollbruder (ihre Mutter war Rachel), während die anderen zehn Brüder andere Mütter hatten. (Asad) Dann könnt ihr seine Ration auch bekommen. (Darjabadi)

 

218. Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, behandelte seine Brüder großzügig. Vielleicht ließ er sich auf ein Gespräch mit den „Fremden“ ein und erkundigte sich nach ihrer Familie. Sie waren zehn. Hatten sie noch einen Vater? Was für ein Mensch war er? War er alt? Da konnte er natürlich nicht selbst mitkommen. Hatten sie noch andere Geschwister? Die zehn Brüder erzählten offensichtlich nichts über ihren verlorenen Bruder, oder vielleicht redeten sie sich heraus. Die beharrliche Nachfrage des freundlichen Gastgebers brachte vielleicht das Gespräch auf Benjamin. Wie alt war er? Warum hatten sie ihn nicht mitgebracht? Würden sie ihn nächstesmal mitbringen? Das sollten sie jedenfalls, sonst würden sie kein Korn mehr bekommen und brauchten sich bei ihm - dem ägyptischen Minister - gar nicht mehr blicken zu lassen. (Juusuf `Allii)

Mit diesen Worten wollte er sie dazu bringen, noch einmal zu kommen. (ibn Kasir)

 

 

60. Doch wenn ihr ihn nicht zu mir bringt, dann bekommt ihr keinen Vorrat mehr von mir,219 noch werdet ihr bei mit vorgelassen.“

 

219. Vergleiche Genesis 42:15. Wenn ihr ihn nicht mitbringt, muss ich daraus schließen, dass ihr gar keinen solchen Bruder habt und nur eine Getreideration mehr an euch bringen wollt. (Darjabadi)

 

 

61. Da sagten sie: „Wir werden versuchen,220 seinen Vater221 dafür zu gewinnen, und wir werden es ganz gewiss tun.“222

 

220. Sie wussten sehr wohl, dass ihr Vater ihnen - insbesondere nach Jusuufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Weggang - den kleinen Bruder vorenthielt, was sie ihm auch klar zu machen versuchten. Obwohl es ein schwieriges Unterfangen war, versprachen sie, ihre größten Überredungskünste anzuwenden, um ihn doch zuzubringen.

Der Ausdruck „nurawid“ - sich äußerste Mühe geben - zeigt, dass sie wissen, dass es nicht einfach sein wird, ihren Bruder mitzubringen. (Qutb)

 

221. In Wirklichkeit liebten sie Benjamin wahrscheinlich ebenso wenig wie Jusuuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Aber sobald diese Getreideration verbraucht war, würden sie eine neue kaufen müssen, und da mussten sie dem ägyptischen Minister diesen Gefallen schon tun. Beachte, dass sie Jusuuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nicht „unseren Vater“ nennen, sondern „seinen Vater“ - so wenig liebten sie ihren alten Vater, den sie Jusuuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und Benjamin zuordneten. Jetzt wird Jusuuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ihre Pflichten lehren. (Juusuf `Allii)

Wir werden seinen Vater schon auf irgendeine Weise veranlassen, ihn mitkommen zu lassen. (Darjabadi)

 

222. Wir werden sicher tun, was wir versprochen haben. (Darjabadi)

 

 

62. Und er sagte zu seinen Sklaven:223 Steckt ihre Tauschware224 in ihre Satteltaschen zurück, damit sie es (erst) bemerken, wenn sie zu ihrer Familie heimgekehrt sind, auf dass sie zurückkommen mögen.“225

 

223. Heimlich, als die Brüder nicht dabei waren. (Darjabadi)

 

224. „Bida“a“: Kapital, mit dem Geschäfte gemacht werden; Geld, das zum Einkauf benutzt wird. Hier können wir vielleicht auch annehmen, dass sie Waren gegen Getreide eintauschten. Vergleiche auch Surach 12:19. (Juusuf `Allii)

Vergleiche Genesis 42:25. (Darjabadi)

 

225.  Es würden drei Gründe genannte, warum Jusuuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ihre Ware heimlich wieder einstecken ließ. Einmal fürchtete Jusuuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sie hätten sonst nichts, womit sie das nächste Mal einen Handelstausch vornehmen könnten. Der zweite Grund, der dafür genannt wurde, ist, dass Jusuuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, es unverzeihlich fand, von seinem Vater und Brüdern einen Preis für das Essen, das er ihnen gab, zu verlangen. Der dritte Grund wäre dies: Er wusste, dass sie auf jeden Fall zurückkommen mussten aus Furcht vor Schwierigkeiten, wenn sie ihre Ware wieder fänden. (ibn Kasir)

So dass sie es feststellen, sobald sie nach Hause kommen, und dann ganz sicher zurückkommen. (Asad)

Für Jusuufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Plan war es äußerst wichtig, dass sie wiederkamen. Und wenn sie überhaupt wiederkamen, dann konnten sie nicht ohne Benjamin kommen, nach dem, was er ihnen gesagt hatte. Als zusätzliches Lockmittel gibt er ihnen den Kaufpreis für ihr Getreide zurück, dass sie es erst bei ihrer Heimkehr feststellen können. (Juusuf `Allii)

 

 

63. Und als sie zu ihrem Vater zurückkehrten,226 sprachen sie: „O unser Vater! Uns wird ein (weiteres) Maß (Getreide) verweigert, darum schicke unseren Bruder mit uns, damit wir volles Maß erhalten. Wir wollen auch gewiss auf ihn achtgeben!“227

 

226. Vergleiche Genesis 42:32-34. (Darjabadi)

 

227. Bei ihrer Rückkehr berichteten sie zweifellos dem Vater alles, was unterwegs geschehen war. Es war jedoch nicht einfach, ihn zu bitten, dass er das nächstesmal Benjamin mitreisen ließ, denn Jaquub, Allahs Segen und Frieden auf ihm, traute ihnen nicht und hatte nach Jusuufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Verschwinden auch gar keinen Grund dazu. Deswegen versuchen sie hier darzustellen, wie dringend notwendig die ganze Sache ist. (Juusuf `Allii)

Dieses Versprechen, gut auf ihn aufzupassen, rief zweifellos in Jaquub, Allahs Segen und Frieden auf ihm, verborgene Erinnerungen wach. Denn genau dasselbe hatten sie versprochen, als sie Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, mitnehmen wollten (vergleiche oben Aja 12). Deswegen spricht er seinen Kummer aus, den dieses Versprechen in ihm geweckt hat. (Qutb)

Vergleiche Genesis: 43:4-9. (Darjabadi)

 

 

64. Er sprach: „Soll ich ihn euch anvertrauen, damit mir dasselbe geschieht228 wie damals, als ich euch seinen Bruder an vertraute? Doch Allah ist der beste Hüter und Er ist der Barmherzigste aller Barmherzigen.“230

 

228. Wörtlich: „nicht anders als“. (Asad)

 

229. Euren Versprechungen und Versicherungen schenke ich wenig Vertrauen. (Darjabadi)

 

230. Ich verstehe Jaquubs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Antwort als klare Ablehnung, Benjamin mitreisen zu lassen. Das wäre nämlich sonst wie damals, als er Jusuuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, mit ihnen ziehen ließ und er verloren ging. Und sie sprechen davon, auf ihn Acht zu geben? Der einzige Schutz, dem, war Allahs Schutz. Er erweist Seine Barmherzigkeit jung und alt. Gibt es bei Menschen solche Barmherzigkeit? (Juusuf `Allii)

Spart euch eure Versprechungen und euren Schutz. Wenn ich von irgend jemandem Schutz für meinen Sohn und Barmherzigkeit erbitte, so erbitte ich dies allein von Allah. (Qutb)

 

 

65. Und als sie ihr Gepäck öffneten, fanden sich, dass ihre Ware zurückgegeben worden war. Da sprachen sie: „O unser Vater! Was können wir uns mehr wünschen?231 Diese unsere Ware ist uns zurückgegeben worden. So könnten wir also für unsere Familie Vorräte besorgen und unseren Bruder beschützen und eine weitere Kamellast erhalten.232 Dies ist eine leicht erhältliche Zuteilung.“233

 

231. Die zehn Brüder betrachteten die Antwort des Vaters nicht als endgültig. Sie öffneten ihre Satteltaschen und entdeckten, dass ihnen der Kaufpreis für ihre Vorräte zurückgegeben worden war. Sie hatten das Getreide kostenlos erhalten. Was konnten sie mehr wünschen? Jusuuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, fing an, seine Wirkung zu zeigen. Wenn sie nur zurückkehrten, dann würde dieser freundliche Minister ihnen noch mehr Getreide verkaufen, wenn sie ihm nur den Gefallen täten, ihren jüngsten Bruder mitzubringen. Und so erklärten sie ihrem alten Vater noch einmal die ganze Situation. (Juusuf `Allii)

Vergleiche Genesis 42:35. (Darjabadi)

 

232. Zusätzlich zu dem, was wir letztes mal mitgebracht haben. (Darjabadi)

Anscheinend hatte Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ausländischen Käufern eine Kamelladung Getreide pro Person zugeteilt. (Asad)

 

233. Dies kann zweierlei bedeuten, vielleicht auch beides gleichzeitig:

1. Was wir diesmal mitgebracht haben, ist nichts verglichen mit dem, was wir bekommen können, wenn wir dem ägyptischen Minister seinen Gefallen tun.

2. Es scheint das es in Ägypten riesige Vorräte gibt. Was bedeutet dem Minister schon eine Kamelladung mehr oder weniger? (Juusuf `Allii)

Das Getreide, das wir diesmal mitgebracht haben, wird nicht lange reichen. (Darjabadi)

Sie trieben ihren Vater mehr und mehr in die Enge, indem sie ihm die lebenswichtigen Interessen ihrer Familie vor Augen hielten. (Qutb)

 

 

66. Er sprach: „Niemals werde ich ihn mit euch schicken, ehe ihr mir nicht bei Allah schwört, dass ihr ihn ganz gewiss zu mir zurückbringen werdet, es sei denn ihr würdet selbst überwältigt.“234 Und als sie geschworen hatten, sagte er: „Allah ist Zeuge dessen, was wir gesagt haben!“231

 

234. Durch irgendwelche höhere Gewalt. (Darjabadi)

Der Ausdruck „Juhata“ bedeute wörtlich: umzingelt, umringt. (Anm. d. Übers.)

Der Ausdruck „Juhata“ ist ein indirekter Ausdruck für eine ausweglose Situation. (Qutb)

Der Hinweis auf die Bedürfnisse der Familie in dieser Notzeit veranlasst den Vater schließlich nachzugeben. Aber er lässt die Brüder ein feierliches Versprechen ablegen, dass sie ihm Benjamin wohlbehalten zurückbringen, es sei denn, sie würden selbst mit Gewalt daran gehindert. (Juusuf `Allii)

 

235. Dies ist mehr als eine Schwurformel. Allah wird als Zeuge angerufen, Der bei der Vereinbarung anwesend ist, und beide Parteien stellen Ihm ihre Sache anheim, dass sie mit Seiner Hilfe in Erfüllung gehe. (Juusuf `Allii)

 

 

67. Und er sprach: „O meine Söhne!236 Tretet nicht gemeinsam durch ein einziges Tor ein,237 sondern tretet durch verschiedene Tore ein.231 Demnach kann ich von euch Allahs Ratschluss nicht abwenden. Denn die Entscheidung liegt allein bei Allah.239 Auf Ihn vertraue ich, und in Ihn sollen alle Vertrauenden ihr Vertrauen setzen.“

 

236. Nach diesem Übereinkommen gibt Jaquub, Allahs Segen und Frieden auf ihm, seinen Söhnen Anweisungen, die ihm angebracht erschienen, für die bevorstehende Reise, bei der der jüngste Bruder sie begleiten soll. (Qutb)

 

237. Die Kommentatoren erwähnen einen orientalischen oder jüdischen Brauch, nach dem Mitglieder einer großen Familie aus Furcht vor dem „Bösen Blick“ niemals gemeinsam in der Öffentlichkeit auftraten. Aber abgesehen von Osten oder Westen, Brauchtum oder Aberglauben, es wäre unangebracht für eine große Familie von zehn oder elf Personen, sich geschlossen in der Fremde zu bewegen. In diesem besonderen Fall gab es jedoch noch einen vernünftigeren Grund – Jaquub, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war schließlich, wie aus dem nächsten Aja hervorgeht, ein erfahrener Mann. Würden elf Fremde, alle gleich in eine fremde Tracht gekleidet, die sich in einer fremden Sprache unterhielten und gerade in unsicheren Zeiten mit einer Absicht kamen, für die sie keinen Nachweis erbringen konnten, nicht unnötigen Verdacht erregen, wenn sie gemeinsam auftragen? Würden sie dann nicht für Spione gehalten werden, oder für Männer mit kriminellen Absichten? Aja 73 unten bezieht sich auf einen solchen Verdacht. Wenn sie einzeln die Hauptstadt betraten, würden sie weniger Aufsehen erregen. fordert sie auf, alle menschenmöglichen Vorsichtsmaßnahmen zu treffen. Als Mu“min warnt er sie jedoch auch, dass alle menschlichen Vorsichtsmaßnahmen nichts nützen, wenn sie gegen Allahs Willen und Gesetzmäßigkeit gerichtet sind. Dies müssen sie vor allem begreifen und sich entsprechend verhalten, und sie sollen mehr auf Allah vertrauen als auf menschliche Verhaltensweisen, Institutionen oder Vorsichtsmaßnahmen, wie gut und vernünftig diese auch sein mögen. (Juusuf `Allii)

 

238. Um im Ausland kein Aufsehen zu erregen und dadurch Intrigen zum Opfer zu fallen. (Asad)

Jaquubs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, große Sorge um die Reise der Brüder war darauf zurückzuführen, dass sein jüngster Sohn Benjamin sie begleiten sollte. Er machte sich Sorgen um dessen Sicherheit, denn mit Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hatte er bereits eine traurige Erfahrung machen müssen. Während er völlig auf Allah vertraute und geduldig Seinem Willen zustimmte, gab er hier als ein Mensch seinen Söhnen Ratschläge, Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen. Da die Israeliten an der Ostgrenze Ägyptens in unabhängigen  Sippen lebten, wurden sie wie alle Nomaden und Grenzgänger mit Misstrauen betrachtet. Deswegen fürchtete, würden gleich verdächtig werden, wenn sie als geschlossene Gruppe in die Hauptstadt einzogen, besonders in dieser Notzeit. Vielleicht würden sie für eine Räuberbande gehalten und entsprechend behandelt. Deswegen gab er ihnen nicht nur gute Ratschläge, sondern machte ihnen auch das Zugeständnis, dass er es ihnen nicht zur Last legen würde, wenn sie gewaltsam an der Erfüllung ihres Versprechens gehindert würden. (Maududi)

 

239. Er meint hier Allahs mächtigen Ratschluss, dem trotz aller menschlichen Vorsorge und Vorsicht niemand entgehen kann. (Qutb)

 

 

68. Und so zogen sie ein, wie es ihnen ihr Vater geboten hatte.240 Doch hätte dies Allahs Ratschluss nicht von ihnen abwenden können,241 Außer dass es ein Herzenswunsch Jaquubs war, der so erfüllt wurde.242 Denn er besaß Wissen, doch die meisten Menschen wissen es nicht.243

 

240. Nämlich durch verschiedene Tore. (Al-Dschalalain)

 

241. Wie aus dem folgenden hervorgeht, sollten sie und ihr Vater noch traurige Erfahrungen machen müssen, bevor ihre Geschichte zu einem glücklichen Ende kam. (Asad)

Vergleiche auch den letzten Aja. Obwohl sie die Anweisungen ihres Vaters genau einhielten waren ihre Herzen noch nicht rein, und wie die Geschichte zeigt, bekommen sie Schwierigkeiten. Sie machten Jusuuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Vorwürfe, ohne zu wissen, dass sie in seiner Gewalt waren. Und Rase Jusuuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, vergalt es Ihnen auf edle Weise, indem der die Zusammenführung der ganzen Familie in die Wege leite und die Brüder zu Einsicht und Umkehr brachte. Er war das Werkzeug zur Erfüllung des Planes Allahs. (Juusuf `Allii)

 

242. Es ist eine Notwendigkeit einer prophetischen Persönlichkeit, dass sie alles lehrt, was sie weiß, Würdige und Unwürdige gleichermaßen. Hier lehrt seine unwürdigen Söhne ebenso wie seine würdigen, die er liebt. Ihm als Propheten steht es jedoch nicht zu, den Erfolg zu garantieren. In diesem Fall konnte er seine Söhne nicht davor bewahren, in Schwierigkeiten zu geraten, obwohl sie genauestens seinen Anweisungen folgten. Dies gilt auch für einen Propheten, der größer war als Jaquub, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Menschen, die wortwörtlich kleinste Anweisungen von ihm befolgen und die größeren Prinzipien vernachlässigen, die er gelehrt hat, schieben ihm die Schuld für ihre Schwierigkeiten zu. Wenn sie der Sache auf den Grund gehen würden, dann würden sie bald einsehen müssen, dass sie selbst sich in diese Lage gebracht haben. (Juusuf `Allii)

Indem er seinen Söhnen diesen Rat gab, folgte Jaquub, Allahs Segen und Frieden auf ihm, lediglich einem menschlichen Sicherheitsbedürfnis und erwartete nicht, dass äußerliche Vorsichtsmaßnahmen ihnen wirklich helfen würden, denn wie er selbst sagte, liegt die Entscheidung bei Allah allein. (Asad)

 

243. Prophetische Persönlichkeiten sind voller Wissen - nicht als Menschen, sondern als Wesen, die von Allah gelehrt wurden. Denn Menschen als solche sind meistens unwissend und begreifen nicht. (Juusuf `Allii)

Sie begreifen nicht, wie es Jaquub, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gelingt, das Gleichgewicht zwischen Allahvertrauen und den Sicherheitsmaßnahmen zu halten. Das war nur dadurch möglich, dass Allah ihm wahres Wissen hat zuteil werden lassen. Deswegen traf er alle Maßnahmen, die der gesunde Menschenverstand, logisches Nachdenken und die Erfahrung verlangten. Er ermahnte sie, ihr Verhalten gegenüber Jusuuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, bezüglich Benjamin zu wiederholen. Er nahm ihr Ehrenwort, dass sie für die Sicherheit ihres Halbbruders Sorge tragen würden. Er riet ihnen, sich der politischen Situation entsprechend vorsichtig zu verhalten. Soweit es menschenmöglich war, traf er alle Maßnahmen, um jedes Risiko zu vermeiden. Andererseits vergaß er nie, dass menschliche Vorsichtsmaßnahmen nicht die Erfüllung des göttlichen Willens Allahs verhindern konnten, dass man sich darauf also nicht verlassen sollte, sondern auf Allahs Gnade. Allah allein gewährt letztendlich Erfolg oder Misserfolg. Dies ist es, was die meisten Menschen nicht begreifen. Sie verlassen sich entweder völlig auf ihre eigenen Bemühungen, oder sie „vertrauen auf Allah“, ohne praktische Schritte zu unternehmen, ihre Probleme zu lösen. (Maududi)

Das Gleichgewicht zwischen vernünftigem Verhalten und Vertrauen auf Allah kommt auch in folgendem Ausspruch des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zum Ausdruck: „Binde erst dein Kamel an und vertraue dann auf Allah.“ (Anm. d. Übers.)

 

 

Abschnitt 9

 

69. Und als sie bei Juusuf eintraten,244 nahm er seinen Bruder zu sich.245 Er sprach:246 „Wahrlich, Ich bin dein Bruder. So sei nicht betrübt wegen dessen, was sie getan haben.“247

 

244. Die zehn Brüder kamen also mit Benjamin zusammen in Ägypten an und sprachen bei dem Minister vor. Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nahm sie wiederum gastfreundlich auf, um so mehr deswegen, weil sei seiner Bitte entsprochen und Benjamin mitgebracht hatten. (Juusuf `Allii)

 

245. Baidawi schildert uns anschaulich, wie Benjamin bevorzugt behandelt wurde. Beim Festessen wurden die Brüder jeweils zu zweit bewirtet, wobei Benjamin übrig blieb und Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ihn zu sich selbst an den Tisch setzte. Auch für die Nacht wurden sie zu zweit einquartiert, und Benjamin, der übrig blieb, übernachtete bei Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm. So bekam dieser die Gelegenheit, mit ihm allein zu sprechen. Er gab sich ihm zu erkennen, ermahnte ihn jedoch, davon nichts weiterzusagen und sich durch merkwürdige Ereignisse, die ihnen widerfahren sollten, nicht verwirren zu lassen. Von Benjamin muss Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, auch näheres von seiner Familie erfahren haben. Er wollte sie alle zu sich nach Ägypten holen. So ging er daran, seinen Plan auszuführen. (Juusuf `Allii)

 

246. Zu Benjamin unter vier Augen. (Darjabadi)

 

247. Die Verbform bezeichnet die Handlungen der Brüder in der Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Benjamin sollte sich nicht darum kümmern, was sie in der Vergangenheit Böses getan hatten oder wie sie sich jetzt und in der Zukunft verhielten.         hatte einen Plan, der Benjamins Stillschweigen unter merkwürdigen Umständen voraussetzte. (Juusuf `Allii)

Er enthüllt ihm seinen Plan_ ihn bei sich zurückzubehalten- (Darjabadi)

 

 

70. Und als er sie mit ihrem Bedarf ausgestattet hatte, steckte er248 den Trinkbecher249 in die Satteltasche seines Bruders.250 Dann rief ein Ausrufer: 251 „O ihr Leute der Karawane, ihr seid fürwahr Diebe!252

 

248. Unmittelbar vor ihrer Abreise. (Darjabadi)

 

249. Der auch als Maß für das Korn benutzt wurde. (Darjabadi)

Der gewöhnlich aus Gold war. (Qutb)

 

250. Vergleiche auch Genesis 44:1-2. (Darjabadi)

Ohne, dass dies jemandem auffiel. (ibn Kasir)

Wahrscheinlich ließ Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, mit Benjamins Zustimmung den Becher in sein Gepäck stecken, wie aus dem vorigen Aja geschlossen werden kann. Offensichtlich wollte er ihn aus der Gewalt seiner grausamen Brüder befreien, und auch Benjamin zögerte, mit ihnen zusammen die Rückreise antreten zu müssen. Aber dies konnte nicht offen geschehen, was zu diesem Zeitpunkt noch nicht ratsam war. Deswegen haben sich wahrscheinlich beide Brüder diesen Plan ausgedacht, obgleich Benjamin damit vorübergehend in Verlegenheit gebracht wurde. (Maududi)

 

251. Vergleich Genesis 44:3-6. (Darjabadi)

Wörtlich: „ein Ausrufer (mu“assin)“, abgeleitet von der Verbform „assana“ („er kündigte an“ oder „er verkündete öffentlich“) (Asad)

Als sie im Begriff waren, den Ort zu verlassen. (Al-Dschalalain)

 

252. Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wollte ihnen einen Streich spielen, mit dem er zwei Zielsetzungen verband: zunächst sollten sie in Verlegenheit gebracht werden, wenn auch in keiner Weise so schlimm wie er selbst seinerzeit durch sie. Dann müssten sie sich schämen, und ihre Schuld käme ihnen zu Bewusstsein. Zweitens würde ihm dies einen Vorwand liefern, Benjamin bei sich zu behalten und ihren alten Vater nach Ägypten zu bringen. Er ließ einen wertvollen Becher in Benjamins Satteltasche verstecken. Wenn dieser nach gründlicher Suche gefunden wurde, würde er den angeblichen Schuldigen in Gewahrsam nehmen und damit sein Ziel erreichen. (Juusuf `Allii)

Diese Verkündung muss die Brüder Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, schockiert haben, wo sie doch Nachkommen Jaquubs, Ishaaqs und Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihnen allen, waren. (Qutb)

In seinem Kommentar zu diesem Aja sagt Rasi: Im Qur“an ist nirgendwo gesagt, dass sie auf Jusuufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Anordnung hin diese Anschuldigung aussprachen, sondern dies taten sie von sich aus, als der Becher vermisst wurde und sich Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Diener erinnerten, dass niemand außer den Brüdern sich in seiner Nähe aufgehalten hatten, so dass der Verdacht nahe lag, sie hätten ihn gestohlen. Entsprechend äußern sich auch Tabari und Samachsari in ihrem Kommentar zu Aja 76 einleuchtende Erklärung widerspricht dem biblischen Bericht, demzufolge die falsche Anschuldigung mit zu Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Plan gehörte (Genesis 44). Wenn wir diese biblische Version ablehnen, müssen wir logischerweise annehmen, dass Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, den Becher in das Gepäck seines Bruders stecken ließ, ohne seine Diener zu informieren, denn er wollte nicht, dass irgend jemand, und am wenigsten seine Halbbrüder, von seiner besonderen Vorliebe für Benjamin erfuhr. Dieser Zwischenfall und seine ethische Bedeutung wird unten in den Fußnoten zu Aja 76 näher erläutert. (Asad)

Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, erlaubte sich, sie des Diebstahls zu bezichtigen, weil er darin den Vorteil sah, seinen Bruder zurückzubehalten. (Safwat al Tafsir)

 

 

71. Da sagten sie, indem sie sich ihnen wieder zuwandten:253 „Was ist es, das ihr vermisst?“

 

253. Wörtlich: „sie sagten, indem sie sich ihnen zuwandten“. (Asad)

Sie kehren zurück, um dieser Verdächtigung nachzugehen. (Qutb)

 

 

72. Sie sagten:254 „Wir vermissen den Trinkbecher des Königs. Und der, der ihn wieder bringt, soll eine Kamellast bekommen, und ich verbürge mich dafür.“255

 

254. Entweder waren das die Leute, die damit beschäftigt waren, die Karawanen mit ihrem Bedarf auszurüsten, oder die Wächter, die den Diebstahl verkündeten. (Qutb)

 

255. Eine Kamelladung Getreide als Belohnung. Das „Ich“ kann sich auf Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, beziehen oder auf den von ihm Beauftragten. (Darjabadi)

 

 

73. (Die Brüder) sagten: „Bei Allah! Ihr wisst doch, dass wir nicht gekommen sind, um Unheil zu stiften im Land, und dass wir keine Diebe sind.“256

 

256. Die Brüder waren von ihrer Unschuld überzeugt, so dass sie bei Allah mit Bestimmtheit schworen, nicht diejenigen zu sein, die den Diebstahl begangen, indem sie sagten: „Ihr wisst doch von unserem Verhalten und Auftreten sowie von unserer Herkunft, dass wir keine bösen Absichten haben.“ (Qutb)

Als Fremde in einem fremden Land war es leicht möglich, als Spione oder Verbrecher verdächtigt zu werden, oder als Diebe, die die Notzeit ausnutzten. Die Brüder protestierten gegen einen so absurden Verdacht, nachdem der Minister sie so fürstlich aufgenommen hatte. (Juusuf `Allii)

 

 

74. (Die Ägypter) sagten: „Und was soll die Vergeltung für den Betreffenden257 sein, wenn ihr Lügner seid?“258

 

257. Von dem wir herausfinden, dass er den Becher gestohlen hat? (Darjabadi)

 

258. Was soll geschehen, wenn sich herausstellt, dass ihr tatsächlich die Gastfreundschaft des Ministers missbraucht habt, um den Becher zu stehlen? (Juusuf `Ali)

Dass ihr gelogen habt, indem ihr eure Schuld leugnetet. (Darjabadi)

 

 

75. Sie sagten: „Die Vergeltung für den, in dessen Satteltasche er gefunden wird, ist die dafür festgesetzte Strafe.259 So vergelten wir es denjenigen, die unrecht tun.“260

 

259. Wörtlich: Sein Entgelt ist. (Anm. d. Übers.)

Wir müssen versuchen, uns die Mentalität der zehn Brüder vorzustellen. Sie verstanden einander ausgezeichnet, in bösen Taten wie auch sonst. Für sie war eine Durchsuchung nicht weiter gefährlich. Sie hatten ja gar keine Gelegenheit zum Stehlen gehabt. Aber was war mir Benjamin? Sie waren bereit, alles zu glauben, was gegen ihn vorgebracht wurde, zumal das Eingenommensein des Ministers für ihn ihre Eifersucht erregt hatte. Es würde sie nicht weiter verwundern, wenn er ihn gestohlen hätte, wo er doch mit dem Minister zu Tisch gesessen und bei ihm übernachtet hatte. Sie fühlten sich sehr selbstgerecht und beschuldigten innerlich den Unschuldigsten. Wenn er wirklich gestohlen hatte, dann war dies eine günstige Gelegenheit, ihn loszuwerden. Und wie stand es mit ihrem Schwur dem Vater gegenüber? Aber da gab es ja eine Ausnahme. Er hatte sich selbst in diese Lage gebracht. Sie hatten alles getan, was in ihrer Macht stand, um ihm zu beschützen, aber hier waren sie machtlos. Mochte der Vater selbst kommen und sehen! (Juusuf `Allii)

Nach dem Gesetz Ibrahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wurde der Dieb demjenigen ausgehändigt, der bestohlen worden war. Dies wusste Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sehr wohl. (ibn Kasir)

Hier wird die Wirkungsweise des Planes sichtbar, den Allah         Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, eingegeben hatte. Des Diin Jaquubs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zufolge wurde nämlich der Dieb als Gefangener oder als Pfand zum Ausgleich für das Diebesgut zurückbehalten. Da sie von ihrer Unschuld überzeugt waren, erklärten sie sich bereit, das Urteil ihres Gesetzes gegen jeden zu akzeptieren, der sich als Dieb herausstellen sollte. (Qutb)

Vergleiche Genesis 44:9. (Darjabadi)

 

260. Dies war lange vor Entstehung des Gesetzes Musas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nach dem ein Dieb den Schaden voll ersetzen musste und der Schuldige, wenn er dazu nicht die Mittel hatte, in die Sklaverei verkauft wurde (vergleiche Exodus 22:3). Hier war jedoch das Verbrechen mehr als einfacher Diebstahl. Es war Diebstahl in Verbindung mit Lüge und gröbstem Missbrauch des Vertrauens und der Gastfreundlichkeit. Während die zehn Brüder innerlich mit ihrer „Urteilsverkündung“ sehr zufrieden waren, führten sie         an aus, ohne es zu wissen. So tragen auch die gemeinsten Motive oft dazu bei, einen guten Plan zu verwirklichen. (Juusuf `Allii)

Dies ist unser Rechtsbrauch gegenüber Dieben, und Diebe betrachten wir als Verbrecher! (Qutb)

Rasi legt diesen letzten Satz dem ägyptischen Ausrufer in den Mund, der bestätigt: „dies tun auch wir Ägypter mit solchen Verbrechern.“ (Asad)

 

 

76. So begann er261 mit ihrem Gepäck,262 bevor er das Gepäck seines Bruders(durchsuchte). Alsdann zog er ihn aus dem Gepäck seines Bruders hervor.263 So wandten Wir für Juusuf eine List an.264 Sonst hätte er seinen Bruder nach dem Gesetz des Königs nicht zurückhalten können, es sei denn Allah hätte es so gewollt.265 Wir erhöhen um Rangstufen wen Wir wollen.266 Doch über jedem, der Wissen besitzt, gibt es Einen, Der noch Wissender ist.267

 

261. Der Pronomen „er“ kann sich nur auf Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, beziehen. Vielleicht war er dabei, oder er kam dazu, denn der angebliche Diebstahl des königlichen Bechers war eine ernste und wichtige Angelegenheit, deren Untersuchung seine persönliche Aufsicht verlangte. (Juusuf `Allii)

Um sein Wissen zu verbergen und keinen Verdacht aufkommen zu lassen, durchsuchte Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zuerst das Gepäck seiner älteren Brüder, bevor er daran ging, das seines Bruders zu durchsuchen. (ibn Kasir)

 

262. Das arabische Wort bezeichnet hier Säcke, Taschen, Kästen oder Behälter aller Art, in denen Dinge untergebracht werden können. Beachte die treffende Ausdrucksweise. Der Becher war in einer Satteltasche versteckt worden (siehe oben Aja 70). Bei der Durchsuchung musste natürlich alles Gepäck geprüft werden, wenn es überzeugend und effektiv aussehen sollte. (Juusuf `Allii)

Vergleiche Genesis 44:11-12. (Darjabadi)

 

263. Nämlich den Becher. (Juusuf `Ali)

Vergleiche Genesis 44:12. (Darjabadi) Wörtlich: „er brachte ihn heraus“. (Asad)

 

264. So legte Allah für Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, diesen subtilen Plan zurecht. (Qutb)

Diese Art von List ist gut zu vertreten und wird von Allah erlaubt und gutgeheißen, da sie eine Weisheit und Nutzen für die Allgemeinheit in sich birgt. (ibn Kasir)

Offensichtlich hatte Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sich den Plan ausgedacht, den Becher in Benjamins Gepäck zu verstecken. Dass die königlichen Wächter das Gepäck untersuchten, gehört zu ihrer Berufspraxis. Nichts in diesem Abschnitt weist auf übernatürliche Hilfe Allahs hin, außer dass die Beamten nach der bei ihnen üblichen Strafe für Diebe fragten und sie antworteten, dass sie als Sklaven festgehalten werden sollten. Der folgende Satz bestätigt diese Interpretation. (Maududi)

 

265. Nach dem Gesetz Ägyptens wäre die Strafe des Diebes gewesen, verprügelt zu werden, oder den doppelten Wert des Diebesgutes zu zahlen, aber keineswegs, ihn gefangen zu nehmen. (Al-Dschalalain)

In diesem Fall war es kein böser Streich, wie er manchmal bei der Polizei bekannt wird, wenn jemand unschuldigen Menschen Diebesgut unterschiebt, um sie in Schwierigkeiten zu bringen. Es war vielmehr ein Plan, die Boshaftigkeit von ihrer wahren Seite zu zeigen, den Bösen eine Gelegenheit zur Einsicht und Umkehr zu geben, Vergebung und Versöhnung herbeizuführen und den alten Vater zu trösten, der so viel gelitten hatte. Vor allem aber gehört es zu jedem größeren Plan, die Welt zu lehren, so wie er sich in der Geschichte der Kinder Israel entfaltet. Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war ein Gesandter Allahs, aber er hätte diesen Plan ohne Allahs Willen und Erlaubnis nicht durchführen, ja nicht einmal den ersten Schritt tun können. (Juusuf `Allii)

Der Begriff „diin al-malik“ bedeutet hier „Rechtsordnung und Gesetz des Königs“. Der Begriff Diin Allahs) bedeutet dementsprechend Allahs Gesetz und Ordnung; diesem allein sind wir zum Gehorsam verpflichtet. Und wir sind aufgefordert, die Gesetze anderer abzulehnen. (Qutb)

Die Weitgefasste Bedeutung des Wortes „Diin“ widerspricht der Vorstellung derer, die die Botschaft der Propheten auf sakrale Handlungen beschränken wollen und der Ansicht sind, sie habe nichts mit den kulturellen, politischen, gesellschaftlichen, rechtlichen und anderen „weltlichen“ Angelegenheiten des Lebens zu tun, oder meinen, wenn sie sich überhaupt mit solchen Dingen befasst, dann nur in Form von Empfehlungen. Eine solche Haltung hat die Muslime lange veranlasst, die Verwirklichung einer islamischen Lebensweise zu vernachlässigen. (Maududi)

 

266. Nämlich durch Wissen, wie Wir es Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm,         zukommen ließen. (Al-Dschalalain)

Wenn wir die Angelegenheiten dieser Welt untersuchen, dann finden wir vielerlei Pläne und viele Abstufungen von Dummheit und Weisheit. Die Bösen planen, die Dummen planen; es gibt Menschen, die sich für klug halten und vielleicht für klug gehalten werden, und auch sie haben ihre Pläne; und unter den Menschen gibt es gute und nützliche Weisheit in verschiedenem Grade. Aber über allen diesen Plänen steht Allah. Alles Gute in unserer Weisheit ist nichts als eine Widerspiegelung Seiner Weisheit, die auch Dummheit und Bosheit zum Guten wenden kann. (Juusuf `Allii)

 

267. Menschliches Wissen ist nur relativ; bei Allah allein ist die Vollkommenheit. (Darjabadi)

Die Bedeutung dieser Geschichte wird jetzt deutlich: sie veranschaulicht das Grundprinzip, dass alle Entscheidung bei Allah liegt (siehe oben Aja 67). Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hatte Benjamin bei sich behalten wollen, aber nach ägyptischem Rechtsverständnis hätte er dies nicht ohne die Einwilligung seiner Halbbrüder tun können, die für ihren Bruder verantwortlich und durch das Versprechen gegenüber ihrem Vater gebunden waren, der sicher nicht mit dem Zurückbleiben einverstanden gewesen wäre. Die einzige Alternative wäre es gewesen, sich den Brüdern zu erkennen zu geben; da er jedoch nicht bereit war, jetzt schon so weit zu gehen, war er eigentlich gezwungen, Benjamin mit ihnen abreisen zu lassen. Die Entdeckung des königlichen Trinkbechers änderte alles, denn nun schien Benjamin sich des Diebstahls schuldig gemacht zu haben, und     Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war nach den Gesetzen des Landes berechtigt, ihn als seinen Sklaven zurückzubehalten. (Asad)

 

 

77. Da sagten sie:268 „Sollte er gestohlen haben, so hat ein Bruder von ihm schon früher gestohlen.“269 Juusuf aber bewahrte dies in seinem Herzen und er klärte sie nicht darüber auf.270 Er sagte:271 „Ihr seid nur in einer umso schlimmeren Lage,272 und Allah weiß, was ihr da vorgebt.“273

 

268. Die zehn Brüder. (Darjabadi)

 

269. Der Hass der zehn Brüder gegenüber Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und Benjamin kommt wieder zum Vorschein. Sie sind nicht nur bereit, Benjamin Böses zuzutrauen, sondern sie denken an Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zurück und nennen auch ihn einen Dieb. Sie hatten Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Unrecht getan und wollten mit diesem falschen Vorwurf ihr Gewissen beschwichtigen. Dabei hatten sie keine Ahnung, dass Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, selbst in seiner Verkleidung vor ihnen stand und ihre Lüge bald ans Tageslicht kommen sollte. (Juusuf Allii)

Sie weisen die Schande des Diebstahls von sich und werfen sie auf die andere Zweiglinie der Kinder Jaquubs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nämlich die Linie Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und seines Bruders. (Qutb)

Da es keinen Hinweis darauf gibt, dass Juusuf, Allahs Segen und frieden auf ihm, jemals des Diebstahls beschuldigt werden ist, ist es nur vernünftig anzunehmen, dass die Brüder ihm schlecht machen wollen, um sich besser von Benjamin distanzieren zu können, wobei sie nicht ahnen, dass Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ihnen steht. (Asad)

 

270. Dort gab es bereits viele Geheimnisse:

1. dass er selbst Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war;

2. dass sein Bruder Benjamin ihn kannte;

3. dass Benjamin nicht schuldig war, sondern alles eine List war, um einen größeren Plan durchführen zu können; und

4. dass sie sich selbst bloßstellten und damit unabsichtlich den Plan vereinfachten.

(Juusuf `Allii)

 

271. Zu sich selbst in seinem Inneren. (Darjabadi)

 

272. Ihr seid durch diese Verleumdung vor Allah schlechter gestellt als der, den ihr verleumdet habt. (Qutb)

Nun glaubt ihr, dass ihr Benjamin aus dem Weg geschafft habt, so wie ihr vor langer Zeit Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, losgeworden seid! Was würdet ihr sagen, wenn ihr wüsstet, dass ihr euch selbst bloßgestellt habt, dass ihr in Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Gewalt seid und er euch veranlasst hat, euch selbst zu verraten und hoffentlich demnächst auch euer Verhalten zu bereuen? (Juusuf `Allii)

 

273. Wörtlich: „was ihr zuschreibt“, nämliche Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Benjamin. Ihr seid nämlich selbst diejenigen, die Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, seinem Vater gestohlen haben. (Asad)

 

 

78. Sie sagten: „Ehrwürdiger Herr!274 Wahrlich, er hat einen greisen, hochbetagten Vater.275 Darum nimm einen von uns an seiner Statt.276 Wir sehen doch fürwahr, dass du einer von jenen bist, die Gutes tun.“

 

274. `Asis habe ich hier mit „Ehrwürdiger“ übersetzt, um Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, der hier angeredet wird, nicht mit jenem anderen `Asis zu verwechseln, mit dem Sulayha verheiratet war und der vielleicht längst nicht mehr, lebte. Vergleiche oben Aja 30.

(Juusuf `Allii)

Nun werden sich der schlimmen Lage, in der sie sich befinden,  bewusst, und erinnern sich an das Versprechen, das sie ihrem Vater gegeben haben. So gehen sie daran, das Mitleid in Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ihre Lage zu erwecken um seines alten Vaters willen. (Qutb)

 

275. Der Benjamin sehr liebt. Vergleiche Genesis 44:18 und 33-35. (Darjabadi)

 

276. Als Sklaven, damit Benjamin mit uns heimkehren kann. (Darjabadi)

 

 

79. Er sagte: „Allah bewahre277 (uns davor), dass wir jemanden (fest)nehmen anstelle dessen, bei dem wir unser Eigentum gefunden haben.271 Sonst würden wir fürwahr ungerecht handeln.“279

 

278. Er sagt nicht: „Allah bewahre, dass wir einen Unschuldigen statt des Diebes festhalten;“ schließlich weiß er, dass sein Bruder kein Dieb ist, sondern drückte sich so aus, dass er die Beschuldigung weder bestätigt, noch abstreitet.. (Qutb)

Vergleiche Genesis 44.17. (Darjabadi)

Dieses Vergehen, einen wahren Sachverhalt zu verbergen, nennt man mit einem Fachausdruck „tawrijach“. Damit darf man jedoch keine eigennützigen Ziele verfolgen, sondern man kann auf diese Weise Böses verhüten oder Menschen vor Benachteiligung und Unterdrückung retten, wenn es keinen anderen Ausweg gibt, denn ein rechtschaffener Mensch würde in solchen Fällen nicht direkt lügen wollen. (Darjabadi)

 

279 Hier gibt es Spannungen zwischen den zehn Brüdern und Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Sie fürchten den Zorn ihres Vaters und halten sich an das Abkommen, das sie selbst vorgeschlagen hatten. (Juusuf `Allii).

„Ungerecht wollen wir wirklich nicht sein!“ Damit schließt Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, diese Diskussion ab. Dadurch erkennen die Brüder, dass es ausweglos ist, weiterhin Fürbitte einzulegen. (Qutb)

 

 

Abschnitt 10

 

80. Als sie jegliche Hoffnung aufgegeben hatten,280 zogen sie sich zurück, um miteinander zu beraten. Ihr Ältester281 sprach: „Wisst ihr denn nicht mehr,282 dass euer Vater euch ein bindendes Versprechen vor Allah abnahm,283 und wie ihr dieses schon vordem außer acht gelassen habt bei Juusuf. Darum werde ich das Land solange nicht verlassen,284 bis mein Vater es mir gestattet,285 oder Allah für mich entscheidet,286 denn Er ist der beste Richter.

 

280. Das Pronomen bezieht sich auf Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Sie hatten die Hoffnung aufgegeben, ihn umzustimmen. (Darjabadi)

Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Brüder gaben die Hoffnung auf, ihren jüngsten Bruder frei zu bekommen. (Qutb)

 

281. „Kabiir“ bedeutet der Älteste. In Surach 20:71 wird es offensichtlich benutzt, um einen „Hauptmann“ oder „Wortführer“ zu bezeichnen, und das Wort bezieht sich nicht auf das Alter. Deswegen übersetze ich hier: „ihr Anführer“, derjenige unter den Brüdern, der am aktivsten an diesen Vorgängen teilnimmt. Sein Name wird im Qur“an nicht erwähnt. Der älteste Bruder hieß Reuben, aber nach dem biblischen Bericht war Juda der aktivste.

(Juusuf `Allii)

 

282. Da dieser Ausdruck hier eher eine Erinnerung bezeichnet als Wissen im engeren Sinne, habe ich übersetzt: „erinnert ihr euch nicht...?“. (Asad)

 

283. Siehe oben Aja 66. (Darjabadi)

 

284. Ich werde Ägypten nicht verlassen. (Darjabadi)

 

285. Bis mein Vater mir erlaubt, zu ihm zurückzukehren. (Darjabadi)

 

286. Das Versprechen hatte er in Allahs Namen seinem Vater gegeben. Deswegen war er sowohl seinem Vater als auch Allah gegenüber verpflichtet. Er musste die Entscheidung seines Vaters abwarten und hier bleiben, wie er versprochen hatte, solange ihm Allah nicht einen anderen Weg zeigte. Beispielsweise könnte der ägyptische Minister seine Meinung ändern, so dass er mit Benjamin zusammen zurückkehren könnte und das Versprechen eingelöst war. (Juusuf `Allii)

 

 

81. Kehrt zu eurem Vater zurück und sagt: „O unser Vater! Dein Sohn hat wahrlich einen Diebstahl begangen. Und wir bezeugen nur, was wir wissen,287 und wir sind für das Verborgene nicht verantwortlich.288

 

287. Als Augenzeugen. (Darjabadi)

Das der Becher in Benjamins Gepäck gefunden wurde. (Asad)

 

288. Er hat heimlich und ohne unser Wissen gestohlen. Wie konnten wir es unter diesen Umständen verhindern? Dies mochte eine gute Aussage für die anderen neun Brüder sein, aber Reuben selbst war durch sein Versprechen gebunden und besonders verpflichtet. (Juusuf `Allii)

Wenn wir gewusst hätten, dass er stiehlt, dann hätten wir dir nicht versprochen, ihn sicher zurückzubringen. (Darjabadi)

Als wir dir das Versprechen gegeben hatten, konnten wir dies nicht voraussehen. (Asad)

 

 

82. Frage doch nach in der Stadt, in der wir gewesen sind,289 und bei der Karawane, mit der wir zurückgekommen sind.290 Wir sagen ganz gewiss die Wahrheit!“291

 

289. Lass deine eigenen Vertrauensleute nachfragen, wenn du uns nicht glaubst. (Darjabadi)

 

290. Sie werden unsere Aussage bestätigen. (Darjabadi)

Sie waren nicht allein in dieser Karawane, denn sehr viele waren mit ihnen nach Ägypten gereist, um in den schwierigen Jahren Korn zu erhalten. (Qutb)

 

291. Um den Wahrheitsgehalt ihrer Geschichte zu bekräftigen, fordert Reuben hier seine Brüder auf, ihren Vater zu bitten, selbst an ihrem Aufenthaltsort und in der Karawane, mit der sie reisten, nachfragen zu lassen, so dass er erfahre, dass es sich wirklich so verhielt. Die neun Brüder kehrten zurück und berichteten so, wie er sie angewiesen hatte. (Juusuf `Allii)

 

 

83. Da sagte (Jaquub):292 „O nein! Ihr habt euch selbst etwas vorgetäuscht.293 Doch Geduld steht mir am besten an.294 Es mag sein, dass Allah sie mir allesamt zurückgeben wird.295 Denn Er, Er ist fürwahr der Allwissende, der Allweise.“296

 

292. Nach ihrer Rückkehr, und nachdem sie ihm die Vorfälle berichtet hatten. (Anm. d. Übers.)

 

293.  Jaquub, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war von dieser Geschichte völlig schockiert. Er kannte seinen jüngsten Sohn Benjamin zu gut, um zu glauben, er könnte gestohlen haben. Er weigerte sich, die Geschichte zu glauben, die er für frei erfunden hielt, wie sie es ja auch war, nur nicht in dem Sinne, wie er es den neun Brüdern vorwarf. Mit dem Blick des Imans sah er deutlich Benjamins Unschuld, obwohl er nicht jede Einzelheit von dem erkennen konnte, was wirklich geschehen war. (Juusuf `Allii)

Er bezichtigte sie der Verschwörung gegen ihn wie zuvor im Fall seines Sohnes Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm. (Ibn Kasir)

 

294. Genau dieselben Worte hatte Jaquub gesprochen, als die Nachricht von Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, erreichte (vergleiche oben Aja 18). Aber diesmal ist eine Hoffnung damit verbunden, dass Allah ihm sowohl ~ais auch den jüngsten Sohn sowie den Sohn, der freiwillig zurückgeblieben ist, wiedergibt.

 

295. Mit dem Blick des Imans sah er sogar noch eine größere Hoffnung. Vielleicht würden seine drei verlorenen Söhne alle zurückkehren – Juusuf, Benjamin und Reuben. Sein Iman an Allah war unerschütterlich, obwohl hier alle Tatsachen dagegen zu stehen schienen. (Juusuf `Allii)

Jaquub war niemals völlig von Tod Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, überzeugt gewesen. Vergleiche oben Aja 17. (Asad)

 

296. Er weiß, wo sich meine drei Söhne aufhalten, und wird sie mir zu gegebener Zeit wiederbringen. (Darjabadi)

Er weiß nicht nur, wie es um Jaquub, Allahs Segen und Frieden auf ihm, steht, sondern kennt auch die Hintergründe all jener Ereignisse und Prüfungen. Seine Weisheit im Anordnen von Ursache und Wirkung wird dann sichtbar, wenn die Zeit dazu gekommen ist. (Qutb)

 

 

84. Und er wandte sich von ihnen ab und sagte:297 O wie bekümmert bin ich über Juusuf!“ Und seine Augen wurden trüb vor Trauer.291 Doch dann beherrschte er seinen Schmerz.

 

297. In Trauer und Sorge. (Darjabadi)

 

 

85. Da sagten sie: „Bei Allah! Du wirst nicht aufhören, Juusuf zu beklagen,299 bis du dich erregst oder gar daran zugrunde gehst!“300

 

298. Die Trauer des alten Vaters ist unbeschreiblich. Die eine Trauer erweckt die Erinnerung an eine andere und größere. Seine Trauer war zu groß für Tränen. Seine Augen verloren ihre Farbe, das Licht wurde zu einem trüben Schimmer. Alles schien in Dunkelheit gehüllt, sowohl in der Außenwelt als auch in seinem Gemüt. Niemand teilte seine Trauer, niemandem konnte er sie mitteilen. Dennoch war sein Iman unerschütterlich, und er übte sich in Geduld, jener hohen Tugend der Mu“mins. (Juusuf `Allii)

Trübe von Tränen. Obwohl Jaquub, Allahs Segen und Frieden auf ihm, alle drei Söhne vermisste, war die Trauer um Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, doch die größte, denn von ihm wusste eicht, ob er lebte oder tot war. (Asad)

Jaquub, Allahs Segen und Frieden auf ihm, fühlte sich in seiner Trauer allein gelassen. So zog er sich zurück, um sein Unglück zu beklagen. Da er aber seine Trauer in sich hineinfraß und sich in Geduld fasste, wirkte es so auf seine Nerven, dass seine Augen vor Schmerz und Trauer weiß wurden. (Qutb)

 

299. Sie nehmen ihm seine überschwängliche Liebe zu Jusuuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, übel. (Darjabadi)

 

300. Was sie sagen ist voller Eifersucht, Bosheit und Verständnislosigkeit. Es zeigt, dass Jaquubs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Söhne immer noch unreif waren, wenn der Zeitpunkt ihrer Reue und Umkehr sich auch näherte. Die Herzlosigkeit ihrer Worte war fehl am Platz, denn seine Trauer in Stille und klagte nicht bei Sterblichen, sondern allein bei Allah, wie im nächsten Aja deutlich wird. (Juusuf `Allii)

Diese zornigen, ablehnenden Worte sollen“ verstehen geben, dass endgültig fort ist und nicht wiederkommt. (Qutb)

 

 

86. Er sagte: „Ich klage meinen Gram und meine Trauer nur Allah,301 und ich weiß von Allah, was ihr nicht wisst.

 

301. Und ich klage nicht bei Sterblichen. (Darjabadi)

…bei niemand anderem als Allah. Denn nur bei Ihm hilft das Klagen. (Al-Dschalalain)

Jaquub, Allahs Segen und Frieden auf ihm, klagt bei Allah über sich selbst, nicht über Allahs Wirken. Er betrauert seine Geistesabwesenheit und den gelegentlichen Ausbruch aus den Schranken der Geduld, die er sich selbst auferlegt hat. (Juusuf `Allii)

 

 

87. O meine Söhne, zieht aus und erkundigt euch nach Juusuf, und seinem Bruder.303 Und verzweifelt nicht an Allahs Erbarmen.304 Wahrlich, an Allahs Er barmen zweifeln nur die kafir Menschen.“305

 

302. Er kannte Allahs barmherziges und großmütiges Handeln mit den Menschen auf eine Weise, wie es seinen oberflächlichen Söhnen nicht möglich war. Sein Iman an Allah sagte ihm auch, dass alles gut ausgehen würde. Wie aus seinen Anweisungen im nächsten Aja hervorgeht, hatte er niemals die Hoffnung auf ein Wiedersehen mit Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, aufgegeben. (Juusuf `Allii)

Nämlich dass alle Entscheidungen bei Allah liegen, und dass alle, die an Ihn den Iman verinnerlichen, auf Ihn vertrauen sollen (siehe Aja 67). Diese beiden Gedanken liegen der ganzen Surach zugrunde, und hier versucht Jaquub, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sie seinen Söhnen einzuprägen. Seine Erinnerung an Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, prophetischen Traum (siehe oben Aja 4) und seine Überzeugung, dass Allah ihm für Seine besondere Gnade auserwählt hatte (Aja 6), erfüllt ihn mit neuer Hoffnung. (Asad)

Die Worte dieses gütigen Mannes vermitteln seinen unerschütterlichen Iman an seinen Herrn. (Qutb)

Er war die ganze Zeit davon überzeugt, dass er Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wahrhaftig lebend wieder sehen wird. (Al-Dschalalain)

 

303. Versucht mit allen Mitteln, etwas über sie in Erfahrung zu bringen! (Qutb)

 

304. Das hier benutzte Wort ist „rauch“, nicht „ruch“, wie es einige Kommentatoren irrtümlich verstehen. Der Begriff „rauch“ schließt den Bedanken einer Barmherzigkeit Allahs ein, die uns selbst bei größter Verwirrung innere Ruhe gibt. (Juusuf `Allii)

Nach Ansicht der meisten Kommentatoren ist das Wort „rauch“ hier gleichbedeutend mit „rachma“ („Gnade“ oder „Barmherzigkeit“). Da es etymologisch mit dem Wort „ruch“ („Lebensatem“ oder „Geist,“) verwandt ist und gleichzeitig die Bedeutung „Ruhe von Trauer und Sorge (racha) beinhaltet, übersetze ich: „Lebensspendende Barmherzigkeit“: (Asad)

 

305. Jaquub, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ignoriert und vergibt die Stichelei und Bosheit in der Rede seiner Söhne. Als ein wahrer Mann Allahs wünscht er ihnen Gutes, gibt ihnen Ratschläge und schickt sie mit einer Aufgabe aus, die ihnen die      Augen für die wunderbare Fürsorge Allahs öffnen und ihm selbst Trost bringen soll. Er beauftragt sie, erneut nach  Benjamin zu suchen. Vielleicht ahnt er inzwischen, dass sie zusammen in Ägypten sind. Ohnehin sind ihre Vorräte geringer geworden, so dass sie in Ägypten neues Getreide kaufen müssen. (Juusuf „Allii)

Seid beharrlich in eurer Suche und gebt die Hoffnung auf Allahs Barmherzigkeit, Seinen Trost und Seine Hilfe nicht auf. Das Wort „rauch“ enthält einen feinen Hinweis auf die Zufriedenheit nach aller Trauer und Angst, die durch Allahs belebenden Geist über die Seelen der Menschen weht. mu“min Menschen, deren Herzen immer mit Allah verbunden sind, und deren Seelen mit Seinem Geist erfüllt sind, können niemals verzweifeln, auch nicht, wenn sie von Kummer und Drangsal heftig bedrängt sind. Sie haben stets Vertrauen in ihren Herrn. (Qutb)

 

 

88. Und als sie bei ihm306 vorstellig wurden, sagten sie: „O du Ehrwürdiger!307 Leid hat uns und unsere Familie er faßt,308 und wir konnten nur Ware von geringerem Wert309 mitbringen. Doch gib uns dafür doch volles Maß,310 und zeig dich mildtätig gegen uns.311 Wahrlich, Allah belohnt die Mildtätigen.“312

 

306. Wie ihr Vater ihnen aufgetragen hat, kehren die neun Brüder nach Ägypten zurück. Ihr erster Weg führt sie zu jenem Minister. Sie müssen ihm vom Leid ihres Vaters berichten und an sein Mitleid appellieren, so dass er Benjamin vielleicht freilässt. Sie würden sowohl von der besonderen Trauer ihres Vaters erzählen als auch von der allgemeinen Sorge, die während der Hungersnot alle teilten. Den größten Teil ihres Kapitals hatten sie aufgebraucht. Das würde einem so großen Mann vielleicht gefallen, der ein so reiches Land beherrschte. Und so handelten sie auch. Vielleicht erwähnten sie auch den unerschütterlichen Iman ihres Vaters. (Juusuf `Allii)

 

307. Um Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zum Mitleid zu veranlassen. (Darjabadi)

 

308. Hunger und äußerste Not. (Darjabadi)

 

309. Waren, die sie gegen Getreide eintauschen konnten. (Asad)

Diese Ware war von solch einem geringen Wert, dass jeder, der sie erblickte, sie zurückweisen musste.

(Al-Dschalalain)

 

310. Aus Mitleid, ohne Rücksicht auf den geringen Wert der Tauschwaren. (Darjabadi)

 

311. Ober „gib uns Almosen“. (Darjabadi)

 

312. So kehrten sie zum dritten Mal nach Ägypten zurück. Diesmal waren sie sehr von der Hungersnot gekennzeichnet. Geld hatten sie keines mehr und die Ware, die ihnen übrig geblieben war und gegen die sie Korn tauschen wollten, war von schlechter Qualität. In ihrem Vorstellungsgespräch war eine nie vorher festzustellende Niedergeschlagenheit. (Qutb)

Die Wirkung einer so demütigen Bitte, die von so hochmütigen Brüdern ausgesprochen wird, kann man sich leicht vorstellen. (Darjabadi)

 

 

89. Da sprach er:313 „wisst ihr, nicht mehr,314 was ihr damals Juusuf und seinem Bruder angetan habt,311 als ihr in Unwissenheit befangen wart?“316

 

313. Durch ihre Erzählung kann sich Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, vor Mitleid nicht mehr länger zurückhalten. (Darjabadi)

Als sie einen solchen Grad von Demut, Bedrängnis und Niedergeschlagenheit an den Tag legten, war Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, innerlich so gerührt, dass er nicht mehr die Rolle des mächtigen Herrn spielen und ihnen seine wahre Identität weiter verheimlichen konnte. Die Zeit der größten Überraschung war nun gekommen. Doch er teilt sie ihnen in einer sanften Art mit. (Qutb)

 

314. Wörtlich: „wisst ihr...?“ Ich übersetze hier mit: „erinnert ihr euch...?“ Vergleiche auch oben Aja 80. (Asad)

 

315. Er wendet sich mit ihnen der weit zurückliegenden Vergangenheit zu, die sie allein kennen und von der sonst keiner Kenntnis haben konnte außer Allah. (Qutb)

Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, will sich jetzt zu erkennen geben und spricht ihr Gewissen an. Er brauchte sie nur an ihr wirkliches Verhalten gegenüber ihm zu erinnern, den sie angeblich verloren hatten. Inzwischen hatte er wohl auch von Benjamin erfahren, welche Ungerechtigkeiten er hatte erleben müssen, nachdem Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ihn zu Hause nicht mehr hatte schützen können. Hatte nicht auch Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, selbst ihre Bereitschaft gesehen, Benjamin das Schlimmste zuzutrauen und Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, auf schlimme Weise zu verleumden? Aber er wollte großzügig sein - nicht nur in dem Sinne, wie sie es meinten, als sie ihn um eine großzügige Getreidezuteilung baten, sondern in einem viel höheren Sinne. Er wollte ihnen vergeben und ihr Verhalten damit entschuldigen, dass sie nicht wussten, was sie taten. (Juusuf `Allii)

 

 

90. Sie sprachen: „Bist du etwa Juusuf?“ Und er sagte: „Ich bin Juusuf, und das ist mein Bruder.311 Allah ist uns fürwahr gnädig gewesen.311 Wahrlich, wer319 mutaqi320 (und standhaft) und geduldig ist,321 - ganz gewiss wird Allah den Lohn derer, die Gutes tun, nicht verloren gehen lassen.“

 

316. Unwissend bezüglich der Folgen eurer Handlung. (Darjabadi)

Unwissend bezüglich Gut und Böse. Indem er seinen eigenen Namen mit dem Benjamins in Verbindung bringt, will er wahrscheinlich auf den Neid der Brüder gegen die beiden Söhne Rachels (vergleiche oben Aja 8) hinweisen. Vielleicht erwähnt er ihn auch wegen ihrer Bereitschaft, die „Beweise“ seiner Schuld zu akzeptieren (vergleiche Aja 77). (Asad)

Es war nichts als Unwissenheit über das Ausmaß eurer Untat, die euch dazu getrieben hat. (ibn Kasir)

 

317.  Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Fragen, vielleicht Benjamins Auftreten - nicht als Sklave, sondern in liebevollem Einverständnis mit diesem großen Minister - vielleicht sogar die Erinnerung an Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Kindheitstraum - all dies hat sie innerlich vorbereitet, jetzt direkt fragen zu können: „Bist du etwa Juusuf.“ Sie bekommen die direkte Antwort darauf: „Ja, ich bin Juusuf. Und wenn ihr noch irgendwelche Zweifel habt, dann fragt Benjamin. Wir haben vieles erlitten, aber Geduld und rechtes Verhalten werden letztendlich von Allah belohnt.“ (Juusuf `Allii)

Erst in diesem Moment klingt ein Ton in der Stimme, die sie von früher kannten, in ihren Ohren. Auch einige Wesenszüge, auf die sie zuvor nicht achteten, kommen ihnen auf einmal bekannt vor. So ahnen sie die Wahrheit, die jetzt herauskommen wird. (Qutb)

Die Frage hier verdeutlicht die Ungeheuerlichkeit der Überraschung. Sie wunderten sich darüber, dass sie zwei Jahre oder mehr bei ihm aus und eingegangen waren, ohne ihn erkannt zu haben. Er seinerseits hatte sie erkannt, aber sein Wissen ihnen gegenüber verborgen. (ibn Kasir)

 

318. Indem Er uns geschützt und wieder zusammengebracht hat. (Darjabadi)

 

319. Wörtlich: „wer auch immer“. (Asad)

 

320. Wer Allah fürchtet und das Böse meidet. (Darjabadi)

 

321. Wer standhaft im Diin Allahs ist. (Darjabadi)

 

 

91. Sie sagten:322 „Bei Allah! Wahrlich, Allah hat dich uns vorgezogen, und wir sind ganz gewiss Sünder gewesen!“323

 

322. Von Reue erfasst. (Darjabadi)

 

323. Wie Schuppen fällt es von den Augen der Brüder. Wir können annehmen, dass Reuben bei dieser Unterredung anwesend war. Was er gesehen hatte, als er alleine war, trug vielleicht zu ihrem Erkenntnisprozess bei. Sie klagen sich selbst an, und jetzt ist kein Platz mehr für Hintergedanken. Sie gestehen ihr Unrecht und die Berechtigung von Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Vorgehen ein. (Juusuf `Allii)

Sie gestehen nicht nur ihre Schuld, sondern geben auch zu, dass Allah ihn mit einer besseren körperlichen Konstitution, besserem Charakter, mehr Wohlstand und Macht, besserem Gebaren und schließlich mit dem Prophetentum ihnen gegenüber den Vorzug ab. (ibn Kasir)

 

 

92. Da sagte er: „Heute soll euch kein Vorwurf gemacht werden.324 Möge Allah euch verzeihen,325 denn Er ist ja der Barmherzigste der Barmherzigen

 

324. Wie es eines gütigen, edlen Mannes gebührt, begegnet er ihrem Schuldgeständnis mit Vergeben und Verzeihen. Ja, er selbst bittet sogar persönlich Allah, ihnen zu verzeihen. (Qutb)

Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ist sehr großzügig. Er freut sich, dass schließlich alle die Bedeutung der Ereignisse eingesehen haben. In diesem großen Augenblick der Versöhnung will er jedoch nicht, dass sie sich lange mit Selbstvorwürfen          herumplagen müssen.

Es gibt wichtigeres zu tun. Ein lieber alter Vater verzehrt sich selbst in Kanaan vor Sehnsucht nach Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Er muss sofort benachrichtigt und getröstet werden. Deswegen fordert Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, seine Brüder auf, so schnell wie möglich nach Hause zu reisen und als Erkennungszeichen sein Hemd mitzunehmen, als Beweismittel für alle die wunderbaren Ereignisse. (Juusuf `Allii)

Auf ähnliche Weise vergab auch der Prophet Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, seinen Feinden, als er siegreich wieder in Makkach einzog. (Darjabadi)

 

325. Möge Allah bedenken, was ihr getan habt. (ibn Kasir)

Auch er wird euch sicherlich vergeben. (Darjabadi)

 

 

93. Geht mit diesem meinem Hemd326 und legt es auf das Gesicht meines Vaters.327 Er wird wieder sehen können. Dann kommt mit eurer gesamten Familie zu mir.“

 

326. Wie wir uns erinnern, hatten sie damals ihr Verbrechen vertuschen wollen, indem sie Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Hemd nahmen, es mit Blut befleckten und vorgaben, er sei von Wolf getötet worden (vergleiche oben Aja 17-18). Nachdem sie nun ihr Verbrechen gestanden haben und Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ihnen vergeben hat, sollen sie Jaquub, Allahs Segen und Frieden auf ihm, die Freudenbotschaft überbringen. Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gibt ihnen ein anderes Hemd von sich, so dass sie den Erweis für ihre Geschichte bringen können. Das erste Hemd veranlasste Jaquub, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zur Trauer. Dieses soll ihm Freude bringen. (Juusuf `Allii)

 

327. Wie konnte wissen, dass der Geruch seines Hemdes die schwach gewordene Sehfähigkeit seines Vaters wieder herstellen würde? Dies war eines der Dinge, die Allah ihn lehrte.          Überraschungen können in vielen Situationen Wunder bewirken. In diesem Fall ist es nicht weiter verwunderlich, da Juusuf ebenso wie Jaquub, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, ein Prophet ist. (Qutb)

Der Satz: „legt es auf das Gesicht meines Vaters“ kann auch bedeuten: „legt es meinem Vater vor“, denn der Begriff „Gesicht“ wird im klassischen Arabisch oft gebraucht, um die Persönlichkeit oder das Wesen einer Person zu bezeichnen. (Asad)

Al Tabari berechtet: „Man sagt, das Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nachdem er seine wahre Identität seinen Brüdern preisgegeben hatte, sich nach dem Ergeben seines Vaters erkundigte und sie ihm antworteten, dass er sein Augenlicht aus Trauer verloren habe. So gab er ihnen sein Hemd auf den Weg mit. Auf diese Weise wollte er seinem Vater die frohe Botschaft übermitteln, dass er am Leben sei, was ihn mit Freude erfüllen würde.

(Safwat Al-Tafsir)

 

 

Abschnitt 11

 

94. Und als die Karawane aufgebrochen war,328 sagte ihr Vater:329 „Wahrlich, ich kann den Geruch von Juusuf wahrnehmen,330 auch wenn ihr mich des Irrtums bezichtigt.

 

328. Wörtlich: „als sie abgereist war“, nämlich von Ägypten. (Asad)

 

329. Zu seinen Söhnen, die bei ihm geblieben waren, und deren Kindern. (Al-Dschalalain)

Zu denen, die sich in seiner Nähe befanden. (Darjabadi)

 

330. Wörtlich: „ich spüre den Duft oder den Atem oder die Atmosphäre von Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, denn das Wort „rich“ umfasst alle diese Behauptungen. Vielleicht können wir übersetzen: „Ich spüre, dass Juusuf Anwesenheit in der Luft liegt“. Manchen Menschen haben eine Art Vorahnung, bevor sie eine lange verlorengeglaubten Freund wieder sehen oder von ihn hören; man spricht auch von Telepathie. In Jaquubs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Fall war es deutlicher. Er hatte immer darauf vertraut, dass eben war sein Traum sich erfüllen würde. Nun sollte sich diese Überzeugung durch seine eigenen Söhne als wahr erweisen; sie hatten ihre Pflicht vernachlässigt und waren hartherzig und unwissend gewesen. Die Umstände führten ihnen diese Tatsache direkt vor Augen. Jaquubs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Seele war sehr empfindsam. Kein Wunder, dass er bereits Bescheid wusste, bevor er die Nachricht bekam. (Juusuf `Allii)

Gerade das hatte sonst niemand erwartet, dass Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nach so langer Zeit noch am Leben sein könnte und dass er überdies einen Geruch besaß, der von diesem schwachen, alten Mann noch wahrgenommen wird. (Qutb)

Im Gegensatz dazu wird in Genesis 45:26-27 berichtet, dass der Vater den Söhnen die Nachricht zunächst nicht glauben will und Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, für tot hält. (Maududi)

 

 

95. Da sprachen sie:331 „Bei Allah, du befindest dich fürwahr in deinem alten Irrtum.“332

 

331. „Sie“ müssen die Leute sein, die sich in seiner Nähe befanden, bevor die Brüder tatsächlich eintrafen. Ebendiese Brüder hatten die Ansicht verbreitet, ihr Vater sei ein alter Narr, so dass die anderen dies glaubten, selbst als die Brüder selbst diese Ansicht aufgeben mussten. Vorurteile sind nicht leicht aus der Welt zu schaffen, wenn sie sich einmal verbreitet haben. (Juusuf `Allii)

Diese Leute hatte geben nicht die Stellung bei Seinem Herrn, wie er sie hatte. Somit waren sie auch nicht imstande, den Geruch Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu spüren wie er. (Qutb)

 

332. Im Irrtum bezüglich Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, auf den er immer noch wartet. Der aber hat uns ein für allemal verlassen. (Qutb)

Außer Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, begriff niemand in der ganzen Familie von ihm wirkliche Fähigkeiten als Prophet. Er selbst kannte ihre Geistesverfassung und ihren moralischen Zustand. Es gehört zu der Ironie des Schicksals, dass die Mehrzahl der großen Persönlichkeiten in der Geschichte in ihrer eigenen Heimat wenig geschätzt waren. (Maududi)

 

 

96. Und als der Bringer der frohen Botschaft333 kam, legte er es334 auf sein Gesicht und siehe,335 er wurde wieder sehend.336 Er sprach: „Habe ich euch nicht gesagt,337 dass ich fürwahr von Allah weiß, was ihr nicht wißt?“331

 

333. Es wurde berichtet, dass es Reuben war, der ihm die frohe Botschaft überbrachte. Er war damals derjenige gewesen, der das mit Blut befleckte Hemd seinem Vater überbracht hatte. So wollte er ihn diesmal erfreuen, nachdem er ihn damals traurig gemacht hatte. (Al-Dschalalain)

Wir können annehmen, dass es Reuben war, der dem Vater wegen Benjamin besonders verpflichtet war und der nun die frohe Botschaft nicht nur von Benjamin, sondern auch von   Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, überbringen konnte. Wir können uns vorstellen, wie er sich beeilte, um als erster berichten zu können, auch wenn Jaquub, Allahs Segen und Frieden auf ihm, weiter unten in diesem Aja mehrere Personen anspricht. Dies weist vielleicht darauf hin, dass alle gleichzeitig eintrafen. (Juusuf `Allii)

 

334. Das Hemd als Hinweis auf  und auf das baldige Wiedersehen mit ihm. (Qutb)

 

335. Der Partikel „fa“ („danach“) bedeutet hier „von nun an“. (Juusuf `Allii)

 

336. Jaquub, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Blick hatte sich getrübt, und seine Augen waren durch die Trauer um Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, weiß geworden (vergleiche oben Aja 84). Auch sein Gemüt hatte sich verfinstert (siehe Aja 85). Sowohl sein physischer als auch sein geistiger Blick wird nun wieder klar wie zuvor. (Juusuf `Allii)

 

337. Als ihr meinen Worten keinen Glauben schenken wolltet. (Darjabadi)

 

338. Dies hatte er gesagt, als ihm alle Gegebenheiten zu widersprechen schienen (vergleiche Aja 86) und seine Söhne ihn verspotteten. Jetzt waren sie selbst gekommen, um ihm mitzuteilen, dass seine Überzeugung berechtigt und seine Zukunftsvision wahr gewesen war. (Juusuf `Allii)

Obwohl er ihnen dies immer wieder gesagt hatte, hatten sie nichts verstanden. (Qutb)

 

 

97. Sie sprachen: „O unser Vater! Bitte (Allah) um Verzeihung für unsere Schuld. Wir haben wahrlich gesündigt.“339

 

339. Bitte für uns um Vergebung und vergib du selbst uns. (Darjabadi)

 

 

98. Er sprach: „Ich werde meinen Herrn um Verzeihung für euch bitten. Er ist ja fürwahr der Verzeihende, der Barmherzige.“340

 

340. Der Vater wollte gern für sie um Vergebung bitten, aber Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wahr derjenige, dem am meisten Unrecht geschehen war, und mit ihm wollte er zuerst Rücksprache halten. Tatsächlich hatte einen Brüdern schon ihre ganze Vergangenheit vergeben, und sein Vater konnte erwarten, dass er sich dem Wunsch der ganzen Familie anschließen würde, sich durch ihren alten Vater Jaquub, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu Allah zu wenden. (Juusuf `Allii)

Er vertröstete sie auf später (saufa), um, ihre Bitte zu erfüllen. Einmal wurde berichtet, dass dies die Morgendämmerung sei, denn die Erhörung der Gebete liegt darin am nächsten. Zum anderen wurde berichtet, dass er bis zur Nacht zum Freitag warten wollte. (Al-Dschalalain)

 

 

99. Als sie341 dann vor Juusuf traten,342 umarmte343 er seine Eltern344 und sprach: „Zieht ein in Ägypten in Sicherheit, wie Allah es will.“345

 

341. Schließlich traf die ganze Familie in Ägypten ein, wo sie Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wieder sahen. Alle wurden herzlich begrüßt und aufgenommen. Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, erwies seinen Eltern besondere Ehre, wie es sowohl seinem Charakter als auch der Familiensitte entsprach. Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Mutter Rachel war vor langer Zeit gestorben, und er selbst war bei seiner Tante und Stiefmutter Lea aufgewachsen, die er jetzt wie seine Mutter empfing. (Juusuf `Allii)

 

342. Vergleiche Genesis 46:29. (Darjabadi)

Nach biblischen Berichten betrug die Anzahl der Familienmitglieder, die sich in Ägypten niederließen 70 Personen einschließlich Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und seinen beiden Söhnen, aber ohne die Schwiegertöchter, die nicht zu Jaquubs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Familie zählten. Nach den im Buch Numeri angegebenen Zahlen waren sie etwa zwei Millionen, als sie nach ihrem Auszug aus Ägypten einige Generationen später in der Wüste Sinai gezählt wurden. Offensichtlich kann sich keine Familie innerhalb von fünfhundert Jahren so stark vermehren. Wir müssen daher annehmen, dass sich ihr Diin während ihrer jahrhundertelange Anwesenheit in Ägypten so stark verbreitet hatte. Wahrscheinlich hatten die konvertierten Ägypter auch die Kultur der Israeliten übernommen, so dass sie nun von ihren Landsleuten eher als Ausländer betrachtet wurden. Allmählich hatten sie selbst diese Position akzeptiert und sich der Israelitischen Nation angeschlossen. So waren auch sie der Verfolgung ausgesetzt und verließen das Land zusammen mit den Kindern Israels. Dies bestätigt auch die Bibel in Exodus 12:37-38 und Numeri 11:4. (Maududi)

 

343. Und empfing sie ihrer Würde entsprechend. (Darjabadi)

 

344. Seinen Vater und Lea, die Schwester seiner Mutter und zweite Frau seines Vaters. Seine eigene Mutter war bereits gestorben. (Darjabadi)

Auch eine Stiefmutter oder Pflegemutter wird nach altarabischem Brauch „Mutter“ genannt. (Asad)

 

345. Im Arabischen steht hier der Plural, nicht der Dual, das heißt, nicht nur die Eltern sind angesprochen, sondern alle werden in Ägypten willkommen geheißen. Mit Allahs Willen erlangten sie auf diese Weise eine zweifache Sicherheit: Ägypten war besser gegen den Hunger abgesichert als irgendeines seiner Nachbarländer; und die höchststehende Persönlichkeit des Landes trug Sorge für ihr Wohlergeben. (Juusuf `Allii)

Vergleich Genesis 47:11. (Darjabadi)

 

 

100. Und er erhob seine Eltern auf den Thron,346 und sie warfen sich vor Ihm zu Boden.347 Da sagte er:348 „O mein Vater! Das ist die Deutung dessen, was ich vordem (im Traum) gesehen habe.349 Allah hat es nun wahr werden lassen.350 Und Er hat mir fürwahr Gutes zuteil werden lassen,351 als Er mich aus dem Kerker herauskommen ließ und euch aus der Wüste herbrachte,352 nachdem der Scheytan zwischen mir und meinen Brüdern Zweitracht gesät hatte.353 Mein Herr vollendet fürwahr354 das, was Er vollbringen will, in Güte. Er ist wahrlich der Allwissende, der Allweise.355

 

346. Ganz sicher metaphorisch, möglicherweise aber auch wörtlich. Nach orientalischer Sitte ist der Ehrenplatz bei einem offiziellen Empfang auf einem erhöhten Sitz mit einem besonderen Ehrenkissen, wie es auch einem Bräutigam bei seinem Empfang angeboten wird. Um seinen Eltern Respekt zu erweisen, lies Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sie auf einem Ehrenplatz oder Thron sitzen.

Andererseits warfen sich wohl die Eltern als auch die Brüder vor  Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nieder, als Anerkennung seiner hohen Stellung in Ägypten. So ging der Traum seiner Jugend in Erfüllung (vergleiche auch Aja 4). (Juusuf `Allii)

 

347. Er erinnert sich seines damaligen Traumes, als er nun die Deutung vor Augen hat: seine Eltern und seine Brüder werfen sich vor ihm nieder - damals im Traum waren es elf Sterne sowie Motid und Sonne, die sich vor ihm niederwarfen. (Qutb)

 „Sie“: nämlich seine Eltern und Brüder. (Darjabadi)

Nach `Abdullah ibn `Abbas bezieht sich das „vor Ihm“ auf Allah, denn es wäre undenkbar, dass zugelassen hätte, dass seine Eltern sich vor ihm niederwerfen. (Asad)

Bei der Interpretation dieses Ajas sind ernste Missverständnisse aufgetreten, die gegen die Grundsätze der Rechtleitung Allahs verstoßen. Man ist sogar bis zu dem Extrem gegangen, es zuzulassen, dass Menschen sich zum Zeichen des Respekts vor Königen oder heiligen Persönlichkeiten niederwarfen. Dieses Missverständnis kam zustande, indem die Wendung „wa harru lahu sudschdschadan“ übersetzt wurde mit „sie warfen sich vor ihm nieder“, und zwar im technischen Sinne, während hier eher eine respektvolle Art der Begrüßung gemeint ist. Eine tiefe Verbeugung zur Begrüßung ist beispielsweise in der Bibel in Genesis 18:32 oder Genesis 23:12 gemeint. Andererseits wird von gläubigen Juden im babylonischen Exil berichtet, die sich weigerten, sich nach dem ortsüblichen Brauch vor dem König niederzuwerfen (Esther 3:1-2). (Maududi)

Ihren Gesetzen entsprechend war es erlaubt, sich vor den Adligen bei der Begrüßung niederzuwerfen. Diese Sitte bestand seit Adem und bis zu Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihnen allen. In einen Hadis steht, dass Mu“ad bei seiner Reise in Syrien sah, dass das Volk sich vor den Bischöfen niederwarf. Als er zum Gesandten Allahs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zurückkam, warf er sich vor ihm nieder. Der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sagte: „Was soll das, oh Mu“ad?“ Mu“ad sagte: „Ich sah sie vor ihren Bischöfen niederknien, obwohl du als der Gesandte Allahs derjenige bist, der es verdient, dass sich die Leute vor ihm niederwerfen.“ Daraufhin sagte der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm: „Würde ich jemandem befehlen, sich vor einem Menschen niederzuwerfen, so würde ich der Frau befehlen, sich vor ihrem Mann niederzuwerfen, da sie hoch in seiner Schuld steht“. In einem anderen Hadis wurde erzählt, dass Salman den Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, auf einem der Wege Medinas begegnete. Salman war gerade Muslim geworden. Er warf sich vor dem Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nieder. Daraufhin sagte der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm: „Oh Salman, wirf dich nicht vor mir nieder, sondern vor Dem Beständigen, Ewigen, Der den Tod nicht erleidet.“ (ibn Kasir)

 

348. Als Ausdruck seiner Dankbarkeit gegenüber Allah. (Darjabadi)

 

349. Vergleiche oben Aja 4. (Darjabadi)

Den Traum, wie er ihn seinem Vater damals erzählt hatte. (ibn Kasir)

 

350. Die Erfüllung von Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Jugendtraum bestand in der hohen Würde, die er jetzt innehatte, und darin, dass seine Eltern und Brüder seinetwegen nach Ägypten kamen. Nach Ansicht von Rasi kann kein vernünftiger Mensch erwarten, dass die Erfüllung eines Traumes in einer bloßen Wiederholung des Traumgeschehens besteht. (Asad)

 

351. Beachte, dass Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, seinem prophetischen Charakter entsprechend, demütig ist und alles Gute nicht sich selbst, sondern Allah zuschreibt. (Darjabadi)

 

352. Zu den Gnadengeschenken Allahs zählt Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm,

1. dass er aus dem Gefängnis befreit und seine Unschuld und Tugend öffentlich bekannt gegeben wurde; und

2. dass er seinen Vater wieder sehen durfte, aber auch die Brüder, die ihn sein Leben lang verfolgt und ungerecht behandelt hatten. Gegen sie persönlich will er nichts sagen. Zu ihren Gunsten geht er von der Annahme aus, dass sie verleitet worden sind; Satan hatte sie gegen ihn aufgehetzt. Nun ist durch Allahs Gnade alles gut ausgegangen, und Er soll deswegen gepriesen werden. (Juusuf `Allii)

 

353. So ist der Scheytan, nicht die Brüder selbst, an allem Unrecht schuldig! So weit geht Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, um seinen Brüdern zu vergeben und sie zu entlasten. (Darjabadi)

 

354. Er kennt alle Feinheiten der Dinge und Ereignisse. (Darjabadi)

Der Begriff „latif“ ist hier direkt mit dem Grundgedanken verbunden, dass Allah allein die Entscheidung zusteht (vergleiche Aja 67). (Asad)

„Latif“: derjenige, der die feinsten Geheimnisse versteht. Vergleiche auch Surach 22:63. (Juusuf `Allii)

Er lässt Seinen Willen mit äußerster Genauigkeit und Milde im Verborgenen geschehen, so dass es von den Menschen zunächst nicht wahrgenommen wird. (Qutb)

 

355. Dies waren dieselben Worte, die Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, damals sprach, als er ihm am Anfang der Geschichte (Aja 6) von seinem Traum erzählte. (Qutb)

 

 

101. Mein Herr! Du hast mir gar große Herrschaftsgewalt351 gegeben und mich gelehrt, Geschehenes zu deuten.358 O Du, Der Himmel und Erde hervorgebracht hat!359 Du bist mein Beschützer360 im Diesseits und im Jenseits. Nimm mich als Allah ergebenen (Muslim) zu Dir und vereine mich mit den Rechtschaffenden.“361

 

356. So betete Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, er nach seinem langen und erfüllten Leben das Verlangen verspürte, sich zu Allah zu wenden. (Darjabadi)

Trotz seiner Wiedersehensfreude, seines Wohlstandes und seiner Machtstellung, in der er sich nun befindet, entreißt Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, von dieser Situation und wendet sich in Dankbarkeit zu Seinem Herrn, um Ihn zu lobpreisen. (Qutb)

 

357. Vergleiche Genesis 41:43. (Darjabadi)

Wörtlich: „soviel von der Macht“, womit ausgedrückt wird, dass die absolute Macht Allah allein gehört. (Asad) Das heißt: „Die Deutung von Träumen zu verstehen und sie zu erklären. (Qutb)

 

358. In seinem Gebet kommt seine Bescheidenheit zum Ausdruck. Er verfügte über alle Macht im Lande, bezeichnete dies aber als „etwas Macht“ oder „etwas Autorität“. Seine Traumdeutung hatte in der ägyptischen Hungersnot Millionen von Menschenleben gerettet, dennoch sprach er von „etwas von der Deutung von Träumen und Ereignissen“, und zwar nicht etwa als von seiner Fähigkeit, sondern von etwas, das Allah ihn gelehrt hatte. (Juusuf `Allii)

 

359. Der Du die Macht hast zur Ausführung von Handlungen und die Macht, zu planen und vorauszusehen - beides muss auf Allah ausgerichtet sein, sonst wäre beides sinnlos. (Juusuf `Allii)

 

360. Wieder scheint die Demut durch  Gebet hindurch. (Darjabadi)

 

361. Folgendermaßen können wir Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Gebet analysieren:

1. Ich bin nichts; alle Macht und alles Wissen gehört Dir;

2. solche Gaben können nur von Dir kommen, denn Du bist der Schöpfer aller Dinge;

3. niemand außer Dir kann mich vor Gefahr und Unrecht bewahren;

4. sowohl in dieser Welt als auch in der zukünftigen brauche ich Deinen Schutz;

5. lass mich bis zum Tode treu zu Dir stehen;

6. lass mich Dir in freudigem Einverständnis meine Seele zurückgeben;

7. in diesem Augenblick des frohen Wiedersehens mit meiner Familie nach der langen Trennung lass mich an das endgültige Wiedersehen mit der großen geistigen Familie der Rechtschaffenen denken. (Juusuf `Allii)

Merkwürdigerweise wird   Gebet weder in der Thora noch Talmud erwähnt. So wird der Leser am Ende der Geschichte wiederum daran erinnert, dass die Geschichte von Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wie sie im Qur“an wiedergegeben ist, nicht einfach eine Kopie der biblischen Geschichte ist. (Maududi)

In seiner Freude über Wiedervereinigung mit seiner Familie und auf dem Höhepunkt seiner Macht und seines Wohlergehens, bekommt Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Sehnsucht nach den Rechtschaffenen, die ihm vorausgingen. Ibn `Abbas pflegte zu sagen: „Kein Prophet vor Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, hat jemals den Tod herbeigesehnt.“ (ibn Kasir)

 

 

102. Dies ist eine Verkündigung des Verborgenen, die Wir dir (O Prophet) offenbaren.362 Denn du warst ja nicht dabei,363 als sie sich entschlossen, ihr falsches Spiel zu treiben.

 

362. Die Geschichte ist zu Ende. Aber ist es eine Geschichte? Es ist wohl eher eine Schilderung von Kräften und Motivationen, Gedanken und Gefühlen, Komplikationen und Ergebnissen, die den Menschen gewöhnlich nicht sichtbar sind. Wir sehr sie auch planen und ihre Kräfte vereinigen, Allahs Plan wirkt unwiderstehlich und wischt ihre Machenschaften beiseite. Am Ende siegt das Gute, aber nicht immer so, wie Menschen es geplant haben; die Bösen werden zurückgeschlagen, aber oft leisten ihre Machenschaften einen unbeabsichtigten Beitrag zum Guten. (Juusuf `Allii)

Diese Geschichte war den Menschen nicht geläufig, unter denen der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, aufgewachsen und zu denen er später gesandt worden war. Sie enthält auch solche Geheimnisse, die nur denen bekannt waren, die mit ihr in Berührung gekommen waren. (Qutb)

 

363. Durch Allahs Eingebung war der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in der Lage, diese Ereignisse im Licht Allahs zu erläutern, obgleich er selbst kein Augenzeuge war. Allegorisch bezieht sich diese Geschichte auch auf seine eigene - wie seine eigenen Landsleute ihn verrieten und zu töten versuchten, wie er aber durch Allahs Fürsorge nicht nur gerettet wurde, sondern schließlich auch den Sieg davontrug, und wie seine eigenen Freunde ihre Liebe zu ihm missverstanden und erst die wahre Liebe lernen mussten, die das Ich transzendiert. (Juusuf `Allii)

Wörtlich: „bei ihnen“, nämlich bei Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und seinen Brüdern. (Asad)

 

 

Doch die meisten Menschen werden nicht den Iman verinnerlichen, so sehr du es auch möchtest.364

 

364. Trotz dieser Ausführungen und trotz aller Veranschaulichung finden nur wenige Menschen zum Iman - einem Iman, wie ihn Jaquub in der alten Geschichte oder Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, hatte, dessen brennender Wunsch es war, sein Volk und die ganze Menschheit aus dem Zustand der Gnadenlosigkeit und des Mangels an Iman zu retten. Seine Bemühungen wurden abgelehnt, und er musste seine Heimat verlassen und Verfolgung erleiden. Aber wie Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war er für eine große Aufgabe auserwählt, die er schließlich erfüllen konnte. (Juusuf `Allii)

Es wäre eigentlich folgerichtig gewesen, dass die Menschen nach der Bestätigung der Offenbarung und all der Inspirationen aus den Geschichten des Qur“ans daran den Iman verinnerlicht hätten, und auch an Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Anbetracht dessen, was wie über den Propheten wussten und von ihm hörten. Deswegen war der Prophet Muhammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sehr besorgt um den Diin seines Volkes und hoffte, das Gute, das er ihnen brachte, würde Wurzeln schlagen und sie vor den Plagen des Diesseits und der Strafe im zukünftigen Leben retten. Aber Allah, der die Menschenherzen und ihre Regungen kennt, weist hier den Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, darauf hin, dass sein Bestreben doch die meisten Kafirs nicht zum Iman führen wird, denn wie diesem Aja zu entnehmen, gehen sie abgewandt an Seinen Zeichen vorbei. So können sie die bestätigten Hinweise nicht wahrnehmen. (Qutb)

 

 

104. Und du verlangst keinem Lohn von ihnen dafür.365 Wahrlich, dies ist eine Ermahnung für alle Welt.366

 

365. Für den Qur“an. (Al-Dschalalain)

Der Prophet darf ihres Imans nicht und er verlangt von ihnen auch keinen Lohn für ihre Rechtleitung. So ist es verwunderlich, dass sie sich davon abwenden, obwohl sie ihnen unentgeltlich dargebracht wird. (Qutb)

 

366. Die Botschaft Allahs ist unbezahlbar; sie ist nicht zum persönlichen Nutzen des Gesandten gekommen, sondern für alle Geschöpfe - wörtlich „für alle Welten“ (siehe Surach 1:2). (Juusuf `Allii)

 

 

Abschnitt 12

 

105. Und367 an wie vielen Zeichen368 in den Himmeln und auf Erden gehen sie achtlos vorbei?369

 

367. Nach Abschluss der Geschichte von Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nutzt der Qur“an hier die Gelegenheit, seine grundlegende Botschaft zu übermitteln, denn er erzählt keine Geschichten um ihrer selbst willen. (Maududi)

 

368. Zeichen Allahs und Seiner Einzigkeit werden uns überall in diesem Dasein vor Augen geführt. In Himmel und Erde, im Wechsel von Tag und Nacht sind sie für Einsichtige deutlich sichtbar. Doch sie sehen sie nicht und überhören ihren Ruf, und ihre Gemüter sind nicht imstande, sie wahrzunehmen. (Qutb)

 

369. Nicht nur durch die heiligen Schriften erfahren wir etwas von Allahs liebevoller Fürsorge in der Menschheitsgeschichte und im individuellen Lebenslauf. Seine Zeichen sind buchstäblich überall in der Natur verstreut - für alle, die Augen haben, um zu sehen. Dennoch ist der Mensch arrogant genug, sich davon abzuwenden. (Juusuf `Allii)

Die Dinge und Phänomene sind nicht einfach „Sachen“, sondern Zeichen, die auf eine dahinter liegende Wahrheit hinweisen. Der Mensch sollte sie mit anderen Blicken anschauen als mit den Blicken von Tieren, die darin nur das sehen, was sie selbst brauchen. Allah hat dem Menschen einen Verstand gegeben, der mehr als ihre physischen und materiellen Aspekte begreifen kann. (Maududi)

 

 

106. Und die meisten von ihnen370 bekennen sich nicht zu Allah, ohne Ihm gleichzeitig andere Götter an die Seite zu stellen.371

 

370. Die meisten Menschen allgemein. (Darjabadi)

 

371. Selbst wenn Menschen pro forma an Allah den Iman verinnerlichen, entstellen sie oft ihren Diin durch anderes, als wenn es Allahs Partner wäre oder Anteil an der Gestaltung des Schicksals hätte. In manchen Kreisen ist das Götzendienst, die Verehrung von Holz und Steinen. Im Christentum ist es die Vergötterung von Isa und Marjam, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, oder Verehrung von Helden und berühmten Menschen. Anderswo sind es Naturkräfte, oder der menschliche Geist, personifiziert in Wissenschaft oder Kunst: das ist die verbreiteste Form moderner Götzendienerei. Andere wiederum verehren das Mysterium oder imaginäre Kräfte des Guten oder Bösen: Gier und Furcht sind mit diesen Formen der Verehrung vermischt. Der Islam ruft zur alleinigen Verehrung des einzigen Gottes auf. (Juusuf `Allii)

In vielen Aussagen des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, finden wir Beispiele für versteckte Beigesellung Allahs wie: „Wer bei jemand anderem als bei Allah schwört, der stellt Allah etwas an die Seite.“ Oder: „Magie und Amulette gehören zum Götzendienst.“ Oder: „Wer ein Amulett hinhängt gesellt Gott jemanden bei.“ Auch heuchlerische Handlungsweisen sind eine Art Götzendienst. Darüber hinaus gibt es den klar ersichtlichen Götzendienst. Dies ist, wenn man jemand anderem als Allah folgt in einer der vielen Angelegenheiten des Lebens, oder indem man ein anderes als Allahs Gesetz akzeptiert. (Qutb)

Viele von ihnen verlieren die Wahrheit nicht gänzlich aus dem Auge, sondern wissen noch Allah ist ihr Schöpfer und Erhalter, aber sie werden in Götzendienst verwickelt, indem sie glauben, andere Wesen hätten Anteil an Allahs Wesen, Seinen Eigenschaften, Seiner Macht und Seinem Recht. Wenn sie Allahs Zeichen aufmerksam betrachtet hätten, dann hätten sie überall Hinweise auf die Einheit und Einzigartigkeit Allahs gefunden. (Maududi)

 

 

107. Fühlen sie sich denn sicher davor, dass nicht der alles verhüllende Schleier372 der Strafe Allahs über sie kommen wird oder dass die Stunde plötzlich über sie hereinbricht, bevor sie sich dessen bewusst werden?373

 

 

372. Diese Worte sind dazu angetan, ihr Empfindungsvermögen aus der Gleichgültigkeit zu erwecken und vor den Folgen zu warnen. Denn keiner kennt schließlich den Zeitpunkt der Abrechnung Allahs, die ihn zu jeder Zeit niederschmetternd treffen könnte. Wie können die Gleichgültigen sich davor so sicher fühlen? (Qutb)

„Raaschiija“: ein Schleicher; dieses Wort wird hier für das endgültige Gericht benutzt, wo alle kleinen und unwichtigen Dinge vom schweren Ernst des Ereignisses überdeckt werden, so dass den Dienern des Bösen nichts außer diesem Schleier sichtbar ist. (Juusuf `Allii)


373. Hier ändert sich die Metapher von der intensiven Dunkelheit zum plötzlichen Hereinbrechen des Zeitpunktes, bevor sie sich dessen bewusst werden. Sie sollen sich in ihrem Unrecht nicht sicher fühlen. (Juusuf `Allii)

 

 

108. Sprich: „Dies ist mein Weg.374 Ich rufe auf zu Allah aufgrund geistiger Einsicht375 - ich und wer immer mir folgt. Gepriesen sei Allah! Und ich bin gewiss keiner von denen, die Ihm etwas an die Seite stellen.“376

 

374. Einen einzigen, geraden Weg, auf dem es keine Krümmung, keinen Zweifel und keine Unklarheit gibt. (Qutb)

 

375. Das heißt: Diejenigen, die mir folgen und ich selbst sind von Allah rechtgeleitet und von Ihm erleuchtet. Wir kennen sehr wohl unseren Weg, den wir in vollkommener Einsicht und Kenntnis folgen. Außerdem halten wir alle nicht göttlichen und menschlichen Attribute von Allah fern. (Qutb)

Der Islam hält fest an dem zentralen Punkt der geistigen Welt: der Einheit Allahs, von dem alle Wirklichkeit ausgeht. Niemand und nichts ist mit dieser einzigen Wirklichkeit vergleichbar. Es ist die Essenz der Wahrheit. Alle anderen Ideen oder Existenzformen, einschließlich unserer Selbstwahrnehmung, sind nur relativ, bloße Projektionen der wunderbaren Fähigkeiten, die Allah uns gegeben hat. Dies ist keine Hypothese, sondern es entspricht unserer eigenen innersten Erfahrung. In der physischen Welt sagt man: „Erst sehen und dann den Iman verinnerlichen.“ In unserer inneren Welt ist das Bewusstsein der Anwesenheit Allahs so deutlich wie das Sehen in der physischen Welt. Der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und alle, die ihm wirklich nachfolgen, rufen daher die Mitmenschen auf, diese Wahrheit zu sehen, diese Erfahrung nachzuvollziehen und diesem Weg zu folgen. Sie werden niemals durch metaphysische Spekulationen abgelenkt, deren Ergebnisse immer zweifelhaft sind, oder durch Illusionen verblendet. (Juusuf `Allii)

Das Wort „baschira“ hat auch die abstrakte Nebenbedeutung „mit geistigen Augen sehen,“ deswegen bezeichnet es „Einsicht“. Der Ruf zu Allah wird also hier als das Ergebnis bewusster Einsicht der menschlichen Vernunft verstanden. Dies entspricht genau der Methode, wie der Qur“an immer wieder Fragen des Diins und der Ethik angeht, und dem immer wiederkehrenden Ausdruck „für Menschen, die nachdenken“ oder „für Menschen, die ihre Vernunft gebrauchen“. (Asad)

 

376. Allah ist frei von allen Mängeln und Schwächen, die jeder Ihm zuschreibt, der Ihm andere Wesen beigesellt. (Maududi)

 

 

109. Und auch vor dir waren es Männer von den Bewohnern der Städte377, denen Wir Offenbarung378 zuteil werden ließen. Sind sie nicht im Land umhergezogen, so dass sie sehen konnten, wie das Ende derer war, die vor ihnen waren?379 Doch die Wohnstatt des Jenseits ist besser für diejenigen, die mutaqi sind.380 Wollt ihr also nicht begreifen?381

 

377. Keiner von ihnen kam vom Himmel herab. (Darjabadi)

 

378. Allah schickte Menschen als Seine Gesandten, die Menschen Seine Offenbarung nahe bringen konnten. Er schickte keine Engel oder Götter. Seinen auserwählten Menschen gab Er Seine Offenbarung ein, so dass sie klarer als andere Menschen sehen konnten. Dennoch waren es Menschen unter anderen Menschen, mitten unter ihnen, nicht in einsamen Klausen, wo sie keinen Zugang zu menschlichen Erfahrungen gehabt hätten und nicht wirklich Lehrer für die Menschen hätten sein können. (Juusuf `Allii)

Sterbliche aus Fleisch und Bein. (Darjabadi)

Die Gesandten Allahs waren weder Engel noch irgendeine andere Schöpfung als eben Menschen. Außerdem zählten sie zu den Stadt- und nicht zu den Wüstenbewohnern, weil die ersten sanfter im Umgang mit Menschen sind, was wirksamer ist, um zu Allah aufzurufen. (Qutb)


 

110. Und erst dann,382 wenn die Gesandten jegliche Hoffnung aufgaben und meinten, dass keiner mehr an sie den Iman verinnerlichen werde,383 kam Unsere Hilfe zu ihnen.384 Damit erretten wir wen wir wollen. Doch Unser Unheil soll nicht abgewendet385 werden von dem Volk der Sünder.

 

379. Dies um zu begreifen, dass ihr Ende nichts anderes sein wird als deren Ende. Und dass Allahs Gesetz, dessen Spuren sie sehen können, auch sie erfassen wird. (Qutb)

Diese Ansprache ist an diejenigen gerichtet, die den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Verleugneten. (Ibn Kasir)

Habt ihr nicht die Überreste früherer kafir Kulturen auf euren Reisen gesehen? (Darjabadi)

 

380. Wie in der Geschichte von Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, so hatten die Rechtschaffenen in dieser Welt mit all ihren Unvollkommenheiten, die unsere Unvollkommenheiten widerspiegeln, deutliche Zeichen von Allahs Fürsorge. Diese Welt hat jedoch für sie keine wirkliche Bedeutung. Ihre Heimat ist das Jenseits. Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, irdische Heimat lag in Kanaan, aber seinen Ruhm erlangte er anderswo; seine geistige Heimat jedoch ist die große Gemeinschaft der Rechtschaffenen (vergleich auch Surach 3:39) (Juusuf `Allii)

 

381. Wollt ihr nicht begreifen, so dass ihr ewiges Wohlergeben dem kurzlebigen im Diesseits vorzieht? (Qutb)

Ein sehr umfangreiches Thema ist hier mit wenigen Sätzen zusammengefasst worden. Es erscheint den Kafirs merkwürdig, dass ein Mensch, ein aus ihre eigenen Gesellschaft als Gesandter zu ihnen geschickt wurde. Alle Propheten sind Menschen gewesen. Auch Isa, Musa, Ibrahiim und Nuch, Allahs Segen und Frieden auf ihnen allen, waren Menschen, die in ihrem eigenen Volk aufgewachsen sind. Dann kommt ein Hinweis auf die Ruinen der Städte früherer Völker wie der `Ad, Tamud und anderer, die die Warnungen ihrer Gesandten in den Wind geschlagen hatten. Für jeden Reisenden deutlich sichtbar berichten sie vom Schicksal dieser Völker. Sollten wir nicht aus ihren Erfahrungen lernen, dass im zukünftigen Leben noch viel Schlimmeres wartet, während die Mutaqis ein glückliches Leben erlangen? (Maududi)

 

382. Das Wort „hattaa“ (wörtlich: „bis dass“) knüpft an die Bezugnahme auf die früheren Propheten im vorigen Aja an; nach Samachsari ist ein Hinweis darauf gemeint, dass diese lange Zeit zu leiden hatten, bevor sie von Allah errettet wurden. Ich übersetze deswegen: „(Alle früheren Propheten hatten lange Zeit unter Verfolgung zu leiden,) bis dass...“ (Asad)

Juusuf Ali übersetzt: „(Aufschub wird gewährt,) bis dass...“ (Anm. d. Übers.)

Das Wort „hatta“ bezieht sich auf die Satz „Und wir entsandten vor die auch nur Männer“ und bedeutet, dass Allah sie auf Seine Hilfe solange warten ließ, bis sie jede Hoffnung aufgaben, dass ihre Völker mu“min würden.

(Al-Dschalalain)


 

111. In den Geschichten über sie386 ist fürwahr ein mahnendes Beispiel387 für die Einsichtigen. Es ist keineswegs ersonnene Erzählung,388 sondern389 eine Bestätigung dessen, was ihm vorausging, und eine Darlegung aller Dinge390 und eine Rechtleitung391 und eine Barmherzigkeit für Leute, die bereit sind den Iman zu verinnerlichen.

 

383. „kuddibu“ oder „kudibu“. Bei der ersten Aussprache heißt es, dass die Ablehnung seitens der Kafirs derart stark war, dass an ihre Annahme des Diins Allahs nicht mehr zu denken war. Die zweite Aussprache bedeutet jedoch, dass die Leute meinten, die Hilfe die den Gesandten von Allah versprochen wurde, doch nicht eintreffen werden. (Al-Dschalalain)

Wie in der Geschichte von Juusuf, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gibt Allah den Bösen viel Spielraum, bis Seine Gesandten fast das Gefühl haben, es sei sinnlos, sie zu ermahnen, und sie selbst würden in einer kafir Gesellschaft als Lügner abgestempelt. Dann ist der Wendepunkt erreicht, und Allahs Hilfe kommt schnell zu Seinen Dienern, die aus Verfolgung und Gefahr errettet werden, während Allahs Zorn über die Bösen hereinbricht, ohne dass irgend etwas ihn abwenden kann. Obgleich hier Meinungsverschiedenheiten bestehen, ist diese Interpretation von den bedeutendsten Kommentatoren gestützt. (Juusuf `Allii)

 

384. Diese Worte besagen, dass Allah Seinen Gesandten erst dann zu Hilfe kam, als sie mit ihrer Kunst am Ende waren und den erwarteten glücklichen Ausgang am nötigsten hatten. (ibn Kasir)

Allah errettet jene, die zu erretten würdig sind, nicht nur vor dem Untergang, der die Leugner erfasst, sondern auch vor der Unterdrückung durch ihre Peiniger. (Qutb)

Dies sollte ohnehin geschehen, wenn auch nicht notwendigerweise zu dem Zeitpunkt, den die Gesandten erwartet hatten. (Darjabadi)

 

385. Auch wenn die Strafe momentan aufgeschoben wird. (Darjabadi)

 

386. Ihre Geschichten: nämlich die Geschichten der Propheten oder der Bösen, denn die Fäden der beiden sind ineinander verschlungen wie in der Geschichte Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm. (Juusuf `Allii)

 

387. Von dem wir uns warnen und mahnen lassen sollten. Geschichten im Qur“an haben immer das Ziel, eine moralische Lehre zu erläutern. (Darjabadi)

Die Geschichte Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ist voll von Not, Drangsal und Hoffnungslosigkeit, doch das glückliche Ende gehört gemäß Allahs unumstößlichem Versprechen den Mutaqi. Sie steht als ein Beispiel für die Geschichten der Propheten, denn sie beinhaltet nicht nur eine Ermahnung an jene, die Vernunft besitzen, sondern auch eine Bestätigung dessen, was sie in dem Qur“an vorausgegangenen Bücher verkündeten. (Qutb)

 

388. Nämlich der Qur“an insgesamt. Der folgende Abschnitt knüpft an die Ajas 102-105 an. (Asad)

 

389. „Sondern“ - dies soll hier die Unmöglichkeit zum Ausdruck bringen, dass Muhammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ihn erdacht haben könnte. (Asad)

 

390. Eine Geschichte wie die Geschichte Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ist kein Märchen. Sie befindet sich in den heiligen Schriften der Juden und Christen und wird hier in groben Zügen wiedergegeben. Aber hier gibt es auch eine ausführliche geistige Erläuterung, wie sie nirgends in der älteren Literatur zu finden ist. Sie beleuchtet alle Seiten des menschlichen Lebens. Wenn wir sie richtig verstehen, gibt sie uns wertvolle Lehren, nach denen wir unser Verhalten ausrichten können - sie ist ein Beispiel für Allahs Gnade und Barmherzigkeit gegenüber Menschen, die sich mu“min zu Ihm wenden und ihre Sache in Seine Hände legen. (Juusuf `Allii)

 

391. Alles, was der Mensch für sein geistiges Wohlergehen braucht. Siehe auch Surach 10:37. (Asad)

Manche Menschen lesen aus dem Ausdruck: „Darlegung aller Dinge“ Einzelheiten über alle Dinge und Phänomene dieser Welt. Wenn sie dann aber keine Einzelheiten der Mathematik, Physik oder Medizin finden, werden sie skeptisch. Der Qur“an beansprucht jedoch nur, Einzelheiten zu einem Thema zu erläutern, nämlich „Rechtleitung“. Dazu ist er offenbart worden, und er enthält tatsächlich ausführliche Erklärungen für alles, was dazu notwendig ist. (Maududi)

 

 

 

Einführung zu Surach 13

 

Chronologisch ist diese Surach eng mit den fünf folgenden (Surachs 11, 12, 13, 14 und 15) verbunden. Sie alle wurden in der späten Zeit in Makkach offenbart, als das große Ereignis der Hidschra bereits näher heranrückte. Ihre zeitliche Zuordnung hat jedoch keine besondere Bedeutung.

In dieser Surach geht es besonders darum, wie Allah sich dem Menschen offenbart und an ihm handelt, unter dem Aspekt bestimmter Kontraste, die hier hervorgehoben werden. Es gibt eine an die Propheten gerichtete Offenbarung, die unter Berücksichtigung der Sprache der betreffenden Menschen in Worte gefasst ist, und parallel dazu gibt es die Offenbarung oder die Zeichen in den beständigen Gesetzmäßigkeiten der äußeren Natur, auf dieser Erde und im sichtbaren Himmel. Schon in der äußerlich sichtbaren Welt besteht ein Gegensatz zwischen immer wieder neu entstehendem Leben und Tod: warum sollten die Menschen dann ein Leben nach dem Tod ablehnen? Sie spotten über den Gedanken an eine Strafe, weil sie sich zeitlich verzögert: sehen sie denn nicht Allahs Macht und Herrlichkeit im Donner und in der Naturkräften? Die ganze Schöpfung verkündet Sein Lob: das Gute bleibt bestehen und das Böse vergeht wie Schaum. Nicht nur in Wundern, sondern im alltäglichen Lauf der Welt zeigen sich Allahs Macht und Barmherzigkeit. Was bedeutet die Strafe in diesem Leben verglichen mit dem zukünftigen? Selbst hier gibt es Zeichen für das Wirken Seines Gesetzes: Menschen mögen planen und integrieren sie wollen, letztendlich gelangt Allahs Wille zum Ziel. Dies ist bereits in der vorigen Surach in der         Geschichte Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, deutlich geworden.

 

 

Zusammenfassung:

 

Das Buch der Offenbarung ist wahr und wird durch Zeichen in der sichtbaren Natur bestätigt. Allah, Der so machtvolle Kräfte in der äußeren Natur erschaffen hat, kann auch die Menschen nach ihrem Tode wieder auferwecken. Allahs Wissen umfasst alle Dinge, ebenso Seine Macht und Güte. (Ajas 1 - 18)

Die Rechtschaffenen streben nach Allahs Wohlgefallen und finden Frieden; die Bösen brechen Sein Gesetz, streiten und lehnen den Iman ab; Allahs Zorn wird sie überraschen, aber erst zu Seiner Zeit. (Ajas 19-31)

So verhielt es sich mit früheren Gesandten: sie wurden verspottet, aber die Spötter gingen unter, während die Rechtschaffenen triumphierten und erfolgreich waren. (Ajas 32-43). (Juusuf `Allii)

 

 

“Der Donner“

 

Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen.

 

1. Alif Laaaam Miiiim Ra.1 Dies2 sind die Zeichen des Buches,3 und das, was dir (als Offenbarung) herabgesandt wurde von deinem Herrn, ist die Wahrheit,4 jedoch die meisten Menschen verinnerlichen nicht den Iman.5

 

1. Wenn wir versuchen, diese Symbolik zu verstehen, dürfen wir nicht dogmatisch sein. Einer angemessenen Haltung entspricht es zu sagen: Allah weiß es am besten. (Juusuf `Allii)

Dieses vollkommene Buch der Weisheit besteht aus nichts anderem als aus diesen und ähnlichen Buchstaben. Und obwohl sie auch denjenigen zur Verfügung stehen, die den Qur“an als eine Offenbarung Allahs abstreiten, bleibt es für sie ein unerreichbares Ziel, auch nur eine einzige Surach wie die des Qur“ans zu verfassen. (Qutb)

 

2. Vergleiche Surach 10:1. (Juusuf `Allii)

 

3. Dies sind die Ajas des Qur“an oder dies sind die Zeichen, die darauf hinweisen, dass das Buch von Allah offenbart wurde. Denn dass es in normalen Buchstaben gefasst ist, ist Zeichen genug dafür, dass es Allahs Offenbarung ist, nicht das Werk eines Geschöpfes, wer dieses auch immer sein mag. (Qutb)

Obgleich einige Kommentatoren der Ansicht sind, der Begriff „Kitab“ („heilige Schrift“ oder „Offenbarung“) beziehe sich hier auf diese spezielle Surach, betont ibn „Abbas ausdrücklich, dass es den Qur“an an sich bezeichnet. (Asad)

 

4. Einzig und allein die Wahrheit, eine Wahrheit, die weder Trug noch Lüge enthält. Sie ist unbezweifelbar und lässt keinen Raum zum Zögern. Und diese Buchstaben sind Zeichen der Wahrheit, denn sie sind Beweis dafür, dass sie von Allah stammten. Und was von Allah stammt, kann nur die Wahrheit sein, die keinen Platz für Zweifel lässt. (Qutb)

 

5. Das heißt: „Trotz der Klarheit und Deutlichkeit der Zeichen Allahs leugnen die meisten Menschen aus Halsstarrigkeit und Heuchelei. (ibn Kasir)

 

 

2. Allah ist es, Der die Himmel erhöht hat ohne Säulen, die ihr sehen könnt;6 dann nahm Er auf dem Thron Seinen Platz ein.7 Und Er hat die Sonne und den Mond dienstbar gemacht.8 Jeder von ihnen zieht auf seiner Bahn dahin bis zu einer festgesetzten Frist.9 Er lenkt (alle) Angelegenheiten10 (und) Er legt die Zeichen dar,11 auf dass ihr an das Zusammentreffen mit eurem Herrn den Iman verinnerlichen möget.12

 

6. Allah hält die Myriaden von Himmelskörpern im Weltraum ohne wahrnehmbaren Halt fest. Obwohl allem Anschein nach nichts erkennbar ist, das diese Himmelskörper stützt, gibt es doch eine unaufhörliche und unsichtbare Macht, die nicht nur jeden einzelnen dieser riesigen Körper einschließlich der Erde, die wir bewohnen, an seinem angemessenen Platz und in seiner Umlaufbahn hält, sondern auch dafür sorgt, dass sie nicht miteinander zusammenstoßen. (Maududi)

Bezieht sich die Wendung „die ihr sehen könnt“ auf „die Stützen“ oder auf „die Himmel“? Beides ist möglich, aber ich ziehe erstere vor. Wir sehen nur das blaue Himmelsgewölbe, aber Allah hat unsichtbare Kräfte und Bedingungen geschaffen, die uns Seine Macht und Herrlichkeit einprägen sollen. (Juusuf `Allii)

Was immer die Menschen in verschiedenen Zeitaltern unter dem Begriff „Himmel“ verstanden haben - er erschließt sich riesig und furchtbar den Blicken des Betrachters, sobald dieser einen Augenblick lang offenbart, wie er ohne sichtbare Stützen sich emporhebt. (Qutb)

 

7. Allahs Herrschaft ist absolut. (Qutb)

 

8. Sie dienen Ihm und sind Seinen Gesetzen unterworfen. Auch diese ehrfurchteinflößenden Himmelskörper sind nichts als hilflose Geschöpfe. (Darjabadi)

Es ist zu beachten, dass die Angesprochenen hier selbst den Wahrheitsgehalt dessen akzeptieren, was in diesem Aja ausgesagt ist. Es ist deswegen kein Beweis erforderlich, dass Allah den Himmel gewölbt und Sonne und Mond einer festen Ordnung unterworfen hat. Diese Tatsachen werden hier als Argumente dafür benutzt, dass Allah Der Einzige ist, Der dieses Universum beherrscht und lenkt. Aber auch Atheisten können von diesem Argument angesprochen werden: das Universum bildet ein vollkommenes System, das entsprechend einem überall wirksamen einheitlichen Gesetz funktioniert. Dies zeigt, dass ein solches System von Jemandem entworfen worden sein muss, Der allmächtig ist und Weisheit und unfehlbares Wissen hat. Dies ist der entscheidende Beweis für Allah, Dem niemand gleich ist und Der keinen Partner hat. Es gibt nämlich kein System ohne einen Verwalter, kein Gesetz ohne Herrscher, keine Weisheit ohne einen Weisen und kein Wissen ohne einen Wissenden. Darüber hinaus ist es unvorstellbar, dass es eine Schöpfung gäbe ohne einen Schöpfer. (Maududi)

 

9. Bis zum jüngsten Tag. (Al-Dschalalain)

Sie bewegen sich in vorgeschriebenen Grenzen und gemäß einem festgelegten Plan und ohne davon abzuweichen. (Qutb)

Dies kann sich entweder auf das Ende der Welt beziehen und auf diese Weise die Endlichkeit aller Schöpfung ausdrücken, oder auf die „Stationen“, durch die sich Sonne und Mond sowie alle anderen Himmelskörper zeitlich wie räumlich bewegen. (Asad)

Dieses System zeigt nicht nur, dass ein allmächtiger Herrscher es regiert, sondern auch, dass eine große Weisheit in ihm liegt und dass es nichts Unvergängliches darin gibt. Alles besteht nur für einen begrenzten Zeitraum. (Maududi)

 

10. Vergleiche Surach 10:3. (Anm. d. Übers.)

Die Dienstbarkeit von Sonne und Mond und ihr Lauf bis zur festgesetzten Frist sind hier nur ein Beispiel Seiner Bestimmung. (Qutb)

Vergleiche auch Surach 10:31. Wenngleich die Naturgesetze festgelegt sind und alles seine bestimmte Bahn läuft, liegt die Steuerung und Regierung all dessen in Gottes Hand. Wenn auch der Mensch über einen gewissen freien Willen verfügt, ist dennoch Gott Derjenige, Der ihm seine Fähigkeiten gegeben hat. Gott sorgt für Seine Geschöpfe. Er sitzt nicht - wie es sich die alten Griechen vorgestellt haben - irgendwo weit weg auf dem Olymp, so dass Seine Geschöpfe Ihm gleichgültig wären. (Juusuf `Allii)

 

11. Dazu gehört auch, dass Er Seine Zeichen deutlich erklärt und aufeinander abstimmt und jeder von ihnen zu seiner Zeit und zum gegebenen Anlass aufzeigt, dass ihr an die Begegnung mit eurem Herrn den Iman verinnerlicht. (Qutb)

Sowohl im Qur“an als auch im Universum. (Darjabadi)

Allah verdeutlicht die Zeichen, die aufzeigen, dass der Prophet Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Menschen die Wahrheit übermittelt hat. Diese Zeichen sind überall im Universum verteilt, und jeder, der sie mit offenen Augen betrachtet, begreift, dass die Wahrheit, zu der der Qur“an die Menschen einlädt, durch diese Zeichen bestätigt wird. (Maududi)

 

12. Eine Manifestation Seiner Fürsorge für Seine Geschöpfe selbst bei einem gewissen Maß an Willensfreiheit, die zu ihrer Entwicklung beitragen soll, ist Seine Sorgfalt, Seine Zeichen sowohl in der Natur zu erklären als auch in einer ausführlichen Offenbarung durch Seine Gesandten, damit der Mensch keinen Zweifel mehr daran hat, dass er schließlich zu seinem Herrn zurückkehrt und Rechenschaft über seine Handlungen ablegen muss, denn die „festgelegte Zeit“ ist für ihn eine Zeit der Prüfung und Vorbereitung. Wenn der Mensch die Zeichen sorgfältig beachtet, sollte kein Platz mehr für Zweifel bleiben. (Juusuf `Allii)

So dass ihr erkennen könnt, dass Derjenige, Der das Universum hervorgebracht hat und alles Existierende lenkt, auch in der Lage ist, die Toten aufzuerwecken und im zukünftigen Leben entsprechend euren Handlungen in diesem irdischen Leben zu richten. (Asad)

 

 

3. Und Er ist es, Der die Erde hingebreitet hat13 und auf ihr festgegründete Berge14 und Ströme15 geschaffen hat. Und von jeder Art von Früchten erschuf Er ein Paar.16 Er lässt die Nacht den Tage bedecken.17 Wahrlich, hierin sind Zeichen für Leute, die nachdenken.18

 

13. Damit ist nicht die Form der Erde gemeint, sondern die Ausdehnung der Erde vor dem Blick des Betrachters und in der Wahrnehmung. (Qutb)

Auch die Erde ist nicht etwas eine Gottheit, sondern etwas Hilfloses, Geschaffenes wie das übrige Universum. (Darjabadi)

 

14. Die aber weder der Wohnsitz noch eine Verkörperung göttlicher Mächte sind, wie abergläubische Völker oft vermuteten. (Darjabadi)

 

15. Allahs Geschöpfe und weder „Mütter“ noch „Beschützer“. Polytheistische Völker haben oft Flüsse angebetet, beispielsweise betrachteten die Kelten sie als göttliche, fruchtbare Mütter, und die alten Ägypter verehrten den Nil als einen Mann. Auch die indischen Flusskulte sind bekannt. (Darjabadi)

 

16. Paarweise: süß und sauer, klein und groß und so weiter. Es kann sich aber auch auf das Geschlecht der Pflanzen beziehen. (Darjabadi)

Pflanzen wie Tiere haben ihr Fortplanzungssystem. In vielen Fällen sind in einer Blüte sowohl Staubfäden als auch Fruchtknoten vorhanden, aber manchmal befinden sich diese in verschiedenen Blüten und sogar in verschiedenen Pflanzen. Die Dattelpalme in Arabien und die Papaya in Indien sind Beispiele für „zweihäusige“ Pflanzen.

(Juusuf `Allii)

Der Begriff „Sawdsch“ bezeichnet entweder „ein Paar“ oder „einen Teil eines Paares“. Wo der Dualform „sawdschan“ zusätzlich das Zahlwort „isnan“ („zwei“) folgt, bedeutet dies ausnahmslos „ein aus zwei Geschlechtern bestehendes Paar“. Auf diese Weise besagt der obige Satz, dass es von jeder Pflanzenart zwei Geschlechter gibt, was völlig mit den Erkenntnissen der Botanik übereinstimmt. (Asad)

 

17. Vergleiche Surach 7:54 und die entsprechenden Fußnoten. Der ganze Abschnitt dort kann mit diesem Abschnitt verglichen werden. Sowohl ihre Ähnlichkeit als auch ihr Abweichungen zeigen, wie nahe die beiden Gedankengänge beieinander liegen, und wie sie dem Zusammenhang entsprechend ausgedrückt werden.

(Juusuf `Allii)

Während im vorigen Aja einige himmlische Zeichen zur Illustration herangezogen werden, folgen hier einige irdische Zeichen.

1. Tauhid („Einheit Allahs“): Die Tatsache, dass die Erde eng mit den übrigen Himmelskörpern verbunden ist, die zum Entstehen des Lebens darauf beitragen, und dass die Berge und Flüsse in so enger Beziehung zum Leben stehen, ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass all dies nicht von unterschiedlichen Gottheiten geschaffen sein kann, sonst könnte es darin nicht so viel Harmonie, Übereinstimmung und einheitliches Streben geben.

2. Auferstehung: Dieser wunderbare Planet Erde ist ein großes Zeichen dafür, dass sein Schöpfer, der Allmächtige, die Toten wieder zum Leben bringen kann, wenn Er will. Er dreht sich im Weltraum um die Sonne, trägt hohe Berge und große Flüsse auf seiner Oberfläche, bringt zahlreiche Früchte hervor und dreht sich mit präziser Regelmäßigkeit durch die Zyklen von Tag und Nacht. All dies bezeugt die grenzenlose Macht der Schöpfers. Es wäre daher unsinnig anzunehmen, Er könne die Toten nicht auferwecken.

3. Verantwortlichkeit: Die Erde mit all ihren wunderbaren und sinnvollen Zeichen ist ein deutlicher Hinweis darauf, dass ihr Schöpfer allweise ist. Man kann sich daher nicht vorstellen. Er habe den Menschen, das edelste Seiner Geschöpfe, ohne jeden Sinn erschaffen. So wie aus dem Aufbau der Welt Seine Weisheit ersichtlich ist, so ist ganz offensichtlich, dass das Leben des Menschen einen Sinn hat, und dass es nicht mit Erfüllung seines Zieles abgeschlossen ist. Der Mensch wird von seinem Schöpfer für die Erfüllung seines von Allah Auftrages zur Rechenschaft gezogen. (Maududi)

 

18. An die Schöpfung Allahs. (Al-Dschalalain)

Alle diese großen Ereignisse bezeugen dem denkenden Menschen Allahs Macht und Herrlichkeit. (Darjabadi)

 

 

4. Und auf der Erde liegen dicht nebeneinander Landstriche19 und Gärten mit Weinreben, vielerlei Pflanzungen20 und Dattelpalmen, ein- oder mehrstämmig.21 Alles wird durch ein und dasselbe Wasser bewässert, und doch lassen Wir die einen die anderen an Geschmack übertreffen.22 Wahrlich, hierin sind Zeichen für Leute, die begreifen.23

 

19. Gute und fruchtbare Landstriche ebenso wie schlechte Salzsümpfe, verödete unfruchtbare felsige Gegenden - all diese Landstriche unterscheiden sich untereinander in Bezug auf Form, Farbe und Qualität. Während die einen bewohnt sind, sind die anderen verlassen und leer. Ein Teil ist bepflanzt und lebendig, während ein anderer vernachlässigt ist und tot ist - alles nahe beieinander auf dieser Erde. (Qutb)

„Es gibt (vielerlei) Landstriche nebeneinander (und dennoch so unterschiedlich voneinander)...“ Die Notwendigkeit dieses Einschubs in meiner Übersetzung - der nach Ansicht aller Kommentatoren den Sinn dieses Satzes verdeutlicht - geht aus den folgenden Sätzen hervor. (Asad)

Bei sorgfältiger Beobachtung wird deutlich, dass in den Verschiedenheiten der Erdoberfläche die Weisheit Allahs liegt. Die verschiedenen Regionen der Erde unterscheiden sich in Form, Farbe und Bodenschätzen. Diese Vielfalt hat so sehr zur Entwicklung der menschlichen Kulturen beigetragen, dass ein vernünftiger Mensch das nicht für Zufall halten kann. (Maududi)

 

20. Allah ist Derjenige, der all dieses Wachstum hervorbringt, nicht etwa irgendeine „Fruchtbarkeits“ oder „Wachstumsgottheit“. (Darjabadi)

 

21. Eine andere Übersetzungsmöglichkeit wäre: „aus einer Wurzel wachsend oder anders“ - Anm. d. Übers.

Bezieht sich die Wendung „aus einer Wurzel wachsend oder anders“ auf „Palmen“ oder auch auf „Trauben“ und „Getreide“? Die klassischen Kommentatoren haben die erstere Auffassung vertreten, wonach es sich um Palmen handelt, die zu mehreren aus derselben Wurzel wachsen oder gelegentlich auch allein stehen. Bei der zweiten Auffassung würde es um Palmen und andere Pflanzen gehen, die aus einem einzelnen Wurzelstock wachsen, während die Mehrzahl der Bäume aus einem Wurzelnetzwerk sprießen, das sich unterirdisch weit ausgebreitet hat. Dies ist eine Anpassung an die Bedingungen des Bodens und der Wasserzufuhr - ein weiteres Wunder der Schöpfung. (Juusuf `Allii)

 

22. Dattelpalmen, Getreide und Trauben werden von demselben Wasser ernährt, dennoch fällt die Ernte so unterschiedlich aus. Und dies gilt für alle Pflanzen. Früchte oder andere essbare Pflanzenteile können in Form, Größe, Farbe und Geschmack sehr verschieden sein. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Surach 6:99 und 141, wo die Vielfalt der Pflanzenwelt auf ähnliche Weise betont wird, ebenso wie ihr unterschiedlicher Nutzen für Mensch und Tier - als Zeichen für Allahs sinnvolles, zielgerichtetes Handeln. (Asad)

Wer außer einem bewusst wollenden Schöpfer hätte dies alles machen können? Wer von uns hat nicht von dieser Vielfalt des Geschmacks gekostet? Doch wie viele von uns sind von allein, ohne diesen Hinweis des Qur“ans darauf aufmerksam geworden? Durch diese Beispiele bleibt der Qur“an ewig lebendig, weil er die menschlichen Sinne ständig mit solchen Anschauungen erfüllt. (Qutb)

Wenn wir diesen Aspekt der Vielfalt betrachten, kommen wir zu der Schlussfolgerung, dass die Weisheit Allahs dieselbe Vielfalt in den Temperamenten und Neigungen der Menschen und somit auch in ihrem Verhalten verlangt. Wir brauchen uns deswegen keine Sorgen bezüglich dieser Vielfalt zu machen. Wie bereits in Surach 5:31 gesagt wurde, hätte Allah, wenn Er es gewollt hätte, alle Menschen gleich und von Geburt aus tugendhaft erschaffen können. Aber die Weisheit, die der Schöpfung des Universums einschließlich der Menschheit zugrunde liegt, erfordert Vielfalt und nicht Uniformität, sonst wäre die Schöpfung sinnlos. (Maududi)

 

23. Darin liegen eindeutige Zeichen für Allahs Fürsorge. (Darjabadi)

 

 

5. Und solltest du dich (über etwas) wundern,24 so ist das, was sie sagen, noch verwunderlicher:25 „Wie sollen wir, die wir zu Staub geworden sind, in einer neuen Schöpfung wieder auferstehen?“26 Diese sind wahrlich jene, die ihren Herrn leugnen,27 und diese sind es, die Fesseln um ihren Nacken haben werden,28 und sie werden die Bewohner des Feuers sein. Darin werden sie (ewig) verweilen.

 

24. Solltest du dich darüber wundem, dass sie die Auferstehung leugnen. (Darjabadi) „Wenn du über die Wunder in Allahs Schöpfung erstaunt bist...“ (Asad)

Wenn du dich, oh Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, darüber wunderst, dass sie dich der Lüge bezichtigen oder das leugnen, was du ihnen vorträgst. (Al-Dschalalain)

 

25. Erstaunlich, weil es so völlig ohne Vernunft ist. (Darjabadi)

 

26. Jeder vernünftige Mensch und jeder Wissenschaftler weiß, dass die Erschaffung von Himmel und Erde weitaus schwieriger ist als die Erschaffung des Menschen, und dass die Wiederholung leichter ist als ein Neubeginn.

(ibn Kasir)

Angesichts der Zeichen Allahs in der Natur und in der Schöpfung ist es wirklich erstaunlich, dass die Menschen ihren Schöpfer leugnen. Und wenn sie die Zeichen ihres Schöpfers anerkennen, Der täglich vor ihren Augen neue Wunder wirkt, warum sollten sie dann bezweifeln, dass sie wieder auferweckt werden, nachdem sie einmal zu Staub zerfallen sind? Wenn schon eine Schöpfung möglich ist, wo ist dann die Schwierigkeit, eine neue Schöpfung für möglich zu halten? Dies ist dann eine Frage des hartnäckigen und aufrührerischen Willens, worauf die Strafe folgt. (Juusuf `Allii)

Sollte Derjenige, Der dies alles erschaffen und in völlige Harmonie gebracht hat, nicht in der Lage sein, die Menschen in ein erneutes Dasein zu bringen? Dies ist Kufr und Undankbarkeit gegenüber ihrem Herrn, Der sie erschaffen hat und führt, eine Verirrung der Vernunft und des Herzens. (Qutb)

 

27. Indem sie die Auferstehung leugnen. (Darjabadi)

Denn damit leugnen sie Seine Allmacht und damit auch Seine Realität. (Asad)

Sie leugnen damit ebenfalls Seine Weisheit. (Maududi)

 

28. „Adschlal“: Joch (der Sklaverei). Vergleiche Surach 7:157 und die entsprechenden Fußnoten. Die Strafe kann in zwei Stadien vorgestellt werden: unmittelbar folgend das Joch der Sklaverei von Aberglauben und Unwahrheit im Gegensatz zur Freiheit im Diin; und schließlich das Feuer, dass die Seele selbst verbrennt. (Juusuf `Allii)

Ein Metapher für die absichtliche Selbstaufgabe des Menschen an falsche Werte und Abwege und der daraus folgenden Versklavung des Geistes. (Asad)

Der Begriff „Fesseln um ihren Nacken“ soll hier zeigen, dass sie Sklaven der Unwissenheit, Verstocktheit und Laune sind und blind ihren Vorfahren folgen. Da ihr Denken von ihren Vorurteilen beeinflusst wird, leugnen sie das zukünftige Leben entgegen aller Vernunft. (Maududi)

 

 

6. Und sie bedrängen dich, die Strafe eher zu bringen als die Gnade,29 obwohl doch schon vordem beispielhafte Strafe ergangen ist.30 Und wahrlich, dein Herr ist voll der Vergebung31 den Menschen gegenüber trotz des Unrechts, das sie tun.32 Aber führwahr, dein Herr ist auch streng im Strafen.33

 

29. Gerade die, die darüber erstaunt sind, von neuem erschaffen zu werden, was höchst erstaunlich ist, bedrängen dich, ihnen die Strafe Allahs schnell zu bringen, anstatt Seine Rechtleitung und Barmherzigkeit zu erflehen. (Qutb)

 

30. So wie sie achtlos gegenüber den Zeichen Gottes im Weltall sind, interessieren sie sich auch nicht für das schlechte Ende ihrer Vorfahren. Doch darin wäre eine Ermahnung für die, die sich ermahnen lassen wollen. (Qutb)

Sie fordern den Propheten Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm,  heraus: „Wenn es eine Strafe gibt, dann schick sie uns doch jetzt!“ Die Antwort darauf ist dreifach.

1. Warum wollt ihr die Strafe erleben statt Gottes Barmherzigkeit? Was ist besser?

2. Habt ihr nicht die Geschichte von fruchtbaren Strafen gehört, und habt ihr nicht mit eigenen Augen gesehen, wie mit dem Bösen abgerechnet wurde?

3. Allah handelt nicht nur in Gerechtigkeit und durch Strafgericht, sondern auch in Gnade und Vergebung. Gnade und Vergebung haben den Vorrang. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Surach 6:57-58 und 8:32 sowie die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Dies bezieht sich auf eine Herausforderung der Quraisch dem Propheten Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gegenüber. (Maududi)

 

31. Allah ist den Menschen gegenüber barmherzig, auch wenn sie eine Zeitlang ungerecht handeln. Es öffnet ihnen die Tür der Vergebung, durch die sie durch ihre Reue eintreten können. (Qutb)

 

32. Als Regel. (Darjabadi)

Vergleiche Surach 10:11. (Asad)

Vergleiche Surach 6:12 und 7:156. (Anm. d. Übers.)

 

33. Zu gegebenem Anlass. (Darjabadi)

Strenge Strafe trifft den, der von der Möglichkeit zur Umkehr keinen Gebraucht macht und auf seinem Unrecht beharrt. (Qutb)

 

 

7. Und diejenigen, die kafir sind, sagen: „Warum wird nicht ein Zeichen von seinem Herrn34 zu Ihm herabgesandt?“35 Doch du bist nur ein Warner. Und jedes Volk hat einen, der es rechtleitet.36

 

34. Diese Menschen, die all die Zeichen des Universums nicht begreifen, verlangen, dass Allah ein Zeichen zu Seinen Propheten herab senden soll. Ein einziges Zeichen, wo doch das Universum um sie herum voller Zeichen ist. (Qutb)

Die Kafirs verlangten vom Propheten Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, er solle Wunder wirken, wie die Gesandten vor ihm. So wollten sie, dass er den Berg Fafa in Gold oder die Berge ringsum in Wiesen und Flüsse verwandeln sollte. (ibn Kasir)

 

35. Sie verlangen ein „übernatürliches Ereignis“. Dies gehört jedoch nicht zum Aufgabenbereich eines Propheten, sondern Allah wirkt Wunder, sobald Er in Seiner Weisheit sieht, dass es notwendig ist. (Qutb) .

Nach allen diesen Zeichen, die soeben erwähnt worden sind, ist die Forderung: „Bring uns ein Zeichen!“ reine Streitsucht. Der Prophet Muhamma2!“ brachte Zeichen wie andere Propheten und weigert sich ebenso wie diese, reine Neugier zu befriedigen. (Juusuf `Allii)

Vergleich auch Matthäus 12:39. (Darjabadi)

Selbst ein Wunder würde jedoch die nicht überzeugen, die die Wahrheit leugnen wollen. Vergleiche auch Surach 6:7, 6:111; 10:96-97 und 13:31. (Asad)

Sie waren nämlich nicht bereit, seine Botschaft anhand vernünftiger Kriterien zu überprüfen oder aus seinem hohen Charakter oder der von seinen Gefährten hervorgebrachten moralischen Revolution eine Lehre zu ziehen. (Maududi)

 

36. Deine Aufgabe ist die gleiche, wie die der Gesandten vor dir: aufzuklären und zu warnen. Wunder jedoch obliegen Dem Lenker der Geschöpfe und des Universums. (Qutb)

Gewöhnlich wird der letzte Satz dieses Ajas in dem Sinne verstanden, dass die Aufgabe des Propheten lediglich darin bestand, die Menschen zu warnen, und dass die Rechtleitung von Allah kam. Meiner Ansicht nach ist auch folgende Interpretation möglich: Dass der Prophet Muhammad warnt und mahnt und den Qur“an übermittelt sowie die universale Rechtleitung, die er in Allahs Auftrag bringt, sind in sich selbst Zeichen und Wunder.

(Juusuf `Allii)

Nach den klassischen Kommentatoren lässt dieser Satz verschiedene Interpretationen zu:

1. du bist nur ein Warner; und jede Nation hatte einen Warner (nämlich einen Propheten) wie dich (dies wäre in Übereinstimmung mit der Lehre im Qur“an von der Kontinuität der prophetischen Führung); oder

2. du bist nur ein Warner, aber gleichzeitig ein Führer für alle Menschen (das würde die Universalität der  Botschaft im Qur“an gegenüber der zeitlich und ethnisch gebundenen Sendung früherer Propheten betonen); oder

3. Du bist nur ein Warner, und deine Aufgabe besteht lediglich darin, den Menschen die Botschaft auszurichten, während Allah allein die Herzen der Menschen zum Iman leiten kann. (Asad)

 

 

Abschnitt 2

 

 

8. Allah weiß, was jedes weibliche Geschöpf (unter dem Herzen) trägt37 und was den Mutterleib abnehmen und was ihn zunehmen lässt.38 Und jedes Ding hat bei Ihm sein rechtes Mass.39

 

37. Der Mutterleib ist hier nur ein Beispiel äußerster Verborgenheit. Nicht einmal die Mutter selbst weiß, was darin ist - ein männliches oder ein weibliches Kind, eins oder mehrere, ob es vor oder nach der bestimmten Zeit geboren wird. Aber die verborgensten und scheinbar unerkennbaren Dinge sind Allah bekannt. Es gibt keinen Zufall. Allah regiert alles nach gerechtem Maß, wie es auch im letzten Satz dieses Ajas ausgedrückt wird.

(Juusuf `Allii)

 

38. Der Begriff „untha“ bezeichnet jedes weibliche Wesen, sei es Mensch oder Tier. Das „abnehmen lassen“ bezieht sich entweder auf eine Verkürzung der Tragzeit (beispielsweise auf sieben Monate beim Menschen) oder auf eine Fehlgeburt. „Zunahme“ bezieht sich dementsprechend entweder auf eine Verlängerung der Zeit oder das vollständige Austragen. Wie aus dem Zusammenhang hervorgeht, soll der Gedanke, dass Allah weiß, was im Mutterschoß verborgen ist, darauf hinweisen, dass Er auch die innersten Veranlagungen jedes Menschen und seine Entwicklungsmöglichkeit kennt. (Asad)

Als Antwort auf ihre Wunderforderung warnt Allah die Menschen hier, dass sie dem allmächtigen und allwissenden Allah gegenüberstehen, Der sie kennt, seit sie im Leib ihrer Mutter waren, und Der alles sieht, was sie tun. Er beobachtet die gesamte Entwicklung des ungeborenen Kindes und jedes Wachstum oder Zurückbleiben seiner Gliedmaßen sowie seiner Fähigkeiten und Möglichkeiten. (Maududi)

 

39. Wörtlich: „ist entsprechend einem Maß“, das heißt entsprechend dem bestimmten Sinn und Ziel, für das es erschaffen wurde, seinen Existenzbedingungen und der Rolle, die es in Allahs Schöpfungsplan spielen soll. (Asad)

 

 

9. Er kennt das Verborgene und das Offenbare40 - Er ist der Große, der hoch Erhabene.41

 

40. Sein Urteil ist vollkommen, denn Er kennt sowohl das Offene als auch das Verborgenen -was der Mensch in dieser Welt geplant und was er getan hat. (Siddiqi)“

Der Begriff „asch-schahada“ (wörtlich: „was bezeugt ist“ oder; „werden kann“) wird in diesem Zusammenhang wie auch an anderen Stellen als direkte Antithese von „Al-Raib“ („was sich außerhalb des Wahrnehmungsvermögens der Geschöpfe befindet“) verwendet. Auf diese Weise werden die beiden Aspekte der Wirklichkeit wiedergegeben, die sinnlich oder konzeptuell von geschaffenen Wesen erfasst werden können. (Asad)

 

41. Allahs Name Al-Muta“al, der im Qur“an nur dieses eine Mal erwähnt wird, bezeichnet Seine unendliche Erhabenheit über alles Existierende und Mögliche sowie über alles, das menschliche Definitionen erfassen können. Vergleiche auch Surach6:100. (Asad)

Hoch Erhaben über jeden Vergleich mit einem lebenden Wesen. (Darjabadi)

In der arabischen Sprache ist dies ein Aja von unvergleichlicher rhythmischer Schönheit. (Juusuf `Allii)

Die Worte „kabir“ und „muta“al“ sind sehr schwer mit anderen Worten zu umschreiben. Kein einziger Qur“an-Erläuterer wagte, sich diesen beiden Worten zu stellen. (Qutb)

 

 

 

10. Es ist gleich (vor Ihm42), ob einer von euch einen Gedanken43 geheim hält oder ob er ihn offenbart, und ob sich jemand bei Nacht verbirgt oder am Tag offen hervortritt.44

 

42. Aufgrund seiner Allwissenheit. (Darjabadi)

 

43. Der Begriff „Qaul“ bezeichnet in erster Linke „Gesagtes“ oder „eine Äußerung“, wird jedoch auch im übertragenen Sinne („eine Idee“) gebraucht, unabhängig davon, ob dies tatsächlich in Worten ausgesprochen wird (als Behauptung, Bestätigung, Doktrin oder ähnliches) oder eine bloße Vorstellung bleibt (eine Meinung, Ansicht, Gedankenverbindung und so weiter). Deswegen habe ich übersetzt: „(Für Ihn) ist es gleich, ob ihr eure Gedanken verbergt oder offen aussprecht.“ (Asad)“


44. Wörtlich: ,,...oder bei Tag hervorgeht“, das heißt, böse Handlungen ganz offen begeht. (Asad)

Unsere geheimsten Gedanken und Absichten sind Ihm zu jeder Zeit bekannt. (Juusuf `Allii)

 

 

11. Er hat45 Aufpasser46 vor und hinter sich,47 die ihn auf Befehl Allahs beschützen.48 Wahrlich, Allah ändert den Zustand, indem sich ein Volk befindet,49 nicht ehe sie sich selbst50 verändert haben.51 Und wenn Allah ein Volk für sein Vergehen bestrafen will,52 so kann keiner es abwenden, und außer Ihm haben sie keinen Beschützer.53

 

45. Vergleiche den letzten Aja. Jeder Mensch, ob er seine Gedanken verbirgt oder äußert, ob er seine Handlungen heimlich oder offen ausführt, befindet sich unter Allahs aufmerksamer Aufsicht. Seine Barmherzigkeit umfasst jeden und schützt ihn immer wieder vor Übel und Schaden, wenn er diesen Schutz nur annimmt. Wenn er in seiner Unwissenheit meint, er könnte heimlich irgendein Vergnügen oder einen Vorteil erhaschen, dann irrt er sich, denn die alles niederschreibenden Engel halten alle seine Gedanken und Handlungen fest. (Juusuf `Allii)

 

46. Die einander ablösen. (Darjabadi)

 

47. Wörtlich: „von zwischen seinen Händen und von hinter ihm“. Wie in Surach 2:255 bezeichnet der Ausdruck „zwischen seinen Händen“ etwas, „das für ihn wahrnehmbar ist“ oder „was ihm ersichtlich ist“, während das, was „hinter ihm liegt“, etwas ist, das „jenseits seines Wahrnehmungsvermögens liegt“ oder „ihm verborgen ist“. (Asad)

 

48. Wörtlich: „von Allahs Befehl (amr)“. Die Übersetzung dieses Satzes hängt von der Bedeutung ab, die dem Begriff „mu“aqqibaat“ (Pluralform von mu`adschdschib) gegeben wird, der etwas bezeichnet, das „unmittelbar auf eine andere Sache folgt“ oder „ohne Unterbrechung etwas anderem nachfolgt“. Die meisten klassischen Kommentatoren verstehen darunter „ein Heer von Engeln“, das heißt die Schreiberengel, die jeden Menschen begleiten und einander ohne Unterbrechung ablösen. Folglich interpretieren sie die Wendung „min bayna jadayhi wa min halfihi“ als „vor ihm und hinter ihm angeordnet“, das heißt, die ihn von allen Seiten umrunden, und sie erklären die Worte „von Allahs Befehl“ hier als „entsprechend Allahs Befehl“ und beziehen sie auf die Engel beziehungsweise ihre Aufgabe. Diese Interpretation wird jedoch längst nicht von allen Kommentatoren gestützt. Einige der frühesten gehen von der Annahme aus, dass der Betrifft mu“aqqibaat irdische Kräfte oder Vorstellungen aller Art bezeichnet, auf die sich der Mensch so oft in der irrigen Annahme verlässt, sie könnten unabhängig von Allahs Willen zur Verwirklichung ihrer Ziele beitragen. So deutet auch Abu Muslim Al-Isfahaani, der bei Rasi zitiert wird, diesen Satz. In seiner Erklärung zu Aja 10 und dem ersten Teil von Aja 11 sagt er: „In Allahs Sicht sind alle Taten gleich, geheime wie offene, sowie derjenige, der sich im Dunkel der Nacht verbirgt und derjenige, der offen ans Tageslicht tritt... denn derjenige, der sich in die Dunkelheit der Nacht zurückzieht, kann Allahs Willen („amr“) niemals entgegen, ebenso wenig wie derjenige, der sich im Tageslicht bewegt, umgeben von einem Heer von Helfern („mu“aqqibaat“, das heißt Wächter und Helfer), die ihn beschützen sollen, denn diese können ihn nicht vor Allahs Willen schützen.“ An dieser überzeugenden Interpretation habe ich meine Übersetzung orientiert. Jene irdischen „Wächter und Helfer“, auf die sich der Mensch verlässt, können wahrnehmbar sein (wie Reichtum, Nachkommen und so weiter) oder nicht wahrnehmbar (wie Macht, soziale Stellung oder der Glaube an das „Glück“); dies erklärt die Wendung „solche, die von ihm wahrgenommen werden können, und solche, die vor ihm verborgen sind“ (siehe vorige Fußnote). (Asad)

Sie sollen sich nicht an der Illusion festklammern, irgendein Engel oder Heiliger hätte die Macht, sie vor der Vergeltung Allahs zu retten, denn es gibt niemanden, der sie gegen Allah verteidigen kann, auch wenn sie ihren so genannten Beschützern Ehrerbietung erwiesen und Opfer gebracht haben. (Maududi)


49. Den Zustand der Gnade, in dem sich ein Volk befindet. (Darjabadi)

 

50. Sie selbst von sich aus. (Darjabadi)

 

51. In dieser Wahrheit liegt für den Menschen eine schwere Verantwortung, denn mit seinem Handeln setzt er Allahs Willen und Gesetz in Gang. Er ist also dafür verantwortlich, wenn Allah ihn nach Seiner Gesetzmäßigkeit bestraft oder belohnt. Dies ist aber nicht nur eine Verantwortung, sondern auch eine Ehre für den Menschen. Denn seine Taten gelten als die Instrumente der göttlichen Willens. (Qutb) `

Allah hat kein Interesse daran, Menschen zu strafen. Er hat den Menschen gut und rein erschaffen, Er hat ihm Intelligenz und Wissen gegeben, Er hat ihm Werkzeuge Seiner Gnade und Barmherzigkeit aller Art zur Verfügung gestellt. Trotz allem verzerrt der Mensch seinen eigenen Willen und handelt gegen Gottes Willen. Dennoch steht ihm Allahs Vergebung offen, wenn er sie annehmen will. Nur wenn er sich selbst verblendet hat und seine eigene Natur oder Seele so entstellt hat, dass sie nicht mehr der schönen Form entspricht, in der Allah sie erschaffen hat, dann trifft ihn Allahs Zorn, und er verliert die ehrenvolle Position, in die Allah ihn gesetzt hat. Nichts kann dann die Strafe abwenden. Keins der Dinge, auf die sich der Mensch neben Allah verlassen hat, kann ihn nun beschützen. (Juusuf `Allii)

Wörtlich: „das, was in ihnen selbst ist . Diese Aussage hat sowohl eine positive als auch eine negative Bedeutung, nämlich Allah entzieht dem Menschen nicht Seine Gnade, bevor ihr inneres Selbst völlig verkommen ist (vergleiche Surach 8:53), ebenso wenig gewährt Er Seinen Segen hartnäckigen Sündern, bevor diese ihr innere Meinung ändern und Seiner Gnade würdig werden. Im weiter gefassten Sinne ist dies eine Veranschaulichung für das Gesetz Allahs von Ursache und Wirkung (Sunnach Allah), das sowohl das Leben der Individuen wie auch das der Gemeinschaften beherrscht und Aufstieg und Fall menschlicher Kulturen von den moralischen Qualitäten der Völker und den Veränderungen in „ihrem innersten Wesen“ abhängig macht. (Asad)

 

52. Infolge ihrer ständigen Rebellion trotz wiederholter Mahnungen. (Darjabadi)

 

53. Wenn schließlich Allahs Zorn über einen Menschen hereinbricht, kann niemand ihn zurückhalten. (Darjabadi) Ein Helfer, der sie vor der Strafe Allahs beschützt. (Al-Dschalalain)

 

 

12. Er ist es, Der euch den Blitz sehen lässt,54 in dem Furcht und Hoffnung ist,55 und Der schwer beladenen Wolken entstehen lässt.56

 

54. Der Blitz als eine geschaffene Naturkraft ist, wie alle anderen Naturkräfte, ein bloßes Instrument in Allahs Hand. (Darjabadi)

 

55. Die Reisenden fürchten seinen Einschlag. Während die anderen, die in ihren Häusern Schutz suchen können, in ihm Hoffnung auf Regen sehen. (Al-Dschalalain)

Hier liegt nun der Gipfelpunkt der Antwort auf die sarkastische Herausforderung der Kafirs, die Strafe herbeizubringen. Warum wollt ihr lieber Böses als Gutes? Warum lieber Strafe als Gnade? Warum Angst vor der Gewalt des Blitzes lieber als die Hoffnung auf gute, reichliche Ernte durch den Regen, der aus den blitzenden Wolken fällt. (Juusuf `Allii)

Die Hoffnung auf Regen, der im Qur“an oft symbolisch für Iman und geistiges Leben steht. Mit diesem Aja kehrt die Erörterung wieder zu dem Thema zurück, das am Anfang der Surach angeschnitten wurde (Aja 2-4) nämlich die Hinweise auf einen bewussten Plan und seinen Sinn, der in der ganzen Natur liegt, und damit auf die Existenz Allahs. (Asad)

 

56. Schwerbeladen mit Regen. (Al-Dschalalain)

Blitz, Donner und schwere Wolken sind bekannte Phänomene, ebenso der Blitzschlag, der sie gelegentlich begleitet. Sie sind in sich Erscheinungen, die in der Seele des Menschen einen starken Eindruck hinterlassen, gleichermaßen bei denen, die ihre wahren Eigenschaften kennen und denen, die nichts von Allah wissen. (Qutb)


 

13. Und der Donner57 verkündet Seine Lobpreisung, ebenso wie es die Engel58 in Ehrfrucht vor Ihm tun. Und Er schickt den Blitz herab und trifft damit wen Er will.59 Und doch streiten sie (nach alldem) über Allah.60 Und Er ist streng in der Vergeltung.61

 

57. Selbst der Donner, der euch vielleicht erschreckt, ist Ihm gegenüber nur eine zahme, nützliche Kraft, die Ihn preist wie die übrige Schöpfung. „Der Donner“ ist somit ein passender Name für eine Surach, die wie diese voller Kontraste ist, wo Dinge, die uns furchtbar erscheinen, sich in Wirklichkeit als gehorsame Werkzeuge in Allahs Hand erweisen. (Juusuf `Allii)

Für alle, die Ohren haben, den Sinn dieses lauten Geräusches zu verstehen, ist der Donner eine Proklamation der Einheit Allahs, während es für Menschen, die nur mit den Ohren eines Tieres hören, nichts als ein lauter Lärm ist. Er verkündet, dass Allah, Der die Wolken aus den Meeren aufsteigen und ziehen lässt, wohin er will, Blitze von ihnen aussendet und schließlich Regen von ihnen herabfallen lässt, allen Lobes würdig ist. (Maududi)

 

58. Auch die Engel, von denen wir meinem, sie seien schöne Wesen voller Macht und Herrlichkeit, die Allah nahe stehen, verspüren Ehrfurcht und Achtung, wenn sie Seinen heiligen Namen preisen. (Juusuf `Allii)

Damit wird der Irrtum jener unwissenden Menschen zurückgewiesen, die die Engel als Gottheiten verehrten und glaubten, sie seien Partner Allahs. Sie sind nicht Seine Partner, sondern Seine gehorsamen Diener, die Ihn preisen und mit Ehrfurcht vor Ihm erfüllt sind. (Maududi)

 

59. Allah tut alles, der Allmächtige, nicht irgendein Donnergott wie Zeus bei den Griechen, Jupiter bei der Römern oder Indra bei den Indern. (Darjabadi)

 

60. Über seine transzendentale Existenz oder die Geschaffenheit Seines Wesens. (Asad)

Die Polytheisten wagen es immer noch, inmitten all dieser furchterregenden Naturereignisse, die allesamt die Gegenwart Allahs und Seine Einzigkeit bezeugen und Ihn lobpreisen, darüber zu disputieren, ja Ihm sogar Nebengötter beizugesellen. (Qutb)


61. Streng im Nehmen. (ibn Kasir)

Nach Radschib bedeutet der Ausdruck „schadidul-mihhaal“, der im Qur“an nur dies eine Mal vorkommt, jemanden, der „machtvoll ist zu planen, in einer dem Menschen verborgenen Weise, in der viel Weisheit liegt“. (Asad)

Wer ist der Mensch, dass er Allah in Frage stellt? (Juusuf `Allii)

Das Wort „Mihaal“ beinhaltet: List und Schlauheit, Planung und Stärke, Strafe und Pein. Demnach heißt „schadid“ul nichel“: streng in der Überlistung und Bemächtigung Seiner Gegner. Was für eine Drohung beinhalten diese Worte! (Safwat Al-Bajan)

 

 

14. Ihm allein gebührt die aufrichtige Anbetung.62 Und jene, die sie an Seiner Statt anrufen, können sie in keiner Weise erhören,63 gerade wie wenn jemand seine Hände64 ausstreckt nach Wasser, damit es seinen Mund erreiche, doch es erreicht ihn nie. Und die Anrufung der Kufr ist vergeudete Mühe.65

 

62. Haq: Wahrheit, Recht, was angemessen ist. Alle diese Bedeutungen treffen hier zu. Wenn wir etwas anderes außer Allah verehren (seien es Götzen, Sterne, Naturkräfte, Geister, vergötterte Menschen, das eigene Ich, Macht, Reichtum, Wissenschaft oder Kunst, Talent oder Intellekt), eine solche Verehrung ist sowohl sinnlos als auch unvernünftig. (Juusuf `Allii)

Er allein ist in der Lage, unsere Gebete und Anrufungen zu erhören. (Darjabadi)

Wörtlich: „Ihm gebührt der Ruf der Wahrheit“ oder möglicherweise auch „Ihm allein gebührt alle wahre Anrufung“. Wir sollten jedoch daran denken, dass der Begriff Al-Haq („die Wahrheit“) einer der Qur“anischen Attribute Allahs ist, der „Absolute Realität“ (in der deutschen Philosophie der „Urgrund“) bedeutet. Der Ausdruck „Da“wat-ul-Haq“ kann deswegen auch verstanden werden als „Gebet, das an Ihn, die Absolute Realität, gerichtet ist“, was auch bedeutet, dass die Anrufung anderer Wesen, Mächte oder Prinzipien „oe ipso“ falsch und sinnlos ist. (Asad)

Sein Wort „Es gibt keinen Gott außer Allah“ ist die einzige Wahrheit. (Al-Dschalalain)

 

63. Ob es nun Götzen sind, Naturgottheiten, Helden oder Heilige - sie sind nicht der Lage, Gebete zu erhören. (Darjabadi)

Sie können sie weder hören noch ihren Bitten entsprechen. (Safwat al Tafasir)

„Statt Allah“ oder „neben Allah“. (Asad)

 

64. Wörtlich: „seine beiden Handflächen.“ (Asad)

 

65. Ohne IMan hat Anbetung und „Ibadach keinen Sinn. Sie wären dann nur eine Verirrung des Geistes. Aber es gibt noch einen tieferen Sinn. Gelegentlich tritt Aberglaube oder die Verehrung falscher Gottheiten an die Stelle des Imans. Auch in diesem Fall folgt der Betende nur Projektionen seiner Vorstellung. Beim näherem Hinsehen erweisen sie sich als sinnlos. Nur dem Einen wahren Gott gebührt Gottesdienst und Gebet. (Juusuf `Allii)

 


15. Und wer auch immer66 in den Himmeln und auf Erden ist, unterwirft67 sich dem Willen Allahs - willig oder unwillig -68 gleich wie ihre Schatten69 des Morgens und des Abends.70

 

66. In diesem Aja wie in der ganzen Surach liegt eine stark mystische Bedeutung. Das Personalpronomen „man“(wer), das ich mit „welche Wesen auch immer“ übersetzt habe, steht hier statt des Pronomens „maa“ („was“, „was auch immer“). Dies bezieht sich dann auf Wesen mit einer Persönlichkeit, das heißt auf Engel, Geister, Menschen und möglicherweise andere Dinge mit objektiver (nicht unbedingt materieller) Existenz, im Gegensatz zu deren Schatten oder ihrem Anschein oder ihrem Trugbild, wie es am Ende des Verses erwähnt wird. Sowohl diese Wesen selbst als auch ihre Schatten sind Allahs Willen unterworfen. (Juusuf `Allii)

 

67. Der Ausdruck „jasdschud“ („er wirft sich nieder“) steht für völlige Unterwerfung unter Seinen Willen, das heißt hier auch unter die Naturgesetze, die Er für alles Existierende bestimmt hat. (Asad)

 

68. Nach Ansicht der meisten klassischen Kommentatoren sind die Engel und die mu“min Wesen, die sich Allah bereitwillig (das heißt bewusst) unterwerfen, während diejenigen, die die Wahrheit leugnen, die „unwillig“ sind, sich Ihm zu unterwerfen, trotzdem unbewusst Seinem Willen unterworfen sind. In Anbetracht der folgenden Bezugnahme auf die „Schatten“ ist es jedoch logisch anzunehmen, dass sich das Relativpronomen „man“ (vergleiche Fußnote 67) in diesem Zusammenhang nicht nur auf bewusste Wesen bezieht, sondern auf alle materiellen Objekte, belebte wie unbelebte, das heißt auf alle Wesen und Dinge im Himmel und auf der Erde (vergleich auch Surach 16:48-49 und 22:18). (Asad)

„Unwillig“ oder „gezwungen“: Satan und die Geister des Bösen. Sie möchten sich der Kontrolle des allgütigen Allahs entziehen, aber das können sie nicht, und sie müssen Seine Herrschaft über sich anerkennen. (Juusuf `Allii)

Der einzige Unterschied zwischen dem Gehorsam eines Mu“mins und eines Kafirs besteht darin, dass ersterer sich aus freien Stücken Allah hingibt, während letzterer dazu gezwungen ist, sich Allahs Gesetzmäßigkeiten zu unterwerfen, denn er ist nicht in der Lage, diesen zu widerstehen. (Maududi)

 

69. Selbst die Schatten - Phantasieprodukte oder Projektionen von anderen Dingen, von denen sie abhängig sind, wie Schatten vom Gegenstand abhängig sind - sind Allahs Gesetzmäßigkeiten unterworfen und können ohne Seine Erlaubnis weder entstehen noch einen Eindruck auf unsere Gemüter machen. Die Schatten sind am längsten, wenn die Sonne tief steht, und werden kürzer, wenn die Sonne ihren Höchststand erreicht. Aber selbst wenn sie am längsten und auffälligsten sind, sind sie Allahs Willen und Gesetz unterworfen. Die Sonne hat in diesem Zusammenhang eine mystische Bedeutung, denn sie stellt die Vernunft, wahre Einsicht und das Licht Allahs dar. (Juusuf `Allii)

 

70. Die gesamte Umwelt dient Allah und ruft Ihn an. Die Niederwerfung ist das äußerste Symbol für Gehorsam, Demut und Dienstbereitschaft gegenüber Allah. So wie alle Wesen, so dienen auch ihre Schatten Allah, denn die Schatten folgen ihren Körpern. Sie alle unterwerfen sich Seinem Willen, mu“min wie kafir. (Qutb)

Morgens und abends sind die Schatten am längsten und auffälligsten. (Darjabadi)

An dieser Stelle sollte der Leser oder Hörer des arabischen Textes eine Niederwerfung vollziehen. (Anm. d. Übers.)

 

 

16. Sprich:71 „Wer ist der Herr der Himmel und der Erde?“72 Sprich: „(Er ist) Allah.“73 Sprich: „Habt ihr euch also Beschützer genommen außer Ihm, die sich selber weder zu nützen noch zu schaden vermögen?“ Sprich: „Ist etwa der Blinde dem Sehenden gleich74 oder die Finsternis dem Licht?“75 Oder haben sie Allah Teilhaber an die Seite gestellt,76 die gleiches geschaffen haben, so wie Er es erschafft, so dass diese Schöpfung77 ihnen gleich erscheint? Sprich: „Allah ist der Schöpfer aller Dinge und Er ist Der Einzige, Der Allgewaltige.“78

 

71. „Sprich O Muchammed zu deinem Volke!“ (Al-Dschalalain)

Das arabische Wort „Rab“, das für gewöhnlich mit „Herr“ übersetzt wird, trägt in sich auch die Bedeutung von „versorgen“, „erhalten“, „zur Reife bringen“. Vergleiche auch Surach 1:2. (Juusuf `Allii)

 

72. Sprich O Muchammad zu den Götzendienern: „Wer ist der Schöpfer von Himmel und Erde und ihr Erhalter?“ Diese Frage dient der Verspottung der Götzen, die sie anstelle von Allah anbeten. (Safwat al Tafsir)

Dies ist nicht eine Frage, die sie beantworten sollten, denn sie wurde bereits zuvor beantwortet (vergleiche Aja 15), sondern um ihnen die Antwort diesmal nicht in sichtbaren Zeichen, sondern mit Worten zu geben. (Qutb)

 

73. Eine Frage, die der Missbilligung dient. (Qutb)

Obgleich die Frage eigentlich an die Kafirs gerichtet ist, fordert Allah hier Seinen Gesandten auf, sie selbst mit „Allah“ zu beantworten. Die Befragten zögerten nämlich. Sie konnten nicht sagen, es sei nicht Allah, denn sie selbst glaubten, dass Allah der Schöpfer aller Dinge sei. Andererseits konnten sie diese Tatsache nicht einfach anerkennen, denn eine Anerkennung von Tauhid (der Einheit Allahs) hätte ihnen keine Grundlage für ihre Vielgötterei mehr gelassen. Sie zögerten, weil sie feststellen mussten, dass ihre Position schwach war. (Maududi)

Vergleiche Surach 5:79. (Juusuf `Allii)

Sie sind völlig machtlos und unfähig. (Darjabadi)

 

74. Ein Blinder ist jemand, der nicht die zahllosen Zeichen der Einheit Allahs sehen kann, obgleich diese überall vor ihm im Universum ausgebreitet sind. Ein Sehender hingegen ist jemand, der in jedem Partikel des Universums, in jedem Blatt und in jedem Grashalm Zeichen erkennt, die auf den Schöpfer hinweisen. (Maududi)

 

75. „Licht“ bedeutet hier das Licht der Erkenntnis der Wahrheit, das der Prophet Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, seine Anhänger hatten. Im Gegensatz dazu steht die „Finsternis“ der Unwissenheit, in der die Ungläubigen herumtappten. Wieso sollten diejenigen, die das Licht hatten, es auslöschen und wie die Unwissenden in der Finsternis herumirren? Wer den Wert des Lichtes nicht kennt, mag dies vielleicht tun. Wer das Licht aber wirklich kennt, wird den Unterschied zwischen Licht und Finsternis sehr wohl unterscheiden können und vorziehen, seinen Weg deutlich zu sehen. (Maududi)

Wie der Unterschied zwischen den Sehenden und den Blinden, zwischen Licht und Finsternis deutlich ist, so ist auch der Unterschied zwischen Wahrheit und Lüge gut erkennbar. Mit Sehenden und Blinden sind Mu“mins und Kafirs gemeint. (Qutb)

 

76. Dieser Aja kann in sechs Teile geteilt werden, von denen immer zwei als Frage und Antwort gegenüberstehen. Außer dem fünften Teil wird jeder durch das Wort „Sprich:“ eingeleitet, das im alten Arabisch etwa Anführungszeichen entspricht. Der fünfte Teil „oder stellen sie Allah Teilhaber an die Seite...?“ wird nicht durch „Sprich!“ eingeleitet, denn es handelt sich hier um eine indirekte Rede. (Juusuf `Allii)

Teilhaber, das heißt Wesen, die angeblich an Allahs Macht oder Schöpfungskraft Anteil haben. (Asad)


 

17. Er sendet Wasser79 vom Himmel herab, damit die (einstmals trockenen) Flussbetten80 entsprechend ihrem Maß durchströmt werden. Doch die Flut trägt Schaum auf ihrer Oberfläche.81 Und auf dem, was sie über dem Feuer erhitzen,82 um daraus Schmuck oder Gerät zu machen, ist ein ähnlicher Schaum,83 Auf diese Weise zeigt Allah Wahrheit und Trug.84 Denn was den Schaum angeht,85 verschwindet er wie Blasen. Das aber, was den Menschen nützt, bleibt auf Erden zurück.86 Auf diese Weise prägt Allah die Gleichnisse.87

 

77. Dies ist ein Sarkasmus gegenüber diesen Leuten, die doch sehen müssen, dass alles von Allah erschaffen ist, und dass die von ihnen verehrten Götter nicht in der Lage sind, eine Schöpfung hervorzubringen, denn sie sind selber erschaffen. (Qutb)

Obwohl der Begriff „Halq“ („Schöpfung“ oder „Schöpfungsakt“) oft metaphorisch auf menschliche Aktivitäten bezogen benutzt wird, gibt es grundlegende Unterschiede zwischen den „Schöpfungen“ eines Künstlers, Dichters oder Philosophen und dem Schöpfungsakt Allahs. Während der menschliche „Schöpfer“ sein Werk aus bereits existierenden Bestandteil herstellt und nicht mehr tut als diese Bestandteile in einer möglicherweise neuen Kombination zusammenstellen, hat Allah allein die Fähigkeit, im eigentlichen Sinne des Wortes zu schaffen, das heißt, etwas ins Dasein zu bringen, das vorher nicht existierte, weder als Ganzes noch in seinen Komponenten (vergleiche Surach 2:117 „Wenn Er eine Sache beschließt, so sagt Er nur zu Ihr: „Sei! und sie ist.“) Dies ist die Bedeutung dieser Anspielung auf den Irrglauben, irgendein Wesen oder eine Macht außer Allah könne jemals „ähnliches erschaffen, was Er erschaffen hat.“ (Asad)

 

78. Er ist Der Eine Schöpfer, und Der Eine, Dem alles unterworfen ist. (Qutb)

Sowie Er Der alleinige Schöpfer ist, so gebührt Ihm auch allein die Anbetung. (Al-Dschalalain)

Das arabische Wort „Qachhaar“ bedeutet wörtlich „jemand, der durch Seine eigene Macht über alles regiert und alles völlig in Seiner Gewalt hat“. Dass Allah auf diese Weise einzigartig und allmächtig ist, folgt aus der zuvor erwähnten Tatsache, dass Allah allein Schöpfer aller Dinge ist. Der Schöpfer aller Dinge muss logischerweise einzig sein, denn alle anderen Dinge sind Seine Geschöpfe. Nichts kann deswegen dem Schöpfer in Seinem Wesen, Seinen Attributen, Seiner Macht oder Seinem Recht gleich sein. Seine gesamte Schöpfung untersteht Seiner Macht, denn es wäre unvorstellbar, dass der Schöpfer etwas schafft, das Er nicht kontrollieren kann. Wer so zugibt, dass Allah der Schöpfer ist, muss Ihn auch als den Einzigen und Allgewaltigen anerkennen. Daraufhin sollte es dann keinen Grund mehr geben, einem anderen als Ihm zu dienen. (Maududi)

 

79. Dieser Aja ist voller Parabeln.

1. Es ist Allah, Der den Regen herabsendet, und Er schickt ihn zu allen. Das Wasser fließt in Kanälen entsprechend deren Kapazität. Einige sind träge, andere haben eine schnelle Strömung. Einige bilden große Flüsse und bewässern weite Landstriche; einige sind kristallklare Ströme mit polierten Kieselsteinen, die durch das Wasser hindurch sichtbar sind. Aus einigen kann man schmackhafte Fische fangen; andere sind von Krokodilen und schädlichem Ungeziefer bewohnt. So gibt es unterschiedliche Qualitäten an Bächen, Flüssen, Strömen und Seen. Gleichermaßen verhält es sich mit dem Regen der Gnade Allahs und dem Wissen und der Rechtleitung, die Er schickt. Alle können dies empfangen. Sie werden entsprechend ihren Fähigkeiten und Veranlagungen verschieden davon Gebrauch machen.

2. In der physischen Welt ist Wasser rein und nützlich. Entsprechend den jeweiligen Umständen bildet sich jedoch Schaum. So wie die Strömung den Schaum davonträgt und das Wasser reinigt, so entfernt der Strom der Gnade Allahs unseren geistigen Abschaum.

3. Der Schaum türmt sich auffällig auf der Wasseroberfläche auf, aber er ist nicht von Dauer. So geht es mit inhaltslosem Wissen: es verschwindet, und Allahs Wahrheit bleibt bestehen. (Juusuf `Allii)

80. Der Einschub in meiner Übersetzung - „die (einstmals trockenen) Flussbetten“ - wird notwendig, weil der bestimmte Artikel vor dem Wort „Awdija“ („Flussbetten“) fehlt. Nach Samachsari ist dies ein Hinweis darauf, dass nur einige Flussbetten Wasser führen, während andere von diesem Regen nicht betroffen sind und trocken bleiben. Der Begriff „waad“ (im allgemeinen Sprachgebrauch waadi) bezeichnet in erster Linie einen Wasserlauf oder ein Flussbett, das normalerweise trocken ist und nur nach reichlichem Regenfall Wasser führt; nur mittelbar ist dieser Betriff für einen tatsächlichen Fluss verwendbar. (Asad)

 

81. Der Schmutz, den die Flüsse auf ihren Wegen mitführen, wird auf ihrer Oberfläche als Schaum sichtbar. (Qutb) Während das Wasser darunter klar bleibt. (Asad)

Die von den Gegnern des Islam betriebene Hetze und Propaganda kann mit dem sich auftürmenden Schaum verglichen werden, der auf der Wasseroberfläche treibt, aber bald dahinschwindet. (Maududi)

 

82. Gemeint sind die Bodenschätze wie Gold, Silber und Kupfer. (Al-Dschalalain)

Eine weitere Parabel ist der Erz:

4. Es ist voller fremder Beimischungen, aber das Feuer trennt die Schlacke vom Gold für Schmuck und

5. vom Eisen für Gebrauchsgegenstände für den Alltag. Das Feuer entspricht Allahs Prüfungen, sei es durch Schwierigkeiten oder durch Überfluss, wodurch der wahre Kern in uns herauskristallisiert und die Schlacken ausgeschieden werden. Es zeigt uns, was wertvoll und nützlich ist, im Gegensatz zum Schaum der Nutzlosigkeit, den wir ansammeln und mit wahrem Wissen verwechseln. (Juusuf `Allii)

 

83. Gebrauchsgegenstände. (Darjabadi)

Es ist nur natürlich, dass Schaum auftritt, wenn Metalle zur Reinigung geschmolzen werden. Ebenso treten böse Menschen in Erscheinung und spielen eine wichtige Rolle in der Verfolgung guter Menschen, die zu ihrer Reinigung das Feuer der Verfolgung durchschreiten müssen. (Maududi)

Der Schaum, der sich beim Schmelzen auf der Oberfläche der Metalle bildet, ist von gleicher Natur wie der auf der Gewässeroberfläche. Er enthält auch die Schlacke und Abfälle der Metalle (Al-Dschalalain).

 

84. Allah regt mit diesen Beispielen die Menschen zum Nachdenken an. (Safwat Al-Bajan)

 

85. Dies sind Beispiele für Wahrheit und Trug in seinem Leben. Falschheit türmt sich nämlich auf der Oberfläche, bläht sich auf und erscheint hoch und mächtig, ist aber im Grunde nichts anderes als Schaum und Abfall, der bald vergeht, ohne wirklichen Inhalt und Substanz. (Qutb)


86. Wahrheit demgegenüber bleibt an Leben wie das lebende Wasser und das reine Metall. (Qutb)

 

87. Von Wahrheit und Tugend (Darjabadi)

Über Wahrheit und Falschheit. (Safwat Al-Tafsir)

 

 

18. Für diejenigen, die ihrem Herrn Folge leisten,88 ist Gutes bestimmt.89 Doch diejenigen, die Ihm nicht gehorchen90 - selbst wenn ihnen alles gehören würde, was auf Erden ist, und noch einmal soviel dazu,91 dann würden sie sich nur allzu gern damit loskaufen92 -, diese erwartet eine schlimme Abrechnung,93 und ihr Aufenthaltsort wird die Hölle sein. Welch eine schlechte Ruhestätte!

 

88. Die Seinem Aufruf Folge leisten und sich Ihm gehorsam unterwerfen. (Al-Dschalalain)

Ihm und Seinen Gesandten. (ibn Kasir)

 

89. Im zukünftigen Leben. (Darjabadi)

Ihnen ist eine gute Belohnung sicher. (ibn Kasir)

 

90. „Auf diese Weise erläutert Allah das Gleichnis (Aja 18) von denen, die auf den Ruf ihres Herrn antworten, und denen, die nicht antworten“: diese Übersetzung beruht auf Samachsari Interpretation. Nach anderen Kommentatoren ist der Anfang von Aja 18 unabhängig vom letzten Satz des vorigen Ajas, und sie übersetzten folgendermaßen: „Denjenigen, die auf ihren Herrn hören, gebührt das Gute; die aber nicht auf Ihn hören...“. Meiner Ansicht nach ist Samachsari Deutung, in der der Ausdruck Al-Husnaa als ein Adjektiv verstanden wird, das sich auf die Reaktion der Mu“mins bezieht, vorzuziehen, weil sie die Wiederholung von „Allahs Gleichnisse“ rechtfertigt. (Asad)

 

91. Wörtlich: „und dasselbe davon noch zusätzlich“. (Asad)

 

92. Von der Bestrafung im Jenseits loskaufen. (ibn Kasir)

Sie würden nicht zögern, sich mit allem was sie besitzen, loszukaufen. (Maududi)

Vergleiche Surach  3:91 und 10:54. (Juusuf `Allii)

Es wäre alles ohne Erfolg. (Darjabadi)

 

93. Sie haben voll die Folgen ihrer bösen Taten zu tragen. (Maududi)

 

 

Abschnitt 3

 

19. Ist also der, der weiß, dass es die Wahrheit ist, was dir von deinem Herrn herabgesandt worden ist, dem gleich, der blind ist?94 Doch wahrlich, dies bedenken nur die Einsichtigen,95

 

94. Das Gegenteil von dem, der weiß, dass es die Wahrheit ist, was dein Herr dir offenbart hat, ist nicht der, der es nicht weiß, sondern der, der blind ist. Denn Blindheit ist allein die Ursache, dass diese Unwissenheit entsteht. Die Menschen sind gegenüber dieser großen Wahrheit von zweierlei Art: die Sehenden, die wissen, und die Blinden, die es nicht wissen. Ihre Blindheit bezieht sich nicht auf die Sehkraft, sondern auf mangelnde Einsicht, Verständnislosigkeit und Verschlossenheit der Herzen. (Qutb)

In diesem Abschnitt erfolgt eine Gegenüberstellung von Iman und Rechtschaffenheit auf der einen und Kufr und Ungerechtigkeit auf der anderen Seite. Der Rechtschaffene ist bekannt als jemand, der

1. Ermahnung annimmt;

2. sein Wort hält;

3. der den Diin Allahs folgt, in der Iman und Handeln untrennbar miteinander verbunden sind;

4. geduldig und standhaft Allah sucht; und in den praktischen Dingen ist er

5. regelmäßig in seinen Gebeten;

6. wirklich großzügig und freigebig, sei es heimlich oder öffentlich; und

7. nicht rachsüchtig, sondern darauf bedacht, Böses mit Gutem abzuwehren, um auf diese Weise den Teufelskreis des Bösen zu durchbrechen. (Juusuf `Allii)

So wie die Haltung dieser beiden in diesem Leben verschieden ist, so wird auch ihr Schicksal im zukünftigen Leben verschieden sein müssen. (Maududi)

 

95. Diejenigen, die auf die ihnen von Allah offenbarte Botschaft hören und Seinen Gesandten akzeptieren. Sie sind wirklich weise. Ihr Verhalten in dieser Welt wird sich grundlegend von dem jener Menschen unterscheiden, die demgegenüber blind sind. (Maududi)

Diejenigen, die einen verständigen Geist und Herz besitzen, wenn sie an die Wahrheit erinnert werden, sich ermahnen lassen, und wenn sie auf Zeichen hingewiesen werden, denken sie drüber nach. (Qutb)

 

 

20. Jene, die ihre Verpflichtungen Allah gegenüber erfüllen und den Bund (mit Ihm) nicht brechen,96

 

96. Das Bündnis Allahs schließt jeden Bund ein; Abmachungen mit Allah umfassen jede andere eingegangene Abmachung. Der größte Bund, auf dem alle anderen Bündnisse basieren, ist der des Diins, der uralt und zugleich neu ist. Uralt ist er in der Naturanlage des Menschen, die mit den Gesetzmäßigkeiten des gesamten Daseins verbunden ist (vergleiche auch Surach 7:172-173). Neu ist er mit jedem einzelnen Propheten, den Allah berufen hat, nicht um den Diin neu zu installieren, sondern um ihn wiederherzustellen und an ihn zu erinnern. Sie erklären auch seine Forderung, Allah allein zu dienen und Gutes zu tun. (Qutb)

„Bund“ ist in diesem Zusammenhang ein allgemeiner Ausdruck, der die geistigen Pflichten umfasst, die aus dem Iman an Allah entstehen, sowie auch die daraus resultierenden moralischen und gesellschaftlichen Verpflichtungen gegenüber den Mitmenschen. Vergleiche in diesem Zusammenhang auch Surach 5:1, wo der Begriff „Aqd“ („Vertrag“) benutzt wird. (Asad)

Da dieser Bund mit jedem einzelnen Menschenwesen abgeschlossen wurde, ist er tief in der menschlichen Natur verankert. Sobald ein Mensch in dieser Zeit geboren wird, bestätigt er sozusagen diesen Bund, denn er verdankt seine Schöpfung demselben Allah, mit dem er diesen Bund geschlossen hat, und dieser zieht ihn mit Seiner Fürsorge groß und versorgt ihn mit seiner Nahrung, und der Mensch gebraucht von Ihm verliehene Fähigkeiten. Alle diese Dinge binden ihn schon in sich selbst an sein Bündnis mit Allah. Weise, treue und mu“min Menschen erfüllen ihren Bund und brechen ihn höchstens unabsichtlich. (Maududi)

 


21. Und die verbinden, was Allah zu verbinden befahl,97 und die ihren Herrn fürchten98 und Furcht haben vor der schlimmen Abrechnung;

 

97. Das heißt, sie vereinen Diin und Handeln, Liebe zu Allah mit Liebe zu den Mitmenschen, und den Respekt gegenüber allen Gesandten Allahs, das heißt, sie folgen den Diin Allahs und nicht nur Teilen davon. (Juusuf `Allii)

Dies bezieht sich auf alle zwischenmenschlichen Bindungen, das heißt Familienbindungen, Verantwortung für Waisen und Arme, gegenseitige Rechte und Pflichten der Nachbarn ebenso wie die geistigen und praktischen Bindungen, die zwischen allen bestehen, die sich der großen geistigen Familie des Islam angeschlossen haben (vergleiche auch Surach 8:75 und die entsprechenden Fußnoten). Im weitesten Sinne bezieht sich dieser Satz auf die geistigen Verpflichtungen des Menschen, sich der einheitlichen Sinngebung bewusst zu bleiben, die der gesamten Schöpfung Allahs zugrunde liegt, und damit auf die moralische Verpflichtung des Menschen, alle Lebewesen mit Liebe und Barmherzigkeit zu behandeln. (Asad)

 

98. Sie trachten in allem, was sie tun und lassen, Allahs Zufriedenheit zu erlangen und fürchten eine böse Abrechnung im Jenseits. (ibn Kasir)

 

 

22. Und die geduldig (und standhaft) sind im Verlagen nach dem Angesicht ihres Herrn,99 und das Gebet verrichten100 und insgeheim und offen von dem spenden, womit Wir sie versorgen,101 und die das Üble durch das Gute abwenden,102 - für sie ist die Wohnstatt (des Jenseits)103 als Lohn bestimmt.

 

99. Die auch in Anfechtung und Schwierigkeiten standhaft am Diin Allahs festhalten. (Darjabadi)

Sie harren in Geduld aus, nicht aus Angst vor den Menschen, die sie sonst als Drückeberger bezeichnen würden, um von ihnen für die Standhaftigkeit gelobt zu werden, sondern einzig und allein, um Allahs Wohlwollen zu erlangen. (Qutb)

Die Standhaftigkeit zeigen, die sich selbst beherrschen und alle ihre Wünsche unter Kontrolle haben und ihre Grenzen nicht überschreiten, die nicht der Versuchung zum Ungehorsam gegen ihren Herrn nachgeben, um eigene Vorteile zu gewinnen. (Maududi)

 

100. Die Verrichtung der Gebete gilt als ein Teil der Erfüllung des Bundes mit Allah und als sein erster Eckpfeiler. Sie ist der Ausdruck völliger Hinwendung zu Ihm und die sichtbare Verbindung zwischen dem Diener und seinem Herrn. (Qutb)

 

101. Dies gehört zu der Verbindung dessen, was Allah zu verbinden geboten hat. Als der Ausdruck des Zusammenhaltens unter den Dienern Allahs in dieser Welt wird sie extra aufgeführt. Sie reinigen ihr Inneres von Geiz und Gier und tragen damit zum Gemeinschaftsleben der Muslime bei. (Qutb)

Sie spenden für Allahs Sache. (Darjabadi)

 

102. Gemeint ist die Abwendung von Bösem durch das Gute im täglichen Umgang mit anderen. Bösem mit Gutem zu begegnen, bricht oft die Schlechtigkeit der Seelen, wendet sie zum Besten und wehrt den Eingebungen des Teufels. (Qutb)

Einige Kommentatoren sind der Ansicht, dies bedeutet: „wenn sie einen Fehler begangen haben, wenden sie ihn (das heißt seine Auswirkungen) durch Reue ab“ (ibn Kaysaan, der von Samachsari zitiert wird), während andere meinen, das „Abwenden“ bezieht sich auf eine gute Tat, die man zum Ausgleich für eine - unbeabsichtigte - böse Tat tut (Rasi), oder dass es um Bemühungen geht, böse Situationen mit Wort und Tat zum Guten zu wenden. Die große Mehrheit der klassischen Kommentatoren jedoch vertritt die Ansicht, es bedeute, dass sie „Böses mit Gutem vergelten“, so beispielsweise Al-Hasan Al-Basri. Tabaris Erklärung ist ähnlich : „Sie wenden das ihnen getane Böse ab, indem sie den Tätern Gutes tun“, und: „Sie vergelten Böses nicht mit Böse , sondern wenden es ab, indem sie Gutes tun.“ Vergleiche auch Surach 41:34-36. (Asad)

Wie ungerecht sich jemand ihnen gegenüber veralten mag, sie verhalten sich ihm gegenüber gerecht. Ebenso bleiben sie ehrlich und aufrichtig auch gegenüber von Menschen, die sie belügen und sich ihren gegenüber unehrlich verhalten. (Maududi)

 

103. Ihre Reise durch dieses Leben war nur ein kurzer Aufenthalt. Die endgültige Glückseligkeit liegt in ihrer ewigen Heimat, die in den beiden folgenden Ajas anschaulicher geschildert wird. (Juusuf `Allii)

Wörtlich: „Für sie gibt es das Endergebnis (oder „die Erfüllung“) der „endgültigen Heimat“. Das Wort „„uqbaa“ wird von fast allen Philologen als Synonym zu „„Aqiba“ („Konsequenz“ oder „Ende“ oder „Endergebnis“, daher auch „Lohn“ und im übertragenen Sinne „Bestimmung“ oder „Erfüllung“) betrachtet. Der Begriff „ad-daar“ steht für „Ad-Dir Al-Achira“, „die ewige Heimat“, nämlich das zukünftige Leben. (Asad)

 


 

23. Gärten der ewigen Glückseligkeit, in die sie eingehen sollen, wie auch die Frommen unter ihren Vorfahren und ihren Ehepartnern und ihrer Nachkommenschaft,104 und Engel werden von allen Toren zu ihnen eintreten (und sagen):

 

104. Wie ich verschiedentlich hervorgehoben habe, bedeutet der Begriff „Sawdsch“ „ein Paar“ oder „eine Komponente eines Paares“, das heißt bezogen auf ein Menschenpaar einen Ehepartner, also entweder Ehemann oder Ehefrau. Ebenso bezeichnet der Begriff „Abaa“(wörtlich „Väter“ oder „Vorväter“) gewöhnlich sowohl Väter als auch Mütter, das heißt Eltern; dies ist nach Samachsari auch hier der Fall. Den Begriff „„Adn“ habe ich mit „beständige Glückseligkeit“ übersetzt, vergleiche auch die Fußnote 261 zu Surach 9:72, wo dieser Begriff ebenfalls im Qur“an verwendet wird. (Asad)

Auch wenn die Verwandten durch ihre Taten nicht die gleiche hohe Belohnung verdienen wie die Rechtschaffenen, so werden sie ihretwegen um Stufen erhöht, um sie damit zu ehren. (Safwat al Tafsir)

Die Beziehungen in diesem Leben sind zeitgebunden und vergänglich, aber die Liebe in Rechtschaffenheit ist ewig. In den Gärten der Glückseligkeit werden die Rechtschaffenen mit allen ihren Lieben und Nahestehenden wiedervereinigt, vorausgesetzt dass diese selbst rechtschaffen waren, denn in der Ewigkeit zählt nichts anderes. Blutsverwandtschaft und Ehe bilden in diesem Leben gewisse physische Bindungen, die viel Gutes, aber auch Böses mit sich bringen können. Alles Materielle und auch das Böse vergeht. Aber das Gute erhält mit der endgültigen Abrechnung einen neuen Sinn. So werden Vorfahren und Nachkommen, Ehepartner und Geschwister (Durrija bedeutet auch dies), deren Liebe rein und geheiligt war, in der Vervollkommnung ihrer Liebe Glückseligkeit finden und in den alten Bindungen eine neue, mystische Bedeutung entdecken. (Juusuf `Allii)

 


24. „Friede sei mit euch dafür, dass ihr geduldig (und standhaft) wart!“105 Welch ein herrliches Ende in der Wohnstatt (des Jenseits)!

 

105. Weil ihr in eurem Diin standhaft geblieben seid. (Darjabadi)

Die Engel werden sie auf diese Weise begrüßen, und sie werden von allen Leiden Frieden finden. (Maududi) Dieser Friede im Jenseits ist der Lohn der Standhaftigkeit im Diesseits. (Al-Dschalalain)

 

 

25. Diejenigen, die das Bündnis mit Allah lösen, nachdem es geschlossen war,106 und das trennen, was nach Allahs Gebot zusammenbleiben soll,107 und Unheil auf Erden stiften, sie sind es, auf denen der Fluch108 lasten soll und für die die schlimme Wohnstatt bestimmt ist.109

 

106. Im krassen Gegensatz zu den vorher Erwähnten stehen nun jene, die zu unverständig sind, um sich ermahnen zu lassen. Es handelt sich um die, die den Pakt brechen, den Allah in das ewige Gesetz der Naturanlage jedes Menschen gelegt hat. Solche werden auch andere Bündnisse und Verträge nicht halten, die ja alle auf diesem ersten, existenziellen Bund beruhen. Wer sich Allah gegenüber verantwortlich fühlt, ist auch in allen anderen Dingen nicht unzuverlässig. (Qutb)

 

107. Es folgt das Gegenteil der in Aja 21 oben erwähnten Dinge. (Juusuf `Allii)

 

108. Der Begriff „la“na“ im Qur“an wird gewöhnlich mit „Fluch“ übersetzt (und in diesem Sinne auch in der nachklassischen arabischen Umgangssprache benutzt) und bedeutet eigentlich „Bann“ oder „Entfremdung“, das heißt von allem Guten. Wenn es im Qur“an von Allah gegenüber einem Übeltäter benutzt wird, bedeute es den Ausschluss des letzteren von Allahs Gnade oder „Allahs Ablehnung“. In diesem Zusammenhang wird seine Bedeutung durch die nachfolgende Bezugnahme auf „ein schlimmes Geschick“ im zukünftigen Leben verstärkt. (Asad)

 

109. Dies steht im Gegensatz zum Zustand des Glückseligen, der oben in Aja 22-24 geschildert wird. Der „Fluch“ steht im Gegensatz zum Segen, und das „Schlimme Ende“ steht im Gegensatz zur „ewigen Heimat“. (Juusuf `Allii)

 

 

26. Allah versorgt reichlich mit Wohltaten wen Er will und beschränkt sie auch.110 Und sie erfreuen sich des diesseitigen Lebens, doch das Leben dieser Welt ist im Vergleich zum Jenseits nur ein (vergänglicher) Genuß.111

 

110. Allah, der alle Seine Geschöpfe schützt und versorgt, gibt uns allen unseren Lebensunterhalt einschließlich der Mittel zu unserem physischen, moralischen, intellektuellen und geistigen Wachstum und zur Entfaltung entsprechend unseren Bedürfnissen und Fähigkeiten. Einigen gewährt Er dies im Überfluss, bei anderen legt er strenge Maßstäbe an. Niemand kann Rechenschaft von Ihm fordern, denn Sein Wille ist der Maßstab alles Guten. (Juusuf `Allii)

Er gewährt die Mittel zum Unterhalt Seinem allumfassenden Plan entsprechend, ohne Rücksicht auf die Verdienste der betreffenden Wesen, deshalb bedeutet materielles Wohlergeben in dieser Welt nicht unbedingt Allahs Gunst. Ebenso verhält es sich mit der Einschränkung dieser Mittel, so dass Mangel nicht unbedingt ein Zeichen für den Zorn Allahs ist. (Darjabadi)

Die kafir Makkachs wie auch andere unwissende Menschen in der Welt schätzen den Wert eines Menschen nach seinem Besitz und seinem irdischen Wohlergeben ein, statt nach seinem Iman und seinem rechtschaffenen Handeln. In diesem Aja werden sie vor diesem Irrtum gewarnt. Allah verteilt die Mittel zum Lebensunterhalt nach ganz anderen Maßstäben, und Reichtum oder Armut ist kein Maßstab, nach dem der Wert von Menschen eingeschätzt werden kann. (Maududi)

 

111. Vergleiche Surach 9:38. Es kann auch folgendes bedeuten: dieses gegenwärtige Leben ist nichts als ein Mittel, eine Gelegenheit, eine Prüfung für das zukünftige Leben. Selbst ist es weit weniger wichtig als das zukünftige Leben. (Juusuf `All)

Die Freuden der Bewohner Mekkachs sind von Übermut und Missachtung begleitet. (Al-Dschalalain)

Ihre Freude über das Diesseits mit seinen vergänglichen Genüssen ließ ihren für das Jenseits mit seiner bleibenden Glückseligkeit schwinden. Hätten sie das Jenseits begehrt, so wären ihnen dennoch die Genüsse des Diesseits von Allah nicht verwehrt worden. (Qutb)


 

Abschnitt 4

 

27. Und jene, die kafir sind, sagen: „Warum wird nicht ein Zeichen von seinem Herrn zu ihm herabgesandt?“112 Sprich: „Wahrlich, Allah lässt irregehen, wen Er will,113 und Er leitet zu Sich, wer sich (reuig Ihm) zuwendet.114

 

112. Nachdem zuvor die Frage nach einem Wunder damit beantwortet wurde, dass der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nichts anderes als ein Warner ist, wird sie hier wieder aufgeworfen von jenen, denen der Qur“an nicht als Beweis genügt. Diesmal lautet die Antwort anders, nämlich, dass es nicht die Beweise sind, die den Menschen zum verinnerlichen des Imans bewegen. Vielmehr liegt der entscheidende Beweggrund im Inneren des Menschen selbst. (Qutb)

Der in Aja 7 begonnene Gedankengang ist abgeschlossen, und hier setzt ein neuer Gedankengang an. Allah stellt jedem, der sich zu Ihm wendet, Mittel zur Rechtleitung zur Verfügung. Er lässt jedoch diejenigen auf ihrem Irrweg, die absichtlich Augen und Herzen vor Seiner Gnade verschließen und sich nicht dem Trost öffnen, der vom Gedenken an Ihn und Seiner Lobpreisung kommt. (Juusuf `Allii)

Die Wiederholung dieser Frage hier weist auf ihre Verbindung mit dem Hinweis auf „diejenigen, die ihren Bund brechen“ hin. Dadurch, dass sie ihre ursprüngliche innere Fähigkeit, Allahs Existenz und ihre eigene Abhängigkeit von Seiner Rechtleitung zu erkennen brachliegen lassen, wird es denen, die die Wahrheit leugnen unmöglich, die ganze Tiefe der ihnen durch Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, mittelten die Botschaft Allahs zu erfassen, deswegen weigern sie sich, sie anzuerkennen, wenn sie nicht durch äußerliche Wunder gestützt wird. (Asad)

 

113. „Allah lässt irregehen, der irregehen will“ und „Allah lässt den irregehen, den Er irregehen lassen will“. (Asad)

 Infolge seines mangelnden Willens den Iman zu verinnerlichen. (Darjabadi)

 

114. Und dies ist der Wegbereiter für ihre Rechtleitung, nämlich ihre reuige Umkehr zu Allah. Sie macht sie würdig, von Ihm rechtgeleitet zu werden. Damit ist auch klar, dass diejenigen, die nicht bereit sind zur Umkehr es auch nicht verdienen, rechtgeleitet zu werden. Es ist einzig und allein die Bereitschaft des Herzens und sein Streben, die Allah veranlassen, den Menschen rechtzuleiten. (Qutb)

Dies ist die Antwort auf ihre Frage. Nicht aufgrund fehlender Wunderzeichen befinden sie sich auf ihrem Irrweg, sondern was ihnen fehlt ist ihr eigener Wunsch, nach Rechtleitung zu streben. Allah zwingt niemanden, dem rechten Weg zu folgen, wenn er sich absichtlich davon abwendet. Er lässt diese Menschen auf ihrem Weg weitergehen. Sogar das, was dem Wahrheitsuchenden zur Orientierung dient, verblendet den, der auf seiner Abweichung besteht. (Maududi)

 

 

28. Jene, die den Iman verinnerlichen und deren Herzen im Gedenken Allahs Ruhe und Frieden finden,115 denn fürwahr, im Gedenken Allahs finden die Herzen Ruhe und Frieden.116

 

115. Sie finden Ruhe und Zuversicht bei dem Gefühl, stets mit Allah verbunden zu sein, geborgen in Seiner Nähe und sicher in Seinem Schutz. Sie sind frei von der Angst des Alleinseins und der Ratlosigkeit des Weges. Sie nehmen Prüfungen ruhig hin und im Unglück zeigen sie sich gefasst. (Qutb)

 

116. Dies kennen nur diejenigen, die Iman in ihren Herzen haben. Sie können es jedoch nicht mit Worten denen vermitteln, die es nicht kennen, weil es nicht mit Worten zu fassen ist. (Qutb)

Ein Zeichen oder Wunder ist nicht ein äußerliches Ereignis. Es ist etwas Innerliches, etwas im Gemüt, im Herzen oder in der Seele. Es hängt von der inneren geistigen Erfahrung eines Menschen ab. Wenn ein Mensch sich zu Allah hinwendet, wird dieses Licht und diese Erfahrung kommen. Wenn er es nicht tut, wird Allah ihn nicht dazu zwingen. (Juusuf `Allii)

 

 

29. Denjenigen, die den Iman verinnerlichen und Rechtes tun, wird Seligkeit117 zuteil, und ihnen gehört die schönste Heimstatt.

 

117. „Tubaa“ ist ein innerer Zustand der Zufriedenheit, eine innerliche Freude, die mit Worten schwierig zu beschreiben ist, sich aber im Leben eines guten Menschen in guten wie in schlechten Zeiten in allen Lebenslagen widerspiegelt. Außerdem gibt es noch das endgültige Ziel, auf das seine Augen gerichtet sind, nachdem der Kampf dieses Lebens vorüber ist. Dieses Ziel ist Allah selbst. (Juusuf `Allii)


 

30. So118 haben Wir auch dich zu einem Volk entsandt, dem andere Völker vorausgingen,119 damit du ihnen vorträgst, was Wir dir offenbart haben. Und doch sind sie solche, die nicht an den Allbarmherzigen den Iman verinnerlichen.120 Sprich: „Er ist mein Herr. Es gibt keine Gottheit außer Ihm. Auf Ihn vertraue ich,121 und zu Ihm ist die Heimkehr.“122

 

118. Auf die gleiche Weise wir die Gesandten früherer Völker. (Darjabadi)

Du bist nicht der erste, der mit solch einer Botschaft zu seinem Volk gesandt worden ist, so dass sie ihnen seltsam erscheint. Denn ihnen sind andere Völker und andere Gesandten vorausgegangen. Sollten sie trotzdem auf ihrem Leugnen beharren, so setze du deinen Weg fort und vertraue dabei auf Allah. (Qutb)

 

119. Unser Prophet Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, kam zu einem späteren Zeitpunkt als andere Propheten, um Ihre Botschaft zu vervollständigen und den Islam allgemein zugänglich zu machen. Mit Sicherheit begann erst nach seinem Auftreten der Prozess der Vereinigung der Welt, der noch nicht abgeschlossen ist, aber schnell voranschreitet. (Juusuf `Allii)

Wörtlich: „vor dem (andere) Gemeinschaften dahingegangen sind“: ein indirekter Hinweis auf die Kontinuität der prophetischen Offenbarung vor und bis zur Zeit des letzten Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm Asad)

 

120. Indem sie Allahs Existenz leugnen, oder indem sie Seine Rechtleitung ablehnen, oder indem sie anderen Wesen oder Kräften neben Ihm Eigenschaften Allahs zuschreiben. (Asad)

Dieses Volk, zu dem der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, entsandt worden ist, leugnet den Erbarmer. Sie lehnten es ab, Allah als den Erbarmer, den Barmherzigen zu bezeichnen. Deswegen weigerten sie sich auch am Tag von Hudaibija. „Im Namen des Erbarmers der Barmherzigen“ zu schreiben. Dies berichtet Qatada im Sahich Al-Bucharii. (Ihn Kasir)

Anmerkenswert ist, gerade den Iman an den „Barmherzigen“ ablehnen, bei Dessen Gedenken sich die Herzen beruhigen. Der Prophet, Allahs Segen und Frieden auf ihm, kann nichts weiter tun als ihnen vermitteln, was ihm offenbart wurde, denn dazu wurde er gesandt. (Qutb)

Statt dem allbarmherzigen Herrn zu dienen, schreiben sie anderen Wesen Seine Eigenschaften, Macht und Rechte zu und danken anderen für Seinen Segen. (Maududi)

 

121. Wenn sie deine Botschaft ablehnen, so verkünde ihnen, dass du dein Vertrauen allein auf Allah setzt, dass deine Um- und Rückkehr zu Ihm ist, und dass du dich niemandem zuwendest außer Ihm. (Qutb)

 

122. Der Iman sagt uns, dass keinerlei Widerstand seitens der Kafirs Allahs Plan verhindern kann. (Juusuf `Allii)

 

123. Wörtlich Qur“an. (Anm. d. Übers.)

Mit Qur“an werden: alle vorausgegangen Bücher bezeichnet wie beispielsweise das des Propheten Dawud (nach einem Hadis in Al-Buchari. (Ibn Kasir)

Dieser Qur“an ist gekennzeichnet durch außergewöhnliche durchdringende Kraft, die von jedem empfunden wird, der Geschmack, Durchblick und sprachliches Verständnis besitzt. Jenen, die ihn in sich aufnehmen und sich durch ihn formen ließen, haben Größeres als Berge in Bewegung versetzt, nämlich die Geschichte von Nationen und Generationen. Sie zerbrachen Härteres als die Erde selbst, nämlich die starren Ansichten und Traditionen. Und sie erwecken Regungsloseres als Tote, nämlich die Völker, deren Geist durch Unterdrückung verstört worden war. (Qutb)

 

 

31. Und wenn es auch ein Buch123 gäbe, das Berge versetzten oder die Erde spalten oder die Toten zum Sprechen bringen könnte, sie würden doch nicht den Iman verinnerlichen!124 Doch alles liegt in Allahs125 Hand.126 Wollen denn diejenigen, die mu“min sind, nicht wahrhaben , dass Allah, wenn Er gewollt hätte,127 die gesamte Menschheit hätte rechtleiten können?128 Das Unheil129 wird immer wieder diejenigen treffen, die kafir sind, wegen dessen, was sie getrieben haben,130 oder sich nahe ihren Wohnstätten niederlassen,131 bis die Verheißung Allahs eintrifft. Wahrlich, Allah bricht niemals (Sein) Versprechen.132

 

124. „Selbst wenn (sie) eine Offenbarung Allahs (hören würden), durch die Berge versetzt oder die Erde gespalten oder Tote zum Sprechen gebracht würden, (sie würden sich immer noch weigern, daran den Iman zu verinnerlichen)“. Diese Hinzufügung entsprechen der Interpretation dieses Ajas bei Tabari und einigen anderen Kommentatoren. Vergleiche auch Surach 6:109-111. (Asad)

Gäbe es unter den vorherigen Büchern Allahs eines, mit dem die Berge versetzt oder die Erde gespalten oder die Toten zum Sprechen gebracht werden könnten, so hätte dieser Qur“an all diese Eigenschaften in sich vereint und kein anderes außer ihn. Seine Unnachahmlichkeit lässt weder Mensch noch Dschin, einzeln oder gemeinsam, seinesgleichen oder mindestens eine einzige Surach zustande bringen. Dennoch weigern sich die Polytheisten, ihm ihre Anerkennung zu zollen. (ibn Kasir)

Alles liegt in Allahs Hand. Sein Plan ist gut und allumfassend. Aber es steht Seinen Geschöpfen nicht zu, Ihm Vorschriften zu machen oder Forderungen zu stellen, wann oder wie Er etwas tun sollte. In allen Dingen steht die Entscheidung allein Allah zu. Die Mu“mins kennen Seine Allmacht und wissen, dass Er die Welt zu ihrem Besten lenkt. (Juusuf `Allii)

Kein Wunderzeichen kann jemals diejenigen überzeugen, deren Herzen infolge ihrer „Treulosigkeit gegenüber ihrem Bund mit Allah“ (vergleiche Surach 2:7 und die entsprechenden Fußnoten) versiegelt sind. (Asad)

Allah ist allmächtig und kann jedes Zeichen zeigen, wenn Er es will. Aber Seine Absicht ist, den Menschen durch Seine Gesandten ihren Weg zu zeigen und sie nicht zum Iman zu zwingen. Sie sollen durch Vernunft und Beobachtung Rechtleitung erlangen, nicht durch Wunder. (Maududi)

 

126. Sollte es noch Leute geben, dessen Herzen vom Qur“an nicht erweicht werden können, so geziemt es den Mu“mins, die sie trotzdem zum Iman veranlassen wollen, die Sache Allah anheim zu geben. (Qutb)

„Der Befehl“ oder „die Angelegenheit“. (Darjabadi)

 

127. Seinem allumfassenden Plan entsprechend. (Darjabadi)

 

128. Der Sinn ist, dass Allah dem Menschen die Freiheit gibt, selbst zwischen richtig und falsch zu unterscheiden: „Er führt zu Sich alle, die sich Ihm zuwenden“ (oben Aja 27) und „ihren Bund mit Allah halten“ (Aja 20); andererseits entzieht Er Seine Rechtleitung denen, die „ihren Bund mit Allah brechen“ (Surach 2:26-27). Vergleiche auch den letzten Satz von Surach 6:149 und die entsprechenden Fußnote. (Asad)

 

 

Abschnitt 5

 

32. Und es sind vor dir (viele) Gesandte verspottet worden,133 doch Ich gewährte denen, die kafir waren, Aufschub.131 Dann bestrafte Ich sie, und was für eine Strafe war das!135

 

129. „Qaari“a“: Unglück, das sie mit allen Arten der Prüfungen wie Tod, Gefangenschaft, Krieg und Dürre heimsucht. (Al-Dschalalain)

 

130. Wörtlich: „ein plötzliches Unheil (Qaari“a) wird immer wieder über sie hereinbrechen oder nahe bei ihren Wohnstätten herabkommen.“ Da dieser Satz jedoch auf Wiederholung und Kontinuität hindeutet, hat das Wort „Qaari“a“ hier offensichtlich einen kumulativen Sinn, nämlich eine unaufhörliche Folge von gesellschaftlichen Katastrophen, Bürgerkriegen und gegenseitiger Ausbeutung, die infolge ihrer absichtlichen Vernachlässigung aller geistigen Werte direkt diejenigen befällt, die „die Wahrheit leugnen“, oder sie indirekt leiden lässt, indem ihre gesamte organische Umwelt gestört wird. Vergleich in diesem Zusammenhang Surach 5:36 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

131. Das sie in Angst und Schrecken versetzt in der Erwartung, dass ihnen das gleiche widerfährt. (Qutb)

Von Unheil werden sie in dieser Welt entweder direkt getroffen, oder ihre nahe Umgebung wird damit heimgesucht, auf dass sie ermahnt werden. (ibn Kasir)

 

132. Die Kafirs sollen nicht der Illusion verfallen, es sei endgültig, wenn es ihnen gut geht. Sie werden hier vor drei Dingen gewarnt:

1. ihre bösen Taten müssen böse Folgen haben, auch wenn sie diese zu einem bestimmten Zeitpunkt nicht bemerken können:

2. ihre Häuser, ihre Zufluchtsstätten, die Kreise, in denen sie leben, werden ebenfalls durch die Folgen ihrer bösen Handlungen heimgesucht, denn Böses beeinflusst seine Umgebung;

3. die endgültige Abrechnung wird stattfinden, denn Allah erfüllt sein Versprechen. Wahre Werte müssen schließlich wiederhergestellt werden: Gutes kommt zu Gutem und Böses zu Bösem. (Juusuf `Allii)

Allah bricht nie Sein Versprechen, das Er Seinem Gesandten und ihren Anhängern gegeben hat, dass Er ihnen zum Sieg verhelfen werde, in diesem und im zukünftigen Leben. (ibn Kasir)

 

133. Spott und Ablehnung sind in der Geschichte der Propheten nicht neu und brauchen deswegen nicht zu ernst genommen oder gefürchtet zu werden. Vergleiche 2. Chronik 30:10: „aber die verlachten und verspotteten sie.“ (Darjabadi).

 

134. Allah duldet lange ihr Verhalten. (Darjabadi)

 

 

33. Wer ist es also, Der über jeder Seele136 steht (und weiß), was sie tut?137 Und doch schreiben sie Allah Partner zu!138 Sprich: „So nennt sie doch mit Namen!139 Wollt ihr Ihm also Kunde geben von etwas auf Erden, von dem Er nichts weiß.140 Oder sind es nur leere Behauptungen?“141 Doch nein, denen, die kafir sind, erscheinen ihre falschen Vorstellungen anziehend,142 und sie sind dadurch vom (rechten) Weg ab wendig geworden. Und wen Allah irre gehen lässt,143 für den gibt es niemanden, der ihn rechtleiten könnte.144

 

135. In vielen Fällen wurde die Strafe aufgeschoben. Als sie dann jedoch hereinbrach, war sie furchtbar und exemplarisch. (Juusuf `Allii)

Und das gleiche wird auch jene ereilen, die dich verspotten. (Al-Dschalalain)

 

136. Der Begriff „Nafs“ hat hier offensichtlich eine allgemeine Bedeutung wie „Seele“ oder „lebendes Wesen“ und bezieht sich sowohl auf Tiere als auch auf Menschen. (Asad)

 

137. Wörtlich: „Was sie erworben hat“, nämlich entsprechend ihren Lebensbedingungen und - im Falle des Menschen - auch entsprechend seinem moralischen Verhalten. (Asad)

 

138. Die nicht nur überhaupt nichts wahrnehmen können, sondern selber Phantasieprodukte und gar nicht real sind. (Darjabadi)

 

139. So klärt uns über sie auf, wenn sie überhaupt wahr sind. (ibn Kasir)

Vergleiche Surach 12:40. Ihr braucht eure falschen Gottheiten nur beim Namen zu rufen, und es stellt sich heraus, dass sie außer dem Namen überhaupt nichts sind. Hinter ihnen steht keine Wirklichkeit, während Allah die absolute Realität ist. Er durchdringt alles und kennt alle Dinge. (Juusuf `Allii)

Wörtlich „nennt sie!“ Die meisten Kommentatoren fassen dies als einen Ausdruck äußerster Verachtung für diese angeblich „göttlichen“ Wesen auf, das heißt: „sie sind so unwirklich und sinnlos, dass sie nicht einmal einen Namen verdienen“. Es wäre auch vorstellbar, dass es sich hier um ein Echo der Aussage in Surach 7:71; 12:40 und 53:23 handelt, dass nämlich diese Anbetungsobjekte „nichts als (leere) Namen sind, die ihr erfunden habt.“ Angesichts des nächsten Satzes, der sich auf Allahs Allwissenheit bezieht und Surach 10:18 ähnelt, wo imaginäre „Vermittler“ ausdrücklich erwähnt werden, ist es möglich, diesen Satz genauer zu interpretieren, nämlich: „Nennt sie „Vermittler Allahs“ oder was ihr sonst wollt, aber und so weiter. (Asad)

 

140. Er weiß nichts von ihrer Existenz, weil sie nicht existieren. (Darjabadi)

Meint ihr Menschen vielleicht, mehr zu wissen als Allah? Denn ihr gebt vor zu wissen, dass es hier auf der Erde Götter gibt, was angeblich vor Allahs Wissen verborgen sein soll. (Qutb)

 

141. Entspricht eure Bezeichnung gar nicht der Wahrheit? (Darjabadi)

Vergleiche auchden zweiten Teil von Surach 10:18 und die entsprechende Fußnote. (Asad)

Behauptet ihr die Existenz dieser Götter mit bloßen Worten ohne jeglichen Beweis? Ist denn das Thema Göttlichkeit von so geringer Bedeutung, dass die Menschen es mit bedeutungslosen Worten abhandeln? (Qutb)


 

34. Ihnen wird Strafe zuteil in dieser Welt,145 doch die Strafe des Jenseits ist noch härter.146 Und vor Allahs Bestrafung kann keiner sie bewahren.

 

142. Alle Vorstellungen und Illusionen erscheinen ihren Urhebern attraktiv, sind aber ein großes Hindernis auf dem Weg zum Islam und der Wahrheit. Wenn sich die Menschen jedoch selbst von Allahs Gnade entfernt haben, wer kann dann ihre Irrtümer richtig stellen und sie leiten? (Juusuf `Allii)

Wörtlich: „ihre geschmiedeten Pläne“; da sich dieser Begriff hier, wie Tabari betont, auf absichtliche Götzendienerei bezieht und damit auf falsche islamische Vorstellungen ganz allgemein, kann er mit „ihre falsche Vorstellungen“ übersetzt werden. (Asad)

Ihre Vorliebe für zweifelhafte Methoden und entstellte Ansichten. (Darjabadi)

Abgötterei wurde hier als „List“ oder „Betrüg“ bezeichnet, denn keiner der Engel, Geister, Heiligen oder andere Wesen, denen sie Eigenschaften Allahs zuschreiben oder Rechte Allahs zugestehen, hat je beansprucht, diese Eigenschaften und Kräfte zu besitzen oder diese Rechte zu fordern. Diese Gottheiten wurden erfunden, damit sie einen nachhaltigen Einfluss auf gewöhnliche Menschen ausüben, die dadurch um so leichter ausgebeutet werden konnten. (Maududi)

Mit der Abschirmung ihrer Seelen vor den Zeichen, die zum Iman an Allah und zur Rechtleitung führen, haben sie die gewohnte Handlungsweise Allahs gegen sich erwirkt. (Qutb)

 

143. Infolge ihres starrsinnigen Verhaltens. (Darjabadi)

Wenn Götzendiener abweichende Wege erfinden, die zu ihrem beabsichtigten Lebensstil passen, müssen sie auch Argumente finden, ihr Gewissen zu beschwichtigen und andere Menschen zu überzeugen, dass sie sich auf dem rechten Weg befinden. Diese Unehrlichkeit bestärkt sie in ihrem Irrtum, so dass ihnen der rechte Weg nicht mehr zugänglich ist. (Maududi)

 

144. Vergleiche Surach 7:186 und 14:4 sowie die entsprechenden Fußnoten.(Asad)

 

145. Die Bestrafung durch die Hände der Mu“mins. (ibn Kasir)

Die Folgen ihres Fehlverhaltens können die Menschen hier in diesem Leben treffen; dies ist aber nichts verglichen mit der Strafe im zukünftigen Leben. (Juusuf `Allii)

Vergleiche oben Aja 31 und Fußnote 130. (Asad)

Beispielsweise Untergang, Niederlagen und Schmach. (Darjabadi)

Selbst die Unruhe des Herzens, das nicht von der Zuversicht des Imans durchdrungen ist, ist eine Qual. Und jede Konfrontation mit dem Unglück, ohne die große Weisheit zu begreifen, die dahinter steht, ist eine Bestrafung. (Qutb)

 

146. Die Bestrafung, die für das Jenseits für sie ausgespart ist. (ibn Kasir)

Nicht nur intensiver, sondern dauerhafter. (Darjabadi)


 

35. Der Gleichnis des Paradiesgartens, der den Mutaqis versprochen wurde, ist,147: dass (in ihm) Ströme fließen, ewigwährend sind seine Früchte148, ebenso wie sein Schatten.149 Dies ist der Ausgang derer, die mutaqi sind, und der Ausgang der Kafirs ist das Feuer.150

 

147. „Die Parabel vom Paradies, das den Mu“mins verheißen wurde, (ist die eines Gartens)...“ Diese Übersetzung gibt wörtlich die Interpretation bei Samachsari und Rasi wieder; nach Samachsari dient dieser Abschnitt zur gleichnishaften Illustration für etwas, das außerhalb unserer Wahrnehmungsmöglichkeiten liegt, durch etwas, das wir kennen. Wie in der ähnlichen, aber weiter gefassten „Paradiesparabel“ in Surach 47:15 werden wir hier daran erinnert, dass die Beschreibung im Qur“an dessen, was den Menschen nach der Auferstehung erwartet, zwangsläufig metaphorisch ist, denn der menschliche Verstand kann nichts erfassen, das völlig anders ist als das, was in dieser Welt erfahrbar ist. (Asad)

 

148. Vergleiche auch Surach 5:69, wo die umfassende Bedeutung des Wortes „akala“ (wörtlich: „essen“) erläutert wird. In seiner abgeleiteten Bedeutung bezeichnet es Früchte und Genus, geistig wie auch anders. Die Freuden des Paradieses sind nicht den Freuden der Erde gleich, die vorübergehen oder derer man überdrüssig wird. Sie sind rein, dauerhaft und ohne all die Nachteile, die mit sinnlichen Freuden verbunden sind. (Juusuf `Allii)

 

149. „Sil“: wörtlich „Schatten“; daher auch Schutz und Sicherheit. Alle diese Bedeutungen sind impliziert. Vergleiche auch Surach 4:57. (Juusuf `Allii)

 

150. Das Wort „„uqbaa“ wird von fast allen Philologen als Synonym zu „„Aqiba“ („Konsequenz“ oder „Ende“ oder „Endergebnis“, daher auch „Lohn“ und im übertragenen Sinne „Bestimmung“ oder „Erfüllung“) betrachtet. (Asad)

Hier wie an anderen Stellen wird der Garten dem Feuer gegenübergestellt, wie Glückseligkeit dem Elend entgegengesetzt ist. Wir können uns auch andere Einzelheiten vorstellen, die einen Gegensatz zum Garten bilden: das Feuer wird mit Trockenheit und Durst verbunden sein statt mit schönen Flüssen; mit Leid und Schmerzen statt dauerhafter Freude; und es gibt keinen Schutz gegen die Hitze, gegenüber den kühlen Schatten, die sich vertiefen, je weiter man ihn den Garten hineingelangt. (Juusuf `Allii)

 

 

36. Und diejenigen, denen Wir die Schrift gegeben haben,151 freuen sich über das, was dir (als Offenbarung) herabgesandt worden ist.152 Doch unter den Parteien153 gibt es welche, die einen Teil dessen absstreiten.154 Sprich: „Wahrlich, mir ist geboten worden, dass ich Allah diene155 und Ihm keine Götzen an die Seite stelle. Ihn allein rufe ich an,156 und bei Ihm ist meine Heimstatt.“157

 

151. Und die entsprechend seinen Gesetzen handeln. (ibn Kasir)

Allgemein bezeichnet die Schrift die Offenbarung Allahs. „Diejenigen, denen die Schrift gegeben wurde“, sind sowohl

1. die Angehörigen früherer Schriftreligionen, welche die neue Offenbarung ohne Vorurteil studieren und darin eine Bestätigung dessen finden, was ihre Vorfahren empfangen haben; und

2. die Muslime, die den Qur“an mit großer geistiger Freude empfangen. (Juusuf `Allii)

Die Empfänger früherer Offenbarungen, die noch an ihrer reinen, unverfälschten Form festhalten. (Darjabadi)

Das heißt: eine Offenbarung, und die daran den Iman verinnerlicht haben. (Asad)

 

152. Weil der Qur“an den Beweisen für seine Wahrheit und der Verkündung entspricht, die in ihren Büchern zu finden sind. (ibn Kasir)

Denn es vermittelt ihnen Rechtleitung in dieser Welt und verkündet ihnen das Versprechen endloser Glückseligkeit im zukünftigen Leben. (Asad)

Sie wissen, dass der Qur“an eine Fortsetzung ihrer früheren Offenbarungen ist. (Darjabadi)

 

153. „Achsaab“ (Plural von Hisb): Parteien, Sekten, Sippen, Truppen. Dies kann sich auf die in Surach 30:20 und 22 erwähnten Stämme beziehen (die ganze Surach trägt den Namen Al-Achsaab). Wir können es jedoch auch in einem völlig allgemeingültigen Sinne verstehen. In allen Gruppen der Menschen gibt es Personen, die einen Teil der Wahrheit Allahs annehmen, aber alles ablehnen, was ihnen nicht passt oder ihren egoistischen Zielsetzungen zuwiderläuft. Die passende Antwort ihnen gegenüber ist: „Allahs Gebot ist universal - Ihm zu dienen und keinem anderen, darin findet der Mu“min seinen Halt; er soll jedoch alle einladen, diesen Segen zu teilen; er ist von Allah gekommen, und zu Allah kehren wir alle zurück.“ (Juusuf `Allii)

Gemeint sind verschiedene Parteien der Juden, Christen und Götzendiener. Welcher Teil der Offenbarung von diesen geleugnet wird, ist hier nebensächlich. Hauptsache ist es, dass sie überhaupt etwas abstreiten. Die Antwort darauf wird im nächsten Satz gegeben. (Qutb)

 

154. Während sie ansonsten zugeben, dass der Qur“an vieles enthält, das mit den von ihrer eigenen Religion gelehrten geistigen Vorstellungen übereinstimmt. Der Begriff „Achsaab“ (wörtlich: „Parteien“ oder „Sekten“) bezeichnet hier die Anhänger anderer Religionen. (Asad)

 

155. Die grundlegende Lehre des Islam, der Monotheismus, bildet auch die Basis der anderen heiligen Schriften. (Darjabadi)

Der Partikel „innama“ („nur“) am Anfang dieses Satzes zeigt deutlich, dass es im Islam keine Pflicht, kein Verbot und kein Gebot gibt, das nicht mit diesem Prinzip verbunden ist. (Asad)

 

156. Dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wurde von Allah geboten, jenen, die einen Teil des Buches leugnen, seine Entschlossenheit zu demonstrieren, an dem Buch, das ihm von Allah offenbart wurde, als ganzem festzuhalten, einerlei, ob das Volk der Schrift sich über das Buch in seiner Gesamtheit freut, oder ob eine Gruppe von ihnen Teile der Offenbarung ablehnt. (Qutb)

Auch bezüglich der Lehre des Prophetentums (Aufruf, nur dem Einen Gott zu dienen) stimmen die heiligen Schriften überein. Er allein ist würdig, dass wir Ihm dienen und Ihn anrufen, und zu Ihm kehren wir zurück. (Qutb)

 

157. Übereinstimmung besteht auch bezüglich der Lehre von der Auferstehung nach dem Tode. In welchen grundlegenden Lehren liegt dann der Unterschied? (Darjabadi)

 


37. Und so158 haben Wir ihn159 herabgesandt als Richtschnur in arabischer Sprache.160 Doch solltest du ihrem Ansinnen folgen161 nach dem, was dir an Wissen zugekommen ist, (so) wirst du vor Allah weder Freund noch Beschützer haben.162

 

158. Auf dieselbe Weise wie die verschiedenen Botschaften gleichen Inhalts an die verschiedenen Völker gesandt wurden. (Darjabadi)

 

159. Den Qur“an. (Darjabadi)

 

160. Mit ihm sollte der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, unter den Menschen entscheiden und urteilen. (Al-Dschalalain)

Der Qur“an ist in arabischer Sprache abgefasst. Die Araber, unter denen er offenbart wurde, dürften also keine Schwierigkeiten haben, seine Aussagen zu verstehen und zur Unterscheidung von Gut und Böse anzuwenden. Er ist jedoch auch universal, deswegen sollte niemand seine eigenen Phantasien seiner autoritativen Erklärung vorziehen. (Juusuf `Allii)

Wörtlich: „Als Vorschrift in arabischer Sprache, das heißt um dem Propheten Muchamed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu ermöglichen, ihn den Menschen in seiner unmittelbaren Umgebung und durch sie der ganzen Welt zu verkünden. Vergleiche in diesem Zusammenhang Surach 14:4, wo gesagt wird, dass Allah jedem Seiner Gesandten „eine Botschaft in der Sprache seines eigenen Volkes anvertraute, um ihnen die Wahrheit zu verdeutlichen“. Dass die Botschaft des Qur“an universal, das heißt nicht auf die Araber beschränkt ist, wird deutlich an vielen Stellen betont, beispielsweise in Surach 7:158. (Asad)

 

161. Das, was du erhalten hast, ist die absolute Wahrheit. Demgegenüber stützt sich die Aussage der ablehnenden Parteien auf keine sichere Grundlage. Von der absoluten Wahrheit abzugehen, nach dem sie einen erreicht hat, ist ein Vergehen, das Allah niemandem verzeiht, auch nicht dem Propheten Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm,(Qutb)

Gerechtfertigt durch ihre entstellten Schriften. (Darjabadi)

Wörtlich: „ihren Wünschen folgen“, das heißt mit den Anhängern anderer Religionen Kompromisse schließen, die nur einige der grundlegenden Wahrheiten des Qur“an akzeptieren und andere ablehnen. (Asad)

 

162. Vergleiche Surach 2:120. Der Unterschied liegt hier in dem einen Wort „Waaq“ anstelle von „Nasir“ („Helfer“, „Beschützer“) in Surach 2:120. Im jeweiligen Fall wurde das passende Wort nicht nur das Reimes wegen gewählt, sondern auch, um den allgemeinen Gedankengang zu unterscheiden. (Juusuf `Allii)

 

 

Abschnitt 6

 

38. Und Wir haben bereits vor dir Gesandte geschickt163 und gaben ihnen Gattinnen und Kinder.164 Und es steht einem Gesandten nicht zu, Zeichen165 zu bringen außer mit Erlaubnis Allahs.166 Für je des Zeitalter gibt es eine offenbarte Schrift.167

 

163. Du bist genauso als Mensch von Uns gesandt worden, wie die Gesandten vor dir, die normal aßen wie andere Menschen auch, und Frauen heirateten und von ihnen Kinder bekamen wie andere Menschen auch.

(ibn Kasir)

Dieser Aja wurde offenbart als Antwort auf die Kritik der Widersacher des Propheten; wegen seiner Mehrehe. (Al-Dschalalain)

 

164. Du bist auch nicht anders als sie. (Al-Dschalalain)

Außer einem hatten alle Propheten, von denen wir ausführliche Kenntnis haben, Frauen und Kinder. Die eine Ausnahme ist Isa, der Sohn der Marjam, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, Sein Leben war jedoch unvollständig und sein Wirken dauerte nur drei Jahre lang. Sein Auftrag war beschränkt, und er war nicht aufgefordert, sich mit den vielfältigen Problemen einer organisierten Gesellschaft oder eines Staatswesens auseinanderzusetzen. Wir ehren ihn ebenso wie die anderen Propheten, aber das bedeutet nicht, dass sich seine Botschaft ebenso allgemein auf alle Lebensbereiche bezieht wie die des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Einen normalen Menschen trifft kein Vorwurf, wenn er wie ein normaler Mensch lebt. Besonders lobenswert ist es, wenn er vorbildlich lebt und ein nacheiferungswertes Beispiel an Tugend gibt, wie Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, es getan hat. (Juusuf „Allii)

Es gibt absolut keinen Widerspruch zwischen Familienleben und prophetischem Auftrag, und es gibt nichts Unheiliges in der Ehe und im ehelichen Zusammenleben. Dies ist eine eindeutige Absage an die christliche Vorstellung, die Zeugung von Kindern sei ein Hindernis für das geistige Leben. Beeinflusst von Paulus, den Juden der zum Christentum übergetreten ist, Lehre wurde das Zölibat dem ehelichen Leben vorgezogen mit der Begründung, Ehe und eheliche Beziehungen seien sozusagen unrein. In vielen Religionen, besonders im Buddhismus und im Christentum, gibt es Orden, deren Mitglieder ehelos leben, und Ehe und Familie werden als etwas

Niedrigeres betrachtet. (Darjabadi)

Sie waren sterblich wie alle anderen Menschen und verfügten nicht über „übernatürliche“ Eigenschaften. Gleichzeitig betont der Aja indirekt den positiven Wert des natürlichen, physischen Lebens eines Menschen - hier in der Wendung „Frauen und Kinder“ zusammengefasst - und die Ablehnung übertriebener Askese und Selbstkasteiung als angeblich wünschenswerten „Weg zu Allah“. (Asad)

 

165. Oder einen Aja des Qur“ans. (Darjabadi)

 

166. Entsprechend Seiner Weisheit und zu dem Zeitpunkt, den Er auserwählt. (Qutb)

Kein Gesandter tat irgendein „Wunder“ oder brachte irgendein „Zeichen“, ohne dass es Allahs Willen entsprechend geschah. Allahs Wille ist ein allweiser, umfassender Plan, der nicht zum Nutzen eines einzigen Volkes oder einer bestimmten Gemeinschaft oder eines Landes oder Zeitalters entworfen wurde (vergleiche auch den nächsten Aja). Das größte Wunder in der Geschichte war und ist der Qur“an. Wir können heute seine Schönheit und Aussagekraft ebenso empfinden wie die Menschen zur Zeit des Propheten - sogar mehr, denn das gesamte Wissen über die Natur und Allahs Schöpfung hat zugenommen. (Juusuf `Allii)

Menschen steht es nicht zu, auf eigene Initiative Allahs Gebote zu verkünden. (Darjabadi)

Vergleiche Surach 6:109 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

167. Das Wort „Kitab“ (Buch) habe ich übersetzt mit „eine offenbarte Schrift“. Es kann jedoch auch heißen „eine gesetzliche Vorschrift“ oder „eine festgesetzte Entscheidung“. Letztendlich ist der Sinn derselbe: entsprechend Allahs Weisheit wird in jedem Zeitalter Seine Botschaft erneuert. (Juusuf „Allii)

Mit Gesetzen, die dem jeweiligen Zeitalter entsprechen. Deswegen ist der Einwand gegenstandslos, der Qur“an weiche in verschiedenen Geboten von den Vorschriften früherer Offenbarungsschriften ab. (Darjabadi)

Al-Dahak ibn Musahim pflegte diesen Satz zu interpretieren: Jedes Buch, das von Allah offenbart wurde, hat eine festgelegte Zeitdauer. Mit dem nächsten hebt Allah einen Teil davon auf, während Er den Rest bestätigt. Doch mit dem Qur“an sind alle Bücher vor ihm aufgehoben. (ibn Kasir)

Vergleiche auch Surach 5:51 und die entsprechenden Fußnoten, wo die Folge der verschiedenen Offenbarungen erläutert wird, die schließlich mit dem Qur“an ihren Gipfelpunkt erreicht und abschließt. (Asad)

 


39. Allah löscht aus und lässt bestehen, was Er will,168 und bei Ihm ist der Ursprung aller Bücher.169

 

168. Er ersetzt einige Seiner Gebote durch neue oder bestätigt sie. (Darjabadi)

Nach ibn Abbas heißt es: Allah ändert im Buch das, was Er will, außer den Zeitpunkt von Tod und Geburt, Glück und Unglück. Doch es wurde auch erklärt, dass alle Dinge ohne Ausnahme von Allah aufgehoben oder bestätigt werden. Gestützt wird diese Aussage durch die Erzählung über `Umar ibn Al-Hattab, der weinend um die Ka“ba zu laufen und zu sagen pflegte: „Oh mein Gott, falls Du mir ein Unglück oder eine Sünde beschieden hast, so lösche sie. Denn Du löschst und bestätigst, was Du willst, Und bei Dir ist der Ursprung aller Bücher.

(Safwat at Tafsir)

 

169. Dies ist die wohlbewahrte Tafel, in der Allah die Bestimmungen aller Dinge niederschrieb. (Safwat at Tafsir) Die Grundlage aller Entscheidungen Allahs. (Darjabadi)

Wörtlich: „Mutter des Buches“, das heißt die Urform aller Offenbarungen, das Wesen des Willens Allahs und Gesetzes. Vergleiche auch Surach 3:7 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Die Quellen aller Offenbarung. Über die Bezugnahme auf die früheren Gebote Allahs durch spätere, abgeschlossen mit endgültigen Offenbarung des Qur“an, vergleiche auch Surach 2:106 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

Dies beantwortet die Frage nach der Offenbarung des Qur“an. Sie war notwendig, weil frühere Schriften verändert wurden. Deswegen hat Allah sie außer Kraft gesetzt und geboten, der neuen Offenbarung zu folgen. (Maududi)

 

 

40. Und ob Wir dich170 einiges von dem erleben lassen, was Wir ihnen versprochen haben,171 oder dich zuvor abberufen,172 so obliegt dir wahrlich nur die Verkündigung der Botschaft,173 und Uns obliegt die Abrechnung.174

 

170. Schon zu deinen Lebzeiten. (Darjabadi)

Die Rede ist an den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gerichtet. (ibn Kasir)

 

171. Von der Vergeltung. (Darjabadi)

Das Unheil, das diejenigen erwartet, die die Wahrheit leugnen. Vergleiche oben Aja 31. (Asad)

 

172. Bevor sie die Strafe trifft. (Darjabadi)

 

173. Die Pflicht eines jeden, der zu Allah aufruft, ist es, seine Aufgabe in allen Stadien voll zu erfüllen. Auch wenn er das erhoffte Ziel nicht erreichen sollte. Man darf weder verzagen noch die Hoffnung aufgeben, wenn der augenscheinliche Sieg auf sich warten lässt. (Qutb)

Deine Pflicht ist es in jedem Fall, die Botschaft zu verkünden. Dies bezieht sich auf die wiederholten Herausforderungen der Mekkaner, die Strafe unmittelbar herbeizubringen. (Darjabadi)


 

41. Haben sie denn nicht gesehen, wie Wir über das Land kommen und es um einen Teil nach dem anderen verkleinern?175 Und wenn Allah entscheidet,176 so kann keiner Seine Entscheidung umstoßen. Und Er ist schnell im Abrechnen.

 

174. In diesem Leben und im zukünftigen. (Darjabadi)

Dies soll den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Trösten. Er soll sich nicht über das Schicksal derer sorgen, die starrsinnig die Wahrheit leugnen, sondern mit innerer Ruhe fortfahren, seine Botschaft zu übermitteln, und Allah die Abrechnung überlassen. Obgleich die an den Propheten Muchammed, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gerichtet ist, sollen damit offensichtlich die Gegner der Wahrheit gewarnt werden, die den Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, herausfordern. (Maududi)

 

175. ...als der Islam den Kufr aus einer Stadt nach der anderen verdrängte und über ihn siegte. (ibn Kasir)

Die Wirkung von Allahs starker Hand ist klar um sie herum sichtbar. Sie kommt über mächtige Nationen, wenn sie von Übermut erfasst werden und Unheilstiftern. Ihre Macht, Reichtum und Territorien werden verringert. Und wenn Allah sie dazu verurteilt, so nimmt Seine Entscheidung ihren Lauf. (Qutb)

Während der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, in Mekka wirkte, kam die stärkste Opposition aus den Reihen der Mächtigen in Mekka. Die einfacheren Menschen schlossen sich bereitwillig dem Islam an, ebenso einige Stämme in der Umgebung. Nach der Auswanderung kam es zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Medina und Mekka, die mit der kampflosen Einnahme von Mekka endeten, wodurch das kafir System endgültig zusammenbrach. So findet die Wahrheit am ehesten Zugang zu den Geringen und Demütigen, nicht in den Schlüsselpositionen der Macht, aber mit unwiderstehlicher Kraft gelangt sie überallhin, wenn die Zeit reif ist. (Juusuf `Allii)

„Atraaf“ kann „Seiten“ oder „Extremitäten“ oder „Außenbezirke“ (eines konkreten Gebietes oder Landes) bedeuten, aber auch „die hervorragenden (Persönlichkeiten)“, das heißt die großen Gelehrten, Führer und Denker. Viele Kommentatoren sind aufgrund ersterer Bedeutung der Ansicht, dieser Satz beziehe sich auf die Auseinandersetzungen der frühen muslimischen Gemeinschaft in Medina mit den Götzendienern in Mekka und leiten daraus eine Vorhersage der allmählichen Ausbreitung des Islam in Arabien her. Andere Kommentatoren ziehen jedoch die zweite Bedeutung vor, ohne ihre Bezugnahme auf die frühislamische Geschichte zu leugnen, und interpretieren diesen Abschnitt in einem allgemeingültigen Sinne, wie beispielsweise Rasi: „Haben sie noch nie die Schicksalswendungen (ichtilaafaat) betrachtet. die in dieser Welt vorkommen - Vernichtung nach Wohlstand, Tod nach dem Leben, Demütigung nach Ruhm, Mangel nach Vollkommenheit? Was macht sie denn so sicher, dass Allah sie nicht niederwirft, nachdem sie Herrscher waren?“ Auf diese Weise kann der Satz nicht nur auf physische oder soziale Katastrophen bezogen werden, sondern auch auf den Verlust ethischer Werte und damit auch auf den Verlust irdischer Macht der die Wahrheitsleugner schließlich trifft. (Asad)

 

176. Wie lange Er auch Aufschub gewähren mag. (Darjabadi)

 


42. Schon diejenigen, die vor ihnen waren, schmiedeten Pläne.177 Doch bei Allah liegt alles Planen.178 Er weiß, was ein jeder erwirbt.179 Und die Kafirs werden wahrlich erfahren, wem das gute Ende (des Jenseits)180 beschieden ist.

 

177. Gegen die Propheten ihres Zeitalters. (Darjabadi)

Der Ausdruck „Makr“ (wörtlich: „Plan“ oder „List“) bezieht sich in diesem Zusammenhang offensichtlich auf blasphemische Vorstellungen und Haltungen. (Asad)

Die Menschen, die jetzt Pläne gegen die Botschaft der Wahrheit schmieden, lernen nicht aus dem traurigen Schicksal der Völker, die ähnliches zuvor taten. (Maududi)

 

178. Vergleiche Surach 3:54 und die entsprechenden Fußnoten. (Juusuf `Allii)

Ihre Verschlagenheit kann niemandem schaden, es, sei denn mit Seinem Willen. (Safwat al Tafsir)

Die Kafirs, die vor ihm waren, versuchen ebenfalls, ihre Gesandte hintergehen, um sie aus ihrer Stadt zu vertreiben. Allah jedoch kehrte ihre List gegen sie selbst. (ibn Kasir)

Sein Plan ist wirklich und wirkungsvoll. (Darjabadi)

 

179. Gutes wie Böses, und Er vergibt dementsprechend. (Darjabadi)

Wörtlich: „was sie verdient“ oder „erwirbt“. (Asad)

 

 

43. Und diejenigen, die kafir sind, sagen:181 „Du bist kein Gesandter“182 Sprich: „Allah genügt als Zeuge zwischen mir und euch, ebenso wie diejenigen, die Wissen vom Buch besitzen.“183

 

180. Vergleiche auch Surach 6:135 und die entsprechenden Fußnoten. (Asad)

 

181. Zum Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm,, ohne Rücksicht auf ihre eigenen Zukunftsaussichten. (Darjabadi)

 

182. Das heißt: „nicht von Allah gesandt“. (ibn Kasir)

Die Surach endet damit, dass die Kafirs die Sendung des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, leugneten. Angefangen hat sie mit der Feststellung, dass dies die Botschaft Allahs ist. So findet sich ein Zusammentreffen zwischen Anfang und Ende. (Qutb)

Die Gegner des Islam müssen zugeben, dass Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ein großer und edler Mensch war, aber sein Prophetentum lehnen sie ab. Er kann nur darauf hinweisen, dass Allah sein Wirken gesegnet hat, und auf die Schrift, die er übermittelte. (Juusuf `Allii)

 

183. Wer allgemeine Kenntnis von der Offenbarung hat, wird im Qur“an Allahs Offenbarung wieder erkennen. Eine andere Lesart ist min „„indihi“, wobei nur drei Vokale geändert sind. Dann würde der Satz bedeuten: „und von Ihm (ko ) Kenntnis der Schrift“, das heißt, da alles Wissen der Schrift von Allah kommt, bezeugt der Qur“an die Sendung Muchammads, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Juusuf `Allii)

Das heißt über die früheren heiligen Schriften, die Vorhersagen über den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, enthielten. (Darjabadi) Wer den Qur“an wirklich versteht, gelangt unweigerlich zu der Überzeugung, dass er Allahs Offenbarung ist. (Asad)

Jeder, der die heiligen Schriften kennt, wird bezeugen können, dass der Qur“an dieselbe Lehre enthält wie die Offenbarung früherer Propheten. (Maududi)

Dies sind die Muslime unter den Juden und Christen. Sie bezeugen ebenfalls die Wahrheit der Sendung.

(Al-Dschalalain)

 

 

Einführung zu Surach 14  „Ibraahiim“

 

Chronologisch ist diese Surach eng mit den fünf anderen Surachs 11, 12, 13, und 15 verbunden. Sie alle wurden in der späten Zeit in Makkach offenbart, als das große Ereignis der Hidschra bereits näher heranrückte. Ihre zeitliche Zuordnung hat jedoch keine besondere Bedeutung.

Thematik dieser Surach ist die Fortsetzung des Schlussabschnittes der letzten Surach, wo erklärt wird, wie Allahs Offenbarung sich trotz der Opposition des egoistischen Menschen ausbreitet. Dieser Sachverhalt wird durch die Geschichte von Musa und Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden illustriert. Ibraahiims Gebet für die Stadt Makkach bildet ein Kernstück dieser Surach.

 

Zusammenfassung, Offenbarung führt den Menschen von der Finsternis zum Licht. Sie kommt zu jeden Volk in dessen eigener Sprache und Bring seiner eigenen Lebensumstände. So war es der Fall mit Musa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und anderen Gesandten. Es kam zum Konflikt zwischen Gut und Böse, wobei das Böse vernichtet wurde. Das Gleichnis vom guten Baum. (Ajas1-17)

 

Warum ist der Mensch nicht bereit, Allahs Gnade anzunehmen? Warum entscheidet er sich für Abwege? Ibraahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, betete um Schutz vor Kufr für sich selbst und seine Nachkommen, und er betete für Mekka, die Stadt, in der die neue Offenbarung kommen rollte- Gutes und Böses findet seine entsprechende Vergeltung, und Allahs Plan der Einheit wird verwirklicht (Aja 2852)

 

Der hauptsächliche Gegenstand dieser Surach ist, wie in allen mekkanischen Surachs, das Bekenntnis zu den großen Grundsitzen. Offenbarung, Sendung, Monotheismus, Auferstehung, Rechenschaft und Vergeltung, Sie hat jedoch ihre eigenen Merkmale, die sie von den anderen Surachs unterscheiden. Und obwohl sie mehrere grundsätzliche Wahrheiten beinhaltet, so sind davon zwei zu erwähnen, die besonders herausragen. Als erste ist es die Einheit aller Sendungen und Gesandten und die Einheit ihrer Mission. Eine zweite Grundwahrheit sind die Gnade und Wohllaien Allahs, die Er den Menschen zuteil wehen laut. Diese Gnade, die man durch Dankbarkeit mit mehren lassen kann. (Qutb)

 


“Ibraahiim“

 

Im Namen Allahs, des Erbarmens, des Barmherzigen

 

1. Alif.Laaam.Ra.1. Dies ist ein Buch, das Wir dir (als Offenbarung) herabgesandt haben, damit du die Menschen aus der Finsternis2 ins Licht3 führen mögest, mit Ermächtigung ihres Herrn,4 auf den Weg5 des Allmächtigen, des Preiswürdigen,6

 

1. Dieses vollkommene Buch der Weisheit besteht aus nichts anderem als aus diesen und ähnlichen Buchstaben. Und obwohl sie auch denjenigen zur Verfügung stehen, die den Qur“an als eine Offenbarung Allahs abstreiten, bleibt es für sie ein unerreichbares Ziel, auch nur eine einzige Surach wie die des Qur“ans zu verfassen. (Qutb)

 

2. Des Kufrs. (Al-Dschalalain)

Der Zweck der Offenbarung ist nämlich der, dass die Menschheit aus der Finsternis herausgeführt wird, der Finsternis des Irrtums und des Aberglaubens, der erstarrten Bräuche und der Ratlosigkeit in der Wildnis der Vielgötter, der Zerrüttung der Vorstellungen, Werte und Gerechtigkeit. (Qutb)

 

3. Des Imans. (Al-Dschalalain)

Das Licht, das diese Finsternisse erhellt, zuallerst im Bereich des Gewissens und in der Welt des Denkens, dann im wirklichen Leben, in den Werten, Zuständen und Gebräuchen. Der Iman an Allah ist ein Licht, das im Herzen erstrahlt und dadurch dieses menschliche Dasein erhellt. Der Iman an Allah ist ein Licht, das die Seele erhellt, so dass sie den Weg findet zu Allah. Der Iman an Allah ist Licht, Licht der Gerechtigkeit, der Freiheit, der Erkenntnis, der Vertrautheit in der Nähe Allahs und der Zuversicht durch Seine Gerechtigkeit und Barmherzigkeit. (Qutb)

 

4. Ein Prophet vermag nur zu übermitteln. Und seine Aufgabe liegt darin zu erläutern. Doch das Herausbringen der Menschen aus der Finsternis zum Licht kann nur mit der Ermächtigung Allahs geschehen, gemäß Seinen Gesetzmäßigkeiten (Sunnach Allah). (Qutb)

Es wird betont, dass ein Gesandter Allahs nicht aus eigener Initiative spricht, sondern von Allah aus. Dass er die Menschen aus der Finsternis zum Licht führt, geschieht nur durch Allahs Gnade und Barmherzigkeit, nicht durch seine eigenen Kräfte oder durch den Verdienst seiner Zuhörer. (Juusuf `Allii)

 

5. Jeder, der nicht auf Allahs Wegen geht, irrt in der Tat in der Finsternis der Unwissenheit herum, auch wenn er sich für sehr aufgeklärt und wissend hält. Wer andererseits Allahs Weg findet, gelangt in das Licht des Wissens, selbst wenn er nicht über konventionelle Bildung verfügt.

Allah hilft demjenigen, der aufrichtig den Wunsch hat, sich von Allah leiten zu lassen, der sich selbst von Engstirnigkeit, Eigensinn und Vorurteilen befreit und bereit ist, Vernünftiges zu akzeptieren. (Maududi)

 

6. Das Wort „Hamiid“ ist umfassender als das Wort „Machmuud“. Letzteres wird auf eine Person angewendet, die gelobt wird. Hamiid dagegen ist jemand, der selbstverständlich und dauernd des Lobes würdig ist, ob ihn jemand lobt oder nicht, denn seine Lobenswürdigkeit ist eine seiner Charaktereigenschaften. (Maududi)

In diesem und im nächsten Aja, in dem dieser Satz abgeschlossen wird, werden drei Eigenschaften Allahs erwähnt, nämlich

1. Seine Erhabenheit gegenüber Seiner gesamten Schöpfung;

2. Seine Güte, die Ihn, nur Ihn allein, des Lobes würdig macht; und

3. Seine Macht im Himmel und auf der Erde. Damit ist Er nicht auf die Verehrung durch die Menschen angewiesen; Seine Güte kommt allein zum Nutzen des Menschen und Seiner übrigen Geschöpfe zum Ausdruck; und Er besitzt völlige Macht über Seine Geschöpfe. Somit kann Er Seinen Willen und Plan verwirklichen.

(Juusuf `Allii)

 


2. Allahs, Dem gehört, was in den Himmeln und auf Erden ist. Wehe darum den Kafirs vor einer strengen Strafe!7

 

7. Wehe ihnen am Tage der Auferstehung, wenn sie dir widersprechen oder dich ablehnen. (ibn Kasir)

Vergleiche die letzte Fußnote. Da dies der Fall ist, sind alle diejenigen Menschen in einer schlimmen Situation, die den Islam ablehnen und die ihnen angebotene Gnade zurückweisen und sich damit den furchtbaren Folgen ihrer Ablehnung aussetzen – Allahs Zorn. (Juusuf `Allii)

 

 

3. Denen, die das Leben dieser Welt mehr lieben8 als das Jenseits und (andere) vom Pfad Allahs abzuhalten und ihn krumm zu machen trachten.9 Sie sind es, die weit in die Irre gegangen sind.

 

8. Die Kafirs werden hier mit drei Haupteigenschaften geschildert;

1. sie lieben dieses vergängliche Leben und seine vorübergehenden Phänomene mehr als das wahre Leben, das über den Tod hinaus besteht;

2. sie schaden nicht nur sich selbst, sondern verführen auch andere; und

3. ihr eigenes unaufrichtiges Gemüt sucht nach Ungeradem in Allahs geradem Weg (vergleiche Surach 7:45) Indem sie dies tun, entfernen sie sich immer weiter von der Wahrheit. (Juusuf `Allii)

Nach Samachsari und Rasi bedeutet die Verbform „jastahibbuun“ „sie lieben ausschließlich“. Dies bedeutet, dass eine solch ausschließliche Liebe zum diesseitigen Leben unvermeidlich zur Ablehnung moralischer Wahrheiten führt. (Asad)

Wer sein Herz auf das zukünftige Leben richtet, verliert dadurch nicht die Genüsse des diesseitigen Lebens, denn nach islamischem Verständnis setzt das Heil im zukünftigen Leben das Heil im Diesseits voraus. Iman an Allah bedeutet, die menschliche Aufgabe als Statthalter Allahs auf dieser Erde gewissenhaft zu erfüllen. (Qutb)

 

9. Um dadurch andere irrezuleiten. (Darjabadi)

Sie wollen nicht Allahs Weg folgen, sondern wünschen, dass Allahs Weg sich nach ihren Wünschen richtet: er sollte sich auf solche Weise anpassen, dass er allen ihren Phantasien, Theorien und Launen gerecht wird und alles ausschließt, was sich nicht mit ihrer Lebensweise vereinbaren lässt. Er soll alle ihre Bräuche, Gewohnheiten und Verhaltensweisen gutheißen und nichts von ihnen verlangen, was sie nicht mögen. (Maududi)

 

 

4. Und Wir haben10 keinen Gesandten geschickt, der nicht in der Sprache seines Volkes gesprochen hat,11 um ihnen (alles)12 verständlich darzulegen. Und Allah lässt irregehen,13 wen Er will,14 und Er leitet recht, wen Er will.15 Und Er ist Allmächtige, der Allweise.

 

10. In der Vergangenheit. (Darjabadi)

 

11. Wenn eine Botschaft Dinge klären soll, muss sie in einer Sprache übermittelt werden, die dem Volk geläufig ist, zu dem der Gesandte geschickt wird. Dadurch kann sie dann die ganze Menschheit erreichen. Das Wort „Sprache“ hat auch noch eine weiter gefasste Bedeutung. Es geht nicht nur um Buchstaben oder Worte. Jedes Volk oder Zeitalter drückt seine Gedanken in einer bestimmten Form aus. Da Allahs Botschaft universal ist, kann sie in allen diesen Formen ausgedrückt werden und ist für alle Teile der Menschheit gleich notwendig und verbindlich. Deswegen muss sie auch jedem einzelnen Menschen entsprechend seiner Aufnahmefähigkeit vermittelt werden. In dieser Beziehung ist der Qur“an wunderbar. Er ist sowohl für den einfachsten wie auch für den fortgeschrittensten Menschen verständlich. (Juusuf `Allii)

In jeder Botschaft Allahs liegt ein besonderer Gnadenerweis von ihm. Um es den Gesandten zu ermöglichen, die Menschen mit Ermächtigung Allahs aus der Finsternis zum Licht führen zu können, muss der Prophet ihre Sprache beherrschen und sein Anliegen deutlich erklären. Der Prophet Muchammad - Friede sei mit ihm - wurde in der Sprache seines Volkes ausgesandt, obgleich die Botschaft an alle Menschen gerichtet ist. Sein Volk wiederum sollte dasjenige werden, das seine Botschaft der übrigen Menschheit übermittelt, da er selber nur begrenzt zu leben hatte. (Qutb)

 

12. Allahs Willen und Gesetz, auf vollkommene Weise. (Darjabadi)

Vergleich auch Surach 7:158 (Asad)

Die Völker, zu denen die Propheten gesandt wurden, sollten nicht Ausflüchte vorbringen können, sie könnten die Sprache der Botschaft nicht verstehen. Auch wurde kein Prophet etwa um des Wundereffektes willen mit seiner Botschaft in einer fremden Sprache geschickt. Für Allah war es wichtiger, dass die Menschen Seine Botschaft verstanden und geleitet wurden.(Maududi)

 

13. Nachdem die Botschaft deutlich verkündet und erklärt worden war. (Darjabadi)

Die des Gesandten endet mit der Übermittlung der Botschaft Allahs. Das Resultat - Rechtleitung oder Ablehnung - liegt nicht in seiner Macht, noch unterliegt es seinen Wünschen. Dieses obliegt allein dem Gesetz Allahs und Seinem absoluten Willen. (Qutb)

 

14. „Wen Er will“: ein allgemeiner Ausdruck für Allahs allumfassenden Willen und Plan, der allweise und gut und gerecht ist. (Juusuf `Allii)

Wenn auch die Gesandten ihre Botschaft in der Sprache des Volkes verkünden, zu denen sie gesandt wurden, und die jeder verstehen kann, bedeutet das nicht, dass alle rechtgeleitet werden. Dies geschieht deswegen, weil all diejenigen, die ihre Botschaft verstehen, sie nicht notwendigerweise auch akzeptieren. (Maududi)

 

15. Allah ist allmächtig und allweise. Er benutzt Seine Macht nicht blind, indem Er ohne Ziel und Zweck den einen rechtleitet und den anderen irregehen lässt. In der Tat wird jemand dann rechtgeleitet, wenn er sich als würdig erweist, und Allah lässt denjenigen irregehen, der aus eigener Initiative einen Irrweg verfolgt. (Maududi)

Wann immer der Qur“an darauf Bezug nimmt, dass „Allah den Menschen irregehen lässt“, muss dies vor dem Hintergrund von Surach 2:26-27 verstanden werden, das heißt, das Irregehen der Menschen ist die Folge seiner eigenen Haltung und Neigungen, nicht das Ergebnis einer willkürlichen „Prädestination“. Samachsari betont die Tatsache der Entscheidungsfreiheit des Menschen. Wenn dementsprechend davon die Rede ist, dass Allah jemanden irregehen lässt, bedeutet dies, dass Allah ihn verlässt und ihm Seine Gnade entzieht, während der Ausdruck“ Rechtleitung“ bedeutet, dass Er dem Betreffenden Gnade und Erfüllung gewährt. Er verlässt jedoch niemanden, der dies nicht verdient hätte, und schenkt Seine Gnade niemandem, der sich ihrer nicht würdig erweist. (Asad)

 


5. Und vordem haben Wir Musa mit Unseren Zeichen entsandt (und ihm geboten): „Führe dein Volk aus der Finsternis ins Licht16 und erinnere sie an die Gnadenerweise Allahs.“17 Wahrlich, darin18 sind Zeichen19 für alle Geduldigen, Dankbaren.20

 

16. Auch die Sendung Musas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, erfolgt in der Sprache seines Volkes. Sein Auftrag war derselbe wie der Muchammads –Allahs Friede sei mit ihnen beiden-, nämlich die Menschen aus der Finsternis zum Licht zu führen. Dies weist zwar auf die Einheit der Botschaft hin, doch in einem Wort weichen sie voneinander ab. Während es im Auftrag des Propheten Muhammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, heißt: ,,...führe die Menschen...“ heißt es hier im Auftrag Musas, Allahs Segen und Frieden auf ihm,: ,,...und führe dein Volk...“. (Qutb)

 

17. „Ayjaam“ wörtlich Tage, Zeitalter oder Zeit. (Anm. d. Übers.)

Die meisten namhaften Kommentatoren jedoch interpretieren „Ayjaam“ hier mit Wohltaten, Güte, Gnadenerweise. (Anm. d. Übers.)

„Die Tage Allahs“ : die Zeiten, in denen ihnen Allahs Gnade besonders gezeigt wurde. Täglich, stündlich und in jeder Minute fließt Allahs Gnade uns reichlich zu, aber es kann in der Geschichte einer Person oder eines Volkes Zeiten geben, die besonders denkwürdig sind. Solche besonderen Zeiten für das Volk Israel werden beispielsweise in Surach 2:30-61 und an anderen Stellen ausführlich erwähnt. (Juusuf `Allii)

Und erinnere sie an die Güte Allahs und Seine Gnadenerweise, als Er sie aus der Gefangenschaft, Unterdrückung und der Terrorherrschaft Pharaos herausführte. Und Er errettete sie vor ihrem Feind, der sie verfolgte, indem Er das Meer spaltete. Er schickte ihnen Wolken, die ihnen Schatten vor den glühenden Sonnenstrahlen spendeten. Dies und noch vieles mehr. Diese Interpretation ist der Aussage Mudschahid, Qatadas und einiger anderer zu entnehmen. (ibn Kasir)

Alle Tage sind „Tage Allahs“. Gemeint ist jedoch hier, sie an solche Tagen zu erinnern, die für die Menschen oder für eine Gruppe von ihnen von besonders herausragenden Geschehnissen gekennzeichnet waren, sei es durch einen wunderbaren Gnadenerweis oder auch durch eine schwere Heimsuchung. (Qutb)

Der Begriff „Ayjaam“ (Tage) wird in der alten arabischen Tradition oft benutzt, um besondere historische Ereignisse zu bezeichnen beispielsweise „Ayjaam Al-“Arab“ als Bezeichnung für die Stammeskriege im vorislamischen Arabien. Da der Qur“an das Wort „Tag“ jedoch oft für eschatologische Ereignisse verwendet, beispielsweise für den „Jüngsten Tag“, den „Tag der Auferstehung“, den „Tag des Gerichts“ und so weiter, und im Hinblick auf Surach 45:14, wo der Ausdruck „Tage Allahs“ eindeutig auf Sein Gericht am Ende der Zeiten hinweist, ist es nur logisch anzunehmen, dass hier in diesem Zusammenhang der Ausdruck dieselbe Bedeutung hat. Die Pluralform soll vielleicht den Gedanken unterstreichen, dass der im Qur“an so oft erwähnte „Tag“ nichts mit menschlicher Zeiteinteilung zu tun hat, sondern sich vielmehr auf eine endgültige Realität bezieht, in der die Vorstellung von „Zeit“ keinen Sinn mehr hat. (Asad)

 

18. In diesen historischen Ereignissen. (Darjabadi)

 

19. Es liegt eine Lehre in der Art und Weise, wie Wir die Muslime unter den Kindern Isaraels aus der Hand Pharaos errettet haben. (ibn Kasir)

Die sorgfältige und vernünftige Auseinandersetzung damit verdeutlicht, dass es nur einen einzigen Gott gibt, dass die Gesetzmäßigkeiten der Vergeltung allgemeingültig sind und allein -auf der Kenntnis und Praxis von Wahrheit und Trug basieren, und dass diese Gesetzmäßigkeiten auch eine andere Welt erfordern, in der sie endgültig erfüllt werden. Diese Ereignisse enthalten darüber hinaus Warnungen vor den bösen Folgen einer Lebensweise nach falschen Ideologien und Theorien, aus denen wir lernen können. (Maududi)

 

20. Standhaft im Unglück, dankbar für die Wohltaten. (Safwat Al-Tafsir)

„Sabbaar“ ist eine intensive Form und bezeichnet jemanden, der in einem besonderen Grade Sabr (Standhaftigkeit, Geduld, vergleiche Surach 2:45 und 2:153) besitzt. „Schakuur“ ist jemand, der anerkennt, dankbar ist und entsprechend gut handelt. Beide Begriffe werden sowohl für Allah als auch für Menschen angewendet, jedoch gibt es einen kleinen Bedeutungsunterschied. (Juusuf `Allii)

In diesen historischen Erfahrungen liegen Lehren zur Entwicklung unserer Standhaftigkeit, und sie sind eine Aufforderung zur Dankbarkeit. Ein standhafter, dankbarer Mensch begreift diese Zeichen und war hinter ihnen steckt. Er findet darin für sich eine Mahnung so wie auch Trost und Erinnerung. (Qutb)

Obgleich diese Zeichen immer vorhanden sind, können nur solche Menschen daraus lernen, die standhaft in Prüfungen sind und Allahs Gnade dankbar annehmen. Undankbare, oberflächliche Menschen können offensichtlich keine Lehren aus diesen Zeichen ziehen, auch wenn sie vielleicht ihre Bedeutung begreifen können. (Maududi)

 

 


6. Und (gedenket der Zeit) als21 Musa zu seinem Volk sprach: „Erinnert euch der Wohltaten Allahs, die Er euch gewährt hat, als Er euch vor den Leuten Pharaos rettete,22 die euch schlimme Pein zu zufügten, indem sie eure Söhne hinmetzelten23 und (nur) eure Frauen am Leben ließen. Darin war eine schwere Prüfung (für euch) von eurem Herrn“.24

 

21. Vergleich auch Surach 2:30. Normalerweise wird der Partikel „id“ mit „als“ übersetzt. Er bezeichnet ein plötzliches Auftreten einer Sache oder ein unerwartetes Ereignis. (Asad)

 

22. Vergleiche Surach 2:49. Der Rückblick auf das Volk Israel und Musa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, erfüllt einen doppelten Zweck: eine Erinnerung für die Leute der Schrift“ , und ein Hinweis für die Quraisch auf die Gnade, die ihnen nun zuteil wurde, indem ein größerer Gesandter als Musa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, bei ihnen erschien. (Juusuf `Allii)

Musa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, erinnert sich an die Gnade Allahs, als Er sie errettete von den fortwährenden und nie endenden Qualen, die der Pharao und seine Leute ihnen zufügen. (Qutb)

 

23. Eine Art von Qual, die ihnen zugefügt worden waren, ragt besonders heraus: Sie schlachteten ihre Knaben, ließen jedoch die Mädchen am Leben. Sie wollten sie damit schwächen und demütigen. (Qutb)

Sie taten dies, als einige Weissager ihnen prophezeiten, dass ein Knabe, der den Kindern Israels geboren wurde, den Untergang von Pharaos Reich herbeiführen würde. (Al-Dschalalain)

Zweifellos fielen mehrere Jahre lang tausende von unschuldigen Menschenleben dem grausamen Völkermord zum Opfer. (Darjabadi)

 

24. Die ägyptische Knechtschaft war in der Tat eine furchtbare Prüfung. Selbst der Wunsch der Ägypter, das Leben der israeli­tischen Frauen zu schonen, während die männlichen Israeliten hingemetzelt wurden, verschlimmerte nur deren Verbitterung. Der Hass der Ägypter war grausam, doch ihre Liebe war noch viel grausamer. „Da kam ein neuer König in Ägypten zur Herrschaft, der. ..sprach zu seinem Volk: „Seht, das Volk der Israeliten wird für uns zu zahlreich und zu stark. Wir wollen klug gegen sie vorgehen, damit es nicht noch zahlreicher wird“. ..Sie setzten darum über es Fronvögte, damit sie es dur.ch ihre Fronarbeit bedrückten. ..Aber je mehr sie es bedrückten, desto zahlreicher wurde es, und desto mehr breitete es sich aus, so dass sie vor den Israeliten ein Grauen erfasste. Deshalb zwangen die Ägypter die Israeliten zur Arbeit und verbitterten ihnen das Leben durch harte Fron in Lehm und Ziegeln und durch allerlei Feldarbeit, durch alle Arbeiten, zu denen man sie zwang.“ (Altes Testament, Exodus 1:8-14). Die Aufseher des Pharao stellten kein Stroh zur Verfügung, verlangten aber von den Israeliten, dass sie trotzdem Ziegeln herstellten (Exodus 5:5-19). Und weiter heißt es in Exodus 1:22: „Da gab der Pharao seinem ganzen Volk den Befehl: „Werft alle Knaben, die den Hebräern geboren werden, in den Fluss; alle Mädchen aber lasst am Leben!“ „ Es war aufgrund dieses Erlasses, dass Musa as nach seiner Geburt drei Monate lang versteckt gehalten wurde. Und als man ihn nicht mehr länger verbergen konnte, wurde er in ein Käst­chen aus Papyrusschilf gelegt und in den Nil gesetzt, wo er von der Pharao Tochter und Frau (Surach 28:9) gefunden und in die Familie aufgenommen wurde (Exodus 2:2-10) -siehe auch Surach 20:37-40. Auf diese Weise wurde Musa as von den Feinden seines Volkes erzogen und von Allah dazu ausersehen, sein Volk zu befreien. Durch Allahs Weisheit trugen somit  Gelehrsamkeit, Erfahrungen und selbst die Grausamkeiten der ägyptischen Feinde zur Errettung seines Volkes bei. (Juusuf „Allii)

Darjabadi schreibt, dass nach jüngsten archäologischen Forschungen Thotmas III der Pharao der Unterdrückung und Amenhotep II der Pharao des Exodus gewesen sei, so dass der Exodus in die Zeit zwischen 1447 und 1417 vor der christlichen Zeitrechnung falle (siehe auch Marston „The Bible is True“, Seite 171).

 

 

Abschnitt 2

 

7. Und (gedenke der Zeit) als eurer Herr ankündigte:25 „Wenn ihr dankbar seid,26 werde Ich euch noch mehr (Gnade) erweisen27 und wenn ihr undankbar zeigt,28 so ist Meine Vergeltung (dafür) gewiss sehr streng.“29

 

25. Durch  Dies ist die Fortsetzung seiner wörtlichen Rede. (Darjabadi)

 

26. Wenn ihr dankbar seid, werdet ihr Allahs Gaben schätzen und richtig Gebrauch davon machen und nicht gegen Seine Gebote rebellieren, sondern euch Allah hingeben, um Ihm eure Dankbarkeit zu erweisen. (Maududi)

Dankbarkeit zeigt sich in dem Bekenntnis zu Allahs Einheit und im Gehorsam Ihm gegenüber. (Al-Dschalalain)

 

27. Dankbarkeit für erwiesene Wohltaten ist ein Hinweis auf die Aufrichtigkeit und Wertschätzung im Inneren des Menschen. Die natürliche Vergeltung einer guten Tat ist in der gesunden Naturanlage die Dankbarkeit. (Qutb)

Vergleiche auch Psalm 136:1-26. (Darjabadi)

Noch mehr als ihr verdient. (Asad)

 

28. „Kafara“ bedeutet

1. den Islam zurückweisen, wie beispielsweise in Surach 2:6;

2. undankbar sein gegenüber der Gunst und Gnade, die der Mensch von Allah empfangen hat, wie hier;

3. sich gegen Allah oder den Islam auflehnen, wie in Surach 3:13;

4., die Zeichen Allahs leugnen, wie in Surach 3:21, oder die Sendung des Propheten leugnen, wie in Surach 14:9.

 

 

8. Und Muusa sprach: „Wenn ihr auch undankbar seid,30 ihr und alle, die auf Erden sind, so ist Allah wahrlich Sich selbst Genügend, Allgepriesen.“31

 

29. Die Bibel (Deuteronomium) enthält eine lange und ausführliche Schilderung zu diesem Thema, wonach Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, vor seinem Tod die Kinder Israels an alle wichtigen Ereignisse ihrer Geschichte erinnert, alle grundlegenden Gebote Allahs wiederholt und ihnen in einer langen Rede mitteilt, dass sie reich belohnt werden, wenn sie Allahs Gebote halten. Sie würden jedoch bestraft, wenn sie eine Haltung des Ungehorsams annähmen. (Maududi)

In Falle Ihrer Verleugnung entzieht Allah Ihnen nicht nur Seine Wohltaten, die Er ihnen geschenkt hat, sondern Er bestraft sie auch für ihre Undankbarkeit. (ibn Kasir)

 

30. Undankbarkeit nicht nur in Gefühlen und Worten, sondern in Ungehorsam, absichtlicher Ablehnung und Rebellion ausgedrückt. Auch wenn ihr euch alle gegen Allah verbünden würdet, könntet ihr Allahs Macht nicht um das Gewicht eines Atoms verringern, denn Allah ist nicht im geringsten von euch abhängig. und Seine Güte, Gerechtigkeit und Preiswürdigkeit kann durch euren Ungehorsam nicht in Frage gestellt werden. (Juusuf `Allii)

 

31. Allah zieht keinen Nutzen aus der Dankbarkeit des Menschen, und dessen Undankbarkeit lässt kein Mal auf Ihm zurück. Vielmehr führt Dankbarkeit zum Gedeihen im Leben, die Seelen läutern sich durch die Zuwendung zu Allah, werden aufrichtig durch ihre Dankbarkeit für die Güte und erfahren eine Zuversicht in ihrer Verbindung mit dem Wohltäter. (Qutb)

Allah braucht die Dankbarkeit des Menschen nicht; Er ist vielmehr selbst Eigentümer aller Vollkommenheit und damit allen Lobes. (Darjabadi)

Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, wird hier erwähnt, um die Makaner vor den Folgen ihrer Undankbarkeit zu warnen, die darin bestand, dass sie die Botschaft des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ablehnten. Sie sollen deswegen eine Lehre aus der Geschichte der Kinder Israels ziehen, die gegen Allahs Gnadengeschenke rebellierten und sich undankbar erwiesen. (Maududi)

 


9. Ist nicht die Kunde von denjenigen zu euch32 gekommen, die vor euch waren, vom Volk Nuuchs und von den `Ad und den Samud und denen, die nach ihnen kamen? Niemand kennt sie außer Allah.33 Ihre Gesandten kamen zu ihnen mit klaren Beweisen,34 aber sie legten ihre Hände auf ihren Mund35 und sagten: „Wahrlich, wir verinnerlichen nicht den Iman an das, womit ihr36 entsandt worden seid, und wir sind fürwahr zutiefst im Zweifel über das, wozu ihr uns aufruft!“37

 

32. Diese Mahnung stammt noch von Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm. Seine Person tritt jedoch hier in den Hintergrund, damit die großen Auseinandersetzungen, die ständig zwischen den Propheten und den sie leugnenden Völkern herrschten, mehr zum Ausdruck kommen. (Qutb)

Ibn Dscharir sagte zwar, dass dieses noch die Worte Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, sind in Ergänzung seiner Rede. Diese Aussage ist jedoch fraglich, weil behauptet wird, dass weder die Geschichte der `Ad, noch die der Samud in der Thora zu finden seien. Vielmehr scheinen dieses Worte Allahs zu sein als Anknüpfung an die damalige Rede Muusas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, an sein Volk. (ibn Kasir)

Die direkte Rede des Propheten Muusa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, endet mit Aja 8. Hier werden nun unmittelbar die mekkanischen Götzendiener angesprochen. (Maududi)

 

33. Nicht einmal die Namen aller Propheten und Gesandten sind den Menschen bekannt, geschweige denn Einzelheiten ihrer Lebensgeschichten. Wenn eine Nachricht (auch übersetzt mit „Geschichte“) von ihnen zu uns gelangt, dann mit dem Ziel, uns für unser eigenes Leben eine Lehre zu übermitteln. (Juusuf `Allii)

Ihre Zahl ist so beträchtlich, dass keiner außer Allah sie alle kennt. (Al-Dschalalain)

Siehe auch unten Aja 14. (Asad)

 

34. Sowohl mit überzeugenden Argumenten als auch mit Wunderzeichen. (Darjabadi)

 

35. Dies bedeutet entweder, dass die Ungläubigen im übertragenen Sinne den Propheten die Hände vor den Mund legten, um sie daran zu hindern, dass sie ihre Botschaft verkündeten, oder dass die Kafirs sich selbst den Finger auf den Mund legten, um damit zu sagen: „Hört nicht auf sie“, oder um sich vor Wut in den Finger zu beißen. Wie auch immer wir diesen Satz verstehen, der Sinn ist der.* sie sich ihren Propheten gegenüber ebenso abweisend verhielten wie die Quraisch gegenüber dem Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und dass sie alles daransetzen, Allahs Wahrheit zu unterdrücken. (Juusuf `Allii)

Diese Redewendung soll ihre Unfähigkeit bezeichnen, der vernünftigen Darlegung der Propheten mit zusammenhängenden, logischen Gegenargumenten zu begegnen. Der gewaltsame Versuch, die Botschaft zu unterdrücken, kann nämlich kaum als „Argument“ angesehen werden. (Asad)

Bezüglich der Bedeutung dieser arabischen Worte haben verschiedene Kommentatoren verschiedene Erklärungen gegeben. Wir sind jedoch der Ansicht, dass damit lediglich ihre Intoleranz, Verwirrung und etwas von der Wut zum Ausdruck gebracht werden soll, die die Kafirs der Botschaft entgegenbrachten. Dies wird auch im folgenden Aja bestätigt. (Maududi)

 

36. Nach euren eigenen Angaben. (Darjabadi)


37. Vergleiche auch Surach 11:62. Bemerkenswert ist der Unterschied zwischen „schak“ und „raib“. „Schak“ ist intellektueller Zweifel, ein Zweifel an den Tatsachen; verhält es sich so oder nicht? Raib ist mehr als nur intellektueller Zweifel, nämlich der Verdacht, es könne Betrug im Spiel sein, etwas, das die moralische Überzeugung umstürzt und Unruhe im menschlichen Inneren verursacht. In Surach 52:30 wird dieses Wort gleichbedeutend mit „Unheil“ oder „Unglück“ benutzt, eine Strafe oder Anfechtung. Beide Arten des Zweifels kamen gegenüber den Gesandten Allahs zum Ausdruck. (Juusuf `Ali)

Während in Surach 11:62 eine ähnliche Antwort einer bestimmten Gemeinschaft - den Samud - in den Mund gelegt wird, erscheint sie hier in der Pluralform als die generelle Antwort verschiedener Völker an ihre Propheten. Diese Verallgemeinerung soll den symptomatischen Charakter dieser Haltung hervorheben: die engstirnige Haltung von Menschen, die entweder Allah überhaupt leugnen oder - ohne Seine Existenz in Frage zu stellen - sich veranlasst fühlen, Vermittlungsgestalten aller Art zwischen sich selbst und Ihn zu stellen. (Asad)

Sie hatten „beunruhigende Zweifel“, denn die Botschaft hatte sie ihrer inneren Ruhe beraubt. Eine Einladung, der Botschaft Allahs zu folgen, beunruhigt immer, denn selbst ihren Gegnern und Leugnern fällt es schwer, ihr mit innerer Ruhe entgegenzutreten. Wie sehr sie sich auch immer dagegenstellten, ihre Offenheit und Ehrlichkeit und Überzeugungskraft rief im Inneren ihrer Gegner eine starke Gefühlsregung hervor, und der reine Charakter der Propheten und die eindeutige Wendung zum Guten verunsicherten ihre Feinde in ihrem eigenen Standpunkt. (Maududi)

 

 

10. Ihre Gesandten sprachen: „Gibt es einen Zweifel über Allah, den Schöpfer der Himmel und der Erde?38 Er39 ruft euch (zum Islam) auf40, um euch eure Schuld zu verzeihen und euch Aufschub zu gewähren bis zu einer festgesetzten Frist“.41 Doch sie entgegneten: „Wahrlich, ihr seid nur Menschen wie wir.42 Ihr wollt uns nur von dem abwendig machen, was unsere Väter anzubeten pflegten. Bringt uns also einen deutlichen Beweis!“43

 

38. Diese Frage dient der Missbilligung. Die Antwort darauf muss heißen: „An Allahs Einigkeit kann es keinen Zweifel geben, denn allzu viel sind die sichtbaren Beweise, die auf Ihn hindeuten“. (Al-Dschalalain)

„Gibt es irgendwelchen Zweifel über Allah“ beinhaltet zwei Gedankengänge. Der erste könnte sich auf die Existenz Allahs überhaupt beziehen. Der zweite bezieht sich auf Seine Göttlichkeit, und dass es Ihm alleine gebührt, angebetet zu werden als der Schöpfer aller Lebewesen und des Universums. (Ibn Kasir)

Gerade auf diese zwei Dinge wiesen ihre Gesandten sie hin, weil sie die gewaltigsten und hervorstechendsten Zeichen sind, die auf Allah hindeuten. Damit sprechen sie die Naturanlage des Menschen direkt an. (Qutb)

Daraus sollten die Götzendiener erkennen, wie absurd ihr Standpunkt war. Denn wenn auch die Götzendiener eines jeden Zeitalters an Allahs Existenz den Iman verinnerlichten und zugaben, dass Er der Schöpfer des Himmels und der Erde war, so akzeptierten sie dennoch nicht die Botschaft, dass Er allein der Verehrung und des Dienstes würdig ist, wie es eigentlich die logische Folgerung sein müsste. Deswegen fragen hier die Gesandten: „Zweifelt ihr etwa an Allahs Existenz?“ (Maududi)

 

39. Die Gesandten klären (normalerweise) beide Arten von Zweifel (vergleiche oben Fußnote 37). Ihr könnt nicht an Allah zweifeln. Seht doch, was er erschaffen hat! Wir sprechen nicht aus eigenem Antrieb oder um euch zu betrügen. Wir sprechen das, was Allah uns durch Seine Offenbarung aufgetragen hat. Wenn die Zweifler zu den Propheten sagen: „Ihr fordert uns auf“, dann entgegnen diese: „Allah fordert euch auf, rettet euch durch Seine Gnade und gibt euch reichlich (aber nicht endlos viel) Zeit zur Umkehr und Wiedergutmachung.“ (Juusuf `Allii)

 

40. Der Aufruf gilt zuerst dem Islam. Und Iman führt zur Vergebung. (Qutb)

Mit der Hingabe an Allah erfolgt die Vergebung aller zuvor begangenen Sünden. (Al-Dschalalain)


41. Allah erwartet nicht, dass auf Seinen Aufruf unmittelbar Iman folgt. Dementsprechend lässt Er dem Vergehen auch nicht unmittelbar die Strafe folgen, sondern räumt eine Frist ein und gibt Gelegenheit zu Einsicht und Umkehr. (Qutb)

Das heißt, bis zum Ende eures Lebens in dieser Welt. Dies ist meiner Ansicht nach eine Anspielung auf das Unheil, das auch in diesem Leben schon die Gegner der Wahrheit befällt (vergleiche auch Surach 13:31 und die entsprechenden Fußnoten). Wer bereitwillig der durch die Propheten vermittelten Einladung Allahs folgt, bleibt von diesem Leiden verschont und wird mit dauerhaftem geistigen Glück gesegnet (vergleiche Surach 13:29). (Asad)

Für Individuen bezieht sich diese Frist entweder auf ihre irdische Lebensspanne oder auf den Tag der Auferstehung. Die „Frist“ für Völker und Gemeinschaften, nämlich ihr Aufstieg und Untergang, wird durch ihr kollektives Verhalten bestimmt. Wenn beispielsweise eine gesunde Gesellschaft vor Ablauf ihrer natürlichen Lebensspanne degeneriert, wird die Frist abgekürzt und die Gesellschaft abgelöst. Wenn demgegenüber eine degenerierte Gesellschaft sich zum Guten wendet, wird ihre Frist verhängt. (Maududi)

 

42. Sterblich, keine Götter oder Halbgötter, darum können wir euch nicht vertrauen. (Darjabadi)

Wie könnten wir euch folgen nur aufgrund einer Aussage und obwohl wir keinerlei außergewöhnliche Zeichen von euch zu sehen bekamen. (Ibn Kasir)

Ihr teilt alle menschlichen Eigenschaften mit uns, und wir sehen in euch nichts Außergewöhnliches, was uns veranlassen könnte, euch als Gesandte Allahs zu akzeptieren und den Iman zu verinnerlichen, dass Allah mit euch Verbindung aufnimmt und euch Seine Engel schickt. (Maududi)

 

43. Kufr ist unlogisch und argumentiert im Kreis. Wenn die Gesandten von Allah sprechen, dann sagen die Kafirs: „Ihr seid doch nur Menschen!“ „Wir sprechen aber in Allahs Auftrag.“ „Ach, wir sind mit dem Kult unserer Vorfahren zufrieden.“ „Und wenn dieser falsch ist?“ „Was habt ihr überhaupt für eine Vollmacht, dies zu sagen?“ „Die höchste Vollmacht, nämlich von Gott.“ Und so beginnt der Kreis von vorn. Die Bösen greifen dann zur Gewalt, diese fällt jedoch auf sie zurück, und sie gehen unter. (Juusuf `Allii)

 

 

11. Ihre Gesandten sagten zu ihnen: „Fürwahr, wir sind auch nur wie ihr.44 Doch Allah erweist unendliche Gnade wem Er will von Seinen Dienern.45 Und es steht uns nicht zu, euch einen Beweis zu bringen, außer mit Erlaubnis Allahs,46 Und auf Allah sollen die Mu“mins vertrauen.47

 

44. Erschaffene und sterbliche Wesen wie ihr, ebenso den Gesetzmäßigkeiten von Leben und Tod unterworfen. (Darjabadi)

 

45. Wir sind zwar Menschen wie ihr, aber Prophetentum ist nicht mit Menschlichkeit unvereinbar, wie ihr in eurer Unwissenheit annehmt. Es ist das höchste Geschenk Allahs für Seine auserwählten Diener. (Darjabadi)

Allah hat uns unter euch auserwählt und uns mit der Kenntnis von der Wahrheit gesegnet. So war es Allahs Wille, und Er hat die Macht, Gaben Seiner Wahl Menschen Seiner Wahl zu geben. Wir können Ihn weder bitten, euch ebensolche Gaben zuteil werden zu lassen, noch können wir die Wahrheit leugnen, die uns gezeigt worden ist. (Maududi)


46. Wir sind nicht in der Lage, euch durch ein Wunder unseren Auftrag zu beweisen. Nach islamischer Vorstellung ist ein Wunder immer eine Handlung Allahs, nie die eines Propheten, auch wenn es seinetwegen geschieht. (Darjabadi)

 

47. Wie es die Propheten tun, die keine Angst vor der Verfolgung der Kafirs haben. (Darjabadi)

Auf Allah allein vertrauen die Mu“mins, Sie wenden ihre Herzen keinem anderen zu und suchen bei niemand anderem Hilfe und Zuflucht als bei Ihm. (Qutb)

Die Wahrheitssuchenden müssen sich dem Inhalt der Botschaft Allahs zuwenden, die ihnen verkündet wird (vergleiche auch Surach 7:75 und 13:43 und die entsprechenden Fußnoten). An vielen Stellen befasst sich der Qur“an mit der moralischen und intellektuellen Sinnlosigkeit der Forderung, dass der Ursprung Allahs einer prophetischen Botschaft mit greifbaren, außergewöhnlichen Mitteln bewiesen werden soll (beispielsweise in Surach 6:109-111 oder 13:31). Eine moralisch gültige und intellektuell gerechtfertigte Überzeugung vom Wahrheitsgehalt einer solchen Botschaft kann nämlich nur durch bewusste, der Vernunft zugängliche Einsicht gewonnen werden. (siehe Surach 12:108). (Asad)

 

 

12. Und warum sollen wir nicht auf Allah vertrauen, wo Er uns doch auf den Pfad unseres Heils geleitet hat.48 Und wir werden geduldig ertragen, was ihr uns an Ungemach zufügt. Und in Allah sollen alle Vertrauenden ihr Vertrauen setzen.“49

 

48. Er wies uns auf den geradesten und klarsten Weg zu unserem Heil. (ibn Kasir)

Die Pluralform weist auf die grundlegende Identität der von allen Propheten übermittelten Botschaft hin. (Asad)

Der Mu“min, der davon überzeugt ist, dass Allah Derjenige ist, Der zur Rechtleitung führt, ist auch der Ansicht, dass Er es auch ist, der hilft und beisteht. Ihn kümmert es danach nicht, ob ihm in dieser Welt zum Sieg verholfen wird oder nicht. (Qutb)

 

49. All den bösen Reden und den Taten des Zorns werden wir mit Geduld begegnen. (ibn Kasir)

Wir werden standhalten. Wir werden weder zurückweichen noch schwach werden noch ausweichen noch zweifeln oder verzweifeln. (Qutb)

 

 

Abschnitt 3

 

13. Und jene, die kafir waren, sagten zu ihren Gesandten:50 „Wir werden euch gewiss aus unserem Land vertreiben, es sei denn ihr kehrt zu unserem Bekenntnis zurück.“51 Doch ihr Herr gab ihnen ein:52 „Wir werden wahrlich die Ungerechten der Vernichtung preisgeben!53

 

50. Unzugänglich für Vernunft und Überzeugung. (Darjabadi)

 

51. In Fußnote 43 zum vorigen Aja wurde gezeigt, wie sich die Argumente im Kreis drehen. Der Kufr nimmt jedoch logische Auseinandersetzungen nicht ernst. Seine Hauptwaffe ist physische Gewalt. Da seine Hauptüberzeugung im Materialismus wurzelt, geht er von der Annahme aus, Gewaltandrohungen könnten die Rechtschaffenen einschüchtern. Er stellt sie vor die Wahl zwischen Exil und gewaltsamer Unterdrückung, wenn sie sich nicht seinen Normen des Bösen anpassen, die er für gut hälte. Iman lässt sich jedoch nicht durch Gewalt einschüchtern. Allah ist die Quelle seiner Kraft, und er bekommt die Zusicherung, dass Gewalt schließlich durch Gewalt vergeht, und dass der Islam letztendlich bestehen und verwirklicht wird. In der Tat sollen die Guten die Erde erben und die Bösen vernichtet werden. (Juusuf `Allii)

Hier zeigt sich die Wirklichkeit und die Natur des Kampfes zwischen Unwissenheit (Dschahilija) und Hingabe an Allah (Islam). Die Unwissenheit Weinen akzeptieren, dass der Islam eine eigenständige Existenz besitzt, die von ihr unabhängig ist. Sie kann mit dem einen Frieden schließen, auch wenn der Islam dazu bereit wäre. Und deswegen verlangen die Kafirs von den Gesandten nicht nur, ihre Mission aufzugeben, sondern sich wieder ihrer Religion anzuschließen und ihre Gemeinschaft aufzugeben. (Qutb)

Vergleiche Surach 7:88-89, wo Schu`aib vor diese Alternative gestellt wird. (Asad)

Es wäre falsch, aus dieser Forderung zu schließen, die Propheten hätten vor ihrer Berufung die religiösen Vorstellungen ihres jeweiligen Volkes geteilt. Es bedeutet nur, dass ihre Völker von dieser Annahme ausgingen, weil sie vor ihrer Berufung ein unscheinbares Leben führten und weder einen neuen Diin verkündeten, noch sich gegen die vorherrschende Religion wandten. Daher nahmen die Leute an, sie hätten die Religion ihrer Vorfahren befolgt und sich nun davon abgewandt. Dies haben die Propheten ihn Wirklichkeit jedoch nie getan. (Maududi)

 

 

14. Und wir werden euch fürwahr das Land nach ihnen bewohnen lassen.54 Das gilt für den, der Mein Gericht fürchtet55 und Meine Warnung fürchtet,“56

 

52. Um sie zu stärken und zu trösten. (Darjabadi)

 

53. Sie werden selbst vernichtet werden und nicht in der Lage sein, euch zu vertreiben. (Darjabadi)

 

54. Dies ist ein Versprechen Allahs, dass die von den Propheten verkündete Wahrheit ihre Gegner überlebt und schließlich den Sieg davonträgt. (Darjabadi)

Die Propheten sollten also wegen der Drohungen der Kafirs nicht besorgt sein. (Maududi)

 

55. Da er dem Tag des Gerichts Rechnung trägt. So maßt er sich keine Macht an und wird weder stolz noch übermütig werden. (Qutb)

„Fürchten“ bedeutet hier „sich innerlich etwas vergegenwärtigen, das Furcht verursacht, so dass sie ihr Verhalten so ausrichten, dass sie die bösen Folgen der Allahlosigkeit vermeiden.“ (Juusuf `Allii)

 

56. Der sich Meine Warnung zu Herzen nahm, so dass er kein Unheil auf Erden anrichtete und den Menschen kein Unrecht tat. (Qutb)

Wie Samachsari betont, entspricht das Versprechen Allahs in diesem Aja der Aussage in Surach 7:128, dass „die Zukunft den Mutaqis gehört“. (Asad)

 


15. Und sie57 beteten um Sieg. Doch jeder halsstarrige Gewalthaber wurde zuschanden.58

 

57. Mit „sie“ sind entweder die Gesandten gemeint. Dann würde es heißen: „Die Gesandten erflehten die Hilfe Allahs gegen die Kafirs.“ Oder aber sind ihre kafir Völker gemeint, die die Strafe Allahs erbaten (wie es in Aja 32 Surach 8) als Zeichen Seiner Wahrheit. (ibn Kasir)

Vergleich Surach 8:19. Ich gehe von der Annahme aus, dass „sie“ in diesem Aja sich auf dieselben bezieht wie das „ihnen“ im vorigen Aja, nämlich auf die Kafirs. In der Hoffnung auf ihren Sieg wollen sie eine Entscheidung herbeizwingen, und sie bekommen sie auch - gegen sich selbst. Oder sie fordern die Strafe heraus, und sie kommt zu ihrer Zeit. Einige Kommentatoren beziehen das „sie“ auf die Propheten. Das würde in diesem Fall bedeuten: sie beteten um Sieg und Entscheidung, und die Bemühungen der Kafirs, die Wahrheit zu unterdrücken, wurden zunichte. (Juusuf `Allii)

 

58. Vergleiche auch Surach 7:89, wo Schu`aib um Allahs Hilfe und Sieg bittet.

Das Wort „Dschabbaar“ habe ich in diesem Zusammenhang mit „Feind und Wahrheit“ übersetzt. Vergleiche auch Surach 26:130. (Asad)

 

 

16. Denn es steht ihm die Hölle bevor. Darin bekommt er ekelerregende Flüssigkeit zu trinken.59

 

59. Das Wort „sadid“ ist abgeleitet von „sadda“, das in erster Linie bedeutet: „er wandte sich ab“ oder „er war (einer Sache) abgeneigt“; oder auch „er schrie laut (aufgrund seiner Aversion gegen eine Sache)“. Da „Sadid“ etwas Abstoßendes bezeichnet, wird es hier auch benutzt für Eiter, der aus Wunden fließt, oder eine ekelerregende Flüssigkeit, die aus Leichen austritt. In seinem Kommentar zu diesem Aja schlägt Rasi vor, das Wort hier rein im übertragenen Sinne zu verstehen als „Wasser wie (das, was als) „sadid“ (bezeichnet wird)“. In Anlehnung daran habe ich übersetzt: „Wasser der bittersten Verzweiflung“, ein Sinnbild grenzenlosen Leidens und bitterster Frustration, das im zukünftigen Leben diejenigen erwartet, die während ihres irdischen Lebens alle geistigen Wahrheiten ablehnten. (Asad)

 

 

17. Er würgt sie60 hinunter, aber sie will ihm beinahe nicht durch die Kehle gehen.61 Der Tod kommt von allein Seiten über ihn, doch er kann nicht sterben,62 und vor ihm liegt harte Strafe.

 

60. In äußerstem Durst. (Darjabadi)

Er kann diese Flüssigkeit nur schluckweise zu sich nehmen, da sie sehr bitter ist. (Al-Dschalalain)

 

61. Er würgt sie widerwillig hinunter. (Qutb)

Er kann sich mit diesem Leiden nicht abfinden. (Asad)

Weil es so abstoßend ist. (Darjabadi)

 

62. Ein abschreckendes, furchtbares Bild von den Leiden der Hölle. Selbst ein Entkommen durch Vernichtung ist ihnen unmöglich. (Juusuf `Allii)

Er stirbt nicht, damit seine Strafe vervollständigt wird. (Qutb)

 


18. Das Gleichnis derjenigen, die nicht an ihren Herrn den Iman verinnerlichen, ist, dass ihre Taten wie Asche63 sind, die der Wind verweht an einem stürmischen Tag.64 Sie haben über das, was sie erworben haben, nicht die geringste Macht.65 Das ist fürwahr ein weitgehender Verlust!66

 

63. Alle ihre Handlungen, auch die guten. (Asad)

Beachte den treffenden Vergleich. Die Handlungen der Kafirs sind an sich schon leicht und wertlos wie Asche: nur unnützer Müll bleibt von den Fähigkeiten und Möglichkeiten zurück, die sich missbraucht haben. Diese Asche wird darüber hinaus vom Wind verweht: die Kafirs haben keine Orientierungsmöglichkeit und kein Ziel. Auch der Wind, der die Asche verweht, ist kein gewöhnlicher Wind, und der Tag, an dem sie versuchen, die Früchte ihres Handelns zu ernten, ist kein gewöhnlicher, ruhiger Tag: ein wütender Sturm weht, wie es Allahs Zorn entspricht. Wenn die Asche verweht wird, verlieren sie auch jene Dinge außer Sicht, die sie vielleicht verdient hätten, wenn ihre bösen Handlungen nicht gewesen wären. Ihr ganzes Wesen ist verseucht. Alle ihre Wünsche sind fehlgeleitet. Sie werden weit, weit von allem entfernt, was sie ursprünglich im Sinn hatten. Was haben sie erstrebt, und was haben sie erreicht? (Juusuf `Allii)

 

64. In diesem Gleichnis wird der wirkliche Wert der Handlungen der Kafirs dargestellt. Denn Handlungen, die nicht im Islam wurzeln, stehen nicht auf jener festen Grundlage, die Handlungen mit ihrer Motivation und diese Motivation wiederum mit Allah verbindet. Sie können weder Bestand noch Wert haben. (Qutb)

 

65. Was sie an Gutem und Nützlichem erworben haben könnten. (Darjabadi)

Alle ihre großen Errungenschaften erweisen sich im Jüngsten Tag als ein Haufen Asche. Ihre großen Zivilisationen, ihre mächtigen Staaten und Imperien, ihre großartigen Universitäten, ihre Wissenschaft und ihre Literatur, selbst ihre so genannten guten Taten, auf die sie so stolz waren, erweisen sich als wertlos. Nichts bleibt davon zurück, was auf der Waage der Gerechtigkeit Allahs zu ihren Gunsten ins Gewicht fallen könnte. (Maududi)

 

66. Der bestimmte Artikel in dem Ausdruck „ad-dalaal al-ba`id“ soll hier betonen, wie äußerst weit sie „abgewichen“ oder „irregegangen sind“. Diese besondere Betonung kann im Deutschen nur umschrieben werden. Im Qur“an erscheint dieser Satz nur zweimal, nämlich in diesem Abschnitt und in Surach 22:12. In beiden Fällen bezieht er sich auf die bewusste oder indirekte Leugnung der Einheit und Einzigartigkeit Allahs. (Asad)

 

 

19. Siehst du67 denn nicht, dass Allah die Himmel und die Erde in vollkommener Weise erschaffen hat?68 Wenn Er will, nimmt Er euch hinweg und lässt (statt euch) eine neue Schöpfung entstehen,69

 

67. Hier wird der Leser angesprochen. (Darjabadi)

 

68. Haq: Wahrheit, Recht, Wirklichkeit, in angemessenen Proportionen, Allahs Schöpfung ist nicht zu unterschätzen. Sie ist auf Gerechtigkeit aufgebaut, und wer ihren Gesetzmäßigkeiten nicht gehorcht, muss anderen weichen, die dies tun. In der Geschichte wie in der Offenbarung wird diese Warnung immer wieder ausgesprochen. Vergleiche auch Surach 6:73. (Juusuf `Allii)

Allah hat Himmel und Erde mit Sinn und Zweck erschaffen. (Darjabadi) Vergleiche Surach 10:5. (Asad)

Das ganze System von Himmel und Erde ist darauf begründet, dass die Wahrheit überlebt, nicht der Trug. Alles Existierende bezeugt, dass alles, was nicht auf Wahrheit und Wirklichkeit, sondern auf irrealen Spekulationen und Vermutungen beruht, nicht lange bestehen kann. Wer also seinen Handlungen letzteres zugrundelegt, wird mit Sicherheit keinen Erfolg haben. Er baut sein Werk auf Sand und kann deswegen keine Stabilität erwarten. (Maududi)

 

69. Wer die Macht über Himmel und Erde hat, hat auch die Macht, diese Art von Lebewesen durch eine andere zu ersetzen oder dem einen Volk ein anderes folgen zu lassen. (Qutb)

Wörtlich: „eine neue Schöpfung“ oder „ein neues Volk hervorbringen“, denn es ist zu beachten, dass der Begriff halq nicht nur „Schöpfung“ oder „Schöpfungsakt“ bedeutet, sondern auch „Volk“ oder „Menschheit“. Letzteres scheint hier gemeint zu sein. (Asad)

 

 

20. Und dies ist für Allah keineswegs schwierig.70

 

70. „`Asis“ bedeutet hier groß, mächtig, ausgezeichnet, kostbar. (Juusuf `Allii)

Die Schöpfung von Himmel und Erde ist offenkundig. Ebenso steht der Untergang der Leugner als Beweis vor Augen. (Qutb)

 Das ist für Ihn weder zu groß, noch zu schwierig. (Darjabadi)

Wenn den Bösen eine Frist gewährt wird und die Drohung nicht sofort erfüllt wird, bedeutet das nicht, dass überhaupt keine Gefahr besteht. Statt gleichgültig und achtlos zu sein, sollte der Mensch jeden Augenblick nutzen und sich vor Augen führen, dass sein falsches System nicht von Dauer sein kann. Er sollte darauf achten, dass er auf einer festen Grundlage baut. (Maududi)

 

 

21. Und sie werden allesamt vor Allah hin treten,71 und die Schwachen72 werden zu denjenigen, die sich mächtig dünkten,73 sagen: „Wahrlich, wir sind euch nur gefolgt.74 Könnt ihr uns denn überhaupt nicht helfen gegen die Strafe Allahs?“ Da werden sie75 sagen: „Wenn Allah uns rechtgeleitet hätte, hätten wir auch euch rechtgeleitet.76 Nun ist es gleich für uns, ob wir uns ängstigen77 oder standhaft ertragen. Es gibt für uns kein Entrinnen.“78

 

71. Allesamt werden sie vor Allah erscheinen, die Führer der Leugner wie auch ihre „schwachen“ Mitläufer und mit ihnen der Scheytan. Aber auch diejenigen, die an ihre Gesandten den Iman verinnerlicht haben und Gutes getan haben, sie alle stehen unverhüllt, offenbar vor Allah. Sie wissen es und fühlen, dass sie sich vor Allah in dieser Stunde nicht verbergen und durch nichts schützen können. (Qutb)

„Barasuu“ bedeutet sowohl „sie kommen hervor“ als auch „sie werden bekannt“. Deswegen habe ich übersetzt: „sie werden vor Allah bloßgestellt“, denn das umfasst beide Bedeutungen. In der Tat sind alle Menschen zu jeder Zeit Allahs wachsamem Blick ausgesetzt. Dies werden sie jedoch am Tag der Auferstehung selbst bemerken, wenn sie dem Größten Richter gegenüberstehen. (Maududi)

 

72. Wer besitzt überhaupt die Macht, die Schwachen zu veranlassen, den Mächtigen in Islam, Denken und Streben zu folgen? Wer konnte sie überhaupt veranlassen, anderen als Allah zu dienen und Ehrfurcht zu erweisen, wo doch Allah ihr Schöpfer und Erhalter ist? Niemand außer ihnen selbst. Sie sind nicht deswegen schwach, weil sie keine Kraft haben, sich gegen Zwänge zu wehren, sondern weil sie in ihren Seelen und Herzen schwach sind und stolz auf die besondere Eigenschaft des Menschen, für sich selbst Entscheidungen zu treffen. (Qutb)

Diejenigen, die aus moralischer Schwäche und Selbstbezogenheit Fehler gemacht und sich auf das angebliche Wissen der so genannten „geistigen Führer“ verlassen haben, die deswegen als arrogant bezeichnet werden, weil sie sich weigerten, Allahs Botschaft zu beachten. (Asad)

 

73. Wenn der Zeitpunkt des Gerichts gekommen ist, erwartet die Kafirs zweierlei Desillusionierung:

1. Die Verführten, die nicht einsahen, dass jeder Mensch seine eigene persönliche Verantwortung trägt (vergleiche Surach 2:143), die er nicht anderen übertragen kann, wenden sich an ihre Verführer in der Hoffnung, diese würden sich für sie einsetzen oder ihnen irgendwie helfen. Sie bekommen eine Antwort wie im zweiten Teil dieses Ajas.

2. Diejenigen, die sich auf Scheytan, die Macht des Bösen, verlassen haben. Seine Antwort (siehe unten Aja 22) ist freimütig, zynisch und brutal. (Juusuf `Allii)


74. Ihr habt uns zu Kufr und Götzendienst verführt. (Darjabadi)

Alles, was ihr uns befohlen habt, haben wir ausgeführt. (ibn Kasir)

 

75. Einflussreiche Menschen wie geistige und politische Führer. (Darjabadi)

 

76. Diejenigen, deren Macht oder Intelligenz andere verführte - wie beispielsweise falscher Priester oder politische Führer - befinden sich in einer kritischen Lage. Wie können sie anderen helfen? Sie selbst haben von Allahs Rechtleitung keinen Nutzen gezogen, und sie können mit Recht sagen, dass sie andere auf den falschen Weg bringen, dem sie selbst folgten. (Juusuf `Allii)

„Wenn Allah uns den Weg zeigen würde, dann würden wir euch führen. Jetzt ist es jedoch zu spät zur Umkehr.“ Dies ist nach Tabari und Rasi der Sinn dieses Ajas. Samachsari zieht jedoch eine andere Interpretation vor, die sich nicht auf die Gegenwart, sondern auf die Vergangenheit bezieht: „Hätte Allah uns geleitet, dann hätten wir euch geführt,“ mit anderen Worten, als einen Versuch, die Verantwortung von sich selbst abzuwälzen und ihre vergangenen Fehler damit zu entschuldigen, „Allah habe sie gewollt“. Ich ziehe die erstere Interpretation vor, weil sie eine logische Verbindung zwischen der Bitte der „Schwachen“ und der Antwort der ehemals „Hochmütigen“ sowie auch zur verzweifelten Äußerung letzterer herstellt, dass es zu spät ist. (Asad)

 

77. Angesichts der Strafe. (Darjabadi)

 

78. Dies ist eine eindringliche Warnung für alle, die anderen blind folgen oder Tyrannen gehorchen, indem sie sagen: „Wir sind schwach.“ Ihnen soll gesagt werden: Ihr sollt wissen, dass jene Führer, Heiligen, Befehlshaber und Machthaber, denen ihr heute kritiklos folgt, nicht in der Lage sein werden, euch vor Allahs Strafe zu schützen. Ihr solltet euch gut überlegen, wohin die Menschen, denen ihr folgt, selbst gehen und wohin sie euch führen. (Maududi)

 

 

Abschnitt 4

 

22. Und der Scheytan wird sagen,79 wenn alles entschieden ist80: „Wahrlich, Allah hat euch ein Versprechen gegeben, das (unumstößliche) Wahrheit ist,81 während ich das Versprechen, das ich euch gab,82 gebrochen habe.83 Doch ich hatte keine andere Macht über euch,84 als die, dass ich euch rief und ihr mir Gehör geschenkt habt.85 Darum tadelt nicht mich, sondern tadelt euch selbst.86 Weder kann ich euch beistehen, noch könnt ihr mir beistehen.87 Wahrlich, ich bin schuldlos daran,88 dass ihr vordem mir anstelle von Allah gehorcht habt.89 Wahrlich, denen, die Unrecht tun,90 wird schmerzliche Strafe zuteil.

 

79. Zu den Höllenbewohnern, als Antwort auf die bitteren Vorwürfe, die sie ihm machen. (Darjabadi)

Scheytan ist derjenige, der im Inneren des Menschen flüstert, um ihn zum Ungehorsam zu veranlassen, zum Kufr zu verführen und von Allahs Einladung abzulenken. Damit versetzt er ihm einen schmerzlichen Stich, den er ihm nicht zurückgeben kann, denn es ist zu spät, und alles ist schon entschieden. (Qutb)

 

80. Nachdem Allah über Seine Geschöpfe Seine Entscheidung fällt: den Mu“mins die Paradiesgärten als ewigen Wohnstätte gibt, die Kafirs aber in die Tiefen der Hölle schickt. (ibn Kasir)

Vor Allahs Gericht zeigt der Böse sein wahres Gesicht. Er sagt: „Ich habe euch betrogen. Allahs Verheißung war wahr, aber ihr habt mir mehr geglaubt als Allah. Ich hätte euch nicht zwingen können. Ich habe euch nur gerufen, und ihr kamt hinter mir hergelaufen. Nun müsst ihr euch selbst tadeln. Habt ihr geglaubt, ich sei wie Allah? Ich weiß selbst nur zu gut, dass ich das nicht bin und nie sein kann. Wenn ihr euch vergangen habt, verdient ihr die Strafe dafür.“ (Juusuf `Allii)

 

81. Nämlich die Auferstehung und Vergeltung. (Darjabadi)

Wörtlich: „Allah gab euch ein Versprechen der Wahrheit“ - nämlich Auferstehung und Gericht. (Asad)

 

82. Nämlich das Gegenteil davon. (Darjabadi)

 

83. Und ließ euch im Stich. (Darjabadi)

Wenn die Kafirs dem Scheytan vorwerfen, er habe sie verführt, gibt er sozusagen ein Eingeständnis seiner Schuld: „Ihr seht selbst, dass Allahs Verheißungen und Warnungen in Erfüllung gegangen sind und alle meine Versprechungen falsch waren. Ich gebe zu, dass alles Betrug war, wenn ich euch falsche Versprechungen von Wohlstand und Erfolg gemacht, euch zur Gier verführt und euch die Falle großer Erwartungen gestellt habe. In erster Linie habe ich euch auszureden versucht, dass es ein zukünftiges Leben gibt, und - wenn es ein solches gäbe - dass sich schon irgend ein Heiliger für euch einsetzen würde; ihr braucht ihm nur eure Verehrung zu erweisen und könnt dann tun, was ihr wollt, denn er wird euch erlösen.“ (Maududi)

 

84. Ich hätte euch nicht zwingen können. (Darjabadi)

Ich hatte keinen Beweis für das, wozu ich euch aufrief, und kein Argument für mein Versprechen. (ibn Kasir)

 

85. „Ihr könnt nicht behaupten und schon gar nicht beweisen, ich hätte euch gezwungen, dem falschen Weg zu folgen, während ihr den richtigen einschlagen wolltet. Ihr müsst selbst zugeben, dass dies nicht der Fall ist. Ich habe euch nur zum Trug aufgerufen, in Opposition zum Aufruf zur Wahrheit, und euch zum Laster verführt statt zur Tugend. Bei euch lag die Entscheidung, entweder dem einen oder dem anderen Weg zu folgen. Jetzt bin ich bereit, die Konsequenzen meiner bösen Aufforderung zu tragen, aber ihr hat nicht das Recht, mir die Schuld dafür zuzuschreiben, dass ihr mir gefolgt seid, denn dafür seid ihr selbst verantwortlich und müsst folglich auch die Konsequenzen tragen.“ (Maududi)

Das hier geschilderte Prinzip ist sehr wichtig. Im Islam gibt es keine solchen Vorstellungen wie die einer Erbsünde oder einer Disposition zu einem sündhaften Lebenswandel. „Sünde“ ist eine Verhaltensweise, die durch die Schwäche der Menschen entsteht, und ein Mensch, der auf der Hut ist, braucht sich nicht vom Bösen überwältigen zu lassen. Der Teufel würde überschätzt, wenn man ihm die Fähigkeit zutrauen würde, einen Menschen gegen dessen Willen zu Fall zu bringen, denn er hat keine Macht als die böser Einflüsterungen. Wenn ein Muslim von seiner Willenskraft rechten Gebrauch macht, wird er aus dem Kampf gegen das Böse erfolgreich hervorgehen. (Darjabadi)

 

86. Werft mir nicht vor, ich hätte euch verführt, sondern macht euch selbst Vorwürfe, weil ihr Allahs Gebote nicht gehalten habt und jetzt die Folgen spürt. Ihr wusstet sehr wohl, dass ich ein Verführer bin. (Darjabadi)

Ihr habt einen Fehler gemacht, als ihr entgegen den Beweisen wirktet, die euch die Gesandten über Allah brachten. Stattdessen folgtet ihr mir blindlings, als ich euch zum Falschen aufrief. (Ibn Kasir)

Sie gaben ihre Eigenständigkeit auf und vergaßen die alte Feindschaft mit dem Teufel, als sie seinem falschen Aufruf gehorchten. Den Aufruf der Wahrheit ließen sie jedoch außer acht. (Qutb)

In seinem Kommentar zu diesem Abschnitt bemerkt Rasi: „Dieser Aja zeigt, dass der wirkliche Scheytan des Menschen eigener Komplize aus Wünschen und Begierden (An-Nafs) ist. Scheytan macht nämlich hier deutlich, dass er nur durch Einflüsterung (waswasa) das Innere des Sünders erreichen konnte. Wäre nicht bereits aufgrund von Begierde, Aberglauben oder Phantasieregungen eine Neigung zum Bösen da gewesen, dann wären diese scheytanischen Einflüsterungen völlig wirkungslos geblieben.“ (Asad)


87. Unter uns besteht weder eine Beziehung noch ein Schutzverhältnis. (Qutb)

Das heißt: „Ich kann eurem Hilferuf nicht nachkommen, so wie auch ihr zu Lebzeiten nicht meinem Ruf hättet folgen sollen.“ Der obige Satz wird oft auch folgendermaßen interpretiert: „Ich kann euch jetzt ebenso wenig helfen wie ihr mir helfen könnt.“ Angesichts der Bezugnahme Scheytans hier wie auch im vorigen Aja auf das irdische Leben der Schuldigen erscheint mir meine Interpretation angemessener, zumal sie der Grundbedeutung von „saracha“ („er rief aus“) näher kommt, wovon die Form „musrich“ („jemand, der auf einen Ruf antwortet“) abgeleitet ist. (Asad)

 

88. Eine alternative Übersetzung dieses Satzes wäre: „Ich habe bereits zuvor gegen Allah rebelliert, mit dem ihr mich gleichgesetzt habt.“ (Juusuf `Allii)

 

89. „Ich habe mich immer geweigert zuzugeben, dass es irgendeinen Wahrheitsgehalt in euren ehemaligen Vorstellungen gäbe, ich hätte einen Anteil an Allahs Herrschaft.“ Dies würde bedeuten, dass Scheytan, während er versucht, die Menschen zu verleiten, niemals vorgibt, Allah „gleich“ zu sein (vergleiche Surach 7:20, wo er Adem  und Hawa, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, gegenüber von Allah als „eurem Erhalter“ spricht, oder Surach 8:48 und 59:16, wo er sagt: ,;Siehe, ich fürchte Allah“, oder Surach 15:36 und 39, wo er Gott als „mein Erhalter“ oder „mein Herr“ anspricht), sondern er wirkt eher darauf hin, dass den Menschen ihre bösen Handlungen „gut erscheinen“ (vergleiche beispielsweise Surach 6:43; 8:48; 16:61; 27:25 und 29:38), das heißt er überredet sie zu der Vorstellung, es sei moralisch gerechtfertigt, dem eigenen Wunschdenken und egoistischen Regungen uneingeschränkt zu folgen. Während Scheytan selbst niemals beansprucht, Allah zu sein, gesteht jedoch der Mensch, indem er seinen Verführungskünsten nachgibt, ihm „einen Anteil an Allahs Herrschaft“ zu. - Es muss noch einmal betont werden, dass der Qur“an mit dem Ausdruck „Scheytan“ oft metaphorisch alle menschlichen Impulse bezeichnet, die wesentlich unmoralisch und deswegen nicht zum Besten des Menschen sind, das heißt seinen geistigen Interessen entgegensetzt. (Asad)

Hier wird deutlich unterschieden zwischen Götzendienst im Handeln und Götzendienst im Islam. Was den Islam angeht, so gibt es selbstverständlich niemanden, der Scheytan Allah gleichsetzt oder anbetet, sondern jeder verflucht ihn seiner bösen Einflüsse wegen. Dennoch gehorchen die Menschen ihm und folgen ihm so blindlings, als ob er ihr „Allah“ wäre, und dieses Verhalten wird hier als Götzendienst bezeichnet. (Maududi)

 

90. Das heißt allen, die bewusst - sei es aus intellektueller Arroganz oder aus moralischer Schwäche - dem „Ruf Scheytans“ Folge leisteten. (Asad)

 

 

23. Die aber, die den Iman verinnerlichen und gute Werke tun, werden in Gärten eingehen, durch die Ströme fließen. Dort werden sie (ewig) verweilen mit Erlaubnis ihres Herrn. Ihr Grußwort darin ist „Friede!“91

 

91. Welch ein Gegensatz zum Elend der gegenseitigen Vorwürfe und Selbstvorwürfe der Kafirs!. (Juusuf `Allii)

Das arabische Wort „tachiija“ bedeutet wörtlich „ein Gebet um langes Leben“, im Sprachgebrauch bedeute es jedoch „Gruß“ bei einem Zusammentreffen. Deswegen kann dieser Satz übersetzt werden: „Sie werden einander mit Friede sei mit euch begrüßen“ oder „Sie werden mit Friede sei mit euch begrüßt werden.“ (Maududi)

Von Allah, den Engeln und auch untereinander werden sie mit „Friede“ begrüßt. (Al-Dschalalain)

 

 


24. Siehst du92 nicht, wie Allah ein Gleichnis prägt von einem guten Wort,93 das ist wie ein guter Baum,94 dessen Stamm fest verwurzelt ist95 und dessen Zweige hoch in den Himmel ragen?96

 

92. Damit ist der Prophet Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, angesprochen. (Darjabadi)

 

93. Das „gute Wort“ wird gewöhnlich verstanden als Allahs Wort, Allahs Botschaft oder der Islam. Es kann jedoch auch allgemeiner verstanden werden als ein wahres Wort, ein Wort der Güte und Freundlichkeit, das der echten Verwirklichung des Islams entstammt. Islam umfasst nämlich unsere Pflicht gegenüber Allah wie auch unsere Pflicht gegenüber den Menschen. Das „böse Wort“ wäre dann dessen Gegenteil: falscher Diin, Gotteslästerung, unwahre Rede, Unfreundlichkeit und die Verbreitung des Bösen. In mystischer Sprache ist das Wort die Wurzel der Handlung und wird mit der Handlung identifiziert. (Juusuf `Allii)

Das „reine Wort“ : das Bekenntnis zu Allahs Einheit und der prophetischen Sendung Muhammads, Allahs Segen und Frieden auf ihm. (Darjabadi)

In seiner weiter gefassten Bedeutung bezeichnet der Begriff „Wort“ eine Vorstellung oder Lehre. Ein „gutes Wort“ ist somit eine Lehre oder Idee, die wahr ist und - da sie einen Aufruf zum Guten im moralischen Sinne impliziert - sich als wohltuend und dauerhaft erweist. Da der Aufruf zu moralischer Rechtschaffenheit der innere Sinn aller göttlichen Botschaften ist, bezieht sich der Begriff „gutes Wort“ auch darauf. Dementsprechend bezeichnet der in Aja 26 verwendete Begriff „böses Wort“ das genaue Gegenteil davon: jede Idee, die falsch, moralisch böse und damit geistig schädlich ist. (Asad)

 

94. Ein Baum, der schön anzusehen ist. (Darjabadi)

 

95. Fest in der Erde verwurzelt. So fest und unerschütterlich ist er. (Darjabadi)

 

96. Damit soll die Kraft und Weite des „reinen Wortes“ dargestellt werden. Da das gesamte System des Universums auf der Wahrheit beruht, die in diesem „reinen Wort“ enthalten ist, wirkt die Erde mit ihrem ganzen System mit dem Mu“mins zusammen, der es ausspricht, und der Himmel mit seinem ganzen System heißt ihn willkommen. Es gibt deshalb keine Konflikte zwischen dem Mu“mins und den Gesetzmäßigkeiten der Natur, die ihm sogar ihre Hilfe gewähren. (Maududi)

Allii ibn Allii Falta sagte in Anlehnung an ibn Abbas: „Das gute Wort ist das Bekenntnis, dass es keine Gottheit gibt außer Allah. Der gesunden Baum ist der Mu“min selbst, dem dieses Bekenntnis fest im Herzen verwurzelt ist. Die Zweige, die in den Himmel ragen, sind die Taten des Mu“mins, die nach oben in den Himmel hoch getragen werden“. (Ibn Kasir)

 

 

25. Er bringt seine Früchte hervor97 zu jeder Zeit, mit Erlaubnis seins Herrn.98 So prägt Allah Gleichnisse für die Menschen,99 auf dass sie nachdenken mögen.

 

97. Das Reine Wort ist so fruchtbar, dass jede einzelne Person (oder jede Gemeinschaft), die ihre Lebensweise darauf begründet, in jedem Augenblick davon Nutzen hat. Es hilft nämlich, Reinheit der Gedanken, Ausgeglichenheit im Temperament Charakterstärke, moralische Reinheit, konsequentes Verhalten, Rechtschaffenheit in der Rede, Aufrichtigkeit, Freundlichkeit im gesellschaftlichen Verhalten, Ausgewogenheit, Ehrlichkeit in der Politik, Großmut im Krieg und Aufrichtigkeit im Frieden hervorzubringen. Es ist, kurz gesagt, das Elixier, das alles in Gold verwandelt, wenn man es auf rechte Weise benutzt. (Maududi)

 

98. Der gute Baum ist bekannt für

1. seine Schönheit; er schenkt allen Freude, die ihn anschauen;

2. seine Stabilität; er bleibt bei Stürmen fest und unerschütterlich, weil er fest in der Erde verwurzelt ist;

3. seine weit ausladenden Äste und Zweige; sie reichen hoch hinauf, fangen den Sonnenschein vom Himmel ein und geben zahllosen Vögeln, Tieren und Menschen unter sich Schatten; und

4. reichliche Früchte, die er jederzeit trägt. So verhält es sich mit dem guten Wort. Es ist schön, weil es wahr ist. Es bleibt in allen Wechselfällen des Lebens bestehen, selbst darüber hinaus (siehe unter Aja 27): niemals wird es durch Trauer erschüttert oder durch das, was uns als Unglück erscheint; seine Wurzeln liegen tief unten in den Grundtatsachen des Lebens. Seine Reichweite ist universal, nach oben, nach unten und ringsum: vom Himmel wird es durch das Licht Allahs erleuchtet, und sein Trost erreicht zahllose Wesen aller Lebensbereiche. Seine Früchte - der Genuss seines Segens - sind nicht auf eine Jahreszeit oder gewisse Umstände beschränkt. Überdies hat der Mensch, der Träger dieses Wortes ist, keinen Eigendünkel. Er schreibt die Güte des Wortes sowie auch sein eigenes Wirken Allahs Willen und Erlaubnis zu. Vergleiche auch im Neuen Testament das Gleichnis vom Sämann (Matthäus 4:14-20) oder vom Senfkorn (Matthäus 4:30:32). (Juusuf `Allii)

Das gute Wort - das Wort der Wahrheit - ist wie ein gesunder Baum, fest verwurzelt, hochragend und fruchtbar. Weder der Wirbelwind des Lebens kann ihn ins Wanken bringen, noch können die Stürme der Lüge ihn fortwehen. Die Kräfte der Tyrannei vermögen nicht, ihn zu untergraben, auch wenn es manchen erscheint, als ob die ihn von allen Seiten umzingelnde Gefahr ihn unweigerlich vernichten würde. (Qutb)

 

 

26. Doch das Gleichnis eines schlechten Wortes100 ist wie ein schlechter Baum,101 der entwurzelt ist und keinen festen Halt hat.102

 

99. Vergleich auch Psalm 1:3: ,,...der ist wie ein Baum, gepflanzt an den Wasserbächen, der seine Frucht bringt zu seiner Zeit, und seine Blätter verwelken nicht. Und was er macht, das gerät wohl.“ (Darjabadi)

Wie der immer wieder fruchttragende Baum sind die Taten des Mu“mins. Sie werden in den Himmel hoch getragen und dafür bekommt er den Segen und die Belohnung zu jeder Zeit. (Al-Dschalalain)

Die Gleichnisse, die Allah anführt, sind aus dem Leben gegriffen. Doch die Menschen vergessen sie leicht im Gedränge des Lebens. (Qutb)

Vergleiche auch die Fußnote zum ersten Teil von Surach 39:27. (Asad)

 

100. Aus Ausdruck des Kufrs und der Treulosigkeit.

Das „schlechte Wort“ ist das Gegenteil zum „reinen Wort“. Es kann auf alles angewendet werden, das unwahr und falsch ist, und hier steht es für falsche Vorstellungen, die als Lebensgrundlage angenommen werden, gleichgültig ob es Atheismus oder Irrlehren oder - Götzendienst oder irgendein - ismus ist, der nicht durch einen Gesandten Allahs übermittelt wurde. (Maududi)

 

101. Schlecht und hässlich in Form, Farbe, Geruch und so weiter. (Darjabadi)

 

102. Der schlechte Baum ist das genaue Gegenstück zum guten Baum. Die Parallele dieses Kontrastes kann in allen Einzelheiten aus Fußnote 99 verfolgt werden. (Juusuf `Allii)

Wörtlich: „der überhaupt keine Dauerhaftigkeit (qarar) hat“; das heißt, das „entstellte Wort“ ist von vorübergehender Wirkung, wie stark auch immer der Eindruck sein mag, den es im Gemüt der Menschen hinterlässt, die ihm zum Opfer fallen. (Asad)

Er hat keine Stabilität, weil er den Gesetzmäßigkeiten der Natur widerspricht. Alles im Universum wendet sich deshalb dagegen, als wenn die Erde ihn hassen würde und bereit wäre, seinen Samen auszuspucken, wo immer er gesät wird, und wenn es doch einem schlechten Baum gelingt zu wachsen, drückt der Himmel seine Zweige herab. Falsche Ideologien hätten in der Tat nie entstehen können, wenn der Mensch nicht Willensfreiheit und eine Frist zu seiner Prüfung bekommen hätte. Wenn also unvernünftige Menschen darauf eine Lebensweise aufbauen, dann können sich diese bis zu einem gewissen Grade behaupten, bringen aber nichts als schlechte, schädliche Ergebnisse hervor. Sobald sie aber mit widrigen Lebensumständen konfrontiert werden, werden sie völlig entwurzelt. (Maududi)

Wie der schlechte Baum ist das Wort des Kufrs. Es ist ohne Halt, ohne Zweig und ohne Segen. (Al-Dschalalain)

Das schlechte Wort - das Wort der Lüge - ist wie ein schlechter Baum, der mächtig, hoch und weit verzweigt erscheint. Manch einer bekommt den Eindruck, dass er größer und kräftiger ist als der gute Baum. Doch er bleibt zerzaust und zerbrechlich. Seine Wurzeln sind flach und oberflächlich. Über kurz oder lang wird er herausgerissen. (Qutb)

 


27. Allah festigt diejenigen, die den Iman verinnerlichen, durch Sein Wort, das unumstößlich103 in dieser Welt und im Jenseits fortbesteht. Doch Allah lässt die irregehen, die unrecht tun.104 Und Allah tut, was Er will.105

 

103. Wörtlich: „fest“. Der Begriff „qawl“ bezeichnet - ähnlich wie der Begriff „kalima“ (siehe oben Aja 24 und die entsprechenden Fußnoten) - über seine Grundbedeutung „Aussage“ und „Äußerung“ hinaus auch alles, was als Ausdruck einer Überzeugung oder Meinung definiert werden kann. beispielsweise „Vorstellung“, „Bekenntnis“ oder „Ansicht“. In diesem Zusammenhang bezeichnet er die Vorstellung, dass es keinen Gott außer Allah gibt, und dass Muchammad sein Gesandter ist. Dieser Interpretation dieses, Satzes stammt vom Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, selbst nach der Überlieferung bei Bucharii. Das Adjektiv „saabit“ bezeichnet die „Festigkeit“, das heißt die unerschütterliche Wahrheit, des „Wortes“, das damit qualifiziert wird, und dadurch wird dieser Satz mit den vorherigen Gleichnissen vom „guten Baum“ und vom „schlechten Baum“ verbunden. (Asad)

Die Mu“mins bleiben in diesem Leben fest durch ihre Lebensweise, die auf dem „reinen Wort“ aufgebaut ist. Dies gibt ihnen nämlich einen sicheren Standpunkt, ein, solides Gedankensystem und eine umfassende Lebensphilosophie, und es bildet einen Schlüssel für alle Probleme. Mit seiner Hilfe erlangen sie die Charakterstärke, die es ihnen ermöglicht, den Wechselfällen des Lebens konsequent gegenüberzutreten. Es gibt ihnen zuverlässige Lebensprinzipien, durch die sie innere Ruhe und Frieden erlagen, so dass sie nicht durch Launen und Zufälle abgelenkt werden. Vor allem dann, wenn sie aus diesem Leben scheiden, gehen sie völlig ruhig und ohne Angst ins zukünftige Leben hinüber und finden dort alles so vor, wie sie es erwartet haben, weil sie bereits zuvor davon wussten und darauf vorbereitet waren. (Maududi)

 

104. Allah lässt die Ungerechten irregehen durch ihre Ungerechtigkeit und Götzendienerei (der Qur“an benutzt das Wort Ungerechtigkeit oft im Sinne von Götzendienst) sowie durch ihre Entfernung vom Licht der Rechtleitung und ihr Herumirren in den Finsternissen des Aberglaubens und der Selbsttäuschung. Entsprechend Seinen Gesetzmäßigkeiten (Sunnach Allah) lässt Allah sie irregehen, denn wer ungerecht ist und seinen Gelüsten folgt, hat den Irrtum zum Ziel. (Qutb)

Infolge ihrer starrsinnigen Verbundenheit mit ihren falschen Vorstellungen (dem „bösen Wort“). (Darjabadi) Vergleiche Aja 4 dieser Surach und die entsprechende Fußnote. (Asad)

 

105. Seinem allumfassenden Plan entsprechend, und ohne sich daran von jemandem hindern zu lassen. (Darjabadi)

Sein Wille und Plan mag alles Verstehen überschreiten, bestimmt jedoch alle Dinge. Er ist nicht wie der Wille des Menschen, der vielleicht Gutes plant, dann aber nicht unbedingt in der Lage ist, es auszuführen. (Juusuf `Allii)

 

 

Abschnitt 5

 

28. Hast du nicht diejenigen gesehen, die die Gnade Allahs gegen den Kufr eingetauscht und ihr Volk zur Stätte des Verderbens gebracht haben?106

 

106. Ihnen wurde Allahs Gnade zuteil, repräsentiert in den Gesandten, dem Aufruf zum Islam, in der Hinführung zur Vergebung und zum Paradies. Dieser allen kehren sie jedoch den Rücken und entscheiden sich stattdessen für den Kufr. Damit reißen sie ihre Völker und Gemeinschaften mit sich in die Hölle, wie wir es bei früheren Generationen erfahren haben, einem schlimmen Schicksal entgegen. (Qutb)

Die Allahs Gnade mit Kufr und Undankbarkeit vergelten. (Darjabadi)

Dies hat eine spezielle und eine allgemeine Bedeutung. Die spezielle Bedeutung bezieht sich auf die mekkanischen Götzendiener, die das Haus Allahs in einen Götzentempel verwandelten. Es ist nicht schwierig, dies als Teil einer späten mekkanischen Surach zu verstehen, ohne es für eine Prophezeiung zu halten. Die mekkanischen Götzendiener hatten die Religion in gotteslästerlichen Aberglauben verwandelt, verführten das Volk und verfolgten den wahren Gesandten Gottes und alle, die seiner Botschaft folgten. Das Maß ihrer Unverschämtheit schien voll zu sein, und sie schienen dem Untergang entgegenzugehen, wie es die späteren Ereignisse dann auch tatsächlich zeigten. Auch die allgemeine Bedeutung ist klar. Wenn egoistische Menschen die Macht ergreifen, fordern sie für sich selbst oder ihre Phantasievorstellungen Verehrung, die eigentlich nur Allah zukommt. Macht, die ein Instrument zum Guten sein sollte, wird in ihrer Hand zu einem Instrument des Bösen. Sie und ihre Völker stürzen sich kopfüber in die Vernichtung. (Juusuf `Allii)

 

 

 

29. In die Hölle. Dort werden sie brennen. Was für eine schlechte Wohnstatt.107

 

107. Dies ist offensichtlich eine Anspielung auf die oben in Aja 21 erwähnten arroganten Führer und ihre schwachen Mitläufer. (Asad)

 

 

30. Und sie stellten Allah andere108 gleich, um dadurch von Seinem Pfad in die Irre zu führen.109 Sprich: „Vergnügt euch also,110 dann aber wird euer Los fürwahr das Feuer sein!“

 

108. Sie setzen Allah Gefährten zur Seite und dienen ihnen, wie sie nur Ihm dienen sollten, beugen sich ihrer Autorität, wie sie sich Seiner Autorität beugen sollten und gestehen ihnen die gleichen Attribute Allahs zu, die Ihm allein gehören. (Qutb)

Ihre Tat beschränkte sich nicht darauf, Allah Partner an die Seite zu stellen, sondern sie riefen die Menschen dazu auf, sie gemeinsam mit ihnen anzubeten. (Ibn Kasir)

„Sie behaupten, es gäbe Mächte, die mit Allah rivalisieren können.“ Alle Kommentatoren sind sich einig, dass der Begriff (Plural „andaad“) Verehrungsobjekte aller Art bezeichnet, denen alle oder einige der Eigenschaften Allahs beigelegt werden, sei es nun eine „Gottheit für sich“ oder ein Heiliger, von dem man annimmt, er habe göttliche oder gottähnliche Kräfte. Vergleiche auch Surach 2:22. (Asad)

 

109. Der Entwicklungsgang des Polytheismus ist vielseitig und unterschiedlich, gemeinsam ist jedoch, dass jede Art eine Abweichung vom Monotheismus ist. (Darjabadi)

 

110. Bis zu der Frist, die Allah für euch festgelegt hat. (Qutb)

Für eine kurze vergängliche Zeit, mit den Annehmlichkeiten dieser Welt. (Darjabadi)

 

 

31. Sage zu Meinen Dienern, die mu“min sind,111 dass sie das Gebet verrichten112 und von dem spenden sollen, womit Wir sie versorgt113 haben, insgeheim und offen,114 bevor ein Tag kommt, an dem es kein Handeln und keine Freundschaft geben wird.115

 

111. Nachdem du nun den Kafirs alles klar dargelegt hast, wende dich meinen Dienern zu, die Mu“mins sind, denen die Ermahnung nützlich ist und die Allahs Gnade mit Freude annehmen und ihr nicht mit Undankbarkeit begegnen. (Qutb)

Wenn wir uns in die Lage zurückversetzen, in der sich die muslimische Gemeinschaft in Mekka unmittelbar vor der Hidschra befand, können wir uns vorstellen, wie viel Stärkung und Trost die Muslime brauchten und durch die Lehre, den Islams und das standhafte Beispiel des Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, auch bekamen. Grausame Verfolgung war an der Tagesordnung; weder das Leben noch das Eigentum oder der Ruf der Muslime war sicher. Sie werden aufgefordert, Kraft und Ruhe darin zu finden, dass sie beten und einander ihren Fähigkeiten und Bedürfnissen entsprechend helfen. (Juusuf `Allii)

 

112. Die Mu“mins sollen sich Allah gegenüber dankbar erweisen, indem sie das Gebet verrichten, denn das Gebet ist die äußerliche Manifestation der Dankbarkeit gegenüber Gott. (Qutb)


113. Hier kann wie überall das Wort „Unterhalt“ oder „Versorgung“ sowohl wörtlich als auch im übertragenen Sinne verstanden werden. Viele unter den Muslimen waren Arme, Sklaven oder Unterdrückte, die aufgrund ihres Islams ihres Lebensunterhalts beraubt worden waren. Wer die Mittel dazu hatte, sollte für ihre Nahrung, Kleidung und Sicherheit Sorge tragen. Die Ungebildeten brauchen geistigen Beistand: sie sollten die Gelegenheit bekommen, von denen zu lernen und Kraft zu gewinnen, denen Allah Wissen und Charakterfestigkeit verliehen hatte. Unterstützung wurde gewöhnlich heimlich gegeben, um alles Aufsehen und jeden Stolz zu vermeiden, vielleicht auch um den Feind daran zu hindern, gewaltsam die Mittel zu sperren. Vieles musste jedoch auch offen und organisiert geschehen, so dass alle Bedürftigen erfahren konnten, wo ihnen geholfen wurde. (Juusuf `Allii)

Die praktische Form der Dankbarkeit gegenüber Allah zeigt sich im Gebet und in der Verwendung des Eigentums im Weg Allahs. (Maududi)

 

114. Wie es die Situation erfordert. (Darjabadi)

Insgeheim, damit die Würde des Nehmers und die Aufrichtigkeit des Gebers gewahrt werden. Das Spenden sollte nicht als Ruhmestat und aus Stolz geschehen. Offenkundig, um den Gehorsam dem Spendenaufruf gegenüber kund zu tun und die Pflicht des Spenders zu erfüllen, und um zur Nachahmung in der Gemeinschaft zu animieren. Die Entscheidung, welche Art man wählt, wird dem Empfinden des Gewissens der Mu“mins und ihrer Einschätzung der Lage überlassen. (Qutb)

 

115. Am Tage des Gerichts werden alle Werte verändert. Reichtum, wie es in dieser Welt verstanden wird, zählt nicht mehr. Sollten wir dann vielleicht nicht unser Eigentum, das wir hier besitzen, zur Verfügung stellen, um dort zu gewinnen? „Bai“ bedeutet Handel, Kauf, Verkauf und so weiter. In diesem Leben, wo Reichtum einen Wert hat, wollen wir diesen aufwenden und einen „Schatz im Himmel“ erwerben. Im kommenden Leben bekommt jeder Mensch, was er verdient hat, und wird persönlich zur Rechenschaft gezogen. Keiner kann dem anderen helfen. Wir sollen hier einander helfen, ehrlich und aufrichtig zu werden, so dass dies dort für uns günstig ins Gewicht fällt. (Juusuf `Allii)

Vergleiche auch Surach 2:254. Nach Ansicht des Philologen Abu „Ubaida bedeutet der Ausdruck „Bai“„ hier auch im übertragenen Sinne „Lösegeld (geben oder nehmen)“. Wie der Qur“an verschiedentlich betont, wird dies am Tag des Gerichts unmöglich sein (vergleiche beispielsweise Surach 3:91; 5:35; 10:54; 13:13; 39:47 und 70:11-15). Ebenso unmöglich ist „hilaal“, nach Abu „Ubaida gleichbedeutend mit „Muhaala“ („gegenseitige Freundschaft“), nämlich jede „Auslösung“ wie Fürbitte, denn nun steht der Mensch Allah allein gegenüber, wie er zuerst erschaffen wurde (vergleiche Surach 6:94), (Asad)

 

 

32. Allah ist es, Der die Himmel und Erde geschaffen hat und vom Himmel Wasser herabsendet und dadurch Früchte hervorbringt zu eurer Versorgung.116 Und Er hat euch die Schiffe dienstbar117 gemacht, die auf dem Meer dahinsegeln nach Seinem Geheiß, und Er hat euch die Ströme dienstbar gemacht.118

 

116. Pflanzen sind der erste Lieferant zum Lebensunterhalt des Menschen und die sichtbare Quelle des Wohlstandes. Wenn die Menschen das Wort „Risq“ (Lebensunterhalt) hören, so denken sie zuallererst an den erworbenen Eigentum. Doch die Bedeutung dieses Wortes ist weitreichender und tiefgründiger. Die kleinste Versorgung, die dem Menschen zuteil wird, bedarf des Bewegens vieler Bestandteile des Universums, entsprechend einer festgesetzten Ordnung, ohne die der Mensch weder entstehen noch existieren könnt. (Qutb)

Sie vergelten Seine Gnade und Barmherzigkeit mit Undankbarkeit und Ungehorsam und stellen Ihm trotz allem Götzen zur Seite. (Maududi)

 

117. Er hat die Schiffe für Euch Seinem Willen untertan gemacht. (Darjabadi)

Durch die Eigenschaften, die Allah in die verschiedenen Elemente legte, die dazu nötig sind, die Schiffe in Bewegung zu setzen. (Qutb)

 


 

33. Und Er hat euch die Sonne und den Mond dienstbar gemacht,119 die beide unablässig ihre Bahn ziehen,120 und Er hat euch die Nacht und den Tag dienstbar gemacht.121

 

118. Sie fließen, und mit ihnen fließt das Leben. Sie ergießen sich reichlich und bringen eine Fülle des Guten mit sich. (Qutb)

Wir müssen einsehen, dass hinter all unserer Kraft, Geschicklichkeit und Intelligenz Allahs Macht und Güte steht. Er hat uns dies alles gegeben. Der Mensch kann die Kräfte der Natur verstehen und kontrollieren, so dass sie ihm dienstbar werden. Das kann er jedoch nur deswegen, weil Allah ihm

1. diese Fähigkeiten gegeben hat und

2. die Natur bestimmten Gesetzmäßigkeiten unterworfen hat, von denen er nach Allahs Gebot und Erlaubnis Gebrauch machen kann.

Der Mensch wurde zum Statthalter Allahs auf der Erde gemacht (siehe Surach 2:30); Allah befahl den Engeln, sich vor Adem, Allahs Segen und Frieden auf ihm, zu verbeugen (vergleiche Surach 2:34). Auf Allahs Geheiß kann der Mensch vom Regen Gebrauch machen, um für sich selbst Nahrungsmittel zu produzieren; Schiffe bauen, um die Meere zu durchsegeln; Flüsse als Verkehrswege benutzen und Kanäle als Wasserstraßen und zur Bewässerung bauen. Nicht nur das, auch die Himmelskörper können auf Allahs Geheiß zur Erfüllung seiner Bedürfnisse beitragen (siehe den nächsten Aja). (Juusuf `Allii)

Alle klassischen Kommentatoren sind sich darin einig, dass Allah die Naturphänomene dem Menschen „dienstbar“ gemacht hat: dies ist eine Umschreibung dafür, dass Er dem Menschen ermöglicht, dauerhaften Nutzen daraus zu ziehen. Deswegen übersetze ich: „Er hat sie (Seinen Gesetzen) dienstbar gemacht, (damit sie) euch (zum Nutzen sein können).“ (Asad)

 

119. Mond und Sonne werden vom Menschen nicht direkt benutzt wie Wasser, Früchte, Meere, Schiffe, Flüsse.... Doch er bedient sich ihrer Wirkungen für die Bedürfnisse des Lebens. (Qutb)

Die Sonne strahlt Wärme aus, die die Quelle alles Lebens und aller Energie auf diesem Planeten ist und die Jahreszeiten bewirkt, durch deren Nutzung der Mensch seine Bedürfnisse erfüllen kann, nicht nur im materiellen Sinne, sondern auch immateriell in Form von Licht, Gesundheit und anderen Segnungen. Sonne und Mond gemeinsam sorgen für Ebbe und Flut und verursachen atmosphärische Veränderungen, die für das Leben des Menschen von höchster Bedeutung sind. Die Folge von Tag und Nacht kommt durch die tägliche scheinbare Wanderung der Sonne durch den Himmel zustande, und das kühle Licht des Mondes erfüllt andere Aufgaben als das heiße Tageslicht. Da hier Gesetzmäßigkeiten vorliegen, die der Mensch verstehen und berechnen kann, kann er alle diese Dinge zu seinem eigenen Nutzen verwenden, und in diesem Sinne sind mit Allahs Erlaubnis selbst Himmelskörper ihm dienstbar. (Juusuf `Allii)

 

120. Die beständig ihren Lauf einhalten. Diese beiden großen Himmelskörper sollen dem Menschen dienen, nicht von ihm verehrt oder angebetet werden. (Darjabadi)

 

121. Zu eurem Nutzen. Abergläubige Völker halten selbst Tag und Nacht für Gottheiten. (Darjabadi)

Die Wort „sachhara lakum“ („Er hat euch dienstbar gemacht“) hat manche Menschen verführt zu glauben, das Hauptziel des menschlichen Lebens bestehe darin, Himmel und Erde unter ihre Herrschaft zu bringen. Der wirkliche Sinn ist jedoch, dass Allah sie „für euch (Gesetzmäßigkeiten) unterworfen hat“. In der Tat hat Allah alle diese Dinge solchen Gesetzmäßigkeiten unterworfen, wie sie für den Menschen gut sind. Wären Schiffe nicht gewissen physikalischen Gesetzen unterworfen, dann wäre keine Seefahrt möglich; waren Flüsse nicht bestimmten Gesetzen unterworfen, so wäre es nicht möglich, Bewässerungskanäle daraus abzuleiten; wären dementsprechend nicht Himmelskörper und Erde bestimmten Gesetzmäßigkeiten unterworfen, dann wäre kein Leben möglich gewesen, ganz zu schweigen von zivilisiertem Leben. (Maududi)

 


34. Und Er gibt euch (etwas) von allem, worum ihr Ihn bittet.122 Und wenn ihr die Segnungen Allahs aufzuzählen versucht, so könnt ihr sie doch niemals erfassen.123 Wahrlich, der Mensch ist gewiss ungerecht, undankbar.124

 

122. Eigentum und Nachkommen und Gesundheit und Schmuck und Gebrauchsgegenstände. (Qutb)

Aufrichtige und wahrhaftige Gebete werden von Allah erhört. So gibt Er uns alles, was eine weise und gütige Vorsehung geben kann. (Juusuf `Allii)

Und was ihr würdig seid zu empfangen. (Darjabadi)

Allah erfüllt alle Wünsche des Menschen, wenn Er in Seiner unermesslichen Weisheit diese Erfüllung als für den betreffenden Menschen gut befindet. Dies ist die Bedeutung des Partikels min (wörtlich: „von“, in diesem Zusammenhang jedoch „etwas von“ vor der Wendung „worum ihr bittet“. (Asad)

Er stellt euch alles zur Verfügung, was für euer Leben und seine Entwicklung „und Entfaltung notwendig ist. (Maududi)

 

123. Sie sind nämlich größer und mehr, als ein Teil oder die Gesamtheit der Menschen je erfassen könnte. (Qutb)

Die Unfähigkeit des Menschen, all die Segnungen Allahs aufzuzählen, ist nicht zu übersehen, geschweige denn die Unfähigkeit, für alle zu danken. (ibn Kasir)

 

124. Nach alldem setzt ihr Allah Götzen zur Seite und zeigt euch nicht dankbar für all Seine Wohltaten. (Qutb)

Ich habe versucht, die Intensivform des Arabischen so wiederzugeben, wie es ihrer nächsten Entsprechung nahe kommt. Der Satz: „Sie sind Ungerechtigkeit und Undankbarkeit ergeben“ soll ausdrücken, dass sie gewohnheitsmäßig gerechte Worte ignorieren und für die unermesslichen Gaben und Fähigkeiten undankbar sind, die Allah der Menschheit zur Verfügung gestellt hat. (Juusuf `Allii)

 

 

Abschnitt 6

 

35. Und (gedenke der Zeit) als Ibrahiim sprach:125 „Mein Herr! Mache diese Stadt126 zu einem Ort der Sicherheit127 und bewahre mich und meine Söhne128 davor, dass wir Götzen anbeten!129

 

125. Dieses Gebet Ibrahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, des Stammvaters der semitischen Völker und des Urbildes ihres Diins, wird hier vorgestellt, um einige in den vorigen Ajas erläuterte Punkte zu illustrieren, nämlich wie die neue Offenbarung in Mekka die universale Offenbarung von Gebet und Freigebigkeit, Liebe zu Allah und den Menschen, Erkenntnis des Wirkens Allahs in der Natur und Aufforderung an den Menschen, sich von Götzendienst und Undankbarkeitweg zu Allah hinzuwenden, bestätigt und entfaltet. Beachte die vier Abschnitte:

1. in den Ajas 35-36 spricht Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, von seinem eigenen Anliegen;

2. in den Ajas 37-38 bittet er für seine Nachkommen („O unser Herr!“), aber mit besonderem Gewicht auf ihrem älteren Zweig, den Kindern Ismails, Allahs Segen und Frieden auf ihm;

3. die Ajas 39-40 sind wieder eine persönliche Bitte, aber beide Zweige seiner Familie, nämlich die Kinder Ishaaqs und Ismails, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, werden ausdrücklich erwähnt;

4. Aja 41 ist eine Fürbitte für ihn selbst, seine Eltern und allen Muslimen und versinnbildlicht, dass in der Universalität des Islam alle Völker gesegnet werden sollen. Quds war mit dem Gesetz Musas, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und dem Evangelium Zentrum und Symbol des jüdischen Volkes, wenn auch Allahs Wahrheit allumfassend ist. Mekka, das Zentrum des arabischen Volkes, sollte seinen Stammescharakter ablegen und universal werden, trotz der Neigungen der, Mekkaner selbst. (Juusuf `Allii)

Das vollkommene Beispiel eines stets an Allah denkenden und dankbaren Menschen ist Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, der gütigste aller Propheten. Sein beispielhaftes Verhalten gibt dieser Surach nicht nur den Namen, sondern auch einen erhabenen Sinn. (Qutb)

Diese Gebet erfolgt nach der Entstehung Mekkas. (ibn Kasir)

Nachdem er auf Allahs Geheiß Hadschar und Ismail, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, im Tal von Mekka angesiedelt hatte. (Darjabadi)

Dieser ganze Abschnitt (Ajas 35-41), von dem der Titel dieser Surach stammt, erinnert in der Form von Ibrahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Gebet an den einzigen Weg zur Rechtschaffenheit im tiefsten Sinne des Wortes, der dem Menschen offen steht, nämlich die Anerkennung von Allahs Existenz, Einheit und Einzigartigkeit und daher die Ablehnung jeder Art von Diin an „andere Mächte“, die angeblich an Seiner Seite existieren (siehe oben Aja 30). Da dieses Gebet Dankbarkeit für Allahs unermessliche Gaben zum Ausdruck bringt, schließt es unmittelbar an Aja 34 und unten an Aja 42 an. (Asad)

Während in den vorigen Ajas an Allahs reichliche Gaben an die Menschlichkeit allgemein erinnert wird, enthält dieser Abschnitt einen Hinweis auf Allahs besondere Gaben für die Quraisch. Sie sollen sich erinnern, dass Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Vorfahren in der Nähe der Ka“ba angesiedelt und ihre Stadt Mekka zu einer „Stadt des Friedens“ gemacht hatte, und dass Allah als Antwort auf Ibrahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Gebet die Quraisch segnete. Sie sollten dafür dankbar sein und umkehren. (Maududi)

 

126. Die Stadt Mekka. (Darjabadi)

 

127. Zu einem Ort der Sicherheit und Gewaltlosigkeit, indem Er ihr Gebiet heilig und unverletzlich macht. (Darjabadi)

Allah erhörte Ibrahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Gebet und machte diese Stadt sicher. Aber seine Nachfahren in späteren Zeiten folgten einem anderen Weg als Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, denn sie leugneten Allahs Gnade, setzten Allah andere Wesen zur Seite und lenkten andere Menschen von Allahs Wegen ab. (Qutb)

Mit diesen Worten wendet sich Allah gegen die polytheistischen Mekkaner und erinnert sie daran, dass dieser heilige Ort an erster Stelle erbaut wurde, um Allah allein zu dienen. (ibn Kasir)

 

128. Dies bezieht sich auf  Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, mittelbare Nachkommen, nicht auf die daraus entstandenen Völker. (Darjabadi)

 

129. Vergleiche Surach 2:125-129. Ibrahiim baute (zusammen mit Ismail, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden) die Ka’ba und bat um Segen für seine Arbeit und Vergebung für jene Rückfälle in die Götzendienerei, die beide Zweige seiner Familie eventuell erleiden können. (Juusuf `Allii)

Es ist eine große Gnade Allahs, wenn das Herz aus einer Finsternis des Kufrs und der Unwissenheit heraus zum Licht des Imans an Allah und die Erkenntnis Seiner Einheit geführt wird. (Qutb)

Der Begriff „Götzen“ („Asnaam“) beschränkt sich nicht auf tatsächliche, konkrete Abbildungen falscher „Gottheiten“, denn Schirk - das heißt Zuschreibung göttlicher Macht oder Eigenschaften zu anderen außer Allah - kann auch darin bestehen, dass man äußere Ursachen oder Mittel verehrt, beispielsweise Reichtum, Macht, Glück, Sympathie oder Antipathie von Menschen und so weiter, während Iman an Allah darin besteht, sich von all diesem zu lösen und überzeugt zu sein, dass es außer Allah keine wirkliche Macht gibt. (Asad)

 

 

36. Mein Herr! Sie130 haben gewiss viele Menschen irregeführt.131 Wer mir folgt, der gehört zu mir,132 und wer sich mir widersetzt133 - so bist Du fürwahr Allverzeihend, Allbarmherzig.134

 

130. Die Götzen und Bildnisse, von denen die Götzendiener meinen, sie stellten Gottheiten dar und strahlten göttliche Majestät aus. (Darjabadi)

 

131. Zahlreiche Völker sind dem Einfluss der Götzendienerei zum Opfer gefallen. (Darjabadi)

 

132. Er gehört und gesellt sich zu meiner Familie, nämlich durch das große Band des Islams. (Qutb)

Damit akzeptiert Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Urteil Allahs (vergleiche Surach 2:124) über die Ungerechten unter seinen Nachkommen. (Asad)

 

133. Wer mir nicht folgt, dessen Sache stelle ich Dir anheim. (Qutb)


 

37. Unser Herr! Ich habe einen Teil meiner Nachkommenschaft135 in einem unfruchtbaren Tal136 bei Deinem geheiligten Haus ausgesiedelt,137 unser Herr, damit sie das Gebet verrichten.138 So lege in die Herzen einiger Menschen Zuneigung zu ihnen,139 und versorge sie140 mit Früchten,141 auf dass sie dankbar sein mögen.142

 

134. Du kannst ihn in Deiner Barmherzigkeit zur Umkehr bewegen und ihm seinen Weg zeigen und vergeben. (Darjabadi)

Aus dieser Nachsicht mit denen, die vom rechten Weg abweichen, spricht Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, großes es Mitleid mit der Menschheit. Er stellte ihre Sache Allahs Barmherzigkeit und Vergebung anheim, denn er konnte nicht ertragen, sie Allahs Zorn ausgeliefert zu sehen. Auf ähnliche Weise setzte er sich (in Surach 11:74-75) für Luuts, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Volk ein. Auch Isa, Allahs Segen und Frieden auf ihm, war so mildherzig (siehe Surach 5:118). (Maududi)

Aus diesen Worten spricht der gütige Charakter Ibrahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, und seine Mildherzigkeit. Er verlangt nicht die Bestrafung derjenigen, die sich ihm widersetzten und seinen Weg verlassen - sie wird überhaupt nicht erwähnt. Vielmehr vertraut er sie Allahs Vergebung und Barmherzigkeit an. (Qutb)

Wir können aus diesem Teil des Gebets folgern, dass wir aufgefordert werden, nicht nur für uns selbst, sondern auch für unsere Vorfahren und Nachkommen zu beten. (ibn Kasir)

 

135. Dies bezieht sich ganz offensichtlich auf Ismail und seine Nachkommen. (Qutb)

 

136. Das Tal von Mekka ist von allen Seiten von Gebirge umschlossen, anders als Medina, das von fruchtbaren Ebenen umgeben ist. Aber gerade durch diese natürliche Abgeschlossenheit ist es für die Lobpreisung Allahs geeignet. (Juusuf `Allii)

 

137. Dieses Gebet scheint nach dem Bau der Ka’ba erfolgt zu sein. (ibn Kasir)

Die Ka’ba galt seit uralten Zeiten als heilig. (Darjabadi)

 

138. Dies ist nämlich der Sinn, weswegen Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, einige seiner Familienangehörigen in diesem öden Tal angesiedelt hatte. (Qutb)

 

139. Lass sie sich danach sehnen, sie zu besuchen - nämlich während der Pilgerfahrt nach Mekka - und ihnen auf diese Weise zu helfen, in diesem öden, aber heiligen Land leben zu können. (Asad)

Seit Ibrahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Zeiten ist Mekka eine große Handelsstadt. Das Heiligtum erhielt durch den Islam einen neuen Wert. (Darjabadi)

Ibn „Abbas, Mukahid, Said ibn Dschubayr und andere sagten: „Wenn Allah gesagt hätte, die Herzen der Menschen“ so hätten sich alle Menschen zu ihnen gedrängt. Doch Er sagte: einiger Menschen“, und damit sind die Muslime an erster Stelle gemeint.“ (Ibn Kasir)

 

140. Durch Deine eigene Fürsorge. (Darjabadi)

 

141. Um die in ihrem Bemühen zu unterstützen, Dir zu gehorchen. (Ibn Kasir)

Vergleiche Surach 2:126 und die entsprechende Fußnote. Diese „Früchte“ sind nicht nur wörtlich, sondern auch im übertragenen Sinne zu versehen. (Juusuf `Allii)

Allah erhörte Ibrahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Gebet, und so kam es, dass zur Zeit der Offenbarung dieser Surach Menschen aus ganz Arabien und jetzt sogar aus aller Welt nach Mekka kommen, um die Pilgerfahrt zu vollziehen. Darüber hinaus gibt es zu allen Jahreszeiten genügend Nahrung und Früchte, obgleich das Tal völlig unfruchtbar ist und nicht einmal Futter für die Tiere hervorbringen kann. (Maududi)

 

142. Allein schon für alle diese Gaben, ganz zu schweigen von anderen Gründen. (Darjabadi)

 

 

38. Unser Herr! Du weißt wahrlich, was wir verbergen und war wir kundtun.143 Doch vor Allah ist nichts verborgen, weder auf Erden noch im Himmel.144

 

143. Diese Gebete sind nur ein Ausdruck unserer Bedürfnisse und Bitten. (Darjabadi)

Du kennst unsere Gedanken und Gefühle. (Maududi)

 

144. Wie könnte Ihm etwas verborgen bleiben, wo Er ihr Schöpfer ist? (Safwat Al-Tafsir)

 

 

39. Preis sei Allah, Der mir in hohem Alter Ismaa’iil 145 und Ishaaq146 schenkte.147 Wahrlich, mein Herr erhört die Bittgebete.

 

145. Nach Genesis 16:16 im Alter von 84 Jahren. (Darjabadi)

Kinder in fortgeschrittenem Alter zu bekommen, berührt die Seele umso stärker. Da die Nachkommen als eine Fortsetzung des Geschlechtes gelten, liegt es in der Natur des Menschen, sich danach zu sehnen, insbesondere wenn er merkt, dass sein Ende naht. (Qutb)

 

146. Nach Genesis 21:5 im Alter von 100 Jahren. (Darjabadi)

 

147. Die Nachkommen des jüngeren Sohnes brachten den jüdischen und christlichen Diin hervor die nachkommen des älteren Sohnes vervollkommnten den universaleren Diin des Islam, den Diin     Ibrahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm. (Juusuf `Allii)

 

 

 

40. Herr! Mache mich zu einem jener, die das Gebet verrichten, ebenso wie ein Teil meiner Nachkommen.148 Unser Herr, nimm meine Bitten an!

 

148. Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, bittet für beide Zweige seiner Familie und blickt damit weiter als einige der späteren Kinder Israels. (Juusuf `Allii)

Das heißt, im weiteren Sinn, „Dir völlig ergeben zu sein.“ Der Partikel min („einige von“), der dem Wort „durijati“ (meinen Nachkommen) vorangeht, ist offensichtlich eine Anspielung auf Surach 2:124, wo Allah auf Ibrahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, nach seinen Nachkommen antwortet: „Mein Bund umfasst nicht die Ungerechten.“. Auf diese Weise wurde Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, davon in Kenntnis gesetzt, dass nicht alle seine Nachkommen rechtschaffen sein würden und niemand beanspruchen kann, aufgrund seiner oder ihrer Abstammung von einem Gesandte Allahs zu einem „auserwählten Volk“ zu gehören. Dies bezieht sich nicht nur auf „ Kinder Israels, die über Ishaaq von Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, sondern auch auf den arabischen (islamischen) Zweig der ibrahiimischen Völker, aus dem die Quraisch stammen sollten. Es gilt somit indirekt auch für die Ungerechten unter den Nachkommen des letzten Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm. (Asad)

Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, bittet Allah für sich und für seine Kinder um Seine Unterstützung in ihren Bemühungen, das Gebet beständig zu verrichten. (Qutb)

 


41. Unser Herr!149 vergib150 mir und meinen Eltern151 und den Mu’mins am Tag, an dem die Abrechnung ihre Bestätigung findet.“152

 

149. Vergleiche wiederum oben Fußnote 125. Nach seiner Fürbitte für seine Nachkommen bittet Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, jetzt um Allahs Gnade für sich, seine Eltern und die ganze geschwisterliche Gemeinschaft des Islams ungeachtet der Familienzugehörigkeit, der Nationalität oder des Zeitalters. (Juusuf `Allii)

Beachte, in welcher Weise Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, seine Bitte einleitet, nämlich entweder mit „Unser aller Herr“ oder „mein Herr“. Seine inbrünstige Anrede hat einen tiefen Sinn. Er ruft Allah nicht in Seiner Eigenschaft als Gott, sonder in Seiner Eigenschaft als Herr, denn die Göttlichkeit Allahs war kaum Gegenstand der Dispute in der vorislamischen Zeit, insbesondere der arabischen. Über die Herrschaft Allahs wurde jedoch dauernd gestritten. Gerade in dieser Eigenschaft liegt der Unterschied zwischen Monotheismus und Polytheismus. Denn entweder dienen die Menschen dem Einen Gott, und damit ist Er ihr Herr, oder sie dienen einem anderen, der dann ihr Herr und Gebieter ist. Hier liegt die Wegegabelung zwischen Islam und Unwissenheit. (Qutb)

 

150. Im Qur’an werden drei Worte gebraucht, die in verschiedenem Grade „vergeben“ bedeuten. „`Afaa“ bedeutet vergessen, auslöschen aus dem Gedächtnis auswischen. „Safaha“ bedeute, sich abwenden von, ignorieren, eine Sache so behandeln, als ob sie einen nichts anginge. „Dschafara“ (das hier benutzt wird. Anm.d.Übers.) bedeutet, etwas verdecken, so wie Allah unsere Fehler mit Seiner Gnade bedeckt; dieses Wort ist besonders mit Bezug auf Allahs Namen Al-Dschaffar angemessen: Derjenige, Der immer wieder vergibt. (Juusuf `Allii)

Dies setzt nicht unbedingt einen sündhaften Lebenswandel dessen voraus, der um Vergebung bittet. (Darjabadi) .

 

151. Dieses Bittgebet erfolgt, bevor Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, klar wurde, dass seine Eltern Feinde Allahs waren. Einige der Qur’anleser haben anstatt „liwalidayja“ (meinen Eltern) „liwalidii“ (meinem Vater) gelesen, weil von manchen behauptet wird, dass seine Mutter Muslima geworden ist. (Al-Dschalalain)

Meine Eltern: Ibrahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Vater war ein Götzendiener (vergleich Surach 43:26 und 6:74), darüber hinaus verfolgte er den Iman an Allahs Einheit und drohte Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, mit Steinigung und Vertreibung (Surach 19:46) und ließ ihn ins Feuer werfen, damit er verbrennen sollte (Surach 21:52). Dennoch hatte Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ein liebevolles Herz, und er betet um Vergebung für seinen Vater, weil er es ihm versprochen hatte (Surach 4:114). Er verließ jedoch das Land seiner Vorfahren. (Juusuf `Allii)

 

152. Beim endgültigen Gericht wird alles ausgeglichen, was in dieser Welt ungerecht oder ungleich erscheint. Aber auch die Verdienste der Besten unter uns brauchen Allahs Gnade, damit die dauerhafte Glückseligkeit erlangt werden kann, die den Rechtschaffenden versprochen wurde. Ibrahiim, Allahs Segen und Frieden auf ihm, als der Vater des Prophetentums betete für alle - für den universalen Diin, der im Islam vervollkommnet wurde. (Juusuf `Allii)

 

 

 

Abschnitt 7

 

42. Meine ja nicht, dass Allah dessen achtlos ist, was die Ungerechten tun.153 Er gewährt ihnen Aufschub154 bis zu einem Tag, an dem die Blicke erstarren werden,

 

153. Er schiebt ihre Vergeltung auf. (Darjabadi)

Der Gesandte – Allahs Friede sei mit ihm - glaubt nicht, Allah sei achtlos gegenüber den Handlungen der Ungerechten, wie es manch einem erscheint, wenn er die Ungerechten das Leben genießen sieht. Zwar hört er von der Drohung Allahs, doch er sieht sie nicht in Erfüllung gehen. Hier wird ihm mitgeteilt, dass die Ungerechten sehr wohl nach Ablauf ihrer Frist die Konsequenzen zu tragen haben und ihnen nicht entgehen können. (Qutb)

 

154. Dies schließt an den letzten Satz von Ibrahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Gebet an, wo er den Tag erwähnt, „an dem das endgültige Gericht stattfindet. Die hier erwähnten Ungerechtigkeiten sind diejenigen, die an ihrer Vorstellung festhalten, es gäbe „andere Mächte, die mit Allah rivalisieren können“ (vergleiche oben Aja 30) und damit die unverzeihliche Sünde des Götzendienstes begeben. Was den ihnen gewährten „Aufschub“ betrifft, vergleiche auch den ersten Satz von Surach 11:20 und die entsprechende Fußnote. (Asad)

 

 

43. (Und) sie vorwärts taumeln werden, mit vorgereckten Köpfen. Sie können ihren Blick nicht abwenden,155 und ihre Herzen sind leer.156

 

155. Wörtlich: „Ihr Blick kehrt nicht zu ihnen zurück“, das heißt sie können nicht wegsehen von dem, was sie erblicken. (Asad)

 

156. Wenn die Bösen ihre Lage. erkennen, sind sie wie benommen. Ihre Augen starren ausdruckslos hin und bewegen sich nicht von der Stelle, ihr Hals ist ausgestreckt und ihr Kopf voller Angst vor dem Gericht in die Höhe erhoben; ihre Herzen sind leer, ohne Hoffnung, so wie das physische Herz blutleer wird, wenn der Blutkreislauf stillsteht. In diesem Zustand drängen sie sich dem Gericht entgegen. (Juusuf `Allii)

 

 

44. Darum warne157 die Menschen vor dem Tage, an dem die Strafe über sie kommt, und diejenigen, die Unrecht taten, sagen: „Unser Herr!158 Gewähre uns Aufschub für eine kurze Frist.159 Wir werden (auch gewiss) auf Deinen Ruf hören160 und den Gesandten Folge leisten.“ Aber habt ihr nicht schon vordem geschworen, dass es für euch keinen Untergang161 geben wird?

 

157. Warne sie vor der soeben beschriebenen Strafe. (Qutb)

Diese Aufforderung richtet sich an den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm. (Darjabadi)

 

158. Erst jetzt rufen sie: „Unser Herr!“, während sie Ihn zuvor geleugnet und Ihm andere Wesen beigesellt hatten! (Qutb)

 

159. Schiebe unsere Strafe auf und schicke uns wieder in die Welt zurück. (Darjabadi)

 

160. Vergleiche Surach 6:27. (Asad)

Hier geht die Erzählung in wörtliche Rede über, um den Eindruck hervorzurufen, sie ständen nur vor Allah und flehten ihn an und wir befänden uns im Jenseits und das Diesseits wäre endgültig abgeschlossen. (Qutb)

 

161. „Sawaal“: Abstieg (beispielsweise der Sonne) vom Zenit; Niedergang eines Himmelskörpers vom höchsten Punkt, den er am Himmel erreicht. Die Kafirs neigen zu der Annahme, dass ihre Macht sich aufgrund materieller Vorteile, die ihnen Allah zeitweilig zur Verfügung gestellt hat, stets vermehrt. In der Geschichte und in der Offenbarung und durch das Beispiel früherer Generationen werden sie jedoch immer wieder gewarnt. Diese Warnung richtet sich in erster Linie an die zeitgenössischen mekkanischen Götzendiener, gilt aber darüber hinaus allgemein und für alle Zeiten. (Juusuf `Allii)

Das heißt keinen Übergang aus diesem Leben in das zukünftige, mit Vergeltung für die Handlungen im irdischen Leben. Dies bezieht sich auf die im Qur’an oft erwähnte Weigerung mancher Menschen, an das Leben nach dem Tod und damit an Allahs endgültiges Gericht den Iman zu verinnerlichen. (Asad)

 


45. Ihr habt doch in den Wohnstätten derjenigen gelebt, die gegen sich selbst ungerecht handelten,162 und es ist euch klar geworden, wie Wir mit ihnen verfahren sind.163 Wir haben für euch genug Beispiele angeführt.164

 

162. Die vor euch gegen sich selbst ungerecht waren, indem sie prahlten und leugneten. (Darjabadi)

Das heißt, ihr lebt auf derselben Erde und im Grunde in derselben menschlichen Umgebung wie jene früheren Generationen, die sich gegen alle ethischen Werte vergingen und dadurch ihren eigenen Untergang herbeiführten. Ihr tragisches Schicksal hätte euch deswegen eine Warnung sein sollen. '(Asad)

 

163. Doch dies schreckte euch nicht ab. (Al-Dschalalain )

Es ist verwunderlich, dass ihr vor euch die Wohnstätten der Ungerechten seht, wie sie von ihnen verlassen dastehen, und ihr an ihre Stelle getreten seid. Trotzdem schwört ihr, dass es für euch kein Untergang geben wird. (Qutb)

 

164. Wie in diesen Beispielen, so geschieht es im Leben immer wieder. (Qutb)

Die Beispiele haben euch nicht belehrt. (Al-Dschalalain)

Die Gleichnisse und Beispiele im Qur’an erläutern den Gedanken der Auferstehung und des Gerichts Allahs. (Asad)

 

 

46. Und sie haben bereits ihre Ränke geschmiedet,165 doch (über) ihre Ränke (wird letztendlich) bei Allah (entschieden),166 auch wenn (diese) ihre Ränkesolcherart wären, dass durch sie Berge versetzt werden sollen.167

 

165. Um Allahs Plan zu vereiteln. (Darjabadi)

„Sie schmiedeten ihre Pläne“, das heißt ihre Vorstellungen von der Existenz anderer „göttlicher“ Mächte neben und außer Allah. Diese Interpretation gibt Tabari gegen Ende seines langen Kommentars zu dieser Surach. Ich übersetze deswegen „Makr“ mit „falsche Vorstellungen“. Vergleiche auch Surach 13:33 und die entsprechende Fußnote. (Asad)

 

166. Allah kennt alle, auch die geringsten Einzelheiten ihrer Pläne, denn nichts ist vor Ihm verborgen. (Darjabadi)

Ihre Ränke sind Allah weder unbekannt, noch sind sie Ihm verborgen oder für Ihn unerreichbar. Sie sind „bei Ihm“ gegenwärtig und Er verfährt damit Seinem eigenen Willen entsprechend. (Qutb)

 

167. Gerade die Berge, die als das Schwerste und Härteste gelten. Ihre Versetzung oder gar ihre Vernichtung erscheint unvorstellbar. (Qutb)

Dennoch blieben sie alle erfolglos. (Darjabadi)

 

 

47. Meine ja nicht, dass Allah von Seinem Versprechen Seinen Gesandten gegen über abweichen würde.168 Wahrlich, Allah ist allmächtig, der Herr der Strafe.169

 

168. Das Versprechen der Auferstehung und der Vergeltung am Tag des Gerichts. Dies bezieht sich besonders auf den „Aufschub“ oder die „Frist“, die gelegentlich den Ungerechten eingeräumt wird (vergleiche auch oben Aja 42). (Asad)

Dass Er ihnen, im irdischen Leben, zum Sieg verhelfen wird. (ibn Kasir)

Ihre List kann Allahs Versprechen, Seine Gesandten die Oberhand gewinnen zu lassen, nicht im geringsten stören oder seine Verwirklichung verhindern. (Qutb)

Obwohl dies an den Propheten Muchammad, Allahs Segen und Frieden auf ihm, gerichtet ist, sind in Wirklichkeit damit seine Gegner gemeint. Sie werden vor ihrer Illusion gewarnt, die sie sich wegen der zeitlichen Verzögerung der Strafe machen. Sie sollten wissen, dass Allah Sein Versprechen gegenüber früheren Propheten erfüllt hat; ebenso wird Er Sein Versprechen gegenüber dem Propheten Muhammad - Friede sei mit ihm - erfüllen. (Maududi)

 

169. „'Asis“: Dem nichts entgegen kann. Der Allüberwältigende. (Al-Dschalalain)

Nach islamischer Vorstellung ist Allah nicht etwas Abstraktes oder irgendeine anonyme Macht. Er ist eine lebende Person, gerecht und furchtbar in der Bestrafung der Schuldigen. (Darjabadi)

Er lässt den Ungerechten nicht entkommen und den Listigen nicht entrinnen. Er straft sie für ihr Vergehen, um seine Gerechtigkeit zu verwirklichen. (Qutb)


 

 

48. Am Tage, an dem die Erde in eine andere Erde verwandelt wird, ebenso wie die Himmel,170 und sie werden hin treten vor Allah, den Einen, den Allgewaltigen.171

 

170. In eine andere, die nicht mit der jetzigen identisch ist, wie es in einem Hadis in Al-Sahich steht. (ibn Kasir)

Von ibn Mas'ud überliefert: Die Erde wird durch eine andere ersetzt, die so rein ist wie Silber. Weder wurde Blut auf ihr vergossen, noch Sünde begangen. (Safwat al Tafsir)

„Eine neue Erde und ein neuer Himmel“ bezieht sich

1. auf die völlig veränderten Verhältnisse am Ende der uns bekannten Dinge, so dass wir uns die neue Welt nur in Symbolen und Metaphern wie in den folgenden Ajas beschreiben lassen können;

2. auf die geistige Welt der sich mit der Zeit veränderten Werte, so dass das Gericht über den Menschen allmählich seine Wirkung zeigt, auch wenn er sich äußerlich noch in dieser Welt aufhält, denn in seinem innersten Wesen erfüllt er die - guten wie bösen - Auswirkungen seines irdischen Verhaltens.

Auch im letzteren Fall kann seine mystische Erfahrung nur in Symbolen geschildert werden. (Juusuf `Allii)

Am Jüngsten Tag verändern sich alle Naturphänomene und damit das ganze dem Menschen bekannte Universum (vergleiche auch Surach 70:105-107 und die entsprechende Fußnote). Da diese Veränderung alles übersteigt, was der Mensch je erfahren hat oder sich vorstellen kann, sind alle Beschreibungen davon im Qur’an notwendigerweise allegorisch. Dies bezieht sich auch auf alle Beschreibungen vom Zustand des Menschen im zukünftigen Leben. (Asad)

 

171. Alle Geschöpfe werden an diesem Tag aus ihren Gräbern auferstehen und vor den gerechten Richter treten. Unverhüllt und ohne Schutz stehen sie am Ort der Versammlung vor Dem Einen, Dem Allbezwinger. (Safwat al Tafsir)

Der Ausdruck “Qachhar, wörtlich: „Der Bezwinger“, soll hier eine Drohung andeuten. Keine Macht kann Seiner gewaltigen Macht widerstehen - selbst wenn die Pläne der Menschen in der Lage wären, Berge zu versetzen. (Qutb)

 


49. Und du wirst die Übertäter an diesem Tag mit Fesseln zusammen gekettet sehen,172

 

172. Die Gleichen immer zusammen. (Ibn Kasir)

Zusammen mit ihren Teufeln. (Al-Dschalalain)

Tabari erklärt dies so: „Ihre Hände und Füße sind an ihre Hälse gekettet. (Safawat Tafsir)

Diese Fesseln sind ihre bösen Gedanken, Worte und Handlungen, die sie nicht abschütteln können. Sie hätten sich durch Umkehr davon befreien können, solange noch Zeit dazu war. (Juusuf `Allii)

Dies bezieht sich nach Rasi auf die eigenen bösen Handlungen und Absichten der Schuldigen und folglich die äußerste Verzweiflung, die sie alle am Jüngsten Tag „zusammenkettet“. Meiner Ansicht nach kann es sich auch um die Kettenreaktion handeln, die jede böse Handlung auf der Erde auslöst, indem sie unvermeidlich wieder Böses hervorbringt. (Asad)

 

 

50. Ihre Gewänder173 werden aus Pech174 sein und ihre Gesichter mit Feuer bedeckt,175

 

173. “Sirbaal“, Plural “Saraabil“: ein Hemd, Panzerhemd, Gewand, etwas, das den Körper bedeckt. (Juusuf `Allii)

 

174. “Qatiraan“: schwarzes Pech; eine harzige Substanz, die aus einer bestimmten Art von Bäumen austritt oder aus Holz oder Kohle hergestellt wird. Es fängt leicht Feuer. Von der Kleidung (saraabil) ausgehend schlagen die Flammen bald über das Gesicht, den ausdrucksvollsten Teil des menschlichen Wesens. Das Gleichnis von den Fesseln (vergleiche den vorigen Aja) wird also hier abgelöst durch das Pech, das die Seele des Menschen verfinstert und brennen lässt. (Juusuf `Allii)

“Qatiraan“ ist eine schwarze, übel riechende Substanz, die schnell Feuer fängt. Man bestreicht damit das Vieh, das von der Krätze befallen ist. Durch die Hitze wird dann der Aussatz verbrannt. (Safwat al Tafsir)

Einige Kommentatoren und Übersetzer übersetzen dies auch mit „Schwefel“ oder „geschmolzenes Kupfer“; eigentlich heißt es jedoch „Pech“. (Maududi)

 

175. Nach Rasi handelt es sich bei den „Kettenhemden aus Pech“ und dem „Feuer, das die Gesichter bedeckt“ um Gleichnisse für das unaussprechliche Leid, das die Seelen der Ungerechten am Tag des Gerichts erfasst. (Asad)

 

 

51. Damit Allah jeder Seele vergelte, was sie erworben hat.176 Wahrlich, Allah ist schnell im Abrechnen.177

 

176. Dementsprechend, was der Mensch durch seine eigenen Handlungen, gute wie böse, in diesem Leben verdient hat. (Juusuf `Allii)

„Damit“ bezieht sich auf den Satz: „und sie werden vor Ihm erscheinen, damit Allah jeder Seele vergelte...“

(Al-Dschalalain)

 

177. „Schnell im Abrechnen“ kann entweder bedeuten, dass Allah die Abrechnung in kurzer Zeit ausführt, da er alles weiß. Oder aber Er berechnet alles sehr schnell. Beides könnte auch gemeinsam zutreffen. (Ibn Kasir)

Dies können wir auf zweierlei Weise verstehen:

1. Die Bösen sollen nicht meinen, nur weil Allah in Seiner unendlichen Barmherzigkeit eine Frist gewährt, könnte sich die Vergeltung verzögern oder ausbleiben. Wenn nach Allahs Plan die Zeit reif ist, bricht die Vergeltung so schnell über die Kafirs herein, dass sie überrascht sind und sich wünschen, noch eine zusätzliche Frist eingeräumt zu bekommen (vergleiche auch oben Aja 44).

2. Sie sollen nicht glauben, dass es am Tag des Gerichts, wo viele Millionen Menschen vor ihrem Richter stehen, zu einer ähnlichen Verzögerung käme wie vor einem menschlichen Gericht. Dies alles wird in einer neuen Welt jenseits unserer Zeitvorstellungen stattfinden. Wenn wir in einem Gleichnis aus dieser Welt sprechen wollen, dann können wir sagen, es findet innerhalb eines Augenblicks statt (siehe auch Surach 16:77). (Juusuf `Allii)

 


52. Dies ist eine Verkündung für die Menschen, damit sie sich dadurch warnen lassen und wissen mögen, dass Er ein Einziger Gott178 ist, und damit sich die Einsichtigen ermahnen lassen.

 

178. Mit der Verkündung ist der Qur’an gemeint. (Al-Dschalalain)

Eine Verkündung an alle Geschöpfe, Mensch wie Dschin. (ibn Kasir)

Mit dieser Verkündung werden die Menschen ermahnt und vor Allahs Strafe gewarnt. Durch seine schlagenden Beweise gelangen sie zu der Gewissheit, dass Er Der Eine, Einzige, Einzigartige und Immerwährende ist.

(Safwat al Tafsir)

Hier gibt es einen weiteren Aspekt der Wahrheit von Allahs Einheit. Da Allah ein Einziger ist, hat alle Gerechtigkeit eine einzige Norm, denn die Wahrheit ist eine einzige, und wir sehen sie, sobald uns die Schuppen der phänomenalen Vielfalt von den Augen fallen. Dann kommt die eine wahre Wirklichkeit zum Vorschein. Selig sind diejenigen, die diese Wahrheit bereits in diesem Leben in ihrem Inneren gehütet haben. (Juusuf `Allii)

Das Hauptziel der Verkündung und der Ermahnung ist, dass die Menschen wissen, dass Allah ein Einziger ist. Dies ist der oberste Grundsatz des Islams, auf der die Lebensweise beruht. Natürlich ist nicht das bloße Wissen gemeint, sondern es geht darum, das Leben nach diesem Wissen auszurichten; der Sinn des Lebens besteht darin, Allah zu dienen, außer Dein es keinen anderen gibt. Er allein hat das Recht, Herr zu sein. Ein Leben, das an dieser Wahrheit orientiert ist, ist grundverschieden von einem Leben, in dem jemand, der eigentlich Allahs Diener ist, einem anderen Diener Allahs sklavisch ergeben ist. (Qutb)

 

 

Einführung zu Sure 15

 

Dies ist die letzte der sechs Surachs aus dieser Serie (Surach 10-15). Chronologisch stammt sie aus der späten mekkanischen Zeit, wahrscheinlich um die Mitte dieses Zeitraums herum. Vergleiche auch die Einführung zu Surach 10, wo auch die allgemeine Thematik dieser ganzen Serie im Gesamtzusammenhang der Lehre des Qur’ans behandelt wird.

Thematisch geht es in dieser Surach vor allem um den Schutz der Offenbarung Allahs und der Wahrheit Allahs. Das Böse entstand aus Stolz und der Entstellung des menschlichen Willens, aber Allahs Barmherzigkeit ist das Gegenmittel, wie es im Fall von Ibrahiim und Luut, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, gezeigt wird und wie es sich vielleicht auch an den Völkern der Aika und Hidschr erwiesen hätte, wenn sie nur Allahs Zeichen beachtet hätten. Angefangen von den „sieben oft wiederholten Ajas" ist der Qur’an voll Allahs Lobpreisung.

 

 

Zusammenfassung:

 

Trotz aller Krittelei der Kafirs hütet Allah Seine Offenbarung; Er ist der Ursprung aller Dinge; Er kennt Seine eigene Gemeinschaft und wird sie bei sich versammeln. (Ajas 1-25)

 

Wie durch Iblis Stolz das Böse entstand und ihm eine bestimmte Frist eingeräumt wurde; jedoch wird weder Böse noch Angst diejenigen erfassen, die Allahs Botschaft aufnehmen. (Ajas 26 - 50)

 

Allahs Barmherzigkeit gegenüber Ibrahiim wurde durch dieselben Boten verkündet, die auch Luuts, Allahs Segen und Frieden auf ihnen beiden, Volk seiner

 

unglaublichen Verbrechen wegen vernichten sollten; das Böse zeigt seine Folgen auch bei den Waldbewohnern (Aika) und den Bewohnern des Felsengebirges (Hidschr). (Ajas 51-84)

 

 

Der Qur’an und seine Suren lehren dich, Allahs Lob zu verkünden, im ’Ibadach Demut zu erlernen und Allah das ganze Leben lang zu dienen. (Verse 85 - 99)

 

 

Während Surach „Al Rad“ thematisch an Sure Al-An'am erinnert, ähnelt diese Sure der Sure Al-A'raf. Diese Surach kann man in fünf Abschnitte teilen. Ihr erster Abschnitt beinhaltet das unabweichliche Gesetz Allahs in Bezug auf Seine Botschaft - Annahme oder Ablehnung.

 

 

Der zweite Abschnitt zeigt die Zeichen Gottes im Weltall - in Himmel und auf der Erde und auch zwischen beiden. Der dritte behandelt die Geschichte der Menschheit und die Ursache von Recht- und Irreleitung und wohin sie hinführen.

 

 

Der vierte Abschnitt erzählt vom Untergang früherer Völker, wie denen des Lot, des Schu'aib und des Saleh. Doch fünfter und letzter Abschnitt enthüllt die in der Schöpfung verborgene Wahrheit, die den Jüngsten Tag belegt. (Qutb)


 

Das Felsengebirge

 

 

Im Namen Allahs, des Erbarmers, des Barmherzigen.

 

 

1. Alif Laaaam Ra1 Dies sind die Ajas des Buches2 und eines deutlichen Qur’ans.3

 

 

1. Wenn wir versuchen, diese Symbolik zu verstehen, dürfen wir nicht dogmatisch sein. Einer angemessenen Haltung entspricht es zu sagen: Allah weiß es am besten. (Juusuf `Allii)

Dieses vollkommene Buch der Weisheit besteht aus nichts anderem als aus diesen und ähnlichen Buchstaben. Und obwohl sie auch denjenigen zur Verfügung stehen, die den Qur’an als eine Offenbarung Allahs abstreiten, bleibt es für sie ein unerreichbares Ziel, auch nur eine einzige Surach wie die des Qur’ans zu verfassen. (Qutb)

Diese Buchstaben und ihresgleichen bilden das Buch, den Qur’an. Und obwohl sie jeder bei der Hand hat, bilden sie doch diese hocherhabenen, ,unerreichbaren und in ihrer Einteilung unnachahmlichen Verse. Obwohl sie einzeln an sich keine Bedeutung besitzen, bilden sie zusammen doch den klaren und deutlichen Qur’an. (Qutb)

 

2. Vergleiche Surach 10:1, Fußnote 2. (Juusuf `Allii)

Beachte, auf welch angemessene Weise die Formulierung im Qur’an die verschiedenen Aspekte seiner Offenbarung hervorhebt. Wenn wir die Sätze am Anfang der sechs Alif-Laaaam-Ra-Surachs vergleichen, lesen wir in Surach 10:1: „Ajas des Buches der Weisheit“, und das Thema der Surach sind Allahs wunderbare Schöpfung und ihre Beziehung zu Seiner Offenbarung. In Surach 11:1 lesen wir: „Ein Buch, dessen Ajas eindeutig klar sind, überdies dargelegt von einem Weisen, mit allem Wohlvertrauten“, und es geht in der Surach um Allahs Gerechtigkeit und Strafe zur Bewahrung des Grundsystems Seines Gesetzes. In Surach 12:1 heißt es: „Die Ajas des deutlichen Buches“; hier wird anhand der Geschichte Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, die wunderbare Entfaltung des Planes Allahs verdeutlicht. In Surach 13:1 lesen wir: „Die Zeichen des Buches“; der Gegensatz zwischen den verschiedenen Arten der Offenbarung Allahs und der Reaktion des Menschen darauf wird betont, aber nicht wie in der Geschichte Juusufs, Allahs Segen und Frieden auf ihm, ausführlich erläutert. In Surach 14:1 steht: „Ein Buch... herabgesandt... damit du die Menschen aus der Finsternis ins Licht führen mögest..."; in dieser Surach geht es um Ibrahiims, Allahs Segen und Frieden auf ihm, Fürbitte für die Menschen, dass sie aus der Finsternis der falschen Anbetung zum Licht der Einheit geführt werden. Hier in Surach 15:1 lesen wir: „Ajas des Buches und eines deutlichen Qur’ans"; das heißt eines Qur’ans, der die Dinge erläutert; dabei wird das Böse erklärt und erläutert, wie Allahs Wahrheit davor geschützt ist. (Juusuf `Allii)

Qur’an qara'a = lesen. (Anm. des Übersetz.)

 

3. Das die Wahrheit von der Falschheit deutlich unterscheidet. (Al-Dschalalein)